Die Heckmannsche Betriebsgemeinschaft als Kern neuer Unternehmungsformen 9783486745009, 9783486744996


198 114 4MB

German Pages 47 [48] Year 1919

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Die Heckmannsche Vetriebsgemeinschast
III. Anwendungsformen der Heckmannfchen Betrtebsgemeinschast
IV. Ein neues kaufmännisches Hilfsgewerbe
V. Schlußwort
Anhang
Recommend Papers

Die Heckmannsche Betriebsgemeinschaft als Kern neuer Unternehmungsformen
 9783486745009, 9783486744996

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

Die Heckmannsche Betriebsgemeinschaft als Kern neuer Anternehmungsformen

Don

O^obert Heckmann Werkleiter a. D. unb Geschäft-einrichter

München unb Berlin 1919 Druck unb Verlag von R. Glbenbourg

Alle Rechte, insbesondere bas der Übersetzung, Vorbehalten Copyright 1919 by R. Dldenbourg, München und Berlin

Vorwort. Ein kalter Lusthauch durchschauert uns: der Morgen naht. Das Grauen der Nacht versinkt vor dem strengen Angesicht des Tages. Wo sind wir?

Soweit der Blick reicht, umgibt uns eine Wüste!

Da, wo noch jüngst der stolze Bau des Deutschen Reiches stand, eilt rauchender Trümmerhaufen. Verlassenheit gähnt um uns in

der Weite; die gestrigen Gefährten liegen tot und starr am Boden. Nur ein Krüppel regt sich, dem wir die Hand noch reichen können*). War denn alle die Herrlichkeit, die uns gestern umgab, ein Traum, oder hat ein Erdbeben sie Plötzlich vernichtet?

Jawohl, ein Erdbeben war es, wie keins noch den Planeten erschüttert hat! Nichts haben wir gerettet, als Leben und Arbeits­

kraft. Auf drum, an die Arbeit! Laßt uns schaffen, laßt uns wieder aufbauen mit dem, was aus den Trümmern noch brauchbar blieb! Geschrieben im März 1919.

) Deutsch-Österreich.

Inhaltsverzeichnis. Seite Borwort...............................................................................................

L Einleitung......................................................

III

x—3

Die Streikbewegung — Ist unsere Wirtschaft zu retten? - Richt formenbeschränkte Massenerzeugung tut not, sondern Anpassung an den Bedarf de- Weltmarktes — Entweder intensive Wirtschaft oder MassenauSwanderung.

II. Die HeSmannsche BetriebSgemeinschast

.................................. 3-5

Begriffsbestimmung — Nichtkapitalistische Bereinigungen, deren Mitglieder für den besonderen BereinigunySzweck volle rechtliche Selbständigkeit behalten — Allgemeiner Zweck: Die Bortelle des Großbetriebes, bei gleichzeitiger Entlastung der Unternehmer von der Geschäftsabwicklung — Keine Erwerbsgemeinschaften — Unkostenvertellung nach Leistungs­ einheiten — Wirtschaftliche Hilfsform für die Schaffung neuartiger Unternehmungssormen.

III. Anwendungsformen der Heckmannfchen BetrtebSgemeinschast:................................................................

») Zentralverwaltungen.......................................................

5—30

5-8

Zentralisation und Dezentralisation schüeßeu sich uidjt mehr auS; die Heckmannsche BetriebSgemeinschast über­ brückt ihren Gegensatz — Die Unmöglichkeit der einheit­ lichen Verwaltung verschiedener SBerfe, die wirtschaftlich selbständig bleiben sollen, überwunden — Verfahren der Zusammenlegung — Die Betriebsgemeinschaft besorgt den angeschlossenen Betrieben alle Arbeiten der in ihr aufgegangenen Betriebsteile — Die Werke selbst voll­ ziehen nur noch den räumlich an sie gebundenen Tell der Geschäftsabwicklung — Menschenbedarf — Wirtschaft­ lichkeit — Bedeutsamkeit der Entlastung der Werkleiter — Bequemlichkeit für Lieferer und Kunden — Vorzüge für den Unternehmer. b) Ausfuhrvereinigungen........................................................ 8-15

Darstellung für daS Gebiet der Eisentechmt und deS Maschinen- und Apparatebau- — Vorzüge der Heckmannschen Betriebsgemeinschaft für den Wiederaufbau eines Netzes deutscher Handelsniederlassungen im Auslande —

V Seite

Die H.sche B. G. schließt nicht, wie die Verkaufsgemeinschäft, den unmittelbaren Verkehr zwischen Erzeuger und Verbraucher aus — Nachweisung ihrer Wirtschaft­ lichkeit — Ihre Nützlichkeit gipfelt in der Entlastung der Beteiligten von jeder Berwaltungstätigkeit — Große Maschinenmärkte als Sammelpunkte der gewerblichen Kundschaft — Ersatzteillager, AuSbesserungs- und Richt­ stätten — Notwendiges technische- und kaufmännischePersonal — Besondere Aufgaben solcher Niederlassungen im Auslande — Wer kommt für die Beteiligung in Frage — Kostenpunkt — Verrechnung der Unkosten nach Leistungseinheiten.

c) Inländische Marktgemeinschaften 15-10 Notwendigkeit von Zusammenschlüssen für den Vertrieb fertiger Waren — Warum aber keine Berkaufsgemeinschasten? — Die Marktgemeinschaft als zweckmäßigste Bertriebsform — Darlegung ihrer Vorzüge für ver­ schiedene Gewerbszweige — Woraus es bei der Zusammen­ setzung von Marktgemeinschaften ankommt — Eignung der Marktgemeinschaft für Groß- und Kleinverkauf. d) Warenhäuser....................................................................... 19—22 Das Warenhaus als fortgeschrittenste Geschäftsform für den Kleinhandel - Bisherige Voraussetzung ihrer Ver­ breitung: Sehr große Geldmittel in einer Hand - Nun­ mehrige Möglichkeit von Mmktgemeinschaften in Waren­ hausform - Einrichtung derselben — Fruchtbarmachung des Gesamtkapitals, obwohl es nicht vereinigt wird, für alle Teilnehmer — Wettbewerbsfähigkeit gegenüber großkapitalistischen Warenhäusern und Genossenschaften von Selbstverbrauchern. e) Gruppenwirtschaft.......................................................... 22-24 Wichtigkeit der Gebäudefrage für die Heckmannschen Be­ triebsgemeinschaften — Neuartige Bauaufgaben - Zweck­ mäßigkeit einer besonderen Bank als Meldestelle - Enges Zusammenwirken dieser Bank mit den Betriebsgemein­ schaften in der Form der Gruppenwirtschaft, wobei An­ lagekapital und Betriebskapital in getrennten Händen liegen - „Vereint marschieren, getrennt schlagen" Erleichterung der wirtschaftlichen Selbständigkeit durch die Gruppenwirtschaft - Sie macht die kostspieligsten Fortschritte der Technik auch den Kleinbetrieben zugänglich.

k) Industrielle Betriebsgemeinschaften...................... 24—28 Unterschied der Heckmannschen Betriebsgemeinschaft von den kapitalistischen —Bergleichsbeispiel: Die SiemensSchuckertwerke — Industrielle Gruppen-Arbeitsteilung ohne kapitalistische Verschmelzung mit Hilfe der H.schen B. G. — Gegensätzliche Wirkung bcr extensiven und der intensiven Wirtschaft auf die Möglichkeit der wirt­ schaftlichen Selbständigkeit — Beispiel auS dem Klein­ gewerbe: Eine Schreiner-Betriebsgemeinschaft— Über­ legenheit der H.schen B. G.über die Werk-Genossenschaft.

VI Seite

g) Gemischt-wirtschaftliche Zukunftsunter­ nehmungen...................................................................28—30 Nicht Vergesellschaftung der vorhandenen, nur Schaffung neuer Arbeitsmittel kann die wirtschaftlichen Kräfte eines Volkes heben — Kommunismus, ein Traum — Wir brauchen eine Wirtschaftspolittk zur Erzielung einer Höchstzahl wirtschaftlich Selbständiger — Lebensmittel­ versorgung der Gemeinden durch Gruppenwirtschaft — Bei aller Gruppenwirtschaft ist Sache der Allgemeinheit nur die Stellung des Anlagekapitals und die Über­ wachung der Geschäftsordnung, Sachef der Einzelnen die Bewirtschaftung — Selbstverwaltungskörper regeln die Wirtschaft nach Übereinkunft mit der Allgemeinheit — Gesetzentwurf zur Beschaffung von Anlage- und Bettiebsmitteln für Unternehmer — Zusammenhang mit Bodenreform. IV. Ein neues kaufmännisches HllfSgewerbe.............................. 30—32

Die Heckmannsche Betriebsgemeinschaft als Vorbild kapi­ talistischer Arbeitszentralen oder Faktoreien — Wegfall der Notwendigkeit eigenen Personals für den einzelnen Kauf­ mann — Vorteile dieser Einrichtung — Berbreitungsaussichten — Soziale Arbeitsverhätnisse in den neuen Anstalten. V. Schlußwort......................................................................................... 32-34

Die H.sche B. G. als zwangloseste Bereinigungsform bei Wirtschaft — Die Auswüchse des Kapitalismus nicht Er» gebnisse dieser Wirtschaftsweise an sich, sondern ihrer exten­ siven Richtung — Die H.sche B. G. fördert die intensive Richtung, die allein unsere Zukunft sichern kann — Forderung der sozialen Gerechtigkeit. Anhang..................................................................................................35—40

A. Unkostenverteilung nach Leistungseinheiten im kaufmännischen Verkehr.................................... . Verfahren zur Feststellung der kaufmännischen Arbeits­ vorgänge — Bewertung nach Minutenlohn — Ausgleich der Spannung zwischen wirklicher Ausgabe und ver­ rechneter Leistung — Zergliederung der Arbeitsvorgänge beim Verkauf im Ausfuhrgeschäft — Die Verrechnung.

35—40

B. Entwurf eines Gesetzes zur Sicherung der wirt­ schaftlichen Selbständigkeit in Handel, Ge­ werbe und Industrie.................................................... 40—41

I. Einleitung. Keine Zeit hätte unheilvoller sein können für die Kraftprobe der Sozialdemokratie: „Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will", als die jetzige. Mes hängt jetzt davon ab, nicht nur unsere Wirtschaft, vielmehr unjere ganze Kultur, daß alle Räder

wieder in Gang kommen. Nicht Sozialisierung ist dazu der Weg, sondern Entfesselung des Unternehmungsgeistes. Es war bisher

ein Widerspruch in den Zielen der Sozialdemokratie, daß sie allen Tüchtigen die Bahn frei machen und zugleich die Produktionsmittel verstaatlichen wollte.

Durch das Sozialisierungsgesetz ist nun ein

neuer Sinn in die Sache gekommen. Es gilt aber, darüber hinaus neue Wege zu neuen Zielen zu

finden. Gegenüber dem verstärkten Wettbewerb, der uns auf dem Weltmarkt bevorsteht, soweit die Erdrosselungspolitik Englands uns dazu noch Raum läßt, ist vor allem der Zusammenschluß der Kräfte

zu fördern, wenn auch in anderem als im sozialistischen Sinne. Statt sie durch den Staatsbetrieb und die Zwangswirtschaft zu erwürgen, ist der Tatkraft von Handel und Gewerbe wieder freies Feld ein­ zuräumen. Bisher ist die Menschheit bei der Verwertung der organischen Bodenschätze vom Raubbau zur Kultur und innerhalb derselben von

der extensiven zur intensiven Bewirtschaftung fortgeschritten. Jetzt müssen auch der Boden selbst und seine anorganischen Schätze, über deren Vermehrung der Mensch nicht gebietet, in planvolle Bewirt­

schaftung genommen werden, die dem Volksganzen zugute kommt. Darüber herrscht seit dem Kriege in Deutschland nur eine Meinung. Mehr aber als das tut es dem deutschen Volke not, mit seinen Menschen­ kräften hauszuhalten und ihnen nicht nur Arbeit und Brot zu geben,

sondem auch die Heimat zu erhalten. Aus diesem Gesichtspunkt bin ich ein Gegner der von Walter Rathenau befürworteten „Neuen

2 Wirtschaft". Rathenaus Jndustriepolitik zielt ab auf eine extensive oder Ausdehnungswirtschaft, wie sie für Länder mit solchem Ellbogenraum wie Amerika und das Britische Reich am Platze ist.

Für ein übervölkertes, eng eingeschnürtes Land wie das Deutsch­

land nach dem Kriege kann aber auch auf industriellem Gebiet nur eine intensive oder Wertsteigerungswirtschaft in Frage kom­ men, welche auch die Leistungsfähigkeit der zahlreichen Heineren und

mittleren Betriebe zum Wohle der Gesamtheit zu heben sucht.

Das heißt nicht, daß Normalisierung, Typisierung, Spezialisierung von der Hand zu weisen seien (für welche Ausdrücke ich Normung, Formbeschränkung, Reinbau im Gegensatz zum gemischten oder sog. allgemeinen Maschinenbau Vorschlägen möchte), sondem daß

die durch solche und andere Mittel zu erhöhtem Wirkungsgrad ge­ brachten Betriebe Waren herstellen, deren Güte nicht allein auf dem Gebrauchswert beruht. Rathenau will unsere Erzeugung von 40 auf 80 Milliarden Mark steigern. Abgesehen davon, daß das nicht möglich wäre, weil es nicht von der Technik allein abhängt, wie dabei vorausgesetzt ist,

sind wir dazu viel zu abhängig von den Rohstoffen. Was wir zu

ihrer Wertsteigerung brauchen, ist Veredlung unserer Erzeugnisse durch eindringliche Arbeit, ohne Mehrbedarf an Rohstoffen, wozu aber die Kräfte aller Fachleute und Künstler gebraucht werden, über

die wir im Lande verfügen. Mit andern Worten, es gilt nicht, unsere

Erzeugung zu steigern, sondern ihren Ertrag. Aus „Werkstätten, so vollkommen mechanisiert, daß die leichte Aufsicht eines Mannes genügt, um das Uhrwerk der Produktion im Gange zu erhalten," kann nur rohes Massengut hervorgehen.

Auf einem Gebiete werden wir allerdings zunächst der Ausdehnungswirtschaft nicht entraten können, und zwar bei unserer dringlichsten Aufgabe. Ich meine die Wiederherstellung unserer gesamten Verkehrsmittel, um so bald wie möglich unsere Bewegungs­ freiheit in der Welt wieder zu gewinnen. Hierzu müssen weiteste

Kreise der Industrie durch Normung der Teile dieser Erzeugnisie

mit herangezogen werden, damit die eigentlichen Waggonfabriken, Schiffswerften usw. sich auf die bloße Zusammenstellung und Auf­ richtung der fertigen Fahrzeuge beschränken können. Mr haben unsere bisherigen Erfolge auf dem Weltmarkt nicht, wie die angelsächsischen Völker, durch formenbeschränkte Massen-

3 erzeugung errungen, sondem dmch Anpassung an gegebene Ber-

hältnisse.

