Die Herausbildung des historischen Materialismus: In Marx „Thesen über Feuerbach‟, Engels „Die Lage der arbeitenden Klasse in England‟ und in „Die deutsche Ideologie‟ von Marx und Engels [Reprint 2021 ed.] 9783112537404, 9783112537398


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German Pages 34 [37] Year 1968

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Die Herausbildung des historischen Materialismus: In Marx „Thesen über Feuerbach‟, Engels „Die Lage der arbeitenden Klasse in England‟ und in „Die deutsche Ideologie‟ von Marx und Engels [Reprint 2021 ed.]
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DEUTSCHE AKADEMIE D E R WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN VORTRÄGE UND SCHRIFTEN HEFT 104

AUGUSTE

CORNU

DIE HERAUSBILDUNG DES HISTORISCHEN MATERIALISMUS IN MARX' „THESEN ÜBER FEUERBACH", ENGELS' „DIE LAGE DER ARBEITENDEN KLASSE IN ENGLAND" UND IN „DIE DEUTSCHE IDEOLOGIE" VON MARX UND ENGELS

AKADEMIE - VERLAG • BERLIN 1967

Vortrag gehalten auf der Sitzung der Klasse für Philosophie, Geschichte, Staats-, Eechts- und Wirtschaftswissenschaften der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 30.6.1967

Erschienen im Akademie-Verlag GmbH, 108 Berlin, Leipziger Straße 3 - 4 Copyright 1967 by Akademie-Verlag GmbH Lizenznummer: 202 • 100/241/67 Herstellung: IV/2/14 VEB Werkdruck, 445 Gräfenhainichen • 2887 Bestellnummer: 2003/104 • ES 3 B 2 2,-

Die Herausbildung des historischen Materialismus steht in engem Zusammenhang mit K. Marx' und F. Engels' politischer und sozialer Entwicklung. Sie erfolgte auf Grund der theoretischen Erfordernisse des Emanzipationskampfes der Arbeiterklasse, auf deren Seite sich beide gestellt hatten. Aus ihrem Übergang zum Kommunismus hatte sich für Marx und Engels die Aufgabe ergeben, an Hand einer Kritik am kapitalistischen System die historische Rolle des Proletariats und des Kommunismus darzulegen. In den Artikeln der „Deutsch-Französischen Jahrbücher", „Die Judenfrage" und „Zur Kritik der Hegeischen Rechtsphilosophie. Einleitung", hatte Marx mit Hilfe einer Analyse der Auswirkungen des Systems des Privateigentums die historische Rolle des revolutionären Proletariats bei der Umwandlung der gesellschaftlichen Verhältnisse nachgewiesen. Anschließend hatte er in den „Ökonomisch-philosophischen Manuskripten" eine grundlegende Kritik des kapitalistischen Systems an Hand von Feuerbachs Entfremdungstheorie geliefert. Die Entfremdung war für ihn nun ein wirtschaftlich-soziales Phänomen, das in der Form der entfremdeten Arbeit auftritt. Daraus folgte die Entmenschung aller Menschen, insbesondere des Proletariats, im kapitalistischen System sowie die Notwendigkeit der Ersetzung dieses Systems durch ein kommunistisches. Die Analyse der entfremdeten Arbeit eröffnete ihm das Verständnis für die entscheidende Rolle der produktiven Arbeit als Praxis in der Gestaltung des Lebens der Menschen und in der Entwicklung der Geschichte. Ausgehend von der Praxis, 1

Vgl. A. Cornu: Karl Marx und Friedrich Engels. Leben und Werk. Berlin, Aufbau-Verlag, 1968, Bd. 3.



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deren Grundzüge er an Hand einer Kritik am Hegeischen Idealismus festlegte, gelangte Marx zu einer ersten Auffassung des historischen Materialismus, indem er zeigte, wie die Menschen im Unterschied zu den Tieren die Natur umwandeln, um sie der Befriedigung ihrer Bedürfnisse anzupassen, und wie sie sich dabei selbst herausbilden. Diese gleichzeitige Umbildung der Natur und des Menschen kennzeichne, meinte er, die Geschichte der Menschen und bilde deren wesentlichen Inhalt. In dieser ersten allgemeinen Grundlegung des historischen Materialismus blieben noch einige von Feuerbach übernommene halb metaphysische Anschauungen wirksam; Begriffe wie „wahre" Arbeit und „wahrer" Mensch, die der „entfremdeten" Arbeit und dem „entfremdeten" Menschen entgegengesetzt wurden, spielten noch eine Rolle. Dasselbe gilt für die utopische Teilung der Geschichte in eine „unmenschliche" Periode als Auswirkung des Systems des Privateigentums und der entfremdeten Arbeit und eine „menschliche" Periode nach der Beseitigung dieses Systems. Zu ähnlichen Anschauungen, wenn auch auf ganz anderem Wege, war Friedrich Engels in seinen Beiträgen in den „Deutsch-Französischen Jahrbüchern" wie auch in dem Artikel über die Lage Englands gelangt. In diesen Aufsätzen, die das Ergebnis seiner in England gesammelten Erfahrungen waren, zeigte er, daß der Kommunismus die unausbleibliche Folge der wirtschaftlichen Entwicklung, insbesondere der industriellen Revolution sei, die durch Konkurrenz und Krisen den Mittelstand ruiniere, das Proletariat vermehre, und den Klassenkampf zwischen Proletariat und Bourgeoisie verschärfe, der zur kommunistischen Revolution führe. Gestützt auf die Gemeinsamkeit ihrer Grundanschauungen, beschlossen Marx und Engels bei ihrer Begegnung in Paris, mit der junghegelschen spekulativen Philosophie abzurechnen. Dies war der Anlaß zur Abfassung der „Heiligen Familie", wo sie, insbesondere Marx, nicht nur mit ihren früheren idealistischen Anschauungen völlig brachen, sondern auch durch die Analyse politischer und sozialer Fragen vom materialistischen Standpunkt aus, sich ebenfalls der Feuerbachschen Anschauungen fast gänzlich entledigten. In der nächsten Periode ihrer ideologischen Entwicklung, die durch Marx' „Thesen über Feuerbach", Engels' „Lage der arbeitenden Klasse in England" und „Die deutsche Ideologie" gekennzeichnet ist, werden im Zuge der weiteren Herausbildung des historischen Materialismus und der Kritik an der spekulativen Philosophie und am „wahren" Sozialismus Metaphysik, Dogmatismus und Utopie völlig überwunden. Die Herausbildung dieser neuen materialistischen Weltanschauung als unerläßlicher ideologischer Grundlage einer konsequenten und erfolgreichen Führung des proletarischen Klassenkampfes ist nur in ihrem Zu-

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sammenhang mit der allgemeinen Entwicklung der Arbeiterbewegung zu verstehen, und zwar vornehmlich der in den westeuropäischen Ländern: England, Frankreich, Deutschland, Belgien und der Schweiz, mit denen Marx und Engels zunächst in unmittelbarer Verbindung standen. Das Entscheidende an der damaligen Lage Englands war die industrielle Revolution, die dieses Land von Grund auf verändert hatte. Die sich rasch entwickelnde Fabrikindustrie hatte in steigendem Maß Handwerkertum und kleine Betriebe ruiniert und beseitigt, die Großbourgeoisie zur herrschenden Klasse gemacht und ein stets wachsendes Proletariat geschaffen. Die Ausdehnung der maschinellen Produktion, die eine stete Herabsetzung der Löhne und eine Verlängerung der Arbeitszeit herbeiführte, hatte die Lage der Arbeiterklasse in steigendem Maß verschlechtert, zugleich aber ihren Klassenkampf gegen die sie ausbeutenden herrschenden Klassen, Bourgeoisie und Großgrundbesitzer, verschärft. So fand auch der Hauptklassenkampf nicht mehr, wie bis dahin, zwischen der Großbourgeoisie als Vertreterin der Interessen von Industrie und Handel und dem Adel statt, der infolge der Monopolisierung des Bodens und seines Besitzes an Bergwerken eine starke Machtposition behielt, sondern zwischen der Großbourgeoisie und den Großgrundbesitzern als den herrschenden Klassen einerseits und dem Stadt- und Landproletariat andererseits, das bis aufs Blut ausgebeutet wurde. In harten und zähen Kämpfen hatte das in den Trade-Unions und in der Chartistenpartei organisierte industrielle Proletariat Koalitions- und Streikrecht wie auch politische Rechte errungen, die ihm ermöglichten, erfolgreicher als zuvor auf gewerkschaftlichem wie auf politischem Boden um bessere Lebensbedingungen zu kämpfen. Im Gegensatz zu England, wo die industrielle Revolution so gut wie abgeschlossen war, war sie in Frankreich und in Belgien noch im Gange, in Deutschland erst in den Anfängen und in der Schweiz kaum im Entstehen begriffen. Daher auch die Unterschiedlichkeit des wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Entwicklungsgrades wie auch der Entfaltung der Arbeiterbewegung in diesen Ländern. Frankreich war noch vornehmlich ein Agrarland. Der während der Revolution von 1789 enteignete Adel hatte keine solche wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Machtposition wie in England. Da die Produktion noch hauptsächlich gewerblichen und manufakturellen Charakter hatte, waren Handwerkertum und Kleinbürgertum noch sehr stark. Infolge der steigenden Konkurrenz mit der Fabrikproduktion war ihre Position aber bereits erschüttert, und sie spielten bei dem bestehenden Zensuswahlrecht keine bedeutende politische Rolle. Wie in England hatte die Großbourgeoisie

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nach der Revolution von 1830, als sie endgültig zur Macht gelangt war, den Adel als herrschende Klasse abgelöst. Die Unterdrückung des Mittelstandes und dessen Ausschluß aus der politischen Macht durch das Zensuswahlrecht führten zu einem Kampf zwischen der mit den Agrarkonservativen verbündeten Großbourgeoisie und dem Mittelstand, der sich mehr oder weniger auf die Arbeiterklasse zu stützen suchte. Der Hauptkampf fand aber als Klassenkampf zwischen Bourgeoisie und Arbeiterklasse statt, nahm jedoch eine andere Form an als in England. In Frankreich bestand nämlich die Arbeiterklasse in ihrer Mehrzahl noch aus Handwerksgesellen, die in steigendem Maße proletarisiert wurden und daher in ihrem Kampf eng mit den Manufaktur- und Fabrikarbeitern verbunden waren. Da die französische Arbeiterklasse, im Unterschied zu den englischen Arbeitern, weder das Koalitions- und Streikrecht noch das Wahlrecht besaß und sich daher nicht legal gewerkschaftlich und politisch organisieren konnte, griff sie zur Durchsetzung ihrer Klasseninteressen zu illegalen Streiks und zu Aufständen, die gemeinsam mit revolutionären Mittelständlern in Geheimgesellschaften organisiert wurden. In Belgien waren die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse ungefähr dieselben wie in Frankreich. Der politische Kampf spielte sich aber vornehmlich zwischen den von der katholischen Kirche unterstützten Agrarkonservativen und den Bürgerlich-Liberalen ab. Wie in Frankreich führten der unterdrückte Mittelstand und die Arbeiterklasse einen gemeinsamen Kampf gegen ihre Unterdrücker. In der Schweiz gab es noch keine Fabrikindustrie, daher behielt die Arbeiterbewegung handwerksmäßigen Charakter. Deutschland war noch in erster Linie ein Agrarland. In den ostelbischen Staaten und preußischen Provinzen, wo der Großgrundbesitz überwog, herrschten noch halbfeudale Zustände. Im Unterschied zu Preußen, das absolutistisch regiert wurde, hatten die mittel- und süddeutschen Staaten mehr oder weniger liberale Konstitutionen; dort kämpfte, besonders in Baden, unter dem Einfluß der französischen Ideen, ein erstarkender Mittelstand um liberale und demokratische Reformen. Die industrielle Revolution setzte eigentlich erst nach der Gründung des Zollvereins ein, der die Vorbedingungen dazu schuf. Die Großindustrie mit Fabrikproduktion entwickelte sich in Schlesien, Sachsen, vor allem aber im Rheinland. Damit entstand auch eine Großbourgeoisie, die mit dem Anwachsen ihrer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Macht immer entschiedener gegen Feudalismus und Absolutismus Stellung nahm, besonders im Rheinland, wo sie am stärksten war. Sie forderte mit wachsender Energie eine liberale Verfassung zur Durchsetzung ihrer Klasseninteressen; dabei neigte sie infolge des Kampfes, den sie zu-

