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German Pages 185 [186] Year 2007
ENZYKLOPÄDIE DEUTSCHER GESCHICHTE BAND 21
ENZYKLOPÄDIE DEUTSCHER GESCHICHTE BAND 21 HERAUSGEGEBEN VON LOTHAR GALL IN VERBINDUNG MIT PETER BLICKLE ELISABETH FEHRENBACH JOHANNES FRIED KLAUS HILDEBRAND KARL HEINRICH KAUFHOLD HORST MÖLLER OTTO GERHARD OEXLE KLAUS TENFELDE
DER INVESTITURSTREIT VON WILFRIED HARTMANN
3., überarbeitete und erweiterte Auflage
R. OLDENBOURG VERLAG MÜNCHEN 2007
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar.
© 2007 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH, München Rosenheimer Straße 145, D-81671 München Internet: oldenbourg.de Das Werk einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. Umschlaggestaltung: Dieter Vollendorf Umschlagabbildung: Codex Jenensis Bose q. 6 fol. 79 a; Thüringer Universitätsund Landesbibliothek Jena (ThULB) Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier (chlorfrei gebleicht) Satz: Schmucker-digital, Feldkirchen bei München Druck: MB Verlagsdruck, Schrobenhausen Bindung: Buchbinderei Kolibri, Waldmünchen ISBN 978-3-486-57841-6
Vorwort Die „Enzyklopädie deutscher Geschichte“ soll für die Benutzer – Fachhistoriker, Studenten, Geschichtslehrer, Vertreter benachbarter Disziplinen und interessierte Laien – ein Arbeitsinstrument sein, mit dessen Hilfe sie sich rasch und zuverlässig über den gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse und der Forschung in den verschiedenen Bereichen der deutschen Geschichte informieren können. Geschichte wird dabei in einem umfassenden Sinne verstanden: Der Geschichte der Gesellschaft, der Wirtschaft, des Staates in seinen inneren und äußeren Verhältnissen wird ebenso ein großes Gewicht beigemessen wie der Geschichte der Religion und der Kirche, der Kultur, der Lebenswelten und der Mentalitäten. Dieses umfassende Verständnis von Geschichte muss immer wieder Prozesse und Tendenzen einbeziehen, die säkularer Natur sind, nationale und einzelstaatliche Grenzen übergreifen. Ihm entspricht eine eher pragmatische Bestimmung des Begriffs „deutsche Geschichte“. Sie orientiert sich sehr bewusst an der jeweiligen zeitgenössischen Auffassung und Definition des Begriffs und sucht ihn von daher zugleich von programmatischen Rückprojektionen zu entlasten, die seine Verwendung in den letzten anderthalb Jahrhunderten immer wieder begleiteten. Was damit an Unschärfen und Problemen, vor allem hinsichtlich des diachronen Vergleichs, verbunden ist, steht in keinem Verhältnis zu den Schwierigkeiten, die sich bei dem Versuch einer zeitübergreifenden Festlegung ergäben, die stets nur mehr oder weniger willkürlicher Art sein könnte. Das heißt freilich nicht, dass der Begriff „deutsche Geschichte“ unreflektiert gebraucht werden kann. Eine der Aufgaben der einzelnen Bände ist es vielmehr, den Bereich der Darstellung auch geographisch jeweils genau zu bestimmen. Das Gesamtwerk wird am Ende rund hundert Bände umfassen. Sie folgen alle einem gleichen Gliederungsschema und sind mit Blick auf die Konzeption der Reihe und die Bedürfnisse des Benutzers in ihrem Umfang jeweils streng begrenzt. Das zwingt vor allem im darstellenden Teil, der den heutigen Stand unserer Kenntnisse auf knappstem Raum zusammenfasst – ihm schließen sich die Darlegung und Erörterung der Forschungssituation und eine entsprechend gegliederte Aus-
VI
Vorwort
wahlbibliographie an –, zu starker Konzentration und zur Beschränkung auf die zentralen Vorgänge und Entwicklungen. Besonderes Gewicht ist daneben, unter Betonung des systematischen Zusammenhangs, auf die Abstimmung der einzelnen Bände untereinander, in sachlicher Hinsicht, aber auch im Hinblick auf die übergreifenden Fragestellungen, gelegt worden. Aus dem Gesamtwerk lassen sich so auch immer einzelne, den jeweiligen Benutzer besonders interessierende Serien zusammenstellen. Ungeachtet dessen aber bildet jeder Band eine in sich abgeschlossene Einheit – unter der persönlichen Verantwortung des Autors und in völliger Eigenständigkeit gegenüber den benachbarten und verwandten Bänden, auch was den Zeitpunkt des Erscheinens angeht. Lothar Gall
Inhalt Vorwort des Verfassers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I.
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Enzyklopädischer Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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A. Das Reich im Investiturstreit . . . . . . . . . . . . . . .
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1. Reich und Kirche am Ende der Regierung Heinrichs III. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1 Heinrich III. und die Fürsten . . . . . . . . . . 1.2 Die Kirchenreform unter Führung des deutschen Königs . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Heinrich IV. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 Die Vormundschaft der Kaiserin Agnes . . . . . 2.2 Das Papsttum während der Minderjährigkeit Heinrichs IV.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Die Kämpfe mit den Sachsen . . . . . . . . . . 2.4 Heinrich IV. und Gregor VII. bis zur Begegnung von Canossa 1077 . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5 Das Gegenkönigtum und Heinrichs Kampf um die Selbstbehauptung . . . . . . . . . . . . . . 2.6 Kämpfe in Deutschland und Italien . . . . . . . 2.7 Die letzten Jahre Heinrichs IV. . . . . . . . . . 3. Heinrich V. . . . . . . . . . . . . . . 3.1 Die Jahre der Erfolge . . . . . . 3.2 Schwierigkeiten im Reich . . . . 3.3 Das Wormser Konkordat . . . . 3.4 Das Ende der salischen Dynastie
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B. Strukturen im Wandel. . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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1. Die Kirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1 Das Papsttum . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Die Bischöfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
43 43 46
VIII
Inhalt
2. Die Verfassung des Reiches. 2.1 Das Königtum . . . . . 2.2 Landfrieden . . . . . . 2.3 Adel und Fürsten . . . 2.4 Die Städte . . . . . . .
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3. Religiöse Bewegungen . . . . 3.1 Mönche und Kanoniker . 3.2 Die Laien . . . . . . . . 3.3 Die Kreuzzugsbewegung
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4. Die Juden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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5. Bildung und Wissenschaft 5.1 Streitschriften . . . . 5.2 Kirchenrecht . . . . . 5.3 Weltliches Recht . . .
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II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung . . . . . . . 1. Quellenausgaben und Quellenkritik . . . . . . . . . . .
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2. Personen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 Herrscher . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Päpste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Bischöfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4 Prosopographie und Geschichte des Adels (Sachsen, Bayern, Schwaben) . . . . . . .
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3. Ereignisse und Probleme . . . . . . . . . . . . 3.1 Simonie – Bischofswahlen – Investitur – Regalien . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Der Kampf um die Priesterehe . . . . . . 3.3 Sutri 1046 und die deutschen Päpste . . . 3.4 Das Papstwahldekret von 1059 . . . . . . 3.5 Der Dictatus Papae Gregors VII. . . . . . 3.6 Canossa 1077 . . . . . . . . . . . . . . . 3.7 Forchheim 1077 . . . . . . . . . . . . . . 3.8 Das Wormser Konkordat von 1122 . . . 3.9 Gottes- und Landfrieden . . . . . . . . .
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4. Strukturen im Wandel 4.1 Das Papsttum . . 4.2 Der Episkopat . . 4.3 Das Königtum. .
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IX
Inhalt
4.4 Fürsten und Adel – Territorienbildung und Strukturwandel adeliger Geschlechter . . . . . . . . . 4.5 Die Ministerialen und die Entstehung des Rittertums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.6 Die Städte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.7 Mönche und Kanoniker . . . . . . . . . . . . . . 4.8 Die Laien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.9 Die Juden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.10 Bildung und Wissenschaft: Streitschriften/ Kanonistik/weltliches Recht . . . . . . . . . . .
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5. Das 11. Jahrhundert als Zeit der Wende oder gar der Revolution . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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III. Quellen und Literatur . . . . . A. Quellen . . . . . . . . . . . 1. Erzählende Quellen . . . 2. Urkunden und Regesten 3. Briefe . . . . . . . . . . 4. Streitschriften . . . . . . 5. Literarische Texte . . . . 6. Necrologien . . . . . . .
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B. Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Handbücher und Monographien . . . . . . 2. Einzelfragen. . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Das 11. Jahrhundert als Zeit der Revolution
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Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ortsregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Themen und Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Vorwort des Verfassers Dieser Band trägt den Titel „Der Investiturstreit“. Mit diesem Begriff soll angedeutet werden, dass die Ereignisse und Probleme der Kirchengeschichte eine zentrale Rolle im darstellenden Teil spielen und dass daher der Blick nicht auf Deutschland eingeengt werden durfte; vielmehr sind die Geschichte des Papsttums und die Ereignisse in Italien einbezogen. Der Verfasser ist sich jedoch darüber im klaren, dass mit dem Begriff Investiturstreit die vielfältigen Veränderungen, die sich im hier behandelten Zeitraum, nämlich in den Jahren zwischen 1046 und 1122/25, in Deutschland und in Europa vollzogen, nur sehr unvollkommen bezeichnet sind. Neben einer erzählenden Darstellung der Ereignisse enthält deshalb der Teil I dieses Buches auch einen Abriss der strukturellen Veränderungen in dieser Zeit. Dieser Wandel, der die Kirche ebenso wie das Königtum, die Bischöfe und die Fürsten erfasste, der aber auch die gesellschaftliche Struktur, die Mentalität und die Bildung ergriff, macht das Zeitalter des Investiturstreits zu einer Wendezeit, deren Umbrüche lange nachwirken sollten. Die vorliegende Gestalt des Bandes ist auch das Ergebnis der kritischen Einwände und Ratschläge des verantwortlichen Herausgebers Otto Gerhard Oexle, dem für sein großes Engagement auch hier gedankt sei. Danken möchte ich auch meinen Freunden Timothy Reuter (München) und Franz Fuchs (Mannheim), die mir in verschiedenen Phasen der Entstehung des Buches durch ihren Rat und ihre Kritik geholfen haben. Regensburg, September 1992
Wilfried Hartmann
Vorwort zur überarbeiteten Ausgabe In den 15 Jahren seit der ersten Ausarbeitung dieses Buches war die Forschung auf dem hier vorgestellten Feld äußerst produktiv; daher war ich dankbar, dass der Verlag bereit war, für die überarbeitete Ausgabe auch etwas mehr Raum zur Verfügung zu stellen. Wie groß der Anteil der neuen Arbeiten ist, zeigt ein Vergleich der Zahlen der im Teil III. (Quellen und Literatur) genannten Titel: waren es 1993 ca. 310 Nummern, so sind dort jetzt 432 Titel verzeichnet. Ein beträchtlicher Teil der neuen Arbeiten ist im Teil II. (Grundprobleme und Tendenzen der Forschung) wenigstens kurz charakterisiert. Daher ist dieser Teil gegenüber der älteren Auflage deutlich vermehrt; dabei konnten neue Quelleneditionen vorgestellt, eine Reihe von biographischen Darstellungen (über Gregor VII., Heinrich IV. und Calixt II.) und Ausstellungskatalogen präsentiert werden, aber auch neue inhaltliche Fragen (z. B. zur Deutung der Vorgänge in Canossa oder zur Bestimmung der Handlungsspielräume des Königs) erörtert werden. Ganz neu ist der Abschnitt 5., in dem einige Titel behandelt sind, die das 11. Jahrhundert als Zeit der Wende oder gar der Revolution beschreiben. Beim Korrekturlesen und bei der Erstellung des Registers hat Frau Annette Grabowsky mich nachhaltig unterstützt, dafür sei ihr herzlicher Dank gesagt. Für ihre ständige Bereitschaft, mit mir über den „Investiturstreit“ und die damit zusammenhängenden Fragen zu diskutieren, möchte ich meiner lieben Frau Martina Hartmann auch hier ganz herzlich danken! Tübingen, April 2007
Wilfried Hartmann
I. Enzyklopädischer Überblick Einleitung Die Mitte und die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts, nach anderen auch die Zeit um 1100, gelten in der deutschen Geschichte als „Wendezeit“, in der sich eine ganze Reihe von folgenschweren Veränderungen ankündigten, während ältere Strukturen zwar nicht völlig verschwanden, aber stark abgeschwächt oder verändert wurden. Am besten dokumentiert sind die Vorgänge auf politischem und kirchlichem Gebiet; hier liegt uns eine Fülle zeitgenössischer Quellen vor, wie es sie für frühere Epochen des Mittelalters kaum gibt. Daher ist es verständlich, dass die ältere Forschung vor allem Themen aus diesem Bereich wieder und wieder behandelt hat, wobei die Konfrontation zwischen Papst Gregor VII. und König Heinrich IV. als beispielhafte Auseinandersetzung zwischen „Staat“ und „Kirche“ gedeutet und allzu oft mit den Maßstäben der eigenen Gegenwart bewertet wurde. Dass die Mitte des 11. Jahrhunderts eine Epochengrenze bildet, ist an der Gliederung fast aller Handbücher und Gesamtdarstellungen zur mittelalterlichen Geschichte abzulesen. Als wichtige äußere Daten für diese Grenze werden für die deutsche Geschichte meist die Jahre 1046 (Synoden von Sutri und Rom mit der Absetzung von drei Päpsten) oder 1056 (Tod Heinrichs III.) gewählt; für die allgemeine Kirchengeschichte bildet das Jahr 1054 (Schisma zwischen der Ost- und der Westkirche) ein wichtiges Datum. Weil die Krise des deutschen Königtums, die ein zentrales Thema des vorliegenden Bandes bildet, bereits in der zweiten Hälfte der Regierung Heinrichs III. beginnt und besonders in den Jahren nach 1050 manifest wird, soll in die hier vorliegende Darstellung die Regierung Heinrichs III. mit einbezogen werden. Während derzeit unbestritten ist, dass das 11. Jahrhundert in seiner zweiten Hälfte eine tiefgreifende Veränderung für das deutsche Königtum mit sich brachte, ist weitgehend ungeklärt, ob die Herrscher dieser Jahre, also vor allem Heinrich III. und Heinrich IV., auch zukunftsträchtige Entwicklungen zur Sicherung und besseren Fundierung der
„Wendezeit“
2
Ministerialen und Städte als Helfer der Könige
Territorialbildung der Fürsten
Bevölkerungszunahme
I. Enzyklopädischer Überblick
Königsmacht eingeleitet haben. Nicht einheitlich ist das Urteil darüber, ob schon die Salier – und nicht erst die Staufer – versuchten, die Ministerialen als Helfer des Königtums zu gewinnen und die Städte als Stützen königlicher Herrschaft zu begünstigen. K. BOSL hat schon bei Heinrich III. eine planmäßige Förderung von Ministerialen und damit überhaupt rationale Züge im Aufbau und in der Praxis der Herrschaft sehen wollen; F. PRINZ hat dies bezweifelt. Das Vorbild für die Burgenpolitik, die Heinrich IV. in Sachsen so planvoll betrieb, bot vielleicht der getreue Berater des Königs, Erzbischof Adalbert von Bremen, d. h., es muss nicht der König gewesen sein, der zuerst einen neuen und zukunftsträchtigen Gedanken fasste. Für die Finanzpolitik und die Territorialverwaltung des letzten Saliers waren vielleicht Anregungen wichtig, die die Begleiter seiner englischen Gemahlin Mathilde aus dem anglonormannischen Bereich mitbrachten. Nicht nur das Königtum, sondern auch die weltlichen und geistlichen Fürsten begannen in der hier darzustellenden Epoche damit, ihre Territorien auszubauen und rationeller zu verwalten. Der Zusammenstoß zwischen Erzbischof Adalbert von Mainz und Heinrich V. erwuchs hauptsächlich aus dem Konflikt zwischen den Bestrebungen des Erzbischofs zum Ausbau seines „Landes“ und ähnlichen Absichten Heinrichs V. Die Schaffung und der innere Ausbau zusammenhängender Besitzkomplexe ist nicht allein aus dem Streben nach größerer Rationalität zu erklären, sondern sie ist eine Folge der Veränderungen in der Kirche, die sich im Zeitalter des Investiturstreits vollzogen: Durch das Verbot der Eigenkirchen, das zuerst 1059 eindeutig ausgesprochen wurde, waren die Adeligen auf andere Formen der Herrschaft über den riesigen kirchlichen Besitz verwiesen und sie bedienten sich von da an der Vogtei, um ihren oft weit verstreuten Besitz zu größeren Komplexen zu verbinden. Wohl kaum zu klären ist, ob diese Veränderungen der Herrschaftsstruktur durch die Zunahme der Bevölkerung beeinflusst wurden. Mangels statistischen Materials können wir eine Steigerung der Bevölkerungszahl ohnedies nur vermuten. Der Wandel auf dem Gebiet der landwirtschaftlichen Produktion und Technik kann wegen der ungünstigen Quellenlage zeitlich nicht genau fixiert werden. Immerhin werden eiserne Arbeitsinstrumente (Hacken, Sicheln, Äxte) in den Inventaren der grundherrschaftlichen Hofstellen im Vergleich zu früheren Zeiten häufiger erwähnt; vielleicht kann daraus geschlossen werden, dass tatsächlich die früher fast ausschließlich hölzernen Arbeitsgeräte jetzt durch haltbarere Eisenwerkzeuge ersetzt wurden, so dass die landwirtschaftliche Produktivität verbessert werden konnte.
Einleitung
3
Zur Steigerung der Produktion trugen aber auch Verbesserungen der agrarischen Technik bei, die zwar nicht genau datiert werden können, deren Auswirkungen aber seit der Mitte des 11. Jahrhunderts sichtbar werden. Dazu gehört die Ablösung des in der älteren Epoche dominierenden hölzernen Hakenpflugs durch den Räderpflug, der ein senkrechtes Messer aus Metall und ein Streichbrett zum Umwenden der herausgeschnittenen Erdschollen besaß, das mit Metall beschlagen war. Mit einem solchen Pflug konnten auch schwere Marschböden, die besonders ertragreich waren, bearbeitet werden. Die Zugkraft der Rinder und Ochsen wurde durch neue Methoden beim Anschirren der Tiere verbessert (L. WHITE). Die Erfindung des Hufeisens kam allerdings der Landwirtschaft vorerst kaum zugute, da Pferde hier nur in geringem Maße verwendet wurden. Im 11. Jahrhundert hat sich die sog. Dreifelderwirtschaft in den meisten Regionen Deutschlands durchgesetzt, nachdem sie im 9. Jahrhundert nur den Westen erfasst hatte. Da jetzt ein Teil der Felder im Herbst und ein anderer im Frühjahr bestellt wurde, waren die aufwendigsten Feldarbeiten besser über das Jahr verteilt, das bedeutete auch, dass dieselbe Zahl von Menschen eine größere Fläche bestellen konnte. Die vermehrte Produktion von Proteinen aus Gemüse und von pflanzlichem Eiweiß aus Hülsenfrüchten hat vermutlich den allgemeinen Gesundheitszustand der Bevölkerung gehoben. Die Ernährungsgewohnheiten veränderten sich überhaupt in der hier behandelten Zeit, indem das Brot zum wichtigsten Grundnahrungsmittel wurde. Dies ist daran zu erkennen, dass sich Wassermühlen immer mehr verbreiteten, die es zwar schon im 9. Jahrhundert gegeben hatte, die aber erst in der 2. Hälfte des 11. und im 12. Jahrhundert eine rapide Ausbreitung erfuhren. Die Steigerung der Produktion von Nahrungsmitteln und die bessere Ernährung hatten ein Wachstum der Bevölkerung zur Folge, das seinen Höhepunkt zwar erst am Ende des 12. und im 13. Jahrhundert erreichte; aber der entscheidende Wendepunkt in der Entwicklung dürfte auch in diesem Bereich in die Mitte des 11. Jahrhunderts fallen. Trotz der Verbesserung der Ernährungslage kannte auch das 11. Jahrhundert Hungersnöte, wenn auch nicht in dem Ausmaß wie das 9. und das 12. Jahrhundert; in manchen Regionen sind solche Hungerkrisen vielleicht schon erste Anzeichen für eine beginnende Übervölkerung. Die Veränderungen betreffen nicht nur die Bevölkerungszahl, sondern mehr noch die innere Struktur der abendländischen Gesellschaft, die jetzt jenes Aussehen gewinnt, das für die folgenden Jahrhunderte prägend sein wird. Im 11. Jahrhundert liegen die Anfänge des Rittertums, die Bauern beginnen sich als Stand zu formieren und der Kle-
Verbesserung der agrarischen Technik
Veränderte Ernährungsgewohnheiten
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Dreiteiliges Gesellschaftsmodell
Gesteigerte Bautätigkeit
Ausrichtung der Kirche auf den Papst
Veränderte Rolle Deutschlands
I. Enzyklopädischer Überblick
rus grenzt sich deutlicher vom Laienstand ab. Diese Veränderungen werden schon am Beginn des 11. Jahrhunderts im Bild der Dreiteilung der Gesellschaft in Beter, Krieger und Arbeiter (oratores, bellatores und laboratores) erfasst, obwohl sich in jenen Jahren diese „Stände“ noch nicht definitiv formiert hatten. Das dreigeteilte Modell ignoriert die Weiterentwicklung der Gesellschaft, die im 11. Jahrhundert den Stadtbewohner hervorbrachte, der als Handwerker und als Kaufmann Existenz- und Aufstiegsmöglichkeiten für ehemalige Landbewohner in sich barg. Für eine Reihe von Bistümern können wir um die Mitte des 11. Jahrhunderts umfangreiche Bautätigkeit nachweisen, so für Halberstadt, Eichstätt, Augsburg, Passau, Bremen und Hildesheim. Der Neubau des Doms in Speyer unter der Leitung des Bischofs Benno von Osnabrück (1068–1088) und des königlichen Kapellans Otto, der später Bischof von Bamberg wurde (1102–1139) verlangte neuartige technische Kenntnisse und die Pfalzbauten in Goslar und Paderborn zeigen, dass die technischen Errungenschaften auch für Profanbauten genutzt wurden. Die verstärkte Mobilität der Landbewohner, die sich in den Wallfahrten, den religiösen Aufbrüchen und der Kreuzzugsbewegung erstmals im Mittelalter als Massenphänomen zeigt, weist ebenfalls auf jene Situation des Umbruchs und der Veränderungen hin, die charakteristisch für diese Epoche sind. Auf dem Gebiet des kirchlichen Lebens bringt die sog. Kirchenreform, die vor allem mit dem Namen Papst Gregors VII. verbunden ist, als neue und zukunftsträchtige Entwicklung die Ausbildung des päpstlichen und auf Rom ausgerichteten Zentralismus. Die noch bis in die Zeit Gregors VII. bestehenden liturgischen Besonderheiten in manchen Ländern (Spanien, Oberitalien) verschwinden ebenso wie die eigenständige Jurisdiktion der Metropoliten und die Provinzialsynoden; sie werden durch römische Liturgie und römische Zuständigkeit für alle wichtigen Rechtsfälle abgelöst. Das Kirchenrecht wird in bisher nicht gekannter Weise auf Amt und Person des Papstes hin ausgerichtet. Vielleicht sind auch im Verlauf des 11. Jahrhunderts jene Weichenstellungen bereits erfolgt, durch die das Reich gegenüber Frankreich und England in der Entwicklung „modernerer“ Strukturen schließlich zurückblieb. Denn dort, vor allem in England und in dem seit dem ausgehenden 11. Jahrhundert normannischen Sizilien, haben sich im Unterschied zum Reich Ansätze einer auf das Königtum orientierten modernen Staatlichkeit entwickelt, die für den Fortgang der abendländischen Geschichte wichtig werden sollten.
Einleitung
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Auch im kirchlichen Bereich entglitt dem Reich die Führungsrolle. Das zeigte sich vor allem während des Pontifikats Urbans II. (1088–1099). Denn die gesamtabendländische Wirksamkeit und Anerkennung dieses Papstes hing nicht so sehr von seiner Stellung in Rom und im Reich ab, sondern entschied sich mit seiner Durchsetzung in Frankreich. Die Expansion des abendländischen Christentums begann nicht unter der Führung des Kaisertums, sondern es war das Papsttum, das die Mobilisierung einer großen Zahl von kleineren Fürsten, von Rittern und Rittersöhnen erreichte, die den erfolgreichen ersten Kreuzzug trugen. Die vielfältigen Veränderungen der Wendezeit zwischen 1050 und 1125 sind durch den Titel dieses Buches, „Der Investiturstreit“, nur sehr unvollkommen bezeichnet. Dieser Begriff vermag bestenfalls jene Krise zwischen Königtum und Kirche zu erfassen, die die Zeit zwischen 1075 und 1122 nachhaltig prägte. Dabei muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass der Streit um die „Investitur“ in den knapp fünfzig Jahren von 1075/78 bis 1122 seinen Schwerpunkt veränderte. Während die ersten zwanzig Jahre im Zeichen des Investiturverbots standen, ging es später (ca. seit 1095) um das Verbot der Lehnshuldigung (hominium). In dieser Überblicksdarstellung wurde dennoch an dem eingeführten Begriff „Investiturstreit“ festgehalten, um den zeitlichen Rahmen des Bandes ungefähr abzustecken.
Begriff „Investiturstreit“
A. Das Reich im Investiturstreit 1. Reich und Kirche am Ende der Regierung Heinrichs III. 1.1 Heinrich III. und die Fürsten
Überspannung der königlichen Macht
Ausgabe der süddeutschen Herzogtümer
Position der salischen Könige in Sachsen
Die Regierungszeit Heinrichs III. (1039–1056) bezeichnet zugleich einen Höhepunkt und eine Krise des deutschen Königtums. Als Heinrich III. seinem am 4. Juni 1039 verstorbenen Vater Konrad II. folgte, war er fast 22 Jahre alt und schon seit 1028 zum König erwählt und gekrönt. Da er seit 1027 das Herzogtum Bayern, seit 1038 das Herzogtum Schwaben verwaltete und 1038 außerdem zum König von Burgund gekrönt worden war, vereinte er eine Machtfülle auf sich, wie dies bisher bei keinem deutschen König der Fall gewesen war. In die ersten Jahre seiner Herrschaft fallen dann einige militärische Erfolge, so gegen die Polen, die Böhmen und die Ungarn, so dass die königliche Macht weiter gefestigt erschien. Vielleicht zeigt sich darin, dass Heinrich diese Machtfülle nicht bewahren konnte, eine gewisse Überspannung der Möglichkeiten mittelalterlicher Königsherrschaft. Heinrich III. hat von sich aus nach und nach darauf verzichtet, die süddeutschen Herzogtümer in eigener Hand zu behalten. Daher gab er 1042 Bayern (an Heinrich von Lützelburg, einen Verwandten seiner Mutter), 1045 Schwaben (an Pfalzgraf Otto von Lothringen) und 1047 Kärnten (an den schwäbischen Grafen Welf III.) wieder aus, wobei er darauf achtete, dass die neuen Herzöge Landfremde waren, die in ihren Amtssprengeln keinen nennenswerten Besitz hatten. Die Position des Königtums in Sachsen war während der gesamten Salierzeit nicht sehr stark. Die Sachsen fühlten sich nämlich durch das neue – fränkische – Königsgeschlecht der Salier aus ihrer in ottonischer Zeit unbestrittenen Führungsrolle verdrängt. Aber unter Konrad II. hatte es kaum Bewegungen gegen das Königtum gegeben. Die wichtige Pfalz Goslar, die Heinrich II. in unmittelbarer Nähe der reichen Silbergruben im Harz ausgebaut hatte, wurde von Heinrich III. besonders gefördert. Er gründete dort 1050 das Reichsstift St. Simon
1. Reich und Kirche am Ende der Regierung Heinrichs III.
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und Judas, das eine wichtige Ausbildungsstätte künftiger Bischöfe werden sollte und als solches das ebenfalls sächsische Domstift Hildesheim als Pflanzstätte für Bischöfe ablöste. Schwere Kämpfe hatte Heinrich III. mit dem lothringischen Herzog Gottfried dem Bärtigen auszufechten. Dabei ging es um dessen Anspruch, wie sein Vater beide lothringische Herzogtümer übertragen zu erhalten, ein Anspruch, den der salische König zurückwies, weil er eine dynastische Erbfolge im Herzogtum abwehren wollte. Der König konnte sich durchsetzen und 1045 Gottfried in Haft nehmen; im Frühjahr 1046 übertrug Heinrich III. nur das Herzogtum Oberlothringen an Gottfried. Dieser gab sich damit aber nicht zufrieden und es kam zu weiteren Aufständen, die letztlich dazu führten, dass die Grafen von Flandern in Niederlothringen trotz des Widerstands des Königs ein weitgehend unabhängiges Herrschaftsgebiet aufbauen konnten. Der Gegensatz zwischen Heinrich III. und Gottfried dem Bärtigen weitete sich schließlich auch auf Italien aus. Denn 1054 heiratete der Lothringer die Witwe des mächtigen Markgrafen Bonifaz von Canossa und bahnte die Ausweitung des lothringischen Einflusses auf Mittelitalien an, die im folgenden Jahrzehnt wichtig werden sollte. 1056 kam es zum Bruch mit König Heinrich I. von Frankreich. Ein wichtiger Punkt war dabei, dass Graf Theobald von Blois und Chartres ein Lehensverhältnis mit dem Kaiser eingegangen war. Für die Denkweise Heinrichs III. ist es bezeichnend, dass er plante, die Streitigkeiten durch einen Zweikampf mit dem französischen König zu entscheiden. Als im selben Jahr 1056 die Sachsen gegen die noch heidnischen Liutizen eine vernichtende Niederlage hinnehmen mussten, beschuldigte man den Kaiser, die Sachsen zu wenig unterstützt zu haben. Jetzt brachen die Spannungen zwischen den Sachsen und dem salischen Königtum auf, die nicht mehr auf Dauer beigelegt werden konnten. Die unmittelbaren Ursachen dafür lagen in der Intensivierung der königlichen Präsenz und Herrschaft im ostsächsischen Raum. Heinrich III. versuchte hier, ehemaliges Königsgut, das sächsischen Familien geschenkt worden war, beim Aussterben dieser Familien wiederzugewinnen (K. LEYSER). Schwierigkeiten gab es auch in Bayern. Dort wurde nach dem fehlgeschlagenen Ungarnfeldzug des Jahres 1052 im darauffolgenden Jahr Herzog Konrad abgesetzt. Der Grund für diese Maßnahme lag wohl in gegensätzlichen Auffassungen über die Ungarnpolitik: Während der Kaiser eine Unterwerfung der Ungarn erreichen wollte, suchten der Herzog und wichtige Exponenten des bayerischen Adels einen Ausgleich mit Ungarn herbeizuführen. Zwar war Hein-
Kämpfe mit Gottfried dem Bärtigen
Spannungen mit den Sachsen
Gegensatz zwischen Heinrich III. und Bayern
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Aufstandsversuch bayerischer Großer
Fürstlicher Vorbehalt gegen die Wahl Heinrichs IV.
