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German Pages [366] Year 2014
Schriften des Archivs der Universität Wien Fortsetzung der Schriftenreihe des Universitätsarchivs, Universität Wien
Band 19
Herausgegeben von Kurt Mühlberger, Thomas Maisel und Johannes Seidl
Elisabeth Tuisl
Die Medizinische Fakultät der Universität Wien im Mittelalter Von der Gründung der Universität 1365 bis zum Tod Kaiser Maximilians I. 1519
Mit 13 Abbildungen
V& R unipress Vienna University Press
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-8471-0330-1 ISBN 978-3-8470-0330-4 (E-Book) Veröffentlichungen der Vienna University Press erscheinen im Verlag V& R unipress GmbH. Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Universitätsbibliothek der Universität Wien. Ó 2014, V& R unipress in Göttingen / www.vr-unipress.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Printed in Germany. Titelbild: Siegeltypar der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, angefertigt 1408 (hier zur besseren Lesbarkeit spiegelverkehrt wiedergegeben): In einem Sechspass ein geflügelter Stier mit dem offenen Evangelienbuch zwischen den Vorderbeinen, Symbol des Evangelisten Lukas, der der
Überlieferung nach Arzt gewesen sein soll und daher als Patron der Mediziner fungiert. Die umlaufende Legende: + s[igillum]. facultatis. medicine. studii.wienens[is]. (Originalstempel, UAW, Schausammlung, Fotograf Martin G. Enne). Druck und Bindung: CPI buchbuecher.de GmbH, Birkach Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.
Inhalt
Geleitwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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1. Einleitung, Quellen und Stand der Forschung . . . . . . . . . . . . .
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2. Die Entwicklung der Medizin von der griechischen Antike bis in das 14. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 Griechische Medizin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Römische Medizin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Klostermedizin und Mönchsärzte im Früh- und Hochmittelalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4 Rezeption der griechischen Medizin durch arabische Ärzte . . . 2.5 Die Schulen von Salerno, Toledo und Montpellier . . . . . . . . 2.6 Medizin im Spätmittelalter : Gründung der Universitäten, scholastische Medizin und Chirurgie . . . . . . . . . . . . . . . 3. Die Medizinische Fakultät der Universität Wien – Institutionelle Rahmenbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1 Die Gründung der Universität durch Hzg. Rudolf IV. (1365) . 3.2 Das Privileg Hzg. Albrechts III. für die Universität (1384) und die Statuten der Gesamtuniversität (1385) . . . . . . . . . . . 3.3 Die Statuten und die Organisation der Medizinischen Fakultät 3.3.1 Die Statuten der Medizinischen Fakultät . . . . . . . . 3.3.2 Organisation und Insignien . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.2.1 Die Fakultätsversammlung . . . . . . . . . . . . 3.3.2.2 Der Dekan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.2.3 Der Pedell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.2.4 Das Fakultätssiegel (siehe Buchdeckel) . . . . . 3.3.2.5 Das Szepter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Inhalt
3.3.2.6 Das Fest zu Ehren der Patrone Cosmas und Damian . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4 Der Erwerb von Universitätsgebäuden im 15. Jahrhundert 3.4.1 Das Haus der Ärzte . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4.2 Die Nova Structura oder Neue Schule . . . . . . . . 3.4.3 Die Rosenburse – Burse zur roten Rose . . . . . . . 3.4.4 Älteres und jüngeres Studentenspital . . . . . . . . 3.5 Die Bibliothek der Medizinischen Fakultät . . . . . . . . .
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5. Die Medizinische Fakultät im 14. und 15. Jahrhundert . . . . . . . . 5.1 Die Entwicklung der Fakultät bis zum Wirken des Galeazzo de Santa Sofia (1395) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1.1 Die Jahre vom Einsetzen der Matrikel bis zum Albertinum (1377 – 1384) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1.2 Die Jahre vom Albertinum bis zum Erlaß der Fakultätsstatuten (1384 – 1389) . . . . . . . . . . . . . . . 5.1.3 Die Jahre 1389 – 1395 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2. Das Wirken des Galeazzo de Santa Sofia (1395 – 1405) . . . . . . 5.3 Die Anlage der Fakultätsakten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4 Die Beziehungen der Fakultät zu anderen Universitäten . . . . . 5.4.1 Beziehungen zur Universität Padua und zu anderen italienischen Universitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4.2 Beziehungen zur Universität Montpellier . . . . . . . . . 5.4.3 Kontakte zu Universitäten im Reich . . . . . . . . . . . . 5.4.4 Rezeption von Medizinern nicht genannter Universitäten 5.5 Das 15. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.6 Das Verhältnis der Medizinischen Fakultät zu den anderen Fakultäten – Rangstreitigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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4. Studiengang und fachliche Ausbildung der Mediziner 4.1 Die medizinische Fachausbildung . . . . . . . . . 4.2 Die »Studienanleitung« des Martinus Stainpeis . 4.3 Die Anatomien – Anatomische Sektionen . . . .
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6. Fakultät und Gesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.1 Aufgaben der Wiener Medizinischen Fakultät . . . . . . . 6.1.1 Kontrolle des Studienganges der Medizinstudenten 6.1.2 Kontrolle der an auswärtigen Universitäten promovierten Mediziner . . . . . . . . . . . . . . .
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Inhalt
6.1.3 Sorge um die öffentliche Gesundheit: Kampf der Fakultät gegen Kurpfuscher, Heilkünstler, Quacksalber, getaufte Juden und alte Weiber . . . . . . . . . . . . . . . 6.2 Mangelnde Zusammenarbeit zwischen Stadtrat und Medizinischer Fakultät – Die Apothekerordnung . . . . . . . .
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7. Medizinische Traktate, verfaßt von Medizinern der Wiener Medizinischen Fakultät . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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8. Die Studierenden und Absolventen . . . . . . . . . . . . . . . . 8.1 Studenten und Doktorpromotionen an der Wiener Medizinischen Fakultät (1377 – 1519) . . . . . . . . . . . . 8.2 Wiener als Medizinstudenten . . . . . . . . . . . . . . . . 8.3 Immatrikulationsfrequenz der Mediziner im Vergleich zur Gesamtstudentenzahl (1454 – 1520) . . . . . . . . . . . . . 8.4 Sozialer Status der Mediziner . . . . . . . . . . . . . . . .
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9. Prosopographie der Angehörigen der Wiener Medizinischen Fakultät 1377 – 1519 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.1 Vorbemerkung, Quellen, Abkürzungen und Erläuterungen . 9.1.1 Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.1.2 Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.1.3 Abkürzungen und Erläuterungen . . . . . . . . . . . 9.2 Prosopographie I: Die vor dem Einsetzen der Fakultätsakten (1399) als Angehörige der Fakultät belegten Mediziner . . . 9.2.1 Namensliste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.2.2 Prosopographie I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.3 Prosopographie II: Die in den Jahren 1399 – 1519 an der Fakultät promovierten bzw. rezipierten Mediziner . . . . . . 9.3.1 Namensliste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.3.2 Prosopographie II . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.4 Register der Mediziner der Universität Wien, die an auswärtigen Universitäten studierten und in Wien rezipiert wurden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.4.1 Mediziner vor 1399 (aus Prosopographie I und II) . . 9.4.2 Mediziner, die in den Fakultätsakten (1399 – 1519) aufscheinen (alle aus Prosopographie II) . . . . . . . 9.5 Register der aus Wien stammenden Mediziner an der Universität Wien (promoviert bzw. rezipiert) . . . . . . . . . 9.6 Register der Zubenennungen (Zu- und Ortsnamen) . . . . .
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Inhalt
10. Abkürzungen im Text . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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11. Quellen und Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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12. Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12.1 Graphiken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12.1.1 Überlieferung und gedruckte Ausgaben der Statuten der Medizinischen Fakultät . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12.1.2 Anzahl der Mediziner an der Universität Wien (1380 – 1519) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12.1.3 Immatrikulationsfrequenz der Mediziner 1454 – 1520 (a) im Vergleich zu der Immatrikulationsfrequenz der gesamten Universität (b) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12.2 Wiener Mediziner als Leibärzte der Habsburger, der Könige von Böhmen, Kaiser Sigismunds und des Grafen Hermann II. von Cilli . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12.3 Mediziner als Rektoren der Wiener Universität 1387 – 1519 (reguläre Wahl am 14. April bzw. 13. Oktober jeden Jahres) . . . 12.4 Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Geleitwort
Es ist gewiss nicht alltäglich, dass eine Senior-Studentin eine Monographie über die Medizinische Fakultät der Universität Wien im Mittelalter vorlegt. In mehr als 40-jähriger Berufstätigkeit als diplomierte wissenschaftlich-technische Assistentin (Diplom 1958) am Pharmakologischen Institut der Universität Wien (damals noch Medizinische Fakultät der Universität Wien, seit 2002 Medizinische Universität Wien) hat Elisabeth Tuisl im Rahmen des Forschungsbetriebs dieses Instituts unter der Leitung namhafter Wissenschaftler an zahlreichen grundlegenden Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der experimentellen Pharmakologie mitgewirkt. In daraus hervorgegangenen Publikationen in prominenten pharmakologischen Fachzeitschriften wurde ihre Beteiligung durch die namentliche Nennung als Co-Autorin gewürdigt. Nach Beendigung des medizinisch-wissenschaftlichen Berufslebens (1999) wandte sie sich – eine völlige Neuorientierung – mit Elan dem Studium der Geschichte zu. Ohne sich darauf zu beschränken, aus dem Programm der Lehrveranstaltungen bloß einige Rosinen herauszupicken, hat sie sich mit großem Engagement dem gesamten regulären Studium in behaglicher Breite unterzogen und es mit dem Diplom 2008 (Mag.phil.) abgeschlossen. Durch einige Vorlesungen und Seminare war ihr Interesse an der Geschichte des Mittelalters gewachsen, in einem der Seminare befasste sie sich mit den Anfängen der Wiener Medizinischen Fakultät und bewies dabei ungewöhnlich kritischen Sinn. In der Folge griff sie die Anregung auf, im Rahmen einer Diplomarbeit einen Überblick über die Geschichte dieser Fakultät im Mittelalter zu erarbeiten, der sich unter Berücksichtigung der Quellen kritisch mit der vorhandenen Literatur auseinandersetzen sollte. Diese Arbeit wurde 2008 vorgelegt. Den Vorschlag, den Text für eine Drucklegung zu überarbeiten und um eine Prosopographie der Wiener Mediziner zu erweitern, griff sie nach anfänglicher Skepsis auf. Der beträchtliche Arbeitsaufwand war ja kaum realistisch abzuschätzen. Mit unerschütterlicher Beharrlichkeit und stupender Energie hat sie schließlich dieses Werk zu Ende gebracht. Welcher Aufwand mitunter notwendig war, Widersprüche, die sich in der Literatur fanden, zu klären, mag an einem
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Geleitwort
einzigen Beispiel (siehe Kap. 7) gezeigt werden: Iacobus Engelin aus Ulm hat als Leibarzt eines Herzogs Albrecht von Österreich einen Aderlasstraktat verfasst. Als Abfassungsdaten werden in der Literatur nach einer Überlieferung 1390, nach einer anderen 1398 angegeben. Abgesehen von der Möglichkeit, dass zwei verschiedene Fassungen des Textes vorliegen könnten, hängt vom Datum ab, ob Iacobus Leibarzt von Albrecht III. oder von Albrecht IV. war. Dies war nur durch Einsichtnahme in die Handschriften zu klären. Die Überprüfung der Linzer Handschrift erwies eindeutig die Lesung 1395 als Datum, im Katalog war irrig 1390 angegeben. Die als 1398 aufgelöste Variante MLXXXX8 der Einsiedelner Handschrift ließ sich plausibel als Verlesung aus 1395 interpretieren. Die Zahlzeichen CCC waren wohl aus Nachlässigkeit nicht kopiert worden, die arabische Ziffer 8 dürfte aus dem als U geschriebenen Zahlzeichen V, über das die hochgestellte Endung der Ordinalzahl »o« (anno … quinto) gesetzt war, verlesen sein. Da beide Überlieferungen denselben Text aufweisen und übereinstimmend als Tages- und Monatsdatum den 3. März angeben, Albrecht III. aber erst am 28. August 1395 starb, hat Iacobus den Traktat 1395 als Leibarzt dieses Herzogs verfasst. Die kritische Nachprüfung vieler Angaben, die sich in der weit verstreuten Literatur finden, in vielen Fällen durch Rückgriff auf die Quellen, zahllose neue biographische Details, Richtigstellungen z. B. bei den Informationen über die Anatomien oder in den Ausführungen über den Studiengang, sichern dem Werk hohe Qualität. Trotz der zahlreichen Beiträge, die vor allem aus dem 19. Jahrhundert und dem Beginn des 20. stammen, liegt erstmals eine abgerundete Darstellung der Geschichte der Wiener Medizinischen Fakultät bis 1519 vor. Als Kernstück darf ohne Einschränkung die Prosopographie der Wiener Mediziner gelten, die sowohl für die Universitätsgeschichte wie die Sozialgeschichte von hohem Wert ist. Die grundlegenden Beiträge von Paul Uiblein zur Universitätsgeschichte wie zu zahlreichen Persönlichkeiten kommen nicht zuletzt durch die Integration in die vorliegende Darstellung zur verdienten Geltung. Im Hinblick auf die Disposition des Werkes könnte man monieren, dass ein Vergleich mit anderen Universitäten des römisch-deutschen Reiches wünschenswert gewesen wäre. Dies würde freilich voraussetzen, dass über die Medizinischen Fakultäten der wichtigsten Universitäten bereits vergleichbare Darstellungen samt Personendaten vorlägen. So kann nun in Hinkunft die Arbeit von Elisabeth Tuisl zu Vergleichszwecken herangezogen werden. Für die Aufnahme der Arbeit in die Reihe »Schriften des Archivs der Universität Wien« ist dem Leiter des Archivs der Universität Wien, Herrn Hofrat Mag. Thomas Maisel, zu danken. Besonderer Dank gilt auch dem stellvertretenden Leiter dieses Archivs, Herrn Univ.-Doz. Dr. Johannes Seidl, für seine Unterstützung durch all die Jahre und seine Bemühungen um die Drucklegung. Die Universität Wien wird im Jahr 2015 ihr Jubiläum feiern: 650 Jahre Univer-
Geleitwort
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sität Wien! Mit der vorliegenden Geschichte der Wiener Medizinischen Fakultät bis 1519 liefert Elisabeth Tuisl einen ganz wesentlichen Beitrag zu diesem Jubiläum. Winfried Stelzer
Vorwort
Mehr als hundert Jahre sind vergangen, seit Karl Schrauf und Leopold Senfelder ihre umfassenden Dokumentationen über die Medizinische Fakultät der Universität Wien veröffentlichten. Zwar wurden in der Zwischenzeit Berichte über das Wirken der Wiener Mediziner (Kühnel 1965) und biographische Arbeiten zu einzelnen Medizinern (Uiblein 1999) publiziert, eine Gesamtschau für die Zeit von der Gründung der Wiener Universität (1365) bis zum Tod Kaiser Maximilians I. (1519) ist jedoch unterblieben. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es daher, basierend auf intensiven und grundlegenden Quellen- und Literaturstudien, diese Gesamtschau über das Wirken der Fakultät und ihrer Mitglieder in der städtischen Umwelt des spätmittelalterlichen Wien darzustellen. Dabei soll auf die Vielfalt der Interaktionen zwischen Fakultät und ihren Mitgliedern mit den einzelnen Gruppen der Wiener Bevölkerung ebenso eingegangen werden, wie auf den mühevollen Weg zur Durchsetzung der akademischen medizinischen Wissenschaft gegenüber den nicht wissenschaftlich ausgebildeten, aber beim Volk sehr beliebten Personen wie den »Emperici«. In gleicher Weise wird der über hundert Jahre dauernde Kampf der akademischen Mediziner gegen die Apotheker beschrieben, der schließlich im Jahre 1517 durch das 2. Privileg von Kaiser Maximilian I. für die Medizinische Fakultät ein positives Ende fand. Eine genaue Darstellung des Lehrbetriebes, der Promotionsmodalitäten sowie der wissenschaftlichen Leistungen, die allerdings dem Stand der Zeit entsprechend nur auf humoralpathologischen Prinzipien basierten, soll das Bild abrunden. Den Mittelpunkt der vorliegenden Studie aber bildet eine prosopographische Aufarbeitung des Lebens und Wirkens der akademisch gebildeten Doktoren der Wiener medizinischen Fakultät. Diese bei manchen Personen sehr ausführlichen Darstellungen können die Basis für weiterführende Studien bilden. Für die künftige Forschung sollte es aufgrund dieses biographischen Materials nunmehr möglich sein, die akademische Mobilität der Mediziner und das Beziehungsgefüge zwischen den einzelnen europäischen Universitäten im Spätmittelalter genauer herauszuarbeiten. Zudem wurde eine intensivere wissenschaftliche
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Vorwort
Vernetzung mit derzeit laufenden universitätsgeschichtlichen Forschungsinitiativen wie etwa dem Repertorium Academicum Germanicum (RAG) angestrebt, für dessen Datenbank die vorliegende prosopographische Studie eine Erweiterung bringen soll. Die vorliegende Studie ist aus einer von Herrn Univ. Prof. Dr. Winfried Stelzer betreuten Diplomarbeit, die 2008 approbiert wurde, entstanden. Prof. Stelzer, auf dessen Anregung hin die Prosopographie überhaupt in Angriff genommen wurde, hat diese Studie in den vergangenen fünf Jahren mit seinem überaus großen Fachwissen, vielen Ideen und Anregungen begleitet und stand mir in vielen Problemstellungen mit Rat und Tat zur Seite, wofür ihm an dieser Stelle von Herzen gedankt sei. Ebenso schulde ich dem Team des Archivs der Universität Wien großen Dank, wobei insbesondere Herr Univ. Doz. Dr. Johannes Seidl, MAS für zahlreiche weiterführende Ratschläge und sein genaues Korrekturlesen sowie Herr MMag. Martin G. Enne, der mir bei vielfältigen InternetRecherchen sowie bei der technischen Bearbeitung meines Manuskripts stets behilflich war, besonders hervorgehoben seien. Zuletzt, aber besonders herzlich möchte ich auch Herrn Dipl.-Ing. Vitus Piroutz danken, der mir bei manch groben technischen Problemen hilfreich zur Seite gestanden ist. Elisabeth Tuisl
1.
Einleitung, Quellen und Stand der Forschung
In der vorliegenden Arbeit wird der Versuch unternommen, aufgrund der vorhandenen Quellen und Literatur einen zusammenfassenden Überblick über die Entwicklung der Medizinischen Fakultät an der Wiener Universität von ihrer Gründung im Jahre 1365 bis zum Tod Kaiser Maximilians I. im Jahre 1519 zu geben. Der international renommierte Wiener Historiker Paul Uiblein (21. Juni 1926 – 21. Oktober 2003)1 bemerkte in einer seiner die Geschichte der Wiener Universität betreffenden Arbeiten, »die Wiener Universität [sei] in der glücklichen Lage, daß sich trotz mancher schmerzlicher Verluste die wesentlichen Quellen zu ihrer Geschichte sowie zur Geschichte ihrer Fakultäten und Nationen im Archiv der Universität bis heute erhalten haben«2. Zur wechselvollen Geschichte der Universitäts-Urkunden (Stiftbrief, Albertinisches Privilegium, päpstliche Bullen etc.) und dem Werden des Universitätsarchivs gibt Karl Schrauf eine amüsante und detaillierte Schilderung: Entstanden aus einer hölzernen Truhe (scatula) bzw. einer festen und eisenbeschlagenen Kiste (cista fortis et bene ferrata) im Herzogskollegium, wurden die Urkunden ab 1413 in Verwahrung des jeweiligen Rektors in einer Archivtruhe aufbewahrt (omnia ponebantur ad archam). Die für Historiker so wichtigen Papstbullen werden in den Universitätsakten oft als bullae inutiles oder bullae cassatae (unnütz, ungültig) bezeichnet, und es ist nur der Umsicht des Notars Karl Ritter von Heintl und des Universitätsarchivars Anton Hye zu verdanken, daß sie nicht im 19. Jahrhundert an einen Pappendeckel-Fabrikanten verkauft wurden3. Heute werden die Origi-
1 Mühlberger/Seidl, Nachruf Paul Uiblein. In: MIÖG 113 (2005), 519 f. 2 Uiblein, Zur Quellenlage der Geschichte der Wiener Universität, 539 – 546, hier 540. Wenn nicht anders angegeben, sind alle schriftlichen Quellen im Universitätsarchiv (UAW) vorhanden. 3 Schrauf, Wiener Universitätsarchiv, 739 – 759. – Zur Biographie: Karl Schrauf: Archivar und Historiker, Wien 1835 – 1904; Priesterweihe 1860, historisch-philologische Studien, ab 1886 Leiter des Staatsarchivs, ab 1895 Leiter des Universitätsarchivs, ab 1894 Edition der »Acta
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Einleitung, Quellen und Stand der Forschung
nalurkunden (so sie nicht im Festsaal des Archivs in Vitrinen ausgestellt sind) im sogenannten »Alten Universitätsarchiv« für die Nachwelt konserviert und sind auf Mikrofilmen einsehbar4. Zu den für die Medizinische Fakultät relevanten und im Wiener Universitätsarchiv verwahrten Originalurkunden zählen folgende Texte: – Stiftbrief vom 12. März 1365, ausgestellt und besiegelt von Herzog Rudolf IV. und seinen jüngeren Brüdern Albrecht III. und Leopold III. Die Gründungsurkunde für das Wiener Generalstudium wurde in lateinischer und deutscher Fassung ausgefertigt – nach Uiblein war die deutsche Fassung insbesondere für die Stadt Wien bestimmt5. – Privilegienbrief aus 1384, das sogenannte »Albertinum«, ausgestellt und besiegelt von Herzog Albrecht III. und Herzog Leopold III.6. Hier werden die Bestimmungen von 1365 bestätigt bzw. modifiziert und wesentlich ergänzt; sie sind unverändert geblieben bis zu den Reformen im 19. Jahrhundert7. – Bulle von Papst Urban V., 18. Juni 1365. Der Papst gestattet die Errichtung eines Wiener Generalstudiums, jedoch mit Ausnahme der theologischen Falkultät (statuimus et ordinamus, ut in dicta villa de cetero sit studium generale … in iuris canonici et civilis, quam alia qualibet licita, preterquam theologica facultate)8. – Autonomieprivileg von Herzog Albrecht III., 5. Okt. 1384. Der Universität und den einzelnen Fakultäten wird erlaubt, sich Statuten zu geben (conceditur potestas condendi Statuta)9.
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facultatis medicae« (1399 – 1558); siehe Kurt Mühlberger, Karl Schrauf. In: ÖBL 11 (1997), 182 f.; Czeike, Historisches Lexikon 5 (1997), 143; DBE 9 (2008), 201. Das »Alte Universitätsarchiv« besteht aus drei Schränken im Archiv der Universität Wien; die Dokumente sind in säurefreies Papier eingeschlagen, in Schachteln liegend und nach ladulae geordnet; insgesamt umfaßt dieses Alte Universitätsarchiv 42 ladulae, deren Inhalt über die Mikrofilme Nr. 3 – 14 einsehbar ist. Uiblein, Beiträge zur Frühgeschichte, 35. Beide Originalfassungen befinden sich im Alten Universitätsarchiv : lateinisch: UAW, Ladula 37/1, deutsch: UAW, Ladula 37/2. Kink II, Statutenbuch, 1 – 24, Nr. 1. Privilegienbrief von 1384, lateinisches Original (Pergament, ca 80 x 60 cm) im Alten Universitätsarchiv, UAW, Ladula 37/3. Kink II, Statutenbuch, 49 – 71, Nr. 10. Mühlberger, Gemeinde der Lehrer und Schüler, 319 – 410, Abschnitt: »Die Albertinische Reform von 1384«, 334 f.; Lackner, Möglichkeiten und Perspektiven. Zum Privileg Herzog Albrechts III. UAW, Ladula 41/1; Kink II, Statutenbuch, 26 – 28, Nr. 3. UAW, Ladula 42/49; Kink II, Statutenbuch, 72 f., Nr. 11.
Einleitung, Quellen und Stand der Forschung
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Diese Urkunden und auch alle übrigen aus der Gründungszeit der Universität (bis 1384) sind am vollständigsten gedruckt bei Joseph Johannes Schlikenrieder in seiner »Chronologia Diplomatica«, für die Zeit von 1385 – 1389 bei seinem Nachfolger Jacobus Zeisl, pedellus juratus10. Ältere Editionen stammen von Petrus Lambeck (1669) und den Jesuiten und Professoren an der Philosophischen Fakultät zu Wien Friedrich Tilmez und Sebastian Mitterdorfer (1722 – 1725)11. Die Sammlung »Diplomata Universitatis Vindobonensis (1791)12, basierend auf dem 2. Buch des Petrus Lambeck, bietet neben dem lateinischen Text auch eine deutsche Übersetzung. Zusätzlich zu den Urkunden besitzt die Wiener Universität auch dem Universitätsbetrieb entstammende amtliche Quellen, die Aufschluß über ihre Geschichte geben: dazu gehören die Matrikel (Matricula Universitatis Wiennensis, MUW), die Verzeichnisse der inkorporierten Mitglieder (Supposita) der Universität, ferner die von der Universität und den einzelnen Fakultäten beschlossenen Statuten (Kap. 3.1 und 3.3.1) und die sogenannten Akten, Aufzeichnungen der Gesamt-Universität und der einzelnen Fakultäten (AFA, AFM, AFJ) über ihren Betrieb, Protokolle der Versammlungen, finanzielle Angelegenheiten, etc.13. Matrikel14 : Erwähnt wird die Immatrikulation schon in dem Statut vom 8. August 1366, das über Rechte und Aufgaben des Pedellen15 handelt. Die Matrikelführung beginnt jedoch erst mit Juni 1377. Der Matrikel vorangestellt ist eine Inskriptionsliste von 291 Personen, die offenbar schon vor diesem Datum in die Universität aufgenommen worden waren. Die Eintragungen erfolgten nach Rektoraten, entweder 10 Schlikenrieder, Chronologia Diplomatica (1753); Zeisl, Chronologia Diplomatica (1755). 11 Lambeck, Commentariorum (1665 – 79) (ÖNB BE.11.K.34) – Zur Biographie: Lambeck, Peter, auch Lambec(c)ius, 1628 Hamburg – 1680 Wien, Historiker, Leiter der Hofbibliothek, siehe DBE 6 (2006), 199 f.; Czeike, Historisches Lexikon 3 (1994), 664; ÖL 2 (2004) 267. Tilmez, Conspectus (1722 – 1725) (ÖNB BE.6.S.42). 12 Diplomata Univ. Vindobonensis (Viennae 31791, bei Joan. Thomas Trattner). 13 Die Originale der Matrikel, Statuten und Akten auf Pergamentblättern sind gebunden und werden ebenfalls im Universitätsarchiv aufbewahrt. Seit den 1980er Jahren sind sie auch als Mikrofilme benützbar : Matrikel: Film Nr. 17; AFM: Filme Nr. 84 – 88; Film Nr. 1422 enthält die Hs. CVP 5462 mit Gesetzen und Statuten der Universität Wien. 14 Die Edition der Originalmatrikel (MUW) umfaßt bisher 8 Bände, 1377 – 1777/78 (Hrsg.) Franz Gall und Kurt Mühlberger, Publikationen des IÖG, VI. Reihe: Quellen zur Geschichte der Universität, 1. Abteilung (1956 – 2014). Für die vorliegende Arbeit wurden Bd. I (1377 – 1450) und Bd. II (1452 – 1518/I) herangezogen. Zur Entstehung der MUW siehe Leo Santifaller, Vorwort zu MUW I, p. VII – IX; Allgemeines, Geschichte und Einrichtung der Matrikel von Franz Gall. In: MUW I, p. X – XII. Vgl. Mühlberger, Die Matrikel der Universität Wien (Wien 2003), 80 – 88. 15 Schlikenrieder, Chronologia, 79; Kink II, Statutenbuch, 40, Nr. 7.
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Einleitung, Quellen und Stand der Forschung
durch den Rektor selbst oder durch einen seiner Schreiber, wobei die Amtsdauer eines Rektors ab 1384 mit einem halben Jahr festgesetzt wurde (Rektorswahl am 14. April und am 13. Oktober). Im Privilegienbrief von 1384 werden alle Universitätsangehörigen verpflichtet, einen Eid zu leisten und sich anschließend immatrikulieren zu lassen. Immatrikulieren konnte man sich im Laufe des Semesters, doch enthalten die diesbezüglichen Listen lediglich Namen, Herkunftsort und Angabe der Immatrikulationstaxe, die ihrerseits vom sozialen Status des Inskribenten abhängig war. Mittellosen Studenten wurde die Taxe erlassen, in den MUW sind diese als p[auper] ausgewiesen. Die normale Taxe betrug anfänglich 2 Prager Groschen, sozial Höherstehende zahlten 4 Groschen bis zu mehreren ungarischen Gulden16. Uiblein gibt eine ausführliche Darstellung von Sinn und Inhalt der Matrikel, kritisiert aber, daß man bei der Edition auf alle biographischen Daten verzichtet hat17. Schwinges hält die Matrikel für das »wichtigste historische Zeugnis« und in Verbindung mit »Dekanatsbüchern, Promotionslisten etc.« könne man sie mit »Überlieferungen in Kirche, Stadt und Land konfrontieren« und daraus für die Zeit bis 1550 eine »Geschichte der Gelehrten« schreiben, die zu einem »geschichtswissenschaftlichen Ereignis von europäischem Rang« werden könne18. Aus den Aufzeichnungen der Wiener Matrikel ist der Personalstand einigermaßen zu ermitteln und damit ein Vergleich mit anderen Universitäten möglich, nicht aber die Verweildauer an der Universität oder der erlangte akademische Grad. Nur selten wird die Fakultät angegeben, an der der Einzelne studieren oder lehren wollte. Man könnte höchstens aus der Höhe der Immatrikulations-Taxe darüber Vermutungen anstellen, denn mit Erlaß vom 8. Oktober 1413 wurden die Taxen erhöht und bestimmt, daß Inskribenten an der Artisten-Fakultät mindestens vier Groschen zu bezahlen hatten (solvat 4or grossos ad minus), die an den drei höheren Fakultäten mindestens acht Groschen19. Für den Zeitraum von 1377 – 1519 gibt Schrauf für die Wiener Universität 49.745 Eintragungen an20 ; nach Schwinges steht Wien während der Jahre 1385 – 1505 mit 40.683 Inskriptionen an der Spitze der deutschen Universitäten21. Die Wiener Medizinische Fakultät führte keine eigene Matrikel, für die Artisten 16 Franz Gall, Einleitung zu MUW I, p. XX – XXII, gibt eine genaue Aufschlüsselung der Inskriptionstaxen. 17 Uiblein, Mittelalterliches Studium, 36 – 49. 18 Schwinges, Universitätsgeschichte des Mittelalters, 97 – 119, hier 103, 109, 119. 19 Siehe Universitätsstatut vom 8. Okt. 1413 in AFA I, S. 403, Z. 28 – 32 und S. 404, Z. 26 – 1; und Kink II, Statutenbuch, 247, Nr. 20: Erhöhung der Universitäts-Matrikel-Taxe. 20 Schrauf, Die Wiener Universität im Mittelalter, 961 – 1017, hier 1009 – 1013, Tab. I. 21 Schwinges, Deutsche Universitätsbesucher, 544: Tab. 2: Rangfolge deutscher Universitäten nach Anzahl der Immatrikulationen von 1385 – 1505, Gesamtinskriptionen: 204.832 (100 %), Wien: 40.683 Immatrikulationen = 19.9 %; Erfurt: 31.471 = 15.4 %; Köln: 29.099 = 14.2 %.
Einleitung, Quellen und Stand der Forschung
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haben sich die Matrikel für die Jahre 1501 – 1575 erhalten, für die Juristen von 1402 – 155722. Erforschung der Universitätsgeschichte: Aufgrund der erwähnten Quellen hat man seit dem 16. Jahrhundert versucht, eine Geschichte der Wiener Universität zu schreiben: Am Beginn steht Georg Eders »Catalogus rectorum et illustrium virorum23, der aber nicht viel mehr als eine Liste der Rektoren enthält. Dieser »Catalogus« wurde von Jonas Litters (Pedell, Wien 1645)24 und Paul Sorbait (Wien 1669)25 bearbeitet und fortgesetzt. Die beiden Jesuiten P. Friedrich Tilmez und P. Sebastian Mitterdorfer verwendeten für ihren »Conspectus historiae universitatis Viennensis« (Wien 1722 – 1725)26 bereits die Universitätsakten und Akten der Artistenfakultät. Johann Josef Lochers »Speculum academicum Viennense« (Wien 1773)27 listet wieder nur die Doktoren auf (z. B. Dekane der Medizinischen Fakultät 1399 – 1771). Erst Anton Edler von Rosas, »der Medicin und Chirurgie Doctor«, wie es im Titel seiner »Kurzgefaßten Geschichte der Wiener Hochschule« (Wien 1843) heißt, bezieht sich in seiner Darstellung auf die Medizinischen Fakultätsakten (Acta facultatis medicae, weiterhin abgekürzt: AFM)28. Seine Schrift ist aber sehr kurz gehalten und gibt den Inhalt der AFM nicht immer korrekt wieder29. Anhand der 22 Uiblein, Mittelalterliches Studium, 48, Anm. 37 und 38. 23 Eder, Catalogus rectorum – Zur Biographie: Georg Eder, Humanist, 1523 Freising – 1587 Wien, mag. art. und dr. juris; wiederholt Rektor und Dekan an der Wiener Universität. Siehe Czeike, Historisches Lexikon 2 (1993), 124; Karl Eder, Georg Eder. In: NDB 4 (1959), 311 f. Im 16. Jh. haben Wolfgang Lazius und Georg Eder das von Kaiser Friedrich II. im Jahr 1237 erlassene Privileg für die Bürgerschule bei St. Stephan mit der Universitäts-Gründung in Verbindung gebracht. Siehe Uiblein, Mittelalterliches Studium, 15, Anm. 21. 24 Litters, Catalogus rectorum. 25 Sorbait, Historia rectorum – Zur Biographie: Paul Sorbait: 1624 Montb¦liard/Hennegau – 1691 Wien; dr. phil. und dr. med; mehrmals Dekan an der Medizinischen Fakultät, medizinische Werke: Revision der Wiener Pestordnung und »Consilium medicum«. Siehe Czeike, Historisches Lexikon 5 (1997), 252 f.; Schönbauer, Das Wirken Paul de Sorbaits. In: Das Medizinische Wien (Berlin und Wien 1944), 78 – 82; ÖL 3 (2004), 227. 26 Friedrich Tilmez und Sebastian Mitterdorfer, Conspectus. 27 Locher, Speculum Academicum – Zur Biographie: Johann Joseph Locher, Wien 1711 – später als 1775; Dr. juris, 1748 – 1761 Prorektor der Sächsischen Nation, Forschungen über die Geschichte der Universität Wien. Siehe Wurzbach, Biographisches Lexikon 15 (Wien 1866), 361. 28 Rosas, Geschichte der Wiener Hochschule, 3 Teile – Zur Biographie: Anton Rosas: Ophthalmologe, 1791 P¦cs – 1855 Wien; o. Prof. für Augenheilkunde an der Universität Wien, Einrichtung eines ganzjährigen Laboratoriums, vorzüglicher Operateur, Wachsmodelle seltener Augenkrankheiten, Verfasser eines Hb. der Theoretischen und Praktischen Augenheilkunde. Siehe ÖBL 9 (1988), 241 f.; Czeike, Historisches Lexikon 4 (1995), 692 f.; DBE 8 (1998), 385. 29 Siehe die Interpretation der Funktion des Superintendenten (Kap. 3.2: Das Privileg Hzg. Albrechts III.), ferner die Behauptung, die Wiener med. Fakultät nähme nur denjenigen auf,
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Einleitung, Quellen und Stand der Forschung
Originalhandschrift berichtet er über Beschlüsse der Fakultäts-Versammlungen, über den Kampf der Fakultät gegen Kurpfuscher und Apotheker, über Rangstreitigkeiten, über die Galenisch-arabistische Lehrmethode und referiert über Martin Stainpeis’ »Liber de modo studendi seu legendi in Medicina«, der 1520 in Wien gedruckt wurde. Der Jurist Rudolf Kink verfaßte im Auftrag des Ministers Leo Graf ThunHohenstein eine zweibändige »Geschichte der kaiserlichen Universität zu Wien« (Wien 1854)30, in deren erstem Band er anhand von Urkunden allerdings nur »die Organisation der Universität, ihre Einrichtung und statutarische Entwicklung …. in ziemlich erschöpfender Weise behandelt«, wie Aschbach in seinem Vorwort zu seiner eigenen »Geschichte der Wiener Universität« anmerkt31. Die Medizinische Fakultät selbst wird bei Kink nur auf wenigen Seiten dargestellt – z. B.: Lehrplan (S. 96), anatomische Demonstrationen (S. 172), Stellung der Medizinischen Fakultät zu den Apotheken (S. 173). Der zweite Band von Kinks Universitätsgeschichte, das »Statutenbuch der Universität«, enthält alle Privilegien, päpstlichen Bullen, Universitäts- und Fakultätsstatuten und universitären Verordnungen in chronologischer Reihenfolge, beginnend mit dem Stiftbrief von 1365 bis zu einer juridischen Verordnung im Jahre 1791. Der Historiker Joseph Aschbach legte anläßlich des 500-jährigen Bestehens der Wiener Universität 1865 den ersten Band seiner umfassenden »Geschichte der Wiener Universität« vor, in dem er, wie er in seinem Vorwort sagt, »eine Geschichte des wissenschaftlichen Lebens der Universität« und ihrer Gelehrten bieten wollte (z. B.: Studiengang an der Medizinischen Fakultät, Anatomische Sektionen, Apothekerwesen, Kurpfuscher, Biographien berühmter Mediziner, Verzeichnis der medizinischen Professoren, Dekane und Rektoren, etc.)32. Anläßlich des 500-jährigen Bestandes der Wiener Medizinischen Fakultätsakten erschien 1899 eine Festschrift, betitelt »Ein halbes Jahrtausend«, die von Heinrich Adler33 redigiert wurde und in der Alfred Schmarda mit seinem Beitrag
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der »Artium und Medicinae Doctor sei« (Rosas I, Geschichte, 127, siehe Kap. 4.1: Die medizinische Fachausbildung), oder die Fehlinterpretation, daß der Theologe Ebendorfer zum »Lector« der Wiener med. Fakultät ernannt worden sei (Rosas I, 124, siehe Kap. 6.1: Aufgaben der Wiener Medizinischen Fakultät). Kink, Geschichte – Zur Biographie: Rudolf Kink: 1822 Kufstein/Tirol – 1864 Natters/ Innsbruck, Verwaltungsjurist, Historiker, ab 1851 im Unterrichtsministerium. Siehe ÖBL 3 (1965), 334; Czeike, Historisches Lexikon 3 (1994), 509. Aschbach I, Geschichte, Einleitung, p. VI. Aschbach, Geschichte I – III. – Zur Biographie: Joseph Aschbach: 1801 Höchst/Main – 1882 Wien; Historiker, studierte Theologie und Philosophie, ab 1853 in Wien; verfaßte ein »Allgemeines Kirchenlexikon oder alphabetisch geordnete Darstellung des Wissenswürdigsten aus der gesamten Theologie und ihren Hülfswissenschaften«. Siehe Czeike, Historisches Lexikon 1 (1992), 171; ÖBL 1 (1993), 32. Adler, Ein halbes Jahrtausend. – Zur Biographie: Heinrich Adler, Mediziner und Fachjournalist, 1849 Preßburg – 1909 Wien, ab 1889 Redakteur der Wiener Medizinischen Wo-
Einleitung, Quellen und Stand der Forschung
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»Das medizinische Doctorencollegium im fünfzehnten Jahrhundert« einen interessanten und amüsanten Einblick in die Organisation, die Geschehnisse und vor allem in die alltäglichen Probleme der Medizinischen Fakultät und ihrer Dekane gibt (Haus der Fakultät, Bibliothek, Anatomien, Apotheker, Kurpfuscher, etc.)34. Der Archivar Karl Schrauf veröffentlichte 1901 einen kurzen, prägnanten Abriß der »Geschichte der Wiener Universität«35, erzählt vor dem Hintergrund der Politik der Habsburger; im Anhang findet sich eine ausführliche und detaillierte Bibliographie zur Wiener Universitätsgeschichte bis 1899. 1904 steuerte er zu der vom »Alterthumsverein zu Wien« herausgegebenen »Geschichte der Stadt Wien« den Beitrag »Die Wiener Universität im Mittelalter« bei36, in dem neben Gründung und Organisation der Universität auch ihre Gebäude beschrieben und eine Statistik über die Scholaren bis 1519 versucht wurde37. Als Letzter in der Reihe dieser Historiker ist der Wiener Arzt Leopold Senfelder zu erwähnen, der im gleichen Band der »Geschichte der Stadt Wien« im Rahmen seines Beitrags »Öffentliche Gesundheitspflege und Heilkunde« auch »Die medicinische Schule im ersten Jahrhundert ihres Bestandes« behandelte (Studiengang, Taxen, Lehrplan, Sektionen, Fakultätsbibliothek, Kampf gegen Kurpfuscherei etc.)38. In den Jahren 1965 – 1974 erschienen 9 Bände der Reihe »Studien zur Geschichte der Universität«. Harry Kühnel verfaßte den 5. Band: »Mittelalterliche Heilkunde in Wien« (1965) (Gründung der Wiener Universität, Anfänge der Medizinischen Fakultät, Biographien bedeutender Universitätslehrer und Ärzte etc.)39.
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chenschrift; Siehe Nachruf von Moritz Perles in: Wiener Medizinische Wochenschrift 59 (1909), Heft 49, Sp. 2841 – 2844; DBE 1 (2005), 51. Schmarda, Das medizinische Doctorenkollegium. – Zur Biographie: Alfred Schmarda, Mitglied des Wiener medicinischen Doctorencollegiums und des Festcomit¦s anläßlich der 500-Jahrfeier der AFM 1899. Schrauf, Die Geschichte der Wiener Universität (1901). Schrauf, Die Wiener Universität im Mittelalter (1904). Die Relevanz dieser Statistik wird von Uiblein, Mittelalterliches Studium, 45 f., Anm. 33, angezweifelt, da Schrauf, um eine durchschnittliche Jahresfrequenz zu bekommen, für jeden Studenten einen durchschnittlichen Aufenthalt von 21 Monaten an der Universität annahm, es aber für die Mehrzahl der Studenten (die keinen akademischen Grad erreichten) nur das Datum der Immatrikulation gibt. Senfelder, Öffentliche Gesundsheitspflege und Heilkunde. – Zur Biographie: Daniela Angetter. In: ÖBL 12 (2002), 172 f.: Leopold Senfelder, Wien 1864 – 1935; Arzt und Medizinhistoriker, Bibliothekar des medizinischen Doktorenkollegiums, zahlreiche Aufsätze zur Wiener Medizingeschichte, Hrsg. der Bände 4 – 6 der AFM.; Czeike, Historisches Lexikon 5 (1997), 205; bezüglich Senfelders Publikationen siehe Kühnel, Heilkunde, 10 f., Anm. 16. Kühnel, Heilkunde. – Zur Biographie: Harry Kühnel: 1927 Wien – 1995 Krems/NÖ; Historiker, Direktor des Instituts für Realienkunde des Mittelalters und der Frühen Neuzeit in Krems. Siehe ÖL 2 (2004), 255. Sablik, in Medizingeschichtliche Forschung 54, bedauert,
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Einleitung, Quellen und Stand der Forschung
Eine besondere Erwähnung gebührt dem Sammelband »Die Universität Wien im Mittelalter« von Paul Uiblein (1999), der den Großteil seiner grundlegenden Arbeiten zur Frühgeschichte der Universität enthält (»Anfänge und Organisation«, »Auswärtige Beziehungen«, »Prosopographie« etc.)40. Ein für die Anfangszeit der Wiener Medizinischen Fakultät wesentlicher Artikel ist darin der Beitrag »Beziehungen der Wiener Medizin zur Universität Padua im Mittelalter«41. Zuletzt erschien 2010 der Sammelband »Die Universität Wien im Konzert europäischer Bildungszentren, 14.–16. Jahrhundert«, in dem sich einige Autoren, wie Peter Csendes, Christian Lackner, Kurt Mühlberger und Karl Ubl, auch mit der Medizinischen Fakultät befassen42.
daß Kühnel der einzige ist, der sich nach 1945 mit der Wiener Medizingeschichte des Mittelalters beschäftigt hat. 40 Uiblein, Die Universität Wien im Mittelalter. Über Uiblein vgl. den Nachruf von Mühlberger/Seidl in MIÖG 113 (2005) 519 f. sowie Johannes Seidl, Der Nachlaß Paul Uibleins – eine bedeutende Quelle zur Erforschung der Frühgeschichte der Universität Wien. In: Mühlberger/Niederkorn-Bruck (Hrsg.), Die Universität Wien im Konzert europäischer Bildungszentren (VIÖG 56, 2010), 213 – 222. 41 Erstdruck in: Römische Historische Mitteilungen 23 (Rom-Wien 1981), 271 – 301. 42 Mühlberger/Niederkorn-Bruck, Die Universität Wien im Konzert europäischer Bildungszentren.
2.
Die Entwicklung der Medizin von der griechischen Antike bis in das 14. Jahrhundert43
Um die in den Statuten der Medizinischen Fakultät (1389) erwähnten und im »Studienführer« des Martin Stainpeis (Prosop. II/87)44 empfohlenen Lehrbücher und deren Autoren zeitlich besser einordnen und dem Verständnis näher bringen zu können, empfiehlt sich ein kurzer Überblick über die herausragenden Vertreter der antiken und mittelalterlichen Heilkunde und die ihren Lehren zugrunde liegenden Vorstellungen, soweit sie für die Entwicklung der abendländischen Medizin Bedeutung haben.
2.1
Griechische Medizin
Die abendländische Medizin hat ihre Ursprünge in der griechischen Antike: In den homerischen Epen (8. Jh. v. Chr.) begegnet uns eine animistisch-religiöse Heilkunst mit empirischen Elementen (Wundstillung, Wundtherapie), die im Asklepioskult (5. Jh. v. Chr.) ihre Fortsetzung findet: Ärzte sehen sich als Nachkommen des Heilgottes Asklepios; gemeinsam mit Priestern versuchen sie, die Kranken theurgisch-empirisch zu heilen (Wunderheilungen im »Tempelschlaf«) und geben ihr Wissen in den sogenannten »Asklepiadenschulen« weiter45. *
43 Max Neuburger, Geschichte der Medizin, 2 Bde. (Stuttgart 1906 und 1911); Paul Diepgen und Heinz Goerke, Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin (71960); Heinrich Schipperges, Artikel »Medizin« in LMA 6 (1996), Sp. 452 – 459. Knappe Beiträge zum Thema »Medizin« finden sich in Stangler, »Kunst des Heilens«: Karl Herman Spitzy, Heilkunde und Heilkunst, 189 – 201; Otto Mazal, Die antike Medizin, 240 – 246; Ders., Antike und arabische Medizin im Abendland, 250 – 258; Karl Holubar, Die Bedeutung der islamischen Kultur in der Medizingeschichte, 259 – 267. 44 Martin Stainpeiss, Liber de modo studendi seu legendi in medicina (Viennae 1520). 45 Neuburger I, Kap. Homerische Heilkunst und priesterliche Medizin, 135 – 143; Ders., Kap. Die Ärzte, 144 – 151.
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Die Entwicklung der Medizin von der griechischen Antike bis in das 14. Jahrhundert
Zeitalter der Naturphilosophie (Philosophenärzte)46 – In der Zeit von ca. 600 – ca. 430 v. Chr. beginnt eine allmähliche Befreiung der Heilkunst vom rein Religiösen (Trennung von Arzt und Priester) und der Aufbau der Medizin auf einer naturwissenschaftlich basierten Philosophie. Ihre wichtigsten Vertreter, die zum Teil Philosophen und Ärzte waren, sind:
*
Pythagoras von Samos (Mathematiker, Ende 6. Jh. – ca. 496 v. Chr.)47: Für ihn ist das oberste Prinzip die »Zahl« und das Verhältnis der Zahlen zu einander – die Harmonie liegt dem gesamten Kosmos zugrunde. Diese theoretisch-philosophischen Vorstellungen der Pythagoräer beeinflussen auch ihre Medizin, besonders ihre Lehre von der Diätetik (Lebensführung), begründen die Bedeutung der Musik (harmonische Schwingungen) für die Gesundheit und die Lehre von den »kritischen Tagen« im Verlauf einer Krankheit. Krankheit bedeutet für sie Verlust von Harmonie. Manche Pythagoräer vertreten eine Lehre der Gegensätze, wobei jedem Wertbegriff (hell, geordnet, begrenzt) ein Unwertbegriff (dunkel, ungeordnet, grenzenlos) entspricht. *
Alkmaion von Kroton/Süditalien (um 500 v. Chr.)48, Zeitgenosse und Schüler des Pythagoras, führt die Lehre von den Gegensätzen weiter: im menschlichen Körper sind es die Stoffqualitäten kalt – warm, feucht – trocken, süß – bitter etc., deren Mischung als »Krasis« bezeichnet wird. Gesundheit bedeutet hier ein Gleichgewicht dieser Qualitäten, Krankheit Vorherrschen einer Qualität. Alkmaion hat das Gehirn als Sitz der Geistestätigkeit erkannt und sich mit der Erforschung der Sinnesorgane beschäftigt. Seine verschollene Schrift »Über die Natur« (peqi v}seyr) war das erste medizinische Buch der Griechen.
*
Empedokles von Agrigent/Sizilien (ca. 483 – ca. 423 v. Chr.)49 : Seine Welterklärung ist einerseits statisch (Grundstoffe alles Seienden sind die vier gleichwertigen Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde und die ihnen entsprechenden vier Grundqualitäten heiß, feucht, kalt und trocken) und andererseits dynamisch, da alle Erscheinungen des Lebens durch deren wechselnde Mischung (linir) und Trennung (diakkanir) bzw. durch die Kräfte Liebe (vik_a) und Haß (meijor) entstehen. Gleichgewicht der Kräfte bedeutet Gesundheit, Ungleichheit Krankheit. Zur Bedeutung dieser Lehre für die Humoralpathologie siehe »Hippokratische Medizin«. *
46 47 48 49
Neuburger, I, Kap. Anfänge der medizinischen Theorie, 152 – 163. Heinrich Dörrie, Pythagoras. In: DkP 4 (1979), Sp. 1264 – 1269. Neuburger I, Kap. Anfänge der medizinischen Theorie. Alkmaion, 155, 156, 162. Heinrich Dörrie, Empedokles. In: DkP 2 (1979), Sp. 258 – 260.
Griechische Medizin
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Leukippos (Lebensdaten ungewiß, geboren vielleicht in Milet um 480/70 v. Chr.)50 und Demokritos aus Abdera (ca. 460 – 380/370 v. Chr., Schüler des Leukippos)51. Auf sie läßt sich die atomistische Weltanschauung zurückführen: Der ganze Kosmos (auch der Mensch) besteht aus kleinsten Teilchen, den Atomen (atolor = unschneidbar) und dem leeren Raum, in dem sich die Atome, die von gleicher Qualität, aber unterschiedlicher Größe und Gestalt sind, in ewiger Bewegung und wechselnder Anordnung befinden. Darauf beruht alle Bildung und Zerstörung, alle Veränderung von Einzelkörpern, auch in den Körpern selbst. Krankheit bedeutet Störung dieses Mechanismus. *
Diogenes von Appolonia (ca. 430 v. Chr.)52 : Er führt die Lehre des Anaximenes (Milet, † 528 – 525 v. Chr.)53, für den die Luft der Grundstoff alles Seienden ist, weiter und sieht diese zugleich auch als vernunftbegabte Kraft. Diese Geisteskraft (mour = Sinn, Verstand, Vernunft) bewirkt durch Wechsel von Verdichtung und Verdünnung der Luft alle in der Welt auftretenden Erscheinungen. Auch die Seele des Menschen ist ein Lufthauch und Leben ohne Atmen ist unmöglich (Lehre vom pmeula ¢ Pneuma – Hauch, Atem, belebtes Wesen, Geist). Große Bedeutung dabei haben die Blutgefäße, denn sie versorgen den Körper mit Luft. *
Hippokratische Medizin (450 – 300 v. Chr.)54. Ihre Ursprünge liegen in den Asklepiadenschulen von Kos, Knidos und Sizilien (Empedokles, siehe oben). Als ihr bedeutendster Vertreter gilt Hippokrates von Kos (ca. 460 – um 370 v. Chr. Larissa/ Thessalien)55, obwohl die Berichte über sein Leben etwas vage, zum Teil legendenhaft sind. Die mehr als 60 ihm zugeschriebenen Schriften sind unter dem Namen »Corpus Hippocraticum« auf uns gekommen; sie umfassen das gesamte griechisch–medizinische Wissen des 5. und 4. Jh. v. Chr. Bis heute ist nicht geklärt, welche Schriften tatsächlich von Hippokrates stammen (am ehesten das »Prognostikon« und die Krankheitsgeschichten der »Epidemien I und III«, wahrscheinlich nicht die durch Galen so populär gewordenen »Aphorismen«56). Das *
50 51 52 53 54
Friedrich Zellerhof, Leukippos (5.). In: DkP 3 (1979), Sp. 597 f. Heinrich Dörrie, Demokritos (1.). In: DkP 1 (1979), Sp. 1478 f. Heinrich Dörrie, Diogenes von Appolonia (12). In: DkP 2 (1979), Sp. 46. Heinrich Dörrie, Anaximenes 1.. In: DkP 1 (1979), Sp. 339 f. Neuburger I, Kap. Hippokrates, 183 – 201; Ders., Kap. Die Hippokratischen Schriften, 174 – 182; Ders., Kap. Die Medizin der Hippokratiker im Allgemeinen, 202 – 220. 55 Ursula Weisser, Hippokrates (ca. 460 – ca. 375 v. Chr.), Galen (129 – ca. 200 oder nach 210 n. Chr.). In: Klassiker der Medizin 1, 11 – 29, hier 11 – 18. Fridolf Kudlien, Hippokrates aus Kos. In: DkP 2 (1979), Sp. 1169 – 1171; Gundolf Keil, Hippokrates. In: LMA 5 (1991), Sp. 31 – 33. 56 Kudlien (Hippokrates. In: DkP 2) vermutet sogar, daß im »Corpus Hippocraticum« Schriften enthalten sind, die ins 1. Jh. v. Chr. gehören, diese Schriftensammlung also 500 Jahre umfassen könnte.
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Die Entwicklung der Medizin von der griechischen Antike bis in das 14. Jahrhundert
»Corpus« umfaßt alle medizinischen Bereiche wie Anatomie und Physiologie, Psychopathologie, Pharmakologie, Krankheitslehre, Gynäkologie, Diagnose, Prognose und Therapie. Hippokrates versucht erstmals, die Medizin in einer allgemeinen Krankheitslehre mit Anlehnung an naturphilosophische Lehren in strenger Wissenschaftlichkeit zu erfassen. Dabei leugnet er nicht das Göttliche im Ursprung der Krankheiten, lehnt aber religiös-magische Krankheitsursachen, philosophische Spekulationen, Aberglauben und Krankheitszauber ab. Alle Krankheiten haben nach Hippokrates natürliche Ursachen (z. B.: Ernährungs- und Verdauungsstörungen, klimatische und tellurische Einflüsse) und die Natur bewirkt die eigentliche Heilung. Aufgabe des Arztes ist es, nach sorgfältiger Beobachtung und genauer Aufzeichnung des individuellen Einzelfalles zunächst die Diagnose, dann die Prognose zu stellen, und zuletzt in der Behandlung die Natur zu unterstützen. Die Kombination von Empirie und Philosophie findet ihren Ausdruck in der sogenannten Viersäftelehre (Humoralbiologie und Humoralpathologie)57: Den vier Elementen des Empedokles (s. o.) und den vier Primärqualitäten des Alkmaion (s. o.) werden im menschlichen Körper die vier Lebenssäfte, wie Blut (aila ¢ feucht und heiß), gelbe Galle (wokg – trocken und heiß), schwarze Galle (lekacwokia – kalt und trocken) und Schleim (vkecla – kalt und feucht) zugeordnet und diese wiederum stehen in Zusammenhang mit den vier Hauptorganen (Herz, Leber, Milz und Gehirn). Gesundheit ist Übereinstimmung des Menschen mit der ihn umgebenden Natur (Harmonie), die erreicht wird, wenn die Mischung der Säfte (Krasis – Alkmaion) richtig ist (= Eukrasie); Krankheit hingegen bedeutet falsche Mischung (= Dyskrasie). Die Beseitigung der Dyskrasie und Wiederherstellung der ursprünglichen Harmonie durch die Natur führt zur Heilung, wobei auch Krankheitskrisen (Lehre von den kritischen Tagen Pythagoras, s. o.) auftreten können. In der »Humoraltherapie« unterstützt nun der Arzt diesen Prozeß der Selbstheilung durch richtige Diät und Umstellung der Lebensweise des Patienten, durch Aderlaß und Schröpfen (Blutegel) bzw. durch Anwendung pflanzlicher Drogen (sie bewirken z. B. Purgieren = Abführen, oder zur Anregung der Harn- und Schweißsekretion etc.). Nach dem Prinzip »Contraria contrariis curantur« (Gegensätzliches mit Gegensätzlichem heilen) soll die ursprüngliche Eukrasie wieder hergestellt werden, d. h. »kalte« Krankheiten werden mit »heißen« Mitteln geheilt und umgekehrt. Diese Behandlungsmethoden hatten jahrhundertelang Geltung und werden heute in der »alternativen Medizin« wieder sehr geschätzt58. 57 Klaus Bergdolt und Gundolf Keil, Humoralpathologie. In: LMA 5 (1991), Sp. 211 f. 58 Zu diesem Thema: Volker Schmiedel und Matthias Augustin (Hrsg.), Leitfaden Naturheilkunde. Methoden, Konzepte und praktische Anwendung (62007); Harald Stossier (Hrsg.), Ganzheitlich behandeln. Komplementär-medizinische Methoden und ihre Indikationen (2003); Michael Frass, Manfred Maier und Ana Reiter (Hrsg.), Grundlagen und
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Der nach Hippokrates benannte Hippokratische Eid findet sich nicht in seinen Schriften, sondern wird erstmals erwähnt bei Scribonius Largus, einem römischen Arzt zur Zeit des Kaisers Claudius (1. Jh. n. Chr.)59. In diesem Arztgelöbnis verpflichtet sich der Arzt u. a., seinen Lehrer und dessen Nachkommen zu ehren, alles zum Nutzen des Kranken zu tun, ihm keinen Schaden zuzufügen, kein tödliches Gift und keiner Frau ein Abtreibungsmittel zu überreichen und die Schweigepflicht einzuhalten. Der Text wurde im Laufe der Jahrhunderte verändert und der Zeit entsprechend adaptiert. Seit dem 16. Jahrhundert werden Teile des Textes in die Promotionseide der Medizinischen Fakultäten eingefügt60. Das Hippokrates-Bild und die Hippokrates-Rezeption im Mittelalter gehen weitgehend auf die durch Galen verfaßten Kommentare und deren Übersetzungen durch die Araber zurück. * Zeit nach Hippokrates (300 – 50 v. Chr.) – Zeitalter des Hellenismus. In dieser Zeit werden u. a. zum ersten Mal in Alexandrien (Alexandrinische Schule61) anatomische Studien an menschlichen Leichen durchgeführt (Kenntnis von Ge-
Praxis komplementärmedizinischer Methoden (2004); Pschyrembel, Naturheilkunde und alternative Heilverfahren (42011). 59 Zur Geschichte des Hippokratischen Eides und seiner derzeit [1984] gültigen deutschen Übersetzung in 9 Abschnitten siehe Karl Heinz Leven, Arztgelöbnis und Hippokratischer Eid. In: Enzyklopädie Medizingeschichte (2007), 108, 598 – 600. 60 In den Wiener Medizinischen Statuten von 1389 wird in den einzelnen Abschnitten von einer Eidesformel der Fakultät gesprochen, ohne sie jedoch im Wortlaut zu erwähnen. Die zusätzlichen Gelöbnistexte der Kandidaten sind in den Abschnitten II, IV, VI, VII niedergelegt (siehe Kap. 3.3.1: Die Statuten der Medizinischen Fakultät). Der derzeit (2014) an der Wiener Medizinischen Universität vom Promotor verlesene Gelöbnistext lautet wie folgt: Spondebitis igitur : Primum, vos huius universitatis, in qua summum in arte medica gradum ascenderitis, piam perpetuo memoriam habituros eiusque res ac rationes, quoad poteritis, adiuturos; dein, honorem eum, quem in vos conlaturus sum, integrum incolumemque servaturos neque umquam pravis moribus aut vitae infamia commaculaturos; postremo, doctrinam, qua nunc polletis, cum industria vestra culturos tum omnibus incrementis, quae progrediente tempore haec ars ceperit, aucturos, usum et facultatem vestram ad salutem et prosperitatem hominum studiose conversuros, denique cunctis officiis, quae probum medicum decent, ea qua par est humanitate erga quemcumque functuros esse. Haec vos ex animi vestri sententia spondebitis ac pollicebimini. Deutsche Übersetzung: Sie werden also geloben, erstens dieser Universität, in der sie den höchsten Grad der Medizin erworben haben, dauernd ein treues Angedenken zu bewahren und ihre Aufgaben und Ziele nach Kräften zu unterstützen; sodann die Würde, die ich Ihnen zu verleihen habe, rein und unversehrt zu bewahren und niemals durch üble Sitten oder Schande im Leben zu beflecken; die Kenntnis, die Sie jetzt beherrschen, durch eigenen Fleiß zu pflegen und insbesondere durch alle Fortschritte, welche diese Kunst im Laufe der Zeit machen wird, zu erweitern, Ihre Übung und Ihr Können zum Wohl und Gedeihen der Menschen geflissentlich zu verwenden, endlich alle Pflichten, die dem rechten Arzte obliegen, mit der gleichen Menschlichkeit gegen alle auszuüben (Gelöbnistext, erhalten von Harald Jäger, Leiter der Studien- und Prüfungsabteilung der Medizinischen Universität Wien, 2014). 61 Neuburger, I, Kap. Die Medizin des alexandrinischen Zeitalters (Herophilos, Erasistratos und ihre Anhänger), 253 – 275.
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Die Entwicklung der Medizin von der griechischen Antike bis in das 14. Jahrhundert
hirn, Nerven, Gefäßsystem, erste pathologisch-anatomische Befunde). Außerdem entstehen unterschiedliche medizinische Schulrichtungen verbunden mit den zeitgenössischen philosophischen Strömungen: Die Dogmatiker62, beeinflußt von Polybos (Schwiegersohn des Hippokrates) und vor allem durch Aristoteles (*384 Stageira/ Chalkidike – † 322 Euböa)63, betonen mehr das Spekulativ-Dogmatische in der Lehre des Hippokrates. Als Reaktion darauf betonen die Empiriker64 (Ärzteschule, von Philinos aus Kos um 250 v. Chr. gegründet) die Erfahrung und vernachlässigen die Theorie.
2.2
Römische Medizin
Zeit vor Galen – Als der hellenistische Raum im 1. Jh. v. Chr. in die Abhängigkeit Roms geraten und schließlich Teil des römischen Weltreiches geworden war, wurde auch die griechische Medizin von den Römern übernommen und es entstanden zwei weitere medizinische Schulen:
*
asklepiades (*124 v. Chr. in Bithynien, kommt 91 v. Chr. nach Rom, † 60 v. Chr. Rom)65. Er lehnt die Humoralpathologie der Hippokratiker ab und baut seine Krankheitslehre auf dem Atomismus Demokrits auf: Die Atome des menschlichen Körpers sind teils in feinen Poren (Gängen) angeordnet, teils bewegen sie sich darin frei. Störung dieses Bewegungsablaufes bedeutet demzufolge Krankheit. *
Seine Nachfolger (Schule der Methodiker66) stellen in den Mittelpunkt ihrer Krankheitslehre den Zustand der Porenwände (der festen Körperbestandteile). Ihr fehlerhafter Zustand, d. h. zu viel Anspannung, Erschlaffung oder ein Mißverhältnis beider, bedeuten Krankheit (Solidarpathologie, solidus = dicht, massiv, fest). Die Pneumatiker67 kehren zur Humorallehre zurück und sehen im Pneuma – beeinflußt von den Stoikern, denen zufolge der Logos als Pneuma alles Leben-
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62 Neuburger, I, Kap. Die Dogmatiker, 236 – 252. 63 Heinrich Dörrie, Aristoteles (7.) Sohn des Nikomachos. In: DkP 1 (1979), Sp. 582 – 591. 64 Fridolf Kudlien, Empiriker. In: DkP 2 (1979) Sp. 261 (Rost: elpeiqia, ^ ¢ Erfahrung, Kenntnis, Einsicht, Geschicklichkeit; elpeiqij|r, 3 – einer der Erfahrung hat und danach handelt); Neuburger, I, Kap. Die Schule der Empiriker. Chirurgen und Pharmakologen, 276 – 284. 65 Neuburger, I, Kap. Asklepiades, 294 – 302. 66 Neuburger, I, Kap. Die Methodiker, 303 – 309. 67 Neuburger, I, Kap. Die Pneumatiker und Eklektiker, 327 – 336.
Römische Medizin
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dige in der Welt durchdringt und Träger der Vernunft ist – das eigentliche Lebensprinzip. Es wirkt auf Säfte und Qualitäten, bewirkt Bewegung und »Stoffwechsel« des Körpers, hat aber auch Einfluß auf Gedanken, Vorstellungen, Affekte etc. Eine Anomalie des Pneuma bedeutet Krankheit. Dioskurides pedanios aus Kilikien (1. Jh. n. Chr. – Militärarzt unter den Kaisern Claudius und Nero in Rom)68. Berühmtester Pharmakologe des Altertums, der in seinem systematisch angelegten fünfbändigen Werk »De materia medica« ca. 600 Pflanzen und ca. 1000 Heilmittel behandelt und z. T. auch bildlich darstellt. Dieses Werk wurde zum Vorbild vieler Pflanzen- und Kräuterbücher des Mittelalters und noch bis in die Neuzeit benutzt.
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Galenos aus Pergamon (*129 n. Chr., † 199 n. Chr. in Rom)69 – Im Gegensatz zu Hippokrates, von dessen Leben wir nicht viel wissen, ist der Werdegang des Galenos genau dokumentiert, da er ein Werkverzeichnis angelegt und seine medizinischen Diskurse oft mit autobiographischen Notizen und Episoden ergänzt hat. (Historiker werfen ihm darin »Eitelkeit und Geschwätzigkeit« vor70). Geboren wurde Galen in Pergamon/Kleinasien, studierte in Alexandrien, ging nach Rom und wurde schließlich Leibarzt des Kaisers Marc Aurel. Galen hat in seinem umfangreichen Werk das gesamte medizinische Wissen seiner Zeit gesammelt, gesichtet, geordnet, durch eigene Erfahrung und Beobachtung ergänzt und versucht, Anatomie, Physiologie, Krankheitslehre und Heilmittellehre eng miteinander zu verbinden und die »Heilkunst« zu einer exakten Wissenschaft zu machen. In seinem Schrifttum findet die antike Medizin ihren Abschluß. Bis in die Neuzeit bleibt Galen mit seinem »Corpus Galenicum« eine unangefochtene medizinische Autorität, die erst in der Zeit der Renaissance kritisch hinterfragt wird. *
68 Neubuerger, I, Rezeptliteratur und Heilmittellehre, 322 – 326; Fridolf Kudlien, Dioskurides, 5. Pedanius. In: DkP 2 (1979), Sp. 91; John M. Riddle, Dioskurides im Mittelalter. In: LMA 3 (1986), Sp. 1095 – 1097. Die ÖNB besitzt im Cod. med. graec. 1 die berühmteste illuminierte Handschrift dieses Pflanzenbuches aus dem 6. Jh., den »Wiener Dioskurides«, der wegen seines großen Wertes 1998 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Facsimileausgabe z. B.: Der Wiener Dioskurides (Glanzlichter der Buchkunst 8, 2 Bde.). 69 Ursula Weisser, Hippokrates, Galen, 19 – 29. Vgl. Fridolf Kudlien, Galenos aus Pergamon. In: DkP 2 (1979) Sp. 674 f; Heinrich Schipperges und Richard J. Durling, Galen im MA. In: LMA 4 (1989), Sp. 1082 – 1084; Neuburger, I, Kap. Galenos, 351 – 402; Paul Diepgen und Heinz Goerke, Pneumatiker, Eklektiker, Galen und sein System. In: Geschichte der Medizin, 11 – 13. Die ÖNB besitzt mit dem Cod. med. gr. 15 eine wertvolle Handschrift aus dem 16. Jh., die Teile des »Corpus Galenicum« und des »Corpus Hippocraticum« enthält, siehe Otto Mazal. In: Stangler, Kunst des Heilens, 267 f. 70 Weisser, Galen, 19.
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Die Entwicklung der Medizin von der griechischen Antike bis in das 14. Jahrhundert
In seiner Physiologie (Lehre von der Blutbewegung und den drei Digestionen71) stellt er als Erster eine Theorie über die Beziehung zwischen Nahrung, Blut und Luft auf. In seiner Krankheitslehre versucht er die Viersäftelehre (s. o.) des Hippokrates (den er höchst verehrt) mit der Lehre vom Pneuma (das er in drei Einzelbegriffe aufteilt mit Sitz in Gehirn, Herz und Leber) und den teleologischen Vorstellungen des Aristoteles und sogar mit der Solidarpathologie der Methodiker (s. o.) zu verbinden. Er gibt der Viersäftelehre ihre für Jahrhunderte gültige Formulierung und versucht damit auch die menschliche Konstitution zu typisieren und zu begründen: zu viel schwarze Galle = Melancholiker, zu viel Blut = Sanguiniker, zu viel Schleim = Phlegmatiker, zu viel gelbe Galle = Choleriker. In der Krankenbehandlung macht er sich alle natürlichen Heilmethoden zunutze und betont besonders den Wert der Diätetik in ihrer ursprünglichen Bedeutung von »Lebensführung« (d_aita, ^ = Leben, Lebensart, Lebensweise; ^ diaitgtij^ [t]wmg] = Kunst der Lebensweise, Diätetik): Alle äußeren Faktoren, die das Befinden des Menschen beeinflussen, müssen ins richtige Maß gebracht werden, um seine Gesundheit zu erhalten (nicht nur ein »Zu viel«, sondern auch ein »Zu wenig« kann Krankheit herbeiführen). Aus dieser Vorstellung entwickelte sich in der mittelalterlichen Medizin die Gesundheitslehre von den »sex res non naturales«72, von jenen sechs Faktoren (Luft, Essen und Trinken, Schlafen und Wachen, Bewegung und Ruhe, Füllung und Entleerung, Anregung des Gemütes), die das Leben des Einzelnen beeinflussen und – wenn sie im Gleichgewicht sind – die Gesundheit bedeuten. Dieses Prinzip hat die Gesundheitslehre bis ins 19. Jahrhundert bestimmt. Galen hat auch versucht, die theoretischen Grundlagen der Arzneimittelwirkung zu finden. Er führt diese auf ihre unterschiedlichen Primärqualitäten zurück und durch Kombination einzelner Drogen, die sich in ihrer Wirkung verstärken oder abschwächen können, werden die Krankheiten nach dem Prinzip »contraria contrariis« behandelt (durch entgegengesetzt wirkende Mittel). Unter »Galenik« bezeichnet man heute noch die Technik der Herstellung unterschiedlicher Arzneiformen (Tabletten, Salben, Tinkturen, Granulate, Pflaster etc.), durch die aus »Arzneistoffen« ein für die jeweilige Therapie wirksames »Arzneimittel« in optimaler Darreichungsform entsteht. Galens Werke sind in vielen griechischen Handschriften, andere nur in arabischen und lateinischen Übersetzungen erhalten. Die am meisten zitierte Schrift 71 Drei Digestionen: 1. Digestion = Speisebrei im Magendarmkanal, 2. Digestion = Umwandlung des Speisebreis zu Blut mithilfe der Milz, 3. Digestion = aus dem Blut entstehen in den Organen und Geweben geformte Gebilde des Körpers; überschüssiges Sekret wird als Stuhl, Harn bzw. Schweiß ausgeschieden. Siehe: Diepgen, Geschichte der Medizin. 10. Römer. Pneumatiker, Eklektiker, Galen und sein System, 11 – 13. 72 Wolfram Schmitt, »Res non naturales«, »Res naturales«, »Res praeter naturam«. In: LMA 7 (1995), Sp. 750 – 752.
Klostermedizin und Mönchsärzte im Früh- und Hochmittelalter
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ist die »Ars parva« oder »Ars medica« (Tegni, Microtegni, Techn¦ iatrik¦ oder ^ _atqij^ t]wmg), eine kurze Zusammenfassung des Galen’schen Systems; weiters 14 Bände über klinische Medizin, genannt »Ars magna« (Megategni oder heqapeutijg l]hodor), außerdem die kommentierten Aphorismen des Hippokrates, Schriften über Anatomie und Physiologie, Hygiene, Diätetik und Heilmittellehre. Erst in der Mitte des 19. Jh. werden mit der Zellularpathologie Virchows73, wonach Krankheiten durch Störungen in den einzelnen Körperzellen bez. ihrer Funktionen hervorgerufen werden, die humoralen, die solidaren und pneumatischen Theorien der Krankheitsentstehung überwunden.
2.3
Klostermedizin und Mönchsärzte im Früh- und Hochmittelalter74
Nach dem Ende des Weströmischen Reiches und mit der Gründung benediktinischer Klöster (6. Jahrhundert) werden diese mit ihren Skriptorien zu Stätten der Kultur und Bildung und auch zu Übermittlern der spätantiken ärztlichen Kunst, die sie mit christlichem Gedankengut durchdringen: Ausgehend vom antiken Asklepios-Kult entsteht nun wieder eine Iatro-Theologie, die in der Krankheit den Ausdruck eines göttlichen Willens sieht und Christus als den idealen »Heiland« und »Arzt« begreift, der als »Christus medicus« zum Leitbild für den christlichen Arzt wird75. Daneben tritt als zweiter Aspekt das Gebot der christlichen Nächstenliebe in den Vordergrund, das sich in der Sorge und Pflege um die Kranken äußert: Die Regel des Hl. Benedikt (»Regula Benedicti«) behandelt deshalb im Kap. 36 über »Die kranken Brüder« ausdrücklich die Betreuung der Kranken (»cura infirmorum«) und deren Unterbringung innerhalb des Klosters76 und so werden diese mit 73 Rudolf Virchow (*1821 Schivelbein/Pommern, †1902 Berlin) Pathologe, Anthropologe, Politiker ; Begründer der mikroskopischen pathologischen Anatomie; Details seiner Biographie und Werkverzeichnis siehe Heinrich Schipperges, Virchow. In: DBE 10 (1999), 213 f. 74 Neuburger, II, Kap. Die Medizin im frühen Mittelalter, 241 – 278. 75 Siehe dazu Alfons Labisch, Medizin, I. Historisch. In: LThK 7 (32006), Sp. 54 – 58, und Richard Toellner, Heilkunde/Medizin, II. Historisch. In: TRE 14 (1985), 743 – 752. Während der evangelische Autor Toellner betont, daß im NT (Joh. 9, 1 – 3: Heilung des Blindgeborenen) der Zusammenhang von Sünde und Krankheit aufgehoben wird (hier 747), verweist Labisch auf die »Krankheit als Folge von Sünde und göttlicher Schickung« (Sp. 55) als bestimmende Aussagen der frühchristlichen und mittelalterlichen Iatrotheologie und sieht diese Meinung fortgesetzt in Votivtafeln, Fürbitten und Wallfahrten. 76 Kap. 36 der Regula Benedicti: De infirmis fratribus. Infirmorum cura ante omnia et super omnia adhibenda est, ut sicut revera Christo ita eis serviatur. Sie besagt: Die Sorge für die Kranken muß vor und über allem stehen: man soll ihnen so dienen, als wären sie wirklich Christus. Siehe Ulrich Faust (Hrsg.), Die Benediktsregel. Lateinisch/Deutsch. Mit Über-
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Die Entwicklung der Medizin von der griechischen Antike bis in das 14. Jahrhundert
ihren »Mönchsärzten« bis ins 12. Jahrhundert auch zu Trägern eines gut funktionierenden, medizinischen Versorgungssystems. Erstellen von Kräuterlisten und Arzneibüchern für die Arzneimittelzubereitung waren neben dem Aderlaß weitere wichtige Aufgaben im Rahmen der humoral-pathologischen Medizin. Als Diagnose diente vornehmlich die »Harnschau«. Hildegard von Bingen (*1098 bei Alzey, † 1179 im Kloster Rupertsberg/ Bingen)77 zeigt mit ihrer heilkundlichen Schrift, dem »Liber compositae medicinae« (auch »Causae et curae« genannt) am Ende dieser Periode noch einmal die Vielschichtigkeit der Klostermedizin auf, indem sie eine Synthese so unterschiedlicher Texte wie jenen aus der Bibel, den Kirchenvätern, den Enzyklopädien des Frühmittelalters und auch der Volksheilkunde versucht. Antikes Wissen wird hier mit christlicher Frömmigkeit und scholastischer Didaktik vereint und gipfelt in dem Vertrauen, daß »Gottes heilende Hand mitten in der Schöpfung dem gebrechlichen Menschen zu Hilfe kommt«78. *
2.4
Rezeption der griechischen Medizin durch arabische Ärzte79
Eine neuerliche Blüte erfuhr die antike Medizin nach der Eroberung Syriens, Persiens, Palästinas und Ägyptens durch die Araber und die Ausbreitung des Islam im 7. und 8. Jahrhundert in diesen Gebieten, als arabische Ärzte begannen, griechische Texte ins Syrische, Persische oder Arabische zu übersetzen. Schipperges schreibt, daß die heutigen Historiker überzeugt sind, daß der »Islam bei der Vermittlung altorientalischer, altgriechischer und mediterraner Heilkulturen eine entscheidende Rolle gespielt hat«80. Er erwähnt auch den Ausspruch des Al-Bı¯ru¯nı¯, eines Zeitgenossen Avicennas: »Die Wissenschaften der ganzen Welt seien in die Sprache der Araber geflossen«. Die älteren Historiker haben dazu unterschiedliche Ansichten: Bei Aschbach (1865) heißt es nur kurz, daß man die Griechen »vermittelst der Araber … in
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setzung der Salzburger Äbtekonferenz (Stuttgart 2009) 96 – 99. Um diesem Ideal zu entsprechen, ist im sogen. Klosterplan von St. Gallen (9. Jh.), der allerdings nie realisiert wurde, im östlichen Teil des Klosterareals ein eigener Bereich für die Kranken und Ärzte vorgesehen gewesen: Arzthaus, Apotheke, Spital und Heilkräutergarten. Siehe Alfons Zettler, Sankt Galler Klosterplan. In: LMA 7 (1995), Sp. 1155 – 1158. Elisabeth Gössmann, Hildegard von Bingen, Leben und Werke. In: LMA 5 (1991), Sp. 13 – 15. Heinrich Schipperges, Grundlagen und Grenzen einer Hildegard-Medizin. In: Stangler, Kunst des Heilens, 289 – 295. Schipperges, Grundlagen und Grenzen einer Hildegard-Medizin. In: Stangler, 289 – 295, hier 294. Neuburger, II, Kap. Die Medizin bei den Arabern, 142 – 203. Heinrich Schipperges, Arabische Ärzte. In: Klassiker der Medizin 1, 30 – 43, hier 30.
Rezeption der griechischen Medizin durch arabische Ärzte
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ungenauen lateinischen Übersetzungen« kannte81 und Senfelder (1904) kritisiert noch bei den medizinischen Schriften die »langatmigen Auslegungen, besonders der arabischen Autoren«82. Neuburger (1911) hingegen schreibt begeistert über die Medizin der Araber, denn sie »haben Licht und Ordnung in die … Überlieferung der Antike gebracht«83. Zu den wichtigsten Vertretern der arabischen Heilkunst, deren Bücher auch an der Wiener Universität verwendet wurden, zählen Johannitius, Rhazes und Avicenna. Im »Liber de modo studendi…« von Stainpeis (siehe Kap. 4.2: Studienanleitung des Martin Stainpeis) wird auch der arabische Autor Abulcasis genannt, der daher ebenfalls kurz vorgestellt werden soll. Johannitius (Hunain ben Isha¯q al-‹Iba¯dı¯, *808 in al-Hı¯ra/Nadschaf, † ca. 873 in Bagdad)84. Sohn eines nestorianischen Apothekers, ostsyrischer Gelehrter, Leibarzt des Kalifen al-Mutawakkil und Leiter einer Übersetzerschule, in der Schriften von Hippokrates, Galen und anderer antiker Ärzte ins Arabische übertragen wurden. Er verfaßte Schriften über die Augenheilkunde, über Diätetik und Heilmittel. Sein bekanntestes Werk ist die »Einführung in die Medizin« (Einführung in die »Techn¦ iatrik¦« des Galenos), dessen lateinische Übersetzungen unter mehreren Titeln bekannt (z.B: als »Isagoge ad Tegni Galeni«, »Isagoge in artem parvam Galeni« oder als »Liber introductorius in medicinam«) und in der medizinischen Sammelhandschrift »Articella« (siehe dazu später) aus Salerno enthalten ist. In den Statuten der Wiener Medizinischen Fakultät (Tit. II) wird Johannitius mit einer Schrift »Ars commentata« erwähnt. Aschbach hält diese Schrift für identisch mit dem medizinischen Kanon der »Articella«85. *
81 Aschbach, Geschichte 1, 98. 82 Senfelder, Medizinische Schule, 1052. 83 Neuburger, II, Kap. Die Medizin bei den Arabern, hier 198: »Die Araber waren es, die Licht und Ordnung in die oft unklar gefaßte, nur in Bruchstücken vorliegende Überlieferung der Antike brachten, sie haben an Stelle … der geistlosen Kompilationen, der verwirrenden Sammelschriften der Byzantiner wirklich umfassende Handbücher … geschaffen, … und der lebendigen Muttersprache – nicht einem längst erstorbenen Idiom – eine mustergültige wissenschaftliche Terminologie abgerungen. Und auf S. 202: »In den arabischen Ärzten ward der Orient noch einmal der Lehrer des Westens. Dankbar für das, was sie den Nestorianern schuldeten, eröffneten die Muslime den Christen des Abendlandes willig ihre Pforten der wissenschaftlichen Heilkunde und erschlossen ihnen die Schätze antiker Geistesarbeit, freilich oft in bizarrer Umhüllung. Und darin lag eine hohe Mission! » 84 Neuburger, II, Kap. Johannitius, 204 f.; Michel van Esbroeck und Heinrich Schipperges, Johannitius. In: LMA 5 (1991), Sp. 616. 85 Aschbach, Geschichte 1, 98. Für Senfelder, Medizinische Schule 1051, war die »Isagoge« des Johannitius »das erste Buch, das der junge Mediziner [in Wien] in die Hand bekam«.
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Die Entwicklung der Medizin von der griechischen Antike bis in das 14. Jahrhundert
Rhazes (Abu¯ Bakr Muhammad Ibn Zakarı¯ya¯’ ar-Ra¯zı¯, latinisiert: Rhazes; persischer Arzt, *865 in Raiy/Teheran, † 925 in Raiy oder Bagdad)86. Er ist Verfasser zahlreicher medizinischer Schriften, in denen er sich hauptsächlich auf Galen beruft; ist aber auch Sammler von Exzerpten griechischer, indischer und älterer arabischer Ärzte zu Themen der Physiologie, Pathologie und Therapie, die – ergänzt durch eigene praktische Erfahrungen – zu einem seiner Hauptwerke, das seinen Ruhm begründet, dem »Kita¯b al-ha¯wı¯« (»Buch der Zusammenfassung der Medizin«, lateinischer Titel: »Continens« oder »Comprehensor«) werden. »Kita¯b al-Mansu¯rı¯« (»Decem libri Rasis ad Almansorem« oder »Liber medicinalis Almansoris« bzw. »Liber medicinalis ad Almansorem«) ist sein zweites große Werk, das dem Fürsten Abu¯ Sa¯lih Mansur ben Isha¯q gewidmet ist, und in zehn Abschnitten eine Übersicht über Theorie und Praxis der damaligen Heilkunde gibt (Anatomie und Physiologie, allgemeine Gesundheitslehre, Chirurgie und Toxikologie, Fieberlehre). Das vielzitierte und auch in Wien als Lehrbuch verwendete 9. Buch, der »Liber nonus« (siehe Kap. 3.3.1: Die Statuten der Medizinischen Fakultät, Tit. II), besteht aus einer »Speziellen Therapie« (De curatione aegritudinum, quae accedunt a capite usque ad pedes). Weitere Schriften behandeln Pocken und Masern, Uroskopie, Diätetik und Sexualhygiene und eine Kampfschrift gegen die Kurpfuscher. Rhazes war kritisch sowohl seinen eigenen Arbeiten, als auch denen seiner Vorbilder Aristoteles und Galen gegenüber eingestellt, und ob er als »zweiter Galen« oder als »erster humanistischer Arzt gewürdigt werden soll«, wird laut Schipperges die weitere Forschung zeigen87. *
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Avicenna (Abu¯ Alı¯ al-Husain Ibn Abd Alla¯h Ibn Sı¯na¯ *973/980 in Afsˇa¯na/ Usbekistan, † 1037 in Hamada¯n/W-Iran)88. Avicenna war ein persischer Universalgelehrter, verfaßte Schriften über alle Wissensgebiete, darunter eine 18-bändige Synopsis der Wissenschaften, genannt das »Buch der Genesung oder Heilung« (»Kita¯b asˇ-Sˇifa¯«, enthält Kapitel über Philosophie, Logik, Physik, Psychologie, Biologie, Mathematik, Astronomie, Musik und Metaphysik). Für Avicenna gibt es zwei Prinzipien der Medizin, »der lebendige Körper« als physische Grundlage und »die Gesundheit«, letztere zu erhalten, ist die Aufgabe des Arztes. In seinem fünfbändigen Werk, dem »Kanon der Medizin« (»Canon medicinae«, »Al-qa¯nu¯n fi’t-tibb«) behandelt er die gesamte theoretische und praktische Me*
86 Neuburger, II, Kap. Rhazes, 205 – 209; Schipperges, Arabische Ärzte, Rhazes, 31 – 35; Ders., Rhazes. In: LMA 7 (1995), Sp. 780 – 782. 87 Schipperges, Rhazes. In: LMA 7 (1995), Sp. 782. 88 Neuburger, II, Kap. Avicenna, 214 – 218; Schipperges, Arabische Ärzte, Avicenna, 40 – 43. Vgl. Kurze Beiträge zu »Avicenna« in: LMA 1 (1980): Gerhard Endress, Leben und Philosophie, Sp. 1298 f.; Hans H. Lauer, Medizinische Bedeutung, Sp. 1299 f. und Dietmar von Huebner, Musiktheoretisches Schrifttum, Sp. 1300.
Rezeption der griechischen Medizin durch arabische Ärzte
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dizin: Anatomie und Physiologie, Arzneimittellehre in »Simplicia« (einfache Arzneimittel), spezielle Krankheitslehre »von Kopf bis Fuß«, Fieber und Vergiftungen und »Composita« (zusammengesetzte Arzneimittel). Dieser Kanon beruft sich auf Galen und Rhazes, war wegen seiner Systematik, seiner straffen Gliederung und formalen Ordnung im Mittelalter in lateinischer Übersetzung als Lehrstoff äußerst geschätzt, so daß immer wieder Kommentare zu den einzelnen Kapiteln verfaßt wurden, was allerdings – wie Lauer meint – zu einer Beschleunigung des »Erstarrungsprozesses der spätmittelalterlichen universitären Schulmedizin« (als »Arabismus« bezeichnet) geführt hat89. Schipperges hingegen würdigt den Kanon, indem er sagt, es wäre durch ihn »die alte rhetorisch-literarische Bildung der ›Artes liberales‹ verblaßt und der Symbolismus des hohen Mittelalters durch eine rationale Naturbetrachtung ersetzt worden«90. Abulcasis (Abu¯’l-Qa¯sim Hala¯f Ibn al- Abba¯s az-Zahra¯wı¯, Alzaharavius, † um 1010 in Cordoba/Spanien)91. Arabischer Gelehrter und Leibarzt der Omajjaden-Kalifen Abd ar-Rahma¯n III. und Hakam II. Sein Hauptwerk, »alTasrı¯f« (= Die Verordnung) ist ein Kompendium der Medizin in 30 Bänden, das spätantike und indische Quellen rezipiert und Erfahrungen seiner ärztlichen Praxis mit einschließt. Es beinhaltet Fragen der Diätetik, der »Materia medica« (Arzneimittellehre) und der Chirurgie und ist sowohl in lateinischen wie arabischen Fassungen überliefert. Die 28. Abhandlung über Zubereitung der einfachen Arzneimittel wurde als »Liber Servitoris« bereits 1471 gedruckt und wird im »Liber de modo studendi« als Lehrstoff empfohlen (siehe Kap. 4.2: Studienanleitung des Martin Stainpeis). Berühmt wurde Abulcasis durch den letzten Teil seines Kompendiums, mit dem Lehrbuch der Chirurgie (»Behandlung mit der Hand«), das bereits im 12. Jahrhundert von Gerhard von Cremona ins Lateinische übersetzt wurde, großen Einfluß auf französische und italienische Chirurgenschulen hatte und unter dem Namen des französischen Arztes Guy de Chauliac 1497 erstmals in Venedig gedruckt wurde. Es werden darin Operationstechniken, aber auch die Geburtshilfe, Augen-, Ohren- und Zahnheilkunde systematisch abgehandelt und ein umfangreiches Instrumentarium beschrieben. ˘
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89 Lauer, Avicenna. In: LMA 1 (1980), Sp. 1300. 90 Schipperges, Arabische Ärzte, Avicenna, hier 43. 91 Schipperges, Arabische Ärzte, Abulcasis, 37 – 40; Hans H. Lauer, Abu¯’l-Qa¯sim az-Zahra¯wı¯. In: LMA 1 (1980), Sp. 68; Neuburger, II/1, Kap. Abulkasim, 178 f. und 212 – 214 mit einer ausführlichen Darstellung seiner »Chirurgie« (Blutstillung, Kompression, Messer-Führung und Kauterisation, Naht- und Verbandstechnik, Verwendung von Schlafschwämmen bei der Operation, getränkt mit Extrakten aus Schlafmohn, Alraune und Bilsenkraut).
36
2.5
Die Entwicklung der Medizin von der griechischen Antike bis in das 14. Jahrhundert
Die Schulen von Salerno, Toledo und Montpellier92
Ende des 11. Jahrhunderts entwickelte sich in Salerno93 eine »Gelehrtenrepublik«, eine »Civitas Hippocratica«, die sich mit Philosophie und dem Studium der klassischen Texte der griechischen und arabischen Medizin befaßte. Hier begann man erstmals, diese Schriften ins Lateinische zu übertragen und machte so das Abendland zum Erbe der antiken Medizin. Die wichtigste Übersetzer-Persönlichkeit war Constantinus Africanus († 1087)94, ein ehemaliger muslimischer Händler, der als getaufter Laienbruder der Benediktiner (Montecassino) die von Johannitius (s. o.) verfaßten arabischen Texte in freier Bearbeitung ins Lateinische übertrug. Seine praxisbezogenen Abhandlungen fanden Eingang in die sogenannte »Articella«95 (»Ars parva«), dem ersten universitären, lateinischen »Lehrbuch der Medizin«, nach dem noch im 15. Jahrhundert an den Medizinischen Fakultäten unterrichtet wurde (z. B. Bologna, Paris, Wien). Die »Articella« enthält u. a.: Die »Isagoge in artem parvam Galeni«, die »Aphorismen«, das »Prognostikon« und »Regimen acutorum morborum« von Hippokrates, dazu die von Galen verfaßten Kommentare; außerdem noch anonyme Übersetzungen aus dem Griechischen ins Lateinische der Schriften »De diaetis«, »De urinis« (Theophilos), »De pulsibus« (Philaretus) und schließlich Teile des »Canon Avicennae«. In der Schule von Salerno wurden Anatomie und Chirurgie, Diätetik und Hygiene und Pharmazie zu eigenen Fachgebieten. Toledo96 entwickelte sich ab 1150 im Zuge der süd- und westeuropäischen Rezeptionsbewegungen zu einem wichtigen Zentrum der Übersetzungkunst. Ihr wichtigster Repräsentant ist Gerhard von Cremona (*ca. 1114, † 1187, italienischer Theologe und Philosoph)97. Er überarbeitete und verglich schon vorhandene arabisch-lateinische Übersetzungen mit dem jeweiligen Originaltext, schuf eine standardisierte Terminologie und mit seinen medizinischen Schriften aus Texten von Galen, Avicenna, Rhazes und Abulcasis schuf er ein systematisches Werk griechisch-arabischer Heilkunst, das später Eingang in die abendländischen Universitäten gefunden hat. *
92 Neuburger, II, Kap. Die Medizin im 11. und 12. Jh. Die Blütezeit der Schule von Salerno, 279 – 328; Ders., Verpflanzung des Arabismus in die abendländische Medizin, 329 – 337. 93 Heinrich Schipperges, Medizin. In: LMA 6 (1993), Sp. 455. Giovanni Vitolo, Salerno. Die medizinische Schule. In: LMA 7 (1995), Sp. 1297 f; Gundolf Keil, Salerno, Lehrinhalte und bedeutende Lehrer. In: LMA 7 (1995), Sp. 1298 – 1300. 94 Neuburger, II, Constantinus Africanus, 287 f.; Heinrich Schipperges, Constantinus Africanus. In: LMA 3 (1986), Sp. 171. 95 Gerhard Baader, »Articella« in: LMA 1 (1980), Sp. 1069 f. 96 Jean Pierre Molénat, Übersetzer, Übersetzungen, II. Die Schule von Toledo. In: LMA 8 (1997), Sp. 1150 – 1152. 97 Egbert Meyer, Gerhard von Cremona. In: LMA 4 (1989), Sp. 1317 f.
Die Schulen von Salerno, Toledo und Montpellier
37
Montpellier98 : Ein drittes Zentrum der Medizin ist in Montpellier seit 1137 belegt; frühere Historiker nahmen an, daß seine Anfänge auf arabische und jüdische Ärzte (siehe Siraisi99) zurückzuführen sind, Verger98 hingegen vertritt die Ansicht, daß es Christen waren, die in Salerno studiert hatten. 1220 erhielt die »universitas medicorum« ihre ersten Statuten und 1289 durch den Papst den Status eines »Studium generale«, der sie befähigte, die »licentia ubique docendi« auch für die Medizin zu verleihen, eine »Lehrerlaubnis«, die für die gesamte abendländische Christenheit, die dem Papst unterstand, galt. Seit 1340 sind hier anatomische Sektionen nachweisbar. *
Wichtige Vertreter dieser Schule sind: * Arnald von Villanova (*in Aragon, † 1311 Genua, Arzt und Laientheologe)100, als Anhänger des zu seiner Zeit weit verbreiteten Galenismus verfaßte er Kommentare zu Schriften von Hippokrates und Galen und klinische Monographien; seine Schrift Regimen sanitatis (Gesundheitslehre), die er für Kg. Jakob II. von Aragon schrieb, war in Europa in vielen Handschriften verbreitet.
Guy de Chauliac (*Ende 13. Jh., † 1368 bei Lyon)101, studierte in Montpellier und Bologna Medizin, war Leibarzt mehrerer Päpste in Avignon und einer der berühmtesten Chirurgen seiner Zeit, dessen achtteiliges Werk, die »Chirurgia magna«, in dem er auf ältere Autoren wie Roger Frugardi und Lanfranc von Mailand zurückgriff, durch seine volkssprachlichen Übersetzungen weite Verbreitung fand und auch von Stainpeis den Studenten in Wien zum Studium empfohlen wurde. *
98 Jacques Verger, Montpellier, B. Schule und Universität. In: LMA 6 (1993), Sp. 815 f. 99 Siraisi, Die Medizinische Fakultät. In: Rüegg, Geschichte der Universität 1, 321 – 342, hier 326. 100 Juan A. Paniagua, Arnald von Villanova, II. Medizinische und Pharmazeutische Leistung. In: LMA 1 (1980), Sp. 995 f. 101 Gundolf Keil, Guy de Chauliac. In: LMA 4 (1989), Sp. 1806 f.; Neuburger, II, Guy de Chauliac und seine Schriften, 495 – 501.
38
2.6
Die Entwicklung der Medizin von der griechischen Antike bis in das 14. Jahrhundert
Medizin im Spätmittelalter: Gründung der Universitäten, scholastische Medizin und Chirurgie102
Die oben erwähnten Schulen von Salerno, Toledo und Montpellier wurden zu Vorläufern der im 12. und 13. Jahrhundert entstehenden abendländischen Universitäten (»universitas«, »studium generale«103, in Bologna, Paris, Oxford, Parma, Padua etc.), an denen nun der Unterricht in Heilkunde in den dafür vorgesehenen Medizinischen Fakultäten104 ausschließlich theoretisch, nach festgesetzten Regeln und festgesetztem Wissenskanon (z. B. »Articella«) in der »scholastischen« Methode, d. h. rein spekulativ, erfolgte (siehe Kap. 4.1: Die medizinische Fachausbildung). Auf die Entwicklung eines unabhängigen Ärztestandes hat die Kirche nun mit rigorosen Konzilsbeschlüssen reagiert. Zunächst wurde den Mönchen und Regularklerikern das Jus- und Medizinstudium aus Gründen des Gelderwerbs untersagt (2. Laterankonzil/1139 mit Hinweis auf Clermont/1130 und Reims/1131), dann durch ein Dekret des 4. Laterankonzils (1215, Papst Innozenz III.) für Kleriker (Subdiakon, Diakon und Presbyter) das Verbot ausgesprochen, »jene Kunst der Chirurgie, die mit Schneiden und Brennen verbunden ist«, auszuüben105. Andererseits mußte nun die Kirche, wie Brieskorn106 in seinem Artikel über die Dekretale Cum infirmitas107 ausführt, »für sich das Verhältnis zu Gesundheit, Krankheit und Arzt neu definieren«, und weiters »die Tätigkeiten des Arztes und Priesters miteinander deutlicher verknüpfen«. So wird in der Constitutio formuliert: Ausgehend von der Vorstellung, daß »die Krankheit des Leibes bisweilen aus der Sünde kommt, … beschließen wir durch das vorliegende Dekret und schreiben bindend den Leib-Ärzten vor: Sie sollen, wenn man sie zu den Kranken ruft, sie vor allem ermahnen und dazu anhalten, den Seelen-Arzt zu rufen. Ist dann für das geistliche Wohl des Kranken gesorgt, wird man auch mit größerer Aussicht auf Heilung die Medizin für den Körper anwenden; denn mit der Beseitigung der 102 Neuburger, II, Kap. Die Medizin im 13. Jh. Arabismus und Scholastik, 338 – 413; Ders., Kap. Die Medizin im späteren Mittelalter, 414 – 481. 103 Näheres zur Universität als »studium generale« bei Verger, Grundlagen. In: Rüegg, Geschichte der Universität in Europa 1, 49 – 79, hier 49 – 53. 104 Siraisi, Die Medizinische Fakultät. In: Rüegg, Geschichte der Universität 1, 321 – 342; Schwerpunkt ihres Artikels sind die Medizinischen Fakultäten in Montpellier, Paris, Bologna und Padua. 105 Wohlmuth, Dekrete der Ökumenischen Konzilien, Bd. 2, 2. Laterankonzil, 198 – 200; 4. Laterankonzil, 244 (Constitutio 18: nec illam chirurgiae artem subdiaconus, diaconus vel sacerdos exerceant, quae ad ustionem vel incisionem inducit). Kühnel, Heilkunde, 15, zitiert in diesem Zusammenhang irrig Papst Honorius III. 1219. 106 Brieskorn, Die Dekretale Cum infirmitas – Ihre Entstehungs- und Wirkungsgeschichte, 363 – 414, hier 379 f. 107 Wohlmuth, Dekrete der Ökumenischen Konzilien, Bd. 2, 4. Laterankonzil, Constitutio 22: Quod infirmi prius prodeant animae quam corpori, 245 f.
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Ursache fällt auch die Wirkung fort«108. Und falls sich ein Arzt dieser Vorschrift widersetzt, »so soll ihm der Zutritt zur Kirche verwehrt werden, bis er entsprechende Genugtuung geleistet hat«. Es wird auf die Leib-Seele-Einheit hingewiesen, mit Vorrang der Seele vor dem Leib; die Pflichten der Priester werden formuliert und ihr Dienst für den Menschen, besonders für den Kranken, betont. Ob es zu Strafen bei Nichtbefolgung gekommen ist, vermag Brieskorn nicht zu sagen, man müßte dazu alle Gerichtsakten der diversen Diözesen durchsuchen. Eine Aufwertung erfuhr die Medizin 1231 in der Medizinalordnung Kaiser Friedrichs II. (Medizinalstatuten, im Liber Augustalis III, 44 – 47 enthalten), in der erstmals Richtlinien für die ärztliche Ausbildung und Praxis (z. B. ein verpflichtendes Anatomiestudium für die Chirurgen) und für das Unterrichts- und Bildungswesen niedergelegt wurden; es wurde eine Trennung der Aufgabenbereiche des Arztes und des Apothekers beschlossen, die zu einer Neuordnung des öffentlichen Gesundheitswesens führte. Die Medizinalordnung, für das Königreich Sizilien verfaßt, wurde zum Vorbild für das Reich (z. B. um 1350 für die Medizinalordnung Kaiser Karls IV. für den deutschsprachigen Raum) und das übrige Europa. An Universitäten wie Bologna und Padua, an denen es bis zum 14. Jahrhundert keine theologische Fakultät gab _ Theologie wurde dort von Angehörigen der Bettelorden unterrichtet109 – kam die Medizin im 13. Jahrhundert zu großer Blüte, wurden auch Anatomie und Chirurgie gelehrt und durch Rezeption arabischer Literatur das Fachwissen erweitert. Die erste Lehrsektion erfolgte durch den Anatomen Mondino dei Luzzi 1316 in Bologna, der mit seiner »Anathomia« ein bis ins 16. Jahrhundert gültiges, sechsteiliges Lehrbuch dazu verfaßte110, und einer seiner Schüler, Nicola Bertuccio111, setzte die von ihm eingeführten Leichensektionen im Anatomieunterricht fort. Ausgehend von der »Roger-Chirugie« in Parma (hier hielt Roger Frucardi ab 1170 an der Artistenfakultät u. a. Vorlesungen über Schädelchirurgie, Bauchwunden-Traumatologie, Wundstillung) entstand Anfang des 13. Jahrhunderts in Bologna eine Chirurgenschule, welche – die Chirurgie Abulcasis (s. o.) miteinschließend – bedeutend für die abendländische operative Medizin wurde. Einfluß 108 Brieskorn, Die Dekretale Cum infirmitas. Deutscher Text, 364, Anm. 4 (Erwähnung der Constitutio in AFM II, 4 f., zum 21. März 1436, siehe Henricus Stoll, Prosop. II/34). 109 Gieysztor, Organisation, 109 – 138, hier 110. 110 Gundolf Keil, Mondino de’ Luzzi. In: LMA 6 (1993), Sp. 750; Neuburger II, Mondino de’ Luzzi, ausführliche Darstellung seiner »Anatomia«, 433 – 438. 111 Bertuccio lehrte in Bologna Logik und Medizin; 1347 gestorben an der Pest; sein Schüler war u. a. Guy de Chauliac (Chirurg); Hauptwerk »Kompendium« oder »Collectorium totius fere medicinae«, ein Handbuch über Pathologie und Therapie; nicht geklärt ist, ob auch die unter seinem Namen bekannten »Practica de regimine sanitatis« (Gesundheitslehre) von ihm tatsächlich verfaßt wurden. Siehe Keil, Nicola Bert(r)uccio (Nicolaus Bertrucius). In: LMA 1 (1980), Sp. 2045. Vgl. Neuburger II, Nicolaus Bertrucius (Bertuccio), 485.
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auf die chirurgische Praxis bekam die Bologneser Schule durch Lanfranc von Mailand, der seine Kunst aber bereits in Verona, Lyon und ab 1295 in Paris ausübte (seine »Cirurgia« wird auch in AFM II, 84, zu 1456 erwähnt) und der Guy de Chauliac und Heinrich von Mondville zu seinen Schülern rechnete. Zuletzt soll noch auf die Entwicklung der Chirurgie112 zum selbständigen Fach während des Mittelalters hingewiesen werden: Akademisch ausgebildete Chirurgen blieben eine Minderheit, denn schon im Frühmittelalter kam es zu einer fachlichen und standesgemäßen Trennung zwischen dem »chirurgus« (Wundarzt, »wunt-arznei«) und dem »physicus« (Bucharzt, »lip-arznei«). Der Chirurg erhielt zum Unterschied vom »physicus«, der an einer Klosterschule die Artes studierte, nur eine praktische Ausbildung, eine handwerkliche Lehre, ging als Geselle auf Wanderschaft und war im Spätmittelalter in das städtische Zunftwesen eingebunden. Neue operative Methoden wurden entwickelt und auch schriftlich fixiert. Wundärztliche Maßnahmen waren u. a.: Schienung von Knochenbrüchen, Wund-Drainagen und -Versorgung, Amputationen und Einsetzen künstlicher Glieder, operative Eingriffe, wie Steinschnitt, Bruchschnitt, Starstich; Entfernung von Geschwülsten und offene zytostatische Behandlung mit HerbstzeitlosenPulver (= Colchicin113); äußerliche Behandlung von Verbrennungen und Krampfadern; als Verbandstoffe dienten Leinen, Woll- und Baumwolltücher (»rollbinde«). Als Arzneiformen fanden Verwendung: Pflaster, Salben, Öle (durch Sieden tierischer oder pflanzlicher Drogen in Baumöl), Einlauf und Klistier, Schlafschwamm und Wundtrank. Unter den Wundärzten waren die Laien vorherrschend (Adelige wie Bauernsöhne; es befanden sich auch Frauen darunter) und galten nur als »Gehilfen« des Physicus. Sie trugen aber die Hauptlast der medizinischen Versorgung, denn erstens gab es immer zu wenig graduierte Ärzte und zweitens konnte sich das niedere Volk die »gelehrten Mediziner« mit ihren hohen Taxen nicht leisten (in den Wiener Fakultätsakten wird den Streitigkeiten zwischen den Physici und den Wundärzten, die keine Praxis-Erlaubnis erhielten, breiter Raum gegeben – siehe Kap. 6.1.3: Kampf der Fakultät gegen Kurpfuscher et al.). Die Kluft zwischen Chirurgie und Innerer Medizin wurde weiter verstärkt durch die zitierten rigorosen Konzilsbeschlüsse, und diese Trennung blieb Jahrhunderte aufrecht. In Paris schloß sich die Chirurgenzunft, die dem Stadtpräfekten unterstand, 1360 mit der Kosmas- und Damian-Bruderschaft zu einem CollÀge de St. Cúme zusammen und es gelang ihr, wie Keil ausführt, »in zähem Kampf gegen die 112 Gundolf Keil, Chirurg, Chirurgie. In: LMA 2 (1983), Sp. 1845 – 1857. 113 Colchicin hat zwar eine Mitose-hemmende Wirkung, aber hohe Toxizität und geringe therapeutische Breite, ist daher nicht als Zytostatikum geeignet! Siehe: »Colchicum autumnale« (Herbstzeitlose). In: Frohne/Pfänder, Giftpflanzen, 245 – 248.
Medizin im Spätmittelalter: Gründung der Universitäten
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Medizinische Fakultät nicht ohne Erfolg mit der Universität zu konkurrieren«114. Eine Eingliederung der Chirurgen in die Pariser Medizinische Fakultät scheiterte aber am Widerstand derselben. Auch die Wiener Fakultät nahm 1416 einen Chirurgen (quidam cyruicus) nicht in ihre Reihen auf, der behauptete, er wäre im Steinschnitt und in der Bruchoperation erfahren115. In Wien war Mag. Iohannes Kelner de Kirchheim (Prosop. II/55) 1454 der erste Arzt, der sich cyrurgie ac phisice medicinarum doctor nannte116. Aber erst hundert Jahre später kam es an der Wiener Medizinischen Fakultät zur ständigen Einrichtung einer chirurgischen Lehrkanzel, an der nun die Wundärzte, die noch im 16. Jahrhundert Sektionen und Operationen vornahmen, in Anatomie unterrichtet wurden (das unsere wundärtzte in der anatomia, die dan proprie cheirurgie professori zugehörtt, instituirt werden, siehe AFM III, 275).
114 Gundolf Keil, Chirurg. In: LMA 2 (1983), Sp. 1850. 115 AFM I, 33, 7. Dez. 1416: congregacio facultatis, in qua petiuit quidam cyruicus litteram promotorialem (Promotionsurkunde) a facultate. Exibuit enim se magistralem in quibusdam casibus cyrurgie, scilicet in excidendo lapidem vesice [Steinschnitt] et incidendo hernicos [Bruchoperation] etc. Conclusum tamen fuit, quia peticio sua erat insolata [ungewohnt, fremd] et prius nunquam attemptata [vorher niemals versucht worden], idcirco littera tradi non deberet etc. [daher ist man nicht verpflichtet, ihm die Urkunde zu übergeben]. 116 siehe AFM II, 70 f. 1454 I.
3.
Die Medizinische Fakultät der Universität Wien – Institutionelle Rahmenbedingungen
3.1
Die Gründung der Universität durch Hzg. Rudolf IV. (1365)
Mit der Gründungsurkunde von 12. März 1365 stellte der junge und ehrgeizige Herzog Rudolf IV. ein Dokument aus, das sowohl seinem Umfang nach als auch bezüglich seines Inhalts als außerordentlich bezeichnet werden kann, das durch seine Fülle an gewährten Privilegien und Rechten für Lehrer und Studenten (eigene Gerichtsbarkeit, Zoll- und Steuerfreiheit, besonderer landesfürstlicher Schutz, Schaffung eines eigenen Universitätsareals, einer »Pfaffenstadt« [im Lateinischen bloß locus]), eine Sonderstellung in Urkunden zur Gründung einer Universität einnimmt, das aber in krassem Gegensatz zum tatsächlichen Universitätsalltag in den folgenden Jahren steht117. Die Wiener Universität, für deren Verfassung die Pariser Universität als Vorbild diente, sollte ein Studium generale umfassen. In der lateinischen Fassung des Stiftbriefes wird neben der divina sciencia, den artes et sciencie naturales, den iura canonica et civilia, expressis verbis auch die medicina genannt. Aus unerfindlichen Gründen fehlt der Hinweis auf die Medizin im deutschen Text. Hier heißt es nur, daß in Wien ain hohe, gemaine, wirdige und gefreyte schule … entstehen soll, in der man … lesen, leren und lernen soll, alle gotliche erlaubte und gewonliche chunste von naturlichen guter sitte und gesaczten louffen, und von geistlichen und weltlichen rechten118. Eine medizinische Fakultät war also von Anbeginn an geplant und wurde auch mit der päpstlichen Bulle von 18. Juni 1365 durch Papst 117 Zum Inhalt des Stiftbriefes siehe: Aschbach, Geschichte I, 11 – 25; Schrauf, Die Wiener Universität, 965; Kühnel, Mittelalterliche Heilkunde, 31 f.; Uiblein, Beiträge zur Frühgeschichte, 15 – 36; Rexroth, Deutsche Universitätsstiftungen von Prag bis Köln (1992), 108 – 146. 118 Paralleldruck der lateinischen und deutschen Fassung des Stiftbriefes bei Engelbrecht, Bildungswesen, 402 – 419, hier 404. Der Stiftbrief liegt in zahlreichen Editionen vor: siehe Uiblein, Mittelalterliches Studium, 9, Anm. 1. Die erste korrekte Edition der beiden Fassungen erfolgte durch Paul Uiblein in »600 Jahre Universität Wien« (Sonderheft der »Litterae Latinae«, Wien-München 1965), 6 – 14 und 16 – 25.
44 Die Medizinische Fakultät der Universität Wien – Institutionelle Rahmenbedingungen Urban V. bewilligt (statuimus et ordinamus, ut in dicta villa de cetero sit studium generale, illudque perpetuis temporibus inibi vigeat, tam in iuris canonici et civilis, quam alia qualibet licita, preterquam theologica facultate119). Dennoch gibt es in den ersten Jahren nach der Gründung keine gesicherten Nachrichten über ihr Bestehen. Uiblein führt dies darauf zurück, daß die Wiener nach dem Vorbild der Pariser Universität konzipiert wurde, und man hier wie dort größeren Wert auf »geistliche Bildungsinteressen« gelegt und die »verweltlichten Wissenschaften« dabei vernachlässigt hat120. Zudem konnten durch den frühen Tod des Stifters (27. Juli 1365 in Mailand), durch den Widerstand der Landherren und der Wiener Bürger und der fehlenden finanziellen Grundlage die großartigen Pläne Herzog Rudolfs nicht verwirklicht werden. Schrauf spricht für die ersten Jahre der Universität von ihrer »kümmerlichen Existenz«121. Ubl formuliert drastischer: »Die Errichtung einer Universität mit allen vier Fakultäten war zum Scheitern verurteilt, zieht man den Mangel an geeignetem Lehrpersonal, die nicht vorhandene Nachfrage und das Fehlen einer eigenen theologischen und juristischen Tradition in Betracht«122. In der vorliegenden Studie geht es aber um die Frage der Existenz von Medizinern in der Frühphase der Wiener Universität. Da für diese Zeit keine amtlichen Quellen existieren – die Medizinischen Akten (AFM) beginnen erst 1399 – gibt es 119 Schlikenrieder, Chronologia Diplomatica, 60 – 62. Uiblein, Mittelalterliches Studium, 25 – 30 führt als mögliche Gründe für die päpstliche Ablehnung einer Theologischen Fakultät an: Einfluß Kaiser Karls IV.; Wien war keine Bischofsstadt, finanzielle Gründe (dadurch mangelnde Ausstattung und Versorgung des Weltklerus), Rudolfs unkirchliche Gesinnung (nicht der Passauer Bischof, sondern der Propst des Allerheiligen-Kapitels bei St. Stephan sollte Kanzler der Universität werden), Mangel an Theologen aus Paris, denn nur solche sollten in Wien unterrichten. 120 Uiblein, Beziehungen zur Universität Padua, 143. 121 Schrauf, Die Wiener Universität, hier 968 – 974: Schrauf beschreibt anschaulich die Anfangszeit der Universität, als sie nicht einmal ein eigenes Haus für Vorlesungen hatte. Am 19. November 1365 wurde sogar vom Rektor der Wiener Stephansschule Mag. Albrecht von Sachsen mit den Landherren und der Bürgerschaft von Wien beschlossen, den Stiftbrief beim Kirchmeister von St. Stephan für zwei Jahre zu hinterlegen, um in dieser Zeit über die praktischen Umsetzungen der darin enthaltenen Bestimmungen zu beraten. Über das Ergebnis der Verhandlungen gibt es leider keine Notizen. Über Anfangsschwierigkeiten der Universität vgl. auch Kink I, Gründung der Universität, 1 – 16, und Uiblein, Beiträge zur Frühgeschichte, 37 – 41. 122 Ubl, Anspruch und Wirklichkeit, 80. Andererseits spricht UBL aber von einem »dynamischen Prozeß« der Stabilisierung der Wiener Universität in den Jahren 1365 – 1384 und untermauert dies mit der Erwähnung des Gründungsrektors Albert von Sachsen, des Kanonisten Johann von Pergau und des mag. art. Luderus de Palude/Braunschweig und von vier Studenten, die in Wien ihr Studium begannen und es in Prag fortsetzten; für 1376 erwähnt er vier von der Stadt Wien besoldete Professoren, darunter den Rektor Thomas von Kleve und Gerhard Vischbeck, beide mag. art., einen Kanonisten Johannes und einen Magister Pilgrim, und als letzten Punkt einer Konsolidierung die Anlage der Matrikel im Jahr 1377.
Die Gründung der Universität durch Hzg. Rudolf IV. (1365)
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dazu auch unterschiedliche Meinungen: Schrauf und Kühnel berichten ausführlich über einen Meister Albrecht123, der Leibarzt (pucharzt) der Herzoge Albrecht II., Albrecht III., und Leopold III. war und von Rudolf IV. mit der Pfründe Gars/Eggenburg ausgestattet wurde. Im Oktober 1370 vermachte dieser sein Haus in der Kärntnerstraße124 der Universität als Wohnung für drei Sublektoren (Bakkalare) und einen Studenten aus dem Chorherrenstift St. Pölten mit einer jährlichen Rente (Gülte) von 24 Pfund Wiener Pfennige mit der Verpflichtung für die Sublektoren, an der Universität auch zu lehren. Uiblein125 sieht in der Stiftung keinen Hinweis auf ein Wirken dieses Meisters Albrecht auch an der Medizinischen Fakultät, wohl aber einen Beweis für das Fortbestehen wenigstens der Artistischen Fakultät. Einen Hinweis auf den Fortbestand der Wiener Universität nach 1365 geben auch zwei Statuten, die von ihr erlassen wurden: Erstens der Beschluß vom 6. Juni 1366, die Universitätsangehörigen ähnlich wie in Paris in vier Nationen aufzuteilen, in eine österreichische, sächsische, böhmische und ungarische126. Zweitens das Statut vom 8. August 1366, in dem Amt und Rechte des Universitätspedellen festgelegt wurden127.
123 Schrauf, Die Wiener Universität, 971 (mit Quellenangaben), Kühnel, Heilkunde, Ansehen und Wirken der Leibärzte, 89 f.; Uiblein, AFA I, Reg. 496: Albertus (de Gars) mag.; zuerst genannt 1346 als Maister Alprecht pucharzt von Hzg. Albrecht II. von Österreich und Pfarrer von Falkenstein/NÖ; 1350 als Mag. Albertus de Cremona (QGStW I, 4805, II, 357), als meister Albertin (QGStW I, 910 f. zu 1348); seit 1352 als Pfarrer von Gars bezeugt, auch als M. Albertinus pleb. in Valchenstein und Domherr von Passau; Leibarzt von Hzg. Rudolf IV., Albrecht III., Leopold III. (nicht vor 1362, vgl. Urkunde Nr. 68 im IÖG); gest. vielleicht am 24. März vor 1379 (MGH. Necr. V, 322: Anniv. mag. Alberti dicti Steke, plebani de Gors, phisici). 124 Mühlberger, Die Gemeinde der Lehrer und Schüler, 380: das Haus befand sich in der Kärntnerstraße Nr. 4 und wurde »Bürgerkolleg« genannt; vgl. Perger, Universitätsgebäude, Das Studentenhaus in der Kärntner Straße, hier 80 f. 125 Uiblein, Beziehungen zur Universität Padua, 143. Die Stiftung war aber mit einer Klausel versehen, daß, wenn die schul ze Wienn und die universitet in der mazze abnÞm, das chain sublector da wÚr, das Geld gut anzulegen sei (siehe Schrauf, Die Wiener Universität, 971). Für Ubl, Anspruch und Wirklichkeit, 81 stand aufgrund dieses Textes »die Existenz der Universität anscheinend auf des Messers Schneide«. Uiblein, Mittelalterliches Studium, 33 f., will das nicht so drastisch interpretieren, da solche Klauseln öfter festgesetzt wurden. 126 Originalurkunde befindet sich im UAW, Lad. 42/50; Edition bei Kink II, Statutenbuch 32, Nr. 5. 127 Originalurkunde befindet sich im UAW, Sign. 108 A 56; Edition bei Kink II, Statutenbuch 40, Nr. 7.
46 Die Medizinische Fakultät der Universität Wien – Institutionelle Rahmenbedingungen
3.2
Das Privileg Hzg. Albrechts III. für die Universität (1384) und die Statuten der Gesamtuniversität (1385)
Mit dem Teilungsvertrag von Neuberg an der Mürz im Jahr 1379 gehörte nun das Herzogtum Österreich, damit auch Wien und seine Universität, zum Herrschaftsbereich von Herzog Albrecht III.128. Auf Anraten seines Kanzlers Berthold von Wehingen129 wandte sich der Herzog mit der Bitte um Genehmigung einer theologischen Fakultät an Papst Urban VI. Es war die Zeit des großen Schismas, die Pariser Universität hatte sich dem avignonesischen Gegenpapst Clemens VII. zugewandt, und da Albrechts Bruder, Herzog Leopld III., ebenfalls auf dessen Seite stand, mußte der Papst in Rom daran interessiert sein, »sich Herzog Albrecht durch Gnadenerweise günstig zu erhalten«130. Mit der Bulle vom 21. Februar 1384 gestattete Papst Urban VI. nun auch die Errichtung einer Theologischen Fakultät und begründet dies damit, »daß durch das Studium der Hl. Schrift der katholische Glaube vermehrt und bestärkt würde und die Unwissenden zur Kenntnis Gottes gebracht würden«131. Bald nach Erhalt der päpstlichen Bulle erfolgte im gleichen Jahr (1384) durch Herzog Albrecht III. die Bestätigung bzw. Modifizierung und Erweiterung des rudolfinischen Stiftbriefes (1365) in Form eines großen Universitätsprivilegs, des sogenannten »Albertinum«132, dessen darin enthaltene Universitätsverfassung im Großen und Ganzen bis ins 19. Jahrhundert Bestand hatte. Eine wesentliche Bestimmung des Pivilegienbriefes bestand in der Stiftung 128 Zur Albertinischen Reform vgl. Uiblein, Die Universität Wien im 14. und 15. Jh., 77 – 81; Aschbach, I, Albertinische Stiftung, 26 – 41; Schrauf , Die Wiener Universität 974 – 982; Lackner, Diplomatische Bemerkungen, 114 – 126. Ubl, Anspruch und Wirklichkeit, 84 – 87. 129 Uiblein, AFA I, Reg. 500: Bertholdus von Wehingen, mag.art. Wien 1373 oder vorher, vor 1377 Rektor in Wien, Bf. von Freising seit 1381/82, 1404 – 6 auch Ebf. von Salzburg, Kanzler der Herzoge Albrecht III., Wilhelm und Leopold IV. von Österreich. 130 Uiblein, Österreichische Landesfürsten, 52. 131 Schlikenrieder, Chronologia diplomatica 82 – 86: Bulla Urbani VI Pontificis de dato 20. Februar 1384 qua Alberto III. Studium quoque theologicum concedit: Nos igitur, qui Studium sacrarum litterarum, per quas fides catholica roboratur et augetur, et rudes ac indocti perducuntur ad agnitionem veri dei, accrescere temporibus nostris feruentur appetimus … statuimus et etiam ordinamus, quod de cetero in villa predicta in eadem Theologia sit Studium generale vgl. auch Kink II, Statutenbuch, 43 f., Nr. 8. Das fälschlich tradierte Datum (20. Februar 1384) wurde von Lenzenweger, Theologische Fakultät, 8, Anm. 33 richtiggestellt. 132 Das genauere Datum des Privilegs ist unbekannt: Alberti III. Ducis Austriae de anno 1384 … concernens Privilegia Universitatis Viennensis. Uiblein, Die Universität Wien im 14. und 15. Jh., 78 vermutet, daß dies im Sept. oder Okt. 1384 geschah. Neuester und bester Druck: Lackner, Möglichkeiten und Perspektiven, 73 – 92 (Anhang I), vorher Schlikenrieder, Chronologia diplomatica, 93 – 119; KINK II, Statutenbuch, 49 – 71, Nr. 10. In der Sammlung Trattner 1791, 72 – 119, sind die Privilegien in 55 Abschnitte gegliedert.
Das Privileg Hzg. Albrechts III. für die Universität (1384)
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eines eigenen Gebäudes, des »Collegium ducale«133 gegenüber dem Dominikanerkloster (domum circa claustrum fratrum Predicatorum situatam). Der Gebäudekomplex wurde nun für die nächsten Jahre zum Zentrum der Universität, wurde Sitz des Rektors, der Verwaltung und der Lehre; vorerst bestimmt als Wohn- und Arbeitsstätte für zwölf Artistenmagister, darunter ein Bakkalar der Theologie, und für ein oder zwei Doktoren der Theologie ( pro duodecim magistris arcium, quorum unus sit baccalarius in theologia, atque pro uno aut duobus doctoribus in eadem facultate134), denen eine Dotation von 500 Pfund Pfennigen pro Jahr zugedacht war. Bereits am 30. August 1384 wurde dieser Betrag auf 730 Pfund erhöht, zusätzlich wurden drei Kanonisten und ein Mediziner, der schon erwähnte Zacharias, mit 60 Pfund zu lectores stipendiati (besoldete Professoren) bestellt135. In dem Herzogskolleg befanden sich drei Hörsäle für die Artisten, ein Hörsaal für die Theologen und ein Hörsaal für die Mediziner; im 1. Stock gab es einen großen Saal – aula oder magna stuba collegii – für feierliche Versammlungen, Prüfungen und Promotionen. Weitere Neuerungen bestanden darin, daß nun Professoren aller vier Fakultäten (mit Ausnahmen der Ordensgeistlichen) alternierend zum Rektor gewählt werden konnten (siehe Anhang 12.3: Mediziner als Rektoren der Wiener Universität 1387 – 1541)136, daß eine geographische Einteilung der Universitätsangehörigen in vier Nationen erfolgte137, daß Bürgermeister, Richter und Rat der Stadt Wien unter Eid die Privilegien der Universität beachten sollten und daß diese Privilegien auch beim Antritt eines neuen Herzogs von diesem bestätigt werden mußten. Über den Inhalt des »Albertinum« wurde viel geschrieben und diskutiert, nach 133 Collegium ducale – Albrecht erwarb den Gebäudekomplex aus dem Besitz des Stiftes Lilienfeld und des Wiener Bürgers Niklas Würfel (heutige Adresse: 1010 Wien, Postgasse 7 – 9, beherbergt Universitätsinstitute, Einrichtungen der Akademie der Wissenschaften und das Universitätsarchiv). Details zum Gebäude siehe Perger, Universitätsgebäude, hier 83 f. und Ders. im gleichen Band, 2. Topographie, Punkt 2.17 und 2.18, 235 f. 134 Lackner, Möglichkeiten und Perspektiven, 84; vorher Kink II, Statutenbuch, 62 (mit Mängeln). 135 Uiblein, Zur ersten Dotation, 101 – 120: Der Betrag ergab sich aus diversen landesfürstlichen Zöllen und Mauten, brachte die Universität damit in die Abhängigkeit des Landesfürsten; sie mußte öfters die ausständigen Zahlungen einmahnen; Ders., Die österreichischen Landesfürsten, 59. 136 Im Rudolfinum waren ausschließlich die artistischen Magister als Rektoren vorgesehen gewesen. 137 Vier Nationen: Österreichische Nation (habsburgische Länder und Italien: A), Rheinische Nation (Süd- und westdeutsche Gebiete, westliche Gebiete bis Frankreich, Holland, Flandern, Brabant, Spanien: R), Ungarische Nation (Ungarn, Polen, Böhmen, Mähren, weitere slawische Gebiete, Griechenland: H) und Sächsische Nation (norddeutsche Gebiete, britische Inseln, Skandinavien: S). Inskribenten aus MUW I bzw. II zitiert mit Zusatz A, R, H oder S; siehe Franz Gall, Akademische Nationen. In: MUW I, p. XVII.
48 Die Medizinische Fakultät der Universität Wien – Institutionelle Rahmenbedingungen Lackner weiß man aber sehr wenig über das Zustandekommen der Urkunde. Seine diplomatische Analyse kommt zu dem Schluß, daß das große Privileg von 1384 eine »Empfängerausfertigung« darstellt, d. h., daß die Neugestaltung des Universitätsprivilegs von 1365 von der Universität138 ausging, wobei der Text maßgeblich auf den berühmten Theologen Heinrich von Langenstein139 zurückgeht und auf mag. art. Paul von Geldern140, der im Auftrag des Rektors Koloman Kolb arbeitete und für die Reinschrift zuständig war. Die Kanzlei Albrechts führte nur die Besiegelung durch (die allerdings unvollständig blieb) und ließ offenbar der Universität weitgehend »freie Hand« bei der Ausformulierung des Privilegs141. Noch im gleichen Jahr erließ Albrecht III. das »Autonomie-Privileg«142, in dem er der Gesamtuniversität und den einzelnen Fakultäten das Recht einräumte, sich rechtskräftige Statuten zu geben. Zunächst wurden die Statuten der Gesamtuniversität, vermutlich unter der Mitwirkung des Theologen Heinrich von Langenstein ausgearbeitet, dann am 7. März 1385 von den Professoren und letzlich am 12. März von der Universitätsversammlung beschlossen und unter dem Rektor Mag. Koloman Kolb veröffentlicht. Eine Originalfassung dieser Universitätsstatuten ist nicht mehr vorhanden. Es existiert nur mehr eine offenkundig zuverlässige Abschrift des 14. Jahrhunderts, die allerdings nach dem Titulus IV abbricht und in mehreren Editionen vorliegt143.
