Die Kirchlichen Reformbestrebungen des Strassburger Bischofs Johann von Manderscheid (1569–1592): Ein Beitrag zur Geschichte der Gegenreformation 9783111654379, 9783111270302


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German Pages 150 [152] Year 1913

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Table of contents :
Vorwort
Literatur
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
A. Charakteristik der Person und Regierung Johanns von Manderscheid
B. Die kirchlichen, geistlichen und sittlichen Zustände in der Diözese
C. Die kirchliche Reformtätigkeit Bischofs Johann
Beilage
Orts- und Personenregister
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Die Kirchlichen Reformbestrebungen des Strassburger Bischofs Johann von Manderscheid (1569–1592): Ein Beitrag zur Geschichte der Gegenreformation
 9783111654379, 9783111270302

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QUELLEN UND FORSCHUNGEN zur Kirchen- und Kulturgeschichte von Elsass und Lothringen Herausgegeben in Verbindung mit Pfarrer A D A M , Professor A N R I C H . Pfarrer J A C O B Y . Archivdirektor K A I S E R . Pfarrer S C H N E I D E R , Professor W I E G A N D . Archivdirektor W I N C K E L M A N N von

JOHANNES FICKER

in.

Die kirchlichen Keformbestrebungen des Strassburger Bischofs Johann von Manderscheid (1569—1592).

VERLAG

STRASSBl'RU VON K A R L J. T R Ü B N E R 1913

DTE KIRCHLICHEN REFORMBESTREBUNGEN DES STRASSBURUER BISCHOFS JOHANN VON MANDERSCHEID (1569—1592) Ein Beitrag zur Geschichte der Gegenreformation

Von

KARL HAHN

VERLAG

STRASBURG V O X K A R L J.

i i> l :$

TRÜBNER

Drui'k von M. D u M o n t íSchauherg, S t r a s b u r g .

Dem Andenken meiner lieben Mutter.

Vorwort. Der nachfolgenden Arbeit, die auf Anregung meines Lehrers in Straßburg, Herrn Professor Dr. Wiegand, entstanden ist, liegt ein umfangreiches Aktenmaterial zugrunde. Außer zum Teil ganz kurzen Charakteristiken bei A. M e i s t e r , Der Straßburger Kapitelstreit, und ihm im wesentlichen folgend E. G f r ö r e r , Der Straßburger Kapitelstreit und der bischöfliche Krieg im Spiegel der elsässischen Flugschriftenliteratur, F i c k e r - W i n c k e l m a n n , Handschriftenproben des 16. Jahrhunderts nach Straßburger Originalen, und bei R ö h r i c h . Geschichte der Reformation im Elsaß, der auch einige Ausführungen über die unter Johann von Manderscheid beginnende Gegenreformation macht, ist in der Literatur keine zusammenhängende, aktenmäßige Schilderung der Person und der kirchlichen Reformtätigkeit dieses Straßburger Kirehenfürsten zu finden. Der Hauptteil der von mir benutzten und jeweils genau zitierten Akten findet sich im S t r a ß b u r g e r B e z i r k s a r c h i v , vor allem im armoire ecclésiastique, Serie G, D und H, ,,Austausch mit Baden", ..Fonds Zabern", der besonders in den bisher überhaupt noch nicht durchforschten bischöflichen Hofratsprotokollen ertragreiches Material darbot. Daneben lieferte wertvollen Stoß' das A r c h i v d e s D o m k a p i t e l s in Straßburg und das dortige S t a d t a r c h i v . Einzelne Stücke sind dem K a r l s r u h e r G e n e r a l l a n d e s a r c h i v , dem W ü r z b u r g e r K r e i s a r c h i v (Visitationsformel) und dem S t u t t g a r t e r S t a a t s a r c h i v entnommen. Von dem K. R e i c h s a r c h i v in M ü n c h e n bekam ich die Auskunft, •laß sich dort für meine Zwecke keine Archivalien befinden. Auf zwei von mir veröffentlichte Aufsätze, die eng mit dieser Arbeit zusammengehören, muß ich hier noch verweisen : „Das Aufkommen der Jesuiten in der Diözese Straßburg und die Gründung des Kollegs in Mölsheim'- in der Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins N. F. Bd. XXV und ..Visitationen und Visitationsberichte aus dem Bistum Straßburg in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts". Ebenda Bd. XXVI.



VIII



Ks ist für mich ein aufrichtig und lebhaft empfundenes Bedürfnis, auch an dieser Stelle meinem Straßburger Lehrer, Herrn Professor Dr. W i e g a n d , meinen herzlichen Dank zu sagen. Ratend und ermunternd, hilfreich und freundlich stand er mir stets zur Seite: als Gelehrter wie als Mensch hat er am meisten während meiner Straßburger Zeit auf mich eingewirkt. Von Anfang an. da ich als Neuling im Archiv erst mich zurechttasten mußte, bis zur Vollendung, hat mich und meine Arbeit auch der Vorstand des Straßburger Bezirksarchivs. Herr Archivdirektor Dr. K a i s e r , mit seinem wohlwollenden Interesse begleitet. So viel und so oft ich auch zu fragen hatte, immer schenkte er mir in seiner liebenswürdigen Weise seinen Rat. Dankbar gedenke ich auch des Herrn Dr. W e n t z c k e , damals Assistent am Bezirksarchiv, jetzt Vorstand des städtischen Archivs in Düsseldorf. Als ich meine ersten unbeholfenen Schritte auf dem staubigen Aktenwege machte, stand er mir tatkräftig zur Seile, und bis zuletzt hat er mir die nützlichsten Winke und Ratschläge erteilt. Sollte die folgende Abhandlung zeigen, daß mir die historische Arbeitsmethode nicht ganz fremd ist. so verdanke ich ihre Kenntnis besonders meinem verehrten Lehrer. Herrn Professor Dr. B r e s s l a u . Auch den Herren Direktoren der verschiedenen Archive und Bibliotheken, die mich durch Zusendung von Archivalien und Büchern, sowie durch Auskunfterteilung unterstützt haben, im besonderen dem Direktor des Straßburger Stadtarchivs, Herrn Professor Dr. W i n c k e l m a n n . und dem Verwalter des Domkapitelarchivs, Herrn Domherrn S c h i c k e l e . sage ich meinen herzlichen Dank. D u i s b u r g a. Rh., im November 1912.

Karl Hahn.

Literatur. A l s a t i a , Beiträge zur elsässischen Geschichte, Sage, Sitte und Sprache. Herausgegeben von A. Stöber. N. F. 1858—60, 73—74. B a u m . J. W., Capito und Bulzer, Strassburgs Reformatoren. 1860. B a u m , A., Magistrat und Reformation in Strassburg bis 1529. 1887. B a u m g a r t e n . E., Geschichte und Recht des Archidiakonats der oberrheinischen Bistümer. ( Kirchenrechtl. Abhandlungen, herausgeg. von U. Stutz, Heft 39.) B e c k e r , J.. Geschichte der Reichslandvogtei im Elsaß. 1905. B e i n e r t , Geschichte des Hanauer Landes. 1909. B e l o w , G. v., Die Entstehung des ausschliesslichen Wahlrechts der Domkapitel. Historische Studien, herausgeg. von Arndt. XI. 1883. — — Zur Geschichte der geistlichen Gerichtsbarkeit am Ausgang des Mittelalters. Zeitschrift für Kirchenrecht. 3. Folge. IV. B e z o l d . F. v., Geschichte der deutschen Reformation. 1890. B r a u n s b e r g e r , 0 . , Beati Petri Canisii epistulae et acta. 1910. B l e e c k , Das Augsburger Interim in Strassburg. 1893. B u s s i è r r e , M. Th. d e , Histoire du développement du Protestantisme à Strasbourg et en Alsace depuis l'abolition du culte catholique jusqu'il la paix de Haguenau. 1859. D a c h e u x , La Chronique Strasbourgeoise de Sebald Büheler. ( B u l l e t i n de la Société pour la conservation des monuments historiques d'Alsace. II e Série. 13° volume.) D i e f f e n b a c h . J., Der Hexenwahn. 1886. D u h r , Geschichte der Jesuiten in den Ländern deutscher Zunge im XVI. Jahrhundert. 1907. E b e l i n g , F. W.. Die deutschen Bischöfe bis zum Ende des 16. Jahrhunderts. 1858. K h e b c r g , K. Th., Verfassungs-, Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte der Stadt Strassburg bis 1681. 1899. E n g e l , K., Das Schulwesen in Strassburg nach Gründung des protestantischen Gymnasiums. 1886. Eu b e l , K., Geschichte der oberdeutschen Minoriten-Provinz. 1886. K i c k e r , .1. und 0. W i n c k e l m a n n , Handschriftenproben des 16. Jahrhunderts nach Straßburger Originalen. 1902, 1905. F i s c h e r , D., Geschichte der Stadt Zabern im Elsass. 1874. Die bischöflich-strassburgische Regierung in Zabern. 1871. ( J o t h e i n , E., Ignatius von Loyola und die Gegenreformation. 1895. G f r ö r e r , K., Der Straßburger Kapitelstreit und der bischöfliche Krieg im Spiegel der elsässischen Flugschriftenliteratur. 1906. G o l d s c h m i d , H., Zentralbehörden und Beamtentum im Kurfürstentum Mainz vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. 1908. G r a n d i d i e r , Ph. A., Histoire de l'église et des évéques-Princes de Strasbourg. 1776, 1778. — — Oeuvres historiques inédits. 1866.

X



G r o t e f e n d , Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen Mittelalters. G u i l l i m a n n i , De episcopis Argentinensibus liber commentarius. Gumpelzhaimer. burg.

1898.

1608.

C.h.. Evangelische Religionsgeschichte des hohen Stifts Strass-

179-1.

H a n s e n , J..

Rheinische Akten zur Geschichte des Jesuitenordens 1 5 4 2 — 1 5 8 2 in

Publikationen Hartzheim.

.!..

der Gesellschaft

Concilia Germaniae,

für rheinische Geschichte, quae Joh. Frid. Schannat

Band XIV, 1896 magna ex parte

collegil, .Tos. Hartzheim continuavit et Hermanus Scholl auxit.

1759—1775.

H e i n e r . 0 . T. v.. Slammhuch des blühenden und abgestorbenen Adels in Deutschland.

1860.

H e i r m a n n . Kr.. Die evangelische Bewegung zu Mainz im Reformationszeitalter. 1907. H i n s c h i u s, P., Das Kirchenrecht der Katholiken und Protestanten Deutschlands. 1878. H i r n . J . . Erzherzog Ferdinand 11. von Tirol.

1888.

H o r n i n g . \V.. Dr. Johann Pappus von Lindau. Janssen,

.1.,

Geschichte

allers.

des deutschen

1891.

Volkes

seil

dem

Ausgang

J u n g , .V. Geschichte der Reformation der Kirche in Strassbuig. K i e f e r , .1.. Pfaribuch der Grafschaft Hanau-Lichtenberg. Kindler

von

Elsaß.

des

Mittel-

l878fT.

Knobloch.

J..

Die

Burggrafen

und

1830.

1890. Vilzthumgeschlechter

im

1881.

K n e p p e r . J . . Schulen und Unterrichtswesen im Elsaß. K ö h l e r . D. J . , Historische Münzbelustigung.

1905.

1740.

K r e t s c h m e r . K., Historische Geographie von Mitteleuropa.

1904.

L e Fi m a n n . Urkundliclie Geschichte der Grafschaft Hanau-Lichtenberg. L o r e n z . 0 . und S c h e r e r , W . , Geschichte des Elsasses.

1886''.

L i n g g , M., Geschichte des Instituts der Pfarrvisitation in Deutschland. L o s s e n , M.. Der Kölnische Krieg. Maurenbrecher,

2 Bde.

1888.

1882 und 1897.

W . . Geschichte der katholischen Reform.

M e i s t e r , A., Der Strassburger Kapitelslreit.

1880.

1899.

M ü l l e r , H., Die Restauration des Katholizismus in Straßburg. 1882. M o l i t o r . Uber kanonisches Gerichtsverfahren gegen Kleriker.

1856.

M ü n c h e n , N., Das kanonische Gerichtsverfahren und Strafrecht. Nuntiaturberichte

1866.

aus Deutschland nebst ergänzenden Aktenstücken.

Abt. 2

( 1 5 6 0 — 1 5 7 2 ) herausgeg. von der histor. Kommission der kaiserl. Akademie der Wissenschaften. Bearb. von S. Steinherz. 1 8 9 7 — 1 9 0 3 . Abt. 3 (1572—1585). herausgeg. vom kgl. preuß. histor. Institut zu Rom.

Bearb. von J. Hansen:

die süddeutsche Nuntiatur des Grafen Bartholomäus von Portia (1573—15761. bearb.

von K. Schellhass,

1896—1909.

NuÜtiaturberichte

(1585—1590), herausgeg. von der Görres-Gesellschaft.

aus Deutschland

Abt. 1.

Bearb. von

St. Ehses und H. Meister. P e t z . F., Der Bischof und das Domkapitel. Reichsland

Elsaß-Lothringen,

1875.

D a s , herausgeg. vom statistischen Bureau des

Ministeriums für Elsaß-LotFiringen.

1901—1903.

R a n k e , L. v o n , Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. — — Zur deutschen Geschichte vom Religionsfrieden

bis zum 30jährigen Krieg.

(Sämtliche Werke, 7. Bd.) R e u s s , R., Les collectanees de Daniel Specklin (Mitteilungen der Gesellschaft für Erhaltung

der geschichtlichen

Denkmäler im Elsaß.

2. Folge.

Band XIV).

R e u s s . R.. Die Beschreibung des bischöflichen Krieges anno 1592. 1878.

-

XI



R i t t e r , M., Deutsche Geschichte im Zeitalter der Gegenreformation und des dreissigjährigen Krieges. I und II. 1889 und 189ö. R ö h r i c h . T. W., Geschichte der Reformation im Elsass und besonders in Straßburg. 3 T. 1830/32. — — Mitteilungen aus der Geschichte der evangelischen Kirche des Elsass. 1855. S c h n e i d e r , Ph., Die bischöflichen Domkapitel, ihre Entwicklung und rechtliche Stellung im Organismus der Kirche. 1885. S c h ö p f l i n , J.. Alsatia illustrala. 1752—62. S e u f f e r l , J. M., Versuch einer Geschichte des teutschen Adels in den hohen Erzund Domkapiteln. 1790. S r h m i d l i n , J., Die kirchlichen Zustände Deutschlands v o r d e m 30jährigen Krieg. (In Erläuterungen und Ergänzungen zu Janssens Geschichte des deutschen Volkes, herausgeg. von L. v. Pastor, VII. Band, 5. und C. Heft.) S c h w a r z . W. E.. Die Nuntiatur-Korrespondenz Kaspar Groppers. 1898. S i t z m a n n . F . E . . Dictionnaire de biographie des hommes célèbres de l'Alsace. 1910. S t e i n h u b e r , A., Geschichte des Kollegium Germanikum-Hungarikum zu Rom. 2 Bände. 1906. T h e i n e r . A.. Acta genuina s. oec. concilii Tridentini. 1874. T h e i n e r , J. A. und A.. Die Einführung der erzwungenen Ehelosigkeit bei den Geistlichen. 1828. lin g e r e r . E., Elsässische Altertümer in Burg und Haus, in Kloster und Kirche. Erster Halbband. 1911. V i e r o r d t . K. F., Geschichte der evangelischen Kirche im Grossherzogtum Baden. 1847—1856. Y V e r m i n g h o f f , H.. Geschichte der Kirchenverfassung im Mittelalter. 1905. W i n c k e l m a n n , 0 . , Strassburgs Verfassung und Verwaltung im 16. Jahrhundert. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, N. F. Bd. 18. W o l f , G., Deutsche Geschichte der Gegenreformation. 1908. W ü r d t w e i n . I,. A.. Nova subsidia diplomatica. 1786.

Inhaltsverzeichnis. Einleitung: Sieg der Reformation in StraQburg. Bischof E r a s m u s von L i m b u r g (1541—1568). Vorbereitungen zur Wahl des n e u e n Bischofs auf p r o t e s t a n t i s c h e r u n d k a t h o l i s c h e r Seite (1 f.). Wahl J o h a n n s von M a n d e r s c h e i d (2 ff.).

A. Charakteristik der Person und Regierung Johanns von Manderscheid. I. Seine kirchliche and religiöse Stellang. (s. 3—16.) A. Meisters Bezeichnung „Kompromißkatholik" (3 f.). Das Geschlecht d e r Manderscheid und das Verhältnis seiner Glieder z u r a l t e n Kirche (4). Die Einholung der päpstlichen Konfirmation u n d die Gründe des Z ö g e r n s J o h a n n s (SIT.). Keine ausgeprägt religiöse Natur (8). Ablehnende Stellung der R e f o r mation gegenüber (8 f.). Das h e r v o r s t e c h e n d s t e Merkmal seines W e s e n s w a r die F r e u d e a n der Macht (9). Der h i e r a u s und a u s s e i n e r kirchlichen S t e l l u n g n a h m e entspringende Streit mil der S t a d t S t r a ß b u r g wegen Verweigerung des Eides und sein Verhältnis zur S t a d t im allgemeinen (9 ff ).

II. Bild seines Charakters nnd seiner Tätigkeit im einzelnen. (16-24). Seine persönliche Lebensführung. H o r n b r u d e r s c h a f t (16). Sein T e m p e r a ment (161. Künsllerische Neigungen (16). Keine G e l e h r t e n - u n d Theologennatur. politische Begabung. Sein Wille zur Macht (17). Keine Nebenregierung. Starkes Bewußtsein von der W ü r d e s e i n e r Stellung. Große Arbeitskraft (18). Eingehende Kenntnis der Aklen und U r k u n d e n (19). Große Arbeitsleistung (20f), i Hofratssitzungen, G e s c h ä f t s o r d n u n g e n , S o r g e f ü r das Kanzlei-Archiv und Gerichtswesen). Große O r g a n i s a t i o n s g a b e (21 f.) (Siraffe Verwaltung, ,.Ordnungen 1 ', Kontrolle über die Tätigkeit s e i n e r Beamten.) Sorge für das F i n a n z w e s e n (22). Kein Bürokrat. P e r s ö n l i c h e s Eingreifen (22). Sein Handeln in schwierigen S i t u a t i o n e n (23).

B. Die kirchlichen, geistlichen und sittlichen Zustände in der Diözese. I. Die Geistlichkeit im Bistum. (24—60 1. DAS STRASSBURGER DOMKAPITEL. ai D a s D o m k a p i t e l im

allgemeinen.

A u f n a h m e b e d i n g u n g e n . Residenzpflicht (24). Kirchliche F u n k t i o n e n der Domherren, deren m a n g e l h a f t e Versehung (25), L e b e n s f ü h r u n g der Kapitulare (26). Verhältnis zwischen Domkapitel und Stadt S t r a ß b u r g (26 f).

-

XIV



bj V e r h ä l t n i s z w i s c h e n D o m k a p i t e l und Bischof Johann. Selbständige Stellung des Kapitels dem Bischof gegenüber. Wahlkapitulation (27). G e s p a n n t e s Verhältnis zwischen dem Kapitel und J o h a n n (28). J o h a n n s V e r s u c h e , die bischöfliche Macht auch im Kapitel wieder zur Geltung zu bringen (29). E i d s c h w u r der bischöflichen B e a m t e n , S t e u e r r c c h t e . Gerichtsbarkeit. Wiedereinlösung verp f ä n d e t e r S t ä d t e und Dörfer. Streit wegen Neuwahl d e s K ä m m e r e r s (30). Streit mit dem Dompropst Ladislaus von Nellenburg-Thengen (30f.). Besetzung der Dignitäten im Kapitel (32). Verleihung von Kapitelsitzen a n Mitglieder von J o h a n n s Familie (32 ff.). Versuche einer Reform des geistlichen u n d sittlichen Lebens der D o m h e r r e n (34V Keine T e i l n a h m e des Kapitels für die R e f o r m b e s t r e b u n g e n des Bischofs (35).

2. DIE SONSTIGE STRASSBURGER

STIFTSGEISTLICHKEIT.

a) D e r h o h e C h o r u n d d i e V i c a r e . ihr Verhältnis zu e i n a n d e r und zum Domkapitel. Die geistlich-sittlichen Z u s t ä n d e u n t e r ihnen (35IT.). Der Weihbischof J o h a n n Delphius (37). b) D i e K o l l e g i a t s t i f t e r J u n g - u n d A l t - S t . P e t e r . Ihr Verhältnis zur Stadt. Das Leben und Treiben d i e s e r Geistlichkeit (37 ff).

3. DIE ÜBRIGEN KOLLEGIATSTIFTER DER DIÖZESE. Die Z u s t ä n d e in ihnen, Neuweiler. St. L e o n h a r d , Haslach, St. Michael in L a u t e n b a c h (39ff.).

4. DIE KLÖSTER UND IHRE INSASSEN. Verfall der Klostergebäude (41). Leerung der Konvente. Die Kloslerp r ä l a t e n . Altdorf (42 f.). Leben und Treiben in den Klöstern, [Maursmünster, Marbach (43 f.). Frauenklüslcr (44 f.)] Vernachlässigung der Kollaturpflichten. Versuche, Klöster zu säkularisieren ( 4 5 f f ) : Ettenh e i m m ü n s t e r , T r u t e n h a u s e n , S r h w a r z a c h . Andlau. Verweigerung der Zehnten an die Klöster (47).

5. DIE WELTGEISTLICHKEIT. Großer Mangel a n Geisiiirhen i47 f.). Verhalten der Kollatoren. Vers e h u n g der P f a r r e i e n d u r c h Konventuale und S l i f t s p e r s o n e n (48 f.). Welsche P r i e s t e r (49 f.). Häufiger Wechsel der P f a r r e r (50). Besoldung, materielle Notlage der Priesler (50IT.). Beschaffenheit d e r P f a r r h ä u s e r . (52). Qualität der P f a r r e r : Ihr Leben und Treiben (53IT.), d e r Konkubinat und seine Begleiterscheinungen (55 ff.), Verrichtung ihres Amtes (58), die Rechtgläubigkeit des Klerus (59), Verhalten zur Messe (59). Übertritte (60).

II. Das kirchliche and sittliche Leben im Yolk. (oo—63.) Unordnung im gottesdienstlichen Leben. Kirchliche Gleichgültigkeil. E x k o m m u n i k a t i o n e n (60f). Öffentliche Sittlichkeit (61 f.). Aberglaube, H e x e n w a h n (62). Bettelvolk (63).

-

XV

-

IIL Verbreitung der Reformation im Elsaß. (64—76.) Wirkung des Vorbildes Straßburgs. Marlenheim (64). Pfalz-Zweib r ü c k e n (65). R e f o r m a t i o n s v e r s u c h e der R e i c h s r i t t e r s c h a f t (65ff.|: A n d l a u (65), R a t h s a m h a u s e n (66), L a n d s b e r g (66), Zorn (67), Böcklin (67f). Die S t r a ß b u r g e r adeligen Familien (68). J a k o b Max von Eckwersheim (68). Egenolf III. v. Rappoltstein (68 f.). Die H e r r e n von Fleckenstein (69). Die Grafen Philipp IV. u n d V. von H a n a u Lichtenberg (69 IT.). Die R e i c h s s t ä d t e und die Kaiserlichen S t ä d t e (72f.): Oberehnheim, Rosheim, Schlettstadt, Hagenau. Die Ausbreitung der R e f o r m a t i o n im bischöflichen Territorium (74), Ami Kochersberg (74), im Gebiet des Domkapitels (75). P r o t e s t a n t i s c h g e w o r d e n e Priester (75). Überblick Ober die Verbreitung d e r Reform a t i o n (76).

C. Die kirchliche Reformtätigkeit Bischofs Johann. I. Die Beform der Geistlichkeit.

(77—106).

1. DIE WENIG ERFOLGREICHEN VERSUCHE IM DOMKAPITEL (77).

2. WIEDERHERSTELLUNG DES BISCHÖFLICHEN EINFLUSSES IN DEN KOLLEGIEN JUNG- UND ALT-ST. PETER IN STRASSBURG (77 IT.). 3. REFORMEN IN DEN ÜBRIGEN KOLLEGIATKIRCHEN DER DIÖZESE. Visitationen. Strafen (80). Übertragung der Propstei in Haslach an s e i n e n Bruder E b e r h a r d (80 f.). M a h n u n g e n a n die Stifter wegen Besoldung der P f a r r e r u n d ordentlicher Besetzung der Pfarreien ihrer Kollalur (81). Äbtissin M. M a g d a l e n a Rebstock von Andlan (811.

4. REFORM DER KLOSTERGEISTLICHKEIT. L o c k e r e Verbindung zwischen Bischof u n d Klöstern u n t e r E r a s m u s (82). S p a n n u n g zwischen J o h a n n u n d d e n Klosterprälaten. Visitation der Klöster (83 f.). Marbach (84). F o r d e r u n g der Rechnungsablage. Mitw i r k u n g bei den A b t s w a h l e n (85). Innere Reform der Klöster. Erg ä n z u n g der Konvente. Vorschriftsmäßige Abhaltung d e r Gottesdienste. W i e d e r a u f r i c h t u n g von Klöstern (86f.) [Rufach, Ittenweiler, S t ü r z e l b r o n n , T r u t e n h a u s e n , Eschau]. P r ä l a t e n t a g zu Z a b e r n a m 10. J a n u a r 1581 und N i e d e r w e r f u n g des W i d e r s t a n d e s d e r P r ä l a t e n (87 ff.).

5. REFORM DES SEELSORGEKLERUS. Versammlung d e r Landkapitel. Z i t a t i o n e n von Klerikern (91 fj. S t r a f e n : G e l d b u ß e n , Gefängnis, Absolution bei den J e s u i t e n , körperliche Züchtigung, A m t s e n t s e t z u n g und L a n d e s v e r w e i s u n g (92 ff.). Vorgehen gegen den Konkubinat (94 ff.). Kontrolle über die von a u s w ä r t s k o m m e n d e n Priester. D i m i s s o r i u m ; facultas a d m i n i s t r a n d i ecclesias (96). Betonung des bischöflichen I n v e s t i t u r r e c h t e s (97). Das E x a m e n o r d i n a n d o r u m (97). Nachweis eines .,Abschieds 1 ' (98). Berücksichtigung

der W ü n s c h e

der

XVI

Gemeinden

— bei

Stellenbeselzungen.

Probepredigten.

Kommissarische

Versehung der P f a r r e i e n I'98I. Ausstellung von R e v e r s e n .

Vorgehen gegen

die U n i o n e n .

Erlaß

für

das Ami

Koc h e r s b e r g (99 f.).

E r h ö h u n g des E i n k o m m e n s der P f a r r e r ! 1001. Beschaffung von g e w a n d t e n Predigern.

Besetzung der W e i h b i s c h o f s t e l l e ( 1 0 0 f.).

Streben,

die

ge-

ringe Z a h l der bischöflichen Kollaturen zu v e r m e h r e n (101 f.). Mandat von 1572

in dieser

Sache.

E r w e r b u n g von

Patronaten

durch K a u f

Gesuche a n den P a p s t (103 f.). V i s i t a t i o n e n und Inquisitionen(105). stand der Geistlichkeit (106).

Versuche,

einen

neuen Klerus

(102). Wider-

heranzu-

bilden (106).

II. Beform des Schulwesens, (loe—in.) Verfall des S c h u l w e s e n s (106 f.). E r r i c h t u n g der ,.neuen S c h u l e " in Z a b e r n (107f.).

S c h u l e zu B e n f e l d (109f.), R u f a c h (110). Unterstützung würdiger

S t u d e n t e n (110).

Einführung der J e s u i t e n in die Diözese und E r r i c h t u n g

des J e s u i l e n k o l l e g s in Molsheim

(Uli.

III. Vorgehen gegen die Andersglttubigen. Androhung

und

Ausführung

S c h l e t t s t a d t (112). S c h a r f e Maßregeln

(in—Iii.)

der L a n d e s v e r w e i s u n g :

Ettenheim

(112).

Vorgehen gegen die reformierende R i t t e r s c h a f t (112). in Z a b e r n (112T.),

Itetbur (113).

p r o t e s t a n t i s c h e r B ü r g e r in Gugenheim ( 1 1 3 f i.

Landesverweisung

Verbot der A n n a h m e von

Nichtkatholiken als Bürger (114-).

IV. Versuche einer Erneuerang des kirchlichen und sittlichen Lebens im Volk. (U4--117.) Geldstrafen bei N i c h t b e a c h t u n g 1581

(114).

Entsprechende

nungen (114f).

der

Befehle

kirchlichen Ordnung.

Placet

an

Kirchenord-

die A m t m ä n n e r .

von

Z u s a m m e n b e r u f u n g und B e r a t u n g mit den Landkapiteln

(115). Einführung des J e s u i t e n k a t e c h i s m u s (115). B r u d e r s c h a f t e n . W i e d e r aufnahme

der

gebote (11(>).

Prozessionen Einführung

der

usw.

Ablässe.

Agende (117).

Einhaltung Reform

der

Fasten-

der E h e o r d n u n g

(117). Wiederherstellung der z e r s t ö r t e n K i r c h e n und O r n a t e (117). Die letzten L e b e n s j a h r e des Bischofs. (Kapitelstreit) (118). danke an R e s i g n a t i o n (119). S e i n Tod am 2. Mai 1592 (120). s e i n e r i n n e r k i r c h l i c h e n Tätigkeit ( 1 2 0 f.).

Beilage.

Det Ge-

Würdigung

In der alten Reichsstadt Straßburg hatte die Reformation einen raschen und vollständigen Sieg davongetragen. Er war dem treuen, manchmal stürmischen Glaubensmut der Bürgerschaft wie dem umsichtigen, im richtigen Augenblick tapfer und geschickt handelnden Rat gleichermaßen zu verdanken. Das Jahr 1529, in dem im Münster und in den andern Stiftskirchen die Messe durch Schöffenbeschluß abgeschafft wurde, bedeutete den Höhepunkt der ganzen Bewegung. In den folgenden Jahren wurde die neue Kirche äußerlich und innerlich ausgebaut, die alte verschwand allmählich bis auf ganz geringe Reste. Das Augsburger Interim bedeutete auch für Straßburg einen Rückschlag, aber nur für kurze Zeit und ohne tiefergehende Folgen zu hinterlassen. Der Vorsteher der Diözese, der von 1541 an diesen Vorgängen in der ehemaligen Bischofsstadt ziemlich macht- und tatenlos gegenübergestanden hatte, E r a s m u s von L i m b u r g , war am 27. November 1568 in seinem Schloß zu Zabern, wohin die Residenz verlegt worden war, gestorben. 1 ) Der Tod des friedliebenden Kirchenfürsten wurde auch auf protestantischer Seite betrauert. Noch größer aber war allerseits die Spannung, wer wohl sein Nachfolger werden würde. Die Protestanten machten sich Hoffnung, daß ein Mann ihres Glaubens aus der Wahl der Domherren hervorgehen würde, eine Hoffnung, die gar nicht ausschweifend zu nennen ist. Saß doch im Kapitel eine nicht kleine Zahl von Kapitularen, die sich offen zu Luthers Lehre bekannten, andere waren ihr heimlich zugetan, und etliche waren kirchlich sehr indifferent. Johannes Sturm, der bekannte Rektor der straßburgischen Schule, machte sich zum Dolmetscher der Wünsche in der Bürgerschaft, wenn er brieflich einigen Kapitularen nahelegte, einen Mann von der Wesensart des verstorbenen Bischofs zu wählen und als seinen erwünschtesten Nachfolger den protestantischen Dompropst Pfalzgraf Richard von Zweibrücken-Simmern bezeichnete. Aber auch Herren wie den Grafen Adolf von Solms oder den Grafen Georg von Sayn-Wittgenstein, — die be') Bez. Arch. G. 2765; an einem Sonntag, circiter duodecimam horam noctis. Ich gedenke, auch die Reformbestrebungen des Bischofs Erasmus, die im allgemeinen anderer Natur gewesen sind, in Bälde darstellen zu können. H a h n , Reformbestrebuugeu.

1



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kanntlich später mit unter den Urhebern des Kapitelstreites waren, — würde die Bürgerschaft gern als Oberhaupt der Diözese begrüßen. 1 ) Der treffliche Pädagoge machte, wie man sieht, aus seinen Wünschen kein Hehl. Auch der Magistrat der Stadt nahm zu der wichtigen Angelegenheit in offizieller Weise Stellung. Er beauftragte seinen Syndikus Gremp mit der Ausarbeitung eines Gutachtens in causa episcopi. Dieser gewandte Rechtsgelehrte erörterte darin zunächst die Frage, ob der Rat „als die weltliche obrigkeit" verpflichtet sei, in die Wahl eines Bischofs „welcher dem wort gottes und der waren religion zuwider oder sonst friedheßig sei" zu willigen und die Einräumung der Possession zuzulassen. Gestützt auf eine Reihe Zitate aus juristischen Autoren gibt er eine verneinende Antwort und macht dann Vorschläge, wie sich die vom Rat zur Wahlhandlung abzuordnenden Herren zu verhalten hätten. s ) In noch größere geschäftige Unruhe versetzte die in Aussicht stehende Neuwahl das katholische Lager. Man wußte dort, um was es sich handelte: um die Möglichkeit, eines der wichtigsten Bistümer an die Ketzerei zu verlieren. Der Papst, der Kaiser und Erzherzog Ferdinand II. von Tirol suchten der drohenden Gefahr zu begegnen. Letzterer, der als Herr der vorderösterreichischen Lande der nächste Nachbar des bischöflichen Territoriums war, hatte im Auftrag des Papstes eine besondere Gesandtschaft nach Zabern geschickt, um den Bischof Erasmus zu veranlassen, einen Koadjutor, der sein Nachfolger werden sollte, sich beizugesellen. Der Kirchenfürst wollte davon aber nichts wissen. 3 ) Auf die Nachricht von seinem Tod schickte auch der Kaiser eine Kommission nach Straßburg, welche die Kapitulare bearbeiten sollte, einen Katholiken zu wählen. 4 ) Am 26. Januar 1579 war die W a h l h a n d l u n g , die mit größerem Gepränge vorgenommen wurde als das letzte Mal. Um 7 Uhr morgens begaben sich die Wähler in das Münster, das der Rat zur Verfügung gestellt hatte. Die katholischen Domherren lasen in aller Stille in der Chorsakristei eine Heilig-Geistmesse, die bei der letzten Wahl als papistische Abgötterei verboten gewesen war. Im Münster selbst aber predigte D. Marbach, der Senior des protestantischen Kirchenkonvents, ') Sturm, Johannes, De morte reverendissimi Principis Domini Erasmi Argentinensis Episcopi aliquot epistolae.

Straßburg 1569.

*) Consilium D. Grempii in c a u s a episcopi. kapitels: Documenta generalia.

Abschrift.

Archiv

des

Dom-

1560—1569.

') Hirn, Ferdinand II. von Tirol II, S. 199. 4

nannt.

) Als Kaiserlicher Abgesandter wird der Rat Dr. Johann Hegenmüller geSchreiben des Bischofs Johann und des Domkapitels an den Kaiser

vom

27. J a n u a r 1569. Archiv des Domkapitels : Liber missiv. ad principes etc. 1 5 5 9 — 1 5 6 9 .



3



im Anschluß an Ezech. 33, 1—9 über die Eigenschaften eines wahren Bischofs, deutlich die Wahl eines Protestanten empfehlend.') Um 10 Uhr begann die eigentliche Wahlhandlung, die sich bis l h 3 Uhr hinzog; so lange konnten sich die Kapitulare nicht einigen.') Dann wurde vom Lettner herab dem voller Spannung im Münster wartenden Volk der Name des Neugewählten verkündet: Es war der Domdechant Graf Johann von Manderscheid-Blankenheim, der sich zur Annahme der Wahl bereit erklärte, jedoch mit dem Vorbehalt, jederzeit nach seinem eigenen Gutdünken resignieren zu dürfen. Die Kapitulare führten ihn unter Vorantritt der Compromissarii in den Chor und setzten ihn dort auf den Hochaltar. Darauf stimmten sie das Te Deum an, die große Glocke läutete und die Orgel erscholl. Der Rat der Stadt stand auf dem Lettner. Nachdem man den Erkorenen unter ähnlichen Zeremonien in den Bischofsstuhl gesetzt hatte, führte man ihn in den bischöflichen Hof. Hatte der Ausgang der Wahl die Hoffnung der Straßburger erfüllt? Der Pfalzgraf Richard, den sie gern als Bischof gesehen hätten, hatte sofort nach der Wahl die Kapitelstube verlassen mit den Worten „heut ein pfaff und nimmermehr". Er tröstete sich und nahm eine Gräfin Wied zur Frau. Über die

kirchliche Stellungnahme des neuen Herrn war man sich, wie es scheint, damals noch nicht so recht im klaren. Es mag wohl sein, daß die Stimmen der ausgesprochen protestantischen Domherren auf den Pfalzgrafen fielen und daß, da sie zur Majorität nicht ausreichten, das Kapitel sich auf den Manderscheider einigte, weil er kirchlich indifferent schien und sich noch nicht für irgend eine Partei entschieden hatte. A. Meister, der in der Einleitung zu seinem „Straßburger Kapitelstreit" eine kurze Charakteristik Johanns gibt, nennt ihn einen „Kompromißkatholiken", einen „liberalen Katholiken", der „als ein echter Manderscheid eher Freund ') Ich gebe diese Darstellung im wesentlichen nach einem Bericht über die Wahl im Bez. Arch. G. 2765. Vergleiche auch die Angaben in der Straßburgcr Chronik von Joh. Georg Saladin (Mitteilungen der Gesellschaft für Erhaltung der geschichtlichen Denkmäler im Elsaß. II. Folge. Bd. XXII u. XXIII) und die Chronik Specklins. *) Scrutatores bei der Wahl waren Kuno, Graf von Manderscheid, Gottfried Christoph, Graf zu Zimmern und Heinrich, Graf zu Sayn. Inscrutatores und Compromissarii der Generalvikar Carl Agricola Hammonius, Johann Hessler, Propst von Jung-St. Peter, der Advokat Johann B. Rümelin und Matthias Frey, der Sekretär des Domkapitels. Als Notare fungierten Sebastian Metzger und Adam Mechler.

1*



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als Gegner der Protestanten war". 1 ) Mit diesen nicht gerade sehr deutlichen Bezeichnungen wäre aber nicht viel gewonnen, auch wenn man sie je auf Johann anwenden dürfte. Das ist aber nicht der Fall. Wie verhält es sich mit der k i r c h l i c h e n S t e l l u n g d e s G e s c h l e c h t e s M a n d e r s c h e i d ? Es war weit verzweigt in der Eifel und zerfiel in die Gerolsteinische, Kyllische und Blankenheimische Linie, von denen die letztere in jener Zeit die angesehenste war. Wohl war Arnold von Manderscheid-Blankenheim, der Vater Johanns, mit einer treuen Anhängerin Luthers vermählt, mit Margarethe, einer Tochter des Grafen Johann von Wied-Runkel-Isenburg; er selbst blieb aber bis an sein Lebensende Katholik. 2 ) Unter den 9 Kindern^ (4 Söhne und 5 Töchter), die diesem Ehepaar beschert wurden, war Johann das drittälteste. Sein älterer Bruder Hermann, der bei dem Kaiser viel galt, war und blieb katholisch. 3 ) Nach seinem Tod übernahm der jüngste Bruder Arnold, 4 ) der schon dem geistlichen Stande angehörte und mit Unterstützung des Papstes und des Kaisers zum Koadjutor des Abts vom Prüm gewählt worden war, die Herrschaft Blankenheim. Graf Eberhard, der zweitjüngste Sohn, wurde, wie auch nach ihm Arnold, Domherr in Straßburg und wird uns noch öfters begegnen. Es war ein streng kirchlich gesinnter Mann, 1571 unternahm er eine Wallfahrt nach Spanien zu den Gebeinen des heiligen Jakob, später eine solche nach Jerusalem, wo er unter die Ritter vom heiligen Grab aufgenommen wurde. Die Jesuiten im Bistum lobten den Eifer und das Interesse, das er ihrer Sache von Anfang an entgegenbrachte. Die Schwestern aber bekleideten, soweit sie sich nicht verheirateten, das Amt von Äbtissinnen in verschiedenen Stiftern. Nach diesem Überblick wird sich schwerlich die Behauptung aufrecht erhalten lassen, daß der neugewählte Bischof als ein ächter Manderscheid von vornherein protestantischer Neigungen verdächtig sein mußte. Sie läßt sich auch nicht stützen durch das Verhalten, das er nach dem Bericht Specklins am Sterbelager seiner Mutter gezeigt hat. Die Dame erkrankte schwer in Zabern, wo sie ihren Sohn besucht ') A.Meister, Der Straßburger Kapitelstreit 1583—1592. Straßburg 1899. S . 5 u . 6 . *) Vormund der Kinder wurde - nach dem frühen Tod Arnolds (1548) der Kölner Erzbischof Hermann von Wied. *) Er hatte auch von Rudolf II. für die Grafen von Manderscheid 1582 das Recht ausgewirkt, eigene Münzen schlagen zu dürfen. Joh. David Köhler, Historische Münzbelustigung, 10. Teil, S. 273. *) Von ihm wird berichtet, daß er um die Denkmale des römischen Altertums in der Gegend, von welchen er eine Sammlung veranstaltete, sich verdient gemacht habe.



