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German Pages 189 [200] Year 1960
DIE MISCHNA Text, Übersetzung und ausführliche Erklärung Mit eingehenden geschichtlichen und sprachlichen Einleitungen und textkritischen Anhängen begründet von
Prof. D. Dr. Beer j·,-Heidelberg und Prof. D. Holtzmannf,-Gießen unter Mitwirkung von Prof. D. Dr. Albrecht-Oldcnburg(f) / Prof. D. Dr. Bauer-Göttingen / Privat Dozent Dr. Bietenhard-Bern/Kreisd;kan Dr. Bornhäuser-Freiburg i.Br./Pastor Dr. Bünte-Remscheid/ Prof. D. Fiebig-Leipzig(t) / Prof. Dr. Krauß-Wien(f) / Prof. D. Dr. Kuhn-Heidelberg / Dr. Lisowsky-Berlin / Prof. D. Dr. Marti-Bern(f) / Prof. D. Dr. Meinhold-Bonn(t) / Prof D. Dr.Nowack-Leipzig(t) / Prof. Dr. Rapp-Mainz / Prof. D. Windfuhr-Hamburg herausgegeben von
Prof. D. Rengstorf-Münster(Westf.) / Prof. D. Dr. Rost-Berlin Herausgeber und Verleger bedauern, daß durch die Ungunst der Verhältnisse das Erscheinen der Gießener Mischna, von der allen Schwierigkeiten zum Trotz zwischen den beiden Kriegen immerhin vierzehn weitere Traktate hatten erscheinen können, 1935 zum Stillstand kam und daß nun erst, nach zwanzig Jahren, die Ausgabe fortgeführt werden kann. Umso mehr werden sie es sich angelegen sein lassen, die Ausgabe mit allen Kräften zu fördern, um sie trotz zweimaliger langer Unterbrechung zum glücklichen Ende zu bringen. DieHerausgeber sind bestrebt gewesen und werden es künftig immer weiter sein, den ihnen durch die Kritik wie auch durch mündliche Äußerungen bekanntgewoidenen Beanstandungen Rechnung zu tragen, und haben besonders allen Mitarbeitern empfohlen, bei der Ausarbeitung der Traktate die jüdische Tradition in ausreichender Weise zu beachten. Jeder Traktat erscheint für sich in der Reihenfolge der Einlieferung der Manuskripte; eine sachliche Reihenfolge kann also bei den 63 Traktaten nicht eingehalten werden. Alle zu demselben Seder gehörigen Traktate werden später auch zusammen in Buchform erhältlich sein, so daß die Mischna nach ihrem Abschluß in einer Anzahl von handlichen Bänden zu haben sein wird. Es kann entweder auf alle T r a k t a t e a b o n n i e r t oder j e d e r T r a k t a t einzeln erworben werden.
V E R L A G
A L F R E D
TÖPELMANN
/ B E R L I N
W 35
DIE MISCHNA Text, Übersetzung und ausführliche Erklärung Mit eingehenden geschichtlichen und sprachlichen Einleitungen und textkritischen Anhängen begründet von
Prof. D. Dr. Beer-Heidelberg und Prof. D. Holtzmann-Gießen unter Mitwirkung von Prof. D. Dr. Albrecht-Oldenburg (f) / Prof. D. Dr. Bauer-Göttingen / Privat-Dozent Dr. Bietenhard-Bern / Prälat Dr. Bornhäuser-Freiburg i.Br. / Pastor Dr. Bünte-Remscheid / Pastor Dr. Correns-Freden (Leine) / Prof. D. Fiebig-Leipzig(f) / Prof. Dr. Krauß Wien(f) / Prof. D. Dr. Kuhn-Heidelberg / Dr. Lisowsky-Berlin / Prof. D. Dr. Marti Bern(t) / Prof. D. Dr. Meinhold-Bonn(f) / Prof. D. Dr. Nowack-Leipzig(f) / Prof. Dr. Rapp-Mainz / Prof. D. Windfuhr-Hamburg herausgegeben von
Prof. D. Rengstorf-Münster (Westf.) / Prof. D. Dr. Rost-Erlangen I. S E D E R : SERAIM. 5. TRAKTAT: S C H E B I I T
SCHEBIIT (VOM S A B B A T J A H R ) TEXT, NEBST
ÜBERSETZUNG EINEM
UND
ERKLÄRUNG
TEXTKRITISCHEN
UND
ZWEI
ANHANG
KARTEN
VON
Dr. theol. D I E T R I C H C O R R E N S P A S T O R IN GROSS
FREDEN
m i960 VERLAG ALFRED TÖPELMANN
. B E R L I N W 35
Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft
Satz: Walter de Gruyter & Co, Berlin W35 — Druck: Paul Funk, Berlin W 3 5
Vorbemerkung Meinen beiden hochverehrten Lehrern, Herrn Professor D. Dr. JEREMIAS-Göttingen und Herrn Professor D .
RENGSTORF-Münster,
möchte ich vorab meinen herzlichen Dank für ihre entscheidenden Anregungen und Hilfen zu der vorliegenden Arbeit sagen. Darüber hinaus gilt aber auch mein Dank Herrn Professor D. Dr. R O S T Erlangen für das Mitlesen der Korrektur und manchen Hinweis, Herrn Dr. SCHERESCHEWSKY-Münster für die Durchsicht des Manuskriptes und Herrn Professor D. Dr. KAHLE-Oxford für die Vermittlung von Photokopien für den textkritischen Anhang. Der Deutschen Forschungsgemeinschaft danke ich für die Gewährung eines namhaften Druckkostenzuschusses. Zur vorliegenden Arbeit ist zu bemerken, daß in der E i n l e i t u n g versucht wurde, das Sabbatjahr im Rahmen des Geschichtsbildes zu verstehen, wie es die moderne alttestamentliche Forschung zeigt. Der K o m m e n t a r ist nach den Richtlinien der Herausgeber der Gießener Mischna angelegt mit einer kleinen Besonderheit: am Ende vieler Abschnitte des Traktates wurden unter einer besonderen Rubrik Bemerkungen zusammen gefaßt, die dem ganzen Abschnitt gelten, um die Einzelerklärung zu entlasten. Ein Teil dieser Arbeit, Kapitel I — V I , hat 1954 der Theologischen Fakultät in Göttingen als Dissertation vorgelegen. Dietrich Correns
Inhalt Seite
Vorbemerkung
III
Einleitung I. Das Sabbatjahr, der Name des Traktates und seine Stellung in der Mischna II. Geschichte des Sabbatjahres A. Die Grundlagen des Gesetzes im AT B. Das Sabbatjahr während der alttestamentlichen Zeit C. Das Sabbatjahr in der spätjüdischen Zeit D. Die Chronologie der Sabbatjahre E. Das Sabbatjahr und das Neue Testament III. Das Wirtschaftsjahr in Palästina IV. Das Verhältnis des Mischna-Traktates Schebiit zu dem gleichnamigen Traktat der Toseita
1—29
26—29
Text, Übersetzung und Erklärung I. Feldarbeiten am Ende des Vorsabbatjahres I 1—II 10a 1. Vom Pflügen eines Baumfeldes I 1—8 a) Die Zeitbestimmung I I b) Abgrenzung des reinen Baumfeldes I 2—4b c) Biblische Begründung für das Pflügeverbot I 4c d) Weitere Bestimmungen über das Baumfeld 1 5 e) Sonderbestimmungen für Setzlinge I 6—8 2. Vom Pflügen eines Blachfeldes I I 1 3. Feldarbeiten, die bis Neujahr erlaubt sind I I 2—6 a) Arbeiten im Gurken- und Kürbisfeld II 2a b) Arbeiten im Baumfeld II 2b—3b c) Arbeiten an Setzlingen I I 4 d) Salben und Anbohren der Feigen II 6 e) Das Vermehren von Bäumen I I 6 4. Kulturpflanzen an der Grenze zum Sabbatjahr II 7—10a . . . a) Reis, Hirsen, Sesam I I 7 b) Langbohnen, Kichererbsen und Schalotten II 8—9 c) Kürbisse II 10 a II. Feldarbeiten im Sabbatjahr I I 10b—IV 3 1. Bewässerung I I 10b—c 2. Düngen I I I 1—4 a) Das Hinausfahren des Düngers aufs Feld I I I 1—3 . . . . b) Das Düngen eines Feldes durch eine Herde I I I 4 3. Wegschaffen von Steinen I I I 5—7 a) Aus einem Steinbruch I I I 6 b) Von einer Mauer I I I 6 c) Von einem Feld I I I 7 4. Terrassenbau I I I 8—9 5. Mauerbau I I I 10 6. Entfernen von Reisig und Unkraut IV 1
31—163 32—57 32—41 32—33 32—37 36—37 36—39 38—41 40—43 42—61 42—43 44—45 46—47 46—49 48—61 60—67 60—63 52—56 56—67 56—79 66—57 58—65 68—63 62—66 64—69 64—66 66—67 68—69 70—71 72—73 72—75
1—2 2—24 2—8 8—11 11—16 17—23 23—24 24—26
VI
Inhalt Seite
7. Ergänzungen IV 2—3 a) Strafbestimmungen IV 2a. b b) Essen von Sabbatjahresfrüchten gegen Entgelt IV 2c . . . c) Pachten von Neubrüchen IV 3a d) Handleistungen IV 3 b I I I . Baumfelder und -früchte im Sabbatjahr IV 4—10 1. Bäumefällen im Sabbatjahr IV 4—6 a) Lichten und Roden IV 4 b) Bedecken der Baumstümpfe IV 6 a c) Fällen eines Maulbeerfeigenbaumes IV 5b. c d) Abschneiden von Weinstöcken und Rohr IV 6a e) Pflege eines gespaltenen Baumes IV 6 b 2. Die Zeit des Essens der Baumfrüchte IV 7—9 3. Die Zeit des Bäumefällens IV 10 IV. Pflanzen mit mehrjähriger Frucht im Sabbatjahr V 1—5 . . . . 1. Baumarten V I 2. Die Zehrwurz V 2—6 a) Aufbewahren im Sabbatjahr V 2 b) Stehenbleiben über das Sabbatjahr hinweg V 3 c) Ausreißen im Sabbatjahr V 4 d) Kauf im Nachsabbatjahr V 5
74—79 74—77 76—79 78—79 78—79 80—91 80—85 80—81 82—83 82—83 84—86 84—85 86—89 90—91 92—99 92—93 94—99 94—95 94—97 96—97 98—99
V. Handel und nachbarschaftliche Hilfe im Sabbatjahr V 6—9 . . . 1. Verkauf von Ackergeräten V 6 2. Verkauf von Krügen V 7 3. Verkauf von Pflugtieren V 8a 4. Nachbarschaftliche Hilfe V 8 b—9 c VI. Das Land Israel und das Ausland hinsichtlich des Sabbatjahres VI 1—6 1. Der Geltungsbereich des Gesetzes VI 1—2 a) Die verschiedenen Bezirke VI 1 b) Bodenarbeit in Syrien VI 2 2. Einschub: Zwiebeln und Gemüse im Sabbatjahr VI 3—4 . . . 3. Ein- und Ausfuhr VI 5—6 VII. Die dem Sabbatjahrgesetz unterliegenden Pflanzen und Früchte VII 1—7 1. Die dem Sabbatjahrgesetz und der Wegschaffung unterliegenden Pflanzen VII 1 a) Die Grundregel VII 1 a b) Grenzfälle V I I l b 2. Die dem Sabbatjahrgesetz, aber nicht der Wegschaffung unterliegenden Pflanzen V I I 2—3 a a) Die Grundregel V I I 2 a b) Grenzfälle VII 2b. c c) Schalen zum Färben VII 3 a 3. Exkurs: Handel mit Sabbatjahresfrüchten V I I 3b—4c . . . . a) Der Färber V I I 3 b b) Kräutersammeln VII 3 c c) Die Erstgeburt zu einer Feier VII 4a d) Das Jagen unreiner Tierarten V I I 4b e) Das Finden unreiner Tierarten V I I 4c 4. Triebe von Bäumen V I I 5 5. Wohlriechende Pflanzen VII 6
98—103 98—99 100—101 100—101 100—103 104—111 104—109 104—107 106—109 108—111 110—111 112—123 112—113 112—113 112—113 114—117 114—115 114—117 116—117 116—121 116—117 118—119 118—119 118—119 120—121 120—121 120—121
Inhalt
VII Seiten
6. Eingelegte Früchte VII 7 a) Rosen in öl und Johannisbrot in Wein VII 7 a. b b) Die Regel VII 7 c VIII. Die Verwendung der Sabbatjahresfrüchte VIII 1—IX 1 1. Verwendung als Pflaster VIII 1 2. Verwendung zum Essen, Trinken und Salben VIII 2 3. Der Verkauf von Sabbatjahresfrüchten VIII 3—5 a) Auf dem Markt VIII 3 b) Kräutersammeln gegen Geld VIII 4 a c) Brotkauf gegen Kräutersammeln VIII 4b d) Lohn für Dienstleistungen VIII 5 4. Ernten und Weiterverarbeiten von Sabbatjahresfrüchten VIII 6—7 a a) Baumfrüchte VIII 6 b) Sonderfall VIII 7 a 5. Regel für den Verkauf von Sabbatjahresfrüchten VIII 7b . . 6. Verbotene Verwendung von Sabbatjahresfrüchten VIII 8—10 . . a) Verbotene Käufe VIII 8 a. b b) Verbotenes Salben VIII 8c—9a c) Exkurs: Die richtige Meinung des Rabbi Eli'ezer VIII 9b—10 7. Das Heizen eines Bades VIII 11 8. Zum Kauf erlaubte Früchte IX 1 a) Wildwuchs IX 1 a b) Nachwuchs IX l b IX. Die Wegschaffung IX 2—9 1. Der Termin der Wegschaffung nach Gebieten IX 2—3 . . . . a) Die Einteilung IX 2 a—3 a b) Ausnahmen IX 3b. c 2. Der Termin der Wegschaffung nach Fruchtarten IX 4—7. . . a) Allgemein IX 4a b) Besondere Fälle IX 4b c) Eingelegtes IX 5a d) Portulak IX 5b e) Unkraut IX 6 a f) Blätter IX 6b. c g) Exkurs: Weitere Vorschriften mit Zeitmaß bis zum zweiten Frühregen IX 7 3. Das Verfahren bei der Wegschaffung IX 8—9a a) Allgemein IX 8 b) Sabbatjahresfrüchte als Erbteil oder Gabe IX 9a 4. Anhang: Sabbatjahresfrüchte und Teighebe IX 9b X. Vom Erlaßjahr X 1—9 1. Welche Schulden das Erlaßjahr erläßt X 1—2 a) Darlehen X l a b) Warenschuld X l b c) Lohn X l c d) Die zeitliche Grenze des Erlasses X 2a e) Gerichtliche Festsetzungen X 2b f) Sonstige Fälle X 2c 2. Der Vorbehalt X 3—5a a) Die Verordnung des Vorbehaltes X 3 b) Die Form des Vorbehaltes X 4 c) Die Gültigkeit eines Vorbehaltes X 5a
122—123 122—123 122—123 124—139 124—125 126—127 126—129 126—127 128—129 128—129 128—129 130—131 130—131 130—131 132—133 132—135 132—133 132—135 134—135 136—137 136—139 136—137 136—139 138—151 138—143 138—143 142—143 144—149 144—145 144—145 144—145 146—147 146—147 146—147 146—149 148—151 148—151 150—151 150—151 150—163 150—155 150—151 152—153 152—153 152—153 154—155 154—155 154—157 154—157 156—157 156—157
VIII
Inhalt Seite
3. Wann ein Vorbehalt ausgestellt wird X 5 b—7 168—161 a) Bei mehreren Gläubigern oder Schuldnern X 6b 168—159 b) Ausstellung nur auf ein Grundstück X 6 168—169 c) Exkurs: Der Bienenkorb X 7 158—161 4. Rückgabe einer Schuld im Erlaßjahr X 8—9 160—163 a) Die Form der Rückgabe X 8a 160—161 b) Exkurs: Annahme eines Ehrengeschenkes durch einen Totschläger X 8b 160—163 c) Worüber der Geist der Gelehrten beruhigt ist X 9 162—163 Textkritischer Anhang Register 1. Verzeichnis 2. Verzeichnis lateinischen 3. Verzeichnis
164—172
173—177 der im Traktat Schebiit genannten Rabbinen 173 der im Traktat Schebiit vorkommenden griechischen und Fremdwörter 174 der zitierten Bibelstellen 174—177
Verzeichnis der Abkürzungen und Umschriften 1. Bibel mit Apokryphen und Pseudepigraphen 2. Die Traktate der Mischna 3. Sonstiges 4. Wichtige Literatur 5. Umschrift des hebräischen Alphabets
178—181 178 179 179—180 180—181 181
Beilagen 1. Karte zu Schebi VI 1 2. Karte zu Schebi I X 2
182 182 182
Einleitung I. Das Sabbatjahr, der Name des Traktates und seine Stellung in der Mischna Das Sabbatjahr 1 ist das 7. Jahr einer durch die Jahre laufenden Jahrwoche analog der Tagwoche. Es zeichnete sich im alten Israel und im Spätjudentum vor allen übrigen Jahren dadurch aus, daß in ihm die Äcker nicht bestellt und die Weinberge nicht beschnitten werden sollten. Das Land sollte seinen Sabbat feiern, jede Feldarbeit unterbleiben. Was aus den Saaten der vergangenen Jahre sich selbst ausgesät hatte, ebenso und vor allem die Erträge der Bäume, sollte allen, insbesondere den Armen, zur Nahrung dienen und durfte daher vom Besitzer nicht wie in gewöhnlichen Jahren geerntet werden. Mit diesem Brachjahr war anfangs vielleicht eine Neuverlosung der Ackeranteile verbunden, sowie in späterer Zeit ein Eilaß aller nicht auf einer Leistung beruhenden Darlehen; beides dürfte wohl am Ende des Sabbatjahres auf einer Volksversammlung am Laubhüttenfest vorgenommen worden sein. In unserem Traktat sind die das Sabbatjahr betreffenden rabbinischen Verordnungen gesammelt. Es handelt sich dabei im wesentlichen um solche über das Sabbatjahr als Brachjahr. Nur im letzten Kapitel sind einige Vorschriften über das Sabbatjahr als Erlaßjahr gesammelt, weil der Erlaß zur Zeit der Abfassung der Mischna bereits außer Kraft war. Der Name ivyattf 2 unseres Traktates, wörtlich: »Siebent(jahr)«, begegnet uns im AT nicht als Nomen, sondern nur in Verbindung mit (so Lev 25 4.20; Neh 10 32; auch Ex 23 11 ist keine Ausnahme 3 ). Erst im rabbinischen Schrifttum wird rvyatf absolut gebraucht für das Sabbatjahr. Im Gegensatz zu dieser Terminologie hat das Sabbatjahr im AT überhaupt noch keine feste Bezeichnung. Es finden sich dafür außer dem erwähnten Γν?Γ3ΕΠ Πtä noch: Π^Π riatf, der »Sabbat für das Land« (Lev 25 β), safHTilÖ, »das siebente Jahr« (Dtn 15 9) und ΠΜψΠ rutf »das Erlaßjahr« (Dtn 15 a; 3110). Unser Traktat ist der 5. im 1. Seder (Π'ίΊΤ), der, seinem Namen entsprechend, von den Ackerbaugesetzen handelt, abgesehen von dem 1. Traktat Berakot, der der ganzen Mischna gewissermaßen als 1
Es soll hier zunächst nur eine Definition des Sabbatjahres gegeben werden. Alle Einzelheiten, insbesondere auch die Belegstellen, s. Abschnitt II der Einleitung S. 2ff. 2 Adj. num. ord. f. 3 r v y a t f n ] bezieht sich dort auf das Bfch. des vorangehenden V. 10. Mischna, I. Seder. 5. Traktat
1
2
I. Seder. Zeraim: 5. Schebiit
Einleitung vorangestellt wurde. Der Traktat Schebiit gehört zu der 1. Gruppe innerhalb des 1. Seder, in der die längeren Traktate stehen. Innerhalb dieser Gruppe wiederum steht er gemäß seiner biblischen Hauptgrundlage (Lev 25 iff.) zwischen Kilajim (Grundlage: Lev 19 19) und Terumot (Grundlage: Num 188ff.) 1 . Diese Anordnung ist freilich nur in bezug auf die Mischna einheitlich überliefert, und selbst dort macht eine Handschrift eine Ausnahme: a 2 , die, mit Tos W zusammengehend, Terumot und Kilajim vertauscht. In Tos Ε ist noch dazu Damai zwischen Terumot und Schebiit eingeschoben, so daß sich dort die Reihenfolge Terumot ( + Orla), Damai, Schebiit, Kilajim ergibt. Das hier zugrunde liegende Ordnungsprinzip ist uns jedoch nicht mehr durchsichtig.
II« Die Geschichte des Sabbatjahres A. Die G r u n d l a g e n des Gesetzes im A l t e n
Testament
Die Grundlagen des Sabbatjahrgesetzes finden wir an folgenden Hauptstellen: E x 23iof.; Lev 25 1-7; Dtn 151-11. 1. Die älteste Stelle steht im Bundesbuch E x 23 10f. Diesen Versen voran geht ein Konglomerat von Bestimmungen über das rechte Verhalten vor Gericht (23 if.), gerechte Rechtsprechung (8. 6-9) und Feindesliebe (4i.). In der Erwähnung »deines Armen« I f 6, dessen Recht nicht gebeugt werden 1 soll, und der »Armen deines Volkes« ( Ί Φ ? ""ί'??) V. 11 liegt vielleicht ein Stichwortzusammenhang vor, auf Grund dessen die beiden Abschnitte zusammengestellt wurden. Sachlich besteht jedoch keine Verbindung: in den V. 1—9 handelt es sich um die Rechtsprechung, während V. lOf. bestenfalls unter den Gesichtspunkt der Armenfürsorge zu stellen ist 8 . Anders steht es mit dem Zusammenhang bei den folgenden Versen: V. 12 schließt sich formal und inhaltlich sehr eng an unsere Verse an: er handelt von der Arbeitsruhe am 7. Tag. Gemeinsam ist der Aufbau: die Vorausstellung der Zahlworte und die Gliederung in zwei Sätze, deren erster die normalen Verhältnisse umschreibt, während der zweite die besonderen Bestimmungen für das 7. J a h r bzw. den 7. Tag enthält. Nach einer kurzen Paränese in der 2. Plur. (V. 13a) und einer Warnung vor der Verehrung fremder Götter in der 2. Sing. (V. 13b) folgt ein »Festkalender«, wiederum unter Voranstellung des Zahlwortes: »Drei Wallfahrtsfeste . . « V. 14—17. Vielleicht liegt in V. 10—17 ein kleines altes Gesetzeskorpus 4 vor, das die heiligen Zeiten und Feste regelte. Zur besseren Einprägung wurde das Zahlwort voranVgl. S T R A C K , Einl. S . 25f.; A L B R E C H T , Kil. S . 2. Siehe zu den Sigla den textkritischen Anhang. 3 JEPSEN, Unters, z. Bundesbuch S. 47, sieht den Zusammenhang darin, daß es sich in beiden Abschnitten um »humane Bestimmungen« handelt. E r geht dabei von V. 4f., der Hilfe für den Feind, aus. 4 Vgl. BEER, Komm., z. St. V. 10—19 (!): »Ein kultischer Kalender«. 1 2
Einleitung: Die Geschichte des Sabbatjahres
3
gestellt Die Zusammenstellung von nach unserer Meinung »humanen« und »kultischen« Geboten darf dabei nicht verwundern; denn in der Frühzeit des israelitischen Stämmeverbandes bis in die Zeit des Königreiches hinein waren diese Bereiche noch nicht getrennt 2 .
Aus den beiden Versen lOf. erfahren wir über das Sabbatjahr, daß es sich bei ihm um das 7. Jahr einer fortlaufenden Jahrwoche handelt. Siebenjahres-Zeitabschnitte finden wir öfter im AT (so Gen 29 18. 27; 41 29 ff.). An unserer Stelle geht es aber um eine ständig fortlaufende Jahrwoche, die die israelitischen Stämme in Kanaan vorgefunden haben 3 . In jedem 7. Jahr soll nach Ex 23 11 der Acker ruhen, das heißt brach gelassen werden. Diese Brache sollte eine allgemeine sein, das geht aus dem Text deutlich hervor; es handelt sich hier nicht etwa um ein Brachlassen der verschiedenen Äcker jeweils im 7. Jahr, welches der einzelne von sich aus festsetzen konnte4. Das folgt einmal aus der Parallele zu V. 12 5 , aber auch aus ^JH*? (V. 10), womit der gesamte Ackerboden Israels gemeint ist. Eine solche allgemeine Brache ist in den Anfängen der Inbesitznahme des Landes durch die israelitischen Stämme durchaus denkbar. Damals gab es noch keine ausgeprägte soziale Gliederung; jeder hatte seinen eigenen Grund und Boden. Auch noch in nachexilischer Zeit ist uns die Einhaltung des Sabbatjahres in einer ganzen Reihe von Fällen bezeugt·. Die doppelte Bestimmung des ΠΗ?!?#ΓΙ »du sollst auf ihn (?) Verzicht leisten« und des ΠΠφ?? »du sollst ihn (?) ruhen lassen« (V. 11) scheint eine Tautologie zu sein. Bptf bedeutet so viel wie freigeben, auf etwas Verzicht leisten, ass. samätu »für nichtig erklären«7, aufgeben, liegen lassen8. Das Suffix läßt sich entweder so erklären, daß es sich bei auf die Ernte, die freigegeben und bei nritfüJ auf den Acker, der ruhen gelassen werden soll, bezieht9. Vielleicht 1 JEPSEN, a. a. O., S. 90f., sieht geraderin der beabsichtigten Voranstellung der Zahl" worte die Arbeit eines Bearbeiters, vermutlich des Verfassers des Bundesbuches. 2 Vgl. etwa BUBER, Moses, S. 259: »Das Kosmische, das Soziale und das Religiöse sind hier noch wurzelhaft eins und noch nicht voneinander zu trennen«. 3 Vgl. ausführlich unten S. 8f. Die Siebenjahresperiode spielte später besonders in der Apokalyptik eine Rolle (vgl. Dan 924-27 und unten S. 11). 4 Eine ursprünglich individuelle Festsetzung vertreten ζ. B. J . MEINHOLD, Sabbat und Woche im AT, Göttingen 1905, S. 22; HANS SCHMIDT, Das Bodenrecht im Verfassungsentwurf des Esra, Halle 1932, S. 15. s Vgl. BEER, Komm. z. St. 4 Vgl. unten S. 11 ff. Eine solche allgemeine Brache ist also nicht »undurchführbar« (gegen MEINHOLD, a. a. O., S. 22).
' N a c h KÖHLER, W B . S. v.
• Vgl. E z 3112; I Sam 1 4 2 und W B B . * Diese chiastische Beziehung der Suffixe ist wahrscheinlicher, als daß es sich umgekehrt verhielte (so JEPSEN, a. a. O., S. 48, ANM. 1). 1*
4
I. Seder. Zeraim: 5. Schebiit
müssen aber beide Suffixe auf den Acker bezogen werden. Dann würde in n ^ ^ n noch eine Erinnerung an ein ursprünglich völliges Aufgeben des Besitzrechtes am Acker vorliegen. Dazu würde passen die Verwendung von tsia® Dtn 152: auf eine Schuldforderung Verzicht leisten. Es wäre dann ursprünglich mit der Brache in jedem 7. Jahr »eine Neuverlosung der Ackeranteile an die einzelnen Sippen« verbunden gewesen1. Als Zweck der Brache im 7. Jahr erscheint an unserer Stelle die Fürsorge für die Armen: Sie sollen essen, nämlich das, was von selber gewachsen ist. Dieses Motiv ist sicher nicht ursprünglich; denn einer Armenfürsorge hätte besser eine jährliche Abgabe gedient, nach Art etwa der (späteren?) Ackerecke (Lev 19 9; 23 22), die den Armen zut gute kommen soll. Eine solche einschneidende Maßnahme wie die einer Brache in jedem 7. Jahr allein aus diesem Grunde wäre sehr unzweckmäßig; hat doch gerade diese Einrichtung in späterer Zeit oftmals zu Hungersnot geführt 2 . In den Anfängen der Besiedlung dürfte es zudem kaum wirklich Bedürftige gegeben haben. Diese »humane« Begründung des Sabbatjahres stammt vielmehr aus einer späteren Zeit 3 , als die sozialen Gegensätze schärfer ausgeprägt waren und man auch mehr Interesse am Wohlergehen des einzelnen nahm. Um der altertümlichen Bestimmung der Brache in veränderten Verhältnissen einen neuen Sinn zu geben, hat ein Bearbeiter, vielleicht der des Bundesbuches, diese soziale Bestimmung hinzugefügt4. Daß das von den Armen noch Übrigbleibende den wilden Tieren überlassen werden sollte, zeigt nicht eine »beachtliche Tierliebe«5, sondern soll im jetzigen Zusammenhang die völlige Preisgabe bezeichnen®. 2. Die vermutlich Zweitälteste Grundstelle über das Sabbatjahresgesetz finden wir in den deuteronomischen Rechtssatzungen D t n l 5 i - n . Im vorangehenden Abschnitt war vom Zehnten die Rede (14 22ff.). In 14 28 wurde der Armenzehnt in jedem 3. Jahr geboten, wobei dieselbe Wendung wie in unserem Abschnitt am Anfang gebraucht wird, nur mit anderer Zahl (D^tf tfVtf nSj?,!?). 1 A. ALT, Die Ursprünge des israelitischen Rechtes, in: Berichte . . . der Sachs. Akad. d. Wiss. zu Leipzig, ph.-hist. Kl., Bd. 86, 1, Leipzig 1934, S. 66, Anm. 1 ( = Kl. Sehr. I, München 1963, S. 328, Anm. 1). Daß dem so sein könnte, kann auch aus der späteren Bestimmung des Halljahrs (Lev 25 8ff.) geschlossen werden, wo nämlich jeder zu seinem (Boden-)Besitz zurückkehren soll. Diese Bestimmung ist vielleicht ursprünglich eine Sabbat jahres Vorschrift gewesen; vgl. ALT, a. a. O. 2 Vgl. unten S. 11 f. 8 Vgl. auch RENGSTORF in ThWBzNT II 625. 4 Die allgemeine Tendenz des Bundesbuches geht ins »Humane und Karitative« (BEER, Komm., S. 125). 6 Siehe BEER, Komm. z. St. 6 Ob hier ein Rest uralter Opfervorstellungen vorliegt, muß offen bleiben (vgl.
SCHMIDT, a. a. O., S. 1 5 ; BEER,
K o m m . Z. S t . ) .
Einleitung: Die Geschichte des Sabbatjahres
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Daraus wird ganz deutlich, daß D t n 15 l ff. wieder an eine fortlaufende Jahrwoche gedacht ist und daß auch hier die Bestimmungen für alle gleichzeitig gelten. Anders steht es mit den auf unseren Abschnitt folgenden Versen 12 ff., die vom Sklavenerlaß handeln, wonach jeder hebräische Sklave nach jeweils siebenjähriger Sklavenzeit freigelassen werden soll 1 .
Der Abschnitt 15 ι — n gliedert sich in wenigstens drei Teile: in das eigentliche Gesetz (V. 1), die dazugehörige Erläuterung (V. 2 a) und eine Paränese (V. 2b—II) 2 . V. 1 ist »ein Satz ältesten Gottesrechtes«3. Sein Sinn ist dunkel, wenn man von seiner Interpretation in V. 2a absieht. ΠΒΗφ ist von oattf abgeleitet und erinnert an E x 23 n , wo dieses Verb zur Bezeichnung der Brache des Ackers dient oder wahrscheinlich sogar ursprünglich zur Bezeichnung des Verzichtleistens auf das Besitzrecht am Boden 4 . Sollte der Satz Dtn 15 ι einmal nichts weiter als das besagt haben ? Sicher ist jedenfalls, daß ihm mit V. 2a eine andere Deutung gegeben wird. Es geht nicht mehr um den Acker, sondern um ein B. Dabei handelt es sich nicht um Schulden, »Handdarlehen« ("Τ* die aus einer Leistung, sei es Warenlieferung, Arbeit oder ähnlichem, Diese Sklavenbefreiung nach sieben Dienstjahren ist an unseren Abschnitt sicher nur deswegen angefügt, weil es sich beide Male um das 7. J a h r handelte; eigentlich haben sie nichts miteinander zu tun. Von der Sklavenbefreiung handelt noch E x 21 2 f.; später wurde die Befreiung vom individuell verschiedenen 7. J a h r auf das Halljahr, also das 50. J a h r , verlegt, das dann für alle Sklaven gleichzeitig Gültigkeit haben sollte (Lev 25 39ff.). Diese Verlegung war wahrscheinlich veranlaßt dadurch, daß niemand seine Sklaven entlassen wollte und bei individuell verschiedenen J a h r e n die Kontrolle schwierig war. J e r 34 8 ff. wird uns von einer solchen allgemeinen Sklavenentlassung zur Zeit Zedekias berichtet. Sie wurde durchgeführt, weil das Sklavenbefreiungsgesetz nach sieben Jahren (ausdrücklicher Bezug auf D t n 15 12 in V. 14) nicht lange Zeit gehalten worden war (V. 14). E s handelte sich also zunächst um eine einmalige Maßnahme; doch konnte dann ein Gesetzgeber darauf kommen, eine allgemeine Sklavenentlassung in jedem 50. J a h r anzuordnen. J e r 34 n wird berichtet, daß die Besitzer sich ihre Sklaven wieder holten — auch diese einmalige Aktion verlief ergebnislos. HOFFMANN, Komm, zu Dtn 15 12-18, vermutet sogar, es sei ein Sabbatj a h r gewesen, die Besitzer hätten überhaupt nur einer Entlassung zugestimmt, weil sie wegen der Brache im S a b b a t j a h r der Sklaven nicht bedurft h ä t t e n ; sobald das S a b b a t j a h r vorüber war, hätten sie ihren Entschluß rückgängig gemacht. 1
2 Manche Ausleger sehen V. 4 — 6 wegen des Widerspruches zwischen V. 4 und 11 als einen Einschub an (vgl. HOFFMANN, Komm, zu 15 l - l l ) . — Zur ganzen Einteilung vgl. bes. HORST, Das Privilegrecht Jahwes, S. 56 ff. 3
v. RAD, Deuteronomiumstudien S. 10.
Vgl. oben S. 3. 5 VT; ist zu ntPQ zu ziehen, nicht zu Diötf (GES.-B. S. V. t5Ö2? u . a . ) , und die masoretische Punktation ist im R e c h t ; denn sonst wäre der folgende Relativsatz überflüssig, vgl. auch die ähnliche Verbindung Neh 10 32: XTO. Vgl. HOFFMANN, 4
K o m m . z. S t . u n d R . NORTH i n : V e t . T e s t , I V , 1 9 5 4 , S . 1 9 6 — 1 9 9 .
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I. Seder. Zeraim: 5. Schebiit
resultieren \ sondern um Unterstützungsdarlehen für Arme. Das zeigt die anschließende Paränese, besonders V. 7 ff. Das Geben eines Darlehens an Bedürftige ist sittliche Pflicht, ein Zinsnehmen ist verboten (Ex 22 24; Lev 25 35ff.)2. Dieses einem Armen geliehene Handdarlehen soll am Ende von sieben Jahren erlassen, nicht etwa nur gestundet werden 3 . So will es die Bedeutung von tWB?4. Das folgt auch eindeutig aus der folgenden Paränese: Der Gläubiger soll den Schuldner nicht zur vorzeitigen Rückgabe drängen (V. 3); die Besitzenden werden aufgefordert, dem Bedürftigen auch kurz vor dem Erlaßjahr zu leihen (V. 7ff.). Alles dies wäre nicht notwendig, wenn es sich lediglich um eine Schuldenstundung handelte. Wie haben wir uns nun diesen Schuldenerlaß am Ende des 7. Jahres zu denken? Der Erlaß wird um Jahwes willen öffentlich ausgerufen (iOj?, V. 2b). Dtn 31 ιοί. hören wir von einer Volksversammlung während des Laubhüttenfestes »am Ende von sieben Jahren«, entsprechend den Eingangsworten unseres Abschnittes Dtn 151. Das Laubhüttenfest war im alten Israel das Neujahrsfest®. Auf dieser Volksversammlung sollte das Gesetz verlesen werden 6 . Dieses Gebot geht sicher auf eine alte Tradition zurück, wonach das Laubhüttenfest des 7. Jahres durch eine besonders feierliche Gesetzesvorlesung ausgezeichnet war 7 . Auf dieser Volksversammlung haben wir uns sicherlich auch die Verkündigung des Schuldenerlasses vorzustellen, in früherer Zeit auch die Neuverteilung der Ackeranteile oder diese allein. Die Umgestaltung des alten bäuerlichen Siebentjahresgesetzes in ein Schuldenerlaß jähr setzt eine hochentwickelte Geldwirtschaft voraus. Sollte in V. 1 noch eine Erinnerung an einen Verzicht auf das Besitzrecht am Acker vorliegen, so befinden wir uns mit der Auslegung des V. 2 a auf den Erlaß von Handdarlehen nicht mehr in der ältesten Zeit, sondern wohl in der Königszeit8. 3. Die letzte und späteste Stelle über das Sabbat jähr finden wir im sog. Heiligkeitsgesetz Lev 251-7. Hier ist die Sabbat-Idee auf das Siebente Jahr übertragen: Das Land soll dem Herrn einen Sabbat feiern (V. 2); im 7. Jahr soll eine 1
Vgl. auch Schebi X Iff. Vgl. H O F F M A N N , Komm. z. St. 3 Vgl. die Diskussion bei H O F F M A N N , Komm. z. St., und K Ö N I G , Komm. z. St. 4 = Verzicht leisten; s. oben zu Ex 23 ίο f., S. 3. 5 Vgl. darüber zuletzt E. A U E R B A C H in Vet. Test. II (1962), S. 334ff. * Nach Meinung des Deuteronomisten sollte das deuteronomische Gesetz verlesen werden. Als Ort ist von ihm sicher an Jerusalem gedacht; vgl. NOTH, Überlieferungsgesch. Studien I, 1943, S. 103. 7 Vgl. NOTH, Geschichte Israels, 1950, S. 87 f. β Nach v. R A D , Deuteronomiumstudien, S . 1 0 (vgl. H O R S T , a. a. O . ) , handelt es sich in V. 2 a um eine »vordeuteronomistische Legalinterpretation«. 2
Einleitung: Die Geschichte des Sabbatjahres
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hohe Feierzeit natf)1 sein für das Land (V. 4), usw. Es soll damit die besondere Heiligkeit dieses Jahres ausgedrückt und die Ruhe des Landes besonders betont werden. Die Einzelbestimmungen erweisen sich als eine Ausführung der Anordnungen des Bundesbuches2. V. 3 klingt an E x 23 10 an; nur ist das Beschneiden der Weinberge hinzugefügt, welches sachlich auch schon E x 23 ix angelegt war. V. 4 ist im Unterschied zu E x 23 11 in seinen Einzelbestimmungen V. 3 angeglichen. In V. 5 wird angegeben, daß der Nachwuchs an Getreide nicht geerntet werden darf und die Weinstöcke nicht gelesen werden dürfen, alles eine Erläuterung zu der knappen Bestimmung E x 23 11. In V. 6f. wird der Kreis der zum Essen der Sabbatjahresfrüchte Berechtigten gegenüber dem Bundesbuch präzisiert und um den Feldbesitzer selbst erweitert. Eine ausdrückliche Erwähnung der Armen wie E x 23 n fehlt; doch sind diese mit Knecht, Magd, Lohnarbeiter, Beisaß und Fremdling gemeint. Im Anschluß an unsere Vorschrift folgt die über das sog. Jobel- oder Halljahr (Lev 25 8-38). Damit ist das jeweils 50. J a h r gemeint als der Siebenerzyklus der Sabbat jahresperioden + 1. Am Versöhnungstage, am 10. Tischri, soll das Halljahr durch feierliches Posaunenblasen im ganzen Lande eingeleitet und eine »Befreiung« ( I r r T ) 1 ausgerufen werden. Jeder soll wieder zu seinem Besitz und Geschlecht kommen (V. 8—10). Dies wird einmal V. 13—17 und 23—38 ausgelegt als ein Zurückfallen des dörflichen Feld- und Hausbesitzes — ausgenommen sind Grundstücke in Städten — an den alten Eigentümer und zum anderen V. 39—55 als Sklavenbefreiungsjahr. Der Kaufpreis soll sich in beiden Fällen nach der zeitlichen Entfernung vom Halljahr richten. Die Bodenrückgabe scheint auf der aus BÖIP erschlossenen Neuverlosung der Ackeranteile 4 zu beruhen und bestätigt diese unsere Auffassung; denn sie will j a nichts anderes herstellen als den ursprünglichen Bestand, und das soll auch durch die Neuverlosung erreicht werden. Diese Bodenrückgabe wird auch Lev 27 I7ff. bei der Auslösung eines Priestern geweihten Feldes und Ez 46 16 f. als Vorschrift für den Besitz der Fürsten erwähnt und scheint später mit dem Schuldenerlaß des Sabbatjahres zusammengefallen zu sein (vgl. Schebi X 6). Die Sklavenentlassung erfolgte in den älteren Quellen' nach jeweils sieben Dienstjahren; hier wird sie allgemein auf das Halljahr festgesetzt, wohl auf Grund der schlechten Erfahrungen, die man mit der alten Einrichtung gemacht hatte (vgl. Jer348ff.) 5 . Weiter wird V. 11 — 12 auch vom Halljahr als einem Brachjahr gesprochen. Es müßten also nach Meinung unserer Stelle nach jeweils 48 Jahren zwei Jahre völliger Brache folgen, einmal im 49. J a h r auf Grund 1 Dieser Ausdruck ist priesterschriftlich. E r kommt, auf den Sabbat bezogen, noch vor E x 3115; 3 5 2 ; Lev 23 3; vom Versöhnungstag Lev 16 31 und 23 32; vgl. Ν. H. SNAITH, The Jewish New Year Festival, London 1947, S. 121. 2
V g l . BUBER, Moses, S . 2 5 8 .
Dieser Ausdruck bezieht sich auf die Freilassung von Sklaven, so schon ass. duräru = Freiheit (vgl. J e r 34 8.15. 17; Jes 611) und wird hier und Ez 46 17 "ΙΠΤΠ) auch auf Freilassung von Grund und Boden bezogen. 4 Siehe oben S. 4. 6 Vgl. oben S. 5 Anm. 1. 5
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I. Seder. Zeraim: 5. Schebiit
des Sabbatjahres, im darauffolgenden J a h r wegen des Halljahres. Dieser Schwierigkeit zu begegnen ist offenbar auch V. 18—22 eingeschoben. Dort wird in paränetischer Form versichert, daß man wegen des Ausfalles der Ernte im Sabbatjahr unbesorgt sein solle. Trotzdem macht das ganze Halljahr einen etwas konstruierten Eindruck. Es sind in ihm verschiedene Einrichtungen vereinigt, von denen wir wissen, daß sie etwa zu der Zeit der Abfassung des Halljahresgesetzes nicht eingehalten wurden, wie das Brachjahr (Lev 26 34f. 43) oder der Sklavenerlaß (Jer 34 8ff.). So wird es sehr wahrscheinlich, daß der Verfasser des Heiligkeitsgesetzes (oder seine Quelle ?) verschiedene ältere Einrichtungen wie das Brachjahr, die Neuverlosung des Ackers und den Schulderlaß in dem 7. Jahr und die Sklavenbefreiung nach sieben Dienstjahren zu einer einzigen Einrichtung zusammengefaßt hat, die nur noch alle 50 Jahre stattfinden sollte, weil diese Einrichtungen einfach nicht mehr eingehalten wurden. Dabei ist es natürlich möglich, daß er auf eine alte Zeiteinheit zurückgegriffen hat 1 .
