Der Raubfischjäger: Mit der Spinnangel an Strom Fluss und Bach 9783486761115, 9783486761108


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German Pages 183 [196] Year 1930

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VORWORT
INHALTSVERZEICHNIS
EINLEITUNG
ERSTER TEIL
ZWEITER TEIL. ANGELGERÄTE
DRITTER TEIL
VIERTER TEIL
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Der Raubfischjäger: Mit der Spinnangel an Strom Fluss und Bach
 9783486761115, 9783486761108

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DER RAUBFISCHJÄGER MIT DER SPINNANGEL AN STROM FLUSS UND BACH VON

HANS E D E R

M I T 80 A B B I L D U N G E N

M Ü N C H E N UND BERLIN 1930 VERLAG VON R.OLDENBOURG

D R U C K

V O N

R . O L D E N B O U R G ,

M Ü N C H E N

DEM D E U T S C H E N ANGLERBUND dem W a h r e r und Förderer der Interessen der edlen Wasserweid gewidmet vom Verfasser

VORWORT

D i e Liebe zu unserer unvergleichlich schönen Wasserweid hat mich veranlaßt, dieses Buch zu schreiben. — Ohne Propaganda für eine große Zahl von Anhängern des Angelsportes machen zu wollen., glaube ich die Interessen unserer Freunde in jeder Beziehung voll berücksichtigt zu haben. Die zu uns in die freie Wildbahn kommen wollen, kommen auch ohne Reklame, und gefällt es ihnen, so bleiben sie. — Es gibt in Deutschlands Gauen noch gute Fischgründe in großer Zahl. Aber alle diese sind für die Sportangler (die doch hauptsächlich in den großen Städten wohnen) meist unerreichbar. Nicht Dutzende, sondern Hunderte von Anhängern unserer Wasserweid suchen in der Umgebung der Großstädte nach geeigneten Revieren, ohne sie zu finden. Die Großstädte sind von Anglern übervölkert, dort aber, wo es gutbesetzte Wässer gibt — also weit d r a u ß e n in der P r o v i n z — gibt es nur sehr wenige Angler. Die Wasserweid soll nicht nur ein Vorrecht derjenigen sein, die über einen vollgespickten Geldbeutel verfügen, nein, auch der Minderbemittelte soll imstande sein, sich dieses Recht auf Erholung, Freude und Ablenkung vom trüben Einerlei des Daseinskampfes zu erwerben. Aus diesem Grunde habe ich mir auch hinsichtlich des Umfangs dieser Schrift Beschränkungen auferlegt, damit jedermann ohne fühlbaren Eingriff in seine Finanzen die Möglichkeit geboten ist, das Buch zu erwerben. Das Buch ist für alle Anhänger der Wasserweid geschrieben. Der Anfänger der Spinnfischerei aber wird ebenfalls auf seine Rechnung kommen. Er wird alles

das finden, was er zu seiner Ausbildung und Vervollkommnung braucht. Vergangenes oder längst Überholtes, gleichviel ob es sich um Angelgeräte oder Hilfsmittel zur Spinnfischerei handelt, eingehend zu beschreiben, vermeide ich; ich ziehe lediglich das in den Kreis einer kritischen Betrachtung und Würdigung, was für unsere unvergleichlich herrliche Wasserweid nach meiner Ansicht das Beste ist, auch wenn es nicht immer das Neueste sein mag. Besonderer Dank gebührt der Firma R. Oldenb o u r g für das weitgehende Entgegenkommen und die fachmännisch erstklassige Ausstattung des Buches. Zu nicht minderem Dank bin ich der Firma H. S t o r k , Angelgerätefabrik, verpflichtet, die mir bereitwilligst ihren reichen Klischeevorrat zur Verfügung stellte. Ebenso sei der Firmen B o n i f a z W i e l a n d , H. H i l d e b r a n d s N a c h f o l g e r , A. L e g r a n d , München, und N o r i s w e r k e , Nürnberg, die mir ebenfalls Bildstöcke überließen, dankend gedacht. Und nun: Dem R a u b f i s c h j ä g e r viel Glück auf seiner ersten Fahrt zu Nutz und Frommen unserer edlen Wasserweid und ihrer Jünger! ,, Gut Wasserweid ! ' '

M ü n c h e n , Juli 1929.

H. E D E R

INHALTSVERZEICHNIS

EINLEITUNG ERSTER

1

TEIL

Allerlei Wissenswertes ZWEITER

11

TEIL

ANGELGERÄTE Gerten Gertenringe Angelhaken Rollen Die Angelschnur Wirbel Bleie Der L a n d u n g s h a k e n oder Gaff Rachenöffner, Hafcenlöser, Ködernadel Lösering Vorfächer Fluchten oder Systeme f ü r natürliche Köder Kunsterzeugnisse als Köder DRITTER

TEIL

Anhieb, Drill und L a n d u n g VIERTER

29 38 40 42 48 55 57 59 61 62 63 66 88

109

TEIL

Der Hudien Der Hecht Die Forelle W e i t e r e O b j e k t e für die Spinnangel Einige W i n k e für A n f ä n g e r

133 146 160 169 177

EINLEITUNG

E s ist mein Bestreben, alle Erfahrungen, die ich in einem mehr als 30 jährigen Anglerleben in der Spinnfischereigemachthabe, hier niederzulegen, und ich glaube annehmen zu dürfen, daß nicht nur Anfänger, sondern auch ältere, erfahrene Sportkameraden manches finden werden, was sie interessiert, was ihnen vielleicht unbekannt ist, dessen Kenntnis ihnen aber zum Vorteil gereicht. Meine Hauptaufgabe sehe ich nicht darin, alle Geräte, die in den letzten Jahren auf den Markt gekommen sind, zu besprechen, lediglich um ein Buch zu füllen, sondern ich will es mir vor allem angelegen sein lassen, den F a n g d e r F i s c h e m i t d e r S p i n n a n g e l in S t r o m , F l u ß u n d B a c h zu beschreiben, nach den Erfahrungen, zu denen mir eine lange Praxis verholfen hat. In erster Linie werde ich deshalb das empfehlen, was ich selbst praktisch erprobt habe. Es ist merkwürdig, wie viele alte Angler jedem Fortschritte der Technik in bezug auf Geräte usw. —• vorsichtig ausgedrückt—abhold sind, wie sie nicht abzubringen sind von fortgesetztem Zurückblicken in die Vergangenheit, von verbissenem Ablehnen neuer Gedanken und von der Neigung, neue Entwicklungstatsachen auf technischem Gebiete geflissentlich zu übersehen und unbeachtet zu lassen. Vielleicht trägt dieses Buch dazu bei, Wandel zu schaffen. Nur der stetig fortschreitenden Technik haben wir es zu verdanken, wenn unsere Wasserweid heute bedeutend verfeinert und veredelt ist, — wenn wir statt einer E d e r , Der Raubfischjäger

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schweren Stange die leichte und trotzdem ebenso haltbare Gespließte oder statt einem einer Wäscheleine ähnlichen Strick eine dünne Seidenschnur mit Fischchen oder Kunstköder durch die Fluten führen, — wenn wir nicht mehr die Schnur an der Gerte festzubinden genötigt sind, sondern ohne Anstrengung weite Würfe von den modernen Rollen machen können, um eine weite Wasserfläche nach hungrigen Raubfischen zu durchsuchen, wie män es sich früher nie hätte träumen lassen, — wenn es uns ferner gelingt, mit den feinsten Materialien leichter und sicherer Beute zu machen, als mit dem groben Zeug unserer Urgroßväter. — Freilich konnten unsere Vorfahren auch mit primitiven Geräten reiche Beute machen. Aber die Zeiten haben sich geändert. Die Fischgründe sind nicht mehr das, was sie waren. Der Bestand unserer heutigen Reviere ist bedenklich gesunken. Ist der Fischbestand schon 1. durch die erhöhte Ausnutzung durch die Berufsfischer in den letzten zwanzig Jahren erheblich zurückgegangen, so leidet er mehr noch 2. durch die Ausbreitung der Industrieanlagen mit ihren giftigen Abwässern, 3. durch die dachrinnenartig ausgeführte Korrektion unserer Flüsse und Bäche, 4. durch Dezimierung der laichenden Fische, wie Hecht und besonders Huchen, welch letzterer mit amtlicher Erlaubnis trotz der Schonzeit, zum Zwecke der Eiergewinnung, von jedem beliebigen Berufsfischer gefangen werden kann und 5. durch unpraktisch angelegte, veraltete Fischleitern, wie solche noch immer zu finden sind. Zuletzt kommt noch ein Übelstand dazu, der nicht zu unterschätzen ist, nämlich das Abholzen des Ufergesträuches (um hemmungslosen Wasserablauf zu sichern), wodurch den Fischen ein Großteil der Nahrung

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genommen und außerdem der natürliche Schutz entzogen wird, den sie in ausgehöhlten Ufern und ausgewaschenen Wurzelstöcken finden. Würde das Bayerische Fischereigesetz in Verbindung mit der Fischereiordnung und dem Wassergesetz so gehandhabt, wie es der Gesetzgeber dem Wortlaut nach im Auge hatte, so dürften wir die Zuversicht hegen, daß der geschwundene bzw. stark gezehntete Fischbestand bald wieder dem früheren Zustande sich angleichen würde. Wenn auch nach dem Wassergesetz Fabriken, Industrieanlagen, Triebwerke usw. für den der Fischerei zugefügten Schaden verantwortlich sind, so werden trotzdem die schädlichen Abwässer, entweder gar nicht oder nur oberflächlich gereinigt, in die Flußläufe geleitet, ohne daß ein Kläger sich findet. Ist das eingeleitete Abwasser nicht ganz rein im biologischen Sinne, so wird es zweifellos Schaden unter den Fischen anrichten, wenn dieser auch nicht sofort bemerkbar wird. Es brauchen die Fische noch lange nicht zu sterben, es kann ihnen auch ihr Lebenselement so verdorben werden, daß sie es vorziehen, abzuwandern, und dies ist nur zu häufig der Fall. Ist das nicht etwa auch eine Schädigung des Fischbestandes ? Wiederholt habe ich schon in Zeitschriften gegen derartige Verunreinigungen das Wort ergriffen, ausführlich in einem Aufsatz in „Hege und J a g d " 1923, Nr. 19, wo ich auch ausführte: In erster Linie zeigt das Verschwinden der sehr empfindlichen Äsche aus einer Flußstrecke an, daß ihr das Element nicht mehr behagt. Der Huchen kann etwas mehr vertragen, aber bald wird auch er abwandern. Damit hat ein Wasser seinen Wert für den Sportfischer verloren. In dem angeführten Aufsatz hatte ich hingewiesen auf einen im Entstehen begriffenen Innkanal und anschließend auf die an diesem in der Zwischenzeit erstellte Fabrik. Die Schäden, die ich für diese Stelle damals mutmaßte, sind nachmals in noch größerem Maßstabe aufgetreten. Eine ehemals ganz vorzügliche Huchenstrecke

ist fast vollständig ruiniert. Die geradezu katastrophale Abnahme des Huchenbestandes ist sicher nur auf die Anlegung des Kanales und der Fabrik zurückzuführen. Ich habe eine Anzahl Barben aus diesem Wasser gesehen, die, statt rund zu sein, einen Rücken aufwiesen wie Brachsen. Vielleicht werden die Abwasser gereinigt; es ist nur die Frage „wie". Die Fabriken sollten dazu verpflichtet werden, eine gewisse Summe zum Ankauf von Besatzfischen abzuführen, um dadurch den angerichteten Schaden einigermaßen wettzumachen. Vielleicht würden dann die Abwässer besser gereinigt werden. Wenn es auch gewiß berechtigt ist, über den Fischdieb abfällig zu urteilen, so darf doch nicht verkannt werden, daß eine einzige Fabrik mitunter mehr Schaden anrichten kann und häufig auch anrichtet, als Hunderte von Fischdieben. Doch wird dies meist mit Stillschweigen übergangen. Der Geschädigte ist oft gezwungen, von einer Anzeige Abstand zu nehmen, weil er nicht in der Lage ist, stichhaltige Beweise für die Schädlichkeit solcher Anlagen zu erbringen. Die dachrinnenartige Korrektion, durch die den Fischen Stand- und Laichplätze entzogen werden, trägt mit die Schuld an der Abnahme des Bestandes. Der Hechtbestand könnte erhalten bleiben, wenn durch die Korrektion die Altwasser in Verbindung mit dem Mutterwasser bleiben würden und somit auch ein steter Wasserwechsel stattfinden könnte. Durch das A b b a u e n statt Ü b e r b r ü c k e n wird oft das Wasser durch auftretende Faulstoffe derart verdorben, daß, wenn sich wirklich noch Fische darin aufhalten, diese fast ungenießbar sind. In den meisten Fällen verschlammen aber die Altwasser und der ehemals herrliche Bestand ist vernichtet und nur Rotaugen und fingerlange Barsche fristen dort ihr Dasein. Mancher Hecht, der z. B. bei Hochwasser in den freien Flußlauf gerät, würde die Altwasser aufsuchen und dort prächtig gedeihen, wenn diese eben überbrückt

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statt abgebaut wären. Den schnellfließenden Fluß meidet er und wandert so weit zurück, bis er doch einmal einen seiner Natur zusagenden Aufenthalt findet. E s würden im Verhältnis zu dem Nutzen, den die A n l e g u n g v o n g e e i g n e t e n L a i c h p l ä t z e n schaffen würde, die Kosten für diese so minimal sein, daß sie kaum in Betracht kämen. Ferner ist noch der Schaden zu buchen, der durch das Fortschwimmen des Laiches entsteht und der auch nicht einmal schätzungsweise festgestellt werden kann. Nur eines kann gesagt werden: daß frei im Flusse treibende Laichprodukte für die Nachzucht nicht mehr in Betracht kommen. Meistens dienen diese nur noch als willkommenes F u t t e r für die Weißfische, die j a bekanntlich alle mehr oder weniger Laichfresser sind. Wenn aber Industrieanlagen und Korrektion noch nicht genügt haben, den Fischbestand auf ein Mindestmaß herunterzudrücken, so hilft mit gesetzlicher Genehmigung der Berufsfischer nach, durch das Fangen der Laichfische zur angeblichen Eiergewinnung. Dies hat allerdings nur für den Huchen, den stärksten Edeling der süddeutschen, überhaupt der deutschen Gewässer, Geltung. Nur ein ganz geringer Prozentsatz der gefangenen Huchen wird zur Eiergewinnung herangezogen. Alle anderen werden der Geldgier geopfert. Die ganze rechtlich denkende Anglerwelt muß sich zusammenschließen, um zu erreichen, was ich schon vor vielen Jahren in Zeitschriftenartikeln gefordert habe, daß nämlich n u r v o n der R e g i e r u n g a u f g e s t e l l t e b e a m t e t e B e r u f s f i s c h e r die Berechtigung erhalten dürfen, Laichfische zu fangen, im übrigen aber jeder Fang strengstens untersagt und im Betretungsfalle entsprechend bestraft wird. Der beamtete Berufsfischer müßte das Recht haben, in jedem beliebigen Wasser Huchen zur Gewinnung der Laichprodukte zu fangen. Die gefangenen Fische müßten vom Staate dem Besitzer des Wassers bezahlt und zugleich eine gewisse Anzahl 'Besatzfische geliefert werden.

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Die Untersagung des Fangens freilich genügt noch nicht. Die Behälter und Weiher, Teiche und ablaßbaren Gewässer, die in Händen von Berufsfischern sind, müssen von Staatsorganen, den berufenen Gesetzeshütern, kontrolliert werden. Sonst kommt es dazu, was jetzt sicher auch der Fall ist, daß die Laichfische, wenn sie nicht an den Mann gebracht werden können oder sollen, einfach im Behälter oder geschlossenen Wasser bis zum Ablauf der gesetzlichen Schonzeit aufbewahrt und dann erst verkauft werden. Natürlich gibt es auch Berufsfischer, die das nicht tun. Ein besonderes Augenmerk wäre auf die sogenannten Bauernfischer, die neben ihrer Ökonomie die Fischerei betreiben, zu richten. Unter diesen Letztgenannten gibt es eine nicht zu geringe Anzahl, die weder Brittelmaß noch Schonzeit kennen wollen. Sollten die angeführten Schädigungen aber noch nicht ausreichen, um dem Fischbestand den Fangschuß zu geben, so kommt noch eines hinzu, das ich eingangs angeführt habe: das ist das radikale Abholzen des schützenden Ufergebüsches, was den Fischen die Nahrung nimmt. — Des weiteren noch das unzweckmäßige Anlegen von Fischsteigen oder das Fehlen einer zweckentsprechenden Erneuerung der veralteten Steige. Zusammenfassend möchte ich sagen, daß alle diese schädlichen Eingriffe in den Fischbestand R a u b b a u sind, und zwar R a u b b a u s c h l i m m s t e r A r t . Daß aber solchem Raubbau, wenn er nicht unterbunden wird, der B a n k r o t t folgt, ist unausbleiblich. Deshalb müssen wir alle in Stadt und Land zusammenstehen, um das Letzte zu retten. Genügt es nicht, daß der Industrie ganze Flußläufe geopfert werden ? Vielleicht darf ich anführen, daß die einst so herrliche wasserreiche Alz bei Burgkirchen abgeleitet und nach der Salzach geführt wurde, um die Vergrößerung einer Gifthütte zu fördern. Die einst herrliche Strecke für die Sportfischerei auf Äschen und Huchen

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(Forellen und Hechte waren in der Minderzahl) ist heute ein unscheinbares leeres Bächlein, das bei Niederwasser nur noch Köderfische beherbergt. Oder darf ich auf den Inn hinweisen, der von oberhalb der Stadt Mühldorf auf eine riesige Strecke abwärts durch einen Kanal ruiniert und entvölkert und durch Fabriken auch noch vergiftet wird! Die nur nebenbei aufgeführten Fälle ließen sich verhundertfachen. Und so wie es in Bayern ist, ist es auch anderwärts. Aus dem Norden Deutschlands sowohl wie aus dem benachbarten Österreich kommen die gleichen, leider nur zu sehr berechtigten Klagen über die Abnahme der Fischbestände. Seinerzeit habe ich als Mindestforderung aufgestellt : 1. Strengstes Verbot des Huchenfanges zur gesetzlichen Schonzeit für jedermann mit Ausnahme eines beamteten Berufsfischers, der Mutterfische unter Kontrolle nach Bedarf zu fangen berechtigt ist. 2. Die Korrektion muß so durchgeführt werden, daß die Fische Unterstände, Verstecke und Schutz bei Hochwasser haben. Altwasser dürfen nicht abgebaut, sondern müssen überbrückt werden (also mit dem Mutterwasser in Verbindung bleiben). Fischleitern müssen so angelegt bzw. umgeändert werden, daß sie dem aufsteigenden Fisch nicht ein unüberwindliches Hindernis sind. 3. Alle Industrieanlagen und Städte müssen durch Gesetz verpflichtet werden, A b s i t z t e i c h e anzulegen. Die Wasser müssen v o r A b l a u f gep r ü f t w e r d e n und dürfen nur in e i n w a n d f r e i e m Z u s t a n d e (im biologischen Sinne) dem freien Fluß zugeführt werden. Ich glaube berechtigt zu sein, diese Forderung im Namen aller Sportfischer zu wiederholen. 7

Es wäre aber anderseits nicht richtig, der Korrektion, besonders der überlegt durchgeführten, jeden Wert abzusprechen und nur die Nachteile beständig zu betonen, die Lichtseiten dagegen geflissentlich zu unterdrücken. Bereits heute haben wir eine ganze Anzahl von Wassern, die vor der Korrektion einen Pflanzenwuchs aufwiesen, der ein Angeln oft zur Unmöglichkeit machte und die nur von minderwertigen Weißfischen (freilich mitunter auch von guten Hechten) bevölkert waren. Nunmehr fließen die Wasser schneller, ein gewisser Prozentsatz der Wasserpflanzen ist verschwunden, das widerliche „Moosein" der Fische hat sich verringert und an die Stelle des Weißfisches ist die sportlich hochwertige Bach- und noch mehr die Regenbogenforelle getreten. Das ist ein Posten, der auf der Aktivseite gebucht werden muß. Das Kapitel über Schonung und Pflege der Fischwasser bedarf noch einer weiteren Erläuterung, weil es in den meisten Werken vom einseitigen Standpunkt des Besitzers eines Wassers aus in der Literatur behandelt wird, den Sportfischer aber, der es sich nicht erlauben kann, selbst ein Wasser zu pachten und nur auf Erlaubnisscheine angewiesen ist, unberücksichtigt läßt. Die S c h o n u n g und H e g e des Fischbestandes darf nicht einzig und allein von dem guten Willen der Fischwasserpächter oder -besitzer abhängen. In erster Linie ist es Aufgabe des Staates, durch geeignete Gesetze dafür zu sorgen, daß S c h o n z e i t e n und B r i t t e l m a ß e geschaffen werden, die geeignet sind, den geschwundenen Fischbestand zu heben. Haben wir Schonzeiten für Forelle und Huchen, so stehen sie noch größtenteils aus für den Hecht, für den sie mindestens ebenso wichtig sind. Auch sollte das Brittelmaß, wo eines besteht, für den letztgenannten Fisch erhöht werden. WTenn der Inhaber eines Wassers, sei er nun Berufsfischer oder Pächter, sein Wasser schont, wird jeder halbwegs anständige Angler mitschonen. Ist der Karteninhaber aber ein rücksichtsloser Aasjäger, der Setzlinge 8

oder untermäßige Fische mitnimmt, so muß er davongejagt oder zur Anzeige gebracht werden. Leider gibt es Berufsfischer, die alles, was Schuppen trägt, in den Behälter wandern lassen. Sollte in einem solchen Wasser der Karteninhaber einem Hecht im Gewicht von z. B . i y 2 Pfund wieder die Freiheit geben, wenn er weiß, daß der Besitzer schon solche mit kaum y 2 Pfund auf den Markt bringt? Sollte er im Januar oder Februar bei Niederwasser nicht auch einmal eine Äsche oder Forelle aus einer kleinen Gumpe mit dem Wurm herausfangen, weil das nicht als ganz sportgemäß gilt, wenn er doch anzunehmen berechtigt ist, daß der Berufsfischer vielleicht schon einige Stunden später die Gumpe bis zum letzten Schwanz mit dem Netz leert ?! — Eine Schonung, Hege und Pflege des Fischbestandes hat man sich zweifellos anders, nicht so einseitig vorzustellen. Um manches Wasser wäre es schlimm bestellt, wenn nicht Angrenzer da wären, die nicht nur schonen, sondern auch freiwillig ein höheres Brittelmaß als das gesetzliche wählen und fleißig für Nachbesatz sorgen würden. Die sich ferner Beschränkungen auferlegen in bezug auf die Fangzeit, insofern als sie schon Wochen vor der gesetzlichen Schonzeit keine Fische mehr fangen, weil diese schon reichlich Laich angesetzt haben. — Im übrigen das gleiche Bild wie bei der Jagd: Der eine schont, der andere knallt nieder, was ihm vor die Büchse kommt. Es müssen Wege gefunden werden (und diese sind nur auf gesetzlicher Basis zu finden), daß eine Schonung auch wirklich von allen Fischereiberechtigten durchgeführt wird. Der Hecht muß eine Schonzeit erhalten. Ich glaube nicht, daß es unberechtigt ist, das mit allem Nachdruck zu fordern. Es wird vielzuviel auf die Berufsfischer Rücksicht genommen, die es nicht einsehen wollen, daß es ihr ureigenster Nutzen ist, wenn sie die Fische erst nach der Laichzeit zu fangen berechtigt sein sollen. Der volkswirtschaftliche Schaden, den dieser

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Wasser. Bei einigermaßen guter Behandlung, die darin besteht, daß sie innen und außen nach jedesmaligem Gebrauch gut getrocknet werden, sind sie dem Lederstiefel weit überlegen und mit den Überschuhen, die über ihnen getragen werden, auch noch billiger. Die Auswahl der Kleidung hat man auch nach der Sportart zu treffen, die man zu treiben gedenkt. Es ist nicht gleich, ob einer im Winter mit der Spinnangel den Raubfisch verfolgt oder mit Brot und Wurm Aitel fangen will oder aber den Sportfang abwechselnd, bald auf diesen, bald auf jenen Fisch betreibt. Hier Vorschriften über Kleidung machen zu wollen, ist nicht angängig. Jeder muß sich selbst am besten kennen. Nicht jeder kann Hitze und Kälte gleich vertragen; es spricht da viel die persönliche Veranlagung mit. Außer zweckmäßiger Kleidung und gutem Schuhwerk ist ein g e r ä u m i g e r Rucksack vonnöten, in dem man außer den nötigen Angelgeräten, wie Rollen, Schachteln für Vorfächer, Bleie, künstliche und natürliche Köder, Spinnfluchten usw., auch noch Atzung und vielleicht, wenn man es für nötig hält, einen Mantel unterbringen kann. Auch muß er noch Raum für gefangene Fische haben, welch letztere man zweckmäßig in leinene Tücher einschlägt. Den F i s c h k o r b , der für den Forellenangler, hauptsächlich im Sommer, sehr notwendig ist, um die gefangenen Fische nicht zu drücken, kann der Huchenangler entbehren. Der Hechtfischer wird die kleineren Exemplare darin unterbringen können, die größeren dagegen in Tücher einschlagen. Zur Verstauung der Angelgeräte, wie Rollen, Schachteln mit Vorfächern, Blinkern, Bleien usw. ist jedoch der Fischkorb immerhin sehr praktisch und kann die Beschaffung nur empfohlen werden. Ein gutes Messer, eine kleine Zange, eine Schere und Nadeln mit Faden sind nicht zu entbehren. Die Nadeln sollen nicht zu klein sein, damit man auch einen starken Faden oder leichten Spagat durch das Öhr

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führen kann. Gebraucht man Nadel und Faden zum Festnähen des Köderfisches am System, so soll kein dünner, wenn auch starker Zwirn genommen werden, da man mit solchen beim Zusammenziehen die durchstochenen Fleischpartien des Fischchens allzuleicht abbinden bzw. durchschneiden kann. Wer gegen Mückenstiche nicht immun ist, der möge sich Salmiakgeist in kleinem Fläschchen in der Westentasche mitnehmen, um die eventuellen Stiche damit zu betupfen. Ein Karton mit englischem Pflaster tut oft gute Dienste bei Verletzungen geringfügiger Art. Ferner ein Stückchen Seife zum Reinigen der Hände. — Eine kleine Feile zum Schärfen stumpfgewordener Haken ist ein sehr wichtiger Ausrüstungsgegenstand, der nicht vergessen werden soll. Eine Schachtel mit Patentknöpfen kann oft als unentbehrlich empfunden werden. Man wird manches nicht immer gebrauchen; wenn aber der Fall eintritt, so ist man sehr froh, das eine oder andere zur Verfügung zu haben. Da es weiter keine Umstände macht, solche Kleinigkeiten mitzuführen, da auch die Mehrbelastung nicht nennenswert ist, sollte man es nicht versäumen, sich damit auszurüsten. Fischfleisch ist gegen Hitze sehr empfindlich. Es empfienlt sich, gleich nach der Tötung die Fische auszunehmen und t r o c k e n zu verpacken. Von großer Hitze werden besonders Edelfische oft schon nach einigen Stunden angegriffen, um wie viel mehr, wenn diese unaufgebrochen den ganzen Tag im Rucksack herumgeschleppt werden. Es ist kein besonders erfreuender und appetitlicher Anblick, wenn dann beim Ausnehmen die Bauchgräten sich vom Fleische gelöst haben und freiliegen. An kalten Winter tagen ist das Aufbrechen zwar nicht notwendig, schadet aber sicher auch nicht. Die Fische sollen nicht ausgewaschen, sondern mit Heu, Gras, Blättern od. dgl. trocken ausgewischt werden. Es ist bei großer Hitze gut, wenn man die Bauchlappen mit irgendetwas Trockenem isoliert. Auch in der Ver13

packung sollen sich die Fische nicht gegenseitig berühren, sondern abgesondert sein. Hat man die Absicht, ein Fischwasser zu pachten oder eine Angelberechtigung in einem solchen zu erwerben, so empfiehlt es sich, wenn man sich nicht anderweitig verläßliche Kenntnis von der Beschaffenheit des Wassers einholen kann, dieses zu einer Zeit zu besichtigen, während welcher Niederwasser ist. Damit kann man mancher Enttäuschung aus dem Wege gehen. Man erwirbt sich dabei Kenntnis der Grundverhältnisse und der Uferbeschaffenheit, was für den Sportfischer gewiß sehr vorteilhaft ist. Besonders wichtig ist es, a l l e d e f e k t e n S y s t e m e o d e r F l u c h t e n sowie V o r f ä c h e r g e g e n g u t e r h a l t e n e a u s z u w e c h s e l n , wenn man nicht die Möglichkeit hat, die s i c h e r e Wiederherstellung am Wasser zu vollführen. Durch Nachlässigkeit oder Außerachtlassung dieser Selbstverständlichkeit werden viele und gerade die stärksten Fische verloren. Jeder ältere Spinnfischer wird — wie auch ich — schon einmal so leichtsinnig gehandelt haben. Gerade deshalb, weil mir die Erfahrung in dieser Beziehung nicht mangelt, fühle ich mich verpflichtet, jedem Spinnfischer ans Herz zu legen, nur mit v o l l s t ä n d i g i n t a k t e m M a t e r i a l zu a n g e l n . Es ist ein sehr deprimierendes Gefühl, plötzlich einen starken Fisch an die Haken zu bekommen und zugleich zu wissen oder doch zu vermuten, daß er höchst wahrscheinlich mit dem ganzen Zeug durch die Lappen geht. Schon den Anhieb getraut man sich nicht so zu setzen wie es eigentlich notwendig wäre; zweitens wird man den Drill endlos lange hinausziehen müssen, weil bei jedem starken Riß oder Ruck, bei jeder plötzlichen Flucht, die Gefahr des Abreißens auftaucht; drittens besteht die Möglichkeit, wenn nicht gar Wahrscheinlichkeit, daß der Fisch noch bei der Landung verlorengeht. Hinsichtlich der stark propagierten V e r f e i n e r u n g des A n g e l g e r ä t e s ist es ratsam, die Kirche beim Dorf 14

zu lassen, wie man zu sagen pflegt. Solange die Verfeinerung nur so gemeint ist, daß statt stark dimensionierter Utensilien, dünne, a b e r e b e n s o h a l t b a r e , geschaffen bzw. verwendet werden, lasse ich mir das gerne gefallen. Ist aber die Verfeinerung so gemeint, daß man heute z. B. statt eines guten Poilfadens ein Roßhaar nehmen soll, dann sage ich n e i n . Denn dies wäre ja keine Verfeinerung, sondern ein Unsinn, in der Auswirkung sogar eine gewisse Roheit. Warum soll man denn ein Pferdehaar nehmen, wenn ein Poilfaden b e d e u t e n d t r a g f ä h i g e r und mindestens e b e n s o u n s i c h t b a r ist? Worin würde da der Vorteil bestehen? Es ist doch schließlich auch kein Kunststück, an einem Roßhaar einmal einen guten Fisch unter denkbar günstigsten Uferverhältnissen zu landen. Wie selten aber finden sich solch günstige Stellen ? Sicher nur ganz vereinzelt. Einen guten Fisch wird man mit solcher „Verfeinerung" nicht hindern können, hinzuflüchten, wohin es ihm beliebt. Bei der geringsten Gewaltanwendung, welche äußerst selten umgangen werden kann, reißt er ab und ist verloren. Roh ist eine derartige Fischerei deshalb, weil ein gewisser Prozentsatz der gehakten und mit dem Haken im Maule wieder freigekommenen Fische elend zugrunde gehen muß. Etwas anderes wäre es, wenn man von vornherein wüßte, daß nur kleine Schneider anbeißen, was aber eben nicht der Fall ist. Es ist dies das gleiche, wie wenn der Jäger auf den Hirsch mit Hasenschrot spritzen würde. Wem würde es einfallen, in einem solchen Falle von Verfeinerung des Weidwerks zu sprechen ? D e r Jäger würde alle möglichen „Schmeicheleien" zu hören bekommen, der es wagen würde, derartiges zu erzählen. Das Wild würde eventuell angeflickt, vielleicht würde ihm durch ein Schrotkorn das Augenlicht genommen, und es müßte so unter Umständen auf qualvollste Art verludern. Das gleiche gilt auch für den Fisch. Nur findet man eingegangene Fische nicht so leicht wie Wild. Der Fisch sucht sich zum Sterben 15

ein sicheres Versteck. Ist er dann verendet, findet er, dem Blick des Menschen entzogen, in Krebsen und sonstigen Wassertieren seine Totengräber. Mit einer Schnur von 10 Pfund Tragkraft und einer entsprechend leichten Gerte kann es ganz gut gelingen, einen Fisch zu fangen, der reichlich einen halben Zentner wiegt. Günstiges, von Verunreinigungen freies Flußbett, als Landungsplatz eine Sandbank, die viel Bewegungsfreiheit läßt, sind Bedingung. Wenn man es jedoch unternehmen würde, in schwierigem Gelände ein solches schweres Beutestück mit Gewalt zu halten, wie es doch in der Praxis häufig vorkommt, würde die Schnur glatt zerrissen werden. Wer durch Uferverhältnisse oder sonstdergleichen gezwungen ist, Gewalt anwenden zu müssen, und in solcher Situation noch nicht die Hoffnung aufgibt, mit so leichter Schnur einen derart kräftigen Fisch zu bekommen, der muß schon ein himmelstürmender Optimist sein. Jeder Praktiker wird mir ohne weiteres zustimmen, wenn ich sage, daß ein solches Beginnen nicht sportmäßig, keine Verfeinerung, sondern ein Unding wäre. Nebenbei möchte ich auch noch bemerken, daß jeder, der will, die Beobachtung machen kann, daß wohl sehr viel über Verfeinerung gesprochen und geschrieben wird, daß in Wirklichkeit aber, in der P r a x i s nämlich, die Sache doch wesentlich anders aussieht. Um keinen Irrtum aufkommen zu lassen: ich empfehle nicht übermäßig starke Geräte, aber ich möchte auch nicht Materialien für den Fang von Fischen angewendet sehen, die imstande sind, diese ohne besonderen Kraftaufwand zu zerreißen. Für einen derart betriebenen Sport, wenn man das überhaupt noch Sport zu benennen berechtigt ist, müssen uns die Fische denn doch schon zu wertvoll und zu lieb sein. Wir können ihnen durch die Verwendung g e e i g n e t e r Materialien viel Leid und Qual ersparen, wenn wir sie nämlich fangen und nicht verludern lassen.

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Die heute bereits veralteten Gimpvorfächer waren manchmal ebenso dick, sogar noch dicker wie die verwendete Schnur, mußten auch so stark dimensioniert gewählt werden, um entsprechende Haltbarkeit aufzuweisen. Diese sind durch den Galvanodraht abgelöst worden, was ohne Zweifel einen Fortschritt bedeutete, da dieser, Dank der größeren Haltbarkeit, auch dünner, für den Fisch unsichtlicher, gewählt werden konnte. Heute dominiert der Stahldraht, der in dünnsten Nummern immer noch mindestens so tragfähig ist, wie die besten Schnüre. Der Stahldraht bedeutet in Wirklichkeit eine Verfeinerung, so wie ich sie mir denke. Hier ist etwas geschaffen, das man mit Recht als feines Geräte bezeichnen kann. Für alle Art Fischerei und ganz besonders für die Spinnfischerei ist es notwendig, gute haltbare Schnüre zu kaufen. Es ist besser, diese etwas tragfähiger als zu leicht zu wählen. Man muß doch bedenken, daß eine Schnur von beispielsweise 20 Pfund Tragkraft nach kurzer Benutzungsdauer schon erheblich eingebüßt hat. Je länger sie benutzt wird, desto mehr verliert sie an Haltbarkeit. Ich setze voraus, daß jeder Angler seine Schnur gut behandelt, tut er es aber nicht, so wird seine 20-Pfund-Schnur in kurzer Zeit nicht mehr die Hälfte tragen. Das Schlimmste ist, daß die Abnutzung der Schnur dort, wo ein unscheinbares Bastknötchen sitzt, wie solche in Rohseide gerne enthalten sind, rapid vor sich geht. Jeder Anfänger der Spinnfischerei, der verzeihlicherweise meistens etwas zu temperamentvoll handelt, wird, um Enttäuschungen und Niederlagen aus dem Wege zu gehen, gut tun, seine Schnüre nicht zu leicht zu nehmen. Ist er in der Praxis vorgerückt, kann er Verfeinerungen nach Belieben vornehmen und wird schon selbst Maß und Ziel kennenlernen, die nicht zu über- bzw. unterschreiten sind. Der alte Praktiker weiß, wo er seine Fische zu suchen hat und bedarf weiter keiner Belehrung. Bei E d e r , Der Raubfischjäger.

