Die Cordilleren Staaten: Bdch. 2 Ecuador, Colombia und Venezuela [Reprint 2016 ed.]
 9783111596044, 9783111221069

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Sammlung Göschen

Die

Cordillerenstaalen Von

Dr. Wilhelm Sievers Professor an der Universität Gießen

Zweites Bändchen

Ecuador, Colombia und Venezuela M it 7 Textabbildungen, 16 Tafeln und einer Karte in Lithographie

B e r l i n und Leipzig

G . I . Göschen'sche Berlagshandlung G. m. b. H . 1913

Alle Rechte, namentlich das Übersetzungsrecht, von der Verlagshandlung vorbehalten.

Druck der Spamerschen Buchdruckerei in Leipzig

Inhaltsverzeichnis. Seite

Ecuador A. A llg e m e in e s

.................................................................

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B. D ie n atü rlich e n L a n d s c h a f t e n ...............................13 Das Die Das Die

westliche T ie f la n d ..............................................13 Cordillerenlandschaften......................................17 östliche Tiefland Galäpagos-Jnseln

S8

1. 2. 3. 4. Colombia

A. A llg e m e i n e s .................................................................. 37 B. D ie n a tü rlic h e n L a n d s c h a f t e n ...............................57 1. Die K üstencordillere.................................................. 58 2. Die W estcordillere...................................................... 59 3. Die südlichen Hochbecken . , ..................................60 4. Das C L ucatal.............................................................. 62 5. Die Zentralcordillere..................................................63 6. Das M agdalenatal...................................................... 65 7. Die Ostcordillere ...................................................... 67 8. Die Sierra Nevada de Santa M a r i a ..................... 71 9. Die Halbinsel G u a j i r a .............................................. 72 10. Die nördlichen N iederungen......................................72 11. Die L la n o s ...................................................................74

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Inhaltsverzeichnis. Seite

Venezuela A. A l l g e m e i n e s ......................................................................75 B. D ie n a tü r lic h e n L a n d sc h a fte n 1. 2. 3. 4. 5. 6.

D ie Cordillere von M s r i d a ........................................... 92 D a s Bruchfeld des S e e s von Maracaibo . . . 95 Coro und B arquisim eto.................................................... 97 D a s Karaibische G e b i r g e ................................................99 D ie L l a n o s ......................................................................... 105 G u a y a n a ..............................................................................108

R e g i s t e r ........................................................................................ 120

Ecuador (Repüblica del Ecuador). A. Allgemeines. Ecuador oll Staat. Die Äquatorrepublik, Repüblica del Ecuadör, gewöhnlich Ecuador genannt, war als Audiencia von Quito während der spanischen Kolonialzeit ein Teil des Vizekönigreichs Perü, wurde aber 1710 von diesem abgelöst und dem Generalkapitanat von S an ta Fe zugeteilt. Jedoch schon 1722 bekam es als besondere AMencia eine gewisse Selbständigkeit und blieb in dieser Stellung, bis es nominell 1819, tatsächlich aber erst durch den Sieg am Pichincha über die Spanier 1822 mit Venezuela und dem Vizekönigreich von Neugranada zu der alten Republik Colombia vereinigt wurde. Indessen schon 1830 fiel diese wieder in ihre Bestandteile auseinander, und die Audiencia von Quito wurde nun zur Republik Ecuador. Ih re Geschichte seit dieser Zeit ist eine fast fortlaufende Kette von inneren Kriegen, die auch heute noch nicht abgeschlossen sind. Ihr erster Präsident, Juan Joss Flores, ein Waffengefährte Boltvars, hielt sich volle 15 Jahre, bis 1845, an der Spitze der Re­ publik; dann folgte weitere 15 Jahre unter Urbina, Nobles und Franco die ultrademokratische Partei, die aber seit 1860 von neuem durch die konservative unter Flores abgelöst wurde. Der neugewählte Präsident war aber nicht Flores, sondern der geistig hervorragendste aller Staatsmänner Ecuadors, Dr. Garcta Moreno, dessen 1875 erfolgte Ermordung einen großen Verlust für das Land bedeutete. Die nun folgenden 13 Jahre waren mit Bürgerkriegen ausgefüllt, bis 1888— 1892 ein anderer Flores, Antonio Flores, eine Ruhepause hervorrief. Aber schon 1895 begann wieder ein

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Die Cordillerenstaaten im einzelnen.

vierjähriger Bürgerkrieg, aus dem schließlich als neuer Diktator General Eloy Alfaro hervorging, der, 1901—1905 durch Plaza er­ setzt, die Geschicke des Landes doch bis zu seiner Anfang 1912 er­ folgten Ermordung geleitet hat. Seitdem ist Leonidas Plaza wieder am Ruder des Staates.

Grenzen. Die G ren zen Ecuadors stehen seit 1831 im Norden fest. Hier oilden der Rio Carchi, der Vulkan Chiles, der Rio S a n J u a n und der Rio M ira eine anerkannte Grenze. I m W e s t e n ist der große Ozean eine sichere Grenze im S ü d e n und O ste n aber bestehen gegen Perü große Grenzstreitigkeiten. I m ganzen wird an der Küste der Rio Tumbez, dann die Quebrada Macarä oder der Rio Calvas als Grenze angenommen, aber über die Ausdehnung der Repu­ blik nach Südosten herrscht kein Einverständnis. Die offizielle Karte von Th. Wolf beansprucht für Ecuador die Cordillere östlich des Rio Huancabamba und alles Land nördlich einer Linie von dessen Unterlauf über Uurimaguas am Huallaga nach dem oberen Davari, diesen entlang bis Tabatinga, von hier zum Dapurü bei der Mündung des Apaporis und diesen aufwärts bis 77° westl. L., schließlich den Putum ayo hinauf bis gegen Pasto. Dieser Anspruch schließt also fast das ganze peruanische Loreto ein und steht mit der Wirklichkeit in stärkstem Gegensatz, denn tatsächlich sind die Peruaner Herren des bei weitem größten Teils dieses Gebietes, und von Norden her drängell auch die Colombianer sich ein; existiert doch zwischen dem Dapurü und dem J§ ü in 73° westl. L. ein peruani­ scher Grenzposten. Daß unter diesen Umständen beständige Reibe­ reien zwischen Ecuador und P erü stattfinden, ist begreiflich; 1894 und 1911 wäre es beinahe zum Kriege zwischen beiden Ländern gekommen, und 1865 fand in der T at ein Waffengang zwischen Ecuador und Colombia statt. I m übrigen hat Ecuador mit an einem auswärtigen Kriege teilgenommen, nämlich an dem all­ gemeinen der pacifischen S taaten gegen Spanien 1864—1869.

Größe. Unter diesen Umständen ist es schwer, eine genaue Bestimmung der G röße des Landes zu geben. Nehmen wir jedoch mit dem Stielerschen Atlas an, daß es sich an der Que­ brada Maearü, also von 4° 40 südl. Br. bis zum Rio Carchi nahe 1° nördl. Br. und am Meere bis 73° 30' erstrecke, so er­ halten wir nach der Berechnung im Geographischen Institut von Justus Perthes in Gotha eine Fläche von rurid 300000,

Ecuador: A. Allgemeines.

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m it den G aläpagos-Jnseln 307243 qkm. Ecuador ist daher der kleinste der hier besprochenen S taaten. Übersicht über Land und Bolk. E c u a d o r z e r f ä l l t nach se in e m A u f b a u in d r e i T e ile , d a s G e b ir g s la n d , d ie S i e r r a o d e r d ie C o r d ille r e in d e r M it te , d a s östliche T ie f la n d u n d d a s westlich v o r g e la g e r te T ie f la n d d e r K üste (vgl. das P rofil). Von diesen drei Abteilungen sind das Gebirgsland und das östliche Tiefland die Fortsetzung der be­ treffenden Abschnitte von P erü (1. Bändchen S . 9) und B olivia; ersteres ist ein Teil des Andensystems, letzteres ein Bestandteil Amazoniens. Dagegen ist das westliche Küstenland eine in dieser Weise den übrigen S ta a te n fremde.

P r o fil über Ecuador.

Überhöhung öVa fad).

wenn auch in Nordperü bereits angebahnte Erscheinung, überdies aber infolge reicherer Bewässerung ungemein frucht­ bar und daher der wirtschaftliche Kern des S ta a te s D a ­ gegen bildet die Cordillere das Rückgrat des Landes. S ie tritt in dem größten Tell von Ecuador in zwei Hauptketten auf, einer östlichen, älteren, krystallinen und einer westlichen, jüngeren, der Kreidezeit angehörigen, vonEruptivgesteinen derselben stark durchsetzten. Auf beiden sitzenhohe, zum Teü noch tätige Vulkane, die die Höhe des ursprünglich 3500— 4500 m hohen Grundge­ birges auf 5000—6300 m steigern und von denen drei zurzeit noch tätig sind, der S an g ay , der Trmgurügua und der Coto­ paxi. Zwischen den beiden Ketten, die durch vulkanische Riegel verbunden sind, dehnen sich mulden- und beckenartige Hohl­ formen (vgl. die K arte auf S . 19) aus, in denen die Flüsse streckenweise verlaufen und die Hauptstädte des Landes liegen.

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T ie Cordillerenstaaten int einzelnen.

Schnee, F irn und Gletscher bedecken die über 4700 m Höhe aufragenden Gipfel, während im ösllichen von den Zuflüssen des Amazonas durchzogenen Tieflande sowohl wie im west­ lichen Küstenland sehr hohe Temperaturen vorkommen. Das K lim a , wegen der niedrigen Breiten rein tropisch, wird durch die Höhe verändert und gestattet, daß im Laufe einer Tagereise alle klimatischen Stufen vom Palmenwald bis zum F irn zurückgelegt werden können. Demgemäß ist auch die V e g e ta tio n (vgl. die Karte auf S . 19) ungemein mannigfaltig, und zwar nicht nur am Ostabhang der Ostcordillere, wie in Peru und Bolivia, sondern auch am Westabhang der Westcordillere, weil das wärmere Meer etwa von Cabo Pasado an eine größere Gelegenheit zur Blldung von Wasserdampf gibt als weiter südlich; doch beginnen üppigere, höhere Wälder auch an der Westseite schon nördlich des Rio Tumbez. Die Tierwelt verhält sich wie die von Perü (s. 1. Bändchen S . 78 und 140). Bevölkerung. Die B ev ö lk eru n g ist je nach den drei Haupt­ teilen des Landes verschieden. Im ösllichen Tiefland sitzen noch unkulttvierte zum Teil ununterworfene Stäm m e von völlig primitiver Lebensweise, wie die Jivaro und andere, im west­ lichen sind diese Ureinwohner bis auf geringe Reste fast ganz verschwunden. I n der S ierra haben sich dagegen die Indianer (Tafel 4) in großer Zahl und im ganzen auch noch rein erhalten. Wenn man von der Gesamtbevölkerung von Ecuador mit etwa l 1/* Millionen 60% auf die Indianer rechnet, so ergäbe das 750 000, meist Nachkommen der alten Quitus und der son­ stigen Stämme der Sierra, die Ende des 15. Jahrhunderts, also erst kurz vor dem Erscheinen der Spanier, von den Ketschua unterworfen worden waren. Daneben sind zahlreich die Misch­ linge aus Indianern und Weißen, also Mestizen, und die aus Mestizen und Weißen, Cholos, weniger die aus Indianern und Negern, Zambos. Etwa 30% der Bevölkerung, rund 375 000, sind wohl als Mischlinge anzusehen. Neger leben

Ecuador: A. Allgemeines.

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an der Küste, die Weißen, größtenteils mehr oder weniger gemischte Nachkommen der altspanischen Familien, besonders in der Sierra. Die Verteilung der Bevölkerung über das Land ist recht ungleich. Von den rund 300 000 qkm Fläche fallen nur etwa 120 000 auf das Gebirgsland, der Rest, 180 000 qkm, zerfällt wieder in zwei Telle, das kleinere Küstenland und das größere Tiefland des Oriente, im Amazonasbecken. M an kann auf das der Cordillere im Westen vorgelagerte Küstenland nur ungefähr 50 000 qkm rechnen, die übrigen 130 000 gehören dem Amazonastieflande an. Demnach hat das Gebirgsland annähernd die Größe von Rumänien, das östliche Tiefland entspricht Rumänien und Serbien, das Küstenland Serbien. Wenn wir die oben gegebenen Zahlen gelten lassen, so nimmt das Gebirgsland von der Gesamtfläche 40, das östliche Tief­ land 43, das Küstenland 17% ein. Auf der erwähnten Fläche sollen nach den offiziellen An­ gaben 1272000, nach neuerer Schätzung 1500000 Menschen wohnen. Von diesen kommen aber auf das Tiefland des Ostens wahrscheinlich keine 100000, da die Provinz El Oriente nur 80000Einwohnerzählt und derverbleibendeRest desTieflandes am Fuße des Gebirges wohl ebenfalls nur schwach bewohnt ist. Dagegen enthält im Küstenlande allein die S tad t Guayaquil schon über 70000 Menschen, die Provinz Guayas fast 100000. An demKüstenland sind außerTeilen von ElOro(32600) folgende Provinzen beteiligt: Einw. G u a y a s ................................... 98000 (120000?) Los R i o s ................................ 32 800 (40000?) M a n a b i................................... 64100 (75 000?) E s m e ra ld a s ............................ 14600 (20000?) 209500 (255 000?) Das^Küstenland würde also mit 17% der Gesamtbewohner­ schaft der Prozentzahl der Fläche entsprechen, das östliche

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Die Cordillerenstaaten im einzelnen.

Tiefland dagegen erreicht nur 8% der Einwohnerschaft der Republik. D araus folgt, daß das Gebirgsland am besten bewohnt ist, nämlich von etwa 1 1 2 0 0 0 0 Menschen, fast 75% der Gesamteinwohnerzahl, während seine Gesamtfläche nur 40% beträgt. D ie an dem Cordillerenlande teilnehmenden Provinzen sind: Einw. L o j a ........................................... 66 000 El O r o ....................................... 32 600 El A z u a y ............................... 132 400 C a ü a r ........................................ 64000 C h im b o r a z o ........................... 122 000 B o ll v a r .................................... 43 000 T u n g u ra g u a ........................... 103 000 L e o n ........................................ 109 600 P ic h in c h a ............................... 205 000 J m b a b u ra ............................... 68000 Carchi........................................... 36 000 981 600, jetzt etwa 1120 000 D a mehrere dieser Provinzen auch T eile des östlichen Tief­ landes umfassen, so habe ich 20 000 «Anwohner von ihnen ab­ gezogen und demselben zugerechnet. Vergleicht man die Volks­ dichte, so ist sie int Gebirgslande 8, im Küstenlande 4, im östlichen Tieflande 0,75 auf ein Quadratkilometer, in der gesamten Republik 4; das Küstenland entspricht also der Volks­ dichte dieser am besten, das Gebirgsland geht um das D oppelte darüber hinaus, das östliche Tiefland bleibt weit zurück. Ganz Ecuador hat nur soviel Einwohner wie die Provinz Ost­ preußen, das Gebirgsland soviel wie Hamburg, das Küsten­ land entspricht Duisburg, das östliche Tiefland Wiesbaden. Siedelungen. D ie O r tsc h a fte n Ecuadors sind verhältnis­ mäßig volkreich, wenigstens im Hinblick auf die Gesamtzahl der Bewohner des Landes, aber zur Bildung wirklich großer

Ecuador: A. Allgemeines.

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Städte kommt es nicht. Nach der allgemeinen Annahme ist Guayaquil (Tafel 4), die Hafenstadt an der Mündung des Guayas, größer als die Hauptstadt Quito (Tafel 5). Bei dem Mangel an Vollszählungen war es bis vor kurzem nicht bekannt, wieviel Einwohner Quito zähle, so daß die Schätzungen zwi­ schen 30000 und80000 schwankten. I m Jahre 1906 wurde aber durch Zählung für Quito eine Einwohnerschaft von fast 51000 festgestellt. Genau dieselbeZahl geben die offiziellen Statistiken für Guayaquil an, aber es kann keinem Zweifel unterliegen, daß diese S tadt weit über 50 000, wahrscheinlich 70—80 000 Bewohner hat. M an darf daher Guayaqull für die größte S tadt Ecuadors, Quito für die zweitgrößte erklären. Die Reihe der Städte über 10 000 Einwohner stellt sich dann wie folgt: Guayaqull 70—80 000; Quito 51000; Cuenca 30 000 (wahr­ scheinlich mehr); Riobamba 18000 (wohl nur 12000); Latacunga 15000 (wohl nur 10000); Loja, Jbarra, Ambato, Puertoviejo je 10000; zusammen etwa 230 000, also 18% der Ge­ samteinwohnerzahl der Republik. Von diesen Städten liegennur zwei, Guayaqull und Puertoviejo mit allerdings zusammen etwa 85000 Bewohnern, also 7%, an der Küste, der Rest mit 11% in der Sierra. I n dieser erheben sich ferner Azogues mit 5000 und Tulcan mit 4000, am Gehänge der Cordillere gegen das westliche Tiefland Guarandä mit 6000 und in diesem Machala und Babahoyo mit je 5000, Esmeraldas mit 3000. Daher kommen zu dem Gebirgsland noch 15 000, zum west­ lichen Tiefland 13000 Einwohner hinzu, wodurch sich der Prozentsatz der Städtebewohner in der Sierra auf 12,5 (160 000), der des Tieflandes auf fast 8, der der Städte­ bewohner überhaupt auf 20 bis 21% erhöht. I m östlichen Tief­ lande fehlen Ansiedlungen von irgendwelcher Bedeutung überhaupt ganz, der Hauptort der Provinz El Oriente, Archidona, liegt noch auf den Ausläufern der Sierra, etwas nördlich vom M o Napo.

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T ie Cordillcrenstaaten tut einzelnen.

Wirtschaftliche BerhSltnisse. I n w irtschaftlicher Hinsicht ist Ecuador verhältnismäßig günstig gestellt, da es ein großes Stapelprodükt, den Kakao, hat, der eine regelmäßige, dauernde und sichere Einnahme gewährt. 1911 führte Ecuador für 42 Millionen, 1908für 35,5 Millionen Mark Kakao aus, vornehmlich nach Frankreich, dann nach den Vereinigten Staaten, England und Deutschland. Von sonstigen Ackerbauprodukten kommen nur geringe Mengen Kaffee (3 Mill. Mark) uni) Früchte in Betracht. Dagegen liefert der Wald Steinnüsse, 1911 im Werte von 9,5 Mill. Mark, Kautschuk für 4 Mill. Mark und die Faser der Carludovica palmata, aus der die Strohhüte geflochten werden, deren Ausfuhrwert 5 Mill. Mark betrug. Der Bergbau ergibt nur geringe Mengen Erze (1911: 2,5 Mill. Mark), besonders von Zaruma, die Viehzucht Häute im Werte von 1 Mill. Mark. Der Handel belief sich 1911 auf 89 Mill. Mark, wovon auf die Ausfuhr 56, auf die Einfuhr 33 entfallen. An der Ausfuhr nahmen teil Kakao für 42, Steinnüsse 9,5, Panamahüte 5, Kautschuk 4, Kaffee 3, Gold 2,4, Häute 1 und Früchte 0,12 Mill. Mark. An der Ausfuhr nahmen besonders teil Frankreich mit 19,7, die Vereinigten Staaten mit 16,8, Deutschland mit 9,3 und England mit 4,7 M ll. Mark. Die Schiffahrt ist durch die in Guayaquil herrschende Pest vorübergehend beeinträchtigt worden, so daß einige Dampfer­ linien den Hafen nicht mehr aufsuchten. 1910 betrug die Tonnenzahl 400000, die Länge der Telegraphen 5340 km, die der Eisenbahnen 528. Die Eisenbahnen Ecuadors bestanden bis 1910 aus der großen, 1908 beendeten Gebirgsbahn GuayaquilQuito, deren Tieflandsstück von Guayaquil oder vielmehr dem ihm gegenüberliegenden Duran bis Puente de Chimbo schon seit 1890 in Betrieb war. Die Gebirgsbahn führt in der engen Schlucht des Rio Chanchan nach Alausi hinauf, erreicht bei Riobamba 3400 m Höhe und wird für die Erschließung des Landes

Ecuador: B. Die natürlichen Landschaften.

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große Dienste leisten. Ferner hat eine französische Gesell­ schaft die Erbauung einer Bahn von Bahia de CarLquez in Manabi nach Quito in Angriff genommen, von der 54 km, bis Calceta, bereits in Betrieb genommen sind. Geplant sind endlich eine Bahn von dem Hafen Manta nach S anta Ana und die sehr viel wichtigere Linie von Ambato nach dem NapoTributär Curaray, also nach dem östlichen Tiefland.

B. Die natürlichen Landschaften. Wie auf S . 7 erwähnt worden ist, zerfällt Ecuador in das westliche Tiefland, die Sierra und das östliche Tiefland. 1. Das westliche Tiefland.

Das westliche T ie fla n d von Ecuador ist geologisch eine Fortsetzung der Ablagerungen von Nordwest-Perü. Es enthält einen Kern von Ablagerungen der Kreide­ formation, mit Eruptivgesteinen, besonders Porphyren, der sich von Guayaquil gegen Jipijapa und Puertoviejo hinzieht, 700 m hoch ist und die Haupterhebung des Tief­ landes ausmacht. Um diesen Kern herum dehnt sich tertiäres Hügelland aus, das mit Höhen von 200—300 m der Küste entlang bis nach Esmeraldas reicht. Ferner be­ stehen der Osten des Tieflandes sowie Teile des Südens aus quartären Bildungen, jungen Sandsteinen und Thonen mit Resten von Mastodon und Equus Andium. Endlich nimmt junges Alluvium die Küste von Tumbez bis Guayaqull und um diese S tad t eine große Fläche ein, die bei Babahoyo und Puente de Chimbo bis an die Cordillere reicht und einer von den Flüssen zugeschütteten früheren Bucht des Meeres entspricht. Das gesamte Quartär bildet weite, sumpfige, dichtbewaldete Ebenen. Durch diese Ebenen ziehen die F lü sse in träge schleichen­ dem Laufe. S ie entstehen alle in der Cordillere, teils am Ge-

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Die Cordillerenstaaten im einzelnen.

birge der Westcordillere, teils in den andinen Hochbecken, teils sogar an der Ostcordillere, und fließen im Tieflande nach zwei Richtungen ab. I n der Provinz G uayas verlaufen sie südwärts und vereinigen sich schließlich zu dem gemeinsamen Unterlaufe des M o G uayas, des Hauptflusses des Landes, der in mangrovereichem Sum pfland gegenüber der In sel PunL mündet. S e in größter Nebenfluß, der M o D aule, entspringt int Tieflande selbst. Demgegenüber ziehen die Flüsse des Nordens quer über die Ebene von Esm eraldas zum Meere, wie der südlich von Q uito entstehende M o Esmeraldas selbst und der den äußersten Norden Ecuadors entwässernde Rio M ira. Diese Flüsse haben meist hohe Ufer, die selbst zur Z eit der großen Überschwemmungen trocken liegen und an den Oberläufen zu weiten, erhöhten Ebenen zusammenwachsen; an den Unterläufen aber bilden sich weite Wasseransammlungen, Tembladeros, neben den Flüssen, und die ganze Gegend nordöstlich von Guayaquil ist von Flußarm en durchzogen. Eitdlich gibt es an der Küste in M anabi eine Reihe kurzer aber selbständiger Flüsse. Klima. Ist also dieses Tiefland keineswegs so ganz einheit­ lich, wie m an erw arten sollte, so wird dasdurch klimatische Unter­ schiede zwischen S üden und Norden noch verstärkt; denn im Süden ist das Klima trocken wie im benachbarten P erü , int Norden aber sehr feucht, wie in Columbia. D er S ü d en ist für seine äquatoriale Lage aber auch noch viel zu kühl, w as auf den kühlen Küstenstrom zurückzuführen ist, der von P erü kommend die Küste von Ecuador noch bis an den Äquator begleitet. S o beträgt die M itteltem peratur des Ja h re s am Golf von G uayaquü nur 23—24° und auch in der 0° 27' südl. B r. gelegenen Hacienda E l Recreo 23°; der wärmste M onat ist wie an der peruanischen Küste der Februar m it 25,2°, der kühlste der Ok­ tober mit 22,4°, die Schwankung beträgt 2,8°, die Extreme sind 30 und 20°. Die Niederschlagsmenge ist nicht genau be-

Ecuador: B. Die natürlichen Landschaften.

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tonnt, hält sich jedoch Wohl unter 1000 mm, da die Vegetation keineswegs üppig ist; die Regen sind spärlich und erstrecken sich nur über zwei Monate, mit Ausnahme einiger Küsten­ striche, die staubregenähnliche Garüas (Nebelniederschläge) während der Wintermonate Juni bis November haben. I m Gegensatze zu der kühlen und trockenen Südhälfte des Tief­ landes ist dessen Norden ungemein heiß und feucht. Das Meer hat hier seine normale Wärme von 27—28° und die Küsten sind daher auch bedeutend wärmer als in Manabi. Von der Küste nimmt nun die Temperatur nach dem In nern zu ab, während sie im Süden von der Küste nach dem Inn ern steigt. I n Guayaquil liegt das Jahresmittel zwischen 26 und 27°, und das Jah r zerfällt in eine nasse Jahreszeit von Dezember bis Mai und eine trockene von Mai bis November, während an der Küste des Südens oft nur die Monate Februar und März Regen bringen (vgl. die Karten im 1. Bändchen S . 13,15,75). Pflanzendecke. (Vgl. die Karte auf S . 19.) Infolge der klimatischen Gegensätze ist auch das P fla n z e n k le id des west­ lichen Tieflandes keineswegs gleichartig. I m trocknen Süden und Westen herrschen Kakteen und Mimosen vor, nur in den Monaten Februar bis April wächst Gras auf dem Boden, im übrigen ist alles „wie versengt und von graubrauner Farbe" (Wolf, V. G. E. B. 1892, 517). Auf den Bergen, denen etwas mehrMederschlag zuteil wird, stehen zwar Wälder, aber sie wer­ fen in der Trockenzeit das Laub ab. Nach dem Innern zu wird die Vegetation frischer, um Guayaquil behalten viele Bäume ihr Laub auch während der dürren Monate, und die dem Cordillerenrande nahe gelegenen Gebiete haben eine üppige, tropi­ sche Vegetation. D as ist auch der Fall in dem feuchten Esmer­ aldas, in dessen Regenwäldern die Palmen Cocos, Iriartea, Bactris, Euterpe, Guilielma auffallen, Farne in großer Zahl auftreten und das Bambusrohr 30 m hoch wird. Dagegen stehen auf den Savannen des Inneren und des trockeneren Küsten-

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D ie Cordillerenstaaten tm einzelnen.

gebiet! lichte Wälder von Mgarroben (Prosopis) und Ceibas (Bombax). Reich ist das Tiefland an Nutzpflanzen. Bor allem hat der Kakao hier einen überaus günstigen Boden und vielfach das ihm möglichst zusagende Klima: an den Ufern des Guayas, des Daule und des Vinces, aber auch gegenüber der Insel PunL liegen die mächtigen Pflanzungen, welche der Republik nicht weniger als drei Viertel ihrer gesamten Ausfuhr liefern. Auch der drittwichtigste Ausfuhrgegenstand, Strohhüte, beruht auf dem Vorkommen der Carludovica palmata im Tieflands­ walde, und dazu kommen als zweitwichtigster die Elfenbein­ nuß der Cyclanthacee Phytelephas macrocarpa, wertvolle Nutzhölzer, wie Guayacan und Jacaranda, der den Perübalsam liefemde Myrospermumbaum, Kaffee und Kautschuk in aller­ dings nicht sehr großen Mengen und tropische Früchte der ver­ schiedensten Art, Sapote, Mango, Aguacate, Papaya, Ananas, Bananen, Orangen, die Vanille. I n den Siedlungen werden Mais, Zuckerrohr, Tabak, Bananen, Pukka, Reis angebaut. Besiedelung. Auch in der B e sie d e lu n g weicht der Norden des Tieflandes von dem Süden erheblich ab. Der Norden ist fast unbewohnt, wenigstens im Innern: die kaum 15000 Be­ wohner der Provinz Esmeraldas leben in armseligen Dörfern an der Küste verstreut. Dem Hauptort Esmeraldas gibt Wolf (513) nur 600 Einwohner, die offizielle Statistik 3000. Die Bevölkerung sind meist Mischlinge und Neger, von denen die letzteren einige Dörfer auch im Innern, am Rio Santiago, haben; echte Indianer gibt es nur noch wenige, ebenfalls am Rio (Santiago, die Cayapas. Verkehrswege nach dem Innern fehlen, und auch der Goldreichtum des Gebietes am Rio (Santiago hat bisher Ansiedler nicht anzulocken vermocht. Besser bevöllert ist schon Manabi mit 64000 Einwohnern, aber der Schwerpunkt der Besiedelung des Tieflandes liegt in der Provinz Guayas mit 100000 Bewohnern, von denen allein 51000 oder 70000 auf die Stadt G u a y a q u i l (Tafel 4)

Ecuador: 13. Die natürlichcu Landschaften.