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gleich gegen das Proletariat zu führen hatte, zu Kompromissen mit der preußischen Monarchie, da diese ihr eine unentbehrliche Stütze bei der Ausbeutung und Unterdrückung des Proletariats war. Im Gegensatz zu den Beamten, Kleinhändlern und Handwerksmeistern, die meistens reaktionär eingestellt waren, distanzierte sich ein Teil des Mittelstandes, vornehmlich eine wachsende Anzahl fortschrittlicher Intellektueller, von der Großbourgeoisie und kämpfte, im Unterschied zu ihr, nicht um liberale, sondern um demokratische Reformen. Diese Demokraten glaubten im allgemeinen, daß die Demokratisierung des Staates alle politischen und sozialen Probleme befriedigend lösen würde und daß sie insbesondere allein imstande wäre, den Pauperismus zu beseitigen. Sie stellten sich somit prinzipiell auf die Seite der Arbeiterklasse. Aus der Verschiedenartigkeit der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse in England, Frankreich, Belgien, Deutschland und in der Schweiz ergab sich eine unterschiedliche Entwicklung der Arbeiterbewegung in diesen Ländern. In England, wo das Proletariat am stärksten war, spielte es die führende Rolle in der Arbeiterbewegung; von ihm wurden die in England lebenden deutschen revolutionären Handwerksgesellen wesentlich beeinflußt, so daß sie keine Möglichkeit zur Bildung einer eigenen Bewegung fanden. In Frankreich und in Belgien, wo die Handwerksgesellen neben den Proletariern noch ein bestimmendes Element in der Arbeiterbewegung darstellten, schlössen sich die deutschen Handwerksgesellen diesen an; daher konnte dort ihre Bewegung eine eigene, besondere Prägung behalten. In Deutschland bildete sich eine proletarische Bewegung erst nach dem schlesischen Aufstand heraus. Erst von dieser Zeit an entwickelte sich die Bewegung der revolutionären Handwerksgesellen zunehmend im Bündnis mit Proletariern und zwar in gemeinsamen Vereinen, die die Grundlage der Verbreitung des Kommunismus bildeten. In demselben Maß, wie die Handwerksgesellen eine mehr oder weniger bedeutende Rolle in der Arbeiterbewegung spielten, war der dem Handwerkerkommunismus anhaftende Utopismus mehr oder weniger verbreitet. Konnte sich dieser Utopismus in England, wo die Handwerksgesellen keine namhafte Rolle in der Arbeiterbewegung spielten, kaum entwickeln, so war dem Handwerkerkommunismus in Frankreich und in Deutschland weiterhin ein ausgesprochen utopischer Zug eigen, der in der Schweiz, da es dort kein Fabrikproletariat gab, die Vorherrschaft gewann. Entscheidenden Einfluß auf die Entwicklung der sozialen Bewegung hatte in Deutschland der Aufstand der schlesischen Weber, der nicht nur zur Verbreitung der revolutionären Aktion des deutschen Proletariats beitrug, sondern auch eine eigentümliche Form des utopischen Sozialismus,

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den „wahren" Sozialismus in Deutschland entstehen ließ, indem er den Pauperismus zur Tagesfrage erhob. Im Gegensatz zu den hergebrachten konservativen Ansichten, daß es immer Reiche und Arme geben werde und daß dem Pauperismus nur durch charitative Mittel abzuhelfen sei, vertrat eine ständig wachsende Anzahl von Demokraten, meistens Intellektuelle, die zum Sozialismus neigten, die Überzeugung, der Pauperismus sei nur durch eine tiefe Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse zu beseitigen. Da die meisten von ihnen Feuerbachianer waren, verbanden sich in ihren Theorien humanistische Elemente mit kommunistischen. Die schwerwiegendsten Auswirkungen des kapitalistischen Systems und der Konkurrenz seien, meinten sie, die Isolierung und der Egoismus, die wie die Religion, die Entfremdung des menschlichen Wesens zur Folge hätten. Erst durch die Aufhebung des Privateigentums, der Konkurrenz und der Herrschaft des Geldes könnten die Menschen die Möglichkeit wiedererlangen, ein ihrem Gattungswesen entsprechendes Leben zu führen und „wahre" Menschen zu werden. Durch diese Verlagerung der sozialen Frage auf eine philosophischsittliche Ebene wurde der „wahre" Sozialismus zu einer sentimentalen Utopie. Aber gerade diese Art der „wahren" Sozialisten, die aktuell gewordene Frage des Pauperismus in ihrer Presse zu behandeln, bewirkte, daß die soziale Frage in ganz Deutschland zur Diskussion kommen konnte. Wie auf gesellschaftlicher Basis dem entstehenden wissenschaftlichen Sozialismus durch die Vereine revolutionärer Handwerksgesellen und Proletarier der Weg gebahnt wurde, wurde ihm auf ideologischer Ebene durch den „wahren" Sozialismus indirekt der Weg zu seiner Verbreitung bereitet. Vom „wahren" Sozialismus wie auch vom Handwerkerkommunismus distanzierten sich Marx und Engels, die eben zu dieser Zeit die allgemeinen Prinzipien des historischen Materialismus als Grundlage des wissenschaftlichen Sozialismus und somit auch des konsequenten Klassenkampfes des Proletariats herausarbeiteten. Noch standen sie mit ihren Anschauungen fast isoliert. Es traten aber allmählich revolutionäre Kommunisten auf, vor allem Wilhelm Wolff, Georg Weerth, Joseph Weydemeyer, Edgar von Westphalen und Karl D'Ester, die sich ihre Anschauungen zu eigen machten und sich ihnen anschlössen. Die Herausarbeitung des historischen Materialismus setzten Marx und Engels nach der „Heiligen Familie" zunächst getrennt fort, Marx in Brüssel mit den „Thesen über Feuerbach", Engels in Barmen mit der „Lage der arbeitenden Klasse in England". In Barmen trieb Engels eine rege kommunistische Agitation. Er gedachte, sich zunächst an das Proletariat in Barmen und Elberfeld zu wenden, fand

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aber bei den unbarmherzig ausgebeuteten dahinvegetierenden Proletariern kein Gehör. Nach dem Scheitern dieses Versuchs machte er sich zusammen mit Heß den Umstand, daß die Bourgeoisie, angeregt durch die nach dem Weberaufstand aktuell gewordene Frage des Pauperismus, sich für die sozialen Probleme interessierte, zunutze, um kommunistische Propaganda im Anschluß an Debatten über soziale Probleme zu treiben, in der Hoffnung, die fortschrittlichen Bürger ließen sich für den Kommunismus gewinnen. Als kommunistischer Agitator trat Engels zunächst mit Heß in den Vereinen zum Wohl der arbeitenden Klassen auf, wo sie dahin wirkten, daß dort eine radikalere Politik betrieben wurde. Ermuntert durch die rasche Verbreitung kommunistischer Ideen und ihren Erfolg in den Versammlungen, die bei Gelegenheit der Gründung von Vereinen zum Wohl der arbeitenden Klassen abgehalten wurden, organisierten sie selbst Versammlungen in Elberfeld, um den Kommunismus zu propagieren. In seinen Reden legte Engels dar, daß der Kommunismus keine abstrakte Theorie, keine Utopie sei, sondern das notwendige Ergebnis der Entwicklung des kapitalistischen Systems, das durch die Konkurrenz und die Krisen zum Ruin des Mittelstandes, zur Verschärfung des Klassenkampfes zwischen Bourgeoisie und Proletariat und somit unabwendbar zum Kommunismus führe. Diese Prognose erhärtete er durch eine Analyse der Auswirkungen des Freihandels und des Schutzzollsystems, die nach seiner Ansicht in Deutschland zu einer kommunistischen Umwandlung der gesellschaftlichen Verhältnisse beitragen würden. Da diese Versammlungen durch ihren zunehmenden Erfolg angeblich zu einer Gefahr für die bestehende Ordnung wurden, griffen die Behörden zum Verbot. Eine andere Möglichkeit, den Kommunismus zu propagieren, eröffnete sich Engels und Heß durch die Gründung der sozialistischen Zeitschrift „Der Gesellschaftsspiegel" und die Förderung anderer sozialistischer Zeitschriften wie der „Rheinischen Jahrbücher zur gesellschaftlichen Reform". Aus dem „Gesellschaftsspiegel" machte Engels, indem er dafür sorgte, daß er ausführlich über die Lebensverhältnisse nicht nur der deutschen, sondern auch der englischen, französischen und belgischen Arbeiter berichtete, das erste sozialistische Organ in Deutschland. Auch entwarf Engels in seinem Briefwechsel mit Heß und Marx eine Kritik an Stirners Werk „Der Einzige und sein Eigentum". Weil seine materialistische Weltanschauung noch nicht so fest fundiert war wie die von Marx, kam er auf den Gedanken, daß Stirners Theorie bei angemessener Deutung für den Kommunismus durchaus zu verwerten sei. Marx verwarf diesen Versuch jedoch entschieden, in der festen Überzeugung, man könne zu keiner richtigen Auffassung vom Menschen und von der Geschichte ge-