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dem Anfänger jedoch tauchen sehr häufig Zweifel auf.* Schließlich kann es ja auch gar nicht anders sein. Ich möchte deshalb nachstehend einige anleitende Ausführungen machen. Bei Niederwasser, im Sommer sowohl wie im Winter, sammeln sich die Fische in den Gumpen, unter hohlen Ufern, an oder unter versunkenen Bäumen, zum Teil versandetem Gesträuch od. dgl., kurz an Stellen, an denen sie Schutz zu finden glauben und möglichst auch gegen Sicht von oben gedeckt sind. Daß mit den Friedfischen auch die Raubfische diese Stellen aufsuchen, versteht sich, da letztere immer den Futterfischen nachzugehen gezwungen sind, um den Hunger zu bannen. Es gelingt deshalb bei starkem Niederwasser selten, mit der Spinnangel gute Strecken zu machen, außer in Flüssen, die nahrungsarm sind oder an Stellen, die durch die Raubfische bereits völlig leergefressen wurden. Bei Hochwasser suchen alle Fische die schützenden Ufer auf. Hier haben sie noch die meiste Deckung vor anschwimmenden Baumstämmen, Gesträuch, Treibeis od. dgl. und brauchen auch nicht gegen eine manchmal kolossale Strömung anzukämpfen. Die Ufer sind in solchen Zeiten der natürliche Schutzhafen. Solche Häfen sind auch in starkem Rückstau, hinter Einbauten zum Schutze der Ufer, unter Faschinen, kurz an allen Stellen zu finden, die ihnen Sicherheit versprechen. An Tagen, an denen Hochwasser ist, hat z. B. ein Weitwurf in die Mitte des Flusses gar keinen Zweck. Ist man schon einmal am Wasser, dann gelingt es noch am ehesten, hart am Ufer einen Fang zu machen, weshalb man jeder Kraftäußerung zu einem Weitwurf in schmutziges Wasser aus dem Wege gehen kann. Ist das Wasser im Steigen begriffen, ist mit der Angel nicht viel zu holen, besonders dann nicht, wenn das Anwachsen der Fluten schnell vor sich geht, wie es bei plötzlich eintretender Schneeschmelze oder nach ausgiebigem Gewitterregen aufzutreten pflegt. An solchen

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Tagen scheinen alle Fische ihre Nahrungssorgen zu vergessen und nur auf ihren Schutz bedacht zu sein. Ist das Wasser wieder im Fallen, hat man alle Aussicht, gute Fänge zu machen. Die Fische, die während des hohen, schmutzigen Wasserstandes sich Entbehrungen auferlegen mußten und an Nahrungsmangel litten, suchen nun wieder die leichtere Strömung auf, um auf antreibende Atzung zu warten und das Versäumte nachzuholen. Sie stehen häufig an den Kies- und Sandbänken in nicht zu tiefem Wasser. Während das Wasser fällt, ist günstigste Zeit zum Angeln auf alle Fische, besonders aber dann, wenn der Fluß längere Zeit Hochwasser geführt hat, da ja dann der Aushungerungsgrad ein größerer ist, als bei kurzdauernder Anschwellung. Je weiter dann das Wasser zurückgeht, desto weiter werden sich die Fische auch wieder vom Ufer, dessen Schutz sie nicht mehr bedürfen, entfernen, um bald wieder, was bei großen Fischen meistens der Fall ist, sich in der Mitte, in tiefen Rinnen oder Gumpen einzufinden, die ihnen jetzt mehr Schutz bieten als seichte Ufer. Beim Angeln soll man sich stets nach dem Wasserstande richten. Nicht nur das Ufer, bei Niederwasser auch die Flußmitte (ebenso bei schnellverlaufendem Hochwasser) sollen abgesucht werden. Man wirft je nach der Strömung entweder quer oder in schräger Richtung abwärts. In besonders schnellen Rinnen, zumal wenn man nicht Gefahr läuft, hängen zu bleiben, ist der Wurf s c h r ä g s t r o m a u f am vorteilhaftesten, worauf ich noch zurückkommen werde. Ist das Ufer verkrautet, sind Schilf oder Blattpflanzen reichlich vorhanden, so kann man mit Recht vermuten, daß auch Hechte in der Nähe sind. Es wäre nicht richtig, den Wurf so zu setzen, daß der Köder da einpatscht, wo wahrscheinlich der lauernde Räuber sich aufhält. Vorteilhafter ist es, den Köder aus der Mitte des Flusses oder Baches oder doch aus einer Entfernung von einigen Metern an die günstige Stelle t r e i b e n zu 2*

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lassen und ihn nun unter Einrollen und wieder Nachlassen der Schnur, unter Heben und Senken, zu sich heranzuführen. Dadurch wird der Raubfisch erstens nicht durch eventuell zu kräftigen Einfall des Köders erschreckt oder vergrämt, zweitens aber durch eine so gestaltete langsame Führung sicher darauf aufmerksam. Folgt ein Raubfisch dem Köder, so muß dieser s c h n e l l e r , am besten (wo dies möglich ist) s e i t w ä r t s hinweggeführt werden. Ist der Köder gut bebleit, so läßt man ihn rasch sinken; ist das Gegenteil der Fall, führt man ihn an die Oberfläche. Greift der Fisch nicht gleich zu, will er sich gewissermaßen die Sache erst überlegen oder besehen, hole man den Köder aus dem Wasser. Bei einem der folgenden Auswürfe kann man ihn dann meistens fangen. Niemals aber darf man dem Räuber Zeit lassen, seine vermeintliche Beute erst einer genaueren Untersuchung zu unterziehen, das wäre die geeignetste Gelegenheit, ihn zu vergrämen. Ist das aber wirklich einmal passiert (und Anfängern passiert das immer), so vermeide man weitere Würfe und lasse die Stelle wenigstens eine Stunde lang unbefischt, dann hat man immerhin noch Aussicht, den Fisch fangen zu können. Bei der Beschreibung des Hechtes habe ich entsprechende Verhaltungsmaßregeln besprochen. Eine Köderführung wie die eben beschriebene bezieht sich aber nicht nur auf den Hechtfang, sondern auf die sichere Erbeutung a l l e r Raubfische. Bei keinem Raubfisch kommt es so häufig vor, daß er den Köder verfolgt, ohne ihn zu packen, wie gerade beim Hecht. Das günstigste Wetter zum Spinnangeln ist immer bedeckter Himmel, leichter Wrestwind, Regen oder Schneefall, der frühe Morgen und späte Abend, im Sommer sowohl wie im Winter. Daß man auch bei grellstem Sonnenschein mitunter gute Resultate hat, soll nicht abgeleugnet werden, bestätigt vielmehr die Regel. Gute Erfolge hat man meistens dann, wenn die Witterung sich bald ändert, was die Fische vorauszufühlen scheinbar

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imstande sind, oder aber, wenn die Luftverhältnisse auf das Nahrungsbedürfnis der Fische besonderen Einfluß ausüben. Bei großer Kälte ist noch weniger auf Erfolg zu rechnen wie bei großer Hitze; und verfügt man über die Zeit, sich die Witterung oder die günstigen Tage auswählen zu können, so vermeide man es, bei großer Kälte mit Nord- oder Ostwind das Fischwasser zu begehen. Im großen ganzen kann gesagt werden, daß die Witterung der Jahreszeit entsprechend immer eine mittelmäßige sein soll. Will ein heißer, sonniger Tag werden, nutze der Spinnfischer die frühen Morgenstunden, wenn silbern die Tauperlen im Grase, an Strauch und Schilf hängen und die Sonne sich anschickt, blutigrot am Horizont die ersten Strahlenbündel heraufzusenden, weitgehend aus. E r wird dann vor allen Dingen die ihm bekannten Standplätze der Raubfische aufsuchen und abfischen und die Strecken, an denen nur „Zufallstreffer" zu machen sind, meiden, weil er weiß, daß er mit der ihm zur Verfügung stehenden günstigen Zeit, die ja nur einige Stunden beträgt, haushalten und sie zweckentsprechend anwenden muß. — Rüstet sich die Sonne zum Untergang, werden die Schatten lang, tritt die Dämmerung ein, so ist diese kurze Zeit noch am richtigen Platze auszunutzen, und man wird dabei noch oft durch einen guten Fang belohnt. Leider aber läßt dies der Eisenbahnfahrplan einerseits und die zur Verfügung stehende Zeit anderseits nicht immer zu, so daß man oft genötigt ist, gerade dann zusammenpacken zu müssen, wenn der Sport am unterhaltendsten zu werden verspricht. Das Spinnen des Köders wird auf zweierlei Art erzeugt: 1. durch die Turbine, 2. durch die Krümmung des Köders. Der erfahrene Spinnfischer macht sich beide Arten zunutze. Er wird den mit Turbine versehenen Köder

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meist da anwenden, wo er weite Würfe zu machen imstande ist und ferner in solchen Flüssen und Bächen, die sich durch schnelle Wasser auszeichnen. In reißendem Wasser hat man beim Angeln mit dem Turbinenfischchen den Vorteil, daß dieses bedeutend länger gebrauchsfähig erhalten werden kann als das mit dem gekrümmten Schwänze. Der gekrümmte Köder wird am vorteilhaftesten in Wassern mit ruhiger Strömung und mehr oder minder starker Verkrautung angewandt. Wo es gilt, zwischen Wasserpflanzen, in schmalen Rinnen, in Mühlwehren, Ablässern u. dgl. zu angeln, hat er gewisse, sehr zu erwägende Vorteile, die hauptsächlich darin bestehen, daß man ihn durch Heben und Senken viel anziehender für den Raubfisch gestalten kann, als dies mit einem turbinenbewehrten Fischchen der Fall ist. Dieser Köder scheint auf den Raubfisch mehr Reiz auszuüben als der mit Schaufeln versehene. Letzterer ist zum Heben und Senken nicht geeignet wegen seiner steifen drehenden Bewegungen. Wollte man ihn in Gumpen usw. so führen, wie den erstgenannten, würde man damit sehr auffallen. Es wäre dem lauernden Raubfisch ein Leichtes, Haken und Schaufeln, zumal wenn letztere aus Blech statt aus Zelluloid angefertigt sind, zu eräugen, wodurch er zweifellos des öfteren vom Zugreifen abstehen würde. Anders ist es beim gekrümmten Köder. Hier sind die Haken durch die mehr torkelnden Bewegungen nicht so leicht zu sehen, und er täuscht dadurch dem Raubfisch ein Fischchen vor, welches das normale Schwimmvermögen eingebüßt hat. Dieses sind Umstände, welche einen selbst nicht auf Raub stehenden Fisch veranlassen können, den Vorstoß zu machen und die leicht erreichbare Beute zu erfassen, erst recht dann, wenn der Köder längere Zeit im Gesichtsfelde des Räubers sich bewegt. Frische Köder eignen sich zum Krümmen besser als konservierte, da letztere besonders durch Formalin ihre Geschmeidigkeit in beträchtlichem Maße einbüßen und, wie bereits be22

tont, steifere Bewegungen ausführen. Die kleinen Fischchen sind zum Krummködern die geeignetsten. Konservierte Köder werden am besten mit Turbinen bewehrt. Sie halten vorzüglich an den Haken, und man kann mit ihnen lange Zeit hindurch, ohne das geringste daran ändern zu müssen, mit Weitwurf in schnellfließenden Wässern angeln. Durch entsprechende Bebleiung können sie wie das krummgeköderte Fischchen in große Tiefen geführt werden. Die Führung des Köders an Spinnfluchten mit Turbinen darf unter keinen Umständen zu schnell geschehen. Je schneller das Wasser fließt, desto langsamer muß der Köder eingerollt oder -gezogen w e r d e n . Der nach dem Fischchen springende Räuber hat die Kraft der Strömung zu überwinden, ehe er die Beute erfassen kann. Freilich hat ein Raubfisch Kraft genug, selbst in der schwersten Strömung mit einem Sprung den Köder zu erhaschen. Es kommt aber doch hie und da vor, daß der raubende Fisch die Macht des W'assers unterschätzt und zu kurz springt, d. h. beim Steigen abgetrieben wird. Führt man nun das Fischchen zu schnell, so ist es leicht möglich, daß er es nicht erfassen kann oder doch nicht so, wie es wünschenswert wäre. Die üble Folge ist, daß er sich dann leichter von den Eisen befreien kann. Nun ist ja an und für sich ein Fehlsprung des Raubfisches nicht schlimm, vorausgesetzt, daß man von ihm nicht gesehen wurde, selbst aber den Vorgang bemerkt, da er ja mit gewisser Sicherheit auch ein zweites Mal wieder anspringen wird und dann den Köder, wenn dessen Tempo verlangsamt wird, sicher erreichen kann. Aber es ist auch denkbar und wohl auch öfters der Fall, daß der Raubfisch einen im schnellsten Tempo wasseraufwärts geführten Köder überhaupt nicht beachtet (und das wird immer dann zutreffen, wenn er nicht von Hunger geplagt wird) und man zu dem Ergebnis kommen könnte, es sei überhaupt keiner da. Es ist v o n g r ö ß t e r W i c h t i g k e i t , nicht nur in schnell23

fließenden, sondern auch in langsamlaufenden und trägen Wässern seine Köder so langsam wie möglich zu führen. Besonders dann aber, wenn es sich um natürliche Fischchen oder deren genaue künstliche Nachbildung handelt. Kunstköder, wie Blinker, oder solche, die als Reizköder wirken sollen und mit einem Fischchen nicht die entfernteste Ähnlichkeit aufweisen, müssen, um wirksam zu sein, unter stetem Heben und Senken geführt werden D i e S p i n n b e w e g u n g e n d ü r f e n t r o t z des l a n g s a m e n F ü h r e n s n i c h t a u f h ö r e n , da diese es sind, die dem Raubfisch ein Lebewesen vortäuschen und ihn zum Angriff bewegen. Der Raubfisch weiß, wie man wohl mit gewisser Berechtigung annehmen kann, aus Erfahrung, daß bei seinem Nahen oder Ansichtigwerden alles, was befloßt und beschuppt ist, ausreißt. Es kann deshalb diesen nicht besonders zum Zugreifen veranlassen, wenn er bemerkt, wie ein Fischchen, unbekümmert um seine Anwesenheit, in gerader Bahn über ihn hinwegsegelt. Ich glaube annehmen zu dürfen, daß eine solche Köderführung, wenn er sie schon beachtet, ihn eher abschreckt als zum Zugriff veranlaßt. Vielleicht wird er aus Neugierde (diese spielt bei allen Fischen eine große Rolle) das ihm Unbekannte verfolgen und näher kommen, aber den Anbiß wird er häufig, wenn er nicht gerade auf Raub steht und ihn wütender Hunger plagt, bleiben lassen. Wieviel anders aber ist es, wenn ihm durch Heben und Senken, durch Führung des Köders im Zick-Zack, bald links, bald rechts, bald hoch, bald tief, ein nicht nur sehr lebendiges, sondern mehr noch ein vor ihm ängstlich fliehendes Fischchen vorgespiegelt wird! Er wird bei solcher Führung nicht mißtrauisch und greift viel beherzter mit gutem Appetit zu. E r wird somit, da ja die Haken aller Wahrscheinlichkeit nach besser sitzen, auch leichter zur Landung gebracht werden können. Ist er mißtrauisch geworden, hat er gewissermaßen erst überlegt, ob er den Köder nehmen oder ihn fahren lassen soll, hat

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schließlich aber doch seine Raublust gesiegt und er zugegriffen, so wird er selten gut verangelt sein, da er das Fischchen mehr betastet als gebissen hat. Packt ein Raubfisch beim ersten Wurf bzw. beim ersten Ansichtigwerden des Köders diesen an, so beweist dies zweifellos, daß er auf der J a g d ist und ihn der Hunger peinigt. Mancher Fisch jedoch, der sich schon zur Ruhe und Verdauung in seinen Standplatz zurückgezogen hat, wird noch ein Fischchen, das ihm sozusagen in den Rachen schwimmt, ergreifen, da er es ja leicht haben kann, wenn es nur langsam genug geführt wird. Es ist nicht richtig, anzunehmen, daß z. B. in einer Gumpe kein Raubfisch steht, wenn keiner zugreift. E r kann sich im fortgeschrittenen Stadium der Verdauung befinden, dann ist er am wenigsten zu bewegen, einen Angriff zu machen. Vielleicht wurde ihm auch der Köder nicht in Reichweite vorgeführt, er sieht ihn vielleicht, aber beachtet ihn nicht. Sein Appetitgefühl zu regen, muß ihm der Köder mehrmals in möglichst verlockender Weise gezeigt werden, und dies wird ihn manchmal, auch wenn er schon gesättigt ist, doch noch zum Angriff verleiten. Es sei deshalb besonders betont: e i n e g ü n s t i g scheinende Stelle soll man nicht allzuschnell mit einigen Würfen abtun, sondern mit langsam g e f ü h r t e m K ö d e r kreuz und quer vorsichtig mehrmals durchsuchen. Beim Wurf von der Rolle mit guter Gerte und entsprechend starker Seidenschnur ist es ein leichtes, 20, 30 und noch mehr Meter weit seine Köder ins Wasser zu schicken. Es soll jedoch stets beherzigt werden, den Wurf nicht weiter als notwendig zu machen. Besonders gilt dies für kleinere Flüsse, wo es meistens möglich ist, sich einer guten Stelle ungesehen zu nähern. Man kann dann auf kurze Entfernung den Köder viel sicherer und unauffälliger auswerfen und auch verlockender dirigieren als von einem entfernteren Standpunkt aus. Der Anhieb 25

nach dem Anbiß sitzt viel sicherer und auch der Drill ist viel leichter, da man ja einen Großteil seiner Wurfschnur noch auf der Rolle zum Zweck des Ablaufenlassens bei einer eventuellen Flucht zur Verfügung hat. — Würfe auf 25, 30 oder mehr Meter haben nur in großen Flüssen und nur dann Berechtigung, wenn es nicht möglich ist, eine Stelle, die man für gut hält, anders erreichen zu können. In solchen Fällen kann man ohne Bedenken versuchen, den Köder auch einmal außergewöhnlich weit zu werfen und der als günstig erkannten oder als solcher angenommenen Stelle zutreiben zu lassen. Beißt ein Fisch in großer Entfernung, wird der Anhieb, besonders mit leichter Gerte und entsprechend dünner elastischer Seidenschnur, schon ein starker sein müssen, will man den Räuber arretieren. Niemals soll man den Köder, wenn man die Wahl hat, direkt dahin werfen, wo man den Raubfisch vermutet, sondern immer mindestens einige Meter aufwärts um ihn dann anschwimmen zu lassen. Hat der Köder z.B. den Rand bzw. den Einfluß einer Gumpe erreicht, führe man ihn da kreuz und quer und erst, wenn dies ohne Erfolg bleibt, lasse man ihn weiter in die Tiefe rinnen unter stetem Heben und Senken, unter Einrollen und wieder Ablaufenlassen von Schnur, wo dies die Strömung gestattet. Immer suche man das Ufer, an dem man steht, zuerst vorsichtig ab, bevor man dazu übergeht, eine größere, entferntere Wasserfläche mit dem Köder zu durchfurchen. Mancher gute Fisch steht hart am oder unter dem Ufer und wird durch unvorsichtiges Nähertreten, durch die Erschütterung des Bodens vergrämt, aufmerksam oder erschreckt und beißt dann eben nicht. Der Wurf richtet sich nach der Strömung des Wassers. In langsamlaufendem Wasser wird man diesen am vorteilhaftesten schräg abwärts zu setzen bemüht sein, um den Köder, der hier trotz geringer Bebleiung viel schneller als in flottem Wasser sinkt, aufwärts führen zu können, was der Fortbewegungsrichtung aller Fische ent26

spricht. In schnellem Wasser jedoch ist der Wurf quer über dieses sehr angebracht, da die Richtung nach abwärts durch die Strömung sehr schnell geschaffen wird. Auch ist es manchmal sehr von Vorteil, besonders wenn man die Grundverhältnisse kennt, d. h. wenn man weiß, daß man nicht hängen bleibt, den Wurf schräg aufwärts zu machen und den Köder abwärts auf dem Grunde einer guten Stelle zutorkeln zu lassen. Dieses Verfahren hat mir schon öfters zu einem guten Huchen, denn um diesen Fisch handelt es sich ja in den schnellfließenden Wässern gewöhnlich, verholfen. Ebenso ist es angebracht, in pflanzenfreien Rinnen eines Hecht- oder Forellenwassers dieser Methode zu huldigen. Später komme ich noch eingehender darauf zu sprechen. Zum Schlüsse dieses Teiles möchte ich der Zusammenstellung der Angelgeräte noch einige Zeilen widmen. Häufig kann man zu sehen bekommen, daß ein Angler seine Gerte mit einer Schnur versieht, die absolut nicht dazu paßt. Darin liegt dann der Grund, warum es nicht möglich ist, einen guten, präzisen Wurf zu machen. Besonders dem Anfänger oder demjenigen, dem es durchaus nicht gelingen will, gute Würfe zu tun, möchte ich empfehlen, die Stärke bzw. die Dicke der Schnur so zu wählen, daß diese der Gerte angepaßt ist. Wer das Gefühl hierfür nicht hat, möge sich an Bekannte oder Fachgeschäfte wenden. Normen hierfür können wegen der Vielseitigkeit nicht aufgestellt werden und würden nur verwirrend wirken. S c h n u r u n d G e r t e , V o r f a c h u n d H a k e n müssen gut zusammenpassen; dann gelingt ein guter Wurf, die Führung des Köders ist leichter und kann viel geschickter und eleganter ausgeführt werden, der Anhieb, der Drill und die Landung bereiten nicht so viele Schwierigkeiten. Es ist ohne weiteres einleuchtend, daß es nicht richtig sein kann, eine leichte Spinngerte mit einer sehr starken Schnur zu versehen, ein stark dimensioniertes Vorfach und die kräftigsten Haken am System dazu zu verwenden. Mit so 27

falsch zusammengestelltem Angelgeräte werden viele Fische verloren. Einen starken Drilling oder gar zwei und drei mit einer leichten Gerte ins Fischmaul zu treiben, gelingt nur sehr selten, bei lang ausgegebener Leine überhaupt nicht. Ist es umgekehrt, ist die Schnur im Verhältnis zur Angelgerte zu leicht, so wird erstere viel früher abgenutzt durch die Reibung an den Ringen als eine dazu passende. Beim Drill ist es sehr wohl möglich, daß eine Schnur, die mit p a s s e n d e r Gerte geführt, sicher einen wild sich gebärdenden starken Fisch aushalten würde, auf der zu starken Gerte reißt. Ein mit leichten, dünndrähtigen Drillingen versehenes System wird an steifer Gerte und selbst mit passender Schnur viel leichter in Trümmer gehen, als wenn auch die Haken bzw. das System im Einklang mit dem übrigen Material steht. Auch für die Hakenstärken können keine Normen angegeben werden. Wer einigermaßen Gefühl dafür hat, wird bald empfinden, was zusammengehört und was nicht tauglich ist. D a s g u t e Z u s a m m e n p a s s e n des A n g e l g e r ä t e s ist von viel größerer W i c h t i g k e i t a l s a l l g e m e i n a n g e n o m m e n wird. Nur wenn alles Geräte gut zusammen abgestimmt ist, kann man gut damit arbeiten und nur so darf man, wenn es einmal darauf ankommt, Vertrauen in dieses setzen. Nur auf diese Weise kann man Mißerfolgen und bitteren Enttäuschungen aus dem Wege gehen. Eine zu große Ängstlichkeit beim Zusammenstellen der Geräte ist nicht vonnöten; auf unbedeutende Abweichungen kommt es nicht an.

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II. T E I L

Angelgeräte

Gerten Es ist nicht möglich und gewiß auch nicht notwendig, alle oder auch nur einen Teil der auf dem Markte liegenden Gerten einer Besprechung zu unterziehen. Man muß immer erst längere Zeit mit einer Gerte gefischt haben, um definitiv sagen zu können, ob sie gut und brauchbar ist oder nicht. Das Urteil darüber fällt jedoch auch dann immer mehr oder weniger subjektiv aus. Es gibt genügend Angler, die sehr minderwertige Gerten (nach allgemeiner Ansicht) führen, trotzdem aber behaupten, sie könnten sich nichts Besseres wünschen. Aus solchen und ähnlichen Äußerungen geht erstens hervor, daß die G e w o h n h e i t bei Gebrauch irgendeiner beliebigen Gerte eine sehr große Rolle spielt, und zweitens wird dadurch der Beweis geliefert, daß es sehr wohl möglich ist, auch mit minderwertigen Gerten starke Fische zu fangen. Mit einer neuen Gerte, wenn diese nur in etwas sich in der Länge, dem Gewicht und der Verteilung des letzteren unterscheidet von der, die man bisher, vielleicht viele Jahre hindurch in Gebrauch hatte, wird man sich beim Werfen (überhaupt beim Angeln) anfangs immer etwas schwer tun. Ist man sie dann einmal gewöhnt, so wird man finden, daß es sich mit dieser genau so gut und sicher werfen läßt wie mit der vorherigen. Die Gewohnheit ist hier das Ausschlaggebende. Es soll damit nicht gesagt sein, daß alle Gerten gut sind, beileibe nicht. Eine Gerte wird nach längerer Benutzung für gut befunden, weil man in sie ein gewisses Vertrauen gesetzt hat, das eventuell durch den Fang

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eines starken Fisches hervorgerufen oder gerechtfertigt wurde. Eine Gerte muß vor allen Dingen aus gutem Material hergestellt und gleichmäßig verjüngt sein. Ist sie das nicht, zeigt sich das an ungleichmäßiger Biegung bei Beschwerung durch Gewichte. Um eine Gerte zu prüfen, muß die Schnur durch die Ringe gezogen und beschwert werden. Gerten, deren Mittelteil sich bei der Prüfung stärker biegt als die Spitze, sind minderwertig, sind unbrauchbar für die Praxis und kommen für eine Wahl nicht in Frage. Man kann damit wohl werfen, aber nicht anhauen und nicht drillen. Der Wurf mit einer solchen Gerte ist nicht zielsicher, und es bedarf schon langer Gewöhnung, um mit ihr fischen zu können. — Das Gewicht der Gerte soll möglichst auf den Handteil verlegt werden. Es gelingt dadurch ein sicherer Wurf, und es tritt, was beim Spinnfischen von Wichtigkeit ist, nicht so bald eine Ermüdung der in Anspruch genommenen Muskelpartien ein. Ein Anfänger wird sich in der Wahl einer für ihn geeigneten Gerte besonders schwer tun. Wenn er angibt, von welcher Uferbeschaffenheit das Wasser ist, das er befischen will, und welche Gattung Fische er mit der Gerte zu fangen beabsichtigt, so wird ihm jeder Fachmann zum Berater werden. Es ist gewiß nicht notwendig, sich für den Anfang eine hochwertige Gerte zu kaufen. Eine gute Rohrgerte (die besten sind die aus Dschungelrohr) wird ihm jahrelang gute Dienste leisten. Die gebräuchlichsten Längen sind 3 bis 3,50 m. Diese Maße haben sich für unsere Verhältnisse am besten bewährt, und zwar für jede Art Spinnfischerei. Wer vom Boote aus fischt, kann auch eine kürzere Gerte in Gebrauch nehmen, die ihn schließlich auf dem schmalen Räume eines Kahnes weniger behindert. Ich habe unter „Hecht- und Huchenfischerei" darauf hingewiesen, warum eine kurze Gerte zum Angeln vom Ufer aus nicht praktisch, manchmal sogar unpraktisch ist. Eine längere 30

Gerte schadet nie, vorausgesetzt, daß sie nicht zu schwer ist. Ich sehe absolut nicht ein, daß man eine kurze wählen soll, vielleicht, weil man mit der „Mode" gehen will. Auch zum Befischen schmaler Forellenwässer, wo oft alles darauf ankommt, von den Fischen nicht gesehen zu werden, wo man es auch vermeiden muß, daß das Schattenbild sich im Wasser zeigt, finde ich Gerten unter 3 m nicht für vorteilhaft. Eine Ausnahme würde ich nur dann gelten lassen, wenn es sich um Wasserläufe mit sehr stark verwachsenen Ufern handelte, an denen ein Durchkommen mit kurzer Gerte leichter möglich ist und man, durch das Ufergesträuch gedeckt, keine Gefahr läuft, von den Fischen eräugt zu werden. Die einhändigen, leichten Überkopfwurfgerten haben den Vorteil, daß man mit ihnen ohne sonderliche Ermüdung den ganzen Tag angeln kann. E s ist natürlich auch möglich, mit diesen kurzen Ruten einen guten Fisch zu fangen, und wer ein Wasser hat, das an den Ufern stark verwachsen ist, wo also bei einer Annäherung die Gefahr des Gesehenwerdens von den Fischen ausschaltet, oder aber, wer nur vom Boot aus zu fischen gedenkt, dem kann die Anschaffung immerhin empfohlen werden. Fischt er mit einer so kurzen Gerte vom Ufer aus, so muß das Rinnsal frei von Verunreinigungen sein, d. h. Stauden und Sträucher dürfen nicht weit überhängen. Steckt man zu Hause oder im Verkaufsladen eine z. B. 2,50 m lange Gerte zusammen, so kann man sehr wohl annehmen, damit am Wasser (also in der Praxis) gut auszukommen. Kommt man dann aber damit ans Wasser, so zeigt sich erst, daß 2,50 m eigentlich viel zu kurz ist. Einer solchen Täuschung wird schon mancher verfallen sein. — Wenn man mit einer zu kurzen Gerte längere Zeit angelt, alle Augenblicke sich an den Stauden oder sonstwo am Ufer verfängt, wie das eben an den meisten Wässern tatsächlich der Fall ist, wenn man alle Augenblicke den Köder schnell aus dem Wasser zu reißen gezwungen ist, weil man mit der zu kurzen Gerte das 31

eine oder andere Hindernis nicht überstrecken kann, gerät selbst der gutmütig Veranlagte in eine trotzige Stimmung und lernt, wenn er noch so gottesfürchtig ist, fluchen wie ein Heide. Das muß man mitgemacht haben, dann erst weiß man, daß einem mit unpraktischen Gerten der ganze Sport verleidet werden kann Die Stärke der Gerte richtet sich nach dem zu befischenden Wasser und auch nach den Fischen, die man fangen will. Unter gewöhnlichen Verhältnissen genügen für den Spinnfischer zwei Gerten. Eine Forellengerte und eine Hechtgerte. Zum Beiischen großer Flüsse jedoch, die starke Fische beherbergen, genügt eine Hechtgerte, wie sie in kleinen Wassern benutzt wird, nicht mehr. Beim Angeln auf Huchen in großen, wasserreichen Flüssen kann man in Situationen kommen, in denen man sehr froh ist, eine starke Gerte zur Hand zu haben. Oft erfordert es die Notwendigkeit, daß man einen kräftigen Fisch mit Gewalt von dieser oder jener eventuell verhängnisvoll werdenden Stelle weghalten muß. Dann ist es vorteilhaft, eine gewisse Sicherheit gegen übermäßige Sportverfeinerung eingetauscht zu haben. In Deutschland werden eine so große Menge von Gerten in so verschiedenen Ausführungen hergestellt, daß ich es mir erlassen kann, auf die Produkte des Auslandes hinzuweisen. Die deutschen Erzeugnisse sind ganz gewiß ebenso vollwertig und werden allen Ansprüchen in weitestem Maße gerecht. Jeder Angler, der seine Gerten schonen will, lasse sich für diese H ü l s e n s c h o n e r (wenn solche nicht schon beim Ankauf dabei sind) anfertigen. Sie gewähren Sicherheit während des Transportes gegen Schlag oder Stoß oder gegen Deformierung überhaupt. Diese Hülsenschoner müssen zum Zwecke des guten Austrocknens der Gerte aus den Hülsen genommen werden. Wird dies öfter übersehen, erstickt das naß gewordene Holz, das die Hülse trägt, und der Bruch eines Gertenteiles bei starker Inanspruchnahme der Elastizität ist die fatale 32

Folge. Die Hülsenschoner sind nur für den Transport zum und vom Wasser. Die einzelnen Teile der Gerte s o l l e n mittels geraden Zuges getrennt, sie s o l l e n , um Beschädigungen hintanzuhalten, nicht auseinander g e d r e h t werden. — Ja, ja! Das ist schon richtig. — Leider aber geht das nicht immer so, so daß man schon gezwungen ist, bei der einen oder anderen Gerte das Verbotene zum Gesetz zu machen. Die Hülsen lassen sich manchmal, trotzdem sie eingefettet sind, schwer lösen. Am leichtesten geht es noch, wenn man sie gut anwärmt. Bei gespließten Ruten soll man schon sehr vorsichtig sein. Es kann vorkommen, daß durch das Auseinanderdrehen die verleimten Teile, wenn auch kaum bemerkbar, sich etwas lösen; gelegentlich dringt Feuchtigkeit oder Wasser ein und die Erstickung des Holzes ist nicht mehr aufzuhalten. — Ein leichter Knall beim Auseinanderziehen zeigt an, daß die Hülsen gut zusammenpassen. — Letztere dürfen nicht zu weich sein. Es soll nicht vorkommen, daß sie sich selbst bei starker Inanspruchnahme verbiegen. Durch einen aufgesetzten Ring wird die Hülse noch verstärkt. Wird eine Gerte für längere Zeit nicht mehr gebraucht, wie es nach Beendigung der Saison auf irgendeinen Fisch der Fall ist, so darf sie nicht einfach wie ein Regenschirm in die Ecke gestellt werden, sondern sie wird mit den Hülsen nach unten an einem trockenen, aber nicht starker Wärme oder gar der Sonne ausgesetzten Ort aufgehängt. Der deutsche Wald liefert für die Herstellung von Angelruten keine brauchbaren Hölzer. Diese werden zum weitaus größten Teil aus Amerika und Asien bezogen. Für Holzgerten ist das meistverwandte Material Hickory und Greenheart. Eschenholz wird seltener zu ganzen Gerten verwandt (trotzdem es gut und haltbar ist), weil es die Eigenschaft hat, schon in kurzer Zeit die Elastizität zu verlieren, d. h. die Struktur wird an der E d er, Der Raubfischjäger.

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stets beanspruchten Seite gedehnt bzw. gestreckt und verliert die Fähigkeit, wieder zurückzuschnellen, weshalb die Gerte krumm bleibt. Unter allen Holzgerten ist die Greenheartrute die beste und haltbarste. Ferner werden noch alle Arten Bambusrohre verwandt. Ostindischer Bambus oder Dschungelrohr ist auch für den Laien dadurch kenntlich, daß die Blattansätze nicht ringförmig, sondern an verschiedenen entgegengesetzten Stellen liegen. Dieses Ostindiarohr ist das beste zur Gertenherstellung. Sogar zur Huchenfischerei in großen Flüssen kommt man mit einer solchen Gerte gut aus. Da ich selbst jahrelang damit geangelt habe und damit ausnehmend zufrieden war, kann ich dies aus Erfahrung sagen. Beim Ankauf von Rohrgerten kann man sich leider nicht immer von der Fehlerlosigkeit überzeugen, da man nicht imstande ist, eventuell verschmierte Wurmlöcher zu sehen. Von den Münchener Fabriken weiß ich, daß sie oft Dutzende von Rohren zerschneiden, die schlechten oder durch Wurm angegriffenen Teile fortwerfen und nur gutes, gesundes Rohr verarbeiten. Wie es andere Hersteller damit halten, weiß ich allerdings nicht, setze aber voraus, daß diese gleiche Gepflogenheit haben. Tonkinrohr wird nicht zu ganzen Gerten verarbeitet, da es fast keine Verjüngung zeigt. Von diesem werden aber, weil es sehr dickwandig ist, gute und haltbare Teile für gespließte Gerten hergestellt. Gelbe Bambusgerten finden ebenfalls in der Spinnfischerei Verwendung. Im großen ganzen sind diese auch gut brauchbar, nur muß man ein gesundes Rohr wählen. Die gespließten Gerten, welche sich heute so stark eingeführt haben, verdanken ihre Beliebtheit vor allen Dingen dem geringen Gewicht sowohl, wie der Stabilität, welch letztere auf die stark kieselsäurehaltige Epidermis zurückzuführen ist. Die gespließten Gerten sind heute für jede Art Fischerei zur Einführung gekommen und mit Recht. Es gibt keine Gerte, die bei einigermaßen 34

guter Behandlung derartiges aushält wie diese. Das allerbilligste amerikanische Fabrikat darf man allerdings nicht kaufen. Hat man aber eine solche Gerte erstanden, so soll man nicht versäumen, sie nachbinden zu lassen. Es kann vorkommen, daß man auch unter diesen billigen Gerten eine gute erwischt. Allerdings nicht selten fällt man damit herein und hat dann sein Geld umsonst ausgegeben, vielleicht auch noch Ärger und Verdruß als Beigabe. Wer es sich leisten kann, sollte nur Gerten von bester Qualität beziehen. Allerdings sind diese etwas hoch im Preise, da eine große Summe Präzisionsarbeit mit ihrer Herstellung verbunden ist. Anschließend bemerke ich noch, daß an jeder Gerte mit der man aus der Hüfte wirft oder die zum Zwecke des Einrollens der Schnur in die Hüfte gestemmt wird, ein Hüftenknopf befestigt sein soll, um den Druck leichter erträglich zu machen. Dieser Knopf am Handteil besteht meistens aus Vollgummi, Kautschuk oder Holz. Seine Anbringung ist, wo er fehlen sollte, sehr zu empfehlen. Die durch längeren Gebrauch beschmutzten Korkgriffe an den Gerten sind leicht und schnell mit Spiritus zu reinigen. Wenn ich die gespließten Gerten auch nur warm empfehlen kann, so möchte ich doch damit nicht gesagt haben, daß man nicht auch mit einer Holz- oder Rohrgerte guten Sport treiben kann. Im Gegenteil: Bevor ich mich entschließen könnte, mit einer ganz billigen Gespließten zu angeln, würde ich der Holz- und besonders der Rohrgerte entschieden den Vorzug geben. Abb. i und 3 zeigen zwei der rühmlichst bekannten Heintzgerten aus der Fabrikwerkstätte von B o n i f a z W i e l a n d , München. Abb. 1 ist eine H u c h e n g e r t e , die zwar etwas schwer, aber für das Befischen von Strömen und großen Flüssen, in denen starke Fische vorkommen und in denen man infolge schlechter Uferverhältnisse manchmal viel Gewalt auf den Fisch ausüben muß. 3*

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sehr empfehlenswert ist. — Abb. 3 ist eine F o r e l l e n u n d H e c h t s p i n n g e r t e . Beide Gerten haben eine Länge

Abb. 1 .

Abb. 2.

Abb. 3.

von 3,20 m. — Erwähnt sei noch die Firma Hildebrands Nachfolger, J a k o b W i e l a n d , die ebenfalls neben ande36

ren Heintzgerten in bester Qualität herstellt. — Abb. 2 ist eine nach Angaben von R. G e r b l , Schriftleiter der „DAZ.", bei Bonifaz Wieland hergestellte z w e i t e i l i g e H e c h t - und H u c h e n g e r t e . Neben geringem Gewicht und äußerster Stabilität ist sie sehr handlich. Wer in Wässern angelt, in denen kurze, unter 3 m lange Gerten zu verwenden sind, dem kann die Anschaffung nur empfohlen werden. Abb. 4 zeigt eine g e s p l i e ß t e F o r e l l e n - und H e c h t g e r t e mit Naturkork-Doppelhandgriff aus der weltberühmten Werkstätte der Firma S t o r k , M ü n c h e n , die für sich in Anspruch nehmen kann, ganz vorzügliche Erzeugnisse in gespließten sowie Holz- und Rohrgerten zu liefern, die jeder Konkurrenz gewachsen sind. Es liegt mir ferne, für irgendeine Firma eine Lanze zu brechen oder sie besonders zu empfehlen. Wenn ich auf die eine oder andere hinweise, so deshalb, weil mir die Fabrikate dieser gut bekannt sind. — Es werden heute gegen früher bedeutend bessere Erzeugnisse an Gerten ü b e r a l l hergestellt. Nicht zum geringsten Teil ist dieser Aufstieg im Gertenbau den W u r f t u r n i e r e n zu verdanken. Angeregt durch diese, zeigen die Fabriken mehr wie früher das Bestreben, möglichst hochwertige leistungsfähige Geräte zu erzeugen. A b b . 4..

Gertenringe Um die Schnur vor zu schneller Abnutzung zu schützen, müssen die Führungsringe so beschaffen sein, daß die Reibung an ihnen auf das geringste Maß zurückgeführt wird. Die an den billigsten Gerten angebrachten Brücken- und Kopfringe aus Messing oder Stahl ruinieren sehr bald die Schnur. Selbst nach einigen Gebrauchstagen schon ist zu bemerken, daß sich die Schnur in das Metall hineingefressen hat. Beim Werfen und Einrollen werden kleine Rillen oder Rinnen in die Ringe gezogen, ein Beweis für die starke Reibung, die an diesen

Abb. 5 .

Stellen vor sich geht. Es ist ohne weiteres erklärlich, daß jede, selbst die beste und glatteste Schnur, daran in kurzer Zeit zugrunde gehen muß. Besonders schnell geht der Vernichtungsprozeß im Winter vor sich, wenn Schnur und Ringe mit den scharfen Eiskristallen besetzt sind. Wer sich eine billige Gerte zulegt, der sorge doch wenigstens dafür, daß vollwertige Ringe eingebaut werden, sonst wird die billige Gerte zu einer teuren durch den unökonomischen Schnurverbrauch. Zwei Ringe sind es besonders, die als Schnurverderber in Betracht kommen. Der erste am Handteil, der sog. L e i t r i n g und der letzte an der Spitze, der sog. K o p f r i n g. An diesen beiden Ringen entsteht die meiste Reibung. Um die starke Abnutzung der Schnur an diesen Stellen zu vermindern, wird am Handteil ein 38

Brückenring von der Form, wie ihn Abb. 5 zeigt, angebracht. Dieser Ring ist entweder mit Achat oder Porzellan gefütteft. Er besitzt, wie aus der Abbildung ersichtlich, links und rechts Stege oder Stützen, die ein Umschlingen der Schnur beim Werfen verhindern.

Der Kopfring (Abb. 6) ist mit demselben Material wie der Brückenring ausgelegt und weist gleich diesem zwei Stützen auf, die demselben Zwecke, wie oben angegeben, entsprechen. Als weitere Schnurleiter werden S c h l a n g e n r i n g e aus Stahl (Abb. 7) oder Stehringe (Abb. 8) benutzt, die

Abb. 7.

Abb. 8.

ihren Zweck vollkommen erfüllen und sich gut bewährt haben. — Die mit einem beweglichen Stahlring gefütterten Ringe v e r m i n d e r n die R e i b u n g n i c h t sond e r l i c h , sie v e r t e i l e n diese lediglich durch ihre K r e i s b e w e g u n g , weshalb ich ihre Anwendung nicht empfehlen kann. — Der Brückenring am Handteil soll entsprechend dem Rollendurchmesser angebracht und 39

so hoch sein, daß die Schnur von der Rolle in ziemlich gerader Richtung durch den Ring läuft. — Die mit Porzellan oder Achat gefütterten Ringi müssen vorsichtig behandelt werden. Schlag oder Stoß auf harte Gegenstände vertragen sie nicht. — Vorteilhaft in Hinsicht auf den Schnurverbrauch ist es, wenn sämtliche Ringe mit einem der angegebenen Materialien gefüttert sind. Da diese aber ziemlich hoch im Preise stehen, wird die Gerte wesentlich verteuert, was manchen begreiflicherweise abhält, sich solche Ringe einbauen zu lassen.

Angelhaken Den Angelhaken, die Hauptbestandteile der Fluchten oder Systeme sind, soll man besondere Sorgfalt angedeihen lassen. Sie müssen vor allen Dingen vor Rostansatz geschützt werden durch Trockenreiben oder durch Abreiben mit einem öligen Lappen. Während die bronzierten Haken nicht so leicht von Rost befallen werden, setzt sich dieser Schädling an den blanken Haken sehr bald an, wenn diese vernachlässigt werden. Für Fluchten und künstliche Fischchenköder lassen sich bronzierte Haken mitunter sehr gut verwenden, für blinkende Metallköder jedoch genießen blanke den Vorzug, wegen geringerer Sichtbarkeit. — Vor dem Gebrauch sollen die Angelhaken auf ihre Widerstandsfähigkeit gegen Bruch und Biegen geprüft werden. Ein Haken, der sich verhältnismäßig leicht aufbiegen läßt, taugt nichts, einer, der bei dem Versuch, ihn zu biegen, bricht, taugt zweimal nichts. Um als gut befunden zu werden, muß er eine gewisse Elastizität besitzen, er darf sich nicht leicht aufbiegen lassen, und er darf nicht brechen, muß, wenn man versucht, ihn aufzubiegen, wieder in die alte Lage zurückkehren. Ein solcher Haken verdient Vertrauen.

40

Wie früher werden auch heute noch die guten mit Hand geschliffenen Haken aus England bezogen, eine Folge der rein maschinellen Fertigstellung der Haken in

Abb. 9.

Abb. 10.

Abb. 1 1 .

Deutschland. — Die S n e c k b e n d f o r m (Abb. 9) ist die beliebteste und verdient diesen Ruf m. E. auch voll und ganz. In Abb. 10 und 1 1 sind zwei E i n h ä n g e d r i l l i n g e abgebildet, welche bei eventuellen Hakenbrüchen am Wasser sehr gute Dienste leisten können. Abb. 12 zeigt

Abb. 12.

Abb. 1 3 .

Abb. 14.

den in der Neuzeit beliebt gewordenen Gabelhaken für leichte Spinnfischerei, vorzüglich für den Forellenfang. — Die Abb. 13 zeigt einen zum Huchenfang besonders geschätzten, kräftigen Drilling mit leicht nach außen ge41

bogenen Spitzen, während Abb. 14 den kräftigsten, den sog. Masheer-Drilling, verbildlicht, welcher ebenfalls fast ausschließlich zum Fang der stärksten Raubfische verwendet wird.

