Der Marasmus in Handel und Industrie 1877 [Reprint 2020 ed.] 9783112338841, 9783112338834


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Der Marasmus in Handel und Industrie 1877 [Reprint 2020 ed.]
 9783112338841, 9783112338834

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DER MARASMUS IN

HANDEL UND INDUSTRIE 1877.

VON

H. LOEHNIS.

LONDON, TRÜBNER AND CO., 57 AND 59, LUDGATE HILL. STRASSBURG: K. I. TRÜBNER. 1877.

Wann wird es endlich besser werden? ist seit mehr als drei Jahren Alltagsfrage nicht nur in commerziellen und industriellen Kreisen, sondern weit Uber dieselben hinaus. Das Unerklärliche kann nur der Erforschung der oft nahe liegenden, aber verdeckten Ursachen weichen, wobei es freilich niebt immer möglich für alle Erscheinungen sofort eine befriedigende Erklärung zu finden, indem das Verhältniss von Ursache und Wirkung häufig so verwickelt ist, dass sein Nachweis mit sicherer Vermeidung des Irrthums oft auf grosse Schwierigkeiten stösst. Fest steht indess, dass nur nach vorhergegangener Darlegung der Thatsachen an eine solche Aufgabe Uberhaupt herangetreten werden kann. England, Deutschland, Frankreich und die Vereinigten Staaten sind die Länder, deren Verhältnisse hierbei als manssgebend in Betracht kommen. Sobald die Solidarität der Interessen, welche deren Bewohner unter einander und mit den Übrigen Nationen verknüpfen, erkannt worden, drängt sich auch die Ueberzengung auf, dass locale, nationale Erscheinungen ohne Rücksicht auf ihren Zusammenhang mit dem grossen Ganzen, dem internationalen Verkehr, der „ein lebendiges Netz von Beziehungen bildet, das BedUrfniss und Leistung ununterbrochen knUpfen und lösen", weder zu verstehen noch zu erklären sind. Dabei ist selbstverständlich, dass jede Erklärung d. h. befriedigende Verknüpfung der zu erklärenden Thatsachen mit andern, die bereits klar sind, nur provisorisch genügen kann, um neuen vollständigen Erklärungen Platz zu machen in dem Maasse, wie sich der Gesichtskreis erweitert. Dieser Standpunkt ist bei der Beurtheilung der Entwicklung jeder nationalen Industrie und aller internatio-

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nalen Handels- und Finanzverhältnisse festzuhalten, und nur von diesem Gesichtspunkte aus kann eine Besprechung für den Fachmann von Interesse, für Andere von Nutzen sein. Eine mehr als dreissigjährige vielseitige kaufmännische Thätigkeit verbürgt nicht die Richtigkeit meiner Ansichten, denn nicht die Länge der Zeit, sondern der von ihr gemachte Gebrauch gibt den Ausschlag. Es handelt sich übrigens bei der mir hier gesetzten Aufgabe weniger um Ansichten, als vielmehr um die Zusammenstellung von Thatsachen, bei deren zweckmässiger Auswahl unter endlosem Material eine langjährige Erfahrung in engem Anschluss an's praktische Leben zu Statten kommt. Ich habe vorzugsweise auf einen in allseitiger Wechselwirkung fortschreitenden grossen Zusammenhang hinweisen wollen. Jeder, der in diesem Sinne die Erscheinungen beurtheilend sich mit der Lösung w i r t schaftlicher Fragen beschäftigen will, wird leicht fehlende Glieder in der Kette erkennen, ebenso leicht aber auch sie zu ersetzen wissen; er wird in dem Gebotenen kein fertiges System suchen aber einen Wegweiser finden, Anhaltspunkte zur Bildung eines s e l b s t ä n d i g e n Urtheils. In vier Abschnitten werden behandelt: I. Die Prosperität in 1872. II. Die Reaction seit 1873. III. Anhaltspunkte Ülr die Beurtheilung wirtschaftlicher Zustände. IV. Der Marasmus und die Aussichten. Bekanntschaft mit dem Geschäftsbetrieb der Bank von England und den Verhältnissen des Londoner Geldmarktes wird vorausgesetzt; der diesem Thema gewidmete Anhang wird manchem geneigten Leser eine nicht unwillkommene Zugabe sein. Toksowa house, Dulwich L o n d o n , im Oktober 1877. II. L.

I. Die Wiederherstellung der Union nach dem Kriege von 1860/64 bildet für die Ver. Staaten den Ausgangspunkt einer ausserordentlichen Entwicklung. In der ganzen Geschichte des amerikanischen Handels ist keine Periode, die an Prosperität den Jahren 1868/72 sich gleich stellen kann, wenn man hohe Preise und grossen Consurao als Beweise von Prosperität gelten lassen will. Die Baumwollkultur, die während des Krieges fast ganz aufgehört hatte, stieg in alle Erwartungen übertreffendem Maasse. In der Saison 1865/66 betrug die Erndte schon 2,193,000 Ballen, in 1870/71 bereits 4,352,000 B., oder beinahe so viel wie in dem letzten Jahre vor Ausbruch des Krieges 1859/60, wo man bei 4,669,000 B. ernstlich befürchtete, die Production werde bald den Consumo überholen. Vereint mit reichen Getreideerndten führte der mit zunehmendem Export wachsende Wohlstand zu jährlich grösseren Importen. Durch die in Gold zahlbaren Eingangszölic füllte sich der Staatsschatz so rasch, dass die Regierung sich nicht nur hinsichtlich der Zinszahlung auf die enorme Schuld bald aller Sorgen entschlagen, sondern auch ernstlich mit Kapitalreduction beschäftigen konnte. Die Schuld, die 1866 8 2,773,236,000 betrug, war 1872 bereits auf $ 2,253,251,000, die Zinsen von $ 143,782,000 auf S 117,358,000 reducirt, also die jährlichen Abgaben fUr diesen Zweck allein um $ 24,400,000 erleichtert. Die Einwanderung nahm von Jahr zu Jahr zu; das Vertrauen in die Consolidirung der politischen und finanziellen Verhältnisse theilte sich auch dem Auslande mit; die nordamerikanische Staatsschuld nicht nur, sondern Eisenbahn-

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und andere industrielle Papiere wurden zu beliebten Anlagen in Europa und die dem Lande hierdurch reichlich zufliessenden Kapitalien verallgemeinerten das Gefühl der Wohlhabenheit, steigerten die ohnehin grosse Unternehmungslust, erleichterten nicht nur die Beibehaltung des incbnvertiblen Papiergeldes, sondern beförderten wesentlich das rasche Fallen der Goldprämie, die 172% in 1865 stand und in 1872 auf 10% zurückging. Alles dies vereint bildete dann die Grundlage eines ausgedehnten Creditsystems, welches bald vor den grossartigsten Unternehmungen (es sei nur der Pacific-Eisenbabn erwähnt) nicht mehr zurückschrecken liess. Es waren also alle Elemente vorhanden für die Entwickelung der Eisenindustrie, welche durch die 1868 beginnenden grössern Eisenbahnbauten belebt, in wenigen Jahren in's Unglaubliche gesteigert wurde. Nächst dem Ackerbau greift keine wirthschaftliche Thätigkeit so energisch in die Lebensverhältnisse aller Volksklassen ein, nimmt deren Kapital- und Arbeitskräfte so nachhaltig in Anspruch, wie eine grosse Eisenindustrie. Es kommen bei ihr ganz andere Factoren zur Mitwirkung, als bei der blossen Bearbeitung eines Rohstoffes, z. B. der Baumwolle oder der Seide, namentlich wenn das Rohmaterial vom Auslande bezogen und also die erforderlichen Quantitäten mit Leichtigkeit den Bedürfnissen entsprechend regulirt werden können. Ganz anders verhält es sich bei der Eisenindustrie, für deren Entwickelung in grossartigem Maassstabe die Veranlassung natürlich nur in grossen Eisenbahnbauten im L a n d e s e l b s t gefunden werden kann. Eine lebensfähige grosse Eisenindustrie setzt aber die Möglichkeit einer grossen Kohlenproduction voraus, die unter allen Umständen eine noch gesundere Basis hat, sofern bei der Kohlenproduction der grobe Fehler, der so oft die Eisenindustrie schädigt dadurch, dass man Werke anlegt ohne sich des zum Betriebe erforderlichen Rohmaterials zu vergewissern, unmöglich ist. Das Vorhandensein reicher Kohlenlager in der Nähe der Eisensteingruben anbelangend, ist Amerika nicht weniger von der Natur begünstigt wie

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England, and die Leistungen in dem kurzen Zeitraum weniger Jahre crschliessen grossartige Zahlenverhältnisse.

1860 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72

Miles in Neu-EngMittelden Ver.landStaaten. Staaten. Staaten.

Westlichen Staaten.

Südlichen Staaten.

PacificStaaten.

30,635 31,256 32,120 33,170 33,908 35,085 36,827 39,276 42,255 47,253 54,686 62,647 69,158

11,064 11,320 11,657 12,221 12,497 12,847 13,621 15,226 16,889 19,765 24,593 29,502 32,707

9,182 9,283 9,422 9,468 9,511 9,632 9,867 10,126 10,683 11,277 12,505 13,589 14,874.

23 23 27 73 166 231 323 437 889 1,164 1,749 2,239 2,788

3,660 3,697 3,751 3,793 3,793 3,834 3,868 3,938 4,019 4,300 4,516 4,984 5,147

6,706 6,963 7,263 7,615 7,941 8,539 9,144 9,555 9,765 10,752 11,323 12,325 13,542

In sechs Jahren, von 1867 bis 1872, stieg die Meilenzahl von 39,276 auf 69,158; fllr blosses Instandhalten und Reparaturen wurde in 1872 der Totalverbrauch von Eisen aller Sorten auf 660,000 tons veranschlagt und ungeachtet clic Totalproduction schon auf 2,000,000 tons gestiegen war, so musste doch noch jährlich ein grosses Quantum Schienen zu Neubauten importirt werden. Man erwartete in 1872, dass erst nach zwei Jahren alle neuen Etablissements in volle Thätigkeit treten und dann die einheimische Industrie sich der fremden Concurrenz überhoben sehen würde, denn damals hatte die Eisenindustrie in Amerika noch nicht mit den Schwierigkeiten der englischen: theuren Kohlen und hohen Arbeitslöhnen zu kämpfen; man sah zuversichtlich einer fernem bedeutenden Ausdehnung entgegen, ungeachtet schon ein Kapital von über $ 400,000,000 fest angelegt war — denn wird nicht jede gut gebaute neue Eisenbahn eine neue Kraft im Lande zur Production von neuen Wirthschaftsgütern! Es ist aber das Eigenthümliche der Eisenindustrie, dass sie, einmal in schwunghaften Betrieb gesetzt, in sehr kurzer Zeit den Bedürfnissen der

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einheimischen Consumtion verauseilt und auf diese Weise mehr als jede andere Industrie Gefahr läuft in Ueberproduction auszuarten, wenn nicht entsprechende Exportfrage sich einstellt. Man übersah, dass diese Ueberproduction sich um so rascher mit all ihren verderblichen Folgen bildet, je energischer der Anstoss gewesen, denn die plötzlich durch den Eisenbahnbau vermehrte Frage veranlasste die Anlage zahlreicher Werke, deren Leistungsfähigkeit nicht fUr den Durchschnittsbedarf, sondern für den während des Bahnbaus aussergewöhnlichen Consumo berechnet war. Man wähnte sich erst am Anfang einer grossartigen, alle frühern Verhältnisse überflügelnden Entwickelung, einer neuen Aera ungekannter Prosperität. Der nordamerikanische Krieg war aber nicht nur für die Entwickelung der Yer. Staaten, sondern fUr den ganzen Welthandel Epoche machend. Es handelte sich in diesem Kriege zunächst um grosse Principienfragen: Unterordnung der Einzelstaaten unter die Autorität der Centralgewalt, Abschaffung der Sklaverei, Schutzzoll und Freihandel. Hier geriethen die materiellen und sentimentalen Interessen nicht nur der kriegführenden Parteien, sondern der ganzen civilisirten Welt in die wunderlichsten Conflicte. Die Menschen sind leicht Parteigänger und nur zu sehr getheilt in sogenannte Nationalökonomen, die sich nur mit Wirthschaftsgütern beschäftigen und in deren sentimentale Gegner, die sich um so mehr auf dem rechten Wege wähnen, je weiter sie sich von diesen Wirthschaftslehrern entfernen. Es ist nun gewiss nicht in Abrede zu stellen, dass es eine Menge Dinge gibt, die weit wichtiger sind als der materielle Besitz und an ein Volk kann wohl die unabweisbare Aufgabe herantreten seine vorzugsweise auf Gütervermehrung gerichtete Thätigkeit andern. Zwecken zu opfern. Ungefähr verhält es sich damit wie mit der Gesundheit beim menschlichen Körper; sie ist ein unschätzbares Gut und Grundlage alles Wohlbefindens, und dennoch gibt es Verhältnisse, in denen der Mensch nicht nur berechtigt, sondern nach allen moralischen Begriffen gezwungen ist, seine Gesundheit und selbst das Leben dem Ruf der Pflicht zu opfern, und nur eine höchst einseitige

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Auffassung der Wirthschaftslehre beschränkt sich auf die Heranziehung von Thatsachen, die sich nur in Zahlen ausdrücken lassen und die dann freilich zu einseitigen Schlussfolgernngen führen, welche oft das menschliche Gefilhl beleidigen und in jeder Generation die grosse Menge der Gemüthsmenschen den nationalökonomischen Theorien entfremden. Nie ist es aber nöthiger gewesen als gerade in Bezug auf die Vermächtnisse dieses Krieges zwischen einseitigen Auffassungen der Verhältnisse Versöhnung zu stiften und die Anerkennung der Wirklichkeit mit dem Streben nach hohen Zielen zu vereinigen. Der Erfolg der gros bataillons des Nordens bedeutete Abschaffung der Sklaverei und Beibehaltung des Schutzzollsystems, während der Süden zwar für den Freihandel, gleichzeitig aber für Beibehaltung der Sklaverei focht. Die Sympathien der gebildeten Welt waren dadurch in auffallenden Widerspruch gerathen. In England traten die Freihändler für den Süden ein und ihnen schlössen sich die Politiker an, die in der Auflösung der Union die Schwächung eines seit lange schon unbequemen Rivalen hofften. Ganz Deutschland nahm entschieden Partei für den Norden, während in Frankreich politische Reminiscenzen und politische Projecte die öffentliche Meinung hin und her schwanken Hessen. Die Aufhebung der Sklaverei, die Umgestaltung der socialen und politischen Verhältnisse in den südlichen Staaten, der durchschlagende Sieg der schutzzöllnerischen republikanischen Partei in der Centralverwaltung, eine enorme Staatsschuld und damit verbunden die Einführung unconvertiblen Papiergeldes zählen zu den Hinterlassenschaften des Krieges; nicht weniger aber auch die Anregung zu starker Baumwollcultur in Ostindien, Egypten und Brasilien, wodurch schlummernde Productionskräfte in diesen drei Ländern geweckt und im Verlauf weniger Jahre in fieberhafte Aufregung versetzt wurden. Es sei hier nur des Papiergeldes und der mit seiner Einführung verbundenen Umgestaltung des nordamerikanischen Banksystems eingehender erwähnt, sofern sich hieran vorzugsweise wichtige Folgen knüpfen.

