Der israelitische Prophetismus: In fünf Vorträgen für gebildete Laien geschilder [7., verb. Aufl., Reprint 2021] 9783112394205, 9783112394199


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Table of contents :
Vorwort
Inhalt
Verzeichnis der Tafeln
Erste Vorlesung: Der israelitische Prophetismus nach Wesen und Bedeutung
Zweite Vorlesung: Der israelitische Prophetismus bis zum Tode Hiskias
Dritte Vorlesung: Der israelitische Prophetismus von Manasse bis zur Zerstörung Jerusalems
Vierte Vorlesung. Der israelitische Prophetismus während des babylonischen Grils
Fünfte Vorlesung: Die Ausläufer des israelitischen Prophetismus
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Der israelitische Prophetismus: In fünf Vorträgen für gebildete Laien geschilder [7., verb. Aufl., Reprint 2021]
 9783112394205, 9783112394199

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Der israelitische Prophetismus.

Der israelitische DrGtMUS 3n fünf Vorträgen für gebildete Laien geschildert

von

Carl Heinrich Cormll, Geheimem Nonssstorialrat, der Theologie und Phtlosophlr Dortor, ordentlichem Professor der Theologie an der Universität Brrulau.

Siebente verbesserte Auflage. (Dreizehntes dis fünfzehntes Taufend.)

Mit vier Tafeln von Friedrich Preuß.

Straßburg Verlag von Karl J. Trübn er 1909.

M. DuMont bchauberg, Straßburg.

Vorwort. Herr Professor V. Valentin, der verdienstvolle und

umsichtige Leiter des Freien Deutschen Hochstists in meiner Vaterstadt Frankfurt a. M., hatte mich aufgefordert, in einem der Lehrgänge, wie sie das Hochstift allwinterlich

zur Förderung von Interesse und Verständnis für Wissen­ schaft und Kunst veranstaltet, eine Darstellung des israelitischen Prophetismus auf Grund der Forschungen und Resultate der neuesten alttestamentlichen Wissenschaft zu geben. Mit ganz besonderer Freude habe ich dieser Auf­ forderung entsprochen und dankbar die Gelegenheit er­ griffen, auch gebildete Laien zum Verständnis dieser großartigsten Erscheinung der vorchristlichen Religions­ geschichte zu führen. Der Gedanke, mein anspruchsloses Referat (mehr will es nicht fein: der Kundige wird sofort Wellhausen, Kuenen, Duhm, Stade, Smend u. A. herauserkennen) durch den Druck zu veröffentlichen, hat mir völlig fern gelegen, und ich habe die ersten Auf­ forderungen dazu entschieden abgelehnt; doch wurden die Bitten schließlich so dringend und fteundlich, daß ich mich ihnen nicht entziehen zu sollen glaubte und meine Be­ denken überwand. Möchte das gedruckte Wort eine ebenso gute Statt finden, wie das gesprochene, und möchte es seine Absicht erreichen, denjenigen, welchen der Zugang zu den Arbeiten der neuesten alttestamentlichen Wiffenschast nicht offen steht, einen Einblick in ihre Resultate und in Geist und Tendenz ihrer Forschung zu gewähren! In den wörtlich angeführten Stellen aus der prophetischen Literatur habe ich natürlich der Textkritik ihr Recht ge-

lassen, und ich hoffe, man wird es mir nicht verargen, wenn sie öfters als mit dem überlieferten Texte nicht

übereinstimmend erfunden werden. Und so mögen denn diese anspruchslosen Blätter ihren bescheidenen Teil dazu beitragen, daS Verständnis des israelitischen ProphetismuS zu fördern und ihm die Liebe und Bewunderung zu erwerben, welche dem Verständniffe mit Naturnot­

wendigkeit folgen muß. Königsberg i. Pr., im Februar 1894.

/r jähriger Arbeit

war der neue Tempel vollendet. Versuchen wir uns zu vergegenwärtigen, mit welchen

Gefühlen die Zeitgenossen diesen vollendeten Tempel be­ trachteten und ihn betraten.

Gehobene waren es nicht,

konnten es nicht sein: im Gegenteil, sie mußten sich

aufs

tiefste

niedergedrückt,

gewissermaßen aus allen

ihren Himmeln gerissen vorkommen.

Nicht das war

das Schmerzlichste, daß dieser neue Tempel an Größe

und Pracht dem alten salomonischen so gar nicht gleich kam: auf ihren Gemütern lastete noch ein viel schwererer

Kummer, daß Gott sein Wort gebrochen, seine Zusagen nicht erfüllt, sein Volk im Stich gelassen hatte.

Was

hatten die Propheten nicht alles verheißen, was mit und nach der Rückkehr aus dem babylonischen Exil ge­ schehen sollte? Welch glänzende Bilder hatten sie nicht

von dem zukünftigen Israel und dem neuen Jerusalem entworfen?

Namentlich Deuterojesaja hatte diese Er­

wartungen bis zu einer schwindelnden Höhe hinaufge­ schraubt, gegen welche der Rückschlag,

und zwar ein

Rückschlag der schmerzlichsten und empfindlichsten Art, nicht ausbleiben konnte. Wenn man mit diesen Schilde­

rungen die tatsächlichen Verhältnisse verglich, so mußte

das Resultat ein geradezu niederschmetterndes sein. Was hatte sich denn eigentlich geändert? Nichts. An Stelle der Babylonier waren die Perser getreten,

aber die

heidnische Weltmacht stand nach wie vor ungebrochen

da.

Ins alte Vaterland zurückgekehrt, mußten sie müh­

sam um ihre Existenz ringen, die Verhältnisse waren so

kümmerlich

wie

möglich,

Jerusalem

nur

zum

geringsten Teile wieder aufgebaut, ein armes Land­ städtchen ohne Mauern mit einer dürftigen Bevölke­

rung, nicht einmal der Schatten dessen, was es ge­ wesen, und was in der Phantasie dieser Nachgeborenen immer leuchtendere Farben annahm.

Und der Gott,

der nicht Wort gehalten, der durch nichts seine Macht gezeigt hatte, stellte auch noch große Forderungen: er

verlangte einen kostspieligen Kultus und Tempeldienst

und ein nach strengen Gesetzen geregeltes Leben.

War

es da nicht besser, sichs wohl sein zu lassen auf dieser Welt wie die Heiden, die trotzdem herrschten und sich

des ungetrübtesten Glückes erfreuten? So mußte Ent­

täuschung und Verbitterung die Herzen der Zurück­

gekehrten ergreifen, welche sich als Jndifferentismus oder gar als Feindseligkeit gegen diesen wortbrüchigen, machtlosen Gott äußerte. Und daß solche Stimmungen

wirklich allmählich die Mehrzahl der in Jemsalem und Judäa Wohnenden ergriffen, daß namentlich auch die Vornehmen und die Priester gänzlich von ihnen be­

herrscht wurden, dafür haben wir ein klassisches Zeug­

nis in der etwa ein halbes Jahrhundert nach Zacharja

verfaßten Prophetenschrift, welche unter dem Namen Maleachi auf uns gekommen ist.

Unnachahmlich ge­

treu schildert uns Maleachi die Stimmungen dieser an Gott irre Gewordenen, welche sich in wohlfeilem Jn­

differentismus oder in frivolem Spott über das Elend der Zeit hinwegzusetzen suchen.

„Ihr ärgert Gott mit euren Reden.

Ihr sagt:

Wie so argem wir ihn? Indem ihr sagt: Wer Böses

tut, ist gut in Gottes Augen und an solchen hat er Gefallen; wenn nicht, wo bleibt denn der Gott des

Gerichts" (2,17)? „Eure Reden sind stark gegen mich, spricht Gott.

Ihr sagt: Was haben wir gegen dich

geredet? Ihr sagt: Es ist eitel, Gott zu dienen, und was haben wir davon, daß wir ihm die Pflicht ge­

halten haben und trübselig gewandelt sind vor dem Herrn Zebaoth? Jetzt müssen wir die Übermütigen glücklich preisen, die Missetäter sind gediehen: sie haben

Gott auf die Probe gestellt und sind glücklich dabei

weggekommen" (3,13—15).

Und wie man sich bei solchen Stimmungen mit den religiösen Pflichten abfand, das zeigt Maleachi auch höchst drastisch:

„Ein Sohn ehrt den Vater und ein Knecht seinen

Herrn; aber wenn ich Vater bin, wo ist meine Ehre,

und wenn ich Herr bin, wo ist die Furcht vor mir, spricht der Herr Zebaoth zu euch, ihr Priester, die ihr

meinen Namen verachtet.

Ihr sagt:

wir deinen Namen verachtet?

Wie so haben

Ihr bringt unwertes

Brot auf meinem Altar dar . . . indem ihr denkt, Gottes Tisch sei gering zu schätzen.

Wenn ihr ein

blindes Tier als Opfer bringt, so schadet es nichts, und

wenn ihr ein lahmes oder krankes

schadet es nichts.

bringt, so

Bring es doch einer dem Statt­

halter, ob der ihm gewogen sein oder ihn bevorzugen wird

Ihr bringt blinde Tiere, lahme und

kranke als Gabe dar; werde ich sie gnädig annehmen

von eurer Hand? spricht der Herr.

Verflucht sei der

Betrüger, der ein männliches Tier aus seiner Herde gelobt hat und dann ein

verkümmertes dem Herrn

opfert: denn ich bin ein großer König, spricht der Herr

Zebaoth,

und mein Name

wird verehrt

unter den

Völkern" (1,6—8; 13—14). Dem gegenüber weist nun Maleachi auf das sicher

bevorstehende Gericht hin, bei denl es sich zeigen werde, daß Frömmigkeit und Gottesfurcht kein leerer Wahn

sei. Zuerst im eigenen Volk müsse Gott eine Scheidung und Läuterung eintreten lassen,

und zu dem Zweck

werde er den Propheten Elia senden,

ehe der große

und furchtbare Tag komme (Kap. 3).

Hier tun wir einen Blick in höchst bedenkliche innere

Krisen: wenn solche Stimmungen die herrschenden wur­

den, wenn es ihnen gelang, das ganze Volk zu er­ greifen, dann war es um Juda und die Religion ge-

fchehen. Aber schon Maleachi redet von Gottesfürchtigen,

welche im Gedenkbuche Gottes eingeschrieben sind (3, 16), einer Partei,

welche im Gegensatz gegen jene

Stimmungen und Bestrebungen sich nur noch inniger und fester an die verachtete und geschmähte Religion

anklammerte.

Auch diese leugneten

ja

natürlich die

Tatsachen und Gründe nicht, auf welche jener Jndiffe-

rentiSmus und Skeptizismus sich stützte, aber sie ^ogen die entgegengesetzten Folgerungen daraus. Jene „Über­ mütigen und Missetäter", wie Maleachi sie nennt (3,

15), suchten die Schuld für das Nichteintreffen der erhofften Verheißungen bei Gott, er konnte oder wollte

sie nicht erfüllen: jene Frommen dagegen suchten die

Schuld bei sich selbst.

Sie fragten nicht, was Gott

hätte tun müssen, sondern was sie hätten tun sollen

und können.

An Gottes Allmacht zu zweifeln war ja

Torheit und Verbrechen: hatte er sein Wort noch nicht erfüllt, so hatte er es eben nicht erfüllen können um

Israels willen, so war das Volk selbst eben der großen

Zukunft noch nicht völlig würdig.