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kommen, eine ausgesprochene Handelsstadt mit beträchtlichem Leben und regem Handel in den oben genannten Landeserzeug­ nissen, eine Siedelung von großerZukunft, der auch Brände wie 1902 und die Pest nicht auf die Dauer werden schaden können. Guayaquil ist die einzige größere Stadt des Tieflandes; zwar gibt die offizielle Statistik für Puertoviejo in Manabi 10 000 Bewohner an, aber mehr als die Hälfte werden es wohl nicht sein, und auch Machala in der südlichen Küstenprovinz Oro erreicht 5000, die angegeben werden, sicher nicht. Dagegen entwickelt sich Babahoyo (5000?) am östlichen Arme des Rio Guayas gut, und auch die Siedelungen an der Eisenbahn von Guayaquil nach der Cordillere haben gute Aussichten für die Zukunft. Im übrigen leben die Bewohner des Tieflandes meist in kleinen Weilern und auf den Haciendas, von denen einige, wie Tenguel mit über 200 qkm Fläche und 1 0 0 0 0 0 0 Kakaobäumen auch recht volkreiche Siedelungen sind. Da zuni Tieflande des Westens auch Teile der Provinzen Los M os und El Oro mit je etwa 33 000 Einwohnern gerechnet werden, so kann die gesamte Bevölkerung desselben jetzt auf ettirn 250000 veranschlagt werden. 2. Dir Cordillerenlandschasten. Die Cordillere. Aufbau. Die Cordillere von Ecuador oder die Sierra wird von zwei großen Ketten gebildet, die zwischen sich vermutlich ursprünglich ein großes Längs­ tal eingeschlossen haben (vgl. das Profil auf S . 7). Die ältere östliche besteht aus Gneis, kristallinen Schiefern und Granit, die jüngere westliche aus Sedimenten der Kreideformation und einer großen Zone von Porphyren, Porphyriten, Dioriten und ähnlichen Eruptivgesteinen derselben Zeit. Zwischen beiden Ketten dehnt sich jetzt ein Gebiet von Tuffen, vulkanischen Konglomeraten und Breccien sowie von Andesiten und bereit Laven aus, Gesteinen, die teils in dem alten LängsSitoetä, Dic Cordillerenstaatc». IL

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Die Cordillerenftaaten im einzelnen.

tat selbst entstanden sind oder von den auf beiden Ketten aufgesetzten Vulkanen stammen. W o diese eruptiven Massen eine größere M enge und Höhe erreicht haben, bilden sie Stiegel zwischen den beiden Ketten, und so entstehen einzelne ab­ geschlossene Hochbecken ( S . 19). Infolgedessen kommt es auch nicht zur Ausbildung eines Längsflusses in dieser interandinen Furche, sondern mehrere Flüsse fließen in ihren Oberläufen streckenweise in ihr, unt dann nach Osten oder Westen die Kette zu durchbrechen. Nur der äußerste S ü d en bis zum R io Jubones ist ganz frei von jungen vulkanischen Bildungen, weshalb die Beckennatur hier denn auch weniger ausgeprägt ist. Klima. D a s Klima des Cordillerenlandes ist recht verschieden je nach der Höhenlage, aber Genaueres wissen wir noch nicht darüber. I n den t i e f e n T ä l e r n herrscht noch das wenig ver­ änderte tropische Tieflandsklima: Faique im Becken von Zaruma in 840 m Höhe hat ein Jahresm ittel von 22,1° und nur 1,8° Schwankung, da der wärmste M onat Februar 23° erreicht, der kühlste, Ju n i, auf 21,2° herabgeht. D ie beobach­ teten Extreme waren 3 2,8° und 13,1°. D ie Mederschlagsmenge belief sich auf 1433 mm; wenn auch kein M onat ganz regen­ los ist, so zerfällt das Jahr doch in zwei ausgesprochene Jahres­ zeiten, eine Regenzeit vom Dezember bis M ai mit 1299 mm und eine Trockenzeit vom J ü n i bis November mit 134 mm oder nur 9% der Jahressumme. Für die m i t t l e r e n H ö h e n derCordillere und zugleich die interandinen Becken liefert Quito das M aterial. I n 2860 m Höhe beträgt das Jahresm ittel 12,6°, die Schwankung nur 0,4°. Quito liegt zwar unter 0° 14' 8, also am Äquator, aber die Gleichnmßigkeit der Temperatur überrascht doch selbst hier, denn kein M onatsm ittel fällt unter 12,4° (November) und keines steigt über 12,8° (Februar und Septem ber); das mittlere Maximum erreicht 23,6°, das M inimum 6,1°. D ie M eder­ schlagsmenge, ausschließlich Regen, ist mit 1120 mm nicht gerade

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hoch, aber sie genügt vollkommen, da sie sich über das ganze Jahr verteilt; allerdings erhält der trockenste Monat Juli nur 22 mm. Die trockene Jahreszeit währt von Ju n i bis August und bringt zusammen nur 99 mm, noch nicht 9%, der Typus ist also südhemisphärisch, da die Trockenzeit in Pen Winter fällt. Der Frühling, Oktober bis Dezember, empfängt bereits 289 mm, die Hauptregenmonate aber sind die des südlichen Herbstes, März bis Mai, mit zusammen 448 mm. D a auch int Januar und Februar über 100 mm Regen fallen, so kann man eine regnerische Zeit von Oktober bis Mai mit 946 mm oder 85% der Jahressumme einer trockneren yon Juni bis Sep­ tember mit 174 mm oder 15% gegenüberstellen. Die Zahl der Regentage beträgt 159. Auch aus d en h ö ch sten T eilen d er Sierra von Ecuador gibt es Beobachtungen, die sich über ein ganzes Jah r erstrecken. Auf dem Hato de Antisana, dem Biehhof vor dem Antisana, in 4095 m Hohe und 0° 21' südl. Br. sinkt die mittlere Jahrestenrperatur auf 5°, die Schwankung steigt auf 2,7°. I n den Monaten November bis Mai halten sich die Mittel über 5° und erreichen int Januar 6°, in den Monaten Ju n i bis September betragen sie unter 5°, im Ju li und August wenig mehr als 3°; das Klima ist also durchaus südhemisphärisch. Das mittlere Maximum wird auf 11°, das Minimum auf —6,2° angegeben. D as Klima dieser Hohen wird Paramoklima genannt, da es für die über die Baumgrenze aufragenden Teile der Cordillere, PLramos, typisch ist. Oft spielen sich hier an einem Tage alle vier Jahreszeiten unserer Breiten ab, früh Frost, aber Sonne, dann Nebel, Regen, Schnee, Hagel, Gewitter, dazwischen wieder Sonne, ein ins Schlechte verändertes Aprilwetter. I n den höchsten Höhen kommt es zur Bildung einer Schnee­ decke, die allerdings nur immer einzelne Gipfel dauernd bedeckt und auf ihnen Eis und Gletscher erzeugt hat. Die Schneegrenze liegt in Ecuador in einer mittleren Höhe von 4600 - 4700 m

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und reicht im Osten beider Ketten etwas tiefer hinab als im Westen. Dauernd beschneit und zum Teil vereist sind daher nur wenige Berge, int ganzen 16, davon 10 in der Ostcordillere. Zu diesen letzteren gehören die tätigen Vulkane Sangay, Coto­ paxi (Tafel 2) und TungurLgua, bei denen jedoch wegen der häufigen Ausbrüche die Vereisung nur gering ist, sowie der nur 4242 m hohe Getto Hermoso; ein großer Gletscher liegt in der Caldera des M a r, aber die bei weitem stärkste Vergletscherung zeigen der mit Eis vollständig gepanzerte und 14 Gletscher aussendende Chimborazo (6310 m) (Tafel 1) im Westen sowie der Antisana im Osten, gegen deren Bereisung die übrigen, ivie der Carihuairazo, der Jliniza, Corazon, Cotacachi und Chiles ganz zurücktreten. I n der diluvialen Eiszeit reichte die Schneedecke bis etwa 4200 m, die Gletscher endeten bei 3500 bis 3800 m und die Spuren, die sie hinterlassen haben, sind in Form von Rundhöckern, in den Fels gebetteten Lagunen, Moränen, Gletscherschliffen, Blockbestreuung, Karen und Talstufen vielfach erkennbar, auch noch im Süden auf der Westcordillere bei Cuenca. Man kann sogar zwei Perioden der dilu­ vialen Vereisung unterscheiden, deren ältere noch etwas tiefer lag als die zweite. Heute schneit es bis etwa 3600 m abwärts. Vegetation. Die Pflanzendecke hängt von der Höhe ab. I n den tiefen Tälern ziehen sich die Wärme und Trockenheit er­ tragenden Pflanzen wie Kakteen, Algarroben, Mimosen, Agaven, blattabiverfende Bäume und an den Wasserläufen auch die üppigere, tropische Vegetation, mit vielen Frucht­ bäumen, empor. An dem Westabfall der Westcordillere und dem Ostabfall der Ostcordillere steigen die Pflanzen der tropischen Tiefländer empor, im allgemeinen bis 1300 und 1600 m, die Palmen in dichten Beständen bis 1000, die Bananen bis 2400 m Höhe; von 800—1600 m Höhe gedeihen die Farn­ bäume am. besten, in 2000—2600 m Höhe die Quinarindenbäume, die im Gebirge von Loja ihre Heimat haben sollen.

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Die Cordillerenstaaten im cnrzelnen.

I n der Höhe wird der Wald lichter und niedriger, enthält aber noch bis 2500 m eine Palme, Geroxylon andicola, Bam­ busdickichte bis 4000 m und prachtvolle Orchideen. I n den Hochbecken, etwa von 1800—3400 m Höhe, ähnelt die Vege­ tation in vieler Hinsicht der unsrigen: die Erle, Miso (Betula acuminata) und eine Weide, Sauce (Salix humboldtiana) bil­ den, wie in Peru, mit dem Capull (Prunus salicifolius) und Eukalypten die Baumvegetation, die jedoch nicht zu wirklicher Waldbildung gelangt. Daneben erinnern Pfirsiche, Mandeln, Orangen an Südeuropa, Birnen und Quitten an unsere Gegenden; auch die Brombeere und die Erdbeere sowie Rosen, Winden, Fuchsien, Nelken, Geranien u. a. nt. rufen uns Bilder aus der Heimat ins Gedächtnis, nicht zum mindesten aber das Getreide auf den Feldern, Weizen, Gerste und Mais, dazu Kartoffeln, Erbsen und Bohnen. Über dem Ganzen breitet sich die PLramovegetation aus, deren Schönheit bei weitem nicht genügend gewürdigt wird, die aber einen herr­ lichen Flor von Blütenpflanzen aufweist, teils einheimischen, wie Senecio, Calceolaria, Werneria, und die Flanellpflanze Frallejon (Culcitium nivale) und andere, teils uns wohl be­ kannte, wie Valeriana, Potentilla, Crocus. Das Gebirge ist mit steifem Grase, immer noch Stipa ichü, dann auch Paspalum- und Andropogon-9hten überzogen, welche die Pajonales bilden, und selbst in Höhen über 4000 m treten die Quinuarbäume (Polylepis sp.) und dieChuquiraga zu kleinen Gehölzen zusammen. Die Tierwelt entspricht in ihrer Zu­ sammensetzung derjenigen von Peru (s. 1. Bändchen S . 78). Bevölkerung. Ä e B ev ö lk eru n g ist in fast noch höherem Grade indianisch als in der Sierra von P eru , wenigstens haben sich die Hochlandsindianer vielfach vollkommen rein gehalten. Daran ändert nichts der Umstand, daß sie seit Jahrhunderten äußerlich Christen sind und sich auch in der Kleidung den Europäern genähert haben. Immerhin tragen

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sie zum T eil noch Zöpfe und Lammfellhosen (T afel 4) und gehen barfuß; übrigens besteht ein Unterschied zwischen den I n ­ dianern im Sü d en und im Norden des PLramo del Azuay. D ie Kulturstufe der Hochlandsindianer ist aber sehr niedrig, ihre Wohnungen sind ungastliche Lehmhäuser mit S troh ­ dächern, mit sehr geringem Hausgerät, ihre Kleidung besteht aus Hemd, Hose, Poncho und Filzhut, ihre Bedürfnisse sind sehr beschränkt. Ih re geistige Ausbildung ist vollkommen zurückgeblieben, ihre Abhängigkeit von den Behörden und den M ayordomos der Haciendas sehr groß, fast noch sklavisch; ein etw as freieres Leben haben nur die Maultiertreiber, Händ­ ler, Handwerker in kleinen Städten. Neben den Indianern kommen die Mischlinge(Tafel3) zwischen ihnen und denW eißen, zum T eil auch den Negern, in Betracht; sie sind entweder Mestizen oder Cholos, je nachdem Weiße und Indianer oder Weiße und Mestizen die Mschung eingegangen sind, oder auch Zambos, bei Kreuzung von Indianern und Negern. Neger sind aber in der Sierra sehr selten, nur in den tieferen heißen Tälern häufiger, wie im Becken von Zaruma, im Tale des Catamayo. D agegen leben altspanischer Fam ilien rein­ erhaltene Abkömmlinge in der Sierra noch in größerer Zahl, besonders als herrschende Klasse in den größeren S täd ten , aber auch als Besitzer der Haciendas auf dem Lande. Wirtschaftliche Verhältnisse. D ie Haciendas (T afel 3) der Sierra von Ecuador sind weit vorgeschrittener a ls die­ jenigen des In n ern von Perü; im ganzen S ü d en reiht sich eine gut gehaltene an die andere, so daß sowohl die wohl­ gepflegten Fassaden m it Glasfenstern w ie auch die behaglich ausgestatteten Jnnenräume und endlich die sorgfältig be­ handelten Gärten und Baumpflanzungen angenehm auf­ fallen. A n g e b a u t w ir d das einheimische Getreide, die Quinoa, nur in geringem M aße, sondern sie ist durch Weizen und Gerste ersetzt worden, die bis zu 3000 und 3400 m Höhe

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D ie Cordillerenstaaten im einzelnen.

gedeihen; am wichtigsten aber sind Mais, wie auch vor der Eroberung, und Kartoffeln. Ferner werden die Oka, der Ulluco, und eine weitere Knollenpflanze, Mashua (Tropaeolum tuberosum), noch angepflanzt, wenn auch in geringem Maße, und neu eingeführt sind Erbsen, Bohnen, Linsen. Sehr wich­ tig ist die Luzerne als Futterpflanze. I n den wärmeren Teilen der Täler reifen auch noch Kaffee bis 1500 und Zuckerrohr bis 2500 m Höhe. Infolge der Überschüttung der inneren Furche mit jungeruptivem Material liegen aber weite Strecken derselben brach für den Ackerbau und sind allein zur Viehweide geeignet. I n der Tat ist die V iehzucht die eigentlich typische Beschäftigung der Indianer der Sierra, besonders die Schaf­ zucht, weniger die Rinder- und Pferdezucht. M s Erzeugnis der Viehzucht kommen für die Ausfuhr aber nur Häute in Betracht, 1911 auch nur für 1 Million Mark. Gold findet sich an manchen Stellen des Landes, am meisten noch in Zaruma, Silber bei Pilzhun, aber zur Ausfuhr trägt der Bergbau nur Gold, 1911 für 2,5 Mill. Mark, bei. Die Jn dilstrie ist meist Hausindustrie, Anfertigung von Ponchos, Tüchern, Gürteln, Binden aus Wolle und Baumwolle, von Körben, Taschen, Seilen, Stricken aus den Fasern der Cabuya genannten Agavenart, endlich von Töpfen, Käse, Schuhen. I n den größten Städten Quito und Cuenca beginnt aber auch die moderne Industrie in Gestalt von Bierbrauerei, ©eisen» und Zündholzfabriken einzudringen. Sehr wichtig ist für die Durchdringung des Landes mit Kultur die 1908 vollendete Eisenbahn von Guayaquil nach Quito, die alle zwischen dem Azuay und Quito liegenden Hochbecken durchzieht. Die Hochbecken. Das Becken von Loja. D ie einzelnen Hochbecken sind, wie schon angegeben, von verschiedener Ausdehnung und Ausprägung. I m Süden liegen sie tiefer und sind nicht mit vulkanischem Material zugedeckt, haben aber auch keine so hohen Randgebirge wie die nördlicheren.

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Im äußersten Süden sperrt ein 2400 m hoher Riegel den Grenzfluß Macarä oder Calvas von dem kleinen Becken von Carianmnga (1900—2000) ab, das im Westen, Osten und Norden von Eruptivgesteinsrücken umgeben, hauptsächlich aus Kalken, Schiefertonen, Sandsteinen der Kreideformatiou und aus Tuffen und Porphyriten aufgebaut ist. Dann folgt die tertiäre Talniederung des Mo Catamayo und der Riegel von Cajanuma, der bereits der krystallinen Ostcordillere angehört. Er fällt steil zu dem langgestreckten, von den Flüssen Malacatos und Zamora durchflossenen Becken voir Sojci ab, in dem durch reiche Flora ausgezeichnetes Tertiär liegt; in der Mitte des Beckens erhebt sich die südlichste Stadt von Ecuador, Loja mit 10000 (?) Einwohnern in 2085 m Höhe. I m Westen desBeckensvon Loja liegt das v o n Z a r u m a , mit den Quell­ flüssen des Rio Tumbez, fast ganz im Eruptivgestein, besonders Porphyrit, der hier der Träger des Goldes ist. Abgeschlossen werden diese Becken im Norden durch den ersten höheren, aber von jungeruptivem Gestein noch ganz freien, aus Quarz­ porphyr und Porphyrit bestehenden Riegel Guagra-Uma mit 3500 m, an dessen Fuß der Glimmerschiefer hervortritt und dessen oberste Teile der glacialen Einwirkung verdächtig sind. Ähnlich wie das Becken von Loja ist auch das von O n a und N abon gestaltet, in dem der Rio Leon, der größte Quellarm des Mo Jubones fließt. Hier treten bereits Andesite, Laven, Tuffe in großer Ausdehnung und beträchtlicher Mächtigkeit auf und verwischen die Beckenform. Dagegen ist der folgende Megel wieder deutlich erkennbar, nämlich der von TinajillasSilvän, auf dessen aus Porphyrit bestehender Hochfläche (3450 m) ein Signal der französischen Gradmessungskommission von 1907 steht. Das Beilen von Cnenca. Der Päramo Silvan stürzt schroff zu dem sehr klar ausgeprägten 'wiederum mit Tertiär ge­ füllten, in seinen östlichen Teilen aber nicht von Tuffen freien,

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langen Becken von C u e n c a ab, nahe dessen nördlichem Ende die gleichnamige S ta d t in 2580 m Höhe liegt. C u e n c a ist eine alte, wohlgebaute in reicher Umgebung gelegene S ta d t m it äußerst kräftigem Leben und namentlich gegen S üd en zu volkreichen Bororten. I h re Einwohnerzahl wird auf 30000 angegeben, aber die Ausdehnung der Häuserreihen und die Volksmenge auf den S traß en läßt auf 40000 schließen; in jedem F all ist Cuenca die zweite S ta d t der S ierra von Ecuador, Hauptort des Südens, Bischofsitz. Durch ein reiches Gebiet von Haciendas führt der Weg weiter nach Azogues (5000 Einwohner) inmitten der kretazeischen S a n d ­ steinformation von Azogues, die sich bis zum P aram o von Bueran (3500 m) bei Ganor ausdehnt. Dieser ist bereits ein Ausläufer des großen Andesitriegels El Azuay und schließt mit diesem das kleine Becken von Canar (3100 m) ein. D er P ä r a m o b e i A z u a y ist der südlichste Tell des zusammen­ hängenden Gebietes jungeruptiver Ablagerungen, ein öder, 4500 m hoher, zur Eiszeit vergletschert gewesener breiter Rücken aus Andesiten, Laven und Tuffen, die breiteste geschlossene Andesitmasse in Ecuador. Er trennt das T al des P a u le im Süden von dem des Chanchan int Norden, trägt also die kontinentale Hauptwasserscheide und dient als Grenze zwischen dem süd­ lichen und dem nördlichen Ecuador. Von hier an werden die Gebirge höher, es treten die tätigen Vulkane auf, die innere, jungeruptive Zone verbreitet sich immer mehr, die Bevölke­ rung ist ein wenig anders als im Süden, der Schwerpunkt des S taates beginnt. Die Becken von Alausi «nd Riobamba. Zunächst folgt das Becken v o n Alausi (2350 m) zwischen der kristal­ linischen Ostcordillere und der eruptiven Westcordillere m it dem lebhaften Städtchen gleichen Namens (5000 Ein­ wohner) an der Eisenbahn. Abgeschlossen wird es im Norden durch eine neue Schwelle, Tiocajas (3600 in), die hinunter-

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führt in das Becken von R io b a m b a , der größten Stadt des mittleren Ecuador/ mit 12 000 Einwohnern, Diese S tad t wurde 1797 infolge eines Erdbebens, das sie voll­ ständig zerstörte, von ihrem 12 km weiter im Westen gelegenen Orte auf den jetzigen Platz verlegt. I m Westen wird das Becken von Riobamba durch die Westcordillere begrenzt, die etwa 4000 m hoch, hier noch Veranlassung zur Bildung des Beckens von Guarandü (2700 m) gibt, in dem der Rio Chimbo eine südliche Richtung einnimmt. Auf der kristallinen Ostcordillere dagegen erheben sich die ersten Vulkane, darunter zwei tätige. Der südlichste, der S a n g a y , ist der tätigste Feuerberg der Erde, 5323 m hoch, wovon jedoch etwa 3600 m für das Grundgebirge abzuziehen sind. S eit dem Jahre 1728 ist bekannt, daß er in unregelmäßigen Pausen, 1903 alle 8—10 Minuten, Ausbrüche hat, die jedoch nicht verhindern, daß er bis weit hinab vereist ist. Der Sangay liegt schon im Osten der Wasser­ scheide in völlig öder, menschenleerer Gegend. Der zweite tätige Vulkan ist der T u n g u rä g u a , der sich umgekehrt ver­ hält wie der Sangay; seine Basis ist nämlich nur 1800—2000 m hoch, der Aschenkegel aber 3000 bis 3200, da die Höhe gegen« wältig fast 5100 m beträgt. Der Tunguragua hat auch nur gelegentlich Ausbrüche, 1641, 1773, 1781, 1886, aber dann sperrt er meist das Tal des Rio Pastaza bei den heißen Quellen von BaKos, wo dieser Fluß die Ostcordillere durchbricht. Zwischen dem bis 4700 m herab mit Schnee bedeckten Tun­ guragua und dem Sangay liegt der bereits erloschene A lta r oder Collanes. Er besitzt drei Gipfel von 5300—5400 m Höhe, die eine große Caldera umschließen, in der ein Gletscher bis 4300 in hinabzieht, der zur Eiszeit, wie eine große Endmoräne beweist, 3750 m erreichte. Auch der M a r sitzt dem Grund­ gebirge auf, wie ein Reiter auf dem Pferde. Die Becken von A-nbato und Latacunga. Vom Tunguragua erstreckt sich nach Westen ein Riegel, der das mit vul-

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Die Cordillerenstaaten im einzelnen.

kanischem S an d erfM te Becken von M obam ba im Norden abschließt, in Gestalt des nur zeitweise Schnee tragenden, kraterlosen 4450 m hohen Jgualata, dem sich ein weiterer kleinerer Vulkanberg, der Puäalica (4000 m) anschließt. M it dem Passe von S inancajas trennen sie das Becken von Mobamba von dem von Ambato und Latacunga und führen zur Westcordillere hinüber. Diese verändert hier ihr Gepräge, insofern der breite G ürtel der Kreidesedimente nördlich GuarandL von jungeruptiven Gesteinen eingenommen wird. Diese bilden hier die beiden großen, erloschenen Vulkane Chimborazo und Carihuairazo, hinter denen der Rio de Ambato in einem Längstal verläuft. D e rC h im b o ra z o (6310m ) (Tafel 1 )steht auf dem 4000 m hohen Rücken der Westcordülere als ein 2300 m hoher Vulkan­ berg, ist jedoch bereits sehr lange erloschen. E r ist aber eigentlich kein Einzelberg, sondern eine G ruppe von fünf miteinander verwachsenen Gipfeldomen oder stumpfen Pyram iden. S eine längere Achse ist 15, die kürzere 12 km lang und so erhebt er sich aus dem welligen, graubraunen PLramogebiet empor als ein massiger Gebirgsstock. An seinem Fuße zeigen alte M oränen die frühere stärkere Vereisung, alte Lavaströme,die einstmalige starke vulkanische Tätigkeit an. Nach oben folgen dann mit steilerer Böschung junge M oränen, bis endlich die steile Felsen­ pyramide folgt, über deren wilde Schründe und Wände 14 Gletscher, zum Teil in Eisstürzen, herabhängen. Erstiegen lvorden ist der „Schneeberg von Chimbo" 1802 von Humboldt und Bonpland bis 5917 m , 1831 von Hall und Boussingault bis 6000, 1872 von Reiß und S tübel bis 5810, 1880 von Whymper bis zum Gipfel, neuerdings 1903 von H ans Meyer. Gegen den Chimborazo steht der C a r i h u a ir a z o , obwohl auch über 5100 m hoch, stark zurück, aber er hat eine Merk­ würdigkeit, die gewaltige Caldera von 4264 bis 3826 m, die selbst die des A ltar übertrifft; außerdem sandte er wahrschein-

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fiel) durch das Schmelzen des Eises infolge von Lavaernptionen hervorgerufene Schlammströme hinab, die in den Jahren 1698 und 1797 die Ebene von Ambato und diese S tadt verwüsteten; denn der Carihuairazo steht schon über dieser. D as Becken von Ambato (7000?) und Latacunga (10 000 Einwohner) wird durch den Mo Patate, den nördlichen Quell­ fluß des Pastaza, in meridionaler Richtung durchflossen; der Süden bei Ambato (2600 m) liegt etwas tiefer als der Norden bei Latacunga (2800 m), die äußersten nördlichen Teile er­ reichet» 3000 m. Auf beiden Kordilleren fehlen große Vulkan­ berge: der Cerro Hermoso (4576 m) der Ostcordillere ist ein Schieferberg inmitten stark vergletschert gewesener, an La­ gunen reicher Umgebung, im Westen fällt der vulkanische Qullotoa (4000 m) durch seine Lage am Westhang der Westcordillere und durch seinen anscheinend tiefen Kratersee aus. Das Becken von Onito. I m Norden wird das Becken von Latacunga von dem Becken von Q u ito durch eine neue vulkanische Schwelle getrennt, "bie zwar in den Cerros de Chaupi 'nur 3600 m hoch ist, aber doch die Wasserscheide gegen den Rio Guallabamba bildet. Sie führt von dem Jliniza (5305) im Westen zum RuminLhui (4757) und Cotopaxi (5943) im Osten über. I n der T at ist das Becken von Quito umrahmt von einer Anzahl der bekanntesten Vulkanberge überhaupt: auf der Ostcordillere erheben sich der Cotopaxi, der Antisana, der Sincholagua, auf der Westcordillere der Jliniza, der Corazon, der Atacazo und der Pichincha. Unter diesen hat der C o to p ax i (Tafel 2) wegen seiner Höhe und seiner häufigen Ausbrüche die Aufmerksamkeit stets am meisten erregt. Er tritt weit gegen das interandine Hochland vor, fällt durch seine regelmäßige Kegelgestalt auf und ist von den angesehensten wissenschaftlichen Reisenden in Ecuador be­ stiegen worden, 1802 von A. v. Hinnboldt bis 4413 m, 1858

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von Moritz Wagner bis 5400 m, 1872 zuerst bis zum Gipfel von W. Reiß, 1873 von A. Stü b el, 1903 von H ans M eyer. Außerdem war er 1532— 1534, 1 7 4 2 -4 4 , 1766, 1 7 6 8 ,1 8 0 3 , 1 8 5 0 -5 9 ,1 8 7 7 ,1 8 8 0 ,1 8 8 3 ,1 8 8 5 ,1 8 8 6 und 1904 tätig. Auch er erhebt sich über dem 3700 m hohen Grundgebirge noch fast 2300 m bis zu nahe 6000 m Höhe und trägt einen 1300 m hohen M antel von Schnee. S e in e Lavaströme haben sich nach allen S eiten ergossen, und auch Schlammströme kamen, besonders 1742, nach dem interandinen Hochlande, z. B . bei Mulalü, herab. D ie Ausbrüche des Vulkans erfolgen aus dem bis 800 m langen, bis 550 m breiten elliptischen Gipfelkrater, der mit 60—80° Neigung jäh abfällt und von Firnmassen umrahmt wird; aus der T iefe quillt weißer und hellgrauer Dampf. Südöstlich des Cotopaxi erhebt sich der Q u ilin d a ü a , dessen steile, 4919 m hohe Gipfelpyramide noch nicht erstiegen ist; an ihrem Fuße liegt in 4075 m der S e e Durac Cocha, von dem sich das dürch Gletschererosion U-förmig ausgestaltete Auractal mit vielen M oränenwällen herabzieht, während auch heute noch kleine Gletscher von der Felspyram ide herab­ hängen. Während der Quilindaüa am Rande der Ostcordillere steht, sitzt der A n tis a n a dieser wieder auf. Er besteht aus zwei Gipfeln von 5756 und 5620 m Höhe, ist einer der größten Calderaberge der Cordillere und birgt in dieser Caldera einen bis 4200 m hinabragenden Gletscher. Außerdem ist er bekannt wegen mehrerer noch junger Lavaströme und soll noch 1801 eine schwarze Rauchsäule ausgestoßen haben. 1881 wurde er zuerst von Edward Whymper bestiegen, seitdem aber nicht wieder. W eniger bekannt sind der Sincholägua (5000) und der Rumiüähui (4757 m) nördlich und westlich vom Cotopaxi. Dagegen haben die V u lk a n e d er W e stc o r d ille r e klangvollere Namen. D er Jliniza hat zwei Gipselpyramiden von fast gleicher Höhe (5300 und 5160 m), der Corazon (Herz)

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ist nur 4800 m hoch und daher nur wenig beschneit, der Atacatzo reicht mit 4540 m sogar unter die Schneegrenze hinab, aber sie alle verdanken ihre Formen zunächst zwar der vulkanischen Aufschüttung, dann aber der Gletscherwirkung.

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Tätig sind sie seit längerer Z eit nicht mehr, dagegen soll der über Q uito gelegene P ichincha 1566, 1575 und 1660 noch Ausbrüche gehabt haben und zeigt zwischen seinen sechs Gipfeln, von denen der höchste 4787 m hoch ist, eine weiße aus dem 600 m tiefen Krater aufsteigende Dampfwolke und durchaus vulkanische Form. Eine großartige Caldera hat auch der nur 3300 m hohe Pululägua. Zwischen den beiden Cordilleren fließt in nördlichem Laufe von etwa 4000 m Höhe ab der Quellarm des R io Esmeraldas, hier S a n Pedro genannt, durch das Hochbecken von Quito und bricht nördlich des Pululägua in tiefem Tale durch die Westcordillere hindurch. D a s Becken von Q uito erinnerte Hans M eyer durch seine freundlichen, grünen M esen und Felder, das zahlreiche Vieh und die umliegenden Schnee­ berge an das untere Engadin. Hier liegt in 2850 m Höhe an der Westseite Q u it o (T afel 5) die Landeshauptstadt, am G e­ hänge des Pichincha, inm itten von Haciendas und villen­ artigen Landhäusern. S ie hat große Plätze, enge Straßen, alte, zum T eil schöne Kirchen und einige palastartige G e­ bäude, namenüich Klöster, aber kein Bauwerk mehr aus der Z eit der Conquista. D e Einwohnerzahl wird nach der Zählung von 1906 auf 51000 angegeben. M eder führt ein vulkanischer R iegel einen Abschluß des Beckens von Quito herbei, indem sich der 4300 m hohe M ojanda mit sehr breiter Gipfelfläche und tiefem Krater, sowie der 4000 m hohe Calderaberg Cusin-Urcu quer über die interandine Senke legen. Ih n en kann auch noch der hohe Vulkan von C a y a m b e zugesellt werden, der als Fortsetzung der östlichen Vulkanreihe auf dem kristallinen Grundgebirge bis zu 5840 m emporragt, aber nicht mehr tätig ist. Ent­ sprechend seiner Höhe ist auch er etwa 1200 m m it Schnee und E is bedeckt und entsendet namentlich nach Süden mäch­ tige Gletscher und Schneefelder.

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Das Becken von Jbarra. Jenseits dieser Vulkanberge dehnt sich als letztes d as Becken von J b a r r a und Tulcan aus. Es wird von dem Quellfluß des Rio M ira, Rio Blanco, durchflossen und zerfällt, da dieser nach Nordwesten durch die Cordillere bricht, in eine südliche und eine nördliche Hälfte. Die südliche senkt sich von 2600 bis 1600 m abwärts und enthält außer der Stadt Jbarra (10000 (?) Einwohner) noch den Flecken Otavalo. Zwischen beiden Städten liegen mitten im Becken vulkanische Erhebun­ gen, darunter der 4582 m hohe, schwarze Jmbabura. I n dem nördlichen Teil ist der Hauptort Tulcan (3000 m) mit 4000 Ein­ wohnern. Die Ostcordillere ist nördlich vom Cayambe fast frei von Eniptionszentren, dagegen stehen westlich von Jbarra der 5000 m hohe, erloschene, regelmäßige Kegel des Cotacachi und der „schwarze Berg", Dana Ural, nahe Tulcan aber auf der Westcordillere die beiden noch eben über die Schneegrenze aufragenden Vulkane Chiles und Cumbal mit je 4800 m Höhe. 3. DaS östliche Tiefland. D as östliche T ie fla n d von Ecuador ist größtenteils noch eine Waldwildnis, über die nur wenig bekannt ist, obwohl sie bereits von Orellana durchzogen wurde, als er 1540 den Napo zum Amazonas hinabfuhr. Dieser entspringt an den hohen Vulkanen der Ostcordillere, dem Cotopaxi und deni Antisana, und wird durch den Mo Coca, der vom Cayambe kommt, verstärkt. Bei Coca, in 260 m, fließen beide vereint ins Tiefland Amazoniens und nehmen hier noch den Curaray auf, der ebenfalls von der Cordillere, dem Cerro Hermoso, kommt und durch den Kautschukreichtum an seinen Ufern sowie durch günstigen Wasserstand ausgezeichnet ist. Auch der Pastaza ist ein großer Nebenfluß des Amazonas aus der Cordillere, in der er die Becken von Riobamba, Ambato und Latacunga durchfließt, aber auch er leidet wie der Napo unter S ie ee rS , Die Cordillerenstaate». II.

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Die Cordillermstaatcn im einzelnen.

wechselndem Wasserstand und starker Strömung. Wenig be­ kannt sind der Rio Tigre und der Morona, der, wie der Pastaza, einen fast südlichen Lauf hat, sowie der Rio Paute, der das Wasser der Provinzen Loja und Azuay zusammenfaßt und noch oberhalb der letzten Pongos in den Maraäon mündet. Klimatisch, in bezug auf Pflanzenkleid, Tierwelt und Be­ völkerung, ist der ecuadorianische Tell Amazoniens dem peruanischen ähnlich. D as wichtigste Erzeugnis der Pflanzenwelt ist auch hier die Kautschuk (1911: für 4 Mill. Mark) liefernde Hevea, neben der keinerlei anderer Ausfuhrgegenstand auf­ kommen kann. Die B evölkerung besteht aus reinen India­ nern, über die wenig bekannt ist; nur die im äußersten Süden sitzenden Jivaros sind berühmt wegen ihrer Kunst, die abge­ schnittenen Köpfe erlegter Gegner so herzurichten, daß die Ge­ sichtszüge trotz starker Einschrumpfung einigermaßen erhalten bleiben. Einen anderen Teil der Bevölkerung bilden die Kaut­ schuksammler, die von den Wasserwegen aus in das Innere der Wälder vordringen und auf die Indianer einen überaus un­ günstigen Einfluß ausüben. Die Siedelungen dieser Leute sind nicht dauernd, die Grenzen des ecuadorianischen Tieflandes gegenüber Colombia und Peru nicht festgelegt, so daß be­ ständige Grenzstreitigkeiten vorkommen. Namentlich Pem aner scheinen int Tieflande Ecuadors in größerer Zahl zu leben als Ecuadorianer. Auf den Vorbergen der Cordillere liegen nur einige Häusergruppen und Haciendas, und für die ganze Pro­ vinz El Oriente rechnete die Statistik früher nur 12000 Ein­ wohner, jetzt allerdings, wohl mit den Indianern, 80000. Im 16. und 17. Jahrhundert gab es am oberen Rio Santiago viele Missionen, wie Zamora, Loyola und Logroüo. 4. Die Galäpagos-Fnseln. Zu Ecuador gehören, wenigstens zurzeit noch, da die Versuche der Vereinigten Staaten, sie zu erwerben, bisher

Ecuador: B. Die natürlichen Landschaften.