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Als der Krieg ausbrach, war es die Absicht des Finanzministers' sofort durch Auflegung hinreichender Besteuerung die Kosten desselben zu decken. Dazu konnte der Congress sich aber nicht entschliessen: erstens war man der Ansicht, dass der Krieg in sehr kurzer Zeit beendet sein wtlrde; zweitens brauchte man sofort Geld und glaubte auf das spätere Eingehen von Zöllen und Steuern nicht warten zu können; drittens aber und hauptsächlich flihlte man wohl, dass die Erhaltung des Enthusiasmus, ohne den bei dem Mangel an stehenden Heeren die längere Fortführung des Krieges nicht möglich sein würde, es vor allen Dingen erheische dem Volke, welches die Soldaten freiwillig zu stellen hatte, die Beschaffung der übrigen Kriegsbedürfnisse wenigst beschwerlich zu machen. Man schritt daher zu öffentlichen Anleihen und als der Krieg sich in die Länge zog erreichten diese so grosse Proportionen, dass sie ohne Betheiligung der Masse des Volkes nicht mehr unterzubringen waren. Um diese Bctheiligung in kurzer Zeit mit Erfolg durchfuhren zu können, war die Ausgabe von Papiergeld, mit der Bestimmung, dass dasselbe legal tender sein solle, das nächste Mittel. Um aber der Regierung die Möglichkeit, später wieder zur Goldwährung zurückzukehren, nicht ganz abzuschneiden und gleichzeitig die Illusion zu erhalten, dass das Papiergeld ebenso gut wie Gold , sei, wurde Zahlung der Zinsen auf die Anleihen in Gold verfügt und verordnet, dass sämmtliche Eingangszölle in Gold zu entrichten seien; eine Maassregel, welche die russische Regierung bei Ausbruch des gegenwärtigen orientalischen Krieges nachgeahmt hat. Durch die Erhebung des Papiergeldes zur gesetzlichen Währung für alle übrigen Zwecke und durch die fernere Bestimmung, dass legal tender notes (greenbacks) zu jeder Zeit in Statebonds zum pari Coursc umgewechselt werden könnten so oft die Regierung neue Anleihen herausbringe, war es möglich den Cours dieser rasch nacheinander folgenden Anleihen, nachdem die Banken ihre Baarzahlungen eingestellt hatten, auf pari zu erhalten. Das Publicum griff zu und mit der grössern Verbreitung der Anleihen stieg die Zahl der Inhaber und ihr Interesse an der Fort-

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Setzung und glücklichen Beendigung des Krieges. Es geschah hier, was unter ähnlichen Verhältnissen, wo die Erreichung augenblicklicher Zweckc alle Zukunftsrücksichten in den Hintergrund drängt, immer geschehen ist und wahrscheinlich sich wiederholen wird. Die Regierung brauchte Geld, grosse Summen und zwar sofort. Die leitenden Politiker waren vor Allem darauf bedacht, Unzufriedenheit im Volke mit der Kriegführung zu vermeiden, namentlich durfte die arbeitende Klasse keinen unmittelbaren Druck empfinden. Wenn auch später nach glücklicher Beendigung des Krieges der Norden sich willig einer enormen Besteuerung unterworfen hat, in höherm Grade als je irgend ein anderes Land, so bestanden doch zu Anfang des Krieges ernste Befürchtungen und die Ansicht schlug durch, dass durchaus davon abzusehen sei, an die Massen beschwerliche Anforderungen auf dem Wege der Besteuerung zu stellen. Um einen Steuerdruck, den es später in weit höherm Grade willig trug, dem Lande zu ersparen, wurde mit Einführung des Papiergeldes der Grund zu weitverzweigten wirthschaftlichen Missständen gelegt. Die unausbleiblichen Folgen traten bald ein: Preise stiegen, Metallgeld verschwand aus der Circulation, Gold war nur zu hoher fortwährend steigender Prämie erhältlich. Das Steigen der Preise erregte allgemein das trügerische Gefühl wachsenden Wohlstandes, der Zinsfuss wurde niedrig gehalten und je mehr der Krieg kostete, um so populärer wurde er, denn neue legal tender Emissionen, die durch eine Reihe von Congressacten auf $ 400,000,000 anwuchsen, stimulirten Handel und Industrie und Jeder schien sich zu bereichern. Es erwies sich aber bald, dass während der Dauer des Krieges das Borgen durch neue Staatsanleihen nur vorangehen könne, wenn den Darleihern wenigstens die Zinsen in Gold garantirt würden und dass um diese Garantie leisten zu können, eine regelmässige Goldeinnahme gesichert werden müsse — daher die obenerwähnten beiden Ausnahmen für die Allgemeingültigkeit der legal tender: Zahlung der Zinsen und Einfuhrzölle. Auf diese Weise wurde aber die Regierung gleichzeitig Hauptinhaber und Händler in Gold, ein Artikel, dessen sich sofort die

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Spekulation bemächtigte. Die Executive erhielt dadurch einen grossen und unverantwortlichen Einfluss nicht nur über den Geldmarkt im allgemeinen, sondern ganz speciell über die Abwickelung aller von Jahr zu Jahr an Bedeutung zunehmenden, in hohem Grade demoralisirenden Geldspeculationen. Während der Dauer des Krieges blieb das Papiergeld eine der populärsten Institutionen. Mit Abschluss des Friedens und der Rückkehr unter normalen Verhältnissen zu leidenschaftloser Beurtheilung auch rein finanzieller Fragen, sehnten sich namentlich die besitzenden Klassen nach einem stabilern Werthmesser und man 'beschloss die Masse der currency zu beschränken. Ein Congressact vom 12. April 1866 verordnete die Einziehung von legal tender notes, aber nicht mehr als $ 10,000,000 während der nächsten sechs Monate, und von da an nicht mehr $ 4,000,000 in jedem folgenden Monat. Unter diesem Act wurden S 44,000,000 zurückgezogen, die gesetzliche Papierwährung also von $ 400,000,000 auf $ 356,000,000 rcducirt. Preise fielen, Zinsfuss stieg und die Befürchtung, eine weitere Reduction werde eine allgemeine Krisis herbeiführen, wusste sich so geltend zu machen, dass schon am 4. Februar 1868 obiger Act wieder aufgehoben wurde. Zu bemerken ist, dass die zurückgezogenen $ 44,000,000 nicht vernichtet, sondern von der Executiven stets als Reserve angesehen und bei verschiedenen Veranlassungen als solche benutzt wurden. Die greenbacks sind aber nur ein Theil der Notencirculation der Ver. Staaten. Ausser ihnen coursiren auch banknotes, die gleichfalls dem Kriege ihre Entstehung verdanken.- Vor 1864 hatte jeder einzelne Staat seine eigene Banknotencirculation — in einigen Staaten war flir deren Einlösbarkeit besser gesorgt wie in andern und selten coursirten die Noten eines Staates ausserhalb seiner Grenzen. Dies war ein grosses Hinderniss für den allgemeinen Verkehr und eine seine Beseitigung bezweckende Maassregel fand daher allgemein günstige Aufnahme. Bei den zunehmenden, namentlich in 1864 sehr grossen Staatsanleihen war es ausserdem auch wichtig alles Mögliche aufzubieten, deren Placirung zu erleichtern. Da

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brachte der damalige Finanzminister Chase das Froject einer neuen einförmigen Banknotencirculation heraas, sichergestellt durch Deponirung von U. St. bonds in Washington. Diese Noten sollten, nicht wie die greenbacks, legal tender sein, sondern nnr an die Stelle der Banknoten der Einzelstaaten treten, mit dem Unterschied und Vortheil, das sie in allen Staaten, im ganzen Lande gleich gültig seien. Der betreffende Act entsprach allen Erwartungen, die alten Banken verschwanden in kurzer Zeit, um den national banks Platz zu machen, deren Zahl sich über 2000 mit einer Gesammtcirculation von ca. $ 338,000,000 beläuft. Ausser dem Deposit von U. St. bonds war zur ferneren Sicherstellung dieser Banknoten an ihre Emission aber auch noch die Bedingung geknlipft, dass die betreffendenBanken eine von 15 bis 20% ihrer Totalverbindlichkeiten variirende Reserve in greenbacks halten mussten. Nichteinhalten dieser unter Staatscontrole stehenden Bestimmung machte die betreffende Emission ungesetzlich, die betreffenden Noten ungültig. . In seiner Vorsorge ging aber Mr. Chase noch einen fatalen Schritt weiter. Er wollte nicht nur die Notencirculation, sondern auch die Banken selbst sicher stellen und griff durch Verfügungen hinsichtlich der Depositen direkt in die Geschäftsführung der einzelnen Banken ein — that gerade das, was in England der banking act von 1844 geflissentlich vermieden hat. Sein Plan war eine Anzahl Centraibanken, gleichsam Mittelpunkte zu schaffen, an die sich die umliegenden Landesbanken anschliessen sollten, und alle jene Centraibanken sollten wieder einen gemeinsamen Schwerpunkt haben. Es wurde also verfügt, dass alle nicht in den Städten St. Louis, Louisville, Chicago, Detroit, Millwaukie, Neworleans, Cincinnati, Cleveland Pittsburg, Baltimore, Philadelphia, Boston, Newyork, Albani, San Francisco und Washington etablirten Banken eine Reserve von 15% ihrer Totalverpflichtungen (Depositen, Accepte und Notencirculation) in greenbacks halten sollten, gleichzeitig wurde ihnen aber gestattet 8/stel dieser Reserve bei den Banken in jenen Centraistädten zu deponiren d. h. zu verzinsen. Diese Centraistädte hiessen redemption cities und dem Arrangement lag die Annahme zu Grunde, dasB

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sich um dieselben die in den betreffenden Rayons befindlichen andern Banken gruppiren und ihre Geschäfte mit denselben gleichsam als Clearing houses betreiben würden. Da aber mit dieser Einrichtung die Gefahr verbunden war, dass in kritischen Zeiten die Centraibanken, deren Position durch die Depositen der andern Banken mehr als diese exponirt war, stark in Anspruch genommen werden könnten, so wurde gleichzeitig verfiigt, dass sie eine grössere Reserve und zwar, statt 15% wie die andern Banken, 25% ihrer Totalverbindlicbkeiten in greenbacks halten müssen. Der Schwerpunkt des ganzen Systems wurde nach Newyork verlegt. Die Newyorker Banken stehen zu den Centraibanken in demselben Verhältniss, wie diese zu den übrigen Banken. Die Newyorker Banken mussten daher ganz besonders gekräftigt werden, daher die Verordnung, dass die Centraibanken, nicht wie die übrigen Banken bei ihnen 3/» der Reserven, sondern nur die H ä l f t e ihrer Reserven bei jenen deponiren dürfen — ohne indess den Newyorker Banken, in derselben Weise wie den Centraibanken den übrigen Banken gegenüber, die Verpflichtung aufzulegen, selbst eine grössere Reserve in greenbacks zu halten. Ungeachtet ihrer durch die Depositen aller Centraibanken in kritischen Zeiten sehr preeären Position, haben die Newyorker Banken doch nur, wie die Centraibanken, 25% ihrer Totalverbindlichkeiten als Reserve zu halten. Das ganze Gewicht der Verantwortlichkeit im nordamerikanischen Geldmarkte fällt daher auf die Newyorker Banken, in derselben Art wie in England auf die Bank von England, mit dem grossen Unterschiede jedoch, dass die Newyorker Banken, durch die noch immer bestehenden 7% p. a. zum legalen Zinsfuss stempelnden Wuchergesetze, gerade der Anwendung des zur Verstärkung der Reserve allein sicherwirkenden Mittels—Erhöhung des Zinsfusses— sich entschlagen müssen. Sie können daher selbst wenn sie schwierige Zeiten voraussehen, die Vergrösserung ihrer Reserve nicht durch Erhöhung des Disconto anstreben; um so viel weniger vermögen sie, nachdem die Krisis einmal ausgebrochen ist, den schnellen Abzug ihrer Depositen zu verhindern. Diese eigentümlichen Verhältnisse des amerikanischen Geld-

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marktes sind zu berüchsichtigen bei Bcurtheilung der späteren Ereignisse. E u r o p a bedurfte der Jahre 1866 bis 1870 zur Erholung von den Folgen der Handelskrisis vor 1866, und Deutschland insbesondere von der Anstrengung des eben beendeten preussisch-österreichischen Krieges. In D e u t s c h l a n d hatten sich gegen 1869 die nach der Schlacht von Sadowa regen Befürchtungen vor einem Kriege mit Frankreich zwar etwas gelegt, aber fortwährend tauchten Besorgnisse vor neuen Gomplicationen auf und die allgemeine Ungewissheit und Zaghaftigkeit hielten alle industriellen Unternehmungen in engen Schranken. Die Preise der meisten Rohprodukte und auch die Arbeitslöhne fielen und Alles schien sich günstig zu gestalten für die Verwirklichung grossartiger Projecte zu Eisenbahnaulagen, bei denen billiges Material und niedrige Arbeitslöhne wichtigste Factoren waren. Manche Unternehmungen verriethen zwar schon damals den Geist der spätem Jahre, aber einstweilen fehlte es noch an reichlichen Kapitalien. Die Anlagen waren daher noch nicht so weit gediehen, dass der Ausbruch des deutsch-französischen Krieges grosse finanzielle Verlegenheiten bereitet hätte. Man hatte sich noch nicht lancirt und so gross war der Mangel an Vertrauen, dass von der preussischen Staatsanleihe von Thlr. 125,000,000 die zu 88% ausgeboten wurde, nur Thlr. 3,000,000 auf der Berliner Börse Nehmer fanden. Bald darauf wurde die Schlacht bei Weissenburg gewonnen, der Eindruck war magisch. Die Anleihe wurde schnell zu pari vergriffen und unter dem Einfluss der raschen Erfolge der deutschen Waffen belebte sich schnell auf allen Gebieten die Unternehmungslust und veranlasste Projecte, die in Industrie und Handel Deutschlands Leistungen, seinen militärischen Errungenschaften würdig zur Seite zu stellen bezweckten. Das grossartigste Wollen hatte die ganze Nation in fieberhafte Aufregung versetzt und mit den französischen Milliarden schienen mit einem Schlag auch die Mittel zum grossartigsten Vollbringen gegeben. Die Härte der Bedingungen verhinderte zwar das sofortige Aufleben des Geschäftes in dem Maasse, wie man

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vor Abscbluss des Friedens erwartet hatte, indem sie Befürchtungen veranlasste, dass die Zahlung der grossen Entschädigungssumme den Geldmarkt nachtheilig beeinflussen würde. Als aber die Commune in Paris unterlegen, begann dag Vertrauen zu wachsen und der grosse Erfolg der französischen Anleihen, namentlich der zweiten im Juli 18-72 für Frs. 3,500,000,000, die für den zwölffachen Betrag gezeichnet wurde, so dass die erforderlichen Depositengelder Frs. 5,875,000,000 tiberschritten, gab dem Unternehmungsgeist den Impuls, der ihn in den ßrössenwahnsinn, die charakteristische Eigenschaft des modernen Gründerthums ausarten Hess. Bedurfte es doch für die oberflächliche Beurtheilung zur Vermehrung des Verdienstes nur der Vermehrung und Vergrösserung industrieller und commerzieller Anstalten — also: neue Fabriken, neue Handelshäuser, neue Banken und auch hier gerade wie in Amerika vor Allem neue Eisenbahnen und folglich rasche Ausdehnung der einheimischen Eisenindustrie, um sich sobald als möglich von England unabhängig zu stellen. Der Abschluss des Friedens hatte nicht nur die drohenden Befürchtungen vor neuen politischen Störungen beseitigt, ßondern auch durch die Consolidirung des deutschen Reiches im Centrum Europas eine grosse Anregung zu der weitgreifendsten wirtschaftlichen Thätigkeit gegeben, die sich allen andern Ländern um so schneller mittheilte, als die vermehrte Kaufkraft des deutschen Reiches und der erprobte Credit Frankreichs Uberall Vertrauen erregend wirkten. Die bereits vorbereiteten Eisenbahnbauten wurden mit erneuerter Energie wieder aufgenommen und weiter ausgedehnt. Der plötzliche und ungewöhnlich grosse Bedarf führte rasch zu höhern Eisenpreisen und einer vollständigen Revolution in den Lebensverhältnissen der arbeitenden Klassen, und Ende 1872 schien es als ob die Production den Consum nicht mehr zu befriedigen vermöchte. Ueberall Eisenbahnbauten, in Russland, Rumänien, Oesterreich, Italien, Türkei, Egypten, Indien und Süd-Amerika — man sah kein Ende der stets zunehmenden Prosperität, denn man ging, wie in Amerika, von der Annahme aus, dass

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alle Eisenbahnen, die neue Länder dem Verkehr aufschlössen, auf irgend eine Weise sich bezahlt machen müssen, dass für solche Anlagen die Verhältnisse alter Länder keinen Maassstab abgeben, dass in einem neuen Lande durch jede neue Meile Eisenbahn die Sicherheit und Rentabilität der bereits früher gebauten vermehrt werde! Gründen wurde aber nach und nach aus einem Mittel ein Zweck; Actien wurden geschaffen nicht zu produetiver Verwendung des subscribirten Kapitals, sondern lediglich zur Alimentirung des Börsenspiels und die wildeste Speculation bemächtigte sich aller Klassen der Gesellschaft. Vor 1870 waren auf der Berliner Börse 48 Banken quotirt — in drei Jahren stieg deren Zahl auf 133. Während 70 Jahren von 1799—1870 war die Zahl aller Actien-Gesellschaften in Deutschland ungefähr 300 — in den drei Jahren 1871—1873 wurden nicht weniger als 780 neue gegründet. Ein grosser Theil derselben waren Baugesellschaften, und wenn diejenigen, die ausschliesslich die Vergrösserung Berlin's bezweckten, alle ihre Pläne hätten ausgeführt, so wäre eine Stadt fflr neun Millionen Einwohner gebaut worden. In Deutschland war aber seit 1866 die Politik ein wichtiger Factor, ohne den auch in finanziellen Angelegenheiten nicht mehr gerechnet werden konnte und dessen Heranziehung zur Beurtheilung derZustände unerlässlich ist. Zu Ende des achtzehnten Jahrhunderts war in den ökonomischen und politischen Theorien der Individualismus zur Herrschaft gelangt. Die alten religiösen und historisch-rechtlichen Gesichtspunkte bei der Beurtheilung der gesellschaftlichen Einrichtungen wurden verdrängt durch Gesichtspunkte der Nützlichkeit und des Naturrechts. Der Ausgangspunkt aller politischen und ökonomischen Betrachtungen wurde die persönliche Freiheit des Einzelnen. Der Einzelne sollte durch nichts in der Freiheit seines Handelns beschränkt sein, so lange er nicht die Freiheit eines Andern beeinträchtigte. Aus dieser absoluten Freiheit "der Person ergab sich auch die absolute Freiheit des Eigenthums. Der Eigent ü m e r hatte bei Benutzung seines Besitzes keine Pflicht ausser der negativen, die Freiheit und das Recht anderer 2

id nicht zu beeinträchtigen. Und nicht nur vom naturrechtlichen Standpunkte schien dies das Richtige; auch vom Standpunkte der Nützlichkeit schien dies geboten, denn man zeigte, dass nach Beseitigung aller die Freiheit hemmender Schranken der Eigennutz jeden Einzelnen dahin führen werde, seinen Vortheil im höchsten Grade zu verwirklichen, und dass auf diese Weise folglich der Vortheil Aller am besten gewahrt werde. Während diese Auffassung die Besitzenden somit von jeder Pflicht und Verantwortlichkeit gegenüber den Nichtbesitzenden befreite, wälzte sie auf jeden Arbeitsfähigen mit der Möglichkeit auch die Verantwortlichkeit, fllr sich in allen Wechselfällen des Lebens zu sorgen. Diese Auffassung wird nun vorzugsweise von der politisch liberalen Partei vertreten; die Regierung stützte sich auf die liberale Partei, und doch nicht geneigt grosse politische Concessionen zu machen, war sie um so bereitwilliger auf dem Felde der Industrie und des Handels den Massenforderungen entgegenzukommen. Ohne Vorbereitung trat so an die Stelle äusserster Beschränkung und Bevormundung eine Auflösung gewohnter Beziehungen. Die Aufhebung der Guildcn und die Freizügigkeit lösten die Bande des Handwerkerstandes. Jedermann war zum selbständigen Gewerbtrieb befugt. Die Festsetzung der Arbeitsbedingungen wurde Gegenstand freier Uebereinkunft zwischen Arbeitgeber und Arbeiter. Die Coalitions verböte wurden abgeschafft und damit den Arbeitern die Möglichkeit gegeben, bei Feststellung der Löhne wirklich mitzusprechen, auf die Höhe ihrer Einnahmen Einfluss zu üben und somit auch Fürsorge für sich für den Fall von Krankheit und Noth zu treffen. Aber die Consequenzen aus diesen Principien sind unerbittlich zum Nachtheil des Arbeiters, der sich der Fahrlässigkeit und des Mangels an Voraussicht schuldig macht. Die Freiheit artete bald in Zügellosigkeit aus und die Unwissenheit förderte den verderblichsten Eigenwillen. Die Landbevölkerung zog schaarenweise nach den Städten. Eine der nächsten Folgen war die grosse Häusernoth. Berlin gab den Anstoss; jeder wollte erweitern, verschönern, verbessern. Die Ausführung der vielen Bauten vermehrte das Uebel, denn der Lohn der