B. Das Sabbatjahr während der a l t t e s t a m e n t l i c h e n Zeit Es bleibt noch übrig, die Ergebnisse der Einzelbesprechungen zu einem geschlossenen Bilde zusammenzufassen. Wie haben wir uns die Entstehung des Sabbatjahres zu denken ? Das Sabbatjahr war als 7. Jahr eine Institution des sakralen Stämmeverbandes2. In dieser Frühzeit ist seine Entstehung am ehesten zu verstehen. Dieses 7. Jahr zeichnete sich aus durch eine allgemeine Brache und eine Neuverlosung der Ackeranteile auf-einer Volksversammlung an seinem Ende, wohl während des Laubhüttenfestes3. Dadurch sollte Jahwe als der eigentliche Besitzer des Landes anerkannt werden. Er war es, der den Stämmen den Boden gegeben hatte. Das Siebentjahr hat also eine »religiöse« Wurzel4. Die Neuverlosung 1
H. u. J . L E W Y wollen eine solche in Kleinasien um 2000 v. Chr. nachgewiesen haben (HUCA XVII, S. 72). Vgl. unten S. 9, Anm. 2. — Zum Halljahr vgl. noch R. NORTH, Sociology of t h e Biblical Jubilee (Analecta Biblica IV), Rom 1954. 2 Vgl. A. ALT, Die Ursprünge des isr. Rechts . . ., S. 65, Anm. 1. — Damit ist nicht unbedingt ausgeschlossen, daß dieses Gesetz nicht auch aus einer Zeit unmittelbar vor der Landnahme israelitischer Stämme herkommen könnte. Daß es von Mose stammt, nimmt M. B U B E R , Moses, S. 259, an; doch gehört auch nach ihm das Sabbat jahresgesetz nicht zu den am Sinai offenbarten Gesetzen, sondern nach Kadesch. Ausgeschlossen ist jedoch mit der oben ausgesprochenen und S. 3ff. begründeten These, daß das Sabbatjahresgesetz eine späte Erfindung, etwa des Deuteronomisten, und in das Bundesbuch interpoliert sei (so etwa M A X W E B E R , Ges. Aufs. z. Religionssoz. I I I , S. 69. 73. 77). 3 D t n 31 ίο f.; vgl. oben S. 6. 4 Dies jedenfalls ist das wahrscheinlichste Motiv, vgl. etwa Lev 25 23: Jahwe ist der Herr des Bodens. Ein soziales Motiv ist erst später hinzugekommen (vgl. oben S. 4). Auch ein ökonomisches Motiv scheidet aus. Denn der Zeitraum von sieben Jahren ist zu lang, um eine wirkliche Erholung des Bodens nach Art etwa der Dreifelderwirtschaft zu erreichen. Auch würde sich die Erwähnung der Weinberge und
Einleitung: Die Geschichte des Sabbatjahres
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der Ackeranteile wurde vielleicht von den Halbnomaden am Rande des Kulturlandes übernommen1, höchstwahrscheinlich auch die Jahreseinteilung in gerade sieben Jahre, wenn nicht der Siebenjahreszyklus überhaupt eine allgemein bekannte Zeiteinheit gewesen war 2 . Die Einrichtung der Brache ist jedoch genuin israelitisch. Bis jetzt läßt sich jedenfalls eine derartige allgemeine sakrale Brache bei den benachbarten Völkern nicht nachweisen3. Als das soziale Gefüge des Zwölfstämmeverbandes sich zu differenzieren begann in Arm und Reich, als man seine Aufmerksamkeit mehr auf das »Humanuni« und sein Wohlergehen richtete, also etwa Ölbäume E x 23 10 f. dann nicht erklären lassen; nach H A N S S C H M I D T , Das Bodenrecht, Halle 1932, S. 15; vgl. jedoch die Herausstellung eines ökonomischen Motives bei J . M E I N H O L D , Sabbat und Woche im AT, Göttingen 1905. Möglich ist auch, daß dem Brachjahr ursprünglich die Vorstellung zugrunde lag, durch die künstliche Brache die Gottheit zu um so reicherer Ernte im folgenden Zyklus zu bewegen, so C. H. GORDON, Ugaritic Literature, Rom 1949, S. 5. 1 Diese wird bis in unsere Tage noch bei einigen arabischen Stämmen jährlich vorgenommen, vgl. M U S I L , Arabia Petraea I I I , S . 293f. 4 Vgl. G O R D O N a. a. O. S. 3—5, wo Beispiele aus den Ras-Schamra-Texten für einen Siebenjahres-Zyklus angeführt sind, ohne daß allerdings aus ihnen hervorginge, welche Bewandtnis es mit diesem Zyklus gehabt hätte. Vgl. dazu noch K A P E L R U D , Baal in the Ras Schamra Texts, Copenhagen 1952, S. 128 ff. Gegen diese These wendet sich E. K U T S C H in ZThK 65 (1958), S. 25 ff. und hält die Siebener-Periode für israelitisch. — H. und L. LEWY in HUCA XVII, 1942/3, S. 68 wollen aus einer Urkunde aus Kültepe die Existenz eines Siebenjahreszyklus Um 2000 v. Chr. in Kleinasien beweisen. Doch ist ihre Umrechnung sehr kompliziert und hängt von so vielen Voraussetzungen ab, daß das Ergebnis nicht als gesichert angesehen werden kann. — Der Ursprung des Siebenjahreszyklus hängt mit dem des Siebentage-Zyklus zusammen und ist wohl eine Transposition der Tag-Woche auf die Jahre. Es fällt zwar auf, daß in der ältesten biblischen Erwähnung beider (Ex 23 10Ii.) die Jahrwoche voransteht; doch wird die Tagwoche als die kleinere Einheit die ursprünglichere sein. Ob an ihrer Entstehung wirklich astrologische Faktoren beteiligt sind, ist fraglich, so besonders die Herleitung aus den vier Mondphasen, die ungefähr 28 Tage ergeben, aber eben doch nur ungefähr! Vgl. S V E R R E A A L E N , Die Begriffe »Licht« und »Finsternis«, Oslo 1951, S. 44, Anm. 1, der die Frage offen läßt; J . M E I N H O L D , a. a. O., S. 16ff., der die Entstehung aus den Mondphasen ablehnt und S. 22 in bezug auf das Sabbatjahr die Sieben eine übliche Zahl für einen etwas längeren Zeitraum sein läßt; Ν. H. S N A I T H , ä. a.O., S . l l l nimmt magischen Ursprung an; H. u. J . LEWY, a.a.O., S . l f f . die Entstehung der Woche aus sieben Winden; K. H. R E N G S T O R F (ThWBzNT II, 623ff.) tritt jedoch für die Entstehung aus den Mondphasen ein. 8 Der Versuch von G O R D O N (RB 44, 1935, S. 38f.), das Erlaßjahr im assyr. Südütu (nach GORDON = ΠΒ0ΙΓ) nachzuweisen, muß als verfehlt angesehen werden. Dieses südütu ist eine safel-Abstrakt-Bildung von idü ( = h. und bedeutet soviel wie »Kundmachung«, hat also nichts mit dem Erlaßjahr zu tun; vgl. K O S C H A K E R , Neue keilschriftliche Rechtsurkunden aus der el-Amarna Zeit, Leipzig 1928, S. 77 f. (dort auch Belege für Südütu).
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I. Seder. Zeraim: 6. Schebiit
im Beginn der Königszeit1, wurde das Brachjahr sozial begründet. Das ist die Fassung, wie sie uns im Bundesbuch (Ex 23 lof.) vorliegt. Neben das Landvolk, die Bauern und die ländlichen Armen, trat in dieser Zeit in immer stärkerem Maße die Stadtbevölkerung, ebenfalls in Arm und Reich gegliedert. Die Geldwirtschaft beherrschte immer mehr das Feld 2 . Die altertümliche Einrichtung des Siebentjahres mußte den modernen Verhältnissen angepaßt werden. Es wurde wahrscheinlich auch nicht mehr gehalten, sicher gilt das von der letzten Zeit der Königreiche3. So wird die Neuverlosung der Ackeranteile am Ende des 7. Jahres umgeformt in einen Erlaß der Handdarlehen (Dtn 151 f.), dies wahrscheinlich schon in vordeuteronomischer Zeit 4 . Aber auch dieses Gesetz scheint sich nicht recht eingebürgert zu haben; jedenfalls muß der Deuteronomist oder ein Späterer noch eine ausführliche Paränese hinzufügen (V. 3—11), es solle jeder Arme zu seinem Recht kommen. In die letzte Zeit des Reiches Juda wird der Restaurationsversuch des Heiligkeitsgesetzes fallen. Von einer Einhaltung der JahweGesetze vfird man sich in letzter Stunde Rettung vor dem drohenden staatlichen Untergang erhofft 6 und die Gesetze neu formuliert haben. Das Brachjahr wird jetzt als S a b b a t jähr bezeichnet: für Jahwe soll das Land seinen Sabbat feiern — analog dem Tagessabbat für den Menschen. Die Bestimmungen der Neuverlosung der Ackeranteile bzw. der Schuldentilgung werden jedoch auf das Halljahr verlegt und auch der Versuch unternommen, das unbequeme Brachjahr ebenfalls dort unterzubringen 6 . Praktische Bedeutung hat das Halljahr jedoch nicht erlangt. Wir hören nichts davon, daß es eingehalten worden wäre. Nach der Rückkehr aus dem Exil mußte das Gesetz neu aufgerichtet werden, so auch das Sabbatjahr. Veranlaßt war das vielleicht durch die drückende Not, die Nehemia vorfand und zunächst durch einen allgemeinen Schuldenerlaß und eine Sklavenfreigabe zu lindern beschloß (Neh 5 ι if.). Aber in welcher Form sollte er das Sabbat jähr wieder einführen? Als Brach jähr (Ex 23iof. und Lev 25i8f.) oder 1
Aus dieser Zeit stammt wahrscheinlich das Bundesbuch (BEER, Komm. S. 125). Vgl. NOTH, Geschichte Israels, S. 189. 3 Vgl. Lev 2634f. 43 und II Chron 3621 ( = 1 1 1 Es l5S). An der letzteren Stelle wird dem Propheten Jeremia ein Wort in den Mund gelegt, wonach das Exil solange dauern soll, »bis daß das Land seine Sabbate ersetzt bekommen hat«, nämlich 70 Jahre. Jer 25 11 finden wir nur die Angabe der 70 Jahre; auf das Sabbatjahr wird dort nicht angespielt. Der Rest der Stelle II Chron 3621 ist ein fast wörtliches Zitat von Lev 2684. 4 Vgl. oben S. 6. 5 Vgl. etwa Jer 34 8 (f. den Versuch, eine allgemeine Sklavenfreilassung durchzuführen. • So muß jedenfalls Lev 2 5 n f . angesehen werden (vgl. auch oben S. 7 f . ) . 2
Einleitung: Die Geschichte des Säbbatjahres
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als Schuldenerlaßjahr (Dtn 15 iff.)? Er hat beides kombiniert: in jedem 7. Jahr wird das Feld brach gelassen, und an dessen Ende werden die Schulden erlassen (Neh 10 32b). ist von E x 23 n her bekannt; Nf? entspricht dem Π* ntpü (Dtn 15 2). Nehemia hat also zwei Einrichtungen des Halljahres, wie er sie im Heiligkeitsgesetz vorgefunden haben konnte (?), wieder auf das Sabbat jähr übertragen 1 . In der Neh 10 32 vorliegenden Form hat das Sabbatjahr in den folgenden Jahrhunderten bestanden. C. D a s S a b b a t j a h r in der s p ä t j ü d i s c h e n Zeit Zunächst bleibt das Sabbatjahresgesetz so, wie es unter Nehemia neu konstituiert worden war. Mit dem aufkommenden Rabbinat wird es weiter ausgebaut, um jede Übertretung unmöglich zu machen. Andererseits bröckelt doch die eine oder andere Bestimmung im Laufe der Zeit ab, weil sie infolge der wirtschaftlichen Lage nicht mehr innegehalten werden konnte. Wir verfolgen am besten die einzelnen Bestandteile des Sabbatjahresgesetzes besonders. 1. Der Siebenjahreszyklus spielte auch fernerhin eine Rolle zur Jahreszählung. E s wurden nach ihm vergangene Epochen schematisiert. Dafür ist das Jubiläenbuch ein Beispiel, in dem die Urgeschichte von Adam bis Mose in Perioden von 7 und 49 Jahren aufgegliedert wird 2 . Die endzeitliche Erwartung bediente sich dieses Schemas, darin wohl Dan 9 24 ff. folgend. Die sieben Jahre Gogs werden dem Messias voraufgehen (j Schebi IV 35 c, 30); dieser wird in der letzten Jahrwoche am Ende des 7. Jahres kommen (b Sanh 97a). Aber auch in der laufenden Zeitrechnung spielte die Siebenjahresperiode eine Rolle. So soll bei Kapitalverbrechen der Zeitpunkt nach Jahrwoche, Jahr, Monat usw. angegeben werden (Sanh V I ) , b Ab zara 9b wird angegeben, wie man das Jahr des Siebenjahreszyklus aus einer Jahresangabe der Ära nach der Zerstörung des 2. Tempels berechnen kann. 2. Das Brachjahr. Im Gegensatz zu der Zeit des AT hören wir oft von der Einhaltung der Brache in unserem Zeitraum aus verschiedenen Quellen und mannigfachen Anlässen. Es muß daher angenommen genommen werden, daß das Brachjahr tatsächlich in weitem Umfang eingehalten worden ist, sicher bis zur Zerstörung des 2. Tempels, aber auch noch später. Anlaß zur Erwähnung des tatsächlichen Einhaltens der Brache war vor allem die Tatsache, daß es infolge der am Ende des SabbatAußer im Heiligkeitsgesetz hören wir jedenfalls vor Nehemia nichts von einem Nebeneinander von Brachjahr und Schuldenerlaßjahr. Mit letzterem hatte Dtn das Brachjahr ersetzen wollen (vgl. oben S. 6 und S. 10). 1 Vgl. besonders Jub Prooem. Jub rechnet die Hallperiode im Gegensatz zu Lev 25 8ff. nicht zu 50, sondern zu 49 Jahren (vgl. besonders Jub 504). 1
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I. Seder. Zeraim: 6. Schebiit
jahres ausbleibenden Ernte 1 öfter zu einer Hungersnot kam, die katastrophale Folgen für das politische Geschehen hatte. So hören wir von dem Eintreten einer Hungersnot infolge eines Sabbat jahres während der Belagerung Bet-zurs und Jerusalems durch Lysias, den Feldherrn Antiochus' V., 163 v.Chr. (I Mak 649.53) und anläßlich der Eroberung Jerusalems durch Herodes d. Gr., 37 v. Chr. (Jos Ant XIV, 475; XV, 7) 2 . Aus dem gleichen Grunde wird wohl auch ein Sabbatjahr bei der Belagerung der Feste Dagon durch Hyrkan 135 v. Chr. von Josephus (Ant X I I I 234; Bell I 60) erwähnt sein. Es heißt dort zwar, daß die Belagerung aufgegeben wurde, weil das Sabbat jähr eintrat, »in welchem die Juden müßig zu sein pflegen«3. Doch folgt Josephus hier einer heidnischen Quelle4, die eine falsche Vorstellung vom Sabbat jähr hatte; sie übertrug das Einstellen der Feindseligkeiten vom Sabbat auf das Sabbat jähr und nahm den Sabbatjahresanfang im Frühling an®. Immerhin muß die ihr zugrunde liegende jüdische Quelle ein Sabbatjahr in Zusammenhang mit dieser Belagerung erwähnt haben, dann aber nur so, daß der infolge des Brach jahres eingetretene Mangel an Lebensmitteln das Belagerungsheer zum Abzug genötigt hat·. In diesen Zusammenhang gehört noch eine weitere Nachricht: Um eine unnötige Verlängerung einer möglichen Hungersnot zu verhindern, 1 Das Sabbatjahr begann im Herbst (vgl. unten S. 26). Im Frühjahr des Sabbatjahres gab es keine Ernte bis zum nächsten Jahr! 2 Zu den Einzelheiten, insbesondere dem chronologischen Ansatz, vgl. unten S. 17 ff. 3 Jos Ant X I I I 234: ένίσταται τό ÜTOS ίκεΐνο καθ' δ συμβαίνει TOÜS 'Ιουδαίους αργείu · κατά δέ έτττά ϊτη τοϋτο τταρατηροΟσιν, ώς έν ταϊ? έβδομάσιν ήμέραι;. Bell I 60: έττέστη τό άργόν 2το$, ό κατά έττταετίαν όργείται, τταρά Ιουδαίοι? όμοΐωί ταίζ έβδομάσιν ήμέραΐί. 4 Diese Annahme legt die unpersönliche Form der Erklärung des Sabbatjahres nahe, vgl. dagegen unten S. 13 mit Anm. 5. Bis Ant X I I I 213 benutzt Josephus I Mak als Quelle, ab X I V Nikolaos von Damaskus, dazwischen folgt er meist heidnischen Schriftstellern (v. D E S T I N O N , Die Quellen des Flavius Josephus I, Kiel 1882). 5 Ein Brachjahr vom Frühjahr an hatte überhaupt keinen Sinn, sein Beginn wäre mitten in das Wirtschaftsjahr gefallen. Daß im Sabbatjahr Kriegsruhe geherrscht hätte, wird uns sonst nicht überliefert. Die Kriegsrolle von Qumran (II 8) spricht zwar davon, daß die Gemeinde »in den Freilassungsjahren« nicht rüsten soll, »um zum Kriegsdienst auszurücken; denn ein Sabbat der Ruhe ist es für Israel« (Ubers, nach B A R D T K E in ThLZ 80, 1955, Sp. 403). Doch handelt es sich hierbei um die eschatologische Konzeption einer Sekte. Auch nur von einem Müßiggang der Menschen im Sabbat jähr kann nicht die Rede sein, da j a nur die der Bestellung dienenden Arbeiten verboten waren, das übrige Wirtschaftsleben aber ungehindert weiterlief und selbst auf den Feldern noch genügend Arbeiten erlaubt waren; vgl. ζ. B. den Abschnitt über die Meliorisationsarbeiten, Schebi I I I 8 ff. Sabbat und Sabbatjahr werden ähnlich auch von Tacitus verwechselt (vgl. unten S. 14). • Vgl. auch L. H E R Z F E L D , Geschichte d. Volkes Jisrael II, Nordhausen 1865, S.460f.
Einleitung: Die Geschichte des Sabbatjahres
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verbieten die »Gelehrten« das Einfügen eines Schaltmonats im Sabbatjahr, im Nachsabbatjähr und in einem H u n g er jähr (bSanh 12a). Ohne Zweifel muß es sich hier um sehr alte Interkalierungsregeln handeln; denn die einzelnen, formal sich gleichenden Verordnungen der Rabbanan sind durch mehr oder weniger ausführlichen Kommentar unterbrochen 1 . Eine ähnliche Berücksichtigung einer möglichen Hungersnot im Sabbat jähr finden wir Jad IV 3. In einer Diskussion, ob in Ammon und Moab im Sabbatjahr, weil Ausland, der Armenoder Zweitzehnt abzuliefern sei, wird auf Ägypten verwiesen, in dem man wegen seiner Nähe zum Lande Israel den Armenzehnt angeordnet habe, »damit sich die Armen Israels auf ihn stützen können« (sc.: im Fall einer Hungersnot). Doch ist das Eintreten von Hungersnot nicht die einzige Ursache der Erwähnung des Brachjahres. Im Sabbatjahr trug das Land so gut wie keine Früchte; infolgedessen mußten etwaige Abgaben und Steuern in ihm besonders drückend erscheinen. So hören wir bei Josephus (Ant X I 338), daß Alexander d. Gr. bei seinem Besuch in Jerusalem 332 v. Chr. den Juden Abgabefreiheit im Sabbatjahr gewährte (ib. 343 erbitten die Samaritaner das gleiche Vorrecht) 2 . Ähnlich erscheint unter den Verordnungen Julius Cäsars ein Erlaß, der mit Ausnahme des Sabbatjahres (und der Stadt Joppe) Steuern für Jerusalem gebietet 3 (Ant X I V 206). In späterer Zeit führen die drückenden Steuern zu Erleichterungen der Brachjahresvorschriften4. Verschiedene Schriftsteller unseres Zeitraums erwähnen das Brachjahr und zeigen sich mit seiner Einrichtung vertraut. So ist das Brachjahr P h i l o bekannt (de spec. leg. II, 86ff.). E r betont den sozialen Charakter der Einrichtung, ohne daß allerdings deutlich wird, ob es tatsächlich gehalten wurde. J o s e p h u s zeigt ebenfalls eine Kenntnis des Brachjahres: in zwei offenbar von ihm stammenden Zusätzen zu Erwähnungen des Sabbatjahres erläutert er dieses seinen heidnischen Lesern 6 . Auch das Jubiläenbuch kennt das Brachjahr: das Land soll seinen Sabbat feiern (Jub 50 3).
In unserem Falle wird die Interkalierung im Nachsabbat jähr erlaubt, weil man dann schon wieder Getreide einführen darf. 2 Außer der Echtheit des Erlasses wird neuerdings überhaupt ein Besuch Alexanders d. Gr. in Jerusalem bezweifelt (vgl. BENGTSON, Griechische Geschichte, München 1950, S. 320 und siehe noch unten S. 21). 1
3 Diese Verordnung gehört zu denen, die Cäsar bei seinem Aufenthalt 47 v. Chr. in Syrien erließ als Lohn für die ihm von den Juden in Ägypten geleistete Hilfe (vgl. darüber M. NOTH, Geschichte Israels, S. 344f.). 4 Vgl. darüber unten S. 15. 6 Ant X I I 3 7 8 : ...ITOS, καθ' δ νόμος ήμΐν άργήν έδν τήν χώρσν und Ant X V 7 : καΐ σπείρειν έν έκείνω τήν γην άττηγορϊυμένον Εστίν ήμϊν. Daß Josephus gelegent-
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I. Seder. Zeraim: 5. Schebiit
Selbst H e i d e n war die Einrichtung des Sabbatjahres bekannt. So berichtet Tacitus (hist V, 4) darüber: dein blandiente inertia septimum quoque annum ignaviae datum. Er verwechselt hier nur das Ruhen des Ackers mit dem der Menschen, weil er das Sabbatjahr mit dem Sabbat gleichsetzt1. Jüdische Quellen haben uns zwei weitere Beispiele überliefert, die zwar Kenntnis der Heiden vom Sabbatjahr verraten, aber auch zeigen, daß diese mit den genauen Verhältnissen nicht so vertraut waren. So verließen sich die heidnischen Einwohner von Cäsarea nach einer Erzählung des Rabbi Hanan auf die Einhaltung der Sabbatjahresvorschriften durch ihre jüdischen Mitbewohner (Tos Ohal X V I I I 16). Sie wurden aber enttäuscht, weil sie nicht bedacht hatten, daß die Sabbat jahresvorschriften sich nicht auf heidnische Früchte erstreckten. Die Heiden wären nämlich während eines Sabbatjahres in ihre Zirkusse gegangen und hätten ihre Feldfrüchte auf dem Markt zurückgelassen. Als sie zurückkehrten, hätten sie den Markt geplündert vorgefunden. Wenn dieser Erzählung ein geschichtlicher Kern zugrunde liegt, würde diese Begebenheit am besten in die Zeit der Kleinkriege vor Beginn des großen Aufstandes 66/70 n. Chr. fallen 2 . Der Tradent R. Hanan ist uns leider sonst wenig bekannt, wahrscheinlich ist er ein um die Wende des 2. und 3. Jahrhundert lebender Tannait gewesen3. Im Midr Klagelieder (Einl. und zu I I I , 14) wird uns von einer Posse im heidnischen Theater berichtet: Die Heiden hätten ein in Trauerdecken gehülltes Kamel in die Arena geführt; auf die Frage nach dem Grund seiner Trauer sei geantwortet worden, es trauere, weil die Juden das Brach jähr hielten und ihm aus Hunger seine Dornen und Disteln wegäßen. Das Alter dieser Erzählung ist leider ungewiß, es werden keine Tradenten genannt; wahrscheinlich sind wir hier aber schon in spätrabbinischer Zeit. Mit dem A u f k o m m e n des R a b b i n a t e s erleben wir einen Ausbau der Sabbatjahresvorschriften. Ihre Sammlung finden wir in unserem Traktat. Sie betreffen vor allem den Übergang vom gewöhnlichen Jahr zum Sabbatjahr und von diesem zum nächsten. Sodann setzen sie die Grenze zwischen erlaubten und verbotenen Arbeiten fest; denn das normale Leben ging weiter, nur die den Ackerbau betreffenden Arbeiten mußten eingestellt werden. Es mußte der geo-
lich auch einer falschen Quelle blindlings folgen kann, war schon erwähnt; siehe oben S. 12 mit Anm. 4. 1 Vgl. den ähnlichen Irrtum bei der heidnischen Quelle des Josephus oben S. 12 mit Anm. 4. 2 BÜCHLER, JQR X I I I , 1901, S. 688f., Anm. 1 vermutet als Zeitpunkt das Sabbatjahr 61/2 n. Chr. 3 Vgl. EJ V, Sp. 243.
Einleitung: Die Geschichte des Sabbatjahres
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graphische Geltungsbereich des Gesetzes festgelegt und schließlich die Verteilung der Feldfrüchte an die Armen geregelt werden. Auch in das Zivilrecht spielt das Sabbatjahr gelegentlich hinein, so ζ. B. Β mes I X 10: Wenn jemand ein Feld in Pacht genommen hat auf eine Jahrwoche, dann zählt das Sabbat jähr mit; wenn auf sieben Jahre, zählt es nicht mit. Einige dieser Anordnungen stammen sicher noch aus der Zeit vor der Zerstörung des Tempels, besonders viele jedoch aus der Zeit nach dem hadrianischen Aufstand, als es galt, das Gesetz neu zur Geltung zu bringen. Die Vorschriften sind zum Teil erschwerend. Mit der Zeit setzten sich aber — wohl auch infolge des starken Steuerdruckes — Erleichterungen durch. So erfahren wir von Rabbi Jehuda, dem Patriarchen, nicht nur, daß er einzelne Sabbatjahresvorschriften erleichterte 1 , sondern auch, daß er sogar das ganze Gesetz aufheben wollte (j Taan III 66 c, 2) 2 ; er konnte sich damit jedoch nicht durchsetzen. Rabban Gamli'el III. (um 225) erlaubte das Pflügen im Vorsabbatjahr 3 und etwa gleichzeitig R. Jannai ein einmaliges Pflügen im Sabbatjahr selbst, jedoch nur als Vorbereitung für eine Aussaat im Nachsabbat jähr 4 . Auch aus dieser Zeit nach der Zerstörung des Tempels sind uns noch zahlreiche Fälle des Einhaltens des Sabbatjahres überliefert6. Leute, die es nicht beobachten, sind nicht angesehen'; der Fromme, der es
So ζ. B. Schebi IV 4. Vgl. die Auslegung von BÜCHLER S. 219 und J Q R X I I I , 1901, S. 697f. Siehe auch vorher j Taan I I I 66b, 65: Man brachte vor Rabbi einen Schreiber, der verdächtig war inbezug auf die Einhaltung der Vorschriften über die Früchte des Erlaßjahres. Rabbi wies jedoch die Klage a b : »Was soll der Arme tun ? Um seines Lebens willen hat er es getan!« Diese Erzählung wirft ein bezeichnendes Licht auf die damalige Lage, unter der Erleichterungen vorgenommen werden mußten. 3 bM K a t 3 b u. ö.; vgl. zu Schebi I I S . 33. 4 b Sanh 26a. Vgl. weiter Schebi I V 2 a Anm. 9. 5 So j Schebi I V 35 b, 17 durch R . Tarfon, um 100 (doch b Ned 62 a eine ähnliche Erzählung aus einem gewöhnlichen Jahr, vgl. BÜCHLER, S. 219, Anm. 2); ein Proselyt schwört das Einhalten des Sabbatjahrgesetzes (b Bek 30a); ein Frommer wird deswegen gelobt von R. El'azar ben §adolf, um 150 (b Suk 44b). j Schebi V I 37 a, 9 berichtet vom Einhalten durch R . Mana (um 200); ib. I X 39a, 67 durch R . Jehoschua'ben Levi (um 250); ib. I X 38c, 59 durch die Einwohner von Hikulj: um 250. Ein Fall des Einhaltens wird von R . H i j j a bar B a (II., um 280) überliefert (ib. I I 33a, 48); von R . El'azar und R . Abba, um 300 (ib. I I 33d, 59); von R . Abbahu, um 300 (ib. V I 36a, 74); von R . Ammi, um 300 (b Ned 57b). • Sabbatjahresfrüchtehändler dürfen nicht zum Richteramt zugelassen werden (Sanh I I I 3); doch wird ihre Zulassung diskutiert (b Sanh 26a). Vgl. auch die häufige Erwähnung des bezüglich des Einhaltens der Sabbat j ahresvorschriften verdächtigen Israeliten Schebi V 9; Tos I 4; I I I 11 u. ö. Andererseits zeigt uns ein Sifr zu Dtn 323 überliefertes Gleichnis, daß man die Übertretung einer Sabbatjahresvorschrift nicht 1 2
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I. Seder. Zeraim: 5. Sehebiit
hält, verdient höchstes Lob 1 . Es sind uns aber auch viele Klagen 2 und Erzählungen 3 über die Nichteinhaltung des Sabbatjahres überliefert; doch zeigen auch diese, daß dessen Beobachtung eigentlich erwartet wurde4. So muß für die Zeit nach 70 n. Chr. gelten, daß das Brachjahr nicht mehr allgemein eingehalten wurde; doch beobachteten es dafür die Frommen und Gesetzestreuen um so eifriger bis in ausgefallene rabbinische Vorschriften hinein. 3. Über das Schuldenerlaßjahr hören wir sehr viel weniger. Der Schuldenerlaß muß ähnlich dem Brach jähre lange Zeit eingehalten worden sein, wenn er auch früher als dieses nicht mehr beobachtet wurde. Denn Hillel der Alte (um 20 v. Chr) hat höchstwahrscheinlich nur einen schon herrschenden Brauch legalisiert, als er den sog. Prosbol einführte, einen Vorbehalt, nach dem eine Schuld jederzeit, also auch nach dem Erlaßjahr, eingefordert werden darf (Schebi X 3 f f . ) 5 . Immerhin hat noch R. Johanan (f 279) eine Schuldur künde, die nicht hypothekarisch gesichert war und offenbar auch nicht mit einem Prosbol versehen war, für verfallen erklärt (j Schebi X 39b, 38). Selbst in Babylonien wird um 310 das Erlaßjahr noch beobachtet, wie uns eine Erzählung berichtet (b Git 37b). Die öffentliche Ausrufung des Erlasses muß während der Zeit seines Bestehens Sache des Synhedriums gewesen sein (Targ J e r I Dtn 15 2). 4. Auch die öffentliche Verlesung des Gesetzes am Laubhüttenfest zu Ende des Sabbat jahres (nach Dtn 31 ιοί.) wird uns einmal überliefert : Nach Sot V I I 8 durch (Herodes) Agrippa. Diese Vorlesung fand wahrscheinlich 41 n. Chr. statt®.
als ehrenrühriges Verbrechen ansah wie Unzucht oder Abgötterei. Aber das ist es sicher auch nie gewesen. Wer das Sabbatjahresgesetz übertrat, stellte sich jedoch außerhalb der Gemeinde der Frommen. 1 Lev r zu 1, 1. 2 Mek R. Schim'on p. 162, 17 (nach B Ü C H L E R S. 221, Anm. 3 wahrscheinlich aus der Zeit des hadrianischen Aufstandes); Ab V 9f. findet sich das Sabbatjahr unter den vier Zeitabschnitten, die besonders von Plagen (wegen der Nichteinhaltung) betroffen werden. 3 j Schebi IV 35a, 35 von R. 'Aiiba (f 135) überliefert; ib. I X 38d, 21 von R. Schim'on ben Johai (um 150); Sifr zu Lev 26, 7 (106c) berichtet von einem Nichteinhalten einer Sabbatjahresvorschrift durch Aquila (den Verfasser der Übersetzung der griech. Bibel? E J III, 28, vgl. B I L L E R B E C K III 490f.); j Schebi IV 35a, 43 ein ebensolches nach 225; b Sanh 26a c. 250/70; j Schebi IV 35b, 30 um 260/300. 4 Vgl. zum Ganzen B Ü C H L E R S. 213 ff. 5 Vgl. zuletzt G. F. MOORE, Judaism . . . III, 1930, S. 80 n. 26. β Vgl. unten S. 21.
Einleitung: Die Geschichte des Sabbatjahres
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D. Die C h r o n o l o g i e der S a b b a t j a h r e Wie wir gesehen haben, ist das Sabbat jähr wenigstens als Brachjahr von der Zeit Nehemias ab bis mindestens zur Zerstörung des 2. Tempels 70 n. Chr. allgemein eingehalten worden. Aus dieser Zeit sind uns nun Fälle des Einhaltens überliefert, die sich auch c h r o n o logisch genau bestimmen lassen, weil sie mit Ereignissen der politischen Geschichte in engem Zusammenhang stehen. Da die Sabbatjahre fortlaufend in jedem 7. Jahr gefeiert wurden, müssen alle uns überlieferten Sabbat jähre in einem durch sieben teilbaren Abstand voneinander liegen. Tatsächlich tun sie das auch und bilden eine fortlaufende Reihe. Doch wird diese Reihe von den einzelnen Gelehrten bis in die neueste Zeit hinein nicht einheitlich angegeben. Die einen setzen die Reihe der Sabbatjahre um ein Jahr früher an 1 als die anderen 2 . Für eine Entscheidung in dieser Frage kommen vor allem vier Daten in Frage: 1. Die B e l a g e r u n g J e r u s a l e m s d u r c h L y s i a s Nach I Mak 618 ff. hielt Judas Makkabäus nach dem Tode Antiochus' IV. die Zeit für gekommen, die lästige syrische Besatzung in der Burg von Jerusalem auszuheben, und begann im Frühjahr 150 aer. sei. dieselbe zu belagern. Daraufhin eilte Lysias, der im syrischen Reich die Macht ergriffen hatte, in Begleitung des jungen Antiochus V. nach Judäa, belagerte Bet-zur, schlug Judas Makkabäus im Sommer 3 und belagerte darauf Jerusalem. Bet-zur mußte sich infolge Mangels an Lebensmitteln wegen des Sabbatjahres ergeben (V. 49). Beinahe wäre es Jerusalem infolge der gleichen Not ebenso ergangen (V. 53); da mußte Lysias nach Syrien zurückkehren, weil der noch von Antiochus IV. eingesetzte Reichsverweser Philippos seine Stellung bedrohte. Er Schloß daher mit den Juden Frieden und zog ab (vgl. Jos Ant XII 378; Bell I 46). 1 So J . J E R E M I A S in ZNW XXVII, 1929, S. 98ff.; U. K A H R S T E D T , Syrische Territorien in hellenistischer Zeit, Berlin 1926; F. X. K U G L E R , Von Moses bis Paulus, Münster 1922; E. M E Y E R , Ursprung und Anfänge des Christentums II, Stuttgart 1921; H O N T HEIM in: Zeitschr. f. kath. Theol. 43, 1919, Iff.; S. Z E I T L I N in JQR NS IX, 1918/9, S. 71 ff.; F. W E S T B E R G , Die biblische Chronologie . . ., Leipzig 1910; Μ. B R A N N in H. G R Ä T Z , Geschichte der Juden III, 25, Leipzig 1905; E. S C H Ü R E R , Geschichte des jüdischen Volkes Is"4, Leipzig 1901, S. 35ff. Dort auch weitere Literatur. 2 So A. S C H L A T T E R , Die Theologie des Judentums, Gütersloh 1932, S . 128 und Der Evangelist Matthäus, Stuttgart 1929 (zu Mt 12 2 ) ; E. M A H L E R , Handbuch der jüdischen Chronologie, Leipzig 1916; weitere Literatur siehe bei S C H Ü R E R . 3 Nach I Mak 6 34 wurden die Elefanten mit dem Saft von Weintrauben und Maulbeeren zum Kampfe gereizt. Diese Früchte konnte man etwa im Juli in Palästina pflücken (nach K U G L E R , a. a. O., S. 352 f.).
Mischna, I. Seder. 5. Traktat
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I. Seder. Zeraim: 6. Schebiit
Die Belagerung Jerusalems durch Lysias fand demnach etwa im Sommer 150 aer. sei. statt. Diesem Datum entspricht der Sommer 163 v. Chr. 1 . In diesem Sommer lief das Sabbatjahr ab. Im Herbst davor, 164 v. Chr., waren die Felder nicht bestellt worden; Frühjahr 163 v. Chr. setzte die Ernte aus, und es trat Mangel an Lebensmitteln ein, verschärft durch die Kriegswirren. Das I Mak 6 bezeugte Sabbatjahr lief also Herbst 164/3 v. Chr. 2. Die Belagerung der Feste Dagon bei J e r i c h o Nach I Mak 16 14 wurde Simon der Makkabäer im 11. Monat des 177. Jahres aer. sei. ermordet. Nach Josephus Ant XIII 230ff. belagerte daraufhin Hyrkan, der Sohn des Ermordeten, den Mörder in der Feste Dagon. Hyrkan mußte aber die Belagerung abbrechen, weil das laufende Sabbat jähr eine Fortführung unmöglich machte2. Die Ermordung Simons fand — wie gesagt — im 11. Monat 177 aer. sei. statt, das ist im Jan./Febr. 135 v. Chr.3, die Belagerung im Sommer darauf, also Sommer 135 v. Chr. Das Sabbatjahr muß infolgedessen bereits im Herbst 136 v. Chr. begonnen haben. 3. Die Eroberung J e r u s a l e m s durch Herodes Nach seiner Rückkehr aus Rom, wo er von Antonius und Octavian zum König von Judäa ernannt worden war, versuchte Herodes, die tatsächliche Herrschaft über sein Königreich zu erlangen. Nach wechselvollen Kämpfen erreichte er schließlich sein Ziel. Sein Gegner Antigonos, der Sohn Aristobulos', zog sich nach Jerusalem zurück, wo er von Herodes mit Unterstützung eines römischen Heeres belagert wurde. Die Belagerung fand im Jahre 37 v. Chr. statt und begann am Ausgang des Winters, sobald es die Jahreszeit erlaubte 4 . Das ist aber spätestens Ende März5. 1 I Mak hat eine nationaljüdische Ära benutzt, die gegenüber der üblichen syrischen 1/2 Jahr vordatierte und am 1. Nisan begann. Dies folgt mit großer Wahrscheinlichkeit aus einer von BENGTSON, Griechische Geschichte, 1950, S. 462, Anm. 1 f. angeführten Urkunde, wonach die 1. Invasion, des Antiochus IV. nach Ägypten bereits im Frühjahr 170 v. Chr. und nicht erst 169 v. Chr. stattgefunden haben muß. Der ausführliche Nachweis muß einer besonderen Untersuchung vorbehalten bleiben. Nach dieser nationaljüdischen Ära entspricht unserem Datum 150 aer. sei. der Sommer 163 v. Chr. 2 So müssen Jos Ant XIII 234 und Bell I 60 verstanden werden; vgl. oben S. 12. 3 Im I Mak ist 177 aer. sei. = 1. Nisan 136/5 v. Chr.; vgl. Anm. 1. 4 Bell I 343: λωφήσαυτοζ δέ του χειμώνοχ; Ant XIV 465: λήξαντος δέ του χειμώνοξ. 5 Nach SCHÜRER S. 359f. Anm.; OTTO, Art. Herodes in PWRE Suppl. 2. H„ 1913, Sp. 31, Anm. 2. KUGLER, a. a. O., S. 421 setzt den Termin etwas später (Anf. April); doch berücksichtigt er nicht, daß es noch Winter war, als die Belagerung begann.
Einleitung: Die Geschichte des Sabbatjahres
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Die Dauer der Belagerung wird von Josephus verschieden angegeben: Bell I 351 mit fünf Monaten. Damit fiele die Eroberung auf Ende Juli oder spätestens in den August. Nach Ant X I V 487 f. fand die Eroberung am Versöhnungstage, dem 10. Tischri, statt. Diesem Datum würde Anfang Oktober entsprechen 1 . Doch erweckt dieses Datum Bedenken: es steht in Zusammenhang mit der Angabe, daß die Eroberung Jerusalems durch Pompejus (63 v. Chr.) an genau demselben Tage 27 Jahre vorher stattgefunden hatte. Daß beide Eroberungen an demselben Tage stattfanden, wäre schon an sich ein merkwürdiger Zufall, der aber immerhin möglich ist. Doch begegnet uns ein solches Zusammentreffen auch in der rabbinischen Literatur 2 . Nach der Anschauung der Juden kehrten große Strafgerichte periodisch wieder. Die Zahl 27 ist eine solche wohlbekannte Periode 3 . Der Verdacht einer Geschichtsumdeutung liegt daher nahe. Denn es ist mehr als sonderbar, daß Herodes mit dem ganzen jüdischen Heer das strenge Ruhegebot des Sabbates der Sabbate willkürlich übertreten haben sollte. Herodes hatte doch allen Grund, die ihm schon nicht besonders gewogene Volksmeinung nicht noch mehr gegen sich aufzubringen 4 . Außerdem hielt sich Herodes an die jüdischen Gebräuche (Jos Ant X I V 477). Ferner beginnt Jos Ant X I V 487 eine dem Herodes feindliche Quelle 5 . Die innere Wahrscheinlichkeit liegt daher bei der Quelle des Josephus im Beil., die keinen genauen Termin nennt; d. h. die Eroberung Jerusalems erfolgte spätestens im August 37 v. Chr.*.
Ein Sabbatjahr, das zu dieser Zeit lief, wird von Josephus an zwei Stellen erwähnt: a) in einem Bericht über die Hungersnot unter den Belagerten7 im Sommer8. Also lief das Sabbat jähr im Sommer 37 v. Chr., es hatte im Herbst 38 v. Chr. begonnen; im Frühjahr 37 gab es keine Ernte, daher litten die Belagerten Mangel. b) in einer Schilderung der Ereignisse unmittelbar nach der Eroberung®. Es heißt dort, das Ende der schlechten Verhältnisse sei noch nicht erreicht, das Land habe unbebaut bleiben müssen wegen des Sabbatjahres; denn das lief damals. Es kann nur das gerade ablaufende gemeint sein. Der durch das Sabbat jähr hervorgerufene Mangel dauerte naturgemäß bis zur neuen Ernte im Frühjahr 36 v. Chr. Nach der Bezeugung bei Josephus lief also 38/7 v. Chr. ein Sabbatjahr 1 Genau: dem 3. Oktober nach OTTO, a. a. O., Sp. 32; dem 5-/6. nach K U G L E R a. a. O., S. 421. 2 So soll die Zerstörung des 1. und 2. Tempels an demselben Wochentag und Monatsdatum stattgefunden haben; vgl. unten S. 20. 3
Nach
KUGLER, a. a. O., S. 420.
4
Nach OTTO, a. a. O., Sp. 33 Anm. 5 Nach OTTO, a. a. O., Sp. 32 Anm.: Ant XIV 488. • Nach OTTO, a. a. O., Sp. 33 Anm. 7 Ant X I V 475: τόν γ ά ρ έβδοματικόν Ινιαντόν συνέβη κατά τ α ΰ τ ' είναι. 8 Ebd. 473: θίροξ τε γ ά ρ ήν. 8 Ant XV 7: π έ ρ α ; τε κακών ουδέν ήν . . . τήν δέ χώραν μένειν άγεώργητον τ ό έβδοματικόν ήνάγκαζεν Ιτοζ" ίνεστήκει γ ά ρ τότε· καΐ σττείρειν έν έκείνω τήν γ ή ν άττηγορα/μένον έστίν ήμϊν. 2"
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I. Seder. Zeraim: 5. Schebiit
4. Die E r o b e r u n g J e r u s a l e m s d u r c h T i t u s Der durch die lange Besatzungszeit entfachte nationale Haß der Juden gegen die Römer brach im Jahre 66 n. Chr. mit ungeheurer Wucht hervor. Erst nach jahrelangen Kämpfen wurden die Römer so weit Herr des Aufstandes, daß Titus, der Sohn des Kaisers Vespasian, zur Belagerung Jerusalems schreiten konnte. E r kam dort mit einem großen Heer wenige Tage vor dem Passafest 70 n. Chr. an 1 . Das Jahr der Eroberung Jerusalems durch Titus war das Jahr 70 n. Chr. 2 . Nach der rabbinischen Tradition fand diese Eroberung genau am gleichen Tag und im gleichen Jahr des Sabbatjahrzyklus statt wie die 1. Zerstörung des Tempels, nämlich ΓΡϊΡΙψ "WSia, »(im) Nachsabbatjahr« 3 . Damit ist das Jahr nach dem Sabbatjahr gemeint 4 . In unserem Falle war dieses also 69/70, das Sabbatjahr selbst 68/69 v. Chr. 6 . Ab Frühjahr 69 blieb die Ernte aus; vor der neuen Ernte Frühjahr 70 war Titus bereits vor Jerusalem angelangt. Als Tradent 1
Nach
SCHÜRER, a . a . O . , S. 6 2 5 .
So alle in Frage kommenden Forscher. » Tos T a a n I V 9; j I V 68d, 28 (Π07357 ^ p O ) ; b 2 9 a ; Ar I I b ; Seder Olam 30 (91f. ed. MEYER). Die gleiche Tatsache folgt aus Ab zara 9 b , wo eine Umrechnung der Ära nach der 2. Zerstörung des Tempels in Sabbatjahrzyklen gegeben wird. E s muß dort ein J a h r hinzugefügt werden, eben weil die Eroberung bereits im 8. J a h r des Sabbatjahrzyklus stattfand. 2
4
Dies folgt besonders deutlich aus b Sanh
12 a : ΓΡ57ΌΕ3 Ν1? Π2ΡΠ ΠΚ
pX
JVSPa® S V ) »man schaltet nicht in einem S a b b a t j a h r und nicht im J a h r nach dem Sabbatjahr«; ferner aus Schebi V 5; V I 4; S o t V I I 8 ; Maksch I I 11. Ähnlich bedeutet ""ΝΧ^Ο »Sonntag«: Hui I 7 . 4 (vgl. SCHÜRER, a. a. O., S. 35, ZEITLIN, a. a. O., S. 101 Anm. 71). 6 Gegen diese Annahme scheint eine Notiz des Josephus Bell I V 629—537 zu sprechen, nach der Simon Bar-Giora etwa im Frühling 69 Idumäa zu einer Wüste machte, indem seine Scharen das im Lande Gepflanzte zerstörten oder abweiden ließen: παν δέ τ ό πεφυκόζ άνά τήν χώραν ή συμττατοΟντες ήφάνιζον ή νεμόμενοι καΐ τήν ένεργόν Οπό της πορείας σκληροτέραν έποΐουν της άκάρπου. Doch kann diese Verwüstung auch in einem Sabbat j ä h r stattgefunden haben. E s war nämlich nicht so, daß das Land im S a b b a t j a h r nicht mehr zu einer Wüste gemacht werden konnte. E s blieb — auch wenn die Felder nicht bebaut werden durften — noch genug zum Zerstören und Plündern übrig: Getreide, das sich selbst ausgesät hatte, Weinberge, Obstbäume usw. (vgl. L e v 20 5 und KAHRSTEDT, a. a. O., S . 122 Anm.). Vor allem aber brauchte das Sabbat j ä h r nur im eigentlichen Israel gehalten zu werden (Schebi V I 1), also nicht in Idumäa, dessen Einwohner nicht als volle J u d e n anerkannt waren (vgl. SCHÜRER, a. a. O., S. 2 6 4 f . ; 617f.). Doch ist die Vorschrift Schebi V I , 1 bezüglich der Grenzen nach Idumäa sehr unbestimmt gefaßt, so daß daraus kein vollgültiger Schluß zu ziehen ist. Die Stelle bei Josephus bezeugt also bestenfalls, daß das S a b b a t j a h r von den Idumäern nicht gehalten wurde, nicht, daß das S a b b a t j a h r überhaupt nicht beobachtet wurde.
Einleitung: Die Geschichte des Sabbatjahres
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erscheint in den rabbinischen Quellen R. Jose (ben Halafta) um 150, der vielleicht noch vor 70 n.Chr. geboren wurde 1 ; jedenfalls konnte er zuverlässige Nachrichten über die Ereignisse um 70 n. Chr. haben. Das uns in den rabbinischen Quellen überlieferte Sabbatjahr lief also 68/9 n. Chr. Wir haben somit vier sicher bezeugte Sabbatjahre, die in den Jahren 164/3 v. Chr., 136/5 v. Chr., 38/7 v. Chr. und 68/9 n. Chr. liefen. Untereinander bilden diese Daten eine Reihe, jeder Abstand ist durch sieben teilbar. Alle Daten entsprechen auch der früheren Ansetzung der Sabbatjahre, welche somit die richtige ist 2 . Zu dieser Reihe passen noch zwei weitere Daten ganz auffällig, ohne daß das Sabbat jähr gerade in diesem Jahr begonnen haben muß: 1. Alexander d. Gr. gewährte den Juden bei seinem Besuch in Jerusalem Abgabefreiheit im Sabbatjahr 3 . Dieser Besuch muß, falls er überhaupt stattgefunden hat 4 , in den Herbst 332 v. Chr. fallen5. Merkwürdigerweise aber begann nach unserer Berechnung zu diesem Zeitpunkt ein Sabbatjahr (332/1 v. Chr.). 2. (Herodes) Agrippa I. verlas in seiner Eigenschaft als König das Gesetz am Laubhüttenfest des Sabbatjahres (Sot VII 8)β. Er regierte von 41—44 n. Chr. In diese Zeit fällt das Sabbatjahr 40/1 n. Chr. Die Gesetzesverlesung fand also am Laubhüttenfest 41 n. Chr. statt. Verfolgt man die durch unsere Reihe berechenbar gewordenen Sabbat jähre in ihrem Lauf durch die Geschichte, so fällt noch auf eine ganze Reihe von Ereignissen ein neues Licht, wenn man bedenkt, daß dabei auch ein Sabbatjahr eine Rolle gespielt haben kann. Solche sind: Jos Ant X I V 28 wird von einer Hungersnot im Anschluß an die Belagerung Jerusalems durch Hyrkan II. 65 v.Chr. berichtet; 66/5 war ein Sabbatjahr. Jos Ant XV 121; Bell I 370 wird von einem Erdbeben im 7. Jahr des Herodes berichtet = 31 v. Chr.; 31/30 war ein Sabbatjahr, welches die Folgen verschlimmerte. Jos Ant XV 299 f. 307 hören wir von einer Hungersnot und Pest im 13. Jahr des Herodes = 25 v. Chr.; 25/4 v. Chr. war ein Sabbatjahr. Jos Ant X V I I I 8 wird eine Hungersnot erwähnt, die durch einen Aufstand Vgl. B Ü C H L E R , J Q R X I I I , S . 6 8 9 Anm. Vgl. dazu oben S. 17. 3 Jos Ant X I 338 (siehe oben S. 13). 4 BENGTSON, Griechische Geschichte, 1950, S. 320 verweist diesen Bericht in den Bereich der Legende. 1
2
s
Vgl. BENGTSON, ib. S. 3 2 0 f .