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138 Lackner, Diplomatische Bemerkungen, 122 weist auf eine Notiz in der Rektoratsakten zwischen 26. Okt. und 18. Nov. 1384 (AU I, fol. 2r ) hin, in der Rektor Kolb folgenden Vermerk anbrachte: Item dedi pro pergameno privilegiorum tres lb. und stellt die Frage, ob damit das Pergament für das Albertinum und die Urkunde vom 5. Okt. 1384 gemeint sei. 139 Heinrich von Langenstein (Heinricus de Hassia), mag. art. und dr. theol. Paris, seit 1384 Professor der Theologie in Wien, siehe Uiblein, AFA I, Reg. 518; Georg Kreuzer, 120. H. v. Langenstein (Heinricus de Hassia). In: LMA 4 (1989), Sp. 2095/96. 140 Paul Fabri von Geldern, mag. art. Paris, 1383 als mag. art. in Prag rezipiert, danach in Wien, siehe Uiblein, AFA I, Reg. 554. 141 Lackner, Diplomatische Bemerkungen, hier 118 – 120: Ein juridisches Problem ergab sich aus den zwar in der Corroboratio angekündigten (27 Siegel sollten es sein: u. a. Herzog Albrecht III., sein Bruder Leopold III., 22 Herren und Ritter und die Stadt Wien), aber nie angehängten Siegeln des Erzbischofs Pilgrim von Salzburg und des Bischofs Johann von Passau. Offenbar war die Universität erfolglos im Einmahnen dieser Siegel. Im Stiftbrief wird dem Rektor die Jurisdiktion über alle Universitätsangehörigen zugestanden. Kleriker unterstanden aber der bischöflichen Gerichtsbarkeit, und da die kirchlichen Siegel fehlen, konnte man die vom Herzog verfügte Regelung immer wieder anfechten (vgl. Uiblein, Österreichische Landesfürsten, 55 f.). 142 »Autonomie-Privileg«: Abschrift der Originalurkunde vom 5. Oktober 1384 in der HS. CVP 5462, fol. 10 und 11. Drucke: Lambeck, Commentariorum, Liber II, Cap. V, 92 f.; Schlikenrieder, Chronologia Diplomatica, 118 – 119; Diplomata Univ. Vindobonensis, 5 f.; Kink II, Statutenbuch, 72, Nr. 11 (1384, 5. October – Albrecht III. erteilt der Universität das Recht der Statuten-Gebung). 143 Zum Fehlen der Originalausfertigung und den diversen Ausgaben der Universitätsstatuten
Das Privileg Hzg. Albrechts III. für die Universität (1384)
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Im Vorwort zu den Statuten schreibt Rektor Koloman Kolb, daß mit dem Text dem Wunsch des erlauchten Fürsten Albrecht III. Rechnung getragen werde, denn alles, das gedeihen und wachsen soll, braucht eine gewisse Form und Ordnung (in omne re, ut duret et invalescat … unam esse oportet formam, ordinem), ebenso wird eine Gemeinschaft mit guten Gesetzen Erfolg haben (comunitas optimis disposita legibus et statutis prosperatur). Die Statuten sind in vier Abschnitte144 geteilt und behandeln Disziplin- und Kultfragen, Aufgaben der Universitätsbeamten, speziell die des Rektors und die Abhaltung diverser Universitätsversammlungen: Abschnitt I (Titulus I): Über Sitten und Gebräuche und die Gottesdienste (De his, que morum sunt et Divini Cultus). Die Studenten sollen nach Art der Weltgeistlichen gekleidet sein, sollen weniger oft in Kneipen oder Fechtschulen gehen oder die Quinterna145 spielen, als sich vielmehr mit Logik und Physik beschäftigen (non vacent magis tabernae, dimicaturae, aut quinternae, quam physicae aut logicae), sollen keine Waffen tragen (nec portent … arma aut gladios). Trunkenbolde, Nachtschwärmer, solche, die mit den Bürgern Streit haben, sollen ihre Privilegien verlieren und von der Universität ausgeschlossen werden (sint a privilegiis et ab intitulationibus honorum exclusi). Alle Universitätsangehörigen (Lehrer wie Schüler) sollen in Eintracht und Liebe miteinander verkehren, denn das wird zum Wohl der Universität sein (augmentabitur universitas et prosperabitur), solche, die Unruhe stiften, sollen zur Strafe 20 Pfund zahlen. Der Dekan soll auch einmal während seiner Amtsperiode die Scholaren in ihren Bursen aufsuchen und sie zu Fleiß und Ordnung ermahnen.
siehe Schrauf, Die Wiener Universität, 981, Anm. 1: HS. CVP 5462, fol. 11 – 85 leges et statuta Universitatis Viennae; Lambeck, Commentariorum Liber II, Cap. V, 94 – 102; Schlikenrieder, Chronologia Diplomatica, 120 – 136; Diplomata Univ. Vindobonensis, 7 – 30; Kink II, Statutenbuch, 73 – 87, Nr. 12; Aschbach, Geschichte I, 44 – 50. Bezüglich der Erstpublikation der Statuten und des fehlenden Datums argumentiert Uiblein, Mittelalterliches Studium, 50, Anm. 49, daß diese, da sie im Namen des Rektors Kolb beginnen, vor Ende seiner Amtszeit (14. April 1385) publiziert worden sein müssen. 144 HS. CVP 5462, Schlikenrieder und Trattner haben nur vier Abschnitte; KINK II, 85 – 87, teilt den letzten Abschnitt in zwei Teile: Unter dem Tit. IV (De Juramentis Officiatorum in Universitatis) werden die Notare, Pedelle und Buchhändler abgehandelt und Tit.V (De modo deliberandi in Congregatione Universitatis seorsum per quatuor Facultates) beschreibt den Modus der Universitäts-Versammlungen. Der hier wiedergegebene deutsche Text ist der Versuch d. Verf., eine zeitgemäße Version der deutschen Übersetzung der Diplomata Univ. Vindobonensis aus 1791 vorzulegen. 145 Marc Honegger und Günther Massenkeil (Hrsg.), Quinterne, ein seit dem 14. Jh. in Europa verwendetes Zupfinstrument; kann mit der Mandora, einem Lauteninstrument mit geschweiftem zurückgebogenem Wirbelkasten identisch sein; die Quinterne konnte mit 4 – 7 Doppelseiten bezogen sein. In: Das grosse Lexikon der Musik, Bd. 6 (Freiburg-BaselWien 1987), 384.
50 Die Medizinische Fakultät der Universität Wien – Institutionelle Rahmenbedingungen Bei öffentlichen Disputationen sollen die Bakkalare und Magister einander nicht beleidigen (nec in invicem immorigeratis verbis … offendant). Stirbt ein Professor oder Würdenträger, so haben sich alle bei seinem Begräbnis einzufinden und am Tag der Seelenmesse haben die Vorlesungen zu entfallen (tota universitas intersit eius exequiis … et die, qua missa … non legatur). An den Marienfesten soll ein Hochamt gehalten werden und alle Universitätsangehörigen sollen daran teilnehmen (in omni festivitate Virginis gloriosae fiat missa solemnis), desgleichen am Allerseelentag. Abschnitt II (Titulus II): Aufgaben der akademischen Beamten und der anderen Personen, die diesen zugeordnet sind (Sequuntur statuta universitatis de officialibus suis et personis ad eos pertinentibus). Die Wahl der Beamten soll ohne Verschwörungen, Parteinahme oder Absprache erfolgen (non fiant conspirationes vel partialitates, nec collusiones … cum eligendus est aliquis). Niemand soll zugleich Dekan und Prokurator sein, deren Amtsdauer soll ein halbes Jahr betragen (maneant solum per medium annum) und die Wahl der Prokuratoren soll vor der Rektorswahl stattfinden, da diese danach den Rektor wählen müssen. Die vier Prokuratoren sollen vier verschiedenen Nationen und vier verschiedenen Fakultäten angehören und dies habe im Turnus zu geschehen (non semper sint procuratores unius facultatis sed plurium). Jeder gewählte Prokurator hat seinem Vorgänger zu schwören, daß er sein Amt entsprechend den Verordnungen ausüben werde (juret in manus procurator praecedentis … prout in ordinationibus describitur officium exercebit). Die Prokuratoren sollen ihrem Gewissen nach den geeigneten und wechselweise einen aus allen vier Fakultäten zum Rektor wählen (rectoria non semper maneat in una facultate). Zu den Aufgaben eines Prokurators gehört es, seiner Nation vorzustehen, sie in Universitätsangelegenheiten zu vertreten, die Beratungen zu leiten und wichtige Ereignisse in ein Buch (in libro nationis) einzutragen. In der Rangordnung stehen die Dekane nach dem Rektor und vor den Prokuratoren (decani sedeant primi post rectorem). Um die Universitätsgeschäfte nicht zu blockieren, haben alle akademischen Beamten – unter Strafandrohung _ sobald sie der Rektor zu sprechen wünscht, sofort selbst zu erscheinen oder einen Substituten zu delegieren (decani, procuratores … vocati per eundem absque dilatione compareant). Bei wichtigen Beschlüssen soll jede Fakultät einen Vertreter (deputatus) dem Rektor zu dessen Unterstützung entsenden, wobei der theologischen Fakultät der Vorrang zukommt. Alle wichtigen Universitätsdekrete dürfen erst nach Durchsicht durch den Corrector gesiegelt werden.
Das Privileg Hzg. Albrechts III. für die Universität (1384)
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Abschnitt III (Titulus III): Statuten, die den Rektor und alle Personen, die zu ihm zugeordnet sind, betreffen (Sequuntur statuta de rectore et pertinentibus ad ipsum). Wer zum Rektor gewählt wird und dieses Amt ohne Gründe ablehnt, muß 10 Pfund Wiener Pfennige Strafe zahlen. Nach Amtsantritt muß er seinem Vorgänger schwören, sein Amt den Vorschriften entsprechend auszuüben (juret … quod fideliter et diligenter exercebit officium suum). Zu seinen Pflichten gehört es, den Universitätsrat (vier Dekane, vier Älteste der vier Fakultäten, vier Prokuratoren und eventuell noch einige Deputierte der Fakultäten) einzuberufen, ihm vorzustehen, und die gefaßten Beschlüsse auszuführen, die Privilegien und Statuten der Universität zu beobachten und sich nach ihnen zu richten (tueri et conservare privilegia et statuta universitatis, et jucta ipsa judicare), alle Dokumente und Zeugnisse der Magister und Scholaren unentgeltlich zu siegeln und er muß alles tun, was der Universität und der Lehre förderlich ist. Wenn der Rektor öffentlich auftritt, soll er in klerikaler Kleidung gehen und die Pedelle mögen ihm die Szepter voraustragen (in habitu honesto, decenti et clericali … praecedentibus bedellis universitatis cum virgulis). Nach Beendigung seiner Amtszeit muß er innerhalb eines Monats seinem Nachfolger, den Dekanen und Prokuratoren Rechnung über alle Ein- und Ausgänge legen. Vor Abhaltung einer Ratssitzung müssen die Dekane über die Titel informiert werden. Bei Abstimmungen stimmt der Rektor entweder mit seiner Fakultät oder mit seiner Nation ab, jedoch immer nur mit einer Stimme (habiturus vocem unius duntaxat singularis suppositi). Die Universitätsversammlungen sollen in ruhigen und ehrbaren Orten, wie Klöstern, Kirchen und Kollegien, nach Vorschlag des Rektors abgehalten werden (in locis quietis … et honestis, ut in monasteriis, ecclesiis et collegiis). Solange es zu wenig Magister und Doktoren gibt, sollen auch die Prokuratoren, Bakkalare und Dozenten eingeladen werden, danach nur mehr Magister und Doktoren, wie es auch in Paris üblich ist. Alle, die zu Ratsversammlungen zugelassen sind, müssen dem Rektor schwören, nur zum Wohl der Universität zu handeln (fideliter ad bonum et honorem universitatis deliberet) und Schweigen über die Beschlüsse zu bewahren. Andererseits ist der Rektor unter Strafe der Absetzung verpflichtet (rector teneatur sub poena depositionis), alle Berechtigten durch die Pedelle einzuladen. Der Rektor soll nicht zu viele Sitzungen einberufen und niemals, ohne die Prokuratoren oder Dekane vorher über die Materie informiert und ihre Zustimmung erhalten zu haben. Wenn der Rektor zu Gericht sitzt, muß er die vier Prokuratoren als Berater beiziehen, andere Personen, außer die Dekane oder Sachverständige, sind nicht einzuladen. Jede Fakultät ist angehalten, bei Ausübung ihrer Ämter eine ihrer Würde und
52 Die Medizinische Fakultät der Universität Wien – Institutionelle Rahmenbedingungen Macht entsprechende Kleidung zu wählen (quaelibet facultas secundum conditionem suam de honestis habitibus disponet) und die Fakultäten sollen gegenseitig die Vorlesungszeiten abstimmen; zudem soll an einem Tag normalerweise nur eine Magistraldisputation stattfinden. An den folgenden Tagen sollen keinerlei Universitätsakte (actus scholastici) stattfinden: an Sonn- und Festtagen, Aschermittwoch, vom Palmsonntag bis Sonntag nach Ostern, in der Pfingstoktav, am St. Kolomanstag (13. Oktober), vom Thomastag (21. Dezember) bis nach Epiphanie (6. Jänner) und zu Petri Stuhlfeier (22. Februar). An den Festtagen der Kirchenlehrer, den Vigilien der großen Feste und Marienfeiertage, sollen am Nachmittag keine Vorlesungen gehalten werden. Auch während einer Universitätsversammlung soll nicht gelesen werden. Die Allgemeinen Statuten, sofern sie sich auf Disziplin und Sitten beziehen (concernentia disciplinam et mores), müssen zu Beginn jedes Schuljahres, am Tag nach St. Koloman (14. Oktober) öffentlich verlesen werden. Abschnitt IV (Titulus IV): Über die Art und Weise der Beratungen der vier Fakultäten in der Universitätsversammlung (De modo deliberandi in congregatione universitatis seorsum per quatuor facultates). Der Universitätsnotar muß schwören, daß er sein Amt zur Ehre der Universität ausüben werde. Aufgabe der Pedelle ist es, die Ratsversammlungen anzusagen, die Befehle des Rektors unverzüglich auszuführen (indilate mandatis rectoris parere), ihm das Szepter voranzutragen und ihn täglich nach seinen Wünschen zu fragen. Die Pedelle müssen auch dem Rektor schwören, ihr Amt getreu zu verrichten (jurent in manus rectoris officium praedictum fideliter observare) und keine Geheimnisse der Universität auszuplaudern. Auch die Buchhändler (librarii) müssen schwören, sich gegenüber den Universitätsangehörigen ohne List und Betrug (omni dolo et fraude exclusis) zu verhalten. Bei den Beratungen soll folgendermaßen vorgegangen werden: Sobald der Rektor einen Artikel vorgetragen hat, sollen die einzelnen Fakultäten darüber beraten, dann aber ihr Ergebnis durch ihren Dekan mitteilen lassen (facultas suam deliberationem per eius decanum referat), wobei die Artistische Fakultät den Anfang zu machen hat. Sollte von einer Fakultät nur ein Doktor oder Magister da sein, oder nur ein Lizentiat, so sollen diese mit den anderen Fakultäten gemeinsam beraten. Wenn bei einer Versammlung Artikel beschlossen werden, die für eine Fakultät nachteilig wären, sie aber unterrepräsentiert ist, so sollen diese Personen vor dem Rektor protestieren (si aliquem articulum senserint proponi manifeste praeiudicialem suae facultati, habeant reclamare) und dieser muß den Beschluß aufheben, bis genug Mitglieder für eine neuerliche Beschlußfassung vorhanden sind.
Das Privileg Hzg. Albrechts III. für die Universität (1384)
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Mit dem Satz Nolumus tamen ratione huius ordinationis vel statuti quod aliquis cuiuscunque conditionis existat… bricht der Text der allgemeinen Statuten ab. Zu diesen allgemeinen Statuten von 1385 kommen zwei Universitäts-Anordnungen hinzu: Die eine (erlassen am 15. März 1387)146 verfügt, daß am St. Gregorius-Tag (12. März) und am Hl. Benedictus-Tag (21. März) in der Schottenkirche ein feierliches Hochamt von einem Professor der Theologie zelebriert werden sollte. Das 2. Statut (24. März 1388)147 betrifft ein Verzeichnis der jeweils zur Universität gehörenden Personen (supposita = Lehrer und Schüler) und deren Rangordnung, die nach dem Vorbild der Pariser Universität bestimmt wurde. Dieses Verzeichnis – Rotulus148 – war von großer Bedeutung, denn bei jedem Papstwechsel in Rom mußten die Universitätsprivilegien neu bewilligt und ein solcher Rotulus mitgeschickt werden. An der Spitze der Rangordnung stand der Rektor149, ihm folgten der theologische Dekan mit seinen Doktoren und Lizentiaten, dann in gleicher Weise die Juristen und die Mediziner und zuletzt die Artisten mit den wirklich lesenden Magistern und den Bakkalaren der anderen Fakultäten, die ebenfalls mag. art. in Wien waren; dann kamen die theologischen, juridischen und medizinischen Bakkalare, die den Titel mag. art. nicht in Wien erworben hatten; den nächsten Rang bildeten die artistischen Bakkalare und zuletzt standen die immatrikulierten Scholaren. Rangstreitigkeiten kamen immer wieder vor (siehe Kap. 5.6: Rangstreitigkeiten). Das Amt der Superintendenten wurde anläßlich der Dotationsurkunde vom 4. Juli 1405150 geschaffen, in der aufgrund des undatierten Testaments von Hzg. Albrecht III. (1395) die Universität Wien jährlich 800 Pfund Pfennige aus der Maut zu Ybbs erhalten sollte. Der Herzog und die Universität sollten je einen Vertreter ernennen, die diese Gelder verwalten und verteilen sollten. Dem Landesfürsten blieb es dabei vorbehalten, die besoldeten Professoren der Theologen, Juristen und der Medizin zu ernennen, wo hingegen die zwölf Artisten durch das Kolle146 Aschbach, Geschichte I, 51; Kink II, Statutenbuch, 88, Nr. 13: Verpflichtung der Universität, den Tag des Hl. Gregor und des Hl. Benedikt alljährlich zu feiern. Noch heute (2014) wird der 12. März als Dies Academicus an der Wiener Universität feierlich begangen. 147 Kink II, Statutenbuch, 89, Nr. 14.: Statut der Universität über die Rangordnung ihrer Angehörigen; Details dazu siehe Aschbach, Geschichte I, 51 – 53. 148 Otto Mazal, Rotulus. In: LMA 7 (1995), Sp.1056 f.; speziell für Wien siehe Uiblein, Zur Quellenlage der Universität Wien, 539 – 545, hier 544: die Wiener Rotuli werden in den Rektorats- und Fakultätsakten zwar erwähnt, sind jedoch nicht erhalten geblieben; siehe auch Aschbach, Geschichte I, 636 (Register). 149 Aschbach, Geschichte I, 52: »Wie der König oder Kaiser an der Spitze des Lehenstaates stand, so wurde der Rector als durchlauchtigster und oberster Meister der hohen Schule wie ein Fürst der ganzen Corporation … gestellt«. 150 Kink II, Statutenbuch, Nr. XII, 30 – 34, zum 1405, 4. Juli, Wien: »Herzog Wilhelm widmet der Universität jährliche 800 Pfund Pfennige, zahlbar aus der Maut Ybbs«.
54 Die Medizinische Fakultät der Universität Wien – Institutionelle Rahmenbedingungen gium selbst ernannt werden konnten151. Dabei sah die Urkunde vor, daß sechs Artisten des Kollegs von unseren landen, ob man sy gehaben mag, die anderen aber von unseren oder andern landen stammen sollten, denn Anfang des 15. Jahrhunderts war die Anzahl der mag. art. aus der österreichischen Nation zurückgegangen152. Einige Zeit später (25. Juli 1414)153 wurde in einer Universitätsversammlung beschlossen, daß neben dem landesfürstlichen Superintendenten die Universität selbst pro Jahr zwei Superintendenten ernennen sollte, die wechselweise aus den vier Fakultäten zu nehmen waren. Auch Aschbach erwähnt bei der Beschreibung der Medizinischen Fakultät die übergeordnete Funktion eines Superintendenten und schreibt, daß dieser »ihre Interessen und Rechte höheren Ortes betreiben und wahrhaben sollte«154. Schrauf weist allerdings darauf hin, daß die Bezeichnung »Superintendent« in diesem Fall nur im Zusammenhang mit den Vorbereitungen zu einer »Anatomie« (Sektion) zu verstehen sei155. In AFM I, 92 (zum 4. Dezember 1435) heißt es nämlich im Rahmen der Ankündigung einer Anatomia, daß Mag. Petrus Volczian (Prosop. II/108) gewählt wurde, damit er superintenderet et eos dirigeret in agendis und auch in AFM II, 2 (zum 16. Februar 1436) anläßlich einer neuerlichen Sektion liest man, daß Mag. Johannes Aygel (Prosop. II/48) einstimmig zum lector anathomie gewählt wurde, und daß zweitens Mag. Petrus Volczian der »Superintendent« für alle, die Anatomie betreffenden Agenden bleiben würde (quod Mag. Petrus Volcian remaneret superintendens negociis omnibus et singulis pertinentibus ad incisionem ipsius suppositi). Offenbar hat Aschbach die irrige Übersetzung von Rosas verwendet, der den Text übersetzt: »Mag. Aygel wurde … zum Lector Anatomiae erwählt und Mag. Volczian zum Geschäftsführer (Notar?) der Fakultät bestellt«156. Auch Kühnel übernimmt kritiklos den Ausdruck »Superintendent«157. 151 Uiblein, Die österreichischen Landesfürsten, 59; Ders., Zur ersten Dotation, 116 – 119, Urkunde, datiert mit 1396 April 24 Wien: hier wird bestätigt, daß item den maistern der arczney, die arczney kunst bey der schul steticlich lesen, achczig phunt phenning zukommen sollen. 152 Uiblein, Zur ersten Dotation, 110 f. 153 Kink I, 138 Anm. 158, mit Hinweis auf den Text in AFA I, 427. 154 Aschbach I, Geschichte, hier 313:.«Außer dem Dekan, dessen Amt jedes Jahr wechselte, wählte man sich noch einen beständigen Geschäftsführer, den man 12 Jahre später zum Superintendenten der Fakultät ernannte«. 155 Schrauf, Einleitung zu den AFM II, p. VI – VIII. 156 Rosas Kurzgefaßte Geschichte 1, 118. Siehe auch eine zweite Notiz bei Rosas 1, 119: »Den 12. Febr. 1447 wurde Dr. Pancraz Kreutzer zum Superintendenten der Fakultät erwählt, der ihre Interessen und Rechte höheren Ortes wahren sollte«. Auch hier ging es nur um die Superintendanz bei einer »Anathomie«: congregata fuit facultas: Primo ad eligendum superintendentes et electus est dominus doctor Mag. Pangratius etc. Secundo ad eligendum lectorem anathomie et electus est dominus doctor Mag. Michael Schrick (AFM II, 40). 157 Kühnel, Heilkunde, 76 übernimmt die Version von Rosas bei der Lebensbeschreibung des Pancratius Kreuzer und schreibt: »1447 wurde er überdies zum Superintendenten der Fakultät«.
Die Statuten und die Organisation der Medizinischen Fakultät
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Die Statuten und die Organisation der Medizinischen Fakultät
3.3.1 Die Statuten der Medizinischen Fakultät Der Text der medizinischen Statuten ist heute nur noch in einer offenkundig zuverlässigen Abschrift des 14. Jahrhunderts überliefert, deren Text mehrfach ediert worden ist158. Unter dem Dekan und Dr. med. Hermannus Lurcz von Nürnberg (Prosop. I/14), den beiden Medizinern et mag. art. Iohannes Petri Gallici aus Breslau (Prosop. I/ 20) und Conradus von Schiverstat (Prosop. II/15) wurden 1388/89 die Statuten der Medizinischen Fakultät ausgearbeitet und nach Überprüfung und Korrektur schließlich am 1. April 1389 von der Universitätsversammlung gemeinsam mit den Statuten der drei anderen Fakultäten approbiert. Diesem Gremium gehörten neben den beiden Ärzten Gallici und Schiverstat folgende Personen an: Rektor Gerhard Vischbeck (mag. art.), die Theologen Heinrich von Langenstein und Heinrich von Oyta, der Doktor beider Rechte Heinrich von Odendorp, der Licentiat des kanonischen Rechts Johann Reuter und die beiden mag. art. Peter von Pilichsdorf und Lambert von Geldern159. Die medizinischen Statuten sind in sieben Abschnitte geteilt160 und behandeln Fragen der Disziplin und Moral, den Lehrstoff, Studien-, Prüfungs- und Promotionsordnungen, Bestimmungen zur Aufnahme ausländischer Studenten und Lehrer und zuletzt Direktiven, die den Dekan betreffen. Diese Verordnungen hielten im Wesentlichen bis zu den Reformen Kaiser Ferdinands I. im 16. Jahrhundert.
158 Hs. CVP 5462, fol. 50 – 57; Zeisl, Chronologia diplomatica, 73 – 89; Diplomata Univ. Vindobonensis, 127 – 148 mit deutscher Übersetzung; Die älteren Statuten, 49 – 61; Rosas, Geschichte der Wiener Universität I, 30 – 40 und Kink II, Statutenbuch, 156 – 170. Die Texte weichen nur minimal voneinander ab; sie basieren einerseits auf der HS. CVP 5462 (das gilt für Zeisl, Diplomata Univ. Vindobonensis, Rosas und Die älteren Statuten), während Kink für seine Ausgabe einen Pergament-Codex aus Anfang des 15. Jh. als Vorlage verwendete (UAW, Lad 39/46), der heute verschollen ist (siehe im Anhang: Graphik 12.1.1). Der hier wiedergegebene deutsche Text ist der Versuch d. Verf., eine zeitgemäße Version der deutschen Übersetzung der Diplomata Univ. Vindobonensis aus 1791 vorzulegen. 159 Aschbach, Geschichte I, 54 verweist dabei auf Kink II, Statutenbuch, 93 – 230, dessen Edition er für korrekter hält als Zeisl; nicht so Schrauf, Die Wiener Universität, 981, Anm. 3, und Uiblein, Mittelalterliches Studium, 53, Anm. 60. 160 Zum Vergleich: Die Statuten der artistischen Fakultät bestehen aus 31, die der theologischen Fakultät aus 17 und die der juridischen Fakultät aus 13 Abschnitten, siehe Kink II, Statutenbuch, 93 – 155, 170 – 225.
56 Die Medizinische Fakultät der Universität Wien – Institutionelle Rahmenbedingungen Einleitung: Den eigentlichen detaillierten Vorschriften wird eine allgemeine Betrachtung über das Wesen der Medizin vorangestellt und dabei Bezug genommen auf den Ausspruch aus den Etymologiae des Isidor von Sevilla161: Medicina est quae corporis vel tuetur, vel restaurat salutem162, was soviel bedeutet, daß es die Aufgabe der Medizin ist, sowohl das Wohlbefinden des Körpers zu bewahren als auch die Gesundheit wiederherzustellen. Da wir uns vornehmlich Gesundheit und Heilung wünschen (quia etiam sanitatem ac salutem coporis frequentius adoptamus), fahren die Autoren fort, bitten wir den Höchsten darum, daß er uns Heil des Körpers und der Seele jetzt und in Zukunft schenken möge, denn so nötig haben wir dies für unser Leben (tanquam magis necessariis in vita gerenda). Und so hat sich der Herr unser erbarmt und sandte uns vom himmlischen Thron die Medizin, auf daß sie sich auf dieser gebrechlichen Erde entwickeln möge (in fragilitatis solo fecit nobis crescere de coelesti solio Medicinam). Die Medizin ist eine Wissenschaft, in der – wieder nach Isidor – alles vereint ist, was in den »Artes liberales«163 einzeln gelehrt wird. Die Medizin ist sogar der vorzüglichste Teil des menschlichen Wissens (pars prudentiae praestantissima), denn ohne sie kann das Wohl der gesamten Menschheit nicht gesichert werden. Es müsse sich daher alle menschliche Macht ihren Gesetzen und Vorschriften unterwerfen (cuius legibus et praeceptis omnis humana potestas notabiliter affecta obsequitur et obedit) und die höchste apostolische Macht (suprema postestas apostolica praesidet) wacht über unser Heil durch ihren Beistand. Damit nun durch den Dienst (officio) und die Wohltat (beneficio) der Medizin die menschliche Not (necessitas humana) gemildert werde, haben wir – Hermannus Lurcz aus Nürnberg, Dekan der Medizinischen Fakultät in Wien, Iohannes Gallici aus Breslau und Conradus von Schiverstat – übereinstimmend beschlossen, eine vernünftige Ordnung und gemäße Statuten (für unsere Fakultät) zu entwerfen, wobei wir uns aber vorbehalten, diese je nach den Umständen der Zeit abändern zu können: 161 Zum Autor siehe Jacques Fontaine, Isidor von Sevilla (Bischof von Sevilla). In: LMA 5 (1991), Sp. 677 – 680. 162 Der zitierte Ausspruch ist dem Liber IV (De Medicina), Vers 1, seiner 20-bändigen Etymologiae entnommen; Ausgabe: Wallis Martin Lindsay, Isidori Hispalensis episcopi etymologiarum sive originum Libri XX (Oxford University Press, New York 71987). 163 Lindsay, Isidori Hispalensis Liber IV, Abschnitt XIII: De initio medicinae. Übersetzung nach Möller, Die Enzyklopädie des Isidor von Sevilla, 169 f.: Vom Anfang der Medizin. »Man wird manchmal gefragt, warum die Kunst der Medizin nicht in den übrigen freien Künsten enthalten ist. Deswegen, weil jene einzelne Gründe umfassen, jene [die Medizin] aber die aller Dinge (wie Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie) … Daher kommt es, daß die Medizin die zweite Philosophie genannt wird. Beide Wissenschaften nämlich nehmen sich des ganzen Menschen an. Denn wie durch jene die Seele, so wird durch diese der Körper geheilt.«
Die Statuten und die Organisation der Medizinischen Fakultät
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Abschnitt I (Titulus I): Über die Beginnzeiten und Art und Weise der Disputationen und Lektionen (Vorlesungen), über die Ferien und Pflichten der Bakkalaren und Scholaren (De modis, ordine et horis principiandi, disputandi, ac legendi; ut et de vacationibus, et de officio baccalariorum, ac scholarium)164. 1) Zuerst setzen wir fest und verfügen (statuimus et ordinamus), daß sich Magister, Lizentiaten und Bakkalare im Falle von Streitigkeiten an die Vorschriften der Fakultät zu halten haben. 2) Wir verfügen (ordinamus), daß die medizinische Fakultät ihre Ferien in der Zeit vom 7. September (vigilia nativitatis beatae virginis) bis zum Festtag des Hl. Lukas (18. Oktober) anzusetzen hat. Allerdings dürfen Lehrer auch während dieser Zeit ihre Vorlesungen halten (legendi liberam habeat facultatem). 3) Wir bestimmen (ordinamus), daß die Scholaren und Bakkalare die Bücher, aus denen gelesen wird, mit sich nehmen und während der Vorlesung offen vor sich liegen haben. 4) Während der Lektionen, Disputationen oder anderer Übungen dürfen sie sich nicht ungebührlich verhalten (nec faciant inhonestos sibilos, indiscreta susurra, murmura, seu alios indecentes strepitus qualescunque). 5) Wir bestimmen ferner (ordinamus), daß alle Bakkalare und Scholaren bei den Disputationen eines jeden Magisters anwesend sein müssen, es sei denn, sie haben einen plausiblen Grund für ihr Fernbleiben, den sie aber dem Magister und dem Dekan anzugeben haben. Das gleiche gilt auch für alle feierlichen Handlungen, denen sie beiwohnen müssen. Abschnitt II (Titulus II): Über die Scholaren, die zu Bakkalaren in der Medizin promoviert werden wollen (De scholaribus promovendis ad gradum baccalariatus in medicina). 1) Wir verfügen erstens (ordinamus primo), daß jeder Scholar, wer er auch sei, Folgendes gehört haben muß: die ganze »Ars Commentata« von Johannitius; das 1. oder 4. Buch des Canons von Avicenna; ein Buch über die Medizinische Praktik, wie z. B. das 9. Buch von Rhazes aus seinem »Liber ad Almansorem«165 oder ein ähnliches Buch von einem an der hiesigen Universität lehrenden Doktor. 2) Wenn der Kandidat schon ein mag. art. ist, muß er mindestens zwei Jahre, ist er aber nur ein bac. art., dann muß er zweieinhalb Jahre, und wenn er bloß ein Scholar ist, dann muß er mindestens drei Jahre an dieser [medi-
164 Diese Überschrift findet sich weder in der HS CVP 5462 noch bei Kink II, Statuten, wohl aber bereits bei Zeisl, Chronologia diplomatica und den anderen oben erwähnten Autoren. 165 Details zu der medizinischen Literatur siehe das Kap. 2: Entwicklung der Medizin.
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zinischen] Fakultät Medizin studiert haben (debet audivisse et … studuisse). Der Kandidat muß sich in Gegenwart aller Doktoren, Bakkalare und Studenten, die dabei sein wollen, vor zwei Doktoren in einer Disputation verteidigt haben (debet respondisse). Danach muß der Kandidat vom Dekan der ganzen Fakultät vorgestellt werden (debet praesentari), und alle Doktoren müssen seiner Aufnahme – gemessen an seinem Wissen und seinem sittlichen Betragen – zustimmen (omnes doctores debent concordare in huiusmodi receptione). Sollte aber einer oder mehrere Doktoren begründete Einwände dagegen haben (si aliquis vel aliqui non consenserit vel consenserunt allegata causa rationabili refutationis), soll er nicht aufgenommen werden (receptio nulla fiat). Sind diese Einwände aber nicht vernünftig, wird er dennoch aufgenommen. Jeder, der zum Bakkalariat promoviert werden will, muß das 22. Lebensjahr vollendet haben (debet vicesimum secundum annum suae aetatis complevisse). Nachdem der Kandidat von der medizinischen Fakultät aufgenommen wurde, muß er zur Prüfung (= Determinatio) antreten oder innerhalb von drei Monaten beginnen (tunc debet determinare vel incipere infra spatium trium mensium). Unterläßt er dies, so haben andere, die vor ihm determinieren, den Vorrang bei den Disputationen und anderen Schulakten. Jener, der promoviert werden will, muß auf der Bank der Scholaren (cum vult promoveri, debet sedere in camno scholarium) Platz nehmen und ein Thema erörtern (determinare unum problema). Danach ruft ihn sein Promotor zur Bakkalaren-Kanzel, der Pedell legt ihm die Eidesformel vor (proponat sibi iuramenta) und bekommt dafür einen halben Gulden; dann beantwortet der Kandidat eine Frage und der Promotor bestätigt ihm das Bakkalariat mit einer feierlichen Lobrede (assignet sibi gradum baccalariatus cum recommendatione solemni). Danach muß der Bakkalar seinem Promotor zu dessen und der Fakultät Ehre (debet dare doctori suo pro honore proprio et suae facultatis) ein clenodium166 im Wert von einem Gulden überreichen und dem Anlaß entsprechende Feierlichkeiten ausrichten. Der Bakkalar muß schwören, daß er – solange er Bakkalar ist – nur mit
166 »Clenodium« – Lehnwort aus dem Mittelhochdeutschen: »Kleinot« ist ein Gegenstand, der entbehrlich ist, weil die Not (= Notwendigkeit seines Gebrauches) klein ist: das können Edelsteine, goldene Ketten, Ringe, Schmuck und dergleichen sein (siehe: Die älteren Statuten, 52, Anm. unten). Siehe auch Lexer (1992), 109 f.: »kleinút, kleinœte, kleinœde, kleint, kleinet« ursprünglich kleines ding, kleinigkeit, sodann eine kleine (fein, zierlich, kunstreich) gearbeitete sache, kleinod; bildliches ding von höchstem Wert, das unersetzbar ist.
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Wissen und unter Führung seines oder eines anderen Doktors innerhalb Wiens praktizieren werde (non velit practicare … nisi cum scitu, informatione et directione sui vel doctoris alterius). Vor der Promotion muß er der Fakultät einen Gulden bezahlen und schwören, daß er die bestehenden und eventuell künftigen Statuten (iuret iuranda statuta et statuenda) befolgen werde. Wir ordnen an (ordinamus), daß kein Scholar an einen bestimmten Doktor gebunden ist, sondern er frei wählen kann, bei welchem Doktor er promoviert werden möchte (sed liberum sit sibi eligere doctorem sub quo velit promoveri). Es steht ihm frei, sich zwei Doktoren der Fakultät auszuwählen (liberum sit sibi eligere), bei denen er die Responsionen ablegen will, ohne abzuwägen, wem er als erstes respondieren werde (non pensando, cuicunque eorum fit primo responsurus). Jeder Bakkalar, der das Lizentiat oder das Doktorat der Medizin erlangen möchte, muß mindestens einmal im Jahr vor einem von ihm frei gewählten Doktor eine Responsion halten (tenetur respondere ad minus semel in anno uni doctorum).
Abschnitt III (Titulus III): Von den Bakkalaren der Medizin, die zu Lizentiaten promoviert werden wollen (De baccalariis in medicina ad licentiam promovendis). 1) Ist der Bakkalar bereits mag. art., dann muß er vor Erlangung des medizinischen Doktorates fünf Jahre Medizin studiert haben (debet audivisse in medicina … quinque annis), zwei Jahre vor dem Bakkalariat und drei Jahre danach oder umgekehrt. Wenn er aber nicht in den Artes graduiert ist, dann muß er sechs Jahre Medizin studiert haben, nämlich drei oder vier Jahre vor dem Bakkalariat und drei oder zwei Jahre danach. Außerdem stimmen wir zu (placuit), daß das Bakkalariat der »Artes liberales« auch als akademischer Grad bei der Medizin gilt (gradus baccalariatus in artibus debet pro gradu in facultate medicinae computari). 2) Ein Bakkalar, der Lizentiat werden möchte, muß vor allen Doktoren, die ihn hören wollen, respondieren (debet respondere omnibus doctoribus) und auch in Anwesenheit aller daran interessierten Doktoren, Lizentiaten, Bakkalaren und Scholaren. Es steht ihm aber frei, welchem der Doktoren er zuerst antworten möchte (omnino sit in libero sui arbitrio, cui doctorem primo et cui secundo… voluerit respondere). 3) Der Kandidat muß auch regelmäßig Vorlesungen von zwei Professoren (doctores legentes) – so diese vorhanden sind – gehört haben; andernfalls genügen andere Doktoren. Daraufhin muß er vom Dekan der gesamten Medizinischen Fakultät vorgestellt werden (debet praesentari). Und nur, wenn alle Doktoren der Medizin zustimmen, wird er in Bezug auf sein
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Wissen und seine Sitten (in scientia, moribus et honestis conditionibus), die erforderlich sind für den Rang eines Doktors der Medizin – wie schon für die Erlangung des Bakkalariats gesagt wurde – approbiert. Jeder, der zum Doktor der Medizin promoviert werden will, muß in ordentlicher Ehe geboren (de legitimo thoro natus) oder wenigstens legitimiert worden sein, und sein Körper darf nicht durch bemerkenswerte Fehler entstellt und schändlich sein (nec sit aliis defectibus notabilibus et turpibus in corpore vitiatus). Wir bestimmen (statuimus), daß, falls an der Wiener Universität schon so lange gelesen worden ist, als zum Studium des Bakkalariats oder des Lizentiats notwendig ist, niemand betreffs seiner eigenen Studiendauer dispensiert werden möge (cum nullo de tempore audientiae amplius dispensetur), soferne nicht etwas so Wichtiges eintritt (nisi talis causa interveniat), das die Fakultät veranlassen könnte, doch zu dispensieren. Falls das Betragen und der Lebenswandel des Bakkalars schlecht wären, so wollen wir, daß er abgewiesen wird, auch, wenn sein Wissen für den akademischen Grad ausreicht (volumus … si perversis moribus, ac notatis vitiorum maculis fuerit diffamatus). Falls Ansuchen von Fürsten oder anderer Personen für den, der nicht für würdig erachtet wurde (pro non dignorum promotione), promoviert zu werden, gestellt werden , soll man zur Beweisführung die Statuten und die Eide heranziehen, unter denen er angelobt worden ist. Weiters bestimmen wir (ordinamus), daß alle, welche die Fakultäts-Verordnungen übertreten, die ungehorsam sind und sich gegen Professoren schamlos oder hochmütig benehmen oder öffentlich Hurerei betreiben (alias inobedientes, aut contra doctores protervi aut superbi, vel publici fornicatores), nicht promoviert werden sollen, solange sie sich nicht nach Wunsch der Fakultät gebessert haben (non promoveantur, nisi se emendaverint ad bene placitum facultatis). Ferner bestimmen wir (ordinamus), daß der zur Promotion zum Doktor der Medizin Zugelassene, falls er in der Wissenschaft für würdig befunden worden ist, kein weibisches Aussehen haben darf (non nimis muliebris in facie), daß auch kein kirchenrechtliches Hindernis bestehen darf (nec aliquod aliud canonicum obstiterit) und daß er das 26. Jahr vollendet haben muß, streng genommen (alias de rigore) sollte er 28 Jahre sein. Und trotz allem liegt es im Ermessen der Fakultät (stabit in deliberatione facultatis), ob er promoviert werden soll oder nicht, nachdem alle Eigenschaften und Vorzüge der Person (pensatis hinc inde qualitate et conditionibus personae) mit in Erwägung gezogen worden sind. Ferner bestimmen wir (ordinamus), daß jeder, der zum Lizentiat oder Doktorat der Medizin promoviert werden will, zuvor mindestens ein Jahr
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lang mit einem Doktor der Fakultät Kranke besucht haben muß (ad minus visitare debeat infirmos … ad spatium unius anni). Wenn ein Lizentiat, Bakkalar oder Scholar in die Fakultätsversammlung berufen wird, soll er dies zur Ehre Gottes und der Fakultät tun (deliberabunt ad honorem dei et suae facultatis), soll sich aber hüten vor Personen, die sich mit zweifelhaften Dingen beschäftigen und auf keinen Fall Geheimnisse der Fakultät verraten (secreta facultatis nullatenus revelare). Es steht dem Lizentiaten frei, unter welchem Doktor der Fakultät er promoviert werden möchte (liberum sit licentiato procedere ad doctoratum sub quocunque sibi placuerit). Nach erfolgter Prüfung aber, vor Erlangung des Lizentiats, muß er dem Doktor für dessen Mühe 1 12 Gulden überreichen, anstelle der bei den Medizinern nicht üblichen Kollekte (det cuilibet doctori post examen unum florenum cum medio … in recompensam collectae). Er muß auch einen Gulden für Konfekt167 und Wein bezahlen (exponat unum florenum pro confectionibus et vino in examine). Innerhalb eines halben Jahres muß er auch die Doktor-Insignien (Birett und Diplom) entgegennehmen (debet recipere); tut er das nicht, wird ein anderer Lizentiat vor ihn gereiht (wie im Falle der Bakkalaren) (si non, tunc alter licentiatus … habebit locum ante eum). Der Doktorand muß mindestens einen Doktor einkleiden und dafür 14 Ellen (ca 4.5 m) guten Stoff kaufen (debet ad minus unum doctorum vestire cum quatuordecim ulnis panni boni). Dem Doktoranden steht es aber frei, auch mehrere Doktoren in einer ihm gemäßen Art zu kleiden. Der Doktorand muß vom Dekan mit dem Einverständnis aller Doktoren der Medizin (habentem consensum omnium doctorum medicinae) dem Universitätskanzler oder seinem Stellvertreter vorgestellt werden. Dieser (Kanzler) wird nun Tag und Stunde bestimmen und die Themen, über die der Kandidat geprüft werden soll (assignabit certum diem et horam ad dandum puncta, in quibus … debet examinari): nämlich ein Thema aus den »Aphorismen« des Hippokrates und eines aus den »Tegni« des Galenos (techn¦ iatrik¦). Zur festgesetzten Stunde ruft der Dekan alle Doktoren – unter Androhung der Strafe, ihr Einspruchsrecht zu verlieren (sub poena non contradicendi168) – zusammen. Zwei der Herren müssen nun dem
167 Konfekt = Latwerge (mhd.), Elektuarien (ejkeijtom = »was man aufleckt«, »was man im Mund zergehen läßt«), ursprünglich ein Sammelbegriff für angefertigte Arzneien; breiförmige Arzneiformen aus getrockneten Pflanzen und Gewürzen, die mit Honig, Zucker oder Wein vermischt und gekocht wurden, um ihre Haltbarkeit zu erhöhen; Details siehe Franz-Josef Kuhlen, Confectiones. In: LMA 3 (1986), Sp. 124 f.; Ders., Elektuarien. In: LMA 3 (1986), Sp. 1798. 168 sub poena non contradicendi – Magister, die nicht zu Fakultäts-Versammlungen erschienen,
62 Die Medizinische Fakultät der Universität Wien – Institutionelle Rahmenbedingungen Kandidaten auf Anordnung des Kanzlers je eine Frage aus den oben erwähnten Schriften stellen und dabei schwören, daß sie die Themen ohne Betrug und List (sino fraude et dolo) ausgewählt haben. Der Kandidat wird nun an demselben Tag zur Abendstunde von allen Doktoren der Medizinischen Fakultät der Wiener Universität beurteilt (examinabitur per omnes doctores facultatis medicinae) und wenn alle Doktoren oder wenigstens die Mehrheit derselben finden, daß sein medizinisches Wissen groß genug ist (si fuerit inventus tantus in scientiae medicinae), wird er zum Lizentiat zugelassen – wenn nicht, dann soll er abgewiesen werden. 17) Der Doktorand (licentiatus in medicina, si voluerit doctorari) muß anläßlich seines Doktorfestes jedem Doktor seiner Fakultät ein Birett (biretum) und ein Paar gewebte Handschuhe (unum par chyrothecarum contextarum), jedem Lizentiaten und Bakkalar der Medizin ein Paar gewöhnliche Handschuhe entsprechend der Würde der Fakultät (secundum decentiam et facultatis honorem) spenden. 18) Vor seiner Promotion (antequam promoveatur) muß er dem Dekan für die Fakultät zwei Gulden geben (debet dare). 19) Desgleichen möge er dem Pedellen zwei Gulden oder ein der Fakultät angemessenes Kleidungsstück geben (vel vestem pro decentia facultatis). Abschnitt IV (Titulus IV): Vorschriften für die Promotion zum medizinischen Doktorat (Sequitur modus promovendi ad gradum doctoratus). 1) Der Doktor, der den Lizentiaten zum dr. med. promovieren möchte, muß seinen Kandidaten mit allen Doktoren, Lizentiaten, Bakkalaren und Scholaren seiner Fakultät, und auch mit den Mitgliedern der anderen Fakultäten, die er allerdings speziell darum bitten muß und denen es zur Ehre gereicht (ad hoc specialiter rogatis et eum honorare volentibus), feierlich zur Stephanskirche oder zu einem anderen festlichen Ort begleiten. Dort nimmt der Doktorand auf der Bank vor der Kanzel (sedendo in scamno ante cathedram posito) Platz und wird über ein medizinisches Problem geprüft (determinavit unam quaestionem in medicina). Danach ruft ihn der Vorsitzende zur Kanzel, der Pedell legt ihm die Eidesformel der Fakultät vor (legat sibi iuramenta facultatis, quae iuret); der Doktorand spricht den Eid und schwört außerdem, daß er ein Jahr an der Medizinischen Fakultät lesen werde (quod velit legere in facultate), es sei denn, die Fakultät würde ihn davon dispensieren (nisi facultas super hoc secum duxerit esse dispensendum). Daraufhin hält ihm der Vorsitzende eine Laudatio (recommendationem solemnem) und überreicht ihm schließlich die Magistrals-Insignien (assignet verloren ihr Einspruchsrecht gegen die gefaßten Beschlüsse – siehe Uiblein, Mittelalterliches Studium, 64.
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sibi insignia magistralia – Birett und Diplom). Der eben promovierte Doktor hält nun eine Lobrede auf die medizinische Wissenschaft (doctor novellus facit unam recommendationem scientiae medicinae) und schließt diese im Einvernehmen mit seinem Promotor mit einer Erklärung entweder aus einem Kapitel des Avicenna, oder aus der »Tegni« des Galenos, oder einem »Aphorismus« des Hippokrates, oder über ein anderes anerkanntes medizinisches Buch (librum authenticum) ab. Danach wirft der Doktorand eine zum eben gehörten Thema passende Frage mit Argumenten für und wider auf, die ein dazu bestimmter Doktor der Medizin – allerdings ohne Replik – beantworten muß (iuxta materiam lectionis moveat unam quaestionem cum argumentis pro et contra factis, ad quam unus doctorum in medicina, ad hoc rogatus, debet sine replicationibus respondere). Der Vorsitzende dankt schließlich (dicat gratiarum actiones) allen und geleitet den neuen Doktor mit seinem Gefolge und allen anderen, die diesem die Ehre geben wollen (et aliis volentibus doctorem novellum honorare), in feierlicher Prozession zu dem Haus, in dem das Festmahl stattfinden wird. 2) Der neue Doktor möge, wie es an seiner und an anderen Universitäten üblich ist, den Doktorkollegen und den anderen ein Gastmahl entsprechend seinen finanziellen Möglichkeiten bereiten (faciat prandium … prout suae suppetunt). Abschnitt V (Titulus V): Voraussetzungen für die Rezeption fremder Bakkalare an der Wiener Medizinischen Fakultät (De baccalariis alterius universitatis ad facultatem medicinae recipiendis). 1) Wenn ein Bakkalar einer fremden Universität an der Wiener Medizinischen Fakultät aufgenommen werden will (volens recepi), möge er einem von der Fakultät dafür bestimmten Doktor auf ein medizinisches Thema feierlich respondieren (respondeat solemniter … ad unam quaestionem in medicina), im Beisein aller dafür interessierten Doktoren, aber im Besonderen vor allen Doktoren und Scholaren der Medizinischen Fakultät. Danach bittet der Kandidat den Dekan, er möge die Doktoren zusammenrufen, damit er sie demütig bitten könne, ihn in die Fakultät aufzunehmen (pro receptione sui ad dictam facultatem, in qua congregatione petat humiliter ad praedictam facultati accipi). Wenn alle Doktoren für seine Aufnahme sind (si omnes doctores in eius receptione concordaverint) und er geschworen hat, daß er die jetzigen und eventuell noch zu verfassenden Statuten befolgen (quod statuta et statuenda velit servare), der Fakultät in erlaubten und ehrbaren Dingen gehorchen (obedire … in licitis et honestis) und den Doktoren der Fakultät die schuldige Reverenz erweisen wolle, dann nimmt ihn der Dekan im Namen der Fakultät
64 Die Medizinische Fakultät der Universität Wien – Institutionelle Rahmenbedingungen auf (decanus nomine facultatis recipiat eum). Wenn aber einer oder mehrere Doktoren nicht dieser Meinung sind, und dafür vernünftige Gründe angeben können, dann wird verfahren, wie schon früher gesagt worden ist (fiat ut prius dictum est – siehe Titulus II, Punkt 4). 2) Bevor jemand in die Fakultät aufgenommen wird, muß er dieser dafür einen Gulden und dem Pedellen einen halben Gulden bezahlen. 3) Unter den Bakkalaren wird er dann den letzten Platz einnehmen (debet habere ultimum locum). Und wenn einer oder mehrere Bakkalare vorhanden sind, die schon früher aufgenommen wurden (prius admissus vel admissi), so haben diejenigen, die innerhalb von drei Monaten »determinieren« (Prüfung ablegen), Vorrang vor dem eben aufgenommenen fremden Bakkalar. Wenn das nicht der Fall ist, dann nicht (si non, non).
Abschnitt VI (Titulus VI): Voraussetzungen für die Rezeption fremder Doktoren an der Wiener Medizinischen Fakultät (De doctoribus extraneis ad facultatem medicinam recipiendis). 1) Wünscht ein Doktor einer fremden Universität in die Wiener Medizinische Fakultät aufgenommen zu werden, dann muß er eine feierliche Vorlesung halten, entweder über einen Canon des Avicenna (solemniter repetere unum canonem in Avicenna), einen »Aphorismus« des Hippokrates oder über einen Canon der »Tegni« des Galenos. Anschließend muß er eine Streitfrage (unam quaestionem cum argumentis pro et contra) mit Argumenten dafür und dagegen stellen, die ein Bakkalar der Fakultät beantworten muß. Darauf bittet er demütig die versammelten Fakultätsmitglieder, daß man ihn für würdig erachten möge, unter die Doktoren aufgenommen zu werden (humiliter petat … ut dignetur eum recipere condoctorem suum). Wenn er aufgenommen wird, muß er dann den letzten Platz [unter den Doktoren] einnehmen (habeat ultimum locum). Sollten innerhalb von drei Monaten ein oder mehrere Lizentiaten der hiesigen Fakultät die Magistral-Insignien erhalten, folgt ihnen der aufgenommene fremde Doktor im Rang nach (doctoratus iste receptus sequetur eum … quoad locum), sonst aber nicht. Sollten ein oder mehrere Doktoren seiner Aufnahme nicht zustimmen und dafür plausible Gründe vorbringen, so ist das Procedere wie oben beschrieben (siehe Titulus II, Punkt 4). 2) Bevor dieser Doktor in die Universität aufgenommen werden kann, muß er der medizinischen Fakultät zwei Gulden und dem Pedell einen Gulden bezahlen. 3) Zudem muß er schwören, daß er die derzeit gültigen und zukünftigen Statuten halten (jurare debet statuta et statuenda facultatis firmiter tenere), der
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Fakultät treu sein und den Doktores die schuldige Reverenz erweisen wolle (fidelitatem facultati et doctoribus reverentiam exhibere). Er muß sein auswärts erworbenes Doktorat entweder durch ehrenhafte und würdige Zeugen, durch eigenen Eid oder mittels Urkunde seiner Fakultät bestätigen lassen (debet facere fidem de doctoratu suo per honorabiles testes … vel per proprium juramentum … seu per litteram facultatis). Ebenso müssen Lizentiaten und Bakkalare verfahren (debent facere), wenn sie an hiesiger Universität aufgenommen werden wollen. Falls ein Doktor, der hier aufgenommen werden will, an keiner anderen Universität gelesen hat, so muß er sich verpflichten, an der Wiener Universität ein Jahr lang zu lesen (debet iurare velit legere in medicina per unum annum); hat er aber an einer anderen Universität bereits gelesen, so muß er dies hier nur ein halbes Jahr tun (per medium duntaxat annum), es sei denn, die Fakultät dispensiert ihn davon (nisi facultas medicinae super hoc secum deliberaverit dispensandum). Wir bestimmen hiemit, daß diese hier erwähnten Statuten unverbrüchlich befolgt werden müssen (ista statuta … inconfracte proponimus observare), sowohl von den Bakkalaren und Magistern unserer medizinischen Fakultät, als auch von jenen anderer Universitäten, die an unsere Fakultät aufgenommen werden wollen. Wenn aber irgend jemand an dieser Universität anders als oben beschrieben zu irgendeinem Grad der Medizin (Bakkalar, Lizentiat oder Doktor) promoviert wurde, oder, falls er anderswo promoviert wurde und hier anders, als oben beschrieben, aufgenommen worden ist (aut alibi promotus, aliter assumeretur, quam modis supra dictis), dann darf er weder als Mitglied, noch als Magister oder Bakkalar der Wiener Medizinischen Fakultät gelten, noch darf er zu den öffentlichen Ämtern unserer Fakultät zugelassen werden (non debet haberi pro membro … nec ad actus publicos nostrae facultatis admittatur).
Abschnitt VII (Titulus VII): Über die Wahl des Dekans und sein Amt (De electione decani et eius officio). 1) Als erstes bestimmen wir (ordinamus), daß der Dekan zur gleichen Zeit wie der neue Rektor gewählt werden soll (debet eligi tempore electionis novi rectoris). 2) Damit das Dekanat nicht in einer Hand bleibe und andere benachteiligt würden (ne decanatus maneat semper in manu unius et sic fiat praeiudicium aliis), wollen wir (volumus), daß der Dekan entsprechend der Stimmenmehrheit der Doktoren der Fakultät gewählt (eligatur secundum pluralitatem vocum doctorum) und nicht länger als ein halbes Jahr im Amt bleibe möge (non maneat decanus ultra medium annum) außer, er würde von der Fakultät wieder gewählt werden (fuerit reelectus).
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Wir wollen und bestimmen ferner (volumus et ordinamus), daß der Dekan unserer Fakultät mindestens ein Doktor der Medizin sein müsse (ad minus debeat esse doctor in medicina). Diese Vorschrift gilt nur dann, wenn an Doktoren kein Mangel ist; wenn es aber notwendig ist, kann auch ein Lizentiat zum Dekan gewählt werden (in quo casu permittimus licentiatum esse posse decanum et eligi, si oportet). Weiters setzen wir fest (ordinamus), daß der Dekan – falls es ein dr. med. ist – unter den Doktoren unserer Fakultät bei allen Universitäts- und Fakultätsversammlungen, bei den Disputationen und anderen UniversitätsFeierlichkeiten den ersten Platz einnehmen möge (habeat primum locum). Das Amt des Dekans betreffend setzen wir Folgendes fest (statuimus): der Dekan unserer Fakultät hat die Doktoren – unter Strafandrohung, ihr Einspruchsrecht zu verlieren (sub pena non contradicendi) – in allen Dingen, die die Fakultät und ihre Mitglieder betreffen, einzuberufen (habeat congregare … in casibus istam facultatem et eius membra concernentibus) und kann, wenn es notwendig ist, auch eine Geldstrafe, allerdings von nicht mehr als einen halben Gulden anordnen. Der Dekan darf weder einen Lizentiaten noch einen Bakkalar oder sonst jemanden, der kein Doktor dieser Fakultät ist, in den Fakultätsrat einberufen (non debet admittere ad consilium facultatis), es sei denn, es wäre ein Mangel an Doktoren (nisi propter defectum doctorum) oder die Fakultät hätte einen besonderen Grund, irgend jemand anderen deswegen einzuladen (vel nisi facultas aliquem alium ad hoc specialiter duxerit vocandum). Der Dekan möge auch keinen neu promovierten Doktor oder einen Doktor einer anderen Universität, der hier an der Fakultät aufgenommen wurde, in den Fakultätsrat einberufen (non admittat ad consilium facultatis), soferne dieser nicht vorher in die Hände des Dekans im Namen der Fakultät geschworen hat, zur Ehre Gottes und der Fakultät beraten zu wollen (nisi prius iuraverint in manus decani, quod deliberabunt ad honorem dei et suae facultatis) und weder die beratenden Personen, die sich mit zweifelhaften und praejudizialen Fällen beschäftigen, noch irgendwelche Geheimnisse der Fakultät zu verraten (in casibus odiosis vel praeiudicialibus non revelent, aut quaecunque secreta facultatis). Zudem setzen wir fest (ordinamus), daß unsere Statuten einmal jährlich vom Dekan oder seinem Substitut öffentlich vorgelesen werden sollen (statuta nostra semel in anno … publice perlegantur) und zwar am nächsten Festtag nach der Verlesung der Universitätsstatuten (proximo die festivo post lectionem statutorum universitatis), und daß alle Doktoren, Lizentiaten, Bakkalare und Scholaren der Medizinischen Fakultät unter Androhung einer Geldstrafe (sub certa poena pecunaria) dazu aufgerufen werden. Derjenige, der das Lizentiat der Medizin erhalten möchte, muß vorher öf-
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fentlich schwören (debet iurare publice), daß er dem Kanzler der Universität die schuldige Reverenz erweisen (velit facere domino cancellario universitatis debitam reverentiam), dem Rektor der Universität und seiner Fakultät in erlaubten und ehrbaren Dingen gehorchen (obedire), und den Doktoren Achtung und Ehre bezeugen werde (exhibere reverentiam et honorem). Weiters muß er schwören, daß er diesen medizinischen Grad in keiner anderen Universität empfangen (non resumat gradum illum in alia universitate) und daß er die vorher angeführten Statuten beobachten werde (quod velit servare statuta). 10) Zudem muß er schwören (iuret), daß er – so weit er es vermag – für den Frieden und die Eintracht (servare pacem et unionem) unter den vier Fakultäten und Nationen und unter den weltlichen und geistlichen Personen eintreten werde. 11) Zuletzt erklären wir (declaramus), da wir uns auch um das Seelenheil sorgen (providentes saluti animarum), daß diejenigen, welche die Fakultätsanordnungen (ordinationes facultatis) aus Geringschätzung übertreten, oder die sich trotz Ermahnung nicht gebessert haben, für meineidig erklärt werden (declaramus … transgressores … si ex contemptu aliqui fecerint, aut moniti restiterint, rei periurii habeantur), andere nicht. Diese aber sollen wissen, daß gegen sie mit anderen Strafen entsprechend den Vorschriften der Fakultät und deren Unwillen vorgegangen werden wird (sed poenas alias, secundum decretum facultatis medicinae, cum indignatione eiusdem se noverint incursuros). 12) Schließlich setzen wir fest (ordinamus), daß unser Pedell anläßlich einer Promotion zum Doktor der Theologie oder zum Doktor des Kanonischen und Zivilen Rechtes den entsprechenden Herren die Ehre erweisen (bedellus noster eos honorare) und ihnen das Fakultätsszepter vorantragen soll (cum virga praecedere); auch soll er bei ihren Festen anwesend sein und sie bedienen, es sei denn, er ist auf Befehl des Dekans durch andere Fakultätsgeschäfte verhindert (nisi in factis facultatis de iussu decani … impeditus). 3.3.2 Organisation und Insignien169 Die einzelnen Fakultäten waren ähnlich den mittelalterlichen Zünften aufgebaut170 : An der Spitze standen die Doktoren bzw. Magister (»Meister«), die Lizentiaten und Bakkalare waren die »Gesellen« und die Scholaren die »Lehrlinge«. 169 Zur Rechtsnatur der Universität siehe: Winkler, Die Universität Wien als gestiftete geistliche »Corporation« von 1365 bis 1522, 5 – 9. 170 Aschbach I, Geschichte, 55 f.; Senfelder , Medizinische Schule, 1048.
68 Die Medizinische Fakultät der Universität Wien – Institutionelle Rahmenbedingungen Die Fakultäten waren selbständige Körperschaften innerhalb der Gesamtuniversität und standen unter Leitung ihres gewählten Dekans. Senfelder vergleicht die Medizinische Fakultät auch mit einem Staat im Staat: Scholaren und Lehrer genossen einen besonderen landesfürstlichen Schutz, standen unter eigener Jurisdiktion, mußten sich aber unbedingt den Anordnungen der Fakultät fügen und die Statuten befolgen. Anderenfalls wurde den Bakkalaren – wie in Abschnitt III der Statuten (Kap. 3.3.1) angeführt – die zeitweilige Promotion zum Lizentiat verwehrt. Den Doktoren wieder konnte ein Ausschluß von der Fakultät drohen, sie durften dann an keinen Sitzungen teilnehmen, hatten weder aktives noch passives Wahlrecht, keinerlei Einfluß auf fakultäres Geschehen und verloren das Recht, ihre ärztliche Praxis auszuüben171. 3.3.2.1 Die Fakultätsversammlung Zur medizinischen Fakultät gehörten alle in Wien zur Praxis berechtigten Ärzte, die dem Dekan, der den Vorsitz führte, Gehorsam schwören mußten. Zweimal im Jahr (14. April und 13. Oktober) fanden Sitzungen statt, um den Dekan zu wählen. Andere Sitzungen wurden nach Dringlichkeit vom Dekan einberufen; sie fanden anfangs in der Wohnung eines der Doktoren statt, später meist im Haus der Fakultät (siehe Kap. 3.4.1: Das Haus der Ärzte). Mediziner, welche die FakultätsVersammlungen nicht besuchten, verloren dadurch ihr Einspruchsrecht an den Beschlüssen (sub pena non contradicendi, siehe Statuten der medizinischen Fakultät, Abschnitt VII, 5) und konnten vom Dekan mit Geldstrafen bis zu einem halben Gulden belegt werden172. Die Tagesordnungspunkte der einzelnen Sitzungen wurden vom Dekan in den Akten (AFM) manchmal nur flüchtig, manchmal ins Detail gehend vermerkt. Am 31. Dezember 1465 kann man auch lesen, daß es viel Diskussion und Erregung gegeben hatte, aber wenig beschlossen wurde (AFM II, 128: fuerunt plura mota et pauca conclusa). Gleich zu Beginn des ersten Bandes der Fakultätsakten (AFM I, 3 f.) liest man über Fakultätsversammlungen, die unter dem Dekan Nicolaus von Hebersdorf (Prosop. II/99) am 4. und 19. Jänner 1404 stattgefunden haben, in denen wichtige und für alle Fakultätsmitglieder bindende Beschlüsse gefaßt wurden: 1) Ausdrückliches Verbot für einen Doktor, in die Praxis eines anderen Kollegen ohne dessen Einwilligung und ohne angemessene Entschädigung »hinein zu pfuschen« (assumere). Als Strafe soll er der Fakultät unter Hintan171 Senfelder, Medizinische Schule, 1051, Schmarda, Doctorencollegium, 52. 172 Uiblein, Mittelalterliches Studium, 64 f. unterscheidet für die Artistenfakultät zwischen zwei Arten von Fakultäts-Versammlungen, die unterschiedliche Strafen für die daran nicht teilehmenden Magister nach sich zogen: sub pena non contradicendi [Verlust des Einspruchsrechtes] und sub pena iuramenti [Gelöbnisbruch dem Dekan gegenüber].
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setzung jeglichen Widerspruchs innerhalb eines Monats einen Golddukaten bezahlen. 2) Verbot für die Scholaren oder Bakkalare, sich in die medizinische Praxis eines Doktors ohne dessen Zustimmung einzumischen (intromittere). Als Strafe wird der Ausschluß von jeglicher Promotion angedroht. 3) Verbot, bei medizinischen Prüfungen andere Zettel oder Schriftstücke zu verwenden, als dasjenige Buch, welches Gegenstand der Prüfung ist. 4) Es wurde auch beschlossen, daß es keinerlei Dispens von Prüfungen zur Erlangung einer Promotion geben soll, es sollen vielmehr die Prüfungsrichtlinien entsprechend den Statuten eingehalten werden. Weiters wird in der Sitzung vom 2. Jänner 1405 (AFM I, 6) unter dem Dekan Nicolaus Aichberger von Fürstenfeld (Prosop. II/97) beschlossen, die Fakultätsstatuten bei Bedarf zu verändern oder zu ergänzen; für diesen Zweck sollten die eigenen und die Statuten der anderen Fakultäten genau studiert werden. Am 13. Oktober 1406 wird von einem Bannbrief des Passauer Bischofs Georg von Hohenlohe berichtet, der sich gegen alle in Wien und in der Diözese Passau praktizierenden Ärzte richtete, die nicht zur Fakultät gehörten173. Ein neuerlicher Bannbrief wurde im März 1412 an die Tore der Minoriten- und Michaelerkirche und bei St. Stephan angeschlagen, der sich wieder gegen alle Ärzte, die nicht an der Fakultät approbiert waren, richtete (AFM I, 19: nisi approbatus sit per facultatem medicine).
3.3.2.2 Der Dekan Wahl und Aufgaben des Dekans sind in Abschnitt VII der Statuten der medizinischen Fakultät genau festgelegt (Kap. 3.3.1). In Angelegenheiten der Administration und Jurisdiktion war der Dekan als Mitglied einer Universitätsnation dem Rektor untergeordnet, nicht aber in Fragen, welche die Lehre betrafen. Der Dekan hatte die Prüfungen der Aspiranten zu den medizinischen Graden zu leiten und ihre Zeugnisse zu beglaubigen; zudem hatte er darauf zu achten, daß die Fakultätsstatuten genau befolgt wurden. Er war auch zeitweise Leiter der Fakultätsbibliothek. Der Dekan sollte auch einmal während seiner Amtszeit die Bursen und Quartiere der Studenten aufsuchen und inspizieren. Zu seinen vornehmlichen Aufgaben gehörte es, regelmäßige Eintragungen über alle die Fakultät betreffenden Aktionen in den Fakultätsakten, die ab 1399 erhalten sind, zu dokumentieren. 173 AFM I, 10, 13. Oct. 1406: Georio episcopo Pataviensi litteram contra practicantes per totam dyocesim nisi essent incorporati facultati medicine; contrarium facientes in currerent excommunicacionem sentencie late.
70 Die Medizinische Fakultät der Universität Wien – Institutionelle Rahmenbedingungen Der Dekan mußte auch über Einnahmen und Ausgaben der Fakultätskasse (capsa communis facultatis medicine, archa parva) genau Buch führen174, und nach erfolgter Abrechnung (computus) seinem Nachfolger die Kasse übergeben. Sollte er das nicht tun, war er aus der Fakultät auszuschließen. Dies wurde jedoch nie exekutiert, denn Dr. Iohannes Silber von St. Pölten (Prosop. II/74) war z. B. noch im Jahr 1406 der Kasse einen Gulden schuldig (AFM I, 10), den er nie zurückzahlen konnte, da er schon 1407 verstarb und sein Nachfolger in den Akten vermerken mußte: Deficiunt facultati pecunie debite ex parte Mag. Iohannes de Sancto Ypolito pie memorie (AFM I, 12). Zu dieser Kasse gab es drei Schlösser mit drei Schlüsseln; einen davon hatte der Dekan, die beiden anderen zwei »Senioren-Doktoren« der Fakultät. Im Jahr 1407 kaufte der Dekan (AFM I, 11) zusätzlich ein Kästchen (capsula, archa, ladula) zur Aufbewahrung der Fakultätsstatuten, des Aktenbuches und der Schlüssel für die o. a. Kasse. Die Kasse und das Kästchen wurden wie die Kassen der anderen Fakultäten in der Kapelle des »Collegium ducale« aufbewahrt, nachdem sie der nachfolgende Dekan übernommen hatte175. Der Dekan mußte auch das Fakultätssiegel (Kap. 3.3.2.4) in Verwahrung nehmen. Weiters hatte er das Ansehen der Fakultät gegenüber den anderen Fakultäten zu verteidigen, und da es des öfteren zu Streitigkeiten zwischen den Fakultäten kam, versuchten manche Mediziner, sich dieses schweren Amtes zu entziehen: Im Wintersemester 1425/26 (AFM I, 63 f.) z. B. wurde Mag. Cristannus de Susato (Prosop. II/16) zum Dekan gewählt; aus bestimmten Gründen nahm er das Amt nicht an ( propter certas causas … non posset esse), sodaß sein Vorgänger, Mag. Iohannes Aygel, (Prosop. II/48) weiter im Amt bleiben mußte. Auch im Sommersemester 1433 (AFM I, 86) lehnte Mag. Cristannus seine Wahl neuerlich ab (rennuit assumere onus), obwohl ihn Mag. Sebaldus de Ravenspurg (Prosop. II/ 113) und Mag. Petrus Volczian (Prosop. II/108) in der Sitzung vom 19. April 1433 erneut darum baten (eum petiverunt Mag. Seboldus et Mag. Petrus Voelczian parte ex una, et decanus parte ex altera, AFM I, 87), sodaß man letztendlich Mag. Henricus Stoll de Hamelburg (Prosop. II/35) wählen mußte (AFM I, 87). 174 AFM I, 2: Anno domini 1402 conclusum fuit … peccunia recipienda a promovendis debet poni in capsam comunem facultatis medicine et in fine decanatus ipse idem decanus debet facere racionem in presencia facultatis de pecunia eadem. Im gleichen Jahr kaufte der Dekan Magister Iohannes Schroff de Valle Eni (Prosop. II/72) eine capsa und gab zwei Gulden hinein, die er von Magister Nicolaus Aichberger von Fürstenfeld (Prosop. II/97) als Immatrikulationsgebühr erhalten hatte. Weitere Details über den »Computus« sind bei schmarda, Doctorencollegium, 28 f. nachzulesen. 175 AFM I, 2: posita est ad collegium ad capellam ubi stant capse aliarum facultatum. Am 21. März 1455 (AFM II, 78) vermerkt der Dekan, daß er für die Vergoldung der archa (Truhe, Kiste) und des Sarkophages der Hl. Cosmas und Damian 49 Ung. Gulden ausgegeben hat.
Die Statuten und die Organisation der Medizinischen Fakultät
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Es kam auch vor, daß ein Mediziner das Dekansamt ablehnte und versprach, es im nächsten Semester anzunehmen: Im Sommersemester 1427 (AFM I, 69) lehnte z. B. Mag. Henricus Stoll ab, an seiner Stelle übernahm Mag. Iohannes Aygel das Amt, und Mag. Stoll folgte ihm dann im Oktober 1427 nach (quod Mag. Heinricus in proxima mutacione decanatum assumeret sine contradictione, quod et promisit). 3.3.2.3 Der Pedell176 Der Pedell war ein Angestellter der Fakultät und sein Gehalt betrug zwischen ein und drei Pfund Pfennige (z. B.: 1404, AFM I, 6, erhielt er 312 tal. preter 36 den.; 1447, AFM II, 42, 3 libr. den.); zusätzlich erhielt er einen Anteil an den Promotionstaxen, die Bakkalare und Lizentiaten zu zahlen hatten (siehe Kap. 3.3.1: Die Statuten der medizinischen Fakultät). Offenbar war im Jahr 1424 (AFM I, 57) ein Pedell mit diesen »Gagen« unzufrieden, denn er bat – wie es in den anderen Fakultäten üblich wäre – um zusätzliches Geld von allen, die medizinische Vorlesungen hörten. Und so beschloß die Fakultät, daß jeder Magister einen Groschen und jeder Bakkalar bzw. Scholar 4 bis 5 den. (Pfennige) viermal pro Jahr zu zahlen hätte, ausgenommen jene, die arm waren (nisi paupertas quem in hoc excusaret, quem eciam per bedellum nolumus aggravari). Zur Aufgabe des Pedellen gehörte es u. a., die Doktoren zu den Versammlungen einzuladen, den Kandidaten den Promotionseid vorzusagen, und bei Festlichkeiten mit dem Szepter den Fakultätsmitgliedern voranzuschreiten. Das Amt des Pedellen dürfte auch begehrt gewesen sein, denn als im April 1460 (AFM II, 101) der Pedell Georius Popfinger de Nördling sein Amt niederlegte, baten viele Bakkalare und andere einfache Leute (multi baccalarii et simplices et aliqui armatis precibus) die Doktoren der Fakultät um diesen Posten. 3.3.2.4 Das Fakultätssiegel (siehe Buchdeckel) Für jede Fakultät wurde ein Siegel angefertigt177. Von einem Siegel für die Mediziner ist zum ersten Mal am 11. März 1404 die Rede: Die Fakultät beschloß damals, von dem Geld, das bei der ersten im Heiligengeist- oder Bürgerspital von Galeazzo de Santa Sofia (Prosop. II/23) abgehaltenen »Anatomie« eingenommen wurde, 9 176 Kink II, Statuten, Nr. 7, 40: 1366, 8. August, Statut der Universität über die Functionen und Gebühren des Bedells; siehe auch Schmarda, Doctorencollegium, 29. Details zu Währungseinheiten (Wiener Pfennig, Gulden, Kreuzer und Groschen) siehe Denk, Alltag zwischen Studieren und Betteln, 127 f. 177 Details zu den Insignien der Universität und der Fakultäten siehe Gall, Insignien, über die Medizinersiegel hier 34 – 36.
72 Die Medizinische Fakultät der Universität Wien – Institutionelle Rahmenbedingungen Schilling und einige Pfennige für die Anschaffung eines Siegels zu verwenden178. Am 24. November 1404 erfolgte der Beschluß, daß dieses Siegel den Evangelisten und Arzt Lukas, der als Patron der Mediziner gilt, darstellen sollte179 und am 2. Jänner 1405 (AFM I, 7) wurde der Dekan mit der Durchführung (exsecucionem) beauftragt. Das erste Siegel der Mediziner, das letztendlich erst 1408 um 7 Schilling und 6 Denare angefertigt wurde (AFM I, 14), stellt das Symbol des Hl. Lukas dar und zeigt einen geflügelten Stier, der das offene Evangelienbuch zwischen seinen Vorderbeinen hält. Das Original-Typar ist erhalten und wird im UAW (Schausammlung) verwahrt. Die Legende lautet: + s [igillum]. facultatis . medicine . studii . wienens [is]. Da das Siegel offenbar gut gefallen hat und man mit dem Goldschmied zufrieden war, spendierte der Dekan für den Wein 8 Pfennige und 5 Oboli für den Überbringer (AFM I, 14: item quando conveniens aurifabrum dedi pro vino 8 den., item quando portavit 5 obol). 1472 mußte das Siegel ausgebessert werden (AFM II, 158: pro reformacione sigilli exposui 60 den.) und 1571 wurde ein zweites Medizinersiegel um 4 Gulden angefertigt. 3.3.2.5 Das Szepter 1430 schlug der amtierende Dekan Sebaldus de Ravenspurg (Prosop. II/113) vor, ein eigenes silbernes Szepter, ähnlich wie es die anderen Fakultäten besaßen und es bei feierlichen Prozessionen vorantrugen, anzuschaffen. Denn die Mediziner haben, wie aus den Fakultätsakten vom 16. September 1422 (AFM I, 52) ersichtlich ist, den Pedell der Theologen und deren Szepter für ihre eigenen Amtshandlungen (actibus) verwendet. Der Dekan konnte aber mit seinem Vorschlag nicht durchdringen, denn man zog es vor, das in der Handkasse vorhandene Geld von 31 Gulden und 3 Schilling unter die Doktoren aufzuteilen (decanus hoc optinere non poterat, sed placuit facultati, ut peccunia divideretur inter singulos doctores)180. Erst am 2. August 1446 ist in den Akten eine Notiz über den Ankauf eines silbernen Szepters zu finden, welches 2 Mark, 4 Loth und 1 Quintel schwer war und dessen Vergoldung 5 Dukaten kostete. Der Goldschmied bekam 5 Ung. Gulden, die Gesellen 2 Groschen Trinkgeld181. 178 AFM I, 4, 11. März 1404: conclusum fuit, quod 9 solidi den. et aliquot denariorum, quos habuit Mag. Galeacz ex denariis collectis in anatomia, debent reponi ad utilitatem facultatis pro sigillo comparando. 179 AFM I, 6: facere fieri unum sigillum pro facultate medicine, cuius effigies esset sancti Luce evangeliste et medici. 180 19. Mai 1430 (AFM I, 81). 181 AFM II, 38: Item comparavi virgam … que in pondere habuit duas marcas argenti, quatuor lotones et 1 quint. Dedi 5 ducatos pro deauracione. Item dedi aurifabro pro labore 5 flor.
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Am 14. April 1479 mußte das Szepter um 14 Ung. Gulden ausgebessert werden – danach wog es 3 Mark und 1 Loth und hatte nun an seiner Spitze einen wertvollen Stein, den der Fakultätspedell Fridericus gespendet hatte (AFM II, 169). Weitere Reparaturen erfolgten 1506 (AFM III, 59), 1515 (AFM III, 106: recepi pro reformacione ceptri 2 libr.), 1530 (AFM III, 176) und 1539 (AFM III, 216). Im Jahr 1619 wurde das alte Szepter mit den anderen Kostbarkeiten der Fakultät (Privilegien, Fakultätsakten, alte Statuten, Arzneimittel-Verzeichnis etc.) ins Universitätsarchiv übertragen (AFM V, 146: arca major … ex decreto facultatis ad archivum universitatis delata fuit…. Cathalogus rerum in arca contentarum: antiquum sceptrum… scatula… duo diplomata … etc.) und angeblich 1643 zum letzten Mal erwähnt182. 3.3.2.6 Das Fest zu Ehren der Patrone Cosmas und Damian183 Unter dem Dekan Dietmarus Hindernpach (Prosop. II/17) wurde am 22. September 1429 angeregt, ähnlich wie es bei den anderen Fakultäten üblich war, das Fest der Fakultäts-Patrone einmal im Jahr, nämlich am 27. September, feierlich zu begehen184. Die Fakultät stimmte zu und beschloß, daß alle Doktoren im Festornat teilzunehmen haben (AFM I, 79, 14. April 1430: de missa solemniter celebranda in die sanctorum Cosme et Damiani et conclusum est, … quod doctores facultatis interesse debent solemniter vestiti) und ab 1446 wurde mit dieser Messe auch eine Totenfeier für alle verstorbenen Fakultätsmitglieder und besonders für Nicolaus von Hebersdorf (Prosop. II/99), den Stifter des Fakultätshauses in der Weihburggasse (siehe Kap. 3.4.1: Haus der Ärzte) verbunden (AFM II, 43, 14. August 1447: pro suppositis defunctis facultatis medicine … et … pro anima olim Mag. Nicolai de Hebersdorf, qui testatus est facultati domum suam cum multis libris diversarum facultatem). Offenbar waren die Mediziner und Studenten etwas säumig, die Messe zu Ungaricales et 2 gross. famulis pro bibalibus. Item unam marcam argenti comparavi pro 6 flor. 1 ort. Mark ist hier als Edelmetallgewicht zu verstehen, wobei 1 Mark 16 Lot entsprachen und 1 Lot zwischen 14 – 17 g betrug; 1 Kölner Mark hatte daher ca. 237,5 g. 182 Gall, Insignien, hier 19. 183 Siehe LThK 6 (2006), Sp. 395 f.: Kosmas und Damianos, Fest der Heiligen nach dem neuen Kalendarium am 26. Sept. (in den AFM ist es der 27. Sept); sichere Nachrichten fehlen, drei Brüderpaare dieses Namens sollen kostenlos als Ärzte praktiziert haben; werden im Orient ab dem 5. Jh. verehrt, sind ab dem 6. Jh. im Kanon der römischen Messfeier verzeichnet. Vgl. Erna und Hans Melchers, Die Heiligen Kosmas und Damian. In: Das grosse Buch der Heiligen, Geschichte und Legende im Jahreslauf (München 1996), 614 – 616. 184 Zum Fest der Fakultätspatrone siehe Senfelder, Medizinische Schule, 1067; vgl. AFM I, 77, zum 22. Sept. 1429: In eadem congregatione fuit motum per decanum, quomodo singule facultates haberent suos patronos et semel in anno certam facerent sollemnitatem et videretur expediens, ut facultatem … ad honorum Dei eciam aliquam faceret sollemnitatem … in die sanctorum Cosme et Damiani. Aschbach I, 313, erwähnt das Patroziniumsfest schon im Jahr 1427.
74 Die Medizinische Fakultät der Universität Wien – Institutionelle Rahmenbedingungen besuchen, sodaß man sich 1450 entschloß, am Tag zuvor die Festmesse per Anschlag am Collegium und in St. Stephan anzukündigen und alle Angehörigen der Fakultät unter einem Pönale von 1 Ung. Gulden aufzufordern, daran teilzunehmen (AFM II, 51)185.
3.4
Der Erwerb von Universitätsgebäuden im 15. Jahrhundert186
Der Plan Herzog Rudolfs IV. von 1365, ein geschlossenes Universitätsviertel zu schaffen, konnte zwar nicht realisiert werden (siehe Kap. 3.1: Die Gründung der Universität), trotzdem scheint eine »Hohe Schule« existiert zu haben, denn ab 1366 wurde ein Rektor erwähnt, artistische und juridische Vorlesungen fanden statt und 1373 soll Berthold von Wehing der erste in Wien promovierte mag. art. gewesen sein187. Es gibt nur Vermutungen, welche Gebäude damals zur Verfügung standen. Manche Historiker wie Uiblein188 nehmen an, daß zwischen 1365 und 1384 die Bürgerschule zu St. Stephan189 (heute Kurhaus, 1010 Wien, Stephansplatz 3) als Provisorium diente. Perger hingegen zweifelt, ob in dem kleinen Schulgebäude neben der Stephanskirche zusätzliche 100 Studenten samt ihren Professoren Platz gehabt hätten und meint: »Die Frage der Unterkunft der Universität vor 1384 wird daher weiter zu diskutieren sein«190. Erst ab dem Privileg Herzog Albrechts III. von 1384 sind die Gebäude, beginnend mit dem »Collegium ducale« (hier hatten die Mediziner einen Hörsaal, siehe Kap. 3.2: Das Privileg Hzg. Albrechts III.), die zur Universität gehörten, faßbar. Aufgrund der Universitätsprivilegien waren nicht nur die Universität als Ganzes, sondern auch ihre vier Fakultäten und die Stipendienstiftungen als Rechtspersönlichkeiten befähigt, Gebäude zu kaufen, zu mieten, und zu vermieten und waren der städtischen Gerichtsbarkeit und Steuerhoheit entzogen. Andererseits wollte sich die Stadt Wien die Steuereinnahmen nicht entgehen lassen und verpflichtete nun Personen, die ein Wiener Bürgerhaus kaufen und gleichzeitig auch am politischen Leben der Stadt teilhaben wollten, einen »Revers« auszustellen, wodurch das Haus unter städtischer Steuerhoheit blieb (siehe: Kap. 3.4.1: Haus 185 AFM II, 51: Intimatum fuit mandatum decani medicine in valuis collegii et sancti Stephani cum sigillo facultatis medicine sub pena unius floreni ad omnia eiusdem supposita. 186 Details zu allen hier erwähnten Gebäuden bei: Hamann, Universitätsviertel; die Lage der einzelnen Gebäude ist aus der Planskizze »Die mittelalterlichen Universitätsgebäude und Bursen«, S. 208, zu ersehen (siehe Abbildung 4 im Anhang). 187 Uiblein, Beiträge zur Frühgeschichte, hier 39 – 41; Schrauf, Die Wiener Universität, 969 – 973. 188 Uiblein, Beiträge zur Frühgeschichte, 40, und Ders., Mittelalterliches Studium, 14. 189 Perger, Universitätsgebäude, 78 – 80 (»Die Bürgerschule zu St. Stephan«). 190 Perger, Universitätsgebäude, hier 79 f.
Der Erwerb von Universitätsgebäuden im 15. Jahrhundert
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der Ärzte, AFM 1, 55 und den Revers des Michael Puff von Schrick, Prosop. II/ 94)191.
3.4.1 Das Haus der Ärzte192 Das Haus in der »Weihenburg« ist seit 1300 als Bürgerhaus nachweisbar. Im 19. Jahrhundert wird die Parzelle mit dem Nachbarhaus vereint, worauf um 1900 ein Neubau erfolgte (1010 Wien, Weihburggasse 10 – 12). Seit 1956 ist dieses Haus im Besitz der Ärztekammer für Wien. Da der Medizinischen Fakultät im Collegium ducale nur ein Hörsaal (s. o.) zur Verfügung stand, beschloß man in der Fakultätssitzung vom 3. Februar 1413 (AFM I, 21 f.), die Herren Ulricus Grünwalder (Dekan, Prosop. II/124) und Iohannes Schroff (Prosop. II/72) zu Bertholdus Stark (Prosop. II/5, Leibarzt von Herzog Albrecht V.) zu senden, damit dieser sich mit Nikolaus von Hebersdorf (Prosop. II/99) beim Herzog für die Fakultät einsetze, daß sie ein eigenes Haus für ihren Unterricht bekomme193. Dieses Unternehmen blieb erfolglos (kein weiterer Hinweis darüber in den AFM), aber überraschender Weise erbte die Fakultät im Jahr 1421 von dem 1419 an der Pest verstorbenen Arzt Nikolaus von Hebersdorf194 dessen Haus und Bibliothek »in der Weihenburg« nahe dem Nonnenkloster zur »Himmelpforte« (AFM I,
191 Perger, Universitätsgebäude, hier 75, QStW II/2, Nr. 2545, 28. Nov. 1435, grundbücherliche Eintragung. 192 Perger, Universitätsgebäude, Das »Haus der Ärzte«, hier 89; Perger, Das alte Universitätsviertel, Katalog, auf Plan (S. 208) mit Haus Nr. 936 ausgewiesen und mit folgendem Text (S. 212 f.) versehen: »Vom Bucharzt Mag. Niklas von Hebersdorf 1440 (!) der medizinischen Fakultät der Universität gewidmet, als »Der Ärzte Haus« bezeichnet«. Da Niklas Hebersdorf bereits 1419 starb, kann sich die Jahreszahl nicht auf ihn beziehen, vielmehr auf die Erwähnung »Der Ärzte Haus« im Grundbuch (siehe Gb.29/21, fol. 534v ; Gb.29/23, fol. 214 »Ärzte-Haus« auch 1462, Gb, 29/22, fol. 18, bei Perger, Universitätsgebäude, 89). Zur Geschichte des Hauses der Ärzte siehe auch Wolfgang Regal und Michael Nanut, Das »Haus der Ärzte« im Wandel der Zeit (Altes Medizinisches Wien, 50). In: Ärzte Woche 17, Nr. 38 (Wien 2003), 30 (auch online abrufbar : www.springermedizin.at/zeitschriften). Schmarda, Doctorencollegium, hier 30, 32. Senfelder , Medizinische Schule, 1047, hier Fußnote 5. 193 AFM I, 22: facultas medicine pro domo sibi propria laboraret, … conclusum fuit, quod decanus et Mag. Iohannes de Valle Eni accedere deberent Mag. Bertholdum phisicum principis et ipsum informare et petere, … in curia modis convenientibus et decentibus insisterent ad prefatum facultatis intentum obtinendum. 194 AFM I, 42: epidemia non parva …exstitit rabiose duos sollempnes de nostris doctoribus, Mag. scilicet Nicolaum de Hebersdorff et Ulricum Gruenwalder in octo quasi diebus interimens.
76 Die Medizinische Fakultät der Universität Wien – Institutionelle Rahmenbedingungen 55: domus … site in platea dicta »Weygenburg« prope monasterium monialium appellatum »Hymellporten«195). Der Dekan Christannus de Susato (Prosop. II/16) übernahm mit seinen Kollegen 1421 das Haus und bestätigte dies in einer Urkunde vom 30. Mai 1421196. In einer Notiz vom 14. April 1423 ist zu lesen, daß die Medizinische Fakultät einen Revers ausstellte, in dem sie sich gegenüber dem Bürgermeister Konrad Holzler verpflichtete, jährlich 1 Pfund Pfennige Steuer zu bezahlen, um damit von etwaigen anderen Steuern (exaccionibus) und Ansprüchen (impeticionibus), welche die Stadt einfordern könnte, befreit zu werden197. Im Jahr 1438 (AFM II, 12) schreibt der Dekan, daß auch den Schotten Zins zu zahlen ist, und zwar 4 Denare für zwei Jahre. Am 12. Mai 1487 (AFM II, 188 f.) wird in der Fakultätssitzung über einen Brief beraten, den der Rektor vom Schottenabt erhalten hat: Danach habe die medizinische Fakultät seit Jahren für das Haus die Grundsteuer nicht bezahlt (facultatem medicorum de sua domo retroactis annis numero non paucis nobis fundalem censum non soluisse) und diese sei nun nachzuzahlen. Die Fakultät könne aber auch das Haus kaufen; in diesem Fall würden sie milde verfahren (Si illi animo est eam rehabere, mite agemus). Dieser Brief verwunderte die Fakultät, denn dieses Haus war ihr mit Recht zuerkannt worden und sie hatte niemals eine Steuermahnung erhalten. So beschloß die Fakultät, den Rektor zu bitten, er möge mit dem Abt sprechen. Der Rektor, der alle seine Aufgaben aufs Gewissenhafteste und Klügste erledigte (diligentissime et prudentissime, ut alias in aliis semper solet facere negociis), konnte diese Angelegenheit dermaßen zur Zufriedenheit des Abtes und der Fakultät regeln, daß diese für die vergangenen 25 Jahre (ab 1461) 50 Denare Steuer nachzahlte und fürs laufende Jahr 2 Denare und nicht mehr. Des Öfteren ist von den Bemühungen der Fakultät zu lesen, von der Steuer
195 Zur Geschichte des »Himmelpfortklosters« siehe Czeike, Historisches Lexikon 3 (1994), 191 f.; zur »Weihenburg« Czeike, Historisches Lexikon 5 (1997), 599; Das Kloster »Dy himelportt« ist im sogen. »Albertinischen Plan« von Wien, 1421/22 unweit von St. Stephan zu erkennen, siehe Opll, Wien im Bild, Tafel 1. 196 AFM I, 46: Ich maister Cristan von Suest, lerer der erczney, … und alle lerer der selben gemain bekennen, als der ersam maister Niklas von Hebersdorf … unser vorgenanten gemain geschaft hat sein haus … und alle seine pucher …, di er seinen ghescheffthern hat bevollen uns inzeantworten, … Berthold Starkch von Pasel, die czeit des … herczog Albrechtss cze Osterreich etc. puchartzt, …dar umb sagen wir in und sein erben fur uns … des selben haus und pucher ganz quit und ledig mit urchuent des priefs besigelten mit der obgenannten gemain aufgedrukchten insigel. 197 AFM I, 55: decrevit facultas … cum civibus pactum de annuatim dando facere, … de aliis exaccionibus et impeticionibus, que forte per amplius civitas facere conaretur, ex toto esset exempta. Ganz anders interpretieren die Historiker Rosas I, 118 und Aschbach I, 314 diesen Text und schreiben: »das Haus wurde von der städtischen Dienstbarkeit der Bürger befreit«.
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gegenüber der Stadt befreit zu werden198. Auch 1453 (AFM II, 60) sollte der Dekan beim Bürgermeister um Befreiung (libertatio) vorsprechen und, wenn nötig, ihn mit einer Silbermark belohnen (!), andernfalls würde die Fakultät zum König gehen (Magistrum civium petere… et … eum… honorare cum 1 marca argenti vel citra pro impetranda libertatione). Die Antwort war dezidiert: Der Bürgermeister allein könne nichts ausrichten und der König habe keine Zeit, denn dieser müsse nach Prag, um die Krone Böhmens in Empfang zu nehmen (Magister civium dixit, se nichil potuisse efficere … Rex … habuit ire ad Pragam pro suscepcione corone regni Boemie)199. Ein Teil des Hauses wurde als »Bibliothek« verwendet, wobei die Bücher von Nikolaus von Hebersdorf den Grundstock der Fakultätsbibliothek bildeten, die große Stube, stuba magna, war für die Fakultätsversammlungen reserviert, der restliche Teil wurde vermietet, ein Umstand, der oft Ärger und Sorgen bedeutete200 : man mußte einen passenden Mieter finden, den Zins berechnen, auch Reparaturen vornehmen lassen und Streitigkeiten mit den Nachbarn schlichten. In den AFM II (1436 – 1501) wird an über 50 Stellen über alle das Fakultätshaus betreffenden Probleme referiert201. Die meisten Zitate beziehen sich auf die jährliche Miete, die z. B. im Jahr 1423 6 Pfund Pfennige (AFM I, 93) betrug, langsam anstieg und 1453 (AFM II, 60) 12 Pfund Pfennige erreichte. Im Jahre 1459 (AFM II, 99) sollte die Miete bereits 11 Ung. Gulden betragen202. Der Mieter bittet um Ermäßigung, die ihm gewährt wird unter der Voraussetzung, daß er den Mist entfernen und Einiges reparieren läßt und vor allem, daß »Anatomien« im Hause stattfinden dürfen. Denn einige Jahre vorher – 1455 – waren zwei Priester entrüstet ausgezogen, da während der Fastenzeit im Fakultätshaus eine »Anatomie zelebriert« worden war (AFM II, 78: de locacione domus… que resignata fuit circa festum sancti Georii per duos sacerdotes inhabitantes propter celebracionem anathomie in ea in Quadragesima). Manchmal gab es auch Probleme mit den Nachbarn des Hauses, z. B. im Jahre 1438 (AFM II, 10 f.), als Dom. Leopoldus Maesenpuegel, Pfarrer auf der Hülben203, 198 1446, AFM II, 37 und 39; 1447, AFM II, 41 und 44. 199 1453 wird Ladislaus Postumus König von Böhmen. 200 Schmarda, Doctorencollegium, 32 – 34, ausführliche Beschreibung der Eintreibung des Mietzinses. 201 Schrauf gibt in seiner Einleitung zu AFM II, p. XI, Anm. 2, eine Liste der entsprechenden Seiten, die sich mit dem Fakultätshaus beschäftigen, wieder. 202 Zeit der »Schinderlinge« – 1457 – 1460: Pfennige, deren Silbergehalt immer geringer wurde. 1455 war 1 Ung. Gulden gleich 1 Pfund = 240 Pfennige, 1460: 1 Ung. Gulden = 4 Pfund = 960 Pfennige in den Wiener Stadtrechnungen; im Privatverkehr bis zu 8 Pfund Pfennige (= 1920 Pfennige) und mehr. Siehe Luschin von Ebengreuth, Münzwesen (1913), 73 f. 203 St. Jakob auf der Hülben, ehemaliges Augustiner-Chorfrauenkloster, in der Nähe des ehemaligen Stubentores, 1010 Wien, siehe Peter Csendes, Das Werden Wiens. In: Csendes/ Opll, Wien. Geschichte einer Stadt 1, 55 – 94, hier 77.
78 Die Medizinische Fakultät der Universität Wien – Institutionelle Rahmenbedingungen die Fakultät beschuldigte, durch das Regenwasser, das durch den Fakultätshof nahe seiner fovea (Vorratsgrube) floß, geschädigt zu werden. Nach langen Besprechungen mit dem Bürgermeister und einigen Bürgern wurde beschlossen, daß die Fakultät ihr Regenwasser nicht in die fovea des Priesters fließen lassen dürfe, sondern in eine eigene Vorratsgrube, die zu bauen der Fakultät gestattet wird (facultas non debet suam ducere aquam ad dicti presbiteri voveam, sed …ad unam voveam in domo facultatis factam fluere permittat). Eine ausführliche »Hausordnung« wird am 30. Aug. 1465 im Zuge der Vermietung des Hauses an Mag. Conradus Praun de Müldorf (Prosop. II/14) beschrieben (AFM II, 125 f.): – Die Miete (die für dieses Jahr mit 10 Ung. Gulden festgelegt wird), ist in zwei Raten zu bezahlen, und zwar jeweils zu St. Georg (24. April) und St. Michael (29. September). – Der Mieter möge das Haus rein halten (teneat domum munde) und nicht mit Gewalt zerstören (non cum violencia frangat), er möge kein Geschrei verursachen oder die Nachbarn stören (non hospitando in ea clamorosos vel perturbatores vicinorum). – Kleinere Schäden am Haus, die nicht aufgrund seines Alters entstanden sind (que non vetustate nimia periclitantur), möge der Mieter auf eigene Kosten reparieren lassen (z. B. Fensterscheiben/vitree fenestre, Kochtöpfe/cacabi fornacis, Seil für den Wasserkrug/funes pro urna, etc.), zusätzlich müsse er den Mist und den Schnee entfernen (educere fimum et nives). – Größere Schäden sind unbedingt dem Dekan zu melden und werden dann auf Kosten der Fakultät repariert. – Sollte der Mieter die Stadt verlassen wollen (contingat ipsum exire civitate), möge er einen ehrenwerten und der Fakultät genehmen Nachfolger nennen, der das Haus bewahren soll. Für etwaige Schäden würde die Fakultät den Mieter klagen (dampnum repeteret). – Sollte der Mieter die Vereinbarungen nicht einhalten, liegt es im Ermessen der Fakultät, ob er weiterhin hier wohnen darf (eum amplius servare in domo facultatis aut abicere). Als Eigentümer des »Ärzte Hauses« ist im Grundbuch von 1440, 1462 und 1518 die Medizinische Fakultät unter ihrem Dekan angegeben204. Da das »Haus der Ärzte« von der Hochschule (Collegium ducale) und dem darin befindlichen Hörsaal der Mediziner zu weit entfernt lag, wollte man es 1453 verkaufen und dafür das Haus des verstorbenen Mediziners Petrus Volczian (Prosop. II/108), das gegenüber dem Collegium ducale lag, erwerben205. Der Kauf 204 Perger, Universitätsgebäude, 89. 205 Schrauf, AFM II, 63: domus relicte per dominum doctorem Mag. Petrum Voelczian pro
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kam aber wegen des schlechten Zustands des Volczian-Hauses nicht zustande (AFM II, 63: visa fuit eadem domus per plures doctores et videbat prima facie nimis stricta et ruinosa). Im April 1518 (AFM III, 140) ist das »Haus der Ärzte« durch einen Brand der umgebenden Häuser zerstört worden (concremata est). Die Fakultät wurde von einem gewaltigen Schrecken erfaßt (facultas multum perterrita), denn sie hatte nur 4 Gulden in der Kasse, aber bald darauf erhielt sie von Iohannes Pilhamer (Prosop. II/67), Simon Lazius (Prosop. II/114) und Michael Sartoris (Prosop. II/ 95) je 100 Gulden zum Wiederaufbau. Das »Haus der Ärzte« fiel letztendlich 1525 einem großen Stadtbrand zum Opfer (AFM III, 161, 18. Juli 1525), sodaß die Fakultät im Jahr 1526 beschloß, die Ruine zu verkaufen. Zuvor mußte sie aber ihre Pfandschulden einlösen, nämlich 60 Pfund an Michael Sartoris und 70 Pfund an die Lilienburse. 10 Pfund erhielt Iohannes Enzianer (Prosop. II/51), damit er das Haus kaufte und es wiederaufbaute (ut domum emeret et reedificaret)206.
3.4.2 Die Nova Structura oder Neue Schule207 Das nach 1385 errichtete Collegium ducale entsprach bald nicht mehr den Bedürfnissen der Universität, sodaß die »Lehrer, Meister und die ganze Universität der Schule zu Wien« in den Jahren 1417 – 22 folgende drei Grundstücke »bei den Predigern auf dem Steig« erwarben: Am 17. Sept. 1417 – vom Tischler Hans Linzer um 50 Pfund eine Brandstätte – (AFA 2, fol. 14b ; UAW Urkundenreihe, B. 77.), am 11. Okt. 1417 – von Elsbeth, Witwe des Tischlers Peter, um 32 Pfund eine Brandstätte (UAW Urkundenreihe, B 79) und am 9. Febr. 1422 – vom Schuster Mert Frauenmesser208 um 80 Pfund ein Haus. lectorio et libraria facultatis… sita ex opposito collegii ducalis, siehe Haus Nr. 1122 auf dem Plan bei Perger, 208, und Ders., Topographie, 239 f.; heute gelegen: 1010 Wien, Dr. IgnazSeipel-Platz, Jesuitenkirche und Benediktkapelle. Geschichte des Hauses siehe unter »Die Bruck-Burse« bei Perger, Universitätsgebäude, 91 f. 206 Perger, Universitätsgebäude, 89, zitiert AFM III, 164 – 167 und Gb. 29/23, fol 321b. Der Kaufbrief an Iohannes Enzianer ist mit 26. Mai 1426 datiert und in AFM III, 166 – 67 wiedergegeben. 207 Perger, Universitätsgebäude, 86 f. auf Plan (S. 208) mit Haus Nr. 1150 ausgewiesen; Schrauf, Die Wiener Universität, 986 – 990. 208 UAW Urkunde B 85: Mert Fraunmesser und seine Frau Agnes verkaufen mit Handen des Ulrich Grundloch, Bürger- und Münzmeister zu Wien, und des Wiener Rates das der genannten Agnes gehörige Haus auf dem Steig bei den Predigern, zunächst dem Haus des Schusters Peter Kremser und der Brandstätte des verstorbenen Tischlers Hans Linzer gelegen, um 80 Pfund den Lehrern, Meistern und Studenten der ganzen Universität zu ainer Schul die sy daraus mainent ze pawn. Siegler : die Stadt Wien und der Wiener Bürger Hans von Friesach. Dazu Hamann, Universitätsviertel, 2. Topographie Perger, hier 238.
80 Die Medizinische Fakultät der Universität Wien – Institutionelle Rahmenbedingungen Nach Demolierung dieser drei Objekte ließ die Universität aus eigenen Mitteln in den Jahren 1423 bis 1425 ein Studiengebäude, die »Neue Schule« (AFA 2, fol. 73: nova structura209) errichten. Die Artistenfakultät unter der Leitung des Dekans Johannes von Gmunden und Thomas Ebendorfers erhielt die Bauaufsicht und von Herzog Albrecht V. 160 Pfund und Steine (notabilis quantitas lapidum) der 1421 zerstörten Synagoge als Baumaterial zur Verfügung gestellt (AFA II, fol. 46v)210. Eine Hälfte des Hauses (der vordere Teil) war für die Artistenfakultät, der andere Teil für die drei übrigen Fakultäten vorgesehen. Hier gab es im Erdgeschoß drei Hörsäle, einen davon erhielt die Medizinische Fakultät. Im Obergeschoß war ein großer Saal, eine magna aula, die später (1498) auf Betreiben von Conrad Celtis mit Fresken geschmückt wurde und für universitäre Festlichkeiten (conventus, vesperie, licencie et sollemnes doctorales determinaciones) zur Verfügung stehen sollte. Das Gebäude lag auf beiden Seiten der heutigen Bäckerstraße zwischen Dr. Ignaz-Seipelplatz und Postgasse und wurde im Zuge von Neubauten 1623 wieder demoliert.
3.4.3 Die Rosenburse – Burse zur roten Rose211 Zum Begriff »Burse« ist vorerst festzuhalten, daß dies einerseits den Geldbetrag bedeutet, den ein Student für eine Woche in einem Studentenhaus für Essen und Wohnen aufwenden mußte – in Wien betrug dies laut Gall 2 – 3 Groschen (1 Prager Groschen = 7 – 8 Wiener Pfennige) – andererseits wird damit auch das Studentenhaus selbst bezeichnet212. 209 Vertrag zwischen Landesfürst und Universität vom 27. Juli 1423 über Finanzierung und Nutzung des neuen Universitätsgebäudes (»Neue Schule«). Uiblein, Nachlaß, Transkription von AFA II, Schachtel 4/Nr. 16; Druck bei Kink 1, 253 – 55, Nr. 20, dazu Hamann, Altes Universitätsviertel, 2. Topographie, Perger, 239. Siehe auch UAW Urkunde B 88 (enthält beglaubigten Revers der Artistenfakultät vom 30. Sept. 1434 betreffend den Neubau und dessen Nutzung). 210 Uiblein, Nachlaß, Transkription von AFA II, Schachtel 4, Nr. 16. Die Synagoge stand auf dem heutigen Judenplatz und wurde im Zuge des Juden-Progroms 1421 in Österreich unter und ob der Enns zerstört. Die Häuser des Judenghettos wurden beschlagnahmt, entweder verkauft oder verschenkt. Siehe Schrauf, Universität, 987 und Klaus Lohrmann, Judenrecht, 308. 211 Geschichte des Hauses siehe Perger, Die Rosenburse, 88 f. Bürgerhaus, Haus Nr. 1146 auf Plan 208, und Text dazu 213; Hamann, Universitätsviertel, 2. Topographie Perger, 232 f. und 254 f. Heute: 1010 Wien, Postgasse 8, Barbaragasse 1, Dominikanerbastei 9; Schrauf, Universität, Rosenburse, 1000 f.; Ders., Studentenhäuser, 9, Kap. 3. 212 Details zu den Bursen bei Schrauf, Studentenhäuser, Ders: Die Wiener Universität, Das Quartier latin, 993 – 1000; Kink I, 1, 35 f; Gall, Die alte Universität, 45 – 62; Perger, Universitätsgebäude, 75 f. Neuere Überlegungen zum Leben der Studenten im Mittelalter bei Schwinges, Der Student in der Universität, hier 202 – 205 zu Unterkunft und Wohnen; Kurt Mühlberger, Wiener Studentenbursen und Kodreien im Wandel vom 15. zum
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Um den Studenten den Aufenthalt in Wien zu ermöglichen, wurden entweder Bürgerhäuser privat vermietet oder Häuser mittels einer Stiftung dafür eingerichtet. Schon in den allgemeinen Universitätsstatuten von 1385 (siehe oben) wurde vorausgesetzt, daß Studenten gemeinsam wohnten, denn dem Dekan wurde vorgeschrieben, diese Häuser einmal während seiner Amtsperiode aufzusuchen, um die Studenten zu Fleiß und Disziplin zu ermahnen (visitet semel in dimidio anno omnes domos Scholarium …exhortando, ut sint studiosi et in moribus compositi). In den Statuten der Artistenfakultät (1389) wird bestimmt, daß in jedem Haus, in dem mehr als vier Studenten beisammen wohnen, ein Magister oder Bakkalar zum Rektor (Conventor) ernannt wird, dem sie zu gehorchen haben213. Nun zum Werdegang der »Rosenburse«, der ältesten Burse in Wien: Der 1419 an der Pest verstorbene Mediziner Ulricus Grünwalder (Prosop. II/124) verfügte in seinem Testament, daß 365 Pfund Pfennige für eine Stiftung für vier Studenten verwendet werden sollten. Am 25. Februar 1423 erwarben seine Testamentsvollstrecker Dr. theol. Petrus Czech von Pulkau, Dr. theol. Dietrich von Hammelburg und Magister Thomas Ebendorfer das sogenannte »Wagendrüsselsche Haus« (heute 1010 Wien, Postgasse 8) nächst dem Predigerfreithof und widmen es zu ainer ewigen wonung und aufhaltung armer studenten und schüler214. Schon vor diesem Kauf bestand in diesem Haus eine Burse215. Am 5. Mai 1432 wurden die vier Heimplätze durch den Wiener Bürger und Münzmeister Niklas Untermhimmel um weitere vier erweitert216. Der diesbezügliche Originalstiftbrief ist im alten Universitätsarchiv, Ladula I, 2 vorhanden. Gleichzeitig wurden die Statuten dieser Burse verfaßt (siehe Statutenbuch, ÖNB Cod. 14503), die ab nun »zur roten Rose« (Bursa rubee rose) genannt wurde. Am 3. Mai 1438 stiftete Münzmeister Niclas Untermhimmel 60 Pfund Pfennige, davon gehörten 40 Pfund den Studenten des Hauses, 4 Pfund den Herren Thomas
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16. Jahrhundert (1993), 129 – 190; Ulrike Denk, Alltag zwischen Studieren und Betteln. Die Kodrei Goldberg, ein studentisches Armenhaus an der Universität Wien, in der frühen Neuzeit (2013). Statuten der Artistischen Fakultät, 1. April 1389: Nolumus quod aliqui scolares nostre facultatis stent in aliqua Bursa saltem plures quam quatuor nisi habeant secum aliquem magistrum aut discretum baccalarium nostre facultatis, cui tanquam rectori burse teneantur obedire (siehe Kink II, 170 – 225, hier 187). »In aliqua Bursa« bedeutet hier in irgendeinem Quartier. Schrauf, Studentenhäuser, 9, Kap. 3, 2. Schrauf, Die Wiener Universität, 1000. Schrauf, Studentenhäuser, 9, zitiert AFA 2, fol. 56v (Uiblein, Nachlaß, Transkription von AFA II, Schachtel 4, Nr. 16). Perger, Universitätsgebäude, Rosenburse 88: Gb 1/6, fol. 268b und Schrauf, Studentenhäuser 10, Kap. 3/4.
82 Die Medizinische Fakultät der Universität Wien – Institutionelle Rahmenbedingungen von Haselbach, Andreas von Weitra und Stefan von Egemberg und die restlichen 16 Pfund waren für ein »Salve regina« in der Stephanskirche vorgesehen217. In seinem 2. Testament vom 3. November 1443 widmete Niclas Untermhimmel zu den neun Studenten weitere drei Plätze, von denen mindestens neun aus dem lannd Österreych geborn darunter sind218. Aus dem »Hofquartierbuch« des Jahres 1563 wissen wir über die »Lokalitäten« der Rosenburse Bescheid: Für den Provisor waren vorgesehen: 1 Stube, 1 Kammer, 1 Küche; für die Stipendiaten und andere Studenten: 5 Stuben, 15 Kammern, 1 Küche, 1 Keller; für den Magister Hiberus: 1 Stube, 1 Kammer. Die Bürger hatten 3 Kammern und 1 Küche. Zusätzlich gab es 2 Ställe für 2 mal 4 Pferde219. Anfang des 16. Jahrhunderts traten Schäden am Gebäude der Rosenburse auf, die vom Konventor behoben wurden. 1651 veranlaßten die Jesuiten, die seit 1623 die Universität leiteten, den Abbruch des Hauses und an seiner Stelle wurde das Kloster St. Barbara gebaut. Nach Aufhebung des Jesuitenordens 1773 ging das Gebäude an die Griechisch-unierte Kirche und ist heute noch im Besitz der Ukrainischen Griechisch-katholischen Zentralpfarre zu St. Barbara in Wien220. Die Stiftung der Rosenburse hatte um 1900 ein Kapital von 100.000 Kronen, von deren Zinsen 15 Stipendien bezahlt wurden. Bis 1938 bestand die Stiftung und wurde nach 1945 mit anderen Stiftungen zu einem Stiftungsfonds vereinigt221. Die Statuten der Rosenburse vom 19. Februar 1432 wurden zum Vorbild für alle späteren Bursen in Wien; sie beinhalten Vorschriften, die das Bursenleben in elf Punkten regeln und die vermutlich von Thomas Ebendorfer verfaßt wurden222 : – Gottesdienst (Item de cultu divino) – Vorschriften über Gebete und Beichtpflicht; Zuwiderhandeln wird mit »Fleischentzug« bestraft, nach einer dreimaligen Ermahnung erfolgt der Ausschluß. – Provisor (De provisore domus prefate stipendiatorum) – Ein Stipendiat wird vom Magister zum Provisor (Hausverwalter) ernannt, dem die übrigen Stipendiaten untergeordnet sind. – Eid und Amt des Provisors (De juramento et officio provisoris) – Aufsicht über das Haus und seine finanziellen Belange; Beaufsichtigung der Scholaren, Strafen allerdings nur mit Zustimmung des Superintendenten; Entlehnung von Büchern; Hilfestellung bei der Wahl der Vorlesungen und Übungen. Sein Gehalt beträgt vierteljährlich ein halbes Pfund Pfennige. 217 Schrauf, Studentenhäuser, 10, Kap. 3/5; UAW Lad. I, 2. 218 Schrauf, Studentenhäuser, 10, Kap. 3/6, UAW Lad. I, 4. Perger, Universitätsgebäude, 88 gibt hier irrig das Jahr 1448 an. 219 Schrauf, Die Wiener Universität, 1001. 220 Heute: Kirche St. Barbara, 1010 Wien, Postgasse 8 – 12; Pfarramt, 1010 Wien, Riemergasse 1/11. 221 Gall, Alte Universität, 56 f. 222 Schrauf, Studentenhäuser, 44 – 51.
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– Aufnahme der Stipendiaten (De recipiendis ad collegium et ipsorum qualitate) – Grundkenntnisse, die zum Universitätsstudium befähigen, werden gefordert; nur Bakkalare, die in zwei Jahren das Magisterium, und fleißige Scholaren, die in drei Jahren das Bakkalariat erwerben können, werden aufgenommen. Vorlesungs- und Prüfungspflicht, andernfalls erfolgt der Ausschluß. Nach erfolgtem Magisterium ist der Besuch theologischer Vorlesungen Pflicht. Aufgenommen werden auch Priesterkandidaten und Bakkalare, die Theologie studieren wollen. Register über die Aufnahme und Eidesleistung aller Stipendiaten. Von den neun Stiftplätzen müssen mindestens acht Stipendiaten aus Österreich unter oder ob der Enns stammen. Die Höchstzahl ist mit zwölf angegeben, im Ausnahmefall können es dreizehn Plätze sein. – Das Studium (De modo vivendi quo ad studium) – Tägliche Übung des Lateins und Verbot, Deutsch zu sprechen (Strafe: 1 Groschen). An Wochentagen finden verpflichtende, abendliche Exerzitien bzw. Disputationen über ein allgemein verständliches Thema statt, wobei Magister und Provisor opponieren (als »Streitgegner« fungieren). Zusätzlich sind alle verpflichtet, täglich an einer Vorlesung mit Übung an der jeweiligen Fakultät teilzunehmen, ausgenommen davon sind Stipendiaten, die sich auf Bakkalar- bzw. Lizentiats-Examen vorbereiten. An Feiertagen sollen lateinische Autoren, wie Cicero, Vegetius und Boethius, Heiligenlegenden und Hymnen gelesen und darüber gesprochen werden, um das Latein zu vervollkommnen. – Verköstigung und Stipendiaten (De refectione et hiis que concernunt eandem) – Um niemanden zu benachteiligen, gibt es einen gemeinsamen Tisch mit den darauf angerichteten Speisen; bei Spezialessen hat auch der Provisor Anwesenheitspflicht; Höflichkeit und Freundlichkeit im Haus und bei Tisch werden vorausgesetzt. – Verköstigung im Besonderen (De modo providendi circa mensam in speciali) – Wer außerhalb der Bursa zum Essen eingeladen ist, zahlt trotzdem seinen Wochenbeitrag (acht Wiener Pfennige), Gäste zahlen an Observanztagen (Feiertagen) vier Pfennige, an Wochentagen zwei Pfennige. – Sitten (Die habitudine studencium quo ad mores) – Frauenbesuch war streng verboten und das Schlafen außer Haus wurde mit Entzug des Taggeldes verboten, desgleichen häufige Reisen in die Heimat. Die Stipendiaten wohnen im oberen Stockwerk des Neubaues. – Eid der Neuaufgenommenen (Rubrica juramentorum domum subintrancium) – Statuten und Hausordnung sind zu befolgen, Strafen sind zu ertragen, erst »hartnäckiges« und wiederholtes Zuwiderhandeln wird mit Ausschluß bestraft, trotzdem sollte man die Stiftung nach Möglichkeit fördern. – Haupt-Superintendenz (De superintendentibus) – Dr. Thomas Ebendorfer, Dr. Peter Etter und Niklas Untermhimmel bleiben bis an ihr Lebensende Superintendenten und behalten sich vor, ihre Nachfolger selbst zu ernennen.
84 Die Medizinische Fakultät der Universität Wien – Institutionelle Rahmenbedingungen – Stiftungsvermögen (De distribucionibus rerum domus et communitate earundem) – Allen Stipendiaten gehört alles gemeinsam, auch die Einkünfte; ausgenommen davon sind Bücher, Möbel, Küchenvorräte und ein Drittel des Zinses, der zur Erhaltung des Hauses verwendet wird. 3.4.4 Älteres und jüngeres Studentenspital223 Daß es im mittelalterlichen Wien Krankenhäuser gab, erfährt man aus den Medizinerakten nur im Rahmen der öffentlichen Anatomien, da diese meist dort stattfanden: AFM I, 4, 12. Februar 1404: in hospitale Wiennensi oder AFM II, 181, 13. Oktober 1483: anathomiam … habuimus circa sanctum Spiritum (siehe Kap. 4.3: Die Anatomien). Oder auch ganz beiläufig am 19. Mai 1440, als der Bürgermeister der Stadt Wien mit der Frage an die Fakultät herantritt, ob man im Spital einen Doktor oder einen Scholaren der Fakultät anstellen solle (AFM II, 19: de medico habendo in hospitali, ut facultas consuleret, an recipiendus esset doctor aut scolaris facultatis eiusdem), worauf die Fakultät dezidiert antwortet, daß ein Arzt und ein Famulus gebraucht würden (quod consilium facultatis sit de doctore cum famulo utili etc). 1462/63 wird mit Doktor Martinus Guldein (Prosop. II/86) erstmals ein Mediziner der Universität Wien zum Bürgerspitalsmeister ernannt224. Für Studenten ergaben sich aufgrund ihrer rechtlichen Sonderstellung als Universitätsangehörige beim Aufsuchen eines öffentlichen Krankenhauses Probleme: Im Falle des Todes eines Studenten fiel sein gesamtes Hab und Gut (bona mobilia), sei es aus den Bursen oder der Stadt (in bursis aut alibi deposita in civitate) zur Gänze an das Krankenhaus und wurde zugunsten der Armen im Spital verwendet (quod cedere deberent pauperibus in hospitali)225. Das widersprach nun den Universitäts-Privilegien und andererseits konnten arme Studenten die öffentlichen Spitäler nicht nutzen226. So erwägt man zuerst 1455, im Carcer Platz für kranke Studenten zu schaffen227. Im Weiteren bemüht sich die Artistische Fakultät als die größte Fakultät der Universität um den Kauf eines geeigneten Hauses. Den Grundstock dazu bieten 300 Ung. Gulden aus dem Testament des Mag. Leonhard Fruman mit der Auflage, 223 Perger, Universitätsgebäude, 101 f.; Hamann, Universitätsviertel, 2. Topographie; Perger, 240 f.; Schrauf, Die Wiener Universität im Mittelalter, 990 – 993. 224 Siehe QGStW I/2, Nr. 1874, Dez. 1462 und II/3, Nr. 4046, April 1463; Hinweis auf diese seine Tätigkeit auch in AFM III, 194, Anm.1 zu 23. Dez. 1533. 225 AFA III, fol. 78r, zu 23. Jänner 1455 (Uiblein, Nachlaß, Transkription, Schachtel 5, Nr. 21). 226 Schrauf, Die Wiener Universität im Mittelalter, 991, Anm. 2: Zitiert AFA IV, fol. 145v (Transkription nicht vorhanden). 227 Perger, Universitätsgebäude, Studentengefängnis, 92 f. (Gebäude mit Nr. 1149 bezeichnet; heute 1010 Wien, Postgasse 3, Bäckerstraße 22, siehe Baugestalt 208). Schrauf, Die Wiener Universität, 991, erwähnt hier irrig das Jahr 1466, obwohl er sich dabei auf AFA III, fol. 78r und 23. Jänner 1455 (s. o.) beruft.
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daß die Fakultät ein Haus pro infirmaria et hospitali suppositorum kaufe (AFA III, fol. 355r, 1. 9. 1492)228. Mit diesem Geld kauft die Fakultät am 12. Oktober 1492 vom Kloster Engelszell ein Haus, das gegenüber dem Collegium ducale gelegen war (Älteres Studentenspital)229 und um weitere 90 Ung. Gulden (das Geld stammt aus dem Verkauf eines von dem Priester Erhard Schof gewidmeten Hauses) wird dieses Haus adaptiert und für die nächsten Jahre als Spital und Bibliothek verwendet230. Bis 1510 wird dieses Haus als Spital genutzt. Bei Schrauf heißt es »das neue Hospital« oder »die neue Bibliothek« und er zitiert dabei AFA IV, fol. 8b, 3. Mai 1499: Structura librarie nove, quam tunc vocabant, licet minus congruenter, hospitale novum231. Die Lage des Spitals mitten im Studentenviertel erweist sich aber in Zeiten der Seuchen als ungünstig232, sodaß die Universität ein Haus vor dem Stubentor um 6 Pfund pro Jahr anmietet233. Die Bibliothek bleibt aber erhalten und scheint noch im Wiener Stadtplan von Bonifaz Wolmuet 1547 als »Liberey« auf234. Das jüngere Studentenspital235 : 1512 kauft die Artistenfakultät unter dem Dekan Georg Tannstetter (Prosop. II/30) für die armen dürftigen studentn, so von frömbden landen herkomen, ze trost, die mit krankheit beladen, … ain spital oder siechhaus ebenfalls vor dem Stubentor vom Bürger Hans Rinner ein Haus mit Garten und Weingarten (heutige Lage ca. 1010 Wien, Parkring 10 – 12) um 200 Ung. Gulden und verpflichtet sich, jährlich 10 Pfund Denare Steuer zu zahlen. In dem Kaufvertrag verpflichtet sich die Fakultät auch, daß das obemelt haus alain zu einem spital und aufenthaltung der armen krankhen studentn gebraucht werden und sol auch khain student der nicht krankh ist, da woen noch sich da aufhalten236. Neben dem Spital wird am 228 Uiblein, Nachlaß, Transkription, AFA III, Schachtel 6, Nr. 23. 229 Schrauf, Die Wiener Universität, 991; Perger, Universitätsgebäude, Älteres Studentenspital und Bibliothek, 101; Ders., Baugestalt, 207 (Gebäude mit Nr. 1098 A bezeichnet) und Hamann, Universitätsviertel, 2. Topographie Perger, 240 f., UAW Urkundenreihe B 150, Datierung 12. Nov. 1492, Wilhering. 230 Schrauf, Die Wiener Universität im Mittelalter, 992, beschreibt die Adaptierung des Hauses. 231 Schrauf, Die Wiener Universität im Mittelalter, 992, Anm. 3 (Uiblein, Nachlaß, Transkription, AFA IV, Schachtel 7/Nr. 28). 232 Schrauf, Die Wiener Universität im Mittelalter, 992, Anm. 7: AFA IV, fol. 70v, zu 1510 (Uiblein, Nachlaß, Transkription Schachtel 7/Nr. 28). 233 Schrauf, Die Wiener Universität, 992, Anm. 9: AFA IV, fol. 72v (Paul Uiblein, Transkription nicht vorhanden). 234 Pongratz, Die alte Universitätsbibliothek, 132. 235 Perger, Universitätsgebäude 102; Hamann, Universitätsviertel, 2. Perger, Topographie 241, UAW Urkunde B 171 vom Erchtag nach Dionysi (= 12. Dezember) 1512, zwei Siegel. 236 QGStW 2/4, Nr. 6004, 12. Okt. 1512.
86 Die Medizinische Fakultät der Universität Wien – Institutionelle Rahmenbedingungen 4. April 1513237 mit Zustimmung des Wiener Domkapitels mit dem Bau einer Sebstianskapelle begonnen, die aber aus Geldmangel erst 1521 geweiht werden kann238. Spital und Kapelle werden 1529 während der ersten Türkenbelagerung zerstört, ihre Steine werden 1531 zur Stadtbefestigung verwendet239. In der folgenden Zeit steht den Studenten kein eigenes Spital zur Verfügung.
3.5
Die Bibliothek der Medizinischen Fakultät240
Bücher bzw. Handschriften waren im Mittelalter vor Erfindung des Buchdrucks ein kostbares Gut, das in Schatzkammern mit anderen wertvollen Objekten aufbewahrt wurde. Daß Bücher auch im Rahmen der Wiener Universitätsgründung einen besonderen Stellenwert hatten, zeigt der Stiftbrief von 1365, in dem sie an erster Stelle im Besitz eines Mitgliedes der Universität angeführt werden, dem Steuerfreiheit, Sicherheit und Entschädigung zugesichert werden (phaffen, maister, studenten und schueler … frei und sicher sein sullen … und was si …verliesent, ez sein puech, golt, silber, klaynod, phenning, gewant oder wehlherleay gut ez sey, das soll alles auf allen unseren … Zollen … frey und ledig sein, …ane Mautt, ane Zoll)241. Im Stiftbrief wird auch jedem verboten, ohne Wissen des Rektors ein Buch zu kaufen oder es als Pfand zu nehmen, und sollte jemand ein gestohlenes Buch wiederfinden, müsse er es unverzüglich zurückgeben (daz weder phaffen noch layen … dhainerlay puech von dhainem maister, studenten … icht chauffen noch verphenden sol, dann mit wizzen des rector… und: … dasselbe puech wider geben unverczogenlich). Im Albertinischen Stiftbrief von 1384 wird ebenso auf all dies verwiesen242. Daß Rudolf IV. auch an eine Universitätsbibliothek gedacht hat, geht an anderer Stelle im Stiftbrief hervor, wo eine gemaine puechkamer und libreye erwähnt wird,
237 Schrauf, Die Wiener Uniersität, 993, Anm. 5: AFA IV, fol. 80r (Uiblein, Nachlaß, Transkription, Schachtel 7, Nr. 28). 238 Schrauf, Die Wiener Universität, 993, Anm. 6 (zitiert AFA IV, fol. 115r, 122r). 239 Ebd. 240 Pongratz, Geschichte der Universitätsbibliothek; Ders., Die Alte Universitätsbibliothek, 127 – 152; Senfelder, Medizinische Schule, 1058 f. (Pongratz, Geschichte der Universitätsbibliothek, 6, Anm. 24 und 25, zitiert hier irrig Schrauf, Die Wiener Universität im Mittelalter); Schmarda, Doctorencollegium, 33 – 36; Gottlieb, MBKÖ I , 463 – 506. 241 Deutsche Fassung des Stiftbriefes von 1365, hrsg. v. Paul Uiblein, in: 600 Jahre Universität Wien (Sonderheft der »Litterae Latinae«, Wien – München 1965), 18 und 20, 23. 242 Siehe Diplomata Univ. Vindobonensis, § 30, 31 und 32; Kink II, Statutenbuch 61.
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in welcher der Rektor die Bücher eines ohne Erben verstorbenen Mitgliedes der Universität aufzuheben hat243. Da aber die mittelalterliche Universität aus mehreren selbständigen Körperschaften bestand, entstanden Büchersammlungen an den einzelnen Fakultäten, Kollegien und Bursen und verhinderten so anfangs die Schaffung einer gemeinsamen »Universitätsbibliothek«. Im Albertinischen Stiftbrief (1384) wird dem Rechnung getragen, denn dort heißt es: volumus insuper et ordinamus, quod libri ipsorum decedencium ante diffinicionem premissorum, remaneant apud librariam sue facultatis244. Eine Art »Bibliothek« der Mediziner wird bereits am 22. Mai 1419 erwähnt, als es um den Büchernachlaß des verstorbenen Arztes Iohannes Rock (Prosop. II/70) aus Hamburg ging, den die Mediziner für sich anforderten und sagten, sie hätten selbst eine »libraria« (AFA II, fol. 30r : Item supplicavit facultas medicine, quatenus libri per olim mag. Iohannem Rogk secundum tenorem cuiusdam privilegii sibi assignarentur et quia dicebant se habere librariam, igitur conclusum est, quod fiat)245. Den eigentlichen Grundstock einer Büchersammlung bildeten die Bücher des Arztes Nikolaus von Hebersdorf (Prosop. II/99), die dieser in seinem Testament von 1419 der Medizinischen Fakultät vermachte und deren Übernahme mit einer Urkunde vom 30. Mai 1421 durch den Dekan Cristannus de Susato (Prosop. II/16) bezeugt ist (siehe Kap. 3.4.1: Das Haus der Ärzte). Über Anzahl oder Inhalt der Bücher wird allerdings nichts berichtet. Am 22. Jänner 1422 findet sich in den AFM I, 47 f. die erste große Notiz über Beschlüsse, welche die Bibliothek betreffen (ex parte librarie facultatis): Der Dekan möge einen Kiste oder Truhe (cista) für die nicht angeketteten Bücher (libri non concatenati) besorgen, Schlösser für die Lesepulte (pulpita), denn besonders wertvolle Bücher wurden an diese angekettet (libri catenati) und Schlüssel für zwei Schlösser, wobei ein Schlüssel für die Bibliothekstüre gedacht war246. Weiters wurde in der Sitzung vom 22. Jänner 1422 beschlossen, daß die schon 243 Deutsche Fassung des Stiftbriefes von 1365, 23. 244 Neueste Edition Lackner, Möglichkeiten und Perspektiven, 83. 245 Uiblein, Nachlaß, Transkription von AFA II, Schachtel 4, 16; Gottlieb, MBKÖ I, 468 (nach AFA II, fol. 30r) gibt irrig als Datum den 22. Mai 1418 an. Am 28. Sept. 1422 (AFM I, 53) berichtet der Dekan, daß er die Bücher des Mag. Iohannes Rock in die Fakultätsbibliothek gebracht hat. In einem Appendix der AFM I, 94 vom 28. Aug. 1422, in der diverse Ausgaben der Fakultät aufgelistet sind, werden auch 9 Denare für die Träger der Bücher des Mag. Rock erwähnt. 246 Am 28. Aug. 1424 (AFM I, 61) notiert der Dekan Mag. Iohannes de Paumgarten (Prosop. II/ 65) die Ausgabe von 28 Denaren für drei Schlüssel und ein neues Schloß plus Schlüssel für einen Kasten für die Bücher. Weitere Notizen bezüglich Ankauf von Schlüsseln, Schlössern und Ketten finden sich u. a. zu 1455 (AFM II, 79 und 84), 1473 (AFM II, 160 f.), 1487 (AFM II, 190), 1516 (AFM III, 112).