Und so mußte man

denn durch doppelte Frömmigkeit diesen Mangel zu er­ setzen trachten. Das ist der Legalismus und die Werk­

gerechtigkeit des späteren Judentums.

Man wird diese

ganze Richtung niemals verstehen und niemals richtig

würdigen, wenn man nicht diese ihre Wurzel richtig erkennt: das ist eben die messianische Hoffnung. Israel

lebt ganz in der Zukunft, in der Hoffnung, und will nun selbst das Seinige tun, um diese Zukunft herbeizuführen;

es will sie Gott gewissermaßen

abringen,

ihn dazu zwingen, seine Verheißungen zu erfüllen, in­

dem es das einzige Hindernis wegräumt, welches ihrer Verwirklichung im Wege steht.

Ein weiteres höchst eigenartiges Zeugnis aus dem Kreise jener Frommen ist der mit Maleachi gleich­ zeitige Tritojesaja, Kap. 56—66 des Buches Jesaja.

Diese Schrift steht Deuterojesaja sehr nahe und ist

wohl von Anfang an als Fortsetzung und Ergänzung zu ihm gedacht.

Es zeigt sich aber sofort, daß sie

alle die Züge steigert und verschärft, welche uns an

Deuterojesaja beftemdeten und verletzten.

Die Herrlich­

keit und der Glanz des neuen Jerusalems in Kap. 60 bis 62 überbieten Deuterojesajas Erwartungen noch weit. Wohl soll Gottes Haus daselbst ein Bethaus für alle

Völker genannt werden (56, 7): aber Priester in diesem

Heiligtum sind ausschließlich Juden (61, 6; 66, 18),

das heilige Volk der Erlösten Gottes (62,12), während die bekehrten Heiden für Israel Knechtsarbeit tun, seine Herden weiden und seine Äcker und Weinberge bestellen

(61, 5—6); Israel verzehrt den Reichtum der Völker und rückt in ihre Herrlichkeit ein (61, 6; 60,6; 11; 16; 66,12), und über die nicht sich Bekehrenden er­

gehn schreckliche Gerichte (63,1—6).

Neu Deuteroje-

saja gegenüber ist bei Tritojesaja aber ein scharfer und

leidenschaftlicher Gegensatz innerhalb des Volkes selbst. Die Frommen, die sich bekehren in Jakob (59, 20), die zerschlagenen Herzens und demütigen Geistes sind

(57, 15; 59, 20; 61, 1; 66, 2), welche zu Gottes Wort hinzittern (66, 5) und den Sabbat peinlich streng halten (56, 3—6; 58, 13), bilden nur ein kleines

Häuflein, denen als herrschende und tonangebende Kreise ihre Brüder gegenüberstehen, die sie hassen und ver­ folgen um des Namens Gottes willen (66, 5).

Gegen

diese führt Tritojesaja eine unsäglich scharfe Sprache

(56,10—57, 12; 58,1 ff.; 59,2—8; 13—20; 65, 1—15; 66, 3—6; 14—18) und ist überzeugt, daß

Gott nur um seiner paar Knechte willen nicht das

Offenbar hatten sie es auch schwer genug: „Der Gerechte stirbt, und niemand ganze Volk vernichtet (65, 8).

nimmt es zu Herzen, die Männer der Frömmigkeit

werden hingerafft und niemand beachtet es" (57, 1). Und in der Tat: aus eigener Kraft hätte das

Häuflein der Frommen ihrer Richtung nicht zum Siege verhelfen können: dazu mußte Unterstützung von außen

kommen. Und sie kam auch, und zwar aus Babylonien. Die in Babylonien zurückgebliebenen Juden hatten die

nach Jerusalem zurückgekehrten überholt.

Es hatte sich

dort eine ganze Schule von Männern gebildet, welche

die Ideen Ezechiels weiter

ausbaute

und aus dem

Deuteronomium die letzte Konsequenz zog: die Arbeit

dieser Schule hat ihren literarischen Niederschlag ge­ sunden in den gesetzlichen Teilen der früheren Bücher

des Pentateuchs, in der pentateuchischen Quellenschrift, welche man die Grundschrist oder den Priesterkodex zu nennen pflegt, der beispielsweise das ganze dritte Buch

Mose, der Leviticus, angehört.

Es ist das die Gesetz­

gebung, welche man gewöhnlich die spezifisch mosaische nennt, an welche man zuerst denkt, wenn von Mosais-

mus geredet wird. Diese Schrift entstand ums Jahr 500

in Babylonien und wurde dort hoch und heilig ge­ halten; es sollte gar bald schon die Stunde kommen, wo sie ihre gewaltige Mission zu erfüllen hatte.

in Babylon

ansässigen Juden waren

Die

aufs genaueste

mit allen Vorgängen in Judäa vertraut: so konnte

ihnen denn auch die höchst bedenkliche Wendung nicht verborgen bleiben, welche die Dinge dort nahmen.

entschlossen sie sich, handelnd einzugreifen.

Da

Esra, ein

naher Verwandter der hohenpriesterlichen Familie in

Jerusalem und dem nämlichen Geschlecht entsprossen, stellte sich an die Spitze des Unternehmens: von dem

Perserkönige Artaxerxes Langhand ließ er sich durch

einen großherrlichen Ferman dazu bevollmächtigen, „auf

Grund des Gesetzes Gottes, welches in seiner Hand

war" (das ist eben jener sog. Priesterkodex) alle Ver-

hältnisse in Judäa und Jerusalem zu reformieren (Esr. 7,

14; vgl. auch 25 u. 26).

Am 12. April 458 brachen

sie von Babylonien auf und kamen am 1. August in Jerusalem an.

Es waren etwa 1700 Männer; die

Zahl der Frauen und Kinder wird nicht angegeben.

Esra fand in Jerusalem die Verhältnisse

noch viel

schlimmer und trostloser, als er gefürchtet hatte: nichts­

destoweniger machte er sich sofort an fein Reformwerk,

mußte aber vor dem heftigen und erbitterten Wider­ stände, den er fand, das Feld räumen, bis es 13 Jahre dem babylonischen

später einem Gesinnungsgenossen,

Juden Nehemia, gelang, der Günstling und Mund­

schenk des Königs Artaxerxes zu werden, worauf er sich die damals gerade erledigte Stelle eines persischen

Statthalters in Judäa ausbat.

Jetzt stellte sich der

weltliche Arm in den Dienst der kirchlichen Reform,

und Esra und Nehemia nahmen mit aller Energie das verschobene Werk wieder auf: schon im Oktober 444

fand jene große Volksversammlung statt, in welcher

das Volk sich eidlich auf das Gesetzbuch Esras ver­ pflichtete, wie 177 Jahre früher unter Josia auf das Deuteronomium. harte Kämpfe,

Zwar kostete es noch schwere und aber Esra und Nehemia setzten ihre

Sache durch und wußten jeden Widerstand zu brechen:

diejenigen, welche sich gar nicht in die neuen Verhält­

nisse finden konnten, verließen das Land, um auswärts dem Zwange des Gesetzes zu entrinnen. Diese Vorgänge sind von unendlicher Wichtigkeit

und von höchstem Interesse, und ich bedauere, hier nicht näher auf sie eingehen zu können:

durch sie wurde

das Judentum definitiv geschaffen, Esra und Nehemia

sind seine Begründer. Es soll nicht geleugnet und nicht

verschwiegen werden, daß dies Judentum Esras und Nehemias wenig sympathische Züge zeigt: wenn wir

schon bald darauf sehen, wie der Jude überall ein

Gegenstand des Hasses und des Abscheus ist, so kommt das eben von der eigenartigen Ausprägung seiner Reli­

gion. Wenn der Jude sich schroff und stolz von allem Nichtjüdischen abschloß, wenn alle Menschen außerhalb seiner Religionsgemeinschaft für ihn nur Heiden waren, Unreine, mit denen er nicht essen, ja welche er nicht

einmal berühren durfte, ohne selbst unrein zu werden,

wenn er ihnen gegenüber mit der Prätension auftrat,

allein der bessere Mensch, der Liebling Gottes zu sein,

während alle anderen von Gott nur Zorn und Ver­ nichtung zu gewärtigen hätten, und wenn er dies herbei­ sehnte als letztes Ziel seiner heißesten Wünsche und

seiner frommen Hoffnungen, so ist es kein Wunder, daß er dadurch nicht Liebe erntete, sondern daß die

Heiden mit grimmigem Haß und tiefstem Abscheu hie­

rauf antworteten.

Aber auch dabei wird man wieder

erinnert an das deuterojesajanische Bild von dem Israel als Gottesknecht, welcher verachtet und verabscheut wird der Welt zum Heil. Daß die Entwickelung des Juden­

tums diese eigentümliche Richtung einschlug, war eine

religionsgeschichtliche Notwendigkeit.

Denn noch stand

ihm der schwerste Kampf bevor: der Kampf gegen den Hellenismus. 125 Jahre nach Esra zertrümmerte Alex­

ander der Große das persische Reich und machte die Griechen zum herrschenden Volke in der orientalischen

Welt.

Dadurch

bahnte

völligen Umgestaltung an,

sich nun der Prozeß

einer

welche in immer rapiderer

Schnelligkeit und mit immer unwiderstehlicherer Macht

um sich griff,

und

schließlich zu einer totalen Ent­

nationalisierung des Orients führte. Was die Assyrer mit brutaler Gewalt, das unternahm der Hellenismus

durch die überlegene Macht seines Geistes und seiner Kultur:

er zerstörte die Nationalitäten des Orients,

indem er dieselben sich amalgamierte und sie innerlich Nur eine Nation des Orients hat diesem

überwand.

Auflösungsprozesse widerstanden,

ja sie hat sogar das

Gute des Hellenismus in sich

ausgenommen und so

das eigene Wesen bereichert und gefestigt; und das war die jüdische.

Wenn sie das vermochte,

so geschah es,

weil Esra und Nehemia sie hart wie Stahl und fest wie Eisen gemacht hatten: in diesem undurchdringlichen

Panzer war sie gegen alle Angriffe gefeit und hat so gegen den Hellenismus die Religion

gerettet.

Und

deshalb ziemt es uns, die stachlichte Schale zu segnen,

der allein wir es verdanken,

daß der edle Kern er­

halten blieb.

Auf die Prophetie freilich mußte der Einfluß dieser

neuen Richtung ein geradezu verhängnisvoller werden, und das hat sich auch bald gezeigt. Die nächste pro­

phetische Schrift ist die des Joel, welche man infolge einer geradezu unbegreiflichen Verblendung noch immer

bisweilen für die älteste

Resultate

von

allen

erklärt:

wenig

der alttestamentlichen Wissenschaft sind so

sicher erschlossen und so fest begründet, als das,

daß

die Schrift des Joel aus dem Jahrhundert zwischen Esra Corntll, Der Israel. ProphttiSmur.

11

und Alexander dem Großen stammt.

Prophetenschriften

Hier fehlt zum

welches in allen älteren

ersten Male das Moment,

ohne Ausnahme,

von

Amos bis

Maleachi, die Hauptsache war: nämlich die Rüge, der

auf die Sündhaftigkeit Israels.

Hinweis

Für Joel

ist Israel an sich fromm und Gott wohlgefällig: alles ist so, daß man es nicht anders wünschen kann.