• Vgl. oben S. 16. — Die alte Streitfrage, ob an dieser Stelle Agrippa I. oder Agrippa II. (dann käme als Sabbatjahr 64/55 oder 61/62 in Frage) gemeint sei, ist durch J . JEREMIAS, Jerusalem z. Zeit Jesu II B, S. 206f. zugunsten Agrippas I. entschieden.
22
I. Seder. Zeraim: B. Schebiit
Judas', des Gaulaniters, verursacht war. Dieser Aufstand fand zu Beginn der Statthalterschaft des Quirinius statt, also etwa 6 n. Chr. An der Hungersnot wird das Sabbatjahr 5/6 n. Chr. nicht unbeteiligt gewesen sein. Ein Angabe bei Josephus widerspricht allerdings unserer bisherigen Chronologie. E r berichtet nämlich von einer beabsichtigten Aussaat zu einer Zeit, als eigentlich infolge eines Sabbatjahres keine stattfinden durfte: Nach Jos Ant X V I I I 261 ff. 1 entsandte Caligula Petronius als neuen Statthalter nach Syrien und befahl ihm, mit Heeresmacht nach Palästina zu ziehen, um sein, des Kaisers, Standbild im Tempel von Jerusalem aufzustellen. Petronius traf alle Vorbereitungen für einen Feldzug im Frühjahr und bezog bei Ptolemais Winterlager. Um die drohende Schändung ihres Heiligtums zu verhindern, zogen die Juden in Scharen zu Petronius und baten ihn, diesen Befehl Caligulas rückgängig zu machen. Um sich von den Verhältnissen in J u däa persönlich zu überzeugen, zog er nach Tiberias; unterwegs wurde er erneut von einer großen Menge angefleht, auch kamen die Edelsten des Volkes zu ihm. Die Juden waren so sehr erregt, daß wegen dieser Sache die Bestellung der Felder zu unterbleiben drohte (Jos ib. 272. 274; Bell I I 200). Um diese Gefahr zu beseitigen, schrieb Petronius an Caligula, um ihn zur Aufhebung des Befehles zu bewegen. Die Juden schickte er wieder an die Arbeit des Ackerbaues (Jos Ant 283f.). Inzwischen hatte Agrippa bei Caligula die Aufhebung des Befehles erreicht. Als der Brief des Petronius beim Kaiser eintraf, zürnte er diesem so, daß er ihm schrieb, er solle sich selbst töten. Diesen Brief erhielt Petronius aber später als die Nachricht vom Tode des Kaisers am 24. J a nuar 41 n. Chr. 2 . Die durch die Bittgesuche beinahe verhinderte Aussaat wäre also die des Herbstes 40 n. Chr. gewesen. Das J a h r 40/1 war aber nach der frühen Datierung ein Sabbatjahr. Nach den bisherigen Feststellungen gab es im Herbst keine Aussaat. Dieser Bericht des Josephus ist tatsächlich die einzige Nachricht, die der frühen Datierung zu widersprechen scheint *. Doch ist dieser Bericht fragwürdig: 1. Der Vergleich der Schilderung des Josephus in den Antiquitates mit der im Bellum (II 184ff.) zeigt, daß der Bericht in den ersteren stark ausgeschmückt ist, dabei aber doch literarische Abhängigkeit von dem im Bellum zeigt. Der Bericht im Bellum ist als der ursprünglichere anzusehen 4 . Nach der Schilderung dort (II 200) fürchtete Petronius bei den Verhandlungen in Tiberias, daß das Land unbestellt bleiben würde, wenn er nicht einlenke. Mehr steht nicht im Bellum über die Feldbestellung. Wußte Petronius nicht, daß das Land in diesem J a h r überhaupt nicht bebaut wurde — oder sollte tatsächlich gesät werden ? 2. Der Vergleich der Schilderung Philos (leg. ad Caj. 30ff.) mit der des Josephus rückt letztere in ein noch ungünstigeres Licht. Bei Philo steht nämlich nichts über eine etwaige Feldbestellung. Dagegen berichtet er (ib. 33, 249. 253) — abgesehen von anderen Abweichungen —, Petronius habe aus Furcht, die Juden würden die E r n t e zerstören, eingelenkt und an Caligula geschrieben. Nach Philo fanden also die Ver-
1
Und Bell I I 184ff„ siehe auch unten.
2
D a s D a t u m b e i SCHÜRER, a . a. O., S . 5 0 6 .
3
V g l . a u c h KAHRSTEDT, a . a . O., S. 122,
4
F . SCHEMANN, Die Quellen des Flavius Josephus, Diss. Hagen 1887.
Anm.
Einleitung: Die Geschichte des Sabbatjahres
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handlungen vor Petronius im Sommer des Jahres 40 n. Chr. statt. Dieses war noch ein gewöhnliches Jahr, und seine Ernte konnte bedroht werden. Bei dem Bericht des Josephus über die Aussaat bleiben also »noch andere Möglichkeiten offen«, und seine Historizität muß bezweifelt werden 1 .
E. Das S a b b a t j a h r und das Neue T e s t a m e n t Wie wir festgestellt haben, muß das Sabbatjahr auch in der neutestamentlichen Zeit gehalten worden sein2. Direkte Zeugnisse aus dem NT selbst liegen uns darüber jedoch nicht vor 3 . Höchstwahrscheinlich steht das Sabbatjähr aber hinter den beiden uns im NT überlieferten Kollektenreisen des Apostel Paulus nach Jerusalem, die sich durch das Sabbatjahr chronologisch genauer fixieren lassen4. 1. Apg 11 29f.; 12 25 wird uns von der ersten Kollektenreise berichtet. Barnabas und Paulus werden von der Gemeinde in Antiochia mit einer Kollekte nach Jerusalem geschickt, da eine vom Propheten Agabus geweissagte Hungersnot unter dem Kaiser Claudius eintrat. (Apg 11 27 ff.). Die Rückreise wird Apg 12 25 erzählt. Die zwischen Hin- und Rückreise berichtete Verfolgung der Jerusalemer Gemeinde durch Agrippa (Apg 12 iff.) steht chronologisch nicht am richtigen Ort 5 ; denn Agrippa starb bereits 44 n. Chr.®. Die Hungersnot (Apg 11 27 ff.) muß jedoch die von Josephus (Ant X X 101) erwähnte sein, 1 Vgl. SCHÜRER, a. a. O., S. 36: »Dieses indirekte Argument, gegenüber welchem doch noch andere Möglichkeiten offen bleiben«, ist »nicht stark genug . . .«. 2 Vgl. oben S. 11. 3 Gelegentlich wird ένίαυτού; Gal 4 10 auf das Sabbat- (und Jobel)jahr bezogen, das die Galater bei sich eingeführt oder das einzuführen sie jedenfalls die Absicht gehabt hätten (so z. B. G. HOENNICKE, Das Judenchristentum im ersten und zweiten Jahrhundert, Berlin 1908, S. 207, Anm. 1; ZAHN, Komm. z. St. u . a . ; [unrichtige] chronologische Folgerungen daraus zieht G. A. BARTON in J B L 33, 1914, S. 118ff.). Als Brachjahr brauchte das Sabbatjahr jedoch nicht außerhalb Palästinas gehalten zu werden (Schebi V I 1). Als Erlaßjahr war es durch den »Vorbehalt« Hillels (20 v. Chr.) weitgehend außer Kraft gesetzt (Schebi X 3). Das alles würde zwar eine Übernahme des Sabbatjahres durch die Galater nicht ausschließen; da sie sich dann ohnehin nicht an die Bestimmungen des Rabbinates hielten, hätten sie es auch jederzeit — unabhängig vom jüdischen Sabbatjahr — beginnen lassen können. Doch ist es sehr unwahrscheinlich, daß es sich bei dem ένιαντούξ Gal 4 10 überhaupt um das Sabbatjahr handelt, da die Reihe, in der ένιαυτούξ erscheint, eher astrologische Spekulationen nahelegt, vgl. H. SCHLIER, Der Brief an die Galater (Meyers K r . - e x . Komm. VII 1 0 ), Göttingen 1949, z. St. 1 Vgl. J . JEREMIAS, Sabbatjahr und neutestamentliche Chronologie in ZNW 27, 1928, S. 98—103; F. WESTBERG, Die biblische Chronologie Leipzig 1910, S. 62. 5 Die Komposition des ganzen Abschnittes ist der redaktionellen Arbeit des Verfassers der Apostelgeschichte zuzuschreiben, vgl. E . HAENCHEN, Die Apostelgeschichte (Meyers Kr.-ex. Komm. I I I 1 0 ) , Göttingen 1956, S. 50ff. u. die Lit. dort.
* V g l . HAENCHEN, a. a. O.,
S. 55.
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I. Seder. Zeraim: 5. Schebiit
die unter dem Statthalter Tiberius Alexander eintrat, der von Sommer 46—-Sommer 48 n. Chr. regierte1. Die Hungersnot dauerte also von 46—48 n. Chr. Vom Herbst 47—Herbst 48 lief aber auch ein Sabbatjahr. Es wird verschärfend auf die Hungersnot gewirkt haben, wie uns das in ähnlichen Fällen auch ausdrücklich überliefert ist 2 . Die Reise des Apostels ist im Frühjahr 48 am wahrscheinlichsten, weil da die Hungersnot bereits ein oder zwei Jahre andauerte und durch das Sabbatjahr auch jetzt keine Ernte zu erwarten war 3 . 2. Die zweite Kollektenreise des Apostels nach Jerusalem endete mit seiner Gefangennahme (Apg 21 i s f f . ) . Daß Paulus bei dieser Reise ebenfalls eine Kollekte überbrachte, erfahren wir aus Rom 15 25 ff.; I Kor 16 ι ff.; II Kor 8f. Diese Reise muß zwischen Frühjahr 55 und 61 stattgefunden haben 4 . Vom Herbst 54—Herbst 55 lief wieder ein Sabbatjahr. Im Sommer 55 mußte wegen des Ausfalls der Ernte mit einer Hungersnot in Palästina gerechnet werden. Vorsorglich schickt sich Paulus an, eine von langer Hand vorbereitete Kollekte der Gemeinde in Jerusalem zur Verfügung zu stellen. So trifft er Pfingsten (Apg 20 16) 55 n. Chr. in Jerusalem ein.
III. Das Wirtschaftsjahr in Palästina Zum besseren Verständnis der mannigfachen ökonomischen Bestimmungen unseres Traktates wird eine kurze Übersicht über den Lauf des palästinischen Wirtschaftsjahres nicht unerwünscht sein, besonders weil die Verhältnisse dort etwas von den unsrigen abweichen 5. Jos Ant X X 101 heißt es, daß βέττΐ τούτοις« eine Hungersnot aufkam. Dieses »έπϊ τούτοι;« muß sich, wie H A E N C H E N , a. a. O., S. 52 nachgewiesen hat, auf die Zeit der Statthalterschaft des Tiberius Alexander beziehen, nicht auch schon auf die seines Vorgängers Fadus. 2 Vgl. oben S. 11 f. 3 Diese Kollektenreise des Apostels Paulus war höchstwahrscheinlich die, auf welcher das sog. Apostelkonzil (Apg 15) stattfand (vgl. zuletzt H A E N C H E N , a. a. O., S. 58). 4 Das sind die aus sonstigen Gründen zu errechnenden äußersten Zeitpunkte, innerhalb derer die Reise stattgefunden haben muß (JEREMIAS, a. a. O., S. 102). 6 Es kann hier allerdings nur ein sehr oberflächlicher Eindruck vermittelt werden. Besonders berücksichtigt wurden die in unserem Traktat vorkommenden wichtigen Kulturpflanzen. Infolge der großen klimatischen und landschaftlichen Unterschiede Palästinas wurde bei den Daten im allgemeinen ein Mittelwert angegeben. Alle Ausführungen stützen sich auf D A L M A N I — IV. Vgl. auch die Tabellen bei R . K O E P P E L , Palästina, Tübingen 1930, S. 40f., der sich aber ebenfalls im wesentlichen auf D A L M A N stützt. 1
Einleitung: Das Wirtschaftsjahr in Palästina
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Das israelitisch-jüdische Wirtschaftsjahr begann im Herbst, in spät jüdischer Zeit mit dem 1. Tischri 1 , also etwa Mitte September— Anfang Oktober. Zu diesem Zeitpunkt neigt sich der lange, völlig trockene Sommer seinem Ende zu. Alle Felder sind längst abgeerntet und liegen kahl oder mit verdorrtem Unkraut bedeckt da. Auch in den Weinbergen und Obstgärten ist die Lese beendet. Lediglich die Oliven müssen noch geerntet werden; das geschieht im Oktober bis in den November hinein. Mitte Oktober setzt auch der lang erwartete Frühregen ein. Auf den Feldern beginnt das Pflügen und Säen, zunächst für die Wintersaat (Gerste, Weizen, Saubohnen u. a. m.). Auch in den Obstplantagen wird gepflügt, um den Boden für den Winterregen zu öffnen. Anfang Dezember iängt dieser mit voller Stärke an. So fällt ζ. B. in Jerusalem von Dezember—März über 80% der Regenmenge des ganzen Jahres. Im Dezember zeigen sich schon die ersten grünen Saaten. In den Weinbergen werden die Reben beschnitten. Im Januar und Februar setzt die Bestellung der Felder für die Sommersaat (Reis, Hirse und Sesam; vgl. Schebi II 7) ein; in den Wintersaaten wird gehackt. Der Winterregen hat auch die übrige Pflanzenwelt aus der Sommerdürre erlöst; überall grünt und sproßt es, die Bäume setzen neue Triebe an und fangen zu blühen an. Im März ζ. B. erscheinen schon bei den Frühfeigen die Knospen, darauf die Blätter. Der Regen fängt jetzt schon an nachzulassen; das Pflügen auf den Feldern wird beendet. Im April wird noch die Sommersaat gesät, während Anfang dieses Monats schon die ersten Garben der Wintersaat — zuerst die Gerste, wenig später auch Weizen — geerntet werden können. In den mit Bäumen bestandenen Feldern pflügt man noch einmal, um den Boden für den jetzt einsetzenden Spätregen zu öffnen. Bald darauf beginnt die allgemeine Ernte, sowohl die der Wintersaat als auch schon die der Sommersaat im Mai. Dieser Monat bringt das Ende der Regenperiode. Von nun an dörrt die Sonne unerbittlich das Land aus. Die Ernte dauert an; das Getreide wird gedroschen und geworfelt. Ende Mai, Anfang Juni werden die Frühfeigen gelesen; von nun an wird eine Sorte der Feigen nach der anderen reif bis in den Herbst hinein. Im Juli setzt die Weinernte ein; die übrigen Obstarten werden im August geerntet. Abgesehen von künstlich bewässerten Feldern und Gärten liegt das Land schon wieder kahl und trocken unter der Glutsonne. Ein neuer Kreislauf kann beginnen. 1 Im vorexilischen Israel scheint das Laubhüttenfest (vom 15.— 21. Tischri) die Grenze gebildet zu haben (vgl. oben S. 6). Der Beginn des Wirtschaftsjahres war unabhängig vom Beginn des bürgerlichen Jahres (vgl. R hasch I 1). Das letztere begann im Laufe der Geschichte Israels vor dem Exil im Herbst, dann zunächst im Frühjahr, dann wieder im Herbst (vgl. darüber zuletzt E. AUERBACH in Vet. Test. II, 1952, S. 334ff.).
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I. Seder. Zeraim: 5. Schebiit
IV. Das Verhältnis des Mischna-Traktats Schebiit zu dem gleichnamigen Traktat der Tosefta Auf das Ganze gesehen, läuft der Traktat der Tosefta dem der Mischna inhaltlich parallel. Manche Abschnitte hat die Tosefta stark erweitert, andere wieder stark gekürzt; größere Umstellungen kommen nicht vor. Nur an einer Stelle (Tos VII 1—9) findet sich ein Exkurs, der sachlich nicht von der Mischna abhängt. (Ein * hinter einer Stellenangabe besagt, daß sie nur teilweise gemeint ist.) Wie die Mischna beginnt die Tosefta mit Bestimmungen über das Pflügen eines Baumfeldes im Vorsabbatjahr. Sie setzt jedoch M i l voraus. Die Bestimmungen Μ I 2 und 6 faßt sie in einer Kurzfassung als Diskussion zusammen. Μ I 6b findet sich wörtlich auch Tos I 1 Ende — das ist der einzige Fall im ganzen Traktat Schebiit, wo Μ und Tos wirklich ganz übereinstimmen. Μ I 8a geht Tos I 3 Ende parallel, doch bringt die Tos nur eine Meinung der M. Tos I 1—3 entspricht also Μ I 2—8, doch liegt in der Tos eine eigenständige, der Μ parallele Fassung vor. Μ I I 2 über das Pflügen eines Blachfeldes wird in der Tos nicht erwähnt. Es folgen in der Tos I 4 Bestimmungen über das Düngen, die sachlich eher zu Μ I I I 1 passen; wie aber die Par j I I 33d, 17 ausweist, sind sie als Kommentar zu Μ I I 2a gedacht. Sie bilden die Einleitung zu einer Reihe von Bestimmungen darüber, welche Feldarbeiten bis Neujahr erlaubt sind (Tos 16—II 3), die denen der Μ I I 2b—6 entsprechen, ohne daß sie übereinstimmten. Im Abschnitt finden sich einige Erweiterungen, die an spätere Bestimmungen der Μ erinnern, so Tos I I 1. 2 über das Bewässern im Sabbatjahr; doch stehen sie in der Tos im Sachzusammenhang mit den übrigen Bestimmungen. Nur Berührungen mit der M, im übrigen selbständige Komposition verrät auch der in der Tos stark erweiterte Abschnitt über die Kulturpflanzen an der Grenze zum Sabbatjahr Tos II 4—13/M I I 7—10. Von den Feldarbeiten im Sabbatjahr Μ II 10b—IV 3 läßt Tos die Bewässerung aus, die schon Tos I I 1. 2 behandelt wurde, und setzt gleich mit dem Düngen ein, wobei Tos die Μ I I I 1. 2 a voraussetzt und durch II 14 erläutert. — Das Düngen eines Feldes durch eine Herde hat Tos II 15—20 sehr viel eingehender als Μ I I I 4. — Das Wegschaffen von Steinen, der Terrassen- und Mauerbau Μ I I I 5—10 hat in Tos I I I 1—7 seine Entsprechung. Μ I I I 5* und 7* erscheinen Tos I I I l a und 4a, werden aber dort anders erläutert; Μ I I I 8a. b wird von Tos I I I 4a vorausgesetzt; Tos I I I 6 hat zwar Berührungen mit Μ I I I 10 a, behandelt aber ein eigenes Thema, den Wegebau. Tos I I I 6—7 bringt eine Erweiterung über Dachgärten und Baumpflanzungen. Die Bestimmung über das Entfernen von Reisig und Unkraut Μ IV 1 wird von Tos I I I 8. 9 vorausgesetzt, ebenfalls Μ I V 2 a in gekürzter Fassung vom folgenden Abschnitt (Tos I I I 10—13), der dazu Ergänzungen enthält und im übrigen Μ IV 2b—3 parallel geht. Über die Baumfelder und -früchte im Sabbatjahr handelt Tos I I I 14—23 entsprechend Μ IV 4—10, und zwar wiederum in der Weise, daß Tos mindestens Μ IV 4a. 6a. b über das Bäumefällen voraussetzt, aber wohl auch 7* und 10a, ohne die sie nicht verständlich wäre. Das übrige geht wieder der Μ parallel, Berührungspunkte
Einleitung: Mischna und Tosefta Schebiit
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sind wohl vorhanden, der Gedankengang ist derselbe, aber die Überlieferung der Tos ist selbständig. Tos I I I 14 Ende—15 findet sich ein Exkurs über die drei jungfräulichen Dinge, hervorgerufen durch die Erwähnung des jungfräulichen Maulbeerfeigenbaumes Tos I I I 14 Mitte, vgl. Μ IV 6c. Μ IV 7—8 über die Zeit des Essens der Baumfrüchte haben keine Entsprechung in der Tos; der Satz Tos I I I 21 gehört jedoch, wie seine Erwähnung j IV 35c, 9 zeigt, sachlich zu Μ IV 7. Die Bestimmung über die Wach holderbeeren Μ V i a setzt Tos voraus, wenn sie IV 1 die Diskussion Μ V l b erweitert bringt. Die Vorschriften über die Zehrwurz Μ V 2—3 h a t Tos IV 2—3 zwar mit den gleichen Vordersätzen, aber anderen Folgerungen; sie bietet also wieder eine Paralleltradition. Der Satz Μ V 4 fehlt in der Tos; Μ V 5 wird von Tos IV 4 nur verkürzt wiedergegeben und um eine Beispielerzählung erweitert. Vom folgenden Abschnitt der Μ V 6—9 über Handel und nachbarschaftliche Hilfe im Sabbat jähr hat die Tos (IV 5) nur zwei Sätze, die einen Kommentar zu Μ V 8 a bilden. Die Abgrenzung des Landes Israel vom Ausland Μ VI 1 wird von der Tos vorausgesetzt, die ihrerseits eine ausführliche Ergänzung IV 6—11 dazu bringt. Μ VI 2 läuft wieder Tos IV 12 parallel. Der Abschnitt über Zwiebeln und Gemüse im Sabbatjahr Μ VI 3—4 wird Tos IV 13—19 sehr viel ausführlicher verhandelt. Daraus geht auch hervor, warum dieser Abschnitt gerade an dieser Stelle in der Mischna erscheint: in der Tos geht es um die Einfuhr von Sabbatjahresfrüchten nach Palästina; durch die Verkürzung ist dieser Zusammenhang in der Mischna verwischt, wo der Abschnitt als Einschub erscheint. In der Tos schließt sich IV 20—21 noch ein Exkurs an über die Verzehntung von Baumfrüchten am 15. Schebet. Auch die Bestimmungen über die Ein- und Ausfuhr in Μ VI 5—6 werden Tos V 1 — 2 durch eine Diskussion bzw. eine Beispielgeschichte erweitert geboten. Die beiden Regeln über die dem Sabbatjahresgesetz unterliegenden Pflanzen und Früchte Μ V I I l a . 2a werden in der Tos nicht gebracht. Stattdessen überliefert sie V 3—7 eine Anzahl einzelner Bestimmungen zum gleichen Gegenstand, wie wir ähnliche auch in der Μ VII l a . 2a. 3a finden. Die Regeln scheinen Arbeit des Herausgebers der Μ zu sein. — Die Μ VII 3 b über den Handel mit Sabbatjahresfrüchten und anderen Dingen wird Tos V 8 — 9 vorausgesetzt; in Tos V 10 werden parallelgehende Ergänzungen zu Μ V I I 3c—4c gegeben. Ganz ähnlich ist es mit Μ 5a und 6 über die Zweige von Bäumen und die wohlriechenden Pflanzen, die Tos V 11 und 13 erläutert werden. Μ VII 7a. b geht wieder mit Tos V 13 — 15 Anfang parallel, während die Regel Μ VII 7c in der Tos fehlt. Die Verwendung von Sabbat jahresfrüchten als Pflaster Μ VIII 1 wird in Tos zwar nicht erwähnt, aber vorausgesetzt, wenn von ihrer Verwendung als Brennholz V 15 Ende die Rede ist. Im Anschluß daran findet sich in der Tos ein längerer Exkurs über weitere Verwendungsarten und darüber, wer von Sabbatjahresfrüchten essen darf V 16—23. — Die Μ V I I I 2a über das Essen, Trinken und Salben von Sabbatjahresfrüchten findet sich mit geringem Zusatz Tos VI 1; sie wird VI 2—4 ausführlich erläutert. Tos V 5—16 stehen — wiederum in starker Erweiterung gegenüber Μ V I I I 2b. (c) — Bestimmungen über das Kochen und die Verwendung von Öl. Der Abschnitt über den Verkauf von Sabbatjahresfrüchten Μ V I I I 3—5 beginnt in der Tos ähnlich wie in der M, geht aber dann eigene Wege (Tos VI 17—26). Die Vordersätze der Μ V I I I 3 und 4b entsprechen denen der Tos VI 17 und 21 Anfang. Tos VI 21 Ende—25 Anfang stehen einige Ergänzungen, in denen ähnliche Fälle an-
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I. Seder. Zeraim: 6. Schebiit
geführt sind. Μ V I I I 5 fehlt in der Tos, scheint aber vorausgesetzt zu werden Tos VI 25 Ende — 26. Über das Ernten und Weiterverarbeiten von Sabbatjahresfrüchten Μ V I I I 6 liegt in Tos VI 27—29 Mitte eine Paralleltradition vor. Das Kochen von Kräutern des Sabbatjahres in ö l der Priesterhebe Μ V I I I 7a entspricht formal Tos VI 29 Ende; die Μ scheint von der Tos vorausgesetzt zu sein. Die Regel über den Verkauf von Sabbatjahresfrüchten V I I I 7b fehlt in der Tos. Der Abschnitt Μ V I I I 8—IX 1 über verbotene Verwendungsarten von Sabbatjahresfrüchten und zum Kauf erlaubte Früchte hat in der Tos keine Entsprechung. E r zeigt stark redaktionelle Züge. In der Tos findet sich an dieser Stelle ein größerer Exkurs VII 1 — 9, der eine systematische Zusammenstellung über das Verhältnis von Sabbatjahr und Zweitzehnt enthält. Dieser Exkurs könnte vielleicht veranlaßt sein durch die Erwähnung der Zehnten neben dem Sabbatjahr Μ I X l a . Merkwürdig bleibt er auch so, da sich für seine Einfügung vorher schon bessere Gelegenheit ergeben hätte durch die Erwähnung des Zweitzehnt neben dem Sabbatjahr Μ V I I I 2c; doch scheint Tos diese Stelle nicht gekannt zu haben. Die Einteilung des Landes Israel nach Gebieten für die Wegschaffung Μ I X 2 a wird wieder von der Tos vorausgesetzt. Die Erläuterungen Tos V I I 10—16 gehen der Μ I X 2b—5 trotz mancher Berührungen parallel und sind sehr viel ausführlicher gehalten; die Erwähnung des Bezirkes von Lydda Μ I X 2 b fehlt in der Tos. Μ I X 6 und 7 sind wieder von der Tos V I I 17 und 18 vorausgesetzt. Das Verfahren bei der Wegschaffung Μ I X 8a ist von der Tos V I I I 1 — 2 vorausgesetzt, sie geht der Μ I X 8 b parallel. Μ I X 9 hat in der Tos keine Entsprechung. Den Abschluß des Traktates bilden wie in der M, so auch in der Tos Bestimmungen über das Erlaßjahr. Tos V I I I 3—4 scheint mindestens Μ X l a vorauszusetzen, sie geht der Μ X l b parallel. Ähnlich entspricht Tos V I I I 6—6 der Μ X 2c. Die übrigen Mischnasätze haben keine Parallelen in der Tos. Die Verordnung und das Formular des Vorbehaltes Μ X 3—4 setzt Tos V I I I 7 voraus, Tos V I I I 8—10 ist unabhängig von Μ X 5—6, geht aber inhaltlich parallel. Für Μ X 7. 8 findet sich keine E n t sprechung in der Tos. Μ X 9a wird wieder von Tos V I I I 11 vorausgesetzt.
Es zeigt sich also, daß die Tos bestimmte Sätze der Μ voraussetzt und daß sie einzelne Sätze der Mischna in gleichem oder etwas gekürztem Wortlaut hat. In beiden Fällen erläutert oder ergänzt die Tos diese Bestimmungen anders als es die Μ tut. Es gehören dazu etwa folgende Sätze: Μ I I . (4c); II 2a. 6a. 9a*; III 1. 2a. 5*. 7*. 8a. b. 10a; IV 1. 2a*. 4a. 5a. b. 7*. 10a; V la. 2a*; VII. 3*. 5*. 6*; VII 1*. 2*. 3b. 5a. b*. 6. 7a; VIII 1. 2a. b. 3*. 4b*. 5. 6*. 7a; IX 2. 6. 7. 8a; X la. 2c. 3. 4. 9a. Diese Bestimmungen erweisen sich auch als das Gerippe des Mischnatraktates. Durchweg geben sie den leitenden Gedanken für das Folgende ab. Es ist daher möglich, daß wir in ihnen eine Vorform unserer Mischna haben, die dann einerseits von Rabbi (um 200) zu unserer Mischna ausgebaut wurde und andererseits die Grundlage für die Tosefta bildete, die diese Vormischna gemaraartig erläuterte. Beide schöpften aus dem gleichen Traditionsstrom, so daß sich weitere Berührungen und Überschneidungen
Einleitung: Mischna und Tosefta Schebiit
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zwischen Mischna und Tosefta ergeben; die Tosefta gibt jedoch einen etwas späteren Ausschnitt aus der Überlieferung. Die Vorform der Mischna, wie wir sie herzustellen versuchten, ist von Rabbi noch in mannigfacher Weise überarbeitet worden. Auch ist es möglich, daß die Tos nicht alle Bestandteile dieser Vorform erläutert hat, ihr Umfang also noch größer gewesen ist, als es sich jetzt noch erkennen läßt. Aus dem Traktat Schebiit wenigstens gewinnt man nicht den Eindruck, daß die Tos lediglich eine Sammlung von Baraitot darstellt, die keine Aufnahme in die offizielle Mischna gefunden haben. Dagegen sprechen die Stellen, an denen die Tosefta der Mischna parallel geht und bestimmte, der Mischna entsprechende Sätze in anderer Reihenfolge bringt als die Mischna. Es muß der Tos also eine selbständige Redaktion zugrunde liegen1. So steht ζ. B . der Satz über den Mindestraum zwischen den Bäumen eines Baumfeldes Μ I 5 b und Tos I 1 Mitte; der Satz über die verschiedenen Besitzer der B ä u m e eines Baumfeldes Μ I 5 a hat jedoch seine Entsprechung erst in Tos I 1 E n d e . Oder: Μ I X 4 b findet sich in. abgewandelter F o r m Tos V I I 15 Anfang, der Satz behandelt Sonderfälle der Zeit der Wegschaffung. Tos V I I 15 E n d e werden jedoch die Oliven und Datteln besprochen, die schon Μ I X 3 C erwähnt sind. Ähnlich wird erst Tos V I I I 10 E n d e eine der Μ X 5 a entsprechende Meinung mitgeteilt, während Tos V I I I 8 eine Μ X 5 b entsprechende B a r a i t a steht, Tos V I I I 9, 10 Anfang Μ X 6 a ergänzt und Tos V I I I 10 Mitte Μ X 6 c .
1 Diese Ausführungen über das Verhältnis von Μ und Tos gelten nur für Schebiit; sie müßten an anderen Traktaten nachgeprüft werden. Vgl. hierzu auch die entsprechenden Abschnitte in den bisher erschienenen Traktaten, so bes. RENGSTORF,
Jeb
S. 4 6 f f . * ;
BORNHÄUSER,
Suk
S. 1 8 f f . ;
LISOWSKY,
Jad
S. 18ff.;
BIETENHARD,
Sot S. 17 ff. und außerdem GUTTMANN, Das redaktionelle und sachliche Verhältnis zwischen Misna und Tosephta, Breslau 1928.
Text Übersetzung und Erklärung
I. Seder. Zeraim: 5. Schebiit
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1 1 1 Im Sabbatjähr selbst war jede Feldarbeit untersagt (Ex 23io; Lev 25 4f.). Die folgenden Bestimmungen wollen verhindern, daß man dieses Verbot umging, indem man die für die Feldbestellung im Sabbatjähr erforderlichen Arbeiten bereits im letzten Teil des vorhergehenden Jahres verrichtete. Andererseits durften Arbeiten für die Ernte des laufenden Vorsabbatjahres auch nicht gestört werden. 2 Das Pflügen eines gewöhnlichen Feldes endete normalerweise spätestens um das Passafest. Von da an war das Pflügen im Vorsabbatjahr verboten, damit man sein Feld nicht für eine Ernte im Sabbatjahr bestellte (vgl. II 1). In einem mit Bäumen bestandenen Feld pflegte man länger zu pflügen, um den Bäumen den Spätregen noch zugute kommen zu lassen. Im Vorsabbatjahr mußten daher dafür besondere Bestimmungen erlassen werden. 3 Diese Mischna ist die Grundbestimmung für das ganze Kapitel. Sie ist zudem die älteste unseres Abschnittes, wie die Erwähnung der Schulen Schammais und Hillels zeigt. 4 Man pflügt ein Baumfeld, um den Boden für den Spätregen zu öffnen; pflügt man noch später, so ist das den Früchten nicht »gut«, denn der Boden trocknet unnötig aus, der Baum erhält weniger Wasser, und seine Früchte bleiben klein. Nur selten dauerte der Spätregen über Pfingsten hinaus an, praktisch kam es daher kaum vor, daß man noch — wie es nach der 5
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I. Feldarbeiten am Ende des Sabbatjahres
Traktat Schebiit I. Feldarbeiten am Ende des Sabbatjahres (11—II 10)1 Kapitel I 1. Vom Pflügen eines Baumfeldes
(I 1—8)2
a) Die Zeitbestimmung ( I I ) 3 I 1 Bis zu welchem Zeitpunkt darf man ein Baumfeld im Vorsabbatjahr pflügen ? Die Schule Schammais sagt: Solange es für die Baumfrüchte gut ist 4 ; die Schule Hilleis sagt: Bis zum Pfingstfest; doch sind diese Worte jenen gleichbedeutend5. b) Abgrenzung des reinen Baumfeldes (I 2—4b) e I 2 Was ist ein Baumfeld? Sobald drei Bäume auf einem Seafeld7 stehen8 [und] wenn zu erwarten ist, daß sie [ein jeder so viele Feigen tragen, daß man aus ihnen] einen Feigenkuchen9 [im Gewicht] von Bestimmung der Schule Schammais theoretisch möglich wäre — länger als bis Pfingsten pflügen durfte. Deswegen fällt diese Kontroverse auch nicht unter die Erleichterungen der Schule Schammais (j I 33 d, 12). Zu I 1: In späterer Zeit wurde das Pflügeverbot im Vorsabbatjahr wegen der immer größer werdenden Abgaben als drückend empfunden. Rabban Gamli'ellll. (c. 220—230) und seine Schule gestatteten daher das Pflügen bis zum Beginn des Sabbatjahres am 1. Tischri im Herbst, jedoch nicht ohne Widerspruch zu finden (j I 33a, 40; Tos I I ;
bM kat 3 b ;
v g l . B Ü C H L E R , S . 2 1 8 A n m . 1).
I 2 6 Da man neben und unter den Bäumen eines »Baumfeldes« ja auch einjährige Feldfrüchte anbauen und das Baumfeld ihretwegen pflügen konnte, die Felder aber nicht für das Sabbat jähr bestellt werden durften, mußte naher bestimmt werden, unter welchen Bedingungen ein Feld als ein Baumfeld gelten solle. 7 ΠΝρ JVa E i : n Feld, auf das man ein Sea Getreide säen konnte, ^ 612, 56 qm (nach DALMAN II 51). 8 In kalifornischen Plantagen pflanzt man heute drei Feigenbäume auf eine Fläche von maximal 363 qm (HTSL II 141). Dürfen wir diese Verhältnisse auch nicht ohne weiteres auf das alte Palästina anwenden, so scheint doch diese Bestimmung sehr großzügig zu sein. 9 nV , :n Ί33; ist ein Kuchen aus gepreßten Feigen. Der Ausdruck nV,5'7 133 erscheint in der Mischna nur hier und I 3. 4. 133. scheint überflüssig zu sein, wenn man die in der Mischna gewöhnliche Mischila. I. Seder. 5. Traktat
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I. Seder. Zeraim: 6. Schebiit
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Bedeutung »Laib« auch hier zugrunde legt. Nun kann aber 13? auch ein Gewicht, nämlich ein Talent, bedeuten, welches gleich 60 Minen ist (Ex 38 25«.); so im AT häufig; rabbinisch 1?? (bAb zara 44a; pl. j Schek 50b, 19). Das Talent ist in der hellenistisch-späthellenistischen Zeit ein häufig benutztes Handelsgewicht (Belege s. in: F. P R E I S I G K E , Wörterbuch der griechischen Papyrusurkunden I I I , Berlin 1931, S. 369», Z. lOff.). Vielleicht ist hier so zu fassen; die 60 italienischen Minen wären dann ein erläuternder Zusatz, und es wäre zu übersetzen: »ein Talent Feigenkuchen, welches 60 italienische Minen hat«. Uns läge damit eine andere Bestätigung der Gleichsetzung 1 Talent = 60 Minen vor. 101 italienische Mine Op.^D··« = Ιταλικός) ^ 341 g; 60 also ^ 20,47 kg (nach K R A U S S I I 405f.). Das würde dem attisch-römischen Talent der Kaiserzeit entsprechen (vgl. F. HULTSCH, Metrologie, Berlin 1882, S. 715). Die Mine ist hier also kein Geldstück (wie Luc 19 13ff.), sondern ein Gewicht. Das hier angegebene Maß für den Ertrag eines Feigenbaumes dürfte dem Durchschnittsertrag eines ausgewachsenen Feigenbaumes entsprechen: in Südeuropa erhält man etwa 30 kg getrocknete (nicht wie in unserer Mischna: gepreßte) Feigen von einem völlig ausgewachsenen Baum (nach L. REINHARDT, Kulturgeschichte der Nutzpflanzen I, München 1911, S. 129). 11 Denn in diesem Falle darf man nur zum unmittelbaren Nutzen des Baumes (1?"!^: I 3 u. ö. ausdrücklich) pflügen. Der Rest des Feldes muß brach gelassen werden. Das Maß dieses Kreises um den Baum ist aus der Erntezeit genommen, wo der Pflücker, mit der einen Hand Feigen pflückend und mit der anderen seinen Korb haltend, um den Baum herumging. Von dem äußeren Korbrand bis zum Stamm reicht so der Radius des Feldteiles, den man pflügen durfte. Die gleiche Bezeichnung als Maß des Bodens, der zum Baum gehört, ζ. B. bB bat 82 a/b (vgl. j Schebi I 33b, 8).
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I. Feldarbeiten am Ende des Sabbatjahres
60 italienischen Minen10 [hjerstellen [kann], darf man das ganze Seafeld ihretwegen pflügen; [tragen sie] weniger als dies, darf man nur den Bereich eines Feigenpflückers und seines hinausragenden Korbes umpflügen11. I 3 Wald- oder Obst bäume12 behandelt man, wie wenn sie Feigenbäume wären 13 : Wenn zu erwarten ist, daß sie [ein jeder so viele Früchte tragen, daß man aus ihnen] einen Kuchen [im Gewicht] von 60 italienischen Minen [h]erstellen [kann], darf man das ganze Seafeld ihretwegen pflügen; [tragen sie] weniger als dies, darf man nur zu ihrem Bedarf pflügen. I 4a Trägt [nur] einer [so viel, daß man daraus] einen Feigenkuchen [herstellen kann], oder tragen [nur] zwei [soviel], [so] darf man nur zu ihrem Bedarf pflügen14. Zu I 2: Tos I 1 finden wir eine Parallele zu unserer Mischna. Dort setzt R. Me'ir fest, daß man, stehen drei Bäume auf einem Seafeld, diese zusammenrechnen (d. h. als ein Baumfeld betrachten) und das ganze Feld ihretwegen pflügen darf, ebenso bei zehn Setzlingen auf einem Sea-Feld (vgl. Μ I 6). R. Jehuda und R. Jose (nach WA auch R. Schim'on) stehen zu ihm in Kontroverse und erlauben nur das Pflügen zum Bedarf der Bäume. Die Festsetzung eines bestimmten Ertrages der Bäume, der in unserer Mischna ja ausschlaggebend ist, ist der Bar der Tos noch nicht bekannt gewesen. Zur Zeit ihrer Abfassung scheint man also noch die Bestimmung über die Abgrenzung des Baumfeldes diskutiert zu haben; vielleicht bietet unsere Mischna die — von Rabbi festgesetzte ? — Kompromißlösung zwischen den beiden in Tos streitenden Parteien. Vgl. BÜCHLER, S. 216ff. Anm. 1; ZUCKERMANDEL, TMB I 388ff. 1 3 12Ρ"}0 eig: »Leerheitsbäume«, d.h. Bäume ohne eßbare Frucht, vgl. Kil VI 5 (j?10 von einer Saph'el-Form von p , 1 , SEGAL § 262) im Gegensatz zu Vdx» fc'K (wie Lev 19 23; Ez 47 12; Neh 925) Obstbäume, eig.: »Speisebäume«. Beide Male sg. m. als coli. (vgl. ALBRECHT § 8 5 a ) .
Bisher war nur von Feigenbäumen die Rede; daher wird jetzt die Bestimmung I 2 auf alle Bäume erweitert. Wie die Berechnung allerdings im einzelnen, ζ. B. bei Bäumen ohne eßbare Frucht, geschehen soll, wird nicht deutlich. 13 Der Feigenbaum als Norm für alle Bäume kann auf Galiläa als Ursprung der Norm hinweisen. Dort wurde er in großen Mengen angebaut (BÜCHLER, S. 217 Anm. 1). Er ist nach j I 33b, 31 ausgewählt, weil seine Früchte größer und zahlreicher sind als die aller anderen Bäume. I 4a 14 Jeder der drei Bäume muß also so viele Früchte hervorbringen, daß die Norm des Feigenkuchens (I 2) erfüllt werden kann. 3·
I. Seder. Zeraim: 5. Schebiit
36
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I. Feldarbeiten am Ende des Sabbatjahres
I 4b
37
[Das gilt,] solange es drei bis neun [Bäume] sind; sind es zehn oder mehr — tragen sie [genügend] oder tragen sie nicht —, darf man das ganze Seafeld ihretwegen pflügen 15 . c) Biblische Begründung für das Pflügeverbot (I 4c)
I 4c
Denn es wird gesagt: »Vom Pflügen und vom Ernten sollst du ruhen« 16 . Nicht braucht man [dies noch vom] Pflügen und Ernten des Sabbatjahres zu sagen; [es wird] vielmehr [gesagt vom] Pflügen des Vorsabbatjahres, welches [mit seiner Wirkung] ins Sabbatjahr hineinreicht und [vom] Ernten [der Früchte] des Sabbatjahres, welches ins Nachsabbatjahr hinausreicht 17 . Rabbi J i s c h m a " e l sagt [jedoch]: Wie das Pflügen eine freiwillige Arbeit 1 8 [ist, so wird E x 34 21] auch das Ernten [nur] als eine freiwillige Arbeit 1 8 [verboten]. Ausgenommen [ist also von diesem Verbot] das Ernten der Erstlingsgarbe 19 . d) Weitere Bestimmung über das Baumfeld (I 5) 20
I 5a
[Stehen auf einem Feld] drei Bäume, die drei [verschiedenen] Leuten [gehören], so werden diese zusammengerechnet 21 , und man darf das ganze Seafeld ihretwegen pflügen. sollen; beruhen diese Arbeiten auf einer P f l i c h t , wie es bei der Ernte der Erstlingsgarbe der Fall sein kann (s. u.), darf man sie verrichten (vgl. jedoch Mek Wajjak zu Ex 353). "lipiB, die »Erstlingsgarbe« (Lev 23ioff.), wurde am 16. Nisan im Tempel dargebracht. Da es vorkam, daß sie nicht rechtzeitig reif wurde, durfte sie auch an einem Sabbat geschnitten werden (Men V I 1. 3 ; Tos I 20; vgl. auch D A L M A N 1 4 5 5 f f . ; anders K A P U S T I N Z. St.). Zu I 4c: Es ist auffällig, daß diese biblische Begründung erst hier erfolgt, da man sie gleich nach dem Verbot des Pflügens I 1 erwartet hätte (vgl. j I 33b, 42, wo I 4c auf I 3 bezogen wird, und MAIM. Ζ. St.). I 5a 2 0 Nach der Unterbrechung I 4c wird die nähere Bestimmung des Baumfeldes fortgesetzt. pt. Hitp. von «pX; eig.: »zusammengerechnet werden«.
»verbunden werden«, hier:
Zu I 5a: j I 33b, 48 wird diese an sich schon erleichternde Bestimmung nun auch hinsichtlich der Zeitbestimmung noch erleichtert: man darf in unserem Fall bis Neujahr, d. h. bis 1. Tischri, pflügen. Ist dabei schon die Aufhebung des Pflügeverbotes im Vorsabbatjahr durch Rabban G a m l i ' e l l l L (c. 220—230), vgl. zu I 1, vorausgesetzt
I. Seder. Zeraim: 5. Schebiit
38
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K ist hier wohl: »mit Asche beschütten« (mit Aruch nach L E V Y ) , nicht: »stutzen«, da das bereits bei den Bäumen erlaubt war (II 3b) und keine Schutzmaßnahme ist. Asche diente auch den Griechen und Römern als Mittel gegen Schädlinge und als Düngemittel (vgl. Theophr. c. pl. III, 17,1; Plin. nat. 17, 261 und MAGERSTEDT IV 103f., 112). 28 trn3 nfcw, »Schutzhäuser machen«, diente nach j II 33d, 39 dazu, den Pflanzen Schatten zu geben und ihr Wachstum zu fördern. 2 9 Im Sabbatjahr durfte also nur in umgekehrter Weise wie in gewöhnlichen Jahren verfahren werden, wodurch das Begießen dem natürlichen Regen ähnlich wird (vgl. DALMAN IV 180). Da die anonyme Mischna das Begießen nur bis Neujahr erlaubt, bedeutet der Satz des R. El'azar ben Sadok demgegenüber eine Erleichterung. Diese Entwicklung finden wir in Tos und j fortgeführt. Dort (Tos I 5; j I I 33d, 44) wird von R. Jose ben Kipper (um 180) eine Kontroverse der Schulen Schammais und Hillels überliefert, in der erstere wie R. 2 δ
47
c) Arbeiten an Setzlingen (II 4) II 4 Man darf Setzlinge24 mit Schmutz bestreichen 26 , sie umwickeln 26 , sie mit Asche bewerten 27 , ihnen Schutzhäuser machen 28 und siebegießen bis Neujahr. Rabbi El'azar ben Sadok sagt: Auch darf man [ihnen] Wasser über die Krone im Sabbatjahr [selbst] gießen, aber nicht über die Wurzel 29 .
II 5a
d) Salben und Anbohren der Feigen (II 5) Man darf unreife Feigen 30 salben 31 und anbohren 32 bis Neujahr 33 .
