Die Mauern von Troia. Mythos und Geschichte im antiken Ilion. 3406504442


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Die Mauern von Troia. Mythos und Geschichte im antiken Ilion.
 3406504442

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DIE MAUERN VONTROIA Mythos und Geschichte im antiken Ilion C.H.Beck

Hertel · Die Mauem von Troia

Dieter Hertel

DIE MAUERN VON TROIA Mythos und Geschichte

im antiken Ilion C.H. Beck

Mit 67 Abbildungen, davon 3 in Farbe auf vorderem und hinterem Vorsatz

Der Autor und der Verlag C. H. Beck danken der Gerda Henkel Stiftung, Düsseldorf, die die Drucklegung dieses Werkes durch einen Zuschuß gefördert hat.

© Verlag C.H. Beck oHG, München 2003

Satz: Karlheinz Hülser, Konstanz Gesamtherstellung: Druckhaus «Thomas Müntzer», Bad Langensalza Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier (Hergestellt aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff) Printed in Germany ISBN 3 406 50444 2

www.beck.de

VORWORT

Dieses Buch gliedert sich in zwei Hauptteile. Je nach dem Erkenntnisinteresse des geneigten Lesers mag er die Lektüre mit den Detailuntersuchungen der Einzelnen Bauwerke und Denkmäler nach den archiiologischen Befunden und den schriftlichen Quellen beginnen (Teil A). Wer das Studium des Buches mit der historischen Synthese beginnen möchte - sit venia verbo - mit dem Ertrag, den ich aus den in Teil A dargelegten Forschungen ziehe, der mag sogleich mit der Lektüre der Darstellung Das griechische, hellenistische und kaiserzeitliche Ilion als Erinnerungsort an die mythische Zeit einsetzen (Teil B). Die vorliegende Monographie stellt die umgearbeitete Fassung meiner Habilitationsschrift dar, die im April 1993 unter dem Titel «Eine Stadt als Zeugnis ihrer Geschichte. Troia/Ilion in griechischer und in hellenistisch-römischer Zeit» an der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln eingereicht wurde. Sie widmet sich der Bedeutung von Bauresten und Objekten sowie von Geländemarken in Troia und seiner Umgebung, die in der heidnischen Antike als Zeugnisse und Schauplätze von Geschehnissen der als historisch angesehenen heroischen Vergangenheit, insbesondere des Troianischen Krieges, galten, d. h., sie untersucht das griechische, hellenistische und römische Ilion einschließlich der Troas unter dem Gesichtspunkt, inwieweit sie Erinnerungsorte eines Mythos sind. Die Behandlung der Thematik beruht auf schon vor längerem in Angriff genommenen Forschungen, zu denen auch ein Besuch Troias während der Zeit meines Reisestipendiums im Jahre 1979 gehörte. Sie wurden durch eine zehntägige Besichtigung des Ruinengeländes, d. h. des Areals der prähistorischen Burg und der hellenistisch-römischen Unterstadt, aber auch der Troas im Jahre 1987 und durch die Teilnahme an den aktuellen, von M. Korfmann geleiteten Grabungen während der Kampagnen 1989-1991 intensiviert. Weitere Besuche folgten in den Septembermonaten der Jahre 1997-2000. Die Anfertigung der Habilitationsschrift wurde mir durch ein zweijähriges Habilitandenstipendium der DFG und jene finanziellen Mittel ermöglicht, die 1991 im Zuge der Verleihung des Bennigsen-FoerderPreises des Landes Nordrhein-Westfalen zur Verfügung gestellt wurVorwort

5

den. Weitere Förderung erfuhr die Arbeit durch das von mir seit 1994 im Rahmen des Schwerpunktprogrammes der DFG «Historische Grundlagenforschung im antiken Kleinasien» durchgeführte Forschungsprojekt «Untersuchungen zur Geschichte der Aiolis in der Bronze- und in griechisch-römischer Zeit», das auch von der Zentrale des Deutschen Archäologischen Instituts und vom Museum für Vorund Frühgeschichte in Berlin unterstützt wurde. Die Umarbeitung des ursprünglichen Manuskriptes konnte erst sehr spät erfolgen, da ein schwerer Krankheitsfall in meiner Familie jahrelang meinen ganzen Einsatz verlangte. Allerdings ist diese Verzögerung auch der Fundierung der in der Arbeit vorgelegten Ergebnisse zugute gekommen und hat außerdem die Möglichkeit geboten, die Ergebnisse der neueren Grabungen bis zur Kampagne 2001 einschließlich (2002 publiziert) zu berücksichtigen. Eine unabdingbare Voraussetzung für die Durchführung des Vorhabens stellten die Tagebuchnotizen Dörpfelds (häufig durch unveröffentlichte Zeichnungen untermauert) und Biegens, aber auch das Fotoarchiv der Grabungen Dörpfelds im Deutschen Archäologischen Institut, Abteilung Athen, dar, das ca. 600 häufig vorzügliche Aufnahmen von Bauresten, Schichten und Fundstücken aller Siedlungsphasen Troias, darunter auch zahlreiche von nur unzureichend ausgewerteten der sog. Schichten Troia VII-IX umfaßt. Da eine Reihe wichtiger Baureste sowie alle Schichten abgetragen wurden und manches Fundstück verlorengegangen ist, bilden die Aufnahmen ein überaus ergiebiges Quellenmaterial für die Erschließung der materiellen Überreste Troias. Erfreulicherweise konnte in der vorliegenden Untersuchung eine größere Zahl nicht publizierter Fotos abgebildet und in Dörpfelds Grabungspublikation wiedergegebene in besserer Qualität reproduziert werden. Ohne die nachhaltige Hilfe vieler Kollegen wären meine Forschungen und ihre Darlegung (sowie damit in Zusammenhang stehende Arbeiten) nicht möglich gewesen. Mein Dank gilt daher den Gutachtern des erwähnten Schwerpunktprogrammes der DFG, vor allem H.-J. Gehrke und V. von Graeve, dem Präsidenten des Deutschen Archäologischen Instituts, H. Kyrieleis und seiner Referentin Dr. A. Krug, den beiden zuletzt genannten u. a. für die Zurverfügungstellung der Tagebücher W. Dörpfelds und des Nachlasses von A. Brückner sowie für das Recht, Angaben und Abbildungen dieser Dokumentationen veröffentlichen zu dürfen. Weiterhin danke ich den damaligen Fotoreferenten der Abteilung Athen des Deutschen Archäologischen Instituts, W.-D. Niemeier und V. von Eickstedt, die dafür Sorge trugen, daß für 6

Vorwort

mich Vergrößerungen aller Negative des Dörpfeldschen Fotoarchivs angefertigt wurden, und mir die Genehmigung erteilten, sie publizieren zu dürfen, ferner dem Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte in Berlin, W. Menghin, den stellvertretenden Direktorinnen I. Griesa und A. Hänsel, aber ebenso B. Rose vom Department of Classics der Universität von Cincinnati in Ohio/USA, der mir die Erlaubnis gab, die Grabungstagebücher C. W. Biegens einzusehen, einschlägige Passagen daraus zu kopieren und ihre Hinweise in meiner Untersuchung zu verwenden. Für mancherlei Unterstützung sei auch M. Clauss, Frankfurt, H. von Hesberg, Köln, und W. Raeck, Frankfurt, gedankt, außerdem]. Raeder, Kiel. Darüber hinaus gilt mein Dank H. von Hesberg und J. Cobet, Essen, für die konstruktiv-kritische Lektüre nicht nur der Habilitationsschrift, sondern auch ihrer Neufassung und der Anfertigung von Gutachten. J. Cobet sei darüber hinaus für viele weiterführende Anregungen für diese Monographie, aber auch für langjährige enge Kooperation zum Thema Troia überhaupt gedankt. Schließlich ist es mir ein Bedürfnis, K.-J. Hölkeskamp, Köln, und dem zuständigen Lektor des Beck-Verlags, S. von der Lahr, meinen Dank auszusprechen, ohne deren nicht erlahmendes Engagement die Untersuchung nicht hätte erscheinen können.

TAF E L

W . D Ö RPFELD,

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KARTE DER

E B ENE VON

TROJA NACH Dß R AUI-'NAl-fä\E

VON

T . SPRATT VERVOLLSTA " NUIGT

1894

Abb. 1: Karte der nordwestlichen Troas nach der von T . Spratt (vgl. Abb. 3), vervollständigt 1894.- Bildarchiv Foto Marburg 1. 052. 337 (= Dörpfeld 1902, Taf. 1).

T.

IN HALTSVERZEICHNIS

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Chronologisches Schema . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Einleitung A.

15

Die einzelnen Bauwerke und Denkmäler nach den archäologischen Befunden und den schriftlichen Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Vorbemerkung

.................................

23

1.

Die archäologisch bezeugten Bauwerke in der Stadt

I. I.

Die nördliche Grenzmauer des Athena-Heiligtums und die Mauer IX N, die nördliche Burgmauer und der Befund in G 2/3, die Umfassungsmauer des nordwestlichen Bereichs der Stadt und die nordwestliche Burgmauer . . . . . . . . . . . . . . . 24

I. 2.

I. 2. 1.

Die Burgmauer in der späten Bronzezeit, in griechischer, hellenistischer und römischer Zeit. Die Stadtmauer der hellenistisch-römischen Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Die Burgmauer von Troia VINII und ihr Zustand in griechischer

I. 2.2. I. 2.3. I. 2. 4.

Zeit .. . .. . .. . . .. . . .. .. .... . . . ... . . ... ... ..... ... . . . ... . Die Burgmauer in hellenistischer Zeit .... . . ................. . Die Burgmauer in der Kaiserzeit ..... . ... . .. ...... . .. ..... . . Die Stadtmauer der hellenistisch-römischen Zeit . ..... ... . ... . .

I. 3.

Der Befund in A 7. Die und das Haus 850

I. 4.

Das Heiligtum der Athena Ilias

I. 4. 1.

Von der geometrischen Zeit bis zum Besuch Alexanders des Großen im Jahre 334 v. Ch.r. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 Der hellenistische Tempel und andere Bauten hellenistischer Zeit im Heiligrum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 Die Portikusanlage der hellenistischen Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 Das Heroon des ,Horseman Rider> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . m Der kaiserzeitliche Tempel und andere Bauten der Kaiserzeit im Heiligrum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . n2

I. 4. 2 . I. 4. 3I. 4. 4. I. 4. 5.

. . . . 24

86

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94

Inhaltsverzeichnis

9

I. 4. 6.

Die Kultstatue und andere heilige Gegenstände im Tempel . . . . . . . n8 Die Kultstatue (das Palladion) n8 · Andere heilige Gegenstände im Tempel 122

I. 5.

Das Westliche Hieron

I. p. I. 5. 2. I. 5. 3I. 5. 4.

Die archaische und klassische Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die hellenistische Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Kaiserzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die religiöse Funktion des Westlichen Hierons . . . . . . . . . . . . . . . .

I. 6.

Die Agora

I. 6. 1. I. 6. 2. I. 6. 3.

Die Agora von geometrischer bis in klassische Zeit . . . . . . . . . . . . . . 134 Die hellenistische Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135 Die Kaiserzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 Das Bouleuterion (Theater B) 137 · Das Odeion (Theater C) 139 Sonstige Bauten 140 · Die statuarische Ausstattung der Agora 143

I. 7. I. 7. 1.

Das Theater der Stadt (Theater A)

.... ........................ 123 123 125 127 133

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134

....... .... .. . .... 143

I. 7. 2.

Die hellenistische Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 Die Kaiserzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144

I. 8.

Das Siedlungsgebiet der Stadt

I. 8. 1. I. 8. 2.

Die hellenistische Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 Die Kaiserzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147

I. 9.

Das Quellhöhlensystem - Die angeblich homerische Brunnenanlage vor der Stadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148

II.

In Schriftquellen überlieferte Bauwerke in der Siedlung/ Stadt . .. .... . ................. .. ... ... ..... .... 154

II. 1. II. 2 . II. 3. II. 4. II. 5. II. 6. II. 7. II. 8.

Der Altar des Zeus Herkeios . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Tempel des Apollon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Heiligtum des Aineias . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Heroon des Hektor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Bezirk mit der Statue des Achilleus . .. . .... . .. . . . . Das Heiligtum des Ganymedes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Paläste des Priamos und des Assarakos ...... . .... . Das Haus des Hektor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

154 155 155 155 156 157 157 160

ill.

In Schriftquellen überlieferte Bauwerke außerhalb der Siedlung/Stadt und ihre archäologische Bezeugung: Die Gräber der großen Helden des Troia-Krieges

161

ill. 1.

Die Gräber des Achilleus, Patroklos und Antilochos

161

IO

Inhaltsverzeichnis

. ... ... . ... .... .. . .. .. 145

III. 2 . Das Grab des Großen Aias . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176 III. 3. Das Grab des Hektar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 III. 4. Das Grab des Protesilaos bei Elaious auf der Chersones . . . 180

IV.

In Schriftquellen überlieferte Denkmäler außerhalb der Siedlung/Stadt und ihre archäologische Bezeugung: Die Gräber von Helden älterer Sagengenerationen

183

IV. 1. Das Grab des Ilos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183 IV. 2 . Das Grab des Aisyetes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184 IV. 3- Das Grab der Myrine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184

B.

Das griechische, hellenistische und kaiserzeitliche Ilion als Erinnerungsort an die mythische Zeit

185

L

Die Siedlung Troia VIII: Von der protogeometrischen Zeit bis zum Besuch Alexanders des Großen (spätes n.Jh.-334 v.Chr.) ......................... 186

I. I.

Die vorhomerische und die homerische Zeit

I. r. r.

Die ältesten Denkmäler: Der Erinnerungscharakter der Burgmauer und des Herakles-Walls in der Zeit vom späten n . Jh. bis zur Mitte des 8. Jhs. v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r86 Die Entstehung und Entwicklung der g,iechischen Siedlung r86 · Das älteste Denkmal: Die Burgmauer r9r · Das zweita'fteste Denkmal: Der Herakles-Wall r96 · Schlußfolgerungen r97 Bekannte Denkmäler, neu ins Bewußtsein getretene Monumente und Erinnerungsmale außerhalb der Siedlung: Der Erinnerungscharakter der Burgmauer, des Herakles-Walls, der Gräber der großen Helden und von Stellen in Landschaft und Natur in homerischer Zeit (750 v. Chr. -frühes 7. Jh. v. Chr.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r97 Ilion im 8. und frühen 7. Jh. v. Chr. r97 · Bekannte Denkmäler: Die Burgmauer und der Herakles- Wall r98 · 1. Die Burgmauer r98 · 2 . Der Herakles-Wall r99 Neu ins Bewußtsein getretene Monumente: Die Gräber der großen Helden .. .. ...... .. ...... .. . . .. . . .. .... .. . . . . .... . .. ... r99

I. r. 2.

I. r. 3.

186

Die tat.sachliche Existenz von Heldengräbern, ihre Grabinhaber und ihre Zeitstellung r99 Der Erinnerungscharakter der Heldengräber, insbesondere der Gräber der großen Helden 203 I. r. 4.

I. r. 5.

Erinnerungsmale außerhalb der Stadt: Stellen in Landschaft und Natur ...................................... . . .. . . ..... 209 Der mit den Denkmälern und den Erinnerungsmalen verbundene Wirklichkeits- und Wahrheitsanspruch der homerischen Epen . . . . . 2ro

Inhaltsverzeichnis

II

I. r. 6.

Die Begründung der Aura außergewöhnlicher Heiligkeit Ilions in vorhomerischer und homerischer Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213 Das ilische Ritual des Rinderopfers 214 · Der Lokrische Mädchentribut 216

I. 2.

Ilion in archaischer und klassischer Zeit

I. 2. r.

Die Geschichte Ilions vom frühen 7. Jh. bis zum Besuch Alexanders des Großen im Jahre 334 v.Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218 Ilion als ideologischer Bezugspunkt in den mytilenäisch-athenischen und in den persisch-griechischen Auseinandersetzungen . . . . . . . . . . 225 Ilion als Denkmalstadt im 5. und 4. Jh. v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . 227

I. 2. 2 . I. 2. 3.

218

I. 3.

Exkurs: Zur Zeit der Lokalisierung des griechischen Schiffslagers an der Nordküste der Troas und der Deutung der an den Seiten des Landeplatzes gelegenen Hügel als Gräber des Achilleus und des Großen Aias (Abb. 3- r. 4. 60-62) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229

II.

Die Stadt Troia IX. Das hellenistische und kaiserzeitliche Ilion: Vom Besuch Alexanders des Großen bis zur antiheidnischen Gesetzgebung Theodosios des Großen (334 v. Chr.-391/92 n. Chr.) . ..... ... . .. . ..... ...... 237

II. r.

Die hellenistische Stadt: Vom Besuch Alexanders des Großen bis zum Ende der Römischen Republik (334-50/ 30 v.Chr.) .............. ... .................. . .. . 237

II. r. r.

Der Besuch Alexanders: Ansätze zur Neubestimmung der künftigen Rolle Ilions . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Aufstieg Ilions zum administrativen und religiösen Zentrum des Ilischen Städtebundes zur Zeit des Antigonos Monophthalmos . . . . Die Stärkung der Stellung Ilions unter Lysimachos und den Seleukiden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Neugestaltung Ilions durch Lysimachos und die Seleukiden und die dadurch bewirkte Neuinterpretation der Denkmäler . . . . . . . . . Ilion vom Tod des Lysimachos bis zum Ende der römischen Republik (281-50/30 v. Chr.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das hellenistische Ilion als Standort eines der bedeutendsten Heiligtümer Kleinasiens und der Ägäis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Heldenverehrung in der Stadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Heldenverehrung außerhalb der Stadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alte und neu ins Bewußtsein getretene Erinnerungsmale außerhalb der Stadt: Stellen in Landschaft und Natur . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

II. r. 2. II. r. 3. II. r. 4. II. r. 5. II. r. 6. II. r. 7. II. r. 8. II. r. 9.

238 244 250

253 259 267 270 270 272

II. 2.

Die kaiserzeitliche Stadt: Von Augustus bis zur antiheidnischen Gesetzgebung Theodosios des Großen (20 v.Chr.- 391/ 92 n.Chr.) ......... ... ... . . .. .... .. 274

II. 2. r.

Die Neugestaltung Ilions durch Augustus und die dadurch erzielte Neuinterpretation der Denkmäler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275

12

Inhaltsverzeichnis

II. 2. 2. Ilion von Augustus bis zur antiheidnischen Gesetzgebung Theodosios' des Großen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. 2. 3. Das kaiserzeitliche Ilion als Standort eines weithin berühmten Heiligtums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. 2-4- Die Heldenverehrung in der Stadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. 2. 5. Die Heldenverehrung außerhalb der Stadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. 2. 6. Eventuell schon in der älteren hellenistischen Zeit gezeigte, aber erst für das 1. Jh. v. Chr. bezeugte und zweifellos in der Kaiserzeit vorgewiesene Erinnerungsmale außerhalb der Stadt: Stellen in Landschaft und Natur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. 2 . 7. Ilion als Wirkungsbereich von Fremdenführern und als Zielpunkt von Reisenden in der hellenistischen Zeit und der Kaiserzeit . . . . . . II. 2. 8. Exkurs: Just. 31, 8, 1-5 als Zeugnis der augusteischen Zeit . . . . . . . . .

m.

284 291 292 292

295 296 299

Grundsätzliches zum Umgang mit dem Denkmal in der Geschichte Ilions und zur Neugestaltung des Ortes in frühhellenistischer und augusteischer Zeit. Abschließende Bemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 302

Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3n Textausgaben und Übersetzungen, denen Textstellen entnommen wurden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 339 Abbildungsverzeichnis und -legenden . . . . . . . . . . . . 340 Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Historische und mythische Personen . . . . . . . . . . . . . . . . . Orte und Völker . ...... ..... ... . . .. . .... . ....... Ausgewählte Begriffe und Ereignisse . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Inhaltsverzeichnis

353 354 357 360

13

Chronologisches Schema

1700 v.Chr.

Bronzezeit

Troia VI

---------

1420 V. Chr.

Troia VI spät 1300 v. Chr. Troia VII a n90 v. Chr. Troia VII 61 noo v.Chr. Troia VII 62 1020 v. Chr. Troia VIII (Ilios/Ilion)

1020-750 V. Chr. 750- 670 V. Chr. 670-500 V. Chr. 500-334/ro v. Chr.

Beginn der Eisenzeit Vorhomerische Zeit Homerische Zeit Archaische Zeit Klassische Zeit

334 v. Chr.

Alexander der Große

20 v.Chr.

Augustus

392 n.Chr.

Theodosios der Große

Troia IX (hellenistisches Ilion)

--------TroialX (kaiserzeitliches Ilion)

TroiaX (byzantinisches Ilion)

6.Jh. n. Chr. um 900 n. Chr. 13- Jh. n. Chr. spätestens um 1350

14

Chronologisches Schema

Erdbeben als Bischofssitz genannt byzantinische Neubesiedlung Ende der Besiedlung

EINLEITUNG

Aus den antiken Schriftquellen geht hervor, daß im griechischen, hellenistischen und römischen Troia sowie in seiner Umgebung, vor allem in der sich zu den Dardanellen öffnenden unteren Strandebene, materielle Überreste zu sehen waren, die man als Denkmäler der heroischen Vorzeit betrachtet und deshalb aufgesucht und besichtigt hat'. Immer wieder genannt werden vor allem die angeblich von Götterhand erbaute Befestigungsmauer, der Tempel der Athena, der Altar des Zeus Herkeios, dann die Gräber der großen Helden des Troia-Krieges, aber auch jene von Helden der älteren Sagengenerationen. Außerdem wurden Erinnerungsmale, d. h. Stellen in Landschaft und Natur, als Schauplätze des mythischen Geschehens angesehen und vorgezeigt. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, den Umgang des Klassischen Altertums mit der mythischen Vergangenheit Ilions herauszuarbeiten2, wie er sich in solchen Denkmälern und Erinnerungsmalen, aber auch im Wandel des Stadtbildes widergespiegelt hat. Denkmäler und Erinnerungsmale besaßen in den Augen von Griechen und Römern echten Zeugnischarakter für die sagenhafte Vorzeit, denn nach ihrer Meinung hatten an solchen Orten wichtige Ereignisse der Sage stattgefunden, wobei es sich vor allem bei den Erinnerungsmalen um Stellen gehandelt haben soll, an denen Handlungen von Göttern bzw. Geschehnisse unter maßgeblicher göttlicher Beteiligung stattgefunden hatten. Galten in vorhomerischer Zeit wohl nur die Burgmauer des spätbronzezeitlichen Troia und in homerischer implizit diese und explizit die Grabhügel der Helden der mythischen Zeit, insbesondere des Troianischen Krieges, als Denkmäler (vom Herakles-Wall außerhalb

2

vgl. bes. Hdt. 7,42. 43; Plut. Alex. 15,9; Ov. met. 15,424f.; Lucan. 9,990-995; Herodian. 4,84; Aristonikos (s. Erbse 1971, II, Z, 317 b); Pseudoaischin. epist. ro; Philostr. Apoll. 4, rr; Iust. 31, 8, 1-5. - Die antiken Autoren werden nach den üblichen Konventionen, wie es z.B. im Kleinen Pauly der Fall ist, abgekürzt, nur bei den lliasscholien werden sie nach ihrem Herausgeber (Erbse, s. den eben gemachten Verweis) angegeben. d. h. vor allem der Sage vom Troianischen Krieg. Einleitung

15

der Siedlung einmal abgesehen), so traf dies spätestens seit der klassischen Epoche für llion in seiner Gesamtheit bzw. die Burgmauer und andere in den Epen genannte Bauten zu. In der hellenistischen Epoche und in der Kaiserzeit betrachtete man die jeweils entstandene Stadt nicht nur einfach als eine die mythische Siedlung ersetzende neue, sondern auch als eine solche, die gleichsam den Charakter einer modernisierten Gedenkstätte besaß. In der Präsentation von Denkmälern und Erinnerungsmalen schlug sich das stets bei lliensern und Nichtiliensern vorhandene Bestreben nieder, die sagenhafte Vergangenheit nicht als statische Größe zu betrachten, sondern sie nach den jeweiligen zeitgenössischen Umständen zu rezipieren und in aktualisierender Weise zu interpretieren: «Die Erhaltung architektonischer Zeugnisse der heroischen Vorzeit - und mochten es nur Trümmer sein - war immer von bestimmten und sich wandelnden Interessen geleitet; die Sicherung des archäologischen Erbes der Vorfahren um ihrer selbst willen wäre der griechischen und der römischen Gesellschaft nie in den Sinn gekommen.» 3 llion stellte in dieser Hinsicht einen einzigartigen Fall in der antiken Geschichte dar: Um keine andere antike Stadt hatte sich ein derart umfangreicher und vielgestaltiger Sagen-/Epenschatz und ein so vielschichtiges und grundsätzliche politische, religiöse und menschliche Probleme verarbeitendes Epos wie die Dias herausgebildet. In keiner anderen antiken Stadt waren Sage/Epos in solcher Weise wie hier immer wieder mit Denkmälern verknüpft worden und hatten sich die hellenistische Epoche und die Kaiserzeit durch jeweils besondere Gestaltung des Stadtbildes der Überreste aus alter Zeit bedient. Im Gang der Darstellung soll daher versucht werden, den epochenspezifisch unterschiedlichen Interpretationen solcher Bezeugungen des Mythos, d. h. ihrer jeweiligen Aktualisierung und den ihr zugrunde liegenden Faktoren, nachzugehen, und zwar von der der griechischen Siedlung(= Troia VIII) um rn20/900 v. Chr. an bis zum Ende der kaiserzeitlichen Stadt (= Troia IX), also bis zum Ausgang der heidnischen Antike im Jahre 391/392 n. Chr. (die antiheidnische Gesetzgebung Theodosios des Großen dürfte die Rolle Troias als Erinnerungsort an den Mythos beendet oder jedenfalls zu einem nachhaltigen Rückgang dieser seiner spezifischen Bedeutung geführt haben). Dabei soll auch herausgearbeitet werden, welchen Anteil das Denkmal an der Ausbildung von Sage/Epos hatte, welche Bedeutung ihm in frühgriechischer Zeit beigemessen und warum Troia über die mündliche und 3

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Geringfügig verändertes Zitat nach Henel 2002, 123Einleitung

schriftliche Dichtung hinaus sehr schnell zu dem mythischen Ort und zu dem sagenhaften Bezugspunkt der griechisch-römischen Welt und schließlich sogar zweimal zum Gegenstand umfangreicher, aber unterschiedlicher Modernisierungen wurde, und zwar in der frühhellenistischen Epoche und in der frühen Kaiserzeit. Für ein Vorhaben wie diese Untersuchung verbot sich von vornherein die Beschränkung auf eine Interpretation der archäologischen Quellen, vielmehr mußte auch immer wieder auf die literarische und epigraphische Überlieferung zurückgegriffen werden. Nur bei einer integralen Betrachtungsweise war es möglich, zu begründeten Resultaten im Sinne des gestellten Ziels zu gelangen. Dabei spielte jedoch die Aufarbeitung bislang nur unvollständig oder gar nicht publizierter, bisweilen nicht leicht zu deutender, sich jedoch schließlich als ergiebig erweisender Befunde der älteren Grabungen (H. Schliemann, W. Dörpfeld, C. W. Blegen) eine außerordentlich wichtige Rolle, lag doch das Zentrum des prähistorischen und historischen Troia im Bereich der bei diesen Unternehmungen fast vollständig freigelegten Burg und der allerdings damals nur teilweise ausgegrabenen, ihr unmittelbar vorgelagerten Zone. (Die älteren Ausgräber waren freilich auf die Frage nach der Historizität des Troianischen Krieges und somit auf eine der spätbronzezeitlichen «Schichten» fixiert, so daß viele Aspekte der Siedlungsphasen Troia VIII und Troia IX in ihren Publikationen zu wenig Beachtung gefunden haben, wobei Dörpfeld sich noch am meisten mit den nachbronzezeitlichen Schichten beschäftigt hat4.) Die Einzelanalysen der durch Grabungsbefunde und/oder durch schriftliche Quellen bezeugten Bauwerke und Objekte stellten die Grundlage der historischen Interpretation dar, denn letztere konnte ohne die systematische Behandlung des archäologischen und schriftlichen Quellenbestandes nicht abgefaßt werden. Unabdingbare Voraussetzung bildeten daher nicht nur die Auswertung der soeben erschienenen, lang erwarteten Dissertation des englischen Prähistorikers D.F. Easton zu Schliemanns Grabungen der Jahre 1870-1873 (auf den in der Gennadios-Bibliothek in Athen aufbewahrten der Tagebücher des Ausgräbers beruhend), sondern auch die der Tagebücher Dörpfelds (189J/94) im Deutschen Archäologischen Institut 4

Es ist erschreckend zu sehen, welche Konsequenzen diese Grundhaltung gehabt hat, denn wichtige architektonische Reste der Schichten Troia VII 6-IX sind inzwischen verschwunden, vgl. auch Studia Troica 4, 1994, Plan «Troia. Freiliegende Ruinen & Besucherwege» mit z. T. unklarer Kennzeichnung des noch Erhaltenen. Einleitung

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in Berlin und Blegens (r932-r938) in der Universität von Cincinnati, ferner der Fundkartei H. Schmidts im Museum für Vor-und Frühgeschichte in Berlin sowie einer großen Zahl unveröffentlichter Grabungsaufnahmen Dörpfelds im Deutschen Archäologischen Institut in Athen. Selbstverständlich wurden auch die Ergebnisse der neueren Grabungen unter der Leitung von M. Korfmann herangezogen, obwohl gerade sie, jedenfalls was die Dark Ages und das 8. Jh. v. Chr. von Troia anbelangt, deutliche Defizite aufweisen, denn potentiell ergiebige Kontexte sind abgesehen von der sog. Weststadt und den Befunden in D 9 unbeachtet geblieben; dies gilt etwa für die nicht von Dörpfeld bzw. Blegen ausgegrabenen Teile des Tempelplatzes und auch weitgehend des ,place of burning, mit der dazu gehörenden Nekropole (erst neuerdings wird diesem Bereich wenigstens ansatzweise Aufmerksamkeit geschenkt); auch eine vermutlich lohnende Nachuntersuchung des Abhangs in G 2/3 wurde nicht vorgenommen ganz zu schweigen davon, daß Grabhügel wie der Pa~a Tepe und jene drei auf Kap Sigeion gelegenen und schon im r8. Jh. mit Achilleus, Patroklos und Antilochos in Verbindung gebrachten Hügeln völlig außer acht gelassen worden sind. In diesem Zusammenhang sei betont, daß die Aufarbeitung der Befunde der älteren Grabungen eine mehr als mühsame Arbeit war, denn die über Grabungstagebücher, Vorberichte und endgültige Veröffentlichungen verstreuten und häufig fragmentarischen Angaben mußten durch die Interpretation von teilweise unvollständig kommentierten Plänen, Schnittzeichnungen und Grabungsfotos ergänzt werden. Ohne die vor den aktuellen Grabungen erfolgte, aber auch die während meiner Teilnahme daran und auch in den Jahren danach angestellte Autopsie des Ruinengeländes von Troia und der nördlichen Troas sowie ohne die seit meiner Studentenzeit auf vielen Reisen und insbesondere bei anderen Grabungen im Mittelmeerraum gesammelten Erfahrungen auf den Gebieten der Baugeschichte, Stratigraphie und Keramikforschung wäre das beschriebene Vorgehen nicht möglich gewesen. Die zuvor erwähnte Arbeit Eastons hat zu manchen neuen Erkenntnissen geführt, ohne die die vorliegende Untersuchung an einigen Stellen nicht weitergekommen wäre: Die wichtigsten Ergebnisse bestehen darin, daß es dem Autor gelungen ist, deutlich zu machen, daß Schliemann im Norden und Nordwesten von Hisarhk nicht nur Spuren der Burgmauer gefunden hatte, sondern auch, daß eine große Strecke ihres nördlichen Abschnitts im Zuge der Erbauung der Mauer IX \VI abgetragen wurde, daß in F 3 offenbar ein Teil der zuletzt genannten Mauer identifiziert werden konnte, außerdem ihre Fortsetzung im Nordwer8

Einleitung

sten und daß diese wohl mit den damals durch Rustikaquadem vorn verkleideten Mauerresten in AB 4 verbunden war. Auch eine andere Monographie jüngeren Datums lieferte für die vorliegende grundlegende Erkenntnisse, und zwar jene des irischen Althistorikers A. Erskine, der - ausgehend von den literarischen Quellen, aber so weit es ihm möglich war, auch archäologische Befunde heranziehend - die Bedeutung des Troia-Mythos vor allem für das Griechenland des 5. und 4. Jhs. v. Chr. und darüber hinaus für die hellenistische und römische Welt herausgearbeitet hat, wobei auch immer wieder auf historische und topographische Fragen der antiken Troas eingegangen wurde. Nach diesen allgemeinen Bemerkungen sei noch auf einige Punkte hingewiesen, die für ein besseres Verständnis der vorliegenden Untersuchung wichtig sind. Da immer wieder, besonders in B. I. 1, auf Homer als Quelle zurückgegriffen wird, soll hier meine Haltung zur sog. Homerischen Frage und zur Datierung von Ilias und Odyssee kurz erläutert werden: Zunächst habe ich eine konsequent unitarische Position vertreten; im Laufe der Zeit wurde daraus eine durch die Neoanalyse beeinflußte unitarische Haltung. Vor allem den Arbeiten A. Heubecks, aber auch verschiedenen \Y/. Kullmanns, verdanke ich wichtige Anregungen für mein Homer-Verständnis. Manche überlegungen habe ich auch U. Hölscher zu verdanken, dem ich darüber hinaus in der Datierung der Ilias um die Mitte des 8. Jhs. v. Chr. und der Odyssee in das Jahrzehnt 730/20 v. Chr. gefolgt bin, wobei ich mir bewußt bin, daß das nicht die einzige Datierungsmöglichkeit darstellt (als Alternative böte sich die erste Hälfte des 7. Jhs. v. Chr. an, was u. a. von M.L. West, W. Burkert und Kullmann vertreten wird). Wie für Heubeck, Kullmann und Hölscher und manchen anderen ist Homer auch für mich der Dichter der Ilias und einer seiner Schüler, möglicherweise sein Sohn, der Dichter der Odyssee. Obwohl ich von verschiedenen Autoren der beiden Werke ausgehe, bezeichne ich die beiden Dichtungen dennoch oft der Einfachheit halber - wie in der Forschung üblich als «homerische Epen». Eine weitere wichtige Quelle, die immer wieder herangezogen wird, ist Strabo, dessen Gewährsmann der im 2. Jh. v. Chr. lebende Demetrios von Skepsis ist, d. h. ein Gelehrter, der mit der Troas bestens vertraut war5• Wenn daher hier von Strabo gesprochen wird, so ist damit auch immer diese seine Quelle gemeint. Demetrios ist in der Troas geboren und hat dort gelebt. Er hat ca. 130 Jahre nach dem Tod des Lysimachos im Jahre 281 v. Chr. geschrieben. Allerdings wurde die Einleitung

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Den Zeitraum von 750 bis ins frühe 7. Jh. v. Chr. nenne ich «homerische Zeit». Die Zeit davor bezeichne ich als «vorhomerisch», womit die Epoche von ca. rn20 bis 750 v. Chr. gemeint ist. Die Zeit nach dem frühen 7. Jh. v. Chr. nenne ich (im Einzelfall wird dies, sofern möglich, spezifiziert). Die gesamte Epoche von ca. 1020 bis ins frühe 7. Jh. v. Chr. bezeichne ich als ,frühgriechisch>. Ansonsten werden Daten, sofern erforderlich, angegeben bzw. es wird die übliche Epocheneinteilung archaisch, klassisch usw. verwendet. Eine der allgemeinen Orientierung dienende Übersicht über den behandelten Zeitraum von ca. rn20 v. Chr. - 392 n. Chr. (und darüber hinaus) bietet das chronologische Schema, das auch die historischen Zäsuren hervortreten läßt6• Die Begriffe «mythische», «heroische», «sagenhafte» Vergangenheit/Vor(Zeit), «alte» Zeit werden synonym verwendet. Mit «Sage» sollen die mündliche Überlieferung zum «Heroic Age», mit «Epos/ Epen» und seinen Ableitungen die verschriftlichten Dichtungen bezeichnet werden. Die Arbeit gliedert sich in zwei große Teile: Im ersten (A) werden nicht nur die als alt geltenden Baureste und Objekte, d. h. die Denkmäler, sondern auch die anderen architektonischen Komplexe des antiken Troia katalogartig nach den archäologischen Befunden und den einschlägigen literarischen Quellen a~gearbeitet, im zweiten (B) folgt unter Heranziehung der schriftlichen Uberlieferung die epochenspezifische Interpretation, d. h. die historische Synthese. B. I widmet sich der griechischen Zeit, darunter B. I. 1 der vorhomerischen und der homerischen, B. 1. 2 der archaischen und klassischen, B. II der hellenistischen