In

dem regelmäßig und gewissenhaft ausgeübten Tempel­ kultus hat Israel die Garantie für die Gnade Gottes:

ihm werden die herrlichsten Verheißungen in Aussicht durch Gott und

seine

Engel vernichtet werden, wie man Halme mit

einer

gestellt,

während die Heiden

Sichel mäht und Trauben in der Kelter zerstampft,

und

dazu

Schwertern

sollen

die

Juden

umschmieden

Pflugscharen

zu

und ihre Winzermesser

zu

ihre

Die berühmte Geistesausgießung ergeht nach

Lanzen.

den deutlichen Worten Joels nur über alles jüdische Fleisch:

mit den Heiden wird nicht weiter gerechnet.

Von ähnlicher Tendenz und vielleicht noch etwas früher ist auch das kleine Buch Obadja, welches im Anschluß an eine über Edom hereingebrochene Kata­

strophe

das Gericht über alle Heiden

und

Israels

glänzende Wiederherstellung erwartet.

Doch die nächste große weltgeschichtliche Katastrophe

sollte einen erfreulicheren Widerhall auch in der Pro­ phetie finden:

Alexander

Stück, 27

der Untergang des Perserreiches durch

den

Großen.

Das

äußerst

merkwürdige

welches wir gegenwärtig als Kapitel 24 bis

des Buches

sicheren Spuren

Jesaja

lesen,

dieser Zeit.

entstammt nach Hier

allen

haben wir noch

163

Joel und Obadja. Jesaja Kap. 24—27. einen Abglanz

des alten prophetischen Geistes.

Die

Erschütterung der ganzen Welt und das Gericht über

ihre Bewohner ist auch sein Hauptthema. Aber diese

Erschütterung ist durchweg begründet durch die Sünd­ haftigkeit der Welt, und wie in Kaulbachs Hunnen­

schlacht, vollzieht sich der eigentliche Entscheidungskampf

nicht auf Erden, sondern in der Höhe:

Gott besiegt

das Heer der Höhe, nimmt sie gefangen und verschließt

sie zu einer langen Strafzeit in den Kerker.

Israel

beteiligt sich an dem Kampfe selbst nicht, es steht Gott nur als psalmensingende Gemeinde gegenüber,

welche

die Weisung erhält:

„Geh, mein Volk, in dein Kämmerlein und schließ

die Tür hinter dir zu, verbirg dich einen kleinen Augen­ blick, bis der Grimm vorübergehe.

Denn siehe, Gott

geht hervor aus seinem Orte, um die Missetaten der

Erdenbewohner an ihnen heimzusuchen" (26, 20—21).

Das Endziel dieses Gerichts ist die Bekehrung der Welt:

auch die gefangenen Geister werden,

wenn sie

ihre Strafzeit abgebüßt haben, begnadigt: „Meine Seele sehnt sich nach dir des Nachts und

der Geist in meiner Brust sucht dich in der Frühe,

denn

wenn

deine Gerichte ergehen über

die

Erde,

lernen Gerechtigkeit die Bewohner des Erdkreises. Wird der Gottlose begnadigt, so lernt er nicht Gerechtigkeit;

im redlichen Lande wird er freveln und nicht sehen die Hoheit Gottes" (26, 9—10). Dann wird Gott auf dem Zionsberge allen diesen

bekehrten Völkern ein großes Abendmahl anrichten und wird die Hülle zerreißen, mit welcher sie verhüllt sind, li«

und die Decke,

mit welcher ihre Augen verdeckt sind,

und es beginnt das Reich des Friedens, dessen Boll­ werk und Mauer Heil ist.

Das Merkwürdigste

an

diesem Stück ist aber, daß uns hier zum ersten Male

als ein Postulat des Glaubens ausdrücklich die Auf­ erstehung

der Toten begegnet, allerdings nur die der

frommen Israeliten.

Und auch dieses Postulat er­

wächst aus den messianischen Voraussetzungen.

Unter

jenen toten Frommen ist gar mancher Märtyrer, der

für seinen Gott und seinen Glauben den Tod erlitten

Soll man diese, die es vor anderen verdienen,

hat.

von der

messianischen Reichs aus­

Herrlichkeit des

schließen? Da verlangt es die Gerechtigkeit Gottes, sie

wieder aufzuwecken von den Toten.

Ferner sind die

lebenden Juden viel zu wenig zahlreich,

um wirklich

in dem messianischen Reiche das herrschende und ton­

angebende Volk zu sein:

auch um diese Lücke auszu­

füllen, müssen alle verstorbenen jüdischen Frommen für das messianische Reich wieder aufleben. Ein belebender

Tau Gottes fällt auf die modernden Gebeine: seine Toten stehen wieder auf und die Erde gibt die abge­

schiedenen Geister zurück (26, 14—19). Auch in ein­ zelnen

Aussprüchen

außerordentlich

dieser

vier

Kapitel

findet

sich

viel Schönes und Tiefes: sie zeigen

im großen und ganzen ein erhebendes Bild, welches

um so

leuchtender

strahlt,

wenn man

es

mit dem

zeitlich nächsten Produkte der prophetischen Literatur vergleicht.

Dies ist das Stück, welches wir jetzt als Kapitel

9—14 des Buches Zacharja lesen.

Es stammt aus

Jesaja Kap. 24—27. Zacharja Kap. 9—14.

165

dem Anfänge des dritten Jahrhunderts, aus der Zeit der Diadochenkämpfe, wo es allerdings scheinen konnte, als wolle die eben erst von Alexander dem Großen

aufgerichtete griechische Weltmacht wieder in Trümmer gehn. der

Dieses Stück bezeichnet den tiefsten Tiefpunkt

prophetischen

Die Phantasie

Literatur Israels.

des Schreibers watet förmlich im Blute der Heiden:

ihnen verfault das Fleisch bei lebendigem Leibe, ver­ faulen die Augen in ihren Höhlen und die Zunge in ihrem Munde (14, 12), und die Zionssöhne, welche

Gott erweckt wider die Griechensöhne, werden ihr Blut wie Wein trinken, daß sie davon voll werden wie eine

Opferschale an den Ecken des Altars (9, 13—15).

Jerusalem wird allein hoch und erhaben bleiben (14,10) und in ihm wird jede Pferdeschelle und jeder Kochtopf hochheilig sein (14, 20—21). Wohl werden die dann noch übrigen Heiden sich zum Gotte Israels bekehren:

aber wie zeigt sich ihre Bekehrung?

Daß sie koscher

essen (9, 7) und alljährlich nach Jerusalem zum Laub­ hüttenfest möglich,

wallfahrten

den

Geist

ist

nicht

und Hosea,

eines

(14, 16—19).

eines

Amos

Es

Jesaja und Jeremia zu einem schlimmeren Zerrbilde zu verunstalten, als es hier geschieht.

Dieser unge­

nannte Verfasser will auch selbst gar kein Prophet sein:

es findet sich bei ihm eine sehr merkwürdige Stelle, welche zeigt, daß man das deutliche Gefühl hatte, es

sei mit der Prophetie zu Ende und die prophetische Inspiration in Israel erloschen:

„An jenem Tage, spricht der Herr Zebaoth, da

werde ich die Namen der Götzen aus dem Lande aus-

rotten, nicht soll ihrer mehr gedacht werden; und auch

die Propheten und den Geist der Unsauberkeit schaffe

ich weg aus dem Lande. Und wenn dann ein Mann noch weissagen sollte, so werden sein Vater und seine

zu ihm sagen: Du darfft

Mutter, die ihn geboren,

Namen Gottes!

du hast Lug

denn

nicht leben bleiben,

geredet

im

Und sein Vater und seine Mutter,

die ihn geboren, werden ihn totschlagen, darum, daß er geweissagt hat.

Und an jenem Tage werden sich

die Propheten schämen der Gesichte bei ihrem Weissagen, noch in den härenen Pro­

und nicht werden sie sich

phetenmantel kleiden, um zu betrügen.

Sondern ein

solcher wird sagen: Ich bin kein Prophet; ich bin ein

Ackersmann: der Acker ist mein Besitz und mein Ge­ werbe von

Jugend auf.

Und wenn man ihn fragt:

Was sind denn das für Wunden, die du an dir trägst? so wird er antworten: So bin ich geschlagen worden im Hause meiner Lieben" (13, 2—6).

Die Propheten Volksbetrüger, die man totschlagen

muß, die prophetische Inspiration ein unsauberer Geist, der mit den Götzen auf einer Stufe steht — welch

eine Veränderung, welch ein Wandel! Hier haben wir

den ganzen Unterschied von Israel und Judentum. Aber

gleichwohl

war

der

prophetische

Genius

Israels noch nicht erstorben; er hatte noch Kraft und Gesundheit

genug,

um gegen

dieses Zerrbild

selbst mit aller Macht Protest einzulegen

und

seiner

das

Verdammungsurteil darüber auszusprechen: das ist die

einzigarüge und ewige Bedeutung des kleinen Buches, welches wir als das jüngste der prophetischen Literatur

Fr. Preuß.

Jona.

Tornill, Der Israelit. Prophetismus.

ansehen müssen, des Buches Jona. Bei Nennung dieses

Namens gleitet ein unwillkürliches Lächeln über unser

Gesicht: denn die landläufige Auffassung sieht in dem Buche Jona nichts, als ein albernes Märchen, welches lediglich die Spottlust reizt,

und wo

man sich

ge­

müßigt fühlt, das Alte Testament mit salzlosem Hohn

und wohlfeilem Spott lächerlich zu machen, da kommt sicher als Nummer eins die redende Eselin Bileams,

und als Nummer zwei der Prophet Jonas im Wal­

fischbauch.

Ich habe das Buch Jona Hunderte von

Malen gelesen, und ich will es nur offen gestehen, denn ich schäme mich meiner Schwäche nicht: ich kann noch

jetzt dies wunderbare Buch nicht lesen, ja nicht einmal

darüber reden, ohne daß mir die Augen feucht werden und das Herz höher zu schlagen beginnt. Dies schein­ bar so alberne Büchlein gehört zu dem Tiefften und

Großartigsten, was jemals geschrieben worden ist, und

ich möchte jedem, der an dies Buch herantritt, zurufen: Ziehe deine Schuhe aus von deinen Füßen, denn der

Ort, darauf du stehst, ist ein heiliger

Boden.

In

diesem Buche tritt der israelitische Prophetismus vom

Schauplatze ab als Sieger und zwar als Sieger in dem schwersten Kampfe, dem gegen sich selbst: in ihm

ist es dem israelitischen Prophetismus gelungen, wie Jeremia

es

an

jener

merkwürdigen, uns bekannten

Stelle (15, 19) ausdrückt: das Gemeine von sich aus­ zuscheiden und sein besseres Selbst wiederzufinden. Der Jona dieses Buches ist ein Prophet und zwar

Repräsentant des damaligen Prophetismus, ein Mann wie

jener

zweite

Zacharja,

der sich im Blute der

Heiden berauscht und es gar nicht abwarten kann, bis Gott endlich die ganze nichtjüdische Welt vernichtet.