„Krise“ des salischen Königtums?
Bruchstellen in der Kirchenherrschaft des Königs
A. Das Reich im Investiturstreit
rich III. stark genug, nach der Absetzung Konrads das Herzogtum nacheinander an seinen ältesten Sohn Heinrich IV., dann an dessen Bruder Konrad und nach dessen Tode (1055) an seine Gemahlin Agnes auszugeben, ohne auf die bayerischen Großen und ihr Mitspracherecht Rücksicht nehmen zu müssen. Aber wichtige Machtträger in Bayern hatte er dadurch verprellt. In seinem Aufstand gegen den Kaiser stand der zu den Ungarn geflohene Herzog Konrad daher nicht allein, sondern es schlossen sich ihm Herzog Welf von Kärnten, die Grafen von Scheyern (die späteren Wittelsbacher), Pfalzgraf Aribo und Bischof Gebhard III. von Regensburg, ein Onkel des Kaisers, an. Die Aufrührer planten angeblich sogar, den Kaiser zu ermorden und Konrad an seine Stelle zu setzen, der wegen seiner Verwandtschaft mit den Ottonen zur Königswürde geeignet erscheinen mochte. Die Distanz der meisten Fürsten zu Heinrich III. in dessen letzten Regierungsjahren zeigt sich auch in der nur unter Vorbehalt gegebenen Zustimmung der Großen zum Königtum des lange erwarteten, 1050 geborenen Königssohns Heinrich (IV.): Nach dem Bericht Hermanns des Lahmen hatten die Fürsten auf der Reichsversammlung von Tribur Anfang November 1053 zwar den kleinen Heinrich zum König gewählt, aber mit der bis dahin unerhörten Einschränkung, man werde diesem als König in Zukunft nur gehorchen, wenn er sich als gerechter Herrscher erweise. Die letzten Jahre Heinrichs III. sind als Krise des salischen Königtums angesehen worden (E. BOSHOF; S. WEINFURTER); dagegen hat man eingewandt, dass man die ganze ottonische und salische Zeit als Krisenepoche bezeichnen könne, wenn man die Rebellionen und die außenpolitischen Rückschläge als Maßstab nehme (H. KELLER). Es ist jedoch festzuhalten, dass es in der Zeit Konrads II. und im ersten Jahrzehnt Heinrichs III. keine derartige Häufung von Rebellionen gab wie nach 1050. In den Auseinandersetzungen mit Gottfried von Lothringen waren die Äbte und Bischöfe des lothringischen Raumes verlässliche Stützen des Königs gewesen. Doch auch im Bereich der Kirchenherrschaft des Königs zeigten sich erste Bruchstellen: Als 1046 Abt Halinard von StBénigne in Dijon zum Erzbischof von Lyon erhoben worden war, weigerte er sich, dem König den üblichen Eid zu leisten. Zwar akzeptierte Heinrich diese Haltung nach anfänglichem Zögern, aber Halinards Berufung auf die Benediktregel, die ihm einen Eid verbiete, konnte auch die totale Ablehnung des bischöflichen Reichsdienstes beinhalten, auf den der König so sehr angewiesen war. Bischof Wazo von Lüttich (1042–1048) war dann der erste Reichsbischof, der sich neben der
1. Reich und Kirche am Ende der Regierung Heinrichs III.
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Loyalität zum König ausdrücklich zur Unterordnung unter den Papst bekannte: „Dem Papst sind wir Gehorsam, Euch (= Heinrich III.) Treue schuldig“ (Gesta ep. Leod. II,66). 1.2 Die Kirchenreform unter Führung des deutschen Königs Für die Geschichte der Kirche und des Reiches von höchster Bedeutung war die nachhaltige Förderung der Kirchenreform durch Heinrich III., die in der Einsetzung von deutschen Bischöfen als Päpste ihren deutlichsten Ausdruck fand. Die Kirche von Simonie und Klerikerehe zu reinigen, hatte schon vor Heinrich III. Kaiser Heinrich II. versucht. Dieser hatte sich auf der Synode von Pavia von 1022 allerdings darauf beschränkt, zusammen mit dem damaligen Papst Benedikt VIII. Dekrete gegen die verheirateten Priester und die Weitergabe von Pfarreien an Priestersöhne zu erlassen; dies wurde jüngst als ein Vorspiel zur Kirchenreform gedeutet (J. LAUDAGE). Das Ereignis, das die Reform nach Rom bringen und vor allem das Papsttum und seine Rolle in der Kirche gründlich verändern sollte, war die Absetzung Benedikts IX. im September 1044. Mit welcher Begründung dieser Papst nach zwölfjährigem Pontifikat abgesetzt wurde, ist nicht klar; sicher ist, dass er gegen die Vorschriften des Kirchenrechts mit 18 Jahren Papst geworden war, weil er zu der damals in Rom einflussreichen Familie der Tuskulaner gehörte. Das Ende seines Pontifikats war gekommen, als eine Adelsrevolte durchaus herkömmlichen Zuschnitts die dreißigjährige Vorherrschaft der Tuskulaner in Rom beendete. Deren Gegner erhoben den Bischof von Sabina als neuen Papst (Silvester III.). Gegen ihn konnte sich Benedikt IX. anfänglich recht gut behaupten. Am 1. Mai 1045 trat er aber seine Papstwürde an seinen Verwandten Johannes Gratianus ab, der den Namen Gregor VI. annahm. Dieser verhielt sich durchaus zeitüblich, als er die ehemaligen Anhänger Benedikts IX. durch Geldzahlungen entschädigte; erst später hat man ihm dies als Simonie vorgeworfen. Als König Heinrich III. 1046 zur Kaiserkrönung nach Italien zog, schien das Papstschisma bereits beseitigt, denn Gregor VI. hatte sich mit Silvester III. geeinigt. Dennoch wurden auf zwei Synoden, die in Sutri und in Rom tagten, alle drei Päpste ihres Amtes enthoben und Bischof Suidger von Bamberg wurde von Heinrich III. zum Papst bestimmt. Dieses Vorgehen hatte seinen Grund wohl vor allem darin, dass der deutsche König nicht von einem Papst die Kaiserkrone empfangen wollte, der möglicherweise als illegitim bezeichnet werden konnte.
Förderung der Kirchenreform
Absetzung Papst Benedikts IX.
Silvester III. und Gregor VI.
Synoden von Sutri und Rom
10 Papst Clemens II. und sein Programm
Heinrich III. als Patricius Romanorum
Zug nach Unteritalien
Weitere Papstwahlen unter dem Einfluss des Kaisers
Leo IX. und die Kirchenreform
A. Das Reich im Investiturstreit
Der neue Papst nannte sich Clemens II. und gab damit als Programm seines Pontifikats bekannt, dass er die Kirche nach dem Vorbild der Urkirche erneuern wolle. Am 5. Januar 1047 versammelte Clemens II. eine Synode in Rom, auf der die Simonie als Häresie verdammt wurde und simonistische Kleriker mit der Exkommunikation bedroht wurden. Geistliche, die von Simonisten ihre Weihen empfangen hatten, sollten sich einer Kirchenbuße unterwerfen, dann aber ihre Ämter behalten dürfen. Schon am Tag nach seiner Wahl (25. Dezember 1046) hatte Clemens II. Heinrich III. zum Kaiser gekrönt, der außerdem von den Römern zum Patricius Romanorum ausgerufen wurde. Dieser Titel war seit der Kaiserkrönung Karls des Großen nicht mehr von Kaisern geführt worden, weil die Befugnisse des Patricius in denen des Kaisers enthalten schienen. Erst im 11. Jahrhundert, als die in der Konstantinischen Schenkung ausgesprochene Verleihung der kaiserlichen Herrschaftsrechte in Rom an den Papst ernst genommen wurde, erschien es nötig, den Patricius-Titel erneut zu vergeben, mit der Befugnis, bei der Papstwahl die Stimmführerschaft wahrzunehmen. Dass Heinrichs Kaiserpolitik die ottonische Tradition erneuern wollte, zeigt sich in seinem Zug nach Unteritalien im Frühjahr 1047. Er drang über Montecassino nach Capua vor, belehnte dort zwei normannische Fürsten und zog über Benevent, das er vergeblich einzunehmen versuchte, wieder nach Norden. Damit hatte er zwar die kaiserliche Präsenz demonstriert, aber nicht auf Dauer die kaiserliche Herrschaft in diesem Gebiet etablieren können. In den folgenden Jahren hat Heinrich III. noch mehrfach seine Befugnis ausgeübt, das entscheidende Wort bei der Papstwahl zu sprechen. Als Clemens II. schon im Herbst 1047 starb, wurde mit Poppo von Brixen erneut ein Reichsbischof zum Papst erhoben (Damasus II.), der aber nur drei Wochen amtierte. Zu seinem Nachfolger erkor Heinrich III. Bruno von Toul aus dem Hause der Grafen von Egisheim-Dagsburg, der mit den Saliern verwandt war. Nach dem Bericht des Gregorianers Bonizo von Sutri soll Bruno die Wahl unter dem Vorbehalt angenommen haben, dass Klerus und Volk von Rom seine Erhebung durch ihre Wahl bestätigen würden. Als er im Februar 1049 in Rom gewählt wurde, nannte er sich Leo IX.; vielleicht spielte bei dieser Namenswahl nicht nur die Erinnerung an Leo den Großen, sondern auch die an Leo VIII. eine Rolle, der 963 von Otto I. eingesetzt worden war. Der Pontifikat Leos IX. brachte den Durchbruch der Reformideen in Rom; Leo konnte diesen Durchbruch erreichen, weil er hervorragende Helfer aus Lothringen und Burgund mitgebracht und diese an die
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entscheidenden Positionen gesetzt hatte. Dort hatte sich in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts nach dem Vorbild des burgundischen Cluny eine besonders wirkungsmächtige Gruppe von Klosterreformern hervorgetan (Wilhelm von Dijon, † 1031, Richard von St. Vanne, † 1046, und Poppo von Stablo, † 1048). Unter Leos Helfern ist der Lütticher Archidiakon Friedrich zu nennen, ein Bruder Herzog Gottfrieds des Bärtigen, der von Leo zum Bibliothekar, d. h. zum Leiter der Kanzlei, berufen wurde. Aus dem Kloster Remiremont brachte Leo Hugo Candidus mit, der lange Zeit einer der wichtigsten Helfer der Reformpäpste war, bis er unter Gregor VII. zu einem vehementen Gegner dieses Papstes wurde. Der bedeutendste Lothringer, der mit dem neuen Papst nach Rom kam, war jedoch Humbert von Moyenmoutier, den Leo zum Kardinalbischof von Silva Candida machte. Bis zu seinem Tod 1061 wirkte er als Berater der Päpste und beeinflusste ihre Entscheidungen. Auch der Subdiakon Hildebrand kehrte zusammen mit Leo IX. wieder nach Rom zurück; er war 1046 zusammen mit Gregor VI. ins Exil nach Norden gezogen. Leo IX. hat seine wenigen Amtsjahre in rastloser Tätigkeit verbracht. Schon auf seiner ersten Synode, die er im April 1049 in Rom feierte, machte der Papst deutlich, dass er die Vorschriften der alten Konzilien und der päpstlichen Dekretalen verwirklichen wollte. Simonisten und verheiratete Priester sollten jetzt tatsächlich aus der Kirche entfernt werden. In seiner kurzen Amtszeit hat er in Oberitalien, Frankreich und Deutschland, dann auch in Unteritalien eine ganze Reihe von Synoden abgehalten. Auf seinen Reisen ging es Leo IX. nicht nur darum, den Anspruch auf die Leitung der abendländischen Kirche in der Praxis zu bewähren, sondern er suchte dort auch den Kontakt mit den Laien, wenn er an vielen Orten Kirchen weihte und Reliquien erhob oder transferierte. Im Kampf gegen Simonie und Priesterehe blieb der Kaiser die Hauptstütze des Papstes, wie sich bereits 1049 zeigte. Denn als Leo IX. auf seiner Reise in die Länder nördlich der Alpen zuerst nach Frankreich kam, erschienen auf der von ihm einberufenen Synode in Reims nur wenige Bischöfe und auch der französische König blieb fern. Dagegen waren zu der wenig später im Reich tagenden Synode unter Führung des Kaisers fast alle deutschen Bischöfe nach Mainz gekommen, sie gaben den Beschlüssen gegen die Simonie und die Priesterehe, die hier wie in Reims gefasst wurden, eine eindrucksvolle Kulisse. Um die weitgespannten Aktivitäten des Papstes nachhaltig zu unterstützen, reichte aber die Macht des Kaisers nicht aus. Dies zeigte sich, als es zu Beginn der fünfziger Jahre zum Konflikt zwischen
Humbert von Silva Candida
Verwirklichung der Reformforderungen
Kaiser im Kampf gegen Simonie und Priesterehe
12 Abwehr der normannischen Expansion
Niederlage und Tod Leos IX.
Legation nach Konstantinopel
Gegenseitiger Bann der römischen und der Ostkirche
A. Das Reich im Investiturstreit
Leo IX. und den Normannen kam, die sich seit dem Beginn des 11. Jahrhunderts in Unteritalien festgesetzt hatten und die jetzt ihre Expansion auch gegen das Gebiet des Kirchenstaats richteten. Es ging dabei um Stadt und Region Benevent, die vom Papst 1051 in Erfüllung alter Ansprüche dem Kirchenstaat angegliedert worden waren. Kurz darauf konnten die Normannen Benevent erobern und den päpstlichen Truppen eine Niederlage beibringen. Als ein Hilferuf an den Kaiser ohne Echo blieb – dieser war damals selbst in Schwierigkeiten –, begann Leo IX. mit der Anwerbung von Truppen für den heiligen Petrus. Der Zuspruch war beachtlich; vor allem aus Schwaben kamen die Krieger, denen für den Fall der Teilnahme am päpstlichen Kriegszug ein Ablass, d. h. der Nachlass der zeitlichen Sündenstrafen, versprochen wurde. Damit hatte zum ersten Mal ein Papst dieses Mittel zur Aufstellung einer Truppe eingesetzt, das in den folgenden Jahrhunderten immer wieder benutzt werden sollte. Das Heer Leos IX. erlitt jedoch bei Civitate eine schwere Niederlage (16. Juni 1053); der Papst selbst wurde gefangen genommen und blieb bis zum Frühjahr 1054 in normannischer Gefangenschaft. Zwei Tage ehe Leo starb (19. April 1054), hatte er die Gefallenen von Civitate als Märtyrer gepriesen. Er selbst ist schon wenige Jahre nach seinem Tod als Bekenner verehrt worden (bereits um 1060 befinden sich Reliquien Leos IX. in Regensburg). Aber nicht alle Zeitgenossen billigten es, dass der Papst einen Krieg unternahm: Hermann der Lahme und Petrus Damiani sahen in der Niederlage bei Civitate eine Strafe Gottes für ein Unternehmen, das zwar einem weltlichen Fürsten, nicht aber einem Papst anstehe. Mit dem unteritalienischen Unternehmen Leos IX. hing auch eine Gesandtschaft nach Konstantinopel zusammen, die eine schwierige Doppelaufgabe hatte. Die Legation unter der Führung Humberts von Silva Candida und Friedrichs von Lothringen sollte einerseits einen Brief des Papstes an den Patriarchen Michael Kerullarios überbringen, in dem Humbert gegen polemische Äußerungen aus Byzanz die unerschütterliche Machtstellung des römischen Stuhls innerhalb der Kirche herausgestellt hatte; andererseits sollte aber der oströmische Kaiser zu einem Bündnis gegen die Normannen gewonnen werden. Die Entfremdung zwischen den Kirchen in Ost und West war jedoch bereits so groß und die Unterschiede in den Bräuchen und in der Liturgie waren so augenfällig, dass der Patriarch das Volk gegen den bündniswilligen Kaiser und gegen die päpstlichen Legaten aufbringen konnte. Humbert lehnte in undiplomatischem Stolz jedes Entgegenkommen ab und legte am 16. Juli 1054 auf dem Altar der Hagia Sophia eine Bannbulle gegen Michael Kerullarios und seine Anhänger nieder; dies geschah ohne
1. Reich und Kirche am Ende der Regierung Heinrichs III.
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Auftrag des Papstes und in Kenntnis der Tatsache, dass Leo IX. bereits verstorben war. Humbert und Friedrich reisten sofort ab; eine östliche Synode belegte ihrerseits die Lateiner mit dem Anathem. Die Aktion von 1054 gelangte aber vorerst gar nicht ins breite Bewusstsein und die endgültige Spaltung der westlichen und der östlichen Kirche erfolgte erst im weiteren Verlauf der Geschichte, wobei die Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer im Jahre 1204 das entscheidende Datum darstellt. Der Einfluss des Kaisers auf das Papsttum war mit dem Tod Leos IX. noch nicht beendet; Heinrich III. wurde vielmehr von einer römischen Gesandtschaft unter Leitung des Archidiakons Hildebrand (d. i. der spätere Papst Gregor VII.) aufgefordert, in seiner Eigenschaft als Patricius einen neuen Papst zu benennen. Nach längerem Widerstreben fand sich der engste Berater des Kaisers Bischof Gebhard von Eichstätt, dazu bereit, das Amt zu übernehmen. Er erhielt von Heinrich III. das Versprechen, das Reich werde die der Kirche in Italien entfremdeten Güter zurückerstatten. Von dieser Zusage erhoffte sich der Papstkandidat eine Verbesserung der finanziellen Ausstattung des römischen Stuhls, der während des gesamten 11. Jahrhunderts unter Geldmangel litt. Kurz nach seiner Inthronisierung (April 1055) hielt der neue Papst Viktor II. in Florenz eine Synode ab (Pfingsten 1055), an der auch Heinrich III. teilnahm. Hier wurden nicht nur abermals Simonie und Priesterehe untersagt, sondern der Kaiser übertrug dem Papst auch das Reichsamt eines Herzogs von Spoleto, um damit ein Gegengewicht zur mittelitalienischen Machtstellung seines Feindes Gottfried von Lothringen zu schaffen. Dieser wurde durch einen Kriegszug des Kaisers aus Tuszien verdrängt; Gottfrieds Frau Beatrix und deren Tochter aus erster Ehe, Mathilde, wurden gefangen genommen. Als Heinrich III. starb (5. Oktober 1056), weilte gerade Viktor II. bei ihm; der sterbende Kaiser übertrug dem Papst die Vormundschaft über seinen minderjährigen Sohn. Wenige Tage vor seinem Tod hatte der Kaiser noch als Geste der Versöhnung mit seinem langjährigen Gegner Gottfried von Lothringen dessen Gattin Beatrix von Tuszien und deren Tochter Mathilde freigelassen. Als Viktor II. selbst im Sommer 1057 an der Malaria starb, war die kurze Zeit der Vorherrschaft des Kaisertums über das Papsttum zu Ende. Ein so enges Zusammenwirken zwischen den beiden Gewalten, wie es Heinrich III. mit Leo IX. und Viktor II. gepflegt hatte, sollte es nie wieder geben. Doch erscheint es als zweifelhaft, dass nur der frühe Tod Heinrichs III. das harmonische Verhältnis zwischen Kaiser und Papst unterbrochen hat; tiefgehende
Erneute Papstwahl unter Führung des Kaisers
Papst Viktor II. Vormund Heinrichs IV.
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A. Das Reich im Investiturstreit
Gegensätze und Konflikte hatten sich bereits in den Jahren nach 1050 angedeutet.
2. Heinrich IV. 2.1 Die Vormundschaft der Kaiserin Agnes Geburt, Taufe und Namenswahl
Rudolf von Rheinfelden
Vergabe der Herzogtümer Kärnten und Bayern
„Staatsstreich“ von Kaiserswerth
Am 11. November 1050 war dem Kaiserpaar Heinrich III. und Agnes ein Sohn geboren worden, nachdem aus der Ehe bis dahin drei Töchter hervorgegangen waren. Bei seiner Taufe (31. März 1051) erhielt das Kind den Namen Heinrich; als Pate wirkte Abt Hugo von Cluny. Der kleine Heinrich wurde Anfang November 1053 zum König gewählt und am 17. Juli 1054 in Aachen gekrönt; an Weihnachten 1055 wurde er mit Bertha, der Tochter des Markgrafen Otto von Turin, verlobt. Die Regentschaft der Kaiserinwitwe Agnes wurde von Papst Viktor II. befürwortet und gegen anfänglichen Widerstand der Fürsten durchgesetzt. Da Agnes sich darüber im Klaren war, dass sie die von ihrem verstorbenen Gatten selbst verwalteten Herzogtümer werde ausgeben müssen, versuchte sie, die neuen Herzöge wenigstens an ihre Familie zu binden. 1057 wurde Rudolf von Rheinfelden mit Schwaben belehnt; er sollte auch Burgund verwalten. Rudolf erhielt die Kaisertochter Mathilde zur Gattin (Heirat 1059), die aber bereits 1060 verstarb. In zweiter Ehe verheiratete sich Rudolf mit der Schwester Berthas von Turin; er war also abermals der Schwager des Königs. Durch die Vergabe Schwabens an Rudolf von Rheinfelden hatte sich Berthold von Zähringen zurückgesetzt gefühlt, der behauptete, vom verstorbenen Kaiser zum schwäbischen Herzog bestimmt gewesen zu sein. Zum Ausgleich übertrug ihm Agnes 1061 das Herzogtum Kärnten; im selben Jahr wurde der Sachse Otto von Northeim mit dem bayerischen Herzogtum belehnt. Otto agierte anfangs durchaus im Sinne des salischen Königtums, indem er in Ungarn den Arpaden Salomo als König durchsetzte, was Heinrich III. nicht mehr gelungen war. Der ungarische König wurde durch eine Ehe mit der Kaisertochter Judith (1063) an das salische Haus gebunden. Seit 1058 ließ sich Agnes fast nur noch von Bischof Heinrich von Augsburg beraten. Daneben begünstigte sie eine Reihe von Ministerialen, so dass sich der hohe Adel, die Fürsten und ein Teil des Episkopats zurückgesetzt fühlten. Um seinen Einfluss auf die Reichsregierung zu vermehren, brachte Erzbischof Anno von Köln den jungen König in seine Gewalt (31. März 1062: sog. Staatsstreich von Kaiserswerth).
2. Heinrich IV.
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Anno stand dabei mit Herzog Otto von Bayern, vielleicht auch mit Erzbischof Siegfried von Mainz und Gottfried dem Bärtigen in Verbindung. Agnes hatte bereits am 22. November 1061 den Schleier genommen und damit signalisiert, dass sie sich aus den weltlichen Geschäften zurückziehen wolle; ihre Übersiedelung nach Rom fand jedoch erst 1065 statt. Die Folgen des Staatsstreichs waren weitreichend, denn Heinrich IV. hatte durch die Entführung, der er sich durch einen mutigen Sprung in den Rhein noch hatte entziehen wollen, eine tiefe Verletzung seines Selbstgefühls erlitten; Misstrauen gegen die Fürsten prägte später viele seiner Handlungen. Ein Grund für Annos Aktion war gewesen, dass sich der Hof der Kaiserin im Schisma des Cadalus auf die Seite des Reformgegners gegen Papst Alexander II. gestellt hatte; zwar wurde diese Entscheidung jetzt revidiert, aber das Misstrauen, das in Kreisen der römischen Reformer der Haltung des deutschen Hofes entgegengebracht wurde, konnte dadurch nicht beseitigt werden. Seit 1063 trat neben und gegen Anno von Köln auch Adalbert von Bremen als Träger der Entscheidungen hervor. Beide Kirchenmänner nützten ihren Einfluss am Hof dazu, sich durch Königsurkunden reiche und mächtige Reichsklöster (Corvey, Lorsch, Malmédy) übertragen zu lassen. Die Mündigkeitserklärung für den jungen König (am 29. März 1065 in Worms) brachte hier vorläufig noch keinen Wandel. Die Gegensätze zwischen den beiden Erzbischöfen Anno und Adalbert verstärkten sich immer mehr und im Januar 1066 musste Heinrich IV. unter dem Druck Annos und weiterer Fürsten den ihm persönlich nahestehenden Adalbert als seinen Ratgeber entlassen. Das Ansehen des jungen Königs wurde noch weiter beschädigt, als er 1069 von einer Fürstenversammlung die Zustimmung zur Trennung von seiner Gemahlin Bertha von Turin erhalten wollte, die er drei Jahre zuvor geheiratet hatte. Der päpstliche Legat Petrus Damiani konnte Heinrich von seinem Vorhaben abbringen, der König beugte sich der moralischen Autorität des Kardinals und führte in den kommenden Jahren mit Bertha eine anscheinend gute Ehe, aus der fünf Kinder hervorgingen. Wenig später kam es zu einem schweren Konflikt zwischen Heinrich IV. und dem Bayernherzog Otto von Northeim. Dieser gehörte bis 1068 zu den maßgeblichen Beratern am Hof; er hatte anscheinend bereits 1069 versucht, seinen schwindenden Einfluss durch eine Gewalttat gegen Heinrichs Erzieher und Freund Kuno wieder zu festigen. 1070 wurde Otto beschuldigt, er habe einen Mörder zur Beseitigung des Königs gedungen. Als Otto sich einem Zweikampf, den ihm eine Fürsten-
Mündigkeit Heinrichs IV.
Konflikt mit Otto von Bayern
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Spannungen mit Herzog Rudolf von Schwaben
A. Das Reich im Investiturstreit
versammlung auferlegt hatte, nicht stellte, sprach ein Gericht des sächsischen Adels über ihn die Friedlosigkeit aus. Der König entzog ihm das Herzogtum Bayern und gab es an Welf IV. neu aus. Bald darauf traten erstmals auch Spannungen zwischen dem König und Herzog Rudolf von Schwaben auf. Heinrich wurde beschuldigt, einen Anschlag gegen Rudolf und andere Fürsten zu planen. Zwar kam der Denunziant schon vor dem festgesetzten Zweikampf ums Leben, aber die Affäre blieb dunkel, obwohl die königliche Seite den Tod des Anklägers als Gottesurteil zugunsten Heinrichs deutete. Diese Vorgänge machen deutlich, welches Potential an schwersten Gegensätzen im Reich vorhanden war, das nur noch einen Anlass brauchte, um zu lang andauernden Kämpfen zu führen. 2.2 Das Papsttum während der Minderjährigkeit Heinrichs IV.
Wahl Nikolaus’ II.