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Frage ,Troia und Homer> von ihm aus lokalpatriotischen Motiven teilweise sehr subjektiv beurteilt und er ist anscheinend auch zu ausgesprochen apodiktischen Behauptungen und zu echten Fehlschlüssen gekommen, s. z.B. was die Entstehungzeit des Lokrischen Mädchentributs angeht (Strab. 13, 1, 40 und vgl. B.I. x.6 [b]). In anderer Hinsicht -Topographie der Troas und zur Rolle , enden müssen, so wie es auf der Südseite, zur Treppe h hin (Abb. 31), und an der Nordseite der der Fall war, wo so etwas im unteren Teil95 und an der Stelle, wo sie nach Norden abknickte (Abb. 26. 27), noch erhalten war96 • Auch würde sich die breite der Rampe im Bereich d 2 (VV. Abb. 21. 26) und ihr Übergehen in den Turm f 1, f 2, c gut in Blegens Deutung einfügen, denn zu einer ,Rampe> paßte so etwas nicht97 • Das aber heißt, daß nicht nur die Konstruktion c, e, ee, kk, h, g, f 1, f 2 Teil eines Befestigungskomplexes gewesen wäre, sondern auch die . Daraus folgt wiederum, daß seit ca. 400 v. Chr. an der Nordostbastion eine im wahrsten Sinne des Wortes gewaltige Brunnen-, Treppen- und Turmanlage existiert hätte, wobei allerdings zu betonen ist, daß die Südmauer f 2 deutlich weniger stark gewesen wäre als c und erst recht als g samt der . Dem Gesagten ist zu entnehmen, daß die VI R = d 1, d 2 (VV. Abb. 21. 25-27) nicht schon zur Zeit von Troia VI erbaut worden ist, wie Dörpfeld gemeint hat98 , sondern erst im Zusammenhang mit 94 s. auch Biegen 1953, Abb. 6. 7. 95 s. Biegen 1953, Abb. 7. 96 s. Biegen a. 0 . - Wie bei der , hätte diese ,Schaufront>wenigstens noch in kleinen Resten vorhanden sein müssen, wenn es sie gegeben hätte. 97 \Väre die ,Rampe>tatsächlich eine solche gewesen, so würde man einen unten sich öffnenden und geradlinigen Aufgang erwarten. 98 s. Dörpfeld 1902, 125f.; s. auch Korfmann 1997 (1), 51 und Hertel 2002, 41. - Die

1. 2. Burgmauer und Stadtmauer

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der Treppe h und ihrer Seitenmauer g (VV. Abb. 27. 28), eine Annahme, die auch Biegen, obschon aus anderen Gründen als hier dargelegt, vertreten hat99. Trotz des um 400 v. Chr. erfolgten Ausbaus waren im 4. Jh. v. Chr. noch große Teile der Burgmauer zu sehen (VV), darunter auch der obere Teil der Nordostecke und der Nordwand der Nordostbastion, der allerdings von der o. erschlossenen Brunnen-, Turm- und Treppenanlage umschlossen war. Die Troia VIII als Stadtbefestigung dienende Burgmauer bestand also im 4. Jh. v. Chr. aus im 15. und 14. Jh. v. Chr. erbauten Abschnitten (Abb. 6) aus Verstärkungen aus dem 12. Jh. v. Chr. (HV a) sowie aus in griechischer Zeit vorgenommenen punktuellen Reparaturen, einem immer wieder erneuerten Lehmziegelaufbau mit zinnenbesetztem Wehrgang darüber, schließlich aus den Rundbastionen in K 4, JK 7 und A 7 sowie der gewaltigen Brunnen-, Treppen- und Turmanlage. Darüber hinaus zeichnete sich die Mauer während der späten Bronze- und der frühen Eisenzeit durch folgende Eigentümlichkeiten aus: Für die im 12. Jh. v. Chr. renovierten Teile waren ältere Steine wiederverwendet und oft in einer der Burgmauer von Troia VI ähnlichen Mauertechnik verlegt worden (Abb. 13. 14)'0 ' . Im Hinblick auf Alter und Technik wirken daher die älteren, Troia VI-zeitlichen, und die jüngeren, Troia VII b 1-zeitlichen, Abschnitte der Mauer selbst auf den modernen Betrachter relativ einheitlich. Außerdem kam es schon früh, und zwar zu Beginn des I. Jts. v. Chr., an der einen oder anderen Stelle zu Verwitterungserscheinungen'02 • Überdies 100

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,

Errichtung der und des mit ihr zusammengehörigen Brunnens 0fV. Abb. 27. 28) ist ohne die Konzipierung einer Treppe überhaupt nicht vorstellbar (ein so tief liegender Brunnen mußte ja von oben, von der Siedlung aus, erreichbar sein, und es war notwendig, eine dafür erbaute Treppe seitlich zu sichern, denn sie befand sich außerhalb des bislang ummauerten Siedlungsareals). s. Biegen 1953, 83 Abb. 6. 7; vgl. auch Biegen 1963, Abb. 39. Die westliche Burgmauer hat bis in frühhellenistische Zeit bestanden (s. A. I. 2. 2 und A. I. 2. 4) und die nordwestliche und nördliche hat sogar bis 85 v. Chr. existiert (s. A. I. 1). vgl. die (Innen)Fassade der Verstärkung von Haus VII 0 (Biegen 1950, Abb. m; Biegen 1958, Abb. n6) und die Außenfassade der Bastion über dem ehemaligen Südosttor (Dörpfeld 1902, Beil. 28 [zu S. 192]; Hertel 1992, Abb. 5. 6 [S. 96. 97] ; Hertel 2002, Abb. 8 [S. 76] und hier Abb. 13. 14) mit der südöstlichen Burgmauer (Dörpfeld 1902, Beil. 15. 16. 28 [zu S. m. 120. 192]). Rose 1999, 38f. 55ff.; Rose 2000, 58 (in D 9 nachgewiesen; Grund war das vom höheren Teil der Siedlung herunterlaufende Regenwasser, was auch an der einen oder anderen Stelle der Mauer geschehen sein könnte).

A. I. Archäologisch bezeugte Bauwerke in der Stadt

haben sich schon früh hin und wieder Steine aus dem Mauerverband gelöst und sind heruntergefallen'03• Die Mauer von Ilion trug also schon zu Beginn der frühen Eisenzeit den Stempel von Altertümlichkeit, wobei dieser im Laufe der Zeit immer größer wurde. Darüber hinaus vermittelte die Mauer vor allem im Zeitraum vom späten II. bis ins 7. Jh. v. Chr. hinein den Eindruck von Gewaltigkeit (s. bes. Abb. 23. 28). Er wurde den besonderen Umständen der Geschichte der Siedlung verdankt, nämlich dem Vorhandensein von beträchtlichen Abschnitten einer mächtigen Mauer des 15. und 14. Jhs. v. Chr. und der durch mächtige Anbauten erfolgten Wiederinstandsetzung im 12. Jh. v. Chr. (HV a). Nur deshalb konnte eine griechische Niederlassung in den ersten Jahrhunderten des I. Jts. v. Chr. eine Ringmauer von einer solchen Qualität vorweisen. Diesen Eindruck dürften die zuvor erwähnten Abnutzungserscheinungen nicht beeinträchtigt haben, denn sie waren damals noch nicht so stark ausgeprägt und auch nur punktuell vorhanden. Diese Mauer dürfte den Bewohnern Ilions, Griechen wie Nichtgriechen, wohl schon im 10. Jh. v. Chr. als alt gegolten haben, wobei die Nichtgriechen auch erzählt haben könnten, daß diese Mauer schon vor langer Zeit erbaut worden war'04 • Und eine solche Vorstellung ist wohl kaum nur von der Altertümlichkeit, sondern auch von der Gewaltigkeit der Mauer genährt worden, denn nach allem, was wir wissen, konnte keine im Zeitraum vom späten II. bis ins 7. Jh. v. Chr. hinein im griechischen Kulturraum errichtete Befestigungsmauer mit ihr konkurrieren. Selbst die durchaus eindrucksvolle, um 750 erbaute Stadtmauer von Alt-Smyrna fiel gegenüber der Mauer von Ilion deutlich ab'05• Das

103 So in A 7, wo sich schon in geringfügiger Höhe über dem Haus 791 Lücken im Mauerwerk zeigen, was heißt, daß die unteren schon sehr früh, spätestens zur Zeit der Anlage der ersten gemeint. Sie gehörten zu einem Teil der Bastion, der sogar viele Jahrhunderte hindurch den Einflüssen der Witterung ausgesetzt gewesen sein muß. 136 s. A. I. 4. 5. - In Anbetracht der großen Bedeutung des Heiligrums wird man davon ausgehen dürfen, daß dieses Mauerwerk zumindest bis 267 n. Chr. (s. B. II. 2. 2) intakt geblieben war und frei gelegen hatte. 137 s. Berve/Gruben 1978, 98ff. Abb. 64-65. 67; Gruben 2001, 128ff. Abb. 104. 106 (er war noch zur Zeit des Pausanias, d. h. ca. 600 Jahre nach seiner Erbauung, gut [Paus. 8,41,7-9] und sogar noch bis ins 19. bzw . 20. Jahrhundert hinein verhältnismäßig gut erhalten, wobei ein Erdbeben, zu dem es irgendwann nach der Reise des Pausanias gekommen war, die Cella-Wand zum Einsturz gebracht hat [s. z.B. Bracken 1977, 269ff. Abb. 32. 33]). 138 s. Dörpfeld, Tgb. 2, S. 5; Dörpfeld 1902, 150. 216f. - Schon in einer Entfernung von etwa 20 m sind die Steinmetzzeichen kaum noch zu sehen und erst recht für den am Fuße des Nordabhangs von Hisarhk stehenden Betrachter nicht. Im übrigen wurden gelegentlich Werkreste (Bossen) oder Steinmetzzeichen auf sichtbaren Wänden stehengelassen, s. Müller-Wiener 1988, 78f. Abb. 31. 9; 38 (S. 7o. 79).

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A. I. Archäologisch bezeugte Bauwerke in der Stadt

bzw. feine Erde und vereinzelte Steinbrocken zeigen; das weist aber eher darauf hin, daß die Schicht durch im Laufe der Zeit von oben heruntergefallenes und/oder angewehtes Material entstanden ist, nicht aber durch absichtliche Anlagerung. War also der obere Teil von IX N längere Zeit über sichtbar, so muß das auch für den oberen Teil der steinernen Sockels sowie den Oberbau der Ecke der Bastion gegolten haben (vgl. Abb. 22 a), denn der betreffende Teil des Sockels wies viel größere Verwitterungsspuren auf als sein unterer, wobei manche Steine sogar fast ganz ausgewittert waren (Abb. 23. 24. 26. 27-29) 139 • Und da, wie die Konstruktion von IX N zeigt, der Teil mit den harten Kalksteinlagen sichtbar sein sollte, so wird man das auch für den oberen Teil der steinernen Ecke und ihren Oberbau annehmen dürfen. Wenn aber die oberen Teile von IX N und der steinernen Ecke sowie ihr Oberbau sichtbar sein sollten, dann muß die hoch aufragende Brunnen-, Turm- und Treppenanlage in beträchtlichem Maße abgetragen worden sein, d. h. der obere Teil der Mauer c, des Brunnens e, ee, der Mauem kk und f 1, f 2 und der untere Teil der Seitenmauer g (der Treppe h) (VV. HV 6. Abb. 21. 27. 28) 140 • Der Umstand, daß die unteren Teile von IX N und der Ecke den Blicken des Betrachters entzogen werden sollten, muß darüber hinaus dazu geführt haben, daß die durch die Abtragung zustande gekommenen Reste von Brunnen-, Turm und Treppenanlage zugedeckt wurden. Das konnte am einfachsten durch Anschüttung von Erde/Schutt bewerkstelligt werden, was Schnittzeichnung und Grabungsfotos (Abb. 22 a. 32. 33) bestätigen, nach denen die (etwas über «Mauer VIIl» abschließende) zweite Schicht von unten bei IX N bis zur letzten Lage aus weichem Kalkstein, d. h. bis in eine Höhe von 24, 50 m ü. d. M., reicht und sie aus viel mit etwas Erde vermischtem Steinschutt bestand, eine Zusammensetzung, die jedenfalls als Anschüttungsmaterial gedeutet werden kann (Abb. 32. 33). 139 Je nach Härtegrad verwinem Blöcke aus hartem Kalkstein natürlich unterschiedlich schnell, wie der obere Teil der Ecke sehr schön zeigt (Abb. 23. 25. 28. 29. 32. 35); aber das geht auch aus dem unteren Teil hervor, in dem vereinzelt stärker ausgewinerte Steine auffallen (Abb. 23- 29). - Die gute Erhaltung des unteren Teiles der Ecke und die viel schlechtere des oberen erklärt sich nur, wenn man davon ausgeht, daß der obere erheblich länger frei gestanden hat als der untere, d.h. beide hanen sich bis zum Bau der Brunnen-, Treppen- und Turmanlage gleich gut erhalten und erst ihre teilweise Abtragung führte zur langsamen Schädigung des oberen Teils (s. im folgenden). 140 Zur Abtragung dieser Teile s. A. I. 2. r.

I. 2. Burgmauer und Stadtmauer

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Vor dem Athena-Tempel war inJ 4 wohl schon um 300 v.Chr. der Brunnen B a angelegt worden, so daß dadurch die Wasserversorgung des Heiligtums gesichert und der Brunnen e, ee (VV. Abb. 21. 22 a) überflüssig gemacht worden war. Auch hatte man zur gleichen Zeit in JK 4 den Altar errichtet'41, wodurch der zum vorhelleniscischen Tempelplatz führende Gang (VV. HV b. Abb. 35Y42 überbaut und beinahe unwiderruflich versperrt worden war. Darüber hinaus hatte die Treppe keine direkt zur Burgmauer und zum neuen Tempelplatz laufende Fortsetzung bekommen'43 , so daß weder ein Zugang zu dem zum Brunnen B a führenden Gang (VV. Abb. 40) noch zum Heiligtum überhaupt gegeben war. Dasjenige Bauelement, um dessenwillen die Brunnen-, Turm- und Treppenanlage errichtet worden war (Abb. 2729), d.h. der Brunnen e, ee (Abb. 21. 22 a. 27-29Y44, war also durch die erwähnten Maßnahmen funkcionslos geworden. Daher konnten der Abriß der erwähnten Teile der Brunnen-, Turm- und Treppenanlage und die Zuschüttung ihrer Reste ganz problemlos vorgenommen werden. Da diese Abtragung die Folge der Absicht gewesen war, die oberen Teile von IX N und der steinernen Ecke sowie ihren Oberbau (s.o.) sichtbar zu machen, dürfte sie bald nach der Errichtung von IX N durchgeführt worden sein, denn ein Grund für eine eventuelle Verzögerung solcher Arbeiten ist nicht erkennbar'45 • Und da durch die beschriebene Bautätigkeit im Bereich vor dem Tempel auch der obere Teil der Treppe und die funkcionslos geworden waren (Abb. 26-28) und beide deutliche Anzeichen von Abtragung zeigten'46, spricht nichts dagegen, diese auf die Abrißmaßnahmen zurückzuführen, die im Zusammenhang mit den zuvor erwähnten gestanden haben.

141 s. zu beiden A. I. 4. 2. 142 s. A. 1. 2. I. 143 Die Rückwand der Treppe im südöstlichsten Teil von J3 0fV) war nicht umgebaut worden, sondern erhob sich wie vorher als glatte Wand von nicht geringer Höhe (Abb. 24. 26-28). 144 s. A. 1. 2. I. 145 Die nötigen Mittel zur Durchführung standen, wie das Bauprogramm des 3Viertels des 3. Jhs. v. Chr. zeigt, zur Verfügung (s. B. II. 1.4). - Eine Außergebrauchsetzung und Verschüttung der Anlage hat auch Dörpfeld 1894, 54 angenommen (vgl. auch Dörpfeld 1902, 15of.), allerdings hat er sie, seiner Datierung der Portikusanlage, von IX N und IX W entsprechend, in die (frühe) Kaiserzeit gesetzt. 146 Die Treppe allerdings nicht in dem Maße wie die .

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A. I. Archäologisch bezeugte Bauwerke in der Stadt

Daß die Abtragung des oberen Teils der Treppe und der mit großer Wahrscheinlichkeit schon damals erfolgt ist, geht auch aus folgendem hervor: Der frühkaiserzeitliche Vorbau in J 3 (VV. Abb. 7) war, wie mehrere Grabungsfotos zeigen (Abb. 24- 27; vgl. auch 28), auf bzw. in eine sich bis zum Fuß von Hisarhk hinziehende Erd/Schuttmasse gesetzt147, die nicht nur die , sondern auch die Seitenmauer g (der Treppe h) verdeckt hat. Das aber heißt, daß die Seitenmauer und die zur Zeit der Errichtung des Vorbaus verdeckt waren, was wiederum besagt, daß sie vorher abgerissen worden sein müssen. Da das aber eine umfassende Baumaßnahme war, kann sie nur zu einer Zeit stattgefunden haben, als Ilion die nötigen Mittel zu ihrer Realisierung hatte, d. h. es kommt dafür aus historischen Gründen nur die Zeit vor133 v. Chr. in Frage148• Zudem macht eine solche Abtragung für sich allein keinen Sinn; sie läßt sich dagegen viel besser als im Kontext mit den anderen Abrißarbeiten durchgeführt verstehen, denn dadurch waren, wie hervorgehoben, nicht nur Brunnen, sondern auch die Treppe, die Seitenmauer und die funktionslos geworden; d. h., diese Abtragung dürfte zusammen mit dem Abriß der anderen Bauteile vorgenommen worden sein. Die genannte Erd/Schuttmasse, die wohl im unteren Teil aus Erde und Schutt, im oberen vor allem aus Erde bestand149, ist vermutlich anfangs durch gezieltes Herabkippen (oder durch Herunterfallen) von Steinen und Lehm(resten) entstanden, dann durch langsame Ablagerung von Erde 150 • Dabei scheint die Treppe so verdeckt worden zu sein, daß die von der Seitenmauer kommende Erd/Schuttschicht schräg zur Innenseite der Ecke abgefallen ist, denn der stark ausgewitterte Abschnitt dieser Wand begann nicht unmittelbar über der Treppe, sondern verlief ursprünglich etwa schräg von unten nach oben (Abb. 27-29. 32), was heißt, daß die Abdeckung zur Bastion hin immer dünner wurde. Nach dem Gesagten muß man sich das Ganze in hellenistischer Zeit so vorstellen: Der untere Teil von IX N (Abb. 22 a. 24. 27. 28. 30), die

147 148 149 150

s.o. 27 m . Anm. 15. s. B. II. r. 5. A.I.r m. Anm. 15. Man kann sich nur schwer vorstellen, daß der eine Teil der Brunnen-, Turmund Treppenanlage zugeschüttet wurde (s.o.), der andere, noch viel ruinösere Treppe und 0fV. HV b; Abb. 2r. 22 a. 26. 27-30. 34. 33) waren mit einer großen Erd/Schuttschicht abgedeckt, deren Oberfläche eben war und schräg von oben nach unten verlief, d. h. die die Gestalt einer sehr breiten Erd/Schuttrampe besaß151 • Der obere Teil von IX N und der Ecke sowie ihr Oberbau waren jedoch sichtbar. IX N war von außerordentlicher Höhe (Abb. 22 a. 23. 27. 28): Die Gesamthöhe - von der «Mauer VIII» an bis zum Niveau des Tempelplatzes - hat ca. 14 m betragen'52, die sichtbare Höhe von IX N also ungefähr ro m, was bedeutet, daß der Bau von überwältigender Wirkung gewesen sein muß. Wie IX N ganz oben aussah, ist unklar. IX N war wohl am ehesten noch mit einer Mauer aus Rustikaquadem versehen, auf der ein Wehrgang entweder mit zinnenbesetzter oder mit geschlossener, mit Fenstern versehener Brustwehr entlanglief; eventuell standen auf der davon begrenzten Plattform noch irgendwelche Monumente. Zum Teil ähnlich wie IX N hat wohl auch der Oberbau der Ecke ganz oben ausgesehen (natürlich waren hier keine Rustikablöcke verwendet worden). Beide Bauteile hätten auch - wie IX W - 153 der Aussicht nach Norden gedient. Denkbar wäre, daß die auf der Ecke vermutete Brüstung des Wehrgangs mit der der nördlichen Burgmauer verbunden gewesen ist. Der Sachverhalt, daß der obere Teil des Sockels sowie der Oberbau der Nordostecke der Nordostbastion nicht den Blicken des Betrachters entzogen waren, sondern daß sie durch die beschriebene Konstruktion von IX N und die Abtragungs- und Zuschüttungsmaßnahmen in besonderer \'v'eise herausgehoben worden waren, bedeutet, daß dieses sehr altertümlich wirkende Bauelement als Denkmal präsentiert werden sollte 0fV. HV b. Abb. 23- 27. 28), wobei anzunehmen ist, daß (am Oberbau) der Lehmziegelteil und die Verputzung immer wieder erneuert wurden: Von der neuen, gewaltig wirkenden Mauer IX N flankiert, konnten der obere Teil des Sockels sowie der Oberbau der Nordostecke der Nordostbastion als eindrucksvoller fortifikatorischer Rest der heroischen Vergangenheit verstanden werden154 • Die Mauer IX N dürfte dabei außer ihrer Funktion als Stützmauer noch einen anderen Zweck erfüllt haben, konnte sie doch durch ihre Monumentalität auf 151 vgl. für den Teil vor IX N und der Ecke Abb. 22 a. - Anders Rose 1997 (1), 107

Anm. 98. 152 s. Dörpfeld 1902, 216. lß A. l. l m. Anm. 37-40. 154 vgl. Dörpfeld 1902, 150.

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A. I. Archäologisch bezeugte Bauwerke in der Stadt

die Gewaltigkeit des Tuns hinweisen, durch das die von Alexander und seinen Nachfolgern bewirkte Neugestaltung Ilions möglich geworden war. Nicht nur in zA 5, sondern auch an der Grenze von A 5/ 6 0fV. Abb. 6) wurde in hellenistischer Zeit - und nicht vorher - die südwestliche Burgmauer abgetragen' 55 • Das geht daraus hervor, daß man bei der Abtragung der alten Mauer an der Grenze von A 5/ 6 fast so tief gegangen ist wie in zA 5156, d. h., das dürfte am ehesten im Zusammenhang mit dem Abriß der Mauer in z/ A 5/ 6 geschehen sein. Da letzteres wiederum eine Folge der Errichtung der frühhellenistischen Stadtmauer war, muß die in Frage stehende Abtragung im 3- Viertel des 3. Jhs. v. Chr. stattgefunden haben. Der nach Südosten folgende Abschnitt der Burgmauer an der Grenze von A 5/ 6, in A 6 und A 7 0fV. Abb. 6. 53. 54), und zwar sein oberer Teil, war dagegen in hellenistischer Zeit noch sichtbar 0fV. Abb. 7), auch wenn in A 6 in einiger Entfernung vor der Mauer der Nordbau (vgl. Abb. 47) stand'57 • In A 6 und A7 muß die sichtbare Mindesthöhe dieser Mauer zwischen 3 und 4 m betragen haben. Das ergibt sich daraus, daß in augusteischer Zeit der Fußboden der Säulenhalle bei ca. 30, 50 m ü. d. M. und die am höchsten anstehenden Reste der dahinter liegenden, älteren Häuser bei 33, 30 m ü. d. M. gelegen haben, wobei davon auszugehen ist, daß diese Reste damals nicht mehr zu sehen waren'58 • Wenn nun schon zu Dörpfelds Zeiten die Burgmauer in A 6 und im nördlichsten Teil von A 7 einen ganz anderen Eindruck vermittelte, so lag das daran, daß die Mauer in nachantiker Zeit ausgeraubt wurde (Abb. 55) 159• Auch in A 6 und im nördlichsten Teil von A 7 hat

155 s. dazu Biegen 1953, 103f. (vgl. auch ebd. 104f.) Abb. 446. 503. 504. 505. 69- 72. 75. 76. 156 s. die vorherige Anm., bes. Abb. 72. 75. 76. 157 s. A. I. 5. 2. - Einen wie auch immer gestalteten Vorgängerbau hat es in diesem Bereich anscheinend nicht gegeben. 158 Der augusteische Fußboden lag in dieser H öhe, wie das Schwellenniveau der Tür in der Rückwand der Portikus zeigt (Dörpfeld 1902, Taf. III [= VVJ, Höhenpunkt [gelb] 30,31 m ü.d.M.). 159 Das läßt sich aus folgendem schließen : Die aus kleinen Feldsteinen und Erde bestehende Füllung zwischen der Rückwand von Vorbau und Portikus einerseits und der Burgmauer andererseits lag in Rutschlage auf den Resten der Mauer (Dörpfeld 1902, Beil. 23 [zu S. 152] = Abb. 55), was erst geschehen sein kann, nachdem der obere Teil der Mauer ausgeraubt worden war (die Mauer zeigt typische Spuren von Abtragung). Die Füllung war also vorgenommen worden, als die Burgmauer noch in einer bestimmten H öhe aufrecht stand. Da

1. 2. Burgmauer und Stadtmauer

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also der obere Teil der Burgmauer in hellenistischer Zeit noch aufrecht gestanden, wobei am Nordende (irgendwo in A 6) eine Abbruchstelle zu sehen gewesen sein muß16o. Dort, und vielleicht auch am oberen Rand, hätte die Mauer echten Ruinencharakter gehabt, es sei denn, sie wäre - wie in FG 9/io (s. u.) - repariert worden. Weiter im Osten, in AB 8, könnte in hellenistischer Zeit der obere Teil der Burgmauer zu sehen gewesen sein, denn die aus Rustikaquadem bestehende Rückwand des Oberen Heiligtums (im Westlichen Hieron) hat vermutlich nicht so hoch gereicht'61 • In D 9 war der obere Teil der Burgmauer zweifellos sichtbar und eine Stelle darin wurde in späthellenistischer Zeit mit kleinen Steinen repariert; auch in E 9 konnte man sie vielleicht noch - trotz eines unmittelbar auf sie im 3- Jh. v. Chr. gebauten Hauses - sehen162• Auch war schon in frühhellenistischer Zeit die südliche Burgmauer in FG 9/ rn repariert worden, wobei man das in der alten Mauertechnik gemacht hat163• Alles das weist darauf hin, daß die Osthälfte der südlichen Burgmauer bis zum Südturm VI i (allerdings dieser nicht) zumindest stellenweise noch in hellenistischer Zeit aufrecht sichtbar war, z. T. in reparierter Form. Das Südtor VI T und der Südturm VI i waren aber damals, vermutlich sogar schon im 3. Jh. v. Chr., nicht mehr zu sehen, wie die südlich angebaute Konstruktion, wohl der Rest einer Rampe 0/V), zeigt164 • Ein großer Teil der Südwestecke des Turmes war abgetragen worden, damit auf sie die Mauerecke eines Gebäudes gesetzt werden konnte165 • Nordöstlich davon könnte ein weiteres Stück der Burgmauer zu sehen gewesen sein, denn das Theater Bin GHJ 8/ 9/io (VV. Abb. 7) wurde erst in augusteischer Zeit erbaut166 • Weiter nach Nordosten hin

160 161 162 163 164 165 166

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die Füllung erst im Zusammenhang mit der in der frühen Kaiserzeit erfolgten Errichtung von Vorbau und Portikus angebracht wurde, muß die Burgmauer bis in diese Zeit hinein noch zu sehen gewesen sein. Zum Abrutschen der Füllung kann es im übrigen erst gekommen sein, als Vorbau und Portikus funktionslos geworden waren, d.h. zur gleichen Zeit, als die (Marmor?)Verkleidung der Treppenanlage entfernt worden war (zur Baugeschichte s. A.l. 5. 3). vgl. das vorher Gesagte (zum Stück an der Grenze von A 5/6). s. dazu Biegen 1953, Abb. 503- 62; Biegen 1958, Abb. 171. 187. 189. 196. 198 (s. A.l.5. 2); so auch Korfmann/Mannsperger 1998, Abb. 77 (S. 52). s. Rose 1999, 37ff. Abb. 2. 3; zum erwähnten Haus s. Rose 1994, 100 Anm. 49 und Rose 1999, 65 Anm. 34· s. Korfmann 1995, Taf. I, 1 (instruktive Luftaufnahme); Rose 1999, 42 Abb. 5. s. A. I. 4. 3 m. Anm. ro8-rro. A. I. 6. 2. s. die vorherige Anm. s. A. I. 6. 3 (a). A. I. Archäologisch bezeugte Bauwerke in der Stadt

waren anscheinend in frühhellenistischer Zeit die Reste der Burgmauer den Blicken des Betrachters wenigstens teilweise entzogen, wurden sie doch in J 8 vom zweiten hellenistischen Bouleuterion überschnitten' 67 • Ob noch hinter dem Südostturm VI h (VV. Abb. 6) - im Heiligtum des (Abb. VV. 7. 45) - stellenweise Reste der Burgmauer zu sehen gewesen waren, kann zumindest gefragt werden168• Festzuhalten ist nach diesem Überblick' 69 , daß trotz der umfangreichen Baumaßnahmen des 3- Jhs. v. Chr. im Nordosten, Norden und Nordwesten, stellenweise auch im Südwesten und Süden noch große bzw. größere Abschnitte der Burgmauer zu sehen waren' 70 , dabei im Norden und Nordwesten wohl durchaus stattliche; erst recht müssen der obere Teil des steinernen Sockels sowie der Oberbau der Nordostecke der Nordostbastion einen nachhaltigen Eindruck von der Ge167 s. A. I. 6. 2. 168 s. z.B. das ausgesprochen stark verwitterte Stück links vor der das ehemalige Südosttor VII S ummantelnden Bastion (vgl. Dörpfeld 1902, 203 Beil. 28 [zu S. 192], «h»; Hertel 1992, Abb. 5. 6 [S. 96. 97]; Hertel 2002, Abb. 8 [S. 76]); die Bastion wurde in der Phase Troia VII b 1 angebracht (s. A I. 2. 1). 169 Eine ungefähre Vorstellung gibt davon Korfmann/Mannsperger 1998, Abb. 77 (S. 52); Hertel 2002, Abb. 12 a (S. 96). 170 Wenn in der von Strabo vermittelten antiiliensischen Argumentation des Ilion gut kennenden Demetrios von Skepsis (Strab. 13,1,35-43) nicht ein Wort über das Vorhandensein alter und von den Iliensern als aus der heroischen Vergangenheit stammend betrachteter Mauerreste verloren wird, so muß darin kein wirklicher Widerspruch zum archäologischen Befund liegen, und zwar deshalb nicht: r. Es ist die Frage, ob Strabo die Einwände des Demetrios vollständig wiedergegeben hat. 2. Auch wenn man davon ausgeht, daß Strabo dies getan hat, so ist fraglich, ob Demetrios auf derartige Mauerreste überhaupt eingegangen ist. 3. Und wenn er solches erwähnt haben sollte (als Antwort auf den Hinweis der Ilienser, Mauerreste aus der Zeit des Troianischen Krieges vorweisen zu können), dann wird er vermutlich im Rahmen seiner Argumentation (die Lage des hellenistischen Ilion passe nicht zu den Angaben Homers, das hellenistische Ilion entspräche in seiner äußeren Gestalt dem epischen Troia nicht, das alte Troia sei nach der griechischen Zerstörung zuerst eine unbewohnte Trümmerstätte gewesen und dann bis auf den letzten Stein abgetragen worden) die betreffenden Mauerreste auf die Gründung des griechischen Ilion unter Kroisos bezogen haben, was ja auch für ihn und seine Zeitgenossen immerhin schon ca. 400 Jahre zurücklag (Strab. 13, 1,25). Da für Demetrios das alte Troia ganz woanders gelegen haben mußte als das ihm zeitgenössische Ilion, konnten selbst in seinen Augen alte Mauern nicht aus der Zeit des Troianischen Krieges stammen; für ihn sprach so viel gegen die Gleichung altes Troia = griechisches Ilion, daß selbst ein längerer und sehr alter Mauerabschnitt kaum zu einer Änderung seiner Überzeugung geführt haben dürfte (zu Demetrios von Skepsis s. Einleitung m. Anm. 5). 1. 2 . Burgmauer und Stadtmauer

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waltigkeit der alten Mauer vermittelt haben. Dem entsprechen die Angaben eines diesbezüglich gut unterrichteten Autors zum Zustand der Mauer in den auf das Ereignis des Jahres 85 v. Chr. folgenden Jahrzehnten der späten Republik, die u. a. sagen, daß Caesar bei seinem angeblichen Besuch im Jahre 48 v. Chr. nach den Spuren der Befestigungsmauer des sagenhaften Troia gesucht habe («magnaque Phoebei quaerit vestigia muri» [Lucan. 9, 965))17 \ l.2.3. Die Burgmauer in der Kaiserzeit Mit Sicherheit kann man sagen, daß nach der Zerstörung des Jahres 85 v. Chr. durch die Baumaßnahmen der frühen Kaiserzeit die Reste der Burgmauer im Südwesten, an der Grenze von A 5/ 6, in A 6 und A 7 0fV. Abb. 6), nicht mehr sichtbar waren'72• Auch in AB 8 könnte die Burgmauer nicht mehr zu sehen gewesen sein' 73. Ebenso wurde durch die Errichtung des Theaters C, des Odeions, in DEF 9/Io174 , der dort noch erhaltene und reparierte Teil der südlichen Burgmauer (F 9) überdeckt. Auch das in augusteischer Zeit erbaute Theater Bin GHJ 8/ 9/ rn, das neue Bouleuterion, hat eventuell noch sichtbare Reste der südöstlichen Burgmauer 0fV. Abb. 6. 7) verdeckt'75 • Durch die zwischen Odeion und Bouleuterion auf das Propylon zulaufende Straße176 wurde auch der letzte noch sichtbare Rest der südlichen/südöstlichen Burgmauer verdeckt. \Vie es weiter östlich des Rathauses aussah, ist schwer zu sagen. Zu dieser Bautätigkeit gehörten auch der Umbau der von der Zerstörung der Burgmauer im Jahre 85 v. Chr. betroffenen Teils in AB 4, die Errichtung einer neuen Mauer in C-E 3, d. h. einer Mauer von «\Valls 12+», und die Ersetzung der Burgmauer durch eine neue Mauer in F-J 3, IX W 0fV. Abb. 7. 36), durch Neubauten, die außen mit Rustikaquadem verkleidet waren'77 • Offenbar waren aber jedenfalls in der frühen Kaiserzeit der oberste Teil des steinernen Sockels sowie der Oberbau der Nordostecke der 171 s. B. II. r. 5 m. Anm. 178 und zum Besuch Caesars s. ebd. m. Anm. 198-200. Zur einschlägigen Zuverlässigkeit und zur Quelle Lucans s. B. II. 2. 6 m. Anm. 139· 172 s. A. I. 2. 3· 173 So jedenfalls Korfmann/Mannsperger 1998, Abb. 58 (S. 37). 174 s. A. I. 6. 3 (b). 175 s. A.I.6. 3 (a). 176 s. A.I.6.3 (c). 177 s. A. I. 2. 2 und A. I. 1; s. auch Easton 2002, Abb. 206. - Eine ungefähre Vorstellung von der Neubautätigkeit gibt Korfmann/Mannsperger 1998, Abb. 58 (S. 37); Hertel 2002, Abb. 12 b (S. 97). 78

A. I. Archäologisch bezeugte Bauwerke in der Stadt

Nordostbastion noch sichtbar (VV. HV b. Abb. 22 a-29) 178• Das geht aus folgendem hervor: Die auf der Schnittzeichnung (Abb. 22 a) wiedergegebene dritte Schicht von unten, d. h. die, die ein wenig über der «Mauer VIII» beginnt, ist wohl langsam, durch natürliche Ablagerung, entstanden (vgl. auch Abb. 32. 33) 179 • Das heißt, daß spätestens vom 6. Jh. n. Chr. an, als die Ausraubung der Mauem Troias einsetzte'80 , die meisten der (auf den Grabungsfotos sichtbaren sieben) noch erhaltenen Steinlagen von IX N aus hartem Kalkstein verdeckt waren, was auch für den entsprechenden Teil der steinernen Ecke der Bastion gegolten haben muß, und dabei auch für ihre Seite zur Treppe hin (vgl. auch Abb. 22 a-29). Im Laufe der hellenistischen Epoche und der Kaiserzeit wurden also die betreffenden Teile von IX N und der Ecke zunehmend den Blicken des Betrachters entzogen, so daß am Ende der Antike nur noch die obersten Teile dieser Bauelemente, wohl von einer Höhe von ca. 26, 20 oder 26, 50 m ü. d. M. an, zu sehen waren' 8' . Daraus ergibt sich wiederum, daß in der frühen Kaiserzeit von den genannten sieben Steinlagen von IX N schon einige nicht mehr zu sehen gewesen sind, und zwar vermutlich die bis in eine Höhe von etwa 25, 50 m ü. d. M. reichenden. \Vas den obersten Teil der steinernen Ecke angeht, so könnten dort damals einzelne besonders ausgewitterte Steine durch neue, aber ihrer ursprünglichen Form ähnliche ersetzt worden sein (andere, weniger beschädigte, aber dennoch verwitterte wären als Zeichen hoher Altertümlichkeit des Bauwerks an ihrem angestammten Platz geblieben). Außerdem ist anzunehmen, daß (am Oberbau) der Lehmziegelteil und die Verputzung immer wieder erneuert wurden. Vom Tempelplatz aus hat man im übrigen in der Kaiserzeit vielleicht einen Zugang zur Ecke gehabt, um auf ihren obersten Teil gehen zu können182 • Der so noch erkennbare, aber im Vergleich zur hellenistischen Epoche allerdings kleiner gewordene Teil der Nordostecke der Nordostbastion galt wohl - wie in der älteren Zeit - als fortifikatorischer Rest der heroischen Vergangenheit'83• Die sich an der Burgmauer abspielende Umbautätigkeit der frühen Kaiserzeit war eventuell in spätaugusteischer Zeit noch nicht in Angriff genommen oder allzuweit vorangeschritten und ist vielleicht erst in claudisch-neronischer Zeit abgeschlossen worden'84 • 178 179 c8o c8r c82 183

vgl. dazu A. I. 2. 2. s. o. 7of. s. B. II. 2. 2 Ende. s. Abb.