Er empfängt von Gott den Auftrag, der Stadt Ninive

das Gericht zu verkündigen: aber er entzieht sich diesem Auftrage und will zu Schiff nach Tartessus im fernsten

Westen fliehen. Gleich hier im Anfänge der Erzählung ist die echte und wahre Frömmigkeit der heidnischen Schiffsleute in einen beabsichtigten und höchst wirk­

samen Kontrast zum Benehmen des Propheten gesetzt:

jene sind die wahrhaft Gläubigen, er eigentlich

der

einzige Heide in der Gesellschaft. Nachdem Jona durch den Fisch aus Sturm und Meer gerettet ist, empfängt er abermals den Auftrag, nach Ninive zu gehen: jetzt

vollzieht er ihn, und o Wunder, noch hat der fremde Prediger kaum den dritten Teil der Stadt mit seiner

Verkündigung durchzogen, als schon ganz Ninive auf­ richtige und ernste Buße tut: es glaubt der Predigt

sofort und demütigt sich vor Gott.

Dadurch ist für

Gott das angedrohte Gericht gegenstandslos geworden:

„es gereute ihn das Böse, das er zu tun gedachte, und er tat es nicht" (3, 10).

Nun folgt das vierte

Kapitel, um dessentwillen das ganze Buch eigentlich

geschrieben ist und welches ich mir nicht versagen kann,

im Wortlaute mitzuteilen, da seine schlichte und treu­ herzige Weise der Erzählung wesentlich zur Erzielung des herzbewegenden Eindrucks gehört und durch keine

Umschreibung ersetzt werden kann: „Da"

(als Gott also

beschlossen hatte,

Ninive

wegen seiner aufrichtigen Buße nicht zu zerstören) „da ärgerte sich

Jona gewaltig und wurde sehr zornig,

und betete zu Gott und sprach: Ach Herr, das habe ich ja gleich gesagt, als ich noch in meiner Heimat war, und deshall» wollte ich anfangs auch nach Tar-

tessus fliehen, denn ich wußte ja,

daß du ein Gott

bist gnädig und barmherzig, langmütig und von großer

Güte und der sich das Böse gereuen läßt. Und nun, Herr, nimm doch meine Seele von mir, denn es wäre

mir besser zu sterben, als weiter zu leben. Da sprach

Gott: Ist es wohl billig, daß du also zürnest?

Da

ging Jona aus der Stadt und ließ sich östlich von der Stadt nieder, und baute sich daselbst eine Hütte,

um zu sehen, was mit der Stadt werden sollte. ließ

Gott einen

Ricinus kommen,

der über

Da Jona

emporwuchs und ihm Schatten auf sein Haupt gab; da freute sich Jona gewaltig über den Ricinus.

Da

ließ Gott einen Wurm kommen, als die Morgenröte

des folgenden Tages aufging, der stach den Ricinus,

daß er verdorrte. Und als nun die Sonne strahlte, da ließ Gott einen schwülen Ostwind kommen, und die Sonne brannte dem Jona auf das Haupt, daß er matt wurde; da wünschte er sich zu sterben und sprach: Es wäre mir besser zu sterben, als weiter zu leben. Da sprach Gott zu Jona: Ist es wohl billig, daß

du dich also ärgerst über den Ricinus? Und Jona antwortete:

Billig

ärgere

ich mich zu

Tode.

Da

sprach Gott: Dich jammert der Ricinus, an dem du

nicht gearbeitet und den du nicht großgezogen hast, der

in einer Nacht geworden und in einer Nacht vergangen

ist. Und mich sollte nicht jammern Ninive, die große

Stadt, in welcher sind mehr als 120000 Menschen,

die noch nicht rechts und links zu unterscheiden wissen, und so vieles Vieh?" Mit dieser Frage

schließt das

letzte

Buch

der

Schlichter, als etwas

prophetischen Literatur Israels.

ganz Selbstverständliches, und eben darum herrlicher und ergreifender ist es im Alten Testamente niemals

ausgesprochen worden, daß Gott, eben als Schöpfer auch zugleich der Gott und Vater

der ganzen Welt,

der ganzen Welt sein müsse, dessen liebendem gütigen

Vaterherzen alle Menschen gleich nahe stehen, für den es keinen

von

Unterschied

Nation

und

Bekenntnis

gibt, sondern nur Menschen, welche er nach seinem

Ebenbilde geschaffen hat. Hier leben Hosea und Jeremia wieder auf, diesen beiden größten reicht der unbekannte

Verfasser

Büchleins

des

Jona

die

in

Hand:

die

Sphärenharmonie der unendlichen göttlichen Liebe und

göttlichen

unendlichen

des

Erbarmens

klingt

der

israelitische Prophetismus aus als köstlichstes Vermächt­ nis Israels für die ganze Welt.

Ich habe eben so geredet, als ob mit dem Buch

Jona die prophetische Literatur Israels zu Ende sei,

und dadurch

wohl

Befremden

hervorgerufen:

denn

noch ist von einem Buche mit keiner Silbe die Rede

gewesen, welches

gerade zu den

oder richtiger gesagt:

man

etwas

weiß

zu denen,



das

Daniel in der

Löwengrube,

feurigen Ofen,

das

ist

bekannteren das

die drei

Gastmahl

gehört,

von deren Existenz Buch

Daniel.

Männer

Belsazars

mit

im dem

Mene Tekel, der Koloß mit den tönernen Füßen — das alles sind doch bekannte Dinge, sind fast geflügelte

Worte geworden.

Und einem solchen

Buche

sollten

wir die Aufnahme in die prophetische Literatur streitig

Aber da habe ich zu bemerken,

machen?

daß dies

Buch vom jüdischen Kanon selbst gar nicht zu den prophetischen Schriften gerechnet wird: das hat erst

die griechische Bibel getan, und durch sie ist es in der christlichen Kirche ganz allgemein gebräuchlich geworden, mit Jesaja,

den Daniel

Ezechiel zu­

Jeremia und

sammen als die vier großen Propheten im Gegensatze zu den sogenannten zwölf kleinen Propheten zu be­

zeichnen.

würde mich hier zu weit führen, die

Es

Gründe auseinanderzusetzen, welche die Synagoge zu

ihrem auf den ersten

veranlaßt haben:

Pflicht

nicht

israelitischen

befremdlichen

Blick

Vorgehen

auf jeden Fall darf ich mich der

entziehen,

bei

Prophetismus

einer

auch

Behandlung

das

Buch

mit in den Kreis der Betrachtung zu ziehen.

dasselbe verdient es auch:

und folgenschwersten,

des

Daniel Und

es ist eins der wichtigsten

die jemals

geschrieben

worden

sind, wir operieren heute noch mit Begriffen und ge­ brauchen heute noch Bezeichnungen, welche direkt aus

dem Buche Daniel stammen.

Die ganze himmlische

Hierarchie mit Engeln und Erzengeln, die Lehre einer

Auferstehung der Toten, der Begriff eines Himmel­

reichs, die Bezeichnung des messianischen

Herrschers

in diesem Reiche als des Menschen Sohn — das

alles finden wir zuerst im Buche Daniel. Daniel entstammt der letzten großen

Geschichte

der

alttestamentlichen

Das Buch

Krisis in

der

und

der

Religion

schwersten und wichtigsten von allen, wo sie gegen den

Hellenismus den Kampf um Sein oder Nichtsein aus­ zufechten hatte.

Im Jahre 333 durch den großen Sieg bei Jssos war ganz Vorderasien in die Hand Alexanders des

Großen gefallen, der sich dann auch sofort nach Syrien,

Phönizien und Palästina wandte,

für sich in Besitz zu nehmen. unter griechische Herrschaft.

um

diese

Länder

Dadurch kam Judäa

Als Alexander im Juni

323, erst 34 Jahre alt, gestorben war, entbrannten

die langen Kämpfe und Wirren der Diadochen, welche sich um

das

Erbe

des großen

Toten

stritten;

sie

fanden ihren Abschluß in der Schlacht bei Ipsos 301, nach welcher sich vier hellenistische Reiche aus dem großen griechischen Weltreiche Alexanders entwickelten:

das Stammland Mazedonien, welches nach unsäglichen

Gräueln dem Hause Alexanders verloren ging, das pergamenische Reich der Attaliden, das syrische Reich

der Seleuciden und

das

ägyptische

der

Ptolemäer.

Judäa und Coelesyrien wurde dem Reiche der Pto­

lemäer zugesprochen und war über 100 Jahre lang eine ägyptische Provinz, und die erste Hälfte dieser

Zeit ist, äußerlich betrachtet, die glücklichste gewesen, welche Judäa nach dem Verluste seiner Selbständig­ keit überhaupt erlebt hat; die drei ersten Ptolemäer

waren kraftvolle und hochbegabte Herrscher, welche den Juden außerordentlich wohl wollten und sie in jeder Weise begünstigten und bevorzugten, weil,

wie

Jo-

sephus uns erzählt, die Juden die einzigen Menschen waren, auf deren Eid sie unbedingt bauen

was ein Jude geschworen

hatte,

das hielt

konnten:

er

un-

wandelbar.

Aber

wickelungen;

die

bald

begannen

kriegerische

Ver­

Seleuciden streckten begehrlich ihre

Hand nach dieser ägyptischen Provinz aus, und nach

wechselnden Schicksalen ging sie im Jahre 198 dauernd an

Anfangs

das syrische Reich über.

scheinen die

Juden selbst die neue Herrschaft mit Freuden begrüßt

aber bald schon

zu haben,

sollte sie

ganzen Furchtbarkeit enthüllen.

sich in ihrer

Antiochus IV. Epi-

phanes, ein leidenschaftlicher und beschränkter Mensch, wollte den Hellenisierungsprozeß, der schon im besten

Gange war, auf einmal mit Gewalt durchsetzen, und

schickte sich

Staats

die

Religion

an,

mit den polizeilichen

jüdische Nationalität

und

auszurotten, und es begann

Mitteln des die jüdische nun die ent­

setzliche Verfolgung der gesetzestreuen Juden, welche uns das zweite Makkabäerbuch wohl mit Übertrei­ bungen, aber doch im wesentlichen richtig schildert. Antiochus hat auch dadurch die von ihm bekämpfte

heilige Sache nur gefördert: er hat die Frommen aus dem Schlummer aufgerüttelt, die Unentschiedenen zur Entscheidung genötigt, schlag

des

Schmiedes

welcher das festigte,

und so den letzten Hammer­ auf das

Judentum

geführt,

was etwa Esra und Nehemia

noch nicht hinlänglich abgehärtet hatten — seit jener

Zeit tritt uns das Judentum als Pharisäismus ent­

gegen. Wer weiß, ob ohne sein gewaltsames Ein­ greifen die Dinge sich nicht ganz anders entwickelt hätten; daß der Hellenismus sich schon ein weites Gebiet erobert hatte, daß namentlich die gebildeten

und tonangebenden

Kreise bis in den Priesterstand

hinauf sich ihm fast völlig ergeben hatten, dafür be­ sitzen wir die unwidersprechlichen Beweise. diesen

Verzweiflung.

Aber auf

Widerstand

folgte der

brutalen Angriff

der

Mit fast übermenschlichem Ringen hat

das jüdische Volk den ihm aufgenötigten Kampf ge­ führt: die übermächtigsten griechischen Heere zerstoben

vor dem Todesmute dieser für ihr Heiligstes kämpfen­ den Scharen, denen es schließlich nische Herrschaft

die heid­

gelang,

ganz abzuschütteln und noch einmal

einen national jüdischen Staat unter dem Hause der

In

Makkabäer herzustellen.