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erfolglos gewesen sind, die G a lä p a g o sin se ln oder die GalLpagos. S ie liegen unter dem Äquator zwischen 89 und 92° westl. L. und bestehen aus zehn größeren und vielen kleineren Inseln, die zusammen 7430 qkm, fast so viel wie das Großherzogtum Hessen, bedecken. Von diesen 7430 qkm nimmt Albemarle oder Jsabela allein 4278 ein, Chaves, Jndefatigable oder S anta Cruz 1023, Narborough oder Fernandina 651, Jam es oder Santiago 574, Chatham oder S an Cristübal 434, Floreana oder Charles 140. Die Inseln sind durchaus vulkanisch, aber nicht mehr tätig. Ihre hoch­ vulkanische Natur wird aber durch nicht weniger als 2000 Krater bewiesen, von denen einer auf Mbemarle 1430, ein anderer auf Narborough 1150 m Höhe erreichen; auf den anderen Inseln übersteigen sie aber 750 m Höhe nicht. Neben den Hauptkegeln und parasitischen Ämtern kommen viele große Basaltlavaströme vor, die durch die Erosion in spitze Nadeln und Zacken verwandelt sind. Auch Tuffkegel und durch die Abtragung in Ruinen umgeformte Kegelberge sind häufig, aber die Formen sind je nach der Höhe verschieden. D as K lim a der GalLpagos-Jnseln ist nämlich in den ver­ schiedenen Höhen nicht dasselbe. Für die Lage der Inseln unter dem Äquator ist es viel zu kühl, da die Küsten nur etwa 22° mittlere Jahrestemperatur haben, gegen 26—27°, die sich aus der geographischen Breite ergeben würden. Der Grund für diese Abweichung liegt darin, daß auch hier das Meer nur 23° warm ist, der kühle Meeresstrom also bis hierher seinen Einfluß geltend macht. I n den Höhen von 270—300 m sinkt das Jahresmittel bereits auf 19°, in 400—600 m gar auf 17 oder 16°, rund 7° weniger als auf dem Festlande. Auch die Trockenheit der unteren Teile der Inseln gleicht der­ jenigen der Westküste von Perü; über 270 m Höhe beginnt aber eine feuchtere Zone. Die Regenzeit dauert vom Februar bis zum Juni, tritt also hauptsächlich im Herbst ein; sie bringt

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Die Cordillererrstaaten im einzelnen.

der unteren Zone einige Regengüsse, der oberen reichlicheren Niederschlag. Außerdem aber empfangen die höheren Teile der Galapagos von August bis November ziemlich viel Regen, d. h. im Frühling, und zwar bei Südostwinden, dem Südost­ passat. Endlich tragen dichte Garüas zur Benetzung der höheren Zone der GalLpagos bei. Die Feuchtigkeit in den oberen Teilen der Inseln veranlaßt nun eine stärkere Abrundung der Bergformen, Ausfüllung der Krater mit Schwemmaterial und Zerfall der Lava in rote Erde. Auch die Pflanzendecke wird durch diesen Gegensatz be­ einflußt. Irr den unteren Gebieten der Inseln ist sie dürftig, so daß die Lava überall zwischen den dünn belaubten Büschen und den riesigen Kandelaberkakteen hervorschaut. Croton, Euphorbiaceen mit) eineLantana herrschen vor. Inder:Höhen stehe:: Gräser, 6—8 m hohe Algarroben und Mimosen, die Bromeliacee Usnea, der Guayabobaum, ein dem Polylepis ähnlicher Baum, und der Lechoso. Angebaut wurden auf Floreana, wo sogar einige Palmer: vorkomme::, Zuckerrohr, Dukka, Baumwolle, Indigo, Bananen, Kartoffel:: und Frucht­ bäume. Am merkwürdigsten ist die Tierwelt durch die riesiger: Schildkröten, die den Inseln ihren Namen verschafft haben, und die ebenfalls sehr großen Leguanas, die letzten Vertreter der Meeressaurier von der Gattung Amblyrhynchus. Nager, Ratten, Rinder, Schweine, Ziegen, Esel, Katzen, Hunde sind die Säugetiere: Vögel, besonders Seevögel, sind ungeheuer häufig, namentlich der Albatros und der Pinguin. Bervohnt ist nur S an Cristobal von etwa 400 Menschen, die Viehzucht, Acker- und Gartenbau treiben und Orseille und Schildkröteneier sammeln.

Colombia: A. Allgemeines.

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Colombia (La Repüblica de Colombia). A. Allgemeines. Colombia als Staat. C olom bia ober, wie es offiziell heißt, La Repüblica de Colombia, trägt zwar bett Namen bes Kolum­ bus, ist aber voit biesem niemals gesehen worben. Vielmehr haben einige ber sogenannten „kleinen Entbecker", Robrigo be las Bastidas uttb Juan be la Cosa, im Jahre 1500 bie atlantische Küste bes Laubes von ber Guajira bis zum Golf von Tarien befahren, unb erst sehr viel später, 1524—27, entschleierte bie berühmte „piruanische Entbeckungsgesellschaft", Francisco Pizarro, Diego be Almagro unb Fernanbo be Luque, bie pazifische Küste Colombias, tvährenb bas Innere kurz darauf, 1528 bis 1538, von verschiedenen Konquistadoren durchzogen wurde. Da Colombia sich durch Reichtum an Gold unb Edelsteinen auszeichnete, so haben die Spanier hier bald festen Fuß ge­ faßt und das Land bis zu einem gewissen Grade entwickelt. Bereits 1525 erbauten sie Santa Marta, 1532 Cartagena, die beiden berühmtesten Hafenstädte ber Kolonialzeit, in denen sich die Silberflotten zusammenfanden, um unter Be­ deckung von Kriegsschiffen nach Spanien zu fahren; 1538 ent­ stand die Hauptstadt BogotL nahe der alten Hauptstadt ber Zipas, Funza, und 1547 die Presidencia Nueva Granada: Neugranada, wie der Eroberer Gonzalo Jimenez de Quesada das Land nach seiner Heimat genannt hatte. J e reicher sich dieses erwies, um so wertvoller wurde es den Spaniern, und sie erhoben daher 1710 die Präsidentschaft zum Vizekvnigreich S anta Fe be Bogota ober Nueva Granada. Wie in allen spanischeit Besitzungen in Südamerika, so brach aber auch in Colombia, hier im Jahre 1810, bet Aufstand gegen die spanische Herrschaft aus, der nach 10jährigen Kämpfen zur Abschüttelung derselben durch ©intön Bolivar führte. 1819 wurde bet Norden mit Venezuela zu der großen

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Die Cordillerenstaaten int einzelnen.

Republik Colombia vereinigt und 1822 auch der S üden und das jetzige Ecuador dazugeschlagen. Die große Republik fiel aber schon 1829/30 auseinander, und seitdem besteht das jetzige Colombia bald unter diesem Namen, bald unter der älteren Bezeichnung Neugranada. Auch Colombia ist seiner Freiheit nicht froh geworden, sondern seit 80 Jahren ein Spielball der Parteien geblieben. Der erste Präsident, General Santander, 1833—1837, vermochte zwar noch Ruhe zu halten, aber nach seinem Abgang begannen die Wirren, die in den Jahren 1839—1841 zu einem blutigen Bürgerkriege führtet:. Verhältnisnräßig ruhig verliefen die Regierungen der Generale Pedro AlcLntara Herran (1841—1845), Tomas Cipriano Mosquera (1845—1849), Jo ft Lopez (1849—1853) und Jos6 M aria Obando (1853—1857), aber nun begannen neue Kämpfe zwischen den Zetttralisten unter Mariano Ospina (1857—1861) und dem Föderalisten Mosquera, in denen der letztere obsiegte. Infolgedessen wurde aus der Republik Nueva Granada die Ultimi der „Estados Unidos de Colombia", aber die Verfassungsverände­ rung führte noch jahrelang zu Unruhen. Bon 1865—1884 folgten acht Präsidenten mit nur zweijährigen Amtsperioden aufeinander, doch herrschte int allgemeinen Ruhe int Lande. Dann aber brach ein äußerst gefährlicher Bürgerkrieg zwischen den Liberalen, die bisher am Ruder gewesen waren, und den Klerikalen aus, der durch den Präsidenten Nuüez (1882—1884) zugunsten der letzteren ent­ schieden wurde, den S ta a t aus einem Föderativstaat wieder zu einem Einheitsstaat, Repüblica de Colombia, machte, aber gleich­ zeitig ungeheure Werte vernichtete und das Land in allgemeines, namentlich finanzielles Elend stürzte. Die neueste Geschichte des S taates ist weniger unruhig, wenn es auch nicht an Wirren und Gegensätzen fehlt; immerhin ist die Verfassung neuerdings nicht mehr geändert worden. Einen schweren Verlust aber erlitt Co­ lombia durch die im November 1903 erfolgte Losreißung des De­ partaments PanamL, zumal da diese es jeden Einflusses auf den in seinem Gebiete gelegenen Panamäkanal beraubte, eine Wunde, die das Land kaum je verschmerzen tvird.

Grenzen. Die G re n z e n der Republik sind keineswegs überall genügend festgelegt. Gegen Norden und Westen bildet die See eine natürliche Grenze, aber gegen Osten und Süden liegen noch unsichere Verhältnisse

Colombia: A. Allgemeines.

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vor. M it Venezuela wurde 1893 durch Schiedsspruch der Krone von Spanien eine Grenzveränderung erzielt, die Colombia die ganze Guajira und das Land bis an den Orinoco zusprach, aber Venezuela hat diesen Schiedsspruch nicht anerkannt. Gegenüber Brasilien, Peru und Ecuador aber sind für das Tiefland Amazoniens die Grenzen noch nicht festgelegt, so daß, namentlich mit Peru, zum Teil auch mit Ecuador, erhebliche Differenzen in bezug auf die Abgrenzung im Gebiete des Uapurä, llaupss, JtzL und Napo be­ stehen, Gegensätze, die früher wegen des geringen Wertes des Landes nicht dringlich waren, die aper seit der Entdeckung reicher Kautschukbestände an den Ufern dieser Flüsse und zwischen ihnen Bedeutung gewonnen und bereits zu Gefechten mit den peruanischen Grenzposten am DapurL geführt haben. I n der Sierra ist der Rio Carchi die Grenze gegen Ecuador, im westlichen Cordillerenabhang der Rio Mira, aber auch hier ist es schvn zweimal, 1846 und 1865, zu kurzen Kriegen gekommen. Einen ernstlicheren Krieg hatte Colombia 1864—1869 mit den übrigen pacifischen Staaten gegen Spanien, das diese Republiken noch immer nicht anerkennen wollte, zu bestehen; gelegentlich ist es auch zu Fehden mit Venezuela gekommen. Heute neigen sich die Sympathien Colombias wegen seines Gegensatzes gegenüber P eru und den Bereinigten S taaten Chile zu.

Größe. Colombia hat nach den im Geographischen Institut von Justus Perthes ausgeführten planimetrischen Messungen eine Fläche von 1 127 372 qkm, also etwa die doppelte Größe des Deutschen Reiches. Davon kommen auf das östliche Tief­ land etwa 630 000, auf das übrige Land 500 000. Dieses aber enthält zwischen ben Cordillerenketten und im Norden sowie auch an der Westküste ebenfalls ebenes Land, dessen Größe schwer zu berechnen ist; man kann aber rund 350 000 qkm dem Cordillerenlande, 150 000 qkm den dazwischen und davor gelagerten Ebenen zurechnen. Dann ergibt sich von der Gesamtfläche für das östliche Tiefland 56, für das Gebirgsland 31 und für die übrigen Ebenen 13%. Colombia ist also noch weniger gebirgig alls Ecuador. Sein Gebirgsland hat etwa die Größe Preußens, das östliche Tiefland diejenige Österreich-Ungarns ohne Bosnien, während das übrige Land ungefähr doppelt so groß ist wie Bayern.

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Die Cordillerenstaaten im einzelnen.

Überblick über Land und Volk. D a s G ru n d g erü st und Rückgrat des L a n d e s ist w ied er, wie auch in den an d e re n C o rd ille re n s ta a te n , die C o rd ille re (vgl. die Karte im 1. Bändchen S . 9). Diese schließt sich eng an die von Ecuador an und besteht zunächst noch aus zwei Ketten, einer östlichen und einer westlichen. Die östliche ist die H a u p tc o rd ille re , heißt im Lande aber Cordillera Central, weil noch eine dritte weiter im Osten hinzutritt. S ie besteht aus kristallinen Schiefern und Sedimenten der Kreide und trägt noch eine Reihe von Vulkanen, darunter im Süden den 4264 m hohen Vulkan von Pasto, die Gruppe des Sotarä (4435), Puracä (4700) und Pan de Azücar, die sämtlich nicht über die Schneegrenze hin­ ausragen, unter 3 ° aber den 5750 m hohen Nevado de Huila, und unter 5° den regelmäßig geformten Tollma (5525 m) und den Ruiz (5300), von denen allen neuerdings (1899) nur der Puracä tätig gewesen ist. Vom Ruiz an wird die Zentralcordillere bedeutend niedriger, 4000 rn, verschwindet aber erst nördlich 8° in der Ebene. I m Westen ist ihr die wenig bekannte W estco rd illere vorgelagert. Diese ist eine Fort­ setzung der Westcordillere von Ecuador, besteht aus Sedimenten und Eruptivgesteinen der Kreide, ist also jünger als die Zentralcordillere und überschreitet wahrscheinlich nicht 3500 m Höhe. Noch jünger ist wohl auch die Küstencordillere des Choco, die vermutlich dem tertiären Vorland von Westecuador entspricht. Zwischen ihr und der West­ cordillere fließen in tiefen Längstälern nach Süden der Rio S a n Juan, nach Norden der Atrato. Auch zwischen der West­ cordillere und der Zentralcordillere ist ein Flußtal eingeschnitten, das des Säum, aber dieses liegt nicht in einer breiten tek­ tonischen Furche, sondern es ist größtenteils ein Erosionstal, und der Fluß muß in Antiöquia unterhalb Cartago das Ge­ birge vollkommen durchbrechen. Dagegen ist das Tal des

Colombia: A. Allgemeines.

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Magdalena (Tafel 6) eine tiefe und breite, tektonische Furche, die schon unter 2° nicht viel höher liegt als 900 m; allerdings wird sie doch unter 5° zwischen Jirardot und Honda durch einen Riegel mit der O stco rd illere oder der Cordillere am Bogota verknüpft, die unter 1° von derZentralcordillere sich ablöst und mit zunehmender Breite und Höhe nordwärts zieht, in der Sierra Nevada de Cocui (5300 m) sogar noch Schnee trügt und durch ihre Hochbecken von 2000—3000 m Höhe, in denen die Städte liegen, ausgezeichnet ist. Sie verästelt sich unter 7° und sendet die Cordillere von Merida nach Venezuela hinein, die Cordillere von PerijL (3000 m) nach Norden, die sich an die Sierra Nevada de Santa Marta (5300 m), ein älteres Ge­ birge mit Schneegipfeln, anlehnt. Den äußersten Nordosten nimmt die Halbinsel Guajira ein, und von der Ostcordillere zum Orinoco dehnen sich die Llanos aus. Klima. (Vgl. die Karten im 1. Bändchen S . 13, 15, 75.) Das Klima Columbias hat ein durchaus tropisches Gepräge mit hoher Wärme und im ganzen reichlicher Feuchtigkeit; nur durch die verschiedene Höhenlage wird es mannigfaltig und ungleichmäßig. Merkwürdigerweise liegt von den Küsten­ plätzen so gut wie kein genügendes Beobachtnngsmaterial vor, auch nicht aus Regenstationen. Wir wissen nur aus einjäh­ rigen Beobachtungen, daß Buenaventura an der Westküste in 3° 50‘ nördl. Br. ein Jahresmittel von 26,1°, einen wärm­ sten Monat (Januar-Februar) von 26,7° und einen Sep­ tember-Oktober von 25,6° hat. Die übrigen Stationen liegen im Innern und zwar Puerto Berrio in 6° 22' nördl. Br. im Tale des Magdalena, Medellin auf der Zeutralcordillere, BogotL auf der Ostcordillere, diese beiden in mittleren Höhen. Puerto Berrio in 165 m Höhe ist ein gutes Beispiel für ein tropisches kontinentales Tieflandsklima; denn der Ort liegt zwischen den beiden Cordilleren, unten im breiten Tale des Magdalena, 500 km vom Meere entfernt. Die mittlere

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D ie Cördillerenstaaten im einzelnen.

J a h r e s t e m p e r a t u r beträgt hier nahezu 26 ° und die Monats­ mittel schwanken nur zwischen 25,7° im April und 26,3° im Januar, so daß die Schwankung den sehr geringen Wert von 0,6° ausmacht. Über die Extreme und die Mederschlagsmenge ist nichts bekannt. Mcht viel größer sind übrigens die Schwan­ kungen bei den beiden Gebirgsstationen, nämlich 0,9 bei Bogotä und 1,4 bei Medellin. Von diesen hat das niedriger gelegene Medellin in 6° 10' nördl. Br. und 1509 m Höhe nach fünfjährigen Beobachtungen ein Jahresmittel von 21°. Nur in den Monaten Oktober bis Dezember sinkt das M ttel unter 21°, in allen anderen bleibt es darüber, ohne jedoch 22° zu erreichen; der wärmste Monat ist der Februar mit 21,6°, der kühlste der November mit 20,2° und die Extreme betragen 29,4 und 13,6. Ebenso gleichmäßig ist das Klima von Bogotä in 4° 35' nördl. Br. und 2660 m Höhe. Hier sinkt zwar das Jahresmittel auf 14,4°, die mittleren Extreme fallen auf 23,5° und 6,1°, aber die Schwankung beträgt nur 0,9°, da die beiden kühlsten Monate August und September im Mittel 13,9°, die wärmsten, März und April, 14,8° haben. Daß in Bogotä die nordhemisphärischen Sommermonate kühler sind als das Frühjahr, ja, daß in Medellin, Puerto Berrio und Buenaventura die wärmsten Atonale Jan u ar und Februar sind, das liegt an dem Umstande, daß in den ersteren die Regenzeit ihre sonnenabsperrende Wirkung übt, während Januar bis April die Monate hoher Trockenzeit mit beständiger Sonne sind. Die R e g e n z e i t tritt nicht überall gleichzeitig ein, sondern ist von lokalen Verhältnissen abhängig und auch davon, ob die Orte den ösllichen Ebenen nahe gelegen sind oder nicht; denn der Wasserscheide zwischen dem Orinoco und dem Magdalena folgt auch die Wetterscheide. I m Westen zeigen Antiüquia in nur 570 m Höhe am Rio Gäuen mit 1009 m m und Medellin in 1509 m Höhe in der Zentraleordlllere mit 1596 m m Regen deutlich zwei Maxima des Regenfalls, nämlich im Mai und

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int Oktober, beide Male bald nach den höchsten Sonnenständen, während die Monate Dezember bis März, also der Nord­ winter, am trockensten sind. Antiöquia erhält in den drei M ntermonaten Dezember bis Februar nur 57, von November bis März 167 mm Regen, also 5,6 bezw. 16% der Jahres­ summe, während im Mai allein 167, int Ju n i 165 mm fallen; diese beiden Monate geben also zusammen 33% der Jahres­ summe. I n Medellin ist die Verteilung des Regens dieselbe, nur ist die Menge größer. Vom Dezember bis Februar, im Winter, fallen 187 mm, 11%, im Mai allein 197, im Oktober 187, zusammen über 22%. Eine Abschwächung der Regen findet in beiden Orten im Ju li statt, wann Antiöquia nur 36, Medellin nur 105 mm erhält: das ist der Veranito de S an Ju an , die Heine Johannistrockenzeit. I n BogotL dagegen fällt das Minimum des Regeufalls nicht auf den Winter, sondern auf den Sommer, da Ju n i bis September von im Ganzen 1614 nur 306, also fast 19%, bringen, während Oktober bis Dezember 600, also fast 38% ergeben. I m Januar und Februar findet hier allerdings auch eine Abschwächung der Regen statt, allein das sommerliche Minimum ist aus­ geprägter. Die Maxima liegen im April mit 244 und int No­ vember mit 243 mm. überhaupt sind die Regenzeiten wegen der Erstreckung des Landes über 12 Breitengrade nicht über­ all gleichzeitig. Der Regel nach sollte es in den Monaten April bis Oktober oder Mai bis November regnen; das ist namentlich in den Llanos des Meta und den Selvas des Caquetä, sowie am ganzen Ostabhange der Cordillere der Fall und gilt auch für die atlantische Küste. Dagegen löst sich im Innern, wie an obigen Beispielen gezeigt worden ist, die Regenzeit in zwei Teile auf. J m Caucatale, int ganzen Süden um Pasto und Tuquerres im Patiatale, sowie im Magdalena­ tale an der pazifischen Küste regnet es von März oder Aprtl bis Ju n i oder Ju li und von September oder Oktober bis Dezember-

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Die Cordfllerenstaaten im einzelnen.

Januar; hierher gehört auch BogotL am Gehänge der Oft« cordillere gegen das Magdalenatal (Hann 367). Für die atlantische Küste ist Cartagena bezeichnend, wo von der übrigens sehr geringen Gesamtsumme des Jahres von 955 mm nicht weniger als 935 von Mai bis November fallen, darunter wieder 224 int Oktober; während des Monats Ju li ist eine kleine Abschlvächung mit 80 mm deutlich erkennbar gegen je 135 im Juni und August. Die Abstufung mit der Höhe führt zur Ausbildung be­ stimmter klimatischer Regionen, der Tierra caliente oder des heißen Landes, der Tierra templada, des gemäßigten, und der Tierra fria oder des kalten Landes. Die Abgrenzung dieser drei Stufen ist nicht gairz einfach, schon deshalb, weil der Süden des Laitdes den Äquator, der Norden 12° nördl. Br. erreicht; vielleicht sind 1000 und 2500 m geeignete Grenzen, die auch durch Pflanzengrenzen, dort Kakao und Kokospalme, hier Baitanen, Uukka, Zuckerrohr, bezeichnet werden. Auf den höchsten Bergen liegt auch in Colombia eine dauernde Firndecke, aber es sind nur wenige Stellen, wo sich eine wirkliche Kette von Schneebergen entwickelt; dazu ge­ hören nur die Sierra Nevada de S anta M aria und die Sierra Nev'da de Cocui, die Firndecken bis zu 4700, kleine Gletscher bis 4500 m haben und in der Eiszeit ebenfalls weiter ab­ wärts vergletschert gewesen sind, etwa bis 4000 m. Das scheint auch bei den Einzelbergen der Zentralcordillere, die über 4700 m hinausragen, der Fall gewesen zu sein. Die Pflanzendecke. (Vgl. die Karte im 1. Bändchen S . 95.) Die Pflanzendecke Columbias ist, der Ungleichmäßigkeit des Reliefs seines Bodens und dem sehr verschiedenen Klima gemäß, recht verschiedenartig, schließt sich aber in vieler Hinsicht eng an diejenige von Ecuador an. Da beide Seiten der Cordillere Colombias ausgiebigen Regen empfangen, so tragen sie auch feuchten Regenwald, doch iftbie pazifische Seite

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in diesem Falle reicher an Wald als die atlantische. Die West­ seite hat einen ganz ähnlicher: Wald wie die Westseite Ecuadors. An der Küste wächst die Kokospalme in Hainen, in dem feuchten Küstengebiet leben die Gattungen Iriartea und Attalea; zu den mächtigen Waldbäumen gehören die Inga, die Cecropia und viele Ficusarten. Die Cyclanthaeee Carludovica palmata liefert Steimrüsse, Fruchtbäume verschiedenster Art Mischer: sich ein. Die Wälder zerfallen, wie auch in Peru und Ecuador, in Stufen: über dem geringen Unterholz steigen Palmen empor und über diesen breiter: sich die höheren Teile des Waldes schichtenweise aus und senden mächtige Luftwurzeln auf den Boden hinab, von dem gewaltige Wurzeln als Strebepfeiler emporsteigen, um die oft 60 m hoher: Waldbäume vor betn Sturze zu bewahren. Schlingpflanzen erklettern die Bäunte und ersticker: sie nicht selten, ur:d ur:geheure Bambuseen streben empor. Diese Wälder erstrecker: sich von der ecuatoriarüscher: Grenze bis zum Isthmus von Dänen. Dagegen sind die Feuchtwälder der Ostseite weit weniger breit als die des Westens ur:d tragen auch insofern ein etwas anderes Gepräge, als sie sich durchaus an die der Hyläa Amazoniens anschließen. Vom Oberlauf des Guaviare an werden sie durch die Savanr:er: der Llanos bis an den Fuß der Cordillere selbst zurück­ gedrängt, ziehen sich aber an dieser entlang bis nach Venezuela fynein und umfassen auch die Sierra de Perijä und bet: Nord­ abhang der Sierra Nevada de Santa Marta. I n den trockeneret: Teilen des Landes, am unteren Magdalena, am unteren (Säum und in den Llanos beschränken sie sich auf die Flußufer und schrumpfen zu Galeriewäldern zusammen, und außerhalb der Flüsse legen sie ihren feuchten Typus ab, werden zu Trockenwäldern, wie an der Südseite der Nevada de S anta Marta, und werfen in der Trockenzeit ihr Laub ab. Dagegen ziehen sich die Feuchtwälder an den Cordilleren bis gegen 3500 m empor, verlieren aber in den Höhen über 1300 m ihren

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Die Cordillerenstaaten im einzelnen.

Tieflandstypus. Eine Reihe wichtiger Bäume, wie die Kokos­ palme und die meisten andern Palmen, verschwinden, und an ihre Stelle treten andere, nicht minder reizvolle Formen, wie die Farnbäume und die Quinarindenbäume, diese mit ihren dunkelgrünen Blättern und dem feinen, roten Geäder in ihnen. D ie Palme Geroxylon andicola gedeiht sogar bis zu 3000 m Höhe, Epiphyten, Moose, Flechten, auch Orchideen, treten in großen Mengen auf und es entwickelt sich der Typus des Hochgebirgswaldes in der Nebelregion, wie weiter int Süden, bis schließlich Krummholz den Waldwuchs beschließt. Auf den Savannen des Ostens stehen die Mauritia- und die Coperniciapalmen in Reihen und Gruppen, auf denen des Nordens wiegt die Corozopalme (Attalea cohune) vor, die inneren Teile des Landes, soweit sie tief liegen und an Mederschlägen ärmer sind, werden von einer Gestrüpp­ formation überzogen, dem Monte, dessen hauptsächliche B e­ standteile Kakteen, Opuntien, die Agave Fourcroya und Akazien sind, zu denen sich Bromeliaceen, wie die Maya und die Ananas, gesellen. Mese Gestrüppvegetation bedeckt Teile der Täler des Magdalena, des CLuca, die Küstengebiete von dem Golf von D änen bis zum Golf von Maracaibo, die ganze Guajira, das Tal des Cessr. An den Küsten selbst dehnen sich auf weite Strecken Mangrovenbestände aus, aber über 3000—3500 m beginnen, wie in Ecuador, die Päramos, mit ganz ähnlichen Pflanzen wie dort, mit Hochmooren, Sümpfen und Lagunen. Hier ist das Reich der filzigen Espeletien, die bis zu 3 m hoch werden und durch ihren Harzreichtum und ihr Haarlleid Wärme und Brennmaterial geben. Seneciound Baccharisarten kommen hinzu und Beerenpflanzen, wie die Brombeere, sind häufig, während Ericaceen und Gentianeen uns noch weiter einen heimatlichen Eindruck verschaffen. Über die Nutzpflanzen wird auf S eite 54 berichtet werden. Die T ie r w e lt wird ebenfalls, wie die Pflanzenwelt,

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durch die Höhenstufen sehr beeinflußt. I m Tieflande eiltspricht die Fauna derjenigen Amazoniens im Osten, der Westecuadors im Westen und ist durchaus tropisch. M an vergleiche die Dar­ stellungen der Verhältnisse in Peru, Ecuador und Venezuela. Die BevSNernng. Die B e v ö lk eru n g setzte sich ursprüng­ lich aus Jndianerstämmen verschiedener Kulturstufen zu­ sammen; in der Cordillere hatten diese bereits eine ziemlich hohe Kultur erreicht, in der Ebene standen sie auf einen sehr primitiven Standpunkt. Heute ist das letztere noch immer der Fall, in der Sierra dagegen ist die Kultur der Indianer eher zurückgegangen. Die Indianer der Llanos sind im Laufe der Jahrhunderte an Zahl offenbar sehr vermindert worden; die Otomaken, Guahibo, Saliva, Tamo, Churrue, Guacamayo, Mitua, Achagua und wie sie alle heißen, sind teils vollständig auf­ gerieben, teils nur noch in kleinen Horden erhalten und dann auch meistens angesiedelt; an manche dieser Stäm me erinnern nur noch die Namen von Ortschaften. Dagegen haben sich im Waldlande am Caquetä und Ia p u rs noch einige Nationen in die Gegenwart gerettet, wie die Carijona, die Uitoto, am Uaupös die Uaupös; erstere sind Karaiben, letztere wohl ein Mischvolk aus Karaiben, Nu-Aruak und Tupi, sprechen 15 verschiedene Dialekte und zerfallen in 21 Stämme. Endlich kommen die M ran y as zwischen dem M purL und dem J ? a in Betracht, denen wohl auch die Coreguaje am Apaporis nahe­ stehen. Sie alle sind Jäger und Fischer. Auf der Halbinsel Guajira leben in ziemlich ursprünglichem Zustande die G u a jiro (Tafel 9), ein kräftiger, den Nu-Aruak beigezählter Stam m von angeblich 20000 Köpfen. S ie sind, obwohl von Maracaibo und Rio Hacha aus gleichmäßig bekriegt, niemals unterworfen worden, sitzen heute noch in primitiven Hütten, Ranchos, nahe der Küste und im Innern der Halbinsel und treiben Viehzucht mit Schafen, Ziegen, auch Rindern, Eseln, Pferden und Maul-

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Die Cordillereirstaaten im einzelnen.

tieren. Ihre Waffen bestehen aus Bogen und Pfeiler:, jetzt auch aus Gewehren. Nach Maracaibo und Rio Hacha ver­ kaufen sie Dividivi, Holz, Vieh und Salz aus den ©Glitten an der Küste, früher auch vielfach ihre Kinder. Die Sierra de Perijä betvohnen die wilden Motilones. I n der Sierra Nevada de Santa Marta habet: sich die K öggaba oder Ar huaco erhalten, ein seiner Zugehörigkeit nach tlicht näher bekannter Stam m von 3000 Köpfen. Die Köggaba toohnen itt kleinen Siedelungen von einigen huttdert Menschen, wie Sät: Sebastian, Atanquez, tragen schwere, baumwollene Gewänder, Strohhut oder schwarze Mützen, leben von Ackerbau, besonders von Arracache, Dukka, Apio, Kartoffel::, Bohrten, Mais, Banane::, Zucker und Rum, kauen Koka und sind im Gegensatz zu den Guajiro friedfertige, schwerfällige Leute. Sie führen über zu den Kul t ur völ ker n der S ie rra . I n Antioquia saß eine Reihe von kleineret:, aber bereits höher­ stehenden Stämmen, die Töpferei und Weberei, Ackerbau auf Baumwolle, Mais, Dukka betrieben und Gold bearbeiteten, so daß ihre Gräber, Huacas, bereits reiche Ausbeute geliefert haben. Das hauptsächliche Kulturvolk aber wäret: die Chibcha oder Muiska, in der Cordillere vot: Bogota ztvischet: l 1^ und 7° nördl. Br. Sie sind wahrscheinlich aus mehrere:: Stämmen zu einem Kulturvolk zusammengeschweißt und von den Inkas nicht erreicht wordet:. Ih re Kultur ist daher von der der Kotschua unabhätrgig, aber erheblich. Hölzerne Häuser unb Hütten mit Strohdächern, steinerne Tempel, Straßet: und Brücken, geschickte Bearbeitung des Goldes zu Götter­ bildern, Schmuckplatten, Kopfschmuck, Ringen, Ackerbau auf Quinua, Oka, Mais, Hukka, Arracache, Bataten, Bohnen, eine gewisse Textilindustrie, Kultus der Gestirne bezeichnen diese Kultur, bereu Hauptsitze in Jraea, jetzt Sogamoso, in Funza und in Tunja wäre::.