Rollen Zum Wurf im N o t t i n g h a m s t i l ist die Rolle das wichtigste Gerät für den Spinnangler. Mit einer Rolle, die nicht leicht und ungehemmt läuft, ist es nicht möglich, gute Würfe zu machen. Stetes Ärgernis ist die Folge. An der Rolle soll man nicht zu sparen versuchen. Wer über genügend Mittel verfügt, dem kann nur das Beste, das ja freilich auch das Teuerste ist, empfohlen werden. Er wird sicher seine Freude daran haben und die Mehrausgabe nicht bereuen. Eine gutlaufende Rolle ist bei Ausübung des Spinnangelsportes dann besonders wichtig, wenn der Köder nicht stark beschwert werden kann, wie z. B. bei der Forellenfischerei oder in Wässern, die starken Pflanzenwuchs aufweisen. Wer es einmal mitgemacht hat, mit schlechtlaufenden Rollen im N o t t i n g h a m s t i l zu angeln, der weiß, welche Summe von Verdruß und Verärgerung das schafft. — Einmal patscht der Köder mit Vehemenz in das Wasser, ein andermal wieder will es nicht gelingen, den anvisierten Punkt mit dem Köder zu treffen. Ein oftmaliges Auswerfen und Einziehen, das die Fische vergrämt, statt sie zum Anbiß zu reizen, ist die unausbleibliche Folge. Nur zum Angeln im sog. T h e m s e s t i l sind minderwertige Rollen noch zu gebrauchen. Zum Fischen im Themsestil zieht man die Schnur von der Rolle, sammelt diese nach dem ersten Auswurf in großen Ringen in der Hand, um sie beim nächsten Wurf Ring um Ring abziehen bzw. schießen zu lassen. — Das Auslegen der Schnur auf den Boden ist zu vermeiden, da stets Hinder-

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nisse dort liegen, die einen guten Wurf vereiteln können. Den Wurf untauglich zu machen, genügt schon ein Grashalm, ein Steinchen u. dgl., an dem die Schnur sich verfangen oder verklemmen kann. Wer nach dem Wurf die Schnur, statt einzuziehen und die Ringe für den nächsten Wurf wieder in der Hand zu sammeln, aufrollen will, kann dies ja auch tun, nur muß er sich allerdings die Mühe machen, für den nächsten Wurf die Schnur wieder abzuziehen. Es ist verständlich, daß mancher annimmt, der Anhieb eines Fisches könne ihm beim E i n r o l l e n der Schnur leichter gelingen als beim E i n z i e h e n . Die Gewohnheit sowohl, wie der Grad der Übung spielt hier eine bemerkenswerte Rolle. — Eines ist jedoch sicher. Wird beim E i n r o l l e n ein Fisch gehakt, so kann die Schnur nicht so leicht in Unordnung geraten, wie wenn der Angler zehn oder mehr Meter bereits eingezogen hat und in Ringen in der Hand trägt. Ist letzteres der Fall, ist eine Verwirrung der Schnur, zumal dann, wenn es sich um einen starken, ungebärdigen Fisch handelt, der wild und verzweifelt an der Leine reißt, schon möglich und kann unter Umständen sehr unangenehm werden. In kleineren Wässern ist es oft nicht möglich (erst recht dann nicht, wenn man nicht die vollkommensten Rollen und besten Schnüre besitzt), aber schließlich auch nicht notwendig, die meist nur auf kurze Distanz zu machenden Würfe von der Rolle, also im Nottinghamstil, auszuführen. Hier ist eigentlich das Gebiet des Themsestils. In größeren Wässern jedoch wird man besser tun, den Wurf von der Rolle zu machen. Die Bremsung der ablaufenden Schnur kann bei einiger Übung mit den Fingern genau so präzise wie mit den kompliziertesten Mechanismen geschehen. Der bremsende Finger muß stets in Richtung der ablaufenden Schnur liegen. Auf alle Fälle ist der Wurf von der Rolle sicherer als der von den gesammelten Ringen aus der Hand. Daß der Angler am besten fährt, der sich 43

"beide Stilarten zu eigen macht und je nach den gegebenen Verhältnissen bald nach dieser bald nach jener angelt, dürfte wohl keinem Zweifel unterliegen. Der Wurf mit leichten Ködern kann aber auch anders als von Ringen aus der Hand oder von der Rolle bewerkstelligt werden. Es geht dies folgendermaßen vor sich: Mit dem auf beliebige Länge eingerollten Köder holt man, die Gerte in einer Hand haltend, zum Wurfe aus. In dem Moment, in dem man den Köder fliegen läßt, zieht man mit der freien Hand die Schnur mit einem Ruck von der ungebremsten Rolle. Die Schnur, die zwischen Daumen und Zeigefinger hindurchzulaufen hat, wird auf diese Weise ohne einen anderen Widerstand als den an den Ringen überwinden zu müssen, spielend leicht dem ins Auge gefaßten Ziele zufliegen. Nach dem Hinausschießen hat man aber auf ein rechtzeitiges Abbremsen der schnellaufenden Rolle zu achten Dieses Abbremsen kann nur mit der Hand geschehen, die die Schnur abgezogen hat und ist natürlich von Wichtigkeit, da ja sonst viel mehr Schnur ablaufen würde als man zum Wurf gebraucht. Die Schnur wird dann wieder eingerollt und bei dem nun folgenden Wurf genau so verfahren. So zu werfen empfiehlt sich, wenn man über Stauden oder Gesträuch hinüber will oder aber, wenn ein Wurf von der Rolle oder von Ringen aus der Hand aus irgendeinem Grunde nicht angebracht werden kann und ferner noch dann, wenn man mit einem Anhieb beim Aufrollen der Schnur sicherer zu sein glaubt, als beim Einziehen in Ringen. Vielleicht macht diese Wurfart dem, der sie zum erstenmal übt, einige Schwierigkeiten. In kurzer Zeit jedoch wird er gelernt haben, auf diese WTeise einen guten und weichen Wurf zu machen. Die erste Bedingung ist, soll ein solcher Wurf gelingen, daß die Schnur t r o c k e n ist und auch nicht mittels irgendeines Präparations44

mittels zusammenklebt, da sie sonst nicht der Fluggeschwindigkeit des Köders entsprechend abläuft oder aber sich überschlägt. Allerdings ist dies nur ein E r s a t z für den Wurf von der Rolle. Nur mit nach abwärts gerichteten Gertenringen und abwärts hängender Rolle gelingt er. Ein solches Werfen ist bei starkem Wind viel sicherer als von Ringen aus der Hand. Nachfolgend werde ich die nach meiner Ansicht brauchbarsten und empfehlenswertesten Rollen, die man bei der Spinnfischerei benötigt, im Bilde wiederzugeben. Das Angeln mit einer Rolle ohne Hemmung bietet beim Drill manche Schwierigkeit. Es gibt jedoch heute noch genug Angler, die diese Rollen aus alter Gewohnheit benutzen und sehr gut damit auskommen. Es gehört nur ein hoher Grad von Übung und Geschicklichkeit dazu. Trotzdem ich gute Rollen mit Hemmung habe, kommt es doch häufig vor, daß ich beim Drill selbst starker Fische diese gar nicht einschalte, sondern Fluchtenu. dgl. mit den Fingern auf dem Trommelrand dirigiere. — Anfänger jedoch sollen heute keine Rollen ohne Hemmung mehr erwerben, da schon billig solche mit Hemmfedern zu erhalten sind. Sie werden zweifellos dadurch mancher Unannehmlichkeit aus dem Wege gehen, besonders beim Drill eines unerwartet großen Fisches. Wie bereits betont, Rollen ohne Hemmung sind nur für solche Angler tauglich, die, gleichgültig aus welchem Grunde sie sie erwarben, jahrelange Übung damit haben. Der Durchmesser der Rolle richtet sich nach der Stärke der Schnur. Da man auf einer Rolle zum Zwecke des Spinnfischens in größeren Flüssen zirka 50 bis 60 m Schnur haben soll, so soll der Trommeldurchmesser nicht unter 10, keinesfalls aber unter 8 cm sein. Im Durchmesser von 7,8 bis 15,5 cm werden die N o t t i n g h a m r o l l e n hergestellt. Diese Rolle, ausgekleidet mit Aluminium, ist mir die liebste Rolle. Wer sie gut behandelt, wird mit ihr vollkommen zufrieden sein. Sie ist massiv, aber nicht schwer und nicht zerbrechlich. Man müßte 45

schon wild mit ihr verfahren, wenn man sie unbrauchbar machen wollte. Selbst die Rolle o h n e M e t a l l f ü t t e r u n g ist zu empfehlen. Sie darf nur nicht vernachlässigt werden muß gut getrocknet und in ihrer Laufachse von Zeit zu Zeit mit einem Tropfen Öl versorgt werden, um Trockenlauf und damit Abnutzung zu vermeiden. Durch einen Druck auf einen seitwärts ange-

A b b . 15.

brachten Knopf kann sie in zwei Teile zerlegt und ebenso schnell wieder zusammengesetzt werden. Freilich kommt es vor, daß man eine ungefütterte Rolle erwirbt, die beim Naßwerden quillt, dessen Holz also vor der Herstellung nicht richtig behandelt wurde. Diesen Nachteil kann man leider beim Ankauf nicht erkennen. Diesem Übel ist aber oft durch Abschmirgeln der Reibflächen sehr leicht abzuhelfen. — Ist die Rolle durch langen Gebrauch stark abgenutzt, so ist zu empfehlen, sie in gut angewärmtes Öl (Rizinusöl eignet sich gut) zu legen. Nach längerem Liegen, nachdem das Holz sich vollgesaugt

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hat, wird sie mit einem Lappen gut abgerieben und wieder zusammengesetzt. Dadurch wird sie auch der Neigung zum Quellen verlustig. E s kann einmal vorkommen, daß sich der die Hemmung vermittelnde Bremskeil lockert. Mit einigen leichten Hammerschlägen ist diesem Übel wieder für lange Zeit abgeholfen. Die nasse Holzrolle soll nur im kühlen Raum, darf aber nie am heißen Ofen getrocknet werden. Eine Nottinghamrolle, wie ich sie nur empfehlen kann, zeigt Abb. 15.

A b b . 16.

Vorder- und Seitenansicht der V i k t o r i a - R o l l e .

Mit empfindlichen Rollen, die bei Fall oder Anschlag zerbrechen, muß man sehr vorsichtig umgehen, um nicht in Verlegenheit zu geraten. Es gibt darunter sehr gute Rollen, die aber eben sehr diffiziler Behandlung bedürfen. Rollen wie „ F r e i l a u f - N i c k e l - M u l t i p l i k a t o r " mit automatischem Schnurleiter, „ A e r i a l " , „ S i l e x M a j o r - R o l l e " usw. sind wunderbare Präzisionsarbeiten, aber auch entsprechend hoch im Preise. Ich rate ganz gewiß nicht ab, eine so vollkommene Rolle zu erwerben. Für den Weitwurf kommen auch noch 47

die W e n d e r o l l e n in Betracht. Ich kann aber nicht unterlassen, zu bemerken, daß jeder, selbst der Anfänger, in kurzer Zeit die Fertigkeit zu erwerben imstande ist, von der Nottinghamrolle so weit werfen zu lernen, wie es f ü r d i e P r a x i s erforderlich ist, und daß er mit dieser am Wasser dasselbe leisten wird, wie mit der vollkommensten Rolle. Die M a r s t o n - C r o ß l e R o l l e ist eine sehr leichtlaufende gute Rolle, die für jede Art Fischerei empfohlen werden kann. Die V i k t o r i a - R o l l e (Abb. 16) ist ebenfalls einesehr empfehlenswerte Rolle. Die gut funktionierende automatische Bremsung des Schnurablaufes nach dem Einfallen des Köders ins Wasser verhindert ein Überlaufen und erleichtert dadurch das Werfen. Die Bauart ist eine sehr stabile, der Lauf ein sehr guter auch mit geringsten Gewichten.

Die Angelschnur Einer der wichtigsten Teile unter den Geräten für die Spinnfischerei ist die Schnur. Auf die Güte dieser soll mehr Augenmerk gerichtet sein, als selbst auf die der Gerte. Wie viel Schnur man auf die Rolle nehmen soll, richtet sich in erster Linie nach der benutzten Rolle selbst, in zweiter aber nach der Beschaffenheit des zu befischenden Wassers in bezug auf die Breite. E s ist ohne weiteres verständlich, daß man zum Angeln im Bach oder kleinen Flüßchen es nicht nötig hat, 50 oder mehr Meter Schnur auf der Rolle zu haben, da doch nur vielleicht höchstens 10 bis 1 5 m gebraucht werden. Trotz der Abnutzung, durch die man gezwungen ist, ab und zu einige Meter abzureißen, wird man in solchen Wässern mit 25 bis 30 m vollauf ausreichen. Da nun aber die Rolle ziemlich gefüllt sein soll, so ist es zweckmäßig, unter der Gebrauchsschnur eine Reserveschnur zu haben. Diese bietet den nicht zu verkennenden Vorteil, daß die 48

Gebrauchsschnur schneller aufgewunden werden kann, wenn es sich wie beim Befischen verkrauteter Stellen usw. als notwendig erweist. — Will man den Knoten vermeiden, so verbinde man die beiden Teile durch Seidenumwickelung. Da jedoch immer so viel Wurfoder Gebrauchsschnur auf der Rolle sein soll, um die Reserveschnur nicht in Anspruch nehmen zu müssen, tut auch der Knoten weiter keinen Schaden. Beim Befischen größerer Flüsse ist es aber notwendig, auch mehr Schnur auf der Rolle zu haben. Kommt man beim Angeln auf Hechte schon mit 40 bis 45 m gut aus, so nimmt man zum Huchenangeln in den großen breiten Flüssen mindestens 50 bis 60 m. Diese Länge dürfte genügen. Hat man darunter noch eine Reserveschnur, so ist ein In-Verlegenheit-Kommen ziemlich ausgeschlossen. Ist man auch genötigt, hie und da einige Meter abzureißen, so genügt der verbleibende Rest doch noch so lange, bis die Schnur infolge allgemein fortschreitender Abnutzung umgedreht oder weggelegt und durch eine neue ersetzt wird. Zur Winterfischerei soll die Rolle nicht so gefüllt werden, daß die Schnur fast bis zum Trommelrand reicht. Durch das Ansetzen von Eis, welches bei großer Kälte nicht zu vermeiden ist, wird das Volumen vergrößert und eine Rolle, die schon mit trockener Schnur fast gefüllt ist, würde diese im nassen oder gefrorenen Zustande nicht mehr zu fassen vermögen. Die heutigen Spinnschnüre sind vorwiegend aus Seide, welche auch infolge ihrer gegenüber Hanf 2 % mal so großen Tragkraft das geeignetste Material dazu darstellt. Wer Hanfschnüre zur Spinnfischerei auf Raubfische benutzen will, der darf nicht versäumen, diese besonders gut zu behandeln und öfters gegen neue auszuwechseln. U n b r a u c h b a r sind gute H a n f s c h n ü r e trotz ihrer N a c h t e i l e n i c h t . Beim Anhieb auf g r o ß e E n t f e r n u n g e n habe ich oft schon gewünscht, statt der stark dehnbaren Seidenschnur eine Hanfschnur auf Hder,

Dec Raubfischjäger.

4

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der Rolle zu haben, weil eben mit der steifen wenig dehnbaren Hanfschnur der Anhieb nicht leicht fehlgeht. Zum Wurf besonders, sowie auch zum Drill ist die Seidenschnur vorteilhafter. Mit der Hanfschnur kann man nur mit größerem Kraftaufwand dauernd Weitwürfe machen. Man wird dabei, weil die Schnur viel Wasser aufsaugt und beim Aufrollen wieder abgibt, ziemlich naß; ferner gefriert sie bei kalter Temperatur viel eher wie Seide und sieht dann in stark gefrorenem Zustande einer mehrere Meter langen Kerze verzweifelt ähnlich, wobei das Eis das Paraffin und die Schnur den Docht darstellt. — Seidenschnüre dagegen laufen viel glatter durch die Ringe, saugen nicht so viel Wasser auf, und man kann von diesen auch ein bedeutend größeres Quantum auf die Rolle nehmen. Kurz, die Seide ist, wie bereits angeführt, das geeignetste Material zur Herstellung von Spinnschnüren, von Angelschnüren überhaupt. — Die rohseidenen Schnüre sind bei gleicher Tragkraft etwas dimensionierter als solche, die aus vollständig entbasteter (also ausgekochter) Seide hergestellt sind. Auch sind die ersteren nicht so glatt. Beim Ankauf von Schnüren sei man stets bedacht, nur solche zu erwerben, die das S t ä r k e v e r h ä l t n i s zur Gerte nicht zu stark stören. Zu einer starken Gerte soll nicht deshalb eine dünne Schnur genommen werden, weil man anzunehmen geneigt ist, daß man mit dieser „feineren" Sport betreiben könne. Das wäre verkehrt und würde sich bald rächen. Die dünne Schnur würde an der steifen Gerte bald zugrunde gehen, weil sie infolge ihres geringen Volumens beim Einrollen durch die Ringe übermäßig stark in Anspruch genommen wird. Besser ist, wenn man die Schnur etwas stärker wählt als zu schwach. Auf die Farbe der Schnur habe ich beim Spinnfischen nie viel Wert gelegt. In den meisten Fällen sieht der Fisch sie nicht. Sieht er sie aber, so schreckt sie ihn gewiß nicht ab, den hinter dem Vorfach, welches ja ent50

sprechend dünner ist, hängenden Köder zu nehmen. In verwachsenen Wässern, in denen aller möglicher flottierender Pflanzenwuchs vorkommt, besteht nicht die geringste Gefahr, daß man mit der Schnur auffällt, ob diese gefärbt ist oder nicht. Mit präparierten Schnüren wirft sich leichter von Ringen aus der Hand, als mit unpräparierten. Viele Präparate jedoch sind für die Schnüre nachteilig. Vor dem Selbstpräparieren möchte ich aber gänzlich warnen. Der Schnur wird dabei in fast allen Fällen mehr geschadet als genutzt. Mir persönlich sind die unpräparierten Schnüre die liebsten. — Auf die übermäßige Dehnbarkeit einer Schnur lege ich absolut keinen Wert, weil es, wie bereits erwähnt, vorkommt, daß ein auf größere Entfernung gesetzter Anhieb fehlgeht. Der Fisch hält den Köder fest zwischen den Zähnen und der x\ngler ist nicht imstande, ihm die Haken (infolge der übermäßigen Elastizität der Schnur) ins Maul zu reißen. Hat man eine nicht zu steife Gerte, so braucht die Schnur nicht allzu dehnbar sein. Zum Drill eines Fisches ist mir die gut federnde Gerte genau so viel wert als die stark dehnbare Schnur. Seit Jahren benutze ich vorzugsweise die Fabrikate der Firma S p r i n g e r , Isny (Württemberg). Ausnehmend zufrieden bin ich mit der Ultra-Schnur. Die Schnüre sind alle sehr dicht geklöppelt und verdrehen sich nicht. Die Erzeugnisse dieser Fabrik sind bekannt und erfreuen sich allgemeiner Beliebtheit. Die Suche nach einer Seidenschnur mit nicht zu übermäßiger Dehnbarkeit hat mich veranlaßt, eine Anzahl Fragen an den Erzeuger der bekannten Springerschnüre, Herrn S p r i n g e r , Isny, zu richten. Aus der Antwort ist zu entnehmen, daß es wohl technisch möglich ist, Seide mit einem weniger elastischen Material (wie z. B..Hanf oder Wolle) zu verarbeiten, daß aber vermutlich der eine oder andere Bestandteil früher zugrunde geht, und daß eine derart hergestellte Schnur keine gleichmäßige Reiß4*

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festigkeit besitzen dürfte, da ja Seide stärker ist als Hanf oder Wolle. Die Seide ist und bleibt also das beste Material; eine f e s t e K l ö p p e l u n g v o r a u s g e s e t z t . Die Firma Springer hat in letzter Zeit wieder zwei ganz vorzügliche Erzeugnisse, die A l p h a - und die K n o t l e ß s c h n u r , herausgebracht. Die letztgenannte weist eine g a n z b e s o n d e r s d i c h t e K l ö p p e l u n g auf, mit der eine gewisse, nur als gut anzusprechende Steifheit verbunden ist. — Ausgezeichnete Schnüre sind ferner die in allen Weltteilen bekannten, für Bach-, Fluß- und Meeifischerei in Gebrauch befindlichen präparierten und unpräparierten geklöppelten Vollschnüre der Firma S t o r k , München. Diese seit über 50 Jahre im Handel befindlichen Schnüre erfreuen sich besonderer Beliebtheit. Sie sind wie sie sein sollen: dehnbar, aber nicht in dem Maße, daß sie einen Anhieb selbst auf größere Entfernungen durch übergroße Dehnbarkeit vereiteln würden. Sie weisen auch bei kleinem Durchmesser äußerst große Haltbarkeit auf. Die 40 malige Prämierung in Europa und Amerika allein schon beweist die Vorzüglichkeit dieser Erzeugnisse, so daß sich eine weitere Empfehlung erübrigt. Ich bezweifle absolut nicht, daß auch andere Fabriken vollwertige Schnüre herstellen. Diese sind mir jedoch zu wenig bekannt, so daß ich mir ein Urteil darüber versagen muß. Der Schnur mit fester, dichter Klöppelung, die sich durch eine gewisse Steifigkeit (auch in nichtpräpariertem Zustande) ausweist, ist der Vorzug zu geben. Ein großer Teil der heute in Deutschland verfertigten Schnüre kann sehr wohl die Konkurrenz mit den Auslandsfabrikaten bestehen. Auch sind die deutschen Schnüre, was schließlich auch ins Gewicht fällt, erheblich billiger. Die V o l l s c h n ü r e sind die besten. Das sorgfältige Trocknen der Schnur, um diese nicht vorzeitig zugrunde gehen zu lassen, ist sehr wichtig. Wer es noch nicht erfahren, glaubt es kaum, wie schnell eine 52

Schnur, wenn sie im nassen Zustande auf der Rolle bleibt und aufbewahrt wird, verdorben ist. Ein einzigesmal nur wenn man das Trocknen unterläßt, leidet die Schnur starken Schaden. Es ist notwendig, nicht nur einen Teil davon zum Trocknen auszuspannen, sondern die ganze Länge, die auf der Rolle ist. Die unter der gebrauchten Schnur liegenden Ringe haben von der ersteren die Nässe aufgesaugt und müssen demnach auch getrocknet werden. Es genügt nicht, die Trocknung nur oberflächlich vorzunehmen und die Schnur, weil diese sich vielleicht schon trocken a n f ü h l t , wieder aufzurollen. Durch und durch muß die Feuchtigkeit verdunstet sein, erst dann ist die Leine trocken. Auch über Nacht darf die nasse Schnur nicht auf der Rolle bleiben, sondern muß gleich nach Beendigung der Exkursion ausgespannt oder wenigstens abgezogen und ausgelegt werden. Beim Einholen der Schnur beim Angeln sei man stets darauf bedacht, daß man möglichst sorgfältig einrollt. Liegt nicht Ring neben Ring, so rutschen diese durcheinander und man hat mit Wurfstörungen zu rechnen, die manchmal sehr fatal werden können, da die Lösung einer „gutgelungenen Perücke" gar nicht so einfach ist. Nach jedesmaligem Gebrauch ist die Schnur auf ihre Haltbarkeit zu untersuchen. Es ist nicht notwendig, die ganze Länge zu prüfen, aber doch den Teil, der stets im Gebrauch war. Man wird da gelegentlich überrascht sein, besonders nach einem Angeltag im Winter, wenn die Schnur stark gefroren war, wie leicht diese zerreißbar ist. Diese Prüfung ist dringend geboten, um Unannehmlichkeiten am Wasser aus dem Wege zu gehen. — Auch auf die Endschleife, in der der Wirbel hängt, soll wohl geachtet werden. Die am Wirbel festsitzende Schleife kann selbst bei sorgfältigstem Trocknen der Schnur noch etwas feucht sein und verrottet bald; wird auch durch eventuellen Rostansatz am Wirbel frühzeitig zugrunde gehen. Will man ganz vorsichtig sein, knüpft man den

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Wirbel jedesmal neu ein. Als haltbare und gute Knüpfart, den Wirbel mit der Schnur zu verbinden, kann ich die einfache Schleife, wie aus Abb. 17 ersichtlich, empfehlen. E s gibt außer diesem Schleifenknoten noch eine ganze Anzahl anderer, die allerdings vielen Anglern nicht bekannt sein dürften. Die Unkenntnis der Knoten beruht darauf, daß die Angler sich in vergangenen Zeiten (und zum Teil auch heute noch) wohl für Fische und Fischwasser, aber nicht um die über diesen Punkt be-

Abb. 17.

stehende, damals allerdings nur kleine Literatur bekümmerten. Wer sich Kenntnis über die Knotenschürzung aneignen will, dem kann ich das jüngst erschienene, ausführliche Werkchen der Firma H. Stork, München, „ S c h n u r - u n d V o r f a c h k n o t u n g " (Verfasser ist der langjährige Mitarbeiter der Firma Stork, H a n s E d e n h a r t e r ) empfehlen. Die Schnur kann beim Einrollen dadurch geschont werden, daß man nicht mit steif von sich gehaltener Gerte aufwickelt oder einzieht, sondern unter Heben und Senken. Im schnellfließenden Wasser besonders ist es gut, erst mit der Gerte die Schnur aufwärts zu ziehen, dann diese unter Senken der Gertenspitze nach dem Köder zu einzurollen. Dadurch erspart man der Leine die starke Reibung an den Ringen. — Übrigens ist dann auch die Führung des Köders eine reizvollere. Das Einholen der Schnur darf aber nicht so geschehen, daß die Gerte in einen Winkel zu stehen kommt, bei dem ein Anhieb ohne Gefahr für diese nicht mehr möglich wäre. — Wer es sich angewöhnt hat, mit nach oben gerichteten Ringen zu werfen und einzurollen, wird die Schnur mehr schonen, als mit nach unten zeigenden. 54

Wirbel Um die Schnur am Verdrehen zu verhindern, dem Köder aber durch schnelle Rotation Leben zu geben bzw. dieses dem Raubfisch vorzutäuschen, ferner, um zu verhüten, daß beim Drill Vorfächer oder Systeme abgedreht werden, schaltet man Wirbel in Schnur, Vorfächer und Fluchten ein. Die g e s c h l o s s e n e n Wirbel (Abb.18) sind verwendbar zur Herstellung von Vorfächern, sind auch häufig an Kunstködern zu finden. Sie sind gewissermaßen eine doppelte Sicherung gegen das Verdrehen der Schnur. Die geschlossenen Wirbel aus Messing sind entsprechend dem weichen Metall etwas plumper und sichtbarer als die Stahlwirbel, denen der Vorrang gebührt. Abb. 19 zeigt einen kleinen, aber trotzdem sehr haltbaren geschlossenen N a d e l w i r b e l , wie solche an Kunst.ködern häufig angebracht sind. Von den Wirbeln, die zum Einhängen des Vorfaches in die Schnur verwandt werden, sind nachstehend die gebräuchlichsten abgebildet: Abb. 20 ist der B u c k e l - oder L y r a w i r b e l . Dieser aus Stahl hergestellte Wirbel wird seiner Handlichkeit wegen gerne gekauft. Für die Spinnfischerei jedoch, besonders wenn Stahldrahtvorfächer benutzt werden, ist er nicht empfehlenswert. Einmal ist es mir passiert, daß die Schleife am Vorfach sich beim Spinnen von einem hohen Steg aus aushing und der Blinker verlorenging. Ein zweites Mal hing sich beim „Heben und Senken", mit einer Mühlkoppe als Köder, ebenfalls die Gimpschleife „selbsttätig" aus und damit war eine neue PennellBromleyflucht verloren. Ein drittes Mal flog bei einem Weitwurf, bei dessen Ausführung ich rückwärts an Weidengestrüpp streifte, der Köder mitsamt dem Vorfach weit in den Strom; die Schleife hatte sich ausgehängt. Es kommt dies allerdings nicht oft vor, aber es passiert. So ist es einem Sportkameraden geschehen, 5.5

den ich beim Ordnen der Geräte vor diesen Wirbeln warnte. Er lachte mich freilich aus. Kaum eine Stunde später hörte ich ihn wie einen Heiden fluchen. — Sein Blinker trieb lose, frei und lustig in der Strömung. Auch dieser hatte sich gelöst. Abb. 21 verbildlicht einen S c h l a n g e n w i r b e l . Dieser ist absolut sicher und für die Spinnfischerei sehr

Abb. 18.

Abb. 19.

Abb. 20.

Abb. 2 1 .

geeignet. Er ist aus Stahl und, da nicht groß dimensioniert, auch nicht besonders sichtbar. Noch eines Wirbels sei gedacht, den Abb. 22. die A.-G. für techn. Industrie in Emmenbrücke-Luzern herstellt und- unter dem Namen , , R a f i x " in den Handel bringt. Dieser gut rotierende und wenig sichtbare Wirbel wird mit Stahldraht-Kettenvorfach von verschiedener Länge geliefert. Er ist absolut sicher. Abb. 22 zeigt den Wirbel in starker Vergrößerung. Um einem Verdrehen der Schnur vorzubeugen, ist es notwendig, alle verwendeten Wirbel auf ihre leichte Drehung zu kontrollieren. Wirbel mit aufgelötetem Zinnkopf prüft man durch starken Zug auf ihre Haltbarkeit. Unter kräftigem Anziehen versuche man auch einige Drehungen auszuführen. Dadurch gelingt es meistens, schlecht funktionierende Wirbel gebrauchsfähig 56

zu machen. Sie müssen vor Rost geschützt werden. Ein Tropfen Öl in die Umlauflager genügt. — Reservewirbel werden in einem gut mit vollständig salzfreiem Öl oder Vaseline getränkten Leinwandlappen in einer kleinen Federbüchse mitgenommen.

Bleie Zum Fischen mit der Spinnangel sind zweifellos die e x z e n t r i s c h e n B l e i e (Abb. 23,24) die vorzuziehenden. Sie werden deshalb mit Vorliebe genommen, weil bei ihrer Anwendung die Schnur sich nicht so leicht verdrehen kann, wie beim Gebrauch von Oliven. Schuld

A b b . 33.

A b b . 24-

am Verdrehen der Schnur sind jedoch die Bleie selbst nicht, sondern in jedem Falle ein schlechtlaufender Wirbel. Da diese Bleie mit einem oder zwei Wirbeln versehen sind, besteht die Möglichkeit, sie auf schnellstem Wege gegen geringere oder schwerere auszuwechseln, was immerhin einen gewissen Vorteil darstellt. Auch die Bleie, wie sie in Abb. 25 aufgezeigt werden, sind gut und brauchbar. Nur sollen diese nicht an Stahloder Galvanodraht angeschlungen werden, da dieser durch die Umschlingung leidet und wellig wird. Sie sind lediglich zum Einhängen in die Schnur oberhalb des Wirbels. Eine Durchbiegung mittels Fingerdruckes schafft aus diesen ursprünglich geraden Bleien exzentrische. Schlingt man sie in die Wurfschnur ein, ist es

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gut, das Vorfach nicht allzulange zu wählen, da, je weiter das Blei vom Köder entfernt ist, ein Wurf nicht mit derselben Präzision ausgeführt werden kann, wie wenn dieses sich näher am Köder befindet.

Abb. 25.

Auch der Senker, wie ihn Abb. 26 zeigt, ist für die Spinnangel gut zu verwenden. Allerdings muß, wenn man öfters zu wechseln gezwungen ist, die Bohrung so stark erweitert werden, daß man die Schleife des Vorfaches hindurchschieben kann. Das Blei hält gut, wenn man es mit einem Stückchen Holz von u n t e n her (also

Abb. 26.

Abb. 27.

Abb. 28.

g e g e n die Schnur hin) befestigt. Es darf nicht vergessen werden, das Blei nach Beendigung des Angelns wieder vom Vorfach zu entfernen, da dieses sonst Rost ansetzen würde. An der Wurfschnur angebracht, muß zum Zwecke des Auswechseins allerdings die Schleife durchschnitten werden. Vorzügliche Senker neueren Datums sind die in Abb. 27 abgebildeten. Es sind flache Bleie, die ihrer Form 58

entsprechend leichteren T i e f g a n g haben als Oliven oder sonstige runde Senker. Die A b b . 28 stellt die b e k a n n t e B l e i k a p p e vor, deren B e n u t z u n g zu empfehlen ist, w e n n m a n mit gek r ü m m t e n K ö d e r n tief gehen will, wie es b e i m H e b e n u n d Senken n o t w e n d i g ist. — D e n Bleidraht anzuwenden, möchte ich warnen, da unter ihm die Schnur nur allzu schnell erstickt. Die A n w e n d u n g ist selbst dann nicht ratsam, w e n n er nach B e e n d i g u n g des Fischens wieder abgedreht wird, weil eine mit B l e i d r a h t u m w i c k e l t e Schnur sichtbarer ist, als ein z. B . grün gestrichenes Bleistück. — Bleie v o n glänzender N a t u r f a r b e sollen keine V e r w e n d u n g finden, da es gar nicht selten vork o m m t , d a ß ein R a u b f i s c h an diese s t a t t an den K ö d e r springt. Ist das Metall aber durch längeres Liegen der O x y d a t i o n verfallen, ist die Gefahr, d a ß es von R a u b fischen angenommen wird, nicht mehr so groß. — E s ist nicht g u t möglich, zu bestimmen, welche B l e i g e w i c h t e angewendet werden sollen. Dieses richtet sich immer erstens nach der Gerte, zweitens nach der S t r ö m u n g und drittens nach der Tiefe des Wassers.

Der Landungshaken oder G a f f Dieses w i c h t i g e L a n d u n g s g e r ä t m u ß , wenn es seinen Z w e c k erfüllen u n d nicht in dem Moment, w o es notw e n d i g gebraucht wird, versagen soll, mit besonderer A u f m e r k s a m k e i t behandelt werden. E i n G a f f , der richtig g e m a c h t ist, m u ß eine Spitze aufweisen, d i e k a u m m e r k b a r n a c h i n n e n g e r i c h t e t ist. Mit einem G a f f , dessen Spitze nach a u s w ä r t s zeigt oder gar noch nach dieser Seite hin verbogen ist, gelingt es nicht gut, einen Fisch zu gaffen. E s kann leicht passieren (und ist auch mir passiert), daß der Gaff den Fisch nur ritzt, das Eisen aber nicht eindringt, was mitunter sehr unangenehme Folgen haben kann Die nach i n n e n gerichtete Spitze

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k a n n n i c h t a b g l e i t e n , sie muß angreifen. Seit ich meinen Gaff so ausgerichtet, habe ich niemals mehr eine Enttäuschung damit erlebt. Der Gaff soll ferner nicht allzu eng im Bogen sein, damit es nicht vorkommt, daß man beim Anreißen eines starken Fisches nur eine schmale Fleischbrücke durchsticht, die unter Umständen beim Heben ausreißen würde. Gaff mit Widerhaken sind zwecklos. Der Widerhaken verursacht nur eine grobe

Abb. 29.

Abb. 30.

Verletzung. Der einmal angespießte Fisch kommt bei s e n k r e c h t e r Haltung des Landungsgerätes nicht mehr ab. Die Abb. 29 und 30 stellen je einen sehr praktischen Gaff mit Spitzensicherung dar. Will man auch kleinere Fische, vielleicht von der Fluggerte weg gaffen, so wähle man ein Landungsgerät mit kleinem Bogen und feinem Zinken, das leichter in den Fischkörper dringen kann, der ja infolge seines geringeren Gewichtes im Wasser nicht viel Widerstand bietet. Die Stocklänge für den Gaff soll zirka 1 m sein. Mit dieser Länge kommt man, wenn man seine Fische von der Gerte weg selbst abzufangen gezwungen ist, gut aus. 60

Rachenöffner, Hakenlöser, Ködernadel Jeder Spinnfischer wird sich schon beim Lösen der Haken aus dem Raubfischrachen an dessen Zähnen Verletzungen zugezogen haben. Handelt es sich um kleinere Risse oder Stiche, so ist die Angelegenheit sehr schnell abgetan. Es kann aber auch passieren, daß man glaubt, der Fisch sei schon tot, man langt ihm in den aufgezogenen Rachen — und sitzt plötzlich fest, weil der Fisch das Maul zugeklappt hat. Solche Bisse von großen Raubfischen mit nadelspitzen Dolchen sind doch

Abb. 31.

Abb.

:1z.

Abb. 33-

schließlich nicht immer ganz ungefährlich. Das in Abb. 31 abgebildete billige Instrument zum Öffnen des Rachens ist sehr praktisch. Es wird auch mit geschützten Spitzen 61

geliefert. Benutzt man in Verbindung damit noch den in Abb. 3 2 abgebildeten H a k e n l ö s e r , besteht bei einiger Vorsicht keine Verletzungsgefahr mehr. — Sitzen die Haken tief im Schlund, ist es besser, sie aus den Kiemendeckeln zu ziehen statt aus dem Rachen. Abb. 33 zeigt eine jedem Spinnfischer bekannte Ködernadel.

Lösering Der L ö s e r i n g (Abb. 34) hat, wie schon sein Name sagt, die Aufgabe, hängen gebliebene Angelhaken oder Fluchten zu lösen. Sicher wird man nicht in allen Fällen durch seine Anwendung zum Ziel gelangen, aber immer-

A b b . 34.

hin gelingt es doch häufig, eine Hakenflucht, die ohne dieses Geräte zweifellos verloren wäre, wieder freizubekommen, so daß die Anschaffung sich wohl lohnt. Allerdings ist mir passiert, daß nicht nur die Angelflucht, sondern auch noch der Lösering im Wasser blieb und ich die Schnur, an der dieser befestigt war, abschneiden mußte, weil es mir trotz aller Anstrengung nicht gelang, diese abzureißen. Diese Fälle jedoch gehören sicher zu den seltensten Vorkommnissen. Im großen ganzen kann ich den Lösering nur empfehlen.

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Hat man einmal die Überzeugung, daß man hängen geblieben ist, so soll man nicht erst versuchen, ohne Anwendung des Ringes wieder loszukommen, wenn man diesen in der Tasche hat. Gelingt dies auch hie und da, so kann doch auch sein, daß man die Haken durch scharfen Zug oder Riß derart in den meist unbekannten Gegenstand verankert, daß es auch mit Hilfe des Löseringes nicht mehr möglich ist, diese frei zu bekommen. Der abgebildete Lösering erfüllt seinen Zweck und macht sich bald bezahlt. In Österreich ist es üblich, zum Lösen eines Hängers aus Weiden oder sonstigen biegsamen Zweigen ein kranzförmiges Geflecht zu fertigen, das über den Handgriff der Gerte an der Schnur entlang dem Wasser übergeben wird. Es gelingt so auch öfters, durch den wasserabwärts und nach der Oberfläche ausgeübten Zug des Geflechtes die Haken freizubekommen. Wer die Mühe nicht scheut oder keinen Lösering besitzt, kann dies immerhin versuchen und auf diese Weise seine Hakenflucht eventuell retten.

Vorfächer Um von vornherein keinen Irrtum aufkommen zu lassen, bemerke ich, daß ich als Vorfach das Verbindungsstück zwischen Schnur und Senker bezeichne. Als Zwischenfach (soweit ich dieses erwähne) das Verbindungsstück zwischen Senker und System oder Flucht. Als Vorfach zur Spinnfischerei ist eine Länge von 40 bis 50 cm, als Zwischenfach eine solche von 20 bis 30 cm zu wählen. Dieses Maß ist das gebräuchlichste; damit kann man gut auskommen. Es ist aber ziemlich gleichgültig, ob es etwas länger oder kürzer ist. Das Material zur Herstellung der Vorfächer besteht, nachdem Gimp fast vollständig ausgeschaltet ist, aus Poil, Silk Cast Gut, gedrehtem oder geflochtenem Stahldraht. 63

Hat der Galvanodraht den Gimp verdrängt, so ist der Stahldraht auf dem Wege, dasselbe mit dem Galvanodraht zu tun, soweit es nicht schon geschehen ist. Silk wird nur in wenigen Fällen zur Spinnfischerei benutzt (meistens nur noch für Forellen), trotzdem es sehr haltbar ist und in jeder beliebigen Länge und Stärke zu billigem Preise erworben werden kann. Es hat die unangenehme Eigenschaft, in nassem Zustande weich und schlaff zu werden und muß öfters, weil es auch schon nach kurzem Gebrauch filzig wird, gewechselt werden. Poil, einfach, doppelt oder mehrfach, ist ein vorzügliches Material, wird aber auch nicht mehr viel benutzt. Auch bei der Forellenfischerei hat es dem Stahldraht den diesem gebührenden Platz räumen müssen. Poilvorfächer sind gut; aber der Preis für wirklich gute Längen ist ein respektabler, weshalb seine Verwendung eine beschränkte ist. Der Galvanodraht ist als Vorfach gut zu verwenden, wird aber sehr bald wellig, besonders nach starkem Zug, wie er bei einem „guten" Hänger angewandt werden muß. Da er den Vorzug der Billigkeit hat, kann er allerdings leicht wieder ersetzt werden. Aber trotzdem wird auch er vom Stahldraht verdrängt werden. Vor reichlich 20 Jahren schon habe ich mit einf a c h e n Stahldraht vor fächern die Spinnfischerei auf Hechte und Huchen betrieben, bin aber bald wieder davon abgekommen, nachdem mir zweimal das Mißgeschick passierte, daß mir Fische den Stahldraht während des Drilles abknickten. — Der gedrehte oder geflochtene Stahldraht ist gegenwärtig das Beste, was für Spinnvorfächer verwendet werden kann. Seine Haltbarkeit übertrifft jedes andere Material. In einem Durchmesser von 0,3 bis 0,5 ist er zum Fang der stärksten Fische geeignet. Daß er in dieser Stärke immerhin noch ziemlich unsichtbar ist beim Spinnen, hat ihm seine Beliebtheit eingetragen. Zur Spinnfischerei auf Forellen können die dünnsten Nummern verwendet werden. Diese

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sind immer noch haltbarer als beste Poilfäden. — In dem neuesten Erzeugnis, der sog. S t a h l s e i d e , hat der Stahldraht seine Vollkommenheit erreicht. Ein besonderer Vorzug der Stahlseide ist es, daß man wellig gewordene Teile mit der Hand wieder ausrichten kann. — Das Welligwerden des Stahldrahtes ist ein Übel, das man nur durch Auswechselung beseitigen kann. Der über eine Flamme gezogene wellig gewordene Stahldraht wird sehr leicht verbrannt bzw. ausgeglüht und ist dann unbrauchbar. Ich möchte davor warnen, den Stahldraht über der Flamme zu strecken. Es ist besser ihn fortzuwerfen und durch einen neuen zu ersetzen und vielleicht auch billiger, da man Mißerfolge nicht vorahnen kann. Wie man Wirbel und Haken vor Rost zu schützen hat, muß dies auch bei den Vorfächern geschehen. Die bekannten runden Blechdosen für diese, wie solche in in allen Spezialgeschäften zu haben sind, werden mit einem Stück öligen Stoffes ausgelegt und sind zur Unterbringung gut geeignet. Wer seine Vorfächer selbst macht (und dies tut ein Großteil dei Angler) und die Schleifen durch Löten herstellt, gebe besonders darauf acht, den Stahl- oder Galvanodraht nicht durch übermäßiges Erhitzen zu schädigen. Ebenso ist diese Vorsicht bei einem eventuellen Anlöten der Haken zu gebrauchen. Bei letzteren wird man das Lötzinn in den Draht fließen lassen, diesen selbst aber nur flüchtig mit dem Lötkolben berühren. Bei der Schleifenlötung darf der Kolben nicht übermäßig erhitzt werden. Er darf nur so lange auf dem zu lötenden Draht ruhen, bis die Lötmasse sich gut verteilt und gebunden hat, da man sonst den Draht ruiniert, was zu einem eventuellen Bruch Veranlassung geben kann. Nach dem Löten ist die Lötstelle und Umgebung gut mit irgendeinem Fett von Lötwasserresten zu säubern, da sich sonst schon nach ganz kurzer Zeit Rost ansetzen würde. Seit es Stahldraht in Rollen zu kaufen gibt, stelle ich meine Vorfächer damit her und habe nicht die geE d e r , Der Raubfischjäger.

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ringste Ursache darüber zu klagen. Es ist mir nie passiert, daß der Draht an der Lötstelle brach oder auch nur eine Lädierung aufwies. Wird nach längerem Gebrauch das Vorfach wellig, was beim Stahldraht vielleicht etwas später als beim Galvanodraht eintritt, so ist es leicht und billig durch ein anderes zu ersetzen. — Wird am Wasser gelegentlich ein Defekt am Stahldrahtvorfach festgestellt, so kann dieser dadurch ausgemerzt werden, daß man den Draht mit der Zange abzwickt (eventuell mit einer Schere abschneidet) und mittels angedrehter Schleife eine neue Verbindung herstellt. Es ist dies viel sicherer als mit lädiertem Vorfach weiterzuangeln. An das Vor fach kommen nur zwei Schleifen. Die eine wird mit dem Wirbel an der Schnur, die andere mit einem Senker, wie ihn Abb. 23 und 24 zeigt, verbunden. Da diese Art Bleie zwei Wirbel aufweisen, verbinde ich mittels der Schleife des Zwischenfaches dieses mit dem Senker. Am Ende des Zwischenfaches ist entweder ein Wirbel oder ein einfacher Einhänger, wie in Abb. 35 dar-

A b b . 35.

stellt, eingelötet. Die Bebleiung ist an dieser Art Vorfächer leicht und schnell ausgewechselt. Weist das Blei nur einen Wirbel auf, so wird in das Vorfach ein solcher eingelötet oder eingedreht.