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gewöhnlichen Arbeit stieg am meisten und vermehrte den Zuzug vom Lande. Lebensmittel stiegen in gleichem Verhältniss und der Lebensunterhalt fllr die Mittelklassen und Alle von festem Einkommen lebenden, den Beamtenstand etc. waren kaum zu erschwingen. Die Besoldung von Elementarlehrern, kleinern Beamten etc., Männern die eine gute Erziehung genossen und durch eine Reihe von Examina ihre Befähigung bewiesen hatten, kam nicht dem Tagelohn eines Handlangers gleich, dernurZiegelsteine herbeischleppte. Auch ohne Hülfe der socialistischen Agitatoren mussten solche Zustände den Arbeitern die Köpfe verdrehen und ihre ganze Lebensanschauung verrücken. Die schnelle Bereicherung der höhern und mittlem Klassen, die ganz allgemeine Preissteigerung wirthschaftlicher Güter und namentlich des Grundeigenthums, die erfolgreiche Agiotage die das ganze Volk zu einer grossen Spielbande zu machen drohte, vermehrten die Ansprüche des Arbeiters und schienen sie sogar gewissermassen zu rechtfertigen. Die Idee, dass der Axbeiterstand eine unterdrückte und vernachlässigte Klasse sei, wurde eifrigst genährt; die Agitatoren predigten die Lehre von der Würde des Menschen, und die Aeusserlichkeiten der höhern Stände nachahmend, suchte der Arbeiter sie durch Wohlleben, vermehrte Vergnügungen und namentlich ganz unpassenden Kleiderluxus zu bethätigen, mit Hintenansetzung aller Sparsamkeit uud Fürsorge für die Zukunft, als ob dieser Zustand lange dauern könnte. Bald schon reichten seine vermehrten Einnahmen nicht mehr hin zur Deckung seiner auf die übertriebenste Weise gesteigerten Bedürfnisse. Dem Ackerbau wurden fortwährend Hände entzogen, um die Stelle der feiernden Arbeiter in den Städten zu ersetzen, denn in demselben Verhältnis» wie die Ansprüche an höhern Lohn erfolgreich durchgesetzt wurden, nahm die Leistungstätigkeit ab. Gleichzeitig nahm die Zahl der Auswanderer zu; viele gerade der besten und fürsorglichsten Arbeiterfamilien und kleinen Ackerbauer zogen vor, so rasch und unerwartet erworbenes Geld in Amerika zu verwerthen, statt es mit den Uebrigen zu Hause zu verprassen. So gross war die Zahl der Auswanderer, dass in Hamburg und

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Bremen verschiedene Dampfschifflinien auf Grund dieser Passagegelder errichtet werden konnten! In F r a n k r e i c h war fllr die Industrie mit Abschluss des französisch-englischen Handelstractats von 1860 eine neue Aera eingetreten. „Was ich wünsche, hatte der Kaiser zu Cobden gesagt, ist, dass diese beiden Länder durch Handelsverträge so innig mit einander verbunden werden, dass es keinem Herrscher, keiner Regierung, keinem Staatsmann mehr möglich werde, einen Krieg zwischen ihnen zu veranlassen". Uebermässige Schutzzölle hatten den französischen Fabrikanten, namentlich in der Baumwoll- undWollindustrie die Beibehaltung veralteter Maschinen ermöglicht. Die Ersparung zahlreicher Arbeitskräfte in England in Folge stets zunehmender Erfindungen und Verbesserungen machten ungeachtet der hohen Zölle die' englische Concurrenz fühlbar. Die bedeutende Reduction der Eingangszölle in Folge jenes Vertrags bedingte die Anschaffung zeitgemässer Maschinen und das hierdurch erweckte regere Leben in einigen der Hauptindustrie/,weige theilte sich bald der ganzen Wirthschaftsthätigkeit des Volkes mit, deren Entwicklung durch den Krieg 1870/71 nur vorübergehend unterbrochen wurde. Wenn auch nicht in demselben Grade wie in Amerika und Deutschland, so spielte doch auch in Frankreich die Eisenindustrie eine wichtige Rolle. Schon 1869 kam seine Rohcisenproduction der vereinten von Deutschland und Luxemburg gleich, und betrug 1,400,000 tons. Der Krieg hatte dieselbe in 1871 auf 860,000 tons reducirt, aber schon im folgenden Jahre erreichte sie wieder die Höhe von 1,228,000 tons, und Frankreich Hess schon damals erkennen, wie rasch ein Land sich von den materiellen Einbusscn eines Krieges zu erholen vermag, der seine Bevölkerung nicht wesentlich schwächt, denn nach den höchsten Berechnungen haben die französischen Armeen in allen Schlachten nicht so viel Menschenleben verloren, wie während der Belagerung von Paris und dem Kampf mit der Commune geopfert wurden und die auf unter 100,000 geschätzt werden. Das Jahr 1872 war aber für Frankreich besonders wichtig durch den Erfolg seiner Anleihen. Seit Ausbruch des Krieges bestanden dieselben aus

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3% August 1870 Fs. 800,000,000 NationalanlciW October 1870 „ 200,000,000 lste 5% Juni 1871 „ 2,225,000,000 2te 5% Juni 1872 „ 3,500,000,000 Total Fr. 6,725,000,000 Die grosse Betheiligung der deutschen und englischen Finanzwclt an diesen Aulcihen sicherte eine Solidarität der Interessen dieser drei Länder, welche namentlich in England zu neuen grossartigen Unternehmungen antrieb. In E n g l a n d war die Panik von 1866 der grösste Stoss gewesen, den der englische Credit seit 1825 erlitten hat. Das periodische Auftreten grosser Krisen in Intervallen von ungefähr 10 Jahren, — 1847, 1857, 1866, — hat die Theorie ab- und aufsteigender fünfjähriger Cyclen veranlasst. Perioden hoher Preise, allgemeiner Expansion und Prosperität, und wiederum Perioden niedriger Preise, allgemeiner Contraction und Depression. Und wenn es auch nicht immer zutrifft, dass, wie in 1866, jede Depression in eine Panik ausartet, so ist doch nicht zu leugnen, dass jede derartige Depression eine Zeit allgemein verbreiteter finanzieller Schwierigkeiten und Verlegenheiten bedeutet. Diese Störungen lassen sich stets auf ein Zurückbleiben der Consumtion hinter dem starken Vorauseilen der Production zurllckfilhren. Preise fallen, Kapitalgewinn und Arbeitslohn nehmen ab, verschwinden sogar in manchen Fällen ganz, indem der Uebergang in andere nicht überfüllte Productionswege mit Schwierigkeiten und grossen Opfern verbunden, oft gar nicht möglich ist. Der gestörte Credit lässt für das nach und nach sich wieder ansammelnde Kapital keine lohnende Verwendung finden und dem Mangel an guten Wechseln und Banksicherheiten entspricht ein ungewöhnlich niedriger Zinsfuss, denn die Inhaber und Verwalter des flüssigen Kapitals können selbstverständlich keine neuen Werthe schaffen; sie können nur warten bis deren angeboten werden und jede Uebereilung, die darin besteht dass gegen ungenügende Sicherheiten flüssiges Kapital ausgeliehen wird d. h. zu Zwecken, die der Anforderung reproduetiver Anlage nicht entsprechen, rächt sich immer dadurch, dass sie die Wiederbelebung des gesunden Ge-

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schät'ts verzögert. Sobald das Vermögen einer Klasse von Producenten abgenommen hat, kann sie auch von andern nicht mehr so viel kaufen wie vorher und es können daher auch die entfernter liegenden Glieder eines grossen Gemeinde- oder Staatswesens dadurch berührt werden, wie z. B. so häufig eine Absatzstockung der Baumwollfabriken in Lancashire dazu führte dass „ganz England einem Kranken gleicht, welcher sich auf seinem Schmerzenslager hin und herwälzt". Ein solcher Zustand herrschte in England während der drei Jahre nach der Panik von 186G; die Depression war von ungewöhnlich langer Dauer, denn noch Ende 1869 wurde allgemein Uber schlechte Zeiten geklagt. Die Baumwollindustrie litt noch immer durch theures Rohmaterial und abfallende Frage für die theuern Fabrikate; ganz besonders aber klagten alle Klassen von Fabrikanten über den verderblichen Einfluss der Trades Unions auf die Arbeiter, während diese selbst einerseits der Behauptung widersprachen, dass die englische Industrie der hohen Löhne halber mit dem Auslande nicht mehr wie bisher concurriren könne, andrerseits sich aber durch internationale Arbeitervereine gegen die unausbleiblichen Folgen dieser Concurrenz zu schützen suchten. In gleicher Weise wie in der absteigenden Periode die Depression sich allmälig über alle Zweige der w i r t schaftlichen Thätigkeit verbreitet, so tritt auch umgekehrt die Wiederbelebung einer. Industrie nicht vereinzelt auf, sondern nach allen Richtungen hin belebend. Die Kaufkraft aller derjenigen, die mit dem besondern Zweige in Verbindung stehen, wächst und macht sich in allen übrigen Zweigen, mit denen sie auch nur indirect in Berührung treten, durch vermehrte Nachfrage fühlbar. Die erste Periode eines aufsteigenden Cyclus ist daher jedesmal durch eine grosse und allgemeine Neuproduction charakterisirt, die sich sehr bald auf alle Zweige des Handels und der Industrie erstreckt. Eine solche Periode ist stets die Zeit rasch steigenderPreise, theuern Geldes, wachsenden Credites. Kein Wirtschaftszweig übertrifft aber an Bedeutung den Ackerbau und in keinem Lande zeigt sich dies deutlicher in seinen Abwechselungen von Mangel und Ueberfluss

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wie in England, dessen Bevölkerung selbst unter den günstigsten einheimischen Erndteverhältnissen jährlich auf eine bedeutende Getreideeinfuhr angewiesen ist. Während der sieben Jahre von 1863—1870 waren die Getreidepreise verhältnissmässig niedrig. Billige Nahrungsmittel wirken aber nicht unmittelbar wie z. B. der plötzliche Fall in den Productionskosten eines für eine specielle Industrie bestimmten Rohmaterials; hat die Wirkung billiger Lebensmittel aber einmal begonnen, so ist sie auch um so durchgreifender und nachhaltiger, denn nicht die Kaufkraft einzelner Klassen vonProducenten, sondern die aller Consumenten wird dadurch vermehrt. Sobald aber der Consument von Lebensmitteln, also das ganze Volk, im Stande ist und wirklich beginnt die Ersparnisse in dieser Richtung auf andere Erzeugnisse der Industrie zu verwenden, steigert sich auch sofort die Kaufkraft der Producenten in den betreffenden Industriezweigen und theilt sich dann in regelmässiger Wechselwirkung allen übrigen mit. Dies war in England in 1870 der Fall und hierzu kam nun noch der Umstand, dass das nach und nach angesammelte flüssige Kapital gerade zu der Zeit grössere Dimensionen erreicht hatte, wie je vorher, denn in Folge der Unsicherheit der politischen Lage Europa's, befanden sich schon v o r Ausbruch des Krieges grosse Depositen für continentale Rechnung in London. Die günstigsten Verhältnisse trafen also zusammen für die grossartige Entwickelung eines aufsteigenden Cyclus, und die rasche Beendigung des Krieges setzte die ganze Maschinerie in schwunghafte Bewegung, indem gerade die wichtigste aller englischen Industrien, die Eisenindustrie, durch in mehrern europäischen Ländern stark betriebenen Eisenbahnbau im Verein mit der gleichzeitig für die Ver. Staaten zu befriedigenden starken Nachfrage, einen Impuls erhielt, der nur dem der Jahre vor 1837 zu vergleichen ist, als England selbst seine Bahnen baute. Der Eisenexport von England stieg von 2,825,000 tons im Werthe von ; desgleichen der Totalreserve 443/-t%Union B a n k of London 30. Juni 1877. Verbindlichkeiten in Conto Ct., siten und aufgelaufene Zinsen

Depo-

L. 12,936,261

Accepte (wogegen auf L. 6,479,424 geschlitzte Sicherheiten in Händen). . . . „ 4,449,899 Totalverbindlichkeiten L. 17,386,160 Baar in Cassa . . . . L. 1,209,988 Baar bei der Bank von EnSland » 1,594,968 L 2,804,950 15

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Geld on call aasgeliehen Staatspapiere, Exchequer bills etc Reservefonds Consols. . Reduced

Transport L. 2,804,956 „ 2,099,500 I»

1,685,750

L. 295,720 „ 165,289 valuirt zu „ 411,123 Totalreserve L. 7,001,329 Verhältniss der Baarreserve in Cassa und bei der Bank von England zu den Totalverbindlichkeiten 16%; desgleichen der Totalreserve 40%Es geht hieraus hervor, dass alle diese Banken (und ähnliche, schwerlich günstigere, Verhältnisse können bei den weniger renommirten Instituten angenommen werden) eine genügende Totalreserve halten; nur unterscheidet sich die Totalreserve der Bank von England wesentlich an Qualität von den Totalrcserven der übrigen Banken, indem bei der Bank von England die ganze Reserve aus Currency d. h. gesetzlichen Zahlmitteln, Gold und Noten besteht, während dies bei keiner der übrigen Banken der Fall ist. Ich unterlasse die Wiederholung des in Bezug auf Currency S. 96 und im Anhang S. 33 Gesagten; ich verweise aber darauf zum Beweise, dass eine Exportfrage nach Gold nur aus der Reserve der Bank von England befriedigt, und dass die Gesammtreserve aller übrigen Banken nicht dazu herangezogen werden kann. Ob nun die im Jahre 1876 zur Zeit der früher bereits erwähnten Seidenspeculation eingetretene Wiederbelebung des Geschäftes durch die allgemeine Lage rechtfertigt und, ohne die Dazwischenkunft des orientalischen Krieges, als der Anfang eines aufsteigenden Cyclus hätte betrachtet werden dürfen, wird für immer Meinungssache bleiben*). *) Während ich mit der Correetur dieses Bogens beschäftigt bin, bringt der Economist vom 24. November einen Brief von Herrn W. Rathbone in Liverpool, dessen Inhalt, bezüglich der gegenwärtigen Lage des englischen Handels, die in Abschnitt II enthaltenen Mit-a theilungen bekräftigt und von so allgemeinem Interesse ist, dass ich ihn hier folgen lasse:

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Dass der Ausbruch des Krieges keine grössern finanziellen Verlegenheiten verursacht hat, beweiset keineswegs The rapid increase ill the value of our imports and exports during the years 1871, 1872 and 1873, was the subject of general remark and congratulation. But while the value of our imports has still further increased, the value of our exports has greatly diminished. I am not, of course, about to revive the exploded fallacy that the advantage of trade between this and any other country depends on how far the exports to that country exceed the imports we receive from i t ; but that is quite a different question from the one raised by a very rapid and unprecedented increase in the disparity between the aggregate value of our imports and the aggregate of our exports. It is to this increasing disparity and its possible consequences that I now wish to draw attention. For fifteen years, from 1870 to 1874 inclusive, the excess of the value of imports over exports, as stated in the tables of the Board of Trade, fluctuated between 40,000,0002 sterling and 72,000,0002 and averaged 56,000,0002. We know that during most if not all of those years this country was, on the whole, lending money largely to other countries; and these figures, therefore, showed the great wealth of this country. Even a moderate increase in these figures might only mean that this country was investing its savings at home or ceasing to add to its accumulated capital. But this excess rose suddenly from 72,000,0002 in 1874, to 92,000,0002 in 1875, to 118,000,0002 in 1876, and, this year, to 31st October, there is, as compared with the corresponding ten months of last year, a still further increase of 22,500,0002. This if maintained, would make the excess at the end of this year 142,000,0002. A sudden increase in the annual excess of the value of imports over exports in three years of 70,000,000 2, is so large and so unprecedented that it naturally raises the questions—Does it indicate a healthy state of things? Is not the expenditure of the country excessive; and, if 60, what are likely to be the results of continued expenditure on the same scale? In any attempt to found conclusions on the Board of Trade Returns, it is incumbent on us to consider what these returns include, and also what qualifications and corrections have to be taken into consideration. We must therefore bear in mind in approaching any question connected with these figures, that the statement of values of Imports by the Board of Trade is based on the prices of the articles current in this country at the time of arrival, and that on the other hand, the value ef Exports is based on the prices current in this country at the time of shipment. In the case of Imports, therefore, the amount of freight, charges and profits due to British shipowners

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die Gesundheit der allgemeinen, wirtschaftlichen Zustände, denn dem Einfluss des Krieges ist hauptsächlich das Fortand merchants, would have to be estimated, and deducted from the official statement of the aggregate value of our Imports, before we could arrive at the amount which in some form or other this country has to pay to foreign countries, and in the case of Exports, the freight, charges and profits earned thereon by British shipowners and merchants, would have to be estimated, and added to the value of our Exports as stated by the Board of Trade, if we would wish to ascertain to what extent the amount of our Exports would counterbalance the amount we have to pay for our Imports. Attempts have been made by able and careful men to estimate approximateley the deductions and additions necessary to bring out this balance; and to show the amount which the excess of the value of our Imports over our Exports, leaves to be paid in other ways to foreigners; but it is impossible to do this with any certainty. It seems to me, therefore, that the safest way of approaching this question, is to consider whether the means this country has of meeting the cost of our imports have increased at all since 1874; and, if so, whether they have increased in any proportion to the rapid rise which has taken place in the value of our Imports. I believe 1 am right in stating that the value of our Imports, after all freights, charges and profits duo to persons in this country have been deducted, constitutes a sum owing to foreign countries which must be paid by the following means:— First, by the net proceeds of our Exports plus any freights earned on their transport by British Shipowners. Second, by the profits of trade other than our export trade, carried on for account of this country, to supply the wants of foreigners. Third, by revenues derived from foreign stocks and investments. Fourth, by the sale to foreign countries of stocks or other investments, and, Fifth, by the export of specie beyond the amount which is merely passing through the country in transitu. Payments by means provided from the first three sources may, I think, be considered to be paid out of income : from the last two out of capital. It appears to me then necessary that we should consider how far, if the value of our foreign imports be maintained, our indebtedness for them in excess of the value of our exports can be met out of the first three sources. It is clear that we could not continuously resort to the export of specie, and the sale of investments to foreigners, in order to meet such indebtedness without

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bestehen des niedrigen Zinsfusses zu verdanken, der allein die Durchführung des Liquidationsverfahrens ermöglicht. lessening the capital and sapping the prosperity of the country. Has there been, then, any increase in the past three years, and is there likely to be any increase in the next few years, in our powers of paying our foreign creditors, by means 1, 2, and 3, at all commensurate to the increase in the scale of our foreign imports? First,—we know from the Board of Trade Returns that the value of our foreign exports as estimated at the time of shipment has been diminishing during the past few years. We have had constant complaints that the trade has been a very bare one, and we may therefore conclude that the profits of it have certainly not increased of late; and, as freights are lower than they were a few years ago, there can be no material increase in the amount of freight due to British shipowners on our exports. In the immediate future, while we may hope that, as some of our largest customers are restored to their wonted prosperity, and business abroad revives, our export trade may extend in amount and become more profitable in results, yet, when we have to deal with a sudden increase in the excess of value of imports over exports of 70,000,000i sterling, is there any hope of such a revival and increase in the value of our exports as will bring down that excess to a safe point. We must not forget that the enormous export trade of 1872 and 1873 was stimulated by the large imprudent loans made by British capitalists to Foreign Governments and in support of various undertakings, such as railways in the United States, loans which are not likely soon to be repeated on so large a scale. Under the effect of these loans, and of the demand for works delayed by the American and Franco-German wars, our export of iron and coals reached an enormous value, and any revival in the foreign demand for these minerals would be most important, as they are wholly the produce of this country, whereas many of our other exports include foreign raw material, the cost of which swells the aggregate value of our imports. In considering the permanent prospects of the export trade, wo must also not forget that, under free institutions, foreign countries are becoming more rich and more enterprising, and are competing with our manufacturers and merchants much more actively than in old tjmes. He must be indeed sanguine who expects our export trade soon to expand sufficiently to pay for the undue excess in the value of our imports, if the latter should be maintained on their present scale. Second,—as regards the second means of paying for our foreign imports, namely, „the profits of trade other than our export trade carried on for account of this country to supply the wants of

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Das» die Börsen durch politische Nachrichten fortwährend in fieberhafte Aufregung versetzt werden, ist häufig nur foreigners", it is equally difficult to see any prospect of increase from this 'source sufficient to affect materially the large 6um we have to deal with. We build ships for Foreign Governments; but as many of our best customers among Governments were only enabled to pay us out of our own imprudent loans, I do not think this source of income is likely to bo increased at preseut. We also build for foreign shipowners; but though the bad harvest in England, and the famine in India, have given much temporary employment to shipping in the carriage of grain and rice, there are signs in the number of steamers laid up, and in the rate of freights current, that the increase in tonnage has more than kept pace with the increase in eomployment for it. We cannot, therefore, expect immediate increase in foreign orders for ships. We are large carriers by sea for and between other countries; and statistics show that here we have fully maintained our preeminence; but we have done this since the opening of the Suez Canal under constantly increasing difficulties, and only by such a reduction of freights as curtails materially the profit per ton carried. Our accumulated capital, and our credit, HS the centre of the banking system of Europe, have given us a great hold on much of the commerce carried o n t o supply the wants of foreigners; but it seems more than doubtful if our profits derived from this source have of late increased. We are exposed to greatly increased competition for this source of revenue owing to the opening of the Suez Canal, and the greater enterprise of foreign nations. Large quantities of Eastern produce, which formerly found their way to the continent, via England, now go there direct, and our merchants and brokers no longer receive the profits which formerly came to them as distributors of the trade thus diverted. No estimate, not even an approximate one, can be formed of the profits derived by this country from acting as merchant, banker and carrier to trade between foreign countries; but from the complaints made for some time that the profits of this branch of our trade have been diminishing, and that foreigners are becoming daily less dependent on our services, it is most improbable that any increase in profits in the past four years has helped to meet the greatly increased cost of imports. - Third, — there remains, of the three means of meeting our indebtedness to foreigners without encroaching on our accumulated capital, the revenues derived by this country from foreign investments and loans. There cannot be a doubt that during the years preceding 1873—4 the nominal amount due to this country from

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ein Zeichen, dass wenige reelle Geschäfte gemacht werden und die Umsätze sich auf Speculanten beschränken, die foreign loans and investments was enormously increased. Large amounts of English capital were set at liberty from trade by changes to which I shall allude hereafter; and to these were added the profits of a rapidly expanding commerce. Much of this capital was employed in loans to Foreign Governments, to railway companies, and in other foreign investments, such as sugar plantations, &c„ and also in the rapidly developing mills and plantations of our Eastern possessions. These Eastern loans were considerable, though often not made direct by the capitalist to the borrower, but through banks who borrowed the money in England and Scotland, and lent it, through their branches in India, to Eastern manufacturers and planters. But many of these foreign investments and loans made in prosperous times were imprudent. Some have turned out utterly worthless, and others have been reduced in value by the defalcations of the Governments, companies, or individuals to whom they have been lent; while the fall in silver and in Eastern exchanges has reduced the revenues derivable from Eastern loans and investments. On the whole we may infer from the increasing signs of economy among the classes who hold foreign investments most largely, as well as from the other considerations detailed above that the revenues derived from such sources have, to say the least, not materially increased during the last four years. In considering the resources of this country for meeting its foreign indebtedness, I have purposely not taken account of the capital invested at home in developing our manufacturing resources and mines, and in supplying to the agricultural districts the machines by which labour is economised; or the very large amount now being inveted in building houses of all descriptions and thus adding to the comforts of the people. Much of this expenditure must have ircreased the manufacturing and productive powers of the country, but the measure of this as affecting our power of payment to foreigners must be sought in the value of our exports, and capital invested in this way is clearly unavailable for the purpose of settling any balance due to foreign countries. If I am right in the preceding conclusions, and if there has been no great increase since 1873—4 in the first three ways by which we can pay for foreign imports, namely; — (1) by the net proceeds of our Exports to foreign countries; — (2) by the profits of trade other than our Export trade, to supply the wants of foreigners; — and (3) by revenues derived from foreign stocks and investments, then it must follow, either that the income of the country from these three sources for some years before 1873—4 so greatly exceeded the excess in the value of our foreign Imports, as to leave

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nur auf Differenzen wetten. Speciell die Gcschäftslosigkeit an der londoner Fondsbörse anbelangend, so sind die so large a surplus as 70,000,OOOZ to be added annually to the accumulated •wealth of the country, or that we have been meeting some part of the greatly increased cost of our Imports from abroad, by an encroachment on our former savings, that is to say, by the two remaining ways I enumerated; — namely (4) by the sale to foreign countries of stocks or other investments; — and (5) by the export of specie. In other words, the practical question is whether the largely increased consumption of foreign products consequent upon the rise in wages in this country and other causes, lias been only sufficient to stop further accumulation of national wealth, or has been so large as to encroach on former savings I cannot pretend to determine this difficult question by figures, which in the absence of more complete data than we can obtain may mislead. It seems to me, however, that reliable inferences may be drawn from the course of the money and stock markets since 1873—4, and from their present condition. I shall attempt to examine the evidence furnished by these, and I believe that they will show that an extraordinary combination of causes have tended to make the supply of loose capital superabundant since 1873—4 — that this great abundance has concealed a decrease in the national wealth; and, lastly, that the causes of this redundancy of loose capital have so far spent themselves that any further material reduction in our past savings must very seriously influence the money market. In order to deal with the first of these points, namely, the extraordinary causes of redundancy in the money market, it will be necessary to consider some of the changes which have tacken place in trade in the last thirty years. The period in question (especially the ten years of it ending in 1873—74) was one of great activity in industrial enterprises. Railways, steamers, and telegraphs were extended in almost all quarters of the globe. They were pushed as far as the existing wants of the world justified, and in many places anticipated any profitable employment for them. At the same time other forms of enterprise were simultaneously undertaken with great and often rash energy. This excessive spirit of enterprise culminated in 1873—4 with the completion of these works, as it became apparent that they had outrun the wants *of the world. This outlet for the employment of capital was, if not wholly cut off, greatly narrowed, and an immediate redundancy of capital naturally followed, swelled by the accumulation of the large profits which had attended the extension of railway,, steamboat, and telegraphic communication, and also very largely by the economy of

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gerade jetzt stattfindcnden Vcrhandlungcn des vom Parlarnent eingesetzten Stock Exchange Committee, dessen capital which the greater facilities for rapid transmission of merchandise and intelligence had introduced into trade. In the Eastern trade this economy of capital was materially increased by the opening of the Suez Canal. A few examples will serve to illustrate how greatly this economy of capital has been facilitated by the altered conditions of trade. Formerly, cotton, from Bombay, and silk from China, were shipped to England, and theoce distributed to manufacturers on the continent. A voyage of three or four mouths was occupied in transmission to England, and much further time was consumed in the sale and re-transmission of it to the continent. Now, the Austrian manufacturer can contract with the merchant in Bombay for so many bales per month or per week, delivered direct from Bombay, via Trieste, involving only a month's steaming: while he can make his wants known by telegraph in a few hours. Similarly, much silk goes direct to France. AgaiD, a miller can order his wheat from Chicago by telegraph, and receive it by a through bill of lading, over railway and by steamer, whereas formerly it was sent for sale to New-York, thence again for sale to England, and thus now his wants are made known and supplied in a much shorter time than formerly. Thus, iu 1873—74, while opportunities for investment, in almost all parts of the world, were greatly diminished, the amount of capital necessary to carry ou the ordinary commerce of the world was considerably reduced by the extended facilities for rapid communication provided by the development of railways, steamboats, and telegraphs. These causes, as well as the disinclination to invest in foreign stocks resulting from the dishonest conduct of certain States, had the effect of accumulating in this country a large amount of capital no longer able to find profitable employment abroad. Has not the loose capital thrown into the money market by these various causes largely contributed to meet the increasing difference in value between our imports and exports ? But it is evident to any one who has been watching the Stock Markets here and abroad, that this loose capital would have been inadequate to prevent that difference between our imports and exports telling on the money market had we not had recourse to one of the means of paying for imports enumerated in the earlier part of this letter — I mean the sale by English holders of their foreign investments, involving an encroachment on national capital. Political complications, coupled with the defalcations of certain States,

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Zweck dieAufdeckung einiger beklagenswerther Missbriiuehe ist, um so mehrvondeprimirendem Einfluss, a l s d i e Mitglieder gave rise to a feeling of distrust with regard to foreign securities and large sales of these securities hare been made by holders in this country. This has been evident to those who have read the money articles in the Times and ECONOMIST. As an instance: so recently as the 19th of September, the Times, after speaking of renewed purchases of Russian bonds on foreign account, adds — „English holders must have cleared out of these securities to the extent of many millions long ago, yet the foreign bourses take these bonds and hold them against all comers". Again, we have also, as is well known, been Bellers of American securities. The proceeds of these sales have helped to pay for our large imports; but it will be evident that in employing these funds we are consuming capital, and not our income, and are weakening the financial position of this country. Do not these considerations warn us that the country, as a whole, has been overspending and eating into past savings? Do they not also explain why the country has not yet suffered from inconveniences which must follow excessive expenditure by a nation, just as surely as they attend on excessive expenditure by an individual household? But does not the money market show signs that, notwithstanding the many exceptional causes which have combined to counteract the effects of our extravagance on the value of money, those effects are beginning to bo apparent, and threaten ere long to become much more so ? The statements of the Dank of England are the best barometer we have from which to estimate changes in the financial state of the country, though, since the enormous growth of Joint Stock Banks, that barometer has been a less reliable guide than formerly. We find that the amount of coin and bullion had fallen from 33,001,541* on the 1st of November, 1867, to 22,791,442? on the 31st October, 1877. or a fall of one third, say over 10,000,0002 sterling; while, during the same period the reserve hat fallen from 19,218,686? to 9,678,9971, or a fall to less than one half of the amount at which it stood a year ago. This great decline in reserve and bullion, taken with the other figures in the bank statement and the circumstances I have dealt with so far, seems to me indicate pretty clearly that the resources other than the export of bullion which I have enumerated have proved inadequate to meet the increasing discrepaucy between our imports and exports. As a consequence of this decline in the reserve and bullion, we have already seen the Bank rate rapidly raised from 2 to 6 per

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nicht, wie s. Z. beim Foreign Loan Comniittee öffentlich, sondern bei verschlossenen Thtiren ihre Sitzungen halten. cent., and there can, I think, be little doubt that the general money market would have quickly responded to the rise in the Bank rate had not money been so abundant in France, and had not large sums been borrowed in that country on the security of English bills or stocks. These loans have been repeatedly alluded to in the money circulars as tending to support the French exchanges, but the money thus borrowed has of course ere long to be repaid, and any increased demand for money in France would indispose French capitalists to make us further loans or renew existing ones at moderate rates. When we also look to the condition of financial affairs in the United States, it must appear doubtfulwhether the continuance of the demand for their own securities, which has so far helped us to pay for our large grain imports, will last; and we must, therefore, regard the causes which, in the face of our heavy imports, have tended to prolong comparative easo in our money market as of very uncertain duration. What, then, are the practical conclusions to which these propositions seem to point? — 1st. — That the country, as a whole, has been extravagant, and has overspent to an extent which is reducing its capital and eating into its savings. 2nd. — That ere long this extravagance will necessitate a great deal of enforced economy, attended by much individual suffering and considerable stringency in the money market. 3rd. — That, ae a stringent money market, after a long period of abundant money, is apt to dervelop bidden sores and to create a time of discredit, it is incumbent on prudent merchants and bankers to keep their resurces well in hand, and confine their operations within very safe limits. Zu den hier aufgeführten fünf Zahlungsmethoden ist indess noch eine sehr wichtige sechste hinzuzufügen, nämlich die der Zahlungsversprechungen. Bekanntlich wird der grösste Theil des Waarenimportgeschäftes gegen 3 und C Monate Accepte gemacht und hier sind die Verhältnisse zu berücksichtigen die S. 98 und fausführlich besprochen wurden, und auf die ich daher nicht weiter eingehe. Jeder mit dem überseeischen Geschäft einigermassen Vertraute weiss, dass mit seltenen Ausnahmen seit mehrern Jahren die Waarenpreise in den Productionsländern höher gestanden haben wie gleichzeitig in England, und ein Blick auf die Preistabelle S 71

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Andrerseits ist aber auch der Einfluss der Politik nicht zu unterschätzen und es darf mit Bezug auf die fernere Entwicklung der wirthschaftlichen Verhältnisse nicht übersehen werden, dass gegenwärtig die Zunahme der Bewaffnungskosten alle Staaten nöthigt auf die Befestigung ihres Credits bedacht zu sein, denn mit Ausnahme von Dänemark sind in allen Staaten, ganz besonders in Belgien, Italien und durch den gegenwärtigen Krieg übermässig in Russland, die Ausgaben und Kosten der Verwaltung stärker im Zunehmen wie die Zahl der Bevölkerung und der Betrag der regulären Einnahmen; alle diese Einflüsse tragen dazu bei, die abwartende Stellung des flüssigen Kapitals, dies charakteristische Merkmal des Marasmus, mitzubestimmen. Mehr noch wie der orientalische Krieg, in welchem es sich zunächst wohl nur um Verschiebung der Grenze zwischen zwei wirtschaftlich noch wenig vorangeschrittenen, aus vielen verschiedenen Nationalitäten zusammengewürfelten Nachbarstaaten handelt, erregen die politischen Zustände Frankreichs die Besorgnis» der Geschäftswelt, indem hier die Grundlagen der modernen Gesellschaft selbst, und zwar von entgegengesetzten Seiten, angegriffen werden. So zeigt sich überall eine grosse Zersetzung, allseitige Auflösung, Vorbereitungen zu einem grossartigen Zusammensturz unhaltbarer Verhältnisse — nur Eins fehlt: eine n e u e , Alles belebende Idee, in der Art wie vor dem Untergang des römischen Reiches eine neue Idee die gebildete Welt durchdrang und die Massen lebhaft bewegte. Gewiss und unbestritten ist nur die Unklarheit Uber das, was an die Stelle treten soll, wenn der Zusammenbruch wird dem Sachverständigen genügen die Folgen der Thatsache zu ermessen, dass der Betrag des grössten Theils der von Jahr zu Jahr z u n e h m e n d e n Verschiffungen mit Zahlungsversprechungen a u s g e g l i c h e n wird. Der Rath mit welchem der Brief schliesst, erscheint daher zeitgemäss, und im Anschluss hieran verweise ich auf den Anhang S. 60, indem ich, was die Gold-Reserve anbelangt, nochmals hervorhebe, dass der englische Geldmarkt und, so lange wie die Bank von Frankreich die Baarzahlungcn nicht aufgenommen hat, alle Geldmärkte deren Currency Gold zur Basis hat, auf die Reserve der Bank von England angewiesen sind.