4!)

Colombia: A. Allgemeines.

Die feuchten Westgehänge der Cordillere waren auch vor der Eroberung noch nicht zu höherer Entwicklung gelangt, sondern Sitze primitiver Jägernomaden, die als Chocövölker zusammengefaßt werden. S eit der Conquista haben sich den Indianern W eiße und N eg er zugesellt, erstere in den kühleren Tellen derCordillere und in den Küstenstädten, letztere fast nur in der Tierra caliente. Reine Weiße sollen heute 10% der Bevölkerung ausmachen, reine Neger 5%, die Indianer 40—45%. Der Rest der Be­ völkerung Colombias besteht aus Mschlingen, worunter die Cholos, Abkömmlinge der Weißen, Indianer und Mestizen, totebet etwa 30% ausmachen werden, die Mulatten etwa 10 bis 15%. Die Mischlingsbevölkerung bildet jetzt also etwa die Hälfte der Gesamtbevölkerung und sitzt besonders in der Tierra templada, die Mulatten und Neger namentlich im Cäucatal. Daher haben sich landschaftliche Gegensätze ausgebüdet: die mit Negerblut stark durchsetzten Cauqueüos gelten als roh, gewalttätig, unruhig, unzuverlässig, die Antioqueüos dagegeil als kräftig, lebhaft, unternehmend und geschickt zum Handel. Die Einwohnerzahl Colombias wird seit 1911 auf fast 5 000 000, die Volksdichte bei 1127 000 qkm auf 4,4 an­ gegeben. Nach der älteren E in te ilu n g zerfiel das Land in die acht Departamentos Magdalena, Bollvar, Santandsr, Boyacä, Cundinamarca, Tollma, Cauca und Antiöquia. Eine neue Eintellung bestimmte 14 kleinere Departamentos und 2 Ter­ ritorien, drei Intendanzen und drei Kommissariate. Angesichts einer derartigen Zersplitterung und int Hin­ blick auf die Erstreckung vieler politischer Bezirke über Gebirgsland und Tiefland muß darauf verzichtet werden, eine Zusammenfassung der Departamentos in solche der Cordillere und solche des tieferen Laitdes vorzunehmen. Es läßt sich nur sagen, daß das östliche Tiefland fast menschenSi c v c r s , Dic Eocbitlcrcnftnotcn. II.

4

50

Die Cordillerenstaatcn im cinjclncn. qkm

A ntioquia.............. AtlLntico.................. B o llv a r .................. B o y a c a .................. Caldas..................... CLuca..................... Cundinamarca. . . . H u i l a ..................... Magdalena.............. Marino ..................... Nord-Santander . . Süd-Santander . . . Tolima..................... Balle de CLuca . . .

63 200 2 800 62 000 45 723 20500 56 675 22 350 22 500 53000 26000 17 374 49 626 22 000 10 825

Intendanzen: Meta.................. . .221 000 Guajira . . . . . . 13000 Choco, UrabL . . ? Kommissariate: CaquetL l Putumayo > . . Uaupss J

? 1127 380

Einwohner Volksdichte 12 740 000 115 000 41 7 426 000 586 500 13 17 342 000 212 000 4 32 717 000 158000 7 140000 3 294000 11 12 204000 400 000 8 13 283 000 217 000 20 29 000 53000 61000

0,1 4 ?

60000

?

4 978 000

4,4

leer ist, daß dagegen das Cordillerenland, besonders zwischen BogotL und Cücuta, sowie die Landschaft Antiüquia, so dicht bewohnt ist, daß, wie auch obige Tabelle zeigt, mehrere Departamentos eine Volksdichte von 20 erreichen (Caucatal, Cundinamarca, AtlLntico), während andere (Antioquia, BoyacL, Caldas, Marino, Nord-Santander und Tolima)

Coloinbia: A. Allgemeines.

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sich zwischen 10 und 20 bewegen. Schwach bevölkert sind Magdalena, CLuca, Bolivar und die Tiefländer. Die Bolksdichte der gesamten Republik, 4,4, gleicht der­ jenigen von Perü und Ecuador, die Volkszahl, 5 Millionen, der von Perü, ist aber fteilich nicht viel höher als die der einen Provinz Westfalen. Die Siedelungen. Die O rtsch a ft en Colombias sind im Ver­ hältnis zu den anderen Republiken ziemlich zahlreich und gut bevölkert. M e Hauptstadt S an ta Fö de Bogotä zählt angeb­ lich 150 000 Bewohner, und daneben gibt es 10 Wohnplätze mit mehr als 20000 Einwohnern, wobei allerdings zu bemerken ist, daß diese Zahlen wohl nicht immer die eigentliche"Stadtbevölkerung, sondern die Gemeinde betreffen. Auf Bogotä folgen die größte S tadt in Antiüquia, Medellin, mit 71000 und Barranquilla, die wichtigste Hafenstadt, mit 49 000 Ein­ wohnern, so daß diese drei zusamnien bereits 270 000 Men­ schen, 5,4% der Gesamtbevölkerung, enthalten. Dann folgen Cartagena und Manizales (Tafel 9) mit je 35000, Pasto und Cali mit je 28 000, Jbaguä mit 26 000, Newa mit 22 000, Bucaramanga und Cücuta (Tafel 10) mit je 20000, und nahe daran reicht Popayän mit 19000 Einwohnern. Zählt man diese zu den drei erstgenannten hinzu, so ergibt sich eine städtische Bevölkerung von 500 000 oder 10% der Gesamtvolkszahl. I n der eben gegebenen Liste fehlen aber viele der bekann­ testen und wichtigsten wenn auch kleineren Städte des Landes, wie die älteste Stadt, S anta M arta (Tafel 8), die alten Städte der Cordillere von Bogotä: Zipaquirä, Tunja, Chiquinquirä, Sogamoso, Velez und die des Cäucatales P al­ mira, Buga sowie Antiöquias. S ie haben sich zum Teil in bezug auf ihre Volkszahl in rückläufiger Weise bewegt, wie S an ta M arta, oder sie schreiten kaum fort, wie die Städte der Cordillere von Bogotä. S o hat S an ta Marta kaum 6000, Tunja 8000, Chiquinquirä 10000 Einwohner. An ihre Stelle

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Die Cordillerenstaaten int cinzeliren.

sind zum Teil andere Städte getreten, wie La Cisnega (8000) neben S anta Marta, und Bogota hat die kleineren Städte in der Cordillere am Fortschreiten verhindert. Neu aufgekommen sind ferner Pisdecuesta (8000), S anta Rosa de los Osos (10000) und Rio Negro (12 000), letztere beiden in Antiöquia. Rechnet man alle diese Städte mit, so ergibt sich ein Mehr von weiteren 100 000 Städtern, so daß man 60000 Menschen oder 12% der Gesamtbevölkerung auf die Städte rechnen kann, welcher Prozentsatz auch mit dem für die übrigen Cordillerenstaaten gefundenen wohl übereinstimmt. Sieht man sich die L age der S tä d te etwas näher an, so findet man, daß sie sich an drei Stellen zusammendrängen. I n der Cordillere von Bogotä liegen außer Bogota selbst ZipaquirL, Tunja, Chiquinquirü, Pisdecuesta, S an Jose de Cücuta und das H eim e Pamplona. Im Gebirgslande von Antiöquia finden wir Medellin, Santa Rosa, Rio Negro, Manizales, Sonson, M rum al und Amalfi. Das Tal des Cäuca gibt beit Platz für Popayan, Cali, Palmira, Briga, Cartago, Iericö und Antiöquia. Endlich kommen als Hafen­ städte am und nahe dem Atlantischen Ozean Cartagena, Barranquilla, Santa M arta, La Ciönega und Rio Hacha in Betracht, während die Pazifische Küste keine einzige größere Hafenstadt aufweist; La Buenaventura ist nur ein Heiner Ort. Isoliert liegen im äußersten Süden Pasto, Jpiales und Tuquerres, am Ostabhang der Cordillera Central Jbaguö. Auffallend gering ist die Zahl der Städte im Tale des Magda­ lena; hier sind nur Neiva, Jirardot, die Tabaksorte Ambnlenta und Honda, und am Unterlauf Mompos, Maganguo, Calamar und Hersdia zu erwähnen. Die wirtschaftlichen Verhältnisse. W irtschaftlich ist Colombia jetzt der zurückgebliebenste unter den fünf Cordillerenstaaten, da es durch die Eisenbahnbauten in Bolivia überflügelt ivorden ist. An und für sich ein reiches Land,

Colombia: A. Allgemeines.

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hat Colombia seine Hilfsquellen nicht genügend entwickelt, seine inneren Zustände lücht ausreichend gefestigt und für die Ausbildung guter Verkehrswege noch zu wenig getan. Seine ganze Wirtschaft beruht heute auf der Kaffee­ kultur (Tafel 6 und 7), denn von der Ausfuhr des Jahres 1911: 89 Mill. Mark, nahm Kaffee 38 ein, also 4 3 ^ ein. Der Ka f f e e gedeiht besonders in der Tierra templada zloischen ()00 itnb 1800 in Höhe, hauptsächlich im Norden um Ocaüa, Bucaramauga, Cücuta, Chinacota, Salazar, westlich boit Bo­ gota, in Aniioquia und int Cauca. Voll sonstigen Acker­ bauerzeugnissen sitld für die Ausfuhr Kakao aus den feuchtheißerr Niederungen, z. B. mit Westhang der Sierra Nevada de S an ta M arta und der Cordillere von BogotL, Tabak lutd Banalten, die überall bis 2000 m Höhe gedeihen, zu nennen, aber für ein Land von der Größe Colombias ist der W ert ihrer Ausfuhr, 1911 mit zusammen 10 Mill. Mark, doch noch äußerst gering. Tabak, der in Ambalema am Mag­ dalena und alt anderen Orten sehr gut gedeiht, spielt für die Ausfuhr kaum rtoch eine Rolle (1911: 1,3 Mill. Mark), der Anbau von Indigo hat fast aufgehört, gleich dem der Baumloolle. Kakao, der früher an zweiter Stelle der Ausfuhrliste stand, fehlt tu ihr 1911 ganz, dagegen haben Bananen sich volt 1909: l 1/* auf 1911: fast 9 Mill. Mark Ausfuhrwert gehoben. Zucker (Tafel 10), M ais, Dukka und die übrigen Knotteltpflanzen wie Arracache, Name, Apio, B ataten, Ocumo, Kartoffeln werben im Lande verzehrt, Reis wird wenig altgepflanzt, Weizen in der Tierra templada und auch darüber hinaus neuerdings mehr, aber ohne eine Rolle in der Aus­ fuhr zu spielen, Gerste an den Grenzen der Tierra fria und Tierra templada in geringem Maßstabe. Von Früchtelt siltd die Kokosnuß, deren Ol geschätzt ist, und die Ananas, die im Monte wild wächst, von einigem Werte, die Vanille gedeiht bis 2000 m, die Banane ist schon erwähnt wordeit,

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Die Cordillerenstaaten im einzelnen.

und die zahllosen tropischen und subtropischen, eingeführten und einheimischen Früchte werden im Lande verzehrt. Noch im äußersten Norden bauen die Köggaba in der Nevada de Santa M arta die Koka, aber nur für ihren eigenen Gebrauch. Der W ald könnte ebenfalls bedeutend ergiebiger sein, liefert aber zur Ausfuhr heute nur Kautschuk für 3,1 Mill. Mark, weniger als in Ecuador, da die Gebiete seines Vorkommens, die Wälder am J -a , sehr entlegen sind. Die Be­ stände cm Quinarindenbäumen sind infolge von Raubbau erschöpft, die Ausfuhr von Quinarinde sank von 20 Mill. 1880 auf 4500 Mill. 1891. Dagegen kamen Steinnüsse der Phytelephas macrocarpa 1911 für fast 3 Mill. Mark zur Ausfuhr und die Jipijapapalme liefert in ihren Fasern den Stoff zur Anfertigung von Strohhüten, deren Ausfuhrwert 1911 4 Mill. Mark betrug. Nutzholz gelangt kaum zur Ausfuhr, obwohl der Wald reich an edlen Hölzern, wie Mahagoni u. a. ist. Aus den trockneren Gegenden kommen als Gerbstoff die Dividivischote der Caesalpinia coriaria und zur Anfertigung von Stricken, Sellen, Hängematten die Fasern der Agave Fourcroya. Die V iehzucht liefert zur Ausfuhr nur Häute, 1911 im Werte von 7,2 Mill. Mark, für das Inland auch Vieh, Pferde, Maultiere, Esel, und ferner Käse. Der B e rg b a u ist bis vor kurzem zurückgegangen. Während noch vor hundert Jahren Colombia das reichste Goldland der Erde war, spielten um 1900 Erze in der Ausfuhr keine Rolle mehr, obwohl Antiüquia reich an Gold, Sllber, die Ostcordillere an Kupfer, Blei, Zinn, Eisen und auch Gold ist. Neuerdings aber ist die Goldaus­ beute wieder so gestiegen, daß 1911 Gold mit 15 Millionen Mark der zweitwichtigste Ausfuhrgegenstand geworden ist. Auch Platin aus dem Atratotale kam 1911 mit 1,3 Mill. Mark zur Ausfuhr, Salz mtd Kohlen nur in ganz geringen Mengen, während es in den Smaragdgruben bei Muzo still geworden ist. Die I n d u s t r i e beschränkt sich im Jim ern vorwiegend auf

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Golem Ina: A. Allgemeines.

Hausindustrie, Anfertigung von Kleidern und Mänteln, Ruanas, aus Wolle und Baumwolle, von Strohhüten aus den Fasern der Carludovica palmata (1911 für 4 Millionen Mark in der Ausfuhr), von Stricken usw. aus denen der Fourcroya, ferner auf Töpferei, Sattlerei Gerberei. Die moderne In ­ dustrie ist erst vor kurzem in die größeren Städte gelangt. Der Handel Colombias ist demgemäß geringer, als er nach der Größe und Fruchtbarkeit des Landes sein sollte. 1909 hatte er einen Wert von nur 104, 1911 von 161 Mill. Mark, wovon auf die Einfuhr 72 (1908: 54), auf die Aus­ fuhr 89 (1908: 60) kamen. In keinem Lande Südamerikas fehlt es so sehr an einer genügenden Handelsstatistik wie in Colombia. Die Einfuhr besteht, wie überall, aus Lebens­ mitteln, Rohstoffen, Manufakturwaren, Jndustrieerzeugnissen, wie Kleidern, Möbeln, Hausrat jeglicher Art. Für die Aus­ fuhr gibt die offizielle Statistik für 1911 folgende Werte an: Kaffee 38 Millionen Mark, Gold 15, Bananen 9, Häute 7,2, Hüte 4, Kautschuk 3,6, Steinnüsse 3, Platin 1,3, Tabak 1,3 Millionen Mark. Genauer unterrichtet werden wir für 190t) über die Bedeutung der einzelnen Häfen und Zollhäuser an den Grenzen, was die folgende Tabelle zeigt: Einfuhr Ausfuhr Handel 1909 X

Barranquilla. . Cartagena . . . Buenaventura . Tumaco. . . . Cücuta . . . . Santa Maria . Rio Hacha. . . Jpiales . . . . Arauca . . . .

. . . . . . . . .

. . . . . . . . .

22 960 000 9 040 000 4120000 3 040 000 1880 000 600 000 240000 132 000 144000 42 056 000

X

X

22 760000 45 720 000 18 200 000 27 240 000 4 680000 8800000 5160000 8 200 000 4840000 6 720 000 5 240 000 5840000 600 000 840 000 336 000 468 000 232 000 376 000 62 048 000 104 194 000

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Die Cvrdillerenstaaten im einzelnen.

D araus ist zu ersehen, daß die wenigst wichtigen Grenzen für den Handel die Südgrenze gegen Ecuador (Jpiales), die Ostgrenze gegen den Orinoco (Arauca) und der Nordosten, die Guajira und die Nevada de S a n ta M aria (Rio Hacha), sind. Bedeutend wichtiger ist die Nordostgrenze gegen M ara­ caibo, wo Cücuta bereits fast 5 Will. Mark aus- und fast 2 ein­ führte. Die doppelten Ziffern weist die Westküste auf, Buenaveutura und Tumaco mit zusammen fast 10 Mill. Ausfuhr und 7 Einfuhr. Dagegen ist das eigentliche Eingangsfeld des Landes der atlantische Norden, auf den fast 33 Millonen der Einfuhr, also mehr als % der Gesamteinfuhr, und 46 der Aus­ fuhr, demnach ebenfalls 74% kamen. Von diesen nahm wieder B arranquilla m it 45,7 Mill. Mark, die sich ziemlich gleich verteilen, die erste S telle ein, blieb in der Ausfuhr mit 22,7 Mill. Mark nur wenig zurück gegen Cartagena und S a n ta M arta m it zusammen 23,44 Mill. Mark und übertraf in der Einfuhr mit 22,96 Mill. Mark bei weitem die beiden anderen Häfen, deren Gesamteinfuhr 10 Mill. Mark noch nicht erreichte. Der Verkehr. D er G rund für diese überragende Stellung Barranqnillas liegt in dem Umstande, daß hier die Magdalenadampfschifsahrt beginnt, denn der S tro m wird an seiner M ün­ dung durch eine B arre gesperrt. Seeschiffe können daher die Mündung nicht passieren,sondern müssen an der Küste löschen und laden, früher in Sabanilla und auf der Reede von S algar, jetzt in dem neuen Hafen P u e r t o C o lo m b ia . Bon hier führt eine kurze Eisenbahn nach Barranquilla, wo dann abermals Um­ ladung, auf die Magdalenadampfer, erfolgen muß. W eitere Häfen Colombias sind Cartagena und S a n ta M arta, zwei Eingangstore zu beiden S eiten der M agdalenamündung, die, lange vernachlässigt, heute wieder emporkommen, da sie durch Eisenbahnen m it dem M agdalena verbunden sind, jenes m it Calanmr, dieses mit Herödia, ferner an der atlantischen

Colombia: B. Die natürlichen Landschaften.

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Seite das kleine Rio Hacha mit geringerem Verkehr und an der pazifischen Seite Buenaventura und Tumaco. I m Binnenlande ist der Csuca bis Cüceres, dann im Mittel­ läufe von Cartago an aufwärts befahrbar, der Magdalena bis zu den Stromschnellen von Honda, aber auch oberhalb davon, in der Gegend von Jirardot; weitere wichtige Landungs­ plätze (Tafel 6) am Magdalena sind Puerto Berrio für Antiöquia, Puerto Mlches für Bucaramanga, Puerto Nacional für Ocaäa, El Banco für das Cesartal uird Maganguö, während Mompos wegen Veränderungen im Strombett zurück­ gegangen ist. I n Puerto Colombia liefen 1906 279 Schiffe mit 505 000 Tonnen ein. Die genannten Seehäfen und Landeplätze am Magdalena sind die Ausgangspunkte der wenigen kurzen Eisenbahnen des Landes, im ganzen nur 1000 km. Von S anta Maria führt eine Bahn ins Innere über Cisnaga bis Hersdia, von Puerto Colombia bis Barranquilla, von Cartagena nach Calamar am Magdalena, von Puerto Berrio nach Medellin, von Puerto Villamizar am Rio Zülia nach S a n Josä de Cücuta. Ferner ist Bogotä durch eine Bahn mit dem Magdalena bei Jirardot verbunden, und diese wird über BogotL hinaus nach Chiquinquirä fortgeführt, um mit der Zeit durch das Tal des Suarez nach Bucaramanga und hinunter nach Puerto Mlches zu gelangen. Fertig ist ein Stück der Bahn timt Buenaventura nach Cali am Cäuca, und geplant sind die Verbindung der Hauptstadt mit Cabuyaro im Llano und die Bahn zur Umgehung der Stromschnellen des Magdalena.

B. Die natürlichen Landschaften. Colombia zerfällt in eine Anzahl von natürlichen geo­ graphischen Einheiten, die von Westen nach Osten zonenweise aufeinander folgen und zum Teil denen Ecuadors gleiche».

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Die Cordillerenstaaten im einzelnen. 1. Die Kitstencordillere.

Die K ü s te n c o rd ille re Ecuadors findet sich in der Küstencordillere Colombias oder der Cordillere von Choeö wieder, aber erst von 4 ° N an bis 8 ° N , während die Verbindung zwischen beiden zwischen Esmeraldas in Ecua­ dor (1°) und dem M o S an Juan (4°) fehlt. D ie Cor­ dillere von Chocü ist noch sehr wenig bekannt, da sie mit schwer zugänglichem Regenwalde bestanden ist. Es scheint aber, daß ihre Zusammensetzung aus Sandstein, M ergel­ schiefer und Konglomeraten ihre Zusammengehörigkeit mit den tertiären Küstengebirgen von Esmeraldas bestätigt. Ih r e Höhe ist wohl überall geringer als 1800 m, ihre Richtung ziemlich rein nreridional, ihre Gliederung zonal, indem zwei Ketten auftreten, die durch den auf 1800 m hohen Bergen entspringenden Rio Baudd getrennt werden. Eine tektonische Längsfurche trennt die Cordillera de Chocä von der Westcordillere. I n dieser meridional verlaufenden Senke fließen zwei Flüsse, der Rio Atrato nach Norden, der S a n Juan nach Süden. D e r A t r a t o , dessen Quellen auf der Westcordillere bei CitarL in 3300 m Höhe liegen, tritt bei Lloro in diese Senke ein und entwickelt sich auf einem 600 km langen Laufe zwischen by2 und Sy2° zu einem sehr bedeutenden Flusse, dem von beiden Cordilleren wasserreiche Zuflüsse zu­ gehen. Seine Breite, gewöhnlich 300 m, schwankt zwischen 120 und 530 in, seine Tiefe zwischen 4 und 20 m, seine Meeres­ höhe ist schon bei Llord nur 65 m. Daher kann er säst auf dem ganzen Laufe in der Ebene von Schiffen befahren werden, bis zu 275 km weit sogar von Seedampfern, zumal da der Wasserstand das ganze Jahr hindurch ziemlich derselbe bleibt. Wenn der Atrato dennoch als Verkehrsweg bisher ziemlich bedeutungslos gewesen ist, so ist daran das feuchte, ungesunde Klima schuld, dessen Einwirkungen von einer Besiedelung ab­ schrecken. Daher ist das Atratotal sehr arm an Menschen, und

Colombia: B. Die natürlichen Landschaften.

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es hat sich auch kein Hafen von Wichtigkeit an seiner Mündung in den Golf von Urabä entwickelt. Ein kleineres Abbild des Atrato ist der am Getto Caramanta (3100 m) in der West­ cordillere entspringende R io S a n J u a n ; denn er .fließt in derselben Längsfurche nach Süden, mündet ebenfalls mit einem Delta und ist auf 215 km für flachgehende Schiffe befahrbar. Der Rest des Küsteiüandes zwischen 4 und 1° N besteht aus dem Schwemmland der aus der Westcordillere herabrinnenden Flüsse und nahe Ecuador aus Ausläufern derselben. I m ganzen ein feuchtes, heißes, dichtbewaldetes, von Mangroven begleitetes Land, entbehrt dieser Küsten­ staat der Verbindung mit dem Innern. Immerhin haben sich hier die beiden Häfen Buenaventura auf einer Insel an der Bahia del Chocö (4°) und Tumaco südlich der Mündung des M o P atia mt der Bahia de Tumaco nahe 2° entwickeln können, die zusammen einen nicht ganz geringen Teil des Handels der Republik vermittelir und Kaffee, Gold, Häute und Kautschuk ausführen. 2. Die Westcordillere.

Die Westcordillere besteht am Ostabhang aus Ablage­ rungen der Kreide und aus Eruptivgesteinen. Diese bilden einen scharfen Kamm von 2000 m Höhe, aus dem Gipfel von 3000—3500 m emporragen, wie die Cerros Munchique (2-/2°) mit 3000, der PLramo Frontino (3400), der Paramillo (3370), die Farallones de Citarä (3300) und der Caramanta (3000). Die Pässe bleiben mit 2000—2500 m etwa 1000 m unter der Gipfelhöhe, der Wald bedeckt das gesamte Ge­ birge, vornehmlich an dem wegen Sum pf und üppigster Vegetation schwer zugänglicheil Westabhange, und die Be­ siedelung ist daher ganz spärlich, Ortschaften von Bedeutung fehlen ganz.

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Die Cordillerenstaaten im einzelnen.

3. Die südlichen Hochheiken.

An die Sierra von Ecuador schließt sich zunächst ein Ge­ biet, das von den Hochbecken Ecuadors wenig oder nicht ab­ weicht, And als die südlichen Hochbecken C olo m b ias be­ zeichnet werden kann. Auch hier setzten die älteren Dar­ stellungen und Karte:: wieder einen Gebirgsknoten, Nudo, nämlich den vor: Pasto, an. Aber es liegt nur eine Fortsetzung der Hochbecken von Ecuador vor, wenigstens bis PopayLii. Als solche Hochbecken sind die Umgebungen von Pasto, vor: Almaguer und wohl auch noch vor: Popayän anzusehen. Sie haben anscheinend alle den Typus Ecuadors, zwei Cordilleren, auf ihnen Vulkane, dazwischen Verbindungsrücken und dazu Flüsse, die anfänglich meridional in diesen Becken laufen, dann aber in der gemeinsame:: Sammelrinne des Rio Patia nach Westen durchbrechen oder von PopayLn her in den CLuca, also nach Norden abfließen. Auch bleibt der Charakter der Cordilleren derselbe: die östliche besteht aus kristallinen Schie­ fern, die westliche aus Sedimenten der Kreide und aus deren Eruptivgesteinen, und auch die Höhe der Ostcordillere ist be­ deutender als die der Westeordillere. Aber die Höhe der Gesamtcordillere nimmt ab, denn im Osten erreicht sie nur noch 3800-4000, in: Westen 2500—3500 m. Auch die Vulkane, die sich auf beide Cordilleren und deren Verbindungsrücken verteilen, sind nicht viel höher; der südlichste, der als Azufral de Tüquerres bezeichnete Domberg auf der Westeordillere erreicht nur 4070, der an der Ostcordillere stehende Bordoncillo gar nur 3700 und der zwischen diesen befindliche Vulkan von Pasto 4264 m. Dieser ist ein schöner, ahex durch die Erosion bereits in strahlenförmig ablaufende Leisten geteilter Berg, in dessen Caldera ein noch tätiger Ausbruchskegel liegt. Entwässert wird das Becken von P asto durch den nach Norden abfließenden südlichen Quellfluß des Rio Paüa, während an de:: Ostabhängen des Bordoncillo der große Zustuß des Ma-

Colombia: B. Die natürlichen Landschaften.

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raäoii, der oder Putumayo, aus dem 10 m tiefen Cocha (2750 in), d. I). See, und dem ausgetrockneten See von Sebondoi (2150 m) entspringt. Von Ortschaften ist der Grenzplatz flpiales mit Zollamt und außer Tüquerres nur die alte Stadt Pasto mit 28000, nach anderen bis 60000 Einwohnern in der Höhe von 2544 m bemerkenswert. Ein vulkanischer Riegel, der den Rio Mayo nach Westen zum Patia entsendet, und aus dem PLramo de Tajuinbina (4125 m) und dem PLramo de les Animas (4242) besteht, trennt das Becken von Pasto von dem Becken von Al m ag ne c (1740 m), über das nur wenig bekannt ist. Nordöstlich davon steht der SotarL, ein ganz aus Lavabänken aufgebauter, 4435 m hoher Kegel mit einer Leinen, kraterartigen Vertiefung, am Westhang der Ostcordillere an einer Stelle, die als hydrogra­ phisches Zentrum bemerkenswert ist. Von ihr fließen nach Osten die Qnellbäche des großen Nebenflusses des Amazonas, CaquetL oder PapurL ab, aber es liegen hier auch die Quellen des Mag­ dalena und im Westen diejenigen des Patia und des CLuca, die der beiden letzteren geradezu auf dem SotarL selbst. Endlich scheint, wenn irgendwo, so hier der Anfang der Ost­ cordillere Colombias in der sogenannten Cordillera de Fragua zu liegen, so daß die Gegend auch orographisch besonders bevorzugt ist. Der Patia fließt aus dem von Süden kom­ menden GuaitarL, dem Mayo und dem Patia selbst zusammen, hat südwestliche Richtung und bricht in einer nur 40 m brei­ ten Schlucht bei 500 m Seehöhe nahe Chita durch die Westcvrdillere, um nördlich der Bucht von Tumaco zu münden. Will man noch von einem Becken von P opayL nrede», so wird dieses im Süden durch den SotarL, im Osten durch die Sierra Nevada de Coconuco, ein trotz seines Namens nicht über die Schneegrenze hinausragendes Stück der Zentralcordillere, im Norden durch einen Ausläufer derselben, int Westen durch die Westcordillere begrenzt. Im Osten stehen

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D ie Cordillerenstaaten im einzelnen.

wieder zwei Vulkane, der Pan de Azücar (4670 m) gegen das Magdalenatal zu und der PuracS (4700 m), dessen in Form einer stark abgestumpften Pyramide aufgeschütteter Erup­ tionskegel noch 1849 und 1899 Ausbrüche hatte, und seine Lava­ massen bis zum Gäuen vorgeschoben hat, den er 1849 sogar staute. Vom Puracö führt ein 3700—4000 m hoher Teil der Zentralcordillere hinüber zur höchsten Erhebung derselben, dem 5750 m hohen Nevado de Huila, einem erloschenen, im Fumarolenzustand befindlichen, der aus Gneis und Glimmer­ schiefer bestehenden Cordillere aufgesetzten Vulkanberg mit etwa 1000in Firnbedeckung, t cm der 4300 m hohe Päramo de Santo Domingo im Westen vorgelagert ist. Ganz am Fuße der Westeordittere fließt der Gäuen in einem quartären Tale, das vor dem Huila bei Quilichao durch Stromschnellen ein­ geengt wird; hier endet das Becken von Popayän. Die Stadt, nach der es genannt ist, liegt in 1741 m Hohe vor dem Puraeö, war in der spanischen Kolonialzeit eine der Hauptstädte des Landes und berühmt wegen der nahegelegenen Gold- und Silbergruben, hat aber in den Befreiungskriegen, den häu­ figen Revolutionen und durch Erdbeben (1827) an Bedeutung und Wohlstand eingebüßt und enthält nach der offiziellen Angabe noch an 19000 Einwohner. 4. Das Cäucatal.

Das Eäueatal ist wahrscheinlich eine tektonische Längs­ furche zwischen der Zentraleordillere und der Westeordillerc, doch auch durch Erosion eingetieft. Es ist an der Sohle 10—20 km breit, eben und bis Eartago, nahe 5° N, fruchtbar und wohlbebaut. Der Fluß selbst hat auf dieser „El Volle del Gäuen" genannten Strecke bei 250 km Lauflänge nur 100 in Gefälle, von etwa 1000 bis 900 m, und ist für kleine Dampfer schiffbar. Wegen der größeren Wasserkraft der von der Gordillera Central herabkonimenden Flüsse fließt er, wie be-

Colombia: B. Die natürlichen Landschaften.

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merkt, ganz am Westrande des Tales, und daher liegen auch die »leisten Siedelungen am rechten östlichen Ufer des Flusses, aber meist in der Entfernung von einigen Kilometern. Dahin gehört der Hauptort des Balle, Cali, eine alte Stadt, mit 28000 Einwohnern, ferner das neue aufkommende Palmira und das ältere Buga, endlich ganz unten Cartago. Die Be­ wohner des Balle, 300— 400 000 an der Zahl, betreiben Vieh­ zucht, Anbau von Mais, Kaffee, Zuckerrohr, Tabak, Futter­ kräutern und etwas Industrie. Der Handel geht nach Buenaventllra, von wo eine Eisenbahn seit langem im Bau ist, die aber die Cordillere noch nicht überschritten hat. 5. Die Jentralcordillere.