Fluchten oder Systeme für natürliche Köder Einleitend möchte ich Stellung nehmen zu der Frage: W i e k ö d e r t m a n , um den R a u b f i s c h am sichers t e n auf die S c h u p p e n zu l e g e n ? — Das ist eine überaus wichtige Angelegenheit für den Spinnfischer, die, wenn nebensächlich oder gleichgültig behandelt, zu

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Mißerfolgen führen kann. Der Angler soll sich immer Zeit nehmen, seine Fischchen sauber, fest und fängig zu montieren. Er spart dadurch an Ködern und hat mehr Aussicht einen beißenden Fisch zu landen als bei oberflächlicher und somit nachlässiger Befestigung. Die F l u c h t oder das S y s t e m ist mehr oder w e n i g e r N e b e n s a c h e , die F e r t i g k e i t in der B e k ö d e r u n g , in der A n b r i n g u n g der H a k e n an der r i c h t i g e n S t e l l e , ist die H a u p t s a c h e . A l l e F l u c h t e n , die mit D r i l l i n g e n ausgestattet s i n d , sind f ä n g i g . Der Chapmannspinner z. B. ist ein vorzügliches System, nur darf man bei der Belcöderung des Fischchens niemals einen Haken des Drillings ins Fleisch des Köders versenken. Besser ist es (doch auch nicht empfehlenswert), wenn man wirklich glaubt, dem Fischchen durch Einführen der Hakenspitzen mehr Halt geben zu müssen, was allerdings nur selten notwendig sein dürfte, nicht eine Spitze des Drillings, sondern zwei einzustechen. Wird so verfahren, dann hat der Drilling die Wirkung und Fängigkeit des neu in den Handel gekommenen Gabelhakens, der in Abb. 12 abgebildet ist. Es wird beim Anbiß des Raubfisches nur eine Spitze zur Geltung kommen, die übrigens ebensowenig kippen kann wie ein Gabelhaken, da sie ja von den zwei ins Fleisch versenkten gehalten bzw. gestützt wird. Daß eine Spitze beim Anhieb leichter eindringt wie zwei, braucht wohl nicht näher erläutert zu werden. Würde man dagegen nur eine Spitze versenken, so wäre das für den angreifenden Fisch mehr Schutz als Gefahr. Die Haken könnten nur schlecht oder gar nicht eindringen, weil sie Stützpunkte beim Schließen des Rachens bilden. Hängen die Drillinge frei, oder sind sie leicht und beweglich mittels Fadens angenäht, so wird beim Anbiß und Anhieb meist nur ein Haken angreifen. Erst während der Befreiungsversuche oder beim Drill kommen dann die übrigen Spitzen zur Geltung. 5*

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Die Befestigung mit Nadel und Faden dürfte zwar die umständlichste, aber beste sein. Auch mittelst Drahtes können die Haken den entsprechenden Halt finden, aber der Draht darf nicht u m d e n L e i b (und damit um die Hakenschenkel) d e s K ö d e r s g e f ü h r t b z w . g e w u n d e n w e r d e n . — Der Draht wird wie eine Haarnadel seligen Angedenkens zusammengebogen, dem Haken wird die fängigste Stellung gegeben (worauf ich im nachstehenden noch zu sprechen komme), die beiden Enden links und rechts des Hakenschenkels werden durch

Abb. 36.

das Fischchen gestochen und zusammengedreht oder entsprechend weit ausgebogen. Auf diese Weise befestigte Haken verändern auch nach längerem Angeln die ihnen einmal zugewiesene Richtung nicht. Abb. 36 zeigt die sehr gebräuchlichen Köderklammern, die käuflich und sehr billig sind. Die Umschlingung des Köders mit G u m m i r i n g e n , um das Herabhängen der Haken zu vermeiden, ist keine besonders glückliche Idee. Vor allen Dingen sei man bedacht, die Haken so zu stellen, daß dem angreifenden Raubfisch jede Möglichkeit genommen ist, daran eine Stütze zu finden. Das kann aber n i c h t geschehen durch E i n d r ü c k e n ins

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Fleisch, nicht durch U m w i n d u n g mit Draht oder Faden und nicht durch F e s t h a l t e n m i t t e l s e i n e s Gummiringes. — E i n z i g und allein nur dadurch, d a ß m a n d i e H a k e n an v e r s c h i e d e n e S t e l l e n des F i s c h c h e n k ö r p e r s v e r t e i l t u n d so b e f e s t i g t , daß sie ihre S t e l l u n g w ä h r e n d des Angel'ns beibehalten. — Das Anwinden der Haken mit Draht oder Faden hat den Nachteil, daß sie sich nach kurzem Gebrauch, selbst wenn ihnen die richtige fängige Stellung ursprünglich zugewiesen wurde, bald in eine gerade Linie ausrichten, so daß der Raubfisch beim Angriff an beiden Drillingen Stützpunkte finden kann. Nicht immer wird das der Fall sein, aber es kommt zweifellos vor und die Fische kommen dann ab, weil man selbst bei einem sehr kräftigen Anhieb nicht imstande ist, die Haken ins Fischmaul zu reißen. — Bei Verwendung des Gummiringes zeigt dieser die Neigung, stets nach rückwärts weiterzugleiten, dem dünneren Ende des Köders zu, dieser bekommt eine Krümmung von der Afterflosse ab und rotiert nicht mehr so, wie es gewünscht wird. Die Haken legen sich genau wie bei den mit Draht oder Faden u m w u n d e n e n Ködern in eine Gerade und verlieren dadurch erheblich an Fängigkeit. Die fängig gestellten Haken müssen, um die ihnen einmal gegebene Richtung während des Fischens nicht verändern zu können, entsprechend befestigt werden. Seit mehr wie 20 Jahren habe ich meine Fluchten nicht gewechselt und Mißerfolge habe ich äußerst selten. Daß ab und zu ein Fisch, der schlecht zugegriffen hat, wieder die Freiheit gewinnt, läßt sich wohl bei keinerlei Art der Beköderung ganz vermeiden. Das liebste System ist mir der verbesserte Chapmannspinner, wie ihn Abb. 37 und 38 zeigt. Nur benutze ich nicht drei, sondern nur z w e i Drillinge und statt der Blech- eine wasserklare Zelluloidturbine. Den Kopfdrilling lasse ich fort und rücke den zweiten dafür etwas 69

höher hinauf. In den Abb. 39 und 40 ist das System unbeködert und beködert gezeigt, wie ich es angefertigt habe. Den ersten Drilling zwischen Rücken- und Brust-

Abb. 37.

flössen befestige ich mittels Nadel und starken Fadens oder besser dünner Schnur (alte Flugschnüre eignen sich gut) oder aber mit Köderklammer an der oberen rechten oder linken Seite des Köders nahe dem Rücken; dem zweiten Drilling gebe ich im hinteren Teil des Fischchens 70

die Stellung nach unten und nähe ihn so an, daß er seine Richtung nicht ändern kann. — Den vorderen Drilling befestige ich deshalb am Rückenfleisch, weil ich dadurch die Gewähr habe, daß der Köder durch die Haken nicht zerrissen werden kann, wie es an der weichen Bauchseite eines frischen Köders durch die Rotation eintreten kann. Durch den Ring an der Turbine stecke ich die Kopfklammer und drücke diese zusammen oder aber ich vernähe den Fischchenkopf mit dem Turbinenring. Damit ist die Beköderung beendet und so stabil ausgeführt, daß ich damit so lange angeln kann, bis ein Raubfisch den Köder zerreißt. Nach meiner Ansicht, der eine 30 jährige Erfahrung zugrunde liegt, können die Drillinge nicht fängiger angebracht werden. Es kann gar kein Zweifel bestehen, daß j e d e Flucht fängig ist, wenn nur die Haken fängig gestellt und in dieser Stellung auch erhalten werden. Vielleicht ist das Ködern mit der von mir hergestellten Flucht etwas umständlicher als mit vielen Fluchten neueren Datums, aber trotzdem lasse ich nicht davon auf Grund der guten Resultate, die ich damit erzielt habe. Fluchten, die mit Doppelhaken ausgestattet sind, sind nicht zu empfehlen. Auch Systeme mit Drillingen, von denen aber die eine Spitze waagrecht absteht, um in den Köder versenkt zu werden, sind nicht besonders fängig. Es ist möglich und denkbar, daß solche mit zwei Stützpunkten nach außen stehende Haken auch noch einen anderen an der Flucht sich befindlichen Haken am Eindringen beim Anbiß oder Anhieb hindern. — Ich er71

wähne nochmals: L i e b e r v e r s e n k e man zwei S p i t zen des D r i l l i n g s ins F l e i s c h des K ö d e r s als eine e i n z i g e , denn die eine aus dem F i s c h c h e n körper ragende S p i t z e w i r d sicherer angreifen als deren zwei.

Abb. 39.

Abb. 40.

Wer gerne eine Flucht mit drei Drillingen montiert verwenden will und darin sein Heil zu finden glaubt, der mag es immerhin tun, notwendig ist es 'aber [bestimmt nicht. Selbst bei großen Ködern mit 20 |bis 27 cm, wie ich sie zum Huchenfang gebrauche, verwende ich nie mehr wie zwei Drillinge. Diese reichen vollkommen aus. 72

Jeder Raubfisch packt entweder den Köder von hinten oder von der Seite. Nimmt er ihn von hinten, erwischt er den Schwanzdrilling, nimmt er ihn von der Seite, hat er meistens alle beide im Rachen. Den Kopfdrilling halte ich für vollständig entbehrlich, wenn der eine Drilling etwas vor der Rückenflosse des Köders (also in der vorderen Mitte) angebracht wird. Daß ein Huchen, wenn er die Wahl hat, einen Köder in der vorderen Mitte packt, wird jeder alte Angler bestätigen, daß er ihn aber von vorne anfällt, gewissermaßen am Kopfe packt, diese Beobachtung habe ich an den vielen hundert Huchen, die ich gefangen, n o c h n i e gemacht. Wenn an den verschiedenen Systemen d e s h a l b die Turbine nach hinten verlegt wurde, weil man zu wissen glaubt, daß der Huchen den Köder von vorne nimmt, so ist d e r Zweck ganz gewiß nicht erreicht, der erreicht werden sollte. Da ich diese Art Systeme versuchshalber längere Zeit angewandt habe, so mache ich aus den gemachten Erfahrungen heraus folgende Bemerkungen : Noch nie ist es mir gelungen, einen Huchen zu fangen, der mir nicht durch den Druck des Rachens die r ü c k w ä r t s liegende Blechturbine mehr oder weniger verbogen hätte. Eine ungleich größere Zahl von Huchen aber habe ich erbeutet, bei denen die leichte Zelluloidturbine a m K o p f e d e s K ö d e r s n i c h t d i e g e r i n g s t e V e r l e t z u n g durch Druck oder Zähne aufwies. Hie und da kommt es freilich vor, besonders bei Großhuchen, die den ganzen Köder in den Rachen nehmen, daß auch die am Kopfe befindliche Turbine zerdrückt wird. Die rückwärts angebrachte Turbine ist also zweifellos e h e r ein H e m m n i s für das Eindringen der Haken als die am Kopfe befindliche, d a d e r H u c h e n u n d a u c h d e r H e c h t d i e e r s t e r e i m m e r im Rachen hat. Ich sage, die rückwärts montierte Turbine ist e h e r ein Hemmnis, wenn überhaupt bei der Turbine (sie darf 73

natürlich nicht aus einer Schmiedewerkstätte stammen), die aus nicht zu hartem Blech oder nicht zu stark dimensioniertem Zelluloid bestehen soll, von einem Hemmnis gesprochen werden kann, was ich mir erlaube in Abrede zu stellen. Die Turbine, wenn sie aus hartem Blech oder dickem Zelluloid besteht, wird beim Zupacken des Raubfisches ganz sicher nach der Breitseite umgelegt. — Es dürfte nur ganz zufällig vorkommen und gewiß zu den größten Seltenheiten gehören, daß sich beide Flügel senkrecht in den Rachen des Fisches graben. — Liegt diese also waagrecht, so ist sie kein Hindernis; sie kann es nicht verhindern, daß die Haken, die ja in diesem Falle eine größere Spannweite haben als die umgelegte Turbine, beim Anhieb zur Geltung kommen, erst recht nicht, wenn sie gut fängig angebracht sind. — Ist die Turbine aber aus leichtem Material, wie es ja gewöhnlich der Fall ist, so wird sie von dem harten, muskulösen Rachen des Huchens z e r d r ü c k t , kann also wieder kein Hindernis bilden. Wenn man schon die Erfahrung gemacht hat (und das haben wohl die meisten älteren Huchenangler), daß dieser Salm imstande ist, selbst starke Haken durch seine gewaltige Kieferkraft zu zerbrechen, so ist es doch geradezu widersinnig, die im Verhältnis zum stählernen Haken doch weiche Blech- oder Zelluloidturbine zu bezichtigen, am Nichteindringen der Haken bzw. am Freiwerden eines Huchens die Schuld zu tragen. Wenn man schon die Turbine am Kopfe des Köders als Hindernis betrachten will, so durfte diese nicht so verlegt werden, daß die Raubfische sie bei jedem Anbiß im Rachen haben, sondern so, daß es außer dem Bereich der Möglichkeit liegt, sie beim Ansprung zwischen die Zähne zu bekommen. Fluchten von dieser Beschaffenheit gibt es meines Wissens nur eine, das ist der nachträglich abgebildete Zelluloidspinner. Hier ist das erreicht, was man wollte. Der Huchen wird die Turbine nicht mehr oder doch nur in den seltensten Fällen, wenn es sich um ganz kapitale

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Exemplare handelt, beim Anbiß im Rachen haben. Ich habe im Kapitel über den Huchen ähnliche Ausführungen gemacht und kann mir hier das weitere schenken. Nur möchte ich noch anführen, daß Fluchten mit rückwärts angebrachten Turbinen zum H e c h t a n g e l n nicht vorteilhaft sind, weil eben dieser Fisch sehr häufig von hinten zugreift und die Blechschaufeln dann todsicher im Rachen hat und beschädigt oder verbiegt, was man durch Anwendung anderer Fluchten leicht vermeiden kann. Es sei noch bemerkt, daß die Unterbringung der Bebleiung im Köder vorteilhaft ist, da dadurch das sieht-

A

Abb.

41.

bare Blei amVorfach in Wegfall kommen kann. Auch der Anhieb wird ohne Blei am Vor fach ein sicherer sein. Wo es möglich ist, soll man auch die Bleikappe vermeiden oder doch so wählen, daß sie der Farbe des Köders angepaßt ist. Man tut z. B. gut, für eine Laube eine vernickelte, für eine Mühlkoppe aber eine dunkelfarbige Kappe zu wählen. Die Anwendung der sog. Kopfklammern ist sehr vorteilhaft und beschleunigt das Ködern, auch wird das Fischchen dadurch sehr fest gehalten, Die Kopf klammern sind in Abb. 41 abgebildet. Im nachstehenden seien einige Fluchten, die zum Fang der Raubfische mit der Spinnangel häufig verwendet werden und die alle, wenn richtig angewandt, fängig sind, zur Abbildung gebracht.

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Die Montierung der in Abb. 37 und 38 abgebildeten verbesserten C h a p m a n n s p i n n e r ist deshalb sehr gut,

und wälzen, nicht möglich ist, die freiwirbelnden Haken abzudrehen. Alle Knöpfe und Bindungen, wie sie bei der ursprünglichen Form angebracht waren, sind ver-

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mieden. Auch ist, was zu vielem Verdruß und Verlust von Fischen Veranlassung gab, der Gimp durch Stahldraht, der doch schon eine ganz andere Sicherheit bietet, ersetzt. Ein Vorteil ist es auch, daß man in nicht zu schnell laufendem Wasser das Blei am Vorfach entbehren kann, wenn es an den Führungsstab der Turbine angelötet ist. Um zu verhindern, daß der lange Turbinenstab durch den Fischchenkörper sticht, braucht man ersteren nur am Ende des Bleies abzufeilen oder wegzuzwicken. Dadurch verliert auch der Köder die steife Bewegung, erscheint viel natürlicher und beim Rotieren geschmeidiger. Beim heutigen Stand der Technik wäre es leicht, die auffallende Turbine aus Blech durch eine solche aus wasserhellem Zelluloid zu ersetzen und dadurch dem Fisch unsichtbar zu machen, wie es bei den neuesten Systemen ja auch zum Teil schon geschehen ist. Für den Fang von großen Raubfischen sind diese Systeme zu erstklassigen Geräten ausgebildet. Der Pennellsche P e r f e k t s p i n n e r (Abb. 42). Das angewandte Schlundblei, das den Zweck hat, ein Tiefführen des Köders ohne Blei am Vorfach zu erreichen, ist sehr vorteilhaft. Die Kopf klammer, an der die Turbinenflügel sich befinden, erleichtert und beschleunigt die Beköderung. Der Perfektspinner ist besonders zum Hechtfang ein ausgezeichnetes System. Dr. S p e c h t e n h a u s e r hat ein System hergestellt, das die Turbine rückwärts zeigt (Abb. 43). Die Beköderung kann schnell und leicht geschehen. Das Fischchen hält sehr gut an der Angel. Was ich besonders an dieser Flucht begrüße, ist, daß man einen Drilling nach Belieben fortlassen kann, da diese in einfachster und praktischster Art in einem Wirbel hängen. Es ist ein fängiges System für Huchen. Die Turbine aus weichem Blech fällt an dieser Stelle nicht auf, zumal sie sich eng an den Köderkörper anschmiegt. Es ist hier absolut nicht nötig, sie durch Zelluloid zu ersetzen und dadurch zerbrechlich zu machen. 77

Der Z e l l u l o i d s p i n n e r (Abb. 44). Diesen Spinner habe ich bereits kurz gewürdigt. Er ist besonders für größere Köderfische sehr geeignet, die, wenn sie frisch sind, schöne geschmeidige Bewegungen machen, was darauf zurückzuführen ist, daß der lange Führungsspieß am Schlundblei fehlt. Dieses System ist für Hecht -

A b b . 45.

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A b b . 46.

und Huchenfang gleich gut geeignet. Der Köder wird über das Schlundblei bis zum Hakenträger vorgeschoben und hier an diesen entweder angenäht oder mittels Drahtes angedreht. Abb. 45 ist das K l a m m e r s y s t e m der weltbekannten Firma H. S t o r k , München. Schon aus der Abbildung ist für jeden Kenner zu ersehen, daß er ein gut fängiges System vor sich hat. Die Anordnung der in

Abb. 47.

Galgen hängenden drehbaren Drillinge ist eine sehr vorteilhafte. Ein schnelles Ködern gewährleistet die Klammer, an der die Schaufeln angebracht sind. Der Köder hält an dieser Flucht ausgezeichnet. Man kann wohl sagen, daß es eines der besten Turbinensysteme ist. Eine ideale Beköderung kann man auch herstellen durch Verwendung des in Abb. 46 abgebildeten D r i l l i n g s s y s t e m s in Verbindung mit der in Abb. 47 gezeigten, aus wasserhellem Zelluloid bestehenden E i n s a t z t u r b i n e . Ein Vorteil liegt auch darin, daß die Turbine (da sie vom Köder entfernt liegt) durch einen 79

Anbiß nicht zerdrückt oder sonstwie beschädigt werden kann. Bindet man auf das System einen w e l l e n f ö r m i gen D r a h t auf, wie ich ihn an der später abgebildeten Pennell-Bromleyflucht verwende, so erleidet der Stahldraht durch das Festbinden am Kopfe des Köders nicht den geringsten Schaden. Da eine derartige Flucht billig ist, kann man mit ihr riskieren, Stellen zu befischen, denen man mit einem teueren System gerne aus dem Wege geht, weil man weiß, daß ein Hänger und eventueller Verlust der Flucht im Bereich der Möglichkeit liegt. Besonders achte man darauf, daß der Stahldraht, an den die Haken gelötet sind, ziemlich stark, d. h. dick, ist. Hakensysteme an Gimp werden durch die Einsatzturbine gerne abgedreht, da diese sich zuerst in rotierende Bewegung setzt und den entferntliegenden Köder mitreißen muß. Der Vorgang ist der, daß erst die Turbinenschaufeln, dann der Draht oder Gimp und schließlich der angebrachte Köder sich dreht. So ist es verständlich, daß schwache Materialien an den Haken bald Schaden erleiden müssen. J e schwerer der Köder ist, den die Turbine in Rotation zu setzen hat, desto leichter kann der Gimp abgedreht werden. Bei gut dimensioniertem Stahldraht ist die Gefahr des Abdrehens auf ein Minimum gesunken oder ganz aufgehoben. Habe ich im vorstehenden eine Anzahl Fluchten aufgeführt, die mit Turbine versehen sind, so bleibt noch übrig, einige solche ohne diese aufzuzeigen, welche durch Krümmung des Köders die Rotation bewirken. Sind die turbinenbewehrten Köder mehr zum Weitwurf geeignet, so verwendet man die gekrümmten vorteilhafter zum Angeln am oder in der Nähe des Ufers. Die krummgeköderten Fischchen vertragen nicht die Anzahl von Weit würfen, wie die mit Turbinen ausgerüsteten. Für gekrümmte Köder werden meist nur frische, vielleicht noch in Salz konservierte Fischchen benutzt, weil diese geschmeidig sein sollen. Die Rotation der gekrümmten Köder ist zwar eine wesentlich andere, als die der Köder 80

mit Turbinen, der Reiz auf den hungrigen Raubfisch scheint jedoch mindestens gleich, wenn nicht noch größer, zu sein. Er muß wohl auch durch die anders geartete Bewegung ein anderer sein. Warum wohl ist der Reiz ein verschiedener ?! Diese Frage dürfte, wenn man tief zu schürfen sich vermißt, nicht so leicht zu beantworten sein. Es dürfte wohl keinem Zweifel unterliegen, daß ein Köder, der von einem halbwegs hungrigen Raubfisch gesichtet wird, immer einen gewissen Reiz, nämlich den, sich auf diesen zu stürzen, auslösen wird. Das möchte ich als die n a t ü r l i c h e T r i e b d y n a m i k bezeichnen. Daß diese Räuber aber verschieden darauf reagieren, ist v i e l l e i c h t auf die Verschiedenartigkeit der tierischen Geistesentwicklung zurückzuführen, wenn es nicht einzig und allein durch den S ä t t i g u n g s g r a d veranlaßt wird. Selbst die eingehendste Beschäftigung mit dem Denk- und Empfindungsmechanismus der Fische wird als Resultat immer nur ein Ergebnis zeitigen, das mehr oder weniger in Hypothesen ausläuft. Diese können wohl der Wirklichkeit sehr nahe kommen, bleiben aber doch nur Hypothesen, weil es eben nicht möglich sein dürfte, durch menschliche Vernunft und menschliches Denken das Empfinden der Fische zu erschließen. Das Resultat all dieses Studiums ist ein Problem; die Wirklichkeit geheimnisvolles Dunkel. Die Führung des gekrümmten Köders kann man in verwachsenen Wassern sowohl wie beim Tieffischen an Ufern, in Wehren, Mühlschüssen, Ablässen oder ähnlichen Stellen, die einen weiten Wurf nicht gestatten, viel berückender gestalten als mit dem Turbinenfischchen, welches sich immer nur in gestreckter Länge heben und senken läßt. Der gekrümmte Köder macht nicht den steifen Eindruck, seine Rotation wirkt mehr unbeholfen und macht den Eindruck eines taumelnden oder kranken Fisches. Diese Art zu angeln ist in allen kleineren Flüssen und Bächen, die Kraut- und Pflanzenwuchs aufweisen, die vorteilhafteste. E d e r , Der Raubfischjäger.

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Das bekannteste System, welches an Fängigkeit nichts zu wünschen übrigläßt, ist die P e n n e l l - B r o m l e y f l u c h t (Abb. 48). Sie eignet sich besonders zur Anköderung von Koppen und großen Kreßlingen.—Hier möchte ich einschalten, was zwar dem älteren Angler sehr geläufig, dem Anfänger aber meist fremd ist. Der Koppen, der stets auf dem Grunde des Wassers lebt und bei Tage unter Steinen oder, kurz gesagt, im Dunklen versteckt ist, schwimmt nur ruckweise, d. h. er macht, wenn er aufgescheucht wird, einen kurzen Vorstoß, um dann sofort wieder stehenzubleiben. Diesem Benehmen entsprechend, das jedenfalls auch den Raubfischen nicht fremd ist, wird er fast ausschließlich gekrümmt geködert und ruckweise möglichst in der Nähe des Grundes geführt oder zum Heben und Senken benutzt. — Der Koppen ist ein ganz vorzüglicher Köder für alle Raubfische; ganz vorAbb. 48. züglich allerdings nur in dem beschränkten Sinne, der eben jedem sportlichen Werturteil anhaften muß. Es versteht sich, daß man mit dieser Flucht auch jeden anderen Fisch, der nicht zu breit ist, zum Rotieren bringen kann. Der Lipphaken ist an jeder, so auch an 82

dieser Flucht ein Übel, das man ausmerzen soll. Der beste Lipphaken taugt nichts, jeder ruiniert das System. Ist man gezwungen, Gimp, Galvano- oder Stahldraht über den Lipphaken zu drehen, um ein Verrutschen des Köders zu verhindern, so macht sich der Schaden bald

Unbeködert.

A b b . 49.

Beködert.

bemerkbar. Die um den Lipphaken gedrehte Partie wird wellig, bald brüchig, und dann muß das ganze System neu montiert werden, weil man das Vertrauen in dieses verloren hat. Ich habe deshalb an Stelle des Lipphakens an den Stahldraht einen w e l l e n f ö r m i g e n D r a h t , wie 6'

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aus der Abb. 49 ersichtlich, aufgebunden und kann so, je nach der Größe des Köders, diesen mit durch die Nasenöffnung geführtem Draht oder mit Nadel und Faden andrehen oder vernähen. Statt den Kopf des Köders anzunähen oder anzudrehen, kann man auch die Kopfklammer benutzen, die einfach durch einen der kleinen Ringe geschoben wird. Die Bleikappe habe ich so weit aufgebohrt, daß sie sich , über die Drahtwelle schieben läßt. I Der Stahldraht wird bei dieser BeJ köderung sehr lange gut erhalten. Mtjjj/t Den Knopf, an dem der Kopf/ haken hängt, hat man öfters einer ¡J / § Untersuchung zu unterziehen. Es k Wj / W

Abb. 50.

Abb. 5 1 .

Abb. 52.

ist dies eine stets gefährdete Stelle. Auch diesen Knopf habe ich an der von mir hergestellten Flucht vermieden, wie aus der Figur hervorgeht. Der Drilling hängt in einer S t a h l s c h l e i f e , welche mir genügend Sicherheit selbst für schwerste Fische bietet und nie einer Reparatur bedarf. Den Stachel, der hinter dem Kopf des Köders diesem einen Halt gibt, lasse ich in letzter Zeit ganz fort und behelfe mich damit, den Halt durch eine Köder84

klammer zu erreichen. Der Fisch hält ebenso gut, und das Ködern ist durch den Wegfall des Spießes gewiß nicht komplizierter geworden. Das D e e - S y s t e m (Abb. 50 und 51). Dieses unterscheidet sich von anderen dadurch, daß die Rotation

Abb. 53.

durch den gekrümmten Rücken erreicht wird. Meistens werden nur kleinere Fischchen bis höchstens 10 cm daran geködert. Das System ist gewiß gut, hat aber den Nachteil, daß man ziemlich viel Köder verbraucht, da sie sehr gern zerreißen. E s sind dazu nur frische Fische zu gebrauchen. Diese Systeme werden verschieden hergestellt und weisen die neuesten bemerkenswerte Verbesse85

A b b . 54-

rungen auf. Die Beköderung erfolgt mittels Ködernadel. Diese wird beim Weidloch hinein und mit der Schleife am Maule herausgezogen. Zum Schluß wird das Schlundblei mit Kappe eingeführt. Bei Verwendung größerer Köder

A b b . 55.

wird es notwendig, daß man auch noch den Schwanz des Köders in die Krümmung mit einbeziehen muß. Dies kann nur dadurch geschehen, daß man den zweiten Drilling ins Fleisch des Köders versenkt, was seiner Fängigkeit, da es sich ja nur um kleinere Fischchen handelt, nicht be87

sonders Abbruch tut, zumal die Köderung eine von allen Systemen abweichende und damit die Stellung der Haken eine andere ist. Abb. 52 zeigt ein verbessertes Deesystem für größere Raubfische. Das beste System zum Krummködern dürfte neben der Pennell-Bromleyflucht der I d e a l - W o b b l e r sein, den der leider viel zu früh verstorbene Dr. Heintz konstruiert hat (Abb. 53 und 54). Das System ist für Forellen, Hechte und Huchen in verschiedenen Größen hergestellt. Da die Drillinge alle frei hängen und rotieren, ist ein Bruch ausgeschlossen, zumal die Flucht auch keine Knöpfe oder sonstige Gefahrstellen aufweist. Es ist ein ganz vorzügliches System, welches neben der PennellBromleyflucht die weiteste Verbreitung verdient. Besonders zum Hechtangeln ist es vorzüglich und leistet in puncto Fängigkeit das Möglichste. Der L a n z e t t - W o b b l e r (Abb. 55) leistet das gleiche wie der Ideal-Wobbler. Hier wird die aus Weichmetall bestehende Lanzette in die Krümmung mit einbezogen. Die angeführten Fluchten sind fast ausnahmslos in verschiedenen Größen für alle Raubfische zu haben.

Kunsterzeugnisse als Köder Die k ü n s t l i c h e n K ö d e r , ob es sich um Nachbildungen von Fischen oder um Reizköder handelt, h a b e n m e i s t eine g r ö ß e r e F ä n g i g k e i t als die mit System ausgerüsteten natürlichen Köder. Dies kann m. E. nur damit begründet werden, daß 1. an den weitaus meisten künstlichen Ködern die Drillinge freischwebend bzw. fliegend angeordnet sind, 2. daß dem Angler die Möglichkeit genommen ist, einen Haken in den Köder zu versenken, und 3. daß der Raubfisch nicht imstande ist, beim Zupacken die Haken mit den Kiefern in den Köder 88

zu pressen und sie damit zum Teil oder ganz unwirksam zu machen, wie es beim Angeln mit natürlichen, besonders frischen Fischen, vorkommen kann. Die Nachbildungen von Fischen hatten alle mehr oder weniger den Nachteil, daß nach kurzem Gebrauch die Farben abblätterten oder durch das Wasser abgewaschen wurden. Die Köder verloren dadurch das gute Aussehen und mußten entweder frisch gefärbt und lackiert oder ausgeschaltet werden. Dies war sicher der Grund, warum mehr und mehr von ihnen abgerückt und zu den R e i z k ö d e r n übergegangen wurde. Die neueren Kunster Zeugnisse jedoch weisen s e h r g r o ß e D a u e r h a f t i g k e i t der B e m a l u n g , die meist der Natur entnommen ist, auf. Die Farben liegen zum Schutz vor dem Wasser und den scharfen Zähnen der Raubfische unter einer vielfachen Schicht bester Lacke. Außer Zweifel steht, daß die gute Nachbildung eines Fischchens den Raubfisch in genau demselben Maße zum Angriff veranlaßt wie der natürliche Fisch. Es sind von jeher schon gute Erfolge mit diesen Kunstprodukten erzielt worden und heute ist es nicht anders geworden. Nur muß die Wahl eine richtige sein. Die R e i z k ö d e r sind Erzeugnisse einer mehr oder weniger regen Phantasie. Nur in groben Umrissen, auf (für das Fischauge) große Entfernungen, kann mit diesen in Nickel, Gold und Silber glänzenden Metallblechen dem Raubfisch ein F i s c h c h e n vorgetäuscht werden. Hauptsächlich jedoch handelt es sich darum, die N e u g i e r d e und in Verbindung mit dieser die F r e ß l u s t bzw. das H u n g e r g e f ü h l des Räubers zu wecken. Ohne weiteres ist anzunehmen, daß er die Reizköder für L e b e w e s e n , wenn auch nicht gerade für Fische, hält. Da die Raubfische nicht nur Fische, sondern auch alle anderen im Wasser sich befindlichen oder zufällig hineingeratenen Lebewesen, wenn sie diesen überlegen zu sein glauben, anfallen, wenn sie diese auch nicht kennen, daß 89

sie ferner schwimmende Schlangen, Ratten, Mäuse und Maulwürfe, selbst Wassergeflügel und Vögel packen, so ist es auch nicht weiter verwunderlich, wenn sie nach den lebenvorspiegelnden Kunstprodukten von Menschenhand schnappen. Wie bereits erwähnt, in diesen Ködern sieht der Raubfisch vor allen Dingen ein Lebewesen, welches ihm als Beute zur Stillung des Hungers geeignet erscheint, trotzdem es ihm unbekannt ist. Der Raubfisch weiß sicher aus E r f a h r u n g , daß es ihm keine Mühe macht, alles was er in den Rachen nimmt, wieder von sich zu geben, sobald es ihm ungenießbar erscheint. Die Gefahr jedoch, die in dem glänzenden und blitzenden Ding für ihn verborgen liegt, erkennt er nicht und kann sie nicht erkennen. E r sieht in ihm nur das Futter und fällt es, seiner Räubernatur folgend, an. D e r b l i n k e n d e , l e b e n z e i g e n d e G e g e n s t a n d l ö s t im R a u b f i s c h a u g e R e i z e a u s , d e n e n der F i s c h n i c h t w i d e r s t e h e n k a n n . E r m u ß die v e r m e i n t l i c h e B e u t e a n s p r i n g e n . D a s i s t N a t u r t r i e b , das ist die in seinem Räuberblut verankerte natürliche Triebdynamik. Dieser Instinkt scheint nur dann ausgeschaltet zu sein, wenn sein Sättigungsgrad ein Maximum erreicht hat, oder aber, wenn er durch eine frühere Betastung aus E r f a h r u n g weiß, daß es sich um etwas Ungenießbares handelt. Nach meinem Dafürhalten und nach meinen Erfahrungen ist der Fisch aus den zwei angegebenen Gründen, wenn ich so sagen darf, imstande, die Vern u n f t ü b e r d a s G e f ü h l zu stellen. Wäre der Reiz nicht ganz besonderer Natur, so würden Raubfische, die in der Nähe oder gar mitten unter den Futterfischen stehen, n i e m a l s mit solchen Ködern gefangen werden können, da es ihnen gewiß keine Mühe machen würde, sich zu sättigen. Es gibt so viele und so verschiedene Variationen von Kunstködern, daß man mit ihren Abbildungen ein starkes Buch füllen könnte. Mit allen diesen, mitunter grund-

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verschiedenen Mustern sind schon Fische gefangen worden und werden weiter gefangen. Man darf nicht glauben, daß gerade dieser oder jener Köder der beste von allen ist, weil damit gelegentlich eine gute Strecke gemacht wurde. Alle ohne Ausnahme sind w e d e r g u t n o c h s c h l e c h t , da ihr Wert oder Unwert immer auf „ V o r s p i e g e l u n g f a l s c h e r T a t s a c h e n " beruht (was schließlich, wenn man will, auch auf das natürliche Spinnfischchen zutrifft). W e r i m s t a n d e i s t , d u r c h die F ü h r u n g dieser K u n s t p r o d u k t e den R a u b f i s c h a m m e i s t e n zu i r r i t i e r e n , w i r d a u c h d i e g r ö ß t e n E r f o l g e h a b e n . Zum Fanatiker für irgendeinen Kunstköder soll man nicht werden. Daß Blinker oder beliebige andere Kunsterzeugnisse in einem Wasser, in dem sie häufig benutzt werden, plötzlich oder auch sukzessive versagen sollen, wie häufig geschrieben und nacherzählt wird, dürfte wohl nur bedingt richtig sein. Sollte es wirklich vorkommen, so kann es sich doch wohl nur um Fische handeln, die schon einmal „verpatzt" wurden, wie man zu sagen pflegt, und die nun vorsichtig geworden sind. Von der A n s i c h t eines Blinkers oder anderen Kunstköders allein dürfte wohl kaum jemals ein Fisch vergrämt worden sein. Eine so hohe Intelligenz kann diese Tierart doch wohl nicht besitzen. Ist es doch nicht nur mir, sondern einer großen Anzahl, wenn nicht allen Spinnfischern schon gelungen, Raubfische, die beim ersten Ansprung sich befreien konnten, in der nächsten Minute wieder zum Anbiß zu verleiten und eventuell zu fangen. Ich erinnere mich, vor zirka 1 5 Jahren in der Isar, in der Nähe der alten Bischofsstadt Freising, einen neunpfündigen Huchen gefangen zu haben, der mir a c h t m a l an den Blinker sprang. Beim vierten Male blieb er hängen und nach kurzem Drill ging ich daran, ihn landen zu wollen. Am hohen Ufer stehend, blieb mir nichts anderes übrig, als ihn mit der Schnur in der Hand zu heben. Die Haken, die nicht gut gefaßt hatten, rißen aus und der Fisch war

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frei. Nach vielleicht einer halben Stunde versuchte ich abermals mein Glück. Schon beim ersten Wurf sprang er wieder an, blieb aber wieder nicht hängen. Erst nachdem er das achte Mal den Blechköder erfaßt hatte, konnte ich ihn glücklich über das Ufer heben. Solche Fälle kommen natürlich nicht alle Tage vor. Wenn ich dieses aber anführe, so doch lediglich deshalb, um einen Beweis mehr zu erbringen, daß es mit dem Verstand der Fische nicht besonders weit her sein kann. Das ihnen von der Natur zugeteilte Räuberblut in Verbindung mit dem Instinkt ist die Veranlassung für ihr Handeln, alles Lebende oder Leben zeigende anzufallen. Der hungrige, auf Raub stehende Fisch wird auf j e d e n Köder zustürzen; der nichthungrige wird beim Zugriff immer etwas lauer oder, wenn man will, vorsichtiger sein und sich auch mit natürlichen Ködern nicht leicht betören lassen. Zwei Jahre lang habe ich in einem Wasser fast ausschließlich mit Blinkern auf Huchen gefischt und eine geradezu fabelhafte Beute gemacht. Auch mein Sportfreund hat ebenfalls mit Blinkern eine große Strecke erzielt und niemals haben wir in der Angriffslust ein Nachlassen oder Vorsichtigerwerden bemerkt. Es kann sich also nach meinem Dafürhalten nur um stark vergrämte einzelne Fische handeln, die den Blinker oder sonst einen Köder meiden, weil sie diesen durch eine frühere Betastung als etwas für sie Gefährliches wiedererkennen und dieses Erkennen als Erinnerung in ihrem Gedächtnis haftet. Mancher Raubfisch hat vielleicht mehrmals auf den Köder gebissen und ist wieder losgekommen. Sieht er diesen nun vielleicht alle Wrochen einige Male, so wird er ihn nicht so leicht vergessen, da er ja immer wieder daran erinnert wird. Zugegeben sei, daß die Raubfische in überfischten Wässern, die tagtäglich durchpeitscht werden, noch dazu von einer Anzahl Angler, die von Spinnfischerei verteufelt wenig Ahnung haben, vorsichtig werden und nicht mehr gern an die Angel gehen. Aber nicht die Kunst-

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köder, sondern die „Kunstausübenden" tragen da die Schuld. So kann man die Erfahrung machen, daß ein Wasser wohl Raubfische beherbergt, daß aber nur äußerst selten einer zur Strecke gebracht wird, ganz gleich welche Köder, ob künstliche oder natürliche, verwendet werden. Nur der vom Hunger getriebene Raubfisch wird dann noch zugreifen. Man kann natürlich von einem Anfänger nicht verlangen, daß er ein firmer Spinnfischer ist, und wenn ein Wasser von einem halben Dutzend oder mehr Eleven „bearbeitet" wird, dann braucht man sich aber wirklich nicht zu wundern, wenn die Strecken von Tag zu Tag geringer werden, trotzdem Fische in großer Zahl vorhanden sind. Diese alle haben eben schon mit gewissen Ködern intime Bekanntschaft gemacht und fallen nicht mehr darauf herein, weil ihnen ein verständiges Naturgesetz, das allen Lebewesen innewohnt, sagt, daß es Gefahr bedeutet, danach zu greifen. Dann darf auch nicht vergessen werden, daß mancher nahe am Wasser stehende Angler dem Fisch längst durch seine Bewegungen aufgefallen ist, ohne daß ersterer auch nur eine Ahnung davon hat. Flüchtet der Fisch nicht durch Erschrecken, so bleibt er, solange ihm keine Gefahr zu drohen scheint, stehen. Aber beißen! Nein! Das t u t er nicht. Der Hecht, bei dem der Angriff nicht mit jener urwüchsigen Wildheit vor sich geht, wie bei den Raubsalmoniden und der deshalb auch leichter wieder die Freiheit gewinnen kann, hat dadurch Gelegenheit zu einem wiederholten Reinfall und wird sich überlegen, den Köder ein nächstes Mal anzufallen. — Erfahrung! — In solchen W'ässern bleibt dann freilich nichts übrig, als stets mit neuen, möglichst andersgearteten Ködern aufzuwarten, um Erfolge zu erringen. Man kann da sicher nicht sagen, daß die Kunsterzeugnisse dafür verantwortlich sind. Daß der Raubfisch, der einige Male den Kunstköder erfaßt hatte und

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gehakt wurde, sich aber wieder befreien konnte, vorsichtig geworden ist, ist eigentlich selbstverständlich. Die Vorsicht gegen etwas einmal als gefährlich Erkanntes liegt nicht nur in der Natur des homo sapiens, sondern auch in der jeden Tieres. Und warum sollte es bei den Fischen anders sein ?! — Wird ein Wasser nicht übermäßig befischt (der Begriff „übermäßig" ist natürlich nicht so einfach zu definieren. Es kommt eben immer darauf an, wie lang ein Wasser ist, ob es viel oder wenig Fische beherbergt und ob eine große, mittlere oder kleine Wassermenge abläuft usw.), und sind die Angler keine Anfänger, so wird man mit dem gleichen Kunstköder jahrelang die gleichen Erfolge haben, ohne auch nur ein Nachlassen der Beißlust feststellen zu können. Die eine Möglichkeit besteht jedoch, daß in dem einen Wasser dieser, in dem anderen jener Köder mit mehr Erfolg angewendet werden kann. Dies her auszuklügeln, ist Sache des betreffenden Spinnfischers, dafür gibt es keine Normen. Der Z o p f , der besonders in Österreich sehr verbreitet und beliebt ist, hat es nicht vermocht, sich in Deutschland ein ebensolches Verbreitungsgebiet zu erobern. Auch heute ist seine Anwendung keine allgemeine. Es mag daran liegen, daß die dazu benötigten Neunaugen meist nicht oder nur sehr schwer zu beschaffen sind. Die auf den Markt geworfenen Kunstprodukte aus Gummischläuchen, Lederstreifen usw. hatten meist nicht die in sie gesetzte Erwartung befriedigt, weshalb die meisten Spinnfischer wieder davon abgekommen sind, den Zopf zu verwenden und lieber zum natürlichen Fischchen oder zu Kunstködern, wie nachgebildete Fische oder Blinker, gegriffen haben. Nunmehr ist es dem bekannten Erfinder und Sportangler A. B e h m gelungen, einen Zopf herzustellen, der, nach den Erfolgen zu urteilen, von denen allerseits gesprochen wird, dem natürlichen Neunaugenzopf mindestens ebenbürtig, wenn nicht noch überlegen sein dürfte.