Ringens, auf den

im Januar

164,

Tag bestimmen,

geschrieben,

der Zeit des

wurde

in welchem noch

das

völlig

heißesten

es fast bis

kann

man

Buch

die

Daniel

reine

Glut

der ersten heiligen Begeisterung lodert: wenn wir die

namenlosen Leiden des jüdischen Volkes uns vergegen­ wärtigen, so können

wir den unbekannten Verfasser

des Buches Daniel nur ehrfurchtsvoll bewundern, der

sich von aller niedrigen menschlich nationalen Leiden­ schaft rein zu halten weiß und nur der Hoffnung auf

den endlichen Sieg der Sache Gottes begeisterten Aus­ druck leiht; es ist ein Unterschied wie von Tag und Nacht,

wenn

Menschenalter gleichen.

wir

das

später

Buch Daniel mit

geschriebenen

dem

ein

Estherbuche ver­

Wie in Jona, so sollte auch in Daniel der

israelitische Prophetismus als eine reine Flamme zum letztenmal aufleuchten, um seiner großen und herrlichen Vergangenheit würdig zu erlöschen. Wir

sind

mit unserer Aufgabe zu Ende.

Von

seinen Anfängen bis zu seinen Ausgängen haben wir

den israelitischen Prophetismus verfolgt, und es sollte mich freuen, wenn es mir gelungen ist, den Eindruck es sich hier um die organische Entwicklung einer der größten geistigen Mächte handelt,

hervorzurufen, daß

welche die Geschichte der Menschheit je gesehen hat, um das wichtigste und herrlichste Stück der vorchrist­

lichen Religionsgeschichte. Wenn Israel das Volk der Religion für die ganze Welt geworden ist, so verdankt

es das dem

Prophetismus,

der zuerst den

Begriff

einer Weltreligion klar erkannt und ihn in allen seinen

Grundlagen festgestellt hat. In Johannes dem Täufer

lebte der Prophetismus noch einmal auf, und Jesus

von Nazareth hat im Gegensatze zu dem pharisäischen Judentum seiner Zeit bewußt angeknüpft an den alt­ israelitischen

Prophetismus,

er

selbst

seine

reinste

Blüte und seine reifste Frucht. Die israelitische Pro­ phetie ist die

Maria,

welche

das

Christentum

ge­

boren hat, und die christliche Kirche selbst hat das Erdenwallen ihres Stifters nicht besser zu bezeichnen gewußt,

als daß sie von ihm als von seinem Pro­

phetenamte redet.

Soweit der Einfluß des Christen­

tums reicht, so weit reichen auch heute noch die Wir­ kungen der israelitischen Prophetie, und wenn schon der älteste der schriftstellernden Propheten, Amos, die

Prophetie als die herrlichste Gnadengabe bezeichnet, welche Gott Israel,

und

nur Israel gegeben

habe

(Am. 2, 11), so hat eine Geschichte von 2'/r Jahr­ tausenden sein Wort nur bestätigt. Die Geschichte der gesamten Menschheit hat nichts hervorgebracht,

sich auch

nur entfernt mit dem israelitischen

was Pro-

phetismus vergleichen ließe: durch seinen Prophetis­ mus ist Israel der Prophet der Menschheit geworden. Möchte das doch niemals übersehen und vergessen werden: das köstlichste und edelste, was die Mensch­ heit besitzt, sie verdankt es Israel und dem israelitischen Prophetismus.

Abraham, historische Persön­ lichkeit 16; seine religions­ geschichtliche Bedeutung 18. Ahab, König, Charakter 29 f.; sein Konflikt mit Elia 31 bis 34 Ahas, König, Charakter 61; wird freiwillig Vasall der Assyrer 62 f. Ahia hon Silo, Prophet 28. Alexander der Große 160 162 172. Amon, König 79 f. Amos 40—47 ; über Entstehung und Wesen der Prophetie 34 f.; versöhnlicher Schluß am Buche AmoS 47 111. Antiochus IV. Epiphanes 178 f. Asarhaddon, assyrischer König erobert Ägypten 73.

Asurbanipal, assyrischer König kämpft in Ägypten und Syrien 73. Auferstehung der Toten zuerst als Postulat des Glaubens in Jesaja Kap. 24 bis 27 gelehrt 164; ist Dogma bei Daniel 171.

Baalsdienst AhabS wie zu be­ urteilen 30. Baalspropheten, phönizische 14. Cherube, ursprüngliche deutung 21.

Be­

Daniel wird vom jüdischen Kanon nicht zu den pro­ phetischen Schriften gerechnet 171; Charakter und Be­ deutung des Buches 171 174. Darius reorgantstert und kon­ solidiert daS Persische Reich 147 151. Debora, Prophetin 27; Lied der D., ältestes erhaltenes Produkt der israelitischen Literatur 20 27. Deuterojesaja (= Jesaja Kap. 40-55) 129-141. Deuteronomium aufgefunben und wird zum RetchSgrundgesetz 81; Charakter, Inhalt und Tendenzen desselben 82 bis 90; kommen int baby­ lonischen Exil zur freien Ent-

Cornill, Der Israel. Prophettsmus.

12

faltung und völliger Aus­

Feste, altisraelttische 23; Cha­ rakter derselben 38; die drei

wirkung 113 f.

großen JahreSfeste von den Eid der Juden in hellenistischer

Zeit 172 f.

Elia war aus dem Ostjordan­

land 12; ekstatische Züge bei ihm

wallfahrtet

15;

Kanaanäern

entlehnt

26;

ihre Umgestaltung durch das

Deuteronomium Folgezeit 85 f.

und

die

nach

dem Horeb-Sinai 20; seine

Gad, Prophet 28.

historische

Gaumata, Magier, persischer

als

Wirksamkeit

Prophet 29—33; seine Be­

Thronprätendent 147.

deutung 33—36; wird später

Gebote, die zehn 17.

als

Gedalja,

Vorläufer

bereiter

des

Bor­

und

messianischen

erster

babylonischer

Statthalter 105;

wird er­

mordet 106.

Reiches angesehen 155.

zum

Gottesbegrtff des Amos 46 f.;

Köllig salben 14; weckt durch

des Hosea 47f.; des Jesaja

Musik die prophetische Jn-

56f. 66; des Ezechiel 115;

spiratton 15; Verhältnis zu

des Deuterojesaja 134—137;

gegen

des Buches Jona 170. Grundschrtft, die sog. des

Elisa

Elia

läßt

und

den

Jehu

Kontrast

dellselben 33. Esras reformatorische u. orga­

nisatorische Tätigkeit 158. Etymologie, für

die

ihre

Bedeutung

geschichtliche

reltgionSgeschichtltche

und

werkes 159.

Habakuk 78f.

babylonisches,

und Folgen

genannt 158; bildet

die Grurldlage des Reform­

For­

schung 6—8.

Exil,

Pentateuchs, auch Priester­ kodex

Einflüffe

desselben 110

bis 114; literarische Tätig­

Haggai 148 f. Hananja, falscher

Prophet,

Zeitgenosse Jeremias 103.

keit während desselben 124

Hesekiel, s. Ezechiel.

bis 126.

Hilkia, Priester, überreicht das

Ezechiel (= Hesektel) 114 btS

123; seine Anschauungen und

Ideen werden in Babylo­

nien lvettergebtldet 158.

Deuteronomium dem Kanz­

ler Saphan 81. Hiskia, König, Charakter 63; empört sich gegen die Assyrer

65 f.;

Kultusreform

unter

ihm 67 72 f. Hosea 47—55; verurteilt die Bluttaten Jehus33; Jahve­ dienst ist nur in Kanaan möglich 109 f. Hulda, Prophetin, erklärt sich für das Deuteronomium 81. Jahve, ursprüngliche hebräische Aussprache für Jehova 17; Name durch Mose gebracht 18 19; etymologische Er­ klärung 19—21; war ur­ sprünglich ein auf dem Sinai verehrter Gewittergott 21; wurde im Reiche Israel unter dem Stiersymbole verehrt 37 53. Jehova s. Jahve. Jehu, König, durch Elisa ge­ salbt 14; Charakter 33. Jeremia 90—107. Jerobeam II., König, Cha­ rakter seiner Regierung und seiner Zett 39. Jerusalem vergeblich durch Rezin von Damaskus und Pekah von Israel belagert 61; vergeblich durch Sanherib belagert 67; erste Ein­ nahme durch die Chaldäer 102; zweite Belagerung und Zerstörung durch die Chal­ däer 104 105; Wiederauf­ bau unter KyroS 146; Nie­

drigkeit und kümmerliche Zu­ stände deS wicderaufgebauten 153. Jerusalem, das neue bet Eze­ chiel 121—123; bet Deuterojesaja 137 f. 152. Jesaja 55—69. Jesaja Kap. 24-27, 162-164. Jesaja Kap. 40—55 s. Deuterojesaja'; Kap. 55—66 s. Tritojesaja. Joel 161 f. Jojachin, König, muß kapitu­ lieren und wird nach Babel in die Gefangenschaft ge­

führt 102. Jojakim, König, verfolgt die Propheten 100; verbrennt das Buch der Weissagungen Jeremias 101; empört sich gegen Nebukadnezar und stirbt 102. Jona 166-170. Jofia, König, Thronbesteigung 80; wird von der prophe­ tischen Partei beeinflußt und proklamiert das Deuterono­ mium als Reichsgrundgesetz 81; Kultusreform unter ihm 81 90; fällt bei Megiddo 99.

Josua, Priester, erscheint als erster Hoherprtester der zu­ rückgekehrten Exulanten 147; ist an Gründung und Bau des zweiten Tempels be­ teiligt 148.

Ipsos, Schlacht bei 172.

von ihnen entlehnt 26 38 f.;

Isaaks Opferung, religions­

ihre

geschichtliche Bedeutung die­

ser Erzählung 18.

Sprache

von

Israel

angenommen 18.

Karchemisch, Schlacht bei 101.

Jsebel, Gemahlin Ahabs 30 32.

KyroS

gründet das

persische

Israel, älteste geschichtliche.Er­

Reich 128; wird von Deu­

innerungen 16 f.; hat schon

terojesaja der Hirt und Ge­

vor Mose eine religiöseEigen-

salbte Jahves genannt 133;

art 18; religiöse und sittliche

erobert

Anschauungen der

laubt

vorpro­

und

er­

Exulanten

die

Babylon

den

phetischen Zeit 23-26; als

Rückkehr 143; Grund seines

Volk durch Mose geschaffen

Wohlwollens für die Juden

26; ursprünglicher Charakter

143-145.

des Gottesdienstes 37 f.; Is­

rael Gottes Knecht und Ge­

Makkabäer, ihr Aufstand 174;

sandter für die Menschheit

Gründung

bei Deuterojesaja 138—140.

174;

Jssos, Schlacht bet 172.

Staates

ihres

warum

derselbe zu­

grunde ging 123.

Judäa als ägyptische Provinz

Maleachi 153—155.

172. Judaismus oder Judentum im religionsges chichtlichen Sinne

Manasse, König, hebt die Kul-

ist etwas spezifisch anderes,

pheten und führt heidnische

als das alte Israel 110 f.

114;

Charakter

und

Be­

deutung desselben 160 f.

Kambyses,

zweiter

tuSreform des Hiskia wieder auf 74; verfolgt die Pro­

Kulte in Jerusalem ein 74 f.; opfert seinen

erstgeborenen

Sohn 75. Megiddo, Schlacht bei 99.

persischer

König 147. Kanaanäer, Prophetismus da­

Messianischer König, zuerst von Jesaja

erwartet

58—60;

Umbildung dieserBorstellung

selbst 14; Kinderopser und

bet Ezechiel 118 121 f.; wird

religiöse Unzucht bei ihnen

von

18

erwähnt

24;

ihr

Einfluß

auf

Israel, welches die äußeren

Deuterojesaja 133;

nirgend

Serubabel

wird von Haggai 148 f. und

Formen des Gottesdienstes

Zacharja 149 151 als solcher

unb die heiligen Kultstätten

proklamiert.