Die Zentralcordillere, Gordillera central, wird für einen Horst gehalten, an dem die Schollen nach den: CLuca- und dem Magdalenatal abgesunken sind. Zwischen dem Huila und dem Quüldiu-Passe (4° 40') ist sie sehr unbekannt. Man weiß nur, daß sie mit etwa 4000 m Höhe nahezu meridional verläuft und auf dieser Strecke eine Reihe kräftiger Zuflüsse des Magdalena, darunter den Rio Saldaäa, nach Osten absendet; V ulkane scheinen zu fehlen. Dagegen haben die nördlich vom Quindiupasse (3500 m) liegenden vulkanischen S ch n eeb erg e Tolima, Nevado de Quindiu, S anta Isabel, Ruiz und Mesa Nevada de Herveo die Aufmerksamkeit der Er­ forscher Colombias von jeher auf sich gezogen. Unter diesen ist der Tolima (5525 oder 5616 m) ein über dem 4300 m hohen Grundgebirge 1200 m sich erhebender, schöner, abgestumpfter Vulkankegel, der noch Rauch ausstößt, aber in historischer Zeit keinen Ausbruch mehr gehabt hat, es sei denn 1595, welche Eruption aber auch dem Ruiz zugeschrieben wird. Der Nevado de Quindiu hat 5150, der steile, spitze Nevado de S anta Isabel 5100, der breite, mehrgipfelige Gebirgsstock des Ruiz, der 1829, 1833 eine stärkere Tätigkeit hatte, 1845 einen Schlammstrvm

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Die Cordillerenstaaten im einzelnen.

aussandte und heute im Funmrolenzustand ist, 5300, und die breite mit Firn bedeckte Mesa Nevada de Herveo 5600 m Höhe. Alle diese Berge, an deren Flanken Spuren früherer stärkerer Vereisung gefunden worden sind, besteheil aus Pyroxcn-Andesit und Pyroxen-Amphibol-Dacit. Südöstlich vom Toltma liegt am Abhang zum Magdalena die Stadt Jbaguö mit 26 000 Einwohnern in 1280 m Höhe, westlich der Mesa Nevada de Herveo am Abhang zum Cäuca S anta Rosa (1752 in) und einige Kilometer nördlich von dieser S tadt Manizales in 2130 m Höhe mit 35000 Einwohnern und Handel in Kakao und Vieh; 1878 wurde es durch Erdbeben beschädigt. Über Manizales liegt der PLramo de Herveo, ein breiter Rücken von etwa 4000 in. Von hier aus zieht die Zentralcordillere nordwärts weiter in die Landschaft A n tiö q n ia hinein. S ie besteht aus einem Grundgerüst von kristallinen Schiefern und einer Decke von Sandstein, Tonschiefer, Kiesel­ schiefer der Kreide, trägt aber keine Vulkane mehr und hat runde, sanfte Forinen. An ihrem Westabhange führen Eruptiv­ gesteine der Kreide, Diabas, Porphyrit, Granitporphyr zur Westcordillere hinüber und bilden hier einen Riegel, durch den der Cäuca in einem engen Felsental einen großen nach Osten gerichteten Bogen beschreibt, auf dem er nicht schiffbar ist. Air diesem westlichen, steilen Abhange der Zentralcordillere liegen Salamina, Sonson, Fredonia, gegenüber im Gebirge von Marmato Rio Sucio, schon in der Westcordillere. Aber auch nach Ostcil hin seildet die sich mit zunehmender Erniedriguilg allinählich verbreiternde Zentralcordillere Aus­ läufer, die bei Honda das Tal des Magdalena erreicheil und die dortigen Stromschnelleil erzeugeil. Die zwischeil den beiden Strömen liegende Landschaft Antiöquia hat ebenfalls noch 2000 bis 2500 m hohe Hochbecken, wie die von Rio Negro, von S anta Rosa de los Osos, über die Bergzüge bis 3500 m emporragen. Die im Gneis und Granit aufsitzenden Erz-

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Columbia: B. Die natürlichen Landschaften.

gange, besonders Goldadern, haben frühe Besiedelung ver­ anlaßt. Die alte Hauptstadt Antiüquia am westlichen nur noch 572 m hoch gelegenen Ufer des CLuca ist von Medellin über­ flügelt worden, einer gut gebauten, vorgeschrittenen Stadt von 71000 Einwohnern, der zweiten des Landes, mit leb­ haftem Handel. Kleiner sind Sopetran mit Strohhutindustrie, S an ta Rosa, Neiva, Rio Negro, Amalfi, Jericü und Aarumal, alle am Westabhang oder im Inneren, während am Ostabhange Reinedios erwachsen ist. Der Handel geht nach Puerto Berrio am Magdalena oder nach Norden durch das aus der Zentralcordlllere nordwärts herausziehende Tal des Recht zum CLuca. 6. Das Tal des Magdalena. Das Tal des Magdalena verläuft zwischen der Zentralcordillere und der Ostcordillere und wird von H. S t i l l e für einen großen durch Einbruch entstandenen Graben zwischen den beiden Cordilleren gehalten. Der Strom entquillt dem PLramo de las Papas östlich vom S otarä und fließt rasch zur Niederung ab; bei S a n Agustin (2°) hat er nur noch 1636, bei TimanL 900, bei Neiva (3°) 450 m Höhe und zieht nun in der breiten tektonischen Furche nordwärts bis Jirardot (4° 20'). Auf dieser Strecke seines O b e rla u fs empfängt er eine Menge kleinerer Zuflüsse aus beiden Cordilleren, aber Ortschaften von Bedeutung fehlen: TimanL und Neiva haben höchstens 7000 Einwohner, wenn auch die offizielle Statistik dem letzteren Orte 20 000 gibt. Bei Neiva wird der Magdalena schiffbar; da aber bei Honda Stromschnellen den Strom sperren, so ist die Schiffahrt auf dem Oberlauf ohne Bedeutung. Bon 4° an wird der Magdalena im M itt e lla uf durch die An­ näherung zwischen Zentral- und Ostcordillere genötigt, die vor­ springenden Ausläufer beider zu durchschneiden, ist aber da­ mit noch nicht fertig geworden, so daß in der aus Tuffschichten S i e v e r s , Die Cordillercnstaate». II.

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D ie Corditlerenstaaten im einzelner:.

gebildeten Gegend von Honda (200 m ; 5° N) Stromschnellen vorhanden sind, welche die Dampfschiffahrt beenden. B ei Jirardot, von w o eine Eisenbahn nach BogotL führt, beträgt die Breite des Flusses nur noch 130, bei Pescaderias und Las Neguas unterhalb Honda 160 m und auch b.ei Rare (6°) liegt noch eine Enge vor, welche die Dampfer aber bezwingen. Eine Eisenbahn zur Umgehung der Stromschnellen ist geplant. Von der Mündung des wasserreichen Sogamoso an (7°) beginnt der U n te r la u f des Strom es, an der des Lebrija (6°) die Reihe der Nebenarme und Verzweigungen. Der M ag­ dalena tritt nun in die Mederungen des nördlichen Colombia ein, empfängt von Nordvsten den Rio CesLr, von Weste:: den Cauca, hat 1860 den Arm von M ompös ganz verlassen und westlichere Richtung eingeschlagen und zieht nun mit braungelbem Wasser unter Bildung von Stauseen durch niedriges, sumpfiges Land nordwärts. B ei Calamar ent­ fernet er den Arm El Dique nach Cartagena zum Meere, dann weitere Nebenarme in die Ci6naga Grande, ein großes Haff, und mündet m it zwei Armen nahe Barranquilla. D a aber sein östlicher Mündungsarm, Rio Viejo, bei 500—800 m Breite nur 1 Y> m Wasser führt, der westliche, Boca Ceniza, oft bis zu 7 m, häufig aber auch weit weniger, so könrren Seedampfer die Mündung nicht passieren. Dadurch wird der Wert des Strom es erheblich herabgesetzt. Von Barranquilla bis Las Beguas, 20 km unterhalb von Honda, wird der Strom von Flußdampfern befahren, aber in der Trockenzeit kommen diese oft auch nur bis Puerto Nacional vor Oeana, und über­ dies leidet die Schiffahrt unter dem wechselnden Wasserstande und den häufigen Veränderungen des Strombettes; von Honda aufwärts passieren nur kleine Barkassen, bis Neiva große gedeckte Boote: Champanes. Ortschaften von B e­ deutung fehlen an dem Strom so gut wie vollständig; die meisten sind erst dadurch entstanden, daß hier die Straßen

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von der Cordillere her den Fluß erreichten, wie Puerto Berrio und Rare für Antiöquia, Puerto Wilches für Bucaramanga, Puerto National für Ocaüa. Das alte Mompös ist ganz ver­ ödet, dagegen sind El Guamal an der Mündung des Cäuca, ferner Maganguö und Calamar aufgekommen. Die Länge des Magdalena beträgt 1350 km, die Fläche seines Einzugsgebietes 266000 qkm, seine Wasserführung 7500 cbm in der Sekunde; für den Cäuca lauten die Werte 1090 km und 89000 qkm. 7. Di« Ostcordillere.

D ie Ostcordillere, Cordillera oriental, beginnt viel­ leicht schon in Ecuador, sicher an den Päramos de la Fragua (1° 30"), ist aber bis 4° N, also auf eine Strecke von 270 km, so gut wie unerforscht. Man lveiß nur, daß kurze Quertäler zum Kamm hinaufführen, der auf 3000 m Höhe geschätzt wird; Codazzi glaubt, daß ihr im Westen eine Hügelreihe vorgelagert sei, die mit ihr das Tal des Magdalena einschließt. Die Gesamtbreite sdes süd­ lichen Teils der Ostcordillere beträgt nur 140 km, wovon 45 bis 70 auf den Westabhang, 70 bis 95 auf den längeren Ostabhang kommen. Als hervorragende Gipfel werden unter 2 !4 ° der Cerro Miraflores, unte 3° der Cerro Neiva angegeben. Etwa bei 4° N ändert sich der anscheinend einfache Bau des Gebirges: die Ostcordillere verbreitert sich auf 180, unter 6° 30' auf 230, bei 7° auf 270 km und zerfällt in eine Reihe von parallelen Zügen, die große Hochbecken zwischen sich ein­ schließen, während die bisher herrschenden Längstäler auf die Flanken des Gebirges beschränkt werden. Zugleich steigt die Höhe des hier Cordillere von Bogota genannten Ge­ birges auf 5300 m in der Sierra Nevada de Cocui (6*4 °). Im allgemeinen sind die östlichen Ketten die höheren, so daß die Wasserscheide meist auf der östlichsten liegt. I m Süden erreicht der Päramo de la Sum a Paz 4000, die Päramos de

Die Cordillereiistaaten im einzelrren.

Colombia: B. Die natürlichen Landschaften.

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Cruz Verde und de Guasca 3800, der Päram o de Chingasa und die Farallones de Medina ähnliche Höhen, im Norden erhebt sich die S ierra Nevada de Cocui mit dem P a n de Azücar und dem Nevado de S a n P a M n über die Schneegrenze. Dieses kleine Schneegebirge kommt m it etwa 5300 m Höhe den größten Höhen der Zentralcordillere nahe, ist aber keines­ wegs vulkanisch, sondern besteht aus harten Quarziten. Es trägt kleine Hängegletscher und war in der Eiszeit ziemlich tueit hinab vergletschert. Von hier an geht die.östlichste Kette an Höhe stark zurück und im P äram o de T am ä (3500 m) in die Cordillere von Merida über. Eine zweite Linie großer Er­ hebungen liegt zwischen Zipaquirä, Pacho und Chiquinquirä, erreicht aber nur noch 3500 m, in ihrer nördlichen Fortsetzung von Velez bis Zapatoca 3000 m. I n der Ostcordillere treten die kristallinen Gesteine zurück: G ranit, Gneis, Glimmerschiefer, Talkschiefer kommen erst nörd­ lich von 6% ° auf, Tonschiefer ist dagegen verbreiteter. Die Hauptmasse des Gebirges wird aber von Ablagerungen der Kreideformation gebildet, die stark gegeneinander verschoben sind; sie bestehen aus Mergeln, Tongesteinen, weißen Quarz­ sandsteinen und Schiefertonen mit Kohlen. D arüber breiten sich tertiäre S ande und Lehme sowie quartäre Bildungen, am Westabhang liegen tertiäre Tuffe, dagegen fehlen junge Eruptivgesteine der Cordillere-von Bogotä vollständig. Eine besonders häufige Erscheinung sind Hochbecken, deren Boden, Kies, Sand, Torf, darauf hindeutet, daß sie ursprünglich Seebecken waren, die aber durch die Flüsse ent­ wässert und zugeschüttet worden sind. S ie sind die bei der Schollenbewegung gesunkenen Gebirgsteile. I h re Höhe be­ trägt 2000—3000 m; die von Bogotä, Ubate-Chiquinquirä und Sogamoso liegen in 2500—2600, viele andere in 2600—2800 m Höhe. Aus ihnen fließen die Flüsse ab, wie der Rio de Bogotä mit dem 146 m hohen Tequendamafall nach Südwesten, der

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Die Cordillerenstaatcn tm einzelnen.

Rio Suarez und der Tunja-Sogamoso nach Norden; die beiden letzteren, die bedeutendsten des Gebirges, vereinigen sich nahe Zapatoca und brechen nach Westen zum Magdalena durch. I n diesen Hochbecken liegen die wichtigeren Städte der Cordillere, zunächst im Süden B ogotL (s. d. P lan auf S . 69), die 1538 im Gebiete der Chibcha gegründete S anta F« ge­ nannte Hauptstadt des Landes, und zugleich die größte, da man ihr heute 150 000 Einwohner gibt, am Fuße der hohen Cordillere, ausgezeichnet als Sitz der Regierung seit beinahe 400 Jahren, als kirchlicher und geistiger Mittelpunkt. Ferner ChiquinquirL (10000 Einwohner), ein berühmter Wallfahrtsort, ZipaquirL mit 10 000 Einwohnern und starkem Salzhandel, Moniquirä, FacatativL, das alte Tunja (8000 Einwohner), der Sitz der weltlichen Herrscher der Chibcha, und Sogamoso (10000 Einwohner) mit Handel nach dem Llano. Andere Städte sind an den Flüssen des Nordens erbaut, wie Socorro und Soata, oder zu ihren Seiten in größerer Höhe wie Bucaramanga (20000 Einwohner), eine der wichtigsten Handelsstädte im Mittelpunkt der Kaffeedistrikte, Mälaga, Jiron mit Tabak­ bau, Pisdecuesta, Sanjü und Velez. I m äußersten Norden, in der Landschaft SantandLr, schon im Gebiete des Oberlaufs des Mo Zülia (s. S . 96) erheben sich Pamplona in 2280 und die lebhafte, 1875 durch Erdbeben zerstörte Handelsstadt S a n Jose de Cucuta (20000 Einwohner; Tafel 10) in nur 360 m Höhe. Die Cordillere von BogotL ist der wirtschaftliche Kern des Landes. Große Kaffee- und Zuckerpflanzungen (Tafel 6, 7 und 10), in den heißen Tälern Kakao-Haciendas, in den höheren Becken Gewinnung von Erzen, Salz, Kohlen und (bei Muzo) Smaragden, sowie Viehzucht, Hausindustrie und lebhafter Handel mit den Erzeugnissen dieser Wirtschaftszweige geben ihr dazu die Berechtigung und Grundlage. Unter 7° N löst sich die Cordillere von BogotL fächerförmig auf; ihre mittleren Teile brechen unter 8° am Bruchfeld des

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Zülia zur Tiefe, aber die äußeren setzen sich weiter fort. Der östliche Hauptast geht in die Cordillere von M6rida (S. 93) über, der westlichste zieht unter betn Namen der C o rd ille re von Oca na an der gleichnamigen, kaffeebauenden Stadt (8000 Einwohner) vorüber als ein 3000 m hohes Waldgebirge nordwärts. Von 9 ° . N an erhält dieser Ausläufer der Ostcordillere den Namen S i e r r a de P e r i j ä und läuft als solcher bis über 11° weiter, wo er sich au die Sierra Nevada de Santa M arta anlehnt. Er besteht am Westhang aus Quarzporphyren und Melaphyren, bis 1500 m Höhe aus Sandsteinen, darüber bis zu 3000 m Höhe im Cerro Pintado (Bunter Berg) aus Kalksleinelt der Kreide, ist int Osten dicht bewaldet mtb sehr spärlich besiedelt. 8. Die Sierra Nevada de Santa Marta. Die S ierra Nevada de S anta Marta erhebt sich zlvische.lt der Sierra de Perijä, dem Meere, dem Tieflande am untemi Magdalena und dem Rio Cesär. Granit, Gneis, kristalline Schiefer setzen den Nordwesten zusammen, Diorit, Diabas, Porphyr den Südosten, dazu auch rote Sandsteine; dagegen fehlen Kalksteine und junge Eruptivgesteine vollstättdig. Das Gebirge erhebt sich steil aus dem Meere bis zu 5300 m Höhe und trägt auf der nördlichen Hälfte eine Reihe Volt Schneebergen, von denen kleine Gletscher herabhängelt; zur Eiszeit war es bis etwa 4000 m vergletschert. Nach Nordelt zu ist die Sierra Nevada de Saltta Marta mit dichtem Walde bestanden, nach Süden aber, wohin sie weit sanfter abfällt, größtenteils kahl. Ih re Zugehörigkeit zu den übrigen Ge­ birgen des nördlichen Südamerika ist noch nicht bekannt, sie kann aber nur ein Glied der von den Antillen her ziehenden älteren Gebirgsreste oder aber eine Fortsetzuttg des Gebirgslandes von Anttöquia, also der Cordillera Central, sein. Im Innern des Gebirges leben die seßhaft gewordelten Arhuaco-

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Die Cordillerenstaatcn im einzelnen.

indianer (S , 48), die Siedelungen sind aber nur klein, der Hauptort ist Atanquez. Nach Nordosten sendet die Sierra Nevada ihr Wasser zum Rio Rancheria, nach Südosten zum Rio CesLr. ». Die Halbinsel Guajira.

Durch den Rio Rancheria wird die Nevada de S anta M arta von der Halbinsel Guajira getrennt, einer 12 000 qkm großen, aus alten Eruptivgesteinen aufgebauten, aber nur 800—900 m hohen, sehr trockenen und daher mit Gras­ land und Gestrüpp bestandenen Landschaft, deren Küsten von Strandlagunen und Salinen umgeben sind. Auf dieser Halbinsel wohnen die Guajiroindianer (S. 47; Tafel 9) in unbeschränkter Freiheit. Der einzige Hafen von Bedeutung ist zwischen ihr und der Sierra Nevada die alte S tad t Rio Hacha, deren frühere Wichtigkeit auf den vor der M ste lie­ genden Perlenbänken beruhte, während sie heute nur noch geringen Handel mit Curaeao hat. Zwischen der S ierra Nevada und der Sierra de Pensa zieht der Rio Cesär südwestwärts durch trockenes, mit Monte bedecktes heißes, nur 400—100 m hohes Land zum Magdalena, den er bei El Banco nach Bildung der großen Lagune Zapatosa erreicht; an ihm liegt die alte S tad t El Balle de Upar. 10. Die nördlichen Niederungen.

Die gesamte Mederung zwischen diesen Gebirgen, der Zentralcordillere, der Westcordillere und der Küste, süd­ wärts bis etwa 8°, ist wohl nichts sals ein großes Bruchfeld, die Gegend des Mederbrechens des Cordillerensystems. Wahrscheinlich bestand hier früher ein großer Meer­ busen, der aber von dem Magdalena, dem Cäuca und dem aus den Ausläufern der Westcordillere herausfließen­ den Rio S inü zugeschüttet wurde. Dieses große Tiefland

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ist nur an den Rändern und an den Flußläufen mit Wald bekleidet, im übrigen aber nur mit Gras und Monte be­ standen und daher hauptsächlich für Viehzucht geeignet, aber ein Teil der riesigen Niederung wird zur Regenzeit durch die Flüsse unter Wasser gesetzt, nach dessen Ablauf weite Sümpfe verbleiben, wie um die 1000 qkm große La­ gune Zapatosa am Unterlauf des Magdalena, der hier 1000—1500 m breit ist, am Rio S inü bei Lorica und an der Küste. Hier hat sich hinter der Nehrung von Salamanca ein Haff, die Cidnaga Grande, gebildet, in die mehrere Arme des Magdalena fallen. Das Innere dieses Tieflandes enthält keine größeren Siedelungen. El Banco ist unbedeutend, Mompds verödet, Sim iti zurückgegangen, El Corozal (8000 Ein­ wohner) ist Mittelpunkt des Viehhandels, Carmen des Tabak­ baus, Magangu«,Calamar,Herödia, Remolino sindStromhäfen, am CLuca El Guamal und Rech!. Dagegen haben sich an der Küste bedeutende Städte entwickelt. Die älteste ist das 1525 gegründete, seit 1529 bereits mit Bistum versehene S a n t a M a r ia (Tafel 8) am Rande der Sierra Nevada, in der Kolo­ nialzeit sehr wichtig, seit Eröffnung der Dampfschiffahrt auf dem Magdalena 1851 ganz herabgekommen und erst neuer­ dings wieder, weil von der Hamburg-Amerika-Linie ange­ laufen, und durch Eisenbahn mit dem Innern verbunden, im Aufschwung, aber wohl noch nicht wieder auf 10000 Einwohner gestiegen. Zeitweise war die an der Ciönaga Grande neuer­ baute S tadt La Cisnaga mit 8000 Einwohnern und Anbau von Kakao und Tabak größer als S anta Marta. Die zweite be­ deutende S tad t der Küste ist C a r ta g e n a (Tafel 9), eine der ältesten Städte des Landes, zur Kolonialzeit starke Festung und Ausgangspunkt der Silberflotten, seitdem stark herunter­ gegangen, heute aber wieder auf 35000 Nnwohner ge­ wachsen, und mit dem Magdalena durch Eisenbahn verbunden, da der Kanal El Dique leicht versandet.

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Die Cordillerenfloaten im einzelnen.

Lachende Erbin dieser beiden Städte ist B a r r a n q u illa geworden, seitdem die Dampfschiffahrt auf dem Magdalena eröffnet ist. Hier müssen die auf ihm beförderten Waren um­ geladen werden, um zum Hafen Puerto Colombia, früher Sabanilla, zu gelangen. Barranquilla ist daher jetzt die größte Handelsstadt der Republik und von 20 000 Einwohnern im Jahre 1886 auf 49 000 angewachsen. Erwähnenswert ist ferner noch Lorica am Sinü mit Ausfuhr von Kakao, Holz, Tolübalsam und Ipekakuanha. 11. Die Llanos.

Östlich von der Ostcordillere dehnt sich das hauptsächliche Tiefland Colombias, die Llanos, aus, eine ursprünglich wohl tertiäre Meeresfläche, die später trockengelegt und von den Flüssen mit ihren Sedimenten bedeckt wurde. Wissenschaft­ lich erforscht ist sie nur an ihren Rändern, so daß wir sehr wenig über die Llanos wissen, weit weniger als über die von Venezuela. Deshalb soll die Gesamterörterung der Llanos erst auf S . 106 erfolgen. Die Llanos von Colombia werden durch einen Streifen etwas höheren Landes in drei Teile zerlegt. Dieser zieht von der Ostcordillere unter 2—4° nördl. Br. nach Ostnordosten bis gegen 70° westl. L., scheint mehr als 500 m Meereshöhe zu haben und eine Verbindung mit dem zwischen 4 und 6° vorspringenden Guayana (S. 109) zu bilden. Das sind die Llanos von S a n Martin. Bewässert werden sie von dem auf ihnen entspringenden Rio Vichada und von dem in der Cordillere entstehenden Rio Guaviare, die beide dem Oriiioco zugehen. Dagegen entsendet der südliche unter 300 m gelegene Abschnitt, die Llanos von CaquetL oder Mocoa, sein Wasser durch die von der Cordillere abströmenden Flüsse Caquetü oder HapurL und J - a oder Putumayo zum Ama­ zonas. Dieser südliche Abschnitt ist von den beiden nördlichen

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auch dadurch unterschieden, daß er von Wald bedeckt ist, während diese Grasland und an den Flüssen Galeriewald enthalten. M e nördliche Abteilung sind die Llanos von Casanare mit dem Rio Meta (S. 114) und dessen Nebenflüssen. Während im Süden noch Reste unabhängiger Jndianerstämme schweifen, ist der Norden der Kultur schon etwas mehr er­ schlossen, aber die Siedelungen sind ganz unbedeutend. Auf dem Meta endet die Dampfschiffahrt bei Orocus (71%°), am Grenzfluß gegen Venezuela, dem Rio Arauca, liegt Arauca, nahe dem Cordillerenrande Billavicencio und Casanare. Die Llanos treiben fast ausschließlich Viehzucht, deren Ergebnisse sie meist über den Orinoco ausführen.

Venezuela (E stad os U nidos de V ene­ zuela). A. Allgemeines. Venezuela als Staat. Venezuela, der nördlichste der Cordillerenstaaten, ist der am frühesten aufgefundene Teil des süd­ amerikanischen Erdteils, da schon im Jahre 1498Columbus selbst dessen Küste von den Mündungen des Orinoco bis zu der Insel Cubagua befahren hat. Auch gehören einige der Städte Vene­ zuelas zu den ersten Gründungen der Spanier auf der Tierra firme, wie CumanL 1520, Coro 1527, an der Küste von PLria und Macarapana, denen im Innern 1545 Tocuyo, 1551 S an Felipe folgten. Seinen Namen, Klein Venedig, erhielt das Land von den Pfahldörfern der an der Lagune von Maracaibck angesiedelten Guajiroindianer. Da es aber an Edelmetallen wenig bot, so entwickelte es sich weniger rasch als Peru, das heutige Bolivia und auch Colombia. Seine Ortschaften wuch­ sen nur wenig, auch nicht der seit 1578 nach Santiago de Leon de los Caracas verlegte, ursprünglich in Coro befindliche Sitz der Regierung, wohl aber vermehrten sie sich bald durch Missionen der Dominikaner, Franziskaner, Kapuziner und Augustiner.

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D ie Cordillereltstaaten im einzelnen.

Im m erhin gelangte Venezuela doch zu Wohlstand, so daß die blühende Viehzucht in B arinas gestattete, ganze Schwadronen auf weißen Pferden beritten zu machen. 1777 wurde das Land von dem Vizekönigreich Neugranada losgelöst und als besonderes Generalkapitanat Caracas für sich verwaltet. Infolge der schlechten Wirtschaft der Spanier riß sich Venezuela unter der Führung S im ö n Bolivars, eines an­ gesehenen M annes aus Caracas, 1813 von S p an ien los, ver­ mochte aber erst 1821 in Wirklichkeit sich selbständig zu machen. Schon 1819 wurde es m it Neugranada zu der großen Republik Colombia vereinigt, aber als diese 1830 zerfiel, trat es als Republik Venezuela in die Reihe der bisher von Dauer ge­ wesenen Staaten ein. Seine Geschichte war aber von da an eine ununterbrochene Reihe gewaltsamer Umwälzungen, zwischen denen nur gelegent­ lich unter starken Diktatoren Zeiten größerer Ruhe eingeschaltet liegen. D ie sich bekämpfenden Parteien können als Zentralisten und Föderalisten bezeichnet werden, so daß auch die Verfassung des Landes fortwäyrenden Veränderungen unterlag. Der be­ deutendste Präsident der ersten Zeit war J o ft Antonio Paez, der Führer der Llaneros während des Befreiungskrieges; seine Amts­ perioden dauerten von 1830—1835 und 1839— 1843. Eine zweite Epoche der Geschichte Venezuelas wird durch den Namen Tadeo Monagas bezeichnet, der zeitweise mit seinem Bruder Joft Gregorio die Herrschaft von 1847—1858 ausübte. Längere Wirren veranlaßten den alten General Paez noch einmal von 1861—1863 die Präsidentschaft zu übernehmen, worauf Juan Falcon 1863 bis 1868 folgte. Nach fast fünfjährigem Bürgerkriege nahm dann 1870 General Guzman Blanco die Zügel der Regierung in die Hand und beherrschte das Land mit kurzen Pausen bis zu seinem Sturze 1890. Es folgten neue Wirren, die den Platzhalter Guzmcm Blancos, Joaquin Crespo (1884—1886), 1892 abermals an die Spitze des S taates brachten. S e in Nachfolger Jgnacio Andrade (1898—1902) mußte dem bekanntesten M anne der neuesten G e­ schichte des Landes weichen,4 Cipriano Castro, der seinerseits 1910 von Juan Vicente Gomez gestürzt wurde. Daß das Land unter diesen Umständen nur geringe Fortschritte machen konnte, ver­ steht sich von selbst, die meisten noch unter der Diktatur des auf-

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geklärten Präsidenten Guzman Blanco; ganz neuerdings aber strebt auch diese Republik lebhaft empor.

Grenzen. Die gegenwärtigen Grenzer: Venezuelas oder wie der S ta a t jetzt heißt, der Estados Unidos de Venezuela, sind durch eine Reihe von Verträgen festgelegt. I m Norden und Osten in der glücklichen Lage, eine natürliche Grenze in der S e e zu haben, konnte Venezuela sich auf die Fest­ setzung seiner Sü d- und Westgrenze beschränken. Gegen Britisch Guayana, von wo aus Errgland die Orinocomündungen begehrte, konnte 1897 durch Vertrag eine Grenze vereinbart werden, welche die Orinocomündungen im Besitze Venezuelas beließ. Gegenüber Brasilien war schon 1884 durch eine gemeinsame Kommission eine Einigung über die Grenze erzielt worden, und auch gegen Colombia wurde die Grenze 1891 durch Schiedsspruch der Krone Spanien festgesetzt, allein diesen Schiedsspruch hat Venezuela, da er für es ungünstig war, nicht anerkannt.

Größe. I n diesen Grenzen bedeckt Venezuela eine Fläche von 942300 qkm, nach offiziellen Angaben allerdings 1020400, ist also nicht ganz doppelt so groß wie das Deutsche Reich. Seinem Aufbau nach zerfällt es in vier Teile, das Gebirgsland des Nordens, die davor gelagerten Küstengebiete, die Llanos und Guayana. Nimmt man die offizielle Zahl von 1 020 400 qkm an, so entfallen auf Guayana 520 000, auf die Llanos 300 000, auf das Gebirgsland 120 000 und auf das nichtgebirgige Küstenland 80 000. Legt man die Zahl 942 300 qkm zu Grunde, die einer planimetrischen Ausmessung in der Geographischen Anstalt von Justus Perthes in Gotha entstammt, so sind von Guayana 80 000 qkm abzuziehen, so daß 440 000 bleiben. Guayana ist also so groß wie Preußen, Bayern und Saä)sen zusammen, die Llanos sind nicht ganz so groß wie Preußen, das Gebirgsland des Nordens bedeckt die Fläche von Ostpreußen, Westpreußen, Pommern, Mecklen­ burg, Schleswig-Holstein und Oldenburg zusammen, das Küstenland entspricht etwa Bayern. Die Bevölkerung sitzt am dichtesten an der Küste, die Llanos sind schwach, Guayana außerordentlich gering bewohnt.

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Überblick über Land «ttb Volk. Ausbau. (Vgl. die Karte im 1. Bändchen S . 9.) Da, wie eben bemerkt, Venezuela in drei, oder unter Abteilung des nördlichen Küstenlandes, in vier natürliche Regionen von ganz abwechselndem Bau und verschiedener Zugehörigkeit zerfällt, so ist es der ein­ zige S taat des Erdteils, der an allen drei Hauptabtei­ lungen Südamerikas teilhat, an dem Cordlllerenland, an den großen Tiefländern und an dem alten Schollenlande des Ostens. Diese drei Telle Venezuelas sind auch kulturell sehr verschieden. Der Schwerpunkt des Staates liegt in dem nördlichen Gebirgslande; die Llanos sind in jeder Hinsicht

Profil über Venezuela.

Überhöhung 60 fach.

weit weniger wichtig, und Guayana gehört zu den Wildnissen der Erde. Daher nimmt auch die Bevölkerung an Zahl und Dichte von Norden nach Süden stark ab und damit die Be­ deutung der drei großen Abschnitte; so spielt denn auch der mächtige, bis weit ins Innere schiffbare Orinoco als Kultur­ träger vorderhand eine nur sehr geringe Rolle. Natürlicherweise sind die Höhenunterschiede (vgl. das oben­ stehende Profil) in einem solchen Lande sehr bedeutend. Die L la n o s sind ein niedriges Tiefland, das sich vom Meeresspiegel allmählich bis zu etwa 300 m Höhe amCordillerenrande erhebt, ein ursprünglich wohl tertiäres Meer ausfüllt und mit dilu­ vialen und alluvialen Bildungen bedeckt ist, in die nur die Flüsse durch Erosion Rinnen eingegraben haben. Das südliche Berg­ land, G u a y a n a , ist eine alte Scholle aus archäischen Ablage­ rungen, über die eine Decke aus kretazeischen Sandsteinen ge­ breitet war; diese ist aber bereits zum größeren Teil abgetragen

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worden und ragt nur in einzelnen Klötzen noch bis zu 2600 m Höhe auf, während der Hauptteil nur Höhen von 500 bis 1800 m aufweist. I m Norden setzt sich die Cordillere bon Bogota in d e rC o rd ille re von M o rid a fort, die in der Sierra Nevada de Merida noch 5000 m übersteigt und auf einigen Gipfelr: Schnee trägt. Dieses zweifellos den Anden zugehörige Ge­ birge erniedrigt sich nach Osten zu rasch und geht in das B e rg l a nd v o n C o r o u nd B a r q u i s i m e t o über, das nur noch etwa 1500 m erreicht und hauptsächlich aus Ablagerurrgen der Kreide besteht. Dieses Bergland schließt mit der Cordillere von M rid a und der Sierra de PerijL ein weites Senkungs­ feld ein, das ursprünglich durch eine Bucht des Karaibischen Meeres eingenommen wurde. Allmählich aber haben die von den Gebirgen herabkommenden Flüsse dieses Senkungs­ feld mit ihrer: Alluvionen zuzuschütten begonnen uttb das Tiefland des Zülia geschaffen, in dessen Mitte die L a g un e von M a r a c a i b o immerhin noch 13600 qkm bedeckt. Im Norden ragen die Halbinseln Guajira und ParaguanL in das Karaibische Meer hinein und begrenzen einen Meeresteil, den sogenannten Saco oder Golf von Maracaibo. I m Osten werden die Gebirge von Coro und Barquisimeto durch eine Senke begrenzt, die von den Llanos bei Acarigua über Uaritagua und den Uaraeui zum Karaibischen Meer zieht. Auf sie folgt im Osten ein Gebirge, das von dem west­ lichen stark abweicht, das sogenannte Karaibische G eb i r ge oder das venezolanische Küstengebirge. Es ist ohne Zweifel älter als die Cordillere von Merida, zeigt in seinen Former: greisen­ hafte Züge und ist bereits stark zerstückelt. Durch die Senke von Barcelona und den Golf gleichen Namens wird es in zwei Teile geteilt, einer: westlichen höherer: und einen öst­ licher: niedrigeren, aber in beiden erkennt man die Einteilung in eine nördliche und eine südliche Kette mit dazwischen liegender Tiefenlinie. Denn zwischen beiden liegt eure

80

Die Cordillorenstaalm im einzelnen.