El'azar ben Sadok lehrt, letztere jede Beschränkung des Begießens aufhebt. Vgl. j II 33d, 47, wo das Begießen mit einem Korbe im Sabbat jähr gestattet wird, was man in einem gewöhnlichen Jahr auch nicht tat. Zu II 4: j II 33d, 39 erleichtert unsere Mischna, indem ein Teil der Tätigkeiten im Sabbatjahr selbst erlaubt wird: 1. ΟΠΤ, ηΊ3 und D?fJ sind Maßnahmen zum Schutz der Setzlinge, ohne die sie eingehen würden, die aber großen Bäumen nichts mehr ausmachen, darum darf man sie an Setzlingen auch im Sabbat jähr verrichten; dagegen sind 2. Π'ΓΠ nfr» und Tätigkeiten zur Förderung des Wachstums und bleiben deswegen im Sabbatjahr verboten. — Par. zu II 4a: b Ab zara 50b; die Tos führt Schebi I 5 nur das Begießen an, stimmt aber sonst formal mit Μ überein (vgl. über sie oben Anm. 29). II 5a 30Π|3, von US »unreif sein«, »unreife Frucht«, speziell die unreife Feige (bh: HL 2] 3), so auch hier. 31 »salben«, »einölen«, bezeichnet hier das Bestreichen der noch nicht voll entwickelten Feige mit öl, um die Reife zu beschleunigen. Diese Sitte wird noch heute in Ägypten geübt (Low I 234). 32 2[?1 eig.: »durchbohren«, hier das Anbohren der unreifen Feigen mittels einer in ö l getauchten Nadel. Dieses Verfahren, das schon den Griechen bekannt war (Theophr. c. pi. V 2, 4) und auch heute noch in Italien angewendet wird (inoliazione, puntura), diente nach der Meinung der Alten dazu, die Reife der Frucht durch inwendiges Einölen über das äußerliche Einölen (ηΐο) hinaus noch mehr zu fördern, bewirkte aber tatsächlich durch den Reiz, der beim Einstechen auf die Samenanlage im Innern der Feige ausgeübt wird, die eigentliche Ausbildung und Reife der Feige. Dieser Reiz wird normalerweise von der Gallwespe (einem Insekt, das als einziges die für diesen Zweck erforderliche Eignung besitzt) dadurch hervorgerufen, daß sie in den Blütenständen der Feigen ihre Eier ablegt. Ohne diesen natürlich oder künstlich hervorgerufenen traumatischen Reiz verkümmern die Feigen und fallen ab (heute bringen allerdings die meisten Sorten infolge besserer Zuchtergebnisse ihre Früchte auch ohne Fremdeinwirkung zur Reife). Vgl.
I. Seder. Zeraim: 5. Schebiit
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Moraceae in: Lebensgeschichte der Blütenpflanzen Mitteleuropas, ed. Kirchner, Loew, Schröter Bd. I I 1, Stuttgart 1933, S. 819; ERICH LEICK, Die Kaprifikation usw. in: Mitt. d. Dtsch. Dendr. Ges., 1924, S. 263ff., bes. S. 268 u. 278ff. 33 Da das Salben u n d Anbohren der Feigen für deren Reife wesentlich ist, dürfen diese Arbeiten solange verrichtet werden, als sie den Früchten des Vorsabbatjahres zugute kommen, die man ja noch essen darf, d . h . bis N e u j a h r ( = 1. Tischri) des Sabbatjahres. H A N S WALTER,
II 5 b 34 Bei den Feigen unterscheidet m a n im wesentlichen zwei Zeiten der E r n t e , nämlich die Frühfeigen, die von Mai bis J u n i geerntet werden, und die Sommerfeigen, deren E r n t e von August bis Oktober stattfindet (DALMAN I 160,379; vgl. Marc 1113b). Hier sind die Sommer feigen gemeint ausschließlich des Teiles von ihnen, der bereits im Vorsabbatjähr geerntet werden konnte, da bei diesen Salben u n d Anbohren ja ohne weiteres erlaubt war. 35
Damit wird die Bestimmung I I 5a dahingehend eingeschränkt, daß man nur diejenigen Feigen, die im Vorsabbatjahr noch reif werden können oder die erst im Nachsabbat jähr ansetzen, behandeln darf, damit ein Hineinwirken in das Sabbat jähr vermieden wird. I I 5c 36 Sc.: die in I I 5 b genannten Sommerfeigen des Vorsabbatjahres u n d des Sabbat jahres. 37
R. J e h u d a erlaubt also das Salben, sofern es eine nicht übliche Arbeit ist; denn er will den Schein einer dem Sabbat jähr zugute kommenden regulären Feldarbeit vermeiden. 38
Sc.: den I I 5 b genannten Sommerfeigen u n d zwar ohne jede Einschränkung.
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I. Feldarbeiten am Ende des Sabbatjahres
II 5b
Feigen des Vbrsabbatjahres, die in das Sabbatjahr hineinstehen34, und die des Sabbatjahres, die in das Nachsabbat jähr hinausstehen35, darf man nicht salben und nicht anbohren36. II 5c Rabbi Jehuda sagt: Wo es üblich ist zu salben, darf man nicht salben36, weil das Feldarbeit ist; wo es nicht üblich ist zu salben, darf man salben37. Rabbi Schim'on erlaubt es bei diesen38, weil man [ja auch] zur Baumpflege berechtigt ist 39 . e) Das Vermehren von Bäumen (II 6) 40 II 6a Nicht darf man Stecklinge einsetzen41, nicht Absenker machen42 und nicht pfropfen43 im Vorsabbat jähr innerhalb von 30 Tagen vor Neujahr 44 . Und wenn man Stecklinge eingesetzt oder Absenker gemacht oder gepfropft hat, muß. man [sie wieder] ausreißen45. 3 9 R. Schim'on rechnet das Salben zu den Arbeiten, die der Pflege, nicht zu denen, die dem Ertrag des Baumes dienen. Da nach seiner Meinung (vgl. Anm. 23) die Pflege des Baumes im Sabbatjahr gestattet war, erlaubt er das Salben ohne Rücksicht darauf, ob es in das Sabbatjahr hineinwirkt oder nicht. Zu II 5: Die Tos teilt in der unserem Abschnitt entsprechenden Parallele I 8 nur die Meinung R. Jehudas mit. Das Anbohren der Feigen fehlt. Zu II 2a—5: Sieht man bei diesen Sätzen von den Erweiterungen ab, so bleibt ein einheitliches Korpus von Sätzen, die stets auf die Formel »bis Neujahr« enden, als Grundstock. Vgl. auch Tos I 5 Anfang. 6. 11. II 6a 40 Jede Feldarbeit im Sabbatjahr selbst ist verboten. Unter dieses Verbot fallen auch Arbeiten, die sich erst im Sabbatjahr auswirken, obwohl sie schon vorher verrichtet wurden. So mußte für die verschiedenen Arten der Vermehrung der Baume eine Sonderregelung getroffen werden; denn ein jung gepflanztes oder gepfropftes Reis braucht einige Zeit, bis es angewachsen ist. Im allgemeinen wurden jedoch junge Bäume im Winter gepflanzt (DALMAN I 264), sodaß diese Bestimmung wohl kaum angewandt wurde. 41 SB! »pflanzen« ist hier speziell »Stecklinge einsetzen«, wozu man kräftige Triebe vom Baum abschneidet und einpflanzt. 42 η , Ί5Π wohl von der Wurzel TJ13 »knien«, ist im Mh »einsenken«, ) »Absenker machen«. Dazu schneidet man den Trieb nicht wie bei Sül vom Baum ab, sondern läßt ihn in der ersten Zeit mit dem Mutterbaum verbunden, indem man ihn umbiegt und seinen mittleren Teil mit Erde bedeckt. Dieses Verfahren wurde hauptsächlich bei Weinreben angewandt (DALMAN IV 327) und ist der Natur abgesehen. Mischna, I. Seder. 5. Traktat
4
I. Seder. Zeraim: 5. Schebiit
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3 3'iri eig. (wie auch bh) »aufsitzen lassen«, dann »pfropfen«. Denn diese Arbeiten dürfen sich auf keinen Fall in das Sabbatjahr hineinziehen. Daher setzte man diese Schutzfrist fest, innerhalb derer die jungen Sprößlinge sicher angewachsen waren. 46 Sofern man innerhalb der Schutzfrist dreißig Tage vor Beginn des Sabbatjahres gepflanzt hat, muß man die Arbeit wieder rückgängig machen, d. h. die Stecklinge usw. wieder ausreißen, weil sich sonst das Pflanzen usw. in das Sabbatjahr hinein auswirken würde. Vgl. auch die Diskussion j II 33 d, 54 über das, was zu tun ist, wenn der, der gepflanzt hat, stirbt. Zu II 6a: Dieser Satz wird b R hasch 10b R. El'azar (um 150) zugeschrieben (so ist mit GOLDSCHMIDT ZU lesen, nicht wie im Text: R. Eli'ezer; weitere Par.: b Jeb 82a; j Orl I 61a, 20). Sachlich vgl. auch Tos Schebi II 3a; j II 33d, 67; Tos R hasch I 8 und j Orl I 61a, 20; wo festgesetzt wird, daß einem, sofern er die Frist von dreißig Tagen einhält, das Jahr angerechnet wird (njtf i"? nnV»), nämlich das vollständig eingehaltene Sabbat jähr. Dies bezog man später (b R hasch 10b) auf das Vorsabbatjahr und Schloß daraus, es sei gemeint, hier gälten die dreißig Tage für ein ganzes Jahr. Vgl. 4S , 44
DALMAN I V 1 8 8 .
II 6 b 46 D. h. nach drei Tagen ist die Wirkung der Arbeitshandlung beendet. Die Schutzfrist vor dem Sabbatjahr brauchte nach R. Jehuda also nur drei Tage zu betragen (vgl. noch die folgende Anmerkung). 4 7 Es geht also nur um die Frage, wie lange die Schutzfrist vor dem Sabbatjahr dauern muß, damit eine Wirkung der Arbeit in das Sabbatjahr hinein vermieden wird. Der Anonymus setzt dreißig Tage, R. Jehuda drei, R. Jose und R. Schim'on vierzehn Tage. Zu II 6b: Die spätere Auslegung (b R hasch 10b und Komm.) verstand diese Diskussion so, als verordne die Mischna, daß die Setzlinge ein Jahr vor dem Sabbat jähr gepflanzt sein müßten (vgl. zu II 6a) plus der Anwachszeit. Dabei sei die Anzahl der Tage, die man gerade noch als ein Jahr berechnen dürfe, kontrovers gewesen: Der Anonymus habe dafür einen Tag gerechnet, die genannten Rabbinen
51
I. Feldarbeiten am Ende des Sabbatjahres
II 6b
Rabbi Jehuda sagt: Jedes Pfropfen, das innerhalb von drei Tagen nicht angewachsen ist, wächst nicht [mehr] an4®. Rabbi Jose und Rabbi Schim'on sagen: Innerhalb von zwei Wochen47.
4. Kulturpflanzen an der Grenze zum Sabbatjahr (II 7—10a)48 a) Reis, Hirsen, Sesam (II 7) II 7 Reis49, Kolbenhirse50, Rispenhirse51 und Sesam52 werden, wenn sie vor Neujahr Wurzeln schlagen, gemäß [den Früchten] des verdreißig Tage, so daß sich als Mindestzeit vor dem Sabbatjahr für das Anpflanzen nach Meinung des Anonymus 1 und 30 = 31 Tage ergeben habe, nach Meinung R. Jehudas 30 und 3 = 33 Tage und nach Meinung R . Joses und R . Schim'ons 3 0 + 14 = 4 4 Tage. Vgl. DALMAN I V 1 8 8 ; KAPUSTIN Z. S t .
Zu II 2—6: Die meisten der in diesem Abschnitt genannten Feldarbeiten erscheinen auch j Schab VII 10a, 26 unter dem Stichwort »Arbeiten zum Hervorbringen von Frucht« zusammengefaßt. Sie fallen unter das Verbot des Säens am Sabbat. II 7 48Da eine Reihe von Feldfrüchten, besonders Sommersaatfrüchte, die Grenze zwischen gewöhnlichem Jahr und Sabbatjahr überdauerten, war es nötig, genau festzusetzen, unter welchen Bedingungen sie noch als Früchte des 6. Jahres galten und damit den Sabbatjahresvorschriften nicht unterworfen waren. 49 niK, gr. δρυζα, »Reis« (Oryza sativa). Er kam erst in späthellenistischer Zeit nach Palästina und ist dort auch nur in beschränktem Maße heimisch geworden. Er wurde als Sommersaat angebaut (vgl. DALMAN II 262; Low I 733; zur Anbaumethode vgl. II 10c). Heute kommt er besonders in der Hule-Ebene vor (DALMAN I 404). 50]ΓΠ bedeutet 1. »Hirse« allgemein wie das arabische Wort »duhn« und das deutsche »Hirse« (so Ez 4 g); 2. kann es — wie auch hier — eine spezielle Hirseart bezeichnen, da es mit Ο^ΊΒ, der Rispenhirse (vgl. Anm. 51), zusammen erwähnt wird (wie auch Hal I 4). Mit |ΓΠ wird die Kolbenhirse (Setaria italica) gemeint sein, die heute zwar nicht in Palästina, wohl aber in Syrien angebaut wird und deren Verbreitungsgebiet früher sicher größer war (so auch Low; DALMAN nimmt auf Grund der Übersetzungen zu Ez 4 9 für |tH die Rispenhirse an). Die Sorghum- oder Mohrenhirse (Sorghum vulgare), die heute in Palästina angebaut wird, kommt wohl nicht in Betracht, da sie zur Zeit der Mischna dort noch nicht kultiviert worden sein dürfte; denn sie war im alten Ägypten unbekannt und stammt wohl aus Afrika. Vgl. DALMAN II 260f.; Low 1 788ff.; botanische Lit.: G . B E N D E R , Geographie der Hirsen, in: Koloniale Rundschau, 1 9 3 1 ; E . W E R T H , 4"
I. Seder. Zeraim: 5· Schebiit
52
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Zur Geographie . . . der Hirsen, in: Angew. Botanik 19, 1937; HTSL I 662 ff. 51 , Π?1τ9 ist die Rispenhirse (Panicum miliaceum) nach dem syr, peraggä (Geop. 5,19; 114,13 u. ö.), nicht der Mohn (wie MAIM, annimmt), da dieser in Vorderasien nicht angebaut wurde (vgl. Low II 364 u. Lit. zu Anm. 50). 52 Bitfijtf (K punktiert das Wort geht zurück auf assyr. schamaschschannum, nach Low III 4) ist »Sesam« (Scsamum indicum), eine im ganzen Altertum zur ölgewinnung häufig angebaute Pflanze (DALMAN I I 296f.; Low I I I Iff.). 53
In jedem 3. und 6. Jahr der Jahrwoche : mußten der Erstzehnt 1&S9) und der Armenzehnt C?S? "l^S?) entrichtet werden, in den übrigen Jahren der Jahrwoche der Erstzehnt und der Zweitzehnt ("Ο® der vom Besitzer selbst in Jerusalem während der Wall· fahrtsfeste verzehrt werden sollte. Das Sabbat jähr selbst war zehntfrei, da ja in ihm nicht geerntet werden durfte (vgl. Sifr Dtn 14 28 (96b); 26 12 (128b); j Schebi VII 37c, 48; B I L L E R B E C K IV 681f.). Für eine ordnungsgemäße Entrichtung der in den einzelnen Jahren verschiedenen Zehnten war eine genaue Festlegung, unter welchen Voraussetzungen eine Pflanze zum vorhergehenden oder zum kommenden Jahr gehört, erforderlich. 54 Denn sie gelten noch als Früchte des Vorsabbatjahres und dürfen darum frei verzehrt werden (vgl. Sifr Lev 25 3 (105c), wo dies aus Lev 25 3 bewiesen wird). 55 In unserer Mischna wurden — nach Art eines Merkverses — ähnliche Bestimmungen aus zwei verschiedenen Gesetzesbereichen zusammengefaßt: 1. aus dem Zehntgesetz und 2. aus dem Sabbatjahresgesetz. Für beide spielte die Frage des Jahreswechsels eine Rolle
I. Feldarbeiten am Ende des Sabbatjahres
53
gangenen [Jahres] verzehntet 63 und sind im Sabbat jähr [zum Genuß] erlaubt 54 , wenn [sie es aber] nicht [tun], sind sie im Sabbat jähr [zum Genuß] verboten und werden gemäß [den Früchten] des kommenden Jahres verzehntet 55 . b) Langbohnen, Kichererbsen und Schalotten (II 8—9) II 8a Rabbi Schim'on aus Schezar sagt: Wenn man Langbohnen 58 von Anfang an zur Samengewinnung 57 gesät hat, [verhält es sich mit ihnen] ebenso wie mit jenen 58 . II 8b Rabbi Schim'on sagt: [Mit den] große[n] Kichererbsen 59 [verhält es sich] ebenso wie mit jenen 58 . Rabbi El'azar sagt: [Nur dann verhält es sich mit den] große[n] Kichererbsen [ebenso], wenn sie vor Neujahr Schoten bekommen 80 . (vgl. Anm. 53 u. 54); aber beide Gesetze werden an und für sich unabhängig voneinander zur Anwendung gebracht, das Zehntgesetz in den ersten sechs Jahren der Jahrwoche, das Sabbatjahresgesetz im 7. Der Schluß unserer Mischna ist daher nicht so zu verstehen, als gäbe es eine Verzehntung im Sabbatjahr, wie es das Nebeneinander nahezulegen scheint. Vgl. dazu, daß in den ausführlichen Parallelbestimmungen (Tos II 5f. und j II 34a, 32) vom Sabbatjahr nicht die Rede ist (vgl BÜCHLER S. 235 Anm.). Stilistisch liegt Chiasmus vor. Zu II 7: Die genannten Feldfrüchte sind sämtlich Sommersaatgewächse. Sie werden auch sonst nebeneinander genannt und bilden eine Gruppe zwischen Getreide und Hülsenfrüchten (so z. B. Hai I 4; bei den Griechen: Theophr. h. pi. VIII 1, 1 ohne den in Griechenland damals noch unbekannten Reis; vgl. auch die Reihenfolge bei Diosc. II 117ff.: Reis, Graupen, zwei Hirsearten, Sesam. II 8a 58, Tp? ist wohl die Langbohne (Vigna sinensis), welche als Sommersaat angebaut wurde (vgl. Low II 505ff.; DALMAN II 266f.; HTSL I 762). 57 Nicht etwa zu Speisezwecken (BART., MAIM.); denn dann fallen sie unter das Zehnt- bzw. Sabbatjahresgesetz, auch wenn sie vor Neujahr Wurzeln schlagen. 58 Sc. den II 7 genannten Pflanzen Reis, Kolbenhirse, Rispenhirse und Sesam. Zu II 8a: Diese Bestimmung ist der Ausgangspunkt für die ausführlichen Anordnungen über die Langbohne Tos II 5f., bes. auch 13, und j II 34a, 32. Oder ist sie nur ein Resume derselben ? II 8b 5®DriV?)?in CliDX (pas Deminutiv-Form von *]8 »Nase«: »Kichererbse«, nach der an ihr befindlichen Nase so genannt) sind eine besonders große Varietät der Kichererbse (Cicer arietinum), welche im Altertum weit verbreitet war und als Sommersaat angebaut wurde
I. Seder. Zeraim: 5. Schebiit
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(vgl. Low I I 427ff.; DALMAN I I 271; HTSL I 477; anders identifiziert ZU Kil I I I 2a; L E V Y ; JASTROW). — Einige Textzeugen (vgl. textkr. Anhang) lesen flfripini fUiDXn. Das ist, wie K A P U S T I N z. St. gezeigt hat, keine Verschreibung, sondern epexegetisches 1 »und zwar« (vgl. das epexegetische καί I Kor 2 2 u. ö.; BL.-DEBR. § 442, 9). eoVa-jn, denom. von ^»"ln »Beutel«, eig. »beuteln«, übertr. »Schoten bekommen« (vgl. j I I 34a, 30). I I 9a β10'Ί?Ήδ5 a^san (von tr-JO »verschnitten«) bezeichnet eine Zwiebelart und wird j' I I 34a, 68 zweifach erklärt mit: S^SS f 1 ?« »•IT H 3 S Κ*?"Τ Kp.DD »das (sind 1.) Zwiebeln vom Dorfe (?), die (2.) keine Samen tragen«. Die zweite Angabe, daß diese Art keinen Samen trage, läßt auf die der Hauszwiebel nächst verwandte Schalotte (Allium ascalonicum) schließen (so identifiziert auch GUISIUS), die in der Tat gewöhnlich keinen Samen trägt. Nach Low I I 127f. wäre die Schalotte mit ^S^sa Kil I 3 gemeint; doch schließt das nicht aus, daß an unserer Stelle ebenfalls die Schalotte gemeint sein könnte. Die erste Angabe des j ließe (nach Löw, a.a.O.) auf eine Herkunft der Schalotte aus Cypern schließen. Das ist nicht ausgeschlossen; denn cyprische Zwiebeln waren auch sonst im Altertum bekannt (Plin. nat. 19, 101), wenn auch die Schalotte mit diesen nicht gemeint sein dürfte. Wahrscheinlich bezeichnet aber Π*1Β3 lediglich die Herkunft dieser Zwiebelart als »vom Dorfe« (von "1B3 abgeleitet). Daher dürfte an unserer Stelle Ο^ΟΉΒη 0,V?3 die Schalotten bedeuten. Nach R. Hananel (c. 990—1050) wären hier Zwiebeln gemeint, die man durch Zerdrücken der Samenkapseln samenlos gemacht hat, damit die Zwiebeln größer würden (nach Löw I I 128). Diese Methode wurde auch im Altertum angewandt (vgl. MAGERSTEDT V367), doch dürfte dies hier kaum gemeint sein (vgl. die 1. Erklärung des j, s. o.). Die Schalotte ist eben deswegen, weil sie keine Samen hervorbringt, nicht so sehr an die Jahreszeiten gebunden wie die Hauszwiebel, wohl aber im Sommer an die Bewässerung; so erklärt sich ihre Nennung an dieser Stelle. In der Par. Tos I I 4 fehlt sie. — Einige Textzeugen lesen: "©ΠΙ "an. Das ist wiederum epexegetisches 1 (vgl. oben Anm. 59 am Schluß). ALBRECHT
I. Feldarbeiten am Ende des Sabbatjahres
55
II 9a
Schalotten 61 und Langbohnen 62 , denen man das Wasser 30 Tage vor Neujahr entzog 63 , werden gemäß [den Früchten] des vergangenen [Jahres] verzehntet und sind im Sabbatjahr [zum Genuß] erlaubt 6 4 ; wenn [man das aber] nicht [tut] 65 , sind sie im Sabbatjahr verboten und werden gemäß [den Früchten] des kommenden Jahres verzehntet. II 9b Auch die [Schalotten und Langbohnen, die] auf Regenland 66 [stehen], [werden,] wenn man ihnen [das Wasser] zwei Zeiten entzog 67 , [wie oben angegeben behandelt 68 — so die] Worte Rabbi Me'irs; aber die Gelehrten sagen: [Wenn man es ihnen] drei [Zeiten entzog] 69 . Auf künstlich bewässertem Land. Durch Unterbrechung der Wasserzufuhr. 64 Denn bis Neujahr sind sie normalerweise ausgereift und zählen somit als Früchte des alten Jahres. 66 Sc. die Wasserzufuhr nicht unterbricht, sondern die Pflanzen in das nächste Jahr hineinwachsen läßt. Zu II 9a: Par. Tos II 4; bR hasch 14a; vgl. auch zu II 8a. II 9b «»Vsa ist gekürzt aus Vvan rnfr *7f] (wie Tos II 4; Μ Ter X 11; Suk III 3); "?5>3 in der übertragenen Bedeutung »Regen«. Hier ist also natürlich bewässertes Land gemeint im Gegensatz zu künstlich bewässertem Μ II 9a (vgl.Hebr 6 7 ; DALMAN III 32; BORNHÄUSER zu Suk III 3). 6 7 Hatte man, wie in unserem Fall vorausgesetzt, Regenland mit Gemüse bepflanzt, so konnte man dieses auch mittels einer schnell hergerichteten Bewässerungsanlage vorübergehend bewässern. Dabei war — im Gegensatz zu dem regulären Bewässerungsland — das Wasser natürlich besonders knapp und mußte rationiert werden, indem man den einzelnen Feldbesitzern »(Wasser-)Zeiten« (nilis?) zuteilte, in denen sie ihr Feld bewässern konnten. Daraus erklärt sich, daß man im regulären Bewässerungsland die Zeit, in der man bei Schalotten und Langbohnen nicht bewässern durfte, in Tagen festsetzte (II 9a), bei behelfsmäßig bewässertem Land jedoch nach den Wasserzeiten, da das Feld ja nur während dieser Zeiten bewässert wurde. Vgl. DALMAN II 239f. 68 Wie die Schalotten und Langbohnen auf künstlich bewässertem Land II 9a. 6 9 Da die Bewässerungszeiten je nach den örtlichen Verhältnissen schwankten, konnte über die den dreißig Tagen entsprechenden Wasserzeiten ein Dissensus entstehen. II 10a 70!ltfpn, inchoatives Hi (ALBRECHT § 101c, 2) von »hart werden« ( / und B A R T , lesen Ho). Läßt man Kürbisse längere Zeit stehen, so werden sie hart; ihre Schale wird dann auch zu Gefäßen verarbeitet (Plin. nat. 19, 71 und besonders 73; MAGERSTEDT V 399Π. 63
63
56
I. Seder. Zeraim: 6. Schebiit
^ p p j i π $ π m i Μ ? * ? w p n m ι » " i f c ΙΏΙ'ΡΦ o ^ i ^ n
II
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Ι1????, ni von Vdb, verb. den. von *710S, »untauglich werden«. Mit dem Hartwerden verlieren die Kürbisse auch ihren guten Geschmack. Sie sind dann nur noch als Viehfutter zu gebrauchen; vgl. die v. 1.: ». . . untauglich und Viehfutter werden« bei a. 72 Denn sie können ja noch gegessen werden und zählen daher zu den Sabbatjahresfrüchten, welche man nicht ernten darf und daher auch nicht zur Samengewinnung stehen lassen darf. 73 rnJ?n hier: »frischer Trieb«, »Nebentrieb«. nilöfln sind die frischen kleinen Kürbisse, die sich an den Nebentrieben des großen, zur Samengewinnung stehengelassenen Kürbisses bilden. Diese Erscheinung kann auch in unseren Gärten beobachtet werden. II 10b 74 Bisher war die Rede von Feldarbeiten am Ausgang des Vorsabbatjahres; jetzt werden genaue Bestimmungen über einzelne Arbeiten im Sabbatjahr selbst getroffen. Arbeiten zur Hervorbringung oder Förderung einer Ernte im Sabbat jähr müssen während dieses Jahres selbstverständlich verboten bleiben. Es konnte aber nicht ohne weiteres klar sein, was man zur Erhaltung von Pflanzungen und Feldern im Sabbatjahr selbst oder zur Vorbereitung der Feldbestellung in dem auf das Sabbat jähr folgenden Jahr während des Sabbat jahres tun durfte. Auch konnte bei einigen den Feldarbeiten ähnlichen Arbeiten Zweifel darüber entstehen, ob sie unter das Verbot des Sabbatjahrgesetzes fallen oder nicht. 75 Die gewöhnliche Bewässerung ist ohne Diskussion im Sabbat jähr verboten. Hier werden nur zwei Grenzfälle behandelt: das Besprengen der »weißen Erde« und das Einschlämmen des Reises. Mit unserem Abschnitt beginnen Vorschriften über Arbeiten im Sabbatjahr selbst.
II. Feldarbeiten im Sabbatjahr
I I 10a
57
c) Kürbisse (II 10a) Kürbisse, welche man zur Samengewinnung stehen gelassen hat, darf man, wenn sie vor Neujahr hart 7 0 und zur Menschenspeise untauglich werden 71 , im Sabbat jähr stehen lassen, wenn [sie] aber nicht [hart werden], ist es verboten, sie im Sabbatjahr stehen zu lassen 72 . Nebentrieb[-kürbissle 73 , die sich an ihnen finden, sind im Sabbatjahr verboten 72 .
II. Feldarbeiten im Sabbatjahr (II 10b-IV 3)7* 1. Bewässerung (II 10b. c) Man darf weißerdige 7 6 Felder [im Sabbatjahr] besprengen 77 —[so die] Worte Rabbi Schim'ons; Rabbi Eli'ezer ben J a ' a k o b verbietet [es] 78 . I I 10c Man darf Reis[felder] im Sabbatjahr einschlämmen 79 — [so die] Worte Rabbi Schim'ons —, aber nicht [Unkraut] abschneiden 80 .
I I 10b
— Die übliche Einteilung der Mischna legt die Zäsur falsch, da sie erst I I I 1 einen deutlichen Absatz macht. Doch könnte der Abschnitt I I 10b—10c eine Fortentwicklung von I I 9a. b sein, wo von der Bewässerung bei Schalotten und Langbohnen im Vorsabbatjahr die Rede war. 761?1? I B ? dient entweder als Bezeichnung für die weiße Senonkalkerde,eine der beiden Haupterdearten Palästinas, oder als Synonym für (vgl. I I 1 Anm. 2) »weißes Land«, d. h. Blachland, das nicht mit Bäumen bestanden ist. Die Senonkalkerde ist besonders trocken. Das würde ihre Erwähnung in unserem Falle erklären. Daher dürfte die erste Deutung zutreffen (vgl. K R A U S S I I 566 Anm. 213; DALMAN I I 2 7 . 2 3 2 ) .
77 f3*1 »besprengen« ( b h K a l : »liegen«), meint die künstliche Bewässerung mittels Schöpfeimer im Gegensatz zu der I I 9a erwähnten mittels Rinnen. Dieses Besprengen kam den im Sabbatjahr wildwachsenden Pflanzen zugute, die zum Gebrauch für die Allgemeinheit freigegeben waren, und sollte jedenfalls ein völliges Austrocknen des Bodens und damit eine Schädigung der Felder während des Sabbatjahres verhindern. 7 8 R. Eli'ezer ben J a ' a k o b verbietet das Besprengen, weil nach seiner Meinung jede Feldarbeit im Sabbatjahr verboten ist.
I I 10c 7 9 01ö, »umrühren«. Hier ist das Einschlämmen der Reisfelder gemeint, das in regelmäßigen Abständen zu geschehen hatte (HTSL I 657). Setzte man dies nicht auch im Sabbatjahr fort, würden die — sicher damals noch sehr kostbaren — Reiskulturen aus Wassermangel vernichtet. Deswegen mußte das Einschlämmen im Sabbatjahr erlaubt werden.
I. Seder. Zeraim: 5. Schebiit
58
.a p i e ι ' r r r a g n^is?1 ppspi^p n n i n s ^ ••or • ' a i ii p i n a n 27'n^^'Q ί ώ ϊ χ n-nn·;
n ^ n t v a r s i a -nip^Q ιι t k q · ώ ί • n y i :
ΊΏΐΚ
1. l: Κ·: ΠΤΠ» nai»·
80 Mit
1®? (bh: Κ.), »abschneiden« ist das Beseitigen des Unkrautes gemeint, das selbstverständlich verboten ist, da man ja sein Feld im Sabbatjahr brach liegen lassen soll. Normalerweise gehörte es zu den Arbeiten im Reisfeld (KRAUSS II 185). Low (I 734) versteht unter Π?? das Abschneiden von Blättern der Reispflanzen selbst, um ihre Reife zu fördern. I I I 1 1 Düngen ist im Sabbat jähr verboten (II 2a und Tos I 4). Da das Vieh aber auch in diesem Jahre Dünger produziert, ergab sich in doppelter Hinsicht die Frage, was man mit dem Dünger machen sollte, wenn man nicht die SabbatjahresVorschrift übertreten wollte: 1. bei Stallhaltung des Viehes, d. h. ab wann man seinen Dünger vom Hof auf das Feld bringen dürfe (III 1—3) und 2. bei Weidewirtschaft, d. h. ob man im Sabbatjahr Felder von einer Herde düngen lassen dürfe (III 4). 2nir»#N (pl., bh: Klagl 4 s ; dazu sg. nlstfN, welcher Mh zum sg. NSTFN wird; ALBRECHT § 3 8 ; vgl. SEGAL § 249 Anm. 1), »Misthaufen«, entweder die Düngergrube im Hof (KRAUSS II 168) oder, wie hier, die Misthaufen auf dem Feld, welche man anlegte, um dann später den Dünger auf den ganzen Acker verteilen zu können. Letzteres ist selbstverständlich im Sabbat jähr verboten; darum steht nur das Hinausbringen des Düngers zur Debatte. 3 Mit dem Hinausbringen des Düngers auf die Felder beginnen schon bald nach der Ernte im Sommer die Vorbereitungen für die neue Aussaat im Herbst (KRAUSS II 169). Im Sabbatjahr durften die Felder nicht bestellt werden, wohl aber wieder im nächsten Jahr. Es geht um die Frage: Von wann ab darf man seine Düngergrube im Hof entlasten, den Dünger auf das Feld hinausbringen . . . und damit mit den Vorbereitungen für eine Bestellung im Nachsabbatjahr beginnen, ohne die Sabbatjahresvorschriften, welche ja noch bis zum 1. Tischri gelten, zu verletzen ? •riTa» sind die, »die eine Übertretung begehen«, obwohl sie eigentlich zur Einhaltung des Gesetzes verpflichtet wären ( = flXrJ •»?); hier solche, die sich nicht an die Vorschriften für das
59 K a p i t e l III 2. Düngen (III 1—4)1 a) Das Hinausfahren des Düngers aufs Feld (III 1—3) III 1 Von welchem Zeitpunkt ab darf man Dünger [auf das Feld] zu den Misthaufen 2 hinausbringen 3 ? Sobald die Gesetzesübertreter 4 [damit] aufhören 5 — [so die] Worte Rabbi Me'irs. Rabbi Jehuda sagt: Sobald die Feuchtigkeit [des Düngers] austrocknet 6 ; Rabbi Jose sagt: Sobald er sich zusammenzieht 7 . Sabbatjahr halten und in ihm wie in einem gewöhnlichen Jahre ihren Dünger auf das Feld bringen. Daß sie hier als Maßstab für die Frommen genommen werden, zeigt, daß es sie offenbar in größerer Zahl gegeben hat (vgl. B Ü C H L E R 2 2 1 und ib. Anm. 2). — Einige Textzeugen (vgl. textkrit. Anhang) haben Trias? "Ί^ίϊ, »Ackersknechte«, wobei entweder an Heiden, die ja nicht zur Einhaltung der Sabbatjahresvorschriften verpflichtet waren, oder an Juden in gewöhnlichen Jahren gedacht ist. In bezug auf die Festlegung des Zeitpunktes kommt diese LA auf dasselbe hinaus wie die im Text. s Die Frommen sollen sich auch in dieser für die Ernte des Sabbatjahres selbst nicht mehr notwendigen Arbeit deutlich von den Gesetzesübertretern scheiden. Auffällig ist hier — wie in der ganzen Mischna und auch im NT (vgl. Luc 13 8; 14 35) —, daß das Düngen als allgemein üblich vorausgesetzt wird im Gegensatz zu dem heutigen Palästina. Es muß in der jüdischen Zeit eine sehr viel größere Rolle gespielt haben als später in der arabischen (vgl. DALMAN I 643; II 139ff.). epinn (v. pDD »saugen«) eig., auch bh, »süß, angenehm«. An unserer Stelle ist, ebenso wie IX 6, die Bedeutung von pinö unsicher: 1. Am wahrscheinlichsten ist, daß pinn hier wie nn·*!? II 1 »Feuchtigkeit« bedeutet (das Feuchte ist für den Orientalen auch angenehm), pinan Würde dann den Zeitpunkt meinen, an dem die F e u c h t i g k e i t des D ü n g e r s eingetrocknet ist. Diese Auslegung entspricht am besten dem Zusammenhang. Da man normalerweise den Mist frisch auf sein Feld bringt, würde der Satz R. Jehudas also einen späteren Termin als gewöhnlich für das Hinausbringen festsetzen. Damit hätte R. Jehuda den gleichen Zeitpunkt wie R. Me'ir im Auge, legte ihn aber auf eine andere Weise fest (vgl. B A R T , und VOGELSTEIN 24f. mit Anm. 51). 2. Aber schon im j scheint eine andere Auffassung vorzuliegen. Ein Anonymus erläutert nämlich j III 34c, 14 pinsn mit Πϊψ? (von S7pö »bersten«), womit er wohl »Bersten« sc. vor Trockenheit meint. R. Mana (II., um 380) bezieht dies (ibid.) auf das Aus-
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t r o c k n e n des L a n d e s : ΠΒίρδ ]ΠΠ; »das ist das Bersten der Ebene (vor Trockenheit)« (so auch KRAUSS II 5 5 3 Anm. 1 4 8 ) . In diesem Sinne ist plft^n tfa^fa I X 6 zu verstehen (vgl. B A R T . z. St.); hier aber ist dem ganzen Zusammenhang nach vom Dünger die Rede. 3. MAIM., ihm folgend Low (I 540) und — mit einem Fragezeichen — DALMAN (II 318), deuten piria als Koloquinte (Citrullus colocynthis). pina stünde dann euphemistisch für »bitter«, da die Koloquinte stark bitter schmeckende Früchte hat (welche in der Pharmazie als Abführmittel eine Rolle spielen). Diese Interpretation ist zweifellos ausgelöst durch die Auslegung des j (III 34a, 14; s. o.); denn ΠϊψΒ kann (so punktiert!) auch die Koloquinte heißen (wie II Kön 4 39 pl.). Wenn aber hier das A u s t r o c k n e n der K o l o q u i n t e als allgemein gültiges Zeitmaß genommen wäre, so würde das voraussetzen, daß die Koloquinte in Palästina über weite Strecken und in größerer Menge verbreitet gewesen wäre. Davon hätte man aber bestenfalls in der Jordanebene sprechen können (s. DALMAN II 318). Es kommt noch hinzu, daß die Koloquinte eine ausgesprochene Wüstenpflanze ist (s. Low I 538), so daß es zweifelhaft ist, ob man bei ihr überhaupt von Austrocknen sprechen kann. 7 ni. refl. »sich zusammenziehen«. meint den Zeitpunkt, an dem sich der Dünger zusammenzieht, kurz bevor er vollständig eintrocknet. R. Jose weicht also kaum von der Ansicht R. Jehudas ab (vgl. j I I I 34a, 16). Bei der Interpretation des j (III 34a, 15) muß es offen bleiben, ob sich das Zusammenziehen auf den Dünger oder das Land bezieht: ». . . wenn er (es) einzelne Krusten bekommt«. Dazu sagt R. Hananja (II., um 380), ein Kollege des oben Anm. 6, 2 zitierten R. Mana: »Nachdem sich die oberste Kruste zusammengezogen hat, ist er (es) sogleich trocken« (Anspielung auf die Bestimmung R. Jehudas [s. o. Anm. 6]. Demnach erscheint eine Deutung des pino auf die Koloquinte ausgeschlossen). I I I 2a 8 In I I I 1 war der Zeitpunkt bestimmt worden, von dem ab man Mist ausbringen darf. Jetzt wird die Menge des Düngers, den man auf sein Feld bringen darf, festgelegt, damit man nicht durch Hinausbringen unbegrenzter Mengen sein Feld de facto dünge.
II. Feldarbeiten im Sabbatjahr
61
III 2 a Wieviel darf man düngen8? Bis [zu] je drei9 Misthaufen auf ein Seafeld zu je zehn9 Körben10 zu je einem Letek11.
III 2b
Man darf die [Anzahl der] Körbe vermehren, aber nicht die [der] Misthaufen12. Rabbi Schim'on13 sagt: Auch die [der] Misthaufen14.
9
Distributive Verdoppelung der Kardinalzahlen (ALBRECHT § 9 0 a); vgl. Marc 67. 10 nVs^a (von Vbb? bh: »niedrig sein«) ist ein kleiner, aber fester Korb, der auch zum Sitzen dienen konnte (vgl. Kel XXIV 9) und einen Letek (s. Anm. 11) faßte (vgl. K R A U S S II 552). 11 Ή»1? "(bh: Hos 3 2), ein Trockenmaß von i/2 Kor ^ 182, 2 1 (nach DALMAN W B ) . Jeder Misthaufen darf also 5 Kor ^ 1 8 2 2 1 oder nicht ganz zwei Kubikmeter groß sein. III 2b 12Würde man viele kleine Misthaufen auf seinem Feld anlegen, so würde das einem Düngen des Feldes gleichkommen. Da das aber im Sabbatjahr verboten war, mußte die Anzahl der Misthaufen begrenzt bleiben. Wenn man die Bestimmung III 2a mildern wollte, konnte man also schon eher die Größe der Misthaufen freigeben. 13 1 K nennt R. Juda ( = Jehuda, wie dK2 auch lesen). Die gesamte übrige Tradition, auch Κ selbst in III 3a, wo die vorliegende Bestimmung wiederaufgenommen wird, nennt R. Schim'on. Ob die durch dK vertretene Tradition auf diese Weise die Schwierigkeit überwinden wollte, daß die Mischna hier und III 3a dasselbe zu lehren scheint ? Vgl. die Diskussion dieses Problems j III 34c, 22. 14 R. Schim'on erlaubt auch die Vermehrung der Anzahl der Misthaufen, weil nach seiner Meinung ein Feld erst gedüngt wird, wenn man die Misthaufen ausbreitet, und nur das soll ja durch unsere Vorschrift verhindert werden (BART.). — Wieder vertritt R. Schim'on eine freiere Haltung den Sabbatjahresvorschriften gegenüber wie schon II 3b u. ö, (vgl. II 3b Anm. 24). Zu III 2b: vgl. die Kontroverse Tos II 14, wo die anonyme Mischna R. Jehuda zugeschrieben wird, während R. Me'ir weder einer Vermehrung der Körbe noch der Misthaufen zustimmt; j III 34c, 19 wird die anonyme Mischna den zugeschrieben. 15 III 3a R. Schim'on dringt mit seiner Meinung (vgl. Anm. 14) nicht durch; die Mehrzahl der Gelehrten widerspricht ihm, setzt aber im folgenden eine Kömpromißlösung fest, die doch R. Schim'ons Meinung folgt, allerdings mit der neuen einschränkenden Sonder-
62
I. Seder. Zeraim: 5. Schebiit
ι l a p i n r 1 ιι π κ ρ i t s ' ? n i n s ^ x v b v tibti inns? cPSEBf· ΐ κ τφ$ 1:
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χΐΰψύ
bestimmung, daß die Misthaufen nicht auf einer Ebene mit dem Feld liegen dürfen. 16 Sc.: als der Boden des Feldes ist, auf dem die Misthaufen angelegt werden, damit deutlich zwischen freiem Feld und Misthaufen unterschieden ist und nicht der Verdacht entsteht, man wolle das ganze Feld mittels der Misthaufen düngen. III 3b 171S1X bh: »Vorräte«, dann: »Schatz-, Vorratshaus«. Hier ist offenbar lediglich ein größerer Platz auf freiem Feld gemeint, der zur Aufbewahrung größerer Mengen Mistes diente. 18 R. Me'ir wendet die Entscheidung der Gelehrten (zu denen er ja auch gehört) bezüglich der Misthaufen (III 3a) auch auf das Feldmagazin an und verschärft damit die anonyme Mischna in der Absicht, auf jeden Fall ein Düngen des Feldes zu verhindern. III 3c 19 Sc.: so daß er nicht gleich einen ganzen Misthaufen auf das Feld bringen kann. 20 Sc.: weil ein allmähliches Hinzufügen nach seiner Meinung einem Düngen gleichkäme (Maim., Bart.). 21 Auf Felsen wuchs ja nichts (vgl. Luc 4 5f. Par.). Darum ist ein auf einem Felsen befindlicher Misthaufen einem, der drei Handbreit höher oder tiefer als das umliegende Feld angelegt ist, gleichzusetzen. In beiden Fällen wird ein Düngen des freien Feldes vermieden.
II. Feldarbeiten im Sabbatjahr
63
III 3a
Jemand darf [also] auf seinem Feld je drei Misthaufen pro Seafeld anlegen. [Man darf] mehr als dies [anlegen], — [so die] Worte Rabbi Schim *ons. Aber die Gelehrten verbieten es 18 , es sei denn, daß man [sie] drei [Handbreit] tiefer oder drei [Handbreit] höher anlegt1®. III 3b Jemand darf seinen Dünger als Feldmagazin 17 anlegen. Rabbi Me'ir verbietet es, es sei denn, daß man [es] drei [Handbreit] tiefer oder drei [Handbreit] höher anlegt 18 . III 3c Hat er [jedoch] nur wenig Dünger 19 , darf er [ihn] allmählich dazutun. Rabbi El'azar ben 'Azarja verbietet es 20 , es sei denn, daß man [den Rest] drei [Handbreit] tiefer oder drei [Handbreit] höher anlegt oder daß er auf einen Felsen gelegt wird21. III 4a
b) Das Düngen eines Feldes durch eine Herde (III 4) Wer sein Feld von einer Herde düngen läßt 22 , darf [nur] eine Einfriedigung23 um [die Fläche] ein[es] Zwei-Seafeld[es]24 machen 26 ; er darf drei Seiten [des Zaunes] wegnehmen26 [und an der anderen Seite der vierten wieder neu aufbauen], aber die in der Mitte befindliche [vierte Seite] muß er stehen lassen 27 ; das heißt: man darf ein Feld von vier Sea von einer Herde düngen lassen. Rabban Schim'on ben Gamli'el sagt: Ein acht Sea [großes] Feld 28 . Zu III 3c: Merkwürdigerweise erscheint hier als Autorität R. El'azar ben "Azarja (um 100!), obwohl die vorangehende Diskussion c. 50 Jahre später stattfand, wie die Namen der beteiligten Rabbinen bezeugen. Zu dieser Zeit muß also mindestens die anonyme Mischna III 2a und 3c bereits formuliert gewesen sein. Diese beiden Bestimmungen wären damit der älteste Teil des Abschnittes III 1—3. Auf wen geht aber zurück die in III 3 dreimal auftretende, oben (Anm. 15) so genannte Kompromißformel der Gelehrten betr. der gesonderten Anlage des Misthaufens? Stammt sie von R. El'azar und wurde dann von den Gelehrten übernommen — oder ist sie nur dem einfachen Verbot R.El'azars später von den Gelehrten angefügt worden, als man den gesamten Fragenkomplex in ein System zu bringen versuchte ?
III 4a 22*1!1, verb. den. von "VT »Hürde«, eig.: »einpferchen«. Im Sommer trieb man sein Kleinvieh, meist wohl Schafe (vgl. Tos II 15 Mitte u. ö.; V O G E L S T E I N 21), aber auch Ziegen und gemischte Herden, auf umzäunte Teile der abgeernteten Felder und ließ sie dort, um das Feld zu düngen, für einige Zeit übernachten. So kommt 1Γ! zu der Bedeutung »durch eine Herde düngen«. Diese Methode des Düngens wird wohl überall, wo Vieh gehalten wird, angewandt; sie ist auch sonst im Altertum bezeugt (Plin. nat. 17, 85; 18, 194) und noch heute in Palästina üblich (DALMAN II 141). Vgl. noch D A L MAN I I 1 4 4 ; K R A U S S I I 1 6 7 u . 5 5 0 A n m . 1 3 6 ; V O G E L S T E I N 2 0 f .