5



hatte, und verlangte nach einem Geistlichen ihrer Religion. Johann schrieb nach Buchsweiler an den Grafen Philipp von Hanau, der den Pfarrer von Pfaffenhofen schickte. Diesem beichtete die Gräfin und empfing von ihm das Abendmahl. Bald darauf starb sie. Eine reiche Belohnung, die der Bischof dem Pfarrer für seinen Dienst anbot, wies dieser zurück. Dieser Vorgang, der in das Jahr 1572 fällt, tut eine uns sympathisch berührende kindliche Pietät des Kirchenfürsten kund und die Tatsache, daß er kein kirchlicher Fanatiker war. Sonst aber nichts. Was hat aber das lange Zaudern zu bedeuten, das der neugewählte Bischof bei der Einholung der päpstlichen Konfirmation gezeigt hat, und das Meister auch als einen Beweis für seine Behauptung, Johann sei ein liberaler Katholik gewesen, anführt.8) Erst 1573 allerdings erhielt der Bischof die päpstliche Bestätigung. Aber Schuld an dieser Verzögerung tragen, wie eine genauere Prüfung der umfangreichen Korrespondenz in dieser Angelegenheit zeigt,3) nicht akatholische Neigungen des Straßburger Oberhirten. Er hatte nach seiner Wahl den guten Willen, die aus Rom an ihn ergangenen Forderungen zu erfüllen. Anfangs waren es auch nur Abhaltungen äußerer Natur, welche die Einholung der Bestätigung hinausschoben. Am 17. März 1569 schrieb er von Breisach aus, wohin er der Kriegswirren halber seine Residenz eine Zeitlang verlegen mußte/) an den Kardinal Otto von Augsburg, den eifrigen Vorkämpfer der Gegenreformation in Deutschland. Dem lag diese Straßburger Sache sehr am Herzen, und er sah darin ziemlich schwarz, besonders da er der kirchlichen Haltung des Bischofs nicht traute. In dem Briefe bittet dieser den Kardinal um das gleiche Wohlwollen, das er seinem Vorgänger gezeigt habe, und erklärt seine Bereitwilligkeit, den Papst um seine Konfirmation zu ersuchen, was bisher nicht möglich gewesen sei, da die Kriegsunruhen ihn aus Zabern vertrieben haben. Fern von seiner Kanzlei könne er nicht die nötigen Formalien herbeischaffen. Otto möchte sich bei dem Papste dafür verwenden, daß er mit der Einholung des Palliums ') Specklin, Collectanea. Mitteilungen der Gesellschaft für Erhaltung der Geschichtl. Denkmäler im Elsaß. 1889. S. 387. •) Meister a. a. 0. S. 6. s ) Die Akten darüber finden sich hauptsächlich im Bez.-Arch. G 202 u. 208. 4 ) Anfangs 1569 kam der Prinz Wilhelm von Oranien an der Spitze eines Heeres ins Elsaß, das er den Hugenotten in Frankreich zuführen wollte und nahm in Zabern Quartier. Der Herzog von Aumale war mit 8000 Mann von Metz herangerückt und lagerte bei Finstingen. Der Bischof hatte sich unterdes nach Breisach und dann nach Ettenheim begeben.



6



bis zur Beendigung des Krieges warten dürfe. Hätte er aber irgend welche Bedenken, so möge er sie ihm mitteilen, denn er wolle bei dem Papst in keinen Verdacht kommen, „als ob wir dasjenig underlassen, das wir gegen Irer Heiligkeit und sedi apostolicae zu tun pflichtig und schuldig seyen". 1 ) Erfreut über dieses Schreiben antwortete der Protektor Germaniae mit einem Brief, in dem er die vorgebrachte Entschuldigung als genügend erklärte und seine Fürsprache für ihn beim Papste versprach. ») Dieses vertrauende Entgegenkommen glaubte er um so eher zeigen zu dürfen, als er von einem ihm als urteilsfähig bekannten Mann aus der nächsten Umgebung des Bischofs einen günstigen Bericht über die kirchliche Haltung desselben erhalten hatte. Er führte nämlich einen vertraulichen Briefwechsel mit dem Kanzler Christoph Welsinger, einem gut katholischen Mann, der unter dem Bischof Erasmus die einflußreichste Persönlichkeit in der Diözese war, nun aber unter dem selbstbewußten neuen Herrn lange nicht mehr so viel zu sagen hatte und schon deswegen wohl den Bischof mit besonders kritischen Augen angesehen haben wird. Die Lage im Bistum scheint Welsinger mit ziemlich schwarzen Farben gemalt zu haben, aber dem Neugewählten gab er das Zeugnis, daß „er guten eifer zu der waren alten catholischen religion und glauben habe". Johann ließ denn auch in der Tat durch Turicellus, einen Domherrn und Archidiakon im Stifte Basel, und durch den Propst Kaspar Gropper die nötigen Formalien für das Gesuch an den Papst beschaffen. Unter ihnen befanden sich auch literae promotoriales des Kaisers, dessen Fürsprache der Bischof vor allem erbeten hatte, um einen Erlaß oder doch eine Herabsetzung der Taxe zu erlangen, woran ihm bei der ungünstigen finanziellen Lage des Bistums sehr viel gelegen war. 3 ) So schien alles im besten Gang zu sein ; da trat plötzlich eine auffallende Stockung ein. Turicellus bekam die Weisung, in der Angelegenheit vorerst nichts mehr zu tun: „wegen der gefährlichen zeit" wird als Grund angegeben. 4 ) In einem Schreiben vom 15. September 1569 bat Johann den Kardinal Otto um Dilation; er schickte ihm zwar die instrumenta decreti et electionis, aber nicht — und darauf wurde in Rom gerade der größte Wert gelegt — eine von seiner eigenen ') Kopie. Bez.-Arch. G 202. *) Kopie. Schreiben vom 7. Mai 1569 aus Rom. Bez.-Arch. G 202. *) Siehe auch das Schreiben Johanns an den Kaiser vom 15. Juni 1569. Konzept. Bez.-Arch. G 202. 4 ) Schreiben vom 15. September 1569. Konzept. Ebenda.

Hand unterschriebene Professio fidei.') Jetzt wurde man an der Kurie wieder sehr stutzig, und aufs neue erwachte der Verdacht gegen den Straßburger Erwählten. Otto mahnte ihn, die Sache zu beschleunigen, zu weiterem Zögern sei kein Grund vorhanden ; er drohte ihm, wenn er jetzt noch fernerhin Ausflüchte gebrauchen und sich etwa an andere „henken" würde, so werde er die Konfirmation überhaupt nicht erlangen. ») Was war denn unterdessen geschehen, das diesen Umschwung herbeigeführt hat? Im Juli 1569 war Johann nach Köln gereist, wo er im Domkapitel, in dem auch eine Anzahl Protestanten saß, Sitz und Stimme hatte. Der dortige Erzbischof, Valentin von Isenburg, hatte gleich nach seiner Erwählung den Entschluß gefaßt, die Ehe seiner hohen Würde vorzuziehen. Jetzt wurden seine Rücktrittsgedanken bekannt, und der Straßburger Bischof machte sich Hoffnung, sein Nachfolger zu werden. Um die protestantischen Wähler nicht vor den Kopf zu stoßen, hat er die Konfirmationsangelegenheit vorerst auf sich beruhen lassen und vor allem den Eid hinausgeschoben, dessen Leistung eben jede Verständigung mit der andern Seite ausschloß. 3 ) Im katholischen Lager aber hegte man die stärksten Befürchtungen. „Ir solt für gewiß halten", schrieb der Kardinal eigenhändig an Welsinger, „wan unser bischof und capitul die gehorsame gegen den sluel zu Rom entziehen wolen, das sie umb die electionem kommen möchten und in allerlaii begegnen, des si sich nit versehen. Gott im himmel erbarms".*) Alle Versiche') Schreiben vom 15. September 1569. Konzept. Bez.-Arch. G 208. Otto verlangte, daß Johann dem Metropoliten oder einem andern Bischof gemäß dem Tridentinum die Professio fidei leiste und darüber eigenhändig eine Urkunde ausstelle; außerdem einen Prozeß de vita, aetate et sufficientia; die Verpflichtung, in bestimmter Zeit die priesterlichen Weihen zu nehmen und das Versprechen, die vorgeschriebenen Gebühren zu zahlen. Schreiben vom 17. Juni (Kopie) und 29. Oktober 1569 (Original). Bez.-Arch. G 208. •) Ebenda. *) Welsinger drückt diesen Gedanken in einem Schreiben an Otto (22. August 1570, G 208) folgendermaßen aus: „man müsse jetzt dafür achtcn, daß die professio fidei von einem geistlichen stand, absolute beschehen und angenommen würde, daß soliiche nichts anders sei, denn sich wider den gegenteil in ein sondere Verständnis zu begeben. Dadurch würde die erbitterung und Zerrüttung nur noch größer". 4 ) Vom 22. Oktober 1569 (Original). Bez.-Arch. G 202. Die Renitenz der Bischöfe und Kapitel im allgemeinen dem päpstlichen Stuhl gegenüber läßt den Kardinal einmal die Drohung ausstoßen: „Es werde gewisslich das volgen, das die whal von den capituln genommen, von den bäbsten den krysten gegeben und sie sich deshalb miteinander vergleichen würden; wie es aber hernach mit den Stiftern zugehen, das haben ihr und zwar ein jeder ring verstendiger leichtlich zu ermessen". Schreiben an Welsinger vom 29. Juli 1570 (Original). Bez.-Arch. G 208.



8



rungen des Kanzlers und des Bischofs selbst, der für seine Kölner Reise einen allzu harmlosen Grund angab, konnten den Argwohn gegen ihn nicht bannen, um so weniger, als er selbst nicht die geringsten Anstalten traf, durch Ablegung des Eides die Konfirmation zu erlangen, obwohl ihm Otto immer wieder versicherte, daß ihm ein Teil der Taxen erlassen würde. Erst als der Bischof sah, daß seine Aussichten auf den Kölner Erzstuhl gering waren — sein zweideutiges Verhalten mag ihn den protestantischen wie den katholischen Wählern verdächtig gemacht haben — und der Rücktritt des Isenburgers sich überhaupt immer länger hinzog, schwenkte er wieder ein, leistete den Eid und wurde im Juni 1573 von Gregor XIII. bestätigt. Ein Drittel der Taxe wurde ihm erlassen, doch machte die Entrichtung des übrigen Teiles eine Anleihe beim Domkapitel nötig. 1 ) Hätte Johann von Manderscheid je den erzbischöflichen Stuhl in Köln bestiegen, ein Gebhard Truchseß wäre er sicher nicht geworden. Den Versicherungen, die er auch in der Zeit, da er mit der Einholung der Konfirmation zögerte, dem Kardinal öfters gab, daß „er katholisch bissher gewesen und darin auch beharren werde", ist unbedingt Glauben zu schenken. 8 ) Man muß wohl zugeben, daß, wie Otto von Augsburg sich ausdrückt, „die gaistliche pfeffische ader" bei ihm nicht sehr stark ausgeprägt war; er hätte seinen Beruf ganz gewiß nicht verfehlt, wenn er nicht Priester geworden wäre. Erst dem Drängen des Papstes und dem Einfluß der Jesuiten ist es gelungen, ihn zur Annahme der höheren Weihen zu bewegen und auch dann hat er die Funktionen seines geistlichen Amtes kaum ausgeübt. 8 ) Eine innerlich religiöse Natur, wie seine Mutter es gewesen sein mag, war er nicht; auch seine theologische Neigung und Bildung war sehr gering. Aber niemals sehen wir eine Handlung, nirgends in all den zahlreichen Schreiben und Protokollen treffen wir auf eine Äußerung, die auch nur Sympathie für die reformatorische Bewegung verriete. Er hat deren tiefstes Wesen gar nicht begriffen. Auf dem Verwaltungsweg, durch Anordnung der Obrigkeit hätte er, der selbst so gern und so viel ver') Die Verhandlungen im Konsistorium zu Rom über die Konfirmation des Straßburger Bischofs am 1. Oktober 1573, s. W . E . S c h w a r z : Die Nuntiatur - Korrespondenz Kaspar Groppers 1573—1576, S. 39. Siehe dort auch den Bericht Groppers an Como. S. 415. *) Brief Johanns aus Dachstein vom 16. Juli 1572. Bez.-Arch. G. 202. *) Schreiben Gregors XIII. an Johann v o m 15. März 1581, worin er ihn auffordert, sacrum sacerdotii ordinem suscipere und ihm dafür einen Generalablaß verspricht. Theiner, J. A. u. A. Die Einführung der erzwungenen Ehelosigkeit bei den Geistlichen, 3, S. 252 f.



9



ordnete, die kirchliche Lehre am liebsten festgesetzt. Die Streitigkeiten im protestantischen Lager, wie sie sich gerade in Straßburg in nicht einnehmender Weise ihm zeigten, mögen ihm, dem Mann der glatten Ordnung, die neuen religiösen Ideen nicht annehmbarer gemacht haben. Dazu kommt noch ein weiterer, sehr wichtiger Grund, der ihn von dem Gedanken an einen Übertritt fern hielt: das sichtbarste Merkmal im Charakter dieses Straßburger Bischofs ist die F r e u d e an der Macht, das Wohlgefallen am Herrschen und Regieren. Er war aber klug genug, um einzusehen, daß dieses Streben eher in einem katholischen Bischofsamt, mit dem zugleich eine fürstliche Herrscherwürde verbunden war, sich befriedigen ließe, als durch eine Säkularisation des Bistums. Die Stellung, die ihm in dem protestantisch gewordenen Stift Straßburg nach einem Konfessionswechsel zugefallen wäre, hatte für den ehrgeizigen Mann mit Recht nichts verlockendes. So ist also Johann ohne Zweifel weder ein „liberaler Katholik" gewesen noch hat er je den ernstlichen Gedanken gehabt, von der katholischen Kirche sich abzuwenden. Einem Mann, der, wie wir sehen werden, gleich nach seinem Regierungsantritt mit innerkirchlichen Reformen begann, der schon sehr früh eifrig für einen festeren Zusammenschluß der katholischen Fürsten eintrat, 1 ) ist derartiges nicht zuzutrauen. 2 ) Daß diese Auffassung der Person und der kirchlichen Stellungnahme des Manderscheiders richtig ist, beweist auch der Streit, in den er sofort nach seiner Wahl mit der Stadt Straßbarg geriet, und den wir, besonders da er auch das Verhältnis zwischen Bischof und Reichsstadt deutlich charakterisiert, etwas ausführlicher schildern wollen. Es war alte Sitte, daß die Straßburger Bischöfe vor ihrem feierlichen Einreiten in die Stadt einen Eid leisteten, durch den sie die Privilegien und Freiheiten der Bürgerschaft anerkannten.3) Johann machte — von seinem Standpunkt aus nicht ohne Berechtigung — sofort ') S. besonders seine Schreiben an seinen Vertreter auf dem Reichstag von Regensburg von 1576. Bez.-Arch. Austausch mit Baden II, 47. ') Die anderslautenden Urteile des Kardinals Otto beweisen dagegen nichts: „Es kommt mir von einem guten ort, das er gewiß dubius, suspekt und nit verus catholicus ist". Welcher deutsche Bischof erschien in jener Zeit nicht verdächtig ? Wie trübe seine Quellen waren, zeigt die Äußerung: „Des Straßburgischen electi halb ist von Cöln ein gewisser bericht einkommen, er sei entlich der ketzerischen confession." Der zur Wahl nach Straßburg gesandte kaiserliche Kommissar urteilt anders: „ein treffenlicher, verständiger, sittlicher katholischer herr". 3 ) Über einen Gegeneid der Stadt, von dem Meister a. a. 0 . S. 10 redet, ist mir nichts bekannt: Als Johann einen solchen verlangt, weist ihn der Rat als eine Neuerung zurück.



10

-

Bedenken dagegen geltend. Die ganze Situation im Bistum, das Verhältnis zwischen Stadt und Bischof habe sich doch sehr geändert. Dieser Umstand müsse auch auf die Eidesleistung nachwirken. Man könnte ihm, wenn er auf das Verlangen der Stadt eingehe, später einen Strick drehen und ihm, wie man das bei seinem Vorgänger versucht habe, zumuten, zu jedem die bischöflichen Rechte schmälernden Vorgehen der Stadt Ja und Amen zu sagen. Er wollte also den gegenwärtigen Zustand, den er als einen zu Unrecht bestehenden ansah, durch den Eid nicht sanktionieren. Zahlreiche Schreiben, die in den folgenden Jahren zwischen Bischof und Rat gewechselt wurden, führten zu keinem Ergebnis; ebensowenig mündliche Verhandlungen, die in Zabern gepflogen wurden.') Am 10. November 1569 fand sich dort eine städtische Deputation ein; 8 ) hartnäckig blieb aber Johann bei seiner Weigerung, für die er allerlei mehr oder weniger unwesentliche Gründe vorbrachte: die Abwesenheit der Domkapitulare, eine Reise, die er selbst nach Frankreich zu machen habe, die Akten seiner Kanzlei meldeten überhaupt nichts davon, daß der Eid innerhalb Jahresfrist und v o r dem Einreiten in die Stadt geschehen müsse, auch sei diese zur Leistung eines Gegeneides verpflichtet. Für diese Behauptung stützte er sich auf die Speyrer Rachtung, die zwischen dem Bischof Wilhelm I. und Straßburg im Jahr 1422 aufgerichtet worden war. Der Rat bezeichnete dieses Verlangen als „eine gesuchte, unerhörte neuerung" und eine starke Zumutung für „die freie Reichsstadt. a s ) Eine nochmalige Besprechung in Zabern am 31. Dezember 1572, der auch Vertreter des Domkapitels beiwohnten, brachte wieder keinen Fortschritt. 4 ) Seiner Ehre sei der Eid zuwider, erklärte der Bischof, und dem Schwur, den er seinem Domkapitel geleistet, worin er versprochen habe, das Stift und dessen Untertanen bei all ihren Rechten und althergebrachten kaiserlichen und königlichen Freiheiten zu erhalten und ihm keinen Eintrag geschehen zu lassen. 5 ) ') Die umfangreiche Korrespondenz und die Berichte über die Verhandlungen finden sich vor allem im Straßburger Stadtarchiv AA. Nr. 1594—1597 und Bezirksarchiv G 360. Auch in den Protokollen des Hofrats und des Domkapitels aus den betr. Jahren findet sich manches Material. ') In ihrer Instruktion war unter anderm gesagt: Sollte der Bischof vorwenden, daß seinen Vorgängern allerlei Eintrag in der Religion und andern Sachen geschehen sei, so sollten sie sich darüber in keine Disputation einlassen. Was sie in Straßburg getan hätten, mußte um Gottes Willen getan werden. Sie hätten auch öfters Grund zu Beschwerden. Stadtarchiv AA. 1594. s ) Schreiben zwischen Bischof und Rat vom 10. und 15. September und 14. Oktober und 26. November 1576. Stadtarchiv AA. 1594. 4 ) Die Relation der städtischen Abgesandten darüber. Ebenda. b ) Schreiben des Bischofs an den Rat vom April 1573. Ebenda.



11



Das Kapitel selbst hatte sich zwar in einem Gutachten,

das er

von ihm eingeholt hatte, für ein Einlenken der Stadt gegenüber ausgesprochen. ' ) Schließlich führte der Bischof eine Absicht, mit der er früher schon einmal gedroht hatte, aus und brachte die ganze Angelegenheit beschwerdeführend im September 1 5 7 3 vor den Kaiser Maximilian II. 4 ) Der Schritt sollte, wie es schien, Erfolg haben.

Das Verhältnis zwischen

Johann und der Stadt hatte sich so zugespitzt, daß letztere in einer strittigen Sache mit Waffengewalt sich ihr Recht verschaffte, ein Vorfall, den der Bischof auch dem Kaiser berichtete.

Der befahl dem Rat,

das Oberhaupt der Diözese des Eides halber fernerhin nicht mehr zu belästigen und kündete das Eintreffen einer Kommission an,

die den

Streitfall untersuchen und schlichten sollte. 3 ) Am 26. Juli, nachdem mehrere festgesetzte Termine nicht eingehalten worden waren, kamen, die Kaiserlichen Kommissare*) und die Vertreter beider Parteien in Straßburg zusammen.

Der Bischof hatte

noch einmal die im Laufe der bisherigen Darstellung aufgeführten Gründe für seine Weigerung zusammenstellen lassen. Seine geistliche und weltliche Jurisdiktion werde von der Stadt eingeengt, seine Zoll- und sonstigen Gerechtigkeiten

beeinträchtigt,

ihr Vorgehen gegen ihn werde

von Tag zu T a g rücksichtsloser und lasse sein Verhalten immer mehr als gerechtfertigt

erscheinen.

Er werde

den Eid nicht

„generaliter"

schwören und verlange jedenfalls zuvor genaue Erklärungen und Erläuterungen.

Diese Forderung erscheint uns nicht unbillig; die Kom-

mission trat

a b e r seiner Auffassung nicht bei.

Sie erklärten den zu

schwörenden Eid für einen politischen, den die vorgenommenen giösen Änderungen nicht aufheben und den der Bischof der dem Papste,

Kaiser und Domkapitel geleisteten Eide ohne Ver-

letzung seiner Ehre und seines Gewissens leisten könne. wie

ihn

der

reli-

unbeschadet

Bischof

verlange,

könne

der

Stadt

Ein Gegeneid,

nicht

zugemutet

werden. In seiner Enttäuschung über diese Entscheidung verdächtigte Johann sogar die Unparteilichkeit der Kommissare, sie seien einseitig im Interesse der Stadt informiert worden und hätten die von ihm, der klagenden ') Schreiben zwischen Domkapitel und Bischof vom 16. Januar und 14. Mai Ebenda. •1 Schreiben des Bischofs an den Kaiser vom 26. September 1573. Ebenda. s ) Schreiben Maximilians an den Rat vom 27. Oktober 1573. Stadtarchiv A A 1595. 4 ) Es waren Ott Heinrich, Graf zu Schwarzenberg, Lazarus Schwendi, Freiherr zu Hohenlandsberg und Franz Bermenter, Bürgermeister der Stadt Speyer. 1573.



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Partei, angebotenen Beweise nicht angenommen.') Er fügte sich ihrem Spruch auch nicht. Noch einmal wandte sich der Rat an das Domkapitel um Vermittlung, ließ aber jetzt auch deutliche Drohungen einfließen, wie die, er werde dem Kapitel und den andern Stiftern in der Stadt den Schutz und Schirm kündigen, der Geistlichkeit „ihr gesind und freiheit aufsagen". 4 ) Die Domherren, denen der Streit schon länge sehr unangenehm war, weil sie von ihm eine Störung des guten Verhältnisses zum Rat fürchteten, ersuchten denn auch ihren Ordinarius dringend, nun einzulenken; nach den Verhandlungen mit der Kommission hätte er keinen Grund mehr, den Eid noch länger zu verweigern. 3 ) Ihre Mahnung half aber nichts. Die Situation wurde immer gespannter, immer merklicher rückte aber auch das Domkapitel von seinem Oberhirten ab, so daß dieser in einem Schreiben an den Kaiser von einer Separation des Kapitels berichtete. *) Letzteres tat noch einige weitere Schritte, um den Streit beizulegen. Es wandte sich auch an den Erzbischof von Mainz und bat ihn unter Darlegung des Tatbestandes um seine Vermittlung. 5 ) Auch Lazarus von Schwendi, 6 ) der bei der Kommission gewesen war, und den Kaiserlichen Hofrat Andreas Emstenberger 7 ) ging es mit der Bitte an, die Angelegenheit beim Kaiser zur Entscheidung zu bringen. Wie weit diese Herren dem Begehren des Kapitels nachkamen, läßt sich nicht sagen. Der Mainzer Erzbischof scheint den Versuch gemacht zu haben, eine Vereinbarung herbeizuführen. ') In der Instruktion für den Rat Dr. Valentin Contz, den der Bischof 1576 zum Kaiser sandte. Bez.-Arch. G 306. ') Schreiben des Rats an das Domkapitel vom 13. Oktober und 3. Dezember 1575. Stadtarchiv A A 1595. s ) Schreiben des Domkapitels an den Bischof vom 10. Dezember 1575. Stadtarchiv A A 1595. *) In einem Schreiben des Domkapitels an den Mainzer Erzbischof erklärt dieses selbst : Wenn aus der Angelegenheit noch mehr Weiterungen entstehen sollten, „würden wir mit der stadt auch in ein oder andere weg in handlung geraten, da wür eindtweders die stadt übergeben oder uns wider unsern gnedigen herrn widersetzen müeßen". Brief vom 3. März 1578. Archiv des Domkapitels, Missiven ad principes et comités 1570—1579. ') Schreiben vom 30. August 1576. Ebenda. „Der konfirmation und anderer einreden und außzug halb" habe sich die Sache so lang hingezogen. Er möchte bei der Kommission oder bei dem Kaiser vorstellig werden. 6 ) Am 12. Januar 1576 hatte das Kapitel seinen Sekretär RUmelin an ihn abgesandt. Schreiben vom 12. Januar 1577. Archiv des Domkapitels. Missiven ad principes, comités etc. 1570—1579. Auch Stadtarchiv A A 1595. ') Archiv des Domkapitels. Missiven ad nobiles, doctores 1570—1589. S. 73.



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Mehr Eindruck auf den Bischof Johann aber machte es, daß die Stadt Straßburg nun energischer zu handeln begann. Als Anfangs 1576 der neugewählte Rat auf der Pfalz vor der Bürgerschaft seinen Antrittseid leistete, war der Bischof nicht, wie es altes Herkommen war, eingeladen worden. Unter den Personen und Körperschaften, gegen welche der Rat irgend welche Verpflichtungen übernahm, wurde der Bischof ausdrücklich ausgenommen. Daß dem Herrn in Zabern dies nicht gleichgültig war, zeigt der feierliche Protest, den er am 26. Januar 1576 gegen das Vorgehen des Rates einlegte.») Noch einmal versuchte Johann, vom Wiener Hof Unterstützung in seiner Sache zu bekommen. Er wandte sich im Oktober 1577 an den Kaiser Rudolf II., bei dem er sehr viel galt und an den er, allerdings ohne Erfolg, schon im Jahr zuvor geschrieben hatte. 2 ) Man wollte jedoch auch in Wien den Streit, in dem jedenfalls das formale Recht auf seiten der Stadt war, beigelegt sehen, und die Antwort an den Bischof lautete auch in diesem Sinne: er solle in den Vertrag willigen. 3 ) Jetzt hielt es Johann doch für geraten, den Widerstand, der nun aussichtslos erscheinen mußte, aufzugeben. Zu dieser Einsicht zwang ihn auch das Verhalten des Domkapitels und der andern Stifter in Straßburg, die in der Sorge um ihre bedrohten Interessen in der Stadt in immer schärferen Gegensatz zu ihm traten. 4 ) Der Rat selbst aber, dem allmählich die Geduld dem hartnäckigen und ränkevollen l

) Original Bez.-Arch. G 359. *) Schreiben des Domkapitels an den Kaiser vom 19. Mai 1576, des Rats an denselben und an seine Gesandten in Regensburg vom August und September 1576. (Ebenda.) Schreiben Johanns an den Kaiser vom 12. Oktober 1577. (Ebenda.) Röhrich a. a. 0 . III, S. 73, Anm. 31, zitiert den Straßburger Patrizier Sebastian Mueg: „Wie vor alters in allen übelbestellten Regimentern, also ist es auch zu u n s e m Zeiten fast in allen, die ich gesehen, zugegangen. Denn wer daseibaten tapfer bei den fürnehmsten Rädelsführern sich hat einschmeicheln können, der hat fast alles zuwegen gebracht, was er gewollt. Damit hat dieser Bischof am Kaiserlichen Hof meisterlich wissen umzugehen, diese Stadt zu verunglimpfen.'' In der Tat stellte Johann dem Kaiser die Zustände in Straßburg und das Verhalten der Stadt ihm gegenüber in sehr einseitiger und gehässiger Weise dar. Unrichtig ist z. B. auch seine Behauptung, daß der Rat ganz und gar nicht die Bürgerschaft bei seinem Vorgehen auf seiner Seite habe, sondern daß er allein „und etliche sonderbare personen" an dem unguten Verhältnis schuld seien. Oft wurde aber der Rat von den Bürgern rascher zum Handeln gezwungen, als er ursprünglich wollte. ') Schreiben des Kaisers Rudolf II. an Johann vom 15. November 1577. Original Bez.-Arch. G 359. *) In der Instruktion, welche er dem Dr. Contz nach Wien mitgab, kommt auch die Furcht Johanns zum Ausdruck: „Das Domkapitel möchte sich mit der stadt in einen sonderlichen revers oder vergleichung einlassen." Bez.-Arch. G 360.



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Bischof gegenüber verloren ging, scheint Gewaltmaßregeln in Aussicht genommen zu haben und mit dem Gedanken umgegangen zu sein, ihn gefangen zu nehmen oder zu vertreiben. So kam dem letzteren ein Vermittlungsversuch, den der neugewählte Kurfürst von Köln, Gebhard von Waldburg, der vordem Domdekan in Straßburg gewesen und beim Rat beliebt war, Ende 1577 machte, sehr gelegen. Er stellte zusammen mit dem Domkapitel dem Bischof vor Augen, wie bedrohlich durch sein Verhalten die Lage für das ganze Stift geworden sei. 1 ) Schließlich, wenn auch immer noch zögernd, lenkte Johann ein und am 7. September 1578 teilte er dem Rat seine Bereitwilligkeit mit, den Eid zu schwören. 2 ) Am 10. November fand der feierliche Akt im Beisein städtischer Abgesandter zu Zabern im Schloß statt. Bevor aber der Bischof den Schwur leistete, gab er noch eine D e k l a r a t i o n ab, die er durch drei öffentliche Notare in eine Urkunde hatte fassen lassen und jetzt in Gegenwart von Vertretern des Domkapitels, seiner Hofräte und seiner sämtlichen Amtsleute, sowie der Hofjunker und des Hofgesindes verlesen ließ. 3 ) Sie legte zunächst kurz den Gang der langen Verhandlungen und die Gründe dar, die ihn zu seinem Verhalten bewogen hatten; dann folgte die ausdrückliche Erklärung, daß er nicht gewillt sei, mit dem Eid irgend etwas zu verwilligen, was seinen andern zuvor geleisteten Eiden, seinen Privilegien, Rechten und Gerechtigkeiten irgendwie zuwider sein könnte. Erst nach dieser in deutlicher Absicht effektvoll inszenierten Deklaration, welcher Johann persönlich noch einige Erläuterungen hinzufügte, schwur er den Eid. Die beiden folgenden Tage zeigte sich der Bischof als liebenswürdigen Gastgeber den Straßburger Herren gegenüber. Rühmend berichten diese, die Tags zuvor schon mit etwas spießbürgerlichem Staunen ') Der Rat werde schließlich den Stiftern in der Stadt den Schirm kündigen und die Stiftsgeistlichkeit zwingen, bürgerliche Beschwerden zu tragen und Bürger zu werden. Schon habe der Rat gedroht, beim nächsten Schwörtag nicht mehr „des Stifts Ehr" zu schwören, nachdem er im vorhergehenden Jahr, dem Domkapitel zu lieb, auf die Ausführung dieser Absicht noch verzichtet hatte. Schreiben Gebhards an das Kapitel vom 22. September 1577 und 29. Januar 1Ö78. Stadtarchiv A A 1595. Instruktion des Kapitels für seine Abgesandten an den Bischof v o m 17. August 1577. Archiv des Domkapitels: Documenta generalia 1560—1569 (!) Im Juli 1578 hatte das Kapitel den Grafen Solms und seinen Sekretär nach Köln geschickt, um mit Gebhard weitere Besprechungen zu pflegen. Missiven ad principes etc. 1570—1579, S. 155. *) Schreiben Johanns an den Rat. Stadtarchiv A A 1595. ') Instrumentum protestationis et actus circa praestationem juramenti Rm> Domini Episcopi Arg. etc. Bez.-Arch. G 2765.



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die prächtige Ausstattung des Zaberner Schlosses bewundert hatten, von der reichen Traktation, von „dem Lippelsberger und andern cöstlichen weinen", denen sie eifrig zugesprochen haben und mit ihnen auch der Bischof, der sehr lustig war und in dem ausgeprägten Trinkkomment sich bewandert und als einen ausdauernden Zecher zeigte. Am längsten harrte er an der Tafel aus, aber am nächsten Morgen imponierte er den Ratsherren, die von sich nicht das gleiche behaupten konnten, durch seine muntere Frische. 1 ) Ein dauernd gutes Verhältnis zwischen Bischof und Stadt hat aber dieses Festmahl nicht eingeleitet. Im Jahr darauf kam Johann selbst nach Straßburg. Auf einen feierlichen Einzug hat er verzichtet. In einer Kutsche, deren ungewohnter Anblick das Staunen der Bürger erregte, fuhr er in Straßburg ein und wurde vom Rat mit gebührenden Ehren empfangen. Das Münster wollte er, da die Messe darin verboten war, nicht besuchen. Seine bischöfliche Macht war in der Stadt sehr zusammengeschrumpft, und so verzichtete er geschmackvoller Weise auch auf das äußere Gepränge. 2 ) Noch öfters aber mußte der Rat, der während des Streites um den Eid einmal geseufzt hatte, daß der neue Bischof ihm in 7 Jahren mehr Unruhe gemacht habe als sein Vorgänger in 27, s ) seine Hartnäckigkeit und seinen feindseligen Willen spüren. Der Grund, der ihn 9 Jahre lang den Eidschwur hatte verweigern lassen, blieb auch fernerhin noch bestehen: Sein Widerstand war der Protest des Bischofs gegen die protestantisch gewordene Stadt und des Reichsfürsten gegen die freie Reichsstadt, in der er so wenig mehr zu sagen hatte, mit der er die ganze Zeit seiner Regierung in Kompetenzkonflikten der verschiedensten Art lebte und die ihn, wie schon seine Vorgänger, in seiner landesfürstlichen Selbständigkeit bedrohte. 4 ) „Seine bischöfliche ') Stadtarchiv AA 1597. ') Röhrich III, S. 73 nach Specklin. 3 ) Schreiben des Rats an den Kaiser vom 8. Februar 1574. Stadtarchiv AA 1595. *) Wie schmerzlich dem ehrgeizigen Mann der tatsächliche Zustand sein mußte, zeigen die Ansprüche, die er erhob: Zu den Rechten des Bischofs in der Stadt gehöre, Bürger aufzunehmen, der Zoll, das Schultheißen- und Burggrafenamt, die Münze, Waage, Maß und Gewicht, geschweige denn, daß seine Vorfahren „einen rat zu setzen hatten, bis es von ihnen abgestellt, daher dann noch jährlich ein jeder rat der stift ehr zu schwören schuldig". In dem „bischöflichen fürtrag" vor der kaiserlichen Kommission. Stadtarchiv AA 1595. Bezeichnend ist auch die Notiz, die sich in einem Schreiben des Bischofs an seinen auf dem Reichstag von Regensburg befindlichen Rat Contz findet (vom 27. September 1576, Bez.-Arch., Austausch mit Baden, II., 47): Alle Stände möchten in dieser Eidsache bedenken, daß sich ein geborner oder erkorner Fürst oder Reichsstand „underwürfig und verpflichtig machen soll".



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und fürstliche Würde", erklärt er selbst, hätten den Eid nicht zugelassen. Den bisherigen Ausführungen schon kann man entnehmen, daß der neue Herr der Straßburger Diözese von Anfang an keine Neigung zeigte, den Boden der katholischen Kirche zu verlassen. Suchen wir uns noch ein genaueres

Bild von seiner Persönlichkeit zu verschaffen. In verhältnismäßig jungen Jahren hat Johann von Manderscheid den bischöflichen Stuhl bestiegen. Im Gegensatz zu einem großen Teil seiner hohen geistlichen Kollegen war seine p e r s ö n l i c h e L e b e n s f ü h r u n g sauber und anständig. Auch von seinem Vorgänger Erasmus galt es nicht, was der gleichzeitige Geschichtsschreiber Specklin ihm zum Ruhme meldet: „Man hat von ihm nicht gespürt, daß e r s i e h mit einem Weib befleckt hat". Ein Asket ist er aber doch nicht gewesen. Dem einen oder andern, der sonst von diesem Bischof nicht viel weiß, mag er bekannt sein als der Gründer und als ein trinkfestes Mitglied der H o r n b r ü d e r s c h a f t . 1 ) Ein Trunkenbold ist er aber auf keinen Fall gewesen. Ein solcher kann keine so große Arbeitsleistung aufweisen, wie dieser Straßburger Bischof. Wohl hat er auch gelegentlich dem Trinkunfug seiner Zeit seinen Tribut gebracht; das Podagra, das ihm schon früh viel zu schaffen machte, wird ohne Zweifel im Zusammenhang stehen mit dem Lippelsberger und den andern wonnigen Weinen des Elsasses, die er auch seinen Gästen in behaglichem Wirtestolz und ohne zu kargen gerne vorsetzen ließ. 2 ) Selbstverständlich hat er auch an einem gut besetzten Tisch hie und da seine Freude gehabt: Auf den Speyrer Reichstag von 1570 läßt er sich aus Zabern ein Wildschwein, etliche Hasen, Lerchen und Forellen nachschicken. 3 ) Aber Specklin hat wiederum im allgemeinen recht, wenn er berichtet: „darneben ist er sunst allem fressen und sauffen feind gewesen, also daß man nicht weiß, daß er sich überdrunken hat". ') S. über die Hornbrüderschaft A. A d a m , Das bischöfliche Schloß Hohbarr in den Mitteilungen der Gesellschaft für Erhaltung der geschichtlichen Denkmäler im Elsaß. II. Folge. 23. Band. S. 41 ff. *) Am 27. Dezember 1571 schrieb Herr Johann von Köln aus an seine Räte in Zabern, daß Graf Kuno von Manderscheid über Zabern nach Straßburg reise, „hat unsern Lippelsberger noch nicht versucht, befehl ihr wollent, wenn er gen Zabern kommt, ime den berührten L. nicht allein versuchen, sondern auch usque ad saturitatem zu trinken geben lassen". s ) Bez.-Arch. Austausch mit Baden II, Nr. 42.



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Auch schritt er selbst etliche Male gegen das übermäßige Trinken an seinem Hofe ein. Er muß ursprünglich von einem h e i t e r e n T e m p e r a m e n t gewesen sein, das auch vom ernsten Bischofsamt nicht ganz unterdrückt wurde. Ein schlagfertiger W i t z stand ihm zu Gebote und oft zeigte er sich voll von Ironie und Sarkasmus. Seine Schreiben tun einen anschaulichen Stil kund und sind belebt durch Sprüchwörter, die er passend anzubringen wußte. Wie andere Glieder seiner Familie hatte auch er k ü n s t l e r i s c h e N e i g u n g e n . Die Musik übte er selbst aus, förderte sie in seiner Umgebung, und besonders ihre Pflege in dem von ihm gegründeten Jesuitenseminar zu Molsheim unterstützte er mit lebhaftem Interesse. 1 ) Auch g e b a u t hat er gern und prächtig, z. B. die Münze, den Fruchtkasten, die Kanzlei in Molsheim; am bekanntesten ist seine Restauration des Schlosses in Zabern und der bischöflichen Burg Hohbarr, sowie der Bau des Jesuitenkollegiums in Molsheim, von dem der Rektor P. Ernfelder rühmte, daß es das ungefähr gleich große in Augsburg an Pracht übertreffe. Ein G e l e h r t e r und besonders ein T h e o l o g e ist er nicht gewesen; darin war ihm sein Vorgänger überlegen. Seinen scharfen, auf das Praktische gerichteten Verstand zogen die Geheimnisse der Kirchenlehre nicht an. Als seine Domäne wählte er sich die Politik, wo ihm seine feine Beobachtungsgabe, seine rasche Menschenkenntnis und seine leichte Kombinationsfähigkeit zu statten kamen. An der Spitze eines Bistums stehend, in dem die kirchlich und politisch überaus bewegte Zeit besonders verworrene Verhältnisse geschaffen hatte, ist er zu einem v e r s c h l a g e n e n P o l i t i k e r und v i e l g e w a n d t e n D i p l o m a t e n geworden: „ein lang- und vielgeübter praktikant, der geschwinde ausflicht und guet verschnürte glatte wort meisterlich zu gebrauchen weiß". 8 ) Dieser Mann war kein Freund von Halbheiten; was er tat, tat er mit Nachdruck und mit Ernst. Er war vor seiner Wahl Domkapitular in Köln gewesen, und da wird von ihm, eben weil es als eine große Ausnahme in jener Zeit galt, rühmend hervorgehoben, wie er den Chor besucht hat, und zwar im Talar, und wie er sich ernst im Kapitel benommen habe. 3 ) Stark wie sein Verstand war sein Wille, ') Auf dem Reichstag zu Speyer 1570 überreichte ihm der kaiserliche Musikus Simon de Roy, da er „ein sonderlicher hefürderer und liebhaber der hochlöblichen kunst musica sei", etliche Officia der berühmtesten Komponisten, wofür er 16 Taler verehrt bekam. Bez.-Arch., Austausch mit Baden II, Nr. 42. Auch ein Münzsammler ist er gewesen. S. Elsässische Altertümer, 1. Halbband, S. 21 f. ') Bei Meister a. a. Ort S. 389 als eine Äußerung der Bruderhöfischen zitiert. ') Nuntiaturberichte a. a. 0 . Nr. 22. Portia an Cardinal von Como, Köln, März 13. 1677. S. 69. H a h n , Reformbestrebunge».