Wollen wir die sich daraus ergebende Mannigfaltigkeit

unserer Erzeugung zugunsten gleichförmiger Massenfabrikation jetzt aufgeben, so kommen wir bei der alten Kundschaft auf dem Welt­

markt nicht wieder an und geraten dafür bei der neuen mit jenem Wettbewerb ins schärfste Gedränge. Die Frauen- und Maschinen­

arbeit, von der wir wahrlich im Kriege genug gehabt haben, zwingt dann unsere Fachleute, Leiter wie Arbeiter, zur Massenauswanderung. Dem kann nur durch eine Wertsteigerungswirtschast begegnet werden, die alle geübten Menschenkräste aufs neue beansprucht.

Möchte die in dieser Schrift behandelte Einrichtung zur Her­ stellung einer solchen auf zahlreichen selbständigen Unterneh­ mungen beruhenden Wirtschaft beitragen und den darin Tätigen, durch Erleichterung ihrer Aufgaben, größere Arbeitslust und Lebensfteude bringen!

II. Die Heckmannsche Vetriebsgemeinschast. Die Heckmannsche Betriebsgemeinschaft ist eine ver­

waltungstechnische Zusammenfassung von sachlich gleichen Betriebsteilen verschiedener Unternehmungen unter neu­

traler Leitung. Durch die Abtrennung und Bereinigung dieser Teile, die irgendein Gebiet, sei es von der kaufmännischen, sei es von der technischen Seite der beteiligten Unternehmungen um­ fassen können, soll es einerseits diesen ermöglicht werden, für das in der Gemeinschaft aufgegangene Arbeitsgebiet die Vorteile des

Großbetriebes zu erlangen, anderseits wird durch den bloß verwal­

tungstechnischen Zusammenhang der vereinigten Teile und ihre Neutralisierung unter einem an den Untemehmungen selbst nicht beteiligten Leiter erreicht, daß die Teilnehmer durch die Gemein­ schaft ihre Bewegungsfteiheit nicht verlieren. Durch die Beschrän­ kung des ganzen Vorgangs auf Teile der Unternehmungen wird

nämlich die Notwendigkeit einer Vereinheitlichung der Betriebs­ gemeinschaft auf kapitalistischer Grundlage vermieden, so daß die rechtliche Selbständigkeit der Beteiligten erhalten bleibt. Für die

in der Gemeinschaft vereinigten Teile (welche neun Zehntel oder mehr der gesamten Unternehmungen umfassen können, so daß die Ausschaltung eines Bruchteiles zu dem dargelegten Zweck für die

4 Gesamtverwaltung ohne Belang bleibt) sind nun die Vorteile des Großbetriebes gewonnen, und zwar nicht nut solche, welche auf

der Möglichkeit besserer Arbeitsteilung beruhen, sondem auch die­

jenigen, welche sich aus der gemeinsamen Verwaltung der im übrigen getrennt bleibenden Kapitalien ergeben, wie erhöhte Tragfähigkeit für gemeinsame Einrichtungen, Vorteile beim Einkauf, Versand, der Lagerung usw. Aus dieser Gemeinsamkeit der Verwaltung folgt aber nicht, daß sich die Untemehmer gegenseitig in die Bücher sehen und ihre Geschäftsgeheimnisse preisgeben müssen. Die Betriebs­

gemeinschaft besorgt ihnen vielmehr als unparteiische Einrichtung alle Geschäfte in ebenso verschwiegener Weise wie eine Bank, eine Treuhandgesellschaft, eine Speditionsfirma oder irgendein anderes Nach außen hin treten sie dagegen nach wie vor getrennt auf. Nicht nur ihrer Kundschaft stehen sie so gegenüber, sondem sie bilden auch für die Besteuerung und andere

kaufmännisches Hilfsgewerbe.

Abgaben den Behörden gegenüber keine Einheit. Auch die Leitung

ihrer Angelegenheiten üben sie selbst aus, nur daß sie ihre Weisungen nicht mehr an unmittelbar Angestellte, sondern an die parteilosen Beamten der Gemeinschaft richten. Die Schlagfertigkeit dieses Be­ triebes ist aber gegenüber dem früheren Zustand durch verbesserte

Arbeitsteilung und Einrichtungen wesentlich erhöht und die Arbeits­ kraft der Unternehmer kann sich durch die Entlastung von dessen Einzelheiten ganz auf die großen Aufgaben beschränken. Die Betriebsgemeinschasten verfolgen für sich keine Er­

werbszwecke, sie decken nur ihre Selbstkosten durch Umlage auf die Teilnehmer. Diese Umlage erfolgt nicht nach kapitalistischen Gesichtspunkten, etwa unter Zugmndelegung des Umsatzes, was ja

nur bei gegenseitigem Einblick in die Bücher möglich wäre, sondern auf Gmnd der sachlichen Inanspruchnahme.

Diese wird durch Gebührensätze für die Arbeitsleistungen der Gemeinschaft an die Teilnehmer festgestellt, welche auf einem besonderen Ermittelungs­

verfahren bemhen. Der Gedanke der neuen Einrichtung schafft die Möglichkeit neu­

artiger Untemehmungsformen, von denen nachstehend einige be­ sprochen werden sollen. Die Heckmannsche Betriebsgemeinschaft bildet aber über das Mrtschaftsleben hinaus ein Mittel zur Zu­ sammenfassung, das auch in der öffentlichen Verwaltung in zahl-

losen Fällen am Platze wäre; denn auch dort wiederholen sich überall

5 die unwirtschaftlichen Erscheinungen des verwaltungstechnischen Klein­ betriebes mit seiner Verschwendung an Einrichtung und Arbeitskraft.

III. Anwendungsformen der Heckmannfchen Betriebsgemeinschaft. a) gentralverwaltungen.

Zentralisation und Dezentralisation haben beide ihre Bor- und Nachteile. Man kann im allgemeinen annehmen, daß die Vorteile der Zusammenfassung für die Verwaltung verschiedener Unter­ nehmungen, die sich in einer Hand befinden, überwiegen bis zu dem Punkte, wo Teile derselben für sich allein so umfangreich und be­ deutsam werden, daß eine besondere Verwaltung für sie unvermeid­ lich wird. Leider wird danach nicht immer gehandelt. Viele Unter­

nehmer, deren Werke nach und nach entstanden oder durch Ankauf zusammengekommen sind, lassen dieselben einzeln, jedes für sich, verwalten. Dies geschieht namentlich dann, wenn die Werke örtlich

getrennt sind.

In Fällen, wo die wirtschaftliche Selbständigkeit

verschiedener Werke bestehen bleiben sollte, gab es bisher auch kein Mttel zu ihrer einheitlichen Verwaltung; Zentralisation und De­ zentralisation schließen sich eben gegenseitig aus. Um nicht nur über den Geschäftsgang im allgemeinen, sondern auch über die inneren

Verwaltungsftagen auf dem Laufenden zu bleiben, sind die Unter­ nehmer dadurch gezwungen, fortwährend hin- und herzureisen. Anderseits erfoibem getrennter Einkauf, Lagerung und Verkauf größere Betriebsmittel, und die Einrichtung der Verwaltung kann

nicht auf die gleiche Höhe sachlicher Leistungsfähigkeit gebracht werden, wie bei einer einheitlichen Verwaltung der ganzen Betriebe. In der Heckmannfchen Betriebsgemeinschaft ist nun eine wirt­ schaftliche Hilfsform gefunden, welche den Gegensatz zwischen Zentralisation und Dezentralisatwn überbrückt. Dadurch ist die scheinbare Unmöglichkeit der einheitlichen Verwaltung verschiedener

Werke, die ein wirtschaftlich selbständiges Dasein behalten sollen, überwunden. Die Wirkung zeigt sich darin, daß die Teilnehmer an

einer solchen Betriebsgemeinschaft durch diese einerseits von den technischen Leistungen entbunden werden, die ihrem Gewerbe zu

Grunde liegen, während sie anderseits die wirtschaftliche Ver­ wertung derselben in der Hand behalten, etwa wie ein Verleger, der

6 selbst keine Druckerei hat, die bei ihm erscheinenden Bücher nicht her­

stellt, aber vertreibt. Während aber dieser dadmch einen Teil seines möglichen Untemehmergewinns einbüßt, bleibt er den Teilhabern an einer Heckmannschen Betriebsgemeinschaft voll erhallen. Diese überlassen zwar alle Facharbeit ihrer eigens dazu errichteten Gemein­

schaft, indem sie zu derselben ins Kundschaftsverhältnis treten, die Lei­ stungen derselben werden ihnen aber zum Selbstkostenpreise berechnet.

Im Falle einer Zentralverwaltung verschiedener Werke eines und desselben Besitzers gelten als Teilhaber in diesem Sinne die verschiedenen Werlleiter. Sie übersiedeln zum Zwecke der Zusammen­ legung ihrer kaufmännischen Verwaltungen mit denselben entweder

nach der Hauptstadt oder an den Wohnsitz des Unternehmers. Dort werden die gleichen Beamtengattungen unter besonderen Fachvorständen vereinigt. Wo ihre Kopfzahl zu einer ausgiebigen Arbeitsteilung etwa nicht ausreicht, sind weitere Leute einzustellen bis bei normalen Anforderungen eine durchaus schlagferttge und pünllliche Geschäftsabwicklung sichergestellt ist, wie etwa im Bank­ betriebe. Außer den Fachvorständen und je einem Stellvertteter derselben, welche ihr Gebiet voll beherrschen müssen, sind dazu nur

Hilfskräfte erforderlich, welche sich durch Arbeitswechsel innerhalb

der Abteilungen nach Wunsch zu Fachleuten entwickeln können. Stile Geschäftsstellen, vom Unternehmer bis zum Türhüter, werden dann in eine Geschäftsübersicht eingetragen und bekommen für den Verkehr untereinander eine Nummer oder andere kurze Bezeichnung, wobei die Werke am besten durch römische, die Abteilungen durch arabische Ziffern gekennzeichnet werden. Für den Verkehr selbst wird ein zwangläufiger Botendienst eingerichtet, der verhindert, daß sich an irgendeiner Stelle Schriftstücke anhäufen können. Die Betriebsgemeinschaft unter einem besonderen Leiter oder

Verwaltungsvorstand besorgt nun den Werken nach den Weisungen ihrer Leiter alle kaufmännischen Arbeiten, schreibt deren Briefe, stellt ihre Rechnungen aus, führt ihnen die Bücher, mahnt ausstehende Forderungen an, zieht die Gelder ein und hinterlegt sie bei den

Banken, führt Klage gegen säumige Schuldner, kauft und lagert die Waren ein und bezahlt sie, kurz sie wickelt alle Geschäfte der

Abteilungen, welche in ihr vereinigt sind, von Anfang bis zu Ende ab, wie ein selbständiges Unternehmen. Die Werke selbst leisten

nur noch den Teil der Geschäftsabwicklung, welcher räumlich an sie

7 gebunden ist.

Dazu gehören hauptsächlich die Fabrikbuchhaltung,

die Lohnbuchhaltung sowie die Verpackung und der Versand der verkauften Erzeugnisse. Dabei ist vorausgesetzt, daß für den Einkauf

ein gemeinsames Hauptlager errichtet sei, welches von der Betriebs­ gemeinschaft verwaltet wird. Wo besonderer Wert darauf gelegt wird, kann auch die Lohnbuchhaltung dmch die Betriebsgemein­

schaft erfolgen, doch läßt man dieselbe im allgemeinen besser bei den Werken. Für die Geschäftsbuchhaltung kann man entweder die Einzel­ buchhaltungen der Werke bestehen lassen, wie sie sind, und eine weitere für die Betriebsgemeinschast anlegen, welche die Ergebnisse aller zusammenfaßt, oder man führt nur getrennte Kontokorrente bei Verschmelzung der Grundbücher. Letzteres ist einfacher und entspricht allen Anforderungen der Übersichtlichkeit bei zweckmäßiger

Anlage der Bücher. Wenn der Betriebsgemeinschaft Werte der Einzelwerke übertragen werden, wie im Falle der Errichtung eines Hauptlagers, so kommt dafür eine besondere Buchhaltung in Frage, deren Grundbücher wieder mit den übrigen verschmolzen werden können. Die eingekauften Waren brauchen dann im Hauptlager nicht nach ihrer Bestimmung für die einzelnen Werke getrennt ge­

halten zu werden und die Lagerverwaltung vereinfacht sich be­ deutend. Auch kann die in gleichen Bedarfsgegenständen für die verschiedenen Werke angelegte Summe weit geringer sein als vor­ her bei getrennter Verwaltung. Der Menschenbedarf ist dagegen

im ganzen bei einer Zentralverwaltung nicht kleiner, sondern größer als bei getrennten Verwaltungen. Durch die scharfe Arbeitsteilung sind mehr Hilfskräfte erforderlich. Dafür ist die Leistungsfähigkeit

des Betriebes bedeutend erhöht. Die größere Wirtschaftlichkeit liegt auf dem Gebiete der Warenbewegung. Durch Vereinheitlichung der Jahresabschlüsse, Verringerung der Gesamtbestände, Fracht-, Raumund Zinsersparnis usf. lassen sich die Erträgnisse erheblich verbessern. Sehr bedeutsam für die Entwicklung der Werke ist ferner die Entlastung, welche deren Leiter durch die Betriebsgemeinschaft

erfahren. Durch die Befteinng von der Geschäftsabwicklung sind sie in den Stand gesetzt, ihre Kraft ganz auf den Abschluß neuer Geschäfte und die Stellung neuer Aufgaben für ihre Werke zu richten. .Während ihrer Abwesenheit, die schon durch den Besuch ihrer Werke sehr häufig fein wird, sorgt der Berwaltungsvorstand für die Durchführung ihrer Weisungen.

8 Auch für die Lieferer und Kunden ist der Verkehr mit einer

Hauptstelle eine bedeutende Erleichterung.

Die Geschäftsfreunde brauchen auf die Auseinanderhaltung der verschiedenen Betriebe,

die aus der Feme ost Kopfzerbrechen macht, nicht mehr so ängstlich zu achten. Verwechselungen und dadurch verursachter Zeitverlust sind ausgeschlossen. Als Ein- oder Verkäufer finden sie bei der Verwal­ tung alles beisammen, den Untemehmer, die Werkleiter, die Fach­ vorstände und die Muster aller Erzeugnisse. Der Unternehmer schließlich kann seine Reisen nach den Werken auf gelegentliche Besichtigungen beschränken, er hat außer den

Werlleitem seinen ganzen kaufmännischen Stab stets um sich, kann denselben im Bedarfsfall sofort zm Beratung rufen und bleibt so dauemd über alle Vorgänge unterrichtet.

b) Ausfuhr-Vereinigungen.