Nach dem Tode Viktors II. hatten die Reformer in Rom den Stuhl Petri mit Friedrich von Lothringen besetzt, ohne Kaiserin Agnes um einen Vorschlag zu bitten. Der neue Papst Stephan IX. konnte sich auf seinen Bruder Gottfried den Bärtigen stützen, der nach dem Tode Heinrichs III. ohne Zweifel der mächtigste Mann in Mittel- und Oberitalien war, da er sich 1057 auch des Herzogtums Spoleto bemächtigt hatte. Stephan IX. wollte aber keinen Bruch mit dem deutschen Königshof; dort erschien Ende 1057 eine römische Delegation unter Führung Hildebrands und des Bischofs Anselm von Lucca (des späteren Papstes Alexander II.), um eine nachträgliche Zustimmung zu seiner Erhebung zu erbitten, die auch gewährt wurde. Die Delegation war noch nicht wieder aus Deutschland zurückgekehrt, als Stephan IX. nach nicht einmal achtmonatigem Pontifikat verstarb; nach einer vereinzelten Nachricht soll er geplant haben, seinem Bruder Gottfried die Kaiserkrone zu übertragen. Da die Reformpartei durch Abwesenheit Hildebrands gelähmt war, ergriffen die Tuskulaner die Gelegenheit, ihrerseits wieder einen Papst einzusetzen. Bischof Johannes von Velletri, der von der römischen Adelspartei als Benedikt X. erhoben wurde, war auch von Friedrich von Lothringen als möglicher Kandidat angesehen worden. Das bedeutet, dass auch der Tuskulanerpapst den Reformideen nicht fern gestanden haben wird. Petrus Damiani als zuständiger Kardinalbischof von Ostia lehnte es allerdings ab, diesen Papst zu weihen, so dass diese Handlung von einem einfachen Priester vorgenommen werden musste. Auf Initiative der Kardinalbischöfe wurde in Siena der aus Burgund stammende Bischof Gerhard von Florenz zum Papst gewählt, der
2. Heinrich IV.
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nach dem Heiligen des Wahltags (6. Dezember 1058) den Namen Nikolaus II. annahm. Hinter dieser Wahl stand Gottfried der Bärtige; auch die Zustimmung der Kaiserin hatte man eingeholt. Im Januar des folgenden Jahres konnte Nikolaus in Rom einziehen und in St. Peter inthronisiert werden, nachdem eine militärische Aktion Herzog Gottfrieds den Weg freigemacht hatte. Ostern 1059 fand im Lateranpalast eine große Synode statt, die eine ganze Reihe von bedeutsamen Beschlüssen fasste. Zu diesen gehört das Papstwahldekret, in dem auf der einen Seite die kanonische Wahl durch Klerus und Volk festgeschrieben, andererseits aber auch die maßgebliche Rolle der Kardinalbischöfe betont wurde, wie sie bei der Wahl Nikolaus’ II. praktiziert worden war. Der Vorwahl der Kardinalbischöfe sollte die Wahl durch die Gesamtheit der Kardinäle folgen; der übrige Klerus Roms und die Laien sollten ihre Zustimmung geben. Die Rolle des deutschen Königs wurde in einer wohl bewusst unklaren Weise beschrieben: „Ehre und Würde“ (honor et reverentia) des Königs sollten nicht übergangen werden. Ob mit dieser Formulierung eine Mitwirkung des Königs bei der Wahl ausgedrückt werden sollte, ist nicht deutlich; jedenfalls war aber ein Recht zur Nomination eines Papstkandidaten, wie es Heinrich III. so nachhaltig wahrgenommen hatte, nirgends erwähnt. Neben dem Papstwahldekret wurden auf der Lateransynode von 1059 noch andere weitreichende Beschlüsse gefasst. Der Kampf gegen die Priesterehe wurde auf eine neue Ebene gehoben, indem jetzt gegen die Grundsätze des älteren Kirchenrechts bestimmt wurde, dass die Laien an Gottesdiensten von verheirateten Priestern überhaupt nicht mehr teilnehmen dürften. Sie waren damit in das Ringen um den Zölibat unmittelbar einbezogen. Ein anderer Beschluss ist in seiner Tragweite umstritten. Wenn es nämlich heißt, dass ein Priester kein geistliches Amt aus der Hand eines Laien annehmen dürfe, weder gegen Bezahlung noch umsonst, war man damit über das übliche Simonieverbot hinausgegangen, weil jetzt auch solche Übertragungen aus Laienhand, die gratis erfolgten, verboten waren. Früher hat man hierin eine Übernahme der 1058 von Humbert von Silva Candida in seiner Schrift gegen die Simonisten formulierten Ausdehnung des Simoniebegriffs auf alle Investituren durch Laien gesehen (G. TELLENBACH); jetzt glaubt man, dass sich der Kanon gegen die Übertragung von Niederkirchen durch die Eigenkirchenherren richtet (R. SCHIEFFER). Neben diesen wichtigen Schritten zu einer neuen Rechtsordnung für die Kirche wurden in dem kurzen Pontifikat Nikolaus’ II. auch Weichen im politischen Bereich gestellt. Wohl auf Anregung Hildebrands
Papstwahldekret
Ausweitung des Simonieverbots
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Friede von Melfi 1059
Cadalus von Parma als Gegenpapst
Alexander II. und Europa
A. Das Reich im Investiturstreit
und des Abtes Desiderius von Montecassino wandte sich Nikolaus II. von der antinormannischen Politik seiner Vorgänger ab und schloss im Sommer 1059 in Melfi einen Friedensvertrag mit den Normannen. Gleichzeitig belehnte er Richard von Aversa mit Capua und Robert Guiskard mit Kalabrien, Apulien und Sizilien, wobei letzteres sich noch in der Hand der Sarazenen befand. Nominell war der heilige Petrus der Lehnsherr der normannischen Fürsten; de facto war es aber der Papst, der hier zum ersten Mal als Lehengeber auftrat. Die rechtliche Grundlage des Vorgehens bildete die Konstantinische Schenkung, nach der Unteritalien zum Besitz des heiligen Petrus gehörte; die lange auch vom Papsttum anerkannten Rechte des Reiches wurden übergangen. Am deutschen Königshof missbilligte man dieses Vorgehen und weigerte sich, einen päpstlichen Legaten zu empfangen. Nach dem Tod Nikolaus’ II. spitzte sich der Konflikt zwischen der Reformpartei in Rom und dem deutschen Königshof weiter zu. Die Stadtrömer ernannten den jungen König zum Patricius und erwarteten die Nominierung eines Papstes. Für die Reformer jedoch ergriff Hildebrand die Initiative und ließ Bischof Anselm von Lucca zum Papst erheben; als Alexander II. wurde er am 1. Oktober 1061 inthronisiert. Dabei musste der Widerstand des römischen Adels durch ein normannisches Kontingent unter Richard von Capua gebrochen werden. Die römische Adelspartei, der oberitalienische Episkopat und der deutsche Hof wählten in Basel Bischof Cadalus von Parma zum Papst (Honorius II.). Es gelang diesem aber nicht, sich in Rom durchzusetzen, denn die Normannen und Gottfried der Bärtige intervenierten zugunsten Alexanders II. Nachdem Anno von Köln 1062 im Reich die Regentschaft an sich gerissen hatte, gingen maßgebliche Teile der deutschen Bischöfe und Fürsten zu Alexander II. über, der an Pfingsten 1064 in Mantua Cadalus bannte, der sich bald darauf in sein Bistum zurückzog. Unter Alexander II. vermochte das Papsttum seinen Einfluss in ganz Europa nachhaltig zu vermehren: In Frankreich versuchten seine Legaten, unkanonische Bischofswahlen rückgängig zu machen. In Spanien griff Alexander II. über den Legaten Hugo Candidus ein, um die mozarabische Liturgie durch den römischen Ritus zu ersetzen. Daneben mischte sich der Papst auch in weltliche Angelegenheiten ein. Als es 1066 zum Streit um den englischen Thron kam, stellte sich der Papst auf die Seite des Herzogs Wilhelm von der Normandie und übersandte ihm die Petersfahne als Ausdruck seiner Hilfe, aber auch als Zeichen für eine gewisse Abhängigkeit (was Wilhelm der Eroberer allerdings nie anerkannte). 1068 übergab König Sancho von Aragón sein Land
2. Heinrich IV.
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dem heiligen Petrus, praktische Auswirkungen hatte dieser Schritt aber nicht. Alexander II. war es auch, der die Verbindung des Papsttums zur Mailänder Bewegung der Pataria verstärkte. Unter diesem Namen war in Mailand unter Führung von einigen Angehörigen des niederen Klerus eine Bewegung entstanden, die unter Anwendung von Boykott und Gewalt zuerst gegen verheiratete Priester, dann auch gegen die Simonie vorging. Es ging dabei auch um den Versuch eines Teils der Mailänder Bevölkerung, die Vorherrschaft des hohen Adels, der den gesamten höheren Klerus stellte, zu brechen. Die Haltung der Päpste zu diesen radikalen Verfechtern von Forderungen der Reform war nicht einheitlich; man sah in Rom vielleicht doch die Gefahr, dass die Angriffe auf die Gültigkeit der Sakramente von „unreinen“ Priestern aus dem höheren Klerus in eine häretische und revolutionäre Bewegung umschlagen könne. Schon Stephan IX. hatte erste Beziehungen zur Pataria aufgenommen; Alexander II. übersandte 1065 ihrem Anführer Erlembald ein Petersbanner und verkündete 1066 die Heiligsprechung des ermordeten Patareners Ariald. Als 1071 der Erzbischof von Mailand starb, setzte Heinrich IV. im Einvernehmen mit dem hohen Adel den Mailänder Adeligen Gottfried zum Nachfolger ein. Die Pataria erhob dagegen ihrerseits einen Geistlichen niederer Herkunft namens Atto, der durch den Papst anerkannt wurde. Die Räte Heinrichs, die an der Erhebung Gottfrieds beteiligt waren, wurden von Alexander II. gebannt. Damit war der Konflikt zwischen Papst und deutschem König vorprogrammiert.
Pataria in Mailand
2.3 Die Kämpfe mit den Sachsen Über keinen Abschnitt der Regierung Heinrichs IV. sind wir so gut informiert wie über seine Kämpfe mit den Sachsen. Zwei zeitgenössische Werke schildern nur diese Ereignisse, die sie von einem gegensätzlichen Standpunkt aus beschreiben: das Carmen de bello Saxonico steht eindeutig auf der Seite des Königs, während Brunos Buch vom Sachsenkrieg Heinrich IV. als moralisch verkommenen Menschen darstellt, so dass die aufständischen Sachsen nicht nur als Kämpfer für ihr altes Recht, sondern auch als Vertreter einer besseren Moral erscheinen. Auch die antiköniglichen Annalen des Hersfelder Mönches Lampert widmen den Auseinandersetzungen mit den Sachsen sehr viel Raum, über die wir zusätzlich aus den süddeutschen Quellen der Annalen von Niederaltaich (neutral) und der Chronik Bertholds von Reichenau (gregorianisch) Näheres erfahren.
Quellen zum Sachsenkrieg
20 Gründe für die Auseinandersetzung
Ministerialen als Helfer des Königs
Ausbruch des Aufstands in Sachsen
Die Städte als Verbündete des Königs
A. Das Reich im Investiturstreit
Beide Seiten fühlten sich im Recht. Der König war bestrebt, die aus ottonischer Zeit stammenden königlichen Besitzrechte, die teilweise in den Jahren seiner Minderjährigkeit entfremdet worden waren, wieder in die Hand zu bekommen; die Sachsen warfen ihm dagegen vor, er verstoße gegen die Gebote von Gerechtigkeit und Billigkeit und missachte das Recht ihres Stammes, ja er versuche überhaupt, die alte Freiheit der Sachsen zu beseitigen. Es standen sich jedoch nicht nur zwei Rechtsansprüche gegenüber, sondern es ging auch um die Handhabung der Macht. Heinrich IV. griff nämlich bei seiner Territorialpolitik zugunsten des Königtums auf neuartige Helfer zurück. Er setzte in größerer Zahl schwäbische Ministerialen ein, die zum Bau von königlichen Burgen Arbeitseinsätze und Naturalleistungen der umwohnenden Bevölkerung verlangten. Die Rechte der Krone wurden durch ein neuartiges Inquisitionsverfahren festgestellt, während die Sachsen die Wiederherstellung der älteren Rechtsverhältnisse als Rechtsbruch empfanden. Sie forderten daher, die Burgen zu schleifen und die königlichen Beauftragten zu entlassen, die „ohne Ahnen“ seien, weil sie aus der Unfreiheit aufgestiegen waren. Die Burgen erregten den besonderen Widerwillen der Sachsen, weil sie in bis dahin ungewohnter Größe und Stärke als Höhenburgen errichtet wurden. Die Unzufriedenheit der Sachsen führte im Sommer 1073 zu offenem Aufruhr. Mehrere Bischöfe (vor allem Werner von Magdeburg und Burchard II. von Halberstadt, ein Neffe Annos von Köln) und weltliche Große wie der Billunger Hermann und schließlich auch Otto von Northeim stellten sich an die Spitze der Aufständischen, die aus allen sozialen Schichten kamen. Heinrich IV. wurde von der Empörung auf der Harzburg überrascht und eingeschlossen; nur auf geheimen Pfaden konnte er dem Zugriff seiner Feinde entkommen. Da jetzt auch der Gegensatz zu den süddeutschen Herzögen Rudolf von Schwaben und Berthold von Kärnten aufbrach und Erzbischof Siegfried von Mainz selbständig Friedensverhandlungen mit den Sachsen aufnahm, war der König völlig isoliert. In dieser Situation konnte er sich allein auf die rheinischen Städte verlassen, so auf Worms, das ihn Ende 1073 aufnahm. Die Städte waren aber in jenen Jahren nicht stark genug, um den König nachhaltig zu unterstützen. Das zeigt sich darin, dass Heinrich in Worms nur ein kleines Heer aufbieten konnte, mit dem er zwar nach Sachsen zog, wo er aber in dem von den Fürsten vermittelten Frieden von Gerstungen (2. Februar 1074) die Forderungen der Aufständischen akzeptieren musste. Bei der vertragsgemäßen Schleifung der königli-
2. Heinrich IV.
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chen Burgen kam es zu einem Exzess der sächsischen Bauern, die die Schlosskirche auf der Harzburg verwüsteten und die Gräber der jung verstorbenen Salier Konrad (des Bruders Heinrichs IV.) und Heinrich (seines 1071 geborenen ersten Sohnes dieses Namens) schändeten. Als Reaktion auf diese Tat traten die meisten Bischöfe und weltlichen Fürsten wieder auf die Seite des Königs; vielleicht fürchteten sie einen Aufruhr der Bauern. Heinrich IV. konnte im Frühsommer 1075 ein großes Heer aufstellen, das am 9. Juni 1075 bei Homburg an der Unstrut das von Otto von Northeim geführte sächsisch-thüringische Heer schlagen konnte; dabei wurden die Fußkämpfer bäuerlicher Herkunft sämtlich niedergemetzelt. Ende Oktober mussten sich die sächsischen und thüringischen Großen mit ihren Gefolgsleuten in Spier (bei Sondershausen) dem siegreichen König unterwerfen. Die Besiegten wurden durch Gefangenschaft und Konfiskation ihres Besitzes bestraft, die zerstörten Burgen wieder aufgebaut. An Weihnachten 1075 söhnte sich Heinrich IV. auf einer Reichsversammlung in Goslar mit seinem Hauptgegner Otto von Northeim aus, der zum Statthalter des Königs in Sachsen ernannt wurde. Auf dem Goslarer Tag wurde auch der am 12. Februar 1074 geborene Königssohn Konrad in einer Vorwahl zum zukünftigen König designiert: die Dynastie schien gesichert, die Herrschaft im Reich konsolidiert. In dieser Stimmung erreichte den König ein tadelndes Schreiben des Papstes, das eine Lawine auslösen sollte.
Zerstörung der Harzburg
Niederwerfung des Aufstands
2.4 Heinrich IV. und Gregor VII. bis zur Begegnung von Canossa 1077 Bei der Erhebung Hildebrands zum Papst (22. April 1073) war auf die Bestimmungen des Papstwahldekrets von 1059 keine Rücksicht genommen worden, vielmehr kam es im Verlauf der Leichenfeier für Alexander II. zu einem Tumult, in dem Hildebrand als Papst gefordert wurde. Nach seiner eigenen glaubhaften Versicherung wollte er sich diesem Ruf entziehen; wie der erste große Mönchspapst Gregor I. versteckte sich auch Hildebrand, der nach langem Wirken im Hintergrund jetzt die volle Last des Papstamtes auf sich zukommen sah. Und diese Verantwortung erschien aus der Perspektive Hildebrands besonders groß, weil er so hohe Anforderungen an den Papst stellte, der in religiöser und in politischer Hinsicht die Führung der abendländischen Christenheit übernehmen sollte. Die Wahl des Namens Gregor ist eine bewusste Anknüpfung an Gregor I., die Ordnungszahl „VII.“ bedeutet, dass Gregor VII. den seit 1046 aus der Reihe der rechtmäßigen Päpste gestrichenen Gregor VI. anerkannte.
Die Wahl Gregors VII.
22 Gregor VII. und der deutsche König
Der Dictatus Papae und seine Tendenz
Der Papst und die weltliche Herrschaft
A. Das Reich im Investiturstreit
Am Anfang zeigte Gregor VII. gegenüber Heinrich IV. eine versöhnliche Haltung; er akzeptierte dessen Versprechen, dass sich simonistische Verfehlungen nicht mehr wiederholen sollten. Gregor erteilte dem König die Absolution und löste seine wegen der Mailänder Angelegenheit gebannten Räte vom Bann. Ein großes Konzil im Reich unter Leitung von päpstlichen Legaten sollte den Kampf gegen Simonie und Priesterehe verstärken. So wie hier ein Zusammenwirken von König und Papst geplant war, fasste auch ein Brief Gregors an Heinrich vom Dezember 1074 (Reg. II, 31) ein gemeinsames Vorgehen ins Auge: Während der Papst an der Spitze eines Heeres ins Heilige Land ziehen wollte, sollte der deutsche König die Kirche leiten. Inmitten von Briefen, die der Papst im März 1075 abschickte, ist in das Briefbuch Gregors VII. ein Text eingetragen, der zwar nicht nach außen drang und auch nicht zur Außenwirkung bestimmt war, der aber zentrale Themen des Pontifikats Gregors in unerhört zugespitzter Weise behandelt. Die als Dictatus Papae bezeichneten 27 Sätze sind nicht systematisch geordnet; wir haben hier wohl eine Art Gedankenprotokoll vor uns, das vielleicht aus Versehen ins Register eingetragen wurde. Die wichtigste Tendenz dieser Sätze ist die Behauptung der absoluten Sonderstellung der römischen Kirche, die auf ihre Einsetzung durch Christus selbst zurückgeführt wird, sowie die führende Position des Bischofs von Rom, die vor allem in den Sätzen 23 und 26 herausgestellt wird. Nach Satz 23 ist ein jeder Papst bereits zu seinen Lebzeiten heilig, weil die Größe der Verdienste des heiligen Petrus auf ihn abstrahlt; in Satz 26 wird nur derjenige als rechtgläubig bezeichnet, der mit der römischen Kirche übereinstimmt. Eine Reihe von Sätzen befasst sich mit der päpstlichen Jurisdiktion, die bei ihrem Urteil über Bischöfe nicht auf das Votum einer Synode angewiesen sei und die alle wichtigen Prozesse (causae maiores) an sich ziehen könne. Die Forderung, dass päpstliche Legaten unabhängig von ihrem kirchlichen Rang über den Bischöfen stehen sollten und dass der Papst in jeder Kirche Geistliche einsetzen dürfe, ist im Zusammenhang mit dem Bemühen zu sehen, die widerstrebenden Ortskirchen beim Kampf gegen Simonie und Priesterehe bezwingen zu können. Über das Eingreifen des Papstes in den weltlichen Bereich hat sich Gregor VII. nur an zwei Stellen geäußert: einmal in Satz 12, wo er sich das Recht zuschreibt, Kaiser absetzen zu dürfen, dann in Satz 27, wo er behauptet, er dürfe die Untertanen ungerechter Herrscher von ihrem Treueid befreien. Diese beiden Sätze, die im älteren Kirchenrecht keinerlei Rückhalt besitzen, berühren merkwürdig, wenn man bedenkt, dass Gregor VII. wenig später tatsächlich von ihnen Gebrauch machte. Daraus
2. Heinrich IV.
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hat man geschlossen, dass der Dictatus Papae eine Art „Regierungsprogramm“ Gregors VII. sein sollte. Bereits als römischer Archidiakon hatte Hildebrand – anders als die Päpste Nikolaus II. und Alexander II. – auf die Interessen und die Person von Bischöfen kaum Rücksicht genommen, wenn es galt, Reformforderungen durchzusetzen. Die Bischöfe Deutschlands und Oberitaliens waren es denn auch, von denen der Widerstand gegen Gregor VII. ausging. Erzbischof Liemar von Bremen stand nicht allein, wenn er den Papst einen „gefährlichen Menschen“ nannte und beklagte, dass Gregor die Bischöfe wie seine Gutsverwalter herumkommandieren wolle. Am Widerstand der deutschen Bischöfe scheiterte die geplante Reformsynode, sie fürchteten sie als Mittel zur Disziplinierung und zum Ausbau des päpstlichen Zentralismus. Der König hielt sich aus dem Konflikt Gregors mit den Bischöfen anfangs heraus und wurde noch im Sommer 1075 vom Papst wegen seines Einsatzes für die Reform belobigt. Zur Konfrontation kam es erst, als Heinrich IV. im Herbst 1075 in den Mailänder Bischofsstreit eingriff und mit Tedald einen Angehörigen seiner Hofkapelle zum Erzbischof von Mailand erhob. Als Heinrich dann auch noch für Spoleto und Fermo neue Bischöfe ernannte, deren Sitze im Kirchenstaat lagen, musste Gregor handeln. Im Dezember 1075 richtete er ein Schreiben an den König (Reg. III,10), in dem er Heinrich in fast drohendem Ton auffordert, die Maßnahmen rückgängig zu machen und dem „Apostelfürsten“ Petrus zu gehorchen. Die Antwort des Königs war ein Bündnis mit den Bischöfen. Auf einer Reichsversammlung in Worms (24. Januar 1076) kündigten zwei Erzbischöfe und 24 Bischöfe, also die Mehrheit des deutschen Episkopats, Gregor VII. den Gehorsam auf, weil seine Erhebung illegal gewesen und sein Lebenswandel unmoralisch sei. Damit benutzte man Argumente, die von Gregor VII. selbst gern gegen solche Bischöfe angeführt wurden, die ihr Amt nicht im Sinne der Reform wahrnahmen. In einem eigenen Schreiben redet Heinrich IV. Gregor als „Hildebrand, nicht mehr den Papst, sondern den falschen Mönch“ an und verweist auf seine Unantastbarkeit als „Gesalbter des Herrn“ (christus Domini). Am Schluss fordert der König Hildebrand-Gregor VII. auf, von der cathedra Petri herabzusteigen: Descende, descende – „Steig herab! Steig herab!“ Vielleicht hatten sich der König und die deutschen Bischöfe, denen sich wenig später auch die Bischöfe Oberitaliens anschlossen, deshalb zu ihrem Vorgehen hinreißen lassen, weil sie von dem Attentat erfahren hatten, das an Weihnachten 1075 auf den Papst verübt worden
Gregor VII. und die Bischöfe
Zusammenstoß zwischen Papst und König
Reichsversammlung von Worms
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Absetzung Heinrichs IV. 1076
Tribur und Oppenheim
Gang nach Canossa
A. Das Reich im Investiturstreit
war. Man hoffte möglicherweise, diese römische Opposition werde durch die Absage Heinrichs und seiner Bischöfe Auftrieb erhalten. Diese Einschätzung erwies sich jedoch als folgenschwerer Irrtum. Gregor VII. griff nämlich – für Heinrich IV. und die Bischöfe sicher völlig unerwartet – zu einer bisher nie von einem Papst geübten Maßnahme: In einem feierlichen Gebet an den Apostel Petrus erklärte der Papst auf der Fastensynode 1076 den deutschen König für abgesetzt, sprach über ihn den Bann aus und löste seine Untertanen von ihrem Gehorsamseid. Während Heinrich IV. in Worms der Meinung sein konnte, im Einklang mit der Tradition zu handeln, war Gregors Aktion ohne Beispiel. Als Begründung nannte der Papst, Heinrich habe sich in unerhörtem Hochmut gegen die Kirche erhoben, er sei dem Papst gegenüber ungehorsam gewesen und habe trotz mehrfacher Mahnung nicht den Umgang mit seinen gebannten Räten eingestellt. Die Wirkung von Gregors Vorgehen war ungeheuer und es zerstörte das Einvernehmen zwischen Heinrich IV. und den Bischöfen. Nur wenige von ihnen blieben auf der Seite des gebannten Königs, so Wilhelm von Utrecht, der die Exkommunikation Gregors verkündete. Ein geplantes Gerichtsverfahren über den Papst, bei dem auch eine Neuwahl vorgenommen werden sollte, scheiterte. Sachsen ging durch einen neuen Aufstand verloren, und hier tauchte bereits der Plan zur Wahl eines neuen Königs auf. Im Herbst vereinigte sich die sächsische Opposition mit den süddeutschen Herzögen; als die Gegner Heinrichs in Tribur zusammentraten (Oktober 1076), lagerte Heinrich auf der anderen Rheinseite in Oppenheim und sah die Zahl seiner Anhänger immer mehr schwinden. Nach längeren Verhandlungen, bei denen sich zeigte, dass die Gegner des Königs über ihr Vorgehen uneins waren, gab Heinrich IV. eine Obödienzerklärung gegenüber Gregor VII. ab und widerrief damit die Absage vom 26. Januar. Dennoch verabredeten die Fürsten, Heinrich nicht mehr als König anzuerkennen, wenn er nicht bis zum ersten Jahrestag seiner Exkommunikation die Lossprechung vom Bann erreicht habe. Am 2. Februar 1077 sollte in Augsburg eine Prüfung der Amts- und Lebensführung des Königs im Beisein Gregors VII. stattfinden. Jetzt war ein schneller Entschluss erforderlich und Heinrich fasste ihn: Mitten im Winter überschritt er mit kleinstem Gefolge die Alpen und erschien am 25. Januar 1077, dem Fest der Bekehrung des Paulus, vor der Burg Canossa, in die sich Gregor VII. auf seinem Weg ins Reich zurückgezogen hatte. An diesem und an den folgenden Tagen stand der König im härenen Büßergewand barfuß im Schnee und erreichte auf Fürsprache der Markgräfin Mathilde und seines in Canossa
2. Heinrich IV.
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anwesenden Paten Hugo von Cluny, dass er vom Bann gelöst und wieder in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen wurde (28. Januar 1077). Heinrich musste versprechen, sich wegen seines Konflikts mit den Fürsten dem Urteil des Papstes zu unterwerfen. Damit hatte Heinrich zwar vorerst seine Krone gerettet, er hatte aber den Anspruch aufgegeben, den er im Schreiben vom Januar 1076 formuliert hatte, dass der König als „Gesalbter des Herrn“ keinem irdischen Richter verantwortlich sei. Wie ein gewöhnlicher Laie hatte Heinrich eine Kirchenbuße auf sich genommen und damit gezeigt, dass auch Könige dem geistlichen Richteramt des Papstes unterworfen sind. Schon die Zeitgenossen empfanden die Zwiespältigkeit des Vorgangs: Einerseits akzeptierten sie die in der Buße ausgedrückte religiöse Gesinnung des Königs, andererseits hielten sie es für unwürdig, dass der König um eines augenblicklichen Vorteils willen eine Kehrtwendung vollzogen hatte. 2.5 Das Gegenkönigtum und Heinrichs Kampf um die Selbstbehauptung Trotz der in Canossa erfolgten Lösung Heinrichs IV. vom Bann versammelte sich der harte Kern seiner Gegner im fränkischen Forchheim; sie sprachen Heinrich das Königtum ab und wählten am 15. März 1077 Heinrichs Schwager Rudolf von Schwaben zum König. Vielleicht war die Wahl des Ortes kein Zufall; denn 911 war ebenfalls in Forchheim von den Großen des ostfränkischen Teilreichs erstmals ein Nichtkarolinger zum König gewählt worden. Neben den drei süddeutschen Herzögen und Otto von Northeim war eine größere Anzahl von Bischöfen zugegen, vor allem die Erzbischöfe von Mainz, Salzburg und Magdeburg sowie die Bischöfe von Worms, Würzburg, Passau und Halberstadt. Als Abgesandte des Papstes nahmen der Kardinaldiakon Bernhard und Abt Bernhard von St-Victor in Marseille an der Wahlversammlung teil. Der erwählte König musste sich verpflichten, die Bischofsstühle aufgrund einer freien, kanonischen Wahl unter Ausschluss von Simonie zu besetzen und Rudolf verzichtete ausdrücklich darauf, seinen Sohn zu seinem Nachfolger zu designieren, damit der König auch künftig in einer freien Wahl bestimmt werden könnte. Am 26. März wurde er in Mainz geweiht und gekrönt. Ein Aufstand der Mainzer Bürger noch am Tag der Krönung zwang den Erzbischof und seinen König, die Stadt zu verlassen. Er zog zuerst nach Schwaben; da er sich aber dort nicht halten konnte, wandte er sich nach Sachsen, wo sein Kampf gegen Heinrich IV. treue Bundes-
Königswahl in Forchheim, März 1077
Zugeständnisse Rudolfs von Schwaben an seine Wähler
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Herzöge von Schwaben und Bayern abgesetzt
Der Staufer Friedrich neuer Herzog von Schwaben
Die Haltung der Städte und der Ministerialen
A. Das Reich im Investiturstreit
genossen fand, die ihn am 29. Juni 1077 in Merseburg als ihren König anerkannten. Heinrich ging nach seiner Rückkehr aus Italien sehr planmäßig vor und sicherte zuerst den Südosten des Reiches. Dort übertrug er dem Patriarchen Sigehard von Aquileia Friaul, Istrien und Krain und setzte den Zähringer Berthold als Herzog von Kärnten ab. Dieses Herzogtum verlieh er dem Eppensteiner Liutold, dessen Bruder Ulrich zum Abt von St. Gallen erhoben wurde. Damit hatte Heinrich auch im alemannischen Gebiet einen treuen Bundesgenossen installiert. Auf einem Reichstag in Ulm wurden an Pfingsten 1077 die Herzöge von Schwaben und Bayern ihrer Würden verlustig erklärt, sie wurden geächtet und zum Tode verurteilt. Ihre Herzogtümer gab Heinrich IV. vorläufig nicht neu aus. Erst als Rudolfs Anhänger in Schwaben 1079 dessen Sohn Berthold zum Herzog wählten, belehnte Heinrich den schwäbischen Pfalzgrafen, den Staufer Friedrich von Büren, mit diesem Herzogtum und gab ihm gleichzeitig seine Tochter Agnes zur Frau. Der Stammvater des staufischen Hauses war in den kommenden Jahren eine verlässliche Stütze Heinrichs IV. Dass sich das Königtum Heinrichs nach dem Tiefpunkt von Tribur und Oppenheim im Herbst 1076 und trotz der Wahl eines Gegenkönigs so rasch wieder festigte, hat seinen Grund darin, dass wichtige Gruppen im Reich eher in ihm als in Rudolf von Rheinfelden den Garanten für Frieden und sozialen Aufstieg sahen. Der Blick auf die Großen des Reiches, die geistlichen und weltlichen Fürsten allein, ist nicht ausreichend, auch wenn unsere Quellen hauptsächlich über ihre Stellungnahme im Kampf um das Königtum berichten. Nur undeutlich können wir wahrnehmen, dass die Ministerialen, der niedere Adel, die Bürger der Städte und wohl auch der niedere Klerus, der sich in seiner Position durch die Zölibatsforderung bedroht sah, eher auf der Seite des Saliers standen. Der militärische Wert dieser Bundesgenossen war jedoch beschränkt, wie sich am 7. August 1078 zeigte, als die für Heinrich IV. kämpfenden fränkischen Bauern in der Neckargegend von einem Heer der süddeutschen Herzöge Berthold und Welf mit äußerster Brutalität niedergemacht wurden. Am selben Tag kämpften Heinrich und Rudolf selbst bei Mellrichstadt, ohne dass eine Entscheidung fiel. Weil Heinrich auch bei Flarchheim an der Unstrut (27. Januar 1080) keinen Sieg erringen konnte, vermochte er Rudolf nicht aus Thüringen und Ostsachsen zu verdrängen. Dennoch fühlte sich Heinrich stark genug, dem Papst im Frühjahr 1080 ein Ultimatum zu stellen, in dem er forderte, entweder Rudolf zu exkommunizieren oder zu riskieren, dass Heinrich einen Gegenpapst erheben lasse.
2. Heinrich IV.
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Gregor VII. hatte sich nicht sofort eindeutig auf die Seite Rudolfs gestellt, wie die antisalische Partei erhofft hatte. Der Papst hatte immer betont, dass über Heinrichs Königtum erst noch entschieden werden müsse, und daran auch festgehalten, als Heinrich IV. durch einen päpstlichen Legaten und die auf Rudolfs Seite stehenden Bischöfe am 12. November 1077 in Goslar erneut gebannt wurde. Für den Papst war es 1077/78 anscheinend wichtiger, dass jetzt nicht mehr mit nachhaltigem Widerstand des deutschen Königs gegen das schon länger beabsichtigte absolute Verbot der Laieninvestitur gerechnet werden musste. Dieses Verbot wurde im November 1078 erstmals unmissverständlich ausgesprochen, wobei ausdrücklich auch Kaiser und Könige als Laien bezeichnet wurden, aus deren Hand kein Bistum und keine Abtei angenommen werden dürfe. Als auf der Fastensynode von 1080 das Investiturverbot verschärft und auch die Herrscher mit dem Bann bedroht wurden, die eine Investitur vornahmen, erneuerte Gregor VII. den Bann gegen Heinrich IV. und übergab das deutsche Reich an König Rudolf, den er Lehensmann der Apostel nannte. Er begründete seine Handlung damit, dass dem Papst als dem Vertreter des Apostelfürsten Petrus die Binde- und Lösegewalt im geistlichen Bereich und daher erst recht im weltlichen Bereich zukomme. In übersteigerter Identifikation mit dem heiligen Petrus ließ sich Gregor zu der Prophezeiung hinreißen, dass Heinrich bis zum Tag des heiligen Petrus (29. Juni oder l. August?) des Jahres 1080 seinen Untergang finden werde. Während die erste Exkommunikation Heinrichs im Jahre 1076 die königliche Partei hatte auseinanderfallen lassen, bewirkte der neuerliche Bann das Gegenteil. Die Gegner Gregors VII. aus dem deutschen und oberitalienischen Episkopat sammelten sich um Heinrich und eine Synode in Brixen beschloss am 25. Juni 1080, Gregor VII. zu verurteilen und ihn zur Selbstdeposition aufzufordern. Neben gehässigen Vorwürfen, so etwa der Behauptung, Gregor habe mehrere seiner Vorgänger vergiften lassen, enthalten die Dekrete von Brixen auch bedenkenswerte Passagen, so wenn sie Gregor VII. dafür verantwortlich machten, dass die Einheit der Kirche untergraben worden sei, denn in einer ganzen Reihe von deutschen Bistümern gab es nachweislich zwei Bischöfe. Außerdem legten sich die Bischöfe auf einen Kandidaten für die Papstwürde fest; es war der 1078 von Gregor abgesetzte Erzbischof Wibert von Ravenna, den Heinrich unter Hinweis auf seine Würde als Patricius nominierte. Am 15. Oktober 1080 kam es zu einer erneuten Schlacht zwischen den Heeren Heinrichs und Rudolfs, die zwar eine Niederlage für den Salier brachte, aber letztlich den Kampf mit dem Gegenkönig doch zu seinen Gunsten entschied, weil Rudolf an Verlet-
Gregor VII. und der Gegenkönig
Investiturverbot für den deutschen König
Heinrich IV. erneut gebannt
Brixen 1080: Plan zur Erhebung eines Gegenpapstes
Tod Rudolfs von Rheinfelden
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Italienzug Heinrichs IV.