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und dieser Wille drängte nach Macht. In jeder Stellung verstand er es bald, durch seine Klugheit und Geschicklichkeit wie durch seinen Fleiß eine führende Rolle zu spielen. So war es schon in Köln, wo er das wichtige Amt des Domscholasters innehatte und der Wortführer des Domkapitels in den dortigen Wirren zur Zeit des Erzbischofs Valentin war. Als er Bischof in Straßburg geworden war, hat er die Zügel der Regierung mit fester Hand ergriffen. Eine Nebenregierung hat er nicht geduldet, über jede Angelegenheit zeigte er sich unterrichtet, auch um kleine Dinge kümmerte er sich persönlich. Unter dem Bischof Erasmus war der Kanzler W e l s i n g e r die ausschlaggebende Persönlichkeit gewesen, er war der eigentliche Leiter der Diözese; Johann von Manderscheid räumte auch ihm nicht einen bestimmenden Einfluß auf seine Entscheidungen ein und nach seinem baldigen Ausscheiden ernannte er überhaupt keinen Kanzler mehr. Nur der kluge und gewandte Pater Ernfelder, der erste Rektor des Molsheimer Jesuitenkollegs, vermochte später ziemlich viel über ihn. Tief durchdrungen war er von dem B e w u ß t s e i n s e i n e r h o h e n S t e l l u n g , was er auch gelegentlich durch reiche Prunkentfaltung zum Ausdruck brachte. 1 ) Wiederholt, so z. B. den widerspenstigen Äbten der Diözese gegenüber, betonte er seine „fürstliche reputation und bischöflichen stand". 2 ) Viel öfters und lieber nannte er sich Fürst als Bischof. Aber diese hohe Stellung verschaffte ihm nach seiner Meinung nicht bloß Würde und Ansehen, er wollte auch die Verpflichtungen, die sie in sich trug, erfüllen. Er war ein arbeitsfreudiger Mann, der ernsthafte Beschäftigung liebte. An den Zerstreuungen und Vergnügungen, mit denen sonst die Bischöfe und die adeligen geistlichen Herren in den Kapiteln ihre Zeit auszufüllen pflegten, fand er kein Gefallen. Sein Vorgänger war ein leidenschaftlicher Jäger, und auch die Straßburger Domherren hatten ihre Freude an dem Waidwerk; gar oft ist in den Protokollen und Schreiben des Domkapitels von „hetzen und jagen" und den Vorbereitungen dazu die Rede. Von Johann aber berichtet Specklin: „er hatte keine Lust zum Jagen noch anders". Sein Interesse hatten ') In dem angeführten Brief des Portia an den Cardinal von Como (s. S. 17) wird auch ein Urteil von anderer Seite angeführt: „Der Bischof von Slraßburg sei ein Mann von großem Gepränge". *) Die •gelegentliche Anerkennung dieser seiner Stellung seitens der Stadt Straßburg tat ihm besonders wohl. Mit Befriedigung hörte er es z. B., wie sein Rat V. Conlz bei seinem Referat über den Schwörtag in Straßburg berichtet, daß der neugewählte Ammeister zweimal das Wörtlein „untertenigst" gebraucht und gebeten habe, der Fürst möchte sie „in gnedigen befehl halten." Hofratsprotokoll vom 9. Januar 1582, Bez.-Arch. Fonds Zabern 179.



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die A k t e n und U r k u n d e n , die er schon als Kanonikus in Straßburg fleißig durchstöberte.

Während des Kapitelstreites warf er den katho-

lischen Domherren selbst einmal ihre Gleichgiltigkeit und ihr lässiges Verhalten vor und bedauerte ihre Unkenntnis, besonders der lichen Verhältnisse.

recht-

Er schilderte ihnen, wie er einstens als Domherr

sich bemüht habe, die Registratur und ihren Inhalt kennen zu lernen.') Diese Kenntnis kam ihm als Bischof

öfters zu gut.

Er wußte

den W e r t der Akten und Urkunden zu schätzen: Aus ihnen verschaffte er sich nicht bloß die Auskunft über bestehende Rechtsverhältnisse, manchmal holte er alte Rechtstitel hervor

und suchte, auf sie sich

stützend, mit zäher Energie verloren gegangene Besitzungen und Rechte wieder zu gewinnen oder gegen ihn erhobene Ansprüche zurückzuweisen. Diesen ganz charakteristischen Zug im Bilde der Persönlichkeit Johanns hebt wiederum Specklin

sehr anschaulich hervor:

„ e r ist ein

ver-

ständiger Herr gewesen; er suchte selbst alle Briefe aus und las sie, daran er etlich jar wandte; . . . . mach,

allein an festtagen

so aß er stets allein in seinem ge-

und wan fremde herren zu ihm kamen,

sunst saß er stets über den briefen, darin fand er viel alte sachen, die wolte

er widerum von

der

stadt haben,

andere brief dagegen, das machte viel

aber

span." 8 )

die Stadt

hatte

Er wäre sicher ein

sehr guter Jurist geworden. Auch sonst stoßen wir

bei ihm auf einen gewissen Sinn für

Gerechtigkeit, der auch den J u d e n in seiner Diözese zugute

kam,

denen er mit einer für seine Zeit bemerkenswerten Unvoreingenommenheit gegenüberstand. 3 ) ') „obwohl ein kapitel mit Statuten, büchern, Verzeichnissen, was in diesen und dergleichen fällen die vorfahren statuirt und verhandelt, gnugsam gefaßt, deren bücher dann Ire fürstlichen Gnaden etliche, wie sie noch bei dem stift canonicus residiert, selbst gelesen . ." *) Auch eine Straßburger Flugschrift weiß von dieser Art des Bischofs zu erzählen:

Du weißt, das dich hast auf eyn zeit an deiner tafel

ohngescheucht,

verlauten lassen: unter allen kurtzweylen tu dir kein gefallen, nicht essen, trinken, spielen, jagen, nicht bulen noch womit sein tage zubring manch fürst in dieser weit.

Eyn andre dir hast auserwehlt, nämlich nach dein registraturen zu refor-

mieren bürger, bawern, bey den von Straßburg auch zu schaffen, das sie mehr achten auf die pfaffen und wissen, daß sie an dir haben eyn bischof, so hart gnug konn traben.

Zitiert bei Gfrörer a. a. 0. S. 5.

' ) Auf das unverständige Drängen des Domkapitels, die Juden aus dem Bistum zu schaffen, geht er anfangs, obwohl er ,,so grosse affection oder anmuetung zu inen nit habe" nicht ein und läßt ihm sagen, es seien Christen da, die mehr Schaden als die Juden anrichten. Wenn Klagen gegen diese vor ihn kämen, werde er schon einschreiten.

Und als es später doch zu Landesverweisung von Juden

kam, verlangte er, daß ihnen vorher ihre ausstehenden Schulden bezahlt werden.

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Erstaunlich ist die A r b e i t s k r a f t dieses geistlichen Fürsten, die um so höher zu bewerten ist, als seine G e s u n d h e i t schon früh nicht die allerbeste gewesen ist. 1 ) Selten verließ ein Schreiben die bischöfliche Kanzlei, ohne seine Unterschrift empfangen zu haben; die meisten hat er mit seiner klaren und energischen Handschrift unterzeichnet. Für die wichtigeren entwarf er selbst das Konzept oder diktierte es den Räten in die Feder. Den H o f r a t s s i t z u n g e n wohnte er mit großer Regelmäßigkeit bei; er präsidierte und bestimmte die Tagesordnung. Seinen Räten sah er scharf auf die Finger und trieb sie immer wieder zu einer raschen Abwicklung ihrer Arbeit an. Durch eine neue Geschäftsordnung regelte er die Funktionen eines jedes einzelnen von ihnen. 8 ) Überhaupt hat er dem K a n z l e i - und A r c h i v w e s e n eine verständnisvolle Fürsorge gewidmet. Wichtigere Schreiben und Aktenstücke nahm er trotz der Indignation, welche die Räte darob zeigten, Auch für die Juden hatte er eine „Ordnung" und ein Eidformular ausarbeiten lassen. Bez.-Arch. G 403. Schreiben Johanns und des Kapitels vom Jahre 1580 in Documenta generalia, Missiven ad Rev. Episcopum et illustr. Capitulum 1580—1586 S. 14 u. 17. (Archiv des Domkapitels) Das Kapitel machte den Juden auch den Vorwurf der Hehlerei „VerlofTene buben" suchen bei ihnen Zuflucht und verkaufen ihnen das gestohlene Gut. Ihre Gemeingefährlichkeit soll den Vers demonstrieren: Ut caper absque malo nunquam retinetur in hortis Sic ne Iudaeus sine damno in plebe fovetur. ') Er klagte öfters über „Fließen in den beinen und geschwür", „könne nicht gehen und stehen". Anno 1576 leidet er „an fluß oder catarrh des haubts" und muß sich in curam medicorum begeben. Schreiben aus Köln von 1571/1572. Conceptbuch Fonds Zabern 185. Austausch mit Baden II 47. *) Als er einmal auf der Kanzleistube in der Abwesenheit seiner Räte etwas nachgesucht hatte, fand er dort eine große Unordnung, die er in der nächsten Hofratssitzung ihnen tadelnd vorhielt. Jeder von ihnen, ordnete er nun an, solle ein eigenes Täfelchen haben, worauf er die hauptsächlichsten Punkte mitnotieren solle. Jeder Rat solle auch seine besondere Registratur haben, alle Quatember wolle dann er, der Bischof, die Protokolle abhören lassen. Im November 1574 kehrte Johann von einer Reise zurück und fand zu seinem großen Befremden, daß seine „hinterlassenen Räte' 1 den ganzen Oktober nicht beratschlagt hatten. In einer Hofratssitzung hielt er ihnen vor, wie sie nach ihrer Bestallung verpflichtet seien, im Sommer um 6 Uhr nach der Frühmesse und im Winter um 7 Uhr auf der Ratsstube zu erscheinen, auch nachmittags hätten sie sich dort einzufinden „dieweil aber Ihre fürstl. Gnaden, ohne rhum zu melden sich beflissen, in zeit ihrer regierung den stiftssachen und rhäten persönlich beizuwohnen, so haben I. f. Gn. desto emsiger deren stiftssachen dahin bearbeitet, daß beratschlagung und beikunft der rhät mehrenteils vormittags gehalten und also die rhät ihres nachmittags schuldig erscheinens, wenn es des stifts notdurft und geschäft nicht sonderlich erforderten, übrig plieben." (Sitzung vom 3. November 1574. Fonds Zabern 177).



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in eigene Verwahrung. 1 )

Zu Dachstein ließ er eine Kanzlei erbauen;

auch eine Neuordnung

des bischöflichen Archives ist ihm zu ver-

danken. *) Eine große Reihe von Aktenstücken im jetzigen Bezirksarchiv trägt seine der Einregistrierung dienenden eigenhändigen Bemerkungen. Auch dem G e r i c h t s w e s e n in seinem Bistum widmete er eifriges Interesse; den Sitzungen des Hofgerichts wohnte er gelegentlich persönlich bei, und von ihm stammt auch eine große Neuordnung des letzteren. 3 ) Am deutlichsten aber tritt uns überall noch eine andere Fähigkeit des Bischofs entgegen:

das ist seine g r o ß e

sein bedeutendes Verwaltungstalent.

Organisationsgabe,

Überall finden sich die Ansätze

einer strafferen Verwaltung, Bestrebungen, auf die wir hier im einzelnen nicht genauer eingehen können.

Durch eine stattliche Zahl von Edikten

suchte er die Verhältnisse im großen und kleinen zu bessern.

Mit

zahlreichen, meistens von ihm selbst entworfenen und ins Detail gehenden „Ordnungen" griff er in sämtliche Zweige der Verwaltung ein. 4 ) ' ) Als Grund hiefür führte der Bischof an, daß sie „hin und wieder under den füessen gelegen" und von den Mäusen zerfressen worden seien. (Hofratsprotokoll Fonds Zabern 178 e.) *) Siehe Bez.-Arch. G 426 „summarische

registratur aller briefen, wie die

in die laden deß anderen gewölbs im oberen hof eingetheilt sein".

Auch die Er-

haltung und Ordnung anderer Archive ließ er sich angelegen sein. So gab er 1576 dem Amtmann PfafTenlapp von Rufach den Befehl „was er an briefen, documenta, urbar und register in seinem anbefohlenen amt auf Isenburg habe, zu inventieren". (Bez.-Arcb. Fonds Zabern 123.) ' ) Das bischöfliche Gerichtswesen im Bistum Straßburg und die

Reform-

tätigkeit Johanns auf diesem Gebiet denke ich später znsammenhängend bearbeiten zu können. 4)

Solche Ordnungen regeln z. B. die Pflichten der einzelnen Beamten und

Angestellten, vom Kanzler Für jeden

an bis herab zum Kanzleiknecht und zur Wäscherin.

einzelnen ließ er ausführliche Eidformulare ausarbeiten, die seine Ob-

liegenheiten bis ins einzelne genau regeln. (New ordnungbuch der hofbeampten von 1591.

Bez.-Arch. G 419). Von 1581 datiert eine Feuer- und Kriegsordnung

„weß man sich zu halten

uf den fal der nöth und wohin daz hofgesindt khomen und gewertig, auch sich verhalten solle".

(Hofratsprotokoll vom 19. Juni 1581, Bez.-Arch. Fonds Zabern 179.)

Eine Kanzleiordnung für seine Schreiber verfertigte Johann selbst im Jahr 1582. (Hofratsprotokoll vom 2. Januar 1582.

Ebenda.)

Für Zabern und andere Orte ließ er in demselben Jahr die Stadt- und die gemeine Schwörordnung revidieren.

(Hofratsprotokoll vom 2. und 9. Januar 1582.

Ebenda.) Ferner erließ er Kirchenordnungen für die einzelnen Ämter. Auch für die Juden ließ er eine Ordnung und ein Eidformular ausarbeiten. (Bez.-Arch. G 403.) Ferner findet sich v o r :

Eine Kutschenordnung, eine Lakaienordnung,

Eide

und Ordnung für die Bäcker in Dachstein, eine Landschreiberordnung, eine solche für den Schloßwächter zu Barr usw. (Ebenda und Bez.-Arch. G 412.)



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Peinlich mußten alle Erlasse, welche die Zaberner Kanzlei verließen, alle erledigten Amtshandlungen registriert werden. 1 ) Jährlich hatten die Amtmänner vor dem Bischof zu erscheinen, ein Verzeichnis aller an sie während des vergangenen Jahres erlassenen Befehle mitzubringen und über deren Ausführung sowie über die Erledigung ihrer sonstigen Amtsgeschäfte Bericht zu erstatten. 2 ) Auch andere Beamte lud er vor sich, um persönlich ihre Amtsführung zu kontrollieren. Er weiß und sagt es einmal selbst, daß er sich darin von seinem Vorgänger unterscheide. 3 ) Auch dem F i n a n z w e s e n seines Bistums widmete er seine Sorgfalt und suchte auf mancherlei Weise wieder Ordnung in die ziemlich zerrütteten pekuniären Verhältnisse zu bringen. Er verschaffte sich einen genauen Überblick über die finanzielle Lage seiner Diözese; es findet sich ein sauberer, nach den einzelnen Ämtern geordneter Etat vor. 4 ) Alte Schuldverschreibungen und Verpfändungen löste er womöglich ein und suchte sich besonders vom Domkapitel finanziell unabhängiger zu machen, erregte aber durch Ausschreiben von Steuern, die als ungerecht empfunden wurden, bei Laien wie bei Geistlichen öfters großen Unwillen. War der Bischof aber nun ein steifer Bürokrat, der menschenfremd alles vom grünen Tisch aus regelte? Ganz und gar nicht. Oft g r i f f e r p e r s ö n l i c h ein und überzeugte sich durch den Augenschein von der Sachlage. Gelegentlich erscheint er in einem Kloster zur Visitation; nur sonstige anderweitige Geschäfte hielten ihn, wie er selbst sagt, von der Teilnahme an den großen allgemeinen Visitationen, die *) Siehe z. B. auch „Amtbuoch, darin die verträg zwischen den Untertanen beschehen und dan die bescheyd, so uf ir anbringen gegeben worden, verzeichne! sind. Anno 71. 72. 73'-. ') Siehe z. B. Schreiben Johanns an den Amimann Jacob HülTel zu Markolsheim vom 21. Januar 1578. Original Bez.-Arch. Fonds Zabern 198. 3 ) Er fand es für nötig, die Rechnungen der Schaffner selbst abzuhören, „als wir etwas fleißiger unserer beampten, sonderlich der Schaffner dienst und Verrichtung, denn für uns beschehen, ufsehens zu haben, von nöten befinden, darumb dann ire rechnungen persönlich anhören und dieselbig, soviel wir anderer geschäft halben zeit haben können, examinieren . . ; (Liber missivarum ad rev. Episcopum et alios 1580—1589. Archiv des Domkapitels). Selbst die Rechnungen über kleinere Ausgaben an seinem Hof kontrollierte er, z. B. über die Kosten, die die Teilnahme an einem Reichstag verursachte, über Küchenlieferungen usw. *) Schon 1573 gab er seinen Amtmännern den Befehl, bei den Untertanen i n den Städten und Flecken ihres Bezirkes Erkundigungen darüber einzuziehen, was e i n jeder Flecken an Zinsen ergebe, wann diese verfallen seien usw. (Bez.-Arch. Fonds Zabern 135.) Für das Jahr 1589/90: „Ungevärlicher extract und außzug der gefeil und einkhommens des bistumbs Straßburg an gelt, wein und früchten". (Bez.-Arch. Austausch mit Baden I, 1532.)

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er im Bistum abhalten ließ, zurück. Hie und da stellte er mit Untertanen selbst Verhöre an. Geistliche, deren Lebenswandel und Amtsführung Anstoß erregte, zitierte er vor sich nach Zabern und verwarnte und ermahnte sie. Den einen und andern Pfarrer hörte er vor seiner Anstellung in der Predigt. Besonders mit den Einwohnern seiner Residenz Zabern hielt er persönlich Fühlung. War der Bischof a u ß e r L a n d e s — und das geschah meistens nur in amtlichen Angelegenheiten — so traf er aus der Ferne seine Anordnungen und ließ sich über alle Vorfälle fortlaufenden Bericht erstatten. Nach seiner Rückkehr mußte ihm ein Verzeichnis aller wichtigeren Ereignisse und Amtshandlungen vorgelegt werden. Gerade in schwierigen Zeiten und außergewöhnlichen Situationen hat Johann von Manderscheid seine Entschlußfähigkeit und seine zielbewußte Energie gezeigt. Zweckmäßig sind z. B. die Anordnungen, die er in den häufigen Kriegsunruhen traf, und die Maßregeln, durch die er der Pest in seinem Gebiet zu begegnen suchte, sind für jene Zeit sehr vernünftig und zweckentsprechend gewesen. Im Straßburger Kapitelstreit war er der einzige Mann in der ganzen Diözese, der die große Gefahr sofort erkannte, den bequemen katholischen Domherrn unablässig ihre Pflicht vor Augen hielt und die maßgebenden Persönlichkeiten — lange Zeit erfolglos — zum Handeln und zur Gegenwehr antrieb. 1 ) So war also der Mann beschaffen, der in einer Zeit, da es sich um den Bestand der katholischen Kirche im Straßburger Bistum handelte, den Stuhl des heiligen Arbogast bestieg. Für einen Kirchenfürsten jener Zeit gab es in fast zwingender Weise nur zweierlei: Entweder Säkularisation des geistlichen Gebietes oder energische Durchführung der Gegenreformation. Zu letzterem war Johann von Manderscheid schon nach seiner ganzen Charakteranlage entschlossen. ') Der Papst und das Kardinalskollegium hätten es gern gesehen, wenn Johann sich bei Ausbruch des Streites nach Köln begeben hätte, um mitzuhelfen, die Bewegung noch zum Stillstand zu bringen. Dieser versprach sich aber davon, wie er dem Kardinal Madruzzo schrieb, keinen Nutzen. Er habe schon vorher dem Kölner Erzbischof nicht getraut und sich durch seine Erklärungen nicht täuschen lassen. In dieser Sache sei nichts mehr gütlich zu handeln, man schaffe dadurch dem Kurfürsten bloß Gelegenheit, mehr Beistand zu erlangen und andere Katholiken auf seine Seite zu ziehen oder kleinmütig zu machen. Das Ratsamste sei, die Wahl eines neuen Erzbischofs vorzunehmen. (Briefe Johanns an Madruzzo vom 14. Januar und 4. April 1583. Bez.-Arch., Austausch mit Baden I, 1523 u. 1525. Brief Gregors XIII. an Johann vom 1. April 1583. Original Bez.-Arch. G 1433.)



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Ein starkes Hemmnis auf diesem Weg bildete, wie in fast allen Diözesen so auch in Straßburg, das mächtige

Domkapitel. Auf dieses und auf sein Verhältnis zum Bischof haben wir jetzt unsern Blick zu lenken. Das Straßburger Domkapitel zählte, wie das Kölner, 24 K a p i t e l p l ä t z e . Es galt als das edelste unter den Bistümern am Rhein, denn nur Reichsfreiherren, Grafen und Fürsten konnten darin aufgenommen werden, und auch sie nur, wenn sie acht Ahnen von Vater- und ebensoviel von Mutterseite nachzuweisen imstande waren. Wollte einer ein Kanonikat bekommen, die Vorstufe für die Würde eines Kapitelherrn, für welche die Vollendung des 19. Lebensjahres verlangt war, so mußte er den Beweis erbringen, daß er die Subdiakonatsweihe empfangen habe, eine Forderung, mit deren Erfüllung man es aber nicht sehr genau genommen zu haben scheint.') Um sich den Genuß der sehr beträchtlichen Kapitelseinkünfte zu sichern, hatte jeder Domherr R e s i d e n z p f l i c h t zu erfüllen. Drei Monate im Jahr sollte er sich im Stift aufhalten, wofür ihm ein dem Kapitel gehörendes Gebäude in Straßburg als Wohnung zur Verfügung stand, die er aber ohne weiteres mit einer solchen auf dem Land oder an einem beliebigen Ort des Stifts vertauschen konnte. Es war nur verlangt, daß er zu den Kapitelssitzungen, die am Samstag abgehalten wurden, in der Stadt erscheine. 2 ) Es war auch gestattet, die Residenz in Intervallen oder durch Ausdehnung der vorgeschriebenen Zeit in einem Jahr für das nächstfolgende im voraus zu absolvieren. In einzelnen Fällen wurde die Ableistung dieser Pflicht ganz oder zum größten Teil erlassen. 3 ) Eine große Leistung hat man den vornehmen Herren mit der Forderung der dreimonatlichen Anwesenheit im Bistum wahrlich nicht zugemutet, und doch müssen zahlreiche Mahnschreiben an die abwesenden Domherren gerichtet werden, ,,sich wiederum zum stift zu tun, da andere herren ihre residenz vollbracht und von hinnen rucken wollen". Auch die Dignitäre des Kapitels, denen noch besondere Nutz') Die Bedingungen und Formen der Aufnahme, überhaupt die Verfassung des Domkapitels, denke ich später ausführlicher und zusammenhängend darstellen zu können. Vorerst s. Lossen, Der Anfang des Kapitelstreites. München 1889. *) Ausnahmsweise wie in Pestzeiten wurde das Kapitel auswärts abgehalten, so z. B. 1556 in Erstein. (Protokoll des Domkapitels.) *) So z. B. dem Domdechanten Friedrich, Herzog von Sachsen (Protokoll des Domkapitels 1586—1590, 17. Juli 1586, Archiv des Domkapitels).



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nießungen zustanden, nahmen es mit dieser Verpflichtung sehr leicht. l ) So ist es wohl zu begreifen, daß in den Protokollen des Domkapitels und sonst öfters bemerkt ist, die Zahl der anwesenden Domherren sei gewöhnlich sehr gering, ja manchmal bilde nur einer zusammen mit dem Sekretär das Kapitel und erledige allein die laufenden Geschäfte. Auch daß längere Zeit überhaupt kein Kapitular im Stift anwesend war, kam vor. 2 ) Die k i r c h l i c h e n F u n k t i o n e n , deren Ausübung ihr geistliches Amt von ihnen verlangte, machten den Herren wenig Beschwerde. Ihre vornehmste Aufgabe war die Versehung des Chordienstes: keine drückende und keine gedankenschwere Arbeit, welche ihnen überdies zum großen Teil die Vikare abnahmen, die zusammen mit den Deputaten die eigentliche Domgeistlichkeit, den „hohen Chor" bildeten. Verstanden sich aber die Domherren zum Chorbesuch, so vollzogen sie die kirchlichen Handlungen, zu denen die meisten von ihnen kein inneres Verhältnis mehr hatten, ohne Wahrung des geistlichen Decorums, mit solcher Unlust und Unfähigkeit, daß auch das Volk, das oft genug seinen Spott über solche „Kleriker" ergoß, den Respekt vor solchen Ceremonien völlig verlor. Die Abschaffung des katholischen Gottesdienstes im Straßburger Dom durch den städtischen Rat hat die Seelen dieser geistlichen Würdenträger nicht sehr betrübt: sie hielten ihre Präsenz und führten ein lustiges Leben. Als dann das Interim auch in Straßburg durchgeführt werden sollte und die Hauptkirchen dem katholischen Kultus wieder geöffnet wurden, da war die unglaubliche Interesselosigkeit der Stiftsgeistlichkeit und besonders der an dem Münster schuld daran, daß er bald wieder eingestellt werden mußte. 3 ) Das öffentliche Auftreten, die g a n z e ') Selbst an den Domdech&nten Kuno von Manderscheid erging unter Androhung von ernsthaften Strafen die dringende Mahnung, endlich einmal wieder seine Residenz in Str. zu nehmen „seine als Decanus residenz sei doch besonders vonnöten". (Schreiben vom 6. Oktober 1565. Liber missivarum ad principes etc.. 1559—1569. Archiv des Domkapitels.) *) Öfters in den Protokollen des Domkapitels und sonst, z. B. im Liber missivarum ad principes etc., 1559—1569. Ebenda S. 4 „und auch etlich zeit kein kapitular im stift gewesen". ') Trotz ihrer Anwesenheit in Straßburg, klagte Bischof Erasmus, besuchen die Domherren den Chor nicht, und gäben dadurch nicht bloß zu übler Nachrede Anlaß, sondern bringen es schließlich dahin, daß „berürte religion fallen und der angefengt gottesdienst von mangel der personen nit erhalten werden möge, daß es dann nit allein beschwerlich, nachredlich und schimpflich, sondern vor meniglichen hochverweißlich sein würde, daß wir under 64 vicarien und praebenden und 24 kanonikaten, da doch nit ein einzig praebend vaciert, nit soviel personen finden noch haben sollen, durch welche der ring und bloß anfang catholischer



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L e b e n s f ü h r u n g dieser adeligen Geistlichen unterschied sich fast in nichts von der ihrer weltlichen Standesgenossen. Mit Vorliebe trugen sie stutzerhafte oder soldatenmäßige Kleidung; von der Tonsur und der Barttracht, die sie als Geistliche kennzeichneten, wollten sie nichts wissen, und der Bischof konnte sie nicht einmal bewegen, wenigstens in der Kirche die vorgeschriebenen Gewänder anzuziehen. Von Pferden verstanden diese Kleriker mehr als von ihrem Ritual, und den Straßburgern waren die ihre Rosse tummelnden Kanoniker ein vertrauter Anblick. Die Jagd schätzten sie mehr als die Messe, und man fand sie öfters auf verbotenen Liebespfaden als auf dem Weg zu den Armen und Kranken.') Doch wundern und entrüsten wir uns nicht allzusehr über solch ein Benehmen: Nicht innerer Drang hatte diese Leute ins Kirchenamt geführt, sondern die Pfründe, die ihnen winkte und die 5—6000 Gulden betrug. Auch das Straßburger Domkapitel war wie die andern eine s t a r k b e g e h r t e V e r s o r g u n g s a n s t a l t für die jüngeren Söhne der fürstlichen und Adelsgeschlechter, der katholischen und, in der Reformationszeit, auch der protestantischen. Nach der Meinung dieser Kreise waren sie ja auch nur zu diesem Zweck so ansehnlich dotiert worden. 8 ) D e r p r o t e s t a n t i s c h e n S t a d t S t r a ß b u r g g e g e n ü b e r , in deren Mauern es seinen Sitz hatte, und in deren Gebiet ein Teil seiner Gefälle, Zinsen und Güter lag, auf deren Wohlwollen es also sehr angewiesen war, zeigte sich das Domkapitel, in dem ja auch eine Anzahl Protestanten saß, im allgemeinen sehr entgegenkommend. In religion zu erhalten sein sollte". (Instruktion unser geordneten, waß die im künftigen generalcapitel von unsertwegen fürtragen sollen. 1. August 1551. Stadtarchiv, Thomaskapitel 26. 2. Interim 3.) ') Vergleiche zur Bestätigung des Gesagten auch das Urteil des Nuntius Kaspar Gropper über das Straßburger Domkapitel. Sie erscheinen, sagt er unter anderm, mehr als Kriegsknechte denn als Diener Christi; ihre Residenz halten sie nur, um sich ihre Einkünfte zu sichern. Anstößig ist ihr Glaubens- wie ihr Sittenleben. Über alle heiligen Handlungen machen sie sich lustig; wird die heilige Messe gefeiert und der Leib des Herrn, bei d e s s e n Gegenwart selbst die Engel in heiliger Scheu erzittern, dem Volk gezeigt, spazieren sie lachend und scherzend, mit bedecktem Haupt in der Kirche umher, ohne eine Spur v o n Andacht, und erregen dadurch beim Volk großen Anstoß. W. E. Schwarz, Die Nuntiatur-Korrespondenz Kaspar Groppers. Paderborn 1898. Brief vom 10. Dezember 1574, S. 438 IT. *) „Damit die Posterität fürstlicher und gräflicher Häuser, auch dero vom Adel gleichsam eine ewige Versehung und Unterhaltung hätten." Aus einer Bittschrift evangelischer Adeligen an Kaiser Maximilian II. bei J. M. Seuffert, Versuch einer Geschichte des teutschen Adels in den hohen Erz- und Domkapiteln; Frankfurt a. Main 1790, S. 124 f.



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Konfliktsfällen zwischen dem außerhalb der Stadt residierenden Bischof und dem Magistrat pflegte es eine vermittelnde Stellung einzunehmen, wenn es nicht gar offen auf die Seite des letztern trat. Dem Vorsteher der Diözese gegenüber aber bewahrte es eifersüchtig seine sehr selbständige Stellung, die es sich durch Verträge wie durch das Gesetz der Gewohnheit im Lauf der Zeit erworben hatte. Der Einfluß des Bischofs auf diese geistliche Körperschaft, die ihn selbst zu wählen hatte, war allmählich sehr gering geworden, während sie sich bedeutende Rechte an der Regierung der Diözese verschafft hatte, welche die bischöfliche Macht ziemlich beschränkten. Das Kapitel bildete gewissermaßen einen b e s o n d e r e n S t a a t i n n e r h a l b d e s g e i s t l i c h e n Fürstentums.1) Wie weit die Gewalt des Kapitels in die des Bischofs eingriff, zeigt auch die W a h l k a p i t u l a t i o n , die sich das erstere von Johann ausstellen, und in der es sich seine alten Rechte bestätigen ließ und neue zu erwerben suchte. In 35 Punkten sicherte es sich vor allem seine Vorrechte auf dem Gebiet der geistlichen und weltlichen Gerichtsbarkeit, 2 ) der Finanzund sonstigen Verwaltung, sowie seine Steuer- und Zollprivilegien. 3 ) ') Nach dem Ableben eines Bischofs führte bis zur nächsten Wahl das Domkapitel die Regierung. Nach Freiwerden des bischöflichen Stuhles ,,nimmt es land und leut, herrschaft, ämbter, flecken und dörfer in possession, läßt sich von sämtlichen beamten und rätcn und Untertanen huldigen und führt tempore interregni die administration." Alte Vorschrift war, daß die Neuwahl 6 Wochen und 3 Tage nach dem Tod des Bischofs abzuhalten sei. (Uralte gerechtsambe eines hochwürdigen Dhumbcapitels hoher stift Straßburg. Bez.-Archiv G 1468. Kopie.) s ) § 6 bestimmt, daß auch die bischöflichen Beamten schwören sollten, das geistliche Gericht des Kapitels nicht zu beeinträchtigen, des Stifts Priesterschaft ehrlich und gebührlich zu halten, bei ihren Freiheiten bleiben zu lassen. § 16. ,,Wir sollen auch weder durch uns selbst noch durch u n s e m official keinen absolvieren, der von des archidiakons official excommuniziert worden, auch keinen proceß suspendieren, noch interdikt relaxieren." § 19. Wolle auch dem Dekan in seine Gerichtsbarkeit über die Domherren, Yikarien, Kapläne und andere Zugewandten nicht eingreifen, höchstens, wenn er darin lässig, ihn m a h n e n lassen. Hierher gehört auch die Bestimmung in § 2 5 : Der Bischof solle den Kanonikern und Domherren die Freiheit lassen, ihren letzten Willen zu machen und solle auf ihre Hinterlassenschaft keinen Anspruch erheben. ') § 4: Er solle kein Schloß, Stadt, Dorf noch ein anderes Gut versetzen, verkaufen . . ohne Einwilligung des Kapitels. § 9 : Alle dem Domkapitel inkorporierten Pfarreien soll er mit Schätzungen und Landsteuern verschonen. § 15: Alle Zinsen, die auf dem Bistum stehen und die der Dekan mit seinem großen Siegel mitversiegelt habe, soll er bezahlen. § 20: Kein Lehen, das dem Stift heimfällt, ohne Wissen des Kapitels verleihen. § 21: . . . Kein Kloster, Stift, Kirche oder Pfründe jemand inkorporieren ohne Willen des Kapitels. § 31: Niemandem



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Uns mag hier noch besonders der Paragraph (§ 20) interessieren, der den Bischof verpflichtete, in kirchlichen und religiösen Dingen ,,in diesen beschwerlichen, sorglichen Zeiten" ohne Wissen und Willen des Kapitels keine Änderung vorzunehmen, eine Bestimmung, die wohl auf Veranlassung des katholischen Teils im Domkapitel aufgenommen worden ist. Daß gerade eine so selbstbewußte Persönlichkeit wie Johann von Manderscheid solche Verpflichtungen als eine sehr lästige Beschränkung seiner bischöflichen und fürstlichen Macht empfinden mußte, ist verständlich. Erst nach langem Zögern und sehr widerwillig besiegelte er endlich das ihm unangenehme Aktenstück, das er schon vor mehr als einem Jahrzehnt, allerdings mit einigen Vorbehalten, unterschrieben hatte. Das Kapitel hatte ihm zuvor urkundlich einige entgegenkommende Erklärungen abgeben müssen über „verschiedene punkte und Wörter, die zum teil etwas dunkel gesetzt seien". 1 ) Bei dieser Gelegenheit beklagte sich der Bischof auch über üble Nachreden, die über ihn vom Kapitel aus wegen seines Zögerns in dieser Sache verbreitet würden. 2 ) Schon die bisherigen Ausführungen zeigen, daß das Verhältnis zwischen dem Oberhaupt der Diözese und seiner vornehmsten geistlichen Körperschaft nicht das beste gewesen ist. Von Anfang an war es in der Tat kein freundliches. 3 ) Schuld daran war vor allem das Streben Johanns, seine Regierung frei zu machen von der Beschränkung durch das Domkapitel, dessen Rechte auf ihre Gültigkeit hin zu prüfen, seinen Einfluß und seine Autorität auch dieser selbstbewußten Körpereine Dignität oder ein Amt auf dem hohen Stift leihen als einem dortigen Kapitular. Die von Johann am 5. Juni 1582 besiegelte Wahlkapitulation (indet sich im Stuttgarter Staatsarchiv, Bistum Straßburg. St. 123. F. 11. B. 6. Auch ein Konzept im Straßburger Bez.-Archiv G 2765. ') Oft (so in den Jahren 71, 73, 74) hatte das Kapitel den Bischof um Erledigung dieser Angelegenheit ersucht. Siehe die Schreiben des Domkapitels v o m 30. Juli 1574, Bez.-Archiv G 157, vom 3. September 1580, G 1526 ; Schreiben des Dekans Gebhard von Waldburg vom 30. Juli 1574, G 157; des Kapitels vom 28. Mai 1582, Archiv des Domkapitels, Documenta Generalia, 1580—1589. ') „es sei ihm unleidsam, daß er trotz seiner (ohne rühm zu reden) in Verwaltung seines stifts gehabten mühe, sorg und beschwernis noch hinterrücks ungütlich beschwert und verkleinert werden sollte". Schreiben Johanns an das Domkapitel vom 14. Mai 1582. Ein ähnliches Schreiben schon vom 14. September 1580, Bez.-Archiv G 157. *) Schon 1571 erklärte Johann, als das Kapitel wieder einmal keine Antwort auf seine Schreiben gegeben hatte, etwas resigniert „wir sein es bei unsrer regierung zum theil gewonlich geworden". Schreiben aus Köln an seinen Sekretär v o m 10. Dezember 1571. Bez.-Archiv, Fonds Zabern 185.



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schaft gegenüber wieder zur Geltung zu bringen, Versuche, die zu langjährigen Reibereien, zu starker Mißstimmung und tiefgehender Erbitterung führten. Schon die Notwendigkeit, in die das Kapitel sich versetzt sah, den Bischof öfters an die Einhaltung seiner in der Wahlkapitulation übernommenen Verpflichtungen zu erinnern, führte eine gereizte Stimmung herbei. Besonders unangenehm scheint Johann die Bestimmung gewesen zu sein, wonach seine höheren Beamten, vor allem seine Räte und Amtmänner auch dem Domkapitel einen Eid zu leisten hatten. Im Juli 1574 hatte noch keiner von ihnen geschworen und „die gewöhnliche reverenz erwiesen". 1 ) Auch das Recht des Domkapitels, S t e u e r n m i t z u b e w i l l i g e n , und seine Versuche, Steuerleistungen sich zu entziehen, brachten allerlei Konflikte, in denen Johann sogar mit Klage vor dem Kaiser drohte. 2 ) Die A u s ü b u n g d e r G e r i c h t s b a r k e i t ferner, namentlich der geistlichen, bildete fortwährend einen Zankapfel zwischen Bischof und Kapitel. Eifersüchtig wahrte Johann gerade hier seine Rechte, und öfters sehen wir ihn wirkliche oder vermeintliche Übergriffe des Domkapitels zurückweisen. 8 ) Die A b h ä n g i g k e i t , in der sich die Straßburger Bischöfe in f i n a n z i e l l e r B e z i e h u n g vom hohen Stift befanden, empfand Johann sehr unangenehm. Davon zeugt auch sein Versuch, die von seinen Vorgängern pfandweise an das Kapitel gebrachten Städte und Dörfer wieder einzulösen, ein Streben, das aber bei dem letztern gar kein Entgegenkommen fand, und das schon an dem Fehlen der dazu nötigen Geldmittel scheitern mußte. Im Gegenteil, der Bischof mußte bei dem Stift öfters noch größere Anleihen machen und neue Ämter dafür verschreiben. 4 ) Wie über alle geistlichen Anstalten in seiner Diözese suchte der Bischof auch über das Domkapitel ein O b e r a u f s i c h t s r e c h t auszu') Schreiben des Domkapitels an den Bischof vom 30. Juli 1574, Orig. Bez.Archiv G 157. In diesem Jahr scheint dann der Eid geleistet worden zu sein, so schwur z. B. der Amtmann von Markolsheim dem Domkapitel und stellte einen Revers darüber aus. Bez.-Archiv, Fonds Zabern 189. *) Schreiben Jobanns an das Kapitel vom 14. Mai 1582. Bez.-Arch. G 1526. *) Siehe z. B. den eigenhändigen Auszug Johanns aus dem Hofratsprotokoll von 1574 (Fonds Zabern 177): „Möin Dhomkapitel zu Straßburg hat mir einen eingriff in mein geistliche und ordinaria iurisdiktion gethan, mit gefänglichmachung und wegführung auf Frankenburg einen priester von Ebersheim". Anderseits Beschwerden des Domkapitels über Eintrag seiner Jurisdiktion. Missiven ad communitates et saeculares. 1580—1590, Archiv des Domkapitels. 4 ) Z. B. Oktober 1587, 5000 Gulden. Liber missivarum ad rev. Episcopum et alios, 1586—1589, S. 36, Archiv des Domkapitels.



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üben. Wie er sich dieses — auch mit zweifelhaften Rechtsgründen — wahrte und seinen Einfluß dabei zu erweitern suchte, zeigen verschiedene Fälle, die sich gleich im Anfang seiner Regierung abspielten. Im Jahr 1571 wurde die N e u w a h l e i n e s K ä m m e r e r s notwendig. Trotz der Mahnung des Bischofs wurde sie nicht innerhalb der vorgeschriebenen Zeit vorgenommen. Die Gründe, welche die Domherren zur Entschuldigung vorbrachten, waren allerdings ziemlich dürftig.1) Der Bischof, auf angeblich alte Rechte sich stützend, behauptete nun, die Besetzung der erledigten Dignität sei jetzt ex iure devoluto ihm zugefallen. 2 ) Das Domkapitel verwahrte sich gegen diese Auffassung und setzte auf den 17. August die Wahl fest. Johann aber, der erklärte, von seinem Recht nicht abstehen zu wollen, ließ durch den Official Karl Agricola und den Notar Metzger in aller Form bei der Wahlhandlung Protest einlegen, wodurch sich allerdings die Kapitulare nicht beirren, sondern durch Agricola erklären ließen: „sie lassen die geschehene protestation in irem werd oder unwerd verpleiben." 3 ) Der neugewählte Kämmerer empfand es aber doch sehr unangenehm, daß der Bischof ihm in den Ämtern Wanzenau und Kochersberg seine Gefälle an Wein, Frucht und Geld sperren ließ.' 1 ) Erst auf das Bitten des Domkapitels hin hob Johann diese Verfügung auf und gab in der ganzen Angelegenheit nach, um, wie er meinte, einen Beweis seiner Friedfertigkeit zu geben, aber ohne damit in ähnlichen Fällen auf die Geltendmachung seines Rechtes künftig verzichten zu wollen. ä ) Ein anderer Streit, der sich lange hinzog und viel Verbitterung schuf, zeigt noch deutlicher, wie energisch der Vorstoß war, den der Bischof gegen das Domkapitel führte. Diesmal galt er speziell dem im August 1569 zum D o m p r o p s t gewählten C h r i s t o p h L a d i s l a u s von N e l l e n b u r g - T h e n g e n . Mit der Dompropstei war auch die Kollatur des Stiftes St. Leonhard bei Borsch verbunden, das ihr inkorporiert ') Wegen der geringen Zahl der in Straßburg anwesenden Stiftsherren sei die Vornahme der Wahl solange unterblieben. Der größte Teil sei Leibsblödigkeit halb oder aus anderen Gründen abwesend und sie hätten von Köln, wo sich die Mehrzahl von ihnen befand, „wegen unerhörten Schnees" nicht abkommen können. Verschiedene Schreiben des Domkapitels an den Bischof, Bez.-Archiv G 1490. ") Schreiben Johanns an das Domkapitel 15. Juni 1571. (Bez.-Archiv G 1490). ) Schreiben Johanns und des Kapitels vom 17. August 1571 und vom 16. Juni 1571; Johann an den Official vom 17. August 1571 (Konzept), letzterer an den Bischof 18. August 1571. Original. (Sämtliche Schreiben im Bez.-Archiv G 1490). s

) Schreiben des Bischofs an den Amtmann von Kochersberg vom 23. August Ebenda. 6 ) Schreiben zwischen Bischof und Domkapitel vom 22. und 26. September 1571 (Bez.-Archiv G 1490). 4

1571.