Micha 69 f.; über den Gegen­ satz von falschen und wahren Propheten 35. Micha Kap. 6-7, 75 f. Monolatrie, älteste Form der Gottesverehrung in Israel 24. Monotheismus, im alten Is­ rael noch nicht vorhanden 24 46; deutlich und klar ausgesprochen erst durch Jeremia 96 f. Mosaismus, der spezifisch sogenannte 158. Mose aus dem Stamme Levi 16; Beschaffenheit der Nach­ richten über ihn 17; Wert derselben 17—21; indirekter Beweis für das Werk Moses 22f.; Werk des M. 23 bis 27; ist Voraussetzung für die Prophetie 34 36. Naboth, Justizmord an ihm verübt 31 f.; Folgen desselben 32. Nabunahid, letzter König von Babylonien 128. Nahum 77 f. Nathan, Prophet 28. Nebukadnezar, Persönlichkeit und Charakter 127. Necho, Pharao, schlägt Josia bei Megiddo und macht Juda zum ägyptischen Vasallen­ staat 99; wird bei Karche-

misch von Nebukadnezar ge­ schlagen und tritt Juda und alle seine Eroberungen an das babylonische Reich ab 101. Nehemia, Genosse und Helfer Esras 159 f.

Obadja 162. Opferbegriff, altisraelitischer 37f.; durch das Deutero­ nomium umgestaltet 87. Orakel, das priesterliche 25; durch das Deuteronomium aufgehoben 87. Pekah, König von Israel, be­ kämpft Ahas von Juda 61; wird von Tiglathpileser be­ siegt und ermordet 63. Priesterkodex, s. Grundschrtft. Priestertum, altisraelitische An­ schauung davon und Umge­ staltung derselben durch das Deuteronomium 86 f.; rückt durch das Deuteronomium allmählich an die Stelle der Prophetie 89; Vorgänge in­ nerhalb desselben in nachexilischer Zeit 146 f. Prophet, nicht in erster Linie Vorhersager der Zukunft 5 f.; etymologische Erklärung des hebräischen Wortes 9—12; der ursprüngliche kanaanäische Typus 13 f.; die Pro-

pheten als „Sturmvögel der Weltgeschichte" 34; wahres Wesen des israelitischen Pro­ pheten 35 f. Prophetenschulen 14 28. prophetes, ursprüngliche Be­ deutung des griechischenWortes 6 Hf. Prophetie, als erloschen be­ trachtet 165; Verhältnis zum Christentum 175. Prophetische Darstellung und Überarbeitung der alten ge-

schichtlichenErtnnerungen Is­ raels im babylonischen Exil 124-126. Prophetismus,ursprünglich als etwas Fremdartiges betrach­ tet 13; Bedeutung für die Geschichte Israels 27—29.

Religionsbegriff, des Amos 43 45f.; des Hosea 52; Jesu 83; des Deuteronomiums 88; des Jeremia 96—98. Rezin, letzter König von Da­ maskus, bekänrpft Ahas von Juda 61; wird von Tiglathpileser besiegt und hin­ gerichtet 63. Sabbath, etwas Ähnliches schon bei den Babyloniern 26; durch Ezechiel zur Grund­ institution des Judentums gemacht 120.

Salomos Götzendienst wie zu beurteilen 30 f. Samuel in der ältesten Über­

lieferung nicht Prophet, son­ dern Seher genannt 13; seine geschichtliche Bedeutung 28. Sanherib, assyrischer König 65; Krieg gegen Juda und Be­ lagerung Jerusalems 66 f. Saphan, Kanzler, überbringt das Deuteronomium an Josia 81. Sargon, assyrischer König 64. Scheschbazar, Sohn König Jojachins, erster persischer Statthalter und Führer der rückkehrenden Exulanten 145. Seelsorge, ihr Begriff und die Notwendigkeit derselben zu­ erst von Ezechiel erkannt 118 f. Seraphe, ursprüngliche Be­ deutung 21. Serubabel, Enkel König Jo­ jachins, persischer Statthalter 148; wird von Haggai 148 und Zacharja 149 als messia­ nischer König begrüßt; legt den Grundstein zu dem zweiten Telnpel 149 und vollendet denselben 152. Sinai, seine Bedeutung für Mose und die Religion Is­ raels 18 19; ursprünglich als eigentlicher Wohnort Jahves betrachtet 20 s.

Skythen überschwemmen Asien 76. Spinozas Ansicht über die ge­ schichtlichen Bücher des Alten Testaments 124. Staat und Kirche, Gegensatz zwischen ihnen durch das Deuteronomium geschaffen 87 f.; Ezechiels Ideal eines Kirchenstaates 121—123.

Theodicee, Bedürfnis nach der­ selben litt babylonischen Exil bei Ezechiel 116 f. und den prophetischen Überarbeitern und Redaktoren der geschicht­ lichen LiteraturJsraels 125 f. Theokratie, die sg. des Alten Testaments geht auf Hosea zurück 54 f.; ist tatsächlich durchführbar nur unter der Fremdherrschaft 123. Tiglathpileser, assyrischer Kö­ nig , wird Lehnsherr des Ahas, besiegt Pekah von Is­ rael und Rezin von Damaskus und annektiert zwei Dritteldes israelitischenLandes 63. Totenklage, hatte eine beson­ dere Kunstform 40.

Tritojesaja (= Jesaja Kap. 56-66) 156 f. Überlieferung, israelitische, ihr

Charakter und Wert 3f.; älteste historische 16. Weltgeschichte, Begriff derselben zuerst bei Jesaja 56 f. Werkgerechtigkeit, die des spä­ teren Judentums, wie auf­ zufassen 156. Zacharja 149—151. Zacharja Kap. 9—14, 164 bis 166. Zebaoth, Ursprung und Be­ deutung dieses Gottesna­ mens 46. Zedekia, König, von Nebukadnezar eingesetzt 102; seine schwierige Lage 102 f.; empört sich gegen Nebukadnezarl04; seine weiteren Schicksale 105. Zephanja 76f.; seine Schilde­ rung der damaligen Hof­ kreise 80. Zion, seine Unverletzlichkeit ein jesajanisches Dogma 64f. 84; später einseitig weitergebildet und übertrieben 68 102f.

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Aus dem Vorwort:

„Die Vorträge wollen nur ein Bericht sein über die moderne wissenschaftliche Forschung zur Geschichte Israels, natürlich so­ weit deren Resultate mir annehmbar erscheinen, und sind in erster Linie für einen weiteren, nichttheologischen Leserkreis be­ stimmt. Für theologische Leser habe ich Anmerkungen beigegeben, welche theils Literaturnachweise und wichtige biblische Beleg­ stellen, theils kurze Rechtfertigungen meiner Stellungnahme zu dieser oder jener Schulfrage u. a. enthalten.“

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Theobald Ziegler. Zweite unveränderte Auflage.

kl. 8°. VIII. u. 151 S. 1890, kartoniert M. 2.50. Inhalt: 1. Vortrag: Aufgabe unv Methode der Ethik. Historischer Über­ blick. — 2. Vortrag: Die Entstehung des Sittlichen. — 3. Vortrag: Das Wesen des Sittlichen. — 4. Vortrag: Pflicht und Tugend. — 5. Vortrag Güter und höchstes Gut. — Schluß.

Diese Vorträge sind ebenfalls, wie die ten Brink'sehen über Shakspere, im freien deutschen Hochstift zu Frankfurt a. M. gehalten worden; infolge ihrer Bedeutung sind sie bereits ins Englische übersetzt.

Geschichte

CHRISTLICHEN ETHIK Theobald Ziegler, ord. Prof, der Philosophie an der Universität Strassburg.

Zweite, durch ein Namen- und Sachregister vermehrte Ausgabe 8°. XIV, 607 S. 1892. M. 9.—. „Prof. Ziegler, der die antike Ethik geschildert und der zu der neuen des 15. und 16. Jahrhunderts gelangen wollte, musste sich nothwendig mit dem dazwischen liegenden Mittelalter auseinandersetzen, auf die Gefahr hin, viel Christenthum, noch mehr Kirche und wenig Ethik zu ent­ decken . . . Mit einem Satze sagt uns Ziegler, was wir überhaupt in seinem Buche zu finden berechtigt sind: Das Christenthum hat neben und über dem antiken Begriff der Schuld den der Sünde gestellt, und recht eigentlich in den Mittelpunkt der sittlichen Betrachtung gestellt.“

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Verlag von KARL J. TRÜBNER in Straßburg und Berlin.

David Friedrich Strauß von

Theobald Ziegler ord. Professor an der Universität Straßburg.

Erster Teil (1808—1839). Mit einem Jugendbildnis von Strauß. 8°. XVII. 324 Seiten, 1908. geh. X 6.— in Lein­ wand geb. X 7.—. Zweiter Teil (1839—1874). Mit einem Bild von Strauß aus seinem 58. Lebensjahr. 8°. Seiten 325—772, geheftet X. 8.—, in Leinwand geb. X 9.—.

Urteile der Presse: . . . Über die schriftstellerische Gewandtheit, über die stets fesselnde Darstellung und Sprache, mit der das Werk geschrieben ist, brauche ich kein Wort zu sagen: ein langweiliges Buch kann ja der Verfasser überhaupt nicht schreiben, am allerwenigsten, wenn ihm der Liebeseifer für den Freund die Hand führt und ihn inspiriert . . . Deutsche Literaturzeitung 1908 Nr. 27. . . . Man hat der lange vorbereiteten Biographie aus der Feder Th. Zieglers mit großen Erwartungen entgegengesehen, und wenn man jetzt das Buch gelesen hat, wird man sich gern überzeugen, daß eben er der berufene Biograph gewesen ist, derjenige, der bisher noch gefehlt hat. Er hat ein vortreffliches Buch geschrieben, frisch, temperamentvoll, erschöpfend und doch nicht weitschweifig, spannend bis zum S hlusse, mit Schärfe in das Wesen des außer­ ordentlichen Mannes eindringend. Man hat vor allem den Eindruck, daß es keineswegs überflüssig gewesen ist, die biographische Auf­ gabe von neuem zu unternehmen. Schwäbischer Merkur Nr. 6g, 8. Febr. 1908.

. . . Die Vereinigung der größten Wärme und Intensität des Interesses, der sorgfältigsten Ausnutzung des Materials, der wahr­ heitsliebendsten Objektivität und der schönsten Klarheit und Form­ vollendung der Darstellung hat ein Werk geschaffen, das als eine Musterbiographie von fesselnder Wirkung und als ein der Bedeutung des Gegenstandes würdiges Denkmal bezeichnet werden muß. Literarisches Zentralblatt Nr. 16(17, 25. April 1908.

Verlag von KARL J. TRÜBNER in Straßburg und Berlin.

Von Luther bis Lessing. Sprachgeschichtliche Aufsätze von Friedrich Rluge, Professor an der Universität Freiburg i. Br.