Abfall der Kardinäle von Gregor VII.
Exil und Tod Gregors VII. in Salerno
A. Das Reich im Investiturstreit
zungen starb, die er auf dem Schlachtfeld erlitten hatte; u. a. war ihm die rechte Hand abgeschlagen worden. Während die Anhänger Heinrichs dies als Gottesurteil über den eidbrüchigen Rudolf auslegten, ließen Rudolfs Anhänger ihrem gefallenen König auf die noch heute im Merseburger Dom erhaltene bronzene Grabplatte setzen: „Hier liegt König Rudolf im Grabe, der für das Gesetz der Väter starb. Er verdient es, beweint zu werden. Denn hätte er in Zeiten des Friedens geherrscht, kein König seit Karl (dem Großen) käme in Rat und im Kampf ihm gleich. Als die Seinigen siegten, starb er als heiliges Opfer des Krieges. Der Tod war für ihn das Leben; er fiel für die Kirche.“ Obwohl Sachsen auch jetzt keineswegs unterworfen war, entschloss sich Heinrich, in Italien und in Rom selbst die Entscheidung zu suchen. Er überschritt im April 1081 mit einem kleinen Heer die Alpen und wurde in der Lombardei von seinen Anhängern mit offenen Armen empfangen. Beim Vorrücken auf Rom gelang es Heinrich aber erst 1083 im dritten Anlauf, wenigstens die Leostadt und St. Peter zu erobern. Ein Ausgleich mit Gregor VII., der auf dem Verhandlungsweg versucht wurde, kam nicht zustande. Von einem Zug nach Apulien zurückkehrend, befand sich Heinrich IV. Anfang 1084 schon auf dem Rückmarsch nach Deutschland, als ihn der Ruf der Römer erreichte, in die Stadt zu kommen, um über Gregor VII. zu Gericht zu sitzen. Inzwischen waren auch dreizehn Kardinäle von Gregor abgefallen. Sie versammelten sich zu einer Synode; vor ihr erschien Heinrich als Ankläger und sie setzte Gregor VII. als Majestätsverbrecher ab und exkommunizierte ihn. Bei der anschließenden Neuwahl wurde der in Brixen nominierte Wibert von Ravenna als Papst bestätigt, er nannte sich Clemens III. und knüpfte mit diesem Namen an das 1046 in Sutri begründete Papsttum unter kaiserlicher Vorherrschaft an. Am Osterfest (31. März) 1084 wurden Heinrich IV. und seine Gemahlin mit der Kaiserkrone gekrönt. Die Lage veränderte sich aber rasch wieder. Gregor, der in der Engelsburg ausgeharrt hatte, rief die Normannen zu Hilfe und Robert Guiskard rückte mit einem großen Heer auf Rom zu; der Kaiser wollte mit seiner kleinen Streitmacht keinen Kampf riskieren und zog ab. Die Normannen schlugen einen Bürgeraufstand blutig nieder und richteten derartige Verwüstungen in der Stadt an, dass Gregor VII. die Stadt mit ihnen verlassen musste. Er ging mit Robert nach Salerno und starb dort am 25. Mai 1085. Seine gut bezeugten letzten Worte „Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und das Unrecht gehasst, deshalb sterbe ich in der Verbannung“ wurden vielfach als Ausdruck der Bitterkeit interpretiert, weil damit die Aussage von Ps. 44,8 umgekehrt wurde. Im Vordergrund
2. Heinrich IV.
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dürfte aber bei Gregor eher das Wissen um die Verheißung der Bergpredigt gestanden haben, dass nämlich diejenigen das Himmelreich erlangen werden, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden (P. E. HÜBINGER). Nicht nur unter den Zeitgenossen, sondern auch im Urteil späterer Zeiten blieb die Leistung Gregors VII. umstritten. Auffallend ist, wie stark er polarisierend wirkte: Während ehemalige Anhänger ihm gegenüber einen fanatischen Hass empfanden (etwa Kardinal Hugo Candidus), waren andere gerade durch die persönliche Begegnung zu glühenden Gregorianern geworden (etwa Abt Wilhelm von Hirsau oder Bischof Altmann von Passau). 2.6 Kämpfe in Deutschland und Italien Nachdem Heinrich IV. als Kaiser aus Italien zurückgekehrt war, musste er die alten Kämpfe wiederaufnehmen. Schon Anfang August 1081 hatten Herzog Welf von Bayern und eine Reihe von Großen aus Schwaben und Lothringen in Ochsenfurt am Main einen neuen Gegenkönig erhoben. Die Wahl fiel auf den Lützelburger Grafen Hermann von Salm, der Ende 1081 auch in Sachsen als neuer König anerkannt wurde. Als er sich aber nach 1085 nicht einmal mehr in Sachsen halten konnte, zog er sich in seine lothringische Heimat zurück, wo er 1088 bei einer Privatfehde den Tod fand. Trotz des Scheiterns dieses Gegenkönigs vertiefte sich die Spaltung im Reich seit 1085. Die gregorianischen Bischöfe (neben den ostsächsischen Bischöfen war auch Erzbischof Gebhard von Salzburg anwesend) hatten nämlich an Ostern 1085 auf einer Synode in Quedlinburg alle Bischöfe, die dem Kaiser und seinem Papst anhingen, für abgesetzt erklärt und exkommuniziert. Im Gegenzug versammelte der Kaiser die drei Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier und weitere sechzehn Bischöfe aus Lothringen, Westfalen, Franken, Bayern und Schwaben in Mainz zu einer Synode, die alle Anhänger Gregors für abgesetzt erklärte. Sofort begann der Kaiser, ihre Sitze mit seinen Parteigängern zu besetzen; damit war das Schisma im Reich Wirklichkeit geworden. In dieser Zeit erlitt Heinrich IV. bei dem Versuch, das ehemals so reiche Krongut in Sachsen und Thüringen wiederzugewinnen, mehrere Niederlagen (am 11. August 1086 bei Pleichfeld in der Nähe von Würzburg und am 24. Dezember 1088 bei der Burg Gleichen in Thüringen). Die Träger des Widerstands gegen den Kaiser waren Erzbischof Hartwig von Magdeburg, Bischof Burchard von Halberstadt und vor allem Markgraf Ekbert von Meißen, der vielleicht sogar nach dem Schei-
Gegenkönigtum Hermanns von Salm
Schisma im Reich
Niederlage Heinrichs IV. in Sachsen
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Desiderius von Montecassino Nachfolger Gregors VII.
Wahl des Cluniazensers Odo von Ostia
A. Das Reich im Investiturstreit
tern Hermanns von Salm als neuer Gegenkönig in Aussicht genommen war. Als Burchard von Halberstadt 1088 und Ekbert von Meißen 1090 starben, kam es zu einem gewissen Ausgleich zwischen dem Kaiser und den Sachsen. Obwohl Heinrich IV. das Reichsgut am Harz und in Ostsachsen auch weiterhin nicht nutzen konnte, gelang es ihm doch wieder, Einfluss auf die Besetzung der sächsischen Bischofsstühle zu erlangen. Jedenfalls hat der Kaiser seit Ende 1089 Sachsen und Thüringen nicht mehr betreten; seine Machtbasis im Reich war kleiner geworden. Vielleicht war das auch ein Grund dafür, dass er im Frühjahr 1090 abermals nach Italien aufbrach. Nach dem Tode Gregors VII. dauerte es ein ganzes Jahr, bis die Kardinäle Abt Desiderius von Montecassino als seinen Nachfolger erhoben. Gregor VII. hatte aber nicht diesen, sondern drei andere Männer als mögliche Nachfolger benannt, nämlich Anselm II. von Lucca, Odo von Ostia (den späteren Papst Urban II.) und Hugo von Die (den Legaten Gregors VII., später Erzbischof von Lyon). Anscheinend wollte aber die Mehrheit der Kardinäle einen Ausgleich mit dem Kaiser, denn anders kann die Wahl des Desiderius nicht verstanden werden. Dass sich dieser Viktor III. nannte, weist ebenfalls in diese Richtung, denn Viktor II. war der letzte von Heinrich III. erhobene Papst gewesen. Als Viktor im August 1087 auf Druck der gregorianischen Partei eine Synode nach Benevent einberief, wurde dementsprechend nicht WibertClemens III., sondern der fanatische Gregorianer Hugo von Die, der inzwischen Erzbischof von Lyon geworden war, exkommuniziert. Dass damals auch Heinrich IV. abermals gebannt worden sei, ist nur schlecht bezeugt und passt nicht zu dem Bild, das Viktors Pontifikat sonst vermittelt. Als dieser am 16. September 1087 starb, verbreiteten die Gregorianer das Gerücht, er habe vor seinem Tod seine verfehlte Politik noch eingesehen und sich selbst abgesetzt. Die Wahl eines Nachfolgers wurde im Frühjahr 1088 in Terracina, also am südlichen Rand des Kirchenstaats, vorgenommen und fiel diesmal auf Odo von Ostia, einen Adeligen aus der Champagne, der zwischen 1067 und 1070 in das Kloster Cluny eingetreten war; zehn Jahre später hatte ihn Gregor VII. zum Kardinalbischof erhoben. Er nannte sich Urban II. und er hat diesen Namen vielleicht nach dem Tagesheiligen des Todestages Gregors VII., dem 25. Mai, gewählt (H. FUHRMANN). Dazu passt, dass der neue Papst sich sofort als Erbe und Fortsetzer Gregors VII. bekannte: Was jener verworfen habe, verwerfe auch er; was jener gebilligt habe, billige er auch. Die Stärke Urbans liegt jedoch weniger im unbedingten Festhalten an den Positionen seines großen Vorgängers, sondern vielmehr in der Anpassung an die veränderten Umstände.
2. Heinrich IV.
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Vorerst war die Situation Urbans II. äußerlich wenig hoffnungsvoll; er gelangte im Spätherbst 1089 zwar nach Rom, war dort aber auf die Tiberinsel beschränkt, während sein Widerpart Wibert-Clemens III. in der Peterskirche eine große Synode feiern konnte, auf der Beschlüsse gegen Simonie und Priesterehe gefasst wurden. Ein neuer Italienzug Heinrichs IV. sollte die endgültige Entscheidung zugunsten Wiberts bringen. Die Heerfahrt war auch deshalb nötig, weil Urban II. eine Ehe zwischen der über 40-jährigen Mathilde von Tuszien und dem höchstens 17-jährigen Welf V. gestiftet und dadurch die wichtigsten Gegner Heinrichs IV. in Mittelitalien und in Süddeutschland verbunden hatte; Urban II. konnte hoffen, sich so aus der Umklammerung durch Clemens III. zu befreien. Heinrich zog 1090 nach Italien und konnte anfangs einige Erfolge gegen Mathilde erzielen. Im Sommer 1092 schien ein Sieg zum Greifen nahe; die Friedensverhandlungen scheiterten jedoch an der Forderung des Kaisers, Mathilde müsse Clemens III. als rechtmäßigen Papst anerkennen. Als die Kämpfe wieder aufgenommen wurden, hatte das Glück Heinrich IV. verlassen, es gelang ihm nicht, die belagerte Burg Canossa einzunehmen und in der Folge konnte Mathilde ihre Besitzungen in der Poebene zurückgewinnen. In dieser bereits wenig erfreulichen Situation traf Heinrich ein schwerer Schlag, indem sein ältester Sohn Konrad von ihm abfiel und sich 1093 in Mailand zum König von Italien krönen ließ. Als sich dann noch die Städte Mailand, Cremona und Lodi zum ersten lombardischen Städtebund verbanden, der die Alpenpässe sperrte und Heinrich von jedem Nachschub aus Deutschland abschnitt, war der Kaiser für mehrere Jahre im Nordosten Italiens, zwischen Verona und Padua, eingeschlossen. Diese Zeit der Handlungsunfähigkeit des Kaisers endete erst, als Welf V. 1095 die Verbindung mit Mathilde löste und sein Vater Welf IV. Ende 1096 einen Ausgleich mit Heinrich IV. schloss. Bereits 1094 hatte sich Heinrichs zweite Gemahlin Praxedis, eine russische Prinzessin, die er als Witwe des sächsischen Grafen von Stade geheiratet hatte, von ihm losgesagt, die er zuletzt wie eine Gefangene gehalten hatte. Nach ihrer Flucht stellte sie sich unter den Schutz Mathildes von Tuszien; Anfang März 1095 trat sie vor der Synode von Piacenza auf und beschuldigte ihren Gatten perverser Handlungen. Auf dieser Synode, die Urban II. in der Hochburg der Antigregorianer feiern konnte, wurden nicht nur die üblichen Beschlüsse gegen Simonie, Priesterehe und Laieninvestitur wiederholt, sondern hier fasste der Papst wahrscheinlich auch den Plan eines Kriegszugs, um die bedrohten Christen im Osten zu unterstützen.
Italienzug Heinrichs IV.
Abfall Konrads und sein italienisches Königtum
Synode von Piacenza
32 Konrad und Urban II.
Urban II. und die Laieninvestitur
A. Das Reich im Investiturstreit
Urban II. traf 1095 in Cremona mit Konrad zusammen, der dem Papst den Stratordienst leistete, d. h., er führte wie ein Stallknecht das Pferd des Papstes ein Stück am Zügel und er versprach in einem Sicherheitseid Schutz und Hilfe; im Gegenzug sicherte Urban II. Konrad die Kaiserkrönung zu, sobald er von den deutschen Fürsten zum deutschen König erwählt worden sei. Urban vermittelte auch eine Heirat mit der Tochter Rogers I. von Sizilien; in Deutschland fand Konrad aber keinen ausreichenden Anhang, vielmehr erreichte sein wieder erstarkter Vater, dass ein Hoftag in Mainz Konrad die Nachfolge entzog und seinen Bruder Heinrich zum zukünftigen König designierte (1098). Während Urban II. in Italien seine Obödienz ausweiten konnte und seine europäische Ausstrahlung auf der Synode von Clermont vom November 1095 einen Höhepunkt erfuhr, gelang es ihm nicht, die Anhänger des Gegenpapstes Wibert-Clemens III. im Reich auf seine Seite zu ziehen. Vielmehr bildeten die Jahre seines Pontifikats einen Tiefpunkt der gregorianischen Partei. Nachdem deren große Protagonisten um 1090 verstorben waren (Burchard von Halberstadt und Gebhard von Salzburg 1088, Adalbero von Würzburg 1090 und Altmann von Passau 1091), war die Führung der Gregorianer an Bischof Gebhard III. von Konstanz (1084–1107) übergegangen, der als Zähringer einen gewissen Rückhalt an der Machtstellung seiner Familie besaß. Urban II. rückte insofern von der Position Gregors VII. ab, als er gegenüber Heinrich IV. nie das Problem des Investiturverbots zur Sprache brachte, obwohl dieser nicht aufgehört hatte, die Bischofssitze in seinem Machtbereich in herkömmlicher Weise zu besetzen. Den wenigen deutschen Bischöfen, die zu Urban II. übertraten, wurden wegen ihrer Investitur durch den gebannten Kaiser keinerlei Schwierigkeiten gemacht, obwohl die Dekrete Gregors VII. gegen die Laieninvestitur zweifellos gültig waren und von Urban auch wiederholt wurden.
2.7 Die letzten Jahre Heinrichs IV. Heinrich V. König
Der an die Stelle des abgefallenen Konrad getretene zweite Sohn Heinrichs wurde am 6. Januar 1099 in Aachen zum König gekrönt. Zuvor musste er einen Eid leisten, Leben und Sicherheit des Kaisers nicht anzutasten und sich nicht gegen dessen Willen in die Regierungsgeschäfte einzumischen. Anders als in der Spätzeit Heinrichs III. gibt es auch keine Diplome Heinrichs IV., in denen dieser gemeinsam mit seinem Sohn urkundete. Aber alle Vorsichtsmaßregeln nutzten nichts, denn Ende 1104 sagte sich der 18-jährige Heinrich V. von seinem Vater los,
2. Heinrich IV.
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um sich an die Spitze einer sich anbahnenden neuen Revolte gegen Heinrich IV. zu stellen. Dabei hatten sich nach dem Tode Urbans II. (29. Juli 1099) und Clemens’ III. (8. September 1100) durchaus noch einmal die Horizonte aufgehellt. Der Kaiser suchte mit Urbans Nachfolger Paschalis II. zu einer Einigung zu gelangen und plante bereits, das Kreuz zu nehmen, um auf diese Weise die Lossprechung vom Bann zu erreichen. Aber auf der Fastensynode von 1102 wurde nicht nur das Investiturverbot erneuert, sondern auch Heinrich IV. und seine Anhänger abermals gebannt; die Bayern und Schwaben als die treuesten Gregorianer im Reich wurden ausdrücklich aufgefordert, ihren Kampf gegen Heinrich IV. zu verstärken. Als Heinrich IV. es nicht verhinderte, dass Anfang 1104 Bürger und Ministerialen von Regensburg den königlichen Vogt, Graf Sigehart von Burghausen, hinrichteten, sahen wichtige Mitglieder des Adels in Bayern darin ein Zeichen einer gegen sie gerichteten Politik. Auch in Sachsen kam es zu Spannungen wegen der Besetzung des Erzstuhls von Magdeburg. In diesen Zusammenhang gehört die Empörung des jungen Königs gegen seinen Vater. Die Initiative zum Aufstand ist wohl von einer eng verwandten Adelsgruppe aus der Oberpfalz ausgegangen, die mit den Saliern und den Zähringern verwandt war und sich als Anhänger der Reform verstand. Heinrich V. hat bei seinem Abfall wohl nicht nur aus Eigensucht gehandelt, sondern er wollte angesichts des aufkommenden Konflikts zwischen seinem Vater und wichtigen Fürsten etwas unternehmen, um seinem Haus das Königtum zu erhalten. Heinrich IV. drängte auf eine militärische Entscheidung, aber die Fürsten schlossen eine Vereinbarung, so dass sich die beiden Heere auflösten. Der Kaiser zog sich nach Niederlothringen zurück, wo er seine treuesten Anhänger besaß. Durch eine List gelang es Heinrich V., den Vater gefangen zu nehmen und ihm die Herausgabe der Reichsinsignien abzupressen. Am 31. Dezember 1105 erklärte Heinrich IV. vor einer Fürstenversammlung in Ingelheim seinen Thronverzicht; er fand sich aber nicht dazu bereit, das von den päpstlichen Legaten geforderte öffentliche Schuldbekenntnis abzulegen. Wenig später gelang ihm die Flucht; er richtete Briefe an seinen Paten Hugo von Cluny, an die Reichsfürsten und an den französischen König Philipp I.; diesen beschwor er im Namen der Solidarität der Könige, ihm zu helfen. Die Bürger der rheinischen Städte halfen sofort und auch einige Fürsten aus Lothringen standen auf der Seite des alten Kaisers. Er starb aber am 7. August 1106 in Lüttich, ehe es zu einem Waffengang kommen konnte.
Erneuter Bann gegen Heinrich IV.
Empörung Heinrichs V.
Tod Heinrichs IV.
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Verehrung des Volkes für den Toten
Der fromme Kaiser Heinrich IV.
A. Das Reich im Investiturstreit
Auch der tote Kaiser fand noch keine Ruhe. Bischof Otbert von Lüttich hatte ihn in seiner Kathedrale bestatten lassen, bis die Überreste des Toten einst im von Heinrich IV. erbauten Dom zu Speyer würden beigesetzt werden können. Auf Befehl Heinrichs V. wurden die Gebeine des Vaters aber exhumiert, um zuerst vor den Toren der Stadt Lüttich, dann in einer noch nicht geweihten Kapelle in Speyer begraben zu werden, wie es einem Gebannten zukam. Erst als Heinrich IV. 1111 postum von der Exkommunikation gelöst wurde, ließ ihn sein Sohn im Dom zu Speyer bestatten. Das Volk hatte allerdings den verstorbenen Kaiser sofort mit einer Verehrung bedacht: Die Bauern scharrten Erde von seinem Grab und streuten sie auf ihre Felder, um deren Fruchtbarkeit zu erhöhen, so wie sie zuvor Saatkörner auf seinen Sarg gelegt hatten, um eine reiche Ernte zu erhalten. Die uralte Magie des Königsheils, das sich in einem reichen Erntesegen besonders deutlich zu manifestieren pflegte, war noch lebendig. Weder Canossa noch die Gerüchte über Heinrichs unmoralischen Lebenswandel hatten das Vertrauen auf diesen Herrscher brechen können, der gerade wegen seiner Erniedrigung und Verlassenheit den Ärmsten besonders nahe schien. Mit Recht hat die jüngere Forschung herausgearbeitet, dass Heinrich IV. nicht der Repräsentant einer laizistischen Reichsauffassung gewesen ist, wie ihn das 19. Jahrhundert zuweilen sehen wollte, sondern dass man ihn als typischen Vertreter seiner Zeit sehen muss. So gehört zum Bild dieses Kaisers vor allem auch seine tiefe Religiosität, die sich etwa darin ausdrückt, dass er vor der entscheidenden Schlacht mit seinem Gegner Rudolf von Schwaben reiche Schenkungen an sein geliebtes Domstift Speyer machte, um den Schutz der Jungfrau Maria zu erflehen (S. WEINFURTER).
3. Heinrich V. 3.1 Die Jahre der Erfolge Der Beginn der Regierung Heinrichs V. stand im Zeichen einer seit langem ungewohnten Harmonie zwischen dem König und den Fürsten, was schon die Zeitgenossen empfanden. Als er am 6. Januar 1106 die Herrschaft übernahm, waren mehr als fünfzig Reichsfürsten anwesend. Das Kalkül des jungen Heinrich, der sich Ende 1104 an die Spitze des Aufstands gegen seinen Vater gestellt hatte, schien aufzugehen und auch die allgemeine Ermüdung nach den langjährigen Auseinanderset-
3. Heinrich V.
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zungen begünstigte Heinrich V. Auch die Sachsen hatten das Königtum Heinrichs V. anerkannt und hier hatte er 1106 über die Neubesetzung des Herzogamts zu entscheiden. Der junge König vergab Sachsen an den Grafen Lothar von Süpplingenburg, der in diesem Land eher zu den mittleren Potentaten gehörte, aber über seine Gemahlin mit Otto von Northeim und wichtigen Familien in anderen Regionen des Reiches verwandt war. Das Verhältnis Heinrichs V. zu Sachsen blieb auch in den folgenden Jahren gut; bis 1112 hielt er sich mehrfach für längere Zeit dort auf. Probleme gab es jedoch im Nordwesten, wo der König Herzog Heinrich von Niederlothringen als Anhänger seines Vaters abgesetzt und durch Gottfried von Löwen ersetzt hatte. Die Gegensätze zwischen den beiden Kontrahenten versuchte Graf Robert von Flandern durch einen Angriff auf Cambrai auszunützen. 1107 war ein Feldzug des Königs nötig, um die Lage hier zu beruhigen. Jetzt war das Reich so gefestigt, dass Heinrich V. in den Jahren 1108 und 1109 in die Thronkämpfe in Polen und Ungarn eingreifen konnte, um diese Länder seiner Herrschaft zu unterwerfen. Aber in beiden Fällen erlitt der Salier Misserfolge; er konnte nur erreichen, dass in Böhmen die Lehnsoberhoheit des Reiches behauptet wurde. Das Verhältnis zum Papsttum blieb schwierig, weil Heinrich V. wie früher sein Vater Bischöfe durch eine Investitur mit Ring und Stab in ihr Amt einführte. Im Reich blieb vorerst ein Konflikt mit der gregorianischen Partei aus, weil Heinrich nur solche Bischöfe erhob, deren kirchliche Gesinnung außer Zweifel stand und jeden Anschein von Simonie vermied. Papst Paschalis II. erneuerte im Oktober 1106 auf der Synode von Guastalla (bei Parma) das Investiturverbot und lehnte die Bitte Heinrichs V. ab, dem deutschen König das ius imperii zu gewähren. Darunter verstand Heinrich V. nicht nur die königliche Mitwirkung bei der Wahl des Bischofs, sondern auch und vor allem die Investitur mit Ring und Stab sowie den Treueid und die Lehenshuldigung (homagium). Im Reich wurde die Investitur jetzt als Belehnungsakt verstanden und das hominium wurde zum unentbehrlichen Rechtsgrund für die vasallitischen Pflichten der Bischöfe gegenüber dem König. Zu einem völligen Bruch wollte es der Papst zwar nicht kommen lassen, aber er suspendierte die Erzbischöfe von Mainz und Köln von ihren Ämtern (auf einer Synode in Troyes 1107). Bei einer abermaligen Bekräftigung des Investiturverbots im folgenden Jahr 1108 wurden Geber und Empfänger mit der Exkommunikation bedroht: Damit war der deutsche König theoretisch selbst getroffen. Heinrich V. ging über diese Drohung hinweg und schickte 1109 eine Gesandtschaft aus geist-
Lothar von Süpplingenburg Herzog von Sachsen
Investiturverbot durch Papst Paschalis II.
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Regelungen der Investitur in Frankreich und England
Romzug Heinrichs V.
Vorschlag Paschalis’ II. zur Lösung des Investiturproblems
A. Das Reich im Investiturstreit
lichen und weltlichen Fürsten unter Führung Erzbischof Brunos von Trier nach Rom, die wegen der Kaiserkrönung und einer endgültigen Regelung der Investiturfrage verhandeln sollte. Dabei spielte wohl eine Rolle, dass bereits 1107 das Investiturproblem mit den Königen von Frankreich und England einvernehmlich geregelt worden war. In Frankreich hatte der Papst gegen das Zugeständnis der freien Wahl dem König die Temporalienleihe überlassen, die dieser nicht mit den geistlichen Symbolen vornehmen sollte; den Bischof durfte er mit einem Treueid an sich binden. In England sollte die Bischofswahl in Gegenwart des Königs am Hof stattfinden; außerdem durfte der König vor der Weihe die vasallitische Huldigung (hominium) verlangen; auf eine Investitur mit Ring und Stab hatte er verzichtet (Konkordat von Westminster). Heinrichs Gesandte betonten, dass ihr König das Investiturrecht brauche, weil die Kirchen mächtig und reich seien; wenn die Kirchen so arm wären wie in den Anfängen des Christentums, könne er auf dieses Recht verzichten. Eine Einigung war noch nicht erzielt worden, als Heinrich V. im Herbst und Winter 1110/11 nach Rom zog. Die finanzielle Basis für dieses Unternehmen hatte Heinrich V. kurz zuvor von Heinrich I. von England empfangen, als dieser ihm seine Tochter Mathilde zur Braut gab und eine Mitgift von 10 000 Pfund Silber leistete. Die erst achtjährige Braut wurde sofort zur Königin gekrönt, die Vermählung fand vier Jahre später statt. Bei den Verhandlungen mit Paschalis forderte dieser als Preis für die Kaiserkrönung den Verzicht auf die Investitur. Als Heinrich einwandte, damit werde die Machtgrundlage der Krone vernichtet, machte der Papst einen unerwarteten Vorschlag: Die Kirche werde alle Hoheitsrechte und Besitztümer des Reiches zurückgeben, sie könne sich mit den Zehnten und den privaten Schenkungen der Gläubigen begnügen. Dieser Vorschlag wurde zu einem Vertrag ausgearbeitet, in dem festgelegt war, dass mit dem Verzicht Heinrichs V. auf die Investitur die Rückgabe der in kirchlichem Besitz befindlichen Regalien an das Reich erfolgen werde. Dabei wurde eine genaue Definition dessen gegeben, was unter Regalien verstanden wurde, nämlich: Städte, Herzogtümer, Markgrafschaften, Grafschaften, Münzen, Zoll, Markt, Reichsvogteien, Zentgerichte, Pfalzen, Heeresdienst und Burgen. Davon unterschieden wird der Eigenbesitz der Kirche, der unangetastet bleiben soll. Es ist nicht klar, ob Paschalis II. durch die Idee von der Armut der Kirche geleitet war oder ob er die Geistlichen von weltlichen Aufgaben befreien wollte; jedenfalls erhob sich ein Sturm der Entrüstung, als der Papst in St. Peter das Privileg verlas, mit dem einerseits jede Investitur
3. Heinrich V.
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durch einen Laien verdammt wurde, andererseits aber den Bischöfen die Herausgabe aller Lehen und Regalien befohlen wurde. Durch eine solche Maßnahme wären nämlich nicht nur die Bischöfe getroffen worden, die ihre Stellung als Reichsfürsten eingebüßt hätten, sondern auch die weltlichen Großen, deren Macht zu einem guten Teil auf Kirchenlehen beruhte, die sie von den Bischöfen erhalten hatten und die sie jetzt hätten zurückgeben müssen. Der Tumult war so groß, dass die für diesen Tag geplante Kaiserkrönung unterbleiben musste. Die Fürsten waren offenbar über den Plan des Papstes nicht informiert worden; und Heinrich V. glaubte, jetzt sein Investiturrecht noch nachhaltiger verlangen zu können. Als Paschalis ihm das verweigerte, wurde er gefangen genommen. Obwohl daraufhin ein Aufstand in Rom ausbrach, konnte der König die Stadt mit dem gefangenen Papst und einer Anzahl ebenfalls festgenommener Kardinäle verlassen. Wenn Paschalis in dieser verzweifelten Lage auf die Hilfe der Normannen gehofft hatte, so zerschlug sich diese Hoffnung, als Roger I. von Sizilien und Boemund von Tarent innerhalb weniger Wochen im Februar und März 1111 verstarben. Die politische Lage schien aussichtslos; daher entschloss sich der durch eine zweimonatige Gefangenschaft mürbe gemachte Papst, den zudem die Furcht vor einem erneuten Schisma plagte, am 11. April 1111, mit Heinrich V. einen Vertrag zu schließen, in dem die Investitur mit Ring und Stab zugestanden wurde. Diese Investitur sollte vor der Weihe stattfinden, wer nicht investiert war, durfte nicht geweiht werden; damit hatte der König ein Vetorecht in allen Bischofswahlen erreicht. Weiterhin verpflichtete sich der Papst unter Eid, Heinrich niemals zu bannen. Zwei Tage später wurde die Kaiserkrönung nachgeholt. Die radikalen Reformer waren nicht gewillt, diese Zugeständnisse des Papstes hinzunehmen. Einige römische Geistliche kündigten dem Papst die kirchliche Gemeinschaft auf, da sie die Laieninvestitur als Häresie ansahen. Bischof Bruno von Segni bedrängte den Papst, das Investiturverbot von Guastalla zu erneuern. Guido von Vienne stellte sich an die Spitze der französischen Gregorianer und forderte eine Nationalsynode zur Erneuerung des Investiturverbots und zur Absetzung des Papstes. Nur der Einspruch des hoch angesehenen Rechtskenners Ivo von Chartres verhinderte diesen Plan. Auf der Lateransynode vom März 1112 gab Paschalis II. dem Druck nach und kassierte sein Zugeständnis an Heinrich V. – wenn auch nur indirekt, indem er ein Bekenntnis zu seinen Vorgängern ablegte und sagte: „Was sie verdammt haben, verdamme ich auch.“ Damit hoffte er, dem Vorwurf des Eidbruchs zu entgehen.