22

a.

s. A. 1. r. vgl. o. 74. - Vgl. auch o. 38f.

I. 2. Burgmauer und Stadtmauer

79

I.2.4. Die Stadtmauer der hellenistisch-römischen Zeit Die Reste einer Ilion umschließenden Stadtmauer aus nachklassischer Zeit waren im 18. Jh. noch an vielen Stellen zu erkennen'85 und selbst um 1840 war noch einiges davon zu sehen186• Schon zur Zeit der Grabungen Schliemanns war jedoch über der Erde nur noch wenig Bausubstanz vorhanden, denn viel war inzwischen von den Bewohnern der umliegenden Dörfer abgetragen worden. An einigen Stellen konnte Schliemann jedoch noch Reste der Mauer freilegen' 87 • Ein größerer Abschnitt ihres aus zwei Schalen mit kleinsteiniger Innenfüllung bestehenden Fundaments wurde dann von Dörpfeld ausgegraben, leider ist unklar wo 188 • Der Verlauf der Mauer konnte aufgrund der in den achtziger und neunziger Jahren des 19. Jhs. noch sichtbaren Reste, der genannten Schnitte und der Terraingestaltung erschlossen werden (Abb. 5). Der Umfang der Mauer betrug - ohne die nördliche Grenzmauer des Athena-Heiligtums - ca. 3,3 km189 • Schliemann hielt die Mauer für die nach Strabo (13, 1, 26) von Lysimachos erbaute Stadtmauer, Dörpfeld wies sie der Kaiserzeit zu'90 • Blegen legte im \Vesten, in xy 5, ca. 17 m von den Fundamentresten dieser Mauer frei. Der Befund ist leider nie veröffentlicht worden. In den Vorberichten und in der Grabungspublikation wurde nur durch Fotos und Pläne darauf hingewiesen und kurz angemerkt, daß es sich bei der Mauer um ein Bauwerk der hellenistischen Zeit gehandelt hat'9' . 184 s. B. II. 2. 1 m. Anm. 22. 185 s. Choiseul-Gouffier 1822, Taf. 35. 186 s. dazu Forchhammer/Spratt 1850, 23; zu Forchhammer und Spratt s. Cobet 1990, 142f. Abb. 4 und Müller-Karpe 1992, 107ff.; zu den Resten der Stadtmauer im 18. und 19. Jh. s. auch Easton 1991, 117f. Abb. 1. 187 s. Schliemann 1881, 682 ( «Von den Mauem rund um Ilion herum, die von Lysimachos erbaut usw.») und sein Plan II (Nr. 37 und 43) mit den Skizzen zu Schnitten F, I, R, in denen von Schliemann Reste der Stadtmauer entdeckt wurden; Schliemann 1984, 20. 27. 217f. Plan VIII. 188 s. Dörpfeld, Tgb. 1, S. 39. 189 s. Dörpfeld 1902, 235. 240. 58off. 585f. Taf. II (= Abb. 5); vgl. Korfmann/Mannsperger 1998, Abb. 60 (S. 39); zum Umfang der Mauers. auch Aylward 1999, 173 m. Anm. 61; Abb. 1 (Ergebnisse der Neuvermessung 1989 und 1990: 3, 331 km Umfang; dieses Maß hat sich durch die im nordwestlichen Teil der Stadt im Jahre 2000 gefundenen Reste [s. u.] etwas verändert). 190 s. Dörpfeld 1902, 235. 240 und vgl. u. 191 s. Dörpfeld 1902, Taf. II (= Abb. 5); Biegen 1935, 26 (Süden). 564; Biegen 1937, 593f.; Biegen 1953, 363f. 370, vgl. auch 105ff. Abb. 75 (Reste der Quermauer [Quader] ganz rechts); 76 (schräg verlaufendes Schalenmauerwerk ganz unten); 79 (Quader links oben) und Abb. 446. 503- 504; Biegen 1958, Abb. 320. 363- 504; Rose 1997 (1), 94 Abb. 19.

80

A. I. Archäologisch bezeugte Bauwerke in der Stadt

Zwar haben die Grabungen Blegens im Westen von Troia nur die Fundamentreste der Stadtmauer zutage gefördert - eine aus glatten Kalksteinblöcken bestehende Schalenmauer von ca. 2, 50 m Breite in Läufer- und Binderkonstruktion mit Innenfüllung aus kleinen Steinen aber dennoch kann gesagt werden, daß ihre Außenseite von einer bestimmten Höhe an, und zwar von der Stelle an, wo die Mauer sichtbar war, aus Rustikaquadem bestanden hat; das geht aus den o. erwähnten Schnitten Schliemanns hervor' 92• Der Wehrgang der Stadtmauer dürfte entweder eine zinnenbesetzte oder eine geschlossene, mit Fenstern versehene Brustwehr besessen haben; eventuell war er im Süden - jedenfalls an bestimmten Stellen - überdacht (s. im folgenden). 1991 habe ich im Süden, und zwar in x 3}/34, wo sich auf Dörpfelds Plan der hellenistisch-römischen Stadt so etwas wie ein großer abzeichnet - was aber wohl nur die Wiedergabe des vom Ausgräber angelegten u-förmigen Schnittsystems ist (Abb. 5) - 193, zwei hintereinander befindliche Schnitte - einen im Süden und einen im Norden angelegt' 94 • Zwar fand ich keine Steine der Mauer mehr in situ, aber immerhin ihren Raubgraben sowie den gekappten und geglätteten Felsboden, und nach Norden hin konnten mutmaßliche Hinterfüllungsschichten erfaßt werden, die eine größere Anzahl von am ehesten aus dem 4./3- Jh. v. Chr. stammenden Scherben enthielten. Danach wäre die Mauer irgendwann in diesem Zeitraum erbaut worden. Ein von C. Bems etwas weiter westlich in y 33 angelegter Schnitt, in dem die Felsbettung und auch noch einige Steine der Mauer freigelegt wurden, hat leider keine Hinweise auf die Bauzeit erbracht. Im Südschnitt von x 3}/34 wurde außerdem eine sich aus Versturzmaterial zusammensetzende und schräg nach hinten (d.h. nach Norden) abfallende Zerstörungsschicht gefunden, die sich im Nordschnitt fortsetzte. Sie lag einer Schicht auf, die aus durch Brand stark geschwärzter Erde bestand. Der Stratigraphie zufolge muß die Bildung der oberen Schicht unmittelbar oder bald nach der Entstehung der unteren zustande gekommen sein. Das Versturzmaterial bestand aus einigen Münzen, vielen Scherben, zahlreichen Dachziegelfragmenten und vielen kleinen Steinbrocken sowie einer begrenzten 'Zahl großer Blöcke, und darunter auch einiger 192 s. Schliemann 1881, Taf. II; zu den Grabungen Biegens s. die vorherige Anm. 193 s. Dörpfeld 1902, Taf. II(= Abb. 5), westlich von den mit «G» gekennzeichneten Schnitten (ein Turm war es wohl nicht); Rose 1999, Abb. 1. 194 vgl. Korfmann 1992 (1), 32 Abb. 2; Rose 1992, 56 (meine Ergebnisse sind sehr verkürzt wiedergegeben); Rose 1997 (1), 96. - s. den Plan Korfmann 1999, Abb. 1.

1. 2. Burgmauer und Stadtmauer

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rechteckiger. Aufgrund des Versturzcharakters der Zerstörungssschicht und der Art des darin aufgetauchten Steinmaterials darf geschlossen werden, daß es sich dabei um die Innenfüllung der im südlichen Teil des Südschnitts vorauszusetzenden Stadtmauer gehandelt hat, die durch den Abriß ihrer Schalen nach hinten gefallen ist. Die späteste hellenistische Münze der Zerstörungsschicht war in der zweiten Hälfte des 2. Jhs. v. Chr. geprägt worden, und jedenfalls einige Scherben gehörten in die zweite Hälfte des 2. Jhs. und in das x. Jh. v. Chr. In diesem Zeitraum hat es aber nur eine Zerstörung von Ilion gegeben, auf die sich der dargelegte Sachverhalt - zuerst Inbrandsetzung, dann Abriß der Stadtmauer - beziehen läßt: Die Eroberung Ilions im Jahre 85 v. Chr., als die Stadt in Brand gesteckt und die Stadtmauer zerstört/geschleift worden ist195 • 195 Zum Geschehen des Jahres 85 v. Chr. s. B. II. r. 5 m. Anm. 178-188. - Die vielen kleinen Steinbrocken und die geringe Zahl großer Blöcke dürften als Teil der Innenfüllung der Schalenmauer anzusehen sein. Gleiches könnte auch für die Dachziegel und viele Scherben gelten, die eventuell wiederverwendeter Siedlungsschutt gewesen sind, obwohl derartiges Füllmaterial für eine Schalenmauer eher ungewöhnlich zu sein scheint (vgl. dazu Carpenter/Bon 1936, 87. 93 m. Anm. 2; Winter 1971, 135; Kienast 1978, 42; Lawrence 1979, 214f.) und auch der Mauerabschnitt in y 5 so etwas nicht geliefert hat (vgl. Anm. 196); denkbar wäre auch, daß die Ziegel von einem überdachten und zum Einsturz gebrachten Wehrgang (s. u.) stammten (vgl. dazu Winter 1971, 141ff. Abb. n7) und jedenfalls ein Teil der Keramik vom Wehrgang kam, wo er an verschiedenen Stellen gelegen (Fragmente der von den Wächtern/Verteidigern verwendeten Gefäße) und sich bei der Zerstörung der Mauer (s. u.) mit dem Material der Innenfüllung vermischt hatte, der andere Teil der Scherben hat sich möglicherweise aus Resten von Gefäßen zusammengesetzt, die den an der Zerstörung der Mauer Beteiligten gehört hatten. Zumindest die unterste Quaderlage der Rückschale muß nach den Abdrücken ehemaliger Blöcke im Ost- und Westprofil noch lange erhalten geblieben sein (vermutlich sind viele höher angebrachte Quader des Fundaments erst durch den mit der Spämantike einsetzenden Steinraub entfernt worden). Der Zerstörungsvorgang dürfte wie folgt abgelaufen sein: Hinter der Stadtmauer (d. h. im Norden von ihr) hatte es stark gebrannt, so daß sich die Brandschicht bilden konnte. Dann wurden die Brustwehr und die Schalen der Mauer mehr oder minder stark abgerissen, wobei das Dach des Wehrgangs zusammenbrach und die Quader der Außenschale nach vorn (d. h. nach Süden), die der Innenschale nach hinten (d.h. nach Norden) gestoßen bzw. gezogen worden sind (und zwar wohl relativ weit in diese Richtungen, weil in und unter der Zerstörungsschicht keine Blöcke aufgetaucht sind [die nun außerhalb der Mauerreste herumliegenden Quader sind vermutlich beim Wiederaufbau Ilions in der frohen Kaiserzeit wiederverwendet worden]). Im Zuge der Abtragung der Mauer rutschte die Innenfüllung nach hinten, und zwar auf die Brandschicht (und ebenso die eventuell zur Füllung gehörigen Ziegel und

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A. I. Archäologisch bezeugte Bauwerke in der Stadt

1995 wurde durch B. Menadier ein weiterer Abschnitt der Mauer in y 5 ausgegraben, allerdings nur das stark ausgeraubte Fundament. Durch die im Fundamentgraben entdeckte jüngste Keramik konnte die Erbauung des Mauerteils in das 3. Viertel des 3. Jhs. v. Chr. gesetzt werden' 96 . In L 4 (VV. HV b. Abb. 7) wurde nicht nur der untere Teil des pfeilerartigen Vorsprungs der Ostmauer der nördlichen Halle der Ostportikus gefunden - Dörpfeld hatte schon den oberen Teil freigelegt'97 -, sondern auch östlich davon in einer Entfernung von 3 m die Fundamente eines Pfeilers. Beide Bauelemente konnten nur die \'\Tangen eines Tores der Stadtmauer sein, das dann das Nordosttor gewesen sein mußte' 98. Die westliche Wange sowie die von der nördlichen Halle der Ostportikus nach Norden laufende Mauer, beide außen mit Rustikablöcken verkleidet, waren ebenso wie die östliche Wange auf den Felsen gesetzt worden. Die zwischen den Resten des zum Tor gehörigen Laufniveaus und dem Felsen gefundenen jüngsten Scherben stamScherben). - Bei der Auswertung des Befundes am Ende der Grabungskampagne habe ich den Abriß der Mauer versuchsweise in die frühe Kaiserzeit gesetzt, und zwar aufgrund einer vielleicht in das r. Jh. n. Chr. gehörenden Scherbe und zwei anderer Fragmente, die ich damals um die Mitte und in die zweite Hälfte des I. Jhs. v. Chr. datiert habe (alle drei in der Art der Pergamenischen Sigillata). Die zuletzt genannten beiden Stücke gehörten aber wohl eher in die zweite Hälfte des 2. Jhs. und in das r. Jh. v. Chr. bzw. nur allgemein in dieses Jahrhundert. Selbst wenn die Datierung der zuerst genannten Scherbe zutreffen sollte, so wäre jedoch damit zu rechnen, daß es sich bei ihr - ähnlich wie bei einer Münze des 4. Jhs. n. Chr. - um ein nachträglich eingedrungenes Objekt gehandelt hätte, denn ansonsten waren alle anderen Fundstücke (die überaus zahlreich waren) hellenistisch, und aufgrund des stratigraphischen Befundes kommt nur eine einheitliche, aus Inbrandsetzung und unmittelbar oder bald darauf folgendem Abriß bestehende Zerstörung der Mauer in Frage, und das kann infolge der zeitlichen Stellung des Versturzes nur die des Jahres 85 v. Chr. gewesen sein (s. den am Anfang der Anm. gegebenen Verweis); auch aus historischen Erwägungen ist es ganz unwahrscheinlich, daß eine Zerstörung der Mauer wie gerade beschrieben erst in der frühen Kaiserzeit vorgenommen wurde (vg: B. II. 2. 1). Da ich jedoch kein Kenner hellenistischer Keramik bin, wäre eine Uberprüfung wenigstens der in Frage stehenden Scherben durch einen Spezialisten wichtig (vgl. dazu A.I.1. Anm. 72). - Der Schnitt X 33!34 ist der einzige mir bekannte Grabungsbefund im Bereich der Stadtmauer von Ilion, der archäologische Hinweise auf das Geschehen des Jahres 85 v. Chr. geliefert hat. Ein Indiz für eine Renovierung des hier ehemals vorhandenen Mauerabschnitts in der frühen Kaiserzeit hat dieser Grabungsbefund nicht erbracht. 196 s. Rose 1997 (1), 95 Abb. 20. 197 s. A.I.1 m. Abb. 27. 198 s. A. I. 1 m. Abb. 28; Korfmann 1997 (1), 52f. Abb. 53; Rose 1997 (1), 96, Abb. 21. 22; Rose 1998, 97f. Abb. 24.

I. 2 . Burgmauer und Stadtmauer

83

men aus dem 3. Viertel des 3. Jhs. v. Chr. Diesen Grabungsergebnissen zufolge ist also die neue Befestigung Ilions im angegebenen Zeitraum entstanden'99 • Die neueren Untersuchungen haben bestätigt, daß die Stadtmauer auf einem Fundament der o. beschriebenen Art ruhte und das aufgehende Mauerwerk außen mit Rustikaquadem verkleidet gewesen war. Ersteres bestand aus Mergel, d. h. aus weichem Kalkstein, letzteres aus hartem Kalkstein. Der für die Errichtung der Stadtmauer ermittelte Zeitraum schließt Lysimachos als Bauherrn aus. Die Nachricht der o. angeführten Strabo-Stelle bezieht sich also, wie schon oft angenommen wurde, auf die von ihm initiierte Erbauung der Befestigung von Alexandreia Troas200 • Dieses Resultat stimmt mit den anderen Angaben der antiken Schriftquellen zur Stadtmauer des hellenistischen Ilion überein: 277 v. Chr. haben nach Strabo die Kelten Ilion nicht als Stützpunkt für ihre Unternehmungen gewählt20' , weil die Stadt noch unbefestigt war. Aber 216 v. Chr. hat eine intakte Mauer die Stadt umgeben202 und 190 v. Chr. hat Livius zufolge das römische Heer vor den Mauem Ilions kampiert203 • Im Jahre 2000 konnte noch nachgewiesen werden, daß die frühhellenistische Befestigungsmauer die Stadt im Westen noch weiter westlich umgab, als das von den älteren Ausgräbern angenommen worden war, denn Spuren von ihr wurden in p 12 gefunden. Das aber heißt, daß sie unterhalb der Geländekante verlief und das Quellhöhlensystem204 damals innerhalb des Siedlungsgebiets gelegen hat (vgl. Abb. 5, die entsprechend korrigiert werden muß) 205 • Diese Mauer überschnitt im Westen, in zA 5, die Burgmauer und endete dann (Abb. 6. 7) 206• Der nordwestliche Bereich der Stadt, d. h. der westlich des Athena-Heiligtums, kann bei der Erbauung der frühhellenistischen Stadtmauer nicht unbefestigt geblieben sein207 und die

199 s. auch Tekkök 2000, 85ff. 200 s. dazu die klärenden Ausführungen von Rose 1997 (1), 93ff.; vgl. Bringmann/ von Steuben 1995, I 1, 279f. K.Nr 245 (L). 201 Strab. 13, 1, 27. 202 Pol. 5,m (s. Haubold 1888, 28. 25f.; Brückner bei Dörpfeld 1902, 586. 584). - S. zu all dem auch Rose 1997 (1), 93ff. 203 Liv. 37,37,2. 204 s. dazu A. I. 9. 205 Korfmann 2001, 32f. Abb. 23. 27. 206 s. A. I. 2. 2 m. Anm. 106. 107; s. auch Easton 2002, Abb. 202 und 206. - Reste einer Fortsetzung dieser Mauer oder auch die einer älteren Mauer sind in A-E 4/5 weder bei den Grabungen Schliemanns noch Dörpfelds gefunden worden. 207 Von der Existenz einer damals den nordwestlichen Bereich der Stadt umgeben-

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A . I. Archäologisch bezeugte Bauwerke in der Stadt

Burgmauer war in AB 4, und zwar wohl in der alten Mauertechnik repariert, erhalten geblieben und so zu einem Teil der neuen Befestigung gemacht worden208 • Zwischen ihr und der den abgetragenen Teil dieser Mauer in A 520 9 überschneidenden Stadtbefestigung muß sich also ein stumpfer Winkel gebildet haben. In C-E 3 und in F-J 3 existierte die Burgmauer in der gleichen Form wie in AB 4 weiter 0fV. Abb. 6. 36); die erwähnten Abschnitte der Burgmauer gehörten also zur hellenistischen Stadtbefestigung Auch für die Nordostecke der Nordostbastion 0fV. HV b. Abb. 7) gilt dies, obgleich in besonderer Weise Im Nordosten bildeten die von der nördlichen Halle der Ostportikus nach Norden laufende Mauer und IX N, die im rechten Winkel aufeinandergestoßen waren und eine in einem einheitlichen Bauverband stehende Konstruktion gebildet hatten, nicht nur einen Teil der Grenzmauer des Heiligtums der Athena, sondern auch der Stadtmauer, wobei IX N bastionartig gewirkt haben muß 0fV. HV b. Abb. 7)212• Die im 3- Viertel des 3. Jhs. v. Chr. erbaute Stadtmauer wurde 85 v. Chr. zerstört. In der frühen Kaiserzeit sind wohl die Schäden, die 85 v.Chr. entstanden waren, behoben worden, worauf Lucan. 9,999f. hindeuten könnte, sofern man die betreffende Stelle wörtlich nimmt (was man aber nicht muß); auch das im folgenden zur Mauer in AB 4 und C-E 3 Gesagte scheint dafür zu sprechen, daß die Stadtbefestigung renoviert wurde. Überdies möchte man sich angesichts des umfangreichen Bauprogramms der frühen Kaiserzeit nicht vorstellen, daß die Mauer in Ruinen blieb. Dennoch zeigt der Fall Korinth, daß das Gegenteil hätte der Fall sein können 3. 210



211



21

208 209 210 2II 212 213

den Mauer muß ausgegangen werden, denn der (eventuell nach Osten höher werdende) Bereich lag (selbst ohne diese Steigung) nicht allzu tief - vermutlich allenfalls 2 m - unter dem des Temenos und hätte daher Angreifern einen bequemen Zugang zu diesem geboten; auch wäre, da die neue Stadtbefestigung in zA 5 endete, ohne das Vorhandensein einer Mauer am nordwestlichen Rand das Areal der Stadt ohne weiteres zugänglich gewesen. s.o. 64ff. s. A. I. 2. 2. Zu all dem s. A. 1. 1. S. A. J. 2. 2. s.o. 26f.; vgl. auch o. 74. Zum Jahr 85 v. Chr. s. B. II. 1.5 und A. 1. 1, zu Lucan s. B. II. 2. 1 m. Anm. 12. Zum Bauprogramm der frühen Kaiseneit s. B. II. 2. 1. - Für eine Renovierung der Mauer könnte auch der spätantike Befund im Bereich des Nordosttors sprechen, s. u. m. Anm. 217 und 218. - Beim Wiederaufbau von Korinth seit 44 v. Chr. wurde die Befestigungsmauer nicht renoviert, erst in der Spätantike hat

I. 2. Burgmauer und Stadtmauer

85

Im Zuge der Neubautätigkeit hat man die Burgmauer in AB 4 umgebaut, in C-E 3 eine neue Mauer errichtet, d. h. eine Mauer von «\Valls 12+», und in F-J 3 wurde sie durch IX W (VV. Abb. 7) ersetzt, und zwar so, daß man die genannten Abschnitte außen mit Rustikaquadern verkleidet hat'14 , was im übrigen für eine Renovierung der Stadtmauer spricht. InJ 3 wurde ein Vorsprung dieser Mauer errichtet, um einen IX N im Kern entsprechenden Bau zu schaffen, was heißt, daß man so in J 3 und K J/4 eine so weit wie möglich symmetrische Gestaltung der Architektur erzielt hat (VV. Abb. 7t5. Eventuell war dieser Vorsprung - wie vermutlich IX N - mit einer zinnenbesetzten Brustwehr versehen. Das Pflaster der vom Theater A (Abb. 5) zum Nordosttor führenden Straße wurde zwischen 450 und 500 n. Chr. stark ausgeraubt216 • Das Tor hat man um 500 n. Chr. blockiert'17 • Im 6. Jh. n. Chr. wurden das Nordosttor und andere Teil der Stadtbefestigung durch Erdbeben zerstört218 • I.3.

Der Befund in A 7. Die und das Haus 850

Unmittelbar vor der südwestlichen Burgmauer wurden in A 7 (vgl. VV)1 bei den Grabungen Biegens unter einer Schicht mit hellenistischer Keramik sog. gefunden, d. h. niedrige, podestartige Rundstrukturen aus kleinen Steinen, die einen durch größere Steine markierten Rand aufwiesen (es gab auch einige viereckige Podeste); ihr Durchmesser lag zwischen 1, 50 und 2 m3. Jeweils mehrere von ihnen waren nebeneinander angeordnet, darüber waren neue gebaut und so fort, so daß Gruppen von ihnen in «Schichten» übereinanderlagen. Aus der Lage der einzelnen Rundstrukturen zueinander - sie stießen z. T.

214 215 216 217 218

2 3

86

man die Stadt wied er durch eine Mauer gesichert (s. Carpenter/Bon 1936, 25. r26f. r28). s. A. I. 1 und auch A . I. 2. 3. s. A. I. I. s. Rose 1998, 97f.; Rose, Begleitband 2001, 280. s. die vorherige Anm. s. Rose 1997 (1), 98ff.; Rose 1998, 97f.; Rose, Begleitband 2001, 185; 280. vgl. Dörpfeld 1902, Taf. III (= VV); Studia Troica 4, 1994, Plan von Troia (hinten). s. Biegen 1937, 586. s. Biegen 1958, 274f. Abb. 156-167. 369. 370. - Nichts mit diesen der Burgmauer erhob sich auf höherem Niveau der Bau IX A (s.o.). Die von Dörpfeld außerdem in A 6 freigelegten Reste einer kleinen Halle(?) mit Anbauten gehörten zu einem später als Treppenanlage und Portikus entstandenen, offenbar mehrphasigen Bau (VV. Abb. 47. Südostecke davon auf Abb. 53 [rechts oben] zu sehen)79 • Der Bereich des Oberen Heiligtums mit dem Altar E, die Treppenanlage mit der Portikus, der Platz und der Tempel A bildeten in der frühen Kaiserzeit einen klarer und einheitlicher gegliederten architektonischen Komplex als in hellenistischer Zeit; in seinem unteren Teil stand der neue Altar, der auf den Tempel bezogen war. Oberes Heiligtum und Tempel waren nicht mehr voneinander getrennt. Der Treppenbau hat, da er auf den Platz vor dem Altar ausgerichtet war, wohl auch die Funktion einer Tribüne gehabt80 • I. f· 4. Die religi,öse Funktion des Westlichen Hierons Nach Rose soll das Westliche Hieran in archaischer Zeit dem Kult anatolischer Gottheiten, in hellenistischer Zeit dem Mysterienkult der Götter von Samothrake geweiht gewesen sein, darunter auch Kybele und Dardanos8' . Der Versuch, die hellenistische Phase des Westlichen Hierons mit den samothrakischen Göttern in Verbindung zu bringen, ist jedenfalls nicht in jedem Punkt stringent. Auf einen Aspekt sei hier nur kurz hingewiesen: Die Anlage des Heiligtums in Ilion unterscheidet sich völlig von der desjenigen auf Samothrake, ein Sachverhalt, der auch Rose klar gewesen ist82• Die Deutung der im übrigen nicht nur im Westlichen Hieran gefundenen Tontafeln auf Dardanos ist keineswegs sicher und nur eine von verschiedenen Deutungsmöglichkeiten. Da es zudem durchaus möglich ist, daß diese Tontafeln nicht ein und dersel79 D örpfeld, Tgb. 2, Farbabb. S. 16 a (= Abb. 47): Der Mauerkomplex auf und unmittelbar vor dem späteren Vorbau der Troia VI-Mauer (Mauer und Vorbau liegen zwischen dem Haus VIA [rechts] und dem Bau y sowie dem Rundbau ß lbeide links oben]; vgl. Dörpfeld, Tgb. 3, Farbabb. S. 74f.; Dörpfeld 1902, Abb. 36 [S. u4], «Römische Mauer»). 80 vgl. Rose 1991, 76 Anm. 17. - Eine Vorstellung vom Aussehen des Heiligtums gibt Korfmann/Mannsperger 1998, Abb. 58 (S. 37); Hertel 2002, Abb. 12 b (S. 97). 81 Rose 1998, 87ff. 82 ebd. I. 5. Das Westliche Hieron

133

ben Person gewidmet waren, sondern verschiedenen Heroen83, kann für das Westliche Hieron nach einer anderen Kuhfigur Ausschau gehalten werden, und d. h. in diesem Fall nach einer solchen, die in enger Verbindung mit der im Oberen Heiligtum verehrten Gottheit gestanden hat. Sollte im Oberen Heiligtum tatsächlich schon in archaischer Zeit K ybele verehrt worden sein84, so ergäbe sich daraus folgende Bestimmung des Westlichen Hierons: In der Troas waren Aphrodite, Meter Idaia und Kybele identisch85 (schon im homerischen Aphroditehyrnnus wird Aphrodite nachdrücklich als K ybele gekennzeichnet, die sich im !da-Gebirge mit dem Helden Anchises vereinigt) 86• Hätte also tatsächlich im Oberen Heiligtum K ybele Kult genossen, was bedeuten würde Kybele-Aphrodite, so könnte im Unteren Heiligtum Anchises verehrt worden sein. Dafür spricht, daß im Unterem Heiligtum eine mit der des Oberen Heiligtums eng verbundene Kultfigur verehrt worden sein muß, die ihr aber zugleich im Rang nachgeordnet war. Und der Umstand, daß das Westliche Hieron im 2. Jh. v. Chr. und in der frühen Kaiserzeit jeweils neugestaltet wurde, würde die hier vorgeschlagene Deutung unterstützen, denn die Bedeutung des Aineias-Mythos steigerte sich für Ilion in jeder der beiden Epochen87• Der in diesem Heiligtum Anchises dargebrachte Kult wäre dann am ehesten Heroenkult gewesen.

I. 6.

Die Agora

I. 6. I. Die Agora von geometrischer bis in klassische Zeit Homer erwähnt für das mythische Troia eine Agora, die vor dem Palast des Priamos liegt'. Ähnlich wie beim Tempel der Athena könnte er die Agora aus dem Ilion seiner Tage in das sagenhafte Troia zurückgespiegelt haben Das hieße, daß sie sich beim Palast des damaligen 2



83 s. A.I-4-4. 84 Biegen 1937, 42ff. 588ff.; Biegen 1958, 247f. 254f. 269ff. Abb. 320. 363. 371. 372; Thompson 1963, 57ff. Taf. m. IV (Zuweisung an die Göttin u. a. durch Knochenfunde in der Asche von Altar A [Löwenknochen und Knochen von großen Tieren überhaupt]); vgl. auch Rose 1991, 74 m. Anm. 17. 85 Zu Kybele Fauth 1969, 383; Naumann 1983, 17f. ; vgl. auch Burkert 1977, 276ff. 86 Horn. h. Aphr. 64-74. - Vgl. dazu Lenz 1975, 2. 97f. 268ff. 87 s. B. II. r. 5 m. Anm. 169 und B. II. 2. r. Il. 2,788f.; 7,345f.; 18, 274 (vgl. Kolb 1981, 2 m. Anm. 6; 5 Anm. 1). 2 vgl. o. A.I.4. r. 134

A. I. Archäologisch bezeugte Bauwerke in der Stadt

Königs von Ilion, und zwar im hoch gelegenen Teil der Stadt, befunden hätte. Archäologisch nachweisbar ist freilich nichts davon. 1996 wurden unter dem kaiserzeitlichen und dem zweiten frühhellenistischen Bouleuterion Mauerreste freigelegt, die zu zwei jeweils mehrräumigen und gleichartig orientierten Gebäuden gehören, das erste aus dem späten 6., das zweite, etwas größere, aus dem frühen 5. Jh. v. Chr.3 Da diese Reste unter den späteren Rathäusern lagen, kann es sich dabei um öffentliche Gebäude gehandelt haben. Rose hat aufgrund der Mehrräumigkeit Prytaneia in ihnen vermutet4. Sollte das zutreffen, dann würde das bedeuten, daß die Agora damals außerhalb der eigentlichen Siedlung gelegen hätte.

I. 6.2. Die hellenistische Zeit Unter dem augusteischen Bouleuterion, dem sog. Theater B (GHJ 8/9/10), und zwar unter dessen Nordostecke, waren von Dörpfeld Mauerzüge einer großen Anlage von viereckigem Grundriß und mit Außenwänden aus Quadern gefunden worden, wobei die Nordwestecke in J 8 in die Burgmauer einschnitt, die dafür an dieser Stelle abgetragen worden war (VV) 5• Die Fortsetzung der nördlichen Außenwand in Richtung Turm VI h G8) wurde von Blegen freigelegt6• 1991, 1993 und 1996 hat man weitere Reste dieses Gebäudes ausgegraben, so daß der Grundriß mit einiger Wahrscheinlichkeit rekonstruiert werden konnte7• Im Gegensatz zur Südwestorientierung des augusteischen Bouleuterions war der ältere Bau nach Nordosten ausgerichtet und lag weiter nach Osten hin (VV)8, dabei etwa parallel zu der vor dem ehemaligen Südtor VI T aufgeführten Konstruktion (FG 9/ro), die vielleicht eine Rampe (VV) war9 • Das Gebäude war rechteckig, wobei die nordöstliche Schmalseite eine Länge .v on 16 m besaß. Vermutlich hatten auf der 2 m von der Außenwand entfernten Innenwand Säulen gestanden und in dem da3 4 5 6

7 8 9

s. Rose 1999, 46 Abb. r. ro; vgl. auch Dörpfeld 1902, Taf. III(= VV) und Studia Troica 4, 1994, Plan von Troia (hinten). s. Rose 1999, 47. s. Dörpfeld, Tgb. 2, S. 60. 64f. m. Abb. S. 60 a; Dörpfeld 1902, 205 Taf. III (= VV). VI. s. Biegen 1958, n9. 235 Abb. 136-138. 337. 352 («hellenistic wall»). Wie die Art des Mauerwerks dieser Wand zeigt, dürfte der Zwischenraum zwischen ihr und der Burgmauer aufgefüllt gewesen sein. s. Rose 1992, 52f. m. Abb. 14; Rose 1999, 46f. Abb. ro. s. Dörpfeld 1902, Taf. III. s.o. mf.