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wirklieb stattfände. Es ist dies ein wichtiger Factor, mit dem die Zukunft zu rechueu haben wird, und der daher auch bei der Besprechung des gegenwärtigen Marasmus mit heranzuziehen ist. An zureichenden Gründen für denselben fehlt es daher nicht, aber man hlite sich auch ihm eine weitere Verbreitung, überhaupt eine grössere Wichtigkeit beizulegen, als ihm in Wirklichkeit zukommt, und man bedenke, dass wie zur Zeit der höchsten Blüthe der Prosperität die Keime der Umkehr bereits nach allen Richtungen ersprossten, so auch gegenwärtig schon eine Menge Triebfedern unbemerkt in Bewegung sind, deren Spannkraft allmälig Uberraschende Erscheinungen im wirthschaftlichen Leben zu Tage fördern wird. Es mag in diesem oder jenem Lande die Industrie im allgemeinen, oder einige Branchen derselben, sich nicht erholen können, aber im grossen Ganzen ist der Fortschritt nicht zu verkennen. Wenn es sich um die Beurtheilung internationaler Beziehungen, um den gerühmten Weltververkehr handelt, darf man an die ihn bestimmenden Verhältnisse nicht mit Krämergeist herantreten, sondern muss an der Hand der Thatsachen Uber die heimathlichen vier Pfähle hinausschreitend allen Verhältnissen Rechnung tragen,in deren unausgesetzter Wechselwirkung der industrielle und commerzielle Fortschritt besteht. In Australien und Süd-Afrika, in Aegypten, China und Japan, selbst in Südamerika ist seit zwei Jahren mit grosser Activität energisch vorangeschritten worden. Und selbst der orientalische Krieg, was auch immer politisch seine nächsten Folgen sein mögen, wird unausbleiblich dem europäischen Unternehmungsgeiste in Europa und Kleinasien bisher vernachlässigte Länder erschliessen, welche reich von der Natur ausgestattet nur nach Kapital und intelligenter Arbeit verlangen und der Sicherstellung beider bedürfen, zur Erzielung glänzender, wirtschaftlicher Resultate. Mit Zuversicht darf auch erwartet werden, dass auf dem Gebiete der Erfindungen die Noth zu verdoppelten Anstrengungen treiben werde und wir weit entfernt die Periode der Erfindungen als abgeschlossen zu betrachten,

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gerade auf diesem Felde noch ganz bedeutende Ersatzmittel für Arbeitskräfte, vereinfachte Productionsmethoden und Zeit ersparende Einrichtungen zu erwarten haben, und gerade in der am meisten deprimirten Eisenindustrie deutet Alles schon darauf hin, dass es der Technik bald gelingen werde, auch aus den geringen Eisenerzen ein den Stahlschienen nicht nachstehendes Material zu gewinnen. Denjenigen, welche auf die Rückkehr einer Schwindelperiode warten wollen, um ein Zuviel von Fabriken und Maschinen wieder in lohnenden Betrieb gesetzt zu sehen, oder die im Besitz unproductiver Geschäftsantheile und fauler Staatspapiere auf eine Wiederkehr von Dividenden und Zinsen hoffen, stehen noch manche Enttäuschungen bevor; sie werden noch immer Marasmus wittern, nachdem derselbe ein Überwundener Standpunkt. Es zählt zu ihnen ein grosser Theil derjenigen, welche in 1872 der Prosperität kein Ende abzusehen vermochten. Zum Schluss noch einige Worte gegen die aufkommende Mode, das Entstehen und die Fortdauer des*Marasmus dem Gründerunwesen und der zunehmenden Demoralisation des Kaufmannstandes zuzuschreiben. Es gibt zu allen Zeiten Menschen, die sich irgend eines in den Vordergrund tretenden Tagesinteresses, sei es politisch, religiös, social oder wirtschaftlich, als Handhabe zur Förderung selbstsüchtiger Zwecke bemächtigen und mit gewissenlosem Eigennutz alle Begriffe von Recht und Moral verwirren; aber nur beschränkte Oberflächlichkeit oder böswillige Absichtlichkeit können einen ganzen Stand filr die Folgen des Leichtsinns, der Unfähigkeit und mitunter der Schlechtigkeit Einzelner verantwortlich machen wollen. Die Sucht nach mühelosem und glänzendem Gewinn ist keineswegs dem Kaufmannstande ausschliesslich eigen, und die Schuld welche das Gründerunwesen an dem Marasmus tragen mag, trifft nicht ihn allein. Unter Directoren, Verwaltungsräthen, Syndikaten etc. der berüchtigsten Unternehmungen figuriren Namen aus allen Ständen, vom Privatmann bis zum Gesandten und Minister. Selbst die stereotypen „armen Wittwen und Waisen" deren durch die allgemein wachsende Civilisation gesteigerten

239 Lebens- und Anstandsbedttrfnisse die verlustbringenden Anlagen ihrer Ersparnisse in bohe Zinsen tragenden Papieren veranlassten, sind nicht frei vom gerechten Tadel. Und was den Kaufmannstand als Beruf anbelangt, so bietet kein anderer bessere Gelegenheiten zur Erreichung des Zieles aller wahren Bildung, der harmonischen Entwickelung des ganzen Menschen, der Ausbildung aller seiner Anlagen und Kräfte, wie gerade der des Kaufmanns. Ihm gehört die Welt, und Montesquieu bezeichnet seine Stellung auf der goldenen Mittelstrasse des Lebens: L'esprit de commerce produit dans les hommes un certain sentiment de justice exacte, opposé d'un coté au brigandage, et de l'antre à ces vertus morales qui font qu' on ne discute pas toujours ses intérêts avec rigidité, et qu' on peut les négliger pour ceux des autres. Wenn es wirklich wahr wäre, dass nur Wenige die gebotenen Gelegenheiten benutzen, so kann das nicht dem Stande zur Last fallen, sondern nur den Individuen die zwischen Berufs- und Lebenseinseitigkeit nicht unterscheiden. Ganz unbegründet ist aber die in manchen Kreisen beliebte Ansicht, der Kaufmann könne sich mit einem niedrigem Grade von Bildung begnügen, als der für irgend einen anderen Beruf erforderliche. Sie beruht auf der ordinären Verwechslung von Erziehung und Unterricht, auf dem sinnlosen Bestreben für einen speciellen Beruf nur das lernen zu wollen, wovon man später Nutzen ziehen könnte, und befürwortet die auf dem intellectuellen Gebiete schon Ueberhand nehmende Arbeitsteilung, durch welche der weitere Zusammenhang und tiefere Lebensgrund aus dem Bewusstsein verschwinden, die geistige Gesundheit und mit ihr die Fähigkeit zur Freiheit untergraben werden. Die Erfahrung lehrt, dass Geschäftsleute und Industrielle, die sich durch ihre, seien es wirklich vorhandenen oder eingebildeten, Mittel und Fähigkeiten zu grossartigen Unternehmungen getrieben fühlen, nicht immer geneigt sind sich innerhalb der Grenzen zu bewegen, welche gewöhnliche Vorsicht ziehen würde, die von Verbindlichkeiten abräth, für deren Erfüllung kein hoher Grad von Wahrscheinlichkeit besteht. Wenn aber Jemand zu grossartigen

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Combinationen befähigt ist, oder sich befähigt glaubt, so geschieht es leicht (lass seine Berechnungen, ganz abgesehen von den damit bezweckten materiellen Interessen, lediglich in Folge seines auf die Verwirklichung des Grossartigen gerichteten energischen Strebens, sehr bald Uber die zu Gebote stehenden Mittel hinausgreifen, und dass er dann, auch ohne unwürdige Motive und ohne Gewissenlosigkeit begierig jede Gelegenheit ergreift, das Vertrauen Anderer in das Gelingen seiner Pläne zu verwerthen. Der Wunsch sich zu bereichern, die blosse Gewinnsucht sind alsdann nicht immer und nothwendigerweise die Haupttriebfedern. Es gibt Menschen, für welche das Massenhafte an sich eine grosse Anziehungskraft besitzt, ganz im Verhältniss zur Einseitigkeit und Beschränktheit ihres eigenen Wesens; sie halten nichts für unmöglich, weil ihnen in ihrem engen Gesichtskreise stets die Gesammtmittel und die Gesammtkräfte unerschöpflich erscheinen. Die engen Ufer machen die Gewässer zum reissenden, zerstörenden Strome, und so verleiht auch die energische Concentration aller Anlagen und Fähigkeiten auf die blosse Production und Distribution von Wirthschaftsgütern der rastlosen Thatkraft einen einseitigen, oft gefährlichen Impuls; denn die wirklich sich selbst und Andern Gefährlichen sind nur diejenigen, die sich einseitig gegen verschiedenartige, immer neue Interessen erzeugende, Beschäftigung vcrschliessen und sie sind gefährlich, nicht weil sie etwa weniger scrupulös in der Wahl ihrer Mittel zur Erreichung vorgestreckter Ziele wären, sondern weil ihre Ziele stetz unbegrenzt sind. Darauf angewiesen in einer Richtung ihre ganze Zeit, alle ihre Anlagen, alle ihre Energie zu erschöpfen sind diese thatkräftigen Naturen bald mit dem vorhandenen Material zu Ende und dann leicht geneigt um jeden Preis die Heranziehung neuer Mittel zu betreiben. Gewinnsucht ist aber mit allen Operationen des Geschäftslebens so innig verknüpft, dass es schwer hält die Grenze zu ziehen zwischen der auf uneigennütziger Verwirklichung grossartiger Ideen und der nur auf die Erzielung materieller Vortheile gerichteten Thätigkeit, und dies erklärt in vielen Fällen die unnachsichtige Beurtheilung des Publicums.

ANHANG.

Die Bank von England nnd der londoner Geldmarkt, als Centrum der englischen Finanzwirthschaft nnd des ganzen internationalen Yerkehrs ')• Am 27. Juli 1694 erhielt die Bank von England ihren Charter. Der gegenwärtige Geschäftsbetrieb der Bank, die Currency und das ganze Bankwesen Englands sind durch den Banking Act von 1844 regulirt. Ueber dio Zweckmässigkeit dieses Actes herrscht grosse Meinungsverschiedenheit. Die Beantwortung folgender drei Fragen: wie entstand er? was bezweckt er? und wie wirkt er? muss jeder maassgebenden Beurtheiluog vorausgehen. Bis zum Erlass dieses Actes war die Notencirculation, weder der Bank von England noch der englischen Privatbanken, durch keine gesetzlichen Bestimmungen beschränkt. Das auf diesen Noten gedruckte Zahlungsversprechen: ihre Einlösbarkeit in Gold oder Silber, beruhte lediglich auf dem guten Willen und dem Vermögen der Aussteller. Gerade hierin hat der Act eine radicale Aenderung gemacht und die dringende Veranlassung dazu wird am besten aas einer kurzen Darlegung der Entwickelungsgeschichte der Bank von England von ihrer Gründung bis zum Jahre 1814 erhellen. Die Geldverlegenheiten der Regierung waren dio unmittelbare 1) Ich habe diesen Gegenstand bereits zweimal besprochen, in „Die Ver. Staaten von N. Amerika" Leipzig 1864 und „Our Currency" London 1865. Gegenwärtige Abhandlung enthält das Wesentliche jener Mittheilungen nebst Erweiterungen bis zur Gegenwart, mit Zugrundelegung der Schriften von Thomas Hankey „The Principles of Banking", London 1867, und von Walter Bagehot „Lombard street" London 1873, ferner der Parlamentsverhandlungen im März 1878, in denen der Antrag von Mr. Anderson auf eine Enquete in Bezug auf den Banking Act von 1844 nach eingehender Debatte, in der die durchschlagende Rede von Sir John Lubbock bemerkenswerth, verworfen wurde.

4 Veranlassung zur Errichtung der Bank. Die Einnahmen waren hinter den Ausgaben so zurückgeblieben und der Credit der Regierung so gesunken, dass Tresorscheino und Schuldverschreibungen verschiedener Art zu einem ruinösen Disconto begeben wurden. Mit Wilhelm III. wurde das in den Niederlanden schon vervollkommnete System der Staatsanleihen, für welche die jährlichen Zinsen durch eine dem Volke auferlegte Steuer aufgebracht wurden, des damit verbundenen Papiergeldes und einer zu dessen Emission und Verbreitung erforderlichen Centraibank nach England verpflanzt. Gegen eine Jahresrente von L. 100,000 d. h. L. 96,000 für Zinsen á 8 °/o P- a- und L. 4000 für die jährlichen Verwaltungskosten schoss 1694 die Bank der Regierung L. 1,200,000 vor. Wie sehr zu der Zeit der Credit der Regierung gesunken war, lässt sich aus diesen ungünstigen Bedingungen ermessen, zu denen sie sich genöthigt sah Geld zu borgen. Die Schatzscheine der Regierung standen 60% Disconto, und unter solchen Umständen konnte sich auch der Kredit der Bank nicht heben, deren Noten 20°/ 0 unter Pari standen. Aus dieser Verlegenheit riss sich 1697 die Direction der Bank, indem sie zur Vermehrung ihres Kapitals zu einer neuen Subscription für L. 1,000,000 einlud, und sich erbot vier Fünftel in jenen entwerteten Tresorscheinen, den Rest in ihren eigenen Noten als Zahlung anzunehmen. Zu gleicher Zeit erhielt die Bank für diesen Dienst, den sie der Regierung leistete, eine Erneuerung ihres Charters für 5 Jahre, ihr Kapital und aller Gewinn wurden jeder Besteurung enthoben, und ein Gesetz erlassen, wonach Fälschung der Noten der Bank als Criminalverbrechen bestraft wurde. Der Credit der Bank wurde hierdurch mit einem Male bedeutend gehoben und dem Finanzminister die Gelegenheit geboten, eine neue Art Tresorscheine (Exchequerbille) in Umlauf zu setzen — eine Operation, die sich bis auf den heutigen Tag jährlich wiederholt. Diese Bills sind zinsentragende Promessen auf gewisse Daten lautend, welche die Regierung ausgibt so oft sie Geld bedarf; ein gewisser Betrag derselben wurde bis 1877 jährlich anticipando der Malz- und Hopfensteuer ausgegeben und nach Eingang dieser Steuern wieder eingelöst; gegenwärtig gibt die Regierung 3 Monat Accepte zum Tagesdisconto aus. Die Beziehungen der Regierung zur Bank wurden nun von Jahr zu Jahr inniger. Die Operationen der letztern nahmen mit ihrem Credit an Ausdehnung zu, und zu gleicher Zeit auch dio Beträge, welche sie der Regierung vorschoss — dafür wurden denn von Zeit zu Zeit ihr Charter und ihre Privilegien erneuert. Als im Jahre 1707 die in 1697 subscribirte Million den Actionären •zurückbezahlt wurde, und die Direction der Bank durch die Verordnung, dass keine andere Bank im Staate mehr als sechs Theil-