Von dem Beispiel einer Zusammenlegung möglichst vieler Berwaltungszweige von getrennten Unternehmungen im gleichen Besitz wenden wir uns nun zu einem möglichst entgegengesetzten, nämlich der Vereinigung nur eines Zweiges von verschiedenen

Unternehmungen in getrenntem Besitz, und zwar wollen wir ein Gebiet wählen, auf dem die Untemehmer wegen der Kost­ spieligkeit der dazu nötigen Einrichtung bisher vielfach auf die eigene

Verwaltung verzichtet haben, nämlich den Vertrieb im Auslande. Als einen Wirtschaftszweig, für den gerade auf dem Gebiete des Vertriebes die neue Geschäftsform eine wirlliche Lücke ausfüllt,

fassen wir dabei die Eisentechnik und insbesondere den Maschinenund Apparatebau ins Auge. Für deren Erzeugnisse kann so wenig

im Auslande wie im Jnlande der Zwischenhandel emsllich in Frage kommen, da technische Anlagen keine Ware sind im gewöhnlichen Sinne. Nicht nur kann diese Ware bloß auf Grund genauer fach­

männischer Erhebungen an Ort und Stelle und darauf fußender

richtiger Bestellung zweckentsprechend angefertigt werden, sie erhält ihren Wert auch erst dmch richtige Aufftellung am Bestimmungsort, die wieder nur dmch geschulte Fachleute bewirkt werden kann. Auch liegen die Verhältnisse in vielen Ländern so, daß bei eintretenden Betriebsstörungen, die dort häufiger sind als bei uns, weil bloß

oberflächlich ausgebildete Maschinenwärter vorhanden sind, sach­

kundige Techniker oder Richtmeister der Baufirma bei der Hand

9 sein müssen, wenn deren Anlagen durch den Zugriff der fachlich vielfach minderwertigen Menschenkräfte und der Einrichtungen orts­ ansässiger Ausbesserungswerkstätten nicht gefährdet werden sollen.

Eine stete Bereitschaft von Menschen und Stoffen des Lieferers am Bestimmungsort oder in dessen Umgebung ist auch durch die Notwendigkeit regelmäßig wiederkehrender Untersuchung maschi­ neller Anlagen im Auslande zum Zwecke der Feststellung abgenutzter Teile und deren rechtzeittge Auswechselung gegen neue bedingt. Diese Bedingungen werden durch den nach dem Kriege einsetzenden

verschärften Wettbewerb geradezu Voraussetzungen unserer Ma­ schinenausfuhr werden. Jedenfalls darf auf Grund langjähriger über See gewonnener Erfahrung behauptet werden, daß eine Verkaufs­ bestimmung, welche dem Käufer solche Gewähr bietet, das Geschäft auch im Wettbewerbe gegen erheblich billigeren Preis sichern hilft. Eigene Geschäftsstellen im Absatzgebiet konnten aber auch schon in der Zeit vor dem Kriege dem Maschinenbau allein jene (stetig«

leit des Absatzes gewährleisten, auf welche sich eine geregelte Er­ zeugung erst aufbauen läßt. Sie machen die Werke unabhängig von den Schwankungen, welche mit dem Absatz durch Geschäfts­

vermittler immer verbunden sind. In der Denkschrift zu ihrem 25jährigen Bestehen führen die Daimler-Motorenwerke den nach dem Rückgang ihrer Arbeiterzahl von 3700 im Jahre 1907 auf 1600

im Jahre 1908 einsetzenden Aufschwung ihres Unternehmens aus­ drücklich auf die durch ihren Direktor, Kommerzienrat Berge, damals in Angriff genommene Bertriebseinrichtung durch eigene Zweig­ niederlassungen zurück. Andere führende Häuser des deutschen Ma­ schinenbaues, wie Benz, Körting, Deutz u. a. hatten vor dem Kriege bis zu einem halben Hundert Zweigniederlassungen im In- und

Auslande. Auch das Netz eigener Niederlassungen der elektrotech-

nischen Großfirmen umspannte bereits alle fünf Erdteile. Anderseits ist kein Verlaß mehr auf die früheren Geschäfts­ vermittler der deutschen Wirtschaft im Auslande. Durch die schwarzen

Listen, und weil Deutschland nicht, oder Amerika billiger liefern konnte, sind sie uns untreu geworden, und die Stimmen mehren sich aus neu­

tralen Ländern, wonach größte Vorsicht bei Neuanknüpfungen ge­ boten ist. Da die Verhältnisse auf den Auslandsmärtten sich während

des Krieges gänzlich geändert haben, wird eine allgemeine Neuordnung der Bertreterverhältnisse für die Ausfuhrhäuser nicht zu umgehen sein.

10 Bisher bildete die Textilgruppe die größte Einheit unserer Ausfuhr (ca. 1300 Mill. Mk.). Da uns die Rohstoffe hierzu in Zu­

kunst großenteils fehlen werden, rückt damit die zweite Gruppe der Eisenwaren, Maschinen usw., für die wir die Rohstoffe zumeist im Lande haben (ca. 1100 Mill. Mk.), an die erste Stelle. Damit werden

wir unsere Einfuhr hauptsächlich zu bezahlen haben. Es müssen des­ halb allergrößte Anstrengungen gemacht werden, ihre Ausfuhr zu

steigern. Dazu sind, nach dem Gesagten, eigene Zweigniederlassungen in den Absatzgebieten unerläßlich. Die Heckmannsche Betriebsgemeinschaft kommt nun, wie keine

andere Einrichtung, dem Gebot der Stunde entgegen, ein solches Netz deutscher Handelsniederlassungen im Auslande mit möglichst verringertem Wagnis neu auszubauen, ohne zur Berkaufsgemein-

schast zu greifen, bei welcher ein unmittelbarer Verkehr der Beteilig­ ten mit der Kundschaft ausgeschlossen ist. An Wirtschaftlichkeit wer­ den die Niederlassungen einzelner Häuser durch die Betriebsgemein­ schaft weit überttoffen. Wie sich aus einer Liste von elf bekannten Firmen des deutschen Maschinenbaues ergab, unterhielten diese

vor dem Kriege in den Hauptwirtschastsgebieten Europas 90 Ge­ schäftsstellen. Durch Begründung einer Heckmannschen Betriebs­ gemeinschaft hätten sie zu dem gleichen Zweck bloß 8—9 Gesamtstellen zu errichten brauchen, wodurch nicht nur die Ausgaben für 81—82 Kassenschränke, Geschäftsmaschinen, Fernsprechanschlüsse und mannig­ fache Einrichtungsgegenstände erspart geblieben wären, sondem

auch einige Hundert Gehälter für Hilfsangestellte aller Art, Kassierer,

Lagerhalter, Richtmeister usw. Es ist daraus zu ersehen, daß beim

Wiederaufbau

des Geschäftes

nach

dem

Kriege

die

deutsche

Technik durch die neue Bertriebsform allein im Auslandsdienst Millionen ersparen kann. Auch verwaltungsfachlich stellt diese eine höhere Grundform dar, als die Einzelniederlassung; sie bedeutet den Übergang zum Großbetriebe. Ihre Leistungsfähigkeit beruht aber nicht nur auf besserer Arbeitsteilung unter die größere Zahl von Angestellten, die in ihr vereinigt sind, sondem weit mehr auf der Entlastung der Fachvertteter der angeschlossenen Häuser von Verwaltungsausgaben durch den Leiter des unparteiischen Zwischen­

betriebes. Dieser lentt auch die Reibungen auf sich ab, welche zwischen

den Teilnehmem von Berkaufsgemeinschaften so häufig sind und vielfach zur Auflösung solcher Bereinigungen geführt haben. Da die

11 Heckmannsche Betriebsgemeinschaft keine Berkaufsgemeinschaft bildet, weil jeder Teilnehmer für sich verkauft, so können die Angeschlossenen untereinander nicht in Streit geraten. Ihr Unwille kann sich höch­ stens einmal gegen die Leitung oder die Angestellten dieses Zwischen­

betriebes entladen, zu dem sie gewissermaßen im Kundenverhältnis stehen. Daß ein Bankkunde jemals mit einem anderen dadurch in Streit gekommen sei, weil die Bank beiden ihre Geldgeschäfte besorgt, hat man wohl noch nie gehört. Von einer Bevorzugung

kann dabei ja keine Rede sein, da die ausgiebige Arbeitsteilung Pünktlichkeit im Verkehr mit jedermann ermöglicht. Genau so ist es ader im Umgang der Betriebsgemeinschaft mit ihrer Kundschaft,

den Fachvertretern der angeschlossenen Firmen. Die Gelegenheit zum Verkehr der letzteren untereinander im gleichen Hause wird anderseits denselben wertvolle geschäftliche Anregung bieten und läßt auch ein planmäßiges Zusammengehen bei größeren Geschäften,

z. B. bei öffentlichen Ausschreibungen, zu. Viel hängt für den Erfolg der Teilnehmer an einer solchen Betriebsgemeinschaft neben ihren Fachvertretern von der Persön­ lichkeit des kaufmännischen Leiters ab. Dazu können nur erstklassige Geschäftsleute in Frage kommen, welche mit Land und Leuten

vertraut sind, über gute Beziehungen im Absatzgebiete verfügen und durch Verständnis für die Aufgaben der Fachvertreter der Ausfuhr­ häuser befähigt sind, dieselben zur Anknüpfung von Verbindungen u. dgl. mit Rat und Tat zu unterstützen. Wo sich geeignete Bewerber nicht finden lassen, ist es am zweckmäßigsten, den Geschäftsbetrieb eines im Absatzgebiet

ansässigen Maschinenhändlers

gegen Ab­

findung zu übernehmen und dessen Einrichtungen zweckentsprechend auszubauen.

Es ist Wert darauf zu legen, daß eine solche Niederlassung in guter Verkehrslage errichtet, mit allen neuzeitlichen Hilfsmitteln,

auch für die Lichtbildanpreisung, versehen, und durch die Vorführung aller in dem betreffenden Absatzgebiet gangbaren Erzeugnisse des Maschinenbaues und der Technik in eindrucksvollen Musteraus­ stellungen zu einem Sammelpunkt für die ganze gewerbliche Kund­

schaft des Gebietes ausgestaltet werde, wie sie die Geschäftsstelle eines einzelnen Hauses niemals abgeben kann. Die Leistungen solcher Zweigniederlassungen im Auslande be­ schränken sich nicht auf die im Jnlande üblichen Aufgaben. Sie sind, -«amannsch«

2

12 außer der erwähnten Musterausstellung, in vielen Fällen auch mit Ersatzteillagern, Ausbesserungs- und Richtstätten auszubauen, und

dies um so mehr, je weiter sie von der Heimat entfernt und die Hilfs­ mittel des Landes beschränkt sind. Durch die Auftichtung sperriger Maschinenteile erst am Bestimmungsort kann sehr viel an Fracht gespart werden, da diese auf See meist nach dem Raummaß be­

rechnet wird. In Ländern mit unentwickeltem Eisenbahnnetz, aber erträglichen Straßen wird auch eine Kraftwagenhalle hinzukommen müssen. Wo die Wege versagen, wie in weiten überseeischen Gebieten, kann in manchen Fällen auch das Flugzeug als jüngstes Verkehrs­ mittel am Platze sein. Die Fachvertreter müssen außer einer ausreichenden Zahl an Hilfsfachleuten und Zeichnern vor allem eine Gruppe tüchtiger und zuverlässiger deutscher Richtmeister hinter sich haben, die es verstehen, mit einheimischen Richtarbeitern und Helfern umzugehen und die sich auch in den schwierigsten Verhältnissen zu helfen wissen. Dies ist nament­ lich für Niederlassungen über See eine Bedingung erster Ordnung.

An kaufmännischen Angestellten kommen im Auslande, wenn mit der Niederlassung eine Werkstätte oder ein Lager von Rohstoffen,

Ersatzteilen oder fertigen Erzeugnissen, z. B. von landwirtschaftlichen Geräten, Werkzeugmaschinen ob. dgl., verbunden ist, für den Bezug, die Verzollung und den Versand dieser Waren auch besondere An­

gestellte in Frage. Auch müssen Leute da sein, geübt in der Aus­ arbeitung von Telegraphenschlüsseln, andere mit genügender Kenntnis der Landesgesetze, um die Zulässigkeit technischer Entwürfe beurteilen zu können. Daß für die gemeinsame, wie auch für die getrennte Werbetätigkeit der Beteiligten, für die Beitreibung ausstehender

Forderungen und andere wichtige Gebiete Fachleute zur Verfügung stehen müssen, liegt auf der Hand. Für den Verkehr der Ausfuhr­ häuser mit ihrer Kundschaft spielt die Übersetzung des ganzen Schrift­

wechsels und der Geschäftsdrucksachen in die Landessprache eine große Rolle. Statt daß jedes der angeschlossenen Stammhäuser für sich in der Heimat einen Stab fremdsprachlicher Briefschreiber

dafür unterhält, empfiehlt es sich für alle Beteiligten, diese Arbeiten durch die Betriebsgemeinschaft vornehmen zu lassen, wodurch sich nicht nur in vielen Fällen die Kosten verringern, sondern im all­ gemeinen auch eine größere Richtigkeit der Übertragung gewähr­ leistet wird. Diese Arbeiten dürfen, soweit es sich um Technisches

13 handelt, natürlich nur durch Fachleute erfolgen, welche die Verant­

wortung für die Richtigkeit der fachmännischen Bezeichnungen tragen können. Es ist ein großer Vorteil für den Verkehr mit der Kundschaft und erleichtert das Geschäft ganz bedeutend, wenn er

sich durchweg in der Sprache des Käufers vollziehen kann. In dieser Hinsicht sind wir anderen Handelsvölkern über, unsere Stärke darin muß auch weiter gepflegt werden. Die Betriebsgemeinschast stellt auch die nötigen Dolmetscher für den ersten persönlichen Verkehr der Fach­ vertreter mit der Kundschaft, bis diese die Landessprache beherrschen. Derartige Maschinenmärkte großen Maßstabes lagen vor

dem Kriege in den überseeischen Absatzgebieten meistens in den Händen englischer und deutscher Untemehmer. Ihre Einrichtung krankte aber von jeher an der Unzulänglichkeit des darin vertretenen

maschinentechnischen Fachwissens. Einer oder mehrere Ingenieure für alles und eine Anzahl ehemaliger Schiffsmaschinisten oder auch wohl bloßer -Heizer bildeten vielfach den ganzen Bestand an Fach­ leuten. Daß dabei die Entwürfe zu größeren Anlagen meist in Europa angefordert werden mußten, womit oft 4 bis 5 Monate verloren gingen, hat bei der kolonialen Unbeständigkeit manchem Plane den Garaus gemacht, der zum Geschäft geführt hätte, wenn die Gunst

der Stunde durch schnelles Angebot hätte ausgenutzt werden können.