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langen, wenn man wie Stirner das Individuum von den gesellschaftlichen Verhältnissen, die es bedingen, trenne. Den entscheidenden Beitrag zur Herausbildung des historischen Materialismus und des wissenschaftlichen Sozialismus lieferte Engels dann aber mit seinem Werk „Die Lage der arbeitenden Klasse in England". Diese Arbeit ist die erste vom Standpunkt des historischen Materialismus ausgehende Darlegung einer geschichtlichen Periode. Ihre wesentliche Bedeutung für Engels' ideologische Entwicklung liegt darin, daß, indem er sich weiterhin mit den englischen Verhältnissen beschäftigte, er sich auf der geistigen Höhe halten konnte, die er in England erreicht hatte. Außerdem bildete dieses Studium für ihn ein heilsames Gegengewicht gegen den Einfluß der deutschen Verhältnisse, insbesondere des „wahren" Sozialismus, dem er nach seiner Rückkehr aus England eine Zeitlang nahe stand. Wie Marx befähigte auch ihn die unbedingte Parteinahme für das Proletariat und der sich daraus ergebende revolutionäre Standpunkt zu einer tiefen und richtigen Analyse der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse. Engels legte in diesem Buch dar, daß das Elend des Proletariats, der Klassenkampf der englischen Arbeiterklasse und als deren Konsequenz die kommunistische Revolution die unabwendbaren Folgen des kapitalistischen Systems waren. Dabei ging er in zwei wesentlichen Punkten über seinen Artikel „Die Lage Englands" hinaus. Er führte nämlich die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, politischen und ideologischen Verhältnisse Englands viel gründlicher und präziser auf die industrielle Revolution zurück und hob die revolutionären Konsequenzen der Zuspitzung des Klassenkampfes zwischen Bourgeoisie und Proletariat noch schärfer hervor. Er setzte auseinander, daß die industrielle Revolution, d. h. die Ersetzung der Manufakturproduktion durch die maschinelle Produktion zum Ruin des Mittelstandes führe, zugleich aber zur Konzentration des Kapitals in den Händen der Großbourgeoisie, die sich zur herrschenden Klasse aufschwinge, sowie zur Verelendung des stets wachsenden Proletariats, das gezwungen sei, seine Arbeit als Ware zu verkaufen und den Bedingungen des Warenverkaufs unterliege. Daraus ergebe sich die physische, geistige und sittliche Verelendung des englischen Proletariats wie auch die Zuspitzung seines Klassenkampfes gegen die kapitalistischen Verhältnisse. Trotz der wirtschaftlichen, sozialen und ideologischen Mittel, die ihr zu Gebote ständen, vermöge die Bourgeoisie nicht zu verhindern, daß der Kampf des Proletariats sich stets verschärfe. An die Stelle der vereinzelten wilden Aufstände würden nunmehr dank denTrade-Unions und dem Chartismus organisierte und zielbewußte gewerkschaftliche und politische Kämpfe

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treten. Im wachsenden Bewußtsein ihrer Klasseninteressen rückten die Proletarier zugleich immer mehr von der Utopie und vom Reformismus ab, da in ihnen die klare Erkenntnis heranreife, der einzige Weg zu ihrer Befreiung sei die kommunistische Revolution. Der durch den Ruin des Mittelstandes und das Aufkommen des Proletariats beschleunigte Selbstzersetzungsprozeß des kapitalistischen Systems verschärfe den Klassenkampf des Proletariats gegen die Bourgeoisie, der in der kommunistischen Revolution gipfeln würde. In demselben Maß, wie die Bourgeoisie, die in ihrem Kampf gegen Feudalismus und Absolutismus eine fortschrittliche Klasse gewesen sei, zu einer konservativen werde, werde das Proletariat als Träger der Zukunft zur neuen, fortschrittlichen Klasse. Wie die gesellschaftlichen, politischen und ideologischen Verhältnisse der Bourgeoisie klassenbedingt seien, so hätten auch die Lebensverhältnisse und die Ideologie der Arbeiterklasse Klassencharakter und seien nur in ihrer Klassenbedingtheit zu verstehen. Mit diesem Werk, in dem Engels sich der Feuerbachschen Metaphysik und des Feuerbachschen Humanismus entledigte und sich grundsätzlich vom „wahren" Sozialismus distanzierte, lieferte er, vollständig unabhängig von Marx, einen wesentlichen Beitrag zur Herausbildung des historischen Materialismus. Aus seiner Analyse der englischen Zustände ergaben sich nämlich, allerdings nicht so systematisch zusammengefaßt und nicht so klar formuliert wie in Marx' „Thesen über Feuerbach", folgende Grundprinzipien des historischen Materialismus: Zur richtigen Erkenntnis der Geschichte gelange man nur auf dem Wege einer exakten und gründlichen Analyse der realen Verhältnisse, und zwar unter Ausschluß jeder idealistischen und utopischen Betrachtungsweise. Der geschichtliche Prozeß sei im wesentlichen bedingt von der Entwicklung der Produktivkräfte, der Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse und der sich daraus ergebenden Klassenkämpfe. Die Produktivkräfte — im Falle des modernen England grundlegend verwandelt in der industriellen Revolution — seien es, die Arbeitsteilung und Eigentumsverhältnisse, mithin die Beziehungen der Menschen zur Produktion und zueinander, d. h. ihre gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse wie auch ihre Sitten und Anschauungen, bestimmen. Die Anschauungen der Menschen, d. h. ihre Ideologie, hätten wie die gesellschaftlichen Verhältnisse Klassencharakter, da sie von den materiellen Lebensbedingungen der Menschen abhängig seien und diese widerspiegeln. Es gäbe daher keine über den Klassen stehenden Ideen, da Philosophie, Religion, Moral und Recht auf verschiedene Weise der Verteidigung der Interessen der antagonistischen Klassen dienen und der Kampf um Ideen und Prinzipien eigentlich nur die Widerspiegelung des Kampfes um die

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Durchsetzung materieller Interessen sei. Daraus folge die Unhaltbarkeit der idealistischen Geschichtsauffassung, wonach die Geschichte von Ideen bestimmt werde, wie überhaupt die Unhaltbarkeit jeder von der Praxis losgelösten Theorie. Diese allgemeinen Prinzipien des historischen Materialismus, die die Grundlage von Engels' Analyse der Lage der arbeitenden Klassen in England bildeten, wurden indessen von ihm nicht systematisch herausgearbeitet und klar formuliert, sondern mehr oder weniger vorausgesetzt und faktisch angewandt. Auch hafteten seiner Analyse noch einige idealistische Überreste an, die aber der materialistischen Darstellung im allgemeinen keinen Abbruch taten. Gelang es Engels auch nicht, seine Anschauungen auf einem so hohen Niveau zu verallgemeinern wie Marx, weil er in theoretischer Hinsicht hinter den von Marx gewonnenen Erkenntnissen noch zurückblieb, so drang er — und darin lag sein Vorsprung gegenüber Marx — tiefer in die Beziehungen zwischen den sozialen Fragen und den wirtschaftlichen Verhältnissen ein. War Marx bereits zu der allgemeinen Einsicht gelangt, daß die Praxis, d. h. die produktive Tätigkeit, das Leben der Menschen und die Geschichte bestimmt, so hatte Engels, obgleich er zu solchen allgemeinen Erkenntnissen noch nicht vorgedrungen war, einen klareren Blick dafür, in welcher Weise sich die geschichtliche Entwicklung im einzelnen vollzieht. Die in den „Ökonomisch-philosophischen Manuskripten" gewonnenen Einsichten in die Bedeutung und die Rolle der Praxis faßte Marx, etwa zu der Zeit, da Engels sein Werk abschloß, in den „Thesen über Feuerbach" zusammen, wo er, bei völliger Ausmerzung der Feuerbachschen Metaphysik, wesentliche Grundzüge seiner neuen materialistischen Weltanschauung festlegte. Hier ging er nicht wie in den „Ökonomisch-philosophischen Manuskripten" und teilweise noch in der „Heiligen Familie" vom „entfremdeten" und „wahren" Menschen, sondern von der Praxis als der produktiven Tätigkeit des Menschen aus. Vom Standpunkt der Praxis kritisierte er Feuerbachs Philosophie, und er gewann ebenfalls aus der Praxis, gleichsam als Gegenstück zu Feuerbachs Philosophie, Grundprinzipien des dialektischen und historischen Materialismus. Weil Feuerbach die Praxis außer acht gelassen hat, betrachtet er den Menschen nicht in seinem Verhältnis zur Gesellschaft, sondern vornehmlich in seinen naturhaften Beziehungen sowohl zu den anderen Menschen wie zur Natur, die bei Feuerbach noch ganz und gar urwüchsigen Charakter hat. Daher sein beschauliches sentimentales Weltbild, das seinen abstrakten, metaphysischen Auffassungen von Individuum und Gesellschaft entspricht.

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Das Individuum betrachtet er vorwiegend in seinen gefühlsbedingten Beziehungen zur Natur und zu den anderen Menschen, und die Gesellschaft gilt ihm darum als Totalität dieser naturhaften, gefühlsbedingten Individuen in der Form der Gattung. Daher auch sein verfehltes Herangehen an soziale Fragen, insbesondere an die religiöse, hinter der für ihn wesentlich psychische Vorgänge stehen. Nicht anders ergeht es Feuerbach bei dem Problem des Verhältnisses von Denken und Sein. Nur wenn man von der Praxis ausgeht, meint Marx, gelangt man zu einer richtigen Auffassung vom Individuum in seinem tätigen Verhältnis zur Natur und zur Gesellschaft und von der Gesellschaft als der Gesamtheit der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse. Erst auf dieser Grundlage wird auch eine richtige Lösung der sozialen und theoretischen Probleme möglich, die eben nur in ihrem Verhältnis zur produktiven Tätigkeit der Menschen zu verstehen sind. Auf dieser tieferen Konzeption der Grundprinzipien des dialektischen und historischen Materialismus, die er allerdings in den „Thesen" nicht vollständig ausarbeitete, sondern nur skizzierte, begründete Marx eine neue materialistische Philosophie, die als Weltanschauung des revolutionären Proletariats sich nicht bloß die Erkenntnis der Welt, sondern in Anwendung des Erkannten, in erster Linie die Veränderung der Welt zum Ziel setzte. Die Grundzüge des historischen Materialismus arbeitete Marx wohl schon zu einem einheitlichen Ganzen in seiner Schrift „Kritik der Politik und Nationalökonomie" aus, die unvollendet blieb und verschollen ist. Bei ihrer Begegnung in Brüssel im April 1845 legte Marx die allgemeinen Grundzüge seiner materialistischen Philosophie Engels dar. Sie beeindruckten Engels tief, weil daraus der Zusammenhang zwischen der wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, politischen und ideologischen Entwicklung klarer und auf einer höheren Stufe der Verallgemeinerung hervorging, als es in seinem eigenen Werk der Fall war. Indessen war Engels dabei nicht nur der Empfangende, sondern auch der Gebende. Vermochte er zwar von sich aus nicht zu einer so einheitlichen und festbegründeten materialistischen Weltanschauung zu gelangen wie Marx, so gab er ihm doch in seinen Untersuchungen, in denen er die Lage des modernen England als Ergebnis der industriellen Revolution darstellte, ein Musterbeispiel der Anwendung der Prinzipien des historischen Materialismus bei der Erforschung und Klärung einer geschichtlichen Periode. Während ihrer gemeinsamen Reise nach England untermauerten sie ihre materialistischen Anschauungen durch nationalökonomische Studien. Zugleich traten sie in engeren Kontakt mit den Leitern der Londoner Ge-