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und von der bischöflichen Gewalt befreit war. 1 )

Der letzte Dekan

dieses Stiftes, Richard Richer, war ein gänzlich unwürdiger Priester, der sich neben seiner Konkubine auch noch mit andern Weibern eingelassen und öffentlich Kindbettschenke gehalten hatte. 8 ) Der Bischof setzte ihn schließlich ab, und als der Dompropst die Stelle 5 Monate lang unbesetzt ließ, verordnete er von sich aus eine geistliche Person in das Stift, eine Maßregel, die ihm im kirchlichen Interesse nötig schien.8)

Thengen sah in diesem Vorgehen des Bischofs aber einen

Eingriff in seine Rechte, ließ den Geistlichen entfernen, setzte einen andern Dekan ein, gab schließlich Befehl, das Kloster zu bewachen, und verbot jedem Bischöflichen den Eintritt in dasselbe.

Johann da-

gegen traf Anstalten, seinem Dekan den Platz behaupten zu helfen, im Notfall auf gewaltsame Weise. Das Domkapitel stand geschlossen auf Seite des Propstes.

Wie

gespannt das Verhältnis zwischen dem Diözesanherrn und den Kapitularen in jenen Jahren war, zeigt das Urteil, das diese in einem Schreiben an den Erzbischof Daniel von Mainz, dessen Vermittlung sie angerufen hatten, über ihr geistliches Oberhaupt abgaben.

Als ein Störenfried

wird er bezeichnet, der Unruhe und Verwirrung in das Stift hereinbringe. 4 ) Der Bischof dagegen wirft dem Dompropste, dessen Gefälle er übrigens in seinem Gebiet hatte sperren lassen, hinterlistige Praktiken, unglimpfliche und trutzige Reden, Anzettelung bischöflichen Ämtern und Dörfern vor. ä )

von Aufruhr in den

Im Jahr 1580 war der Streit

noch nicht entschieden. Johann hatte das Kloster wieder besetzen lassen und schaltete darin nach seinem Gefallen.

Die Domherren wandten

sich auch an den Erzbischof von Köln, Gebhard von Waldburg, als an „ihr

haupt und dekan"

um Vermittlung. 6 )

In einem erneuten Gut-

' ) Z w e i beglaubigte Abschriften v o n Urkunden über die Privilegien des Stifts von 1395 und 1414 aus dem Jahr 1621 (9. November).

Bez.-Archiv G 1526.

*) Siehe unten. 3)

Instruktion, was unser haußhoffmeister und Licentiat Faust

von

unsert-

wegen zu Bersch verrichten sollen (Konzept, Bez.-Archiv G 1526). 4)

Der Erzbischof sollte den Bischof ermahnen, „das ire gnaden in der und

andern Sachen mehr dem

fryden, ruwe

und

einigkeit

gewogen,

dan umb eines

geringen und vielleicht etwan gar ungewissen genieß willen allerhand newerungen, unnachpaurschaft kapitels

und

an Erzbischof

Weitläufigkeiten

zu

Daniel v o n Mainz

verursachen". vom

Schreiben

des

Dom-

22. September 1572 (Missiven ad

principes, comites etc. 1570—1579, S. 17f.; auch in Documenta generalia 1560—1569, mit falschem Datum; A r c h i v des Domkapitels). 5)

Schreiben des Bischofs an seine R ä t e

zember 1571.

(Konzeptbuch.

in Zabern

aus Köln

vom

7. De-

Bezirksarchiv, Fonds Zabern 185.)

") Schreiben des Domkapitels an den Kurfürsten v o n Köln v o m 16. Januar 1580. (Liber missivarum ad principes, comites etc., S. 1 ff. Archiv des Domkapitels.)



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achten gab dieser seiner Meinung nochmals dahin Ausdruck, daß dem Bischof die Kollatur von St. Leonhard nicht zustehe. *) Gereizt erwiderte Johann, das sei eine Angelegenheit, die seine geistliche Jurisdiktion betreffe, in die ihm niemand dreinzureden habe. 2 ) Erst der Kapitelstreit, in welchem der katholische Thengen auf die Seite des Bischofs trat, brachte diese strittige Sache zu Ende. Als ein starkes Hindernis in seinem Bestreben, im Domkapitel sich mehr Geltung zu verschaffen, mußte der Bischof die Tatsache empfinden, daß er dort verhältnismäßig w e n i g B e n e f i z i e n u n d P f r ü n d e n zu v e r l e i h e n hatte: von 64 Präbenden nur 5, während allein dem Propst die Kollatur von 22 zustand. Auch auf die Wahl der Dignitäre am hohen Stift war sein Einfluß gering. Nur die Besetzung der Thesaurarie, der Sängerei und der Schulmeisterei, aber auch nur in bestimmten Monaten, kam ihm zu. 3 ) Öfters hat er deswegen dringende Gesuche um Erweiterung der bischöflichen Rechte bei Besetzung der Kapitelstellen an der Kurie in Rom vorbringen lassen, ohne aber dort viel Entgegenkommen zu finden.*) Ein weiteres Mittel, seinen Einfluß im Kapitel zu verstärken, sah der kluge Bischof in der B e s e t z u n g v o n K a p i t e l s t ü h l e n m i t M i t gliedern seines Geschlechtes. Ein Bruder von ihm, Eberhard von Manderscheid, und einige Vettern saßen schon im Kapitel. 5 ) Nun suchte er im Jahr 1573 auch die Wahl eines zweiten Bruders, Arnold, zum Domherrn durchzusetzen. Seine zähe Energie führte ihn zum Ziel. Nach dem Tode des Grafen Friedrich von Hoya im Jahre 1570 ließ Johann für seinen Bruder Arnold um das erledigte Kanonikat l ) Schreiben des Domkapitels an den Bischof vom 15. September 1580. (Documenta generalia 1580—1586, S. 21, Archiv des Domkapitels.) *) Die Domherren möchten einmal darüber nachdenken, ob es ihnen gebühre, „darüber iudices zu sein und etwas zu decernieren". Er möchte überhaupt einmal die Privilegien des Dompropstes etwas genauer nachsehen (Schreiben Johanns an das Domkapitel vom 14. September 1580. Kopie. Bez.-Archiv G 1526). 3 ) Dignitäten gab es fünf im Straßburger Kapitel: Die Propstei, das Dekanat, die Scholasterie, die Kämmerei und die Thesaurarie. 4 ) Siehe das Weitere unten. ®) Eberhard besaß bei seinem Bruder einen ziemlich großen Einfluß (siehe S. 4). Eine Zeitlang war er Statthalter in Zabern, 1589 Obervogt des Mundats Rufach (siehe A. Adam, Das bischöfliche Schloß Hohbarr, a. a. 0 . S. 327). Während des Kapitelstreites wollte Johann ihm das Amt Erstein, das bisher der gebannte Wittgenstein inne hatte, verschaffen, als „einem der ältesten und eifrigsten Kapitularen". Es wurde aber vom Domkapitel dem Herrn von Nellenburg verliehen, dem Eberhard das Oberamt zu Borsch (Schreiben Johanns an das Kapitel vom 28. Juli 1588. Liber missivarum ad Rev. Episcopum et alios 1586—1589, Archiv des Domkapitels).



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nachsuchen. Unter Hinweis auf die Statuten, welche die Aufnahme von mehr als 2 Brüdern verböten, suchte das Kapitel die ihm nicht genehme Wahl zu hintertreiben,') und bis März 1573 blieb die Angelegenheit unerledigt. Da suchte Johann nochmals die Nomination seines Bruders nach, mit dem Erbieten, auf seine eigene Präbende im Kapitel zu verzichten. 1 ) Er hatte für sein Vorgehen den günstigsten Zeitpunkt gewählt. Von den Kapitelherrn waren gerade nur sein Bruder Eberhard, sein Vetter Kuno von Manderscheid und Oßwald, Graf von Nellenburg-Thengen anwesend, die denn auch Arnold zum Kanonikus nominierten. Als aber einige Zeit nachher die Elektion und Possession des Grafen vollzogen werden sollte, hatte eine zahlreicher besuchte Kapitelversammlung starke Bedenken gegen seine Aufnahme. Die Domherren besorgten, der Einfluß des Bischofs möchte dadurch eine wesentliche Verstärkung erfahren, was um so bedenklicher wäre, als die Beschlüsse im Kapitel oft von nur wenigen Mitgliedern gefaßt würden. 3 ) Die Sache erschien ihnen so wichtig, daß sie den Domprobst nach Köln zu dem Erzbischof sandten und seinen Rat erbaten. Da durch den Verzicht des Straßburger Bischofs auf sein Kanonikat der Vorwurf einer Statutenverletzung hinfällig geworden war, so lautete der Rat des Kurfürsten nicht gerade zum weiteren Widerstand ermutigend : Sie könnten den Bischof nochmals bitten, von seiner Forderung abzustehen; tue er das nicht, so wisse er nicht, wie sie ihm sein Begehren gut abschlagen könnten. 4 ) Johann tat ihnen aber den Gefallen nicht, und Arnold wurde Kapitelherr. Während der Regierungszeit Johanns gehörten von dem Geschlecht der Manderscheid dem Domkapitel an: Hans Gerhard und Philipp von Manderscheid, sowie Eberhard und Arnold von Manderscheid-Blankenheim. Letzterer wurde später Domscholaster, ersterer Domkustos. An seine Ernennung zu ') Ein direktes Verbot in dieser Beziehung scheinen die Statuten doch nicht ausgesprochen zu haben. Es wird wohl als eine Folgerung aus der Bestimmung anzusehen sein: quod duo fratres simul canonici esse possunt. (Schreiben des Dompropstes Christoph Ladislaus von Nellenburg-Thengen an den Bischof vom 5. Juli 1573. (Kopie. Protokoll des Domkapitels 1586—1690.) *) Johann hatte mit Erlaubnis der Kurie seine Kapitelstellen in Straßburg und Köln nach seiner Wahl beibehalten. ') Sie hatten ihr Bedenken „dieweil der bischof das haupt, zween brüder in das kapitel aufzunehmen, in erwegung, daß sich jetziger zeit vilmalen zutragen, daß nit über ein herr im stift zugegen, da dann allerhand fürfallen möchte, daß guot wäre, daß man in mehrer anzal zugegen und nit etwa auf zweier oder dreyer personen meynung die Sachen konsultiert würden". ') Schreiben des Domkapitels an den Kurfürsten 9. Mai 1573. (Kopie. In Documenta generalia. Archiv des Domkapitels). Hahn, Reformbestrebungen

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dieser Dignität knüpfte sich ein Streit des Bischofs mit der Kurie, in dem aber das Kapitel auf Seite seines Ordinarius stand. >) Aber trotz alledem blieb der Einfluß auch dieses eifrigen .Bischofs im Domkapitel gering, und das Verhältnis zwischen ihm und diesem hohen Stift war nie gut. So hatten auch die aus dem Bewußtsein seiner bischöflichen Autorität erwachsenen V e r s u c h e , auf d a s g e i s t l i c h e u n d s i t t l i c h e L e b e n d e r D o m h e r r e n r e f o r m i e r e n d einzuwirken, herzlich wenig Erfolg. Seine wiederholten Mahnungen, die Mißbräuche aller Art, die unter ihnen eingerissen seien, abzustellen, sich nicht in so verächtlicher Weise über ihre Statuten und Eide hinwegzusetzen, schlugen die vornehmen Herren in den Wind, nur „allerhand reden und unbescheidenheit", die sich gegen seine Person und seine Räte richteten, schallten nach Zabern zurück. 2 ) Ebensowenig kümmerten sie sich um sein Drängen auf die richtige Innehaltung der Präsenz, auf die Ableistung der vorgeschriebenen Residenzpflicht, auf die Wiedereröffnung des Gottesdienstes im Münster, um seine Verbote der Pfründenkumulation, um seine Vorhaltungen wegen ihres ungeistlichen Lebens und ihrer unpriesterlichen Kleidung. 3 ) Erst während des Kapitelsstreites konnte er es durchsetzen, daß die professio fidei im Kapitel verlangt und damit endlich eine reinliche Scheidung zwischen Protestanten und Katholiken durchgeführt wurde. 4 ) ') Valentin von Isenburg, Erzbischof von Köln, hatte die Kustodie in Strafiburg, die er inne hatte, in die Hände des Papstes zurückgegeben, der dem Kapitularen Grafen Philipp von der Mark eine Exspektanz darauf gegeben hatte. Der Bischof aber übertrug am 8. April 1577 das Amt dem Grafen Eberhard von Manderscheid, worauf Philipp von der Mark die kleine Exkommunikation vom Papst gegen ihn und das ganze Kapitel erwirkte. Schließlich gab der Papst, der den Anspruch erhoben hatte, alle Stellen, deren Inhaber zu seinen Gunsten resignierten, besetzen zu dürfen, nach, hob den Bann auf und erkannte Eberhard in seiner Würde an. *) Schreiben des Bischofs an das Domkapitel vom 24. März 1580 und 10. August 1580. Straßburger Stadtarchiv, A. A. 1609. s

) Selbst während des Kapitelstreites, da jedermann auf seinem Posten sein sollte, mußte Johann an die katholischen Domherren oft mündlich und schriftlich die Mahnung richten, sie sollten sich, wenn nicht alle, so doch zum Teil im Stift aufhalten. Trotzdem kam es zeitweise, wie der Bischof klagte, vor, daß nicht ein einziger Prälat oder Kapitular seine Residenz im Bistum hielt. Schreiben Johanns a n das Kapitel vom 22. Oktober 1587 (1586?). (Liber missivarum ad Rev. Episcopum et alios 1586—1589, Archiv des Domkapitels.) Siehe auch Meister, a. a. 0 . S. 276. Auch Gregor XIII. ermahnte die Domherren im Jahr 1575 zur Wiederherstellung der kirchlichen Disziplin. (Siehe Schmidlin, a. a. 0 . S. 391, Anm. 1.) 4

) Die professio fidei, die das Konzil von Trient für j e d e n Kanoniker vorschrieb de reformat., 12. Kapit., 24. sessio) wurde vorher von den Kandidaten nicht verlangt.

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Von solch einer geistlichen Körperschaft war auch nicht zu erwarten, daß sie sich an den Reformmaßregeln, die der Bischof zur Wiederaufrichtung der katholischen Kirche in seinem Bistum traf, mit Ernst und mit Eifer beteiligen würde. Unter nichtigen Vorwänden blieben die Domherrn gelegentlich von wichtigen Besprechungen, wie z. B. der Versammlung der Landkapitel, auf welcher Johann verschiedene Reformen zur Sprache bringen wollte, fern, schickten auch keinen Vertreter, und nur um sie zu einer Zusammenkunft zu bewegen, mußte ihnen mit Beschwerden ,,an gebührenden orten" gedroht werden.1) Die Visitationen, die Johann in der Diözese abhielt, begleiteten sie mit starkem Mißtrauen und gaben vor allem darauf sehr acht, daß ja keines ihrer Vorrechte dabei angetastet wurde. Zu dem Molsheimer Jesuitenkolleg spendeten sie höchst widerwillig und anfangs nur sehr spärlich ihre Beisteuer. Kurzum, sie bildeten für den reformeifrigen Bischof mehr ein Hemmnis als eine Förderung in seinen Bestrebungen, die sich auf die Restauration der alten Kirche richteten. So war also die vornehmste Geistlichkeit in der Diözese beschaffen. Das Beispiel, das sie gab, wird nicht ohne Einfluß gewesen sein auf die übrige Klerisei im Bistum. Wenden wir uns nun zu ihr und zwar zuerst zu der übrigen Stiftsgeistlichkeit in der Stadt Straßburg. An dem Dome hatte sich im Lauf der Zeit eine fast völlig selbständige geistliche Korporation neben dem Domkapitel herausgebildet: der hohe Chor. Er setzte sich aus den 7 Deputaten zusammen, die Priester waren, und den 64 Vicarien. Ihm lag die Versehung des eigentlichen Kathedralgottesdienstes ob und er, vor allem die Deputaten, hatte die geistlichen Funktionen der Predigt, Beichte und Seelsorge zu versehen. An ihrer Spitze stand der Senior oder Chorkönig, der zusammen mit den Deputaten das sehr beträchtliche Einkommen der Körperschaft zu verwalten hatte. Eigene Beamte, eigenes Archiv und Siegel standen Zum erstenmal wurde der Eid, soviel ich den Protokollen des Domkapitels entnehmen kann, von Graf Richard zu Leiningen-Westerburg, der an Stelle des protestantischen Grafen von Winneburg nominiert wurde, verlangt „und dieweii ex depravata religione sich allerhand irrungen und speen zugetragen, soll solches mit allen künftigen thumbherren post nominationem und ehe sie zur possession admittiert werden, gehalten werden". (Protokoll des Domkapitels (1586—1590) vom 17. Juli 1684. Archiv des Domkapitels.) ') Siehe z. B. Protokoll des Hofrats vom 14. April 1581 (Bez.-Archiv, Fonds Zabern 179).

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ihnen zur Verfügung. Der Mittelpunkt der Verwaltung war der in der Stadt gelegene Gürtlerhof. Ein Leben geistlicher Bruderliebe ist es nicht gewesen, das diese verschiedenen Kategorien von Klerikern am Münster miteinander verband. Das Domkapitel, die Deputaten und die Vikare bildeten d r e i g e t r e n n t e H e e r l a g e r , von denen gelegentlich, je nachdem es ihre Interessen erforderten, das eine mit dem andern gegen das dritte sich verband. Besonders zwischen den Vikaren und den Deputaten herrschten fortwährend Reibereien, bei denen die Präsenzgelder eine große Rolle spielten. Seit 1 5 5 9 hatte der katholische Gottesdienst an allen Kirchen Straßburgs aufgehört. Die beschäftigungslosen Kleriker bewiesen deutlich die Wahrheit des Sprichwortes: Müßiggang ist aller Laster Anfang. Mit ihrem Tun und Lassen haben sie wahrlich nicht dazu beigetragen, das Ansehen der alten Kirche in der protestantischen Stadt wieder zu heben. Besonders unter den V i k a r e n befand sich ein sehr zweifelhaftes Menschenmaterial. Schon Bischof Erasmus mußte klagen, daß manchen von ihnen die Präbenden und Benefizien eigentlich gar nicht zukommen, da „sie sich nit allein in weltlichem statu und wesen verhalten, sondern auch einmal geistlich zu werden nimmer gedenken". Die wenigsten von ihnen hielten ihre täglichen horas canonicas, und sie glaubten schon durch die Residenz in der Stadt ihre Präsenzgelder vollauf verdient zu haben. In ihrem ganzen Auftreten könnte man sie für alles andere eher denn für Geistliche halten; sie möchten „mit iren langen weren, knebelpärten, abgeschnierten hären, gulen, arm- und halsgebenden, großen krösen, auch andern weltlichen kleid für kaufleut, hofjunkher und großhansen dann geistliche geachtet werden". Haben sie ihr Schäflein geschoren und den Seckel gespickt, dann ziehen sie, wie die Erfahrung es zeige, davon, „der ein nimbt ein weib, der andere würt ein zöller, der dritt ein schafTner, der viert ein kaufmann". Später wurden die Vikare einmal von den Deputaten verwarnt, „nicht als reyter mit straßburgischen gylgenmänteln, sondern in decenti et clericali habitu, comati zu erscheinen, als vicariis gebürt und die statuta confirmata in loco capitulari erweisen". 2 ) Geholfen haben aber all diese Ermahnungen nichts. Die Deputaten klagten dem Bischof Johann, daß das junge Volk der Vikare ihre War') Bedenken und Vorschlag, wölchermaßen die gemeinen vicarii der stift Straßburg bei vacierender religion vnd eingestellten cultus divini exercitia zu bessern Ordnung gebracht . . . werden. (1559) Bez. Archiv, G 173. ') Schreiben der Deputaten an das Domkapitel. Vorgelesen dort am 12. April 1578. Archiv des Domkapitels: Documenta generalia 1560—1569.

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nungen „mit allerhand trutz, unordnung und unbescheidenheit" aufgenommen hätten. 1 ) Kein Wunder freilich, sie selbst gaben auch nicht gerade ein leuchtendes Beispiel. Im Jahre 1581 mußten sie einen Beschluß fassen, wonach zur Verhütung eines liederlichen Lebens keiner von ihnen das Refektorium genießen dürfe, wenn er nicht ein ganzes Vierteljahr ante quadragesimam bei der Kirche residiere.*) Unter den Deputaten wie unter der katholischen Geistlichkeit in der Stadt überhaupt ragte J o h a n n D e l p h i u s hervor, den Bischof Erasmus zum Domprediger und Suffragan ernannt hatte. Er war ein begabter Mann, einer von den wenigen auf katholischer Seite in jener Zeit, der sich durch eine gewisse wissenschaftliche Bildung und Befähigung auszeichnete. Er kämpfte in Wort und Schrift gegen die Ketzer und war ganz erfüllt von dem Geist der Gegenreformation. Aber selbst gegen ihn, der eine Examinationsformel für die Geistlichkeit der Diözese verfaßt hatte, mußte, als er schon hoch in den Jahren war, Bischof Johann wegen seines ärgerlichen Lebenswandels einschreiten. s ) Neben dem hohen Stift waren in Straßburg die beiden Kollegiatstifte Jung- und Alt-St.-Peter die angesehensten. Auch von ihren Mitgliedern ist nicht viel Rühmliches zu melden. Sie führten ein freies und sorgloses Leben von den reichen Pfründen, welche die Stadt ihnen unversehrt gelassen hatte. Um den Gottesdienst in ihren Kirchen, welche die Protestanten für ihren Kultus benutzten, brauchten sie sich ja nicht mehr zu kümmern.4) Dagegen gerieten sie immer mehr in Abhängigkeit von der Stadt, auf deren Schutz sie angewiesen waren. Der Einfluß des Bischofs wurde gleichzeitig in diesen „Nebenstiftern" zusehends geringer. Für ') Hofrat vom 25. Januar 1581. Bez. Archiv, Fonds Zabern 179. *) „Damit nit etliche (wie etwan vormaln beschehn), die kurtze zeyt, in welcher man das refectorium verdient, mit irer selbs und des cleri ringen ehren in ofTnen würtzheusern liegen pleiben". Schreiben des Seniors und Deputaten an den Bischof vom 28. Januar 1581. Orig., Bez. Arch., G 1493. 5 ) Delphius hatte 1579 eine sehr verdächtige Frauensperson, die vorher schon mit Vikaren im öffentlichen Konkubinat gelebt hatte, zum großen Ärgernis der Nachbarschaft in sein Haus genommen. Der mehrmaligen Mahnungen, die ihm seine Konfratres im Auftrag des Domkapitels zukommen ließen, die Konkubine abzuschaffen, achtete er nicht. Selbst als das Generalkapitel die Suspension wider ihn erkannte, ließ er nicht von der Frauensperson. Schreiben des Domkapitels an den Bischof vom 18. Februar 1581. Missiven ad episcopum et capitulum S. 32. Archiv des Domkapitels. 4 ) Das dritte Kollegiatstift, St. Thomas, hatte die Stadt eingezogen und verwandte die Einkünfte daraus für ihre Schule.



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die S c h i r m v e r t r ä g e , die jedesmal auf eine bestimmte Zeit geschlossen wurden, wußte sich der Rat mancherlei Gegenleistungen von ihnen zu verschaffen: Die Kosten für die Besoldung der aktiven wie der emeritierten lutherischen Pfarrer trugen zum größten Teil die Stifter; zur Unterhaltung der Schulen steuerten sie bei; den Armen der Stadt mußten sie gelegentlich ihre Kornspeicher öffnen; selbst den Abendmahlswein für die lutherische Gemeinde lieferte das Stift von Jung-St.-Peter. 1 ) In Zeiten der Not legte die Stadt ihnen auch außerordentliche Kontributionen auf und drohte, wenn sie sich widerwillig zeigten, mit Entziehung des Schirms. Schließlich gaben die Stifter aber immer nach: Das Gespenst der Säkularisation stand drohend vor ihnen. Unerträglich aber waren die Lasten nicht, die der Rat der Stadt •den geistlichen Herren zumutete. Die Einkünfte der Kollegien waren sehr groß und die Ausgaben infolge des Stillstandes des katholischen Gottesdienstes wesentlich verringert. Auch das T r e i b e n d i e s e r S t i f t s k l e r i s e i erregte bei den Bürgern großes Ärgernis und führte öfters das Einschreiten des Rates gegen sie herbei, 2 ) der gelegentlich dem Oberhirten in Zabern ein wenig anmutiges Bild von seiner Geistlichkeit in Straßburg entwirft: Mutwilliges Benehmen gegen die Bürger, Schlägereien und Trunkenheit, Schändung von Bürgersfrauen und -Töchtern wird ihnen unter anderm vorgeworfen. 3 ) Ein großer Teil von ihnen lebte im Konkubinat. Bischof Erasmus selbst muß zugestehen, „daß von etlichen on scheu und öffentlichen verruchter weiß im concubinat und leichtfertiger und ärgerlicher beywonung gelebt werde". 4 ) ') Horning. Urkundliches über die Jung-St. Peterkirche S. 39. *) In dem Pesljahr 1564 z. B. verbot der Rat der Klerisei die Konkubinen. Als sie nicht gehorchte, setzte er einige Stiftsherren, darunter den Dekan von Jung-St. Peter, samt ihrem weiblichen Anhang gefangen. S. Horning, a. a. 0 . S. 36. *) ,,Welcher maßen die klerisey sich gegen die bürgerschaft und andern inwohnern mutwillig, frevelig und lesterlich mehr denn einmal bewißen, inen die fenster eingeworfen, sie auß den häusern, da billig ein jeder biedermann sein ruw und freiheit haben soll, trotzlich gefordert, sy geschlagen, verwundet, auch des miinsters mit entplößung der wehr nit verschont, aufgespannte büchsen in der statt und auf den gaßen getragen, auch loßgeschoßen. der bürger weib und kinder und gesind geschändt und zu unzucht bewegt, auch sich sonst mit trunkenheit und anderer Üppigkeit besudelt, der unpriesterlichen kleidung geschweigen, das ist mehr denn offenbar". Eines ersamen Rats Antwort auf des Herrn Bischofs und hoher Stift übergebne Instruktion, das colloquium und angezogne gravamina betreffend. Bez.-Archiv, G 157. 4 ) „Unvergrifflich bedenken, was uf eines ersamen rats der stadt Straßburg von wegen ihrer clerisey in der Stadt begangnen exceßen und Verhandlungen nach fUrgenoinmen werden soll". Bez.-Archiv, G 157. Vergleiche z. B. auch die

— 39 — Das ist das Bild, das wir von der höheren Straßburger Geistlichkeit nach den Berichten von katholischer wie protestantischer Seite zu zeichnen hatten. Es ist fürwahr nicht erhebend. Ein Bild des Verfalls boten auch die andern Kollegiatstifter der Diözese.1) Sie waren in ähnlicher Weise organisiert wie das Domkapitel und die größeren Stifter in der Stadt und wiesen auch dieselben Schäden wie diese auf. Die Günstlingswirtschaft brachte auf die Stellen zum größten Teil unwürdige Elemente. Die vorgeschriebenen gottesdienstlichen Pflichten wurden lässig oder gar nicht erfüllt. Um die Seelsorge, die sie statutengemäß in den Orten, wo das Stift Jag, oder in den benachbarten Dörfern ausüben sollten, kümmerten sie sich im allgemeinen nicht. Die Prälaten erschienen nur vorübergehend in ihrem Stift, die Kanoniker trieben alle möglichen weltlichen Geschäfte. Die sittliche Lebensführung dieser Geistlichkeit erregte das größte Ärgernis; der Konkubinat war auch unter ihr fast die Regel. Schlimm und verderblich für die alte Kirche war die Art, wie diese Stifter mit ihren Patronatsrechten, die sie in zahlreichen Orten hatten, ein einträgliches Geschäft zu machen suchten. Sie waren an der religiösen Verwahrlosung mancher Gemeinden schuld, und öfters nahmen protestantische Herren ihr Verhalten zum Anlaß, in ihren Dörfern die Reformation durchzuführen. Eine kurze Schilderung der Zustände in einzelnen Kollegiatstiftern möge das eben Gesagte noch etwas illustrieren. Den Propst Schwalm von Neuweiler ließ Bischof Johann einmal vor sich fordern und machte ihm den Vorwurf, daß die Stiftspersonen den Kirchgang und die göttlichen Ämter sehr fahrlässig verrichten, Bemerkungen über Paul Graf, Vikar zum Jungen St. Peter in den von mir herausgegebenen Visitationsberichten aus dem Bistum Straßburg, Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Bd. 26, S. 502, is; über den Kanonikus am selben Stift, D. Karl Agricola, der zugleich Official war, bei Homing a. a. 0. S. 36. Wesentliche Übertreibungen darf man diesen Berichten nicht vorwerfen. In dem Nachlaß eines Johann von Northeim, Kanonikus an Jung-St. Peter finden sich aufgeführt: ein landsknechtischer tagen, ein büchsen, ein armbrust mit samt seiner zugehör, 6 schießfänlein". Bez.-Archiv, G 1450. Eine stattliche Waffensammlung für einen Kleriker! ') Es kommen vor allem in Betracht die Kollegiatkirche Unserer lieben Frau in Z a b e r n , das Stift St. Florenz in H a s l a c h , das von St. Martin und Arbogast in S u r b u r g , St. L e o n h a r d , das in N e u w e i l e r (ursprünglich Benediktinerabtei) und das zu L a u t e n b a c h .

— 40



daß sie oft weder die horas canónicas und die Vesper singen noch die Messe lesen. 1 ) Über dieses Stift maßte sich der Graf von H a n a u , in dessen Gebiet es lag, allerlei Rechte an; selbst das Leben der Stiftsinsassen kontrollierte er und schrittt gelegentlich gegen Ärgernis erregende Kanoniker ein. 4 ) In St. L e o n h a r d (bei Borsch) schaltete Rudolf Richer als Dechant. Er war unter Erasmus aus Freiburg gekommen und führte eine übelbeleumundete Frauensperson mit sich. Der Official hatte 1564 schon den Auftrag bekommen, gegen ihn vorzugehen. 3 ) Aber 1579 war er noch da, nachdem er unterdessen Dechant geworden war. Johann mußte öfters gegen ihn einschreiten, weil er neben seiner Konkubine es noch mit andern Weibern zu tun hatte. Ganz übel ging es im Stift zu H a s l a c h her, wo ein Welscher das Amt des Propstes bekleidete. Das Propsteigebäude ließ er so herunterkommen, daß es fast unbewohnbar wurde; eine Anzahl von untauglichen welschen Priestern beförderte er zu Kanonikern und auch zu Pfarrern, so daß die Stiftsuntertanen lebhafte Klage über mangelhafte Versehung mit Predigt und Sakrament führten. 4 ) Er selbst kam nach dem Bericht des Fiskals jährlich nicht mehr als 2—3 mal, und dann nur auf 3—4 Tage in das Stift. 5 ) Der Dechant Jakob Hemerlen verbrachte den größten Teil seiner Zeit zu Straßburg; in der Dekanei zu Haslach hatte er eine Konkubine, die ihm zwei Kinder geboren hatte und in Bälde das dritte zu schenken gedachte, und mit der er sich oft raufte und schlug. Von einem Kanonikus erzählt der Visitator: „ist mehr uf vischen, vogelfangen und das weidwerck, als uf Gottesdienst geflissen, gehet oft mit ein lange bucks,... ist auch ein gemein geschrey, das er mit des stiftsscherers dochter in unzucht leb > Von einem andern: „Dreibt kaufmannschaft mit allerhand vihe, kauft pferdt, ocksen, kelber, geissen und dreibt die feil zu markt." Ein Vikar im Stift hatte von seiner Konkubine 3 Kinder und verrichtete gewöhnliche Bauernarbeit. ') Bez.-Archiv, G 1530. *) Bez.-Archiv, G 1530. — Im Jahre 1572 zitierte der Hanauer, nach dem Bericht des Fiskals, einen Kanonikus, der von seiner Magd, die der Graf dann gefangen setzen ließ, ein Kind bekommen hatte, nach seiner Residenz Buchweiler. Bez.-Archiv, G 1411. ') Schreiben des Erasmus an Dr. Johann Keßler, Offizial vom 15. August 1564. Bez.-Archiv, G 1526. Das weitere Vorgehen gegen ihn s. S. 80. 4 ) Bez.-Archiv, G 1515. •) S. die Visitationsberichte a. a. O. S. 512.



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Auch die Insassen des Stiftes St. Michael in Lautenbach führten nicht gerade ein gottgefälliges Leben; sie hielten Konkubinen und gewährten den aus dem Basler Bistum vertriebenen Konkubinariern Gastfreundschaft.J) Wie die Stifter so auch die Kloster. Sie schienen dem völligen Verfall entgegenzugehen.2) Schon äußerlich bot eine große Zahl der elsässischen Klöster einen traurigen Anblick. Durch Zerstörungen im Bauernkrieg und während der Truppendurchzüge in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts, durch Feuersbrünste und durch die Nachlässigkeit der Oberen waren die Klostergebäude mehr oder weniger heruntergekommen.8) ' ) S. auch Schmidlin, Die kirchlichen Zustände in Deutschland nach

dem

30 jährigen Krieg S. 433. Über die Zugehörigkeit dieses Stiftes herrschte übrigens Streit zwischen den Bischöfen v o n Basel

und Straßburg.

Sicher war

es in weltlichen Dingen

dem

letztern Untertan. A l s der Bischof v o n Basel 1581 das Stift zu einer Synode nach Delsberg zitierte, protestierte Johann dagegen: Das Stift sei in spiritualibus et in saecularibus Basel nicht unterworfen, sondern exemt; ihm selbst unterstehe es in utrovis iurisdictionis exercitio.

(Hofrat vom 20. März 1581, Fonds Zabern 179).

Später, im Oktober 1581, schickte Johann eine Gesandtschaft nach

Basel,

die allerlei Beschwerden w e g e n des Eingreifens des dortigen Bischofs in die allerdings ungeklärten Verhältnisse in der Obermundat vorbringen sollte. (S. auch Hofrat v o m April 1581.

Ebenda.)

Auch gegen die vorderösterreichische Regierung mußte Johann öfters seine Rechte in dieser Gegend verteidigen.

So wandte sich z. B. 1577 die Priesterschaft

dieses Bezirks an ihn und führte Beschwerde, daß sie auf den 21. September nach Ensisheim

vorgeladen

und mit einer

Steuer beschwert worden sei.

Johann riet

ihnen, die Steuer nicht zu bezahlen. (Hofrat v o m 20. Oktober 1577, Fonds Zabern 178d.) *) In der Diözese kamen folgende Klöster in Betracht: Benediktiner-Abteien:

Maursmünster,Altdorf,Schwarzach,Ebersheim,Schuttern, Gengenbach und Ettenheimmünster.

Benediktinerinnen-Klöster:

St. Johann bei Zabern, Biblenheim (im heiligen W a l d bei Hagenau), Andlau (adeliges Damenstift.)

Cisterzienser: Augustiner:

Neuburg; weibliche: Königsbrück.

zu Hagenau.

Augustinerinnen: Dominikaner:

St. Sophia, Spes und Charitas in Eschau.

zu Hagenau und Schlettstadt.

Praemonstratenser:

Allerheiligen Lautenbach

Franziskaner:

Oberkirch

im

Schwarzwald),

Prioral

in Zabern, Rufach, Hagenau (und OfTenburg).

Chorherrenstift: ')

(bei

(Ebenda).

Selz.

Von den wilden

Bauernhaufen

wurden

Ebersheimmttnster, Altdorf, die Cisterzienserabtei

z. B. geplündert

und

zerstört:

Baumgarten bei Andlau,

hofen im Weilertal, Neuburg, Biblisheim, Surburg, Königsbrück.

Hugs-



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Die K o n v e n t e waren verödet, einzelne Klöster zwang der Mangel an Insassen, ihre Tore ganz zu schließen: Die Barfüßerklöster zu R u f a c h und zu Z a b e r n standen leer, ebenso das Augustinerkloster I t t e n w e i l e r und T r u t t e n h a u s e n , das zum Besitz der Straßburger Bischöfe gehörte. 1 ) Als im Benediktinerkloster E t t e n h e i m m ü n s t e r 1582 eine Abtswahl vorgenommen werden sollte, war kein Ordensbruder vorhanden. 2 ) In A l t d o r f waren im Jahr 1550 nur 2, 1570 nur 3 Religiösen. 3 ) Auch in S c h w a r z a c h war zeitweise kein Mönch, dann werden wieder 3 Konventualen genannt, von denen aber zwei auf Pfarreien saßen. 4 ) Ebenso berichtete der Abt von S t ü r z e l b r o n n klagend über den Mangel an Ordensbrüdern. 5 ) Die K l o s t e r p r ä l a t e n waren fast ohne Ausnahme nichts weniger denn imponierende Persönlichkeiten. Ihr Lebenswandel wie ihre Amtsführung — besonders auch ihre Verwaltungstätigkeit — war gleichermaßen bedenklich; kaum einer von ihnen hielt sich von dem Laster des Konkubinats frei. Was man in dieser Hinsicht wie überhaupt in ihrem sittlichen Leben von ihnen und ihren Untergebenen gewohnt war, zeigt eine Stelle in einem Eid, den der neu gewählte Abt zu Altdorf im Jahr 1550 neben seinem gewöhnlichen Jurament unterschrieb: „Er soll für sich keine verdächtlichen wybspersonen in oder außerhalb des klosters halten oder andern des gotteshaus personen zu halten gestatten, auch sonst in dem kloster andere unzuchl mit schweren, fluchen, überflüssig Das Frauenkloster Niedermünster wurde 1525 schwer verwüstet und 1542 durch einen Brand stark mitgenommen. Das auf dem St. Odilienberg gelegene Benediktinerinnenkloster

Hohenburg

wurde 1545 durch einen Brand vollständig vernichtet und erst unter dem Bischof Leopold im Anfang des nächsten Jahrhunderts wieder hergestellt. ' ) Nachdem der Barfüßerprovinzial

mit dem

Bischof Erasmus in

selbst Rücksprache genommen und die Rufacher Mönche anderswohin

Zabern

verordnet

hatte, bekam der dortige Schaffner 1 5 6 4 den Befehl, das Kloster zu schließen und die Schlüssel einem Bürger zur Verwahrung zu übergeben. an den Schaffner zu Rufach vom 26. Februar 1564. *) Hofrat vom 21. Februar 1581 24. Januar 1582.

Schreiben des Bischofs

Koncept, Bez.-Archiv, G 1696.

(Bez. Archiv, Fonds Zabern 179) und vom

(Ebenda).

' ) Die Namen der beiden ersten werden in einem Bericht über die Abtswahl genannt: Johann Köpfel und Martin Hafner. Bez.-Archiv, G 1540. (S. die Visitationsberichte S. 514.) 4

) Hofrat vom 27. Januar 1585.

Bez.-Archiv, Fonds Zabern 179.

*) Schreiben des Abtes Anastasius an den Bischof vom 12. Juni 1576. Bez.-Archiv, G 1656.

Orig.