Für manche Zweige der Technik, wie z. B. den Apparatebau, sind Fachleute für den Vertrieb deshalb unentbehrlich, weil es dabei

keine Normalausführungen gibt, die sich nach Preisliste verkaufen lassen. Fremde Vertreter, auch Ingenieure, sind meist außerstande, die fachmännischen Erhebungen zu machen, danach den Bedarf zu bestimmen und ein entsprechendes Angebot zu entwerfen.

Zu einem großen Gesamtausbau einer solchen Vertriebsein­

richtung für das Ausland, wie ihn die gewaltigen Gegenmaßnahmen unserer Feinde herausfordern, scheint es zunächst schwierig, so viele Fachvertreter aufzutreiben, wie die restlose Durchfiihrung erfordert. Wo aber ein Wille, da ist auch ein Weg. Vorerst wird uns ja ein großer Teil der Welt versperrt bleiben. Sodann kommen für die

einzelnen Häuser dafür nicht mehr Leute in Frage, als bei einer eigenen Vertriebseinrichtung nach dem Vorbild der schon Genannten, schließlich wird in der ersten Zeit die Besetzung mehrerer Nieder­ lassungen in größeren zusammenhängenden Gebieten (Skandinavien,

Balkan, Südamerika)durch je einen Ingenieur genügen, der seinen 2*

14 Aufenthalt nach Bedarf zwischen den einzelnen Niederlassungen

wechselt. Es ist auch später, wenn alle fachmännischen Stellen besetzt sind, ein Vorteil eines solchen Gesamtausbaues für die Werke, daß sie innerhalb solcher größeren Gebiete ihre Fachleute dort zusammen­ ziehen können, wo es der Bedarf gerade erfordert. Wie der deutsche Kaufmann beim Vertriebe seinen Mitbewerbern gewachsen ist, so müssen jetzt die Fachleute heraus, um dabei auch unsere technische Überlegenheit zur Geltung zu bringen.

Die Beteiligung an diesen Betriebsgemeinschaften wäre grund­ sätzlich allen fachlich und geldlich genügend leistungsfähigen Firmen

freizustellen, welche sich gegenseitig nicht im Wege sind. Sie ist also nur eine Frage der gegenseitigen Verträglichkeit. Diese sollte vom

Geiste der deutschen Gemeinbürgschaft gegenüber unseren Feinden getragen sein. Da im übrigen das Geschäftsgeheimnis der Teil­ nehmer durch die Betriebsgemeinschaften gewahrt wird, ist grund­ sätzlich auch gegen den gleichzeitigen Anschluß von Mitbewerbern nichts einzuwenden. Er hängt nut vom Belieben der Beteiligten ab. Für die Zusammensetzung im ganzen muß aber im Einzelfall auf

den Bedarf des Absatzgebietes Rücksicht genommen werden. Der Werkzeugmaschinenbau und ähnliche umfangreiche Zweige werden sich zweckmäßigerweise in ganzen,

sich

gegenseitig ergänzenden

Gruppen zusammenschließen und einen gemeinsamen Fachvertreter einstellen, der das ganze Gebiet beherrscht. Dies gilt ebenso von den Erzeugern maschineller Hilfsmittel für den Buch- und Steindruck nebst den Papiergewerben, die landwirtschaftlichen Geräte, Textil­ maschinen, Elektrotechnik, Hydraulik usw.

Die Betriebsausgaben der Gemeinschaft werden aus Vorschüssen ihrer Mitglieder gedeckt. Jedes derselben zahlt bei der Er­

öffnung einen für den Bedarf der ersten Zeit ausreichenden Betrag ein, der dann von Monat zu Monat durch die Umlage wieder ergänzt wird. Die Arbeitsleistungen der Betriebsgemeinschaft werden den Teilnehmern nach einer Gebührenordnung berechnet, welche die

gleichen Sätze für alle Leistungseinheiten enthält, die den Ange-

stellten dafür bezahlt werden. Es kommen daher für die Ange­ schlossenen außer der Miete für den belegten Raum nur solche per­ sönliche Unkosten in Frage, welche sie selbst oder ihre Fachvertreter verursacht haben. Die allgemeinen Unkosten für Heizung, Beleuch­

tung usw. werden nach Maßgabe der Hauptbeträge auf die Monats-

15

rechnungen zugeschlagen. Nach dem Plan einer Niederlassung für den Balkan, wo für 25 Firmen ein Betrieb mit 49 Personen in Frage kam, darf man in kleineren Niederlassungen mit einem

durchschnittlichen Aufwand in der Höhe von zwei Gehältern für die einzelne Firma rechnen. Dafür steht jedem Angeschlossenen dann

ein kaufmännisch-technischer Vollbetrieb mit Fachkundigen für alle vorkommenden Arbeiten zur Verfügung. Das Verfahren, wonach die Unkostenverteilung erfolgt, ist im Anhang unter X auseinandergesetzt. Die Betriebsgemeinschaften geben also für den unmittelbaren Verkehr der Ausfuhrhäuser mit ihrer Kundschaft im Absatzgebiet gemeinsame Stützpuntte ab, wo die Firmen eigene Beamte als ihre

Fachvertteter einstellen. Soweit sie über geeignete Persönlichkeiten nicht verfügen, können sie sich auch durch einen der übrigen Fach­ vertteter mit vertteten lassen. Für Geschäftszweige, deren Erzeug­ nisse sich ohne besondere Fachkenntnisse vertteiben lassen, stellen die

Betriebsgemeinschaften von sich aus geeignete Reisevertteter an. Da auch diese, wie alle Angestellten der Betriebsgemeinschaften, nach der Leistung bezahll werden, für welche in diesem Falle der Umsatz zu gelten hat, so entfallen auch durch die Beteiligung an dieser Einrichtung keine unnützen Kosten auf die Betteffenden.

Als juristische Form für die Bettiebsgemeinschaften im Auslande empfiehlt es sich, überall, wo die. Landesgesetze oder Steuerrücksichten nicht im Wege stehen, die Vereinsform nach deutschem Recht zu wählen, auch wenn daneben etwa für eine^ größere Vermögens­

anlage, für Grundstücke oder Zweckbauten, noch die Bildung einer

besonderen Kapitalgesellschaft erforderlich wird, welche die Nieder­ lassung an die Betriebsgemeinschaft vermietet. Die Geldbeschaffung

für solche Anlagen, wie auch für das Ausfuhrgeschäft selbst, ist später Aufgabe der im Fall „e" besprochenen Bau- und Handelsbank. Da diese Hauptanwendungsform der Heckmannschen Bettiebsgemeinschaft, abgesehen vom inländischen Maschinengeschäft, auf das

sie sich ohne weiteres übertragen läßt, sich — mutatis mutandis — auf anderen Geschäftsgebieten wiederholt, so kann ich mich in den weiteren Abschnitten entsprechend kürzer fassen.

c) Inländische Marktgemeinschaften. Auf wenigen Gebieten kaufmännischer Tättgkeit wird noch durch starke Zersplitterung der Kräfte so gesündigt, wie auf dem des

16 Vertriebes fertiger Waren. Hier zwingt der Kriegsausgang auch beim Jnlandsgeschäst wie überall zum Zusammenschluß. Mle Ein­ richtungen, welche auf die Berkaufsgemeinschast hinauslaufen, wie

die der Syndikate von Rohstoffen und Halbfabrikaten, haben aber bei fertigen Erzeugnissen den großen Fehler, der bisher wohl auch von ihrer Einführung abgehalten hat, daß sie den Betätigungsdrang der Unternehmer ausschalten, auf dem das Gedeihen der einzelnen

Mrtschast dieser Art vomehmlich beruht. Mit Festlegung von Um­ satzquoten (Kontingentierung) nach zeitweiligen Verhältnissen, wie sie bei den Verkaufsgemeinschaften nach Art des Stahlwerksverbandes Mich sind, kann nur solchen Unternehmem gedient sein, deren Besitz­ stand in Gefahr ist, durch tüchtigeren Wettbewerb überflügelt zu werden. Diese tüchtigeren Kräfte aber werden den freien Wett­ bewerb stets vorziehen, solange die Verbände mit ihrer Macht gegen sie als Außenseiter keinen Mßbrauch treiben; denn die Angeschlossenen bezahlen die Gewährleistung ihrer Umsatzquote mit ihrer Selbstän­ digkeit gegenüber der Kundschaft. Ein anderer Grund, welcher den gemeinschaftlichen Vertrieb fertiger Erzeugnisse bisher verhindert hat, ist ihre Mannigfaltigkeit,

welche die Zusammenfassung erschwert. Beide Hindernisse fallen bei der hier besprochenen Vertriebs­ weise gänzlich fort. Wie wir am Beispiel der Ausfuhrvereinigung im vorigen Abschnitt gesehen haben, bilden die zum Zwecke des Vertriebes an eine Heckmannsche Betriebsgemeinschast Angeschlos­

senen keine Berkaufsgemeinschast; denn sie verkaufen, jeder

für sich, für getrennte Rechnung. Da sie nach außen hin einen Markt

bilden, wo sie der Kundschaft ihre Erzeugnisse in gemeinsamen Räumen und durch gemeinsame Angestellte vorführen lassen, so kann man ihre Vertriebseinrichtung als Marktgemeinschaft be­ zeichnen. Die Marktgemeinschaft läßt den unmittelbaren Verkehr des einzelnen Unternehmers mit der Kundschaft nicht nur frei, sie räumt

auch erst alle Hemmungen aus dem Wege, welche ihm für diesen Verkehr bei gesondertem Vorgehen aus der eigenen Verwaltung seiner Bertriebsabteilung erwachsen. Indem sie die Betriebsgemein­ schaft als Vollzieherin der ganzen Geschäftsabwicklung an deren Stelle setzt und ihn von der Verwaltung befreit, gewährt sie ihm die Mög­

lichkeit, sich ganz der eigentlichen Leitung des Vertriebes und dem

17 Verkehr mit bet Kundschaft zu widmen. Dies gilt ebenso für seine Beamten, die ihn an Ort und Stelle in der einzelnen Marktgemein-

schast vertreten. Für den Großhandel sind die Vorteile der Marktgemeinschaft natürlich dort am größten, wo der Vertrieb viele Fachkenntnisse und besondere Einrichtungen beansprucht, wie bei der Technik. Am

geringsten sind sie da, wo das Gegenteil der Fall ist, wie bei den

Flächenwaren (Gewebe, Leder, Papier), welche sich durch die Be­ quemlichkeit ihrer Schichtung auf einfachsten Lagergestellen überall unterbringen lassen und für deren Vertrieb man mit den allgemeinen

kaufmännischen Warenkenntnissen auskommt, so daß es daneben keiner besonderen Fachleute bedarf. Bei anderen Gruppen, wie z. B. den Baustoffen, kann man die Ware sogar unter stetem Himmel lagern, braucht also für dieselbe nicht einmal ein Dach. Es ist also an Einrichtungen scheinbar nichts dabei zu ersparen. Trotzdem

bietet die Marktgemeinschaft auch hierbei Vorteile wie sie eben nur

durch einen großen Einheitsbetrieb möglich werden. Man kann zusammenliegende Lagerplätze miteinander verbinden und dann

Schienen, Hängebahnen und andere Beförderungs- und Ladevorrichtungen anlegen, welche sich für den Einzelbetrieb nicht lohnen

würden. Das Ganze wird dann wieder gemeinsam verwaltet, bei getrenntem Verkehr der Beteiligten mit der Kundschaft. In entsprechender Weise verfährt man bei anderen Waren­

gattungen. Nehmen wir an, eine Gruppe von Textilfabriken aus allen Zweigen der Wollstofferzeugung vereinige sich zu einer Markt­

gemeinschaft in Leipzig, alle wichtigeren Fabrikationssparten wären dabei wiederholt vertreten, die Niederlassung wäre mit Lager für den Großverkauf und allen dazu gehörigen Einrichtungen in der besten und leistungsfähigsten Art ausgerüstet. Eine Anzeige:

Leipziger Wollstoffmarkt Betriebsgemeinschaft der

mit folgenden

Firmen:

Erzeugnissen:

würde dies bekannt geben.

Es ist klar, daß ein solcher Markt eine ebenso starke Anziehungskraft auf die gesamte Händlerkundschaft des Bezirkes ausüben müßte,

18 wie die Verkaufsgemeinschaft eines Syndikates, in welcher nicht, wie sonst üblich, nur die gleichartigen Erzeugnisse eines bestimmten Herstellungszweiges, sondern die ganze Stufenleiter derselben ver­ treten wäre. Der Kunde könnte dort auf einem Rundgang jeweils seinen ganzen Bedarf einkaufen, wie auf einer Messe. Ebenso be­ quem wäre die Einholung von Mustern und Preisen für die aus­

wärtige Kundschaft; eine einzige Anftage an die Marktgemeinschaft könnte bei jedem Bedarf genügen, um von verschiedenen Herstellern

die nötigen Angebote zu erlangen. Die Bestellungen wiederum wären zwar getrennt auszufertigen, könnten aber unter gemein­ samem Umschlag an die Marktgemeinschast gerichtet werden, die sie auf die Einlaufmappen der verschiedenen Firmen, gleich Abtei­

lungen im Innendienst, zu Händen der betreffenden Vertreter zu verteilen hätte. Zum Versand würden alle Waren für den gleichen Kunden vereinigt, und die Schriftstücke darüber gingen wieder unter einem Umschlag an den Bestimmungsort. Nur die Zahlungen hätten, entsprechend der Rechnungsstellung, an die Firmen getrennt zu erfolgen, wie natürlich auch der laufende Briefwechsel mit den

Vertretern der einzelnen Firmen. Außer der Bequemlichkeit im Verkehr, der Gewißheit und Schnel­ ligkeit der Bedienung, sowie den Ersparnissen an Porto-, Verpackungs- und Frachtkosten, welche sich für die Kundschaft hieraus ergäben, könnte die Marktgemeinschaft diese noch durch alle die wei­

teren Vorteile an sich fesseln, welche solche Fachverbände ihren Kunden zu bieten vermögen. Die zu erwartende Umsatzsteigerung würde alle etwaigen Rabatte und anderen Erleichterungen wieder einbringen. Bei den außerordentlich schwierigen wirtschaftlichen

Verhältnissen, denen wir entgegengehen, ist nicht daran zu zweifeln, daß alle solche Mittel angewandt werden müssen, um sich in Zukunft durchzusetzen. Statt Textilfabriken hätten wir hier ebensogut irgendeinen

anderen Gewerbszweig ins Auge fassen können. Das Wesentliche bei solchen Marktgemeinschasten ist die Vollständigkeit und das richtige Verhältnis ihrer Zusammensetzung gegen­ über der in Frage kommenden Kundschaft.