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meinde des „Bundes der Gerechten" und des Chartismus, insbesondere mit George Julian Harney, dem Führer des radikalen Flügels dieser Partei. Dies ermöglichte ihnen, wenn auch erst in begrenztem, so doch schon in internationalem Maßstab, einen unmittelbaren Einfluß auf die Führer der Arbeiterbewegung zu gewinnen und an dieser nun persönlich teilzunehmen. Je mehr sie erkannten, welche revolutionäre Rolle das Proletariat spielte, desto mehr festigte sich bei ihnen die Überzeugung, daß der Kampf des Proletariats, sollte er siegreich zu Ende geführt werden, sich theoretisch auf den historischen Materialismus stützen mußte und die unerbittliche Ausschaltung jedes Idealismus, Dogmatismus und jeder Utopie erforderte. Dies waren die Voraussetzungen ihrer gemeinsam verfaßten Schrift „Die deutsche Ideologie". In diesem Werk führten sie nach einer allgemeinen Darlegung der Grundprinzipien des historischen Materialismus den in der „Heiligen Familie" begonnenen Kampf gegen die junghegelsche spekulative Philosophie als äußerste Form des Idealismus zu Ende, indem sie mit Bruno Bauer, besonders aber mit Stirner endgültig abrechneten. Ferner begannen sie, sich mit dem utopischen Sozialismus auseinanderzusetzen, indem sie den „wahren" Sozialismus einer Kritik unterzogen. Die Darlegung des historischen Materialismus erfolgte in der „Deutschen Ideologie" an Hand einer Analyse der Hauptperioden der Geschichte, die gleichsam das Gegenstück zu der idealistischen Auffassung der Geschichte seitens der bürgerlichen Historiker und Philosophen bildet. Die bürgerlichen Historiker, die die Grundlage der Geschichte, die Produktion des materiellen Lebens, nicht in Betracht ziehen und daher die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse, die sich daraus ergeben, außer acht lassen, sehen in den religiösen und politischen Kämpfen die treibende Kraft der Geschichte und halten sie für das Bestimmende. Diese idealistische Geschichtsauffassung wird von den spekulativen Philosophen auf die Spitze getrieben, die die Entwicklung der Geschichte auf die des Geistes reduzieren. Im Gegensatz zu den bürgerlichen Historikern und Philosophen gehen Marx und Engels von dem Grundsatz aus, daß das Wesentliche und Bestimmende in der Gestaltung der Geschichte die Produktion des materiellen Lebens durch die Menschen ist. Der allgemeine Leitfaden ihrer Darlegung der Geschichte ist Marx' materialistische Weltanschauung. In ihren Einzelanalysen der geschichtlichen Hauptperioden verfahren sie aber so, wie Engels es in seinem Buch über die Lage der englischen Arbeiterklasse erstmals getan hatte, d.h. sie leiten die gesellschaftlichen, politischen und ideologischen Verhältnisse von den jeweiligen wirtschaftlichen ab.

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In der Entwicklung der Geschichte unterscheiden sie zwei Hauptepochen. In der ersten lebten die Menschen wie die Tiere von den Produkten der Natur, da sie noch nicht imstande waren, sie durch ihre produktive Tätigkeit umzubilden, um sie der Befriedigung ihrer Bedürfnisse anzupassen. In der zweiten vermögen die Menschen auf Grund der Entwicklung der Vernunft und der Technik die Natur bereits in steigendem Maß umzugestalten und bilden sich selbst dabei heraus. Diese zweite Epoche teilt sich je nach der Verschiedenheit der Produktionsweise, der Arbeitsteilung und der sich daraus ergebenden Eigentumsverhältnisse in vier Hauptperioden. Die erste ist die des kollektiven Stammeseigentums, die einer noch primitiven Lebens- und Produktionsweise entspricht. Es bildet sich eine erste Arbeitsteilung heraus und zwar durch die beginnende Trennung von Stadt und Land, und es entsteht die Sklaverei. Die'zweite Periode ist die des antiken Gemeinde- und Staatseigentums. Die Trennung von Stadt und Land schreitet fort, und die Sklaverei bildet sich nunmehr als besondere Form der Arbeitsproduktion vollständig aus. In den Städten entsteht eine weitere Arbeitsteilung durch Differenzierung zwischen Gewerbe und Handel wie auch zwischen Handarbeit und geistiger Arbeit. Auch findet der erste große allgemeine Klassenkampf, nämlich der zwischen Herren und Sklaven statt. Die dritte Periode ist die des feudalen oder ständischen Eigentums. Da in dieser Periode der Boden das Hauptproduktionsmittel ist, spielt der Adel als Grundbesitzer die führende gesellschaftliche und politische Rolle. Wie die antiken Herren die Sklaven, beutet der Adel die Leibeigenen als Landarbeiter aus, und so entsteht auch zwischen ihm und den Leibeigenen ein ähnlicher Klassenkampf wie zwischen Herren und Sklaven. Entsprechend den Verhältnissen auf dem Lande weist die feudale Gesellschaft eine strenge hierarchische Gliederung auch in den Städten auf. Die Zünfte, innerhalb deren sich Gewerbe und Handel entwickeln, zeigen denselben hierarchischen Charakter wie die Agrarorganisation durch die Trennung zwischen Meistern, Gesellen und Lehrlingen. Der Handel, der allmählich über die Grenzen der Städte hinausgreift und zum Handelsverkehr zwischen den Städten wird, wird zum Hauptantrieb des wirtschaftlichen und sozialen Fortschritts. Auf Grund der Entfaltung von Handel und Gewerbe bildet sich die Bourgeoisie heraus als aufsteigende Klasse und kämpft als solche sowohl gegen den Adel und die Fürsten, die sie unterdrücken, wie auch gegen die Gesellen und die sich in den Städten bildende plebejische Schicht. Infolge der beschränkten Gewerbeproduktion und des noch wenig entwickelten Handelsverkehrs hat das Kapital noch naturwüchsigen Charakter, es besteht in der

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Hauptsache aus dem Besitz an Boden oder an Werkstätten. Aus diesem Grund machen die Produktion und somit auch die Arbeitsteilung noch relativ wenig Fortschritte. Die vierte Periode ist durch den Übergang von der Gewerbeproduktion zunächst zur Manufaktur und dann zur Fabrikproduktion und somit vom feudalen zum kapitalistischen System gekennzeichnet. Entstehung und Entwicklung der Manufakturproduktion werden durch den Aufschwung des Handels und das stete Anwachsen des mobilen Kapitals gefördert. Nach der Entdeckung neuer Gebiete in Asien, Afrika und Amerika und der Gründung von Kolonien entwickelt sich der Handel, insbesondere der Seehandel, rascher als Gewerbe und Manufakturproduktion und spielt eine Zeitlang nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich und politisch eine führende Rolle. Die Ausdehnung des Seehandels und das Wachstum der Manufakturproduktion beschleunigen die Akkumulation des mobilen Kapitals und schaffen, die Voraussetzungen für die Bildung eines Geldmarktes mit Banken, Papiergeld und Staatsanleihen. Gleichzeitig vollzieht sich eine tiefe gesellschaftliche und politische Umwandlung. Im Verhältnis zum Handel und zur Manufakturproduktion verlieren Ackerbau und Gewerbeproduktion zunehmend an Bedeutung. Dabei büßen Adel und Handwerk an wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Macht ein und zwar zu Gunsten der nun heraufkommenden Großbourgeoisie, die allmählich zur herrschenden Klasse wird. Da die Nachfrage nach Industrieprodukten derart wächst, daß die Manufakturen nicht mehr in der Lage sind, sie zu befriedigen, und da die raschen Fortschritte der Technik neue Produktionsmittel ermöglichen, werden die Manufakturen allmählich durch Fabriken ersetzt, in denen die Produktion maschinell verrichtet und in zunehmendem Maß Dampfkraft benutzt wird. Der schnelle Aufschwung der Großindustrie, die den Handel nun an Bedeutung überflügelt, zieht eine rasche Verbesserung und Ausdehnung der Transport- und Verkehrsmittel nach sich, beschleunigt die Akkumulation des mobilen Kapitals und bewirkt durch die zunehmende Arbeitsteilung zwischen Industrie und Handel und die Veränderung der Eigentumsverhältnisse eine tiefe Umwälzung der Beziehungen der Menschen und der Nationen zueinander. Infolge der allgemeinen Verdinglichung der gesellschaftlichen Verhältnisse verlieren die Beziehungen der Menschen ihren persönlichen Charakter, und werden zu Warenbeziehungen. Zugleich verändern sich die Klassenstruktur der Gesellschaft und die Beziehungen der Klassen zueinander. Während sich der Verfall des Adels und des Handwerks beschleunigt, wächst die Macht der Großbourgeoisie, die zur herrschenden Klasse auf-

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steigt. Sie unterwirft alle nichtkapitalistischen Länder und in den kapitalistischen Ländern alle anderen Klassen ihren besonderen Interessen. Wie früher der Adel bestimmt sie auf internationaler Ebene die gesellschaftlichen, politischen und ideologischen Verhältnisse und wird zur führenden Kraft der modernen Geschichte. Um ihre Klasseninteressen durchzusetzen, verfügt die Großbourgeoisie über die Macht des Kapitals und des Staates, wie auch über Religion, Moral und Nationalökonomie, die auf verschiedene Weise das kapitalistische System unterstützen und rechtfertigen. Bei ihrem Versuch, ihre Klassenherrschaft durch wirtschaftliche, gesellschaftliche, politische und ideologische Mittel zu sichern, stößt indessen die Großbourgeoisie auf den wachsenden Widerstand des Proletariats, das zugleich mit ihr, gleichsam als ihre Antithese, von der Großindustrie erzeugt wird. Der Kampf zwischen Bourgeoisie und Proletariat verschärft sich in dem Maß, wie das Proletariat ausgebeutet und sich seiner Klasseninteressen bewußt wird. Der Proletarier, für den die Arbeit nicht eine freie, schöpferische Tätigkeit, sondern eine ihm aufgezwungene ist, die ihn desto mehr entwertet, je mehr er produziert, muß seine Arbeit als Ware verkaufen und untersteht den Gesetzen, die die Warenproduktion und Zirkulation regeln. Von der Unterdrückung und der Ausbeutung, denen er preisgegeben ist, kann er sich nur durch einen unerbittlichen Klassenkampf gegen die Bourgeoisie befreien. Notwendiger Abschluß dieses Ringens, das den Kampf zwischen Herren und Sklaven, Feudaladel und Leibeigenen fortsetzt, ist die totale Beseitigung des kapitalistischen Systems durch eine soziale Revolution, die dieses System durch ein kommunistisches ersetzen wird. Wie die bürgerliche Gesellschaft wird die kommunistische den Rahmen bilden, in dem sich Leben und Geschichte entwickeln werden. Durch seine revolutionäre Aktion übernimmt das Proletariat die führende geschichtliche Rolle, die in der modernen Geschichte bisher der Bourgeoisie zukam. Zur erfolgreichen Durchsetzung der kommunistischen Revolution müssen zwei Bedingungen erfüllt werden: das kapitalistische System muß vollständig entwickelt sein und das Proletariat muß ein klares Klassenbewußtsein erlangt haben. Letzteres erfordert die Überwindung aller Illusionen und Mystifikationen, mit denen die Bourgeoisie das Proletariat irrezuführen versucht, und die Beseitigung jeder Utopie. Die kommunistische Revolution unterscheidet sich grundsätzlich von den früheren sozialen Revolutionen, denn diese begnügten sich damit, die herrschende Klasse durch eine neue zu ersetzen, wobei die Ausbeutung der unterdrückten Klasse weiter bestehen blieb. Durch die radikale Beseitigung des kapitalistischen Systems werden sich die Individuen die Totalität der 2