1. 6. Die Agora

135

von umgebenen Mittelraum war eine sich nach Südosten öffnende Cavea mit einem davor und in ihrer Achse liegenden Altar angebracht. Um ihn herum dürfte also die Orchestra gelegen haben. Der Bau stammt aus dem 3- Viertel des 3. Jhs. v. Chr. IO. Sowohl seine Lage - unter dem augusteischen Bouleuterion - als auch seine Größe und sein Grundriß sprechen dafür, daß es der Vorgängerbau des späteren Rathauses gewesen war Diesem Vorgängerbau scheint ein etwas anders, d. h. schräger, orientierter und deutlich kleinerer Bau aus der Zeit um 300 v. Chr. vorausgegangen zu sein, von dem allerdings nur wenig übriggeblieben ist Da das Bouleuterion in]K 8/9/Io lag, muß in seiner Umgebung, und vor allem vor ihm, die damalige Agora gelegen haben'3• In G 10 entdeckte Dörpfeld eine Mauerecke (VV)14, die parallel zur Südportikus und zum Propylon des Athena-Heiligtums erbaut worden war und schräg über die Südwestecke des Südturms lief, wobei ein großer Teil dieser Ecke zuvor abgetragen worden war (VV). Die Reparatur der Burgmauer in FG 9/Io lag hinter der Nordmauer der Mauerecke und parallel zu ihr15• Zu welchem Gebäude diese Mauerecke gehört hat, ist unklar. Rose hat ein Heroon vermutet, was aber nicht stringent begründet werden konnte. In jedem Fall gehört der Rest in hellenistische Zeit, denn es wurde vom Odeion überbaut. Außerdem wurden etwas südlich vom augusteischen Odeion im Bereich der römischen Thermenanlage in CDE n/12/13 und im Nordosten der Agora jeweils Tontafeln mit der Darstellung des gefunden (an der zweiten Stelle viele davon und über ein ziemlich großes Areal verstreut), was auf die Existenz von wenigstens zwei Heroa auf der hellenistischen Agora schließen läßt16 • 11



12



10 s. Rose 1999, 46. n s. Rose 1999, 46f. Abb. 10. 12 s. Rose 1999, 46 Abb. 10. 13 s. Rose, Begleitband 2001, Abb. 191 (S. 181). - Eine Vorstellung von diesem Komplex gibt Korfmann/Mannsperger 1998, Abb. 77 (S. 52); H ertel 2002, Abb. 12 a (S. 96); Korfmann, Begleitband 2001, Abb. 66 (S. 65). 14 s. Dörpfeld 1902, Abb. 43 (S. 132) «IX»; Taf. ill (= VV). VI. VII; vgl. auch Studia Troica 4, 1994, Plan von Troia (hinten); Rose 1997 (1), Abb. 1 a. 15 s. A. 1. 2. 2 m. Anm. 163. 16 Zur Mauerecke und ihrer Deutungs. Rose 1993, 108 Abb. 12 «C»; Rose 1999, 42 m. Anm. 23 (zum Odeion s. A. 1. 6. 3 [b]). - Zu den Tontafeln mit der Darstellung des im Bereich der Thermenanlage s. Thompson 1963, 56f.; Miller 1991, 29f. 48, zu denen im Nordosten der Agora s. Biegen 1934, 243ff. (vgl. auch A. l-4- 4 und A. I. p m. Anm. 23. 25).

136

A. 1. Archäologisch bezeugte Bauwerke in der Stadt

I. 6. J· Die Kaiserzeit I. 6. 3 (a) Das Bouleuterion (Theater B) Vor dem östlichen Teil der Südportikus des Heiligtums der Athena und parallel zu ihr wurde in GHJ 8/9/rn das römische Bouleuterion errichtet (Theater B) (VV. Abb. 7. 56. 57)'7. Seine Orientierung war also ganz anderer Art als die des hellenistischen Rathauses. Der neue Bau war von eher quadratischem Grundriß, ca. 29 m breit und 26 m tief. Somit war er um einiges größer als das Bouleuterion von Priene, das fast quadratisch, 20 m breit und 18 21 m tief, war und etwas kleiner als das von Milet19. Damit war das augusteische Rathaus von Ilion fast doppelt so groß wie sein hellenistischer Vorgängerbau. Das aufgehende Mauerwerk des Theaters B war aus hartem Kalkstein, die Fundamente waren aus weichem bzw. Mergel. Jedenfalls der sichtbare Teil der Rückwand scheint außen aus Rustikablöcken, und zwar anscheinend z. T. aus wiederverwendeten hellenistischen, bestanden zu haben (Abb. 57)2°. Hinter der Nordwand stieg das Gelände merklich an; vermutlich haben sich ehemals in dieser Wand Türen befunden. Von der Cavea waren bei Dörpfelds Grabungen noch sechs Sitzreihen erhalten gewesen, die untersten aus Marmor, die anderen aus Kalkstein (VV. Abb. 56) 21 • Zwei Treppen (D, E) teilten die Cavea in drei 22 • Die Orchestra war mit bunten Marmorplatten ausgelegt, und zwar mit solchen aus grauem und weißem Marmor, und um den Altar (G) in der Mitte mit solchen aus purpurfarbigem Breccia-Marmor (die beiden zinnenförmigen Streifen)23 • 17

18 19

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21 22 23

Zu Schliemanns Grabungen s. Easton 2002, 214. 216, Area I: HJ 8, Deposit (3), Abb. 22. 81. 82. 206 (\Vall 34); Dörpfeld, Tgb. 2, S. 6of. m. Abb. S. 60 a; Dörpfeld 1902, 231ff. Abb. 93-97 Beil. 31 Taf. III (= VV). VII; Goethert/Schleif 1962, Taf. 1; Easton 1992, Abb. n (S. 66) (= Abb. 7); Easton 2002, Abb. 206; Rose 1992, 49ff. Abb. 6 (Steinplan); Abb. 7. 8-13 Taf. 3, 2. 3; Rose 1999, 47 Abb. 1. s. Schede 1934, 63ff. Abb. 74- 76; Krischen 1941, 12ff. Taf. 12-20; Rose 1992, 49. s. Krischen 1941, 7ff. Taf. 1-n; Kleiner 1968, 77ff. Abb. 50. 52- 54; Rose 1992, 49. - Der Sitzungsraum des Rathauses von Milet war ca. 35 m breit und etwa 25 m tief. Zum Material der Fundamentes. Dörpfeld 1902, 232; Rose 1992, 49; Rose 2000, 57 m. Anm. 6 und A. I. 1. m . Anm. 4. - Auf Wiederverwendung der Rustikablöcke könnten die Abarbeitungen an einigen dieser Blöcke hinweisen. s. Dörpfeld 1902, Abb. 94 (S. 231). s. Dörpfeld 1902, 231ff. Abb. 93. 95 (S. 23of.). s. Dörpfeld 1902, 231ff. Abb. 95 (S. 231); vgl. Grabungsfoto DAI Athen, Dörpfeld, Troia Neg. 124; Rose 1992, 49.

I. 6. Die Agora

137

An der Wand der Orchestra - zwischen den Türen A und B befand sich ein Podium (H) mit einer dreiteiligen Balustrade, an den Ecken dieser Teile waren jeweils zwei kleine Säulen angebracht24 • Dieses Podium dürfte für Sitzplätze privilegierter Personen gedient haben, nicht aber, zumindest nicht allein, als Rednertribüne25• Bauteile des weitgehend zerstörten und ausgeraubten aufgehenden Mauerwerks der Wände und des Architravgeschosses (aus Kalkstein) konnten in der Kampagne des Jahres 1991 von Rose identifiziert werden; offenbar hatte ein dorischer Fries das Gebäude umzogen. Die Wände des Sitzungssaales hat man innen mit Marmor verkleidet und durch Pilaster gegliedert, wie einigen Gesimsblöcken mit Pilasterkapitellen zu entnehmen ist (schon Dörpfeld hatte solche Blöcke gefunden) 26• Das Dach des Saales ruhte wohl auf (marmornen [?]) pfeilern; darauf könnten sich die großen Blöcke von korinthischen Pfeilern beziehen, die nach den Untersuchungen Eastons von Schliemann im Bereich des Bouleuterions gefunden worden waren'7• Man wird sich das Innere ungefähr so vorstellen dürfen wie das des Bouleuterions von Milet28• Südlich schloß sich an den Sitzungsraum eine Vorhalle (VV. Abb. 7) an. Dörpfeld hat hier eine Säulenhalle vermutet, wofür aber jede Bestätigung fehlt' 9• Da er die Nordwand, einen großen Teil der Cavea und der Vorhalle, Blegen den Westteil des Bouleuterions freigelegt hat30, konzentrierten sich die neueren Grabungen auf den Ostteil31, wodurch die Errichtung des Baus in augusteischer Zeit festgelegt werden konnte3'. Damit wurde das schon von Dörpfeld erschlossene Baudatum bestätigt33 : Im Bouleuterion hatte Schliemann zwei große Bruchstücke der Basis einer im Jahre 12/ n v. Chr. von Melanippides aufgestellten Porträtstatue des Augustus gefunden34, was bedeutet, daß der Bau damals zumindest weitgehend fertiggestellt gewesen sein muß.

24 s. D örpfeld 1902, 231ff. Abb. 95-97 (S. 231f.); Grabungsfotos DAI Athen, Dörpfeld, Troia Neg. 124. 212. 25 s. Rose 1992, 49. 26 s. Rose 1992, 52. 27 s. Easton 1991, 121; Easton 2002, 214. 216. 28 s. Anm. 19. 29 s. Dörpfeld 1902, 231ff. Abb. 93 (S. 230); Rose 1992, 52. 30 s. Rose 1992, 49. 31 s. Rose 1992, 49ff. 32 s. Rose 1999, 47. 33 s. Dörpfeld 1902, 233f.; Rose 1992, 52. 34 s. Dörpfeld 1902, 233f.; Robert 1966, 76; Frisch 1975, 182f. Nr. 83 Taf. 16; Rose 1992 , 52·

138

A. I. Archäologisch bezeugte Bauwerke in der Stadt

Daß es sich bei dem Theater B um das Bouleuterion gehandelt hat, geht aus einem Dachziegel mit dem Stempel ßHMO~IA35 und dem Grundriß des Gebäudes hervor. Vermutlich hat der neue Bau nicht nur dem Stadtrat, sondern auch den Abgeordneten des Koinons als Tagungsort gedient36• Im Bouleuterion hatte man nicht nur die erwähnte Basis, sondern auch das Postament einer im Jahre 31/ 32 n. Chr. aufgestellten Statue des Tiberius gefunden37• Das Gebäude wurde vielleicht im Jahre 267 n. Chr. beschädigt38• Seine endgültige Zerstörung geht wohl auf Erdbeben im 6. Jh. n. Chr. und darauffolgende Steinraubtätigkeit zurück39 • Da das augusteische Bouleuterion in GHJ 8/9/rn lag, muß in seiner Umgebung, und vor allem vor dem Bau, die damalige Agora gelegen haben40 (s. u.). I. 6. 3 (b) Das Odeion (Theater C) In augusteischer Zeit wurde in DEF 9/ro ein Odeion erbaut (VV. Abb. 7)41 • Es war nicht überdacht. Die Umfassungsmauer war aus Kalkstein, aber mit Marmor verkleidet. Die Sitzreihen hatten ursprünglich bis zur Orchestra gereicht, erst später wurden sie entfernt, um mehr Raum zwischen der Cavea und der Orchestra zu schaffen. Im zentralen Cuneus waren bis zur achten Reihe rechteckige Marmorsitze angebracht. Die Skene durchlief drei Bauphasen: Auf eine erste ganz aus Holz aus augusteischer Zeit folgte eine zweite mit einem ebenfalls aus Holz erbauten Proskenion, das drei Nischen besaß, aber mit einem Bühnengebäude aus Marmor. Es bestand aus zwei Stockwerken, jede Etage besaß vier als Ädikulen gestaltete Vorbauten; im unteren Stockwerk war die Säulenordnung s. Rose 1992, 49 Abb. 10. s. Rose 1992, 49. s. Frisch 1975, 191f. Nr. 89; Rose 1992, 49. 52; Rose 1997 (2), 177f. Cat. 119. s. Rose 1992, 53- - s. auch B. II. 2. 2. s. Rose a. 0. s. Rose, Begleitband 2001, Abb. 192 (S. 181); Rose 1999, Abb. 1. - Eine Vorstellung von diesem Komplex gibt Korfmann/Mannsperger 1998, Abb. 58 (S. 37); Hertel 2002, Abb. 12 b (S. 97). 41 Zu Schliemanns Grabungen s. Easton 2002, 177. 179, Area I: CD 8-9 (a), Deposit (2), Abb. 16. 69. 70. 206 (\Vall 18); Dörpfeld 1902, 234 Taf. ill (= VV). VII; Biegen 1939, 216ff. Abb. 12. 13; Biegen 1950, Abb. 122-124; Goethert/Schleif 1962, Taf. 1; Easton 1992, Abb. 11 (S. 66) (= Abb. 7); Easton 2002, Abb. 206; Rose 1992, 54f. Abb. 17 (Steinplan); Rose 1994, 88ff. Abb. 1 (Plan); Rose 1998, 92ff. ; Rose 1997 (1), Abb. 1 b; Rose 1999, Abb. 1; Korfmann, Begleitband 2001, Abb. 69 (S. 67); Rose, Begleitband 2001, 185 Abb. 192 (S. 181); Abb. 195; Korfmann/Mannsperger 1998, Abb. 58 (S. 37); Hertel 2002, Abb. 12 b (S. 97).

35 36 37 38 39 40

I. 6. Die Agora

139

ionisch, im oberen korinthisch; die Säulen waren in der Mitte aus grauem, im westlichen und östlichen Teil aus buntem Marmor. Die Giebel der beiden mittleren Ädikulen waren durchbrochen. Aus zwei zusammenpassenden Architravblöcken mit einer fragmentarischen Weihinschrift geht hervor, daß es sich bei der Skene um die Stiftung einer Frau mit Namen Aristonoe aus hadrianischer Zeit gehandelt hat:42 • In dieser Zeit hat man hier eine Panzerstatue des Hadrian aufgestellt:43• In der Zeit Caracallas (2n-217 n. Chr.) wurden am Bühnengebäude Restaurierungsmaßnahrnen vorgenommen44 • Diese Bauphase der Skene hat vielleicht im Jahre 267 n. Chr. ein Ende gefunden45 • Darauf folgte eine dritte, in der das Bühnengebäude wieder instand gesetzt und auf seiner Rückseite eine Kolonnade angefügt wurde. Das Odeion wurde erneut im 6. Jh. n. Chr. durch Erdbeben zerstört. In augusteischer Zeit stand im Odeion eine Statue des Augustus46 • I.6.3 (c) Sonstige Bauten Wie die Lage des Propylons des AthenaHeiligtums zeigt, muß von Süden, etwas westlich des Bouleuterions, und zwar zwischen diesem und dem Odeion, eine Straße auf den Torbau zugelaufen sein (VV. Abb. 7) 47 • Da das Propylon und die Rückwand des Rathauses um einiges höher lagen als die Vorhalle dieses Baus, dürfte die Straße nach Norden hin angestiegen sein. Ein Rest des P±lasters der Agora scheint in der Kampagne des Jahres 1989 in K 12 zutage gekommen zu sein48• Die unter Thermenanlage und Nymphäum (s. u.) liegende P±lasterung der Agora wurde in der frühen Kaiserzeit angebracht:49 • In K 13 wurden in den Kampagnen der Jahre 1988 und 1989 zudem die Reste einer von Norden nach Süden führenden Straße gefunden, die fast parallel zur Ostportikus des Athena-

42 s. Frisch 1975, 244 Nr. 158 Taf. 17; Rose 1992, 55; Rose 1994, 90; Korfrnann/ Mannsperger 1998, Abb. 102 (S. 69). 43 s. Rose 1994, 91ff. Abb. 18-20; Korfmann, Begleitband 2001, Abb. 12 (S. II); Rose, Begleitband 2001, 185 Abb. 197. 44 s. Rose 1997 (1), 1orf.; Rose 1999, 52. 45 s. Rose 1998, 93f. - s. auch B.Il.2.2 m. Anm. 96. 46 s. Rose 1998, 93 Abb. 20. 21; Korfrnann, Begleitband 2001, Abb. II (S. II); Boschung 2002, 181 Anm. 1291. 47 s. Dörpfeld 1902, Taf. II(= Abb. 5). III(= VV). VII; Goethert/Schleif 1962, Taf. 1; Easton 1992, Abb. II (S. 66) (= Abb. ro); Easton 2002, Abb. 206. - Der auf dem Plan von Easton wie ein Annex wirkende Bau unmittelbar östlich des Odeions ist das sog. Heroon (s.o. 136) und gehört in die hellenistische Zeit. 48 s. Korfmann 1991 (1), 17ff. Abb. r. 4. 22. 23. 20. 49 s. Rose 2000, 60. 140

A. I. Archäologisch bezeugte Bauwerke in der Stadt

Heiligtums und damit auch zu der auf das Propylon zuführenden Straße verlief50• In ABC 5/6 hatte Dörpfeld das große, rechteckige Gebäude IX A 0fV. Abb. 7. 58) freigelegt, dessen Mauem aus großen, unregelmäßigen Steinen errichtet und in dessen Fundamenten die wohl aus hellenistischer Zeit stammenden Fragmente eines dorischen Gebälks aus KaTh:stein verbaut waren5'. Von dem Bau hatte schon Schliemann hoch anstehende Mauerreste gefunden, dabei vor allem eine ihn von Nordosten nach Südwesten teilende Querwand52 und einen eventuell zu ihm gehörenden Mosaikfußboden; in seinem Untergeschoß könnten ältere Mauem zu sehen gewesen sein 0fV. Abb. 58 und Legende) 53 • Der Bau IX Aist von Dörpfeld in die römische Zeit datiert worden54 • Unmittelbar südwestlich des Propylons, in EF 7/8, wurde ebenfalls in römischer Zeit -wann ist unklar - die Halle(?) IX B 0fV. Abb. 7) errichtet, von der Schliemann schon die Nordwand freigelegt hatte55 • In der zweiten Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. hat man etwas südlich vom Odeion, in CDE n/12h3, eine Thermenanlage gebaut, einen breiten, dreischiffigen Komplex mit einem apsidialen Annex im Süden und mit einem sich daran anschließenden Heizraum, wobei im Bereich der Thermenanlage auch Tontafeln mit der Darstellung des gefunden wurden56• Der Boden des Hauptschilis war mit Platten aus blauem und weißem Marmor belegt, die Säulen gehörten der ionischen Ordnung an und die mit Marmor verkleideten Wände aus opus incertum waren durch Pilaster mit korinthischen Kapitellen gegliedert. An die Südwestseite wurde in einer zweiten, aber nicht allzuviel späteren, Bauphase ein marmornes Nymphäum gebaut57 • Unter dieser Thermenanlage wurden von Blegen Reste eines älteren Baus mit Mosaikfußböden gefunden (ebenfalls eine Therme?)58. Von der Agora hat man schon 1933 Reste von Marmorpflasterung, außerdem an ihrem Rande stehenden Säulenhallen entdeckt: Basen, Trommeln und korinthische Kapitelle von Säulen aus Granit und Teile von Marmorgebälk wurden bei den Grabungen Blegens entdeckt59 • Vermutlich sind diese Säulenhallen im 6. Jh. n. Chr. durch Erdbeben zerstört worden60• Vielleicht hat man unter Wiederverwendung hellenistischer Rustikaquader erst nach dem Jahre 267 n. Chr. 61 auch die an die Südwestekke des Sitzungssaales des Bouleuterions anschließende und parallel zu dessen Westwand verlaufende Portikus (IX E) in G 8/ro gebaut, die die Ostseite der zum Propylon des Athena-Heiligtums führenden Straße flankierte (VV. Abb. 7)62 • Die nördliche Schmalseite der Halle bindet nicht in die Westwand des Bouleuterions ein63 , und in der westlichen Fundamentmauer der Portikus ist eine ehemals zu einer Säulenhalle des Tiberius Claudius Philokles64 gehörende Basis gefunden worden, auf der die Porträtstatuen der Kinder des Claudius gestanden haben65 • Im 5. Jh. n. Chr. wurde die Agora in eine Nekropole verwandelt66 •

56 57 58 59 60 61

62 63 64 65 66 142

s. Biegen 1932, 445f. Abb. 13; Biegen 1934, 245f. Abb. 2r. 22; Rose 2000, 58ff. s. Rose 2000, 59f. s. Anm. 56. s. Biegen 1934, 243ff. Abb. 19; Biegen 1950, Abb. n7-n9. s. B. II. 2. 2 Ende. Die wiederverwendeten Blöcke sieht man auf den Grabungsfotos Dörpfeld, DAl Athen, Troja Neg. 597 (Außenseite) und 575 (Innenseite); zum Jahr 267 n. Chr. s. B. II. 2. 2 m . Anm. 96. s. A.I. 6.3 (c) m. Anm. 47. s. Dörpfeld 1902, 212 Taf. III (= VV). VII; Goethert/Schleif 1962, Taf. 1; Easton 1992, Abb. n (S. 66) (= Abb. 7); Rose 1992, 53f. Abb. 15. s. Frisch 1975, 192ff. Nr. 90 (die Halle ist vor allem C laudius und Agrippina minor geweiht worden); Rose 1992, 53s. Frisch 1975, 194f. Nr. 91 Taf. 18; Rose 1992, 53f. Abb. 16. s. Biegen 1934, 244; Rose 1993, no.

A. I. Archäologisch bezeugte Bauwerke in der Stadt

I. 6. 3 (d) Die statuarische Ausstattung der Agora In der frühen Kaiserzeit hat man nicht nur Statuen von Angehörigen des Kaiserhauses im Bouleuterion, sondern sicherlich auch auf der Agora aufgestellt. Vermutlich waren hier auch schon damals Standbilder der troianischen Helden errichtet worden, am ehesten darf mit einer Gruppe aus Aineias und Anchises ähnlich der auf dem Forum Augustum in Rom gerechnet werden67• Im 2./3. Jh. n. Chr. hat es in Ilion jedenfalls Statuen der troianischen Helden gegeben, so des Hektor, des Priamos und des Aineias, wie aus Postamenten hervorgeht, in deren Inschriften in überschwenglicher Weise ihre «virtutes» gerühmt wurden68 •

1. 7.

Das Theater der Stadt (Theater A)

I. 7. I. Die hellenistische Zeit Wie aus der Ehreninschrift für Malousios von Gargara hervorgeht, war schon um 306 v. Chr. ein Theater in Bau'. Mit diesem Theater kann nur das Theater A (in PQR 59/ 60/r) (Abb. 5) gemeint sein, das das einzige wirkliche Theater in Ilion ist und dessen u-förmiger Orchestra-Grundriß auf eine hellenistische Bauphase verweist3• Wie das frühhellenistische Bühnengebäude aussah, ist unklar. Die Reste der Cavea dürften im wesentlichen aus hellenistischer Zeit stammen. Das Theater konnte fast 8000 Menschen Platz bieten4 • Die Verbindung zwischen Theater und Athena-Heiligtum dürfte jedenfalls durch das Nordosttor hergestellt worden sein5• 2

67 vgl. Zanker 1968, 16ff. Abb. 40-43; Zanker 1990, 196f. 204ff. und auch das augusteische Münzbild Bellinger 1961, 39 Taf. 6 T n5- - Ob die von Schliemann gefundenen drei frühkaiserzeitlichen Porträts in Berlin (ein Tiberius vom sog. Adoptionstypus, ein L [?] Caesar und ein weibliches Privatporträt) von hier oder von ganz woanders in Troia stammen, ist völlig unklar, auch, ob sie überhaupt eine Gruppe gebildet haben (s. Boschung 2002, 142 Nr. 76. 1-3). 68 s. Frisch 1975, 234ff. Nr. 142 (Hektor); 233f. Nr. 141 Taf. 21 (Priarnos); 236 Nr. 143 (Aineias). - s. dazu Kubitschek 1898, 184ff. und Stephan 2002, 210 m. Anm. 313. s. Robert 1966, 21; Frisch 1975, 1ff. Nr. 1 Zeile 9f. (F) 38f. (D) Taf. r. 2; Rose 1992, 46; A. I.4.2 m. Anm. 27. 2 Das geht auch aus einer Inschrift hervor (s. A. I. 7. 2). 3 s. Dörpfeld 1902, Taf. II (= Abb. 5); Schliemann 1984, Abb. 121 (S. 235); Rose 1991, 69ff. Abb. 1-4; Korfmann 1992 (1), Abb. 2; Rose 1992, 46ff. Abb. 1-3 Taf. 4,

4 5

I. 2.

s. Rose, Begleitband 2001, 182. s. A. I. 2. 4; s. A. I. 2. 4 Ende.

1. 7. Das Theater der Stadt

143

I. 7. 2. Die Kaiserzeit Bühnenhaus und Orchestra wurden in der frühen Kaiserzeit einer umfangreichen Bautätigkeit unterzogen. Das zeigen die Funde aus der Baugrube des Wasserkanals, der die Orchestra umgab, eine im späteren 2. Jh. v. Chr. geschlagene und im 1. Jh. v. Chr. gegengeprägte Münze und frühkaiserzeitliche Kerarnik6 • Einige erhalten gebliebene korinthische Kapitelle von den Säulen der Skene, die anscheinend augusteischen Datums sind, verweisen die Baumaßnahmen in die frühe Kaiserzeit7. Die neue Skene bestand aus sechs ädikulaartigen Vorbauten und drei Stockwerken, wobei die Gebälke dieser Vorbauten auf Säulen ruhten8• Ersteres geht aus den Fundamentresten, letzteres aus den marmornen Resten dorischer, ionischer und korinthischer Säulen hervor, die schon bei den älteren Grabungen gefunden worden waren und nur zu diesem Baukörper gehört haben können. Da das Bühnengebäude in der frühen Kaiserzeit errichtet wurde, stellt es mit seiner ädikulaartigen scaenae frons eines der frühesten bisher bekannten Beispiele einer solchen Bühnengestaltung in Kleinasien dar9 • Im Bereich des Theaters wurde eine Vielzahl von Statuensplittem gefunden; es dürfte sich dabei um die Überbleibsel von Skulpturen handeln, die im Theater, vor allem in der scaenae frons, aufgestellt waren'0 • Ob auch der Reliefblock mit der Darstellung eines Schildes und darauf der Romulus und Remus säugenden Lupa zum Schmuck der Skene gehörte, kann gefragt werden". Seitlich des die Orchestra umgebenden und aus iulisch-claudischer Zeit stammenden Wasserkanals wurde in einer Füllung ein Dachziegel mit dem Stempelabdruck 0EATPON entdeckt'>. Unmittelbar westlich des Theaters sind in byzantinischer Zeit Gräber angelegt worden (bis ins 13. Jh. hinein)'4. 12

s. Rose 1992, 47f.; Rose, Begleitband 2001, 185. s. Schliemann 1984, 237 m. Abb. 123s. Rose r99r, 70. 73. s. Rose r99r, 73 m. Anm. ro; Hueber 1987, rorff.; Outschar 1987, ro7ff. Abb. 2 (auf S. n5): Propylon des Sebasteions. ro s. Schliemann 1984, 238; Rose r99r, 7of. n s. Schliemann 1984, 236f. m. Abb. 122; Dörpfeld 1902, 438 Beil. 53, r (zu S. 438); Duliere 1979, I. 122. 229. II. 46 Nr. n9 Abb. n2; Rose r99r, 7r; Rose 1992, 46. r2 s. Rose 1992, 47f. Abb. 2. 3 Taf. 4, 2. r3 s. Rose 1992, 48 Abb. 4. r4 s. Rose 1992, 48f.

6 7 8 9

144

A. I. Archäologisch bezeugte Bauwerke in der Stadt

1. 8.

Das Siedlungsgebiet der Stadt

I. B. I. Di,e hellenistische Zeit Lysimachos hat durch Synoik.ismos versucht, das Siedlungsareal von Ilion zu vergrößern und seine Einwohnerzahl zu erhöhen. Die Seleukiden haben den Synoik.ismos fortgeführt und abgeschlossen'. Die Siedlungsdichte ist jedoch unbekannt', und der Stadtplan läßt sich nur bruchstückhaft erfassen; vieles bleibt im unklaren. Der Umstand, daß das Westliche Hieron3 und das erste frühhellenistische Bouleuterion4 unterschiedlich orientiert waren, weist auf zwei um 300 v. Chr. voneinander abweichende Straßensysteme im nördlichen Teil der Stadt hin. Wenn auch etwas anders ausgerichtet, behielt auch das zweite frühhellenistische Rathaus eine schräge Orientierung bei5• Nach diesem Bau wurde eventuell die mutmaßliche Rampe ausgerichtet6 • Anders als das Westliche Hieron war sein Altar orientiert, der der Ausrichtung des Athena-Tempels und seines Altars folgte (Abb. 7)7. Etwas südlich und südöstlich der auf der Agora erbauten kaiserzeitlichen Thermenanlange8 lassen sich zwei weitere, voneinander abweichend orientierte Bereiche fassen, ein quer, fast parallel zum Westlichen Hieron liegender im Süden (ABCDE 15-20) und ein unmittelbar daran nach Südosten anschließender, nicht ganz parallel zum Temenos der Athena angeordneter von ca. 325 m Nordsüd- und 75 m Ostwestlänge9 • Die Orientierung eines direkt nordöstlich von diesem, in KL 16/I7, ca. 150 m südlich des Bouleuterions, entdeckten Hauses aus dem 3. Viertel des 3. Jhs. v. Chr. wich jedoch davon ab (wenn auch nur leicht) und fügte sich völlig dem kaiserzeitlichen Stadtplan ein'0 • Wie im nördlichen s. B. II. 1. 3A ylward 1999, 173s. A.l.5-2. S. A. J. 6. 2 m. Anm. 12. 5 Zum zweiten frühhellenistischen Bouleuterion s. A. I. 6. 2. - Berlin 1999, Abb. 1; Aylward 1999, Abb. 1; vgl. auch Studia Troica 4, 1994, Plan von Troia (hinten) und Dörpfeld 1902, Taf. II (= Abb. 5). 6 s.o. nof. 7 s. Rose 1993, III Abb. 1; vgl. auch Studia Troica 4, 1994, Plan von Troia (hinten). 8 s. A.l.6.3 (c). 9 s. Rose 1994, 93f.; Beckerzfansen 1994, mf. Abb. 4; Korfmann/Mannsperger 1998, Abb. 60 (S. 39). - Sie müssen hellenistisch sein, denn sie liegen unter dem ganz bzw. etwas anders konzipierten kaiserzeitlichen Stadtplan und eine vorhellenistische Bebauung dieser Areale ist mit großer Wahrscheinlichkeit auszuschließen (s. A.I.2.1 m. Anm. 65). 10 s. Rose 1999, 52. 2 3 4

1. 8. Das Siedlungsgebiet der Stadt

145

Teil von Ilion zeigen diese Unterschiede, daß in der hellenistischen Epoche - anders als in der Kaiserzeit - voneinander abweichende Straßensysteme existiert haben. Das erklärt sich am besten aus einer sukzessiven Bebauung des Siedlungsgebietes. Reste einer Straße des 2. Jhs. v. Chr. wurden in K 18 entdeckt11 • Nicht nur das Haus in KL 16/17 (s.o.), sondern auch ein in C 29 freigelegter Gebäuderest aus dem letzten Viertel des 3. Jhs. v. Chr.i passen ganz zum römischen Stadtplan, was besagt, daß jedenfalls an diesen Stellen das jüngere System dem hellenistischen folgte. Die das Siedlungsareal sichernde frühhellenistische Stadtmauer (Abb. 5)13 hat offenbar ein nicht vollständig besiedeltes Areal umschlossen, sondern auch Felder für die Landwirtschaft14 • Daß die Bebauung erst nach und nach erfolgt ist, ergibt sich nicht nur aus den erwähnten, unterschiedlich orientierten Bereichen der Stadt (s.o.) sondern auch daraus, daß das Haus in KL 16/17 erst im 3. Viertel des 3- Jhs. erbaut wurde und kein älterer Bau an dieser Stelle gestanden hat (s.o.). Außerdem hat eine weiter südlich gelegene Stelle um 300 v. Chr. als Steinbruch gedient (w 28) 15, und in y 28/29 scheinen zum ersten Mal um die Mitte des 3. Jhs. v. Chr. locker angeordnete, bescheidene Häuser und Hütten erbaut worden zu sein, die zudem mit landwirtschaftlich nutzbaren Flächen verbunden waren16• In diesen beiden Arealen17 sowie in C 29 18 wurden erst im letzten Viertel des 3. Jhs. komfortablere Wohnbauten errichtet, d. h. erst nach der Erbauung der Stadtmauer; sie wurden anscheinend um 130 v. Chr. verlassen'9• Offenbar war der von Lysimachos angestoßene Synoikismos also ein längerer, sich über viele Jahrzehnte hinziehender Prozeß20 • 2

s. Rose r999, 35f. 53f. Abb. r. s. Rose r995, 99. s. A.I.2.4. vgl. Rose r997 (r), r02f.; Rose r999, 52; Aylward r999, r73s. Rose r995, 99. Bauphase H r: Berlin r999, 73ff. Abb. 1; Aylward r999, 159ff. 161ff. r73- 176 Abb. r.317 Bauphase H 2: Berlin r999, 73ff. Abb. r; Aylward r999,r66ff. 17r. r76 Abb. 8. 9 (w 28: «Steinbruchhaus»). -Aylward a. O. r64ff. 16rff. r73- 176 Abb. r. 4-7 (y 28/29: «Torhaus»). 18 Bauphase H 2: Aylward r999, r69ff. 173 Abb. r. ro. II («Portikushaus»). 19 Hier scheinen Angehörige der Unterschicht gewohnt zu haben. - Zur Aufgabe der Häuser s. Kozal 2oor, 309ff. 20 s. auch B. II. r. 3-

II

u r3 r4 r5 r6

146

A. I. Archäologisch bezeugte Bauwerke in der Stadt

Die Unterstadt hat ein Areal von 55,28 ha wnfaßt", das jedoch, wie schon betont wurde, schwerlich ganz besiedelt gewesen war (s.o.). Im hellenistischen Ilion können im Höchstfall etwa 14 ooo Menschen gelebt haben, aber es waren eher deutlich weniger22 •

I. 8. 2. Die Kaiserzeit Der kaiserzeitliche Stadtplan ist in der magnetischen Prospektion und in Schnitten erheblich besser zu fassen als der hellenistische23• Wie sich aus der Lage von Bouleuterion, Odeion und der Halle IX B ergibt (YV. Abb. 7), orientierte sich das Straßensystem an diesen Gebäuden, die wiederwn auf das Athena-Heiligtwn ausgerichtet waren. Es war also konsequent hippodarnisch angeordnet und umfaßte über 30 Insulae, die von der Größe her in zwei zusammengehörige Gruppen zerfallen, eine östliche mit (etwas) breiteren und eine westliche mit schmaleren Insulae24. Zweifellos lag einheitliche Planung zugrunde. Dieser Stadtplan muß, wie die genannten öffentlichen Bauten ergeben, in augusteischer Zeit konzipiert worden sein s. Allerdings wurden auch später, so um 100 n. Chr., über älteren Straßen jüngere angelegt, wie eine Sondage in K 18 ergab26 • In spätseverischer Zeit scheint es in der Unterstadt zu einem Neubauprogramm gekommen zu sein, wie der in KL 16h7 ausgegrabene Teil der betreffenden Insula zeigt27 • Das wird auch durch die gleichzeitige Bauphase der Ostweststraße in K 18 belegt28 • Im Südwesten reichte die Besiedlung im übrigen über den Bereich der hellenistischen Stadtmauer hinaus (Abb. 5) 29 • Die um 130 v. Chr. verlassenen Bereiche w 28, y 28/29 und C 29 wurden in augusteischer Zeit wieder bebaut und bis in die zweite Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. hinein bewohnt. Eine neue Bauphase fällt in die Zeit von 69 bis 100 n. Chr., und man siedelte hier bis 267 n. Chr. Die anscheinend damals zerstörten Häuser 2

21 s. Aylward 1999, 173 (mit dem Heilignun der Athena wnfaßte es 60, 69 ha). 22 s. Aylward 1999, 173 m. Anm. 62. 64. 65. 23 s. Jansen 1992, 61ff.; Becker/Faßbinder,Jansen 1993, 117ff. Abb. 4; Becker,Jansen 1994ff., 105ff. Abb. 4; Jansen u. a. 1998, 275ff. Abb. 1; Korfmann, 1991 (1), 17ff.; Rose 1992, 55f.; Rose 1993, m Abb. 1; Rose 1994, 94 (D 20); Rose 1997 (1), 102 (K 17); Rose 1998, 102 (K 17); Rose 1999, 52ff. (K 13- IK 18. K 18. KL 16/17). 24 s. Rose 1994, 9325 s. Rose a. 0. 26 s. Rose 1999, 53f. 27 s. Rose 1997 (1), 102; Rose 1998, 102; Rose 1999, 52; s. auch Rose, Begleitband 2001, 185f.; vgl. auch Rose 1994, 94 (D 20). 28 s. Rose 1999, 53f. 29 s. Biegen 1953, 391f. m. Abb. 279. I. 8. Das Siedlungsgebiet d er Stadt

147

wurden jedoch weder renoviert noch durch neue ersetzt, es wurde nur ein neuer Wasserkanal angelegt30• Die Wasserversorgung der Stadt wurde durch Brunnen, aber mehr noch durch einen vom !da-Gebirge kommenden Aquädukt gewährleistet; von ihm hat sich noch ein großer Bogen über dem Kerner Su, dem antiken Thymbrios, ca. 6 km von dessen Mündung in den Skamander entfernt, erhalten (Abb. 3. I. 59)31.