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Diese Zopfkonstruktion (hergestellt in drei verschiedenen Größen) aus Federn, Kettchen, Wolle und einer Bleikappe übt ein äußerst reizvolles, lebendiges Spiel im Wasser. Die Behmzöpfe, von der Fabrik ,,Noris", Fischereigeräte-G. m. b. H., Nürnberg, verfertigt, werden in allerlei Farbenzusammenstellungen ausgeführt, so daß jeder Liebhaberei Rechnung getragen ist. Der Zopf wird durch Heben und Senken geführt. Seine Anwendung erstreckt sich auf alle Raubfische und alle Gewässer. Mit ihm ist es möglich, in große Tiefen zu gehen. Auch in stark verkrauteten Wässern kann der Behmzopf zum Hechtfang benutzt werden. Die kleinste Nummer ist mit der Forellen-Fluggerte zu werfen. Die H o l z - W o b b l e r , die schon im Jahre 1901 in Amerika bekannt und sehr beliebt waren, trotzdem sie noch lange nicht die heutigen Formen und Vorteile aufwiesen, haben erst in den letzten Jahren sich ein größeres Verbreitungsgebiet zu sichern vermocht. Durch die eigenartigen Bewegungen, die von allen bis jetzt verwendeten Kunstprodukten grundverschieden sind, da sie nicht in Rotieren, sondern in Zickzackschwimmen bestehen, üben sie auf die Raubfische einen ähnlichen Reiz, wie die sich um ihre Achse drehenden Köder. Das Schwimmen dieser Holzköder ist der Natur nachgeahmt und mehr einem ängstlich flüchtenden Fischchen ähnlich wie die Spinnköder. Ob die n a t ü r l i c h e F o r t b e w e g u n g e i n e s K ö d e r s den R a u b f i s c h m e h r a l s die d r e h e n d e B e w e g u n g zum Z u g r e i f e n reizt, k a n n a l l e r d i n g s n i c h t so o h n e w e i t e r e s b e h a u p t e t w e r d e n . Es ist sehr leicht möglich, und manche Vorkommnisse sprechen auch dafür, daß gerade d a s G e g e n t e i l der Fall ist. Die Dreh- bzw. Spinnbewegung eines Köders, sei dieser nun ein Blinker oder ein Fischchen, erweckt vor allen Dingen mehr die Neugierde eines Raubfisches. Häufig dürfte es auch diese Eigenschaft in Verbindung mit der 95

Naturveranlagung mehr noch als das Hungergefühl sein, die zur Betastung Veranlassung gibt. Jeder ältere Spinnfischer weiß, daß es gelegentlich vorkommt, daß ein Raubfisch nach dem rotierenden Köder nur h a ß t , aber nicht beißt, d. h. er stößt den Köder mit geschlossenem Rachen an. Bei turbinenbewährten Fischchen und Metallblinkern kommt dies häufiger als bei krummgeköderten vor, da diese jedenfalls auch einen anderen Eindruck im Fischauge auslösen als die ersteren. Die n a t ü r l i c h e S c h w i m m b e w e g u n g , die dem Raubfisch ja sicher bekannt ist, wird diesen, wenn er nicht gerade hungrig ist, auch nicht besonders beunruhigen. Aber eine gewisse Aufregung bemächtigt sich seiner, wenn er den r o t i e r e n d e n Köder eräugt. Mancher Angler wird wohl schon bemerkt haben, wie den Hecht, sobald er des Spinnköders ansichtig wird, eine gewisse Unruhe erfaßt, die dadurch auffällt, daß sich seine Flossen zitternd bewegen, er sich gewissermaßen zum Sprung auf die vermeintliche Beute anschickt, die ihm unbekannt ist und ihm vielleicht g e r a d e d e s h a l b besonders begehrenswert erscheint. Ein G l i e d e r f i s c h z. B., der in Schlangenlinien das Wasser durchfurcht, wie es ein flüchtendes Fischchen schließlich n i c h t macht, wird natürlich auch einen b e s o n d e r e n Reiz auf den Raubfisch ausüben und ihn eventuell zum Angriff bewegen. Selbst wenn es nur der Reiz einer Neuheit ist, die ihm vielleicht zum erstenmal vor die Lichter kommt. Jedenfalls liegt die Sache so, daß weder das eine noch das andere mit Bestimmtheit behauptet werden kann. Ein nicht zu übersehender Vorteil dieser Holzköder ist es, daß sie selbst mit Bebleiung spielend leicht über Krautbetten oder sonstige Verunreinigungen und Hindernisse geführt werden können, weil der leichte Holzkörper stets an die Oberfläche strebt. Die mit Tauchschaufeln und massiven Metallköpfen ausgerüsteten O r e n o s sind zum Befischen tiefer Stellen geeignet. 96

Die Wobbier werden in vielerlei Farben Variationen hergestellt und so kann jeder auswählen, was er nach seiner Ansicht für das Beste hält. — Weiße Holzköder sind vorzüglich am sehr frühen Morgen und bei anbrechender Dunkelheit. Auch in großen Tiefen sind sie gut zu verwenden. An sonnigen Tagen wird man mit Vorteil hellere, auffallendere Farben, in glänzendem Blau, in Gold oder Silber verwenden. — Wer nicht für die starke Armierung eingenommen ist, kann ohne Umstände diese durch Ausschaltung eines Drillings verringern. In einem k l e i n e n W a s s e r v e r s p r e c h e n die k l e i n e n , in e i n e m g r o ß e n die g r o ß e n K ö d e r m e h r B e u t e . Das ist ein alter Erfahrungssatz, den jeder Spinnfischer beherzigen sollte. — Es ist ein leichtes, in klaren Bächen oder kleinen Flüssen dem Raubfisch einen kleinen Köder sichtbar vorzuführen, zumal da die Standplätze leicht zu erraten sind. Etwas anderes ist es jedoch in großen, korrektionierten Wässern, die meistens nur im tiefsten Winter wirklich klar werden, einen Raubfisch mit dem Spinnköder aufzustöbern. Da kleine Köder auch eine entsprechend geringere Leuchtkraft haben, so können diese vom Raubfisch, wenn noch dazu das Wasser nicht ganz klar ist, viel leichter übersehen werden als größere. — Bei angetrübtem Wasser können überall etwas größere Köder benutzt werden, da diese vermöge ihres größeren Reflexes leichter gesichtet werden. Im nachstehenden werden gute Nachbildungen von Fischchen sowie eine Anzahl von Reizködern im Bilde gezeigt, die heute am gebräuchlichsten und bewährtesten sind. Abb. 56 zeigt einen neuen, sehr brauchbaren, geschmeidigen Köder, ein F l e x a l o i d f i s c h c h e n , welches in acht Größen zum Fang aller Raubfische geliefert wird. Das schuppenartig gewebte Fischchen übt den Reiz eines natürlichen Köders ans. Die Bemalung ist Eder,

Der

Raubfischjäger.

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sehr dauerhaft. Die Schaufeln bestehen aus wasserhellem Zelluloid.

A b b . 56.

A b b . 57.

A b b . 58.

A b b . 59.

A b b . 57 stellt eine P f r i l l e (Ellritze) in täuschendster Nachahmung dar. Die Ausführung ist sehr dauerhaft. Als Forellenköder ersetzt sie die natürliche Pf rille.

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Abb. 58 ist das R o t a u g e in naturgetreuer Nachbildung. Abb. 56, 57 und 58 sind nach dem DevonPrinzip montiert. Dem Raubfisch ist es möglich, nach dem Anbiß den Köder abzustoßen, und er hat dann nur noch die Haken im Maule. Die Montage trägt viel zur Schonung des Fischchens bei. E s gibt eine ganze Reihe dieser naturgetreu nachgebildeten Köder. Hauptsächlich möchte ich davon noch erwähnen: die G r u n d e l , die F o r e l l e , den K r e ß l i n g , den G o l d f i s c h und die L a u b e . Alle die Köder sind in verschiedenen Größen zu haben. Sie stammen aus der Naturserie der Firma H. S t o r k in München. Die Köder stellen einen vollen Ersatz für die natürlichen Fischchen dar, weshalb ich sie warm empfehlen kann. Wer nicht ausnahmslos damit angeln will, kann sich immerhin einige als Reserveköder zulegen, um am Wasser nicht in Verlegenheit zu geraten. Abb. 59 zeigt den R e k o r d s p i n n e r . Dieser ,,Dowagiac" ist aus Holz und als Sink- oder Unterwasserköder ausgebildet. Bei der Führung bleibt das Fischchen selbst in der natürlichen Schwimmlage, während die vernickelten Schaufeln rotieren. Durch den dadurch hervorgerufenen Ouirl wird ein in der Nähe befindlicher Raubfisch sicher aufmerksam. Die Bemalung ist äußerst dauerhaft. Der Rekordspinner ist in vier Größen für alle Raubfische zu haben. Abb. 60 versinnbildlicht einen guten Hecht-Oreno. Dieser Holzköder ist mit Unterkiefer-Tauchplatte ausgerüstet. J e schneller die Schnur eingeholt wird, desto tiefer sinkt er, wie alle mit Tauchplatten ausgerüsteten Köder. Abb. 61 stellt den V a m p y r dar. Dieser, ebenfalls aus Holz, ist einer der beliebtesten und bekanntesten Holzköder. E r wird in drei verschiedenen Größen hergestellt. Das Tiefgehen wird hier ebenfalls durch das Tempo des Aufrollens reguliert.

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Abb. 60.

Abb. 63.

Abb. 64.

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O r e n o s nehmen stets nach dem Auffallen auf das Wasser die natürliche Lage eines schwimmenden Fischchens ein und werden durch die nach unten gerichteten bzw. hängenden Drillinge auch bei der Führung in dieser Lage erhalten. Sie schwimmen nie auf dem Rücken oder auf der Seite. Praktisch ist die Anordnung, daß man die Drillinge auswechseln kann. Die Zickzackbewegungen bei etwas schneller Führung täuschen ein furchtsam flüchtendes Fischchen gut vor. Diese Köder erfreuen sich wachsender Beliebtheit, und es sind damit auch schon sehr gute Resultate erzielt worden. Die Anwendung der praktischen V o r f ä c h e r für diese Holzköder, wie sie Abb. 62 zeigt, kann nur empfohlen werden. Abb. 63 zeigt den zweigliedrigen und Abb. 64 den dreigliedrigen G l i e d e r s p i n n e r . Diese Köder, die sich verhältnismäßig schnell einführten und beliebt sind, machen im Wasser entzückende Bewegungen. Sie gehören zu den „lebhaftesten" Kunstködern und sind für Hechte und Huchen gleich gut zu verwenden. Abb. 65. A l l c o c k - K ö d e r für Hecht und Huchen. Ein bereits ziemlich alter, nach dem Devon-Prinzip montierter Köder. E r ist zum Fang der genannten Fische sehr gut zu verwenden. Die Masse, aus der das Fischchen hergestellt ist, ist leider sehr zerbrechlich, so daß man schon deshalb und dann in Anbetracht des Preises besser davon Abstand nimmt. E r war früher der beste Kunstköder, mit dem mancher schwere Huchen und Hecht zur Strecke gebracht wurde. Aus diesem Grunde habe ich auch die Abbildung veröffentlicht. Wer die Ausgabe nicht scheut, kann sich ihn immerhin zulegen. E r wird seine Freude daran haben, da er vorzüglich spinnt und die Haken bei ihm gut fängig angebracht sind. Abb. 66. Der F e d e r n s p i n n e r (grünschillernd) kann in kleinen Nummern auch mit der Fluggerte geworfen werden. E r wird am besten unter Heben und Senken eingerollt, wobei der Federnleib sich öffnet und schließt.

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Abb. 67.

Abb. 68.

Abb. 69.

Diese Bewegungen sind für die Raubfische anziehend. E r ist in sechs Größen für alle Raubfische zu haben. Abb. 67, 68 und 69. Die K u g e l s p i n n e r von B e h m sind bekannt gute Köder. Sie sind für alle Raubfische vorhanden. Auch Aitel und Schiede nehmen die kleineren Muster gern. Sie sind besonders als Reserveköder gut zu empfehlen. Die Anwendung beschränkt sich auf die wärmere Jahreszeit. Im Winter, wo ich sie der Wissenschaft halber mehrmals anwandte, ist mir nie ein Fang damit gelungen. Auf Hechte hat sich dieser Köder (Abb. 69) gut bewährt. Einen ziemlich neuen Köder, den sog. K o p f s p i n n e r , der sehr gut im Wasser arbeitet, zeigt Abb. 70. Der

A b b . 70.

Kopf, schön bemalt als Fischkopf, besteht aus Blei und rotiert nicht, wirkt gewissermaßen als exzentrisches Blei. Der sich um seine Achse drehende Löffel, welcher auf einer Seite versilbert, auf der anderen vergoldet ist, führt schöne Bewegungen aus. Federn verdecken den Haken. Es ist nicht zu bezweifeln, daß sich dieser Köder bald Eingang verschaffen wird, jedoch kann heute noch nicht abschließend darüber geurteilt werden. Abb. 7 1 . Die E i s v o g e l f l i e g e ist ein guter Köder für die Sommerfischerei auf Huchen. Am vorteilhaftesten ist diese an warmen, schwülen Tagen zu verwenden. Sie wird mit der leichten Spinngerte geworfen und unter Heben und Senken nicht zu schnell geführt. Dieser Köder ist kein Spinner, sondern soll eine große Fliege vortäuschen. Ich habe sie aufgeführt, weil sie mit der Spinngerte geworfen werden kann. 1.03

Abb. 72 stellt den neuen und bereits sehr beliebten B e h m z o p f dar, der für alle Raubfische gut anzuwenden ist, und mit dem schon sehr gute Resultate erzielt wurden. E r gestattet infolge seiner Bebleiung auch ein Befischen großer Tiefen. Die Zöpfe werden nach dem Einwurf unter beständigem Heben und Senken eingerollt oder eingezogen, wobei man wiederholt einige Meter Schnur ablaufen lassen kann. Durch die verschiedenfarbigen Kettchen

Abb. 71.

Abb. 72.

usw. werfen die Zöpfe besonders bei Sonnenschein prachtvolle Reflexe, die sicher geeignet sind, den Raubfisch zum Angriff zu verleiten. Abb. 73 zeigt den Druseidt-Wedelspinner. Dieser ist neueren Datums. Durch die Anbringung von drehentgegenwirkenden Höhensteuern wird vom Metallkörper eine sehr lebhafte Wedelbewegung ausgeführt. 104

In den Schlitz in der Mitte des Köders werden Doppelhaken nach beliebiger Größe eingehängt. E s ist nicht anzuzweifeln, daß der Köder brauchbar ist, jedoch liegen bis jetzt über Erfolge nur spärliche Nachrichten vor. Die Aufnahme erfolgte lediglich deshalb, weil mir bis jetzt kein Kunstprodukt bekannt wurde, das gleichartige Bewegungen wie dieses im Wasser ausführt. Abb. 74 und 75 zeigen die allbekannten und beliebten H e i n t z b l i n k e r . Diesem Blinker wurde im Laufe der Zeit von der Anglerwelt die meiste Beachtung zuteil. E r ist in der Form eine Nachbildung des Comerseeblinkers, weist aber neben größerem Gewicht zwei Drillinge auf, die aus starkem Stahldraht bestehen, wie sie zum Fang von Huchen auch notwendig sind. Um den Blinker fängiger zu machen, ist versucht worden, den Drilling in der Mitte des Köders durch ein am Rande des Köders gebohrtes Loch mittels Fadens zu befestigen, so daß eine oder zwei Spitzen über den Rand des Blinkers hinausragen. Der Gedanke ist zweifellos gut, wenn der Drilling eine k l e i n e r e S p a n n w e i t e aufweist, als der Blinker sie hat. Stehen aber die Spitzen des Drillings über die Ränder l i n k s u n d r e c h t s auch nur eine Kleinigkeit hinaus (und so groß soll der Haken gewählt werden), so dürfte nach meiner Ansicht eine seitliche Befestigung nicht notwendig sein. Der zupackende Fisch wird, wenn der Drilling groß genug ist, selbst im ungünstigsten Falle sich an einer der über den Rand ragenden Spitzen verfangen, und wenn dies selbst nur sehr leicht geschieht, genügt es doch schon, dem freischwebenden Haken Gelegenheit zum weiteren Eindringen beim Anhieb zu bieten. Da diese seitliche Befestigung nicht auf Kosten des exakten Spinnens geht, kann sie immerhin sehr wohl versucht werden, weil dann 105

die Spannweite des Drillings, wenn man darin einen Vorteil zu sehen glaubt, was ich aber sehr bezweifeln möchte, Äk kleiner gewählt werden kann Egl als der Blinker sie darbietet. Die Wahl der Größe des ¿¡ägk*, Blinkers richtet sich je nach J H ^ Größe des zu befischenden Wassers und der zu fangen-MlöÄSIfeM den Fische. Die kleinsten

A b b . 74.

Abb. 75.

Nummern können schon mit der Fluggerte geworfen werden. Damit werden Barsche, Aitel, Forellen, ja selbst gelegentlich große Aschen gefangen. 106

Der Blinker ist mir der liebste Köder, den ich kenne. Eine sehr große Anzahl von Huchen, Hechten und Forellen habe ich damit auf die Schuppen gelegt. Seine Fängigkeit ist dem mit System bewehrten natürlichen Fischchen überlegen. Wenn ich vor die Alternative gestellt würde, von allen existierenden Kunstködern einen auswählen und in Z u k u n f t nur mit diesem angeln zu müssen, würde ich ohne Bedenken zum Blinker greifen. Der Blinker bringt bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit Beute. Bei trübem sowohl wie spiegelklarem Wasser und grellstem Sonnenschein ist seine Verwendbarkeit eine gleich gute. Von allen besprochenen Ködern kann ich diesen mit bestem Gewissen als den besten empfehlen. Es ist mir öfters passiert, daß Huchen den natürlichen Köder, trotz oftmaliger Vorführung verschmähten, den Blinker aber schon nach dem ersten Ansichtigwerden ansprangen. Wenn nun der Raubfisch auf einen mehrmals vorgeführten Köder nicht reagiert, beim Ansichtigwerden eines anderen grundverschiedenen Musters dagegen sofort zugreift, so kann man sehr wohl geneigt sein, anzunehmen, daß das Hungergefühl oder die Raublust mit dem ersteren Köder geweckt worden wäre. Dies dürfte aber nur in seltenen Fällen richtig sein. H a t m a n Gelegenheit, den Raubfisch stehen zu sehen, so kann man den durch irgendeinen Köder auf ihn ausgeübten Reiz dadurch erkennen, daß er besonders die Brustflossen stark bewegt, überträgt sich dieses den Eindruck von Nervosität machende zitternde Gebahren auf die Schwanzflosse, so ist der Ansprung zu gewärtigen. Übt ein Köder jedoch keinen Reiz auf den Räuber aus, kann ihm dieser dutzendmal am Rachen vorbeigeführt werden, und er wird nicht die geringsten Erregungserscheinungen zeigen. Es ist deshalb nicht immer richtig, anzunehmen, daß man den Fisch mit irgendeinem Köder gereizt und dann mit einem anderen gefangen hätte. Er h ä t t e sich den erstangewandten Köder wahrscheinlich noch ein dutzendmal an den Lichtern vorbeiziehen lassen, ohne 107

ihn anzugreifen, während er den nachher angewandten mit großer Wahrscheinlichkeit schon beim ersten Male als er sein Gesichtsfeld kreuzte, gepackt hätte. Die Möglichkeit, daß man mit einem Köder einen Raubfisch reizen, mit einem anderen aber zum Zugreifen veranlassen kann, gebe ich zu. Aber die Annahme, daß er einen Köder (und wenn es auch ein natürlicher ist) kennt und ihn deshalb nicht nimmt, während er einen nachher angewandten, ihm unbekannten, sofort anfällt, liegtnäher. Abb. 76 zeigt den zum Hechtfang beliebten und bekannten H a u g s p i n n e r . Dieser wird auch mit zwei Drillingen montiert hergestellt. Dieser zweite Drilling ist aber nach meiner Ansicht zu entbehren; vielleicht hat er bei der größten Nummer des Spinners noch eine gewisse Berechtigung. Nebenbei sei erwähnt, daß damit au ' ' " ' ' •• 1 1

Abb. 76.

Abb. 17.

Abb. 77 ist der H o g b a c k e t l ö f f e i in natürlicher Größe, der selbst mit der Äschenfluggerte geworfen werden kann. Seine Führung erfolgt nahe der Oberfläche des Wassers. Alle Arten Forellen, ferner Barsche, Aitel und starke Äschen werden damit erbeutet. E r zählt bei mir zum eisernen Bestand der Ausrüstung. Es ist wohl überflüssig, zu erwähnen, daß es außer den im Bilde gezeigten noch eine unglaublich große Zahl von Kunstködern gibt. Die allermeisten der aufgeführten Köder habe ich im Laufe der Jahre selbst ausprobiert und für gut befunden. — Es mögen noch erwähnt sein die kleinen Orenos zum Fang von Barschen und Forellen.

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III. TEIL

A n h i e b , D r i l l und L a n d u n g

Das Kapitel über Anhieb, Drill und Landung werde ich, entgegen der bestehenden Literatur, so ausführlich wie möglich besprechen, weil ich es für d a s W i c h t i g s t e in d e r g a n z e n S p i n n f i s c h e r e i halte. Um nicht ablenkend und verwirrend zu wirken, habe ich diese drei Phasen zusammengefaßt; zusammengefaßt schon deshalb, weil sie auch in der Praxis untrennbar miteinander verbunden sind. Drill und Landung habe ich besonders ausführlich gewürdigt. E s ist auch für den Anfänger nicht schwer, einen guten Fisch an die Haken zu bekommen; auch der Anhieb dürfte ihm keine Schwierigkeiten bereiten. Etwas anderes ist es jedoch, den Drill des Fisches richtig auszuführen. Das Schwerste von allem ist die Endphase des Kampfes mit dem Räuber, die Landung. Aus diesem Grunde habe ich auch d i e e i n z e l n e n A r t e n d e r L a n d u n g gesondert besprochen. Man ist häufig durch die Uferverhältnisse gezwungen, den Fisch bald nach dieser, bald nach jener Methode aufs Trockene bringen zu müssen, und allen diesen Arten glaube ich durch die ausführlichen Worte und Anweisungen gerecht geworden zu sein. Wenn ich dabei manches bereits in anderen Kapiteln kurz Erwähnte ausführlicher wiederholte, so habe ich dies mit Absicht deshalb getan, um es sicher einzuschärfen. Der

Anhieb eines Fisches ist wohl von allem in der Spinnfischerei am leichtesten zu erlernen. E r entspricht dem physika-

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lischen Gesetz: „Druck erzeugt Gegendruck". Auch ais Reflexbewegung kann dieser Vorgang bezeichnet werden. Den Riß des Fisches am Köder quittiert der Angler mit einem Gegendruck. Sobald der Anhieb erfolgt ist, wird die Hemmfeder der Rolle eingeschaltet. Am besten tut man, den Anhieb gegen das Ufer zu zu setzen. Allerdings ist dies nicht immer möglich. Dann z. B . nicht, wenn der Fisch hart am Ufer beißt. Es ist dann vorteilhaft, nach der Höhe anzuhauen. E s gibt aber auch Situationen, in denen ein Anhieb nach der Höhe nicht auszuführen ist. E s können Baumäste oder Stauden im Wege sein oder nach einem Wurf von vielleicht 20 oder auch nur 1 5 m, bei dem man, genötigt durch die Strömung, den Köder hart am Ufer einzurollen gezwungen ist, wobei dieser von einem Raubfisch erfaßt wird. Wenn noch viel Schnur draußen ist, so bleibt schließlich nichts übrig als ein Anhieb gegen das Wasser, also wasseraufwärts. Dieser Anhieb ist zwar verpönt, aber nicht mit vollem Recht. Da alle Raubfische den Köder von der Seite her zu erfassen pflegen, bringt auch ein solcher Anhieb nicht leicht einen Verlust. Bei beißenden Hechten, die öfters von hinten zugreifen, kann es allerdings vorkommen, daß man dem einen oder anderen die Haken aus dem Rachen reißt. Das ist eben dann nicht zu ändern. Es ist nicht angebracht, mit dem Anhieb zu warten, bis der Fisch sich gedreht hat, besonders dann nicht, wenn man mit Kunstoder Formalinködern fischt, die der Raubfisch sofort wieder ausstößt, während er den frischen Köder nicht so schnell von sich gibt. Das vorteilhafteste ist es immer, unmmitelbar nach dem Biß des Raubfisches den Anhieb zu setzen, ganz gleich ob seitwärts oder nach oben. Man darf nicht erst überlegen, wie soll ich es in diesem Falle machen. Meistens ist es dann zu spät. Bei sehr hoch bis senkrecht gehaltener Gerte darf ein Anhieb nicht ausgeführt werden; ein Bruch der Angelgerte wäre die fast sichere Folge. Es versteht sich auch

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wohl von selbst, daß man nicht mit senkrecht gehaltener Gerte einrollt. Trotzdem aber können Fälle eintreten, wo man die Gerte sehr hoch zu heben gezwungen ist, wenn z. B. das Ufer stark mit Schwemmholz, angetriebenem Schilf oder ähnlichem verunreinigt ist und man das Bestreben hat, nicht hängenzubleiben und den Köder schnell daneben oder darüber hin wegzuführen. Springt dann im letzten Moment noch ein Fisch an (er braucht nicht groß zu sein), und man will anhauen oder aber versucht gar noch, ihn herauszuwerfen, was das Allerverkehrteste wäre, dann ist meistens der Bruch der Gerte unvermeidlich. In diesem, aber nur in diesem Falle, rate ich, schnell die Hand von der Rolle zu nehmen und die Schnur zu erfassen; durch Hereinziehen auch nur eines Meters und Senken der Gerte um dieses Maß, gelingt es dann, den Anhieb ohne Gefahr für die Geräte auszuführen. Dies muß sich aber in höchstens ein paar Sekunden abspielen und gelingt auch sicher, wenn man vom Fisch nicht gesehen wurde. Wem seine Angelgerte lieb ist, der mache es so. Hat ein Raubfisch den Köder gepackt, so muß das erste Bestreben sein, ihm durch zügigen Ruck die Haken ins Fleisch des Rachens zu treiben. Der Anhieb darf keine Bewegung sein, die einem Hieb oder Schlag entspricht, wie man aus dem Worte eigentlich entnehmen könnte, sondern ein zwar s c h n e l l e r , a b e r z ü g i g e r R u c k , wobei die Gerte einige Augenblicke lang in s t a r k f e d e r n d e r S t e l l u n g gehalten wird. Wenn der Anhieb richtig ausgeführt wird, ist die Schnur auch nicht den Bruchteil einer Sekunde locker. Da der Angriff des Raubfisches meistens dem Gesicht entzogen ist, kann man mit dem Anhieb nicht leicht zu früh kommen. Sieht man aber den Fisch dem Köder folgen, so muß eben auch erst der Zugriff, der mit heftigem Riß erfolgt (Hechte haben die Gewohnheit, manchmal nach dem Zupacken sofort ruhig stehen zu bleiben; dies tritt allerdings nur dann ein, wenn sie von hinten 111

den Köder ergreifen), abgewartet werden, bis der Anhieb erfolgen darf. — Beim Schreiben vorstehenden Satzes erinnere ich mich eines Anfängers im Spinnfischen, der plötzlich einen überaus kräftigen Anhieb setzte, der den Köder mit mächtigem Schwung ins Kornfeld führte. Auf meine Frage, was denn eigentlich los sei, erwiderte er mir, vor Aufregung zitternd: „Ich glaubte, er hätte ihn schon!" Nachdem ich ihm beruhigend zugesprochen und gesagt, wie er es zu machen hätte, fing er einige Minuten später den vierpfündigen Hecht, war aber derart erregt, daß er ihn kaum von der Angel nehmen konnte. Es kommt, wenn auch nicht gerade häufig, vor, daß ein Fisch (ausgenommen die Forelle) auf den ersten Anhieb überhaupt nicht reagiert. Daß er es so macht, liegt daran, daß er den Köder so fest im Rachen hat, daß es nicht möglich war, ihm diesen und somit die Angelhaken auch nur einen Millimeter im Rachen weiter zu bewegen. Man lasse sich nicht irreführen, der Fisch hängt n i c h t an den Haken, er spürt sie nicht einmal, er will nur seine Beute nicht fahren lassen und der Anhieb hat ihm weiter nichts ausgemacht; er war ihm jedenfalls weiter nichts als eine Bewegung des eigenen Kopfes, die ihm fremd und unbekannt war. Tritt dieser Fall ein, begehe man ja nicht den Fehler, den Fisch an sich heranziehen zu wollen, sondern setze sofort nochmals einen zweiten Anhieb, und zwar diesmal etwas kräftiger. Deshalb kräftiger, weil man nunmehr versuchen muß, dem die Beute festhaltenden Raubfisch die Haken trotz des Widerstandes in den Rachen zu treiben. Es kann notwendig werden, auch öfters anhauen zu müssen, bis die Eisen endlich gefaßt haben und der Fisch nunmehr daran geht, sich von dem ihm fremden und schmerzenden Etwas befreien zu wollen. Hier sei eingefügt, daß beim Anhieb der g e r a d e Z u g am meisten Vorteile bietet. Durch diesen ist es möglich, selbst einem entfernter beißenden Fisch die Haken verhältnismäßig leichter ins Fleisch treiben zu 112

können. Dieser gerade Zug erfolgt am leichtesten dann, w e n n a m V o r f a c h k e i n B l e i i s t , wenn also dieses im Köder versteckt oder als Kappe am Kopfe sich befindet. J e w e i t e r die B l e i b e s c h w e r u n g v o m K ö d e r e n t f e r n t u n d j e g r ö ß e r sie i s t , d e s t o s c h w i e r i g e r i s t ein e x a k t e r A n h i e b , weil der durch das Gewicht eingelegte Winkel, der den geraden Zug mehr oder weniger ausschaltet, erst überwunden werden muß. Im Moment des Anbisses wird zwar der Fisch dies besorgen, nach dem ersten Riß jedoch kann es vorkommen, daß das Blei sinkt. Dann muß dieses nun beim Anhieb erst in die Waagrechte emporgezogen werden. In den weitaus meisten Fällen werden unmittelbar nach dem ersten Anhieb schon recht energische Befreiungsversuche einsetzen. Bei der Forelle durch heftige Risse und Schütteln, beim Hecht ebenfalls durch starkes Reißen (er schüttelt sich meist nur, wenn es ihm gelingt, mit dem Kopf aus seinem Element zu kommen) und kurze, aber nicht besonders schnelle Fluchten; beim Huchen sind die Versuche, sich freizumachen, am wildesten. Nach dem Anhieb erfolgen einige heftige Risse, bringen ihm diese nicht schon die Freiheit, versucht er, besonders wenn er etwas stramm und hoch gehalten wird, aus dem Wasser zu springen, wobei er starke schüttelnde Bewegungen macht. Zurückfallend dreht und wälzt er sich an der Oberfläche, daß das Wasser spritzt, und kommt er auch damit nicht los, geht es wie der Blitz hinein in die schärfste Strömung, aufwärts oder abwärts, wie es ihm gerade paßt. Mitunter kommt es vor, daß sich besonders große Fische, es handelt sich meistens nur um Huchen, nach dem Anhieb auf den Grund stellen und dort entweder regungslos mit der Beute im Rachen verharren oder aber sich auch, beunruhigt durch den ihnen fremden Vorgang des Anhiebes, w a s s e r a b w ä r t s t r e i b e n lassen. In dieser Situation wird man vor allen Dingen noch mehrere Eder,

Der Raubfischjayei:.

8

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Anhiebe setzen müssen. Durch strammen Zug aufwärts, den man womöglich senkrecht über dem Fisch ausübt, wird man diesen bald zu lebhafterer Tätigkeit reizen. In vielen Fällen geschieht es, daß er blitzschnell nach der Oberfläche oder über den Wasserspiegel springt. Das ist die erste Phase des Befreiungsversuches und in dieser setzt der

Drill ein. Der Drill eines Fisches, besonders wenn letzterer eine respektable Größe aufweist, ist durchaus nicht einfach, kann unter gewissen Uferverhältnissen sich sogar ganz besonders schwierig gestalten. Den Drill eines starken Fisches kann man nicht aus einem Buche, sondern nur in der Praxis erlernen. Das Buch soll lediglich Wegweiser sein. Anfänger im Spinnangeln oder auch Nur-Forellenangler haben nicht die leiseste Ahnung davon, was für Kräfte und Energien auch ein nur 20 Pfund schwerer Huchen aufzubringen imstande ist, und erst gar ein Dreißig- oder Vierzigpfünder. Nicht nur die gewaltigen Muskelkräfte, über die der Räuber verfügt, sind es, mit denen der Angler zu rechnen hat, sondern auch die scharfe Strömung in den Flüssen, die der Fisch vorzüglich auszunutzen versteht, bereitet oft ungeahnte Schwierigkeiten. Wenn man noch die Verunreinigung der Flüsse durch gesunkene Baumstämme und -stocke, durch Felsblöcke, halbversandete Äste und sonstiges Gestrüpp in Rechnung stellt, dann kann man verstehen, daß der Angler nicht nur den Kampf mit dem Fisch, sondern auch mit sich selbst zu bestehen hat. Nerven sind beim Kampf mit Großhuchen eine vollständig überflüssige Sache, die nur hinderlich ist. Der Drill beginnt, wie bereits erwähnt, nach dem Anhieb bzw. nach dem Einsetzen der Befreiungsversuche. Wenn man will, und das ist in das Ermessen jedes einzelnen gestellt, kann man den Drill verkürzen

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oder verlängern. Ich bevorzuge ersteres, weil es mir als das sicherste Mittel erscheint, den Fisch zur Landung zu bringen. Kann man es vermeiden, während des Drills vom Fische gesehen zu werden, so soll man es tun. Durch unauffällige Bewegungen gelingt es manchmal, ungesehen zu bleiben. Da der Fisch nach den ersten Versuchen, sich zu befreien, immer eine Flucht macht, wird man während des weiteren Kampfes auch nicht leicht mehr gesehen werden. Freilich ist dies aber in der Praxis doch meistens anders. Steigt ein Raubfisch in unmittelbarer Nähe des Anglers und greift zu, so ist man in den meisten Fällen schon gesehen worden, und es hat dann auch keinen Sinn mehr, sich verstecken zu wollen. Versucht der Raubfisch nach dem Anhieb zu flüchten oder strebt er, was blitzschnell geschieht, an die Oberfläche, so halte ich ihn mit eventuell bis auf den Wasserspiegel gesenkter Gerte einige Sekunden fest. E r wird im Anfangsstadium des Kampfes alle verfügbaren Kräfte einsetzen und auf diese Weise sehr schnell ermüden. Nunmehr erst lasse ich ihm seinen Willen, d. h. Schnur abziehen und flüchten. Immer jedoch bin ich bestrebt, etwas stärker zu bremsen als die eingeschaltete Hemmfeder der Rolle es zu tun vermag, indem ich den Daumen oder einen Finger auf die Trommel der Rolle halte. Die Gerte soll dabei stets in einem Winkel von 40 bis 50° und nahe dem Wasserspiegel gehalten werden; dann kann nicht leicht etwas passieren. Man hüte sich, den Fisch allzu weite Fluchten machen zu lassen oder, um ihn ja nicht zu grob zu behandeln, die letzten Meter seiner Schnur zu opfern. Bevor man dies tut, wende man lieber etwas Gewalt an, wenn man dies seinem Angelgeräte zumuten darf. In großen Wässern wird man selten auf Entfernungen von 30 bis 50 m die Grundbeschaffenheit kennen und deshalb nie wissen, wohin es dem Fische möglich ist, zu flüchten. Der Fisch jedoch kennt seine Jagdgründe genau und versucht dorthin zu

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gelangen, wo ihm der meiste Schutz geboten wird. Durch diese verfehlte Nachgiebigkeit ist es mir passiert, daß mir ein ganz kapitaler Huchen von gewiß über einen halben Zentner im Inn dadurch verlorenging, daß er sich unter die Äste einer versunkenen Buche flüchtete. Alle Bemühungen, ihn freizubekommen, waren vergebens, zum Schluß waren Vorfach und Schnur derart mit den Ästen verwirrt, daß mir nichts übrigblieb, als mit handfestem Fischerfluch abzureißen. Wird der Fisch beim Beginn des Kampfes nicht zu nachgiebig behandelt, so hat man erstens Gewißheit, daß die Haken gut sitzen, zweitens die Gewähr dafür, daß die Ermüdung sehr rasch eintritt, was in schlechtem Terrain sehr wesentlich sein kann. Man wird den Fisch und sei er noch so groß, im Verlauf von 5 bis 8 Minuten so abgedrillt haben, daß man mit ihm machen kann, was man will. D i e H a u p t s a c h e b e i m D r i l l i s t s t e t s , ges p a n n t e S c h n u r u n d in s t a r k e r F e d e r u n g s i c h b e f i n d l i c h e G e r t e zu h a b e n . Hat man einen starken Fisch an verhältnismäßig leichter Gerte und Schnur, versteht es sich von selbst, daß der Drill entsprechend länger dauert. Das Gefühl, wie viel Gewalt man anwenden darf, ist subjektiv und läßt sich nicht gut beschreiben. Ich glaube, das Richtige zu treffen, wenn ich sage, daß man es vermeiden soll, die Geräte so stark zu belasten, daß der Kulminationspunkt nahe erreicht ist. Vor viel Gewalt ist stets zu warnen. Man darf diese nur notgedrungen in Anwendung bringen Es ist leicht denkbar, daß bei übermäßiger Forcierung ein Haken die gefaßten Rachenpartien aufschlitzt, die Schnur zerreißt oder die Gerte bricht. Hat man gutes Gelände, so ist es am vorteilhaftesten, den Fisch ohne Eile kunstgerecht abzudrillen, indem man ihm nach den ersten Befreiungsversuchen, während welcher man ihn stramm hält, bis man die Sicherheit hat, daß die Haken gut eingedrungen sind, Schnur abziehen läßt. Man darf ihn jedoch keinen

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Augenblick in Ruhe verharren lassen. Hat er die ersten Fluchten gemacht, so versucht er auszuruhen. Durch festen Zug oder leichten a n h i e b a r t i g e n R u c k mit der Gerte, b e i d e m a b e r j a die S c h n u r n i c h t l o c k e r w e r d e n d a r f , gelingt es leicht wieder, ihn flott zu machen. Wird ein Fisch zu g r o b behandelt, hat er viel Aussicht, seine Freiheit zu erringen. Wird er aber zu n a c h s i c h t i g gedrillt, gelingt es ihm ebenso leicht, sich seinem Element zu erhalten. Bei zu weichlichem und daher lange dauerndem Drill lockern sich die Haken durch das oft wiederholte verzweifelte Schütteln oder gar Überwasserspringen des Fisches, und es kann vorkommen, daß man dann ganz plötzlich sein unbelastetes Angelzeug hereinziehen kann, ohne daß eigentlich ein neuer nennenswerter Kampf stattgefunden hätte. Den goldenen Mittelweg zu wählen, ist deshalb empfehlenswert: Nicht zu viel Kraftaufwand, aber auch nicht zu viel Nachgiebigkeit. Es gelingt vielleicht auch einmal, einen Fisch sofort nach dem Anhieb zu überrumpeln und verhältnismäßig leicht zu landen. Dieser Fall kann aber nur dann eintreten, wenn der Fisch hart am Ufer beißt und dieses Ufer eben ein sehr günstiger Landungsplatz ist. Daß trotzdem der Fisch mit Gewalt aus dem Wasser gezerrt werden muß, ist wohl selbstverständlich. Diese Überrumpelung gelingt nur äußerst selten und nur bei kleineren Exemplaren. Aus meiner mehr als 30 jährigen Praxis kann ich nicht mit einem einzigen derartigen Fall aufwarten, bezweifle jedoch nicht, daß es möglich ist. Mit einem starken Fisch während des Drills wasserabwärts zu l a u f e n , also ihn mit Gewalt zu drehen und den sich natürlich heftig Sträubenden mitzureißen, das zu empfehlen, kann ich mich nicht aufschwingen. Mehrmals schon hatte ich Gelegenheit, von der Anwendung dieser Landungsart zu hören, warne aber trotzdem, sie in die Praxis umzusetzen. 117

Einen Fisch, der eine Flucht macht, durch Laufen einzuholen, gelingt n i c h t . Wasseraufwärts nicht, abwärts erst recht nicht. Will man dies aber, muß man die Schnur in die Rolle einhängen und mit ganzer Kraft den Fisch aufzuhalten bestrebt sein. Da ist es denn doch schon vorteilhafter, man geht unter mehr oder weniger Bremsen dem Fisch nach, soweit dies möglich ist und drillt ihn kunstgerecht ab, bis er sozusagen reif für die Landung ist. Wie schon erwähnt, vor dem Drill durch Laufen mit dem Fisch möchte ich warnen. Erstens käme dafür nur völlig ebenes Terrain, das man fast nie hat, in Betracht, und zweitens käme dabei nur zu leicht Schnur und Gerte außer Spannung, da man schließlich doch auch seine Aufmerksamkeit auf den Boden richten muß. Mit der Gerte in der Hand, diese dabei stets im richtigen bzw. notwendigen Winkel und unter steter Spannung zu halten, einem flüchtenden Fische vorauszulaufen, gehört, besonders wenn es sich um Huchen handelt, in das Reich der Fabel. Nur dann, wenn der Fisch stehenbleibt, was allerdings nie lange dauert, kann er ein- oder überholt werden. Einen zum größten Teil bereits abgedrillten Fisch kann man drehen und wasserabwärts landen, aber nicht einen, der sich im ersten Stadium des Kampfes befindet. Es wäre dies nur unter Gewaltanwendung und Verlustgefahr möglich und zugleich müßte man auf den Drill verzichten. Es ist das beste und sicherste, einem flüchtenden Fisch zu folgen unter Ablaufenlassen der Schnur. Auf diese Weise erleiden die anregendsten Minuten in der ganzen Fischerei, wie sie aus dem Drill sich ergeben, keine Einbuße. Bleibt ein Fisch nach einer Flucht stromabwärts plötzlich stehen, und man überholt ihn (also steht in der Stromrichtung hinter ihm), so wird er bei dem geringsten auf ihn ausgeübten Zug sofort damit reagieren, daß er nunmehr w a s s e r a u f w ä r t s zu entfliehen trachtet.