5 nehmer haben dürfe, qnasi ein Monopol erhielt, hob sich der Credit der Bank von England ganz gewaltig. Für diese neue Begünstigung tmisate die Bank freilich der Regierung L. 400,000 zinsenfrei vorschiessen und Exchequerbills zum Belauf von L. 1,775,000 einlösen. Ohne abermalige Kapitalsvermehrung ging dies aber nicht an; während drei nacheinander folgenden Subscriptionen wurden L. 5,500,000 zusammengebracht, wovon der grössere Theil der Regierung wieder vorgeschossen wurde. Um sich die Verlängerung des Charters und die Ucbertragung sämmtlicher Geschäfte für die Regierung fortan zu sichern, verstanden sich die Directoren der Bank dazu Exchequerbills bis zum Belauf des ganzen Kapitals der Bank in Umlauf zu setzen und ausserdem L. 2,000,000, welche die Bank noch im Besitz hatte, zu vernichten. Dies war um die Zeit des Todes der Königin Anna im Jahre 1714, und der Betrag, den die Bank der Regierung vorgeschossen hatte, belief sich auf L. 5,975,027. Mit den durch die grossen Anleihen ermöglichten grössern Ausgaben der Regierung wuchs auch im Publikum der Ilang zu extravagantem Leben und die Nothwendigkeit 6ich die Mittel dazu zu verschaffen. Schnell reich zu werden war das allgemeine Streben, und man verliess daher den mühevollen Weg geregelter Arbeit, um den wilder Speculation einzuschlagen. 1711 war die Südseo-Companie zu dem Zweck etablirt worden, mit den spanischen Besitzungen in Amerika Handel und Wallfischfang in der Südsee zu treiben. Bis zum Jahre 1719 beschränkte sich deren Thätigkeit auf das Hinaussenden einiger Sehiffe, hauptsächlich zur Betreibung des Negerhandels nach den spanisch - westindischen Colonien, wozu der König von Spanien seine Erlaubniss ertheilte. 1719 trachteten die Directoren der Südsee - Companie vom Gouvernement einen Charter mit ausgedehnten Privilegien zu erhalten, und boten demselben als Aequivalent an, einen Theil der damals zu hohen Zinsen drückenden Staatsschuld abzuzahlen. Die Bank von England suchte zwar diesen Plan zu hintertreiben, um sich für alle Regierungsgeschäfto das Monopol zu sichern; dio Bedingungen der Companie waren aber so günstig, dass das Gouvernement auf dieselben einging und einen Charter ertheilte, welcher die Companie ermächtigte ihr Actiencapital durch Einziehung gewisser näher bezeichneten Staatsschulden zu vermehren, Geld aufzunehmen diese Schulden abzuzahlen, einen gewissen Betrag uneingelöster Tresorscheine einzuziehen und statt ihrer neue Schuldscheine auszugeben, welche ein bei Vorzeigung einzulösendes Circulationsmittcl abgeben sollten. Ausserdem erhielt sie das ausschliessliche Recht innerhalb gewisser Breitegrade Handel zu treiben und verschiedene andere weniger wichtige Vergünstigungen. Dieses Uebereinkommen wurde zu Weihnachten 1719 abgeschlossen, und die Actien der Companie stiegen sofort auf 390%. Der Einfluss hiervon

6 auf die Nation war ein ganz electrischer; wo noch Speculationslust glimmte, wurde sie zu heller Flamme angefacht. Die ersten Verkäufe der neuen Actien' wurden von den Directoren zu 300°/0 gemacht. Zwei und ein Viertel Millionen wurden placirt und der Marktpreis stieg sogleich auf 840%. Die Directoren erklärten cino halbjährige Dividende von 10 % im Sommer 1720 zahlbar, und boten dem Publikum erst eine halbe, bald darauf eine ganze Million an, als Vorschuss auf ihre eigenen Actien. Dieses damals neue und Aufsehen erregende Verfahren vermehrte den Credit der Companie in einem solchen Grade, dass auf die blosse Bekanntmachung einer fernem Emission von Actien zu Bedingungen, die erst später veröffentlicht werden sollten, eine Menge Applicationen mit den dazu erforderlichen Depositen eingereicht wurden. Als im Juni die Zeit der Zahlung der ersten Dividende herannahte, stieg das Speculationsfieber. zu einer solchen Höhe, dass die Actien zu 890% verkauft wurden. Zu diesem extravaganten Preise traten aber so viele Verkäufer auf, dass der Preis plötzlich bedeutend fiel, und hin und wieder Befürchtungen laut wurden. Um den Folgen derselben entgegen zu wirken, hatten die Directoren die Dreistigkeit die Herausgabe neuer Actien zu 10000/„ vorzuschlagen in 10 Einzahlungen, jede von L. 100. Der Streich gelang und wenige Tage nach der ersten Einzahlung von L. 100 wurde diese schon zu L. 400 verhandelt. Hiermit hatte die Speculation aber auch ihren Höhepunkt erreicht. In annäherndem Verhältniss waren die Actien aller andern zahlreichen Etablissements, der' schlechten sowohl als der guten, gestiegen. Die Actien der Bank von England standen 260, die der Ostindischen Companie 440. Nach den Tagescoursen belief sich der Werth eämmtlicher Actien der damals in England hauptsächlich in London herausgebrachten Companien a u f L . 500,000,000, während das Totaleinkommen im ganzen Königreich aus Land, Häusern etc. damals nicht über L. 14,000,000 veranschlagt wurde. Im August brach der Schwindel zusammen. Aus Verzweiflung declarirten die Directoren der Südsee - Companie eine halbjährige Dividende von 30 % zahlbar zu Weihnachten, und garantirten 5 0 % P-a. für die Dauer von 12 Jahren. Natürlich war alles vergebens; der Fall im Course der Actien war nicht mehr aufzuhalten, und als dieselben •auf 175 % heruntergegangen waren, brach die grosse Krisis aus, welche Tausende total ruinirte und selbst der Bank und der Ostindischen Companie gefährlich wurde. Die Regierung sah sichgenöthigt einzuschreiten; natürlich konnte dies nur mit Hülfe der Bank geschehen, welche Actien der Companie für L. 4,000,000 übernahm. Um sie dazu in Stand zu setzen, wurde ihr Kapital wieder vermehrt und-zwar um L. 3,400,000. Während also der Totalvorschuss an die Regierung um diese Zeit L. 9,375,027 be-

7 trug, belief sich das Kapital der Bank auf nur L. 8,959,995. Die Summe, welche die Bank der Regierung vorgeschossen hatte, war also schon grösser, als das Actienkapital, auf welches sie Dividende zu zahlen hatte. Im Jahre 1746 stieg der Vorschuss an die Regierung auf L. 11,686,800, und das Actienkapital der Bank war durch verschiedene Subscriptionen auf L. 10,760,000 angewachsen. Im Jahre 1800 verstand sich die Bank abermals zu einem Vorschuss von L. 3,000,000 für 6 Jahre ohne Zinsen. Hierfür wurde der Charter der Bank bis zum 1. August 1830 und von da an mit 12monatlicher Kündigung prolongirt. 1807 musste die Bank das Darlehn ohne Zinsen bis 6 Monate nach einem definitiven Friedensschluss verlängern, und in 1816 wurde eine abermalige Verlängerung bis 1833 zu 3 % Zinsen vereinbart. Von 1816 bis 1833 belief sich der Vorschuss der Bank an die Regierung demgemäss auf L. 14,686,800, aber von 1800 bis 1816 erhielt die Bank auf L. 3,000,000 hiervon keine Zinsen. 1833 wurde der Charter mit 12monatlicher Kündigung nach dem 1. August 1855 erneuert mit einer Klausel, dass er schon 1845 aufgehoben werden könne. Bei dieser Gelegenheit zahlte die Regierung der Bank ein Viertel der vorgeschossenen Summe mit L. 3,171,700 zurück, und von der Zeit an beträgt bis auf den heutigen Tag der Vorschuss ohne weitere Sicherheit an die Regierung L. 11,015,100. Die Summe, welche die Regierung der Bank für Geschäftsbesorgung zu zahlen hat, belief sich von 1833 an auf ungefähr L. 270,000 jährlich. Bei Erneuerung des Charters in 1833 wurde diese Summe um L. 120,000 gekürzt, und eine fernere Reduction fand 1840 statt. Seitdem ist diese Ausgabe wieder angewachsen und betrug 1861—1862 L. 214,830. Im Jahre 1759 begann die Bank von England L. 10 Noten auszugeben, in 1793 L. 5 Noten und im März 1797 L. 1 und L. 2 Noten. Von diesen kleinen Noten wurde aber der grössere Theil 1820 aus der Circulation zurückgezogen. Während der Krisis von 1826 sah man sich indess genöthigt eine neue Emission von L. 1.500,000 in L. 1 Noten zu machen; ein grosser Theil derselben wurde, nachdem der Zweck mit denselben erreicht war, bald nachher wieder zurückgezogen, und im December 1830 blieben deren nur noch L. 282,000 in Circulation, von denen angenommen wird, dass der grössere Theil verloren oder vernichtet worden ist. Merkwürdiger Weise kommen von'denselben noch jährlich F ä l s c h u n g e n bei der Bank zur Einlösung vor. Mit Ausbruch des Krieges von 1793 entstand die erste wirklich grosse Verlegenheit für die Bank. Falliten verdreifachten sich, und deren Zahl stieg von 636 in 1792 auf 1802 in 1793. Von den Banken und Zweigbanken mussten 71 ihre Zahlungen einstellen, Fonds und alle Werthpapiere .fielen, 3°/ 0 Consols, die im Sommer

8 1792 auf 92 °/0 standen, fielen im December auf 74%, und im folgenden Februar auf 72 °/0. Um diese Zeit und um der Geldnoth abzuhelfen machte die Bank von der Erlaubnis» Gebrauch L. 5 Noten auszugeben, die Verlegenheiten nahmen aber mit dor Dauer des Krieges zu. 1797 war der grössere Theil des Goldes auB der Circulation verschwunden, und am 27. Februar 1797 las man an den Thüren der Bank folgende Bekanntmachung: „In Folge einer gestern Abend der Bank zugegangenen Verordnung des Ministerraths seiner Majestät, wovon eine Abschrift hier beigefügt ist, halten der Gouverneur, der Vice-Gouverneur und die Directoren der Bank von England es für ihre Pflicht die Actionäre der Bank so wie das Publikum zu benachrichtigen, dass die allgemeinen Verhältnisse der Bank sich in bester und höchst prosperirender Lage befinden, und keinem Zweifel hinsichtlich der Sicherheit ihrer Noten Raum geben. Die Directoren beabsichtigen die Discontogeschäfte für den Handelsstand ohne Unterbrechung fortzusetzen und die Beträge in Banknoten zu zahlen; Dividendenscheine werden in gleicher Weise gezahlt werden." Die Verordnung des Ministerraths enthielt lediglich das Ersuchen die Goldzahlungen einzustellen, bis das Parlament darüber berathen habe. Ohne weiter in den damaligen StatuB der Bank einzugehen, sei hier nur bemerkt, dass der Baarvorrath der Bank am Abend des 25. Februars sich auf nur L. 1,272,000 belief. Das Vertrauen in die Regierung und in die Bank war wie das Gold verschwunden, und es wäre unmöglich gewesen die jährlich zunehmenden Zölle und Abgaben in Münze einzuziehen. Die Suspension der Baarzahlungen war daher eine politische ebenso sehr als eine finanzielle N o t w e n digkeit, und der anfänglich auf 52 Tage festgesetzte Termin zur Wiederaufnahme dieser Baarzahlungen wurde am 22. Juni 1797 auf einen Monat nach Eröffnung der nächsten Parlamentssitzung verlängert. Im October desselben Jahres trat das Parlament wieder zusammen; die Aussichten für eine baldige Beendigung des Krieges waren aber so trostlos, dass man es am 30. November für das Beste hielt jenen Termin auf einen Monat nach Beendigung des Krieges durch einen förmlichen Friedenstractat hinauszuschieben. Aus den anfänglich in Aussicht gestellten 54 Tagen wurden 22 Jahre; denn während des kurzen Friedens von Amiens wurde abermals die Wiederaufnahme der Baarzahlungen sistirt, und als 1803 die Feindseligkeiten wieder aufgenommen wurden, bestimmte eine Vorordnung vom 15. December, dass mit dem Papiergeld fortgefahren werde bis sechs Monate nach einem definitiven Friedensvertrage, und dieser Act wurde später ausgedehnt bis zum Jahre 1819. Diese Verfügungen bedingten aber nun auch verschiedene andere, wie die Ausgabe

9 von L. 2 und L. 1 Noten, und dass dieselben gesetzliche Währung seien, gerade so wie gegenwärtig in den Vereinigten Staaten die Greenbacks, wie in Russland die papierenen, sogenannten Silberrubel, wie in Oesterreich, in Frankreich, Italien, Spanien, Griechenland, kurzum in jedem Lande, welches nicht in Metallgeld sondern statt Beiner in zur Schuldentilgung gesetzlich bestimmten Papiercirculationsmitteln zahlt. Man vermied zwar in den Verordnungen den Ausdruck legal tender; dies änderte aber nichts an dem Wesen der Sache, denn es wurde ein Gesetz erlassen, dass ein. Schuldner, der diese Noten in Zahlung anbot, von seinem Gläubiger für den Betrag der Forderung nicht verhaftet werden konnte, und dass von Zahlungen, welche der Bank in Gold gemacht wurden, nur */i in Münze, der Rest in Noten zurückgezahlt zu werden brauchten. Natürlich stieg die Prämie auf Gold und erreichte 1813 sogar 41 °/0. Zur Erklärung der raschen Entwerthung des Papiergeldes ist es n5thig zu bemerken, dass die Bank von England von der 1777 gegebenen Erlaubniss L. 5 Noten auszugeben, erst 1794 in grösserm Maasse Gebrauch machte, während die übrigen Banken während des ganzen Zeitraums schon derartige Noten ausgegeben hatten, so dass 1797, als die Zahl der Banken sich auf 230 belief, das ganze Land hinreichend mit Circulationsmitteln versehen war. Als mit der Krisis von 1797 die Convertibilität des Papiergeldes aufhörte, nahmen die Emissionen von Noten der Bank von England rasch zu. Die Preise aller Artikel stiegen in demselben Verhältniss, nur nicht der Arbeitslohn, denn während in 1785 ein Arbeiter aus seinem Wochenlohn von 18 Shillings nach Abzug seiner Ausgaben für Fleisch, Brod, Butter, Kartoffeln, Theo, Zucker, Bier, Kohlen, Licht und Hausmiethc, die zusammen 12 Shillings 6 Pence betrugen, 5 Shillings G Pence erübrigen konnte, war 1805 der Lohn freilich auf 26 Shillings gestiegen, wovon für jeno Bedürfnisse aber 23 Shillings 10 Pence abgingen, so dass der Arbeiter nur 2 Shillings 2 Pence erübrigen konnte. Ausser der Zahl der Noten der Bank von England war auch die Zahl der Privatbanken von 230 in 1797 auf 940 in 1814 angewachsen, die alle mit dazu beitrugen die grosse Masse des Papiergeldes in Circulation zu erhalten'und die Prämie auf Gold stieg, wie gesagt, auf 41°/0 d. h. eino Unze feinen Goldes, welche nach dem Münzgesetz L. 3. 17. IO'/J werth war, wurde mit L. 5. 10. — iu Banknoten bezahlt. Der 18. Juni 1815 bildet in den englischen Finanzen nicht weniger als in der englischen Politik einen grossen Wendepunkt. Die Directoren der Bank hatten 6 Monate nach Friedensschluss die Baarzahlungen aufzunehmen. Es hiess also sich darauf vorzubereiten. Vom Februar bis August 181G fielen dio Discontirungen der Bank von L. 23,000,000 auf L. 11,000,000, vor dem Februar 1817 auf L.