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trinken oder in andere wege soviel ihm möglich nit gedulden, sondern abstellen und weren." 1 ) Gehalten hat aber der Abt weder dieses noch andere Versprechen. Der zur Visitation ausgesandte Fiskal berichtete über Altdorf dem Bischof, daß der Prälat mit seiner Konkubine eine Zeitlang unehrlich im Kloster gelebt habe und wenn er jetzt ihrer „müssig gehet", so geschehe dies wohl mehr „propter Senium et contracta membra, als aus gottesfurcht". Außerdem habe er das Kloster in große Schulden gestürzt. Der Prokurator brachte seine Zeit im Wirtshaus bei leichtfertiger Gesellschaft zu und blieb auch des Nachts öfters aus dem Kloster. 8 ) Als 1579 ein dem Bischof genehmer neuer Abt, Laurentius Gutjahr, gewählt worden war, begrüßte ihn Johann mit der zuversichtlichen Hoffnung, er werde das heruntergekommene Klostergebäude restaurieren und die Klosterzucht wieder aufrichten.3) Schuld übrigens an der Tatsache, daß solche in jeder Beziehung ungeeignete Personen in die Prälatenstellen kamen, war der Mangel an Kandidaten überhaupt für diese Posten. •) Derartige Obere konnten natürlich dem rapiden N i e d e r g a n g d e s g a n z e n K l o s t e r w e s e n s keinen Einhalt gebieten. Die Ordens') „Nachuolgent artieul sollent eim künftiger abt zu AUdorf vor Zulassung und confirmation der abtey über sein gewonlich j u r a m e n t ingebunden werden". Es wird ihm darin u n t e r anderm noch zur Pflicht gemacht, soweit es in dieser Zeit möglich sei, für die Abhaltung des Gottesdienstes im Kloster d u r c h Ordenspersonen oder weltliche Prieser zu sorgen. F e r n e r soll er keine liegenden Güter der Abtei ohne Vorwissen und Genehmigung des Bischofs verkaufen und jederzeit ohne Widerrede auf Verlangen von seiner Verwaltung Rechenschaft ablegen; soll auch für sich, sein Gotteshaus und dessen Personen und Güter weder bei weltlicher noch geistlicher Obrigkeit Schutz und Schirm suchen. Bez.-Archiv, G 1540. ') Die Visitationsberichte a. a. 0 . S. 514. 3 ) Konfirmationsurkunde, Zabern 12. September 1579. Bez. Archiv, G 1540. 4 ) Der Kanzler Christoph Welsinger, der a n der Abtswahl in Altdorf im J a h r 1554 als bischöflicher Kommissar teilnahm, schrieb dem Bischof: „solche personen sind zu dieser zeit ganz beschwerlichen zu bekommen, die äbte wollen ihre convente nicht privieren". Schreiben vom 24. J a n u a r 1554. Bez.-Archiv, G 1540. In E b e r s h e i m m ü n s t e r wurde Johann Pistorius zum Prior gewählt (1558—1568), den anfangs sein Konvent nicht a n e r k a n n t e . Als Erasmus über ihn in Reichenbach, wo er früher Mönch gewesen war, Erkundigungen einziehen ließ, erhielt er von dem dortigen Prior keine sehr befriedigende Auskunft: Pistorius habe f r ü h e r heimlich d a s Kloster Hirschau verlassen, das Mönchshabit ausgezogen und zur Zeit des Herzogs Christoph von Württemberg, der die katholische Religion abschaffte, sehr despektierlich über die katholischen Kirchengebräuche sich ausgesprochen. Da er a b e r keine Pension erlangt und gesehen habe, „daß ers im kloster nit böß gehabt", sei er wieder z u m Klosterleben zurückgekehrt. Da aber Pistorius, d e r postulierte Prior, nicht zurücktreten wollte, wurde er trotz dieser Auskunft schließlich doch in sein Amt eingesetzt. Bez.-Archiv, G 1629.

— 44 — regeln und sonstigen Vorschriften wurden wenig mehr beachtet (in Marbach wußte bei der Visitation der ganze Konvent überhaupt nichts von Statuten), die Gottesdienste wurden unregelmäßig und mit der größten Gleichgültigkeit gehalten, Präceptoren waren nicht mehr vorhanden, die Klosterschulen verschwanden. Die Zucht und die Disziplin lösten sich auf, Streitigkeiten zwischen Abt, Prior und Konventualen, die oft zu regelrechten und blutigen Schlägereien ausarteten, waren an der Tagesordnung. Die nachlässige Verwaltung brachte die Gebäude herunter, die Güter wurden teilweise verschleudert. Zur Illustrierung des damaligen Klosterwesens möge noch die nachfolgende Schilderung der Zustände in einzelnen Klöstern dienen. Über den Abt von Maursmünster und seine Verwaltung führten die Markherren, die, wie wir nachher sehen werden, später sehr energisch gegen das Kloster vorgingen, schon 1550 vor dem Bischof Erasmus lebhafte Klage. Ungebührliches Verhalten gegen die Untertanen, besonders gegen Frauen, wird dem Prälaten vorgeworfen; auch jage und fische er mit den Seinen dem alten Herkommen zuwider. Der Bischof verlangte darauf gründliche Rechnungsablage von ihm, damit er einen Einblick in seine Administration bekomme.') Wie es in Maxbach, einem Chorherrnkloster des Augustinerordens, aussah, erfahren wir aus einem ausführlichen Bericht über eine Visitation, die Bischof Johann persönlich im April 1581 dort abhielt, nachdem ihm allerhand Klagen über Unordnungen und Unruhen unter den Klosterinsassen zu Ohren gekommen waren. 2 ) Zwei Konventualen sind noch da, die in ständigem Streit mit ihrem Prior liegen, der ihnen nicht den geringsten Anteil und Einblick in die Verwaltung, die er selbst höchst unordentlich führt, gewähren will. Es kommt zu Schlägereien zwischen ihm, der einen guten Trunk sehr liebt, und den an Fastnacht tanzenden München, wobei einer von ihnen von seinem geistlichen Vorgesetzten so übel zugerichtet wird, daß der Bedauernswerte „drei wochen unter dem scherer von Pfaffenhofen sein mußte". Das Gesinde im Kloster zeigt sich frech und mutwillig. Zwischen dem Prior und dem Schaffner, der ,,mit einer burstbüchsen in der hand, einen kurzen fürstling im gürtel und ein wehr an der Seiten" drohend umherzugehen pflegt, kommt es zu blutigen Raufereien. Auch in den Frauenklöstern sah es nicht besser aus. Die Ent') Beschwerden der Markherren 2. Juni 1550, Bez.-Archiv, Fonds Zabern. Im Kloster befanden sich damals außer dem Propst sechs Konventualen. *) Hofratsprotokoll, datiert von Marbach 22. April 1581, (Bez.-Archiv, Fonds Zabern 178e und 179).



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völkerung der Konvente war hier fast noch größer; das geistliche und sittliche Leben ebenso schlimm wie in den Männerklöstern. ') In E s c h a u , einem Augustinerinnenkloster, dessen Inhaber die Bischöfe von Straßburg waren, befanden sich 1574 im ganzen nur vier Personen. ' ) Im Jahre 1543 war das Benediktinerinnenkloster zum heiligen Kreuz in N i e d e r m ü n s t e r abgebrannt. Es war von seinen Bewohnerinnen, die sich verheiratet oder sonst in weltlichen Stand begeben hatten, schon vorher verlassen worden. Man hatte keine Lust, es wieder aufzubauen, Geld war nicht dazu vorhanden, ebensowenig Frauen, die zum Eintritt ins Kloster bereit gewesen wären. 8 ) Von dem Kloster S t . S t e p h a n in Straßburg, in dem es in jeder Beziehung übel aussah, schrieb der dortige Rat 1542 an den Bischof, „auß einem zuchthauß ist ein schandhauß worden".') Die verworrenen Zustände in den Klöstern und Stiftern, besonders die Vernachlässigung der Kollaturpflichten reizten die benachbarten weltlichen Herren zum Eingreifen und zu S ä k u l a r i s a t i o n s v e r s u c h e n . So hatte die Stadt Straßburg die meisten in ihrem Stadtgebiet gelegenen Klöster eingezogen ; wie sie den Stiftern gegenüber verfuhr, haben wir schon gesehen. Ähnlich machten es andere Städte. 4 ) Von dem Streit der Markherren mit dem Kloster Maursmünster haben wir schon geredet. Derselbe ging weiter, und unerquickliche Szenen zwischen den Beamten dieser Adeligen und dem Abt sind die Folgen. Einer ihrer Amtleute drohte schon unter Erasmus den „lausigen Mönchen", sein Herr werde kommen, sie wegjagen und das Kloster einnehmen. 5 ) Nach dem Tod des Abtes Gisbert Agricola im Jahr 1586 machten die Markherren einen gewaltsamen Versuch, die Abtei ganz ') Hofrat vom 20. November 1574-, Bez.-Archiv, Fonds Zabern 177. Johann nennt sich z. B. 1578 den alleinigen rechtmäßigen Inhaber des Klosters und den ungezweifelten Kollator der zu ihm gehörigen Pfarreien. Lehensherren des Dorfs, Banns und der Vogtei Eschau waren die Grafen von Hanau-Lichtenberg, Lehensträger die Herren von Rathsamhausen. S. einen Vertrag zwischen Bischof Erasmus und den Genannten von 1556. Bez.-Archiv, G 1594. Die Angaben im Reichsland Elsaß-Lothringen stimmen nicht. *) Liber missivarum ad principes etc. Archiv des Domkapitels. ' ) Bez.-Archiv, G 2624. S. auch die Schilderungen in dem „Küchenzettel und Regeln eines Straßburger Frauenklosters". Neudruck 1891. *) Auch in H a g e n a u z. B. kam es 1546 zu einer eigenmächtigen Übergabe des Franziskanerklosters an die Stadt gegen ein dem letzten Konventual zu leistenden Leibgeding. S. K. E u b e l , Geschichte der oberdeutschen Minoritenprovinz. Würzburg 1884, S. 106 f. «) Im Jahr 1566. Bez.-Archiv H 565.





in ihre Hände zu bringen. Als Prior und Konvent unter Berufung auf ihre Ordensregel und den letzten Willen des verstorbenen Abtes sich weigerten, die Abtei, die Schreiberei und andere Gemächer versekretieren zu lassen und die Schlüssel, wie es nach der Markherren Behauptung bisher Brauch gewesen sei, zu übergeben, da ließen diese schließlich die Pforten der Stadt „mit ordentlicher hut" versehen und verwahrten die Türen zur Abtei „mit schlempen und malenschlossen." l ) Erst nach langen Verhandlungen kam eine Vereinbarung zu Stande. In E t t e n h e i m m ü n s t e r suchten die Herren von Geroldseck, welche die Kastenvogtei hatten, immer mehr Rechte über das Kloster sich zu erwerben und auch sie benutzten zu diesem Zweck besonders die Abtsvacaturen. 8 ) In T r u t t e n h a u s e n war während des Bauernkriegs nur noch ein Propst da, der dann später das Kloster der Stadt Oberehnheim zur Verwahrung und Verwaltung anbot, die aber darauf nicht einging. Nach Absterben des Priors hatte der Herr von Landsberg das Kloster inne. Wie er dazu gekommen war, wußte man gegen Ende der achtziger Jahre nicht mehr. 3 ) Aus dem Kloster S c h w a r z a c h hatte der Markgraf von Baden, der die Schirmherrschaft darüber besaß, den Abt wegführen und acht Tage in Baden gefangen halten lassen. Als Grund für sein Vorgehen gab er die unordentliche Verwaltung und das unsittliche Leben des Abtes an. Alle Proteste des Prälaten, der seinen Wohnsitz in dem Klosterhof in Straßburg nahm, alle Klagen und Beschwerden des Bischofs von Speyer, des Eigentumsherrn, und des Bischofs von Straßburg, zu dessen Sprengel die Abtei gehörte, halfen lange Zeit ebensowenig wie Kammergerichtsurleile und kaiserliche Mandate. Der Statthalter zu Baden ließ 14 Hakenschützen in das Kloster legen und nahm die ganze Verwaltung in die Hand. Erst im Jahr 1581, nach ') „Maursmünster'scher gemeiner herrschaften. kastenvögten des klosters daselbsten protestation und actus auf Verweigerung der schlüssel nach absterben des abtes." Beglaubigte Abschrift Bez.-Archiv, Austauscli mit Baden, I, 63. *) S. die Hofratsprotokolle vom Januar und Februar 1581, nach denen der Geroldsecker ähnlich vorging, wie die Markherren in Maursmünster. Bez.-Archiv Fonds Zabern 179. 3 ) Bericht des Amtmanns Rettich von Dachstein an Bischof Johann 1579. Abschrift, Bez.-Archiv, G 1671. Rettich vermutete, daß Bischof Wilhelm, Johanns zweiter Vorgänger, den Landsbergern, die auch Kastenvögte von Hohenburg und Niedermünster waren, ihr Vorgehen aus sonderlichen Gnaden habe hingehen lassen. Er wußte nicht zu sagen, ob die Landsberger fundatores des Klosters seien; wahr sei, daß viele von ihnen ihre Grabstätte dort hätten.

— 47 — der Wahl eines neuen Abtes, wurde durch eine Übereinkunft der Streit erledigt.') Der Mangel an geistlichen Insassen bedrohte auch das adelige Frauenstift Andlau mit der Säkularisation. Nach dem Tode der Äbtissin Kordula von Kretzingen hauste dort schließlich als einzige Kanonissin die Magdalene Rebstock, die ihr vorher beigesellt worden war und 1573 ihre Nachfolgerin wurde.4) Als der päpstliche Legat ihre Wahl zur Koadjutorin bestätigte, schrieb er: „in dieser Landesart(!) sei großer Mangel an geistlichen Personen und Gefahr, daß die Klöster mangels geistlicher Personen in die Hände der Laien kommen möchten."3) Die Rebstöckin aber, eine energische Dame, von der wir später noch zu reden haben werden, hat das Stift gerettet. Die verworrenen Verhältnisse in den Klöstern hatten sich auch die L e h e n s - und Zinsleute zu Nutze gemacht. Sie suchten sich ihren Verpflichtungen zu entziehen, entrichteten nicht mehr die Zehnten und Zinsen oder nur zum Teil und sehr lässig. So berichtete der Abt von Maursmünster dem Bischof: „Die bürger halten sich nicht gut gegen das kloster, entrichten den zins nicht, reden übel". Das waren also die Zustände in der Stifts- und Klostergeistlichkeit, deren Leben ein Vorbild für die übrige Diözesanklerisei sein sollte. Überall Verfall und Niedergang, nirgends war ein Ansatz zur Besserung zu sehen, nirgends eine imponierende Persönlichkeit unter all den Stiftsherren und Klosterprälaten, an deren Worten oder Wirken den andern ihre eigene Unwürdigkeit und Minderwertigkeit zum deutlichen Bewußtsein gekommen wäre. So werden wir auch von vornherein nicht erwarten dürfen, daß

die Weltgeistlichkeit, der gewöhnliche Seelsorgeklerus in dem Bistum, ein erfreulicheres Bild bot. Laut und von den verschiedensten Seiten ertönt vor allem die Klage über den großen Mangel an Geistlichen. Viele Pfarreien mußten aus diesem Grund lange Zeit hindurch unbesetzt bleiben, und mit der kirchlichen Versehung vieler Gemeinden war es sehr übel bestellt.4) ') In dem Archiv des Straßburger Domkapitels findet sich ein Band: Missivae Kloster Schwarzach betreffend 1572—1573." 166 Blätter. Dazu wären zu vergleichen eine Anzahl Hofratsprotokolle aus den Jahren 1572/73 und 1581. Ich denke, diesen bezeichnenden Streit später zusammenhängend und ausführlicher darzustellen. •) Bcz.-Archiv, G 1545. s ) Schreiben vom 4. Juni 1570 aus Speyer. Abschrift, Bez.-Archiv, H 2296. ') Rührend ist z. B. die Klage der Gemeinde zu Grafenhausen, die lange Zeit ohne Pfarrer sein mußte, weil ihnen der Kollator, der Abt von Ettenheimm&nster,



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Auch wenn die Kollatoren sich um rasche Erledigung der Vakanzen bemühten, fanden sich doch oft keine Bewerber, vor allem natürlich nicht um Pfarreien mit geringer Kompetenz. Notdürftig mußten deswegen mehrere Pfarreien gleichzeitig von e i n e m Geistlichen verwaltet werden, ein Mißstand, der besonders in Festzeiten von den Pfarrern wie von den Gemeinden sehr unangenehm empfunden wurde. 1 ) Manchem Kollator, besonders den Kloster- und Stiftsprälaten, war dieser Mangel an Geistlichen übrigens gar nicht so unangenehm. War er doch für sie gewinnbringend: Korpus und Gefäll der Pfarreien einzuziehen, vergaß zwar keiner von ihnen, ihre einzige Gegenleistung aber bestand nicht selten darin, daß sie gegen eine geringe Entschädigung Nachbargeistliche zu einer gelegentlichen Predigt veranlaßten. 2 ) Auch waren sie an der Vermehrung des Unfugs, Pfarreien durch Mietlinge, Präbendarien und d u r c h K o n v e n t u a l e n v e r s e h e n z u l a s s e n , wesentlich mitbeteiligt. Letztere scheinen gern das Leben im Kloster mit dem in den Pfarrhäusern vertauscht zu haben. Die Klosterprälaten haben selbst sehr oft aus Sparsamkeitsgründen Pfarrstellen, deren Besetzung ihnen zustand, durch Angehörige ihrer Konvente versehen lassen. 3 ) Von dem Abte zu Ettenheim berichtete der keinen schickte. Sie seien 150 opferbare Menschen, von j e h e r mit pfarrlichen Rechten versehen g e w e s e n ; n u n müssen die kindbaren Frauen zu Sommers- u n d Winterszeit, bei Tag und Nacht im Regen, Schnee und Wind den ziemlich weiten Weg zum P f a r r e r nach Kappel oder a n d e r n Orten m a c h e n und werden an ihrer Seelen Seligkeit gehindert; etliche seien ohne Sakramente gestorben, die Kinder gehen der Taufe verlustig „und khein wunder were, ob die lebendige kündlein also j u n g zu Winterszeiten am auß- u n d abtragen von wegen ferne des wegs nit erfrieren oder ersticken w e r d e n " . Klage dss Schultheißen und der Gemeinde. Hofrat vom 7. März 1577, Bez.-Archiv, Fonds Zabern 178 d. ') Mehrmals lesen wir, daß Geistliche sich weigerten, solchen Aushilfsdienst in den unbesetzten Pfarreien zu versehen. ') Dem Stift Neuweiler z. B. wirft die Landvogtei vor, daß es von etlichen Orten ihres Gebietes wohl die Zehenten einziehe, aber die Filialkirchen und Kaplaneien so vernachlässige „daß der a r m e u n d unverständige laie nicht allein gar verlassen werde, ohne einige gottesfurcht lebe, sondern die kirchengebäude zu Hochfelden, Bossendorf und mehr orten fast baufällig u n d in kurzem gar abgan w ü r d e n . " Hofrat vom 21. November 1586, Bez.-Archiv, Fonds Zabern 181. 3 ) Mönche als Pfarrer z. B. w a r e n in Hindisheim (S. die Visitationsberichte a. a. 0., S. 614 u. 520) zu Achern (Ebenda S. 505) zu Kogenheim (S. 508) zu Hohenberg (S. 514), zu Widensolen (S. 516) ; ein Mönch, d e r sich noch nicht in das Landkapitel h a t t e einschreiben lassen u n d die Aufnahmegebühren nicht bezahlt hatte, zu Säsolsheim (S. 517, 530), zu Andlau (S. 515), zu R a n g e n (S. 520), zu Orschweiler (S. 522), zu L e b e r a u (S. 522), zu Dangolsheim (S. 524) ; s. auch den besonderen Bericht des Fiskals Nevel über die Pfarrer, die von den Äbten ihre Pfarreien übertragen bekommen h a b e n (Ebenda S. 536 ff.). Zu Grendelbruch war der Prior von Altdorf P f a r r e r (S. 541).

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visitierende Fiskal, daß er zur Rechtfertigung dieser Übung sich auf besondere Indulte berief, die einsehen zu wollen Bischof Johann aber neugierig genug war. 1 ) Öfters kam es auch vor, daß Ordensleute ohne Wissen und Willen ihrer Oberen das Ordensgewand ausgezogen und Pfarreien angenommen haben. s ) Auch die Stifter haben häufig die Patronatsstellen ihren Insassen übertragen, die aber das Amt durch einen schlecht besoldeten Mercenarius, einen „Mietling", versehen zu lassen pflegten.3) Der Mangel an einheimischen Geistlichen ermöglichte ein starkes Einströmen nicht bloß von Klerikern aus anderen Diözesen, sondern auch von w e l s c h e n P r i e s t e r n , die im Straßburger Bistum weit über das französische Sprachgebiet hinaus anzutreffen waren. 4 ) ') S. die Visitationsberichte S. 505, Anm. 5. ') Der Pfarrer von Kogenheim z. B., ein Augustinermönch, der durch vielerlei Anreizungen andere Konventualen zu dem gleichen Schritt bewegen wollte (Bericht des Fiskals auf eine Anzeige des Ordensprovinzials hin, Visitationsberichte S. 505). Der Beamte bat den Bischof, da es solcher Pfarrer, die ohne Indulte ihrer Oberen aus dem Orden getreten sind, noch mehr gäbe, um genauere Verhaltungsmaßregeln gegen sie. ') So übertrugen die Deputaten in Straßburg die Pfarrei Renchen nach dem Tode des Pfarrers Sebastian Fleck ihrem Konfrater Georg Bosch. Schreiben an den Bischof vom 17. Juli 1582, Bez.-Archiv, G 1494. Vergl. auch das schon erwähnte Verhalten des Propstes in Haslach (S. 40). 4 ) In Zabern saß ein welscher Priester; in Eschau amtierte ein solcher neben dem P f a r r h e r r n ; in Oberehnheim war ein welscher Helfer, der sich unpriesterlich und ungebührlich hielt. Der Pfarrer soll ihn nach der Meinung des Domkapitels laufen lassen (Schreiben vom 21. April 1543. Liber missivarum ad principes etc. 1542 bis 1649 Archiv des Domkapitels); in Hohenburg wirkte ein Konventual aus dem lothringischen Kloster Etival (Bez.-Archiv. G 1594 und Austausch mit Baden, II, -47), in Kerzfeld und anderen Orten waren welsche Kleriker anzutreffen. Daß im Stift Haslach ein welscher Propst und welsche Stiftsherren waren und wie sie sich aufgeführt haben, ist schon gesagt worden. Auch im Dorfe Haslach saß ein welscher Pfarrer. Schon unter Bischof Erasmus waren sie zahlreich in die deutsch redenden Gebiete vorgedrungen. Nach Kestenholz z. B. schickte das Domkapitel einen Welschen zur Probepredigt, obwohl es kurz vorher ein Mandat hatte ausgehen lassen, daß in Borsch kein Welscher mehr zum Bürger angenommen werden sollte (Missiven ad communitates et saeculares personas 1550—1559. Schreiben an den Schultheißen von Kestenholz vom 8. Juni 1556). Bezeichnend ist auch eine Erwiderung, die der Rat zu Straßburg auf den von katholischer Seite gemachten Vorwurf abgab, daß die Protestanten auf ihre Pfarreien teilweise „Schreiner, Apotheker und Weber" setzen. Würde dieser Vorwurf, meinte er, je den Tatsachen entsprechen, „so wären solche personen dem a r m e n volck viel nützlicher, denn die welschen pfaften, so hin und wider uf den pfarren residieren und dem gemeinen man unverständlich, auch der deutschen H a h u , ReformbcatrebUDgen.

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Es läßt sich denken, daß die Gemeinden keine große Freude an diesen Seelsorgern hatten, die ihre deutsche Sprache gar nicht oder nur mangelhaft kannten, und unter denen sich ganz besonders verkommene Elemente befanden. Manche wandten sich an den Bischof mit der Bitte, sie von solchen Hirten zu befreien, und Johann hat auch Mandate über die Annahme von Welschen überhaupt zu Bürgern erlassen. !) Gelegentlich griffen die Gemeinden zur Selbsthilfe, indem sie ihren fremdländischen Pastoren die Zehenten verweigerten. ! ) Auch an dem h ä u f i g e n W e c h s e l der P f a r r e r trug der Mangel an geistlichen Kräften schuld. Auf einzelnen Pfarreien treffen wir in einem Zeitraum von wenigen Jahren eine ganze Anzahl von Pfarrern. 3 ) Bei ihrem Abzug fanden es die meisten nicht für nötig, ihren geistlichen Vorgesetzten oder ihren Kollatoren von ihrem Weggang Mitteilung zu machen. Bot sich ihnen eine angenehmere oder besser dotierte Stelle, so nahmen sie dieselbe „hinterrücks" an und verschwanden in aller Stille.«) Verdenken kann man aber den Landpfarrern jener Zeit ihr Bestreben nicht, durch häufigeren Wechsel ihr E i n k o m m e n etwas wenigstens zu verbessern. Die Entlohnung für ihre Tätigkeit war im allgemeinen so gering, daß viele kaum ihr Dasein davon fristen konnten und ein Leben führen mußten, das in seiner armseligen Dürftigkeit einen bitteren Kontrast bildete zu dem üppigen Wohlleben der höheren Geistlichen, die auch als Kollatoren kein Verständnis zeigten für die sprach ungeübt sind und sie also weder lehren noch in sterbenden noten trösten können" (Instruktion, was unser Meister und Rats verordnete auf . . . den Erasmus und Domkapitel letzten fürbringens zu beschluß fürtragen sollen. Bez.-Archiv, G 170). ') Dem Eindringen von welschen Bürgern widersetzte sich die Einwohnerschaft von Haslach. Als wieder einmal ein solcher 1Ö81 um Aufnahme ins Bürgerrecht supplizierte, wurde ihm, da die Gemeinde sich dagegen aussprach und „es wider die Ordnung ist" vom Bischof ein abschlägiger Bescheid zuteil. Hofrat vom 27. Januar 1581; Bez.-Archiv, Fonds Zabern 179. Unter Hinweis auf eine solche Verordnung wird auch einem Welschen das erbetene Bürgerrecht für die Obermundat verweigert. Es sei der vom Bischof publizierten Landordnung zuwider und „allerhand der welschen gefahr und praktiken halb nit ratsam". Hofrat vom 23. April 1581 (in Rufach abgehalten). Ebenda. Auch in der Zaberner Schwörordnung findet sich eine diesbezügliche Stelle: „Nachdem bißher verboten gewesen, kein welschen nit zu bürger anzunemen, by demselben blibt es noch und will deßhalben ein ersamer rath jeden mit verheyratung seiner kinder gewarnt haben". S. D. Fischer, Die bischöflich-straßburgische Regierung in Zabern, S. 162. ») S. z. B. die Visitationsberichte, a. a. 0., S. 513 u. 514. 3 ) Ebenda S. 512. (Haslach.) ') S. z. B. Missiven ad communitates et saeculares personas 1560—1569 (Zellenberg). Archiv des Domkapitels. Visitationsberichte, S. 502. (Pfarrer von Bergbietenheim.)



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elende Lage dieses niederen Seelsorgeklerus. Manche von ihnen ließen sich gewissermaßen die Stellen abkaufen und verlangten für ihre Übertragung nicht geringe Leistungen an Geld oder an Naturalien. x ) Die Klagen, die aus den Reihen der Geistlichkeit über unzulängliche Besoldung uns entgegentönen, sind zahlreich und rührend. Zum größten Teil bestand sie aus Naturalien, dem Einkommen an Zehenten und Opfern und dem Ertrag von Pachtgütern, und war infolgedessen unsicher und schwankend. 2 ) Gerade über mangelhafte Lieferung oder gänzliche V e r w e i g e r u n g d e s Z e h e n t e n jeder Art wurde allenthalben in jener Zeit lebhaft geklagt. Darin kam ja nun wohl auch die veränderte kirchliche Gesinnung wie die Verachtung des Volkes zum Ausdruck, die es einer pflichtvergessenen Klerisei entgegenbrachte. Die an den vier großen Festen (Allerheiligen, Weihnachten, Ostern, Pfingsten, die zugleich Abendmahlstage waren) fälligen Vieropfer, die einen nicht unwesentlichen Teil des pfarrherrlichen Einkommens bildeten, ergaben fast keinen Ertrag mehr. In einer Stadt wie Offenburg lieferten sie nicht mehr als e i n e n Gulden.3) ') So mußte z. B. der Pfarrer von Waldolwisheim dem Abt von Maursmünster 50 Taler für die Kollation geben.

Hofrat vom 19. April 1582. Bez.-Archiv, Fonds

Zabern 180. Der Pfarrer von Pfaffenheim, der sich beim Bischof beklagte, daß er keine Behausung habe, berichtet gleichzeitig, daß er seinem Kollator, dem Herrn Christoph von Reinach, jährlich 1 Fuder Wein liefern müsse.

geben und auf seine Kosten nach

Hofrat vom 11. April 1568.

Freiburg

Fonds Zabern 185.

*) Öfters entzogen die Kollatoren einen Teil der Einkünfte aus den Pfarrgütern den Geistlichen und verwandten sie zu andern Zwecken.

Dem Wilhelm von Wils-

perg wird 1573 vorgehalten, daß die Güter der Pfarrei zu Steinburg andere Leute genießen und dem Pfarrer nicht so viel davon gelassen werde, daß er sich auf der Stelle erhalten möge.

Deswegen sei auch für den Ort kein tauglicher Priester

zu bekommen. ' ) Der Kleine-, Wein- und Etterzehente wurde nicht geliefert von Scherweiler, Rosenweiler,

Erstein,

Rosheim

usw.

S. Missiven ad communitates

1550—1559.

Archiv des Domkapitels. An den Meister und Rat zu Offenburg schrieb 1560 das Domkapitel:

Der

Zehente, den es von dort zu empfangen habe, nehme von Tag zu Tag ab; manche maßen sich an, zehntfrei zu sein, andere reichen nicht einmal den „Zwanzigsten", ja etliche hätten sich sogar unterstanden, die Einsammler zu verhöhnen und zu vergewaltigen.

(Missiven ad communitates et saeculares personas

1560—1569).

Ebenso liefern die Rosheimer nicht den Weinzehenten (Schreiben des Domkapitels an Meister und Rat vom 2. Oktober 1563. Ebenda). Auch wegen des Vieropfers machte das Domkapitel dem Rat zu Offenburg Vorstellungen.

Er möchte Vorkehrungen treffen, daß diese Opfer zu gebührlicher

Zeit und am rechten Ort gereicht oder, wie es sonst in Reichs- und andern Städten Brauch sei, von Haus zu Haus eingesammelt, in den Ratsstuben abgeliefert und

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Kamen außerordentliche Schädigungen, wie Truppendurchzüge, Mißwachs, Überschwemmungen des Rheins hinzu, so kann man verstehen, wie der Fiskal einmal von den Pfarrern des Rheinauischen Kapitels berichtet: sie seien so arm, daß sie selten Kapitel halten und zusammen kommen können; 1 ) und was er von dem Pfarrer zu Leberau meldet: „Lebt gar sordide, hat keinen unterhalt", wird für nicht wenig andere Kleriker gegolten haben. 2 ) Das Einkommen reichte für sehr viele nicht aus zu einem standesgemäßen Leben; mancher sank wieder herunter auf die Stufe des Bauern: „Tut bauern arbeit als hacken, ruten, graben", heißt es von einem Vikarius des Stifts zu Haslach. 3 ) „Dem guten armen priester" zu Grub gab der Abt von Hugshofen so wenig, daß er hungers hätte sterben müssen, wenn nicht barmherzige Leute ihm geholfen und er sich nicht ,,wie ein anderer bur im veld" ernährt hätte. 4 ) Ferner gab die s c h l e c h t e B e s c h a f f e n h e i t v i e l e r P f a r r h ä u s e r zu Klagen Anlaß, verhinderte die Besetzung der Stellen und war auch ein Grund des häufigen Wechsels der Pfarrer. Vielen weltlichen wie geistlichen Kollatoren machte dieser Übelstand herzlich wenig Sorge, und sie ließen sich lange und gewöhnlich vergeblich um eine Abstellung der Schäden bitten. 1 ) dann den Pfarrern übergeben werden. Schreiben des Domkapitels an Meister und Rat vom 15. Oktober 1554. Seinem Vogt zu E r s t e i n und G e i s p o l s h e i m , wo auch dieses Opfer in Abgang gekommen war, gab das Domkapitel den Befehl, dasselbe bis auf weiteres selbst im Beisein von etlichen Ratspersonen und des Schreibers, der jeden Untertanen, welcher für sich, sein Weib, Kind, Knecht und Magd das Opfergeld zu entrichten hat, ordentlich aufschreiben soll, an einem von ihm zu bestimmenden Ort entgegenzunehmen. Sonst war es Sitte, das Opfer — 1 Pfennig pro Person — auf den Altar niederzulegen. Schreiben vom 31. Oktober 1566, Missiven ad communitates 1560—1569. Auch von A l t e n h e i m wird die Verweigerung des Vieropfers berichtet. Hofrat von 1569. Fonds Zabern 185. ') S. die Visitationsberichte, a. a. 0., S. 505. Ein Pfarrer Johann Schettner eines Dorfes am Rhein bewarb sich beim Domkapitel um die Pfarrei Gerstheün. Durch Hagel und Überschwemmung des Rheins habe er sein Einkommen verloren. Orig.-Brief, eingegangen im Kapitel am 15. Mai 1574. *) S. die Visitationsberichte, a. a. 0., S. 522. ') Ebenda, S. 612. 4 ) Liber missivarum ad principes etc. 1659—1569. Archiv des Domkapitels. ') Die Hofrats- und Visitationsprotokolle berichten über eine große Zahl von zerfallenen Pfarrhäusern: So von Sulz (Visitationsberichte, S.513), von Dinsheim (Ebenda, S. 513 u. 519), von Kogenheim (S. 516) von Boozheim (S. 516). Die Stiftsherren zu Haslach ließen wie andere Pfarrhäuser, so auch das zu Sulz dermaßen herunterkommen, daß kein Pfarrer mehr darin wohnen konnte und die Pfarrei von einem

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Sollte eine Erneuerung des Pfarrstandes gelingen, so mußte besonders auch für eine materielle Besserstellung der niederen Klerisei gesorgt werden. Den einsichtigen Kirchenreformern seiner Zeit, die mit gutem Bedacht immer wieder auf diesen Übelstand hingewiesen und seine Beseitigung verlangt haben, hat sich, wie wir später sehen werden, auch Bischof Johann von Straßburg angeschlossen. Noch bedenklicher als der Mangel an Geistlichen und für den Bestand der katholischen Kirche viel gefährlicher war die Q u a l i t ä t dieser ihrer Diener. Wohl keine Zeit vorher oder nachher sah einen solchen Tiefstand in der geistlichen und sittlichen, beruflichen und wissenschaftlichen Beschaffenheit des katholischen Klerus, wie das 16. Jahrhundert. Die tiefe Verachtung, die ihm in allen Schichten der Bevölkerung zuteil wurde, hat er in reichlichem Maß verdient. Man darf ohne Voreingenommenheit sagen, daß die alte Kirche die tüchtigsten Kräfte zum großen Teil schon in den Anfangsjahren der neuen religiösen Bewegung hatte abgeben müssen, und auch später noch wandten sich die besten Elemente dem Protestantismus zu. Wie aus andern Diözesen hören wir auch aus der Straßburger immer wieder die Klage, daß es dem Bischof an hervorragenden Beratern mangle, daß zu wichtigen Sendungen und Verhandlungen die geeigneten Persönlichkeiten fehlen, daß besonders ein tüchtiger Nachwuchs für die Prälaturen und die höheren geistlichen Stellen nicht zur Verfügung stehe. Was sich zum Kirchenamt meldete und darin verblieb, war durchschnittlich unbrauchbar oder doch minderwertig. „Item, wo etwa ein fauler Student, der nicht mag noch will studieren, sagt Präbendarius aus Molsheim verseben werden mußte. (Schreiben Johanns nach Haslach vom 6. Oktober 1578, Bez.-Archiv, G 1836). Vom Pfarrhaus zu Weyersheim berichtete der Fiskal, es sei kaum ein Viehstall (Bez.-Archiv, G 1782). In Bösenbiesen, wo die Stelle lange Zeit durch Nachbargeistliche versehen werden mußte, war das Pfarrhaus nach einem Bericht des Amtmanns in einem derartigen Zustand, daß es bald „Uber einen häufen fallen wird", wenn nicht endlich Abhilfe geschieht. (Hofrat vom 19. Juni 1576, Fonds Zabern 178 c.) Ein Pfarrer von Kestenholz verließ diese Stelle, weil seinem Begehren nach Reparaturen nicht entsprochen wurde. Das Domkapitel, das die Kollatur hatte und sein Verhalten als Unbescheidenheit erklärte, tröstete sich zwar darüber in dem Gedanken, „einen priester wie ihn werden sie wohl wieder bekommen"; von einer Abstellung der Schäden hören wir aber nichts. Missiven ad communitates et saeculares personas 1550—1559. Schreiben vom 14. März 1558. Archiv des Domkapitels. Wenn eine Pfarrei längere Zeit nicht besetzt werden konnte, kam es auch vor, daß das Pfarrhaus gegen einen jährlichen Zins an einen Bürger des Orts vermietet wurde, so in St. Peter. (Bericht des Klosterschaffners von Ittenweiler an den Bischof im Jahr 1577. Bez.-Archiv, G 1594.)

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man, ha, er giebt einen guten Priester" erklärt ein zeitgenössischer katholischer Geistlicher und guter Kenner der Verhältnisse. 1 ) Das Bild, das wir gerade vom Seelsorgeklerus in der Straßburger Diözese nach manchen Berichten, besonders aber nach den schon erwähnten Visitationsprotokollen bekommen, ist wenig anmutig. Wie die Stiftsgeistlichkeit, so bewies auch die Säkularklerisei schon in ihrer ä u ß e r e n E r s c h e i n u n g , wie fremd vielen von ihnen d a s Wesen ihres geistlichen Amtes geworden war. Die Vorschriften ihrer Kirche mißachteten sie und verleugneten die Würde ihres Standes ohne jegliche Scheu. Das WafTentragen und die Soldatentracht besonders übte einen großen Reiz auf sie aus. Von dem Pfarrer zu Mittelbronn z. B. berichtete der Fiskal, daß er nach seinen eigenen Worten „vormittags ein priester, nachmittags ein landsknecht, hurer und vollsäufer" sei. 2 ) Der Pfarrer zu Ebersheim zog in öffentlicher Prozession mit •einer Feuerbüchse einher, nur mit Hosen und Wambs bekleidet, ohne Priesterrock. 3 ) In den vielen Schlaghändeln, zu denen es die Priester untereinander oder mit den Laien, gelegentlich auch mit ihren eigenen Beichtkindern kommen ließen, zeigten sie sich stets mit Dolchen und sonstigen Waffen gut bewehrt und mit ihrem Gebrauch wohl vertraut. Es war nur noch ein kleiner Schritt, wenn schließlich der eine oder andere sein Priesteramt ganz mit dem Kriegshandwerk vertauschte. 4 ) Ein Priester eigner Art war auch der Pfarrer von Reichenbach, •ein Konventual aus dem Kloster Schwarzach, von dem der Fiskal unter anderm berichtet: „Er hält sich in kleidungen wie reuter und kriegsleut, unerbar und üppig, an denen allen wie auch an geberden und hären, daß wenigst zeichen einer priesterlichen, geschweige clösterlichen person nit zu mercken. Hat neben angelegten teglichen weldkleidungen, dolchen und anderm, etliche viel hüet verschiedener färb und malerey, alle reuterisch formiert, etliche mit kranichfedern, etliche weiß oder mit seltzamen oder silbern hüetschnüren im pfarrhaus und stuben zu seinem prauch und lust hencken..., Gleichfalls hat er sein underschiedliche wehr, lanz und kurtze büchßen, in der anzal fast m e h r weder buecher, item seine armbrustbogen, kocher und alle schutzenrustung in beider gestalt, damit er dan je nach seinem gefallen und ') N. Paulus, Der Augustinermönch Hofmeister. ») S. die Visitationsberichte, S. 502, 20. ') Visitationsberichte, S. 508. 4 ) Von Konrad Masch, Pfarrer zu Neunkirch, schreibt der Dechant des Stifts Unserer lieben Frau im Spital zu Molsheim: „hat sich von der pfarr getan und ist in krieg verzogen". Originalurkunde über die Übertragung der Pfarrei Neunkirch a n Caspar Pauli vom 7. August 1572. Bez.-Archiv, D 3.

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last hin und wider und sonderlich uf lutherische örter und Obrigkeiten gehen Lahr und Sellenbach, uf sonnen- und andern festtag, da ime studieren, beten u. s. w. baß anstände, schießen ziecht."') Ein weiter Abstand klaffte zwischen der eigenen Lebensführung dieser Kleriker und der Sittlichkeit, die sie nach den Lehren des Evangeliums und ihrer Kirche vertreten sollten. An dem weit verbreiteten Laster ihrer Zeit, der T r u n k s u c h t , hatten auch sie ihren redlichen Anteil. Der Fiskal Johann Hessmann hat in seiner Relation eine eigene Rubrik: „Priester, so drunkenbeltz sein*, 8 ) UQd die nächsten Fiskale wissen von vielen zu melden, die eine starke Freude am „drunken drinken" haben, die lieber im Wirtshaus als in der Kirche sich finden lassen und in der Trunkenheit in jeder Beziehung sich unpriesterlich benehmen. Von unflätigen Schimpfreden, ferner von nächtlichem Umherschwärmen, von Raufereien und Schlägereien auch mit den eigenen Pfarrkindern, von schamlosem Benehmen dem weiblichen Geschlecht gegenüber, von sittlichen Verfehlungen bis zur Blutschande lesen wir in jenen Berichten genug und übergenug. Ganz besonders entartet aber scheinen die Mönche gewesen zu sein, welche als Pfarrer auf den Dörfern draußen saßen. 3 ) Von solcher Geistlichkeit wird man von vornherein nicht erwarten, daß ihr das Laster des K o n k u b i n a t s , das allenthalben im katholischen Klerus weit verbreitet war, fremd gewesen wäre. Wie es in dieser Beziehung in den Stiften und Klöstern aussah, haben wir schon gezeigt. Auch unter dem Säkularklerus bildete der Konkubinat die Regel: höhere und niedere, junge und alte 1 ) Priester befleckten sich damit. Wie groß ihre Zahl gewesen ist, mag z. B. aus der Bemerkung des Fiskals hervorgehen, daß der Priester, die von ihren Konkubinen Kinder haben, so viel seien, daß er es nicht für ratsam halte, gerichtlich gegen sie vorzugehen, um dem Volk nicht weiteren Anlaß zu allerlei Nachrede zu geben. Er schlug vor, ihre Bestrafung, wie es bisher im allgemeinen üblich gewesen sei, den Kapiteln zu überlassen, die solche Vergehen mit 3 Pfund zu erledigen pflegten. 5 ) ') Visitationsberichte, S. 138. ') Visitationsberichte, S. 501/02. *) Siehe z. B. den Bericht über den Pfarrer von Dangolsheim, Johann Zeltenbach, einen Mönch aus Schwarzach. Visitationsberichte, S. 524. 4) S. z. B. den Pfarrer von Schirmeck, Petrus Coquus „ein zimblicher alter priester, uf die 20 Jahr pfarrer da gewesen, sitzet aber auch in concubinatu, hat ein kind darin von 14 jähren und gienge die concubin zu deß fiskals Visitation von ime pfarrherrn aber schwanger". Visitationsberichte, S. 540. 5) Ebenda, S. 506.