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Angelt man in einem seichteren Rinnsal v o r einer Gumpe, so kann man mit gewisser Sicherheit damit rechnen, daß ein beißender Fisch, nachdem er angehauen wurde, kehrt macht und sich w a s s e r a b w ä r t s , also der Gumpe zu, in der er seinen Stand hat, wendet. Mit ebensoviel Sicherheit kann man annehmen, daß ein am Auslauf einer Gumpe anspringender Fisch w a s s e r a u f w ä r t s zu entrinnen sucht. Das Gegenteil h a b e i c h nur äußerst selten erlebt. Nach meiner Ansicht kann eine Flucht nur dann den angeführten Richtungen entgegengesetzt sein, wenn ein Fisch durch den Anhieb dermaßen erschrickt, daß er, wenn ich so sagen darf, den Kopf verliert. Es ist sehr wohl zu unterscheiden zwischen einem Fisch, der sich k ä m p f e n d w a s s e r a b w ä r t s t r e i b e n läßt und einem f l ü c h t e n d e n . Ersteren würde man wohl überholen können, wenn bei diesem Beginnen nicht das Treibenlassen in eine Flucht ausarten würde, was sehr wahrscheinlich, fast sicher ist; letzteren aber so lange nicht, bis es ihm beliebt, stehen zu bleiben oder sich dem gegenüberliegenden Ufer zuzuwenden. Es ist ein s c h w e r e r F e h l e r , wenn m a n den F i s c h m i t G e w a l t zu w e n d e n v e r s u c h t ; hängt er nicht besonders gut, kommt er ab und: — „Trauernd tief saß Don Diego". Man muß sich bei der Wendung eines Fisches immer vergegenwärtigen, d a ß d u r c h d i e s e M a ß r e g e l e i n Z u g m e i s t auf d i e e n t g e g e n g e s e t z t e S e i t e d e s H a k e n s i t z e s a u s g e ü b t w i r d . Es kann dadurch leicht vorkommen, daß die Haken, die z. B. in der rechten Rachenseite sehr gut verankert sind, nach vollbrachter Wendung des Fisches diesem glatt herausgerissen werden, weil eben der Zug durch die Umdrehung auch entgegengesetzt wirkt. Sind die Uferverhältnisse nicht hinderlich, so trachte man stets dem flüchtenden Fisch dahin zu folgen, wohin er will, so lange, bis er ermüdet ist. Ist die Phase des

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Endkampfes erreicht, gelingt es leicht, den auf der Seite ermüdet und abgekämpft Liegenden zu sich herzuführen und einem passenden Landungsplatz zuzuleiten. Es ist vorteilhaft, die Landung möglichst stromab vorzunehmen, und o h n e d e n F i s c h zu d r e h e n . Einen starken Fisch in der Strömung aufwärts zu ziehen zum Zwecke der Landung, soll nur dann versucht werden, wenn es keinen anderen Ausweg gibt. Nun komme ich auf den Kardinalpunkt in der Spinnfischerei zu sprechen, auf die endgültige Bergung oder

Landung des Fisches. Handelt es sich um kleinere Fische bis zu einigen Pfunden, die, abgedrillt, mit der Gerte zu heben sind, ohne diese zu gefährden, so sind keine Landungsgeräte notwendig. Man zieht oder rollt die stets gespannte Schnur so weit wie notwendig, eventuell bis zum Vorfach oder Senker, ein (um die Elastizität der Gerte nicht zu sehr in Anspruch zu nehmen), hebt den Kopf des Fisches über Wasser und befördert diesen nunmehr l a n g s a m u n d v o r s i c h t i g auf das Ufer. Es eilt durchaus nicht. Der an der Angel hängende Fisch verhält sich so lange ruhig, bis er vielleicht irgendwo anstreift, was ihm dann allerdings Veranlassung gibt, erneut zu zappeln anzufangen, wobei er dann meistens ins Wasser zurückfällt. Deshalb sei man bedacht, zu dieser Art Landung eine Stelle zu wählen, an der die Gefahr des Anstreifens nicht vorhanden ist. Wenn ich von der Landung mit dem Netz absehe, da diese bei der Spinnfischerei in Flüssen heute zu den Seltenheiten gehört (vielleicht wird sie noch hie und da vom Boot inszeniert), so bleiben immerhin noch d r e i v e r s c h i e d e n e A r t e n d e r B e r g u n g des abgedrillten Fisches, die alle sehr verschieden sind. 120

Es sind dies: 1. D i e L a n d u n g m i t d e m G a f f . 2. D i e L a n d u n g o h n e G a f f a u f K i e s - o d e r Sandbank. 3. D i e L a n d u n g m i t d e r H a n d . Diese drei Landungsmethoden eingehend zu besprechen, werde ich mir im folgenden zur Aufgabe machen. Da ich in drei Jahrzehnten Gelegenheit hatte, bei der Spinnfischerei auf das Groß- und Edelwild unserer Flüsse alle die Bergungsarten anwenden zu müssen, so glaube ich auch darüber urteilen zu können. Ich komme nun zum ersten Punkt, der Landung mit dem Gaff. Diese Art der Bergung des Fisches ist eigentlich die einfachste, vorausgesetzt, daß man den Gaff als Waffe gegen den Fisch zu handhaben weiß, was eben auch wie alles andere erlernt sein muß. Wer zappelig und nervös ist, woraus gewiß niemand ein Vorwurf gemacht werden kann, der wird sich freilich härter tun als der ruhige, überlegende, nervenstarlce Spinnfischer. Vielleicht wird, ersterer auch ein gewisses Lehrgeld zahlen müssen. Der abgekämpfte Fisch wird in erreichbare Nähe des Ufers geführt. Die Schnur wird verkürzt, d a r f a b e r nie k ü r z e r sein, als die A n g e l g e r t e l a n g i s t , einbezogen muß noch die Höhe werden, mit der man über dem Wasserspiegel steht. Auch dann muß der Angler sich noch bücken, trotz der stark gebogenen Gerte, um den Fisch mit dem vielleicht x bis 1,20 m langen Gaff erreichen zu können. Ich weiß, daß alle Anfänger ohne Ausnahme den Fehler machen, daß sie die Schnur viel zu weit einrollen und dann den Fisch mit dem Gaff nicht zu erreichen imstande sind. Es zeigt sich hier dasselbe Bild wie bei der Flugfischerei bei Verwendung des Aushebenetzes. E s ist leichter und viel gefahrloser, wenn man die Schnur zu wenig eingerollt hat, dies nachzuholen als die 121

einmal eingeholte Schnur wieder auszugeben und den Fisch mit dem bereits aus dem Wasser gehobenen Kopf in sein Element zurücksinken zu lassen. Meistens wird er dann noch einmal einen Versuch zur Flucht machen. Ist man darauf nicht gefaßt oder will ihn mit Gewalt hindern, weil man ihn nun doch schon einmal in erreichbarer Nähe hat, so kann die Geschichte leicht zugunsten des Fisches enden. Hat man die Schnur entsprechend weit eingerollt und den Fisch ans Ufer geführt, greife man zum Gaff (nicht eher, er könnte bei einem neu einsetzenden Kampf hinderlich sein), trete soweit als möglich ans Wasser heran, strecke die Hand, in der man die Gerte hat, mit dieser hoch und hebe so den Fisch etwas an. Ist er nicht zu schwer, vielleicht nur 10 bis 1 2 Pfund, kann man ihm den Kopf über Wasser halten; ist er aber bereits so abgedrillt, daß er bewegungslos auf der Seite liegt, ist dies nicht notwendig. Nunmehr lege man ihm den Gaff mit der Spitze nach unten über den Rücken und reiße ihm mit starkem Ruck das scharfe Eisen in den Leib. Nach dieser Manipulation muß der Gaffstock s e n k r e c h t zum Fische stehen, damit dieser sich nicht etwa noch im letzten Augenblick befreien kann. Der Fisch wird dann aufs Trockene gehoben. Bei kleineren Fischen setzt man den Gaff hinter dem Kopfe bis nahe Leibesmitte an, bei großen entweder hinter dem Kopfe oder in den hinteren Partien. E s ist sicherer, wenn der Fisch am Gaff nicht waagrecht hängt, sondern beim Heben entweder Kopf oder Schwanz nach abwärts gerichtet ist. Ich weiß, daß diese Art der Landung manchem unüberwindliche Schwierigkeiten bereitet und er lieber auf die Gaffanwendung verzichtet. Trotzdem glaube ich sagen zu müssen, daß diese Waffe beim Angeln auf Großfische unentbehrlich ist. Jeder Spinnfischer, der den Gaff zu handhaben weiß, wird, wenn er ihn einmal not122

wendig braucht, die Stunde loben, die ihm eingegeben hat, einen solchen zu erwerben. Sollte es dem Angler infolge irgendeines Umstandes nicht gelingen, den Fisch mit dem Gaff zu erreichen, so kann ich ihm nur den R a t erteilen, den e r m ü d e t e n Fisch (ich betone „ermüdeten" besonders, weil ich weiß, daß bei Drill und Landung vieles, um nicht zu sagen das meiste, infolge von Aufgeregtheit und Nervosität verkehrt gemacht wird) an irgendeinen Stein oder sonst einem bis zum Wasserspiegel oder in seine Nähe reichenden Gegenstand am Ufer zu führen und dort mit starkem Zug nach oben festzulegen. Gelingt es ihm nunmehr, mit der Hand die Schnur zu erreichen, o h n e d a ß d i e s e a u ß e r S p a n n u n g g e r ä t , wodurch j a der Fisch von der Strömung wieder abgetrieben werden könnte, so kann er sich so nahe an die Beute heranarbeiten, daß er diese leicht mit dem Gaff erreichen kann. Dies ist ein Weg, auf dem es auch noch gelingt, des gehakten Fisches habhaft zu werden. Ich persönlich ziehe es jedoch vor, die Gerte erst aus der Hand zu legen, wenn der Fisch am Gaff hängt und in Sicherheit gebracht ist. Betone: D i e G e r t e s o l l o h n e N o t n i c h t a u s d e r Hand gegeben werden. Nunmehr komme ich auf die Landung ohne Gaff auf Kies- oder Sandbank zu sprechen. Springt dem Spinnfischer, der von Kies- oder Sandbank aus angelt, ein Fisch an den Köder und hat er ihn glücklich müde gedrillt, so mache er nicht den Fehler, bei der Landung weiter vom Wasser zurückzutreten als er steht und den Fisch hinterher zu schleifen. Ich betrachte dies als das Allerverkehrteste, was nur einer machen kann, und es gehen zweifellos eine große Anzahl guter Fische durch dieses Experiment verloren, die auf andere Weise todsicher hätten gelandet werden können. 123

Wird der Fisch auf solche Weise zu landen versucht, so wird er fast immer, sobald er mit seinem Körper auf dem Kies oder Sand streift, was ja unvermeidlich ist, wenn man weit vom Ufer steht, zu schlagen und sich zu wälzen anfangen und seine letzten Kräfte einsetzen, um von den Haken loszukommen. Dieses ist die gefährlichste Phase der Landung. D e r F i s c h w i r d uns n i c h t den G e f a l l e n t u n , s i c h s o f o r t w i e d e r i n s t i e f e W a s s e r zu s t ü r z e n , s o n d e r n er w i r d d a , wo er g e r a d e im s e i c h t e n W a s s e r den G r u n d s p ü r t , s i c h v e r z w e i f e l t w e h r e n u n d w ä l z e n . Was bleibt nun zu tun, um eines solchen Fisches eventuell doch noch habhaft zu werden ? Die Antwort lautet: Nur eines: D i e G e w a l t a n w e n d u n g an u n p a s s e n d s t e r S t e l l e . Der Angler muß den Fisch, trotzdem dieser sich wild gebärdet, einfach aus seinem Element herausreißen. In sehr vielen Fällen wird ein solcher Landungsversuch eine Niederlage für den Angler. Jeder erfahrene Spinnfischer wird schon die Beobachtung gemacht haben, daß scheinbar vollständig abgekämpfte Fische, in dem Moment, in dem sie über Sand, Schlamm, Kies oder Wasserpflanzen geschleift wurden, wieder lebhaft sich gebärdeten und den Kampf aufs neue mit ungeahnter Kraft aufnahmen. Der letzte Kräfteeinsatz dauert nie lange. Aber es genügen oft schon einige Sekunden oder ein paar starke Schläge, um ihm die Freiheit zu bringen. Hat der Fisch sich aber einmal im seichten Uferwasser losgeschlagen und hat er damit nicht seine Energien vollständig erschöpft, steht der Angler nicht unmittelbar vor oder besser noch hinter ihm, dann — freß' ich meine Wasserstiefel mit samt den Einlegesohlen, wenn er seiner noch habhaft wird. Diese Art von Landung betrachte ich als ganz ungeeignet (ich führe sie nur an, weil mir bekannt ist, daß sie geübt wird), deshalb, weil es auf andere Weise viel sicherer ist, sich des Fisches zu versichern. 124

Wenn m a n von der Kiesbank aus den Fisch m a t t gedrillt hat, h a t man weiter nichts zu tun, als diesen mit stets gespannter Schnur und nicht zu hoch erhobener Gerte einzurollen. (Hier ist es gleichgültig, ob die Schnur wenig oder viel verkürzt wird, da ja ein Abfangen mit Gaff nicht in Betracht kommt.) Die Schnur muß mindestens so weit verkürzt werden, daß es möglich ist, dem Fisch den Kopf etwas aus dem Wasser zu heben. In dieser Lage wird er dann dem Ufer zugeführt und auf dieses geschleift. Man wird die Beobachtung machen, daß es dem Fische gar nicht einfällt, herumzuschlagen oder sich auch nur zu wehren. E r wird sich, sobald er mit dem Kopf etwas höher als dem Körper herangeführt wird, lammfromm verhalten und eine Verlustgefahr ist vollständig ausgeschaltet. Steht man im Wasser mit dem abgedrillten Fisch, so ist die Landung eine noch leichtere. Man führt den Fisch zu sich her, indem man die Schnur verkürzt, hebt den Kopf etwas über Wasser und dirigiert ihn v o r s i c h h e r d e m U f e r zu. Man soll dabei unmittelbar hinter dem Fische stehen. Zuerst ist die Gertenspitze, dann der Fisch und zum Schluß der Fischer auf dem Trocknen. Diese Art der Landung ist die allersicherste, und wer es schon gemacht hat, der weiß, wie leicht es geht. Wer es zum ersten Male versucht, ist erstaunt darüber, wie sicher er den Fisch ohne Kampf dem Ufer zuführen kann. E r ist erstaunt darüber, wie wenig selbst ein schwerer Fisch bei dieser Art Landung das Angelzeug belastet. Woran die meisten Angler sich stoßen, ist das Gesehenwerden vom Fisch. Was ist denn aber dabei, von einem abgedrillten Fisch gesehen zu werden ? Daß er vielleicht noch einmal in die Strömung geht und sich auf diese Weise ganz verausgabt ? Kann sein, daß er dies tut. Was liegt da schon daran! Desto sicherer ist er mir. Ist er nicht abgekämpft, so ist die Landung, wenn er nur einigermaßen gewichtig ist, sowieso eine unsichere Sache. Also lasse man ihn sich ermüden so viel er will oder muß 125

und habe keine Angst, ihm vor die Lichter zu kommen. Hätte er sich befreien können, würde er es schon während des Anfangskampfes oder im Verlauf des Drills getan haben. Mag er sich noch so wild und verzweifelt wehren, das hat nichts zu bedeuten. Um seine Kräfte zu erschöpfen, wird er ja gedrillt. J e ungebärdiger er sich benimmt, desto eher ist er erlahmt. Gelingt es ihm aber wirklich, von den Haken loszukommen und ist er nicht sehr schmerzhaft verletzt, hat er die Geschichte schnell vergessen und unter Umständen kann es noch am gleichen Tage gelingen, trotzdem man gesehen wurde, ihn abermals an die Haken zu bekommen. Ist die Verletzung eines freigewordenen Fisches eine erhebliche, was man natürlich nie wissen kann, so muß man freilich die Hoffnung begraben, ihn gleich wieder an die Angel zu bringen. Stark verletzte Fische meiden den Platz, an dem ihnen die Verletzung beigebracht wurde meist für längere Zeit, mitunter auch für immer. Eine alte Geschichte: Ein schlechtsitzender Haken reißt aus, so oder so, ob man beim Drill gesehen wird oder nicht, denn ohne Kampf wird man einen großen Fisch nicht landen können. Flüchtet der Fisch beim Ansichtigwerden des Anglers, so kann und wird man diese Flucht genau so parieren, als ob man nicht gesehen worden wäre. V o r e i n e m V e r s t e c k s p i e l w ä h r e n d des D r i l l s m ö c h t e i c h e n t s c h i e d e n a b r a t e n , da i c h es f ü r vollkommen zwecklos, unter Umständen sogar für n a c h t e i l i g finde. W e n n m a n a n n i m m t , d a ß ein g r o ß e r F i s c h , besonders aber e i n H u c h e n , sich deshalb williger a n s U f e r s c h l e i f e n l ä ß t , weil er den A n g l e r n i c h t s i e h t , so i s t das ein g r ü n d l i c h e r I r r t u m . Man muß doch immer beherzigen, daß jedes Geschöpf sich um sein Leben wehrt bis zum Letzten. So doch auch der Fisch. Läßt er sich auch manchmal willig ins seichte Wasser führen, wenn er den Angler nicht sieht, wenn er nicht weiß, was mit ihm vorgeht, um so verzweifelter 126

werden seine Schläge werden, wenn er den Kies oder Sand unter dem Bauche spürt, und dann hat er meist gewonnenes Spiel, wenn der Fischer sich schon darüber zu freuen beginnt, daß es diesmal so leicht mit der Landung geht. Man freue sich nicht zu früh, wenn ein Fisch sich fast kampflos dem Ufer zuführen läßt. Dies ist immer eine bedenkliche und gefährliche Sache. Einen solchen Fisch zur Landung zu bringen, gelingt nur in den seltensten Fällen. Meistens wird er sich wieder losschlagen. Ich habe es w i e d e r h o l t u n t e r n o m m e n , F i s c h e , d i e s i c h k a m p f l o s zu e r g e b e n s c h i e n e n , d u r c h h e f t i g e a u f f a l l e n d e B e w e g u n g e n zu e r s c h r e c k e n u n d so z u r F l u c h t u n d d a m i t in d e n K a m p f zu t r e i b e n . Dabei war es mir immer möglich, den Fisch im freien Wasser abzudrillen und dann ermüdet dem Landungsplatze zuzuführen. — Verfährt man so, hat man viel eher Aussicht, den Fisch fangen zu können, als wenn man versuchen wollte, den sich scheinbar Ergebenden zu landen. Jedem Spinnfischer kann ich nur dringend empfehlen, die Landung auf die beschriebene Weise vorzunehmen oder doch zu versuchen. Ich bin der felsenfesten Überzeugung, er wird es nie mehr anders machen, er wird nie mehr weit in die Kiesbank zurücktreten und den Fisch hinterherschleifen und — er wird nie mehr einen starken Fisch bei der Landung verlieren. Hier möchte ich einen Fall aus meiner Praxis einflechten. In der Alz, die seinerzeit viel Huchen beherbergte, ist es mir passiert, daß mir ein 14 Pfund schwerer Huchen beim Herausführen auf die Kiesbank plötzlich von den Haken fiel und im vielleicht noch 35 bis 40 cm tiefen Wasser lag. Der Fisch hatte sich beim Drill besonders wild gebärdet und war nach 5 oder 6 Minuten schon todmüde. Bei der Landung bzw. beim leichten Anheben des Kopfes auf den Wasserspiegel kam nun sein Eigengewicht etwas mehr zur Geltung und die eine 127

Spitze des Drillings, die nur noch durch eine Schleimhautfalte festgehalten wurde, riß aus. Da ich nun h i n t e r dem Fisch im seichten Wasser herwatete, gelang es mir noch, nachdem ich mich blitzschnell der Gerte durch einen Wurf ans Ufer entledigt hatte, ihn mit den Händen abzufangen. Nie hätte ich ihn bekommen, wenn ich bei der Landung auch nur fünf Schritte in die Kiesbank zurückgetreten wäre und mich vor dem Gesehenwerden gescheut hätte. Der geringste Schlag hätte genügt, ihm die Freiheit zu bringen. Da der Zug auf das Ufer, d. h. das Herausschleifen, jedenfalls mehr Kraft beansprucht hätte, als das leichte Anheben des Kopfes auf den Wasserspiegel, wäre mit einem Verlust sicher zu rechnen gewesen. Ich komme nun zur dritten Art der Bergung, der Landung mit der Hand. Ist die Landung mit dem Gaff schon ab und zu nicht ganz einfach, so stellen sich der Bergung des Fisches mit der Hand manchmal ziemliche Schwierigkeiten entgegen. Am schwierigsten ist diese dort vorzunehmen, wo als Uferschutz grober Steinwurf liegt. Verhältnismäßig leichter ist sie dort zu bewerkstelligen, wo man flachen Wiesenboden hat und der Wasserspiegel gut erreichbar ist. Der abgedrillte Fisch wird herangeführt, die Schnur darf aber nicht so stark verkürzt werden, wie es bei der Landung mit dem Gaff beschrieben ist. Sie muß um das ungefähre Maß des Gaffstockes länger sein, da sonst der Fisch nicht zu erreichen ist. Der Kopf wird langsam etwas aus dem Wasser gehoben. Hat man bis jetzt mit dem Fisch mit zwei Händen gekämpft, so hat man ihn nunmehr mit einer zu halten. Die Hauptsache ist, das sei zwischendurch erwähnt, daß er gut abgedrillt und ermüdet ist. Das erste, was man zu tun hat, sobald die Schnur entsprechend weit eingerollt ist, ist, daß man sich mit dem Oberkörper so weit neigt, daß man den Wasserspiegel leicht erreichen kann. Ist dies aber nicht 128

gut möglich, knie oder lege man sich hin. Wenn die Verkürzung der Schnur richtig vorgenommen wurde, so muß man dem Fisch unter Hochhalten der Gerte unter die Kiemendeckel greifen können. Ist dies gelungen, mache man eine Faust und hebe den Fisch ans Ufer. Hat man mit großen Fischen zu tun, so darf man nicht zaghaft zugreifen, sonst zieht man den kürzeren, wenn diese nicht sehr gut verangelt sind. — Dies liest sich natürlich viel leichter und einfacher, als es in die Wirklichkeit umgesetzt ist. — Ich weiß manch' schönes Lied zu singen, von den Schwierigkeiten und Komplikationen, mit denen man bei dieser Landungsart zu rechnen hat. Mehrmals schon war ich genötigt, Huchen im Gewichte bis zu 35 Pfund auf diese Art zu landen, und ich freue mich, sagen zu können, daß es mir immer geglückt ist. M a n h ü t e s i c h , die G e r t e f o r t z u l e g e n . D i e s zu t u n , i s t u n t e r k e i n e n U m s t ä n d e n r i c h t i g . Es beweist nur, daß man nervös geworden ist und sich nicht mehr zu helfen weiß. Wenn man auch glaubt, den Fisch schon vollständig abgedrillt zu haben, so kommt es doch manchmal vor, wie bereits erwähnt, daß seine Lebensgeister nochmals rege werden und er eine nochmalige Flucht versucht oder macht. Was nun passieren kann, wenn man die Gerte weggelegt und die Schnur in der Hand hat, braucht wohl nicht näher beschrieben zu werden. Denn legt man die Gerte fort, muß man doch die Schnur in der Hand halten und dies ist bei der Landung mit der Hand nicht empfehlenswert, weil es eben viel sicherer mit der Gerte in der Hand auch geht. — Wohl gebe ich zu, daß Fälle eintreten können, in denen man die Gerte fortzulegen gezwungen ist. Das wäre z.B. dann der Fall, wenn man zur persönlichen Sicherheit sich irgendwo festhalten müßte. Aber solche Fälle bilden eine Ausnahme, sind nicht die Regel. Freilich gehört dazu eine gewisse Übung. Wenn man meine Worte aufmerksam liest und danach handelt, E d e r , Der Kaubtiscbjäger.

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wird die Landung unter normalen Uferverhältnissen bald keine besonderen Schwierigkeiten mehr bereiten. Ich betone noch einmal: Die Verkürzung der Schnur auf das bestimmte Maß, das sich mit den verschiedenen Uferverhältnissen ändert, spielt die Hauptrolle. Man muß den Fisch mit hochgehobener Gerte gut erreichen können. Mit zu stark verkürzter Schnur ist dies überhaupt nicht möglich, versuchte man es aber, dann wäre man gezwungen, die Schnur an der Rolle zu sichern und die Gerte beim Mittelteil oder gar an der Spitze zu erfassen. Unvorteilhaft ist es, den Fisch zum Zwecke der Landung an oder zwischen Steine u. dgl. zu führen, so daß er eventuell anstößt. Dieses Anstoßen wird ihn meistens dazu verführen, ehe man ihm beikommen kann, einen letzten Gang zu wagen, der leicht dann zu seinen Gunsten ausfallen kann, wenn es sich nicht um eine Flucht handelt, sondern wenn er am Ufer um sich schlägt und sich wälzt. D a s s i c h e r s t e i s t u n d b l e i b t , i h m m i t d e r H a n d , die die G e r t e h ä l t , d e n K o p f a n z u h e b e n u n d m i t d e r a n d e r e n H a n d u n t e r die K i e m e n d e c k e l v o n d e r B a u c h s e i t e h e r zu g r e i f e n . Ein Griff in die Augenhöhlen des Fisches, zum Zwecke des Heraushebens, ist eine Sache für sich. Wer diesen Griff anwenden will, muß schon verteufelt fest zugreifen, selbst wenn die Beute nur 10 Pfund wiegt, denn das läßt sich der Fisch nicht gerne gefallen. Ebenso ist es mit dem Griff über den Rücken hinter dem Kopf. J a , einen Fisch mit einigen Pfunden kann man vielleicht packen, wenn er aber 1 5 oder mehr Pfund wiegt, dann ist der Versuch zwecklos, denn da müßte man schon „Langfinger" sein, um ihn dingfest machen zu können. Großen Fischen zum Zwecke der Landung (sei es nun mit oder ohne Gaff) den Kopf aus dem Wasser zu heben, bedarf ziemlichen Kraftaufwandes. Die Möglichkeit, daß dabei ein schlechtsitzender oder sich während des Drills gelockerter Haken ausschlitzt, besteht immerhin. Jedoch kommt dies nur ä u ß e r s t s e l t e n vor. 130

so selten, daß man damit gar nicht zu rechnen braucht. Hält man den Fisch durch starken Zug an der Oberfläche, so gelingt es wohl, ihn mit dem Gaff zu fangen, will man ihn jedoch mit der Hand herausnehmen, wird man wohl oder übel den Kopf etwas über den Wasserspiegel heben müssen, um ihm unter die Kiemendeckel fassen zu können. Auf noch eine Landungsart, welche auch unter Umständen angewendet werden muß, sei kurz hingewiesen. Das ist d a s H e b e n des F i s c h e s a u s d e m W a s s e r m i t d e r S c h n u r in d e r H a n d . Ist ein Fisch so schwer, daß man ihn mit der Gerte nicht heben kann, ohne diese zu gefährden, oder ist dies wegen der Uferhöhe überhaupt nicht möglich, so ist das einzige Mittel, seiner habhaft zu werden, das Herausheben mit der Schnur in der Hand. Weist die Schnur die entsprechende Haltbarkeit auf und versteht sich der Angler auf diese Bergungsart, so glückt diese meistens. Voraussetzung ist, daß die Haken Fleisch- oder Muskelpartien durchstochen haben, die imstande sind, das Eigengewicht des Fisches zu tragen. Der durch den Drill ermüdete Fisch wird an eine Stelle des Ufers geführt, wo keine Gefahr besteht, beim Heben anzustreifen. Durch ein Anstoßen oder -streifen wird der Fisch zur Bewegung gereizt und dieses Zappeln bringt ihm fast immer die Frfeiheit. Am ehesten gelingt ein Fang an einer Kaimauer oder einer steilen Wand, wo man eine gewisse Sicherheit hat, daß auf der Senkrechten keine Hindernisse im Wege stehen. So habe ich, um ein Beispiel anzuführen, seinerzeit an einer 3 m hohen Kaimauer einer Fabrik am Lech einen I3pfündigen Huchen mit der Schnur über diese heraufgehantelt. Diese Beute, die ich schon gleich nach dem Anbiß für verloren gab, hat mich, wenn sie auch nicht bedeutend war, besonders erfreut. Ist der Fisch vom hohen Ufer aus abgekämpft, was verhältnismäßig schnell geht, da er ja Gelegenheit hat, 9'

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nach Lust und Liebe an der Oberfläche herumzuschlagen (Schnurfahrenlassen nützt hier nicht viel, da man den Fisch doch immer wieder hoch heranziehen muß und ihn dadurch stets von neuem veranlaßt, an die Wasseroberfläche zu fahren. Natürlich aber wird man ihm im Anfangsstadium des Kampfes Schnur abziehen lassen, sollte er eine Flucht machen wollen), so hebt man ihn mit dem Kopf über den Wasserspiegel und tritt soweit wie möglich an den Rand des Ufers, hält die Gerte mit einer Hand hoch, eventuell auch seitwärts, daß man sich mit der anderen der Schnur bemächtigen kann (die Gerte soll nicht weggelegt und dann erst die Schnur ergriffen werden). Sollte man die Fühlung mit dem Fisch verloren haben, was bei exaktem Arbeiten nicht vorkommt, so suche man diese Verbindung nicht durch schnelles Anreißen, sondern ganz sachte wieder herzustellen. Es braucht deshalb nicht langsam zu geschehen, nur jede Kraftäußerung muß dabei unterbleiben. Hat man den „Anschluß" gefunden, hebe man l a n g s a m u n d g l e i c h m ä ß i g a n , mit einer Hand stets unter die andere greifend. Auch im letzten Moment, wenn der Fisch schon zur Hälfte auf dem Ufer ist, darf man nicht eiliger sein, sonst kann durch einen etwas zu schnellen, ruckartigen Schwung die Beute, der man schon sicher zu sein glaubt, noch ins Wasser zurückfallen. Uber sehr hohe Wände zu fischen, wie man in den Bergflüssen öfters Gelegenheit hätte, ist, da die Landung eines gehakten Fisches fast nie gelingt, zwecklos. Hat man kein Boot zur Verfügung, lasse man die dort stehenden Fische in Ruhe, denn eines Tages, sei es nun vor oder nach der Laichzeit oder nach einem Hochwasser, hat doch der eine oder andere seinen Standplatz verlassen, und man hat Gelegenheit, ihn an günstigerer Stelle zu erbeuten. Diese unerreichbaren Standplätze sind natürliche Schonreviere, und es wäre nur wünschenswert, wenn sich in allen Flüssen und Bächen solche befinden würden. 132

IV. TEIL

Der Huchen

Der Huchen ist der größte und stärkste Raubsalm des Süßwassers, zugleich ein ganz erstklassiger Schwimmer, der es versteht, seine Beute zu erhaschen, wie die Schwalbe das Insekt im Fluge. Alles Lebende flieht, wenn sein mit schwarzen Flecken geschmückter, hellbrauner oder grauer drehrunder Körper gleich einem Torpedo blitzartig durch die Fluten jagt. Zur Zeit der Entwicklung der Laichprodukte befällt den Huchen die Wanderlust. Viele, viele Kilometer wandert er flußaufwärts den Laichplätzen entgegen. Nach vollbrachtem Laichgeschäft fällt er wieder in tieferes Wasser zurück. Oft läßt er sich von der Strömung wieder dorthin zurücktreiben, von wo er gekommen. Findet er unterwegs eine ihm zusagende Stelle und gutes Jagdrevier, bleibt er mitunter auch dort als Standfisch. — Seine Laichzeit fällt im Flachland oder den Flüssen, die aus den Vorbergen kommen, auf die letzten zwei Wochen im April. Die Schonzeit ist vom 15. März bis 30. April. Diese reicht aus, um seine natürliche Vermehrung sicherzustellen. 'Das Brittelmaß von 55 cm ist etwas niedrig gewählt. In Anbetracht dessen aber, daß diese kleinen, nicht ganz drei Pfund schweren Fische an 133

den verhältnismäßig großen Ködern nicht so häufig gefangen werden, weil sie eben leicht wieder loskommen, ist es gewiß nicht von ausschlaggebender Bedeutung. Es besteht keine Gefahr, daß der Bestand durch den Angler sonderlich zu leiden h a t oder dezimiert wird. Die Erhöhung des Brittelmaßes m u ß aber deshalb angestrebt werden, weil Private sowie Fischhändler es sich angelegen sein lassen, ständig nach kleinen Fischen zu fragen, was begreiflicherweise dazu führt, daß kein Fisch , der nur annähernd das gesetzliche Maß aufweist, aus dem Netz die Freiheit erhält. Ein erstrebenswerter Zustand wäre es, wenn überall, wo der Huchen vorkommt, ein entsprechend hohes Brittelmaß festgesetzt würde. Auch eine Verschiebung der gesetzlichen Schonzeit für die kalten, schneewasserführenden Flüsse des Alpenlandes erweist sich als notwendig. Der Huchen ist ein Fisch des schnellfließenden Wassers. Keine Strömung ist ihm zu stark und kein Wasser zu wild, wenn er nur den geringsten Stand hinter einem Stein od. dgl. findet. Die Wehre, die ihre Wasser tosend in wildem Sturz zur Tiefe senden, wo sprühende Perlen, schäumende Wirbel und Rückstau ein lebhaftes Durcheinander bilden, sind Sein Dorado. Hier findet er Nahrung und sicher auch ein ruhiges Fleckchen, wo er nicht gestört wird u n d ruhig verdauen kann. Im freien Strom sucht er zur Ruhe die tiefen, langgestreckten und ruhigfließenden Gumpen auf. Bei seinen Jagdzügen trifft man ihn häufig in den seichten Rinnsalen, mitunter auch in Altwässern, die er an kalten Wintertagen, wenn der Fluß viel Grundeis führt, ebenfalls zu seinem Schutze aufsucht. Auch wenn der Fluß in seiner ganzen Breite mit Treibeis bedeckt ist, kann man ihn dort antreffen. Auf grobem Schotter steht er lieber als auf feinsandigem oder schlammigem Boden, letzteren meidet er möglichst. Felsbänke, die weit in den Fluß ragen und. tiefe Spalten aufweisen, liebt er besonders. Er findet hier in den im Winterschlaf liegenden Barben reichliche 134

Nahrung und ist gegen antreibendes Eis, Schwemmholz od. dgl. geschützt. Auch kann die Netzfischerei hier nicht betrieben werden. Nur durch den Angler oder durch den Fallenfischer kann er an solchen idealen Stellen beunruhigt werden. Der Huchen geht das ganze Jahr über an die Angel. Die beste Zeit ist jedoch Oktober bis zum Beginn der Schonzeit, Mitte März. Bei trübem, regnerischem Wetter im Oktober ist der Erfolg oft größer als an den günstigsten Wintertagen. Dies trifft besonders auf die Flüsse zu, die den Sommer über infolge der Schneeschmelze in den Bergen schmutzig waren. Der Huchen hat während dieser Zeit Nahrungsmangel gelitten und geht nun gern an die Angel. Wenn Grundeis in großen Mengen flußabwärts treibt, gelingt es nur selten, einen Fang zu machen. Der Fisch sucht sich einen geeigneten Platz zum Schutze gegen das Eis, den zu verlassen er nicht leicht bewegt werden kann. Nur den Köder, der ihm unmittelbar an den Rachen getrieben wird, ergreift er. Trifft man unvermutet den Fluß voll Grund- oder Treibeis an, empfiehlt es sich, die wenigen eisfreien und tiefen Gumpen am Ufer zu befischen. Stellen, die durch Felsblöcke oder Schwemmholz vor antreibendem Eis geschützt sind, versprechen am ehesten noch Erfolg. — Bei übermäßig großer Kälte, wenn der Schnee knirscht und wenn Rauhreif Baum und Strauch, Schilf und Wald mit kristallenen Nadeln schmückt, wenn schon nach einigen Würfen Gertenringe und Schnur gefrieren, ist das Spinnen auf Huchen nur selten noch von Erfolg gekrönt. Hie und da gelingt es trotzdem noch an eisfreien Stellen einen zu fangen. Bei so kalter Witterung ist es aber keine angenehme Sache, alle paar Minuten das Eis abkratzen zu müssen. Solange es sich nur um die Ringe und um die letzten Meter Schnur handelt, mag es noch angehen, hat aber wirklich ein Huchen zugegriffen, der ausgiebig gedrillt werden muß, ist es nicht zu vermeiden, daß die ganze Schnur naß wird und damit auch die 135

Rolle. E s ist mir bei großer Kälte schon passiert, trotzdem ich mit guten Seidenschnüren fische, daß nach längerem Drill und Landung eines Huchens Schnur und Rolle eine einzige feste Masse bildeten, so daß ich genötigt war, das weitere Angeln zu beschließen oder Reserverolle und Schnur zu verwenden, die ich bei sehr großer Kälte meistens mitführe. Die kurze Spanne Zeit, während welcher die Gerte an einem Strauch od. dgl. lehnt, um einen gefangenen Fisch im Rucksack unterzubringen, genügt oft, Rolle und Schnur in ein unlösliches Stück zu verwandeln. Als die günstigsten Temperaturen zum Huchenangeln im Winter habe ich die zwischen + 5 ° bis — 3 0 kennengelernt. Solange man keinen Anbiß bekommt, solange man zum Zwecke des Drills keine Schnur zu verwenden braucht, solange kann man die Schnur auf der Rolle auch trocken halten, indem man bei jedem Wurf bestrebt ist, die Gerte zum Zwecke des Einrollens etwas höher als gewöhnlich zu halten. Man braucht deshalb den Köder nicht an der Oberfläche führen, man muß nur eine etwas größere Bebleiung vornehmen. Die Gerte darf aber nicht steil gehalten werden, da sie sonst bei einem Anhieb aller Wahrscheinlichkeit nach zerbrechen würde. Ein für den Anhieb eben noch gangbarer Winkel darf beim Einrollen nicht aus dem Auge gelassen werden. Allerdings, jeder Wurf muß exakt sein, sobald auch nur einer mißlingt, indem man die Schnur überlaufen läßt oder durch Überlagern der aufgerollten Schnur eine Perücke macht, ist es mit dem Trockenhalten meistens schon vorbei. Beseitigt man dann nicht sofort das gefrierende Wasser durch Abstreifen mit einem Lappen, dem Joppenzipfel od. dgl. und entfernt nicht gründlich die bereits angesetzten Eiskristalle, so werden ununterbrochene Wurfhemmungen einem den Sport bald verleiden. Fast nutzlos sind alle Mittel, die angewandt werden, um die Schnur vor dem Gefrieren zu schützen. Der Uferfischer kann das Gefrieren noch weniger vermeiden, als der, der 136

vom Kahne aus angelt, aber auch bei letzterem ist es nicht zu umgehen. Den meisten Schutz gegen das Eis bietet eine möglichst dichtgeklöppelte Schnur, die nicht viel Wasser aufsaugen kann. Das Ergebnis der Spinnfischerei bei großer Kälte ist durchschnittlich sehr minimal. Meistens ist der Fluß an seinen Ufern auch noch mit Randeis belegt, das oft mehrere Meter hinausreicht, was an und für sich schon ein gewaltiges Hindernis beim Angeln ist. Schon ein paarmal ist es mir passiert, daß ich beim Einrollen des Köders mit der Schnur an der scharfen Kante des Randeises streifte und diese dann glatt abgeschnitten wurde, so daß Köder, System und Vorfach unwiederbringlich verloren waren. Läßt sich dieses Anstreifen auch oft vermeiden, so können doch Fälle eintreten, wo dies nicht zutrifft, und dann hat man den Schaden zu tragen. Daß die Landung eines Fisches bei starkem Randeis unüberwindliche Schwierigkeiten bieten kann, möchte ich nur nebenbei erwähnen. (Als NB. möchte ich bemerken: Auch bei Randeis ist es gut, eine nicht zu kurze Gerte zu haben.) Konnte man dem Anstreifen mit der Schnur am Randeis nicht aus dem Wege gehen, unterziehe man sie einer Prüfung auf ihre Stärke. Es ist im Winter sehr notwendig, die Schnur tagsüber mehrfach zu untersuchen. Oft wird man überrascht sein, daß man trotz kurzer Benutzungsdauer schon gezwungen ist, einige Meter, die stark unter den angesetzten Eiskristallen gelitten haben, wegzureißen. Im Mai schon geht der Huchen gern an die Angel. Die kleineren aus den Vorbergen der Donau zuströmenden Flüsse sind allerdings um diese Zeit nicht immer rein genug, um ihm nachstellen zu können. Meistens wird es Juni, bis eine gütige Sonne imstande ist, den Schnee von den Bergen zu schmelzen. Erst dann werden diese Flüsse rein, und es gelingt manchmal an den heißesten Sommertagen, freilich leichter am frühen Morgen oder späten Abend als untertags, eines Huchens mit der 137