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Produktivkräfte und deren Erzeugnisse und damit die Totalität der menschlichen Fähigkeiten aneignen können. Im Prozeß dieser universellen Betätigung und Aneignung werden sie universelle Menschen werden. Statt wie bisher von der Welt beherrscht zu werden, werden die Menschen die Welt beherrschen und sich frei und harmonisch entwickeln. Aus dieser Darlegung der allgemeinen Grundlinien der Geschichte ergaben sich die Prinzipien des historischen Materialismus, jedoch nicht implizite, indirekt, wie es bei Engels' zuvor entstandenem Werk der Fall war, sondern explizite, ausdrücklich und bewußt ausgesprochen. Es stelllte sich klar heraus, daß man bei der Betrachtung der Geschichte nicht, wie die idealistischen Historiker und Philosophen, von Begriffen wie Religion, Politik, Staat, Geist, Selbstbewußtsein ausgehen darf, die für das Bestimmende in der Geschichte ausgegeben werden. Vielmehr muß man mit dem konkreten Menschen, wie er sich in seiner wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Tätigkeit darstellt, beginnen. Erste Voraussetzung der Geschichte ist nämlich die Existenz lebendiger, konkreter Menschen, die durch ihre Tätigkeit ihre Elementarbedürfnisse Nahrung, Kleidung und Wohnung befriedigen, d. h. ihr materielles Leben produzieren. Im Unterschied zu den Tieren, die einfach von dem leben, was die Natur ihnen unmittelbar bietet, vermögen die Menschen durch ihre produktive Tätigkeit die Natur umzugestalten, um sie der Befriedigung ihrer Bedürfnisse anzupassen. Darum ist auch die Natur für den Menschen nicht, wie für das Tier, die urwüchsige Natur, sondern wird in steigendem Maß die von ihm veränderte Natur, so daß er, im Gegensatz zum Tier, immer weniger von seinem natürlichen Milieu bedingt wird. Im Zuge dieser Umwandlung der Natur bildet sich der Mensch selbst heraus. Diese gleichzeitige Umwandlung der Natur und des Menschen als Ergebnis des Produktionsprozesses macht den wesentlichen Inhalt der Geschichte aus. Daraus erhellt, daß der Produktionsprozeß und seine materiellen Grundlagen, d. h. die Entwicklung der Produktivkräfte die bestimmenden Elemente der Geschichte sind. Da die Menschen ihre Bedürfnisse nicht vereinzelt, unabhängig voneinander, sondern nur in stetem Zusammenwirken befriedigen können, hat ihre produktive Tätigkeit notwendigterweise gesellschaftlichen Charakter. Die gesellschaftlichen Verhältnisse werden von dem jeweiligen Stand der Produktivkräfte bestimmt. Einer gegebenen Produktionsweise entspricht nämlich eine bestimmte Form des gesellschaftlichen Verkehrs, d. h. der gesellschaftlichen Verhältnisse, die der Inbetriebsetzung dieser Produktivkräfte angepaßt sind. Es ist demnach klar, daß die Geschichte nur in ihrem Zusammenhang mit der Entwicklung der Produktivkräfte zu verstehen ist.

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da sie sowohl die gesellschaftlichen wie auch die politischen, und ideologischen Verhältnisse bestimmen. Die Entwicklung der Produktivkräfte und die damit verbundene Veränderung der Arbeitsteilung und der Eigentumsverhältnisse bewirken zugleich mit der Umgestaltung der Lebensverhältnisse der Individuen und ihrer Beziehungen zueinander den Charakter und die Entwicklung der Staaten und Nationen. Im System des Privateigentums führt die Entwicklung der Produktivkräfte zu einer Konzentration des Eigentums in den Händen einer Minderheit, zu einer Spaltung der Gesellschaft in Besitzende und Nichtbesitzende und daher zu Klassenkämpfen. Den Fortschritt der Geschichte bewirkt die dialektische Entwicklung der Produktivkräfte und der gesellschaftlichen Verhältnisse. Infolge der steten Entwicklung der Produktivkräfte auf Grund der steigenden Bedürfnisse werden die jeweiligen gesellschaftlichen Verhältnisse, die anfangs einem bestimmten Stand der Produktivkräfte entsprechen, zum Hemmnis für deren weitere Entwicklung und müssen daher durch andere ersetzt werden, die dem neuen Stand der Produktivkräfte angepaßt sind. So wurde z. B., als sich innerhalb der feudalen Gesellschaft die industrielle Produktion in steigendem Maß entwickelte, die feudale Gesellschaftsordnung zunächst in England und dann in Frankreich durch eine bürgerliche ersetzt. Die Ablösung einer Gesellschaftsordnung durch eine andere ist das Werk einer sozialen Revolution als Ergebnis von Klassenkämpfen. Die Entwicklung der Produktivkräfte bestimmt zugleich mit den gesellschaftlichen Verhältnissen die ideologischen, d. h. Bewußtsein und Denken. Das geistige Leben der Menschen ist nämlich, wie das materielle, das Produkt ihrer Tätigkeit, denn die Menschen erzeugen ihr Bewußtsein und Denken nicht als abstrakte Wesen, sondern als konkrete, tätige Menschen. Bewußtsein und Denken kann man somit nicht von den gesellschaftlichen Verhältnissen trennen, da sie deren Abbild sind. Religion, Philosophie, Moral und Recht sind in der Tat keine ansichseienden, unabhängigen Bewußtseinsformen, sondern geistige Produkte des materiellen Lebensprozesses. Bestimmend für ihre Gestaltung und Entwicklung sind die Entwicklung der Produktivkräfte, der Grad der Arbeitsteilung und die Eigentumsverhältnisse. Die Ideologie, d. h. die Gesamtheit der religiösen, philosophischen, moralischen, sozialen und politischen Anschauungen, wechselt in dem Maß, wie sich die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse verändern. Daraus erklärt sich, daß die dominierenden Anschauungen immer die der herrschenden Klasse sind. Zunächst ist das Bewußtsein noch so naturhaft-animalisch wie das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben selbst. Aus der Steigerung der Produktivität und der Arbeitsteilung folgt eine raschere Entwicklung und 2*

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Differenzierung des Bewußtseins und des Denkens. Die zunehmende Trennung von Handarbeit und geistiger Arbeit führt zur Herausbildung einer besonderen Kategorie von Menschen, nämlich der Denker, die sich ausschließlich mit geistiger Arbeit befassen. Daraus entsteht bei ihnen eine Divergenz zwischen dem gesellschaftlichen Sein und dem Bewußtsein. Das ist der Ursprung der Entwicklung der Ideologie als verzerrter Widerspiegelung des Seienden. Durch Umkehrung der realen Verhältnisse zwischen Denken und Sein kommen nämlich die Ideologen zu der Auffassung, daß nicht das Sein das Bewußtsein, sondern umgekehrt das Bewußtsein das Sein bedingt und daß somit die geistige Tätigkeit das Wesentliche ist. Daher machen sie aus dem Geist, indem sie ihn als eine von dem materiellen Leben unabhängige Wesenheit betrachten, die das Leben der Menschen bestimmt, die Triebkraft und den wesentlichen Inhalt der Geschichte. In der Geschichte sehen sie folglich nichts als eine Aufeinanderfolge von Ideen. Daraus erklärt sich die Illusion der Ideologen, man könne durch eine bloße Aktion des Geistes den Gang der Geschichte lenken. Aus dieser Vergeistigung der realen Verhältnisse entstehen Entfremdungen, die den religiösen entsprechen. Verabsolutierte Ideen wie Staat und Recht erscheinen nämlich den Menschen als fremde, sie beherrschende Mächte. Wie die religiösen Entfremdungen können diese weltlichen Entfremdungen nur dadurch aufgehoben werden, daß man die gesellschaftlichen Verhältnisse, von denen sie hervorgerufen werden, beseitigt. Aufbauend auf diesen neuen Erkenntnissen vermochten Marx und Engels, mit der deutschen spekulativen Philosophie und darüber hinaus mit Idealismus und Dogmatismus überhaupt endgültig zu brechen und fingen zugleich an, sich mit dem utopischen Sozialismus auseinanderzusetzen. Die Abrechnung mit der deutschen spekulativen Philosophie erfolgte an Hand einer erneuten Auseinandersetzung mit Bruno Bauer, besonders aber einer umständlichen Kritik an Max Stirner, als dem typischsten Vertreter dieser Richtung. Die deutsche spekulative Philosophie ist als ideologisches Spiegelbild der rückständigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lage Deutschlands zu verstehen. Im Unterschied zur englischen und französischen Bourgeoisie, die durch Klassenkämpfe und Revolutionen zur Herrschaft gelangte, blieb die deutsche Bourgeoisie bis zur Schaffung des Zollvereins zu schwach, um eine entscheidende gesellschaftliche und politische Rolle zu spielen. Hier lag die Wurzel ihrer idealistischen Haltung den politischen Fragen gegenüber. Den Liberalismus löste sie von den materiellen Interessen der Bourgeoisie los, deren politischer Ausdruck er ist und sah in ihm einen Kampf um abstrakte Prinzipien: Freiheit, Gleichheit, Menschlichkeit.