Man wird sich

dabei in vielen Fällen deshalb auch nicht auf einen einzelnen Wirt­

schaftszweig beschränken dürfen, sondern den ganzen Umfang des Bedarfs bestimmter Mnehmer- oder Handelszweige, für die man

19 einen Markt schaffen will, zu berücksichtigen haben.

Zielt ein so

zusammengestellter Papiermarkt z. B. auf die allgemeine Händler­ kundschaft ab, so müssen alle Zweige der Erzeugung vertreten sein, will man aber etwa die Buch- und Steindruckereien und die übrigen

Papiergewerbe versorgen, so ist die Marktgemeinschaft einerseits auszudehnen auf einen entsprechenden Kreis von Erzeugern von Druckerpressen und sonstigen Papiermaschinen, Schriftgießereien, Farbenfabriken usw., während anderseits die Fabriken von Post-

und Packpapier und andere auszuscheiden sind. Während die Verkaufsgemeinschaften der Syndikate nur den

Großhandel betreiben, können sich die Marktgemeinschaften auch mit dem Kleinverkauf besassen. Die Grundform eines Warenhauses dafür soll uns im nächsten Abschnitt beschäftigen.

d) Warenhäuser. Das Warenhaus bildet in der Vollendung, wie es sich in unseren Großstädten entwickelt hat, zweifellos die fortgeschrittenste Ge­ schäftsform für den Kleinhandel. Es ist unnütz, an dieser Tatsache jetzt noch rütteln zu wollen. Auch die Gegner müssen die großen

Vorzüge einräumen, welche seine Einrichtung dem Verbraucher zu bieten hat. Nur die Verbände der Fachgeschäfte suchen die öffentliche Meinung noch immer dagegen aufzubringen. Die Käuferschaft selbst

aber möchte die Einrichtung nicht mehr missen und das aus guten Gründen. Rathenau hat diese in der „Neuen Wirtschaft" gekenn­ zeichnet wie folgt: „Man vergleiche die Rechnung der zersplitterten, vervielfachten, unbezahlten und überteuerten Warenbestände (der Einzelgeschäfte) mit den richtig bemessenen und rasch umgesetzten

Zentrallagern (der Warenhäuser), die im großen, unter Ausnutzung aller Vorteile des Großverkehrs erhandelt sind, mit der Rechnung

der Einheitlichkeit an Raum, Aufsicht, Licht, Wärme und Verkehr;

man schätze die Bequemlichkeit des Käufers, der eines Weges bedarf, um sein monatliches Einkaufsgeschäft zu besorgen, der nicht gering geschätzt zu werden wünscht, wenn ihm die angebotene Ware nicht zusagt, und der nicht einsieht, warum das einsame Feilhalten kärg­ licher Bestände mit einem Aufschlag des halben Wertes bezahlt wer­ den soll: man erwäge diese Gegensätze, und man wird die Zentralisation des Kleinhandels nicht verurteilen können."

20 Während nun bisher eine solche Bereinigung des Kleinhandels sehr große Geldmittel in einer Hand zm Voraussetzung hatte, ist dmch die Heckmannsche Betriebsgemeinschast jetzt auch Gruppen von Geschäftsleuten die Möglichkeit gegeben, sich zu Marktgemeinschäften in Warenhausform zusammenzuschließen. Sie müssen dazu aber nicht bloß das räumliche Nebeneinander chrer Einzel­

geschäfte in Abteilungen der Gesamteinrichtung aufgehen lassen, sondem diese durch einen Ausschuß unter Vorsitz des Leiters der Betriebsgemeinschaft, der natürlich Warenhausfachmann sein muß,

auch eine wirklich leitende Spitze geben, welche die Geschäftsführung des Ganzen nach einheitlichen Gesichtspunkten verbürgt. Diese Auf­ gabe eines Teiles ihrer Selbständigkeit kann nur zu ihrem Vorteil ausschlagen; denn es muß ihnen daran liegen, daß der einheitliche Eindruck des Gesamtunternehmens im Bewußtsein der Kundschaft gewahrt bleibe. Wie kann das nun erreicht werden, ohne Zusammen­

legung der Kapitalien? Denken wir uns, die Inhaber einer Gruppe von Fachgeschäften

aus allen wichtigeren Zweigen des persönlichen und Haushaltungs­ bedarfs hätten sich in der Absicht vereinigt, ein Warenhaus in der Form der Marktgemeinschast zu errichten. Sie alle wären zwar mit genügendem Betriebskapital für ihr Fachgeschäft ausgerüstet, doch fehlte es der Mehrzahl an Mitteln zu einem eigenen Geschäftsbau. Das Anlagekapital für den erforderlichen Warenhausbau müßte

dann von anderer Seite beschafft werden. Wir dürfen wohl damit rechnen, wenn die Marktgemeinschaft sich in unserer Volkswirtschaft erst eingeführt haben wird, daß alsdann besondere Bau- und Handels­ banken entstehen werden, mit dem im folgenden Abschnitt zu be­ sprechenden Zweck der Anlagenbeschaffung für solche Gemeinschaften durch das Mittel der Gruppenwirtschaft. Da es aber gegenwärtig noch kein solches Untemehmen gibt, müßte zunächst wohl eine be­ sondere Baugesellschaft diesen Teil des Planes übernehmen. Wir wollen den Fall annehmen, daß die kapitalkräftigeren Mtglieder der Bereinigung sich daran so weit beteiligen würden, daß nur noch das Baugeld aufzubringen wäre, so ständen, falls ein geeignetes Grund­ stück gefunden wäre, keine ernstlichen Schwierigkeiten für die Durch­

führung mehr im Wege. Bei der Eröffnung würde das Haus der Käuferschaft genau so erscheinen, wie andere Warenhäuser auch. Die Einzelgeschäfte wären

21 in den Abteilungen aufgegangen. Keine Wände und Abschlüsse würden sie im Bewußtsein des Besuchers trennen. Nicht einmal die Vrrkaufszettel würden etwa, neben der Wteilungsnummer,

den Namen des Inhabers der Abteilung tragen. Das ganze Unter­ nehmen stände unter einer neutralen Bezeichnung, wie Kaufhaus des Ostens, Warenhaus am Karlsplatz ob. dgl. Anders als der Kundschaft stellt sich die Sache natürlich den

Lieferern und sonstigen Gläubigem dar. Diesen gegenüber lassen sich die Einzelnamen natürlich nicht unterdrücken. Das Versteckspiel soll ja nur auf die Käufer wirken, die keine Scheidewände fühlen

sollen, wo sonst die ganze Geschäftsabwicklung einheitlich erfolgt.

Zahlung, Verpackung, Zustellung, auch die Umtauschgelegenheit gegen Waren anderer „Abteilungen" sind ja einheitlich geregelt, wie in jedem anderen Warenhause. Wozu da also die Namen von Personen, mit denen man doch nichts zu tun haben will und die man ja auch nie sieht, da sie als Leiter ihrer Abteilungen im Benehmen mit der Gesamtleitung hinter geschlossenen Türen wirken! Die Lieferer aber müssen die Käufer kennen, denen sie Kredit geben

sollen und die allein ihnen dafür haften. Zwar könnten die Be­ stellungen auf gleichen Vordrucken erfolgen, müßten aber neben der Abteilungsnummer vor allem den Stempel des Inhabers und dessen Unterschrift tragen. Die Gesamtleitung hätte in der Hauptsache nur für die gewissenhafte Beobachtung der aNgemeinen geschäftlichen

Richtlinien und der in der Hausordnung enthaltenen Vorschriften zu sorgen. Gegen Geschäftsabschlüsse, die nicht in den Rahmen des Ganzen paßten, stände ihr das Einspruchsrecht zu. Im übrigen wäre die Geschäftsführung der Abteilungen, namentlich der Einkauf, den Jnhabem als Fachleuten auf ihrem Gebiet möglichst frei zu lassen. Um nun das Gesamtkapital, obwohl es nicht vereinigt würde,

für alle Teile ftuchtbar zu machen, wären verfügbare Gelder, wie sie je nach Jahreszeit und sonstigen Umständen, welche auf die Geld­ flüssigkeit von Einfluß sind, in den verschiedenen Abteilungen ab­ wechselnd sich ansammeln, durch Pfandbeleihung in den Dienst

der Gemeinschaft zu stellen. Der Zinsfuß dafür würde sich bei 30 bis 50 Teilnehmern, die in Frage kämen, durch das Spiel von An­ gebot und Nachfrage von selbst regeln. Es wäre dadurch den ein­ zelnen die Möglichkeit geboten, eine günstige Marktlage auch über

ihre zeitweiligen Mttel hinaus jederzeit auszunutzen.

22 Die soziale Bedeutung solcher Bereinigungen liegt auf der Hand. Die Einzelwirtschaften gewinnen dadurch die volle Wett­ bewerbsfähigkeit sowohl gegenüber den großkapitalistischen Unter­ nehmungen als auch den Genossenschaften von Selbstverbrauchern. Die neue Einrichtung erweist sich dabei als Hebel zu praktischer

Mittelstandspolitik. Für den Erfolg eines Warenhausunternehmens ist fteilich die Einrichtung allein nicht entscheidend. Er hängt stets auch mit der Lage und dem Bau zusammen. Die Waren müssen sich darin

günstig darbieten lassen, und die Kundschaft will Bequemlich­ keiten vorfinden. Bon der Leitung ganz zu schweigen, die ja bei jedem Unternehmen auf der Höhe ihrer Aufgaben stehen muß. Der

Zusammenbruch des Passagekaufhauses in Berlin, das in Form des Kleinhandelsvereins aufgebaut war, hat diese Einflüsse deutlich gemacht.

e) Gruppen-Wirtschaft. Durch den Umstand, daß die Heckmannsche Betriebsgemeinschast räumlichen Zusammenschluß der Beteiligten voraussetzt, tritt die

Gebäudeftage dabei in den Vordergrund. Um den räumlichen Kern der Betriebsgemeinschast herum müssen immer so viele Arbeits­ zellen für Teilnehmer vorhanden sein, wie sie der betreffende Ge­ schäftsbetrieb erfordert. Das Ganze ist wie ein großer Bienenstock,

in dem der Jnnenraum der Königin durch die Betriebsgemeinschaft, und die Zellen der Arbeitsbienen durch diese Teilnehmerzellen ge­ bildet sind. Unter Zelle hat man dabei nicht immer bloß einen

Raum, sondem oftmals mehrere zusammen zu verstehen.

Damit

der Verkehr zwischen dem Kem und den Zellen und zwischen beiden Teilen und der Kundschaft glatt und ohne Störung vonstatten gehen kann, muß der Plan des Ganzen mit großer Sorgfalt erwogen und die Ausfühmng in die Hand eines Baumeisters gelegt werden, der

in solchen Zweckbauten Erfahmng hat. Die Neuartigkeit solcher Betriebe stellt Bauaufgaben, welche von denen sog. Kontorhäuser durchaus verschieden sind. Während

es sich bei diesen um ein Nebeneinander mehr oder weniger gleich­ artiger Einzelbetriebe handelt, die dmch Stockwerk- und Gangein­

teilung voneinander möglichst getrennt bleiben wollen, ist bei jenen ein Gesamtwesen unter einem Dach unterzubringen, von dem Außen-

23 stehende einen bleibenden Eindruck erhalten sollen. Je großartiger

dieser Eindruck, desto höher wird ein Kunde die Leistungsfähigkeit seines Geschäftsfreundes einschätzen, dem solche Hilfsmittel zur Ver­ fügung stehen. Wenn die Gebäude aber auch mit den besten und zweckmäßigsten Einrichtungen zu versehen sind, wie sie der Neuzeit-

liche Geschäftsbetrieb erfordert, so sollen sie doch nicht den Geist kaufmännischer Sparsamkeit verleugnen, sondern sich im ganzen durch gediegene Sachlichkeit auszeichnen. Ein Bienenstock ist eine

Werkstatt! Da diese Aufgaben sich nun bei jeder neu zu errichtenden Be­ triebsgemeinschaft wiederholen, soweit man sich nicht mit behelfs­ mäßigen Räumen abfindet, wie sie in Spekulationsbauten zu haben sind, so liegt der Gedanke an die Errichtung eines besonderen Unter­ nehmens nahe, das sich damit zu befassen hätte. Als solches käme eine Bau- und Handelsbank auf folgender Grundlage in Frage.

Die Bank wäre in zwei Hauptabteilungen zu gliedern. Die eine hätte das Kontokorrent- und Depositengeschäft im Verkehr mit Handel und Industrie aufzunehmen und das Ausfuhrgeschäft durch

Diskontierung von Wechseln, Belehnung von Ladescheinen, tele­ graphische Überweisungen usf. zu pflegen. Die besondere Aufgabe der Abteilung II wäre zunächst, eine umfassende Werbetätigkeit für die Errichtung Heckmannscher Betriebsgemeinschaften ins Werk zu setzen, um nachher deren Anlagenbedarf durch Erbauung und Ver­ mietung von Zweckbauten zu decken. Es folgt ja aus der wechselnden

Beteiligung an solchen Vereinigungen, deren Zusammensetzung sich

in stetem Fluß befindet, daß sie selbst kein Anlagekapital von Belang aufbringen können. Enger als sonst üblich ist, würde sich das Zusammenwirken der Bank mit den durch ihre Werbeabteilung ins Leben gerufenen Be­ triebsgemeinschaften gestalten. Nicht nur, daß dieselben durch die

Abteilung I in laufende Verbindung mit der Bank treten. Unsere

Verarmung durch den Krieg fordert neue Grundlagen für den Geld­ verkehr. Die Bank wird deshalb auch die Buchforderungen ihrer Kunden

beleihen und ähnliche Geschäfte machen, wie sie die Kriegskreditbanken vurchgeführt haben. Vielleicht treten diese Anstalten zur Fortsetzung ihres Daseins nach dem Kriege zuerst an die neuen Aufgaben heran. Mr haben hier das Zusammenwirken verschiedener Kräfte in der neuartigen Form der Grichpenwirtfchaft betrachtet, dadurch

24 gekennzeichnet, daß Anlagekapital und Betriebskapital dabei in getrennten Händen liegen. Letzteres ist überdies noch in Teile zerlegt, die keine Einheit bilden, sondem zu verschiedenen

Wirtschaften

gehören und getrennte Ziele verfolgen.