Furche, in der sich im Westen der See von Valencia erstreckt und der Rio Tuy fließt, während im Osten die beiden Golfe von Cariaco und von Päria eingreifen und die Halbinseln Araya und PLria absondern. Der wesüiche Gebirgsteil er­ reicht im Pico de Naiguatä (Tafel 14) bei Caräcas noch fast 2800, der Osten im Turumiquire bei Cumanacoa nur noch 2000 m. Auch die Insel Trinidad ist ein abgelöstes Stück des Karaibischen Gebirges, jedenfalls auch die Inseln Margarita, Cache, Cubagua, während Blanquilla, Orchila, Los Roques wohl dem Antillenbogen angehören. Klima. (Vgl. die Karten im 1. Bändchen S . 11, 13, 75.) Infolge dieser bedeutenden Höhenunterschiede ist das K lim a Venezuelas ziemlich mannigfaltig. M e tieferen Teile haben ein rein tropisches Klima, entsprechend der Lage zwischen 2 und 12° nördl. Br. Aber auch hier bestehen bereits Unterschiede, da die am Meere liegenden Tiefländer, namentlich Zulia und das Orinoco-Delta, größere Meder­ schlagsmengen empfangen, das Innere aber zum Teil recht trocken ist. Außerdem aber ist der Wechsel der Jahreszeiten nicht überall derselbe: im Osten zerfällt das Jah r in zwei Jahreszeiten, eine Trockenzeit von November bis April und eine Regenzeit in den Gegenmonaten; im Westen dagegen ivird es in vier Jahreszeiten aufgelöst, da sich eine zweite kleine Regenzeit und eine zweite Leine Trockenzeit ausbilden. Außerdem aber ist gerade im Westen die Erhebung des Landes über das Meer so groß, daß ein ausgeprägtes Höhenklima ent­ steht und die aus Colombia bekannten Stufen der Tierra caliente, tierra templada und tierra fria wieder auftreten, während im Karaibischen Gebirge die letztere so gut wie ganz wegfällt. Sichere Werte liegen nur von dem Karaibischen Gebirge und zwar auch nur von dessen Nordhälfte vor. Hier haben die Häfen La Guaira und Puerto Cabello, die Hauptstadt Caracas und die Colönia Tovar Stationen; dagegen fehlt

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Venezuela: A. Allgemeines.

aus dem Westen, namentlich aber aus den Llanos und von Guayana jeder Wert, während für die Beurteilung des Ostens die Insel Trinidad in Betracht kommt. Die Errichtung einer Beobachtungsstation in den Llanos oder in Ciudad Bollvar ist nach wie vor ein Bedürfnis und von Puerto Cabello und La Guaira sollte besser eine Station nach Maracaibo ver­ legt werden. I n Puerto Cabello und La Guaira erreicht das Jahres­ mittel den hohen Wert von 27° und 27,1°. I n Puerto Cabello sinkt kein Monatsmittel unter 26°, die kühlsten Monate De­ zember bis März haben noch 26,2° und 26,3° und das Mittel des wärmsten Monats August kommt mit 27,9° nahe an den sehr seltenen Wert von 28° heran. Diesen übersteigt noch der September, und zwar in La Guaira mit 28,3°, während die kühlsten Monate Januar und Februar 25,8° haben, so daß die Schwankung in La Guaira 2,5 beträgt, in Puerto Cabello nur 1,7. Die Maxima und Minima sowie die Regen­ mengen sind nicht bekannt. Der Osten scheint kühler zu sein, wenigstens hat S t. Ann's auf Trinidad ein Jahresmittel von 25,9°, und die höchsten Monatsmittel erreichen nur 26,6° im Mai und September, während das des Februar mit 24,9 unter 25° hinabgeht. Die Schwankung ist denn auch nur 1,7° und die mittleren Extreme halten sich in den engen Grenzen von 31,9 und 17,9°. Caracas hat zwei Beobachtungsstationen, das Colegio de Santa Maria in 920 und das Observatorio Cajigal in 1042 m Höhe. Dort ist das Jahresmittel 21,8°, hier 20,2°; der wärmste Monat Mai erreicht dort 23,3°, hier 21,7°, der kühlste (Januar) fällt dort auf 20,3°, hier auf 18,1°. Die mittleren Extreme sind 26,8° und 14,4°. Endlich liefert die Gebirgsstation Colünia Tovar in 2040 m Höhe nördlich von La Victoria einen Anhaltspunkt zur Beurtellung des Höhenllimas; sie hat ein Jahresmittel von 14,4°, April und September zeigen als S teu ers, Die Cordillerenstanteii. II.

6

82

Die (Sorbitscrenftnaten im einzelnen.

Monatsmittel 15,1°, Jan u ar 12,7°, die Schwankung be­ trägt also 2,4°. Über den Regenfall wissen wir wenig Sicheres, da nur eine (Station, in CarLcas, besteht. Diese ergibt die geringe Summe von 811 mm, doch empfangen viele Teile des Landes ent­ schieden mehr Regen, z. B. die nördlichen Gehänge der Cordillere von Merida, während andere, tiefer gelegene, wie Coro und Barquisimeto wohl auch nicht mehr erhalten, da ihre Vegetation recht dürftig ist. Von den 811 mm fallen auf die Monate Dezember bis April nur 116 oder 14,3% , so daß eine Trockenzeit von Dezember bis April einer Regenzeit von Mai bis November entgegensteht. Diese wird aber im August abgeschwächt, da dieser Monat mir 96 mm bringt gegen 123 im Juli, 106 im September. Vegetation. (Vgl. die Karte im 1. Bändchen S . 95.) Die Pflanzendecke ähnelt derjenigen von Colombia und ist von der Verteilung der Feuchtigkeit und von der Höhe abhängig. I n den Tiefländern mit reichlichem Niederschlag herrscht der feuchte Regenwald, der am besten im Zülia und im OrinocoDelta sowie an den Gehängen der Küstengebirge ausgeprägt ist, auch im östlichen Coro. Dagegen sind weite Strecken Landes mit Trockenwald, dessen Laub während der Trocken­ zeit abgeworfen wird, bedeckt, besonders am Südrande der Gebirge, in Nord- und Westcoro und um den Golf von Cariaco. Diese Trockenwälder gehen in Coro, Barquisimeto, bei Maracaibo und im Karaibischen Gebirge vielfach in den so­ genannten Monte über, eine Gestrüppvegetation aus Kak­ teen, Opuntien, Agaven, dornigen Akazien, Bromeliaceen. Gelegentlich treten auch. Savannen auf, wie in Ostcoro, aber im ganzen sind diese auf die Llanos beschränkt; sie nehmen aber an Stellen, wo Grundwasser reichlich ist, feuchte Wälder oder Gruppen und Reihen der Mauritiapalme, sogenannte Morichales, auf und erstrecken sich in dieser Form auch über

Venezuela: A. Allgemeines.

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einen großen Teil des In n e rn G uayanas. Die Küsten be­ gleiten M angroven in weiter Ausdehnung, und am S tra n d e entwickelt sich eine besondere Strandvegetation, in der die S trandtraube Uva de playa (Coccoloba uvifera) vorherrscht. I n Höhen über 1300 m nim m t der Bergwald das G epräge der Ceja an, wie m an in P erü sagen würde. Die die Küsten umgebende Kokospalme, die westindische Palm e Oreodoxa regia sowie die Mauritia flexuosa verschwinden, dagegen bleiben einige andere Palm en, und neue wie Geroxylon andicola treten auf; dazu kommen Farnbäum e, Quinarindenbäume, Lianen, Epiphyten, Moose, Flechten in großer Zahl, gerade wie auch in den übrigen Nebelregionen der südamerikanischen Cordilleren. Über dem Ganzen liegt die Region der PLram os, etwa von 2800 m an, also nur in der Cordillere von M örida, in denen dieselben oder doch ähnliche Pflanzen wie in Colombia (s. S . 44), darunter das Frailejon, eine Espeletia, auftreten. Über die Nutzpflanzen wird auf S . 88 gehandelt werden. Tierwelt. Die Tierw elt hat ebenfalls große Ähnlichkeit m it derjenigen Colombias. Wegen der geringen Waldbedeckung des Landes sind Waldtiere verhältnismäßig spärlich, doch kommen Brüllaffen, Faultiere, Pakas, Vögel, namentlich P apageien und Aasgeier, die Klapperschlange, die Korallenschlange, viele andere Schlangen, die großen Eidechsen, Jguan as, dann Schmetterlinge, Käfer, Heuschrecken, oft in großen Schwärmen, Skorpione, Tausendfüße häufig zu Gesicht, während es sehr schwer hält, den Jag u ar, den P um a, B ären und Füchse zu sehen. I n den Llanos und am Orinoco haben die Wasser­ tiere, der Kaiman, das Wasserschwein und verschiedene A rten Fische ihr Reich, und diese Tiere beleben auch mit Wasservögeln, wie Flamingos, Reihern und andern die Ufer der Lagune von Maracaibo und die Flüsse des Zülia. Ameisenfresser und G ürteltiere sind auf die S avannen und Trockenwälder be­ ll*

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Die Cordillerenstaatcn im einzelnen.

schränkt, Zecken, Mosquitos, Sandflöhe bilden fast überall eine Plage, nur in dem hohen Gebirge fehlen sie, aber hier ist die Tierwelt überhaupt spärlicher. Bevölkerung. Die Bevölkerung bestand ursprünglich aus I n ­ d ia n e r n , aber diese waren weder sehr zahlreich noch auch auf eine höhere Kulturstufe gelangt. Heute sind sie im Urzustände nur noch im Innern von Guayana vorhanden, wo sie größtenteüs der Gruppe der Karaiben angehören. Diese bewohnten auch das Karaibische Gebirge, haben sich aber hier nur noch im äußersten Osten und in sehr geringen Resten erhalten. I m übrigen Lande sind die Indianer teils ausgerottet, teils in den Einwanderern aufgegangen, und nur in der Cordillere von Mörida leben Indianer reinen Blutes noch in den höchsten Gebirgstälern. Von der Halbinsel Guajira kommen die ©itojito häufig nach Maracaibo, und in den westlichen Llanos findet man noch versprengte Reste der Urbevölkerung. Eingewandert sind zuerst die W eiß en , aber diese haben sich nicht rein er­ halten, wenn sie auch wohl übertrieben gering nur zu 1% der Gesamtbevölkerung geschätzt werden. Dagegen sind die Neger in der Tierra caliente ziemlich zahlreich, aber die Haupt­ masse des Volles besteht aus Mschlingen zwischen Indianern, Weißen und Negern, namentlich aus Mulatten. Die Zahl der Europäer und Nordamerikaner ist gering. Die Gesamtbevölkerung Venezuelas soll 2,7 Millionen betragen, ist aber sehr ungleich verteilt. Zu G u a y a n a sind zu rechnen diebeiden Bezirke: qkm

Einw.

Dichte

Amazonas . . . . 281 700 B o liv a r ....... 238 000

45 100 55 700

0,2 0,2

519 700

100 800 150000

0,3

M it

Indianern . .

0,2

Venezuela: A. Allgemeines.

85

von denen Bolivar S taat, Amazonas Territorium ist; sie werden im ganzen, einschließlich bet-, unabhängigen I n ­ dianer, von nur 150 000 Menschen, 5% der Gesamtbevöl­ kerung, bewohnt und haben eine außerordentlich. geringe Volksdichte. F ü r das Küstenland kommt ganz in Betracht der S taat Z ü l i a ........................

65 500

150 776

2,3

was der Gesamtvolksdichte der Republik entspricht; dazu noch Teile von Falcon, etwa 5000 qkm mit rund 28 000 Einwohnern und der Paracui mit 7100 qkm und 86 000 Einwohnern, zu­ sammen 80 000 qkm mit 265 000 Einwohnern und einer Volksdichte von 3,3. Reine L la n o s ta a te n sind: Apure .................... Zamora ................ Portuguesa................ C o je d e s.................... GuLrico ................ M o n a g a s ................ Territorio Delta Amacuro. .

76 500 35 200 15 200 14 800 66 400 28 900

23 000 63 000 96 000 88 000 184 000 74 500

0,3 1.8 6 6 3 2,6

40 200_______ 7 200________0,2 277 200 535 700 2

Hierzu kommen jedoch von dem Staate AnzoLtegui min­ destens 30 000 qkm und 70000 Einwohner, so daß in den Llanos auf rund 300 000 qkm mehr als 600000 Menschen wohnen, d. h. auf einer Fläche von nahezu der Größe Preußens kaum mehr als in München. I m G e b ir g s la n d e sind der Westen, die M tte und der Osten zu unterscheiden: I m W esten, der Cordillere von Msrida, liegen:

86

Tie Cordillerenstaaten im einzelnen.

9 102 000 11100 8 88 500 11300 20 147 000 7 400 29800 337 500 11 Zu der Mitte des Gebirgslandes sind zu zählen: 5,5 Falcon (Coro) . . . 20 000 111000 L a r a ..................... 19 800 189 600 10 39 800 4,5 300 600 Der Osten ist in zwei Telle zu teilen, die durch die Senke von Barcelona begrenzt werden; dem östlichen Teil gehören an Sucre...................... 11800 92 000 8 AnzoLtegui.............. 13 000 65 000 5 Nueva Esparta (Ins.) 1270 40200 32 7 26 000 200 000 Tachira.................. M örida.................. Trujillo..................

Bleibt noch der westliche Teil des östlichen Gebirgslandes oder des Karaibischen Gebirges; er ist bei weitem am besten besiedelt und der wichtigste Teil des Landes. Ihm gehören an: Carabobo . . . . . 4 650 36 169 000 A ragua.............. . 5 600 17 95 000 141000 Miranda . . . . . 7 950 18 59 Bundesdistrikt . . . 1930 113 200 20130 518 200 26 Zieht man die vier so erhält man: Cordlllere . . . . . Coro, Lara . . . . Kern des Landes. . Osten.................. .

Teile des Gebirgslandes zusammen, 29 800 39 800 20130 26 000 115 730

337 500 300600 518 200 200000 1 356 000

11 7,5 26 7 11,7

I 1 1

V e n e z u e la :

87

Tie vier Hauptgebiete: % der B e ­ völkerung D ich te 12 Gebirgsland . . 116 000 11 1356 000 57,7 2 Llanos . . . . 300 000 30 600 000 25,2 8 265 000 11,5 3,3 Küstenland . . 80000 Guayana . . . 520 000 51 150 000 0,2 6,2 2,3 1016000 100 2 370 000 100 Ganz Venezuela hat demnach bei einer Fläche von fast der doppelten Größe des Teutschen Reiches nur so viele Ein­ wohner wie das Großherzvgtum Baden. Liedelungen. Tie Ortschaften in Venezuela sind im Ver­ hältnis zur Gesamtzahl der Bewohner des Landes gering be­ völkert, die Städtebevölkerung macht mit etwa 300000 Köpfen nur etwa 13% der Gesamtbevölkerung aus. Es gibt nur drei Städte über 20000 Einwohner, nämlich die Hauptstadt Caracas mit 75 000, ferner Maracaibo mit 50 000 und Valencia mit 40000 Einwohnern, welche Zahlen an die der drei Haupt­ städte von Ecuador eriirnern uird zusammen 165 000, 7,2% der Gesamtbevölkerung, einnehmen. Von ihnen liegen zwei im Karaibischen Gebirge, eine an der Küste. Dann folgen in weitem Abstande Ciudad Bolivar am Orinoco mit 15 000, die beiden Küstenstädte Puerto Cabello mit 15 000 und La Guaira mit 13 000 Einwohnern, wodurch die Zahl der Betoohner von Städten über 10000 auf 208 000, 9%, steigt. Alle übrigen Städte des Landes haben weniger als 10000 Einwohner, darunter Barquisimeto (gegen 10 000), Coro (9000), Msrida (7000), La Victoria (7000), Maracai (5000), im Osten Barcelona (7—8000), Carüpano (8000) und Cumana (9000 Einwohner.) Wirtschaftliche Verhältnisse. Wirtschaftlich ist Venezuela im wesentlichen ein Land tropischer Pflanzungeir, beruht also größtenteils auf dem Ackerbau, der zur Ausfuhr qk m

% der F lä c h e

G in . to o lm e r

88

Die Cordillerenstaatcn im einzelnen.

1911/12 volle 71% lieferte, nämlich von 106,6 Millionen Mark 76,24. Davon kam wiederum fast fünf Sechstel, 63,44, auf den Kaffee, 12,8 auf den Kakao. Der schon 1730 in Venezuela eingeführte K af f ee erlangte erst im ^ . J a h r ­ hunderte Bedeutung, da zunächst Kakao, Indigo, Tabak und Baumwolle gepflanzt wurden, beherrschte aber den Handel schon etwa seit den 1860er Jahren; 1885 trat er etwas zu­ rück, well in dieser Zeit die Ausfuhr von Gold bedeutend stieg, erreichte aber 1895/96 70% der Ausfuhr. Nach dem Jahre des großen Sturzes der Kaffeepreise, 1898, fiel der Anteil der Kaffeeausfuhr bedeutend, steigt aber neuerdings wieder, wenn auch der Ernteausfall verschieden ist, so daß 1910/11 die Ausfuhr nur 34,4 MMonen Mark Wert hatte. Meist kommt er von den Valles de Aragua, aus der Gegend östlich von Caracas und aus der Cordillere von Merida. Der Kakao wird schon seit der spanischen Zeit besonders an den Nordgehängen des Karaibischen Gebirges, sowohl beiCarüpano und W ar, wie zwischen dem Cap Codera und dem Haracui, bei Rio Chico, am unteren Tuy und im Zülia angebaut und hat fast denselben Ruf wie der von Ecuador; 1895/96 hatte die Kakaoausfuhr den Wert von 8, 1910/11 von 14,8 Millionen Mark. Die übrigen Gegenstände des Ackerbaus, Zuckerrohr, Mais, Bananen,Uukka, Bohnen, Erbsen, Kartoffeln, die sogenannten Frutos menores, geringere Früchte, bleiben im Lande. Tabak wird nur noch wenig gezogen, Baumwolle und Indigo so gut wie nicht mehr; dagegen gibt die Kokos­ palme Anlaß zur Ausfuhr von Kopra und Ol, von Puerto Cabello, Cariaco, CumanL und Margarita, aber der Ausfuhr­ wert erreicht nicht % Million Mark. Die Viehzucht ergibt besonders in den Llanos zwei Erzeugnisse, Häute und Vieh, 1911/12 im Werte von 8,24 und 0,92, zusammen 9,16 Millionen Mark. Der W a l d war früher fast unproduktiv, hat aber durch die Entdeckung von Kautschuk

Venezuela: A. Allgemeines.

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und BalatL in G uayana und dem Nordosten heute größere Wichtigkeit erlangt, insofern 1910/11 beide zusammen m it 11,5, 1911/12 mit 10,28 Millionen Mark an die dritte S telle der Ausfuhr gerückt waren. Geringe Mengen von Farbhölzern, Mvidivi (Gerbrinde), Balsam, Holz werden aus M ara­ caibo und der Cordillere geliefert, während die A usfuhr von Tonkabohnen aus G uayana fast aufgehört hat. D er B e r g ­ b a u ist zurückgegangen. 1910/11 hatte das Gold von M ru a r i in G uayana nur noch einen Ausfuhrwert von 1,2 Mülionen Mark, während 1884/85 Gold m it 20 Millionen gleich hinter Kaffee m it 28 Millionen stand; 1911/12 w ertete es aber wieder 4,2 M illionen Mark. Von dem Gebirgslande des Nordens kamen damals auch noch Kupfer aus Aroa für fast 2 M M onen Mark, 1910/11 nur noch für 900 000 Mark, und Kohlen vom Naricual bei Barcelona, neuerdings aber kom­ men diese in der Ausfuhrliste nicht mehr vor; dagegen hat der Asphalt aus dem Pechsee im äußersten Nordosten bei GuLriquen gegenüber Trinidad, den die New P o rt Bermudez Company ausbeutet, einen Ausfuhrwert von 1911/12 1,3 M illionen Mark, und endlich kommen Schwefel bei Casanai, Phosphate bei Agua Bianca am Rande der Llanos und G uano an verschiedenen S tellen vor. Die I n d u s t r i e ist 1910/11 zum erstenmal so weit gelangt, um zur Ausfuhr beizutragen, indem für 620 000 Mark gefrorenes Fleisch ausgeführt wurde. Sonst setzt sie ihre Erzeugnisse, Zucker, Schokolade, Likör, Seife, Kerzen, Zündhölzer, Eis, Bier, Nudeln,Essig, Ol, Mineralwasser, Limonaden im Lande ab, während alle übrigen W aren einge­ führt werden. Die Fischerei auf den Perlenbänken bei Cubagua ist ohne Bedeutung für die Ausfuhr (1908/09 184 000 Mark), dagegen kamen von den Flüssen der westlichen Llanos Federn im Werte von 1911 1,3 M illionen Mark zur Ausfuhr. D er H a n d e l hängt ganz von der Ruhe im Lande und von dem Preise des wichtigsten Erzeugnisses, Kaffee, ab.

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Die Cordillerenstaaten im einzelnen.

S o sank er von 1897 auf 1898 wegen des Rückgangs des Kaffeepreises von 130 auf 94 Millionen Mark, erreichte aber 1908/09 wieder 105,6, 1911/12: 191,2 Millionen Mark, wovon 84,56 auf die Einfuhr und 106,64 auf die Ausfuhr kamen. Die Ausfuhr erreichte im Revolutionsjahre 1902 ihren Tief­ stand mit knapp 32 Millionen Mark, hielt sich seitdem zwischen 57 und 69 Millionen und überschritt 1910/11 zuerst diese Ziffer. S ie besteht vorwiegend aus Ackerbau- und Wald­ produkten, 1911/12 wie folgt: Kaffee 63,44, Kakao 12,8, Kaut­ schuk und BalatL 10,28, Häute 8,24, Gold 4,2, Asphalt und Fedem je 1,3, Vieh 0,9, zusammen 102,46 Millionen Mark. Die Ausfuhr ging 1911/12 zu 32% nach den Vereinigten Staaten, 30% nach Frankreich, das namentlich den Kakao aufnimmt, 17% nach Deutschland, 9% nach Großbritannien. Die Einfuhr stand im Revolutionsjahr 1902/03 auf nur 22,4 Millionen Mark, hielt sich in den folgenden Jahren zwischen 35 und 47 und stieg 1911/12 auf 84,5 Millionen Mark. S ie besteht im wesentlichen aus Manufakturwaren, Kunst- und Jndustrieerzeugnissen, Lebensmitteln, Rohstoffen und Halbfabrikaten. 1911/12 kamen von der Einfuhr 26% auf England und seine Kolonien, 30% auf die Vereinigten Staaten, 16% auf Deutschland, 13% auf Frankreich, der Rest auf die Mederlande, Spanien, Italien und Belgien. Der Handel von 1909 verteilte sich, in Millionen Mark, auf die Zollhäuser tuie folgt: Einfuhr Ausfuhr

La Guaira Maracaibo Puerto C abello. Ciudad Bolivar C arüpano. . . Cristübal Colän .

1,32 0,117

3,39 2,17

Handel

%

4,71 2,29

4,5 2

Venezuela: A. Allgemeines.

. . La Vela . . . . Ccmo Colorado . . . . Puerto Sucre . . . . . . Guanta . . . . Pam patar . . . . . Tucacas . . . . . .

91

Einfuhr Ausfuhr Handel 0,4 0,87 1,27 0,085 0,87 0,95 0,55 0,43 0,125 0,05 0,11 0,16 0,016 0,14 0,128 0 ? 1,06

0/ /o 1 0,8 0,5 0,1 0,1 V >

Nach Abschnitten des Landes gerechnet: Westen (Cordillere) . Coro, Lara . . . . Zentralstaaten . . . Oststaaten................... Guayana ...................

. 8,8 . 1,46 . 23,7 . 5,02 . . 3,65

18,4 ? 26,8 7,48 13,28

27,2 ? 50,5 9,5 16,93

25 ? 49 8 15

Diese Tabelle zeigt deutlich die Bedeutung der Zentrab­ staaten mit ihren Häfen La Guaira und Puerto Cabello; sie umfassen die Hälfte des Gesamthandels. Ein weiteres Viertel nimmt die Cordillere mit dem Hafen Maracaibo ein, während der Osten kaum ein Zehntel des Handels trägt, Guayana faßt ein Sechstel. T er wichtigste Hafen für die Ausfuhr ist aber Maracaibo mit fast zwei Siebentel, die drei anderen größeren Häfen La Guaira, Puerto Cabcllo und Ciudad Bolw ar tragen je ein Fünftel. Verkehr. Die Schiffahrt ist ziemlich lebhaft. M it Europa ist das Land durch Dampferlinien fast aller Großschiffahrt betrei­ benden Nationen verbunden, mit den Vereinigten Staaten durch die Red v-Linie. 1911/12 liefen 1950 Schiffe mit 1570400 Tonnen in die Häfen ein; diese sind La Guaira, Puerto Cabello, Maracaibo und Ciudad Bolivar, von kleine­ ren La Bela de Coro (Tafel 13), Tucacas, Gatenero, Higuerote, Guanta (Tafel 15), CumanL (Puerto Sucre), Pam patar auf Margarita, ferner Guiria, Cristöbal Colün und

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Die Cordillcrenstaatcn im einzelnen.

Caäo Colorado. Flußdampfer befahren von P o rt of Spain auf Trinidad aus den Orinoco und seine Nebenflüsse, ein kleiner Dampfer den See von Valencia. A e Eisenbahnen sind noch nicht zusammengeschlossen. Die größte und bekannteste ist die Gran Ferrocarril, die 1888—1894 von den Deutschen Müller und Plock erbaute Bahn CarLcas—Valencia mit 196 km Länge, 152 Viadukten und 86 Tunnels. Valencia ist mit Puerto Cabello, CarLcas mit La Guaira verbunden, CarLcas auch mit S an ta Lucia, La Guaira mit Maiquetia und Macuto. Weiter sind die Häfen mit dem Innern verknüpft, Carenero mit Rio Chico, Tucacas mit Barquisimeto, La Vela mit Coro, Guanta mit Barcelona und den M nen von Naricual, La Ceiba mit S abana de Mendoza, S an ta BLrbara mit El Vigia und end­ lich besteht die TLchira-Eisenbahn von Encontrados nach UracL. I m ganzen beträgt die Kilometerzahl der vene­ zolanischen Eisenbahnen aber (1911) nur 925, die der Tele­ graphenlinien 7598.

B. Die natürlichen Landschaften. 1. Die Cordillere von MLrida.

Die Cordillere von MLrida, die Fortsetzung der Ostcordillere von Colombia, erstreckt sich vom Grenzfluß, dem Rio TLchira bis gegen die S tad t Tocuyo als ein 300 km langes, 80—130 km breites Gebirgsband. S ie besteht aus einem Hauptzuge von kristallinen Schiefem, Gneis, Glimmerschiefer, Phyllit sowie von Granit und zwei aus Sandsteinen, Kalksteinen und Tonschiefern kretazeischen M e rs gebüdeten Sedimentzonen, deren nördliche meist die höhere ist. I n der oberhalb der S tad t MLrida gelegenen Sierra Nevada de MLrida überschreitet das Ge«

Venezuela: B. Tic natürlichen Landschaften.