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Diese idealistische Tendenz fand ihren theoretischen Ausdruck bei den bürgerlichen Denkern des 18. Jahrhunderts, vornehmlich bei Kant, der die liberalen Prinzipien zu ethischen Grundsätzen und die materiell motivierten Ziele des Kampfes der Bourgeoisie zu Bestimmungen des freien Willens machte. Kants Idealismus übernahmen die nachfolgenden deutschen spekulativen Philosophen, insbesondere Hegel, der die Geschichte auf die Entwicklung des Geistes reduzierte. Bei ihm wurde die Geschichte zu einer dialektischen Aufeinanderfolge von Begriffen, zur Selbsterzeugung der absoluten Idee. Diese idealistische Geschichtsauffassung haben Bruno Bauer und Stirner auf die Spitze getrieben. Durch die Subjektivierung der Hegeischen Philosophie haben sie Hegels objektiven Geist auf das allgemeine Selbstbewußtsein oder das verabsolutierte Ich reduziert, die sich, im Unterschied zur absoluten Idee, nicht als Subjekt-Objekt in inniger Verbundenheit mit der Welt, sondern in stetem Gegensatz zu ihr entwickeln. Durch diese Subjektivierung des Geistes und somit auch der Dialektik wird die Geschichte zum Ergebnis des Willens des absoluten Selbstbewußtseins oder des verabsolutierten Ich. Das verleitete Bruno Bauer und Max Stirner dazu, höchst willkürlich bei der Behandlung der Geschichte zu verfahren, zumal sie nicht über die universalen Kenntnisse Hegels verfügten. So wird bei ihnen die spekulative Philosophie zu einem Spiel mit Abstraktionen, zur reinen Phraseologie. Da sie die Überzeugung Hegels teilen, daß der Geist das Werden der Geschichte bestimmt, meinen sie, die Umwälzung der realen Verhältnisse lasse sich durch die Kritik an falschen Vorstellungen, also auf dem Wege einer Umwandlung des Bewußtseins bewerkstelligen. Daraus erklärt sich die große Bedeutung, die sie der Kritik beimessen, und die Forderung, die sie an die Menschen stellen, ihre falschen Vorstellungen durch wahre zu ersetzen. Da Bruno Bauer den Menschen auf den Begriff Selbstbewußtsein reduziert, verflüchtigt sich auch bei ihm die menschliche Welt, d. h. die Gesamtheit der wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse, in den Begriff Substanz. Vermittels dieser beiden Abstraktionen, die einander entgegengesetzt werden, baut Bruno Bauer sein System auf. Das Verhältnis des Selbstbewußtseins zur Substanz behandelt Bauer nicht als eine Streitfrage innerhalb der Hegeischen Philosophie, sondern er erhebt es zum welthistorischen Problem, ja zum Grundproblem schlechthin, von dessen Lösung das Schicksal der Menschen abhänge. Der Kritik als absoluter Kritik, als „kritischer" Kritik, weist er die Aufgabe zu, das Selbstbewußtsein von der Herrschaft der Substanz zu befreien, die als

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Religion und Staat, besonders aber als „Masse" die Entwicklung des Selbstbewußtseins hemmt. Zu dieser feindlichen Einstellung zur „Masse", d.h. zum Volk, ist Bruno Bauer gelangt, weil er sie für schuldig hält, daß die junghegelsche liberale Bewegung, die für ihn das bedeutendste Ereignis ist, das je in der Geschichte vorkam, im Jahre 1842 unterdrückt wurde. Was in Wirklichkeit in diesem Jahr verschwand, war nicht die reale liberale Bewegung, die als bürgerliche Bewegung immer mächtiger wurde, sondern der phrasenhafte Liberalismus der Junghegelianer. Diese Spekulationen Bruno Bauers hat Stirner noch überboten, indem er den Subjektivierungsprozeß der Hegeischen Philosophie zu Ende führte. Anstatt den Menschen in seinen Beziehungen zur Gesellschaft und das menschliche Leben als einen historischen Prozeß zu betrachten, der von der Entwicklung der Produktivkräfte und des gesellschaftlichen Verkehrs bestimmt wird, stellt er den Menschen als isoliertes Individuum hin und läßt ihn zum verabsolutierten, isolierten Ich verkümmern. Wahrer Mensch ist ihm allein das selbstbewußte Ich, das als Egoist sich selbst zum Zweck hat. Wie Bruno Bauers Selbstbewußtsein sich in stetem Gegensatz zur Substanz entwickelt, bildet sich das Stirnersche Ich durch beständige Opposition zur Gesellschaft heraus, indem es alles verneint und verwirft, was es daran hindert, sich als absolutes, einziges Ich zu behaupten und zu betätigen. Sinn und Zweck der Geschichte ist das Aufkommen des Einzigen als wahren Egoisten. Daher die Stirnersche Einteilung der Geschichte in zwei Hauptperioden, in die Periode der Vorgeschichte, in der der Mensch noch kein selbstbewußter Egoist ist, und in die eigentliche Periode der Geschichte, in der der Mensch sich als Egoist betätigt. Die erste Periode der Geschichte zerfällt selbst in das Kindesalter der Menschheit, in dem die Menschen eine realistische Einstellung zur Welt haben und in der Natur befangen bleiben, und in das Jünglingsalter, in dem die Menschen eine idealistische Haltung zur Welt einnehmen und nach deren Wesen suchen. Dadurch befreien sie sich von der Herrschaft der Natur, fallen aber der des Geistes anheim. Infolge der Verabsolutierung des Geistes werden nämlich die Begriffe zu Wesenheiten, zu unabhängigen fixen Ideen, von denen die Menschen unterdrückt werden. Dadurch verwandelt sich die Welt in eine Welt von Gespenstern, von Spukgeistern, während die Menschen zu Besessenen werden. Die Herrschaft der fixen Ideen ist dadurch zustande gekommen, daß man die Ideen geheiligt hat; aus dieser Heiligsprechung ist die Hierarchie entstanden, die nun die Menschen unterdrückt. Grundlage der Hierarchie, worunter Stirner jedwede Art von Autorität wie Kirche, Staat, Gesellschaft, Parteien versteht, ist der Respekt, der den

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„fixen" Ideen bekundet wird. Um sich als wahre Egoisten betätigen zu können, müssen sich die Menschen von der Herrschaft der „fixen" Ideen und der Hierarchie befreien. Diese Befreiung erfolgt auf dem Wege der Entheiligung der „fixen" Ideen, d. h. durch einen rein geistigen Akt. Auf diese Weise verwandeln sich bei Stirner wie bei Bruno Bauer, die realen Kämpfe in geistige Kollisionen, in Konflikte zwischen Vorstellungen, die sich auf geistigem Weg schlichten lassen. So fordert auch Stirner nicht anders als Bruno Bauer die Menschen auf, sich von falschen Vorstellungen zu befreien und zu wahren Menschen zu werden. Der Befreiungskampf der Individuen gegen die „fixen" Ideen, der den Abschluß der Vorgeschichte der Menschheit bildet, hat sich vornehmlich gegen den politischen Liberalismus zu richten, da er zur Tyrannei des Staates führt, ferner gegen den sozialen Liberalismus, der die Despotie der Gesellschaft zur Folge hat, und schließlich gegen den humanen Liberalismus, der die Herrschaft des abstrakten Menschen mit sich bringt. In seiner Kritik am politischen Liberalismus verabsolutiert Stirner Staat und Recht, anstatt sie in ihren Beziehungen zu den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnissen zu betrachten. Auch behandelt er die Frage des Privateigentums abstrakt, weil er nicht auf die Beziehungen zwischen den Produktions- und Eigentumsverhältnissen eingeht und darum nicht einsieht, daß das Eigentum ein Produktionsverhältnis ist. In seiner Polemik gegen den sozialen Liberalismus, worunter er den Kommunismus versteht, geht Stirner ebenfalls spekulativ vor. Er wirft ihm vor, daß er ebenfalls, wenn auch auf andere Weise als der politische Liberalismus, die Individuen unterdrücke, und zwar vornehmlich dadurch, daß er sie daran hindert, Privateigentümer zu werden. Das sei die Ursache des Pauperismus. Zwecks Aufhebung des Pauperismus schlägt er lauter utopische Mittel vor: Nichtanerkennung des Geldes, Arbeitsfreiheit usw. Dem humanen Liberalismus macht er endlich zum Vorwurf, er opfere das Individuum dem abstrakten Menschen. Der Einzige erschafft sich selbst, indem er sich im Gegensatz zu allen Bestimmungen, die seinem Wesen nicht entsprechen und dessen Entwicklung hemmen, herausbildet. Diese Selbsterschaffung geschieht, wie bei Bruno Bauer, durch die Zerstörung falscher Vorstellungen, d. h. durch eine Umwandlung des Bewußtseins. Durch die Loslösung von allem Geheiligten gelangt der Einzige zu seiner Eigenheit und macht die ganze Welt zu seinem Eigentum. Auf dem Weg dieses Befreiungs- und Aneignungsprozesses, der sich im Bereiche des Bewußtseins vollzieht und sich auf eine Veränderung von Vorstellungen beschränkt, wird der Einzige zum illusorischen Herrn der Welt und kann

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sich dem Genuß seines Lebens ergeben. Auf diese Weise realisiert der Einzige als verabsolutiertes Ich sein Wesen aber nur als Zerrbild des wirklichen Menschen. Mit ihrer pseudo-revolutionären Phraseologie widerspiegeln Bruno Bauer und Max Stirner die Rückständigkeit und Erbärmlichkeit der deutschen Verhältnisse. Wie Bruno Bauers Hohelied auf das Selbstbewußtsein ist Stirners Lobeserhebung des Einzigen nur das beschönigende Abbild der Illusionen des deutschen Kleinbürgers. Insbesondere entspricht Stirners Apologie der Einzigartigkeit und der Revolte der bramarbasierenden Haltung des Berliner Philisters, der desto lauter gegen die bestehenden Verhältnisse wettert, je deutlicher er sich dessen bewußt ist, daß er daran nichts zu ändern vermag. Auf seine Eigenheit und seinen absoluten Willen pocht er eigentlich nur deshalb, weil dies ihm die einzige Möglichkeit bietet, sich irgendwie zu behaupten. Daraus resultiert der im Grunde erzkonservative Charakter von Stirners Philosophie. Sie ist Ausdruck der Wünsche des Kleinbürgers, der der Vorteile des kapitalistischen Systems, das er beibehalten will, teilhaftig werden möchte. Mit diesem System findet die spekulative Philosophie ihre phantastischste Form und ihren Abschluß. Wenn Marx und Engels sich so eingehend mit Bruno Bauer und Stirner beschäftigten, so geschah es, weil es ihnen darum ging, mit Spekulation und Dogmatismus endgültig abzurechnen. Das Wichtigste war aber dabei für sie, ihre materialistische Philosophie weiter auszubauen, indem sie jeder idealistischen These eine materialistische entgegensetzten. Bedeutete für Marx und Engels diese Kritik an der spekulativen Philosophie den Abschluß der Periode ihrer Entwicklung, in der sie ihre materialistische Weltanschauung gleichsam als Gegenstück zu dem junghegelschen Idealismus herausarbeiteten, so bildet ihre Kritik am „wahren" Sozialismus den Anfang einer neuen Periode ihrer Tätigkeit, in der sie auf Grund ihrer nunmehr unmittelbarere Teilnahme am proletarischen Klassenkampf sich genötigt sahen, den Utopismus unerbittlich zu bekämpfen. Wie die Widerlegung der spekulativen Philosophie die notwendige Vorbedingung zur Festlegung der Prinzipien des historischen Materialismus bildete, als der theoretischen Grundlage des proletarischen Klassenkampfes, so war die Ausschaltung des sozialistischen Utopismus die Voraussetzung einer konsequenten, zielbewußten und erfolgreichen Führung dieses Kampfes. Ihre Kritik am utopischen Sozialismus, zu der Marx und Engels ihre nunmehr festfundierte materialistische Weltanschauung befähigte, richtete sich zunächst gegen den „wahren" Sozialismus als spezifisch deutsche Form des „utopischen" Sozialismus, der immer mehr um sich griff und wachsenden Einfluß auf die deutsche Arbeiterschaft gewann.