Gefangennahme Paschalis’ II.
Vertrag von Ponte Mammolo
Reaktion der radikalen Reformer
Rücknahme des Pravilegs
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A. Das Reich im Investiturstreit
Die Synode hat das Privileg von Ponte Mammolo als „Schandbrief“ – Pravileg – bezeichnet und als unwirksam verworfen, weil es erzwungen worden sei. Heinrich V. kümmerte sich nicht um diese Beschlüsse; er ernannte weiterhin Bischöfe und investierte sie mit Ring und Stab. Der Episkopat des Reiches stand auf seiner Seite; und als der Kaiser Anfang 1114 seine Hochzeit mit Mathilde von England feierte, waren fünf Erzbischöfe und dreißig Bischöfe zugegen. 3.2 Schwierigkeiten im Reich
Bann gegen Heinrich V.
Spannungen zwischen Heinrich V. und den Fürsten
Adalbert von Mainz wird zum Gegner des Kaisers
Unruhen in Sachsen
Die Kirche beließ es aber nicht bei theoretischen Beschlüssen gegen das Investiturgebaren des Kaisers: Bereits im Sommer 1111 wurde Heinrich V. durch den Kardinallegaten Kuno von Praeneste gebannt und im September 1112 exkommunizierte ihn eine burgundische Synode unter Erzbischof Guido von Vienne. 1114 wiederholte ein päpstlicher Legat den Bann, zuerst in Frankreich, dann 1115 auch in Köln, also auf Reichsgebiet. Das war möglich geworden, weil die innere Lage im Reich sich vollkommen verändert hatte. Der Italienzug von 1111 bildet einen Einschnitt im Verhältnis zwischen Heinrich V. und den Fürsten. Vielleicht waren sie durch die Listen und Winkelzüge des Kaisers abgestoßen worden; jedenfalls zeigten sich jetzt wieder jene Probleme, mit denen schon Heinrich IV. weithin vergeblich gerungen hatte. In Sachsen fühlte sich eine ganze Reihe von einflussreichen Familien durch die Einsetzung Lothars von Süpplingenburg zum Herzog zurückgesetzt. Und die sächsische Opposition erhielt wichtigen Sukkurs durch Erzbischof Adalbert von Mainz. Dieser war 1109 von Heinrich für dieses wichtige Amt bestimmt worden und hatte 1111 in führender Rolle die Haltung des Königs gegenüber dem Papst vertreten. Die Gegensätze zwischen Adalbert und Heinrich V. erwuchsen wohl vor allem aus dem Versuch des Erzbischofs, die Besitzund Herrschaftsrechte der Mainzer Kirche zu sammeln, um die Territorialherrschaft seines Bistums zu konsolidieren. Dabei stieß er auf ähnliche Absichten des Kaisers, denn im Mittelrheingebiet lag ein Schwerpunkt des salischen Hausguts und Heinrich war nicht bereit, auf den Ausbau seiner Rechte zu verzichten. Als Adalbert der Aufforderung nicht nachkam, die königliche Burg Trifels herauszugeben, wurde er festgenommen und eingekerkert (1112). Als Begründung für dieses brutale Vorgehen gab Heinrich an, sein ehemaliger Vertrauter habe ihn ermorden lassen wollen. In Sachsen waren Unruhen ausgebrochen, als Heinrich V. daranging, nach dem Vorbild seines Vaters die königlichen Herrschaftsrechte
3. Heinrich V.
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wieder geltend zu machen, Burgen zu erwerben oder anzulegen und das Reichsgut mit Hilfe von Ministerialen neu zu organisieren. Der Schwerpunkt des Widerstandes gegen den Kaiser lag in Ostsachsen und Thüringen; an seiner Spitze standen Herzog Lothar von Sachsen und Landgraf Ludwig von Thüringen. Anfang 1114 schienen aber alle Gegner besiegt; Herzog Lothar musste sich vor der Öffentlichkeit des Reichstags im Büßergewand dem Kaiser zu Füßen werfen, Ludwig von Thüringen wurde in Haft genommen. Diese herrische Behandlung angesehener Reichsfürsten wirkte sich sehr negativ aus: Im Sommer 1114 kam es unter der Führung des Erzbischofs von Köln zu einem Aufstand weiter Teile Westfalens und Niederlothringens; dabei erlitt das Heer des Kaisers bei Andernach eine Niederlage. Darauf erhoben sich auch die Sachsen erneut; in der Schlacht am Welfesholz an der Saale wurde Heinrich am 11. Februar 1115 vernichtend geschlagen. Als Folge dieser Niederlagen blieb in den folgenden Jahren der ganze Norden und Nordwesten des Reiches dem Zugriff des Kaisers verschlossen. Auch die Loyalität der bisher treu auf der Seite der Salier stehenden Städte begann zu wanken: Die Kölner Bürger hatten sich dem Aufstand ihres Erzbischofs angeschlossen und Ende 1115 zwangen die Bürger von Mainz den Kaiser, ihren in Trifels inhaftierten Erzbischof Adalbert freizulassen. Anscheinend fühlten sich die Bürger durch die häufige Inanspruchnahme des Königsdienstes zu schwer bedrückt. Der Vorwurf der Habsucht wurde vielfach von den Zeitgenossen gegen Heinrich V. erhoben, der – vielleicht nach englischem Vorbild – bemüht war, die Finanzquellen des Königtums besser zu nutzen. Am Widerstand aller Glieder des Reichs scheiterte sein Plan, eine allgemeine Reichssteuer einzuführen. Obwohl das Jahr 1115 große Einbußen für die kaiserliche Macht im Reich gebracht hatte, riskierte es Heinrich, im Frühjahr 1116 nach Italien aufzubrechen. Dort wollte er sich das Erbe der am 25. Juli 1115 verstorbenen Mathilde von Tuszien sichern, die ihm 1111 ihren Allodialbesitz vermacht hatte, obwohl sie diesen bereits 1080 und noch einmal 1102 dem heiligen Petrus versprochen hatte. Heinrich V. verfügte über ihre Reichsgüter und über ihre Allodien und gab diese an Kirchen, Klöster und Städte Mittel- und Oberitaliens aus. Im Ringen um die Rechte am Mathildischen Erbe taucht übrigens der berühmte Bologneser Jurist Irnerius in der Umgebung des Kaisers auf; zum ersten Mal kommt es damit zu einer persönlichen Beziehung zwischen einem Kenner des römischen Rechts und dem Kaisertum. Irnerius hatte bereits im Dienst der Mathilde gestanden; sie hatte sich viele Jahre hindurch des römischen Rechts bedient, um ihre Herrschaft zu sichern und auszubauen.
Niederlagen Heinrichs V. bei Andernach und am Welfesholz
Die Bürger von Köln und Mainz gegen den Kaiser
Italienzug Heinrichs V.
Das Mathildische Erbe
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Friedrich von Schwaben
A. Das Reich im Investiturstreit
Während Heinrichs Italienaufenthalt verstarb Papst Paschalis II. (am 21. Januar 1118). Um seine Vorstellungen vom Investiturrecht bestätigt zu bekommen, ließ der Kaiser den Erzbischof Mauritius von Braga zum Nachfolger erheben, der sich Gregor VIII. nannte. Er konnte sich aber gegen seinen Rivalen Gelasius II. nicht durchsetzen und wurde in Rom mit dem Spottnamen Burdinus (= spanischer Esel) verhöhnt. Während des zweijährigen Aufenthalts des Kaisers in Italien hatte vor allem sein Neffe, Herzog Friedrich von Schwaben, für ihn gekämpft und die Positionen in Süddeutschland und im Mittelrheingebiet nicht nur halten, sondern sogar ausbauen können. Dabei hatte der Staufer nicht nur das Reichsinteresse im Auge, sondern er wollte auch seine eigene Territorialmacht stärken. Die später so wichtigen staufischen Positionen im Unterelsass und im Worms- und Speyergau wurden durch Friedrich geschaffen, der hier zahlreiche Burgen errichtete. Seine Heirat mit der Tochter des welfischen Herzogs Heinrich von Bayern (1120) sollte wohl auch dazu dienen, seine Position im Kampf um die Nachfolge Heinrichs V. zu verbessern. 3.3 Das Wormser Konkordat
Guido von Vienne als Papst
Die Lösung des seit 1075/78 das Reich aufwühlenden Investiturstreits wurde von dem Mann durchgesetzt, der im Pontifikat Paschalis’ II. der radikalste Gregorianer gewesen war, von Guido von Vienne. Dieser war am 2. Februar 1119 in Cluny zum Papst gewählt und in Vienne als Calixt II. zum Papst gekrönt worden. Er entstammte höchstem Adel, war mit den Königen von Frankreich und England und mit dem Kaiser verwandt und kam nicht wie alle seine Vorgänger seit Gregor VII. aus dem Mönchtum. Trotz seiner gregorianischen Überzeugungen strebte er einen Ausgleich mit Heinrich V. an. Die Voraussetzungen im Reich wurden auf dem Fürstentag von Mainz vom Juni 1119 geschaffen, auf dem ein Reichsfrieden beschlossen und Calixt II. als Papst anerkannt wurde. Im September begannen Verhandlungen, die auf päpstlicher Seite durch Abt Pontius von Cluny und Bischof Wilhelm von Champeaux geführt wurden. Bald schon schien ein Abkommen in Sicht, das bei einer persönlichen Zusammenkunft von Papst und Kaiser im lothringischen Mouzon geschlossen werden sollte. Doch die päpstliche Seite war immer noch nicht bereit, dem Kaiser die Regalieninvestitur, d. h. die Einweisung in die weltlichen Güter und Rechte eines Bistums, zuzugestehen. Nach neuen Kämpfen, bei denen wieder die Sachsen und Adalbert von Mainz gegen den Kaiser standen, wurde auf einem Reichstag in
3. Heinrich V.
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Würzburg im September 1121 „ein ganz sicherer Frieden“ (pax firmissima) geschlossen. Die Fürsten verlangten vom Kaiser, dem Papst gehorsam zu sein und sich mit ihm wegen der Investitur zu einigen. Indem die Fürsten aber auch die Wahrung der Ehre des Reiches forderten und zusagten, ihren Einfluss beim Papst zugunsten eines Übereinkommens einzusetzen, traten sie als Garanten der Reichsrechte neben dem Kaiser in Erscheinung. Die abschließenden Verhandlungen, die auf päpstlicher Seite von Kardinalbischof Lambert von Ostia geleitet wurden, führten am 23. September 1122 zum Abschluss des sog. Wormser Konkordats. Dieses besteht aus zwei Urkunden, einer kaiserlichen (Heinricianum) und einer päpstlichen (Calixtinum). Die kaiserliche Urkunde ist an Papst Calixt, die heiligen Apostel Petrus und Paulus sowie an die Kirche adressiert und spricht den Verzicht auf die Investitur mit Ring und Stab aus. Außerdem sichert sie die freie kanonische Wahl und die unbehinderte Weihe des Gewählten zu. Das Heinricianum wurde von einer beträchtlichen Anzahl von geistlichen und weltlichen Großen unterzeichnet; darin kommt zum Ausdruck, dass jetzt auch die Fürsten, nicht mehr allein der König, das Reich repräsentierten. Es fehlen aber Unterschriften aus Sachsen; kein sächsischer Bischof oder Graf war anscheinend in Worms zugegen. Die päpstliche Urkunde nennt als Empfänger allein Heinrich V.; vom Reich oder von den möglichen Nachfolgern des jetzigen Kaisers ist nicht die Rede. Aber es wird das Zugeständnis gemacht, dass die Wahl in „Gegenwart des Königs“ vor sich gehen solle. Bei zwiespältigen Wahlen sollte sich der König der pars sanior anschließen; wer diese sei, sollte der zuständige Metropolit mit seinen Suffraganen entscheiden. Die Investitur in die Regalien sollte mit dem Szepter vorgenommen werden, und zwar in Deutschland vor der Weihe, in Burgund und Italien innerhalb von sechs Monaten danach. Auch dort waren die Belehnten aufgefordert, ihre Pflichten gegenüber dem König zu erfüllen. In Deutschland war mit dieser Regelung der Einfluss des Königs auf die Person des zu wählenden Bischofs gewahrt, während in Burgund und in Italien dem König nur noch geringe Möglichkeiten blieben. Ein Hoftag in Bamberg billigte im November 1122 diese Abmachungen, die sich weithin an die Regelungen des Konkordats von Westminster von 1107 anschlossen. Als auf der Lateransynode vom März 1123 die kaiserliche Urkunde verlesen wurde, stimmten die Anwesenden dem Investiturverzicht des Kaisers begeistert zu. Beim Calixtinum stießen jedoch die Zugeständnisse an den Kaiser auf heftige Ablehnung, Calixt II. verwies jedoch darauf, dass diese von der Synode nicht gebilligt, sondern nur um des Friedens willen geduldet werden müssten.
„Wormser Konkordat“
Heinricianum: die kaiserliche Urkunde
Calixtinum: die päpstlichen Zugeständnisse
Ablehnung des Calixtinums auf der Lateransynode 1123
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A. Das Reich im Investiturstreit
3.4 Das Ende der salischen Dynastie
Gescheiterter Zug nach Frankreich
Kinderloser Tod Heinrichs V.
Charakter Heinrichs V.
Die Jahre um 1120 hatten eine allmähliche Konsolidierung der Macht des Kaisers wenigstens in Süddeutschland gebracht; sogar nach Westfalen und an den Harz ist Heinrich im Winter 1119/20 noch einmal gezogen. Es schienen sich sogar noch größere Aussichten zu eröffnen, als 1120 der einzige Sohn König Heinrichs I. von England ums Leben kam. Denn Heinrich V. konnte hoffen, über seine Gemahlin Mathilde auch das englische Königtum zu erwerben. Im Bund mit England begann der Kaiser im Sommer 1124 einen Feldzug gegen Frankreich, der den Krieg seines Schwiegervaters gegen den französischen König Ludwig VI. unterstützen sollte. Heinrich V. brach das Unternehmen jedoch ab, als Abt Suger von St-Denis die Fürsten und das Volk von Frankreich hinter König Ludwig zu scharen vermochte, der unter der sog. Oriflamme, einer rot-golden geflammten Fahne, die auch als Banner Karls des Großen galt, den Eindringlingen entgegenzog. Für das französische Selbstbewusstsein und den Ausbau der Macht des französischen Königs ist dieses Ereignis von größter Bedeutung. Als Heinrich V. am 23. Mai 1125 im Alter von 39 Jahren starb, hinterließ er keine erbberechtigten Kinder. Sein Neffe Friedrich von Schwaben, den er zum Privaterben eingesetzt hatte, konnte auf die Krone hoffen, für deren Erwerb er sich in den Kämpfen der Jahre nach 1115 vorbereitet hatte. Im Gegensatz zu seinem Vater Heinrich IV., der bei aller Unbeständigkeit und trotz seiner Niederlagen im Volk ein hohes Ansehen genoss, bietet der letzte Salier das Bild eines kalten, egoistischen Herrschers ohne moralische Skrupel. Er hatte sich gegen seinen Vater unter Bruch seines Eides erhoben und diesen sogar gefangen gesetzt, obwohl er ihm freies Geleit zugesichert hatte. Auch den Papst hat er festgenommen, um ihm seinen Willen aufzuzwingen; und mehrere Fürsten wie etwa seinen ehemaligen Vertrauten und Kanzler Adalbert von Mainz behandelte er ebenso. Ein merkwürdiges Nebeneinander von nüchternem, politischen Kalkül und heftigen Ausbrüchen von Jähzorn und Rachsucht prägen diesen Herrscher, bei dem – anders als bei seinem Vater und Großvater – kaum Spuren einer religiösen Haltung erkennbar sind. Entscheidend für sein politisches Scheitern war es wohl, dass er kein dauerndes Auskommen mit den Fürsten erreichte, wenn es auch einige Vertreter des Hochadels gibt, die von seinen Anfängen an bis zu seinem Tod immer wieder in seiner Umgebung auftauchen, so die Grafen Berengar von Sulzbach und Gottfried von Calw.
B. Strukturen im Wandel Ohne Zweifel war das Zeitalter des Investiturstreits eine Zeit epochaler Veränderungen und beschleunigter Entwicklungen. Beim folgenden knappen Abriss soll vor allem beachtet werden, ob der Wandel von den Ereignissen des Investiturstreits angestoßen wurde oder nicht. Die Voraussetzung für diesen Wandel in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft war ein geistiger Umbruch, eine neue Einstellung zu überlieferten Haltungen und Strukturen. Dieser Umbruch kann nur schwer im einzelnen erfasst werden, aber er ist ebenso hinter der neuartigen Entschlossenheit der Päpste seit Leo IX., die theoretisch längst formulierten Ansprüche des römischen Stuhls auf Leitung der Kirche auch zu verwirklichen, zu erkennen wie in der Absicht der Könige und der Fürsten, ihre Herrschaft zu intensivieren und zu arrondieren. Das Neue zeigt sich auch in einem religiösen Aufbruch, wobei die Laien eine in bis dahin unbekanntem Ausmaß aktive Rolle spielten.
1. Die Kirche 1.1 Das Papsttum Dass sich die Vorstellungen von der rechten Verfassung der Kirche und auch ihr tatsächliches Erscheinungsbild seit der Mitte des 11. Jahrhunderts tiefgreifend gewandelt haben, ist unbestritten. Dies gilt in erster Linie für die Rolle des Papsttums, das seit Leo IX., Nikolaus II. und vor allem Gregor VII. begann, die Kirche tatsächlich zu leiten, während die führende Rolle der Päpste in der Zeit davor meist bloßer Anspruch gewesen war. In der Auseinandersetzung mit Konstantinopel wurde die Verheißung Christi an Petrus (Matth. 16, 18 f.) allein auf den römischen Stuhl bezogen und die Anerkennung des päpstlichen Primats als einer Glaubenswahrheit gefordert. Als der Patriarch von Konstantinopel dieses Verständnis vom römischen Primat nicht anerkennen wollte, kam es 1054 zum Schisma zwischen Ost und West. Wenig später formulierte Petrus Damiani den Satz, dass Ungehorsam gegenüber dem Papst Häresie bedeutet. Derselbe Petrus Damiani
Geistiger Umbruch als Voraussetzung für den Wandel
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Der Papst als vicarius Christi
Päpstlicher Zentralismus
Kardinalskolleg
B. Strukturen im Wandel
sprach auch schon davon, dass der Papst sein Amt als Vertreter Christi ausübe; den Begriff vicarius Christi benutzte er allerdings noch nicht. Dies tat auch Gregor VII. nicht, dessen Dictatus Papae aber erstmals Grundsätze über den Vorrang und die Vorrechte des römischen Stuhls zusammenstellte. Die neue Rolle des Papsttums zeigte sich einmal darin, dass der Papst persönlich (wie zuerst Leo IX.) in vielen Regionen der abendländischen Christenheit in Erscheinung trat, um dort Synoden zu feiern, Gericht zu halten oder Kirchen und Altäre zu weihen. Weiterhin griff er von nun an nicht erst dann in Streitigkeiten innerhalb der Ortskirchen ein, wenn er darum gebeten wurde, sondern wurde von sich aus tätig. Weil Leo IX. und seine Nachfolger sich entschlossen zeigten, den Universalepiskopat des Papstes durchzusetzen, kam es schon bald zu Spannungen mit den Metropoliten und Bischöfen der einzelnen Kirchenprovinzen, die es nicht hinnehmen wollten, dass ihre Rechte eingeschränkt wurden. Die Ausrichtung der westlichen Kirche auf Rom, der beginnende „päpstliche Zentralismus“, führte auch dazu, dass die liturgischen Besonderheiten einzelner Regionen, wie der Kirchenprovinz Mailand mit ihrer ambrosianischen und Spaniens mit seiner mozarabischen Liturgie, eingeebnet wurden, wobei Gregor VII. sogar mit Gewalt drohte, um das römische Vorbild durchzusetzen. Die weit gespannte Zuständigkeit des Papsttums erforderte eigene Organe, die die Päpste bei ihrer „Regierungsarbeit“ unterstützen konnten. Daher entstanden in der hier behandelten Epoche das Kardinalskolleg, die päpstliche Kanzlei und eine neuartig organisierte Finanzverwaltung. Auch die Entsendung von Legaten erfolgte jetzt planmäßig und in der Absicht, die Auffassungen der Päpste im gesamten Abendland durchzusetzen. Seit Leo IX. erscheinen Kardinäle als Berater des Papstes. Diese waren anfangs keine einheitliche Gruppe. Zu ihnen gehörten die sieben Bischöfe der unmittelbar um Rom liegenden Diözesen („suburbikarische Bischöfe“), die 28 Priester der wichtigsten römischen Kirchen und die 18 Diakone, die in den römischen Stadtbezirken die Armenpflege und das Pilgerwesen zu organisieren hatten. Seit Leo IX. gelangten in diese Ämter nicht mehr allein Angehörige des römischen Klerus, sondern sie wurden mit Leuten aus der gesamten westlichen Kirche besetzt. Das Papstwahldekret von 1059 bedeutete einen wichtigen Schritt auf dem Weg zum alleinigen Wahlrecht der Kardinäle. Im Laufe von wenigen Jahrzehnten formierte sich das Kardinalskolleg; unter Paschalis II. war dieser Vorgang abgeschlossen. In den Jahren nach 1111 traten die Kardinäle immer wieder als die eigentlichen Träger der Reformpo-
1. Die Kirche
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litik hervor. Die Entstehung der curia Romana, des päpstlichen „Hofes“ – der Begriff findet sich zuerst unter Urban II. und Paschalis II. –, kann verstanden werden als imitatio imperii, als Nachahmung der kaiserlichen Institutionen. Auch Symbolhandlungen aus der herrscherlichen Repräsentation wurden in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts vom Papsttum übernommen, wie die Krönungen und Festkrönungen, das Tragen eines Mantels in der Kaiserfarbe Purpur oder die Forderung an Besucher, die Füße zu küssen. Auch die Sammelbezeichnung „päpstliche Kapelle“ für die in der Umgebung des Papstes wirkenden Geistlichen folgte dem Vorbild des Kaisers. Wie für das kaiserliche Urkundenwesen längst üblich, hatte sich am päpstlichen Hof im Laufe des 11. Jahrhunderts eine Kanzlei entwickelt, die dann im 12. Jahrhundert imstande war, die zahlreichen Bitten um päpstliche Privilegien, die aus dem gesamten Abendland kamen, zu bewältigen. Für wenige Jahrzehnte trat seit der Mitte des 11. Jahrhunderts der Archidiakon als Vertreter des Papstes und Leiter der Verwaltung hervor. Aber schon um 1100 wurde die Finanzverwaltung, die unter Urban II. nach dem Vorbild von Cluny aufgebaut worden war, unter dem päpstlichen Kämmerer verselbständigt. Als wichtige Helfer der Päpste bei der Durchsetzung ihrer Kontrolle über die westliche Kirche wurden seit der Mitte des 11. Jahrhunderts Legaten in alle Regionen Europas entsandt. Gregor VII. hatte in seinem Dictatus Papae gefordert, dass apostolische Legaten unabhängig von ihrem Weihegrad über allen Bischöfen und Erzbischöfen stehen sollten und er hatte diese Forderung auch durchzusetzen versucht. Die Orientierung der gesamten Kirche auf den Papst, die umfassende Kontrolle der Rechtsprechung und der Verwaltung durch die Kurie und die Lenkung der Personalpolitik von Rom aus war zwar um 1100 in der Praxis nicht möglich – dazu fehlten die verkehrsmäßigen und organisatorischen Voraussetzungen –, aber die neue Struktur der Kirche, wie sie letztlich bis heute besteht, wurde in jener Zeit konzipiert. Doch nicht nur auf innerkirchlichem Gebiet können wir davon sprechen, dass das Papsttum von jetzt an die Führungsposition einnimmt. Schon Leo IX. und Nikolaus II., dann Alexander II. und vor allem Gregor VII. griffen auch tief in den weltlichen Bereich ein. Mit der Lehensverbindung zwischen Papst und Normannenfürsten machte sich Nikolaus II. 1059 zum Oberlehnsherrn eines Gebiets, das bisher zum Machtbereich des Kaisers gehört hatte. Und als Alexander II. dem Herzog Wilhelm von der Normandie vor seiner Überfahrt nach England eine Petersfahne übersandte, wollte der Papst anscheinend eine Abhän-
Nachahmung des Kaisertums
Organe der päpstlichen Verwaltung
Päpstliche Legaten
Eingreifen in den weltlichen Bereich
46 Begründung einer hierokratischen Weltordnung
Historiographie und Streitschriften zur neuen Rolle des Papsttums
B. Strukturen im Wandel
gigkeit vom apostolischen Stuhl zum Ausdruck bringen. Einen Höhepunkt erreichte das päpstliche Eingreifen in weltliche Dinge mit Bann und Absetzung Heinrichs IV. in den Jahren 1076 und 1080. Wenig später (1081) formulierte Gregor VII. Ansprüche an einen rex idoneus, einen „geeigneten König“; er sollte Treue und Gehorsam gegenüber dem Papst üben und sein Vasall werden. Mindestens theoretisch war damit die Vorstellung von einer hierokratischen Weltordnung, einer Leitung der Welt durch die Geistlichkeit, begründet. Da das Papsttum aus seiner regionalen Beschränkung herausgetreten war, ist es nicht erstaunlich, wenn seine Aktionen im ganzen Abendland wahrgenommen wurden. Dies zeigte sich auch in der Historiographie, die in bis dahin nicht gekannter Ausführlichkeit über die Vorgänge in Rom berichtete. Auch die Streitschriften, die nach 1080 in größerer Zahl in Deutschland und in Italien entstanden, trugen – zustimmend oder ablehnend – zur Verbreitung der neuen Stellung des Papsttums in der Kirche und gegenüber der Welt bei: Der Trierer Domscholaster Wenrich oder ein anonymer Hersfelder Mönch kritisierten die neue Position des Papstes als Herr der Bischöfe und Richter über die Könige, während die Gregorianer Bernold von Konstanz und Manegold von Lautenbach die Eingriffe Gregors VII. vehement verteidigten. Obwohl die Antigregorianer die Lebensweise und die Doktrin Gregors VII. heftig angriffen, hat keiner von ihnen den Primat des römischen Stuhls in Zweifel gezogen. 1.2 Die Bischöfe
Neues Selbstverständnis
Durch den Umbau der Kirchenverfassung veränderte sich auch die Stellung der Bischöfe. Diese wurde aber auch entscheidend betroffen von der Schwächung der königlichen Kirchenherrschaft. Was die soziale Herkunft der Bischöfe anbetrifft, so brachte der Investiturstreit keinen entscheidenden Wandel. Ministerialen gelangten unter Heinrich IV. nur in ganz geringer Zahl auf einen Bischofsstuhl; neu war nur, dass in größerer Anzahl als zuvor Angehörige des regionalen Adels ein Bischofsamt erhielten. Der Wandel des Bischofsamtes zeigt sich einmal in einem neuen Selbstverständnis, wonach die Bischöfe sich auf die geistlichen Aufgaben ihres Amtes konzentrieren müssten, zum andern aber darin, dass die Bischöfe wie die weltlichen Fürsten begannen, aus einer Ansammlung von Herrschaftsrechten ein Territorium zu schaffen: Aus den Reichsbischöfen der ottonisch-frühsalischen Periode wurden allmählich „Fürsten“.
2. Die Verfassung des Reiches
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Schon um die Mitte des 11. Jahrhunderts hatte Adalbert von Bremen damit begonnen, sein nicht sehr reiches Bistum intensiver zu nutzen und seine Herrschaftsrechte durch Burgenbau zu sichern. Während dieser Versuch letztlich scheiterte, gelang es in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts Erzbischof Adalbert von Mainz – trotz der Gegenmaßnahmen Heinrichs V. – die Grundlagen für ein Bischofsterritorium zu legen. Nach dem Vorbild der salischen Könige betrieb er eine eigene Städtepolitik (1118: Privileg für die Mainzer Bürger), förderte die Ministerialen und ließ gezielt Burgen zur Sicherung seiner Rechte erbauen (Aschaffenburg 1122, Erfurt 1123). Die eigentlich geistlichen Aufgaben der Bischöfe, die in den Quellen ohnedies kaum hervortreten (Weihen von Kirchen oder Priestern, Visitationen und Gerichtstage, Verwaltung des Bischofsgutes), haben sich während unserer Epoche kaum verändert. Die intensivere Betreuung der Gläubigen machte es aber erforderlich, dass die Bischöfe sich Helfer suchten, um ihre zum Teil weit ausgedehnten Diözesen zu versorgen. Seit der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts sind in den Erzdiözesen Mainz und Köln Archidiakone bezeugt; aus Trier kennen wir sie schon früher. Auch die Forderungen der Könige nach Teilnahme der Bischöfe an Hoftagen und an den Italienzügen veränderten sich nicht grundsätzlich, wenn auch die Kämpfe des Investiturstreits auf diesen Bereich bischöflicher Tätigkeit nicht ohne Einfluss blieben. Gegen die Beschränkung der bischöflichen Gewalt durch den päpstlichen Zentralismus fanden sich die Bischöfe nur selten zum Widerstand zusammen. Die Verurteilungen Gregors VII. durch die Bischofsversammlungen von Worms (Januar 1076) und Brixen (Juni 1080) sind aber auch ein Ausdruck des bischöflichen Aufbegehrens gegen den Papst, das im deutschen und oberitalienischen Episkopat besonders stark war.