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birge in dem Gipfel Columna 5000 m und trägt auf fünf Gipfeln dauernd Schnee sowie kleine Gletscher, aber auch in der etwa 4700 m hohen Kette von Santo Domingo liegt während des größten Dells des Jahres Schnee, während die ungefähr ebenso hohen Gipfel der nördlichen Kette, wie der Pan de Azucar, vielleicht wegen der warmen, vom Tieflande des Maracaibosees aufsteigenden Luftströ­ mungen schneefrei zu sein pflegen. Zwischen der Hauptkette und der Nordkette fließt der in den Maracaibosee fallende Rio Chama bei Msrida mehr als 3500 m unter den Gip­ feln, während im Westen und Osten größere Flüsse nicht ausgebildet worden sind. Ungeheuer groß ist die Zahl und Mächtigkeit der Schotterterrassen, die einen mehrmaligen Wechsel in der einschneidenden und aufschüttenden Tätig­ keit der Flüsse anzeigen. S o ist die größte dieser „Mesas", die von M rida, 17 km lang, 3 km breit und am östlichen Ende 200, am westlichen 80 m hoch. Auch läßt sich frühere, stärkere Vergletscherung an den Hochgipfeln der Sierra Nevada und der Sierra de Santo Domingo feststellen. Trotz des schroffen Gebirgscharakters ist die Cordillere von Mörida fruchtbar und gut besiedelt. An den äußeren Gehängen zieht sich dichter Wald bis an 3500 m Höhe, dar­ über folgen die Päramos. D as wichtigste Erzeugnis des Ge­ birges ist der Kaffee, der namentlich in der Gegend von Mörida in großen Mengen und ausgezeichneter Güte gezogen wird und den Handel des Gebirges beherrscht; er wird, mit Ausnahme des äußersten Ostens, nach Maracaibo verschifft. Daneben kommt Kakao in geringeren Mengen zur Ausfuhr, während Mais, Zucker, Bananen und Milka die wichtigsten Nahrungsmittel der Bevölkerung sind. Weizen und Gerste kommen vor, haben aber keine Bedeutung für das Wirt­ schaftsleben, dagegen gehören die schwarzen Bohnen zu den gewöhnlichen Speisen. Die Bevölkerung besteht zum Teil

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Die Cordillerenstaaten im einzelnen.

noch aus Nachkommen der indianischen Urbevölkerung, die offenbar ziemlich gering an Zahl war und in eine Menge kleiner Stäm m e zerfiel; ihre Kultur war nicht hoch und keinesfalls mit der der Chibcha in Colombia zu ver­ gleichen. I m übrigen haben Neger in dem heißen Westen und Osten, Weiße besonders in den höheren Tälern des Innern festen Fuß gefaßt, und aus der Mischung dieser drei Rassen ist nun eine mannigfaltige Bevölkerung entstanden. Ih re Zahl beträgt (1912) an 350 000, die sich 1909 wie folgt verteilten: qkm Einw. Dichte Tschira (Westen) . 11 100 9 102 000 11300 Msrida (Mitte) . 88 500 8 7 400 Trujillo (Osten). . 147 000 20 337 500 29 800 11 Der Osten also, der S taat Trujillo, ist über doppelt so gut bevölkert wie die Mitte und der Westen, worin sich der auch sonst bemerkbare Gegensatz zwischen den beiden West­ staaten und Trujillo ausspricht, die durch den in der Längs­ richtung höchsten Paß der Cordillere, den 4120 m hohen Psram o de Mucuchies getrennt werden. Tie wichtigsten Städte sind Msrida im Innern, S an Cristöbal im Tachira und Trujillo im Osten; sie sind aber alle nur klein, M rid a 8000, die beiden andern 5—6000 Einwohner stark. I n Msrida sitzt der Bischof, früher befand sich dort auch die Regierung für die ganze Cordillere, da diese bis 1909 als S taat Los Andes zusammengefaßt war. Die haupt­ sächlichen Verkehrswege sind der Camino real, der Haupt­ weg, von Westen nach Osten und drei Ausgänge nach Norden. Der westlichste führt vom Tachira über UracL nach dem Hafen Encontrados, dann den Rio Zulia hinunter; der zweite von Msrida nach S anta Barbara am Rio Escalante, der dritte von Trujillo und dem Haupthandelsplatze

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des Ostens, Valera, nach La Ceiba am See von M ara­ caibo. Alle drei sind jetzt mit Eisenbahnen versehen, die aller­ dings nur kurz sind. 2. Das Bruchfeld des Sees von Maracaibo. Das Tiefland von Zülia. Vor der Cordillere von Merida breitet sich nach Norden das Tiefland des Zülia aus, dessen Name von dem aus Colombia kommenden Rio Zülia stammt. Dieses Tiefland ist rein alluvialen Ursprungs, ein Erzeugnis der Flüsse, die von der Cordillere, von der Sierra de Perijü (s. S . 71) und von Coro Herabkommen. An seiner Büdung haben sich im Süden außer dem Zülia selbst der Rio Escalante, der Chama und der M otatan sowie viele kleinere beteiligt. Na­ mentlich irrt Westen ist es mit großen Lagunen bedeckt, wie den Cienegas de Onia, de Morotuto, de los Motilones und der Laguna de Zülia, die zwischen den Systemen des Catatumbo-Zülia und des Escalante vermittelt. Die im Westen mündenden aus der Sierra de Perijü kommenden Flüsse sind kürzer und weniger wasserreich, und die im Osten aus Coro abströmenden enthalten noch weniger Wasser. Infolge des ausgiebigen Niederschlags am Rande der Cordillere ist der ganze Süden mit dichtestem, feuchtem Regenwalde, einem Urwalde großartigster Ausbildung und üppigster Fülle, bestanden. J e weiter man aber nach Norden kommt, desto trockner wird das Land, und schließlich tritt an die Stelle des Waldes Grasland und Monte, der etwa von 10° N an das Land zu beiden Seiten der Lagune von Maracaibo über­ zieht. Der See von Maracaibo. Der Lago de M a ra c aib o ist auf den Karten meist zu groß dargestellt. Er erstreckt sich von Süden nach Norden über 170, von Westen nach Osten über 80 km und hat also eine Fläche von 13 600 qkm, etwa so viel wie

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Mecklenburg-Schwerin. Seine Tiefe soll 250 m betragen, sein Wasser hat eine Temperatur von 26° und ist süß; seine Ufer sind flach, mit dichtem Walde im Süden, mit Palmen und Gestrüpp im Norden bestanden. Von den südlichen Teilen aus eröffnet sich eine wundervolle Aussicht auf die Cordillere. Im Norden verengt sich der See zu einem nur 15 km breiten Schlauch, an dem die S tadt Maracaibo liegt und geht nördlich davon in einen Nebensee mit der Insel Toas über, um dann durch zwei Halbinseln abgesperrt zu werden, zwischen denen ein nur 550 m breiter und 2—4 m tiefer Kanal, die Barre von Maracaibo, am Fort S a n Carlos vorbei in den Golf von Venezuela oder von Maracaibo führt. Durch diese un­ günstigen Umstände wird Maracaibo nur für wenig tiefgehende Seeschiffe erreichbar, so daß Waren aus der Cordillere mehr­ mals umgeladen werden müssen, um endlich auf der Insel Curayao auf die tiefgehenden Seedampfer zu gelangen. Darunter leidet der Handel von Maracaibo, der im übrigen die ganze Cordillere sowie auch den Nordosten von Colombia, den früheren S taat Santander, bis Pamplona umfaßt. Daher hat sich Maracaibo zu einem Haupthafen von Venezuela und zu einer auch äußerlich ansehnlichen S tad t von 50 000 Einwohnern, der zweiten des Landes, entwickeln können. Ausgeführt werden besonders Kaffee, Kakao, Farbholz, Dividivi, die Schoten der Caesalpinia coriaria, Häute und Felle. Der Handel ist vorwiegend in Händen von Deutschen. Von weiteren Siedelungen sind zu erwähnen die Häfen für die Südküste: La Ceiba für Trujillo, Boca Esealante für Merida und Boca Catatumbo für Tächira und Colombia; am Escalante ist S anta Bärbara—-San Carlos der Ausgangspunkt der Eisenbahn nach dem Fuße der Cordillere. Der S taat Zülia hat auf 65 500 qkm Fläche (mit Einschluß des Sees) 150 000 Einwohner, wovon Maracaibo allein ein Drittel enthält.

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3. Coro und Barquijimcto.

Coro und Barquisimeto vermitteln zwischen der Cordillere von Mörida und dem Karaibischen Gebirge und können wohl noch als Ausläufer der Anden angesehen werden; wenigstens zieht int Süden ein Ast der CordMere von Msrida mit 1000—1500 m Höhe von Böconü nach Daritagua. Daran schließt sich im Norden ein 500—900 m hohes, aus gefalteten Tonschiefern, Sand­ steinen, Kalksteinen, Quarziten der Kreide bestehendes Land, das aus mäßig hervortretenden Höhenzügen und welligen Ebenen besteht und auf dessen rötlichem Boden mattgrüner Monte wächst. Mitten durch dieses einförmige Land zieht der wasserreiche Mo Tocuyo aus der Cordillere nordwärts, dann nordostwärts zum Meere, während der kleinere Rio Barquisimeto in großem Bogen südostwärts nach den Llanos zum Cojedes abbiegt. An diesen Flüssen liegen die größten Städte: Tocuyo (5000 Einwohner) am Tocuyo, Carora (4000 Einwohner) an dessen Nebenfluß Carora, endlich Barquisimeto (10 000 Einwohner) am gleich­ namigen Flusse, dieses durch Eisenbahn mit dem Hafen Tucacas verbunden. I m Norden dieser Landschaft, die ziemlich gut dem Staate Lara mit 19800 kqm und 190 000 Einwohnern ent­ spricht, dehnt sich das Gebirgsland von Co r o aus, 25000 qkm mit 140 000 Einwohnern. Es besteht vorwiegend,.wenigstens in den höheren Ketten, aus Kalksteinen der Kreide, die in zwei Hauptzügen, der Cordillera de Agua Negra in der Mitte (1000—1500 m) und der S ierra de S a n Luis (1500 m) im Norden gipfeln, während das übrige Coro aus Sandsteinen, Schiefertonen, Mergeln der Kreide und des Tertiärs gebüdet wird. Abgesehen von einigen Bergwiesen in den Höhen nahe 1500 m und einzelnen Trockenwäldern beherrscht Gestrüpp und Monte das Landschaftsbild im Westen und Innern, dagegen ist S ie v e r s. Die Cordillerenstaatcn. II.

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Die Cordillerenstaaten im einzelnen.

die Nordostküste weit feuchter und daher ein Land frischer Wäl­ der und Savannen. Ein einheitliches Stromsystem hat sich nicht entwickelt. Die Besiedelung ist gering, im Jn n em liegt das kleine S a n Luis, im Norden die alte, von den Augsburger Welfern 1527 angelegte S ta d t Coro (9000 Einwohner) mit betn Vorhafen La Vela de Coro (Tafel 13). Auch der wirt­ schaftliche Wert der Landschaft Coro ist nur gering. Nur durch eine schmale mit Dünen bedeckte Landenge mit dem Festland verbunden ist die jetzige Halbinsel, frühere Insel ParaguanL mit 3000 qkm Fläche. Sie ist ein fremdes An­ hängsel, denn sie besteht in ihrem Kern, dem Cerro de Santa Ana (800 m) aus Dioritporphyrit, im übrigen aus kristallinen Schiefern und Granit, ist also ein Glied der von der Nevada de Santa M arta her über die Guajira nach Osten hin versolgbaren alten zerbrochenen Gebirgskette, trägt aber auch eine Decke von Kreide und Tertiär. Wasserläufe fehlen voll­ ständig, die Besiedelung ist sehr gering. Eine besondere Stellung nehmen ferner der M racui und die S e n k e von I a r i t a g u a ein, indem sie das andine Gebirgsland von Coro und Barquisimeto von dem Karaibischen Gebirge scheiden. Zwischen M ritagua und Nirgua liegt eine nur 300 m hohe Wasserscheide inmitten von Savannen, von der aus nach Süden das Wasser zum Rio BarquisimetoNirgua, nach Norden zum M o M racui abfließt. Diese allerdings nur 15— 24 km breite Senke bildet mit dem Tale des Barquisimeto-Cojedes und der Ebene am Mo M racui eine tiefe Furche, eine tektonische Linie von großer Wichtigkeit, die Scheide zwischen den beiden großen Gebirgssystemen. Der Boden besteht aus Konglomeraten, Breccien, Schutt und trägt abwechselnd Savanne und Wald, d. h., derChara.kter der Llanos dringt in dieser Senke zwischen das Gebirgsland ein, ja bis gegen das Meer. Denn die 200—100 m hohe fruchtbare Niederung des M racui bietet ebenfalls einen solchen

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Wechsel, aber zugleich reichen Anbau von Kaffee und Kakao, besonders um die alte S tadt Real de S a n Felipe (7000 Ein­ wohner), und von Tabak bei M ritagua (6000 Einwohner). Über den M racui erhebt sich bereits, isoliert vom Karaibischen Gebirge, und umflossen vom Rio Aroa, ein aus Granit und archäischen Schiefern gebüdetes Gebirgsmassiv, das Daracuigebirge (1700 m), im Westen bewaldet, im Osten von Gras­ land bestanden und in den Minen von Aroa reich an Kupfer, wovon 1884 für 5 Millionen Mark gewonnen wurde, heute sehr viel weniger. 4. Das Karaibische Gebirge. Das Karaibische Gebirge oder das venezolanische Küsten­ gebirge nimmt den gesäumten gebirgigen Nordosten Vene­ zuelas von der Senke von M ritagua bis nach Trinidad ein und umfaßt nicht nur diese, sondern auch die vor der Nord­ küste liegenden kleinen Inseln. I m Vergleich mit der Cordillere von Msrida ist das Karaibische Gebirge älter; seine kristalline Grundlage aus archäischen Schiefern und alten Erup­ tivgesteinen ist weit mehr entblößt als dort, und seine Bedeckung mit Sedimenten der Kreide ist bis auf geringe Reste weg­ gewaschen (Tafel 14 b). Dazu ist es durch Brüche in einer Weise zerstückelt worden, daß an einigen Stellen große Breschen in es gelegt worden sind, und zwar gleichmäßig durch Längswie durch Querbrüche und endlich ist die Gesamthöhe bereits auf 2800 m beschränkt worden. M an kann vier durch Querbrüche voneinander getrennte Teile unterscheiden: das bereits be­ sprochene Daracuigebirge, den Hauptteil des Karaibischen Ge­ birges von Nirgua bis zum Rio Unare, den ösllichen Teil des­ selben Gebirges von diesem Flusse bis zum Cap Päria und viertens die Insel Trinidad. Diese Telle werden dann wieder durch Längsbrüche in Unterabschnitte zerlegt, die dmch deut­ lich ausgeprägte Tiefenlinien voneinander getrennt sind; 7*

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D ie Cordillerenstaaten im einzelnen.

die nördlichen Ketten sind die älteren und höheren, die süd­ lichen die jüngeren und niedrigeren. D e r w estlich e H a u p t t e il d e s K ara ib isch en G e b ir g e s zerfällt auf diese Weise in zwei Hauptketten. M e n ö r d lic h e Kette zieht von dem Jaracui an der Küste entlang, zunächst m it Höhen von 1500—1700 m bis zum Passe von L as Trincheras („die Schanzen"), über den in nur 600 m Höhe die Eisen­ bahn von Valencia nach Puerto Cabello führt, erhebt sich dann zu Höhen von mehr als 2400 m , z. B . int Picacho Codazzi bei der Coldnia Tovar und wird dann abermals durch den nur 1000 m hohen P a ß von CLtia unterbrochen, über den die Eisenbahn von CarLcas nach La Guaira führt (vgl. die Karte auf S . 102). Gleich im Osten desselben erreicht es seine größte Höhe in den Gipfeln P ico de NaiguatL (2765 m ; T afel 14a) und der durch Humboldt bekannt gewordenen S illa de CarLcas (2640 m ), behält 2300 m Höhe weiter bei und endet im Cabo Codera. Auf der nördlichen S e ite ist diese Küstenkette m it dichtem Walde bestanden, auf der Südseite ist sie kahler; dort tritt sie vielfach unmittelbar ans Meer heran und gibt selten R aum für Strandbildungen. Eine solche benutzt die wichtige Handelsstadt, einer der Haupt­ hafenplätze des Landes, Puerto Cabello, mit 15 000 Ein­ wohnern und lebhaftem Handel in Kaffee, Kakao, Häuten. Dagegen hat die vor der Hauptstadt liegende Hafenstadt La Guaira mit 13 000 Einwohnern kaum Platz zu ihrer A us­ dehnung, sondern ist am Gebirge emporgebaut und hat eigent­ lich überhaupt keinenHafen, ist aber doch die wichttgsteHandels­ stadt des Landes. Die Nordkette fällt zu einer T i e f e n l i n i e ab, in der sich ein wesentlicher T eil des Lebens der Republik abspielt. Hier fließen zunächst die Flüsse durch kleine Becken mit aufblühen­ den Städten, wie Nirgua, B ejum a, Montalban, dann tritt man in das große Becken des S e e s v o n V a le n c ia (Lago

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Tacarigua) ein. Dieses von flippigen Inseln belebte, 50 m tiefe, meist von hohen Ufern umgebene, 416 m hohe Wasser­ becken hat nach den neuen Vermessungen eine Länge von 32, eine mittlere Breite von 12 km, also eine Fläche von etwa 3800 qkm; seine Gewässer werden jetzt von kleinen Dumpfem durchfurcht, und an seinem Nordufer verläuft die wichtigste Eisenbahn des Landes, die deutsche Bahn Caracas— Valencia. I m Osten und Westen zeigt sich ein deutlicher Rückgang des Wasserstandes, des S ees; dort dürfte er bis zur Stadt Va­ lencia (476 m) gereicht haben, hier bis gegen S a n Mateo (479 m). Valencia, die drittgrößte Stadt des Landes, mit

Der See von Valencia.

1 :1000 000. Aus dem Plano Militär de la Reptiblica.

40000 Einwohnern, Hauptstadt des Staates Carabobo (4650 qkm und 170000 Einwohner), ist eine regelmäßige, schöne Stadt mit lebhaftem Handel. Über die am Nordufer des S ees gelegenen kleineren Städte Guacara (3500) und Maracai (5000) gelangt man in die durch ihre Kaffeepflanzungen be­ rühmten Valles de Aragua, in denen der gleichnamige Fluß zum S ee fließt; hier ist La Victoria mit 7000 Einwohnern der Hauptort. Von hier an nach Osten zu wird die Tiefen­ linie durch den Rio Tuy bezeichnet, dessen Tal aber Ort­ schaften von Bedeutung nicht enthält. I n diesem Teile des Gebirges wird das Emporkommen der Ortschaften vielmehr durch die Hauptstadt Car Leas ge-

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Die Cordillerenstaaten tut einzelnen.

hemmt. Diese 1567 unter dem Namen Santiago de Leon de los CarLcas im Gebiete der CarLcasindianer gegründete, 1812 durch Erdbeben zerstörte Stadt hat heute 75000 Ein­ wohner, erscheint aber infolge ihrer weiten Ausdehnung, die

Die Umgebung von Caracäs in 1 : 300 000. Eepüblica.

Aus dem Plano Militär de la

wieder auf der meist einstöckigen Bauart der Häuser beruht, viel größer. Reich an Kirchen, öffentlichen Gebäuden und Denk­ mälern, macht CarLcas einen großstädtischen Eindruck, hat aber auch lebhaften Handel und durch seine Universität geistige B e­ deutung.

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D ie südliche, niedrigere K e tte des Karaibischen Gebirges wird Serrania bei Interim , Kette des Inneren, genannt; sie besteht zum großen Teil aus alten Eruptivgesteinen und trägt auch noch Reste der alten Bedeckung mit Kreideablage­ rungen, z. B. die Morros de S a n Ju a n (Tafel 14 b). Ähn­ lich wie die Nordkette, ist sie zweimal unterbrochen, nämlich durch den P aß von Tinaquillo mit nur 400 m Höhe südlich von Valencia und den von Villa de Cura (560 m). Bis hier­ her nicht viel höher als 1000—1500 m, erreicht sie südlich des Tuy im Cerro Azul 1800 m, nimmt aber dann an Höhe ab und endet am Rio Unare. Dagegen verschwindet die Nordkette vollkommen unter dem Bruchfeld des Golfs von Barcelona. Ein wie einschneidender Eingriff in das Karaibische Gebirge dieser Einbruch ist, ergibt sich aus dem Umstande, daß hier ein Fluß aus den Llanos, der Rio Unare, die Küste zu erreichen vermag, während sonst das Gefälle der Llanos gegen den Orinoco gerichtet ist. Die Küste ist flach, im Westen bei Rio Chico feucht, sumpfig und für den Anbau von Kakao ge­ eignet, im Osten steril, öde, salzig, sandig und nur mit Monte und lichtem Trockenwald bestanden. D e r östliche Abschnitt d es K araibischen G e b irg e s ist in jeder Hinsicht ein verkleinertes Abblld des westlichen. Die südliche Kette ist aber die höhere und auch breitere und erreicht im Turumiquire südlich von CumanL 2010 m; sie be­ steht vorwiegend aus verkarstetem Kalkstein, in dem sich bei Caripe die Guächarohöhle Humboldts befindet. Ih re Formen sind schroff, ihre Höhen schon von 400—500 m Höhe an mit Wiesen bedeckt, während der Wald zurücktritt. Dagegen hat die nördliche Kette durchaus das Gepräge der Nordkette des Westens, besteht vorwiegend aus Glimmerschiefer, fällt steil nach dem Meere ab, löst sich in Klippen und Inseln auf, erreicht aber nur noch etwa 1000 m Höhe. Sehr verschieden ist die Pflanzendecke, da der Westen, die Halbinsel Araya,

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Dir Cordillerenstaaten im einzelnen.

trocken, kahl, grau, sandig, salzig, der Osten, die Halbinsel PLria, feucht, dicht bewaldet, gut bewässert und reich an Kakaopflanzungen ist. Zwischen den beiden Ketten greifen die Golfe von Cariaco von Westen und von P äria von Osten her so weit ein, daß die genannten Halbinseln entstehen konn­ ten; die zwischen den Golfen liegende Landenge ist von La­ gunen bedeckt und ein Schüttergebiet, wie die Erdbeben von CumanL (1797) und die heißen Quellen von Casanai beweisen. Unter den Ortschaften ist Cumanä die älteste, angesehenste und volkreichste (9000 Einwohner), während Barcelona (7—8000 Einwohner) trotz des vorzüglichen Hafens Guanta (Tafel 15) und der Kohlengruben des Naricual nicht recht vorwärtskommt; dagegen gewinnt Carüpano wegen der Kakaopflanzungen von PLria mehr und mehr an Be­ deutung und hat schon 8000 Einwohner. Zum Karaibischen Gebirge sind auch noch I n s e ln zu rechnen. Die Insel Margarita scheint mit Coche, Cubagua, den Testigos, Fraües und Tortuga eine weitere nördlichere Kette gebildet zu haben; sie besteht aus Gneisglimmerschiefer, Quarzit, altem Eruptivgestein und tertiärem Kalk, erreicht 1200—1300 m Höhe und wird von Monte bedeckt. Politisch bildet sie den S ta a t Nueva Esparta, 1270 qkm mit 40 000 Einwohnern; sie ist also gut bevölkert und hat auch einigen Handel mit Früchten, Tabak, Häuten, aber die Perlenbänke v on Cubagua sind heute ohne Bedeutung. Noch eine weitere, äußere Jnselreihe gehört zu Venezuela, nämlich die Hermanos (Brüder), Blanquilla, Orchila, Los Roques und Aves. Alle diese sind die Trümmer eines wahrscheinlich von den kleinen Antillen nach der Guajira hinübergeführt habenden Gebirgszuges, denn sie bestehen aus Gneis, Glimmerschiefer, Bronzitserpentin, Diabas, Diorit, Granit, ähnlich wie Para­ g u a y und die niederländischen Inseln Bonaire, Curagao und Aruba. Ih re Größe ist sehr gering, ihre Höhe übersteigt

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nicht 250 m, bewohnt sind nur Blanquilla und Roques. Die Aves sind Koralleninseln. 5. Die Llanos.

Die Llanos, d. h. Ebenen, dehnen sich zwischen dem Gebirgsland des Nordens und Guayana aus als ein verhältnismäßig junges Land, aufgebaut an der Stelle eines tertiären Meeres. Jetzt bestehen sie im Westen besonders aus tonigen, kalkigen und lehmigen Böden, im Osten aus rotem, durch Raseneisenstein bet» kitteten: Sandstein und aus braunen, groben, eisenreichen Konglomeraten, die sich sogar über den Orinoco hinweg nach Guayana Hineinerstrecken. Die ursprüngliche Ober­ fläche war wahrscheinlich ganz flach und eben; heute haben die Ränder der Llanos an den Gebirgen bis zu 400 m, am Orinoco bis zu 100 m Meereshöhe und sind von den Flüssen in flache Tafeln, Mesas, von verschiedener Größe zerlegt, besonders im Osten. Zwischen diesen bis 400 m hohen Mesas fließen in engen Caüos die F lü s s e , von der Cordillere von BogotL aus gegen Osten, von den venezolanischen Gebirgen aus zumeist nach Süden; nur der Unare schlägt eine nördliche Richtung ein. Da die Flüsse von der Mederschlagsmenge und der Höhe der Gebirge abhängig, diese beiden Faktoren aber im Westen und Nordwesten weit stärker sind als im Norden und Nordosten, so sind die Flüsse von verschiedenem Wasserreichtum. I m Westen entwickeln sich die uns schon bekannten Ström e der colombianischen Llanos, der Guaviare, der Meta und andere; im Nordwesten fließt das Wasser zum Apure zusammen, einem mächtigen Flusse, der mit seinen vielen Nebenflüssen die Cor» dillere von Venezuela entwässert und schließlich nahe Caicara in den Orinoco fällt. Während der Trockenzeit ist der Apure so schmal und seicht, daß Dampfer auf ihm nur mühsam bet»

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kehren können, in der Regenzeit aber verbinden sich seine Nebenarme mit dem Arauca und im Mündungsgebiet ent­ steht dann eine 10 km breite, gelbe Wasserfläche, aus der nur wenige grüne Inseln hervorragen. Einer seiner größten Nebenflüsse ist die Portuguesa, deren oberer Lauf als Cojedes-Barquisimeto bis nahe an die Küste eingreift, und nahe S a n Fernando de Apure geht ihm auch der GuLrico vom Karaibischen Gebirge her zu. Dagegen ist der östliche Llano arm an Zuflüssen des Orinoco, und erst im äußersten Osten sind Wasserläufe wieder häufiger, fließen aber nach Osten zum Delta oder selbständig in den Golf von PLria. Die große Trockenheit des Ostens erzeugt zwischen Ciu­ dad Bolivar und dem Rio Morichal largo eine vollkommene Sandwüste mit Dünen, aber im ganzen ist der Llano infolge seines Klimas ein S a v a n n e n l a n d ; freilich ist der Anblick der großen Ebenen sehr verschieden nach der Jahreszeit, denn während der Trockenzeit überschreitet man eine gelbe, ver­ brannte Grasebene, in der Regenzeit aber frischgrüne Rasen. Immerhin bleibt aber auch in der Regenzeit der Osten dürrer, Trockenwälder ziehen sich an den Gebirgsrändern hin, xero­ phile Pflanzen, Kakteen, Opuntien, Dornsträucher und der Krüppelbaum Chaparro (Curatella americana) herrschen von Chaguaramas bis zum Delta. Dazwischen stehen Kokospalmen, Corozopalmen (Attalea cohune) und namentlich zu Gruppen vereinigt und an den Wasserläufen in Reihen die Morichepalmen, Mauritia flexuosa, die Vegetationsformation der sogenannten Morichales. I n den mittleren Llanos werden Galeriewälder aus Coperniciapalmen, Algarrobobäumen und anderen bestehend, häufiger, und in den westlichen Llanos werden sie zur Regel. S ie vereinigen sich aber zwischen den Flüssen gelegentlich zu feuchten Regenwäldern, Selvas, wie die Selva de Türen zwischen Cojedes und Portuguesa, die Selva de Ticoporo an den Quellflüssen des Suripa

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südlich Merida und die Selva de Camilo zwischen dem Quellfluß des Apure, Uribante und dem Rio Nula. Diese halten selbst in der hohen Trockenzeit, wenn der Boden bis über 50° erhitzt wird, stand, weil sie zwischen nahe beieinanderfließenden Flüssen liegen, und ebenso vermag sich im Delta des Orinoco, wo weite Arme nebeneinanderliegen, eine üppige Waldvegetation zu entwickeln. Die T ie re der Llanos sind nach dem Gesagten vor­ wiegend Wassertiere, der Kaiman, das Chiguire, die Wasser­ schlange, der berühmte Zitteraal (Gymnotus) und viele Fische, darunter der gefährliche Karibefisch. S ie verschwinden aber meistens in der Trockenzeit, die Kaimans vergraben sich im Sande, die Fische steigen zum Orinoco hinab, und nur die Herden von Rindern und Pferden, die auf den Mesas weiden, nähern sich mehr den Flüssen, während sie sich in der Zeit der Regen und der Überschwemmungen, April bis No­ vember, auf die trocknen Teile des Mesas zurückziehen. Auch die Vögel sind vorwiegend Wasservögel und im westlichen Llano von ungeheurer Menge. Die B e w o h n e r waren ursprünglich Indianer, im venezo­ lanischen Llano aber sind sie bis auf geringe Reste von karaibischen Stäm men im Osten und bis auf die das Delta be­ wohnenden Guarauno fast vollständig verschwunden; 1893 sah ich noch Karaiben am Rio Tigre. Heute lebt in den Llanos eine Mischbevölkerung aus Indianern, Weißen und Negern, besonders viele Mulatten. Diese Bevölkerung hat sich in den großen Ebenen zu einem Reitervolk entwickelt, das vorwiegend Viehzucht, meist auf Einzelhöfen, Hatos, treibt, aber auch Mais, Dukka, Bananen in deren Umgebung pflanzt. Diese Llaneros zeichnen sich durch ihre leichte Be­ weglichkeit und ihre Unerschrockenheit aus und haben mehr­ mals in der Geschichte des Landes eine ausschlaggebende

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Rolle gespielt, z. B. in den Befreiungskriegen und bis zu der Revolution von 1892. Die O rtsch aften sind, wie in den meisten großen Gras­ ländern, mehr Dörfer als Städte, aber sie sind wenig volk­ reich. Rechnet man auf die 300000 qkm der Llanos 600000 Einwohner, so entfallen davon auf die Städte kaum 50000; denn sowohl M aturin im Osten, wie Calabozo und Zaraza in der M tte, als auch Guanare und S a n Fernando de Apure haben kaum mehr als 5000 Einwohner, und die berühmten Städte der Kolonialzeit, wie S a n Carlos, Barinas, Araure sind eher zurückgegangen. An die Stelle von Araure istAcarigua mit 4—5000 Einwohnern getreten, und int Westen hat Nutrias mit etwa ebenso vielen neuerdings eine Bedeutung gewonnen, weil hier die Orinoco-Apure-Schiffahrt endet. I n w irtschaftlicher Hinsicht sind die Llanos heute wohl der schwächste Teil Venezuelas, da sie zwar ungeheure Mengen Viehzuchtprodukte für den Handel beisteuern könnten, aber in dieser Hinsicht noch wenig entwickelt sind. Meist gehen Vieh, Häute und Käse nach dem Gebirgslande des Nordens, ein Teil auch nach Trinidad und Britisch-Guayana, aber der Mangel an Verkehrswegen lähmt noch den wirllichen Auf­ schwung. 6. Guayana. Guayana ist das Land zwischen dem Orinoco und dem Amazonas, gehört jedoch nur zum Teil zu Venezuela, da der ganze Südabhang von den wasserscheidenden Höhenzügen an Brasilien zugefallen, der Osten aber in die drei europäischen Kolonien Britisch-, Mederländisch- und Französisch-Guayana aufgeteilt ist; zu Colombia gehören nur die äußersten, niedrigen westlichen Ausläufer. Aufbau. Guayana ist ein Teil der großen Scholle, die den Kern Südamerikas bildet und sich vom Orinoco bis über den

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La P lata erstreckt, nach Westen aber den Cordilleren von Bolivia nahekommt. M e diese ganze große Scholle, so ist auch Guayana ein altes, seit früher Zeit vom Meere verlassenes Gebiet. Seine Grundlage besteht aus einem alten kristallinen Gebirge, aus Gneis, Granit, sonstigen alten Eruptivgesteinen und alten kristallinen Schiefern. Wahrscheinlich ist es bereits vor der Kreidezeit stark erniedrigt worden. Dann wurde es zum größten Tell vom Meere bedeckt, das nicht allzu tief gewesen sein kann, da es meist nur Sandsteine hinterlassen hat. Diese bildeten eine mächtige Decke, die aber im Laufe der langen seit ihrer Bildung in der Kreidezeit verflossenen Zeiträume bis auf einen verhältnismäßig geringen Rest wieder abgetragen worden ist. Heute findet man den Sand­ stein nur noch zwischen 60 und 62° westl. L- einigermaßen geschlossen vor, doch deuten Vorkommnisse von Sandstein weiter im Westen auf eine frühere Ausdehnung westlich von 62° westl. L. hin. Der Sandstein wird als feinkörniger roter, als kieseliger dichter und als bunter beschrieben und bildet mächtige Klötze, die als Reste der durch Erosion zerstörten Decke auftagen. Z u ihnen gehören die bekanntesten und höchsten Gipfel des Landes, vor allem der an der Grenze des venezolanischen, britischen und brasilischen Gebietes auf­ ragende gewaltige R o ra im a (2600 m), „der rote Felsen, gehüllt in Wolken, die ewig fruchtbare Mutter der Ströme", wie die Indianer sagen. Neben ihm sind viele Dutzende ähnlicher, schwer ersteiglicher Sandsteinberge über die Land­ schaft zerstreut, darunter der Kukenam. I m äußersten Westen steht der ungefähr dem Roraima an Höhe gleichkommende Duida bei Esmeralda am Orinoco int Verdacht, eine 1200 bis 1500 m hohe Sandsteindecke zu tragen. D as alte Grundgebirge hat weit sanftere Formen als die erodierte Sandsteindecke; es ist ein Bergland und Hügel­ land von 500—2000 m Höhe, aber zwischen den einzelnen

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Bergzügen liegen weite, gewellte Ebenen. Die höchsten Er­ hebungen liegen im Süden, etwa unter 4° nördl. Br. Hier wird als Grenzgebirge zwischen Venezuela und Brasüien die Sierra Pacaraima angegeben, die aber wohl mehr eine einfache Wasserscheide als ein wirklicher Gebirgszug ist. Da wir über diese Landschaften so gut wie nichts wissen, ist es nicht möglich, ein auch nur einigermaßen klares Bild von ihnen zu geben, ebensowenig wie von der Sierra Parima und der S ierra Curupira, die zwischen dem Rio Branco und dem oberen Orinoco die Wasserscheide bildet. Die venezo­ lanisch-brasilische Grenzkommission von 1882 fand nahe den Quellen des Orinoco eine großartige, mit dunklem Walde bedeckte Gebirgslandschaft von teils runden Formen, teils schroffem Ansehen. Damit stimmt überein, daß vorwiegend Granit und Sandstein angetroffen wurden; Höhenangaben fehlen. Dagegen können für die zwischen der Wasserscheide und dem Unterlauf des Orinoco befindlichen Teile Guayanas Gipfel von 1700,1800—2000 m Höhe angenommen werden. Durch das Einschneiden der Flüsse werden gewisse Teile des Grundgebirges herausgeschnitten, die nun über ihre Um­ gebung emporragen und als Sierras Carapo, Rincote, Magualida, Guamapi usw. auf den Karten erscheinen. Auch int Norden des Landes sind die Oberflächenformen meist sanft; südlich von Ciudad Bolivar sieht man rundliche, ge­ buckelte, nicht besonders auffällige Kuppen, vermutlich die härtesten Gesteine, die allmählich immer mehr über die ab­ getragene Umgebung emporragen. Höhenzüge von weichen, unkräftigen Formen sind häufig, hohe Ketten selten. Gneis, Granit, Pyroxenit sind die hauptsächlichsten Felsarten, und in den Goldminen am Iu ru a ri ist der Erzreichtum dem Durchbruch von Diabasen zuzuschreiben. Gewässer. Durch das so gestaltete Land fließen die F lüsse in ziemlich engen, durch Stromschnellen oft unterbrochenen