88 Die Medizinische Fakultät der Universität Wien – Institutionelle Rahmenbedingungen inkorporierten Doktoren einen Schlüssel zur Bibliothek bekommen, den der Dekan aus der Fakultätskasse zu zahlen hat (debuit comparare de pecunia facultatis). Die neu hinzukommenden Doktoren und die Lizentiaten müssen jedoch den Schlüssel aus eigenem Geld bezahlen (possent habere claves, sed tamen de pecunia propria). Die Scholaren schließlich erhalten keinen Schlüssel – sie müssen den Dekan um Einlaß bitten (scolares non haberent proprias claves, sed accederent decanum pro tempore, ut eisdem daret ingressum). Wiederholte Überlegungen zum Schutz der Bücher, sie entweder anzuketten oder einzuschließen, werden angestellt und finden sich an vielen Stellen in den Medizinerakten247. Angekettete Bücher durften nicht aus der Bibliothek entfernt werden. Das geht aus einer Notiz am 3. Juli 1429 (AFM I, 74) hervor, als sich ein Doktor das 9. Buch von Rhazes (»Liber nonus ad Almansorem« – siehe Kap. 2.4: Rezeption der griechischen Medizin) ausborgen wollte, da er diese Vorlesung halten mußte. Doch der Dekan ließ ihm bestellen, daß weder er noch ein anderer ein angekettetes Buch entlehnen darf (quod amplius nec sibi nec aliis aliqui libri cum cattenis concedi deberent). – 4. Dezember 1435 (AFM I, 92) forderten die Bakkalare und Scholaren freien Eintritt, um sich Bücher auszuleihen. Der Dekan vertröstete sie damit, daß darüber das Plenum der Fakultät zu entscheiden hätte und anschließend würde er ihre Anfrage beantworten. – 5. Dezember 1454 (AFM II, 72) heißt es wieder, daß Studenten einen der Doktoren um den Schlüssel für die Bibliothek bitten mußten. – 29. Juni 1474 (AFM II, 163 f.) gab es einen neuerlichen Beschluß über die Benützung der Bibliothek: die Doktoren dürfen mit Erlaubnis des Dekans auf eigene Kosten Schlüssel kaufen (doctor facultatis medicine Wiennensis, si habere claves pro libraria vellet, …expensis suis), müssen aber immer abschließen, wie das auch an der Artistischen Fakultät üblich ist. Scholaren und Bakkalare erhalten hingegen weiterhin keine Schlüssel und dürfen nur mit Einverständnis der Doktoren die Bibliothek betreten (Sed de scolaribus atque baccalaris … conclusum est, quod nullus claves habeat neque ipsam librariam intret preter consensum doctorum). Arme Studenten konnten die nötigen Bücher in den Bursen entlehnen. Dr. Erhard Gogker aus Traismauer (Prosop. II/20) hat z. B. seine Büchersammlung der Rosenburse vermacht, deren Mitglied er in seiner Studienzeit war. Senfelder verweist dabei auf die Schenkungsnotiz auf den Deckeln der nun in der ÖNB befindlichen
247 Zu 1420 (AFM I, 43), 1424 (AFM I, 60), 1440 (AFM II, 20), 1444 (AFM II, 29), 1446 (AFM II, 36), 1449 (AFM II, 48) und 1508 (AFM III, 74, Ketten sollten erneuert werden).
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HSS CVP 5155 und CVP 5312: quondam prefati collegii confrater248. Das gleiche gilt auch für die Medizinischen Sammelhand-HSS CVP 5398 und CVP 5480, in denen als ursprünglicher Besitzer der Mediziner Martinus Guldein (Prosop. II/86) und in späterer Folge die Universitätsbibliothek angegeben werden249. Die Büchersammlung der Fakultät vergrößerte sich langsam durch Verlassenschaften bzw. Schenkungen und ab 1492 auch durch Ankauf (siehe weiter unten), den allerdings Schmarda in Abrede stellt, indem er schreibt, daß » der Ankauf eines Buches nicht ein einziges Mal erwähnt wird«250. Es wurde auch erwogen, nichtmedizinische Bücher der Fakultät gegen medizinische Bücher der Artistenfakultät einzutauschen (14. Mai 1430, AFM I, 81), am 17. August 1432 wurde überlegt (AFM I, 85), ob man unnütze Bücher (libri inutiles) tauschen oder verkaufen sollte. – Am 23. September 1446 (AFM II, 39) ging es um den Verkauf theologischer Bücher, deren Wert zwei Magister vom »Collegium ducale« vorher schätzten sollten, aber noch am 19. Juni 1455 (AFM II, 80) besaß die Fakultät 31 theologische Werke. Eines davon wollte sie verkaufen (»Sermones de sanctis«), es stellte sich aber heraus, daß es nicht der Fakultät, sondern einem Geistlichen gehörte. So mußte es der Bibliothekar Mag. Iohannes Neumann de Praunau (Prosop. II/63) zurückkaufen und dem Geistlichen zurückgeben. Wiederholt gibt es in den Akten Notizen, in denen die Doktoren aufgefordert werden, die vorhandenen Bücher in Augenschein zu nehmen (conspicere libros) und ein Verzeichnis derselben anzulegen (ipsi libri conscriberentur ad registrum), das in der archa deponiert werden sollte, z. B.: 1439 (AFM II, 17 f.), 1446 (AFM II, 36), 1447 (AFM II, 48), 1449 (AFM II, 48) und 1454 (AFM II, 72). – Auch am 11. November 1508 (AFM III, 74) wurde in der Fakultätssitzung wieder einmal vorgeschlagen, den Bücherbestand zu prüfen. Die Fakultät konnte nichts fixieren, da nicht alle Doktoren anwesend waren. Daher kam es zu dem Beschluß, daß in Zukunft keiner der Doktoren ohne vernünftigen Grund fehlen dürfe, andernfalls würde er durch den Dekan oder Vizedekan bestraft werden (quod futuris temporibus nullus doctorum absentet se sine rationabili causa a congregatione facultatis… procedere ad penam … per decanum vel vicedecanum transmissa expressam). Ob ein Verzeichnis der vorhandenen Bücher angefertigt wurde und wie viele Bücher die Bibliothek enthielt, ist nicht überliefert. Vieles scheint mit dem Brand 248 Senfelder, Medizinische Schule, 1059; nach Aschbach I, 342 und Gottlieb, MBKÖ I, 468 wurden die 90 Bände der Medizinischen Fakultät geschenkt. 249 Unterkircher, Datierte HS der ÖNB II, 142 f. und 146. 250 Schmarda, Doctorencollegium, 33.
90 Die Medizinische Fakultät der Universität Wien – Institutionelle Rahmenbedingungen von 1518 vernichtet worden zu sein (siehe Kap. 3.4.1: Das Haus der Ärzte). Gelegentlich werden Bücher auch namentlich in den Aufzeichnungen der Dekane erwähnt, wodurch man einen gewissen Einblick bekommt, mit welchen Themen sich die Mediziner damals auseinandersetzten: – 28. April 1413 (AFM I, 22) – hier erfährt man, daß ein Mag. Martinus auf Veranlaßung des Dr. Berthold Stark (Prosop. II/5) und auf Wunsch der Scholaren die »Practica« des Bertuccio vorgetragen hat (siehe Kap. 2.6: Medizin im Spätmitttelalter). – 6. Februar 1456 (AFM II, 84) – hier wird berichtet, daß entlehnte Bücher zurückgebracht werden; eines davon war die »Cirurgia« des Lanfranc (Standardwerk der Chirurgie, siehe Kap. 2.6: Medizin im Spätmittelalter). – 11/12. November 1469 (AFM II, 149 f.) – Mag. Pancratius Kreuzer aus Traismauer (Prosop. II/102) bittet um die »Ars commentata« (von Johannitius ? – siehe Kap. 2.4: Rezeption der griechischen Medizin), erhält sie gegen einen Ausfolgeschein (recognicio) und retourniert im Zuge dessen ein Buch von Avicenna, denn es war ihm gesagt worden, wenn er ein Buch entlehne, müsse er das andere zurückbringen (sed dictum sibi fuerat, quando unum librum reciperet, alium importaret, et fecit). – 18. Juli 1516 (AFM III, 112) – Für einige Bücher fehlen Schlüssel bzw. Schlösser, und folgende Pergament-Handschriften werden anschließend aufgelistet: 1) »Incipit liber Viatici« (peregrinantis) – Titel eines arabischen Reisehandbuches in sieben Abschnitten (Symptome, Ursachen und Heilung der Krankheiten), Teile davon ins Lateinische übersetzt von Constantinus Africanus251 (siehe Kap. 2.5: Die Schulen von Salerno…). 2) Liber incipitur »Dicimus querentes«? 3) 4) Aristoteles: »Liber primus de Anima« (Psychologiebuch), »Liber de elementis« (über die Kategorien, d. h. Lehre von den 10 obersten Gattungsbegriffen). 5) Rhazes: »Incipit in prologo libri…« (vielleicht Beginn seines Buches »Liber medicinalis Almansoris« = Übersicht über Theorie und Praxis der gesamten damaligen Heilkunde)252 (siehe Kap. 2.4: Rezeption der griechischen Medizin). – 15. Juli 1446 (AFM II, 36 f.) kam man zu dem Entschluß, daß der derzeitige Standort der Bibliothek aus vielerlei Gründen ungeeignet für den allgemeinen Zugang wäre, daher beschloß man übereinstimmend, eine neue Bibliothek im Hof des Hauses in der Nähe des Brunnens zu errichten. Mit der Ausführung des Planes wurden der Dekan Martinus Guldein (Prosop. II/86) und Mag. 251 Constantinus Africanus, 11. Jh.: choulant, Bücherkunde, 253 – 256; Neuburger, II, 287 – 9; Heinrich Schipperges, Constantinus Africanus. In: LMA 3 (1986), Sp. 171. 252 Choulant, Bücherkunde, 340 – 345, Neuburger II, 205 – 209.
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Iohannes Zeller (Prosop. II/82) betraut. Später hat die Fakultät dieses Vorhaben aus gewissen Gründen widerrufen (postea ex certis causis facultas revocavit hec). Die Artisten ihrerseits hatten ihre Fachbibliothek ursprünglich in einem kleinem Raum in der Nova structura (siehe Kap. 3.4.2) eingerichtet. Im Jahr 1438 wurde diese durch einen Neubau auf dem Universitätsgelände (neben der großen Aula) erweitert, welcher aber bereits 1472 nicht mehr für die inzwischen angewachsene Büchersammlung ausreichte, sodaß man beschloß, das obere Stockwerk des Artistenhauses als Bibliothek zu adaptieren (AFA III, 230v)253. Im Jahr 1473 wurden in diese neue Bibliothek nicht nur die artistischen, sondern auch medizinische Bücher übersiedelt (AFA III, fol. 234r, 14. Jänner 1473: de transposicione librorum ex antiqua libraria facultatis in novam recenter in domo facultatis constructam fuerunt deputati … Bartholomeus Tichtel de Grein, ut deponant presertim medicinales et artium libros in novam [librariam])254, worüber es allerdings in den AFM keinerlei Erwähnung gibt. Es kann sich dabei aber nicht um die gesamte Bibliothek gehandelt haben, denn auch noch im Jahr 1484 (AFM II, 183) heißt es im Zuge der Vermietung der »Domus facultatis«, daß die Bibliothek immer zugänglich sein muß (in libraria eciam quilibet doctorum liber sit intrare librariam sine condicione hospitis). Auch noch im Jahr 1523 (AFM III, 152 f.) hatte der Dekan Dr. Iohannes Praun Prutenus (Prosop. II/68) Bücher in der Bibliothek des Fakultätshauses deponiert. Andererseits finden sich in den AFA Stellen, die auf das Vorhandensein medizinischer Bücher in der Bibliothek der Artistenfakultät hinweisen255 : – 20. Februar 1475, AFA III, fol. 248v – Mag. Petrus de Wimpina bittet Dr. Iohannes de Selgenstat (Prosop. II/73) ihm aus dem Buch »Gentilis de febribus« (Gentilis da Foligno256, Lehrer in Bologna und Perugia, †1348, 90 Schriften »Consilienliteratur«) zu übersetzen. – 1. Dezember 1487, AFA III, fol. 328r – Mag. Martinus Stainpeis ex Wienna (Prosop. II/87) leiht sich ein librum cathenatum aus der Artistenbilbiothek für sein Studium aus, es ist das erste Buch aus dem »Canon medicinae« von Avicenna. – 28. Mai 1491, AFA III, fol. 348v – Mag. Bartholomeus Steber aus Wien (Prosop. II/4), saluberrime medicine doctor, leiht sich die »Practica« des Michele de 253 Uiblein, Nachlaß, Transkription von AFA III, Schachtel 5, Nr. 22; Gottlieb, MBKÖ I, 465 f. und Pongratz, Geschichte der Universitätsbibliothek, 7 f. 254 Uiblein, Nachlaß, Transkription von AFA III, Schachtel 5, Nr. 22. Vgl. Gottlieb, MBKÖ I, 466; Pongratz, Geschichte der Universitätsbibliothek, 9. 255 Gottlieb, MBKÖ I, 487, 490 f. Auszüge aus den Akten der artistischen Fakultät. 256 Neuburger II, Gentilis Fulgineus, 486; Hans H. Lauer, Gentilis da Foligno. In: LMA 4 (1989), Sp. 1247 f.
92 Die Medizinische Fakultät der Universität Wien – Institutionelle Rahmenbedingungen Savonarola257 aus (Arzt aus Padua, Schüler des Jacopo da Forli, gest. 1462; in den »Practica« werden internmedizinische Krankheitsbilder behandelt). – 1. September 1491, AFA III, fol. 349v – Mag. Andreas Voberger (Prosop. II/3) leiht sich die »Prognostica« des Hippokrates aus (siehe Kap. 2.1: Griechische Medizin). 1453 gab es Überlegungen zum Verkauf des Hauses und der Bibliothek, der letzten Endes nicht zustande kam (siehe Kap. 3.4.1: Das Haus der Ärzte) und am 5. Dezember 1454 (AFM II, 72 f.) regte man an, einen Bibliothekar – liberarius – ähnlich wie den Dekan jedes Semester zu wählen. Dieser sollte einmal im Monat die Bibliothek visitieren, die Bücher kontrollieren und alles Notwendige erledigen (visitare liberariam et conspicere libros et necessaria ibidem). Mag. Iohannes Neumann de Praunaw (Prosop. II/63) wurde für dieses Amt gewählt, aber schon im Mai 1456 (AFM II, 86) bekam der Dekan die Oberaufsicht (superintendencia) über Domus und Bibliothek. Wie schon oben angedeutet, wurde der Bestand der Bibliothek durch Verlassenschaften erweitert, die hier in chronologischer Reihenfolge laut AFM aufgelistet werden (Details zu den erwähnten Autoren siehe Kap. 2: Entwicklung der Medizin und Kap. 4.2: Die Studienanleitung des Martin Stainpeis). – 26. September 1460 (AFM II, 103) – Mag. Martinus Guldein (Prosop. II/86) hatte Bücher des verstorbenen Mag. Iohannes Halbhaewer (Prosop. II/54) übernommen; sie sollten verkauft und mit dem Geld eine Seelenmesse am Patroziniumstag für ihn und die anderen verstorbenen Mediziner gefeiert werden. Die Bücher wurden aber von der Fakultät übernommen und am nächsten Tag die Seelenmesse gefeiert. Es handelte sich um folgende neun Handschriften, von denen bis auf eine alle Pergament-HSS waren und deren Pracht manchmal durch den Zusatz in bona littera hervorgehoben wurden: 1) Aristoteles, »de animalibus et plantis« (über Tier- und Pflanzenreich) und »Problemata«258, 2) Petrus von Abano (Arzt bei Padua, 13. Jh.)259, Kommentar zu den »Problemata« des Aristoteles, 3) Aphorismen des Janus Damascenus260, Galenus, »De pulsibus« (über den Pulsschlag) und vieles andere, 257 Neuburger II, Johannes Michael Savonarola, 506 f. 258 In AFM II, 103 die irrige Form propleumata. 259 Pietro d’Abano (Petrus Aponensis) (1250 – 1315); Arzt und Philosoph, übersetzt aus dem Griechischen die pseudo-aristotelischen Problemata, eine Zusammenstellung medizinischer Fragen aus den Werken des Aristoteles und Hippokrates, dazu Eduard Seidler, Die Heilkunde des ausgehenden Mittelalters in Paris. In: Sudhoffs Archiv (1967) Beiheft 8, 92 – 94, 102; siehe auch Neuburger II, 404 – 411. 260 Mesue der Ältere (777 – 857, persischer Arzt) wird in lateinischen Texten auch als »Janus
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4) Schriften über »Viaticum« (Reisehandbuch), 5) Kommentar zu »Aphorismen« und »Prognostikon« (Hippokrates) – in Papier, 6) Einteilung der »Fieber« und anderes, 7) ein Breviarium des Serapion des Älteren261, 8) Avicenna »De viribus cordis« (oder »De medicamentis cordialibus«)262 und ähnliches, 9) »Viaticum« des Constantinus (Africanus, 11. Jh. Salerno) und anderes. – 5. März 1461 (AFM II, 107 f.) – Dr. et Mag. Caspar Frue de Tetnang (Prosop. II/ 6) starb ohne Testament, daher fielen die Bücher an die Fakultät; die theologischen Werke bekam sein Bruder; als dieser alle Bücher wollte, bekam er sie um 10 Ung. Gulden. Als er aber vernahm, daß alljährlich eine Messe für den Verstorbenen gefeiert würde, verzichtete er auf die medizinischen Bücher und zahlte trotzdem die 10 Ung. Gulden. – 7. Jänner 1463 (AFM II, 111) – Mag. Martinus Guldein (Prosop. II/86) überließ der Fakultät elf nicht näher genannte medizinischen Werke aus dem Nachlaß von Nicolaus von Hebersdorf (Prosop. II/99) mit der Bitte, alljährlich zu Cosmas und Damian eine Seelenmesse für diesen zu feiern. – 16. November 1465 (AFM II, 127) – Notiz bezüglich des Ablebens von Dr. Conradus Praun de Müldorf (Prosop. II/14), der zwei Bücher hinterließ, nämlich Galenus »De interioribus« (»De locis affectis« = Konzept der erkrankten Körperteile bei Galen) und ein Buch über Alchemie. – 3. September 1473 (AFM II, 161) – Die Fakultät erhielt aus dem Nachlaß des Dr. Iohannes Spardorffer (Prosop. II/75) eine Papierhandschrift des Bertuccio (zitiert mit et agunt in nutrimentum = über die Nahrung; aus den »Practica« ? siehe Kap. 2.6: Medizin im Spätmittelalter). – 29. Juni 1474 (AFM II, 163 f.) – die Fakultät erhält aus dem Nachlaß von Martinus Guldein (Prosop. II/86) eine nicht näher genannte Anzahl von Büchern263. – 5. Mai 1491 (AFM III, 6) – die Fakultät erhält das erste gedruckte Buch für ihre Bibliothek aus dem Nachlaß von Paul Ursenpeck (Prosop. II/103): »Aggregator Damascenus« bezeichnet, und gilt daher auch als Autor der o. a. Aphorismen, siehe Neuburger I, 204. 261 Serapion der Ältere, christlicher Arzt aus Damaskus, 9.Jh., wird in der lat. Literatur ebenfalls als »Janus Damascenus« erwähnt und daher auch mit Mesue dem Älteren gleichgesetzt (siehe Choulant, 345 f. und 337); die Vermengung von Janus Damascenus mit Mesue dem Älteren wurde vermutlich durch Constantinus Africanus hervorgerufen, siehe dazu Donald Campbell, Arabic medical Writers and their works IV. In: Arabian medicine and its Influence on the middle ages, 1 (Neudruck London 2002), 60 – 84, hier 72 f. 262 »De viribus cordis« – Auflistung von 57 Herzmitteln, pflanzlicher oder mineralischer Herkunft, siehe Neuburger II, Avicenna, 218. 263 Unterkircher, Datierte HS der ÖNB II, 142 f. und 146.
94 Die Medizinische Fakultät der Universität Wien – Institutionelle Rahmenbedingungen practibus de simplicibus« und der Dekan Johannes Tichtel (Prosop. II/78) schreibt, daß er damit die Bibliothek schmücken wird (nostram librariam libro impresso voluit decorare)264. – Nicht in den AFM II notiert werden die 78 Bände aus der Verlassenschaft von Christophorus Kreuzer de Wienna (Prosop. II/10), die Gottlieb angibt265. In AFM II, 177 wird nur der Leichenzug für Dr. Kreuzer am 5. September 1482 erwähnt. Vielleicht kamen die Bücher auch in die neue Artistenbibliothek? Ab 1491 wird über gedruckte Bücher berichtet, welche die Fakultät kaufen sollte, z. B. : – September 1491 (AFM III, 4) – Dekan Johannes Tichtel schlägt vor, gedruckte Bücher zu kaufen (libris impressis ad liberariam nostram emendis); es kommt aber kein konkreter Beschluß zustande, da in der Fakultätskasse nur 9 Ung. Gulden vorhanden sind! – 8. Jänner 1492 (AFM III, 16) – Iohannes Tichtel bezahlt 6 tal. den. für Bücher des Galenos. – 12. Juli 1492 (?) (AFM III, 17 f. und Anm.1 ) – Unter dem Dekan Mag. Fridericus Graesel (Prosop. II/22) werden alle gedruckten Texte von Galenus für 6 libr. den. gekauft und zusätzlich die »Sermones medicinales septem« von Nicolaus Florentinus266 um 12 tal. den. In Zusammenhang mit dem Buchdruck ist es auch interessant zu erwähnen, daß ein Iheronimus (Hieronymus) Vietor, von Beruf Buchdrucker (impressor librorum) und Kupferstecher (calchogravus), als Mieter des Fakultätshauses der Fakultät eine jährliche Miete von 16 libr. den. zu zahlen hatte (1516, AFM III, 111). Im Dezember 1517 (AFM III, 130, Anm.1) druckte Vietor 200 Exemplare des Zweiten Privilegiums Kaiser Maximilians I., in welchem der Wiener Medizinischen Fakultät das alleinige Recht zur Ausübung der ärztlichen Praxis bzw. zur Aufsicht und Kontrolle über die Apotheken zugestanden wird (siehe Kap. 6.2: Apothe264 Der »Aggregator« wird bei Schrauf, AFM III, 6, Anm.1 mit »Herbarius Pataviae impressus« gleichgesetzt und Serapion dem Älteren zugeschrieben, mit Hinweis auf Choulant, Bücherkunde, 345. Vgl. dazu Gundolf Keil, »Aggregator« oder »Liber Serapionis aggregatus«, eine anonyme arabische Drogenkunde; von Simon von Genua und dem Juden Abraham ben Sem-tob ins Lateinische übertragen und als »Liber aggregatus practicus de simplicibus« 1479 in Venedig gedruckt, in: LMA 1 (1980), Sp. 206. Nach Pongratz, Geschichte der Universitätsbibliothek, 6, kam dieses gedruckte Buch in die »neue« Bibliothek? 265 Gottlieb, MBKÖ I, 467. 266 Nicolaus Falcutius Florentinus: Florentiner Arzt, gest. um 1411/12; umfangreiches medizinisches Compendium in 7 »Sermones«, stützt sich auf lateinische Übersetzungen von griechischen und arabischen Autoren, repräsentiert die scholastische Medizin; gedruckt seit 1481, dazu Hans H. Lauer, Falcucci, Niccolý, In: LMA 4 (1989), Sp. 238. Siehe auch AFM III, 18, Anm.1: Nicolaus Falcutius Florentinus, Sermones medicinales septem, gedruckt 1484 in Pavia und 1491 in Venedig (Hain *11.767 und *11.768).
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kerordnung). Vietor erhielt dafür einen Nachlaß der Miete von 2 Rhein. Gulden für das Jahr 1518 (AFM III, 139)267. Die medizinischen Bücher, die in der »Domus facultatis« verblieben sind, werden den Bränden 1515 bzw. 1525 zum Opfer gefallen sein268 ; andererseits sind viele wertvolle medizinische Handschriften heute in der Handschriftensammlung der ÖNB zu finden (siehe Kap. 7: Medizinische Traktate), offenbar jene, die zuerst in die Artistenbibliothek und später in die »Universitätsbibliothek« transferiert wurden269.
267 AFM III, 316 – 319, Anhang III (deutsche Version des Zweiten Privilegiums Kaiser Maximilians I. für die Medizinische Fakultät, Baden 9. Okt. 1517). 268 Dazu Senfelder, Medizinische Schule, 1059. 269 Pongratz, Die alte Universitätsbibliothek, 132.
4.
Studiengang und fachliche Ausbildung der Mediziner270
4.1
Die medizinische Fachausbildung
In den am 1. April 1389 approbierten Statuten der Medizinischen Fakultät ist der Verlauf des Medizinstudiums genau festgelegt worden (siehe Kap. 3.3.1: Die Statuten der Medizinischen Fakultät). Der Studiengang scheint sich im Laufe des 15. Jahrhunderts nicht wesentlich geändert zu haben, obwohl dreimal der Versuch gemacht wurde, die Statuten zu überarbeiten und für diesen Zweck auch Kommissionen gebildet wurden271. Ein Umstand, von dem Historiker wie Rosas (»wir sehen daher den Scholar, den Baccalaureus, den Licentiatus, den Doctor Medicinae des Jahres 1490 noch ganz in derselben Gestalt, … denselben Büchern, Kenntnissen und selbst Sitten ausgestattet, wie wir ihn 1395 verlassen haben«)272 und Schrauf (»genau nach dem Wortlaut der alten Statuten vom Jahr 1389 werden noch immer [gemeint ist 1490] Taxen gezahlt, Prüfungen abgelegt, Disputationen gehalten, Grade erworben«)273 mit Bedauern berichten. Für die Aufnahme der Scholaren war zwar kein Nachweis eines vorangegangenen Studiums notwendig, wichtig war aber die Kenntnis der lateinischen Sprache und eine gewisse Grundausbildung an der artistischen Fakultät, an welcher der Scholar die für das Medizinstudium notwendigen Vorkenntnisse in 270 Siehe die ausführliche Schilderung bei Senfelder, Medizinische Schule, 1049 – 1053; vgl. auch Aschbach I, 97 – 101; siehe auch Abschnitt 3.3.1: Die Statuten der Medizinischen Fakultät. 271 AFM I, 6 (2. Jänner 1405); AFM I, 16 (31. Dez. 1410) und AFM I, 88 (14. Mai 1433). Es gibt aber in den AFM keinen konkreten Hinweis auf Änderungen. 272 Rosas, Kurzgefaßte Geschichte I, 107. 273 Schrauf, Einleitung zu den AFM III, p. V, sowie ebd.: »Selbst nach der fundamentalen Umgestaltung des ganzen Universitätswesens durch die sogenannte ›Neue Reformation‹ Kaiser Ferdinands I. 1554 liess die Facultät eine neue Abschrift der a l t e n Statuten anfertigen, damit ›die alten Statuten mit denen der Nova Reformatio, die unsere Fakultät betreffen, … übereinstimmen und ein neues Statutenbuch entstehe‹ (Originalzitat, AFM III, 262: ut vetera statuta cum novae Reformationis statutis ad nostram facultatem pertinentibus… conformes redderentur et fieret novus liber statutorum).
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Studiengang und fachliche Ausbildung der Mediziner
Philosophie und Naturwissenschaften erhielt (Grund: Verbindung zwischen Naturphilosophie und mittelalterlicher Medizin, siehe Kap. 2: Entwicklung der Medizin) und im dialektischen Denken der Scholastik geschult wurde274. Denn auch die theoretische Medizin wurde wie das Studium der Artes liberales oder der Theologie unterrichtet oder, wie Kink meint: »ihr Standpunkt war der dogmatische, ihre Methode die analysierende«275. Dieser Unterricht bestand aus lectiones (Vorlesungen), disputationes (gelehrten Streitgesprächen) und quaestiones (Lösung strittiger Fragen), zusätzlich aus exercitia (Übungen) und repetitiones (Wiederholungen), aus reinem Buchwissen, und erst im Laufe des 15. Jahrhundert kam es gelegentlich zu einem »Anschauungsunterricht«, zu anatomischen Sektionen (siehe Kap. 4.3: Die Anatomien). Daß diese scholastische Lehrmethode nicht auf Wien beschränkt, sondern bis Anfang des 16. Jahrhunderts eine in Europa gängige war, zeigen die Beiträge von Jacques Verger und Rainer Christoph Schwinges in dem Sammelband »Geschichte der Universität in Europa«276. »Der Student jeder Stufe«, so Schwinges, »wurde nicht in eine forschende Wissenschaft eingeführt, sondern in die Tradition eines Wissens, das anerkannte Autoritäten (Avicenna, Rhazes, Johannitius etc.) angehäuft und kommentiert hatten. Aneignung, Durchdringung und Weitergabe dieses Wissens als eines festen, gesicherten Bestandes von Erkenntnis, waren Aufgaben des Lehrers wie des Schülers«277. Baader weist indessen darauf hin, daß man in Wien aufgrund des starken italienischen Einflusses, sei es durch Mediziner, die in Padua (Iohannes Petri Gallici [Prosop. I/20], Iohannes Schroff [Prosop. II/72]) bzw. in Pavia (Iohannes Silber, Prosop. II/74) studiert hatten und dann nach Wien gekommen waren, aber vor allem durch Galeazzo de Santa Sofia (Prosop. II/23), weniger starr im Vergleich zu Paris am Galenischen System festhielt, und daß sich in der zahlreich verfaßten Consilien-Literatur, die Ratschläge für einzelne Krankheitsfälle enthält, bereits die neue Naturbeobachtung der Ärzte zeigt278. Als Beleg dafür führt er das »hodegetische« Werk von Martinus Stainpeis (Prosop. II/87) an (Liber de modo studendi seu legendi …. siehe Kap. 4.2: Die Studienanleitung des Martin Stainpeis), in dem dieser zu den »klassischen« Werken des Avicenna und Rhazes auch viele Kom-
274 Siehe Siraisi, Die Medizinische Fakultät, Abschnitt »Das Verhältnis der medizinischen zu den anderen Fakultäten«, hier 332 f. 275 Kink I, Geschichte, 96 f. 276 Verger, Grundlagen, Abschnitt »Die scholastische Unterrichtsmethode«, 55 f. 277 Schwinges, Der Student in der Universität, Abschnitt »Studieren und Lernen«, 213 f. 278 Baader, Arabismus und Renaissancemedizin, 160 – 181. Baader irrt, wenn er meint, daß Galeazzo erst 1398 nach Wien kam, denn dieser scheint bereits 1394 in den MUW II, A 10, auf. Baader verwendet für den »Studienführer« von Stainpeis den Ausdruck »hodogenetisches« Werk. Der mit dieser Bedeutung meist verwendete Ausdruck »Hodegetik« leitet sich vom griechischen Wort odgcey = Wegweiser sein, ab.
Die medizinische Fachausbildung
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mentare italienischer Ärzte als zusätzliche Lektüre empfiehlt (Bertuccio, Jacopo da Forli, Mattaeus Sylvaticus etc.). Der praktische Medizinunterricht bestand darin, daß die Bakkalare verpflichtet wurden, ein Jahr lang den Doktor ihrer Wahl auf seinen Krankenbesuchen zu begleiten, um Einblick zu bekommen, wie man nach den galenischen Prinzipien der Viersäftelehre bzw. Humoralpathologie oder Diäthetik (vernünftige Lebensführung) versuchte, Kranke zu heilen279. Weniger als ein Prozent der Scholaren wählte das Medizinstudium280. Historiker führen das vor allem auf die hohen Taxen für die einzelnen Prüfungen und für die Kosten für die Promotion zum dr. med. zurück. Die letzteren setzten sich aus Gebühren für die Fakultät, den Promotor und den Pedell zusammen, dazu kam noch die Verpflichtung, den Promotor einzukleiden und ein Festmahl für alle zu geben (siehe Kap. 3.3.1: Die Statuten der Medizinischen Fakultät, Titulus III). Allein die Gebühren betrugen ca. 6 Gulden. Im Vergleich dazu verdiente ein Handwerksmeister um 1455 im Jahr ca. 25 Gulden und die täglichen Ernährungskosten werden mit 10 den. (ca. 15 Gulden im Jahr) angegeben281. Vielleicht lag es auch an der langen Studiendauer, die noch dadurch verlängert wurde, daß der Magister artium nach Abschluß seines Studiums für zwei Jahre seine Lehrtätigkeit an der Artistenfakultät ausüben mußte282 oder an den anfänglich ungünstigen Voraussetzungen für das Studium (kein eigenes Haus für Vorlesungen, Mangel an Büchern etc). Wie aus den Statuten hervorgeht, hing vom vorherigen Besuch an der Artistischen Fakultät die Dauer des Medizinstudiums ab: ein mag. art. konnte nach einem Studium von fünf Jahren, ein Nichtgraduierter erst nach sechs Jahren zum dr. med. promoviert werden (siehe Kap. 3.3.1: Statuten der Medizinischen Fakultät, Titulus III/1)283. 279 Siehe Kap. 2: Die Entwicklung der Medizin. Da auch Scholaren in Begleitung der Doktoren Kranke besuchten, anstatt Vorlesungen zu hören, wurde dies in der Fakultätssitzung vom 30. April 1455 (AFM II, 79 – 81) verboten: fuit conclusum, quod nullus scolaris, antequam audivit lectiones ad gradum baccalariatus requisitas, visitet practicam. Die Studenten kämpften um ihr Recht und schließlich wurden ihnen die Krankenbesuche zugestanden, falls sie die Vorlesungen besuchten und sich wohlgesittet benähmen (AFM II, 82: conclusit facultas, quod si videret ipsa, quod essent diligentes in leccionibus et essent morigerati, quod vellet eis indulgere). 280 Matschinegg, Medizinstudenten, 61 – 74, hier 62. Siraisi, Die Medizinische Fakultät, 331, berichtet Ähnliches von den medizinischen Fakultäten in Italien und Frankreich. 281 Brunner, Finanzen, 30. 282 Uiblein, Mittelalterliches Studium, 103. 283 AFM II, 148 (9. Sept. 1469): congregata fuit facultas medicine … nullus admitteretur ad consilium facultatis medicine, nisi sit arcium et medicine doctor (es geht hier um die Aufnahme in das Consilium der Medizinischen Fakultät). Rosas I, Geschichte, 127, interpretiert dies irrig: Die Medizinische Fakultät habe beschlossen, daß niemand »in die medicinische Fakultät aufgenommen werden sollte, der nicht zugleich Artium und Medicinae
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Studiengang und fachliche Ausbildung der Mediziner
Die Prüfungen zum Bakkalaureat und Lizentiat erfolgten vor versammelter Fakultät und die Approbation nur nach Einstimmigkeit der Professoren. Die Promotion zum dr. med. war nur mehr eine prunkvolle und kostspielige Formsache (siehe Kap. 3.3.1: Die Statuten der Medizinischen Fakultät, Titulus IV), denn auch dem Lizentiaten der Medizin war es gestattet, seinen Beruf selbständig in Wien auszuüben. Schrauf gibt in AFM II Beispiele von Promotionsreden wieder, da, wie er meint, in den Akten zwar oft von akademischen Feierlichkeiten die Rede ist, diese aber nicht näher beschrieben werden, da sie »ja keinem Facultätsmitglied unbekannt« waren; »uns dagegen mangelt diese Kenntnis völlig«. Eine solche Promotionsrede, gehalten von Vizekanzler Thomas Ebendorfer, ist ediert in AFM II, Beilage II, 236 – 242284. Sie war für die Verleihung der Lizenz an die Lizentianden Iohannes Spardorfer (Prosop. II/75) und den Mag. Iohannes Münsinger (Prosop. II/62) für den 9. Febr. 1462 vorgesehen, wurde aber aus fakultären Gründen erst 1463 gehalten (siehe Prosopographie II). Weitere Promotionsreden aus den Jahren 1438 – 1456 sind in der Münchner Sammel-HS Clm 8482, fol. 160r – 236v enthalten und wurden von Schrauf auszugsweise wiedergegeben285. Auch hiebei vermutet Schrauf »unseren unermüdlichen Ebendorfer« als Verfasser (zu den Adressaten siehe Prosopographie II). Eine dritte Promotionsrede ist von Michael Puff aus Schrick (Prosop. II/94) erhalten, die er für Caspar Griessenpeck (Prosop. II/7) am 9. Jänner 1458 hielt (Details siehe Kap. 7: Medizinische Traktate).
Über den genauen Lehrplan geben die Statuten wenig Auskunft. Namentlich erwähnt werden hier nur Galenos und Hippokrates, die als die großen Autoritäten galten. Ihre Schriften kannte man nur in lateinischen Übersetzungen des Constantinus Africanus oder Gerhard von Cremona und durch Kommentare von Johannitius, Rhazes oder Avicenna. In den AFM erfährt man nur nebenbei vom Vorhandensein spezieller Lehrbücher, wie z. B. von den »Practica« des Bertuccio, der »Cirurgia« des Lanfranc oder einzelner Buchtitel im Zuge von Übernahmen nach Verlassenschaften (siehe: Kap. 3.5: Die Bibliothek). Doctor wäre«. Auf dieses Zitat beruft sich Kink I, 97, Anm. 107 und setzt fort, »daß damit ein fünfjähriges Studium für das medicinische Doktorat zur allgemeinen Norm gemacht wurde«; danach übernimmt Marianne Hovorka diese Aussage Kinks in ihrer Dissertation »Die Wiener als Studenten an der Wiener Universität im Spätmittelalter, 1365 – 1518«, hier 66. Im nächsten Zitat [41] verwechselt sie dann Aschbach I, 98 f. mit Kink I, 96, Anm. 105. 284 Die Rede ist enthalten in der Sammel-HS ÖNB Cod. 4680, fol. 128a – 130b (Collatio in licentia in facultate medicinae domini Iohannis de Muntzinga. 1462, 9. Febr. non fuit pronunciata ex tunc sed postea), in der noch weitere 60 von Ebendorfer eigenhändig in den Jahren 1424 – 1463 verfaßte Konzepte zu akademischen Reden zu finden sind. 285 Schrauf, AFM II, Einleitung XVI – XX. Die Münchner Handschrift BSB Clm 8482 ist auch unter dem Titel Aeneae Sylvii ad Imperatorem Fridericum III epistula [u. a.] online abrufbar (urn:nbn:de:bvb:12-bsb00034650 – 6); abgerufen am 2. März 2014.
Die »Studienanleitung« des Martinus Stainpeis
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Einen gewissen Einblick in den Lehrstoff bekommt man aufgrund einer von Chmel 1838 edierten Liste, die sich auf den Deckeln einer medizinischen HS ÖNB, CVP 5155 aus dem Besitz Erhard Gogker (Prosop. II/20), erhalten hat286. Der erste Teil besteht aus einer Liste artistischer Vorlesungen – samt Kollegiengeld, die ein Student der Medizin hören mußte (wie Aristoteles und Hippokrates, Avicenna und Rhazes). Der zweite Teil umfaßt, detailliert nach Sachgebieten geordnet, die medizinischen Schriften, nach denen die Vorlesungen zu halten waren. Hier finden sich mehr als 50 verschiedene Autoren. Einige von ihnen werden auch in der »Studienanleitung« von Martin Stainpeis zum Studium empfohlen (siehe Kap. 4.2). Der Unterricht in theoretischer Medizin erfolgte in ähnlicher Weise auch an den anderen europäischen Universitäten. Es gibt von den Universitäten in Bologna und Montpellier Listen verwendeter Lehrbücher287, die ebenfalls die Articella des Johannitius, Schriften von Avicenna, Galen und Rhazes umfassen. Ähnlich aufgebaut war auch ein Studienplan der Universität Leipzig aus dem Ende des 15. Jahrhundert288.
4.2
Die »Studienanleitung« des Martinus Stainpeis
Für Wien liegt ein detaillierter, allerdings inoffizieller »Studienführer« in dem von Martinus Stainpeis (Prosop. II/87) vorgelegten Liber de modo studendi seu legendi in medicina vor, der um 1520 in Wien gedruckt wurde289. Stainpeis, Professor und Dekan der Medizinischen Fakultät, verfaßte auf Anregung einiger Freunde in den Jahren zwischen 1510 und 1520 diesen Liber, um den Studienanfängern in Medizin eine Anleitung zu geben, welche Bücher und in welcher Reihenfolge sie diese, geordnet nach Studienjahren, lesen sollten. Der Liber ist in sieben Abschnitte gegliedert, wobei nur das 1. Buch den Leitfaden für das Studium der Medizin betrifft. Das 2. Buch gibt Vorschläge für die Weiterbildung des promovierten 286 Chmel, Zur Geschichte der Wiener Universität im fünfzehnten Jahrhundert, 50 – 63. 287 Siraisi, Die Medizinische Fakultät, hier »Studiengang und Studienstoff«, 334 f. 288 Puschmann, Geschichte des medizinischen Unterrichts, 201; Puschmann zitiert hier F. Zarncke, Die Statutenbücher der Universität Leipzig (1861), 38, 586 ff. 289 Eine ausführliche Beschreibung des Liber schon bei Rosas, Geschichte II, 149 – 164; Senfelder, Medizinische Schule, 1052 – 1054, behandelt kurz den Studienplan von Stainpeis und desgleichen Kühnel, Heilkunde, 85 f.; eingehend zuletzt die Monographie von Pawlik, Martin Stainpeis. Exemplare des Liber befinden sich u. a. in ÖNB, Sign. 68.G.32; Stiftsbibliothek von St. Peter, Salzburg, Verbund-ID-Nr. AC 05969093; BSB München Sign. 4 Med. g 198; Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Sign. Ic 761 a R (erwähnt in VD 16, I. Abt., Bd. 19, S 8521 und S 8523); siehe auch bei Denis, Liber de modo studendi … Martini Stainpeis Viennensis … (Wien 1782), 333 f., Nr. 343 (siehe Abbildung 3 im Anhang).
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Studiengang und fachliche Ausbildung der Mediziner
Mediziners, die Bücher 3 – 7 behandeln die Apothekerausbildung und bieten ein Verzeichnis der damals gebräuchlichen Arzneien sowie praktische Anleitungen für den Arzt. Das Buch, in einer Epoche des Übergangs von der mittelalterlichen zur Renaissance-Medizin geschrieben, ist noch weitgehend dem »Arabismus« verhaftet, denn in seinem Vorwort bekennt sich Stainpeis zu Avicenna (siehe Kap. 2.4: Rezeption der griechischen Medizin): Volens ergo proficere in scientia medicinali ante omnia legat Avicennam (Wer also in der medizinischen Wissenschaft Erfolg haben will, soll vor allem Avicenna lesen). Grundlage des Studienführers ist daher der fünfbändige Canon Avicennas, in weiterer Folge die Schriften von Mesue290 und Rhazes (siehe Kap. 2.4: Rezeption der griechischen Medizin), natürlich auch Hippokrates (siehe Kap.2.1: Griechische Medizin) und die Microtegni Galens (siehe Kap. 2.2: Römische Medizin). Das Buch spiegelt den Wissensstand und die Themen der scholastischen Medizin um 1500 wider, enthält neben den schon erwähnten Kommentaren auch die damals üblichen »Praktiken« (Gesundheitslehren) und »Consilien« (kasuistische Beschreibungen der Krankheitssymptome), auch Ratschläge aus eigener Erfahrung, geht aber in keiner Weise auf den damaligen Studienbetrieb in Wien ein. Ob der Inhalt dieses Studienführers dem tatsächlich vorgetragenen Lehrstoff entsprach, ist in den AFM nicht belegt, und wird von Pawlik, der den Liber zum Gegenstand seiner Dissertation wählte, bezweifelt; er hält ihn vielmehr für ein »Idealbild« für Studierende und Lehrende291. Auf der Basis der Transkription des Liber durch Pawlik soll im Folgenden eine knappe Übersicht über die darin empfohlenen Schriften gegeben werden. Alle im 290 Als Autor »Mesue« kommen drei Personen in Betracht: Der Name steht erstens für zwei syrische Ärzte (Vater und Sohn), 8./9. Jh., die als »Mesue Senior« bezeichnet werden, und zweitens für »Mesue Junior« oder Iohannes filius M. filii Hamech filii Heli filii Abdela regis Damasci. Letzteren bezeichnet Keil als »Pseudo-Mesue«, da jemand unter diesem Namen im 13. Jh. ein arabistisches Antidotar (Arzneibuch), genannt »Grabadin«, zusammengestellt hat, das große Bedeutung erlangte, dazu Gundolf Keil. In: Enzyklopädie Medizingeschichte 2 (2007), 979 f. Für Neuburger II, 204, ist Mesue (der Ältere), 8./9. Jh., ein Arzt aus Bagdad, der auch unter »Iohannes Damascenus« in der Literatur genannt wird. Mesue (der Jüngere) oder Iohannes filius Mesuae filius Hamech filii Haly Abdala regis Damasci oder Iohannes Mesue Damascenus, 10. Jh., gehört für Neuburger II, 226 f., zu den »zweifelhaften Autoren«. Auch Neuburger vermutet, daß es sich bei »Mesue dem Jüngeren« um einen »lateinisch schreibenden Autor« , allerdings aus dem 11./12. Jh., handelt, dessen Schriften unter »Mesue« große Verbreitung fanden (»De medicinis laxativis« oder »De simplicibus«, und »Grabadin«, eine Art Pharmakopoe) und fast so oft gedruckt wurden, wie die Schriften Avicennas. Bei Stainpeis ist offenkundig dieser »Mesue« gemeint. 291 Pawlik , Martin Stainpeis, nahm als erster eine Übersetzung des lateinischen Textes vor, wobei er das 5. Buch (Liste aller verwendeten Arzneimittel) nicht mit übersetzte. Details zu den aufgelisteten Schriften und ihren Autoren sind der Dissertation zu entnehmen; vgl. auch oben Kap. 2: Entwicklung der Medizin; ein Exemplar von Pawliks Dissertation liegt im UAW auf, Sign. K 312.
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Liber empfohlenen Autoren sind bei Neuburger, Geschichte der Medizin II (1911), berücksichtigt292. Die eigentliche Studienanleitung im 1. Buch umfaßt sieben Teile: 1. Teil: Liste der grundlegenden und nicht grundlegenden Bücher für das medizinische Studium. 2. Teil: Anleitung, wie die medizinischen Bücher zu lesen sind. 3. Teil: Erläuterung, warum man diese Bücher lesen soll. 4. Teil: Bücherliste, wie und in welcher Reihenfolge in den ersten zwei Jahren des Studiums zu lesen ist. 5. Teil: Bücherliste für das 3. Studienjahr. 6. Teil: Bücherliste für das 4. Studienjahr. 7. Teil: Bücherliste für das 5. Studienjahr. Die Angaben für die fünf Studienjahre im Detail: 4. Teil – Liste der zu lesenden Bücher im 1. und 2. Studienjahr: Avicenna, Canon I (Anatomie und Physiologie) und dazu jeweils die passenden Kommentare von Jacques Desparts293, Jacobo de Forli294 und Gentile da Foligno295. Gleichzeitig muß aus der Articella gelesen werden: Die »Isagog¦« des Johannitius (siehe Kap. 2.4: Rezeption der griechischen Medizin), ferner »Über den Puls« von Philaretus296, »Über den Harn« von Theophilus297 oder Gilles de Corbeil298 und zusätzlich der »Fasciculus medicinae« von Iohannes de Ketham299. 292 Neuburger II: Die Namen der Autoren (siehe Register 522 – 528), auch solcher mit nicht gesicherter Identität, ihre Biographien und ihre Werke, so sie in gedruckter Form (übersetzt ins Lateinische oder in moderne Sprachen) vorliegen, finden sich in der Literarhistorischen Übersicht (204 – 229 und 482 – 515). 293 Neuburger II, 510 f.: Jacobus de Partibus (Jacques Despars [Departs] aus Tournai), † 1457 oder später, Professor in Paris, Hauptwerk: Kommentar zu Avicenna »Explanatio in Avicennam«. 294 Neuburger II, 487: Jacobo Foroliviensis (eigentlich Giacomo della Torre aus Forli), †1413, Lehrer in Italien, Bologna und Padua; seine Kommentare zu Hippokrates, Galenos und Avicenna waren sehr angesehen. 295 Neuburger II, 486: Gentilis Fulgineus (Gentile da Foligno), Vertreter der Schule von Padua; lehrt auch in Bologna und Perugia; † 1348 an der Pest; Verfasser von »Consilia« und »Expositiones in Canonem Avicennae«. 296 Pawlik, Martin Stainpeis, 436: Philaretus, Arzt aus Byzanz, 7. Jh.? Unter seinem Namen sind griechische und lateinische Schriften bekannt: »De corporis humani fabricata« (vom Bau des menschlichen Körpers), »De excrementis alvinis« (über Darmausleerung), »De urinis« (über den Harn), »Philareti liber de pulsibus« (über den Puls), Kommentar zu den Aphorismen des Hippokrates. Vgl. Bernhard D. Haage/Wolfgang Wegner, Philaretos, wahrscheinlich ein byzantinischer Arzt im 9. Jh.. In: Enzyklopädie Medizingeschichte I (Berlin 2007), 1150. 297 Neuburger II, 120 f.: Theophilos (Protopatharios), 7. Jh., Konstantinopel, nicht geklärte
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Avicenna, Canon II (Beschreibung der einfachen Arzneimittel) und dazu der passende Kommentar des Gentile da Foligno, zusätzlich lese man »Mesue cum additionibus«300, wobei man in dem Abschnitt »De consolatione medicinarum simplicium cum expositione Mundini« allgemeine Richtlinien für die Anwendung einfacher Arzneimittel inklusive ihrer Wirkung mit den Erklärungen von Mondino (siehe Kap. 2.6: Medizin im Spätmittelalter) findet, ebenso lese man Rhazes (3. Buch über einfache Arzneimittel) und zusätzlich andere Autoren, die über einfache Arzneimittel schreiben. Avicenna, Canon V (Beschreibung der zusammengesetzten Heilmittel) und dazu der passende Kommentar des Gentile da Foligno; zusätzlich lese man die Antidotarien (Arzneibücher) von Mesue und Nicolaus Praepositus301 und die dazu passenden Erklärungen von Christoph G. de Honestis (um 1300 in Florenz) und von Johann de Sancto Amando302. Bei den Composita prüfe man ihre Namen, ihre Zusammensetzung, die Art und Weise des Verabreichens und zuletzt lese man die Schriften von Saladin von Asculo303 (Kompendium für den Apotheker), den »Liber Servitoris« (Zubereitung einfacher Arzneimittel) von Abulkasis (siehe Kap. 2.4: Rezeption der griechischen Medizin) und Bertuccios Antidotarium304.
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Biographie, unter dem Namen »Theophilos« verschiedene Verfasser ; ihm zugeschriebene Schriften: »Über die Einrichtung des menschlichen Körpers«, »Über den Harn«, Kommentar zu den Aphorismen des Hippokrates; »Über den Puls«, nicht zu verwechseln mit der Schrift »Liber Philareti de pulsibus«. Neuburger II, 308 – 312: Gilles de Corbeil (Petrus Aegidius Corboliensis), * um 1140 Corbeil, † um 1224; Schule von Salerno, Lehrer in Paris; medizinische Lehrgedichte: »Liber de urinis«, »Liber de pulsibus«, »Liber de virtutibus et laudibus compositorum medicaminum« (über 80 Medikamente). Vgl. Gundolf Keil, Aegidius von Corbeil. In: Enzyklopädie Medizingeschichte I (2007), 8. »Fasciculus medicinae« unter dem Namen Iohannes von Ketham Ende 15. Jh. erschienen; ärztlicher Ratgeber in sechs Abschnitten mit Holzschnittartigen Illustrationen (Uroskopie, Aderlaß, chirurgische Ratschläge, Gebärmutter und Schwangerschaft der Frau, Ratschläge gegen Seuchen, Anatomie nach Mondino); Details zum »Fasciculus medicinae« bei Choulant, 402 – 405. Iohannes von Ketham wird auch immer wieder mit Iohannes Kelner de Kirchheim (Prosop. II/55) gleichgesetzt, was Gundolf Keil, Kirchheimer, Johannes. In: VL 24 (1983), Sp. 1152 jedoch entschieden in Abrede stellt. Pawlik, 433, nach Stainpeis ist hier »Mesue junior« gemeint und unter »Mesue cum additionibus« versteht dieser die Gesamtausgabe mit diversen Kommentaren; Inhalt dieser 11 Abschnitte ist bei Pawlik, 117 f. aufgelistet. Neuburger II, 301 – 303: Nicolaus Praepositus, Salerno, Anfang 12. Jh., Verfasser eines nach arabischem Muster angelegten Antidotariums, das zum Vorbild späterer Pharmakopoen wurde. Neuburger II, 370 – 372: Iohannes de Sancto Amando (Jean de Saint-Amand), 13. Jh., Kanoniker aus Tournai, Arzt, Lehrer in Paris? Verfasser zahlreicher Schriften: Kommentare zur salernitanischen Arzneimittellehre und zum Antidotarium des Nicolaus Praepositus, eine Sentenzensammlung zu Galen und Avicenna. Neuburger II, 511 f.: Saladin de Asculo, italienischer Arzt, Mitte 15. Jh., Verfasser eines aus acht Abschnitten bestehenden »Compendium aromatiorum« für Apotheker. Vgl. Peter Dilg, Saladin Ferro von Ascoli. In: LMA 7 (1995), Sp. 1281. Nach Pawlik, 423, ist von Bertuccio kein »Antidotarium« bekannt, wohl aber das »Col-
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5. Teil: Bücherliste für das 3. Studienjahr: Avicenna, Canon III (Spezielle Erkankungen von Kopf bis Fuß und die Anatomie des jeweiligen Gliedes) und dazu Kommentare des Jacques Desparts und Gentile da Foligno; gleichzeitig lese man die Anatomie des entsprechenden Gliedes im 6. Teil des »Fasciculus medicinae« nach. Man lese außerdem »De matrice mulierum et impregnacione« (über Gebärmutter und Schwangerschaft) im 4. Teil des »Fasciculus medicinae« und dazu bei Hippokrates das Buch »Über die Natur des Fötus« (enthalten im 9. Teil der Articella). Zusätzlich kann man sich zu den Zeichen und Ursachen einer Krankheit die Practica von Valascus305, Bertuccio (siehe Kap. 2.6: Medizin im Spätmittelalter) und Mesue ansehen. Avicenna, Canon IV (allgemeine Krankheiten, Pest, Pocken, Fieber Verbrennungen, Vergiftungen etc.) und dazu wieder die Kommentare des Jacques Desparts und Gentile da Foligno und zusätzlich von Gerardus de Solo.306 Dazu lese man im 5. Teil des »Fasciculus medicinae« die Ratschläge gegen Seuchen (»Utilissima contra epidimiam«), weiters »Über die Fieber« (»Practica canonica de febribus«) von Michele Savonarola307 und Abhandlungen über die Pest bei Theobaldus Lometus (15. Jh. Mediziner aus Aurigny) und bei Antonio Guainerio308, zusätzlich die »Practica« von Bertuccio und »Mesue cum additionibus«. Gleichzeitig lese man Abhandlungen über Gifte (»de venenis«) bei Pietro d’Abano309 und Valascus de Taranta. Weiters kann man zu Rhazes 9. Buch »ad Almansorem« (Krankheitslehre von
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lectorium totius fere medicinae«, ein Handbuch über Pathologie und Therapie, und seine »Practica«, deren Autorenschaft wiederum Gundolf Keil in Frage stellt (siehe Kap. 2.6: Medizin im Spätmittelalter, Anm. 112). Neuburger II, 510: Valescus (Valascus, Balescon) de Taranta, Portugiese, Lehrer in Montpellier, 14./15. Jh.; Schriften: »Tractatus de epidemia et peste« und »Philonium pharmaceuticum et chirurgicum«, eine Gesundheitslehre in 7 Abschnitten in der damals üblichen Art »von Kopf bis Fuß«. Neuburger II, 501: Gerardus de Solo, 13. Jh., Kanzler in Montpellier ; Verfasser von Kommentaren zu Johannitius und Rhazes. Neuburger II, 506 f.: Johannes Michael (Giovanni Michele) Savonarola, ca. 1390 – 1462; Lehrer in Padua und Ferrara; Verfasser eines 6-teiligen, nach Vorbild Avicennas angelegten Kompendiums der praktischen Medizin, der »Practica de aegritudinibus a capite ad pedes«. Vgl. Mauricio Rippa Bonati, Savonarola. I.2. Giovanni Michele. In: LMA 7 (1995), Sp. 1413 f. Neuburger II, 506: Antonius Gainerius (Antonio Guainerio), † um 1445; Professor in Pavia und Chieri; Leibarzt; Verfasser eines Kommentars zu Rhazes 9. Buch »ad Almansorem«, einer Practica in 12 Abschnitten (besonders zu Erkrankungen des Nervensystems). Neuburger II, 404 – 411: Pietro d’ Abano (Petrus Aponensis), 1250 – 1315; Paris und Padua; Hauptwerk »Conciliator controversarium, quae inter philosophos et medicos versantur« (Behandelt Streitpunkte zwischen Philosophie und Medizin. Im Rahmen der Naturphilosophie werden Probleme der theoretischen und praktischen Medizin besprochen). Vgl. Loris Sturlese, Petrus von Abano. In: LMA 6 (1993), Sp. 1959.
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Studiengang und fachliche Ausbildung der Mediziner
Kopf bis Fuß) die jeweiligen Kommentare von Syllanus de Nigris (14. Jh. in Padua), Gerardus de Solo, Iohannes de Tornamira310 und von Giovanni Matteo311 lesen. 6. Teil: Bücherliste für das 4. Studienjahr: Hier lese man Hippokrates und seine Aphorismen, den »Liber regiminis acutorum« (Über akute Krankheiten), den »Liber epidemiarum« (Über Seuchen) und dazu die Techn¦ (Microtegni, Ars parva, Ars medica) von Galenos (siehe Kap. 2.2: Römische Medizin). Alle diese Texte sind in der Articella enthalten und sollen mit den dazu passenden Kommentaren von Jacobo de Forli, von Marsilio de Santa Sofia312 bzw. Pietro Turisianus313 gelesen werden. Zusätzlich wiederhole man von Avicenna die Canones II und V. Weiters wird als praktische Ausbildung empfohlen, unter der Leitung eines Doktors über die Dauer eines Jahres Krankenbesuche zu machen (vgl. Kap. 3.3.1: Die Statuten der Medizinischen Fakultät). 7. Teil: Bücherliste für das 5. Studienjahr: Stainpeis empfiehlt eine Wiederholung bereits gelesener Werke: »Practica« von Valascus de Taranta und Bertuccio, Avicennas Canon IV, »Über die Fieber« von Michel Savonarola, von Abulkasis den »Liber Servitoris«, das »Dispensatorium« von Nicolaus Praepositus314 und von Saladin von Asculo das »Compendium aromatariorum« (für Apotheker); schließlich lese man Abhandlungen über Rezeptierkunde und über Kinderkrankheiten (z. B. »De egritudinibus puerorum et eorum cura«, enthalten in Rhazes »Opera parva«315). Zusätzlich muß man die
310 Neuburger II, 423, 440 f.: Iohannes de Tornamira; vgl. Wolfgang Wegner : Johannes von Tornamira, Mediziner des 14. Jh., Montpellier, mehrere medizinische Abhandlungen, z. B. ein Schulkompendium mit Erklärungen zum 9. Buch von Rhazes (»Clarificatorium in Nonum ad Almansorem«). In: Enzyklopädie Medizingeschichte 2 (2007), 702 f. 311 Neuburger II, 508: Iohannes Mattheus de Ferraris (Ferrarius) de Gradi (Giamatteo Ferrari da Grado), † 1472; Professor der Medizin in Pavia, Leibarzt am Hof von Francesco Sforza, angesehener Praktiker ; Schriften: »Practica« und »Consilia« – enthalten auch eigene Beobachtungen. 312 Neuburger II, 487: Marsilius de Sancta Sophia (Marsilio de Santa Sophia), aus einer berühmten Ärztefamilie aus Padua, Kommentator zu Hippokrates, Galenos und Avicennas; Onkel des auch in Wien tätigen Galeazzo de Santa Sophia (Prosop. II/23). 313 Neuburger II, 484 f.: Torrigiano di Torrigiani (Petrus Turisanus), starb Mitte 14. Jh., lehrte in Paris, danach in Bologna, wurde Kartäusermönch; berühmt sein Kommentar zu Galenos »Ars parva«. 314 Pawlik, 435.: Nicolaus Praepositus; ihm wurde auch das »Dispensatorium« oder »Antidotarium ad aromatarios« zugeschrieben, das aber wahrscheinlich vom Byzantiner Nicolaus Myrepsos verfaßt und danach ins Lateinische übersetzt wurde. Vgl. Neuburger II, 302 f.: Nicolaus Praepositus. 315 Neuburger II, 206: Rhazes »Opera parva« ist eine Sammlung unterschiedlicher kleiner medizinischer Schriften.
Die Anatomien – Anatomische Sektionen
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Erklärungen »Lumen apotecariorum minus et maius«316 lesen, um die Apotheker besser kontrollieren zu können. Nach jedem Abschnitt wird der Student aufgefordert, sollte er etwas nicht verstanden haben, bei Avicennas »De terminis Arabicis« (Erklärung der arabischen Fachausdrücke) oder bei den »Pandekten« des Matthaus Sylvaticus317 (Nomenklatur der Phytotherapeutika und deren Anwendung) nachzuschlagen oder schließllich seinen ihn betreuenden Doktor zu fragen. Zusätzlich empfiehlt Stainpeis dem Studenten zur Hebung seiner Allgemeinbildung und damit seiner Ausdrucksweise und seines Ansehens noch die Bibel, die Briefe des Aeneas Silvius Piccolomini, die Geschichte der Sieben Weisen, die Komödien des Terenz etc. zu lesen. Dies bringe nicht wenig Nutzen, vielmehr Gewinn und Ehre für den Arzt (Liber, fol. 17r : Illud etiam non parvum comodum, lucrum et honorem medico affert). Außerdem sei es hilfreich, gemeinsam mit anderen Kollegen zu lernen und den Text immmer wieder zu wiederholen. Um die Einwände seiner jungen »humanistisch gebildeten« und aus Italien rückkehrenden Kollegen (»italicati«) zu entkräften, räumt er in seinem Nachwort ein, daß das Studium der Kommentare nur dann notwendig sei, wenn man die eigentlichen Texte nicht verstünde, verteidigt aber nochmals die Liste der angeführten Schriften.
4.3
Die Anatomien – Anatomische Sektionen318
Neben dem Studium der theoretischen Medizin (dazu Kap. 4.1) hatten Wiener Medizinstudenten im 15. Jahrhundert auch manchmal Gelegenheit, einer anathomia, wie man die Sektion einer menschlichen Leiche damals nannte, beizu316 Pawlik, 431, vermutet darunter die Sammlung der Arzneimittelvorschriften von Iohannes Jacobus de Manliis de Bosco. Vgl. Rudolf Schmitz, Manlius de Bosco, Johannes Jacobus, Arzt und Apotheker, 15. Jh., Pavia; Hauptwerk: »Luminare majus omnibus medicis necessarium sive interpretatio super Mesue jun. Antidotarium et Practica«. In: LMA 6 (1993), Sp. 196 f. 317 Neuburger II, 482 f.: Matthaeus Sylvaticus, als »Pandectarius« (Sammler) aus Padua bezeichnet, † 1342; widmete König Robert von Neapel die »Pandectae medicinae«, eine alphabetisch in 720 Kapitel geordnete Arzneimittellehre. 318 Schrauf gibt eine ausführliche Beschreibung der einzelnen Anatomien in seinen Einleitungen zu AFM II, p. VI – X, und AFM III, p. XVII – XIX; Senfelder, Medizinische Schule, 1056 – 1058, gibt auch die Namen der »Superintendenten«, »Lektoren« und »Chirurgen« an, 1057. Auch Schmarda, Das Medizinische Doctorencollegium, 36 – 39, geht auf die Anatomien ein, ohne allerdings die drei Sektionen von 1493 und 1498 zu erwähnen. Siehe auch Sonia Horn, Von scharfen Messern, 304 – 320; die drei Anatomien, die 1493 (AFM III, 22 f.) und 1498 (AFM III, 31) stattgefunden haben, erwähnt Horn jedoch nicht, obwohl es sich in der o. a. Publikation im Untertitel um »Dekonstruktion und Rekonstruktion der Medizingeschichte am Beispiel der Anatomie in Wien im 15. Jahrhundert« handelt.
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Studiengang und fachliche Ausbildung der Mediziner
wohnen. Die erste derartige anathomia fand in Wien im Jahr 1404 unter der Leitung des Paduaner Mediziners Galeazzo de Santa Sofia (Prosop. II/23) statt, und war damit die erste Sektion nördlich der Alpen319. Die kurze Eintragung dazu in den AFM I vom 12. Februar 1404 lautet: Anno domini 1404 in principio Quadragesime per dominos doctores facultatis nostre et scholares solempniter celebrata est anathomia in hospitale Wiennensi320. Nicht geklärt ist, um welches Spital es sich dabei gehandelt hat; es könnte das »Bürgerspital«, aber auch das »Heiliggeistspital« gewesen sein; beide lagen außerhalb der Stadtmauer beim Kärntnertor und bestanden seit dem 13. Jahrhundert (siehe Abbildung 9 im Anhang). In einer Notiz vom 13. Oktober 1483 (AFM II, 181) schreibt der Dekan Hermannus Haym (Prosop. II/36) dazu, daß die Mediziner die Anatomien semper … circa sanctum Spiritum aut in balneo prope sanctum Anthonium abgehalten hätten – das wäre das »Heiliggeistspital«321. Das wäre auch naheliegend, denn gegenüber befand sich die »Antoniuskapelle« für das anschließende Requiem und unweit davon der »Kolomanifriedhof« als Begräbnisstätte. Allerdings haben nicht alle »Anatomien« im Heiliggeistspital stattgefunden, denn für die »Anatomien« von 1452 und 1455 wird ausdrücklich das »Haus der Ärzte« erwähnt. Eine »Anatomie« in Wien im 15. Jahrhundert war ein großes Ereignis, von welchem in den AFM berichtet wird, daß es solemniter celebrata est (»unter reger Anteilnahme feierlich begangen wurde« ) und dessen Zustandekommen immer mit großen Schwierigkeiten verbunden war. Zur Sektion durften damals nur die Leichen von zum Tode Verurteilten verwendet werden. Daher mußte man, um ein geeignetes suppositum (Leichnam) zu erhalten, mit dem Bürgermeister und dem Stadtrichter Kontakt aufnehmen. Der »Superintendent« oder »Procurator«, ein Mitglied der Medizinischen Fakultät, hatte die Aufgabe, alles für die Sektion Erforderliche (Geld, Leiche, Instrumente, Ort, Begräbnisstätte, etc.) mit zwei Studenten zu organisieren. 319 Die erste Lehrsektion erfolgte in Bologna 1316 unter Mondino (siehe: Kap. 2.6: Medizin im Spätmittelalter); in Padua waren im 14. Jh. Anatomien üblich und in Venedig war seit 1368 mindestens eine Sektion pro Jahr vorgeschrieben – siehe Uiblein, Beziehungen zur Universität Padua, 147 f. 320 AFM I, 4. Bei dieser Anatomie wurde Geld eingehoben und der Überschuß wurde für das Anfertigen des Medizinersiegels verwendet (siehe Kap. 3.3.2: Organisation und Insignien). 321 Kühnel, Heilkunde, 41, ist für das Bürgerspital. Der Aussage von Zimmermann, Spitalsarzt im Wiener Bürgerspital, hier 238, wonach das Bürgerspital »im 15. Jh. der Medizinischen Fakultät als Lehrstelle zur Verfügung stand – so wurden z. B. die anatomischen Sektionen dort vorgenommen« – ist daher nur bedingt zuzustimmen. Perger/Brauneis, Die Mittelalterlichen Kirchen, 244 – 250, bieten eine genaue Beschreibung des »Heiliggeistspitals«, des »Bürgerspitals« und des »Kolomanifriedhofs«. Eine Stadtansicht mit diesen Objekten aus der Zeit um 1470 bietet die Tafel »Flucht nach Ägypten« des Wiener Schottenmeisters; siehe Abbildung 9 im Anhang, dazu Arthur Saliger, Der Wiener Schottenmeister (München 2005) 86 und Tafel XI.
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Die Anatomien – Anatomische Sektionen
Waren dann endlich alle Vorbereitungen getroffen, nahm der Lektor (Dilucidator, Lucidator), ein Professor der Medizin, etwas oberhalb des Leichnams Platz und hielt seine Anatomievorlesung, indem er entweder Galen oder Mondino rezitierte, während ein Chirurgus (oder Incisor, Prosector, Dissector) die Leiche sezierte und der Ostensor (Indicator oder Demonstrator) auf die erwähnten Strukturen bzw. Organe des Leichnams zeigte (siehe Abbildung 2 im Anhang: Anatomieunterricht im 15. Jhdt.). Nach erfolgter Sektion wurde der Leichnam auf dem Friedhof bestattet und ein feierliches Requiem gehalten322. Für die Wiener Medizinische Fakultät sind für das 15. Jahrhundert in den AFM lediglich neun Sektionen belegt: 1) 12. Februar 1404 2) 21.–28. Februar 1418 3) 4. – 7. März 1444 4) 17. Mai 1452 5) 17. März 1455 6) 12.–15. März 1459 7) 1. März 1493 8) 12. Juli 1493 9) 19.–23. März 1498
(AFM I, 4), (AFM I, 38), (AFM II, 31), (AFM II, 55 – 57) – erste weibliche Leiche! (AFM II, 76), (AFM II, 97 f.), (AFM III, 22), (AFM III, 23), (AFM III, 31).
Vom 21. bis 23. Jänner 1492 (AFM III, 12 f.) wurde in Ermangelung eines menschlichen Leichnams ein Schwein seziert. Im Anschluß an die Sektion wurde der Bakkalar Mag. Valentin gebeten, den Stadtrichter zu fragen, wann die Fakultät wieder einen menschlichen Leichnam haben könne. Die Ausgaben für das Schwein beliefen sich auf 17 sol. den., für das Schlachten zahlte man 28 den. (AFM III, 15). Nun zu den »Anatomien« im Einzelnen: * 2. Anatomie (1418) (AFM I, 38): Bei dieser Anatomie, die acht Tage dauerte, waren viele Doktoren der Fakultät und Scholaren (nämlich Artistenmagister), Apotheker und Chirurgen, anwesend. Nach Abschluß der Sektion wurde im Wiener Hospital (in hospitale Wienennsi: Bürgerspital oder Heiliggeistspital?) für den Verstorbenen ein feierliches Requiem gehalten (que cum aliis fidelibus defunctis requiescat in pace. amen).
Der 3. Anatomie (1444) gehen drei Notizen in den AFM II voraus: a) Am 9. Februar 1444 (AFM II, 29) verlangten junge Mediziner und andere (doctores iuniores et alii) beim Dekan eine Anatomie. Um diese vorzubereiten, 322 Ausdrücklich erwähnt wird dies nach der Anatomie 1444.
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Studiengang und fachliche Ausbildung der Mediziner
wurden Michael Puff de Schrick (Prosop. II/94) und Michael Graesel (Prosop. II/ 92) bestimmt, beim Bürgermeister und Stadtrichter einen Leichnam zu erbitten. Über alles weitere (Kosten, Lektor, Ort und Instrumente) wurde nichts beschlossen. b) Am 14. Februar 1444 (AFM II, 29 f.) wurde Michael Puff de Schrick zum Lektor bestimmt; sollte er nicht anwesend sein, wäre sein Vertreter Petrus Volczian (Prosop. II/108). Zur Anatomie zugelassen waren Doktoren, Scholaren, Chirurgen, Apotheker, auch Magister, Lizentiaten und Scholaren der artistischen Fakultät, von denen man hoffte oder mutmaßte, daß sie Medizin studieren wollten (de quibus esset spes aut coniectura verisimilis, quod vellent studere medicinam, quod essent admittendi et nulli alii). Um die notwendigen Kosten (Henker, Gerichtsdiener, Instrumente, etc.) hereinzubringen, wurden die Scholaren und andere Anwesende (außer die Doktoren der Medizin) gebeten, einen halben Gulden zu zahlen. c) Schließlich findet sich noch am 29. Februar 1444 (AFM II, 30) die vertrauliche Mitteilung des Stadtrichters an die Fakultät, falls eine junge Frau zum Tode verurteilt würde, könnte sie der Fakultät zur Verfügung gestellt werden, de quo facultas fuit optime contenta! 3. Anatomie (1444) (AFM II, 31): Diese lang angekündigte Anatomie dauerte vier Tage (keine Angabe über den Ort des Geschehens), danach wurde der Leichnam von allen Anwesenden feierlich zu Grabe getragen und das Requiem in St. Antonius (Kapelle gegenüber dem »Heiliggeistspital«) gefeiert. Diesmal werden auch die Namen der Anwesenden erwähnt und man kann annehmen, daß die folgenden acht Doktoren das gesamte Fakultätskollegium ausmachten323 : Dietmar von Hindernpach (Prosop. II/17), Michael Puff de Schrick (Lektor, Prosop. II/94), Iohannes Zeller (Prosop. II/82), Pancratius Kreuzer (Prosop. II/102), Michael Graesel (Prosop. II/92), Martinus Guldein (Prosop. II/86), Iohannes de Paumgarten (Dekan, Prosop. II/65), Mag. Iohannes Neumann de Praunaw (lic. med., Prosop. II/63), Magister und Bakkalare der Artistenfakultät; drei Apotheker: Nicolaus Pruthenus, Vincentius und Caspar Puchueler; zuletzt der Chirurg Iacobus N. (valens et diligens incisor), der die Sektion gemeinsam mit seinem Kollegen Cyriacus geschickt nach Angabe der Doktoren durchführte (pulchre et subtiliter ad iussum doctorum prescriptam incisionem et secionem perfecerunt). *
4. Anatomie (1452) (AFM II, 55 – 57): Diese fand unter dem Dekan Iohannes Zeller (Prosop. II/82) statt. Sechs stadtbekannte und in der Gunst manch adeliger Studenten und Bürger stehende Frauen (fuerunt de sexu muliebri et notabiles, habent noticiam et favorem multorum nobilium studencium ac civitatensium) *
323 siehe Schrauf, AFM II, p. VII.
Die Anatomien – Anatomische Sektionen
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sollten durch Ertränken zu Tode kommen. Da schon lange keine Anatomie, und überhaupt noch nie eine weibliche Leiche obduziert worden war, bat die Fakultät den Bürgermeister um eine dieser Frauenleichen. Man entschied sich für die Golinin, denn sie schien am besten geeignet (fuit multum bene disposita in suis naturalibus, animalibus et vitalibus membris). Die Vorbereitungen dazu erfolgten heimlich, um Interventionen von eben jenen adeligen Studenten und Bürgern zu vermeiden. Lektor war Dekan Iohannes Zeller324 und zu Prokuratoren wurden zwei Studenten, Mag. Marquard Froer de Weissach (Prosop. II/85) und Mag. Sebaldus Muelner (Prosop. II/112), bestimmt, denen die Studenten und Bakkalare je 3 Schillinge zahlen mußten. Diesmal waren auch alle anderen Doktoren der Medizin zur Teilnahme verpflichtet und mußten sich am Verlauf und den Erklärungen zur Anatomie beteiligen (quod alii domini doctores possent eciam et deberent dirigere et eciam promovere processum anathomie). Wieder wurde Mag. Iacobus cyrurgicus zum Prosektor bestimmt, und niemand anderer durfte an der Anatomie teilnehmen, der nicht zur Fakultät gehörte oder gegen ihre Regelungen verstieß, und so wurden weder Albertus, ein Bakkalar der Medizin, noch Iohannes, ein Chirurg, zugelassen, obwohl jeder gerne den festgesetzten Betrag bezahlt hätte. Diese Anatomie erfolgte im Haus der Ärzte und da die Ausgaben die Einnahmen überstiegen, mußte der Rest aus der Fakultätskasse beglichen werden. Anläßlich dieser Anatomie wird auch erwähnt, was dafür notwendig war: Linnen, Decken, Schwämme, Rasiermesser, natürlich auch Konfekt, Bier und Wein325. Im Anschluß an diese Sektion kam das Gerücht auf, daß die Frau schwanger gewesen sei. Die Fakultät verneinte dies und damit war für sie die Sache erledigt326, obwohl, wie andere Frauen erzählten, die Golinin vor einigen Wochen impregnata gewesen sei. Wie der Sachverhalt tatsächlich war, ist in den AFM nicht dokumentiert. Spekulationen darüber, warum gerade die Golinin zur Sektion ausgewählt wurde, sind nicht zielführend327. 5. Anatomie (1455) (AFM II, 76): Die Studenten wünschten wieder eine Anatomie; Lektoren waren Michael Puff de Schrick (Prosop. II/94) und Iohannes de Kirchheim (Prosop. II/55) und diesmal wurde beschlossen, daß nur Mitglieder
*
324 Michael Puff de Schrick (Prosop. II/94) war weder Prokurator noch Lektor dieser Anatomie, allenfalls Teilnehmer, da alle Doktoren der Fakultät dazu eingeladen waren. Danach sind zu korrigieren Helmut Walther und Gundolf Keil, Puff, Michael, aus Schrick (Schrick[ius]). In: VL 7 (21989), Sp. 905 – 910, hier Sp. 905, sowie Gundolf Keil, Puff von Schrick, Michael (Schrick[h]ius). In: Enzyklopädie Medizingeschichte 3 (2007), 1200 – 1202, hier 1201. 325 Dazu Schraufs Kommentar in AFM II, p. IX: »was ja bei keiner Gelegenheit fehlen durfte!« 326 AFM II, 58: si ista mulier anothomisanda reperiretur pregnans, … quod fuisset embrio aut disposicio ad embrionem. …. responsum erat eis, quod non constaret facultati de aliquo tali; in veritate nullum impregnacionis signum apparuit. 327 Horn, Von scharfen Messern, hier 311 f.
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der Fakultät und actu studens (ein wirklich Studierender) teilhaben durften. Am 17. März 1455, Montag nach Laetare (= 4. Sonntag in der Fastenzeit), fand die Anatomie statt. Sie erfolgte wieder im Haus der Ärzte, ein Faktum, welches zwei Priester, die zur Zeit Mieter im Fakultätshaus waren, einige Tage später dazu veranlaßte, ihren Mietvertrag aufzukündigen328. Aufgrund dieses Vorfalls mußten sich die späteren Mieter, u. a. Conrad Praun de Müldorf (Prosop. II/14, Aug. 1459, AFM II, 99) und Paul Ursenpeck (Prosop. II/ 103, Juli 1484, AFM II, 183), verpflichten, eine eventuell stattfindende Anatomie zu akzeptieren. * 6. Anatomie (1459): Am 22. Februar 1459 (AFM II, 97 f.) wurde der Wunsch der Angehörigen der Fakultät nach einer Anatomie (petere volenciam pro anathomia) registriert: Als Lektor fungierte Pancratius Kreuzer (Prosop. II/ 102), als Indikator (= Demonstrator) Iohannes Kelner de Kirchheim (Prosop. II/ 55); die Anatomie begann am 12. März und dauerte vier Tage. Der Sektionsort wird nicht angegeben329. * 7. Anatomie (1493) (AFM III, 22): Der Dekan Bartholomaeus Steber (Prosop. II/4) aus Wien schreibt über diese Anatomie, daß sie confusa et indeterminata gewesen sei, ohne nähere Angaben zu machen. Die Beerdigung kostete 60 den. – eben so viel der rivolio (?) (anathomia, qua 60 den. exposui pro inhumacione et iterum 60 den. pro Rivolio, 14 pro vino)330. Sonst geschah in diesem Semester nichts von Bedeutung, meint der Dekan abschließend (nihil alias notatu dignum in hoc decanatu gestum est). * 8. Anatomie (1493): Die kurze Eintragung in den Akten lautet: doctores deliberaverunt fieri anathomiam, que admissa fuit et celebrata (AFM III, 23). * 9. Anatomie (1498) (AFM III, 31): Der Dekan Bartholomaeus Steber war hier Lektor (oder dilucidator – Erklärer) bei der Sektion eines Erhängten (strangulatum hominis corpus), die fünf Tage dauerte.
Damit endet die Reihe der Sektionen innerhalb der Jahre 1399 – 1519. 328 AFM II, 78, zu 21. März 1455 – siehe Kap. 3.4.1: Das Haus der Ärzte. 329 Horn, Von scharfen Messern, 313, irrt bezüglich der Anatomie von 1459: Erstens wird in den AFM nicht erwähnt, wo sie stattgefunden hat, und zweitens war nicht Conrad Praun von Müldorf der Lektor, sondern Pancratius Kreuzer. Horn bezieht sich hier ohne Überprüfung auf die Aussagen von Dekan Hermann Haym (AFM II, 181). 330 AFM III, 4: Dekan Iohannes aus Selgenstat (Prosop. II/73) schreibt in den Akten: exposui pro collacione: videlicet pro Rayfolio, vino australi et panibus 40 den. – könnte identisch sein mit »Rivolio«?
Die Anatomien – Anatomische Sektionen
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Manche Anatomien werden zwar in den AFM angekündigt, ob sie aber tatsächlich stattgefunden haben, ist nicht klar ersichtlich, so z. B. am 7. Dezember 1416 (AFM I, 34): Hier findet man nur den Beschluß, daß der Dekan durch Anschlag an die Tür des Kollegiums eine Anatomie für alle daran Interessierten anzukündigen hat (Notificat decanus …ominibus anathomie celebrande interesse volentibus)331. Das gleiche gilt für die Sitzung vom 4. Dezember 1435 (AFM I, 92), als die Studenten unter ihrem Sprecher Mag. Gregor Schorndorf eine Anatomie noch in diesem Semester verlangten, und zusätzlich den Wunsch äußerten, daß pro Jahr alternierend eine männliche und weibliche Leiche seziert werden sollte. Die Fakultät ernannte Petrus Volczian (Prosop. II/108) zum Superintendenten, dem zwei Studenten bei den Vorbereitungen helfen sollten, und versprach, nach Möglichkeit dem Wunsche nachzukommen (si foret possibile et concedens, vellet facere, quid sibi videretur ydoneum). Auch aus dem Beschluß vom 16. Februar 1436 (AFM II, 2), als Iohannes Aygel (Prosop. II/48) zum Lektor bestimmt wurde und Petrus Volczian weiter Superintendent blieb, geht nicht hervor, ob diese Anatomie tatsächlich stattgefunden hat. Am 20. Jänner 1440 (AFM II, 18) wurde ein neues Ansuchen von Seiten der Scholaren gestellt, worauf die Fakultät am 7. Februar beschloß, Vorbereitungen zu treffen, aber diesmal sollten nur Doktoren und Scholaren zugelassen werden und außerdem sollte die Sektion extra muros (vor der Stadt) abgehalten werden. Kein ausdrücklicher Hinweis auf eine stattgehabte Anatomie. Am 12. Februar 1447 (AFM II, 40) werden Pancratius Kreuzer (Prosop. II/102) zum Superintendenten und Michael Puff de Schrick (Prosop. II/94) zum Lektor der Anatomie ernannt; procurator anathomie wird Martinus Guldein (Prosop. II/ 86) und als Helfer ihm zur Seite der Bakkalar Mag. Wolfgangus Prückl (Prosop. II/ 132). Auch hier findet sich kein ausdrücklicher Hinweis auf eine stattgehabte Anatomie. Zwei Sektionen konnten nicht stattfinden, weil die Delinquenten nur scheintot waren: * Am 16. März 1441 (AFM II, 21) waren Doktoren, Scholaren, Apotheker und Chirurgen zugelassen; Bürgermeister und Stadtrichter gaben von den acht Personen, die gehängt werden sollten, einen für die Fakultät frei. Aber der Gehängte
331 Der Wortlaut der Einladung zu den Anatomien, verfaßt von Iohannes Neumann (Prosop. II/ 64), findet sich in AFM II, 206 (August 1490): Saluberrime medicine facultatis… statuit ex peticionibus crebris scolarium utilissimum actum de humano corpore dividendo, quem anathomiam dicimus, sequentibus diebus presentia omnium doctorum huius facultatis celebrare.
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Studiengang und fachliche Ausbildung der Mediziner
war nicht tot (nondum mortuo) und kam im »Heiliggeistspital« wieder zu sich, wodurch die Anatomie verhindert wurde (et ex hoc anathomia fuit prohac vice impedita). Am 21. März 1492 (AFM III, 13 und 15) wurde Konrad Praitenauer de Puechberg332 durch Erhängen zum Tode verurteilt und die Fakultät sollte ihn für eine Anatomie erhalten. Als man ihn aber zum Fakultätshaus brachte, wurde er – da er Lebenszeichen zeigte – von den Ärzten durch Aderlass an beiden Hirnschlagadern und andere Maßnahmen mit großer Anstrengung dem Leben zurückgegeben (cum maximo dominorum doctorum labore revivixit). Letzten Endes wurde er in Begleitung des Pedellen Iohannes nach Hause, nach Ötting (Bayern), gebracht. Das ganze Unternehmen kostete die Medizinische Fakultät 8 tal. den. 4 sol. et 23 den. Wienn. (8 Rhein. Gulden, ca. 140 den.) Eine kleine Notiz aus späterer Zeit besagt, daß dieser Konrad schließlich doch noch auf Grund von wiederholtem Diebstahl in Ötting gehängt wurde333. *
Es gibt in den AFM auch zwei Belege, in denen die Dekane versuchten, durch allerlei Ausreden (oder berechtigte Gründe) eine von den Studenten gewünschte Anatomie zu verhindern: * Die erste Anatomie betrifft das Ansuchen am 13. Oktober 1483 (AFM II, 180 – 182): Der Dekan, Hermannus Haym (Prosop. II/36), ein alter Herr von ca. 80 Jahren, wie Schmarda vermutet334 (vielleicht war er erst 60 Jahre?), verweigerte sie mit allerlei Argumenten: es gäbe keine Instrumente, keinen Lektor (non .. . instrumenta nec lector), es sei keine Person vorhanden, die Geld einsammeln könne (nec qui colligeret pecuniam), das Fakultätshaus sei ungeeignet, weil vermietet (nec fuit eis locus in domo facultatis sine consensu inquilini), es gäbe keine Begräbnisstätte und die Witterung passe auch nicht (ex parte sepulcri nec ex parte temporis), die Fastenzeit sei ungünstig. Zuletzt führte er als Begründung Folgendes an: Quare peto facultatem, quod mihi non imputet, quia eciam Deo teste non fui ita sanus et fortis, quod aliquid ibi fecissem in anathomia propter plures defectos meos, d. h. die Fakultät möge ihn mit
332 Tichtel erwähnt diese mißglückte Anatomie (petitus pro anathomia a medicis, in curru ductus ad domum medicorum, … adiutus per medicos salvus factus est), siehe dazu Karajan, Tichtel, hier 58. Puschmann, Geschichte des medizinischen Unterrichts, 210, verwechselt diese mißglückte Anatomie mit jener von 1441. 333 AFM III, 15, Anm. 2: fertur eundum ultimo post multa furta fuisse suspensum. 334 Schmarda, Doctorencollegium, 38; Dr. Haym verweist hier (AFM II, 181) auch auf eine weitere Anatomie unter dem Lektor Mag. Nicolaus Molitoris (Prosop. II/100), die aber nicht in den AFM aufscheint.
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solchen Dingen nicht mehr belästigen, er wäre nicht mehr gesund und stark genug (AFM II, 182)335. * Am 8. April 1489, elf Tage vor Ostern (AFM II, 196) unter Dekan Georgius Schoebly (Prosop. II/28), wurde mit ähnlichen Argumenten eine Anatomie verweigert: die Fastenzeit sei eine heilige Zeit (tempus fuit sacratissimum), es seien gerade Ferien, das Wetter sei zu warm und feucht, daher könnte die Leiche verwesen (tempus calidum et humidum dispositum ad putrefactionem), und die Doktoren oder Magister könnten sich anstecken (quare fuit timor, ne aliquis doctorum … inficeretur) etc. »Noch viele Gründe wurden vorgebracht, die ich nicht erwähne«, schreibt der Dekan ins Aktenbuch (fuerunt eciam alie cause allegate, quas ommitto).
Schrauf ist zum Unterschied von Horn der Meinung, daß die Dekane alle angesetzten »Anatomien« in den Akten erwähnen336. Sektionen mußten immer wieder von Studenten angefordert werden; fanden sie dann endlich statt, waren sie ein so wichtiges Ereignis, daß zu erwarten war, daß sie dokumentiert wurden. Aus dieser Auflistung der stattgefundenen Anatomien geht hervor, daß sicher nicht alle im 15. Jahrhundert in Wien studierenden Mediziner die Gelegenheit hatten, einer Sektion beizuwohnen und daher manche ihr Wissen über die menschliche Anatomie nur aus Büchern erhielten. Sie hatten aber die Möglichkeit, in Italien (Bologna, Padua, Pavia etc.) zu studieren, dort »Anatomien« beizuwohnen, mußten aber dann in Wien »rezipiert« werden und das konnte mühsam sein (siehe Kap. 3.3.1: Die Statuten der Medizinischen Fakultät, Titulus VI, und Kap. 6.1.2: Kontrolle der an auswärtigen Universitäten promovierten Mediziner).
335 Als Kommentar von gleichzeitiger Hand ist dazu vermerkt: Hec superius notata scripta sunt ex defectu senii et senectutis puericia; quare facultati non venient in preiudicium, quia hec dicit eciam juxta commissa (AFM II, 182, Anm. 1). 336 Schrauf, AFM II, p. IX und X; Horn, Von scharfen Messern, 312 f.
5.
Die Medizinische Fakultät im 14. und 15. Jahrhundert
5.1
Die Entwicklung der Fakultät bis zum Wirken des Galeazzo de Santa Sofia (1395)
Gesicherte Nachrichten über die Medizinische Fakultät gibt es erst ab 1399, als die Dekane begannen, sämtliche Belange ihrer Fakultät in den Acta facultatis medicae (AFM)337 niederzuschreiben (siehe Kap. 5.3: Die Anlage der Fakultätsakten). Will man aber die Existenz der Medizinischen Fakultät in Wien vor 1399 erforschen, so muß man andere Quellen heranziehen: die Universitäts-Matrikel (MUW) und die durch Uiblein akribisch aufbereiteten und gedruckten Acta Facultatis Artium Universitatis Vindobonensis 1385 – 1416 (AFA I). Im Folgenden werden die inskribierten bzw. rezipierten Mediziner nur chronologisch angeführt, ihre Lebensdaten sind in den Prosopographien I und II (Prosop. I und II) zusammengestellt.
5.1.1 Die Jahre vom Einsetzen der Matrikel bis zum Albertinum (1377 – 1384) Bei einer Durchsicht der Matrikel von ihrem Beginn 1377 an bis 1383 und mit Hilfe der AFA I findet man nur vier Mediziner : Zwei davon stehen in der Liste der 291 Inskribenten, die vor dem 24. Juni 1377 inskribiert wurden: nämlich ein Mag. Hinricus, licentiatus in jure canonico et in medicinis (Prosop. I/10) und ein Mag. Conradus medicus dominorum ducum Austrie (Prosop. II/15). Die beiden anderen Mediziner sind im Jänner 1382 unter dem Rektorat des Magisters Petrus de Hebersdorff verzeichnet: Iohannes Medicus de Argentina, 337 Details zu den AFM siehe Schrauf, AFM, Einleitungen zu den Bänden I – III. Schrauf war der erste hauptamtliche Berufsarchivar und Historiker, der ab 1875 die historischen Bestände der Wiener Universität zusammentrug und dadurch erst eine wissenschaftliche Forschung möglich machte.
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Die Medizinische Fakultät im 14. und 15. Jahrhundert
pauper (Prosop. I/19) sowie Nicolaus de Hebersdorf, avunculus rectoris (Prosop. II/99). Bei Aschbach I338 scheint in der Liste der artistischen Magistri regentes339 und der Professoren der oberen Fakultäten als erster medizinischer Professor bereits um 1381 ein Conradus de Uzimo (Prosop. I/4) auf. Im Text erwähnt er diesen allerdings erst für das Jahr 1394 (!) gemeinsam mit dem Leibarzt Nicolaus de Uzimo (Nicolaus de Utimo, Prosop. I/26) und dem italienischen Arzt Henricus Woldonis de Mediolano (Henricus Boldonis, Prosop. I/11) und bemerkt: »Sie scheinen zeitweise ihre Tätigkeit der Universität zugewendet zu haben«340. Für Uiblein ist der Mediziner Zacharias de Przemslavia (Prosop. I/34) einer der ersten Professoren an der Wiener Medizinischen Fakultät, da dieser am 30. August 1384 von Herzog Albrecht III. aus der Dotation der Hochschule angestellt wurde und somit die Reihe der in Padua promovierten Ärzte anführt, die der Wiener Medizinischen Fakultät in den kommenden Jahren zu ihrem Aufschwung verhelfen sollten.
5.1.2 Die Jahre vom Albertinum bis zum Erlaß der Fakultätsstatuten (1384 – 1389) Versucht man, im Zeitraum zwischen Abfassung des Albertinums 1384 und der Veröffentlichung der Fakultätsstatuten das Vorhandensein einer Medizinischen Fakultät zu dokumentieren, so findet man zwar in der Matrikel (MUW) weitere elf Mediziner. Die historische Forschung ist aber uneins, ob man schon von einer »Medizinischen Schule« sprechen kann. Meist handelt es sich nämlich um Ärzte, die in Italien, vornehmlich in Padua, ihr medizinisches Doktorat erworben hatten, dann als Leibärzte der Habsburger nach Wien berufen wurden und auch an der Medizinischen Fakultät tätig waren. Für Kühnel beginnt die Existenz der Medizinischen Fakultät erst mit 1389, als die medizinischen Statuten von Medizinern verfaßt wurden341; für Senfelder ist die Tatsache, daß bereits 1387 ein dr. med. Hermannus Lurcz aus Nürnberg (Prosop. I/14) Rektor war, kein Beweis, da dieser auch mag. art. war und als 338 Aschbach I, 600: Alphabetisches Verzeichnis der artistischen Magistri regentes nebst Einreihung der theologischen, juridischen und medizinischen Professoren (1365 – 1465). 339 Uiblein, Mittelalterliches Studium, 111, hier Anm. 46, zum Magister regens: jedem inkorporierten mag. art. wurde zu Beginn des Studienjahres (meist 1. September) ein Lehrbuch für die Vorlesung zugeteilt. Wenn er dann vom 14. Oktober – 11. Juli vor mindestens 3 Hörern Vorlesungen gehalten hat, galt er für dieses Studienjahr als Magister regens. 340 Aschbach I, Geschichte, hier 148. 341 Kühnel, Heilkunde, Die Gründung der Universität, 31 – 45, hier 45.
Die Entwicklung der Fakultät bis zum Wirken des Galeazzo de Santa Sofia (1395)
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solcher Vorlesungen an der Artistischen Fakultät hielt342. Uiblein ist hier anderer Ansicht, denn Zacharias de Przemslavia ist – wie schon erwähnt – bereits 1384 zum ersten lector stipendiatus der Medizin ernannt worden und wird wohl auch Vorlesungen gehalten haben343. Ein Zeichen für die »Kleinheit« der Medizinischen Fakultät ist ein diesbezüglicher Hinweis in den Rektoratsakten vom 8. November 1385 (AU I, fol. 4v), warum sie keinen Abgeordneten in die Universitätsverhandlungen schicken konnte (facultas medica neminem dedit propter paucitatem suppositorum)344. Daß die Medizinische Fakultät noch »schwach vertreten« gewesen sein muß, sieht Aschbach auch in der Tatsache begründet, daß die Mediziner bei dem Rektorswechsel im April 1386 übergangen wurden und nach dem Juristen Heinrich von Odendorp statt eines Mediziners der mag. art. Graf Conrad von Hohenberg gewählt wurde345. In diesem Zeitraum (1384 – 1388) sind 11 Mediziner in der Matrikel nachweisbar : Oktober 1384: Mag. Nicolaus de Utino, medicus domini nostri ducis Alberti, Aquilegiensis diocesis (lic. med. Padua, Prosop. I/26) Andreas Purniczer (bac. med. Montpellier, Prosop. II/2) Mag. Hermannus Lelle de Treysa (Prosop. II/37) April 1385: Martinus de Balse (Prosop. I/24)
Ab Wintersemester 1385 werden die Inskribenten nach Nationen346 eingeteilt: Oktober 1385: Iohannes Schrof de Valle Eni (dr. med. Padua, Prosop. II/72) Mag. Franciscus de Tervisio, doctor in medicinis et in artibus (Padua, Prosop. I/6) April 1386: Venerabilis Mag. Iohannes Petri Gallici de Wratislavia, doctor in medicinis Paduanus et magister in artibus (Prosop. I/20) Mag. Hermannus Lurcz de Nurenberga, doctor in medicinis (Padua ? Prosop. I/14)
342 343 344 345
Senfelder, Medizinische Schule, 1045. Uiblein, Die Universität Wien im 14. und 15. Jh., 93. Uiblein, Beziehungen zur Universität Padua, 146, Anm. 11. Aschbach I, Geschichte, 116; vgl. dazu die Liste der Rektoren in Uiblein, AFA I, p. XIX. Daß sich die Situation der Medizinischen Fakultät auch noch 1397 nicht viel geändert hatte, glaubt Aschbach I, Geschichte, 163 darin zu erkennen, daß die Mediziner für die Anfertigung eines neuen Universitätssiegels nur 2 Pfund Wr. Pfennige zahlten, hingegen die Artisten 4, die Theologen und Juristen je 3 Pfund Wr. Pfennige aufbrachten. 346 Im Zuge des Privilegienbriefes Albrechts III. wurde 1384 auch die geographische Einteilung der Supposita (Mitglieder, Inskribenten) nach Nationen verändert: A = Österreichische Nation, R = Rheinische Nation, H = Ungarische Nation, S = Sächsische Nation (Details dazu siehe Kap. 3.2: Privileg Hzg. Albrechts III.); siehe auch Mühlberger, Gemeinde der Lehrer: Die Albertinische Reform, 335.
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Die Medizinische Fakultät im 14. und 15. Jahrhundert
Oktober 1387: Mag. Petrus Chunradi de Brega, magister in artibus et doctor medicine Pad[uanus] (Prosop. I/29) April 1388: Hermannus Poll (dr. med. Pavia, Prosop. II/38) Oktober 1388: Cristanus Vrowin de Zuzato (Prosop. II/16).
5.1.3 Die Jahre 1389 – 1395 Eine gewisse Zäsur könnte man im Wintersemester 1389 sehen: Am 1. April 1389 waren die Fakultätsstatuten von der Universitätsversammlung approbiert worden und nun findet man erstmals in der Matrikel die Bezeichnung medicine studens bei den folgenden Namen: Georius Nicolai Clare Lignitz (MUW 1389 II, H 39, Prosop. I/9) Iacobus Wankan (MUW 1389 II, H 40, Prosop. I/17) Nicolaus Francisci de Wratislavia, prom. (MUW 1389 II, H 41, Prosop. I/27), die allerdings in den Akten später nicht weiter erwähnt werden. Uiblein mißt diesem Umstand keine besondere Bedeutung zu, da die Studenten ihr Studium meist an der Artistenfakultät begannen und nach Erlangung des Grades eines mag. art. erst an die höheren Fakultäten überwechselten347. Aber auch ab 1389 gab es nur wenige Supposita, die als Mediziner in den MUW eingetragen sind. Auch jetzt noch konnte man »die an hervorragenden italienischen Medizinschulen ausgebildeten italienischen Professoren in Wien nicht entbehren«348. In diesem Zeitraum (1389 – 1395) sind 13 Mediziner in der Matrikel nachweisbar: April 1389: Heinricus Venator de Ulm (dr. med. Padua, Prosop. I/12) Oktober 1389: Nicolaus Aichberger de Fürstenveld (Prosop. II/97) Oktober 1390: Iohannes Sylber de Sancta Ypolito (dr. med. Pavia, Prosop. II/74) Andreas Gallici, magister arcium (Prosop. II/1) Oktober 1391: Mag. Fridericus de Drosendorf (Prosop. II/21) Iacobus Apotecarii de Ulma, magister in artibus et licenciatus in medicinis (Iacobus Engelin, lic. art. Paris, Prosop. I/16) Wolbero de Caldenhoven de Gesike (Prosop. I/33) April 1392: Dom. Hainricus de Boldonis de Mediolano, doctor arcium et medicine (Bologna, Prosop. I/11) 347 Uiblein, Beziehungen zur Universität Padua, 146. Die drei Medizinstudenten werden in den AFA I nicht erwähnt. 348 Ebd., 146.
Das Wirken des Galeazzo de Santa Sofia (1395 – 1405)
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Oktober 1392: Wenczeslaus Ulrici de Wyenna (= Wenczeslaus Hart de Wyenna, Prosop. II/127) Oktober 1394: Mag. Galeacius de Sancta Sophia de Padua, arcium et medicine doctor (Padua, Prosop. II/23) Iohannes de Lugas (Iohannes Cesar de Ungaria, Prosop. II/49) April 1395: Iohannes de Weytra (Prosop. II/80) Oktober 1395: Seyboldus Amatoris de Rafelspurg (Montpellier, Prosop. II/113).
5.2. Das Wirken des Galeazzo de Santa Sofia (1395 – 1405)349 Einen bedeutenden Aufschwung erfuhr die Wiener Medizinische Fakultät durch die Berufung des Paduaner Mediziners Galeazzo de Santa Sofia (Prosop. II/23). Der aus einer angesehenen Paduaner Ärztefamilie stammende Gelehrte wurde vermutlich auf Anregung Herzog Albrechts III. schon 1394 nach Wien berufen, da er im Wintersemester 1394/95 in die Matrikel eingetragen wurde. Galeazzo hatte sowohl durch seine wissenschaftliche Tätigkeit, aber vor allem durch die Einführung von Sektionen an menschlichen Leichen (Erste »Anatomie« in Wien 1404 – siehe Kap. 4.3: Die Anatomien) beträchtlichen Einfluß auf die Wiener Medizin. Seine vermutlich noch in Wien verfaßte Schrift »De Simplicibus« galt hier im 15. Jahrhundert als obligates Lehrbuch (siehe Kap. 7: Medizinische Traktate). Auch wenn kein direkter Beleg vorhanden ist, so scheint die Anregung zur Anlage der Fakultätsakten von Galeazzo ausgegangen zu sein. Während Galeazzos Wirken in Wien fanden hier zahlreiche Lizentiats- und Doktorpromotionen statt350 : Wolbero von Caldenhoven aus Geseke (lic. med. Februar 1395, Prosop. I/33) Martinus Taggel de Balse (dr. med. 1396, Prosop. I/24) Andreas Gallici (lic. med. 1396, Prosop. II/1) Iohannes de Weytra (dr. med. November 1400, Prosop. II/80) Nicolaus Aichberger de Fürstenfeld (dr. med. November 1400, Prosop. II/97) Fridericus de Drosendorf (lic. med. 1404, Prosop. II/21) Petrus Gruber de Wienna (lic. med. Oktober 1405, Prosop. II/105) Cristannus de Suzato (dr. med. März 1405, Prosop. II/16).
Während Galeazzos Wirken in Wien wurden vier Mediziner, die an italienischen Universitäten promoviert wurden, in Wien rezipiert351: 349 Ebd., 146 – 150. 350 Uiblein, Beziehungen zur Universität Padua, 148. 351 Ebd., 149 f.
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Die Medizinische Fakultät im 14. und 15. Jahrhundert
Iohannes Schroff de Valle Eni (dr. med. Padua 1396, rez. April 1397, Prosop. II/72) Iohannes Silber de Sancto Ypolito (dr. med. Pavia 1398, rez. 1398, Prosop. II/74) Hermannus Poll (dr. med. Pavia 1398, rez. Juni 1400, Prosop. II/38) Nicolaus de Hebersdorf (dr. med. Padua 1403, rez. 1403, Prosop. II/99).
5.3
Die Anlage der Fakultätsakten
Die Berichte in den Fakultätsakten (AFM) bilden für die Fakultät »die wichtigste Quelle für die Kenntnis des inneren Lebens der Facultät und mithin auch unserer Hochschule im Allgemeinen«352. Sie beschreiben das Leben der Fakultät, ihre Organisation, ihre Finanzen, ihr Prüfungswesen, ihre Probleme mit der Stadt und außerfakultären Personen und vieles mehr. Dazu beschlossen die Herren mag. art. et dr. med. Conradus von Schiverstat (Prosop. II/15), Galeazzo de Santa Sofia (Prosop. II/23) und Iohannes Schroff de Valle Eni (Prosop. II/72) unter dem Vorsitz ihres Dekans mag. art. et dr. med. Iohannes Silber de Sancto Ypolito (Prosop. II/74) in der Fakultätssitzung vom 6. Mai 1399, ein Buch353 (liber quidam) anzulegen, in dem alle Vorkommnisse der Fakultät einzutragen seien. Die Fakultätsakten der Mediziner sind erst ab 1399 erhalten. Schrauf erklärt dies in seiner Einleitung zu den AFM I damit, daß vermutlich die Aufzeichnungen in der Frühzeit nur auf losen Zetteln erfolgten, die im Laufe der Jahre verloren gegangen waren, sodaß es eben am 6. Mai 1399 zu dem oben erwähnten Beschluß kam. Laut dieser Anordnung sollten in den AFM auch alle Doktoren, Lizentiaten, Bakkalare, die in Wien promoviert bzw. inkorporiert worden waren, aufgezeichnet werden, um über den Personalstand der Fakultät Bescheid zu wissen. Senfelder beklagt jedoch, daß dies nicht der Fall war und erwähnt in diesem Zusammenhang drei Mediziner, die nicht in den AFM aufscheinen354 : Rudolf von Heringen355, Friedrich Althaimer356 und Petrus Luder357 und vermutet, daß »diese sich an der 352 Schrauf, AFM I, Einleitung, p. Vf. 353 AFM I, 1 f., 6. Mai 1399: Mag. Iohannes Silber de Sancto Yppolito [Dekan, mag. art. et dr. med] … viris magistris in artibus et doctoribus in medicina Conrado de Schiferstat, Galiacio de Sancta Sophia, Johanne Schroff de Valle Eni conclusum fuit, quod liber quidam pro actis facultatis medicine comparari deberet, in quem omnes doctores, licentiati, baccalarii in eadem facultate promoti vel eidem incorporati … scribi deberent, ut per hoc istos predicto libro inscriptos prefati facultatis membra fore constaret. 354 Senfelder , Medizinische Schule, 1049, Anm. 1 – 3. 355 Rudolf von Heringen: MUW 1433 IV S 1: Dominus Rudolfus Volkardi de Haeringen, magister in artibus et doctor in medicinis, canonicus ecclesie beate Virginis in Ratispona et plebanus ibidem 20 gr.; Leibarzt bei Kg. Albrecht II., siehe Kühnel, Heilkunde, 95 f. 356 Friedrich Althaimer († 1444) vermachte dem Schottenstift einen Kelch und einige Bücher,
Die Beziehungen der Fakultät zu anderen Universitäten
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medizinischen Schule nicht aktiv beteiligten, oder … daß … der Dekan, wie so häufig, nur flüchtige Berichte niederschrieb«. Dekanatsberichte anzulegen, war Aufgabe des jeweiligen Dekans. Dies geschah allerdings, wie Schmarda treffend bemerkt, »nicht immer gleich regelmäßig und sorgfältig; sie [die Berichte] hiengen gar sehr von der Schreibseligkeit des betreffenden Dekans ab«358. Großen Raum nehmen die Probleme mit den Empirikern oder den Apothekern (siehe Kap. 6.1.3: Kampf der Fakultät gegen Kurpfuscher oder Kap. 6.2: Die Apothekerordnung) ein, ebenso die Diskussionen um die Zulassung von Medizinern, die im »Ausland« studierten (siehe Kap. 6.1.2: Kontrolle der an auswärtigen Universitäten promovierten Mediziner) oder die Erörterungen, die das Fakultätshaus zum Inhalt haben (siehe Kap. 3.4.1: Das Haus der Ärzte). Es gab aber auch Dekane, die nichts in die Akten eintrugen und dann heißt es: Ille locus dimissus est vacuus, quia tunc decanus Mag. Iohannes Kirchaim [Prosop. II/55] acta sua non conscripsit, wie der nachfolgende Dekan Conradus Praun de Müldorf (Prosop. II/14) vermerkt359.
5.4
Die Beziehungen der Fakultät zu anderen Universitäten
5.4.1 Beziehungen zur Universität Padua und zu anderen italienischen Universitäten360 Ulricus Grünwalder de Neunburga (dr. med. Padua 1411, rez. Dezember 1411, Prosop. II/124) Iohannes Aygel de Korneuburg (dr. med. Padua 1410, rez. August 1412, Prosop. II/48) Iohannes Halbhaewer de Hamelburg (lic. et dr. med. Padua, 1412, rez. Dezember 1412, Prosop. II/54) Iohannes Magerl (dr. med. Padua 1418, rez. März 1423, Prosop. II/59) Petrus Volczian de Wyenna (lic. et dr. med. Padua 1425, rez. Februar 1426, Prosop. II/108) Michael Graesel de Dinkelsbühel (dr. med. Ferrara 1442, rez. August 1443, Prosop. II/92)
357
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u. a. ein Evangelien- und Epistelbuch, und von Bartholomeus Anglicus aus dessen Enzyklopädie »De proprietatibus rerum« das Buch »Liber de natura rerum«, siehe Gottlieb, MBKÖ I, 437; Althaimer in den MUW nicht erwähnt. Petrus Luder : MUW 1470 IV R 140: Dominus Petrus Luder de Kyslaw Spirensis diocesis doctor in medicinis 4 sol. den. (Diözese Speyer, Kislau, Lkr. Karlsruhe, Baden-Württemberg), Frühhumanist, 1415 – 1472; 1430/31 Immatrikulation in Heidelberg, später Student der Medizin in Padua, ab 1470 an der Universität Wien, siehe Helmut Zedelmaier, Luder, Peter, dt. Frühhumanist. In: LMA 5 (1991), Sp. 2165 f. Schmarda, Das medicinische Doctorencollegium, 26 f. AFM II, 108, zu 1461 I, II. Uiblein, Beziehungen zur Universität Padua, 149 f.
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Die Medizinische Fakultät im 14. und 15. Jahrhundert
Georgus Mair de Amberga (dr. med. Padua und Ferrara 1452, rez. Juli 1453, Prosop. II/26) Godislaus de Polonia (dr. med. Perugia, rez. Juli 1453, Prosop. II/31) Wolfgangus Stachenpock (dr. med. Padua vor 1468, dann Praxis in Graz, Prosop. II/133) Iohannes Mair de Sancto Ypolito (dr. med. Padua und Turin, rez. Juni 1469, Prosop. II/60).
Verstärkte Beziehungen zu Italien Ende des 15. Jahrhunderts: Im Wintersemester 1489/90 (AFM III, 1 f.) erstellt Dekan Andreas Voberger (Prosop. II/3) eine Liste von 15 in Wien promovierten Ärzten, von denen vier ihr Medizinstudium in Italien absolviert hatten, und fügt hinzu, daß viele zur Zeit nach Italien gingen (multi hiis temporibus Italiam intrant tribus in annis, ymmo diucius). Schrauf361 bedauert, daß man die Namen dieser anderen nicht kennt, die unter »vielfachen Entbehrungen in der Fremde ihren Wissensdurst« löschten, um mit den neuen Ideen des Humanismus und der Renaissance nach Wien zurückzukehren: Iacobus Kellenberger (Studium in Italien, 1489/90 dr. med. in Wien, Prosop. II/40) Petrus Gemps de Pfarrkirchen (Studium in Italien, 1489/90 in Wien, medizinische Praxis in Ungarn, Prosop. II/104) Petrus Zeckel de Cibinio (Studium in Italien, 1489/90 in Wien, medizinische Praxis in Ungarn, Prosop. II/109) Bartholomeus Steber de Wienna (Studium in Italien, 1490 in Wien als dr. med. rez., Prosop. II/4).
Weitere humanistisch gebildete »Italiener« in Wien, die Schrauf in seiner Einleitung zu AFM III erwähnt362 : Henricus Gratwol (art. et med. dr. Ferrarensis, rez. 1480 I, Prosop. II/34) Michael Sartoris de Premarton (dr. med. Ferrarensis, rez. Dezember 1508, Prosop. II/95) Iohannes Kuerrendorffer de Parreytt (dr. med. Bologna, rez. November 1513, Prosop. II/57) Iohannes Salzmann (Salianus) (dr. med. Ferrarensis 1507, rez. August 1513, Prosop. II/71) Leopoldus Iordanus ex Wienna (Studium in Italien, rez. Februar 1518, Prosop. II/83).
Nicht erwähnt bei Schrauf: Wolfgangus Copler Argentinensis (dr. med. Venedig, rez. März 1513, Prosop. II/130). 361 AFM III, Einleitung, p. VIII. 362 Ebd., VIII, XIV, XV.
Die Beziehungen der Fakultät zu anderen Universitäten
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5.4.2 Beziehungen zur Universität Montpellier Michael Falkonis (dr. med. Montpellier, rez. April 1418, Prosop. II/91) Sebaldus de Ravelspurg (lic. med. Montpellier 1415, rez. April 1422, Prosop. II/113) Georg Haini aus Überlingen (bac. med. Montpellier 1513, Prosop. II/25).
5.4.3 Kontakte zu Universitäten im Reich363 Mag. Hermannus Lurcz de Nuerenberga (ab 1395/96 in Erfurt und ebenda Rektor 1396/97, Prosop. I/14) Henricus Venator de Ulm (bac. art. Wien, dr. med. Padua, geht nach Heidelberg 1402, Prosop. I/12) Wolbero de Caldenhoven de Geseke (Rektor in Köln 1397, Prosop. I/33) Goswinus de Huenen (Studium in Utrecht, rez. als dr. med. September 1412, Prosop. II/32). Iohannes Rock de Hamborch (bac. med. in Köln 1408, rez. als dr. med. Februar 1415, Prosop. II/70) Hunoldus Pletenberchk (Studium in Erfurt, rez. als lic. med. Jänner 1439, Prosop. II/39) Iohannes de Lunden ex Göttingen (bac. med. in Erfurt, dr. med. in Wien September 1513, Prosop. II/58).
5.4.4 Rezeption von Medizinern nicht genannter Universitäten Cesarius Alberti dictus Watstenrode (rez. August 1412, Prosop. II/8) Stephan de Wratislavia (rez. Mai 1455, Prosop. II/119) Michael Manestorffer (rez. Oktober 1471, Prosop. II/93) Osualdus Fruetrunkch de Abach (bittet um Aufnahme Mai 1494, Prosop. II/101) Wolfgangus Himler (wird zur Repetition zugelassen April 1495, Prosop. II/131) Iohannes Flechtner de Hersbergk (rez. August 1497, Prosop. II/52) Iodocus Puechamer (rez. März 1512, Prosop. II/44).
363 Uiblein, Zu den Beziehungen, 136.
126
5.5
Die Medizinische Fakultät im 14. und 15. Jahrhundert
Das 15. Jahrhundert
In ihrer Anfangsphase (1380 – 1400) war die Medizinische Fakultät sehr von Ärzten abhängig, die an auswärtigen Universitäten studierten und anschließend in Wien rezipiert wurden. Das zeigen auch die Ergebnisse in Graphik 12.1.2, in der für diesen Zeitraum zehn rezipierten Medizinern nur fünf gegenüberstehen, die in Wien studierten. Durch Galeazzos Wirken in Wien verbesserte sich die Situation und im Laufe des 15. Jahrhunderts änderte sich das Bild zugunsten der Personen, die in Wien studierten. Die Frequenz übersteigt aber bis 1509 nie die Zehn-Personen-Marke für je einen Zeitraum von zehn Jahren (siehe Graphik 12.1.2). Insgesamt ergab sich durch die erfolgten Studien für die Jahre 1400 – 1499 (siehe Graphik 12.1.2) die Zahl von 95 Medizinern, von denen 66 (69,5 %) in Wien promoviert und 29 (30,5 %) in Wien rezipiert wurden (siehe Kap. 8: Die Studierenden und Absolventen). Die wichtigste Aufgabe der Fakultät war die Ausbildung der Mediziner nach den in den Statuten festgesetzten Regeln. Dementsprechend breiten Raum nimmt die Beschreibung der Zulassungsbedingungen zu den Graduierungen und der erfolgten Promotionen ein. Besonders gilt dies für die Mediziner, die an auswärtigen Universitäten studierten und anschließend in Wien rezipiert werden wollten. Im 15. Jahrhundert erfahren die Berichte über das Medizinstudium durch die zum Teil ausführlichen Schilderungen der neun durchgeführten »Anatomien« eine Erweiterung (siehe Kap. 4.3: Die Anatomien). Die Fakultät war sehr darauf bedacht, daß ausschließlich Ärzte, die an der Universität Wien promoviert bzw. rezipiert wurden, diesen Beruf ausübten. So kam es immer wieder zu Problemen mit den sogenannten Empirikern (Kurpfuschern, Juden und Priestern), die mit der gleichen Methode – der scholastischarabistischen Medizin – ihre Heilkunst ausüben wollten und großen Zulauf seitens der Bürger fanden (siehe Kap. 6.1.3: Kampf der Fakultät gegen Kurpfuscher). Einen langen, über mehr als 100 Jahre dauernden Kampf führte die Fakultät auch mit den Apothekern. Erst das 2. Privilegium Ks. Maximilians I. von 1517 regelte das Verhältnis zwischen den Apothekern und den Buchärzten. Letztere wurden allerdings ab dieser Zeit auch verpflichtet, im öffentlichen Spital Dienst zu tun (siehe Kap. 6.2: Apothekerordnung). Ausführliche Schilderungen bringen die Akten auch bezüglich der Probleme mit dem Fakultätshaus, sei es die Mieter, den Mietzins oder die Reparaturen betreffend (siehe Kap. 3.4.1: Das Haus der Ärzte). Auch Kämpfe mit den Wiener Bürgern, politische Unruhen und der »Bruderkrieg« zwischen Ks. Friedrich III. und Hzg. Albrecht VI. finden ihren Niederschlag in den Fakultätsakten (siehe bei Bartholomeus Steber, Prosop. II/4, Iohannes Kelner de Kirchheim, Prosop. II/55, und Michael Puff de Schrick, Prosop. II/94).
Das 15. Jahrhundert
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Ende des 15. Jahrhunderts standen sich in Wien zwei Gruppen gegenüber: die Mediziner der alten Wiener Schule (z. B. Martinus Stainpeis, Prosop. II/87) und die humanistisch gebildeten Italicati (z. B. Bartholomeus Steber, Prosop. II/4). In der Einleitung zu den AFM III erwähnt Schrauf die Klage des Dekans Andreas Voberger (Prosop. II/3) im Wintersemester 1489 über die »lässig« und mit »althergebrachten Vorlesungen« geführte Fakultät364, über den Mangel an Studenten und die Tatsache, daß von den 15 erwähnten Medizinern nur fünf tatsächlich in Wien an der Fakultät wirkten, die anderen es vorzogen, ihr Geld in Niederösterreich, Mähren und Ungarn zu verdienen365. Schrauf führt in seiner Einleitung zu AFM III aus, daß die Zahl der »humanistisch gebildeten Aerzte« mit fortschreitender »Lectüre unserer Acten« immer größer werde. Für ihn sind die »ersten wirklichen Humanisten im medicinischen Doctorencollegium« – schon an der »Latinisierung« ihrer Namen zu erkennen – Iohannes Cuspinianus (Johann Spießheimer, Prosop. II/50) und Ioachim Vadianus (Ioachim von Watt, Prosop. II/43), die allerdings erst in zweiter Linie Ärzte waren. Für Vadianus begründet er dies damit, daß dieser als Erster bat, einen klassischen Schriftsteller, z. B. Quintus Serenus366 (Liber medicinalis – eine Rezeptsammlung für 64 Krankheiten) lesen zu dürfen und daß seine philologischen Kenntnisse dazu eingesetzt wurden, die Medizinischen Statuten 1518 in einwandfreiem Latein zu redigieren (AFM III, 138: Formatus etiam erat articulus propter statuta per faculatem concepta et per doctorem Vadianum in debitum ordinem et latinum redacta). Diese »humanistisch gebildeten« Mediziner wandten sich zwar vermehrt den griechischen und römischen Originaltexten zu und verbanden dieses Wissen auch mit eigener Naturbeobachtung, aber eine wirklich neue Epoche in der Medizin begann erst mit Andreas Vesalius367, der aufgrund eigener Studien an menschlichen Leichen die Galenischen Vorstellungen der Anatomie (Sektion nur an Tierleichen!) und z. T. auch der Physiologie korrigierte und mit seinem 1543 erschienenen siebenbändigen Hauptwerk »De humani corporis fabrica« zum Begründer der modernen Anatomie wurde. Er hatte auch auf die Wiener Mediziner, wie z. B. Franz Emerich368, großen Einfluß, der den 1537 neu gegründeten Lehr364 AFM III, 2: pigro modo lectiones continuantur, pigrius disputationes; decrescit et facultas et totum studium Wiennense. 365 AFM III, Einleitung, p. V – VIII. 366 Peter L. Schmidt, Serenus, Q. S. (oder Serenius), 2. Hälfte des 4. Jh. n. Chr., Verfasser eines medizinischen Lehrgedichtes, das im Mittelalter von Bedeutung war. In: DKP 5 (1979), Sp. 133. 367 Vesalius, Andreas, 1514 Brüssel – 1564 Insel Zakynthos; Begründer der neuzeitlichen Anatomie aufgrund von eigenen durchgeführten Sektionen an menschlichen Leichen; siehe: Hirsch, Biographisches Lexikon 5, 737 f. 368 Dr. Franz Emerich wird 1535 in die Medizinische Fakultät aufgenommen (AFM III, 201) und ist 1536 Vizekanzler der Universität Wien (AFM III, 208). Emerich verwendete für seine
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Die Medizinische Fakultät im 14. und 15. Jahrhundert
stuhl für Chirurgie für ein jährliches Honorar von 52 Gulden (AFM III, 210) übernahm. Der Lehrstuhl wurde allerdings aus Geldmangel erst 1555 realisiert und dann 1557 mit physiologicae partis medicinae bezeichnet (AFM III, 292).
5.6
Das Verhältnis der Medizinischen Fakultät zu den anderen Fakultäten – Rangstreitigkeiten
Die Universität Wien besitzt eine Urkunde vom 24. März 1388369, welche die Rangordnung ihrer Angehörigen regelt. Wie sehr die Mediziner auf ihre Ehre bzw. ihr Standesbewußtsein bedacht waren, zeigt sich nicht nur im Kampf gegen alle Personen, die unrechtmäßig die Heilkunst ausübten (siehe Kap. 6.1.3: Kampf der Fakultät gegen Kurpfuscher), sondern auch in ihrer Haltung den anderen Fakultäten gegenüber: Am 30. September 1412 (AFM I, 20 f.) wurde beschlossen, daß der Dekan in der nächsten Universitätsversammlung dem Plenum mitteilen sollte, daß die Mediziner es für Unrecht hielten, wenn die Lizentiaten der juridischen Fakultät bei Prozessionen (stationibus) und anderen universitären Veranstaltungen (congregationibus universitatis) vor den Doktoren der Medizinischen Fakultät gingen, denn das stünde im Gegensatz zu den Gepflogenheiten z. B. in Paris, Bologna, Padua etc. (tamen oppositum huicusque fuerat observatam in aliis universitatibus, …Parisius, Bononie, Padue etc. practicatur). *
Da sich an der Situation nichts änderte, wurde am 6. Juni 1414 (AFM I, 26) neuerlich der Beschluß gefaßt, daß es nicht angehe, daß bei universitären Veranstaltungen die Lizentiaten der anderen Fakultäten vor den Doktoren der Medizin gingen. Daher teilten sie dem Rektor mit, daß sie alle der Prozession fernbleiben würden, falls sie nicht am folgenden Tag unmittelbar hinter den Doktoren der Juridischen Fakultät anschließen dürften.
*
* Am darauffolgenden Tag, dem 7. Juni 1414, versammelten sich zu Fronleichnam alle im Hof des Propstes (in curia domini)370 ; als sich der Zug formierte und wieder die Scholaren und Magister etc. und die Juristen ihre Lizentiaten vor
Chirurgie-Vorlesung u. a. die »Anatomia ordinaria«, einen Auszug aus Vesalius’ Werk (AFM III, 275). 369 Kink II, Statutenbuch, Nr. 14, 89 – 93: Statut der Universität über die Rangordnung ihrer Angehörigen. Siehe Kap. 3: Institutionelle Rahmenbedingungen. 370 Der Propst des Kapitels zu Allerheiligen bzw. zu St. Stephan war gleichzeitig Kanzler der Universität, siehe Kink II, Statutenbuch, 26 – 28, Bulle Papst Urbans V. von 1365.
Das Verhältnis der Medizinischen Fakultät zu den anderen Fakultäten
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den Doktoren der Medizin einreihten, verließen die Doktoren der Medizin geschlossen den Hof . * In der Sitzung vom 13. August 1414 sollte der Rektor gebeten werden, in der Angelegenheit der Rangordnung im Sinne der Mediziner zu handeln. Da dies nicht erfolgte, versuchten es die Mediziner am 28. August 1414 (AFM I, 27) mit einer Drohung und beschlossen, sollten sie nicht Recht bekommen, wäre es keinem der Mediziner gestattet – unter einer Strafe von 20 Gulden – einen erkrankten Doktor oder Lizentiaten der Theologen oder der Juristen zu besuchen (si contingeret egrotare aliquem doctorem…..per nullum doctorem medicine … deberet visitari sub pena 20 flor.). Ob sie die Drohung in die Tat umgesetzt haben, ist in den Akten nicht vermerkt.
In der Universitätsversammlung vom 19. Mai 1416 (AFM I, 30) wurde die von den Medizinern gewünschte Reihung beschlossen. Aber da in der Diskussion um die Rangordnung kein Ende abzusehen war, überlegte die Fakultät am 30. Juni 1416 (AFM I, 31), ob entweder zwei oder drei Doktoren oder die ganze Fakultät zum Kanzler des Fürsten gehen (adire dominum cancellarium principis) und sich mit ihm darüber beraten oder ob sie sich gleich an den Herzog und seine Räte wenden sollte. *
Der Streit nahm kein Ende, denn als sich ein Lizentiat der Juristen, Conradus Roechling, am Fest der Hl. Katharina (25. November 1416, AFM I, 33) bei der Station bei den Dominikanern so unverschämt und arrogant benahm (propter quandam protervitatem et arroganciam illatam), beschloß die Fakultät, Dekan Ulricus Grünwalder (Prosop. II/124) und Magister Iohannes Schroff (Prosop. II/ 72) zum Rektor zu schicken. Die beiden sollten dem Rektor beteuern, daß sie alle an keinerlei Veranstaltungen und Prozessionen mehr teilnehmen wollten, nicht aus Ungehorsam (non propter inobedienciam), sondern um einen eventuell größeren Skandal zu vermeiden (ad maius scandalum … evitandum). *
* Um die Angelegenheit zu beruhigen, kamen zwei Theologen am 15. Dezember 1416 (AFM I, 34) im Namen des Rektors in die Fakultätssitzung und schlugen vor, die Causa durch die beiden nichtbeteiligten Fakultäten, die Theologen und Artisten, bis Epiphanie lösen zu lassen. Es kam zu vielen Besprechungen, aber man fand keine Lösung des Problems (finis non potuit haberi).
Unter dem Dekanat des Mag. Iohannes Aygel (Prosop. II/48) gelang es schließlich, einen Schiedspruch Hzg. Albrechts V. zu erhalten, der den Wünschen der Mediziner voll entsprach: ist unser maynung …, das all lerer der heiligen geschrift, gaistleiher recht und der erczney in allen gengen und staenden, so in *
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Die Medizinische Fakultät im 14. und 15. Jahrhundert
unsrer egenanten schuel gehalten werden, ir oerdnung an dem vorgang, vorstand, … nach yetleichs alter und wirdikait undereinander haben sullen… Darnach mainen … wir, das die licenciaten der heiligen schrift, gaistleiher rechten und der erczney in allen solhen gengen und staenden, …vor kainem der egenanten lerer nicht geen nach sten sullen …nach irem alter und wirdigkaiten (25. Mai 1417, AFM I, 36). Die Juristen und Theologen wollten sich diesem Schiedspruch nicht beugen; die Juristen baten den Herzog, diesen Spruch zurückzunehmen, aber dieser ließ ihnen ausrichten, sie mögen ihn deswegen nicht weiter belästigen (eum pro illo non inquietarent). Voll Genugtuung vermerkte der Dekan Iohannes Aygel am Tag vor Pfingsten (29. Mai 1417, AFM I, 37) in den Akten: » So hat nun der Hl. Geist in unserem Fürsten bewirkt, daß unsere Fakultät ihren Platz erhalten hat« (ita per sancti Spiritus gracie infusionem in prefatum dominum nostrum principem habuit facultas nostra locum suum in stacione in vigilia Pentecostes). * Zu Fronleichnam, am 10. Juni 1417 (AFM I, 38), waren nun alle Lizentiaten, Bakkalaren und Scholaren der Juristen abwesend, aber sieben Doktoren der Medizin gingen in der Prozession mit, ebenso zwei Doktoren der Theologie und der Rechte. Mit den Worten: »so wurde durch unsere Fakultät die Universität noch mehr geehrt« (et ita plus per nostram facultatem fuit universitas honorata) schloß der Dekan Iohannes Aygel (Prosop. II/48) seinen Bericht.