Anfänge der Bildung von Territorien durch Bischöfe
Geistliche Aufgaben der Bischöfe
Widerstand gegen den päpstlichen Zentralismus
2. Die Verfassung des Reiches 2.1 Das Königtum Für das deutsche Königtum brachten die Auseinandersetzungen Heinrichs IV. mit den Päpsten seiner Zeit tiefgreifende Veränderungen: In ottonischer und frühsalischer Zeit war in der Krönungsliturgie die quasi-geistliche Stellung des Königs betont worden, der als vicarius Christi das Reich und die Kirche zu leiten hatte. Innerhalb weniger
Quasi-geistliche Stellung des Königs
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Das „heilige“ Reich
Manegold von Lautenbach
Königstheologie Gottschalks von Aachen
Übernatürliche Elemente im Königtum
B. Strukturen im Wandel
Jahrzehnte vollzog sich dann eine „Entheiligung“ des weltlichen Herrschers: 1027 nannte Papst Johannes XIX. Kaiser Konrad II. divus augustus und 1055/6 sprach Petrus Damiani gegenüber Heinrich III. vom Reich als dem sanctum imperium. In der Zeit Heinrichs IV. finden wir solche Bezeichnungen nur noch bei extremen Anhängern der kaiserlichen Partei, etwa bei Benzo von Alba. Erst im 12. Jahrhundert erscheinen diese Begriffe wieder für den Kaiser und seinen Hof; diesmal sind sie jedoch nur noch ein Ausdruck des Versuchs, an die Traditionen des spätantiken und des byzantinischen Kaisertums anzuknüpfen. Noch Heinrich III. hatte die geistlichen Komponenten seines Amtes besonders betont. Aber schon in den letzten Jahren seiner Herrschaft wurden grundsätzliche Einwände gegen diese Vorstellungen laut. So behauptete der einflussreiche Kardinal und Berater mehrerer Päpste Humbert von Silva Candida, dass der König nicht mehr sei als ein gewöhnlicher Laie, und ein anonymer burgundischer oder französischer Verfasser tadelte das Eingreifen Heinrichs III. zur Beseitigung des Schismas von 1046 mit heftigen Worten. In der Diskussion über die zweimalige Bannung Heinrichs IV. durch Gregor VII. wurden dann noch extremere Ansichten geäußert. Berühmt ist die Behauptung Manegolds von Lautenbach, dass der König vom Volk erhoben worden und durch einen Vertrag zu guter Amtsführung verpflichtet sei; wie ein Schweinehirt, der die ihm anvertrauten Schweine nicht gut behandle, könne daher der König seines Amts enthoben und verjagt werden – eine Lehre, die bereits die Vorstellung von der „Volkssouveränität“ vorwegzunehmen scheint. Eine eigentliche Königstheologie wurde erst in der Umgebung Heinrichs IV. unter dem Eindruck des päpstlichen Ausgreifens in den weltlichen Bereich entwickelt. Das von Gottschalk von Aachen formulierte Absageschreiben an Gregor VII. vom Januar 1076 nannte den König einen „Gesalbten des Herrn“ (christus Domini) und übertrug das für den Papst aufgestellte Gebot der „Nichtjudizierbarkeit“ auf den König. Damit sollte das Königtum im göttlichen Recht verankert werden, ohne dass eine Vermittlung durch die Kirche erforderlich wäre. Die Ereignisse von Canossa 1077 zeigten, dass hinter diesen Theorien keine reale Macht stand. Wenig später war es der sog. Petrus Crassus, der als erster proköniglicher Autor das römische Recht als Stütze der königlichen Ansprüche heranzog – seine Schrift zur Verteidigung Heinrichs IV. blieb aber ohne jede Resonanz. Das Königtum des 12. Jahrhunderts war aber keineswegs völlig säkularisiert; vielmehr können wir eine Intensivierung der übernatürlichen und mythischen Elemente in der Begründung des Königtums
2. Die Verfassung des Reiches
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beobachten, vor allem in Frankreich und England, aber auch im Reich. Der Einfluss des Königs auf die Reichskirche blieb auch im 12. Jahrhundert bedeutend, trotz der Veränderungen, die der Investiturstreit mit sich gebracht hatte. Auf Dauer verändert hat sich die Titulatur der deutschen Könige: Um seine Ansprüche auf Italien und auf das Kaisertum abzuwehren, hatte Gregor VII. König Heinrich IV. absichtsvoll immer als rex Teutonicorum angesprochen. Heinrich und seine Anhänger vermieden es dagegen konsequent, diesen Titel anzuwenden, weil sie darin eine Beschränkung ihres Herrschaftsanspruchs auf Deutschland sahen. Die Kanzlei Heinrichs V. hat dann den Titel rex Romanorum zur Norm erhoben. Nur langsam und unabhängig vom gewandelten Verhältnis zwischen König und Kirche verstärkten sich die Tendenzen, das Reich (regnum) als Begriff und als Realität neben der Person des Königs wahrzunehmen („Transpersonalität“). In einer ganzen Reihe von Briefen Heinrichs IV. ist vom honor regni, von der „Ehre des Reiches“, neben der Ehre des Königs die Rede. Vielleicht nach normannischem Vorbild bemühten sich die beiden letzten Salier, dem Königtum eine sichere materielle Basis zu verschaffen. Deshalb versuchten sie, die alte Königsgutslandschaft im Harzgebiet wiederzugewinnen und auszubauen, wo sie Burgen errichten ließen, die mit Ministerialen besetzt wurden. Heinrich V. soll sogar die Einführung einer Reichssteuer beabsichtigt haben. Es gab auch Ansätze zu einem Bündnis zwischen dem König und den erst in dieser Zeit zu politischer Bedeutung gelangten Bürgern der Städte (vor allem im Rheinland). Heinrich IV. und sein Sohn erreichten zwar noch keinen dauernden Erfolg bei ihrem Bemühen, ein Königsterritorium zu schaffen, aber auf ihrem Vorbild beruhten die erfolgreicheren Anstrengungen der staufischen Herrscher Konrad III. und Friedrich I. im Elsass, in Franken und in Mittelitalien. Im Unterschied zur älteren Forschung ist man heute skeptischer in der Einschätzung der tatsächlichen Macht der Könige des 10. und 11. Jahrhunderts. Die Konkurrenz der Großen und ihre Widerstandshandlungen gegen die königliche Herrschaft werden als Strukturelement des früheren Mittelalters gesehen, und man ist davon abgekommen, allein der Zentralgewalt legitime Herrschaftsrechte zuzugestehen; vielmehr betont man, dass der König zusammen mit den Fürsten das Reich zu regieren hatte (SCHNEIDMÜLLER: „konsensuale Herrschaft“). Der Investiturstreit hat das Verhältnis zwischen Königtum und Adel in Deutschland in doppelter Hinsicht beeinflusst: Erstens fand der
Der deutsche König als rex Romanorum
Ausbau der materiellen Basis
Städte
Königtum und Adel
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B. Strukturen im Wandel
Adel im Kampf für die Freiheit der Kirche und für die gregorianische Reform eine Rechtfertigung seines Widerstands gegen die königliche Herrschaft. Zweitens wurde durch die weitgehend freie Wahl Rudolfs von Schwaben zum König in Forchheim 1077 mit der Vorstellung von einer mit einem besonderen Heil ausgestatteten Königsfamilie auf Dauer gebrochen. Das schwierige Verhältnis zwischen König und Adel zeigt sich auch darin, dass sowohl Heinrich IV. als auch Heinrich V. persönliche Freundschaften am ehesten zu Angehörigen der Ministerialität entwickelten. 2.2 Landfrieden
Reichsfrieden von 1103 in Mainz
Gottesfrieden in Lüttich und Köln
„Geburt der Strafe“ im Reichsfrieden
Als wichtiges neues Element der königlichen Herrschaftsausübung, das in der Zeit um 1100 entstand und bis ins späteste Mittelalter nachwirkte, sind die Landfrieden zu erwähnen. Als Heinrich IV. 1103 auf einem Reichstag in Mainz einen Frieden für das ganze Reich ausrief, griff er Versuche wieder auf, wie sie schon 20 Jahre zuvor unternommen worden waren. Die aus Aquitanien kommende Gottesfriedensbewegung hatte im Reich lange Zeit nicht Fuß fassen können. Erst die inneren Kämpfe, wie sie seit 1077 und verstärkt seit 1080 in verschiedenen Gegenden des Reiches tobten, hatten es erforderlich gemacht, die nicht mehr überall anerkannte königliche Gewalt durch andere Autoritäten zu ersetzen. Nach französischem Vorbild wurden zuerst in zwei westdeutschen Bistümern, in Lüttich und in Köln, durch die Bischöfe Gottesfrieden erlassen, die eine Waffenruhe für bestimmte Tage und Zeiten und ein Verbot des Waffentragens enthielten (1082/83). 1093 hatten auch die Herzöge Welf von Bayern und Berthold von Schwaben in Ulm einen zweijährigen Frieden aufgerichtet, allerdings hatten sie den Kaiser und seine Anhänger ausdrücklich ausgenommen. Hier lag die Initiative erstmals bei den weltlichen Fürsten und nicht mehr bei den Bischöfen: Aus dem Gottesfrieden war ein Landfrieden geworden. In dieser Tradition steht der Reichsfriede von 1103, der vier Jahre gelten sollte. Er bedrohte bestimmte Delikte (Diebstahl, Raub, Brandschatzung) mit der Strafe der Blendung oder des Handverlusts und stellte einige Gruppen der Bevölkerung (hier zum ersten Mal auch ausdrücklich die Juden) unter seinen Schutz. Neben den Körperstrafen, die ohne Rücksicht auf die Art des Verbrechens und den Stand des Verbrechers für jedes friedensstörende Delikt verhängt werden sollten, wurde auch der Verlust des Eigentums und der Lehengüter angedroht. Als Beleg dafür, dass diese Friedensordnung im Reich verbreitet und bekanntgemacht
2. Die Verfassung des Reiches
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wurde, besitzen wir aus Schwaben einen regionalen Frieden aus dem Jahr 1104, der die Bestimmungen von 1103 noch schärfer fasste. Zwar konnte sich der Kaiser nicht als oberste Instanz der Friedenswahrung durchsetzen, wie die inneren Kämpfe der Jahre 1105/06 zeigen, aber die Initiative Heinrichs IV. führte dazu, dass bis 1235 die meisten Friedensordnungen im Reich vom Kaiser oder König ausgingen. 2.3 Adel und Fürsten Wichtige Veränderungen vollzogen sich im Verlauf des 11. Jahrhunderts auch beim Adel. In dieser Zeit begannen sich vor allem in Schwaben, Bayern und Sachsen jene Adelshäuser zu konstituieren, die für viele Jahrhunderte die europäische Geschichte prägen sollten. Die meisten dieser Adelsgeschlechter, wie die Welfen oder die Zähringer, verdankten ihren Aufstieg nicht dem Königtum, sondern gerade ihrer Opposition zum König. Ihr „fürstliches“ Selbstbewusstsein und ihr Selbstverständnis zogen sie aus ihren guten Beziehungen zum Papsttum oder aus ihrer regionalen Verankerung, damit also aus Begründungen, die das salische Königtum nicht für sich reklamieren konnte. Die daraus sich entwickelnde Umgestaltung der Reichsstruktur zeigt sich z. B. im Herzogtum Schwaben. Seit 1079 hatte es zuerst zwei, später zeitweise sogar drei Herzöge von Schwaben gegeben und als 1098 der Zähringer Herzog Berthold auf das schwäbische Herzogtum verzichtete, erhielt er vom Kaiser Zürich als Reichslehen übertragen, das einer der wichtigsten Plätze in Schwaben war. Dadurch wurde innerhalb der Grenzen des alten Herzogtums ein neues Territorium geschaffen, das seinen Schwerpunkt beiderseits des Schwarzwaldes hatte, und der Zähringer behielt auch seinen Herzogstitel bei. Dieses Vorgehen Heinrichs IV. weist auf die Aufteilung der großen, alten Herzogtümer und die Schaffung des sog. jüngeren Reichsfürstenstandes unter den Staufern voraus. Wichtige Kennzeichen des neuen adeligen Selbstbewusstseins sind die Wahl eines Stammsitzes sowie eines Namens und die Gründung und Förderung eines Hausklosters, das als Grablege, als Ort des Totengedächtnisses, und zur Erinnerung an die Geschichte der Gründerfamilie dienen sollte. Bei den Adelsfamilien wurde die Einnamigkeit des früheren Mittelalters durch zusammengesetzte Namen ersetzt, wobei eine Beziehung zum (angeblichen oder tatsächlichen) Stammsitz der Familie ausgedrückt wurde. Mit der Kirchenreform hängt auch die Ausbildung eines Adelsethos zusammen, das den Waffendienst als Dienst an den Armen und an
Konstituierung von Adelshäusern
Umgestaltung der Reichsstruktur. Beispiel: Schwaben
Die Kennzeichen des adeligen Selbstbewusstseins
Adelsethos und Aufgaben des christlichen Rittertums
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B. Strukturen im Wandel
der Kirche verstand. Der italienische Gregorianer Bonizo von Sutri hat als erster die christlichen Ritter nicht nur zum Schutz der Witwen und Waisen, der Armen und Unterdrückten, sondern darüber hinaus auch zum Schutz der Kirche und des Klerus und zum Kampf gegen Häretiker und Schismatiker – also gegen Simonisten und Anhänger des gebannten Königs Heinrich IV. – verpflichtet. 2.4 Die Städte
Politische Rolle der Stadtbürger
Bedeutung des Investiturstreits für die städtischen Freiheiten
Aufschwung des Handels
Wenn auch die eigentliche Blütezeit des mittelalterlichen Städtewesens im Reich erst im ausgehenden 12. und im 13. Jahrhundert erreicht wurde, so liegen doch die Anfänge dieser Entwicklung im Zeitalter des Investiturstreits. Dafür spricht, dass sich damals die Bezeichnung ,stat‘ (anstelle des älteren ,burg‘) herausbildet und dass jetzt die Bewohner der Städte allgemein burgenses – Bürger genannt werden. In diese Zeit gehören auch die Anfänge der Stadtgemeinde als einer politisch wirksamen Genossenschaft; ihre rechtliche Verfestigung erfolgte allerdings erst im 12. Jahrhundert. Die politische Rolle der Städte begann mit dem Bündnis zwischen Heinrich IV. und den rheinischen Städten Worms und Speyer, deren Bürger die Herrschaft ihres Bischofs abschütteln wollten. Die Vertreibung des Wormser Bischofs durch die Einwohner seiner Stadt im Jahre 1073 machte hier Epoche; Heinrich IV. belohnte diese Aktion durch ein großes Zollprivileg für die Wormser Kaufleute. Im folgenden Jahr kam es auch in Köln zu einem ersten großen Aufstand gegen den bischöflichen Stadtherrn; Erzbischof Anno konnte ihn nur mit Mühe niederwerfen. 1106 erhielten die Kölner Bürger als Dank für ihre Treue von Heinrich IV. das Befestigungsrecht. Einige Jahre später erlangten auch Speyer und Mainz – allerdings von ihrem Bischof – umfassende Privilegien. Die Auseinandersetzungen des Investiturstreits trugen also zur raschen Entwicklung der städtischen Freiheiten bei. Unmittelbar mit den religiösen Bewegungen dieser Zeit hängen auch die Entwicklungen in einigen oberitalienischen Städten, allen voran in Mailand, zusammen. Die religiös geprägte Pataria richtete sich auch gegen die herkömmliche Form der Stadtherrschaft in der Hand weniger hochadeliger Familien. Der Aufschwung der Städte im 11. Jahrhundert erklärt sich aber nicht nur aus diesen politischen Gegebenheiten, sondern er war ebenso ein Ergebnis des intensiveren Handels und der Entfaltung eines für den Markt produzierenden Wirtschaftslebens. Die quellenmäßigen Belege für diese wirtschaftlichen Wandlungen sind allerdings gering. Immer-
3. Religiöse Bewegungen
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hin besitzen wir Zeugnisse dafür, dass im 11. Jahrhundert eine große Anzahl von neuen Märkten angelegt wurde, was durch einen stärkeren Austausch zwischen Stadt und Land bedingt war. Seit der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts ist ein Aufschwung des Gewerbes nachweisbar, etwa in Flandern und Brabant, wo schon 1024 für Arras oder 1043 für St. Omer eine industrielle Tuchproduktion bezeugt ist. An der Spitze der Freiheitsprivilegien für Städte steht die berühmte Urkunde für die Stadt Huy an der Maas aus dem Jahre 1066, mit der die Bürger dieser Stadt von ihrem Stadtherrn, dem Bischof von Lüttich, die libertas, d. h. das Asylrecht und eine Reihe von Selbstverwaltungsrechten, erkauften. Die ersten Stadtrechtsprivilegien sind ebenfalls aus diesem Raum erhalten (1101 Cambrai, 1114 Valenciennes, 1127 St. Omer), während im Reich seit der Zeit Heinrichs IV. zwar mehrere rheinische Städte Teilprivilegien erhielten, aber Bestätigungen der städtischen Selbstverwaltung erst in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts erfolgten. Die großen oberitalienischen Städte wurden schon um 1100 durchweg von Konsuln regiert; in Deutschland setzte sich die Ratsverfassung aber erst seit etwa 1200 durch. Auch die Neugründungen von Städten sind im Reich im Wesentlichen eine Erscheinung des 12. und 13. Jahrhunderts, doch entstehen neue Städte schon um und kurz nach 1100: Hier ist vor allem die Fixierung der Rechte der Stadtbewohner in Freiburg im Breisgau zu nennen (wohl doch 1120), die in der Zukunft vorbildhafte Wirkungen entfalten sollte.
Anfänge der Stadtprivilegien im Westen
Freiburger Stadtrecht
3. Religiöse Bewegungen 3.1 Mönche und Kanoniker Im Zeitalter der Kirchenreform erlebte das Mönchtum den Höhepunkt seines Einflusses auf die Entwicklung von Kirche und Gesellschaft in der europäischen Geschichte. Zwar werden heute die Cluniazenser und die ihnen nahestehenden Träger der Klosterreform nicht mehr als die alleinigen Auslöser der Reformbewegung in der Kirche des 11. Jahrhunderts angesehen, aber es bleibt festzuhalten, dass es Mönche waren, die wichtige Entwicklungen angestoßen und getragen haben. Neben den Mönchen aus Lothringen und Burgund – Humbert von Silva Candida und Friedrich von Lothringen – stehen solche aus Italien wie Petrus Damiani und Johannes Gualberti, ohne die die Wirksamkeit der Päpste des 11. Jahrhunderts nicht vorstellbar ist. Und eine so zentrale
Mönche als Träger der Kirchenreform
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Bedeutung der Hirsauer für die Reform
Abt Wilhelm von Hirsau
Klosterlandschaft in Schwaben
Regularkanoniker
B. Strukturen im Wandel
Gestalt wie Hildebrand-Gregor VII. war zweifellos tief von der monastischen Welt geprägt. Derjenige Papst endlich, unter dem die Reform ihren Durchbruch erlebte, Urban II., war ein Cluniazenser. Für die Durchsetzung der Kirchenreform in Deutschland waren zwei Bewegungen entscheidend, nämlich einmal die vom 1049 neu gegründeten Kloster Hirsau ausgehende Klosterreform, zum andern die Ausbreitung der Regularkanoniker. Nun hatte es aber im Reich auch schon vor der Hirsauer Reformbewegung Bestrebungen gegeben, die Ideale des benediktinischen Mönchtums wieder zu verwirklichen. Dazu gehören die vom lothringischen Gorze angeregte Reform, die ihren Schwerpunkt im ausgehenden 10. und beginnenden 11. Jahrhundert hat, und die Anstrengungen des Kölner Erzbischofs Anno (1056–75), das Kloster Siegburg zu reformieren. Diese Siegburger Reform ebenso wie die von Hirsau und von St. Blasien ausgehenden Bewegungen standen unter dem durch das oberitalienische Fruttuaria vermittelten Einfluss Clunys. Während aber die Siegburger Observanz ihre Mitglieder auf den Bischof und nicht auf das Papsttum ausrichtete, woraus sich auch ihre Neutralität im Investiturstreit erklärt, waren die Hirsauer eindeutig gregorianisch geprägt. Diese Parteinahme hatte der aus St. Emmeram in Regensburg gekommene Abt Wilhelm durchgesetzt. Er schuf in Hirsau eine Mönchsgemeinschaft neuen Typs, die auch Laien in großer Zahl anzog und als Konversen ins Kloster eingliederte. Wilhelm war durch einen Aufenthalt in Rom zum Gregorianer geworden und nach seiner Rückkehr (1079) übernahm Hirsau die Gewohnheiten von Cluny. Aber schon mit seinem 1075 erfolgten Übergang vom königlichen zum päpstlichen Schutz hatte Hirsau das Vorbild für andere reformierte Klöster geliefert. Vor allem in Schwaben erlebte das Mönchtum im 11. Jahrhundert einen großen Aufschwung; damals sind mit St. Blasien, Hirsau, Allerheiligen in Schaffhausen, St. Georgen, Petershausen bei Konstanz und Zwiefalten jene Klöster entstanden, die Schwaben erst zu einer Klosterlandschaft machten. Zu diesem zahlenmäßigen Wachstum kommt noch, dass aus diesen Klöstern die wichtigsten Reformer des ausgehenden 11. und beginnenden 12. Jahrhunderts hervorgegangen sind. Das Ideal der vita apostolica für Weltkleriker wurde zwar bereits auf der Lateransynode von 1059 verkündet, aber die Ausbreitung der Regularkanoniker im Reich setzte eher zögernd ein, zuerst in solchen Diözesen, in denen überzeugte Gregorianer als Bischöfe wirkten, wie in Würzburg, Passau und Konstanz. Diese reformierten Weltkleriker führten ein gemeinsames, asketisches, d. h. mönchsähnliches Leben
3. Religiöse Bewegungen
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und verzichteten auf Frauen oder Konkubinen, auf eigene Häuser und üppige Mahlzeiten; das Beispiel der Urkirche und die Regel des heiligen Augustinus dienten als Richtschnur. Papst Urban II. verlieh 1092 dem im schwäbisch-bayerischen Grenzgebiet gelegenen Stift Rottenbuch ein Privileg, in dem die Grundsätze eines gemeinsamen Lebens der Kanoniker niedergelegt waren. Typisch für die ersten Kanonikerstifte war auch, dass ihre Gründer auf ihre eigenkirchenherrlichen Rechte verzichteten und die Stifte dem Papst unterstellten. Aus der am Ende des 11. Jahrhunderts niedergeschriebenen Regel für das elsässische Kanonikerstift Marbach (bei Colmar) ist zu erkennen, dass sich diese neue Lebensform für die Weltpriester an den Regeln und Gewohnheiten der Cluniazenser und Hirsauer orientierte. Im Unterschied zu Frankreich, wo bei den Regularkanonikern eremitische Tendenzen vorherrschten, spielte im Reich schon früh der Aspekt der cura animarum, der Seelsorge, eine Rolle, die später zur wichtigsten Aufgabe der neuen Bewegung werden sollte. Im 12. Jahrhundert wurden die Augustinerchorherren von einer ganzen Reihe von Bischöfen – wie etwa Konrad von Salzburg oder Reinhard von Halberstadt – gefördert, um die Seelsorge zu verbessern und die Verwaltung ihrer Diözese besser in den Griff zu bekommen.
Kanonikerregel für Marbach/Elsass
3.2 Die Laien Trotz der Tendenz zur stärkeren Abgrenzung zwischen Klerus und Laien, die in der gregorianischen Epoche erkennbar ist, gehört zu den Veränderungen auch eine neue Rolle der Laien. Gregor VII. und seine Mitstreiter haben immer wieder die Laien, die einfachen Gläubigen, zu Hilfe gerufen, um die Missstände in der Kirche zu bekämpfen. Sie haben auch die religiösen Bewegungen der Laien unterstützt – etwa die Pataria in Mailand –, wenn dies für die Ziele der Reform förderlich schien. Die Mobilisierung der Laien gegen Priester und Bischöfe – namentlich durch Gregor VII. – wurde diesem nicht nur von seinen Gegnern immer wieder vorgeworfen, sondern war auch in den eigenen Reihen umstritten. Die Haltung der Kirchenreform des 11. Jahrhunderts zu den Laien war aber im ganzen zwiespältig: auf der einen Seite stand der Versuch, den Einfluss der Laien auf die Kirche zurückzudrängen (etwa durch den Kampf gegen die Eigenkirche und die Laieninvestitur), auf der anderen Seite aber wurden die Laien zu Richtern über unkanonisch ins Amt gekommene (Simonisten) oder unkanonisch lebende (Nikolaiten) Kleriker aufgerufen, deren Gottesdienste sie boykottieren sollten.
Neue Rolle der Laien
Zwiespältige Haltung der Kirchenreform zu den Laien
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Religiöser Aufbruch
B. Strukturen im Wandel
Gleichwohl war diese Aktivierung der Laien äußerst folgenreich für die Geschichte der westlichen Kirche, denn sie traf auf eine Strömung des religiösen Aufbruchs, die weite Teile der Christenheit erfasst hatte. So entstanden noch im 11. Jahrhundert in Oberitalien, in Südwestdeutschland, in Flandern und im Westen Frankreichs religiöse Laienbewegungen, die dann im 12. Jahrhundert weit ausgreifen sollten. Klostergründungen durch adelige Laien und anschließende Eintritte in diese Klöster hatte es seit dem 7. Jahrhundert in der westlichen Kirche immer wieder gegeben; neu war die religiöse Begeisterung der einfachen Bevölkerung, die sich etwa darin ausdrückte, dass sich in Schwaben am Ende des 11. Jahrhunderts ganze Dörfer zu einem Leben der Enthaltsamkeit und der Nachfolge Christi entschlossen. 3.3 Die Kreuzzugsbewegung
Gesteigerte Teilnahme an Pilgerfahrten
Ablass für Heidenkrieger
Kreuzzugsaufruf Urbans II.
Auch die Kreuzzüge können als Manifestation dieses religiösen Aufbruchs der Laien verstanden werden. Seit dem zweiten Drittel des 11. Jahrhunderts ist eine gesteigerte Beteiligung an Pilgerfahrten, vor allem nach Jerusalem, zu verzeichnen. Einer der größten Wallfahrtszüge jener Zeit brach 1064 nach Jerusalem auf; mehrere tausend Menschen – zum größten Teil aus dem Reich – sollen teilgenommen haben. Die Kreuzzüge als „bewaffnete Wallfahrten“ haben ihre Vorbilder in den Kämpfen der Christen gegen die Muslime in Spanien und in Süditalien. Papst Leo IX. hatte im Jahre 1053 den Teilnehmern an seinem Kriegszug gegen die Normannen den Nachlass der Bußstrafen und die Absolution von ihren Sünden versprochen. Alexander II. verkündete dann 1064 für solche Krieger einen Ablass, die gegen die Muslime in Spanien ziehen würden. Es war Gregor VII., der 1074 als erster Papst eine militärische Unternehmung in den Orient unter seiner persönlichen Führung plante, die dann aber nicht verwirklicht wurde. Wichtig für die ideelle Grundlegung des Kreuzzuges war dann auch der Investiturstreit, insofern, als Gregor VII. mehrfach zum Einsatz der Waffen gegen Häretiker und Schismatiker aufgerufen hatte, was von seinen Gegnern als Verstoß gegen die Pflichten seines geistlichen Amtes gebrandmarkt wurde. Die Verteidigung des Papstes durch seine Anhänger zeigte, wie weit sich maßgebliche Gregorianer von der älteren Zurückhaltung der Kirche gegenüber dem Waffendienst entfernt hatten. Nach diesen theoretischen Vorbereitungen war es nur noch ein letzter Schritt, als Papst Urban II. im November 1095 auf dem Konzil von Clermont zum Zug ins Heilige Land aufrief. Die Teilnehmer an dieser großen Kirchenversammlung kamen fast ausschließlich aus
4. Die Juden
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Frankreich, Italien und Spanien; England war ebenso wenig vertreten wie das deutsche Reich. Es waren Franzosen, Normannen aus Unteritalien und Lothringer, die den ersten Kreuzzug wesentlich bestimmten. Der Grund für die Zurückhaltung der Deutschen liegt nicht etwa in einer zuweilen behaupteten ökonomischen Rückständigkeit des Reiches, sondern wohl vor allem an den Kämpfen des Investiturstreits, wie schon die Zeitgenossen – etwa der Chronist Ekkehard von Aura – klar erkannten.
Geringe Beteiligung der Deutschen
4. Die Juden Für die Geschichte der Juden im westlichen Europa bildet die Zeit um 1100 einen tiefen Einschnitt. Während bis dahin die Juden als Minderheit innerhalb der christlichen Gesellschaft geduldet und sogar gelegentlich gefördert worden waren, traten jetzt zum ersten Mal schwere Verfolgungen auf, die eine Art Vorspiel zu den großen Judenpogromen des späteren Mittelalters darstellen. Die Judenverfolgungen von 1096 waren eine Folge des Kreuzzugsaufrufs von Clermont. Aufgestachelt von einigen Predigern wie dem im Norden und Osten Frankreichs wirkenden Petrus Eremita, verließen 1096 zahlreiche Bauern ihre Heimat, die in den Jahren zuvor durch Überschwemmungen und Hungersnöte heimgesucht worden war. In diesen Kreisen tauchte die Frage auf, ob man nicht zuerst die „Christusmörder“ im eigenen Land vernichten müsse, ehe man ins Heilige Land ziehen könne. Aus solchen Stimmungen entwickelten sich zuerst in Nordfrankreich, besonders in Rouen, Judenverfolgungen. Den aus Frankreich in Richtung Osten ziehenden Scharen schlossen sich im Rheingebiet verarmte Adelige und andere Gruppen an. Unter der Führung eines Grafen Emicho (nicht „von Leiningen“ sondern von Flonheim bei Alzey) zog ein größerer Haufen nach Mainz, wo die große Judengemeinde vernichtet wurde. Die jüdischen Einwohner von Speyer, Worms, Mainz oder Köln hatten sich vor dem Pogrom von 1096 sicher gefühlt. Denn die Bischöfe hielten ihre Hand über sie und auch Heinrich IV. hatte sie mit Privilegien ausgestattet. Allerdings befand sich der Kaiser in Italien und die rheinischen Bischöfe waren militärisch nicht in der Lage, den „Kreuzfahrern“ Widerstand zu leisten. Da man die Juden vor die Alternative „Tod oder Taufe“ stellte, hatte sich ein großer Teil von ihnen durch die Taufe vor dem Wüten der Kreuzfahrer retten können. An manchen Orten kam es zu kollektiven Selbsttötungen, weil die Juden
Judenpogrome von 1096
Vernichtung der rheinischen Judengemeinden
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B. Strukturen im Wandel
ihrem Glauben nicht abschwören wollten. 1097 erlaubte Heinrich IV. gegen den Willen des Mainzer Erzbischofs und des Gegenpapstes Clemens III. den zwangsgetauften Juden, ihren angestammten Glauben wieder zu praktizieren.