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Tälern, sie haben also unfertige Laufstrecken und sind trotz des wahrscheinlich hohen Alters des Landes noch nicht zum Aus­ gleich ihres Laufes gelangt. Ih re Richtung ist zwischen 63 und 66° westl. L. vorwiegend meridional, und es haben sich zwei große Ström e ausgebildet, der Caroni und der Caura. T er Caroni eirtsteht südlich vom Roraima und nimmt von links den Paragua auf, der ihm zwischen 4 und 7° nvrdl. Br. parallel läuft; der Caura zieht weiter im Westen von der Sierra Pacaraima her gegen NNW und ist im ganzen besser schiffbar als der Caroni, der noch dicht vor der Mündung in 20 m hohen, mächtigen Fällen über eine Stufe hinabstürzt. Das Wasser dieser 'Flüsse ist schokoladefarben, dunkel, oft fast schwarz, seine Temperatur beträgt 24—28°. Der Boden der welligen Täler, in deneir sie fließen, besteht aus Konglo­ meraten von gerollten Sandstein-Brauneisensteinfragmenten, aus rotbraunen Kieseln und aus Ton. Die Mündungen beider Flüsse in den Orinoco sind 600 m breit, die Tiefe ist unbekannt, aber die dunkelbraune Farbe des Wassers setzt sich noch weit in den gelben Orinoco fort; etwas oberhalb der Mündung hat der Caroni aber bereits eine Breite von 1100 m. I m Osten des Caroni verläuft das Wasser nach Osten, indem der Cuyuni mit seinen Nebenflüssen Huruan und Huruari vor der Sierra Jm ataca her dem Essequibo in BritischGuayana zugeht. Westlich vom Caura ziehen die Ström e nach) Westen. Man kann zwei große Flüsse unterscheiden, den Bentuari und den Orinoco selbst. Der Ventuari ent­ springt unmittelbar westlich vom Caura, fließt nahe 5° nördl. Br. in einem großen Bogen nach Südwesten und mündet in einem mächtigen Delta in den Orinoco. Der O rin o co kommt von einem PicFerdinand deLesseps genannten Berge zwischen den Sierras Curupira und Parima aus nur etwa 1300 m Höhe herab, empfängt von Norden den wasserreichen Padamo und entsendet dann in der

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Die Cordillerenstaaterr int einzelnen.

berühmten, von Mexander von Humboldt besuchten Wasser­ teilung den Casiquiare nach Süden zum M o Negro und damit zum Amazonas. Diese Wasserteilung entsteht durch den Anprall des rasch strömenden Orinoco gegen sein aus Ton bestehendes linkes Ufer und erzeugt einen 40 m breiten Kanal, der sich bald bis gegen 1000 m erweitert und 200 km weit zum Rio Negro fließt. Dann ellt der um den dritten Teil sei­ nes Wassers verringerte Orinoco nach Westnordwesten weiter bis zu der berühmten Stelle seiner Vereinigung mit dem Guaviare und dem Atabapo, wodurch das Orinocosystem erst gebildet wird. Das Orinocosystem wird gewöhnlich ganz unrichtig aufgefaßt, insofern man den Fluß in Guayana entspringen und die Flüsse aus der Cordillere, Guaviare, Meta und Apure, in ihn münden läßt. Tatsächlich liegen die Quellen des Orinoco, gerade wie die des Madeira, Ucayali und Maraüon in der Cordillere, und als Hauptquellfluß ist der G u a v ia re anzusehen. Dieser entsteht in der Ostcordillere von Colombia südlich von BogotL nahe dem Päramo de la Sum a Paz, durchfließt, an drei Stellen durch Stromschnellen unterbrochen, die Llanos, nimmt an deren östlichem Ende den Jnirida von rechts auf und stößt in 240 m Höhe auf das Massiv von Guayana. Hier trifft er mit dem Orinoco-Ventuati zusammen, folgt aber nun dem Rande des Massivs in nördlicher Richtung. Diese hält bereits der kleiner Atabapo, ein, der aus wenig mehr als 300 m Höhe vom Rio Negro her nordwärts fließt, ein schwarzer, aber klarer Fluß, nach dem die größte Siedelung im südwestlichen venezolanischen Guayana S an Fernando de Atabapo (Tafel 15) genannt ist. Der Atabapo hat noch anehrere Stromschnellen, da er in das Grundgebirge von Guayana eingeschnitten ist, das hier mit noch 630 m Höhe bis über 70° W hinausreicht. Auch der O r inoco selbst schneidet nach der Aufnahme des Vichada, eines aus den Llanos kommenden, ziemlich Wasser-

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reichen Flusses, und des kleineren, aus Guayana herabströ­ menden Sipapo bei nur 130 m Meereshöhe in das Grund­ gebirge von Guayana ein und bildet die beiden Stromschnellenreihen (Raudales) von Maipures (Tafel 16) und Ätures. Sie bestehen aus schwarzen, mit Tropenkruste überzogenen Felsen, Blöcken, Steindämmen und Inseln, zwischen denen das Wasser schäumend dahinschießt, ohne daß es zu Fällen kommt; vielmehr verteilt sich der Niveauunterschied von 10 m auf eine ziemlich lange Strecke. Es fällt auf, daß der Orinoco das Gebirge von Guayana nicht umgeht, sondern tatsächlich in es eingreift; westlich vom Flusse liegt noch der 582 m hohe Uniana. Wahr­ scheinlich liegt epigenetische Talbildung, Anlage des Tals auf einer früher über dem Grundgebirge gelegenen^Sedi­ mentdecke vor. Unterhalb der Stromschnellen von A tures wird die Schiffahrt auf dem Orinoco nicht mehr unterbrochen, zumal da ihm von der CordAere her mehr als ein halbes Dutzend ansehnliche Flüsse zugehen. Der erste ist der mächtige Rio M e ta , dessen Quellen nicht weit von denen des Guaviare südlich von BogotL liegen. Er zieht das Wasser fast aus der ganzen Ostcordillere zwischen 3% und 7° N, wird daher bis 10, ja stellenweise 24 m tief und gleicht in mancher Hinsicht der Donau. Dem Orinoco gehen aus dem Llano ferner die wasserreichen Ströme Capanaparo und Arauca zu, und schließlich empfängt er den A p u re in einem Gewirr von Armen, die zur Trockenzeit fast versanden, in der Regenzeit aber das Land weithin überschwemmen. Der Apure gibt dem O rin o c o nun die Richtung nach Osten, beiCaicara tritt er in den Unterlauf einund fließt nun nahe dem Rande des alten Gebirges von Guayana, aber doch noch in demselben zum Meere. Auch an seinem nördlichen Ufer liegen nicht selten Granitfelsen, und bei der jetzt Ciudad Bolivar genannten S tadt wird er auf 850 m bei 50 m Tiefe eingeengt durch ein Granitriff, so daß eine Enge (Angostura) S i e v e r s . Die Cordillerenstaaten.

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Die Cordillerenstaaten im einzelnen.

entsteht, die den früheren Namen der Stadt, Angostura, ver­ anlaßt hat. Oberhalb und unterhalb dieser Enge ist der Strom 2—2 % km breit, an der Mündung des Apure 3,4 km. Größere Zuflüsse von Norden empfängt der Orinoco öst­ lich dieser nicht mehr, fonbent an seinen Ufern liegt vielfach ödes, wasserarmes, ja wüstenhaftes Land. Endlich mündet er mit einem 25 000 qkm großen Delta l— Westpreußen) in das Meer, wo seine Gewässer weithin erkennbar sind; für die Dampfschiffahrt geeignet ist der Caüo Macareo, während Segelschiffe die Boca de NLvios aufsuchen. Klima. D as Klima von Guayana ist nicht genügend bekannt, da es an genauen Beobachtungen vollkommen fehlt. Man darf aber für die tieferen Gegenden eine Mitteltemperatur von 26,5° für das Jahr, von 27,5° für den wärmsten und 25,5° für den kühlsten Monat annehmen, bei Extremen von 35° und 20°. I n den Höhen fällt die Temperatur sehr rasch, so daß auf dem Roraima die Temperatur weit unter 10° sinkt; fiel doch schon in 900 m Höhe in Jbirim a Bong nach Appun das Thermometer im Februar 1864 auf 13°. Auch über die Mederschläge wissen wir nichts Sicheres; an den Küsten fallen 2000—3000 mm, im Innern wahrscheinlich nur 1000 bis 2000, am Rio Negro wohl wieder mehr. Am regenärmsten scheint, nach der Vegetation zu urteilen, die Zone zwischen 65 und 62° westl. L. zu sein, wo Savannen, in den Llanos sogar Wüstenbildung, auftritt. Die Regenzeit ist geschlossen und ein­ malig, sie dauert vom April bis August, doch treten an ein­ zelnen Stellen, wahrscheinlich auch im Sandsteingebiet um den Roraima, zwei Regenzeiten ein, nämlich im Frühjahr — Sommer und wieder im November — Dezember. Vegetation. Die V e g e ta tio n ist keineswegs so üppig tro­ pisch, wie man nach der geographischen Lage des Landes er­ warten sollte. An den Ufern des Orinoco ist sie, mit Ausnahme des gut bewässerten und daher dicht, wenn auch nicht hoch be-

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malbeten Deltas, geradezu dürftig. Auf dem sandigen Lande, das einen kahlen Eindmck macht, steht Gestrüpp, Kakteen, Opuntien, dornige Büsche; in den Niederungen stellt sich leichter Trockenwald ein, aber selbst die Gärten der Europäer um Ciu­ dad Bolivar, die nach den dort angepflanzten Mauritiapalmen so genannten Morichales, sind wenig üppig und bedürfen künstlicher Bewässerung. Diese Kahcheit des Landes setzt sich südwärts bis über den Paragua fort und reicht auch bis zu den Goldminen von Callao; erst hier beginnt unter dem Einfluß der Nähe des Meeres Wald. Auch selbst im Innern, in der Gegend des Roraima, ist ebensoviel Grasland vorhanden wie Wald, die Savannen dehnen sich hauptsächlich zwischen 60 und 63° westl. L. und von 4 ^ —2° N aus, aber auch Esmeraldas am oberen Orinoco liegt im Savannenlande. Diese Savannen werden aus rauhhaarigen Gräsern, Cyperaceen, und aus holzigen, krautigen, oft stacheligen Pflanzen zusammengesetzt; dazwischen sind krüppechafte Bäume, be­ sonders Curatella, eingesprengt, wieindenCampos Brasiliens, und gelegenüich treten Waldbäume von mäßiger Höhe auf der Savanne zu Waldinseln, Capöes, zusammen. An den Flußufern breitet sich der Galeriewald 30—60 m breit aus, und auf den sumpfigen Mederungen steht die Palme Mauritia slexuosa zum Teil in förmlichen Hainen. Während der Regenzeit füllt sich die Savanne mit Wasser, ein reicher Blütenflor legt sich über das Land, in der Trockenzeit dagegen ver­ dorrt es, wird fahl, gelb, staubig, die Bäume werfen vielfach die Blätter ab und die Sümpfe trocknen ein. I n Höhen über 1200 m verändert sich die Vegetation, die Gräser werden feiner, die Waldbäume niedriger, die Blätter glänzend, Baumfarne, Erdorchideen, Ericaceen, Cinchonen treten auf. Auch der Tieflandwald hat oft lederartige, glänzende Blätter und seine Farbe spielt dann ins Bläuliche, besonders südlich von 2° N, etwa vom Casiquiare und Atabapo an, während 8*

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D ie Cordillerenstaaten im einzelnen.

der Wald weiter im Norden satte grüne Farben hat. Unter­ holz ist selten, die Üppigkeit der Vegetation vielfach doch groß. A e Tierwelt ist die allgemeine tropisch-südamerikanische. Bevölkerung. Die B ev ö lk eru n g Guayanas besteht nur an den Flüssen aus zivilisierten, im In n ern dagegen fast ausschließ­ lich aus ununterworfenen, ursPrünglichenJndianern. Diese sind meistens Karaiben, zum Teil auch Nu-Aruak. Zu den Karaiben gehören die beiden Hauptstämme am Roraima, die Makuschi und die Arekuna, ferner die Guaharibo an den Quellen des Orinoco, die Arinagoto vom Caroni und Duruan, die Maiongkong an den Quellen des Caura, die Guayca an diesem u. a. m. Diese Stäm m e sind im ganzen noch ziemlich unberührt ge­ blieben und auch selbst den Kautschuksammlern noch einiger­ maßen entgangen, da Guayana bisher kein besonders lohnen­ des Feld für diese Leute geboten hat. Ih re Kultur ist ziem­ lich hoch, was sich besonders in der Bauart und Einrichtung ihrer großen Häuser ausspricht. Eine besondere Waffe bildet das Blasrohr, die Pfeile werden bei einigen Stämmen, wie den Makuschi, mit dem Curare oder U ran der Strychnos toxifera vergiftet. Z u den Nu-Aruak rechnet man die Stämme am oberen Orinoco und Guainia, die Maipure, Tariano, Habano, sowie im äußersten Südosten die Wapischiana und Atorai. M e diese sind wohl älter im Lande als die Karaiben und von diesen erst verdrängt worden. Unsicher ist die Stellung der Guarauno im Orinoco-Delta. Weiße sind in Guayana zieinlich spärlich, im In nern so gut wie nicht vorhanden, mit Ausnahme der Goldminen von Caratal und einiger Pflanzungen und Viehhöfe am Caura. I m übrigen sitzen sie ausschließlich in den Ortschaften am Orinoco, vor allem in Ciudad Bolivar, wo auch Europäer als Kaufleute leben, darunter eine Anzahl Deutsche. Neger kommen eben­ falls nur in verhältnismäßig geringer Zahl vor, dagegen sind Mischlinge, wie überhaupt in Venezuela, auch in Guayana

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zahlreicher, aber auch nur am Oriuoco. Die gesamte Be­ völkerung von Guayana beträgt aber nach der offiziellen An­ gabe nur 100 000, wobei jedoch die Indianer des Innern wohl nicht mitgerechnet sind. Rechnet man diese zu 60 000, was wohl hoch gegriffen ist, so kommen wir auf die Gesamt­ zahl von 150 000, die sich auf eine gewaltige Fläche wie folgt verteilt: qkm Einw. Dichte S ta a t Bollvar . . . 238 000 56 000 0,2 Territorio Amazonas 281 700 45 000 0,2 Benezolanisch-Guayana 519 700 103 000 0,2 mit Indianern . . 150000 0,3 D a von der Fläche etwa 80 000 qkm abzuzählen sind, die Venezuela tatsächlich nicht gehören, so bleiben auf 440 000 qkm (Deutsches Reich 540 000) nur so viel Einwohner, tvie die S tadt Kassel hat. Siedelungen. Unter diesen 150 000 Einwohnern entfallen etwa 15 000, also 10%, auf den H a u p to rt am O rin o co , das alte Angostura, C iu d ad B o liv a r, die Bollvar-Stadt, deren bedeutende Rolle in der Geschichte der Freiheits­ kriege, nämlich Gründung der großen Republik Colombia 1819, zur Veränderung des Namens 1846 geführt hatte. S ie liegt auf dem hohen südlichen Ufer des Orinoco, wird aber bei Hochfluten doch gelegenllich in ihren unteren Tellen überschwemmt und hat dasselbe Ansehen wie die übrigen venezolanischen Städte, entbehrt bedeu­ tender öffentlicher Gebäude und ist vor allem Handelsstadt) denn tiefgehende Seeschiffe vermögen sie zu erreichen. I n ihrer Umgebung liegen Landhäuser, die sogenannten Morichales, gegenüber die Vorstadt Soledad. Von den übrigen S ie d lu n g e n am Orinoco hat keine auch nur 1000 Einwohner, weder Caicara am Knie des Flusses, noch S an

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Die Cordillerensiaaten im einzelnen.

Fernando de Atabapo am Zusammenfluß des Orinoco mit dem Atabapo und dem Guaviare, noch auch Puerto Tablas, der Ausgangspunkt am Flusse nach den Goldminen. Diese bildeten früher ein zweites Bevölkerungszentrum, 1891 wurden allein 3000 Europäer für die Landschaft Iu ru a ri angenommen, aber später sind die Goldminen zurückgegangen, und die Einwohnerzahl ist gesunken: der Hauptort El Callao hat daher auch wohl nicht mehr 3000 Einwohner wie damals, und die dazwischenliegenden alten Mssionsdörfer Upata und Guacipati wohl auch nicht mehr 1500. Am Guainia-Rio Negro liegen einige befestigte Plätze, S a n Carlos und Maroa, am Wege nach Brasllien. Wirtschaftliche «erhältnisse. Wirtschaftlich ist Guayana noch recht unentwickelt. Obwohl schon ziemlich früh Missionen unter den Indianern Guayanas gegründet wurden und die Stadt Angostura schon im 18. Jah r­ hundert bestand, so hat das Land doch erst seit der Ein­ führung der Dampfschiffahrt Leben erhalten. Die Orinocodampfer können aber nur bis zu den Stromschnellen von Ätures verkehren und stellen oberhalb von Ciudad Bolivar während der trockenen Monate November bis MäH ihren Dienst großenteils ein, so daß der Handel mit dem oberen Orinoco auf die nassen Monate Aprü bis Oktober beschränkt ist. Der Natur des Landes gemäß sind die Erzeugnisse zunächst Waldprodukte von geringer Bedeutung, wie die SarrLpia genannte Tonkabohne der Dipteryx odorata, deren Ausfuhr aber fast aufgehört hat, und einige Medizinalpflanzen. Aus den Viehhöfen am Caura wird Vieh nach Trinidad ausgeführt, und auch die Llanos tragen dazu bei, ebenso wie von der Cordillere auf dem Wasserwege des Apure etwas Kaffee und aus der Gegend von Varinas Tabak kommt; der Handel nach diesen Gebieten beruht aber hauptsächlich auf der Einfuhr. Von den Flüssen kamen

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ferner Vogelbälge und Reiherfedern 1911 für 1,3 Millionen Mark. Heute sind aber nur zwei Produkte wirklich wichtig, nämlich das Balatä genannte Gummi der Mimusops balata und der Kautschuk der Hevea brasiliensis einerseits und Gold andererseits. Dieses wurde 1842, dann 1856 gefunden und ergab aus den Goldwäschen am Auruan und den Quarz­ gängen im Diorit 1884 eine Ausbeute von 13 Millionen Mark, aber der Mangel an genügenden Verkehrswegen ver­ ringerte bald die Förderung von Gold, und 1908/09 betrug der Ausfuhrwert des Goldes nur noch 1,2, 1911 aber wieder 4,2 Millionen Mark. Von dem Gesamtausfuhrwert von Gummi und Kautschuk aus Venezuela, 10,3 Millionen Mark, koyrmt wohl mehr als die Hälfte auf Guayana. I m ganzen wird die Ausfuhr 12—15 Millionen betragen.

Register. Acarigua 108. Achagua 47. Alausl 12, 26. Albemarle 35. Altar 27. Amalfi 52. Amazonas 84, 117. Ambalema 52. Ambato 11, 13, 29. Angostnra 114. Antiüquia 50, 51, 64. Antisana 20, 29, 30. AnzoLtegui 85, 86. Apure 85, 113. Aragua 86. Arauca 75, 113. A raure 108. Araya 103. Archidona 11. Arekuna 116. Arhuaco 48, 72. Arinagoto 116. Atacazo 29,^31. Atanquez 48, 72. AtlLntico 50. Atorai 116. Ätured 113. Aves 104. AzogueS l l , 26.

Boconü 97. ! BogotL 42, 66, 70. BolLvar (Colombia) 50. — (Ecuador) 10. — (Venezuela) 84, 117. BoyacL 50. Bucaramanga 51, 70. Buga 51. Bundesdistrikt 86.

Cabo Codera 100. Caicara 105, 117. Cajanuma 25. Calabozo 108. Calamar 52, 66, 73. Calceta 13. Caldas 50. Cali 51. Caüar 10, 26. Caüo Colorado 91. — Macareo 114. Capanaparo 113. CaquetL 50. Carabobo 86. CarLcas 81, 87, 102. Carchi 10. Cariamanga 25. Carihuairazo 28. Carijona 47. Carmen 73. Carora 97. vabahoyo 11, 17. Cartagena 51, 66, 73. B ahia de CarLquez 13. Cartago 52. B aüos 27. Carüpano 87, 104. Barcelona 87, 104. Casanai 104. Barquisimeto 79, 87, 97. B arranquilla 51, 66, 74. Casanare 75. CLuca 62. B ejum a 100. Blanquilla 104. Cayambe 32. Boca Catatumbo 96. Cayapas 16. Cerro Azul 103. — Ceniza 66. — de Radios 114. — de Chaupi 29. — Hermoso 29. — Escalante 96.

: Cerro Miraflores 73. ; — Neida 67. — Pintado 71. Charles 35. Chatham 35. Chavez 35. Chibcha 48. Chiles 33. Chimborazo 10, 26.. ChiquinquirL 61, 70. ChocS 50. Chocüvölker 49. Cholos 8, 23. Churrue 47. Ciönaga de los MotiloneS 95. ------- M orotuto 95. ------- Onia 95. ------- Zulia 95. — Grande 66, 73. 1Ciudad Bollvar 87, 113, j 117. , Coca 33. I Coche 104. j Cojedes 85. i Colombia 37. ! — Bevölkemng 47. : — Grenzen 38. I — Größe 39. — Vegetation 44. I — Verkehr 56. ! — Wirtschaftliche Verhält­ nisse 52. : Colünia T ovar 81, 100. I Columna 93. ; Corazon 29, 30. Cordillere 17, 18. — de Agua Regra 97. ------- Mörida 79, 92. Coreguaje 47. Coro 79, 87, 97. Cotacachi 33.

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Register.

Lebrija 66. I Guanare 108. Leon io . Guanta 91, 104. Llanos 74, 105. I GuarandL 11, 27, 28. j Guarauno 107, 116. Llanos de CaquetL 74. i GuLrico 85. ------- Casanare 75. ------- Mocoa 74. Guayana 108. — Bevöllerung 116. ------- San Martin 74. — Klima 114. Logroüo 34. Loja 10, 11, 25. — Vegetation 114. — Wirtschaftliche Verhält­ Lorica 73, 74. Los Rios 9. nisse 118. Delta Amacuro 85. Guayaquil 9, 11, 12, 15, Los Roques 104. Duida 109. Loyola 34. Duran 12. I 18. i Guayas 9, 16. Machala 11, 17. i Guayca 116. Ecuador 5. Macuschi 116. — Bevölkerung 8. | Haciendas 23. I Maganguö 52. — Grenzen 6. I Halo de Antisana 20. Magdalena 50. — Größe 6. I Maiongkong 116. — Wirtschaftliche Verhält­ Herödia 52. 1 Hermanos 104. : Maipure 116. nisse 12. Eisenbahnen 12, 57, 92. j Honda 52, 66. Maipures 113. MLlaga 70. ! Huila 50. El Azuay 10, 26. I Manabl 9, 13, 16. — Banco 73. Manizales 51, 52. ! Jahreszeiten 20, 42, 80. — Callao 118. James 35. Manta 13. — Corozal 73. Maracai 87, 101. Jbaguö 51. — Dique 66, 73. — Guamal 73. Maracaibo 87, 96. Jbarra 11, 33. Jericü 52. Margarita 104. — O rientes, 34. —?Oro 9, 10. Maroa 118. Jgualata 28. Maturin 108. — Recreo 14. Jirardot 52, 65, 66. Medellin 42, 51, 65. — Balle de Aragua 88, Jlvaro 8. 101 . ! Jliniza 29, 30. M6rida 86, 87, 94. Jmbabura 10, 30. ------------Upar7?2. 1Mesas 93. ESmeraldas 9, 11, 16. Mestizen 23. | Indefatigable 35. Indianer 8, 22, 47, 85. Meta 50. FacatativL 70. Miranda 86. Jsabela 35. Miranyas 47. Faique 18. Karaiben 84, 107. Mitua 47. Falcon 85, 86. KaraibischeS Gebirge 79. Mojanda 32. Fernandina 35. Köggaba 48. Mompos 52, 66, 67. FloreanaL35. Monagas 85. Frailes 104. Küken am 109. MoniquirL 70. Fredonia 64. La Buenaventura 62. Montalban 100. ValLpagoS-Jnseln 7, 34, — Ceiba 96. MorroS de^San^Juan 103^ MotiloneS 48. 35. — Ciönaga 52, 73. Garüas 15. Mulalü 30. Lago Tacarigua 101. Guacamayo 47. La Guaira 81, 87, 100. Guaeara 101. Laguna de Maracaibo 79, Nabon 25. GuLcharohöhle 103. Napo 13. 95. j Narborough 35. Guacipati 118. j Lara 86. I Lad TrincheraS 100. Guagra-Uma 25. ! Nare 66, 67. Naricual 104. Guaharibo 116. I — VeguasZ66. Nariüo 50. Guahibo 47. Latacunga i l , 29. Guajira 50, 72. Neger 8, 23, 49, 84! La Bela de Coro 98. Guajiro 47, 72, 84. I — Victoria 87, 101. Neiva 51, 65. Cotopaxi 7, 29. CristSbal Colün 90. Cubagua 104. Cücuta 51. Cuenca 11, 26. CuinanL 87, 103, 104. Cumbal 33. Cundinamarca 50. Cusin Urcu 32.

S i e v e r s . Die Cordillcrenstaaten.

EL

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Register.

Neugranada 38. N irgua 100. Nord-Santander 50. Nueva Esparta 86. Nutrias 108.

Puerto Wilches 67. PululLgua 32. PunL 14. Puüalica 28. Putum ayo 50.

Ocaüa 66, 71. O üa 25. Orchila 104. Orinoco 1 0 5 ,1 1 1 ,1 1 2 ,1 1 3 . OrocuS 75. Otavalo 33. Otomaken 47.

Quebrada'MacarL 6. Quilindaüa 30. Quilotoa 29. Quito 11 f., 29, 32.

Pacho 69. Palnnra 51. Pampatar 91. Pamplona 52, 70. P a n de Azucar 69, 93. ParaguanL 98. Päram o del Azuay 26. — de Bueran 26. -------- Chingasa 69. -------- Cruz Berde 69. -------- Guasca 69. -------- Herveo 64. -------- Ist Fragua 67. ---------------S um a Paz 67. -------- las Papas 65. -------- Mucuchies 94. -------- TamL 69. — SilvLn 25. PLramos 20. PLramovegetation 22. PLria 104. Paß von CLtia 100. Pasto 51. Pescaderias 66. Pflanzendecke 14, 44, 82. Picacho Codazzi 100. P ic Ferdinand de Lesseps

111. Pichincha 10, 29, 32. P ico de NaiguatL 100. Pisdecuesta 52, 70. PopayLn 51. e Portuguesa 85, 106. P u en te de Chimbo 12. Puerto Berrio 65, 67. — Cabello 81, 87, 100. — Colombia 56, 74. — National 66, 67. — Sucre 91. — Tablas 118. Puertoviejo i i , 17.

Nemedios 65. Rio Apure 85, 113. — Arauca 75, 113. — Aroa 99. — Atabapo 112. Riobamba 11, 27. Rio Barquisimeto 97. — Blanco 33. — Caquetä 74. — Carchi 6. — Caronl 111. — Casiquiare 112. — Catamayo 25. — CLuca 66. — Caura 111. — CesLr 66. — Chama 93, 95. — Chanchan 26. — Chimbo 27. — Coca 33. — Cojedes 97. — Curaray 33. — Cuyuni 111. — D aule 14. — Escalante 95. — Esmeraldas 14, 33. — Essequibo 111. — Guallabamba 29. — GuLrico 106. — Guaviare 74, 105, 112. — Guayas 14. — Hacha 52, 72. — I v a 74. — Jnirida 112. — Iub on es 25. — Leon 25. —• M alacatos 25. — Maraüon 34. — M eta 75, 105, 113. — M ira 14, 33. — Morichal largo 106. — M orona 34. — M otatan 95. — Napo 33.

Rio Negro 52, 65. — Nula 108. — Padam o 111. — Paragua 111. — Pastaza 27, 29, 33. — Patata 29. — P au te 26, 34. — Putum ayo 74. — Rancheria 72. — Santiago 34. — S in ü 72. — Tigre 34. — Tocuyo 97. — Tumbez 25. — Tuy 101. — Unare 103, 105. — Uribante 107. — Bichada 74. — Yuruan l l l . — Huruari l l l . — Zamora 25. — Zulia 95. Roraima 109. RumiüLhui 29, 30. Sabanilla 74. S alam ina 64. S aliva 47. S a n Agustin 65. — Carlos 96, 108, 118. — Cristübal 35, 94. — Fernando de Apure 106, I 108. j ------------ Atabapo 112, 118. ! S angay 7, 27. ; S an jil 70. I S a n Jos6 deCucuta 52, 70. ! — Luis 98. — Pedro 32. — SebastiLn 48. S an ta Ana 13. — Cruz 35. — F 6 de BogotL 51. — M arta 51, 73. Santandör 70. S a n ta Rosa de los Osos 52, 64. S antiago 35. S e e von V alencia 101. Serrania del Jnterior 103. Sierra Carapo 110. — Cnrupira 110, l l l . — de Perijü. 71. -------- S a n Luis 97.

— Guamapi HO.

Register. Sierra Jmataca 111. — Magualida 110. — Nevada de Cocui 67. Santa Marta 71. — Pacaraima 110. — Parima 110, 111. — Rincote 110. Silla de CarLcas 100. Sim iti 73. Sinancajas 28. SincholLgua 29, 30. Sipapo 113. Soata 70. Socorro 70. Sogamoso 51, 66. Sonson 52, 64. Sopetran 65. Sucre 86. Süd-Santander 50. TLchira 86, 94. Tamo 47. Tariano 116. Tenguel 17. Testigos 104. TimanL 65. Tinajillas SilvLn 25. Tinaquillo 103.

Tiocajas 26. Toas 96. Tocuyo 97. Tollma 50. Tortuga 104. Trujillo 86, 94, Tucacas 91, 97. Tulcan 11, 33. TungurLgua 7, 10, 27. Tunja 51, 70. Tuquerres 52. Turumiquire 103. Aaupös 47, 50. Uitoto 47. Untana 113. Upata 118. UrabL 50. Valencia 87, 100. Balera 95. Balle de Cauca 50. Balles de Aragua 88,101. BarLnas 108. Velez 51. Venezuela 75. — Bevölkerung 84. — Grenzen 77.

123 Venezuela, Grüße 77. — Klima 80. — Tierwelt 83. — Vegetation 82. — Verkehr 91. — Wirtschaftliche Verhält­ nisse 87. Bentuari 111. Billa de Cura 103. Billavicencio 75. Wapischiana 116. Uabano 116. Yana Urcu 33. Yaracui 85, 98, 99. Yaritagua 97, 98, 99. Aarumal 52. Hurac Cocha 30. Yuractal 30. Huruan 119. gambos 8, 23. Zamora 34. Zapatoca 70. Zaraza 108. Zaruma 25. ZipaquirL 51, 70. Zülia 85, 96.

L i e v e r s , Tie iLvrdillerenstaaten. II.

Sv.ies 2 a.

.vach'nbrt des Dr. Benigno Polo zwischen Cueuca und Azögues (2300 in). Photographie von W. Sievers.

Said 3b.

3anul e in liymnuv.bambn (*27(55 in) bei Loja, Süd-Ecuador. Photographie von W. Sievers.

Tafel 4d. Guayaquil und der T'luß Gilnyns. Aus Theodor UVolf, Geologin y G eograiia del E cuador.

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Tafel 7 d.

.UanüctvanSport burd) sJJ(auIticrc, Golombia. Aus Roselius, Dar­ stellung des jlafseebaus in Colomliia.

Tafel 9 ki. Cartagena.

Nach Photographie aus F. Regel. Kolumbien.

Tafel 9 b. Gua^iro - Häuptling. Aus R evista T ecnica I, 9. Caracas 1911.

Tafel 10a.

Calle bei Comercio in tiiicum.

Tafel 10b. Zuckerrohrpflanzung imb Raffinerie nahe Ciieura. Beide Abbilbungeu nach Photographien im Besitze bes Herrn Hermann Pfingsthorn in Hamburg.'

Tafel 12 b. Der Lago de UJtarncnibo bei Maracaibo. Pyotographie von A. Jahn, Caräcas.

Tafel 14a. Ter Pico de Naiguatä v8704 m) luuu Gipfel der 8iUa de Coräeas gesehen. Photographie von A. Iahn, Caracas.

Tafel14d. DieMorros de San Inan, Venezuela. .Ureide .itaUüein iLc. äli. ren Schiefern. Photographie von A. Iahn, CaräcnS.

Tafel 15 a. Hafen von Guanta, Ostvenezuela. Aus ..Revista T ecnica“ I, 6. Caräcas 1911.

Tarel lob.

San Fernando an der Mündung des Aiabapv in den Guaviare. Photographie von A. Jahn, Caräeas.

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