I. 9.

Das Quellhöhlensystem - Die angeblich homerische Brunnenanlage vor der Stadt

Ca. 150 m südwestlich des Südwesttores VI U, in tuv 14/r5/r6 wurde von Schliemann, Dörpfeld und Korfmann an der westlichen Geländekante des Siedlungsareals eine Höhle mit mehreren Stollen ausgegraben (Abb. 5)2 , die künstlich in den Felsen hineingetrieben waren, d.h. ein Wasserbergwerk. Die Gänge lieferten (und liefern) Quellwasser, das zu der von einem Feigenbaum überstandenen Höhlenöffnung floß, wo es aus dem unterirdischen Bau austrat und dann in einer künstlichen Felsrinne über eine felsige Oberfläche in vier kleine, in den (Fels)Boden eingetiefte Mulden (A, B, C, D) lief3. Die Chronologie dieser Mulden ist unklar, allerdings wurden sie über lange Zeit hin benutzt:4. Eventuell dienten sie der Tonschlämmung, schwerlich aber dem Waschen von Kleidung5• In der Kaiserzeit wurde das aus der Höhlenöffnung kommende \'v'asser in mehreren eigens dazu erbauten, viereckigen Becken (1-3) aufgefangen, deren Wände aus Steinen und Ziegeln erbaut waren, wo1

,

30 Kozal 2001, 309ff. Abb. r. - Zum Jahr 267 s. B. II. 2. 2 m. Anm. 96. 31 s. Dörpfeld 1902, 241f. Beil. 32 (zu S. 240); Korfmann/Mannsperger 1998, Abb. 63 (S. 42). s. Schliemann 1984, Plan VIII (S. 626f.); Dörpfeld 1902, Abb. 470 (S. 610) Taf. II (= Abb. 5); Rose 1999, Abb. 1; Berlin 1999, Abb. 1; Rose, Begleitband 2001, Abb. 192 (S. 181); vgl. auch Dorl-Klingenschmid 2001, 250 Nr. n6, die allerdings nur den alten Forschungsstand referiert. 2 s. Schliemann 1984, 7off.; Dörpfeld 1902, 627f.; Leaf 1923, 199ff.; Korfmann 1998, 57ff.; Korfmann 1999, 22f.; Korfmann, Begleitband 2001, 72ff. 404f. Abb. 457 (S. 405). 3 Dazu und zu den Becken und ihrer Umgebungs. Rose 1999, 55ff.; Rose 2000, 61ff. Abb. 7-9. 4 So Rose 2000, 63; anders Korfmann, Begleitband 2001, 74f., der sie grundlos in die Bronzezeit gesetzt hat. 5 s. Rose 2000, 63.

148

A. I. Archäologisch bezeugte Bauwerke in der Stadt

bei man als Bindemittel Mörtel verwendet hatte; innen waren sie mit opus signinum überzogen. Jedenfalls die Becken 2 und 3 dienten der Fischzucht6 • Mulde A wurde in der zweiten Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. zugeschüttet, wohingegen die Mulden B-D vermutlich noch darüber hinaus benutzt wurden. Im späten 1. Jh. n. Chr. hat man Mulde A durch Becken 1 ersetzt, das bis ca. 160/70 n. Chr. in Gebrauch blieb. Damals wurde es verfüllt und man erbaute die Becken 2 und 3, wobei Becken 2 Becken 1 teilweise überschnitt. D ie Becken 2 und 3 wurden anscheinend bis zumJahre 267 n.Chr. benutzt7• Naturwissenschaftliche Untersuchungen (Sinterdacierung) sollen ergeben haben, daß dieses Quellhöhlensystem schon im 3. Jt. v. Chr. angelegt wurde8• Die früheste im Bereich dieser Anlage gefundene Keramik stammt allerdings erst aus dem 3. Jh. v. Chr. 9• Den Umstand, daß keine älteren Funde gemacht wurden, hat Rose mit Erosion zu erklären versucht'0 , was jedoch bezweifelt werden kann. Vor allem in hellenistischer Zeit scheinen die Bewohner Ilions, wie einer diesbezüglichen Schuttablage entnommen wurde, an der Höhlenöffnung Wasser geschöpft zu haben". Nicht weit von dieser wurde auch ein Depot von Vociven gefunden, wobei unklar ist, woher sie stammen Der gesamte Bereich lag innerhalb des von der frühhellenistischen Stadtmauer umgebenen Areals. Das wurde dadurch bestätigt, daß im Jahre 2000 in p 12 Reste der Befestigung entdeckt wurden'3• Das Wasserbergwerk wurde von Korfmann erneut mit der berühmten, Il. 22, 131-214, bes. 147-156, beschriebenen Brunnenanlage identifiziert'4. Es ist jedoch zu betonen, daß der von Homer gegebene topographische Rahmen keine nähere Lokalisierung der Brunnenanlage erlaubt' 5• Auch stimmen die Angaben des Dichters mit den Gegeben12



6 7 8

s. Rose 1999, 55ff.; Rose 2000, 64.

ebd.

s. Korfmann, Begleitband 2001, 75. - Nichts deutet darauf hin, daß hier ein sog. hethitisch-luwisches Kaskal. Kur vorliegt (s. dazu Korfmann 1998, 58f.; Korfmann 1999, 22; 404f.; Latacz 2001, 109f.; dagegen Hertel 2002, 59f.). 9 s. Rose 1999, 55; Rose 2000, 6r. ro Rose a.O. n s. Rose 2000, 62. 12 ebd. 13 s. A. I. 2. 4 m. Anm. 204. 205 (vgl. auch die vorangegangene Diskussion dieser Frage bei Rose 1999, 60). 14 Schliemann, Dörpfeld, Korfmann (s. Anm. 2). 15 Die homerischen Epen haben wohl in der Regel ganz konkrete Örtlichkeiten im Auge, aber sie machen dennoch oft - jedenfalls im modernen Sinne - vage

I. 9. Quellhöhlensystem und ,homerische> Brunnenanlage

149

heiten des Quellhöhlensystems nicht überein: Von mehreren Quellwasser liefernden Stollen weiß Homer nichts, eine Höhlenöffnung, aus der es austritt, kennt er ebensowenig und auch von dem Umstand, daß es sich um ein künstliches, in den Felsen geschlagenes System handelt, spricht er nicht. Weiterhin wurde von den Ausgräbern trotz intensiven Suchens nur eine Quelle mit eher kaltem Wasser gefunden, eine zweite, und erst recht eine solche mit (lau)warmem Wasser, konnte weder in der näheren noch in der weiteren Umgebung entdeckt werden. Überdies gibt es nicht den geringsten Anhaltspunkt für die einstige Existenz eines Laufbrunnens, wie das Wort Kpouv6c; üblicherweise übersetzt wird16• Und die in den (Fels)Boden eingetieften Mulden als Waschbekken oder -gruben verstehen zu wollen, dürfte kaum angehen, denn die Formulierung Homers 11,a(vwc; weist eher auf aus Steinen gemauerte Anlagen als auf Felsmulden hin17, ganz abgesehen davon, daß die zeitliche Stellung der Mulden unklar ist18• Schließlich kann das Wasserbergwerk nicht mit dem Begriff «Quellen des Skamander» bezeichnet wer-

Angaben (z.B. TI. 2,8u-814: Grab der Myrine [s. A.IV.3]). Die Lage von Kallikolone (Strab. 13, 1, 35 [s. B. II. r. 9]) ist jedenfalls nicht so ohne weiteres mit Homer (TI. 20, 51-53. 151f.) in Übereinstimmung zu bringen. Unklar ist auch, ob das Skaiische Tor und sein «großer Turm» mit dem Dardanischen identisch war und wo es bzw. sie lagen; das war schon in der Antike ein Problem, wobei der augusteische Gelehrte Aristonikos beide gleichgesetzt hat (Erbse 1977, V, 264, 6; 308,194; vgl. zu diesem Tor Mannsperger 1993, 193ff. bes. 196f.). Um was es sich bei dem U'(KffiV der Befestigungsmauer gehandelt hat und wo der Abschnitt der Mauer zu suchen ist, der leicht ersteigbar war, ist ebenfalls nicht zu ermitteln, vgl. jedoch dazu die Vermutungen bei Dörpfeld 1902, 607ff.; Leaf 1912, 145ff. Korfmann 1997 (2), 171ff.; Korfmann, Begleitband 2001, 7off., irrt, wenn er glaubt, viele Punkte benennen zu können, wobei er das als neues Forschungsergebnis deklariert, was aber nicht stimmt, denn seine Interpretationen sind diejenigen Dörpfelds und Leafs. - s. dagegen zum Verhältnis von dichterischer Gestaltung und topographischer Realität die grundsätztlichen Ausführungen von Pöhlmann 1999, 25ff. - Verhältnismäßig genau ist aber das Grab des Achilleus lokalisiert, wie Od. 24, 80-84 und TI. 23, uo-139. 236-248 zeigen (vgl. A. III. 1 und B. I. 3. Exkurs). Jedenfalls ungefähr läßt sich das Grab des Tios mit der Furt bestimmen (s. A.IV.1). 16 s. Dörpfeld 1902, 627f. 17 Mit dem gleichen Wort werden auch der steinerne Wall um das griechische Schiffslager (TI. n, 177-179) und die steinerne Schwelle zum Hauptraum von Odysseus' Megaron auf Ithaka (Od. 20,257- 259; vgl. auch TI. 9,401-405; Od. 8,79-82; 16,41) bezeichnet, was besagt, daß es sich dabei nicht um Felsmulden oder -höhlungen, sondern um Steinblöcke, und am ehesten um bearbeitete, gehandelt hat (vgl. auch Horn. h. Apoll. 295- 299). 18 s.o. m. Anm. 4. 150

A. I. Archäologisch bezeugte Bauwerke in der Stadt

den, denn ein in den Skamander führender Wasserlauf existierte nicht, sondern er endete schon bald nach seinem Austritt aus der Höhle' 9• Und selbst wenn das Wasser zum Fluß gelaufen wäre, so konnte daß Quellhöhlensystem schwerlich mit dem eben genannten Begriff gekennzeichnet werden, denn die (zahlreichen) Quellen dieses Flusses befanden (und befinden) sich im Ida-Gebirge2 0 , was schon die Homerscholien darlegen21. Wichtig ist auch, daß Strabo r3, r, 43 22 keine einzige warme Quelle in der Nähe von Ilion kennt und auch der über gutes topographisches Wissen verfügende Lucan 9, 96r-roo3 23 nichts davon sagt. Außerdem setzen sie das nachweislich in der hellenistischen und römischen Epoche, d. h. zu ihren Lebzeiten, benutzte Wasserbergwerk gerade nicht mit der von Homer erwähnten Brunnenanlage gleich. Von einer Identität der Angaben Homers mit dem Quellhöhlensystem kann also keine Rede sein. Es gibt nicht das geringste Indiz dafür, daß an der \'v'estseite des Plateaus eine Brunnenanlage vorhanden gewesen war, die Homers Schilderung entsprach. Die einzige Erklärung, die bleibt, ist die, daß man die homerische Brunnenanlage als dichterische Fiktion versteht24 , als eine solche, die ganz spezifischer Art ist, wie im folgenden gezeigt werden soll: Der Skamander entspringt im !da-Gebirge aus mehreren Quellen. Ganz nahe bei der kaltes Wasser liefernden Hauptquelle von Ayasma oberhalb von Evciler liegt eine zweite, kleinere, aus der warmes \'v'asser hervorsprudelt. Bei beiden handelt es sich um die Quellen eines der Nebenläufe des Skamander25• Von dieser topographischen Gegebenheit könnte daher der Dichter ausgegangen sein und sie nach Troia verlegt haben, wobei er ihre Gestalt ausgeschmückt hat26 • Er fügte so der Darstellung des Zweikampfes zwischen Hektor und Achilleus einen Rückblick auf den friedlichen, ja

19 Die diesbezügliche Markierung auf Dörpfeld 1902, Abb. 470 (S. 610) ist Fiktion. 20 Dieser Sachverhalt spricht auch gegen die Vemmtung, daß einst eine kalte und

21 22 23 24 25 26

eine (lau)warrne Quelle in der Nähe Ilions vorhanden waren, aber infolge eines Erdbebens verschwunden sind (vgl. Schliemann 1963, 189). Vgl. auch u. Erbse 1977, V, 300, 147 a. - Diese Probleme werden von Korfmann völlig ignoriert (s. Anm. 2). s. zu ihm Einleitung m. Anm. 5. s. zu ihm B. II. 2. 6 m. Anm. 139. vgl. auch Kolb 2002, 36 Anm. 56. vgl. Leaf 1923, 199ff.; Cook 1973 (1), 291ff. und Area Map C (S. 273) Taf. 52 a; Luce 1998, 72 (die Quelle bei Ayasma: ebd. Abb. 2. 5 [S. 31]). Eine Möglichkeit, die schon Leaf erwogen hat, obwohl sie ihm nicht zu behagen schien.

I. 9. Quellhöhlensystem und Brunnenanlage

I5I

geradezu idyllischen Zustand der Welt vor der Belagerung Troias durch die Griechen hinzu. Das macht aber deutlich, daß Homers Anliegen ein poetisches war. Wie die Schilderung der Brunnenanlage ist, zeigt der Umstand, daß sie ansonsten in der Ilias nicht vorkommt, obwohl dazu Gelegenheit gewesen wäre. Dennoch ist erst im 22. Gesang von der Brunnenanlage die Rede. Man beachte in diesem Zusammenhang auch, daß die anderen beim Lauf Hektors und Achilleus' um die Ringmauer Troias aufgeführten Örtlichkeiten - die «Skopie» und der «Feigenbaum» - durchaus bekannt sind27• Nun mag die Theorie der Verlegung einer Örtlichkeit auf den ersten Blick unwahrscheinlich klingen, denn die dichterische Beschreibung ist detailliert und anschaulich, außerdem wechselt Homer in dem Moment, wo Hektor und Achilleus zur Brunnenanlage kommen, von der Vergangenheitsform der Erzählung in die des Präsens der Zustandsbeschreibung. Aber eine solche Art der Charakterisierung steht in der epischen Dichtung nicht allein. Zwei Beispiele seien erwähnt: In der Odyssee lauem die Freier dem Telemachos auf einer kleinen, felsigen und mit zwei Häfen versehenen Insel auf, die den Namen Asteris trägt und in dem Sund zwischen Ithaka und Same liegt28 • Eine Insel, auf die die Beschreibung des Odysseedichters paßt, gibt es dort, d. h. zwischen lthaka und Kephallenia, nicht (das Inselchen Daskalio, das oft als Kandidat in Anspruch genommen wurde, paßt nicht zu den Angaben des Epos), dagegen existiert eine solche zwischen Ithaka und Leukas, die kleine Insel Arkudi29• Der Dichter hat sich also anscheinend an dieser orientiert und sie verlegt, weil er sie an der betreffenden Stelle brauchte, wobei auch in diesem Kontext ein Wechsel von der Vergangenheitsform der Erzählung in die des Präsens der Zustandsbeschreibung erfolgt. Oder ein anderer Fall aus diesem Epos: Odysseus verbirgt mit Hilfe Athenas seine von den Phaiaken empfangenen Geschenke in einer Höhle der Phorkys-Bucht auf Ithaka30• Jedenfalls ein Merkmal der Beschreibung, das der beiden Eingänge, läßt sich in der Marmarospilia genannten Höhle der Dexia-Bucht bei Vathy auf Ithaka wiederfinden, wobei die Höhle ansonsten nur schwer mit den Angaben des Epos zu vereinbaren ist31• Auch wird sie als Nymphenhöhle bezeichnet, in der Opfer 27 28 29 30 31 152

fl. 6, 433f.; II, 166- 169; 20, 136f. Od. 4,660-672. 842-847; 15,27-42. s. Dörpfeld 1927, 92ff.; vgl. Luce 1998, 208f. Map 9 (S. 177). Od. 13,93-124. 345-371. vgl. Luce 1998, 191ff. Map 9 (S. 177).

A. I. Archäologisch bezeugte Bauwerke in der Stadt

dargebracht werden und in der Odysseus u. a. seine dreizehn Dreifüße versteckt. Die auf Ithaka nachgewiesene Nymphenhöhle, in der Kult ausgeübt wurde und in der auch dreizehn Dreifüße gefunden wurden, liegt aber im Norden der Insel, und zwar in der Polis-Bucht, d. h. ca. ro km Luftlinie von der Dexia-Bucht entfemt32• Der Dichter scheint also die Höhle in der Phorkys-Bucht zur Nymphenhöhle gemacht zu haben, d. h. er hat diese an eine andere Stelle verlegt, wobei auch hier ein Wechsel von der Vergangenheitsform der Erzählung in die des Präsens der Zustandsbeschreibung erfolgt. Das o. umrissene Phänomen der Brunnenanlage der Ilias findet somit durchaus Parallelen in der epischen Dichtung. Daß dabei die jeweiligen Lokalitäten im Präsens beschrieben werden, ließe sich so erklären, daß damit nur auf ihre grundsätzliche Existenz hingewiesen werden soll. Angaben zur eigentlichen Lage der «Quellen des Skamander» werden dabei jedenfalls für die mit der Topographie der Troas Vertrauten gemacht, denn die angeführte Bezeichnung und ihre Charakterisierung als «kalt» oder «(lau)warm» machen deutlich, worum es sich bei ihnen tatsächlich handelt.

32 vgl. ebd. 223ff. Map 9 (S. 177).

I. 9. Quellhöhlensystem und . Eventuell handelte es sich bei ihm ursprünglich um einen dort errichteten Deich. Mit ihm wurde eine Erzählung verbunden, auf die die llias anspielt und die in der Tötung des von Poseidon gesandten «Ketos» durch Herakles gipfelte, was dann zu einem dem eigentlichen Troianischen Krieg vorausgehenden älteren Feldzug gegen Troia geführt hatte, der von Herakles unternommen worden war und mit der Einnahme der Stadt durch den Helden geendet hatte44 • Dieses Bauwerk war anscheinend das älteste Denkmal, was man außerhalb der Siedlung zu haben vermeinte. Es ist wohl erst später als die Burgmauer zum Denkmal geworden45• I.1.1

40 s. dazu auch B. I. 1. 3 (b) Ende. 41 vgl. aber die von Hertel 2002, 112, unter 1 erwogene mögliche Alternative. 42 Il. 20,144-151. - Da die N ennung solcher Art ist, dürfte es sich um ein in der Troas schon länger bekanntes Monument gehandelt haben (s. Hölscher 1989, 164f.). 43 vgl. die angeführte Ilias-Stelle; vgl. Dörpfeld 1902, Abb. 471 (S. 619). 44 n. 20, 144-151; 5, 633-651 (vgl. Anm. 33). 45 Die Herakles-Sage kann eigentlich nur als ein wenigstens im Vergleich zum Grundgerüst der Sage vom Troianischen Krieg späteres Sagenprodukt verstanden werden, wie schon die nur unzureichende Motivierung seines Kommens nach Troia und die sehr späte zeitliche Stellung der Erzählung im Sagenkreis um diesen Helden nahelegt (s. dazu Prinz 1974, 183. 194ff.). 196

B. I. Die Siedlung Troia VIII

I. 1. 1 ( d) Schlußfolgerungen In vorhomerischer Zeit hat man anscheinend in Ilion bzw. in seiner Umgebung nur in zwei Bauwerken Denkmäler erkannt, in der Stadtmauer und im Herakles-Wall. Grabhügel und Erinnerungsmale außerhalb der Stadt wurden damals wohl noch nicht als Zeugnisse der heroischen Vergangenheit gezeigt46• Die Entstehung der Troia-Sage war maßgeblich von der Wirkung eines archäologischen Relikts bestimmt, der Burgmauer, die zugleich die Stadtmauer des zeitgenössischen Ilion war. Damit wurde sie zum Denkmal, denn an sie band sich die Erinnerung an vermeintlich historisches Geschehen. Allerdings war es damit nicht getan, das Monument vermittelte nicht nur schlichte Ereignisgeschichte, sondern wurde auch anschaulicher Träger von inhaltlichen Aussagen (s.o.). Auf solchen Gegebenheiten konnte Homer aufbauen, und er nahm die Möglichkeit wahr, diese Ansätze in besonderer Art fortzuentwickeln47•

I. r. 2. Bekannte Denkmäler, neu ins Bewußtsein getretene Monumente und Erinnerungsmale außerhalb der Siedlung: Der Erinnerungscharakter der Burgmauer, des Herakles-Walls, der Grä'ber der großen Helden und von Stellen in Landschaft und Natur in homerischer Zeit (7fo v. Chr. -frü.hes 7. Jh. v. Chr.) I.1.2 (a) Ilion im 8. und frühen 7.Jh. v.Chr. Die Burgmauer hat Ilion auch im 8. und frühen 7. Jh. v. Chr. als Stadtmauer gedient48• Wie vor allem aus der hohen Qualität der im 8. und frühen 7. Jh. v. Chr. in Ilion hergestellten jüngeren Gruppe G 2/3-Ware, hervorgeht49, hat Ilion wohl in jenem Zeitraum eine Blüte erlebt. Das wird durch die in diese Zeit datierbaren Exemplare der Äolisch-Grauen Ware bestätigt50• Die Siedlung hat damals möglicherweise unter der Herrschaft der Antenoriden gestanden und vermutlich die nordwestliche Troas beherrscht; die Antenoriden dürften halb griechischer und halb thrakischer Her-

die Angaben der Ilias zu den Erinnerungsmalen Autopsie voraussetzen, dürften sie erst von Homer worden sein (vgl. B. l.1.3 [a] m. Anm. 65). s. die vorherige Anm. s. A. 1. 2 . I. s. Hertel in Rückert/Kolb; Hertel in Cobet/von Graeve; Hertel 2001 (r), 198, 6, Sample 21. 28. 29. 36. 42. 43. 58. 60. II4 Abb. 29- 37; Hertel 2002, 84 Abb. II b. s. Bayne 2000, 226ff. und die Anm. II genannte, in Vorbereitung befindliche Arbeit.

46 s. B. I. I.J. und B. I. 1-4- - Da

47 48 49 50

I. r. Die vorhomerische und die homerische Zeit

197

kunft gewesen seinl'. Im südlichen Teil dieser Landschaft, d. h. am Fuße des !da-Gebirges, in der Region Dardanie, haben Troer und Dardaner gelebt, die unter der Herrschaft der dardanischen Aineiaden standen, einem Fürstengeschlecht, das wohl schon stark hellenisiert war (Abb. 2. 3. r)l2. Zu beiden Dynastien scheint Homer freundschaftliche Verhältnisse gepflegt zu habenl3, was als eines der Argumente dafür spricht, daß der Dichter längere Zeit über in der Troas gelebt hatl4 • I. r. 2

(b) Bekannte Denkmäler:

I.1.2

(b)

Die Burgmauer und der Herakles-Wall Die Burgmauer Die Burgmauer dürfte in homerischer

1.

Zeit das zum Ausdruck gebracht haben, was auch schon vorher mit ihr verbunden warii. Allerdings wurde ihr Bedeutungsspektrum durch die Ilias bereichert und vertieft: Im Epos nehmen die Götter an den darin geschilderten Ereignissen teil, engagieren sich für die eine oder andere Seite und greifen oft lenkend in den Verlauf des Geschehens ein56 • Gemäß Homer hatten sich in der mythischen Vergangenheit vor allem vor der Stadt, d. h. vor ihrer Mauer, eng miteinander verflochtene Taten von Helden und Göttern ereignet, wie es bei keiner anderen alten Stadt, auch bei Theben nichtl7, der Fall gewesen war. So wurde in der Ilias auf das Ineinandergreifen göttlichen und heldenhaften Tuns um Troia hingewiesen. 51

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53 54 55 56 57

198

s. dazu Preller/Robert 1923, 1006f.; Bethe 1927, 4of.; vgl. auch Espermann 1980, passim. - Auf ein solches Mischgeschlecht weisen die Namen des Ahnherrn und der Ahnherrin: Antenor ist ein griechischer Name, Theano (die Frau des Antenor) ein thrakisch-illyrischer, außerdem stammt sie nach Homer aus Thrakien (von Kamptz 1982, bes. 56 § 16 c; 183 § 66 [Antenor]; bes. 339 § 82 [Theano]). vgl. dazu Lenz 1975, passim und Hertel 1992, 89f. m. Anm. 65, die aber die Aineiaden fäschlich zu Herrschern über llion gemacht haben; jedoch herrschten die Aineiaden anfangs in Dardanie und später in Skepsis, ebenso wie ein Geschlecht, das sich auf Hektor zurückführte (Strab. 13,1,52. 53; s. Meyer 1877, 63ff.; Smith 1981, 17ff.; Hölscher 1989, 15. 160. 319; Patzek 1992 [2], 174f.; Erskine 2001, 1ooff.). - Die Aineiaden müssen zur Zeit Homers in einem griechischen Epos preisen können, wie er es getan hat. s. die in den beiden vorherigen Anm. genannte Literatur. Darauf deutet auch seine Vertrautheit mit Geographie und Topographie der gesamten Troas hin. s. B. I. 1. 1 (b). s. u.a. dazu Burkert 1977, 194f.; Erbse 1986, 89ff. 295ff.; Patzek 1992 (2), 182ff. s. Apollod. bibl. 3,3,4; 3,5,2- 7. Und das gilt auch für die Feldzüge der Sieben und der Epigonen. B. I. Die Siedlung Troia VIII

Seit Homer dürfte aber mit der Burgmauer nicht nur das eben Dargelegte verbunden gewesen sein, sondern noch mehr: Durch Homer wurde nicht nur erneut die unverzichtbare Rolle einer mächtigen Mauer58 und die herausragende Bedeutung eines Verteidigers für eine Stadt deutlich gemacht59 - und das in sehr nachdrücklicher Weise - sondern durch das von Homer gezeichnete Bild des troianischen Haupthelden wurde die Mauer von Ilion nicht nur zum Schauplatz seines Todeslaufes, Todeskampfes und der Schleifung seines Leichnams sowie seiner für die Zukunft der Stadt so folgenreichen Entscheidung, Achilleus vor dem Skaiischen Tor im Zweikampf entgegenzutreten, sondern sie wurde auch zum Zeichen der von Homer vorgenommenen Differenzierung und Problematisierung des alten Heldentums6o. I. 1. 2 (b) 2. Der Herakles-Wall Der Herakles-Wall ist in der Ilias nicht nur das Zeugnis der Tötung des Ketos durch diesen Helden, des mit Herakles verknüpften älteren Troianischen Krieges und eines schon älteren Frevels auf troianischer Seite, sondern auch der Versammlungsplatz der progriechischen Götter vor Beginn der Götterschlacht und der Ort des für die Zukunft Troias so entscheidenden Entschlusses Poseidons, Aineias vor Achilleus zu retten und damit die Herrschaft der Aineiaden über die südliche Troas zu legitimieren. Damit ist der Wall aber nicht nur das Denkmal einer älteren Phase der mythischen Vergangenheit der Stadt, sondern verweist auch auf zeitgenössische Verhältnisse, und wie die Mauer von Ilion ist er überdies Zeichen des Ineinanderwirkens von göttlichem und heldenhaftem Geschehen.

I. I. 3. Neu ins Bewußtsein getretene Monumente: Die Gräber der großen Helden I.1.3 (a) Die tatsächliche Existenz von Heldengräbern, ihre Grabinhaber und ihre Zeitstellung61 Durch die nachhomerische Literatur ist gut bezeugt, daß es in der Troas eine große Anzahl von Erhebungen 58

II. 18, 273-279. s. auch ebd. 310-314 den die Richtigkeit dieser Worte unterstreichenden Kommentar des Dichters; vgl. auch die Antwort Hektors darauf (a. 0. 286-309). - s. dazu Drerup 1969, 0 rooff. 0 131; vgl. Scully 1990, 41ff.; vgl. auch Raaflaub 1991, 24of., der aber m. E. die Bedeutung von Stadtmauern im 8. Jh. v. Chr. unterschätzt hat. 59 s. z.B. II. 22, 431-436 und A. III. 3 m. Anm. 1-4. 60 s. B. I. r. 3 (b). 61 Forchharnmer/Spratt 1850, Karte (= Abb. 3); Wood 1985, Abb. S. 47; Schliemann 1963, Abb. S. 165; Schliemann 1881, Karte ganz hinten; Schliemann 1984,

1. I. Die vorhomerische und die homerische Zeit

199

gegeben hat, die als Gräber von Sagengestalten galten; als Grabinhaber stellte man sich sowohl Personen der heroischen Vergangenheit vor, die Akteure im Troianischen Krieg gewesen waren (Achilleus, Patroklos, Antilochos, der Große Aias, Hektor usw.), als auch Personen, von denen man annahm, daß sie älteren Sagengenerationen angehört hätten (Ilos, Aisyetes, Myrine u. a. )62 • Die Ilias kennt die Gräber des Ilos 63 , des Aisyetes64 und der Myrine (= Batieia [s. u.]) 65, aber aus ihr geht auch hervor, sei es direkt, sei es indirekt, daß Homer davon ausging, unter bestimmten Hügeln seien Achilleus, der Große Aias und Hektor begraben66. Die genannten Gräber stellen offenbar insofern keine Fiktionen Homers dar, als es sich bei ihnen um zur Zeit des Dichters tatsächlich sichtbare Hügel gehandelt hat. Das ergeben Homers Hinweise zu den Gräbern des Ilos und Aisyetes, vor allem aber zum Grab der Myrine, das sogar explizit als in homerischer Zeit in der Umgebung Ilions befindlich charakterisiert wird (Il. 2, 8n-814): fon öt nc; 1tpo1tap0t0E 1t6At0i; ainEta KOA.WVTI, EV 7tEÖÜot U7t. Unter diesem doppelten Blickwinkel - Rachekrieg und Befreiungskrieg - betrachtet, wollte Alexander mit seinem Besuch folgende Aspekte zum Ausdruck bringen: 18 Philostr. her. 53 (210). - Vgl. auch A.ill.r. 19 s. Bringmann/von Steuben 1995, I 1, 282 KNr. 247 (L). 20 Strab. 13,1,26; s. Bringmann/von Steuben 1995, I 1, 282f. KNr. 248 (L); Bringmann/von Steuben/Schmidt-Dounas 2000, I 1, 4; Aylward 1999, 174; Erskine 2001,104. 173. 228. 21 Diod. 18,4,5. - Der Quellenwert der Hypomnemata Alexanders ist heftig umstritten, vgl. dazu Seibert 1972, 7ff.; Will 1986, 12f.; Gehrke 1990, 152; anders Tarn 1968, 136. 717ff. 724; von Hesberg 1981, 90; Schalles 1985, 19. 22 s. B.I. 2.2. 23 s. Heuss 1938, 183; Instinsky 1949, 24ff. (vgl. auch ebd. 61ff.); Tarn 1968, nf. 34ff. 40; Wirth 1973, 78ff.; Bengtson 1977, 339; Lauffer 1981, 55f. 58f. 63 (Beutewaffen aus der Schlacht am Granikos als Weihgeschenke für die Athena von Athen [sie wurden am Architrav des Parthenons aufgehängt]); Walbank 1983, 3of. 39f.; Wirth 1985, 18off.; Gehrke 1990, 1off. 141f.; anders Seibert 1998, 5ff. 240

B. II. Die Stadt Troia IX

1.

2.

Alexander trat als neuer Protesilaos und noch mehr als neuer Achilleus auf24 • Wie diese Helden verstand er sich als Vorkämpfer der Griechen, wie diese führte er einen legitimen panhellenischen Angriffskrieg gegen in Asien wohnende Barbaren zur Rache für einen Frevel und im Auftrag der griechischen Staatenwelt'5• Allerdings kündigte sich schon zu Beginn seines Krieges an, daß sein Tun viel siegreicher als das der alten Helden sein sollte26 und daß es sich im Gegensatz zu deren Taten auf die Gewährung von Freiheit, die Erneuerung von griechischer Lebensweise und die Schaffung von Wohlstand für die befreiten Griechen richten würde. Alexander wies mit Nachdruck auf seine Frömmigkeit hin und auch darauf, daß er wie die homerischen Helden unter dem Schutz der Götter stand, die im Troianischen Krieg bzw. im Krieg des Herakles gegen Troia aufseiten der Griechen den Untergang der Stadt betrieben hatten (Zeus 7, Poseidon, Athena, die Nereiden, Herakles); aber auch die griechischen Helden, die im Krieg zu Tode gekommen waren, liehen ihm ihren Beistand (Achilleus, Aias, Protesilaos, Patroklos). Dies äußerte sich in dem Umstand, daß Götter und Heroen die ihnen dargebrachten Opfer gnädig angenommen hatten. Daß der König dabei unter dem besonderen Schutz der Göttin Athena stand, daß vor allem sie die Schutzgottheit seines Kriegszuges war, hatte die Annahme seines Opfers, die Weihung seiner Rüstung und die Entnahme alter Waffen aus dem Tempelschatz von Ilion deutlich gemacht, was später durch die Ereignisse in der Mallerburg noch bestätigt werden sollte. 2

24 vgl. dazu Instinsky 1949, 17ff. 58ff.; Tarn 1968, 235f. (s. auch ebd. 555f.); Rehork 1969, 257f.; Lauffer 1981, 58f. m. Anm. 1; 24. 28. 41. 59; Wirth 1985, 139ff.; Will 1986, 47. 5of.; Gehrke 1990, 7f. 12f. 18; Bringmann/von Steuben 1995, I 1, 282 KNr. 245f. (L); Gehrke 1996, 35f.; Bringmann/von Steuben/Schmidt-Dounas 2000, II 2, 6. 83- - Zu Achilleus als Vorbild Alexanders s. auch von Schwarzenberg 1967, 68ff.; Hölscher 1971, passim. 25 Daß es sich um einen Kampf gegen in Asien wohnende Barbaren handelte, wurde in der Weihinschrift für die am Parthenon angebrachten Waffen explizit gesagt (Arr. an. 1,16,7; Plut. Alex. 16,17-18). 26 So wurde die zu Boden gefallene Statue des Arioban;anes als Vorwegnahme seines Sieges über Persien gedeutet, wie der Kontext bei Diod. 17, 7, 6 ergibt. 27 Zeus nimmt in der Ilias diesbezüglich sicherlich eine Sonderstellung ein, weil seine Sympathie aufseiten Hektors ist, aber er hält die Waage des Schicksals, auf der das Los des Helden nach unten sinkt (Il. 22, 208-215) - darin spiegelt sich das Schicksal Troias - und er verhindert in der Iliupersis auch keineswegs das Ende der Stadt. II. r. Die hellenistische Stadt

241

Die Selbstdarstellung Alexanders als eines neuen Protesilaos und noch mehr eines neuen Achilleus sowie als eines frommen und unter dem Schutze der tAO◊ü~ia der Ilienser im Hinblick auf die mythische Vergangenheit der Stadt spricht26o. Sie äußert sich auch in dem Umstand, daß das im Tempel des Lysimachos stehende Kuhbild von den Iliensern um jeden Preis mit dem bei Homer genannten identifiziert wurde, obwohl die Unstimmigkeiten zwischen beiden von einem aufmerksamen Betrachter nicht ignoriert werden konnten261 •

II. 2.

Die kaiserzeitliche Stadt: Von Augustus bis zur antiheidnischen Gesetzgebung Theodosios des Großen (20 v.Chr.-391/92 n.Chr.)