6.
Fakultät und Gesellschaft
6.1
Aufgaben der Wiener Medizinischen Fakultät
Die Wiener Medizinische Fakultät umfaßte alle an der Fakultät immatrikulierten Scholaren, Bakkalare und Lizentiaten und alle in Wien approbierten »Buchärzte«371 (»Lehrer der Arznei«). Die Buchärzte gliederten sich in die Lehrer an der Fakultät, die »Leibärzte« der Habsburger372 (Anhang 12.2: Wiener Mediziner als Leibärzte) und die praktisch tätigen Ärzte. Alle approbierten Buchärzte waren laut Statuten (siehe Kap. 3.3.1: Die Statuten der Medizinischen Fakultät) zur Lehrtätigkeit berechtigt bzw. verpflichtet. Um aber den Studienbetrieb tatsächlich aufrecht zu erhalten, wurden aus den »gelehrten« Medizinern jeweils zwei oder drei Lektoren (Doctores actu regentes – ordentliche Professoren), die auch eine fürstliche Besoldung erhielten, von den Fakultätsmitgliedern gewählt, vom Rektor bestätigt und dem Fürsten präsentiert. Im Falle der Wahl des Iohannes Kelner de Kirchheim (Prosop. II/55) wurde dieser am 5. Dezember 1460 von zwölf Magistern und zwei Bakkalaren (in artibus et medicina) und von allen Doktoren – sechs – gewählt373. Anschaulich schildert
371 Kühnel, Heilkunde, 60 – 86, Kap. VI: »Bedeutende Universitätslehrer und Ärzte«; Uiblein, Beziehungen zur Universität Padua, 143 – 156. Eine Auswahl der graduierten Mediziner in Wien im 15. Jh. bietet Theodor Puschmann, Die Medizin in Wien, III: Das XV. Jahrhundert. Die medizinische Fakultät und der ärztliche Stand. In: Wiener Medizinische Wochenschrift 49 (1899), 1458 – 1460. 372 Kühnel, Leibärzte, 1 – 36; Ders., Heilkunde, 87 – 98, Kapitel VII: »Ansehen und Wirken der Leibärzte«. 373 Siehe AFM II, 105 f. Im Wintersemester 1460/61 werden drei Lektoren erwähnt: Michael Puff (Prosop. II/ 94), Conradus Praun (Prosop. II/14) und Caspar Frue (Prosop. II/6). Da Letzterer im Dezember 1460 starb, wählte die Fakultät Iohannes de Kirchheim (Prosop. II/ 55) zu seinem Nachfolger. Thomas Ebendorfer von Haselbach (Universitäts-Superintendent) sprach ihm die Ernennung durch Kaiser Friedrich III. aus. Schrauf, AFM II, p. XIII, weist darauf hin, daß dieses Ereignis bei Rosas Geschichte I, 124, falsch kommentiert wird, da dieser den Theologen Ebendorfer zum lector der Medizin werden läßt. Auch Aschbach Geschichte I, 330 f., übernimmt etwas verwundert diese Geschichte und spinnt sie insoferne
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Fakultät und Gesellschaft
Iohannes Tichtel (Prosop. II/78) in seinem Tagebuch seine Angelobung als Lektor vor Ks. Friedrich III. am 22. Februar 1482374. Die Anzahl der gleichzeitig amtierenden Doktoren im 15. Jahrhundert schwankte zwischen sechs und fünfzehn Personen für ca. 25.000 Menschen in Wien und Umgebung, was Opll zu der Bemerkung veranlaßt: »Offensichtlich hielt die Universität diese Zahl niedrig, um den einzelnen Ärzten ein möglichst hohes Einkommen zu sichern«375. So werden z. B. im Jahr 1404 sechs Fakultätsmitglieder genannt376 und 1444 acht Ärzte mit Namen erwähnt, die bei der Anatomie377 anwesend waren. In einem Schreiben der Fakultät im Jahr 1454 an König Ladislaus mit der Bitte um Unterstützung gegen das unerlaubte Praktizieren von Juden und Kurpfuschern weist sie selbstbewußt darauf hin, daß in Wien elf Ärzte zugelassen sind und daß dies ausreichend für die Stadt sei378. Die in den Prosopographien I und II erhobenen Daten zeigen, daß nicht nur die Leibärzte Zehente, Lehen, Weingärten, Wälder und Häuser erhielten379, sondern, daß auch die meisten in Wien und Niederösterreich amtierenden »Buchärzte« einen hohen sozialen Stand aufwiesen und stolze Besitzer von Häusern und Weingärten waren, z. B. Iohannes Aygel (Prosop. II/48), Iohannes von Selgenstat (Prosop. II/73), Iohannes Tichtel (Prosop. II/78), Martinus Guldein (Prosop. II/ 86), Martinus Stainpeis (Prosop. II/87) und Petrus Volczian (Prosop. II/108); nicht zu vergessen Nicolaus von Hebersdorf (Prosop. II/99), der sein Haus in der »Weihenburg« der Fakultät zum Geschenk machte. Martinus Guldein, Michael Sartoris Premarthon (Prosop. II/95) und Iohannes Kelner de Kirchheim (Prosop. II/55) waren als Hausbesitzer auch Ratsherren der Stadt Wien und Martinus Guldein überdies der erste Mediziner, der 1462 Spitalsmeister im Wiener Bürgerspital wurde. Es gab aber nicht nur begüterte Ärzte, sondern auch solche, die Geldschulden
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377 378
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weiter, als er darin einen politischen Akt der Fakultät gegen die Regierung annimmt. Schönbauer, Das medizinische Wien, 51 f., übernahm diese Überlegungen. Karajan, Tichtel, 13: in castro Vienne, prestiti iuramentum Invictissimo imperatori Friderico, duci Austrie, super lecturam in medicina studii Viennensis, quam mihi ea nocte manu propria contulit graciose. Opll, Leben im mittelalterlichen Wien. In: Csendes/Opll, Wien. Geschichte einer Stadt, Bd. 1, 411 – 494, hier 444. AFM I, 4: Hermannus Lelle von Treysa (Prosop. II/37), Galeazzo de Santa Sofia (Prosop. II/ 23), Iohannes Schroff de Valle Eni (Prosop. II/72), Iohannes Silber de Sancto Yppolito (Prosop. II/74), Nicolaus Aichberger (Prosop. II/97) und Dekan Nikolaus de Hebersdorf (Prosop. II/99). Siehe auch AFM I, 100 (29. Februar 1416): Mag. Iohannes Kro de Kothebus (Prosop. II/56) wird von allen sechs Doktoren zum Lizentiat zugelassen. AFM II, 31: Namen der anwesenden Ärzte siehe Kap. 4.3: Die Anatomien. AFM II, 75: ze Wienn in eurer k. g. stat auff 11 doctores staetlich sind, das dy gmain kainen abgangk an aerzten hat. Die Liste, die Dekan Martinus Guldein (Prosop. II/86) für 1454 angibt (AFM II, 207), umfaßt allerdings 15 doctores facultatis medicine simul fuerunt hic Wienne. Kühnel, Leibärzte, 10 – 20, 34 – 36.
Aufgaben der Wiener Medizinischen Fakultät
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gegenüber der Fakultätskasse hatten. Sie konnten um Aufschub der Bezahlung bitten (Iacobus de Stockstal, Prosop. II/41) oder als Pfand kostbare Becher anbieten (Iohannes Pilgram [Prosop. II/66] und Leopoldus Iordan [Prosop. II/83]), die erst nach dem Tod des Mediziners von den Testamentvollstreckern ausgelöst wurden. Im Falle von Henricus Stoll de Hamelburg (Prosop. II/35) werden noch von seiner Witwe zwei Gulden als Pfand eingefordert. Graf und Braun haben in ihren Dissertationen 1970 bzw. 1971 die Mitglieder der Wiener Medizinischen Fakultät für die Jahre 1399 – 1670 anhand der Register der AFM I – III sorgfältig aufgelistet, allerdings ohne diese Daten mit den Texten der einzelnen Dekane zu vergleichen, zu korrigieren oder zu ergänzen380.
6.1.1 Kontrolle des Studienganges der Medizinstudenten Die Fakultät achtete nicht nur auf die erforderlichen disputationes und responsiones, sondern auch auf den Lebenswandel (mores) der Scholaren und Bakkalare. Einige Beispiele sollen dies dokumentieren: 14. März 1405 (AFM I, 7): Iohannes, bac. art. et med., Rektor bei den Schotten, wurde nicht zum Lizentiats-Examen zugelassen – er müsse ein halbes Jahr Vorlesungen halten, und müsse sich »bessern« (se in moribus et aliis statum honestatis concernentibus meliorare), dann erst könne er sich wieder der Fakultät präsentieren381.
*
* 28. Dezember 1411 (AFM I, 18): Mag. Wenczeslaus Hart bac. med. (Prosop. II/ 127) wurde nicht zum Lizentiat zugelassen; er müsse noch weitere Professoren hören und bei ihnen Prüfungen ablegen (si audiret doctores legentes et se respondendo … atque studendo exercitaret), aber er müsse sich auch »bessern« (in
380 Graf, Mitglieder der Medizinischen Fakultät, und Braun, Personalbibliographie. So fehlt z. B. bei Graf die Rezeption des Mag. Sebaldus von Ravenspurg (Prosop. II/113) vom 24. April 1422 (AFM I, 50), der nach langem Kampf mit der Fakultät endlich aufgenomen wurde. Das Zitat aus dem Register AFM I, 98 (Mag. Spardorffer [Prosop. II/75] und Mag. Münsinger [Prosop. II/62] erhalten ihre Doktor-Insignien am 8. Febr. 1463 durch Dr. Michael Schrick) gibt Graf, 49 fälschlich mit fol. 55b aus Act. II. an. Hier (AFM II, 115) wird aber die Promotion von Nicolaus Molitoris de Ratisbona (Prosop. II/100), Petrus Marolt de Lack (Prosop. II/106) und Stephanus Kuelandt de Rain (Prosop. II/116) am 8. Aug. 1463 erwähnt. Braun, 9, gibt eine Doktorenliste basierend auf AFM II bis V, beginnend von 1500 an; sie deckt sich nicht ganz mit den in Prosop. II erhobenen Daten, überdies fehlen Iohannes de Lunden (Prosop. II/58) und Wolfgangus Copler (Prosop. II/130). 381 Iohannes scheint auch im Register von AFM I, 100 nur als bac. med. auf; möglicherweise hat er auf ein weiteres Studium verzichtet.
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Fakultät und Gesellschaft
moribus et vita melioraret), dann könne er sich nach Ostern wieder melden. Und erst im August 1412 (AFM I, 20) wurde er zum Examen pro licencia zugelassen382. * Am 24. August 1412 wurde Mag. Stephanus Speczhart de Roetlinga (Prosop. II/118) zum Bakkalar-Examen zugelassen. Am 17. September 1414 bat Stephanus um Zulassung zur Lizenz383. Er wurde zugelassen, aber die Fakultät bestimmte, daß er wegen Bubenstreichen und allerlei Possen (plures actus pueriles et quodam modo actus mimorum) für zwei Jahre in seiner Heimat praktizieren müsse, und erst nach Wien zurückkehren dürfe, wenn er verständiger geworden wäre und sich sein Lebenswandel gefestigt hätte. Aber erst sechs Jahre später, am 8. Jänner 1420 (AFM I, 97), erhielt er die Doktorinsignien durch Dekan Cristannus de Susato (Prosop. II/16), wurde jedoch bereits im April 1420 Dekan. * Mag. Liebhardus Swalb de Benedictenpewren (Prosop. II/84) wurde 1438 aus bestimmten Gründen vom Lizentiats-Examen ausgeschlossen (AFM II, 9: ex certis motivis admissio denegata fuit), 1439 wurde er zum Examen für das Lizentiat zugelassen (AFM II, 15 f.), und falls er die Prüfung bestünde, würde er erst dann zum dr. med. ernannt werden, wenn er durch glaubwürdige Personen der Fakultät versichern könnte, daß er auch würdig sei, dem Doktorenstand anzugehören (quod haberet statum pro honore doctoratus condignum). Am 28. Juli 1453 (AFM II, 60 f.) bat der inzwischen während des Konzils zu Basel (1431 – 1449) zum dr. med. ernannte Mag. Swalb, ins Wiener Fakultätskollegium aufgenommen zu werden. Doch die Fakultät stellte dazu die Bedingung, daß er erst Prüfungen (über einen canon und eine questio) entsprechend den Statuten ablegen müsse. Nachdem er diese erfolgreich absolviert hatte, wurde er am 11. August 1453 (AFM II, 63) ins Kollegium aufgenommen, war ihr aber noch 2 Ung. Gulden schuldig, die er versprach, zu St. Michael (29. September) zu bezahlen384.
9. August 1447 (AFM II, 43): Mag. Iohannes Kelner de Kirchheim (Prosop. II/ 55) wurde zum Lizentiat zugelassen, wurde aber aufgefordert, sich den Professoren anzupassen, Bücher zu lesen, und nicht nur auf seinen Verstand zu vertrauen (se conformaret doctoribus et ut libros perlegeret et non confideret nimium de ingenio suo). Iohannes de Kirchheim wurde wegen diverser Vergehen, wie Mietschulden im Fakultätshaus, widerrechtliches Praktizieren, Beschimpfen der *
382 In den AFA I, 568 wird Wenczeslaus Hart als lic. med. 1412 und 1418 – 19 genannt. 383 AFM I, 20 und 27, siehe auch AFM I, 99: examinatus est Mag. Stephanus Speczhardi pro licencia in medicina … et approbatus in decanatu Mag. Ulrici Grünwalder. 384 Mag. Liebhard Schwalb wurde nochmals ermahnt, die 2 Gulden an die Fakultät zu bezahlen, ansonsten würde er die Vergünstigungen verlieren (1454, AFM II, 71 f.). Offensichtlich hat er das getan, denn in der Doktorenliste von 1454 (AFM II, 207) scheint er an 8. Stelle auf.
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Ärzte und Stören während der Vorlesungen für ein Jahr von der Promotion zum dr. med. suspendiert, erhielt aber schließlich am 15. Jänner 1449 seine insignia doctoralia und wurde bereits im Oktober 1450 zum Dekan gewählt (AFM II, 48 und 52). * 2. November 1448 (AFM II, 47): Mag. Marquard Froer de Weissach (Prosop. II/85), Mag. Conrad Praun de Müldorf (Prosop. II/14) und Mag. Caspar Frue de Tetnang (Prosop. II/6) baten um Zulassung zum Bakkalar-Examen. Ihr Ansuchen wurde angenommen, aber Mag. Marquard und Mag. Caspar mußten vorher noch eine responsio ablegen. Am 11. August 1449 (AFM II, 49) wurden die drei Magister mit zwei weiteren (Mag. Thomas Mestlin [Prosop. II/121] und Mag. Sebaldus Muelner aus Nürnberg [Prosop. II/112]) zur Prüfung zugelassen, 1452 bzw. 1453 erfolgten die Aufnahmen zum Lizentiat und im August 1453 erhielten sie ihre Doktorinsignen.
Von Mag. Sebaldus Muelner aus Nürnberg erfahren wir, daß er mittlerweile (1453, AFM II, 64) Rektor an der Universität von Padua geworden war. Die Fakultät beharrte aber auf ihren Rechten und beschloß am 2. Mai 1454 (AFM II, 71), daß er nur nach gehaltener Disputation und nur nach Bezahlung des erforderlichen Beitrags ins Wiener Doktorenkollegium aufgenommen werden könne385.
*
* Im Sommersemester 1507 (AFM III, 62 f.) wurde in den Akten auch der Wortlaut des feierlichen Versprechens, das zur Zulassung zum Liz.-Examen als Voraussetzung galt, festgehalten: Es betrifft den Mag. art. et bac. med. Iohannes Praun (Prutenus) (Prosop. II/68) und umfaßt fünf Punkte, die er zu erfüllen hatte: 1) Vor seinem Lizentiat möge er gewissenhaft die Vorlesungen aller Doktoren hören (lectionem omnium doctorum…diligenter velit audire). 2) Er möge sich vor drei Doktoren bei einer Disputatio verteidigen (velit respondere), bei denen er es noch nicht getan hat. 3) Er möge die Unterweisung von jedem Doktor hinreichend annehmen (informacionem … recipere), der das Vertrauen der Fakultät genießt (qui fidem de illo coram facultate faciat). 4) Er möge nach seinem Liz.-Examen in Wien und nicht an einer anderen Universität das Lizentiat empfangen (Bienne et non in alia universitate licenciam recipere velit). 5) Er möge nicht vor dem Ablauf von vier Jahren in Wien praktizieren und er möge das der Fakultät mit eigener Hand bestätigen (de sua propria manu):
385 Offenbar hat Sebaldus Muelner bezahlt, denn in der 1454 von Dekan Guldein aufgestellten Liste der Wiener Doktoren scheint auch Dr. Sebaldus Muelner de Nueremberga auf (AFM II, 207 f.).
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Fakultät und Gesellschaft
»Ich, Mag. Iohannes Elbing, mag. art et bac. in med., verspreche feierlich mit eigener Hand (promitto firmiter hoc meo chirographico) und eigener Handschrift, daß ich fest beobachten und folgende Bedingungen erfüllen werde (velle firmiter servare et adimplere), wie ich es schon dem Dekan der medizinischen Fakkultät unter Eid vor anwesenden Fakultätsmitgliedern bekräftigt habe (prestito affirmavi)«: 1) Ich werde nach dem Examen, soferne ich promoviert werde (caso quo promovear), das Lizentiat an der Wiener Universität und nicht an einer anderen empfangen. 2) Ich werde in den auf das Lizentiat und nach Empfang der insignia doctoralia folgenden vier Jahren meine Praxis nicht in Wien (non exercere velim in civitate Biennensi), sondern an jedem Ort, der mir zugedacht ist (in alio loco mihi providendo), ausüben.
* Im Fall des Iohannes Wenzelhauser (Prosop. II/79), der am 30. Oktober 1515 (AFM III, 107 f.) um Zulassung zum Liz.-Examen bittet, hält Dekan Simon Lacius (Prosop. II/114) in einer ausführlichen Darstellung die Überlegungen fest, unter welchen Umständen an der Universität Wien ein Doktortitel zu erlangen sei: Es wird beschlossen, daß Iohannes den Doktortitel nur dann erreichen könne, wenn er weder Mühe noch Schweiß scheue (laborem ac sudorem non fugiat), wie es sich für einen harten und tapferen Soldaten zieme (uti strennuum et fortem militem decet), da Auszeichnung (praemium)386 und Ehrentitel (honoris titulus) nur demjenigen gegeben werden sollen, der sich abmüht und es verdient (solum laborantibus et merentibus detur). Die Beschäftigung mit einer großen Tat ist beschwerlich und schwierig (arduum enim ac difficile virtutis opus), da man zu ihr nur auf dem vorschriftmäßigen und von den Vorfahren eingehaltenen Weg gelangen kann (quod via congrua, trita ac hactenus a maioribus observata procedat). Daher wird Folgendes beschlossen: Erstens, daß die Herren ihn von Responsionen und fehlenden Lektionen mild und huldvoll befreien sollten (pie ac gratiose dispensent), da er in einigen Tagen nach Ungarn aufbrechen wolle, weil er den schneereichen Winter fürchtet (quare hyemem nivosam timebat). Zweitens soll er mit seinem Ansuchen gehört werden, und zwar nach solcher Ordnung, auf solche Art und Weise und Bedingung, wie es bei den Alten gehalten wurde (tali ordine, modo, pacto ac conditione a maioribus observatis). Daher müsse er zuerst das Bakkalaureat ablegen, danach könne er zum Lizentiat zugelassen werden und drittens müsse er die in den Statuten festgesetzte Summe Geldes zahlen. Nach seinem Einverständnis erfolgte sogleich das Bakk.-Examen und er wurde
386 In AFM III, 108, irrig gedruckt pravium.
Aufgaben der Wiener Medizinischen Fakultät
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vom Dekan im Namen der Fakultät im Fakultätshaus – da er vom Protokoll befreit war (quia super actu dispensatum fuit) – mit allem Gewinn und Rechten (cum omnibus lucribus ac iuribus), die mit dem Bakkalaureat verbunden sind, zum bac. med. promoviert. Am 5. November 1515 (AFM III, 108 f.) wird er zum Liz.Examen zugelassen und von allen acht anwesenden Doktoren geprüft; am 14. November 1515 erhält er unter Dekan Simon Lacius das Lizentiat und die insignia doctoralia.
6.1.2 Kontrolle der an auswärtigen Universitäten promovierten Mediziner Mediziner, die an der Wiener medizinischen Fakultät rezipiert werden wollten, mußten einen Nachweis ihrer Studien an der jeweiligen Universität erbringen. Einige Beispiele sollen dies erläutern: * Große, sich über Jahre dahinziehende Probleme bereitete Mag. Sebaldus de Ravenspurg (Prosop. II/113), der als Lizentiat der Universität in Montpellier seine Praxis in Wien nicht aufgeben und sich auch nicht inkorporieren lassen wollte (21. April 1416, AFM I, 28)387. Daraufhin wurde er schriftlich verwarnt (30. Juni 1416, AFM I, 30 f.). Sebaldus beschwerte sich beim Herzog, daß ihn die Fakultät am Praktizieren hindere (facultas irracionabiliter eum impediret in practica). Diese konterte mit dem bischöflichen Privileg (aus 1406 bzw. 1412), daß er ohne Nachweis einer Lizenz nicht praktizieren dürfe. Der Herzog wieder entschied, daß dies Sebaldus wohl gestattet sei, wenn er sich den Privilegien und Statuten der Fakultät verpflichten würde (25. September 1416, AFM I, 31 f.: si vellet practicare …. ipse esset obligatus ex privilegiis et statutis facultatis)388. Auch der Passauer Bischof Georg I. setzte sich für Sebaldus ein und bat um seine Aufnahme. Die Fakultät verwies als Hindernis auf sein das Maß überschreitendes Verhalten gegenüber der Fakultät (propter varios et notabiles excessus contra facultatem), aber aus Ehrfurcht dem Bischof gegenüber, und wenn Sebaldus bessere Beweise als 1416 vorlegen könne, würde sie ihn aufnehmen ad consorcium suum (8. und 15. Jänner 1419, AFM I, 41). In der Sitzung am 18. November 1420 wurde beschlossen, daß kein inkorporierter Doktor mit einem nicht-inkorporierten zusammenarbeiten dürfe, namentlich nicht mit Mag. Sebaldus (signanter cum Mag. Sebaldo), der trotz alledem weiter prakti-
387 Ausführlich dazu Horn, Examiniert, 71 – 74. 388 Die Fakultät wollte bei dieser Gelegenheit auch erreichen, daß der Herzog das bischöfliche Privileg durch ein eigenes Schreiben bestätigte, doch der Herzog vertröstete die Fakultät damit, daß er dies erledigen würde, sobald er nach Wien komme (sicut veniret ad Wiennam, vellet conspici litteram domini episcopi … dare … suam propriam confirmacionem).
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ziert hatte (AFM I, 44)389. Am 9. März 1422 wies Sebaldus de Ravenspurg die geforderten Urkunden vor, die Fakultät ließ ihn zur Repetition und Disputation zu und mit 24. April 1422 wurde Sebaldus in die Fakultät aufgenommen und bezahlte dafür 4 Ung. Gulden (AFM I, 49 f.). Aber auch nach seiner Rezeption in Wien gab es mit Sebaldus immer wieder Schwierigkeiten: So kann man 1425 im Bericht des Dekans Mag. Iohannes Aygel (Prosop. II/48) lesen, daß Sebaldus die Fakultät in vielen Universitäts-Versammlungen unerlaubter Vermietungen des Fakultätshauses beschuldigte, und sie in vielen Vorladungen zu RektoratsSitzungen bedrängte und quälte (AFM I, 63: facultatem turbavit et tribulavit … et non unius tantum sed plurium). Trotzdem wurde er im Sommersemester 1430 zum Dekan ernannt und regte in dieser Funktion u. a. den Ankauf eines eigenen silbernen Szepters an (AFM I, 78 und 81)390. Mag. Michael Graesel aus Dinkelsbühel (Prosop. II/92) wurde am 26. Mai 1441 zum Bakkalarexamen zugelassen und in die Fakultät aufgenommen. Er setzte sein Medizinstudium in Ferrara fort und als er am 7. Juli 1443 (AFM II, 27) seine Promotionsurkunde aus Ferrara in Wien vorlegte und als dr. med. rezipiert werden wollte, stellte die Fakultät zuerst sorgfältige Nachforschungen in Ferrara an (diligentem inquisicionem ex parte universitatis), ob ihre Privilegien auch entsprechend seien (sit privilegiata taliter, quod promoti in ea sint merito acceptandi). Danach wurde er am 25. August 1443 (AFM II, 28) ins Wiener Doktorenkollegium aufgenommen. Im Jahre 1444 hatte er mit Michael de Schrick (Prosop. II/94) Vorbereitungen für die Anatomie zu treffen (siehe Kap. 4.3: Die Anatomien).
*
* Am 21. Dezember 1450 wurde Mag. Georg Mair von Amberg (Prosop. II/26) in Wien zum Bakkalarexamen zugelassen und approbiert (AFM II, 53), nachdem er seine artistischen Studien in Wien beendet hatte (lic. art. 1446, mag. art. 1447 – 50); dann ging er nach Padua, anschließend nach Ferrara, wo er 1452 das Lizentiat in Medizin erhielt (in Ferrara recipiendo licenciam in medicine). Da er dies durch Urkunden nachweisen konnte (per instrumentum publicum sigillatum facultatem informavit), konnte er die Doktoratsinsignien am 28. Juli 1453 in Wien erhalten (possit recipere insignia doctoralia, AFM II, 61). * Mag. Iohannes Mair de Sancto Ypolito (Prosop. II/60) versicherte in der Sitzung vom 27. Juni 1469, daß er dr. med. sei (AFM II, 146: asserentem se
389 Horn, Examiniert, 73, hält den novus doctor aus der Passage: ad conspiciendum novi in medicina doctoris privilegium pro suo doctoratu… respexit facultas privilegium et fuit de ipso contenta für Mag. Sebaldus von Ravenspurg. 390 Kap. 3.3.2.5: Organisation und Insignien, Das Szepter.
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doctorem medicine) und bat, entsprechend den Statuten zur Disputation und zum Praktikum zugelassen zu werden. Die Fakultät beschloß, er müsse so lange vom Praktizieren Abstand nehmen, bis sie die Urkunde geprüft hätte, ob er ordnungsgemäß promoviert worden sei. Dann wurde er gefragt, ob er auf seine Lizenz aus Padua schwören könne, daß er die Doktorinsignien an keiner anderen Universität erlangen wollte (insignia in nulla alia universitate velle recipere). Darauf antwortete er, daß er aus Mittellosigkeit die Insignien in Padua nicht habe erhalten können (propter inopia non potui Padue recipere insignia). Außerdem sagte er, daß er in einem neuen Examen in Turin als Nicht-Lizentiatus promoviert worden wäre, woraufhin die Fakultät ihn vom Examen befreite. Am 17. August 1513 kam Iohannes de Lunden (Prosop. II/58) als bac. art. et scol. med. Erfordensis nach Wien; nach Vorlegen seiner Urkunden wurde er entsprechend den rechtlichen Vorschriften geprüft und zum bac. med. promoviert. Am 6. September wurde er zum Liz.-Examen zugelassen. Seine Antworten waren sehr schwach und furchtsam (satis debiliter et timide respondit) und nur mit äußerster Nachsicht und Mitgefühl (magna gracia et misericordia) wurde er promoviert und mußte schwören, daß er in den kommenden fünf Jahren nicht in Wien praktizieren und beim Studium gewissenhafter sein werde (AFM II, 89 f. und 91 f.). *
6.1.3 Sorge um die öffentliche Gesundheit: Kampf der Fakultät gegen Kurpfuscher, Heilkünstler, Quacksalber, getaufte Juden und alte Weiber391 Von ihrem Selbstverständnis her forderten die in Wien approbierten Mediziner für sich das alleinige Recht, die Heilkunst in Wien und Umgebung ausüben zu dürfen (siehe Kap. 3.3.1: Die Statuten der medizinischen Fakultät). Daraus erwuchsen aber Probleme: Erstens gab es zu wenig promovierte Ärzte in Wien (siehe Kap. 6.1), zweitens konnten sich die wenigsten Menschen aus finanziellen Gründen einen Arzt und seine teuren Heilmittel, die in Apotheken hergestellt wurden, leisten. Aus Tichtels Tagebuch (Prosop. II/78) erfährt man nämlich, daß er für eine Ordination 1 Ung. bzw. 1 Rhein. Gulden erhielt. Stellt man dazu den Jahresverdienst eines Handwerkmeisters oder eines städtischen Dieners um 1485 mit ca. 20 Ung. Gulden in Relation392, so verwundert es nicht, wenn das »gemeine 391 Siehe AFM II, p. X, 6, 9, 11, 13,15, 25, 32, 37, 39, 64, 66, 71, 73 f., 77, 79, 84, 93, 103, 122 – 124, 130, 134, 144 f., 148, 153; Senfelder, Medizinische Schule, 1065 – 67; Ders., Curpfuscher in Alt-Wien. In: Wiener klininische Rundschau 13 (1899), 771 – 773, 810 – 812; Schmarda, Medizinisches Doctorencollegium, 41 – 48; Horn, Examiniert, 60 – 92. 392 Brunner, Finanzen, 30.
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Volk« seine Kräuterweiblein, Bader, Kurpfuscher, Starstecher oder Wundärzte aufsuchte und diese großen Zulauf hatten. Andererseits unternahm der Stadtrat nichts gegen das Treiben dieser emperici (ungelehrten Mediziner), denn er wollte das Volk nicht in Aufruhr versetzen (siehe Kap. 6.2: Apothekerordnung). Erst mit dem kaiserlichen Privileg von 1517, in dem der Medizinischen Fakultät die alten Privilegien und Freiheiten erneuert wurden, wurde sie auch verpflichtet, dafür zu sorgen, daß jede Woche einer von ihnen im Spital kostenlos Dienst versehe, um den armen lewtten zu helfen (»Armenarzt« – siehe später)393. Ein anderes Problem ergab sich aus den Heilmethoden der scholastisch-arabistisch orientierten Medizin, die den großen Seuchen wie Pest (Der schwarze Tod), Lepra (Aussatz), Pocken und der Syphilis nichts Wirkungsvolles entgegensetzen konnte. Ein großes und immer wiederkehrendes Thema in den AFM ist der Kampf der Fakultät gegen Personen, die ihrer Ansicht nach in unerlaubter Weise die ärztliche Kunst in Wien und Umgebung ausübten. Besonders schwierig wurde dies, wenn sich diese Personen der Gunst von Bischöfen oder Herzögen erfreuten. In den medizinischen Statuten von 1389 (siehe Kap. 3.3.1: Die Statuten der medizinischen Fakultät) wurden die Richtlinien für das ius practicandi festgesetzt; offenbar wurden diese nicht eingehalten, sodaß bereits 1391 eine Verordnung erlassen wurde: Item in congregacione universitatis fuit conclusum per decanos et procuratores, quod nullus per amplius practicet in medicinis nisi doctor, licenciatus vel baccalarius de favore et consilio sui doctoris394. Schrauf verteidigt mit Vehemenz das Vorgehen der Fakultät und bemerkt, daß »all’ das zusammengelaufene Gelichter unbarmherzig zu befehden [sei], sollte nicht das Ansehen der Universität gefährdet und das Leben unzähliger Mitmenschen aufs Spiel gesetzt werden«395. Die Aussage bezüglich Gefährdung menschlichen Lebens erscheint uns heute etwas übertrieben, wo doch die nicht inkorporierten »Empiriker« oder »Quacksalber« meist ebenso nach humoral-pathologischen Prinzipien ihr »Handwerk« ausübten wie die studierten »Buchärzte«. In diesem Fall ist Horn Recht zu geben, wenn sie meint, daß es hier auch um »Begrenzung der Konkurrenz und somit um eine Absicherung der Angehörigen der medizinischen Fakultät« ging396. Jedenfalls gelang es der Fakultät im Jahre 1406, vom Passauer Bischof Georg von 393 394 395 396
AFM III, 316 – 39: Zweites Privilegium Kaiser Maximilians I. für die medizinische Fakultät. AU, fol. 24, zitiert in AFM II, 90 (19. Mai 1457). Schrauf, AFM II, Einleitung, p. X. Horn, Examiniert, 62; vgl. auch Senfelder, Curpfuscher in Alt-Wien, hier 771 f. Auch heute noch (2014) müssen ausländische Ärzte durch eine Nostrifikation die Gleichwertigkeit ihres Studiums mit dem österreichischen Doktorat durchführen lassen (siehe Österreichische Ärztekammer, Bewilligung gem. § 32 ÄG – Ärztliche Tätigkeit von EUBürgern und Drittstaatsangehörigen, 2014).
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Hohenlohe einen Bannbrief zu erhalten, durch den es allen nicht in der Fakultät Inkorporierten unter Androhung der Exkommunikation in der gesamten Diözese verboten wurde, zu praktizieren397. Da dieses Verbot offenbar keine Beachtung fand, wurde ein neuerliches, weit ausführlicheres Schreiben des Bischofs im Jahre 1412 öffentlich kundgemacht: am 25. März in St. Stephan, am 27. März in der Minoritenkirche und am 31. März 1412 in St. Michael. Niemand, ganz gleich welchen Geschlechts oder Standes er sei – ob Doktor, Bakkalar, Apotheker, Chirurg, Physikus, Mann oder Frau oder Jude – dürfe als Arzt tätig sein, soferne er nicht von der Fakultät approbiert oder aufgrund eines Privilegs dazu berechtigt sei398. Im gleichen Schreiben wurde den herbulistis (Kräutersammlern) der Handel mit stark wirkenden Giften wie Arsenikum, Wurzeln und Samen verboten; solche Arzneien durften nur von Apothekern verkauft werden, und auch dann nur, wenn es dem Körper nicht schade (quod humanis corporibus non possint facere nocumentum). In ihren Sitzungen versuchte die Fakultät immer wieder, etwas gegen die ungelehrten Empiriker (illiterati emperici), seien es Juden, Neophyten oder alte Weiber (vetulae) zu unternehmen, oder den Bürgermeister bzw. den König zu ersuchen, sie in ihrem Kampf zu unterstützen. So z. B. am 13. Juli 1438 (AFM II, 11) oder am 11. November 1438 (AFM II, 15), als Dekan Mag. Michael Puff aus Schrick (Prosop. II/94) und Mag. Iohannes Zeller (Prosop. II/82) im Namen der Fakultät beim Wiener Bürgermeister und beim Stadtrat vorsprachen und um Unterstützung gegen den Unfug der Kurpfuscher baten. Lächelnd nahm der Bürgermeister die Petition entgegen und meinte nur, sie würden darüber gut nachdenken399. Historiker wie z. B. Senfelder und Mühlberger400 vertreten die Meinung, daß die Stadt Wien eher auf Seiten der Bürger als der der Universität stand, denn die 397 AFM I, 10, 13. Okt. 1406: litteram contra practicantes per totam dyocesim nisi essent incorporati facultati medicine; contrarium facientes incurrerent excommunicacionem sentencie late. Die gleiche Strafe galt für Personen, die ein hochwirksames Gift verkauften, das dem menschlichen Körper schaden könnte. Horn, Examiniert, 65, weist in diesem Zusammenhang auf eine Passauer Medizinalverordnung vom 5. Februar 1407 hin (Druck in Monumenta Boica 31/2 [München 1837] 69 – 71, danach wiedergegeben bei Horn, 242 f., Anhang 1). Diese Verordnung ist ausführlicher als der kurze Text in AFM I und beinhaltet Ausnahmen, z. B. für Personen, die an einer auswärtigen Universität promoviert wurden und zur Behandlung in die Diözese gebeten werden und Pilgern, die auf der Durchreise sind; überdies gestattet der Bischof persönlich den gelehrten Männern die medizinische Praxis. 398 AFM I, 19: Nullus cuiuscumque condicionis, sexus aut gradus existat, sive talis sit doctor vel apothecarius vel cyrurgicus, non physicus, vir vel mulier aut iudeus, practicet cum medicinis vel tamquam medicus, nisi approbatus sit per facultatem medicine aut alias secundum tenorem privilegii auctoritatem habeat…. sub pena excommunicacionis late sentencie. 399 AFM II, 15: dixit, quod vellent bene cogitare nec aliud nobis dedit in responsis, quare amplius non revenimus. 400 Senfelder, Curpfuscher, 772, und Mühlberger, Alltagskonflikte. In: Gemeinde der Lehrer und Schüler, 360 f.
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rechtliche Sonderstellung der Universitätsangehörigen verursachte oft Kompetenzstreitigkeiten. Überdies habe das lockere Treiben und nächtliche Musizieren der Scholaren immer wieder die Stadtväter verstimmt. Außerdem hätte der Magistrat wenig Ahnung vom öffentlichen Gesundheitswesen gehabt, denn am 19. Mai 1440 kam die Anfrage, ob man im Hospital einen Arzt oder einen Scholaren anstellen sollte401. * Ein neuerlicher Versuch in Angelegenheit der Empiriker wurde am 21. April 1444 (AFM II, 32) unternommen, als man den Physikus des Königs Friedrich IV. einlud, um die Ansicht des Herrschers zu dieser Angelegenheit zu erfahren, aber alles blieb in Schwebe (res mansit in suspenso).
Am 24. Mai 1452 (AFM II, 57) wandten sich der Bürgermeister und der Stadtrat an die Fakultät und versprachen ihre Unterstützung in der Angelegenheit der Empiriker, Apotheker und alten Weiber. Dekan Iohannes Zeller wies darauf hin, daß die Fakultät schon viele Vorschläge gemacht hätte, die aber nur zu Hass (odium), Neid (invidiam) und unnötigen Ausgaben (expensas inutiles) geführt hätten. Und er zählte alte Fälle auf, z. B. die Schwierigkeiten mit Delfinus (einem empericus), mit den Apothekern, mit den Neophyten Gabriel und Daniel und mit dem Bakkalar Albert, der noch immer in Wien und den Vorstädten gegen den Willen der Fakultät praktizierte. *
* Bessere Bedingungen gab es z. B. in Padua um 1453, denn durch einen Brief des Mag. Sebaldus Muelner aus Nürnberg (Prosop. II/112), lic. med. in Wien und inzwischen Rektor an der Universität Padua, erfuhr die Fakultät, daß es in Padua ein päpstliches Privileg gäbe, das der Fakultät gestatte, 200 Dukaten von jemandem als Strafe zu verlangen, der unerlaubterweise praktiziere, und er schlug den Wienern vor, ebenso zu agieren (AFM II, 64, zum 6. November 1453: avisavit facultatem, ut de hoc cogitaret et facultati et doctoribus de simili provideret). Aber nach den erfolglosen Erfahrungen glaubte die Fakultät, daß sie sich damit umsonst beschäftigen würde. Die Lage änderte sich nicht, daher kam es am 30. April 1455 (AFM II, 79) zu einem neuerlichen Fakultätsbeschluß: Die beiden Mediziner Mag. Iohannes Zeller (Prosop. II/82) und Mag. Martinus Guldein (Prosop. II/86), sollten die Angelegenheit als Delegierte der Fakultät weiter verfolgen und sich damit an den König wenden (quod concepta … ad repellendum empericos, ne practicent … deberent exequi et ad regiam maiestatem deferri). Am 6. Februar 1456 (AFM II, 84) sprachen die beiden Vertreter Mag. Martin Guldein und Mag. Iohannes Kelner de
401 AFM II, 19: an recipiendus esset doctor aut scolaris facultatis… Et placuit facultati, ut Magistro civium diceretur, quod consilium facultatis sit de doctore cum famulo utili etc.
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Kirchheim (Prosop. II/55) wieder in der Angelegenheit der Empiriker mit dem Rektor und dem Bürgermeister und machten ihnen deren Schweigen zum Vorwurf. In der 1465 von der Fakultät und einigen Apothekern verfaßten Apothekerordnung (siehe Kap. 6.2: Apothekerordnung) wird in der Einleitung auch an die der Fakultät gegebenen Privilegien (freyhait) erinnert, erstens an die freyhait und ordnung des heyligen concilij zu Pasel (hier wurde das Passauer Dekret von 1406 bestätigt) und zweitens an die newn freyhait Kaiser Friedrichs III., in der es heißt, daz chainer empericus oder yemancz fraeflich duerff wider wissen und willen der facultet zu Wyenn practicziren, nur alain er sey ain bebaerter doctor in ainer universitet402.
*
Im Jahr 1469 erhielt die Fakultät weitere Unterstützungen in ihrem Bestreben, allein die »Leibarznei« ausüben zu dürfen. Einerseits bekräftigte der Passauer Bischof Ulrich in einem Schreiben das Privileg von 1406 und sprach gegenüber allen Zuwiderhandelnden die Exkommunikation aus (2. Juli 1469, AFM II, 147). Andererseits wurde am 21. Juli 1469 (sexta feria ante festum Marie Magdalene) eine Stellungnahme des Kaisers in der Fakultätssitzung verlesen403. In dieser wurden der Rektor und die Dekane aufgefordert, die Bestimmungen und Statuten der Medizinischen Fakultät zu befolgen. Niemand sollte praktizieren dürfen, der nicht von der Fakultät zugelassen wäre. In der Vollversammlung (pleno consistorio) wurde dann beschlossen, daß dieser kaiserliche Erlaß und die darin erwähnten Strafen bei Nichteinhaltung öffentlich an den Toren des Kollegiums und von St. Stephan angeschlagen werden sollten.
*
7. Dezember 1500 (AFM II, 230): Neuerlicher Versuch der Fakultät und des Rektors Iohannes Cuspinian (Prosop. II/50), vom Kaiser Maximilian I. ein Privileg zur Unterdrückung der Kurpfuscher zu erlangen. Am 11. Dezember 1500 hielt Cuspinian vor dem Kaiser in Ybbs/ Donau eine diesbezügliche Rede, deren Text verloren gegangen ist404.
*
402 Aus der deutschen Fassung der Wiener Apothekerordnung vom Jahre 1465 (AFM II, 242 – 245). Der lateinische Text ist gedruckt in AFM II, 119 – 121 (zu 27. Februar 1465). 403 AFM II, 147 f.: Imperator wult .. quod rector et decani conservent facultatem medicine in suis ordinis et statutis … nullus admittatur ad practicandum, nisi per facultatem admissus. Horn, Examiniert, 240, 247, weist in diesem Zusammenhang auf ein Privileg Kaiser Friedrichs III. vom 18. Juli 1468 hin (geben in Gräz Montag vor sandt Marien Magdalen Tag), das im UAW in einer Sammel-HS mit dem Titel »Statuta facultatis medicae archigymnasii Viennensis 1610 – 1621« überliefert ist (Cod. Med. 3.1, fol. 32v – 33v). 404 AFM II, 230 Anm.1: Oratio Cuspiniani ad Maximilianum I. Imperatorem pro impetrando privilegio contra empyricos deest, sed privilegium adest in archivo universitatis, quod vidi sub rectoratu meo anni 1633. Ioan. Guil. Mannagetta Doctor.
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Am 15. Jänner 1501 (AFM III, 313 – 316) – Erstes Privileg Kaiser Maximilians I. für die Medizinische Fakultät, ausgestellt in Linz. Wieder wird den ungelehrten Personen verboten, recept in die appodeggen zu schreiben und den leuthen erzeney zu geben, da dadurch manich mensch, so ein gelehrter arzt wol zu helffen wüste, versaumbet und verderbt werde, sterben könnte. So wird bestimmt, daß nun hinfür niemandt, wer der oder die seyen, in Wienn nicht practiciern noch khainerlay recept in die apodegkhen schreiben noch arzeney geben sollen, er sey dann doctor derselben khunst oder so gelehrt405. Bei Zuwiderhandeln sollten solche Personen beim Hauptmann, Statthalter oder Regenten angezeigt und danach bestraft werden.
*
Am 22. Juli 1504 richtete die Medizinische Fakultät (facultet der artzt hie zu Wien, AFM III, 53 – 55) erneut ein Schreiben an den Rat der Stadt Wien, er möge gegen das Treiben der unberechtigt agierenden Kurpfuscher vorgehen. Unterschrieben wurde dieses Ansuchen von den Medizinern Dr. Iohannes Neumann de Vienna (Dekan, Prosop. II/64), Dr. Iohannes Markart (Prosop. II/61), Dr. Iohannes Cuspinian (Prosop. II/50) und Dr. Wilhelm Puelinger (Prosop. II/129). Eine Antwort des Stadtrates wird in den Fakultätsakten nicht erwähnt.
*
Mit dem Zweiten Privilegium Kaiser Maximilians I. für die Medizinische Fakultät (Baden, 1517, 9. Oktober)406 werden nun die alten privilegia und die freyhayt erneuert, aber auch neue Bestimmungen für die Medizinische Fakultät erlassen: Das Schreiben beginnt mit dem Hinweis, daß die ersamen gelerten … die doctores und facultet der ertzney zu ihm gekommen seien und gemeldet haben, wie in viel und manigerlay weise die lewt durch verwarlosung und unwissenheit unbewerter arczt on irem leib und leben schaden nemen. Damit das in Zukunft nicht mehr vorkomme, haben wir die alten Privilegien und Freiheiten der Fakultät erneuert und bestimmt, daß in Wien nur derjenige die Leibarznei ausüben darf, der an einer anerkannten Hochschule (in ainer bewerten hochen schuel) nach deren Ordnung zugelassen und Doktor geworden ist. Desgleichen soll jeder, der anderswo als zu Wien doctor worden ist, hier nach einer ehrlichen Repetition und *
405 Schrauf, AFM III, 314 Anm. 1 vermerkt, daß die Fakultät gegen diese »gefährliche Concession« später Einspruch erhoben hat und zitiert AFM III, 59: petatur pro alteratione illius puncti. 406 Deutscher Wortlaut gedruckt in AFM III, 316 – 319 (nach dem Plakatdruck!) mit dem Verweis auf 123 und 130; siehe auch Archivalisches Urkunden- und Gedenkbuch für Vaterlandskunde und Geschichte: »Privilegium der medizinischen Facultät in Wien vom 9. Oct. 1517«. In: Neues Archiv für Geschichte, Staatenkunde, Literatur und Kunst 20, Heft 22 (Wien 1829), 175 f. Text nach einer Abschrift aus dem im UAW vorhandenen Statutenbuch Cod. med. 3.1, fol. 3v – 5v, bei Horn, Examiniert, 264 – 266.
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öffentlichen Disputation und Bezahlung (je 2 Ung. Gulden für jeden Doktor und den Pedell) in die Fakultät aufgenommen werden. Alle, die nicht in Wien approbiert sind und trotzdem praktizieren (zu Wien practiciern und von gemelten doctorn nit approbiert oder zugelassen wurden), und die Zettel und Anschläge in Wien anbringen, sollten unserer Regierung in Wien angezeigt werden. Wundärzte dürfen keine Purgiermittel (Abführmittel) oder innerlich anzuwendende Arzneimittel verabreichen, außer mit Zustimmung eines Arztes; Wundärzte dürfen nur Arzneimittel zur äußeren Anwendung (Salben, Pflaster etc.) verabreichen und sie sollen bei den »Anatomien« assistieren (mit iren notturfftigen instrumenten beystand tun). Neu für die Medizinische Fakultät ist, daß sie die Verpflichtung erhält, jedes Jahr einen ihrer Doktoren zu wählen, der verpflichtet wird, den armen Leuten um Gottes Lohn zu helfen, und daß jede Woche einer von ihnen hinaus ins Spital gehe oder sooft der Spitalsmeister nach einem Arzt schicke (auß benannten doctorn der ertzney ainer erwelt werde, den armen lewtten umb gotswillen zu helffen). Eine Bitte ergeht an den Bischof, Marschall, Kanzler, die Stadträte, an die Rektoren, Anwälte, Bürgermeister und Richter etc., daß sie die Fakultät nicht an ihren Freiheiten hindern, sondern sie schützen mögen. Im Anschluß an das Schreiben wird Doktor Iohannes Neumann de Vienna (Prosop. II/64) am 10. Dezember 1517 (AFM III, 130) für das kommende Jahr von der Fakultät zum ersten Armenarzt (medicus pauperum) gewählt und gebeten, er möge diese Information an seinem Haus anschlagen. Doktor Wilhelmus Puelinger aus Passau (Prosop. II/129) wird als erster Physikus bestimmt, der eine Woche lang die Kranken im Krankenhaus besuchen muß, danach folgt der ihm nächst ältere Arzt etc. Der Pedell soll die Ärzte an diese Aufgabe erinnern. In der Sitzung vom 13. Dezember 1517 (AFM III, 130) erfährt man noch, daß die Privilegien des Kaisers von Hieronymus Vietor in 200 Exemplaren gedruckt (siehe Kap. 3.5: Die Bibliothek) und an wichtigen Stellen in der Stadt angeschlagen werden sollen. Im Folgenden soll an einigen Beispielen gezeigt werden, wie schwierig oder sogar unmöglich es für die Medizinische Fakultät war, ihre Rechte durchzusetzen. Zum Problem der praktizierenden Juden ist zu ergänzen, daß aufgrund der päpstlichen Dekretale Cum infirmitas407 und dem Beschluß des Konzils von Basel die Ärzte unter Kirchenbann verpflichtet waren, vor der Behandlung des Patienten einen Priester zu rufen, damit dieser dem Patienten das Sakrament der Lossprechung von dessen Sünden (Beichte) spende. 407 Zur Dekretale Cum infirmitas siehe Kap. 2.6: Medizin im Spätmittelalter.
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Am 31. Juli 1421 (AFM I, 46) wird Caspar408, ein getaufter Jude, zum erstenmal erwähnt, als er gefragt wurde, aufgrund welcher Autorität er seine Heilkunst ausübe. Er bat um etwas Geduld, er hätte Einiges zu regeln. Im Jänner 1422 (AFM I, 48) wurde ihm durch den Pedell mitgeteilt, er müsse innerhalb von acht Tagen seine Praxis beenden, andernfalls würde man rechtlich gegen ihn vorgehen. Doch dann kam eine Intervention von Hzg. Albrecht V., man solle Caspar nicht an seiner Praxis hindern, bis er selbst nach Wien käme, denn er selbst sei für den Fall Caspar zuständig. Außerdem gefalle es dem Herzog nicht, daß Caspar der Fakultät antworte. Und Caspar meinte, wenn er jemandem geschadet habe, werde er das vor dem Herzog gut machen und die Fakultät solle sich besser damit nicht beschäftigen (AFM I, 53, Sept. 1422: non esset responsurus facultati nec quicquam haberet tractare cum facultate…si alicui iniuriaretur medicando, illi satis vellet facere coram domino, sic facultas medicine sui bene esset deoccupata). *
* Im nächsten Fall (28. August 1438, AFM II, 13) geht es um einen getauften Juden, der im Leyttnerhaus wohnte. Auch ihm wurde vorgeworfen, daß er unerlaubterweise praktiziere und die Ärzte beschimpfe. Zuerst bat er, bis Michaelis (29. September) praktizieren zu dürfen; dann änderte er seine Meinung und konfrontierte die Fakultät mit der Frage, aus welchem Grund sie die anderen Empiriker toleriere, ihn aber nicht. Er bestehe auf seinem Recht (dixit enim empericus: quare facultas alios empericos tollerat et me repellere conatur? Ego intendo stare juri). * Der Neophyt Iohannes Gabrielis (10.–16. Juli 1442, AFM II, 25 f.) sollte auf Wunsch des Stadtrates geprüft werden. Die Prüfung bestand er nicht; er bat um einen neuen Termin und durfte sich zwei neue Fragen wählen. Dann kam er aber nicht zum vereinbarten Termin, sagte, daß er Chirurg sei und kein Physikus und daher nicht geprüft werden müsse (non venit … quod ipse esset cyrurgicus et non physicus, quare non egeret examine).
Ein anderer Fall betraf einen als ungläubig (perfidus) bezeichneten Juden (6. November 1453, AFM II, 64 f.), der, mit einem königlichen Schreiben ausgestattet, großen Zulauf an Patienten (magnum concursum) hatte. Er wurde von der Fakultät vorgeladen, es stellte sich heraus, daß er kein Latein konnte, den Urin nicht beurteilen und auch nicht richtig den Puls fühlen konnte – er schwatzte nur viel (sed dixit garrulando multa). Die Fakultät sprach beim Stadtrat und beim Marschall von Österreich, Pernhard von Schaunburg, vor und meinte, der Jude sei ein Feind und Lästerer Jesu Christi und aller Christen und jeder, der von ihm Medizin nähme, sei exkommuniziert. Man möge dem Juden die Praxis verbieten, *
408 Weitere Erwähnung Caspars in AFM I, 48 und 52 f.
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um die Gemeinde vor Gefahren zu schützen. Den Apothekern wurde verboten, Rezepte nach seinen Angaben herzustellen (29. Jänner 1454, AFM II, 66). Aber es geschah nichts (nichil tamen ab aliquo factum fuit). Da sich die Situation mit den praktizierenden Juden nicht änderte, wurde am 5. Dezember 1454 (AFM II, 73) beschlossen, der Offizial des Passauer Bischofs, Magister Iohannes Aichlperger aus Neumarkt, möge von den Kanzeln verkünden lassen, daß jeder, der von einem Juden Medizin nähme, exkommuniziert würde. Am 13. Dezember 1454 (AFM II, 74 f.) schrieb die Fakultät an König Ladislaus einen Brief, er möge ihr die Freiheiten und Privilegien, die von Rom und vom Konzil von Basel bestätigt worden waren, auch bestätigen und allen unbewaertten artztten (nicht approbierten Ärzten) das Ausüben der Heilkunst verbieten. Zur Begründung führte sie noch an, daß in Wien 11 doctores staetlich sind und somit die Gemeinde ausreichend versorgt wäre. Diesem Brief wurde ein Begleitschreiben des Rektors beigelegt, aber dieses Schreiben hatten keinen Erfolg. *
Probleme gab es auch mit Priestern, die als Ärzte praktizierten; diesen wurde die Exkommunikation angedroht, worauf einige ihre Aktivität bestritten, die anderen wieder um Vergebung baten, z. B.: 18. Mai 1417 (AFM I, 35) – hier findet sich nur die Notiz, daß ein auf dem Lande lebender Priester praktiziere, den man aus diesem Grund nach Fronleichnam vor den Offizial zitieren müsse.
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17. März 1455 (AFM II, 77) – drei Priester, einer davon bat um Vergebung.
* 11. August 1467 (AFM II, 133) – der Priester Petrus aus Erfurt lebte und praktizierte in Krems und Stein; die Fakultätssitzung vom 30. November 1467 (AFM II, 134 f.) erwähnte ein Mahnschreiben (litteram prohibitoriam) an Petrus, daß er exkommuniziert werden würde, falls er weiter praktiziere. In der gleichen Sitzung wird berichtet, daß der Prokurator Mag. Mathias aus Tulln, der in der Angelgenheit Petrus zuständig war, 1 Ung. Gulden erhalten würde, wenn er noch mehrere »Sünder« nennen würde (transgressores privilegiorum facultatis medicine citaret), denn Mag. Mathias aus Tulln sei ein getreuer Prokurator (fidelis procurator). * 27. und 30. Mai 1469 (AFM II, 143) – die Fakultät beschloß, den Priester Rueczel durch den Offizial zitieren zu lassen. Am 12. Juni 1469 (AFM II, 144 f.) wurde Rueczel angedroht, daß er nicht nur mit dem Schandpfahl (cippo) bestraft würde, sondern auch eine Geldstrafe (pena pecuniaria) zu erwarten habe, wenn er weiter gegen den Willen der Fakultät praktizieren würde.
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9. September 1469 (AFM II, 148): Die Fakultät beschließt, ihren Prokurator und den Pedell zu den Predigern (Dominikanern) und zu den Minoriten zu senden, um ihnen mitzuteilen, sie mögen aufhören, ohne Zustimmung der Fakultät den Kranken Medizin zu geben (ne practicarent aut medicinas infirmis darent); den Nonnen wurde verboten, Klystere oder andere Medizin zu verabreichen, andernfalls würde die Fakultät ihnen allen jegliche Hilfe verweigern (alioquin facultas in suis necessitatibus non velit eis suffragari, nedum opere sed et consilio). *
Große Probleme hatte die Medizinische Fakultät mit Bakkalaren, die unerlaubterweise die Heilkunst ausübten: * 15. Juli 1446 (AFM II, 37) – der Bakkalar und Mag. art. Albertus von Schwaben (de Swevia)409 praktizierte seit einiger Zeit widerrechtlich; zweimal wurde er vor den Rektor geladen; im Herbst kam vom König die Anweisung (AFM II, 39), in dieser Angelegenheit nichts zu unternehmen (ne ulterius procederet in causa ista), er selbst würde die Sache klären, sobald er nach Wien käme. Albert entschuldigte sich wegen seines Vergehens und erhielt die Erlaubnis, bis Ende des Semesters zu praktizieren. Am 26. Februar 1448 (AFM II, 45) wurde Alberts Ansuchen, zum Lizentiat aufgenommen zu werden, aus verschiedenen Gründen abgelehnt (wegen des Praktizierens, des Lästerns über die Doktoren, wegen des Nichtbesuchens von Vorlesungen etc.), aber 1452 (AFM II, 58) praktizierte er immer noch (Albertum, baccalarium in medicina, practicantem contra juramentum suum ad libitum suum in civitate). * Ein besonders langer und anhaltender Streit ergab sich zwischen 1456 und 1469 mit dem Scholaren Heinrich Hacker aus Rütlingen410 : Am 27. Februar 1456 (AFM II, 85) berichten die Akten, daß Hacker, noch bevor er die Heilkunst erlernte hatte, praktizierte (ante tempus, quam artem didicit, se ad praxim dedit) und daß einige Goldschmiede ihn beim Rektor verklagt hätten, da er einen Knaben schlecht behandelt und ihm dadurch geschadet hätte. Der Rektor forderte die Fakultät auf, zu prüfen, ob seine Zeugnisse ausreichend seien, was die Fakultät verneinte. Hacker praktizierte indessen weiter (9. Mai 1457, AFM II, 88) gegen alle Vorschriften und Statuten der Universität und der Fakultät (practicavit publice … contra ordinationes et statuta universitatis et facultatis); die Fakultät ließ ihm öffentlich ausrichten, er möge entweder aufhören zu praktizieren oder die Dis-
409 Belege zu Albertus de Swevia in AFM II, 37, 39 f., 45, 57 f. 410 Belege zu Mag. Heinrich Hacker de Rütlingen (Reutlingen/Baden-Württemberg): MUW 1449 I R 96: Hainricus Hacker de Ruettlingen, pauper; AFA III/1: Determ. 1451 I, Nr. 10457; zur Inceptio nicht zugelassen, 1453 II, Nr. 11390; Inceptio, 1454 I, Nr. 11460; Regenz, mag. art. 1454 I und 1455 I; in AFM II: 212: Reg. scol. 1454, Nr. 9; 85, 88 – 90, 94, 103 f., 136 – 41, 144 – 47, 150/51. Vgl. Horn, Examiniert, 89 – 101.
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putationen und Lektionen nicht weiter besuchen; den Lektoren wurde zudem aufgetragen, in seiner Anwesenheit nicht mehr zu lesen, bis Hacker seine Praxis beendet hätte. Hacker blieb jedoch hartnäckig und widerspenstig (fuit tamen in omnibus isti pertinax et rebellis ut infra) und praktizierte weiter (13. Oktober 1457, AFM II, 94). Außerdem war der Rektor der Meinung, man könne ihn nicht von den Vorlesungen ausschließen, da diese öffentlich zugänglich wären (lectoria et lecciones essent communes). Nun wollte sich die Fakultät an den König wenden, der zu Weihnachten nach Wien kommen würde – König Ladislaus Postumus starb jedoch am 23. November 1457. Am 25. Juli 1460 (AFM II, 103) erfolgte ein neuerlicher Beschluß, etwas gegen Hacker zu unternehmen, indem man die Apotheker beauftragte, keinerlei Medizin (Lösungen, Stärkungsmittel) für ihn herzustellen (ut non darent aliquas medicinas prescriptis empericis nec solutivas nec confortativas). Auch ein Ansuchen an den Bischof von Gurk (Ulrich III. von Sonnenberg, den österreichischen Kanzler), sich beim Kaiser in der Causa Hacker einzusetzen, brachte keinen Erfolg (September 1460, AFM II, 104). Hacker praktizierte weiter trotz aller Verwarnungen, trotz Hinweis auf einen Beschluß der Universitätsversammlung von 1391411 und der Androhung eines Carcers und Ausschluß von der Universität bei Nichtbefolgung (4. August 1468, AFM II, 138); am 12. Juni 1469 (AFM II, 144) erfolgte ein Gesuch an den Rektor, die Sache mit Hacker endlich zu beenden (et peteret rectorem, ut causam finiret); auch die öffentliche Kundmachung der bischöflichen Privilegien (von 1406 und 1412, siehe oben) mit Androhung einer Exkommunikation brachte keinen Erfolg (2. Juli 1469, AFM II, 147). Als letzte Maßnahme wurde des Kaisers Schreiben verlesen, worin er den Wunsch ausdrückte, daß Rektor und Dekane der Medizinischen Fakultät die Aufgabe hätten, für Ordnung und Befolgung der Statuten zu sorgen (conservent facultatem medicine in suis ordinis et statutis) und daß überdies keiner zum Praktizieren zugelassen sei, der nicht die Zustimmung der Fakultät habe (nullus admittatur ad practicandum, nisi per facultatem admissus, siehe AFM II, 147, 21. Juli 1469). Am 20. Dezember 1469 (AFM II, 150 f.) suchte Hacker um Zulassung zur Disputation an – das ist die letzte Erwähnung Hackers in den Akten. * Ein anderer spektakulärer Fall war Katharina Gruntenerynne in Roraw, eine alte Kurpfuscherin (vetula – altes Weib), die unerlaubterweise praktizierte412. Am 11. August 1467 (AFM II, 133) bat die Fakultät, sie dem Offizial, Dominus Dr. et Mag. Alexius, vorzuführen; sie wurde vor versammelter Fakultät geprüft, als
411 AU I, fol. 24b: Item in congragatione universitatis fuit conclusum per decanos et procuratores, quod nullus per amplius practicet in medicinis nisi doctor, licentiatus vel baccalarius de favore et consilio sui doctoris (zitiert in AFM II, 90, Anm. 2). 412 Siehe AFM II, 133, 136 f., 141 – 44, Katharina Gruntenerynne in Roraw, Vetula in Kranaw supra Tulnam (Kronau, GB Tulln); vgl. Senfelder, Kurpfuscher, 810; Horn, Examiniert, Katharina Gruntenneryn, 98 – 100.
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emperica et inexperta in sua practica befunden und ihr unter Androhung der Exkommunikation das Praktizieren verboten. Am 3. Mai 1468 (AFM II, 137) wurde Katharina neuerlich vor den Offizial zitiert – zum ersten Termin erschien sie nicht, denn sie behauptete, sie wäre krank. Beim nächsten Termin versprach sie, nicht mehr zu praktizieren, aber dieses Versprechen hielt sie nicht (quod eciam non tenuit). Daher wurde sie exkommuniziert und dies wurde öffentlich in St. Stephan, in Klosternbeuburg, in Tulln und in St. Pölten verkündet. Katharina wandte sich an die Kurie in Rom, um sich von der Exkommunikation zu lösen. Die Kurie wies dies ab, da sie nicht ohne Zustimmung der Wiener Fakultät und des Passauer Offizials entscheiden könne (noluerunt enim confessores Romani pontificis absolvere eam sine consensu partis lese et excommunicatoris, AFM II, 141, 20. Mai 1469). Nun forderte die Fakultät, Katharina müsse auf eigene Kosten eine Urkunde aufsetzen, in der sie bekenne, daß sie gegen ihr Seelenheil (contra salutem anime sue) geirrt, daß sie lang praktiziert, daß sie das Volk betrogen und an Körper und Seele gefährdet habe (populum decepisse necnon in corpore et anima periclitasse), und daß sie verspräche, solches nicht mehr zu tun. Weiters habe sie die Fakultät beleidigt und müsse nun öffentlich bekennen, daß sie schwer gegen Gott gesündigt habe, weil sie die Heilkunst ausgeübt habe, in der sie nicht ausgebildet sei (in medicinae practicando, in qua tamen nullatenus edocta esset). Die Fakultät forderte einen Eid auf das Evangelium, daß sie nie wieder geheim oder öffentlich praktizieren werde (nec directe nec indirecte, publice aut occulte practicaturam). Zusätzlich wurde sie dadurch bestraft, daß sie an einem Festtag eine oder eine halbe Stunde auf dem Schandpfahl (cippus) des Friedhofs von St. Stephan stehen müsse, damit das Volk sie sehe. Katharina willigte in alles ein, nur am Friedhof stehen zu müssen, möge man ihr erlassen (scilicet stare in cippo, non vellet facere, et petivit prostrata in terram id relaxari). Aber die Fakultät blieb hart: nec nos protunc volebamus relaxare. Am 7. Juni 1469 (AFM II, 143) kam Katharina zum Dekan und bat um die Absolution. Und der Vikar von Tulln schrieb dem Offizial, Katharina habe ihre Strafe nun in Tulln abgebüßt (vetulam punivisset in cippo coram populi multitudine). Die Fakultät verlangte jedoch von Katharina das Versprechen, daß sie die Fakultät niemals mehr belästigen noch jemandem eine Arznei verabreichen würde (nunquam vellet molestare facultatem medicine nec alicui aliquam medicinam… ministrare). Sie willigte in alles ein und der Offizial erteilte ihr die Absolution (dominus officialis eam absolvit ordine iuris). Als die Fakultät schließlich darüber eine schriftliche Bestätigung (Instrumentum) von Katharina verlangte, sagte diese, sie habe kein Geld (non habeo pecuniam). Darauf meinte der Offizial, dann müsse die Fakultät das begleichen (facultas medicine expediet), aber der Dekan lehnte dies ab und damit endete die Angelegenheit (et ita abscessimus).
Mangelnde Zusammenarbeit zwischen Stadtrat und Medizinischer Fakultät
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Zuletzt soll noch der Empiriker Georg Unrain erwähnt werden, der am 19. Juni 1466 (AFM II, 130) in den Akten aufscheint, weil er zuweilen die Heilkunst ausübe (interdum administraret medicinas). Daraufhin wurde ihm die Exkommunikation angedroht (11. Juli 1469, AFM II, 147) und der Pedell Friedrich sollte beobachten, ob Leute zu ihm kämen mit Urin (ut videret, an homines essent cum eo cum urinis), denn die Fakultät benötigte Beweise für seine unerlaubte Tätigkeit (facultas habeat certum testimonium de eo, quod practicaret). Der Pedell traf ihn nicht zu Hause an, wohl aber auf der Straße. Auf die Frage des Pedells, wann er im Auftrag der Fakultät zu ihm kommen könne, anwortete Georg, daß er nicht praktiziere, er sei nämlich Chirurg (quod not vellet expectare nec practicaret, sed esset cyrurgicus, 15. Februar 1470, AFM II, 153). Der Dekan bestand darauf, daß der Pedell ihn trotzdem besuche, aber der Pedell weigerte sich, weil er meinte, daß jener ihn überfallen und schlagen würde, aber der Prokurator könne ja an seiner Stelle hingehen (quod si faceret, forte semel eum invaderet et percuteret…; et sic timuit et sic nunquam procurator potuit venire ad presenciam suam). Damit endet dieser Bericht in den AFM. *
6.2
Mangelnde Zusammenarbeit zwischen Stadtrat und Medizinischer Fakultät – Die Apothekerordnung413
Die Privilegien der Universitätsangehörigen, vor allem ihre vom Stadtrichter unabhängige Jurisdiktion414, gaben oft Anlaß zu Auseinandersetzungen zwischen Fakultät und Stadtrat bzw. Bürgermeister. Der Stadtrat war auch ablehnend gegenüber allen Vorschlägen, welche die Fakultät zur Verbesserung des Sanitätswesen vorbrachte, denn er vermutete dahinter eine Minderung der Rechte seiner Bürger. Andererseits forderte der Stadtrat von der Fakultät ein Einschreiten gegenüber der Geldgier der Ärzte und deren hohen Honoraren. Die mangelnde Zusammenarbeit zwischen Stadtrat und Fakultät verhinderte auch jahrzehntelang das Zustandekommen einer Apothekerordnung: Zum erstenmal wird am 15. März 1404 (AFM I, 5) in einer Fakultätssitzung erwogen, etwas gegen Apotheker (apotecharii, aromatarii), gegen Empiriker (empirici) und andere, nicht an der Fakultät approbierte Mediziner (practicantes
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413 Belege zu Problemen mit den Apothekern in AFM I, 8, 20 f., 23 f., 24, 29 f., 81. AFM II, 2 f., 11, 20, 57, 66 – 70, 73, 88 – 93, 103, 119 – 121, 123, 129. Siehe auch Schwarz, Apothekerwesen, 3 – 29. 414 Kink II, Statutenbuch, Nr. 25, 269 – 271: Am 27. Mai 1420 erteilte Papst Martin V. der Universität (i. e. Rektor und Dekane) geistliches Jurisdiktionsrecht mit Inbegriff der Vollmacht, den Kirchenbann auszusprechen.
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in medicina) zur Ehre der Fakultät und zum Nutzen der Allgemeinheit zu unternehmen (expedit honestati facultatis et utilitati rei publice). Bereits am 28. Oktober 1405 (AFM I, 8) machte die Fakultät einen Vorschlag zu einer Apothekerordnung, die zwölf Punkte umfaßte, die Fakultät zur Kontrollbehörde bestimmte und damit die Freiheiten der Apotheker einschränkte: 1) Die Apotheken sollten mindestens zweimal jährlich visitiert werden. 2) Die Apotheker müssen gegenüber der Fakultät und dem Stadtrat einen Eid ablegen. 3) Umfangreiche Rezepte (receptae magnae) müssen unter Aufsicht der Ärzte zubereitet werden. 4) Apotheker dürfen keine Ersatzmittel (quid pro quo) ohne Wissen der Ärzte verkaufen. 5) Apotheker dürfen ohne Wissen der Ärzte kein giftiges (medicinam venenosam) noch [auf]lösendes, reinigendes oder laxierendes (medicinam solutivam) Mittel verkaufen. 6) Apotheker dürfen keine ärztliche Praxis ausüben (quod non practicent). 7) Apotheker dürfen keine Abführmittel ausgeben, die der Käufer nicht namentlich kennt (non vendant medicinas laxativas non scientibus nominare). 8) Keiner darf eine Apotheke führen, der nicht die Arzneimittel selbst herstellen kann (nisi per se sciat conficere). 9) Arzneimittel sollen mit einer fixen Taxe und nicht nach Willkür verkauft werden (medicine taxuntur et quod non vendantur ad ipsorum arbitrium). 10) Die hier [im Land] gefundenen (hic reperti) Arzneimittel sollen jedes Jahr erneuert werden. 11) Diejenigen, die diese Vorschriften übertreten, sollen vom Stadtrat bestraft werden (transgressores puniantur per consilium civitatis). 12) Keiner darf eine Apotheke ohne Zustimmung der Fakultät führen. *
Es blieb bei dem Entwurf, der in der capsa facultatis mit anderen Dokumenten aufbewahrt wurde, denn von Seiten der Stadtbehörde wurde nichts unternommen. In dem 1412 vom Passauer Bischof Georg von Hohenlohe erlassenen Privileg der Medizinischen Fakultät (siehe Kap. 6.1.3: Kampf der Fakultät gegen Kurpfuscher) ist auch eine Vorschrift enthalten, daß Giftstoffe nur dann vom Apotheker verkauft werden dürfen, wenn sie dem Körper nicht schaden. Im Jahre 1413 (AFM I, 23) legten die Mediziner dem Bürgermeister ihre Apothekerordnung vor, sie berieten auch über den Gegenvorschlag der Apotheker. Der Bürgermeister war unschlüssig, was zu tun sei und schlug vor, alle sollten
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Mangelnde Zusammenarbeit zwischen Stadtrat und Medizinischer Fakultät
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gemeinsam vor dem Stadtrat diskutieren. Das wiederum lehnte die Fakultät ab, wollte vorher dem Herzog die Angelegenheit vorlegen – und die Apothekerfrage blieb ruhen (manerent suspensa ex certis motivis). Am 21. April 1416 (AFM I, 29) faßte die Fakultät den Beschluß, ihre Entgegnung dem Kanzler vorzulegen. In einer nächsten Sitzung wurde die Antwort des Kanzlers vorgelesen und in weiteren Fakultätssitzungen darüber diskutiert.
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Die nächsten Jahre brachten der Fakultät keinen Erfolg: sie hatte zu wenig Einfluß auf die Apotheker und fand im Stadtrat keine Unterstützung. In einer Sitzung vom 26. Mai 1430 (AFM I, 81) wurde darüber diskutiert, daß die Apotheker immer wieder die Empiriker unterstützten, aber die Fakultät nichts dagegen unternehmen könne.
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Im Jahr 1436 (AFM II, 2 f.) ging es darum, die Taxen zu überprüfen; die Apotheker brachten ein Verzeichnis ihrer Arzneimittel (Syrup, Pillen, Elektuarien, Salben, Pflaster etc.) und sowohl die Fakultät als auch der Bürgermeister und die Stadträte waren für eine Senkung der Taxen, damit weder die Armen noch die Reichen zu sehr belastet würden (ne pauperes quemadmodum et divites aggravarentur). Zwei Mediziner, Mag. Cristannus de Susato (Prosop. II/16) und Mag. Petrus Volczian (Prosop. II/108) sollten die Taxen überprüfen – die Fakultät erfuhr indessen nichts über eine Änderung der Taxen.
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Am 5. August 1438 (AFM II, 11) wurde in der Fakultätssitzung zur Kenntnis genommen, daß die Apotheker mit dem Entschluß der Fakultät einverstanden waren, gemeinsam etwas gegen die Empiriker zu unternehmen und den Bürgermeister um seine Unterstützung zu bitten.
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Am 3. Februar 1441 (AFM II, 20) kamen Vertreter der Apotheker in die Fakultätssitzung mit einer Erklärung: Unser begeren ist, daz nyemant anders confectt noch ercznei machen nach verchauffen nach ausgeben schull, den die apoteker gesessen zue Wyenn. Diese Erklärung fanden die Mediziner wieder zu wenig präzise, um sie beim Fürsten und Stadtrat durchzusetzen. *
Am 24. Mai 1452 (AFM II, 57) traten der Bürgermeister und der Stadtrat an die Fakultät heran und versprachen ihre Untersützung in Sachen der Empiriker, Apotheker und alten Weiber. Der Dekan Iohannes Zeller (Prosop. II/82) zweifelte daran, denn ihre bisher gemachten Vorschläge hatten zu nichts geführt außer zu Haß, Neid und unnützen Ausgaben (siehe Kap. 6.1.3: Kampf der Fakultät gegen Kurpfuscher).
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Am 29. Jänner 1454 (AFM II, 66) wurden die Apotheker neuerlich vorgeladen und dabei gebeten, weder Juden noch Kurpfuscher zu unterstützen, sie sollten auch keine Praxis führen, und sollten gleichwertige Rezepturen mit festgesetzten Taxen herstellen. Die Apotheker versprachen, weder Juden noch Kurpfuscher zu unterstützen, stellten aber in Abrede, daß sie zu teure Arzneimittel verkauften oder selbst eine Praxis führten. Die Mediziner waren zufrieden mit der Erklärung der Apotheker (21. Februar 1454, AFM II 67 f.), verboten den Apothekern aber, Laxantien oder Gifte ohne ärztliche Verschreibung zu verkaufen. *
* Am 18. Mai 1457 (AFM II, 89) wurden alle Mediziner und Apotheker zum Bürgermeister geladen; Diskussionsthema waren Klagen wegen zu hoher Arzneimitteltaxen und verwendeter Ersatzmittel; ebenso war es in der Besprechung am 21. Mai (AFM II, 90 f.). Es sollten die Apotheken visitiert und Taxen der einfachen und zusammengesetzten Arzneimittel festgesetzt werden. Daraufhin wurden der Dekan Dr. Martin Guldein (Prosop. II/86), Mag. Iohannes Kelner de Kirchheim (Prosop. II/55) und Mag. Werenhardus Woelfel (Prosop. II/128) gebeten, eine Apothekerordnung zu entwerfen und der Fakultät vorzulegen. Eine Kommission, bestehend aus dem Dekan und Mag. Iohannes Kelner de Kirchheim, vier Ratsmitgliedern und dem Kaufmann Nicolaus (zuständig für den Import von Simplicia [einfache Arzneimittel] aus Venedig), entwarf 1457 eine Apothekerordnung in 13 Punkten (AFM II, 91 f., 2. Juni 1457)415 : 1) Nur der darf eine Apotheke führen, der selbst darin arbeiten und der Bücher lesen kann, und der von den Ärzten geprüft wurde. 2) Apotheker dürfen Arzneien nur entsprechend einem Verzeichnis, welches die Ärzte ihnen geben, herstellen, damit die Arzneien in allen Apotheken von gleicher Stärke und Qualität sind. 3) Sie dürfen nur Arzneien nach Vorschreibung der Ärzte zubereiten. 4) Sie selbst dürfen keine Arzneikunst betreiben. 5) Sie dürfen keine Arznei verkaufen, die nicht vom Arzt verschrieben wird. 6) Sie dürfen keine Arznei zubereiten, die von der Fakultät verboten ist. 7) Sie dürfen keinem Empiriker Arzneimittel geben. 8) Sie dürfen keine Arzneimittel mit Zuckermehl416 herstellen, die mit weißem Zucker gemacht werden sollen, denn dies ist zum Schaden der Menschen. 9) Apotheken müssen mindestens einmal im Jahr visitiert werden, damit keine schädlichen Arzneimittel verabreicht werden. 10) Taxen sollen festgesetzt werden vom Stadtrat und der Fakultät.
415 Siehe auch Schwarz, Apothekerwesen, 15 f. 416 »Zuckermehl« = »farina zuccari«, ist ein roter Zucker (zuccarum rubeum) in Pulverform, ein Rohzucker, von geringerem Reinheitsgrad als der weiße Zucker (zuccarum album), siehe Schwarz, Apothekerwesen, 164 f.
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11) Die Arzneimittel sollen frisch sein. 12) Keine »treibende« Arznei soll verkauft werden, die besonders Schwangeren und Kindern schaden könnte. 13) Der Stadtrat soll allen denjenigen verbieten, die Heilkunst zu betreiben, die nicht von der Fakultät die Genehmigung dazu haben, da schon viele Leute an Leib und Gut betrogen worden seien. Diesen Entwurf erhielten Bürgermeister und Stadtrat ausgehändigt, aber es wurde nichts beschlossen (nichil fuit per cives factum et conclusum). Die Fakultät hatte immer wieder Probleme mit den Empirikern und immer wieder gab es Apotheker, die für solche Personen Rezepturen zubereiteten, sodaß sich die Fakultät am 27. Februar 1465 in Gegenwart einiger Apotheker entschloß, eine neue Apothekerordnung417 zu verfassen, die Vorschriften für Apotheker, aber auch für Ärzte enthielt. In der Einleitung dazu heißt es: Da die Medizin zum Heil der Menschen da ist und um sie vor Krankheiten zu schützen, betrachte es die Fakultät als ihre Aufgabe, darüber zu wachen, daß zustoerung der menschen, toettung und moerdrey hinfur nymer sol gestatt noch zugesehen werden. 1) Aufgrund der Freiheiten und Ordnungen, die das Heilige Konzil zu Basel der Fakultät gewährt hat und auch aufgrund der Privilegien des Kaisers Friedrich III. darf keiner praktizieren ohne Wissen und Willen der Fakultät, es sei denn, er ist ein an einer Universität approbierter Mediziner, der hier rezipiert wurde. 2) Kein Apotheker darf eine Arznei verkaufen, die von der Fakultät verboten ist. 3) »scharffe erczney« (=stark wirkende Arznei; z. B. dragma laxativa oder ander purgaczn = Abführmittel) darf nur mit Einverständnis eines Fakultätsmitgliedes hergestellt werden. 4) Apotheker sollen Vertrauensmänner nennen und diesen müssen sich die anderen Apotheker verpflichten. 5) Fakultätsmitglieder werden unter Androhung ihres Ausschlusses aus der Fakultät verpflichtet, Apotheker, die diesen Vorschriften nicht entsprechen, zu boykottieren. 6) Andererseits verpflichtet sich die Fakultät, ihre Arzneien nur bei den Apothekern zu kaufen und nicht bei den Kräutersammlern (aput herbularios, wuerzleren). 7) Niemand von der Fakultät darf zu einem Kranken gehen mit einer Person, die hier nicht approbiert ist. 417 Original (deutsch) in ÖNB Cod. 5396, fol. 185r – 187v ; Druck des lateinischen Textes in AFM II, 119 – 121, der deutschen Fassung in AFM II, 242 – 245; deutscher Text auch bei Chmel, Zur Geschichte der Wiener Universität im fünfzehnten Jahrhundert, 60 – 63 gedruckt.
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8) Die Fakultät soll die Apotheker unterstützen gegen die herbularios. 9) Den Nonnen wird die medizinische Tätigkeit und auch die Herstellung von Arzneien verboten mit Hinweis auf das Schreiben des Bischofs von Passau – als Strafe wird ihnen angedroht, sie nicht zu behandeln, falls sie krank werden sollten. Dieser Entwurf wurde dem Landesverweser Georg von Volkenstorff vorgelegt mit der Bitte um seine Unterstützung, desgleichen dem Stadtrat. Dieser forderte die Fakultät auf, bis zu einer Entscheidung von einem Boykott der Apotheken abzusehen, aber die Fakultät beharrte auf ihren Forderungen. Der Stadtrat wollte einen Kompromiß erreichen (19. Juni 1466, AFM II, 129) und ermahnte die Ärzte, die Apotheken nicht durch ihren Boykott zu schädigen. Die Fakultät blieb bei ihrer Meinung und der Stadtrat unternahm nichts weiter. Am 2. September 1479 (AFM II, 169) wurden die Mediziner wieder einmal zum Bürgermeister geladen, es ging um die Visitation der Apotheken. Die Mediziner übergaben dem Bürgermeister ihren Entwurf aus dem Jahre 1457 – aber es geschah nichts. *
Am 12. Juli 1492 (AFM III, 18) versammelte sich die Fakultät unter ihrem Dekan Mag. Fridericus Graesel (Prosop. II/22), um eine Verbesserung der Apothekerordnung zu beraten, u. a. wollte die Fakultät auch einen eigenen Apotheker anstellen (placuit facultati, ut aromatarium specialem haberet). Der Stadtrat war natürlich gegen diesen Vorschlag und wollte über den Rektor erreichen, daß die Universität selbst Vorschläge unterbreiten sollte, das Apothekerwesen zu verbessern. Daraufhin verfaßte die Universitätskommission einige Artikel, zu denen sich der Stadtrat jedoch nicht äußerte. *
a) Die Vorschläge der Fakultät lauteten (AFM III, 18 – 20)418 : 1) Die Fakultät hält die früheren Vorschläge noch immer für die am besten geeigneten. 2) Falls ärmere Apotheker (aromatarii) es wünschten, könnten sie in die Fakultät aufgenommen werden. 3) Es können auch die reicheren Apotheker aufgenommen werden, aber die Leitung der Apotheken behält sich die Fakultät vor. 4) Sollte der Vorschlag nicht gefallen, könnten Stadt und Ärzte gemeinsam eine Apotheke führen mit gleichen Teilen an Gewinn und Spesen. 5) Falls die Bürger nicht wollen, daß die Fakultät am Gewinn beteiligt ist419, 418 Schwarz, Apothekerwesen, 23 f. 419 Siehe AFM III, 20, Punkt 5: Si vero cives nolint nos habere lucrum cum eis.
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dann sollen sie der Fakultät die Leitung übertragen, das Recht zur Visitation und zur Durchführung notwendiger Anordnungen geben, und den Doktoren einen angemessenen Betrag (salarium condignum) dafür bezahlen. 6) Entweder alle Apotheker beteiligen sich an der Errichtung einer solchen Apotheke, bilden eine Gemeinschaft und übertragen der Fakultät die Leitung dieser Apotheke, oder andernfalls mögen sie der Fakultät für Visitation und Verwaltung derselben einen angemessenen Betrag bezahlen. 7) Damit niemand glaubt, daß die Fakultät versuchen werde, durch Errichtung dieser besonderen Apotheke (appoteca policletica)420 die Apotheker zu minimieren (paucifacere) oder sie aus der Stadt zu vertreiben, kann jeder, der will, neben dieser Hauptapotheke eine Privatapotheke haben. 8) Sollte keiner dieser Vorschläge der Universität oder den Bürgern gefallen, dann müßte die Fakultät nach ihrem Gewissen handeln. Aus Sorge um das Heil der Menschen müsse sie das Recht und die Freiheit der Medizin und ihrer Doktoren bewahren und daher eine Apotheke im Haus der Medizinischen Fakultät einrichten.
b) Die Vorschläge des Universitätskonsistoriums lauteten (AFM III, 20 – 22): 1) Apotheker und ihre Apotheken mögen unserer Universität in allem unterstehen, bezüglich Leitung, Kontrolle, Regelung und Verbesserung, und kein neuer Apotheker soll zugelassen werden, der nicht von der Universität geprüft wurde. 2) Der neu aufzunehmende Apotheker soll dem Rektor einen Eid leisten, daß er sich in seiner Praxis, bei der Zubereitung und Zusammensetzung der Arzneimittel zuverlässig verhalte, und daß er in allem der Universität und besonders den Ärzten gehorchen möge, daß er niemanden schlecht behandeln werde, daß er Arsenik und andere Gifte nur mit Wissen und auf Geheiß der Ärzte an Privatpersonen verkaufen werde, so könne er sie vor dem Tod schützen. Und so möge er in allem auf der Seite der Universität, des Rektors und der Doktoren der Medizin stehen und für Verbesserungen eintreten. 3) Doktoren und Scholaren der Fakultät haben ungehinderten Zutritt zu den Apotheken; Apotheker sind verpflichtet, ihnen die Arzneimittel zu zeigen, und wenn diese beanstandet würden, frischere zu besorgen. Sollten sich die Apotheker aber weigern, die beanstandeten Dinge zu ändern, können die Apotheken geschlossen oder Geldstrafen (mulctae) oder Zurechtweisungen (correctiones) verfügt werden. 4) Ärzte müssen das Recht haben, ihre Rezepte selbst zu taxieren und Apo420 Schwarz, Apothekerwesen, 23, übersetzt appoteca policletica mit »Musterapotheke«; pok}jkeitor = sehr berühmt, weit und breit bekannt, siehe Rost, I, 314.
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theker dürfen diese Taxe nicht überschreiten, andernfalls drohen ihnen die oben angeführten Strafen. 5) Als einzige Gegengabe zur Mühe der Visitation möchten die Ärzte weiterhin ihr Recht behalten, Weine und Nahrungsmittel zollfrei und abgabenfrei nach Wien einzuführen. Alles verlief im Sande – die Fakultätsapotheke kam nicht zustande durch Opposition des Stadtrates und der Apotheker, die sich in ihrer Existenz bedroht fühlten. Die Feindschaft zwischen Stadtrat und Ärzten brach offen aus, als im Sommersemester 1494 zwei Bürger (Tugentlich und Steyrer) mit einer Beschwerdeschrift vor dem Rektor Michael Rarkoch erschienen. Dieser ließ den Dekan der Medizinischen Fakultät, Dr. Bartholomeus Steber (Prosop. II/4), zu sich rufen und übergab ihm eine Kopie des Schreibens. Am 18. Juni 1494 (AFM III, 24 f.) berief Steber eine Fakultätsversammlung ein und legte den Anwesenden das, wie er in den Akten schreibt, schimpfliche (ignominiosum) und lächerliche (ridiculum) Schreiben vor: Darin warf man den Ärzten Geldgier und Habsucht vor, sie nähmen Gold und Silber, und verlangten für eine Visite 2 Dukaten und für die Harnschau 24 den. – früher hätten sie dies um 7 den. getan. Außerdem vernachlässigten sie die Überwachung der Apotheken und wären unwissend bezüglich der Zusammensetzung der Arzneimittel, deren Gewichte und Maße. Am 26. Juni 1494 (AFM III, 26) kam es zu einer Konfrontation zwischen zwei Bürgern (Stefannus Enn und Iacobus Raechweyn) und dem Dekan Steber421, in der Enn und Raechweyn die Ärzte beschuldigten und meinten, es wäre am besten, sie aus der Stadt zu jagen (ut foras pellamur omnes). Der Dekan wehrte sich und meinte, man könne Diebe und Strolche (latrones et fures) aus der Stadt jagen, nicht aber die ehrenwerten Mediziner, die freie Männer seien und überdies sei die ganze Universität durch die kaiserlichen Privilegien geschützt. Darauf die Antwort des aufgebrachten Bürgers Enn: mann wyerdt euch aynen strich durich ewrr freyhaytt thuen. Der Dekan beschwerte sich beim Rektor, dort wiederum wurde der Beschluß gefaßt, sich beim Stadtrat zu beschweren, aber die Doktoren konnten sich auf nichts einigen. Am 29. Juli 1516 (AFM III, 115) schickte die Fakultät ein neuerliches Ansuchen an Bürgermeister und Stadtrat, daß die Apotheken visitiert und eine einheitliche Taxe bestimmt werden sollte (appoteken mugen visitirt werden, und den ain tax gemacht) und am 16. August 1516 (AFM III, 118) wandte sich die Fakultät *
421 Schwarz, Apothekerwesen, 25 f.; Opll, Leben im mittelalterlichen Wien, 77.
Mangelnde Zusammenarbeit zwischen Stadtrat und Medizinischer Fakultät
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nochmals an die Apotheker, den Ungelehrten keine Rezepte auszustellen. Aber alles hatte keinen Erfolg, weder beim Bürgermeister, noch beim Stadtrat noch beim Richter. Ein positiver Abschluß im jahrzehntenlangen Bemühen der Fakultät, die Kompetenzen zwischen Apothekern und Fakultät zu regeln, erfolgte erst durch das Zweite Privilegium Kaiser Maximilians I. für die Medizinische Fakultät (9. Oktober 1517)422. Der darin für die Apotheken relevante Passus bestimmt, daß die Doktoren der Stadt das Recht haben sollen, die Apotheken, sooft es notwendig ist, zu visitieren und zu besichtigen (die doctores gemelter facultet gewalt haben, all unnd jedlich appotekhen der stat Wien, so offt unnd es not wurdet, zu besichten und visitieren). Sollten die Apotheken nicht entsprechen, sollten sie gesperrt und das dem Statthalter und Regenten »unseres niederösterreichischen Landes« gemeldet werden. In weiterer Folge werden die Apotheker ermahnt (Ausschußlandtagssitzung in Innsbruck, 16. März 1518), daß die Taxen für die Heilmittel (remedia) niedrig zu halten sind und daß die Heilmittel auch frisch und für alle Bedürftigen ausreichend vorhanden sein sollen. Um dies zu kontrollieren, sollen in allen steten beschawer geseczt werden und Apotheker, die dies nicht befolgen, sollen mit ungnaden gestrafft werden423. Weiters wird der Wiener Stadtrat in einem Schreiben Kaiser Maximilians I. (8. September 1518)424 aufgefordert, dafür zu sorgen, daß Patienten im Wiener Bürgerspital Arzneien auf Gemeindekosten bekommen. In diesem Zusammenhang ist wohl auch das Ersuchen der Fakultät425 unter Dekan Wilhelm Puelinger (Prosop. II/129) (10. März 1519, AFM III 141 f.) an den Wiener Senat zu sehen, im Wiener Bürgerspital einen geeigneten Platz zu finden, an dem Kräuter, Wurzeln und Samen der Jahreszeit entsprechend (herbe, flores, radices, semina, mensibus correspondentes) angebaut und für die Armen gesammelt würden; der Spitalsmeister müsse einen armen Diener (aliquem pauperem famulum) aus einer Apotheke beauftragen, dies zu tun. Die Fakultät beschloß, daß einzelne Ärzte das Einsammeln beaufsichtigen sollten. Der Dekan meint weiter, daß durch die Zusammenarbeit aller (Apotheker, Senat, Fakultät) die Gesundheit im ganzen Land zunehmen, die Sitten in den Spitälern sich verbessern und sich 422 Siehe Kapitel 6.1.3: Kampf der Fakultät gegen Kurpfuscher. 423 Schwarz, Apothekerwesen, 27 f., Anm. 3, zitiert Hartmann Joseph Zeibig, Der AusschußLandtag der gesamten österreichischen Erblande zu Innsbruck. In: Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen 13 (1854), 201 – 366, Abschnitt XI, d, Apotegkher, hier 241. 424 Schwarz, Apothekerwesen 27, Anm. 3, mit Hinweis auf Joseph Hormayr, Wiens Geschichte und Denkwürdigkeiten 2 (1823), 124; Urkundenbuch Nr. 18 und QGStW II/4, Nr. 6171, zu 1518, Sept. 8, Augsburg. 425 Dazu Schwarz, Apothekerwesen, 27 f.
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alles zum Heil der Kranken auswirken würde (in salutem egrorum converteretur) und er schließt seinen Dekansbericht mit den Worten ita finitus fuit feliciter decanatus meus quintus.
7.
Medizinische Traktate, verfaßt von Medizinern der Wiener Medizinischen Fakultät
Wie schon Senfelder in seiner Darstellung der Wiener Medizin des 15. Jahrhunderts bemerkt, hat diese zwar »keine Gelehrten wie Johannes von Gmunden426 Georg von Peuerbach427 oder Thomas Ebendorfer428 aufzuweisen, doch ist die Zahl derer, welche literarisch tätig waren, nicht so gering«. Ihre medizinischen Werke waren nicht unbedingt von hohem wissenschaftlichen Wert, aber doch von praktischem Nutzen429. Unter ihnen ragen Galeazzo de Santa Sofia (Prosop. II/23) und Michael Puff von Schrick (Prosop. II/94) als die bedeutendsten hervor. * Als erster Mediziner ist der Paduaner Galeazzo de Santa Sofia (Prosop. II/23) zu nennen, der zahlreiche Traktate verfaßte. Zu seinen wichtigsten Schriften zählen430 :
426 Johannes von Gmunden (1380/84 – 1442), bedeutend vor allem als Astronom, befaßte sich auch mit dem Einfluß der Gestirne auf den menschlichen Organismus. In seinen astronomisch-astrologischen Kalendern setzt er sich kritisch mit den damals üblichen AderlaßPraktiken auseinander. Details Cornelia Faustmann, Aderlaß im Mittelalter am Beispiel von Texten des Johannes von Gmunden. In: Rudolf Simek (Hrsg.), Johannes von Gmunden – zwischen Astronomie und Astrologie. Studia Medievalia Septentrionalia 22 (Wien 2012), 99 – 109. 427 Georg von Peuerbach (1423 – 1461), Astronom, Mathematiker, Humanist der Wiener Universität. In: ÖL (1995), 386. 428 Thomas Ebendorfer (1388 – 1464), Theologe und Geschichtsschreiber. In: ÖL (1995), 245. 429 Detaillierte Angaben über die Mediziner und ihre Werke: Senfelder, Medizinische Schule, 1059 – 1065, das Zitat hier 1059. Ders: Die ältesten Pesttractate der Wiener Schule. In: Wiener klinische Rundschau (1898), 7 – 9, 25 – 27, 57 – 59; Baader, Arabismus und Renaissancemedizin, 160 – 181. Ältere Ansichten von Aschbach und Baader über die Wiener Mediziner sind durch Uiblein, Beziehungen zur Universität Padua, 145, Anm. 9, überholt. 430 Dazu Senfelder, Medizinische Schule, 1059 – 61; Tiziana Pesenti, Professori e promotori di medicina nello studio di Padova dal 1405 al 1509 (Padua – Triest 1984) 182 – 186 (mit umfassender Bibliographie); Uiblein, Galeazzo. In: VL 28 (1992), Sp. 582 – 584. Die Zuschreibung einzelner Traktate an Galeazzo oder Marsilio ist aus der Literatur incl. Pesenti nicht zu entnehmen.
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Medizinische Traktate, verfaßt von Medizinern der Wiener Medizinischen Fakultät
1) De simplicibus: 728 Artikel in alphabetischer Ordnung, betreffend einfache Arzneimittel, in vielen Handschriften überliefert. Eine Fassung mit nur 442, aber ausführlicher gestalteten Artikeln dürfte nach 1406 verfaßt worden sein431. 2) De febribus: betrifft Fieberlehre. 3) Cuidam domino ituro per mare: Gesundheitsregimen für Seereisen432. 4) De ulceribus virge et eorum cura: Behandlung des weichen Schanker. 5) An kleineren Arbeiten seien erwähnt ein Pestkonsilium433, ein Rezept über Augenwasser, eine Tragea434 und ein Rezept gegen Haarausfall (Quo utendum est post psilosin)435. Galeazzos bedeutendste Schrift sind die Simplicia (einfache Arzneimittel), die er wahrscheinlich in Wien verfaßt hat, da er darin auf eine Seuche hic Wyennae hinweist. Das Werk war in Wien im 15. Jahrhundert ein obligates medizinisches Lehrbuch436. In 728 Kapiteln führt er sämtliche Arzneistoffe an unter Einbeziehung der Werke von Dioskurides, Avicenna, Rhazes u. a. Er berücksichtigt darin auch alpine Pflanzenarten. Senfelder hält ihn für einen Pflanzensammler und einen Vorläufer von Carolus Clusius (Charles de L’ Ecluse, niederländischer Arzt und Botaniker, 16. Jahrhundert). Ebenfalls als Lehrbuch vorgeschrieben war im 15. Jahrhundert der Traktat über die Fieber437. Michael Puff von Schrick (Prosop. II/94)438 : Senfelder bezeichnet Puff als den nach Galeazzo »bedeutendsten und fruchtbarsten Schriftsteller«.
*
431 Senfelder, Medizinische Schule, 1060; Uiblein, Galeazzo, Sp. 583 f. 432 Senfelder, Galeazzo a Sancta Sophia’s angeblicher Traktat über die Seekrankheit. In: Wiener klinische Rundschau 12 (1898), 658 – 660, 674 f., Text und Übersetzung, 674 f. 433 Die Handschrift enthält ein »Reiseregimen« und einen kurzen Pesttraktat; sie wurde bereits wieder in Padua (nach 1405) verfaßt, endet aber mit einer Widmung an Herzog Albrecht IV.: dati duci Alberto Paduae (Ausgabe Sudhoff, Pestschriften V, 357 – 361, hier 361). Senfelder, Die ältesten Pesttractate, 7 bezweifelt Galeazzos Autorschaft. 434 Tragea: Pulvermischung aus aromatischen Arzneidrogen; Tragea communis: stärkendes Magenpulver, enthält u. a. Ingwer, Zimt, Gewürznelken, Galgant, Cardamon, Zucker; Tragea laxativa: abführendes Magenpulver, enthält zusätzlich Turbith/Wurzeldroge, Sennesblätter, Purgierwinde, dazu Otto Zeckert, Dispensatorium, 47, 84, 157. 435 xikysir = Psilosis, Entblößung, bes. von Haaren. 436 Uiblein, Galeazzo, Sp. 583. 437 Chmel, Zur Geschichte der Wiener Universität im fünfzehnten Jahrhundert, 50 – 63, hier 54. 438 Senfelder, Medizinische Schule, 1062; ders., Michael Puff de Schrick. In: Wiener klinische Rundschau 12 (1898), 334 – 336, 350 f., 381 – 383, 397 – 399, 414 f., 443 – 446, 460 – 462, 477 – 479, 494 f.; Helmut Walther und Gundolf Keil, Puff, Michael, aus Schrick (Schrick[ius]). In: VL 27 (1989), Sp. 905 – 910 mit genauer Angabe der Überlieferung.
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1) Regimen doctoris Schrick in Wyenna: »Ärztliche Ratschläge für einen Herzkranken«439. 2) »Reihe von diaetetischen Vorschriften und Fragen aus der praktischen Medizin«440 behandelt Augenschmerzen, Brechmittel, Aderlaß, Baderegeln etc. 3) Quaedam medicamenta ab excellentissimo doctore Michaele Stricks441 praecepta ad usum pauperum, ne semper ad apothecam recurrere necesse habeant: Rezepte für Arme, die sie selbst herstellen konnten, da ihnen Nahrungsmittel oder einheimische Pflanzen zugrunde liegen442. 4) Pillule contra pestem sane et experte: Pestrezepte, geschrieben 1461443. 5) Dum quis non potest urinare: deutsches Harn-Consilium444. 6) »Traktat von Tugenden der ausgebrannten Wasser«, bzw. »Büchlein von den ausgebrannten Wässern«445. Das »Büchlein von den ausgebrannten Wassern«, in vielen Handschriften und Drucken überliefert, ist Puffs bedeutendste Schrift. Sie behandelt alkoholische Pflanzendestillate von 82 verschiedenen Heilpflanzen und deren Verwendung bei diversen Krankheiten. Puff hat, wie er selbst zu Beginn betont, diesen Traktat »kompiliert«, d. h. er hat dazu Arzneibücher von Matthaeus Sylvaticus (siehe Kap. 4.2: Die Studienanleitung des Martin Stainpeis) und Meister Bartholomaeus, Schriften von Arnaldus von Villanova, von Aristoteles und Albertus Magnus verwendet. Die Erstfassung war im Jahr 1455 abgeschlossen446. Der im Druck nur wenige Blätter umfassende, genau und leicht verständliche Traktat war sehr beliebt, denn allein zwischen 1476 und 1501 wurde er 14mal gedruckt. Weitere Schriften von Michael Puff: 7) Utrum actiones substantiarum materialium sint principalius formarum substancialium, quam qualitatum earundem: scholastischer Traktat, bezieht sich auf die »Theriak447-Diskussion« von Montpellier, »auf das Problem, ob Ausgabe mit Übersetzung Senfelder, Michael Puff, 460 – 462. Ausgabe mit Kommentar Senfelder, Michael Puff, 477 – 479, Offenbar ein Schreibfehler, wie Senfelder, Michael Puff de Schrick, 494, Anm. 90, notiert. Ausgabe mit Kommentar Senfelder, Michael Puff, 494. Ausgabe mit Übersetzung Senfelder, Michael Puff, 494 f. Ausgabe Senfelder, Michael Puff, 495; nach Walther /Keil, Sp. 907, Nr. 8 fehlerhaft gedruckt. 445 Senfelder, Michael Puff, 350 f.; Walther/Keil, Puff, Sp. 908, Nr. 9a und b). 446 Walther/Keil, Puff, Sp. 908. 447 Theriak wurde in der Antike ursprünglich als Antidot gegen den Biß giftiger Tiere eingesetzt (hgqiajor ¢ die wilden, giftigen Tiere betreffend). Im Mittelalter wird es zum berühmtesten Universal-Arzneimittel, bestehend aus einer Mischung von mehr als 70 Pflanzendrogen, Opium, Schlangenfleisch etc., siehe Peter Dilg, Theriak. In: LMA 8 (2002), Sp. 677 – 679. Zwei Theriak-Rezepte (»Theriaca Andromachi« nach Galen und »Theriaca Diatessaron« nach Mesue) finden sich bei Zeckert, Dispensatorium, 42 f. 439 440 441 442 443 444
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die Wirkungen von [Arznei-]Stoffen aus den Primärqualitäten erklärbar seien oder als proprietas aus dem Substanzbegriff abgeleitet werden müßten«448. 8) Commentarius in veterem artem: Kommentar zum hippokratischen Traktat De prisca medicina (althergebrachte Medizin). 9) Scripta pro licentiato, qui recepit doctoratum in medicinis in Wienna: Promotionsrede für Caspar Griessenpeck (Prosop. II/7), gehalten am 10. Jänner 1458449. Diese Promotionsrede beginnt mit Überlegungen zu den hippokratischen Aphorismen, bespricht dann die politische Lage (Bruderkrieg zwischen den Habsburgern Albrecht VI. und Friedrich III.) und die Furcht vor einem drohenden Weltuntergang; dann kommt Puff zum eigentlichen Thema: Eine »auf ’s Äußerste getriebene Ernährung« sei gefährlich. Dazu zitiert er Hippokrates, Galen und Avicenna; wichtig wäre eine Diät und richtige Ernährung. Die Rede schließt mit dem Protokoll der Zeremonie, dem Friedenskuss, der Überreichung des rosaroten Baretts, eines offenen und geschlossenen Buches und zuletzt des Goldringes mit einer kostbaren Gemme. Walther und Keil450 betonen zwar die Vielfalt in Puffs Schriften, die eine Rede, Rezepte, Traktate und philosophische Überlegungen umfassen, weisen aber darauf hin, daß sie »wissenschaftlich unselbständig und wenig originell« seien. Erst die Bearbeitung durch den Augsburger Schreiber und Buchdrucker Johann Bämler für die Drucklegung verhalf 1476 dem »Büchlein von den ausgebrannten Wassern« zu dem oben erwähnten Bekanntheitsgrad. * Pest – Der schwarze Tod: Europa wurde vom 13. bis 18. Jahrhundert immer wieder von pestartigen Seuchen451 heimgesucht: Ausgangspunkt der großen Pestpandemie von 1347 bis 1352/54, dem »Schwarzen Tod«, war vermutlich Zentralasien. Von hier gelangte sie nach Osten und Westen und kam mit den Tartaren auf die Krim, in die Stadt Caffa (1347). Von Konstantinopel, Kairo, Messina und Marseille breitete sich die Seuche über die Handelswege in ganz Europa aus; über Trient und Kärnten kam sie nach
448 Walther/Keil, Puff, Sp. 906. 449 Ausgabe mit Übersetzung und Kommentar Senfelder, Michael Puff. In: Wiener klinische Rundschau 12 (1898), 381 – 383, 397 – 399, 414 f., 443 – 446. 450 Walther/Keil, Puff, Sp. 905 f. 451 Auswahl zur Literatur über die Pest: Klaus Bergdolt, Der schwarze Tod in Europa (München 52003); Ders., Pest. In: Enzyklopädie Medizingeschichte, 1122 – 1127; Michaela Fahlenbock, Der schwarze Tod in Tirol. Seuchenzüge – Krankheitsbilder – Auswirkungen (Innsbruck-Wien-Bozen 2009); Manfred Vasold, Pest, Not und schwere Plagen. Seuchen und Epidemien vom Mittelalter bis heute (München 1991).
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Wien und Niederösterreich. Hier wütete die Pest besonders stark in den Jahren 1348/49, 1364, 1387, 1399, 1400, 1419, 1425, 1428, 1436, 1442 – 1444, 1453, 1461 – 63, 1479 – 82, 1493 – 95452. Die Pest war die größte und furchterregendste Pandemie, die über Europa hereingebrochen ist. Die Todesraten schwanken in der Literatur zwischen 10 und 70 Prozent453. Die Ärzte standen mit ihrer scholastischarabistisch orientierten Medizin der Seuche hilflos gegenüber, versuchten aber trotzdem, in zahlreichen Pesttraktaten454 Behandlungsmethoden anzubieten. Eine Ursache für die Pest sah man in einer verunreinigten Luft (Miasmentheorie)455. Das Gift der Pest komme demnach aus der Luft (vergiftete Luft kann auch bei Erdbeben aus dem Erdinnern herausströmen), dringe entweder durch die Haut ein oder werde eingeatmet, von der Haut komme das Gift zum Herzen und dann ins Blut (Blut wurde oft als materia peccans – sündiger Stoff – angesehen); als Symptome wurden hohes Fieber, Schwellungen und Abszeßbildung der Lymphknoten (submandibular – Halsbereich, axillar – Achselbereich, inguinal – Leistengegend) erkannt, und damit die Beulenpest beschrieben. Die Ärzte empfahlen den Aderlaß, um den Körper zu entgiften oder Ansetzen von Schröpfköpfen, um die Abszesse zu öffnen, auch Abführmittel wurden empfohlen. Ein anderes Mittel war das sogenannte »Priestersalz«456 (Mischung aus gebranntem Salz und aromatischen Arzneien), das auch den Körper von Fäulnis befreien sollte. Auch Schwitzkuren wurden empfohlen, die eine heilsame Krise bewirken sollten. Man sollte den Kontakt mit den Menschen meiden, besonders mit den Kranken, oberstes Gebot war die Flucht: fuge, fuge cito, longe, tarde457. Eine andere Theorie für das Entstehen der Pest war die iatro-astrologische Theorie (Einfluß der Gestirne auf den Menschen und seine Gesundheit; eine Störung des Gleichgewichtes bewirkt Krankheit) und die Vorstellung, daß Gottes
452 Senfelder, Die ältesten Pesttractate. In: Wiener klinische Rundschau (1898), 7. 453 Fahlenbock, Der schwarze Tod, 37. 454 Senfelder, Die ältesten Pesttractate. In: Wiener klinische Rundschau (1898), 7 – 9, 25 – 27, 57 – 59, und Ders., Medizinische Schule, 1061 – 1063; Karl Sudhoff, Pestschriften II und V (1911, 1913). 455 l_asla (miasma) – Befleckung als Zustand, Untat, Greuel; Fahlenbock, Der schwarze Tod, 50. 456 Zur Zubereitung des »Priestersalzes« siehe Senfelder, Die ältesten Pesttraktate, 25: Gewöhnliches Salz wird in ein feuchtes Tuch eingeschlagen und für eine Viertelstunde auf das Feuer gelegt; danach gibt man pulverisierte Arzneien wie Raute, Wacholderbeeren, Galgantwurzel, Arabischen Gummi, Zimt, Muskatnuß, Gewürznelken, Safran und Pfeffer dazu, mische alles und versetze es noch mit schwarzer Nießwurz und Turbit. Senfelder vermutet, daß dieses Gemisch auch appetitanregend sein sollte. 457 Senfelder, Medizinische Schule, 1065, zitiert hier den Franziskaner Iohannes Capistranus (1386 – 1456) aus dessen »Tractatulus de medicis et medicinis.«
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Zorn über die sündigen Menschen gekommen ist, um sie wieder auf den rechten Weg zu führen458. Verfasser von Pesttraktaten (verfasst 14. – 16. Jhdt.): * Iohannes Aygel von Korneuburg (Prosop. II/48): Regimen tempore pestilentiae (1428), das an einen Dr. Petrus Dekchmer als Adressat gerichtet ist. Aygel empfiehlt darin die tägliche Einnahme des Priestersalzes; man meide ferner jeden Umgang mit Gesunden und Kranken, meide öffentliche Bäder und halte die Zimmer warm und trocken; sobald Beulen auftreten, ist der Aderlaß auf beiden Seiten zu empfehlen459. Pancratius Kreuzer von Traismauer (Prosop. II/102): Praeservativa a peste: Traktat während der Pest 1444 für Abt und Konvent in Melk460.
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Iohannes Rock von Hamburg (Prosop. II/70): Deutscher Traktat über die Vergiftung durch Seuchen. Rock macht hier bereits konkrete Vorschläge und fordert z. B. schon bei den ersten Anzeichen der Krankheit (Pest) einen Aderlaß an den entsprechenden Körperstellen, denn später ist das siechtumb vollkommen und hilft khain ertznei noch maisterschafft461.
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* Iohannes Salzmann (Prosop. II/71): Pesttraktat in 10 therapeutischen Kapiteln, darin verordnet besonders Absonderung, Räuchern und der Gebrauch von Kräutern; lateinische Fassung 1510 (Wien, bei Iohannes Singriener): De praeservatione a pestilentia et ipsius cura opusculum non minus utile quam necessarium; leicht gekürzte deutsche Fassung 1521 (Wien, bei Hieronymus Vietor): Eine nutzliche ordnung und regiment wider die Pestilentz462.
Iacobus von Stockstal (Prosop. II/41): Fragment eines Pesttraktates für das Stift Melk. Neben Vorsichtsmaßnahmen empfiehlt er zur Verhütung der Pest Abführ-
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458 Details zu den medizinischen Konzepten und zeitgenössischen Behandlungsmethoden bei Fahlenbock, Der schwarze Tod, 47 – 60. 459 Ausgabe mit Übersetzung Senfelder, Die ältesten Pesttractate (1898), 25 – 27; Sudhoff, Pestschriften V (1913), 369 – 373: Doctor Iohannes Aygels von Korneuburg (Aigel de Charenneuburga) Regimen Pestilentiae, lateinischer Text mit Kommentar. 460 Senfelder, Medizinische Schule, 1062; Ders., Die ältesten Pesttractate, 7 – 9; Sudhoff, Pestschriften V(1913), 374 f.: Doktor Pankratius Creuzers von Traismauer Pestregimen für Kloster Melk. 461 Senfelder, Die ältesten Pesttractate, 7 f., mit Details; Sudhoff, Pestschriften V, 375 – 378: Dr. med. Iohannes Rocks [Rogge de Hamborch] Regimen in tempore pestilentiae. 462 VD 16, Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des XVI. Jahrhunderts, I. Abt., Bd. 18 (Stuttgart 1992), S 1501 (lateinische Fassung), S 1502 (deutsche Fassung); Michael Denis, Wiens Buchdruckergeschicht bis M.D.L.X. (1782), 339.
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mittel, Mäßigung bei Essen und Schlafen, bei Auftreten von Beulen empfiehlt er den Aderlaß463. Nicolaus de Utino (Prosop. I/26): Pesttraktat 1390 in Wien für Herzog Albrecht III. Darin werden österreichische Weine und der morgendliche Hornruf vom Stephansturm erwähnt. Sudhoff hält Nicolaus für einen mit großer Erfahrung ausgestatteten Mediziner und seinen Pesttraktat für aussagekräftiger als die Schriften der anderen zuvor erwähnten Wiener Ärzte464.
*
Verfasser von Pest- und anderen Schriften: * Iacobus Engelin de Ulma (Prosop. I/16): Verfasser und Übersetzer medizinischer Traktate ins Deutsche: 1) Aderlaßtraktat: Als Leibarzt eines Hzgs. Albrecht von Österreich hat Iacobus diesen Tractatus de flebotomia, de ventusis, de sanguisugis (so das Explicit der Einsiedelner HS 297) zusammengestellt und ins Deutsche übertragen (compilatus et de latino ad theutonicum translatus)465. Der Traktat ist nur in der deutschen Übersetzung bekannt. Die ausführlichsten Angaben über den Text, der aus 40 Kapiteln besteht, bietet Sigerist466, der nach der HS 297 der Stiftsbibliothek Einsiedeln, pp. 294 – 329, die Rubriken der Abschnitte und das vollständige Explicit mitteilt. Hier heißt es, daß diese Ausführungen hauptsächlich auf Avicenna, aber auch auf Galenos und Rhazes beruhen (Est autem extractus ex dictis Avicenne, Galieni et Rasis et maxime Avicenne)467. Der Traktat beginnt mit einer allgemeinen physiologisch-pathologischen Einleitung entsprechend der damaligen Viersäftelehre und gibt anschließend konkrete Angaben zur Aderlaßtherapie (z. B. wie und an welchen stetten man die köpfli [Schröpfköpfe] und die äglen [Blutegel] setzen sol). Als Datum der Abfassung wird im Explicit der HS Linz, Oberösterreichische Landesbibliothek (ehem. Öffentliche Studienbibliothek) 503 (früher Stift Gleink) 463 Senfelder, Die ältesten Pesttractate, 7 – 9; Sudhoff, Pestschriften V, 373 f.: Doctor Jakob de Stockstals Pestregimen für das Kloster Melk, lateinischer Text. 464 Sudhoff, Pestschriften V, 361 – 369: Ein Pestregimen für Hzg. Albrecht von Österreich von Meister Nicolaus von Udine; der Traktat endet mit folgenden Worten: Explicit regimen contra pestilenciam pro serenissimo principe domino Alberto, duci Austriae, per egregium doctorem magistrum Nycolaum de Utino editum Wyennae, Anno a nativitate domini … 1390. 465 Verzeichnis der Überlieferung siehe Heinz-Jürgen Bergmann, Engelin, Jakob (Meister Jakob von Ulm). In: VL 2 (1980), Sp. 563, Nr. 3. Zu ergänzen ist Oberösterreichische Landesbibliothek Linz, HS 503, fol. 312r – 337r. 466 Sigerist, Aderlaßtraktat von Meister Jakob (Dr. med. Jakob Egeli von Ulm). In: Archiv für Geschichte der Medizin 17 (1925), 222 – 224. 467 Zu Avicenna, Galenos und Rhazes siehe Kap. 2: Entwicklung der Medizin.
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fol. 337r der 3. März 1395 angegeben468. Die Variante 3. März 1398 der HS Einsiedeln469 beruht wohl auf einer Verlesung470. Der Traktat ist demnach zu 1395 zu datieren, bei dem Herzog kann es sich somit nur um den erst am 28. August 1395 verstorbenen Albrecht III. gehandelt haben. 2) Deutsche Pestschrift (um 1400): Von Sudhoff 1911 mit Wann sich ein Zeichen erhebt charakterisiert und bezeichnet471, seit 1972 auch mit der Variante Also das ein mensch zeichen gewun zitiert472. Iacobus Engelin greift hier auf ihm bekannte Texte zurück und zeigt die Krankheitszeichen der Pest, wie Fieber und Lymphknotenschwellungen, auf. Er definiert die Hauptlymphknoten als Ausscheidungsstellen und ordnet sie je einem der drei Hauptglieder des Menschen (membra principalia), nämlich Herz, Leber und Gehirn, zu und verbindet damit seine Aderlaßtheorie. Seine Schrift ist kurz und logisch aufgebaut und das sicherte ihr wohl den Erfolg. Aufgrund ihrer sprachlichen Formulierung war sie offenkundig auch für Laien und Wundärzte gedacht473. 3) Iacobus Engelin gilt auch als Autor eines kleinen lateinischen, um 1400 verfaßten Blasenstein-Rezeptes, eines Consilium contra arenam474. Von diesen drei erwähnten Traktaten sind über 40 Handschriften bekannt. Für den Pesttraktat lassen sich zwei Überlieferungsstränge nachweisen, nämlich 29 deutsche und 4 altfranzösische Handschriften475.
468 Im Katalog von Konrad Schiffmann, Handschriften der Öffentlichen Studienbibliothek in Linz (maschinschriftlich Linz 1935) 160 f., zu HS 503, fol. 337r die irrige Angabe 1390 (MCCCLXXXX), danach übernommen von Kühnel, Heilkunde, 91. Nicht seitenkongruente Abschrift als PDF-Datei mit Nachträgen und neuen Signaturen (2010), online. Für die Übersendung von Kopien der Handschrift danke ich Herrn Dr. Rudolf Lindpointner, Oberösterreichische Landesbibliothek. 469 Sigerist, Aderlaßtraktat, 223. 470 Die Schreibung der Einsiedelner Überlieferung MLXXXX 8 ist möglicherweise verballhornt, die letzte arabische Ziffer 8 könnte aus dem Zahlzeichen V, geschrieben als »u« mit hochgestellter Endung »o« der Ordinalzahl, verlesen sein. 471 Sudhoff, Pestschriften II (1911), 412 – 418: Meister Jakobs von Ulm (Dr. med. Jakob Engeli) deutsches Pesttraktätlein »Wann sich ein Zeichen erhebt«, Ausgabe mit Text in drei unterschiedlichen Fassungen und mit Kommentar. Sudhoff, Egeli, Jakob. In: VL 11 (1933), Sp. 504 – 506. 472 Dazu mit Textangabe und zahlreichen Faksimiles Heinz Bergmann, Also das ein Mensch Zeichen gewun. Der Pesttraktat Jakob Engelins von Ulm. Untersuchungen zur mittelalterlichen Pestliteratur 2 (Bonn 1972). 473 Bergmann, Also das ein Mensch Zeichen gewun, 45 – 47. 474 BSB München clm 75, fol. 347: Magistri Jacobi de Ulma consilium contra arenam, siehe Bergmann, Engelin, Sp. 563, und Sudhoff, Egeli, Jakob. In: VL 11 (1933), Sp. 505. 475 Bergmann, Engelin, Sp. 563; zum Verbreitungsraum siehe Bergmann, Also das ein Mensch Zeichen gewun, 40 – 43.
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Sebaldus Muelner (Prosop. II/112)476 : Einige deutsche Traktate, die im »Ansbacher Arzneibuch«477, einem deutschen medizinischen Sammelwerk des späten 15. Jahrhunderts aus dem Umfeld der Residenz der Markgrafen von Ansbach, enthalten sind: a) Krafft und tugend der Wasser doctor Sebolt in 25 Kapiteln, b) Tugent der Ölle doctoris Sebaldi in 6 Kapiteln, c) eine Rezeptsammlung mit wundärztlichem Inhalt und ein Augenrezept. Weiters sind von Muelner Textpassagen aus einem deutschen Consilium erhalten, das einen magenfreundlichen ltertranc (gewürzter Wein) enthält478, ein lateinischer Lepraschaubrief (1493) (s. u.), sowie ein lateinisches Rezept pulvis contra pestem479.
*
Iohannes von Selgenstat (Prosop. II/73): Mehrere Rezepte, überliefert in der medizinischen Sammel HS CVP 5225: Recepta tria facta per dominum Selingstat (fol. 177 r), Recepta contra febrem tertianam (fol. 287r) und Pestrezepte (fol. 320v)480. *
Lepra-Aussatz481 Eine zweite Seuche, die sich schon während der Antike vom arabischen Raum und Palästina ausgehend in Europa ausbreitete, war die Lepra482. Der Erreger befällt Haut (Rötungen, Flecken), Schleimhäute (Geschwüre im NasenRachenraum) und Nervengewebe (Parästhesien und Anästhesien) und kann zu Entstellungen und Verstümmelungen führen. Als Ursache der Krankheit sah man verdorbene und stark gewürzte Speisen, verdorbene Luft und diverse Gifte an. Da man als Übertragungsart speziell die *
476 Gundolf Keil, Mulner, Sebald. In: VL 26 (1987), Sp. 749 – 751 und VL 211: Korrekturen und Nachträge (2004), Sp. 1038; Ders., Wagner, Sebald – ist identisch mit Sebald Mulner. In: VL 2 11 (2004), Sp. 1644. 477 Gundolf Keil, »Ansbacher Arzneibuch«. In: VL 211 (2004), Sp. 116 – 118. 478 Gundolf Keil, Mulner Sebald, Sp. 750. 479 Senfelder, Medizinische Schule, 1063. 480 Ebd. 1063 f. 481 Literatur zu Lepra: Gundolf Keil, Aussatz, Teile I – IV, V/2, VI. In: LMA 1 (1980), Sp. 1249 – 1254, 1257; Ders., Lepra (Aussatz, Hansen-Krankheit). In: Enzyklopädie Medizingeschichte, 841 – 884; Horst Müller-Bütow, Lepra. Ein medizinhistorischer Überblick unter besonderer Berücksichtigung der mittelalterlichen arabischen Medizin (Europäische Hochschulschriften, Reihe VII: Medizin, Abt. B: Geschichte der Medizin, 3, Frankfurt-Bern 1981). 482 Die wiederholte Erwähnung von »Aussatz« in der Hl. Schrift darf nicht unbedingt mit der durch das Mykobakterium leprae hervorgerufenen Infektionskrankheit gleichgesetzt werden. Im ATverstand man unter Aussatz unterschiedliche Hauterkrankungen, welche die Israeliten »unrein« und damit »kultunfähig« machten (Buch Lev. 13, 3 ff.); im NT heilt Jesus Aussätzige und macht sie damit frei von ihrer Krankheit und gesellschaftlicher Ausgrenzung (Mt 11,5); zudem ist diese »Reinigung« ein Zeichen der mit Jesus anbrechenden messianischen Heilszeit und soll durch den Sendungsauftrag an die Jünger ihre Fortsetzung finden (Mt. 10,5 – 15); siehe Theodor Seidl, Aussatz. In: LThK 1 (2006), Sp. 1269 f.
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genitale Übertragung annahm, sah man in dieser Krankheit auch eine Strafe Gottes als Folge eines lasterhaften Lebens. Die Mediziner des Mittelalters erkannten die Ansteckungsgefahr, konnten aber mit ihren humoral-pathologischen Methoden auch hier keine Heilung bewirken, daher wurden die Kranken (ca. 10 % der Bevölkerung) in eigens dafür errichtete »Leprosorien« gebracht, nachdem vorher nach strengen Vorschriften eine »Lepraschau«483 durchgeführt worden war. Ursprünglich war dies Aufgabe der Kirche (Leprosenmeister), wurde ab dem 13. Jahrhundert jedoch von Ärzten durchgeführt. Die Lepraschau bestand aus fünf Untersuchungen: 1) Nasenprobe, bei welcher der Arzt in den Naseneingang schaut, um eine eventuelle Geschwulstbildung zu erkennen, 2) Nadelprobe, um die Sensibilität der Haut zu prüfen, 3) Singprobe, um krankhafte Veränderungen des Kehlkopfes zu prüfen, 4) Daumenballenprobe zur Prüfung des vorhandenen Muskeltonus, 5) Seihprobe, wobei nach erfolgtem Aderlaß im Blut nach den erdigen Bestandteilen der Krankheitsmaterie gesucht wird.
Nach erfolgter Untersuchung des Kranken kam es zum schriftlich fixierten Urteil: mundus (sauber, reinlich, nett) oder immundus et leprosus; bei zweifelhaften Fällen wurde die Untersuchung spätestens nach eineinhalb Jahren wiederholt. Die Aussätzigen wurden aus der christlichen Gemeinschaft ausgeschlossen und mußten in den »Leprosorien« leben. Sie hatten das Bettelrecht, mußten aber zur Kenntlichmachung und Vermeidung von Ansteckung eine spezielle Kleidung (rundliche Hüte und Federn im Hutband) tragen und mit akustischen Signalen (Klapper, Horn oder Glocke) ausgestattet sein. Bereits im 13. Jahrhundert entstanden in Wien drei Siechenhäuser: Johannes in der Siechenals484, Zum Klagbaum485 und Spital zu St. Marx486. Alle drei Siechenhäuser lagen außerhalb des städtischen Burgfriedens an den Ausfallstraßen, um die von ansteckenden Krankheiten befallenen Personen zu isolieren.
483 Gundolf Keil/Friedrich Lenhardt, »Lepraschau-Texte«. In: VL 5 (21985), Sp. 723 – 726; Ders., Lepraschautexte. In: Enzyklopädie Medizingeschichte, 844 f. 484 Czeike, Historisches Lexikon 3 (Wien 1994), 364: Johannes in der Siechenals, ehemalige Lage: 1090 Wien, Bereich Arne-Carlsson-Park. 485 Czeike, Historisches Lexikon 3 (Wien 1994), 521: Zum Klagbaum, ehemalige Lage: 1040 Wien, Bereich Wiedner Hauptstraße 64 – 66, Klagbaumgasse 1 – 4. 486 Czeike, Historisches Lexikon 5 (Wien 1997), 269 f.: Spital zu St. Marx, St. Marxer Bürgerspital, ehemalige Lage: 1030 Wien, Bereich Landstraße Hauptstraße, Rennweg, Viehmarktgasse, Dr. Bohrgasse.
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Lepraschaubriefe: Conrad von Schiverstat (Prosop. II/15), Leibarzt von Herzog Leopold III., nahm in seiner Wohnung in Wien am 27. Februar 1380 an Petrus Pirchfelder, Chorherr des Stiftes St. Pölten, eine Lepraschau vor. Als Zeugen anwesend waren ein Mag. Fridericus, Kanoniker von St. Stephan, und der Paduaner Chirurg Mag. Bonocursius de Treviso. Sie fanden Petrus Pirchfelder frei von Lepra (mundum a lepra) und frei von jeglichen Lepraflecken (leprae maculis penitus carentem)487. *
Sebaldus Muelner aus Nürnberg (Prosop II/112) war mit drei anderen Nürnberger Medizinern (physici oppidi Nurembergensis, Hartmannus Schedel, Udalricus Pinder und Heinricus Rosenzweig) an einer Lepraschau beteiligt, bei der sie festzustellen hatten, ob der Prior des Nürnberger Carmeliterklosters, Bruder Conradus Freylecher, morbo leprae infectus sit. Ihre Untersuchung ergab, daß der Prior frei von Aussatz war und daher von der menschlichen Gemeinschaft nicht abgesondert werden mußte (examinavimus, nec morbo leprae infectum et a communione hominum minime sequestrandum reperimus). Diese »Diagnose« wurde mit ihren Siegeln am 29. Dezember 1493 bestätigt488. *
Von Martinus Guldein (Prosop. II/86) stammen vermutlich aus dem Jahr 1445 vier Schemata für Lepraschau-Atteste489, die nach Sudhoff als Musterbeispiele dienten und an der Wiener Medizinischen Fakultät offenbar Verwendung fanden. Es werden dabei einzelne Personen auf Leprabefall (de lepre contagione, bzw. infectum lepra) untersucht und beurteilt, ob sie von der Gemeinschaft auszuschließen sind (ab hominum consorcio debeat sequestrari). Das Urteil wird abschließend mit den Siegeln der Kommission bestätigt (testimonium sigilla nostra presentibus duximus imprimenda). *
Syphilis, »Franzosenkrankheit« (morbus gallicus)490 Als dritte Seuche ist die Syphilis zu nennen, die sich Ende des 15. Jahrhunderts von Italien ausgehend in ganz Europa ausbreitete. Nicht geklärt ist, ob die Krankheit aus Westindien von spanischen Soldaten des Columbus eingeschleppt *
487 Josef Lampel, Urkundenbuch des aufgehobenen Chorherrenstiftes St. Pölten 2 (1901), Nr. 735, 229; danach Ignaz Schwarz, Zur Geschichte der Lepraschau. In: Sudhoffs Archiv für Geschichte der Medizin 4 (1911), 383 f. 488 BSB Clm 441, Bl. 177r, Abdruck bei Sudhoff, Lepraschaubriefe, IV, 374 f. 489 BSB Clm 73, Abdruck bei Sudhoff, Vier Schemata für Lepraschau-Atteste der Wiener medizinischen Fakultät. Kleinere Mitteilungen. In: Sudhoffs Archiv für Geschichte der Medizin 6 (1913), 392 f. 490 Literatur zu Syphilis: Gundolf Keil, Syphilis. In: LMA 8 (1997), Sp. 380 f.; Werner E. Gerabek, Syphilis. In: Enzyklopädie Medizingeschichte, 1371 – 1374 (mit weiterführender Literatur); Melanie Linöcker, Der unzucht und lastern derbey entspringende krankheit…, Syphilis und deren Bekämpfung (2008).