Spinngerte habhaft zu werden. Die großen Flüsse, die aus den Alpen kommen, führen oft bis spät in den Herbst hinein, mit kleinen Unterbrechungen oft bis November, schmutziges Wasser, hervorgerufen durch Schneeschmelze und Gewitterregen in den Bergen. Da diese großen Wasser, besonders Inn und Donau, das Sammelbecken für alle anderen Wasserläufe darstellen, ist es verständlich, daß sie sich erst reinigen, wenn die Natur das starre Winterkleid übergeworfen und die Erde mit Schnee und Eis bedeckt hat. Wenn in den kleineren Flüssen der Huchen auch nicht die Größe erreicht, wie in den großen wasserreichen, so kommen doch noch Exemplare von 20 bis 30 Pfund nicht zu selten vor. Immerhin schon Objekte, auf die es sich sportlich verlohnt, Jagd zu machen. Bei Niederwasser im Sommer sowohl wie im Winter, wenn der Huchen in den Gumpen bei den anderen Fischen sich aufhält, sind die Aussichten auf einen Fang nicht besonders günstig. Am ehesten gelingt es noch bei Tagesgrauen, an nebeligen, trüben Tagen oder bei Einbruch der Dämmerung, Beute zu machen. Die Standorte des Huchens sind in kleinen Flüssen für den, der nur einigermaßen Praktiker ist, ohne weiteres aufzufinden. Es sind dies die tieferen Stellen, die durch Felstrümmer oder sonstige große Steine, versunkene Baumstämme u. dgl. verunreinigt sind, die hohlen Ufer, an denen die Strömung vorbeigeht, die Mündung von Bächen oder aber der Zusammenfluß zweier Rinnsale desselben Flusses, wenn dieser Zusammenfluß eine Gumpe oder tiefe Rinne ausgewaschen hat. An solchen Plätzen findet er einen ruhigen, geschützten Stand und meistens auch ein gutes Jagdrevier. — Ungleich schwerer ist es, in durchaus korrektionierten großen Flüssen seinen Standort zu finden. Im allgemeinen wird man sich ja wohl auch an das Obengesagte halten können, falls überhaupt solche Stellen zu finden sind. Hat ein Hochwasser einen Schutzdamm mit Fa138

schinen oder Steinwurf ins Flußbett geworfen, so kann man mit gewisser Sicherheit darauf schließen, daß sich Huchen dort aufhalten. Die Einbauten, an denen das Wasser sich staut und bricht, um außerhalb dieser in starkem Strom vorüberzurauschen, hinter denen sich also kleine, ruhige Gumpen mit R ü c k s t a u bilden, sind bevorzugte Standplätze. Mit großer Mühe, eventuell mit Gefahren verbunden, ist das Angeln vom mit grobem Steinwurf geschützten Ufer. H a t man nicht eine so lange Gerte, daß man mit der Spitze über die Steine hinausreichen kann, so bleibt nichts übrig, als auf dem B a u von einem Block auf den anderen zu klettern. Wenn man dies Spiel 6 oder 8 Stunden hintereinander treibt, hat man gewiß mehr wie genug davon, zumal die Aussichten auf einen F a n g auch meistens nicht besonders günstig sind. Bei jedem Schritt jedoch kann es passieren, daß plötzlich und unerwartet ein Huchen aus der Tiefe springt. Man kann ahnungslos an einen guten Stand kommen, der aber dem Gesicht entzogen ist. Diese Stellen merke man sich. E s kann aber auch sein, daß sich der Huchen nur auf einem ausgedehnten J a g d z u g beutesuchend hierhergestellt hat und vielleicht nie mehr ein zweites Mal anzutreffen ist. A m Steinbau entlang fängt man mit wenigen Ausnahmen die kleineren Exemplare, die von den Großhuchen aus den Gumpen und den angrenzenden Jagdgebieten fortgebissen wurden und die sich nunmehr hier ihren Stand zu suchen gezwungen sind. In großen Flüssen von den Kies- oder Sandbänken aus zu angeln, ist nur an den Stellen angebracht, an denen es gelingt, mit einem Wurf von zirka 30 m so weit zu reichen, daß man den Köder in ein tiefes Rinnsal bringt und dort etwa 10 m weiterführen kann. Der Wurf an den R a n d der Rinne oder nur etwas darüber hinaus ist zwecklos, denn der Huchen wird, wenn wirklich einer dort steht, den Köder kaum zu Gesicht bekommen. Sollte er ihn aber doch sehen, wird er ihm im Teil einer

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Sekunde wieder entführt werden, so daß er nicht imstande ist, ihm zu folgen. Natürlich kann es vorkommen, daß ein hungriger Huchen im seichten Wasser steht und nach Beute sucht, meistens gelingt es dann aber nicht, sich unbemerkt anzuschleichen, und ist man einmal gesehen worden, ist alle Aussicht auf einen Fang vorbei. Vom tiefen Ufer aus zu angeln, ist auf alle Fälle erfolgreicher. Man kommt den Standplätzen der Fische viel besser näher, wird nicht leicht gesehen und kann ihnen den Köder viel verlockender und vor allen Dingen länger präsentieren. Der Köder soll langsam geführt werden, besonders dann aber, wenn man natürliche Fischchen verwendet, mit denen man, im Gegenteil zu einem Blinker, nicht auffällt. Auch lasse man den Köder möglichst tief sinken. Bei klarem Wasser steht der Huchen stets auf dem Grunde, und ist er nicht gerade hungrig, wird er einen sehr , hoch geführten Köder nicht beachten. Ein hungriger Fisch wird aber auch aus einer Tiefe von zwei bis drei Metern an die Oberfläche springen und sich die vermeintliche Beute holen, was ich dutzendemal beobachten konnte, wenn ich an Stellen angelte, die ein Tiefführen des Köders wegen Verunreinigung des Grundes nicht zuließen. Ist es infolge der Beschaffenheit des Flußbettes möglich, den Köder tief führen zu können, so soll man es nicht versäumen. Es ist denkbar, daß ein Fisch sehr tief am Ufer steht, vielleicht gegen Sicht von oben durch überhängende Steine oder Erdreich geschützt und es ihm gar nicht möglich ist, einen hochgeführten Köder zu sehen. Durch eine entsprechende Bebleiung ist das Tiefführen des Köders leicht zu erreichen. Wie bei jeder Art Angelsport ist es auch beim Spinnen auf Huchen von Wichtigkeit, sich nicht sehen zu lassen. Erst befische man die geeigneten Plätze am Ufer und dann erst, wenn man sich überzeugt hat, daß da nichts zu holen ist, trete man näher und werfe weiter. Nicht gesagt ist, daß kein Huchen da steht, wenn er nicht 140

gleich bei den ersten Würfen anspringt. Wenn auch der Huchen nicht so lange überlegt wie der Hecht, so ist es doch notwendig, ihm den Köder mehrmals vorzuführen. Hat man an irgendeiner Stelle einen Huchen bestätigt, so braucht man ja nicht zu glauben, daß er nicht mehr da sei, wenn er nicht gleich anspringt. Kann man es einrichten, so versuche man mehrmals am Tage sein Glück. Manchmal ist es auch gut, die Köder zu wechseln, vielleicht einen natürlichen gegen einen Reizköder oder umgekehrt auszutauschen. Wiederholt ist es mir passiert, daß ich Großhuchen mit Blinker oder natürlichem Köder bestätigte, öfter zu Gesicht, aber nie an die Haken bekam. Da verfiel ich eines Tages auf den Gedanken (es war Oktober), eine der vorher mit der Fliege gefangenen Äschen anzuködern. Die kleinste mit 36 cm köderte ich nach der Art wie S. 155 f. beschrieben, warf sie zirka 10 m oberhalb des mutmaßlichen Standplatzes ein und ließ sie am Grunde antreiben. Kaum hatte der Köder den mitten im Lechfluß liegenden Felsblock erreicht, als ihn auch der Huchen schon .in den Zähnen hatte. Nach zehn Minuten Drill hatte ich den 35 Pfund schweren Räuber seinem Element entrissen. Nach etwa drei Stunden, nachdem ich weit unterhalb den Lech an einer langen Furt durchquert hatte, befand ich mich der Stelle, wo ich den Huchen gefangen, gegenüber. Da dies ein ausgemachter Huchenstandplatz war (in der ganzen Flußbreite liegen riesige abgestürzte Felstrümmer durcheinander, über die das Wasser in wilden Sprüngen hinwegschießt), versuchte ich nochmals mein Glück. Lange ließ ich Blinker sowohl wie den gewöhnlichen Fischchenköder hinter die Felstrümmer spielen, aber vergebens. Der Wissenschaft halber versuchte ich es nochmals mit einer frischgeköderten großen Äsche, die sicher 1 Pfund schwer war. Kaum trieb die Äsche in die Vertiefung hinter einem Felsblock, als auch schon ein Huchen mit mächtigem Sprung diese erfaßte und mit gewaltigem Ruck von der Angel riß. Der 141

Köder trieb frei in der Strömung, der Räuber stürzte nach und ergriff abermals den Fisch; diesmal ließ er ihn nicht mehr fahren. Mir blieb nur ein Teil des fest angenähten Kopfes des Köders. Nach zwei Wochen fiel mir an dieser Stelle abermals ein 16 Pfund schwerer Huchen zum Opfer, der ein als Köder benutztes zirka 3 / i Pfund schweres Aitel nahm, das ich im nahen Altwasser gefangen. Mit so großen Ködern wird man natürlich nicht aufs Geratewohl angeln, sondern sie immer nur da anwenden, wo alles andere vergebens ist. Selbst mit Fischen (Nasen, Nerflinge, Aitel oder Äschen) bis zum Gewicht von zwei Pfund ist es mir gelungen, früher bestätigte Huchen zu fangen, die keinen anderen Köder mehr nehmen wollten. Ich verwende diese Großköder, wenn ich sie so nennen darf, immer noch lieber als den lebenden Fisch. Die Gerte soll zum Befischen vom Ufer aus nicht kürzer als 3 m sein. Selbst mit dieser Länge kommt man sehr häufig in Verlegenheit. Wer nur vom Ufer fischt, sollte sich unter keinen Umständen eine kürzere Gerte anschaffen. Mit einer Gerte von 2,50 m oder gar noch kürzer kann man wohl vom Kahne aus angeln, aber nicht vom Ufer eines Flusses, das häufig mit angeschwemmtem Holz od. dgl. verunreinigt ist. Ist es doch oft mit einer Gerte bis 4 m nicht einmal möglich, einladende Stellen zu befischen, weil die Gefahr besteht, daß man beim Hereinholen des Köders sich mit den Haken am Schwemmgut verfängt. Um wieviel schwieriger ist es mit einer kurzen, sog. Überkopfwurfgerte! Schilf und Krautbetten wird man mit einer langen Gerte leichter über fischen können als mit einer kurzen. Es nützt nichts, einen guten weiten Wurf zu machen, wenn nicht zugleich auch die Sicherheit besteht, daß der Köder wieder ohne Hänger ans Ufer gebracht werden kann. Und ist dies unbelastet schon nicht möglich, wie soll dies erst mit einem guten Fisch an den Haken werden. Deshalb empfehle ich zum Angeln auf Huchen vom Ufer aus eine 142

Gerte von 3,20 bis 3,50 m. Wer von hohen, breiten Steindämmen aus zu fischen gezwungen ist, der möge die Gerte so lange wählen, daß er mit der Spitze dieser noch bis an die äußeren Steine reichen kann. Nur dann kann er vermeiden, dauernd hängen zu bleiben und die Haken an den Steinen stumpf zu machen. Mit einer zu kurzen Gerte den Köder aus der Gefahrzone zu bringen, ist nur dann möglich, wenn man diesen, sobald er die Nähe des Ufers erreicht, mit Gewalt herausschleudert. Fliegt er auf Kies oder Steine, wird er bald verdorben und die Haken stumpf. Sind Stauden oder sonstige Hindernisse im Wege, dann nimmt der Verdruß kein Ende mehr, und man wird die Stunde nicht loben, in der man sich zum Ankauf einer kurzen Gerte entschloß. Mit einer langen Gerte ist man auch viel leichter imstande, das Ufer, unbemerkt vom Fisch, abzusuchen, als mit einer kurzen, die immer ein nahes Herantreten bedingt. Ich betone, ich bin gewiß nicht gegen die kurzen Gerten eingenommen. Wo es möglich ist, mit solchen zu angeln, kann man sie sogar mit Vorteil benutzen. Der Überkopfwurf ermüdet nicht so wie der Seitenwurf, da ja auch die Gerte viel geringer ist. Aber vermeiden soll man, sich lediglich deshalb eine kurze Gerte zuzulegen, weil diese gewissermaßen modern geworden sind. Der Wurf wasseraufwärts und das damit verbundene Abwärtstreiben des Köders übt kaum auf einen anderen Fisch so viel Reiz aus wie auf den Huchen. Den wie tot auf dem Grunde torkelnden Köder nimmt er besonders gern. Es darf nicht übersehen werden, der Köder darf n i c h t u n t e r S p i n n b e w e g u n g e n wasserabwärts geführt werden. Der Vorgang ist folgender: Der Köder wird wasseraufwärts geworfen, und diesen läßt man dann unter stetem Einrollen entsprechend der Schnelligkeit der Strömung auf dem Grunde treiben. Man stellt sich z. B. unterhalb, also wasserabwärts, einer Gumpe, in welcher man einen Huchen weiß oder vermutet, wirft den Köder aufwärts und läßt ihn durch die Gumpe hindurch

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unter stetem Einrollen oder Einziehen der Schnur zu sich heranschwimmen. Der Köder wird wie ein toter Fisch unter ständigen Rollbewegungen über Kies oder Sand treiben und das scheint den Huchen, selbst den vergrämtesten, zum Zugriff zu reizen. Mit Vorteil kann man Fische zur Beköderung verwenden, die an einer gewöhnlichen Spinnflucht wegen ihrer Größe und Schwere nicht mehr zu gebrauchen sind. Zum Fischen aufs Geratewohl wasseraufwärts empfehle ich Köder von 28 bis etwas über 30 cm. Frischgetötete Nasen sind besonders gut geeignet. Der Huchen nimmt seine Beute, abgesehen von wenigen Ausnahmen, bei der Leibesmitte, mit Vorliebe in der vorderen Hälfte. Aus dieser Erfahrung ködere ich so, daß ein Drilling in der vorderen Mitte liegt, der zweite etwas weiter zurück. Bei so großen Ködern kommt es schließlich auch nicht auf den Zentimeter an. Ein Huchen von nur zehn Pfund Gewicht hat einen so gewaltigen Rachen, daß bei Verwendung eines halbpfündigen Fisches als Köder beim Anbiß unbedingt ein Haken angreift, wenn diese nur annähernd die Mitte des Köders einnehmen. Genaue Anweisung zur Beköderung, besonders großer Fische, habe ich unter „Der Hecht" gegeben. Mit wenigen Ausnahmen ist das Verhalten des Huchens an der Angel nach dem Anhieb immer das gleiche. Ein mächtiger Riß, ein Ruck, ein Schlagen und Wälzen und, wenn er nicht freikommt, eine Flucht. In ganz wenigen Fällen weicht der Huchen von dieser Kampfart ab. Es handelt sich dann meistens um besonders schwere oder um übersättigte Fische. Erfolgt der Anbiß durch starken Riß, so beweist dies, daß der Huchen den Köder gut gepackt hat und außerdem noch, daß er auf Raub stand und Hunger hatte. — E i n Fisch, der sich nur durch leichten Anbiß, durch kurzes, einmaliges Anziehen, das nur die Gertenspitze in Mitleidenschaft zieht, bemerkbar macht, verrät, daß es ihm entweder nicht gelungen ist,

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den vielleicht viel zu schnell geführten Köder zu erfassen oder aber, daß es ihm gar nicht darum zu tun war, diesen zu fangen und er nur, seiner Räubernatur, der natürlichen Triebdynamik folgend, nach diesem gehaßt hat, weil sein Hunger schon gestillt war. Es kommt, wenn der Köder nahe dem Grunde geführt wird, vor, daß der Huchen aus seinem Unterstande heraus einen kurzen Vorstoß macht und mit dem Köder im Rachen stehenbleibt. Dann kann man anzunehmen geneigt sein, daß es sich um einen Hänger handelt. In solchen Fällen ist nur ein sofortiger regelrechter Anhieb das richtige. Auf diese Weise habe ich selbst neben vielen anderen noch im Frühjahr 1928 aus dem Inn einen über 40 Pfund schweren Huchen gefangen. Der sehr tief geführte Köder blieb plötzlich wie angewurzelt stehen. Erst nach mehrmaligem scharfem Anhieb gewann ich die Überzeugung, es mit einem starken Fisch zu tun zu haben, und ich war froh, meiner Gewohnheit gefolgt zu sein und den Anhieb ausgeführt zu haben. Allerdings hatte ich bei diesem Fang den Vorteil, daß mir der Standplatz des Huchens bekannt war, da er mir tags zuvor mit einem abgesprengten Blinkerdrilling durchging. Aber, wie bereits erwrähnt, ist ein derart laues Zugreifen nicht die Regel. Den besten Sport gewähren Huchen im Gewicht von 1 5 bis 25 Pfund. Mit diesem Gewicht sind sie am lebhaftesten und ausdauerndsten. E s gehört viel ruhiges Blut und Gewandtheit dazu, einen so wilden Gesellen abzudrillen, der jede Gelegenheit benutzt, sich am Grunde hinter Felstrümmer oder versunkenes Holz usw. zu retten, — der plötzlich wasseraufwärts stürmt, unerwartet stehenbleibt, um plötzlich, ebenso schnell kehrt machend, in die reißendste Strömung wasserabwärts zu flüchten, — oder der unter Reißen, Wälzen und Überwasserspringen seine Freiheit zu erreichen sucht. Der Kampf mit dem Huchen ist ein ungleich schwierigerer, als der mit einem gleich großen Hecht. Ausnahmsweise große Huchen benehmen sich ja auch E d er, Der

Raubfischjägei

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ziemlich grob an der Angel, aber sie kämpfen nicht so lebhaft. Leider ist es mir erst zweimal geglückt, Hliehen über 40 Pfund zu fangen. Beidemal im Inn. Während ich den größten im Gewicht von 42 Pfund auf der Jagd nach Futterfischen bei grellstem Sonnenschein an einem Januartage überraschte und zur Strecke brachte, erbeutete ich den zweiten im Gewicht von 40 % Pfund und 131 cm Länge bei leichtem Schneewetter, welches für den Huchenfang sehr günstig ist. Diese Großhuchen stürzen sich zwar ebenso schnell auf den Köder wie ihre kleineren Brüder, lassen sich aber häufig nach dem Anhieb auf den Grund gleiten, als ob gar nichts geschehen wäre. Ihr Kampf besteht in heftigem Schütteln und in Fluchten, die sich aber nie so weit ausdehnen, wie diejenigen eines 15- bis 25-Pfünders. Da ich unter „Anhieb, Drill und Landung" den Drill des Huchens auch eingehend beschrieben habe, kann ich mir an dieser Stelle eine Wiederholung ersparen.

Der Hecht

Die Räubernatur des Hechtes hat viel zu seiner Verfolgung und Dezimierung beigetragen. Ich glaube nicht fehlzugehen, wenn ich sage, daß nicht nur die Zahl, sondern auch das Gewicht der einzelnen Exemplare im Verhältnis zu früher sich von Jahr zu Jahr vermindert hat und leider auch weiter zu vermindern scheint. Man läßt ihn nicht mehr groß werden. Nur in Wassern, in denen er infolge der Ausdehnung und Tiefe sich den Verfolgungen entziehen kann, gedeiht er noch üppig und

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bringt es zu ansehnlichem Gewicht. Seiner großen Fruchtbarkeit erstens und seinem weiten Verbreitungsgebiet zweitens, ist es zu danken, daß er immer noch häufig anzutreffen ist. Der H e c h t ist neben der Forelle das vornehmste Sportobjekt für die Spinngerte v o m F r ü h j a h r bis spät in den Herbst. Seine Nahrung besteht vorzugsweise aus Fischen. D a ß ihm meistens nur die minderwertigsten zur B e u t e werden, liegt einerseits daran, daß er nicht die Schnelligkeit und Gelenkigkeit im Verfolgen aufbringen kann, wie die R ä u b e r aus dem Salmonidengeschlecht, anderseits aber, daß er seinen Standplatz dort hat, wo ruhiges, möglichst warmes Wasser ist, also der Tummelplatz minderwertiger Weißfische. — D a s K r a u t b e t t , das Schilf oder sonstiger Pflanzenwuchs, überhängende Stauden, ruhige Tümpel, Wehre, Buhnen und Stauwasser sind seine Lieblingsplätze. Seine R a u b z ü g e erstrecken sich nur in die allernächste Umgebung seines Standortes. Wenn ihn der Hunger plagt, greift er alles Lebende an; selbst R a t t e n und schwimmende Schlangen verschont er nicht. A u c h an kleinerem Wassergeflügel vergreift er sich. E s k o m m t mitunter vor, daß m a n Hechte mit einem Fisch im Rachen erstickt auffindet. D a seine Zähne nach rückwärts gerichtet sind, ist er nicht mehr imstande, eine Beute, die er kopfvoraus zu schlucken beabsichtigte, auszustoßen und erweist sich diese nun als zu umfangreich für seine Rachenweite, wird er daran unweigerlich zugrunde gehen. Auf seiner J a g d verschont er auch seine eigenen Artgenossen nicht. Salmoniden, wie Äschen und Forellen, fallen ihm nur dann zum Opfer, wenn er mit ihnen vergesellschaftet in einer Gumpe sich aufhält, was z. B. bei abnormem Niederwasser vorkommt, oder wenn er in reine Salmonidenwässer eingebrochen ist, wo seine Anwesenheit nicht geduldet werden darf. A b und zu fällt ihm aber auch im freien Fluß eine Äsche zum Opfer. Der Hecht verfolgt seine Beute nicht wie die RaubSalmoniden, voran der Huchen. Durch einen Sprung aus 10

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seinem Versteck sucht er diese zu erfassen. Gelingt ihm dies nicht, bleibt er, wieder auf den Grund gehend, stehen, wird aber beim nächsten Ansichtigwerden des Fischchens sich sofort wieder auf dieses stürzen. E r ist nicht imstande, mit den eleganten, raubkatzenähnlichen Bewegungen den Köder oder den flüchtenden Fisch zu verfolgen, wie Huchen und öfters auch Forellen dies tun. E r scheint auch etwas launenhaft zu sein. E s kommt vor, daß er sich den Köder ein dutzendmal an der Nase vorbeiführen läßt, bis er endlich zugreift und gefangen wird. Dabei kann man an solchen Fischen hie und da die Wahrnehmung machen, daß sie vollkommen leer sind. Bekannte, gute Hechtplätze befische man deshalb mit mehreren Würfen kreuz und quer. Hat man eine solche Stelle abgefischt, so ist es vorteilhaft, noch einmal durchzuangeln und dort anzufangen, wo man vorher begonnen hat. Dadurch gelingt es manchmal, einen guten Fisch zu fangen, der auf den ersten oder zweiten Wurf nicht reagiert hat. Es ist bei ihm ja auch, wie bei allen anderen Fischen. Ist der Hunger nicht groß, steht er nicht auf Raub, so muß man versuchen, das Hungergefühl zu beleben. Dies kann nur dadurch geschehen, daß man ihm den Köder wiederholt vorführt. Fische, die dem Köder langsam, zögernd und scheinbar überlegend folgen, sind sicher nicht hungrig. Selbst ein stark vergrämter Hecht wird, wenn er auf der J a g d hinter den Futterfischen her ist, sich sofort auf den gesichteten Köder stürzen. Seinerzeit habe ich in der Zeitschrift „Hege und J a g d " , Nr. 44, 1924, einen Artikel über den Hecht veröffentlicht und dabei beschrieben, wie ein den Köder verfolgender Fisch doch noch zum Anbiß gebracht werden kann. Aus diesem Aufsatz möchte ich wiederholen, was für manchen Angler wissenswert sein dürfte: Mit Erfolg einen beißunlustigen Hecht, der dem Köder in kleineren oder größeren Abständen folgt, doch noch zum Zugreifen zu reizen, ist im allgemeinen, wenn

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man nur Ruhe und Überlegung zu wahren versteht, nicht besonders schwer. Folgt er langsam dem Fischchen, lasse man ihn nicht an dieses herankommen, da er es ja doch nicht nehmen wird, sondern ziehe es ihm dadurch aus dem Gesichtskreis, daß man es schnell aus dem Wasser hebt. Hauptsache ist immer, daß man nicht gesehen wird. Der Hecht wird nunmehr den Köder suchen. Da er ihn nicht finden kann, macht er kehrt oder läßt sich seinem eben verlassenen Standort zutreiben. Jetzt erst darf man sich unter Vorsicht wieder zu einem neuen Auswurf bewegen. Auf die gleiche Stelle, wie das erstemal, befördere man so lautlos wie möglich den Köder. Beim Einziehen wird der Hecht sogleich wieder hinter diesem her sein. Eilt es ihm auch jetzt noch nicht, so wiederhole man das Experiment des Verschwindenlassens einige Male. Ist man nicht gesehen worden, so hat auch der Hecht keine Gefahr gewittert. Man wird die Beobachtung machen, daß er immer schneller folgt und näher herankommt. Sein Hungergefühl ist erwacht. Nunmehr setze man vielleicht eine Minute aus. — Der Hecht, wenn man ihn jetzt stehen sehen könnte, was allerdings nur selten, aber doch ab und zu vorkommt, wird unruhig sein. Mit zitternden, leicht sich bewegenden Flossen steht er da und äugt mit glühenden Lichtern sprungbereit die Umgebung ab. Beim nunmehr erfolgenden Wurf wird man ihn sicher an die Angel bekommen. Meist spielt sich dann der Vorgang des Anbisses blitzschnell ab. Kaum fällt der Köder aufs Wasser, hat er ihn schon mit mächtigem Ansprung tief im Rachen und kann dann natürlich leichter als ein zaghaft zugreifender gelandet werden. In Wässern, die sich durch höhere Temperaturen auszeichnen, geht der Hecht schon im April nach beendetem Laichgeschäft an die Angel. Sein Fleisch ist aber in dieser Zeit noch ziemlich weich und nicht vollwertig. Er hat sich noch nicht erholt. Erst Mitte Mai wird er wieder kernig und fest und nunmehr bildet der

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Fang hohes sportliches Vergnügen. Freilich zählen die Monate Mai und Juni noch nicht zur Hochsaison. Die Beute ist meistens noch ziemlich gering. Mitte Juli bis Mitte November sind die besten Monate für die Spinnfischerei. Mit sehr steifer Gerte soll der Hecht nicht allzulange gedrillt werden. In seinem knochigen Rachen lockern sich leicht die Haken, und er kann sich befreien. Es besteht aber die Gefahr des Abkommens nicht, wenn die Gerte weich ist, da jeder Riß und Stoß des Fisches durch Elastizität abgemildert bzw. abgefangen wird. Ein perfekter Spinnangler wird jeden Hecht erst abdrillen. Es dauert dies sowieso nur ein paar Minuten. Seine Kräfte sind bald erlahmt. Ist es ein Schneider mit i y 2 Pfund oder etwas darüber, so braucht man damit nicht viel Federlesens zu machen. Aber ihn nach dem Anhieb sofort herauswerfen zu wollen, ist nie von Vorteil. Infolge des Eigengewichtes ist dies bei starken Hechten an und für sich nicht möglich. Nun sollte man annehmen, daß jeder Angler einen s o l c h e n wenigstens kunstgerecht drillen würde. Weit gefehlt! Ein Reißen und Zerren hebt an, die Schnur wird erfaßt und im Eiltempo e i n g e z o g e n , nicht gerollt, denn dazu scheint keine Zeit mehr zu sein. Der Hecht wird dann, wenn er inzwischen nicht schon, was bei dieser Behandlungsmethode gewiß nicht zu selten vorkommt, mit der Schwanzflosse den Abschiedsgruß gewinkt, mit Gewalt an die Luft befördert. Dieses Herausreißen um jeden Preis ist nicht nur nicht sportmäßig und richtig, sondern gerade das Gegenteil. Es ist falsch und verwerflich. Die stärksten Exemplare gehen dabei meistens verloren, ganz abgesehen davon, daß die Angelgeräte der Zertrümmerung ausgesetzt werden. Hat man sich einmal daran gewöhnt, jeden Hecht vor der Bergung erst kunstgerecht zu drillen und zu ermüden, so wird man auch bald herausgefunden haben, daß sein Fang mindestens dieselbe, wenn nicht 150

mehr sportliche Unterhaltung bereitet, wie der Forellenfang mit der Spinnangel; dann aber besonders, wenn man damit rechnen kann, hin und wieder starke Fische an die Haken zu bekommen. Nebenbei sei bemerkt, daß ich für den Forellenfang in Wässern, in denen mit kleinen Unterschieden fast lauter gleich große Fische vorkommen, nicht viel übrig habe und ich glaube annehmen zu dürfen, daß es vielen Anglern so geht. Nach dem Anhieb soll der Fisch nicht hochgehalten werden. Die Gerte soll man ziemlich auf den Wasserspiegel halten. Man verhindert auf diese Weise das Überwasserspringen, das ihm häufig zur Freiheit verhilft. Gelingt es dem Hecht, an die Oberfläche zu kommen, so wird er sich mit dem Kopf über Wasser verzweifelt schütteln, um das Fremde, das ihn gefangen hält, abzustoßen. — Falls man so hoch steht, daß es nicht möglich ist, mit der Spitze der Angelgerte den Wasserspiegel oder doch dessen Nähe zu erreichen, so ist das Beste, gleich nach dem Anhieb, d. h. wenn man die Überzeugung hat, daß die Haken eingedrungen sind, den Fisch sehr nachgiebig zu behandeln, also im Schnur zu geben, ohne zu stark zu bremsen, nur so, daß letztere nicht schlaff wird. Auf diese Art gelingt es mitunter, ihn am Hochgehen zu verhindern und mit langer Leine zu drillen. Immer jedoch ist dies nicht der Fall. Nicht jeder Hecht t u t uns den Gefallen, nach den ersten Befreiungsversuchen zu flüchten. Dann bleibt allerdings nichts übrig, als nach entsprechender Verkürzung den Fisch unter mehr oder weniger Gewaltanwendung h e r a u s z u h e b e n , nicht zu reißen. Erst muß man versuchen, seinen Kopf über Wasser zu bringen. Wenn das gelungen ist, hält man ihn stramm in dieser Lage, und er wird sich bald beruhigt haben. Dann hebt man langsam an. Tragen die von den Haken gefaßten Fleisch- oder Muskelpartien den Fisch, dann hat man alle Aussicht, ihn in Sicherheit zu bringen. Nur sei man peinlich darauf bedacht, mit dem freischwebenden Fisch nirgends am LTferrand anzustreifen, was 151

ihn (wie bereits betont wurde), zum Zappeln veranlassen u n d zur Freiheit verhelfen könnte. Viele Wässer gibt es, die derart verwachsen sind, daß es leider notwendig ist, jeden Hecht auf dem kürzesten Wege herauszuholen. An Stellen, an denen man wegen Verstrickungsgefahr nicht lange oder überhaupt nicht drillen kann, halte man den Fisch mit kurzer Schnur bei tiefgesenkter Gerte so lange unter dem Wasserspiegel, bis die ersten kräftigen Befreiungsversuche vorüber sind, u n d hebe ihn dann ans Ufer. J e schwerer der Fisch ist, desto mehr m u ß die Schnur verkürzt werden; eventuell bis zum Blei am Vorfach, um die Elastizität der Gerte nicht zu stark in Anspruch zu nehmen. Der Handgriff einer weichen Gerte darf beim Heben eines starken Fisches nicht nach der Erde gerichtet sein, sondern muß schräg aufwärts weisen, damit nicht das Hauptgewicht die Angelgerte, sondern die Schnur belastet, wodurch erstere geschont wird. — Der Anhieb darf nicht mit lockerer Schnur geschehen, sonst geht er sehr leicht fehl und der Fisch kommt schon nach den ersten Schlägen frei. Im Sommer ist ein Teil der Flüsse und Bäche der Ebene so stark verwachsen, daß ein Spinnen mit Wurf von der Rolle manchmal zur Unmöglichkeit wird. Hier wird man die Turbine am Kopf des Köders fortlassen und mit krummgeköderten Fischchen angeln. „Heben und Senken" sagt m a n in der Anglersprache. Zu dieser Angelmethode eignen sich alle nicht breiten Fische. Zwei Fische, Mühlkoppe und Kreßling, werden bevorzugt. Beide sind für jede Art Raubfisch gewissermaßen ein Leckerbissen. Ihrer runden Form wegen rotieren sie sehr gut und haben vor anderen Ködern noch den Vorteil der Zähigkeit voraus. Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch auf etwas zu sprechen kommen, was unter der Anglerwelt viel verbreitet ist, aber gewiß nicht zutrifft. Es ist das die Ansicht, daß ein Köder, lediglich weil er aus einem anderen 152

Wasser stammt, wirkungsvoller sein soll, als die Fischchen, die sich in dem zu befischenden aufhalten. Es könnte sich da höchstens um eine Fischgattung handeln, die in dem betreffenden Wasser vollständig fremd ist und durch auffallende Attribute in Farbe oder Form den Raubfisch aufmerksam macht. Dies würde zutreffen z. B. bei Goldorfen, die aber m. W. überall als Hechtköder gut zu verwenden sind. Da die Neugier eine Leidenschaft auch bei den Raubfischen zu sein scheint, so sehen wir auch, daß sie die unmöglichsten Dinge anfallen, die weder einem Fisch noch sonst einem Lebewesen ähnlich sind; diese Dinge werden lediglich der Neugier halber und deshalb betastet, weil sie Leben zeigen. Ich bin der festen Überzeugung, daß derjenige Köder, der imstande ist, die Neugier des Raubfisches am meisten zu erregen, auch am erfolgreichsten angewendet werden kann. Wir sehen dies bei den verschiedenen Blinkern und sonstigen Kunstködern, besonders auffallend aber beim Kugelspinner. Alle diese Köder werden mehr oder weniger der Neugier halber angefallen, weil sie durch die Führung ein dem Raubfisch fremdes Lebewesen vortäuschen. In einem nicht tiefen Hinterwasser sah ich eines Tages einen dreipfündigen Hecht stehen, der von einer großen Menge von kleinen Aiteln und Haseln umschwärmt wurde. Beim Angeln mit dem turbinenbewehrten, natürlichen Fischchen hob er sich wohl etwas vom Grunde ab, schien aber nicht die geringste Lust zu verspüren, zuzugreifen. Ich griff zum Heintzblinker. Kaum führte ich ihm diesen am Rachen vorbei, machte er den Vorstoß und ward gefangen. Was hat ihn nun zum Zupacken veranlaßt? Hunger konnte es nicht sein, da ja die Futterfische massenhaft um ihn herumschwammen. Es konnte nur die Neugier sein, die ihn gewissermaßen z w a n g , das ihm fremde, lebenzeigende Etwas näher zu untersuchen bzw. mit den Zähnen zu betasten. Solche oder ähnliche Vorgänge werden jedenfalls zu der irrigen Meinung geführt haben, daß ein Köderfisch 153

aus einem anderen Wasser, den aber der Hecht während der Spinnbewegung sicher nicht als solchen zu erkennen vermag, wirkungsvoller oder besser sei als die Fische, die sich in dem Wasser aufhalten, das man befischt. Von Wichtigkeit ist es, daß die Haken am Köder von der Mitte bis rückwärts zur Schwanzflosse oder eventuell noch darüber hinaus angeordnet werden. Der Hecht wird bei dieser Hakenanordnung immer einen Drilling zu fassen bekommen, da er ja meistens von hinten oder schräg von dieser Richtung her den Köder packt. Manchmal gelingt es nur sehr schwer, einem alten Kämpen das blutige Handwerk zu legen. Trotzdem habe ich doch stets alles andere versucht, um zum Ziel zu kommen, bevor ich zu einem lebenden Fischchen griff. Oft gelang es mir mit einem Frosch, den ich immer noch lieber als Köder benutze als ein lebendes Fischchen. Manchmal habe ich auch mit ausnahmsweise großen Fischködern einen alten Räuber überlistet. Ein auf diese Weise erbeuteter Hecht hat mir stets große Freude gemacht. Der gewöhnliche Spinnköder, ob künstlich oder natürlich, war mir aber immer der liebste. — Was ist es doch für ein — ich möchte sagen: erschütternder Reiz, wenn plötzlich aus tiefem Wasser ein starker Hecht an den Spinnköder springt und man diesen nach erregendem Kampfe endlich aufs Trockene bringt! — Doch sicher etwas anderes, als einen unentrinnbar verangelten Fisch mit den Haken im Magen herauszuschleifen, wie es beim Angeln mit lebenden Fischen (und natürlich auch mit dem Frosch) der Fall ist. Zum Fang des Hechtes werden mit Vorteil solche Köder genommen, die dieser beim Zugriff ganz in den Rachen nehmen oder bis zum Schlund einschlürfen kann. Was für natürliche Fischchenköder gilt, trifft auch für jede Art Kunstprodukte zu. Große Köder, wie sie an der Spinnangel für gewöhnlich oder überhaupt nicht verwendet werden, sind aber trotzdem manchmal sehr gut zu gebrauchen, und ich

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möchte im nachstehenden schildern, auf welche Weise es mir gelang, alte, vergrämte Hechte, die sich zwar öfters sehen ließen, aber auf keinen noch so verführerisch vorgeführten Köder reagieren wollten, zu fangen. Ein frischgetöteter Fisch (ob das eine Nase, eine Äsche oder eine andere Art oder Gattung von Fisch ist, ist gleichgültig, nur soll er ein hellglänzendes, auffallendes Schuppenkleid haben) von einem Gewicht, schwankend zwischen % bis i Pfund, eventuell noch darüber, je nach der Größe des zu erwartenden Raubfisches, wird mit einem System beködert, das aus zwei Drillingen besteht. Die Beköderung erfolgt folgendermaßen: Die Schleife der Flucht wird dem Fisch durch die Kiemen gesteckt und so weit aus dem Maule gezogen, daß der erste Drilling in der Mitte des Köders, der zweite etwas dahinter (ungefähr in der Höhe des Weidloches) sitzt. Die Haken werden entweder rtiittels Nadel und Fadens leicht angenäht oder mit Draht, den man durch den Fischleib sticht, festgehalten. Ins Fleisch sollen die Hakenspitzen nicht gedrückt werden, da ihnen dadurch die Fängigkeit genommen wird. Ein Haken soll oben nahe dem Rücken sitzen, der andere dagegen nach abwärts gerichtet sein, deshalb, damit beim Angriff möglichst nur ein Drilling zur Geltung kommen kann. Der H e c h t s o w o h l wie j e d e r a n d e r e g r o ß e R a u b f i s c h p a c k t s e i n O p f e r , wenn d i e s e s so groß i s t , d a ß er es n i c h t s o f o r t s c h l u c k e n k a n n , s o n d e r n e r s t d a m i t s t e h e n b l e i b e n u n d es d r e hen m u ß , in der L e i b e s m i t t e . Mehr wie zwei Drillinge sind nicht notwendig. Nachdem man den Köder etwas krummgezogen hat, indem man die aus dem Maule heraushängende Schleife anzieht und diese Manipulation noch dadurch fördert, daß man mit der anderen Hand durch Biegen des Köders nachhilft, wird Nadel und Faden oder Draht durch die Nasenöffnung gezogen oder gestochen. Da ich auch auf diesem einfachen System einen welligen Draht wie auf die von mir abgeänderte 155

Pennell-Bromleyflucht aufgebunden habe, so suche ich den passendsten Ring mit dem durch die Nase geführten Faden oder Draht durchzuziehen und binde dann fest zu oder drehe die Drahtenden zusammen. Der Köder sitzt nunmehr sehr fest an der Flucht. In fließendem Wasser wird er stromaufwärts eingeworfen, um ihn der Stelle zutreiben zu lassen, an welcher der Raubfisch, auf den man es abgesehen hat, vermutlich steht. Spinnen wird der Fisch natürlich nicht, das ist aber auch nicht nötig. Er wird im Abwärtstreiben nur torkelnde Bewegungen machen. Am besten ist dies auszuführen, wenn der Grund nicht verunreinigt ist. Man kann den Köder dann unter leichtem Anheben und wieder Sinkenlassen führen. Bei unreinem Flußbett kann man ihn wegen der Gefahr des Hängenbleibens nicht ganz sinken lassen, soll ihn aber doch möglichst tief führen. Steckt der Hecht in Krautbetten oder sonstigen Wasserpflanzen versteckt, so genügt es oft schon, den Fischköder ein einziges Mal sinken zu lassen und wieder anzuheben, um ihn zum Angriff zu veranlassen. Dieser Köder, der dem Raubfisch einen verletzten Fisch vortäuscht, wird sorglos und sehr gerne genommen, weil seine Erbeutung dem Räuber leicht fällt, weil er ferner absolut nichts Auffälliges oder Abschreckendes an sich hat. Ich kann nur empfehlen, den Versuch zu machen und mancher Angler wird überrascht sein, wenn es ihm fast mühelos gelingt, eines starken Hechtes habhaft zu werden, der alle gebräuchlichen Köder verschmäht hat und dem eventuell nur mit dem lebend geköderten Fischchen beizukommen wäre. Übrigens gilt vorstehendes nicht nur für den Fang des Hechtes, sondern noch mehr für den des Huchens, und habe ich Ergänzendes unter „Huchen" näher besprochen. In größeren oder nicht stark verwachsenen Wässern wird ein geübter Angler stets zum turbinenbewehrten Spinnfischchen greifen. Diese Art, mit Weitwurt zu

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angeln, gewährt zweifellos die meiste Unterhaltung. Eine langsame Köderführung ist wichtig. Der Hecht hat von seinem im Krautbett, Schilf od. dgl. liegenden Versteck aus nicht das weite Gesichtsfeld, wie z. B. der im freien Wasser stehende Huchen. Es muß ihm deshalb der Köder so langsam vorgeführt werden, daß er auch Zeit gewinnt, ihn zu erfassen. Bei der Spinnfischerei auf Hechte hängt der Erfolg sehr viel davon ab, daß man es versteht, sich lautlos anzuschleichen. Das erste, was der Hechtfischer zu tun hat, wenn er ans Wasser geht, ist, daß er erst das Ufer absucht und nicht gleich mit weiten Würfen das Angeln beginnt. Der Hecht steht mit Vorliebe am oder unter dem Ufer, wo er, ohne gesehen zu werden, seine Opfer anfallen kann. Ist das Ufer abgesucht, kann man zu weiteren Würfen übergehen. Der Köder soll, wo dies möglich ist, tief geführt werden. Die kleinen Rinnsale zwischen dem Pflanzenwuchs sind seine Lieblingsaufenthalte. Um ihm hier beikommen zu können, muß man tief fischen, da er das an der Oberfläche geführte Fischchen häufig gar nicht zu sehen imstande ist. Es bleibt noch darauf hinzuweisen, daß zum Hechtfang nicht übermäßig feine Geräte benutzt werden sollen, außer an den Wässern, wo man Gewißheit hat, daß überhaupt schwere Hechte nicht vorkommen. Besonders in stark verkrauteten Wässern wird es oft nötig, zu forcieren, d. h. mehr Gewalt auf den Hecht auszuüben als im freien, nicht verunreinigten Wasser. Es ist kein allzu angenehmes Gefühl, einen starken Fisch an dünner Leine und leichter Gerte, aber weder Platz für Drill noch Landung zu haben. Besser ist es, etwas haltbareres Zeug und damit zugleich die Gewißheit zu haben, daß nichts bricht oder reißt, daß man nicht in Situationen kommt, in denen man sich nicht mehr zurechtfinden kann. Alle Achtung vor der bis zum Überdruß verschrienen Verfeinerung der Geräte, wo es sich aber um „Überverfeinerung" handelt, hört die ver-

nünftige Sportbetätigung auf und der Fischfang wird zum Lotteriespiel. Gerte, Schnur und Hakensystem müssen, wie ich früher schon betont habe, gut zusammenpassen. Beim Angeln auf Hechte vermeide man eine kurze Gerte zu nehmen, die es erforderlich machen würde, stets nahe am Ufer zu stehen. Eine Gertenlänge von 3 bis 3,50 m dürfte für Bäche und Flüsse die praktischste sein. (Wer in Seen oder vom Boot aus fischen will, kann mit einer sog. Überkopfwurfgerte auskommen.) E s ist häufig notwendig, über Binsen, Schilf oder Krautbetten zu langen, um einen ausgeworfenen Köder wieder, ohne hängenzubleiben, einholen zu können, und da arbeitet man doch entschieden mit einer etwas längeren Gerte sicherer und leichter als mit einer kurzen. Ist man darauf versessen, den Überkopfwurf üben zu wollen, so kann man das auch mit einer längeren Gerte tun, ist sogar manchmal dazu gezwungen, wenn man über Schilf, Stauden od. dgl. hinüber will, um eine schöne Stelle nicht unbefischt zu lassen. Zu diesem Wurf bedarf es einer gewissen Übung. Schwer ist er nicht, aber gelernt will er sein. Der Daumen darf nicht zu früh von der Rolle genommen werden, sonst „gelingt" ein Wurf nach der Mittagssonne, wird aber zu spät die Bremsung gelöst, so klatscht der Köder mit Vehemenz unweit des Anglers ins Wasser. Ist die Schnur ein Drittel kürzer, als die Gerte ist, eingerollt, gelingt der Wurf gut. Eine genaue, noch so präzise Beschreibung des Überkopfwurf es führt den Lernenden nicht zum Ziele. In der Praxis selbst erlernt sich dieser Wurf viel leichter. Als Material für die Turbine wählt man besser wasserklares Zelluloid als solches aus Weiß- oder Messingblech. Lediglich der Vollständigkeit halber sei angeführt, daß der lebende Frosch ein guter Köder zum Hechtfang ist. Die einfachste, älteste und zugleich fängigste Beköderungsart ist die, mit einem entsprechend großen ein-

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fachen Haken (an Stahl- oder Galvanodraht) den einen Oberschenkel des Frosches zu durchstechen. Man läßt den Frosch ohne Bleibeschwerung oder wenn schon, nur mit geringer, an günstigen Stellen schwimmen. Er wird meistens auf den Grund gehen oder sich sonstwohin flüchten wollen, um sich zu verstecken. Durch gelegentliches Anheben hält man ihn in Bewegung. Erfaßt ihn ein Hecht, läßt man diesem ohne jede Hemmung Schnur abziehen. Nach Ablauf einer Minute wird er den Frosch und mit diesem den Haken verschluckt haben. — Mit der F r o s c h a n g e l , die in allen einschlägigen Geschäften zu erwerben ist, wird der Anhieb sofort nach dem Anbiß gesetzt. Die M a u s ist ebenfalls ein guter Köder. Die Anwendung dieses Köders beschränkt sich aber m. W. nur auf die Wässer, die durch Wiesen oder Felder laufen, kurz durch Gründe, auf denen sich Mäuse aufhalten, wo der Hecht sie gelegentlich als genießbar kennengelernt hat. Übrigens muß es nicht gerade eine Maus, es kann ebensogut ein Maulwurf sein. Einer meiner Bekannten hat es unternommen, mit einem künstlichen Köder, der einen Maulwurf vorstellen soll, diesem aber nicht entfernt ähnlich ist, auf Hechte zu angeln. Er hat damit auch eine Anzahl gefangen, die vorher das Fischchen verschmähten. Der Köder trägt am Kopf eine vernickelte Kugel mit Turbinenflügeln, wie sie der Behmsche Kugelspinner aufweist. Der Leib besteht aus der Spitze (man lache nicht!) eines Kalbschwanzes und ist glänzend schwarz gefärbt. Die Knorpel ist herausgenommen und durch die vernähte Haut ein Drilling am Stahldraht gezogen, der am Ende des Drahtes, der durch die Flügelkugel ragt, einen Wirbel zum Einhängen in das Vor fach trägt. Lebende Mäuse oder Maulwürfe beködert man, indem man die Spitze eines Hakens von Doppelhaken oder Drilling durch die Rückenhaut sticht. Jede Beschwerung am Vorfach fällt fort, da das Tierchen nur auf dem Wasserspiegel schwimmen soll. In Mühlwehren oder Ablässen, 159

in Gumpen, deren Oberfläche nicht viel Pflanzen wuchs aufweist, verspricht dieser Köder am ehesten Erfolg. Man glaube aber ja nicht, daß er unbedingt sicher ist, sonst wird man mit mancher Enttäuschung zu rechnen haben. In neuerer Zeit wird auch der Z o p f , besonders der künstliche von Dr. Behm, für den Hechtfang benutzt. Es sind, wie ich höre, schon gute Erfolge damit erzielt worden. Er macht bei richtiger Führung entzückende Bewegungen, die sehr wohl geeignet erscheinen, den Hecht zum Angriff zu verleiten. Die Führung ist dieselbe wie mit dem natürlichen Neunaugenzopf. Nach dem Auswurf wird der Köder unter Heben und Senken eingerollt. Mit H e c h t f l i e g e , E i s v o g e l f l i e g e und wie diese „Fliegen", die eigentlich gar keine sind, alle heißen, darf man sich nur gelegentliche Erfolge versprechen. Eher fängt man im Sommer damit einen Huchen oder Schied als einen Hecht. Dagegen sind die Behmschen Kugelspinner wieder vorteilhafter anzuwenden. Wie beim Fang aller Fischarten, ist auch beim Hechtangeln trübes, regnerisches Wetter, leichter Regen oder Westwind und Nebel das beste. Ebenso der frühe Morgen und der Abend bis Einbruch der Dunkelheit. Es gelingt öfter wie beim Huchen, den Hecht auch bei grellstem Sonnenschein zu fangen.