In Um­

kehrung des Moltkeschen Grundsatzes der Feldhermkunst könnte man den Zweck als „Bereint-marschieren, getrennt schlagen" bezeichnen.

Die Entwicklung dieser neuen Wirtschaftsform bedeutet eine große Erleichterung der wirtschaftlichen Selbständigkeit. Ja, eigent­ lich haben wir die Einrichtung schon, und sie hat sich bewährt! Was ist z. B. der Betrieb eines städtischen Schlachthauses durch selbständige -Metzger anders als ein Fall der Gruppenwirtschaft, in dem die Stadt das Anlagekapital und die Metzger nur das Betriebs­

kapital stellen, und zwar jeder Mann für sich wieder nur den Teil, den sein Unternehmen beansprucht. Was aber auf dem Gebiete der städtischen Fleischversorgung, gleichviel ob aus gesundheitlichen oder welchen anderen allgemeinen Gründen, geschehen konnte, ist ebensogut auf anderen Gebieten durchzuführen, und wo solche allgemeinen Gründe fehlen, um eine Beteiligung von Staat, Kreis oder Gemeinde berechtigt erscheinen

zu lassen, ist das Privatkapital dazu heranzuziehen. Der volkswirt­ schaftliche Wert solcher Gruppenwirtschaft liegt darin, daß sie die

kostspieligsten Fortschritte der Technik auch den Klein­ betrieben zugänglich macht und deren Dasein neben der groß­

kapitalistischen Wirtschaft sicherstellt. f) Industrielle Betriebsgem ein schäft en.

Die kapitalistischen Betriebsgemeinschaften in der Großindustrie bezwecken zum Teil die gegenseitige Sicherung des Absatzes oder Bezuges von Rohstoffen und Halbfabrikaten oder den wettbewerbs­

losen Austausch gewisser Erzeugnisse usw. Es gibt in der deutschen Industrie auch eine bekannte Betriebsgemeinschast mit fast allen

Merkmalen der in dieser Schrift behandelten Einrichtung. Ich meine die Siemens-Schuckert-Werke. Auch hier haben zwei Unter­ nehmer, die Siemens & Halske-Gesellschaft, Berlin, und die SchuckertGesellschaft, Nürnberg, einen gleichartigen Teil ihrer Unternehmungen,

und zwar den sich mit der Starkstromtechnik befassenden, zu einem

Zwischenbetrieb zusammengelegt, nur ruht auch diese Betriebs­ gemeinschaft nicht auf bloß verwaltungstechnischer, sondem auf

25 kapitalistischer Grundlage. Durch die Kapitalisierung sind die Siemens«

Schuckert-Werke ein rechtlich selbständiges Unternehmen geworden, das, entgegen den uns hier beschäftigenden Betriebsgemeinschasten auch selbständige Erwerbszwecke verfolgt. Die Erträgnisse aus der Betriebsgemeinschaft, welche den beiden Teilhabem zufließen, kommen daher nicht nur in deren Geschäftsabschlüssen, sondern auch in dem ihrer Betriebsgemeinschaft selbst zum Ausdruck. Hätte man nicht die Aufhebung des gegenseitigen Wettbewerbes, sondern nur das Ziel gegenseitiger Stärkung der schöpferischen

Leistungsfähigkeit auf dem Gebiete der Starkstromtechnik im Auge gehabt, so wäre eine Zusammenlegung dieser Betriebsteile in der Form der Heckmannschen Betriebsgemeinschaft vorteilhafter gewesen. Mr können aus diesem Vergleich ableiten, daß die Heckmannsche

Betriebsgemeinschaft in der Industrie überall da am Platze ist, wo Werke verwandter Zweige ihre fachlichen Hilfsmittel in gegen­

seitiger Ergänzung ausgestalten wollen, ohne ihre rechtliche Selb­ ständigkeit aufzugeben. Auch ist sie eine zweckmäßige Hilfsform für die Gruppen­ arbeitsteilung. Bei dieser kommt es darauf an, durch Reinbau die Einträglichkeit der Betriebe zu erhöhen. Man vereinigt dazu solche Betriebsteile in der Hand der Gemeinschaft, für deren Erzeug­ nisse möglichst viele der Angeschlossenen Bedarf haben. Nicht mehr die Eigentümer allein, sondern der ganze Kreis der Teilnehmer

bezieht dann diese Ware von der Betriebsgemeinschaft und macht sich dafür vom offenen Markte unabhängig. Soweit die Leistungs­ fähigkeit der Betriebe dazu nicht ausreicht, werden dieselben ent­

sprechend ausgebaut. Die Betriebsgemeinschast liefert alle Erzeug­ nisse an die Mitglieder wie immer zum Selbstkostenpreise, der nur

eine angemessene Verzinsung der eingebrachten Vermögensteile einschließt. Der Ausbau der Betriebe erfolgt für Rechnung der­ jenigen Werke, zu deren Eigentum sie gehören. Beispiel: Eine Dampfmaschinenfabrik hat bisher die Gestelle, Kurbelachsen, Rotgußteile von ftemden Werken bezogen und durch

diese Abhängigkeit manche Störung im eigenen Betriebe erlitten. Sie schließt sich deshalb einer Betriebsgemeinschaft an, der eine Eisengießerei, ein Hammerwerk und eine Gelbgießerei angehören, um für diese Teile in Zukunft auf bevorzugte Lieferung rechnen zu

26 können und dieselben zum Herstellungspreis zu erlangen. Sie selbst liefert dafür an die Betriebsgemeinschaft nach entsprechendem

Ausbau ihrer mechanischen Werkstätten Dreherarbeiten und Hobel­ arbeiten und gewinnt durch die gesicherte Tilgung dieser Neuanlage

durch die Betriebsgemeinschaft die Grundlage für eine Ausdehnung ihrer Erzeugung auf größere Maschinen als sie bisher zu liefern ver­ mochte. Bei den übrigen Firmen des Kreises verschiebt sich das Interesse an der gegenseitigen Erzeugung natürlich immer je nach dem eigenen Herstellungszweige. Alle gewinnen aber für ihre fach­

liche Leistungsfähigkeit dadurch, daß sie eine um den Bedarf der übrigen verbreiterte Grundlage für ihre Erzeugung gewinnen und nicht genötigt sind, dazu vom Reinbau zum gemischten Bau überzugehen. Natürlich muß der Kreis einer solchen Bereinigung groß genug sein, daß

für alle vertretenen Sparten die Möglichkeit einer Ergänzung besteht. Haben wir im Vorstehenden zum Unterschied von den bisher betrachteten kaufmännischen Betriebsgemeinschaften, bei denen immer

Gleiches mit Gleichem zusammengelegt war, um wieder Gleiches zu leisten, eine Form der Betriebsgemeinschaft kennen gelernt, bei der ungleiche Betriebe zusammengelegt waren, um in gegenseitiger

Ergänzung Verschiedenes zu leisten, so wenden wir uns nunmehr dem auch bei der industriellen Betriebsgemeinschaft gewöhnlichen

Fall zu, daß gleiche Betriebe vereinigt werden zur Steigerung der gleichen Leistung. Dies geschah bisher auf dem Wege der kapita­ listischen Verschmelzung. Aus den selbständigen Betrieben mehrerer

Unternehmer wurde ein einziges Unternehmen. Das ist die exten­ sive Entwicklungsform, von der alle Gefahren des Kapitalismus stammen. Demgegenüber sucht die Wertsteigerungswirtschaft nicht nur jedes selbständige Dasein zu erhalten, sondern auch den Zugang zur Selbständigkeit zu erleichtern. Alle fachlichen Fortschritte

können auf diesem Wege genau so erreicht werden, wie durch die Ausdehnungswirtschaft, aber statt beim Monopol wie diese endet jener bei der (allerdings bloß gedanklichen Möglich­ keit der) wirtschaftlichen Selbständigkeit der Allgemeinheit. Bewachten wir einen Fall der Zusammenlegung gleichartiger Betriebe aus dem Kleingewerbe. Die Schreiner einer Großstadt, welche einzeln nicht imstande sind, den Maschinenbetrieb einzu­

führen, nicht nur aus Mangel an Geldmitteln, sondern auch weil es ihnen zunächst an genügender Arbeit fehlt, um die verschiedenen

27 Maschinen ständig auszunutzen, schließen sich zu einer Betriebs­ gemeinschaft zusammen. Mr wollen annehmen, es wären ihrer ein rundes Hundert, und sie hätten durch einen Gönner ein geeignetes Grundstück zu günstigen Bedingungen gefunden. Es handelt sich dann um die Beschaffung der Maschinenanlage. SBernt jeder zu­ nächst durchschnittlich M. 300 dazu beisteuert, bringen alle zusammen

M. 30000 auf. Daraus läßt sich schon eine genügende Anzahlung auf eine neuzeitliche Einrichtung mit lOOpferdiger Betriebsmaschine leisten. Es unterliegt bei ruhigen Friedensverhältnissen auch keinem

Zweifel, daß die Gemeinschaft imstande sein wird, die Kosten einer Anlage zu tilgen, von der auf den Kopf nur ein Anteil entfällt, der Maschinen von 1 PS Kraftbedarf entspricht. Da die Betriebsgemein­ schaft als solche aber keine Rechtsfähigkeit besitzt, wird kein Maschinen­ fabrikant ihr einen solchen Wert auf Abzahlung überlassen. Die

Schreiner geben derselben deshalb die Verfassung als eingetragener Verein und legen darin die Leistungspflichten seiner Glieder fest.

Solche (Eintragung kann nur bei Körperschaften geschehen, die keine Die Betriebsgemeinschast

selbständigen Wirtschaftszwecke verfolgen.

wird nun wie immer unter unparteiische Leitung gestellt, um dann den Teilnehmern ihre Arbeiten zum Selbstkostenpreise zu besorgen. Gegenüber der Genossenschaft bietet diese Form des Zusammen­ schlusses den Vorteil, daß sie die Freiheit und Selbständigkeit der Angeschlossenen in keiner Weise beschränk und den Unternehmer­ gewinn nicht erst der Gemeinschaft zufließen läßt, um ihn dann am Jahresschluß wieder an die Einzelnen zu verteilen. In der Betriebsgemeinschast ist die wirtschaftliche Verwertung der Erzeugnisse nicht Sache dieser selbst, sondern ihrer Glieder. Auf sie trifft also nicht zu, was Prof. Robert Liefmann auf S. 167 seines Werkes über die Unternehmungsformen sagt: „Das Genossenschaftswesen kann leicht dahin führen, daß das Vertrauen auf die eigene Kraft,

der Gedanke an Selbsthilfe verloren geht, man alles von Anderen er­ wartet. Diese Gefahr liegt namentlich in Deutschländ nahe", und eben­ da: „Neue Ideen, kulturelle Fortschritte stammen stets vom Einzelnen.

Wenn aber der Einzelne sich nur als Teil einer (Organisation fühlt, für sich allein nichts vermag, fehlt eben die notwendige Initiative."

Das ist auch der Grund, weshalb die Werkgenossenschaften, durch die Lassalle die Arbeiterftage zu lösen glaubte, so wenig Erfolg gehabt haben.

In unserem Fall hätte eine solche aus hundert

Heckmann sch« Betrtebsgemetnschaft.

Z

28 Unternehmern einen gemacht! Wo etwas geleistet werden follr muß Wettbewerb geschaffen werden. Er ist ein Ansporn aller Mrtschast. Nicht die Unternehmer stürzen, selbst Unternehmer werden, muß das Ziel jedes Arbeiters sein. Das ist mit Hilfe der Heckmann-

scheu Betriebsgemeinschaft leicht zu erreichen. g) Gemischt-wirtschaftliche Zukunfts-

Unternehmungen.

Die wirtschaftlichen Kräfte eines Volkes können nicht durch Vergesellschaftung der vorhandenen, sondern nur durch Schaffung neuer Arbeitsmittel oder durch Einführung der Wertsteigerungs­

wirtschaft gehoben werden.

Die Sozialisierung ist nur dann ein

fruchtbarer Gedanke, wenn sie nach dieser Richtung hin wirksam wird. Mcht durch Einschränkung des wirtschaftlichen Betätigungsfeldes seiner Bürger kann der Staat neue Werte zum Entstehen bringen, fonbem durch Schaffung neuer Gelegenheiten dazu. Der Kom­ munismus, welcher alles Eigentum verstaatlichen will, ist deshalb ein Traum, weil er eine Gleichmäßigkeit des wirtschaftlichen Auf­ baues der Gesellschaft und der Schaffenskraft ihrer Glieder zur Grundlage haben müßte, die im Bereiche der Zivilisatton nicht vor­

handen ist. Es besteht vielmehr unter den Menschen die verschiedenste Beanlagung wie auf anderen, so auch auf wirtschaftlichem Gebiet. Wahrhaft sozial ist nur der Staat, der allen seinen Bürgern, die zu

wirtschaftlicher Selbständigkeit beanlagt sind, gleiche Gelegenheit dazu bietet und diejenigen, die es nicht sind, in der Masse der An­ gestellten und Arbeiter vor Ausbeutung durch die Anderen sicherstellt.