I. Seder. Zeraim; 5. Schebiit
64 Tgl?
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i n ? bh HL 7 3 »Rundung«, Mh »runde Einfriedigung«, schließlich »Einfriedigung« überhaupt. Sie wurde aus den verschiedensten Materialien hergestellt (vgl. Tos II 19; Stein, Matten, Rohr, Seile usw.). Vgl. K R A U S S II 134; V O G E L S T E I N 20 Anm. 21. 23
Dual zum Ausdruck der Zahl »2« ( A L B R E C H T § 88 b). Ein Feld von zwei Sea Aussaat ist ^ 1225 qm oder ^ y2 Morgen groß (vgl. I 2 Anm. 7). 24
Die durch eine Herde zu düngen erlaubte Fläche wird begrenzt, weil zwar gestattet werden mußte, das Vieh auf einem Feld einzupferchen (wenn man sonst keinen Platz dafür hatte), ein Feld im Sabbatjahr zu düngen aber verboten war (vgl. j I I I 34c, 51; Z U C K E R 25
MANDEL, T M B
I 3 5 7 A n m . 3).
Sc.: wenn die umzäunte Fläche durch den entstandenen Dünger zu sehr beschmutzt war (vgl. Tos II 15 Anf.). 26
27 So daß also insgesamt zwei Einfriedigungen zu je einem ZweiSeafeld erlaubt sind. Ursprünglich war sicher nur eine Einfriedigung gestattet (vgl. Tos II 15 Anf.). Als man die Bestimmung erleichtern wollte, tat man es auf die Weise, daß eine Seite des Zaunes um ein Zwei-Seafeld stehen bleiben mußte, während die anderen drei umgestellt werden durften.
Rabban Schim'on ben Gamli'el erlaubt die Prozedur des Abreißens und Wiederaufbauens der Zäune noch zwei weitere Male, wobei dann allerdings jeweils ein anderes Zaunstück in der Mitte stehen bleiben muß. Dadurch kann dann insgesamt eine Fläche von acht Sea Aussaat gedüngt werden. 28
65
II. Feldarbeiten im Sabbatjahr
III 4b
Ist sein ganzes Feld [nur] vier Seafelder [groß], [so] muß er etwas von ihm übrig lassen wegen des Augenscheines 29 .
III 4c
Und man darf [den Dünger] aus der Einfriedigung heraustragen und [ihn] auf sein Feld schaffen gemäß der Bestimmung für die, die düngen 30 .
3. Wegschaffen von Steinen (III 5—7) 31 a) Aus einem Steinbruch (III 5) 32 III 5 Nicht darf jemand einen Steinbruch 33 in seinem Feld neu eröffnen 34 — bis daß er drei Lagen 35 [Steine] groß ist, [die] zusammen] drei [Steine breit] mal drei [Steine lang] mal drei [Steine] hoch [sein müssen], Ihr Maß [beträgt demnach] 27 Steine 36 . Der Anonymus:
I n s g e s a m t : 4 Sea
Rabban Sch. b. G.:
8 Sea.
Vgl. Tos I I I 15 Ende, wo R. Sch im'on ben El'azar (um 190) nur einen Pflock in der Mitte stehen läßt und so auch auf acht Sea kommt. I I I 4b 2 9 Ein g a n z e s Feld zu düngen ist ja im Sabbatjahr verboten ; darum muß man einen kleinen Zipfel von ihm freilassen, wenn es gerade vier Seafelder groß ist. I I I 4c 30 Ließ man das Vieh längere Zeit in derselben Einfriedigung übernachten, so sammelte sich eine größere Menge Düngers dort an, den man abtransportieren durfte, aber natürlich nur nach den dafür bestehenden Vorschriften (s. I I I 1—3). Zu I I I 4: vgl. die ins einzelne gehenden Bestimmungen Tos II 15—20 und j III 34c, 52. III 5 31 Zu den Arbeiten, die der Vorbereitung der Feldbestellung dienen und somit im Sabbat jähr verboten waren, gehört auch das Mischna, I. Seder. 5. Traktat
5
I. Seder. Zeraim: 5. Schebiit
66
•nrtf ii frar : τ· i ^ «- ι d ·^- : cratf: ·ή&η- ν D r·oτ«-: ifiw ν ν ρ a w"ν - n a·τ ν η κ π ρ r n n s -τ» i a a i a i n s r r a p a n i n a 1 t t b b m a ? » m a • ντ τ ι · τ : : ·· : - ··· · τ · ·τ : ττ ·τ ίΠ3© κηπ^ n a ι Π η π :
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ι ϊ ^ ηίπΏ o n j a g α η . η η
ΐ 3 ^ π ο π rtW ]Ώ|3 οΉΊΟβ ••ηηη π $ ΐ Ύ wng; π η 1 2 ΐ τ ι τ 3 ? ; η η ρ η ΐ 3 ^•'πιρπ ο κ 1: Κ": VlB"1·
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3: Κ1 >; Κ» a. R.
Säubern eines Feldes von Steinen (vgl. II 3a). Dieses Verbot galt natürlich nur, soweit es sich wirklich um ein Entfernen von Steinen zum Zweck der Feldbestellung handelte. Dies war ζ. B. nicht der Fall, wenn man seinem Feld Steine zu Bauzwecken entnehmen (III 5) oder wenn man eine das Feld umgebende Mauer beseitigen wollte (III 6), ja auch dann nicht, wenn ein Feld so voller Steine war, daß man schon nicht mehr von einem anbaufähigen Feld sprechen konnte (III 7). Damit nun bei diesen Arbeiten nicht der Verdacht entstehen könnte, man wolle sein Feld von Steinen säubern zwecks Bestellung, mußte genau festgesetzt werden, unter welchen Bedingungen diese Arbeiten im Sabbat jähr verrichtet werden konnten. 32 Arbeiten im Steinbruch haben nichts mit den Sabbat jahresvorschriften zu tun. Indes: was ist zu beachten, wenn ein Steinbruch in einem anbaufähigen Felde liegt ? 33Mit 3ΧΠΧ3 (von 2Sn »aushauen«; vgl. bh 2X175 »behauene Steine«, II Kön 12 13; II Chron 34 n), »Steinbruch«, ist hier freilich kein Steinbruch in unserem Sinne gemeint, sondern nur eine Entnahmestelle für Steine kleineren Ausmaßes; vgl. auch die folgende Mindestgröße von 27 Steinen und die Bezeichnung einer besonders niedrigen Mauer als 2ΧΠ» (III 6a). 34 Sc.: indem man die die Steine bedeckende Erdschicht beiseite räumt, um dann aus ihm Steine entnehmen zu können. Ist ein Steinbruch nämlich sehr klein, so sieht sein Öffnen so aus, als wollte man nur sein Feld von Steinen säubern als Vorbereitung für eine Bestellung. Vgl. noch dazu Tos III 1. 2 (s. w. u. Zu III 5). ^ η τ α η η , sg. γ ρ β ί ώ (bh: ΓΐΤϊ.»), eig.: »Anwachs, Zuwachs« ist hier eine Lage oder Schicht von Steinen. 36 Hat
(Levy),
ein Steinbruch dieses Mindestmaß von 27 Steinen oder ist er größer, darf man ihn auch im Sabbat jähr neu eröffnen; denn dann
67
II. Feldarbeiten im Sabbatjahr
b) Von einer Mauer (III 6) Hat eine Mauer37 zehn Steine von je zwei [Menschen-]Lasten38, so dürfen sie [alle] entfernt werden. Das [Höhen-]Maß der Mauer [muß] zehn Handbreit [betragen]39. [Beträgt es] weniger als das, [wird die Mauer als] ein [offener] Steinbruch [angesehen], und man darf sie [nur] bis auf eine Handbreit vom Boden abtragen 40 . I I I 6b Worauf bezieht sich dies 41 ? [Es ist die Rede] von seinem [Feld]; aber von dem [Feld] eines anderen42 darf man [an Steinen] entfernen43, was einem gutdünkt44. Worauf bezieht sich dies? Wenn man nicht im Vorsabbatjahr [mit dem Abreißen der Mauer] angefangen hat; aber wenn man im Vorsabbatjahr angefangen hat, darf man [an Steinen] entfernen, was einem gutdünkt45. I I I 6a
kann von einem Säubern eines Feldes von Steinen nicht mehr die Rede sein. Zu III-5: Par. Tos I I I 1 mit der anschließenden Erleichterung, diese Verordnung gelte nur für einen, der beabsichtige, ein Feld zu bestellen. Was aber jemand, der nicht diese Absicht hat, tun darf, war umstritten. Ein Anonymus erlaubt, daß man sich dann nicht an die Vorschrift zu halten braucht, während Rabban Schim'on ben Gamli'el das verbietet. III 6a 3 7 i s t schon bh »Mauer«. Besonders Weinberge, aber auch andere Felder wurden zum Schutze der Pflanzen oder zur Abgrenzung des Grundstückes mit Mauern aus lose aufgeschichteten oder fester gefügten Steinen umgeben ( K R A U S S I I 184; DALMANII 60). Diese Mauern konnten sehr niedrig oder gar zerfallen sein, so daß sie kaum noch vom umzäunten Feld zu unterscheiden waren. Wenn man nun derartige Mauern im Sabbatjahr abtragen wollte, konnte der Verdacht entstehen, daß man beabsichtige, sein Feld verbotenerweise zu bestellen. Darum wird hier die Mindestgröße von Mauern festgelegt, ab der man sie im Sabbatjahr vollständig abtragen darf, ohne in den Verdacht einer Übertretung der Sabbatjahresvorschriften zu kommen. 38, iwa, bh :NffH?( v. NiM, meint hier die Last, die ein Mensch tragen kann (BART.). Es müssen also mindestens zehn ziemlich große Steine in der Mauer sein, wenn man sie im Sabbatjahr entfernen darf. 39 Zehn Handbreit sind ungefähr ein Meter (DALMAN II 60). Dieses Mindestmaß einer Mauer erscheint oft im jüdischen Recht (so ζ. Β. Kil II 8b; IV 3. 7; Erub II 5). Die eine Handbreit vom Boden muß stehengelassen werden, damit es nicht so aussieht, als wolle man sein Feld von Steinen säubern (MAIM., B A R T . ) ; vgl. auch die ähnliche Vorschrift I I I 7b. 40
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I. Seder. Zeraim: 6. Schebiit
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III 6b 41 Die Formel aniög anan "»aa (K punktiert "-»a [gemeint ist Π!33]; richtig lesen aNJB: Π03) ist häufig in der rabbinischen Literatur. Sie dient zur Einführung einer bestimmten Voraussetzung, unter der allein das Vorhergehende gilt. Mit eingeleitet schließt sich daran meist eine andere Bedingung an, unter der die ursprüngliche Bestimmung nicht oder abgeändert gilt — praktisch meist eine Erleichterung. Vgl. auch S. Liebermann, Tosefta Ki-fshutah 11, New York 1955, S. 227 Anm. 14. 42 ")3Π hier in der Bedeutung »ein anderer« (vgl. Albrecht § 88a, 3), 43 Zur Form (inf. +"? gebildet nach Analogie des Impf.; hier auch an Stelle des Impf, benutzt), vgl. II 1 Anm. 5. 44 Vorausgesetzt ist natürlich die Erlaubnis des anderen Feldbesitzers für diese Arbeit. Weil es nicht mehr das eigene Feld, sondern das eines anderen ist, das von Steinen gesäubert wird, übertritt man in diesem Fall nicht das Sabbatjahresverbot (Bart.). "Ähnlich wie beim Eröffnen eines Steinbruches (III 5) ist man dann, wenn man mit dem Mauerabreißen bereits im Vorsabbat jähr begonnen hat, frei von dem Verdacht, sein Feld durch diese Arbeit zur Bestellung vorbereiten zu wollen. III 7a 46Bei dem — besonders in Berggegenden —• sehr steinigen Boden Palästinas gab es Felder, die so voller Steine waren, daß sie kaum noch als anbaufähig betrachtet werden konnten (Dalman II 15 f.). Darum konnte im Sabbat jähr sogar das Entfernen von Steinen aus Feldern unter gewissen Bedingungen erlaubt werden; es mußte nur verhindert werden, daß man ein Feld geradezu in einen anbaufähigen Zustand versetzte. 47 5?TSJT pilp. von SIT eig.: »erschüttern«. Hier handelt es sich um größere Steine, gegen die — wohl bei einem Pflügen im Vorsabbatjahr — die Pflugschar gestoßen war und die sie damit bloßgelegt hatte. Über nf-ΐΠϊ?, die Pflugschar, s. Dalman II 64ff.; Krauss II 169ff. 48 Damit sind ζ. Β. solche Steine gemeint, die der Regen aufgedeckt hat.
II. Feldarbeiten im Sabbatjahr
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c) Von einem Feld (III 7)« III 7a Steine, die die Pflugschar bloßgelegt hat 47 oder die [mit Erde] bedeckt waren und aufgedeckt wurden48 — wenn unter ihnen zwei von je zwei [Menschen-]Lasten sind, so dürfen sie [alle] entfernt werden. III 7b Wer sein Feld von Steinen säubert, darf [zwar] die oberen [Steine] entfernen, muß aber die den Boden berührenden liegen lassen49. Und ebenso darf man bei einem Kieselsteinhaufen 50 die oberen [Steine] entfernen, muß aber die den Boden berührenden liegen lassen. Wenn sich unter ihnen Fels oder Stroh befindet, so dürfen sie [alle] entfernt werden51. Zu III 7a: vgl. Tos III 4. — Nach j III 34d, 15 durften auch solche Steine entfernt werden, die eine Pflugschar bloßlegen könnte; nach einer von R. Jose (um 300) überlieferten Rechtssatzung (ibid. 16) mußte jeder einzelne Stein zwei Menschenlasten schwer sein. III 7b 49Wenn man auch die Steine, die den Boden berühren, entfernte, würde es so aussehen, als wolle man sein Feld zur Vorbereitung einer Bestellung von Steinen säubern. Weil das im Sabbatjahr verboten ist, darf man nur die oberen Steine auflesen. Diese Bestimmung zeigt, wie sehr ein Feld mit Steinen bedeckt sein konnte (vgl. oben Anm. 46). soni-iris bp Β3ηϊ: efr-ji ist = i n i , wie auch d P N J B lesen, (Assimilation des 1 an das tf von *?#) und bedeutet eig. »etwas Rundes« ( L E V Y ) , SO bh »Beereii (Jes 17 β); hier: »ein Haufen«. I i i ? (von n s »scharf sein«), »Kiesel«, dient hier wie im BH (II Sam 17 13; Am 99) als Bezeichnung eines besonders kleinen Steines. 51 Entfernt man Steine, die auf Felsen oder Stroh liegen, so besteht keine Gefahr, daß man sein Feld bestellen will, weil darauf ja nichts wachsen kann. Darum darf man in diesem Fall auch die unteren Steine entfernen (BART.). Zu III 7: Die Bestimmungen 7 a und b wollen, jede auf besondere Weise, verhindern, daß man zum Zweck der Feldbestellung seinen Acker von Steinen säubert. Nach 7a müssen die Steine eine bestimmte Größe haben, aber dann darf man auch alle entfernen; nach 7b müssen die den Boden berührenden Steine liegen bleiben, eine Mindestgröße ist nicht vorgeschrieben. Ursprünglich wohl beide selbständig, ist jetzt die eine Bestimmung für wenige größere, die andere für viele kleinere (7b) Steine gedacht. III 8a 62nn*]!3 (von m »aufwärtsschreiten«, verw. mit *ϊ|Π) bedeutet wohl auch schon bh (Ez 38 2 0 ; HL 2 14; vgl. DALMAN IV 320) »Terrasse«. Um an steilen Berghängen Felder zu erhalten, die einigermaßen waagerecht liegen und bepflanzt werden können, baut man
I. Seder. Zeraim: 5. Schebiit
70
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: ^nan bv tibti1 ατφ längs des Hanges Mauern, hinter die man Ackererde bringt oder hinter denen man den Abhang planiert. Die so entstehenden Terrassen kann man dann bepflanzen, meist mit Weinstöcken oder Ölbäumen, aber auch mit gewöhnlichen Feldfrüchten (DALMAN II 23; IV Abb. 34; K R A U S S II 163). Inbezug auf das Sabbat jähr mußte die Frage entstehen, ob man in ihm derartige Terrassen errichten dürfe; denn mit dem Terrassenbau stellt man ja ein anbaufähiges Feld her. ssnrwn ">b eig.: »Seite der Täler«. Damit sind die Berghänge gemeint, an denen die Terrassen errichtet werden. 54 Man pflegte die Terrassen im Sommer anzulegen, um sie dann im Herbst bepflanzen zu können. Deswegen wird hier der Terrassenbau im Vorsabbat jähr verboten, weil man damit ja ein Feld für die Bestellung im Sabbatjahr hergestellt hätte. fiSDas
Nachsabbat jähr war wieder normales Wirtschaftsjahr; darum brauchte ein Terrassenbau im Sommer des Sabbatjahres nicht verboten werden. I I I 8b 5β")Β»3 η?0 ist hier term, techn. für das Auffüllen einer Terrasse mit Erde. Dies im Sabbatjahr zu tun, wird hier verboten, damit man ganz sicher ist, daß der Terrassenbau nicht dazu benutzt wird, ein Feld zu bestellen. Diese Vorschrift schränkt die 8 a ausgesprochene Erlaubnis des Terrassenbaues im Sabbatjahr wieder erheblich ein.
II. Feldarbeiten im Sabbat jähr
71
4. Terrassenbau (III 8—9) I I I 8a Nicht darf man Terrassen 52 am Abhang der Täler 5 3 im Vor sabbat jahr bauen, sobald der Winterregen aufgehört hat, weil man sie [dadurch] für das Sabbat jähr herrichtet 54 ; aber man darf sie im Sabbatjahr [selbst] bauen, sobald der Winterregen aufgehört hat, weil man sie [dann] für das Nachsabbat jähr herrichtet 55 . I I I 8b
Nicht jedoch darf man [die Terrassen] mit Erde auffüllen 56 , aber man darf die Steinwand 57 errichten.
I I I 8c
Jeder Stein: — wenn man seine Hand ausstrecken und ihn aufheben kann, so darf er aufgehoben werden 58 .
I I I 9a
Schultersteine 59 dürfen von jedem Ort herangebracht werden 60 ; ein Bauunternehmer 61 darf sie von jedem Ort heranbringen.
I I I 9b
Und welche®2 sind Schultersteine? Jeder [Stein], den man nicht mit einer Hand aufheben kann — [so die] Worte Rabbi Me'irs. Rabbi Jose sagt: Schultersteine [sind] wie ihr Name [besagt] alle, die aufgehoben [zu] zwei [oder] drei [Stück] auf der Schulter [getragen werden können] 63 . " M i t f?n (auch bh: Ez 13 io: »Wand«) ist hier die Mauer der Terrasse gemeint (vgl. j I I I 39d, 31, wo zur Erklärung ausdrücklich auf Ez 13 io verwiesen wird). Zu I I I 8 b : Tos I I I 4 ist uns eine Bar überliefert, nach der R. Nehemja (um 150) das Auffüllen einer Terrasse erlaubt. Da er oft in Kontroverse mit R. Jehuda steht (STRACK, Einl. 129), könnte die Mischna von letzterem stammen. I I I 8c 58 Wenn man mit dem Mauerbau für eine Terrasse beschäftigt ist, darf man jeden Stein, der in Griffweite liegt, für die Mauer verwenden, auch wenn man dabei offensichtlich einen Feldstreifen neben der Mauer von Steinen säubert entgegen der Sabbatjahresvorschrift, die ein Säubern eines Feldes von Steinen verbietet (s. o. Anm. 31). I I I 9a
59
Größere Steine für den Terrassenbau (vgl. noch I I I 9b).
Man braucht also keine Rücksicht auf Sabbatjahresvorschriften bezüglich der Entnahme von Steinen aus Feldern usw. (III 5—7) zu nehmen; denn der Terrassenbau ist ja im Sabbat jähr gestattet (III 8 a) und damit auch das Hinausfahren von Steinen dazu von überall her. e i ( d a s Part, entspricht der v . l . ftaRü; vgl. SEGAL § 267; ALBRECHT § 69a) ist der »Pächter, Unternehmer«, hier der Bauunternehmer, der mit dem Terrassenbau beauftragt wurde (vgl. KRAUSS 60
I 20).
I. Seder. Zeraim: 6. Schebiit
72
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III 9b β2ΐν·Κ, aus 'S zusammengesetzt, ist der Plural zum Fragepronomen ΠΓΚ, ifij (SEGAL §81). 63 R. Jose versteht unter Schultersteinen größere Steine als R. Me 'ir. Denn man kann auf einem Brett zwei oder drei Steine auf der Schulter tragen, die so schwer sind, daß man sie nicht mehr mit einer Hand vom Boden aufheben kann (nach der Definition R. Me'irs). III 10a 64 Eine Mauer zu bauen, war selbstverständlich im Sabbatjahr erlaubt; denn das hatte ja nichts mit der verbotenen Feldbestellung zu tun. Wollte man aber eine Mauer am Rand eines Feldes errichten, so konnte es bei den dazu erforderlichen Ausschachtungsarbeiten so aussehen, als wolle man sein Feld zur Bestellung vorbereiten. 65Qirnn ist die Gesamtheit, (vgl. im NT oi πολλοί u.s.w. Marc 14 24 Par. u. ö.; siehe J. JEREMIAS, Die Abendmahlsworte Jesu, 21949 S. 108 ff.). D'ann müh ist das der Allgemeinheit gehörende Gebiet wie öffentliche Plätze, Straßen usw. im Gegensatz zum Privatbesitz: ΤΠ'Π "] (vgl. Β kam V5; DALMANII41). Da es sich hier um das Errichten von Mauern um Felder handelt, sind wohl mit Ο^ΊΠ rotf") im wesentlichen öffentliche Wege gemeint. 66 Nämlich um sein Land von dem öffentlichen Gebiet abzugrenzen. 67 Es ist also auch im Sabbat jähr erlaubt, so tief auszuschachten, wie man will, ohne daß man in den Verdacht gerät, Sabbatjahresvorschriften übertreten zu wollen.
II. Feldarbeiten im Sabbatjahr
73
5. Mauerbau (III 10)84 I I I 10a Wer eine Mauer zwischen seinem [Land] und öffentlichem Gebiet es bauen will66, darf [dazu] bis zum Felsen ausschachten 67 . III 10b Was soll man mit der Erde machen 68 ? Man schütte sie auf das öffentliche Gebiet und bringe es [später] in Ordnung 69 — [so die] Worte Rabbi Jehoschua's. Rabbi \Akiba sagt: Wie man auf öffentlichem Gebiet nicht Unordnung anrichten darf, so darf man [auch] nicht [erst später] in Ordnung bringen 70 . Was soll man [aber dann] mit der Erde machen ? Man schütte sie auf sein Feld gemäß der Vorschrift für die, die düngen 71 . III 10c Und ebenso [soll sich verhalten], wer eine Zisterne, Grube oder Höhle 72 bauen will73. K a p i t e l IV 6. Entfernen von Reisig und Unkraut (IV 1) 1 IV 1 Anfangs hatte man gesagt: Es darf ein jeder Reisig und Unkraut auf seinem [Feld] auflesen 3 , wie man auch auflesen darf auf dem [Feld] eines anderen, [doch] nur das Große 4 . Aber als sich die Gesetzes2
III 10b 68 Sc. der Erde, die man beim Ausschachten gewonnen hat. Bringt man sie auf sein Feld, so sieht es so aus, als wolle man es für eine Bestellung im Sabbat jähr herrichten. 69 Sc. dann, wenn der Verdacht einer Übertretung der Sabbatjahresvorschriften nicht mehr entstehen kann, also im Nachsabbat jähr. 70 Wenn man Erde auf öffentlichem Gebiet lagert, stellt diese ein Hindernis für den Verkehr dar. Deshalb darf man die bei der Ausschachtung gewonnene Erde nicht dorthin tun, geschweige denn sie längere Zeit dort lassen. 71 D. h. drei Haufen Erde auf ein Seafeld usw. nach den Bestimmungen für das Düngen (III 2f.). Zu III 10b: vgl. Tos III 5. III 10c 72113, rrtf und rnya bezeichnen drei verschiedene Arten von Zisternen, in denen man Regenwasser sammelte (vgl. Taan III 2. 8). Sie bilden in der rabbinischen Literatur oft eine Reihe (so ζ. Β. Β bat II 12; Erub II 5). Im einzelnen bedeutet l i a mehr eine schmale, tiefe Zisterne, ΓΓ© eine grubenförmige und ΠΊΪΏ eine höhlenartige mit seitlichem Zugang (vgl. DALMAN I 71 und 525f.). 73 Zu dem Bau von Zisternen sind noch umfangreichere Erdarbeiten als zum Mauerbau notwendig; die Bestimmung über das Wegschaffen der Erde gilt auch für sie. IV 1 1 Vor der neuen Bestellung im Herbst waren die Felder vielfach mit vertrockneten Unkräutern, Stauden, Disteln oder ähnlichem
I. Seder. Zeraim: 5. Schebiit
74 Tpis
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bedeckt, in mit Bäumen bestandenen Feldern auch mit abgefallenem Reisig (vgl, die Schilderung bei DALMAN I 51 ff., 70). Dieses alles wurde gewöhnlich untergepflügt; wenn es zu sperrig war, mußte es aufgelesen werden und war dann als Brennmaterial willkommen (vgl. die Belege unten bei Anm. 3). Im Sabbatjahr hingegen war zwar eine Feldbestellung verboten samt den Vorbereitungen dazu, also auch das Säubern des Ackers von Reisig und Gestrüpp. Gegen dessen Einsammeln als Brennholz war jedoch nichts einzuwenden. Dieser Zwiespalt zwischen verbotener Feldbearbeitung und erlaubtem Brennmaterialsammeln ist die Voraussetzung unserer Mischna (vgl. die gleiche Alternative zwischen Hit? nife»1? und nifey1? Tos III 16). 2
Mit der Formel njitftns wird eine alte Mischna eingeführt, meist aus der Zeit vor der Zerstörung des Tempels (vgl. BORNHÄUSER zu Suk III 12 Anm. 3). 3
Gemeint ist hier das Einsammeln von Brennmaterial von den abgeernteten Feldern und zwar 1. von CS??, von Reisig, das von Bäumen herabgefallen ist, und 2. von D^toS, von (vertrocknetem) Unkraut, welches man zu diesem Zweck verwenden konnte, wie Stauden oder Dornpflanzen. Vgl. das Einsammeln (OpV) von Holz durch Kinder Jer 718, das Verbrennen von Dornen Koh 7 β, von trockenen Weinreben Joh 15 β und die Aufzählung von verschiedenen Unkräutern als Brennmaterial (B'S»?) Schebi VIII 1, sowie die Abbildung von übermannshohen Disteln bei DALMAN I 2, Nr. 30 (vgl. auch K R A U S S I 84). 4
Um den Schein der Vorbereitung einer Feldbestellung zu verhindern, ist es nur erlaubt, die großen, nicht aber auch die kleinen Stücke aufzulesen. Nach j Gem. und Komm, ist diese Anordnung so zu verstehen, daß man lediglich auf eigenem Lande nur die großen Stücke einsammeln darf, auf fremden jedoch große wie kleine. Denn beim Auflesen auf fremdem Felde konnte man — wenigstens zunächst
II. Feldarbeiten im Sabbatjahr
75
Übertreter mehrten5, ordnete man an, daß man [nur] auflesen dürfe von dem [Feld] eines anderen, wenn [es] unentgeltlich [geschehe]5®; und es bedarf keiner Erwähnung, [daß damit verboten ist,] ihnen Beköstigung [dafür] zu versprechen. 7. Ergänzungen (IV 2—3) a) Strafbestimmungen (IV 2a. b) IV 2a Ein Feld, das von Dornenpflanzen gereinigt wurde®, darf im Nachsabbatjahr besät werden; [eines,] das verbessert7 oder [eines], das von einer Herde gedüngt wurde8, darf im Nachsabbatjahr nicht besät werden8. (vgl. weiter unten Anm. 5) — sicher sein, daß es nur zur Brennholzbeschaffung, nicht zur Vorbereitung einer Feldbestellung geschah. — Zur distributiven Verdoppelung von 01Π vgl. im NT Marc 6 39 und B L . - D E B R . § 4 9 3 , 2. 5 Die »Gesetzesübertreter« (vgl. dazu I I I 1 Anm. 4) sammelten auf eigenem Feld große wie kleine Stücke zum Zweck der Feldbestellung und gaben auf Befragen an, nur große gesammelt zu haben (Komm.). Auch wird es vorgekommen sein, daß Feldbesitzer Leute anstellten und bezahlten, um ihr Feld vom Unkraut zu befreien. In beiden Fällen wird der Sinn der Vorschrift umgangen, weil eine Feldbestellung vorbereitet wird (vgl. auch j Gem. z. St.). Darum wird das jetzt einschränkend geregelt. 6a Wenn Bezahlung für das Auflesen verboten wird, unterbleibt das Auflesen der kleinen Stücke von selbst (SAMMTER Z. St.).
Zu IV 1 vgl. Tos I I I 8, wo vom Einsammeln von Ο'ζΡΤ (Oliven) die Rede ist (Fehler für ?). Tos I I I 9 handelt vom Auflesen von Kieseln und Steinen (vgl. dazu die LA von JB zu Μ IV 1, die "ΉΝΙ ergänzt). IV 2a eT3p, priv. verb, denom. von f l f »ent,dorn'en, von Dornigem säubern«. Das Entfernen der Dornpflanzen geschah im allgemeinen entweder durch Abschlagen bzw. Ausreißen und Verbrennen (vgl. Jes 33 12; Hebr 6 8) oder aber durch Unterpflügen, zuweilen, besonders beim Urbarmachen, sicher auch durch Abbrennen, wobei schon bebaute Felder geschädigt werden konnten (s. E x 22 5 und vgl. DALMAN I I 192. 329). Nach j IV 35a, 38 (Gem. z. St.) waren sich die babylonischen und palästinischen Gelehrten nicht einig, was hier gemeint sei. Erstere lehrten ein Ausreißen (*?D3), letztere ein Unterpflügen. Der Gebrauch von füp! an anderen Stellen führt nicht viel weiter. Immerhin legt er ein Entfernen der Dornpflanzen mit der Hand nahe: Tos I 11 in einer Aufzählung verschiedener Arten des Beschneidens
I. Seder. Zeraim: 6. Schebiit
76
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1: Κ· + V von Bäumen; b Μ kat 5a: Entfernen von Dornpflanzen von Wegen, welche ja nicht gut gepflügt werden konnten; Tos Pea III 15 ist undurchsichtig. Sachlich steht f3p> in engem Zusammenhang mit dem Auflesen von Reisig und Gestrüpp der vorangehenden Mischna IV 1. Dies würde auch eher für ein Entfernen mit der Hand sprechen (vgl. noch Anm. 9). 7 »A»BL, Part. Nitp. (Assim. des Π, ALBRECHT § 100h) zu 3 » , heißt wörtlich »verbessern«. Nach der Definition j IV 35a, 39 (Gem. z. St.) bedeutet dies ein zweimaliges Pflügen eines Feldes. Davon leiteten die palästinischen Gelehrten ab, daß f3f? ein einmaliges Pflügen zum Zweck des Entdornens meine (s. o. Anm. 6). Tos III 10 ist 3!P höchstwahrscheinlich ebenso wie im j als zweimaliges Pflügen definiert (vgl. zur Auslegung ZUCKERMANDEL T M B I 361 ff.; KRAUSS II 557f. Anm. 166; DALMAN II 192). Doch paßt diese Bedeutung in unserem Zusammenhang schlecht (vgl. Anm. 9). Außerhalb von diesem kommt a;t> m. W. nur noch Tos Β mes I X 12 in einer Reihe mit T? »urbar machen« (vgl. Schebi IV 3a Anm. 14) und Vaj »düngen« vor als Faktor für die Preisbildung beim Feldkauf. Diese Stelle läßt indes keinen Rückschluß auf die Bedeutung von 3!ö zu. 8 iHH?ist Part. Nitp. zu TT, »durch eine Herde düngen« (s. III 4a, Anm. 22). 9 Ein Feld, das im Sabbatjahr von Dornpflanzen befreit wurde, unterliegt keiner Strafbestimmung; diese Arbeit ist also erlaubt. Ein »verbessertes« und ein durch eine Herde gedüngtes Feld jedoch müssen das Sabbatjahr gewissermaßen nachholen dadurch, daß sie im nächsten Jahr nicht besät werden. Diese beiden Arbeiten sind demnach im Gegensatz zu f j p verboten. Bedeutet 3!t? tatsächlich zweimaliges Pflügen, wie es die Tradition sagt (s. o. Anm. 7), und ΠΡ nach der palästinischen Richtung (s. o. Anm. 6) ein einmaliges Pflügen, so ist nicht einzusehen, warum TT als eine dem Pflügen gegenüber leichtere Übertretung eine mit gleich schwere Strafe erhält, während straflos ausgeht. Bedeutet dagegen fJR mit der babylonischen Richtung nur Entdornen mit der Hand, so ist TT demgegenüber eine schwerere Verfehlung, weil Düngen ja viel unmittelbarer als Entdornen einer Ernte zugute
II. Feldarbeiten im Sabbatjahr
IV 2b
77
Ein Feld, das [im Sabbatjahr] verbessert wurde — die Schule Schammais sagt: Nicht darf man seine Früchte im Sabbatjähr essen; die Schule Hillels sagt: Man darf [sie] essen 10 .
b) Essen von Sabbat jahresfrüchten gegen Entgelt (IV 2 c) 11 IV 2c Die Schule Schammais sagt: Nicht darf man Früchte des Sabbatjahres essen gegen Entgelt; die Schule Hillels sagt: Gegen Entgelt kommt. Der Unterschied von zu 3!? bleibt aber. "1H wird noch immer gegenüber zu schwer bestraft. Daher kann nicht zweimaliges Pflügen bedeutet haben, wenigstens nicht zur Zeit der Abfassung dieser Mischna. 2!9 und ΤΠ müssen entsprechend der auf ihnen ruhenden Strafe einigermaßen gleich schwere Übertretungen der Sabbatjahresvorschriften bezeichnen im Gegensatz zu einer leichteren des V3p!. Dessen Deutung auf einmaliges Pflügen ist damit auch hinfällig; es kann nur Entdornen mit der Hand meinen, ganz abgesehen davon, daß die Erlaubnis selbst einmaligen Pflügens im Sabbat jähr für die ältere Zeit äußerst unwahrscheinlich ist (vgl. die Vorschriften über das Pflügen im Vorsabbatjahr I 1—II 1 und bes. das zu I 1 Ausgeführte). Was bedeutet aber dann 3!t? ? Wenn etwas dem ")H Ähnliches meint, liegt es nahe, dabei an gewöhnliches Düngen im Unterschied zum Düngen durch eine Herde zu denken analog dem Aufbau unserer Mischna I I I 1 — 3 / 4 . So erklären Raschi und R. Gerschom (nach ZUCKERMANDEL T M B I 3 5 4 ) . Doch würden wir hier auch das entsprechende Verbum *?3T erwarten wie III 2. Außerdem steht Tos Β mes I X 12 3Ϊ9 neben *73T (s. o. Anm. 7). Eine befriedigende Lösung der Frage ist offenbar nicht mehr möglich. IV 2b 10 Was im Sabbat jähr von selbst wuchs, war normalerweise zum allgemeinen Genuß freigegeben. War ein Feld aber in einer verbotenen Weise (^'J? steht hier wohl auch für I H ; s. 2 a) bearbeitet worden, so mußte die Frage entstehen, ob dessen Früchte zu essen verboten war oder erlaubt werden konnte. Zu IV 2b: Par. Sifr Lev 25e (106b). IV 2c 11 Dieser Abschnitt steht mit dem vorangehenden im Stichwortzusammenhang. Sachlich bedeutet er eine weitere Einfügung. Dem Sinn des Gesetzes nach (vgl. Einleitung S. 4) waren die von selbst wachsenden Früchte des Sabbatjahres vom Erzeuger unentgeltlich abzugeben. Im Laufe der Zeit mag aber der eine oder andere auf den Gedanken gekommen sein, diese Früchte nur gegen eine Leistung seitens des Empfängers freizugeben. So konnte die folgende Kontroverse entstehen. 12 D. h.: umsonst, wie es normalerweise der Fall sein sollte.
I. Seder. Zeraim: 6. Schebiit
78
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der Regel erleichterte die Schule Hillels, während die Schule Schammais erschwerte, wie es auch in unserem Text der Fall ist. R. Jehuda behauptet dagegen, die entsprechenden Worte seien vertauscht worden. Diese und weitere Erleichterungen der Schule Schammais stellt R. Jehuda Edu V 1 zusammen. IV 3a 14VI bedeutet bh ein frisch urbar gemachtes Feld (Jer 4e; Hos 10 12; Prov 13 28). Hier ist jedoch wie auch sonst im MH (Men V I I I 26, im b: I X 2) an ein Feld gedacht, das nach einer Zeit der Brache wieder neu umgebrochen, d. h. vorgepflügt worden ist (DALMAN I I 137f.; K R A U S S I I 181; VOGELSTEIN 48f.). War — wie hier vorausgesetzt — ein Feld im Sabbat jähr umgebrochen, so muß es im Jahre vorher brach gelegen haben. Der Eigentümer dieses Feldes hatte sich also nicht an die Sabbatjahresvorschrift gehalten, nach der — wenigstens in der rabbinischen Auslegung — ein Feld nur im 7. Jahre, dem Sabbatjahr, brach gelassen werden sollte, sondern an die heidnische Zweifelder-Wirtschaft, wonach ein Feld ein Jahr über das andere pausierte (s. Mek Mischp. XX zu Ex 23 n [Horov 329 ζ. 1], vgl. zur Zweifelder-Wirtschaft bei den Römern MAGERSTEDT V 226f.). 16"ΐ?Π
(nicht bh, aber auch aram., daher wohl althebr. Verb, s. § 94) bedeutet wie »pachten«. Die Pachtsumme mußte bei 13Π in Naturalien erstattet werden im Unterschied zu wo ein Geldbetrag fällig wurde (Tos Dam VI 2); vgl. DALMAN II 158; K R A U S S II 108ff.; ALBRECHT ZU Bik 1 2 ) . Die Pachtsumme mußte natürlich auch im Sabbat jähr in Naturalien geliefert werden. 16 Ein Heide, und mit ihm auch sein Land, ist nicht an das Sabbatjahr gebunden. Man darf daher auch ein von ihm gepachtetes Feld bestellen. Diese Arbeiten zugunsten eines Israeliten zu tun, ist aber verboten, weil dieser ja an das Sabbatjahresgebot gebunden ist. SEGAL
II. Feldarbeiten im Sabbatjahr
79
oder nicht gegen Entgelt12. Rabbi Jehuda sagt: [Hier liegt eine] Vertauschung der Worte [vor]: dies ist [eigentlich] eine von den Erleichterungen der Schule Schammais und von den Erschwerungen der Schule Hillels13.
IV 3a
c) Pachten von Neubrüchen (IV 3 a) Man darf Neubrüche14 pachten15 von Heiden im Sabbatjahr, aber nicht von einem Israeliten1β.
d) Handleistungen (IV 3b) 17 IV 3b Und man darf Heiden im Sabbatjahr helfen18, aber nicht einem Israeliten; und man darf sie 18 begrüßen mit »Frieden«20 um des lieben Friedens willen21. Zu IV 3a: Tos erweitert unsere Mischna in der Hinsicht, daß man ein bereits besätes Feld von einem Israeliten pachten darf, weil dann ja die Übertretung schon vollendet ist (Tos III 11). Andererseits schränkt Tos unsere Mischna ein, man dürfte ein Feld von einem Heiden nur dann übernehmen, wenn man mit ihm ausmacht, daß er es auch besät. Dadurch soll ein eigenes Übertreten der Sabbatjahresvorschriften verhindert werden. IV 3b 17Diese Mischna ist sachlich (Verallgemeinerung eines speziellen Falles) und vor allem stilistisch (gleicher Aufbau, Stichwortzusammenhang) mit der vorangehenden eng verbunden. 18 PJü bedeutet zusammen mit »helfen, unterstützen« (wie schon bh Es 622 und in ähnlicher Konstruktion öfter). Es wird hier nicht nur an eine gelegentliche Handleistung gedacht sein, sondern im wesentlichen an regelmäßige Arbeiten für Heiden, etwa seitens jüdischer Tagelöhner, für die das Arbeitsverhältnis Existenzgrundlage war. Der Grund und Boden, auf dem sie arbeiten mußten, gehörte ja nicht ihnen, sondern einem Heiden, der nicht an das Sabbatjahresgesetz gebunden war. 19 Sc.: die Heiden. 2 nV?tfa entspricht im AT 'f> V (Gen 43 27; Ex 18 7 u. ö.; vgl. schon das ass. sa'älu sulmu; G E S . - B . S . V . 2a), »begrüßen«. Der Gruß unter gesetzestreuen Juden war DIVE* oder eine ähnliche Formel; Gesetzesübertreter und normalerweise auch Heiden konnten mit dem Gruß "l®^ »Glück zu !« gegrüßt werden (vgl. j Gem. z. St., bes. 35b, 31 u. BILLERBECK I 380—85; FOERSTER in ThWB zNT II 407). 21 Zur Redewendung vgl. Git V 8f. Um des gegenseitigen Grüßens willen soll mit Heiden kein Streit entstehen, darum darf man sie auch mit dem eigentlich Israel vorbehältenen Gruß grüßen. Dieser Nach-
I. Seder. Zeraim: 6. Schebiit
80
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satz hat mit dem Sabbatjahr nichts zu tun, wenn die Begründung Ί "'JSö auch für den Vordersatz gelten wird. Zu beachten ist auch das Wortspiel nniVtfa/nfrtf. Zu IV 3b: vgl. die Wiederholung unserer Mischna V 9 ; Git V 9 u. ö. Die Tos bringt unsere Mischna nicht; sie schränkt aber III 13 die Unterstützungserlaubnis an Hand eines speziellen Falles auf solche Arbeiten ein, deren Ausführung die Heiden verlangen konnten. IV 4a 22Nachdem bisher von Arbeiten in gewöhnlichen Feldern die Rede war, werden jetzt Arbeiten in Baumfeldern behandelt (vgl. die Einleitung zu den Feldarbeiten im Sabbat jähr II 10b Anm. 74). 23 Das Bäumefällen mußte aus vier Gründen mit besonderen Vorschriften für das Sabbat jähr bedacht werden: 1. konnte es beim Entwurzeln der gefällten Bäume so aussehen, als wolle man diesen Platz mit Feldfrüchten bebauen (IV 4); 2. falls man nach dem Fällen die Stümpfe mit Erde bedeckte, um die Bäume wieder ausschlagen zu lassen, konnte der gleiche Verdacht entstehen (IV 5 a. b); 3. bei jungen oder besonders dünnen Bäumen konnte das Fällen wie ein Beschneiden aussehen, welches nach Lev 25 4f. im Sabbatjahr verboten war (IV 5c. 6 a); 4. Früchte eines Baumes, der gefällt werden sollte, mußten im Sabbatjahr noch zum allgemeinen Verbrauch freigegeben werden (IV10).
b h »schwach sein«, im hi. eig. »dünn, schwach machen« (zur Form vgl. ALBRECHT § 1 1 8 a). Hier ist an eine Ölbaumplantage gedacht, die man durch das Herausschlagen einiger Bäume »dünn machen«, d. h. lichten will, um für die übrigen Bäume Platz zu schaffen. 2
4
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III. Baumfelder und -frtiehte im Sabbatjahr
III. Baumfelder und -fruchte im Sabbatjahr (IV 4—10)M 1. Bäumefällen (IV 4—6) 23 a) Lichten und Roden (IV 4) IV 4a Wer unter ölbäumen lichten will 24 : Die Schule Schammais sagt: Der darf [sie nur] abhauen 25 ; die Schule Hillels sagt: Der darf [sie auch] entwurzeln; sie räumt [aber] ein, daß man beim Roden 26 [nur] abhauen darf 27 . IV 4b Und was versteht man unter einem, der lichtet 28 ? [Wenn er] einen oder zwei [Bäume fällt] 29 . [Und unter einem,] der rodet ? [Wenn er mindestens] drei [Bäume] einen neben dem anderen [fällt]. IV 4c Worauf bezieht sich dies? [Es ist die Rede vom Fällen] in seiner [eigenen Ölbaumpflanzung]; aber in der eines anderen darf man entwurzeln, auch wenn [d]er [andere] roden will30. Das Ausmaß des Licht ens wird in 4 b genau festgesetzt: bis zu zwei Bäumen von dreien. Vgl. KRAUSS II 210f.; DALMAN IV 181. 25 Nach
Ansicht der Schule Schammais darf man die Bäume nur abhauen (0?| wie I 8 b), d. h. man muß die Stümpfe in der Erde lassen und darf sie nicht etwa entfernen, damit es nicht so aussieht, als ob man das Feld, auf dem die Bäume standen, zur Bestellung vorbereiten wollte durch die zum Entwurzeln notwendigen Erdarbeiten. 26pVn bedeutet im hi. eig. »glattmachen«. »Ebnet« man eine Baumpflanzung ein, so heißt das, daß man eine größere Anzahl von Bäumen rodet, ohne daß man wie beim »Lichten« (s. o. Anm. 24) einige Bäume stehen läßt (vgl. die Definition 4b). Der gleiche Gegensatz von V n und p'Vrjü im Gemüsefeld Pea I I I 3. Lit. wie bei Anm. 24. 27 Beim »Lichten« besteht nach Meinung der Schule Hillels keine Gefahr, daß der freiweidende Boden als Feld ausgenutzt wird, weil ja einige Bäume stehen bleiben, wohl aber beim »Roden«.