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wurde oder die Erreger schon davor in Europa vorhanden waren. Eine Ursache für ihre Ausbreitung 1494/95 wird jedenfalls dem Söldnerheer des französischen Königs Karl VIII. zugeschrieben, das mit der Krankheit in Neapel in Berührung kam und anschließend durch seine erfolgte Auflösung eine Verbreitung der Seuche in Europa bewirkte. Bartholomeus Steber aus Wien (Prosop. II/4)491 war einer der ersten Ärzte, der sich mit der Syphilis auseinandergesetzt hat. Stebers Schrift wurde bereits 1497/98 von Johann Winterburger in Wien mit dem Titel A malafranczos, morbo Gallorum praeservatio ac cura gedruckt (siehe Abbildung 8 im Anhang)492. Steber beschreibt darin die neue Krankheit und wie sie sich von den bekannten Hautkrankheiten unterscheidet. Seine Erklärung zur Krankheit basiert aber noch ganz traditionell auf humoral-pathologischen Überlegungen, z. B. sind für ihn ein Zuviel an schwarzer Galle und an Schleim auslösende Faktoren, und auch die Konjunktion von Jupiter und Saturn im Jahr 1494 konnte zur Entstehung der Krankheit beitragen. Steber beschreibt die Symptome, wie hohes Fieber, Gelenksschmerzen und syphilitische Pocken auf der Haut. Seine Therapie erfolgt humoral-pathologisch, mit Aderlaß, Dampfbad und Dekokten (wässrige Pflanzenauszüge), um das Gleichgewicht der Säfte wieder herzustellen. Lokal werden austrocknende Umschläge und vor allem Schmierkuren mit Quecksilber empfohlen (mit der bedenklichen Folge von Quecksilbervergiftungen!). Um die Syphilis zu vertreiben, sollte man alles vermeiden, was den Zorn Gottes hervorruft, vor allem sollte man sich sittlich bessern! *
Andere medizinische Schriften: Caspar Griessenpeck (Prosop. II/7): Ein lateinisches Blasensteinrezept (Pulvis contra arenam vesicae)493 und ein deutsches Rezept der ausgeprenten Wasser494. Darin werden 36 Pflanzenwässer beschrieben, die 13 Indikationen zuge*
491 Julius Pagel, Steber, Bartholomäus. In: Allgemeine Deutsche Biographie 35 (1893), 536; Baader, Arabismus und Renaissancemedizin, 172 – 174. 492 Bartholomäus Steber, A malafranczos morbo Gallorum praeservatio ac cura mit Widmungsbrief des Autors an Briccius Prepost, Rektor der Universität Wien. Mit Gedicht an den Leser von Hieronymus Balbus (Wien ca. 1497/98) (Hain 15053): BSB-Katalog, 4 Inc. s. a. 1700 m; online abrufbar : urn:nbn:de:bvb: 12-bsb00031889 – 0 (abgerufen am 2. April 2014); jüngere Ausgabe: Fuchs, Conrad Heinrich (Hrsg.), Die ältesten Schriftsteller über die Lustseuche in Deutschland von 1495 bis 1510, nebst mehreren Anecdotis späterer Zeit, gesammelt und mit literarhistorischen Notizen und einer kurzen Darstellung der epidemischen Syphilis in Deutschland (Göttingen 1843), darin 113 – 126, Nr. VI., Bartholomaeus Steber ; 396 – 398 kurzer Kommentar zu Steber und Beschreibung des unter dem Titel befindlichen Holzschnittes »Behandlung eines Syphiliskranken«. 493 Senfelder, Medizinische Schule, 1063. 494 Gerhard Eis, Handschriftenstudien zur medizinischen Literatur des Spätmittelalters, Nr. 4:
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ordnet und nach dem Prinzip der Humoralpathologie495 eingesetzt werden (contraria contrariis curantur – Gegensätzliches mit Gegensätzlichem heilen), d. h. bei »kalten« Krankheiten werden Pflanzen »heißer« Qualität eingesetzt und umgekehrt. Hermann Haym von Rothenburg (Prosop. II/36)496 : Die sächsische Landesbibliothek Dresden besitzt zwei Codices, P. 33 und P. 34, die man als » medizinische Handbibliothek« Hermann Hayms bezeichnen könnte, da die 65 Titel (teils von Haym, teils von anderen Personen zwischen 1441 – 1461 geschrieben) zur medizinischen Standardliteratur des 15. Jahrhunderts gehören: Aegidius Carboliensis, Averroes, Jacobus de Forlinio, Mondino dei Luzzi, Petrus de Hispania, Nicolaus Praepositus, Philaretus, Rhazes, Petrus de Tussignana und Regimen sanitatis Salernitanum (zu den Autoren siehe Kap. 4.2: Die Studienanleitung des Martin Stainpeis), dazu eine Auflistung einfacher Arzneimittel und Arzneiformen und ein Verzeichnis deutscher Pflanzennamen. Herschel vergleicht diese »Handbibliothek« mit Chmels Verzeichnis der medizinischen Lehrbücher, die im 15. Jahrhundert an der Wiener Universität verwendet wurden. Als letzte Eintragung findet sich bei Haym auf Bl. 515 von P. 34 eine Notiz über den Aufstand in Wien 1461497. *
Nicolaus von Hebersdorf (Prosop. II/99): Schrift Pulvis pro epithima cordis, die vielleicht ein Rezept für einen »Umschlag« für ein krankes Herz bedeutet498. *
* Georg Mair von Amberg (Prosop. II/26): Ein Rezept gegen Wassersucht (CVP 5225, fol. 301v), das als Verfasser einen Dominus Georgius angibt: D(ominus) G(eorgius) canonicus Pat(aviensis) curavit hydropisim … per frequentem usum cinamonie scilicet per pulverem et decoctionem cinamonie (Zimt als Pulver oder als Absud verwendet)499. * Mair wurde bisher auch als Autor eines Traktates gegen Vergiftungen angesehen, der Herzog Albrecht VI. von Österreich gewidmet sei. Der Autor zählt darin
495 496 497 498 499
Kaspar Griessenpecks Tabelle der gebrannten Wässer, mit Textabdruck. In: Sudhoffs Archiv für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften 38 (1954), 233 – 266. Siehe Kap. 2.1: Griechische Medizin. Senfelder Medizinische Schule, 1062 f. Herschel, Hermann Heim (1863), 270 f.; Franz Schnorr von Carolsfeld (Hrsg.), Katalog der Handschriften der Königlichen öffentlichen Bibliothek zu Dresden 3, bearb. von Ludwig Schmidt (Leipzig 1906), 162 – 168. Pawlik, Stainpeis, 96 übersetzt epithima (epihela ¢ das Daraufgelegte) mit »flüssige Auflage«. Uiblein, Mayr (Mair) Georg, von Amberg (Oberpfalz). In: VL 26 (1987), Sp. 238 – 241, hier 240. Zu »Gregorius« siehe Gundolf Keil, Gregorius. In: VL 23 (1981), Sp. 248 f.
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zuerst die einzelnen Gifte auf, schildert dann die Symptome der Vergiftungen und zuletzt die Gegenmittel. Tatsächlich stammt der Traktat nicht von ihm, sondern von einem um 1300 wirkenden Mag. Gregorius und wurde Herzog Albrecht I. von Österreich (1298 zum König gewählt) gewidmet. Nach Uiblein ist daher »die zuerst von Aschbach vorgenommene und von der gesamten Literatur übernommene Identifizierung des Autors mit Georg Mair und dessen Bezeichnung als Leibarzt Herzog Albrechts VI. von Österreich († 1463) abzulehnen«500. Iohannes Mair von St. Pölten (Prosop. II/60): Während seines Medizinstudiums Schreiber (Completum et scriptum per me Iohannem Mair de S. Yppolito me [dicinae ?] scolarem, fol. 230v) eines nicht näher definierten »Antidotariums« (Arzneibuch), eines Teiles einer Medizinischen Sammel-HS (CVP 5289, fol. 211r–230v)501.
*
Iohannes de Swendin (Prosop. II/77)502 : Lateinisches Rezept über leichtes und gefahrloses Erbrechen. Samen von verschiedenen Gemüsesorten werden mit Zwiebel zerkleinert, gekocht und mit Essig und Öl versetzt. Die Hälfte wird nüchtern gegessen, darauf soll man fettes Sauerkraut mit Wein bzw. mit Bier und Wein essen und 30 Minuten später die zweite Hälfte des Gemüsebreis. Sollte der »Erfolg« des Erbrechens ausbleiben, soll »der Gaumen mit einer Feder gekitzelt werden«. *
Wolfgang Pürckl von Schöngrabern (Prosop. II/130): Sammler und Schreiber von Teilen einer Sammel-HS mit Texten verschiedener Autoren, enthalten in CVP 5400503. Da es in diesem Rahmen nicht möglich ist, auf die verschiedenen Sammelhandschriften einzugehen, soll diese eine exemplarisch vorgestellt werden: *
I) Drei Texte wurden von Pürckl nach eigener Aussage eigenhändig 1445 geschrieben: 1) Michael von Savonarola, Traktat über die Harnbeschau (fol. 1r–29v). 2) Galeazzo de Santa Sofia, Traktat über einfache Arzneimittel (fol. 36r -168r) (siehe oben bei Galeazzo, Simplicia). 3) Petrus de Tussignano, Rezepte aus dem Liber IX ad Almansorem von Rhazes (fol. 178r–226r).
500 501 502 503
Uiblein, Mayr, Nr. 3. In: VL 26 (1987), Sp. 240 f. Tabulae codicum 4, 87, Unterkircher, Datierte HS der ÖNB 3, 161. Senfelder, Medizinische Schule, 1062. Tabulae codicum 4, 115 f., Unterkircher, Datierte HS der ÖNB 2, 143 mit Abb. 448.
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II) Weitere Texte, die wohl Pürckl zusammengestellt hat, sind zwei Harntraktate, einer davon in Hexametern von Aegidius Corboliensis (fol. 32r -34v), Rezepte (fol. 176v -177v), drei medizinische Verse eines Mag. Wilhelmus (fol. 226r), der Volltext des 9. Buches von Rhazes (fol. 228r -251v) und ein pharmakologischer Traktat in alphabetischer Reihung (fol. 254r–256r). III) Der Codex enthält ferner Rezepte (fol. 275r, v) und eine Wiener Pharmakopoe (Pharmacopoea Viennensis adjectis simul pretiis sive uti vocantur taxis, quibus medicinae singulis in Viennensibus apothecis vendendae sint) (fol. 276r -283v)504. Innerhalb dieser Pharmakopoe findet sich eine Wiener Apothekertaxe (fol. 276r -279v), die Schwarz505 mit dem Entwurf einer Wiener Apothekerordnung von 1457 in Verbindung bringt, die allerdings von Bürgermeister und Stadtrat nicht weiter behandelt wurde (siehe Kap. 6.2: Apothekerordnung). Weiters enthält der Codex ein Verzeichnis von Arzneipflanzen samt Zeitangabe ihres Einsammelns (fol. 279v–281r) und schließlich ein Verzeichnis von Arzneien, die der Apotheker verwenden sollte, vereinzelt mit deutschen Bezeichnungen (fol. 281v- 283v : Hec sunt res, quibus quivis apotecarius debet uti). Abschließend kann eine treffende Feststellung Senfelders wiederholt werden: »Die damalige Wiener Schule war ein Kind der Zeit, aber einer stürmischen und für die Entwicklung genialer Geister keineswegs günstigen Zeit. Sie war aber ein würdiges Kind. Wer daher es einst unternehmen mag, eine Geschichte der Medizin des 15. Jahrhunderts zu schreiben, wird auch der Wiener Schule Gerechtigkeit zutheil werden lassen müssen und ihre Vertreter weder als unfähige, unproduktive Köpfe hinstellen, noch gänzlich ignorieren dürfen«506.
504 Senfelder, Medizinische Schule, 1063. 505 Schwarz, Apothekerwesen, 157 f.; siehe auch Apothekerordnung von 1457. 506 Senfelder, Die ältesten Pesttraktate, 9.
8.
Die Studierenden und Absolventen
8.1
Studenten und Doktorpromotionen an der Wiener Medizinischen Fakultät (1377 – 1519)
Grundlage für die folgenden Ausführungen bilden die erhobenen Daten aus den MUW I und II, den AFA I und den AFM I – III im Vergleich zu den Arbeiten von Bernhardt, Matschinegg, Müller, Schrauf, Schwinges und Uiblein507. Ein Problem besteht darin, daß sich die Autoren bei ihren Aussagen zu Inskriptions- oder Promotionszahlen auf unterschiedliche Zeiträume beziehen, da sich dadurch die anzustellenden Vergleiche erschweren: Schrauf gibt z. B. in seiner Tabelle I (Zeitraum 1377 – 1519) 49.745 Gesamtinskriptionen508 an, deren Zahlen in etwa denen von Schwinges entsprechen. Schwinges behandelt jedoch nur den Zeitraum von 1385 – 1505/06, um seine Ergebnisse aus Wien mit anderen deutschen Universitäten (Köln, Erfurt, Freiburg, Tübingen etc.) vergleichen zu können; dabei kommt er auf 40.683 Inskriptionen. Bei Schrauf entsprächen diesem Zeitraum 40.774 Immatrikulationen. Der größte Anteil der Immatrikulationen entfiel naturgemäß auf die Artistenfakultät, da das Philosophiestudium die Grundlage für ein Studium an den drei höheren Fakultäten bildete (siehe Kap. 3.3.1: Die Statuten der Medizinischen Fa507 Bernhardt, Gelehrte Mediziner, 113 – 134; Matschinegg, Medizinstudenten, 61, referiert über einen Zeitraum von 1399 – 1600. Ihre Aussage, wonach in diesem Zeitraum »insgesamt 449 Personen an der Fakultät Prüfungen abgelegt und akademische Grade erworben oder zumindest inskribiert« haben, ist aus ihrer Graphik 1 nicht abzulesen. Müller, Wanderungen, 471 – 480; Schrauf, Die Wiener Universität, Tabelle I, 1009 – 1013; Schwinges, Deutsche Universitätsbesucher ; Uiblein, Mittelalterliches Studium; Ders., Die Universität Wien im Mittelalter. 508 Die Zahlen der Tabelle I wurden stichprobenartig mit den Matrikelbüchern und mit der Tab.1 bei Schwinges, 541 – 543 verglichen; im Großen und Ganzen gibt es eine Übereinstimmung, aber z. B. für das Jahr 1476 gibt Schrauf 458 an, die Matrikel ergibt jedoch nur 358, eine Zahl, die auch Schwinges in seiner vergleichenden Immatrikulationsliste (Wien und andere Städte) verwendet. Möglicherweise ist die Angabe 458 bei Schrauf bloß ein Druckfehler statt richtig 358.
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Die Studierenden und Absolventen
kultät). Uiblein stellte fest509, daß zwischen 1390 und 1500 ungefähr 25 % (ca. 11.000 Personen) das Bakkalariat an der Artistenfakultät erreichten und daß von diesen über 2000 zum mag. art. promoviert wurden, was einem Prozentsatz von ca. 5 % entspricht. In seinem Kommentar zu den Acta Facultatis Artium (Zeitraum 1385 – 1416) gibt Uiblein510 an, daß mehr als 300 Personen den Titel mag. art. erreicht haben, was – nimmt man die Immatrikulationszahlen von Schrauf zur Grundlage (= 6618) – einem Satz von 4,5 % entspräche. Uiblein spricht davon, daß »nur verhältnismäßig wenige Studenten das sehr teure Medizinstudium gewählt« haben511. Die Gründe dafür wurden schon erwogen (siehe Kap. 4.1: Die medizinische Fachausbildung): teure Promotionsgebühren, Länge des Studiums etc. Wenn man nun bedenkt, daß mehr als 65 % der Medizinstudenten ihr Studium als mag. art. begannen (Matschinegg, 63), die ihrerseits nur ca. 5 % der Gesamtinskribenten ausmachten, dann relativiert sich ihre geringe Anzahl. Aus den Wiener Daten für die Zeit von 1380 – 1519, in der nach Schrauf 49.279 Inskriptionen einer Anzahl von ca. 397 Personen (288 Neuaufnahmen, 109 dr. med.) nach Matschinegg512 gegenüberstanden, die an der Medizinischen Fakultät registriert waren, bedeutet das einen Satz von ca. 0,8 %. Der Historiker Bernhardt513 rechnet in seiner Arbeit, in der er die »gelehrten Mediziner« (definiert als alle Personen, die sich an einer Universität mit Medizin beschäftigten) für den Zeitraum 1454 – 1520 in Köln mit denjenigen in Löwen und Wien vergleicht, mit einer Immatrikulationsfrequenz für Wien von 203 Medizinern (Scholaren? Bakkalare? Daten aus AFM?), ohne allerdings eine Gesamtzahl der Studierenden zu erwähnen. Aus Matschineggs Grafik 1 ergäben sich für den Zeitraum 1450 – 1519 ungefähr 217 »gelehrte Mediziner« – die Angaben könnten also annähernd stimmen. Wenn man nun den insgesamt 54.918 Universitätsbesuchern, die laut Mühlberger514 während des Zeitraumes 1377 – 1554 immatrikuliert wurden, die 484 Immatrikulierten der Grafik 1 bei Matschinegg (Zeit 1380 – 1559; leere [346] und volle [138] Säulen) entgegensetzt, dann käme man auf 0,88 %, und wenn Matschinegg (S. 69) schreibt, daß zwischen 1500 und 1519 den 100 Medizinstudenten 11.058 Inskribenten in der Hauptmatrikel gegenüberstehen, dann sind das auch 0,90 %. Ähnlich klein war die Zahl an Medizinern an anderen Universitäten: Bernhardt (S. 117) gibt für die Zeit von 1388 – 1520 für Köln 291 »gelehrte Mediziner« an, 509 510 511 512 513 514
Uiblein, Die Universität Wien, 75 – 100, hier 89. Uiblein, Mittelalterliches Studium, 100. Uiblein, Die Universität Wien, 75 – 100, hier 93. Matschinegg, Medizinstudenten, 72, Graphik 1. Bernhardt, Gelehrte Mediziner, 128, Graphik 6. Mühlberger, Gemeinde der Lehrer und Schüler, 340, mit Hinweis auf 386, Abb. 76, welche der Graphik 1 bei Müller, 474 entspricht.
Studenten und Doktorpromotionen an der Wiener Med. Fakultät (1377 – 1519)
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deren Anteil an der Gesamtzahl von ca. 30.000 Immatrikulierten somit 0,97 % beträgt. Eine andere Aussage trifft Schwinges (S. 467 – 470), der für Köln (Zeit: 1395 – 1445, und 1455 – 1495, siehe Fig. 45) nur 10 Mediziner angibt, was einen Prozentsatz von nur 0,4 bedeutet. Die gleiche Fig. 45 gibt auch Werte für die Universität in Löwen an (Jahre 1455 – 1495); hier bedeuten 8 Mediziner ebenfalls nur 0,4 % von 1999 Gesamtinskriptionen. Schwinges (S. 468) stellt auch fest, daß in Wien – »wo sich die vermutlich angesehenste Medizinerschule des Reiches befand« – der Prozentsatz etwas höher, aber doch auch unter 1 % lag. Bernhardt (S.129) vermutet darin eine »größere Beziehung der Universität zum Fürstenhof« und dadurch »zahlreiche Beschäftigungsmöglichkeiten für gelehrte Mediziner« und verweist in seiner Aussage auf die Arbeiten Kühnels515. Siraisi516 führt aus, daß in Padua, der größten Medizinischen Fakultät Europas zur damaligen Zeit, zwischen 1407 und 1450 die Doktorpromotionen von 4 auf 9 pro Jahr angestiegen sind, was einer Medizinstudentenzahl von ca. 100 entsprechen könnte. Bei einer Gesamtstudentenzahl von vielleicht 800 und einer Anzahl von 93 akademischen Graden würde das also auch hier nur ca. 1 % an promovierten Medizinern bedeuten. Nun zu den Doktorpromotionen in Wien für den untersuchten Zeitraum von 1399 – 1519: Uiblein517 schreibt, daß im 15. Jahrhundert in Wien etwa 80 medizinische Doktorpromotionen (inklusive der rezipierten Doktoren) stattgefunden haben. Nimmt man nun die Register der AFM I – III zur Hand, so finden sich für den Zeitraum 1399 – 1519 in den AFM I (1399 – 1476) AFM II (1454 – 1507) AFM III (1399 – 1506/07) (1507 – 1518)
40 dr. med., in 51, davon 10 doppelt genannt, bleiben 41 dr. med., in 78 dr. med. sowie 20 dr. med.
Diese Zahlen ergeben dann insgesamt entweder 98 (78 + 20) bzw. 101 (40 + 41 + 20) promovierte Mediziner. Dies würde auch in etwa mit den Ergebnissen aus Matschineggs Arbeit übereinstimmen, aus deren Grafik 1 zu ersehen ist, daß in den Jahren 1400 – 1519 102 Promotionen zum dr. med. stattgefunden haben (Zahlen für je 10 Jahre: 5, 8, 9, 6, 6, 11, 9, 9, 6, 10, 7, 16 = insgesamt 102). Dieser Wert von 102 stimmt auch mit den Ergebnissen ihrer Grafik 2 überein, in der Matschinegg 83 in Wien ausgebildete und 19 rezipierte Doktoren ausweist. Bei der ungenauen Datenlage durchaus vergleichbare Zahlen. Gemessen an der Gesamtinskriptionszahl von 49.279 (Schrauf, Zeitraum 1380 – 515 Kühnel, Heilkunde, 31. 516 Siraisi, Die Medizinische Fakultät, hier 331. 517 Uiblein, Die Universität Wien, 94.
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Die Studierenden und Absolventen
1519) bedeuten 109 Doktoren (Matschinegg, Zeitraum 1380 – 1519) nur 0,22 %. Stellt man aber den 397 Immatrikulierten (Grafik 1: 288 Neuaufnahmen und 109 dr. med.) die in dieser Zeit erfolgten 109 Doktorpromotionen gegenüber, dann ergeben sich 27,5 % – somit wären die Mediziner in ihrem Studium wesentlich erfolgreicher gewesen als die Artisten. Die im Rahmen der vorliegenden Publikation durchgeführten Recherchen und in den Prosopographien I und II (Kap. 9) niedergelegten Daten zeigen nun ein etwas anderes Bild: Die Prosopographie I (1377 – 1398) listet 34 Mediziner auf, von denen 17 in Prosopographie II behandelt werden, da ihre medizinische Tätigkeit erst nach 1400 erfolgte. Unter den verbleibenden 17 Medizinern sind 7 dr. med. (41,2 %), von denen einer (5,9 %) in Wien promoviert und 6 (35,3 %) als dr. med. rezipiert wurden; weiters finden wir 2 Leibärzte (deren akademische Ausbildung nicht klar ersichtlich ist), 3 Personen werden als stud. med. inskribiert und nachher nicht weiter erwähnt, 3 Mediziner scheinen nur als lic. med. auf, ein Iohannes Medicus immatrikuliert sich als mag. art. und kann nicht weiter verfolgt werden. Als Letzter ist Henricus Venator de Ulma (Prosop. I/12) zu erwähnen, der nach seinem Medizinstudium in Padua als dr. med. nach Heidelberg geht (Details siehe Kap. 9.2: Prosopographie I, Kap: 9.2.1 Namensliste). Für den gesamten untersuchten Zeitraum (1377 – 1519) ergeben sich 150 Mediziner, von denen 132 (7 [Prosop. I] + 125 [Prosop. II]) zum dr. med. promoviert wurden. Die Namensliste (9.3.1) enthält allerdings 133 Mediziner, da unter diesen auch Bertholdus Stark (Prosop. II/5) aufscheint, der Leibarzt der Herzoge Leopold IV. und Albrecht V. war, aber nur als bac. med. registriert ist. Bei 88 (1 [Prosop. I] + 87 [Prosop. II] = 66,7 %) Medizinern erfolgte das Studium in Wien, 44 (6 [Prosop. I] + 38 [Prosop. II] = 33,33 %) Mediziner studierten an auswärtigen Universitäten und wurden anschließend in Wien als dr. med. rezipiert. Von den auswärtigen Universitäten wurde Padua (18 Personen) am meisten frequentiert, danach folgen Ferrara (5 Personen) und Montpellier (3 Personen), in Bologna und Pavia waren es je 2 Personen, in Erfurt, Heidelberg, Köln, Paris, Perugia, Turin und Venedig je eine Person, fünfmal wird als Studienort nur »Italien« genannt und 6 Mediziner werden nur als doctor alterius universitatis bezeichnet. 4 Mediziner studierten an zwei Universitäten (Details siehe Namenslisten 9.2.1 und 9.3.1). Schwierig ist es, aus den AFM I – III die Gesamtzahl der an der Medizinischen Fakultät studierenden Personen zu ermitteln, da sich die einzelnen Register für Scholaren, Bakkalare und Lizentiaten entweder überschneiden oder nicht vorhanden sind. Es ist daher nur annähernd möglich, für die Zeit von 1399 – 1501 (= AFM I und II) aus den Namensregistern die Gesamtzahl der nicht-promovierten Personen zu ermitteln und sie den in Prosop. I und II dargestellten pro-
Wiener als Medizinstudenten
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movierten Medizinern gegenüberzustellen. Dabei käme man auf 223 Personen, denen für den annähernd gleichen Zeitraum von 1400 – 1499 (Daten aus Graphik 12.1.2) 95 Doktoren (66 in Wien studiert und promoviert, 29 studiert an auswärtigen Universitäten, in Wien rezipiert) gegenüber stünden, was einem Prozentsatz von 42,6 % entspräche; rechnet man noch die 5 Mediziner dazu, die ihr Studium mit dem Lizentiat abschlossen, dann wären dies 100 Personen oder 44,8 %. Ein besseres Ergebnis liest man bei Matschinegg518, wo es heißt, daß 54 % der Bakkalare ihr Medizinstudium erfolgreich beendet haben. Matschinegg trifft in ihrer Grafik 2 eine Unterscheidung zwischen »in Wien ausgebildeten« und »rezipierten Doktoren«. Aufgrund der eigenen Recherchen ergibt sich ein etwas anderes Bild, dargestellt in Graphik 12.1.2 und aufgelistet in Kap. 9.4 (Register der Mediziner der Universität Wien, die an auswärtigen Universitäten studierten und in Wien rezipiert wurden). Die bei Matschinegg (Grafik 2) 90 »in Wien ausgebildeten Doktoren« decken sich zwar mit den eigenen Ergebnissen, wobei aber zu berücksichtigen ist, daß es sich in Wirklichkeit nur um 88 Doktoren handelt, da zwei doppelt gezählt werden (Iohannes Weytra [Prosop. II/80] und Nicolaus Aichberger von Fürstenfeld [Prosop. II/97]), da sie um 1400 promoviert wurden und daher in beiden Gruppen aufscheinen. Ein großer Unterschied findet sich aber bei den rezipierten Doktoren, da Matschinegg hier nur 19 Personen angibt, die eigenen Untersuchungen aber 44 Personen ergeben (Hermannus Poll [Prosop. II/38] wurde 1400 rezipiert und daher – wegen des analog zu Matschinegg übernommenen Schemas – doppelt gezählt). Besonders deutlich ist der Unterschied in der Anfangsphase (1380 – 1409), in der Matschinegg 12 ausschließlich in Wien ausgebildete Mediziner darstellt (Grafik 2, leere Säulen), wo hingegen die eigene Graphik 12.1.2 12 rezipierte und 8 in Wien promovierte Mediziner zeigt. Auch für den Zeitraum 1410 – 1419 zeigt die eigene Graphik eine höhere Anzahl an rezipierten Medizinern gegenüber Matschineggs Grafik 2, nämlich 7 zu 3. Die Zeiträume 1430 – 1439, 1460 – 69 und 1480 – 89 zeigen bei Matschinegg nur in Wien ausgebildete Mediziner, die eigene Graphik 12.1.2 zeigt hingegen 1 + 2 + 4 = 7 in Wien rezipierte Mediziner. Die übrigen Zeiträume ergeben ähnliche Werte.
8.2
Wiener als Medizinstudenten
An dieser Stelle soll auch auf die Wiener als Medizinstudenten bzw. – absolventen in der Zeit von 1377 – 1519 hingewiesen werden (siehe Kap. 9.5: Register der aus Wien stammenden Mediziner). Grundlage dafür bilden auch hier die 518 Matschinegg, Medizinstudenten, 64.
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Die Studierenden und Absolventen
Daten aus Prosopographie I und II, im Vergleich zur Dissertation von Hovorka519 und der Publikation Schraufs520. Hovorka listet in ihrer Arbeit 27 Namen auf, von denen allerdings 13 nur als scol. med. genannt werden und 2 von ihnen das Doktorat erst nach 1519 erlangt haben, somit in den vorliegenden Prosopographie-Listen nicht aufscheinen. Die restlichen 12 Mediziner finden sich auch in Prosopographie I und II, wobei Wenczeslaus Hart (Prosop. II/127) hier nur als lic. med. erwähnt wird; aus dieser Tabelle geht auch hervor, daß der Studiengang von Hermannus Poll (Prosop. II/38) und Petrus Volczian (Prosop. II/108) entgegen Hovorkas Annahme zu belegen ist: Poll studierte in Pavia, Volczian in Padua und auch Leopoldus Jordan (Prosop. II/ 83) wies sein Doktordiplom aus »Italien« vor, wie auch die von Hovorka zitierten Bartholomeus Steber (Prosop. II/4) und Iacobus Kellenberger (Prosop. II/ 40). Mit Michael Mannestorffer (Prosop. II/93), der nur als doctor alterius universitatis genannt wird, werden somit insgesamt 6 der 11 Wiener Mediziner in Wien als dr. med. rezipiert. Offenkundig hat Hovorka den Text von Schrauf als Grundlage ihrer Recherchen genommen, denn auch dort ist nur von 8 Wienern die Rede, die zum dr. med. promoviert wurden. Bei Schrauf fehlen die Namen Poll und Iordan und auch Volczians Medizinstudium in Padua ist ihm unbekannt. Weder bei Hovorka noch bei Schrauf werden Andreas Purniczer (Prosop. II/2), der als bac. med. Montis Pessulani in Wien rezipiert, und Petrus Gruber (Prosop. II/105), der als mag. art. und lic. med. in den AFM I, 9 genannt wird, erwähnt.
8.3
Immatrikulationsfrequenz der Mediziner im Vergleich zur Gesamtstudentenzahl (1454 – 1520)
Hier soll auch über den Zeitraum von 1454 – 1520 der Verlauf der Medizinstudenten (Bernhardt, 128, Graphik 6) mit dem Verlauf der Gesamtinskribenten (Müller, 474, Graphik 1) (siehe Graphik 12.1.3) verglichen werden. Hier fällt auf, daß die Kurven ähnlich verlaufen, und die Frequenzeinbrüche (siehe Schwinges521) Zeiten von Seuchen (1461 – 1463) und politisch-militärische Konflikte (1462 – 1463 Bruderkrieg zwischen Hzg. Albrecht VI. und Kaiser Friedrich III.; 1476 – 1485 Krieg mit König Mathias und Belagerung Wiens) widerspiegeln.
519 Hovorka, Wiener als Studenten, hier 65 – 69, 78 f. 520 Schrauf, Studien zur Geschichte, 54 und 57. Mühlberger, Universität und Stadt im 14. und 15. Jh. am Beispiel Wiens. In: Die Universität Wien im Konzert europäischer Bildungszentren, 53 – 83, hier 79 f., zitiert Schrauf, Die Wiener Universität, 1016. 521 Schwinges, Deutsche Universitätsbesucher, 67 – 69, Figur 4: Frequenzwachstum der Universität Wien 1386 – 1505 (Zehnjahressummen).
Sozialer Status der Mediziner
8.4
183
Sozialer Status der Mediziner
Als letzter Gesichtspunkt soll noch die soziale Herkunft der Mediziner beleuchtet und die Anzahl der pauperes besprochen werden. Als pauperes wurden solche Studenten bezeichnet, die von den Immatrikulationstaxen522 befreit waren. Für die Zeit von 1377 – 1413 bestand die niedrigste Taxe in Wien aus 2 Groschen (1 gr. = 7 den.), in der Zeit von 1414 – 1450 aus 4 Groschen. Die Studenten der höheren Fakultäten (auch die Mediziner) hatten 8 Groschen zu bezahlen. Als Richtwert für die Taxen galt jene Summe, die ein Student in etwa pro Woche für seinen Lebensunterhalt benötigte. Nach Gall523 beliefen sich diese Kosten im Jahr 1413 auf 8 gr. pro Woche (ergibt ca. 12 Gulden pro Jahr), sie waren 1450 auf ca. 20 Gulden pro Jahr angestiegen, und Ende des 15. Jahrhundert betrug ein auskömmliches Jahresgeld ca. 25 Gulden, wobei das Lebensminimum bei ungefähr 10 Gulden lag524. Aufgrund der Eintragungen in die Universitätsmatrikel stellte Matschinegg (S. 65) fest, daß es bei den Medizinern im 15. und 16. Jahrhundert weniger pauperes gab als bei den Artisten, und zwar 8 % gegenüber 16 % in den Gesamtmatrikeln. Sie schließt daraus, daß die Medizinstudenten aus begüterten Familien stammten, die das Studium finanzieren konnten. Aus den erhobenen Prosopographien I und II geht hervor, daß sich unter den 150 untersuchten Medizinern sogar nur acht befanden, die in den MUW als pauperes ausgewiesen sind – das entspricht einem Prozentsatz von 5,3 % und bestätigt offenkundig das höhere soziale Niveau der Mediziner. Auch Bernhardt (S.118) gibt in seiner Arbeit an, daß sich die Kölner Mediziner »auf einer mittleren sozialen Ebene« befanden und sich zu 14,4 % als pauperes bezeichneten, im Vergleich zu den 28,5 % bei den Artisten. Auch Schwinges (S. 481) zählt die Mediziner überwiegend zu den »bürgerlichen Laien«, denn für den Adel war Medizin nicht standesgemäß (sie studierten eher an der juridischen Fakultät) und für den Klerus war aufgrund von Konzilbeschlüssen (siehe Kap. 2.6: Medizin im Spätmittelalter) das Medizinstudium nur mit päpstlicher Dispens gestattet. Abschließend sei Gall525 zitiert, der von mehr als 25 % an Armen spricht, denn in den MUW I und II (1377 – 1450) sind von den insgesamt 19.817 eingetragenen Studenten 5.143 vom Studiengeld befreit gewesen, was einem Prozentsatz von 522 Gall, Die Matrikel 1, Einleitung, p. XX – XXII; siehe dort auch die soziale Staffelung der Matrikel-Gebühren. 1 den. entsprach damals einer Kaufkraft von 0.5 kg Brot. 523 Gall, Alma Mater Rudolphina, 117. 524 Vgl. Brunner, Finanzen, 30, gibt als Jahressold eines städtischen Dieners oder Handwerkmeisters für das Jahr 1485 den Betrag von etwa 20 Gulden an, für 1495 hingegen ca. 19 Gulden. 525 Gall, Matrikel, 1, Einleitung, p. XXII.
184
Die Studierenden und Absolventen
25,95 % entspricht. Er lehnt das Schlagwort vom »Bildungsprivileg der Reichen« im Zusammenhang mit dem Universitätsstudium als unzutreffend ab. Auch Uiblein526 zählt für den Zeitraum 1390 – 1425 über 20 – 40 % an armen Studenten; auch für ihn gehörte die Wiener Universität im 15. Jahrhundert »zu den eher billigen Universitäten, die daher von vielen Armen besucht wurde«. Es war nicht möglich, die Daten aus der zitierten Literatur mit den eigenen Recherchen einer genauen statistischen Bewertung zu unterziehen, denn Zahlen und Zeiträume waren nur schwer zu korrelieren. Es würde die Sache erleichtern, würden Historiker ihre Statistiken und Graphiken präziser definieren. Trotz alledem erhält man einen gewissen Eindruck von den Verhältnissen an der Wiener Medizinischen Fakultät im Vergleich zu anderen Universitäten in Europa.
526 Uiblein, Die Universität Wien, 89 f.
9.
Prosopographie der Angehörigen der Wiener Medizinischen Fakultät 1377 – 1519
9.1
Vorbemerkung, Quellen, Abkürzungen und Erläuterungen
9.1.1 Vorbemerkung 9.1.1.1 Die Anordnung nach Vornamen erfolgt in lateinischer Form. Namen (Familiennamen, Zubenennungen), die in den drei Registern der AFM vorkommen, werden in der dort gebrauchten Form aufgenommen, andernfalls werden sie behutsam »normalisiert« entsprechend einer der belegten Namensformen; siehe z. B. Iohannes Wenzelhauser, Christophorus Kreuzer, Caspar Frue de Tetnang. 9.1.1.2 Der Dokumentation wird jeweils ein Curriculum in Kürzestform vorangestellt. 9.1.1.3 Das jeweilige Semester eines Studienjahres wird bezeichnet mit I bzw. II, z. B. 1433 I = Sommersemester 1433 (14. April 1433 bis 12. Oktober 1433), 1433 II = Wintersemester 1433/34 (13. Oktober 1433 bis 13. April 1434). 9.1.1.4 Zitierweise der Matrikel (MUW), z. B. Prosop. II/5: 1388 II, S 15, d. h. Wintersemester 1388/89, Sächsische Nation Nr. 15. Die Nationen der Universität Wien werden mit Siglen bezeichnet: A (Austria), H (Hungaria), R (Rhenesis), S (Saxonia).
9.1.2 Quellen a) Matrikel der Universität Wien (MUW) I und II (1377 – 1518) b) Acta Facultatis Medicae (AFM) I – III) (1399 – 1558) Widersprüchliche Daten in den AFM werden mit Beleg angegeben. AFM I (1399 – 1435): Reg. doct.: Registrum pro doctoribus (1399 – 1474), p. 95 – 98 (Nr. 1 – 40) Reg. lic.: Registrum pro licenciatis (1399 – 1442), p. 99 f. (Nr. 1 – 14) Reg. bac.: Registrum pro baccalariis (1399 – 1439), p. 100 f. (Nr. 1 – 25)
186
Prosopographie der Angehörigen der Wiener Medizinischen Fakultät 1377 – 1519
AFM II (1436 – 1501): Reg. doct.: Registrum dominorum doctorum facultatis medicine: 1454 – 1507, p. 207 – 10 (Nr. 1 – 54) Reg. bac.: Registrum baccalariorum facultatis eiusdem: 1454 – 1500, p. 210 – 12 (Nr. 1 – 23) Reg. scol.: Registrum scolarium facultatis medicine: 1454 – 1503, p. 212 – 231 (Nr. 1 – 107) AFM III (1490 – 1558): Reg. doct.: Rotula dominorum doctorum saluberrime facultatis medice: 1399 – 1522, p. 304 – 308 (Nr. 1 – 99, bis Nr. 78 angelegt 1507 von Dekan Wilhelm Puelinger [Prosop. II/129]) c) Acta Facultatis Artium Universitatis Vindobonensis, Bd. 1: 1385 – 1416, bearb. von Paul Uiblein, zitiert als AFA I mit Seitenangabe; darin S. 495 – 570 das als biographisches Lexikon ausgebaute Register der Personennamen, zitiert als Uiblein, Reg. d) Wiener Artistenregister 1416 – 1555 (AFA II – IV), bearb. von Thomas Maisel und Ingrid Matschinegg, nur digital verfügbar, zitiert AFA mit Bd. und Nr. (z. B. AFA II: Nr. 3275) http://phaidra.univie.ac.at/o:217. AFA II (1416 – 1447, Nr. 3233 – 9262) AFA III/1 (1447 – 1471, Nr. 9263 – 16527) AFA III/2 (1471 – 1497, Nr. 16528 – 21914) AFA IV (1497 – 1555, Nr. 21915 – 29258) e) Die Matrikel der rechtswissenschaftlichen Fakultät, Bd. 1: 1402 – 1442, bearb. von Johannes Seidl (MFJ I). 9.1.3 Abkürzungen und Erläuterungen Assessor Bakkalarsexamen Consiliarius Conv. »d«
= = = = =
Determ.
=
Exam. A. N. Exam. Rh. N. Exam. S. N. Exam. U. N. Imm. Inceptio
= = = = = =
Beisitzer bei Gericht Scholaren melden sich zur Prüfung an Berater des Dekans Conventor (Leiter) einer Burse der Kandidat hat wegen fehlender Geldmittel um Dispens von der Anschaffung eines Habits oder von Bezahlung der Taxen angesucht Determination, geprüfte Scholaren werden zur Determinatio zugelassen Examinator der Österreichischen Nation Examinator der Rheinischen Nation Examinator der Sächsischen Nation Examinator der Ungarischen Nation Immatrikulation Lizentiaten werden zur Inceptio zugelassen
Vorbemerkung, Quellen, Abkürzungen und Erläuterungen
187
Intitulatio = Aufnahme in die Fakultät Lizentiatstentamen = Bakkalare präsentieren sich der Artistenfakultät für das Tentamen Proc. = Prokurator, Leiter einer Nation Rezeption = Aufnahme eines Bakkalars einer anderer Universität in die Artistenfakultät bzw. Aufnahme eines Mediziners einer auswärtigen Universität in die Medizinische Fakultät Receptor = Thesaurar = Schatzmeister Regenz = Magister der Artistenfakultät erhalten die Titel ihrer Vorlesung zugewiesen Repetitio = Mediziner einer anderen Universität unterzieht sich einer Prüfung zur Aufnahme in die med. Fakultät Responsion = Bakkalar einer anderen Universität wird zur Responsion zugelassen »s« = der Kandidat wurde suspendiert, etwa wegen disziplinärer Verfehlungen Tempt. = Temptator = Examinator = Prüfer
188
9.2
Prosopographie der Angehörigen der Wiener Medizinischen Fakultät 1377 – 1519
Prosopographie I: Die vor dem Einsetzen der Fakultätsakten (1399) als Angehörige der Fakultät belegten Mediziner
9.2.1 Namensliste 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27
Andreas Gallici: Wien, lic. med. 1396 II (Prosop. II/1) Andreas Purniczer : bac. med. Montpellier, rez. Wien als bac. med. 1404 (Prosop. II/2) Conradus de Schiverstat: Wien, dr. med. 1388 II (Dez. 1388) (Prosop. II/15) Conradus de Uzimo (bzw. Utrimo): bei Eder als Leibarzt 1381 genannt Cristannus de Susato: Wien, dr. med. 1404 II (März 1405) (Prosop. II/16) Franciscus de Tervisio: dr. med. Padua, immatr. Wien als dr. med. 1385 II Fridericus de Drosendorf: Wien, lic. med. 1404 I (Prosop. II/21) Galeacius de Sancta Sophia: dr. med. Padua 1390, Wien immatr. als dr. med. 1394 II (Prosop. II/23) Georgius Nicolai Clare de Lignitz: Wien, stud. med. 1389 II Henricus: Wien, lic. med. vor 24. Juni 1377 Henricus Boldonis: Studium in Paris und Bologna, immatr. Wien als dr. med. 1392 I Henricus Venator de Ulma: dr. med. Padua 1402, geht nach Heidelberg 1402 Hermannus Lelle de Treysa: Wien, dr. med. 1392 ? (Prosop. II/37) Hermannus Lurcz: dr. med. Padua ? Immatr. Wien als dr. med. 1386 I Hermannus Poll: dr. med. Pavia und Heidelberg, rez. Wien als dr. med. 1400 I (Prosop. II/38) Iacobus Engelin de Ulma: lic. art. in Paris 1382, immatr. Wien als lic. med. 1391 II Iacobus Wankan: Wien, stud. med. 1389 II Iohannes Cesar de Ungaria: Wien, lic. med. 1410 II (1. April 1411) (Prosop. II/49) Iohannes Medicus de Argentina: immatr. Wien, Jänner 1382 als Medicus de Argentina, keine weitere Erwähnung Iohannes Petri Gallici: dr. med. Padua 1386, immatr. Wien als dr. med. 1386 I Iohannes Schroff de Valle Eni: dr. med. Padua 1396, rez. Wien als dr. med. 1397 I (Prosop. II/72) Iohannes Silber de Sancta Yppolito: dr. med. Pavia 1398, rez. Wien als dr. med. 1398 (Prosop. II/74) Iohannes de Weytra: Wien, dr. med. 1400 II (Nov. 1400) (Prosop. II/80) Martinus Taggel de Balse: Wien, dr. med. 1396 Nicolaus Aichberger de Fürstenfeld: Wien, dr. med. 1400 II (Nov. 1400) (Prosop. II/97) Nicolaus de Utino: lic. med. Padua 1368 ? Immatr. Wien als herzoglicher Leibarzt 1384 II Nicolaus Francisci de Wratislavia: Wien, stud. med. 1389 II
Prosopographie I
189
28 Nicolaus de Hebersdorf: dr. med. Padua 1402 II, rez. Wien als dr. med. 1403 (Prosop. II/99) 29 Petrus Chunradi de Brega: dr. med. Padua 1387, immatr. Wien als dr. med. 13807 II 30 Petrus Gruber de Wienna: Wien, lic. med. 1405 II (Okt. 1405) (Prosop. II/105) 31 Sebaldus de Ravenspurg: lic. med. Montpellier 1415, rez. Wien als dr. med. 1422 I (Prosop. II/113) 32 Wenczeslaus Hart de Wienna: Wien, lic. med. 1412 I (Prosop. II/127) 33 Wolbero de Caldenhoven de Gesike: Wien, lic. med. 1395 34 Zacharias de Przemslavia: dr. med Padua 1381? Wien, Professor der Medizin 1384
9.2.2 Prosopographie I 1 Andreas Gallici (MUW 1390 II, H 12); siehe Prosopographie II/1. 2 Andreas Purniczer de Vienna (MUW 1384 II, 77); siehe Prosopographie II/2. 3 Conradus de Schiverstat/Dannstat MUW: unter den Inskriptionen vor dem 24. Juni 1377, Nr. 6: Mag. Conradus, medicus dominorum ducum Austrie (ohne Zubenennung und ohne Angabe einer Gebühr); siehe Prosopographie II/15. 4 Conradus de Uzimo (wohl für: de Utino, Udine, Venetien) In MUW, AFA I und AFM I nicht erwähnt. Zu 1381 bei Aschbach I, 600 als dr. med. genannt; in dem 1559 verfaßten, nicht immer zuverlässigen »Catalogus rectorum« von Georg Eder, 3 f. als Magister und Leibarzt der Herzoge Albrecht III. und Leopold III. angeführt. Zu 1394 bei Aschbach I, 148 ohne Quellenangabe als Leibarzt Albrechts III. genannt. Lit.: Eder, Catalogus rectorum, 3 f. (Druck- oder Lesefehler): de Utrimo; bei Kühnel, Heilkunde, 28 als Konrad de Utino genannt; Senfelder, Gesundheitspflege, 1038. 5 Cristannus de Susato (MUW 1388 II, S 15); siehe Prosopographie II/16.
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Prosopographie der Angehörigen der Wiener Medizinischen Fakultät 1377 – 1519
6 Francisc(hin)us (Franciscus) de Tervisio (Tervisium) (Treviso, Venetien) oder de Mutonibus (Montonibus) de Tarvisio, Franciscus medicus Nach Studien in Padua in Wien Imm. als mag. art. et dr. med. 1385 II; Leibarzt der Herzoge von Österreich; scheint Wien 1389/90 wieder verlassen zu haben. MUW 1385 II, A 26: Franciscus de Tervisio, doctor in medicinis et in artibus (ohne Angabe einer Gebühr). In AFM I nicht erwähnt. AU I, fol. 7v : Mag. Franciscus als Deputierter der med. Fakultät genannt, 17. April 1387. Vertreter der Universität sollen beim Bischof von Freising vorsprechen und um Rat fragen bezüglich der Lösung des Konfliktes zwischen Schustergesellen (servos sutorum) und Studenten. Padua: Francischino da Treviso (Tarvisio) als Promotor, doch abwesend 30. April und 29. Juni 1400 (Gloria I, Nr. 842, II Nr. 2100); ist identisch mit Francisc(hin)us de Mutonibus (Motonibus) de Tarvisio, art. et med. dr., gen. 1411, 1422 f. (Zonta-Brotto, Acta gymn. Patav., Nr. 150, 153, 577, 588). Leibarzt der Herzoge von Österreich (Uiblein, Beziehungen zur Universität Padua, 145); er wird im Zusammenhang mit der Kurie in Rom erwähnt (AFA I, 53 und 60). Nach Aschbach I, 132, wird ein Dr. Franciscus als Vertreter der Wiener Mediziner 1390 mit einem Rotulus nach Rom geschickt. Mag. Francischinus schenkt dem Domkapitel von Aquileia eine aus Wien mitgebrachte Handschrift (Missa S. Sigismundi, 1881 in Schloß Lustthal bei Laibach) (Arnold Luschin-Ebengreuth. In: Mitteilungen der k. k. CentralCommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale N. F. 7/1881, 99; danach AFA I, Corrigenda, 607). Sohn: Iohannes de Mutonibus, Dekan von Treviso, Kanoniker von Treviso und später auch von Padua; in Padua am 4. April 1411 dr. jur. can. , wirkt ebendort 1429 als Domherr bei Promotionen auch als Vizekanzler der Universität (Uiblein, Beziehungen zur Universität Padua, 145 Anm. 8). Lit.: Aschbach I, 130 – 32; Kühnel, Heilkunde, 38; Uiblein, Reg. 511 (Lit.); Ders., Zu den Beziehungen, 133. 7 Fridericus de Drosendorf (MUW 1391 II, A 17); siehe Prosopographie II/21. 8 Galeacius de Sancta Sophia (Galeazzo de Santa Sofia) (MUW 1394 II, A 10); siehe Prosopographie II/23.
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9 Georgius Nicolai Clare de Lignitz (Liegnitz, ehemals Schlesien, heute Legnica, Niederschlesien, Polen) MUW 1389 II, H 39: medicine studens, 4 gr.; keine weitere Nennung. In AFA I und AFM I nicht erwähnt. 10 Henricus MUW: unter den Inskriptionen vor dem 24. Juni 1377, Nr. 1: Mag. Hinricus, licenciatus in iure canonico et in medicinis (ohne Angabe einer Gebühr). In AFA I und AFM I nicht erwähnt. Kurze Erwähnung als lic. in iure can. et med. bei Schrauf, Universität, 972 nach MUW I, und Uiblein, Beziehungen zur Universität Padua, 143, Anm. 3 nach MUW I. 11 Henricus Boldonis (Woldonis) de Mediolano (Mailand, Lombardei) Nach Studien in Paris in Bologna aufgenommen (März 1383) und 1392 I in Wien als dr. art. et med. rezipiert; Leibarzt von Hzg. Albrecht III. Bologna: mag. Henricus Boldonis de Mediolano wird in das Collegium scolarium Brixinensium in Bologna aufgenommen 7. März 1383 (Chartularium studii Bononiensis. Documenti per la storia dell’ Universit di Bologna dalle origini fino al secolo XV. Vol. 4 [Bologna 1919] 188, Nr. CCXCV); Mag. Henricus de Mediolano dr. Parisinus ellectus … ad lecturam (Vorlesung über philosophia naturalis) 1384/85 (Umberto Dallari, I Rotuli dei lettori legisti e artisti dello studio Bolognese dal 1384 al 1799 [Bologna 1888] I 4). MUW 1392 I, A 5: Dom. Hainricus de Boldonis de Mediolano, doctor arcium et medicine (ohne Angabe einer Gebühr). AU I, fol. 32r : Mag. Henricus Boldonis genannt zu 8. Mai 1395. AFA I: 118: Mag. Henricus Woldonis als dr. in med. erwähnt, Mai 1395. In AFM I nicht erwähnt. Lit.: Aschbach I, 148 (erwähnt ihn als italienischen Arzt in Wien zu 1394); Kühnel, Heilkunde, 36; Uiblein, Reg. 521 (Lit.). 12 Henricus Venator de Ulma (Ulm, Rgb. Tübingen, Baden-Württemberg) Nach Studium in Wien (Imm. 1389 I; bac. art. 1390 II) weitere Studien in Paris (lic. art. 1398) und Padua (dr. med. 1402); 1402 Imm. als dr. med. in Heidelberg.
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MUW 1389 I, R 20: Heinricus Venator de Ulm, 2 gr. In AFM I nicht erwähnt. AFA I: 63: Henricus Venator de Ulma zum Bakk.-Examen zugelassen, 5. März 1391. Paris: Henricus de Ulma, bac. studii Wien. in art., wird. lic. art. 1398 (Auct. Paris. I 761, 773, 775). Padua: Enrico Venatore d’ Ulma, figlio di Gglolff (sic !) detto Jaeger wird 1402 dr. med. (Gloria I Nr. 907, II Nr. 2144 [Henricus de Vulma de Alemania], 2182, 2184). Heidelberg: Mag. Heinricus Venatoris de Ulma, dr. in med., intituliert 1402 (Toepke I, 87). Ulm: ab 1404 Leibarzt von Kg. Ruprecht von der Pfalz (Schön, Das Medizinalwesen der Reichsstadt, 247; Nestle, Namhafte Männer der Stadt, 321). Lit.: Uiblein, Reg. 518 (Lit.). 13 Hermannus Lelle de Treysa (MUW 1384 II, 106); siehe Prosopographie II/37. 14 Hermannus Lurcz (Lürcz) de Nurenberga (Nürnberg, Rgb. Mittelfranken, Bayern) Nach Studien in Fünfkirchen (P¦cs, Ungarn) und Prag (mag. art. 1380) vielleicht Studium in Padua (?), als dr. med. in Wien rezipiert 1386 I; Rektor ; Mitverfasser der medizinischen Statuten 1389; lic. theol. 1392; Rektor in Erfurt 1396/97; † 1399. Prag: Mag. Hermannus Lurcz de studio Quinclesiensi (Fünfkirchen/P¦cs, Ungarn), d., receptus fuit 1379; als mag. art. genannt, 1380, 1382 (MUP/1, 186, 193, 206). Die Annahme eines früheren Studiums in Paris nach Aschbach I, 31 trifft nicht zu (Uiblein, Beziehungen zur Universität Padua, 145, Anm. 9). MUW 1386 I, R 45: Mag. Hermannus Lurcz de Nuerenberga, dr. in medicinis, 2 gr. Rektor 1387 I (als erster Mediziner, als bac. theol. und Inhaber der Pfarre von Hollfeld bei Bayreuth) und 1390 II (als bac. formatus theol.); med. Dekan 1388/ 89 (Mitverfasser der medizinischen Statuten) und 1389/90 (Kink II 157; AU I); lic. theol. Wien 1392. In AFA I und AFM I nicht erwähnt. Erfurt: Dom. Hermannus Lurcz de Nueremberga, mag. s. theol., in med. et art. 1395/96 (Weissenborn I, 46, 48) und ebendort Rektor 1396/97. Verfasser einer theologischen Abhandlung über die Trinität (Aschbach I, 410; Senfelder, Medizinische Schule, 1059). † wohl Anfang 1399.
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Lit.: Aschbach I, 31, 53, 120, 125, 133, 410; Knapp, Literatur des Spätmittelalters II, 33, 36, 178 f; Kühnel Heilkunde, 35, 43; Senfelder, Medizinische Schule, 1045 – 47, 1059; Uiblein, Zu den Beziehungen, 137; Ders., Beziehungen zur Universität Padua, 145; Uiblein, Reg. 521 (Lit.). 15 Hermannus Poll de Vienna (MUW 1388 I, A 6); siehe Prosopographie II/38. 16 Iacobus Engelin (Angelus, Angeli, Egeli, Engellin) de Ulma (Iacobus de Ulma, vereinzelt auch Iacobus Engelhart in HS Erfurt, Bibliotheca Amplonia 353) (Ulm, Rgb. Tübingen, Baden-Württemberg) Geboren um 1365 in Ulm; Sohn des aus Rottweil stammenden Apothekers Engelhart Engelli in Ulm; nach Studien in Paris (lic. art. 1383, auch mag. art. ?) Imm. als mag. art. et lic. in med. in Wien 1391 II; Medizinstudium an einer nicht eruierbaren Universität; Leibarzt der österreichischen Herzoge Albrecht III., Albrecht IV., Leopold IV. und vielleicht auch von Albrecht V.; Verfasser medizinischer Traktate; Schrift De cometis (1402); † nach 1409. Paris: Iacobus Apothecarii de Ulma determinavit, 1382; lic. art. 1383 (Auct. Paris I 616, 657 f.) (und wohl auch mag. art., s. Uiblein, Reg. 523). MUW 1391 II, R 11: Iacobus Apotecarii de Ulma, mag. in art. et lic. in med., 4 gr. Die in der Literatur seit Reichard, Geschichte der Apotheken (1825) I, 9, immer wiederholte Behauptung, Jakob Engeli, der mit Unterstützung des Ulmer Magistrats in Paris an der art. Fakultät studieren durfte, sei 1382 lic. med. der Pariser Universität gewesen, beruht auf einer Fehlinterpretation von Angaben in seiner Schrift De cometis. In dem 1402 verfaßten Traktat bemerkt der Autor zwar, daß er 1382 in Paris gewesen sei (cap. 9), die Angabe im Explicit, der Autor sei auch mag. in artibus ac licentiatus in medicinis, kann sich hingegen nur auf das Jahr der Abfassung 1402 beziehen. In der HS Erfurt, Bibliotheca Amploniana, CA Nr. 353, wird der Autor im Explicit hingegen nur als magister Iacobus Engelhart bezeichnet. AFA I: 191: Mag. Iacobus de Ulma als licentiatus in medicina genannt, 1. März 1401. In AFM I nicht erwähnt. Verfasser und Übersetzer medizinischer Traktate (siehe Kap. 7: Medizinische Traktate) und Verfasser des lateinischen Tractatus De cometis von 1402 (HS Erfurt, Bibliotheca Amploniana, CA Nr. 353; Druck von 1490, GW 1891, s. Zinner, Jakob Engelhart, 50 und 113, Nr. 387; Thorndyke, A History, 80 f.). Leibarzt der Herzoge von Österreich: 1) Albrecht III. († 28. Aug. 1395), nach dem im Explicit des Aderlaßtraktates der Linzer HS 503 angegebenen Datum 3. März 1395 (siehe Kap. 7: Medizinische
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Traktate). 2) Albrecht IV.: Ein eindeutiger Beleg ist bisher nicht bekannt. Die Jahresangabe 1398 (Sudhoff, Egeli, Jakob. In: VL 11 [1933], Sp. 505, nach Sigerist, Aderlaßtraktat [1925], 222 f.) beruht auf einer wohl aus 1395 verballhornten Datierung des Aderlaßtraktates der Einsiedelner HS (siehe Kap. 7: Medizinische Traktate). 3) Leopold IV.: 1402, nach der Angabe im Tractatus De cometis; 1406: Für getreue Dienste seines Leibarztes Iacobus erneuert Hzg. Leopold IV. den Kaufleuten von Ulm für weitere sechs Jahre Sicherheit und Freiheit (19. Juli 1406, s. das ausführliche Regest bei Weyermann, Nachrichten von Gelehrten, 199); Sudhoff, Pestschriften II, 412 – 418 und Ders., VL 11 (1933), Sp. 504 f.; Wickersheimer I, Jacques Angeli, 320 f. 4) Ob identisch mit dem Leibarzt bei Albrecht V. 1417 ? Dazu skeptisch Sudhoff, VL 11 (1933), Sp. 505. † nach 29. Jänner 1409: Letzte Erwähnung in einer Urkunde des Ulmer Rates, nach der dem Meister Jacobus Engelin, unserm Arzet und sinen Erben die Verleihung einer Meße in der Pfarrkirche gestattet wird (Jäger, Schwäbisches Städtewesen, 442; bei Sigerist, Aderlaßtraktat 224 irrige Auflösung des bei Jäger angegebenen Datums »Dienstag vor unserem Frauentag Lichtmeß« mit 5. Februar, das dem Dienstag nach Maria Lichtmeß entspricht; danach auch Sudhoff, Pestschriften II, 412). Lit.: Heinz Bergmann, Engelin Jakob (Meister Jakob von Ulm). In: VL 22 (1980), Sp. 561 – 563 (Lit.); Ders., Engelin, Jakob [Korr.]. In: VL 211, Nachträge und Korrekturen (2004), Sp. 411; Gundolf Keil, Engelin Jakob (Jacobus de Ulma). In: LMA 3 (1986), Sp. 1921 und Enzyklopädie Medizingeschichte (2004), 355; Kühnel, Leibärzte 16 f., und Ders., Heilkunde, 91 f.; D. Nestle, Namhafte Männer der Stadt und des Bezirks. In: K(öniglich) Statistisches Landesamt (Hrsg.), Beschreibung des Oberamts Ulm 2 (Stuttgart 1897), 302 – 338, hier 321; Reichard, Geschichte der Apotheken, 9; Henry E. Sigerist, Aderlaßtraktat von Meister Jakob (Dr. med. Jakob Egeli von Ulm). In: Archiv für Geschichte der Medizin 17 (1925), Nr. 13, 222 – 224; Lynn Thorndyke, A history of magic and experimental science 4 (New York 1934), 80 – 87 (Kap. 40: Jacobus Angelus on the comet of 1402) sowie 662 – 665 (Appendix 41 und 42 mit Texten aus dem »Tractatus de cometis« cap. 7 und 9); Uiblein, Reg. 523 (Lit.); Wankmüller, IV. Der Apotheker Engelhard, 41 f. Ein gleichnamiger Sohn des Iacobus Engelin: MUW 1412 I, R 19: Iacobus Angeli de Ulma; bac. art. 5. März 1414; lic. et mag. art. Paris 1417 (Uiblein, Reg. 522, Lit.). MFJ I, 1417 II, 12: Mag. Jacobus de Vlma, 3 gr. Montpellier : 1428 Studium der Medizin; 1433 – 1455 Kanzler der med. Universität.
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(Lit.: Wickersheimer I, 321; Burmeister, Baccalaurei und Magistri Paris, 32, Nr. 11). 17 Iacobus Wankan MUW 1389 II, H 40: Iacobus Wankan, studens medicine, 4 gr. In AFA I und AFM I nicht erwähnt. 18 Iohannes Cesar de Ungaria (MUW 1394 II, H 13); siehe Prosopographie II/49. 19 Iohannes Medicus de Argentina (Straßburg, Strasbourg, Elsass, Frankreich) MUW 21. Jänner 1382, 26: Iohannes Medicus de Argentina, pauper. In AFA I und AFM I nicht erwähnt. Iohannes Medicus ist mit keinem der bei Uiblein angegebenen Personen namens Iohannes aus Straßburg identisch. Lit: Uiblein, Reg. 525 (Lit.). 20 Iohannes Petri Gallici de Wratislavia (Breslau, Niederschlesien, heute Wrocław, Polen) Nach Studien in Prag (mag. art. 1382) und Padua (dr. med. 1386) Imm. 1386 I in Wien; Mitverfasser der Medizinischen Statuten 1389; Rektor ; Leibarzt von Hzg. Albrecht III.;† um 1407. Prag: Iohannes Petrus de Wratislavia bac. art. 3. Okt. 1374; Iohannes de Wratislavia lic. art. (identisch mit Iohannes Petrus ?) 5. Febr. 1377; Iohannes Gallici genannt als mag. art. 1382 – 84 (MUP I/1, 161 f., 174, 209, 214, 217, 241). Padua: Giovanni di Polonia lic. med. 19. Mai, dr. med. 28. Mai 1386 (Gloria I, Nr. 879). Die Annahme eines früheren Studiums in Paris (vgl. Wickersheimer, Dictionnaire I, 406, nach Aschbach I, 31) trifft nicht zu (Uiblein, Beziehungen zur Universität Padua, 145, Anm. 9). MUW 1386 I, R 39: Venerabilis Mag. Iohannes Petri Gallici de Wratislavia, dr. in med. Paduanus et mag. in. art., 4 gr. (Anm. 3: Der Herkunft nach würde der Genannte in die Ung. Nation gehören; solche Eintragungen an unrichtiger Stelle kommen übrigens öfter vor.). AFA I: 25: Bei der Neufassung der art. Statuten und Abfassung der med. Statuten genannt, Jänner 1389; 35 f.: Als Rektor (1389 I) Festlegung der Rangordnung der vier Fakultäten bei kirchlichen Prozessionen. Wiederwahl zum Rektor 1394 II, keine Eintragungen während seiner Amtszeit, scheint auch später in den Akten
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nicht mehr auf; an seiner Stelle ist Hermann Lelle von Treysa (Prosop. II/37) Rektor (AFA I, 110 Anm.7 und 111 Anm. 9). Als Leibarzt von Hzg. Albrecht III. belegt in MUW 1394 II: Mag. Iohannes Gallici de Wratislavia, dr. in med. als physicus domini ducis Austrie und als Rektor genannt; QGStW I/9 17538, 21. Okt. 1394; Arnold, Die Urkunden des Deutschordens-Zentralarchivs in Wien, Nr. 2594, 21. Okt. 1394; vgl. auch MGH Necrol. V, 321 (zum 10. Febr.) und IV, 242 (Anniversar am 25. Febr. in Engelszell, gestiftet von Andreas Gallici). Onkel oder Vetter des Andreas Gallici (siehe Prosop. II/1). In AFM I nicht erwähnt. † vor 19. Febr. 1407 (AFA I, 272: als ehemaliger Rektor pie memorie erwähnt). Lit.: Kühnel, Heilkunde, 35; Uiblein, Reg. 529 (Lit.). 21 Iohannes Schroff de Valle Eni (MUW 1385 II, A 2); siehe Prosopographie II/72. 22 Iohannes Silber de Sancto Ypolito (MUW 1390 II, A 14); siehe Prosopographie II/74. 23 Iohannes de Weytra (MUW 1395 I, A 22); siehe Prosopographie II/80. 24 Martinus Taggel de Balse (Walse, Waltse, Walze) (Bad Waldsee, Rgb. Tübingen, Baden-Württemberg) Studium in Wien (Imm. 1385 I; mag. art. 1389; dr. med. 1396), Rektor ; † 1399. MUW 1385 I, 14: Martinus de Balse, 2 gr. AFA I: 5, Zeile 6: In der nach der Anciennität angeordneten, frühestens 1388 eingetragenen Liste der Magistri der Artistenfakultät (Nota nomina magistrorum secundum senium facultatis artium) an 49. Stelle genannt: Magister Martinus de Walse (dazu Uiblein, Mittelalterliches Studium, 95 – 100, hier 96); 21: lic. art. 9. März 1388; Nennungen als mag. art.: Exam. A. N. 1389 I und II, 1390 II; Exam. H. N. 1392 II; Exam. S. N. 1393 II; Consiliarius 1392 I; Regenz: 1391 – 1395; AFA I: 114, als lic. med. genannt 29. März 1395; 163 f.: Disputatio de Quodlibet abgelehnt, 1398 I. MUW 1396 II: Martinus de Walse als arcium et med. professor zum Rektor gewählt. 1396 als dr. med. genannt (Aschbach I, 152, und Uiblein, Reg. 547). In AFM I nicht erwähnt.
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Zeuge im Testament Heinrichs von Langenstein (QGStW I/4, Nr. 3621, zu 1391). † vor dem 6. April 1399 (AFA I, 168, Ausgaben für sein Grab und die Totenmesse werden erwähnt), vgl. RG I, 109 (Clemens VII): Martinus de Walse, clericus Constantiensis diocesis. Lit.: Aschbach I, 139, 142, 147, 151, 152 (gen. als mag. regens, 1391 – 95); Senfelder, Medizinische Schule, 1046; Uiblein, Reg. 547 (Lit.); Ders., Beziehungen zur Universität Padua, 148. 25 Nicolaus Aichberger de Fürstenfeld (MUW 1389 II, A 97); siehe Prosopographie II/97. 26 Nicolaus de Utino (Udine, Venetien) Imm. 1384 II in Wien; Verfasser eines Pesttraktates, Leibarzt von Hzg. Albrecht III.; falls identisch mit Nicolutius de Utino Medizinstudium in Padua (lic. med. 1368). MUW 1384 II, 53: Mag. Nycolaus de Utino, medicus domini nostri ducis Alberti, Aquilegiensis diocesis (ohne Angabe einer Gebühr). In AFA I und AFM I nicht erwähnt. Wohl identisch mit Nicolutius de Utino, 1368 lic. med. in Padua; 1381 als Leibarzt der österreichischen Herzoge, allerdings de Utino verballhornt als de Utrimo, angeführt (Eder, Catalogus rectorum, 3 f.); als Nicolaus de Uzimo als Leibarzt Hzg. Albrechts III. zu 1394 genannt (Aschbach I, 148 ohne Quellenangabe); über eine Tätigkeit an der Wiener Universität nach der Immatrikulation ist den Universitätsquellen nichts zu entnehmen. 1390 Pesttraktat für Hzg. Albrecht III. (siehe Kap. 7: Medizinische Traktate). Er war verheiratet, seine Frau Dyana wurde in der Katharina- und UrsulaKapelle in der Minoritenkirche/Wien begraben (Jahrestag 17. Sept., Jahr unbekannt: MGH Necr. V, 1913, 186). 1378 – 1387 ist ein Haus in der Weihburggasse im Besitz eines maister Niclas des herzogen pucharzt nachweisbar (QGStW III/1, Nr. 1011; III/3, Nr. 3775 und Nr. 4292; III/1, Nr. 1484 und Nr. 1783; Identität mit Nicolaus physicus, Pfarrer in Traiskirchen, 1359 [QGStW I/4, Nr. 3518] – so Senfelder, Öffentliche Gesundheitspflege, 1036 – ist unwahrscheinlich); auch noch 1391 und 1392 wird in der Weihburggasse ein Haus eines Maisters Niclas des pucharczs (ohne Bezeichnung als Leibarzt) genannt. Aufgrund der Erwähnung eines Her Hanns [Johanns] von Ryed (Geyer-Sailer, 152/Nr. 466, 179/ Nr. 560) bzw. eines Dominus Iohannes … plebanus in Ryed (QGStW III/3, 4292, zu 1387, s. o.) scheint es sich um das selbe Haus, bzw. den selben pucharzt zu handeln. 1392 wird – ein singulärer Beleg – ein Honorar von 100 tl. für maister Niclasen,
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meines herren pucharczt im Rechnungsbuch Hzg. Albrechts III. angeführt (Lackner, Leibärzte und Apotheker, 166 f.). Lit.: Gundolf Keil, Nikolaus von Udine. In: Enzyklopädie Medizingeschichte (2007), 1053; Kühnel, Heilkunde, 35 f.; Uiblein, Nikolaus von Udine (Nicolaus de Utino). In: VL 26 (1987), Sp. 1162 f.; Ders., Beziehungen zur Universität Padua, 144 f. 27 Nicolaus Francisci de Wratislavia (Breslau, Niederschlesien, heute Wrocław/ Polen) MUW 1389 II, H 41: Nicolaus Francisci de Wratislavia, studens medicine, prom. 4 gr. In AFA I und AFM I nicht erwähnt. 28 Nicolaus von Hebersdorf (MUW 1382, 21. Jänner, 34); siehe Prosopographie II/99. 29 Petrus Chunradi de Brega (Brieg, ehemals Niederschlesien, heute Brzeg, Polen) Nach Prag (mag. art. 1382) und Padua (dr. med. 1387) in Wien als dr. med. Imm. 1387 II. Prag: Petrus de Brega, admissus ad licentiam 12. Febr. 1382 (MUP I/1, 203). Padua: zum dr. med. prom. 1387 (Gloria II, Nr. 1633, 1660 – 62, 1666: mag. Petri nati quondam Nicolai Conradi de Brega). MUW 1387 II, H 10: Mag. Petrus Chunradi de Brega, mag. in art. et dr. med. Pad [uanus], dt. 4 gr. (Anm. 2: Pad. mit blässerer Tinte später hinzugefügt). In AFA I und AFM I nicht erwähnt. Lit.: Uiblein, Beziehungen zur Universität Padua, 146, Anm. 11 vermutet einen kurzen Aufenthalt in Wien. Kühnel, Heilkunde, 38. 30 Petrus Gruber de Vienna (MUW ca. 13. Mai 1380, 29); siehe Prosopographie II/105. 31 Sebaldus de Ravenspurg (MUW 1395 II, R 14); siehe Prosopographie II/113. 32 Wenczeslaus Hart de Wienna (MUW 1392 II, A7); siehe Prosopographie II/127.
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33 Wolbero (Wolfhardus) de Caldenhoven de Gesike (Geseke, Geisike, Geysic, Geysken) (Geseke, Rgb. Arnsberg, Nordrhein-Westfalen) Nach Studien in Prag (bac. art. 1378) und Köln (bac. art. 1389/90) weiteres Studium in Wien (Imm. 1391 II; mag. art. 1392 I; lic. med. 1395); Rektor in Köln; † 1408. Prag: Wlgero de Geseky bac. art. 1378 (MUP I/1, 180). Köln: Wolbero de Kaldenhoyven de Geyseke, bac. art., Coloniensis dioc. clericus inskribiert 1389 (Keussen I 23/181). MUW 1391 II, R 30: Wolbero de Caldenhoven de Gesike, 2 gr. AFA I: 69: Wolfhardus Geysken Aufnahme in die art. Fakultät 13. Okt. 1391; 76: Zulassung als lic. art. zur Inceptio 12. Juli 1392; Nennungen als mag. art.: Regenz: 1392 – 1394; Exam. S. N: 1392 – 1394; Consiliarius 1394; 110: erwähnt als lic. med. 3. Februar 1395. In AFM I nicht erwähnt. Köln: Prof. der Medizin 1398 – 1408; med. Dekan 1398; als dr. med. Rektor 1397, 1401, 1407 (Keussen I, 23/181, 87, 104, 129). † 1408 (Keussen I, 23/181). In Köln auch Nennung Wolbero Kaldenhoyven alias Schultetink de Geyseke (Keussen I, 23/181). Lit.: Keussen, Die alte Universität Köln, Anhang, 385 – 87, 475, 478 f.; Uiblein, Reg. 570 (Lit.). 34 Zacharias (de Przemslavia) (Prenzlau, Landkreis Uckermark, Brandenburg) Nach Studium in Prag (bac. art. 1376) und Padua (dr. med. 1381 ?) kurz Professor in Wien (1384) und anschließend in Prag, auch Leibarzt von König Wenzel. In MUW, AFA I und AFM I nicht erwähnt. Prag: Zacharias de Przemslavia Zulassung zum bac. art. 5. Jänner 1376 (MUP I/ 1, 167). Padua: als mag. Zacharias scolaris medicine, quondam domini Zacharie de Sansonia [Sachsen] genannt 11. Okt. 1381 (Gloria II, Nr. 1520); Promotion zum dr. med. vermutlich zwischen 1381 und 1384. Wien: Zacharias erhält 1384 aus der Dotation für die Wiener Universität (insgesamt 730 Pfund Pfennige) von Hzg. Albrecht III. als Professor an der med. Fakultät ein jährliches Gehalt von 60 Pfund Pfennigen und führt somit die Reihe der in Padua promovierten Mediziner in Wien an. Keine weiteren Nennungen in Wien.
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Prosopographie der Angehörigen der Wiener Medizinischen Fakultät 1377 – 1519
Prag: Leibarzt von König Wenzel (physicus noster), 5. Aug. 1391 (s. RG II, Sp. 1175). Lit.: Alle Angaben nach Uiblein, Beziehungen zur Universität Padua, 144 und Anm. 6 (mit weiteren Hinweisen); Schrauf, Universität, 980, Anm. 2.
Prosopographie II
9.3
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Prosopographie II: Die in den Jahren 1399 – 1519 an der Fakultät promovierten bzw. rezipierten Mediziner
9.3.1 Namensliste 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33
Andreas Gallici: Wien, lic. med. 1396 II (Nov. 1396) Andreas Purniczer : bac. med. Montpellier 1400, rez. Wien als bac. med. 1404 Andreas Voberger de Vienna: Wien, dr. med. 1483 II Bartholomäus Steber de Vienna: dr. med. in Italien, rez. Wien als dr. med. 1490 II (Jänner 1491) Bertholdus Stark: herzoglicher Leibarzt, Wien, bac. med. vor 1414 Caspar Frue de Tetnang: Wien, dr. med. 1453 I Caspar Griessenpeck: Wien, dr. med. 1457 II (Jänner 1458) Cesarius Alberti dictus Watstenrode: Medizinstudium an einer nicht genannten Universität, rez. Wien als dr. med. 1412 I Christophorus N. de Salczpurga: Wien, dr. med. 1437 I Christophorus Kreuzer de Vienna: Wien, dr. med. 1470 II (Febr. 1471) Conradus Falk ex Tibingen: Wien, dr. med. zwischen 1504 und 1507 Conradus Künigstein: Wien, dr. med. 1433 I Conradus Mengler : Wien, dr. med. 1469 I Conradus Praun de Müldorf: Wien, dr. med. 1453 I Conradus de Schiverstat: Wien, dr. med. 1388 II (Dez. 1388?) Cristannus de Susato: Wien, dr. med. 1404 II (März 1405) Dietmarus Hindernpach: Wien, dr. med. 1425 II (April 1426) Erasmus de Ratispona: Medizinstudium an einer nicht genanten Universität, rez. Wien als dr. med. 1467 I Erasmus Rieder de Lanczhuta: Wien, dr. med. 1425 II (April 1426) Erhardus Gogker de Traysmaur : Wien, dr. med. 1470 II (Febr. 1471) Fridericus de Drosendorf: Wien, lic. med. 1404 I Fridericus Graesel de Haidenhaim: Wien, dr. med. 1485 I Galeacius de Sancta Sophia: dr. med. Padua 1390, immatr. Wien als dr. med. 1394 II Gangolfus Grussen: Wien, dr. med. 1513 I Georgius Haini de Überlingen: bac. med. Montpellier vor 1512, Wien dr. med. 1513 I Georgius Mair de Amberga: dr. med. Padua und Ferrara, rez. Wien als dr. med. 1453 I Georgius Opsinger Pataviensis: Wien, dr. med. 1508 I Georgius Schoebly de Yesingen: Wien, dr. med. 1470 I Georgius Taler de Arenstorff: Wien, dr. med. 1476 II (Dez. 1476) Georgius Tannstetter de Rain: Wien, dr. med. 1513 I Godislaus de Polonia: dr. med. Perugia, rez. Wien als dr. med. 1453 I Goswinus de Huenen alias de Arnhem: bac. med. Paris 1404, rez. Wien als dr. med. 1412 I Gregorius Weger de Vienna: Wien, dr. med. 1476 II (Dez. 1476)
202 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70
Prosopographie der Angehörigen der Wiener Medizinischen Fakultät 1377 – 1519
Henricus Gratwol: art. et med. dr. Ferrara, immatr. Wien als dr. med. 1480 I Henricus Stoll de Hamelburg: Wien, dr. med. 1420 II (Jänner 1421) Hermannus Haym de Rotenburga: Wien, dr. med. 1448 I Hermannus Lelle de Treysa: Wien, dr. med. um 1392 Hermannus Poll de Vienna: med. dr. Pavia und Heidelberg, rez. Wien als dr. med. 1400 I Hunoldus Pletenberchk: dr. med. Erfurt, rez. Wien als dr. med. 1438 II (Jänner 1439) Iacobus Kellenberger de Vienna: dr. med. Italien, erwähnt als dr. med. 1489/90 Iacobus de Stokstal: Wien, dr. med. 1423 I Iacobus Tolcz de Roetlinga: Wien, dr. med. 1433 Ioachimus von Watt: Wien, dr. med. 1517 II (Nov. 1517) Iodocus Puechamer : Medizinstudiuem an einer nicht genannten Universität, rez. Wien als dr. med. 1511 II (März 1512) Iohannes Dornhofer de Lauff: Wien, dr. med. 1513 I Iohannes Aldhans de Goltperg: Wien, dr. med. 1469 I Iohannes Aycher de Wolckenstorff: Wien, dr. med. 1517 II (Nov. 1517) Iohannes Aygel de Korneuburg: dr. med. Padua, rez. Wien als dr. med. 1412 I Iohannes Cesar de Ungaria: Wien, lic. med. 1410 II (1. April 1411) Iohannes de Cuspinianus de Schweinfurt: Wien, dr. med. zwischen April 1499 und Okt. 1500 Iohannes Enzianer de Uberlingen: Wien, dr. med. 1508 I Iohannes Flechtner de Hersbergk: rez. Wien als dr. med. alterius univ. 1497 I Iohannes Gastgeb de Melicensis: Wien, dr. med. 1513 I Iohannes Halbhaewer de Hamelburg: dr. med. Padua, rez. Wien als dr. med. 1412 II (Dez. 1412) Iohannes Kelner de Kirchheim: Wien, dr. med. 1448 II (Jänner 1449) Iohannes Kro de Kothebus: Wien, dr. med. 1415 II (März 1416) Iohannes Kuerrendorffer : dr. med. Bologna, rez. Wien als dr. med. 1513 II (Nov. 1513) Iohannes de Lunden de Göttingen: Wien, dr. med. 1513 I Iohannes Magerl de Cibinio: dr. med. Padua, rez. Wien als dr. med. 1422 II (März 1423) Iohannes Mair de Sancto Ypolito: dr. med. Padua und Turin, rez. Wien als dr. med. 1469 I Iohannes Markart der Hailprunna: Wien, dr. med. 1499 II (Dez. 1499) Iohannes Münsinger de Tuebing: Wien, dr. med. 1462 II (Febr. 1463) Iohannes Neumann de Praunaw : Wien, dr. med. 1448 II (Jänner 1449) Iohannes Neumann de Vienna: Wien, dr. med. 1488 II (Jänner 1489) Iohannes de Paumgarten: Wien, dr. med. 1423 I Iohannes Pilgram de Enczestarff maiori: Wien, dr. med. 1482 I oder 1482 II Iohannes Pilhamer de Haydeck: Wien, dr. med. 1513 I Iohannes Praun Prutenus de Elbing: Wien, dr. med. nach 1507 Iohannes Resch de Wila: Wien, dr. med. 1416 oder 1417? Iohannes Rock de Hamborch: bac. med. Köln, rez. Wien als dr. med. 1415 II (Febr. 1416)
Prosopographie II
71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108
203
Iohannes Salzmann de Stira: dr. med. Ferrara, rez. Wien als dr. med. 1513 I Iohannes Schroff de Valle Eni: dr. med. Padua, rez. Wien als dr. med. 1397 I Iohannes Cruell de Selgenstat: Wien, dr. med. 1465 I Iohannes Silber de Sancto Ypolito: dr. med. Pavia, rez. Wien als dr. med. 1398 Iohannes Spardorffer : Wien, dr. med. 1462 II (Febr. 1463) Iohannes Swaiger de Ingolstatt: Wien, dr. med. 1456 I Iohannes de Swendin: Wien, dr. med. 1437 II (Jänner 1438) Iohannes Tichtel de Greyn: Wien, dr. med. 1476 II (Dez. 1476) Iohannes Wenzelhauser : Wien, dr. med. 1515 II (Nov. 1515) Iohannes de Weytra: Wien, dr. med. 1400 II (Nov. 1400) Iohannes Wysinger de Patavia: Wien, dr. med. 1505 II (Jänner 1506) Iohannes Zeller de Augusta: Wien, dr. med. 1435 II (Dez. 1435) Leopoldus Jordan Vienennsis: dr. med. in Italien, rez. Wien als dr. med. 1517 II (Febr. 1518) Liebhardus Swalb de Benedictenpewren: Wien, dr. med. 1453 I Marquardus Froer de Weissach: Wien, dr. med. 1453 I Martinus Guldein: Wien, dr. med. 1443 I Martinus Stainpeis: Wien, dr. med. 1490 I Mathias Gasser de Graecz Stirie: Wien, dr. med. 1513 I Maximilianus Seleyttner Pataviensis: Wien, lic. oder dr. med. 1494 I ? Michael Eysaler de Praunaw : Wien, lic. med.1491 I (dr. med. nach 1491?) Michael Falkonis: dr. med. Montpellier, rez. Wien als dr. med. 1417 II (12. April 1418) Michael Graesel de Dinkelsbühel: dr. med. Ferrara, rez. Wien als dr. med. 1443 I Michael Manestorffer de Vienna: rez. Wien als dr. med. alterius univ. 1471 II (Okt.1471) Michael Puff de Schrick: Wien, dr. med. 1433 I Michael Sartoris de Premarthon: dr. med. Ferrara, rez. Wien als dr. med. 1508 II (Nov. 1508) Nicolaus de Fridlant: Wien, dr. med. 1433 II (Jänner 1434) Nicolaus Aichberger de Fürstenfeld: Wien, dr. med. 1400 II (Nov. 1400) Nicolaus de Gorlicz: Wien, dr. med. 1437 II (Jänner 1438) Nicolaus de Hebersdorf: dr. med. Padua, rez. Wien als dr. med. 1403 Nicolaus Molitoris de Ratisbona: Wien, dr. med. 1463 I Osualdus Fruetrunkch de Abach: Wien, dr. med. 1494 I ? Pancratius Kreuzer de Traysmaur : Wien, dr. med. 1437 II ? Paulus Ursenpeck de Teckendarff: Wien, dr. med. 1482 I Petrus Gemps de Pfarkirchen: dr. med. in Italien, erwähnt als dr. med. 1489/ 90, med. Praxis in Ungarn Petrus Gruber de Wienna: Wien, lic. med. 1405 II (Okt. 1405) Petrus Marolt de Lack: Wien, dr. med. 1463 I Petrus de Novoforo: Wien, dr. med. 1447 I Petrus Volczian de Vienna: dr. med. Padua, rez. Wien als dr. med. 1425 II (Febr. 1426)
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Prosopographie der Angehörigen der Wiener Medizinischen Fakultät 1377 – 1519
109 Petrus Zeckel de Cibinio: dr. med. in Italien, erwähnt als dr. med. 1489/90, Praxis in Ungarn 110 Procopius de Wratislavia: Wien, dr. med. 1438 II ( 26. Jänner 1439) 111 Sebaldus Hueber de Nuerenberga: Wien dr. med. wann? Erwähnt als dr. med. 1489/90, Praxis in Nürnberg. 112 Sebaldus Muelner alias Sebaldus Wagner de Nueremberga: Wien lic. med. Dez. 1452, Padua dr. med, rez. Wien als dr. med. 1454 I 113 Sebaldus de Ravenspurg: lic. med. Montpellier, rez. Wien als dr. med. 1422 I 114 Simon Lazius de Stockhardia: Wien, dr. med. 1513 I 115 Stephanus Geinperger de Patavia: Wien, dr. med. 1488 I 116 Stephanus Kuelandt de Rain: Wien, dr. med. 1463 I 117 Stephanus Pernolt de Aettenhofen alias de Greding: Wien, dr. med. 1454 II (Dez. 1454) 118 Stephanus Speczhart de Roetlinga: Wien, dr. med. 1419 II (Jänner 1420) 119 Stephanus de Wratislavia: Medizinstudium an einer nicht genannten Universität, rez. Wien als dr. med. 1455 I 120 Theodoricus Carin de Danczk: Wien, lic. med. 1410 II (7. April 1411) 121 Thomas Mestlin de Ersingen: Wien, dr. med. 1453 I 122 Udalricus Cervus Pataviensis: Wien, dr. med. 1505 I 123 Ulricus Eberhardi de Neuburga claustrali: Wien, dr. med. 1484 II (Febr. 1485) 124 Ulricus Grünwalder de Neuburga: dr. med. Padua, rez. Wien als dr. med. 1411 II (Dez. 1411) 125 Ulricus Raes de Fisching: Wien, dr. med. 1470 I 126 Valentinus Krauss de Corona: Wien, dr. med. 1494 I ? 127 Wenczeslaus Ulrici (Hart) de Vienna: Wien, lic. med. 1412 I 128 Werenhardus Woelfel de Ratenburga: Wien, dr. med. 1455 – 1457 I 129 Wilhelmus Puelinger Pataviensis: Wien, dr. med. 1501 II oder 1502 I ? 130 Wolfgangus Copler Argentinensis: dr. med. Venedig, rez. Wien als dr. med. 1512 II (März 1513) 131 Wolfgangus Himler de Melico: Medizinstudium an einer nicht genannten Universität, rez. Wien als dr. med. 1495 I 132 Wolfgangus Pürckl de Schöngrabern: Wien, dr. med. 1448 I 133 Wolfgangus Stachenpock de Nusdorf: dr. med. Padua, rez. Wien als dr. med. vor 1477?
9.3.2 Prosopographie II 1 Andreas Gallici de Wratislavia (Breslau, Niederschlesien, heute Wrocław, Polen) Nach Studien in Prag (mag. art. 1389/90, mag. iur. 1389), weiteres Studium in Wien ab 1390 II, lic. med. 1396; Weihbischof von Passau; † 1430.
Prosopographie II
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Prag: Andreas Gallici bac. art. 1384; mag. art. 1389/90; mag. iur. Prag (Poloni) 1389 (MUP I/1, 222, 241, 267; II, 102). MUW 1390 II, H 12: Andreas Gallici mag. art., 4 gr. AU I, fol. 34r : genannt als lic. med. 25. Nov. 1396 (vgl. AFA I, 142, 30. Nov. 1396). AFM I: 99, Reg. lic., Nr. 2: Mag. Andreas Gallici um 1399/1400. Keine weitere Nennung. Weihbischof von Passau 1410 (ep. Vi[c]tricensis; die Titulardiözese »Vitricen.« ist nicht näher bestimmbar); Belege zu ep. Vitricensis und vicarius episcopi Pataviensis in RG IV/1 – 3, Sp. 46 f., 88 f., 782, 1257, 1565, 1572, 1965, 2391, 3125, 3198 und 3662 (zu 1418 – 20, 1422, 1424 – 28) und QGStW I/4, Nr. 4469, QGStW II/2, Nr. 2074 und 2211 (Dez. 1417–März 1423); Weingarten-Erbe (QGStW I/9, Nr. 17538, Okt. 1394). Medizinische Sammel-HS aus seinem Besitz: CVP 2309 mit Texten von Avicenna (Liber canonis primus) und Galenus (Commentarius in Hippocratis libros de regimine acutorum) (ÖNB-Hanna-Katalog). † 25. Februar 1430 (MGH Necrol. IV, 242), begraben in der St. Wolfgang-Kapelle im Kloster Engelszell; Vetter (oder Neffe) des Johann Petri Gallici (Prosop. I/20). Lit.: Krick, Domstift Passau, 139, 207, 238 (bei Krick immer als Andreas Tallaci genannt); Uiblein, Reg. 497 (Lit). 2 Andreas Purniczer (Pirnitzer, Pürnizer) de Vienna, vielleicht identisch mit Andreas filius civitatis [Viennensis] Nach Studien in Wien (bac. art. 1387) und Paris (mag. art. 1394) in Wien rez. als mag. art. Juni 1397, als bac. med. aus Montpellier rez. 1404; † 1413. MUW 1384 II, 77: Andreas Purniczer, 2 gr. AFA I: 19: Andreas filius civitatis [Viennensis] als bac. art. rez. 10. Okt. 1387. Paris: Andreas de Austria, lic. und mag. art. 1394 (Auct. Paris. I 689 f., 695). AFA I: 150: Andreas Pirnitzer als mag. Parysiensis rez., 17. Juni 1397; Montpellier: bac. med. 1400 oder kurz davor (siehe Rezeption in Wien 1404). Krakau: Mag. Andreas Pyrnycer bac. in med. intituliert 1400 (Album Univ. Cracoviensis I, 5). AFA I: 198 f.: Exam. A. N., Sept. 1401; Consil. S. N., Okt. 1401. AFM I: 3: Mag. Andree Purniczer de Wienna als bac. med. Montis Pessulani rez., 4. Jänner 1404 (siehe auch AFM I, 101, Reg. bac., Nr. 5), und zahlt dafür einen Dukaten (AFM I, 5). † 15. Sept. 1413 Frauenburg (ehem. Westpreußen, heute: Frombork, Ermland Masuren/ Polen), begraben im dortigen Dom, Hinweis auf Tod, Begräbnis und Verlassenschaft bei Jaritz/Neschwara, Die Wiener Stadtbücher, 4: 111 Nr. 2027 (16. Dez. 1413); 141 f. Nr. 2079 (16. April 1414); 253 f. Nr. 2262 (4. April
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1416) lerer in der erczney, pucharzt. Lit.: Kühnel, Heilkunde, 46; Uiblein, Reg. 498 (Lit.); Wickersheimer I, 25 (s.v. Andr¦ Purniczer). 3 Andreas Voberger (Faberger, Foberger, Vogperger, Voperger) de Vienna Studium in Wien (Imm. 1471 I, mag. art. 1478 I, dr. med. 1483 II); med. Dekan. MUW 1471 I, A 70: Andreas Voberger de Wienna, 4 gr. AFA III/2: Determ. 1473 I, Nr. 17202, Faberger ; Inceptio 1477 II, Nr. 18635; Nennungen als mag. art. 1478 I-1482 I, Regenz: Nr. 18776, 19268, 19560 (Foberger) und 19790. AFM II: 217: Reg. scol., Nr. 67, 31. Okt. 1478; 174 f.: Zulassung zum Bakk.Examen 22. Juni 1481; Promotion zum bac. med. 23. Juni 1481; Determination 16. Aug. 1481 (vgl. 211: Reg. bac., Nr. 18, 1481); 180: lic. med. 1. März 1483; 181: dr. med. 1483 II (vgl. 209: Reg. doct., Nr. 35 und 40, nach 1488 und AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 64). Jänner/Februar 1489: Streit wischen Andreas Voberger (senior doctor) und Fridericus Graesel (Prosop. II/22, senior lector) um die Vorlesungszeit; Graesel als amtierender Rektor obsiegt und Voberger (fuit inobediens) hält seine Vorlesung verbotenerweise bei den Artisten; trotz dieses Vorfalls wird Voberger im Okt. 1489 zum med. Dekan gewählt (decanatus doctoris Andree Voberger, turbulentum officium) und in den Fakultätsrat (consilium facultatis) aufgenommen (AFM II, 194 – 96; 199 – 203). AFM III: 1 f.: Liste des Wiener Ärztekollegiums von 1489/90, von Dekan Voberger angelegt. Von den 15 angeführten Medizinern wirken nur fünf tatsächlich in Wien. Als med. Dekan (1489 II) beklagt Voberger die üblen Zustände an der Fakultät, an der Universität und in der Stadt Wien: schlechte Vorlesungen und Disputationen, geringe Anzahl an Studenten, nur Zunahme der weiblichen Quacksalber (AFM III, 2); 2. Dekanat 1491 II. Jänner 1492: Lektor bei der Anatomie eines Schweines (AFM III, 12); am 14. April 1495 Verzicht auf das Dekansamt, an seiner Stelle wird Bartholomäus Steber (Prosop. II/4) ernannt (AFM III, 30 f.). Weitere Nennungen: AFM III, 6 – 11, 15 f., 24, 28 f. Erwähnung seiner Ehefrau Margreth und Hinweis auf Auszahlung eines Erbteils an seinen Stiefsohn Andreas Fuerer (QGStW II/3, Nr. 5438, 5442, 5446, 5466, zu Februar – Okt. 1492).
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4 Bartholomeus (Wartholomeus) Steber (Staber, Stäbär, Stäber, Staeber, Stauber, Stawber, Streber) de Vienna, Sodalenname Scipio Studium in Wien (Imm. 1476 I; mag. art. 1481 I) und Italien; in Wien rez. als dr. med. 13. Jänner 1491; med. Dekan, Rektor, Mitglied der Humanistischen Donaugesellschaft; Schrift über die Syphilis; † 14. Jänner 1506. MUW 1476 I, A 7: Bartholomeus Staeber de Wienna, 4 gr.; nachträglich von anderer Hand eingefügt: iam doctor medicine et rector 1490. AFA III/2: Determ. 1478 I, Nr. 18665; Inceptio 1480 II, Nr. 19375; Nennungen als mag. art.: Regenz 1481 I, Nr. 19579; Exam. U. N. 1483 II, Nr. 19986. AFM II: 218: Reg. scol., Nr. 77, 1. Februar 1482; 204: Nennung als doctor alterius universitatis, einer nicht feststellbaren italienischen Universität, Bitte um und Zulassung zur Rezeption, 1. Okt. 1490, zum Respondenten wird Michael Eysaler (Prosop. II/90) bestimmt; weitere Nennungen: AFM II 210, 223 – 230. AFM III: 1 f.: In der von Dekan Voberger angelegten Liste des Wiener Ärztekollegiums von 1489/90 wird Bartholomeus Stäbar hier an 5. Stelle und als italicatus genannt; 2 f.: als Rektor (1490 II) Repetition über den 2. Canon des Galenos und Rezeption als dr. med. am 13. Jänner 1491 (vgl. AFM II: 209: Reg. doct., Nr. 48, vor 1494, und AFM III: 306: Reg. doct., Nr. 67); seiner Bitte um Aufnahme in die Fakultät (gremium facultatis) und den Fakultätsrat (consilium facultatis) wird stattgegeben, 14. Jänner 1491; sechsmal med. Dekan: 1492 II, 1494 I (unliebsame Begegnung mit den erzürnten Bürgern Tugentlich und Steyrer, AFM III, 24 – 27), 1495 I, 1497 II, 1500 I und 1505 I; Prokurator A. N. 1494 II. Indikator bei der Anatomie eines Schweines im Jänner 1492 (AFM III, 12) und Lektor bei der Anatomie im März 1498 (AFM III, 31); weitere Nennungen: AFM III 6, 14, 18, 22 f., 28 – 30, 35, 45 – 47, 53, 55, 57 f. Verfasser einer Schrift über die Syphilis: A malafranczos morbo Gallorum praeservatio ac cura (Druck Wien bei Johann Winterburg, ca. 1497/98, siehe Kap. 7: Medizinische Traktate). Bedeutender Wiener Humanist; Mitglied der »Sodalitas litteraria Danubiana« (Donaugesellschaft); er nennt sich mit Sodalennamen »Scipio«; Verfasser eines Begrüßungsgedichtes in der Empfangsadresse zu Ehren der Ankunft des Konrad Celtis in Wien 1497 (Text bei Hans Rupprich, Der Briefwechsel des Konrad Celtis [München 1934] 305); Freund und Schwager Iohannes Tichtels (Prosop. II/78); nach Tichtels Tod als Vormund von dessen Söhnen genannt (April 1503, AFM III, 39). Verheiratet mit Barbara, einer Enkelin des Apothekers Vinzenz Hackenberger, die ab 1492 ein Haus am Graben/Wien besitzt (GB 958, 345b, siehe Schwarz, Apothekerwesen, 61, Anm. 2); Hinweis auf Hausbesitz, Erwähnung seiner Schwester Margarete, Ehefrau von Iohannes Tichtel (QGStW II/3,
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Nr. 5111 zu Juni 1486); Übergabe des Erbes (Gold, Geld, Silbergeschirr) an Sohn Damianus und Tochter Margarete (QGStW II/4, Nr. 5905, zu Dez. 1509). † 14. Jänner 1506, begraben in St. Stephan/Wien (Locher, Speculum, 398; vgl. MGH, Necrol. V 8: 16. Jänner 1506). Lit.: Aschbach ii, 354 – 356, Kühnel, Heilkunde 53, 80, 82 f., 103. 5 Bertholdus (Berthold, Berchtoldus, Perchtold, Perichtold) Stark (Starkch) de Basilea (Pasel) (Basel/Schweiz) alias Bertholdus de Huxaria (Höxter, Rgb. Detmold, Nordrhein-Westfalen) Imm. in Wien als Leibarzt Hzg. Leopolds IV. 1410 I, bac. med. vor 1414; später Leibarzt von Hzg. Albrecht V.; † um 1449. MUW 1410 I, S 3: Mag. Bertholdus de Huxaria, phisicus ducis Leopoldi, 4 gr. In AFA nicht erwähnt. AFM I: 101: Reg. bac., Nr. 10, als Mag. Bertholdus de Basilea, ohne Datumsangabe. Kühnel, Heilkunde, 92 f. und Uiblein, Die Universität Wien, 82, halten Bertholdus Stark de Basilea und Bertholdus de Huxaria für ein und dieselbe Person. Im April 1413 veranlaßt Berthold, daß die »Practica« des Bertuccio an der med. Fakultät gelesen werden (AFM I, 22) und wirkt als Testaments-Vollstrecker für Nikolaus von Hebersdorf (Prosop. II/99); letzterer vermacht sein Haus und seine Bücher der med. Fakultät, dokumentiert in der Schenkungs-Urkunde vom 30. Mai 1421 durch Dekan Cristannus de Susato (Prosop. II/ 16) (AFM I, 45 f.); weitere Nennungen: AFM I, 49, 51. Wiederholt als Leibarzt (Pucharzt) Hzg. Albrechts V. genannt, in Verbindung mit Belegen über diverse Gülten und Güter (QGStW I/4, Nr. 3729, 4505; I/5, Nr. 4858; I/9, Nr. 17610, III/2, Nr. 2908, zu Februar 1419-April 1421); Belege zu Stiftungen und Mess-Stipendien für sich und seine verstorbenen Gattinnen Magdalena und Margarete zwischen April 1421 und Jänner 1423 (QGStW I/4, Nr. 4506, 4519 und II/2, Nr. 2164, 2205, 2206 und 2207). Hinweis auf jährliche Gedächtnismesse für Bertholdus Stark in St. Stephan/Wien am Freitag nach Christi Himmelfahrt (MGH Necrol. V, 323). In der Edition wurde die abgekürzte Jahresangabe »60« irrig als 1360 aufgelöst statt richtig mit 1460 und Bertholdus Stark als Physikus Hzg. Albrechts II. bezeichnet. † wohl vor Juli 1449 (QGStW I/4, Nr. 3828, Juli 1449: seine in QGStW I/4, Nr. 3729, Februar 1421 erwähnten Besitzungen werden an St. Stephan verkauft). Lit.: Kühnel, Heilkunde, 92 f.; Kühnel, Leibärzte, 17 f.; Uiblein, Die Universität Wien im 14. und 15. Jh., 82.
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6 Caspar Frue (Freewe, Freve, Frey, Fruo, Frwe) de Tetnang (Tetenhaim, Tetnan, Tettenheim, Tettnang, Tetwangen, Thettnam) (Tettnang, Rgb. Tübingen, BadenWürttemberg) Studium in Wien (Imm. 1439 I; mag. art. 1445 I; dr. med. 1453 I); Lektor und Dekan der med. Fakultät; Rektor ; † 1460. MUW 1439 I, R 115: Caspar Freve de Tetnang, 4 gr. AFA II: Determ. 1441 II, Nr. 8001; Inceptio 1444 II, Nr. 8812; Nennungen als mag. art. 1445 I–1446 I: Regenz Nr. 8937 und 9150. AFA III/1: Nennungen als mag. art. 1448 I-1452 I: Regenz Nr. 9530, 9858, 10236, 10630 und 10977; Exam. S. N. 1447 I, Nr. 9343; Exam. R. N. 1452 I, Nr. 10884. AFM II: 47: wegen fehlender Responsion nicht zum Bakk.-Examen zugelassen 2. Nov. 1448; 49 f.: Zulassung zum Bakk.-Examen und Determination (24. Juli), bac. med. 11. August 1449; 59: Zulassung zum Liz.-Examen 19. Dez. 1452; 63: Rezeption der insignia doctoralia 13. August 1453 (vgl. AFM II, 207: Reg. doct., Nr. 11, und AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 41). Gegen den Widerstand der med. Fakultät wird er nach dem Tod von Petrus Volczian (Prosop. II/108) auf Wunsch des Grafen Ulrich von Cilli von Kg. Ladislaus zum Professor vorgeschlagen (24. Juli 1453); erhält die lectura nach seiner Promotion zum dr. med. am 21. August1453 (AFM II 61 – 64). Rektor 1454 II (am 2. Nov. gewählt, als Nachfolger von Georg Mair [Prosop. II/26], der von seinem Amt zurücktritt) und 1458 II; als Rektor Hauskauf für die Universität bei den Dominikanern (QGStW II/2, Nr. 3619, zu März 1455); med. Dekan 1459 I; weitere Nennungen: AFM II, 73, 78, 84, 86, 98, 100, 233. † 5. Dezember 1460 (AFM II, 105 und 107, gestorben ohne Testament; seine Bücher fielen dem Albertinischem Stiftbrief von 1384 [Kink II, 61] zufolge an die med. Fakultät), begraben in St. Stephan/Wien (AFM II, Reg. doct., Nr. 11: obiit 1460, sepultus in ecclesia sancti Stephani in latere appostolorum sub marmore suo nomine inscripto). Anerkennende Erwähnung post mortem 18. Juni 1494 (AFM III, 25). Lit.: Kühnel, Heilkunde, 76, 98; Uiblein, Österreichische Landesfürsten, 60. 7 Caspar Griessenpeck (Greyessenpeck, Griesenpeck, Griessempegk, Griessempekh, Griessenbeck, Griessenpeckh, Griessenpegk, Griessenpek, Gryessenpeckh) de Lanczhueta (Landshut, Rgb. Niederbayern, Bayern) Studium in Wien (Imm. 1446 I, mag. art. 1451 I, dr. med. 1457 II); med. Dekan; Verfasser medizinischer Traktate, Rektor ; † 1477.
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WUW 1446 I, R 113: Caspar Griessempekh de Landshuet, 4 gr. AFA III/1: Determ. 1448 I, Nr. 9438, Greyessenpeck; Inceptio 1450 II, Nr. 10405; Nennungen als mag. art. 1451 I-1455 I: Regenz Nr. 10684, 11028, 11553 und 11873. AFM II: 212: Reg. scol. Nr. 6, Inskription 1454; 74: Zulassung zum Bakk.Examen (12. Dez.) und Examen 13. Dez. 1454; 95: Zulassung zum Liz.-Examen (30. Nov.) und Promotion zum lic. med. 1. Dez. 1457; Rezeption der insignia doctoralia 9. Jänner 1458 (Promotionsrede, gehalten von Michael Puff de Schrick [Prosop. II/94], Ausgabe mit Übersetzung und Kommentar Senfelder, Michael Puff. In: Wiener klinische Rundschau 12 (1898) 381 – 383, 397 – 399, 414 f., 443 – 446; vgl. AFM II, 208: Reg. doct., Nr. 18, und AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 48). Fünfmal med. Dekan: 1461 II (AFM II, 108: hat acta sua nicht in die Fakultätsakten eingetragen), 1465 I (als Dekan involviert in Angelegenheiten mit den Empirikern und Apothekern; Erlaß einer Hausordnung für die Mieter des Fakultätshauses), 1467 II, 1471 I, 1475 II (AFM II, 216; bei Walther nicht erwähnt). Rektor 1464 II und 1468 II. Weitere Nennungen: AFM II, 79, 117, 122, 124, 141 f., 148 f., 163 f., 183, 211, 214. Verfasser eines lateinischen Blasensteinrezeptes und eines deutsches Rezeptes der ausgeprenten Wasser (siehe Kap. 7: Medizinische Traktate). Hinweis auf Hausbesitz (QGStW II/3, Nr. 4585, zu Februar 1476) und JahrtagsStiftung (QGStW I/4, Nr. 3885 zu Mai 1476 [Erwähnung seiner Ehefrau Barbara von Zinzendorf] und II/4, Nr. 5636, zu Juni 1498). † 23. Sept. 1477 (AFM II, 208: Reg. doct., Nr. 18: obiit 1477, 23. die Sept. infra octavam et nonam ante meridiem, sepultus die Ruperti [24. Sept.] horis predictis). Anerkennende Erwähnung post mortem 18. Juni 1494 (AFM III, 25). Lit.: Kühnel, Heilkunde, 78; Helmut Walther, Grießenpeck Kaspar. In: VL 3 (21981), Sp. 257; Wolfgang Wegner, Grießenpeck, Kaspar. In: Enzyklopädie Medizingeschichte, 511 f. (Literaturzitate mangelhaft). 8 Cesarius Alberti dictus Watstenrode de Thorun (Toron) (Thorn, Preußen; heute Torun´, Polen) Imm. in Wien als art. et med. dr. einer nicht genannten Universität und rez. als dr. med. 1412 I. MUW 1412 I, S 8: Cesareus de Toron, arcium et medicine doctor, 4 gr. In AFA nicht erwähnt. AFM I: 20: als doctor de novo superveniens Bitte um Zulassung zur Disputation zwecks Aufnahme in die med. Fakultät 24. August 1412; rezipiert als dr. med. und Aufnahme in die Fakultät 30. August 1412 (vgl. 96: Reg. doct., Nr. 13,
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30. August 1412, und AFM III, 304: Reg. doct., Nr. 12, 1412?). Keine weitere Nennung. 9 Christophorus (Cristoferus, Cristoforus, Cristofforus) N. de Salczpurga (Salzburg) Studium in Wien (Imm. 1425 I, mag. art. 1430 I, dr. med. 1437 I). MUW 1425 I, R 10: Cristoforus de Salczburga, pauper. AFA II: Determ. 1426 II, Nr. 5088; Liz. Tentamen 1429 II, Nr. 5640; Inceptio 1429 II, Nr. 5685; Nennungen als mag. art. 1430 I-1432 I: Regenz: Nr. 5787, 5959, 6187 und 6360; Exam. S. N. Nr. 6418. AFM I: 88: Zulassung zum Bakk.-Examen 1433 I. AFM II: 7: Zulassung zum Liz.-Examen (12. Mai) und Examen zum lic. med. 13. Mai 1437. AFM I: 98: Reg. doct., Nr. 31: Mag. Christoforus N. de Salczpurga 23. Mai 1437. Keine weitere Nennung. Sicher nicht identisch mit dem in RG V/1, Nr. 1446, zu 24. Mai 1437 genannten Christoforus de Salczburg. 10 Christophorus Kreuzer (Chraeuczer, Chrewczer, Creitzer, Creuczer, Creuzer, Crewczer, Creyczer, Kreauczer, Kreawczer, Kreitzer, Kreuczer, Krewczer) de Vienna Studium in Wien (Imm. 1456 II, mag. art. 1464 I, dr. med. 1470 II); Lektor und Dekan der med. Fakulät; Superintendent; † um 1482. Sohn von Pancratius Kreuzer aus Traismauer (Prosop. II/102). MUW 1456 II, A 1: Christophorus Krewczer de Wienna, 60 den. AFA III/1: Determ. 1460 II, Nr. 13813; Inceptio 1463 II, Nr. 14444; Nennungen als mag. art. 1464 I-1469 II: Regenz: Nr. 14551, 14758, 15002, 15276, und 15727; Exam. A. N. 1469 II, Nr. 14866. AFM II: 213: Reg. scol., Nr. 30, Inskription 21. Nov. 1464; 131 f.: Bitte um und Zulassung zum Bakk.–Examen (25. April), Examination und Zulassung zur Determination 28. April 1467 (vgl. 211: Reg. bac., Nr. 10, 1467 I); 155 f.: Promotion zum lic. et dr. med. 18. Februar 1471 (vgl. 208: Reg. doct., Nr. 28, 1471, und AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 57); viermal med. Dekan: 1473 I (AFM II, 161 f.: detailliertes Ausgabens-Verzeichnis der Fakultäts-Kasse, 27. Sept. 1473; AFM II, 231 f.: Wiederholung dieses Verzeichnisses mit späteren Zusätzen), 1476 II, 1479 I, 1481 I. AFM II: 166: Wahl zum Professor (lector) ohne Gegenstimme 11. Nov. 1474; 177:
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Verzicht auf dieses Amt 11. Februar 1482 (in manus Principis Cesaree Maiestatis resignavit), worauf dieses von Iohannes Tichtel (Prosop. II/78) übernommen wird; 175: Wahl zum Superintendenten am 30. Jänner 1481. Weitere Nennungen: AFM II: 151 f., 160, 168, 216, 218. Hinweis auf Hausbesitz und Mess-Stipendien (QGStW I/4, Nr. 3897, und II/4, Nr. 6087 (Februar 1486 bzw. Sept. 1515). 1483 erhält die neue Bibliothek (für Artisten und Mediziner) aus Kreuzers Nachlaß 78 Bände (Gottlieb, MBKÖ I, 467). † vor dem 20. September 1482 (AFM II, 177: Hinweis auf sein Begräbnis). Lit.: Kühnel, Heilkunde, 76 f. Conradus de Dannstat (Donstat, Darmstadt) siehe Conradus de Schiverstat 11 Conradus Falk (Falch, Falchk, Falck, Falckh, Falk, Falkh, Felckh, Valich) de Tibingen (Tubingen) (Tübingen, Rgb. Tübingen, Baden-Württemberg) Studium in Tübingen (bac. art.) und Wien (Imm. 1494 II, mag. art. 1497 I, lic. decretorum 1502 II, lic. med. 1504 II, dr. med. zwischen 1504 und 1506); † vor 1507. MUW 1494 II, R 37: Conradus Falckh ex Tubingen arcium baccalarius, 4 gr. AFA III/2: Responsion erhalten 1494 II, Nr. 21682; Bakkalar Conradus Valich (Tibingen) Rezeption erhalten 1494 II, Nr. 21697; Nennung als mag. art.: Regenz 1497 I, Nr. 21885. AFA IV: Nennungen als mag. art. 1497 II–1504 II: Conventor der Lilienburse, Nr. 21986 und Nr. 22678; Regenz Nr. 22146 und 23089; Exam. R. N. Nr., 22530 und 23417; Aufnahme in den Senat, Nr. 22693; Assessor, lic. decretorum, Nr. 23336; Prüfer der Mängel der Scholaren, Nr. 23521; Temptator, Nr. 23949. AFM II: 221: Reg. scol., Nr. 91, Inskription 20. Februar 1497. AFM III: 42: Zulassung zum Bakk.-Examen, unter der Voraussetzung, zwei Jahre lang die verpflichtenden Vorlesungen zu hören 11. Sept. 1503; 43: Determination 19. Dez. 1503; 57: Zulassung zum Liz.-Examen 7. Dez. 1504, Promotion zum lic. med. 14./15. Februar 1505; 307: Reg. doct., Nr. 76, vor 1507. Keine weitere Nennung. † vor 1507 (AFM III, 307, Reg. doct., Nr. 76, 1507 unter obierunt gereiht). 12 Conradus (Cunradus) de Künigstein (Kuenigstain, Kuenigstein) (Königstein, Rgb. Oberpfalz, Bayern oder Königstein im Taunus, Rgb. Darmstadt, Hessen) Studium in Wien (Imm. 1420 II, Determ. zum bac. art. 1423 I, dr. med. 1433 I).
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MUW 1420 II, R 5: Conradus de Kuenigstain, 4 gr. AFA II: Determ. zum bac. art. 1423 I, Nr. 4492. Keine weitere Nennung. AFM I: 84 f.: Zulassung zum Bakk.-Examen, Examen und Zulassung zur Determination 6./7. Februar 1432; 89: Zulassung zum Liz.-Examen Mai 1433 (?); 97: Reg. doct., Nr. 28, Sommer 1433 (vgl. AFM III, 305: Reg. doct., Nr. 27, ohne Datumsangabe). Keine weitere Nennung. 13 Conradus Mengler (Mengel) de Kiczingen (Chiczing, Kiczing) (Kitzingen, Rgb. Unterfranken, Bayern) Studium in Wien (Imm. 1455 I, mag. art. 1463 I, dr. med. 1469 I); † 1478 ? MUW 1455 I, R 33: Conradus Mengler de Kiczing, 4 gr. AFA III/1: Determ. 1456 II, Nr. 12331; Inceptio 1458 II, Nr. 13203; Nennungen als mag. art. 1463 I–1466 II: Regenz Nr. 14362, 14528, 14739 und 15477; Temptator, Nr. 14423; Exam. S. N., Nr. 14689; Exam. R. N., Nr. 15135. AFM II: 213: Reg. scol., Nr. 23: Inskription 1460; 126 f.: Zulassung zum Bakk.Examen, Examen und Promotion zum bac. med. 28.–30. Sept. 1465 (vgl. 210: Reg. bac., Nr. 7, ohne Datumsangabe); 140: Zulassung zum Liz.-Examen (15. April), Examen 21. April 1469 I; 147: der Bitte um gleichzeitige Promotion zum lic. med. und Rezeption der insignia doctoralia wird stattgegeben 11. Juli 1469 (vgl. AFM II 208: Reg. doct., Nr. 22, ohne Datumsangabe). † mortuus 1478 ? (siehe AFM II, 208: Reg. doct., Nr. 22, diese Notiz wurde später eingefügt und danach wieder getilgt). 14 Conradus Praun (Prawn) de Müldorf (Mueldarf, Mueldarff, Mueldorf, Mueldorff, Muldarf, Muldorff, Muldorf, Myldorff) (Mühldorf, Rgb. Oberbayern, Bayern) Studium in Wien (Imm. 1440 I, mag. art. 1445 I, dr. med. 1453 I); med. Dekan; † 1465 oder 1468 ? MUW 1440 I, R 98: Conradus Prawn de Mueldorf, 2 gr. AFA II: Determ. 1441 II, Nr. 8021; Inceptio 1443 II, Nr. 8583; Nennungen als mag. art. 1445 I–1446 I: Regenz Nr. 8927 und 9145. AFM II: 47: Ansuchen zum Bakk.-Examen 2. Nov. 1448; 48 f.: Zulassung zum Bakk.-Examen und Determination (24. Juli), Promotion zum bac. med. 11. August 1449; 54: Ansuchen zum Liz.-Examen, aus mehreren Gründen abgelehnt, 2. Juni 1451; 62 f.: Liz.-Examen 6. August 1453; die Promotion fand mit Rücksicht auf Kollegen, die vorrangig zu promovieren waren, erst am 13. August
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1453 statt (vgl. AFM II, 207: Reg. doct., Nr. 12, und AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 42); dreimal med. Dekan: 1455 II, 1462 I, 1464 II. Mieter des Fakultäts-Hauses 1458 – 1460 (AFM II, 96, 99, 101 – 103), 1465, Hausordnung wird festgelegt (AFM II, 125 f.); 1460 II als Lektor (Professor) der Med. Fakultät genannt (AFM II, 105). Weitere Nennungen: AFM II, 74, 81, 106, 111, 113, 116 – 119, 129, 181. † vor dem 16. November 1465 (AFM II, 127: sein Tod – obitus – wird erwähnt; steht in Widerspruch zu AFM II, 207: Reg. doct., Nr. 12, obiit 1468 in Muldarff). Anerkennende Erwähnung post mortem 18. Juni 1494 (AFM III, 25). 15 Conradus de Schiverstat (Scheuerstat, Schiferstat, Schifferstadt, Schiverstadt, Steuerstat) (Schifferstadt, Landkreis Rhein-Pfalz-Kreis, Rheinland-Pfalz), identisch mit Conradus medicus oder Conradus de Dan(n)stat (Dannstet, Donstat) (Dannstadt Lokalisierung wie Schifferstadt) Ungewöhnliches Curriculum: Seit 1371 als Leibarzt der Herzoge Leopold III. und Albrecht III. belegt; Ort des Medizinstudiums nicht bekannt; imm. in Wien als Leibarzt vor 1377; spätestens 1380 als dr. med. genannt; 1388 innerhalb kürzester Zeit zum bac. art., lic. art. und mag. art. promoviert; Mitverfasser der medizinischen Statuten; med. Dekan; Durchführung einer »Lepraschau«; † um 1402. MUW: unter den Inskriptionen vor dem 24. Juni 1377, Nr. 6: Mag. Conradus, medicus dominorum ducum Austrie (ohne Zubenennung und ohne Angabe einer Gebühr). Nach Lackner, Wissen für den Hof, 44 f. identisch mit Magister Chunradus de Danstat, Kleriker der Diözese Speyer, genannt als medicus von Hzg. Leopold III. im Wahlinstrument des Klosterneuburger Propstes Kolomann von Laa (25. April 1371) und als physicus illustrissimi principis ducis Leopoldi, Hausbesitzer in Wien (Alter Roßmarkt) und Ehemann einer Dorothea (QGStW III/3, Nr. 3158, August 1374); Chuenrat von Dannstat als Puechartzt des Herzogs genannt 1376 (FRA II/18, 362). 1380 Durchführung einer »Lepraschau« durch Chonradus de Dannstet, artis medicinae doctor et phisicus illustrissimi principis Leopoldi ducis Austriae an dem Chorherrn Peter Pirchfelder mit negativem Ergebnis (siehe Kap. 7: Medizinische Traktate). AFA I: 5, Zeile 12: In der nach der Anciennität angeordneten, frühestens 1388 eingetragenen Liste der Magistri der Artistenfakultät (Nota nomina magistrorum secundum senium facultatis artium) an 54. Stelle genannt: Conradus de Scheuerstat (dazu Uiblein, Mittelalterliches Studium, 95 – 100, hier 96); 23: Wegen seiner vielfältigen Verdienste (wohl um den Herzog, attentis meritis
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multiplicibus) Zulassung zum Bakk.-Examen 9. August 1388 (singulariter admittendus esset); am 16. August Graduierung zum bac. art. und Zulassung zur Lizenz, kurz darauf, wieder singulariter, öffentliche Verleihung der Lizenz in St. Stephan; 24: als lic. in art. et med. Zulassung zur Promotion zum mag. art. 30. Okt. 1388; 25: Mitverfasser der medizinischen Statuten 8. Jänner 1389 (Kink II, 226 – 30: Genehmigung der Fakultätsstatuten, 1. April 1389; hier als doctor in medicina genannt; vgl. AFA I, 28: als dr. med. genannt 15. Februar 1389). Wo Conradus Medizin studiert hat, ist nicht auszumachen; die Annahme eines früheren Studiums in Paris (vgl. Wickersheimer, Dictionnaire I, 109, nach Aschbach I, 31) trifft nicht zu (Uiblein, Beziehungen zur Universität Padua, 145, Anm. 9). AU I, genannt als Conradus de Schiverstat zu 1389 – 91, 1397. Med. Dekan 1399 II und 1400 I (nach Locher; 1399 I bei Uiblein, Reg. 506, irrig). AFM I: 1 f.: Beschluß, gemeinsam mit Dekan Iohannes Silber (Prosop. II/74), Galeazzo de Sancta Sophia (Prosop. II/23) und Iohannes Schroff (Prosop. II/72) Fakultätsakten (liber quidam) anzulegen, 6. Mai 1399; 95: Reg. doct., Nr. 1, 1399 (siehe auch AFM III, Reg. doct., Nr. 2, 1399). 1371 – 1388 als Leibarzt der Herzoge Leopold III. und Albrecht III. genannt. Mehrfache Belege über Hausbesitz (am Alten Roßmarkt bzw. nahe bei St. Stephan in Wien) und dessen Veräußerung zu 1373 – 1394: QGStW III/3: Nr. 3078, Nr. 3104 (Erwähnung seiner Ehefrau Dorothea und seiner Kinder, zu 1374, zudem hier Hinweise auf QGStW III/1, Nr. 511, 535, 757, 955, und III/2 Nr. 2107), Nr. 3158 (Erwähnung seiner Ehefrau Dorothea, seiner Kinder, genannt als physicus von Hzg. Leopold III., zu 1374), Nr. 3291, Nr. 4250 (Erwähnung seiner Ehefrau Dorothea und seiner Kinder, zu 1386), Nr. 4378 (Erwähnung als physicus von Hzg. Albrecht III., zu 1388); Geyer-Sailer 230, Nr. 735, zu 1394. Senfelder, Gesundheitspflege, 1038, vertrat entschieden die Unterscheidung zwischen Conrad von Dannstadt und Conrad Schiverstat aus Darmstadt. Lackner, Wissen für den Hof, 44 f., konnte zuletzt (2010) mit überzeugenden Argumenten die Identität von Conradus medicus, Conradus de Schiverstat bzw. Dannstat erweisen: Im Notariats-Instrument über die Genehmigung der Statuten (1. April 1389, CVP 5462, fol. 87r) werden als Vertreter der Mediziner Iohannes Gallici de Wratislavia und Chuenradus de Schiverstat genannt, ebenso wird in der Einleitung zu den Medizinischen Statuten (CVP 5462, fol. 50v) Chuenradus de Schiverstat als Mitverfasser erwähnt, im Urkunden-Eschatoll (CVP 5462, fol. 85v) hingegen lautet der Name Chuenradus de Dannstat. Bei den Zubenennungen »Dannstadt« und »Schifferstadt« handelt es sich um Nachbarorte im Landkreis Rhein-Pfalz-Kreis, Diözese Speyer. In den Quellen über seinen Tod wird er in der Bestellung der Testaments-Vollstrecker bezeichnet als Chunrat von Dannstat (27. April 1402) (Jaritz/Neschwara, Die Wiener
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Stadtbücher, 2, 108, Nr. 768), und im Memento in AFM I, 2 als Chunradus de Schiverstat (23. April 1402). Die später in der Literatur angeführte falsche Zubenennung »Darmstadt« beruht auf der irrigen Lesung durch Zeisl, Chronologia diplomatica 154 (siehe Lackner, Wissen für den Hof, 44 f., Anm. 39) und findet sich in der Literatur seit Aschbach I, Reg. 599. † 1401 oder 1402, jedenfalls vor dem 23. April 1402 (AFM I, 2: felicis recordacionis Mag. Chunradi de Schiverstat). Lit.: Aschbach, Geschichte I, 31, 53 f., 123, 125, 127, 167, 171, 176 (s.v. Conrad Schiverstat de Darmstat); kühnel, Heilkunde, 35 f., 43 (s. v. Konrad Schiverstadt aus Darmstadt); Ders., Leibärzte, 12 f. (s.v. Konrad von Dannstadt); Lackner, Hof und Herrschaft, 166; Ders., Wissen für den Hof, 44 f.; Senfelder, Medizinische Schule, 1045; Uiblein, Reg. 506 (Lit.) (s.v. Conradus Scheuerstat, bzw. Steuerstat); Ders.: Beziehungen zur Universität Padua, 145. 16 Cristannus (Christannus, Cristanus) auch Cristanus Vrowin (Cristan Vrowein) de Susato (Sussato, Suzato, Zuzato, von Suest, de Soest) (Soest, Rgb. Arnsberg, Nordrhein-Westfalen), civis Wiennensis Studium in Wien (Imm. 1388 II, lic. art. 1395, mag. art. 1396) und Padua (art. dr. 1400 und 1401); dr. med. in Wien 1404 II; med. Dekan; Wiener Bürger, † 1436. MUW 1388 II, S 15: Cristanus Vrowin de Zuzato, dt. 2 gr. AFA I: 61 : Zulassung zum Bakk.-Examen 24. Dez. 1390; Inceptio wohl 10. Mai 1395 (falls nicht schon 1394), dazu 119 Anm. 9 und 121 Anm.12, genannt als Christian von Soest. Vielleicht identisch mit mag. Christiano de Alamania, art. dr., 4. August 1400 und 20. August 1401 als in Padua anwesend genannt (Gloria II, Nr. 2100, 2164). Chmel, Regesta Ruperti regis, Nr. 1161, 67: Erste Bitte gerichtet an Kloster Melk (13. April 1402, Padua). AFA I: Nennungen als mag. art.: Regenz, 1396 – 1404; Exam. S. N, 1395 – 1403; Consiliarius, 1396 – 1402; Sept. 1406 Leitung der Disputatio de quolibet als dr. med. übernommen; 1408 Deputierter der med. Fakultät bei Hzg. Ernst; 1411 Übernahme der lectura an der med. Fakultät anstelle von Nicolaus von Fürstenfeld (Prosop. II/97). AFM I: 3: Promotion zum bac. med. 19. April 1403; 99: Reg. lic., Nr. 5, 18. Jänner 1405; 96: Reg. doct., Nr. 10, 13. März 1405 (vgl. AFM III, 304: Reg. doct., Nr. 8, zwischen 1399 und 1417); zehnmal med. Dekan: 1405 II, 1408 I, 1410 I, 1411 II, 1415 I, 1418 I, 1419 II (wird erst ca. 24. Dezember 1419 gewählt – Pestepidemie in Wien), 1421 I (als Dekan Übernahme des von Nicolaus von Hebersdorf ererbten Hauses – »Haus der
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Ärzte« – vom Testamentsvollstrecker Bertholdus Stark, Urkunde vom 30. Mai 1421, AFM I, 46), 1423 I (Deputierter der med. Fakultät anläßlich der Planung des neue Universitätsgebäudes »nova structura«) und 1428 I. Ablehnung des Dekansamtes 1425 II und 1433 I; Jänner 1421 als civis Wyennensis genannt. 1429 Fakultätsbeschluß, Cristannus und drei Kollegen sollen beim Passauer Bischof Leonhard von Layming eine Bestätigung und Erneuerung der FakultätsPrivilegien von 1406 (erhalten durch Bischof Georg von Hohenlohe, AFM I, 10) erbitten (AFM I, 74 f.); Probleme mit Apothekern und Empirikern (1435 II und 1436 I, AFM II, 3 und 6). Weitere Nennungen: AFM I: 17, 20, 40, 43, 47, 49, 56, 61, 63, 71 – 73, 94, 97, 100 f. Erwähnung seiner Frau Anna (Maister Christan Vrowein, Anna uxor) im Schotten-Urbar zwischen 1401 – 1418 (Geyer-Sailer, 580, Nr. 1944), und seiner Witwe [Anna] (QGStW II/2, Nr. 2694, Mai 1439). † 29. August 1436: Grabplatte in St. Michael/Wien; siehe Abbildung 7 im Anhang. Dieses älteste Grabmal eines in Wien promovierten Arztes, ursprünglich in der von ihm gestifteten Lukaskapelle der Michaelerkirche in Wien (1424, Zubau an der Nordseite der Kirche), wurde 1973 bei Renovierungsarbeiten im Fußboden des Mittelschiffes gefunden und befindet sich nun in der Kreuzkapelle dieser Kirche. Die umlaufende Legende: »Anno domini MoCCCCoXXXVIo in die decollationis sancti Johannis baptiste obiit eggregius [sic] arcium et medicine doctor magister Christannus de Susato fundator huius capelle hic sepultus«; dazu siehe Uiblein, Beziehungen zur Universität Padua, 148 f. Anm. 29. Lit.: Joseph Chmel, Regesta chronologico-diplomatica Ruperti regis Romanorum (Frankfurt/Main 1834), Nr. 1161; Uiblein, Reg. 508 (Lit.), Ders., Die Universität Wien im 14. und 15. Jh., 83; ders., Johannes von Gmunden, 374. 17 Dietmarus (Dietmar, Diettmarus, Dyetmarus, Tydmarus, Tyetmarus) Hindernpach (Hindenbach, Hinderenpach, Hinderpach, Hindermpach) de Kirchaen (Kirchhaim, Kirchheim, Kirchham oder Kirchen, mehrfach in D) Studium in Wien (Imm. 1406 II, mag. art. 1420 I, dr. med. 1425 II), med. Dekan, Rektor, Domherr von Passau und Pfarrer von Kirchberg/Wagram, NÖ; † 1453. MUW 1406 II, R 9: Dietmarus Hindernpach de Kirchaen, 2 gr. AFA I: 470 f.: Zulassung zum Bakk.-Examen 4. April 1416. AFA II: Liz.Tentamen 1419 II, Nr. 3863; Inceptio 1419 II, Nr. 3884, Dietmarus de Kirchen; Nennungen als mag. art. 1420 I–1425 I: Regenz Nr. 3941, 4060, 4254, 4627 und 4802; Rhein. Prokurator 1424 I und 1428 I (Uiblein, Reg. 509). AFM I: 54: Bakk.-Examen 5. Februar 1423 (vgl. 101: Reg. bac., Nr. 18, 8. Februar 1423); 64: Zulassung zum Liz.-Examen 4. Februar 1426 ; 97: Reg. doct., Nr. 24,
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11. April 1426 (vgl. AFM III: 305: Reg. doct., Nr. 23, ohne Datumsangabe); zweimal med. Dekan: 1429 I und 1429 II; dreimal Rektor : 1434 II, 1440 II, 1444 II. Weitere Nennungen: AFM I, 70, 72, 79 f. 1429 Fakultätsbeschluß, Dekan Dietmarus und drei Kollegen sollen beim Passauer Bischof Leonhard von Layming eine Bestätigung und Erneuerung der Fakultäts-Privilegien von 1406 (erhalten durch Bischof Georg von Hohenlohe, AFM I, 10) erbitten (AFM I, 74 f.); im selben Dekanat Anregung, das Fest der Patrone Cosmas und Damian am 27. Sept. feierlich zu begehen (AFM I, 77); neuerlicher Wunsch Dietmarus’, das Patroziniumsfest feierlich zu gestalten, mit dem Anbieten, sich an den Kosten zu beteiligen (7. Juni 1442, AFM II, 24 f.). Als canonicus Pataviensis genannt, 9. März 1444 (AFM II, 31; siehe auch MGH Necrol. V/36 zum 3. Juni: als arcium et medicine doctor et can. Patav. ecclesie genannt); Domherr von Passau und Pfarrer von Kirchberg/Wagram, NÖ: Belege dazu siehe RG IV/1 Sp. 573, zu 1429; RG V/1, Nr. 1519, zu 1431 – 1436; weiters QGStW I/4, Nr. 4721, 3832 f., 3889 und I/5, Nr. 4919, zu März 1439–April 1480, hier auch Hinweise auf Hausbesitz und Mess-Stipendien; vgl. Krick, Domstift Passau 45 (hier irrig auch als dr. iur. can. genannt). † 1. Juli 1453 (begraben in St. Stephan/Wien, siehe Fischer, Brevis not. urb. Vind. IV 111; Locher, Speculum Academicum II, 372, Hindernbach Dietmarus mort. 1. Juli 1453); vgl. AFM II, 78, 21. März 1455, Hinweis auf sein Testament; RG VI, Nr. 800, zu 25. Februar 1455, als verstorben erwähnt. Ist Neffe Hermann Lelles von Treysa (Prosop. II/37), siehe auch dessen Testament (QGStW I/4, Nr. 3693, August 1413). Lit.: Göhler, 275; Uiblein, Reg. 509 (Lit.). 18 Erasmus (Amman) de Ratispona (Regensburg, Rgb. Oberpfalz, Bayern) alias Erasmus Amman de Altenegleshaim (Alt-Eglofsheim, Rgb. Oberpfalz, Bayern) Beginn des Studiums in Wien (Imm. 1445 I; mag. art. 1454 I; bac. med. 1457 I); wo lic. und dr. med.? rez. als dr. med. 1467 I. MUW 1445 I, R 23: Erasmus Amman de Altenegleshaim, 2 gr. AFA III/1: Determ. 1447 II, Nr. 9385 Erasmus de Ratispona; Inceptio 1452 I, Nr. 10802; weitere Nennungen als mag. art. 1454 I – 1457 I: Regenz Nr. 11561, 11880 und 12521; wohl identisch mit dem in MUW 1445 I R 23 registrierten Erasmus Amman de Altenegleshaim. AFM II: 212: Reg. scol. Nr. 3, Mag. Erasmus Amman de Ratispona Inskription 1454; 88: Zulassung zum Bakk.-Examen, 9. Mai 1457; 93: Mag. Erasmus zahlt 1 Ung. fl. wohl für die Promotion zum bac. med. 27. Sept. 1457. Sein weiterer medizinischer Werdegang wird in AFM II nicht erwähnt. AFM II, 132: Mag. Erasmus de Ratispona genannt als egregius vir in medicina
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doctor : a) Sein Ansuchen um Zulassung zur Repetition eines Canons von Avicenna oder von Galenos wird von allen Doktoren der Fakultät akzeptiert, 1. Juni 1467; b) Seiner Bitte um Aufnahme in die Fakultät als condoctor wird ebenfalls von allen stattgegeben; Erasmus bezahlt dafür 4 Ung. fl. an die Fakultät, 11. Aug. 1467. Keine weiteren Nennungen. 19 Erasmus Rieder de Lanczhuta (Lancshueta, Lanndczhueta, Lantshueta, Lantzhueta), auch Erasmus Snablinger de Lanshuet (Landshut, Rgb. Niederbayern, Bayern) Studium in Wien (Imm. 1407 II, mag. art. 1422 I, dr. med. 1425 II); med. Dekan, Rektor ; † um 1438. MUW 1407 II, R 20: Erasmus Snablinger de Lanshuet, 2 gr. AFA I: 353: Erasmus de Landshueta Zulassung zum Bakk.-Examen 4. Jänner 1411; 362: erhält die Erlaubnis zur Absenz, 24. Juni 1411. Rhein. Matr. Wien 1415/16: Erasmus de Lanczhuta als bac. art. MFJ I, 1417 I 4: Erasmus de Lantzhuta; wahrscheinlich identisch mit Erasmus Rieder de Lanczhuta (Uiblein, AFA I, 353, 362). AFA II: Inceptio 1420 II, Nr. 3991, Erasmus de Lanczhuta; Nennungen als mag. art. 1422 I–1425 I: Regenz Nr. 4262, 4450, 4633 und 4806; Exam. S. N., Nr. 4283 und 4713. AFM I: 54: Mag. Erasmus de Landshuta Bakk.-Examen 5. Februar 1423 (vgl. 101: Reg. bac., Nr. 19, 12. Februar 1423); 64: Zulassung zum Liz.-Examen 4. Februar 1426; 97: Reg. doct., Nr. 25, Mag. Erasmus Rieder de Lanczhuta 11. April 1426 (vgl. AFM III, 305: Reg. doct., Nr. 24, Erasmus Rieder ohne Datumsangabe). Dreimal med. Dekan 1428 II, 1432 II, 1435 II (Mag. Erasmus de Landshuta, während dieser Amtszeit Anlegung des 2. Aktenbandes [AFM II], Kosten: 60 den., siehe AFM I, p. VII; und in AFM II, 4 f., zur Erwähnung der Dekretale Cum infirmitas (siehe Kap. 2.6: Medizin im Spätmittelalter); Prokurator R. N. 1426 I (Aschbach I, 593); Rektor 1426 II (AFM I, 67, Mag. Erasmus); weitere Nennungen: AFM I, 70, 72 – 74, 76., 79, 86, 89, 91. Hinweis auf Hausbesitz (QGStW II/2, Nr. 2641, 3116, 3118 und 3173, Mai 1438–Juli 1446). † vor 13. Mai 1438 (QGStW II/2, Nr. 2638, 13. Mai 1438 – genannt seine Tochter und Erbin Anna, die ihrerseits vor Februar 1445 verstorben ist – siehe QGStW II/ 2, Nr. 3058, hier auch erwähnt seine Schwester Agnes, die Lehnerin). Anerkennende Erwähnung des Mag. Erasmus post mortem 18. Juni 1494 (AFM III, 25). Lit.: Kühnel, Heilkunde, 69; Uiblein, Reg. 510 (Lit.).