10 8,000,000 und vor dem August desselben Jahres auf L. 7,000,000, während ununterbrochen Exchequerbills zum Belauf von L. 25,000,000 gehalten wurden. Mit der raschcn Zurückziehung der Noten aus der Circulation fiel natürlich die Prämie auf Gold, und wurde sogar momentan vom October bis December 1816 auf 1 °/0 unter Pari gebracht. Dies verursachte aber die grosse commercielle Krisis, in welcher 37 Privatbanken genöthigt waren, ihre Zahlungen einzustellen. Die Regierung musste daher abermals einschreiten, und um totalen Ruin zu vermeiden, wurde wie schon oben bemerkt, die Wiederaufnahme der Ltaarzahlungen bis zum Jahre 1819 verschoben. Ein grosser Uebelstand bei der Emission der kleinen Noten waren die Fälschungen, welche in grosser Anzahl vorkamen. Wir haben schon bemerkt, dass das Gesetz die Fälschung von Banknoten als Criminalverbrechen bestrafte, und zwar nicht nur die wirklichen Fälscher, sondern alle diejenigen, die falsche Noten verbreiteten. Die Zahl der für dieses Verbrechen Gehängten nahm aber so zu, — im Jahre 1820 wurden in Londou allein 150 Personen wegen Fälschung und Verbreitung falscher Noten angeklagt und 46 gehängt — dass die Geschworenen Anstand nahmen das „Schuldig" auszusprechen, indem die Inspectoren der Bank selbst manchmal in Zweifel waren über die Echtheit oder Unechtheit der Noten I Da man keine Noten zu machen verstand, die nicht nachgcmacht werden konnten, so blieb nichts übrig als die Noten für kleine Beträge wie L. 1 und L. 2 ganz aus dem Verkehr zurückzuziehen. Es wurde zu diesem Zweck der Act von 1819 erlassen und verordnet, dass vom 1. Mai. 1823 an alle Noten unter L. 5 zurückgezogen werden sollten; dass in der Zwischenzeit die Bank zu Baarzahlungen zurückkehren solle, indem sio 1820 die Unze Goldes zu L. 4. 1. zahlo und allmählig auf den Münzpreis von L. 3. 17. IO'/J reducire. Ausserdem wurde durch jenen Act auch verordnet, dass die Bank vierteljährlich öffentliche Rechnung ablege. Diese Verordnung ist von vielen Seiten sehr missbilligt worden nicht nur als eine sehr nachtheilige, sondern auch als eine ganz ungerechte. Es ist indess nicht zu übersehen, dass Wiederaufnahme der Baarzahlungen in Uebereinstimmung mit allen frühern Versprechungen und Verordnungen sich befand, und dass im natürlichen Verlauf der Dinge bereits in 1816 die currency auf iliren pari Werth gestiegen war, so dass jener Act itn Grunde nichts weiter that, als diesen bereits bestehenden pari Werth für die Folge legalisiren. Eiu grosser Mangel ist aber an dem Act mit vollem Recht zu tadeln: der Mangel irgend einer Verfügung bezüglich der Privatnotenausgabe. Es unterlag keinem Zweifel, dass das leichtsinnige Vorangehen der Privatbanken mit übermässigen Emissionen von Noten, hauptsächlich zu den Krisen von 1793, 1814 und 1816 bei-

11 trug. Es geschah aber nichts diesem Uebel zu steuern und das System, nach welchem es den Privatbanken frei stand a discretion Noten auszugeben, die in dem täglichen Verkehr als currency galten, blieb unverändert. Erwägt man dass damals kleine Noten von L. 2 und L. 1 ausgegeben wurden, und dass diese als Werthmesser und Tauschmittel in allen Transactionen galten, so ist nicht in Abrede zu stellen, dass die Regierung eine ernste Pflicht vernachlässigte, indem sie keine Massregeln traf diesen Werthmessern einen stabilen Werth zu sichern, sie auch wirklich zu Geld zu machen. Dies war aber freilich unmöglich so lange sich die Regierung aller Controle über die Notenausgabe begab. Die Nothwendigkeit einer solchen wird zwar von denen, aber mit Unrecht, bestritten, die behaupten, dass in dieser Angelegenheit das Publikum und jeder Einzelne sich selbst schützen müsse, dass alles was nöthig sei sich darauf beschränke, dass solche Privatnoten nicht als legal tender anerkannt würden. Bankiers, Kaufleute und alle diejenigen, die mit Geld und Creditangelegenheit in täglichem Verkehr und vertraut sind, haben gut sagen: nach welchem Princip kann sich die Regierung da« Recht anmassen in die individuelle Freiheit der Art einzugreifen und zu verhindern Zahlungsversprechen in Circulation zu setzen, sei es in Form von Wechseln, Promessen oder Banknoten I die Masse des Volkes, dio Ungebildeten, Unwissenden und Leichtgläubigen, die in diesen Angelegenheiten sich unmöglich auf ihr eigenes Urtheil verlassen können, dürfen und sind berechtigt vom Staate zu erwarten, dass er sie gegen Missbrauch schütze. Denn die Behauptung dass Gold und die vom Staate anerkannte currency sich als legal tender von andern Banknoten unterscheide, und dass Niemand gezwungen sei Banknoten in Zahlung zu nehmen, der ihre Vollgültigkeit bezweifle, mithin für dio Regierung keine Veranlassung sei, sich hineinzumischen, berührt nur einen Theil des wahren Sachverhalts. Denn es handelt sich hierbei nicht nur um die gesetzliche Gültigkeit dieser Privatnoten, sondern um die Rolle, die sie in Wirklichkeit im Verkehr spielen, und die sie in vielen Landestheilen factisch mit legal tender gleichstellen. In manchen Theilen des Landes, in den Districten der betreifenden Emissionsbanken, hat die Masse des Volkes gar nicht die Wahl dieselben als Zahlmittel zu verweigern. Die Inhaber der Bank, die ihr schuldenden Industriellen und Landeigentümer haben alle und jeder ein directes Interesse an der Notencirculation und den kleinen Händlern, Handwerkern und Arbeitern, die deren Annahme verweigern wollten, würde nichts übrig bleiben als sich eiue andere Heimath zu suchen I Dio Möglichkeit des Missbrauchs liegt zu nahe, als dass bezweifelt werden könnte, dass gerade hier ein Fall vorliegt, der Staatseinmischung erfordert. Ungedeckte Notenemission ist ein weit schlimmeres Uebel, wie Falschmünzerei und

12 es ist die Pflicht des Staates das Publikum vor den Folgen des Betrugs zu schützen. Folgende Tabelle zeigt von 1809 bis 1822 den Preis für eiuo Unze Gold und also die Entwcrthung des Papiergeldes, die in jedem Jahre erhobenen Abgaben in Papiergeld und deren Betrag in Gold: Preis einerünze Goldes.

Unterschied von dem Münzpreise.

Jährliche Besteurung in Gold Papiergld. reducirt. Liver. Liver. 1809 4.10. 9 16'/» °/o Prämie 71,887,000 60,145,000 74,815,000 68,100,000 1810 4. 5 — 91/io Ii » 73,621,000 55,583,000 1811 4.17. 1 24V, „ 73,707,000 51,595,000 1812 5. 1. 4 30 „ „ Sept. bis Dec. 1812 •5. 8.— 38 Vj „ „ 81,745,000 52,236,000 5. 6. 2 36'/io,> „ 1813 Nov. 1812b.Märzl813 5.10 — 41 _ „ „ 5. 1 . 8 83,726,000 58,833,000 1814 30 '/a )) » 4.12. 9 18»/» „ „ 88,394,000 66,698,000 1815 4.—.— 73,909,000 72,062,000 1816 2'/j i» >> Octob. bis Dec. 1816 3.18. 6 1 „ Disconto 1817 4.-.— 2'/j „ Prämie 58,757,000 57,259,000 4. 1. 5 1818 5 ii »j » 59,391,000 56,025,000 58,288,000 54,597,000 4. 3.— b. Febr. 1819 6 /a i} »i tr 59,812,000 59,812,000 3.17.10'/2 1820 pari C1,000,000 61,000,000 3.17. lO'/a 1821 * ft Diese letzte Colonne ist von besonderer Wichtigkeit, indem sie in grösster Klarheit darthut, dass ungeachtet die Preise aller Artikel und natürlich auch der Arbeitslohn nicht ausgenommen, einen bedeutenden Rückgang erlitten, die Abgaben während der Friedensjahre nicht vermindert wurden, sondern sogar zunahmen. Dies gibt den Schlüssel zur Erklärung verschiedener Folgen. Von 1819 bis 1822 reducirto die Bank ihre Circulation um L. 7,000,000 und ihre Disconti von L. 9,000,000 auf L. 4,000,000, und war dadurch in Stand gesetzt ihre Baarzahlung früher schon als in dem Acte vorgeschrieben, aufzunehmen. Die Privatbanken, welche ebenfalls ihre kleinen Noten zurückziehen mussten, folgten dem Beispiele der Bank von England, und als Folge davon fielen in jener kurzen Zeit die Preise fast aller Artikel um 30 bis 50 "/0. Weizen von 64 auf 30 Shillings; Ochsenfleich von 4 Shillings auf 2 Shillings 4 Pence; Hammelfleisch von 5 Shillings auf 2 Shillings 6 Pence; Eisen von L. 12. 10. — per Tonne auf L. 8. 10. —; Havanna-Zucker vou 60Shillings auf 42 Shillings; Kaffee von 158 Shillings auf 110 Shillings; ostindischc Baumwolle von 1 Shilling 8 Penco auf 9 Pence; Tabak von 13 Pence auf 7 Pence und Memeler Dielen von L. 20 auf L. 17. Der Ruin drohte allgemein zu werden nicht nur unter den Kaufleuten, sondern unter allen Classen der GesellJahre.

13 schaft, namentlich aber unter denjenigen Land- und Hauseigentümern, welche während der Entwerthung des Papiergeldes sich zu Ankäufen hatten verleiten lassen, auf welche Hypotheken abzutragen waren. Tausende von Petitionen um Abhülfe der allgemeinen Noth, von der nur der kleinere Theil des Volkes und namentlich die Inhaber der Nationalschuld profitirten, liefen 1823 beim Parlament ein, welches sich nicht anders zu helfen wusste als durch die Verordnung, dass L. 1 und L. 2 Noten für weitere 11 Jahre circuliren sollten. Dieser Beschluss entzog mit einem Male dem Act von 1819 seinen Boden, denn, wenn auch die Bank von England keinen Gebrauch von dieser Erlaubniss machte, so entwickelten die Privatbanken in dieser Richtung um so grössere Activität und nun folgte abermals eine Periode extravaganter Speculation und in 1823 erreichte der Schwindel eine solche Ausdehnung, dass über L. 441,000,000 für 532 neue Companien unterschrieben wurden. Natürlich folgte auch hier der unvermeidliche Zusammensturz, und im December 1825 war die Bank von England abermals nahe daran ihren Goldvorrath erschöpft zu sehen. Derselbe war auf L . 1,300,000 reducirt und die Bank retteto sich vor Zahlungseinstellung nur durch die Ausgabe von L . 1 Noten, vou denen ein Vorrath g l ü c k l i c h e r w e i s e noch in den Kellern der Bank sich vorfand. 37 Privatbanken stellten aber in 1825 ihre Zahlungen ein, und im folgenden Jahre folgten 43 weitere. Im Mai 1829 hörte die Circulation der L. 2 und L. 1 Noten auf; da aber an Gold und Silber kein hinreichender Vorrath war sie zu ersetzen, so fielen abermals alle Preise und die Befürchtungen vor eiuer neuen Krisis verbunden mit politischen Beweggründen bereiteten 1832 der Bank wieder ernste Verlegenheiten, denn zu der Zeit belief sich die Totalcirculation der Bank von England und der Privatbanken mit den Depositen der Sparkassen, also alles Beträge für welche sofort Einlösung in Gold verlangt werden konnte, nach den zuverlässigsten Schätzungen auf wenigstens L. 70,000,000, während der höchste Betrag, den die Bank in Gold disponibel' hatte, zwischen L . 12 und L . 15 Millionen variirtc. Die Bank war daher fortwährend der Gefahr ausgesetzt zur Suspension gezwungen zu werden, und um diese täglich drohende Gefahr zu beseitigen sah die Regierung keinen andern Ausweg als die neue Verordnung,. dass fortan für alle grössere Beträge wie L. 5, Banknoten legal tender sein sollten. Die um diese Zeit ausserordentliche Ausdehnung der Baumwollinduatrie trug hauptsächlich dazu bei den Samen zu einer neuen Krisis zu säen, welche 1837 ausbrach, nachdem die Ver. Staaten im Jahre vorher unter Präsident Jackson den vergeblichen Versuch gemacht hatten, die Baarzahlungen der Bank der V.-St., die seit 1814 suspendirt waren, wieder aufzunehmen. In den beiden folgenden

14 Jahren 1838 und 1839 hatte England schlechte Getreideerndten; die Bank sah ihren Metallvorrath so reducirt, dass sie eine Anleihe von L. 2,000,000, bei der Bank von Frankreich machte und ohne diese Hülfe, sagt Samuel Lloyd in einer Broschüre Decbr. 1839, wäre der Baarvorrath ganz erschöpft worden. Vom September bis December 1839 variirte der Baarvorrath zwischen L. 2,522,000 und L. 2,887,000. Auch diese Krisis ging vorüber. Die Regierung war aber nun ernstlich darauf bedacht Maassregeln zur Verhütung solch schmählicher Verlegenheiten zu treffen. Eine Klausel des- Charters von 1833 reservirte dem Parlament die Befugniss den Charter in 1845 aufzulösen und Sir Robert Peel ergriff diese Gelegenheit zur Umgestaltung des ganzen Systems. Das Resultat einer langen parlamentarischen Verhandlung waren die Erlasse 7 und 8 Yict. c. 32 bezüglich der Bank von England und der Provincialbanken, die den eigentlichen Banking Act von 1844 bilden, und die darauf folgenden Erlasse 8 und 9 Vict. c. 38. 39 bezüglich der Banken von Schottland und Irland. Berücksichtet man die Schwierigkeiten, welche die Verfasser dieser Maassregeln nicht nur im Kampf gegen allgemein herrschende Vorurtheile sondern wichtiger noch gegen die Privatinteressen einer grossen und einflussreichen Klasse zu überwinden hatten, so erscheinen die Klagen unbegründet, dass nicht sofort ein vollkommenes System an die Stelle des fehlerhaften gesetzt wurde aber noch ungerechter wäre es nicht anerkennen zu wollen, dass das bestehende System wesentlich verbessert wurde. • Dies führt nun zu der zweiten Frage: was bezweckt der Act? Der Zweck des Actes war die currency des Landes zu reguliren. Bisher war die Befugniss Noten auszugeben eine unlimitirte, nun sollte sie beschränkt d. h. an gesetzliche Bestimmungen geknüpft werden. Zu diesem Ende wurde in der Bank von England das Bankdepartement vollstäudig vom Emmissionsdcpartemcnt getrennt. Die Verwaltung des erstem blieb nach wie vor ganz den Directoren überlassen. Die Einrichtung des letztern wurde eine rein mechanische, automatische, seine Functionen ganz die einer Maschine ohne selbständigen Willen, die nach vorgeschriebenen Regeln, bei denen es sich weder um Intelligenz, Nachdenken noch Meinungen irgend welcher Art handelt, Bewegungen ausführt. Die Bank von England liefert nur den Platz wo diese Maschine gegenwärtig installirt ist und das Material aus dem sie zusammengefügt ist: die Räume, die Commis, die Bücher, Papier, feuerfeste Gewölbe etc. und es bleibt dann die Beschäftigung, d. h. das in Bewegungsetzen der Maschine ganz und gar dem Publikum überlassen. Jeder hat Zutritt, der 5 sovereigns in eine L. 5 Note umwechseln will. Die eine Hand reicht die sovereigus hin, die andere empfangt die Note, und umgekehrt wenn Jemand gegen Noten sovereigns zu wechseln wünscht — nur

16 wird dann sofort die eingelöste Not« von der Bank vernichtet, denn die Maschine gibt nur neue Noten aus. Diese Operation wird von der Maschine so oft wiederholt wie irgend Jemand sie zu dem Zweck auf diese Weise in Bewegung zu setzen wünscht — hierauf beschränkt sich die Thätigkeit und der Wirkungskreis des Emissionsdepartements. Sovereigns liefert die königliche Münze, die ein von der Bank getrenntes Institut ist, und zwar für jede Unze 22 karätigen Goldes L. 3. 17. IOV2- Zur grossen Erleichterung fürs Publicum hat die Bank von England aber die Einrichtung getroffen, dass sie auch gegen Goldbarren von vorgeschriebenem Feingehalt sofort Noten ausgibt und zwar für jede Unze 22 karätigen Goldes L. 3.' 17. 9. Man sagt daher gewöhnlich die Bank sei verpflichtet Gold zum Preise von L. 3. 17. 9 p. U. zu kaufen. Mit Kaufen hat die Transaction aber eigentlich nichts gemein; die dagegen ausgehändigten Noten haben viel eher den Charakter von Depositenscheinen, die bei Vorzeigung mit den in Sovereigns umgeprägten Goldbarren wieder einzulösen sind. Der gewöhnliche Verlauf eines Goldverkaufs ist daher folgender: der Inhaber von 1000 U. Goldbarren will dieselben in currency (Gold oder Noten) umsetzen. Er kann dies thun indem er sie in die Münze bringt, wo er wio oben L. 8. 17. lO'/jp. ü . empfangt und zwar in Sovereigns, die er beim Emissionsdepartement der Bank jederzeit in Noten umwechseln kann. Da hiermit aber die Umständlichkeit des Hin- und Hersendens, und der während der ungewisse Zeit in Anspruch nehmenden Präge entstehende Zinsverlust in Anschlag zu bringen sind, so ist der kürzere und allgemein übliche Weg die Barren in die Bank zu schickcn und sich mit L. 3. 17. 9 p. U. zu begnügen, indem die Differenz von l ' / j P. gerne für Ersparung an Zeit und Mühe gezahlt wird. Die Bank zahlt in Noten, die natürlich auch beim Emissionsdepartement jederzeit wieder in Sovereigns umgesetzt werden können. Da aber der Bank von England gestattet blieb für der Regierung geleistete Vorschüsse auch noch ungedeckte Noten auszugeben, so verlangte die Sicherstellung der Convertibilität aller Noten, dass der Betrag der nicht durch Gold gedeckten, limitirt werde. Es wurde demgemäss die maximum Emission der Joint Stock und Privatbanken in England und Wales auf den Durchsohnittsbetrag der Circulation jeder einzelnen Bank vor dem 27. April 1844, der sich anf L. 3,477,321 für die Joint Stock Banken und auf L. 5,011,097 für die Privatbanken belief, beschränkt. Als Privilegium für die Bank von England wurde noch bestimmt, dass in der Runde von 65 miles um London keine Emissionsbank sich niederlassen dürfe; die Errichtung neuer Emissionsbanken wurde verboten und die Namen der Theilhaber in den bestehenden waren periodisch zu publiciren. Dio ungedeckte Notenemission der