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Gerade das Vorhandensein von Kindern mag manchen Priester veranlaßt haben, seiner Konkubine die Ehe zu versprechen. 1 ) Etliche haben dieses Versprechen auch eingelöst. Ein Straßburger Deputate z. B. ehelichte die Magd, die er bei sich hatte und hielt einen regelrechten Kirchgang mit ihr. 8 ) Andere wieder behandelten ihre Genossinnen, auch ohne daß sie ihnen kirchlich angetraut waren, wie reguläre Ehefrauen. Zu offenbarem Ärgernis der Pfarrkinder lassen sie den solchen Verhältnissen entsprossenen Kindern feierliche Taufen im Pfarrhaus halten und „halten sich in allem andern, gleich als ob sie in rechter ehe bei einander wohnten." 3 ) Solche Priester, die das illegitime Verhältnis zu einer dauernden Lebensgemeinschaft zu machen suchten, verdienen jedenfalls ein gewisses Maß von Achtung denen gegenüber, die ihre Konkubinen nur zur Befriedigung rohester Sinnlichkeit hatten. Unter den ersteren mögen sich doch hin und wieder auch solche befunden haben, von denen Luther in seiner Schrift an den christlichen Adel deutscher Nation sagt, daß „beide also gesinnt sind, in ihres Herzens Grund, daß sie gerne wollten immer bei einander bleiben in rechter ehelicher Treue, wenn sie nur das könnten mit gutem Gewissen tun". Ihnen stehen die andern gegenüber — und sie sind die Mehrheit —, die ziemlich häufig mit ihren Konkubinen wechseln; manchmal geht solch ein weibliches Wesen unter den Amtsbrüdern von Hand zu Hand. Aus nichtigen Gründen trennen sich diese Priester von ihren Mägden, besonders oft, wenn sie ihnen nicht mehr jung und schön genug sind. Von einigen wird berichtet, daß sie sich gleichzeitig zwei Konkubinen halten. 4 ) ') So der Pfarrer von Grendelbruch, der des Abtes von Altdorf Base samt etlichen Kindern bei sich hat. Visitationsberichte, S. 513. Der Pfarrer zu Orschweier, ein gewesener Mönch, S. 522. *) Ebenda, S. 502. Auch der Pfarrer zu Niederschopfheim, S. 539. In Hagenau traten 2 Priester im alten Spital in die Ehe, der Prediger Felix Schwan und sein Kaplan Johannes a Monte. (Schreiben des Bischofs Johann an den Insiegler vom 21. Mai 1580. Bez.-Archiv, G. 1413.) Bezeichnend ist auch ein vom Schultheißen Adolf Marggraf von Appenweier unterschriebenes „Geding" des Pfarrers Konrad Wanner aus Hirschau (Württemberg, O./A. Rottenburg), worin bestimmt ist, daß seine Haushälterin „wan sie kinder bey mir überkhäme" nach seinem Tod seine Alleinerbin, andernfalls gleichberechtigt mit seinen Geschwistern sein soll. Datum: Sonntag nach Ostern 1574. Original. Bez.Archiv, Fonds Zabern 208. ') Visitationsberichte, S. 504. Johannes Bremlein, Pfarrer zu Rust, ließ das Kindbett sogar im Pfarrhof halten, S. 538. 4 ) S. z. B. den Pfarrer zu Mutzig. Visitationsberichte, S. 513. Den zur Dürningen, S. 526.



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Die sittliche Verwilderung des Pfarrstandes beweist besonders auch die Tatsache, daß viele Geistliche zu ihren Konkubinen Ehefrauen sich auserlesen hatten. Der Fiskal Hessmann, der zur Zeit des Bischofs Erasmus einmal visitierte, überschreibt einen Abschnitt in seinem Bericht: „Die mit eheweibern und sonst lesterlichen und verdechtlichen personen hauß halten", und erzählt, wie einige Pfarrer vor den Augen der Ehemänner die Konkubinen herumführen oder mit Gewalt sie ihnen vorenthalten. 1 ) Die Berichte der späteren Fiskale enthalten ebenfalls eine ganze Reihe ähnlicher Fälle. 2 ) Einen Tiefstand sittlicher Verkommenheit aber stellt etwa dar der Pfarrer zu Lützelhausen und Wisch, der Chorkönig im Stift zu Haslach, Peter Georgij, ein Welscher, der mit einem Eheweib „unehrlich lebt" und zynisch erklärt: „was bedarf ich ein concubinam zu halten, sey kommen mir selbs zu haus. BS ) Diese Konkubinen, die wahrlich nicht den besten Schichten der Bevölkerung entstammten, zogen die Geistlichen noch tiefer in den sittlichen Schmutz herunter. Von einer consobrina spricht der Fiskal einmal; 4 ) von Prügelszenen zwischen Pfarrern und ihren Weibern berichtet er; auch von bösen Streitigkeiten der letzteren mit andern Frauen des Dorfes, die teilweise in der Eifersucht ihren Grund hatten. Nichts hat das katholische Volk so tief erregt wie das sittenlose Leben seiner Geistlichen, die Bedrohung seiner Frauen und Töchter durch die eigenen Seelsorger; nichts hat diesen so große Verachtung eingetragen wie der Konkubinat und seine Begleiterscheinungen. Den Protestanten, die es sich natürlich nicht entgehen ließen, mit einem gewissen Behagen auf solche Zustände hinzuweisen, konnte nichts zur Entschuldigung entgegen gehalten werden. 5 ) ') Ebenda, S. 502. •) S. die Pfarrer zu Gugenheim (S. 570 u. 577) zu Nordhausen (515). zu Reichenbach (Frater Alexius Meilin!), S. 539. *) Visitationsberichte, S. 514. 4 ) Ebenda 515. ») S. z. B. Visitationsberichte, S. 537. Über den Konkubinat in der Diözese vgl. auch die von der Seite der protestantischen Domherren ausgehende Schrift „gründlicher Diskurs und Bericht uff die Kriechingische Erklärung". Straßburg 1592. (Siehe bei Gfrörer a. a. 0 . S. 17.) Es heißt darin z. B.: „Das gemeine tun der klerisey dieses bistums sei nichts anderes als ein prostibulum und gemein haus so hoch verpeenter unzucht gewesen". Bischof Johann selbst habe des öfteren sich vernehmen lassen: daß er unter seinem ganzen Klerus höchstens 30 Personen habe, die nicht concubinarii, adulteri, incaestuosi et nephandorum (!) criminum rei seien. Die Personen, durch welche Johann eine Besserung dieser Zustände herbeiführen wollte, seien als verderbter schließlich erkannt worden, denn die Konkubinarier selbst. Das könne der noch lebende

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Wie solch eine Geistlichkeit ihren d i e n s t l i c h e n V e r p f l i c h t u n g e n in der Seelsorge, im Gottesdienst und in der Sakramentsspendung, in Predigt und Unterricht nachkam, läßt sich unschwer erraten. Zahlreich sind die von Klagen der Gemeinden unterstützten Hinweise der Visitatoren auf die mangelhafte V e r s e h u n g d e s G o t t e s d i e n s t e s seitens der Pfarrer, auf die würdelose Verrichtung der kultischen Handlungen. Besonders lebhaft wurden die schlechten und spärlichen P r e d i g t e n oder deren gänzlicher Ausfall empfunden; denn gerade nach ihnen hatte das damalige Kirchenvolk ein starkes Verlangen. Sah es doch deutlich den Segen, der auf protestantischer Seite von der Kanzel ausging. Die S e e l s o r g e lag darnieder, die Spendung der S a k r a m e n t e konnte von vielen Priestern nur mit Mühe erlangt werden.') Hie und da kommt es vor, daß ein Kleriker auf längere Zeit sich aus seiner Pfarrei entfernt und etwa einem benachbarten Kollegen ihre Versehung überläßt oder überhaupt sich nicht um sie kümmert. 4 ) Um E x k o m m u n i k a t i o n e n , die über sie verhängt wurden, kümmerten sich die meisten Priester nicht; ruhig besorgten sie trotzdem ihre Kirchengeschäfte weiter. 3 ) Die R e c h t g l ä u b i g k e i t eines großen Teils des Diözesanklerus gab zu ernstlichen Bedenken Anlaß; viele waren zwar nicht rein proteOfficial (es ist Agrícola gemeint, s. über ihn später) bezeugen, der an einer solchen Krankheit mit andern damals im Spital gelegen habe. ') S. z. B. in den Visitationsberichten, S. 518 (Truchtersheim); S. 521 (Holzheim und Lingolsheim); S. 524 (Sulz); S. 538 f. (Reichenbach); S. 513 (Schirmeck, wo „wan einer gestorben, bleibt der pfarrer zu heim, lest den wie ein hond begraben"); S. 525 (Rangen, der Pfarrer ,,sol almain wol gantze nachten im würtzhaus sitzen und zuletzt vol und ungeschickt zur kirchen kommen, alQdan auch predigen, waß ime einfeit, welches alles bei der jugend und jedem ärgerlich ufgenomen". S. 538, der Pfarrer von Rust ist „ungewillig und unfleißig in kindertaufungen und Verrichtung der andern h. sacramenten" u. sonst öfters. S. auch Hofratsprotokoll von 1569 (Fonds Zabern, ohne genaueres Datum), wo die Einwohner von Bösenbiesen, das eine selbständige Pfarrei war, aber damals von Baldenheim aus versehen wurde, klagen, daß der dortige Pfarrer sie im vergangenen Jahr mit keinem Sakrament versehen habe; er sei wohl gekommen. Beichte zu hören, aber zu unrechter Zeit, wenn sie zur Arbeit gehen mußten. ') So forderte z. B. Bischof Johann den Pfarrer Martin Schwarzach von Benfeld, der „vor nit wenig wochen" seine ihm anbefohlene Pfarrei verlassen hatte, auf, jetzt zur beginnenden Festzeit endlich wieder zurückzukehren, sonst würde er einen andern Pfarrer dorthin setzen. (Schreiben Johanns an den Pfarrer von Benfeld vom 20. März 1569. Fonds Zabern 208.) a ) So war z. B. der Pfarrer von Rangen, Johannes Hübler, 6 Jahr im Bann gewesen, und ist doch „ungeachtet dessen oder einiger absolulion mit den kirchendiensten und sacramenten umbgegangen". (Visitationsberichte, S. 525.)



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stantisch, aber ebensowenig korrekt katholisch. Ketzerische Neigungen, besonders auch in der Auffassung und Darbietung der Sakramente, waren weit unter ihnen verbreitet. Manche teilten das Abendmahl nach protestantischem Ritus unter beiderlei Gestalt aus und absolvierten ihre Pfarrkinder in der allgemeinen Beichte.') Der Pfarrer von Lampertheim spendete sogar das heilige Sakrament mit einem gebackenen Kuchen; auch wollte er — und solche wiedertäuferische Ansichten tun auch andere kund — keine Kinder unter 9 Jahren taufen. Die Jungfrauen ferner segnete er bloß vormittags, die Witfrauen bloß nachmittags zur Ehe ein. 2 ) Namentlich der M e s s e standen viele Geistliche sehr kritisch gegenüber. Manche zelebrierten überhaupt nicht mehr, andere nur in großen zeitlichen Zwischenräumen. Der Pfarrer von Truchtersheim las in 10—12 Wochen nicht mehr als einmal eine Messe, auch seine andern Kollegen im Kochersberger Land hielten es nicht anders. s ) Der schon erwähnte Alexius Meilin in Reichenbach zelebrierte selten am Sonntag, höchstens an hohen Feiertagen, „wann er etwa dazu lustig sei", und beschränkte sich auf das Predigen. 4 ) Als Johann Mauritius, Pfarrer von Oberehnheim, nach Zabern vorgeladen wurde, erklärte er die Messe für ein teuflisch Werk. Vorher schon hatte er Blätter aus dem Meßbuch verbrannt. 5 ) Wie einzelnen Angehörigen des geistlichen Standes überhaupt schließlich jegliches innere Verhältnis zu ihrem Amt verloren gegangen war, mag noch das Beispiel des frivolen Pfarrers von Rangen, Johannes Hübler, zeigen. Der überließ einmal im Bock zu Zabern im Beisein des Erzpriesters und des Propstes seinen Priesterrock dem Wirt frei für die Zeche mit den Worten: „Er frag nichts darnach. Sein rock sei gottesrock, dan er sag, «quoniam diviserunt vestimenta s u a » . " 6 ) Solch unglückselige Naturen, die innerlich mit den Lehren ihrer Kirche zerfallen waren und nur widerstrebend die Zeremonien, über l

) Visitationsberichte, S. 520.

*) Visitationsberichte, S. 518. 3

) Ebenda.

) so tat er d a s vor allem im Hinblick auf die von dem Stift zu konferierenden Pfarreien. Aber mit dem allem schien dem Bischof in dieser Sache noch nicht genug getan zu sein. Vom Papst Gregor XIII. hatte er ein I n d u l t erhalten über die Verleihung von Benefizien in den Papstmonaten. Aber es war nur sehr allgemein gehalten, nicht in urkundlicher Form ausgestellt und redete nur von Benefizien in ketzerischen Orten. Als Johann, auf diese päpstliche Vergünstigung sich stützend, im November 1574 eine vakierende Präbende in Jung-St.-Peter seinem Hofrat D. Schwan übertragen wollte, gab das Kapitel seine Zustimmung nicht dazu, und der Offizial verweigerte die Anstrengung eines Prozesses gegen das Stift, angeblich weil er ein Kanoniker in demselben sei. 2 ) Nach dem Tode Gregors VIII. suchte Johann von seinem Nachfolger eine Erneuerung und Erweiterung dieses Indultes zu erlangen: Alle Benefizien in der gesamten Diözese, die sonst dem päpstlichen Stuhl reserviert waren, auch die Dignitäten und Präposituren in den Kollegiatstiften sollte er verleihen dürfen. So erst würde es möglich sein, die kirchlichen Stellen mit Männern zu besetzen, die durch ihre wissenschaftliche, moralische und geistliche Befähigung andern voranleuchten, 1 ) während bei der jetzigen Art der Besetzung in den Papstmonaten durch Protektion allerlei unwürdige Elemente in diese Ämter eindringen. Aber trotz aller Schreiben, trotz einer persönlichen Besprechung mit dem päpstlichen Nuntius in Prag und seiner wiederholten Versicherungen, die wir ihm auch glauben dürfen, daß er mit solchem Verlangen nicht seinen Privatnutzen, sondern die Wohlfahrt des Stiftes im Auge habe, konnte er bei dem bedenklichen Sixtus V. nicht mehr erreichen als die Erlaubnis, fünf Jahre lang auch in den Papstmonaten die ihm auch sonst zustehenden Benefizien zu verleihen, eine bei der äußerst geringen Zahl derselben — innerhalb 10 Jahren nicht mehr a H 4—5, schreibt der Bischof — wahrlich nicht überwältigende Kon') Siehe S. 81. ») Hofrat vom 20. November 1574 (Fonds Zabern 177). J ) Nur Männer, die auf katholischen Hochschulen zu Doctores und Licentiaten promoviert seien, sollten solche Dignitäten erlangen, um dann als Suffragane, Officiale, Pönitentiarien, Visitatoren, Consiliarii, Lektoren und Prediger verwendet zu werden.

— 104 — Zession.')

Kr hat weiter gedrängt,

aber, wie

es scheint,

nicht mehr

erhalten. 2 ) In einem Streit, den er w e g e n Verleihung von Pfründen,

die in

einem Papstmonat in den Stiftern Jung- und Alt-St.-Peter erledigt waren, mit der Stadt Straßburg hatte, wies er jedenfalls nicht auf ein weiteres, von Rom ihm verliehenes Indult hin. 3 » Der Mangel an Kollaturen mag für den Bischof mitbestimmend g e w e s e n sein, von einem Mittel Gebrauch zu machen, das. richtig an•) Bulle S i x t u s ' V. vom 30. April 1588. Kopie, Bez.-Archiv. G 1451. Der l ' n t e r h ä n d l e r d e s Bischofs in R o m w a r R i c h a r d S t r a v i u s ; s. b e s o n d e r s die I n s t r u k tion f ü r ihn v o m 6. N o v e m b e r 1586. D a s gleiche Dalum trägt a u c h d a s B i t t g e s u c h J o h a n n s a n d e n P a p s t u n d ein S c h r e i b e n a n den K a r d i n a l Madruzzo. d e n J o h a n n u m U n t e r s t ü t z u n g s e i n e r S a c h e b a t , d e r a b e r a u c h n i c h t s a u s r i c h t e t e und i h n a n d e n n e u e n n a c h Köln a b g e o r d n e t e n p ä p s t l i c h e n N u n t i u s wies ( S c h r e i b e n a u s Horn v o m 4. Juli 1587). A u c h mit d i e s e m s e t z t e sich J o h a n n ins B e n e h m e n l S c h r e i b e n v o m 9. O k t o b e r 1587), e b e n s o mit d e m K a r d i n a l Montealto. mit d e m er b e s o n d e r s a u c h w e g e n d e r b r u d e r h ö f i s c h e n H ä n d e l v e r h a n d e l t e . Der g e s a m t e B r i e f w e c h s e l findet sich Bez.-Archiv, G 1451. ') S c h r e i b e n J o h a n n s a n S t r a v i u s vom 31. Juli 1588. 3 ) A m 19. F e b r u a r 159t) w a r Dr. J o h a n n Heßler. Propst von J u n g - S t - P e t e r u n d K a n o n i k u s a n Alt-St.-Peter g e s t o r b e n . Gleich a m n ä c h s t e n Tag. e h e e r . wie d e r Bischof sich a u s d r ü c k t e , ,,recht kalt u n d v e r g r a b e n w o r d e n ', h a t d e r H a t sein G e m a c h v e r s e k r e t i e r e n u n d d e n K a p i t e l n als s e i n e n S c h i r m v e r w a n d t e n s a g e n l a s s e n , d a ß d e r M a g i s t r a t , als ein S t a n d u n d Glied d e r a u g s b u r g i s c h e n K o n f e s s i o n , n i c h t gewillt sei, die B e s e t z u n g d e r in e i n e m P a p s t m o n a t e r l e d i g t e n K a n o n i k a t e n a c h d e s P a p s t e s G e f a l l e n zu g e s t a t t e n , sich d a d u r c h r ö m i s c h e K u r t i s a n e n a u f d r ä n g e n u n d in s e i n e r Obrigkeit d e s P a p s t e s zu R o m J u r i s d i k t i o n u n d A u t o r i t ä t a u f k o m m e n z u l a s s e n . Er w i e s d a b e i auf e i n e n in d i e s e m S i n n g e f a ß t e n und d e n S t i f t e r n mitgeteilten M a g i s t r a t s b e s c h l u ß v o n 1531 u n d auf eine V e r e i n b a r u n g mit d e m Domkapitel v o n 1534 hin. Diese B e s c h l ü s s e s e i e n ja a u c h zur W a h r u n g d e r F r e i h e i t e n d e r S t i f t e r selbst u n d z u r E r h a l t u n g s c h a f t u n d Klerisei g e f a ß t w o r d e n .

des V e r t r a u e n s

zwischen M a g i s t r a t .

Bürger-

Der Bischof p r o t e s t i e r t e s o w o h l gegen die I n v e n t i e r u n g und V e r s e k r e t i e r u n g — R e c h t e , ü b e r d e r e n A u s ü b u n g in d e r s t ä d t i s c h e n Kanzlei g e r a d e ein P r o z e ß z w i s c h e n i h m u n d d e m R a t in W o r m s s c h w e b t e — als a u c h g e g e n d a s e r l a s s e n e Verbot b e t r . B e s e t z u n g d e r e r l e d i g t e n P f r ü n d e n als eine u n e r h ö r t e N e u e r u n g u n d e i n e n g ä n z l i c h u n z u l ä s s i g e n Eingriff in s e i n e geistliche G e w a l t . Der Rat k ö n n e o h n e s e i n e , des O r d i n a r i u s . Z u s t i m m u n g ü b e r h a u p t keine b i n d e n d e n V e r t r ä g e mit d e m K l e r u s a b s c h l i e ß e n . Überdies s e i e n k r a f t p ä p s t l i c h e r I n d u l t e die in d e n P a p s t i n o n a t e n erledigten P f r ü n d e n a n d e n b e i d e n N e b e n s t i l t e r n von s e i n e n V o r g ä n g e r n , die Benefizien u n d D i g n i t ä t e n a m h o h e n Stift v o m P a p s t b e s e t z t w o r d e n . E r e r n a n n t e s e i n e n K a p e l l a n u s auf d a s v a k a n t e K a n o n i k a t und s c h i c k t e die U r k u n d e d a r ü b e r d e m Stift zu, d a m i t es j e d e n a n d e r n B e w e r b e r z u r ü c k w e i s e n k ö n n e . (Eines e r s a m e n

rhats

e r k a n d t n u s Verleihung d e r p f r ü n d e n uff d e n Stiftern

ins p a p s t s m o n a t s , v o m 25. F e b r u a r 1590. Bez.-Archiv. H 1365 u n d die A n t w o r t des Bischofs d a r a u f . E b e n d a . )



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gewandt, sich als besonders brauchbar für die Wiederherstellung katholischen

Kirchenwesens

erwies,

den

Visitationen

des

des

Pfarr-

klerus. Von den Visitationen der Klöster und Stifter war schon die Rede. Hatten sie auch, namentlich bei den ersteren, nicht einen durchgreifenden Erfolg, so ist doch anzuerkennen, daß der Straßburger Bischof in einer Zeit, da die wenigsten deutschen Kirchenfürsten um derlei Reformmaß»ahmen sich kümmerten, ernstlich um die Ausführung der betreffenden Bestimmungen des Tridentiner Konzils sich bemühte. Mit noch größerem Eifer und in einzigartiger W e i s e ließ er sich die Visitation seiner Pfarrgeistlichkeit angelegen sein. Schon frühe schickte er kleine Kommissionen, aus einem Rat und einem höheren Geistlichen bestehend, in die Ämter und in die Dörfer, um das Leben und die Amtsführung der Pfarrer zu kontrollieren und ihm Bericht zu erstatten. nicht so häufig —

Auch Generalvisitationen ließ er — allerdings

abhalten.

Später wurden dann vor allem auch Jesuiten bei den Visitationen verwandt,

die bekanntlich

unterstützten.

überall diese kirchliche Institution lebhaft

S o fand z. B. im Mai 1 5 8 2 eine ordentliche Visitation

.sämtlicher Ruralkapitel

der Diözese statt.

In der Kommission

waren

neben dem Jesuitenrektor J a k o b Ernfelder der Dechant der Kollegiatkirche in Zabern, Konrad Göttelmann, und der Kaiserliche Notar Absalon. Eine uns aus andern Diözesen nicht

bekannte Einrichtung

hat

Johann mit den fiskalischen Visitationen oder I n q u i s i t i o n e n geschaffen. Er sandte sehr oft den Fiskal, einen Beamten am bischöflichen Gericht, aus, damit er ihm über das private und amtliche Leben der Geistlichkeit berichte.

Manchmal bekam er auch einen Spezialauftrag: S o sollte

einmal der Fiskal Otto von Londerschloth die Kirchengeräte und Ornate nachsehen und über den Zustand der Kirchengebäude sich orientieren. Gelegentlich wird ihm auch ein Geistlicher bei der Inquisition beigegeben.

Die Berichte,

welche der Fiskal einreichte, sah der Bischof

selbst durch und gab dann für den einzelnen Fall seinen Bescheid. 1 ) Durch diese Visitationen

und Inquisitionen hat Bischof Johann

auf alle Fälle sich ein genaues Bild über die Zustände in seiner Diözese verschafft;

es mag auch der eine oder andere Geistliche aus Furcht

vor dem Visitator und den zu erwartenden Strafen sich etwas mehr in acht genommen haben, aber aufbauend haben sie doch nicht gewirkt ; eine merkliche Besserung in dem Gesamtzustand der Geistlichkeit können wir jedenfalls durch sie nicht feststellen. l

) Siehe

Näheres über

die Visitationen

in meiner

öflers

handlung in der Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins.

erwähnten

Bd. 26, Heft -i.

Ab-



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Die Straßburger Klerisei war bis zur Erwählung Johanns von Manderscheid gewöhnt gewesen, in Ruhe gelassen zu werden. Sie fühlte sich jetzt naturgemäß durch all diese Reformmaßregeln, besonders auch durch die Visitationen, stark beunruhigt. Zu den Verleumdungen und Verdächtigungen, die sich in zahlreichen P a s q u i l l e n und F l u g s c h r i f t e n gegen den zielbewußten Bischof richteten, mag mancherlei Stoff aus den Reihen seiner eigenen Klerisei geliefert worden sein. Die Mißstimmung über die ihnen so unliebsame Tätigkeit ihres Ordinarius hat auch unter der Weltgeistlichkeit, ähnlich wie in der Klosterwelt, K o n s p i r a t i o n s g e l ü s t e erweckt. Besonders eine Maßnahme, die noch zu nennen ist, war ihr sehr unangenehm : Der Bischof sah streng darauf, daß ihm sofort der Tod eines jeden Klerikers angezeigt werde, und er nahm für sich wieder das Recht in Anspruch, alle Testamente der Geistlichen zu approbieren, nach ihrem Absterben ihre Hinterlassenschaft zu inventieren und einen Teil davon für sich einzuziehen. Dieses ziemlich konsequent durchgeführte Verlangen des Bischofs ist es vor allem gewesen, das im April 1574 zu einer Versammlung der Ruralkapitel im Stift von Jung-St.-Peter, von der Johann nichts wußte, den Anlaß gab; ein allerdings ungewöhnliches Vorgehen, das, wie er erklärte, ihn nicht wenig befremdete und dessen Wiederholung er sich ernstlich verbat.') Man sieht, viel ließ sich an dieser Geistlichkeit nicht mehr bessern. Durch unerbittliche Strenge hätte man vielleicht die allergröbsten Schäden bei ihr äußerlich ausmerzen können: aber einer durchgreifenden inneren Reform war sie nicht mehr zugänglich. Hier galt es einen Neubruch zu schaffen: für die Heranbildung eines mit einem neuen Geist erfüllten geistlichen Nachwuchses zu sorgen. Dazu waren vor allem Schalen nötig. In ihnen hat denn auch der praktische Blick Johanns ein hervorragendes Hilfsmittel für seine Restaurierungspläne gesehen. An dem allgemeinen Verfall des Schulwesens in Deutschland hatten auch die elsässischen Schulen, die einstens in so hoher Blüte standen, teilgenommen. Zum mindesten in allen größeren und kleineren Städten hatten höhere Schulen bestanden. Neben Städten wie Schlettstadt, Colmar. Rufach, Rosheim, besaßen aber auch Oberehnheim, Niederehnheim,2) ') Hofrat vom 28. April 157-i (Fonds Zabern 177). *) In der Hofratssitzung vom 19. April 157-i wird ein dortiger Schulmeister, Jobann Arrhan genannt, für den der Rat um die Übertragung der erledigten Primissarie zu Molsheim bat (Fonds Zabern 177).

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Zabern, Andlau, Dachstein, Salz, Benfeld, Bürsch, Surburg, Erstein 1 ) und andere ihre Latein- oder Partikularschulen, die zum Teil schon sehr alt waren. .letzt waren sie aber in den katholisch gebliebenen Orten zum größten Teil eingegangen oder fristeten nur noch ein kümmerliches Dasein. Ebenso waren die Dom-, Stifts- und Klosterschulen zerfallen, von den Pfarrschulen garnicht zu reden. Das Material an Schullehrern war in keiner Beziehung besser als das an Geistlichen. Von Anfang an zeigte Johann für die Schulen ein lebhaftes Interesse. Das .war ein Gebiet, wo er mit seinem praktischen Geschick verhältnismäßig selbständig sich betätigen konnte. Die Wiedererrichtung oder der Neubau von Schulen, die Anstellung der Lehrer, die Aufstellung von Lehrplänen und Schulordnungen ist zum größten Teil seinen Anregungen und seinem persönlichen Eingreifen zu verdanken. Die großen Erfolge, welche die Protestanten gerade in seiner Diözese auf dem Gebiete des Schulwesens aufzuweisen hatten und die er so unangenehm deutlich vor Augen sah, mögen seinen Eifer noch mehr angespornt haben. Schon in den ersten Jahren nach seiner Wahl hat er in seiner Residenzstadt Z a b e r n eine „neue schul" gegründet, der er auch später immer seine fördernde Sorgfalt gewidmet hat. Es war eine lateinische Schule, die wohl in dem dortigen verlassenen Barfüßerkloster, dessen Einkünfte einen Teil der Unterhaltungskosten bildeten, errichtet wurde. Von Köln aus schrieb der Bischof 1571 nach Zabern, man möge sich die Schule fleißig befohlen sein lassen, damit er sie bei seiner Ankunft in gutem Stande finde. 8 ) Sie scheint denn auch einen guten Fortgang genommen zu haben. Später haben wohl die Jesuiten über sie die (Iberaufsicht geführt; jedenfalls wurde nach ihrem Lehrplan unterrichtet. Ein Kuratorium war für die Schule bestellt, das aus drei Scholarchen bestand. Einer davon war aus den gelehrten Räten des Bischofs, der zweite war der Propst des Zaberner Stiftes, das für ihre Fundierung etwas gegeben hatte, der dritte war der Schultheiß von Zabern, der die Stadt vertrat. Ein Teil der Schüler, die von auswärts kamen, waren als Kostgänger bei den Einwohnern untergebracht. 3 ) ') Die dortige Schule wurde vom Domkapitel unterhalten; einem Schulmeister machte es öfters Vorhaltungen wegen seines Unfleißes und seines üblen Lebens und drohte ihm mit Absetzung. (Domkapitelprotokoll vom 26. Juli 1690. Archiv des Domkapitels.) ') Fonds Zabern 185. Auch ein Kanonikus am Zaberner Stift, Kilian Holtmann, hatte einen solchen Kostgänger und zwar den vierzehnjährigen Sohn des Pfarrers Johann



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Für ihre Verpflegung hat der Bischof 1571 eine Normaltaxe aufgestellt, die trotz der teuren Zeiten nicht hoch sein sollte, damit brauchbaren, aber mit bescheidenen Mitteln versehenen Knaben der Besuch der Schule nicht unmöglich gemacht würde, 'i Nach seiner Art hat Johann auch für sie alles auf das genaueste zu regeln versucht.*) Bosch von F a u l e n b a c h , „in sludiis in seinen kosten samt kleidun;: e r h a l l e n " , klagte aber, daß er keinen Ersatz für seine Ausgaben b e k o m m e n habe. Bez.-Archiv, G 1413. ') Mehr als 40 Taler j ä h r l i c h sollten nichl für den besten Tisch u n d liir den g e r i n g e m nicht mehr als 30 gezahlt werden. Er wisse allerdings wohl. dal« teuere Zeil sei und billigerweise m e h r gegeben w e r d e n sollte. (Schreiben J o h a n n s an den S e k r e t ä r vom 10. Dezember 1571 a u s Köln. Fonds Xahern 185.1 ') Als Schulmeister wird in den achtziger J a h r e n ein M. Jakob Diemer gen a n n t , der am 5. F e b r u a r 1583, n a c h d e m er etliche J a h r e die L a t e i n s c h u l e versehen hatte, seine schriftliche B e s t a l l u n g bekam. Darin v e r p a c h t e t e er sich zur T r e u e gegen den Bischof und den katholischen Glauben. Die Jugend wolle er in der F u r c h t Gottes, den freien Künsten und guten Sitten e r z i e h e n : wolle keine S c h u l v e r s ä u m n i s s e dulden, s o n d e r n j e d e S t u n d e auf die absentes gut Acht geben und sie notieren. F e r n e r solle er seine bestimmten h o r a s an Fest- und W o c h e n tagen halten, j e d e n Morgen mit d e n K n a b e n vor Schulbeginn d a s „veni s á n e t e spiritus" singen, a b e n d s das ..da p a c e m , Domine" oder einen a n d e r n geistlichen Gesang. Die vom Tridentiner Konzil a p p r o b i e r t e n lateinischen und griechischen Autoren solle er lesen. Damit die J u g e n d zu Anfang ihrer Studien nichl mit u n geeigneter oder verbotener Leklüre beschwert würde, schickte der Bischof ihm die Kopie des j e s u i t i s c h e n elenchi, wie d e n n der Schulmeister ü b e r h a u p t seinem Unterricht den L e h r p l a n des Molsheimer Kollegs z u g r u n d e legen soll, d a m i t die Schüler, w e n n sie später dorthin oder in ein a n d e r e s S e m i n a r k ä m e n , ..in dem a n g e f a n g e n e n scopo bleiben k ö n n e n " . So soll er z. B. wie die J e s u i t e n ..alle lag und woche a r g u m e n t a und exercitia mit c o m p o n i e r e n und v e r t i e r e n der sprach oder sonst mit disputieren geben". Ferner gehörte es zu seiner Aufgabe, die Schüler an Sonn- lind Festlagen und a n den a b e n d s zuvor s t a t t f i n d e n d e n Vigilien zur Kirche in g e b ü h r e n d e m h a b i t u und guter O r d n u n g zu führen und mil ihnen beim heiligen Ami, d e r Messe und Vesper zu assistieren. Während der Predigt soll er a u l p a s s e n , daß die Knaben, d e n e n besondere Plätze angewiesen w a r e n , nichl zu d e n S e i l e n l ü r e n h i n a u s ..abschleifen", und in der Schule sie d a n n über die gehörte Predigt e x a m i n i e r e n . Am Abend wird er oder sein Helfer mit d e n Scholaren in der Kirche a n d ä c h t i g das Salve oder den englischen Gruß singen. Außerdem soll der S c h u l m e i s t e r selbst bei Messen, Prozessionen und B e g r ä b n i s s e n m i t w i r k e n . Auch die Aufsicht über das Barfüßerkloster u n d dessen I n v e n t a r ist ihm a n v e r t r a u t . Ihm stehl ein Provisor zur Seite, den er sich selbst zu halten hal. (Als solcher wird 1582 einmal ein H a r t m a n n B e n n e r genannt, der mit seinem Magister in Slreil g e r a t e n war. Hofrat vom 27. Juli 1582, Fonds Z a b e r n 178 d.) Als Kompetenz erhielt e r : Von j e d e m K n a b e n a n j e d e m F r o n l a s l e n 2 ß (pro Schüler j ä h r l i c h 8 ß), zur Winterszeit von e i n e m j e d e n 1 ß f ü r Holzgeld. Um seinen Eifer a n z u s p o r n e n , will ihm der Bischof noch jährlich 50 Gulden (ä 15 ß.)

— 109 — Um die Schule zu B e n f e l d , wo die Reformation rasche Fortschritte zu machen drohte, hat er sich ganz besonders angenommen. Wie die Geistlichen dort, führten auch die Schulmeister ein ärgerliches Leben. Etliche mußte der Stadtrat, der lange genug nachsichtig gewesen war, entlassen.') Der Bischof machte dem Schultheißen ernstliche Vorwürfe, daß er sich nicht genügend um die leichtfertigen Lehrer gekümmert, namentlich nicht darauf gesehen hatte, ob die Magister wirklich auch der katholischen Religion zugetan seien. Besonders indigniert war er über den Versuch des Rats, ihn bei Wiederbesetzung der Stelle zu umgehen. Über jede Vakanz sei ihm gebührlicherweise zu berichten. 2 ) Im Jahre 1581 schickte er als Prediger und Seelsorger seinen Hofprediger, als Schulmeister seinen Alumnen, den Mathias Adam für einige Zeit nach Benfeld. Dieser mußte, da das Sehulhaus baufällig war, sein Quartier in der Wohnung des Schultheißen aufschlagen. 3 ) Beide wirkten nach dem Bericht des letztern mit gutem Erfolg. 4 ) Nach einem Jahr bereits gingen 100 Knaben zur Schule, während vorher kaum 5 — 6 dagewesen seien, sodaß die Errichtung einer weiteren Klasse und die Anstellung eines Provisors notwendig wurde. 5 ) und 20 Viertel Roggen g e b e n ; vom Sliftspropst b e k a m er 25 Gulden u n d 10 Viertel Roggen. Der Rat d e r Stadt Z a b e r n z a h l t e f ü r 12 a r m e Bürgerskinder a u s einem Legat 5 6 4 ß, ebensoviel a u s der A l m o s e n r e c h n u n g f ü r 12 fremde Schüler. F e r n e r gab ihm d e r R a t f ü r Besorgung des Kirchendienstes 4 Gulden u n d zur E r w ä r m u n g der S c h u l s t u b e n j ä h r l i c h 300 Wellen u n d 5 Klafter Holz, a u ß e r d e m noch 2 Klafler Holz e x t r a , „damil er der j u g e n d desto fleißiger einheitzen lasse". Der Provisor b e k a m 8 Gulden vom Stift, l ß vom Bischof und j e d e F r o n f a s t e n von jedem J u n g e n 3 P f e n n i g (..tut d a s ganze J a h r 1 ß."). Diese „Besoldung u n d Ordnung der Schulmeister' 1 findel sich Bez.-Archiv, G 1734. ') Als Schulmeister w e r d e n g e n a n n t Textor, der wegen „seiner leichtfertigen V e r h e i r a t u n g und ä r g e r l i c h e n V e r h a l t e n s " e n t l a s s e n w u r d e ; vor ihm w a r d a ein M. Ludwig Licht, dem „ s e i n e s u n p r i e s l e r l i c h e n L e b e n s h a l b " gekündigt wurde, d a n n ein F r a n c i s c u s Mark, der sich a u c h mit einer leichtfertigen P e r s o n in den ehelichen Stand begeben h a t l e und d a r a u f h i n seiner Stelle entsetzt w u r d e (Bez.Archiv, G 1851). *l Schreiben J o h a n n s a n den Schultheißen vom 29. F e b r u a r 1581. Bez.-Archiv, G 1851. 3 ) Bericht des Matthias A d a m vom 21. März 1581. Ebenda. 4 ) Schreiben des Schultheißen a n J o h a n n vom 4. F e b r u a r 1581. E b e n d a . *) J o h a n n h a t t e d e n M. M a t t h i a s A d a m , da er ihn a n d e r s w o v e r w e n d e n wollte, abberufen, a b e r auf die Bitten d e s Rats, der keinen E r s a t z für ihn fand, w i e d e r n a c h Benfeld geschickt. Die u n t e r s t e Klasse sollte der alte gewesene Schulm e i s t e r , der aus d e r Schule noch N u t z u n g e n bezog, einstweilen ü b e r n e h m e n (Schreiben J o h a n n s v o m 29. März 1582 u n d 30. Juli 1581; Bez.-Archiv, G 1851 u n d F o n d s Z a b e r n 199).



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Wie viel dem Bischof an dieser Schule gelegen war, kann man auch daran sehen, daß er die Kosten für sie ein Jahr lang allein aus seiner eigenen Schatulle bestritt. Nur sehr widerwillig verstand sich der Stadtrat schließlich zur Unterhaltung der Schule; einer Abordnung aus Benfeld, die allerlei Klagen vorbrachte, versprach dann der Bischof, einen Beitrag zu den wachsenden Kosten zu geben.') Andere Schulen, wie z. B. die in Ruf a c h suchte er durch jährliche Zuschüsse, aus denen vor allem die Kompetenz der Schulmeister erhöht werden sollte, wieder zu heben. 8 ) Um sich und seinem Stift einen Nachwuchs von tüchtigen katholischen Beamten, besonders aber an Geistlichen zu sichern, gewährte er würdigen Studenten U n t e r s t ü t z u n g e n oder trug ganz die Kosten ihres Studiums. Sie müssen dafür in einem Revers eidlich versprechen, „allweg katholisch, züchtig und unsträflich sich zu halten", fleißig zu studieren und zwar unter strenger Meidung aller lutherischen und kalvinistischen Universitäten und nach Beendigung ihrer Studienzeit sich ihm für den Dienst in seiner Diözese zur Verfügung zu stellen. Würde der Stipendiat später diese Zusage nicht halten, dann sollte der Bischof oder sein Nachfolger berechtigt sein, all sein Hab und Gut, das er augenblicklich besitze, an sich zu nehmen. 3 ) Mit diesen Zöglingen blieb der Bischof auch in persönlicher Fühlung. Nach Absolvierung ihrer Studien jedenfalls wurden sie ihm vorgestellt und er selbst übertrug ihnen unter allerlei Ermahnungen ihre Stellen. 4 ) ') Die Kompetenz des Schulmeisters (150 Gulden für ihn und den Provisor) erschien den Benfeldern wie den bischöflichen Rälen zu hoch. Ein Provisor sei unnötig, sein Dienst könnte durch etliche pauperes, die sowieso in der Stadt unterhalten würden, versehen werden. Überdies sei die Zahl der Bürgerskinder, 40—50, im Verhältnis zu den fremden Buben klein. Die kommen morgens in die Sladt. abends ziehen sie wieder heim in ihre Dörfer; nur im Winter nehmen sie am Unterricht teil, im Sommer „bleiben sie draußen und bei dem vieli''. Die Bürgelschaft habe von ihnen viel mehr Beschwerden als Nutzen. Der Bischof möchte Anordnungen treffen, daß sie auch in Benfeld wohnen und dorl zu Tisch gehen müssen. *) Zu dem Fuder Wein, 5 Viertel Roggen, 12 Gulden, die der Rufacher Schulmeister bisher jährlich bekam, will der Bischof noch 10 ff Slübler bewilligen, die Stadt soll noch weitere 20 tt dazu geben (Hofrat vom 23. Mai 1573. Fonds Zabern 185). Siehe z. B. den Revers, den ein Stephan Falckenner im Juni 1574 ausstellte ; ihm hatte der Bischof jährlich 25 Gulden reichen lassen. Ein anderer, Franz Buckler, hatte 15 U jährlich erhalten. Revers vom 22. Juni 1576. Bez.-Archiv. G 1833. Einen Heinrich Fabricius von Myreo (?) hatte Johann 5 Jahre lang in Köln studieren lassen usw. Bez.-Archiv, G 1413. 4 ) Siehe z. B. das Schreiben des Heinrich Fabricius vom 26. Mai 1580. Bez.-Archiv, G 1413.