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20 Erhardus Gogker (Gocker, Koeker) de Traysmaur (Traesenmaur, Traisenmawer, Traismar, Traismauer, Traismaur, Traysenmawr, Traysmawr, Tresmauer) (Traismauer, pol. Bez. Sankt Pölten-Land, NÖ) Studium in Wien (Imm. 1440 I, mag. art. 1448 I, dr. med. 1470 II); † 1480. MUW 1440 I, A 38: Erhardus Koeker de Traismar, 2 gr. AFA II: Determ. 1442 II, Nr. 8238. AFA III/1: Inceptio 1447 II, Nr. 9359; Nennungen als mag. art. 1448 I–1452 I: Regenz Nr. 9563, 10230, 10651 und 11001; Exam. S. N. 1453 II, Nr. 11401; Exam. A. N. 1468 I, Nr. 15536. AFM II: 212: Reg. scol., Nr. 7, Inskription 1454; 97: Mag. Erhardus de Traysmawr ist der med. Fakultät 1 libr. den. schuldig (21. Dez. 1458), zahlt seine Schulden aber erst am 31. Jänner 1460 (AFM II, 100); 131 f.: Bitte um und Zulassung zum Bakk.-Examen (25. April), Examination und Zulassung zur Determination 27. April 1467 (vgl. 211: Reg. bac., Nr. 12, 1467 II); 155 f.: Examen 31. Juli 1470, Promotion zum lic. et dr. med. 18. Februar 1471 (vgl. 208: Reg. doct., Nr. 29 zwischen 1470 – 1472, und AFM III: 306: Reg. doct., Nr. 58); weitere Nennung: AFM II, 163. Erhard Gogker vermacht in seinem Testament der Rosenburse 90 medizinische Werke, die später an die Bibliothek der med. Fakultät kamen (Gottlieb, MBKÖ I, 468), darunter die med. Sammel-HSS CVP 5398 und CVP 5480, Vorbesitzer Martin Guldein (Prosop. II/86) (Unterkircher, Datierte HS der ÖNB II, 142 f. und 146), die Sammel-HS CVP 5312 (Senfelder, Medizinische Schule, 1059), sowie CVP 5155 (siehe Chmel, Zur Geschichte, 52 bzw. HANNA-Katalog) mit dem Verzeichnis der medizinischen Vorlesungen (siehe Kap. 4.1) † 15. August 1480 (so die Schenkungsvermerke der erwähnten Sammel-HSS CVP 5398 und 5480, Druck bei Unterkircher, s. o.) (AFM II, 208: obiit anno 1480 ohne Datumsangabe). 21 Fridericus (Foedericus, Fredericus) de Drosendorf (Drossendorf, Drozendorff) (Drosendorf, pol. Bez. Horn, NÖ) Nach Studien in Prag (mag. art. 1388) weiteres Studium in Wien ab 1391 II (mag. art. 1392 I, lic. med. 1404 I); Kanoniker von St. Stephan 1395; Astrologe; † 1404. Prag: bac. art. 1385, lic. (und mag.) art. 1388 (MUP/1, 229, 256). MUW 1391 II, A 17: Mag. Fridericus de Drosendorf, ten. AFA I: 74 f.: Rezeption als mag. art. Pragensis, 12. Mai 1392; Nennungen als mag. art. Regenz: 1392 – 96; Exam. A. N., Sept. 1392 und März 1393; Exam. S. N., Jänner 1394; Exam. U. N. Sept. 1395; Consiliarius, Okt. 1392, 1394 und 1395;
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Receptor, April 1395; Ablehnung der Disputatio de quolibet am 1. Sept. 1401. Kanoniker von St. Stephan in Wien 1395 (Zschokke, 379 Nr. 55; Göhler, 174 f. Nr. 75). Verfaßte eine längere Notiz über den Kometen von 1402, überliefert im Rahmen der Wiener Annalen 1348 – 1404, hier bezeichnet als astrologus Austriae (MGH, Dte. Chroniken VI, [1909] 238 – 240); Fridericus hinterläßt der Bibliothek des Domkapitels zu St. Stephan/Wien 24 Bände vornehmlich medizinischen Inhalts (siehe Gottlieb MBKÖ I, 281 f.). AFM I: 99: Reg. lic., Nr. 4, 1404 I. Keine weitere Nennung. † 5. Oktober 1404 (MGH, Necrol. V, 1913, 327 zum 5. Okt.; ebd. 325 als magnus astrologus bezeichnet); Erwähnung des Ablebens ohne Angabe des Todestages: AFA I, 235, 26. Okt. 1404, und AFM I, Reg. lic. Nr. 4: Ableben kurz nach dem Tod von Hzg. Albrecht IV. [14. Sept. 1404]: requievit in domino paulo post obitum … domini Alberti quarti. In AFM I, 5, Absatz 5 wurde eine Notiz ediert, in der der Name des Magisters mit dem Zusatz bone memorie versehen ist. Die Einreihung in der Edition erweckt den Eindruck, daß die Notiz zwischen 15. März und 15. April 1404 zu datieren sei, was mit dem Todesdatum nicht zu vereinbaren ist. Nach dem paläographischen Befund des Originals wurde die Notiz indes offenkundig erst zu einem späteren Zeitpunkt eingetragen. Lit.: Aschbach I, 143, 145, 147, 151, 155; Kühnel, Heilkunde, 21; Uiblein, Reg. 511 (Lit.). 22 Fridericus (Foedericus) Graesel (Gräsel, Gräsl, Graesl, Grasel, Gresel, Gresell, Gressel, Grosl) de Haidenhaim (Haydenhaim, Haydenhaym) (Heidenheim, Rgb. Stuttgart, Baden-Württemberg) Studium in Wien (Imm. 1470 II, mag. art. 1475 I, dr. med. 1485 I), Lektor und Dekan der med. Fakultät, Rektor, † 1494? MUW 1470 II, R 5: Fridericus Gresel de Haydenhaym, 4 gr. AFA III/2: Determ. 1472 II, Nr. 17046; Inceptio 1474 II, Nr. 17599; Nennungen als mag. art. 1475 I–1485 I: Regenz Nr. 17792, 18125, 18482, 18739, 18982, 19242, 19540, 19774, 19934 und 20113; Temptator, Nr. 19699; Exam. R. N., Nr. 19873. AFM II: 218: Reg. scol., Nr. 73, Inskription 6. Februar 1481; 184: Als bac. med. Zulassung zum Liz.-Examen (22. Jänner), Examen und Promotion zum lic. med. 27. Jänner 1485; 185: Rezeption der insignia doctoralia 26. Sept. 1485 (vgl. AFM II, 209: Reg. doct., Nr. 42, ohne Datumsangabe; vgl. AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 72, unter mortui sunt vor 1507 erwähnt). Viermal med. Dekan: 1485 II (wird erst am 2. Nov. 1485 gewählt, anstelle von Ulricus Eberhardi [Prosop. II/123], der das Amt certa de causa per doctores acceptata ablehnt), 1487 II, 1490 I und 1492 I; erhält Professur (lectura) an der
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med. Fakultät 1488 II; Rektor 1488 II und 1492 II. Jänner/Februar 1489 Streit wischen Andreas Voberger (Prosop. II/3, senior doctor) und Fridericus Graesel (senior lector) um die Vorlesungszeit; Graesel als amtierender Rektor obsiegt und Voberger (fuit inobediens) hält seine Vorlesung verbotenerweise bei den Artisten (AFM II, 194 f.). AFM III: 1 f.: In der von Dekan Voberger angelegten Liste des Wiener Ärztekollegiums von 1489/90 an 4. Stelle genannt: Foedericus Gräsl ex Haidenhaim. Mieter des Fakultäts-Hauses 1488 – 1492 (AFM II, 190 f., 193, 197, 199, 202 f., AFM III, 5 f., 10 – 12, 17). Weitere Nennungen: AFM III, 15 f., 23 f. Als Testamentsvollstrecker im Testament der Katharina, Witwe nach Hanns Knoll, Bürger zu Wien, genannt (QGStW I/4, Nr. 3908, Juni 1493). † vor dem 7. Aug. 1494 (Graesels Tod wird erwähnt AFM III, 27 f.; vgl. AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 72, unter mortui sunt vor 1507 erwähnt). 23 Galeacius (Galiacio, Galiacius) de Sancta Sophia (Galeazzo de Santa Sofia) de Padua (Padua, Venetien, Italien) Aus alter Paduaner Ärztefamilie, Studien in Padua (art. dr. 1386, dr. med. 1390), Lektorat in Bologna 1388/89, wirkt in Wien 1394/95 – 1405 (Imm. als art. et med. dr. 1394 II, erste Anatomie in Wien, Februar 1404, med. Dekan); Leibarzt der Herzoge Albrecht IV., vielleicht auch von Albrecht III. und Albrecht V.; Verfasser zahlreicher medizinischer Traktate; † Okt. 1427 Padua. Padua: dr. art. 1386, lic. med. 1389, dr. med. 1390 (Gloria I, Nr. 808 – 812). Bologna: Lektor für Logik 1388/89 (Umberto Dallari, I Rotuli dei lettori legisti e artisti dello studio Bolognese dal 1384 al 1799 [Bologna 1888] I, 7, ad lecturam Loyce). Padua: hier bis April 1394 sowie Dez. 1396, Juni und Dez. 1398, Nov. 1403 (Gloria II, Nr. 1622, 1730, 1746, 1863 f., 1874, 1885, 1907, 1966, 1998 f., 2012, 2016, 2029, 2185, 2229, 2241, 2248) und seit 1407 nachzuweisen. MUW 1394 II, A 10: Mag. Galeacius de Sancta Sophia de Padwa, arcium et medicine doctor (ohne Angabe einer Gebühr). 1395 erhält er einige Lehen in NÖ (HHStA Hs. B. 20, Lehenbuch Albrechts IV., pag. 48, nach Kühnel, Heilkunde, 39, Anm. 58). AU I genannt zu 1396 f., 1399; AU II zu 1405 (zuletzt zum 11. Dez.). AFM I: 95: Reg. doct., Nr. 3, 1399 (vgl. AFM III, 304: Reg. doct., Nr. 3, 1399); AFM I: 1 f.: Beschluß, gemeinsam mit Dekan Iohannes Silber (Prosop. II/74), Conradus von Schiverstat (Prosop. I/15) und Iohannes Schroff (Prosop. II/72) Fakultätsakten (liber quidam) anzulegen, 6. Mai 1399. Beteiligung an den wichtigen Fakultätsbeschlüssen vom 4. Jänner 1404 über das Verhalten der in Wien approbierten Mediziner gegenüber Kollegen und über
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Vorschriften die Studierenden betreffend (AFM I, 3 f.). 12. Februar 1404: erste Anatomie in Wien unter seiner Leitung; aus deren Reingewinn läßt die Medizinische Fakultät ein Fakultätssiegel anfertigen, 11. März 1404 (AFM I, 4); hält Vorlesungen über Arzneimittelkunde; med. Dekan 1402 II. Kehrt 1406 nach Padua zurück; dort von 1407 bis zu seinem Tod ordentlicher Professor für theoretische Medizin (s. Zonta-Brotto, Acta gymn. Patav. genannt an 250 Stellen zwischen Nr. 4 und Nr. 694 [26. Jänner 1407 – 23. August 1427], dazu Nr. 2514, 2516 [zum 6. und 7. März 1405 als Abwesender]. Galeazzo ist der Stifter eines Freskos in St. Stephan/Wien (ursprünglich in der Vorhalle des Singertores, 1895 abgenommen, derzeit im Wien Museum, Karlsplatz), das wahrscheinlich von Altichiero de Zevio (1330 – 1402) stammt und Maria mit dem Kind, den Hl. Antonius und links unten den Stifter Galeazzo zeigt. Siehe Abbildung 1 im Anhang, dazu Kos, Highlights aus dem Wien Museum Karlsplatz, 32 mit Farbabbildung. † Oktober 1427 in Padua an der Pest, gemeinsam mit seiner Frau Tomasina da Fontaniva und den Söhnen Luigi, Alberto und Antonio; begraben in der Augustiner-Eremitenkirche in Padua. Lit.: Aschbach I, 413 f.; Kühnel, Heilkunde, 39 – 43, 65 f., 72, 86; Pesenti, Santasofia (de Sancta Sophia) Galeazzo, 182 – 186 (mit umfassender Bibliographie); Senfelder, Medizinische Schule, 1055 f., 1059 – 61; Uiblein, Reg. 512 f. (Lit.) ; Uiblein, Santasofia (de Sancta Sophia), Galeazzo. In: VL 28 (1991), Sp. 582 – 84 (Lit.). 24 Gangolfus (Gandolphus, Gandulphus, Guolfgangus) Grussen (Greissn, Grussenius) de Erfordia (Erfurt, Thüringen) Nach Studien in Erfurt (mag. art.) weiteres Studium in Wien ab 1510 I, dr. med. 1513 I. MUW 1510 I, S 1: Mag. Guolfgangus Greissn de Erfordia, 15 ct. (Eintragung mit einem dünnen Strich durchgestrichen). AFA IV: Rezeption als mag. art. der Univ. Erfurt 1510 II, Nr. 25348. AFM III: 77: als mag. art. inskribiert 3. Mai 1510; 90 f.: Bitte um Zulassung zum Bakk.– und danach zum Liz.-Examen, Promotion zum bac. med. 27. August 1513; 92: Promotion zum lic. med. 5. Sept. 1513; 94: Rezeption der insignia doctoralia 26. Sept. 1513 (vgl. 307: Reg. doct., Nr. 91). Keine weitere Nennung.
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25 Georgius (Georius, Gorius, Ieorgius, Iergius, Iorius) Haini (Haym, Hayni, Hayny) de Uberlingen (Überlingen, Rgb. Tübingen, Baden-Württemberg) Nach Studien in Montpellier (mag. art. und bac. med. artis) weiteres Studium in Wien, dr. med. 1513 I. In MUW nicht erwähnt. In AFA III und IV nicht erwähnt. AFM III: 85: Mag. Iorius Haini ex Uberlingen als bac. med. artis in Monte Pessalano [Montpellier] promotus inskribiert 13. Okt. 1512; 91 f.: trotz fehlender Prüfungen Zulassung zum Liz.-Examen 4. Sept. 1513; Promotion zum lic. med. 6. Sept. 1513; 94: Rezeption der insignia doctoralia 26. Sept. 1513 (vgl. 307: Reg. doct., Nr. 92). Keine weitere Nennung. 26 Georgius Mair (Mayer, Mayr) de Amberga (Amberg, Rgb. Oberpfalz, Bayern) Geboren vor 1426; Studium in Wien (Imm. 1441 I, mag. art. 1448 I), danach Studium in Padua und Ferrara, rez. in Wien als dr. med. 1453 I; Rektor ; Kanoniker der Diözese Passau; † nach 1489. MUW 1441 I, R 84: Georgius Mayr de Amberga, 4 gr. AFA II: Determ. 1443 I, Nr. 8346; Inceptio 1445 II, Nr. 9014; Nennungen als mag. art. 1448 I–1450 I: Regenz Nr. 9536, 9863 und 10208; Exam. S. N., Nr. 9671 (vgl. Uiblein, Univ. Wien 155 f: als mag. art. gen. 1447 – 1450). AFM II: 53: Zulassung zum Bakk.-Examen und Examen 21. Dez. 1450 (Kühnel gibt fälschlich Dez. 1449 an); 61: Studium der Medizin in Padua und Ferrara nachgewiesen (7. August 1452 zum dr. [oder lic.] med. prom., Uiblein VL 26), wird als dr. med. am 28. Juli 1453 rezipiert (vgl. AFM II, 207: Reg. doct., Nr. 13, 1454, und AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 43). 1454 I Prokurator der Rhein. Nation 1454 I, wird 1454 II zum Rektor gewählt, legt aber dieses Amt am 2. Nov. 1454 ex causis per ipsam [scil. facultatem] acceptatis wieder zurück; sein Nachfolger wird Caspar Frue de Tetnang (Prosop. II/6). Weitere Nennungen: AFM II, 71, 74. Scheint Wien 1454 verlassen zu haben; Ende 1458 Expektanz auf die oberösterreichische Pfarre Hofkirchen, 1463 Pfarrer von Enns/OÖ (RG VIII, Nr. 1410); erhält 1465 ein Passauer Kanonikat (RG IX, Nr. 1465) und wird 1471 Probst in St. Bartholomä/Friesach (RG IX, Nr. 5386). Im Passauer Bistumsstreit (1478 – 1482) auf der Seite des kaiserlichen Kandidaten Kardinal Georg Hesler, geht mit diesem nach Wels. Verfasser eines Rezeptes gegen Wassersucht, nicht jedoch eines Traktates gegen
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Vergiftungen, wie allgemein angenommen wird (siehe Kap. 7: Medizinische Traktate). Mair war nicht Leibarzt von Hzg. Albrecht VI. (siehe Uiblein, VL 26). Bemerkenswert ist sein singuläres Holzschnitt-Exlibris (siehe Abbildung 6 im Anhang) mit seinem Wappen, einem Phönix in schwarzem Schild (um 1470); dazu Rudolf Freiherr von Hoschek-Mühlhaimb, Österreichs ältestes Holzschnitt-Exlibris. In: Österreichisches Jahrbuch für Exlibris und Gebrauchsgraphik 30 (1935) 8 – 13, und 31 (1936) 21 f. † nach 1489 (nach Krick, Domstift Passau, 48, bis 1489 belegt). Lit.: Aschbach, 473 f. (meint irrig, Georgius Mair sei erst 1449 nach Wien gekommen); Kühnel, Heilkunde, 98; Ders., Leibärzte, 29 f.; Senfelder, Medizinische Schule, 1063; Uiblein, Mayr (Mair), Georg von Amberg (Oberpfalz). In: VL 26 (1985), 238 – 241. 27 Georgius Opsinger (Obbsinger, Obsinger) Pataviensis (Passau, Rgb. Niederbayern, Bayern) Imm. 1495 I in Wien, danach Artesstudium in Ferrara; als mag. Verrarensis in Wien rez. 1503 II, Medizinstudium in Wien, dr. med. 1508 I. MUW 1495 I, R 30: Georgius Obsinger de Patavia, 4 gr. AFA III/2: 1497 I nicht zur Determ. zugelassen (s = suspendiert), Nr. 21825. Keine weitere Nennung in AFA III und IV. AFM III: 57: Aufnahme als mag. Verrarensis 13. Februar 1504; 64: Bitte um Zulassung zum Bakk.-Examen; Zulassung und Promotion zum bac. med. trotz fehlender verpflichtender Lektionen und nach dem Versprechen, erst nach dem Erhalt der Lizenz auch zu praktizieren 6. April 1508; 69 f.: Bitte um Zulassung zum Liz.-Examen; trotz mangelhaften Studiums und nach reiflicher Überlegung der Fakultät dispensiert und zum Liz.-Examen zugelassen 23. Aug. 1508; nach erfolgtem Versprechen in die Hand des Dekans, daß er den Anweisungen für das medizinische Praktikum dem von ihm gewählten Doktor Folge leisten werde, Liz.-Examen bestanden 4. Sept. 1508 (vgl. 307: Reg. doct., Nr. 81, nach 1507); Aufnahme ins Fakultäts-Kollegium 13. Okt. 1508. Keine weitere Nennung. 28 Georgius Schoebly (Schebel, Schebll, Scheublin, Schobel, Schoblin, Schobling, Schobly, Schoebeling, Schoebling) de Yesingen (Jesingen, Rgb. Stuttgart, Baden-Württemberg) Studium in Wien (Imm. 1458 II, mag. art. 1464 I, dr. med. 1470 I); Lektor und Dekan der med. Fakultät, Superintendent der Universität; † um 1491.
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MUW 1458 II, R 43: Georius Schoebling de Yesingen, 4 gr. (am Rand hinzugefügt: medicine doctor). AFA III/1: Determ. 1461 I, Nr. 13869; Inceptio 1463 II, Nr. 14446; Nennungen als mag. art. 1464 I-1469 I: Regenz Nr. 14553, 15278, 15492 und 15729; Exam. R. N., Nr. 15607. AFM II: 213: Reg. scol., Nr. 29, Inskription 19. Nov. 1464; 131 f.: Bitte um und Zulassung zum Bakk.– Examen (25. April), Examination und Zulassung zur Determination 28. April 1467 (vgl. 210: Reg. bac., Nr. 9, vor 1467 I); 152: Liz.– Examen 10. Febr. 1470; 154: dr. med. 21. Mai 1470 (vgl. AFM II, 208: Reg. doct., Nr. 27, 1470; AFM I, 98: Reg. doct., Nr. 37, 21. Mai 1470, und AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 56). Fünf- oder sechsmal med. Dekan: 1478 II, 1480 II (siehe AFM II, 173 und 218), 1481 II (so Aschbach II, 451, nach AFM II, 176 hingegen wird Michael Manestorffer [Prosop. II/93] zum Dekan gewählt), 1484 I, 1486 II, 1488 II. 1479 I und II, involviert in Probleme mit Apothekern, Empirikern und speziell mit der als vetula practicans bezeichneten Kurpfuscherin Anna (AFM II, 169 f.). 5. Sept. 1482 nach dem Tod von Michael Manestorffer (Prosop. II/93) übernimmt er im Einverständnis aller Doktoren die lectura an der med. Fakultät (AFM II, 177). Weitere Nennungen: AFM II, 179, 184, 191, 193, 200, 202 f. (bis Mai 1490). † wohl vor dem 5. Februar 1491 (AFM III, 3: Erwähnung seines Begräbnisses und Bezeichnung als superintendens universitatis). 29 Georgius (Georius, Gregorius, Jeorius, Jorius) Taler (Täler, Talär) de Arenstorff (Arensdorff, Arenstarff, Arenstorfer, Armsdorf) (Arnsdorf, mehrfach in Deutschland) Studium in Wien (Imm. 1465 II, mag. art. 1471 I, dr. med. 1476 II); wirkt in Melk 1489/90. MUW 1465 II, R 51: Georius Taler de Arensdorff, 4 gr. AFA III/1: Determ. 1467 II, Nr. 15418; Inceptio, 1470 II, Nr. 16201; Nennungen als mag. art. 1471 I–1476 I: Regenz 1471 I, Nr. 16487. AFA III/2: Regenz Nr. 16998, Nr. 17524, Nr. 17762 und Nr. 18096; Temptator, Nr. 17300; Exam. R. N., Nr. 17992. AFM II: 215: Reg. scol: Nr. 48, Inskription 1471 II; 165: Zulassung zum Bakk.Examen mit Dispens von fehlenden Vorlesungs-Zeiten und der Auflage, für den Grad eines dr. med. die Vorlesungen zweieinhalb Jahre eifrig zu besuchen 13. Sept. 1474; Examen und Determination 28. Sept. 1474; 208 f.: Reg. doct., Nr. 33 (auch unter Nr. 45 eingetragen) 18. Dez. 1476 (vgl. AFM I, 98: Reg. doct., Nr. 40, 16. Dez. 1476, und AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 61).
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AFM III: 1 f.: In der von Dekan Voberger angelegten Liste des Wiener Ärztekollegiums von 1489/90 an 7. Stelle genannt: Gregorius Taler de Arenstorff in Melico Austriae residet. Der in MUW 1465 II R 50 registrierte Georius Arensdorffer de Arensdorff ist mit Georius Taler de Arensdorf offenkundig nicht identisch; er ist zuletzt faßbar in AFA III/1, Nr. 15554, Determ. 1468 II. 30 Georgius Tannstetter (Danstetter, Tannsteter, Tansteter, Thanstetter), Collimitius (Colomitius) de Rain (Rain, Rgb. Schwaben, Bayern) Geboren Mitte April 1482 in Rain/Bayern; Universitätsstudium in Ingolstadt (Mathematik und Astronomie), als mag. Ingolstatensis in Wien 1502 II immatr.; rez. als mag. art. 1503 II; dr. med. 1513 I; art. und med. Dekan; Rektor ; Humanist, Kartograph, Astronom und Astrologe, führende Persönlichkeit der gelehrten »Sodalitas Collimitiana«; Rat der Kaiser Maximilian I. und Ferdinand I., Leibarzt der Kinder Kg. Ferdinands I.; ab 1531 im rittermäßigen Adelsstand; † 26. März 1535 Innsbruck. MUW 1502 II, R 34: Georgius Tansteter ex Rain mag. Ingolstatensis (ohne Angabe einer Gebühr); nachträglich: Rector anno 1512; von dritter Hand hinzugefügt: Doctor medicine. AFA IV: zur Responsion zugelassen, 3. Mai 1503, Nr. 23349; Receptio, 11. Nov. 1503, Nr. 23472; Nennungen als mag. art. 1504 II–1512 I: Aufnahme ins Consilium der art. Fakultät 1505 I, Nr. 24013; Temptator, Nr. 23951 und 25155; Assessor, Nr. 24802 und 25411; Exam. R. N., Nr. 24809 und 25506; Regenz, Nr. 24139 und 25466; art. Dekan 1512 I, Nr. 25653. AFM II: 224: genannt als dr. med. im Nachruf auf den befreundeten Iohannes Kuerrendorffer (Einschub zu 19. Nov. 1497). AFM III: 68: Georgius Tansteter Colomitius, art. lib. mag. Inskription am 10. Mai 1508; 84 f.: Ansuchen um Befreiung vom Bakk.– und Liz.– Examen aufgrund von Überlastung als Rektor, Dekan, Vizekanzler und Lektor ordinarius, etc. 14. März 1513; Med. Fakultät setzt das Liz.-Examen mit 11. April 1513 an; 87 f.: Rezeption der insignia doctoralia 11. Mai 1513 (vgl. AFM III, 307: Reg. doct., Nr. 84, 11. Mai 1513); Rektor 1512 II; Vizekanzler 1513 I. Viermal med. Dekan: 1514 I (als Collimitius Licoripensis und astronomiae professor ordinarius genannt, AFM III, 105), 1520 I, 1524 II, 1528 II (hat als Dekan nichts ins Aktenbuch eingetragen, siehe AFM III, 173 Anm. 2: fol. 107a – 107b sind leer geblieben); 1515 II Stellvertreter der Universität im Wiener Senat (Vienne in senatu locumtenens). Oktober 1517: involviert in das 2. Privileg Kaiser Maximilians I. für die med. Fakultät (AFM III, 122 f.).
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Februar 1532 bis März 1533: Kontroverse zwischen Tannstetter und der med. Fakultät wegen Andreas Perlacius, einem ehemaligen Schüler Tannstetters. Tannstetter wollte die Promotion verhindern und tatsächlich wurde Perlacius erst nach dem Tod Tannstetters zum bac. und lic. med. bzw. zum dr. med. promoviert 15./16. Nov. 1535 sowie 13. Sept. 1536 (AFM III, 179 – 192, 203, 208). Weitere Nennungen: AFM III, 89, 94, 103, 125, 128, 130, 137, 146, 148 f, 160 f, 172, 243 f. 12. Okt. 1512 als Dekan der art. Fakultät Kauf eines Hauses und Weingartens vor dem Stubentor zwecks Errichtung eines neuen Studentenspitals (QGStW II/4, Nr. 6004; siehe auch Perger, Universitätsgebäude, 102); Hinweis auf Stiftung (QGStW II/4, Nr. 6136, Dez. 1517) und Hausbesitz (QGStW II/4, Nr. 6261, Sept. 1522). Im Dez. 1518 mit Wilhelm Puelinger ans Krankenbett von Ks. Maximilian I. nach Wels gerufen (Hinweis darauf in AFM III, 141 zu 29. Jänner 1519 und Anm. 1); Leibarzt der Kinder Kg. Ferdinands I. nach dem Epitaph Tannstetters in Innsbruck (Epitaph auf dem dortigen Friedhof in deutscher Sprache, Holztafel, heute verschollen; Text und Hinweise bei Graf-Stuhlhofer, 37). Aus dem Text des Epitaphs geht nicht hervor, wie Graf-Stuhlhofer, 81, irrig annimmt, daß er auch Leibarzt von Ks. Maximilian I. und Kg. Ferdinand I. gewesen sei. In den Hofstaatsverzeichnissen beim Tod von Ks. Maximilian (1519) bzw. von Kg. Ferdinand (1527) wird Tannstetter nicht erwähnt (Fellner/Kretschmayr, Die Österr. Zentralverwaltung I. Abt. Bd. 2, 139 – 154). 1530 Übersiedlung nach Innsbruck, zu Beginn 1534 erkrankt; verheiratet mit Martha Werusin, drei Kinder : Elisabeth, Martha, Christian (AFM III, 201: Sohn Christiernus inskribiert an der Wiener med. Fakultät am 15. Sept. 1535). Wissenschaftshistorisch ist Tannstettser vor allem als Astronom und Kartograph von Bedeutung. † 26. März 1535 (AFM III, 200 f.) wohl in Innsbruck, jedenfalls dort begraben auf dem Friedhof neben der Spitalskirche (so Graf-Stuhlhofer, 37; Aschbach II, 274 gab an, er sei in Wiener Neustadt gestorben und dort begraben; vgl. AFM III, 168: Liste der 1526 in Wien residierenden Ärzte: D. G. Tanstetter, obiit anno 1536 in Martio). Der Friedhof in Innsbruck wurde 1856 aufgelassen und 1869 die Schleifung der Grabmäler durchgeführt (Zanesco, Friedhöfe im alten Innsbruck, 11). Lit.: Aschbach II, 271 – 277; Graf-Stuhlhofer, Tannstetter. 31 Godislaus de Polonia (Polen) In MUW nicht erwähnt. In AFA I – III nicht erwähnt.
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AFM II: 61: Mag. Godislaus de Polonia rezipiert als doctor Perusiensis (Perugia) 28. Juli 1453. Keine weitere Nennung. 32 Goswinus de Huenen (Duernen, Hoeven, Hueven) alias de Arnhem (Arnhem, Arnheim, Prov. Gelderland, NL) Nach Studium in Paris (mag. art. 1399, bac. med. 1404), in Wien 1412 als mag. art. et dr. med. rez.; Kanonikus der Diözese Utrecht; 1413 – 1419 med. Professor in Köln; ab 1419 in Heidelberg; genannt bis 1430 als Kanonikus der Diözese Zagreb. In MUW nicht erwähnt. In AFA I – III nicht erwähnt. Paris: a) Artistenfakultät: 1397 subdeterminavit dom. Goeswinus de Hoeven [sic!], pauper ; 1399 Inceptio; 1402 Regenz; 1403 Prokurator der anglikan. Nation (Auct. Paris I, Sp. 736, 799, 847 f., 871). b) Med. Fakultät: 1404 bac. med.; genannt bis 1406 (Auct. Paris I, Sp. 931) (Ernest Wickersheimer, Les m¦decins de la nation Anglaise (ou Allemande) de l’universit¦ de Paris aux XIVe et XVe siÀcles. In: Bulletin de la Soci¦t¦ FranÅaise d’Histoire de la M¦dicine 12 [1913] 285 – 344, hier 311, Nr. 39: Goswinus de Arenhem, 1397 – 1419; Ders.: Dictionnaire I, 210 f.). AFM I: 20 f.: Bitte als doctor novellus um Zulassung zum Liz.-Examen, 30. August 1412; rezipiert als dr. med. 30. Sept. 1412 (vgl. AFM I, 96: Reg. doct., Nr. 14, 30. Sept. 1412: venerabilis vir dominus Goswinus de Huenen alias de Arnhem, mag. art. et doct. med. necnon canonicus beate Marie Traiect. Leodiensis dyocesis; vgl. AFM III, 304: Reg. doct., Nr. 13, Goswinus de Duernen, zu 1412). Köln: Dez. 1412 Imm. in Köln, Goswinus de Huoeven, mag. art et dr. med., can. Quinque-ecclesiensis, Traiectensis dyocesis (ohne Gebühr). 1413 – 1419 med. Professor in Köln (Keussen, Matrikel I, 159, Nr. 96/4). Die erste Nachricht, verfaßt vom Dekan der Artistischen Fakultät zur ihrer Bibliothek in Köln 1418 lautet nach Keussen, Beiträge zur Geschichte der Kölner Universität, 319 f.: »Ein gewisser Dr. med. und mag. art. Parisiensis Goswin v(on) Buenen alias von Arnheim schenkte bei seiner Aufnahme in die Fakultät dieser 2 Bücher, die »Summa super tertio libro Sententiarum« des Alexander de Halis [Anm. 35: Wohl ein Bestandteil seiner »Summa universae theologicae«: Fabricius Bibl. lat. med. aevi I, 170] und die »Summa Guidonis in medicina [Anm. 36: Guy de Chauliac verfaßte ein »Inventorium artis chirurgicalis medicine«, das hier gemeint zu sein scheint]. Er knüpfte daran die Bedingung, die Bücher sollten in der Hand des zeitigen Dekans bleiben und einem jeden gegen ein hinreichendes Pfand ausgeliehen werden. Nach dem Tod des
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Geschenkgebers sollte die Fakultät verpflichtet sein, etwaige Schulden desselben zu bezahlen, soweit der Wert der Bücher bis auf 2 Gulden es zulasse. Dieser Betrag war offenbar die Aufnahmegebühr, um welche die Fakultät geprellt wurde; denn die Fakultätsannalen fügen dem Bericht über die Schenkung hinzu, dass der Doktor die Bücher zurückgefordert habe, ohne die 2 Gulden zu bezahlen« (siehe auch Hermann Keussen, Die Bibliothek der Kölner Artistenfakultät. In: Korrespondenzblatt der Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst 21 [1902] Sp. 108, Nr. 47). Heidelberg: Wintersemester 1418/1419 intituliert: Goswinus de Hueven alias de Arnhem, mag. art. et doctor in medicinis (Toepke I, 142). Bruder : Iohannes de Arnhem, mag. art., dr. med., bac. theol. (Imm. 1395, Keussen, Matrikel I, 65 sub n. 26, 11). Weitere Pfründenangelegenheiten: Meßpriester der Diözese Utrecht (RG III, Sp. 134, zu 1412, und RG IV, Sp. 884, zu 1430) und Kanonikus in Zagreb (RG IV, Sp. 1635, zu 1430). 6. Juli 1430 letzte Nennung (RG IV, Sp. 1635). Lit.: Wickersheimer, Dictionnaire I; Hermann Keussen, Die alte Universität Köln, Anhang, 479. 33 Gregorius Weger (Beger) de Vienna (Bienna, Wyenna), alias Gregorius Kundtstochk (Kunnttstokch) Studium in Wien (Imm. 1462 II, mag. art. 1470 I, dr. med. 1476 II); wirkt 1489/90 in Budapest. MUW 1462 II, A 35: Gregorius Weger de Wienna, 4 gr. AFA III/1: Determ. d. (dispensiert) 1466 I, Nr. 14935; nicht zur Inceptio zugelassen 1469 II, Nr. 15893 und 1470 I, Nr. 15901; Inceptio 1470 I, Nr. 15934; Nennungen als mag. art. 1470 I–1472 I: Regenz Nr. 16063, 16480; AFA III/2, Regenz 1472 I, Nr. 16993. AFM II: 215: Reg. scol., Nr. 43, Inskription 20. August 1470; 165: Zulassung zum Bakk.-Examen mit Dispens von fehlenden Vorlesungs-Zeiten und der Auflage, für den Grad eines dr. med. die Vorlesungen zweieinhalb Jahre eifrig zu besuchen 13. Sept. 1474; Bakk.-Examen und Determination 28. Sept. 1474; 208 f.: Reg. doct., Nr. 32 (auch unter Nr. 46 eingetragen) 18. Dez. 1476 (vgl. AFM I, 98: Reg. doct., Nr. 39: Mag. Gregorius Beger recepit insignia doctoralia 16. Dez. 1476; siehe auch AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 62, hier irrtümlich als Steffanus Weger bezeichnet). AFM III: 1 f.: In der von Dekan Voberger angelegten Liste des Wiener Ärztekollegiums von 1489/90 an 6. Stelle genannt: Gregorius Weger alias Kundtstochk, natione et studio Wiennensis, residet… (Ort nicht genannt). Fakultäts-Sitzung vom 18. Juni 1494: Mag. Gregorius Kunnttstokch de Buda,
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geboren in Wien, aber in Buda wirkend, der allgemein unter Weger bekannt ist, ist anwesend (AFM III, 25). Keine weitere Nennung. 34 Henricus Gratwol de Augusta (Augsburg, Rgb. Schwaben, Bayern) Studium in Ferrara, anschließend als art. et med. dr. univ. Ferrarensis Imm. in Wien 1480 I; Physicus in deutschen Städten; † 1507. MUW 1480 I, R 20: Mag. Henricus Gratwol, arcium et medicine doctor universitatis Ferrarensis, 4 sol. [den.]. Nur bei Schrauf (AFM III, p.VIII) erwähnt als »Mag. Henricus Gratwol, … der sich aber um die Wiener medicinische Fakultät auffallend wenig kümmerte«. Keine weitere Erwähnung in AFM II und III. In AFA nicht erwähnt. Aschbach II, 433 – 36: Gratwol nannte sich Henricus Euticus, humanistisches und medizinisches Studium; Dichter und Satyriker ; städtischer Physicus in Augsburg und Frankfurt/Main; »Wanderarzt« in deutschen Städten; Mitglied des gelehrten Freundeskreises »Sodalitas litteraria Danubiana« (Donaugesellschaft). † 1507 in Frankfurt/Main. 35 Henricus (Hainricus, Heinricus) Stoll de Hamelburg (Hammelburg, Rgb. Unterfranken, Bayern), civis Wiennensis Beginn des Studiums in Prag (bac. art. 1408), weiteres Studium in Wien ab 1409 I (mag. art. 1411 I, dr. med. 1420 II), art. und med. Dekan; Rektor ; Leibarzt von Hzg. Albrecht V; Bürger von Wien, † 1445. Prag: bac. art. 1408 (MUP I/1, 402). MUW 1409 I, R 6: Hainricus Stoll de Hamelburg, 2 gr. AFA I: 324: Rezeption als bac. art. Pragensis 25. Aug. 1409; 327 f.: bac. art. 22. Sept. 1409; 353: Zulassung zur Inceptio 15. Februar 1411; Nennungen als mag. art.: Regenz 1411 – 1415, Exam. S. N., Juni 1414 und Jänner 1416; Exam. R. N., Dez. 1415; Rh. Prok. 1416 II. MFJ I, 1414 I 15: mag. art. Henricus Stoll de Hamelburg. AFA II: Nennungen als mag. art. 1416 I-1420 I: Regenz Nr. 3275, 3425, 3654, 3801 und 3910; Präsentator der art. Fakultät Nr. 3974; Exam. R. N. Nr. 3618 und 3743; art. Dekan 1420 I. (artistischer Werdegang bei Kühnel, Heilkunde 93, nicht erwähnt). AFM I: 42: Zulassung zum Bakk.-Examen, August 1419 (vgl. 101: Reg. bac.,
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Nr. 16, ohne Datumsangabe); 44: Zulassung zum Liz.-Examen 2. Jänner 1421 (Kühnel, Heilkunde, 93, gibt als Liz.-Examen fälschlich den 6. Febr. 1423 an); 97: Reg. doct., Nr. 20, 23. Jänner 1421 (vgl. AFM III, 305: Reg. doct., Nr. 14); sechsmal med. Dekan: 1421 II, 1424 II (gewählt, obwohl er als Leibarzt von Hzg. Albrecht V. mit diesem in Mähren weilt; wird vertreten durch Iohannes Aygel [Prosop. II/48], AFM I, 61 f.), 1427 I (Dekansamt abgelehnt, an seiner Stelle wieder Iohannes Aygel gewählt, unter der Voraussetzung, daß Stoll die nächste Periode übernimmt, AFM I, 69), 1427 II, 1433 I (unter seinem Dekanat Beschluß, die Fakultäts-Statuten zu erneuern, AFM I, 87 f.), 1440 I, 1443 I; Rektor 1422 II. 1429 Fakultätsbeschluß, Stoll und drei Kollegen sollen beim Passauer Bischof Leonhard von Layming eine Bestätigung und Erneuerung der Fakultäts-Privilegien von 1406 (erhalten durch Bischof Georg von Hohenlohe, s. AFM I, 10) erbitten (AFM I, 74 f.); weitere Nennungen AFM I: 40, 57, 71, 73, 85, 98, 100. AFM II: 4: März 1436 gemeinsam mit dem Dekan bei Narcissus Herz von Berching, Vikar von St. Stephan, zwecks Erläuterung der für die Fakultät unklaren Intention der Dekretale »Cum infirmitas«. Dabei stellt der Vikar klar, daß die Ärzte vorrangig das Seelenheil der Patienten im Auge haben sollten und daher die Patienten vor der ärztlichen Behandlung zum Sakramentenempfang aufgefordert werden müßten. Sollten die Ärzte diesen Vorschriften nicht entsprechen, wird ihnen der Eintritt in die Kirche verwehrt. Die entsprechende Dekretale mit der zugehörigen Glosse soll öffentlich verkündet werden (siehe Kap. 2.6: Medizin im Spätmittelalter). Weitere Nennung AFM II, 232 (als Dekan genannt 1443 I). 1418 als Vertreter der Univ. Wien auf dem Konzil zu Konstanz; hier erwirkt er bei Papst Martin V. für den Rektor die geistliche Jurisdiktion (inklusive Kirchenbann) über die Universitäts-Angehörigen (Päpstliche Bulle vom 27. Mai 1420, publiziert in AFA II, 1424; Druck: Kink II, Nr. 25, S. 269 – 271). Pfründenangelegenheit: RG III, Sp. 287 zu 1414. Verheiratet mit Anna, der Witwe nach Niclas Verber (siehe Geyer-Sailer, 545 f., Nr. 1817, zu 1430); Testamentsvollstrecker für Ulreich den Gundloch (QGStW I/4, Nr. 4698, Nov. 1437); Hinweis auf Hausbesitz (QGStW I/4, Nr. 4051, Juni 1441). Probleme mit Geldschulden gegenüber der med. Fakultät: April 1441- Nov. 1445 (AFM II, 22, 24, 28 f., 32, 34 f.). † November 1445 (siehe AFM II, 258, Register); noch nach seinem Tod werden von Stolls Witwe zwei Gulden als Pfand eingefordert, 17. Juli 1446 (AFM II, 37 f.). Lit.: Aschbach I, 258 f.; Kühnel, Heilkunde, 93 f. ; Ders., Leibärzte, 19; Uiblein, Reg. 520 (Lit.).
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36 Hermannus Haym (Haim, Heym) de Rotenburga (Ratenburga, Rattenburga, Rottenburga) (Rothenburg ob der Tauber, Rgb. Mittelfranken, Bayern) Geboren um 1404? Studium in Wien (Imm. 1423 II, mag. art. 1441 I, dr. med. 1448 I), med. Dekan; Rektor ; Mitverfasser von zwei med. Sammel-HSS, geschrieben zwischen 1441 – 1461; † 1484. MUW 1423 II, R 83: Hermannus Heym de Ratenburga, 4 gr. AFA II: Zulassung zum Bakk.-Examen 1427 I, Nr. 5179; Determ. 1427 I, Nr. 5179; Inceptio 1440 II, Nr. 7782; Nennungen als mag. art. 1441 I–1446 I: Regenz Nr. 7921, 8905 und 9131. AFM II: 36: Zulassung zum Bakk.-Examen, Examen und am gleichen Tag Approbation 13. Mai 1446 (vgl. AFM I, 101, Reg. bac., Nr. 24, ohne Datumsangabe); 45: Zulassung zum Liz.-Examen 26. Februar 1448 (AFM II, XX, Nr. 6: Hinweis auf die vermutlich von Ebendorfer gehaltene Promotionsrede in München BSB clm 8482, fol. 214b), 46: dr. med. April 1448 (vgl. AFM I, 98: Reg. doct., Nr. 32, 22. Apr. 1448 und AFM II, 207: Reg. doct., Nr. 5, zu 1454); achtmal med. Dekan: 1449 II, 1460 I, 1464 I, 1469 II, 1475 I, 1479 II, 1482 II, 1483 II, Rektor : 1460 II, 1472 II. 18. November 1459: Die medizinischen Statuten werden entsprechend den Vorschriften verlesen in Anwesenheit der Doktoren und aller anderen FakultätsMitglieder (AFM II, 100); Hermannus Haym Mieter im Fakultäts-Haus um 9 Ung. Gulden pro Jahr (Juli 1474-Juli 1475, Juni 1479; im August 1480 um 8 Ung. Gulden pro Jahr, siehe AFM II, 164 – 169, 173). Unter seinem Dekanat 1483 II verlangten die Studenten eine »Anatomie«, die er jedoch mit allerlei Argumenten zu verhindern wußte (AFM II, 180 – 182, siehe Kap. 4.3: Anatomien). Weitere Nennungen: AFM II, 50, 101, 105, 116, 148, 170, 172, 178 f., 217. Mitverfasser von zwei med. Sammel-HSS (siehe Kap. 7: Medizinische Traktate). † 4. Juli 1484 (siehe AFM II, 183 … carnis debitum soluit … die Udalrici = 4. Juli) (vgl. Aschbach, I, 560 f., zitiert Matr. N. Rh.: Dom. Hermann. Haym de Rotenburg art. et med. doctor mortuus est Vienae in crastino S. Odalrici a. 1484 = 5. Juli 1484). Anerkennende Erwähnung post mortem 18. Juni 1494 (AFM III, 25). Lit.: Aschbach I, 560 f. (560, Anm. 5 zum Geburtsjahr : wohl geboren um 1404, nicht ganz eindeutig; siehe auch Herschel, Hermann Heim. In: Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, Neue Folge 9 [Nürnberg 1862] 270 f.). 37 Hermannus Lelle de Treysa (Traysa, Treisa) (Treysa, Rgb. Kassel, Hessen) Studium in Paris (mag. art. 1382); weiteres Studium in Wien ab 1384 II (um 1392 dr. med.); Mitverfasser der Statuten der artistischen (nicht der Medizinischen)
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Fakultät 1388 II; Kanonikus von St. Stephan/Wien um 1390; med. Dekan, Rektor ; † 1413. Paris: lic. und mag. art. 1380 – 82 (Auct. Paris. I, 587 – 89, 601, 617, 659). MUW 1384 II, 106: Mag. Hermannus Lelle de Traysa dt. 4 gr. AFA I: 4, Zeile 31: In der nach der Anciennität angeordneten, frühestens 1388 eingetragenen Liste der Magistri der Artistenfakultät (Nota nomina magistrorum secundum senium facultatis artium) an 17. Stelle genannt: Magister Hermannus de Treysa (dazu Uiblein, Mittelalterliches Studium, 95 – 100, hier 95); Mitglied des »Collegium ducale« 1385. Weitere Nennungen als mag. art. ab Sept. 1385 – Mai 1411: Examinator, März 1387 und August 1388; Receptor, Okt. 1387 und April 1389; beteiligt an der endgültigen Abfassung der Statuten der artistischen Fakultät, 8. Jänner 1389 (AFA I, 25; siehe auch Aschbach I, 125 f.). Kanonikus von St. Stephan/Wien um 1390 (Zschokke, 379 Nr. 43, zu 1387, hier als mag. art. und dr. med. genannt; QGStW I/4, Nr. 3692, zu 1413); als bac. med. und Kleriker der Diözese Mainz genannt (QGStW I/4, Nr. 3621, zu 1391); wohl 1392 dr. med. (s. MUW 1392 II, als Rektor und doctor in medicinis genannt; vgl. auch AFM I, 95: Reg. doct., Nr. 2, und AFM III, 304: Reg. doct., Nr. 6, zu 1399). Als Vertreter des Rektors Mag. Lambertus de Gelria genannt, 13. Febr. 1390 (AU I, fol. 22r); fünfmal Rektor : 1392 II, 1394 II (anstelle des ursprünglich gewählten Iohannes Petri Gallici [Prosop. I/20], siehe AFA I, 110 f.), 1398 II, 1406 II und 1410 II. AFM I: Med. Dekan: 1400 I (siehe AFM I, 95 und 99); Beteiligung an den wichtigen Fakultätsbeschlüssen vom 4. und 19. Jänner 1404, wie über das Verhalten der in Wien approbierten Mediziner gegenüber Kollegen, über Vorschriften die Studierenden betreffend und über die Einhaltung der Statuten (AFM I, 3 f.). Sept. 1413: aus Treysas Nachlaß werden silberne Gefäße für die Patrone der Mediziner, die Hl. Cosmas und Damian, erwähnt (AFM I, 24); weitere Nennung: AFM I, 17. Treysas Testament (QGStW I/4, Nr. 3693, 24. Aug. 1413) enthält detaillierte Angaben über Haus- und Weingartenbesitz, über seine Bücher, über diverse Stiftungen (auch die oben erwähnten Gefäße für den Altar der Hl. Cosmas und Damian) und die einzelnen Erben, darunter auch seinen Neffen Dietmar Hindernpach (Prosop. II/17); siehe auch QGStW I/4, Nr. 3832, 3833 und 3889, 1451 bzw. 1480; Hinweis auf Mess-Stipendien (QGStW I/4, Nr. 3698, 3702, 3704, zu Mai 1414 – Aug. 1415; siehe auch Gottlieb, MBKÖ I, 272). Die in der Literatur (Knapp, Literatur des Spätmittelalters. Literatur zur Zeit der habsburg. Herzöge, 33; Kühnel, Heilkunde, 43; Lackner, Wissen für den Hof, 44) referierte Mitwirkung Hermanns von Treysa an der Abfassung der Statuten
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der med. Fakultät trifft nicht zu. † 10. September 1413 (MGH. Necrol. V 326), begraben in St. Stephan/Wien (siehe QGStW I/4, Nr. 3889, April 1480, Anm. 3, und Senfelder, Medizinische Schule, 1046). Lit.: Göhler, 158 – 161, Nr. 61; Kühnel, Heilkunde, 20 f., 27, 29, 34, 38; Schrauf, Universität, 977 f.; Uiblein, Reg. 521 (Lit.); Wickersheimer I, 293 f. 38 Hermannus Poll de Vienna Nach Studium in Wien (Imm. 1388 I, mag. art. 1393 I) weiteres Studium in Pavia (dr. med. 1398) und Heidelberg (1399); rez. in Wien als dr. med. 1400 I, Leibarzt von Kg. Ruprecht von der Pfalz; wurde wegen angeblichen Vergiftungsversuches an Kg. Ruprecht von der Univ. Heidelberg 1401 ausgeschlossen und lebend gerädert; † nach 1401. MUW 1388 I, A 6: Hermannus Poll, 2 gr. AFA I: 41: Zulassung zum Bakk.-Examen 20. Dez. 1389; 91: Zulassung zur Inceptio, 11. Mai 1393; Nennungen als mag. art.: Regenz zu 1393 – 1396; Examinator 1395 I und II. Pavia: mag. Hermannus de Alamania dr. med. 1398 (Volta, De’ gradi accademici nello studio di Pavia 542). Nach Verlegung der Univ. Pavia nach Piacenza 1398 ging er nicht mit, sondern wandte sich nach Heidelberg (Heinrich Denifle, Die Entstehung der Universitäten des Mittelalters, 580, Anm. 1457). Heidelberg: Rezipiert als Mag. Hermannus Poll mag. art. et in med. dr. studii Papiensis, 16. Febr. 1399 (Toepke Matrikel I, 68, Anm. 2 und 3) – als erster eingetragen, sein Name später ausradiert, da man ihn bezichtigte, im Frühjahr 1401 einen Vergiftungsversuch an Kg. Ruprecht begangen zu haben, Ausschluß 3. Mai 1401 (Miethke, Die Rektorbücher der Universität Heidelberg. I, 49, Nr. 12; vgl. Thorbecke, Die älteste Zeit der Universität Heidelberg, 23, Anm. 52). Hermann Poll, Leibarzt von Kg. Ruprecht, soll von Galeazzo Visconti, der von Kg. Wenzel zum Herzog der Lombardei erhoben wurde und ein Gegner Kg. Ruprechts war, zu einem Vergiftungsversuch am König veranlaßt worden sein. Ritter ist aufgrund der Erzählung des florentinischen Gesandten Pitti der Meinung, daß dieses Ereignis eine florentinische Intrigue gewesen sei. Hermann Poll wurde jedenfalls lebend gerädert (Ritter, Die Heidelberger Universität, 270, Anm. 5). AFM I, 95: Reg. doct., Nr. 6, als dr. med. rezipiert, 5. Juni 1400, also noch vor dem Vorwurf der Vergiftung – keine weitere Nennung. Pfründenangelegenheit: Hermannus Poll mag. in art. als Kleriker in der Diözese Passau zu 1394 genannt (RG II, Sp. 514 f.).
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Prosopographie der Angehörigen der Wiener Medizinischen Fakultät 1377 – 1519
† gewaltsamer Tod durch Rädern, nach 1401. Uiblein, Beziehungen zur Universität Padua, 149, bezeichnet Hermann Poll als Wiener Bürgersohn. Lit.: Ritter, Die Heidelberger Universität, 270, Anm. 5; Uiblein, Reg. 521 (Lit.). 39 Hunoldus Pletenberchk (Pledtenberg) (Plettenberg, Rgb. Arnsberg, NordrheinWestfalen) Medizinstudium in Erfurt, danach in Wien (Imm. 1437 I, als lic. et dr. med. rez. 1438 II). MUW 1437 I, S 4: Mag. Hunoldus Pledtenberg, 34 den. In AFA nicht erwähnt. AFM II: 13 f.: als scol. med. Zulassung zum Bakk.-Examen 30. Aug. 1438; 15 f.: aufgrund seines Medizinstudiums in Erfurt Zulassung zum Liz.-Examen 26. Jänner 1439 (AFM II, XIX, Nr. 5: Edition (Auszug) der vermutlich von Ebendorfer gehaltenen Promotionsrede, nach München BSB clm 8482, fol. 180a). Keine weitere Nennung. Pfründenangelegenheiten: RG VI, Nr. 1850 und Nr. 2814 (zu 1452). 40 Iacobus Kellenberger (Kellenperg) Wiennensis Studium in Wien (Imm. 1466 II, Inceptio 1472 II), danach Studium an einer nicht genannten italienischen Universität; 1489/90 als dr. med. und Kanoniker mit unbekanntem Aufenthalt erwähnt. MUW 1466 II, A 11: Iacobus Kellenperg de Wienna, 4 gr. AFA III/1: Determ. 1468 II, Nr. 15551. AFA III/2: Inceptio 1472 II, Nr. 17156. AFM III: 1 f.: In der von Dekan Voberger angelegten Liste des Wiener Ärztekollegiums von 1489/90 an 13. Stelle genannt: Iacobus Kellenberger, nacione Wiennensis studio Italus, canonicus. Schrauf (AFM III, p. VII, Anm. 4) ergänzt dazu: »…mag als Domherr einen anderen Beruf ergriffen haben.« Kein Hinweis auf die Stätte seines Wirkens.
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41 Iacobus de Stokstal (Stochkstall, Stockstall, Stoczstal, Stokchstal, Stokkstal) bzw. Iacobus (Vectoris) de Niderstokchstal (de Inferiori Stokchstal) (Unterstockstall bei Kirchberg/Wagram, pol. Bez. Tulln, NÖ) Studium in Wien (Imm. 1407 I, mag. art. 1416 I, dr. med. 1423 I); med. Dekan; Verfasser eines Pesttraktes; † nach 1453. MUW 1407 I, A 34: Iacobus Vectoris de Niderstokchstal, 2 gr. AFA I: 297: Zulassung zum Bakk.-Examen 13. Okt. 1408; 410: Zulassung zum Liz.-Tentamen 2. Jänner 1414; 417: Zulassung zur Inceptio 18. März 1414. AFJ I, 1416 I 15: Iacobus de Inferiori Stokchstal, mag. art. AFA II: Nennungen als mag. art. 1416 – 1423 I: Regenz: Nr. 3284, 3434, 3807 und 4433. AFM I: 44: Iacobus Stokchstal Zulassung zum Bakk.-Examen 15. Dez. 1420; 45: Promotion zum bac. med. 8. Mai 1421 (vgl. 101: Reg. bac., Nr. 17, 8. Mai 1421); 53 – 55: Zulassung zum Liz.-Examen und Bewilligung, daß er gleichzeitig das Lizentiat und das Doktorat erhalte, 29. Jänner 1423; Liz.-Examen 6. Februar 1423 (vgl. 100: Reg. lic., Nr. 13, 6. Februar 1423); als in medicina licenciandus bezeichnet, innerhalb von drei Monaten werde er die insignia doctoralia erhalten, die dann in scolis, stationibus, processionibus getragen werden müssen, 13. März 1423 I (vgl. 97: Reg. doct., Nr. 22, 6. Sept. 1423, und AFM III, 305: Reg. doct., Nr. 21); med. Dekan: 1423 II. Verfasser eines Pesttraktates für das Stift Melk (siehe Kap. 7: Medizinische Traktate). Iacobus kann die erforderlichen Gebühren nicht zahlen und bittet wiederholt um Zahlungsaufschub (siehe AFM I, 45, 47, 50, 51, 60, 62, zu Mai 1421 – Okt. 1424). Weitere Nennungen: AFM I, 58, 80, 91, 93. AFM II, 8, 11 – 13, 17, 20, 22 (genannt bis Jänner 1442). † nach 27. Juli 1453 (letzte Nennung als Zeuge im Wahlinstrument des Melker Abtes, siehe Anselm Schramb, Chronicon Mellicense [Viennae 1702], 468 und Senfelder, Medizinische Schule, 1061 Anm. 2). Lit.: Kühnel, Heilkunde, 67 f.; Uiblein, Reg. 523 (Lit.). 42 Iacobus Tolcz (Tulcz) (Dolcz) de Roetlinga (Reutlingen, Ruedling, Ruedlinga, Ruedlingen, Rüdling) (Reutlingen, Rgb. Tübingen, Baden-Württemberg) Studium in Wien (Imm. 1422 II, mag. art. 1428 I, dr. med. 1433). MUW 1422 II, R 70: Iacobus Tulcz de Rotlinga, 4 gr. AFA II: Determ. 1424 II, Nr. 4688, Iacobus Dolcz de Ruedlingen; Inceptio 1427 II, Nr. 5256; Nennungen als mag. art. 1428 I – 1431 I: Regenz: Nr. 5376, 5564,
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5776 und 5950; Exam. S. N., Nr. 5832. AFM I: 84: Zulassung zum Bakk.-Examen, nach erfolgtem Examen Zulassung zur Determination 25. und 26. Okt. 1431; 88: Zulassung zum Liz.-Examen 14. Mai 1433; 97: Reg. doct., Nr. 27, Iacobus Tolcz Promotion zum dr. med. 1433 (keine Datumsangabe; vgl. AFM III, 305: Reg. doct., Nr. 26). Keine weitere Nennung. 43 Ioachimus de Watt (de Bat, Batt, Watter Gallensis), alias Vadianus de Sancto Gallo (St. Gallen, Schweiz) Geboren 29. Nov. 1484; Studium in Wien (Imm. 1501 II, mag. art. 1511 I, dr. med. 1517 II); Rektor 1516 II; poeta laureatus 1514; ab 1518 in St. Gallen (dort Stadtarzt, Stadtrat und Bürgermeister); Humanist, Poet und Reformator ; † 6. Mai 1551. MUW 1501 II, R 98: Ioachim von [sic!] Watt de Sancto Gallo, nachträglich eingefügt (ob vom Schreiber?) alias Vadianus, 29. den.; von anderer Hand ergänzt: rector an(no) 1517. AFA IV: Determ. 1503 II, Nr. 23569; Liz.-Tentamen 1508 I, Nr. 24765; Inceptio 1508 II, Nr. 24921; Nennungen als mag. art. 1511 I – 1515 I: Regenz: Nr. 25481 und 26006; Temptator, Nr. 25352; Exam. R. N, Nr. 25545 und 26159; Assessor R. N., Nr. 26283. 1514 von Ks. Maximilian I. in Linz zum poeta laureatus ernannt, erhält Lehrstuhl für Poetik am Collegium poetarum (1501 von Conrad Celtis gegründet). AFM III: 86: Mag. Ioachimus von [sic!] Watt alias Vadianus ex Sancto Gallo intitulatus est 13. Okt. 1513; 118: Wahl zum Rektor 13. Okt. 1516 (s. MUW II, 432: Ioachimus Vadianus Helveticus art. doct. et poeta a Caesare laureatus lectorque in poetica ordinarius de facultate medica); 120: Zulassung zum Bakk.Examen 16. Mai 1517; 122: Trotz mangelhaften Studiums und fehlender Disputationen Zulassung zum Liz.-Examen 2. Okt. 1517; 124 f.: Liz.-Examen 14. Okt. 1517; 128: Lizentiat und Rezeption der Doktor-Insignien 15. Nov. 1517 (vgl. 307: Reg. doct., Nr. 96); am 17. Nov. 1517 ins Consilium und Consortium der med. Fakultät aufgenommen; 138: Auftrag, die von der med. Fakultät neu konzipierten medizinischen Statuten in korrektes Latein zu übersetzen, 7. März 1518; weitere Nennungen: AFM III, 129, 134, 136. 1518 Rückkehr nach St. Gallen als Stadtarzt, 1521 Stadtrat und 1526 – 51 mehrmals Bürgermeister von St. Gallen, Reformator, verfaßt Bibelkommentare, befreundet mit Zwingli, läßt gegen Widerstand der Abtei St. Gallen die Reformation einführen, Präsident bei der Zweiten Zürcher Disputation (1523) und beim Berner Religionsgespräch (1528).
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† 6. April 1551 (St. Gallen). Lit.: Aschbach II, 392 – 409; Franz Graf-Stuhlhofer, Vadianus als Lehrer am Wiener Poetenkolleg. In: Zwingliana 26 (Zürich 1999), 93 – 98; Markus Ries, Vadian (v. Watt), Joachim. In: LThK 10 (32006), Sp. 507 f.; Vadian-Studien, hrsg. vom Historischen Verein Kanton St. Gallen, 17 Bde. (St. Gallen 1945 – 2006). 44 Iodocus (Iudocus) Puechamer (Buchamer, Puchaymer, Puechaimer, Puehamer) de Werdea Swevicali (Bardea Svevicali) (Donauwörth, Rgb. Schwaben, Bayern) Studium in Wien (Imm. 1497 I, Determ. 1499 I, art. lic. 1502 II), Medizinstudium an einer nicht genannten Universität; März 1512 zur Repetition als dr. med. in Wien zugelassen. MUW 1497 I, R 118: Iodocus Puechaimer de Bardea Svevicali, 4 gr. AFA IV: Determ. 1499 I, Nr. 22487. Keine weitere Nennung. AFM II: 224: genannt als dr. med. im Nachruf auf den befreundeten Iohannes Kuerrendorffer (Einschub zu 19. Nov. 1497). AFM III: 38: als artium licentiandus inskribiert 7. Februar 1503; 80 f.: Zulassung zur Repetitio aufgrund seines Medizinstudiums an einer nicht genannten Universität und Vorlage seiner Zeugnisse 27. März 1512 (vgl. 307: Reg. doct., Nr. 83, nach 1507), 85: in das Consilium facultatis aufgenommen 15. März 1513; weitere Nennungen: AFM III, 84 f., 87, 94, 104, 109, 125 (erwähnt bis 1517 II). 45 Iohannes Dornhofer (Dorndorffer) de Lauff (Lawff, Loff) (Lauf, Rgb. Freiburg, Baden-Württemberg oder Lauf an der Pegnitz, Rgb. Mittelfranken, Bayern) Studium in Wien (Imm. 1508 II; keine Erwähnung in AFA; dr. med. 1513 I). MUW 1508 II, R 23: Ioannes Lauff de Lauff, 80 den. In AFA II – IV nicht erwähnt. AFM III: 75: Iohannes de Lauff, Inskription 24. Nov. 1508; 85: Iohannes Loff Zulassung zum Bakk.-Examen, am gleichen Tag Examen und Promotion zum bac. med. 20. März 1513; 87: Ioannes Dornhofer de Lauff (Dornhofer korrigiert statt Alberti) Zulassung zum Liz.-Examen, aus Gründen der Armut Dispens von öffentlichen Responsionen, am gleichen Tag Promotion zum lic. med. 20. April 1513; 90: Bitte des Lizentiaten Iohannes Dornhofer de Lauf (nach Dornhofer getilgt Alberti) um Rezeption der insignia doctoralia 27. August 1513; 94: Iohannes Dorndorffer de Lawff Rezeption der insignia doctoralia 26. Sept. 1513
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(vgl. 307: Reg. doct., Nr. 89, Iohannes Dornhofer ex Lauff). Keine weitere Nennung. 46 Iohannes Aldhans (Althanns) de Goltperg (Goldberk, Goldperg, Goldsperkch, Golspergk) (Goldberg in Mecklenburg-Vorpommern oder Goldberg, Niederschlesien, heute Złotoryia, Polen) Studium in Wien (bac. art. 1443 II, mag. art. 1452 I, dr. med. 1469 I), † 1469/70 (?) In MUW nicht erwähnt. AFA II: Determ. 1443 II, Nr. 8630, Iohannes de Goldsperkch. AFA III/1: Inceptio 1450 II, Nr. 10436; Nennungen als mag. art. und Regenz 1452 I – 1468 I: Nr. 11041, 12519, 12918 und 15468; Exam. U. N. 1456 II – 1467 I: Nr. 12358, 13291, 13809, 14465 und 15216. Matr. U. N.: Iohannes de Goldberg als mag. genannt: Iohannes de Goltperg, Proc. U. N., 1458 II und 1467 II; substitutus in procuratorem 1461 I. AFM II: 79: Inskription 30. April 1455; 109 f.: Bakk.-Examen 1462 I (vgl. 210: Reg. bac., Nr. 6, ohne Datumsangabe); 134: Lizentiats-Examen 30. Nov. 1467; 147: Der Bitte um gleichzeitige Promotion zum lic. med. und Rezeption der insignia doctoralia wird stattgegeben 11. Juli 1469 (vgl. 208: Reg. doct., Nr. 25, 1469, und AFM III: 306: Reg. doct., Nr. 54, vor 1507); 151: letzte Nennung als in Wien nicht anwesend 20. Dez. 1469. † nach 11. Juli 1469, begraben in Melk: obiit (ohne Datumsangabe) sepultus in Melico (AFM II, 208, Reg. doct. Nr. 25). Lit.: Schrauf, Matr. U. N., 433 (Reg.). 47 Iohannes Aicher (Aecher, Aycher, Eycher) de Wolkerstorff (Volkinstorff, Volknstorff, Walkersdorff, Walkhendorff, Wolckenstorff, Wolkenstorff) (Wolkersdorf, pol. Bez. Mistelbach, NÖ) Studium in Wien (Imm. 1500 I, mag. art. 1505 I, dr. med. 1517 II), † 1527. MUW 1500 I, A 20: Ioannes Aecher de Wolkerstorff, 4 gr. AFA IV: Determ., 1501 II, Nr. 22915, Iohannes de Walkhendorff; Inceptio, 1503 II, Nr. 23538, Iohannes Aicher, Wolkerstorff; Nennungen als mag. art. 1505 I-1514 II: Regenz 1505 I – 1514 I: Nr. 24161, 24480, 25467 und 25996; Konventor der Bruckburse, Nr. 24326 und 24345; Exam. S. N., Nr. 24949 und 25603; Exam. A. N., Nr. 26158; Temptator, Nr. 25571; Aufnahme ins Consilium der artistischen Fakultät, Nr. 25197. AFM III: 86: Iohannes Aycher de Wolckenstorff Inskription 13. Okt. 1513; 120:
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Zulassung zum Bakk.-Examen und Promotion am gleichen Tag 17. August 1517; 122: Trotz mangelhaften Studiums und fehlender Disputationen Zulassung zum Liz.-Examen 2. Okt. 1517; 125: Examen und Promotion zum lic. med. 15. Okt. 1517; 128: Lizentiat und Rezeption der insignia doctoralia 15. Nov. 1517 (vgl. 307: Reg. doct., Nr. 97); am 17. Nov. 1517 ins Consilium und Consortium der med. Fakultät aufgenommen; Iohannes Aicher erwähnt in der Liste der 1526 in Wien residierenden Ärzte (AFM III, 168); weitere Nennung: AFM III, 169. † 13. Sept. 1527: Dr. Iohannes Aycher moritur anno 1527 die 13. Septembris (AFM III, 176). 48 Iohannes Aygel (Aigel, Aigl, Aygell, Aygl) bzw. Iohannes de Kornnaewnburga (Charenneuburga, Newburga) (Korneuburg, NÖ) Beginn des Studiums in Wien (Imm. 1404 II, mag. art. 1408 I), danach in Padua (dr. med. 1410); in Wien rez. als dr. med. 1412 I; med. Dekan, Rektor, Superintendent; Verfasser eines Pesttraktates; † 1436. MUW 1404 II, A 17: Iohannes de Kornnaewnburga, 2 gr. AFA I: 256: Zulassung zum Bakk.-Examen 13. Okt. 1405; 286: Zulassung zum Liz.-Examen 20. Febr. 1408; Nennungen als mag. art.: Regenz 1408; 312: Seiner Bitte um Dispens wegen seines Medizinstudiums wird stattgegeben 19. März 1409. Padua: Iohannes de Vyenna art. dr. anwesend 1410; Iohannes Aygel de Choernveromburga dr. med. Padua 1410; Schüler Galeazzos de Santa Sofia. (Zonta-Brotto, Acta gymn. Patav. Nr. 74, 105). AFA I: 358 und 363: Med. Fakultät verweigert Aygel die Aufnahme ohne Angabe von Gründen, 10. Mai und 3. August 1411; 464 f.: Deputierter für die medizinische Fakultät am Konzil zu Konstanz, 16. Jänner 1416. AFM I: 16: Iohannes Aygel de Newburga Zulassung zur Repetitio eines Canons (von Avicenna?) und zur Disputation 17. Okt. 1410; 17: Aygels Bitte um Aufnahme in die Fakultät wird stattgegeben 24. März 1411 (Absatz im Original getilgt); 20: rezipiert als dr. med. 3. August 1412 (vgl. AFM I, 96: Reg. doct., Nr. 12, 3. August 1412, und AFM III, 304: Reg. doct., Nr. 10). Zwölfmal Med. Dekan: 1413 I, 1413 II, 1416 I, 1417 I, 1419 I (bei Aschbach 1419 II), 1420 II, 1422 II, 1425 I, II, 1427 I (Aygel übernimmt anstelle von Henricus Stoll [Prosop. II/35] das Dekansamt unter der Voraussetzung, daß dieser die nächste Periode übernimmt, AFM I, 69; bei Aschbach und Locher nicht genannt) 1430 II, 1434 I; Vizedekan 1418 I und 1424 II (da der gewählte Dekan Henricus Stoll mit Herzog Albrecht V. in Mähren weilt); Rektor 1412 II; Superintendent der Universität 1421 II. 1417 kann Aygel die Rangstreitigkeiten zwischen Medizinern und Juristen zu
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Prosopographie der Angehörigen der Wiener Medizinischen Fakultät 1377 – 1519
Gunsten der Mediziner lösen (AFM I, 35 – 38); Juni 1424 Fakultätsbeschluß, Aygel und Dekan Iohannes de Paumgarten (Prosop. II/65) mögen etwaige Mängel an der domus facultatis inspizieren und entscheiden, ob sie behoben werden sollen (AFM I, 57). 1429 Fakultätsbeschluß, Aygel und drei Kollegen sollen beim Passauer Bischof Leonhard von Layming eine Bestätigung und Erneuerung der Fakultäts-Privilegien von 1406 (erhalten durch Bischof Georg von Hohenlohe, AFM I, 10) erbitten (AFM I, 74 f.); weitere Nennungen: AFM I, 19, 39 f., 45, 48 f., 51, 53, 55, 58, 63, 66, 68, 72, 80, 83, 85, 87 f., 90, 94, 97, 100. AFM II: 2: Ernennung zum Lector anathomie 16. Februar 1436 (Aschbach I, 325, seine Bemerkung, daß sich Aygel besonders für die Anatomien eingesetzt habe, ist aus den AFM nicht zu belegen, da zwischen 1418 und 1444 keine Anatomie verzeichnet ist). Verfasser eines Pesttraktates (siehe Kap. 7: Medizinische Traktate). Hinweis auf das Testament seiner Ehefrau Dorothea von 1425 bei Uiblein, Reg. 524 (der entsprechende Bd. 5 der Edition Jaritz/Neschwara, Wiener Stadtbücher 1395 – 1430 ist derzeit in Vorbereitung); Mitglied einer Bruderschaft (QGStW II/2, Nr. 2249, Mai 1425); vermögender Mediziner : Hinweis auf Haus- und Weingartenbesitz (QGStW III/2, Nr. 2705 und II/2, Nr. 2536, zu Mai 1414 und Aug. 1435); Hinweis auf Erbe an seine Tochter Katharina, Ehefrau von Mertt Schrott (QGStW II/2, Nr. 3350, und II/3, 5411, zu Februar 1450 und Juni 1491). † 14. Juni 1436: Anno domini 1436 14. idus Junij obiit egregius arcium et medicine doctor magister Iohannes Aigl de Newnburga pater et dominus meus dilectissimus, cuius anima cum sanctis requiescat animabus (CVP 5480, fol. 106b, am Ende der Schrift des Iohannes de Saxonia »De sterilitate«, danach Senfelder, Die ältesten Pesttraktate der Wiener Schule. In: Wiener klinische Rundschau 12 [1898] 8 Anm. 11). Lit.: Kühnel, Heilkunde, 63 – 66; Senfelder, Medizinische Schule, 1061; Uiblein, Reg. 524 (Lit.). 49 Iohannes Cesar (Cesaris, Zesar, Zesaris) de Ungaria, alias Iohannes Cesar de Lugos (Lugas, Lugaz) de Ungaria (Lugos, historische Region Banat, heute Lugoj, Kreis Timis¸, Rumänien) Studium in Wien (Imm. 1394 II, mag.art. 1399 I, lic. med. 1410 II). MUW 1394 II, H 13: Iohannes de Lugas, 2 gr. AFA I: 120: Iohannes de Lugaz Zulassung um Bakk.-Examen 14. Juni 1395; 166 f: Iohannes Cesar Zulassung zum Liz.-Examen 4. Jänner 1399; 167 f.: Iohannes Cesar de Lugas, lic. art. Zulassung zur Inceptio 6. April 1399; Nennungen als
Prosopographie II
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mag. art: Regenz: 1399, 1401 – 1407, 1409 und 1410; Consiliarius U. N., 1399 II, 1402 – 1405, 1407 – 1409; Exam. U. N., 1399 I, 1399 II, 1400 II, 1401 I und II, 1402 I–1410 II; Procurator U. N., 1404 II; genannt bis August 1411. AFM I: 101: Reg. bac., Nr. 9, Mag. Iohannes Cesar de Ungaria, ohne Jahresangabe; 99: Reg. lic., Nr. 7, Mag. Iohannes Cesar, 24. März 1411. Promotion von Iohannes Cesar zum lic. med. nach der als Autograph überlieferten Promotionsrede des Vizekanzlers der Universität Michael Suchenschatz, Prof. der Theologie, vom 1. April 1411 (CVP 4319 f. 253r–258v, Hinweis in AFA I 364, Anm. 54). Nicolaus Aichberger de Fürstenfeld (Prosop. II/97) behauptet, daß Iohannes Cesar zu Unrecht zum lic. med. promoviert worden sei (3. August 1411), worauf Nicolaus aus der med. Fakultät ausgeschlossen wird (AFM I, 17 f.). AU I: als lic. med. 1411 und 1413 genannt, keine späteren Belege. Mit dem 1429/30 belegten Kleriker Iohannes Cesar (Familiaris des Bischofs von Conserans, Department AriÀge, S-Frankreich) ist er offenkundig nicht identisch (RG IV/2, Sp. 1723). Lit.: Schrauf, Magyarorszgi Tanulûk, 17, 159 f., 284; Uiblein, Reg. 526 f. (Lit.). 50 Iohannes Cuspinianus bzw. Spieshaym (Spiesham, Spieshaymer, Spießheimer) Sweynfordensis (Schweinßfurt) (Schweinfurt, Rgb. Unterfranken, Bayern) Geboren Okt. 1473 bei Schweinfurt; nach Studien in Leipzig und Würzburg Imm. an der Wiener med. Fakultät 1493 II, dr. med. zw. 1499 April und 1500; med. Dekan, Rektor, kaiserlicher Superintendent der Universität Wien, Consiliarius von Ks. Maximilian I.; herzoglicher Rat und Stadtrat von Wien; Mitglied der Donaugesellschaft; Humanist, Diplomat, Gelehrter ; † 19. April 1529. Leipzig: Imm. 1490 SS: Iohannes Spiesham de Schweinfart (Erler, I, 375, Nr. 83). Würzburger Domschule 1491/92; von Ks. Maximilian I. zum Dichter gekrönt, 7. Dez. 1493. MUW 1493 II, R 4: Iohannes Spieshaym Sweynfordensis, dedit 24 den. Rhein. Matrikel fol. 196v : April 1496: Doctor Iohannes Cuspinianus francus orientalis ex Schweinßfurt, poeta manibus Maximiliani regis Romanorum laureatus, lector artis oratorie, dt. 24 den. AFM II: 209: Reg. doct., Nr. 50, Iohannes Cuspinianus Schweynfordensis, poeta regie Maiestatis manibus aureatus inscriptus 14. Mai 1494 (vgl. AFM III, 307, Reg. doct., Nr. 74); weitere Nennungen: AFM II, 210, 225, 229. AFA IV: Nennungen als art. et dr. med. 1501 II–1507 II: Superintendent der Universität, Nr. 22835, Nr. 23142 und Nr. 23889; Deputierter der Universität, Nr. 23516; Ratgeber des Kanzlers, Nr. 24651 und Nr. 24667; weitere Nennungen
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Prosopographie der Angehörigen der Wiener Medizinischen Fakultät 1377 – 1519
im Rahmen der artistischen Fakultät Nr. 22837, Nr. 23757, Nr. 23900, Nr. 23947 und Nr. 24649. Rektor 1500 II (Francus orientalis, philosophiae et med. doctor, poeta manibus divi Maximiliani Rom. regis laureatus Vienne in exequiis imperatoris). Viermal med. Dekan: 1501 I, 1502 I, 1506 I, 1511 I; Vizekanzler 1513 I; Consiliarius von Ks. Maximilian: 1513 I und 1515; landesfürstlicher Superintendent von 1501 bis zu seinem Tod; weitere Nennungen: AFM III, 35 f., 39 f., 43 – 45, 61, 64, 83, 87, 89, 93, 102, 106, 108, 121, 126 (genannt bis 1517). Cuspinian und die med. Fakultät erfolglos im Kampf gegen die Empiriker : Rede vor Kaiser Maximilian I. in Ybbs/Donau am 7. Dez. 1500 (AFM II, 230, Anm. 1: Oratio Cuspiniani ad Maximilianum I. Imperatorem pro impetrando privilegio contra empyricos deest…) und Schreiben an den Stadtrat von Wien am 22. Juli 1504 (AFM III, 53 – 55). Erwähnung in der Liste der 1526 in Wien residierenden Ärzte (AFM III, 168). Besitzer von Landhäusern, Villen, Weinbergen und Gärten: Hinweis auf Hauskauf (GQStW II/4, Nr. 6087, Sept. 1515); Erzherzog Ferdinand I. belehnt Cuspinian mit einem Hof, gelegen bei Wien (GQStW I/5, Nr. 5229, Aug. 1522); Cuspinian als Schiedsrichter zwischen Heiligen-Geist-Spital und dem Wr. Bürger Johann Rheil (QGStW I/10, Nr. 17996, Nov. 1524). † 19. April 1529 (AFM III, 175: Dr. Ioannes Cuspinianus, poeta, superintendens universitatis, prefectus urbis Viennensis, moritur anno 1529 die 19. Aprilis; vgl. AFM III, 168: obiit 1529 ante Thurcae obsidionem), begraben in St. Stephan (genannt werden seine beiden Ehefrauen Anna, die Mutter der sieben Kinder, und Agnes), Grabmal in St. Stephan (siehe Abbildung 10 im Anhang). Lit.: Hans Ankwicz-Kleehoven, Der Wiener Humanist Johannes Cuspinian (1959); Aschbach II, 284 – 309; Braun, Diss. 34 – 42; Karajan, Cuspinians Tagebuch, 397 – 416; Stelzer, Cuspinianus (Spieshaymer) Johannes. In: Franz Josef Worstbrock (Hrsg.), Deutscher Humanismus 1480 – 1520. Verfasserlexikon 1 (2008), Sp. 519 – 537. 51 Iohannes Enzianer (Enczianer, Ennzianer, Entzianer, Entzyaner) ex Ueberlingen (Uberling) (Überlingen, Rgb.Tübingen, Baden-Württemberg) Studium in Wien (Imm. 1497 II, mag. art. 1502 I, dr. med. 1508 I), med. Dekan, Rektor, Superintendent, Armenarzt von Wien und Inspektor des Krankenhauses, Consiliarius von Ks. Ferdinand I., † 1553. MUW 1497 II, R 74: Ioannes Ennzianer ex Ueberlingen, 4 gr. (nachträglich hinzugefügt: doctor medicine). AFA IV: Inceptio 1501 II, Nr. 22880; Nennungen als mag. art. 1502 I–1505 I: Regenz: Nr. 23122 und Nr. 24152; Prokurator für einen Studenten, Nr. 23001.
Prosopographie II
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AFM II: 224: genannt als dr. med. im Nachruf auf den befreundeten Dr. Kuerrendorffer (Einschub zu 19. Nov. 1497). AFM III: 35: Inskription 19. April 1502; 64: Bitte um Zulassung zum Bakk.Examen; Zulassung und Promotion zum bac. med. trotz fehlender verpflichtender Lektionen und nach dem Versprechen, erst nach dem Erhalt der Lizenz auch zu praktizieren 6. April 1508; 69 f.: Bitte um Zulassung zum Liz.-Examen; trotz mangelhaften Studiums und nach reiflicher Überlegung der Fakultät dispensiert und zum Liz.-Examen zugelassen 23. August 1508; nach erfolgtem Versprechen in die Hand des Dekans, daß er den Anweisungen für das medizinische Praktikum dem von ihm gewählten Doktor Folge leisten werde, Liz.Examen bestanden 4. Sept. 1508 (vgl. 307: Reg. doct., Nr. 81, nach 1507); Aufnahme ins Fakultäts-Kollegium 13. Okt. 1508. Siebenmal med. Dekan: 1509 II, 1512 II, 1518 I, 1520 II, 1528 I, 1534 I, 1537 II (bereits am 27. Sept. 1537 ernannt, da der Vorgänger im Amt, Leopold Jordan [Prosop. II/83], verstarb, AFM III, 212); Superintendent 1536 I (AFM III, 204); Rektor : 1540 II und 1541 I (MUW III, 66 f., hier als Consiliarius und Physikus von Ks. Ferdinand I. genannt). Enzianer involviert in das 2. Privilegium Kaiser Maximilians I., Okt. 1517 (AFM III, 122 f.). 1526 I: Enzianer kauft die Brandruine des Fakultätshauses (Kaufbrief vom 26. Mai 1526, AFM III, 164 – 67); erwähnt in der Liste der 1526 in Wien residierenden Ärzte (AFM III, 168). 1. Jänner 1527 zum Armenarzt und Inspektor des Krankenhauses gewählt (AFM III, 169); neuerliche Verpflichtung zum Krankenhausdienst 18. Jänner 1534 (AFM III, 195); weitere Nennungen: AFM III, 87 f., 94, 109, 117, 134 – 139, 146, 149, 160, 172, 175, 177 f., 189, 191, 201 f., 207 – 209, 212 f., 220 f., 224, 239, 243 f., 247, 249, 257 (genannt bis Okt. 1552). Hinweis auf Hausbesitz in Biedermannsdorf (QGStW I/5, Nr. 5300, August 1536). † 15. November 1553 (AFM III, 260: mortuus est praestantissimus vir D. Iohannes Enzianer, qui ad 40 annos in facultate nostra claruit). 52 Iohannes Flechtner (Flechner, Flechter, Flecter, Flechttner) de Hirsperg (Hersbergk, Hiersperg, Hirsberg) (Hirschberg, wahrscheinlich Hirschberg im Riesengebirge, Niederschlesien, heute Jelenia Gûra, Polen) Imm. in Wien als Bakkalar der Universität Preßburg 1473 I; mag. art. 1475 I; als doctor alterius universitatis ins Fakultäts-Kollegium aufgenommen 1497 I. MUW 1473 I, H 14: Iohannes Flechtner de Hirsperg bacc. Histropolensis, 4 gr. Matr. U. N.: 1473 I Flechttner de Hirsperg, bacc. univ. Histropolensis (Preßburg). AFA III/2: Iohannes Flechtner, bac. art. Responsion erhalten, 1473 I, Nr. 17243;
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Prosopographie der Angehörigen der Wiener Medizinischen Fakultät 1377 – 1519
Inceptio 1474 II, Nr. 17605; Nennungen als mag. art. 1475 I–1476 I: Regenz: Nr. 17795 und Nr. 18130. AFM II: 216: Reg. scol., Nr. 63, Iohannes Flechtner de Herspergk Inskription 30. Juli 1476; 222 f.: 2. Aug. 1497 als doctor alterius universitatis ins FakultätsKollegium aufgenommen. Keine weitere Nennung. Lit.: Schrauf, Matr. U. N., 428 (Reg.). 53 Iohannes Gastgeb Melicensis (Medlicum, Melico) (Melk, NÖ) Studium in Wien (Imm. 1502 II, mag. art. 1509 I, dr. med. 1513 I), med. Dekan, Rektor, Armenarzt April 1536; † 1542. MUW 1502 II, A 6: Iohannes Gastgeb ex Melico, 29 den. (nachträglich hinzugefügt doctor medicine). AFA IV: Determ. 1505 II, Nr. 24359; Liz. Tentamen 1508 I, Nr. 24773; Inceptio 1508 II, Nr. 24918; keine weitere Nennung in AFA IV. AFM III: 77 f.: Inskription als mag. art. 25. Juli 1509; 89: Examen und Promotion zum bac. med. (18. Juli) und Determination 26. Juli 1513; 91 f.: Examen und Promotion zum lic. med. 5. Sept. 1513; 94: Rezeption der insignia doctoralia 26. Sept. 1513 (vgl. 307: Reg. doct., Nr. 90). Fünfmal med. Dekan: 1516 II, 1523 II, 1529 II, 1532 I, 1535 I; Rektor 1534 II. Okt. 1517 involviert in das 2. Privilegium Kaiser Maximilians I. (AFM III, 122 f.); 30. Dez. 1517: Vorsprache gemeinsam mit den Kollegen Iohannes Neumann de Vienna (Prosop. II/64), Iohannes Pilhamer (Prosop. II/67) und Iohannes Praun (Prosop. II/68) beim Wiener Senat wegen Unterstützung gegen die Empiriker, aufgrund der im 2. kaiserlichen Privileg für die med. Fakultät verliehenen Rechte (AFM III, 131). 18. April 1536: Ernennung zum Armenarzt für ein Jahr (annuus medicus pauperum). Er übernahm dieses Amt anstelle von Iohannes Pilhamer (Prosop. II/ 67), der wegen seiner zahlreichen Ämter an der Universität und in der Stadt Wien diese Funktion nicht ausüben konnte (AFM III, 205); weitere Nennungen: AFM III, 90 f., 104 f., 109, 136 f., 146, 149, 175, 178, 185, 189, 191 f., 201, 206 f. (genannt bis 1536). Genannt als Testamentsvollstrecker im Testament des Steffan Maus von Gunderstorff, Priester und baccalaureus formatus (QGStW I/5, Nr. 5324, Mai 1541). † 1542 in Eggenburg (NÖ): Dr. Ioannes Gastgeb obiit anno 1542 in fuga Thurcarum et crudelissima peste in Egenburgio Austriae (AFM III, 168: Liste der 1526 in Wien residierenden Ärzte).
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54 Iohannes Halbhaewer (Halphawer) de Hamelburg (Hamelbuergk, Hamelburch, Hamelpurck) (Hammelburg, Rgb. Unterfranken, Bayern) Studium in Wien (Imm. 1402 II, mag. art. 1407 I), danach Studium in Padua (lic. et dr. med. 1412); rez. in Wien 1412 II; med. Dekan; Leibarzt von Ks. Sigismund; Propst von Preßburg; † um 1460. MUW 1402 II, R 37: Iohannes de Hamelburch, 2 gr. AFA I: 230: Zulassung zum Bakk.-Examen 6. Juli 1404; 269: Zulassung zum Liz.Tentamen 3. Jänner 1407; 275: Zulassung zur Inceptio 15. März 1407; Nennungen als mag. art: Regenz: 1407 – 1410; Exam. Rh. N., 1407 und 1409; genannt bis 1414 I. Padua: Mag. Iohannes (Halphawer) (Henrici) de Hamelburg(a) in Padua 1411, lic. med. 1412, Promotion zum dr. med. 26. Juli 1412 (Zonta-Brotto, Acta gymn. Patav. Nr. 204, 252, 307). AFM I: 21: als neu hinzukommender Doktor Zulassung zur Disputation zwecks Aufnahme in die medizinische Fakultät (21. Nov.) und Rezeption als dr. med. 8. Dez. 1412 (vgl. 96: Reg. doct., Nr. 15, und AFM III, 305: Reg. doct., Nr. 14). 30. Sept. 1413: Ermahnung durch den Dekan, er möge die Fakultät und ihre Doktoren nicht weiter verleumden, andernfalls müsse er zurecht gewiesen werden (AFM I, 24). 17. April 1414: Wahl zum medizinischen Dekan unter bestimmten Auflagen: Eid, daß er 1) keine Fakultätsgeheimnisse preisgeben werde, 2) in jeder Universitäts-Versammlung sich um die Stellung der Doktoren und Lizentiaten kümmern und 3) nicht durch irgendeine Neuerung etwas gegen die Fakultät oder einen ihrer Doktoren unternehmen wolle. Wegen Abwesenheit vorzeitige Ablöse durch Ulrich Grünwalder (Prosop. II/124) bereits am 5. Mai 1414 (AFM I, 25). 28. August 1414: Ansuchen um Dispens von der Verpflichtung, im folgenden Jahr Vorlesungen zu halten. Seinem Ansuchen wird stattgegeben, da er verspricht, bei seinem Wiederkommen zu lesen (AFM I, 27); Jänner 1419: Iohannes agiert als Fürsprecher für Mag. Sebaldus de Ravenspurg (Prosop. II/113), der widerrechtlich in Wien praktizierte (AFM I, 41); weitere Nennung: AFM I, 53. Anwesenheit beim Konzil in Konstanz: 1415 als Iohannes Himmelburg genannt und zum 27. April 1415 als Iohannes de Hamelburg erwähnt (Girgensohn, Die Universität Wien und das Konstanzer Konzil, 269 und Anm. 116); in Konstanz auch Okt./Nov. 1416 (AFM I, 33): Schreiben des Dekans an Iohannes von Hammelburg, er möge sich über die Consuetudines der anderen Universitäten informieren. Als Leibarzt von Ks. Sigismund (phisicus et familiaris Sigismundi Romanorum imperatoris) genannt (RG V, Sp. 4726, zu 1431; weitere Nennungen s. Register);
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Pfründenangelegenheit in der Diözese Passau: Iohannes de Hamelburg als mag. art. und dr. med. erwähnt in RG IV/2, Sp. 1971 f. (weitere Nennungen s. Register). Propst von Preßburg (Bratislava) (Theodor Ortvay, Geschichte der Stadt Preßburg III [Preßburg 1894], 242 zu 1432; DRTA 14, 221: Hanßen Hamelburg probst zu Preßburg). † vor 26. September 1460 (AFM II, 103 f.: Iohannes de Hamelburg als verstorben genannt, Erwähnung von neun Handschriften aus seinem Besitz). Lit.: Helmut Weigel (Hrsg.), Deutsche Reichstagsakten unter König Albrecht II. 2. Abt.: 1439 (Deutsche RTA 14/2, Stuttgart 1935), 221; http://147.231.53.91/src/ index.php?s=v& cat=27, Uiblein, Reg. 531 (Lit.); Ders: Beziehungen zur Univ. Padua, 150 und Anm. 35. 55 Iohannes Kelner (Celerarius) de Kirchheim auch Kirchheimer (Chirchawn, Chirhaim, Khirchamer, Kirchaim, Kirchaymer, Kirchen, Kirchhaim, Kirhaim, Kirichaym, Kyrchaim) (Kirchen, Kirchheim, mehrfach in Deutschland) Geboren um 1415 in Kirchheim, Sohn eines Faßbinders; Studium in Wien (Imm. 1437 I, lic. art. und bac. med. 1445 I, dr. med. 1448 II); Lektor und Dekan der med. Fakultät; Wiener Ratsherr, Anhänger von Hzg. Albrecht VI; Führer des politischen Umsturzes von 1462 in Wien; Übersiedlung nach Ofen/Buda (Ungarn) 1464; † 1468 oder 1470 (?). MUW 1437 I, R 58: Iohannes Celerarii de Kirchen, 4 gr. (Angehöriger einer Gruppe von sieben consocii). (Der im MUW 1416 I, R 38 genannte Iohannes Kelner kann mit ihm nicht identisch sein). AFA II: Determ. 1438 II, Nr. 7130, Iohannes de Kirchen; Liz.-Tentamen 1441 II, Nr. 7970, Iohannes Keller, Chirchaym; suspendiert von Inceptio 14401 II, Nr. 8063, Iohannes Kelner, Kirichaym. Keine weitere Nennung in AFA. AFM II: Turbulentes Medizinstudium: 33 f.: Iohannis Chirchawm als lic. art. zum Bakk.-Examen zugelassen, 15. Juli 1445 (bei Keil irrig 1444), Examen zum bac. med. 16. Juli 1445; 37 f.: Fakultätsbeschluß, die Statuten am folgenden Sonntag öffentlich zu verlesen, da gewisse Leute – so auch Iohannes de Kirchheim – widerrechtlich praktizieren (17. Juli 1446); 43: Examen und Promotion zum lic. med. 9. Aug. 1447 (AFM II, XVIII, Nr. 2: Edition (Auszug) der vermutlich von Ebendorfer gehaltenen Promotionsrede, nach München BSB clm 8482, fol. 167r); 44 f.: wird aufgrund seiner wiederholten Vergehen (Mietschulden im Fakultätshaus, widerrechtliches Praktizieren, Beschimpfen der Ärzte, Stören während der Vorlesungen) für ein Jahr vom Empfang der insignia doctoralia suspendiert (1448); 47 f.: Bitte um Aufhebung der Suspendierung und Promotion (11. Nov. 1448) und schon am 15. Jänner 1449 zum dr. med. prom.
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(vgl. 207: Reg. doct., Nr. 7, und AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 37). 1454 I wird er als erster Mediziner cyru[r]gie ac phisice medicinarum doctor bezeichnet (AFM II, 70); März 1455 Lektor (AFM II, 76) und Februar 1459 Indikator (AFM II, 97) bei einer Anatomie (bei Keil, Sp. 1150 zu 1454 erwähnt); Februar 1456 involviert in Probleme mit den Empirikern (AFM II, 84 f.); Dez. 1454 soll er gemeinsam mit Dekan Martin Guldein (Prosop. II/86) und Michael Puff (Prosop. II/94) mit den Apothekern über Arzneitaxen verhandeln (AFM II, 73 f.); 1457 Mitverfasser einer Apotheker-Ordnung (AFM II, 88 – 92); viermal med. Dekan: 1450 II, 1454 I, 1458 I (fehlt bei Keil), 1461 I. 22. Jänner 1461 (AFM II, 105): Wahl von allen Kollegen zum ordentlichen Professor der med. Fakultät nach dem Tod von Caspar de Tetnang (Prosop. II/6, 5. Dez. 1460); 1464 erhält Nicolaus Molitoris (Prosop.II/100) die lectura als Nachfolger Kirchheims (AFM II, 119). 1461/62: Ausschluß aus der Fakultät entsprechend den Bestimmungen von 1402, da er als Dekan keine Eintragungen in die Fakultätsakten vorgenommen und weder Kasse noch Bücher übergeben hat; große Unstimmigkeiten in der med. Fakultät (AFM II, 108 f.). Weitere Nennungen AFM II: 42, 49 f., 53 f., 73, 78, 80, 86, 93, 112, 118. Politisch engagierter Mediziner : August 1455 wird er bei Auseinandersetzungen zwischen Wiener Bürgern und der Universität festgenommen; Sept. 1455 bittet er um Unterstützung der Fakultät beim Bürgermeister, da er seiner Meinung nach zu Unrecht gefangen gehalten werde; die Fakultät beschließt ihn zu unterstützen und nennt dafür zwei Deputierte, Michael Puff (Prosop. II/94) und Iohannes Zeller (Prosop. II/82) (AFM II, 82 f.); 1461/63 im habsburgischen Bruderkrieg auf Seiten Hzg. Albrechts VI.; August 1462 (bei Keil, Sp.1151, August 1461) Absetzung des Bürgermeisters und der kaisertreuen Stadträte. 1462 erhält Kirchheim das Wiener Bürgerrecht (OKAR 1/ 19, f.49) und ist Ratsherr 1462 (ab 19. Sept.) und 1463; April 1463 Gefangennahme durch Bürgermeister Holzer, einen Anhänger des Kaisers; Jänner 1464 in einer Bürgerabordnung beim Kaiser, um Vergebung zu erlangen. Hinweis auf Besitz eines Viertels eines Hauses in der Wollzeile, das Kirchheims Kindern nach einer Urkunde vom 28. Jänner 1486 zusteht (QGStW II/3, Nr. 5087, 332 f.). † 1468 (?) in Buda (siehe AFM II, 207: Iohannes Kelner de Kyrchaim, obiit 1468, Wude in Ungaria); nach Keil, Sp. 1152, flieht er 1469 nach Buda und soll dort im Frühjahr 1470 gestorben sein; Kirchheim wird auch noch 1469 und 1470 in den Akten genannt, wegen Schuldforderungen der Fakultät (AFM II, 150 und 154). Anerkennende Erwähnung post mortem 18. Juni 1494 (AFM III, 25). Michael Beheim gedenkt seiner im »Buch von den Wienern« (Hrsg. Th[eodor] G. von Karajan, Wien 1843, 5) mit folgenden polemischen Versen: Er hiess maister hons kirchamer, ains pinders sun auss swaben her, ain grober hochuer-
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tiger gaul. vil pös gespai gieng auss seim maul, er waz ain gslef uil uaiger, dez von wirtenperg aiger, und ain arcz der yeglichem man tieff in den hindern greiffen kan. auch ainem kalb oder ainr ku, wann er het lang vinger dar zu. Lit.: Peter Csendes, Vom späten 14. Jh. bis zur Ersten Wiener Türkenbelagerung. In: Csendes/Opll, Wien. Geschichte einer Stadt 1 (2001), 156, 162 f., 166; Gundolf Keil, Kirchheimer, Iohannes (I. Kellner von Kirchheim, I. de Ketham Alemannus). In: VL 24 (1983), Sp. 1150 – 54; Sp. 1152 der Hinweis, daß der unter seinem Namen gedruckte »Fasciculus medicinae« (1491) nicht von ihm stammt, bestenfalls von ihm benutzt wurde; Mühlberger, Gemeinde der Lehrer und Schüler, 363; Perger, Die Wiener Ratsbürger, 96 f., 179; Karl Schalk, Aus der Zeit des Österreichischen Faustrechts 1440 – 1463. Abhandlungen zur Geschichte und Quellenkunde der Stadt Wien, III (Wien 1919), 433; Uiblein, Österreichische Landesfürsten, 60 (s.v. Johann Kelner von Kirchheim); Ders., Die Wiener Universität zur Zeit Regiomontans, 424 (s.v. Hans Kellner aus Kirchheim); Ders., Thomas Ebendorfer, 289, 290 f., 301 (s.v. Hans Kirchhaimer). 56 Iohannes Kro (Chra, Kra, Krockh) de Kothebus (Cottibus) (Cottbus, Brandenburg) de Wratislavia (Breslau, Niederschlesien, heute Wrocław, Polen) Medizin-Studium in Wien (Imm. als mag. art. 1413 I; dr. med. März 1416); verläßt Wien 1416. MUW 1413 I, H 5: Mag. Iohannes Kro de Cottibus, 4 gr. In AFA nicht erwähnt. AFM I: 25: Zulassung zum Bakk.-Examen 12. März 1414 (vgl. 101: Reg. bac., Nr. 13, ohne Datumsangabe); 100: Reg. lic., Nr. 11, Mag. Chra de Wratislavia, 29. Februar 1416; 96: Reg. doct., Nr. 17, doctoratus fuit 28. März 1416 (vgl. AFM III: 305: Reg. doct., Nr. 17, Iohannes Krockh); 29: am 21. April 1416 wird er vom Lesen dispensiert und verläßt Wien; bei einer eventuellen Rückkehr müßte er jedoch entsprechend den Statuten wieder lesen. Keine weitere Nennung. Pfründenangelegenheit (RG V, Nr. 4298, 1435 – 40, Diözese Breslau). Kaum identisch mit den in RG IV Sp. 549 (1418 – 26) und Sp. 1783 (1425) genannten Iohannes de Kotbus bzw. Iohannes Croe, clericus in Meißen.
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57 Iohannes Kuerrendorffer (Churrendorff, Keradorphorus, Korendorfer, Korndorfer) de Parreytt (Bayreutt) (Bayreuth, Rgb. Oberfranken, Bayern) Beginn des Studiums in Wien (Imm. 1496 I als bac. art.; bac. med. 1497 II), danach Studium in Bologna (dr. med. – wann?), Rückkehr nach Wien, rez. als dr. med. 1513 II. MUW 1496 I, R 111: Iohannes Churrendorff de Parreytt (nachträglich hinzugefügt baccalarius) (ohne Angabe einer Gebühr). In AFA nicht erwähnt. AFM II: 223 f.: Inskription als bac. art. 19. Nov. 1497; dazu – eine Ausnahme! – Nachruf von späterer Hand ohne Jahresangabe mit folgenden Informationen: Als bac. med. ging er nach Kärnten, übte dort die medizinische Kunst laudabiliter aus, ging darauf nach Italien, erwarb in Bologna non sine gloria die insignia doctoralia und kehrte anschließend nach Wien zurück; hier wurde er von allen Medizinern hoch geschätzt, war den Doktoren Enzianer (Prosop. II/ 51), Puechamer (Prosop.II/44), Tannsteter (Prosop. II/30) und Gasser (Prosop. II/88) freundschaftlich verbunden, führte hier kaum ein Jahr lang integerrimam vitam und schied ohne großes Wehklagen aus dem Leben. Möge sich seine Seele ewig der Gegenwart Christi, des Erlösers, erfreuen! AFM III, 93: Iohannes Keradorphorus de Bayreutt zur Rezeption als art. et med. dr. der Diözese Bamberg zugelassen, 28. Sept. 1513; 101 f.: feierliche Repetition über einen Aphorismus (2. Abschnitt, § 22) des Hippokrates, 9. Nov. 1513 (vgl. 307: Reg. doct., Nr. 94, Iohannes Khorndorffer nach 1507). 21. Dez. 1513 letzte Nennung (siehe AFM III,103). 58 Iohannes de Lunden (Lundn) de Göttingen (Göttingen, Niedersachsen) Beginn des Studiums in Erfurt (bac. art.); weiteres Studium in Wien (Imm. als bac. art. et scol. med. 1513 I; lic. et dr. med. Sept. 1513). MUW 1513 I, S 1: Ioannes de Lundn baccalarius Erfordensis, 20 cr. In AFA nicht erwähnt. AFM III: 89 f.: Inskription als bac. art. et scol. med. Erfordensis; nach Vorlage seiner Studienunterlagen Zulassung zum Bakk.-Examen, Examen und Promotion zum bac. med., zugleich Zulassung zum Liz.-Examen 17. August 1513; 92: Mit großer Nachsicht bestandenes Liz.-Examen, Promotion mit der Auflage, daß er in den kommenden fünf Jahren nicht in Wien praktizieren und hinfort beim Studium eifriger sein werde 6. Sept. 1513; 94: Rezeption der insignia doctoralia 26. Sept. 1513 (vgl. 307: Reg. doct., Nr. 93). Keine weitere Nennung.
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59 Iohannes Magerl (Maegerl, Maegerling, Magerlin, Megerel, Megerl, Megerlein, Megirling, Mengerl) de Cibinio (Septemcastris) (Hermannstadt, Siebenbürgen, heute Sibiu, Rumänien) Beginn des Studiums in Heidelberg (Imm. 1401), danach Studium in Wien (Imm. 1402 II; mag. art. 1409 I) und Padua (dr. med. 1418); in Wien rez. als dr. med. März 1423; † 1441. Heidelberg: Iohannes Megerlin, pauper, Juli – Ende August 1401 intituliert (Toepke, Matrikel I, 81). MUW 1402 II, H 9: Iohannes Megerlein, 2 gr. AFA I: 224 f.: Iohannes de Cibinio Zulassung zum Bakk.-Examen 7. Jänner 1404. Krakau: Iohannes Magerlin de Cibinio, pauper, 1406 inskribiert (Album Univ. Cracoviensis I, 24). AFA I: 316: Iohannes Magerl Zulassung zur Inceptio und zur Rezeption der insignia magistralia 13. April 1409; Nennungen als mag. art.: Exam. U. N. 1409 I und 1413 I; Regenz: 1413 – 1415; Consiliarius U. N. 1413 II, 1414 II, 1415 II. Padua: Iohannes (de Megirling de) Cibinio bzw. Iohannes de Alemania anwesend genannt 1417, dr. med. (unter Barth. und Galeazzo de S. Sophia) Padua 1418 (Zonta-Brotto, Acta gymn. Patav., Nr. 448 f., 463). AFM I: 54: Mag. Iohannes Maegerl als dr. med. rezipiert und von der Vorlesung, die er laut Statuten halten sollte, dispensiert, 13. März 1423 (vgl. AFM III, 305: Reg. doct., Nr. 32, zu 1422). Keine weitere Nennung. † 1441 als verstorben genannt (plebanus in villa Humberti, das ist Hammersdorf bei Hermannstadt). Lit.: Schrauf, Magyarorszgi Tanulûk, 25, 117, 163; Uiblein, Reg. 533 (Lit.). 60 Iohannes Mair (Mayr) de Sancto Ypolito (St. Pölten, NÖ) Beginn des Studiums in Wien (Imm. 1446 I) nach weiterem Studium in Padua und Turin in Wien als dr. med. rez. 27. Juni 1469. MUW 1446 I, A 71: Iohannes Mayr de Sancto Ypolito, 4 gr. In AFA nicht erwähnt. AFM II: 146: Studium in Padua und Turin (Promotion); nach Vorlage seiner Promotionsurkunde und Erläuterung der Probleme seines Studienabschlusses Rezeption als dr. med. 27. Juni 1469 (Details siehe Kap. 6.1.2: Kontrolle der an auswärtigen Universitäten promovierten Mediziner). Keine weitere Nennung. Während seines Studiums in Padua (1465) Schreiber
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eines Teiles eines »Antidotariums« (Arzneibuch) (ÖNB, CVP 5289, siehe Kap. 7: Medizinische Traktate). 61 Iohannes Markart (Marchkart, Marckart, Marckhart, Marhart, Markhward, Markhwart, Marquard, Marquardus) de Hailprunna (Hallprunna, Halprunna) (Heilbronn, Rgb. Stuttgart, Baden-Württemberg) Studium in Wien (Imm. 1492 I, Determ. 1493 I, Beginn der Regenz 1498 I, dr. med. 1499 II); med. Dekan; Superintendent; † zw. 1514 und 1515. MUW 1492 I, R 33: Iohannes Marchkart de Hailprunna, 28 den. AFA III/2: Determ. 1493 I, Nr. 21477, Iohannes Marchkart. AFA IV: Regenz, 1498 I, Nr. 22134, Iohannes Marhart; Vertreter der R. N., 1500 II, Nr. 22549; Deputierter des Rektors 1505 II, Nr. 24335; med. Dekan, vom Rektor nominierter Vermittler im Streit der art. Fakultät mit dem Kanzler, 1507 II, Nr. 24661. AFM II: 221: Mag. Iohannes Marckart de Halprunna, Nr. 90, Inskription 18. Febr.1497; 224 f.: Zulassung zum Bakk.-Examen (29. Nov.), Examen und Determination zum bac. med. 3. Dez. 1498; 210: Reg. doct., Nr. 53, Iohannes Markart ex Hailprunna Rezeption der insignia doctoralia 9. Dez. 1499 und Aufnahme in das Fakultäts-Kollegium (consilium facultatis medicine) 24. Aug. 1500. AFM III: fünfmal med. Dekan: 1500 II, 1502 II, 1505 II, 1507 II, 1511 II; Superintendent der Universität 1503 II; als Dekan wiederholt bestrebt, das kaiserliche Privileg gegen die Empiriker zu erlangen (AFM II, 228 – 30 und AFM III, 36 – 41 zu 1500 II und 1502 II). Juli 1504: Mitverfasser eines erfolglosen Schreibens an den Rat der Stadt Wien, etwas gegen das Kurpfuschertum zu unternehmen (AFM III, 53 – 55). Weitere Nennungen: AFM III, 58, 60, 63, 66, 74 – 76, 79, 81, 83, 87, 94, 126 (Testament erwähnt, Okt. 1517). Hinweis auf Hausbesitz und Erwähnung seiner Ehefrau Barbara (QGStW II/4, Nr. 6014, April 1513). † zwischen 4. Jänner 1514 (letzte Nennung zu Lebzeiten AFM III, 104) und 14. April 1515 (AFM III, 106 f.: Erwähnung des Testamentes von Iohannes Marckhart; AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 73).
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62 Iohannes Münsinger bzw. de Minsingen (Minsinger, Muen[n]singer, Munsinger, Muntzing, Munzingen, Munzinger) (Münsingen, Rgb. Tübingen, Baden-Württemberg) de Tuebing (Tübingen, Rgb. Tübingen, Baden-Württemberg) Studium in Wien (Imm. ? Determ. 1439 II; mag. art. 1454 I; dr. med. 1462 II); 1489/90 wirkt wohl in Linz. MUW 1438 I, R 16: Iohannes Gwalthern de Minsingen, 4 gr. AFA II: Determ, 1439 II, Nr. 7495 Iohannes de Minsingen. AFA III/1: Inceptio, 1452 II, Nr. 11176 Iohannes Münsinger dispensiert; Nennung als mag. art.: Regenz, 1454 I, Nr. 11569 Iohannes Munsinger. AFM II: 98 f.: Iohannes Muensinger de Tuebing als scol. med. genannt, 30. April 1459 (vgl. 212: Reg. scol., Nr. 1, zu 1454); 100: Iohannes Munsinger de Tubing, Zulassung zum Bakk.-Examen, Examen am folgenden Tag und Zulassung zur Determination 31. Jänner und 1. Februar 1460; 108 – 110: keine Zulassung zum Liz.-Examen wegen fehlender Disputationen und Vorlesungen 15. April 1462 I; Zulassung zum Liz.-Examen 1462 I (ohne Angabe des Datums), aber mit der Auflage, erst nach einem Jahr in das consilium facultatis einzutreten, um Probleme mit älteren Kollegen zu vermeiden. Die für Iohannes Spardorffer (Prosop. II/75) und Iohannes de Muntzing vorgesehene Promotionsrede (zur Lizenz) von Thomas Ebendorfer für 9. Febr. 1462 (AFM II, 236 – 42: Edition nach CVP 4680, fol. 128r – 130v) wurde, wie Schrauf (AFM II, p. XVI) vermutet, wegen bedauerlicher Verwirrung in den Verhältnissen der med. Fakultät nicht gehalten, sondern erst am 8. August 1463 für Mag. Nicolaus Molitoris de Ratispona (Prosop. II/100), Petrus Marolt de Lack (Prosop. II/ 106) und Mag. Stephanus Kuelandt de Rain (Prosop. II/116). 8. Februar 1463 Mag. Iohannes Minsinger recepit insignia doctoralia (s. AFM I, 98: Reg. doct., Nr. 35, 8. Februar 1463); 31. August 1480, Mag. Iohannes Muensinger bittet um seine Promotions-Urkunde, wird ihm gewährt (AFM II, 173). AFM III: 1 f.: In der von Dekan Voberger angelegten Liste des Wiener Ärztekollegiums von 1489/90 wird Iohannes Münnsinger an 11. Stelle genannt und ergänzt: in civitate quadam imperiali residet (wohl Linz). Keine weitere Nennung. 63 Iohannes Neumann (Newman) de Prunovia bzw. de Praunaw (Prauna, Prawna, Prawnaw, Prunau) (Braunau am Inn, OÖ) Studium in Wien (Imm. 1427 I; mag. art. 1437 I; dr. med. 1448 II); Bibliothekar und med. Dekan; † 1463.