Vierte durchgesehene Auflage. N>. VII, 253 S. mit einem Kärtchen. 1904. Preis X 4.—, geb. JL 5.—

Inhalt: Kirchensprache und Volkssprache.— Maximilian und seine Kanzlei. — Luther und die deutsche Sprache. — Schriftsteller und Buchdrucker. — Schrift­ sprache und Mundart in der Schweiz. — Oberdeutscher und mitteldeutscher Wortschatz. — Niederdeutsch und Hochdeutsch. — Latein und Humanismus. — Ideal und Mode. — Oberdeutschland und die Katholiken. — Goethe und die deutsche Sprache. — Anhang: Zeittafeln zur neuhochdeutschen Sprachgeschichte; Namen- und Sachregister.

Urteile der Presse über die bisherigen Auflagen: „Es muss mit allem Nachdrucke betont werden, dass Kluges Schrift eine sehr lehrreiche und für den grösseren Leserkreis, für den sie bestimmt, hocherwünschte ist.“ Deutsche Litteraturzeitung 1888, Nr, 14. „Der Verfasser der vorliegenden Aufsätze zur Geschichte der neuhochdeutschen Schriftsprache hat bereits bewiesen, dass er es vortrefflich versteht, für einen grösseren Leserkreis zu arbeiten, ohne der strengen Wissenschaftlichkeit dadurch Abbruch zu thun. Er weiss seine Forschungen in ein Gewand zu kleiden, welches auch Nicht-Fachleute anzieht; er stösst nicht ab durch zu viele Citate, durch störende Anmerkungen und weitläufige Exkurse; er greift geschickt die interessantesten Probleme heraus und behandelt sie mit leichter Feder, so dass auch der Laie gereizt wird, weiter zu lesen. Und sollte es nicht ein Verdienst sein, gerade die ebenso schwierigen als wichtigen und interessanten Fragen, die sich an die Geschichte der Ausbildung unseres schriftlichen Ausdruckes anknüpfen, in weitere Kreise zu tragen, insbesondere auch die Schule dafür zu gewinnen ? Die Schule, die sich der germanistischen Forschung gegenüber sonst so spröde verhält? Wenn Kluge mit der vorliegenden Schrift in Leserkreisen denselben Erfolg erzielt, wie mit seinem etymologischen Wörterbuche, so verdient er schon die wärmste Anerkennung. . . Literarisches Centralblatt 1888 Nr, 34.

6 Verlag von KARL J. TRÜBNER in Straßburg und Berlin.

Die

Gatha’s des Awesta Zarathushtra’s Verspredigten übersetzt von

Christian Bartholomae. 8°. X, izz S. 1905. Geheftet M. 3.—, gebunden M. 3.60. „ . . . . Wer sich mit den Grundlehren des Zoroastrismus bekannt machen will, wer die geistvolle Interpretation derselben von einem der ersten Iranisten kennen lernen will, der nehme dies Buch zur Hand. . . Wiener Zeitschrift f. die Kunde des Morgenlandes XIX, 3, „Der Name Zarathustras ist heutzutage Leuten geläufig, die keine Ahnung vom alten Iran und seinem Religions- und Sozial­ reformator haben: er ist durch Nietzsches Buch modern geworden, g nicht selten meint man, wenn man Zarathustra nennt, Nietzsche. er wirklich historische Zarathustra, ein Priester aus dem altirani­ schen Spitama-Geschlecht, ist aber so ziemlich das diametrale Gegenteil von dem Zarathustra Nietzsches gewesen, der, wenn man sehr nachsichtig ist, höchstens als eine sehr freie poetische Lizenz gelten kann. Zwischen beiden liegen nicht umsonst mehr als zwei­ einhalb Jahrtausende. Wer sich mehr für den echten Zarathustra interessiert als für seine Karikatur, dem wird soeben eine interes­ sante literarische Gabe geboten in einer Übertragung seiner Vers­ predigten durch Christian Bartholomae, den Verfasser des großen und grundlegenden Altiranischen Wörterbuches .... Die Gathas bilden das älteste literarische Denkmal des irani­ schen Volkes und gehen im wesentlichen auf Zarathustra selbst zurück. Das Wort Gatha besagt eigentlich „Gesang, Lied“. Ihrem Inhalt nach lassen sich die Gathas als Predigten in gebundener Form bezeichnen, als Verspredigten .... Bartholomae kristallisiert diese Zielpunkte in seinen trefflichen knappen Inhaltsübersichten der einzelnen Gathas zu allgemeiner Verständlichkeit heraus, so daß man wohl erwarten darf, daß selbst ein der Sache ursprünglich fremdes Publikum von Seite zu Seite des kleinen wertvollen Buches mehr Interesse und Teilnahme an dieser fernen Welt- und Lebensanschauung gewinnen wird, und sei es auch nur deshalb, weil sie die Lehre des wahren, des echten Zarathustra in sich schließt. Also sprach wirklich Zara­ thustra!“ Beilage zur „Allgemeinen Zeitung“ 1905, Nr. 84.

Verlag von KARL J. TRÜBNER in Straßburg und Berlin.

MYTHOLOGIE der

GERMANEN Gemeinfaßlich dargestellt

Elard Hugo Meyer, Professor an der Universität Freiburg !. Br.

Mit einer Deckenzeichnung von Professor Wilhelm Trübner«

8°, XII, 526 Seiten, 1903 Preis geheftet M. 8.50, in Leinwand gebunden M. 10.—. Inhalt: Vorwort. — 1. Kapitel: Die Quellen der germanischen Mythologie. — 2. Kapitel: Der Seelenglaube. — 3. Kapitel: Der Alpglaube. — 4. Kapitel: Die Elfen. — 5. Kapitel: Die Riesen. — 6. Kapitel: Die höheren Dämonen. — 7. Kapitel: Das Götterleben und der Götter­ dienst. — 8. Kapitel: Die einzelnen Götter. — 9. Kapitel: Die ein­ zelnen Göttinnen. — 10. Kapitel: Das Christentum in der nordischen Mythologie. — Anmerkungen. — Register. „. . Jetzt nun legt M. ein neues großes mythologisches Werk vor. das anders wie sein erstes «durch die Schilderung zu wirken versucht und den Gebildeten zu freiem Genuß wissenschaftlicher Erkenntnis einlädt». Damit ist seine Anlage und sein Zweck treffend genug gekennzeichnet, und die Aus­ führung entspricht ganz vorzüglich den Absichten des Vers's. In klarer, über­ sichtlicher, allgemein verständlicher, stets psychologisch begründeter Form behandelt er meisterhaft, ohne auf weniger wichtige Sonderfragen oder auf Streitigkeiten in der Gelehrtenwelt einzugehen, seinen Stoff in 10 Kapiteln. .. . . . • Von den nicht ausschließlich für die Wissenschaft bestimmten Darstellungen der germanischen Mythologie halten wir dieses Werk M s für die beste, und wir wünschen mit dem Vers., daß es ihm gelingen möge, etwas genauere Kenntnis von dem religiösen Leben unserer heidnischen Vorzeit in recht weite Kreise der Gebildeten unseres Volkes zu tragen. Selbstverständ­ lich muß sich auch jeder Fachmann mit diesem neuen Buche vertraut machen und abfinden, und die studierende Jugend dürfte ebenso mit mehr Genuß und Vorteil zu ihm als zu M's älterem Buche greifen, zumal durch einen reichen Anhang von Anmerkungen mit Literatur- und Quellenangaben für alle gesorgt ist, die einzelnen Fragen näher nachzugehen wünschen. Ein sorgfältiges, reichhaltiges Register ermöglicht auch die Besatzung des gediegen aus­ gestatteten Werkes zu Nachschlagezwecken. Literarisches Centralblatt. IQ03. Nr. *2.

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Verlag von KARL J. TRÜBNER in Straßburg und Be rlin.

Urgeschichte Europas GRUNDZÜGE EINER PRÄHISTORISCHEN ARCHÄOLOGIE VON

SOPHUS MÜLLER DIREKTOR AM NATIONALMUSEUM IN KOPENHAGEN.

DEUTSCHE AUSGABE UNTER MITWIRKUNG DES VERFASSERS BESORGT VON OTTO LUITPOLD JIRICZEK PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT MÜNSTER I. W. 8°.

1905. MIT 3 TAFELN IN FARBENDRUCK UND I60 ABBILDUNGEN IM TEXT. PREIS GEHEFTET M. 6.—, GEBUNDEN M. 7.—.

VIII, 204 S.

„Ein ausgezeichnetes Buch, das sich jedem aus engeren Studien­ kreisen ins Weite schauenden Altertumsforscher als unentbehrlicher Führer erweisen wird, bei aller Kürze klar und übersichtlich ge­ ordnet, aus gründlichstem Wissen geschöpft, besonnen in der Besprechung der oft so schwierigen Probleme und trotz seines reichen bildlichen Schmuckes noch billig. Zu jedem Abschnitt wird die wichtigste Literatur verzeichnet. Die Darstellung beginnt mit den Kulturan sängen während der Eiszeit und führt durch alle Hauptperioden und Gruppen der Prähistorie bis an die Grenze der geschichtlichen Zeit, schließt also in Griechenland mit dem 8. Jahrh, v. Chr. Besonders nützlich findet Ref. die Übersichtstafel der prähistorischen Kulturgruppen in Europa bis zur Römerzeit.“ Literarisches Zentralblatt 1^03, Nr. 36. „ . . . . Der Direktor des Nationalmuseums in Kopenhagen ist den Freunden der Altertumskunde längst kein Unbekannter mehr. Insbesondere ist seine zweibändige „Nordische Altertumskunde“ durch die deutsche Übertragung von Jiriczek (1897 f.) auch der deutschen Gelehrtenwelt ein wohlbekanntes Buch geworden. In seinem neuesten Buch, das derselbe Übersetzer deutsch bearbeitet hat, zieht Müller den Rahmen weiter, indem er die ganze euro­ päische Welt einbezieht ; aber er gibt die Darstellung nur in wenigen Grundzügen und hat so den gesamten Gegenstand auf dreizehn Druckbogen behandeln können; 160 Abbildungen im Text und drei Tafeln in Farbendruck geben willkommene Veran­ schaulichung.“ Schwäbischer Merkur 1905, Nr. 313.

Erinnerungen, Reden und Studien von

Ludwig Friedländer. Zwei Bände.

8°. IX, 656 S.

1905. Geheftet 9.—, in Leinwand ge­ bunden 10.50.

I. Aus alten Papieren. — II. Aus Königsberger Gelehrten­ kreisen. — III. Drei ostpreußische Lehrer. — IV. Rachel (1851). V. Aus Rom (1853/54). — VI. Erinnerungen an Turgenjew. — VII. Drei akademische Reden. — VIII. Über die antike Kunst im Gegensatz zur modernen. — IX. Das Nackleben der Antike im Mittelalter. — X. Kant in seinem Verhältnis zur Kunst und schönen Natur. — XL Kant in seinem Verhältnis zur Politik. — XII. Reisen in Italien in den letzten vier Jahrhunderten. — XIII. Aus Italien. — XIV. Französische Urteile über Deutschland.

„Mit dieser Veröffentlichung von Nebenarbeiten hat der Verfasser der ,Darstellungen aus der Sittengeschichte Roms' der deutschen Bildung einen großen Dienst er­ wiesen und zugleich seinen Kollegen von der Philologie ein Muster geistiger Vielseitigkeit geboten, dem inner­ halb dieses Kreises wenig an die Seite gesetzt werden kann.“ Grenzboten, April 1906. „Unter den hier vereinigten Aufsätzen Friedländers ist keiner, der es nicht verdiente, dem weiten Kreis der Gebildeten zugänglich gemacht zu werden; wer einige Stunden genußreicher Sammlung und Einkehr verleben will, mag zu diesem Buche greifen.“ Vossische Zeitung, 3. Mai 1906.