— 111 — Als dann das Jesuitenkolleg in Molsheim von ihm errichtet worden war, hat er eine Anzahl unbemittelter Knaben darin unentgeltlich aufgenommen und sie auch später „in seinem verlag und kosten" in das Jesuitengymnasium nach Köln oder andere Bildungsstätten des Ordens geschickt, wo sie ihr Studium zu Ende führen sollten, um dann in seine Dienste zu treten. 1 ) Die größte Bedeutung auch für die Wiederbelebung des Schulwesens im Straßburger Bistum hatte die Einführung der Jesuiten in die Diözese. Die Errichtung des prächtigen Kollegs zu Molsheim im Jahre 1581 war die Krönung der Restaurierungsmaßnahmen Johanns von Manderscheid. Damit hat er die Durchführung seiner Reformgedanken auch für die Zukunft gesichert. Nach unseren bisherigen Ausführungen wird es auch klar sein, daß er nicht aus wesentlich politischen Gründen, wie Meister meint, den Jüngern Loyolas in seine Diözese Einlaß gewährt hat: er sah in ihnen vor allem die unentbehrlichen Helfer bei seinem kirchlichen Reformwerk. Sie ermunterten denn auch den Bischof, in den betretenen Bahnen weiter zu schreiten, gaben frische Anregungen und brachten neue Mittel zur Anwendung für die Wiederherstellung der alten Kirche. Willig hörte Johann auf sie und stattete sie mit mancherlei Vollmachten aus; der Jesuitenrektor wurde, wie wir schon öfters gesehen haben, sein vertrauter Ratgeber in allen möglichen Angelegenheiten.2) Die Jünger des Ignatius sind es auch gewesen, welche den Bischof zu schärferen Maßnahmen gegen die Ketzer in seinem Gebiet veranlaßt haben. Auch bisher hatte er deren Vordringen selbstverständlich nicht mit gleichgültigen Augen betrachtet, aber er ist ihnen doch nur gelegentlich entgegengetreten. ') Im Bez.-Archiv, G 1833, findet sich eine Anzahl von bischöflichen Alumnen ausgestellter Reverse: so der eines Matthias Adam Zonstberensis (vom 26. April 1583), eines Ratgerus Randenburgh von Bortrop (16. April 1583), eines Johann Lontzis aus Prumeren, Ludwig Emeringius aus Luxemburg, Arnold Artzen von Mersen, Hermann Klein aus Syttardt (25. Februar 1584). Aber auch unter ihnen gab es einige, an denen der Bischof später nicht eitel Freude erlebte. So mußte der Pfarrer Jakob Textor in Benfeld seines unpriesterlichen Lebens wegen vom Amt entfernt werden. Der Bischof hatte sich eines solchen Verhaltens von ihm nicht versehen, „da er etlich jähr unser alumnus gewesen und wir nicht geringe kosten an ihn gewandt". (Schreiben Johanns an Hans Ludwig den Jüngeren von Andlau vom 6. Juli 1584. Bez.-Archiv, G 1850. Konzept). *) Das Nähere über die Anfänge der Jesuiten im Straßburger Bistum s. in meinem Aufsatz in der Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Bd. 25, Heft 2 : Das Aufkommen der Jesuiten in der Diözese Straßburg und die Gründung des Kollegs in Molsheim.



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So schickte er nach E u e n h e i m , wo trotz früheren Einschreitens gegen ketzerische Neigungen die Einwohner hinter die Kirche gingen, zu Kippenheim und Orschweier Konventikel hielten, lutherische Prediger hörten und von ihnen ihre Kinder taufen ließen, ein Mitglied seines Hofrats, um die Gemeinde zu ermahnen, von ihren Neuerungen zu lassen, sonst sollten sie zur Vermeidung weiteren Ärgernisses ihre Gelegenheit anderswo suchen. I n S c h l e t t s t a d t , wo der Abfall von der alten Kirche, der immer weitere Kreise ergriff, dem Bischof große Sorgen machte, wollte er persönlich eingreifen und selbst mit dem Rat der Stadt reden. Da er keine Zeit dazu fand, schickte er wenigstens seinen Sekretär dorthin, der ihm einen genauen Bericht liefern sollte. 4 ) Auch Äbte und sonstige geistliche Kollatoren, die klageführend über die r e f o r m i e r e n d e R i t t e r s c h a f t , welche ihnen lutherische Prädikanten aufdrängen wollte, an ihn sich wandten, fanden seine Unterstützung. Dabei vertrat er einige Male die Ansicht, daß der Reichstagsabschied von Augsburg nicht ausnahmslos auf sie Anwendung finden dürfe. Ja, er scheint gemeint zu haben, daß den Rittern, ob reichsunmittelbar oder nicht, als „Laischen" das Recht der Religionsänderung überhaupt nicht zustehe. 3 ) Mit dem Erscheinen der Jesuiten wurde aber auch sein V o r g e h e n gegen die Andersgläubigen s c h ä r f e r u n d s y s t e m a t i s c h e r . So schritt er auf ihre Veranlassung in seiner Residenzstadt Z a b e r n , wo die neue Lehre auch ihre Anhänger gefunden hatte, energisch ein. Die der Zugehörigkeit zur „sectiererischen religion" verdächtigen Bürger wurden vor den Hofrat gefordert und dort einzeln verhört. Wer aus Unverstand abgefallen sei, den wolle der Bischof durch gelehrte Personen „aus der Bibel und Gotteswort" eines besseren belehren lassen. Halsstarrige aber werde er nicht länger mehr in seinem Gebiet dulden. Einer der Verhörten gab sich als katholisch aus: einige bekannten sich ') Hofrat (1578?), Fonds Zabern 178 c , und Schreiben Johanns an den Pfarrer von Euenheim vom 14. März 1580 (Orig.). *) Hofrat von 1578 (Ebenda). Der Prior des Predigeroi Jens berichtete dem Bischof, daß der Pfarrer zu Schleltstadt (Reinhard Lutz?) auf der Kanzel allerlei Scheltworte gegen Pfaffen und Mönche habe ausgehen lassen. Da zu befürchten sei, daß in seiner Erwiderung der andere Prediger, der Religiosus Thomas Fabri dagegen ,,herauffahren" werde, was die Erregung noch steigern würde, wünschte der Bischof, daß sich der Mönch bis auf weiteren Bescheid des Predigens enthalten solle. 3 ) Gegen diese Auflassung des Bischofs protestierte z. B. Zorn von Bulach : Zu den Ständen des Reichs, welchen Religionsfreiheit zukomme, gehöre auch die Reichsritterschaft. (Hofrat vom 2. April 1577; s. auch Hofrat vom 18. Juni 1576, Fonds Zabern 178 c.)



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zur augsburgischen Konfession, zeigten sich aber einer Unterweisung nicht abgeneigt: andere erklärten, bei der lutherischen Religion, die sie aus eigener Initiative angenommen hatten oder in der sie erzogen worden seien, bleiben zu wollen. Ihnen wurde eine Bedenkzeit von einem Morikt gelassen: wenn sie sich hernach nicht in allen Punkten der katholischen Lehre gemäß hielten, könnten sie ihre Gelegenheit anderswo suchen. 1 ) In demselben .lahre 1581 ließ der Bischof aus B e t b u r Bürger, die von der alten Kirche sich losgesagt hatten, zur Kanzlei vorfordern und ermahnen, bei Strafe der Ausweisung den alten Glauben wieder anzunehmen. 2 ) Mit der Drohung der Landesverweisung wurde auch ernst gemacht. Die Bürger in Gu g e n h e i m , die ihrer religiösen Überzeugung treu blieben, 3 ) mußten auswandern; unter ihnen ein altersschwacher Mann, der 30 J a h r e lang unter bischöflicher Obrigkeit gewohnt hatte, sowie der Gerichtsschreiber, der 14 Jahre lang sein Amt versehen hatte. Nicht einmal eine Verlängerung des Ausweisungstermins, die sie erbaten, um ihre Güter zu verkaufen oder einen neuen Dienst zu suchen, konnten sie erlangen. 4 ) Hinter dem gegen seine akatholischen Untertanen so unerbittlich gewordenen Bischof sieht man deutlich die Jünger Loyolas stehen. Als die Hofräte bei Johann des leiningischen Schaffners wegen, der sich unter den aus Zabern ausgewiesenen Protestanten befand, vorstellig wurden und für ihn, der mit Vogteisachen und schwierigen Rechnungen noch zu tun habe, um Aufschub baten, da erklärte er, ,,dieweil es negotium religionis ist, desto eifriger sollte man pillig sein", und er wies auf das Beispiel Straßburgs hin, das auch keine freie M Hofrai vom 13. Juli 1581 (Fonds Zabern 179). Vorgefordert war der leiningische Schreiber (Schaffner) Michael, der nach seiner Aussage bisher das Nachtmahl unter beiderlei Gestalt genossen hatte, sonst aber keine Zeremonien der katholischen Kirche verachtet haben wollte. Der Büchsenschmied Kaspar erklärte sich für katholisch. Der Uhrmacher und Schlosser der mittleren Stadt, M. Martin, war in der Augsburgischen Konfession erzogen. Nicolaus Choruß, des Scherers Hans Nachkomme, will bei der lutherischen Lehre verbleiben. Der Kürschner Hans J a k o b Chor hat sich zur ,,Straßburger Religion'' gehalten : sein Zunftgenosse Z a c h a r i a s hat „ a n der katholischen religion kein bedenken". »I Hofrat vom 19. Juni 1581 (Fonds Zabern 179). Siehe S. 74. 4 ) F o n d s Zabern. Fasz. 48. Siehe auch das Schreiben Johanns an den Amtmann von Kochersberg vom 5. Oktober 1581. Orig. Fonds Zabern, Fasz. 20 u. 48. Auch seine Nachfolger sind der Gefahr des völligen Abfalls des Kochersbergerlandes energisch begegnet. Zeugnis davon legt z. B. eine Schulordnung für 7 dort aufzurichtende Schulen vom J a h r 1615 ab, die sich im Bez.-Archiv, G 1741 findet. H ;t h ii. Reformbestrebungen.

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— 114 — Religionsübung gestatte, „wiewol es eine Reichsstatt sei'". So wolle auch er „keine Ungleichheit und ärgernis der religion" zulassen. 1 )

Um den Zuzug von Andersgläubigen in sein Gebiet zu verhindern, befahl er seinen Amtmännern, niemand mehr, besonders keine Nichtkatholiken, ohne sein Vorwissen zu Bürgern anzunehmen. *) An besonders bedrohte Punkte, wie z. B. nach O b e r e h n h e i m , schickte er Jesuiten; sie haben manchen Ort, der sonst unfehlbar der alten Kirche verloren gegangen wäre, behauptet. Freilich muß man sagen, daß sie auch im Elsaß ihre Erfolge nicht errungen hätten, wenn sie nur die Mittel des Geistes angewandt hätten und nicht auch, namentlich unter den Nachfolgern Johanns von Manderscheid, die rohe Gewalt. Mit ihnen zusammen machte sich der Bischof auch an das nicht leichte Werk einer Erneuerung des kirchlichen und sittlichen Lebens im Volk. Besonders groß war, wie wir gesehen haben, die kirchliche Gleichgültigkeit in weiten Kreisen der Bevölkerung. Durch G e l d s t r a f e n suchte Johann zunächst eine Besserung hier zu erzielen. Mit 3 Batzen in der Regel sollte das Versäumen des Gottesdienstes geahndet werden. Der „Büttel und Seumer" hatte auf die acht zu geben, die während der Kirche auf den Gassen standen. In Zabern wurde Sonntags das Bergtor geschlossen, und für das Kochersberger Land erließ der Bischof 1585 ein P i a c e t . wonach die Pfarrer die Untertanen zu größerer Heilighaltung der Feiertage ermahnen sollten. Die Ungehorsamen seien das erstemal mit 10 Schilling, das zweitemal mit einem Pfund Pfennige zu bestrafen. Jeder Pfarrer dieses Amtes sollte dem Bischof alle Quatember ein Verzeichnis der Pfarrangehörigen einreichen, welche sich diesem Gebot gegenüber widerspenstig gezeigt hätten. Auch an die Amtmänner ergingen Befehle, für einen besseren Besuch der göttlichen Ämter und die Einhaltung der Sonn- und Feiertage Sorge zu tragen. 3 ) Auch von K i r c h e n o r d n u n g e n versprach man sich eine Besserung. Teils wurden alte für einzelne Orte wieder in Gellung gesetzt. ') Hofratsprotokolle vom 17. Juni und 18. August 1581 (Fonds Zabern 179). *) Hofrat vom 12. Juni 1581 (Ebenda). Eine gleiche Anweisung erhielten auch der Schultheiß und Sladtschreiber von Zabern (Hofrat vom 17. Juni 1581). So an den Amtmann von Markolsheim im Jahr 1589 (Fonds Zabern 7). Auch das Domkapitel gab seinem Vogt zu Erstein den Befehl, die Torwärter anzuweisen, an großen Feiertagen niemand ,,mit pllötzen und geschier" ausfahren zu lassen.

— 115 — teils neue aufgestellt; eine besonders sorgfältig ausgearbeitete für Zabern.') Vielleicht haben die auf protestantischer Seite zahlreich erschienenen Kirchenordnungen dem Bischof die Anregung zu dieser Maßnahme gegeben. Als aber die Klagen über den Nachlaß des kirchlichen Eifers und die Mißbräuche im Gottesdienst, vor allem mit der Laienbeichte und der Kommunion dennoch nicht aufhörten, beschloß Johann die R u r a l k a p i t e l z u s a m m e n z u b e r u f e n und auch den Suffragan und die Jesuiten beizuziehen, um über eine gründliche Reformation zu beraten. Der Rektor Ernfelder, dessen Vorschläge der Bischof erbeten hatte, riet, vor allem den Pfarrern zu befehlen, vor und nach der Predigt den Katechismus von der Kanzel herab vorzulesen. 4 ) In der Tat hat denn auch Johann dem J e s u i t e n k a t e c h i s m u s in seiner Diözese die weiteste Verbreitung zu verschaffen gesucht. Am 20. September 1582 erließ er ein Rundschreiben an sämtliche Ruralkapitel, worin er auf die Unkenntnis des einfachen Volkes in den elementarsten Stücken christlicher Lehre und Lebens hinwies. 3 ) Der Grund hiefür sei hauptsächlich in der mangelhaften Unterweisung durch die Seelsorger zu suchen. Er habe deswegen auf das Gutachten etlicher gelehrten Theologen hin „die principal hauptstück christlicher lehr und des kleinen Katechismi kürzlich zusammen verfassen und zu druck fertigen lassen". Er ließ jedem Kapitel von dem Büchlein soviel Exemplare zugehen, als es Pfarreien hatte. Das zugeschickte Schriftchen sollte in jeder Kirche „uf ein brettlein oder tafeln aufgemacht und nach gelegenheit an die canzeln oder sonst in den kirchen aufgehenckt" und jeden Sonntag nach Schluß der Predigt den Zuhörern von der Kanzel herab deutlich vorgelesen werden. In einem späteren der Diözesan-Geistlichkeit nicht gerade angenehmen Erlaß gab der Bischof den Molsheimer Jesuiten in Anerkennung ihrer hervorragenden Leistungen die Erlaubnis, an jedem Ort seines Bistums den Katechismus zu lehren, Beichte zu hören und zu predigen. 4 ) ') Hofratsprotokoll vom 14. Juli 1576 (Fonds Zabern 178 c). Auch der Amtmann von Sulz schickte einmal eine Kirchenordnung ein, die im Hofrat wohl ,,für ein gut, aber zu anfanck schier zu scharf werk" befunden und dem Oberschultheißen zur Prüfung übergeben wurde (Hofrai vom 10. März 1576, Fonds Zabern 178 c). «) Hofrat vom (?) April und 26. Mai 1581 .Fonds Zabern 179). 3 ) Bez.-Archiv, G 1406. Konzept. 4 ) Siehe meine erwähnte Schrift über die Jesuiten S. 284.

8*



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Auch das Straßburger Domkapitel ist schließlich diesem Beispiel des Bischofs gefolgt. 1 ) Zur religiösen und kirchlichen Einwirkung auf die Masse des Volkes sollten auch die B r u d e r s c h a f t e n dienen, welche die Jesuiten ins Leben riefen und die die Bestätigung und den Schutz des Bischofs fanden.') Auch unter den Schülern des Molsheimer Kollegs bestand eine solche Kongregation, die sich seiner Protektion erfreuen durfte. Ihre Mitglieder vor allem waren es, die sich an den wieder neu aufgenommenen P r o z e s s i o n e n , B i t t g ä n g e n und W a l l f a h r t e n beteiligten. Für besondere Gelegenheiten wurden B i t t - u n d D a n k g o t t e s d i e n s t e abgehalten, 3 ) auch die in seine Regierungszeit fallenden P a p s t j u b i l ä e n ließ Johann in seiner Diözese fleißig feiern. 1 ) Ebenso trug er dafür Sorge, daß die von Rom kommenden A b l ä s s e , so besonders der Jubiläumsablaß von 1588, im Bistum die nötige Verbreitung fanden. 5 ) Auch die Einhaltung der F a s t e n g e b o t e hatte er gelegentlich schon früher seinen Untertanen eingeschärft. 0 ) ') In der Kapitelssitzung vom 13. D e z e m b e r 1590 w u r d e beschlossen, ,,dieweil die j a g e n d in e i n e s e h r w ü r d i g e n d o m k a p i t e l s gebiet hin und wider in negocio religionis übel i n s t i t u i r t " , soll in j e d e Pfarrei ein p a r v u s calechismus geschickt u n d seine B e h a n d l u n g d e n P f a r r e r n a n b e f o h l e n w e i d e n . (Domkapitelpiotokoll vom 26. Juli 1590. P r o t o k o l l e von 1 5 8 6 - 1 5 9 0 . Archiv des Domkapitels.) *) Die in Molsheim f ü h r t e d e n N a m e n „ B r u d e r s c h a f t St. L a z a r u s " . Ihre Statuten finden sich im Bez.-Archiv, G 1821. S. Beilage. :l ) So zur Feier der E r h e b u n g Clemens' XIII. auf den päpstlichen Stuhl (s. 1). Fischer, a. a. 0 . S. 36). Wegen d e r ..bösen Lüfte' ; (Pest), in d e n e n der gerechte Zorn Gottes zu e r k e n n e n sei, sollte n a c h dem W u n s c h des Bischofs der J e s u i t e n r e k t o r z u s a m m e n mit dem P r o p s t u n d D e c h a n t e n in Z a b e r n ü b e r die Abhaltung von w ö c h e n t l i c h e n Bettagen und P r o z e s s i o n e n b e r a t e n . (Hofrat vom 30. N o v e m b e r 1582. Fonds Zabern 179). Selbst in Kriegszeiten, d a b e w a f f n e t e Bürger den Zug begleiten müssen, will e r die P r o z e s s i o n e n in Z a b e r n nicht a u s f a l l e n lassen. (Hofrat vom 20. J u n i 158:1. F o n d s Z a b e r n 180.) 4 ) Auf s e i n e M a h n u n g a n die katholische Geistlichkeit in S t r a s b u r g , d a s von S i x t u s V. 1585 a u s g e s c h r i e b e n e J u b i l ä u m zu feiern, b e k a m der Bischof vom Kapitel des Stifts J u n g - S t . - P e t e r die A n t w o r t : .,Sintemal die catholische religion in der Stadt S t r a ß b u r g ingestellt, m u ß t e n wirs d e m allmächtigen Gott bevehlen. bey n e b e n a b e r w u r t ohn allen zweyfel ein j e d e r u n s e r s stifts sehen, d a ß er sich u ß e r h a l b dieser s t a t t a n catholische ort begebe, solch christlich werk catholice h e l f e n u n d b e y w o h n e n " . Horning a. a. 0 . S. 41>. ') S c h r e i b e n des Erzbischofs Wolfgang von Mainz a n Bischof J o h a n n vom 14. März 1588 u n d d e s s e n Antwort vom 19. Mai (Bez.-Archiv, G 419). °) Dem A m t m a n n von W a n z e n a u z. B. b e f a h l er, d e n U n t e r t a n e n zu verbieten, Kälber, L ä m m e r oder a n d e r e s Vieh w ä h r e n d d e r F a s t e n z e i t den a u s w ä r t i g e n

— 117 — Um überhaupt eine Gleichförmigkeit in liturgischen Dingen herbeizuführen und der hierin eingerissenen Unordnung, die in der Gleichgültigkeit und Unwissenheit der Pfarrer und im Hereinströmen von Priestern aus auswärtigen Diözesen ihren Hauptgrund haben mochte, ein Ende zu machen, ließ er schließlich unter der Mitwirkung der Jesuiten und in Anlehnung an die Bestimmungen des tridentinischen Konzils eine A g e n d e ausarbeiten. Zur Beseitigung der sittlichen Schäden im Volksleben wollte der Bischof schon früher gegen die Winkel- und Mischehen, wie überhaupt gegen die bei der Eheschließung eingerissenen Mißbräuche vorgehen. 1 ) Er hatte etliche Male Vertreter des Domkapitels zu gemeinsamer Beratung über die zu ergreifenden Maßregeln herangezogen, 8 ) aber erst im Jahr 1587 kam es nach mehreren Entwürfen im Zusammenhang mit einer Reform des geistlichen Gerichts zu einer ausführlichen E h e o r d n u n g , die in Mainz im Druck erschienen ist. 3 ) Ausdrücklich verwies dabei Johann auf das Tridentinum, das für die Gültigkeit einer Ehe bestimmte Vollziehungsformen vorschreibt und Trauungsmatrikeln einführte. 4 ) Schließlich sind noch die Bemühungen des Bischofs zu erwähnen, die der W i e d e r h e r s t e l l u n g der durch Krieg und Feuer zerstörten oder beschädigten K i r c h e n , sowie der Ersetzung und Vervollständigung der geraubten oder sonst fehlenden O r n a t e galten, Maßnahmen, die wohl mit dazu geeignet waren, mancher Gemeinde Freude am gottesdienstlichen Leben wieder zu verschaffen. Aber auch hier konnte Johanns eifriges Wollen infolge der Interesselosigkeit und der Eigensucht vor allem wieder der geistlichen Kollatoren vielfach nicht zum Ziel kommen. 5 ) Händlern zu verkaufen, vielweniger selbst davon zu essen. (Hofrat vom 10. Februar 1573.

Fonds Zabern 185.) ') Siehe Hofratsprotokoll von 1 5 7 0 ; vom 10. Juli 1582 (Fonds Zabern 178 c).

Als Mißbräuche in dieser Beziehung

wurden in einem Memorial des Domkapitels

aufgezählt: „es werden den eitern ire kinder durch böse weib und mannspersonen verfürt und ohne ir wissen und willen verkubeit. 1 '

Bez.-Archiv, G 173.

*) Schreiben des Domkapitels an den Bischof vom 24. und 7. Januar (Missiven ad episcopum et capitulum 1580—158(>. s

) Ordnung und edikt des . . . Johann, wie diejenigen, so in ihrer fürstlichen

gn. obrigkeit und gebiet zum heiligen ehestand zu greifen gemeint, anzufangen und ins werk zu richten sich verhalten sollen. 4

) Sessio XXIV,

sein Nachfolger.

de reform,

c. 1 ;

E r warf dem R a t

aber, wenn es so sei,

werde

hinfürter den

Bez.-Archiv, G 1407.

Bischof E r a s m u s hat anders gedacht

der Stadt Straßburg einmal vor,

Ehen zwischen Andersgläubigen verhindere. meint

1584.

Archiv des Domkapitels.)

daß

er

als die

Der will zwar davon nichts wissen,

es wohl besser

sein, entspräche auch den

alten canones. ' ) Über Mangel an Ornaten

kamen

aus verschiedenen Orten Klagen.

Pfarrer von Neunkirchen z. B. berichtete dem Domkapitel,

Der

a m 19. April 1571 sei

-

118



Es ist ein großes Stück Arbeit, das der Bischof Johann von Manderscheid mit seinen inneren Reformen für die katholische Kirche geleistet hat. Man darf sie nicht bloß nach den äußeren Erfolgen bewerten, die ihm selbst noch sichtbar wurden. Ganze Arbeit konnte er nicht verrichten: Der Schaden, den er in seinem Bistum antraf, saß schon zu tief; die Widerstände, die sich ihm entgegenstemmten, waren zu groß, als daß er in einem Zeitraum von 20 Jahren eine vollständige Neuschöpfung hätte vollziehen können. Der Straßburger Kapitelstreit, den er auf katholischer Seite im Stift allein zu führen hatte, während besonders die Domherren die größte Energie- und Interesselosigkeit an den Tag legten, ist es vor allem gewesen, der ihn hinderte, seine volle Kraft der inneren Restaurierung seiner Diözese zuzuwenden. Doch ganz vernachlässigt hat er diese Aufgabe auch während jener arbeitsvollen und aufreibenden Zeit nicht. Vorzeitig war der Bischof g e a l t e r t . Seine Gesundheit war ja nie die allerbeste gewesen. Mag das Podagra, an dem er litt, zum Teil von den guten elsässischen Weinen herrühren, viel mehr hatte die Arbeit und der stete Kampf während seiner Bischofszeit seine Kräfte zerrieben. In den letzten Jahren seines Lebens wird die Stimmung des sonst so energischen Mannes zeitenweise ziemlich trüb. Im Kapitelstreit vor allem fanden seine klugen Absichten und Vorschläge nicht die rechte Würdigung und Unterstützung bei den maßgebenden die Pfarrkirche gänzlich beraubt worden. In St. Moritz und Diefenbach seien gar keine Ornate, Stola, Manipel und Capsula zum hohen Sakrament (Protokolle des Domkapitels 1590—1600, Archiv des Domkapitels). Die Gemeinden Männolsheim und Wolxheim meldeten ebenfalls die vollständige Plünderung ihrer Kirche und baten um notdürftige Ersetzung ,,der Zierden und Kleinoden". Der Schultheiß von Ebersheim berichtete dem Domkapitel am 1. April 1569, daß die Kirche durch das welsche Kriegsvolk verwüstet worden sei, so daß das Sakrament nicht mehr gereicht werden könne; der Pfarrer sei bei dem Lärm entwichen. (Missiven ad communitates et saeculares personas 1560—1569, S. 416, Archiv des Domkapitels). In Neugartheim war der Kirchturm so zerfallen, daß die Einwohner in der Umgegend ein Ärgernis daran nahmen. (Bez.-Archiv, G 1762). Das beim Truppendurchzug zerstörte Gotteshaus in Kappel sollte auf Veranlassung des Bischofs wieder aufgerichtet werden. Das Domkapitel wollte aber keine Heisteuer entrichten, weil es am Zehnten dort keinen Anteil habe, was die Verwunderung Johanns erregte. ,,dieweil es ein Gottes- und Kirchenwerk ist". (Hofrat, Fonds Zabern 178 c, ohne Datum, etwa 1580.) In Weyersheim war nach dem Bericht des Visitators Nevel die Kirche so stark baufällig, daß das Unwetter auf den Altar schlug; aber der Kollator. der Abt von Schwarzach, sträubte sich lange gegen die notwendigsten Reparaturen. In Bischheim bei Rosheim, wo schon 1546 Bischof Erasmus die Kirche hatte besichtigen lassen und die Vornahme von Reparaturen vergebens angeordnet hatte, mußte noch 1583 Johann dringende Mahnungen an die dazu Verpflichteten richten. (Bez.-Archiv, G 1787.)



119



Stellen, vor allem bei Kaiser und Papst. „Oleum et operam perdidi* klagte er 1588 in einem verzweiflungsvollen Schreiben an den Kardinal Montealto.1) Von Mißtrauen und Verleumdungen sah er sein Handeln begleitet. Nicht wenige Pasquille gingen aus den Druckereien gegen ihn hervor, und in zahlreichen Liedern hörte er alles andere eher als sein Lob erklingen. Weidlich wurde über ihn unter dem Volk geschimpft, wo er allgemein der „Pfaffhans" genannt wurde. 2 ) Immer bedenklicher wurde die Lage seines Bistums. Seine Städte und Burgen waren beständig von plötzlichen Überfällen bedroht; gegen Zabern und Hohbarr, ja gegen des Biscbofs Leben selbst war 1590 ein Attentat geplant. 3 ) Aus solcher Situation heraus ist es zu erklären, wenn Johann schließlich daran dachte, auf sein Bischofsamt zu v e r z i c h t e n , nachdem vorher schon der Gedanke an die Bestellung eines K o a d j u t o r s mit Successionsrecht aufgetaucht war. 4 ) '1 Bez.-Archiv, G 1451. Konzept. 2 ) Als 1590 Herzog Karl von Lothringen mit einer Kriegsschar im Elsaß erschienen war, wurde dem Bischof in einer Anzahl von Pasquillen der Vorwurf gemacht, daß er ihn ins Land gerufen habe. Da seine Bemühungen, die Verfasser zu ermitteln, vergeblich blieben, erlieft er am 7. Februar 1590 eine öffentliche Erklärung .,zur rettung seiner ehre und standes auch teutschen gemuets". A. Adam, a. a. O. S. 34. Ebenda, S. 35, wird erzählt, wie Lienhart Morolf, Fischer und Bürger in Zabern. 1590 nach Straßburg, wohin er wöchentlich Fische brachte, gekommen ist: ,,habe ich in der Herberg zur Wannen mit 4 Metzgern und an einem Disch gesessen. Einer derselben, Arbogast genannt, tieng an, mich zu fragen, wo ich her sei; ich ihme geantwortet, wär ein bürger aus Elsaß-Zabern; er Arbogast darauf gesagl: du bist daheim, da Pfaffhans daheim ist. mit fernerem Vermelden: Pfaffhans wär ein Roßdieb, wie der Lothringer auch einer ist und die zwei Roßdiebe hätten einander in das Land geladen; mit weiterem Fürgeben, Pfaffhans, der Schelm, hätte ihnen auch um den Zoll betrogen und die Hammel und die Schaf zu Zabern arretieren lassen". Imlin schreibt in seiner Chronik: „Dem Bischof hat man Lieder gedieht. ., daß doch nie einem bischof so schandlich ist nachgeredt worden, als im." (Siehe Meister, a. a. 0 . S. 379.1 Das Nähere darüber s. Meister. S. 375. *) Über die Frage der Aufstellung eines Koadjutors s. Meister, a. a. 0 . S. 379 ff. Im Mai 1591 erschienen Abgesandte beim Kaiser, um im Namen des Bischofs und des Domkapitels die Resignation anzubieten. Könne durch Einsetzung eines vermöglichen Successors dem Stift geholfen und die katholische Religion gerettet werden, so sei er, ließ Johann erklären, zur Zession gern erbötig. Rudolf II. nahm aber unter ehrender Anerkennung der bisherigen Tätigkeit des Straßburger Bischofs dieses Anerbieten nicht an, sondern riet auch zur Aufstellung eines Koadjutors aus fürstlichem Haus, wogegen Johann allerdings manche Bedenken geltend machte. Ein solcher Koadjutor, dessen Aufstellung doch nicht verheimlicht werden könne, müßte, wie er meint, des Überfalls seitens „des Gegenteils" gewärtig sein, werde



120



Der ziemlich unerwartete Tod des Bischofs machte aber all diesen Plänen ein Ende. Am 2. Mai 1592 wurde Johann aus seinem arbeitsreichen Leben abgerufen. Ohne ihn und seine Arbeit ist die spätere vollständige Durchführung der Gegenreformation im Bistum nicht denkbar, w ä r e die Rettung der katholischen Kirche nicht möglich gewesen. Außer dem W ü r z b u r g e r Bischof Julius Echter von Mespelbrunn, mit d e m er auch in seinem W e s e n und Charakter manche Ähnlichkeit zeigt, kennen wir in dieser Zeit keinen deutschen Kirclienfürsten, der so eifrig und zielbewußt alle Mittel anwandte, die das Tridentiner Konzil zum Wiederaufbau der katholischen Kirche und zur Bekämpfung der protestantischen Bewegung empfohlen hatte. Allerdings w a r e s nicht ausschließlich religiöser Eifer und die reine Liebe zur Mutter Kirche, die sein Handeln bestimmt hat, wesentlich ist für ihn auch der Gedanke an die W a h r u n g seiner eigenen Machtstellung maßgebend gewesen. Es ist ihm denn auch gelungen, die bischöfliche Autorität im Bistum wieder herzustellen, auch über die Klöster und Stifter, in denen das innere Leben zu heben er teilweise wenigstens mit Erfolg bemüht war. W e n n später die Kollegien Jung- und Alt-St.-Peter in Straßburg die Stützpunkte für die katholischen Restaurierungsbestrebungen in der Stadt werden konnten, so ist das seinem klugen Vorgehen zu verdanken. Die stetige Kontrolle, die er durch die zahlreichen Visitationen über seinen Säkularklerus ausübte, schreckte doch manchen P f a r r e r aus seinem bisherigen wenig lobenswerten Leben und seiner schlechten Amtsführung schon aus Furcht vor Strafe auf. Die schlimmsten Elemente wurden ausgeschieden, der Mangel an Geistlichen, so weit es möglich war, gehoben, eine Anzahl tüchtiger, von neuem kirchlichen Geist erfüllter Kräfte wurden d e m Klerus einverleibt. So suchte Johann von Manderscheid dem Grundübel der katholischen Kirche, welches ihrer Wiederaufrichtung am meisten im Wege stand, dem Mangel und der geistlich-sittlichen Verwahrlosung der Klerisei mit Erfolg zu begegnen. Freilich, die Zustände in ihr w a r e n auch beim Tode Johanns noch traurig genug, wie wir aus bei der Unsicherheit der Nachfolge auch nicht alle seine Machtmittel einsetzen und sich die Feindschaft aller protestantischen Fürsten zuziehen wollen, w a s um so gefährlicher wäre, da „wenig katholische stände sich leider in seiner und seines stifts sache, die doch eine allgemeine katholische sache ist, mit sonderlichem eifer angenommen haben". Ein im Fall seiner Resignation definitiv gewählter Bischof würde mit größerem Interesse die Verteidigung des Stifts .betreiben. (Konzeptschreiben an den Kaiser vom 26. November 1591. Bez.-Archiv, Austausch mit Baden II, Nr. 28.)

-

121



manchen Zeugnissen wissen; den Konkubinat z. B. konnte auch er nicht völlig ausrotten. Größere Erfolge für die Zukunft mußte aber die von ihm eingeleitete planmäßige Heranbildung des geistlichen Nachwuchses verheißen. Sie hatte er vor allem in die Hand der J e s u i t e n gelegt, die auch für die Wiederbelebung des katholischen Wesens und Empfindens im Volk, für den energisch aufgenommenen Kampf gegen das weitere Vordringen der Andersgläubigen im Bistum das meiste getan haben. Gerade die Herbeirufung der Jünger Loyolas als Mitarbeiter ist die wichtigste und entscheidende Reformmaßnahme des Bischofs Johann gewesen. Wie sich auf ihr vor allem die spätere katholische Restauration aufbaut und welch gründliche Wirkung die Errichtung des Molsheimer Kollegs hatte, zeigt deutlich die Geschichte der Gegenreformation im siebzehnten Jahrhundert.

Beilage.

Regeln und Satzungen der Bruderschaft St. Lazarus in Molsheim.1) Erstlich stendigen,

soll

welche

under alle

bruodermeister aber

soll

bruoderschaft vorsteht,

inen

mit

ein

bruodermeistcr

beyfall

jerlich

der

andern

verendert

die druchen.

werden.

Dise d r u c h e n abcT soll z w e n

w e l c h e n einen

er selbst, d e n a n d e r n

Es soll auch a l l e s a l s o werden.

crwölt

Und

werden:

würdt,

bev-

bemelter

solange

darin das almuoßen oder auch

den mitbrüedern an allen tägen irer Z u s a m m e n k u n f t g e w a l t haben.

bestelt sein mit z w e y e n

sollen

er

der

strafgelt

von

geworfen werden, under seinen

u n d e r s c h i d l i c h e schlüssel h a b e n , auß

a b e r e i n e r auß d e n b e y s t e n d i g e n h a b e n soll.

v e r s a m l e t gelt

im

spital

zu

nutz

der

armen

angewandt

A u d i soll b e n a n t e r b r u o d e r m e i s t e r a l l e j a r nit z w a r d e s i n g e l e g t e n ,

sonder

a u ß g e b n e n g e l t s d e r g a n z e n b r u o d e r s c h a f t und s e i n e m n a c h k o m m e r in seiner v e r s a m l u n g und Zusammenkunft, w e l c h e in b e m e l t e n hospitali ( w i e a u c h a l l e würt

am

rechnung

sonntag

innerhalb

o c t a f f ( ! ) des

fronleichnams

Christi

andere)

beschehen

[sei.

ablegen?].

Zum andern: am montag verhinderlich

nach b e m e l t e m s o n t a g , o d e r ( s o an d e m ein g r o ß

f e s t e e i n f i e l ) a m n e c h s t v o l g e n d e n tag h e r n a c h , sollen die

mitbrüeder

z u s a m e n k o m e n u n d ein m e ß f ü r die a b g e s t o r b n e n in d e r k i r c h e n d e r societet Jesu oder einem andern gelegnen ort hören, w e l c h e der v o n d e m r e c t o r e deß

c o l l e g i i zu

halten

begeren

jüngst erwölte

würt.

Das

bruodermeister

opfer

aber,

welches

auf d e m a l t a r g e o p f e r t w o r d e n , soll er in d i e d r u h e n d e r b r u o d e r s c h a f t l e g e n . Z u m d r i t t e n soll a u c h o f t e r m e l t e r b r u o d e r m e i s t e r e i n b u o c h h a b e n , in w e l c h e m die Satzungen d e r

bruoderschaft mit den

regeln

geschriben sey,

d a r i n n auch die

n a m e n d e r m i t b r ü e d e r v o n d e n b r u o d e r m e i s t e r n zu s e i n e r z e i t s o l l e n werden.

eingeschriben

E s s o l l e n a b e r die, w e l c h e e i n g e s c h r i b e n w e r d e n , an statt e i n e s a l m u o ß e n s

ein j e d l i c h e r

nacli

seinem

guoten

willen

etwas in die

truchen der

armen

legen.

D e n v e r s t o r b e n e n m i t b r ü e d e r soll ein c r e u t z auf der l i n k e n Seiten i m b u o c h und auf d e r r e c h t e n d e r tag s e i n e r v e r s c h i d u n g v e r m e r k t

werden.

Z u m v i e r t e n , so j e m a n d t auß d i s e r b r u o d e r s c h a f t in sie e i n a n d e r , s o n d e r l i c h v o n d e m b e y der

verstorbnen

begrebnus

bruodermeister darzu erscheinen; welche

w e n d i g e U r s a c h e n nit e r s c h e i n e n w ü r d e n ,

aber

ohn

fiele,

sollen

heimsuchen

wichtige

s o l l e n n a c h g u t b e d u n c k e n des

m e i s t e r s und i m v e r o r d n e t e n d e r h a l b e n g e s t r a f t w e r d e n . jeder nach seinem v e r m ö g e n ) understehen,

krankheit

ermant,

und

und not-

bruoder-

S i e s o l l e n sich a u c h ( e i n

d e m nechsten mit allerhandt

diensten

b e h i l f l i c h z u sein, alß d a s e i n d t , d i e g e f a n g e n e b e s u c h e n , d e n a r m e n z u hilf k o m e n . ') Die

Bruderschaft

wurde

auf V e r a n l a s s u n g

1588 g e g r ü n d e t u n d v o m B i s c h o f b e s t ä t i g t . i m B e z . - A r c h i v , G 1821 ( A b s c h r i f t ) .

des Jesuitenrektors

Ernfelder

D i e s e a b g e d r u c k t e n R e g e l n finden sich

— 123 — Zum fünften, damit sie aber sowol sich selbst alß die andern, der schedlichen gewohnheit. zu schweren und deß mißbrauchs deß namen Gottes und der Heiligen zu enthalten erwecken, sollen die Übertreter sich selbst und (so es sie für guot würden erachten) auch die andern mit christlicher zucht von solchen abmanen. Inen selbst aber sonderlich werden bemelte mißbreuch auf folgende weiß können gestraft werden, das sie nemlich nach gestalt der Übertretung mehr oder weniger strafgelt auf ein seit legen, welche sie nachmals zu gelegener zeit in die truchen der armen legen. Deßgleichen soll auch von inen geschehen, so sie der unmeßenheit zuvil ergeben würden, geweßt sein. Zum sechsten sollen alle mit sonderlichen dahin geneigt sein, damit alles in dem spital, alß in einem hauß, darinnen Christi des herren nach der gebür angestelt werde; welches, damit es füeglicher geschehe, sollen sie sich befleißen, etwas demselbigen, wiewol gerings, testaments weiß verschaffen. Zum sibenden sollen die mitbrüeder alle jar ausserhalb deß fests der ostern vier mahl zum hochheiligen sacrament gehn, nemlich am fest der bescheidung (an welchem tag sie in der kirchen der societet volkomen ablaß mit den andern christglaubigen, welche sich der heiligen communion teilhaftig machen, erlangen), pfingsten. himmelfarth Mariae und allerheiligen.