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MUW 1427 I, R 15: Iohannes Newman de Prunovia, 4 gr. AFA II: Zulassung zum Bakk.-Examen 1431 I, Nr. 6015, Iohannes de Praunaw ; Determ. 1431 I, Nr. 6035; Inceptio 1435 I, Nr. 6719; Nennungen als mag. art. 1437 I – 1438 I: Regenz: Nr. 6873 und 7050. AFM II: 17 f.: Zulassung und Examen zum bac. med. 20. August 1439 (vgl. AFM I, 101: Reg. bac., Nr. 25, 1439 I); 25 f.: wird am 16. Juli 1442 nicht zum Liz.Examen zugelassen wegen fehlender Lektionen und unerlaubten Praktizierens, Rückstellung bis zum nächsten Semester ; Promotion zum lic. med. erst 10. Dez. 1442 (vgl. AFM I, 100: Reg. lic., Nr. 14, 1442 II); 48: Iohannes de Prawnaw Promotion zum dr. med. 15. Jänner 1449 (vgl. AFM I, 98: Reg. doct., Nr. 33, 15. Jänner 1449, AFM II, 207: Reg. doct., Nr. 6, zu 1454, und AFM III, 305: Reg. doct., Nr. 36, nach 1422). 4.–7. März 1444: als lic. med. Teilnahme an einer Anatomie (AFM II, 31); 5. Dez. 1454: zum Bibliothekar ernannt (AFM II, 72 f.); viermal med. Dekan: 1450 I, 1453 II (aufgrund einer großen Pestepidemie in Wien und des Aussetzens von Vorlesungen und Übungen bis 11. Nov. erst am 26. Nov. 1453 gewählt, siehe AFM II, 65; Jänner/Februar 1454 als Dekan involviert in die Auseinandersetzungen mit den Apothekern), 1457 II und 1460 II. Weitere Nennungen: AFM II: 48 f., 52, 59, 78, 80 f., 88, 93, 95, 100, 104 f. (genannt bis 1460 II). † obiit 1463 (ohne Datumsangabe, siehe AFM II, 207, Reg. doct. Nr. 6, Iohannes Newman de Praunaw). Anerkennende Erwähnung post mortem 18. Juni 1494 (AFM III, 25). 64 Iohannes Neumann (Newman) de Vienna Studium in Wien (Imm. 1476 II; mag. art. 1482 I; dr. med. 1488 II); med. Dekan; zum ersten Armenarzt für 1518 gewählt; † 1521 I. MUW 1476 II, A 36: Iohannes Newman de Wienna, 4 gr. (am Rand nachträglich hinzugefügt: Medicine Doctor). AFA III/2: Determ. 1478 II, Nr. 18872; Inceptio 1480 II, Nr. 19378; Nennungen als mag. art.: 1472 I – 1488 I: Regenz: Nr. 19797, 19944, 20120, 20303 und 20443. AFM II: 219: Reg. scol., Nr. 79, Inskription 15. April 1482; 193 – 195: als bac. med. Zulassung zum Liz.-Examen 30. Okt. 1488; Rezeption der insignia doctoralia 26. Jänner 1489 (vgl. AFM II, 209: Reg. doct., Nr. 36 und 44, ohne Datumsangabe, vgl. AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 65); in das Fakultäts-Kollegium aufgenommen 26. Februar 1489; 206: Verfasser der Einladung zu den Anatomien 1490 I; weitere Nennung: AFM II, 203. AFM III: 1 f.: In der von Dekan Voberger angelegten Liste des Wiener Ärztekollegiums von 1489/90 wird Iohannes Neuman ex Wienna an 9. Stelle genannt
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und ergänzt: in Straubingen practicat. Siebenmal med. Dekan: 1503 II, 1504 I, 1509 I, 1510 I, 1513 I, 1516 I, 1521 I (als Nachfolger des an der Pest gestorbenen Iohannes Wenzelhauser [Prosop. II/78] gewählt). In den Jahren zwischen 1503 und 1517 involviert in die Bemühungen der Fakultät, von Ks. Maximilian I. eine Erneuerung des Privilegs gegenüber den Apothekern und Empirikern zu erhalten (AFM III, 41 – 55, 121 – 125). Zwischen 1506 und 1517 wiederholt Mieter im Fakultätshaus (AFM III, 60, 63, 65, 70, 77, 95 f., 100, 106, 119); Okt. 1508: erwähnt im Streit zwischen Rektor, dem Konsistorium und der med. Fakultät bezüglich Anfechtung des Rektorswahl (Streit erwähnt auch in AFA IV/1508 II, 15. Nov. 1508). Vom 5. bis 10. Okt. 1517 mit Dekan Iohannes Pilhamer (Prosop. II/67), den Kollegen Wilhelm Puelinger (Prosop. II/129) und Simon Lacius (Prosop. II/114) bei Kaiser Maximilian I. in Baden (bei Wien) anläßlich des 2. Privilegiums für die med. Fakultät (AFM III, 122 f.). Am 10. Dez. 1517 zum 1. Armenarzt für das kommende Jahr gewählt (AFM III, 130). 30. Dez. 1517: gemeinsam mit den Kollegen Iohannes Pilhamer, Iohannes Praun Prutenus (Prosop. II/68) und Iohannes Gastgeb (Prosop. II/ 53) beim Wiener Senat wegen Unterstützung gegen die Empiriker, aufgrund der für die med. Fakultät im 2. kaiserlichen Privileg verliehenen Rechte (AFM III, 131). Weitere Nennungen: AFM III, 40, 58, 76, 79, 84, 86 – 89, 93 – 98, 109 – 11, 126, 129, 144, 148, 151. † 1521 I (im Amt als Dekan gestorben, sein Nachfolger wird Iohannes Praun Prutenus [Prosop. II/68] siehe AFM III, 145; AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 65, nachträglich hinzugefügt: obiit in peste anno 1521). 65 Iohannes (Cholomanni) de Paumgarten bzw. Paumgartner (Baumgarten, Bongarten, Boumgarter, Paengarten, Pangarten, Paumgarten, Paungarttner, Pawgarten, Pawngarten, Pawngartner, Pongarten) (Baumgarten, NÖ mehrfach) Studium in Wien (Imm. 1403 I; mag. art. 1410 I; dr. med. 1423 I); med. Dekan, Rektor, † 1446. MUW 1403 I, A 12: Iohannes de Bongarten, 1 gr. AFA I: 251: als Scholar Zulassung zum Bakk.-Examen 12. Juli 1405; 334: als bac. art. aufgenommen, 2. Jänner 1410; Zulassung zur Inceptio 12. März 1410; Nennungen als mag. art.: Regenz: 1410 I – 1415 I; Exam. U. N., 1411 II und 1412 II; Consiliarius U. N., 1414 I; Exam. A. N., 1414 I. 259: wird nur hier als Iohannes Cholomanni de Paumgarten bezeichnet im Zusammenhang mit der Bitte um
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Dispens, 2. Jänner 1406. AFA II: Nennungen als mag. art. 1416 I – 1423 I: Examinator A. N, Nr. 3299, 3480, 3892; Regenz, Nr. 3423, 3653, 3799, 3908, 4029, 4229 und 4428. AFM I: 42: Zulassung zum Bakk.-Examen 13. August 1419 (die Identifizierung mit dem am 28. Sept. 1416 zugelassenen Iohannes [AFM I, 32 Anm. 2] mit Iohannes de Pawmgarten ist unzutreffend; vgl. 101: Reg. bac., Nr. 15, zwischen 1414 und 1421); 43: Iohannes Boumgarter Zulassung zum (22. April) und Examen zum lic. med. 25. April 1420 (s. auch AFM I, 100: Reg. lic., Nr. 12, 25. April 1420); 55: als in medicina licenciandus bezeichnet, innerhalb von drei Monaten werde er die insignia doctoralia erhalten, die dann in scolis, stationibus, processionibus getragen werden müssen 13. März 1423 I; 97: Reg. doct., Nr. 21, Rezeption der insignia doctoralia 6. Sept. 1423 (vgl. AFM III, 305: Reg. doct., Nr. 20); siebenmal med. Dekan: 1424 I, 1426 II, 1432 I, 1434 II, 1437 I, 1440 II, 1443 II; Rektor 1424 II, 1428 II. August 1432: unter seinem Dekanat wird die Bestimmung von Jänner 1404 (AFM I, 4) wiederholt, daß kein Mediziner die Patienten eines Kollegen ohne dessen Einwilligung übernehmen darf (AFM I, 85); Mai 1433: in einer Kommission zur Überarbeitung der med. Statuten (AFM I, 88). In den Jahren 1428 bis 1433 erwähnt als Mieter des Fakultätshauses und den damit verbundenen internen Streitigkeiten (AFM I, 72, 75 f., 78, 80, 89); weitere Nennungen: AFM I, 62, 65, 69, 81, 83, 86. AFM II, genannt zwischen 1435 II und 1446 I: in Verbindung mit dem Fakultätshaus und den Empirikern (3 f., 6 – 8, 10, 12 f., 16, 18, 23, 35 – 38). † 2. August 1446 (AFM II, 38: die autem sancti Stephani debitum carnis persoluit). Lit.: Uiblein, Reg. 527 (Lit.). 66 Iohannes Pilgram (Pilgreim, Pilgrem, Piligram, Piligream) de Enczestarff maiori (Enczesdarff, Enczesdorf, Ennczesdorff) (Großenzersdorf, pol. Bez. Gänserndorf, NÖ) Studium in Wien (Imm. 1468 II; mag. art. 1476 I; dr. med. 1482 I oder II); † 1485. MUW 1468 II, A 65: Iohannes Pilgreim de Ennczessdorff Maiori, 4 gr. AFA III/1: Determ. 1470 II, Nr. 16183; Inceptio 1474 II, Nr. 17606; Nennungen als mag. art: 1476 I – 1477 I: Regenz, Nr. 18131 und Nr. 18487. AFM II: 217: Reg. scol: Nr. 64, Inskription 12. Juni 1477 I; 174: Zulassung zum Bakk.-Examen (22. Juni) und Promotion zum bac. med. 23. Juni 1481; 176 f.: Zulassung zum Liz.-Examen 5. August 1482; 179: als dr. med. Aufnahme in das Consilium facultatis 22. Febr. 1483; 209: Reg. doct., Nr. 39, ohne Datumsangabe
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(s. auch AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 70). 11. Nov. 1482: hier fälschlich erwähnt anstelle von Mag. Udalricus Eberhardi de Neuburga Claustrali (Prosop. II/123, siehe AFM II, 178). 13. Okt. 1484 erhält er, schwer erkrankt, als Darlehen von der med. Fakultät 20 Ung. Gulden und gibt dafür als Pfand silberne Gefäße (vasae argenteae) (AFM II, 183 und 191). † vor 13. Oktober 1485 (AFM II, 185 f.: Iohannis Pilgram … quondam in medicina doctoris) – die verpfändeten Gefäße (pignora) werden erwähnt, werden aber erst 1489 I (AFM II, 197 und 199) durch seine Testaments-Vollstrecker ausgelöst. 67 Iohannes Pilhamer (Buelhaimer, Pielhamer, Pilhaimer, Pilhaymer, Puelhamer, Pulhaimer, Pulhamer, Pylhaimer, Pylhamer) de Haydeck (Haydeckh) (Heideck, Rgb. Mittelfranken, Bayern) Studium in Wien (Imm. 1495 II; mag. art. 1502 I; nach acht Jahren Praxis im (nicht näher bezeichneten) Ausland dr. med. 1513 I); Superintendent, Wiener Bürgermeister ; † 1540. MUW 1495 II, R 21: Iohannes Pilhaymer de Haydeck, 4 gr. AFA III/2: Determ. 1497 I, Nr. 21904, Iohannes Pilhaymer Haydeckh, d (dispensiert). AFA IV: genannt als mag. art.: Regenz: 1502 I, Nr. 23103. Keine weitere Nennung. AFM II: 230 f.: Inskription als Mag. Iohannes Pilhamer ex Haydeck 8. Nov. 1501 (siehe auch AFM III, 35). AFM III: 86 f: Mag. Puelhamers Bitte um Dispens von den öffentlichen Responsionen für den Grad des Bakkalars und des Lizentiats wird stattgegeben (14. April 1513), da er bereits sechs Jahre an der Fakultät weilt und Vorlesungen gehört, einmal eine Bakk.-Responsion gehalten und acht Jahre im Ausland praktiziert habe; die Prüfungen zum Bakkalaureat werden »intern« abgelegt, Pilhamer wird im Fakultätshaus (stuba domus facultatis) zum bac. med. promoviert und zum Liz.-Examen zugelassen; 88: Promotion zum dr. med. 11. Mai 1513 (vgl. 307: Reg. doct., Nr. 86, promoti anno 1513, die vero 11. mensis Maii); viermal med. Dekan: 1517 I, 1521 II, 1525 II, 1530 I; Superintendent der Universität 1532 II – 1536 II (AFM III, 191 – 210). Vom 5. bis 10. Okt. 1517 als Dekan gemeinsam mit den Kollegen Iohannes Neumann (Prosop. II/64), Wilhelm Puelinger (Prosop.II/129) und Simon Lacius (Prosop. II/114) bei Kaiser Maximilian I. in Baden (bei Wien) anläßlich des 2. Privilegs für die med. Fakultät (AFM III, 122 f.); 30. Dez. 1517: gemeinsam mit den Kollegen Iohannes Neumann, Iohannes Praun Prutenus (Prosop. II/68) und
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Iohannes Gastgeb (Prosop. II/53) beim Wiener Senat wegen Unterstützung gegen die Empiriker, aufgrund der für die med. Fakultät im 2. kaiserlichen Privilegs verliehenen Rechte (AFM III, 131). Am 14. April 1518 leihen er und Simon Lacius der Fakultät je 100 Gulden zum Wiederaufbau des abgebrannten Fakultätshauses (AFM III, 139 f.); erwähnt in der Liste der 1526 in Wien residierenden Ärzte (AFM III, 168); 1526 II vertritt er Dekan Cosmas de Borsa Hispanus, der mit Ks. Ferdinand I. in Spanien weilt (AFM III, 169); Dez. 1533 bis Okt. 1535: Bürgermeister der Stadt Wien (siehe AFM III, 194 und 202; QGStW I/2, 1969, zu 1535), 1534 – 37: Stadtrat und Landtagsverordneter. Erwähnung seiner Ehefrau (März 1518, AFM III, 138 f.). Weitere Nennungen: AFM III, 109, 135, 138, 146, 149, 151, 164, 183, 189. † vor dem 25. Februar 1540 (AFM III, 222: Erwähnung seines Begräbnisses, siehe auch AFM III, 168: Liste der 1526 in Wien anwesenden Mediziner : D. Ioannes Pilhamer obiit anno 1540). Lit.: Czeike, Wien und seine Bürgermeister, 133, 136, Zeittafel, 478. 68 Iohannes Praun (Prawn) de Elbing (Elbinck, Elbingck) (Elbing, Westpreußen, heute Elbla˛g, Ermland-Masuren, Polen), Prutenus (Brutenus, aus Preußen), auch Iohannes Preiss (Preis, Prewß, Preyß, Pruß, Pryß) bzw. Johannes Fuscinus de Elbing Brutenus Studium in Wien (Imm. 1500 II; bac. art. an einer anderen, nicht genannten Universität, mag. art. 1502 I; lic. med. 1507 I; dr. med. nach 1507); med. Dekan, Lektor ; † 1529. MUW 1500 II, S 5: Iohannes Prawn de Elbing, 4 gr. AFA IV: Rezeption als bac. art. einer anderen (nicht genannten) Universität 1501 I, Nr. 22719; Inceptio 1501 II, Nr. 22890; Nennung als mag. art. 1502 I – 1507 II: erhält Schlüssel zur Bibliothek, Nr. 22989; Regenz, Nr. 23128 und 24475; Exam. S. N., Nr. 23795 und 24524; Konventor der Heidenburse, Nr. 24268; 1507 II resigniert er als Konventor der Heidenburse, da er zum dr. med. promoviert wird, Nr. 24618. AFM III: 36: Inskription als Mag. Iohannes Prawn ex Elbing 14. April 1502; 61: Zulassung zum Bakk.-Examen 2. Juli 1506; 62 f.: Mag. Iohannes Fuscinus de Elbing Brutenus, Promotion zum bac. med. 20. April 1507; Zulassung zum Liz.Examen unter gewissen Bedingungen 4. August 1507 (sein diesbezügliches handschriftliches Versprechen in AFM III, 63 abgedruckt, siehe Kap. 6.1.1: Kontrolle des Studienganges der Medizinstudenten); als lic. med. 26. August genannt und in das Fakultätskollegium (consorcium doctorum facultatis) aufgenommen 28. August 1507; AFM III, 307: Reg. doct., Nr. 79, Dr. Iohannes Praun
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Brutenus, nach 1507; dreimal med. Dekan: 1513 II (während seiner Amtszeit detaillierte Schilderung der notwendigen Reparaturen im Fakultätshaus, AFM III, 95 – 103), 1521 I (übernimmt Dekansamt nach Ableben von Iohannes Neumann [Prosop. II/64] AFM III, 145) und 1522 II. Juli 1516: Brief an den Bürgermeister in Sachen Empiriker und Apotheker (AFM III, 114); 30. Dez. 1517: gemeinsam mit den Kollegen Iohannes Neumann, Iohannes Pilhamer (Prosop. II/67) und Iohannes Gastgeb (Prosop. II/53) beim Wiener Senat wegen Unterstützung gegen die Empiriker, aufgrund der im 2. kaiserlichen Privileg für die med. Fakultät verliehenen Rechte (AFM III, 131). Bittet um zeitweise Karenzierung vom Lektorenamt, da er als Arzt in Ungarn erforderlich ist. Der Bitte wird stattgegeben, 28. Februar 1524 (siehe AFM III, Anhang IV. 319 f.). Weitere Nennungen: AFM III, 83 f., 87 f., 94, 107 – 109, 125, 135 f, 138, 146, 148 f. (genannt bis 1522 I). † 20. Nov. 1529 während der 1. Türkenbelagerung Wiens: Dr. Ioannes Preiss moritur anno 1529 die 20. Novembris (AFM III, 175 und 168, Liste der 1526 in Wien residierenden Mediziner : D. Ioannes Prutenus, obiit anno 1529 in ipsa Viennae obsidione). 69 Iohannes Resch (Ressch) bzw. Merklinger de Wila (Buila, Weyla, Wyla, Vila) (Weil [mehrfach in Süddeutschland] oder Wil [Kanton St. Gallen und Kanton Zürich, Schweiz]) Studium in Wien (Imm. 1402 I; mag. art. 1408 I; dr. med. 1416 oder 1417 ?); ab 1418 Stadtarzt in Ulm; † zwischen 1428 und 1436. MUW 1402 I, R 6: Iohannes Merklinger de Weyla, 2 gr. sexaginta AFA I: 226: Zulassung zum Bakk.-Examen 1. April 1404; 286: Zulassung zur Inceptio 20. Februar 1408; Nennungen als mag. art.: Regenz: 1408 I-1413 I, 1415 I; Exam. U. N. 1410 II; Exam. Rh. N. 1412 II und 1414 II; Consiliarius S. N. 1413 II; genannt noch 1418 (Uiblein, Reg. 542). AFM I, 24: Mag. Iohannes de Wila bittet um Nachsicht, da er ohne Erlaubnis der Fakultät praktiziert habe, 30. Sept. 1413; 25: Zulassung zum Bakk.-Examen 6. Nov. und Zulassung zum Liz.-Examen 25. Dez. 1413 (vgl. 101: Reg. bac., Nr. 12, ohne Datumsangabe; vgl. 99: Reg. lic., Nr. 9, Iohannes de Wila, 28. Dez. 1413); 97: Reg. doct., Nr. 18, 20. Juli 1416 (vgl. Uiblein AFA I, 542: dr. med. 1417 und AFM III, 305: Reg. doct. Nr. 18). Rhein. Matr. Wien 1415/16, fol. 31v : Mag. Iohannes Resch de Buila lic. med. Als Zeuge bei Wiener Rechtsgeschäften genannt bei Jaritz/Neschwara, Die Wiener Stadtbücher 3, 323, Nr. 1680, 2. Dez. 1410: Maister Hans Resch von Wil;
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4, 164, Nr. 2121, 8. Jänner 1415: Maister Hans Wila und 4, 374, Nr. 2463, 27. Juli 1417: Maister Hannsen de Wila. Im April 1418 ist er beim Konzil von Konstanz anwesend (AFM I, 39); am 16. Okt. 1418 überreicht er dem Dekan für die Fakultät zum Abschied 18 den. (AFM I, 40 f.). Ulm: Erster bestallter Stadtarzt von Ulm: Am 29. Sept. 1418 wird »Meister Hans Resch« vertraglich auf zehn Jahre gegen den bedeutenden Sold von 200 fl. in Gold und weitere Vergünstigungen in den Dienst der Stadt genommen. Dieser Vertrag wird 1428 zu gleichen Bedingungen erneuert. Da 1436 ein anderer Arzt einen Zehn-Jahres-Vertrag erhält, dürfte Iohannes Resch vor diesem Zeitpunkt verstorben sein (Klemm, Die rechtliche und soziale Stellung der Ärzte, hier 4 f.; siehe auch Jäger, Schwäbisches Städtewesen, 442 – 44, und Schön, Das Medizinalwesen der Reichsstadt, 247). Bruder oder Verwandter des Iohannes de Wila: MUW 1402 I, R 7: Albertus Merklinger de Weila oder MUW 1402 I, R 71: Albertus de Weyla; AFJ I, 1408 I 6: Albertus de Byla. Lit.: Uiblein, Reg. 542 (Lit.). 70 Iohannes Rock (Rogg, Rogge, Rogk, Rok, Rokk) de Hamborch (Hamburg, Deutschland) Beginn des Studiums in Paris (mag. art. 1407), danach in Köln (bac. med. 1408), Ort der Promotion zum dr. med. unbekannt; in Wien als mag. et dr. med. rez. 1415 II; Rektor ; deutscher Traktat über Vergiftungen durch Seuchen; † um 1418. Paris: Iohannes Rogge determinans (bac. art.) 1406 (Auct. Paris I, 917); lic. art. und incepcio (als mag. art.) 1407 (Auct. Paris II 10). Köln: 1408: mag. Iohannes Rogge, mag. art. Brem. dioc.; clericus, bac. med., pastor in Marienborch (Keussen I, 134, 78/12). MUW 1415 II, S 9: Mag. Iohannes Rogg, med. dr., 12 libre (letzte Inskription, von anderer Hand hinzugefügt). AFA I, 469: 4. März 1416 Iohannes Rock als Deputierter der med. Fakultät mit einem Schreiben der Universität zum Konzil von Konstanz entsandt. AFM I: 28: Mag. Iohannes Rokk wird rezipiert am 26. Februar 1416 (vgl. AFM I, 96: Reg. doct., Nr. 16: Mag. Iohannes Rogge, art. mag. et med. doct., decanus Comczensis [das ist Konz, Kreis Trier-Saarburg, Rheinland-Pfalz] et rector parrochialis ecclesie ibidem rezipiert am 26. Februar 1416 und AFM III, 305: Reg. doct., Nr. 16, vor 1417). Rektor 1416 II: Zu den Rangstreitigkeiten zwischen den Juristen und den Medizinern während seiner Amtszeit siehe Kap. 5.6.
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2. Juni 1417: Die Fakultät erhob Vorwürfe gegen Iohannes Rock, er habe durch seine Haltung den Kollegen geschadet und sie verleumdet durch seine Äußerung, er könne einen Scholaren in einem Jahr mehr lehren, als alle Doktoren zusammen wüßten. Die Fakultät sah es ihm nach, drohte aber im Wiederholungsfall mit Strafe (AFM I, 37 f.). Weitere Nennungen: AFM I, 31, 34, 97, 100. Verfasser eines deutschen Traktates über Vergiftungen durch Seuchen (siehe Kap. 7: Medizinische Traktate). † um 20. Mai 1418, Wien (AU II) ohne Testament; seine Bücher fielen dem Albertinischen Stiftbrief von 1384 [Kink II, 61] zufolge an die med. Fakultät (9. und 28. Sept. 1422) und in einer Auflistung der Ausgaben der Fakultät werden auch 9 den. für die Träger der Bücher des Johannes Rock erwähnt (AFM I, 52 f. und 94). Die Bücher wurden nicht der Fakultät geschenkt (so Kühnel, Heilkunde 68; Iohannes Rock hat auch nicht – so ebd. – 1422 Wien verlassen). Lit.: Kühnel, Heilkunde, 68 f.; Senfelder, Älteste Pesttraktate 12 (1898), 7 – 9; Ders: Medizinische Schule, 1061; Uiblein, Reg. 536 (Lit.). 71 Iohannes Salzmann (Salczmann, Sallczmann, Saltzmann), auch Salius, Salianus, Salinger de Stira (Steyr, OÖ) Beginn des Studiums in Wien (Imm. 1497 I, Inceptio zum mag. art. 1503 II), Medizinstudium und dr. med. in Ferrara; in Wien als dr. med. rez. 1513 I; Rektor, Leibarzt von Ehzg. und später Kg. Ferdinand I.; Verfasser einer Pestschrift; † 1530 ? MUW 1497 I, A 105: Iohannes Salczmann de Stira, pauper. AFA IV: Die im Register angegebene Erstnennung Nr. 22304 ist in der Datei nicht vorhanden. Determ. 1498 II, Nr. 22349, Iohannes Saltzmann, Stira; Inceptio 1503 II, Nr. 23528, Iohannes Saltzmann; Mag. Iohann Salius (frühester Beleg für die latinisierte Namensform), Nr. 23636, Festredner beim Fest der Hl. Katharina (1. Juni 1504): Mag. Io[hannes] Salius divam Catharinam hyeme tunc proxima pro concione laudavit; mag. Iohannes Saltzmann erhält Bibliotheksschlüssel, 1505 I, Nr. 24005; Regenz 1505 I, Mag. Iohannes Saltzmann Nr. 24159. AFM III: 56: Iohannes Sallczmann de Stira, als arcium liberalium mag. inskribiert 11. Nov. 1504; 64: Bitte am 13. Okt. 1507 um Repetition und Aufnahme des Iohannes Salianus, med. dr. Ferrariensis, ins Fakultätskollegium; wird aus vielen Gründen auf einige Jahre abgelehnt; 87: Neuerliche Bitte um Aufnahme des Iohannes Salius, extraneus doctor, die mit der Aufforderung, über einen Kanon von Avicenna, Galenos oder Hippokrates zu respondieren, gewährt wird 13. Mai 1513; 89 – 91: doctor Salius Aufnahme in das Fakultätskollegium 17. August 1513 (zweite Erwähnung 27. August; vgl. 307: Reg. doct., Nr. 87, promoviert nach
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1513). Rektor 1522 II (Ioannes Salinger ex Stira) und 1523 I (Ioannes Salius [Druckfehler Saluis in MUW] ex Stira) beide Male bezeichnet als artium et saluberrime medicine doctor et … physicus von Ehzg. Ferdinand; weitere Nennungen: AFM III, 91, 94, 169. Als Leibarzt Ehzg. Ferdinands 1521 bezeichnet im Titel der deutschen Fassung des Pesttraktates (siehe Kap. 7: Medizinische Traktate); Nennung im Hofstaatsverzeichnis Ferdinands I. von 1527/28 als Doctor Johann Salius mit einer monatlichen Besoldung von 19 fl. 42 kr. dritthalben pfennig (Fellner/ Kretschmayr, Österr. Zentralverwaltung I. Abt. Bd. 2, 150). † 1530: Dr. Ioannes Salius moritur anno 1530 die … (AFM III, 176 zu 1529 II, ohne Angabe des Datums, auch die Jahreszahl wurde erst später hinzugefügt). In der Liste der 1526 in Wien residierenden Ärzte (AFM III, 168) wird Iohannes Salius nachträglich als verstorben bezeichnet [obiit]. Lit.: Kühnel, Heilkunde, 103. 72 Iohannes Schroff (Schrof, Ruthhart) de Valle Eni (Inntal, Tirol) Beginn des Studiums in Prag (bac. art. 1383); danach in Wien Imm. 1385 II; mag. art. wohl 1386; Schulmeister in Hall/Tirol 1391; weiteres Studium in Padua (dr. med. 1396); in Wien als mag. art. et dr. med. 1397 I rez.; 1399, Anregung ein Aktenbuch anzulegen; Leibarzt der Herzoge Leopold IV., Wilhelm und Albrecht V.; med. Dekan, landesfürstlicher Superintendent; † um 1417. Prag: Joan. Schrof, bac. art. 15. April 1383 (MUP I/1, 211). MUW 1385 II, A 2: Iohannes Schrof de Valle Eni, 4 gr. AFA I: 5, Zeile 14: In der nach der Anciennität angeordneten, frühestens 1388 eingetragenen Liste der Magistri der Artistenfakultät (Nota nomina magistrorum secundum senium facultatis artium) an 34. Stelle genannt: Magister Iohannes Valeni (dazu Uiblein, Mittelalterliches Studium, 95 – 100, hier 99); 7: Aufnahme als bac. art. 13. Nov. 1385; wohl 1386 mag. art. in Wien; 14 – 16: Februar 1387 als mag. art. und März und Mai 1387 als Examinator der art. Fakultät genannt. 1391 als Schulmeister von Hall/Tirol genannt (Ottenthal/Redlich, Archivberichte aus Tirol III [1903] 36, Nr. 181). Padua: »Giovanni Schropf d’ Alemagna dr. med. Padua wohl 1396« (Gloria I Nr. 889, II Nr. 1943 [Iohannes Scropf de Valeheni de Alemania], 1950, 1952). 23. Sept. 1401: In Innsbruck als pucharczet von Hzg. Leopold IV. genannt (Lichnowsky, Geschichte des Hauses Habsburg 5. Verzeichnis der Urkunden zur Geschichte des Hauses Habsburg von 1395 bis 1439, p. XLV, Nr. 474). AFM I: 95: Reg. doct., Nr. 4, Mag. Iohannes Schroff de Valle Eni, mag. art. et dr.
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med., 14. April 1397 (nachträglich hinzugefügt: Ankunft in Wien aus Padua; vgl. AFM III, 304: Reg. doct., Nr. 4, 1402). AFM I: 1 f.: Beschluß, gemeinsam mit Dekan Iohannes Silber (Prosop. II/74), Conradus de Schiverstat (Prosop. II/15) und Galeazzo de Santasofia (Prosop. II/ 23) Fakultätsakten (liber quidam) anzulegen, 6. Mai 1399; Beteiligung an den wichtigen Fakultätsbeschlüssen vom 4. und 19. Jänner 1404, wie über das Verhalten der in Wien approbierten Mediziner gegenüber Kollegen, über Vorschriften die Studierenden betreffend und über die Einhaltung der Statuten (AFM I, 4); 2. Jänner 1405: Beschluß mit Nicolaus Aichberger (Dekan, Prosop. II/97) und Iohannes Silber (Prosop. II/74) zur Verbesserung der med. Statuten (AFM I, 6); 13. Okt. 1406: unter seinem Dekanat Erhalt des Bannbriefes vom Passauer Bischof Georg von Hohenlohe gegen alle widerrechtlich praktizierenden Empiriker (AFM I, 10); Sept. 1412 – Mai 1413: Dekan Grünwalder und Iohannes Schroff sollen Verhandlungen in der Apothekerfrage führen (AFM I, 20 – 23); 3. Februar 1413: Iohannes setzt sich mit Dekan Grünwalder (Prosop. II/124) für ein eigenes Haus der med. Fakultät ein (AFM I, 22); sechsmal med. Dekan: 1402 I (oder 1401 II, siehe AFM I, 2), 1403 I, 1406 II, 1408 II, 1410 II, 1414 II; weitere Nennungen: AFM I, 17, 25, 32 f., 37, 100. Landesfürstlicher Superintendent: 1414 – 1417. 1414: auf Bitten Johannes Schroffs, Konfrater des Konvents des Zisterzienserklosters Stams in Tirol, schrieb Burchard Gamorett, Kaplan in Hall/Tirol, eine Stamser Chronik; die erhaltenen Fragmente dieser Chronik bestehen aus Exzerpten einer späten Fassung der Chronik des Johann von Viktring (Stelzer, Die Stamser Exzerpte der Chronik Johanns von Viktring). MUW 1414 I A 1: Georgius Schroff, filius mag. Joh. Schroff (Sohn von Iohannes Schroff). † vor 3. August 1417, begraben in St. Stephan/Wien (Uhlirz, Die Rechnungen des Kirchenmeisteramtes, 330). Lit.: Aschbach I, 114, 119, 183, 312, 609; Kühnel, Heilkunde 28, 36 f., 55, 60, 63 f., 67, 92; Kühnel, Leibärzte 15 f.; Lackner, Hof und Herrschaft, 167; Senfelder, Medizinische Schule, 1047; Uiblein, Reg. 537 f. (Lit.). 73 Iohannes Cruell (Crul) de Selgenstat (Saligenstat, Salingstat, Selgenstatt, Selgestat, Seligenstat, Selignstat, Selingstat, Sellingstat) (Seligenstadt, Rgb. Darmstadt, Hessen) Studium in Wien (Imm. 1451 I; mag. art. 1456 I; dr. med. 1465 I); Lektor und Dekan der med. Fakultät; Arzt im Stift Göttweig; Verfasser medizinischer Rezepte; † um 1494.
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MUW 1451 I, R 139: Iohannes Cruell de Selgenstat, AFA III/1: Determ. 1452 II, Nr. 11214; Inceptio 1455 II, Nr. 11999, Ioh. Crul de Selingstat; Nennungen als mag. art. 1456 I – 1464 II: Regenz: Iohannes Krull, Seligenstat, Nr. 12238, Iohannes de Saligenstat, Nr. 12547 und 13722; Exam. S. N., Nr. 14387 und Exam. R. N. Nr. 14644. AFM II: 213: Reg. scol., Nr. 21, Inskription nach 1458; 210: Reg. bac., Nr. 5, ohne Datumsangabe; 124 f.: als bac. med. Zulassung zum Liz.-Examen (29. Juli), Liz.Examen 31. Juli 1465 und Rezeption der insignia doctoralia (9. Sept. 1465); 208: Reg. doct., Nr. 24, anno 1465 (vgl. AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 53, Iohannes de Salingstat); neunmal med. Dekan: 1469 I, 1472 II, 1476 I, 1480 I, 1483 I, 1486 I, 1488 I, 1490 II, 1493 I (Kühnel erwähnt nur 7 Dekansperioden); am 27. Jänner 1472 von der Fakultät zum lector regens gewählt (AFM II, 158); weitere Nennungen: AFM II, 134, 140, 157, 160, 163, 170, 172, 174, 177, 180, 186, 192 f., 199 f., 215 f., 218, 232. AFM III: 1: In der von Dekan Voberger angelegten Liste des Wiener Ärztekollegiums von 1489/90 an 1. Stelle und als in Wien wirkender Mediziner genannt: Iohannes ex Salingstat. Weitere Nennungen: AFM III, 2, 11, 17, 23, 104. Verfasser medizinischer Rezepte (siehe Kap. 7: Medizinische Traktate). Hausbesitz (QGStW II/3, Nr. 4615, Sept. 1476); 1478 – 1492 Arzt im Stift Göttweig – kauft hier Spitalshof, Haus und Äcker (QGStW I/4, Nr. 4074, 17. April 1492); weitere Hinweise auf Haus- bzw. Gartenbesitz und Mess-Stipendien (QGStW I/4, Nr. 3890, 3911, 4077 und II/4, Nr. 5587, März 1481- Dez. 1496); Testaments-Vollstrecker von Ursula, Witwe nach Dr. Selgenstat werden erwähnt (QGStW I/4, Nr. 3915, Mai 1497). † zwischen 7. März 1494 (QGStW I/4, Nr. 4075, Kauf eines Gartens) und 22. April 1494 (QGStW I/4, Nr. 4076, Nennung von Testaments-Vollstreckern); vgl. AFM III,1: Iohannes ex Salingstat mortuus est anno 1494, und MGH Necrol. V, 294, 42: obiit anno 1494). Lit.: Kühnel, Heilkunde, 78 f. 74 Iohannes Silber (Sylber) de Sancto Yppolito (St. Pölten, NÖ) Nach Studium in Prag (mag. art. 1391/92) weiteres Studium in Wien (rez. als mag. art. 20. Februar 1393) und Pavia (dr. med. 1398), in Wien rez. als mag. art. et dr. med. 1398; Anregung ein Aktenbuch der med. Fakultät anzulegen, 1399; med. Dekan; Rektor ; † 1407. Prag: Jo. de sancto Ypolito, bac. art. 1389 (MUP I/1, 264). MUW 1390 II, A 14: Iohannes Sylber de Sancto Ypolito 2 gr. dt. (am Ende der Kolonne von anderer Hand nachgetragen). Prag: Joan. de sancto Ypolito, mag. art. 1391/92 (MUP I/1, 275).
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AFA I: 84: Zulassung als magister Pragensis zur Determination 5. Februar 1393; 87: Rezeption an der Art. Fakultät, 20. Februar 1393; Nennungen als mag. art.: Regenz 1393 und 1394; Exam. A. N., Dez. 1394; Exam. U. N., Febr. 1396. Pavia: mag. Joh. de Alemania dr. med. 1398 (Zanino Volta, De’ gradi accademici conferiti nello studio generale di Pavia sotto il dominio Visconteo. In: Archivio storico Lombardo 17 [1890] 517 – 584, hier 542). AFA I: 222 f.: Sept. und Okt. 1403 zur Disputatio de quolibet für die Zeit nach dem 6. Jänner 1404 vorgeschlagen; Johannes Silbers Tod wird erwähnt am 4. Nov. 1407 (AFA I, 284). AFM I: 95: Reg. doct., Nr. 5, Mag. Iohannes Silber de Sancto Yppolito, mag. art. et dr. med., 1398 venit Wyennam de Papia (vgl. AFM III, 304: Reg. doct., Nr. 1). AFM I: 1 f.: Unter seinem Dekanat Beschluß, gemeinsam mit Conradus de Schiverstat (Prosop. II/15), Galeazzo de Santasofia (Prosop. II/23) und Iohannes Schroff (Prosop. II/72) Fakultätsakten (liber quidam) anzulegen, 6. Mai 1399. Beteiligung an den wichtigen Fakultätsbeschlüssen vom 4. und 19. Jänner 1404, wie über das Verhalten der in Wien approbierten Mediziner gegenüber Kollegen, über Vorschriften die Studierenden betreffend und über die Einhaltung der Statuten (AFM I, 4); 2. Jänner 1405: Auftrag der Fakultät, mit Nicolaus Aichberger (Dekan, Prosop. II/97) und Johannes Schroff (Prosop. II/72) die med. Statuten bei Bedarf zu ändern (AFM I, 6); mehrmals med. Dekan: 1399 I (bei Aschbach I, 167 irrtümlich auch 1398 II), 1407 I; Uiblein, Reg. 538: vielleicht auch 1400, 1401 I, 1403 I; Rektor 1400 II. Weitere Nennungen: AFM I, 13 f., 99 f. † vor 16. Oktober 1407 (AFM I, 12: Mag. Joh. de Sancto Ypolito pie memorie), begraben in St. Stephan/Wien (Uhlirz, Die Rechnungen des Kirchenmeisteramtes von St. Stephan zu Wien, 262). Lit.: Kühnel, Heilkunde, 37 f., Uiblein, Reg. 538 (Lit.). 75 Iohannes Spardorffer (Sardoerffer, Spadorfer, Spardarffer, Spardoerffer) de Nueremberga (Nürnberg, Rgb. Mittelfranken, Bayern), civis Wiennensis Studium in Wien (Imm. 1435 II; wann mag. art. ? bac. med. 1445; dr. med. 1462 II), med. Dekan, † 1472. MUW 1435 II, R 38: Iohannes Spardorffer de Nuernberga, 4 gr. (Spardorffer nachträglich von anderer Hand eingetragen) (Rhein. Matr.: 1435/36, fol. 58r). AFA III/1: Determ. 1454 II, Nr. 11754, Johannes Spardorffer (ohne Angabe der Herkunft, keine weitere Nennung) – ob mit obigem identisch? AFM II: 33: Iohannes (als Pedell der med. Fakultät und Servitor [Diener] der art. Fakultät) wird am 29. Juli 1445 zum Bakk.-Examen zugelassen, von allen Dok-
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toren in die Fakultät aufgenommen, Examen erfolgt sofort und ebenso die Zulassung zur Determination; am 7. August 1445 bezahlt er der Fakultät für die Promotion zum bac. med. 1fl.; 109: Iohannes Spardorfer als condoctorandus genannt, April 1462. AFM I: 98: Reg. doct., Nr. 34, Spardoerffer als civis Wiennensis genannt, Rezeption der insignia doctoralia 8. Februar 1463 (vgl. AFM II, 208: Reg. doct., Nr. 19, und AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 49, Iohannes Spardorffer de Nuernberga, ohne Datumsangabe). AFM II: 231: undatierte Notiz über die Zahlung von 6 Ung. Gulden ohne Angabe des Verwendungszweckes; 236: Die für Iohannes Spardorffer und Iohannes de Muntzing (Prosop. II/62) vorgesehene Promotionsrede (zur Lizenz) von Thomas Ebendorfer für 9. Februar 1462 (AFM II, 236 – 42: Edition nach CVP 4680, fol. 128r – 130v) wurde nicht gehalten, sondern erst am 8. August 1463 für Mag. Nicolaus de Ratispona (Prosop. II/100), Petrus Marolt de Lack (Prosop. II/106) und Mag. Stephanus Kuelandt de Rain (Prosop. II/116) (dazu Schrauff, AFM II, XVf.); viermal med. Dekan: 1462 II, 1465 II, 1468 I, 1471 II (s. AFM II, 1). Weitere Nennungen: AFM II, 110, 124, 127, 135, 137, 150, 152, 157, 214 f. (genannt bis 1471 II). † obiit 1472 (siehe AFM II, 208, Reg. doct., Nr. 19; vgl. AFM II, 161: Med. Fakultät erhält eine Handschrift (Bertuccio) aus dem Nachlaß von Spardorffer, 3. Sept. 1473). 76 Iohannes Swaiger (Schwaiger, Swayger) de Ingolstatt (Ingelstat, Ingelstavia) (Ingolstadt, Rgb. Oberbayern, Bayern) Studium in Wien (Imm. 1441 I; mag. art. 1449 I; dr. med. 1456 I), genannt bis 1457 II. MUW 1441 I R 24: Iohannes Swaiger de Ingolstat, 4 gr. AFA II: Determ. 1442 II, Nr. 8314; Inceptio 1444 II, Nr. 8808. AFA III: Nennungen als mag. art. 1449 I und 1450 I: Regenz: Nr. 9855 und 10202. AFM II: 67: Zulassung zum Bakk.-Examen (20. Februar), Examen konnte aber zu diesem Zeitpunkt wegen Absenz eines der Doktoren nicht stattfinden, sondern erst am 22. Februar 1454; Determination 28. Februar 1454 (vgl. AFM II, 210: Reg. bac., Nr. 1, 1454); 86 f.: Zulassung zum Liz.-Examen (8. Mai) und Examen 11. Mai 1456; Promotion zum lic. med. und Rezeption der insignia doctoralia 4. Okt. 1456 (AFM II, XVIII, Nr. 3: Edition (Auszug) der vermutlich von Ebendorfer gehaltenen Promotionsrede, nach München BSB clm 8482, fol. 170b ; AFM II, 208: Reg. doct., Nr. 17, und AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 47, beide ohne Datumsangabe); Okt. 1457: Iohannes Swaiger und Dekan Iohannes Neumann de Praunaw (Prosop. II/63) sprechen beim Rektor vor, um eine Ausschließung des Scholaren Heinrich Hacker von den Vorlesungen zu errei-
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chen (AFM II, 94). Keine weitere Nennung. 77 Iohannes de Swendin (Schwent, Schwenten, Swend, Swende, Swenden) (Schwenten, ehemalige Prov. Posen, heute S´wie˛tno, Polen) Studium in Wien (Imm. 1423 II; mag. art. 1432 I; dr. med. 1437 II), med. Dekan, Rektor ; Verfasser eines Rezeptes über Erbrechen; genannt bis 1447 I. MUW 1423 II, R 14: Iohannes de Swendin, 4 gr. (nach Swendin ein Wort ausradiert). AFA II: Determ. 1425 I, Nr. 4848; Inceptio 1428 II, Nr. 5492; Nennungen als mag. art. 1432 I und 1433 I: Nr. 6183 und Nr. 6358. AFM I: 90 f.: Als scol. med. Zulassung zum Bakk.-Examen unter der Voraussetzung, daß er die fehlenden Vorlesungen nachhole, Examen am gleichen Tag, 19. Februar 1435. AFM II: 6: Zulassung zum Liz.-Examen 6. Mai 1436; 8 f.: als doctor facultatis genannt, 25. Jänner 1438; 20: engagiert in Bibliotheksangelegenheit, 31. Mai 1440; med. Dekan: 1439 I (siehe auch AFM I, 101, Reg. bac.) und 1447 I (tritt am 14. August zurück, sein Nachfolger wird Iohannes Zeller [Prosop. II/82]), Rektor : 1446 II. Weitere Nennungen: AFM II, 13, 16, 40 – 42 (genannt bis 1447 I). Verfasser eines Rezeptes über Erbrechen (siehe Kap. 7: Medizinische Traktate). Heidelberg: 4. Juli 1450 Imm. als Iohannes de Swendin, art. mag. med. dr. Wyenn., mit dem Zusatz: Propinatum est illi; erhält hier die mit bestimmten Pfründen verbundene lectura (Toepke, Matrikel I, 264 und Anm. 3). 78 Iohannes Tichtel (Dichtel, Dichttl, Dychtel, Tichltel, Tichtell) de (ex) Greyn, in AFM II, 212 und 220 auch als Johannes Benedictus ex Grina erwähnt (Grein, pol. Bez. Perg, OÖ) Studium in Wien (Imm. 1463 I; mag. art. 1468 I; dr. med. 1476 II), med. Dekan; Lektor der med. Fakultät; Superintendent; erfolgreicher Arzt; Bürger von Wien; † zw. 1501 und 1503. MUW 1463 I, A 21: Iohannes Tichtel de Greyn, 4 gr. AFA III/1: Determ. 1465 I, Nr. 14690; Inceptio 1467 II, Nr. 15361; Nennungen als mag. art. 1468 I – 1472 I: Regenz: Nr. 15518, 15753, 16452 und 16967; Exam. A. N. 1472 II, Nr. 17130. AFM II: 215: Reg. scol., Nr. 49, Inskription 1471 II; 165: Zulassung zum Bakk.Examen mit Dispens von fehlenden Vorlesungs-Zeiten und der Auflage, für den
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Grad eines dr. med. die Vorlesungen zweieinhalb Jahre eifrig zu besuchen 13. Sept. 1474; Examen und Determination 28. Sept. 1474 (vgl. 211: Reg. bac., Nr. 17, 28. Sept. 1474). AFM I: 98: dr. med. 16. Dez. 1476 (vgl. AFM II, 208: Reg. doct., Nr. 31, 18. Dez. 1476, und AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 60). AFM II: zwölfmal med. Dekan: 1478 I (Hinweis darauf nur in AFM II, 217, da die Dekanats-berichte von 1475 II bis 1478 I fehlen, siehe AFM I, p. VIIf.), 1482 I, 1484 II, 1487 I, 1489 I (und lector ordinarius), 1491 I, 1493 II, 1494 II, 1495 II, 1496 I (AFM II, 221), 1498 I, 1499 II (bei Kühnel, Heilkunde 80, nur sechs Amtsperioden erwähnt); Februar 1482: Übernahme der von Christophorus Kreuzer (Prosop. II/10) zurückgelegten Lektorenstelle (AFM II, 177); weitere Nennungen: AFM II, 165, 169 – 171, 174, 176 f., 183, 188, 191, 194, 197 f., 202, 209, 212 (Dekan Iohannes Benedictus ex Grina), 218 – 222, 226, 229. AFM III, 1: In der von Dekan Voberger angelegten Liste des Wiener Ärztekollegiums von 1489/90 Iohannes Tichtl an 2. Stelle genannt. 1490 II Superintendent der Wiener Universität (AFM III, 3 f.); 12. Juli 1494: Auseinandersetzung mit Studenten, Tichtel wäre beinahe attackiert worden, nur der Respekt vor ihm hielt sie davon ab (AFM III, 27); weitere Nennungen: AFM III, 5 f., 8, 10 – 12, 16, 18, 22 – 24, 28 – 31, 33, 35. Erfolgreicher und wohlhabender Arzt (Praxis in Wien und in den Ländern unter und ob der Enns, Stiftsarzt im Stift Klosterneuburg); seine Patienten kamen aus allen Ständen und haben ihm zu Wohlstand verholfen. Als Lehrer liest er über die »Historia naturalis« des Plinius und aus dem »Canon« des Avicenna; er steht auf der Seite der Frühhumanisten und setzt sich mit Bartholomeus Steber (Prosop. II/4) für die Berufung des Dichters Konrad Celtis nach Wien ein; Mitglied des gelehrten Freundeskreises »Sodalitas litteraria Danubiana« (Donaugesellschaft). Besonders interessant sind seine tagebuchartigen Aufzeichnungen (1477 – 1494), notiert auf freien Stellen seiner als Vorlesungsunterlagen benutzten gedruckten Bücher. Ihr Inhalt: Universität, Politik, Familie, Religion, Zeit der Ungarnkriege, Hungersnot der Wiener, Verhalten der Kollegen gegenüber Kg. Matthias und Hzg. Maximilian, Beinamputation von Ks. Friedrich III., seine eigene Pesterkrankung, Einnahmen aus seiner ärztlichen Praxis (Geld und Naturalien); alle Ereignisse gesehen als Ausdruck des Willens Gottes. Eine bereits am 15. Nov. 1486 gehaltene Universitätsrede in St. Stephan/Wien zu Ehren des Hl. Leopold (Kanonisation am 6. Jänner 1485) wurde von Tichtel eigenhändig in eine Inkunabel aus seinem Besitz eingetragen (Edition Wagendorfer, S. 276 – 281). Die Frage von Tichtels Autorenschaft läßt Wagendorfer offen. Tichtel war verheiratet mit Margarethe, Schwester von Bartholomeus Steber
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(Prosop. II/4), er hatte sieben Söhne und eine Tochter ; Hinweis auf Hausbesitz (QGStW II/3, Nr. 5111, Juni 1486) und Aufteilung des Erbes an seine Söhne Kilian, Cosmas und Sigmund (QGStW II/4, Nr. 5841, 6035, 6090, zu Dez. 1506 – Okt. 1515). † zwischen 19. Mai 1501 (siehe AFM II, 230: als civis Viennensis et lector ordinarius und senior noster genannt; sein Sohn Cosmas Tichtel inskribiert an diesem Tag an der Wiener med. Fakultät) und 26. April 1503 (AFM III, 39: Bartholomäus Steber wird als Vormund der Söhne Tichtels erwähnt). Lit.: Kühnel, Heilkunde, 9, 79 – 82; Karajan, Tichtels Tagebuch, 1 – 66; Stelzer, Tichtel, Johann. In: VL 9 (21995), Sp. 920 – 22 (Lit.); Tersch, Johannes Tichtel; Wagendorfer, Die erste Wiener Universitätsrede zu Ehren des heiligen Leopold, 259 – 285. 79 Iohannes Wenzelhauser (Weinczlhauser, Wentzelhauser, Wentzelhuisser, Wentzelhuser, Winczelhawßer, Wintzelhauser, Wintzelhawser) de Stutgardt (Stochardia, Stogardia, Sturckardia) Wirtenbergensis (Stuttgart, BadenWürttemberg) Beginn des Studiums in Tübingen (bac. art.), weiteres Studium in Wien (Imm. 1508 I; mag. art. 1511 I; dr. med. 1515 II); med. Dekan, Ordinarius Principis, Rektor ; † 1521. MUW 1508 I, R 58: Ioannes Wintzelhawser ex Sturckardia, bac. Tibingensis (Tübingen), art. et med. doctor eiusdem facultatis ordinarius lector (besoldete Professur), anno 1520 rector. AFA IV: Johannes Wintzelshauser, Stochardia, bac. art. einer anderen Universität (wohl Tübingen), Nr. 24778, wird rez. 1508 I; Inceptio 1508 II, Nr. 24845; Nennung als mag. art. Regenz: 1511 I, Nr. 25486. AFM III: 77: Inskription 14. Okt. 1515. AFM III, 107 – 109: Mag. Wenzelhausers Bitte um Zulassung zum Liz.-Examen und Befreiung vom Bakkalaureat trotz fehlender Prüfungen; nach ausführlichen Überlegungen, unter welchen Voraussetzungen ein Doktortitel zu erlangen sei, beschließen die Doktoren ihn doch letztendlich zu dispensieren, er müsse aber vorher die Bakkalaureats-Prüfung ablegen, um zum Lizentiat zugelassen zu werden, allerdings nur nach erfolgter Bezahlung der Taxen. Nach seinem Einverständnis erfolgt die Prüfung und danach Ernennung zum bac. med. (30. Okt. 1515), nach Vorstellung beim Vizekanzler Zulasssung zum Liz.-Examen (4. Nov. 1515), Erhalt des Lizentiats und der insignia doctoralia am 14. Nov. 1515. Am 17. Nov. 1515 weitere Bitten von Iohannes Wenzelhauser, welche die Doktoren der Fakultät alle erfüllen: 1) Befreiung von der jährlich zu haltenden Vorlesung; bei einer eventuellen Wiederkehr nach Wien müßte er jedoch ein halbes Jahr
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lesen, 2) Aufnahme in die Fakultätsgremien (consortium et consilium facultatis), 3) Kostenlose Überreichung der Zeugnisse, da die Kosten für das obligate Festmahl zu hoch waren. Med. Dekan: 1517 II und ordinarius principis und 1521 I (stirbt im Amt; sein Nachfolger wird Iohannes Neumann (Prosop. II/64), und als dieser ebenfalls an der Pest stirbt, führt Iohannes Praun (Prutenus) (Prosop. II/68) die Dekansperiode zu Ende (AFM III, 145). Rektor 1520 II. † obiit in peste anno 1521 (AFM III, 307, Reg. doct. Nr. 95). 80 Iohannes de Weytra (Weitra) (Weitra, pol. Bez. Gmünd, NÖ) Studium in Wien (Imm. 1395 I; bac. art. 1396 II; dr. med. 1400 II). MUW 1395 I, A 22: Johannes de Weytra, 2 gr. (Uiblein: vielleicht identisch mit Johannes de Weitra, siehe AFM I). AFA I: 140: Iohannes de Weytra Zulassung zum Bakk.-Examen, 13. Okt. 1396. AFM I: 99: Reg. lic., Nr. 1, Iohannes de Weitra, licentiatus in medicina 1399; 95: Reg. doct., Nr. 8, dominus Iohannes de Weytra Rezeption der insignia doctoralia 8. Nov. 1400 (vgl. AFM III, 304: Reg. doct., Nr. 11). Keine weitere Nennung. Pfründenangelegenheit: RG II/1, Sp. 1279 zu 1405. Lit.: Uiblein, Reg. , 541. 81 Iohannes Wysinger (Wisinger) de Patavia (Passau, Rgb. Niederbayern, Bayern) Studium in Wien (Imm. 1492 I; mag. art. 1497 I; dr. med. 1505 II); Konventor der Burse Heidenhaim, Rektor, † 1506. MUW 1492 I, R 76: Johannes Wisinger de Patavia; nachträglich hinzugefügt: arc. et med. doctor, rector 1506. AFA III/2: Determ. 1494 I, Nr. 21509; Nennung als mag. art: Regenz: 1497 I, Nr. 21883. AFA IV: Weitere Nennungen als mag. art. 1502 I-1505 II: Regenz: Nr. 23087 und 24131; Aufnahme in den »Senat«, Nr. 22694; Exam. S. N., Nr. 22532; Assessor S. N., Nr. 23153; genannt als Konventor der Burse Heidenheim: Nr. 23264, 24267, 24271 und 24272. AFM II: 227: Inskription als mag. art. 8. Juli 1500. AFM III: 37: Zulassung zum Bakk.-Examen, aber Aufforderung, die Vorlesungen eifriger zu besuchen und die versäumte Disputation zu halten 4. Nov. 1502; 42 f.: Determination, 11. Sept. 1503; 58 – 60: Zulassung zum Liz.-Examen (12. Dez.
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1505) mit der Auflage, nach Erlangung des Doktorates ein Jahr lang weder in Wien noch in seinen Vorstädten zu praktizieren; Rezeption der insignia doctoralia 5. Jänner 1506; Rektor 1506 II (stirbt im Amt, sein Nachfolger wird Michael Sartoris [Prosop. II/95] siehe MUW II, 337, 10. Dez. 1506). † 8. Dezember 1506 (AFM III, 61 f.: mortuus est … die Concepcionis beate Marie Virginis in peste sowie AFM II, 187 f.: stirbt als Rektor an der Pest und ist in Klosterneuburg begraben; vgl. AFM III, 307: Reg. doct., Nr. 78, 1507 als schon gestorben [obierunt] genannt). Lit.: Uiblein, Georg Läntsch von Ellingen, 233 – 286, hier 244, Anm. 61. 82 Iohannes Zeller (Celler, Czeller) de Augusta (Augsburg, Rgb. Schwaben) Studium in Wien (Imm. 1423 I; mag. art. 1430 I; dr. med. 1435 II); med. Dekan; Leibarzt von Königin Elisabeth (Gattin König Albrechts II.) und König Ladislaus; † 1456. MUW 1423 I, R 122: Johannes Czeller de Augusta, pauper. AFA II: Determ. 1426 II, Nr. 5056; Liz.-Tentamen 1429 II, Nr. 5638; Inceptio 1429 II, Nr. 5709; Nennungen als mag. art. 1430 I-1432 I: Regenz: Nr. 5802 und 6198. AFM I: 89: Zulassung zum Bakk.-Examen und Promotion zum bac. med. 21. Jänner 1434; 91 f.: Rückstellung vom Liz.-Examen für ein halbes Jahr 23. August 1435; Zulassung zum Liz.-Examen 20. Nov. 1435; 98: Reg. doct., Nr. 30, Rezeption der insignia doctoralia 19. Dez. 1435 (Vgl. AFM III, 305: Reg. doct., Nr. 29). Mag. Zeller veranstaltet 1431 und 1432 trotz ausdrücklichen Verbotes der artistischen Fakultät in der Karwoche Passionspiele; 1433 wird sein neuerliches diesbezügliches Ansuchen abgelehnt. Fünfmal med. Dekan: 1437 II, 1441 I, 1444 I, 1447 II (wird schon am 14. August gewählt, da der amtierende Dekan Iohannes de Swendin [Prosop. II/77] zurückgetreten ist, siehe AFM II, 43) und 1452 I. Wiederholt erfolglose Intervention beim Bürgermeister in Sachen Empiriker und Apotheker : 1438 I (AFM II, 11), 1438 II (AFM II, 15), 1442 I (AFM II, 25), 1453 II (AFM II, 67 – 70), 1454 II, (AFM II, 77), 1455 I (AFM II, 79). Engagement in Bibliotheks-Angelegenheiten: 1440 I (AFM II, 20), 1443 II (AFM II, 29) und 1446 I (AFM II, 37). 1453 I, Zeller als Leibarzt des Kg. Ladislaus in Brünn (AFM II, 61); weitere Nennungen: AFM II, 13, 23, 27, 33, 35, 41, 54, 59, 78, 80, 83 (genannt bis Sept. 1455). Kg. Ladislaus verleiht ihm 1453 alle Recht, freiheit, gnad, die ander unser hofgesind und diener habent… (Wien, Haus-, Hof- und Staatsarchiv, HS. B 536,
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fol. 83v, siehe Kühnel, Heilkunde 95); Hinweis auf Hausbesitz – sein Sohn Ludwig, Bruder des Kartäuserkonvents Aggsbach, verzichtet zugunsten seiner Mutter Margarete auf das Erbe (QGStW II/3, Nr. 4012, Nov. 1461). † obiit 1456 (AFM II, 207: Reg. doct., Nr. 2), stirbt bei Belgrad beim Überqueren der Donau (Rupprich, Das Wiener Schrifttum, 114). Lit.: Kühnel, Heilkunde, 94 f.; Richard Müller, Wiens höfisches und bürgerliches Leben im ausgehenden Mittelalter. In: GStW III/2 (1907), 626 – 755, hier 723 f. 83 Leopoldus Iordan (Jordanus, Jordon) ex Wienna bzw. Viennensis Nach Studium in Wien (Imm. 1503; mag. art. 1511 I) und Italien (wo dr. med.?) rez. in Wien als dr. med. 1517 II; Rektor, med. Dekan; † 1537. MUW 1503 I, A 107: Leopoldus Jordanus ex Wienna, 29 den; nachträglich hinzugefügt: rector anno domini 1519; von einer dritten Hand hinzugefügt: secundus rectoratus anno 1536. AFA IV: Determ. 1505 II, Nr. 24281; Inceptio 1510 II, Nr. 25353; Nennung als mag. art.: Regenz: Nr. 25495/1511 I. AFM III: 79: inscriptus est Mag. Leopoldus Iordan Vienensis 16. Juni 1511; 124: Vorlage seines Doktordiploms aus Italien und Bitte um Repetition 13. Okt. 1517; 134: feierliche Repetition (8. Februar) und Aufnahme ins Fakultäts-Kollegium 12. Februar 1518; 308: Reg. doct., Nr. 98, ohne Datumsangabe. Rektor 1518 II und 1536 II; fünfmal med. Dekan: 1519 I, 1527 I, 1530 II, 1533 I, 1537 I (kein Dekansbericht vorhanden, Iordan stirbt im Amt); erwähnt in der Liste der 1526 in Wien residierenden Ärzte (AFM III, 168). 5. Juni 1528: Empfehlungsschreiben der niederösterreichischen Statthalterei an Kg. Ferdinand I., Dr. Leopold Iordan das Lektorenamt an der med. Fakultät zu übertragen; die Lektorenstelle war nämlich nach dem Tod (26. Mai 1528) von Michael Sartoris (Prosop. II/95) vakant geworden (AFM III, Anhang V, 320 f.). Ob das Ansuchen Erfolg hatte, ist in den AFM III nicht belegt. Weitere Nennungen: AFM III, 136, 143, 146, 148 f., 158, 178, 189, 191, 195, 206 – 08, 213. Hinweis auf Hausbesitz und Garten (QGStW II/4, Nr. 6128, Okt. 1517). † vor dem 27. September 1537 (AFM III, 212: Jordanus, qui ante completam mutationem solvit debitum nature et ad astra recessit; vgl. AFM III, 168: Dr. Iordan obiit anno 1537 ex febre ardente). Iordan wird als ein Mann von hoher Gelehrsamkeit und Eloquenz bezeichnet (homo bone doctrine et eloquentie), der aber in größter Bedrängnis stirbt (in maxima angustia mortuus). Er schuldet der Fakultät 29 tal. 3 sol. 16 den. über den Tod hinaus; seine Testamentsvollstrecker geben als Pfand zwei vergoldete Becher (deauratos ciphos), die sein Bruder
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Iohannes Iordan wiederholt zurückfordert. Über seine Schulden gegenüber der Fakultät siehe AFM III, 212 – 214, 216, 220, 224, zu 14. April 1537 – 13. April 1541. 84 Liebhardus Swalb (Schwalb, Swalib) de Benedictenpewren (Benediktbeuern, Rgb. Oberbayern, Bayern) Studium in Wien (Imm. 1421 I; mag. art. 1432 I; lic. med. 1438 II); beim Konzil zu Basel; rez. als dr. med. 1453 I; Weihe zum Subdiakon und Priester, 1452; † 1462. MUW 1421 I, R 49: Liebhardus Swalib, pauper. AFA II: Determ. 1423 II, Nr. 4566; Inceptio 1431 II, Nr. 6084; Nennungen als mag. art: 1432 I–1439 I: Regenz: Nr. 6211, 6375, 6536, 6654, 6851, 7030 und 7248; Exam. S. N. 1437 II, Nr. 6907. AFM II: 6: Zulassung zum Bakk.-Examen und Promotion zum bac. med. 6. Mai 1436; 9: Seine Bitte um Aufnahme zum Liz.-Examen wird aus bestimmten Gründen abgewiesen 18. Mai 1438; 15 f.: Zulassung zum Liz.-Examen, Zulassung zum dr. med. aber nur, wenn er der Fakultät versichern könne, daß sein Stand (status) der Würde eines Doktors entspräche, 26. Jänner 1439 (AFM II, XIX, Nr. 5: Edition (Auszug) der vermutlich von Ebendorfer gehaltenen Promotionsrede, nach München BSB clm 8482, fol. 180b). 28. Juli 1453: Bitte um Aufnahme in die med. Fakultät, da er inzwischen am Konzil von Basel durch den Bischof von Freising die insignia doctoralia empfangen hatte (AFM II, 60) und 1452 in Unding, Diözese Freising, am 25. März zum Subdiakon und am 8. April zum Priester geweiht worden war (siehe RG VI, Nr. 3971); in Wien wird er aber erst nach erfolgter Prüfung am 11. August 1453 ins Kollegium aufgenommen (AFM II, 63; vgl. AFM II, 207: Reg. doct., Nr. 8, und AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 38). Weitere Nennungen: AFM II, 71, 74, 81. Pfründenangelegenheiten: RG IX, Nr. 2164 und Nr. 1177 (zu 1465 und 1470). † 1462 in Wien ad beatam Virginem (AFM II, 207, Reg. doct., Nr. 8, wohl Kirche Maria am Gestade in Wien). Lit.: Aschbach I, 327 f; Kühnel, Heilkunde, 47; Perger/Brauneis, Die mittelalterlichen Kirchen, 34 – 44, 295, Anm. 157. 85 Marquardus Froer (Freyr, Frewr) de Weissach (Bissach, Vissach, Weyssach, Weyzzach, Wisach, Wissach, Wysach, Wyssach) (Weissach, Rgb. Stuttgart, Baden-Württemberg) Studium in Wien (Imm. 1438 I; mag. art. 1442 I; dr.med. 1453 I), med. Dekan, Rektor ; † nach 20. Februar 1458.
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MUW 1438 I, R 4: Marquardus Frewr de Weyssach, 4 gr. AFA II: Determ. 1439 II, Nr. 7459; Lizentiatstentamen 1441 I, Nr. 7991; Inceptio 1441 II, Nr. 8045; Nennungen als mag. art. 1442 I – 1446 II: Regenz: 1442 – 1446: Nr. 8218, 8459, 8727, 8908 und 9134; Exam. R. N., 1446 II, Nr. 9166; Temptator 1446 II, Nr. 9170. AFA III/1: Weitere Nennungen als mag. art. 1448 I – 1452 I: Regenz: Nr. 9513, 9842, 10190, 10619 und 10969; Exam. R. N., 1449 II, Nr. 10041. AFM II: 47: nicht zum Bakk.-Examen zugelassen wegen fehlender Responsion, 2. Nov. 1448, jedoch bereits am 4. Nov. 1448 geprüft und zur Determination zugelassen; 48 f.: Zulassung zum Bakk.-Examen und Determination (24. Juli), bac. med. 11. August 1449; 56 f.: als bac. med. Prokurator bei der Anatomie 1452; 59: Zulassung zum Liz.-Examen 19. Dez. 1452; 63: Rezeption der insignia doctoralia, 20. August 1453, (vgl. AFM II, 207: Reg. doct., Nr. 9, zu 1454 und AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 39); med. Dekan: 1455 I; Rektor 1456 II. Wiederholt Mieter im Fakultäts-Haus (1455 – 1458, s. AFM II 78, 84, 86 f., 95, 102); weitere Nennungen: AFM II, 74, 90. † nach 20. Februar 1458 (letzte eindeutige Nennung als Lebender, AFM II, 95). 86 Martinus Guldein (Guelden, Gulden, Guldin) de Weissenburg (Beisenberga, Weissenburga, Weyssenburga) (Weißenburg, Rgb. Mittelfranken, Bayern) Studium in Wien (Imm. 1428 II; Inceptio 1433 II; dr. med. 1443 I), med. Dekan; Ratsherr ; Bürgerspitalsmeister ; † 1474. MUW 1428 II R I: Martinus Guldein de Weissenburga, 4 gr. AFA II: Determ. 1430 II, Nr. 5835, Martinus Guldein; Inceptio 1433 II, Nr. 6453, Martinus de Beisenberga; Nennung als mag. art.: Regenz: 1440 I, Nr. 7587, Martinus Guldin, (bei Aschbach I, 616, Martinus Guldein de Weissenburg Regenz irrig schon ab 1425). AFM II: 22: Zulassung zum Bakk.-Examen und Approbation 26. Mai 1441; 27 f.: Zulassung zum Liz.-Examen, 17. Juli 1443, und Rezeption der insignia doctoralia 1. Okt. 1443 (bei Perger, Die Wiener Ratsbürger, 205, zu 1444); 31: Teilnahme an einer Anatomie, März 1444; fünfmal med. Dekan: 1446 I, 1449 I, 1453 I, 1454 II, 1457 I; Prokurator R. N. 1442. 1455 I und 1455 II in Angelegenheit der Empiriker beim Rektor und Bürgermeister von Wien (AFM II, 79 und 84 f.); als Dekan (1454 II) drei MedizinerRegister begonnen, die dann von anderen Kollegen fortgesetzt werden: Reg. doct., Reg. bac. und Reg. scol. (AFM II, 207 – 220, die Inskriptionen der Scholaren im laufenden Text bis S. 231). Im Dez. 1454 als Dekan beauftragt, gemeinsam mit Iohannes Kelner de Kirchheim (Prosop. II/55) und Michael Puff (Prosop. II/94) mit den Apothekern über
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Arzneitaxen zu verhandeln (AFM II 73), im Mai und Juni 1457 Bemühungen um eine Einigung mit den Apothekern – Entwurf einer Apotheker-Ordnung (AFM II 89 – 92). August 1458: Vorwurf einiger Fakultäts-Mitglieder, Guldein würde sich zu wenig um Studienbelange kümmern; Guldein wehrt Ausschlußandrohungen ab, indem er gelobt, sich in Hinkunft an die Statuten zu halten (AFM II, 96 f.). Weitere Nennungen: AFM II, 35, 41, 44, 50, 78, 80, 94, 101, 103, 109, 112, 170. Von Guldein stammen vermutlich vier Schemata für Lepraschau-Atteste, die in der Münchner BSB clm 73 erhalten sind (siehe Kap. 7: Medizinische Traktate); weiters sind aus seinem Besitz zwei medizinische Sammel-HSS CVP 5398 und 5480 erhalten (siehe Unterkircher, Datierte HSS der ÖNB II [1971] 142 f. und 146), die er an Erhard Gogker von Traismauer (Prosop. II/20) weitergegeben hat, der sie danach der Rosenburse vermachte; später kamen sie in die UniversitätsBibliothek. Guldein war Inhaber öffentlicher Ämter in Wien: Ratsherr 1459 – 1462 (bis 19. August), 1465 – 1469; Grundbuchverweser 1460, 1461; Kellermeister 1459 – 1461, Bürgerspitalsmeister 1462, 1463 (bis 15. April) (in AFM III, 194, Anm. 1, ebenso in QGStW I/2, Nr. 1874, Dez. 1462 und II/3, Nr. 4046, April 1463); Hinweis auf umfangreichen Haus- und Weingartenbesitz (QGStW II/2, Nr. 3467; II/3, Nr. 4012, 4314, 4328, 4361, und 4672, Mai 1452-März 1478; auch bei Paul Harrer-Lucienfeld, Wien – seine Häuser, Menschen und Kultur. Handschrift, Wiener Stadt- und Landesarchiv, 7 Bd. [1953 – 1958] I/1, 64 und II/2, 262); Ehefrau Elsbeth bekommt als Dank für ihre Mitgift das Haus in der Wollzeile (1010 Wien) überschrieben (QGStW II/3, Nr. 4473, März 1473). † vor dem 29. Juni 1474 (Med. Fakultät erhält aus Guldeins Nachlaß eine nicht näher genannte Anzahl von Büchern (AFM II, 163 f., vgl. AFM II, Reg. doct., 207: obiit 1474). Lit.: Kühnel, Heilkunde, 69 – 72; Perger, Wiener Ratsbürger, 205; Wickersheimer, Dictionnaire II, 542. 87 Martinus Stainpeis (Stainpeiss, Stainpeiß, Stainpeys, Staynpeys, Steinpeyß) de Vienna (Wienna) Geboren zwischen 1450 – 1460 in Wien; Studium in Wien (Imm. 1476 I; mag. art. 1484 I; lic. et dr. med. 1490 I); med. Dekan; Verfasser der Studienanleitung »Liber de modo studendi seu legendi in medicina« zwischen 1510 und 1520; Visitation von Apotheken in den österreichischen Ländern; 1511 Stiftsarzt in St. Jakob auf der Hülben (heute 1010 Wien); † 1527. MUW 1476 I, A 95: Martinus Stainpeiss de Wienna, 4 gr.; nachträglich hinzugefügt: Medicine doctor.
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AFA III/2: Determ. 1478 II, Nr. 18791, Martinus de Wienna; Inceptio 1482 II, Nr. 19863; Nennungen als mag. art. 1484 I-1500 II: Regenz: Nr. 20029, 20124, 20203, 20305, 20450 und 20619. AFA IV: 1500 II, Nr. 22547, Stainpeis berichtet über Disziplinar-Verhandlungen; 1508 II, Nr. 24807, Stainpeis wird nach Beendigung des Streits zwischen Rektor, Konsistorium und med. Fakultät schließlich am 15. Nov. 1508 zum neuen med. Dekan gewählt. MFJ II, 1484 I, 1: Mag. Martinus Stainpeis ex Wienna; nach einem Semester Abbruch des Rechtsstudiums. 1484 Beginn des Medizinstudiums: AFM II: 219: Reg. scol., Nr. 81, Inskription unter Dekan Iohannes Tichtel, 19. Okt. 1484 (in seinem »Liber« [fol. 29r] würdigt Stainpeis Tichtel als seinen Lehrer [praeceptor]); 192: Zulassung zum Bakk.Examen und Examen 28. Februar 1488; 199: Determination 16. Juni 1489; 204: Zulassung zum Liz.-Examen (14. Sept.), Examen zum lic. med., 23. Sept. 1490; 209: Reg. doct., Nr. 37, ohne Datumsangabe (vgl. AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 66). Siebenmal med. Dekan: 1496 II, 1498 II, 1501 II, 1504 II, 1507 I, 1508 II und 1510 II. AFM II 187: Martin Stainpeis berichtet als Prokurator der N. A. über den Tod des Rektors Ulricus Eberhardi (Prosop. II/123) am 21. Jänner 1487 und die sich daraus ergebenden Aktionen; desgleichen erwähnt er den Tod von Iohannes Wysinger (Prosop. II/81); weitere Nennungen: AFM II, 187, 221, 224 – 26, 229, 230. AFM III, 1 f.: In der von Dekan Voberger angelegten Liste des Wiener Ärztekollegiums von 1489/90 wird Martinus Stainpeis, der in Mähren wirkt, an 8. Stelle genannt. 26. April 1503: mit Bartholomäus Steber (Prosop. II/4, seinem Freund und Kollegen, gleiches Imm. Datum 1476 I) involviert in das Bestreben, vom Kaiser das Privileg gegen die Kurpfuscher zu erhalten (AFM III, 39 f.). Wohlhabender und angesehener Arzt, engagierter Lehrer, Anhänger der scholastischen Lehrmethode und Gegner des aufkommenden Humanismus; sein Ausspruch: singulos doctores protunc de facultate existentes pellendos fore de civitate Wiennensi (einzelne Ärzte sollten aus der Stadt verjagt werden) führt – da er sich dafür nicht entschuldigt – am 7. Nov. 1511 zu seiner Suspendierung (AFM III, 79 f.); auf Anraten seiner Freunde verfaßt er zwischen 1510 und 1520 die Studienanleitung »Liber de modo studendi seu legendi in medicina« (siehe Kap. 4.2). Stainpeis scheint noch in den Fakultätslisten von 1513 und 1526 auf (AFM III, 94 und 168); seine Rehabilitation ist nicht dokumentiert. Sein Tod 1527 wird erst 1530 erwähnt (AFM III, 175); weitere Nennungen: AFM III, 4, 31, 35, 46, 55 f., 62, 75, 78, 106. Hinweis auf Hausbesitz (QGStW II/4, Nr. 6052, 6055 und 6057, zu Aug. 1514);
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Prozeß mit seiner Frau Margarethe (QGStW II/ 4, Nr. 5695, 5735, und 5739, zu Mai 1500–Juni 1502). Stiftung einer Kapelle bei St. Jakob auf der Hülben (ehem. Chorfrauenkloster und Kirche in 1010 Wien, Bereich Riemergasse – Zedlitzgasse) und dort begraben (Wien, Haus-, Hof- und Staatsarchiv HS. W 50, Bd. 7, fol. 168r, siehe Kühnel, Heilkunde 84). Schrauf, AFM III, p. IX – XIV, gibt eine detaillierte Schilderung seines medizinischen Werdegangs und bezeichnet Stainpeis als den »hervorragendsten Vertreter der alten Schule«. In AFM III, X, Anm. 3, erwähnt Schrauf ein nicht mehr vorhandenes Votivbild, das Stainpeis mit seiner Frau Elisabeth, mit sieben Söhnen und drei Töchtern darstellte, Grabinschrift: Anno salutis 1527 obiit egregius artium et medicine doctor Martinus Stainpeis de Wienna, huius capellae fundator. Eius anima Deo vivat. Ora pro me frater! Darunter sein Wappenschild mit einem Fisch, Kreuz und Stern. Sein Testament vom 4. Dez. 1526 vorgelegt am 23. Juli, approbiert 21. August 1527 (Archiv der Universität Wien, Liber Testamentorum Universitatis Wiennensis 1504 – 1551, fol. 114r–115v). † 14. Juli 1527, begraben in St. Jakob in Wien: Stainpeis moritur anno 1527 die 14. Juli (AFM III, 175); vgl. AFM III, 168: in der Liste der 1526 in Wien residierenden Mediziner : Dr. Martinus Stainpeis obiit anno 1527. Abweichende Angaben in einer Notiz des Wiener Mag. Sebastian Einspar auf dem Titelblatt des »Liber de modo studendi«, den Stainpeis ihm 1527 geschenkt hatte: Qui 13. Julii anni 1527 obiit, sepultus ad S. Stephanum Vienne; siehe Kühnel, Heilkunde, Tafel X. (siehe Abbildung 3 im Anhang). Lit.: Kühnel, Heilkunde, 84 – 86; Pawlik, Martin Stainpeis; Richard Perger, Der organisatorische und wirtschaftliche Rahmen. Geistliche Einrichtungen (St. Jakob auf der Hülben). In: Csendes/Opll, Wien, 199 – 246, hier 235; Uiblein, Martinus Stainpeis. In: AFTh II (1396 – 1508), 680. 88 Mathias Gasser de (ex) Graecz (Grecz, Gretz) Stirie (Stiria, Stiriennensis, Stiriensis Styria) (Graz, Stmk) Beginn des Studiums in Wien (Imm. 1489 II, Determ.1492 I), danach ArtesStudium in Ferrara, in Wien als mag. art. rez. 1507 II; Medizinstudium in Wien, dr. med. 1513 I; med. Dekan; † nach Dez. 1515. MUW 1489 II, A 42: Mathias Gasser de Grecz, 4 gr. AFA III/2: Determ. 1492 I, Nr. 21397, Mathias Gasser, Gretz, disp. AFA IV: 1504 II, Nr. 23952, Mag. Mathias Gasser Stiriennensis zur Responsion zugelassen; 1507 II, Nr. 24681, Gasser als mag. art. aus Ferrara Rezeption erhalten. AFM II: 224: genannt als dr. med. im Nachruf auf den befreundeten Dr.
Prosopographie II
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Kuerrendorffer (Einschub zu 19. Nov. 1497). AFM III: 37: Mag. Mathias Gasser ex Graez Stirie Inskription 10. Jänner 1503; 78: Zulassung zum Bakk.-Examen und Prüfung am gleichen Tag, aber Ermahnung zu eifrigerem Studium 18. Nov. 1510; 86 f.: Zulassung zum Liz.-Examen 20. April 1513; 88: lic. med., 11. Mai 1513; 90: Mathias Gasser Ansuchen um Rezeption der insignia doctoralia 27. August 1513; 94: Rezeption der insignia doctoralia 26. Sept. 1513 (vgl. 307: Reg. doct., Nr. 88); med. Dekan: 1514 II. weitere Nennungen: AFM III, 93, 105 f. † obiit (AFM III, 307: Reg. doct., Nr. 88, Mathias Gasser, ohne Datumsangabe) nach dem 11. Dez. 1515 (letzte Nennung AFM III, 110). 89 Maximilianus Seleyttner (Seeleitter, Seleytter, Selayter) Pataviensis bzw. de Patavia (Passau, Rgb. Niederbayern, Bayern) Studium in Wien (Imm. 1487 II; mag. art. 1492 I; lic. oder dr. med. 1494 I). MUW 1487 II, R 24: Maximilianus de Patavia, 4 gr. AFA III/2: Determ. 1489 II, Nr. 20747, Maximilianus de Patavia; Inceptio 1491 II, Nr. 21251, Maximilianus Selayter de Patavia; Nennungen als mag. art., Regenz: 1492 I, Nr. 21376, Maximilianus de Patavia und 1494 II, Nr. 21586, Maximilianus Seeleitter. AFM II: 209: Reg. doct., Nr. 52, Maximilianus Seleyttner Pataviensis rogavit inscribi 14. Maii anno Christiano 1494; keine weitere Nennung. In AFM III – nicht erwähnt. 90 Michael Eysaler (Esalär, Eysaeler, Eyselaer, Eyseler, Eyslär) de Praunaw, Michael ex Brunna (Pruna) bzw. Michael Eystetter (Braunau am Inn, OÖ) Studium in Wien (Imm. 1469 I; mag. art. 1474 I; dr. med. nach 1491 I); med. Dekan; † nach 1499 I. MUW 1469 I, H 4: Michael Eyseler de Prawnaw, 4 gr. (am Rand eingefügt Renensis). AFA III/1: Determ. 1471 I, Nr. 16406, Michael de Prawnaw. AFA III/2: Inceptio 1473 II, Nr. 17378; Nennungen als mag. art. 1474 I – 1490 I: Regenz: 1474 – 1490: Nr. 17563, 20295, 20436, 20606 und 20880; Exam. R. N.: Nr. 20370 und 20742; 1488 I Prokurator der Rhein. Nation (s. Uiblein, Georg Läntsch von Ellingen, 237, Anm. 17). AFM II: 219: Reg. scol., Nr. 82, Inskription 1. Jänner 1487; 199: venerabilis vir Mag. Mi[c]hael ex Brunna Zulassung zum Bakk.-Examen, am gleichen Tag Examen und Promotion 1. Sept. 1489; 200: Determination 18. Jänner 1490 (siehe
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auch AFM II, 204, bei der Rezeption von Bartholomäus Steber als bac. med. zum Respondenten bestimmt, 1. Okt. 1490). AFM III: 6 f.: erhält nur unter bestimmten Auflagen eine Zulassung zum Lizentiat, 4. Okt. 1491; Liz.-Examen 11. Okt. 1491; AFM II, 209: Reg. doct., Nr. 47, ohne Datumsangabe (vgl. AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 68); med. Dekan: 1497 I (siehe AFM II, 221 f. und 225 f., erwähnt in AFM III, 31, Anm. 1) und 1499 I (siehe AFM II, 225 f., erwähnt in AFM III, 35, Anm. 1); bei Locher, Speculum Academicum, 123 und danach bei Aschbach II, 453 in den Dekanslisten als Michael Eystetter genannt! † nach 1499 I, gestorben an Wassersucht am Tag nach dem chirurgischen Eingriff, den er selbst veranlaßt hatte: mortuus est in ydropsi altera die post incisionem, quam sibi fieri jussit, ohne Datumsangabe (siehe AFM II, 209: Reg. doct. Nr. 47). 91 Michael Falkonis (Falconis) Studium in Montpellier ; Imm. als mag. art., decretorum bac. et dr. in med. 1417 II; rez. als dr. med. 12. April 1418; med. Dekan, Rektor ; Rat und Leibarzt des Grafen Hermann II. von Cilli, Verfasser eines Pesttraktates. In MUW nicht erwähnt. MFJ I, 1417 II 13: Michael Falkonis arc. mag., decret. bac. et dr. in med. AFM I: 38: Michael Falkonis Aufnahme in die med. Fakultät als mag. art., decret. bac. et dr. med. Montis Pessulani etc. 12. April 1418; med. Dekan 1418 II (wurde am 8. Jänner 1419 durch Ulricus Grünwalder [Prosop. II/124] abgelöst, AFM I, 41), Rektor : 1418 II ( am 5. Jänner 1419 wurde dom. Michael Falkonis, arc. et med. dr., decret. bac. et plebani de Tyfer als Nachfolger von Ulricus Grünwalder gewählt, MUW I, 121). Inhaber der Pfarre Tüffer (historische Region Untersteiermark, heute Lasˇko, Slowenien), Secretarius und Physikus des Grafen Hermann II. von Cilli (RG III, Sp. 278, zu 1415 und RG IV, Sp. 2785 f., zu 1429; AFM I, 40). Über seine Herkunft enthalten die Quellen keine Information; nach Aschbach I, 327 Anm. 1 stammte er »ohne Zweifel aus der französischen ärztlichen Familie de Falconis«; Wickersheimer II, 553 teilt diese Ansicht nicht, er hält ihn »sans doute« für einen Steirer. Lit.: Kühnel, Heilkunde, 47: »Mag. Michael Falconis aus Tüffer«; Wickersheimer II, 553.
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92 Michael Graesel (Graesel, Greassel, Graeszlin, Gresel, Greßlin) de Dinkelsbühel (Dinkchelspuchel) (Dinkelsbühl, Rgb. Mittelfranken, Bayern) Studium in Wien (Imm. 1427 II; mag. art. 1433/34; bac. med. 1441 I), weiteres Medizin-Studium in Ferrara; in Wien als dr. med. rez. 1443 I. MUW 1427 II, R 22: Michahel Greßlin de Dinckelspuhel, 4 gr. AFA II: Zulassung zum Bakk.-Examen 1429 II, Nr. 5595; Determ. 1429 II, Nr. 5610; Inceptio 1432 II, Nr. 6270; nach Uiblein (Beziehungen zur Univ. Padua, 150, Anm. 39) wurde Graesel schon 1433/34 zum mag. art. promoviert (AFA II, fol. 115v, 120r ; im digitalisierten AFA II nicht erwähnt); Exam. U. N., 1440 I, Nr. 7566; Regenz 1440 I, Nr. 7583. AFM II: 22: Mag. Michel Graesel Zulassung zum Bakk.-Examen und Approbation 26. Mai 1441; 27 f.: 7. Juli 1443 Vorlage seiner Promotionsurkunde aus Ferrara (dr. med. in Ferrara 9. Okt. 1442, vgl. Uiblein, s. o.); aber erst nach erfolgten Erkundigungen über die Universität Ferrara in Wien als dr. med. rezipiert und ins Fakultätskollegium aufgenommen, 25. August 1443; Februar 1444 mit Michael Puff (Prosop. II/94) Vorbereitungen zu einer Anatomie (AFM II, 29 – 31). Als Testamentsvollstrecker des Arztes Fridrich Althaymer genannt (GQStW I/1, Nr. 520, 25. Sept. 1444). Letzte Nennung 14. März 1446 (AFM II, 35). Lit.: Kühnel, Heilkunde, 77; Senfelder, Medizinische Schule, 1047, Anm.5, und 1057). 93 Michael Manestorffer (Maanestarffer, Maenestarffer, Maynnastoerffer, Meanestoerffer, Moenestorffer) de Vienna
Maynesdorfer,
Studium in Wien (Imm. 1455 II; mag. art. 1464 I; bac. med. 1467 I), weiteres Medizinstudium an einer nicht genannten Universität; in Wien als doctor alterius universitatis rez. 1471 II; med. Dekan und Lektor, Rektor, † 1482. MUW 1455 II, A 50: Michael Maenestarffer, 4 gr. AFA III/1: Determ. 1459 I, Nr. 13228; Inceptio 1461 II, Nr. 14054; Nennungen als mag. art. 1464 I – 1467 I: Regenz: Nr. 14538, 14745 und 15268. AFM II: 213: Reg. scol., Nr. 24, Inskription 1463; 131 f.: Bitte um und Zulassung zum Bakk.– Examen (25. April), Examination und Zulassung zur Determination 27. April 1467 (vgl. 211: Reg. bac., Nr. 13, 1467 II); 156 – 58: seiner Bitte um Zulassung zum Disputieren und Praktizieren wird stattgegeben 5. Sept. 1471; wird als novellus doctor alterius universitatis genannt und das Praktizieren wird ihm gestattet, 31. Okt. 1471 (vgl. 208: Reg. doct., Nr. 30, 1472, und AFM III, 306:
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Prosopographie der Angehörigen der Wiener Medizinischen Fakultät 1377 – 1519
Reg. doct. Nr. 59); 159: Aufnahme in das Fakultätskollegium und den Fakultätsrat, 30. Juli 1472; dreimal med. Dekan: 1474 I, 1477 I (nur in AFM II, 217 erwähnt; bei Locher, Speculum academicum, 121, und bei Aschbach II, 451 hingegen 1477 II als Dekan genannt), 1481 II (AFM II, 176; bei Aschbach II, 451 wird Georgius Schoebly [Prosop. II/28] als Dekan genannt); Rektor 1476 II. 3. Mai 1468: involviert in die Sache mit der Kurpfuscherin Katharina Gruntenerynne (AFM II, 136); 1479 I und II, involviert in die Probleme mit Apothekern, Empirikern und speziell mit der als vetula practicans bezeichneten Kurpfuscherin Anna (AFM II, 169 – 171). Weitere Nennungen: AFM II, 117 f., 162, 166, 175 f., 216 – 218. AFM III: 29: 1494 II ymmo tempore doctoris Mänastorfer nostras visitavit scolas – Michael Manestorffer wird hier mit dem Stadtschreiber Mag. Johannes Mänestorfer verwechselt (siehe auch AFM III, 194, Anm. 1). Besitzer einer med. Sammel-HS Paris um 1300 mit Werken von Hippokrates (Aphorismen, Prognostica und De diaeta) mit Kommentaren von Galenos, ins Lateinische übersetzt von Constantinus Africanus, heute ÖNB, Cod. 2315 (siehe HANNA-Katalog, Handschriften, Nachlässe und Autographen). Nach Otto Mazal, Hippokrates und Galenos. In: Stangler, Kunst des Heilens, 274 f., Nr. 4.11, diente dieser Codex Manestorffer als »ärztliches Hausbuch«. Stifter eines Glasfensters in der Wiener Schottenkirche (MGH Necrol. V/317, 26 f., Liber des Wiener Schottenstiftes – civis nomine Michael Manestorffer). Hinweis auf ehemaligen Hausbesitz und Erwähnung seiner Ehefrau Helen und seiner Kinder (QGStW II/3, Nr. 5092, zu Febr. 1486). † vor dem 5. September 1482 (AFM II,177: Erwähnung seines Begräbnisses und Manestorffer dabei als lector in medicina bezeichnet). 94 Michael Puff de Schrick (Schrichk, Schrickh, Schrika, Slichk, Srik) (Schrick, Teil der Marktgemeinde Gaweinstal, pol. Bez. Mistelbach, NÖ) Geboren um 1400 in Schrick bei Mistelbach, Studium in Wien (Imm. 1417 I; mag. art. 1423 I; dr. med. 1433 I), Lektor der med. Fakultät und bei Anatomien, med. Dekan; Superintendent; Verfasser zahlreicher med. Traktate; † 1473. MUW 1417 I, A 22: Michahel Puff de Slichk, 4 gr. (nach Michael ist de ausradiert). AFA II: Determ. 1418 II, Nr. 3754; Liz.-Tentamen, 1422 II, Nr. 4328; Inceptio 1422 II, Nr. 4380; Nennungen als mag. art.: Regenz 1423 – 1430 (hält Vorlesungen über lateinische Grammatik und Aristoteles), Nr. 4470, 4649, 4812, 4986, 5145, 5354, 5540 und 5757; Exam. N. A. 1427 I-1431 I, Nr. 5112, 5680 und 5911. MFJ I, 1424 I 6: Michael de Schrick, als mag. art. genannt. AFM I: 84: Zulassung zum Bakk.-Examen, Promotion zum bac. med. und Zu-
Prosopographie II
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lassung zur Determination 25. und 26. Okt. 1431; 88: Zulassung zum Liz.Examen 14. Mai 1433; 97: Reg. doct., Nr. 26, 1433 (vgl. AFM II, 207: Reg. doct. von 1454, Nr. 1, und AFM III, 305: Reg. doct., Nr. 25, 1433); elfmal med. Dekan: 1435 I, 1438 II (erfolglose Intervention beim Bürgermeister von Wien in Angelegenheit der Kurpfuscher, AFM II, 15), 1442 I, 1445 II, 1448 II, 1451 II, 1456 I, 1458 II, 1463 I, 1466 II, 1470 I . Weitere Nennungen: AFM I, 87, 90 f., 98. Lektor bei den Anatomien vom März 1444 (AFM II, 29 – 31) und März 1455 (AFM II, 76) (die bei Kühnel, Heilkunde 74 erwähnte Anatomie 1447 ist in den AFM II, 40 zwar angekündigt, aber nicht ausdrücklich belegt); die Anatomie an der 1. weiblichen Leiche 1452 leitete nicht Michael Puff, sondern der Dekan Johannes Zeller (Prosop. II/82), siehe AFM II, 55 f. Dez. 1454: Auftrag der Med. Fakultät, gemeinsam mit Dekan Martinus Guldein (Prosop. II/86) und Iohannes Kelner de Kirchheim (Prosop. II/55) mit den Apothekern über Arzneitaxen zu verhandeln (AFM II 73); 1455 I als Superintendent genannt (AFM II, 81), 1460 II Lektor der med. Fakultät (AFM II, 105); 1468 II als senior noster (der med. Fakultät) genannt (AFM II, 135); weitere Nennungen: AFM II, 10 f., 13, 17 f., 20, 23, 26, 28, 32, 34, 38, 46, 52 – 54, 59, 62, 78, 82 f., 86 f., 94, 97, 99 f., 109, 113, 117, 124, 126, 131, 141, 151, 154, 211, 231. Politisch im »Bruderzwist« auf Seiten des Kaisers Friedrich III. stehend, wird er trotzdem 1463 zu dem an Pest oder Pyämie erkrankten Hzg. Albrecht VI. gerufen (siehe Hans Hierszmanns, Türhüters Herzog Albrechts VI. von Österreich, Bericht über Krankheit und Tod seines Herren, 23 – 51). Da jede Hilfe zu spät kommt, wird Puff von seinen Feinden des Giftmordes am Herzog beschuldigt. Verfasser zahlreicher med. Traktate (siehe Kap. 7: Medizinische Traktate); Februar 1463: wird als doctor medicine famosissimus und civis Wiennensis peritissimus genannt (AFM I, 98); großes Lob erfährt Puff auch in Martin Stainpeis’ »Liber« (fol. 22v), da er multa egregia experimenta hinterlassen hat. Erhalten seine Promotionsrede für Caspar Griessenpeck vom 10. Jänner 1458 (BSB München, clm 466, fol. 234v – 237v ; Ausgabe mit Übersetzung und Kommentar Senfelder, Puff, 381 – 383, 397 – 399, 414 f., 443 – 446; vgl. AFM II, 95: Mag. Caspar Griessempekch recepit licentia et insignia doctoralia 9. Jänner 1458). 23. März 1470: Gemeinsam mit Pancratius Kreuzer (Prosop. II/102) als Deputierter der med. Fakultät involviert in das Ansuchen der Universität betreffend die Kanonisation des Markgrafen Leopold (Uiblein, Kanonisation 497, Anm. 34, 499 f. Anm. 49). Hinweis auf Hausbesitz (QGStW II/2, Nr. 2545, Nov.1435, und II/3, Nr. 5412, Juni 1491); das Haus, das Puff von Sebaldus de Ravenspurg (Prosop. II/113) gekauft hat, ist wiederholt Ort der Fakultäts-Sitzungen (siehe AFM II, 127, 140, 143, 145, 149, 153, Nov. 1465 – April 1470).
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Benefizium zur Hl. Anna und Mess-Stipendium, Erwähnung seiner Witwe Kathrein, die nun Ehefrau des Meisters Wolfgang Stadler ist, einem Lehrer des Kirchenrechts und der Arznei (QGStW II/3, Nr. 5420, Juli 1491). Karikatur (Federzeichnung) Michael Puffs als Lehrer neben zwei anderen Kollegen der Wiener Artistenfakultät in der Handschrift BSB München, clm 26822, fol. 189v, siehe Abbildung 5 im Anhang, dazu Christine Glassner, Wiener Universitätshandschriften in Melk, 99 Abb. 1 bzw. nach 278 Farbtafel 3, Literaturhinweise 99 Anm. 82. † 12. Februar 1473, begraben in St. Stephan in Wien: Obiit … sepultus in ecclesia St. Steffani ex opposito ambonis aput altare sancti Viti, ubi fixa est ymago Regis Ladislai juxta partem altaris, in qua legitur evangelium (siehe AFM II, 207; vgl. MGH Necrol. V, 13 zum 13. Februar 1473, und MGH Necrol. V, 81, 12. Februar als Jahrestag erwähnt). Anerkennende Erwähnung post mortem 18. Juni 1494 (AFM III, 25). Lit.: Aschbach I, 533 – 35; Keil, Puff von Schrick, Michael. In: Enzyklopädie Medizingeschichte, 1200 – 1202 (Literaturzitate mangelhaft); Kühnel, Heilkunde, 72 – 75; Pascher, Michael Puff aus Schrick: Büchlein von den ausgebrennten Wässern, 65; Annarita Pogliani, Il successo editoriale del Büchlein von den ausgebrannten Wässern di Michael Puff aus Schrick. In: La letteratura tecnico-scientifica nel Medioevo germanico (Bibliotheca Germanica. Studi e testi 25, Allesandria 2009), 193 – 211, hier 193, Anm. 2; Senfelder, Medizinische Schule, 1062; Ders.: Michael Puff aus Schrick. 1400 – 1473. In: Wiener klinische Rundschau 12 (1898), 334 – 336, 350 f., 381 – 383, 397 – 399, 414 f., 443 – 446, 460 – 462, 477 – 479, 494 f.; Helmut Walther und Gundolf Keil, Puff, Michael, aus Schrick (Schrick[ius]). In: VL 7 (21989), Sp. 905 – 10; Uiblein, Die Universität Wien, 93; Ders., Beziehungen zur Universität Padua, 156 mit Anm. 64. 95 Michael Sartoris de (ex) Premarthon (Peremarton, Premarthan, Premarton, Premertonn, Primarthen) bzw. Michael Pannonius de Premarthon (Mrton, in Zusammensetzungen mehrfach in Ungarn) Beginn des Studiums in Wien (Imm. 1496 II; mag. art. 1500 I), danach MedizinStudium in Ferrara; in Wien als dr. med. rez. 1508 II; Lektor und med. Dekan, Rektor ; Ratsherr von Wien; † 1526. MUW 1496 II, H 6: Michael de Premarton, 4 gr. Matr. U. N.: scol. art. 1496 II; bac. art. 1499 I; Nennungen als mag. art. ab 1500 I; Proc. U. N. 1500 II, 1504 II, 1524 II und 1527 II; art. et med. doctor 1524 I. AFA IV: Determ. 1498 I, Nr. 22173, Michael Primarthen; Nennungen als mag. art. 1504 I–1508 I: Regenz 1505 und 1506: Nr. 24141 und 24473; Exam. U. N.:
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Nr. 23688 und 24351; 1505 I, ins Fakultäts-Consilium aufgenommen, Nr. 24010; Assessor U. N. Nr. 24249; Temptator U. N, Nr. 24318. Dreimal Rektor : 1506 II (wird nach dem Tod von Iohannes Wysinger [Prosop. II/ 81] am 10. Dez. 1506 gewählt, MUW II, 337), 1507 I und 1508 II. AFM III: 58: Mihael Sartoris ex Premarthon Inskription als arc. lib. mag. ac collegii ducalis collegiatus, 12. Okt. 1505; 64: Vorlegen seiner Promotionsurkunde aus Ferrara, 17. Februar 1508; 65 und 68 f.: Ansuchen um Rezeption wird abgelehnt, April – August 1508; 75: Repetition, 27. Nov. 1508 und Aufnahme in die med. Fakultät, 1. Dez. 1508 (vgl. AFM III, 307: Reg. doct., Nr. 82); med. Dekan: 1525 I (Michael Pannonius de Premarthon). Im Okt. 1518 leiht er der med. Fakultät 100 Gulden für den Wiederaufbau des abgebrannten Fakultätshauses (AFM III, 140). Weitere Nennungen: AFM III, 76, 143, 149, 155, 161, 164 (genannt bis April 1526). † 26. Mai 1528: Dr. Michael Premarton, consul Viennensis, moritur anno 1528 die 26. Maii (AFM III, 175; vgl. Matr. U. N: defunctus est egregius vir art. et med. doctor, lector et senatorii ord. vir 1528; vgl. AFM III, 168: Liste der 1526 in Wien residierenden Ärzte mit nachträglichem Zusatz: obiit). Lit.: Schrauf, Matr. Ung. Nation, 398 (Reg.); Uiblein, Georg Läntsch von Ellingen, 244, Anm. 61; Ders., Kanonisation, 518, zu 1504 (kurzes Curriculum). 96 Nicolaus (de) Fridlant (Friedland, Frydlannt) (Friedland, Lokalisierung nicht möglich, ob in Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern oder Brandenburg?) Beginn des Studiums nicht bekannt (wo bac. art.?); Medizinstudium in Wien (scol. med. 1433 I; dr. med. 1433 II). In MUW nicht erwähnt. In AFA nicht erwähnt. AFM I: 88: Zulassung zum Bakk.– Examen 1433 I; 98: Reg. doct., Nr. 29, als bac. art. Rezeption der insignia doctoralia sub Mag. Iohannes Aygel, 26. Jänner 1434; 90: als dr. med. der med. Fakultät genannt, 13. Okt. 1434 (vgl. AFM III, 305: Reg. doct., Nr. 28). Keine weitere Nennung. 97 Nicolaus Aichberger de Fürstenfeld (Fuerstenfeld, Fürstenfelt, Fuerstenveld) (Fürstenfeld, pol. Bez. Hartberg-Fürstenfeld, Stmk) Studium in Wien (Imm. 1389 II; mag. art. 1395 I; dr. med. 1400 II); art. und med. Dekan, Rektor, Kanonikus von St. Stephan/Wien; † 1438.
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MUW 1389 II, A 97: Nicolaus Aichberger de Fuerstenveld, 2 gr. AFA I: 69: Zulassung zum Bakk.-Examen 10. Okt. 1391; 118 f. und Anm. 9: Inceptio wohl 10. Mai 1395; Nennungen als mag. art.: Regenz 1395 – 1399; Exam. N. A. Dez. 1396 und März 1400; Exam. N. U. Sept. 1397; Rezeptor Okt. 1397; Dekan der Art. Fakultät 1400 I; genannt bis 1421 (Uiblein, Reg. 550; in den digital verfügbaren AFA II nicht enthalten). AFM I: 100: Reg. bac. Nr. 2, Nicolaus als magister in artibus et baccalarius in medicina von Dekan Iohannes Silber 1399 eingetragen; 99: Reg. lic. Nr. 3, 28. Mai 1400; 95: Reg. doct. Nr. 7, Rezeption der insignia doctoralia 8. Nov. 1400 (vgl. AFM III, 304: Reg. doct. Nr. 7). Fünfmal med. Dekan: 1400 II (Locher, Speculum Academicum), 1401 I (AU I), 1402 II, 1404 II, 1409 I; Rektor 1402 II; in AU II genannt: 1405 – 9, 1411. Beteiligung an den wichtigen Fakultätsbeschlüssen vom 4. und 19. Jänner 1404 über das Verhalten der in Wien approbierten Mediziner gegenüber Kollegen, über Vorschriften die Studierenden betreffend und über die Einhaltung der Statuten (AFM I, 4); unter seinem Dekanat 1404 II Beschluß der Anschaffung eines Fakultätssiegels (Darstellung des Evangelisten und Arztes Lukas) und der Verbesserung der medizinischen Statuten (AFM I, 6 f., 24. Nov. 1404 und 2. Jänner 1405). Verleihung der lectura in medicina nach dem verstorbenen Iohannes Silber (AU II, fol. 32v 18. Dez. 1407). 1408 – 1411: Diskussion, ob Nicolaus als Priester ohne päpstliche Dispens Vorlesungen an der med. Fakultät halten und dafür die entsprechende Besoldung erhalten dürfe (AFA I, 285, 289, 309, 310 f., 359, 366). 1411: Ausschluß aus der med. Fakultät, da er gegen die seiner Meinung nach zu Unrecht erfolgte Lizentiatspromotion von Mag. Iohannes Cesar de Ungaria (Prosop. II/49) protestiert (21. August 1411), formelle Mitteilung an Nicolaus (30. August), Mitteilung an die Universitätsversammlung (1. Sept.); über die Appellation Nicolaus’ gegen seinen Ausschluß (21. August, wiederholt am 8. Okt. 1411) ist nichts bekannt (AFM I, 17 f.). Cristannus de Susato (Prosop. II/ 16) übernimmt anstelle von Nicolaus die lectura, 11. Nov. 1411 (AFA I, 369). Weitere Nennungen: AFM I, 2, 9 – 14. Kanonikus von St. Stefan in Wien 1401 (vgl. Zschokke, Geschichte des Metropolitan-Capitels, 379, Nr. 67; Göhler, Das Wiener Kollegiat-, nachmals Domkapitel, 193 f., Nr. 90); Inhaber der Pfarre von Guntramsdorf/Bez. Mödling (QGStW II/1, Nr. 1671, Nov. 1406), dann von Gratwein/Bez. Graz-Umgebung (RG IV Sp. 100, Sp. 3747, zu 1422 und 1430, und QGStW II/2, Nr. 2432 und 2518, Mai 1433 und März 1435, hier auch Hinweis auf Hausbesitz, weitere Nennungen RG V, s. Register); Stiftung für die Behandlung Armer im Wiener Bürgerspital und für die Anstellung eines Siechenarztes (Okt. 1436, QGStW II/3, Nr. 2580); Stiftung wird auch erwähnt bei Erich Zimmermann, Spitalsarzt im Wiener
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Bürgerspital, 235 f. Ein Beleg dafür, daß diese Stiftung realisiert wurde, ist nicht vorhanden (Brigitte Pohl-Resl, Rechnen mit der Ewigkeit, 187). † defunctus est 20. febr. 1438 (RG V, 320 bei Nr. 1908, Fredericus Kochner) – bei Lang und Uiblein noch die unbestimmte Angabe 1436/37. Lit.: Kühnel, Heilkunde, 22 f., 61 f.; Lang, Beiträge zur Kirchengeschichte der Steiermark und ihrer Nachbarländer, 113, 115, Nr. 8; Senfelder, Medizinische Schule, 1054, Anm. 2; Uiblein, Reg. 550 (Lit.). 98 Nicolaus de Gorlicz (Goerlicz) (Görlitz, Landkreis Görlitz, Sachsen) Studium in Wien (Imm.? Determ. 1424 II; bac. und lic. med. 1437 II). In MUW nicht erwähnt. AFA II: Determ. 1424 II, Nr. 4702. Keine weitere Erwähnung in AFA II. AFM II: 8 f.: als bac. med. erwähnt 11. Nov. 1437; sein Ansuchen um Zulassung zum Liz.-Examen wird von der Fakultät zurückgestellt. Nach privater Anhörung, Befragung und Examinierung kommt sie zu dem Entschluß, ihn in nächster Zeit nicht aufzunehmen aus Sorge, er könnte dem Ansehen der Fakultät schaden; 25. Jänner 1438: neuerliches Ansuchen um Zulassung zum Liz.-Examen; dazu stellt die Fakultät Bedingungen: entweder er verzichtet zwei Jahre nach dem Examen auf Lizenz und Doktor-Insignien oder er erhält die Lizenz zum Praktizieren nur außerhalb Wiens. Er verspricht Letzteres und wird am 27. Jänner 1438 in die Fakultät aufgenommen (AFM II, XVIIIf., Nr. 4: Edition [Auszug] der vermutlich von Ebendorfer gehaltenen Promotionsrede nach München BSB clm 8482, fol. 173b : do vobis Mag. Ioanni N. de Gorlitz licenciam ascendendi kathedram doctoratus in medicina). Keine weitere Nennung. 99 Nicolaus de Hebersdorf (Ebersdorf, Hebersdorff, Heberschdorf, Herbersdorff, Heberstarff, Hebresdorff, Heverstorf) (Höbersdorf, Gemeinde Sierndorf, pol. Bez. Korneuburg, NÖ) Beginn des Studiums in Wien (Imm. 1382; lic. med. 1400 I), weiteres Artes- und Medizin-Studium in Padua (dr. art. et med. 1402 II); in Wien als dr. med. rez. 1403; med. Dekan, Rektor, Stifter des Fakultätshauses; Leibarzt von Hzg. Albrecht V.; Verfasser eines med. Traktates; † 1419. MUW 1382, 34: Nicolaus de Hebersdorf avunculus rectoris (Petrus Engelhard von Hebersdorf) (ohne Angabe einer Gebühr). AFA I: 21: Zulassung zum Bakk.-Examen 22. Dez. 1387. Padua: Nicolao quondam Rodulphi de Austria, scol. in med. 1402; Nicolai de
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Vienna de Alemania, examen in art. und med. 1402; Nicolai Redulphi de Hebersdorf de Austria Pataviensis dioc. dr. art. et med. 25. März 1403 (Gloria I, Nr. 907; II, Nr. 2182, 2184, 2224). AFM I: 1403 I als dr. med. in Wien unter Dekan Iohannes Silber rezipiert (AFM I, 95: Reg. doct. Nr. 9). AFA I: 245: Nennungen als mag. art. ab April 1405. AFM I: 4: Unter seinem Dekanat 1403 II Approbation wichtiger Fakultätsbeschlüsse vom 4. und 19. Jänner 1404 über das Verhalten der in Wien approbierten Mediziner gegenüber Kollegen, über Vorschriften die Studierenden betreffend und über die Einhaltung der Statuten; 21 f.: 3. Februar 1413: Erfolgloses Einsetzen gemeinsam mit Ulricus Grünwalder (Prosop. II/124) und Iohannes Schroff (Prosop. II/72) bei Bertholdus Stark (Prosop. II/5) für ein eigenes Fakultätshaus; achtmal med. Dekan: 1403 II, 1404 I, 1406 I, 1407 II, 1409 II, 1411 I, 1415 II (fehlt bei Kühnel), 1417 II; Rektor 1414 II.; weitere Nennungen: AFM I, 5 f., 9 – 14, 17, 19, 25, 28, 38 – 40, 55, 60 f., 93, 96, 99 – 101. 26. Mai 1421: In seinem Testament vermacht Nicolaus sein Haus in der Weihburggasse und seine Bücher der med. Fakultät (AFM I, 45); 30. Mai 1421 Urkunde über diese Übernahme durch den med. Dekan Cristannus de Susato (Prosop. II/16) vom Testamentsvollstrecker Bertholdus Stark (AFM I, 46); 1488 I genannt als Stifter des Fakultätshauses (AFM II, 193, Anm. 1: späterer Zusatz: medicine doctoris Nicolai de Herbersdorff). AFM II: 14. August 1447: Beschluß, für die verstorbenen Fakultäts-Mitglieder und besonders für Nicolaus zu Cosmas und Damian eine Totenmesse zu feiern (AFM II, 43; siehe auch AFM II, 51, 27. Sept. 1450); weitere Nennungen: AFM II, 103, 111. Nicolaus verfaßte eine Schrift »Pulvis pro epithema cordis« (siehe Kap. 7: Medizinische Traktate). Buchbesitz: Aus Nikolaus’ ursprünglich umfangreicher Büchersammlung finden sich heute in der ÖNB die beiden theologischen Sammel-HS CVP 1423 und 1536; sie wurden von Petrus von Pulkau gekauft und anschließend von Thomas Ebendorfer aus Pulkaus Nachlaß erworben (Uiblein, Cronica Austriae, 466). Vermutlich gehörte ihm auch die HS Phillipps Nr. 1827 der Deutschen (früher Preußischen) Staatsbibliothek in Berlin mit dem von Nicolaus verfaßten und geschriebenen Bericht über die theologische Doktorpromotion von Franz von Retz 1388 sowie einer autobiographischen Notiz über seine Präsentation an die Artistenfakultät am 21. Dez. 1387 in stuba collegii domini ducis Alberti 3ii (siehe Uiblein, Österreicher als Professoren, 343 – 345 Anm. 71). Hinweis auf Hausbesitz in Wien (QGStW III/2, Nr. 2488, Juni 1406, und QGStW I/4, Nr. 4350, Dez. 1411).
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Bei dem maister Niclas des herzogen pucharzt, der von 1378 – 1387 im Besitz eines Hauses in der Weihburggasse ist, handelt es sich nicht um Nicolaus de Hebersdorf, sondern um Nicolaus de Utino (Prosop. I/26, siehe dort). Kühnel, Heilkunde, 23, bezeichnet Hebersdorf als Priesterarzt ohne Quellenangabe. † vor dem 24. Dezember 1419 an der Pest (AFM I, 42), begraben in Mauerbach (erwähnt in AFM II, 200); Mess-Stipendium für Nicolaus de Hebersdorf (QGStW I/4, Nr. 3720, Mai 1420). Lit.: Aschbach I, 313 f., 618; Kühnel, Heilkunde, 23, 37, 48, 60 f., 70, 92; Kühnel, Leibärzte, 10 f.; Senfelder, Medizinische Schule, 1047, 1061; Uiblein, Die Universität Wien im 14. und 15. Jh., 82 f.; Ders., Beziehungen zur Univ. Padua 149; Uiblein, Reg. 551 (Lit.). 100 Nicolaus Molitoris de Ratisbona (Molatoris di Ratispana, Ratispona) (Regensburg, Rgb. Oberpfalz, Bayern) Studium in Wien (Imm. 1443 I; mag, art. 1451 I; dr. med. 1463 I); Lektor und Dekan der med. Fakultät; Rektor ; † 1478. MUW 1443 I, R 19: Nicolaus Molitoris de Ratispona, 4 gr. AFA II: Determ. 1446 I, Nr. 9034. AFA III/1: Inceptio 1450 II, Nr. 10425; Nennungen als mag. art. 1451 I–1462 I: Regenz: Nr. 10693, 11036, 11557, 11877, 12201, 12916, 13364, 13708, 13959 und 14126; Exam. S. N. 1458 I, Nr. 12847; Exam. R. N. 1461 II, Nr. 14006. AFM II: 212: Reg. scol., Nr. 4, Inskription zu 1454; 107: Zulassung zum Bakk.Examen, Examen und Promotion zum bac. med. 5. März 1461 (vgl. AFM II, 210: Reg. bac., Nr. 2, ohne Datumsangabe); 113: Bitte um Präsentation beim Kanzler (oder Vizekanzler) zwecks Zulassung zum Liz.-Examen (25. März 1463), Zulassung zum Examen (31. März 1463), Liz.-Examen 1. April 1463; 115: lic. et dr. med. 8. August 1463, Promotionsrede von Thomas Ebendorfer (AFM II, 236 – 242, Edition nach CVP 4680, fol. 128r – 130v); die Rede war ursprünglich für den 9. Februar 1462 für die Mediziner Iohannes de Muntzing (Prosop. II/62) und Iohannes Spardorffer (Prosop. II/75) vorgesehen gewesen, wurde vermutlich aufgrund von Unstimmigkeiten in der med. Fakultät aber erst 1463 gehalten, dazu Schrauf, AFM II, p. XVf.; vgl. AFM II, 208: Reg. doct., Nr. 20, und AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 51. 13. Okt. 1464 wird er von der med. Fakultät anstelle von Iohannes Kelner de Kirchheim (Prosop. II/55) zum Lektor der med. Fakultät gewählt (AFM II, 119). Amtsperioden als med. Dekan nicht eindeutig zu belegen: 1466 I, 1468 II, 1472 I, 1473 II (keine Aufzeichnungen des Dekans vorhanden, AFM II, 162, Anm. 1), 1475 II und 1478 I (bei Locher, Speculum Academicum, 121); in AFM II, 216 f.
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hingegen: 1475 II Dekan Caspar Griessenpeck (Prosop. II/7) und 1478 I Iohannes Tichtel (Prosop. II/78). Erklärung dazu in AFM I/VIII: die Dekanatsberichte von 1475 II – 1478 I fehlen; Rektor : 1466 II und 1470 II. Mieter im Fakultätshaus zwischen Dez. 1465 und Juli 1475 (siehe AFM II, 128, 131 f., 134 f., 141, 148 f., 154, 156, 158, 161 – 163, 166 f.). Weitere Nennungen: AFM II, 124, 129, 138 f., 159, 181, 215. Mit dem in RG IX (236, Nr. 1536, und 713, Nr. 4809, 4910, zu 1471 bzw. 1466) genannten Kleriker Nicolaus Molitoris offenkundig nicht identisch. † 1478 (AFM II, 208: Reg. doct., Nr. 20: Mag. Nicolaus de Ratisbona mortuus). 101 Osualdus (Osbaldus) Fruetrunkch (Fruertrunck) de (ex) Abach (Bad Abbach, Rgb. Niederbayern, Bayern) Beginn des Studiums in Ingolstadt (bac. art.); Imm. 1490 II und rez. als bac. art. in Wien 1491 I; inskribiert als dr. med. (?) 1494 I. MUW 1490 II, R 2: Osualdus Fruetrunkch ex Abach, 4 gr. AFA III/2: 1491 I, Nr. 21098, Osbaldus Fruertrunck, Viechtach (Stadt im Landkreis Regen, Rgb. Niederbayern) als bac. univ. Ingelstatensis Responsion erhalten; 1491 I, Nr. 21128, Osbald Fruertrunck, Abach, bac. art. einer anderen Universität, Rezeption erhalten. Keine weitere Nennung. AFM II: 209: Reg. doct., Nr. 51, Osualdus Fruetrunkch ex Abach rogavit inscribi 14. Mai 1494. Keine weitere Nennung. 102 Pancratius (Pangracius) Kreuzer (Chreliczer, Chrewczer, Creitzer, Creuzer, Crewczer, Creyczer, Kreauczer, Kreitzer, Kreuczer, Kreutzer, Krewtzer, Krewzer) de Traysmaur (Traesenmawr, Trässmawr, Traisenmauer, Traisenmaur, Traismar, Traysnmaur) bzw. de Stolhoffen (Stollhofen, bei Traismauer, pol. Bez. Sankt Pölten-Land, NÖ) Studium in Wien (Imm. 1424 I; mag. art. 1431 I; lic. med. 1436 I, dr. med. 1437 II ?); Superintendent und Lektor bei Anatomien; med. Dekan, Rektor; Wiener Bürger, Verfasser eines Pesttraktes; † 1478. MUW 1424 I, A 20: Pancracius Krewzer de Stolhoffen, 3 gr. AFA II: Determ. 1426 I, Nr. 4949; Lizentiatstentamen, 1429 II, Nr. 5629, Pangracius Chreliczer Traysnmaur ; Inceptio, 1429 II, Nr. 5705, Pangracius de Trässmawr ; Nennung als mag. art.: Regenz, 1431 I, Nr. 5974. AFM I: 88: Zulassung zum Bakk.-Examen 14. Mai 1433.
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AFM II: 6: Pangracius de Traismar Zulassung zum Liz.-Examen, Examen und Aufnahme durch alle Doktoren 1436 I (kein Datum angegeben); 8 f.: Jänner 1438 hier bereits als doctor facultatis genannt; 207: Reg. doct., Nr. 3, zu 1454 (vgl. AFM III, 305: Reg. doct., Nr. 34). 4.–7. März 1444: als doctor et mag. bei einer Anatomie anwesend (AFM II, 31); am 12. Februar 1447 zum Superintendenten und am 22. Februar 1459 zum Lektor einer Anatomie ernannt (AFM II, 40 bzw. 97); zwölfmal med. Dekan: 1438 I, 1441 II, 1444 II, 1445 I, 1448 I, 1452 II, 1456 II, 1459 II, 1463 II, 1467 I, 1470 II, 1474 II. Rektor 1438 II (wurde nicht, wie Kühnel, Heilkunde, 76 fälschlich angibt, 1436 zum Dekan und Rektor gewählt.); 1470 lehnt er die Rektorswahl aus folgenden Gründen ab: aus Unerfahrenheit, aus Zeitmangel wegen seines Professorenamtes, wegen seiner großen medizinischen Praxis und weil er verheiratet ist (siehe Aschbach II, 31, nach UA Conspectus II. 12). Jänner/Februar 1454 gemeinsam mit Iohannes Neumann de Praunaw (Dekan, Prosop. II/63) und Iohannes Zeller (Prosop. II/82) engagiert für die Erlangung einer Apothekerordnung (AFM II, 66 – 70). Weitere Nennungen: AFM II, 9, 22, 32, 46, 59, 73, 78, 80, 87 f., 99, 105, 116, 131, 134, 149, 155, 158, 165, 211. Verfasser eines Pesttraktates (siehe Kap. 7: Medizinische Traktate). Am 16. Dez. 1476 als civis Biennensis, providissimus pater et preceptor noster genannt, Johannes Tichtel (Prosop. II/78) empfing durch ihn die insignia doctoralia (AFM I, 98). Hinweis auf Hausbesitz (QGStW II/3, Nr. 5256, zu Februar 1488) und Hinweis auf Weingarten (QGStW I/1, Nr. 539 und II/3, Nr. 3808, zu Okt. 1457 und Aug. 1458). Vater von dr. med. Christoph Kreuzer (Prosop. II/10). † 8. Jänner 1478 (AFM II, 252, Register ; siehe auch AFM II, 207: Reg. doct., Nr. 3: obiit die Erhardi 1478). Lit.: Kühnel, Heilkunde, 76. 103 Paulus Ursenpeck (Ursempek, Ursenpechk, Ursenpekch, Ursenpekh) de Teckendarff (Deckendarff, Deckendorff, Techkendorff, Teckendarf, Teckendorff) (Deggendorf, Rgb. Niederbayern, Bayern) Studium in Wien (Imm. 1455 II; mag. art. 1477 I; dr. med. 1482 I); med. Dekan, Rektor, † 1487. MUW 1455 II, R 2: Paulus Ursempek de Teckendarf, 4 gr. AFA III/1: Determ. 1459 I, Nr. 13295. AFA III/2: Inceptio 1476 II, Nr. 18258; Nennungen als mag. art. 1477 I-1482 I: Regenz: Nr. 18518, 18756, 18994 und 19254; Exam. R. N. 1482 I, Nr. 19735.
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AFM II: 216: Reg. scol., Nr. 62, Inskription 1476 I; 169: Zulassung zum Bakk.Examen, Examen am gleichen Tag und Promotion zum bac. med. 18. Juni 1479; 176 f.: Liz.-Examen (26. Juni) und Rezeption der insignia doctoralia 5. August 1482 (vgl. 209: Reg. doct., Nr. 38, ohne Datumsangabe und AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 69); med. Dekan: 1485 I; Rektor : 1482 II und 1484 II. Paulus Ursenpeck als Mieter des Fakultätshauses genannt Juli 1484 und 1486 (AFM II, 183 und 186), weitere Nennung; AFM II, 174. † 22. Mai 1487 (AFM II, 190: Erwähnung des Begräbnisses am 23. Mai 1487; AFM II, 216, Reg. scol., Nr. 62: obiit 22. Mai, ohne Jahresangabe von Tichtels Hand hinzugefügt); AFM III: 6: Erwähnung von Testamentsvollstreckern des Paulus Ursenpek Mai (?) 1491. 104 Petrus Gemps (Gämbs, Gäms, Gambss, Gamss, Gembss, Gemss) de Pfarkirchen (Pfarkchirichen, Pharkirchen, Pharrkirchen) (Pfarrkirchen, Rgb. Niederbayern, Bayern) Beginn des Studiums in Wien (Imm. 1469 II; mag. art. 1476 I; scol. med. 1481 II); danach Studium in Italien, als dr. med. 1489/90 erwähnt, med. Praxis in Ungarn. MUW 1469 II, R 60: Petrus Gemss de Pharrkirchen, 4 gr. AFA III/1: Determ. 1467 I, Nr. 15229, Petrus Johannes Gembss, Pharkirchen; AFA III/2: Inceptio 1474 II, Nr. 17603, Petrus Gembss Pfarkchirichen; Nennungen als mag. art. 1476 I – 1482 I, 1485 I: Regenz: Nr. 18128 (Petrus Gamss), 18485, 18742, 18985, 19244 und 19775; Exam. R. N., 1481 II, Nr. 19701; Exam. S. N., 1485 I, Nr. 20091. AFM II: 218: Reg. scol., Nr. 78, Inskription 22. Februar 1482. AFM III, 1 f.: In der von Dekan Voberger angelegten Liste des Wiener Ärztekollegiums von 1489/90 an 14. Stelle genannt: Petrus Gäms de Pharrkirchen, hat in Italien studiert und praktiziert nun in Ungarn. Keine weiteren Nennungen. 105 Petrus Gruber (Grueber) de Vienna Studium in Wien (Imm. 1380 I, als mag. art. et lic. med. erwähnt 1405 II). MUW ca. 13. Mai 1380, 29: Petrus Gruber de Wienna dt. AFA I: 5, Zeile 2: In der nach der Anciennität angeordneten, frühestens 1388 eingetragenen Liste der Magistri der Artistenfakultät (Nota nomina magistrorum secundum senium facultatis artium) an 45. Stelle genannt: Magister Petrus Grueber (dazu Uiblein, Mittelalterliches Studium, 95 – 100, hier 96); 19: Magister Petrus Grueber Aufnahme in die art. Fakultät, Sept. 1387.
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AFM I: 9: Petrus Gruber als arcium mag. et lic. in med. erwähnt, 28. Okt. 1405. Keine weitere Nennung. Lit.: Uiblein, Reg. 557. 106 Petrus Marolt (Marold) de Lack (Laagch, Lach, Lackh, Lakch, Lakk) (Laach, NÖ oder Laak, historische Region Oberkrain [Gorenjska], jetzt Sˇkofja Loka, Slowenien) Studium in Wien (Imm. 1440 I; Determ. 1448 II; bac. med. 1459 II; dr. med. 1463 I). MUW 1440 I, A 48: Petrus Marolt de Lach, pauper. AFA III/1: Determ. 1448 II, Nr. 9642, Petrus Marolt, Lack und 1448 II, Nr. 9660, Petrus de Lack, disp. (doppelte Nennung?). Keine weitere Nennung. AFM II: 213: Reg. scol., Nr. 12, Inskription 29. Mai 1457; 100: Zulassung zum Bakk.-Examen (31. Jänner), Examen und Determination 1. Februar 1460, Petrus Marolt de Lack, cantor ad St. Stephanum (vgl. 210: Reg. bac., Nr. 3, P. Marolt de Laagch, ohne Datumsangabe); 114 f.: Zulassung zum Liz.-Examen und zum Doktorat, 28. Juni 1463, Petrus Marolt de Lachk (AFM II, 114 Anm.1: ursprünglich stand in den Akten Petrus de Chraburga Piscatoris artium et medicine baccalarius); dr. med. 8. August 1463, Promotionsrede von Thomas Ebendorfer (AFM II, 236 – 242: Edition nach CVP 4680, fol. 128r – 130v); die Rede war ursprünglich für den 9. Februar 1462 für die Mediziner Iohannes de Muntzing (Prosop. II/62) und Iohannes Spardorffer (Prosop. II/75) vorgesehen, wurde vermutlich aufgrund von Unstimmigkeiten in der med. Fakultät aber erst 1463 gehalten, dazu Schrauf, AFM II, p. XVf.; vgl. AFM II, 208: Reg. doct., Nr. 21, Dominus Petrus Marolt de Lakch, und AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 52). 14. August 1463: seinem Ansuchen um Dispens von der verpflichtenden Vorlesung für ein Jahr wird stattgegeben (AFM II, 115). Keine weiteren Nennungen. 107 Petrus de Novoforo (Neumarkt, Lokalisierung nicht feststellbar, ev. Salzburg, Oberbayern oder Oberpfalz) Studium in Wien (Imm. 1431 I; mag. art. 1438 I; dr. med. 1447 I). MUW 1431 I, R 106: Petrus de Novoforo, 4 gr. AFA II: Determ.1434 II, Nr. 6600; Nennungen als mag. art. 1438 I – 1446 I: Regenz: Nr. 7066, 8437, 8710, 8889 und 9120. AFM II: 33: Petrus de Novoforo Zulassung zum Bakk.-Examen, Examen und Promotion zum bac. med. 16. Juli 1445; 42 f.: Zulassung zum Liz.-Examen
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(2. August) und lic. et dr. med. 8. August 1447 (AFM II, XVIf., Nr. 1: Edition [Auszug] der vermutlich von Ebendorfer gehaltenen Promotionsrede, nach München BSB clm 8482, fol. 160a). Keine weiteren Nennungen. 108 Petrus Volczian (Folczan, Folczian, Voelcian, Voelezian, Volczyan, Wolcyan, Wolczian) de Wienna Beginn des Studiums in Wien (Imm. 1412 II, bac. art. 1415 II), danach Studium in Erfurt (mag. art. 1420) und in Padua (lic. et dr. med. 1425 II), in Wien rez. als dr. med. 1425 II; Superintendent bei zwei Anatomien; Dekan und Lektor der med. Fakultät, Wiener Bürger ; † 1453. MUW 1412 II, A 17: Petrus Voelcian de Wyenna, 2 gr. AFA I: 463: Zulassung zum Bakk.-Examen 3. Jänner 1416. Erfurt: Imm. 1419 I (Weissenborn I, 114); mag. art. 1420 (Kleineidam, I, 363). AFA II: mag. Erfordensis, wird in Wien nicht als mag. art., nur als bac. art. aufgenommen 1420, 1422 (Uiblein, Reg. 557; in den digital. AFA II nicht berücksichtigt); Padua: M. Petrus de Vienna de Alemania lic. und dr. med. (u. a. unter Galeazzo de Santa Sofia) 6. Dez. 1425 (Zonta-Brotto, Acta gymn. Patav. Nr. 644). In Padua schrieb er 1423 und 1424 Teile der Sammel-HS CVP 5398, die 1453 Martin Guldein (Prosop. II/86) gehörte und über Erhard Gogker (Prosop. II/ 20) zunächst an die Rosenburse und schließlich an die med. Fakultätsbibliothek gelangte (Unterkircher, Datierte HSS der ÖNB II, 142 f.). AFM I: 64: Rezeption als dr. med. 5. Februar 1426 (vgl. AFM I, 97: Reg. doct., Nr. 23, und AFM III, 305: Reg. doct., Nr. 22); elfmal med. Dekan: 1426 I, 1431 I, II, 1433 II, 1436 I, II, 1439 II, 1442 II, 1446 II, 1447 I (Vizedekan), 1451 I (in Abwesenheit gewählt) (bei Kühnel, Heilkunde, 75 nur 7 Dekansperioden erwähnt). Superintendent bei zwei Anatomien: Dez. 1435 und Februar 1436 (AFM I, 92 und AFM II, 2 f.). Weitere Nennungen: AFM I, 72 f., 75 f., 79 f., 83 – 87, 89, 91 f., 98, 100. AFM II: 18. Februar 1436: Auftrag, gemeinsam mit Cristannus de Susato (Prosop. II/16) die Apothekertaxen zu überprüfen (AFM II, 2 f.); 14. Februar 1444: wird er als eventueller Vertreter Michael Puffs (Prosop. II/94) als Lektor einer Anatomie bestimmt (AFM II, 29 f.); 1453 als Lektor (Professor) der med. Fakultät erwähnt; nach Petrus Volczians Tod wird Caspar Frue de Tetnang (Prosop. II/6) als sein Nachfolger auf Wunsch des Grafen Ulrich von Cilli gegen den Widerstand der med. Fakultät von Kg. Ladislaus vorgeschlagen (AFM II, 61).
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Weitere Nennungen: AFM II, 6, 8, 10, 13, 16, 18, 26 f., 30, 35 f., 38, 40, 42, 44, 46 – 48, 53, 59. Hinweis auf Hausbesitz (QGStW I/4, Nr. 3633, Okt. 1397 und II/2, Nr. 3404, Sept. 1450); Besitzer eines Hauses in der Hinteren Bäckerstraße, das die Med. Fakultät kaufen wollte, es war aber nimis stricta et ruinosa (siehe AFM II, 63, QGStW II/3, Nr. 3951, April 1460; Uiblein, Die Universität Wien, 83 mit Anm. 31); Hinweis auf Mess-Stipendium (QGStW II/2, Nr. 3239, Febr. 1448); Mess-Stipendium seiner Tochter Anna, Ehefrau von Stephan Kisling (QGStW II/ 3, Nr. 3848, Februar 1459). † 24. Juli 1453, an der Pest (AFM II, 61, 65; siehe auch Uiblein, Wiener Universität zur Zeit Regiomontanus 422 f. Anm. 69). Anerkennende Erwähnung post mortem 18. Juni 1494 (AFM III, 25). Lit.: Kühnel, Heilkunde, 41, 56, 70, 75 f, 95, 101; Senfelder, Medizinische Schule, 1047; Uiblein, Reg. 557 (Lit.), Uiblein, Österreichische Landesfürsten, 60; Ders., Beziehungen zu anderen Universitäten, 134. 109 Petrus Zeckel (Czächkl, Czeckel, Czekel, Zäkel, Zekel) de Cibinio (Czibinio) (Hermannstadt, historische Region Siebenbürgen, heute Sibiu, Rumänien) Studium in Wien (Imm. 1475 I; mag. art. 1480 II; scol. med. 1480 II), danach Studium in Italien 1483 – 1489; als dr. med. 1489/90 erwähnt, med. Praxis in Ungarn. MUW 1475 I, H 42: Petrus Zekel de Cibinio, 4 gr. Matr. U. N. (Wien): Petrus Czeckel de Cibinio, scol. 1476 I; bacc. 1479 I; Nennungen als mag. art. 1480 II und 1481 II; Prok. U. N. 1482 II. AFA III/2: Bakk.-Examen 1477 I, Nr. 18361, Petrus de Czibinio suspendiert; Determ. 1477 I, Nr. 18526, Petrus de Czibinio und Determ. 1478 II (?), Nr. 18873, Petrus de Cibinio; Inceptio 1479 II, Nr. 19094, Petrus Czekel, Cibinio; Nennungen als mag. art. 1481 I-1483 II: Regenz: Nr. 19575 und 19794 Petrus Zäkel; Exam. U. N., Nr. 19840, Petrus Czekel, Cibinio; Tempt. U. N., Nr. 19974, Petrus Czeckel, Corona. AFM II: 218: Reg. scol., Nr. 72, Inskription 3. Nov. 1480. AFM III/VII: 1483 – 1489 Aufenthalt in Italien. AFM III, 1 f.: In der von Dekan Voberger aufgestellten Liste des Wiener Ärztekollegiums von 1489/90 wird Petrus Czächkl ex Cibinio an 15. Stelle genannt, der nach einem Studium in Italien nun eine Praxis in Ungarn führt. Keine weitere Nennung. Lit.: Schrauf, Matr. Ung. Nation, 512 (Reg.)