B. II. 2 beschäftigt sich mit der Kaiserzeit, die mit dem Besuch des Augustus begann. Dieser erfolgte im Jahre 20 v. Chr.1• Zum zweiten Mal fand eine umfassende ideologische Vereinnahmung der Stadt und der mit ihr verbundenen Sage durch einen Herrscher statt. Wie der Besuch Alexanders2 stellt der des Augustus eine Zäsur in der Geschichte Ilions dar3. Auch jetzt bekam die urbanistisch-architektonische Gestalt der Stadt ein ganz neues Gepräge; der religiöse Rang Ilions steigerte sich jedoch nicht, sondern blieb so wie in hellenistischer Zeit. Der Umstand, daß sich an die neuen Bauten neue Assoziationen knüpften, mußte sich auch auf den Erinnerungscharakter der Denkmäler auswirken. Ihre Einbindung in eine neue Konzeption des Stadtbildes sollte die Bedeutung Troias für die Geschichte Roms zum Ausdruck bringen. Das besagt, daß das Verständnis der Denkmäler unter antigriechischen Vorzeichen erfolgte.

260 Strab. 13, 1, 25. 261 Strab. 13, 1, 41; s. dazu Leaf 1923, 138f.; s. A. I+ 6 (a). s. B. II. 2. 1. 2 s. B. II. I. l. 3 Es ist aufschlußreich, wie vor noch nicht allzu langer Zeit über Ilions Rolle in der Kaiserzeit geurteilt wurde (\Veber 1972, 224): «Ilium selbst ist freilich auch in der römischen Kaiserzeit gefördert worden - bereits Augustus ließ den Tempel der Athena Dias neu erbauen -, aber ansonsten scheint dies nicht wesentlich über die üblichen Bemühungen zugunsten der autonomen Städte hinausgegangen zu sein. Im Gegenteil, als sich die Stadt im Jahr 26 n. Chr. um die Ehre bewarb, Tiberius einen Tempel erbauen zu dürfen, wurde ihr Gesuch abschlägig beschieden, da sie außer gloria antiquitatis nichts vorzubringen hatte.»

274

B.II. Die Stadt Troia IX

II.2.r. Die Neugestaltung !Zions durch Augustus und die dadurch erzielte Neuinterpretation der Denkmäler Die archäologischen Befunde und die epigraphischen Quellen zeigen, daß im Ilion der iulisch-claudischen Zeit umfangreiche Baumaßnahmen durchgeführt wurden. Aus Horaz ist zu folgern, daß sie im Jahre 27 v. Chr. noch nicht in Angriff genommen waren4 • So muß man nach diesem Datum damit begonnen haben. Am ehesten kommt dafür das Jahr 20 v. Chr. in Frage. Damals bereiste Augustus die senatorischen Provinzen Asia und Bithynia und führte in ihnen mit großem Engagement administrative Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensverhältnisse durch5• Vor diesem Hintergrund muß auch der Besuch des Prinzeps in Ilion gesehen werden, wo er im Hause seines Gastfreundes Melanippides wohnte6 • Wenn Augustus schon woanders massive Unterstützung gewährte, so wird man erst recht für Ilion mit solcher zu rechnen haben. Die hier in der frühen Kaiserzeit erfolgte Bautätigkeit dürfte daher mit dem Aufenthalt des Prinzeps in dieser Stadt zu verbinden sein7 • Und daß die Initiative dazu von Augustus ausgegangen ist, machen nicht nur der Wortlaut der beiden Inschriften auf dem Ostarchitrav des Tempels der Athena Ilias deutlich8, sondern auch die Augustus in Ilion aufgestellte Säulenbasis, deren Inschrift ihn als cruy')'EVT) ~, mhprov und crropi\p der Ilienser und der anderen Städte des Koinons, außerdem als cUEP'YfTil~ nav-rrov bezeichnet9 • Man wird im übrigen kaum fehlgehen, wenn man annimmt, daß wohlhabende Bürger Ilions und der Troas, so z.B. der Gastfreund des Augustus, Melanippides, aktiv an der Realisierung der Pläne des Kaisers teilgenommen haben' 0



4 5

6

7

8 9

Hor. c. 3,3, 56ff. (froia wird in diesem Gedicht aus dem Jahre 27 v. Chr. als noch zerstört bezeichnet). Cass. Dio 54,7,4. 5 (s. dazu Magie 1950, 468ff.; Halfmann 1986, 158. 160 [vgl. auch ebd. 21ff. 124ff.]); Kienast 1999, 468f.; Tenger 1999, 165 (der aber die Bedeutung von Augustus' Besuch völlig unterschätzt hat); Erskine 2001, 25of. (die Maßnahmen des Kaisers umfaßten auch finanzielle Hilfsprogramme). Haubold 1888, 44f.; Brückner bei Dörpfeld 1902, 471, b) zu Nr. 65; 589f.; Magie 1950, 1332 Anm. 9; Bellinger 1961, n. 41; Halfmann 1986, 158; Frisch 1975, 182 Nr. 83 Taf. 16; Rose 1993, 5. s. Magie 1950, 469; Rose 1991, 74; Kienast 1999, 436ff. (wenn schon in Alexandreia Troas «iussu Augusti» gebaut wurde [Kienast 1999, 435], wie dann erst in Il.ion); Rose, Begleitband 2001, 184f. s. A. I. 4. 5 (Abb. 46). s. Frisch 1975, 181f. Nr. 82; vgl. Rose 1991, 74. - Was es mit der Münze Schliemann 1881, 719 - mit der Legende I:EBA[TO:E KTII:Tfil - auf sich hat, weiß ich nicht zu sagen (vgl. dazu auch Brückner bei Dörpfeld 1902, 530).

II. 2. Die kaiser.i:eitliche Stadt

275

Der Kaiser hat wohl maßgeblichen Einfluß auf das Bauprogramm genommen, wie nach allem, was man über Augustus weiß, angenommen werden darf1 1• Dafür sprechen aber auch die dem Bauprogramm abzulesenden Grundlinien, die offenbar unter der Devise des von Lucan 9,990-999 Caesar bei seinem angeblichen Besuch Ilions im Jahre 48 v. Chr. in den Mund gelegten Versprechens gestanden haben, in Ilion nicht nur einen Wiederaufbau durchzuführen, sondern ein neues, ein römisches Troia, Romana Pergama, zu errichten12 • Daß es sich bei dem von Augustus initiierten Bauprogramm tatsächlich um ein solches, d. h. um ein sehr weitgehendes Modernisierungskonzept, das sich deutlich von dem frühhellenistischen unterschied13, gehandelt hat, äußerte sich über die Wiederherstellung des Tempels der Athena Ilias und der das Heiligtum umgebenden Portikusanlage (YV. Abb. 7. 43. 44) hinaus in folgendem: zum einen in dem Umbau der Burgmauer in AB 4 und der Errichtung einer neuen Mauer in C-E 3, d. h. durch Schaffung einer (neuen) Umfassungsmauer des nordwestlichen Bereichs der Stadt, und in dem fast gänzlichen Abriß der nach der Zerstörung des Jahres 85 v. Chr. übriggebliebenen Reste der nördlichen Burgmauer und ihrer Ersetzung durch IX W (YV. Abb. 6. 7)14 sowie in der Abtragung, Veroder Überdeckung der meisten anderen Abschnitte der Burgmauer15 , d. h. in der zwar nicht völligen, aber weitgehenden Reduzierung des Bestandes dieser Mauer; und zum anderen in der Errichtung einer größeren Zahl ganz neuer Bauwerke (Bouleuterion, die Gebäude IX A und IX B, Odeion, Straße zwischen Bouleuterion und Odeion) (YV. 10 Zu Melanippides s. Frisch 1975, 182 Nr. 83 (s. auch ebd. 184ff. Nr. 85. 85 a Taf. 17). - Zu anderen privaten Wohltätern der Stadt in der Kaiserzeit s. B. II. 2. 2. n Bauvorhaben hatten einen mehr als großen Stellenwert in der Politik des Augustus (Überblick über die Bautätigkeit des Kaisers bei Kienast 1999, 408ff.); Erskine 2001, 251; vgl. auch Rose, Begleitband 2001, 184f.). 12 Nach Lucan. 9, 998f. soll Caesar den Göttern folgendes gelobt haben: «restituam populos; grata vice moenia reddent Ausonidae Phrygibus, Romanaque Pergama surgent»; eine Intention, die im übrigen mit dem von Obseq. prod. 56 (und damit möglicherweise von Livius) verwendeten Begriff «restitutio» nur unzureichend erfaßt wird. Da Lucan in neronischer Zeit schreibt, dürfte er mit der Programmatik des Wiederaufbaus Ilions in der iulisch-claudischen Epoche vertraut gewesen sein (vgl. auch Erskine 2001, der sein betreffendes Kapitel ill. 9. 4 - folgendermaßen benannnt hat: «Ilion under the Caesars: ROMANA PERGAMA SURGENT»). - s. zu Caesars angeblichen Besuch in Ilion B. II. I. 5 m. Anm. 198-200. 13 s. B. II. 1. 414 s. A. I. 2. 3, A. I. 2. 4 und A. I. 1. 15 s. A. I. 2 . 3-

276

B. II. Die Stadt Troia IX

Abb. 7) 16 und damit in der beträchtlichen Verbauung des Areals vor der südlichen Grenzmauer des Heiligtums bzw. in der Neugestaltung älterer Baukomplexe wie des Westlichen Hierons (vgl. Abb. 7)17 und des Theaters A (Abb. 5)18 sowie in der Anordnung der Neubauten nach einem streng orthogonalen Prinzip, wie es besonders IX W, das Bouleuterion, die Halle IX Bund das Odeion (Abb. 7) bezeugen'9 • Außerdem wurde die Stadt nach einem neuen, streng hippodamisch angeordneten Plan angelegt' Durch die frühkaiserzeitliche Bautätigkeit geschah in Ilion in kleinerem Maßstabe das, was sich damals vor allem in Rom, aber auch in anderen Städten des Reiches, z.B. in Actium/Nikopolis, Korinth und Ephesos, vollzog, d. h. es wurden Bauwerke errichtet, die der jeweiligen Stadt «publica magnificentia» verleihen sollten, um «maiestas imperii» zum Ausdruck zu bringen" . Wenn man Ovids Zeugnis in den Metamorphosen in vollem Umfang Glauben schenken könnte, so wäre im Jahre 8 n. Chr. noch nichts von dem von Augustus initiierten Bauprogramm verwirklicht gewesen; allerdings dürften verschiedene Bauten, darunter vor allem der AthenaTempel, wenigstens weitgehend fertiggestellt gewesen sein und das Bouleuterion war spätestens um 12/n v. Chr. vollendet. So wird man die Angaben Ovids als jedenfalls nicht ganz zuverlässig einzustufen haben Es wäre aber durchaus denkbar, daß damals noch deutlich mehr als Relikte des sagenhaften Troia angesehene Baureste vorhanden gewesen sind, als es nach dem Abschluß der Neubautätigkeit der Fall war, denn die Reste der nördlichen und nordwestlichen Burgmauer 0



22



16 I7 18 19

s. A.l.z.3 und A.I.6.3 (a)-(c). s. A.I.5.3. s. A.I.7.2. s. Dörpfeld 1902, Taf. III (= VV). VII; Easton 1992, 67 Abb. n (= Abb. 7); Easton 2002, Abb. 206; vgl. auch Studia Troica 4, 1994, Plan von Troia (hinten); Rose 1999, Abb. 1; Korfmann/Mannsperger 1998, Abb. 58 (S. 37); Hertel 2002, Abb. 12 b (S. 97). 20 s. A. I. 8. 2. 21 s. dazu Kienast 1999, 408f. 433ff. 22 Ov. met. 15,424f. «veteres tantummodo Troia ruinas/Et pro divitiis tumulos ostendit avorum.» - Zur Fertigstellung bestimmter Bauwerke in augusteischer Zeit vgl. das Odeion (s. A.I.6.3 [b]), das Theater (A.I.7.2), den Athena-Tempel (s. A.I.4-5) und das Bouleuterion (s. A.I.6.3 [a]). - Weshalb der Dichter den dargelegten Anschein erweckt, läßt sich nicht mit Sicherheit sagen: Entweder ist ihm die Bautätigkeit in Troia aus seiner stadtrörnischen Perspektive heraus zu geringfügig erschienen oder er hat die Leistungen des Prinzeps für Ilion aufgrund seiner Animosität diesem gegenüber bewußt ignoriert. II. 2. Die kaiserzeitliche Stadt

277

könnten noch existiert haben. Und es deutet immerhin einiges darauf hin, daß beim Tod des Kaisers im Jahre 14 n. Chr. nur ein Teil der Bauvorhaben umgesetzt worden war: Das für das Grab Hektors bei Ophryneion verfaßte Epigramm des Germanicus scheint zu ergeben, daß die Arbeiten 18 n. Chr. noch im Gange waren, und ein archäologischer Befund aus dem Westlichen Hieron zeigt, daß sie sich wenigstens bis 50/60 n. Chr. hingezogen haben23• Das zum neuen, römischen Troia gewordene Ilion nahm in iulischclaudischer Zeit einen besonderen Stellenwert ein, einen solchen, wie ilm keine andere Stadt in den Provinzen des römischen Reiches besaß. Dieser bestand in der großen Verwertbarkeit des Abstammungsgedankens, d. h. der Rückführung des iulischen Geschlechts auf Aeneas24 , und der Hervorhebung der gemeinsamen Abkunft der Römer und Ilienser von den Troianern25 • Für Augustus dürfte darin das Hauptmotiv gelegen haben, der architektonisch-urbanistischen Neugestaltung Ilions große Aufmerksamkeit zu widmen, und zwar aus folgenden Gründen: Dieses Ideologem bot ihm die Gelegenheit, das hohe Alter seiner Gens, die Rolle seiner göttlichen Abkunft und die Bedeutung seines auf göttlichem Ratschluß in mythischer Zeit beruhenden Tuns zu unterstreichen. Außerdem konnte er so die Legitimität der von ihm konsolidierten Herrschaft Roms über den griechischen Osten, d. h. Kleinasien und Griechenland, demonstrieren. Es gestattete ihm schließlich, seine «pietas erga deos patriamque» im Hinblick auf die troianische Athena und die troianischen Almen zu propagieren und deutlich zu machen, daß sich die Segnungen der von ihm erkämpften «pax Augusta» und des von ihm geschaffenen «aureum saeculum» auch auf das von den Griechen besiegte und in der späten Republik darniederliegende Ilion erstreckten26 • Den Iliensern gab der Abstammungsgedanke die Möglichkeit, immer wieder die nach ihrer Meinung Ilion zukommende Schlüsselrolle für die römische Herrschaft herauszustellen, ihrem Ort unter den Städten des Imperiums einen privilegierten Status, ein größeres Maß an Lebensqualität und ein gewisses Maß an wirtschaftlicher Prosperität zu verschaffen. Zu dem Gedicht s. u. (in ihm wird das Präsens «surgit», nicht aber eine Vergangenheitsform verwendet). - Zum Westlichen Hieron s. A. I. 5. 3 m. Anm. 43. 24 s. dazu Zanker 1968, 16ff. Abb. 40-43; Zanker 1990, 204ff.; Kienast 1999, 206f. 292f. 294ff.; vgl. auch Rieks 1981, 785ff. - Zur Bedeutung Troias sowie der Aeneas-Genealogie für das kaiserzeitliche Rom vgl. auch Rose 2002, bes. 337ff. 25 s. dazu auch Binder 1971, 6i. 157f. 27off. 26 vgl. grundsätzlich zu diesen Gedanken Kienast 1999, n7f.; 223ff. 23

278

B.11. Die Stadt Troia IX

Der Gedanke von der gemeinsamen Abkunft der Römer und Ilienser von den Troianem hatte schon im Jahre 190 v. Chr. für beide Völker eine nicht geringe Rolle gespielt, in dem Jahre also, in dem römische Truppen zum ersten Mal den Boden Asiens betraten27 • Durch den Aufstieg Caesars und den Prinzipat des Augustus wurde das Gewicht dieser Vorstellung noch verstärkt, und zwar durch die erwähnte iulische Komponente. Welch hoher Stellenwert ihm in der frühen Kaiserzeit im Denken der Römer zukam 8, machen die Reise des Germanicus nach Ilion im Jahre 18 n. Chr.29 und die Rede Neros im Jahre 53 n. Chr.3° deutlich. Und welch große Rolle der Gedanke damals in1 Selbstverständnis der Ilienser spielte3', zeigt die Begründung des Anspruchs Ilions auf den Sitz des Provinzialtempels für den Kult des Tiberius, der Livia und des Senats im Jahre 26 n. ChrY. Über die spezifisch gentile Bedeutung des Abstammungsgedankens hinaus konnte das römische Troia als Stadt insgesamt die von Augustus, dem Nachkommen des Aeneas, bewirkte Wiederaufrichtung der troianischen Herrschaft als römischer über Kleinasien wie auch die Unterwerfung Griechenlands unter Rom symbolisieren, denn aufgrund der Herkunft der Iulier und der Römer aus Troia kam der Herrschaft Roms über den griechischen Osten Legitimität zu. Daß der erste Aspekt dieses Machtanspruchs mit dem römischen Ilion verbunden wurde, darf vor allem Iust. 31, 8, 4 entnommen werden, wo von der rechtmäßigen Herrschaftsübernallme des den Römern als den Nachkommen der Troianer von alters her zustehenden Gebietes von Kleinasien die Rede ist33, «Asiam ut avitum regnum vindicare». Obwohl das von den Iliensern schon anläßlich des Ubergangs der römischen Truppen über den Hellespont im Jahre 190 v. Chr. gesagt worden sein soll, scheint sich darin eine erst in iulisch-claudischer Zeit verbreitete Auffassung widerzuspiegeln34 • Auch der Umstand, daß 2

27 s. B. II. r. 5 m. Anm. 165-169. 28 vgl. Verg. Aen. 1,1-7. 232-237. 283-288; 6,756-854; 8,36-4r. 625-629. 729-731 und das Epigramm des Germanicus (s. u .). 29 Tac. ann. 2,54,2 (s. u.). 30 Tac. ann. 12, 58, 1; vgl. Suet. Claud. 25, 3 (s. B. II. 2. 2). 31 vgl. mehrere Augustus, Agrippa, C. Caesar und Tiberius von den Iliensern erwiesene Ehrungen, in denen die genannten Personen als «Verwandte» bezeichnet werden, s. Frisch 1975, 181f. Nr. 82 [Augustus]; 186f. Nr. 86 [Agrippa]; 187f. Nr. 87 [C. Caesar]; 191f. Nr. 89 [Tiberius]. 32 Tac. ann. 4,15,3- 55. 56; 4,.37. 38. - s. B.II.2.2. 33 Zum Begriff «Asia» s. Verg. Aen. 1,385; 7,224; 10,91 und vgl. Thomasson 1979, 636f. - Vgl. zur Iustin-Stelle B.II. 2. 8. 34 s. B.II. 2.8.

II. 2. Die kaiserzeitliche Stadt

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Vergil das Priamos-Reich mit Kleinasien gleichsetzt35 und Ovid eine ähnliche Meinung durchschimmern läßt36, deutet darauf hin, daß in der frühen Kaiserzeit eine solche Vorstellung im Denken der Römer keine geringe Rolle spielte. Sie hat sich vermutlich besonders im Zuge der politischen Geschehnisse der dreißiger und frühen zwanziger Jahre des r. Jhs. v. Chr. entfaltet, denn im Jahre 30 v. Chr. war Kleinasien von Augustus wiedergewonnen37 und zu Beginn der zwanziger Jahre waren in Kleinasien Münzen mit der Legende «Asia recepta» und «pax» geschlagen worden38 • Daß der zweite Aspekt des erwähnten Machtanspruchs ebenfalls mit dem römischen Ilion verknüpft wurde, geht sehr klar aus dem Epigramm des Germanicus hervor, das dieser bei seinem Besuch Ilions im Jahre 18 n. Chr. für das Grab des Hektor bei Ophryneion verfaßt hat39 : Martia progenies, Hector, tellure sub ima (Fas audire tarnen si mea verba tibi), Respira, quoniam vindex tibi contigit heres, Qui patriae famam proferet usque tuae. Ilios en surgit rursum inclita, gens colit illam

35 Verg. Aen. 2,193- 556f.; 3,1; 7,221ff.; ro,9of.; n,268. 36 Ov. fast. 6,419f. 37 vgl. Kienast 1969, 437ff. (auch wenn für Augustus, was Ilion anbetraf, das Vorbild Alexanders keine große Rolle gespielt haben dürfte, zeigt Kienasts Schilderung der Verhältnisse in Kleinasien unter Pompeius und Marc Anton deutlich, wie wichtig dem Prinzeps eine Betonung seines legitimen Herrschaftsanspruches auf Kleinasien gewesen sein muß). 38 s. dazu Giard 1976, 143f. Nr. 899-904- 908-910 Taf. 34. 35; Mannsperger 1991, 376. 39 Anth. Lat. ed. Riese 708. - Zur Autorschaft des Germanicus vgl. Haubold 1882, 48f.; Dörpfeld 1902, 590; Kroll 1917, 463; Weber 1972, 225; Pani 1975, 44ff.; Schanz/Hosius 1980, 438 (eindeutig in die frühe Kaiserzeit verweist die Präsensform «surgit» ); zur Reise und zu diesem Gedicht des Germanicus s. Erskine 2001, 235 Anm. 42; 252 Anm. 130. - s. auch Magie 1950, 497f. 1357 Anm. 18; Halfmann 1986, 30. 168f. - Die etwas kürzere griechische Version liegt in Anth. Graec. IX 387 vor; sie ist vielleicht nicht von Hadrian angefertigt worden. Daß Germanicus für das Grab Hektors nur eine lateinische Version des Epigramms in einem durch und durch griechischen Raum wie der Troas gemacht haben sollte, klingt eigentlich wenig wahrscheinlich. Daher möchte man ihn auch als den Autor der griechischen Fassung ansprechen, zumal es sich um eine weitgehend entsprechende Übersetzung der lateinischen Vorlage handelt. Das starke Desinteresse Hadrians an Ilion und sein ausgeprägter Philhellenismus sprechen im übrigen nicht für eine Übersetzertätigkeit Hadrians. - Zur Lage von Ophryneion s. B. I. 2. 1 m. Anm. m (vgl. Abb. 1- 3); zum Grab Hektars A. III. 3. 280

B. II. Die Stadt Troia IX

Te Marte inferior, Martis amica tarnen. Myrmidonas periisse omnes die Hector Achilli, Thessaliam et magnis esse sub Aeneadis. Abkömmling des Mars, Hektor, der du in tiefster Erde ruhst (\Venn es dir trotzdem möglich ist, meine Worte zu vernehmen), So atme auf, weil dir in deinem Erben ein Rächer zuteil geworden ist, Der den Ruhm deines Vaterlandes ununterbrochen vermehrt. Siehe, die berühmte Ilios erhebt sich wieder, ein Geschlecht bewohnt sie, Das zwar weniger kriegerisch ist als du, aber dennoch sehr tapfer. Hektor, teil dem Achilles mit, daß die Myrmidonen untergegangen sind, Und daß über Thessalien die starken, von den Troianem abstammenden Römer herrschen40 •

Nach diesem Epigramm4 ' ist Augustus der Erbe und Rächer Hektors42 • In ihm wirken die Tugenden des troianischen Helden in gesteigerter Form nach, er ist sozusagen ein neuer, ein größerer Hektar. Das wiedererstehende Ilion (Präsens!) ist Zeichen des Sieges und der durch Augustus heraufgeführten, legitimen Herrschaft Roms (und damit letztlich Troias) über Thessalien, und man darf verallgemeinernd sagen, über Griechenland, jedenfalls über die Teile Griechenlands, die im Krieg gegen Troia eine Hauptrolle gespielt haben (so besonders Thessalien und Mykene4>). Ein verwandter Tenor durchzieht auch das Gedicht des wohl augusteischen Grammatikers Alpheios von Mytilene44 und das des Mundus Munatius (1. Hälfte des 1.Jhs. n.Chr.?)45 , wobei in dessen Epigramm statt von Thessalien von dem schon lange untergegangenen Argos bzw. Mykene gesprochen wird und zwar im Gegensatz zu dem immer noch existierenden Troia46 •

40 Übersetzung von mir. 41 vgl. auch Pani 1975, 75f. - Nicht erkannt worden ist die Bedeutung des Gedichtes von \Veber 1972, 225. - Wie Aeneas war Augustus «pietate insignis et armis» (Verg. Aen. 1,264; 6,403; s. dazu Binder 1971, 29ff. 52ff. 69f. 79f. 143f. 279f.; Kienast 1999, 295 und auch Zanker 1990, 204ff.). 42 Nur Augustus kann hier gemeint sein, wofür nicht nur der Kontext des Gedichts (Aeneaden, Wiedererstehen Troias, Autorschaft des Germanicus, Entstehungszeit), sondern auch die große Rolle des «vindex (libertatis)»-Gedankens spricht. 43 vgl. auch Pani 1975, 75 Anm. 15, die im folgenden angeführten Gedichte und Aeneis-Zitate wie auch z. B. Verg. Aen. n,285-290 (s. dazu auch Buchheit 1963, 151ff. 166ff.; Binder 1971, 49f. 59f. 245ff.). 44 Anth. Graec. IX 104 (vgl. auch ebd. 101 desselben Dichters). 4 5 Anth. Graec. IX 103. 46 s. Verg. Aen. 1, 254-296, der besonders in den Versen 283-288, und 6, 838-840 II. 2. Die kaiserzeitliche Stadt

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Aber nicht nur die Stadt als solche weckte derartige Assoziationen, sondern auch bestimmte architektonische Komplexe wie der wiederhergestellte Tempel der Athena Ilias und der nun von IX N und dem Vorsprung in J 3 gerahmte, oberste Teil des steinernen Sockels und der Oberbau der Nordostecke der Nordostbastion (YV. HV a. Abb. 6. 7 und vgl. Abb. 22 a-29) vermittelten Botschaften dieser Art. Obwohl es sich bei dem augusteischen Tempel der Athena Ilias um den renovierten Bau des Lysimachos handelte, galt er den Römern als wiederhergestelltes Denkmal des Troianischen Krieges47 • Durch die Inschrift auf dem Ostarchitrav (Abb. 46) wurde nicht nur auf Augustus als den Initiator des Wiederaufbaus hingewiesen, sondern damit auch implizit auf den Sieger im Krieg gegen Marc Anton und den Orient. Die zwischen Architrav und Giebel zu sehende Gigantomachie kann daher im Sinn einer mythischen Parallele auf die Überwindung barbarischer Gegner durch den Prinzeps verstanden worden sein48, d. h. vor dem Hintergrund der politischen Ereignisse der dreißiger und frühen zwanziger Jahre des I. Jhs. v. Chr. konnte man darin eine Anspielung auf den Sieg Roms über in Asien wohnende, nichtrörnische (und nichttroianische) Gegner gesehen haben. Und die Darstellung der Iliupersis an der Nordseite des Tempels wäre im Sinne eines Kampfes von Troianern gegen asiatische Feinde interpretiert worden49 • Etwas anderes wurde wohl nordöstlich vom Tempel deutlich gemacht: Wiesen der oberste Teil des steinernen Sockels und der Oberbau der Nordostecke der Nordostbastion auf das von den Griechen in der heroischen Vergangenheit eroberte Troia hin50, so zeigten der wiederhergestellte Tempel, die Mauer IX Wund der Vorbau in J 3 (YV. HV a. Abb. 7. 2), daß die troianische Macht in der römischen Herrschaft über Griechenland zu neuem Leben erweckt worden war5'.

den gleichen Gedanken zum Ausdruck bringt (Rachemotiv); vgl. auch Aen. 6,489-494, wo im Hades die griechischen Helden vor Aeneas erzittern. 47 s. A. I. 4. 5 und B. II. 2. 8. Exkurs. 48 vgl. dazu Schalles 1986, 29ff. 49 Daß man damals die mit Hosen bekleideten Krieger als nichttroianische Barbaren verstand, lag jedenfalls nahe. In etwa vergleichbar war die Umdeutung, die man bei der Amazonomachie im Giebel des Tempels des Apollo Sosianus in Rom vorgenommen hatte, wo aus der Versinnbildlichung des Perserkriegs durch den Kampf der Griechen gegen die Amazonen eine Versinnbildlichung des Kampfes der Römer gegen die Ägypter geworden ist (s. La Rocca 1988, mff. bes. 123f. 129ff.).

50 s. A.I.2.3. 51

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Daß man an dieser Stelle an den Sieg des in Rom wiedererwachten Troia über B. II. Die Stadt Troia IX

Durch den architektonischen Kontext, in den nun der oberste Teil des steinernen Sockels und der Oberbau der Nordostecke der Nordostbastion gestellt worden waren, hatte sich der bisherige Erinnerungscharakter dieser Reste der Burgmauer grundlegend gewandelt: Hatte er in frühhellenistischer Zeit darin gelegen, Symbol griechischen Sieges über Asien in der heroischen Vergangenheit zu sein52, so lag er in der frühen Kaiserzeit darin, die römische Herrschaft über Griechenland als gerechte Rache für die Eroberung Troias durch die Griechen und die römische Macht als die im Vergleich zur troianischen viel größere darzustellen. Eine andere Aussage hätten die Paläste des Assarakos und des Priamos53 sowie das Haus des Hektor54 vermittelt: Der zuerst genannte Bau hätte vor allem auf die Abstammung des iulischen Geschlechts von der Aeneadenlinie des troianischen Königshauses hingewiesen, die beiden anderen Gebäude auf die des römischen Volkes von den Troianern, dabei das Haus des Hektor natürlich auch auf das, was in dem Gedicht des Germanicus über diesen Helden gesagt wird (s. o.). Der Wiederherstellung des Tempels der Athena Ilias durch Augustus dürfte aber nicht nur die o. beschriebene Botschaft zugrunde gelegen haben, sondern wohl noch anderes: Da der Bau vermutlich für die Römer aus der heroischen Vorzeit stammte, konnte Augustus durch die von ihm initiierte Wiederherstellung auch wirkungsvoll seine «pietas» der für Rom so wichtigen troianischen Gottheit und den troianischen Vorfahren gegenüber dokumentieren. Das bedeutete, daß der Prinzeps und Rom sich auch in Zukunft des besonderen Schutzes der Göttin erfreuen konnten. Die Bautätigkeit im Ilion der iulisch-claudischen Epoche hatte, wie schon angesprochen, zu einer sehr weitgehenden Reduzierung des Restbestandes der Burgmauer geführt55• Dies erklärt sich aus dem Umstand, daß sie durch das Geschehen des Jahres 85 v. Chr. in Brand gesetzt und zerstört worden war, aber auch durch die Absicht, daß anstelle der bisherigen Stadt ein unter bestimmten ideologischen Gesichtspunkten stehendes neues, römisches Troia entstehen sollte. Eine solche Absicht verlangte aber eine umfassende Modernisierung der Stadt und bedurfte Griechenland gedacht haben dürfte, wird auch durch das Epigramm des Germanicus nahegelegt. 52 s. B. II. 1. 4 m. Anm. 130. 53 s. A. II. 7. 54 s. A. II. 8. 55 s. A.I. r und A.I.2.3-

II. 2. Die kaiserzeitliche Stadt

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des Erhalts der alten Burgmauer nur an wenigen, aber markanten Stellen (und d. h. eben nicht da, wo sie sich in stark ruinösem Zustand befand), d. h. sogar nur an einer Stelle, dem obersten Teil des steinernen Sockels und dem Oberbau der Nordostecke der Nordostbastion (s.o.). Trotz der dem frühkaiserzeitlichen Stadtbild llions zugrunde liegenden beziehungsreichen ideologischen Konzeption fällt auf, daß sich der Ausbau der Stadt in verhältnismäßig bescheidenen Formen vollzog. Das neue, römische Gesicht llions war zwar unübersehbar, die der Stadt hielt sich aber dennoch in Grenzen56• Allerdings darf man sagen, daß die von Augusws initiierte Neugestaltung llion noch mehr als zuvor zur prestigeträchtigsten Stadt der Troas machte (von Größe, Reichwm und wirtschaftlicher Bedeuwng her war zweifellos Alexandreia Troas die bedeutendste Stadt): Thre sich im neuen Stadtbild widerspiegelnde Rolle als Ausgangspunkt der römischen Geschichte und als Legitimationsfaktor römischer Macht mußte ihr eine überragende Stellung unter den Städten dieser Region geben. II.2.2. Ilion von Augustus bis zur antiheidnischen Gesetzgebung 1beodosios' des Großen

Im Jahre 16 v. Chr. besuchte Iulia, die Tochter des Prinzeps, die ihren Mann Agrippa auf seiner Orient-Reise begleitete, llion57 • Dabei wäre sie beim Überqueren des Skamander, der infolge eines Wolkenbruchs viel Wasser führte, fast ertrunken. Im Zusammenhang mit den Folgen dieses Ereignisses ist möglicherweise dem Agrippa in llion eine Porträtstawe aufgestellt worden58 • Vielleicht hat im Jahre I v. Chr. auch C. Caesar der Stadt einen Besuch abgestattet. Darauf könnte sich die Ehreninschrift für den Prinzen beziehen, die im Bereich der «Akropolis» von llion gefunden wurde59 • 8 n. Chr. hat Ovid llion besucht6o. In tiberischer Zeit wurde der Antonia minor durch Philo, den Sohn des Apollonios, eine Säulenbasis mit einer Ehreninschrift aufgestellt61, 56 s. B. ill. - Zu den übrigen Städten des Reiches s. Kienast 1999, 417ff. und speziell zu den Städten der nordwestlichen Provinzen von H esberg 1991, 179ff.; vgl. auch Zank.er 1990, 312ff. 57 Nik. Dam. FGrH 90 F 134; los. am. lud. 16, 2,2 (s. Haubold 1888, 45f.; Brückner bei Dörpfeld 1902, 590; Magie 1950, 467; H alfmann 1986, 165f.; Erskine 2001, 252). 58 s. Frisch 1975, 186f. N r. 86. 59 s. H aubold 1888, 48; Frisch 1975, 187f. N r. 87. 60 s. B. II. 2. I. m. Anm. 22 und A. I. 4. 6 m. Anm. 181. 61 s. Frisch 1975, 188f. Nr. 88.

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B. II. Die Stadt Troia IX

dem Tiberius 31/32 n. Chr. im Bouleuterion eine Porträtstatue62 . 18 n. Chr. besuchte Germanicus Ilion, zum einen, weil es zu den durch Sage und hohes Alter berühmten Orten gehörte, zum anderen aufgrund des Abstammungsgedankens und schließlich, weil es durch die Wechselhaftigkeit des Schicksals hervorragte63 • Anläßlich seines Aufenthalts hat Germanicus das erwähnte Epigramm für das Grab des Hektor bei Ophryneion verfaßt64 und dem Helden auch geopfert65 • Der große Prestigegewinn, den die Ilienser im Jahre 26 n. Chr. zu erreichen versuchten, nämlich Sitz des Provinzialtempels für Tiberius, Livia und den Senat zu werden, scheiterte jedoch an Kaiser und Senat von Rom, die sich für Smyrna entschieden: Weder der Abstammungsgedanke noch die «gloria antiquitatis» Ilions konnten gegen die Argumente der Smymäer, die ihre Verdienste Rom gegenüber in spätrepublikanischer Zeit ins Feld führten, bestehen66 • Gerade weil sich die Entscheidung der Reichsspitze vor einem so gewichtigen politischen Hintergrund vollzog, muß sie von den Iliensem als besonderer Tiefschlag empfunden worden sein: Trotz bestimmter und nicht in Frage gestellter Vorzüge hatte Ilion für Rom nicht die Bedeutung, wie es sich seine Einwohner wünschten. Die in der Reichshauptstadt gemachte Politik folgte offenbar anderen Kriterien als denen der Ilienser. Die Leistungen Rom gegenüber in schwieriger Zeit wogen mehr als der Abstammungsgedanke und der Ruhm einer heroischen Vergangenheit67.