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Der Charakter des „wahren" Sozialismus erklärt sich aus den Umständen seiner Entstehung. Wie der anfängliche deutsche Liberalismus die idealistische, verzerrte Widerspiegelung der Klassenkämpfe der französischen und englischen Bourgeoisie war, ist der „wahre" Sozialismus das idealistische Abbild der proletarischen Klassenkämpfe, die sich in England, Frankreich und nun auch in Deutschland abgespielt haben und sich weiter abspielen. Im Gegensatz zu den englischen und französischen Sozialisten und Kommunisten, die bestrebt sind, praktisch zu wirken, indem sie die Interessen der Arbeiterklasse an Hand einer Kritik der kapitalistischen Verhältnisse verteidigen, fassen die „wahren" Sozialisten, weil sie sich auf den Boden der Spekulation stellen, den Sozialismus, wie vordem das deutsche Bürgertum den Liberalismus, vornehmlich als eine theoretische Frage. Daher auch der vorwiegend literarische Charakter dieser Bewegung, die teilweise in Phraseologie ausartet. Da die „wahren" Sozialisten den Sozialismus in eine Gefühlsduselei verwandelten, die sich um so gefährlicher für den Kampf der Arbeiterklasse erwies, als sich in Deutschland noch kein starkes revolutionäres Proletariat befand, ergab sich für Marx und Engels die Notwendigkeit, mit dem „wahren" Sozialismus abzurechnen. Dabei mußten sie, weil dieser „wahre" Sozialismus von Feuerbach und Heß ausging, diese als seine Urheber ebenfalls kritisieren. Mit Feuerbach, besonders aber mit Heß, setzten sich indessen Marx und Engels in der „Deutschen Ideologie" nicht grundsätzlich und systematisch, sondern nur beiläufig und skizzenhaft auseinander. Feuerbach, meinen sie, konnte seine Kritik am Idealismus nicht zu Ende führen und darum die materialistische Weltanschauung nicht richtig ausbauen, weil er die Praxis als produktive Tätigkeit des Menschen nicht in Betracht zieht. Zwar sieht er den Menschen als sinnlichen Gegenstand, nicht aber zugleich als sinnliche Tätigkeit. Weil er ihn nicht als tätigen, produktiven Menschen faßt, ist er in der abstrakten, allgemeinen Auffassung von dem „Menschen" befangen geblieben, was ihn dazu verleitet hat, die Beziehungen des Menschen zur Natur und zu den anderen Menschen von einem anthropologischen Standpunkt aus zu betrachten. Daraus erklären sich die Mängel seiner Philosophie. Die Natur erscheint bei ihm in ihrer urwüchsigen Form, und es entgeht ihm, daß die primitiven, unmittelbaren Beziehungen des Menschen zur Natur in steigendem Maß durch Beziehungen ersetzt worden sind, die sich aus der produktiven Tätigkeit der Menschen ergeben, die ihnen ermöglichen, die Natur umzubilden. Daraus erklären sich Feuerbachs beschauliche Betrachtung der Natur und sein passives Anbeten ihrer Herrlichkeit und Allmacht.

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Aus derselben beschaulichen Perspektive sieht Feuerbach auch die menschlichen Verhältnisse, die er nicht vom gesellschaftlichen, sondern von einem allgemeinen, anthropologischen Standpunkt aus beurteilt. Dies führt ihn dazu, ein allgemeines, undifferenziertes Individuum zu konstruieren, das er unter dem Begriff „Mensch" subsumiert. E r spricht von einem „Wesen" des Menschen, das allen Menschen gemeinsam sei. Daher wird die Gesellschaft bei ihm zur „Gattung", und die gesellschaftlichen Verhältnisse werden zum verabsolutierten Gattungsleben, das den naturhaften Beziehungen der Menschen zueinander entspricht. Erst die Vereinigung von Ich und Du als Realisierung des Gattungswesens läßt nach seiner Meinung den „wahren" Menschen entstehen. Daher spielen die gefühlsbedingten Beziehungen, Liebe und Freundschaft, bei ihm eine wesentliche Rolle. Aus dieser anthropologischen Betrachtungsweise ergibt sich bei Feuerbach das Auseinanderfallen von Materialismus und Geschichte; sein Materialismus ist nämlich unhistorisch und seine Geschichtsauffassung idealistisch und daher auch utopisch. Nach der Art der Utopisten stellt Feuerbach dem bestehenden verderbten Zustand der Menschheit einen idealen entgegen und setzt der Geschichte das Ziel, dieses Ideal zu realisieren. Die Auferstehung des „wahren" Menschen, bewirkt durch die Aufhebung der religiösen Illusionen, stellt er sich in Form eines verschwommenen Humanismus vor, den er'als: Kommunismus bezeichnet. Aus dieser idealistischen Auffassung der Geschichte erklärt sich, daß Feuerbach außerstande ist, soziale Probleme zu bewältigen. Sein und Wesen stellt er prinzipiell gleich, in der Meinung, daß die normalen Existenzbedingungen so beschaffen seien, daß Sein und Wesen vereinigt sind, und daß die Menschen daher normalerweise ihrem Gattungswesen nicht entfremdet sind. Jede etwaige Diskrepanz zwischen Sein und Wesen erklärt er als unglücklichen Zufall, an dem eigentlich nichts zu ändern sei. Daher verleugnet er auch die Notwendigkeit der Kämpfe der unterdrückten Klassen. Das Problem der Disharmonie von Sein und Wesen behandelt Feuerbach bezeichnenderweise nicht als soziale, sondern als religiöse Frage. Diese Disharmonie tritt für ihn vor allem im Bereiche der Religion auf, wo der Mensch sein Gattungswesen in Gott entfremdet. Weil er die religiöse Frage nicht vom gesellschaftlichen, sondern von einem anthropologisch-psychologischen Standpunkt behandelt, wird sie bei ihm zu einer Sache des Bewußtseins, die durch Aufklärung und Bildung zu bewältigen ist. Neben Feuerbach liefert Heß, der den Kommunismus dem Feuerbachschen Humanismus anpaßt, dem „wahren" Sozialismus die theoretische Grundlage. Heß geht davon aus, daß man nur auf dem Weg einer Kritik der bürgerlichen Gesellschaft vom Standpunkt des Feuerbachschen Humanismus

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die sozialen Probleme praktisch und theoretisch zu lösen vermöge. Das haben die englischen und französischen Theoretiker nicht vermocht, weil sie über das Wesen des Menschen und seine Entfremdung nicht nachgedacht haben und somit nur die praktische Seite der sozialen Probleme, nicht aber die theoretische bewältigen konnten. Wie für Feuerbach besteht für Heß das Hauptproblem für die Menschen darin, daß sie, unter Aufhebung der Entfremdung ihres Gattungswesens, wieder zu „wahren" Menschen werden. Im Unterschied aber zu Feuerbach interessiert ihn die Entfremdung nicht in ihrer religiösen, sondern in ihrer wirtschaftlich-gesellschaftlichen Form. Diese Art der Entfremdung entstehe dadurch, daß die freie Tätigkeit, die Arbeit und Genuß in sich vereinigt, im System des Privateigentums, wo Profitsucht und Konkurrenz herrschen, die die Menschen zu isolierten, egoistischen Individuen machen, nicht möglich sei. Im kapitalistischen System werde die Arbeit zu einer dem Menschen aufgezwungenen Tätigkeit, zur Sklavenarbeit; dadurch verwandeln sich die Produkte der Arbeit in Waren und somit in Geld, das zum wahren Gott der Menschen geworden sei, der sie beherrsche und unterdrücke. Aus der Trennung der Arbeiter vom Produkt ihrer Arbeit sei eine Spaltung in der Gesellschaft in Besitzende und Nichtbesitzende und eine allgemeine Ausbeutung entstanden, die die bürgerliche Gesellschaft zu einer Tierwelt mache. Um die Menschen davon zu erlösen, gebe es nur einen Weg, das kapitalistische System durch ein kommunistisches zu ersetzen. Diese Umwandlung der Gesellschaft werde sich jedoch nicht auf einmal und gewaltsam vollziehen, sondern werde allmählich und friedlich vor sich gehen und zwar vornehmlich vermittels Aufklärung und Erziehung. Damit würden die Bedingungen zur Wiederherstellung der freien Tätigkeit und des harmonischen Zusammenwirkens der Menschen geschaffen. Durch Aufhebung von Privateigentum, Konkurrenz, Profitsucht und Ausbeutung würde unter den Menschen wieder dieselbe Harmonie herrschen wie in der Natur. Mit ihrem beständigen Appell an die Aufklärung und an die wundertätige Macht der Liebe lief Heß' Doktrin auf einen verschwommenen humanistischen Kommunismus hinaus, der dem proletarischen Klassenkampf nur Abbruch tun konnte. Daraus ergab sich für Marx und Engels die Notwendigkeit, auch Heß zu kritisieren. Da er ihnen aber noch nahe stand und an der „Deutschen Ideologie" mitarbeitete, beschränkte sich diese Kritik darauf, daß Marx und Engels sich allgemein von seinen utopischen Ansichten distanzierten. Die kritische Beschäftigung mit Feuerbach und Heß war eigentlich nur die Einleitung zu der eingehenden und scharfen Kritik, die Marx und Engels am „wahren" Sozialismus übten.

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Da die „wahren" Sozialisten sich im Gegensatz zu den englischen und französischen Sozialisten und Kommunisten auf den Boden der Spekulation stellen und sich einbilden, für die Menschheit an sich, d. h. für die Ewigkeit zu denken und zu wirken, verwandeln sie nach Art der spekulativen Philosophen die konkreten menschlichen Verhältnisse, d. h. die realen gesellschaftlichen Verhältnisse, in Beziehungen des abstrakten verabsolutierten Menschen und operieren daher mit abstrakten Bestimmungen und Begriffen. Zu diesem spekulativen Sozialismus sind die „wahren" Sozialisten über den Feuerbachschen Humanismus gekommen. Von Feuerbachschen Voraussetzungen ausgehend, verquicken sie, wie Heß, humanistische Anschauungen mit sozialistischen Ideen, die sie aus französischen Theorien entnehmen und in die Sprache der deutschen Spekulation übersetzen. Diese Verklärung des Sozialismus halten sie für seine höchste Form, für den „wahren" Sozialismus; sie äußern sich darum geringschätzig über die ausländischen Sozialisten und Kommunisten, die sie für oberflächliche Denker halten. Das Grundproblem ist für sie, genau wie für Heß, das Auseinanderfallen von Arbeit und Genuß in der Tätigkeit der Menschen, was die Menschen daran hindere, sich als „wahre" Menschen zu bewähren. Dies habe zur Entfremdung ihres Gattungswesens und zur Zerstörung der Harmonie geführt, wie sie in der Natur herrsche und in der urwüchsigen Gesellschaft geherrscht habe. Die Natur betrachten die „wahren" Sozialisten als eine harmonische Zusammenfassung aller Wesen, übersehen aber dabei, daß in der Natur der erbittertste Kampf ums Leben herrscht. Gemäß dieser idyllischen Auffassung von der Natur stellen sie sich die ursprüngliche Gesellschaft vor. Die darin herrschende Harmonie sei durch das Aufkommen von Privateigentum, Profitsucht und Konkurrenz zerstört worden, die die Vereinzelung der Menschen und das allgemeine Umsichgreifen von Egoismus und Ausbeutung zur Folge gehabt hätten. Bei dieser Betrachtungsweise werden Individuum und Gesellschaft zu Abstraktionen. Das Individuum wird zur Verkörperung der Einzelheit, die Gesellschaft zum Inbegriff der Allgemeinheit, während ihr Verhältnis zueinander zum Verhältnis zwischen Einzelheit und Allgemeinheit wird. Auf ebenso abstrakte Weise behandeln die „wahren" Sozialisten die menschliche Tätigkeit. Anstatt sie in ihrem Verhältnis zur Produktion zu analysieren, betrachten sie sie als Verschmelzung von Arbeit und Genuß. Dabei wird die Arbeit zu einer abstrakten Kategorie, die weder Substanz noch materielles Resultat hat und sich daher auf alle Arten und Entwick-