„L. Friedländer, der berühmte Verfasser der „Sitten­ geschichte Roms“, hat seine „Erinnerungen, Reden und Studien“ in zwei handlichen Bändchen gesammelt, die schon äußerlich den schweren, unfaßbaren Sammelbänden anderer Gelehrten gegenüber eine gewisse Modernität andeuten. — Hier nun haben wir wirklich einen „Philo­ logen“ im hohen Sinne des Wortes: einen Freund aller Kunstwerke menschlicher Sprache und Vernunft . . . .“ Die Nation 1906, Nr. 25. (Richard M. Meyer.)

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Verlag von KARL J. TRÜBNER in Straßburg und Berlin.

Die Renaissance. Historische Szenen vom

Grafen (BobineaUt Deutsch von Ludwig Schemann. Neue durchgesehene und verbesserte Ausgabe. 5. bis 7. Tausend. 8°.

XXXIX, 361 S.

1908.

Preis broschiert Jfc 5.—, in gediegenem Leinenband, oberer Schnitt

vergoldet Jh 6.50, in eleg. Halbfranzband «Ä 8.—.

Aus der Einleitung des Übersetzers: Von allen künstlerischen Schöpfungen des grossen Franzosen übt dieses Werk die mächtigste Wir­ kung aus. Es gibt, wie kein anderes Werk, eine klare Anschauung der Renaissancezeit mit ihren unver­ gleichlichen Geisteswerken und ihren grossen Künstlern, deren Schaffen Italien wie im Traum in ein wahres Wunderland der Kunst umschuf. Die einstimmige Aufnahme, die das Renaissancewerk Gobineaus in der gesamten literarischen Öffentlichkeit unseres Vaterlandes gefunden, tönt am besten aus den Worten des Literarischen Zentralblattes wider: „Über dieses Buch sind die Akten wohl bereits geschlossen. Sein Ruhm steht fest und wird nie wieder vergehen. Nicht nur ein künstlerisches, nein, ein historisches Meisterwerk ist die Renaissance.“

Über die neue Trübnersche Ausgabe urteilt die Deutsche Monatsschrift für das gesamte Leben der Gegenwart: „Diese neue schöne Ausgabe der herrlichen Schöpfung ist mit Freuden zu begrüßen. Die Renaissance hat nun auch das ihrem Geist und Kunstwert entsprechende aristokratische Ge­ wand erhalten.“

Verlag von KARL J. TRÜBNER in Straßburg und Berlin. Soeben erschien die 2. Lieferung von:

Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache von

Friedrich Rluge, Professor an der Universität Freiburg i. Br.

Siebente verbefferte und vermehrte Auflage.

1. Lieferung: A—Fohlen; 2. Lieferung: Föhn—Leumund.

Preis der ersten und zweiten Lieferung (36 Bogen von je 8 Seiten Lex. 8°):

5.—

Bor dem Erscheinen der ersten Auflage von Alugr» Etymologischem Wörterbuch hat es eine lexikalische Bearbeitung der Etymologie unseres

modernen Sprachschatzes nicht gegeben. Der Erfolg der seit dem Jahre 1884 erschienenen sechs Auflagen und die Anerkennung, welche dem Buche zu Teil geworden, haben gezeigt, wie richtig der Gedanke war, die Ergebnisse des an­ ziehendsten und wertvollsten Teiles der wissenschaftlichen Wortforschung, den über die Entstehung und Geschichte der einzelnen Wörter unseres Sprachschatzes, in knapper lexikalischer Darstellung zusammenzufassen. Der Verfasser hat es sich zur Aufgabe gemacht, Form und Bedeutung jedes Wortes bis zu seiner Quelle zu verfolgen, die Beziehungen zu den klassischen Sprachen in gleichem Maße betonend wie das Verwandtschaftsverhältnis zu den übrigen germanischen und den romanischen Sprachen; auch die entfernteren orientalischen, sowie die keltischen und die slavischen Sprachen sind in allen Fällen herangezogen, wo die Forschung eine sichere Verivandtschaft festzu­ stellen vermag. Die vorliegende neue Auflage, die auf jeder Seite Besserungen undlZusütze aufweist, hält an dem früheren Programm des Werkes fest, strebt aber wiederum nach einer Vertiefung und Erweiterung der wortgeschichtlichen Probleme und ist auch diesmal bemüht, den neuesten Fortschritten der etymologischen Wortforschung gebührende Rechnung zu tragen. Am besten aber veranschaulichen einige Zahlen die Vervollständigung des Werkes seit seinem ersten Erfcheinen: die Zahl der Stichworte hat sich von der ersten zur siebenten Auflage vermehrt im Buchstaben A: von 130 auf 346 (6. Aufl. 280); B: von 378 auf 608 (6. Aufl. 520); D: von 137 auf 238 (6. Aufl. 200); E: von 100 auf 202 (6. Aufl. 160); F: von 236 auf 454 (6. Aufl. 329). Die neue Auflage wird in drei bis vier Lieferungen, zum Gesamtpreise von voraussichtlich M. 9.— für das broschierte Exemplar, erscheinen und im

November des Jahres 1909 fertig vorliegen.

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Verlag von KARL J. TRÜBNER in Straßburg und Berlin.

5d)lag Wörterbuch Ein Versuch von

Otto Caöenöorf. 8». XXIV, 365 Seiten. 1906. Geheftet M 6.—, gebunden

7.—.

„Die Ergebnisse der Schlagwortforschung, dieses jüngsten Zweiges der deutschen Wortforschung, der nicht älter ist als unser Jahrhundert, hat Otto Ladendorf in dem Versuch seines Histori­ schen Schlagwörterbuches zusammengefaßt. Der Verfasser hat sein fleißiges Werk selbst bescheiden als Versuch bezeichnet, und in der Tat, es wäre gewagt, nach so kurzer Zeit des Sammelns mehr bieten zu wollen. Ist doch das Reich der Schlagworte ein weites, unbegrenztes, wie das der verwandten Modewörter und geflügelten Worte, welch letzteres Büchmann und seine Nachfolger nach mehr als 40 jähriger Arbeit noch nicht völlig erforscht haben und nie völlig erforschen werden. Derartige Arbeiten können nie abschließend vollendet werden, so wenig die lebende Sprache einen Abschluß kennt — es sind immer nur einzelne Abschnitte, die nach bienenfleißigem Sammeln und Schaffen zu einer annähern­ den Vollendung gelangen. — Welch eine Fülle von Witz und Geist, von Liebe und Haß, von Kämpfen, Streben und Hoffen kommt in diesen Schlagworten zum Ausdruck! Welch buntes, be­ lustigendes, anregendes Bilderbuch, das man nicht aus der Hand legt, ehe man es ganz durchblättert, durchlesen hat! — Das meiste, was Ladendorf bietet, entstammt dem 19. Jahrhundert, auch die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts ist stark von ihm berücksichtigt worden, aber daß auch die Deutschen vor 1750 in den Zeiten Gottscheds, der Sprachreiniger, des Dreißigjährigen Krieges, der Reformation, der Humanisten Schlagworte kannten, lehrt sein dankenswertes Buch nicht. Da dehnen sich noch weite, fast ganz unerforschte Gebiete, die zu den künftigen Auflagen des „Laden­ dorf“ viel beisteuern werden! — Zur Mitarbeit an diesem Werke, das als würdiges Gegenstück zu Büchmanns Geflügelten Worten bezeichnet werden kann, ist jeder berufen — jeden noch so kleinen Beitrag wird die Verlagsbuchhandlung dankend für den Verfasser entgegennehmen!" Beilage zur Allgemeinen Zeitung vom 4. Februar 1906 (Nr, 28).

Verlag von KARL J. TRÜBNER in Straßburg und Berlin.

Kurzes Lehrbuch der

Physikalischen Geographie A. Geikie. Professor an der Universität Edinburg.

Autorisierte Deutsche Ausgabe Prof. Dr. Bruno Weigand. Mit einer Einführung von Prof. Dr. Erich von Drygalski. Zweite verbesserte und vermehrte Auflage. Mit 77 Holzschnitten, 5 Vollbildern und 13 Karten.

Geheftet

8°. X, z86 S. 1908. 4.50, in Leinwand gebunden

5.20.

Inhalt: 1. Die Erde als Planet. — 2. Die Luft. — 3. Das Meer. — 4. Das Festland. — 5. Das Leben. „ ... In seiner Klarheit, Allseitigkeit, strengen Begründung und doch leichten Faßlichkeit ist das Buch dem Lehrer das beste Werk zum Selbststudium, dem Unterricht ein treffliches Hilfs­ mittel und der reifen Jugend eine anregende Lektüre . . ." Bayerische Lehrerzeitung 1908, Nr. 41. „ . . . Ist es doch in allen seinen Abschnitten von einer so lichtvollen Klarheit durchflutet und mit einer so stilvollen Dar­ stellungskunst niedergeschrieben, daß es für den Fachmann wie für den schlechthin Gebildeten in gleicher Weise anziehend sein muß. In der Tat sollte niemand, der mit seinen Reisen den Wunsch verbindet, einen Einblick in die Natur der von ihm besuchten Länder zu gewinnen, die Lektüre dieses wohlausgestatteten Büch­ leins versäumen; sie wird ihm die Augen öffnen für tausend Dinge, an denen der Alltagsmensch achtungslos vorüberzugehen pflegt. . Aus der Natur 1908, Nr. 11.

16 Verlag von KARL J. TRÜBNER in Straßburg und Berlin.

DAS GESAMTE GEBIET DER NATURWISSENSCHAFTEN IN ZEHN BÄNDCHEN. Chemie - Physik - Astronomie - physikalische Geographie - Geologie - Tierkunde - Lotanik Mineralogie - Physiologie - Allgemeine Ein­ führung in die Naturwissenschaften

vereinigt die bekannte von bedeutenden Gelehrten verfaßte Sammlung

Naturwissenschaftliche Elementarbücher. Ihren durchschlagenden Erfolg haben die Bänd­ chen dieser Serie dem Umstand zu danken, daß hier zum erstenmal die Wissenschaft durch ihre allerersten Vertreter dem Elementar-Unterricht direkt dienstbar gemacht ist; sie wollen ,,die Schuljugend zur Beob­ achtung, zum Nachdenken über die alltäglichen Er­ scheinungen der Außenwelt anleiten und sie so mit der Natur, in der wir wurzeln, vertraut machen. Nie zuvor sind unserer Schule so gediegene Hilfsmittel dargeboten worden, in denen unter der einfachsten und verständlichsten, zugleich das Gemüt erfreuenden Einkleidung die Resultate der Wissenschaften durch­ blicken". — Die schöne klare Sprache machen die Bänd­ chen auch in hervorragendem Maße zum Selbststudium und ersten Einführung gut geeignet. Gute Ausstattung (klarer Druck, weißes starkes Papier). — Zahlreiche gute Abbildungen. —

Preis pro Bändchen: in Schulband in gediegenem Leinenband

—.80, 1.—.

Die ganze Serie zusammen: in Schulband Jt 8.—, gebunden in Leinen in elegantem Karton 10.—.