— 124 —

Weitleufigere erklerung der confirmirtcn bruederschaft St. Lazari.1) Diese b r u e d e r s c h a f t St. Lazari g e n a n d t , von dem hochwürdigen Fürsten u n d herrn, h e r r n J o h a n n , bischoFen zu S t r a ß b u r g und landtgraFen zu Elsaß als o r d i n a r i o confirmirt, ist erstlich von guetherzigen h e r r e n . burger und inwonern alhie zu Molßheim, daliin »nach uußweysung derselben c o n l i n n a t i o n und rogel) angefangen, damit guete, bürgerliche und christliche einigkayt gepflanzt u n d die werkh d e r b a r m h e r z i g k a y t d e s t o eifriger geuebt w u r d e n .

Von dem leib der bruederschaft. Es w e r d e n aus allen b r u e d e r n d r e y z e h e n die l'ürnembsten sein, welche den ganzen leib dieser bruederschaFt in sich verFassen, a u s welcher a n z a a l der b r u e d e r m a i s t e r n e b e n z w e n b e y s t e h e n d e r järlich erwelet oder auf ein n e u e s bestetigl w e r d e n sollen n a c h b e s c h e h e n e r rechnung. Der j u n g s t u n d e r ihnen soll y e d e r zeyt der Pedell sein und die bevelch des b r u e d e r m a i s t e r s zu verrichten haben, als da ist. w a n m a n sy v e r s a m l e n soll, wie a u c h zu der b e g r ä b n u ß und s e e l ä m p t e r n . Nach ableibung eines a u s diesen soll die zaal aus den a n d e r n b r u e d e r n ergenzt werden. Haben auch diese d r e y z e h e n n a c h zeuligem ratschlagen, in ihrer zus a m m e n k o n f t (so alle FronFasten auFinitwochen geschehen soll) alle notwendige Sachen zu v e r o r d n e n , als d a ist b a u e n , zinßanlegen u n d dergleichen, gewalt u n d m a c h t . Damit a b e r diese bruederschaFt a n irem w e s e n v e r h a r r e n und Fortgehen mög, ist notwendig, das sy sich u n d e r den schirm i h r e r Fürstlichen Gnaden, bischofen zu S t r a ß b u r g als dem ordinario u n d e r g ä b e , als der hohen u n d gaistlichen obrigkayt, wie d e n dieß werk in sich gaistlich ist.

Von ämptern und dienern des spitals. Erstlich ist v o n n ü t e n ein p r i e s t e r , welcher die a r m e n und k r a n k e n nach notturFt mit den hayligen s a c r a m e n t e n versehe und der gebür n a c h tröste. F ü r d a s a n d e r , einer, der a r m e n p F l ä g e r , gesetzt werden, ein m a n n großer barmherzigkayt, der sich dieses h o h e n werks mit lust a n n e m e , die a r m e n mit lieb auFnehme u n d inen gütlich zuespräche. Dieser soll die k u c h e n v e r s e h e n und d a s lager, alle notturftige ding von dem b r u e d e r m a i s t e r empFangen u n d der ausg e s p a n t e n ding alle m o n a t r e c h n u n g thuen. ') Diese „ E r k l ä r u n g " ist dem Bezirksarchiv. F o n d s Z a b e r n 204 (Abschrift) entnommen.



125



Dieser pfleger mues gesündt haben,

die

das hauß

rein

halten

und

den

armen zu dienen bereit sein umb ir billiche belohnung. Zum müglicli).

dritten ein S c h r e i b e r

welcher

(der dieser bruederschaft einverleibt s e y ,

alle Sachen zu yeder zeyt

wo

in ein protocoll nach Ordnung ver-

zeichnen, w i e auch alle monatliche und j h a r r e c h n u n g verschreiben soll.

Der bau und die gemacher des spitals. Erstlich soll im spital ein capell sein, hayligen sacrament versehen

könne,

darin

man

mit seinem altar

die armen leut mit dem und

hayligen

sacrament-

heußlein, w o l v e r w a r t . Item ein gemach,

deß bruedermaisters stuben genandt,

darinnen alle Ver-

sammlungen g e s c h e h e n sollen, da a u c h ein kistle sein soll, darinnen die geheimnuß und baarschaft wol v e r w a r d sey. werfen, laut der regel.

Auch ein stock, der brueder strafgelt darein zu

Dergleichen soll herauß öffentlich v o r der tüer ein almusen-

slock sein, bey w e l c h e m in einem täflein die uberreysende leut zum almusen angereizt werden. Uber

dem

grossen

clior

soll

gemalt

sein

die

Historie

vom

Lazaro

und

allerhandt

leut

reichen mann. A n l a n g e n d ! die armen,

sollen

bequemliche

gemacher

für

zuegerichl w e r d e n w i e v o l g t : Erstlich sollen underschitlich bilder in z w o grosse stuben,

abgethailt

mit verordneten

gelegt werden bethstätten,

manns und Weibs-

die nach

gelegenhayt

des orts in irer bestimbter a n z a a l bleiben sollen. Item etliche ehrliche gemach krank

werden

und

von

inen

für knecht und mägdt,

wegen

armut

oder

sonst

so in burgersheusern

anderer

beschwerlicher

ungelegenhayt nit wol daheim erhalten werden k ö n n e n ; doch sollen die vermögenden herren und burger ihrem gesündt alsdan billiche underlialtung zukommen lassen. Item ein ort, da m a n den landtsarmen,

so für die stat komen w e g e n der

nachtherberg. in einer langen tafel ir essen gibt in kleinen erdenen schißlein, ein yeder besonder.

Buecher und register des spitals. Erstlich ist v o n nöten ein buech

der einsatzungen,

in welchen

die confir-

malion und gerechtigkayt und bleibende Verordnung verzeichnet werden, in w e l c h e s andern thail die namen der bruederschaft,

wie sie nach der Ordnung ankommen,

laut der regeln geschrieben sein sollen. Item ein colligentbuech. darin die zinß und allerhandt bestendigs inkommen verzeichnet sey. Item

noch

ein

vleissig verzaichnel.

anders,

darin

die

jharrechnung,

begriffen, mit underzaichnung

strafen und

inkommens

deß bruedermaisters nach ge-

llianer rechnung. Item ein sigill dieser bruederschaft soll in der kisten v e r w a r t ligen, dessen sich der bruedermaister nach notturft zu gebrauchen, auf diese form, da ein halbs rath der stat Molßheim. for dem brustbilt St. Lazari eingraben sey.

Von dem einkommen des spitals. Dises mag auß volgenden

posten erhoben w e r d e n :

Erstlich das alt

deß spitals, wie es gefunden würt w e r d e n nach besehener rechnung.

gefeil

-

126



Item das zunftgelt, so bißhero ledige handwerksgesellen geben in erwegung, die in diesem spital zu zeyt irer krankheyt (nit weniger als in andern stetteni in den zunften breichlich, ir underhaltung haben sollen. Item die verhofliche Stiftungen und testamentalmusen. Item, was die obrigkayt von strafgelt nach irem christlichem wolbeduncken dahin verwenden wolten, als da beschehen möchte wegen ehebruch, unzucht, floechen, schwören, gotteslesterung, verbrechung der gebottenen fastag, sontag und feyertag und dergleichen, so zu verklainerung Gottes u n d seines gebots raichen. Item aus baiden stocken, von welchen droben vermeldt ist.

Von rechnung und zusammenkonft. Zu Vermeidung allerhandt unordnung sollen neben dem bruedermaister und seinen zwen beystehender noch zwen andre aus den dreyzehenden bey der rechnung sitzen, darzu auch ein a m p t m a n n über die stat Molßheim samt einem regirenden stätmaister (damit die, wie es mit deß spitals und guetleuthhauß gefel gehauset und guete Ordnung gehalten werde, sehen mögen) sein sollen. Die große jhärliche Versammlung mag auf den bestimbten sontag (wie die regel anzeigt) nachmittag u m b 12 uhr anfahen, darinnen der stand und fortgang dieser bruederschaft for allen a n d r e n dingen vermelt und abgehandelt werde, und was zu v e r b e s s e r n ein einsehen beschehe.

Von ayden und pflichten der bruederschaft. Gemainer b r u e d e r pflicht. Ein jeglicher, welches standts oder w ü r d e n der auch sey, so in diese geselschaft sich begeben und ein b r u e d e r werden wil, sol auf fronfasten mitwochs, w a n sy ohne das, anderer gescheft halben, beyeinander seindt, for dem b r u e d e r maister und den dreyzehenden erscheinen, sich inschreiben lassen, nachdem Gott inen e r m a n t , zu erhaltung der a r m e n etwas in obangezogenen stock werfen, professionem fidei vermög des zu Triendt gehaltenen concilii öffentlich thuen und mit handtgebener trew an eines rechten aydts stat angloben und vestiglich versprechen, dieser bruederschaft regel sambt derselben erklärung und erläuterung (so im alsdan ordentlich vorgelesen soll werden) getreulichen zu halten und den bruedermaistei' in allen billigen sachen, die bruederschaft und beförderung der christlichen werken belangend, gehorsam zu sein.

Der beistehender und dreizehender aydt. . . Sie sollen, so bald sie erwhelet werden, neben vorgeschriebener pflicht (. . i leiblich zu Gott u n d seinen lieben heiigen schwören, so oft sy aus bevelch des b r u e d e r m a i s t e r s zur versamblung beruefen werden, gehorsamlich zu erscheinen, in allen fürfallenden sachen iren besten verstand nach das nutzlichst zu raten, der b r u e d e r s c h a f t und des spitals, wie auch deß gutleuthauß nutz und wolfhart, sovil inen möglich, zu fördern helfen und darin nichts anders als die ehr Gottes und fortselzung der bruederlichen lieb zu suechen.

Des bruedermaisters aydt. . . Er soll gleich nach seiner whal der ganzen gesellschaft schwören, daß er die regel samt derselben erläuterung und alle ander gute ortnung u n d Satzungen,



127



so einmal von der ganzen bruederschaft gemacht und aufgericht, für seine person nit allain getreulich zu halten, sonder das auch alle andere mitbrueder solches thuen, bestes vleiß zu verschaffen und die Übertreter mit rat und vorwissen seiner beistehender, der dreyzener zu strafen, nichts wichtigs für sich selbst fürzunemen, sonder in allem seiner beystehender, und im fal es denen gut dunckt, der dreyzehener rat zu begeren und zu volgen, alle gefehl vleißig einzubringen, die stock, darvon oben meidung gcschicht, nit änderst als in seiner zwehen beystehender gegenwürtigkayt zu eröffnen, das gelt, so er darin findt, gleich in fußstapfen zu zelen und für ein innham in seine rechnung zu schreiben, nichts von dem gelt oder andern, so zu diesem werk gehört, in seinen Privatsachen und nutz zu gebrauchen. noch anderen, die sein auch, welche sie wollen, ohn vorwissen und rat der dreyzehener, und alsdan auch nil anders als umb gepürlichen zinfi auf gnugsame underpfand und wan die zinßverschreibung besigelt und allerdings gefertigt, zu leihen; das spital und die darein liegende kranken alle wochen, das gutleuthauß aber sampt darein whonenden armen alle monat ein mahl zu besuechen und was er darin mangelhaft befint, zu bessern; dem armenpfleger alles, so zu erhaltung der armen und kranken nötig, zu rechter zeyt zu verschaffen, auch ime und seinem gesündt, so oft es die not erfordert, inzureden, und das dieselbe sich aller bescheidenhavt und in Wartung der kranken verhalten, zu ermanen und mit gepürlicher straf anzuhalten, und da die nit helfen wolt, aldann mit vorwissen und rat seiner beistehender fortzuschicken und andere taugliche personen an ire stat anzunemen und seines innemens und außgebens ein ordentliche rechnung und darauf gleich alles dessen, so er in der rechnung schuldig bleibt, völlige gantze liferung zu thuen, alle gefhar und arge list außgeschlossen.

Orts- und Personenregister.1) A p p e n w e i e r , Schultheiß Marggraf, Adolf 56. A b s a l o n , Notar 105. A r b o g a s t . G r ü n d e r des A d a m . Mathias (ZonstBistums Strafiburg 2 3 : berensis)109, 111: s. BenBürger von Straßburg 119. feld. A r n h e m i u s s. Straßburg, A d r i a n i s. Z a b e r n . Domstift. Vikare. A g r i c o l a , Karl (Hammo- A r r h a u s s.Niederehnheim. nius), Generalvikar 3, 30, A r t z e n Arnold 111. 39, 58, 78, 83. A t z e n h e i m 74. A l l e r h e i l i g e n , P r ä m o n - A u g s b u r g , Kardinal Otto s t r a t e n s e r Kloster 41, 90 von — 5 , 6 , 7 , 9 ; Interim A11 d o r f, Benediktiner Klo1, 25 ; Jesuitenkolleg 17. ster 41, 42f., 48, 81. 82, A n m a l e , Herzog von 5. 8 4 ; Abt B e r n h a r d 56, 86; Abt L a u r e n t i u s G u t j a h r B. 4 3 , 78 , 88 , 89 , 9 0 f . ; Mönche: Küpfel, J u h a n n B a d e n , (Philipp; Markgraf von — 46, 76, 82, 88, 9 6 ; 42; Hafner, Martin 42. Heinrich. Statthalter 69. A l t e n h e i m 52. Anastasius s. Stürzel- B a l d c n h e i m 58. B a r r 75. bronn. A n d l a u , O r t 4 8 ; P f a r r e i 6 5 , B a s e l , Bistum 4, 41, 69. 98; Archidiakon s. Turi107; Pf.: Georg 65, H a n s ccllus. 6 5 , Hans v. Lindau 65; Landkapitel 76; F r a u e n - B a u m g a r t e n , Zisterzienserkloster 41. stift: 4 1 , 4 7 , 81, 102; Ä b t i s s i n : Kretzingen. B e n f e l d , P f a r r e i 6 5 : Pf. Kordula von 47, 81; RebHeublin (Inhaber der Kastock, M. Magdalena 47. planei St. Jacobi Maioris) 65, 81; M ü n s t e r h e r r : Ro97; Pf. S c h w a r z a c h , Mart e n b u r g e r , Ulrich 93; lin 58: Pf. Textor 93, 96. R i t t e r : H a n s Ludwig von 111; L a n d k a p i t e l 67, 76; — 93, 94, 97, 111; LaSchule 107; Schulmeister: z a r u s von — 9 7 : GeTextor 109; Licht, Ludschlecht d e r e r von — 65. wig 109; Mark, F r a n c i s k u s A.

*) Abkürzung Pf.

= Pfarrer.

109; Magister Matthäus (Adam) 84. B e r g h i e t e n 61. B e r m e n t e r , F r a n z . Bürgermeister von Speyer 11. B e r n h a r d , Abt s. Altdorf. B e r s t e t l 68. B e t b u r 74, 113; Landkapilol 76. B i b l e n h e i m , Benediktinerinnen-Kloster 41. B i l w i ß h e i m 68. B i s c h o f s h e i m zum hoh e n S t e g 7 0 f . , 98; PI. Stüritz, M. Georg 71, Rom a n u s , M. J o h a n n 71. B i s c h w e i l e r 65. B l ä s h e i m 68. 75. B l a n k e n h e i m s. Manderscheid. B l a s i u s . Abt von St. Georgen im S c h w a r z w a l d 83. B o c k . S t r a ß b u r g e r Familie 68. B ü c k l i n (v. Bücklinsau) 6 7 f . ; Philipp von 6 7 f . B o r s c h , Pfarrei 4 9 , 94: Oberamt 32 ; Bürger . Hepp, Hans. Ziegler 75. B ö s e n b i e s e n 53, 58. B o o z h e i m 52. 68. B o s c h s. Straßburg, Deput a t e n ; s. F a u t e n b a c h . B o s s e n d o r f 48. B r a n d t , B e r n h a r d s. Gugenheim.



129 — Faulenbach,

D ü t t l e n h e i m 65, 75.

B r e i s a c h 5.

Pf. Bosch,

Johann 107 f. B r e i t e n b a c h , Pf. Spreuß- D u n z e n h a u s e n 74. D u n z e n h e i m 7 4 ; Pf. Brand F e g e r s h e i r a 66. ler, Zacharias 94. 74.

B r e m l e i n s. Rust.

Ferdinand

Breuschwickersheim

68. B r u d e r b e r g , Landkapitel 76.

B u c h s w e i l e r 5, 40,69,70. B u c k l e r , Franz 110.

rius Johann) 43, 88 ff. Eckwersheim,

C a s s i a n s. Erslein. C h o r ( u ß ) Nikolaus, Bürger Zabern

113;

Hans

Jakob, Bürger in Zabern 113. Herzog

von

Württemberg 43. C l e m e n s XIII, Papst 116. C o l m a r 72, 73f., 106. C o m o , Kardinal von — 1 7 f. C o n t z , Valentin Dr. 12, 13, 15, 18, 81, 82. C o q u u s s. Schirmeck. C r e u t z e n a c h s. Marbach. s. Markolsheim.

D. Amt 46 (s. Rettich) 60. Dahlenheim,

E m e r e n t i u s , Ludwig 111. E n s i s h e i m 41.

Pf. Ferrer,

Ludwig 98. D a n g o l s h e i m , Pf. Zelten bach, Johann 55. D a n i e l s. Mainz. Johann, Weih

bischof 37, 83, 100. D e l s b e r g 41.

F l e c k e n s t e i n , Herren von 65, 69; Hans und Jörg — 69. F l o r i a n s. Lichtenau. F o r t e l b a c h 68, 76. Franck, Fiskal 68, 94.

Limburg,

F r a n k r e i c h 10. F r e i s t e t t e n 71. Frey,

Matthias,

17, 18, 93, 101, 105, 115. E r n s t e n b e r g e r , Andreas, kaiserlicher Hofrat 12. E r s t e i n , Amt 32; Ort 51, 52, 62, 75, 114; Schule Pf.: Ast, Matthias

59 ; Fabri, Ulrich, Depuund

Schaffner

Bruderhof

59;

im

Cassian,

Matthias 61. E s c h a u , AugustinerinnenKloster, 41, 45, 87.

G. G a m s h u r s t 75. G a n d a r i (?). Theodor, s. Oberehnheira. Gebersweiler,

Pf.

E t t e n h e i m 5, 112; Landkapitel 76. E t t e n h e i m m ü n s t e r , Benediktinerkloster 41, 68, 85, 88 ff., 93.

G e b h a r d s. Köln. G e i g e r , Michael s. Gugenheim. G e i s p o l s h e i m 52. Gengenbach, tiner

Benedik-

Kloster 41;

G e o r g i j s. Haslach. G e r e r , Jost s. Gugenheim. G e r h a r , Servalus, Abt zu Rowersdorf 96. Geroldseck,

Herren von

46.

F.

Gerolstein

s.

Mander-

Fabricius

D o r l i s h e i m 75. D o s s e n h e i m 66.

F a l c k e n n e r , Stephan 110. G e r s l h e i m 52. 68. F a r n e r s. Niederehnheim. G e r t w e i l e r 75.

D r u s e n h e i m 70.

Faust,

D ü r n i n g e n 70. Hahn, Reformbee

Abt.:

Gisbert Agricola 45, 83,

D i n s h e i m 52.

Heinrich

Ma-

ternus 87.

88 ff.

E s c h a u , Ort 49.

D i e m e r s. Zabern.

Sekretär

F ü r d e n h e i m 68.

Bischof s. Strafiburg. E r n f e l d e r , Jesuitenrektor

107;

29.

F r a n c k e n h e i m 66.

des Domkapitels 3.

E n z h e i m 67. von

F l e c k s. Renchen.

F r e i b u r g i. Br., 40, 61.

E i f e l 4.

tate

D a c h s t e i n 21, 87, 93, 107;

Johann

Jakob Marx von 68.

Erasmus

F e r r e r s. Dahlenheim. F i n s t i n g e n 5.

Frankenberg

E c k e r i c h 68, 76.

c.

Delphius,

E b e r s h e i m m ü n s t e r , Be46, 47, 48; Prior (Pisto-

B u r g h e i m 75.

Curtifex

94. nediktinerkloster 41, 42,

B u l a c h s. Zorn.

Christoph,

E b e r s h e i m , Graf Wilhelm E b e r s h e i m , Pfarrei29,54,

B u c e r , Martin 69.

in

E. Eberhards.Manderscheid. von 75.

B r u m a t h 61.

II, Erzherzog

von Tirol 2, 97.

110.

scheid.

Lic., Haushofmei- G i s b e r t s. Gengenbach. G ö b e l l s. Rangen.

ster 31.

9

— 130 — Göttelmann Goxweiler

s. Zabern. 75.

Gräfenhausen Gregor

Hegenmüller.

Johann

Dr. 2. 47.

Heiligenstein

Kappel

75.

XIII., Papst 8. 23, H e l v e t i u s s. Schlettstadt.

34, 85, 96, 103.

Hemerlen

s. Haslach.

G r e m p . Syndikus 2.

I l e p p , s. Borsch.

Grendelbruch

Herlisheim

Griesheim

48, 56.

66. 68. 75.

6, 26. Günsbach

Keudel

s. Jung St. Peter.

55, 57.

68.

Gugenheim

H i n d i s h e i m 48; Pf. Weiß,

57, 74, 113;

Pf.:

Scharf(f), Jacob 61,

74;

Pf.: Gerer, Jost 74;

Pf.: Brandt, Bernhard 98; Gerichtssclireiber,

Um-

brecht, Sigmund 74; Bür-

Georg 96; Bürger: Hertel, Valentin 63. Hirschau,

Kloster

43:

P f a r r e i 56 s. Wanner. H o c h f e l d c n 48.

H.

Hohenburg,

Benediktine-

Erisantius

96. Stadt 72. 73, 8 4 , 8 7 ; L a n d v o g t e i 72,95; H u l z h e i m 58. Landkapitel: Uber- und H o y a , Friedrich, Graf von

Hagenau.

Augu-

32.

4 5 ; H ü p s c h m a n n s. Kochersberg. Altes Spital 56; P r i e s t e r : S c h w a n , F e l i x 5 6 ; Jo- H ü r t i g h e i m 67.

hannes a Monte 56. Philipp IV. u. V.,

Grafen

95.

Hanhofen

J a k o b , Schutzheiliger 4.

17,

28,

31;

zu Lützelhausen u. W i s c h ,

Isenburg,

57. Hausgereut

70.

63.

14, von

W i e d 4. K ö n i g s b r ü c k , Zisterzienserinnenkloster 41. K ö p f e l s. Altdorf. Kogenheim

48, 49, 52.

Kolbsheim

68.

K o n s t a n z , Bistum 98. s. Andlau.

Kunheim

66.

K y l l s. Manderscheid.

L. 55.

Lampertheim

59.

Herren

von

Pankratz v o n 66;

Adam

Stift St. Mi-

chael 39, 41. 101.

L a u t e r b a c h , PrämonstraBurg 2 1 ;

Va-

lentin von, s. Köln.

Hartmannsweiler

Geb-

Hermann

merlen, Jakob, 4 0 : Chor- J o h a n n e s a M o n t e s. Ha- L a u t e n h e i m genau.

Erz-

von Waldburg

Lautenbach,

I m l i n 119.

könig: Georgij, Peter, Pf.

18;

v o n 66.

St. Florenz 39, 49, 52, 64, J e r u s a l e m 4. Dechant: He-

HO, 31, 107,108, 110, 111;

46, 65, 66; Günther und

H a s l a c h , Dorf 49, 50; Stift J e b s h e i m 68, 76. 80f., 103;

114;

Marx 75.

Landsberg,

I.

65.

113,

Hüpschmann

K ö l n , Stadt 7, 16, 20, 28,

Lahr

H u g s h o f e n , Abtei 41, 52.

70.

Amt30,59,

98,

Amtmann:

H ü t t e n h e i m , Pf. v. — 76,

v o n 5, 40, 69 ff., 87. Hangenbieten

74,

K ü r z e l l 75.

41,

Hanau-Lichtenberg,

60,

Kretzingen,

stinerkloster 41; Domini- H ü b l e r s. Rangen. kanerkloster 4 1 ; Fran- H ü f f e l s. Markolsheim. ziskanerkloster

75.

burg 7, 8, 18, 34;

H o h e n g ö f f t Pf. 95.

Unterhagenau 76;

Knörsheim

Kochersberg,

hard

rinnenkloster 42, 46, 49. Holtzhemius,

H a f n e r , s. Altdorf.

112.

K l e i n , Hermann 111.

bischof Valentin von Isen-

ger: Geiger, Michael 7 4 ; H o h a t z e n h e i m 72. Überfeil, Hans H o h b a r r 17, 21, 119. Scherer 74. H o h e n b e r g (?) 48. St. Peter; s. Altdorr.

s. A l t St. Peter.

Kippenheim

Domstift

H o f f m a n n s. Zabern.

Bürger:

G u t j a h r s. Straßburg, Jung

72, 73.

K e s t e n h o l z 49, 53.

70.

H e l l m a n n , Johann, Fiskal

G r u b 52, 102.

Kaysersberg K e r t z f e l d 49.

H e r t e l s. Hindisheim.

G r o p p e r . Kaspar (Propst) H e ß l e r

4«.

K a s p a r s. Zabern.

Ittenweiler, 53, 87, 96.

Kloster 42,

tenserpriorat 41. L e b e r a u 48, 52. Legelshurst Leimbach

70.

69.

— 131 — Leiningen-Westerburg, R i c h a r d , Graf von — 35.

Creutzenach, 87.

Leonardus M u r b a c h , Abtei 56. M u t z i g 56.

L e o p o l d , B i s c h o f s. S t r a ß - M a r k , Philipp Graf von der 34. burg. M a r k s. Benfeld.

L i c h t s. Benfeld.

N. Nellenburg-Thengen,

| Christoph Ladislaus s. A m t m a n n : M a r k h e r r e n 44ÍT. | Straßburg; Oswald, Graf Florian von Fürdenheim M a r k i r c h 68. von 33. M a r k o l s h e i m , P f . : C u r t i 70. Zisterzienserfex, Laurentius 9 3 ; Land- N e u b ü r g , L i n g o l s b e i m 58, 68. Lichtenau,

Londerschloth,Ottovon, Fiskal 102, 105. L o n t z i s , J o h a n n 111.

kloster 41, 83. Amtmann: Hüffel, J a k o b . 22, 2 9 , 1 1 4 . N e u g a r t h e i m 75. Neunkirch, Pf. Masch, M a r l e n h e i m 64. kapital 7 6 ;

Konrad, 5 4 , 6 1 , 1 1 7 ; Pauli, M a r t i n s. Schuttern. j Caspar 5 4 ; (Erzpriester) Kardinal, M a r t i n s. Zabern. i Truffinus, Petrus 61. Herzog Karl von 65, 66, M a s c h s. Neunkirch. M a t e r n u s s. Gebersweiler. N e u ß , Kloster, Prior 84. 119. N e u w e i l e r , Kollegiatstitt L ü t z e 1 b u r g , Grafschaft 65. M a t t h ä u s s. Benfeld. 39, 48, 69, 71, 72, 100. M a u r s m ü n s t e r , BenedikL ü t z e l h a u s e n s.Haslach. L o r e n z , D. 101. Lothringen,

tinerkloster 4 1 , 4 4 ,

L u t z s. Schlettstadt.

M. Madruzzo,

Cardinal

23,

101, 104. Männolsheim

45,

95.

M a x i m i l i a n II., Kaiser 11, N i e d e r e h n h e i m 65, Pf. Karner, J o h a n n 26. M e c h l e r , Adam, Notar 3.

Schulmeister.

M e i l i n s. R e i c h e n b a c h .

J o h a n n 106.

Geschlecht der "Blanken- M e t z g e r , Sebastian, Notar 3, 30. heim -Gerolstein 4 ;

66; 66:

Arrhaus,

Niedermünster,

M e t z 5.

Manderscheid,

1 0 1 ; Propst: S c h w a l m 3 9 .

N e v e l , Fiskal 48.

47, 51.

Bene-

diktinerinnenkloster

42,

45, 46 ; Schaffner 61.

N i e d e r r ü d e m 69. -Blankenheim, M e y m ü n s t e r 66. lciningischer N i e d e r s c h o p f h e i m von 4 ; M i c h a e l , N o r d h a u s e n 57. Schaffner s. Zabern. -Blankenheim, Arnold 11 -Kyll 4 ; Arnold

I

Graf

G r a f von 4, 32, 3 3 ; -Blan-

Mittelbergheim

65,

56.

75.

Eberhard Graf M i t t e l b r o n n 54. O b e n h e i m 68. von 4, 32, 33, 34, 81, 85, M i t t e l k u r z 98. 1 0 3 ; -Blankenheim, Her- M o l s h e i m , Stadt 17, 74, O b e r e h n h e i m 46, 1-9, 72, 106, 1 1 4 ; Pf. Mauritius, 1 0 1 ; Schloß 9 3 ; Landm a n n Graf von 4 ; -BlanJ o h a n n , 59, 7 3 ; Pf. Gankapitel 76, 92, 9 8 ; J e kenheim, Kuno Graf von kenheim,

3,

16, 3 3 s. S t r a ß b u r g ;

-Blankenheim,

Marga-

rethe, geb. Wied-RunkelIsenburg 4 f . ;

Hans Ger-

dari, Theodor, 101. 35, 88, E r n f e l d e r ; O b e r k i r c h , Herren von 65, 7 3 ; Pfarrer 7 5 : AmtSpital Unserer lieben F r a u mann 95. 53, 5 4 ; P r a e b e n d a r i u s : suitenkolleg 111.

116,

17,

s.

O b e r m u n d a t 41. 50. 61. Sartorius, Florian 98. O b e r n h o v e n 70. M o n t e a l t o , Kardinal 104, M a r g g r a f s. Appenweier. Obersulz, Pf. Oßwaldt. 119. M a i n z , Stadt 1 1 7 ; ErzJ o h a n n Christopherus 99. bischof Daniel 1 2 , 3 1 ; M o r o 1 f,Lienhart, s. Zabern. O f f e n b u r g , FranziskanerM u e g , S e b a s t i a n 13. Wolfgang 116. hard 3 3 ;

Marbach,

Philipp 33.

D., Prediger 2. M ü n s t e r t a l 72.

imGregorien-

M a r b a c h , Augustinerchor-

herrnkloster 4 4 , 8 4 ; Prior: M ü t t e r s h o l z 66. T i t i a n , Werner 8 4 ; P r i o r : M u n z e n h e i m 76.

kloster 4 1 ; Stadt 5 1 ; Land kapitel 76.

O f f e n d o r f , Stab und Dorf 70.

O l w i s h e i m 68. O r a n i e n . Prinz Wilhelm von 5. O r s c h w e i l e r 48, 56, 111. O ß w a l d t s. Obersulz. O s t h a u s e n 67; Pf. Falck, Jakob, 67, 97. O t t e r s w e i e r , Landkapitel 76

P. P a u l i s. Neunkirch. P e t e r , Alt St. s . S t r a ß b u r g . P e t e r , JungSl.,, P f a l z - Z w e i b r ü c k e n 65. P f a f f e n l i e i m 51. P f a f f e n h o f e n 5. P f a f f e n l a p p , s. Rufach P i s t o r i u s s. Ebersheimmünster. P l o b s h e i m , Dorf: 67. s. Zorn. P o r t i a , Nuntius 17, 18. P r ü m , Abt von 4.

Q. Quatzenheim

66.

132 —

R e n n e r s. Zabern. R e t t i c h , A m t m a n n von Dachstein 46. R i c h e r s. St. L e o n h a r d . R h e i n a u 8 8 : Landkapitel 52, 76. R o h r w e i l e r 70. R o p p e n h e i m 69. R o s e n w e i l e r 51. R o s h e i m 51. 72. 73, 98, 106. R o t e n b u r g e r s. Andlau. R o w e r s d o r f s. Gerhar. R o y , Simon de 17. R u d o l f II., Kaiser 4 , 1 3 , 7 3 . R ü m e l i n . J o h a n n Bernh a r d . Advokat. Sekretär des Domkapitels 3. 12. R u f a c h , Stadt 106; Rarfüßerkloster 41, 42, 86; Amtmann: PfafTenlapp 2 1 ; Schule 110; Mundat 32; Obervogt E b e r h a r d von Manderscheid. R u s l , Dorf 67; Pf. Bremlein. J o h a n n e s 56, 58.

R.

S.

R a f f , Diebold,Schaffner87. R a n d e n b u r g , Ratgerus, 111. R a n g e n 48, 58, Pf. llüblcr, J o h a n n e s 58. 5 9 : Pf. Göbell, J a k o b 98.

S a c h s e n , Friedrich Herzog von, s. S t r a s b u r g . S ä s o l s h e i i n 48. S a l a d i n , Jnh. Georg (Chronik) 3. St. G e o r g s. Straßburg. St. G e o r g e n i m S c h w a r z wald, Benediktinerkloster, Abt 86. St. J o h a n n b e i Z a b e r n , Benediktineiinnenkloster 41. 8 3 f. St. L a z a r u s , Bruderschaft 116, s. Beilage. St. L e o n h a r d b e i B ö r seh, Kollegiatstift 30fT., 39 f., 98; Dechant: Richer, (Richard) 31, (Rudolf) 4«; 80.

R a p p o l l s t e i n , Egenolf III, 68.

R a p p o l t s w e i l e r 68. R a t h s a m h a u s e n . Herren von 45, 65, 66. R e b s t o c k s. Andlau. R e g e n s b u r g 13, 15. R e i c h , Familie 65. R e i c h e n b a c h 43, 54, 58. Pf. Meilin, Alexius 57, 58. R e i n a c h . Christoph von 51. R e n c h e n , Pf. Fleck, Seb a s t i a n 4 9 : Pf. Bosch, St. M a r x , Kloster 86. Georg 49. St. O d i l i e n b e r g 42.

St. P e t e r , Dorf 87. S t . P e t e r , Alt- s. Straßburg. St. P e t e r , Jung- s. S t r a ß burg. St. S t e p h a n , F r a u e n k l o s t e r s. Straßburg. St. T r e u w e n s. Schlettstadt. S a n d 70. S a r t o r i u s s. Molsheim. S a s b a c h 75. Sayn-Wittgenstein. Georg Graf von 1. S a y n , Heinrich Graf von 3 S c h a d , Daniel 73. S c h a l t i n g s Wickersweiler. S c h a r f ( 0 s. Gugenheim. S c h e f f e l z h e i m 68. S c h e r w e i l e r 51. S e h e t i n e r , J o h a n n 52. S c h i r m e c k , Pf. Coquus, Petrus, 55, 58. S c h l c t t s t a d t , Stadt 72, 73, 106, 112: Pf. Lutz, R e i n h a r d 73, 112; Stift St. T r e u w e n 101; Kaplan Helvetius, B a l t h a s a r Gottf r i e d l O l ; Landkapito] 76; Dominikanerkloster 41; Mönch Fabri, T h o m a s 112. S c h ö n b e r g , Dietrich von 65. S c h u t t e i n . Benediktinerkloster 41; Abt 75, 8 8 : Abt Martin 71. S c l i w a l m s. Ncuweiler. S c l i w a n , S„ l i o f r a t 103. S c h w a n s. H a g e n a u . Schwarzach, Benediktinerkloster 41, 42, 46, 54, 55, 66, 71; Abt: 66, 8811. S c h w a r z a c h . Pf. s. Benfeld. Schwarzenberg, Otto Heinrich, Graf zu 11. S c h w e n d i , L a z a r u s l l , 12.

S e h w i n d r a t z h e i m 71. S e l l e n b a c h 55. S e l z , Chorherrenstift 41. S e s . e n h e i m 69. S i x t u s V., Papst 103. 104, 116. S o l m s . Adolf Graf von 1, 14. S p a n i e n 4. S p e c k l i n 4, 16, 18. 19. Speyer, Reichstag 16; RachtunglO; Bischof 46. S p r e u ß l e r s. Breitenbach. S t e i n b u r g 51, 102. S t e p h a n s f e l d . Komturei 86.

S t e v e . Kloster 49. S t o r m , Stephan 65. S t ö r i t z s. Bischofsheim zum hohen Steg. S t r a ß b u r g , S t a d t 1, 9ff., 24, 26 ff.. 37 f., 45, 49, 53. 64, 65, 66, 104, 113, 117; B i s c h ö f e : Wilhelm I. von Honstein 10,64, 65; Erasmus von Limburg 1, 36. 38, 42, 43, 44, 45. 49, 64, 66, 69, 72. 97, 98. 117; Leopold 42; D o m k a p i t e l 19, 24IT., 35. 49, 59, 61, 62, 70r., 73, 74. 77, 98, 101. 102.114, 116. 117, 119; Dompropst: Pfalzgraf Richard von Zweibrücken-Simmern 1, 3 . Christoph Ladislaus von Nellenburg-Thengen 30IT.; Doindechant:Friedrich, Herzog von Sachsen 24; Kuno, Graf von Manderscheid 25.71; Domscholaster: Arnold von Manderscheid-Blankenheim 33; Domkustos: Eberhard von Manderscheid - Blanken heim 33 ; H o h e r C h o r 35IT., 101: Gürtlerhof 36; D e p u t a t e n 35, 56, 71,

133 -

s. Bosch; s. Fabri; Vik a r e 3 5 f . ; Ziegler, Veit 93: Arnhemius, Lambertus 99; K o l l e g i a t s t i f t e : Alt-St. Peter 37 ff.. 64, 65, 77 ff., 104, 120; Dechant: Heßler (s. Jung-St. Peter); Jung-St. Peter 37ff.. 64, 77, 79. 103, 104. 106, 116, 120; Propst: Heßler, Dr. Johann 3. 78, 10t; Dechant: Keudel..Johann 78; Kanoniker : s. Agricola, s. Gutjahr; Northeim, Johann von 39; Vikar: Graf, Paul 39; St. Thomas 37; St. Stephan. Benediktinerinnenkloster 45; Johanniterkomturei 6 7 . 102; Pfarrei St. Georg 102. S t r a v i u s 104. S t ü r z e l b r o n n , Kloster42. 8 7 : Abi Anastasius 42. S t u r m , Johannes 1. S u l z 52. 69, 107: Amtmann 115. S u r b u r g . Stift von St. Martin und Arbogast 39: Schule 107. T. T e x t o r s. Benleid T i r e n e n s h e i m 76 T i l i a n s. Marbach. T r i e n t . Konzil 34. 88 T r u c l i l e r s h e i m 58, 59. T r u f f i n u s s. Neunkirch. T r u t t c n h a u s e n . Augustinerkloster 42. 46, 87. T u r i c o l l u s , Domherrund Arrhidiakon von Basel (!. T ü r k h e im 72.

u.

U b r i , Heinrich 98. Üb e r f e i l s. Gugenheim. 78. 79, 100 s. Delphius; U m b r e c h t s. Gugenheim.

V. . V a l e n t i n s. Köln. V o r t z w e i l e r 76.

w.

W a l d b ü r g s. Köln. W a l d o l w i s h e i m 51. W a l t 65, 75. W a l r a f f s.Winzenheim. W a n n e r , Konrad 56. W a n z e n a u , Amt 30, 116. W e i ß , s. Hindisheim. W e i ß e n b u r g 72. W e i t e r s w e i l e r 69. W e l s i n g e r , Christoph, Kanzler 6, 7, 18, 43, 66. W e s t l i a u s e n 95. W e y e r s h e i m 53, 61, 75. Wie k e r s w e i l e r . Pf. Schalting, Martin 69. W i d e n s o l e n 48. W i e d , Gräfin von — Gemahlin des Pfalzgrafen Richard v. Zweibrücken 3: Margarethe Wied-RunkelIsenburgs. Manderscheid; Hormann von — Erzbischor von Köln s. Köln; Johann, Wied — RunkelIsenburg 4. W i l s p e r g . Wilhelm von31. W i l h e l m I.. Bischor, s. Straßburg. W i n n e b u r g, Graf von - 35. W i n d e s h e i m . Kongregation 84. W i n z e n h e i m 68. 71 Pf. WalralT Zuckerniantel 71. W i t t e r s h e i m 68. W i t t g e n s t e i n , Graf von — 32. W o l f , Ordensprovinzial der Barfüßer in Straßburg 86. W o l T g a n g s. Mainz. W o i r i s h e i m 70. W o r m s , Domprediger 101. W ü r z b u r g , BischoT Julius Echter von Mespelbrunn 120.



Z. Z a b e r n , S t a d t 1,2, t, 5, 10, 14—17, 21. 23, 32. 42, 49. 59, 60. 66, 74. 87 ff., 92, 107, 112-114. 119: B ü r g e r : Michael, leiningischer Schaffner 113; Kaspar, Büchsenschmied 113; Martin, Uhrmacher 113; Chor(us), Scherer; Kürschner 113: Zacharias, Kürschnerll3; Morolf, Fischer 119: K o l l e g i a t s t i f t Unserer lieben Frau 39. 60. 79.

134

-

116; Dechant: Göttelmann, Konrad 105 : Kanonikus: Hoffmann, Kilian 107: Vikar: Adriani, Heinrich 99; F r a n z i s k a n e r k l o s t e r 41, 42, 107, 108: S c h u l e 107; S c h u l m e i s t e r : Diemer, Jakob 108; P r o v i s o r : Renner, Hartmann 108. Z a c h a r i a s s. Zabern. Z e i n h e i m 98. Z e l l e n b e r g 51). Z e l t e n b a c h s. Dangolsheim. Z i e g l e r s. StraUburg.

Z i m m e r n , Gottfried Christoph Graf zu — 3. Z o r n v o n B u l a c h 66,67 (Sebastian und Klaus), 97, 112; Zorn von Plobsheim 67. Z u c k e r m a n t e l s.Winzenheim. Z u c k m a n t e l , Geschlecht der — 68. Z u n s w e i e r 75. Zweibrücken-Simmern, Richard von, Dompropst 1 , 3 ; -Bitsch Jakob Graf von — 69. 71.