5. Bildung und Wissenschaft Auf dem Gebiet der Bildung setzten in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts entscheidende Veränderungen ein, die den Aufbruch der folgenden Epoche vorbereiteten. Zwar gab es noch kaum bedeutende und originelle Leistungen – Anselm von Canterbury († 1109) war vorläufig ein Einzelfall –, aber die größere Mobilität der Lehrer und der Lernenden, der veränderte Standort der Schulen, die jetzt nicht mehr nur in Klöstern und an Kathedralen, sondern bald schon in den Städten entstanden, waren die Voraussetzungen für den Aufschwung von Bildung und Wissenschaft. Bereits aus dem 11. Jahrhundert kennen wir wandernde Lehrer, wie z. B. den Rhetoriker Anselm von Besate oder auch Lanfrank von Pavia, den späteren Abt von Bec und Erzbischof von Canterbury. Im Reich gab es zwar noch keine städtischen Schulen, aber neben den blühenden Domschulen in Bamberg, Speyer, Köln, Trier und Lüttich bestand eine bis in die Zeit Heinrichs IV. intakte Ausbildungsstätte für künftige Bischöfe am Stift in Goslar. Die Arbeit in diesen Schulen kann nicht nur aus den dort benutzten oder produzierten Handschriften rekonstruiert werden, sondern auch aus den Briefen, die vom Bücheraustausch, von den Anstrengungen geistiger Arbeit und von der Begeisterung für das Studium berichten. 5.1 Streitschriften
Berengar von Tours
Auf dem Gebiet der Theologie brachte das 11. Jahrhundert zum ersten Mal seit der karolingischen Zeit wieder eine dogmatische Kontroverse, die öffentlich ausgetragen wurde. Der Leiter der Kathedralschule in Tours, Berengar († 1088), hatte es gewagt, die Schuldialektik auf die Frage nach der Verwandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi anzuwenden, und lehnte die Realpräsenz Christi auf dem Altar radikal ab. In mehreren Schriften verteidigte er seine Ansicht, die von einer ganzen Reihe von Autoren, wie Lanfrank von Bec und dessen Schüler Guitmund von Aversa, bekämpft wurde.
5. Bildung und Wissenschaft
59
Während sich am Abendmahlsstreit keine deutschen Theologen beteiligten, waren es die Auseinandersetzungen zwischen den verfeindeten Parteien im Investiturstreit, die erstmals in Deutschland eine intensive „öffentliche“ Debatte hervorriefen. Besonders nach der zweiten Exkommunikation und Absetzung Heinrichs IV. entstanden hier eine ganze Reihe von Texten, die als „Streitschriften“ bezeichnet werden, obwohl ihr Zweck wohl weniger darin bestand, die Anhänger der gegnerischen Seite zu bekehren als darin, die eigenen Anhänger für mündliche Auseinandersetzungen mit Argumenten zu versorgen (so schon C. MIRBT, bekräftigt von M. SUCHAN). Unter den Autoren sind in erster Linie zu nennen die Gregorianer Bernold von Konstanz († 1100) und Manegold von Lautenbach († nach 1106), die beide den hohen Standard der Schulen im Reich bezeugen. Bernold von Konstanz erweist sich in seinen Schriften als Kenner der Kirchengeschichte und des Kirchenrechts, während Manegold seine gründliche Ausbildung in der Dialektik nicht verbergen kann. Der Trierer Domscholaster Wenrich wiederum griff auf Muster der Schulrhetorik zurück, als er im Auftrag des Bischofs Dietrich von Verdun einen offenen Brief an Gregor VII. schrieb, in dem er vorgab, den Papst verteidigen zu wollen, in Wahrheit aber die Angriffe der königlichen Seite erneuerte. Bis heute vermag dieses raffiniert geschriebene Büchlein seine Leser zu verwirren, das der von Wenrich selbst geleiteten Trierer Schule ein gutes Zeugnis ausstellt. Etwas über den Bildungsstand in einem Kloster sagt das anonym überlieferte Werk eines Hersfelder Mönchs aus, das unter dem Titel Liber de unitate ecclesiae conservanda gedruckt ist. Zahlreiche Zitate aus der kanonistischen und patristischen Literatur sowie Kenntnis der Historiographie beweisen, dass dem Verfasser eine gute Bibliothek zur Verfügung stand und dass er gelernt hatte, passende Zitate zu finden und zu arrangieren. Was die Resonanz dieser „Publizistik“ des Investiturstreits angeht, so lassen einige zeitgenössische Zeugnisse erkennen, dass in die Diskussionen um die Absetzung des Königs oder um die Durchsetzung des Zölibats auch die Laien einbezogen waren. Manegold von Lautenbach sagt über die Schrift Wenrichs von Trier, sie sei „auf allen Plätzen und in den verborgensten Winkeln“ vorgelesen worden. Wenn wir auch von dieser kleinen Schrift nur noch zwei Exemplare besitzen, dürfen wir aus der heutigen Überlieferung der Streitschriften nicht ohne weiteres schließen, sie seien auch in ihrer Zeit kaum verbreitet gewesen. Fest steht allerdings, dass besonders umfängliche Werke, wie die Libri tres adversus Simoniacos Humberts von Silva Candida, die beiden Schrif-
Gregorianische Autoren: Bernold von Konstanz und Manegold von Lautenbach Antigregorianer: Wenrich von Trier
Liber de unitate ecclesiae conservanda
Resonanz der Publizistik
Überlieferung der Streitschriften
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B. Strukturen im Wandel
ten Manegolds von Lautenbach oder der königsfreundliche Liber de unitate ecclesiae conservanda eines anonymen Mönchs, wohl nie ein größeres Publikum erreichten; Humberts Werk besitzen wir nur noch in einer vollständigen und einer fragmentarischen Handschrift, von Manegolds Schriften ist nur jeweils eine Handschrift erhalten, den Liber de unitate kennen wir lediglich aus einem Druck, den Ulrich von Hutten besorgt hat. 5.2 Kirchenrecht
Reformpapsttum und die Entstehung der Kanonistik
Rechtssammlungen in der Umgebung Gregors VII.
Ivo von Chartres
Während die Zusammenhänge zwischen den Kämpfen des Investiturstreits und der Herausbildung der Frühscholastik nur undeutlich erkennbar sind, ist die Entstehung der Kanonistik unmittelbar mit dem Wirken des Reformpapsttums verbunden. So wie die Kirche in der Praxis der Schrittmacher der Verrechtlichung gewesen ist und die weltlichen Herrscher erst später folgten, so ist auch die Kanonistik als eigene Wissenschaft vor der Wissenschaft vom weltlichen Recht entstanden. In den Sammlungen des Kirchenrechts, die in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts in größerer Zahl kompiliert wurden, erscheint das Papsttum als Quelle und Richtpunkt des kirchlichen Rechtssystems. Hier wird die Anschauung vertreten, dass nur die von den Päpsten gesetzten oder die von ihnen autorisierten Rechtssätze allgemeine Geltung in der gesamten Kirche beanspruchen dürfen. Noch am Beginn des 11. Jahrhunderts waren die wichtigsten und später im gesamten Abendland verbreiteten Kanonessammlungen – wie das Dekret Burchards von Worms oder die Collectio XII partium – im Reich entstanden; in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts traten dagegen vor allem Italien und Rom als Zentren kirchenrechtlicher Arbeit hervor. Nach neuester Ansicht ist jedoch auch die berühmte Reformsammlung in 74 Titeln im Reich und zwar im Rhein-Maas-Gebiet entstanden [406: FOWLER-MAGERL 110–114]. In unmittelbarer Umgebung Papst Gregors VII. wurden aber die Collectiones des Bischofs Anselm II. von Lucca (um 1083) und des Kardinals Deusdedit (1083– 87) zusammengestellt. Nach der Jahrhundertwende hat Kardinal Gregor von S. Crisogono seine Sammlung angelegt. In Frankreich trat dann mit Ivo von Chartres († 1116) ein Autor auf, der schon als Kanonist bezeichnet werden kann. Denn er hat nicht nur drei Sammlungen erarbeitet, von denen eine, die Panormia, im ganzen 12. Jahrhundert für die Rechtspraxis benutzt wurde, sondern er wurde auch immer wieder von seinen Zeitgenossen über schwierige
5. Bildung und Wissenschaft
61
Rechtsfragen um Auskunft gebeten, die er in einer großen Anzahl von brieflichen Gutachten erteilte. Wichtige methodische Vorarbeiten für die Kanonistik des 12. Jahrhunderts wurden aber auch im Reich geleistet. Dort hat der deutsche Gregorianer Bernold von Konstanz als erster genaue Regeln aufgestellt, wie man Rechtsfragen entscheidet, wenn einander widersprechende Aussagen der Bibel, der Kirchenväter, der Päpste und der Konzilien vorliegen. Er stellte eine abgestufte Reihung der Autoritäten her und forderte, dass die Entstehungssituation und die Geltungsdauer bei jedem einzelnen Rechtssatz beachtet werden müssen. Der Lütticher Kanoniker Alger verfasste zwischen 1095 und 1101 einen Traktat ,De misericordia et iustitia‘, in dem die methodischen Grundsätze Bernolds und Ivos von Chartres erstmals in einer Rechtssammlung angewandt wurden. Dieses Werk hat zumindest indirekt Gratians Dekret beeinflusst.
Konkordanzregeln Bernolds von Konstanz
5.3 Weltliches Recht Für das 11. Jahrhundert ist die Kenntnis des römischen Rechts noch nicht gut bezeugt. Unter den Streitschriften befindet sich das Werk eines italienischen Laien, des sog. Petrus Crassus, in dem umfangreichere Zitate aus dem römischen Recht verarbeitet sind. Erst seit kurzem wissen wir, dass Pepo, der mit zu den frühesten Kennern des römischen Rechts in Bologna gehörte, sich vermutlich nach 1090 in der Umgebung Heinrichs IV. aufhielt und in eine Gerichtsverhandlung eingriff. Wenig später zog die Markgräfin Mathilde von Tuszien den Rechtsgelehrten Irnerius von Bologna an ihren Hof, der sie beim Ausbau ihrer Territorialherrschaft unterstützen sollte. Nach Mathildes Tod bediente sich dann Kaiser Heinrich V. dieses Gelehrten. Die Umbruchszeit des ausgehenden 11. Jahrhunderts ist auch auf dem Gebiet der Bildung und Wissenschaft eine Zeit der Gärung, in der neue Methoden und Gedanken sich bildeten. Damals sind bis dahin „undenkbare“ Ideen gedacht und niedergeschrieben worden, wenn auch die geringe Überlieferung gerade der originellsten Werke (Humbert von Silva Candida, Manegold von Lautenbach, Normannischer Anonymus) erweist, dass die Zeitgenossen mit diesen Werken nicht viel anfangen konnten.
Kenner des römischen Rechts in der Umgebung Heinrichs IV.
II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung Aus der großen Zahl der Publikationen zu unserem Thema kann in diesem Rahmen nur eine Auswahl näher betrachtet werden; vor allem wurden dabei die neueren Veröffentlichungen berücksichtigt, die neben neuen Erkenntnissen einen bequemen Zugang zur älteren Forschung vermitteln.
1. Quellenausgaben und Quellenkritik Für die Quellen der deutschen Geschichte in der Zeit der Sachsen und Salier kann der Forschungsstand bis ca. 1970 aus der von F.-J. SCHMALE besorgten Neuausgabe der Quellenkunde von WATTENBACH und HOLTZMANN entnommen werden [31], die in ihrem dritten Band auch Korrekturen und Nachträge, vor allem neuere Literatur bis etwa 1970 bietet. Vor kurzem ist die kritische Edition wenigstens der „zeitgeschichtlichen“ Teile der großen Chroniken Bertholds von Reichenau und Bernolds von Konstanz († 1100) von I. S. ROBINSON erschienen [7 und 8]; auch eine Ausgabe dieser wichtigen Quellen mit deutscher Übersetzung liegt jetzt vor [23]. Über die gesamte Problematik der sog. Bodensee-Chronistik des 11. Jahrhunderts hat R. POKORNY eine gründliche Studie vorgelegt, nachdem er eine bisher gänzlich unbekannte Chronik entdeckt hat [28]; es ist zu hoffen, dass dieses neue Zeugnis in nächster Zeit publiziert werden kann. Von den Chroniken Frutolfs von Michelsberg und Ekkehards von Aura, die in der MGH-Ausgabe von G. WAITZ in verfehlter Form herausgegeben worden waren [11], ist bereits eine Teilausgabe von F.-J. SCHMALE (mit deutscher Übersetzung von I. SCHMALE-OTT) greifbar [24]; auf die neue Edition werden wir noch warten müssen. S. WEINFURTER hat 1987 von der wohl 1078 verfassten Geschichte der Eichstätter Bischöfe eine neue Ausgabe mit Übersetzung und ausführlichem historischen Kommentar vorgelegt [19: Anonymus Haserensis]. Erfreulich ist auch, dass K. NASS vor kurzem seine Neuedition der Reichschronik des Annalista Saxo vorlegen
Neuausgaben erzählender Quellen
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Urkunden
Briefe
Kleinere Schriften
II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
konnte [4]. Von den in Italien entstandenen Quellen, die für die Geschichte des Investiturstreits von Bedeutung sind, können jetzt der Liber gestorum recentium des Arnulf von Mailand [5: C. ZEY] und das Werk Benzos von Alba [6: H. SEYFFERT] in neuen Editionen benützt werden; der zuletzt genannte Text wurde auch mit einer Übersetzung versehen. Eine neue hebräisch-deutsche Ausgabe der Berichte über die Judenverfolgungen während des ersten Kreuzzuges hat vor kurzem E. HAVERKAMP bereitgestellt [17]. Nach der Editio minor der Vita Leos IX. durch M. PARISSE mit einer französischen Übersetzung dieses Texts [18] ist jetzt auch die kritische Ausgabe innerhalb der MGH erschienen [Die Touler Vita Leos IX., hrsg. und übers. von H.-G. KRAUSE. Hannover 2007]. Unbekannte Passagen der bisher nur fragmentarisch gedruckten Vita des Ulrich von Zell legte W. STRATMANN vor [21: STRATMANN, Gabriel Bucelin, 132–171]. Über die Viten aus der Zeit um 1100 hat sich W. BERSCHIN in Band 4,2 seines großen Werkes über ,Biographie und Epochenstil‘ geäußert [25]. Die Ausgabe der Urkunden Heinrichs IV. wurde 1978 abgeschlossen [32]; die MGH-Edition der Diplome Heinrichs V. ist bereits weit fortgeschritten und wird hoffentlich demnächst erscheinen. In der Reihe der Regesta Imperii bearbeitet T. STRUVE die Zeit Heinrichs IV.; ein erster Teilband ist 1984 erschienen [34]. 1998 konnten die Ausgabe der Diplome der Markgräfin Mathilde von Tuszien durch W. GOEZ und E. GOEZ vorgelegt werden [33]. Die Reihe der Editionen von Briefen aus dem 11. Jahrhundert war durch C. ERDMANN und N. FICKERMANN begonnen worden [36 und 37]; sie wurde durch die vorzüglich kommentierte Ausgabe der Briefe des Petrus Damiani von K. REINDEL fortgesetzt [40] und ergänzt durch die Ausgabe der Briefe des Abtes Walo von St. Arnulf in Metz von B. SCHÜTTE [41]. Die Edition des Registers der Briefe Gregors VII. von E. CASPAR [38] ist jetzt teilweise auch in einer guten Übersetzung von F.-J. SCHMALE greifbar [22: Bd. 12a]; sie wurde ergänzt durch die Edition der nicht im Register enthaltenen Briefe des großen Papstes von H. E. J. COWDREY [39]. In den letzten Jahren sind einige wichtige kleinere Texte in neuen Editionen erschienen: C. MÄRTL hat 1986 die „falschen Investiturprivilegien“ neu herausgegeben [35]; D. JASPER hat ebenfalls 1986 unter Einbezug bisher unbekannter Textzeugnisse das viel behandelte Papstwahldekret neu ediert [221: S. 98–119]; von den sog. Streitschriften wurden die anonyme Schrift ,De ordinando pontifice‘ aus dem Jahr 1047 durch H. H. ANTON [43] und nochmals besser von E. FRAUENKNECHT [44], der ,Liber contra Wolfelmum‘ Manegolds von Lautenbach
1. Quellenausgaben und Quellenkritik
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durch W. HARTMANN [47] und der Traktat ,De investitura episcoporum‘ des Sigebert von Gembloux durch J. KRIMM-BEUMANN [50] ediert. E. FRAUENKNECHT hat außerdem mehrere Schriften zur Verteidigung der Priesterehe ediert sowie Zeit und Ort ihrer Entstehung untersucht [45]. Alle diese Neuausgaben sind mit ausführlichen quellenkritischen Einleitungen versehen. J. GILCHRIST konnte eine bisher unbekannte Langversion der antisimonistischen ,Epistola Widonis‘ entdecken, die er in seine Neuedition dieser Schrift einbezog [46: S. 594–604]. Eine in manchen Lesungen verbesserte und gründlicher kommentierte Ausgabe der ,Libri tres adversus Simoniacos‘ Humberts von Silva Candida bietet die Dissertation von E. G. ROBISON [53; vgl. aber die kritischen Bemerkungen von 104: SCHIEFFER, Investiturverbot, 44 mit Anm. 156, und von 102: LAUDAGE, Priesterbild, 172 mit Anm. 6]. Eine kleine Anzahl von Streitschriften wurde durch die Übersetzung und Kommentierung von I. SCHMALE-OTT [22: Bd. 12 b] leichter zugänglich gemacht. Die meisten Traktate Bernolds von Konstanz müssen noch in der MGH-Reihe der Libelli de lite benutzt werden [42: Bd. 2, S. 1–168], es gibt aber eine neue Ausgabe seiner hochinteressanten Schrift De excommunicatis vitandis [48: STÖCKLY und JASPER]. Eine bisher nicht gedruckte Streitschrift über die von Exkommunizierten gespendeten Sakramente hat I. S. ROBINSON sehr fehlerhaft ediert [52: Unbekannte Streitschrift; vgl. aber die Korrekturen bei 415: MÄRTL, Regensburg, 183–187; vgl. auch die Kritik von 403: BERSCHIN]. Die in ihrer Absicht noch nicht restlos erforschten Texte des sog. Normannischen Anonymus wurden zwar durch K. PELLENS neu herausgegeben [51]; die Ausgabe kann aber nicht befriedigen. Für die neuartige Methode der Harmonisierung von einander widersprechenden Texten wichtig ist die Schrift ,De misericordia et iustitia‘, die der Lütticher Kanoniker Alger um 1100 verfasste; sie wurde gründlich von R. KRETZSCHMAR untersucht und erstmals kritisch ediert [49]. Gründliche quellenkritische Untersuchungen und Teileditionen liegen vor zu den Konzilien der Päpste Urban II. [184 und 185: SOMERVILLE] und Paschalis II. [180: BLUMENTHAL, Early Councils]. In ähnlicher Weise hat M. STOLLER die Konzilien der Gegenpäpste in der Zeit von 1061 bis 1100 behandelt [178]. Unter den literarischen Quellen der Zeit des Investiturstreits ragt das Annolied hervor [54]. Von der verlorenen älteren Vita Annos von Köln konnte N. EICKERMANN 1976 zwei Bruchstücke publizieren; die Datierung dieser Vita wurde durch R. SCHIEFFER auf die frühen oder mittleren achtziger Jahre des 11. Jahrhunderts eingegrenzt [vgl. 58: SCHIEFFER, Quellenfund]. Die ,Ecbasis cuiusdam captivi‘, deren Entste-
Streitschriften
Literarische Quellen
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Historiographie
Lampert von Hersfeld
Vita Heinrici IV.
II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
hungszeit (unter Heinrich III. oder unter Heinrich IV.) immer noch umstritten ist, muss in der Ausgabe von K. STRECKER [55] benutzt werden. Erstmals wurde auch eine eigenartige Schrift aus den sechziger Jahren des 11. Jahrhunderts, nämlich der ,Liber visionum‘ des Regensburger Mönchs Otloh von St. Emmeram, durch P. G. SCHMIDT in einer kritischen Edition zugänglich gemacht [57]. Otlohs ,Liber de temptatione cuiusdam monachi‘ wurde von S. GÄBE untersucht, herausgegeben und übersetzt [56]. Unter den mit neuen Methoden bearbeiteten Gedenk- und Totenbüchern ist die Neuausgabe des Necrologs von St. Emmeram in Regensburg zu erwähnen, weil dieses mindestens zum Teil in der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts entstanden ist [59]. Im Bereich der Historiographie gibt es den großen Bruch des 11. Jahrhunderts nicht. Vielmehr reicht die „große“ Geschichtsschreibung im Reich von Hermann dem Lahmen bis zu Otto von Freising und überbrückt dadurch die einschneidenden Veränderungen in der politischen Geschichte. Erst nach Otto von Freising beginnt etwas Neues [vgl. 410: GOETZ, Otto von Freising, 8 ff.]. Eine Monographie über dieses wichtige Thema fehlt; sie kann wohl erst nach dem Erscheinen neuer Ausgaben geschrieben werden. Unter den Geschichtsschreibern des 11. Jahrhunderts wurde Lampert von Hersfeld von T. STRUVE untersucht [424], der eine Rehabilitierung des lange als tendenziös geltenden Geschichtsschreibers vornahm. Dabei konnte STRUVE das konservative Weltbild Lamperts, der die Epoche Heinrichs III. verklärte, den Adel hochschätzte, das Volk verachtete und die Ministerialen hasste, herausarbeiten. Lampert fügt sich nicht in das Schema von Gregorianern und Heinrizianern ein, weil er seine massive Kritik am König mit einer Ablehnung der Kirchenreform verband. Eine neuere Untersuchung liegt außerdem für die Vita Heinrici IV. und für das ,Carmen de bello Saxonico‘ vor [29: SCHLUCK]. Hier wird der Beweis geliefert, dass beide Werke vom gleichen Verfasser stammen. F. LOTTER hat die in ihrer Zeit einzigartige Vita Heinrichs IV. in die literarische Tradition des ProsaEpitaphiums der Spätantike eingeordnet [27] und deutlich gemacht, dass ihr Autor auf ein in der Antike ausgebildetes Schema zurückgriff. Die Verfasserschaft dieser Vita ist weiter umstritten, nachdem E. FREISE [59: 101] mit guten Gründen einen Mönch aus St. Emmeram als Verfasser vermutete, während H. BEUMANN sich noch einmal für Bischof Erlung von Würzburg aussprach [26: 305 ff.]; für W. BERSCHIN ist die Verfasserschaft Erlungs nach wie vor nicht erwiesen [25: Bd. 4,2 S. 488]. Die immer wieder behandelte Vita Bennonis, die dem Bischof von Osnabrück und Gründer des Klosters Iburg gewidmet ist, wurde
2. Personen
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von K. SCHMID als „Stiftervita“ eingeordnet, die kein „Bischofsleben“ sei [197: Vita Bennonis, 315]. Aus dem Memorialcharakter dieser Vita werde evident, dass der Abt Norbert von Iburg ihr Verfasser sei. Dass man im 11. Jahrhundert bereits von einem „Geschichtsbewusstsein“ sprechen kann, zeigt sich darin, dass in den Streitschriften der historischen Beweisführung eine große Bedeutung zukam, wie die Arbeiten von J. ZIESE [426: Historische Beweisführung] und H.-W. GOETZ [411: Geschichte als Argument] deutlich machen konnten.
2. Personen Wenn man die Titel zahlreicher neuerer Arbeiten über die hier erörterte Epoche betrachtet, so hat es den Anschein, als ob eine intensive personenbezogene Forschung eingesetzt hätte. Seit einigen Jahren ist das Bemühen erkennbar, wieder biographische Skizzen oder Darstellungen zu verfassen, auch, um ein breiteres Publikum für das Mittelalter zu interessieren, das dabei mit den Ergebnissen der neueren Forschung vertraut gemacht werden soll. Hierher gehören vor allem die Sammelbände über die „Kaisergestalten“ [84: BEUMANN, Kaisergestalten; 85: ENGEL/HOLTZ; 92: SCHNEIDMÜLLER/WEINFURTER; 93: SCHNITH, 196–248] sowie über die „Gestalten der Kirchengeschichte“ [88: GRESCHAT] sowie die „Lebensbilder aus dem Mittelalter“ von W. GOEZ [87]. Vielfach sind die Personen aber nur der Blickpunkt für den Titel und die Untersuchungen befassen sich recht breit mit allen Fragen, die sich in der Zeit stellen; die „Biographien“ sind also Versuche einer Gesamtdeutung der jeweiligen Epoche. Die zwiespältige Haltung zur Biographie hat Gründe, die in der Sache liegen, und solche, die in der Entstehungszeit der Arbeiten begründet sind. Man kann mit Recht daran zweifeln, dass man die Persönlichkeit eines Menschen des 11. und 12. Jahrhunderts erfassen kann, auch wenn die Quellenlage günstig ist. Die biographisch ausgerichtete Geschichtsschreibung der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erscheint heute unbefriedigend, weil sie die geschichtliche Darstellung zu einer Galerie der großen Männer vereinfachte. G. TELLENBACH [142: Charakter Heinrichs IV.] hat in einem gedankenreichen Aufsatz am Beispiel Heinrichs IV. die Probleme aufgezeigt, die eine psychologische Deutung der meist nur sehr fragmentarisch bekannten Handlungen und Äußerungen eines Menschen des 11. Jahrhunderts mit sich bringt. Schon früher hatte A. NITSCHKE ver-
Neues Interesse an biographischen Darstellungen
Problematik von Biographien
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Biographische Darstellungen Gregors VII. und Heinrichs IV.
II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
sucht, Gregor VII. nicht mit unseren Maßstäben zu messen, sondern die Äußerungen Gregors VII. ernst zu nehmen und seine „politischen Handlungen“ aus seinen eigenen Vorstellungen zu verstehen [135: Ziele Heinrichs IV., und 174: Welt Gregors VII.]. Heinrich IV. und Gregor VII. haben als die am deutlichsten erkennbaren Persönlichkeiten das Interesse der Historiker immer am meisten auf sich gezogen; jüngst wurde eine neue Biographie Heinrichs IV. vorgelegt [128: ALTHOFF; vgl. auch 129: BOSHOF und 139: STRUVE sowie STRUVE, in: 89: S. 55–70] und auch eine englische Darstellung über diesen König gibt es seit einigen Jahren [136: ROBINSON]. Über Gregor VII. liegen jetzt neben den essayistischen Texten von W. GOEZ [170], H. FUHRMANN [in: 88, 155–175] und R. SCHIEFFER [176] die umfangreichen Darstellungen von U.-R. BLUMENTHAL [165] und H. E. J. COWDREY [166] vor. Auch die Arbeiten von C. SCHNEIDER [137] und J. VOGEL [143] gehören in den Bereich biographischer Versuche. Die großen Werke von ALTHOFF, BLUMENTHAL, COWDREY und ROBINSON bieten nicht nur eine Zusammenfassung des bisher Bekannten, sondern gelangen durch minutiöse Untersuchungen und z. T. auch durch eigenwillige Deutungen weit über die bisher vertretenen Ansichten über ihren jeweiligen Gegenstand hinaus. 2.1 Herrscher
Gegensätzliche Urteile über Heinrich III.
Das Problem der Biographie in einem Zeitalter, das mit Recht zum „portraitlosen Jahrtausend“ gerechnet wird, stellt sich besonders deutlich bei den biographischen Versuchen über Laien, denn von diesen liegen fast keine authentischen Selbstaussagen vor, auch wenn es sich um Kaiser und Könige handelt. Es ist daher nicht erstaunlich, dass die Urteile über einen Kaiser wie über Heinrich III. diametral auseinandergehen [vgl. z. B. die ältere Charakteristik in 70: HAUCK, Kirchengeschichte Bd. 3, 618–623 mit 67: WEINFURTER 111 f. oder 119: SCHIEFFER mit 118: PRINZ; vgl. auch die ausgewogene Darstellung von M. BECHER in: 92: 136–153 sowie 117: LAUDAGE]. Schon die ältere Forschung [122: STEINDORFF Bd. 2, 362, und 133: MEYER vON KNONAU Bd. 1, 5] hat einen Bruch im Verlauf seiner Regierung sehen wollen; entweder schon 1047 oder erst 1050/54. Die Untersuchungen BOSHOFs u. a. [115: Krise] haben diesen Einschnitt in die Zeit um 1050/51 verlegt und dieses Urteil mit neuen Fakten untermauert. Auch die Zeitgenossen haben schon Kritik an diesem Herrscher laut werden lassen [120: P. G. SCHMIDT]. Man muss aber daran zweifeln, ob der Begriff der „Krise“ die Vorgänge am Ende der Regie-
2. Personen
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rung Heinrichs III. richtig beschreibt, denn letztlich ist alle Königsherrschaft in der ottonischen und salischen Epoche von Rebellion und Widerstand mitgeprägt [REUTER, in: 96, Bd. 3, 297–325]; die ungefestigte Herrschaft ist ein Strukturmerkmal des Königtums in jener Zeit. S. WEINFURTER [124] interpretiert den mehrfachen Auftritt Heinrichs III. als weinender Büßer als „intensivste Ausprägung theokratischen Königtums im Mittelalter“, mit dem die „christomimetische Herrscherpräsentation“ jedoch ihr Ende gefunden habe. Auch für Heinrich IV. und Heinrich V. gilt, dass Biographien im eigentlichen Sinn für Personen des 11. Jahrhunderts kaum möglich sind. BOSHOF [129] und ROBINSON [136] hatten Heinrich IV. als „Herrscher an der Zeitenwende“ behandelt und deshalb eine Gesamtdarstellung der Ereignisse und Probleme seiner Regierungszeit gegeben. G. TELLENBACH hat in seiner schon erwähnten Studie [142] versucht, den „Charakter“ Heinrichs IV. deutlicher zu erkennen, indem er die Beziehungen des Königs zu seiner Umgebung behutsam analysiert: Heinrichs Verhältnis zu seiner Mutter, zu seiner zweiten Frau und zu seinen Söhnen war so gespannt, dass sein anscheinend „normales“ Verhältnis zu seiner ersten Frau fast schon erstaunlich ist. Während Heinrichs Beziehungen zu den meisten hochadeligen Amts- und Lehensträgern des Reiches distanziert oder gar feindselig waren, besaß er doch in seiner unmittelbaren Umgebung auch einige ergebene und überzeugte Anhänger. Dies bezeugt auch die Wärme, mit der der Verfasser der Vita von seinem Helden spricht. In seiner neuen Biographie Heinrichs IV. konnte G. ALTHOFF [128] jedoch deutlich machen, dass es zahlreiche Aussagen über die Person Heinrichs in den zeitgenössischen Quellen gibt. Die interessantesten Abschnitte in diesem Buch gelten der Frage, ob diese negativen, ja geradezu verleumderischen Berichte, die in der älteren Forschung meist sofort beiseite geschoben wurden, ihre Berechtigung besitzen oder nicht. Mit diesem Thema hatte sich auch schon ein kurzer Aufsatz von T. STRUVE [141] auseinandergesetzt, der die Frage, ob Heinrich IV. ein „Wüstling“ gewesen sei, klar verneinte. B. SCHÜTTE [138] und C. ZEY [144] beschäftigten sich mit der Absicht Heinrichs, sich 1069 von seiner Frau Bertha zu trennen; dabei hat ZEY vor allem die rechtlichen Hintergründe der Vorgänge aufhellen können. Um die Vorwürfe gegen Heinrich IV. ging es in der Reichenau-Tagung vom Frühjahr 2006, auf der diese Vorwürfe abermals untersucht und in einen größeren Zusammenhang der Lehre vom Tyrannen und der Herrscherkritik gestellt wurden. Nachdem H. L. MIKOLETZKY das Verhältnis Heinrichs IV. zur Religion analysiert hatte und ihn als „tief religiösen Mann“ erweisen
Heinrich IV.