62 s. Frisch 1975, 191f. Nr. 89 (s. A. I. 6. 3 [a). 63 Tac. ann. 2,54,1. 2: «Turn extrema Asiae Perinthumque ac Byzantium, Thracias urbes, mox Propontidis angustias et os Ponticum intrat, cupidine veteres locos et fama celebratos noscendi ... Igitur adito Ilio quaeque ibi varietate fortunae et nostri origine veneranda, relegit Asiam adpellitque Colophona, ut Clarii Apollinis oraculo uteretur» = «Dann fuhr er zu den Grenzgebieten von Asia: den thrakischen Städten Perinthos und Byzanz, darauf zur Meerenge der Propontis und der Mündung des Pontos, getrieben vom Verlangen, die alten sagenberühmten Orte kennenzulernen. So besuchte er denn Ilion und alle Stätten, die dort wegen ihres wechselvollen Schicksals und der Herkunft unseres Volkes verehrungswürdig sind, fuhr dann an der Küste Asiens zurück und landete in Kolophon, um das Orakel des Apollon von Klaros zu befragen» (Übersetzung von Heller 1982, 168ff.). 64 s. B. II. 2. 1. 65 vgl. Suet. Ca!. 3, 2. 66 Tac. ann. 4, 15,3- 55. 56; 4,37. 38; s. Tenger 1999, 167; Erskine 2001, 252; s. B. II. 1 m . Anm. 32. 67 Tac. ann. 5, 56. II. 2. Die kaiserzeitliche Stadt

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Unter Claudius hatte die Stadt jedoch einen merklichen Prestigegewinn zu verzeichnen, wurde ihr doch auf Fürsprache des Kaisers 53 n. Chr. unter ausdrücklichem Hinweis auf den Abstammungsgedanken und seine iulische Komponente für alle Zukunft Steuerfreiheit gewährt68. Der junge Nero hatte sich zuvor in einer Rede für die Ilienser verwandt69 . Vermutlich war dem Senatsbeschluß ein diesbezügliches Ersuchen der Stadt vorausgegangen70. Zwischen 49 und 53 n. Chr. haben der aus Ilion stammende Tiberius Claudius Philokles und seine Frau Claudia dem Claudius, seiner Familie, dem Senat, der Athena Ilias und dem Volk von Ilion zu Ehren eine Portikus errichten lassen7', eine Halle, zu der eine später in der westlichen Fundamentmauer der Portikus IX E in G 8/10 (VV. Abb. 7) verbaute Basis gehörte, auf der Porträtstatuen der Kinder des Claudius standen72 . \Y/o sich diese Halle befunden hat, ist unklar. Eine andere Portikus war irgendwann in der frühen Kaiserzeit von einer Frau mit Namen Aristoklea aus Alexandreia Troas gestiftet worden73. Aufgrund dieser epigraphischen Quellen gewinnt man den Eindruck, daß die Bautätigkeit in Ilion in tiberischer und claudischer Zeit eher von wohlhabenden, in der Troas beheimateten Privatpersonen getragen war als von den Nachfolgern des Augustus. Um die Mitte oder in der zweiten Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. hat der Thaumaturg Apollonios von Tyana Ilion und die Gräber der großen Helden besucht. Nach Philostrat soll er am Grab des Achilleus eine Erscheinung des Helden gehabt und ein Gespräch mit ihm geführt haben74. Unter Vespasian wurden in Ilion eine Porträtstatue für den Prokurator Lucius Vinuleius Pataecius aufgestellt75, unter Domitian eine Statuengruppe für ihn selbst und seinen Vater Vespasian76. Die vier \Y/ei-

68 Suet. C laud. 25,3. 69 Tac. ann. u, 58, 1; s. Tenger 1999, 166; Erskine 2001, 172 Anm. 41; 174; Stephan 2002, 49 m. Anm. 51. 70 s. Haubold 1888, 51f.; Brückner bei Dörpfeld 1902, 591. 71 s. Frisch 1975, 192f. Nr. 90; Rose 1991, 74. 76 Anm. 19; Rose 1992, 53f.; Stephan 2002, 94f. m. Anm. 79; vgl. auch Haubold 1888, 52; Brückner bei Dörpfeld 1902, 591. 72 s. Frisch 1975, 194f. Nr. 91 Taf. 18; Rose 1991, 74. 76 Anm. 19; Rose 1993, 53f. 73 s. Brückner bei Dörpfeld 1902, 458 Nr. XVIII; Frisch 1975, 243f. Nr. 157 Taf. 22. 74 Philostr. Apoll. 4, n. 12. 16 (vgl. Brückner bei Dörpfeld 1902, 590); zu Apollonios von Tyana s. Nilsson 1974, 419ff.; Frede 1996, 887; s. A.ill.r. 75 s. Frisch 1975, 215f. Nr. 105. 76 Frisch 1975, 196 Nr. 92.

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B. II. Die Stadt Troia IX

hungen der Stadt für Sextus Iulius Philo, darunter eine Porträtstatue, scheinen in die nachvespasianisch-flavische Zeit zu gehören77 • Unter dem Kommando dieses Mannes war in Ilion in flavischer Zeit eine Cohors Flaviana stationiert78 • Am Ende des I. oder zu Beginn des 2. ]hs. n. Chr. hat sich Dion Chrysostomos in Ilion aufgehalten und dort seinen berühmten Troikas vorgetragen. Danach hätte Paris Helena nicht geraubt, sondern auf rechtmäßige Weise geheiratet, Achilleus wäre von Hektor getötet worden und nicht von Paris, Troia hätten die Griechen nie erobert usw. Diese durch und durch antigriechische und die troianischen Helden idealisierende Rede stellte eine sophistisch argumentierende Überspitzung des mit dem Jahre 190 v. Chr. einsetzenden protroianischen Selbstverständnisses der Ilienser dar79 • Aus der Zeit Hadrians sind einige Inschriften, darunter zwei leider nur fragmentarisch erhaltene, bekannt: Die eine könnte sich am ehesten auf den Besuch des Kaisers im Jahre 124 n. Chr. beziehen80, die andere, zwischen 129 und 138 n. Chr. aufgestellte, auf die Einrichtung des Kaiserkults(?) im Gymnasium der Stadt8'. Im Odeion (VV. Abb. 7) wurde auf Veranlassung einer Frau namens Aristonoe eine Skene aus Marmor errichtet, außerdem hat man hier dem Kaiser eine Panzerstatue aufgestellt82• Das durch das Meer beschädigte Grab des Großen Aias auf Kap Rhoiteion hat Hadrian wiederherstellen lassen83 • Der unter Antoninus Pius tätige Curator Aulus Claudius Caecina hat sich in starkem Maße für Ilion eingesetzt, wie der Inschrift einer ihm in der Stadt errichteten überlebensgroßen Porträtstatue entnommen werden kann84• Unter Antoninus Pius richtete Ilion anscheinend ein Ersuchen auf Garantie der alten Privilegien und vielleicht auch auf

77 s. Frisch 1975, 223ff. Nr. 121-124 Taf. 21; Stephan 2002, 106 m. Anm. n2. 78 s. die genannten Inschriften, außerdem Haubold 1888, 53f.; Brückner bei Dörpfeld 1902, 591. 79 s. Eiliger 1967, 173ff.; Stephan 2002, 210 Anm. 313 (vgl. Haubold 1888, 54; Brückner bei Dörpfeld 1902, 59of.; Lesky 1971, 932f.; Schmid!Stählin 1974, 361ff.). 80 Zum Besuch des Kaisers s. Haubold 1888, 54f.; Brückner bei Dörpfeld 1902, 591; Halfmann 1986, 191. 199 und zu dieser Inschrift Frisch 1975, 198 Nr. 94. 81 Frisch 1975, 197 Nr. 93 Taf. 18. 82 s. A. I. 6. 3 (b) m. Anm. 42. 83 s. dazu A. Ill. 2. - Das von Stephan 2002, 7of. auf Ilion bezogene Mäzenatentum Hadrians und des Herodes Atticus galt allerdings nicht dieser Stadt, sondern Alexandreia Troas (vgl. auch Magie 1950, 614; Halfmann 1986, 199; Ameling 1983, 53ff.). 84 Frisch 1975, 217f. Nr. 106.

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Gewährung zweier neuer Vorrechte an den Kaiser. Offenbar ging es den Iliensem um eine erneute und umfassende kaiserliche Bestätigung des privilegierten Status ihrer Stadt, um immerwährende Steuerfreiheit und Freistellung von sonstigen Verpflichtungen, von «immunitas plena». Das Verlangen stieß in Rom auf offene Ohren: Antoninus Pius übermittelte den Iliensem in einem Reskript seine Zustimmung u. a. unter ausdrücklichem Hinweis auf den Abstammungsgedanken und auf die «incluta nobilitas» der Stadt85 • Außerdem sind Ilion damals vielleicht noch zwei andere Privilegien zugestanden worden, darunter das, daß das Heiligtum der Athena Ilias - ebenso wie das der ephesischen Artemis und das des tarpejischen Iuppiter - zum Erben eingesetzt werden konnte86• Die Verfügungen des Antoninus Pius müssen der Stadt einen erheblichen Prestigegewinn gebracht haben: Mehr denn je (von der augusteischen Zeit abgesehen) war so die außerordentliche Aura der Stadt, ihre «incluta nobilitas» ins Bewußtsein der Öffentlichkeit gerückt worden. Auch Marc Aurel stand den Iliensem freundlich gegenüber87• Unter seiner Regierung scheint es zu einer Neuorganisation der Panathenäen als [µcyci]A.a 1eai vea I1av[a]0[11]vma gekommen zu sein88• Im Jahre 214 n. Chr., kurz vor Beginn des Partherkriegs, besuchte Caracalla Ilion89• Der protroianischen Verklärung der heroischen Vergangenheit durch die Ilienser stand er ablehnend gegenüber90• Zwar besichtigte er die Stadt und die überreste des alten Troia9 ', aber sein 85

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Dig. XXVII 1, 17 § 1. Vielleicht am ehesten mit «außerordentlichem Ruhm» zu übersetzen. - s. Haubold 1888, 55f. mit Zitat der Stelle; Brückner bei Dörpfeld 1902, 591. - Zu den «munera» von provinzialen Städten in der Kaiserzeit s. Neesen 1981, 203ff. 228ff. und knapp Christ 1988, 393f.; zur Politik des Antoninus Pius gegenüber der Provinz Asia, der vor Antritt seines Prinzipats Proconsul dieser Provinz war, s. Magie 1950, 63off., gegenüber Ilion ebd. 633Ulpian. frgm. XXII 6 (s. dazu Haubold 1888, 56 m. Anm. 3; Brückner bei Dörpfeld 1902, 591f.). Philostr. vit. soph. 559. CIG 3620; Dittenberger, Sylloge 2, 503 Anm. 6 (s. dazu Holleaux 1896, 368 Anm. 3; Brückner bei Dörpfeld 1902, 473 Nr. 86; 592; vgl. aber Frisch 1975, 321 Nr. 86, der die Inschrift nicht auf Ilion beziehen möchte). - Die Münzprägung unter Marc Aurel stellt die die kultische Rolle der Stadt in beträchtlich größerem Maße heraus als jemals zuvor (von Fritze bei Dörpfeld 1902, 489ff. Beil. 63; Bellinger 1961, 51ff. Taf. 7. 8). Zur Reorganisation der Festlichkeiten zu Ehren der Athena Ilias s. Brückner bei Dörpfeld 1902, 592. Cass. Dio 78,16,7; Herodian. 4,8,4. 5. Christ 1988, 622f. Bei Herodian 4, 8, 4. 5 wird von den Überresten/Ruinen der alten Stadt gesprochen (s. B.Il.2.7 Nr. 7).

B. Il. Die Stadt Troia IX

Interesse galt vor allem dem Grab des Achilleus (Abb. 3. 1. 4. 60-62), wo er dem Helden Opfer darbrachte92. Als während Caracallas Aufenthalt in Ilion sein Geliebter und Freigelassener Festus starb, wurde dieser auf Befehl des Kaisers mit patroklosgleichen Ehren bestattet93 • Caracallas Verhalten bei seinem Besuch Ilions war offenbar von dem Gedanken der Achilleus-Imitatio bestimmt, d. h. seines Selbstverständnisses als eines neuen Achilleus und damit auch als eines neuen Alexander94. Von der Aufstellung eines Achilleus-Standbildes abgesehen95, hat offenbar die Haltung des Kaisers keine Auswirkung auf das Stadtbild von Ilion gehabt. 267 n. Chr. wurde Ilion von den Goten, die den Hellespont überschritten hatten, geplündert, was wohl nicht wenige Spuren im archäologischen Befund hinterlassen hat96 • Aus der Zeit der Tetrarchie ist nur bekannt, daß die beiden Augusti und ihre Caesares zwischen 293 und 305 n. Chr. der Athena Ilias silberne Statuen des Zeus und des Asklepios haben aufstellen lassen. Das Silber dazu hatte man vermutlich aus dem Tempelschatz genommen97 • Nachdem Konstantin der Große in der Schlacht von Chrysopolis in Bithynien (324 n. Chr.) zum Alleinherrscher über das römische Reich geworden war, besuchte er Ilion und entschied sich dabei angeblich für die Gründung einer neuen Reichshauptstadt auf dem sigeischen Vorgebirge. Demzufolge hätte das zweite Rom noch mehr als das erste ein neues Troia werden sollen. Angeblich hatte man an der genannten Stelle schon mit den Bauarbeiten begonnen, als spätestens seit 328 n. Chr. die Stelle des alten Byzantion für das neue Rom auserwählt und nach dem Kaiser benannt wurde98 • In konstantinischer Zeit wurde Ilion Bischofssitz, was jedoch nicht bedeutete, daß die alten Kultstätten und Denkmäler zerstört worden wären: Iulian, der Ilion im Jahre 355 n. Chr. besuchte (und dem die Ilienser zwischen 361 und 363 n. Chr. ein Standbild errichteten), hebt in seinem darüber geschriebenen Brief (epist. 35) lobend hervor, daß auf den Altären noch geopfert wurde, der christliche Bischof Pegasios die 92 s. A.ID. 1. 93 Herodian. a. 0. - Sein Grab könnte der Üve~ik/Ujek Tepe sein (s. B. I. I. 3 [a] rn. Anm. 73 [s. Abb. 3- 1. 4]). 94 Vgl. Wiggers r97r, roff.; Bergmann r98Jl84, 44f. 95 s.A.II. 5. 96 Iord. get. 20, ro8; Wolfram r990, 63. 5or Anm. II7. - Zum archäologischen Befunds. A.l.4.2, A.l.6.3 (a), A.I.6.3- (b), A.I.8.r und A.I.9. 97 s.. Haubold r888, 58; Frisch r975, 203f. Nr. 97. 98 s. Haubold r888, 59f.; Brückner bei Dörpfeld r902, 592; Demandt r989, 7of. 75. 39rf. 393; vgl. zu Konstantin auch Rose, Begleitband 2oor, 280. II. 2. Die kaiserzeitliche Stadt

289

heidnischen Riten tolerierte und die heidnischen Kultstätten und Denkmäler wie z.B. der Tempel der Athena Ilias und das Grab des Achilleus nicht angetastet worden seien99 • Das Motiv für den Besuch Iulians hat allerdings nicht so sehr wie bei den römischen Reisenden vor ihm im Abstammungsgedanken und in der «gloria antiquitatis» bestanden, sondern in der Rolle Ilions als trotz christlicher Überfremdung des römischen Reiches fortexistierendem Hort des Heidentums. Der Brief Iulians ist auch deshalb wichtig, weil er zeigt, daß bestimmte Denkmäler und Gedenkstätten damals noch zu sehen waren: Der Tempel der Athena Ilias samt seinen Statuen (darunter offenbar auch die alte Kultstatue)' die von Caracalla geweihte Statue des Achilleus (s.o.), das Heroon des Hektor mit dem Standbild des Helden und das Grab des Achilleus (Abb. 3- r. 4. 60-62), das bei ihm Achilleion genannt wird Um die Mitte des 4. Jhs. n. Chr. befanden sich somit zumindest die genannten Denkmäler und Gedenkstätten in unversehrtem Zustand. Allerdings könnten schon die 391/392 n. Chr. erlassenen Gesetze Theodosios des Großen, die die Ausübung heidnischer Kulte strikt untersagten, auch in Ilion Zerstörungen von Bauwerken und Statuen mit sich gebracht haben' 3. In jedem Fall dürfte Ilions Bedeutung von diesem Datum an zunehmend geringer geworden sein. Aus der Zeit des Vordringens des Christentums in Ilion, vermutlich aus dem 4. oder dem 5. Jh. n. Chr., stammen die Reste eines Baus mit Mosaiken im östlichen Teil der Stadt, der vielleicht eine frühchristliche Basilika gewesen ist'04 • Was übrig blieb, fiel im 6. Jh. n. Chr. Erdbeben zum Opfer, und außerdem trug nun einsetzender Steinraub das Seinige zur Zerstörung der architektonischen Reste bei'05• Dennoch blieb der Ort auch jetzt nicht unbewohnt: In der Zeit Iustinians wird Ilion als Bischofssitz genannt, noch um 900 residierte in Ilion ein Bischof, der dem Metropo00

,

10 1

10 2



0

99 Jul. epist. 35. - s. Haubold 1888, 6of.; Brückner bei Dörpfeld 1902, 592f. (m. Übersetzung des Briefes von Brückner). Griechischer Text und deutsche Übersetzung nun leicht zugänglich bei Weis 1973, 97ff. (Nr. 35). - Zu Iulian Apostata s. Demandt 1989, 93ff.; s. auch Rose, Begleitband 2oor, 280. 100 s. A.I-4-5 und A.l-4-6 (a). lOl s. A.II+ 102 s. A. III. r. 103 s. dazu Demandt 1989, 133f. 417f. 433. 104 s. Biegen 1936, 583 Abb. 26. 27; Biegen 1950, Abb. 120. m . 105 s. Rose 1992, 44; Tenger 1999, 172; Rose, Begleitband 2001, 186. 280; s. A. I. 2. 4; A.I-4-5; A.I.6.3 (a-c).

290

B. II. Die Stadt Troia IX

liten von Kyzikos unterstand106, und aus dem 13.Jahrhundert stammen die archäologischen Spuren byzantinischer (Neu-)Besiedlung1°7• Dieser Überblick über die Geschichte Ilions in der Kaiserzeit dürfte gezeigt haben, daß die Stadt verhältnismäßig stark von Augustus gefördert worden war. Ein wichtiger Grund dafür lag darin, daß der Prinzeps dem Gedanken der Abstammung des iulischen Geschlechts von Aeneas und des römischen Volkes von den Troianern eine große Bedeutung eingeräumt hatte. Den Iliensern war es stets darum gegangen, den privilegierten Status und das Prestige ihrer Stadt aufrechtzuerhalten bzw. wenn möglich noch zu steigern. Um diese Ziele zu erreichen, beriefen sie sich auf den Abstammungsgedanken, aber auch auf «gloria antiquitatis» bzw. «incluta nobilitas» ihrer Stadt. Beides gab ihnen - von der Zurücksetzung unter Tiberius einmal abgesehen - in der Kaiserzeit immer wieder die Möglichkeit, die ihrer Stadt in republikanischer Zeit gewährten Privilegien zu sichern bzw. zu erweitern und das Prestige ihrer Stadt zu erhalten bzw. zu steigern. Dennoch scheinen sich selbst die Ilion wohlgesonnenen Nachfolger des Augustus nicht zu sehr für die Stadt engagiert zu haben, denn sie haben offenbar juristisch-administrative Maßnahmen ergriffen, aber jedenfalls keine große Bautätigkeit initiiert. Soweit das überprüfbar ist, wurde in nachaugusteischer Zeit die Errichtung oder Renovierung von Bauwerken eher von wohlhabenden Privatleuten aus der Troas finanziert. Ob dabei in irgendeiner Form auf Denkmäler Bezug genommen wurde oder nicht, kann nicht gesagt werden. Die Kaiser jedenfalls haben sich offenbar weitgehend mit dem auf Veranlassung des Augustus geschaffenen Ilion und der dadurch bestimmten Rolle der Denkmäler begnügt; nur Caracalla und Hadrian haben andere Akzente gesetzt.

II. 2. 3. Das kaiserzeitliche !Zion als Standort eines weithin berühmten Heiligtums

In hellenistischer Zeit gehörte Ilion als «Heiliger Ort» zu den herausragenden Heiligtümern des griechischen Kleinasien und der Ägäis' 08 • Man hat den Eindruck, daß die Stadt auch in der Kaiserzeit von diesem

106 Not. Episc. ed. Parthey 1,157f.; 3,9of.; Schliemann 1881, 209; Haubold 1888, 61f.; Brückner bei Dörpfeld 1902, 593; Cobet 1990, 123107 s. Rose 1992, 48f.; Biegen 1934, 244; Rose 1993, no. 112f.; Rose 1995, 98. roo; Rose 1998, 102f.; Tenger 1999, 172; Böhlendorf 1998, 263ff.; Kiesewetter 1999, 4uff.; vgl. auch Böhlendorf 1997, 363ff. (Be§ik Tepe); Rose, Begleitband 2001, 28of. 108 s. B. II. r. 6.

II. 2. Die kaiserzeitliche Stadt

291

Ruf gelebt hat: Der Tempel der Athena Ilias galt den Römern als wiederhergestelltes Denkmal der mythischen Zeit, in ihm stand das uralte Kultbild; der Lokrische Mädchentribut wurde zwar wohl nur noch bis ins r. Jh. n. Chr. hinein vorgenommen'09 , aber das ilische Ritual des Rinderopfers hat man offenbar in der gesamten Kaiserzeit fortgeführt; es dürfte damals noch altertümlicher erschienen sein als vorher Durch die Privilegien, die Antoninus Pius über die «immunitas plena» hinaus den Iliensern gewährt haben könntem, und die wohl unter Marc Aurel erfolgte Neuorganisation der Festlichkeiten zu Ehren der Göttin112, dürfte sich dieser Ruf im Bewußtsein der Öffentlichkeit erhalten haben. 110



IJ.2.4. Die Heldenverehrung in der Stadt Kann mit einigem Grund angenommen werden, daß schon in hellenistischer Zeit die Helden der heroischen Vergangenheit in Ilion in Heroa verehrt worden sind113, so ist erst recht für die Kaiserzeit von solchem auszugehen. Diese Heiligtümer dienten sowohl als Kult- als auch als Gedenkstätten. So gab es ein Heroon des Hektor einen Bezirk mit einer Kolossalstatue des Achilleus 5, ein Heiligtum des Aineias116 und ein Hieron des Ganymedes117• Der im Heiligtum des Hektor stehenden Statue des Helden wurde Wunderhaftigkeit zugeschrieben. Phänomene dieser Art scheinen nicht selten gewesen zu sein118, denn auch von den Heldengräbern und ihren Heiligtümern sollen in der Kaiserzeit wunderbare Wirkungen ausgegangen sein"9 • 114

,

11

Il.2. f· Die Heldenverehrung außerhalb der Stadt Schon in hellenistischer Zeit hatte man die Helden der heroischen Vergangenheit als nach ihrem Tod zu machtvollen Unglücks- und Segenspendern auf dem Gebiet von Fruchtbarkeit, Gesundheit, persönlichem Glück usw. gewordenen Gestalten angesehen; schon damals 109 s. B. II.2.1, B.II.2.8. Exkurs und B.I.r.6 (b) m. Anm. 157. u o s. B. I. r. 6 (a). III s. ß. II. 2. 2 . II2 s. B. II. 2. 2. u3 s. B. II. r. 7. n4 s. A.II-4u5 s. A. II. 5. u6 s. A. II. 3. n7 s. A. II. 6. u8 Zum religiösen Hintergrunds. Nilsson 1974, 52off. bes. 535ff. u9 s. B. II. 2. 5. 292

B. II. Die Stadt Troia IX

waren sie nicht nur als Heroen, sondern auch als Götter verehrt worden120. Jedoch sind für diese Epoche keine Epiphanien der Helden bezeugt121. Für die Kaiserzeit, vor allem für die Zeit um 200 n. Chr., ist das jedoch häufig belegt. Soll Homer nach der kaiserzeitlichen Fassung der Homer-Biographie122 und nach Schol. Plat. Phaidr. 243 A bei seinem Besuch des AchilleusGrabes durch die vom Dichter heraufbeschworene Epiphanie des Helden noch geblendet worden sein, so daß er erblindete123 , so führten dagegen nach Philostrat der Heros und Apollonios von Tyana angeblich ein längeres Gespräch, das keine negativen Folgen für den Thaumaturgen hatte124 . Von noch größerer Intimität sollen nach diesem Autor die Gespräche gewesen sein, die der Winzer, die Hauptperson in seinem Heroik6s, mit dem ihm erschienenen Heros Protesilaos geführt hat, wobei dieser den Winzer angeblich sogar umarmt und geküßt hat125 . Konnten die Heroen demnach durch und durch freundschaftlichen Verkehr mit den sie verehrenden Menschen pflegen, so konnten sie die, von denen sie beleidigt worden waren, schrecklich bestrafen: So hat Hektar einen assyrischen Jüngling getötet, indem er diesen in den \'Vogen eines Flusses hat ertrinken lassen126. Oder die Heroen konnten die Menschen, die Unrecht getan hatten, mit gefährlichen Krankheiten schlagen, was Protesilaos mit Xeinis tat127 ; oder dieser Heros ließ einem ehebrecherischen Paar durch einen Hund unheilbare Bisse beibringen128. Andererseits heilte Protesilaos Kranke, half unglücklich Liebenden usw. 129 Alles das wirkt auf den ersten Blick historisch unwahrscheinlich und mag auf den ersten Blick nach Erfindungen Philostrats klingen. Wenn man aber in Betracht zieht, was im Neuen Testament an \'Vundergeschichten zu finden ist, und wenn man sich klar macht, daß sogar Vespasian im Ruf stand, wunderbare Krankenheilungen vorgenommen 120 121 122 123

124 125 126 127 128 129

Strab. 13, 1, 32 (s. B. II. r. 8). Zu Epiphanien in hellenistischer Zeit s. Nilsson 1974, 225ff. Vita 6, 45-51. s. dazu Plister 1974, 280 (nach der Art der älteren Heroenerscheinungen, vgl. Hdt. 6, n7 und später auch Philostr. Apoll. 4, n, wonach die Ilienser die Epiphanie des Achilleus für gefährlich hielten). Philostr. Apoll. 4,16; s. B.II.2.2 m . Anm. 74. Philostr. her. 10, 2ff. (141ff.). ebd. 19,5-7 (152). ebd. 4, 2 (132). ebd. 16,2- 4 (148). ebd. 16,r. 2 (148); s. dazu Nilsson 1974, 563f.

II. 2. Die kaiserzeitliche Stadt

293

zu haben'30 , dann ist kaum ein Zweifel daran möglich, daß solche Epiphanien als subjektive Visionen bei entsprechender religiöser und psychischer Disposition erlebbar waren und daß die bei Philostrat geschilderten Ereignisse nicht auf den Unglauben des der Kaiserzeit gestoßen sind. So etwas zeigt, was damals der glaubte. In diesem Zusammenhang sei auch an den 10. pseudoaischineischen Brief erinnert, nach dem sich ein Mädchen aus Ilion, Kallirrhoe, dem als Flußgott Skamander verkleideten Kimon hingab, weil sie ihn für den Gott hielt'3'. Das Verständnis der Heroen als wunderbar in das Leben einzelner Menschen eingreifender Wesen war der Niederschlag einer immer mehr sich verschärfenden Krise des Glaubens an die olympischen Götter und der Ausdruck der Sehnsucht nach unmittelbarer Nähe und konkretem Beistand durch individuell erfahrbare, übermenschliche Gestalten'F. Daneben bestand die alte Vorstellung von den Heroen als gewaltigen Kriegergestalten fort' 33, wobei die griechischen Helden von den Iliensern und oft auch von den Römern als negative Helden gesehen wurden, gilt doch z.B. Achilleus bei Vergil vor allem als grausam und wild'34 • Dagegen fiel bei den Iliensern alles Licht auf die troianischen Helden, wie nicht nur die Inschriften auf den Basen der ihnen aufgestellten Statuen zeigen'35, sondern noch mehr der Troik6s des Dion Chrysostomos, nach dem die Troianer Helden ohne Fehl und Tadel, die Griechen dagegen frevelhafte, machtgierige und kraftlose Männer gewesen seien'36 • Auch wenn die Ausführungen dieses Rhetors Überzeichnungen sind137, so machen sie den prinzipiellen Hang der Ilienser zur Idealisierung ihrer deutlich.

130 Suet. Vesp. 7,2. 3. 131 s. Drerup 1904, 63ff.; Übersetzung des Briefes: Lesky 1951, 4off.; s. dazu auch Brückner bei Dörpfeld 1902, 590 und B. II. 2. 7 m . Anm. 157. 132 vgl. grundsätzlich zu diesem Phänomen Nilsson 1974, 318ff. 394; Latte 1960, 327ff. 36off. 133 vgl. z. B. die Gedichte Anth. Graec. VII 141 und 385 auf Protesilaos. - s. auch die Inschrift auf der Basis einer Statue des Aias (Frisch 1975, 238 Nr. 145 und s. A.ill.2). 134 Verg. Aen. 1,30. 458; 2,29; 12,545. 135 s. A.I.6. 3 (d). 136 s. Eiliger 1967, 173ff. 137 s. B. II. 2. 2 m. Anm. 79.

294

B. II. Die Stadt Troia IX

II.2. 6. Eventuell schon in der älteren hellenistischen Zeit gezeigte, aber erst für das I. Jh. v. Chr. bezeugte und zweifellos in der Kaiserzeit vorgewiesene Erinnerungsmale außerhalb der Stadt: Stellen in Landschaft und Natur In der Kaiserzeit dürfte man auf dieselben Erinnerungsmale außerhalb llions, d. h. auf Stellen in Landschaft und Natur, hingewiesen haben wie in der hellenistischen Epoche'38• In den kaiserzeitlichen Schriftquellen, vor allem bei Lucan, werden aber auch Erinnerungsmale angeführt, die, von einer Ausnahme abgesehen (Nr. r), nicht für die ältere hellenistische Zeit, d. h. nicht für das 3. und 2. Jh. v. Chr., belegt sind, aber damals schon gezeigt worden sein können'39• Es handelt sich dabei um folgende Stellen (Abb. 2): r. Die Höhle in einem Teil des !da-Gebirges bei Antandros (das Gebiet trug den Namen Alexandreia), in der Paris angeblich das Urteil über die Göttinnen gefällt hatte'40. 2. Die Hütte oder das Gemach des Anchises im Wald des Ida-Gebirges'4', in der sich die Liebesbeziehung zwischen diesem und Aphrodite abgespielt haben soll' 42. 138 s. B. II. r. 9. 139 Lucans Angaben zu den Sehenswürdigkeiten der Troas verraten gute Informationen über sie (die Region dürfte der Dichter aber schwerlich während seines Studienaufenthalts in Athen besucht haben). Was die Fakten zur Geschichte Ilions im r. Jh. v. Chr., z.B. zur Zerstörung der Stadt im Jahre 85 v. Chr. und dabei wohl auch ihrer einzelnen Bauten angeht, so hat Lucan sie wohl - wie die zur Geschichte Caesars und Pompeius' - Livius entnommen (zu diesem als wichtigstem Gewährsmann Lucans vgl. Ehlers 1978, 575 ff.; Schanz/Hosius 1980, 499; Luck 1985, 37; Strasburger 1990 [2], 256 m. Anm. 15; 265ff.; vgl. auch von Albrecht 1994, 725). Darüber hinaus wäre denkbar (was jedoch nicht beweisbar ist), daß er Angaben zu den troianischen Sehenswürdigkeiten, jedenfalls zu denen außerhalb der Stadt, nicht nur aus Livius, sondern auch aus einem periegetischen Werk wie dem des Polemon von Ilion (s. B. II. r. 9 m. Anm. 256) oder aus der Untersuchung des Demetrios von Skepsis (s. Einleitung m. Anm. 5) geschöpft hat. Das würde bedeuten, daß diese Erinnerungsmale schon im 2. und möglicherweise auch schon im 3-Jh. v. Chr. vorgewiesen worden wären. 140 Strab. 13,1,51; Diod. 17,7, 4; Lucan. 9,971. 141 Den Terminus «thalamos» (bzw. thalamus) von «Aspicit . . . silvaque latentes Anchisae thalamos» wird man wohl mit «Hütte» oder «Raum/Gemach» zu übersetzen haben (so auch Friedlaender 1919, 419; anders, allgemeiner, Luck 1985, 467: Liebeslager); dazu berechtigt nicht nur die Grundbedeutung des Wortes 0aA.o:µos, sondern auch Horn. h. Aphr. 69. 75. 76. 79. 80. 92. 173f.; vgl. auch ebd. 236 (\Veiher 1986, 93ff. Nr. 5); vgl. auch Pfister 1974, 366, wo Beispiele für allerdings steinerne Thalamoi eines «Hieros/Heroikos Gamos» angeführt II. 2. Die kaiserzeit!iche Stadt

295

3. Die Stelle, an der Ganymed angeblich vom Adler des Zeus geraubt wurde' 43 • 4- Der Gipfel, auf dem Oinone getrauert hat144 • 5. Der Felsen, an den angeblich Hesione gebunden war'45 • Vermutlich sind diese in den Quellen erwähnten Stellen nur eine Auswahl aus einer viel größeren Zahl derartiger Male gewesen, wie man aus der Bemerkung Lucans «nullum est sine nomine saxum»' 46 entnehmen könnte. Und aus anderen kaiserzeitlichen Quellen sind Erinnerungsmale aus der Umgebung von Ilion bekannt wie der Stein, an den angeblich Kassandra gebunden war' 47 , und wie die Ambosse, die Zeus der Hera angehängt haben soll148, wobei der Kassandra-Stein von der Aura des Wunderbaren umgeben war'49 • Daß jedenfalls Nr. 1 schon in hellenistischer Zeit gezeigt worden zu sein scheint, geht aus der Bezeugung des Gebietes Alexandreia als Ort des Paris-Urteils durch Strabo sowie der Höhle durch Diodor hervor (s.o.). Das aber bedeutet, daß auch Nr. 2-5 durchaus schon in hellenistischer Zeit vorgewiesen worden sein können.

II. 2. 7. llion als Wirkungsbereich von Fremdenführern und als Zielpunkt von Reisenden in der hellenistischen Zeit und der Kaiserzeiff Dem Bericht des Herodot über den Besuch des Xerxes in Ilion ist zu entnehmen, daß der Ort und die Heldengräber um 500 v. Chr. als Sehenswürdigkeiten betrachtet und daß sie dem Fremden, jedenfalls wenn er ein oder ein zahlungskräftiger Besucher war, im Rahmen einer Führung gezeigt wurden' 5' . Man wird vermuten dürfen, 0

142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 296

sind). Zur besonderen Gestalt der Behausung des Anchises wird Horn. h. Aphr. nichts gesagt. So konnte sehr leicht irgendeine alt wirkende Hütte im !da-Gebirge mit der des Anchises identifiziert werden. Lucan. 9,971. Lucan. 9,972. Lucan. 9, 972f. Lucan. 9,970. Lucan. 9, 973· Ampel. 8,n (s. Brückner bei Dörpfeld 1902, 590). Il. 15,18- 21 und Eustathios zur Stelle (s. Brückner bei Dörpfeld 1902, 590). Wenn man seine Vorderseite berührte, floß von ihm Milch herab, rieb man an einer anderen Stelle, so kam Blut hervor. vgl. zu solchen Reisen, besonders zu denen der Kaiserzeit, Friedlaender 1919, 409ff. 414ff.; Casson 1974, 268ff. 278ff. 306ff.; Himmelmann 1976, 39ff. Hdt. 7, 43. B. II. Die Stadt Troia IX

daß beim Perserkönig die Priester der Athena Ilias diese Aufgabe übernommen hatten. So etwas wird für den Besuch Ilions durch Alexander den Großen sogar ziemlich deutlich gesagt152 • Und seit hellenistischer Zeit übten sogar berufsmäßige Fremdenführer diese Tätigkeit aus. Das ist zum einen dem Sachverhalt zu enmehmen, daß, wie schon erwähnt, um 200 v. Chr. eine Periegese zu den Sehenswürdigkeiten von Stadt und Landschaft verfaßt wurde, die des Polemon von Ilion153 , und zum anderen dem Umstand, daß Lucan ausdrücklich von einem Fremdenführer, «monstrator», spricht, der Caesar bei seinem angeblichen Besuch Ilions im Jahre 48 v. Chr. geführt haben soll' 54 • Fremdenführer gab es in Ilion bis ins 4. Jh. n. Chr., wie Iulian belegt, denn er nennt «Periegeten», die den Touristen zur Verfügung standen155• Daß solche in allen berühmten Städten der Antike zu findenden Fremdenführer oft genug Geschichten zu Vergangenheit und Sehenswürdigkeiten der von ihnen betreuten Orte schlichtweg erfanden, war kein Geheimnis' 56 • Mit der heroischen Vergangenheit Ilions, d. h. vor allem mit Homer vertraute Besucher scheinen allerdings die Sehenswürdigkeiten in Stadt und Landschaft selbständig erkundet zu haben' 57 • Das dauerte anscheinend mehrere Tage und ist als eindrucksvolles Erlebnis empfunden worden. Solche Besucher riefen sich im Angesicht der in der Ilias genannten Stätten die jeweiligen Stellen des Epos ins Gedächtnis: «Wir verweilten hübsch einige Tage in Ilion und konnten uns an den Gräbern nicht satt sehen (es war meine Absicht zu bleiben, bis ich alle Verse in der Ilias vor jeder einzelnen Stätte, über die sie geschrieben sind, durchgegangen hätte), als auf einmal der Tag da ist, an dem sich die meisten Väter an die Verheiratung ihrer Töchter machen, so weit deren Reife dies gestattet.»' 58 Diesen Reisenden ging es, wie man sieht, um die Vergegenwärtigung der Dichtung auf recht hohem Niveau' 59•

r52 r53 r54 r55 r56 r57

vgl. Diod. r7,17,6. Zu Polemon s. B.II.r.9 m . Anm. 256. Lucan. 9, 975ff. Iul. epist. 35. Lukian. philops. 4; vgl. auch Lucan. 9,973: «nullum est sine nomine saxum». vgl. Philostr. Apoll. 4, n; Pseudoaischin. epist. ro (s. B. II. 2. 5 m. Anm. r3r). Der Brief scheint die Verhältnisse der frühen Kaiserzeit widerzuspiegeln, wie die Nennung des Melanippides zeigt, womit am ehesten der Gastfreund des Augustus gemeint ist (s. B. II. 2. r m. Anm. 6), d. h. der Brief dürfte in der iulisch-claudischen Epoche, ja vielleicht sogar noch in augusteischer Zeit, verfaßt worden sein. r58 Pseudoaischin. a. 0. r59 vgl. das Verhalten europäischer Reisender im r8. und r9. Jh. (Cobet r990, r33ff.). II. 2. Die kaiserzeitliche Stadt

297

Offenbar zogen, wie nicht nur Pseudoaischines, sondern auch Philostrat'6o und der Besuch des Germanicus161 zeigen, in der Kaiserzeit die Heldengräber große Aufmerksamkeit auf sich, natürlich für die Römer besonders die der troianischen162 • Folgende Motive, die hier schlagwortartig unter den Oberbegriffen Abstammungsgedanke, «incluta nobilitas» 163 und «gloria antiquitatis»'64 subsumiert werden, dürften in der Kaiserzeit die Reisenden bestimmt haben: 1. 2.