IV 4b 28 Weil man beim »Lichten« entwurzeln darf, beim »Roden« aber die Stümpfe im Boden belassen muß, ist eine genaue Bestimmung des Unterschiedes erforderlich. Die Meinung der Schule Hillels wird hier als die geltende vorausgesetzt, wie es auch sonst gewöhnlich der Faü ist. 29j
IV 35b, 40 interpretiert: bis zu zwei Bäumen von dreien. IV 4c 30 Vgl. sinngemäß I I I 6b Anm. 44. IV 5a 31 Vgl. oben Anm. 23, Fall 2. Mischna, I. Sedcx. 5. Traktat
6
I. Seder. Zeraim: 5. Schebiit
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eig. »spalten«, hier hi: »abhauen« gleich DÖ| I 8b u. I V 4a (vgl. GUISIUS z. St. u. Low II 289). Anders, nämlich als Beschneiden, erklären die übrigen Komm. (vgl. noch DALMAN I V 1 8 1 ) . 3 2 5J£3
33 Wurde
ein Baum gefällt, um ihn wieder ausschlagen zu lassen, so bedeckte man den Stumpf mit Erde (vgl. DALMAN IV 1 8 1 ) . Im Sabbatjahr konnte dadurch der Verdacht entstehen, man wolle das Bodenstück zur Feldbestellung vorbereiten. Dies mußte vermieden werden. 34 Steine und Stroh vertreten die Stelle der verbotenen Erde, weil auf ihnen nichts wachsen kann (vgl. die ähnliche Zusammenstellung I I I 7b Anm. 51; Tos I I I 18). IV 5b 36 War bisher (IV 4—5a) vom Ölbaum, gewissermaßen als Norm für alle übrigen Bäume, die Rede, so folgen jetzt Bestimmungen für das Fällen des Maulbeerfeigenbaumes. Er bildet eine Ausnahme, weil er wegen seines begehrten Holzes schon in jungen Jahren wiederholt gefällt wird, um ihn wieder zum Ausschlagen zu bringen (vgl. über ihn Anm. 36). Beim Fällen eines alten Baumes im Sabbat jähr mußte der Verdacht einer Feldbestellung vermieden werden (IV 5 a), so auch beim Maulbeerfeigenbaum (IV 5b). Beim Fällen eines jungen Maulbeerfeigenbaumes konnte das wie ein Beschneiden des Baumes aussehen, welches im Sabbatjahr verboten war (vgl. oben Anm. 23, Fall 3 und unten Anm. 40). 36nöf»#
ist der Maulbeerfeigenbaum (Ficus Sycomorus), ein naher Verwandter des Feigenbaumes. Er kommt in Palästina häufig vor, besonders in den Niederungen (vgl. I Kön 10 27; II Chr 115; Luc 19 i ; Tos Schebi VII 11). Er wuchs vielfach wild; doch wurde er auch angebaut, besonders wohl zur Holzgewinnung, wovon unsere Stelle Zeugnis gibt. Sein Holz war sehr geschätzt. Es erscheint neben Zedern-
:
83
I I I . Baumfelder und -früchte im Sabbatjahr
b) Bedecken der Baumstümpfe (IV 5a) 31 IV 5a Wer einen Ölbaum abhaut 32 , darf [den Stumpf] nicht mit Erde bedecken 33 , sondern muß [ihn] mit Steinen oder mit Stroh verhüllen 34 . c) Fällen eines Maulbeerfeigenbaumes (IV 5b. c) 36 IV 5b Wer stämmige Maulbeerfeigenbäume 36 fällt 37 , darf [die Stümpfe] nicht mit Erde bedecken, sondern muß [sie] mit Steinen oder mit Stroh verhüllen 38 . IV 5c Nicht darf man einen jungfräulichen Maulbeerfeigenbaum 39 im Sabbat jähr fällen, weil das eine Arbeit [an ihm bedeutet] 40 . Rabbi Jehuda sagt: Wie [man es] gewöhnlich mit ihm [macht], ist es verboten; aber man darf [ihn] zehn Handbreit hoch [abschlagen] oder [ihn unmittelbar] vom Erdboden abhauen 41 . holz als Baumaterial (Tos Β mes VIII 32). Seine Früchte waren dagegen weniger beliebt (vgl. ihre Erwähnung unter den wertlosen Obstarten Dam 1 1). Vgl. Low I 274ff.; S. K l e i n in Schwarz-Festschrift S. 399f.; Dalman I, 2 Abb. 6. — Die Verbindung rvhip soll besagen, daß es sich hier um alte, ausgewachsene Bäume handelt, die schon abgeschlagen worden waren, um wieder neu zu wachsen im Gegensatz zu der rittptf nVwa (IV 5c, s. Anm. 39). 37
TSR heißt eig. »abschneiden« (wie z.B. IV 6a von Rohr); hier bezeichnet es das Fällen von Bäumen wie 5?p>3 und 0»S (vgl. oben Anm. 32). Der Unterschied im Gebrauch der verschiedenen Verben wird seinen Grund haben in den mannigfachen Verfahrensweisen beim Bäumefällen. Doch läßt sich darüber nichts Genaueres feststellen (vgl. auch die Aufzählung der verschiedenen Werkzeuge IV 6a). 38 Werden alte Maulbeerfeigenbäume gefällt, so werden sie wie die ölbäume (IV 5a) behandelt, wenn man sie wieder zum Ausschlagen bringen will. IV 5c 39nop.® nVvia, die »Jungfrau eines Maulbeerfeigenbaumes«, ist nach der Erklärung der Tos (III 15; vgl. b Ned 8 b) ein Baum, der noch nicht abgehauen worden ist, also ein sehr junger Baum. 40 Einen jungen Maulbeerfeigenbaum pflegte man mindestens drei Handbreit ( = 30 cm) hoch vom Boden abzuschlagen, um ihn wieder zum Ausschlagen zu bringen (s. b Β bat 80b und unten Anm. 41). Blieb im Sabbat jähr ein Stumpf von solcher Höhe, so konnte man in den Verdacht geraten, den Baum beschnitten zu haben, welches nach Lev 25 4 f. im Sabbatjahr verboten war (vgl. oben Anm. 23, Fall 3). 41 Nach der Meinung R. Jehudas darf man einen jungen Maulbeerfeigenbaum im Sabbat jähr nur auf ungewöhnliche Weise abschlagen: Schneidet man den Stamm vom Erdboden ab, so leidet die Wurzel 6*
I. Seder. Zeraim: 5. Schebiit
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Schaden und kann nicht mehr so gut ausschlagen; kappt man den Baum zehn Handbreit ( = 1 m) hoch und darüber ab, so büßt man Holz ein (vgl. b Β bat 80b). Zu IV 5c: vgl. Tos III 14. IV 6a 42 33t, priv. verb. den. v. 33t »Schwanz«, bh »die Nachhut eines Heeres schlagen« (Dtn 25 18; Jos 10 19), hier vom Weinstock: die Reben bis zu der untersten Verästelung »zurückschneiden«, damit der Stock wieder ausschlagen kann (vgl. b Β bat 8 0 b; DALMAN IV 3 3 2 ; L E W Y s . V.). 43
n;p> (ass. kanü; bh; davon gr. u . a . κάνη; lat. canna Η» Kanon; vgl. Low 1 662ff.; KRAUSS I I 200) bezeichnet sowohl das Pfeilrohr (Arundo donaxL.) als auch das Schilfrohr (Phragmites communis Trin.). Beide kommen in Palästina häufig vor, besonders natürlich an feuchten Stellen der Ebenen und Täler, wo sie meterhoch wachsen können. Gelegentlich wurde Rohr auch angebaut. Es fand mannigfache Verwendung, u. a. als Material zum Dachdecken (I Kor 3 12), als Schreibrohr (III Johi3), als Rohrstock (Mat 27 29ί. 48 Par). GES.-B.;
44
Rohr schnitt man gewöhnlich beim untersten Knoten ab, um es wieder wachsen zu lassen (vgl. b Β bat 80b). — Zu fSf» s. o. Anm. 37. 45 Man mußte nach R. Jose dem Galiläer so verfahren, um nicht in den Verdacht zu kommen, man wolle die Pflanzen beschneiden; denn nur das Abschneiden ist im Sabbatjahr erlaubt (vgl. oben Anm. 23, Fall 3). 46 DiT]^ (so mit adK punktiert; bh und auch sonst: OiTjfi; der Wechsel von a in u ist eine in palästinischen Texten häufige Erscheinung und auf aramäischen Einfluß zurückzuführen; SEGAL §37) ist ein Werkzeug mit etwa 70 cm langem Stiel, dessen Eisen an einem Ende wie eine Hacke, am anderen wie ein Beil geformt ist (Kel XIII 3; dem entspricht das heutige arab. fäs), so daß es sowohl zum Bäumefällen (Ri 9 48; Ps 74 5; Jer 46 22) benutzt werden konnte als auch
I I I . Baumfelder und -früchte im Sabbatjahr
IV 6a
85
d) Abschneiden von Weinstöcken und Rohr (IV 6 a) Wer Weinstöcke zurückschneidet 42 oder Rohr 43 abschneidet 44 : Rabbi Jose der Galiläer sagt: Er darf [nur] eine Handbreit fernbleiben [vom Erdboden] 45 . Rabbi 'Akiba sagt: man darf abschneiden, wie man [es] gewohnt ist, mit einer Rodehacke 4β , mit einer Sichel47, mit einer Säge 48 oder mit jedem beliebigen Gerät 49 .
e) Pflege eines gespaltenen Baumes (IV 6b) 50 IV 6b Einen Baum, der sich gespalten hat 5 1 , darf Man im Sabbatjahr wieder zusammenbinden, [doch] nicht [so], daß er wieder wachsen kann, sondern [so], daß er [sich] nicht mehr [weiter spalten] kann 62 . zum Graben und Hacken (Pea IV 4; Ab IV 5). Vgl. Dalman II 125 mit Abb. 43, 1; 44,1; J a s t r o w s. v. 47 Vi? ist die Sichel, von der es zwei Arten gab (vgl. unten V 6 Anm. 31). 48 Π"ΐ3?ρ ist die Säge. Eigentlich das Werkzeug des Tischlers, war sie wie die anderen genannten Geräte wohl in jedem Bauernhaus vorhanden und wurde zu den verschiedensten Arbeiten verwendet. Vgl. die Zusammenstellung derselben Geräte Bes IV 3 als Werkzeuge zum Holzhacken. 49 R. 'Akiba wendet sich gegen die Meinung, man dürfe das Abschlagen im Sabbatjahr nicht mit den sonst üblichen Werkzeugen vornehmen, ähnlich wie es am Halbfeiertag für das Holzhacken vorgeschrieben ist (Bes IV 3). In unserer Mischna hat nur die Ansicht R. 'Akibas Aufnahme gefμnden; von der gegenteiligen scheint uns noch ein Rest vorzuliegen Tos III 20; j IV 35b, 49 unter dem Namen Abba Scha'uls (um 150, also später als R. 'Akiba; wenn hier nicht Abba Scha'ul ben Batnit, um 90, gemeint ist) und j IV 35b, 65 unter dem Namen Rabban Schim'on ben Gamli'els (II. um 140?), wonach man beim Bäumefällen zwar bis zum Erdboden abschneiden dürfe, nur nicht mit der Rodehacke Vgl. auch die Tos III 19 von Rabban Schim'on ben Gamli'el (IL?) und j IV 35b, 60 von R. Jehuda überlieferte Bar, wonach man Rohr im Sabbatjahr nur dort abschneiden darf, wo man es sonst ausreißen würde. Auch dies stammt aus einer späteren Generation als der R. 'Akibas. Zu IV 6a: Tos III 19; j IV 35b, 44 wird das Abbrennen des Rohres verboten, wohl deswegen, weil dadurch das Feld gedüngt wird. Weitere Bar s. Anm. 49. IV 6b 50 Im Sabbat jähr war mit dem Beschneiden (vgl. Anm. 23) auch zugleich jede weitere Arbeit an Bäumen untersagt, aber nur soweit diese den wachsenden Früchten dienlich war (vgl. für das Vorsabbat-
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I. Seder. Zeraim: 5. Schebiit
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jähr II 2b). Arbeiten zur Rettung eines Baumes vor dem Eingehen waren jedoch nicht verboten. Hatte sich ein Baum gespalten (Anm. 51), konnte die Frage entstehen, ob man ihn wieder zusammenbinden dürfe oder nicht, da diese Arbeit ja nicht nur der Erhaltung des Baumes diente, sondern auch dessen Früchten nutzte. 51 Sc.: infolge von Alter, Wind oder Blitzschlag. 52 Vgl. Anm. 50. IV 7 53 Die im Sabbatjahr wachsenden Früchte waren für alle zum Essen freigegeben. Wesentlicher Ertrag war infolge des Säeverbotes nur von Bäumen zu erwarten; denn sie tragen im allgemeinen jedes Jahr Frucht. Die Freigabe der Baumfrüchte konnte dazu führen, daß man vorzeitig zu ernten suchte und sie gar nicht mehr reifen ließ. Um dem vorzubeugen, mußte der Zeitpunkt, von dem ab Baumfrüchte genossen werden durften, genau festgelegt werden. 54 Siehe oben I I 5a Anm. 31. 55ΠΤΤ bedeutet im hi. eig. von der Sonne: »aufgehen, scheinen lassen«. Hier wird es intransitiv gebraucht: »sich färben« vom ersten Reifegrad der Feigen (Komm.). 56 D. h.: man darf diese Feigen zum unmittelbaren Verzehr pflücken. Gedacht ist an Arbeiter auf dem Felde, die sich von in der Nähe stehenden Bäumen als Beikost einige Früchte holen, obwohl diese noch nicht eigentlich reif sind. In einer Sabbatjahresvorschrift wie der unseren kann das nur als Beispiel gemeint sein: Unmittelbarer Verzehr ist erlaubt, nicht jedoch planmäßiges Ernten; das ist vielmehr erst bei reifen Früchten gestattet (s. Anm. 58). bh »sich ekeln« (Sach I i s ) , bezeichnet hier — aus der Bedeutung: »vor Ekel weiß werden« entwickelt — ein weiteres Stadium der Reife. Die Feigen besitzen schon ihre endgültige Farbe (je nach Sorte: weiß oder rot) im Unterschied zum vorigen Reifegrad (Anm. 55) ; aber sie haben noch nicht den Geschmack der reifen Feige. Vgl. die verschiedenen Definitionen: Rabba bar bar Hana (um 280): Γ?1?-?*? ]rriMn »wenn sie weiß werden« (bNid 47a); R. Johanan (f 279):
III. Baumfelder und -früchte im Sabbatjahr 2.
Die
Zeit
des Essens
der
Baumfrüchte
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(IV 7—9)53
IV 7 Von welchem Zeitpunkt ab darf man Baumfrüchte im Sabbatjahr essen ? Unreife Feigen 54 darf man sobald sie sich zu färben beginnen 55, zu seinem Brot auf dem Felde essen66. Sind sie fast reif 57 , darf man [sie] in sein Haus bringen 58 . Und ebenso — wie bei letzteren — ist man in den übrigen Jahren der Jahrwoche die Zehnten schuldig59. IV 8 Den Herling 60 darf man, sobald er wäßrig wird 61 , zu seinem Brot auf dem Felde essen. Hat er sichtbare Kerne 62 , [so] darf man [ihn] in sein Haus bringen. Und ebenso — wie bei letzteren — ist man in den übrigen Jahren der Jahrwoche die Zehnten schuldig63. . . . D^TIS Wfigtfa »wenn sie rot werden« (j Maas I 48d, 32); derselbe: ns?1? n»ö W? ηϊηη nVtfa DK rrsm ΠΠΧ np_v? »wenn man eine Frucht hinlegt und sie innerhalb von 24 Stunden reif wird« (ib. 33); R. Hijja bar Ba (wohl II. um 280) erklärt (ib. 31 und j Schebi IV 35b, 67) unser Wort unter Verweis auf Sach 11 8 mit: πη·Π, »sie erregt Ekel«. Vgl. noch Nid V 7, wo *7ΠΪ3, auf den Menschen übertragen, das Mädchenalter (^"ΐ®? bezeichnet zwischen Π|9, dem Kindesalter, und »volle Reife«, dem Frauenalter. 58 Erst jetzt dürfen die Feigen regulär geerntet und nach Hause gebracht werden. Dort werden sie dann der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt (vgl. zu VII Iff.). 59 Der Termin, von dem ab man die Zehnten abliefern mußte, und der, von dem man im Sabbatjahr die Ernte einbringen durfte, fallen zusammen (vgl. Maas I 2 [wörtlich!]). Dieser Termin ist der des Erntebeginnes. In gewöhnlichen Jahren muß man die jeweiligen Zehnten abführen (vgl. oben zu II 7 Anm. 53), im Sabbatjahr dagegen die Früchte freigeben. IV 8 60 "1013 (bh) ist die unreife Weinbeere, der Herling. Herlinge werden im Orient Speisen zur Säuerung beigefügt, aber auch roh gegessen (Low I 76f.). Hat man in Notzeiten nur sie als Nahrung, so können durch ihre Säure die Zähne stumpf werden (Jer 31 29f.; Ez I82). Unsere Mischna entspricht in ihrem Aufbau IV 7, deren Eingangsfrage auch hier gilt. 61 Die jungen Beeren sind ganz grün und hart. Dann beginnen sie zunächst innen weich zu werden. Es strömt gewissermaßen Wasser in die Beeren. Dieses Stadium der Reife ist hier gemeint (Low I 77). ®2ttiiJ3 meint im hi. eig. (auch bh) »unangenehm, übel riechen«. Hier ist ein weiteres Reifestadium des ">9i3 gemeint. Die Benennung ist wohl nach dem im Gegensatz zur reifen Beere immer noch sauren und daher unangenehmen Geschmack erfolgt (DALMAN IV 303; vgl. auch die Outfits Jes 5 2.4, welche aber wohl saure, wilde Weinbeeren sind). Nach R. Nahom ben Sim'ai (um?) sind solche Beeren gemeint,
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I. Seder. Zeraim: 6. Schebiit
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bei denen die Kerne außen durchschimmern: ]nVt? Π^ΧΊΠ ΧΠΡΙΦ ΝΙΠΤ Twaan-N-Il (j Maas I 48d, 36). — Sifr Lev 25 ι "(lÖ6c) hat als Var. an Stelle von β^ίΟΠ: »Tlf». Das soll hier wohl bedeuten »sobald er Kerne bekommt« und würde dann sachlich der Erklärung R. Nahoms entsprechen (vgl. jedoch zu IV 10a Anm. 77). 63 Vgl. Maas I 2 und oben IV 7 Anm. 59. IV 9a 64 Ein Log faßt 0,505 1 (DALMAN WB); ein Sea ist = 24 Log. Der normale Ertrag an ö l wird j I V 35c, 16; Sifr Lev 25 7 (106c) mit drei Log auf ein Sea angegeben. Ein Viertel Log ist also ein Zwölftel des ölertrages von reifen Oliven (unrichtig DALMAN IV 247f.; vgl. unten Anm. 69). — Der ölgehalt der reifen Olive hegt im Mittel bei 25% (DALMAN IV 158; vgl. HTSL 1 555). Berücksichtigt man, daß beim Pressen der Oliven das Öl nicht vollständig herauskommt — selbst bei den modernen Preßverfahren bleibt im Ölkuchen ein Rückstand von etwa 1 0 % (HTSL I 560) —, so ist die von Sifr angegebene normale ölausbeute durchaus zutreffend. esS?SS (bh: »verwunden«) bezeichnet hier das Zerquetschen der Oliven mit der Hand, um ihren bitteren Saft zu entfernen und sie zum Essen fertig zu machen. Das ö l bleibt also hierbei noch in den Oliven im Unterschied zu TFRS (s. Anm. 6 7 ) . Vgl. Maas I V 1 ; TosToh X 1 1 ; DALMAN I V 2 0 0 ; L o w I I 2 8 9 ; GOLDMANN, Öl 5 0 , 7 1 3 . 66 Also
Anm. 64).
ein Sechstel des ölertrages der reifen Oliven (vgl. oben
bh »(im Mörser) zerstoßen« (Prov 27 22). Das Gerät zum Zerstoßen konnte entweder ein tragbarer Mörser sein oder auch eine in den Felsen gehauene oder gemauerte flache Schale, in der die Oliven mit der Hand oder mit einem Stein zerquetscht wurden. Diese »Schalenvertiefungen« kann man noch heute in Palästina vielerorts finden (vgl. DALMAN I V 2 3 8 ff. mit Abb. 4 8 . 4 9 ; KRAUSS I I 2 1 7 ) . 68 Hat
die Olive den zweiten Reifegrad erreicht, so darf man sich mit dem von diesen Früchten in kleinen Mengen gewonnenen ö l
III. Baumfelder und -früchte im Sabbatjahr
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IV 9a
Oliven darf man, wenn sie ein viertel [Log öl] von einem Sea [Früchten]®4 ergeben würden, zerquetschen65 und auf dem Felde essen. Würden sie ein halbes Log [öl] 66 ergeben, darf man [sie] zerstoßen®7 und [sich mit ihnen] auf dem Felde salben 68 . Würden sie ein Drittel (des normalen ölertrages) 69 ergeben, darf man [sie] auf dem Felde zerstoßen und [das Öl] in sein Haus bringen. Und ebenso ist man bei dementsprechenden [Oliven] in den übrigen Jahren der Jahrwoche die Zehnten schuldig70. IV 9b Und alle übrigen Baumfrüchte: wie sie [zur Ablieferung] für die Zehnten fällig werden, so werden sie [zur Einbringung] für das Sabbatjahr[gesetz] fällig71. salben. Über die Bedeutung des Salbens mit öl, besonders als Schutz vor der Hitze, siehe DALMAN IV 259 ff. ®9 Jetzt ist im Unterschied zu den beiden vorangehenden Reifegraden ein Drittel des g a n z e n normalen ölertrages ( = drei Log öl von einem Sea), also ein Log öl gemeint (vgl. Sifr Lev 257 [106c]; Maas I 3), nicht etwa ein drittel Log Öl (DALMAN IV 247); denn in unserer Misch na steigt der ölertrag von einem Reifestadium zum anderen natürlich in aufsteigender Linie: zuerst betrug er ein Zwölftel, dann ein Sechstel und jetzt ein Drittel des vollen Ertrages. 70 Vgl.
wiederum Maas I 3 wie schon IV 7. 8 (Anm. 59 u. 63).
IV 9b 71 Der Zeitpunkt, von dem an in gewöhnlichen Jahren die jeweiligen Zehnten fällig werden, und der Zeitpunkt, von dem an im Sabbatjahr die Baumfrüchte gegessen werden dürfen, ist der gleiche (vgl. Anm. 59). Nur Feigen, Weinbeeren und Oliven machen im Sabbat jähr eine Ausnahme, wie wir sahen (IV 7—9 a). Maas I 2—4 sind die Termine für die übrigen Baumfrüchte aufgezählt. Zu IV 7—9: Dieser Abschnitt bildet ein Ganzes, eingeleitet durch die , ri» , Sp-Frage (IV 7) und abgeschlossen durch den Verweis auf Maas I 2—4 für die übrigen Baumfrüchte. E r unterbricht den Zusammenhang von IV 6 mit IV 10 (Bäumefällen) und ist wegen seiner Bezugnahme auf Maas I 2—4 in seiner jetzigen Fassung sicher später als der Abschnitt in Maas. Sifr Lev 25 7 (106c) wird er mit geringfügigen Abweichungen zitiert (vgl. Anm. 62, 64 u. 69). IV 10a 7 2 Im Sabbatjahr waren die Baumfrüchte zum allgemeinen Verzehr freigegeben. Dies durfte man nicht dadurch verhindern, daß man fruchttragende Bäume fällte, weil man Holz benötigte. Darum war es notwendig zu bestimmen, bis wann man Bäume noch abhauen durfte, ohne daß man ihren Ertrag gefährdete (IV 10a), und von welchem Zeitpunkt ab man sie fällen durfte, wenn sie bereits Früchte trugen, welche geerntet werden konnten (IV 10b). — Bäume nicht
I. Seder. Zeraim: 5. Schebiit
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unnütz zu fällen, war schon im AT vorgeschrieben (vgl. Dtn 20 i9f.). Das lag an der Waldarmut Palästinas (vgl. auch BILLERBECK II 197f.). "iV-xri Koll. mit Artikel (SEGAL §374). 'i^Siri: »hervorbringen«. Was die Bäume nach der Schule Schammais hervorbringen müssen, damit sie nicht mehr gefällt werden können, ist nicht ganz klar. Es könnte auch an das Ausschlagen der Blätter (Komm.) gedacht sein; doch ist der Zeitpunkt des Fruchtansatzes dem Sinne unserer Vorschrift (vgl. Anm. 72) eher angemessen. 753ΠΠ ist der Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua L.). Er war in Palästina weit verbreitet; seine hülsenartigen Früchte waren jedoch trotz ihres süßen Saftes nicht sehr behebt. Der verlorene Sohn (Luc 15 ie) hätte jedenfalls lieber etwas anderes gegessen; aber nicht einmal Johannisbrotbaumfrüchte bekam er. So soll auch der Honig, welcher nach Mat 3 4 und Marc 1 β die Speise Johannes des Täufers bildete, aus dem Saft dieser Früchte bestanden haben — daher ihr deutscher Name. Siehe DALMAN I 57f. mit Abb. 9f.; ausführlich Low II 393ff. 7Β VgfytF (pilp. von *?!?&?): »herabhängen« (JASTROW S. V.). Die Hülsen des Johannisbrotbaumes stehen in ihrer ersten Zeit aufrecht; erst während des Reifeprozesses drehen sie sich allmählich nach unten, so daß sie dann von den Zweigen herabhängen (Low I 403). Die Par. (b Ber 36b; Pes 52b) lesen das gleichbedeutende (pilp. von TW); dies hat wohl auch Fragm. a corr. 77 5?Ί5 (bh: Hi 36 27): »(Wasser) anziehen« (so nach der Erklärung R. Jonas [um 350] j IV 35c, 23; vgl. Low I 78). Dieses Verb würde also dem D?» »ran (IV 8) entsprechen. Sifr Lev 25 7 (106c) scheint das Verb von "fVII »Kern« abgeleitet zu sein und die Bedeutung »Kerne bekommen« zu haben (vgl. Anm. 62 und Low I 78).
III. Baumfelder und -früchte im Säbbatjahr
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3. Die Zeit des Bäumefällens (IV 10)72 I V 10a Von welchem Zeitpunkt ab darf man Bäume73 nicht [mehr] fällen im Sabbat jähr? Die Schule Schammais sagt: Jeder Baum [darf nicht mehr gefällt werden] sobald er [Früchte] ansetzt74. Die Schule Hilleis sagt: Die Johannisbrotbäume75, sobald sie [die Hülsen] herabhängen lassen76; die Weinstöcke, sobald [ihre Früchte Wasser] anziehen77; die Ölbäume, sobald sie blühen; und jeder [andere] Baum, sobald er [Früchte] ansetzt78. I V 10b Jeder Baum, sogleich wenn für ihn der Zeitpunkt [der Ablieferung] der Zehnten kommt, ist es erlaubt, ihn abzuhauen79. I V 10c Wieviel muß ein Ölbaum tragen, und80 man darf ihn nicht fällen81 ? [Für] ein viertel Kab [Früchte]82. Rabban Schim'on ben Gamli'el sagt: Alles [richtet sich] nach dem [jeweiligen] ölbaum83. 78 Die Schule Hillels setzt für den Johannisbrotbaum, den Weinstock und den Ölbaum besondere Termine des Fruchtansatzes fest, wohl deswegen, weil bei den genannten Bäumen das Erscheinen der Früchte schwer festzustellen ist. Beim Johannisbrotbaum und beim Weinstock kommt dabei ein etwas späterer Termin als der der Schule Schammais heraus, beim ölbaum ein früherer. Bei allen übrigen Bäumen gilt der Ansatz der Schule Schammais. Zu I V 10a Vgl. die Par. b Ber 36b; Pes 52b. IV 10b 79Ist die Zeit der Zehnten gekommen (vgl. Maas I 2f.), so sind die Früchte erntereif. Im Sabbat jähr fällt damit der Grund weg, dessentwegen man Bäume nicht abhauen darf (vgl. Anm. 72). IV 10c 80 Syntaktische Parataxe bei logischer Hypotaxe. 81 Der ölbaum als einer der Hauptnahrungslieferanten mußte gegen mutwilliges Fällen geschützt werden. Diese Verordnung bezieht sich also nicht auf das Sabbat jähr, sondern auf das Abhauen eines ölbaumes überhaupt (GOLDMANN, ö l 50, 579). 82 » a i l (bh) heißt ein Viertel, insbesondere ein viertel Kab (1 Kab = 4 Log = 2,02 1; ein viertel Kab also 1 Log). Gemeint ist der Ertrag eines Baumes an Oliven (j I V 35 c, 26). Solange dieser über ein viertel Kab bleibt, darf man den Baum nicht fällen (s. auch bB kam 91b). 83Rabban Schim'on ben Gamli'el (wohl II.) will die anonyme Mischna nicht absolut gelten lassen. Nach seiner Meinung muß man die besonderen Verhältnisse des zu fällenden Baumes berücksichtigen. Man darf also einen Baum, wenn es nötig ist, auch schon vor dem Absinken unter die Mindestertragsgrenze abhauen; einen anderen, wenn er sonst gesund ist, nicht.
V i a 1 Bestimmte Pflanzen benötigen zur Entwicklung ihrer Früchte länger als ein Jahr (V 1). Andere können ihre »Früchte«,
I. Seder. Zeraim: 5. Schebiit
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'= Κ·: ΠΤ1ΓΓ· in diesem Falle eßbare Pflanzenteile, länger als ein Jahr ohne Schaden zu nehmen im Boden ruhen lassen (V 2—5; VI 3. 4). Was aber von diesen Pflanzen im Sabbatjahr wächst, unterliegt dessen Bestimmungen. Darüber handelt der folgende Abschnitt im einzelnen. ΙΤ0 ΓΠ33 (von rnttf »Grube, Vertiefung«: »Grübchenfrüchte«?; vgl. weiter) bezeichnen höchstwahrscheinlich die Früchte von Juniperus drupacea, einer Wacholderart. Dieser Baum wächst heute im Libanongebiet, dürfte aber auch in Galiläa vorgekommen sein. Er kann sehr mächtig werden und liefert gutes Holz. Seine Früchte werden zu Mus gekocht gegessen. Sie weisen eine grubenförmige Vertiefung auf, wonach sie vielleicht njitf ΙΊΪ13 »Grübchenfrüchte« genannt wurden (s. o.), und benötigen wie die meisten Juniperus-Arten zwei Jahre ( = drei nach rabbinischer Rechnung, vgl. Anm. 3) zur Reife (vgl. A. E N G L E R , Die natürlichen Pflanzenfamilien Bd. 13, red. von R. P I L G E R , Leipzig 1926, S. 396; dort auch Abbildung der Früchte [freundlicher Hinweis durch Prof. Dr. F I R B A S , Göttingen]). Dieses Merkmal, das außer an unserer Stelle noch b Bek 9 b für die n.W nil? erwähnt wird, ist so charakteristisch, daß eine andere Deutung kaum in Frage kommt. Es stimmen dazu auch fast alle Belege aus talmudischer Zeit: Ab zara I 5 werden die njitf ΓΠ33 neben Kiefernzapfen (!) als Gegenstände, die zum Götzenopfer dienen können, genannt (ähnlich b Schebu 12b). Die H.W niia zählen zu den weniger wertvollen Früchten (Dam I 1; vgl. auch Tos Pea I 7). Deswegen sind die nil! 2
nicht identisch mit den ΓΜ3 (so Komm.; auch DALMAN, W B 416b), wie schon G U I S I U S richtig gesehen hat, obwohl beide nie nebeneinander vorkomifien und die LAA gelegentlich schwanken (vgl. Low I 241 f.). Die Ϊ3ψ ril3 bezeichnen nämlich eine besonders schöne Feigenart (j Β bat II 13c, 51; Ned I X 41c, 53 = Tos V 1 und vielleicht auch Maas II 8).
IV. Pflanzen mit mehrjähriger Frucht im Sabbatjahr
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Kapitel V
IV. Pflanzen mit mehrjähriger Frucht im Sabbatjahr (V 1 - 5 ) * 1. Baumarten (V 1) Für Wacholderbeeren 2 kann das Sabbat jähr das zweite Jahr [der Jahrwoche] sein; denn sie bringen auf drei Jahre [Frucht] hervor 3 . V lb Rabbi Jehuda sagt: Für die Mimusops-Früchte4 kann das Sabbatjahr das Nachsabbat jähr sein; denn sie bringen auf zwei Jahre [Frucht] hervor. Man sagte gegen ihn: Man sprach nur [von] Wacholderbeeren 6. Via
R. Johanan (f 279) (b Ber 40b; Ab zara 14a) und, ihm folgend, die meisten Komm, sehen in den ΠΙ® nil? eine weiße Feigenart (ΧΓΠ1Π ""ISFi). Ob schon hier eine Verwechslung mit den nil3 vorliegt ? Denn eine Feigenart, die zwei Jahre zur Fruchtentwicklung benötigt, ist nicht nachzuweisen und botanisch auch sehr unwahrscheinlich, da Feigen normalerweise zwei bis drei Ernten in einem Jahr hervorbringen. Es wird lediglich durch Plinius (nat 15, 73) von einem Überwintern der letzten Feigenernte durch besondere Kunstmittel berichtet. Das wäre aber dann noch nicht ein volles Jahr, das die Feigen zur Fruchtentwicklung brauchten! — Die Erklärung des j (V 35 d, 9) mit m , ö , Q hilft nicht weiter, da sie unverständlich ist. Ob = TriTupfs, kleiefarbig, wie BILLERBECK I 857, Anm. 1 vermutet ? — S. LIEBERMAN, Tosefta Ki-fshutah I 1, New York 1955, S. 132 zu Tos Pea I 7, sieht in den Kiefernzapfen (freundlicher Hinweis durch Dr. SCHERESCHEWSK, Münster). Er sucht also die Lösung der Frage in ähnlicher Richtung. Sein diesbezüglicher Aufsatz in J Q R war mir jedoch nicht zugänglich. 3 Das Sabbatjahresgesetz gilt für alle Früchte, die in ihm wachsen. Dauert die Reife dieser Früchte länger als das Sabbatjahr selbst, so wird das Sabbat jahresgesetz erst entsprechend später wirksam. In unserem Falle werden zwei Jahre zur Reife vorausgesetzt, nach rabbinischer Rechnung drei: vom Frühjahr des Sabbatjahres bis zum Spätherbst des nächsten Jahres, der bereits in das zweite Jahr der Jahrwoche fällt. Diese Zeitrechnung finden wir im Altertum häufig. V l b 4nisD*]S, gr. ττερσέα, ist Mimusops Schimperi Höchst., eine Sapotaceenart, welche im Kultus des alten Ägypten eine Rolle spielte. Theophr h. pi. IV 2, 5 sagt von ihr: καρττόν . . . φέρει . . . πδσσν ώραν* ττερ'.καταλσμβάυει γαρ ό νέο; άεί τόν ενον: »er trägt Früchte . . . jederzeit; die neue holt nämlich immer die vorjährige ein«. Der Mi-
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1: Κ1 Dittogf.; K« dd. musops trägt also das ganze Jahr hindurch Früchte (vgl. Low I I I 347f.). 5 Tos IV 1 und j V 35 d, 48 wird die Debatte vollständiger wiedergeben: Die übrigen Gelehrten bestreiten R. Jehuda, daß die Mimusops-Früchte überhaupt länger als ein Jahr zur Fruchtreife brauchten, und verweisen ihn dabei auf Tiberias, seinen Wohnort, wo er das beobachten könne, j fügt noch eine Antwort R. Jehudas hinzu, wonach dieser wieder die anderen auf Sepphoris verwiesen hätte, wo die nisp")B doch zwei Jahre benötigten. Zu V I : Par zur anonymen Mischna b R hasch 15b; Gen r X 4 (77, 1 Theod.); zum Ganzen Sifr Lev 25 4 (105d). V 2 6 Die Zehrwurz wird hier nur als Beispiel für Zwiebelgewächse genommen (obwohl sie botanisch keines ist!); die Zwiebel selbst ist der Zehrwurz halakisch gleichgestellt (s. j V 35d, 50; vgl. Anm. 8). V 4 werden neben der Zehrwurz noch andere Pflanzen genannt, die ihr gleichgestellt werden (s. dort). Über die Zwiebeln besonders handelt noch VI 3 [f.] (s. dort). 'Wollte man sich Zehrwurzknollen des Vorsabbatjahres für das Nachsabbat jähr aufbewahren und sie dazu im Sabbat jähr in Erde einschlagen (vgl. Anm. 9), so durfte man dabei nicht in den Verdacht geraten, die Knollen für eine Ernte im Sabbatjahr zu setzen, sondern mußte besondere Vorschriften beachten. 8 Mit f]!1? sind die in Palästina heimischen Arten der Zehrwurz gemeint (im wesentlichen Arum palaestinum und Arum hygrophilum). Die Pflanze besitzt eßbare Knollen, um derentwillen sie auch angebaut wird (vgl. DALMAN II 278; Low I 214f.).
IV. Pflanzen mit mehrjähriger Frucht im Sabbatjahr
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2. Die Zehrwurz (V 2—5)« a) Aufbewahren im Sabbatjahr (V 2)7 V 2 Wer die Zehrwurz 8 einschlagen will9 im Sabbatjahr: Rabbi Me'ir sagt: [Der darf] nicht weniger als zwei Sea [einschlagen]10, [der Haufe muß mindestens] drei Handbreit hoch [sein]11, und [es muß mindestens] eine Handbreit Erde darauf [getan werden] 12 . Aber die Gelehrten sagen: Nicht weniger als vier Kab 13 , eine Handbreit hoch und [mindestens] eine Handbreit Erde darauf; aber man muß [dort] einschlagen, wo Menschen gehen 14 . b) Stehenbleiben über das Sabbatjahr hinweg (V 3) V 3 Eine Zehrwurz, an der das Sabbat jähr vorübergegangen ist 15 : Rabbi Eli'ezer sagt: Wenn die Armen ihre Blätter eingesammelt haben, haben sie [sie] eingesammelt 16 ; aber wenn nicht, muß man mit den Armen abrechnen 17 . Rabbi Jehoschua* sagt: Wenn die 9
Wollte man Knollen aufbewahren, um sie im nächsten Jahr zu setzen, so schlug man sie in Erde ein (|?ö), ähnlich den Kartoffeloder Rübenmieten bei uns, nur in kleinerem Maßstab (Kil I 9; vgl. KRAUSS II 198). Im Sabbatjahr galten für diese Mieten besondere Vorschriften. 10 Diese Mindestmenge von zwei Sea ( = 301) war nach R. Me'ir nötig, um den Verdacht zu vermeiden, man wolle die Knollen im Sabbatjahr setzen. 11
Diese Mindesthöhe dient dem gleichen Zweck wie die Mindestmenge (vgl. Anm. 10). 12
Würde man weniger Erde auf die Knollen tun, so könnten sie im Sabbatjahr ausschlagen. Das soll aber verhindert werden. 13
4 Kab = 14 Sea, also ein Viertel der Menge R. Me'irs (vgl. Anm. 10). 14 Nach Ansicht der Mehrzahl der Gelehrten darf die Miete nur auf betretbarem Gebiete (D"ttJ no , , n Dlj?7?, wörtlich: Tretort der Menschen), also Wegen, Plätzen usw., angelegt werden. Die Kollegen R. Me'irs sind also zwar bezüglich der Maße der Miete sehr viel milder als dieser; doch gleicht das der verschärfende Nachsatz wieder aus. Zu V 2: Tos IV 2 führt noch eine Diskussionsbemerkung R. Me'irs an, wonach das Einschlagen auf Beeten das allgemein Übliche gewesen sei, wie man es ja auch erwartet hätte. Er tut das aber offenbar in Kontroverse mit einer verschärfenden Auffassung seiner Kollegen, wonach das Einschlagen nur auf betretbarem Gebiet stattfinden durfte (s. o. Anm. 14).
I. Seder. Zeraim: 5. Schebiit
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V 3 16 Hatte man die Zehrwurz in Erde eingeschlagen (vgl. Anm. 9), so konnte sie mehrere Jahre darin gelassen werden, bis man sie erntete. Das war bis zu mindestens drei Jahren möglich (Kil II 5; Tos Schebi IV 3). Während dieser Zeit bildet sie Tochterknollen und treibt Blätter. Hier ist eine solche Zehrwurz gemeint, die, im Vorsabbatjahr oder früher gepflanzt, über das Sabbatjahr hinweg im Boden bleibt. Welche Teile der Pflanze unterliegen aber nun im Nachsabbat jähr oder später noch den Sabbatjahresvorschriften ? 16 Damit haben die Armen den ihnen zustehenden Teil bereits erhalten; die Rechnung stimmt. Zur Konstruktion . . . lüpV DS vgl. Joh 19 22: δ γέγραφα, yέγραφα und R e n g s t o r f zu Jeb X I I I 7b, Anm. 4. 17 Wörtlich: ». . . muß man Rechnung für die Armen machen«, d. h. die Armen müssen den ihnen zustehenden Anteil auf andere Weise bekommen — so wenigstens nach R. Eli 'ezer. Wie das gemeint ist, zeigt eine in Tos IV 3 und j V 33d, 71 von ihm erhaltene Bar: Der Anteil der Armen beträgt nach einem Jahr, also lmNachsabbatjahr, die Hälfte des Gewachsenen, nach zwei Jahren ein Drittel und nach drei Jahren ein Viertel. 18 Nach R. Jehoschua' ist der Anteil der Armen mit dem Sabbatjahr verfallen. V 4 19 Vorsabbatjahresfrüchte dürfen noch im Anfang des Sabbatjahres geerntet werden. Die Zehrwurz mußte aus dem Boden ausgegraben werden. Tut man das im Sabbat jähr, so muß dabei der Schein vermieden werden, als wolle man durch das Aufbrechen des Bodens diesen umgraben. 20 Sommerzwiebeln sind solche Zwiebeln, die während des (Früh-)Sommers gepflanzt werden und somit im Sabbatjahr selbst als Frucht des Vorsabbatjahres wie die Zehrwurz geerntet werden können. 21 ΠΧ13 ist der Krapp (Rubia tinctorum L.), dessen Wurzeln zum Rotfärben verwendet wurden. Der Zusatz JVTy soll lediglich besagen, daß der hier gemeinte Krapp auf gutem Boden wächst,
IV. Pflanzen mit mehrjähriger Frucht im Sabbatjahr
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Armen ihre Blätter eingesammelt haben, haben sie [sie] eingesammelt; aber wenn nicht, braucht man nicht mit den Armen abzurechnen 18 . c) Ausreißen im Sabbatjahr (V 4) 19 V 4 Eine Zehrwurz des Vorsabbat jahres, welche in das Sabbat jähr hineinsteht, und ebenso die Sommerzwiebeln 20 und ebenso der Krapp auf gutem Boden 21 : Die Schule Schammais sagt: Man darf sie [nur] mit Holzlöffeln22 ausreißen. Die Schule Hillels sagt: Mit eisernen Rodehacken 23 . Sie 23a räumen [allerdings] ein, daß man bei weitverzweigtem Krapp 2 4 mit eisernen Rodehacken ausreißen dürfe. weshalb er trotz seiner zahlreichen Wurzeln leicht ausgerissen werden konnte im Gegensatz zu dem weiter unten erwähnten »verzweigtem Krapp« (Anm. 2 4 ) . Vgl. DALMAN I I 3 0 1 ; K R A U S S 1 5 5 2 Anm. 2 2 0 ; Low I I I 2 7 1 . 22 riDiip (eig.: niöiis?; jK haben Synkope des K), von einem Stamm ηΊΧ(= *pl?), ar. merrafe, ist der Schöpflöffel, hier aus Holz (DALMAN II 127; vgl. VOGELSTEIN 38). Dieses Gerät war natürlich zum Ausgraben von Gemüse völlig ungeeignet. Gerade darum aber durfte nach Ansicht der Schule Schammais nur mit ihm im Sabbatjahr gearbeitet werden, um den Verdacht einer gleichzeitigen Feldbestellung zu vermeiden (Komm.). 23 Zu DiT]i? s. IV 6 Anm. 46. Der Zusatz Ϊ13159 b® »eisern« steht nur zur Betonung des Gegensatzes zu den von der Schule Schammais genannten Holzlöffeln (vgl. Anm. 22). 23a Die Schammaiten. 24 Zu ΠΧΊΒ = Krapp vgl. Anm. 21. Der Zusatz ni»1?? soll solche Krapp-Pflanzen bezeichnen, deren Wurzeln so stark verzweigt waren (S?1?S, auch bh, »Rippe«), daß man sie nicht mit einem Holzlöffel aus der Erde bekam (Low III 271). Darum gestattet die Schule Schammais in diesem Falle, eine Rodehacke zum Ausreißen zu benutzen. V 5 26 Mit Früchten des Sabbat jahres durfte nicht gehandelt werden, weil sie für alle da sein sollten (VIII 3). Das galt für sie natürlich auch noch im Nachsabbat jähr (vgl. ähnlich V 1). Erst die in diesem gewachsenen Früchte waren wieder »normal«. Eine Ausnahme von dem generellen Verbot der Sabbat jahresfrüchte im Nachsabbat jähr mußte mit der Zehrwurz gemacht werden (und damit mit den Zwiebelgewächsen; vgl. oben Anm. 6), weil sie ja auch noch aus dem Vorsabbat jähr stammen kann (vgl. V 2—4). 26 Nach Ansicht R. Jehudas stammt die Zehrwurz aus dem Vorsabbatjahr und hat im Sabbatjahr nur geruht. Deshalb darf sie sofort gekauft werden. Mischoa, I. Seder. 5. Traktat
7
I. Seder. Zeraim: 6. Schebiit
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27 Erst
wenn die neue Ernte auf dem Markt ist, kann man nach Ansicht der Gelehrten sicher sein, daß man keine Sabbatjahresfrüchte kauft. Zu V 5: vgl. VI 4 und das dort Ausgeführte. V 6a 28 Einer Übertretung der Sabbatjahresvorschriften durfte nicht bewußt Vorschub geleistet werden. So mußte sich dieses Gesetz auch auf den Handel mit Gerätschaften auswirken, die man zur Ackerwirtschaft brauchte. Doch konnte man nicht gut jeden Handel mit allen Werkzeugen untersagen, weil ja außer der Landwirtschaft alle übrigen Arbeiten verrichtet werden durften. 29n"5ta (bh Jes 30 24; Jer 157) ist die Wurfgabel, ein Gerät mit breiten hölzernen Zinken, mit dem das Getreide geworfelt, d. h. von der Spreu gereinigt wurde (vgl. VI 2a Anm. 12). Es ist ein ausgesprochenes Erntegerät, welches man nicht zu anderen Zwecken verwenden konnte (vgl. DALMAN I I I 123f. mit Abb. 27. 28; K R A U S S I I I 191). Damit ist nicht zu verwechseln die Wurfschaufel ΓΙΓΠ (Kel X V 15 u. ö. = τττύον Mat 3 12; Luc 3 17), mit der zum zweiten Male geworfelt und das Getreide zusammengeschüttet wurde. Weil sie auch anderen Zwecken dienen konnte, ist sie hier nicht erwähnt. " T O (von "ij^T »durchbohren«) ist vermutlich die Spitzhacke. Sie diente zum Ausheben und Zuschütten von Gruben (Bes I 2; Edu I V 2 ; v g l . DALMAN I I 1 2 6 ; 31Τ
KRAUSS I I 175).
Via und Vi? sind verschiedene Sicheln. Die letztere, die Erntesichel, ist die größere; ihre Schneide trägt Zähne (Hui I 2).
V. Handel und nachbarschaftliche Hilfe im Sabbatjahr
99
d) Kauf im Nachsabbatjahr (V 5) V 5 Von welchem Zeitpunkt an ist es jemand erlaubt, Zehrwurz [im] Nachsabbatjahr zu kaufen 26 ? Rabbi Jehuda sagt: Sofort 28 . Aber die Gelehrten sagen: Sobald das frische [Gemüse] häufig [angeboten] wird 27 .