Ein solches Ziel kann nicht durch bloßen Umsturz von Bestehendem, sondern nur durch planmäßigen Aufbau erreicht werden. Wo das Wohl der Allgemeinheit, sei es nun von Staat, Kreis oder Gemeinde,

eine Höchstzahl wirtschaftlich Selbständiger fordert, kann sie dies zunächst durch kapitalistische Beteiligung herbeiführen, nicht zwar an deren Unternehmungen als solchen — dazu sind öffentliche Mittel

nicht da —, sondern an den Arbeitsmitteln, soweit dieselben mit Grund und Boden Zusammenhängen. Als Weg dazu kommt die Gruppenwirtschast in Bettacht. Diese Form der gemischt-wirt­

schaftlichen Untemehmung läßt sich allen Zweigen des Wirtschafts­ lebens anpassen. Wenn nach dem Gesetzesvorschlag der Regierung vom 5. März 1919 künftig Lebensmittel durch die Gemeinden ohne

29 unnötigen Zwischenhandel unmittelbar an die Verbraucher verteilt werden sollen, so wären verkleinerte, über die ganzen Gemeinden verbreitete Marktgemeinschasten der Art am Platze, wie sie unter

„d" entwickelt sind. Den Gemeinden läge dabei die Stellung der Zweckbauten und die Überwachung der Hausordnung ob. Ter

Betrieb wäre nicht durch Gemeindebeamte, sondern durch eine Gruppe geeigneter Kleinhändler zu führen. Die Gemeinden dürfen

unter keinen Umständen mit der Privatwirtschaft in Wettbewerb treten. Wirtschaften ist Sache des Einzelnen, nicht der Gemeinschaften. So wie es hier Aufgabe der Gemeinden wäre, Anlagekapitalien für den Kleinhandel mit Lebensmitteln zu stellen, so hätten die Kreise oder Provinzen solche für großwirtschaftliche Untemehmungen flüssig zu machen, deren Wirkungskreis über die Gemeinden hinausreichte und bei ganz großen Werken von öffentlicher Bedeutung die Einzel­ staaten oder das Reich. Immer aber bliebe bei dieser Gruppen­

wirtschaft die Rolle der Behörden auf die Beschaffung von Grund­ stücken, Gebäuden, Maschinen und des sonstigen mit Grund und Boden zusammenhängenden Anlagekapitals beschränkt, während die Bewirtschaftung den Unternehmern fteizugeben wäre. Alle Be­ vormundung müßte dabei unterbleiben. Bedenken gegen solche Beteiligung der Öffentlichkeit an privat­

wirtschaftlichen Unternehmungen sind nach unserem äußeren und inneren Zusammenbruch nicht mehr am Platze. Wir müssen jetzt jeden gangbaren Weg für unsere Wirtschaft benutzen, um aus unserer

Schuldknechtschaft herauszukommen, damit wenigstens unsere Nachkommen sich einst wieder zu freien Menschen erheben können. Die Verteilung von Mtteln der Allgemeinheit für solche Zwecke müßte durch Übereinkommen zwischen den Behörden und den wirtschaft­

lichen Selbstverwaltungskörpern erfolgen. Während des Krieges hat der Staat aus den Anleihen der Gesamtheit schon ungeheure Beträge in Anlagen der Privatindustrie gesteift, allerdings nicht im Sinne der Gruppenwirtschaft, sondern

zumeist als Vorschüsse auf Lieferungen, zum Teil aber auch, nament­

lich in der ersten Kriegszeit, ganz ohne Entgelt. Die hohen Lohn­ forderungen der Arbeiter entbehrten dadurch im Anfang nicht einer gewissen äußeren Begründung. Jetzt gilt es nun, der aus­ gleichenden Gerechtigkeit auch gegenüber denen Geltung zu ver­

schaffen, die nicht zu den beiden Gruppen von Begünstigten gezählt 3*

30 haben. Durch die Vermögensabgabe, die ja zum großen Teil nicht in Geld oder Geldeswert erfolgen kann, kommt der Staat ohnehin zu einer Ansammlung von Gütern, in der auch Anlagewerte einen

Platz einnehmen werden.

Diese sollten, nach Bedarf ausgebaut,

in der dargelegten Weise vor allem an solche Kreise vermietet werden, an denen kein Kriegsgewinn hängt. Damit wäre ein industrielles

Gegenstück zur Verpachtung der Staatsdomänen geschaffen. Echte Mittelstandspolitik würde die Pächter nach dem im Anhang unter „B" vorgesehenen Gesetzentwurf auch mit den nötigen Betriebs­

mitteln ausstatten. Wenn die Sozialisierung im Sinne der Gruppenwirtschast er­ folgt, wobei der Staat den Boden und die Anlagen und seine Bürger

die Betriebsmittel stellen, kann sie unserer Wirtschaft zum Segen werden. Beides wäre mit einem Schlage erreicht, die Unterdrückung der Privatmonopole und die Freiheit des persönlichen Unter­

nehmungsgeistes als der Triebkraft im Wirtschaftsleben, von welcher aller Fortschritt abhängig ist. Die Pächter müssen dabei nut frei über die Arbeitsmittel verfügen und dieselben im Benehmen mit den Selbstverwaltungskörpern vermehren oder verändern können gegen Ablösung durch die öffentliche Hand. Da unsere Zukunft nicht ohne eine gründliche Bodenreform

gesichert werden kann, die den Boden unter ein Recht stellt, das jeden Mißbrauch mit ihm ausschließt, seine Benutzung als Wohn- oder Werkstätte aber fötbeit, so ist die Lösung aller dieser Fragen, ebenso

wie der Abbau des Erbrechtes, dmch eine zielbewußte Politik mit der Bodenreform in Einllang zu bringen.

IV. (Ein neues kaufmännisches Hiissgewerbe. Die Heckmannsche Betriebsgemeinschaft verfolgt keine Erwerbs­ zwecke. Darauf beruht zum großen Teil ihre wirtschaftliche Anpas­ sungsfähigkeit. Andersetts liegt aber auch eine Erschwerung für ihre

Verbreitung darin, daß immer wieder erst ein Kreis gleichgesinnter Wirtschaftsinhaber zusammengebracht werden muß, damit eine solche Gemeinschaft entstehen kann. Solange keine öffentliche Melde­ stelle besteht, wo Suchende sich zusammenfinden können, etwa in

Form der im Abschnitt „e" besprochenen Bank, sind der Verbreitung der neuen Wirtschaftsform enge Grenzen gesteckt. Der'ihr zugrunde

31 liegende Gedanke der Arbeitszentrale, welche einem Kreise von Angeschlossenen ihren Bedarf an bestimmten Leistungen besorgt,

kann aber auch als selbständiges Unternehmen verwirklicht werden in der Weise, daß ein Kapitalist die Einrichtung und das Personal

zusantmenstellt, deren eine Reihe von Firmen, z. B. zu ihrem kauf­

männischen Geschäftsbetriebe, bedürfen und daß er die Leistungen derselben den Geschäftshäusern gegen Entgelt nach einer Gebühren­

ordnung zur Verfügung stellt. Für die Einrichtung kommen wieder die im Abschnitt „e", Ab­ satz 1 und 2, dargelegten Gesichtspunkte in Frage, und der Betrieb

wickelt sich ähnlich so ab, wie es im Abschnitt „b" im brüt« und viert­ letzten Absatz besprochen ist. Der einzige Unterschied liegt in der Verrechnung der Leistungen, die natürlich jetzt einen angemessenen

Unternehmergewinn für den Inhaber des Betriebes einschließen muß. Es liegt nahe, daß jede solche Faktorei ihre Tätigkeit aus einen Kreis möglichst gleichartiger Geschäfte beschränken muß. Unentbehr­

liches Fachpersonal ist von diesen selbst zu stellen, dagegen können alle gewöhnlichen Arbeitsvorgänge, welche mit der Führung von Kasse, Buchhaltung, Briefwechsel, Einkauf, Verkauf, Versand, Nachweisung,

Berechnung usw. Zusammenhängen, durch die Anstalt besorgt werden.

Der Hauptvorteil einer solchen Einrichtung liegt, wie bei allen übrigen kaufmännischen Hilfsgewerben, in der Entlastung der Unter­ nehmer. Aber diese geht hier so weit, daß der einzelne Kauf­

mann überhaupt keine eigenen Bureauangestellten mehr braucht! Er kann irgendwo ein Lager oder eine Werkstatt haben, mit denen er durch Femsprecher verbunden ist, und empfängt seine Kundschaft in der Faktorei, die ihm die Abwicklung aller Geschäfte

besorgt. Wenn er verreist, braucht er nur einen Vertreter zu bestellen, welcher die nötigen Weisungen für die Geschäftsabwicklung erteilt.

Kein Kassierer kann ihm inzwischen durchgehen, kein Krankheits­ oder Todesfall ihn vorzeitig zurückrufen, keine Sorge um daheim Gelassene braucht sein Gemüt zu bedrücken; sein Geist ist ftei für das'Geschäft. Sein kaufmännischer Betrieb ist stets bereit, wenn

er dessen bedarf, und seine Ausgaben dafür passen sich den Schwan­ kungen seines Geschäftsganges an.

Da dies neue Hilfsgewerbe also eine viel weiter gehende Ent­ lastung der Kaufleute herbeiführt als die älteren ihrer Art, so darf

auf die schnellste allgemeine Einführung desselben gerechnet werden,

32 und es ist mit Sicherheit eine zahlenmäßig größere Verbreitung vorauszusehen als etwa beim Bankgewerbe. Immerhin werden Jahrzehnte vergehen, ehe auf dem neuen Gebiet nach allen Rich­

tungen ein auch nur annähemd so großer Wettbewerb eintteten kann wie bei den älteren Zweigen, bei denen ja selbst an Treuhandgesellschasten als jüngstem das Angebot mit dem Bedarf schon Schritt zu halten scheint. Bei dieser Sachlage ist es eine Forderung der sozialen Gerechtig­

keit, daß den Angestellten der neuen Betriebe, wozu wegen den höheren Anforderungen, die ein solcher gegenüber einem Mein­ betrieb stellt, nur erste Kräfte zu brauchen sind, auch ein entsprechend hohes Einkommen geboten werde. Und zwar wäre hier die grunv-

sätzliche Gewinnbeteiligung aller am Platze. Der Unternehmer tut ja, nachdem er den Bau erstellt und die Gnrichtung geschaffen hat, dauernd nicht viel mehr für seine Kundschaft, als daß er das geschäft­ liche Räderwerk dmch erforderlich werdende Neueinstellungen und ähnliche Maßnahmen in Gang erhält. In der Hauptsache ist er nach­ her nur Vermieter. Über den Metzins hinaus fließt aber der Haupt­ teil seiner Einnahmen aus den unmittelbaren Arbeitsleistungen

seiner Angestellten an die Meter, bei denen eigene Wirtschaftszwecke für ihn ja nicht in Frage kommen. Auch das Wagnis, welches er für die Aufrechterhaltung des Betriebes trägt, ist durch die monat­ liche Abrechnung mit seinen Metern eng umgrenzt. Wenn irgendwo, so wäre also hier ein Anspruch auf Gewinnbeteiligung der Ange­

stellten, wie auch eine gewisse Selbstverwaltung wohl begründet. In einem solchen Betriebe, wo bei zielbewußtem Zusammen­ wirken aller Kräfte sämtliche Einrichtungen auf möglichste Erleich­

terung der Arbeit eingestellt und die Leistungen gut entlohnt sind, wird jedermann eine Arbeitslust an den Tag legen, welche dem sozialen Geist dieser Anstalten zur Ehre gereicht.

V. Schlußwort. Die hier entworfenen Umrisse können nur einige Anwendungs­ formen der Heckmannschen Betriebsgemeinschaft veranschaulichen. Jedem wirtschaftlich Tättgen werden sich weitere Möglichkeiten aufdrängen. Eine Auseinandersetzung mit ähnlichen Bestrebungen auf kapitalistischer Grundlage muß hier unterbleiben.

Wo dem

33 kapitalistischen Zusammenschluß in bestimmten Fällen der Vorzug gegeben wird, ist zu bedenken, daß die Beteiligten auf ein rechtlich

selbständiges Unternehmen, wo alles in einen Topf geworfen ist, nicht mehr den unmittelbaren Einfluß ausüben können, wie auf

eine neutrale Betriebsgemeinschaft, an der ihr Anteil gewissermaßen eine Abteilung für sich bildet, deren Ordnung sie selbst übersehen können. Im übrigen ist von der Betriebsgemeinschaft zur kapi­

talistischen Verschmelzung, wie im letzten Abschnitt gezeigt worden ist, nur ein Schritt. Bei etwaigem Übergang von der einen zur

anderen braucht also kaum nach anderen Formen gesucht zu werden. Wo es mögllch ist, sollte man aber an der Betriebsgemeinschaft fest­ halten, weil sie die zwangloseste Form für solche Vereinigungen bildet.

Um Irrtümern vorzubeugen, sei noch hervorgehoben, daß meine Betriebsgememschaft nicht für alle Gebiete der kaufmännischen Tätigkeit geeignet ist. Wo es sich z. B. nur um den Einkauf handelt, überwiegen die Vorteile des kapitalistischen Zusammenschlusses: denn es ist einfacher und vorteilhafter, den gesamten Bedarf einer

Bereinigung für gemeinschaftliche Rechnung zu erstehen und die Ware ungettennt einzulagern. Das kann aber nur bei Vereinheit­ lichung des Kapitals geschehen. Der Gegensatz meiner Betriebsgemeinschaften zu den „kapi­

talistischen" hat natürlich nichts mit dem sozialistischen Schlagwort zu tun. Auch die von den Mehrheitssozialisten angestrebte Staatswirtschaft ist kapitalistische Wirtschaft. Die Wiedereinführung der Naturalwirtschaft an deren Stelle käme einem Rückfall in die Bar­ barei gleich. Nicht gegen die kapitalistische Wirtschaft an sich, sondem

gegen die Ausdehnungswirtschaft, wie sie hier gekennzeichnet worden

ist, sollten die Sozialisten vorgehen; denn bort liegen die Auswüchse, gegen die sich ihr Eifer richtet. Was den zivilisietten Menschen vom Wilden unterscheidet, ist, daß er Vorräte anlegt und durch Vertrieb derselben Werte schafft,

d. h. er wirtschaftet. Diese Hervorbringung von Werten steht bei den Menschen aber auf sehr verschiedener Stufe. Den Nullpunkt auf der Stufenleiter nehmen diejenigen ein, welche gleich viele Werte

verbrauchen, wie sie erzeugen. Das sind die bloßen Haushalter, welche die wirtschaftliche Herde bilden. Nach den sieben fetten sind jetzt die sieben mageren Jahre über unser Volk hereingebrochen,

34 und dabei müssen wir, solange sie währen, Mann für Mann wenig­ stens um die Hälfte mehr erzeugen, als wir verbrauchen dürfen, wenn wir die Zukunft unserer Kinder vom Feinde loskaufen wollen. Dies Wunder kann nur geschehen dmch die Wertsteigerungswirtschaft, die alle jetzt, gebundenen Kräfte löst. Wir haben hier zwei Richtungen des Mrtschastens unterschieden. Die Wertsteigerungswirtschaft strebt nicht nach Anhäufung großer Vorräte oder Überschüsse in der Hand einzelner Wirtschafter, sondern

nach einem möglichst hohen Gesamtüberschuß der Volkswirtschaft dmch Erleichterung des Zugangs zu den Arbeitsmitteln. Mle Ausdehnungswirtschast führt dagegen durch Ausschluß der breitesten Volksschichten von den Arbeitsmitteln zum Monopol der Wenigen

oder des Staates. Dem Monopole aber steht wirtschaftliches

Herdenmenschentum gegenüber, dem die Kraft fehtt, mehr zu erzeugen als es zur eigenen Notdurft braucht. Durch Staatsmonopole die Führer unserer Mrtschaft beseittgen, ist deshalb Selbstentmannung. Wirtschaften ist Kunst. Es beruht auf schöpferischer Gestaltungskraft.