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110 Procopius de Wratislavia (Breslau, Niederschlesien, heute Wrocław, Polen) Studium in Wien (Imm.? Determ. 1416 I; mag. art. 1435 I; bac. med. 1437 I; dr. med. 1438 II). In MUW nicht erwähnt. AFA II: Determ. 1416 I, Nr. 3311; Liz.-Tentamen 1429 II, Nr. 5622; Inceptio 1429 II, Nr. 5706; Nennungen als mag. art.: Regenz: 1435 I, Nr. 6647 und 1437 I, Nr. 6848; Exam. U. N. 1436 I, Nr. 6740. AFM II: 7: Zulassung zum Bakk.-Examen (25. August), Examen und Promotion zum bac. med, 26. August 1437; 15 f.: Zulassung zum Liz.-Examen und lic. et dr. med. 26. Jänner 1439 (AFM II, XIX, Nr. 5: Edition [Auszug] der vermutlich von Ebendorfer gehaltenen Promotionsrede, nach München BSB clm. 8482, fol. 180b). Keine weitere Nennung. 111 Sebaldus (Seboldus, Sigbaldus, Sigboldus, Sigwaldus, Sygboldus) Hueber de Nuerenberga (Nueremberga, Nurenberga, Nurnberga) (Nürnberg, Rgb. Mittelfranken, Bayern) Studium in Wien (Imm. 1471 II; mag. art. 1477 I; scol. med. 1479 I; wann dr. med.?); Praxis in Nürnberg 1489/90. MUW 1471 II, R 68, Sebaldus Hueber de Nueremberga, 4 gr. AFA III/2: Determ. 1473 II, Nr. 17383, Sebaldus Huber, Nurenberga; Inceptio 1475 II, Nr. 17900, Sebaldus Hueber, Nurnberga; Nennungen als mag. art.: Regenz 1477 I, Nr. 18498 und 1478 I, Nr. 18746. AFM II: 217: Reg. scol., Nr. 68, Inskription 6. Juli 1479; AFM III, 1 f.: In der von Dekan Voberger angelegten Liste des Wiener Ärztekollegiums von 1489/90 wird Sebaldus de Nuerenberga an 12. Stelle genannt und ergänzt in ea residet (= Nürnberg). Keine weitere Nennung. 112 Sebaldus (Seboldus) Muelner (Mulner, Mullner) alias Sebaldus Wagner de Nuerenberga (Nürenberga, Nurenberga, Nurnberga) (Nürnberg, Rgb. Mittelfranken, Bayern) Geboren um 1415 in Nürnberg; identisch mit Sebald Wagner (s. VL 211 [2004] Sp. 1038); Studium in Wien (Imm. 1438 I; mag. art. 1450 I; bac. med. 1449 I, lic. med. 1452), als lic. med. Rektor in Padua, 1453 II; 1454 Rückkehr nach Wien und als dr. med. rez.; ab 1460 Stadtarzt in Nürnberg und Mitglied des reichsstädti-
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schen Medizinalkollegiums, Verfasser deutscher und lateinischer medizinischer Traktate; † 1495. MUW 1438 I, R 21: Sebaldus Muelner de Nuermberga, pauper. AFA II: Determ. 1442 II, Nr. 8308, Sebaldus de Nürenberga; Inceptio 1446 II, Nr. 9186, Seboldus Mulner, Nurenberga; Nennungen als mag. art. 1450 I – 1452 I: Regenz: Nr. 10219, 10641 und 10990 Seboldus de Nurnberga. AFM II: 48 f.: Zulassung zum Bakk.-Examen und Examen 18. Juli 1449; Zulassung zur Determination (24. Juli), Promotion zum bac. med. 11. August 1449; 56 f.: als bac. med. Prokurator bei der Anatomie 1452; 59: Zulassung zum Liz.Examen und Examen 19. Dez. 1452. 1453 geht er nach Padua und wird dort Rektor (AFM II, 64); Rückkehr nach Wien 1454 I, wird erst nach erfolgter Disputation und vor allem nach Bezahlung als doctor alterius universitatis ins Fakultätskollegium aufgenommen (AFM II, 71). AFM II, 208: Reg. doct., Nr. 14, zu 1454 (vgl. AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 44); Dez. 1454 letzte Nennung in AFM II, 74. 1455 Leibarzt des Bischofs von Agram (Zagreb); 1456 Zeuge der Schlacht bei Belgrad. Ab 1460 Nürnberger Stadtarzt und Mitglied in vielen städtischen Gremien; ab 1475 im Dienst des Hzgs. Otto II. von Pfalz-Neumarkt/Mosbach, u. a. auch als Gesandter zum ungarischen Königshof (so VL 211, Sp. 1644); 1493 Beteiligung an einer Lepraschau, Verfasser deutscher und lateinischer medizinischer Traktate (siehe Kap. 7: Medizinische Traktate); befreundet mit Hartmann Schedel, verheiratet mit Ursula Stromer, keine Kinder. † 1495 (siehe Keil, VL 26). Lit.: Damm, Der Nürnberger Stadtarzt Sebald Mulner († 1495), 139 – 170; Gundolf Keil, Mulner, Sebald. In: VL 26 (1987), Sp. 749 – 751, und VL 211: Korrekturen und Nachträge (2004), Sp. 1038 (hier auch über med. HS aus seinem Besitz) sowie Sp. 1644; Senfelder, Medizinische Schule, 1063, hier als Sebaldus Müller erwähnt. 113 Sebaldus (Amatoris) de Ravenspurg (Rafelspurg, Rafenspurg, Rauenspurk) (Ravensburg, Rgb. Tübingen, Baden-Württemberg) Beginn des Studiums in Wien (Imm. 1395 II; mag. art. 1399 I), danach Studium in Montpellier (lic. med. 1415); in Wien rez. als dr. med. 1422 I; med. Dekan; † nach 1436. MUW 1395 II, R 14: Seyboldus Amatoris de Rafelspurg, ten. AFA I: 129: Zulassung zum Bakk.-Examen 5. März 1396; 158: Zulassung zum
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Liz.-Examen 6. Jänner 1398; 162: Inceptio 31. Mai 1398; Nennungen als mag. art.: Regenz 1399 und 1415; 453: als lic. med. Leitung der Disputatio de quolibet übernommen, 1. Sept. 1415. Erwähnt in der Sammel-HS CVP 4907, f. 325r : M. Sebaldus lic. in med. studii Montispessulani et mag. in art. studii Wiennensis, zu 1415 (s. Uiblein, Reg. 562). Problematischer Werdegang bis zur Rezeption in Wien: 21. April 1416 erstmals genannt als lic. med., der seine Praxis nicht aufgeben und sich nicht inkorporieren lassen möchte, schriftliche Verwarnung 30. Juni 1416, persönlicher Einsatz des Herzogs, 25. Sept. 1416 (AFM I, 29 – 32); 8. Jänner 1419: Passauer Bischof setzt sich für ihn ein (AFMI, 41); 18. Nov. 1420: Sebaldus praktiziert weiter (AFM I, 44); 9. März 1422: Vorlage der geforderten Urkunden, Zulassung zur Repetition; 24. April 1422 als dr. med. in die Fakultät aufgenommen (AFM I, 49 f., vgl. AFM III, 305: Reg. doct., Nr. 33, zu 1422); 1424 I – 1427 II: weitere disziplinäre Probleme mit der med. Fakultät (AFM I, 58 – 70) (siehe auch Kap. 6.1.2: Kontrolle der an auswärtigen Universitäten promovierten Mediziner). Med. Dekan 1430 I (schlägt den Ankauf eines silbernen Fakultätszepters vor, 19. Mai 1430, AFM I, 81); weitere Nennungen: AFM I, 42, 48, 52 f., 72, 78, 82 f., 85, 87, 94, 100; genannt bis 1433. AFM II, 3 f.: Februar und März 1436: ein Mag. Seboldus (ob identisch?) im Zusammenhang mit dem Fakultätshaus erwähnt. Hinweis auf Hausbesitz und Verkauf desselben an Michael Puff (QGStW II/2, Nr. 2545, zu 28. Nov. 1435); Jahrtagsstiftung: 10. Mai 1436, Sebaldus übergibt dem Propst und Konvent von Dürnstein 150 Pfund und sein Vermögen, wofür sie ihn lebenslänglich erhalten und nach seinem Tod einen Jahrestag begehen müßten (St. Pöltner Diözesanblatt. Geschichtliche Beilagen 9 [1911] 86). † nach 10. Mai 1436 (letzte Nennung, s. o.) Lit.: Kühnel, Heilkunde, 47, 74; Uiblein, Reg. 562 (Lit.). 114 Simon Lazius (Lacz, Lasius, Latz) de Stockhardia (Stuetgardia, Stukardia) (Stuttgart, Baden-Würtemberg) Studium in Wien (Imm. 1501 II; mag. art. 1505 I; dr. med. 1513); Konventor der Lilienburse; med. Dekan und Lektor ; † 1532. MUW 1501 II, R 55, Symon Latz de Stockardia, 29 den., nachträglich hinzugefügt: art. et med. dr., in eadem lector ordinarius. AFA IV: Determ. 1503 II, Nr. 23489; Liz. Tentamen 1504 II, Nr. 23935; Inceptio 1505 I, Nr. 23965; Nennungen als mag. art. 1505 I – 1509 I: Regenz: Nr. 24170 und 24482; Konventor der Lilienburse, Nr. 24346; Temptator, Nr. 24940; Exam. R. N., Nr. 24999.
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AFM III: 75: Mag. Simon Lacz de Stockhardia Inskription, 11. April 1509; 84 f.: Zulassung zum Bakk.-Examen (14. März), Examen und Promotion zum bac. med. 15. März 1513; 87 f.: Rezeption der insignia doctoralia 11. Mai 1513; als neuer Doktor in das Fakultäts-Kollegium aufgenommen (13. Mai); fünfmal med. Dekan: 1515 II, 1519 II, 1526 I, 1529 I, 1532 II und Lektor der med. Fakultät (AFM III,188). Vom 5. – 10. Okt. 1517 mit Dekan Pilhamer (Prosop. II/67), den Kollegen Iohannes Neumann de Vienna (Prosop. II/64) und Wilhelm Puelinger (Prosop. II/129) bei Kaiser Maximilian in Baden (bei Wien) anläßlich des 2. Privilegiums für die med. Fakultät (AFM III, 122 f.). Im Okt. 1518 leiht er der med. Fakultät für den Wiederaufbau des FakultätsHauses 100 Gulden (AFM III, 140); unter seinem Dekanat Verkauf des FakultätsHauses an Iohannes Enzianer (Prosop.II/50) (»Khaufprieff« von Dekan Lazius, 26. Mai 1526, s. AFM III, 164 – 167); verfaßt eine Liste der 1526 in Wien residierenden Ärzte (AFM III, 168). Weitere Nennungen: AFM III, 89, 94, 107, 109, 125, 127, 135 – 137, 143, 146, 149, 173, 175, 178. 24. Sept. 1530: Inskription seines nachmals als Arzt und Humanist berühmten Sohnes Wolfgangus, bac. art. (AFM III, 176). Hinweis auf Hausverkauf und Mess-Stipendium, Erwähnung seiner Ehefrau Otilia (QGStW II/4, Nr. 6051, zu Juli 1514). † 19. Oktober 1532 (AFM III, 188: Simon Latzius ex Stuetgardia Wiertenburgii besucht als Dekan die Pestkranken und stirbt an der Seuche; vgl. AFM III, 168, Zusatz zur erwähnten Liste: obiit anno 1532 in peste; siehe auch 307, Reg. doct., Nr. 85; im Widerspruch dazu: Rhein. Matr., fol. 221b, in der als Todestag der 18. Oktober 1532 angegeben wird). 115 Stephanus (Steffanus) Geinperger (Gainpergar, Geimperger, Geiperger, Gemperger, Genperger, Geynperger, Geyperger) de Patavia (Passau, Rgb. Niederbayern, Bayern) Studium in Wien (wann Imm. ? mag. art. 1477 I; dr. med. 1488), 1489/90 Praxis in Wiener Neustadt. In MUW nicht erwähnt. AFA III/2: Determ. 1472 I, Nr. 16749, Stephanus Gainpergar, Patavia; Inceptio 1475 II, Nr. 17917, Geynperger ; Nennungen als mag. art. und Regenz: 1477 I – 1486 I: Nr. 18508, 18751, 18992, 19249, 19546, 19781, 19936, 20115, 20191, Stephanus de Patavia; Exam. S. N., 1482 I, Nr. 19737, Genperger ; Exam. R. N., 1483 II, Nr. 19985, Stephanus de Patavia; Temptator, 1485 II, Nr. 20140. AFM II: 218: Reg. scol., Nr. 71, Mag. Stephanus Geinperger ex Patavia
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Inskription 1480 I; 211: Reg. bac., Nr. 19, 1486 (vgl. 187: Zulassung zur Determination, zahlt drei Groschen, 27. Sept. 1486); 192: Zulassung zum Liz.-Examen (28. Februar) und Promotion zum lic. med. 18. März 1488; 209: Reg. doct., Nr. 34 und Nr. 43, zu 1488 (vgl. AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 63); 193: Aufnahme in das Consilium facultatis 30. Okt. 1488. AFM III, 1 f.: In der von Dekan Voberger angelegten Liste des Wiener Ärztekollegiums von 1489/90 wird er an 10. Stelle genannt, und bezeichnet als Steffanus Geinperger ex Patavia in Novacivitate Austriae (d.i. Wiener Neustadt) residet. Keine weitere Nennung. 116 Stephanus Kuelandt (Chueland, Chulant, Kueland, Kuelannd, Kuelant, Kuland, Kulant, Kulantt) de Rain (Rayn, Rein) (Rain, Rgb. Schwaben, Bayern) Studium in Wien (wann Imm.? mag. art. 1458 I; lic. et dr. med. 1463 I), † 1465. In MUW nicht erwähnt. AFA III/1: Determ. 1455 II, Nr. 12047, Stephanus Chulant, Rein; Inceptio 1457 II, Nr. 12736; Nennungen als mag. art. 1458 I – 1462 I: Regenz: Nr. 12965, 13400, 13979, 14140. AFM II: 213: Reg. scol., Nr. 16, Mag. Stephanus Kuelandt de Rain Inskription zw. 1458 – 1460; 107: Zulassung zum Bakk.-Examen, Examen und Promotion zum bac. med. 5. März 1461 (vgl. AFM II, 109 – 111: Nennung als bac. med. 3. Februar 1463 [oder 1462?]; vgl. AFM II, 210: Reg. bac., Nr. 4, ohne Datumsangabe); 115: lic. med. und Promotion zum dr. med. 8. August 1463, Promotionsrede von Thomas Ebendorfer (AFM II, 236 – 242: Edition nach CVP 4680, fol. 128r – 130v); diese Rede war ursprünglich für den 9. Februar 1462 für die Mediziner Iohannes de Muntzing (Prosop. II/62) und Iohannes Spardorffer (Prosop. II/75) vorgesehen gewesen, wurde aber vermutlich aufgrund von Unstimmigkeiten in der med. Fakultät erst zu diesem Zeitpunkt gehalten, dazu Schrauff, AFM II, p. XVf.; siehe auch AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 50, 14. August 1463: Stephans Ansuchen um Dispens von der verpflichtenden Vorlesung für ein Jahr wird stattgegeben. † vor dem 30. Sept. 1465 (AFM II, 127: Erwähnung der Gebühren für seine Totenmesse bei den Dominikanern; vgl. AFM II, 208: Reg. doct., Nr. 23, vor 1469, mit Zusatz: obiit).
Prosopographie II
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117 Stephanus Pernolt (Bernold, Pernold) de Aettenhofen (Etenhoffen, Ettenhofen) alias de Greding (Gredig, Grednig) (Greding, Rgb. Mittelfranken, Bayern) Studium in Wien (Imm. 1440 oder 1442 I; mag. art. 1449 I; dr. med. 1454 II). MUW 1440 I, R 110: Stephanus Bernold de Ettenhofen, 4 gr. MUW 1442 I, R 100: Stephanus Pernolt de Aettenhofen alias de Greding, 4 gr. (Nachtrag von anderer Hand, aber offenkundig irrig, da bereits 1442 II Zulassung zur Determ.). AFA II: Determ. 1442 II, Nr. 8230, Stephanus de Greding. AFA III/1: Inceptio 1447 II, Nr. 9346, Stephanus Pernolt, Ettenhofen; Nennungen als mag. art.: 1449 I – 1451 I: Regenz: Nr. 9880 Stephanus de Grednig, Nr. 10223 und 10645 Stephanus de Greding. AFM II: 59: Mag. Stephanus Pernolt de Gredig Zulassung zum Bakk.-Examen, Examen und Zulassung zur Determination, 19. Dez. 1452; 71 f.: Stephanus de Etenhoffen (Etenhoffen getilgt, stattdessen de Greding (Hinweis auf MUW 1442 I R) Zulassung zum Liz.-Examen, 9. Sept. 1454; 74: auf Wunsch des Bakkalars (11. Dez.) erhält dieser das Lizentiat und die insignia doctoralia am gleichen Tag, 16. Dez. 1454 (vgl. AFM II, 208: Reg. doct., Nr. 15, Stephanus Pernolt de Greding, 1454, und AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 45). Keine weiteren Nennungen. 118 Stephanus Speczhart (Spechart, Speczhardi, Speczhardus, Spetzhardi, Spetzhardus, Spetzhart, Spexhart, Spitzhart) de Roetlinga (de Reutlingen, Rötlinga, Ruetlingen, Rutlinga) (Reutlingen, Rgb. Tübingen, Baden-Württemberg) Studium in Wien (Imm. 1404 I; mag. art. 1409 I; dr. med. 1419 II); med. Dekan, Rektor. MUW 1404 I, R 27: Stephanus Speczhardus de Rutlinga, 2 gr. AFA I: 266: Zulassung zum Bakk.-Examen 13. Okt. 1406; 270: bekommt Dispens für ein anderes Studium, 14. Jänner 1407; 316: Zulassung zum Liz.-Examen und Rezeption der insignia magistralia, 13. April 1409; Nennungen als mag. art.: Regenz: 1410 – 1414, Exam. N. S. Sept. 1412. AFM I: 20: Stephanus Speczhart Zulassung zum Bakk.-Examen 24. August 1412 (vgl. 101: Reg. bac., Nr. 11, ohne Datumsangabe); 27: Zulassung zum Liz.Examen, durfte aber wegen seines Benehmens (Bubenstreiche und Possen) zwei Jahre nur in seiner Heimatstadt praktizieren, 17. Sept. 1414 (vgl. 99: Reg. lic., Nr. 10, 4. Okt. 1414); 97: Reg. doct., Nr. 19, 8. Jänner 1420 (vgl. AFM III, 305:
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Reg. doct., Nr. 19); med. Dekan: 1420 I, 1422 I (Ausgaben der Fakultät dokumentiert, siehe Eintragung AFM I 94); Rektor : 1420 II. Weitere Nennungen: AFM I, 43, 47, 49 f., 54, 56; letzte Nennung 25. Juni 1424 (AFM I, 58 Bezahlung der Mietschulden gegenüber dem Fakultätshaus). Lit.: Uiblein, Reg. 563. 119 Stephanus de Wratislavia (Bratislavia) (Breslau, Niederschlesien, heute Wrocław, Polen) Wann Imm.? Determ. 1448 I; weiteres Studium an einer nicht genannten Universität; als doctor alterius universitatis genannt 1454 II; ins Fakultäts-Kollegium aufgenommen 1455 I. In MUW nicht erwähnt. AFA III/1: Determ. 1448 I, Nr. 9459, Stephanus de Wratislavia. Keine weitere Nennung in AFA. AFM II: 76 f.: Ein doctor alterius universitatis (dazu ergänzt in Anm.1: Stephanus de Wratislavia) will an einer Anatomie teilnehmen, 17. März 1455; 79 f.: Ansuchen um Aufnahme in die med. Fakultät (Consortium doctorum) – Aufnahme erfolgt entsprechend den Statuten, 22. Mai 1455. Keine weiteren Nennungen. 120 Theodoricus (Dietricus, Thidericus) Carin (Caryn, Chorin, Karin, Karym, Karyn, Korin) de Danczk (Danzig, Preussen, heute Gdan´sk, Polen) bzw. de Prussia (Preussen) Studium in Wien (Imm. 1401 II, mag. art. 1405 II; lic. med. 1410 II). MUW 1401 II, S 2: Theodricus Korin de Prussia, 2 gr. AFA I: 209: Zulassung zum Bakk.-Examen 9. Juni 1402; 261: lic. art. und zur Rezeption der insignia magistralia zugelassen, 21. März 1406; Nennungen als mag. art. 1407 – 1410: Regenz: 1407, 1409, 1410; Exam. S. N.: 1407 – 1410; Consiliarius S. N. 1408 – 1410; Rezeptor 1409; genannt bis Februar 1411. Krakau: Inskription am 24. Juli 1400 Mag. Theodricus Carin de Gdzansk (Album Univ. Cracoviensis I, 5). AFM I: 101: Reg. bac., Nr. 8, Theodoricus de Danczk ohne Datumsangabe (vgl. Uiblein, 564: bac. med. um 1406 – 1409); 99: Reg. lic., Nr. 6, 7. April 1411. Keine weiteren Nennungen. In AFM II und III nicht erwähnt. Lit.: Uiblein, Reg. 564.
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121 Thomas Mestlin (Maestlin, Meastel, Mesteller, Mestly) de Ersingen (Erfingen) (Ersingen, Erbach, Rgb. Tübingen, Baden-Württemberg) Studium in Wien (Imm. 1438 I; mag. art. 1445 I; dr. med. 1453 I). MUW 1438 I, R 96: Thomas Mestlin de Ersingen, 4 gr. AFA II: Determ. 1440 I, Nr. 7622, Thomas Mestlin, Ersingen; Liz.-Tentamen, 1442 II, Nr. 8266, Thomas de Erfingen; Inceptio 1442 II, Nr. 8288, Thomas Mestlin, Erfingen; Nennungen als mag. art.: 1445 I und 1446 I: Regenz: Nr. 8915 und 9139, Thomas Mesteller. AFA III/1: weitere Nennungen als mag. art.: 1448 I – 1450 I: Regenz: Nr. 9519, 9848 und 10195; Exam. R. N., Nr. 10000; Temptator, Nr. 10347, Thomas Mästlin. AFM II: 48 f.: Mag. Thomas Maestlin de Ersingen Zulassung zum Bakk.-Examen und Examen 18. Juli 1449; Zulassung zur Determination (24. Juli), Promotion zum bac. med. 11. August 1449; 59: Zulassung zum Liz.-Examen 19. Dez. 1452; 63: Mag. Thomas Mestlin Rezeption der insignia doctoralia 20. August 1453 (AFM II, 207: Reg. doct., Nr. 10, und AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 40). Letzte Nennung 5. Dez. 1454 (AFM II, 74). 122 Udalricus (Ulricus) Cervus Pataviensis (ex Patavia) (Cervus, Cervinus, Hiers, Hirsch) (Passau, Rgb. Niederbayern, Bayern) Studium in Wien (Imm. 1500 II; keine Nennung als mag. art.; bac. med. 1503 II; dr. med. 1505 I; med. Dekan 1508; † nach Nov. 1508 ? MUW 1500 II R 5: Udalricus Cervinus Pataviensis, 10 cr. In AFA II – IV nicht erwähnt. AFM II: 227: Inskription als Mag. Udalricus Cervinus ex Patavia, ca. 1. Sept. 1500. AFM III: 42: Zulassung zum Bakk.-Examen, unter der Voraussetzung, zwei Jahre lang die verpflichtenden Vorlesungen zu hören, 11. Sept. 1503; 52: Determination und Promotion zum bac. med., 28. Nov. 1503; 57: Zulassung zum Liz.Examen 7. Dez. 1504, lic. med. 14./15. Februar 1505 (vgl. AFM II, 210: Reg. doct.: Udalricus Cervus originis Pataviensis sua doctoralia insignia … recepit, 19. Mai 1505); 65: med. Dekan: 1508 I; 70 f.: Udalricus wird erwähnt im Streit zwischen dem Rektor, dem Konsistorium und der med. Fakultät bezüglich Anfechtung der Rektorswahl (Okt. 1508) – der Streit wird auch erwähnt in AFA IV, fol. 60v, 1508 II, 15. 11. 1508. † nach 2. Nov. 1508 (letzte Nennung in AFM III, 71; im Widerspruch zu AFM III, 307, Reg. doct., Nr. 77, vor 1507 unter obierunt gereiht).
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123 Ulricus (Udalricus) Eberhardi (Eberel, Eberl, Eberlein, Eberlin) de Newburga claustrali (Klosterneuburg, pol. Bez. Wien-Umgebung, NÖ) Geboren 1442, Studium in Wien (Imm. 1458 I, mag. art. 1468 I; dr. med. 1484 II); Rektor ; beteiligt an der Kanonisation des Markgrafen Leopold III.; Verfasser einer lateinischen Grammatik; † 1487. MUW 1458 I, A 1: Ulricus Eberlein de Newburga Claustrali, 4 gr. AFA III/1: Determ. 1460 I, Nr. 13628, Udalricus Eberlin; Inceptio 1467 II, Nr. 15365, Udalricus Eberhardi; Nennung als mag. art. 1468 I; Regenz: Nr. 15522, Ulricus de Newnburga Claustrali. Uiblein (Kanonisation, 512) vermutet, daß Ulricus Eberhardi zwischen 1460 und 1466 als Schullehrer tätig war. AFA III/2: weitere Nennungen als mag. art.: 1480 I – 1483 II: Regenz: Udalricus Eberl, bzw. Eberhardi, Nr. 19224, Nr. 19524, Nr. 19763 und Nr. 19922; Exam. U. N., Nr. 19161: Udalricus Eberl; Temptator Nr. 19696: Udalricus Eberhardi; Exam. R. N., Nr. 19984: Udalricus Eberel. AFM II: 217: Reg. scol., Nr. 69, Inskription 11. Dez. 1479; 179: bac. med. 15. Nov. 1482; 182: Zulassung zum Liz.-Examen (25. Juni), Promotion zum lic. med. 2. Juli 1484; 184: Rezeption der insignia doctoralia 7. Februar 1485 (vgl. AFM II, 209: Reg. doct., Nr. 41, ohne Datumsangabe, und AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 71). Wahl zum Dekan am 13. Oktober 1485, Ablehnung des Amtes – an seiner Stelle wird Fridericus Graesel (Prosop. II/22) am 2. November 1485 Dekan (AFM II, 185); Rektor 1486 II (stirbt im Amt am 21. Jänner 1487); sein Nachfolger wird am 25. Jänner 1487 art. et theol. prof. Bartholomeus Tichtel (Bruder des Iohannes Tichtel [Prosop. II/78]), siehe MUW II, 192. 1470 Aufenthalt in Salzburg; im Auftrag von Johann Hechtl (Propst des Stiftes Klosterneuburg) setzt er sich für die Kanonisation des Markgrafen Leopold III. (Kanonisation am 6. Jänner 1485) ein. Am 10. November 1486 (unter seinem Rektorat) wird der Beschluß für eine Feier zu Ehren des Hl. Leopold in der Stephanskirche gefaßt. Dem Wiener Frühhumanismus angehörend, Verfasser einer lateinischen Grammatik »Modus Latinitatis« mit Übersetzung deutscher Redewendungen und mit stilistischen Vorschlägen zu diversen Themen, postum erschienen, 25 Drucke allein zwischen 1487 und 1501. † am 21. Jänner 1487 (siehe AFM II, 187; vgl. AFM II, 182, Fußnote 2: obiit 1487 ut rector universitatis), begraben in St. Martin/Klosterneuburg. Senfelder, Medizinische Schule, 1064, bezeichnet Ulricus irrig als Augustiner Chorherrn und Pfarrer von St. Martin. Lit.: Uiblein, Kanonisation, 511 – 513, 534, 536; Franz Josef Worstbrock,
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Eberhardi (Ebradi), Ulrich. In: VL 22 (1980), Sp. 287 f. sowie VL 211: Nachträge und Korrekturen (2004), Sp. 389; Wagendorfer, Die erste Wiener Universitätsrede, 259 f. 124 Ulricus (Udalricus) Grünwalder (Gruembalder, Gruenbalder, Gruenwalder, Grunbalder, Grunwalder) de Neunburga (Korneuburg, NÖ) Beginn des Studiums in Wien (Imm. 1399 II; mag. art. 1406 I), danach in Padua (lic. et dr. med. 1411); in Wien als dr. med. rez. 1411 II; med. Dekan, Rektor, Stifter der Rosenburse, † 1419. MUW 1399 II, A 18: Ulricus Grunwalder de Neunburga dt. AFA I: 219: Ulricus Grunwalder Zulassung zum Bakk.-Examen 30. März 1403; 261: Zulassung zur Inceptio und zur Rezeption der insignia magistralia 21. März 1406; Nennungen als mag. art.: Regenz: 1406 – 1408; Exam. S. N., Sept. 1407 und Exam. A. N., Juni 1408. Padua: Ulricus de Vienna bzw. Mag. Ulricus Gruenbalder art. dr. anwesend 1410; wird lic. et dr. med. (u. a. unter Galiazzo de S. Sophia) 1411; art. et med. dr. mag. Udalricus Conradi Gruembalder de Vienna anwesend 1411 (ZontaBrotto, Acta gymn. Pataviensis Nr. 74, 105, 202, 204). AFA I: Deputierter der med. Fakultät 1413 und 1414; genannt bis Februar 1416. AFM I: 18: Mag. Udalricus Gruenwalder, dr. med., in die med. Fakultät aufgenommen, 28. Dez. 1411 (vgl. AFM I, 96: Reg. doct., Nr. 11, Rezeption 28. Dez. 1411; AFM III, 304: Reg. doct., Nr. 9, 1412); viermal med. Dekan: 1412 I, II, 1414 I, 1416 II, 1418 II (gewählt am 8. Jänner 1419 [AFM I, 41], löst damit Michael Falkonis (Prosop. II/91) ab, der seinerseits am 5. Jänner 1419 zum Rektor ernannt wird; Rektor : 1418 II (bis 4. Jänner 1419). Als Dekan setzt er sich Februar 1413 erfolglos für ein eigenes Fakultäts-Haus ein (AFM I, 21 f.) und ist 1414 I und 1416 II involviert in universitäre Rangstreitigkeiten (AFM I, 21 f., 26 f., 32 – 34); 1413 I beteiligt an der Abfassung einer Apothekerordnung (AFM I, 23 f.); weitere Nennungen: AFM I, 39 f. und 99 f. Wiener Bürger ; im Widerspruch dazu und zu den Angaben in seinem Testament wird er im Jänner 1418 als Kleriker der Diözese Passau bezeichnet (RG IV, Sp. 3636 f., zu Jänner 1418). Besitz eines Kellers (QGStW III/2, Nr. 2876, April 1418), Stifter der Rosenburse (QGStW I/5, 4868, 5. Mai 1432; Uiblein, Die Universität Wien, 98) und Jahrtagsstiftung an das Bürgerspital (Pohl-Resl, Rechnen mit der Ewigkeit, 128 f. ). † wohl vor dem 7. Oktober 1419 an der Pest (Hinweis auf sein Testament, in dem auch seine Frau Anna genannt wird, bei Uiblein Reg. 566; der entsprechende 5. Bd. der Edition der Wiener Stadtbücher 1395 – 1430 ist derzeit in Vorbereitung); begraben in St. Stephan/ Wien (Uhlirz, Rechnungen, 351); in AFM I, 42 wird
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sein Tod an der Pest am Beginn des Wintersemesters 1419 II erwähnt. Lit.: Aschbach I, 200, 456; Kühnel, Heilkunde, 29, 37, 62 f., 67; Uiblein, Reg. 566 (Lit.); Ders., Zu den Beziehungen, 134; Ders., Beziehungen zur Universität Padua, 149; Ders., Johannes von Gmunden, 351 f. mit Anm. 12 (kurzes Curriculum von U. Grünwalder). 125 Ulricus Raes (Raeß, Raesch, Räss, Rass, Resch, Ress, Reß, Röss) de Fisching (Fischin, Fischina, Fischyn, Vischin, Visching) (Fisching, mehrfach in Bayern) Studium in Wien (Imm. 1454 II; mag. art. 1463 I; dr. med. 1470 I); † 1478. MUW 1454 II, R 45: Ulricus Raes de Vischin, 2 gr. AFA III/1: Determ. 1457 II, Nr. 12684, Udalricus Räss, Fischin; Liz.-Tentamen, susp. 1459 II, Nr. 13529, Udalricus Ress, Fisching; Inceptio 1462 II, Nr. 14257; Nennungen als mag. art. und Regenz: 1463 I und 1464 I: Nr. 14382 und 14548. AFM II: 213: Reg. scol., Nr. 27, Udalricus Raes de Fischin Inskription 1464; 126 f.: Zulassung zum Bakk.-Examen (28. Sept.), Promotion zum bac. med. 30. Sept. 1465 (vgl. 210: Reg. bac., Nr. 8, ohne Datumsangabe); 151 f.: nach Uneinigkeit der Fakultätsmitglieder bezüglich Zulassung zum Liz.-Examen erst am 8. Februar 1470 Lizentiat erhalten; 154: Udalricus Raesch de Visching Promotion zum dr. med. 21. Mai 1470 (vgl. AFM I, 98: Reg. doct. Nr. 36, 21. Mai 1470; vgl. AFM II, 208: Reg. doct., Nr. 26, Udalricus Raeß de Fischin 1470, und AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 55); weitere Nennung: AFM II, 118. † mortuus 1478 (siehe AFM II, 208, Reg. doct., Nr. 26). 126 Valentinus Krauss (Craucz, Craus, Craws, Kraws) de Corona (Kronstadt, historische Region Siebenbürgen, heute Bras¸ov, Rumänien) Studium in Wien (Imm. 1479 II, mag. art. 1488 I; dr. med. 1494 I ?). MUW 1479 II, H 15: Valentinus Kraws de Corona, 4 gr. Matr. U. N.: Valentinus Craucz de Corona, scol. art. 1481 I, bac. art. 1486 II, mag. 1488 I, proc. U. N. 1492 I. AFA III/2: Determ. 1481 II, Nr. 19603, Valentinus Krauss, Corona; Inceptio 1487 II, Nr. 20363; Nennungen als mag. art. 1488 I – 1497 I: Regenz 1494 – 1488: Nr. 20456, 20624, 20896, 21358, 21449 und 21572; Wahl zum Examinator, 1490 II, Nr. 21004; Exam. U. N., 1491 – 1495, Nr. 21223, 21414, 21725. AFA IV: Exam. U. N. 1498 I, Nr. 22055; 11. Juni 1498 legt er sein Amt als Examinator zurück, Nr. 22059. AFM II: 209: Reg. doct., Nr. 49, Mag. Valentinus Krauss de Corona petivit in-
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scribi anno 1494, 15. April 1494. Keine weitere Nennung. Lit.: Schrauf, Matr. U. N, Reg. 456. 127 Wenczeslaus (Benczeslaus) Ulrici (Hart) de Vienna (Wyenna) Beginn des Studiums in Wien (Imm. 1392 II; Determ. 1395 I), danach Studium in Prag (lic. et mag. art. 1400); rez. in Wien als mag. art. 1400 II; lic. med. 1412 I. MUW 1392 II, A 7: Wenczelaus Ulrici de Wyenna dt. (Uiblein, AFA I, 568: vielleicht identisch mit Wenczeslaus Hart de Wyenna). AFA I: 122: Zulassung zum Bakk.-Examen 3. Okt. 1395. Prag: Wenceslaus Hart de Wienna lic. und mag. art. 1400 (MUP I, 1, 347, 350). AFA I: 186: Wencze[s]laus de Wyenna als mag. alterius universitatis bittet um Zulassung zur Determination 13. Dez. 1400; 188: als mag. Pragensis vor erfolgter Determination in die art. Fakultät aufgenommen, 2. Jänner 1401; weitere Nennungen als mag. art.: Regenz: 1401 – 1405; Exam., 27. Jänner 1404; Exam. A. N., 12. Dez. 1404, und Exam. S. N., 7. Jänner 1406. AFM I: 5: Mag. Wenczeslaus Hart Promotion zum bac. med. mit diversen Auflagen 15. März 1404 (vgl. AFM I, 101: Reg. bac., Nr. 7, ohne Datumsangabe); 18: wird nicht zum Liz.-Examen zugelassen wegen fehlender Lektionen und Prüfungen 28. Dez. 1411; 20: Zulassung zum Liz.-Examen 3. August 1412 (vgl. AFM I, 99: Reg. lic., Nr. 8, 8. August 1412). 20. Nov. 1416 Mag. Benczeslaus will sich um das lukrative Amt eines Judenrichters bewerben, Dekan Ulricus Grünwalder (Prosop. II/124) und Iohannes Schroff (Prosop. II/72) raten ihm jedoch ab, da ein solches officium criminosum nicht mit der Ehre der Universität zu vereinen wäre (AFM I, 33). Weitere Nennung: AFM I, 25. Genannt als lic. med. 1418 – 1419 in AFA II (jedoch nicht in den digital vorliegenden AFA II) und AU II. Hinweis auf Hausbesitz (GQStW III/2, Nr. 2537, 2552 und 2623, März 1408 – März 1411); Hinweis auf Hausbesitz und Nennung seiner Frau Barbara (GeyerSailer 441, Nr. 1470; 450 Nr. 1503, zu 1409 – 1410); Testament seiner Frau Barbara, vorgelegt am 9. April 1416, zwei unvogtbare (unmündige) Kinder (Jaritz/Neschwara, Die Wiener Stadtbücher 4: 255, Nr. 2264); bei Uiblein, Reg. 568, Hinweis auf das Testament der Kathrey, der zweiten Frau des Mag. Wenczlab des pucharzt zu Wien, Tochter des Ludwig Kramer von Tulln, vorgelegt 8. April 1419 (der entsprechende 5. Bd. der Edition der Wiener Stadtbücher 1395 – 1430 ist derzeit in Vorbereitung). Lit.: Kühnel, Heilkunde, 66 f.; Uiblein, Reg. 568 f. (Lit.).
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128 Werenhardus (Berenherus, Werenherus, Wernherus) Woelfel (Woelffel, Wolfflin) de Rotenburga (Ratenburga, Rotemburga, Rotenburga) (mögliche Identifizierungen: Rothenburg ob der Tauber, Rgb. Mittelfranken, Bayern; Rotenburg an der Fulda, Rgb. Kassel, Hessen; Rottenburg am Neckar, Rgb. Tübingen, Baden-Württemberg) Studium in Wien (Imm. 1438 II; mag. art. 1444 I; lic. med. 1455 I; als dr. med. gen. 1457 I); kurzfristig 1444 in Paris; ab 1458 in Basel (zuerst Stadtarzt, von 1460 – 1496 Ordinarius der Medizin); † nach 1496. MUW 1438 II, A 1: Wernherus Woelfl de Rotemburga, 4 gr. (die Inskription wurde nachträglich an die 1. Stelle gereiht). AFA II und III/1: Determ. 1441 I, Nr. 7823, Wernherus de Rotenburga; 1443 II vom Liz.-Tentamen (Nr. 8544) und von der Inceptio (Nr. 8576) suspendiert; Inceptio 1444 I, Nr. 8756; Nennungen als mag. art., 1445 I – 1452 I: Regenz: Nr. 8922, 9144, 10199, 10628 und 10973; Exam. A. N, 1451 I, Nr. 10506. Zwischendurch 1444, offenbar nur für kurze Zeit als bac. art., dann als mag. art. in Paris. AFM II: 59: Mag. Berenherus Wolfflin de Rotenburga Zulassung und Examen zum bac. med. 19. Dez. 1452; 83: Mag. Wernherus de Rotemburga Zulassung und Examen zum lic. med. 25. Sept. 1455; 90: als dr. med. genannt im Zusammenhang mit dem Entwurf einer Apotheker-Ordnung, 19. Mai 1457; AFM II, 208: Reg. doct., Nr. 16, Werenherus Woelfel de Ratenburga, ohne Datumsangabe (vgl. AFM III, 306: Reg. doct., Nr. 46, Wernherus Woelffel de Rotenburga). Keine weitere Nennung. Basel: Stadtarzt ab 1458; von 1460 – 1496 ordinarius in medicina an der neu gegründeten Universität; Dekan der med. Fakultät 1460 und 1492; Rektor 1462; zwischen 1464 und 1468 Mitverfasser der Statuten der med. Fakultät; März 1496 noch am Leben; seine Frau war Hebamme und sein Sohn Pierre Arzt. Lit.: Bonjour, Die Universität Basel, 92 f., ohne Nennung von Wickersheimer ; Wickersheimer, Dictionnaire II, 779. 129 Wilhelmus (Guilhelmus) Puelinger (Püelinger, Puellinger, Puelunger, Pulinger) Pataviensis bzw. de Patavia (Passau) oder ex Wising (Passau, Rgb. Niederbayern, Bayern), Sodalenname Polymnius Geboren um 1464, Beginn des Studiums in Ingolstadt (bac. art.); weiteres Studium in Wien (Imm. 1490 I als bac. art.; mag. art. 1491 I; lic. med. 1501 II; als dr. med. gen. 1502 II); med. Dekan, Rektor ; 1519 erster Physikus am städtischen Krankenhaus in Wien, 1534 zum Armenarzt ernannt; Mitglied der Humanistischen Donaugesellschaft; † 1534.
Prosopographie II
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MUW 1490 I, R 10: Wilhelmius Puelinger ex Patavia bacc. studii Ingolstatensis, 4 gr. AFA III/2: Rezeption erhalten 1490 I, Nr. 20807; Inceptio 1490 II, Nr. 21028; Nennungen als mag. art. 1491 I – 1497 I: Regenz: Nr. 21177, 21459, 21369; Exam. R. N., Nr. 21473. AFA IV: weitere Nennungen als mag. art.: 1498 I – 1500 II: Regenz Nr. 22124; Exam. S. N. Nr. 22056; Assessor R.N., Nr. 22387; Deputierter der art. Fakultät in der NÖ. Regierung, Nr. 22410 und 22464; Ordner der medizinischen Bücher in der neuen Bibliothek, Nr. 22621. AFM III: 35: Mag. Wilhelmus Püelinger Zulassung zum Liz.-Examen (14. März), Examen und Promotion zum lic. med. 15. März 1502; 307: Reg. doct., Nr. 75, ohne Datumsangabe. Rektor 1502 II; neunmal med. Dekan: 1503 I (vgl. AFM II: 231), 1506 II (verfaßt ein Doktorenverzeichnis, Nr. 1 – 78, AFM III, 304 – 307), 1512 I, 1515 I, 1518 II, 1522 I, 1523 I, 1527 II, 1533 II. Juli 1504: Wilhelmus Puelinger Mitverfasser eines erfolglosen Schreibens an den Rat der Stadt Wien, etwas gegen das Kurpfuschertum zu unternehmen (AFM III, 53 – 55). Okt. 1508: Erwähnung im Streit zw. dem Rektor, dem Konsistorium und der med. Fakultät bezüglich Anfechtung des Rektorswahl (AFM III, 71, siehe auch AFA IV/1508 II, fol. 60v, 15. Nov. 1508). 1516 I: Erfolglose Petition an den Wiener Bürgermeister und die Apotheker (AFM III, 114 – 117). Vom 5.–10. Okt. 1517 mit Dekan Iohannes Pilhamer (Prosop. II/67), den Kollegen Iohannes Neumann (Prosop. II/64) und Simon Lacius (Prosop. II/114) bei Kaiser Maximilian I. in Baden (bei Wien) anläßlich des 2. Privilegiums für die med. Fakultät (AFM III, 122 f.). Dez. 1517: Puelinger wird als erster Physikus für den wöchentlichen Dienst am städtischen Krankenhaus Wien bestimmt (AFM III, 130). Dez. 1518: Mit Georg Tannstetter ans Krankenbett von Ks. Maximilian I. nach Wels gerufen (Hinweis darauf in AFM III, 141, Anm.1, 29. Jänner 1519); ein Beleg für die bei Aschbach II, 345 (danach Srbik, Maximilian I., 62 Anm. 118, bzw. Wiesflecker, Kaiser Maximilian I, 424) angegebene Funktion eines Leibarztes von Ks. Maximilian I. fehlt. Erwähnt in der Liste der 1526 in Wien residierenden Ärzte (AFM III, 168); am 18. Jänner 1534 für das ganze Jahr zum Armenarzt ernannt (AFM III, 195). Weitere Nennungen: AFM III, 43, 47, 56 f., 61, 66, 75, 87 – 89, 92 – 95, 97 f., 102, 106 f., 109, 112, 125, 129, 134 – 136, 138, 141, 144, 146, 148 f., 151, 154 f., 171, 193. † vor dem 27. Sept. 1534 (AFM III, 196 f.: debitum nature solvit…, qui vixit septuaginta annorum, siehe auch AFM III, 168: Liste der 1526 in Wien residierenden Ärzte: D. W. Puelinger mit dem Zusatz: obiit anno 1534). Lit.: Aschbach II, 344 f.
310
Prosopographie der Angehörigen der Wiener Medizinischen Fakultät 1377 – 1519
130 Wolfgangus Copler (Cappler) Argentinensis (Straßburg, Region Elsass, Strasbourg, heute Frankreich) Beginn des Studiums in Wien (Imm. 1506 II, wo mag. art. ?); dr. med. in Venedig, danach in Wien rez. als dr. med. 1512 II, jahrelange Praxis in Krems/ NÖ. MUW 1506 II, R 9: Wolfgangus Cappler de Argentina 28 marcii, 4 gr. In AFA II – IV nicht erwähnt. AFM III: 85: Wolfgangus Copler Argentinensis Inskription 22. März 1513; von anderer Hand hinzugefügt: postea Venetiis doctor factus, per multos annos in Krembs medicinam exercuit. Keine weitere Nennung. 131 Wolfgangus Himler (Hymler) de Melico (Medlico) (Melk, NÖ) Beginn des Studiums in Wien (Imm. 1478 II, Inceptio 1483 II); Medizinstudium an einer nicht genannten Universität; als art. et med. dr. de Melico in Wien zur Disputation zugelassen 1495 I; Rektor 1494 II. MUW 1478 II, A 51: Wolfgangus Hymler de Medlico, 4 gr. (später hinzugefügt: »Rector 1494 II«). AFA III/2: Determ. 1480 II, Nr., 19345; Inceptio 1483 II, Nr. 19982. Medizinischer Werdegang unbekannt. AFM III, 28: Wolfgangus Himler als art. et med. dr. und rector erwähnt 13. Okt. 1494 (siehe MUW 1494 II, 239); 30: Wolfgangus Himler, art. et med. dr. in Melico, wird zur Disputation und Repetition zugelassen und ihm als Text Galenos lib. Tegni II, tractatus de epate (über die Leber) empfohlen, 14. April 1495. Keine weitere Nennung. 132 Wolfgangus (Bolfgangus) Pürckl (Puerkchel) de Schöngrabern (Schoengrabarn, Schoengrabern, Schonegraben) (Schöngrabern, Teil der Gemeinde Grabern, pol. Bez. Hollabrunn, NÖ) Studium in Wien (Imm. 1433 II; Determ. 1435 II; mag. art. 1439 I; dr. med. 1448 I), Sammler und Schreiber der medizinischen Sammel-HS CVP 5400. MUW 1433 II, A 5: Wolfgangus Puerkchel de Schoengrabarn, pauper. AFA II: Determ. 1435 II, Nr. 6696, Bolfgangus de Schonegraben; Inceptio 1438 II, Nr. 7165, Wolfgangus de Schöngrabern; Nennungen als mag. art.: Regenz: 1439 und 1441, Nr. 7281 und 8712; Exam. N. A., 1444 II, Nr. 8760.
Prosopographie II
311
AFM II: 36: Mag. Wolfgangus de Schöngrabarn Zulassung zum Bakk.-Examen, Examen und Promotion zum bac. med. 13. Mai 1446; 40: Assistent bei einer geplanten Anatomie, 12. Februar 1447; 45: Zulassung zum Liz.-Examen 26. Februar 1448 (AFM II, XX, Nr. 6: Hinweis auf die vermutlich von Ebendorfer gehaltenen Promotionsrede in München BSB clm 8482, fol. 214v); 46: Rezeption der insignia doctoralia April 1448. Bei Schwarz, Apothekerwesen, 157 f. und Senfelder, Medizinische Schule, 1045, als dr. med. 1448 genannt und als Schreiber einer medizinischen Sammel-HS der ÖNB, CVP 5400, erwähnt (siehe Kap. 7: Medizinische Traktate). Schwarz vermutet zudem, daß Pürckl zu den Visitatoren der Wiener Apotheker zählte. 133 Wolfgangus Stachenpock (Stichempok, Stichenpock, Stichenpokch) de Nusdorff (Nusdarff) (Nußdorf, mehrfach in Österreich: Nußdorf bei Wien, heute 19. Bez. Wien; Nußdorf am Attersee, pol. Bez. Vöcklabruck, OÖ; Nußdorf am Haunsberg, pol. Bez. Salzburg-Umgebung, Salzburg; Nußdorf-Debant, pol. Bez. Lienz, Tirol; Nußdorf ob der Traisen, pol. Bez. Sankt Pölten-Land, NÖ) Beginn des Studiums in Wien (Imm. 1454 I; wo und wann mag. art.?, scol. med. zwischen 1468 I und 1470 I); weiteres Studium in Padua (?); † 1477 in Graz. MUW 1454 I, A 51: Wolfgangus Stichempok de Nusdorf, 4 gr. AFA III/1: Determ. 1457 I, Nr. 12466, Wolfgangus de Nusdorff oder Determ. 1460 I, Nr. 13790, Wolfgangus de Nusdorff. AFM II: 136: Wolfgangus Stachenpock in Zusammenhang mit der Kurpfuscherin Katharina Gruntenerynne genannt, 3. Mai 1468; AFM II, 214: Reg. scol., Nr. 39, Inskription zwischen 1468 I und 1470 I, ohne Datumsangabe. Keine weitere Nennung. † 2. Juli 1477 in Graz: Wolfgangus Stichenpokch de Nusdarff (mit dem Zusatz von Dr. Tichtel: Mortuus doctor Paduanus in Grecz anno Domini 1477 in die Visitationis Marie [Mariä Heimsuchung] (AFM II, 214, Reg. scol. Nr. 39).
312
9.4
Prosopographie der Angehörigen der Wiener Medizinischen Fakultät 1377 – 1519
Register der Mediziner der Universität Wien, die an auswärtigen Universitäten studierten und in Wien rezipiert wurden
9.4.1 Mediziner vor 1399 (aus Prosopographie I und II) 1
Franciscus de Tervisio: dr. med. Padua, immatr. Wien als dr. med. 1385 II (Prosop. I/6) 2 Galeazzo de Sancta Sophia: dr. med. Padua, immatr. Wien als dr. med. 1394 II (Prosop. II/22) 3 Henricus Boldonis: Studium in Paris und Bologna, immatr. Wien als dr. med.1392 II (Prosop. I/11) 4 Hermannus Lurcz: Fünfkirchen und Prag, dr. med. Padua, immatr. Wien als dr. med. 1386 I (Prosop. I/14) 5 Iacobus Engelin: lic. med. an einer nicht eruierbaren Universität, immatr. Wien als lic. med. 1391 II (Prosop. I/16) 6 Iohannes Petri Gallici: dr. med. Padua, immatr. Wien als dr. med. 1386 I (Prosop. I/20) 7 Iohannes Schroff: dr. med. Padua, rez. Wien als dr. med. 1397 I (Prosop. II/71) 8 Iohannes Silber : dr. med. Pavia, rez. Wien als dr. med. 1398 (Prosop. II/74) 9 Nicolaus de Utino: lic. med. Padua 1368 ? Immatr. Wien als herzoglicher Leibarzt 1384 II (Prosop. I/26) 10 Petrus Chunradi: dr. med. Padua, immatr. Wien als dr. med. 1387 II (Prosop. I/29) 11 Zacharias de Przemslavia: dr. med. Padua 1381 ? Professor in Wien 1384 (Prosop. I/34)
9.4.2 Mediziner, die in den Fakultätsakten (1399 – 1519) aufscheinen (alle aus Prosopographie II) 1 2 3 4 5 6 7
Andreas Purniczer : bac. med. Montpellier, rez. Wien als bac. med. 1404 (Prosop. II/2) Bartholomeus Steber : dr. med. in Italien, rez. Wien als dr. med. 1490 II (Prosop. II/4) Cesarius Alberti: Medizinstudium an einer nicht genannten Universität, rez. Wien als dr. med. 1412 I (Prosop. II/8) Erasmus de Ratispona: Medizinstudium an einer nicht genannten Universität, rez. Wien als dr. med. 1467 I (Prosop. II/18) Georgius Mair: dr. med. Padua und Ferrara, rez. Wien als dr. med. 1453 I (Prosop. II/26) Godislaus de Polonia: dr. med. Perugia, rez. Wien als dr. med. 1453 I (Prosop. II/31) Goswinus de Huenen: mag. art. und bac. med. Paris, rez. Wien als dr. med. 1412 I (Prosop. II/32)
Register der Mediziner der Universität Wien
8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33
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Henricus Gratwol: art. et med. dr. Ferrara, immatr. Wien als dr. med. 1480 I (Prosop. II/34) Hermannus Poll: dr. med. Pavia und Heidelberg, rez. Wien als dr. med. 1400 I (Prosop. II/38) Hunoldus Pletenberchk: dr. med. Erfurt, rez. Wien als dr. med. 1438 II (Prosop. II/39) Iacobus Kellenberger : dr. med. Italien, rez. Wien als dr. med. erwähnt 1489/90 (Prosop. II/40) Iodocus Puechamer : dr. med. an einer nicht genannten Universität, rez. Wien als dr. med. 1511 II (Prosop. II/44) Iohannes Aygel: dr. med. Padua, rez. Wien als dr. med. 1412 I (Prosop. II/48) Iohannes Flechtner : dr. med. an einer nicht genannten Universität, rez. Wien als dr. med. 1497 I (Prosop. II/52) Iohannes Halbhaewer : dr. med. Padua, rez. Wien als dr. med. 1412 II (Prosop. II/54) Iohannes Kuerrendorffer : dr. med. Bologna, rez. Wien als dr. med. 1513 II (Prosop. II/57) Iohannes Magerl: dr. med. Padua, rez. Wien als dr. med. 1422 II (Prosop. II/59) Iohannes Mair : Medizinstudium in Padua und Turin, rez. Wien als dr. med. 1469 I (Prosop. II/60) Iohannes Rock: bac. med. Köln, rez. Wien als dr. med. 1415 II (Prosop. II/70) Iohannes Salzmann: dr. med. Ferrara, rez. Wien als dr. med. 1513 I (Prosop. II/71) Leopoldus Jordan: dr. med. in Italien, rez. Wien als dr. med. 1517 II (Prosop. II/83) Michael Falkonis: dr. med. Montpellier, rez. Wien als dr. med. 1417 II (Prosop. II/91) Michael Graesel: dr. med. Ferrara, rez. Wien als dr. med. 1443 I (Prosop. II/92) Michael Manestorffer : Medizinstudium an einer nicht genannten Universität, rez. Wien als dr. med. 1471 II (Prosop. II/93) Michael Sartoris: dr. med. Ferrara, rez. Wien als dr. med. 1508 II (Prosop. II/95) Nicolaus de Hebersdorf: dr. med. Padua, rez. Wien als dr. med. 1403 (Prosop. II/99) Petrus Gemps: Medizinstudium in Italien, in Wien als dr. med. erwähnt 1489/ 90 (Prosop. II/104) Petrus Volczian: dr. med. Padua, rez. Wien als dr. med. 1425 II (Prosop. II/108) Petrus Zeckel: Medizinstudium in Italien, in Wien als dr. med. erwähnt 1489/90 (Prosop. II/109) Sebaldus Muelner : lic. med. Padua, rez. Wien als dr. med. 1454 I (Prosop. II/112) Sebaldus de Ravenspurg: lic. med. Montpellier, rez. Wien als dr. med. 1422 I (Prosop. II/113) Stephanus de Wratislavia: Medizinstudium an einer nicht genannten Universität, rez. Wien als dr. med. 1455 I (Prosop. II/119) Ulricus Grünwalder : dr. med. Padua, rez. Wien als dr. med. 1411 II (Prosop. II/124)
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Prosopographie der Angehörigen der Wiener Medizinischen Fakultät 1377 – 1519
34 Wolfgangus Copler : dr. med. Venedig, inskribiert in Wien 1512 II (Prosop. II/130). 35 Wolfgangus Himler : Medizinstudium an einer nicht genannten Universität, rez. Wien als dr. med. aus Melk 1495 I (Prosop. II/131) 36 Wolfgang Stachenpock: dr. med. Padua? in Graz als dr. Paduanus erwähnt 1477 (Prosop. II/133)
Register der aus Wien stammenden Mediziner
9.5
315
Register der aus Wien stammenden Mediziner an der Universität Wien (promoviert bzw. rezipiert)
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Andreas Voberger : dr. med. in Wien 1483 II (Prosop. II/3) Bartholomneus Steber : dr. med. in Italien, rez. in Wien 1490 II (Prosop. II/4) Christophorus Kreuzer : dr. med. in Wien 1470 II (Prosop. II/10) Gregorius Weger : dr. med. in Wien 1476 II (Prosop. II/33) Hermannus Poll: dr. med. in Pavia, rez. in Wien 1400 I (Prosop. II/38) Iacobus Kellenberger : dr. med. in Italien, rez. in Wien (wann ?) (Prosop. II/40) Iohannes Neumann: dr. med. in Wien 1488 II (Prosop. II/64) Leopoldus Jordan: dr. med. in Italien, rez. in Wien 1517 II (Prosop. II/83) Martinus Stainpeiss: dr. med. in Wien 1490 I (Prosop. II/87) Michael Mannestorffer : dr. med. an einer nicht genannten Universität, rez. in Wien 1471 II (Prosop. II/93) 11 Petrus Volczian: dr. med. in Padua, rez. in Wien 1425 II (Prosop. II/108)
Ohne den Grad eines dr. med: 12 Andreas Purniczer : bac. med. Montpellier, rez. Wien als bac. med. 1404 (Prosop. II/2) 13 Petrus Gruber : lic. med. in Wien 1405 II (Prosop. II/105) 14 Wenczelaus Hart: lic. med. in Wien 1412 I (Prosop. II/127)
316
9.6
Prosopographie der Angehörigen der Wiener Medizinischen Fakultät 1377 – 1519
Register der Zubenennungen (Zu- und Ortsnamen)
Abach s. Bad Abbach Aettenhofen s. Greding: Stephanus Pernolt de Greding (Prosop. II/117) Aicher (Aecher, Aycher, Eycher): Iohannes de Wolkerstorff s. Wolkersdorf Aichberger (Aychberger, Aychperger): Nicolaus (A.) s. Fürstenfeld Alberti dictus Watstenrode, Cesarius s. Torun´ Aldhans (Althans, Althanns) de Goltperg: Iohannes s. Goldberg Alt-Eglofsheim (Rgb. Oberpfalz, Bayern): Erasmus (Amman) de Ratispona bzw. de Altenegleshaim (Prosop. II/18) Altenegleshaim s. Alt-Eglofsheim Amatoris de Ravenspurg: Sebaldus s. Ravensburg Amberga s. Amberg Amberg (Rgb. Oberpfalz, Bayern): Georgius Mair (Prosop. II/26) Amman de Ratispona s. Regensburg bzw. s. Alt-Eglofsheim Argentina (Argentinensis) s. Straßburg Arenstorff (Arensdorff, Arenstarff, Arenstorfer, Arenstorff, Armsdorf) s. Arnsdorf Arnsdorf (mehrfach in Deutschland): Georgius Taler (Prosop. II/29) Arnhem (Arnheim, Prov. Gelderland, NL): Goswinus de Huenen (Prosop. II/32) Augsburg (Rgb. Schwaben, Bayern): Henricus Gratwol (Prosop. II/34); Iohannes Zeller (Prosop. II/82) Augusta s. Augsburg Aygel (Aigel, Aigl, Aygl, Aygell): Iohannes Aygel de Newnburga s. Korneuburg Bad Abbach (Rgb. Niederbayern, Bayern): Osualdus Fruetrunkch (Prosop. II/101) Bad Waldsee (Rgb. Tübingen, Baden-Württemberg): Martinus Taggel de Balse (Prosop. I/24) Balse (Walse, Waltse, Walze) s. Bad Waldsee Basel (Schweiz) Basilea: Bertholdus Stark alias B. de Huxaria (Höxter) (Prosop. II/5) Basilea s. Basel Baumgarten (NÖ mehrfach): Iohannes (Cholomanni) de Paumgarten (Prosop. II/65) Bayreuth (Rgb. Oberfranken, Bayern): Iohannes Kuerrendorffer (Prosop. II/57) Beger de Bienna (Weger de Wienna) s. Wien Benediktbeuern (Rgb. Oberbayern, Bayern): Liebhardus Swalb (Prosop. II/84) Benedictenpewren s. Benediktbeuern Boldonis (Woldonis): Henricus de Mediolano s. Mailand Bras¸ov (historische Region Siebenbürgen, heute Rumänien): Valentinus Krauss (Prosop. II/126) Braunau am Inn (OÖ): Iohannes Neumann (Prosop. II/63); Michael Eysaler (auch Eystetter) oder Michael ex Brunna (Prosop. II/90) Brega (Brieg) s. Brzeg Breslau (Niederschlesien, heute poln. Wrocław, Polen) Wratislavia: Andreas Gallici (Prosop. II/1); Iohannes Petri Gallici (Prosop. I/20); Iohannes Kro de Kothebus
Register der Zubenennungen (Zu- und Ortsnamen)
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(Prosop. II/56); Nicolaus Francisci (Prosop. I/27); Procopius de Wratislavia (Prosop. II/110); Stephanus de Wratislavia (Prosop. II/119) Brieg (Brega) historische Region Niederschlesien, s. heute Brzeg Bruna (Brunna, Prawnaw, Pruna, Prunovia) s. Braunau Brutenus s. Prutenus Brzeg (Polen): Petrus Chunradi (Prosop. I/29) Caldenhoven (Kaldenhoyven): Wolbero s. Geseke Carin (Caryn, Chorin, Karin, Karym, Karyn, Korin): Theodoricus (de Danczk) s. Gdan´sk Cervus (Cervus, Cervinus, Hiers, Hirsch): Udalricus s. Passau Cesar (Cesaris, Zesar, Zesaris) de Lugos de Ungaria: Iohannes s. Lugoj Chiczing (Kiczingen) s. Kitzingen Cholomanni de Paumgarten: Iohannes s. Baumgarten Chottibus (Kothebus) s. Cottbus bzw. Wrocław (Polen) Chunradi: Petrus de Brega s. Brzeg Churrendorff s. Kuerrendorffer Cibinio (Cibinium, Septemcastris): Iohannes Magerl; Petrus Zeckel s. Hermannstadt, Siebenbürgen, s. heute Sibiu (Rumänien) Collimitius (Colomitius) s. Tannstetter Copler (Cappler) Argentinensis: Wolfgangus s. Straßburg Corona (Kronstadt) s. Bras¸ov Cottbus (Brandenburg): Iohannes Kro de (Kothebus) Wratislavia s. Breslau, Niederschlesien, heute Wrocław, Polen Cruell (Crul) de Selgenstat: Iohannes s. Seligenstadt Cuspinianus Sweynfordensis bzw. Spieshaym: Iohannes s. Schweinfurt Danczk (Danzig, Preussen): Theodoricus Carin s. Gdan´sk, Polen Dannstat (Donstat, Darmstadt): Conradus s. Schifferstadt Deckendarff (Deckendorff, Techkendorff, Teckendarff, Tekendorff, Tekhundorff) s. Deggendorf Deggendorf (Rgb. Niederbayern, Bayern): Paulus Ursenpeck (Prosop. II/103) Dinkelsbühel (Dinkchelspuchel): Michael Greasel s. Dinkelsbühl Dinkelsbühl (Rgb. Mittelfranken, Bayern): Michael Graesel (Prosop. II/92) Donauwörth (Rgb. Schwaben, Bayern): Iodocus Puechamer (Prosop. II/44) Dornhofer (Dorndorffer) de Lauff: Iohannes (Alberti mit Dornhofer korrigiert) s. Lauf Drossendorf, Drozendorff s. Drosendorf Drosendorf (pol. Bez. Horn, NÖ): Fridericus (Prosop. II/21) Eberhardi (Eberel, Eberl, Eberlein, Eberlin) de Neuburga claustrali: Ulricus, s. Klosterneuburg Elbing (Elbinck, Elbingck) Elbing, Westpreußen s. Elbla˛g Elbla˛g (Ermland-Masuren, Polen): Iohannes Praun de Elbing (auch Iohannes Praun Prutenus, Brutenus bzw. Iohannes Preiss, Iohannes Fuscinus de Elbing) (Prosop. II/68) Enczestarff (Enczestarff maiori, Enczesdarff, Enczesdorf, Ennczesdorff): Iohannes Pilgram s. (Groß-)Enzersdorf Engelin (Angelus, Angeli, Egeli, Engellin, auch Engelhart): Iacobus de Ulma, s. Ulm
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Prosopographie der Angehörigen der Wiener Medizinischen Fakultät 1377 – 1519
Enzianer (Enczianer, Ennzianer, Entzianer, Entzyaner) de Uberlingen: Iohannes (Prosop. II/51) Erfingen s. Ersingen Erfordia s. Erfurt Erfurt (Thüringen, D): Gangolfus Grussen (Prosop. II/24) Ersingen, Erbach (Rgb. Tübingen, Baden-Württemberg): Thomas Mestlin (Prosop. II/121) Eysaler (Esalär, Eysaeler, Eyselaer, Eyseler, Eyslär) de Prawnaw : Michael ex Brunna bzw. Michael Eystetter s. Braunau Eystetter Michael s. Braunau Faberger (Foberger, Voberger, Vogberger, Voperger): Andreas s. Wien Falk (Falch, Falchk, Falck, Falckh, Falk, Falkh, Felckh, Valich) de Tibingen: Conradus, s. Tübingen Falkonis (Falconis): Michael (Prosop. II/91) Fischin (Fischina, Fischyn, Vischin, Visching): Ulricus Raes s. Fisching Fisching (mehrmals in Bayern): Udalricus (Ulricus) Raes (Prosop. II/125) Flechtner (Flechner, Flechter, Flecter, Flechttner) de Hersbergk: Iohannes s. Hirschberg, bzw. Jelenia Gûra Fridlant (Friedland, Frydlannt): Nicolaus s. Friedland Friedland (Lokalisierung nicht möglich, ob in Niedersachen, MecklenburgVorpommern oder Brandenburg?): Nicolaus (Prosop. II/96) Froer (Feyr, Frew) de Weissach: Marquradus s. Weissach Frue (Freewe, Freve, Frey, Fruo, Frwe) de Tetnang: Caspar s. Tettnang Fruetrunkch (Fruertrunck) de Abach: Osualdus s. Bad Abbach Fuerstenveld (Fuerstenfeld, Fürstenfelt): Nicolaus Aichberger s. Fürstenfeld Fürstenfeld (pol. Bez. Hartberg-Fürstenfeld,Stmk): Nicolaus Aichberger (Prosop. II/97) Fuscinus de Elbing s. Iohannes Praun Prutenus (Prosop. II/68) Gallici de Wratislavia (s. Breslau): Andreas (Prosop. II/1); Iohannes Petri (Prosop.I/20) Gasser de (ex) Graecz (Grez, Gretz) Stirie: Mathias s. Graz Gastgeb Melicensis (Melico): Iohannes s. Melk Gdan´sk, Polen: Theodoricus Carin de Danczk bzw. de Prussia (Prosop. II/120) Geinperger (Gainpergar, Geimperger, Geiperger, Gemperger, Genperger, Geynperger, Geyperger) de Patavia: Stephanus s. Passau Geisike (Geseke, Geysic, Geysken Geysic): Wolbero s. Geseke Gemps (Gämbs, Gäms, Gambss, Gamss, Gemss) de Pfarkirchen: Petrus s. Pfarrkirchen Geseke (Rgb. Arnsberg, Nordrhein-Westfalen): Wolbero de Caldenhoven (Prosop. I/33) Gogker (Gocker, Koeker) de Traysmaur : Erhardus s. Traismauer Goldberg in Mecklenburg-Vorpommern oder Goldberg, Niederschlesien, heute Złotoryia, Polen: Iohannes Aldhans (Prosop. II/46) Goldperg (Goldberk, Goldsperkch, Golspergk, Goltperg): Iohannes Aldhans s. Goldberg Görlitz (Landkreis Görlitz, Sachsen, D): Nicolaus (Prosop. II/98)
Register der Zubenennungen (Zu- und Ortsnamen)
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Göttingen (Niedersachsen, D): Iohannes Lunden (Prosop. II/58) Gorlicz (Goerlicz) s. Görlitz Graecz (Grecz, Gretz) s. Graz Graesel (Grasel, Gräsel, Gräsl, Graesl, Gresel, Gresell, Gressel, Grosl) de Haidenhaim: Fridericus s. Heidenheim Graesel (Greassel, Graeszlin, Gresel, Greßlin) de Dinkelsbühel: Michael s. Dinkelsbühl, Gratwol de Augusta: Henricus s. Augsburg Graz (Stmk): Mathias Gasser (Prosop. II/88) Greding (Rgb. Mittelfranken, Bayern) Gredig, Grednig: Stephanus Pernolt de Greding (alias de Aettenhofen) (Prosop. II/117) Grein (pol. Bez. Perg, OÖ): Iohannes Tichtel oder Johannes Benedictus ex Grina (Prosop. II/78) Greyn (Grina) s. Grein Griessenpeck (Greyessenpeck, Griesenpeck, Griessempegk, Griessempekh, Griessenbeck, Griessenpeckh, Griessenpegk, Griessenpek, Gryessenpeckh) Caspar (de Lanczhueta) s. Landshut (Groß-) Enzersdorf (pol. Bez. Gänserndorf, NÖ): Iohannes Pilgram (Prosop. II/66) Gruber (Grueber): Petrus s. Wien Grünwalder (Gruembalder, Gruenbalder, Gruenwalder, Grunbalder, Grunwalder): Ulricus s. Korneuburg Grussen (Greissn, Grussenius) de Erfordia: Gangolfus (Gandulphus) s. Erfurt Guldein (Guldin, Guelden, Gulden) de Weissenburg: Martinus s. Weißenburg Haidenhaim (Haidenhaim, Haydenhaim, Haydenhaym): Fridericus Graesel s. Heidenheim Hailprunna (Hallprunna, Halprunna) s. Heilbronn Haini (Haym, Hayni, Hayny) de Uberlingen: Georgius s. Überlingen Halbhaewer (Halphawer): Iohannes de Hamelburg s. Hammelburg Hamburg, Deutschland (Hamborch): Iohannes Rock (Prosop. II/70) Hamelburg (Hamelburgk, Hamelburch, Hamelpurck) s. Hammelburg Hammelburg (Rgb. Unterfranken, Bayern): Henricus Stoll (Prosop. II/35); Iohannes Halbhaewer (Prosop. II/54) Hart de Wienna: Wenczeslaus Ulrici s. Wien Haydeck (Haydeckh) s. Heideck Haym (Haim, Heym) de Rotenburga: Hermannus s. Rothenburg Hebersdorf (Ebersdorf, Hebersdorff, Heberschdorf, Herbersdorff, Heberstarff, Hebresdorff, Heverstorf): Nicolaus s. Höbersdorf Heideck (Rgb. Mittelfranken, Bayern): Iohannes Pilhamer (Prosop. II/67) Heidenheim (Rgb. Stuttgart, Baden-Württemberg): Fridericus Graesel (Prosop. II/22) Heilbronn (Rgb. Stuttgart, Württemberg): Iohannes Markart de Hailprunna (Prosop. II/61) Hermannstadt (Siebenbürgen, heute Sibiu, Rumänien): Cibinium, Cybinium, Sibinia, Sibinium: Iohannes Magerl (Prosop. II/59), Petrus Zeckel (Prosop. II/109) Himler (Hymler) de Melico: Wolfgangus s. Melk
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Hindernpach (Hindenbach, Hinderenpach, Hinderpach, Hindermpach): Dietmarus de Kirchaen s. Kirchhaim Hirschberg (wahrscheinlich Hirschberg im Riesengebirge, Niederschlesien, heute Jelenia Gûra, Polen): Iohannes Flechtner (Prosop. II/52) Hirsperg (Hersbergk, Hiersperg, Hirsberg, Hirsbergk, Hirsperg): Iohannes Flechtner s. Hirschberg Höbersdorf (Gemeinde Sierndorf, pol. Bez. Korneuburg, NÖ): Nicolaus (Prosop. II/99) Höxter (Rgb. Detmold, Nordrhein-Westfalen): Bertholdus Stark (Prosop. II/5) Hueber (Huber) de Nuerenberga: Sebaldus s. Nürnberg Huenen (Duernen, Hoeven, Hueven): Goswinus s. Arnhem Huxaria s. Höxter Ingolstatt (Ingelstat, Ingelstavia) s. Ingolstadt Ingolstadt (Rgb. Oberbayern, Bayern): Iohannes Swaiger (Prosop. II/76) Inntal (wohl in Tirol): Iohannes Schroff (Ruthhart) (Prosop. II/72) Jelenia Gûra (Polen): Iohannes Flechtner (Prosop. II/52) Jesingen (Rgb. Stuttgart, Baden-Württemberg): Georgius Schoebly (Prosop. II/28) Iordan (Iordanus, Iordon) Viennensis: Leopoldus s. Wien Kellenberger (Kellenperg) Viennensis: Iacobus s. Wien Kellner (Kelner) de Kirchheim (Chirhaim, Chirchawm, Kirchhaim, Kirchaymer, Kirhaim, Kirchaim, Kircham, Kirchen, Kyrchaim): Iohannes (Prosop. II/55) Kirchaen (Kirchen, Kirchhaim, Kirchheim): Dietmarus de Hindernpach, Iohannes Kelner (Celerarius) de Kirchheim (siehe auch Kirchheimer) s. Kirchen Kirchen, Kirchhain, – ham, – heim (mehrfach in Deutschland): Dietmarus de Hindernpach (Prosop. II/17); Iohannes de Kirchheim (siehe auch Kirchheimer und Kelner de Kirchheim) (Prosop. II/55) Kitzingen (Rgb. Unterfranken, Bayern): Conradus Mengler (Prosop. II/13) Klosterneuburg (pol. Bez. Wien-Umgebung, NÖ) Neuburga claustrali: Ulricus Eberhardi (Prosop. II/123) Königstein (Rgb. Oberpfalz, Bayern oder Königstein im Taunus, Rgb. Darmstadt, Hessen): Conradus de Künigstein (Prosop. II/12) Kornnaewnburga (Charenneuburga, Newburga) s. Korneuburg Korneuburg (NÖ): Iohannes Aygel (Prosop. II/48); Ulricus Grünwalder (Prosop. II/124) Kothebus (Chottibus): Iohannes Kro s. Cottbus, Brandenburg bzw. Wrocław, Polen Krauss (Craucz, Craus, Craws, Kraws) de Corona: Valentinus s. Kronstadt Kreuzer (Chraeuczer, Chrewczer, Creitzer, Creuczer, Creuzer, Crewczer, Creyczer, Kreauczer, Kreawczer, Kreitzer, Kreuczer, Krewczer) de Wienna: Christophorus, s. Wien Kreuzer (Chreliczer, Chrewczer, Creitzer, Creuzer, Crewczer, Creyczer, Kreauczer, Kreitzer, Kreuczer, Kreutzer, Krewtzer, Krewzer): Pancratius de Traysmaur bzw. de Stolhoffen Pancratius s. Traismauer bzw. Stollhofen Kro (Chra, Kra, Krockh) de Kothebus: Iohannes s. Cottbus Kronstadt (Corona) (historische Region Siebenbürgen, heute Bras¸ov, Rumänien): Valentinus Krauss (Prosop. II/126) Kuelandt (Chueland, Chulant, Kuelannd) de Rain: Stephanus (Prosop. II/116)
Register der Zubenennungen (Zu- und Ortsnamen)
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Künigstein (Kuenigstein, Kuenigstain): Conradus s. Königstein Kuerrendorffer (Churrendorff, Keradorphorus, Korendorfer, Korndorfer) de Parreytt: Iohannes s. Bayreuth Kundtstochk (Kunnttstokch): Gregorius s. Weger de Vienna Laach (NÖ): Petrus Marolt (oder Petrus de Chraburga Piscatoris) (Prosop. II/106) Laak, historische Region Oberkrain [Gorenjska] heute Sˇkofja Loka, Slowenien: Petrus Marolt (Prosop. II/106) Lack (Laagch, Lach, Lackh, Lakch, Lakk): Petrus Marolt s. Laach, NÖ oder Laak, Slowenien Lanczhuta (Lancshueta, Lanndczhueta, Lanshueta, Lanshuet, Lantshueta, Lantzhueta, Lantshüta, Lantzhüta) s. Landshut Landshut (Rgb. Niederbayern, Bayern): Caspar Griessenpeck (Prosop. II/7); Erasmus Rieder (auch Erasmus Snablinger) (Prosop. II/19) Lauf (Lauf, Rgb. Freiburg, Baden-Württemberg oder Lauf an der Pegnitz, Rgb. Mittelfranken, Bayern): Iohannes Dornhofer (Prosop. II/45) Lauff (Lawff, Loff) s. Lauf Lazius (Lacz, Lasius, Latz) de Stockhardia: Simon s. Stuttgart Lelle de Treysa: Hermannus s. Treysa Legnica (Niederschlesien, Polen): Georgius Nicolai Clare (Prosop. I/9) Liegnitz (Lignitz (ehemals Schlesien) s. Legnica Lugoj (Kreis Timis¸, Rumänien): Iohannes Cesar de Ungaria (Prosop. II/49) Lugos (historische Region Banat, heute Lugoj, Kreis Timis¸, Rumänien Lunden (Lundn) de Göttingen: Iohannes s. Göttingen Lurcz (Lürcz): Hermannus de Nurenberga s. Nürnberg Magerl (Maegerl, Maegerling, Magerlin, Megerel, Megerl, Megerlein, Megerling, Mengerl): Iohannes de Cibinio s. Sibiu Mailand (Lombardei, Italien): Henricus Boldonis (Woldonis) (Prosop. I/11) Mair (Mayer, Mayr) de Amberga: Georgius s. Amberg Mair de Sancto Ypolito: Iohannes s. St. Pölten Manestorffer (Maanestarffer, Maenestarffer, Maynesdorfer, Maynnastoerffer, Meanestoerffer, Moenestorffer) de Vienna: Michael s. Wien Markart (Marchkart, Marckart, Marckhart, Marhart, Markhwart, Marquard, Marquardus) de Hailprunna: Iohannes s. Heilbronn Marolt (Marold) de Lack: Petrus s. Laak Mrton (in Zusammensetzungen mehrfach in Ungarn): Michael Sartoris de (ex) Premarthon (Prosop.II/95) Mediolanum s. Mailand Medlicum (Melicensis, Melicum) s. Melk Melk (NÖ): Iohannes Gastgeb (Prosop. II/53); Wolfgangus Himler (Prosop. II/131) Mengler (Mengel) de Kiczingen: Conradus s. Kitzingen Merklinger de Wila: Iohannes bzw. Iohannes Resch s. Weil oder Wil Mestlin (Maestlin, Meastel, Mesteller, Mestly) de Ersingen: Thomas s. Ersingen Molitoris (Molatoris) de Ratisbona: Nicolaus s. Regensburg Mühldorf (Rgb. Oberbayern, Bayern): Conradus (s. auch Conradus de Praunaw) (Prosop. II/14)
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Müldorf (Mueldarf, Mueldarff, Mueldorf, Mueldorff, Muldarf, Muldorff, Muldorf, Myldorff): Conradus s. Mühldorf Muelner (Mulner, Mullner) de Nueremberga: Sebaldus (s. auch Sebaldus Wagner) s. Nürnberg Münsingen, Rgb. Tübingen, Baden-Württemberg: Iohannes Münsinger bzw. de Tuebing (Prosop. II/62) Münsinger (Minsinger, Munsinger, Muennsinger, Munzingen, Munzinger): Iohannes de Minsingen s. Münsingen, bzw. de Tuebing s. Tübingen Mutonibus (Montonibus): Franciscus s. Treviso Neuburg (Kloster- od. Korneuburg, NÖ): Iohannes Aygel (Prosop. 48); Ulricus Grünwalder (Prosop. II/124) Neuburga claustrali s. Klosterneuburg Neuman de Praunaw (Prana, Prawna, Prauna, Pruenou, Prunau): Iohannes, s. Braunau Neumann (Newman) de Vienna: Iohannes s. Wien Neumarkt (Neumarkt, Lokalisierung nicht feststellbar, ev. Salzburg, Oberbayern oder Oberpfalz): Novum Forum: Petrus de Novoforo (Prosop. II/107) Neunburga: Ulricus Grünwalder s. Korneuburg Niderstokchstal (de Inferiori Stokchstal): Iacobus s. Unterstockstall bei Kirchberg/ Wagram, pol. Bez. Tulln, NÖ) Novoforo (Novum Forum): Petrus de s. Neumarkt Nuerenberga (Nueremberga, Nurenberga, Nurinberga) s. Nürnberg Nürnberg (Rgb. Mittelfranken, Bayern): Hermannus Lurcz (Prosop. I/14); Iohannes Spardorffer (Prosop. II/75); Sebaldus Hueber (Prosop.II/111); Sebaldus Muelner (alias Wagner) (Prosop. II/112) Nusdorff s. Nußdorf Nußdorf (Nußdorf, mehrfach in Österreich: Nußdorf bei Wien, heute 19. Bez. Wien; Nußdorf am Attersee, pol. Bez. Vöcklabruck, OÖ; Nußdorf am Haunsberg, pol. Bez. Salzburg-Umgebung, Salzburg; Nußdorf-Debant, pol. Bez. Lienz, Tirol; Nußdorf ob der Traisen, pol. Bez. Sankt Pölten-Land, NÖ): Wolfgangus Stachenpock (Prosop. II/133) Opsinger (Obbsinger, Obsinger) Pataviensis: Georgius s. Passau Padua (Venetien, Italien): Galeacius de Sancta Sophia (Galeazzo de Santa Sofia) (Prosop. II/23) Parreytt (Beyrewt, Parreyth): Iohannes Kuerrendorffer s. Bayreuth Passau (Rgb. Niederbayern, Bayern): Georgius Opsinger (Prosop. II/27); Iohannes Wysinger (Prosop. II/81); Maximilianus Seleyttner (Prosop. II/89); Stephanus Geinperger (Prosop. II/115); Udalricus Cervus (Prosop. II/122); Wilhelmus Puelinger (Wilhelmus Puelinger ex Wising) (Prosop.II/129) Patavia (Pataviensis) s. Passau Paumgarten (Baumgarten, Bongarten, Boumgarter, Paengarten, Pangarten, Paumgarten, Paungarttner, Pawgarten, Pawngarten, Pawngartner, Pongarten): Iohannes s. Baumgarten Pernolt (Bernold, Pernold) de Greding (alias de Aettenhofen): Stephanus s. Greding
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Pfarkirchen (Pfarkchirichen, Pharkirchen, Pharrkirchen): Petrus Gemps s. Pfarrkirchen Pfarrkirchen (Rgb. Niederbayern, Bayern): Petrus Gemps (Prosop. II/104) Pilgram (Pilgreim, Pilgrem, Piligram, Piligream) de Enczestarff majori: Iohannes s. (Groß) Enzersdorf Pilhamer (Buelhaimer, Pielhamer, Pilhaimer, Pilhaymer, Puelhamer, Pulhaimer, Pulhamer, Pylhaimer, Pylhamer) de Haydeck: Iohannes s. Heideck Pletenberchk (Pledtenberg): Hunoldus s. Plettenberg Plettenberg (Rgb. Arnsberg, Nordrhein-Westfalen): Hunoldus (Prosop. II/39) Poll de Wienna: Hermannus s. Wien Polen, Godislaus (Prosop. II/31) Polonia s. Polen Portugal, Lupus von Praun de Müldorf: Conradus (siehe auch Conradus de Praunaw) s. Mühldorf Prawn (Praun, Preis, Preiss, Prewß, Preyß, Pruß, Pryß, Prutenus) de Elbing: Iohannes Praun s. Elbing, auch Fuscinus de Elbing Brutenus Praunaw (Prauna, Prawna, Prawnaw, Pruna, Prunau, Prunovia): Conradus; Michael Eysaler ; Iohannes Neumann s. Braunau Preiss (Preis, Prewß, Preyß, Pruß, Pryß): Iohannes Praun de Elbing, bzw. Iohannes Fuscinus de Elbing (Prosop. II/68) Premarthon (Peremarton, Pregarter Panonius, Premarthan, Premertonn, Primarthen): Michael Sartoris s. Premarton Premarton (Mrton, zusammengesetzt mehrfach in Ungarn): Michael Sartoris bzw. Michael Pannonius de Premarthon (Prosop. II/95) Prenzlau (Landkreis Uckermark, Brandenburg): Zacharias de Przemslavia (Prosop. I/34) Preußen: Theodoricus Carin (de Danczk) bzw. de Prussia (Prosop. II/120); Iohannes Praun Prutenus (Prosop. II/68) Przemslavia s. Prenzlau Prunovia (Prauna, Praunaw, Prawna, Prawnaw) s. Braunau Pruscia (Brüssia, Pruscia, Prüssia, Prussia, Prutenus) s. Preußen Prutenus (Brutenus): Iohannes Praun (Prosop. II/68) Puechamer (Buchamer, Puehamer, Puechaimer, Puchaymer) de Werdea Swevicali: Iodocus s. Donauwörth Puelinger (Püelinger, Puellinger, Puelunger, Pulinger) Pataviensis: Wilhelmus s. Passau Puff de Schrick: Michael s. Schrick Pürckl (Puerkchel) de Schöngrabern: Wolfgangus s. Schöngrabern Purniczer (Pirnitzer, Pürnizer): Andreas (de Wienna) s. Wien Raes (Raeß, Raesch, Räss, Rass, Resch, Ress, Reß, Röss) de Fisching: Ulricus s. Fisching Rain (Rayn, Rein): Stephanus Kuelandt s. Rain Rain (Rgb. Niederbayern, Bayern): Georgius Tannstetter (Prosop. II/30); Stephanus Kuelandt (Prosop. II/116) Ratisbona (Ratispona) s. Regensburg Ratenburga (Rotemburga, Rotenburga) s. Rothenburg
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Ravensburg (Rgb. Tübingen, Baden-Württemberg): Sebaldus (Prosop. II/113) Ravenspurg (Rafelspurg, Rafenspurg, Rauenspurk): Sebaldus (Amatoris) s. Ravensburg Regensburg (Rgb. Oberpfalz, Bayern): Erasmus (Amman) de Ratispona (Prosop. II/18); Nicolaus Molitoris (Prosop. II/100) Resch de Wila (Ressch de Wyla): Iohannes s. Weil bzw. Wil Reutlingen (Rgb. Tübingen, Baden-Württemberg): Iacobus Tolcz (Prosop. II/42); Stephanus Speczhart (Prosop. II/118) Rieder de Lanczhuta: Erasmus s. Landshut Roetlinga (Ruedling, Ruedlinga, Ruedlingen, Rüdling): Iacobus Tolcz; Stephanus Speczhart s. Reutlingen Rock (Rogg, Rogge, Rogk, Rok, Rokk) de Hamborch: Iohannes s. Hamburg Rotenburga (Ratenburga, Rattenburga, Rotemburga) s. Rothenburg Rothenburg ob der Tauber (Rgb. Mittelfranken, Bayern), Rotenburg an der Fulda (Rgb. Kassel, Hessen), Rottenburg am Neckar (Rgb. Tübingen, Baden-Württemberg): Hermannus Haym (Prosop. II/36); Werenhardus Woelfel (Prosop. II/128) Ruthhart: Iohannes Schroff (de Valle Eni) (Prosop. II/72) Salzburg (Salczburga, Salczpurga): Christophorus N. (Prosop. II/9) Salczpurga s. Salzburg Salzmann (Salczmann, Salinger, Sallczmann [latin. Salianus, Salius]): Iohannes s. Steyr Sancta Sophia (Santa Sofia): Galeazzo (Galeacius, Galiacio, Galiacius), auch de Padua (Prosop. II/23) Sancto Gallo (Sanctus Gallus) s. St. Gallen St.Gallen (Schweiz): Ioachimus Vadianus (de Watt) (Prosop. II/43) St. Pölten (NÖ): Iohannes Mair (Prosop. II/60); Iohannes Silber (Prosop. II/74) Sartoris de (ex) Premarthon (Peremarton, Pregarter Pannonius, Premarthan, Premarton, Premertonn, Primarthen): Michael s. Mrton Schiverstat (Scheuerstat, Schiferstat, Schifferstadt, Schiverstadt, Steuerstat) Conradus s. Schifferstadt Schifferstadt (Landkreis Rhein-Pfalz-Kreis, Rheinland-Pfalz): Conradus (bzw. Dannstat, Donstat, Darmstadt) (Prosop. II/15) Schoebly (Schebel, Schebll, Scheublin, Schobel, Schobly, Schoblin, Schoebeling, Schoeblin, Schobling) de Yesingen: Georgius s. Jesingen Schoengrabern (Schoengrabern, Schonegraben) s. Schöngrabern Schöngrabern (Teil der Gemeinde Grabern, pol. Bez. Hollabrunn, NÖ): Wolfgang Pürckl (Prosop.II/132) Schrick (Schrichk, Schrickh, Schrika, Slichk, Srik): Michael Puff s. Schrick Schrick (Teil der Marktgemeinde Gaweinstal, pol. Bez. Mistelbach, NÖ): Michael Puff (Prosop. II/94) Schroff (Schrof, Ruthhart) de Valle Eni: Iohannes s. Inntal Schultetink, s. Wolbero de Caldenhoven (Prosop. I/33) Schweinfurt (Rgb. Unterfranken, Bayern): Iohannes Cuspinianus (Prosop. II/50) Schwenten (ehemalige Prov. Posen) s. S´wie˛tno (Polen): Iohannes de Swendin (Prosop. II/77)
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Schweynfordensis s. Schweinfurt Scipio s. Steber Seleyttner (Seeleitter, Seleytter, Selayter) Pataviensis: Maximilianus s. Passau Selgenstat (Saligenstat, Salingstat, Selgenstat, Selgestatt, Seligenstat, Selignstat, Selingstat, Sellingstat): Iohannes Cruell s. Seligenstadt Seligenstadt (Rgb. Darmstadt, Hessen): Iohannes Cruell (Prosop. II/73) Sibina (Sibinium) s. Hermannstadt bzw. Sibiu Sibiu (Rumänien): Iohannes Magerl (Prosop. II/59); Petrus Zeckel (Prosop. II/109) Silber (Sylber) de Sancto Ypolito: Iohannes s. St. Pölten Sˇkofja Loka (Slowenien): Petrus Marolt de Lack (Prosop. II/106) Snablinger de Lanczhuta: Erasmus (auch Erasmus Rieder de Lanczhuta) s. Landshut Soest (Rgb. Arnsberg, Nordrhein-Westfalen): Cristannus (auch Cristanus Vrowin) (Prosop. II/16) Spardorffer (Sardoerffer, Spadorfer, Spardarffer, Spardoerffer): Iohannes s. Nürnberg Speczhart (Speczhardi, Spetzhardi, Speczhardus, Spetzhardus, Speczhart, Spetzhart, Spexhart, Spechart, Spitzhart) de Roetlinga: Stephanus s. Reutlingen Spieshaym (Spiesham, Spieshaymer, Spießheimer): Iohannes, s. Cuspinianus (Prosop. II/50) Stachenpock (Stichempok, Stichenpock, Stichenpokch) de Nusdorff: Wolfgangus s. Nußdorf Stainpeis (Stainpeiss, Stainpeiß, Stainpeys, Staynpeys, Steinpeyß) de Vienna: Martinus s. Wien Stark (Starkch) de Basilea s. Basel: Bertholdus, siehe auch Bertholdus de Huxaria s. Höxter Steber (Stabär, Staber, Stäbär, Stäber, Stavber, Stawber, Streber) de Wienna: Bartholomeus s. Wien Steyr (OÖ): Iohannes Salzmann (latin. Salius, Salianus) (Prosop. II/71) Stira s. Steyr Stirie (Stiria, Stiriennensis, Stiriensis, Styria) s. Graz Stockhardia s. Stuttgart Stockstall (Mitter-, Ober-, u. Unterstockstall bei Kirchberg/Wagram, pol. Bez. Tulln, NÖ): Iacobus (Vectoris) (Prosop. II/41) Stogardia (Stochardia, Stuechardia, Stutgardt) s. Stuttgart Stokstal (Stochkstall, Stockstall, Stoczstal, Stokchstal, Stokkstal): Iacobus s. Stockstall Stolhoffen: Pancratius Kreuzer s. Stollhofen Stoll: Henricus de Hamelburg s. Hammelburg Stollhofen (bei Traismauer, pol. Bez. Sankt Pölten-Land, NÖ): Pancratius Kreuzer (Prosop. II/102) Straßburg (Region Elsass, Strasbourg, heute Frankreich): Iohannes Medicus (Prosop. I/19), Wolfgangus Copler (Prosoop. II/130) Stuttgart (Baden-Württemberg): Iohannes Wenzelhauser (Prosop. II/79); Simon Lazius (Prosop. II/114) Susato (Sussato, Suzato, Zuzato, von Suest, de Soest): Cristannus s. Soest
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Prosopographie der Angehörigen der Wiener Medizinischen Fakultät 1377 – 1519
Swaiger (Schwaiger, Swayger) de Ingolstatt: Iohannes s. Ingolstadt Swalb (Schwalb, Swalib) de Benedictenpewren: Liebhardus s. Benediktbeuern Swendin (Schwent, Schwenten, Swend, Swende, Swenden): Iohannes s. S´wie˛tno S´wie˛tno (Polen): Iohannes Swendin (Prosop. II/77) Taggel de Balse: Martinus s. Bad Waldsee Taler (Täler, Talär) de Arenstorff: Georgius (Ieorius) s. Arnsdorf Tannstetter (Danstetter, Tannsteter, Tansteter, Thanstetter) (Collimitius) ex Rain: Georgius s. Rain Teckendarff (Deckendarff, Deckendorff, Techkendorff, Tekendorff, Tekhundorff) s. Deggendorf Tervisio (Tarvisio, Tervisium): Franciscus s. Mutonibus und Treviso Tetnang (Tetenhaim, Tetnan, Tettenheim, Tettnang, Tetwangen, Thettnam) s. Tettnang Tettnang (Rgb. Tübingen, Baden-Württemberg): Caspar Frue (Prosop. II/6) Thorun (Toron): Cesarius, Thorn, ehem. Preußen s. Torun´ Tibingen (Tubingen) s. Tübingen Tichtel (Dichtel, Dichttl, Dychtel, Tichltel, Tichtell) de Greyn: Iohannes s. Grein Torun´ (Polen): Cesarius Alberti dictus Watstenrode (Prosop. II/8) Tifer s. Tüffer Tolcz (Dolcz, Tulcz) de Roetlinga: Iacobus s. Reutlingen Traismauer (pol. Bez. Sankt Pölten-Land, NÖ): Erhardus Gogker (Prosop. II/20), Pancratius Kreuzer bzw. de Stolhoffen (Prosop. II/102) Traysmaur (Traesenmaur, Traisenmawer, Traismar, Traismaur, Traismauer, Traysenmawr, Traysmawr, Tresmauer): Erhardus Gogker s. Traismauer Traysa (Treisa) s. Treysa Treviso (Venetien, Italien): Franciscus de Tervisio oder de Mutonibus (Montonibus) (Prosop. I/6) Treysa (Rgb. Kassel, Hessen): Hermannus (Lelle) (Prosop. II/37) Tübingen (Rgb. Tübingen, Baden-Württemberg): Conradus Falk (Prosop. II/11); Iohannes Münsinger (Prosop. II/62) Tüffer (historische Region Unter-Stmk, heute Lasˇko, Slowenien) Tifer : Michael Falkonis (Prosop. II/91) Ueberlingen (Uberling): Georgius Haini; Iohannes Enzianer s. Überlingen Überlingen (Rgb. Tübingen, Baden-Württemberg): Georgius Haini (Prosop. II/25); Iohannes Enzianer (Prosop. II/51) Udine (Friaul-Julisch Venetien, Italien): Conradus de Utino [Uzimo] (Prosop. I/4); Nicolaus de Utino (Prosop. I/26) Ulm (Rgb. Tübingen, Baden-Württemberg): Henricus Venator (Prosop. I/12); Iacobus Engelin (Prosop. I/16) Ungaria: Iohannes Cesar de Lugos (Prosop. II/49) Unterstockstall bei Kirchberg/Wagram (pol. Bez. Tulln, NÖ): Iacobus Vectoris (bzw. Iacobus de Stokstal) (Prosop. II/41) Ursenpeck (Ursempek, Ursenpek, Ursenpekh, Urssnnpekh) de Teckendarff: Paulus s. Deggendorf Utino (Utrimo, Uzimo): Conradus, Nicolaus s. Udine Vadianus (von Watt) de Sancto Gallo: Ioachimus s. St. Gallen
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Vallis Eni, Val(l)eni, Fallis Eni s. Inntal Vectoris de Niderstokchstal: Iacobus s. Stockstall Venator : Henricus de Ulma s. Ulm Voberger (Faberger, Vogperger, Voperger) ex Wienna: Andreas s. Wien Volczian (Folczan, Folczian, Voelcian, Voelezian, Volczyan, Wolcyan, Wolczian): Petrus s. Wien Vrowin (Vrowein) s. Cristannus de Susato s. Soest Wagner de Nuerenberga: Sebaldus, s. auch Sebaldus Muelner s. Nürnberg Wankan: Iacobus (Prosop. I/17) Watt (Bat, Batt, Watter Gallensis): Ioachimus, siehe Vadianus s. St. Gallen Watstenrode de Thorun (Thorn, Torun´): Cesarius Alberti s. Torun´ Weger (Beger) de Vienna: Gregorius s. Wien Weil (mehrfach in Süddeutschland) oder Wil (Kant. St. Gallen und Kant. Zürich, Schweiz) Buila, Vila, Weyla, Wyla: Iohannes Resch (bzw. Merklinger) (Prosop. II/69) Weissach (Bissach, Vissach, Weysach, Weyzzach, Wisach, Wissach, Wysach, Wyssach): Marquardus Froer s. Weissach Weissach (Rgb. Stuttgart, Baden-Württemberg): Marquardus Froer (Prosop. II/85) Weissenburg (Beisenberga, Weyssenburgra): Martinus Guldein s. Weißenburg Weißenburg (Rgb. Mittelfranken, Bayern): Martinus Guldein (Prosop. II/86) Weitra (pol. Bez. Gmünd, NÖ): Iohannes (Prosop. II/80) Wenzelhauser (Weinczlhauser, Wentzelhauser, Wentzelhuisser, Wentzelhuser, Winczelhawßer, Wintzelhauser, Wintzelhawser) de Stutgardt Wirtenbergensis: Iohannes s. Stuttgart Werdea Swevicali (Bardea Svevicali) s. Donauwörth Weytra (Weitra): Iohannes s. Weitra Wien (Österreich) Bienna, Vienna, Wienna: Andreas Purniczer (Prosop. II/2); Andreas Voberger (Prosop. II/3); Bartholomeus Steber (Prosop. II/4); Christophorus Kreuzer (Prosop. II/10); Gregorius Weger (bzw. Beger, alias Gregorius Kundtstochk) (Prosop. II/33); Hermannus Poll (Prosop. II/38); Iacobus Kellenberger (Prosop. II/40); Iohannes Neumann (Prosop. II/64); Leopoldus Jordan (Prosop. II/83); Martinus Stainpeis (Prosop. II/87); Michael Manestorffer (Prosop. II/93); Petrus Gruber (Prosop. II/105); Petrus Volczian (Prosop. II/108); Wenczeslaus [Ulrici] Hart (Prosop. II/127) Wil (Kanton St. Gallen und Kanton Zürich, Schweiz): Iohannes Resch bzw. Merklinger de Wila) (Prosop. II/69) Wila (Buila, Weyla, Wyla, Vila) s. Wil Wirtenbergensis: Iohannes Wenzelhauser s. Stuttgart Wising s. Passau Woelfel (Woelffel, Wolfflin) de Rotenburga: Werenhardus (Berenhardus, Wernherus) s. Rothenburg Wolckerstorff (Volkinstorff, Volknstorff, Walkhendorff, Walkersdorff: Iohannes Aicher s. Wolkersdorf Woldonis s. Boldonis Wolkersdorf (pol. Bez. Mistelbach, NÖ): Iohannes Aycher (Prosop. II/47)
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Prosopographie der Angehörigen der Wiener Medizinischen Fakultät 1377 – 1519
Wratislavia: Iohannes Kro de Kothebus; Iohannes Petri Gallici; Nicolaus Francisci ; Procopius; Stephanus s. Breslau Wrocław (Polen): Iohannes Kro de Kothebus (Prosop. II/56) Wysinger (Wisinger) de Patavia: Iohannes s. Passau Zeckel (Czächkl, Czeckel, Czekel, Zäkel, Zekel) de Cibinio: Petrus s. Sibiu Zeller (Celler, Czeller) de Augusta: Iohannes s. Augsburg Złotoryia (Polen): Iohannes Aldhans de Goltperg (Prosop. II/46)
10. Abkürzungen im Text
A Anm. art. arab. art. dr. bac. Bd. Bearb. Bf. bzw. ca. can. cr. den. ders. dr. dt. dt. dyoc. ebd. Ebf. Ehzg. fac. fl. fol. gr. griech. H Hrsg. HS(s) Hzg.
Australes, nacio Australium (Universität Wien) Anmerkung artes (in Verbindungen) arabisch artium doctor baccalarius, Bakkalar, bac. med(icine) Band Bearbeiter Bischof beziehungsweise circa canonicus (Kanoniker) Kreuzer denarius, -i, Pfennig derselbe doctor ; dr. art(ium), dr. med(icine), dr. in med(icinis) dedit deutsch dyocesis (Diözese) ebenda Erzbischof Erzherzog facultas florenus, Gulden folio, folium (Blatt) grossus, grossorum, Prager Groschen griechisch Hungari, natio Hungarorum (Universität Wien) Herausgeber Handschrift(en) Herzog
330 Hzm. ind. Lad. lat. lib. lic. LV MA mag. art. med. OFM ÖNB p. Pf. phys. pleb. Prosop. r R S sol. stud. s.v. Tab. tal. ten. UAW Urk . v vgl.
Abkürzungen im Text
Herzogtum indisch Ladula lateinisch libra, librorum, Pfund licentiatus, licenciat; lic. art(ium), lic. med(icine) Literaturverzeichnis Mittelalter magister artium medizinisch Ordo Fratrum Minorum – Minderbrüder, Franziskaner Österreichische Nationalbibliothek pauper (MUW, von Immatrikulationstaxen befreiter Scholar) Pfarrer physicus (Arzt) plebanus, »Leutpriester«, Vertreter eines Pfarrers Prosopographie recto Rhenenses, nacio Rhenensium (Universität Wien) Saxones, nacio Saxonum (Universität Wien) solidus, -i, Schilling Studens sub voce (unter dem Ausdruck; unter dem Wort) Tabelle talentum, -i, Pfund tenetur (MUW, angehören, verpflichtet sein) Universitätsarchiv Wien Urkunde verso vergleiche
Bibelzitate werden abgekürzt nach LThK 11 (32006), 733*f.
11. Quellen und Literatur
Siglen AFA I
Acta facultatis artium universitatis Vindobonensis 1385 – 1416, siehe Uiblein AFA II – IV Wiener Artistenregister 1416 – 1555, siehe Maisel AFM I – III Acta facultatis medicae universitatis Vindobonensis, siehe Schrauf AU Acta universitatis (Rektoratsakten), siehe Ungedruckte Quellen Auct. Paris. Auctarium Chartularii universitatis Parisiensis clm Codex latinus Monacensis, Handschrift der BStB München CVP Codex Vindobonensis Palatinus, Handschrift der ÖNB (Wien), online abrufbar unter http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/ datenbankinhalt.htm (30. 06. 2014) DBE Deutsche biographische Enzyklopädie, hrsg. von Rudolf Vierhaus (2 2005 – 2008) DkP Der kleine Pauly, Lexikon der Antike in 5 Bänden (München 1979) DRTA Deutsche Reichstagsakten FRA Fontes Rerum Austriacarum Österreichisches Staatsarchiv (Wien), Abt. Haus-, Hof- und HHStA Staatsarchiv LMA Lexikon des Mittelalters, 9 Bde. (1980 – 1999, unveränderter Nachdruck München 2002) LThK Lexikon für Theologie und Kirche, 11 Bde. (31993 – 2001, durchgesehene Ausgabe Freiburg 2006) Mittelalterliche Bibliothekskataloge Österreichs 1, siehe MBKÖ I Gottlieb MFJ Die Matrikel der Wiener Rechtswissenschaftlichen Fakultät, siehe Mühlberger MGH. Necr. Monumenta Germaniae Historica, Necrologia Germaniae MGH. Dte. Chroniken Monumenta Germaniae Historica, Deutsche Chroniken Mitteilungen des Instituts für Österreichische GeschichtsforMIÖG schung
332 MUP MUW NDB
ÖAW ÖBL ÖL QGStW RG
TRE VD 16
VIÖG VL
Quellen und Literatur
Monumenta historica universitatis Carolo-Ferdinandeae Pragensis. Tom. I/1.2 und II (Pragae 1830 – 34) Matrikel der Universität Wien Neue Deutsche Biographie, hrsg. von der Bayrischen Akademie der Wissenschaften, München, Historische Kommission, 24 Bde. (Berlin 1953 – 2010) Österreichische Akademie der Wissenschaften Österreichisches Biographisches Lexikon 1815 – 1950, hrsg. von der Österr. Akademie der Wissenschaften, Bd. 1 – 13 (Wien-KölnGraz 1957 – 2010) Österreich-Lexikon, hrsg. von Ernst Bruckmüller, 3 Bde. (Neuausgabe, Wien 2004) Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, hrsg. vom Alterthumsverein zu Wien, Abteilung 1 – 3 (Wien 1895 – 1937) Repertorium Germanicum. Verzeichnis der in den päpstlichen Registern und Kameralakten vorkommenden Personen, Kirchen und Orte des Deutschen Reiches, seiner Diözesen und Territorien vom Beginn des Schismas bis zur Reformation, hrsg. vom Deutschen Historischen Institut in Rom, Bde. 1 – 9 (Berlin-Tübingen 1916 – 2004) Theologische Realenzyklopädie, hrsg. von Gerhard Müller und Gerhard Krause, 36 Bde. (Berlin-New York 1977 – 2004) Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des XVI. Jahrhunderts, bearb. von Irmgard Bezzel, hrsg. von der Bayerischen Staatsbibliothek München, Bd. 1 – 25 (München 1983 – 2000) Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung Die deutsche Literatur des Mittelalters – Verfasserlexikon, Zweite, völlig neu bearbeitete Auflage, hrsg. von Kurt Ruh, 14 Bände (Berlin 1977 – 2008)
***
Ungedruckte Quellen Acta Universitatis, Bd. I/1: 1382 – 1401, Archiv der Universität Wien, Cod. R1; Bd. I/2: 1402 – 1422, ebd. Cod. R1; Bd. II: 1466 – 147, ebd. Cod. R2. Isidor von Sevilla, Etymologiae (Venedig 1483): http://daten.digitale-sammlungen.de/ bsb00009201/image_1 (30. 06. 2014). (BSB Clm 6250) Uiblein Paul, Nachlaß im Archiv der Universität Wien, Sign. 131.93, Teiltranskription von AFA I – IV.
Gedruckte Quellen
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Quellen und Literatur
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Literatur
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Literatur Adler, Ein halbes Jahrtausend: Heinrich Adler, Ein halbes Jahrtausend. Festschrift anläßlich des 500jährigen Bestandes der Acta facultatis medicae Vindobonensis, hrsg. vom Wiener medizinischen Doctorenkollegium (Wien 1899). Hans Ankwicz-Kleehoven, Der Wiener Humanist Johannes Cuspinian. Gelehrter und Diplomat zur Zeit Kaiser Maximilians I. (Graz-Köln 1959).
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Quellen und Literatur
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hist. Kl., Sitzungsberichte 497, Wien 1988), S. 11 – 64. Zitiert nach dem Wiederabdruck in Uiblein, Die Universität Wien im Mittelalter, S. 349 – 398. Uiblein, Kanonisation: Paul Uiblein, Die Kanonisation des Markgrafen Leopold und die Wiener Universität. In: Jahrbuch des Stiftes Klosterneuburg. N.F. 13 (Wien-Köln-Graz 1986), S. 21 – 58. Zitiert nach dem Wiederabdruck in Uiblein, Die Universität Wien im Mittelalter, S. 489 – 536. Uiblein, Mittelalterliches Studium: Paul Uiblein, Mittelalterliches Studium an der Wiener Universität (= Schriftenreihe des Universitätsarchivs, Universität Wien, 4, verb. und verm. Auflage Wien 21995). Uiblein, Österreicher als Professoren: Paul Uiblein, Die ersten Österreicher als Professoren an der Wiener Theologischen Fakultät (1384 – 1389). In: Aspekte und Kontakte eines Kirchenhistorikers. Kirche und Welt in ihrer Begegnung (= Wiener Beiträge zur Theologie 52, Wien 1976), S. 85 – 101. Zitiert nach dem Wiederabdruck in Uiblein, Die Universität Wien im Mittelalter, S. 329 – 348. Uiblein, Österreichische Landesfürsten: Paul Uiblein, Die österreichischen Landesfürsten und die Universität im Mittelalter. In: MIÖG 72 (Wien 1964), S. 382 – 408. Zitiert nach dem Wiederabdruck in Uiblein, Die Universität Wien im Mittelalter, S. 45 – 73. Uiblein, Thomas Ebendorfer : Paul Uiblein, Aus den letzten Jahren Thomas Ebendorfers. In: MIÖG 100 (Wien 1992), S. 283 – 304. Zitiert nach dem Wiederabdruck in Uiblein, Die Universität Wien im Mittelalter, S. 287 – 313. Uiblein, Zeit Regiomontans: Paul Uiblein, Die Wiener Universität, ihre Magister und Studenten zur Zeit Regiomontans. In: Günther Hamann (Hrsg.), RegiomontanusStudien. (= ÖAW, phil.– hist. Kl., Sitzungsberichte 364, Wien 1980), S. 395 – 432. Zitiert nach dem Wiederabdruck in Uiblein, Die Universität Wien im Mittelalter, S. 409 – 444. Uiblein, Zur ersten Dotation: Paul Uiblein, Zur ersten Dotation der Universität Wien. In: Jahrbuch des Stiftes Klosterneuburg, N. F. 16 (Wien-Klosterneuburg 1997), S. 353 – 367. Zitiert nach dem Wiederabdruck in Uiblein, Die Universität Wien im Mittelalter, S. 101 – 120. Uiblein, Zur Quellenlage der Geschichte der Wiener Universität: Paul Uiblein, Zur Quellenlage der Geschichte der Wiener Universität im Mittelalter. In: Österreich in Geschichte und Literatur 7 (1963), S. 161 – 166. Zitiert nach dem Wiederabdruck in Uiblein, Die Universität Wien im Mittelalter, S. 539 – 546. Unterkircher, Datierte HSS der ÖNB: Franz Unterkircher, Die datierten Handschriften der Österreichischen Nationalbibliothek von 1401 bis 1500 (= Katalog der datierten Handschriften in lateinischer Schrift in Österreich 2 und 3, Wien 1971 und 1974). Vadian-Studien, 1 – 17, hrsg. vom Historischen Verein Kanton St. Gallen (St. Gallen 1945 – 2006). Manfred Vasold, Pest, Not und schwere Plagen. Seuchen und Epidemien vom Mittelalter bis heute (München 1991). Verger, Grundlagen: Jacques Verger, Grundlagen. In: Walter Rüegg (Hrsg.), Geschichte der Universität in Europa, Bd. 1: Mittelalter (München 1993), S. 49 – 79. Wagendorfer, Die erste Wiener Universitätsrede: Martin Wagendorfer, Die erste Wiener Universitätsrede zu Ehren des heiligen Leopold 1486 und der Wiener Arzt und
Literatur
347
Humanist Dr. Iohannes Tichtel. In: Mittellateinisches Jahrbuch. Internationale Zeitschrift für Mediävistik und Humanismusforschung 47, 2 (Stuttgart 2012), S. 259 – 285. Walther/Keil, Puff: Helmut Walther–Gundolf Keil, Puff, Michael, aus Schrick (Schrick[ius]). In: VL 27 (1989), Sp. 905 – 910. Armin Wankmüller, Die Ulmer Apotheker des 14. Jahrhunderts, 4: Der Apotheker Engelhard (= Beiträge zur Württembergischen Apothekengeschichte 3, Tübingen 1955 – 1957). Weisser, Hippokrates: Ursula Weisser, Hippokrates (ca. 460–ca. 375 v. Chr.), Galen (129–ca. 200 oder nach 210 n. Chr.). In: Dietrich von Engelhardt–Fritz Hartmann (Hrsg.), Klassiker der Medizin, Bd. 1: Von Hippokrates bis Christoph Wilhelm Hufeland (München 1991), S. 11 – 29. Albrecht Weyermann (Hrsg.), Nachrichten von Gelehrten, Künstlern und anderen merkwürdigen Personen aus Ulm (Ulm 1798). Ernest Wickersheimer, Dictionnaire biographique des m¦decins en France au moyen ge, 2 Bde. (Paris 1936). Hermann Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. Das Reich, Österreich und Europa an der Wende zur Neuzeit, Bd. 4 (Wien 1981). Günther Winkler, Die Universität Wien als gestiftete geistliche »Corporation« von 1365 bis 1522. In: Günther Winkler–Walter Antoniolli–Bernhard Raschauer (Hrsg.), Die Rechtspersönlichkeit der Universitäten (= Forschungen aus Staat und Recht 80, Wien 1988), S. 5 – 9. Josef Wohlmuth (Hrsg.), Dekrete der ökumenischen Konzilien, Bd. 2: Konzilien des Mittelalters. Vom ersten Laterankonzil (1123) bis zum fünften Laterankonzil (1512 – 1517). (Paderborn 31973, Nachdruck Paderborn-München-Wien-Zürich 2000). Wurzbach, Biographisches Lexikon: Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, 60 Bde. (Wien 1856 – 1891, Nachdruck 2001). Alexander Zanesco, Friedhöfe im alten Innsbruck. Die Grabungen am Adolf-PichlerPlatz. In: Zeit–Raum–Innsbruck. Schriftenreihe des Innsbrucker Stadtarchivs 1 (Innsbruck 2001), S. 7 – 30. Zekert, Dispensatorium: Otto Zekert (Bearb.), Dispensatorium pro pharmacopoeis viennensibus in Austria 1570 (Berlin 1938). Zimmermann, Spitalsarzt im Wr. Bürgerspital: Erich Zimmermann, Spitalsarzt im Wiener Bürgerspital im 15. Jahrhundert. In: Wiener Geschichtsblätter 54 (Wien 1999), S. 235 – 242. Ernst Zinner, Jakob Engelhardt. In: Geschichte und Bibliographie der astronomischen Literatur in Deutschland zur Zeit der Renaissance (Leipzig 1941), S. 50, 113 (Nr. 387). Hermann Zschokke, Geschichte des Metropolitan-Capitels zum Heiligen Stephan in Wien (Wien 1895). Zwingliana. Beiträge zur Geschichte Zwinglis, der Reformation und des Protestantismus in der Schweiz, hrsg. vom Zwingliverein Zürich, 1 – 31 (Zürich 1904 – 2004).
12. Anhang
350
Anhang
12.1 Graphiken 12.1.1 Überlieferung und gedruckte Ausgaben der Statuten der Medizinischen Fakultät527
a
Uiblein, Mittelalterliches Studium, hier 53, Anm. 60. b Lambecius, Commentariorum, Liber VIII, Bd. II, 184 – 194. c Zeisl, Chronologia diplomatica, Statuta Facultatis Medicae de Anno 1389, 73 – 89. d Diplomata Univ. Vindobonensis, 127 – 148 e Rosas, Geschichte der Wiener Hochschule, Statuten der medizinischen Fakultät (Kurzfassung) I, 30 – 40. f Die Älteren Statuten, Statuta particularia Facultatis Medicine…. 49 – 61. g Kink, II, C. Statuten der medizinischen Facultät, 156 – 170.
527 Dazu Schrauf, Die Wiener Universität, hier 981, Anm. 3.
351
Graphiken
12.1.2 Anzahl der Mediziner an der Universität Wien (1380 – 1519) Studium und Promotion in Wien bzw. Studium an auswärtigen Universitäten und rezipiert als dr. med. in Wien A) Daten der Mediziner nach den Prosopographien I und II
B) Gegenüberstellung der Medizinerdaten aus Prosopographie I und II analog zu den Daten in Matschineggs528 Graphik 2. Zeitraum in Wien 1380 – 1400 1400 – 1409 1410 – 1419 1420 – 1429 1430 – 1439 1440 – 1449 1450 – 1459 1460 – 1469 1470 – 1479 1480 – 1489 1490 – 1499 1500 – 1509 1510 – 1519 Summe
Prosopographie I und II Studium und rezipiert in Prom. in Wien Wien 5 10 3 2 3 7 5 3 10 1 6 1 9 4 8 2 7 2 8 4 7 3 7 1 12 5 90 + 45 – 3 = 132
MATSCHINEGG Studium und rezipiert in Prom. in Wien Wien 7 – 5 – 5 3 6 3 6 – 5 1 8 3 9 – 8 1 6 – 8 2 6 1 11 5 90 + 19 = 109
528 Matschinegg, Medizinstudenten im 15. und 16. Jh., Graphik 2. Um die Gegenüberstellung der Daten zu ermöglichen, wurde die erste Jahresgruppe (1380 – 1400) analog der Abgrenzung bei Matschinegg beibehalten. Das Jahr 1400 ist demnach zweimal berücksichtigt; dadurch ergeben sich 3 Doppelnennungen, sodaß es sich bei den eigenen Ergebnissen nur um 132 Personen (90 + 45 – 3) handelt.
352
Anhang
12.1.3 Immatrikulationsfrequenz der Mediziner 1454 – 1520 (a) im Vergleich zu der Immatrikulationsfrequenz der gesamten Universität (b)
a) Bernhardt, Gelehrte Mediziner, 128, Graphik 6: Immatrikulationsfrequenz der gelehrten Mediziner in Wien 1454–1520 (n = 203). b) Müller, Wanderungen, 474: Ausschnitt aus Graphik 1: Immatrikulationen an der Wiener Universität, Frequenz 1377–1554.
Wiener Mediziner als Leibärzte der Habsburger
353
12.2 Wiener Mediziner als Leibärzte der Habsburger, der Könige von Böhmen, Kaiser Sigismunds und des Grafen Hermann II. von Cilli Habsburger
Leibärzte
Albrecht III. (1365 – 95) († 28. Aug. 1395)
Iohannes Petri Gallici (Prosop. I/20) Henricus Boldonis de Milano (Prosop. I/11) Nicolaus de Utino (Prosop. I/26) Conradus de Uzimo (Prosop. I/4) Conradus de Schiverstat (Prosop. II/15) Franciscus de Tervisio (Prosop. I/6) ? (Uiblein, Beziehungen zur Univ. Padua, 145) Jacobus Angeli de Ulma (Prosop. I/16) (vielleicht auch bei Albrecht V. ?)
Albrecht III. und Leopold III. (1370 – 86) Albrecht III., Albrecht IV. (1395 – 1404), Leopold IV. (1395 – 1411) Albrecht V. (1411 – 1439) Albrecht III., IV. und V. Wilhelm (1386 – 1406), Leopold IV. und Albrecht V. Leopold IV. und Albrecht V. Albrecht V. König Ladislaus von Böhmen (1453 – 57) Ferdinand I. (1526 König von Ungarn, 1527 König von Böhmen, 1531, röm.-dt. König, † 1564) für die Kinder Ferdinands I.
Nicolaus de Hebersdorff (Prosop. II/99) Galeazzo de Santa Sofia (Prosop. II/23) Iohannes Schroff de Valle Eni (Prosop. II/72) Berthold Stark de Basilea (Prosop. II/5) Henricus Stoll de Hamelburg (Prosop. II/35) Iohannes Zeller de Augusta (Prosop.II/82) Iohannes Salzmann de Stira (Prosop. II/71) Georg Tannstetter (Prosop. II/30) ––– Zacharias de Przemslavia (Prosop. I/34)
König Wenzel von Böhmen (1363/1376 – 1400) Sigismund (1410, röm.-dt. König, Iohannes Halbhaewer (Prosop. II/54) 1431 Kaiser, † 1437) Graf Hermann II. von Cilli Michael Falkonis (Prosop. II/91) († 1435)
Entgegen älteren Ansichten war Georgius Mair de Amberga (Prosop. II/26) nicht Leibarzt von Albrecht VI.529 Es gibt keinen Beleg, daß Georg Tannstetter (Prosop. II/30) Leibarzt der Ks. Maximilian oder Ferdinand gewesen ist. 529 Uiblein, Mayr (Mair), Georg, von Amberg (Oberpfalz). In: VL 26 (1985), 238 – 241.
354
Anhang
12.3 Mediziner als Rektoren der Wiener Universität 1387 – 1519530 (reguläre Wahl am 14. April bzw. 13. Oktober jeden Jahres) 1387 I 1389 I 1390 II 1392 II 1394 II vor 28. Febr. 1395 1396 II 1398 II 1400 II 1402 II 1406 II 1410 II 1412 II 1414 II 1416 II 1418 II 5. Jänner 1419 1420 II 1422 II 1424 II 1426 II 1428 II 1434 II 1438 II 1440 II 1444 II 1446 II 1454 II 2. Nov. 1454 1456 II 1458 II 1460 II 1464 II 1466 II
Hermannus Lurcz de Nurenberga (Prosop. I/14) Iohannes Petri Gallici de Wratislavia (Prosop. I/20) Hermannus Lurcz de Nurenberga, II Hermannus Lelle de Treysa (Prosop. II/37) Iohannes Petri Gallici de Wratislavia, II Hermannus Lelle de Treysa, II (anstelle von Ioh. Petri Gallici genannt, AFA I, 110 f. ) Martinus Taggel de Balse (Prosop. I/24) Hermannus Lelle de Treysa, III Iohannes Silber de Sancto Yppolito (Prosop. II/74) Nicolaus Aichberger de Fürstenfeld (Prosop. II/97) Hermannus Lelle de Treysa, IV Hermannus Lelle de Treysa, V Iohannes Aygel de Korneuburg (Prosop. II/48) Nicolaus de Hebersdorf (Prosop. II/99) Iohannes Rock de Hamborch (Prosop. II/70) Ulricus Grünwalder de Neunburga (Prosop. II/124) Michael Falkonis de Tifer (Prosop. II/91), wird zum Rektor gewählt, da Grünwalder am 8. Jänner 1419 zum Dekan gewählt wird. Stephanus Speczhart de Roetlinga (Prosop. II/118) Henricus Stoll de Hamelburg (Prosop. II/35) Iohannes de Paumgarten (Prosop. II/65) Erasmus Rieder de Lanczhuta (Prosop. II/19) Iohannes de Paumgarten, II Dietmarus Hindernpach (Prosop. II/17) Pancratius Kreuzer de Traysmaur (Prosop. II/102) Dietmarus Hindernpach, II Dietmarus Hindernpach, III (bei Aschbach, 583, 25. Nov. 1444) Iohannes de Swendin (Prosop. II/77) Georgius Mair de Amberga, resigniert (Prosop. II/26) Caspar Frue de Tetnang (Prosop. II/6) wird gewählt, da Georgius Mair als Rektor resigniert Marquardus Froer de Weissach (Prosop. II/85) Caspar Frue de Tetnang, II Hermannus Haym de Rotenburga (Prosop. II/36) Caspar Griessenpeck de Lanczhueta (Prosop. II/7) Nicolaus Molitoris de Ratisbona (Prosop. II/100)
530 Aschbach I, 579 – 584, II, 447 – 449; Die Gedächtnistafeln der Wiener UniversitätsRectoren 1365 – 1893 (Wien 1893).
Mediziner als Rektoren der Wiener Universität 1387 – 1519
1468 II 1470 II 1472 II 1476 II 1482 II 1484 II 1486 II 1488 II 1490 II 1492 II 1494 II 1500 II 1502 II 1506 II Dez. 1506 1507 I 1508 II 1512 II 1516 II 1518 II 1520 II 1522 II 1523 I 1534 II 1536 II 1540 II 1541 I
355
Caspar Griessenpeck de Lanczhueta, II Nicolaus Molitoris de Ratisbona, II Hermannus Haym de Rotenburga, II Michael Manestorffer de Vienna (Prosop. II/93) Paulus Ursenpeck de Teckendarff (Prosop. II/103) Paulus Ursenpeck de Teckendarff, II Ulricus Eberhardi de Neuburga claustrali (Prosop. II/123) (stirbt am 21. Jänner 1487, als sein Nachfolger Bartholomeus Tichtel am 25. Jänner 1487 gewählt) Fridericus Graesel de Haidenhaim (Prosop. II/22) Bartholomeus Steber de Vienna (Prosop. II/4) Fridericus Graesel de Haidenhaim, II Wolfgangus Himler de Melico (Prosop. II/131) Iohannes Cuspinianus (Spießheimer) Schweynfordensis (Prosop. II/50) Wilhelmus Puelinger Pataviensis (Prosop. II/129) Iohannes Wysinger de Patavia (Prosop. II/81) – stirbt am 8. Dez. 1506 Michael Sartoris de Premarthon (Prosop. II/95) – nach dem Tod von Wysinger gewählt. Michael Sartoris de Premarthon, II Michael Sartoris de Premarthon, III Georgius Tannstetter (Collimitius) de Rain (Prosop. II/30) Ioachimus de Watt (Vadianus) de Sancta Gallo (Prosop. II/43) Leopoldus Iordan Viennensis (Prosop. II/83) Iohannes Wenzelhauser de Stutgardt Wirtenbergensis (Prosop. II/79) Iohannes Salzmann (Salius) de Stira (Prosop. II/71) Iohannes Salzmann (Salius) de Stira, II Iohannes Gastgeb Melicensis (Prosop. II/53) Leopoldus Iordan Viennensis, II Iohannes Enzianer (Prosop. II/51) Iohannes Enzianer, II
Abbildungen
357
12.4 Abbildungen
Abb. 1: Galeazzo di Santa Sofia (Prosop. II/23) als Stifter mit Patron, knieend vor der thronenden Maria und dem Jesusknaben. Fresko um 1400, vermutlich von der Hand des italienischen Künstlers Altichiero (Aldighiero) da Zevio, ursprünglich in der Vorhalle des Singertores von St. Stephan in Wien, 1895 abgenommen, 1999/2000 restauriert, nun im Wien Museum (Inv. Nr. 13.924; Eigentum der Adalbert Stifter-Gesellschaft, Wien).
358
Anhang
Abb. 2: Anatomieunterricht (»Anatomia“) im 15. Jahrhundert: Am Katheder sitzend der »Lector“ (Lucidator), ein Professor der Medizin, der aus einem anatomischen Text vorträgt, während der »Chirurgus“ (Incisor, Prosector, Dissector) die Leiche seziert. Der »Ostensor“ (Indicator, Demonstrator) weist auf die erwähnten Strukturen bzw. Organe der Leiche hin. (Aus: Ugone Benzi [Hugo Senensis], In aphorismis Hippocratis commentaria, Venedig 1523).
Abbildungen
359
Abb. 3: Titelblatt des »Liber de modo studendi seu legendi in medicina Martini Stainpeis Viennensis artium et medicine professoris“ (Wien 1520, Exemplar der ÖNB: Sign. 68.G.32), mit Wappen des Martin Stainpeis (Prosop. II/87) und bisher nicht beachteter Notiz über Todesdatum und Grabstätte.
360
Anhang
Abb. 4: Die mittelalterlichen Universitätsgebäude und Bursen im Viertel beim Stubentor in Wien (östlich von St. Stephan), wo sich rund um das”Collegium ducale” die Bursen und Kodreien (die studentischen Armenhäuser) befanden. Die Universitätsgebäude erscheinen schraffiert, die Bursen gerahmt. Die Haus-Numerierung entspricht der des Hofquartierbuches von 1566 (Orig.-Planzeichnung von Richard Perger und Friedmund Hueber: UAW, Sign. 106.I.716).
Abbildungen
361
Abb. 5: Karikaturen von drei Magistri der Wiener Artistenfakultät: neben Bero de Ludosia und Stephan Molitor de Bruck der nachmalige Mediziner Michael Puff de Schrick (Prosop. II/94). Federzeichnungen am Schluß der »Concepta“ der drei Magistri über den ersten Teil des »Doctrinale“ des Alexander de Villa Dei (Explicit 1446), München, Bayerische Staatsbibliothek, clm 26822, fol. 189v.
362
Anhang
Abb. 6: Holzschnitt-Exlibris des Georg Mair von Amberg (Prosop. II/26) mit seinem Wappen, einem Phönix in schwarzem Schild (um 1470), ältestes in Österreich überliefertes HolzschnittExlibris sowie ältestes Exlibris eines Wiener Mediziners.
Abbildungen
363
Abb. 7: Grabplatte des Christannus de Susato († 1436, Prosop. II/16), das älteste Grabmal eines in Wien promovierten Mediziners, ursprünglich in der von ihm gestifteten Lukaskapelle der Michaelerkirche in Wien (1424, Zubau an der Nordseite der Kirche), 1973 bei Renovierungsarbeiten im Fußboden des Mittelschiffes gefunden, nun in der Kreuzkapelle dieser Kirche. Die umlaufende Legende: »Anno domini MoCCCCoXXXVIo in die decollationis sancti Johannis baptiste obiit eggregius [sic] arcium et medicine doctor magister Christannus de Susato fundator huius capelle hic sepultus“. (BDA, Abt. für Inventarisation und Denkmalforschung / Fotoarchiv).
364
Anhang
Abb. 8: Titelblatt der Schrift des Bartholomäus Steber (Prosop. II/4) über die Syphilis: »A malafranczos morbo Gallorum preservatio ac cura a Bartholomeo Steber Viennensi artium et medicine doctore nuper edita“. (gedruckt in Wien, ca. 1497/98, bei Johann Winterburger). (UAW, Sign. 106.I.712).
Abbildungen
365
Abb. 9: Blick auf Wien vom Süden aus gesehen, um 1470, Ausschnitt aus dem Tafelbild »Flucht nach Ägypten“ des Wiener Schottenmeisters. Das Bild zeigt nicht nur bekannte Gebäude wie – von links (Westen) beginnend – die Minoritenkirche, die Vierturmanlage der Hofburg, St. Michael, St. Augustin, alles überragend St. Stephan. Aus der Perspektive der Medizinischen Fakultät verdienen die Gebäude im Vordergrund Beachtung: links der Straße das »Heiliggeistspital“, gegenüber die »Antoniuskapelle“, jenseits des Wienflusses Kapelle und Bildstock des »Kolomanifriedhofs“, rechts vor dem Kärntnertor das »Bürgerspital“ mit seiner Allen Heiligen geweihten Spitalskirche (heute zwischen Kärntnerstraße und Karlsplatz). (Museum des Schottenklosters in Wien); genaue Identifizierung der Bauwerke bei Walther Brauneis, Beitrag zur mittelalterlichen Ikonographie der Stadt Wien. In: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 27 (1973) 121 ff.
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Anhang
Abb. 10: Grabmal des Johannes Cuspinian (Prosop. II/50), Stephansdom Wien, Westwand innen, links vom Eingang in die Tyrnakapelle. Texte der Inschriften bei Hans Ankwicz von Kleehoven, Documenta Cuspiniana (Archiv für österreichische Geschichte 121/3, Wien 1957) 87 f. Nr. 70; Foto: Inschriften-Photoarchiv, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften, Fotograf Michael Malina.