V. Handel und nachbarschaftliche Hilfe im Sabbatjahr (V 6 - 9 ) 1.
Verkauf
von
Ackergeräten
(V6)28
V 6a
Dies sind die Geräte, welche der Handwerker im Sabbatjahr nicht verkaufen darf: eine Pflugschar und all' ihr Zubehör, das Joch, die Wurfgabel 29 und die Spitzhacke 30 ; aber er darf verkaufen Handsichel, Erntesichel 31 , Ackerwagen32 und all' sein Zubehör. V 6b Dies ist die Regel 33 : Alle [Geräte], deren Verwendung [ausschließlich] der Übertretung dient, sind verboten; [alle, deren Verwendung] zu Verbotenem und zu Erlaubtem [dient], sind erlaubt 34 . Sie dient im wesentlichen zur Getreideernte, wie ihr Name besagt· Sie ist sicher Jer 50 ie; Jo 4i3; Marc 4 29 und Apc 1 4 u f f . gemeint (vgl. DALMAN III 21 f. [ar. mengal] mit Abb. 1 Ba 3). Die Handsichel, ist kleiner und hat eine glatte Schneide (Hui I 2). Sie dient zum Beschneiden der Bäume, aber auch zu anderen Arbeiten im Hause (vgl. DALMAN III 23f. [ar. katafe] mit Abb. 1 Bd). Zu beiden s. DALMAN III 25; K R A U S S II 311. Beide Sicheln erscheinen nebeneinander außer Hui I 2 noch Kel XIII 1; XV 4. Beide konnten natürlich zu zahlreichen Arbeiten verwendet werden, die im Sabbat jähr nicht verboten waren. 32 nVia (bh oft) meint hier den Lastwagen, den wir uns als einen grobgezimmerten, kurzen Leiterwagen vorzustellen haben ähnlich dem bei DALMAN II Abb. 40—42 abgebildeten Tscherkessenwagen. Er diente hauptsächlich zum Einfahren der Ernte, konnte aber selbstverständlich auch zu anderen Zwecken verwendet werden. Vgl. DALMAN I I 9 8 ; I I I 5 8 ; K R A U S S I I 3 3 6 .
V 6b 33Mit der Formel ^Vsn ΠΙ werden einzeln angeführte Fälle unter einem allgemeinen Gesichtspunkt zusammengefaßt, welcher dann für alle weiteren Möglichkeiten die Norm abgibt (vgl. B A C H E R Term I 80ff.; BORNHÄUSER Sukka I 4b Anm. 1). 34 Sobald ein Gerät auch zu einer Arbeit verwendet werden kann, die im Sabbatjahr erlaubt ist, darf es verkauft werden. Nur wenn es ausschließlich zu verbotenen Arbeiten verwendet werden kann, darf man im Sabbatjahr keinen Handel mit ihm treiben. 7*
100
I. Seder. Zeraim: 6. Schebiit
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V 7a 35 1? ist ein größerer Krug, der zur Aufbewahrung der Ernte diente (KRAUSS II 290 mit Abb. S. 196 u. 197). Davon gr. καδόξ; vgl. var. lect. zu Luc 16 β: Ικατόν καδούς έλαίου. 3β *1|?3!7 (so in »palästinischen« Texten, sonst "ifLOH, s. textkr. Anh.; SEGAL §49; ALBRECHT §4f.): »herrenloses Gut«, hier das, was von den Besitzern auf Grund des Sabbatjahresgesetzes freigegeben worden war. "Ähnlich wie bei den Ackerbaugeräten (V 6) muß auch bei den Krügen ein Mißbrauch derselben im Sabbatjahr verhindert werden. Es dürfen daher nur so viele verkauft werden, wie man maximal von dem für alle Freigegebenen bekommen kann. V 7b 38 Das Sabbatjahresgesetz war auf das Land Israel beschränkt (VI 1). Ein im Ausland wohnender Jude war also nicht daran gebunden. Zum Ausdruck TIN1? ΠΧΊΠ vgl. RENGSTORF zu Jeb II 9 a, Anm. 1. V 8a 39 Nach Ansicht der Schule Hillels ist der Verkauf einer Pflügekuh im Sabbat jähr noch nicht Vorschub zur Gesetzesübertretung, weil man die Kuh ja nicht nur zum Pflügen erwerben kann, sondern auch zum Schlachten, das im Sabbatjähr natürlich erlaubt blieb (vgl. den Gesichtspunkt der Regel V 6 b). V 8b 40 Gemeint sind Früchte des Vorsabbatjahres, die man sowohl als Saatgut als auch zur Nahrung verwenden kann.
V. Handel und nachbarscbaftliche Hilfe im Sabbatjahr
101
2. Verkauf von Krügen (V 7) V 7a Der Töpfer darf fünf ölkrüge 35 und fünfzehn Weinkrüge verkaufen; denn so [viel] pflegt man von dem Preisgegebenen3® einzubringen37. Wenn man mehr einbringt, [so] ist mehr als das erlaubt. V 7b Und er darf [unbeschränkt] verkaufen an Heiden im Lande [Israel] und an Israeliten im Ausland38. 3. Verkauf von Ρflüsteren (V 8 a) V 8a Die Schule Schammais sagt: Nicht darf man einem eine Pflügekuh im Sabbatjahr verkaufen. Die Schule Hillels erlaubt es, weil jener sie [auch] schlachten kann 39 . 4. Nachbarschaftliche Hilfe (V 8b—9c) V 8b Man darf einem Früchte 40 verkaufen, selbst zur Saatzeit. V 8c Man darf einem sein Sea-Maß ausleihen, obwohl man weiß, daß er eine Tenne besitzt 41 . V 8d Man darf einem Geld wechseln42, obwohl man weiß, daß er Arbeiter hat — aber bei alledem: auf ausdrückliche Bitte [zur Gesetzesübertretung] ist es verboten43. Zu V 8b: Tos IV 5 wird der Verkauf von Früchten an jemanden, der bezüglich des Einhaltens der Sabbatjahresvorschriften verdächtig ist, verboten ohne Rücksicht darauf, ob man das Saatgut auch zur Nahrung verwenden kann oder nicht. V 8c 41 Mit einem Sea-Maß konnte der Nachbar ja außer der verbotenen Ernte auf der Tenne auch andere Dinge abmessen wollen. V 8d 42nis?D ΒΊΒ ist term, techn. für das Wechseln von großen Münzen in kleine. Letztere konnte man für das Bezahlen von landwirtschaftlichen Arbeitskräften verwenden (vgl. Mat 20 2: ein Denar). Im Sabbat jähr durfte man keine Tagelöhner halten und auch kein Geld an sie auszahlen. Doch konnte man das Kleingeld zu anderen Zwecken verwenden. 43 Werden die genannten Gegenstände ausdrücklich (SftTM) zu Feld- oder Erntearbeiten verlangt, die im Sabbatjahr verboten sind, so muß man die Herausgabe verweigern; es tritt der »Status confessionis« ein (vgl. etwa I Kor 10 27f.).
V 9a 44ΠΒϊ (bh nur Jes 30 28): »Mehlsieb«. Es diente zum Trennen der Kleie oder der Graupen vom Mehl nach dem Mahlen und hatte deswegen relativ enge Maschen. Es war aus Haar, Leder oder Schilf geflochten (vgl. KRAUSS I 98; DALMAN II 258f.; Abbildung heutiger Siebe ebd. Abb. 29. 32. 49).
I. Seder. Zeraim: 6. Schebiit
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Π Ί » (bh nur Am 9 9): »Getreidesieb«. Es diente zum Trennen des Häcksels oder der Spreu von den Getreidekörnern nach dem Dreschen und hatte deswegen etwas gröbere Maschen als das Mehlsieb (vgl. DALMAN I I I 1 4 3 f . mit Abb. 2 9 und 3 1 ff.; K R A U S S I 9 8 ) . 46 D?rn (auch bh oft): »Mühle«. Hier ist die Handmühle gemeint. Sie allein konnte getragen und damit ausgeliehen werden. Sie bestand aus einem unteren Stein mit einem Zapfen in der Mitte und einem oberen, welcher um den Zapfen des unteren mittels eines Handgriffes gedreht werden konnte. Der obere Stein besaß eine Öffnung, durch welche man das Mahlgut einführen konnte (vgl. DALMAN III 225ff. m i t A b b . 4 7 — 5 1 ; KRAUSS I 96). 48a
1 = »beziehungsweise«. Zu diesem semitischen Sprachgebrauch, der auch im N T vorkommt (Marc 3 35; 4 8. 20 u. ö.), vgl. J . J E R E M I A S , Unbekanne Jesusworte, 1951, S. 44 Anm. 2. 47 "l«n (bh oft, im NT = κλίβανος Mat 630; Luc 12 28): »Backofen«. Von den verschiedenen Arten ist hier ein tragbarer, zylindrischer Ofen aus gebranntem Ton gemeint. Er wurde von innen beheizt und hatte unten ein Luftloch. Das Brot wurde im allgemeinen außen angeklebt. Ähnliche Formen von Backöfen waren auch in Ägypten und Mesopotamien in Gebrauch (vgl. DALMAN IV 96 ff. mit A b b . 19; KRAUSS I 8 7 f . ) . 48
1"!a (auch bh): »aussondern, auslesen«. Hier ist an das Sieben, mit dem Getreidesieb (s. Anm. 45) gedacht, wodurch die Getreidekörner zum Mahlen von Häcksel und Spreu getrennt wurden. Sonst kommt das Verb auch in der Bedeutung »mit der Hand auslesen« vor, besonders in bezug auf Hülsenfrüchte (DALMAN III 279). 49 Alle genannten Geräte und Arbeiten waren Frauensache, nur ausnahmsweise beschäftigten sich Männer mit ihnen, wie es auch noch bis vor kurzem in Palästina weitgehend der Fall war (DALMAN I I I 224. 229).
V. Handel und nachbarschaftliche Hilfe im Sabbatjahr
103
V 9a
Es darf ausleihen eine Frau ihrer Nachbarin, die in bezug auf das [Einhalten der] Sabbatjahr[esvorschriften] verdächtig ist, ein Mehlsieb44, ein Getreidesieb46, eine Mühle48 oder 46 " einen Backofen 47 ; aber sie darf nicht mit ihr auslesen 48 und nicht mahlen 49 . V 9b Die Frau eines »Genossen«50 darf der Frau eines »Unzuverlässigen«50 ein Mehlsieb oder ein Getreidesieb ausleihen und sie darf auslesen, mahlen und sieben mit ihr; aber sobald sie das Wasser [zum Teig] gießt 51 , darf sie ihn nicht [mehr] berühren, denn man soll den Gesetzesübertretern nicht helfen — und das alles sagte man nur um des lieben Friedens willen. V 9c Man darf Heiden im Sabbatjahr helfen,aber nicht Israeliten, und man darf sie begrüßen mit »Frieden« um des lieben Friedens willen52. Die erwähnten Geräte konnten alle auch zu anderen als im Sabbatjahr verbotenen Zwecken verwendet werden, deshalb wird hier erlaubt, sie auszuleihen. j V 36a, 44 werden einige Beispiele aufgezählt, wozu man die Geräte noch benutzen konnte: ein Mehlsieb zum Geldzählen, ein Getreidesieb zum Sandsieben, eine Mühle, um Medizin zu mahlen, und einen Backofen, um Flachs darin zu trocknen. Nachbarschaftliche Hilfe beim Arbeiten war gang und gäbe (Mat 24 4i: zwei Frauen, die zusammen mahlen; vgl. Abb. 49 bei DALMAN III). Im Sabbatjahr durfte dies bei verbotenen Arbeiten nicht geschehen. V 9b 50"ΐ?Π ist hier nicht wie III 6b; IV 1. 4c und noch V 9a n"l?nim Sinne von »ein(e) andere(r)« gebraucht (vgl. III 6b Anm. 42), sondern von »Genösse« der Gelehrten. Ein solcher war Mitglied einer Vereinigung zur Beobachtung des Gesetzes, besonders der Reinheitsvorschriften. Solche pharisäisch gerichteten Vereinigungen bestanden im 1. und 2. Jh. n. Chr., aber auch schon in vorchristlicher Zeit in großer Zahl. Ihre Mitglieder standen in schroffem Gegensatz zu dem Η«Π 0?, eig. »Landvolk«, dann »Unzuverlässige«. Sie nahmen es mit der Einhaltung der rabbinischen Gebote nicht so genau. Vgl. E. WÜRTHWEIN, Der 'amm ha'arez im AT, BWANT 4,17, 1936; Jüd Lex I 276ff.; Enc Jud V 121ff. und BILLERBECK II 500ff. 51 Nach Lev 11 34 ist dies der Augenblick, da die Speisen in einem unreinen Gefäß auch selbst unrein werden. Die nach Num 15 20 vom Teige abzusondernde Teighebe mußte jedoch levitisch rein sein (Hai II 3b). Folglich hat beim Hinzutreten des Wassers zum Teig die Hilfe einer gesetzestreuen Frau aufzuhören; denn weil ihre Gefährtin es mit den Reinheitsvorschriften nicht so genau nimmt, könnte dabei der Teig unrein werden und damit auch die vom Teig abzuführende Hebe. Das darf aber nicht sein (s. o). Die Mischna V 9b hat demnach nichts mit dem Sabbat jähr zu tun (vgl. folgende Anmerkung).
104
I. Seder. Zeraim: 5. Schebiit
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V 9c 62 V 9 sind Bestimmungen zusammengestellt, die zwecks Erleichterung des Verkehrs mit der Umwelt geschaffen worden waren ''Jipa, »um des lieben Friedens willen«). Mit Ausnahme der Bestimmungen 9a. c (1. Hälfte) beziehen sie sich nicht auf das Sabbatjähr. 9 c erschien schon in anderem Zusammenhang IV 3. Die ganze Mischna V 9 steht auch Git V 9. An unserer Stelle wurde dieser Block um der ersten Anordnung willen aufgenommen. VI 1 x Das Sabbat jähr gehört zu den Gesetzen, die speziell an das Land Israel gebunden waren (Lev 25 2). Vgl. j VI 36b, 20 (Par: j Kidd I 61c, 56), wo aus Dtn 12 ι abgeleitet wird, daß alle den Boden betreffenden Gesetze nur für das Land Israel gelten. Das wird auch an unserer Stelle vorausgesetzt. Fraglich konnte nur sein, wie weit das Land Israel reicht. Gilt die politische oder die Siedlungs-Grenze ? Mußte das Sabbat jähr auch in dem stark von Juden besiedelten nördlich angrenzenden Syrien und in den Ländern zwischen Palästina und Babylonien beobachtet werden und, wenn ja, in welchem Ausmaß ? 2 Damit sind Esra und sein Gefolge gemeint, welche nach rabbinischer Meinung nur das zu dieser Zeit als Israel bezeichnete Gebiet besetzt hatten. Die weiter unten erwähnte Eroberung des Landes Israel unter Josua hat nach derselben Meinung einen viel größeren Umfang gehabt. Vgl. auch die gleiche Gegenüberstellung j VI 36b, 30 anläßlich einer Auslegung von Neh 8 17. 3 3*1? ist vermutlich jüngere Form für 31?, wie aNB lesen (ALBRECHT § 4c; SEGAL § 45). Dies wieder ist aus bh (Jos 19 29; Ri 1 3I) durch Aphaeresis des Κ entstanden (SEGAL § 62). Gr. entspricht dem Έκδππτα, auch Άρκή, so bei Josephus (Ant V 85 u. ö.; vgl. BOETTGER, Topogr.-hist. Lexicon zu Flavius Josephus, 1877,
VI. Das Land Israel und das Ausland hinsichtlich des Sabbatjahres
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VI. Das Land Israel und das Ausland hinsichtlich des Sabbatjahres (VI 1 - 6 ) K a p i t e l VI 1. Der Geltungsbereich des Gesetzes (VI 1—2) 1 a) Die verschiedenen Bezirke (VI 1) 1 Drei Länder [unterscheidet man] hinsichtlich des Sabbatjahres: [Im Gebiet] alles [dessen], was die von Babel Heraufziehenden 2 vom Lande Israel in Besitz genommen haben, und [zwar] bis Gezib3, darf [die Frucht] nicht gegessen 4 und [das Land] nicht bearbeitet werden. Und [im Gebiet] alles [dessen], was die von Ägypten Heraufziehenden S. 9); lat. Ecdippa, so u. a. bei Plinius (nat 5, 75; vgl. THOMSEN, Loca Sancta I, S. 58f.). Es handelt sich um eine Stadt zwischen Akko und Tyrus, heute ez-Zib am Wädi el-Kuren. Gezib erscheint auch Dam I 3 (und Hal IV 8, s. unten zu VI 1) als Grenzort. Ob hier noch eine Erinnerung an die Verleihung des Titels στρατηγός an den Hasmonäer Simon durch Antiochus VI. (I Mak 11 59) vorliegt ? Dessen Befehlsgewalt sollte von der κλίμαξ Τύρου, der »Leiter von Tyrus«, einem Vorgebirge zwischen Tyrus und Akko in der Nähe von Gezib, bis zum όριον Aiyürrrou, der ägyptischen Grenze, reichen (so vermutet S. KLEIN HUCA V 235 und Palästina-Studien IV 10ff.). Sonst ist von einer Funktion Gezibs als Grenzort nichts bekannt. 4 Die Früchte des Sabbatjahres durften nach dem "IW3, der »Wegschaffung«, von den Armen gegessen werden, wodurch eine bessere Verteilung erreicht werden sollte (vgl. dazu VII 1 Anm. 5). Bis dahin hatten die Früchte einen gewissen Grad von Heiligkeit (n,SJ,3t? nan^ j IV 35c, 6 u. ö.) und durften daher nicht gegessen werden (vgl. BÜCHLER S. 225 Anm. 4). kann sich nur auf den Euphrat beziehen entsprechend dem bh Sprachgebrauch (Gen 31 21 und Ex 23 31; vgl. ALBRECHT ZU Hai IV 8). Daß der Euphrat tatsächlich als Grenzfluß zum Lande Israel angesehen wurde, zeigt die Erzählung von Rab ( | 247) und Schemu'el (t 254) Gen r XVI 2 (145, 1 Theod.); vgl. auch RENGSTORF im ThWBzNT VI 599f. e D}0$ scheint gleich dem bh njöK zu sein, wie auch NJB lesen. So bezeichnet das AT den durch Damaskus fließenden Fluß, heute Nahr Barada (II Kön 5 12), sowie den von diesem durchflossenen Teil des Antilibanon selbst (HL 4 s). An unserer Stelle ist jedoch damit
I. Seder. Zeraim: 5. Schebiit
106
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ein Teil des Taurus-Gebirges gemeint, und zwar der, welcher zwischen Cilicien und Syrien liegt (so auch S. KRAUSS, ZDPV 30, 1910, S. 224 und BLACKMAN Z. St.). Dieser wird von den Griechen Άμανόξ oder Άμανόν genannt, von den Lateinern Durus Amanus (vgl. die WBB, bes. W. PAPES Wörterbuch der griechischen Eigennamen3, bearb. von G. E. BENSELER I, Braunschweig 1884, s. v. und BOETTGER, Topogr.-hist. Lexicon zu Flavius Josephus, 1879, S. 19). Daß dieses Grenzgebirge zwischen Syrien und Cilicien an unserer Stelle gemeint ist, folgt aus einer Bar (j Schebi VI 36d, 27; Tos Hal II 11; Tos Ter II 12; b Git 8a), in der als Grenze des Landes Israels der 0Ϊ1Ι3Ν 01*110 angegeben wird. Dabei erscheint OilöK bald als (so Tos Ter II 12), bald als ΠΜΧ (so j Schebi 1. c.). Ähnlich verhält es sich auch Ex r XV, 1 (s. 23), wo ein R. Justa (um 270?) als Autor genannt ist. An den eben genannten Stellen und in unserer Mischna ist zweifellos dasselbe Gebirge gemeint. Man vergleiche noch mit dem OilöS die LA von a an unserer Stelle: Oiaan, wobei Κ mit Π ausgetauscht ist (eine häufige Erscheinung im Mh; ALBRECHT § 4 b). Daß der Taurus Amanus auch von der Mischna gemeint sein muß, ist weiterhin deshalb sehr wahrscheinlich, weil dies Gebirge die letzte größere Erhebung ist, die man auf der Küstenstraße nach Palästina hin überschreiten muß. Außerdem paßt diese Identifizierung besser zum daneben genannten Euphrat. Mit diesem zusammen ergibt sich als dasjenige Gebiet, in dem das Sabbat jähr nur beschränkt gilt, ein geschlossenes Randgebiet um das Kernland herum. Es umfaßt im wesentlichen die römische Provinz Syrien (ohne Cilicien und Palästina) und entspricht somit dem in VI 2 genannten Syrien (s. Anm. 9, vgl. noch zu VI 1). Die LA von NJB Π388 ist in Anlehnung an die bh Form entstanden. 7
In dem zweiten Gebiet gilt das Sabbat jähr nur noch beschränkt; denn die Verteilung an die Armen fällt in ihm weg, während das Land noch nicht bearbeitet werden darf. Vgl. die spezialisierte Aufstellung
VI. Das Land Israel und das Ausland hinsichtlich des Sabbatjahres
107
in Besitz genommen haben von Gezib an bis zum Fluß 5 und bis Amanam 6 , darf [die Frucht] gegessen, aber nicht [das Land] bearbeitet werden7. Vom Fluß und von Amanam an und weiterhin8 darf gegessen und bearbeitet werden. b) Bodenarbeit in Syrien (VI 2) 2 a Man darf an [vom Boden] Abgelöstem in Syrien® arbeiten, aber nicht an Festhängendem 10 . Man darf dreschen 11 , worfeln12, keltern und aufhäufen 13 , aber nicht ernten, nicht Trauben lesen und nicht [Oliven] abstreifen 14 . VI 2a, welche sich höchstwahrscheinlich auf das gleiche Gebiet bezieht (s. o. Anm. 6). 8 Alle Gebiete außerhalb des Euphrats und des Taurus Amanus galten in keiner Beziehung mehr als Land Israel. Zu VI 1: Hal IV 8 findet sich eine ganz ähnliche Dreiteilung in bezug auf die Halla-Abgabe. Dort erscheint Rabban Gamli'el (II., um 100?) als Autor; wahrscheinlich ist aber die Dreiteilung älter und nur von ihm auf die Halla-Abgabe angewandt. Man vergleiche mit unserer die Dreiteilung Israel — Syrien — Ausland Orl I I I 9 und Ab zara 18. — Siehe auch Karte I bei S. 181. VI 2 a 9ΓΓΎΙ0 = gr. Συρία, Syrien. Damit ist das VI 1 als zweites der drei Bezirke genannte Gebiet gemeint, nämlich im wesentlichen die römische Provinz Syrien ohne Cilicien auf der einen und Palästina auf der anderen Seite. Nach rabbinischer Meinung war dieses Land von den aus Ägypten Heraufziehenden in Besitz genommen worden (s. VI 1). Darum galt es nicht als Ausland, aber auch nicht als vollgültiges Inland. In Syrien mußten der Zehnt abgeliefert (Dam VI 11) und die Erstlinge dargebracht werden (Hal IV 11; vgl. weiter Hai IV 7; Orl I I I 9; Maas V 5 u. ö.). Syrien war in spätjüdischer Zeit stark von Juden besiedelt. Vgl. etwa auch den Sammelbericht Mat 4 23f., wo Syrien und Galiläa zusammen genannt werden als Gegenden, aus denen Jesus starken Zulauf erhielt. 10 Zunächst wird eine allgemeine Regel aufgestellt. Das Folgende zeigt, wie diese gemeint ist: Jede Art der Erntearbeit an den noch auf dem Felde stehenden oder an den Bäumen hängenden Früchten panaa) ist verboten; sobald die Früchte vom Feld oder vom Baum geerntet, also abgelöst sind (töVna), darf man sie weiter verarbeiten. 11 Das Dreschen erfolgte mittels Stöcken, Dreschtafeln oder durch Vieh (Dalman I I I 113ff.; Krauss I I 190f.). 12 Durch das Worfeln wurde das Getreide von der Spreu gereinigt. Auf Tennen warf man das gedroschene Getreide mit der Wurfgabel
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(ΠΊΤΟ; s. V 6a Anm. 29) oder der Wurfschaufel (W1; ebd.) bei leichtem Wind in die Luft, wodurch die schwereren Getreidekörner gleich zu Boden fielen, während der Luftzug die Spreu entführte ( D a l m a n I I I 130ff.). 13 "lös bedeutet »Garben sammeln« (den. von "löi? »Garbe«; G e s . - B . s. v.), so Ps 129 7; Pea V 8; Schab VII 2 u. ö. Daneben kann es aber auch auf andere ähnliche Arbeiten bezogen werden, so j Schab VII 10 a, 49 auf das Aufhäufen von Rosinen oder b Schab 96 b auf das Sammeln von Holz. An unserer Stelle ist an das Aufhäufen von Oliven vor dem Preßvorgang zu denken. Das frlgt aus der Reihenfolge der genannten Arbeiten. In der zweiten Reihe der Arbeiten sind verboten: 1. Ernten von Getreide usw., 2. Trauben lesen, 3. Oliven abstreifen. In der ersten Reihe bezieht sich das Dreschen und Worfeln auf Getreide und das Keltern auf Trauben. Nur scheint aus der Reihe zu fallen, wenn man es auf das Gar bensammeln von Getreide bezieht; faßt man es aber als Aufhäufen von Oliven, so ergibt sich ein der zweiten Reihe völlig entsprechendes Bild (vgl. dazu D a l m a n IV 5 Anm. 4. 353). 14 j?oa ist term, techn. für das Lesen der Oliven mit der Hand im Gegensatz zu dem Abschlagen mit Stöcken, das auch angewandt wurde, besonders bei hochhängenden Oliven (vgl. auch D a l m a n IV 194f.). VI 2 b 15i3 NSi9? = »dementsprechend«. Damit sind solche Arbeiten gemeint, die auf Grund erweiternder Anwendung der Bestimmungen auf analoge Fälle erlaubt sind. Diese dürfen in Syrien ohne weiteres getan werden. Die traditionelle Auslegung versteht den Satz des R. 'Akiba dahingehend, alle nur rabbinischen Verbote seien in Syrien aufgehoben, nicht jedoch die biblischen. Diese Auffassung findet keine direkte Stütze im Text. Vgl. noch Tos IV 12. VI 3 16 Der Abschnitt VI 3—4 gehört der Sache nach noch in den Zusammenhang von V 2—5; Warum er gerade hier steht, ist nicht
VI. Das Land Israel und das Ausland hinsichtlich des Sabbatjahres
109
2b
Als [allgemeine] Regel sagt Rabbi 'Akiba: Alles, was [nur] »dementsprechend« 16 im Lande erlaubt ist, das darf man in Syrien [ohne weiteres] tun.
2. Einschub: Zwiebeln und Gemüse im Sabbatjahr (VI 3—4)16 3 Zwiebeln, auf welche der Winterregen fällt und welche [dadurch], ausschlagen 17 : wenn ihre Blätter dunkel werden 18 , sind sie verboten 19 ; bleiben sie blaß 20 , so sind sie erlaubt. Rabbi Hananja ben Antignos 21 sagt: Wenn man sie an ihren Blättern herausziehen kann, sind sie verboten 22 , [kann man sie] ebenso im Nachsabbat jähr [herausziehen], sind sie erlaubt 23 . klar. Weder mit dem Vorangehenden noch mit dem Folgenden steht er in Zusammenhang. Aber auch an V 2—5 würde sich unser Abschnitt nicht ohne Hiatus anschließen; denn er geht den dortigen Bestimmungen weitgehend parallel. Auffällig ist in unserem Abschnitt VI 4 die Erwähnung Rabbis (um 200), während vorher (VI 3) R. Hananja ben Antignos (um 120) erscheint. Vielleicht liegt eine Parallelüberlieferung zu V 2—5 vor, die von einem Späteren fälschlich hier eingeschoben worden ist. 17 Es muß sich hier um Zwiebeln des Vorsabbat jahres handeln, welche man noch am Anfang des Sabbatjahres in der Erde gelassen hatte oder wieder eingeschlagen hatte (vgl. zur Zehrwurz V 2 Anm. 9), auf jeden Fall um Zwiebeln, die man an und für sich im Sabbat jähr essen durfte. Die Frage ist nur, was mit ihnen zu tun ist, wenn zu Beginn des Winters unvermuteter Weise der neu einsetzende Regen auf sie fällt und sie im Sabbatjahr zu treiben anfangen. isiintf eig., auch bh, »schwarz, dunkel«. Hier ist die dunkelgrüne Farbe des vollentwickelten Blattes gemeint. 19 Sie sind deswegen verboten, weil die Blätter eßbar sind und die Zwiebeln somit im Sabbat jähr selbst gewachsen zu sein scheinen. 20 Damit sind farblose, ungenießbare Blätter gemeint. 21 R. Hananja (die LAA schwanken zwischen ΠΠΠ und ΓΡΙϊΠ) ben Antignos ( = gr. Αντίγονος) lebte um 120 (RENGSTORF ZU Jeb XIII 2b Anm. 1). 22 Der Satz nimmt die Größe der Blätter zum Maßstab, nicht ihr Aussehen, wie es die anonyme Mischna tut. Beide verbindet die Meinung, die Zwiebeln seien verboten, sobald sie in wesentlichem Ausmaß im Sabbat jähr wuchsen. 23 Dann braucht man keine Rücksicht mehr darauf zu nehmen, ob die Zwiebeln etwa im Sabbat jähr gewachsen sein könnten. VI 4 24Vgl. V 5, wo die gleiche Frage sich nur auf die Zehrwurz bezieht.
110
I. Seder. Zeraim: 5. Schebiit
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Diese anonyme Anordnung entspricht sachlich völlig der der Gelehrten V 5. 28 Rabbi scheint hier die Meinung das R. Jehuda bezüglich der Zehrwurz (V 5) aufgegriffen und auf alles Gemüse ausgedehnt zu haben — falls der Text richtig überliefert und nicht hinter Rabbi ein »Jehuda« einzufügen ist. Aber auch j VI 37a, 6 hat nur »Rabbi«. VI 5 27 Da die Beobachtung des Sabbatjahres und aller anderen Gesetze über den Ackerbau an das Land Israel gebunden war (vgl. VI 1 Anm. 1), mußte die Ein- und Ausfuhr von Früchten in besonderen Fällen geregelt werden. Eine Reihe solcher Vorschriften ist im Folgenden zusammengestellt, allerdings ohne daß sie sich immer auf das Sabbatjahr beziehen. Hier sind offensichtlich — wie ζ. B. schon V 9 — einfach ähnliche Stoffe unter einem gemeinsamen Gesichtspunkt zum leichteren Auswendiglernen zusammengestellt. Diese für mündliche Überlieferung charakteristische Form hat sich hier auch in der schriftlichen Fassung erhalten. 28
ΠΒ,1^ Jl?f: »Brennöl«. Hier ist an ö l von Priesterhebe gedacht, das unrein geworden und darum von Priestern nicht genossen werden durfte, sondern verbrannt werden mußte. Dies durfte allerdings nur im Lande Israel geschehen, wie unsere Stelle zeigt (Komm.). 29
Sabbatjahresfrüchte durften nicht ausgeführt werden, weil sie dann den Armen nicht zugute kamen. Nach Tos V 1 hat Rabbi, nach j VI 37a, 26 schon R. Schim'on, die Ausfuhr erlaubt unter der Bedingung, daß die Früchte dort weggeschafft würden. Ebendort ist eine Bar von R. Schim'on ben El'azar (um 90) erhalten, wonach man ausgeführte Früchte wieder einführen und dann wegschaffen
VI. Das Land Israel und das Ausland hinsichtlich des Sabbatjahres
111
VI 4 Von welchem Zeitpunkt an ist es einem jeden erlaubt, Gemüse im Nachsabbat jähr zu kaufen 24 ? Sobald es in ähnlicher Weise wächst. Ist die Frühfrucht gewachsen, [so] ist die Spätfrucht [des Sabbatjahres] erlaubt 25 . Rabbi erlaubt, Gemüse im Nachsabbat jähr sogleich zu kaufen 26 . 3. Ein- und Ausfuhr
(VI 5—6) 2 7
VI 5 Nicht darf man Öl [, das man nur noch] zum Brennen [benutzen darf,] 28 und Sabbatjahresfrüchte 29 vom Land ins Ausland ausführen. Es sagt Rabbi Schim'on: Ich habe ausdrücklich gehört 30 , daß man nach Syrien ausführen dürfe 31 , aber nicht ins Ausland ausführen dürfe. VI 6 Nicht darf man Priesterhebe32 einführen vom Ausland ins Land. Es sagt Rabbi Schim'on: Ich habe ausdrücklich gehört 30 , daß man aus Syrien einführen dürfe 31 , aber nicht aus dem Ausland einführen dürfe. muß. Durch diese Bestimmungen wird die Ausfuhr aber keineswegs erleichtert. Ihr Verbot wird auch deswegen erlassen worden sein, weil die ohnehin durch das Sabbatjahr angespannte Ernährungslage nicht noch verschärft werden sollte. 30 Dieser Ausdruck muß sich auf die Restauration des mündlichen Gesetzes nach dem Bar Kochba-Kriege beziehen. R. Schim'on folgt hier einer besonderen Tradition. 31 Syrien gilt in dieser Beziehung nach Ansicht des Gewährsmannes als Inland (vgl. dazu VI 2 Anm. 9). VI 6 32 Die nnnn (»Priesterhebe«) war ein vom Bodenbesitzer zu entrichtender Anteil an den Feldfrüchten, welcher in jedem Jahr an die Priester abzugeben war und nur von ihnen gegessen werden durfte (vgl. Num 18e und Ter). Die Einfuhr der Priesterhebe und damit zugleich ihre Abgabe im Ausland überhaupt ist verboten, damit nicht die Priester ihretwegen ins Ausland reisen und sich dabei verunreinigen (Komm.), wahrscheinlich aber, weil das Hebegesetz auch nur im Inland Geltung hatte (vgl. oben Anm. 27). Zu VI 6: Die hier nicht genannte Einfuhr von Sabbatjahresfrüchten nach Israel ist unter bestimmten Bedingungen gestattet (vgl. Tos IV 16. 18. 19). VII 1 a 1 Neben den herkömmlichen Fruchtarten gab es andere, die nur gelegentlich oder ausnahmsweise zur Nahrung dienten, wie Gewürze, besondere Leckerbissen usw. Daher mußte festgelegt werden, wie weit diese Früchte dem Sabbatjahresgesetz unterworfen waren. Zu diesem Zweck werden die Früchte eingeteilt in solche, die dem Sabbat jahresgesetz und der Wegschaffung (vgl. Anm. 5) unterliegen.
I. Seder. Zeraiin: 5. Schebiit
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also vollständig den Hauptfruchtarten gleichzuachten sind (VII 1), und solche, die nur dem Sabbatjahresgesetz, aber nicht der Wegschaffung unterliegen (VII 2), auf die also nur die Anbaubeschränkungen angewendet werden müssen, aber nicht die Verzehrbeschränkungen. Daneben gibt es noch weitere Pflanzen, auf die das Sabbatjahresgesetz überhaupt keine Anwendung findet (vgl. Tos V 3 WA). 2Vli3§ *?Πί V?3 ist ähnlich wie V??!! ΠΤ. eine Redewendung, die generalisierende Regeln einleitet. Sie steht jedoch im Unterschied zu ^Vsn ΠΤ vor der beispielhaften Entfaltung. Oft folgt auf sie, eingeleitet durch VlQN Tis}, eine weitere Regel aus dem gleichen Zusammenhang (so hier VII 2; vgl. auch Schab VII 1. 3; ohne Vill auch Maas I I ; ohne zweite Regel Schebi VIII 3). Vgl. weiter die Diskussion b Schab 68 a. 3 Das sind die Teile über der Erde der zu menschlichem oder tierischem Nutzen verwendeten Pflanzen.
VII. Die dem Sabbatjahrgesetz unterliegenden Pflanzen und Früchte
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VII. Die dem Sabbat) ahrgesetz unterliegenden Pflanzen und Früchte (VII 1 - 7 ) 1 Kapitel VII 1. Die dem Sabbatjahrgesetz und der Wegschaffung unterliegenden Pflanzen (VII 1) a) Die Grundregel (VII la) /II l a Eine allgemeine Regel sagt man 2 für Sabbatjahresfrüchte: Alles, was auch immer zur Menschen- und Viehnahrung und zu den Färbpflanzen gehört und nicht in der Erde steckt 3 , ist [dem Gesetz] des Sabbatjahres [unterworfen,] und sein Kaufpreis4 ist [dem Gesetz] des Sabbatjahres [unterworfen]; es ist der Wegschaffung6 [unterworfen,] und sein Kaufpreis ist der Wegschaffung [unterworfen],
III l b
b) Grenzfälle (VII l b ) Und dazu gehören6 die Blätter der wilden Zehrwurz7 und das Blatt des Schriftfarnes8, der Wegwarte9 und des Porree 10 , des Portulak 11 und des Knabenkrautes 12 ; von der Viehnahrung [gehören dazu:] die Disteln 13 und die Flockenblumen14; und von den Färbpflanzen der Nachwuchs der Färberwaid16 und des Saflors 16 ; sie sind [dem Gesetz] des Sabbatjahres [unterworfen,] und ihr Kaufpreis ist [dem Gesetz] des Sabbat jahres [unterworfen]; sie sind der Wegschaffung [unterworfen,] und ihr Kaufpreis ist der Wegschaffung [unterworfen]. 4 Früchte
des Sabbatjahres konnten verkauft werden. Doch unterlag dann der Erlös den gleichen Bestimmungen wie die Früchte selbst; er mußte also den Armen zur Verfügung gestellt werden. Die Früchte selbst wurden dadurch aber noch nicht frei (vgl. VIII 7b). Eine regelrechte Auslösung durch Verkauf ist für den Zweitzehnt auch im AT vorgesehen (Dtn 14 24f.). 6 Nach Beendigung der Ernte mußten die Früchte des Sabbatjahres aus dem Hause weggeschafft werden, damit sie den Armen zugute kamen (IX 2. 8). Diese Wegschaffung unterscheidet sich von der für die Zehnten (Dtn 2613 f.) vorgesehenen. Die Früchte werden nicht wie dort vernichtet, sondern den Armen zur Verfügung gestellt, auch findet sie nicht für alle Früchte auf einmal statt, wie bei den Zehnten (Maas sch V 6), sondern nach Reife der jeweiligen Frucht (IX 2. 8). VII l b 6 Es werden nun Pflanzen genannt, bei denen es nicht selbstverständlich ist, ob sie unter die Regel fallen (vgl. Komm.). M i s c h ' a, I. Seder. 5 . Traktat
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I. Seder. Zeraim: 5. Schebiit
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Das Interrogativum ΠΤ "'S wird hier als Demonstrativum gebraucht (SEGAL § 4 1 5 ) . 7Zur
Zehrwurz vgl. oben V 2 Anm. 8. Hier sind der Zehrwurz gemeint. 8ΠΠΠ ist der Schriftfarn (Asplenium Ceterach), gegen Milzleiden verwendet wurde (Low I 8). 9 trc^y ist die Wegwarte (Cichorium Intybus) (C. Endivium). Sie gehört zu den Bitterkräutern
die wilden Species der als Heilmittel oder die Endivie des Sederabends.
Vgl. DALMAN I I 285; L o w I 415ff.
ΙΟΠΙ^ΙΗΒ IST DER Porree (Allium Porree), ein Gemüse (vgl. DALMAN I I 277; Low I I 133f.)ist der Portulak (Portulaca oleracea). Sein Name ist vom Stamm abgeleitet, weil er ein kriechendes Kraut ist. Vgl. DALMAN I I 287 u. Low I I I 71. 12a!?nn Π wird j V I I 37b, 55 mit Γ?*?0 (Μ V I I 2) gleichgesetzt als den eiförmigen Wurzeln dieser Pflanze. T?1?1? wird von MAIM. zu V I I 2 mit a^n» identifiziert, das wohl aus aVno verlesen ist und Knabenkraut (Orchis) bedeutet (Low I 599f.). Es hat eine eiförmige Knolle; Blätter sowie Wurzeln konnten als Medizin Verwendung finden. Nach MAIM, zu V I I 1 würde es die Petersilie bedeuten (vgl. noch DALMAN I 345).
ι 3 Π1Π (auch bh): »Distel«. Unter diesen Begriff fallen mehrere Arten ( L o w I 406; DALMAN I I 319).
VII. Die dem Sabbatjahrgesetz unterliegenden Pflanzen und Früchte
115
2. Die dem Sabbatjahrgesetz, aber nicht der Wegschaffung unterliegenden Pflanzen (VII 2—3 a) a) Die Grundregel (VII 2a) VII 2a Und noch eine andere Regel sagt man: Alles, was auch immer zur Menschen- und Viehnahrung und zu den Färbpflanzen gehört und in der Erde steckt 17 , ist [dem Gesetz] des Sabbatjahres [unterworfen,] und sein Kaufpreis ist [dem Gesetz] des Sabbatjahres [unterworfen]; nicht ist es der Wegschaffung [unterworfen,] und nicht ist sein Kaufpreis der Wegschaffung [unterworfen], b) Grenzfälle (VII 2b. c) VII 2 b Und dazu gehören die Wurzel der wilden Zehrwurz und die Wurzel des Schriftfarnes 18 , der Hirschzunge 19 , des Knabenkrautes 20 und des Alpenveilchens21; von den Färbpflanzen [gehören dazu:] der Krapp 22 und der Wau 23 ; sie sind [dem Gesetz] des Sabbat jahres [unterworfen,] und ihr Kaufpreis ist [dem Gesetz] des Sabbatjahres [unterworfen]; nicht sind sie der Wegschaffung [unterworfen,] und nicht ist ihr Kaufpreis der Wegschaffung [unterworfen]. 14
")ΤΥΊ, auch bh, ist eine Distelart, wohl die blasse Flockenblume (Centaurea pallescens); vgl. DALMAN II 316f.; Low I406f. 16QÖ0K, so nach Κ vokalisiert, aber wohl von gr. iacms stammend und daher O'BO'ijt zu lesen, ist die Färberwaid (Isatis tinctoria). Sie dient zum Blaufärben und wurde angebaut. Der Nachwuchs der Färberwaid wird hier besonders erwähnt, weil die Pflanze zweijährig ist. Die im Vorsabbatjahr gesäte Waid ist im Sabbatjahr verboten. V g l . DALMAN V 8 7 ;
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NSip ist der Saflor (Carthamis tinctoria). Er diente zum Rotfärben, wurde wie die Färberwaid angebaut und trieb wie diese im nächsten Jahre neu (DALMAN II 300; Low I 394ff.). VII 2 a 17 Das sind die unterirdischen Teile der Nutzpflanzen. Sie wurden für weniger wertvoll gehalten und dienten auch nicht so allgemein der Ernährung wie die überirdischen Teile. Sie unterliegen daher nicht wie diese der Wegschaffung. VII 2b 18Die Wurzeln der wilden Zehrwurz und des Schriftfarnes wurden — im Unterschied zu deren Blättern (VII l b Anm. 7 u. 8) — nur gelegentlich verwandt. ist die Hirschzunge (Scolopendrium vulgaris), so Low IV 73. Nach DALMAN WB wäre er der »Schriftfarn«, dann aber dasselbe wie das gerade vorher genannte ΠΠΠ (Schriftfarn = Ceterach off. = Asplenium Ceterach). 20 paVn ist die Wurzel des Knabenkrautes (s. oben Anm. 12). 8·
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Κ» a. R.: W 2 V mTD3· n n ? 3 ist unsicher. Wenn es mit dem gr. βάκχαρις gleichgesetzt werden kann ( L E W Y S. V. U. a.), so ist es das Alpenveilchen [Cyclamen] (so L I D D E L / S C O T T , 1940, s. v.), das auch in Palästina häufig vorkommt und dessen Knollen als Medizin dienen (vgl. D A L M A N I 249f., 367f.). 22 Zum Krapp (Rubia tinctorum) vgl. oben V 4 Anm. 21. 23 SS3T ist der Wau (Reseda luteola), dessen Pflanze man — ohne die Wurzel — zum Gelbfärben benutzte. Der Wau ist zweijährig. Vgl. 2l
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I V 74;
DALMAN V 8 7 .
VII 2c Gemeint ist das Neujahr des Nachsabbatjahres als der äußerste Termin der Wegschaffung. Der Kaufpreis muß zu einem festen Zeitpunkt weggeschafft werden, nicht wie die Pflanzen selbst nach ihrer Reife (vgl. I X 2). 25*iaini Schluß a minori ad majus (und umgekehrt). Er kommt häufig in der rabb. Literatur vor, ebenso im NT (ζ. B. Rom 5 9 f. ; vgl. B I L L E R B E C K I I I 223ff. und IV 2 Index s.v. Qal). 2e Vgl. Tos V 4f.; j VII 37b, 56, wo die Diskussion weitergeführt wird. R. Me'ir (Tos E : R. Jehuda) begründet seine Meinung mit einer Tos VI 14 überlieferten Halaka, wonach der Kaufpreis von Öl des Sabbat jahres strenger behandelt wird als dieses selbst. Zu VII 1. 2: Ähnlich wie in VII l b und 2 b gibt es in Tos und j noch andere Listen von Pflanzen und Früchten, die entweder im Sabbatjahr ganz verboten sind (so Tos V 6 ; j VII 37b, 10. 18) oder bei denen nur die Wegschaffung unterbleiben darf (so Tos V 3. 7. 12), 24
VII. Die dem Sabbatjahrgesetz unterliegenden Pflanzen und Früchte
VII 2c
VII 3a
117
Rabbi Me'ir sagt: Ihr Kaufpreis muß bis Neujahr weggeschafft werden 24 . Man sagte gegen ihn: Sie [selbst] sind nicht der Wegschaffung [unterworfen], wie viel weniger 25 ihr Kaufpreis! 26 c) Schalen zum Färben (VII 3 a) Die Schalen des Granatapfels 27 und seine Blüte, die Schalen der Walnüsse 28 und die Kerne 29 sind [nur dem Gesetz] des Sabbatjahres [unterworfen,] und ihr Kaufpreis ist [dem Gesetz] des Sabbatjahres [unterworfen] 30 .
3. Exkurs·. Handel mit Sabbatjähresfrückten (VII 3b—4c) 31 a) Der Färber (VII 3 b) VII 3b Der Färber darf für sich selbst färben; nicht darf er um Lohn färben 32 . Denn nicht darf man Handel treiben mit Sabbatjahresfrüchten 33 , nicht mit Erstgeburten 34 , nicht mit Priesterhebefrüchten 35 , nicht mit unrituell geschlachteten Tieren 36 , nicht mit fehlerhaften Tieren 37 , nicht mit unreinen Tieren 38 und nicht mit Kriechtieren 39 . oder die schließlich überhaupt nicht dem Sabbatjahr unterliegen (so Tos V 3 WA; j VII 37b, 16. 20; IX 39a, 23). In unsere Mischna haben von diesen Listen einige Aufnahme gefunden, weil sie Besonderheiten enthielten, die nicht unter die Regeln VII l a . 2a fielen. Sie erscheinen VII 3a. 5. 6 und geben dem Abschnitt VIII 1—7 die innere Einheit. VII 3a 2 7 i s t der Granatapfelbaum (Punica granatum) und dessen Früchte, deren Schalen zum Färben verwendet wurden (vgl. Low III 101). 28 Iii? ist die Walnuß (Juglans regia), deren Schalen ebenfalls zum Färben benutzt wurden, wie ihre Erwähnung neben ps*l und anderen Färbpflanzen Schab IX 5 zeigt (vgl. Low II 29ff.). 29 Π1,ν'?Ι ist der Kern, speziell der Dattelkern. Hier sind aber wohl ganz allgemein Kerne gemeint, die man zum Färben nahm. Die drei genannten Schalenarten werden auch Orl I 8 nebeneinander genannt. 30 Sie unterliegen nicht der Wegschaffung, obwohl sie als Baumfrüchte der Grundregel VII l a nach weggeschafft werden müßten. Sie bilden eine Ausnahme, weil sie nicht selbst Früchte sind, sondern als Schalen oder Kerne nur Teile von ihnen (vgl. Komm.). VII 3b 31 Es folgt ein Einschub, den Handel mit Sabbat jahresfrüchten betreffend. Er ist hervorgerufen durch Gedankenassoziation zwischen Färbpflanzen und Färben, führt dann aber darüber hinaus. 32 Sc.: mit Färbmitteln aus Früchten des Sabbatjahres. 33 Da die Früchte des Sabbatjahres den Armen zugute kommen sollten, mußte jede gewinnbringende Auswertung dieser Früchte
118
I. Seder. Zeraim: 5. Schebiit
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verhindert werden unter Einschluß des Handels mit ihnen. Es folgt eine Aufzählung ähnlicher Fälle, wo ebenfalls das Handeln verboten war und zwar entweder wegen besonderer Heiligkeit oder besonderer Unreinheit. 341153,
die (männliche) Erstgeburt des Viehes, welche Jahwe gehörte (Ex 13 2. n ff.; Dtn 15 isff.) und deren Fleisch den Priestern zustand (Num 18 15ff.). Vgl. den Traktat Bek. 3βΠβίΐζ»,
die Priesterhebe; vgl. dazu V I 6 Anm. 32.