Glaubt man, was nur der Künstler kann, könne auch ein Haufe von Handwerkern zuwege bringen? Was der Feind von außen begann, das vollenden wir daun selbst von innen. Mr legen den Rest der Kraft lahm, auf der unsere friedliche Stellung in der Welt beruhte.

Nicht die Zahl ihrer Herdenmenschen verschafft den Völkern Geltung, sondem die Kraft chrer Werte schaffenden Persönlichkeiten. Nm die Eigenwirtschaft bringt solche Persönlichketten hervor. Ihre Zahl wächst mit den Gelegenheiten zu selbständiger Betättgung.

Es genügt darum nicht, allen Staatsbürgern gleiche Bildungsmög­ lichkeiten zu geben, wie es für die neue Verfassung vorgesehen ist, es müssen auch für alle gleiche Mrtschaftsmöglichkeiten geschaffen

werden, etwa durch ein Gesetz nach dem schon angeführten Entwurf im Anhang. Die Sozialisierung aber zäumt das Roß beim Schwänze

auf. Richt die Endergebnisse der Wirtschaft oder die Vorräte, sondern die Anfangsmögltchkeiten zu ihrer Erwerbung auSzugleichen, fordert die soziale Gerechtigkeit.

Unser Heil kann daher nur liegen in der Abkehr von der kommu­ nistischen Geistesverirrung und im Bolksentschluß zm Wertsteige­ rungswirtschaft, zu der in dieser Schrift ein Weg gewiesen ist.

35

Anhang, Unkosten-Verteilung nach Leistungseinheiten im kaufmännischen Verkehr. Die Möglichkeit, kaufmännische Arbeit nach Einzclleistungen zu verrechnen, beruht auf dem Stücklohn. Dieser setzt genaue Zergliederung in die einzelnen Arbeitsvorgänge und Beobachtung der dafür aufzuwendenden Zeit voraus, ist dann aber gleich gut durch­ führbar wie für mechanische Arbeiten. Das Verfahren kann aber nur in Betrieben mit weit gehender Arbeitsteilung angewandt wer­ den, bei denen ein Rad scharf ins andere greift, so daß keine Zeit mit unnützem Suchen, Ausrechnen, Vorschreiben verloren geht, und wo alle nötigen Einrichtungen dafür vorhanden sind, daß die Arbeit in ununterbrochenem Fluß fortschreiten kann. Legt man als Zeiteinheit für die Berechnung die Mnute zu­ grunde, so sind zunächst die Gehälter in Minutenlöhne um­ zurechnen. Dazu müssen die entsprechenden Monatsbeträge, bei achtstündiger Arbeitszeit und durchschnittlich 300 Arbeitstagen im Jahr, durch 12000 geteilt werden. Einer Gehaltsstufe I II III IV von M. 50 „ 0,42

150 1,25

350 2,92

600 entspricht danach 5 Pfennigen.

einMnutenlohn

Für den Verkauf, der ja bei Marktgemeinschaften fast allein in Frage kommt, ist nun an Hand des folgenden Entwurfes, welcher alle Arbeitsvorgänge vom Angebot bis zur Lieferung umschließt, mit der Uhr in der Hand durch wiederholte Beobachtung festzu­ stellen, wieviel Zeit ein Angestellter mittlerer Leistung zur Erledi­ gung durchschnittlich braucht. Aus der Multiplikation des Lohnes mit der Minutenzahl ergibt sich dann die Gebühr, welche von den Mitgliedern für die einzelne Leistung zu zahlen ist. Diese Sätze werden in einer Gebührenordnung zusammengestellt. Für die Abrechnungen fällt es nicht ins Gewicht, ob der wirlliche Zeitaufwand im Einzelfall etwa vom Durchschnitt abweicht. Auf die Dauer gleicht sich da­ wieder aus. Überhaupt kann die Arbeitszeit nicht voll in nutzbare Leistung umgesetzt werden, da auch im bestgeleiteten Bettiebe immer Zeit verloren geht. Da sich somit die wirllichen Gesamtausgaben

36 einer Betriebsgemeinschaft im Monat niemals mit der verrechenbaren Leistung für die Mitglieder decken werden, muß der Unterschied

aus diesen Werten zum Ausgleich der Monatsrechnung auf die Ab­ rechnungen zugeschlagen werden. Diese bestehen aus der Summe der auf Grund der Durchschläge und sonstigen Belege zusammengestellten

Arbeitszettel, welche den Geschäftsverttetem täglich zugestellt werden. Bei anderen Arbeitsvorgängen, die bei Marttgemeinschaften weniger in Bekacht kommen, wie z. B. beim Einkauf oder der Buch­ haltung, wird ebenso verfahren. Auch hier spiegelt sich die Bewegung im Briefverkehr. Für die Lagerhaltung, Betriebsbuchhaltung, Nach­

weisung usw. sind die Unterlagen entsprechend zu verwerten, welche die Bewegung dort zum Ausdruck bringen. Bei lang anhaltenden, z. B. Werbearbeiten, wird der Zeitaufwand für die Einzelgeschäfte einfach nach der Uhr vorgemertt. Diese Feststellungen finden mit ihrer Aufnahme in die Ge­ bührenordnung ihren vorläufigen Abschluß. Ihre Notwendigkeit beruht auf dem Wesen der Heckmannschen Betriebsgemeinschaft als einer nicht kapitalistischen Bereinigung, deren Leistungen für

die Beteiligten auf andere Weise nicht gesondert ermittelt werden

können. Sie sind also nicht etwa mit dem Taylor-System zu verwechseln, mit dem sie nur zufällig die Grundlage gemein haben. Zergliederung der Arbeitsvorgänge beim Berkaus im

Ausfuhrgeschäft.

37 Der Verkauf gliedert sich in groben Zügen in: A. Nachfrage, B. Angebot,

C. Bestellung, D. Ausführung,

E. Mahnung, F. Lieferung.

Die Arbeitsvorgänge dabei sind:

A. und B.: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

Die Anfrage, Prüfung der Anfrage und etwaige Rückfrage, Rückfrage bei dem liefernden Werk, Erweiterung der Angaben durch den Besteller, Erweiterung der Angaben durch das Werk, Eintrag der Anfrage in die Kartei, Angebot, Rückfrage, ob auf Bestellung zu rechnen.

C. und v.: 9. Bestellung, 10. Etwaige Rückfrage bei dem Besteller, 11. Etwaige Rückfrage bei dem Werk, 12. Angabe des Bestellers auf die Rückfrage, 13. Angabe des Werkes auf die Rückfrage, 14. Eintrag in die Kartei, 15. Bestätigung des Auftrags und Weitergabe an das Liefer­ werk.

E. und F : 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23.

Mahnung des Bestellers, Mahnung an das Lieferwerk, Angabe des Werkes über die Lieferzeit, Weitergabe an den Kunden, Beanstandung der Lieferung durch den Besteller, Weitergabe der Beanstandung an das Werk, Antwort des Werkes auf die Beanstandung, Aufklärung über die Beanstandungen an den Kunden.

Die Verrechnung. Als Grundlage der Verrechnung werden folgende Minutenlöhne an­ genommen: I. Stufe (Lehrling)....................... 0,42 Pfennig II. „ (Maschinenschreiberin) . 1,25 „ III. „ (Briefschreiber) .... 2,92 IV. „ (Leiter)........................... 5,00

Es sind nun folgende Einzelarbeilen zu erledigen:

Punkt 2. Stufe I Anfrageeingang (Briefeintrag und Verteilung)................................. 5 Prüfung nach Katalog oder Preis­ unterlage .................................. — Rückfrage Diktat........................... — Schreiben des Briefes....................— Prüfen, verrechnen und heften .3 8 (Berr.-Formel: Minutenlohn mal Zeit) 3,3

II

III





2

— — 6 — 6

3 3 — — 6

— — — 2 4 Min. --- 24 Min.

17,5

20 Pf. = 48,3 Pf.

7,5

IV

Min.

38 Stufe Punkt 3. Übersetzung und Diktat Schreiben......................... Prüfen, verrechnen und heften .

I 1 —

2

II — — —

Punkt 6. Karteieintrag................... Kontrolle.........................

Stufe I —

IV 15

8

3 18 Min. = 29 Min.



10

90 Pf. = 101,3 Pf.

II 5

III

IV —

3

1,3

III — 8



— 1

Punkt 7. Anfrage- oder Rückfrageerledigung 5 — Dcktat..................... — Schreiben der> Bestellung. Prüfen, verrechnen und heften . 3 8

3,3

—— 12 — 17

— 8 — —

21,2

26,3

9

6 — — 2 7 Mn. = 41 Min.

35 Pf. = 85,8 Pf.

Punkt 2 und 3 kommt nur in Frage, falls die Anfrage eine Rückfrage an den Anfragenden oder das Lieferwerk erfordert, andernfalls ist Punkt 6 und 7 für die Feststellung der Arbeitsleistung maßgebend.

I Stufe Punkt 8. 2 Unterlagen prüfen . — Diktat......................... — Schreiben................. Prüfen, verrechnen und heften . 3 5

2,1

Punkt 10.

Stufe

I

Bestellungseingang und Rückfrage bei dem Besteller ... 5 — Diktat . ......................... — Schreiben......................... Prüfen, verrechnen und heften . 3 8

3,3

Punkt 11.

II

III





— 12



4^

— —.

— — — 2 2 Min. == 25 Min.

12

6

15

17,5

10 Pf. = 44,6 Pf.

II

III

IV

■— 10 — 10

— —

12,5

14,6

5

5

2 — — 2 4 Min. =5 27

in.

20 Pf. = 50,4 Pf.

III

IV

— — 8 — 8

— — — — —

2 15 — 3 20 Min. ----- 38 Min.

10

-

100 Pf. --- 114,2 Pf.

Stufe I____ II

Briefeingang und Rückfrage bei dem Werk.................................. 5 Übersetzung und Diktat................... — Schreiben ...................................... — Prüfen, verrechnenund heften . 5 10

6

IV

39 Stufe l — —

II 3 —

HI — 1

5 Briefeingang Diktat........................................... — — Übersetzung an Werk — Schreiben Prüfen, verrechnen und heften . 8 13

— — 8 — 19

— 4 — — — 5

23,7

14,6 105 Pf. ----- 148,7 Pf.

Punkt 14. Eintrag in Kartei Kontrolle

IV -—

Punkt 15.

5,4

Punkt 17. Stufe I Briefeingang 5 Übersetzung — Schreiben................................... — Prüfen, verrechnen und heften . 4 9 3,8

Punkt 19. Stufe I Briefeingang 5 Diktat — Schreiben — Prüfen, verrechnen und heften . 3 8 3,3

Punkt 20. Briefeingang................ Übersetzung (doppelt) . Schreiben ...... Prüfen, verrechnen und

Stufe I .... 5 .... — .... — heften . 4 9

3,8

Punkt 23.

Stufe J

Briefeingang 5 Diktat — Schreiben — Prüfen, verrechnen und heften .3 8

3,3

II — — 5 — 5

6,2

II — 6 — 6

7,5

II — — 15 —

2 — 15 — 4 21 Min. ----- 58 Mn.

III — —— — —

IV 2 10 — 2 14 Min. --- 28 Min.



70 Pf. -- 80 Pf.

III — 3 — — 3

IV 2 — — 2 4 Min. ----- 21 Min.

8,8

III — — — —

20 Pf. ---- 39,6 Pf.

IV

15



2 30 — 3 35 Min. = 59 Min.

18,7



175 Pf. --- 197,5 Pf.

IV

II

III

— — 16 — 16

— 8 — — 8

2 — — 2 4 Min. ----- 36 Min.

23,4

20 Pf. ----- 66,7 Pf.

20

40

B. Entwurf eines Gesetzes zur Sicherung der wirtschaftlichen Selbstständigkeit im Handel, Gewerbe und Industrie.

§ 1. Die Herstellung und Bewirtschaftung aller Erzeugnisse des Gewerbsleißes mit Ausnahme der in § 4 des Sozialisierungs­ gesetzes vom 13. März 1919 erwähnten natürlichen Bodenschätze ist nicht Sache des Reiches oder seiner Gliedstaaten, sondern der Privat­ wirtschaft. § 2. Die Kriegswirtschaft auf diesen Gebieten ist mit mög­ lichster Beschleunigung abzubauen.

§ 3.

Die Unternehmungen der Privatwirtschaft werden von

wirtschaftlichen Selbstverwaltungskörpern nach einem mit der Reichsregierung vereinbarten Mrtschaftsplan geleitet.

§ 4.

Da das wirtschaftliche Wohl der Gesamtheit mit einer

Höchstzahl von wirtschaftlich Selbständigen auf allen Gebieten von Handel, Gewerbe und Industrie zusammenhängt, sind alle Neugrün­ dungen bei den betteffenden Selbstverwaltungskörpern anzumelden.

§ 5.

Soweit keine offenkundige Übersetzung auf einem be-

stimmten Gebiet wirtschaftlicher Tätigkeit vorliegt, ist die Selbständigmachung geeigneter Personen auf deren Wunsch durch öffentliche

Mittel der Gliedstaaten ober Gemeinden zu fördern.

§ 6. Als solche Förderung gilt die Einräumung von Grund­ stücken sowie die Bereitstellung von Gebäuden, Maschinen und anderen Arbeitsmitteln, die mit Grund und Boden Zusammen­ hängen, durch das Mittel der Gruppenwirtschaft. § 7.

Jeder Deutsche kann durch fünfjährige einwandfteie Lei­

tung eines selbständigen Wirtschaftsuntemehmens, eines Teilunter­ nehmens, einer Heckmannschen Betriebsgemeinschaft oder eines

ähnlichen Wirtschaftskörpers seine Eignung zum selbständigen Unter­ nehmer erweisen. Er erwirbt dadurch das Anrecht auf eine ihni von dem Gliedstaat oder der Gemeinde seines Wohnsitzes zu leistende Bürgschaft für ein Kapitalanlehen in solcher Höhe, wie er zur Er­ werbung der Teilhaberschaft in einem bestehenden oder der Grün­ dung eines neuen Wirtschaftsuntemehmens verwandter Att inner­ halb des betteffenden Bezirkes bedarf.

— § 8.

41



Die Genehmigung zu solcher Bürgschaft kann seitens des

zuständigen Selbstverwaltungskörpers versagt werden, wenn Gründe

des Allgemeinwohls dafür vorliegen. § 9.

Für Verluste, welche den öffentlichen Kassen aus den in

§ 7 erwähnten Bürgschaften entstehen, hasten alle Nutznießer von solchen gemeinschaftlich mit 2°/0 ihres Reingewinns aus den Unter­ nehmungen, welche sie auf diese Weise erworben haben.