16 Bank von England wurde auf L. 14,000,000 fixirt, dieselbe aber ermächtigt im Fall der Zahlungseinstellung einer Joint Stock oder Privatbank ' / j dea Betrags der dadurch ausfallenden Noten, durch ihre Noten gegen Gouvernementssicherheiten, zu ersetzen. Auf dieso Weise ist die 1844 auf L. 14,000,000 fixirte Summe, auf L. 15,000,000 angewachsen. Schliesslich sind nun noch die currency betreffend dio Verordnungen für die schottischen und irländischen Banken zu erwähnen. Sie verbieten gleichfalls die Errichtung neuer Emissionsbanken fixiren ein Maximum für jede der bestehenden, dessen Gesammtbetrag in Schottland L. 2,749,262, in Irland L. G,354,494 und gestatten jeder liank in diesem Verhältniss den Totalbetrag nicht überschreitend, wie bisher, Noten auszugeben— aber ü b e r den Betrag hinaus, müssen die Banken für jede Note Gold halten. Zur Ermittelung des gesetzlich zu fixirenden Maximums schlug Sir Robert Peel vor den Durchschnittsbetrag der Notencirculation in Schottland und Irland während mehrerer vorhergehender Jahre als maassgebend zu wählen und diesen Betrag ungedeckt circuliren zu lassen. Hierbei lag die Annahme zu Grunde dass während der in jenen Jahren grossen Depression die Circulation ungewöhnlich beschränkt gewesen sein müsse, eher unter als über den gewöhnlichen Bedürfnissen sich befunden habe, und dass es deshalb mit wenig Ilisico verbunden sei bis zu diesem unter allen Umständen erforderlichen Betrage die ungedeckte Notenausgabe zu gestatten. Da die durch zunehmende Activität des Verkehre erforderlichen neuen Noten alle durch Gold würden gedeckt werden müssen, so hoffte man auf diese Weise die gemischte currency ein für allemal einer reinen Goldcurrency ganz gleichgestellt zu haben. Gemäss Act von 1844 war daher die Notencirculation als maximuzn limitirt auf: L. Bank von England 14,000,000 England und Wales Joint Stock 3,477,321 „ Privatbanken 5,011,097 Schottische Banken 2,749,262 Irländische Ranken 6,354,494 zusammen ungedeckte Noten L. 31,592,174 Was hierüber hinaus noch als currency in Circulation gesetzt wurde, musste entweder aus Sovcreigns oder aus Noten, für welcho der Ausgeber Gold zu halten verpflichtet war, bestehen. Auf die Frage: wie ist es aber möglich dass die Bank von England a l l e ihre Noten stets in Gold einlösen kann, wenn deren IJ. 15,000,000 circuliren, die nicht durch Gold gedeckt eind? hat man folgende Antwort gegeben: Gegebenen Falles würde das Ver-

17 fahren folgendes sein: Angenommen es seien bis auf diese L. 15,000,000 alle übrigen Noten bereits zur Einlösung präsentirt worden, so wäre dafür das vorhandene Gold hinreichend gewesen. Aber lange vorher würde die Bank schon durch Verkauf ihrer Securitäten ihren Goldvorrath vermehrt haben. L. 4,000,000 dieser Securitäten bestehen aus Consols. L . 11,000,000 repräsentiren den der Regierung geleisteten Vorschuss, die auf Verlangen gewiss zu jeder Zeit in Consols convertirt werden könnten. Der Verkauf dieser Consols würde natürlich gegen Banknoten stattfinden, so dass ganz im Verhältniss wie die Realisation voranschritte sich auch die Zahl der circulirenden Noten vermindern würde, und das Kapital der Bank würde dann, nach Einlösung aller Noten, immer noch intact sein." Es darf wohl angenommen werden, dass der Fall dass alle Noten zur Einlösung eingereicht werden, nie vorkommen wird und dies überhebt mich der Untersuchung wie weit jener modus operandi practicabel. Bezüglich des Bankdepartements verhält sich der Act von 1844 ganz passiv, indem er sich darauf beschränkt die Veröffentlichung eines wöchentlichen Bankausweises vorzuschreiben. Der Umstand dass die Regierung ihre Baarfonds bei der Bank von England deponirt, Hess es wünschenswerth erscheinen dem Publikum von dem Stande dieser Rechnung jederzeit Einsicht zu geben. In jeder andern Beziehung haben die Bankdirectoren ganz freie Hand. Sir Robert Peel erklärte in 1844 ausdrücklich, dass, da die Bank in der Folge aller Verantwortlichkeit hinsichtlich der currency überhoben sei, es wünschenswerth, j a nöthig sei hinsichtlich ihres regulären Bankgeschäftes den Directoren keinerlei Beschränkungen aufzuerlegen; er befürworte dies im Vertrauen darauf, dass sie fortfahren würden sich durch ihre Verwaltung das Zutrauen der Regierung und des Landes zu erhalten. Seine Reden vom 6. und 20. Mai 1844 über die Erneuerung des Bankcharters enthalten die Motive des Actes: „Von manchen Seiten wird behauptet, dass die Bank von England in Zukunft nicht wie bisher, die zur Hebung des öffentlichen Credits und zur. Leistung kräftigen Beistandes zu Zeiten commercieller Krisen erforderlichen Mittel besitzen würde. Nun weiss aber, erstens, Jeder dass die Mittel zur Hebung des Credits sich keineswegs ausschliesslich im Besitz von Banken befinden. Ein Jeder, der unbenutztes Kapital besitzt, ob Banker oder nicht, und der aus der Darleihung dieses Kapitals einen entsprechenden Nutzen zu ziehen vermag, ist im Stande und auch bereit die Hülfe und Unterstützung zu leisten, von der Viele zu glauben scheinen, dass nur Banken bestimmt und befähigt seien sie zu gewähren. Zweitens aber ist es sehr fraglich ob wirklich ein n a c h h a l t i g e r V o r t h e i l aus der Erhaltung sei es des öffentlichen oder des privaten Credits 2

18 erwachse, wenn derselbe nicht auf dem bona fide Vorschuss von wirklichem Kapital beruht, sondern nur durch eine temporäre Vermehrung blosser Zahllingsversprechungen repräsentirender Noten zur Erreichung eines speciellen Zweckes an seinem natürlichen Zusammenbruch gehindert wird." Das in Beantwortung der beiden ersten Fragen Gesagte nochmals kurz zusammenfassend, machten die ungeregelten, sich aller Controle entziehenden Notenemissionen nicht nur der Bank von England sondern zahlreicher Privatbanken, eine die Currency des Landes sicher stellende Maassregel wünschenswerth, und der Banking Act von 1844 stellte fest, dass die Currency eine Goldbasis haben und unter allen Umständen beibehalten solle. Er trennte zu diesem Ende das Einissionsdepartement von dem Bankdepartement, uud während ersteres maschinenartig eingerichtet wurde, blieben die Directoren in der Verwaltung des Bankgeschäfts ohne alle andere Beschränkung als die ihnen auferlegte Verpflichtung, wöchentlich in vorgeschriebener Form einen Status zu pnbliciren. Zur Vervollständigung wurden 1845 die oben detaillirten Verordnungen bezüglich schottischer und irländischer Banken getroffen. Hinsichtlich Entstehung und Zweck, die sich rein ans Thatsächliche knüpfen, ist also vernünftiger Weise keine grosse Meinungsverschiedenheit möglich. Diese tritt auf sobald es sich um die d r i t t e Frage: die Wirkung des Actes auf den Geschäftsbetrieb der Bank selbst sowohl als des ganzen Landes handelt, und artet mitunter in Streit aus, der Seitens der Gegner des Actes mit einer Erbitterung geführt wird, die, indem sie so weit gehen denselben nicht nur als unzweekmässig sondern als ungerecht und geradezu demoralisirend zu bezeichnen, nur durch Täuschung unbegründeter Erwartungen erklärlich ist. Ihre Argumente bleiben stets dieselben, ungeachtet sie in zahlreichen dem Gegenstande speciell gewidmeten Schriften und jedesmal wenn sie öffentlich zur Sprache kommen (iu verschiedenen vom Parlament eingesetzten Untersuchungscommissionen, zuletzt im März 1873 in einer ausfürlichen parlamentarischen Debatte) widerlegt worden sind. Die Gegner des Acts, bewusst oder unbewusst, gebärden sich als ob sie es mit einem wirklichen Feinde zu thun hätten und sie müssen immer von neuem daran erinnert werdeu, dass sie nur gegen Windmühlen ankämpfen. Jede Befürwortung des Actes geht natürlich von der Voraussetzung aus, dass es überhaupt wünschenswerth sei als Basis der Currency (der legalisirten Werth messer und Tauschmittel) Gold beizubehalten und dass von allen Projecten die Edelmetalle als Circulationsmittel durch Papiergeld ohne Metallbasis zu ersetzen, als, zum wenigsten gesagt, nicht zeitgemäss, abgesehen werde. Eine nähere Besprechung der Wirkung

des Actes knüpft am

19 geeignetesten an die verschiedenen Einwürfe an, welche gegen denselben gemacht werden. Ehe ich dazu übergehe will ich aber noch die oben bei 1844 abgebrochene Entwickelungsgeschichte der Bank von England bis zur letzten Krisis von 1866 verfolgen. Das Missrathen der Kartoffelerndte in 1846 machte eine grosse Getreideimportation im folgenden Jahre nothwendig. Gold wurde in grossen Quantitäten ausgeführt, und am 14. Januar 1847 wurde der Disconto auf 3 1 / l °l0, eine Woche später auf 4 % erhöht. Dies verhinderte aber nicht eine fernere Abnahme des Metallvorrathes, der Ende März um L. 2,000,000 kleiner war wie zu Anfang des Jahres. Im August stieg der Disconto auf 5 % , einen Monat später auf 5'/ 2 ü / 0 und im October auf 6 °/0. Die Goldausfuhr nahm aber nicht ab. Am 1. October war der Baarvorrath bei ö'/j 0 /,, Disconto auf L. 8,560,000 reducirt Am 25. October betrug der Baarvorrath nur noch L. 8,310,000, der Disconto war auf 8°/ 0 erhöht, und um einem allgemeinen Ruin vorzubeugen, wurde der Bankact suspendirt d. h. auf die Vorstellungen hin, welche die Directoren der Bank bei der Regierung machten, dass wenn es nicht gestattet werde Noten auch ohne Metallbasis auszugeben, in wenigen Tagen der ganze Baarvorrath weggeholt werde, erschien ein von Lord John Rüssel gezeichneter Brief mit der Autorisation, die Bestimmungen des Actes von 1844 hinsichtlich der Emission von Noten ausser Acht zu lassen. Die Bank discontirte hierauf mit grosser Liberalität und die Krisis war vorüber. Die ihr folgende allgemeine Einschränkung der Engagements setzte die Bank in Stand in sehr kurzer Zeit die Circulation wieder in die durch den Act vorgeschriebenen Schranken zurückzuführen. Die Vermehrung des Goldes, welches seit 1850 von Californien und Australien sich über Europa verbreitete, führte abermals zu einer enormen Expansion. Durch den Krimkrieg wurde die Speculation zwar gedämpft, denn von 1852 bis zum März 1856 fiel die Oirculation von L. 24,295,000 auf L. 19.679,000, der Baarvorrath von L. 21,367,000 auf L. 10,514,000, aber der plötzliche Friede im März 1856 fachte sie von neuem an und führte zur Krisis von 1857. Es wiederholten sich die Massrcgeln von 1847. Am 8. October wurde der Bankdisconto auf 6"/o gesetzt, am 12. October auf 8 °/0, am 5. November auf 9°/ 0 und am 9. November auf 10°/ 0 . Falliten folgten auf Falliten und nahmen zu an Zahl und Bedeutung. Die Regierung schien aber Miene zu machen diesmal den Bankact bestehen zu lassen. Am 11. November wurde ihr jedoch die Mittheilung gemacht, dass wenn nicht sofort der Act suspendirt werde, verschiedene der ersten Firmen Londons ihre Zahlungen würden einstellen, und das Ende der Calamität dann nicht mehr abzusehen sei. Darauf erschien denn am 12. November ein Brief ähnlichen Inhalts wie der vor 10 Jahren,

20 diesmal gezeichnet von Palmerston und 6 . C. Lewis, dem Finanzminister. Dies war die zweite Suspension des Peel'scben Bankacts. Am 12. November hatte die Bank L. 581,000 in Noten, Gold und Silber in Cassa, während die Depositen die stündlich weggezogen werden konnten L. 5,468,000 betrugen I Ausserdem waren in den verschiedenen Sparkassen über L. 30,000.000 deponirt, die zu jeder Zeit gekündigt werden konnten. Die Krisis ging bald vorüber und ihr folgte eine Reihe von Jahren ununterbrochener Prosperität, mit einer durch den amerikanischen Krieg hervorgerufenen grossartigen Baumwollconjunctur. Als diese mit Beendigung des Krieges zum Abschluss kam, und ihr die unausbleibliche Reaction folgte, deckte am 11. Mai 18(i6 die unerwartete Fallite von Overend mit einem Male eine Menge Schäden auf, die sofort Krisis, Panik und Suspension des Bankacts brachten. Wie bei den frühern beiden Suspensionen, so wurden auch diesmal zwischen Regierung und Bankdirection Briefe gewechselt, die Bank wurde wie früher ermächtigt mit Discontirung von Wechseln und Vorschüssen durch Ausgabe ungedeckter Noten voranzugehen, abweichend jedoch vom früheren Verfahren, dass diesmal der Disconto nicht unter 10'7o P- a. zu berechnen sei und die Regierung es sich vorbehalte selbst einen noch höheren Zinsfuss zu fixiren. Hört man nun die Gegner des Actes so heisst es: „In der kurzen Zeit von 22 Jahren seit Bestehen des Actos, in welchem man ein wirksames Mittel gefunden zu haben glaubte finanziellen Krisen mit ihren grossen commerciellen und industriellen Umwälzungen für immer vorzubeugen, schon drei grosse Krisen, die jedesmal nur durch Suspension des so gepriesenen Actes gehoben werden konnten! Statt Krisen zu verhindern werden sie nicht nur häufiger, sondern gefahrlicher und verderblicher in ihren Wirkungen und »an einem einzigen Tage richtet der Act mehr Unheil an, wie er in 10 Jahren Gutes stiftet«!" Was berechtigt aber von den Verordnungen des Actes zu erwarten, dass er das periodische Vorkommen von Handelskrisen verhüte? Ich will die Haupteinwendungen gegen den Act der Reihe nach anführen und jede einer kurzen Erörterung unterziehen; es wird sich daraus am besten der wahre Sachverhalt ergeben. Vorab sei noch bemerkt, dass diese Klagen nur zu Zeiten herannahender Krisen und während der Dauer oder Nachwirkungen derselben laut werden; zur Zeit der Ruhe und Prosperität fragt Niemand nach dem Banking Act. I)a heisst es denn nun e r s t e n s : „Warum sollte in England der Disconto höher sein wie in andern Ländern ? Es wird dadurch

21 der Reiche nur reicher, der Arme ärmer. Während jeder reiche Kapitalist hohe Zinsen macht, ist jeder kleino Mann in der grössten Verlegenheit. Es ist nicht nur Sache des Staates für eine genügende Quantität Gold, Silber und Kupfermünze zu sorgen, sondern auch f ü r eine gute Papier-Currency und zwar in einer den jährlich wachsenden Bedürfnissen entsprechenden Quantität." Der erste Theil dieser Klage könnte als ganz unbegründet, der zweite als die Functionen des Staates in Bezug auf die Currency und den Geldmarkt als ganz und gar verkennend, übergangen werden. Nach folgender Aufstellung: Raten der Bank v. E. 2Vj°/o oder darunter. 3 7. » » 4 •/. ..

während der 10 Jahre 1867/76.

während der 20 Jahre 1857/76.

4 Jahre. 5'/ 3 Jahre. ^ „ 4'/e » av« „ 4V, „ 8 1 / 2 Jahro. 14 Jahre. . ergiebt sich, dass während der 'letzten 10 Jahre nur f ü r die Dauer von 1 1 / 2 Jahren, und während der letzten 20 Jahre nur f ü r 6 Jahre die Bankrate überhaupt höher wie 4°/0 gewesen ist. Nicht weniger Thatsache ist, dass während der Krisen von 1847, 1857 und 1866 die hohen Zinsen keineswegs auf England beschränkt waren und also nicht dem Bankact zur Last gelegt werden können, denn als in 1847 die Barikrate auf 8°/0 erhöht wurde, war in New-York, wo die Wuchergesetze den legalen Zinsfuss 7°/o hiessen, die Discontorate für Wechsel 18°/o. in Hamburg, wo gewöhnlich Geld billiger wie irgendwo, 7°/oIn 1867 als die Bankrate 10°/o stand, war Paris 10°/o und Hamburg 9 % und der Mangel an Credit in Hamburg so gross, dass selbst zu diesem Satze nur die Wechsel von drei oder vier günstig situirten Firmen zu discontiren waren; in New-York suspendirten alle Banken und der Disconto variirte zwischen 18 und 24°/„. In 1866 als die Bankrate abermals 10"/o war, stand der Disconto in Berlin 9Va°/