Die Forelle Der weitverbreitetste und bekannteste Sportfisch des Süßwassers ist die Bachforelle. Sie bewohnt nicht nur die kalten Gebirgsbäche und Flüsse, sondern ebenso die wärmeren Wässer der Ebene, in denen sie sehr gut gedeiht und, weil mit reichem Tisch gesegnet, auch erhebliche Gewichtszunahme aufweist. Das kältere Wasser jedoch erhält sie frischer, und sie fühlen sich wohler in diesem. Steinigen und felsigen Grund zieht sie fein-

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sandigem vor; schlammigen und lehmigen meidet sie, wenn es ihr möglich ist. In kalten, nahrungsarmen Gebirgsbächen fristet sie ein kärgliches Dasein als sog. Steinforelle und wird dort oft kaum % Pfund schwer. Es ist die gleiche Bachforelle, wie die, welche in nahrungsreichen Flüssen oder Seen bis 20 und mehr Pfunde erreichen kann, aber in diesen leeren Bächen teilweise durch Inzucht und teilweise durch Nahrungsmangel degeneriert ist. In den Bächen und Flüssen der Ebene, die wärmeres Wasser und folglich auch mehr Nahrung auf-

weisen, sei es nun durch den Bestand an Futterfischen oder durch Insektenlarven, Schnecken usw., die sich infolge des Pflanzenwuchses entwickeln, erreicht die Forelle ein bedeutend höheres Gewicht und bietet hier, trotzdem sie sich nicht so lebhaft an der Angel gebärdet wie in den Gebirgswässern, ausgezeichneten Sport für die Spinn- sowohl wie für die Fluggerte. Die Größe jedoch, die sie in den Seen des Voralpenlandes erreicht, kann sie auch hier nicht erlangen. Die Forelle ist eine erstklassige Räuberin, ein Allesfresser. Ihre Raubgier und ihr stetes Xahrungsbedürfnis sind geradezu staunenerregend. Diesen Eigenschaften ist es zuzuschreiben, daß sie nicht allzu schwer zu fangen ist, wenn man nur eines stets im Auge behält: sich ihr unsichtbar zu machen und den Ufergrund nicht durch starkes Auftreten zu erschüttern. Hat die Forelle Gefahr gewittert, versteckt sie sich im Unterstand und ist für K d e r . Der Raubtüchjäger.

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längere Zeit nicht mehr hervorzulocken. Selbst den verführerischsten Köder beachtet sie dann nicht. Starke Erschütterungen des Ufergrundes läßt sie über sich ergehen, ohne herauszufahren, wie es die meisten anderen Fische tun. Ist sie einmal wirklich ganz gesättigt und im Anfangsstadium der Verdauung, gelingt es nicht mehr, sie zu einem Angriff zu bewegen. Sie läßt dann alle Nahrung an sich vorübertreiben, ohne auch nur danach zu schauen. Hat man einer Forelle, die man stehen sieht, den Köder mehrmals zugeführt und sie greift nicht zu, so kann man sicher sein (vorausgesetzt, daß man sich nicht bemerkbar gemacht hat), es mit einer sattgefressenen zu tun zu haben. Wenn auch der Fang der Forelle mit der künstlichen Fliege den vornehmsten Sport gewährt, wäre es doch nicht richtig, sie mit dem Spinnköder nicht auch zu verfolgen. Gerade die größeren Exemplare haben die üble Gewohnheit, nur äußerst selten oder gar nicht mehr nach der Fliege zu steigen und gerade diese sind es, die, da sie auch ihre Art auf ihren Raubzügen zehnten, herausgefangen werden müssen. In reinen Forellenwässern, in denen Koppen, Grundein und Pfrillen auch nur beschränkt vorkommen, sollen Forellen über 3 Pfund Gewicht nicht geduldet werden, da jede weitere Gewichtzunahme hauptsächlich auf Kosten ihrer Artgenossen geht. Die großen Fische muß man fangen, damit die kleinen wachsen können, die zu kleinen aber muß man schonen, damit die großen nicht verhungern. Alle werden sie ja wohl nicht gefressen werden, zumal man die Großen immer mehr oder weniger eifrig verfolgt. So muß es bei allen Fischgattungen und so auch bei der Forelle gehalten werden. Die großen Exemplare sind äußerst dankbare Objekte für die Spinnangel. In allen Wässern, in denen es möglich ist, mit Fliege oder Spinnköder zum Ziel zu kommen, sollte der Wurm nicht zum Fang genommen werden. Den Wurmköder kann man fast überall vermeiden, wenn man nur will. 162

Sind wirklich Stellen im Bach, wo mit einem anderen Köder nichts zu machen ist, so betrachte man diese als natürliche Schonreviere. Nur wo es sich um eine bekannte große Altforelle handelt, die ihren Stand nie verläßt, ist es vielleicht angebracht, dieser den Wurm anzubieten, wenn Fliege oder Spinnfischchen wiederholt versagt, was wohl nur selten der Fall sein dürfte. Die schönste und amüsanteste Fischerei auf Forellen ist die mit Weitwurf von der Rolle. Aber: wie wenig Flüsse beherbergen eine solche Zahl von Forellen, daß man wirklich guten Sport mit Weitwurf treiben kann ?! Es sind dies in Deutschlands Gauen nur sehr wenige. In den kleineren Forellenwässern wird die Spinnfischerei meist durch Heben und Senken am oder in der Nähe des Ufers betrieben. Die Stellen, die zum Weitwurf geeignet sind, sind wenige und wenn solche da sind, wird auch meistens mit abgezogener Schnur, von Ringen aus der Hand, geworfen. Sei es aber wie es will. Auch diese Art Spinnfischerei entbehrt eines gewissen Reizes nicht. Zur Spinnfischerei genügt in allen Fällen, in denen man es mit Fischen bis höchstens 4 Pfund zu tun hat, die Forellenspinngerte. Besteht aber die Möglichkeit oder gar Wahrscheinlichkeit, daß gelegentlich ein schwerer Hecht anspringt, wie es in manchem Wasser des öfteren vorkommt, so ist es besser, gleich von vornherein sein Zeug etwas haltbarer zu wählen. Das kann man tun, ohne den Sport auf die Forelle zu beeinträchtigen. Es kommt in verwachsenen Wässern gerne vor, daß große Hechte den Forellenköder packen, und da tut man gut, für solche Strecken ein System zu wählen, an dem die Haken an Stahldraht befestigt sind. Das Poil wird zwar vom Hecht so wenig wie von der Forelle d u r c h b i s s e n , aber von ersterem desto leichter an den messerscharfen sog. Hundszähnen beim Anhieb oder Drill d u r c h s c h n i t ten. Die heute viel verwendete Stahlseide, die nichts anderes als eine besondere Art rostfreier Stahldraht ist. ir

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dürfte der beste Ersatz für Poil sein. Mit gutem Gewissen kann ich empfehlen, die Stahlseide in ihren feinsten Nummern überall, auch in klaren Wässern zu verwenden. Die Forelle nimmt ihre Nahrung, wenn diese aus Fischen besteht, am liebsten vom Grunde auf. D e r K ö d e r s o l l d e s h a l b so t i e f w i e m ö g l i c h u n d a u c h so l a n g s a m w i e n u r a n g ä n g i g g e f ü h r t w e r d e n . Langsam besonders dann, wenn es sich um n a t ü r l i c h e Fischchen handelt, die der Forelle bekannt sind. Daß der Fisch beim Jagen auch nach einem an der Oberfläche des Wassers geführten Köder springt, beweist nicht, daß er diesen nicht lieber vom oder nahe am Grunde nehmen würde. Die hungrige Forelle ist absolut nicht scheu. Auf besonders schönes Spinnen des Köders braucht man keinen Wert zu legen. Wenn dieser sich nur etwas rührt oder torkelt, genügt es schon, sie zum Anbiß zu bewegen. Große, auffallende Bleikappen und Blechschaufeln sollen in klarstem Wasser jedoch nicht angebracht werden; kurz, zu stark darf man nicht auffallen. Bei angetrübtem Wasser ist ein etwas stärker montierter Köder eher noch angängig. Wie alle Raubfische packt auch die Forelle den Köder meistens von der Seite, nimmt ihn aber bei der Verfolgung ebenso von hinten. Die Anbringung der Haken soll so geschehen, wie es beim Angeln auf Hechte üblich ist und wie ich es dort beschrieben habe. Da für diesen Fisch nur kleine Köder in Frage kommen, genügt unter Umständen für die Flucht schon ein Drilling, eventuell sogar nur ein einzelner Haken. Das Bestreben, aus irgendeinem Versteck heraus ihre Opfer anzufallen, hat die Forelle mit allen anderen Raubfischen gemein. Die Standplätze sind vorzugsweise die unterwaschenen Ufer und Wurzelstöcke, Ablässe oder Wehre, Mühlschüsse, der Ein- oder Auslauf von Gumpen (in den letzteren selbst suchen die Fische Ruhe und Verdauung und gehen daher nicht immer an den Köder),

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alle Arten W asserbauten, Faschinen und sonstiger Uferschutz, am Grunde liegende Felsbrocken und große Steine, versunkenes Holz, überhängende Stauden und Gesträuche, wo sie auf Insekten lauern, aber den in Fischgestalt dargebotenen Köder auch nicht verschmähen. Ist die hungrige Forelle auf der Jagd, ist sie auch an den unmöglichsten Stellen anzutreffen, wenn ihr nur einigermaßen ein Versteck geboten ist. In Rinnsalen, die oft nur eine handhohe Wassertiefe aufweisen, lehnt sie hart am Ufer auf der Lauer. Sie weiß, daß hier im seichten Wasser sich die kleinen Fische tummeln und folgt ihnen. Befischt man solche Stellen vorsichtig, wird man manchmal durch einen guten Fang belohnt. An den kleineren Wässern ist das Absuchen der hohlen Ufer die dankbarste Aufgabe. In verkrauteten Bächen lehnt sie unter den Pflanzen an den Wasserrinnen und blitzschnell erfaßt sie antreibende Nahrung. Auf sichtbar an der Oberfläche stehende Forellen, die auf anschwimmende Insekten lauern, mit der Spinnangel mit Erfolg zu fischen, gelingt nur dann, wenn man nicht gesehen wird. Man muß von einem Versteck aus, hinter einer Staude, hinter einem Baum oder entsprechend weit vom Ufer entfernt, den Köder antreiben lassen, um ihn, sobald er in ihre Nähe gelangt ist, sie also die Möglichkeit hat, ihn zu sehen, spinnend oder torkelnd wasseraufwärts zu führen. Wirft man den Köder in ihre unmittelbare Nähe, wird sie meistens erschrecken und verschwinden. Nicht immer, Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. Mir ist es wiederholt passiert, daß ich, ohne die hochstehende Forelle zu bemerken, an solche Stellen warf und der Fisch blitzschnell den kaum die Wasseroberfläche berührenden Köder im Maule hatte. Ist man infolge der Ufer Verhältnisse gezwungen, der muckenden hochstehenden Forelle den Spinnköder in ihrer unmittelbaren Nähe anbieten zu müssen, so muß dies m ö g l i c h s t l a u t l o s geschehen, dann kann man noch am ehesten auf Erfolg rechnen. 165

Der Anhieb erfolgt mit kurzem, nicht zu starkem, aber zügigem Ruck, d. h. man darf nach dem Anhieb nicht die Schnur locker lassen, sondern stramm halten. Mit den kleineren Exemplaren wird man nicht viel Federlesens machen, man hebt sie mit leichtem Schwung aufs Trockene. Größere jedoch wird map erst mit tiefgehaltener Gerte, um das Überwasserspringen zu vermeiden, austoben lassen müssen, um ihrer sicher zu sein. Haben sie ein Gewicht, das nicht mehr erlaubt, kurzen Prozeß zu machen in Rücksicht auf die Geräte, so muß die Forelle wie jeder andere Fisch gedrillt werden, um sie dann ermüdet dem Netz oder Gaff zuzuführen oder sonstwie zu landen. Die Anwendung von Gewalt ist ein sehr zweifelhaftes Mittel, das nicht immer zum Ziel führt. Alle Geräte zum Fang der Forelle sollen Feinheit mit Festigkeit verbinden. In den Bächen, die nicht ganz spiegelklar werden, verwende man dünnste Stahldrahtvorfächer, in klarsten kleinen Bächen kann man auch solche aus gutem einfachem Poil wählen. Die Schnur muß unter allen Umständen der Gerte angepaßt sein, sonst gelingt wegen der geringen Bebleiung auch mit der besten Rolle kein guter Wurf. Die Wirbel sollen klein und möglichst unsichtbar sein, aber vor ihrer Benutzung auf Haltbarkeit durch stark ausgeübten Zug geprüft werden. Lieber zerreiße ich selbst einen Wirbel, als daß ich ihn mir von einem Fisch zerreißen lasse. Die Größe der oder des Hakens muß ebenfalls entsprechend der Größe der verwendeten Köder gewählt werden. Es versteht sich, daß, will man einen einzelnen Haken nehmen, dieser größer sein muß, als ihn der einzelne des Drillings darstellt. Die Anwendung von Bebleiung an Köder oder Vorfach richtet sich nach der Strömungsgeschwindigkeit und dem Grad der Reinheit des zu befischenden W'assers. Ist letzteres nicht ganz rein oder ist es verwachsen, so kann unbedenklich ein Blei am Vorfach befestigt werden. Auch wird man mit der Bleikappe auf dem Köder nicht allzu stark auffallen. In ganz reinen Wassern jedoch ist

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die Anwendung von Schlundbleien mehr zu empfehlen, da diese ja von den Fischen nicht gesehen werden können. Will man aus irgendeinem Grunde mit einem Haken angeln, so kann der in Abb. 12 abgebildete Gabelhaken benutzt werden. Ebensogut aber kann ein Drilling benutzt werden, den man nach der Krümmung des Fischchens mit zwei Haken ins Fleisch des Köders versenkt. Damit habe ich dieselbe Beköderung wie mit dem Gabelhaken und ein Kippen ist durch die weitabstehenden versenkten zwei Spitzen vollständig ausgeschlossen. Der Drilling darf aber nur eine kleinere Spannweite haben, als die Breite des Fischchens beträgt, da man ihn sonst nicht haltbar anbringen kann. Empfehlenswerter ist, wenn man die Forellen nicht lebend erhalten will, was in den seltensten Fällen notwendig ist, die Verwendung von Drillingen. Die praktischsten und fängigsten Fluchten habe ich in dem betreffenden Kapitel besprochen und im Bilde gezeigt. Von den verschiedenen Beköderungsmethoden, bei denen nach dem Anbiß der natürliche Köder abgestoßen und aufwärts abgleiten kann oder soll, wie es bei den nach dem Devonprinzip montierten Kunstködern der Fall ist, verspreche man sich nicht allzuviel. In der Mehrzahl der Fälle wird das Fischchen zerrissen oder abgeschüttelt werden. Nur mit der bekannten Mühlkoppe, die zäher ist als andere Köder, gelingt es bis gegen ein halbes Dutzend und noch mehr Forellen zu fangen, bis sie unbrauchbar wird. Die Kunstköder, wie sie unter dieser Rubrik abgebildet sind, eignen sich vorzüglich zum Fang der Forelle. Die kleinen reizenden Nachbildungen von Fischen ersparen das häufige Ködern, sind sehr fängig ausgerüstet und die Farben halten sehr lange. Aber nicht nur die Nachbildungen von Fischen sind gute Köder, die kleinen Blinker sind ebenfalls ein ganz hervorragendes Mittel zum Fang. 167

Wer selbst Besitzer eines Forellenwassers ist, sollte nicht versäumen, dafür zu sorgen, daß seine Pfleglinge nicht Hunger zu leiden brauchen. Der Pflanzenwuchs wo solcher vorhanden, soll nicht mehr als notwendig ausgerottet werden. E r ist eine unversiegbare Quelle der Fischnahrung. Das Ufergesträuch, von dem die Nahrung aus der Luft aufs Wasser fällt, muß geschont werden. Wo es an Unterständen fehlt, müssen die Ufer an verschiedenen Stellen mit geeigneten Instrumenten unterhöhlt werden. Das bekannte Einschlagen von einigen Pfählen im spitzen Winkel wasseraufwärts, das den Fischen vorzüglichen Unterstand gewährt, sollte ebenfalls nicht unterlassen werden. Mitte März, warme Witterung vorausgesetzt, h a t die Forelle sich von der Laichzeit leidlich erholt und bietet besonders in den wärmeren nahrungsreichen Wässern guten Sport. In Bächen und Flüssen mit Quellwassertemperatur wird man mit dem Fang bis Ende April warten müssen, will man vollwertige Forellen erbeuten. Am schmackhaftesten und, was besonders für den Sport in Betracht kommt, kampfesfreudigsten sind die Forellen von Mitte Mai bis September. Leider aber trifft die erstgenannte Eigenschaft nur auf die Wässer zu, die nicht durch starken Pflanzenwuchs verunreinigtes Sand- oder Kiesbett haben. In stark bewachsenen Bächen nehmen die Fische häufig einen Geschmack an, den man mit „moosein" bezeichnet. Auch in lehmigen oder lettigen Wassern haben die Forellen im Hochsommer einen manchmal geradezu widerlichen Geschmack. F ü r den Sport mit der Spinnangel sind die Frühjahrsmonate die besten. Im Sommer bei trübem, regnerischem Wetter sind ebenfalls gute Resultate zu erzielen. An heißen Tagen gelingt es nur am frühen Morgen und Abend, Beute zu machen. Ebenso wie die Bachforelle bietet auch die Regenbogenforelle guten Sport. Diese Amerikanerin gedeiht am besten in etwas wärmerem Wasser, als es für die

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Bachforelle zuträglich ist. Sie ist noch gefräßiger als letztere, wächst aber auch entsprechend schneller. Kein Fisch kämpft verzweifelter an der Angel,, wie die Iridea; kein Fisch stürzt sich mit solcher Gier auf den dargebotenen Köder, wie dieser; kein Fisch bringt es fertig, nach dem Anhieb so blitzschnell unter das Ufer oder in den Pflanzenwuchs zu flüchten wie die Regenbogenforelle. Es ist dort, wo die Gefahr naheliegt, daß der Fisch sich unter das Ufer, unter Wurzelstöcke od. dgl. flüchten könnte, wo er mit dem ganzen Zeug verloren wäre, angebracht, ihn möglichst schnell aufs Trockene zu bringen. Nur wo keine Gefahr der Verstrickung besteht, wird man ihn wie die Bachforelle behandeln. Der Bachsaibling, ebenfalls Amerikaner, gewährt gleichfalls erstklassigen Sport. Auch er ist wilder als unsere heimische Bachforelle und hat fast die gleichen Eigenschaften wie die Iridea. Mehr noch als die Bachforelle liebt der Saibling das kalte Wasser. Die Quellwasser sind seine Heimat und sein Tummelplatz. Zum Fang der Regenbogenforelle sowohl wie des Bachsaiblings sind die gleichen Angelgeräte vonnöten, wie sie zum Fang der Bachforelle verwendet werden.

Weitere Objekte für die Spinnangel Weitere, mehr gelegentliche und deshalb auch nebensächliche Objekte für die Spinnangel sind: Aus der Familie der Raubfische B a r s c h , W e l s und Z a n d e r . Von den Friedfischen, welche Fischnahrung annehmen, sind das A i t e l und der S c h i e d anzuführen. Der Flußbarsch ist durch seine weite Verbreitung wohl allen Anglern bekannt. Er ist für die Angel das dankbarste Objekt; seine fabelhafte Freßgier kennt scheinbar keine Grenzen und macht ihn gegen alle Gefahrenblind. Er liebt die Geselligkeit, und nur ausnahmsweise wird er allein angetroffen, dies trifft dann zu, wenn 169

er ein respektables Alter und damit verbunden auch Gewicht erreicht hat. In Süddeutschland und dem heutigen Österreich ist mir kein Wasser bekannt, in dem sein Wachstum ein derartiges wäre, daß er sich für den Spinnsport eignen würde. Eine Ausnahme bildet vielleicht der Bodensee. Im Norden dagegen sind Barsche mit zwei bis drei Pfund und noch schwerer anzutreffen, wenn auch nicht sehr häufig, aber doch in einer Anzahl, die es sportlich lohnt, mit der Spinngerte darauf zu weidwerken. In Süddeutschland ist er degeneriert. Durch Zufuhr von anderem Blut wäre es sicher möglich, wieder eine schnellund großwüchsige Rasse heranzuziehen, da die Lebensbedingungen hier ebenso günstig wie im Norden sind. Hier wie dort gibt es uralte sog. Greisenseen, die eine Unmenge Nahrung für den Barsch bieten, der Allesfresser ist, dessen ganzes Leben die personifizierte Nahrungssorge darstellt. Die kalkreichen und pflanzenarmen kalten Flüsse, die aus dem Gebirge der Donau zueilen, eignen sich allerdings nicht für den Barsch, und er ist dort auch nur äußerst selten anzutreffen. Der Barsch liebt warmes Wasser, lebt außer in Flüssen und Bächen der Ebene besonders gern in den nahrungsreichen, stark mit Pflanzenwuchs durchsetzten Altwassern sowie in allen Seen. Versunkenes Holz, Krautbette, Schilf, tiefe ruhige Gumpen (mit viel Gelegenheit für Hänger) sind sein Lieblingsaufenthalt. Die Spinnfischerei auf Barsche ist ein kurzweiliges Vergnügen, wenn man nur einmal die Stellen weiß, wo sie sich am liebsten aufhalten — und wenn sie den Fischchenköder oder Blinker usw. annehmen. Überall ist dies nicht der Fall. In manchen Bächen und Flüssen gelingt es äußerst selten, einen Barsch mit dem Spinnköder zu fangen. Jedenfalls ist die Ursache, daß die Fische sich an andere reichlich vorhandene Nahrung gewöhnt haben. Um dem Spinnsport zu huldigen, genügt die Forellenspinngerte vollauf. Hat man zu gewärtigen, daß ge-

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legentlich ein Hecht anspringt, wie es ja häufig der Fall ist, muß das Zeug schon etwas haltbar gewählt werden. Dies kann man auch tun, da der Barsch nicht leicht zu vergrämen und auch nicht scheu ist. Als Köder sind die kleinsten Fischchen zu verwenden. Pf rillen scheinen beim Barsch besonders beliebt zu sein. Die Beköderung geschieht am besten krumm und das System soll möglichst nur mit einem kleinen Drilling oder einfachen Haken versehen sein. Das Deesystem mit einem Drilling kann ich besonders empfehlen. Unter der Rubrik „Kunstköder" sind einige kleine Köder abgebildet, welche zum Barschfang gut verwendet werden können. Um möglichst auf den Grund des Wassers zu kommen, wo der Barsch sich am liebsten aufhält, muß man auf das natürliche krummgeköderte Fischchen eine Bleikappe aufsetzen; beim Deesystem aber das Schlundblei verwenden. Da dieser Stachelflosser kein allzu flinker Schwimmer ist, muß der Köder ganz langsam geführt werden. Mit Heben und Senken kommt man nach meiner Erfahrung am weitesten. Einen nur einigermaßen schnell geführten Köder wird der Barsch zwar verfolgen, aber nicht ergreifen. Der Anhieb ist ein kleiner zügiger Ruck. Die Haken dringen leicht ein, halten aber gut. Der Drill (falls es sich um größere Exemplare handelt) ist nicht schwer und endet meist zugunsten des Anglers. Der Waller oder Wels. Dieser großwüchsigste und schwerste aller Süßwasserfische ist leider nicht das Obj ekt für den Angler, das er sein könnte, wenn sich sein Leben und Treiben nicht so geheimnisvoll abspielen würde. Er ist Nachträuber. Freilich gelingt es hie und da, auch am hellsten Tage bei Sonnenschein Beute zu machen, aber diese Fälle sind bestimmt nicht die Regel, weil es der Natur des Wallers als nächtlicher Raubfisch zuwider ist, am hellen Tage zu jagen. Er nimmt jede Art Nahrung zu sich, wird nicht nur mit der Spinnangel, sondern auch mit Würmern, Neunaugen, Fröschen usw. gefangen. 171

Zweifellos erscheint es mir, daß der Waller den k l e i n e n Fischen als Köder den Vorzug gibt. An einem See, den ich selbst mit Spinn- und Schleppangel befischte, erfuhr ich von Berufsfischern, die vorher das Wasser innehatten und die fast ausschließlich mit Reusen und Legangel fischten, daß es ihnen n i e gelungen sei, mit einem über 10 cm großen Köder (Rotaugen und Rotfedern wurden meistens benutzt) einen Waller zu fangen. Sie fingen Exemplare bis 80 Pfund Gewicht. Mit größeren Ködern erbeuteten sie n u r Hechte. Am Tage Waller aufzuspüren, hatte ich öfters Gelegenheit. Die Seen (es sind sieben von mehr oder weniger großem Ausmaß) sind sog. Greisenseen, also uralte Wässer, und bis 45 m tief. Sie beherbergen eine ungemein große Anzahl von Fischen, darunter Riesenexemplare von Karpfen und Wallern. Die letzteren steigen bei Nacht aus der Tiefe in den Bach, der die Seen verbindet, selbst in kleinste, kaum knietiefe Rinnsale, um hier den massenhaft anwesenden Futterfischen nachzustellen. Finden die Welse ein geeignetes Versteck (und solche sind mehr wie genug vorhanden), so bleiben sie auch tagsüber im seichten Wasser. Der Kopf des Fisches steckt dann in Krautbetten oder unter dem moorigen hohlen Ufer. Manchmal ist vom ganzen Fisch nur die Schwanzflosse zu sehen. An mehreren Tagen hintereinander wurden öfters an gleicher Stelle große Waller erbeutet, die sich aus der Tiefe in den Bach begaben und dort blieben. Mir ist es passiert, daß ich in dem Verbindungsbach über einen zirka 30 pfündigen Waller hinwegfuhr, ihn mit dem Kahn zur Seite drückte, trotzdem aber blieb er stehen. Leider gelang es mir nicht, ihn zu fangen wegen des heftigen Windes, der mir den Kahn, in dem ich allein war, immer wieder abtrieb. Beim Spinnen mit Blinkern sowie natürlichen Fischchen, ist es nicht gelungen, bei Tage einen Waller zu fangen, wohl aber bei Nacht. Was diesen nächtlichen Raubgesellen veranlaßt, bei Tage und noch dazu bei hellem Sonnenschein sein Versteck, das er immer so 172

wählt, daß kein Licht zu ihm, besonders nicht zu den Augen, dringen kann, zu verlassen und auf Raub zu gehen, ist mir allerdings unbekannt. Unmittelbar nach der Laichzeit, welche in Juni und Juli fällt, geht der Waller am späten Abend nach heißen Tagen am besten an die Angel. In voller Fahrt geht der Wels nach dem Anhieb ab. Die Richtung im Fluß ist selten anders als seitlich abwärts. Sein Bestreben ist stets, zu seinem Versteck zu gelangen, der im Fluß meist in einer ruhigen tiefen Gumpe oder Rinne zu suchen ist. In Seen sucht er den Grund zu erreichen. Bleibt er stehen und wird durch kräftigen Zug oder Ruck flottgemacht, setzt eine neue Flucht ein unter heftigem Reißen und Schütteln. Der Drill ist, wenn man über gute Geräte verfügt und dem Fisch zu folgen vermag, nicht schwer, kann aber unter Umständen länger wie bei anderen Raubfischen dauern. Die Haken sitzen meistens gut in seinem breiten fleischigen Rachen und nur durch grobe Behandlung kann man ihn verlieren. Bei der Landung mit der Hand, die nur geschehen kann, indem man ihm den Daumen oder die Finger in den Rachen steckt und am Unterkiefer packt, muß man sehr vorsichtig zu WTerke gehen, um nicht mit den Angelhaken in zu nahe Berührung zu kommen und sich damit eventuell schwere Verletzungen zuzuziehen, was sehr leicht geschehen kann, wenn der Fisch zu schlagen und sich zu wehren anfängt. Die Landung mit dem Gaff kann nur so geschehen, daß dieser unmittelbar hinter dem Kopf des Fisches eingeschlagen wird. An den hinteren Körperpartien wird er nicht angreifen. Die Gaffspitze muß sehr scharf und unmerklich nach einwärts gebogen sein. Der Zander, der das wärmere Wasser, wie der Hecht, liebt, hat ebenfalls nicht die Verbreitung, die notwendig wäre, ihn zu einem erstklassigen Sportobjekt zu stempeln. Sein Vorkommen ist immer nur ein beschränktes, so daß er meist nur bei Gelegenheit des Hechtfischens 173

erbeutet wird. Er führt das Leben aller Barscharten, ist gesellig und gefräßig. Eine Eigenschaft jedoch trennt ihn von seinen Artgenossen, das ist die Vorsicht, sein mißtrauisches Wesen. Nur zu leicht ist er zu vergrämen. — A m ehesten hat man Erfolg an trüben Herbsttagen bei kühlem Wetter. Alle Köder, wie sie zum Forellenfang benutzt werden (auch nicht zu große Weißfische) können auch für den Zander in Anwendung kommen. An Wässern, in denen große Zander vorkommen (wie es in der Donau mitunter der Fall ist), werden auch etwas größere K ö d e r (bis 12 cm) verwendet. Der Fisch steht, wenn er auf der Jagd ist, gerne neben der Strömung in ruhigem, tiefem Wasser. Den Köder läßt man mit der Strömung an die Ränder der ruhigen Gumpen hintreiben, führt ihn aber immer in nächster Nähe der Strömung. D e r Zander, der sich zur Verdauung in tiefe, ruhige Stellen zurückgezogen hat, ist nicht zum Angriff zu reizen. Vielleicht noch durch ein lebendes Fischchen, aber nicht mit dem Spinnköder. Man muß darauf bedacht sein, nicht aufzufallen, da dieser Fisch, wie bereits erwähnt, die Vorsicht in persona ist. Die Ausrüstung, die für den Hechtfang gebräuchlich ist, kann auch für den Fang des Zanders Anwendung finden. Der Schied. Dieser große Cyprinier ist ebenfalls weit verbreitet, kommt aber, wie der Zander, auch nicht häufig vor. Bei Gelegenheit des Hecht- oder Huchenfischens wird er mit natürlichen und künstlichen Ködern erbeutet. Er nimmt ebenso auch den Forellenköder. Will man nur auf Schiede spinnen, soll man die Köder nicht größer wie 7 bis 9 cm wählen. In sommerlicher Hitze steht der Schied immer in der Nähe der Futterfischschwärme. Wird das Wasser kälter, folgt er diesen auch in die tiefen Gumpen. Er steht, wie der Zander, meist nahe der Strömung im ruhigen Wasser. Große Ausbuchtungen und Mühlschüsse hat er gern. Ein eigentlicher 174

Standfisch ist der Schied nicht. E r beißt bis spät in den Winter hinein; wird das Wasser zu kalt, ist sein Nahrungsbedürfnis kein großes mehr. An kalten Wintertagen ist ein Erfolg nur selten. Kunstköder dürfen schneller als gewöhnlich geführt werden. Der Fisch ist ein guter Schwimmer und packt mit mehr Lebendigkeit den Köder, als der Hecht. Auch mit natürlichen Fischchen kann das gebräuchliche Tempo der F ü h r u n g erhöht werden. Mit den Geräten, mit denen man auf Hechte angelt, verfolgt m a n auch den Schied. E r wehrt sich nach dem Anhieb gewaltig, kann aber bald zur Landung gebracht werden. F ü r einen langen Kampf reichen seine K r ä f t e nicht. Sein Benehmen an der Angel ist etwas lebhafter wie das eines großen Aitels; er wendet sich wie letzteres nach dem Anhieb wasserabwärts und ist, wenn s t r a m m gehalten, bald ermüdet. Der Bestand an großen Schieden vermindert sich mit der fortschreitenden Korrektion unserer Flüsse sehr schnell, da seine Lieblingsplätze, die ruhigen Hinterwässer neben der Strömung verschwinden und seine Laichprodukte im freien Wasser dem Verderben ausgesetzt sind. Das Aitel. Dieser Fisch h a t ein riesiges Verbreitungsgebiet. In allen Wässern bis hoch hinauf in die Quellregion ist er anzutreffen. Das wärmere Wasser jedoch zieht er vor. Unter überhängendem Gesträuch, Wurzelstöcken, Ausbuchtungen, in Wehren und Mühlschüssen, in Krautbetten, kurz überall dort, wo das Wasser ruhig oder nicht zu stark bewegt und das meiste F u t t e r zu erhoffen ist, trifft man das Aitel an. Es ist ein Friedfisch wie der Schied. In den Wässern, in denen es an pflanzlicher Nahrung sowohl wie an Fliegen, Larven usw. mangelt, kann das Aitel sich an Fischnahrung gewöhnen, immer jedoch trifft auch das nicht zu. Die Fische halten sich meist scharenweise in ihren Verstecken auf, führen überhaupt ein geselliges Leben. 175

Haben sie sich einmal daran gewöhnt, Fischnahrung anzunehmen, so greifen sie gierig danach. Aber selbst in steinigen Wässern, in denen nur ein spärlicher Pflanzenwuchs gedeiht, kommt es vor, daß ein Fischen mit der Spinnangel ergebnislos ist. Es gibt ziemlich viele solche Wässer. Hier bleibt das Aitel lediglich Objekt für die Flugangel, für Tipp- oder Grundfischerei. In anderen Flußläufen dagegen nimmt das Aitel sehr gerne den Fischköder. Warum das ist, ist m. W. nicht vollkommen geklärt. Viele Jahre habe ich ein kleines Wasser befischt, das außer Äschen, Forellen, Hechten und Huchen, auch eine große Menge von anderen Fischen, darunter nicht zu wenige Aitel beherbergt. Nicht nur beim Angeln auf Forellen sondern auch beim Huchenfischen kam es häufig vor, daß Aitel auf io-cm-Blinker ansprangen. Manchmal gelang es, ein Dutzend und mehr mit Hechtund Huchenköder zu fangen. Dabei verwandte ich Köderfische bis zu 18 cm Größe. Nun sollte man meinen, daß auch die gefangenen Fische der Größe der Köder entsprochen hätten. Weit gefehlt! Aitel mit ®/4 bis i y 2 Pfund waren es durchschnittlich. Selten ein größeres. Das Aitel gewährt auch dort, wo es die Fischnahrung annimmt, nicht den Sport wie die Raubfische. Immerhin aber kann sich der Spinnfischer damit eine angenehme Abwechslung verschaffen. Dieser Cyprinier jagt nicht mit der Eleganz der Raubsalmoniden, sondern ähnlich wie der Hecht. Er macht nur einen Vorstoß, verfehlt er den Köder, macht er kehrt und verschwindet und wartet auf das Wiedererscheinen des Fischchens. Hat er es das nächste Mal erfaßt, wendet er sich damit seinem Unterstand zu. Nach dem Anhieb geht die Flucht meist wasserabwärts, oder er trachtet in sein Versteck zu kommen. — Ein langer Drill erübrigt sich. Der Fisch ist schnell ermüdet. Seine Schwimmfertigkeit ist nicht nennenswert. Den Köder erfaßt er meistens von hinten. 176

Zum Fang des Aitels nimmt man die gesamte Ausrüstung wie sie zum Forellenangeln benutzt wird. Als Köder dienen alle Forellenköder. Die Verwendung des Schlundbleies ist wegen der Unsichtlichkeit vorteilhafter als das Aufsetzen einer Bleikappe. Es ist auch wichtig, sich nicht sehen zu lassen und das Ufer nicht durch starkes Auftreten zu erschüttern. Es gelingt immer nur einen Fisch an einer Stelle zu fangen. Von den übrigen läßt sich oft erst nach Ablauf von Stunden einer bewegen, zuzugreifen. Nicht nur natürliche, sondern mit gleichem Erfolg auch künstliche Köder können angewendet werden. Blinkende Metallspinner nimmt man mit Vorteil, wenn das Wasser etwas angelaufen ist. Auch der Behmsche Kugelspinner hat mir schon zu manchem Fisch verholfen.

Einige Winke für Anfänger Trotzdem im ganzen Buche verstreut vieles, was der Anfänger wissen muß, zu finden ist, will ich es unternehmen, geschlossen in kurzen Worten Anleitung betreffs Ausrüstung und Verhalten zu geben. Die Ausrüstung soll aus folgenden Geräten bestehen : Eine 3,20 bis 3,50 m lange G e r t e . Von den Bambusgerten sind diejenigen aus I n d i a - ( D s c h u n g e l r o h r ) die empfehlenswertesten. Man kann damit jahrelang angeln und die stärksten Fische fangen. Montiert soll sie sein mit Schlangenringen. Brücken- und Kopfring sollen Achat- oder Porzellaneinlage haben, damit die Schnur geschont wird. Achat ist das Bessere, weil nicht so leicht zerbrechlich, trotzdem aber verträgt auch dieser weder Schlag noch Fall auf steinigen Boden. — Wer einige Mark Mehrausgabe nicht scheut, dem kann nur nahegelegt werden, sich eine Gespließte, die ja zweifellos vollwertiger ist, zuzulegen. E d e r , Der Raub£i