3 e nVai ist bh ein Tier, das eines natürlichen Todes gestorben ist, in der rabb. Literatur jedes Tier, das nicht vorschriftsmäßig geschächtet wurde (Hui I I 1), also auch von Heiden geschlachtete Tiere (Hui I 1). Vgl. BILLERBECK I I 730f.
s'flB'Hti ist bh ein Tier, dessen Tod gewaltsam, durch eine Verwundung oder durch ein Raubtier, herbeigeführt wurde, in der rabb. Literatur jedes Tier, das mit einem Leibesfehler behaftet war, mit dem es nicht am Leben bleiben konnte (vgl. bes. Hui I I I 1; Tos Hui I I I I f f . ; BILLERBECK I I 730f.). 38 TR.'?, »Greuel«, ist eine der Lev 11 loff. genannten unreinen Tierarten. 39Oip*i, bh: (vgl. auch den textkrit. Anh. z. St.), ist kriechendes Getier wie Kriechtiere usw., deren Genuß verboten war. — Die letzten vier Glieder der Aufzählung bilden auch sonst eine Reihe (so Sanh V I I I 2; die letzten beiden auch Nid I I I 2). Es sind die zum Genuß verbotenen unreinen Tierarten.
V I I 3c 40 Es folgt eine Ausnahme von dem allgemeinen Handelsverbot mit Sabbatjahresfrüchten von V I I 3b.
V I I . Die dem Sabbatjahrgesetz unterliegenden Pflanzen und Früchte
119
b) Kräutersammeln (VII 3c) 4 0 VII 3 c Und nicht darf man Kräuter des Feldes nehmen und auf dem Markt verkaufen41; aber man darf sammeln, und sein Sohn darf an seiner Stelle verkaufen. Hat man für sich selbst genommen und noch übrig, [so] ist es erlaubt, [das] zu verkaufen42. c) Die Erstgeburt zu einer Feier (VII 4a) 43 VII 4a Hat einer eine Erstgeburt 44 zur Hochzeit46 seines Sohnes oder zu einem Wallfahrtsfest46 gekauft und braucht sie nicht, [so] ist es erlaubt, sie zu verkaufen47. d) Das Jagen unreiner Tierarten (VII 4 b) 48 VII 4b Hat man Wild, Vögel oder Fische gejagt, die unreinen Arten zufallen, [so] ist es erlaubt, sie zu verkaufen49. 41 Hiermit sind wildwachsende Gemüse- und Heilkräuter gemeint, die von Armen gesammelt und verkauft wurden, um einen Nebenverdienst zu erhalten. 42Diese Bestimmung ist eine Konzession an die Armen. Ihr schmaler Verdienst sollte erhalten bleiben. Immerhin durften sie nicht so wie in gewöhnlichen Jahren das Gesammelte verkaufen. Der Anschein eines gewerbsmäßigen Handelns mit Sabbatjahresfrüchten mußte vermieden werden. VII 4a 4 3 Es folgt eine Ausnahme von dem allgemeinen Verbot des Handelns mit Erstgeburten (VII 3b). 44 Gemeint ist eine mit einem Fehler behaftete Erstgeburt, die auch Nichtpriester essen durften (Komm.). «Hfllfto, eig. »Trinkgelage«, dann insbes. »Hochzeitsmahl«. 46 Während im allgemeinen Fleisch nur selten gegessen wurde, war das Schlachten eines Tieres zu besonderen Anlässen üblich (vgl. bes. Hui V 12; K R A U S S II 108. 479 Anm. 481), so auch im NT (vgl. Mat 22 4 ; Luc 15 23). 47 Der Verkauf ist nach Rabbi (Tos V 10) nur zum Kaufpreis gestattet; jeder Gewinn war verboten. VII 4b 48Wiederum eine Ausnahmebestimmung von der Regel VII 3b, diesmal in bezug auf unreine Tierarten. 49 b Pes 23a wird unsere Mischna durch den Zusatz O?!!1? erläutert: der Verkauf unreiner Arten ist nur an Heiden erlaubt. VII 4c 6 0 Im Unterschied zu dem VII 4b genannten Jagen wird jetzt das unabsichtliche Finden eines toten Tieres behandelt. 51 Nach Meinung der Gelehrten dürfen gefundene unreine Tierarten nicht aufgenommen werden. — Mit VII 4c ist der VII 3b begonnene Einschub zu Ende.
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VII 5a 52 "Hlhier in der urspr. Bedeutung »Weißdorn «(Mespilus monozyma), dessen junge Triebe eingelegt und gegessen wurden. Daraus entwickelte sich die allgemeine Bedeutung »junge Triebe« (Low III 254). 53 Zum Johannisbrotbaum vgl. oben IV 10 Anm. 75. 54 Nach einer Reihe von Textzeugen (vgl. den textkrit. Anh.) sind diese Triebe auch der Wegschaffung unterworfen. Bei den Trieben der Bäume ist es nicht ohne weiteres klar, ob sie unter die Regel VII l a fallen, da der Stamm als am Boden haftend (VII 2a) angesehen wurde. Beide hier erwähnten Arten von Trieben wurden aber häufig zur Nahrung benutzt; darum unterliegen sie dem Sabbatjahresgesetz ganz. VII 5 b ist die Terebinte (Pistacia palaestina), wohl nicht die Eiche, da beide Hos 4 13 nebeneinander genannt sind (DALMAN I 66). 56 nioa ist die Pistazie (Pistacia vera), so auch schon Gen 43 n . Beide Baumarten kommen besonders im nördlichen Teil Palästinas vor. Ihre jungen Triebe wurden gegessen. 57 IDS ist der Bocksdorn (Lycium europeum), auch bh, ein ziemlich hoher dorniger Strauch, dessen Triebe ebenfalls gegessen wurden (DALMAN I I 3 2 1 ) . 68
Diese jungen Triebe gelten als fest mit dem Stamm verbunden und darum als am Boden haftend. Sie sind nach der Regel VII 2 a nicht
VII. Die dem Sabbatjahrgesetz unterliegenden Pflanzen und Früchte
VII 4c
121
e) Das Finden unreiner Tierarten (VII 4c) Rabbi Jehuda sagt: Auch was einem auf seinem Wege zufällt 60 , darf man nehmen und verkaufen, aber nur, wenn das deshalb nicht sein Handwerk wird. Die Gelehrten verbieten es51.
4. Triebe von Bäumen (VII 5) Triebe des Weißdornes 52 und des Johannisbrotbaumes 63 sind [dem Gesetz] des Sabbatjahres [unterworfen,] und ihr Kaufpreis ist [dem Gesetz] des Sabbatjahres [unterworfen] 64 . VII 5b Triebe der Terebinthe 66 und der Pistazie 66 und des Bocksdornes 67 sind [dem Gesetz] des Sabbatjahres [unterworfen,] und ihr Kaufpreis ist [dem Gesetz] des Sabbatjahres [unterworfen]; nicht sind sie der Wegschaffung [unterworfen,] und nicht ist ihr Kaufpreis der Wegschaffung [unterworfen]; aber die Blätter [selbst] sind [auch] der Wegschaffung [unterworfen], weil sie von ihren Zweigen abfallen 68 . VII 5a
5. Wohlriechende Pflanzen (VII 6) VII 6 Die Rose 69 und der Hennastrauch 80 und der Storaxbaum 61 und das Zistusröschen 62 sind [dem Gesetz] des Sabbatjahres [unterworfen,] und ihr Kaufpreis ist [dem Gesetz] des Sabbatjahres [unterworfen]®3. Rabbi Schim'on sagt: Nicht ist der Storaxbaum [dem Gesetz] des Sabbatjahres [unterworfen], weil er keine Frucht hat 6 4 . der Wegschaffung unterworfen. Sobald aber die Blätter von den Zweigen getrennt werden, haften sie nicht mehr am Boden und sind nach der Regel VII l a der Wegschaffung unterworfen. Zu VII 5b: Vgl. Tos V 11, wonach unsere Mischna aus einer Diskussion R. Me'irs mit den Gelehrten hervorgegangen ist und die Meinung der letzteren wiedergibt. VII 6 59 T)l ist die Rose, deren Blütenblätter zu einer wohlriechenden Essenz verarbeitet wurden, wie wir es auch sonst von alters her im Orient finden (Low III 194f.). Hier sind diese Blütenblätter gemeint (ebenso j VII 37 b, 25), da sie als vom Menschen genutzt sowohl dem Sabbatjahresgesetz wie der Wegschaffung unterliegen. Anders steht es Tos V 3. Dort müssen die grünen Blätter gemeint sein, da sie nicht der Wegschaffung unterworfen sind. Die Wurzel der Rose ist auf jeden Fall frei (Tos V 3 WA; j VII 37b, 25). 60 1DiS ist der Hennastrauch (Lawsonia alba), dessen Blüten stark duften (vgl. HL 1 14; 4 13) und aus dessen Blättern der im Altertum weitverbreitete Schminkstoff Henna-Rot hergestellt wird (DALMAN II 301; Low II 318ff.). 61t 19£ (die Handschr. bK lesen 3Bp>; solche Mutation kommt besonders in palästinischen Texten vor, SEGAL § 49) ist der Storaxbaum
I. Seder. Zeraim: 5. Schebiit
122
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(Styrax officinalis), der in Palästina weitverbreitet war und dessen Harz als Weihrauch diente (DALMAN I 385; Low III 388 ff.), nicht der Balsambaum (so MAIM., BART.), weil dieser in Palästina selten ist. M Oöi? ist das Zistusröschen (Cistus villosus und salviaefolius), eine strauchartige Staude, aus deren Blättern man einen Saft, Ladanum, bereitete, der als aromatische Droge diente (so bei Diosc I, 97 vgl. DALMAN I 366f.; Low 1 362). 63 Die hier genannten wohlriechenden Pflanzen dienten nicht der Ernährung; darum werden sie hier besonders aufgeführt. Sie unterliegen jedoch, weil sie vom Menschen benutzt werden, nicht nur dem Sabbatjahresgesetz, sondern auch der Wegschaffung, wie aus b Nid 8 a hervorgeht. 64 D. h.: weil er nur der Weihrauchgewinnung dient, aber nicht der Ernährung, was bei den anderen Pflanzen notfalls der Fall sein mochte (RABE z. St.). Tos V 12 wird im Namen des R. Tarfon (um 100) überliefert, daß der Storaxbaum dem Sabbatjahresgesetz unterliege. Das ist ein anderer Ausschnitt aus der Diskussion über diesen Gegenstand. VII 7a 65 Das Einlegen von Kräutern und Früchten spielte in der Ernährung, aber auch in der Kosmetik, eine große Rolle (KRAUSS I 124; 233 ff.). Legte man Früchte ein, die aus verschiedenen Jahren stammten, so konnte die Frage entstehen, ob solche Mischungen dem Sabbatjahresgesetz unterlägen oder nicht. Mit der vorangehenden Mischna ist die unsere durch Stichwortzusammenhang verbunden ("Π}-). ^Gemeint sind Rosen des Sabbatjahres, die verboten sind.
VII. Die dem Sabbatjahrgesetz unterliegenden Pflanzen und Früchte
123
6. Eingelegte Früchte (VII 7)65 a) Rosen in Öl und Johannisbrot in Wein (VII 7a. b) VII 7a Hat man frische Rosen 66 in altes öl 6 7 eingelegt, [so] darf man die Rosen herausnehmen 68 . [Hat man] alte [Rosen] in frisches [öl eingelegt], [so] ist man der Wegschaffung pflichtig 69 . VII 7b Hat man frisches Johannisbrot in alten Wein eingelegt70 oder altes in frischen [Wein]71, [so] ist man der Wegschaffung pflichtig 72 . VII 7c
b) Die Regel (VII 7c) Dies ist die Regel 73 : Alles, wie viel es auch sei, ist man, wenn es Geschmack abgibt, verpflichtet wegzuschaffen [, und zwar, wenn es sich um] eine Art [handelt, die sich] in einer anderen Art [befindet]. [Handelt es sich um] eine Art [,die sich] in der gleichen Art [befindet, so muß] alles, wie viel es auch sei [, in j edem Fall weggeschafft werden]. Sabbatjahresfrüchte machen verboten alles, wie viel es auch sei [,das sich] in der gleichen Art [befindet]; aber wenn [es sich] nicht in der gleichen Art [befindet, nur], wenn es Geschmack abgibt 74 . 67
öl des Vorsabbatjahres, das an und für sich frei ist. Die Rosenblätter müssen weggeschafft werden; das Öl hingegen ist frei, da es den Geschmack der Rosenblätter so schnell nicht angenommen hat (Tos V 13). 69 Wenn man (verbotene) Rosenblätter des Sabbatjahres in (freies) Öl des Nachsabbatjahres eingelegt hat, so muß beides weggeschafft werden, da bis zur nächsten Wegschaffung von Sabbatjahresfrüchten ein zu großer Zeitraum verstreicht und das ö l infolgedessen den Geschmack der Rosenblätter angenommen hat (vgl. die Regel VII 7c und die Auslegung j VII 37 c, 68). VII 7b 70 Verbotenes Johannisbrot des Sabbatjahres in erlaubten Wein des Vorsabbatjahres. 71 Verbotenes Johannisbrot des Sabbatjahres in erlaubten Wein des Nachsabbatjahres. 72 Das Johannisbrot gibt seinen Geschmack sehr viel schneller an den Wein ab als die Rosen an das ö l (VII 7 a); darum muß im Unterschied zu jenem in beiden Fällen beides weggeschafft werden. Tos V 14 entscheidet jedoch auch beim Johannisbrot wie bei den Rosenblättern, sodaß also im ersten Fall der Wein erlaubt ist. Die Mischnafragmente (a) b haben die gleiche Entscheidung. VII 7c 73 Zur Redensart vgl. oben V 6b Anm. 33. 74 Hat man Sabbat jahresfrüchte mit anderen zusammen eingelegt, die an sich frei wären, so unterliegen diese nur dann nicht den Sabbatjahresvorschriften, wenn es sich um verschiedene Arten handelt und wenn sie keinen Geschmack von den Sabbatjahresfrüchten an68
I. Seder. Zeraim: 6. Schebiit
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VIII. Die Verwendung der Sabbatjahresfrüchte
125
VIII. Die Verwendung der Sabbatjahresfrüchte ( V I I I 1 - I X l) 1 Kapitel V I I I 1. Verwendung als Pflaster (VIII 1) VIII 1 Eine allgemeine Regel sagt man 2 für Sabbat jahresfrüchte: Von allem, was zur Menschennahrung geeignet ist, darf man nicht Pflaster 3 für Menschen anfertigen; es bedarf keiner Erwähnung, [daß damit verboten ist,] für Vieh [Pflaster anzufertigen]4. Und von allem, was nicht zur Menschennahrung geeignet ist 6 , darf man Pflaster für Menschen anfertigen, aber nicht für Vieh 6 . Und alles, was weder zur Menschennahrung noch zur Viehnahrung geeignet ist: hat man es zur Menschennahrung oder zur Viehnahrung bestimmt, [so] ergeben sich dafür die Erschwerungen des [Gesetzes für die] Menschen[nahrung]und die Erschwerungen des [Gesetzes für die] Vieh[nahrung]7; hat man es zu Brennholz bestimmt8, so ist es wie Brennholz9, wie [etwa] die Kölle 10 , der Dost 11 und der Quendel12. 'Brennholz ist hier als Beispiel für die dritte Kategorie genommen, in die alles gehört, das weder Menschen- noch Viehnahrung ist. 9 Man kann daraus also Pflaster für Menschen oder auch für Vieh machen. Es unterliegt freilich den besonderen Bestimmungen für Brennholz: man darf es im Sabbatjähr nicht wie gewöhnlich verwenden (Tos V15). n^O ist die Kölle (Satureia Thymbra), die heute ausschließlich als Gewürz dient, früher sicher aber auch als Brennholz (DALMAN I 550; Low II103f.). ist der Dost (Origanum maru), der Ysop der Bibel, dessen Stengel als Sprengwedel dienten (vgl. Joh 19 29). Er ist ein Gewürz (Neg X I V 6; vgl. DALMAN I 549f.; Low II 92). 1 2 rrnip ist der Quendel (Thymus capitatus), ebenfalls eine Gewürzpflanze (DALMAN I 550; Low II 77. 105). — Alle drei Gewächse sind Gewürzpflanzen, deren Stengel getrocknet aber auch als Brennholz verwendet wurden. Das ist durch die Holzarmut Palästinas zu erklären. Die drei Pflanzen bilden oft eine Gruppe (ζ. B. Maas I I I 9; Ukz II 2). Hier werden sie als ein Beispiel dafür angeführt, welche Pflanzen man sowohl zur Menschen- oder Viehnahrung als auch zu Brennholz bestimmen kann. VIII 2a 13 Daß das Salben hier dem Essen und Trinken gleichgestellt wird, zeigt die große Bedeutung, die ihm als Mittel zur Gesundheitspflege beigemessen wurde (vgl. dazu ausführlich K R A U S S I 233ff.; DALMAN IV 259ff.).
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Die LAA schwanken zwischen VdnV, VdiV, Von1? und VdixV (vgl. den textkr. Anh.). VDKb ist ebenso wie Vst1? eine Nebenform des Infinitiv Kai V O X V ( S E G A L § 1 6 3 ) . 18Dinge, die man sonst gewöhnlich nicht ißt, dürfen im Sabbatjahr also nicht gegessen werden. Tos VI 2 werden Gerichte genannt, die im Sabbat jähr gerade noch erlaubt sind, wie Gemüseabfall oder verschimmeltes Brot. — Die Par. Tos VI 1 fügt hier noch einen entsprechenden Satz über das Trinken ein, der Tos VI 3 erläutert wird. Er ist auch in der Mischna mitgedacht. 14
Vgl. weiter VIII 2b. Tos VI 4 wird als eine ungewöhnliche Art des Salbens angeführt, das öl mit Werg oder Lappen auf die Wunde zu tun. VIII 2b "Weil es üblich ist, mit Öl zu salben, mit Wein oder Essig jedoch nicht (vgl. die Par. Tos VI 8 u. ö.). ie
VIII 2c 18Zu der Priesterhebe vgl. oben IV 6 Anm. 32. Die VIII 2a. b entsprechende Bestimmung findet sich Tos Ter I X 1 0 . 14. l9 Zum Zweitzehnt vgl. oben II 7 Anm. 53. Die VIII 2a. b entsprechende Bestimmung findet sich Maas sch II 1. 20 Vgl. Tos VI 14. Priesterhebefrüchte dürfen nur zum Lichtanzünden verwendet werden, wenn sie unrein geworden sind (j VIII 38 a, 24). Ähnlich ist es mit den Zweitzehntfrüchten (Tos VII 7). Bei Sabbatjahresfrüchten spielt die Frage der Reinheit keine Rolle.
VIII. Die Verwendung der Sabbatjahresfrüchte
127
2. Verwendung zum Essen, Trinken und Salben (VIII 2) VIII 2 a Sabbatjahresfrüchte dürfen zum Essen, zum Trinken und zum Salben 13 genommen werden: Zum Essen 14 [nur], wie man es gewöhnlich tut 1 5 ; zum Salben [nur], wie man es gewöhnlich tut 16 . VIII 2b Nicht darf man salben [mit] Wein oder Essig, aber man darf mit Öl salben 17 . VIII 2c Und ebenso [ist es] bei der Priesterhebe18 und beim Zweitzehnt 19 . Leichter als diese [werden] Sabbat jahresfrüchte [behandelt]; denn sie dürfen zum Anzünden eines Lichtes genommen werden 20 . 3. Der Verkauf von Sabbatjahresfrüchten (VIII 3—5) 21 a) Auf dem Markt (VIII 3) VIII 3 Nicht darf man Früchte des Sabbatjahres verkaufen 22 , nicht nach Maß, nicht nach Gewicht und nicht nach Stück 23 ; nicht Feigen nach Stück und nicht Kräuter nach Gewicht24. Die Schule Schammais sagt: Auch nicht [nach] Bündel[n]. Die Schule Hilleis sagt: Das, was man gewöhnlich im Hause zusammenbindet, das darf man auf dem Markt zusammenbinden25 wie [etwa] Porree26 und Knabenkraut27. VIII 3 21 Gewerbsmäßiger Handel mit Sabbatjahresfrüchten ist verboten (VII 3b). Der Verkauf an sich ist jedoch gestattet; das zeigt die Erwähnung des Kaufpreises VII 1 u. ö. Die folgenden Bestimmungen sind erlassen, um den Anschein eines gewerbsmäßigen Handels zu vermeiden. 22 D.h.: gewerbsmäßig. 23 Das sind die drei Hauptarten, wie Früchte normalerweise verkauft werden (die Reihe auch Ter IV 3 u. ö.). Sabbat jahresfrüchte abzumessen, abzuwiegen oder abzuzählen, ist verboten; wenn man sie verkauft, darf man es nur nach Schätzung machen, damit der Käufer nicht übervorteilt wird und kein Gewinn entsteht, der Anschein gewerbsmäßigen Handelns also vermieden wird (vgl. j VIII 38a, 32 und Komm.). 24
Feigen werden sonst nicht stückweise, Kräuter nicht nach Gewicht verkauft. Es ist also auch nicht erlaubt, beim Verkauf von Sabbat jahresfrüchten anders als üblich abzumessen. 25
Über den bündelweisen Verkauf sind sich die Schulen Schammais und Hillels nicht einig. Erstere verbietet ihn ganz, letztere nur bei solchen Arten, die man erst auf dem Markt zusammenbindet. Das Bündeln zu Hause ist nach ihr kein Abmessen. 26 Zum Porree vgl. oben VII l b Anm. 10. 27 Zum Knabenkraut vgl. oben VII l b Anm. 12.
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I. Seder. Zeraim: 5. Schebiit
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.: Κ·+"|. VIII 4a 28 Der Schein des Handelns mit Sabbatjahresfrüchten mußte auch beim Mieten eines Arbeiters zum Zweck der Beschaffung von solchen Früchten vermieden werden. Der Lohn durfte nicht als Kaufpreis für Sabbatjahresfrüchte angesehen werden können. Kräutersammeln ist hier als Beispiel genommen (vgl. schon VII 3 c). 2 9 Gedacht ist an einen Mietarbeiter, den sich jemand für einen bestimmten Dienst mietet. Vgl. das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Mat 20iff.). 3 0 i s t das gr. άσσάριον bzw. das lat. assarius, das Ass, die gängigste Kupfermünze, 1j16 des Denars. Das ist ein verhältnismäßig geringer Lohn; keineswegs ein Tagelohn, welcher einen Denar betrug (vgl. Mat 20 2 und B I L L E R B E C K 1831). In der Par. b A b zara 62a beträgt der Lohn jedoch einen Denar. 31 In diesem Fall handelt es sich um den Lohn für den Weg zur Arbeitsstelle; darum ist er erlaubt (j VIII 38a, 60). 32 »Dafür« ist das Wort, auf das es ankommt. Der Vordersatz: Da hast du diesen Issar! ist hinzuzudenken (vgl. die Par. b Ab zara 62 a). Wird der Issar zweckbestimmt, handelt es sich um einen Kauf. 33 D. h.: er unterliegt den Vorschriften über den Kaufpreis von Sabbatjahresfrüchten und ist wie dieser anzusehen (VIII 7b). VIII 4b 34]ν?1? ist das lat. dupondius, eine Münze im Werte von zwei Ass. Das dafür gekaufte Brot reichte für zwei Mahlzeiten
129
VIII. Die Verwendung der Sabbatjahresfriichte
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b) Kräutersammeln gegen Geld (VIII 4a) 2 8 Wer zu einem Arbeiter 29 sagt: Da hast du diesen Issar 3 0 ! Aber sammle mir heute Kräuter! — [dann] ist sein Lohn erlaubt 31 . [Sagt er aber:] Sammle mir dafür32 heute Kräuter! — [dann] ist sein Lohn verboten 33 . c) Brotkauf gegen Kräutersammeln (VIII 4b) Kauft man von einem Bäcker einen Brotlaib um einen Pondion34 [und sagt zu ihm]: Wenn ich Kräuter des Feldes gesammelt habe, bringe ich sie dir! — ist es erlaubt 35 . Hat er aber von ihm ohne Bedingungen36 gekauft, darf er [es] ihm nicht erstatten vom Kaufpreis der Sabbat jahresfrüchte; denn nicht darf man eine Schuld vom Kaufpreis der Sabbatjahresfrüchte bezahlen 37 .
d) Lohn für Dienstleistungen (VIII 5) 3 8 VIII 5 Nicht darf man [Sabbatjahresfrüchte als Bezahlung] geben dem Brunnenmeister39, nicht dem Badewärter 40 , nicht dem Barbier 41 , nicht dem Schiffer 42 ; aber man darf [sie] dem Brunnenmeister geben, um zu trinken43. Und ihnen allen darf man [sie] geben als unentgeltliche Gabe44. aus. Die Preisangabe gilt für den Fall, daß vier Sea Mehl einen Sela ( = vier Denare: KRAUSS II 406) kosten (vgl. Kel X V I I 11; Erub VIII 2; Pea VIII 7). Der Brotpreis unterlag jedoch starken Schwankungen. Unsere Preisangabe ist als Beispiel für normale Verhältnisse zu werten (vgl. KRAUSS I 103; II 375). 35 In diesem Fall gilt das als ein gegenseitiges Geschenk, nicht als ein Kauf (j VIII 38a, 72; ähnlich auch Tos VI 25; j VIII 38b, 51); denn es wird nicht vereinbart, daß die Kräuter als Bezahlung für das Brot dienen sollen. 3eDno wörtl.: unbestimmt. Der Käufer hat die Bezahlung vorläufig noch offen gelassen, also auf Borg gekauft. 37 Sabbat jahresfrüchte selbst und ihr Kaufpreis waren vielmehr zur Verteilung an die Armen bestimmt. VIII 5 38 Grundsätzlich ist die Bezahlung eines Lohnes von Sabbatjahresfrüchten nicht erlaubt, weil das ihrem Verwendungszweck widersprechen würde. Ein Zweifel konnte aber entstehen bei bestimmten, lebensnotwendigen Dienstleistungen, die auch im Sabbatjahr vorkamen. 3 9 "1*3 ist der Brunnenmeister, der in größeren Ortschaften den öffentlichen Brunnen verwaltete und Wasser gegen Bezahlung abgab (MAIM.). Das wird besonders in der heißen Jahreszeit wegen des Mischna, I . Seder. 5 . T i a k t a t
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großen Wassermangels notwendig gewesen sein (vgl. KRAUSS I 419 Anm. 15). 40 g r · βαλανεύς, ist der Bademeister in den öffentlichen Bädern, der das Badegeld kassierte. 41 *1BD ist der Barbier. Man ließ sich oft die Haare schneiden, besonders zu Festtagen (KRAUSS 1190ff.). 42 ist der Schiffer. Hier ist wohl besonders an Flußschiffer gedacht, denen man Bezahlung für das Übersetzen schuldig werden konnte. 43 Wasser zum Trinken ist eine unbedingte Lebensnotwendigkeit. Darum darf man mit Sabbatjahresfrüchten bezahlen. Waschwasser zu bezahlen, ist jedoch verboten. 44 Entsprechend dem VIII 4b für den Einkauf beim Bäcker geschilderten Verfahren. VIII 6a 45 Lev 25 5 wird ausdrücklich das Ernten im Sabbatjahr verboten. Besonders bei Baumfrüchten gab es aber jährlich eine Ernte, die den Armen zur Verfügung gestellt werden mußte. Die rabbinische Exegese hilft sich so, daß sie das Ernten nur auf andere Art als gewöhnlich erlaubt (vgl. Sifr zu Lev 25 5 [106a]). Zu den Erntearbeiten zählte auch die Weiterverarbeitung, um die Früchte haltbar zu machen. 4β Π2?ρ»0 ist ein besonderes, zur Feigenernte benutztes Messer. 47 Die Feigenernte muß also im Sabbatjähr anders als in gewöhnlichen Jahren gehandhabt werden.
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VIII. Die Verwendung der Sabbatjahresfrüchte
4. Ernten und Weiterverarbeiten von Sabbatjahresfrüchten (VIII 6 a—7 a ) « a) Baumfrüchte (VIII 6) VIII 6a
Feigen des Sabbatjahres darf man nicht mit einem Feigenmesser4® abschneiden, aber man darf sie mit einem [gewöhnlichen] Messer abschneiden47. VIII 6b Nicht darf man Trauben keltern in der Weinkelter, aber man darf sie in einem Trog keltern 48 . VIII 6c Nicht darf man Oliven verarbeiten in der ölkelter oder der Olivenpresse 49 ; aber man darf sie zerstoßen und hineintun in die kleine Kelter 60 . Rabbi Schim'on sagt: Auch darf man sie im Haus der ölkelter mahlen und sie [dann] in die kleine Kelter hineintun61. b) Sonderfall (VIII 7a) y i l l 7 a Nicht darf man Kräuter des Sabbatjahres in ö l der Priesterhebe kochen, damit man sie nicht hineintue in Untaugliches62. Rabbi Schim'on erlaubt es. VIII 6b 48 Unmittelbar an die Ernte der Trauben schloß sich das Keltern an. Es durfte im Sabbatjahr nicht wie gewöhnlich in der Kelter stattfinden; man durfte sie dazu nur in ein für diesen Zweck nicht vorgesehenes Gefäß tun. VIII 6c 493pip ist eine uns sonst unbekannte Preßvorrichtung für Oliven, nach MAIM, eine kleine Olivenkelter (vgl. DALMAN IV 245; GOLDMANN, öl 51, 23f.). 60ΠΤ"Γ3 ist eine kleine Olivenkelter primitiver Form, die zum Herstellen einer Probe diente. Meist war sie eine flache, in den Felsen gehauene Schale (KRAUSS I I 217. 223; DALMAN IV 240). Da dies eine ungewöhnliche Art der Olivenaufbereitung ist, wird sie im Sabbatjahr allein erlaubt. 51 Nach R. Schim'on ist es wohl erlaubt, die Oliven im Raum der Kelter zu zerkleinern; zum eigentlichen Pressen mußten sie jedoch in die kleine Kelter getan werden. Zu VIII 6: Vgl. Tos VI 27—29 in umgekehrter Reihenfolge: Oliven, Weintrauben und Feigen; ζ. T. auch andere oder andersartige Bestimmungen, die jedoch alle auf das gleiche hinauslaufen: Man darf im Sabbatjahr ernten und Früchte verarbeiten, aber nur so, daß man es etwas anders macht als in gewöhnlichen Jahren. VIII 7 a 6 2 Im Anschluß an die Verarbeitung von Baumfrüchten im Sabbat jähr folgt nun eine Sonderbestimmung über das Kochen von Kräutern. Sie durften nicht in öl der Priesterhebe gekocht werden. Wenn nämlich das öl der Priesterhebe unrein wurde, mußte es ver9*
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brannt werden (vgl. Ter XI 10 und oben VI 5 Anm. 28). In diesem Fall würden dann aber auch die Kräuter des Sabbatjahres mitverbrannt werden müssen. Sie durften aber nicht vernichtet werden, weil alle davon essen sollten. Darum dieses Verbot (Komm.). VIII 7b 53 Hier ist an den Fall gedacht, daß sich jemand von Sabbatjahresfrüchten etwas anderes gekauft hat, dafür wieder etwas anderes und so fort. Das jeweils letzte ist verboten und unterliegt den Bestimmungen über den Kaufpreis der Sabbatjahresfrüchte (vgl. j VIII 38b, 45; b Suk 40b; Ab zara 54b; Kid 58a). 54 Da ein gewerbsmäßiger Verkauf von Sabbatjahresfrüchten an sich nicht erlaubt ist (vgl. VIII 3 Anm. 21), so bleiben bei einem Verkauf diese selbst dem Sabbatjahresgesetz unterworfen. VIII 8a 55 Da Sabbat jahresfrüchte zum allgemeinen Verzehr freigegeben waren, durfte auch ihr Kaufpreis nur so angelegt werden, daß man ihn allen mitteilen konnte. 68 Die Reihe Sklaven—Grundstücke—unreines Vieh kommt auch sonst in der rabb. Literatur vor (Maas sch I 7). Unreines Vieh durfte nicht gegessen werden, alle genannten Gegenstände eignen sich also nicht zu einer Freigabe an alle. 57 Für den Geldwert der zu Unrecht eingekauften Dinge muß man also Früchte kaufen und diese wie Sabbat jahresfrüchte behandeln. Die Notwendigkeit einer derartigen Bestimmung zeigt, daß auch im
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VIII. Die Verwendung der Sabbatjahresfrüchte
5. Regel für den Verkauf
VIII 7b
von Sabbatjahresfrüchten
(VIII 7b)
Und das jeweils letzte wird betroffen vom Sabbatjahr[esgesetz] 53 ; aber die Frucht selbst bleibt [noch dazu] verboten 54 . 6. Verbotene Verwendung
von Sabbatjahresfrüchten
(VIII 8—10) 5 5
a) Verbotene Käufe (VIII 8a. b) VIII 8 a Nicht darf man kaufen Sklaven oder Grundstücke oder unreines Vieh vom Kaufpreis der Sabbatjahresfrüchte 5 ®; aber wenn man gekauft hat, [so] muß man dementsprechend^ Früchte kaufen und zu] essen [freigeben]57. VIII 8 b Nicht darf man darbringen Taubenopfer für flußbehaftete Männer 5S, Taubenopfer für flußbehaftete Frauen 59 , Taubenopfer für Wöchnerinnen 60 vom Kaufpreis der Sabbatjahresfrüchte 61 ; aber wenn man dargebracht hat, [so] muß man dementsprechend^ Früchte kaufen und zu] essen [freigeben],
VIII 8c
b) Verbotenes Salben (VIII 8c—9a) Nicht darf man Geräte salben mit Öl des Sabbatjahres 62 ; aber wenn man gesalbt hat, muß man dementsprechend[es ö l kaufen und zu] essen [freigeben].
Sabbat jähr große Mengen an Früchten anfielen, wenn das auch nur bei Großgrundbesitzern der Fall gewesen sein dürfte. VIII 8b 58 Das Lev 15i4f. vorgeschriebene Reinigungsopfer zweier Tauben für mit Schleimfluß (Gonorrhoea) behaftete Männer. 59 Das von Frauen nach der Menstruation darzubringende Reinigungsopfer zweier Tauben, wie es Lev 15 29 f. angeordnet ist. 8 "Wöchnerinnen konnten das nach Lev 12 6 vorgeschriebene Opfer eines Stückes Kleinvieh im Armutsfall durch das Opfer zweier Tauben ersetzen (Lev 12 s; vgl. Luc 2 24). 61 In allen Fällen stand der Genuß des Fleisches der Opfertiere den Priestern zu, also nicht der Allgemeinheit. Darum darf man Sabbatjahresfrüchte dafür nicht anlegen. — Die Zusammenstellung der drei Taubenopfer findet sich öfter in der rabb. Literatur (ζ. B. Ned IV 3; Schek II 5). Zu VIII 8a. b: Maas sch I 7 findet sich — formal gleich — dieselben Aufstellungen für Zweitzehntfrüchte. VIII 8c 62Ö1 des Sabbatjahres durfte wohl zum Salben verwendet werden (VIII 2), doch nur zum Salben des menschlichen Körpers. Zu VIII 8c: Vgl. Tos VI 9—12 (Par. j VIII 38b, 62) die Aufzählung verschiedener Beispiele erlaubter und verbotener Verwendung von Sabbat jahresöl.
I. Seder. Zeraim: 6. Schebiit
134
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VIII 9 a 63 Das fertig gegerbte Fell eines geschlachteten Tieres wurde mit öl bestrichen, damit es seine Geschmeidigkeit behielt (KRAUSS I I 2 6 2 ) . Da dadurch öl des Sabbatjahres zum menschlichen Gebrauch verloren geht, wird es hier verboten. Da es kein Gerät ist, wird es neben diesen (VIII 8c) noch besonders erwähnt. 64 R. Eli'ezer ist hier der Meinung, das Fell müsse verbrannt werden. Diese Meinung wurde von den späteren Gelehrten angezweifelt, vgl. die folgende Diskussion (VIII 9b). Die Ansicht, das Fell müsse verbrannt werden, ist sicher entstanden aus Analogie zum Verbrennen der Zweitzehnt- und Erstlingsfrüchte bei der Wegschaffung (vgl. Maas sch V 6). Doch durften Sabbatjahresfrüchte nicht vernichtet werden (vgl. ζ. Β. VIII 7a). Zu VIII 8a—9a: Diese Halakot bilden der Form nach eine Reihe; in Tos und j findet sich keine entsprechende Parallele zur Form, wohl aber Maas sch I 7, so daß wir hier wahrscheinlich die Arbeit des Redaktors der Mischna vor uns haben. VIII 9 b e 5 Es folgt ein Ausschnitt aus einer Diskussion im Lehrhause 'Akibas. Die Schüler fragen. 6 6 R. Eli'ezer war der Lehrer des R. 'Akiba. Beide diskutierten oft zusammen (vgl. STRACK Einl. S . 123). 67 Die Nachstellung des Hilfsverbs (ΓΓΠ ΊΏΊΝ) zum Ausdruck der Emphase findet sich im Mh öfter (SEGAL § 342). 68 Vermutlich hat R. 'Akiba eine sehr viel leichtere Ansicht des R. Eli'ezer in der Erinnerung, will sie aber nicht sagen, weil er selbst die strengere Richtung vertritt. Vielleicht hängt sein Schweigen aber auch damit zusammen, daß R. Eli'ezer in den Bann getan worden war, seine Ansichten also keine Autorität hatten (vgl. j I X 39 a, 58; b Nid 7b; Schab 130b und STRACK Einl. S. 123). — Das Schweigen des R. 'Akiba forderte spätere Gelehrte heraus, es zu erklären, und
VIII. Die Verwendung der Sabbatjahresfriichte
VIII 9a
135
Ein Fell, das man mit öl des Sabbatjahres gesalbt hat 63 : Rabbi Eli'ezer sagt: Man muß es verbrennen64; aber die Gelehrten sagen: Man muß dementsprechend[es öl kaufen und zu] essen [freigeben].
c) Exkurs: Die richtige Meinung des R. Eli'ezer (VIII 9b—10) Man sagte vor Rabbi 'Akiba85: Hat Rabbi Eli'ezer6« gesagt67: Ein Fell, das man mit öl des Sabbatjahres gesalbt hat, muß man verbrennen? Er sagte zu ihnen: Schweigt! Nicht sage ich euch, was Rabbi Eli'ezer darüber gesagt hat68. VIII 10 Und noch einmal sagte man vor ihm: Hat Rabbi Eli'ezer gesagt: Wer Brot der Samaritaner ißt69, ist wie einer, der Schweinefleisch ißt 70 ? Er sagte zu ihnen: Schweigt! Nicht sage ich euch, was Rabbi Eli'ezer darüber gesagt hat71.
VIII 9b
so finden wir j VIII 38b, 67 zwei gegensätzliche Meinungen aus der Zeit um 300: Einmal habe R. Eli 'ezer gemeint, der Mann selbst müsse verbrannt werden, zum anderen, das Salben sei erlaubt. VIII 10 69Die Samaritaner standen religionsgesetzlich zwischen den Juden und den Heiden. So gab es zahlreiche besondere Vorschriften für sie, darunter die, daß ihr (gesäuertes) Brot erst eine gewisse Zeit nach dem jüdischen Passa gegessen werden durfte, wenn das samaritanische früher fiel (vgl. u. a. Tos Pes I 13f.). Dies wird j Orl II 62b, 65 im Namen des Rabbi Eli'ezer überliefert (vgl. Btllerbeck I 539; bes. 542). 7 "Das Schwein galt nach Lev 11 7; Dtn 14 s als unreines Tier; sein Fleisch zu essen, war verboten. Auf der Übertretung stand die Strafe der »Geißelhiebe« (mp>V?). R· Eli'ezers Gleichsetzung ist demnach ziemlich streng. 71 Vermutlich hat R. Eli'ezer wiederum sehr viel leichter gelehrt, als die Tradition besagt, j VIII 38b, 69 sind wieder zwei gegensätzliche Meinungen aus der Zeit um 300 angeführt: Einmal habe R. Eli'ezer mit diesem Ausspruch verboten, die Tochter eines 'Am ha'ares zu heiraten (»Brot essen« euphemistisch für Beischlaf); andererseits habe R. Eli'ezer das gesäuerte Brot der Samaritaner sogleich nach dem Passafest erlaubt (vgl. Anm. 69). VIII 11 72 TOT? ist e i n Warmbad, wie es in der römischen Zeit auch in Palästina viele gab. Hier sind öffentliche Bäder, die von einer Gemeinde unterhalten wurden,gemeint, nicht Privatbäder (j VIII 38b, 71). 73 Sofern Häcksel und Stroh des Sabbat jahres nicht zur Viehnahrung Verwendung fanden, konnte man sie — wie sonst wohl oft — von einem bestimmten Zeitpunkt an zum Verbrennen nehmen (IX 7 d). In öffentlichen Bädern durften sie auch schon eher verfeuert werden, wohl weil eine genaue Kontrolle nicht möglich war.
I. Seder. Zeraim: 5. Schebiit
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74 Vornehmen Leuten pflegte man unter das Heizmaterial auch wohlriechende Kräuter zu tun (Komm.); im Sabbatjahr konnte es sich dabei um Sabbatjahreskräuter handeln, deren Verbrennung verboten war. I X 1 a 1 Wildwachsende Kräuter waren im allgemeinen frei vom Gesetz des Sabbatjahres. Bei manchen, die auch angebaut wurden, konnten Zweifel entstehen, ob sie frei waren oder nicht. 2 D) , S = gr. ττήγανον, ist die Raute (Ruta graveolens), deren Kultur von den Griechen im 1. J h . übernommen wurde. Sie dient als Gewürz, aber auch als Medizin und wird Luc 11 42 unter den Kräutern genannt, die von den Pharisäern verzehntet wurden. Unsere Stelle scheint das Gegenteil zu besagen; doch spricht sie, wie die Zusammenstellung mit den folgenden Pflanzen zeigt, auch bei der Raute nur von wildwachsenden Pflanzen, die zehntfrei waren (vgl. Anm. 8). Luc 11 42 muß sich also auf angebaute Raute beziehen. 3T13"]!
ist ein Lehnwort aus Indien oder Persien und bezeichnet den Gemüsefuchsschwanz (Amaranthus Blitum), hier den wildwachsenden (Low IV 71. 7 5 ) . Nach D A L M A N W B ist der gemeine Gänsefuß (Chenopodium album) gemeint. 4 rwVibn. ist der Portulak (Portulaca oleracea), ein zweites Wort der Mischna neben n!?T| (vgl. V I I l b Anm. 11). Es bezeichnet vielleicht die wildwachsende Art und ist möglicherweise ein althebräisches Wort, dessen Bedeutung jedoch schon nach 200 nicht mehr allgemein bekannt war, wie die Erzählung j I X 38 c, 42 und Par. beweist (Low I I I 70ff.).
V I I I . Die Verwendung der Sabbatjahresfrüchte
137
7. Das Heizen eines Bades (VIII 11) VIII 11 In einem Bad 72 , das mit Häcksel oder mit Stroh 73 des Sabbatjahres geheizt wurde, ist es erlaubt zu baden; aber wenn einer ein angesehener Mann ist, wird er [jedoch] nicht baden74. Kapitel I X 8. Zum Kauf erlaubte Früchte (IX 1) a) Wildwuchs (IX la) I X l a Die Raute 2 , der wilde Gemüsefuchsschwanz3, der Portulak 4 , der Koriander, der auf den Bergen wächst5, der Sellerie der Flußtäler 6 , der Raukensenf des Weidegrundes7 sind entbunden von den Zehnten8 und dürfen gekauft werden von jedermann im Sabbatjahr 9 ; denn nicht werden dementsprechende [Kräuter] bewahrt 10 . b) Nachwuchs (IX lb) 1 1 IX lb Rabbi Jehuda sagt: Der Nachwuchs des Senfes12 ist erlaubt; denn nicht verdächtigt man seinetwegen Gesetzesübertreter13. Rabbi Schim'on sagt: Jeder Nachwuchs ist erlaubt außer dem Nachwuchs 5"l|p3, ein Fremdwort assyrischer Herkunft (kusibirra), ist der Koriander (Coriandrum sativum), der wegen seines würzigen Samens angebaut wurde. Mit 0ΉΠ2Ε! "iatp3 ist der Bergkoriander gemeint (C. todyloides), der besonders in Galiläa wildwachsend vorkommt
(Low
I I I 4 4 1 f f . ; DALMAN I I 2 9 1 ) .
ebenfalls ein Fremdwort unbekannter Herkunft, ist der Sellerie (Apium graveolens), der in der spätjüdischen Zeit kultiviert wurde, nil?? Vtf wird j I X 38c, 48 von R. Jose bar Hanina (um 260) mit der Petersilie ( = πετροσέλινον) gleichgesetzt. Das ist aber falsch, da die Petersilie eine Kulturpflanze ist (Low I I I 425); vielmehr ist wildwachsender Sellerie gemeint, wie er besonders an feuchten Stellen gefunden wird (Low I I I 424). 7Τ3Πϊ ist der Raukensenf (Eruca sativa), dessen Same als Gewürz verwendet wurde. "lpN Vtj? ΤΓ]Ι ist wildwachsender Raukensenf oder ein diesem ähnliches Kraut (Low I 491 f.; DALMAN II 296). 8 Die genannten Gewächse werden nicht angebaut und unterliegen darum auch nicht dem Zehnten (vgl. die Grundbestimmung Maas I I ) . 9 Man braucht bei diesen Pflanzen nicht nachzuprüfen, ob es sich bei ihnen um Sabbatjahresfrüchte handelt. 1 0 D. h.: kultiviert. Diese und ähnliche Kräuter werden weder im Garten noch auf dem Feld angebaut oder gepflegt ( = bewahrt). Darum sind sie zehntfrei und dürfen im Sabbatjahr gekauft werden. I X 1 b 11 Im Anschluß an die vorige Mischna entstand bei einigen Gelehrten eine Meinungsverschiedenheit darüber, ob nicht auch der 6
DB"|3 )
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I. Seder. Zeraim: 5. Schebiit
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Κ' + V
Nachwuchs auf den Feldern zum Kauf erlaubt sei, weil derselbe ja auch nicht besonders gepflegt wird. 12