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lungsstufen der Arbeit beziehen läßt. Als verabsolutierte Tätigkeit wird die Arbeit nicht durch etwas Gegenständliches, sondern durch den freien menschlichen Willen bestimmt. Dementsprechend ist auch ihr Subjekt nicht der durch reale Verhältnisse bedingte, sondern der abstrakte Mensch. Auf dieser idealisierten Vorstellung von der menschlichen Tätigkeit bauen die „wahren" Sozialisten ihre Kritik an der bürgerlichen Gesellschaft auf. Das Charakteristische an dieser Gesellschaft ist, für die „wahren" Sozialisten wie für Heß, das Auseinanderfallen von Arbeit und Genuß, das den Gegensatz zwischen Eigentum und Eigentumslosigkeit und somit auch eine Spaltung der Gesellschaft in Besitzende und Nichtbesitzende hervorgerufen hat. Die Harmonie unter den Menschen lasse sich nur durch die Ersetzung des kapitalistischen Systems durch ein kommunistisches System auf dem Weg der Beseitigung von Privateigentum, Profitsucht rnid Konkurrenz wiederherstellen, und zwar ohne gewaltsame radikale Umwälzung, vielmehr durch Organisation der Arbeit, besonders aber durch Erziehung und Bildung. Mit dem idealistisch-sentimentalen Charakter des „wahren" Sozialismus sind seine belletristische Tendenz und seine Neigung zur Phrasendrescherei eng verbunden, die bei Karl Grün ihren Höhepunkt erreichen. Mit der deutschen „Wissenschaft" gewappnet, kanzelt Karl Grün die französischen Theoretiker ab, da sie sich mit dem „Wesen" des Menschen nicht befaßt haben. Da er selbst über keinerlei fundierte Kenntnis der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse verfügt, verlieren sich seine Erwägungen in Phantastereien. Den Abschluß der „Deutschen Ideologie" bildet die von Heß verfaßte Abfertigung Georg Kuhlmanns, der sein Unwesen in der Schweiz trieb. Bei Kuhlmann konnte der Kommunismus in Scharlatanerie ausarten, weil es in der Schweiz kein starkes revolutionäres Proletariat gab. Die Neigung zum Prophetentum, die sich schon bei W. Weitling und A. Becker bemerkbar machte, erreicht nun ihren Höhepunkt bei Georg Kuhlmann, der den Kommunismus mit bombastischem Wortschwall zur Verkündigung des Himmelreiches auf Erden entstellt. Da in Kuhlmanns Himmelreich Ungleichheit des Besitzes und daher auch Klassenunterschiede weiter bestehen sollen, läuft Kuhlmanns Doktrin auf eine Beschönigung und Rechtfertigung des kapitalistischen Systems hinaus. Mit ihrer Festlegung der Grundprinzipien des historischen Materialismus an Hand einer eingehenden Analyse der Geschichte und einer Kritik an Idealismus, Dogmatismus und Utopie führten Marx und Engels — und ihnen kommt dieses immense Verdienst zu — den wohlfundierten Begriff der Gesetzmäßigkeit in die Erforschung der Geschichte ein.

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AUGUSTE CORNU

Damit überwanden sie alle idealistischen Anschauungen, sowohl die philosophisch-spekulative, die von einer Verabsolutierung des Geistes ausgeht, wie auch die utopische, die der Geschichte die Realisierung eines vorgefaßten Ideals zum Ziel setzt, und die bürgerlich-individualistische, die sich auf die Verabsolutierung des Ich stützt. Sie zeigten, daß der utopische Sozialismus notwendigerweise in Phraseologie münden muß und daß die Verabsolutierung des Ich bei einer Entgegensetzung von Individuum und Gesellschaft zur Phantasterei führt. Diese letztere Kritik richtete sich implizit im voraus gegen alle nach Stirner erneut auftretenden Versuche, wie sie von Nietzsche bis zu den Existentialisten unternommen worden sind, die menschlichen Lebensverhältnisse mit Hilfe einer Verabsolutierung des Individuums zu erklären. Die nächste Etappe der politisch-sozialen und ideologischen Entwicklung von Marx und Engels war durch ihre nunmehr unmittelbare Teilnahme am Klassenkampf des Proletariats bestimmt. Sie fand ihren politisch-sozialen Ausdruck in der Gründung des kommunistischen Korrespondenzkomitees, der „Deutschen-Brüsseler-Zeitung" und des Bundes der Kommunisten, ihren ideologischen Ausdruck in der Fortsetzung der Kritik am Utopismus und Reformismus durch die Auseinandersetzungen mit Rüge, Heinzen, Weitling und Proudhon, bei deren Kritik Marx seine ökonomischen Erkenntnisse wesentlich erweiterte und vertiefte. Zu dieser revolutionären Tätigkeit befähigten Marx und Engels nicht nur ihre tiefer fundierte materialistisch-dialektische Auffassung der Geschichte, die ihnen ermöglichte, jedwede Geschichtsperiode richtig zu analysieren, sondern auch ihre neugewonnenen Einsichten über Staat, Klassenkämpfe und Revolution, vermittels deren sie nunmehr den proletarischen Klassenkampf mit sicherer Hand leiten konnten. Den Staat betrachteten sie nun eindeutig als Geschäftsträger und Machtinstrument der herrschenden Klassen, das unbedingt zerstört werden müßte, wenn das Proletariat seine Forderungen durchsetzen wollte. Zum anderen zeigte ihnen die gründliche Analyse des kapitalistischen Systems und der bürgerlichen Gesellschaft, daß die Verschärfung des proletarischen Klassenkampfes notwendigerweise aus der Entwicklung des kapitalistischen Systems erfolgte und seinen unabwendbaren Abschluß in einer kommunistischen Revolution finden würde, die sich nur dann siegreich durchsetzen könne, wenn das Proletariat zielbewußt, unter Ausschaltung jeder Mystifikation und jeder Utopie, seine Klasseninteressen durchfocht. Die Hauptresultate sowohl ihrer ideologischen Entwicklung wie ihrer neugewonnenen revolutionären Taktik wurden in dem „Kommunistischen Manifest", das am Vorabend der Revolution von 1848 erschien, dargelegt. In diesem Werk wurden die Grundthesen der „Deutschen Ideologie" auf geniale Art zusammengefaßt und vertieft.

ARTHUB BATJMGARTEN

Tom Liberalismus zum Sozialismus 1967.

129 Seiten

- 1 Tafel - 8° - Leinen

MDN

10-

Baumgarten schildert die geistigen Auseinandersetzungen auf rechtswissenschaftlichem, philosophischem und politischem Gebiet, die ihn zur marxistisch-leninistischen Weltanschauung brachten. Eine Reihe neuartiger Gedanken zu ethischen und erkenntnistheoretischen Problemen vermag vielfältige Anregungen zu vermitteln. Der abschließende Abschnitt über das Völkerrecht dürfte im übrigen in dieser Art erstmalig in der Literatur sein.

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A K A D E M I E - VERLAG - BERLIN

KUDI GÜNDEL, HORST HEININGER, PETER HESS und KURT ZIESCHANG

Zur Theorie des staatsmonopolistischen Kapitalismus (Schriften des Instituts für Wirtschaftswissenschaften der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Band 22) 1967.

355 Seiten

- 78 Tabellen

- gr. 8° - Leinen

MDN

15,-

Von methodologisch einheitlichen Gesichtspunkten ausgehend, untersuchen die Autoren neue Erscheinungen, Prozesse und Tendenzen auf dem Gebiet der Staatsfinanzen, der Rüstung, der Landwirtschaft und der Internationaüsierung des Wirtschaftslehens. Bei aller Spezifik der in diesen Bereichen zu behandelnden Probleme decken sie wichtige allgemein-theoretische Zusammenhänge des Wechselverhältnisses zwischen den Produktivkräften und den Produktionsverhältnissen auf, wobei sie vor allem die Beziehungen zwischen der sich rasch entwickelnden Vergesellschaftung der Produktion und der Kapitalverwertung unter staatsmonopolistischen Bedingungen in den Vordergrund rücken. Die Arbeit in ihrer Gesamtheit, besonders der abschließende Teil, enthält neue Fragestellungen, wodurch der wissenschaftliche Meinungsstreit

auf

dem Gebiet der

Kapitalismus-Forschung

belebende Impulse empfangen wird.

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AKADEMIE-VERLAG•BERLIN

Dr. MANFRED BUHR

Der Übergang von Fichte zu Hegel

(Vorträge und Schriften der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin)

1965. 24 Seiten - 8° - MDN

2,-

In dem Vortrag „Der Übergang von Fichte zu Hegel" stellt Dr. Buhr den Zusammenhang zwisohen der Entwicklung der philosophischen Systeme Echtes und Hegels und dem Prozeß der Herausbildung der bürgerlichen Gesellschaft in Deutschland dar. Ersetzt sich mit der bürgerlichen philosophiehistorischen Forschung auseinander, die im 19. Jahrhundert begann, die gesamte klassische deutsche Philosophie losgelöst von der geschichtlichen Realität zu interpretieren. Dr. Buhr verweist auf den bedeutenden Einfluß der Französischen Revolution auf die Fichte'sche Philosophie und zeigt das im einzelnen unterschiedliche Verständnis Fichtes und Hegels gegenüber diesem revolutionären Ereignis.

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A K A D E M I E - V E R L A G - B E R L I N

Prof. Dr. ERHARD ALBRECHT

Vom Nutzen des Studiums der griechischen Philosophie (Sitzungsberichte der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Klasse für Philosophie, Geschichte, Staats-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften)

1966. 35 Seiten - 8° - MDN 2,50

Prof. Albrecht geht in seinem Vortrag von der Wertschätzung aus, die die Klassiker des Marxismus/Leninismus der griechischen Philosophie entgegenbrachten. Er betont, daß das Studium der Geschichte der griechischen Philosophie ein Teil des Studiums der Welt der Antike überhaupt ist. Insbesondere würdigt er die Leistungen der ionischen Naturphilosophie und beschäftigt sich sodann mit dem Beitrag, den Aristoteles zur Entwicklung des wissenschaftlichen Denkens geleistet hat. Im letzten Teil wird das Verhältnis von Philosophie und Einzelwissenschaften dargelegt.

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AKADEMIE-VERLAG-BERLIN