3.

4. 5.

6.

Die Rolle Ilions als Mutterstadt Roms165• Der Ruhm Ilions als Ort in uralter Zeit wurzelnder Religiosität (fempel und Kultbild der Athena Ilias' 66, Altar des Zeus Herkeios'67, das ilische Ritual des Rinderopfers168, bis ins 1. Jh. n. Chr. hinein der Lokrische Mädchentribut169). Der Ruhm Ilions als Schauplatz außergewöhnlichen heldenhaften Geschehens; vgl. Caesar, den Lucan als «famae rnirator» bezeichnet170 und Pompon. 1, 18: «[urbs] bello excidioque clarissima» 171• Der Ruhm Ilions als Schauplatz außergewöhnlichen mythischen Geschehens, vgl. die Erinnerungsmale außerhalb der Stadt172• Der Ruhm Ilions als Stadt außerordentlich hohen Alters; vgl. Lucan. 9,987: «veneranda vetustas»; Tac. ann. 4,55,2: «gloria antiquitatis»'73 und Tac. ann. 4, 55, 1, wo Ilion zu den «veteres loci et fama celebrati» gerechnet wird. Die Symbolhaftigkeit Ilions für die Wandelbarkeit menschlichen Schicksals, d. h. für den Aufstieg und Niedergang von Glück und Macht und für die Eroberung einer Stadt mit allen ihren schreckli-

160 Philostr. Apoll. 4, 16; Philostr. her. passim. 161 s. B. II. 2. 1 und B. II. 2. 2. 162 Das geht aus Ov. met. 15,424f. (s. B.II. 2.1 m. Anm. 22) und dem eben angesprochenen Besuch des Germanicus hervor. 163 Dig. XXVII 1, 17 § 1; vgl. auch das Epigramm des Germanicus: «Ilios ... inclita» (s. B. II. 2. 1). 164 Tac. ann. 4, 55, 2. 165 s. dazu die diesen Sachverhalt betreffenden Passagen in B. II. 2. 1 und B. II. 2. 2. 166 s. zu ersterem A.l.4.2 und A.I-4-5, zu letzterem A.l.4. 6 (a). 167 s. A. II. 1. 168 s. B. 1. 1. 6 (a). 169 s. B.l. 1.6 (b). 170 Lucan. 9,961. 171 vgl. auch Verg. Aet. 569ff. (s. dazu Himmelmann 1976, 44f.). 172 s. B. II. 1. 9 und B. II. 2. 6. 173 s. B. II. 2. 2. m. Anm. 66.

298

B. II. Die Stadt Troia IX

chen Begleitumständen: Tac. ann. 2, 54, 2: «varietas fortunae»; Pompon. 1,93: «[urbs] bello excidioque clarissima»; Verg. Aen. 3,1ff. bes. 2f.: «ceciditque superbum Ilium et omnis humo fumat Neptunia Troia» und ebd. 2, 1ff. bes. 4f.: «Troianas ut opes et lamentabile regnum eruerint Danai ... » (s. außerdem Tac. ann. 15,39,3)174 • Und nach Polybios175 dachte der jüngere Scipio 146 v. Chr. angesichts des brennenden Karthago, Tränen vergießend und Il. 6,448f. zitierend, an den Untergang Troias und die Vergänglichkeit von Reichen und Städten, was für ihn bedeutete, daß auch Rom einmal untergehen würde. 7. Der Ruhm Ilions als Ort von Denkmälern einer heroischen Vergangenheit; vgl. Lucan. 9,965: «magnaque Phoebei quaerit vestigia muri»; Herodian. 4, 84: 'ta 'ti'j~ 1t6Af:co~ Af:Üjlava; Philostr. Apoll. 4,n: « . . . kam er (Apollonios von Tyana) nach Ilion; und nachdem er sich mit der gesamten dortigen Altertumskunde (apxatoAoyta) vollauf bekannt gemacht hatte, wandte er sich der Besichtigung der Achaiergräber zu . .. »176 • Diese Motive waren es, die Ilion zum Zielort von Reisenden in der Kaiserzeit machten. Sowohl die alle vier Jahre zu den großen Panathenäen strömenden Besucher als auch die außerhalb dieser Feierlichkeiten nach Ilion kommenden Reisenden dürften dazu beigetragen haben, der Stadt ein gewisses Maß an Prosperität zu sichern177 • II. 2. 8. Exkurs: Just. JI, 8, I-f als Zeugnis der augusteischen Zeit Diese Äußerung Iustins steht im Zusammenhang mit der Darstellung des Übergangs der römischen Truppen nach Kleinasien im Jahre 190 v. Chr. (31, 8, 1-5)178• Der gesamte Passus lautet wie folgt: Igitur cum ab utrisque bellum pararetur ingressique Asiam Romani Ilium venissent, mutua gratulatio Iliensium ac Romanorum fuit, Iliensibus Aenean ceterosque cum eo duces a se profectos, Romanis se ab his procreatos referentibus; tantaque laetitia omnium fuit, quanta esse post longum tempus inter parentes et liberos solet. Iuvabat Ilienses nepotes suos Occidente et Africa domita Asiam ut

174 s. auch Suet. Nero 38, 2: «Troianum excidium» (vgl. auch Dion Chrys. n , 29. 30). 175 Pol. 38, 22. 176 Übersetzung von mir. - Zur Herodian-Stelle s. auch \Vhittaker 1969, 417: «all the ruins of the city». 177 s. dazu Brückner bei Dörpfeld 1902, 579; Robert 1966, 24; vgl. auch. B. II. r. 6 m. Anm. 218. 178 s. B.II.r.5 m. Anm. 165-167.

II. 2 . Die kaiserzeit!iche Stadt

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avitum regnum vindicare, optabilem Troiae ruinam fuisse dicentes, ut tarn feliciter renasceretur. Contra Romanos avitos lares et incunabula maiorum templaque ac deorum simulacra inexplebile desiderium videndi tenebat. So rüstete man sich denn beiderseits wieder zum Kampf. Die Römer rückten in Asien ein, und als sie nach Ilion gelangten, da begrüßten sich die Ilier und die Römer wechselseitig mit Glückwünschen, wobei die Ilier daran erinnerten, daß Aeneas und die anderen Anführer in seinem Gefolge von ihnen ausgegangen seien, die Römer aber daran, daß sie selbst deren Nachfolger seien; und die Freude aller war so groß, wie sie sonst nur nach langer Trennungszeit zwischen Eltern und Kindern zu sein pflegt. Die Ilier hatten ihr Entzücken daran, daß ihre Enkel nach der Unterwerfung des Westens und Afrikas jetzt auch Asien, und zwar als ihr angestammtes Herrschaftsgebiet, wieder in Anspruch nähmen, wobei sie sagten, Trojas Fall sei nun doch schließlich ein Segen gewesen, jetzt, da es in so glücklicher Weise wiedergeboren werde. Die Römer dagegen verspürten eine unersättliche Sehnsucht, den Herd ihrer Ahnen, die Wiegen ihrer Altvordern und die Tempel und Götterbilder ihrer Vorväter zu sehen.'79

Bei diesem Besuch sollen nach Iustin die Ilienser aufgrund der Abstammung der Römer aus Troia mit Nachdruck darauf hingewiesen haben, daß die Römer ein ihnen angestammtes Herrschaftsgebiet, nämlich Kleinasien, wieder in Besitz nehmen würden. Diese Angabe - nicht die zur Abstammung - scheint mir aber den Stempel der augusteischen Zeit zu tragen, und zwar aus folgenden Gründen: Zum einen verliert Livius, der einen ausführlichen Bericht über den Besuch Scipios gibt' 80, nicht ein einziges diesbezügliches Wort, obwohl natürlich auch er den Abstammungsgedanken betont und zuvor, beim Besuch Ilions durch C. Livius Salinator im Jahre 191 v. Chr., von der Schutzherrschaft Roms über die benachbarten Gemeinden spricht. Und auch in dem Ehrendekret der Stadt Lampsakos für Hegesias aus dem Jahre 196 v. Chr., wo es um die Verwandtschaft der Lampsakener mit den Römern (aufgrund der Zugehörigkeit zum Ilischen Städtebund) und daher ebenfalls um die Schutzherrschaft Roms über die Stadt geht, taucht nichts dergleichen auf Zum anderen scheint die hinter der Nachricht Iustins stehende (Reichs)Ideologie zu Beginn des 2. Jhs. v. Chr. noch keine Rolle für Rom gespielt zu haben dagegen paßt sie gut in 181



182

;

179 Übersetzung von Seel 1973, 38of. 180 Liv. 37,37, 1-3. 181 s. dazu Frisch 1975, XIVf. und ausführlich Weber 1972, 22of.; Walbank 1983, 239ff. mit Übersetzung des Dekrets; vgl. auch Magie 1950, 103. - Die AeneasSage war im übrigen schon im 6. Jh. v. Chr. in Etrurien und Latium bekannt, s. dazu Bömer 1951, 12ff.; Alföldi 1957, 9ff.; Schauenburg 1960, 176ff. 182 So auch Weber 1972, 219ff.; die Propaganda Roms gegenüber den Griechen im Osten war damals anders beschaffen (Friedensstiftung, Freiheitsschaffung [s. Werner 1972, 548ff.]). 300

B. II. Die Stadt Troia IX

augusteische Zeit, und zwar nicht nur wegen der politischen Ereignisse und der damit verbundenen Propaganda der letzten Jahrzehnte des 1. Jhs. v. Chr., sondern auch, weil Vergil explizit das alte troianische Reich mit Kleinasien gleichsetzt'83 • Zudem klingt die Formulierung «renasceretur» bei Iustin deutlich an das «Ilios . . . surgit rursum» im Epigramm des Germanicus an' 84 (auch die Lebenszeit der Quelle Iustins, des Pompeius Trogus - die augusteische Zeit - sollte in diesem Zusammenhang nicht außer acht gelassen werden)185. Und schließlich ist zu bemerken, daß in den Bestimmungen des Friedens von Apameia im Jahre 188 v. Chr. ein Herrschaftsanspruch Roms auf Kleinasien infolge der Abstammung der Römer aus Troia nicht die geringste Rolle gespielt hat' 86 • Uberdies ist der Stelle zu entnehmen, daß die damals in Ilion stehenden Tempel, d.h. vor allem der Athena-Tempel des Lysimachos, aber auch andere, den Römern als Bauten der mythischen Zeit galten. Falls ihnen bekannt geworden sein sollte, daß der ihnen zeitgenössische Tempel von Lysimachos gebaut worden war, so werden sie diesen als möglichst getreue Renovierung des sagenhaften interpretiert haben' 87 •

183 s. B. II. 2. 1 m . Anm. 35. - Für historisch wurde Just. 31, 8,3 von Pani 1975, 76 gehalten, wobei er ihn in unzulässig vereinfachter Weise interpretiert. 184 s. B. II. 2. x. 185 Zu Pompeius Trogus s. Klotz 1952, 2303ff.; Seel 1972, 7ff.; Seibert 1972, 4of.; Seibert 1983, 51ff.; Gehrke 1990, 220; Müller 2001, n5ff. 186 s. B. II. x. 5 m. Anm. 168. 187 s. A. I. 4. 5. II. 2. Die kaiserzeitliche Stadt

301

III.

Grundsätzliches zum Umgang mit dem Denkmal in der Geschichte Ilions und zur Neugestaltung des Ortes in frühhellenistischer und augusteischer Zeit. Abschließende Bemerkungen

In der vorliegenden Untersuchung wurde eine Gliederung in zwei große Epochen, in die Zeit von 1020- 334 v. Chr. (B. I) und in die Zeit von 334 v.Chr. bis 391/92 n.Chr. (B.II) vorgenommen. Diese Epocheneinteilung ist nicht allein aus äußerlichen Gründen in Analogie zur üblichen Chronologie der antiken Geschichte erfolgt, sondern sie hat sich auch aus Gesichtspunkten ergeben, die von der Eigenart der Geschichte Ilions bestimmt waren: Zum einen zerfällt die Geschichte des Ortes siedlungsgeschichtlich in zwei Epochen, die des Ilion der protogeometrischen bis spätklassischen Zeit, in der es nur eine kleine, wenn auch - Init Ausnahme des 5. Jhs. v. Chr. - stark befestigte Niederlassung war, und die des Ilion der Zeit von 334/310 v. Chr. bis 391/92 n. Chr., in der es das Zentrum des Ilischen Städtebundes und eine größere Stadt im rechtlich-politischen und im urbanistisch-architektonischen Sinn war. Zum anderen weisen die beiden hier umrissenen Zeiträume verschiedene, und zwar grundsätzlich andere Einstellungen vor allem zur Rolle des eindrucksvollsten Denkmals der heroischen Vergangenheit, der Burgmauer, und ihres Bezuges zum Stadtbild auf, was besagt, daß sich so zwei besondere Sehweisen der heroischen Vorzeit manifestierten. Diese sind wie folgt zu charakterisieren: \Venn in der früheren Phase Baumaßnahmen vorgenommen wurden, dann wurde die Burgmauer nur renoviert oder ausgebaut, um die Verteidigungsbereitschaft Ilions zu sichern, die Mauer wurde aber nie bewußt in einen neu geschaffenen architektonischen Kontext integriert. Die frühere Epoche bedurfte einer solchen ,Denkmäleraufbereitung> nicht: Für die Legitimation der griechischen Bewohner Ilions in vorhomerischer Zeit wie auch für die der Mytilenäer, Athener und Perser in archaischer und klassischer Zeit reichte es aus, wenn die Mauer nur Init Konnotationen besetzt wurde. Und das gilt auch für die homerische Zeit, in der durch Dias und Odyssee die bisher an der Mauer haftende Erinnnerung verändert und durch die der Blick auf neu ins Bewußtsein getretene Monumente, die Gräber der großen Helden, gerichtet wurde. 302

B. III. Zum Denkmal in der Geschichte Ilions

In diesen Formen der Reliktdeutung äußerte sich ein Verständnis von der mythischen Vergangenheit, das ihrem Geschehen überragende Bedeutung für die Gegenwart beimaß, die Leistung der gegenwärtigen Menschen aber als geringwertiger und folglich als an den alten Taten orientierungsbedürftig einstufte'. In der späteren Phase wurde die Burgmauer gezielt in neu geschaffene architektonische Kontexte integriert. Sie war nun Bestandteil eines Baukomplexes und ihr Sinn erschloß sich nicht nur durch die Inhalte, die durch die verschiedenen Epen überliefert worden waren, sondern auch und besonders durch ihre Rolle in den neu entstandenen Architekturanlagen sowie durch deren plastischen Schmuck. Der Sachverhalt, daß die Mauer integraler Bestandteil verhältnismäßig großer und prachtvoll ausgestatteter, neuer Baukomplexe geworden war, brachte zum Ausdruck (auch wenn das Gedicht des Germanicus diesen Sachverhalt anders sieht), daß das heroische Geschehen zwar als bewundernswert und als für die Gegenwart wichtig angesehen, es aber von den jüngsten Ereignissen und ihren Folgen an Bedeutung deutlich übertroffen wurde, zum einen aufgrund der Außerordentlichkeit der jünst verrichteten (Kriegs)Taten und zum anderen aufgrund der dadurch geschaffenen neuen und besseren Lebensbedingungen (ein solcher Umbruch war durch das Geschehen in heroischer Zeit nicht bewirkt worden). So wurde deutlich gemacht, daß die Siege der alten Helden erst in den viel überragenderen kriegerischen Erfolgen der unmittelbaren Vergangenheit ihr eigentliches Ziel erreicht hatten. Damit war die mythische Zeit zum Präludium der Gegenwart geworden. Diese Veränderung der sich in der Verbindung von Denkmal und neuer Architektur niederschlagenden Vergangenheitsdeutung dürfte auf die als alles bisherige Geschehen sprengend betrachteten Taten Alexanders des Großen zurückzuführen sein. Die beschriebene Neuorientierung im Umgang mit der Burgmauer war von ideologischen Motiven bestimmt. Nicht nur, weil bestimmte Züge der sich um die Stadt rankenden Epen gute Möglichkeiten für eine politische Verwertung boten, sondern auch, weil man sich der Burgmauer bedienen und diese - allerdings in jeweils unterschiedlichem Umfang - in einen modernen Baukomplex einbinden konnte, um sie aus Gründen der Legitimation neu zur Sprache zu bringen, erlangte vgl. dazu Strasburger 1982 (1), 1058ff.; Hölscher 1988, 115ff. - Zur diesbezüglichen Deutung der mythischen Vergangenheit durch Homer und Hesiod s. besonders Strasburger a. 0 . 108off.; vgl. auch Patzek 1992 (2), 15of. und Hes. erg. 156-200. B. III. Zum Denkmal in der Geschichte Ilions

303

Ilion für Alexander den Großen, L ysimachos, die Seleukiden sowie für Augustus einen verhältnismäßig hohen Stellenwert. Vor einem solchen Hintergrund könnte man für eine Umwandlung der kleinen Siedlung in eine vergleichsweise große Stadt erwarten, daß sich ihre Neubauten durch echte Monumentalität, d. h. durch außerordentliche Dimensionen und große Prachtentfaltung, ausgezeichnet hätten. Jedoch fällt auf, daß weder unter Lysimachos und den Seleukiden noch unter Augustus eine Monumentalisierung dieser Art stattfand, obwohl die urbanistisch-architektonische Neugestaltung der frühhellenistischen und der iulisch-claudischen Zeit keineswegs unbeträchtlich

war. Die Ursache für das aufgezeigte Phänomen dürfte darin zu suchen sein, daß Ilion zwar durchaus von Interesse für die Selbstdarstellung der erwähnten Herrschergestalten war, es aber in deren Selbstverständnis nie einen so hohen Rang einnahm, daß es zu einer echten Monumentalisierung gekommen wäre. Das soll im folgenden kurz dargelegt werden: Der Kriegszug Alexanders gegen Persien wurde als ein unter dem Schutz der Athena Polias von Athen stehender Rachezug für den persischen Angriffskrieg auf Griechenland im 5. Jh. v. Chr. ausgegeben. Das mußte geradezu das Konzept einer Neugestaltung Ilions hervorrufen, konnte sie doch zum Ausdruck bringen, daß Alexander einen gewaltigen, gerechten und siegreichen Krieg gegen Asien bewohnende Barbaren, ja, daß er als neuer Protesilaos und noch mehr als neuer Achilleus einen neuen Troianischen Krieg führte bzw. geführt hatte. Obwohl also Ilion einen hohen Stellenwert im Denken Alexanders eingenommen hat, ist zu Lebzeiten des Königs nichts von seinen Plänen umgesetzt worden; die Herausforderungen, die das Vordringen bis über die Grenzen des Perserreiches und die Errichtung eines Weltreiches (sowie seine Neuorganistion) mit sich brachten, setzten offenbar Prioritäten anderer Art. Von daher verwundert es auch nicht, daß Antigonos Monophthalmos als Herr über Asien und als jemand, der (natürlich mit ihm an der Spitze) die Einheit des Alexanderreiches zu erhalten versuchte, Ilion keine (große) Aufmerksamkeit geschenkt hat. Für eine Rechtfertigung seiner Herrschaft über ein so riesiges und vielfältiges Reich und seiner Kämpfe gegen andere Diadochen dürfte die Stadt kaum geeignet gewesen sem. 2

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Nur ein Bauwerk zeichnete sich in hellenistischer Zeit durch Gewaltigkeit aus, und zwar IX N (s. A. I. 2. 2 und VV. HV b. Abb. 22a-29). B. III. Zum Denkmal in der Geschichte Ilions

Dagegen mußte für einen Herrscher wie Lysimachos, der sich zuerst gegen Antigonos und später gegen Seleukos als Könige über ganz bzw. über einen großen Teil Asiens zu behaupten hatte, für einen Diadochen, der sich mit dem Aufbau eines relativ kleinen, von Asien nur Westkleinasien umfassenden Reiches begnügte, Ilion wieder an Bedeutung gewinnen, konnten doch so die makedonisch-griechische Herrschaft über Kleinasien und das Selbstverständnis des Lysimachos als des legitimen Alexandemachfolgers überzeugend dokumentiert werden. Die Motive, weshalb die von ihm bewirkte Neugestaltung Ilions nur von begrenzter Monumentalität war, waren vermutlich verschiedener Art: Zum einen stand Lysimachos unter dem Zwang zur Stabilisierung seines Reiches in einer außerordentlich konfliktreichen Zeit, und ihm mußte die Neugründung von Städten, die sich durch eine viel günstigere Lage als Ilion auszeichneten, von Hafenstädten wie Alexandreia Troas, Neu-Smyrna und Ephesos, aus wirtschaftlichen und militärischen Gründen als erheblich wichtiger erscheinen (es verwundert daher auch nicht, daß sie als weit größere konzipiert und mit viel längeren Befestigungsmauern umgeben wurden - immerhin zwei davon erhielten etwa doppelt so lange Mauem [Alexandreia Troas und Ephesos] wohingegen Ilion ohne Mauer blieb). Zum anderen hat er wohl in der Verwertbarkeit von Ilion nur eine Möglichkeit seines auf Alexander bezogenen Rechtfertigungsbestrebens gesehen, die neben anderen wie dem Rekurs auf Alexander in der Münzprägung und wie dem des Städteneugründers stand. Um sich mit Ilion als Nachfolger Alexanders zu präsentieren, bedurfte es keiner riesenhaften Stadtanlage sowie gewaltiger und prunkvoll ausgestatter Gebäude, dafür genügte eine begrenzte Neugestaltung. Auch für die Seleukiden konnte Ilion einen nicht unwichtigen Stellenwert einnehmen, konnte auch ihnen die Demonstration der legitimen Alexandemachfolge - über Seleukos 1. und als im Geiste des Makedonenkönigs handelnd - als Anliegen erscheinen, wie das Verhalten Antiochos' m. im Jahre 192 v. Chr. deutlich zeigt. Wenn auch ihrer Bautätigkeit, die die des Lysimachos eher übertraf, die angesprochene Monumentalität fehlte, so ist das wohl auf einen prinzipiell entsprechenden Zwang zur Lösung wichtiger politischer und militärischer Probleme wie bei Lysimachos und vermutlich auch auf eine im wesentlichen ähnliche Einschätzung der Verwertbarkeit von Ilion zu Legitimationszwecken zurückzuführen. Rom hat in republikanischer Zeit trotz seiner ihm schon damals bewußten genealogischen Verbindung mit Troia keine Bautätigkeit in Ilion vorgenommen. Das ist angesichts seiner sich in Kleinasien erst B. III. Zum Denkmal in der Geschichte Ilions

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langsam herausbildenden Herrschaft und seiner wachsenden innenpolitischen Probleme nicht erstaunlich. Erst Augustus hat eine Neugestaltung der Stadt initiiert. Das erklärt sich aus der Absicht, so den römischen Herrschaftsanspruch über Kleinasien und Griechenland sowie die Abstammung des iulischen Geschlechts von Aeneas und die gemeinsame Abkunft der Römer und Ilienser von den Troianern herauszustellen. Die dennoch nur begrenzte Monumentalisierung, zu der es im Rahmen der von Augustus angestoßenen Bautätigkeit gekommen ist, dürfte einerseits dadurch zu erklären sein, daß die Vorstellung vom römischen Herrschaftsanspruch über Kleinasien und Griechenland vor allem in der Troas und in Nordwestkleinasien greifen konnte, darüber hinaus, wenn überhaupt, allenfalls noch im übrigen Kleinasien und in Griechenland. Andererseits ist die im Hinblick auf Größe und Aufwand eher zurückhaltende Bautätigkeit wohl darin begründet, daß Augustus der Meinung war, daß sich das für das iulische Geschlecht und für Rom entscheidende mythische Geschehen nicht in der Troas, sondern auf italischem Boden, in Latium, vollzogen hatte, wie in der Aeneis nachdrücklich und anschaulich geschildert wird. Darüber hinaus erstreckte sich der römische Herrschaftsanspruch auf den gesamten «orbis terrarum» und war so grundsätzlich und umfassend formuliert, daß er Ilions als Komponente nicht bedurfte: Die augusteische (und kaiserzeitliche) Idee von römischer Herrschaft zielte darauf, deutlich zu machen, daß dem römischen Volk die Oberhoheit über alle anderen Völkern von Natur aus zukam und daß die römische Herrschaft dazu da war, anderen Nationen und Kulturen «pax» und «mos» zu bringen und - je nach der Situation - «clementia» oder «dominatio» auszuüben3. Es sei noch auf einen anderen Grundzug in der Geschichte Ilions au&nerksam gemacht: In nachhomerischer Zeit gelangte der Ort nur dann zu einer gewissen Blüte, wenn er von außen, d. h. von mächtigen Herrscherpersönlichkeiten, gefördert wurde, aus eigener Kraft war es ihm nicht möglich, aus dem Schatten einer dorfartigen, wenn auch befestigten, Siedlung herauszutreten. Dieser Sachverhalt ist keineswegs neu, wie folgendes Zitat zeigt: «Ein Blick auf die geschichtliche Entwicklung von Ilion zeigt, dass die ganze Blüte der Stadt in historischer Zeit nicht sowohl von innen heraus erwachsen, als vielmehr das Werk auswärtiger Machthaber ist, die ein romantisches oder politisches In-

306

B. III. Zum Denkmal in der Geschichte Ilions

teresse dazu vermochte, der Stadt, die sich da erhob, wo einst die Heldenlaufbahn des Achilleus ihren Höhepunkt und ihr tragisches Ende gefunden, von wo Aeneas die Fahrt nach dem \Vesten angetreten hatte, ihre Fürsorge zuzuwenden.»4 Die vorliegende Untersuchung hat es unternommen, ausgehend von der Aufarbeitung archäologischer Befunde und unter Hinzuziehung der literarischen Quellen, der Rolle nachzugehen, die die Denkmäler und die Erinnerungsmale sowie der an ihnen haftende Mythos im antiken Ilion gespielt haben. Im Zentrum der Betrachtung standen die Burgmauer, und dabei seit hellenistischer Zeit auch bzw. besonders die Nordostbastion, ebenso wie die Heldengräber und solche Geländemarken, die in der Antike als Schauplätze mythischen Geschehens angesehen wurden. Sie alle - insbesondere die Denkmäler - haben Griechen und Römern als authentische Zeugnisse und Zeichen des von den Dichtern, vor allem von Homer und dem Odysseedichter, besungenen Heldenzeitalters gegolten, das aber zweifellos eine fiktive Größe, eine imaginierte Epoche, war5• Obwohl die epischen Dichtungen durch ihre Verschriftlichung angeblich in alter Zeit stattgefundene Ereignisse fixierten, blieb der Inhalt der Epen nicht gänzlich konstant, sondern es wurden Aspekte des Stoffes unter dem Einfluß sich verändernder politischer und kultureller Bedingungen erweitert und anders akzentuiert, wie sich das z.B. bei Stesichoros oder in der Aeneis zeigt. Entsprechendes, eher sogar noch darüber Hinausgehendes, geschah mit den Denkmälern und Erinnerungsmalen, vor allem seit hellenistischer Zeit, ein Vorgang, dessen Grundzüge eben umrissen wurden. Aber trotz aller Neuinterpretation verwiesen die genannten Zeugnisse in der Antike auch immer wieder auf die in den Epen, insbesondere homerischen, erzählten Ereignisse: Die «berühmten Mauem Ilions»6 und andere Bauten der Stadt sowie die am Strand der Dardanellen aufragenden, großen Grabhügel der während der Kämpfe zu Tode gekommenen Griechenhelden (vgl. Od. 24,80-84 und Il. 7,8591), aber auch die anderer Helden, griechischer wie troianischer, in den Ebenen des Skamander und Simoeis, verkündeten das gesamte Klassische Altertum hindurch dem im Schiff die Meerenge Befahrenden und dem Besucher der Troas die «Rühme der Männer» und bürgten für die grundsätzliche Geschichtlichkeit des in den Epen Erzählten.

4 5

6

Winnefeld bei Dörpfeld 1902, 429. s. dazu knapp Cobet/Gehrke 2002, 309f. s. B. I. r. r (b) m. Anm. 35.

B. III. Zum Denkmal in der Geschichte Ilions

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Mittelalterliche und frühneuzeitliche Reisende glaubten die Reste Troias in den Ruinen von Alexandreia Troas oder von Sigeion bzw. Achilleion (Spratts Plateau und Yeni~ehir) zu erkennen, Besucher der frühen und späten Aufklärung suchten die Gräber der Achaierhelden in den Hügeln auf Kap Sigeion und auf dem Intepe (Abb. 1. 3- 4). Als seit den achtziger Jahren des 18. Jhs. klar wurde, daß Troia woanders gelegen haben mußte und die Erhebung von Bunarbasd11/Pinarbas1 als .' Lokalität von Ilion in den Blick gerückt war, die vermeintlichen Uberreste aber bescheiden waren, blieben nur die Grabhügel als markante Zeugnisse des Mythos übrig. Durch die Forschungen von C. Maclaren und die Grabungen F. Calverts wurde dann der Blick auf Hisarhk als Ort von Troia gelenkt, was Schliemann bestätigt hat7, wobei er, wie von Easton aufgezeigt wurde, ohne es zu erkennen, auf Spuren der Befestigungsmauer getroffen war, die den Dichtern der Oral Poetry und Homer, aber auch Griechen und Römern nach ihnen die von Götterhand erbaute Mauer der Epen gewesen sein dürfte; aber erst Dörpfelds Grabungen förderten die trotz aller Ruinenhaftigkeit immer noch eindrucksvollen Reste dieser Mauer ans Licht. Demgegenüber nahmen die Tumuli an der Nordwestküste der Troas, insbesondere der große Hügel auf Kap Sigeion, nicht nur durch Grabungsaktivitäten und Kriegsereignisse an Größe ab, sondern verschwanden auch aufgrund ihrer angeblich für die Fragen des Epos negativen Befunde fast aus dem Blickfeld; an ihre Stelle bzw. an die des großen (aber inzwischen sehr klein gewordenen Hügels) trat immer mehr der Be~ika Tepe/Be~ik Sivri Tepe und die Suche nach Ort und Resten des griechischen Schiffslagers in der nahebei gelegenen Bucht. Hinter allen Forschungen in der nördlichen Troas stand stets - mehr oder minder explizit - die Frage nach der Historizität des epischen Geschehens, was auch für die neueren Grabungen gilt. Obwohl sich Brückner in der Grabungspublikation Dörpfelds, auf der älteren Quellenuntersuchung von Haubold und gelegentlich auf Resultaten der Grabungen aufbauend, in einem umfangreichen Kapitel der nachbronzezeitlichen Geschichte Troias widmete8, gelang es ihm nicht (und Dörpfeld ebensowenig), den großen Stellenwert der Rezeption von Epos und Relikt in der Antike und in der Geschichte Troias zu erkennen, obwohl Texte und Monumente genügend Anhaltspunkte für die Entwicklung einer solchen Fragestellung und die Vertrautheit Brück-

7 8

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s. dazu u. a. Cobet 1990, 122ff.; Cobet 1997 und Cobet/Patzek 2002, 9ff. s. Brückner bei Dörpfeld 1902, 555ff. B. III. Zwn Denkmal in der Geschichte Ilions

ners mit den literarischen Quellen und den Grabungsergebnissen sowie der Topographie der Troas beste Voraussetzungen dazu geboten haben. Sicherlich spielten damals, im Zeitalter des historischen Positivismus, rezeptionsgeschichtliche Ansätze, das Thema , in Klassischer Philologie, Alter Geschichte und Klassischer Archäologie keine große Rolle, aber die Befangenheit im Glauben an einen sog. historischen Kern der Epen und der Drang, einen solchen auf archäologischem Wege, in diesem Fall durch die Wissenschaft des Spatens9, nachzuweisen, verstellten zweifellos auch den Blick für die Wirkungsgeschichte von materiellen Überresten und von Geländemarken in der Troas. So blieb ein Desiderat übrig, das die vorliegende Arbeit zu erfüllen gesucht hat. Diese, die antike Rezeption der Epen im Spiegel der Denkmäler und der Erinnerungsmale der Troas behandelnde Untersuchung, glaubt dabei, den beiden o. angesprochenen Denkmälerarten, der Mauer einschließlich der Nordostbastion und den Grabhügeln, den ihnen angemessenen Stellenwert in der Kulturgeschichte der Troas und der Alten Welt zugewiesen und sie zum Sprechen gebracht zu haben. Sie (und andere Relikte) haben - ebensowenig wie die Zerstörungsschichten der Schichten VI und VIIa von Hisarhk - keinen Quellenwert für einen sog. historischen Kern der Troia-Sage, dagegen einen solchen für die erst nachbronzezeitliche, d. h. sich in den ersten Jahrhunderten der griechischen Kultur vollziehende Ausbildung und Verschriftlichung des Mythos und für ihre jahrhundertelange, nachhomerische Wirkung. Somit gibt sich der Autor der Hoffnung hin, mit der vorliegenden Arbeit einer Historisierung des Gegenstandes Vorschub geleistet zu haben. Nicht das Troia des 14. bis 12. Jhs. v. Chr. und sich angeblich damals vor ihm abspielende Geschehnisse haben die Entwicklung von Sage und Epos bestimmt, sondern die mit der griechischen Besiedlung einsetzende Geschichte des Ortes und die Imaginierung einer heroischen Vergangenheit, deren Ausbildung maßgeblich von als alt geltenden materiellen Überresten bestimmt war. Und die durch Sage und Epos zu Denkmälern gewordenen Relikte vermittelten keine gänzlich unverändert bleibenden Aussagen, sondern vor allem seit der hellenistischen Epoche durch ihre Einbeziehung in neue architektonische Komplexe anders akzentuierte Vorstellungen als in frühgriechischer Zeit.

9

s. dazu u. a. Cobet

2001,

9ff.; Hertel 2002, 7ff. 20ff.

B. m. Zum Denkmal in der Geschichte Ilions

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LITERATURVERZEICHNIS

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