Sein „Charakter“
Negative Beurteilung Heinrichs IV.
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Innovatorische Tendenz
Heinrich V.
Geburtsjahr und Anfänge Heinrichs V.
II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
konnte [134: bes. 259], untersuchte A. NITSCHKE die politischen Ziele dieses Kaisers [135]. NITSCHKE sieht in Heinrich IV. bereits von Anfang an einen Herrscher mit einer neuartigen Konzeption: nach dem Vorbild der Normannen habe er versucht, seine Untertanen zu einem friedlichen Verhalten zu zwingen. Grundlage für diese Politik sei eine neue Sicht des Menschen gewesen. Die innovatorische Tendenz von Heinrichs Regierung betont auch STRUVE [139]. Seiner Meinung nach wäre der Aufschwung der königlichen Gewalt in der Stauferzeit „ohne seine beharrlich verfolgte Politik nicht möglich gewesen“ [ebd. 345]. STRUVE gibt auch Hinweise auf die außergewöhnliche literarische Bildung Heinrichs IV. Neuerdings hat sich STRUVE abermals in sehr abgewogener Weise mit der Regierung Heinrichs IV. beschäftigt [in: 89, 55–70, bes. 69 f.]. Während also Person und Leistung Heinrichs IV. gerade in den letzten Jahren vielfach behandelt wurden, gibt es für seinen Sohn und Nachfolger Heinrich V. nach wie vor keine Gesamtdarstellung seiner Regierungszeit. In der älteren Darstellung von WAAS [153] steht die Persönlichkeit Heinrichs V. im Vordergrund; sein Bild von einem düsteren und letztlich gescheiterten Herrscher hat nicht allgemein Zustimmung gefunden, obwohl es eine gewisse Berechtigung hat. Die Regierungszeit Heinrichs V. als ganze ist nur unzureichend untersucht. Die Arbeit von H. J. STÜLLEIN über sein Itinerar [151] gibt erste Hinweise auf die Reichweite und die Schwerpunkte seiner Herrschaft. Für die Einschätzung der Handlungen Heinrichs V. ist nicht ohne Bedeutung, ob er 1081 oder erst 1086 geboren wurde. Sicher belegt ist allein seine Schwertleite für das Jahr 1101, die traditionsgemäß bei Erreichung des 15. Lebensjahres erfolgte [145: GAETTENS; anders E. FREISE, in: 59: 101 Anm. 62, der am traditionellen Geburtsjahr 1081 festhält; 146: HLAWITSCHKA folgt der Argumentation bei GAETTENS, was das Geburtsjahr anbetrifft, weist aber nach, dass kein präziser Geburtstag angegeben werden kann. Dagegen hat sich jüngst 149: NEUMEISTER mit guten Argumenten wieder für 1081 ausgesprochen]. Zum Verständnis der Rebellion Heinrichs V. im Jahr 1105 hat S. WEINFURTER [154] neue und einleuchtende Begründungen angeboten: der Kern seiner Helfer gegen den Vater sei von den Ideen der Kirchenreform erfasst gewesen [vgl. auch 147: MEIER]. Der wichtigste Verbündete des jungen Königs war damals Graf Berengar von Sulzbach, der sein ganzes Leben lang eng mit Heinrich V. verbunden blieb. Dies hat J. DENDORFER an den Königsurkunden dieses Herrschers sorgfältig nachgewiesen [329: Gruppenbildung, 326 ff.]. In gewisser Weise widerspricht diese lebenslange Treue des Grafen aus dem bayerischen Nordgau zu Heinrich V.
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allerdings der Vorstellung, dass Graf Berengar in seinem politischen Handeln hauptsächlich von den Gedanken der kirchlichen Reform getragen gewesen sei. Den Übergang der Macht von Heinrich IV. auf seinen Sohn und die Darstellung dieses Vorgangs in den zeitgenössischen Quellen hat V. HUTH behandelt [132]. E. GOEZ [131] befasste sich mit dem italischen Königtum von Heinrichs IV. älterem Sohn Konrad und seinen Helfern. Ob aber Heinrich V. selbst – wenigstens in den Jahren 1105–1107 – vom Gedanken der Kirchenreform erfasst war, wie das WEINFURTER [154] nahelegt, und ob Heinrichs Abfall von seinem Vater aus seiner Furcht vor der Wirkung der Exkommunikation des alten Kaisers und aus der Absicht erklärt werden kann, dass der Sohn den Thron für die salische Familie retten wollte, wird von TELLENBACH in seiner interessanten Studie über den Charakter Heinrichs V. [152] bezweifelt. Vielmehr hat nach TELLENBACH die Würde des Königtums durch den Treubruch Heinrichs V. einen schweren Schlag erlitten. Wichtig für die Bewertung Rudolfs von Rheinfelden, für den nur wenige für die Erfassung seiner Persönlichkeit verwertbare Zeugnisse vorliegen, ist die Inschrift auf seiner Grabplatte [60: BOSHOF, Salier, 246; 256: SCIURIE und 250: HINZ]. Sie bezeugt, dass eine neue Form der Sakralisierung der Königswürde entstanden war, die auf den im Dienst der Kirche vollbrachten Kriegstaten beruhte. Über die Abstammung Rudolfs erbrachten die gründlichen genealogischen Forschungen E. HLAWITSCHKAs neuen Aufschluss: Rudolf von Schwaben entstammte demnach einer Nebenlinie des burgundischen Königshauses; er war also alles andere als ein Aufsteiger [HLAWITSCHKA, in: 96, Bd. 1: 175–220]. Weitgehend aufgehellt sind die Beziehungen Rudolfs zur südwestdeutschen Klosterreform [252: JAKOBS, Rudolf]. Dabei wies JAKOBS aber auch auf das negative Urteil über den Charakter Rudolfs hin, das schon die Zeitgenossen formuliert hatten [ebd. 94 f., vgl. dazu auch 257: STRUVE]. Die ältere Arbeit von M. L. BULST-THIELE über Kaiserin Agnes [126] wurde an einem wichtigen Punkt durch T. STRUVE [127] korrigiert: Agnes sei nach den Ereignissen von Kaiserswerth (1062) nämlich nicht fluchtartig nach Rom gereist, sondern noch bis zur Schwertleite ihres Sohnes 1065 in Deutschland geblieben. M. BLACK-VELDTRUP bietet in ihrem Buch über die Kaiserin u. a. ihr Itinerar [125: 62–100] und kann zeigen, dass Agnes eine willensstarke und kluge Herrscherin war, die in manchen Punkten durchaus von der Politik ihres verstorbenen Mannes abwich. Hier kann auch erwähnt werden, dass wir jetzt nicht nur eine Biographie der Beatrix von Canossa und Tuszien von E. GOEZ besitzen
Heinrich V. und die Kirchenreform
Rudolf von Rheinfelden
Kaiserin Agnes
Beatrix und Mathilde von Tuszien
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II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
[157], in der vor allem das persönliche Umfeld, die Herrschaftspraxis und ihre Beziehungen zu den salischen Herrschern und zu den Päpsten ihrer Zeit dargestellt werden, sondern auch eine Darstellung der Herrschaft ihrer Tochter Mathilde von V. FUMAGALLI [155]. Das immer noch nützliche Buch von A. OVERMANN über Mathilde [156] ist dagegen keine Biographie; es enthält neben Untersuchungen über den Umfang und die Geschichte der Mathildischen Güter ein chronologisch geordnetes Verzeichnis der von der Markgräfin ausgestellten Urkunden sowie eine Liste ihrer Aufenthalte und Handlungen nach historiographischen Quellen. TH. GROSS hat in seiner Dissertation [158] die Gestalt der Mathilde und das Schicksal ihrer Herrschaft nach ihrem Tode behandelt und T. STRUVE [159] beschäftigte sich mit Mathildes wechselndem Verhältnis zu Heinrich IV. 2.2 Päpste Gregor VII.
Die zentrale Gestalt der Epoche war Hildebrand-Gregor VII., der seit 1046 in der Umgebung der Päpste nachweisbar ist und seit etwa 1050 eine wichtige, später die entscheidende Rolle an der Kurie spielte. Über seinen Werdegang haben die Studien von H. FICHTENAU [167] und D. JASPER [221: Papstwahldekret, 34–46] und U.-R. BLUMENTHAL [165] neue Aufschlüsse erbracht. FICHTENAU hatte noch einmal die Frage nach der Verbindung Hildebrands zum Kloster Cluny aufgegriffen und herausgearbeitet, dass Hildebrand durch die cluniazensische Spiritualität geprägt worden sei. JASPER glaubte den Zeitpunkt, an dem Hildebrand zum Archidiakon aufstieg, näher bestimmen zu können [dagegen 223: KRAUSE, Bedeutung, 100 ff]. In ihrer Biographie des großen Papstes [165] hat U.-R. BLUMENTHAL sehr nachdrücklich die Ansicht verfochten, Hildebrand-Gregor sei nicht Mönch, sondern Kanoniker gewesen [weitere Belege für ihre Auffassung hat BLUMENTHAL in: 89: 32 ff. beigebracht]; R. SCHIEFFER [177] hat dieser These zumindest nicht widersprochen. Knappe Gesamtwürdigungen von Leben und Leistung Gregors VII. haben W. GOEZ [170], R. SCHIEFFER [176] und H. FUHRMANN [in: 88: 155–175] vorgelegt; SCHIEFFER hat dabei die historische Bedeutung der Leistung und der Persönlichkeit Gregors VII. folgendermaßen zusammengefasst: „Dennoch war die Wirkung seines Pontifikats ungeheuer, weil Gregors Taten in solchem Maße Widerspruch und Rechtfertigung fanden, dass sie geistige Entwicklungen auf den Weg brachten, die weit über ihren individuellen Urheber hinausreichen und mittelbar auch noch unser geschichtliches Dasein bestimmen“ [176: 106]. Ein lebendiges Bild Gregors VII., das durch viele treffende Zitate aus seinen
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Briefen verdeutlicht ist, gibt H. FUHRMANN [62: Deutsche Geschichte, 73 ff.]. W. GOEZ [170: Persönlichkeit Gregors VII.] legt eine Blütenlese aus Gregors Briefen vor und berichtet außerdem über einschlägige Aussagen von Zeitgenossen. Neben diesen vielleicht allzu positiven biographischen Skizzen des großen Papstes sollte auch das düstere Bild erwähnt werden, das A. HAUCK vom Charakter Gregors VII. entwarf [70: Kirchengeschichte, Bd. 3, 755–769]. Die in unregelmäßigen Abständen erscheinende Zeitschrift Studi Gregoriani wurde 1989 und 1991 durch zwei Bände ergänzt, in denen die Beiträge eines Kongresses gedruckt sind, der 1985 anlässlich des Gedenkjahres des Todes Gregors VII. in Salerno stattfand. In Band 13 findet sich ein Bericht über die Untersuchung der Gebeine Gregors, die interessante Ergebnisse über die Ernährung Gregors, über die Folgen des Attentats von Weihnachten 1075 und über seine Krankheiten im Alter erbrachte. Mit naturwissenschaftlichen Methoden konnte so eine ganze Reihe von zeitgenössischen Nachrichten bestätigt werden [168: FORNACIARI/MALLEGNI]. Allerdings meldete U.-R. BLUMENTHAL [165: 20 f. und 336 f.] Zweifel an, ob die untersuchten Gebeine überhaupt diejenigen Gregors VII. sind. Unter den bereits etwas älteren Arbeiten über Gregor VII. bildete die Dissertation von A. NITSCHKE [174: Wirksamkeit Gottes] einen wichtigen Einschnitt. Sie versuchte nämlich eine Erklärung für die Widersprüche im Handeln und Reden Gregors VII., indem sie darauf verwies, dass Gregor nicht in Institutionen gedacht, sondern die Menschen danach eingeteilt hat, ob sie Gott oder dem Teufel gehören. Vor allem die Deutung der Handlungen Gregors VII. in den Anfängen seines Pontifikats durch C. SCHNEIDER [137] zehrt von NITSCHKEs Einsichten. Einige bedenkenswerte Einwände gegen NITSCHKE und SCHNEIDER hat F.-J. SCHMALE vorgetragen [22: Bd. 12a, 8–13], der zu Recht kritisierte, dass NITSCHKES Deutung der modernen Psychologie zu sehr verpflichtet sei und dass SCHNEIDER allzu kühn einzelne Bibelzitate als Selbstaussagen Gregors VII. ausgibt. H. E. J. COWDREY [166] hat 1998 eine ausführliche, geradezu handbuchartige Darstellung der Geschichte des Pontifikats Gregors VII. geliefert; über die Zeit vor 1073, als der damalige Archidiakon Hildebrand an der Kurie die Weichen stellte, finden sich jedoch in diesem umfangreichen Werk nur wenige Bemerkungen. Die Gesamtwürdigung des großen Papstes am Ende von COWDREYs Werk ist sehr eindrucksvoll und gelungen. 2001 erschien das Buch von U.-R. BLUMENTHAL [165] in einer Reihe mit biographischen Darstellungen von bedeutenden Persönlichkeiten des Mittelalters; der chronologisch ge-
Erkenntnisse über Aussehen und Krankheiten
Deutungen seiner Handlungen
Neue Gesamtdarstellungen über Gregor VII.
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Leo IX.
Alexander II.
Paschalis II. Clemens III.
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ordnete erste Teil befasst sich mit Gregors Leben und Wirken bis zu seiner Wahl zum Papst. Im zweiten Teil werden zentrale Fragen von Gregors Pontifikat untersucht, wie seine Konzilien, seine Legaten und seine Beziehungen zu den Klöstern. Nur ganz knapp wird das schon häufig dargestellte Verhältnis des Papstes zum deutschen König Heinrich IV. behandelt. Auch über den ersten Reformpapst, Leo IX., liegt jetzt eine wissenschaftliche Biographie vor [163: MUNIER], die sowohl sein Wirken als Bischof von Toul als auch vor allem sein in vieler Hinsicht umstürzendes Wirken als Papst darstellt. J. DAHLHAUS [161: Aufkommen der Rota] hat eine diplomatische Untersuchung dazu benutzt, einiges Neue über die Denkweise Leos IX. zu sagen, und dabei vor allem seine Verehrung des Kreuzes herausgestellt. Ein vor kurzem erschienener umfangreicher Sammelband [163a: BISCHOFF/TOCK, Léon IX] enthält eine große Anzahl von Spezialstudien zu den – vor allem urkundlichen und hagiographischen – Quellen von und über Leo IX., zu seiner Herkunft und seinem Wirken als Bischof von Toul und als Papst und auch über sein Nachleben. Damit ist ein Anfang gemacht, den lange Zeit vernachlässigten Pontifikat Leos IX. endlich gründlich zu untersuchen. Auch für andere Päpste des 11. Jahrhunderts besitzen wir kritische Untersuchungen. T. SCHMIDT bezeichnet zwar seine Arbeit über Alexander II. [164] ausdrücklich nicht als Biographie, er möchte aber auch der Gefahr entgehen, „statt der Persönlichkeit Alexanders II. seinen Pontifikat zu beschreiben“ [ebd. VII]. Vor einigen Jahren ist der lang erwartete zweite Band der großen Biographie Urbans II. von A. BECKER [179] erschienen, so dass jetzt neben dem Verhältnis dieses Papstes zur lateinischen Christenheit auch das zur Ostkirche und zur Kreuzzugsbewegung in einer zuverlässigen Darstellung vorliegt. BECKER konnte als Kennzeichen von Urbans Persönlichkeit herausarbeiten, dass nicht ein bequemer Opportunismus, sondern eine Politik der Festigkeit und des geduldigen Zuwartens seinen Pontifikat bestimmte. Auch für seinen Nachfolger, Paschalis II., liegt eine biographische Darstellung vor [183: SERVATIUS], desgleichen für den Gegenspieler Urbans II., Wibert von Ravenna-Clemens III., dem gleich zwei ausführliche Studien gewidmet wurden; über sein Wirken als Erzbischof von Ravenna hat I. HEIDRICH umfangreiches archivalisches Material verarbeitet [181], während J. ZIESE [186] sich darauf beschränkte, neue Interpretationen der gedruckten Quellen zu geben. Aus beiden Arbeiten geht hervor, dass auch Wibert-Clemens III. zentrale Forderungen der Kirchenreform vertrat (so den Kampf gegen Simonie und Priesterehe) und dass der Unterschied zu Urban II. vor allem in einer anderen Haltung
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zum deutschen König bestand. Als Ertrag dieser beiden Arbeiten verdient auch hervorgehoben zu werden, dass Wibert von Ravenna nach der Absetzung Gregors VII. 1080 in Brixen lediglich als Papstkandidat ausgewählt, aber noch nicht förmlich zum Papst gewählt wurde [181: HEIDRICH, 56 ff., und 186: ZIESE, 54 ff.]. Auch der Papst, unter dem sich der Abschluss des Investiturstreits vollzog, Calixt II., ist jetzt einer eingehenden Untersuchung gewürdigt worden [182: SCHILLING], in der eingehend sein Wirken als Erzbischof von Vienne und die von ihm veranlassten Fälschungen behandelt sind. In der Untersuchung und Darstellung des Pontifikats Calixts steht der Abschluss des Investiturstreits im Zentrum. Von einer „neuen Politik“ dieses Papstes, durch die die Zusammensetzung des Kardinalskollegs völlig verändert wurde, kann aber nach B. SCHILLING nicht die Rede sein [182: 547–588].
Calixt II.
2.3 Bischöfe Nur für eine kleine Anzahl von Bischöfen aus der Zeit des Investiturstreits ist eine biographisch ausgerichtete Darstellung überhaupt möglich. Unter den Protagonisten des deutschen Episkopats ragen in den Anfängen Heinrichs IV. Anno von Köln (1056–1075) und Adalbert von Bremen (1043–1072) hervor; beide haben Biographien erhalten. Für Anno haben D. LÜCK [195] und G. JENAL [192] jeweils verschiedene Aspekte von Persönlichkeit und Wirken herausgestellt. LÜCK hatte sich auf Herkunft und Verwandtschaft Annos konzentriert, während JENAL sich mit der reichspolitischen Tätigkeit des Kölner Erzbischofs befasste. An dieser Arbeit sind allerdings methodische Schwächen in Anlage und Durchführung kritisiert worden [192: Rez. von R. SCHIEFFER, 255 ff.]. Eine Darstellung des „ganzen“ Anno gibt es nach wie vor nicht, auch wenn seine Tätigkeit für die Klosterreform bereits vor einiger Zeit von J. SEMMLER [382: Siegburg] gründlich untersucht wurde. Die Rolle Adalberts von Bremen als Vorbild für den jungen Heinrich IV. hat kürzlich ALTHOFF herausgestellt [128: bes. 292 ff.]. Unter den wichtigsten Vertretern der gregorianischen Partei hat Gebhard von Salzburg eine Monographie erhalten [198: STEINBÖCK; vgl. auch 72: DOPSCH, Geschichte Salzburgs, Bd. 1, 232–251], während andere, wie Adalbero von Würzburg [87: GOEZ, Lebensbilder, 215– 223], Altmann von Passau [187: BOSHOF, Altmann, und 190: HARTMANN, Passau] und Gebhard von Konstanz [196: ROBINSON], in kürzeren Skizzen teilweise mehrfach behandelt wurden. Von einem der engsten Vertrauten Heinrichs IV., von Benno von Osnabrück, besitzen wir eine
Anno von Köln
Vertreter der gregorianischen Partei im Reich
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Antigregorianer
Adalbert von Mainz
II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
fast zeitgenössische Vita; W. GOEZ hat sein Lebensbild nachgezeichnet [in: 87: Lebensbilder, 202–214]. GOEZ hat auch einen der wichtigsten Protagonisten der Antigregorianer in Oberitalien, Dionysius von Piacenza, in einer biographischen Skizze behandelt [ebd. 187–201]. Und auch Erzbischof Liemar von Bremen (1072–1101), der eine radikale Reformgesinnung mit lebenslanger Treue zu Heinrich IV. verband, ist durch W. GOEZ porträtiert worden [188]. Ein vehementer Gegner Heinrichs IV. war Bischof Burchard II. von Halberstadt, über den eine neue Darstellung vorliegt [194: KLEINEN]. Für die beiden Speyerer Bischöfe Huzmann (1075–1090) und Johannes (1090–1104) wurde bereits von J. E. GUGUMUS [189] Material über ihre Herkunft und ihre Amtsführung gesammelt. Neben der knappen Darstellung des Speyerer Bistums in der Salierzeit [HEIDRICH, in: 96, Bd. 2, 187–224] liegt jetzt auch die Arbeit von KREY [295] vor. Der wichtigste Gegenspieler Heinrichs V. unter den Bischöfen des Reiches, Adalbert von Mainz (1109–1137), wurde in einer ganzen Reihe von Arbeiten behandelt [BÜTTNER, in: 86: 395–410; vgl. auch 298: SCHMITT]. Zuletzt versuchte K. HEINEMEYER eine Deutung der Persönlichkeit dieses Kirchenmannes [191]. Er sieht im Bruch Adalberts mit Heinrich V. nicht einen Ausdruck des Machtstrebens des Erzbischofs, sondern glaubt, dass der Bann gegen den Kaiser die Wendung herbeigeführt habe. Ein anderer Gegner Heinrichs V., Bischof Reinhard von Halberstadt (1107–1123), wurde von K. BOGUMIL vor allem als Förderer der Augustinerchorherren dargestellt [288: 103 ff.]. Auf den interessanten Fall eines exkommunizierten Bischofs, der ein cluniazensisch orientiertes Reformkloster gründete (Burkhard von Basel als Gründer von St. Alban in Basel), hat J. WOLLASCH hingewiesen [199: St. Alban]. Dabei wurde deutlich, dass die Anziehungskraft Clunys im Investiturstreit deshalb besonders groß war, weil dieses Kloster ein päpstliches Privileg besaß, wonach es einen Exkommunizierten vor seinem Tod aufnehmen durfte. 2.4 Prosopographie und Geschichte des Adels (Sachsen, Bayern, Schwaben)
Adel in Sachsen
Als gründlicher Überblick über den Gang und den Stand der Adelsforschung ist jetzt vor allem das große Werk von W. HECHBERGER heranzuziehen [334: Adel]. Im Zuge der Erforschung der schweren Auseinandersetzungen zwischen Heinrich IV. und den Sachsen ist die Forschung über die verwandtschaftlichen Beziehungen des sächsischen Adels am weitesten
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vorangekommen [338: LANGE, 337: KOST, 332: FENSKE, 333: GIESE, und GIESE, in: 96, Bd. 1, 237–308]. Vor allem die Untersuchungen über die Grafen von Northeim von K.-H. LANGE und die Arbeit von L. FENSKE haben neue Aufschlüsse erbracht. Über Otto von Northeim liegt jetzt auch eine monographische Darstellung von S. BORCHERT vor [327]. Auch die Arbeiten über die Anfänge Lothars von Süpplingenburg gehören in diesen Umkreis [352: VOGT, und 335: HILDEBRAND]. In beiden Büchern wird die Leistung Lothars als Herzog von Sachsen gewürdigt. R. HILDEBRAND bietet eine biographische Skizze für die Jahre bis 1125. Mit der Erhebung Lothars zum Herzog von Sachsen hat sich W. PETKE befasst [344]. Herrschaftsbildung und Adelsbewusstsein der Brunonen untersuchte T. BRÜSCH [328]. Der bayerische Adel des 11. und beginnenden 12. Jahrhunderts ist noch nicht systematisch aufgearbeitet. Immerhin besitzen wir einen Überblick über die bayerische „Adelslandschaft“ von F. PRINZ [345: Bayerns Adel]. Die Monographie von K.-E. KLAAR [336] hat die wichtigen Helfer Heinrichs IV. im Südosten, die Eppensteiner, behandelt. H. DOPSCH [72: 361 ff.] erörterte die Geschichte einiger Adelsfamilien im südöstlichen Bayern. Die Anhänger und die Gegner Heinrichs IV. in Bayern stellt W. STÖRMER vor [351]. Der schwäbische Adel wurde vor allem als Träger der Reform untersucht, im Überblick von K. SCHMID [347: Adel und Reform], im Umkreis der Gründung des Klosters Hirsau durch H. JAKOBS [376: Hirsauer] und wieder durch K. SCHMID [380: Hirsau], sowie, ebenfalls von H. JAKOBS, im Blick auf die Gründer des Klosters St. Blasien [377: St. Blasien] und von H.-J. WOLLASCH in seiner Arbeit über die Anfänge des Klosters St. Georgen im Schwarzwald [383]. Zu den Zähringern gibt es jetzt eine „Quellendokumentation“ von U. PARLOW [343]. Für die Welfen liegt eine Darstellung der Familiengeschichte bis 1252 von B. SCHNEIDMÜLLER vor [349] und auch die Brunonen wurden kürzlich monographisch behandelt [328: BRÜSCH]. Den südwestdeutschen Adel in seinen Beziehungen zu Papst Gregor VII. und zu Heinrich IV. hat T. ZOTZ untersucht [353 und 354]. Über das rheinische Fürstengeschlecht der Ezzonen, das unter Heinrich III. vom Kaiser wichtige Ämter erhalten hatte und das 1085 beim Tode des Pfalzgrafen Hermann in männlicher Linie ausstarb, hat U. LEWALD eine gründliche Untersuchung vorgelegt [339].
Bayern
Schwaben
Rheinland
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II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
3. Ereignisse und Probleme Begriff „Investiturstreit“
Deutungen und Gesamtdarstellungen
Neues Priesterbild
Der Begriff „Investiturstreit“ als Bezeichnung für die Epoche zwischen 1076 und 1122 wurde vor allem durch R. SCHIEFFER problematisiert [104: Investiturverbot, 1 ff.]. Er wies jedoch auch darauf hin, dass die Begriffe controversia investiturae oder querela investiturarum bereits in der Zeit selbst geprägt wurden. Diese Bezeichnung ließe sich vom Ende der Auseinandersetzung – vom Wormser Konkordat – her rechtfertigen; es sei aber zweifelhaft, ob das Investiturproblem beim Ausbruch des Konflikts zwischen Papst und deutschem König schon die entscheidende Rolle gespielt habe [ebd. 6]. Auch die Begriffe „Reform“, „Kirchenreform“, „gregorianische Reform“ können nicht mehr unreflektiert verwendet werden, seit G. TELLENBACH in mehreren Arbeiten [vor allem 107: Westliche Kirche, 133 f.] vor einer Inflation des Reformbegriffs gewarnt hat [vgl. auch FUHRMANN, in: 88: 155–175]. Die ideengeschichtliche Deutung der Vorgänge zwischen der Mitte des 11. und dem ersten Viertel des 12. Jahrhunderts hat durch das bedeutende Buch von TELLENBACH aus dem Jahr 1936 [106: Libertas] entscheidende Impulse erhalten. Eine knappe Gesamtdarstellung unter dem Titel ,Der Investiturstreit‘ legte 1982 die amerikanische Mediävistin U.-R. BLUMENTHAL vor [97]. Einen einführenden Überblick „Kirchenreform und Investiturstreit“ hat vor wenigen Jahren auch W. GOEZ erarbeitet [101]; er holte dabei weiter aus und beginnt seine Darstellung mit der Gründung des Klosters Cluny im Jahre 910. J. LAUDAGE hat in seiner Dissertation den Versuch unternommen, die Entwicklung und Verbreitung eines neuen „Priesterbildes“ als Kern der Kirchenreform herauszustellen [102: bes. 309 ff.]. Er sah den Anstoß zu einer Erneuerung der Kirche darin, dass der Wunsch nach einem reinen Klerus vorgetragen worden sei, der deutlich von der Welt der Laien abgehoben war. Gegen die Ansicht LAUDAGEs, dass diese Neubesinnung sich bereits am Beginn des 11. Jahrhunderts zeige und dass das Dekret des Bischofs Burchard von Worms zu den Fundamenten der gregorianischen Reform zähle, wurde zu Recht Einspruch erhoben [102: Rez. von R. SCHIEFFER und H. JAKOBS]. Es muss daran festgehalten werden, dass erst das Eingreifen Heinrichs III. in Sutri 1046 und der Pontifikat Papst Leos IX. die entscheidenden Veränderungen eingeleitet haben. In seinem Buch ,Die westliche Kirche vom Beginn des 10. bis zum Beginn des 12. Jahrhunderts‘ konfrontierte G. TELLENBACH [107] seine eigenen über mehr als ein halbes Jahrhundert sich erstreckenden
3. Ereignisse und Probleme
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Forschungen mit den Ergebnissen der jüngeren Forschung und entwarf abermals ein sehr eigenständiges Bild der Zeit, das noch auf längere Dauer die Forschung beeinflussen dürfte. Besonders auffallend ist dabei, dass sich TELLENBACH bemühte [ebd. bes. 72–82], auch die materiellen Grundlagen der Kirche zu erfassen und dadurch die Probleme besser zu verstehen, die in der Epoche von Kirchenreform und Investiturstreit aufbrachen. Die Skepsis TELLENBACHs gegenüber der Effektivität der Reformarbeit der Päpste und ihrer Helfer seit der Mitte des 11. Jahrhunderts könnte dazu beitragen, den Ertrag der Zeit frei von jeder Verklärung Gregors VII., aber auch ohne antiklerikale Affekte zu beurteilen. Im Vergleich zu dieser neuen Arbeit TELLENBACHs ist LAUDAGEs Dissertation ein Rückfall in die reine Ideengeschichte, die nur nach dem „Selbstverständnis“ der Protagonisten der gregorianischen Reform fragt. Dagegen hat TELLENBACH jene Anregungen aufgenommen, die vor allem im Bereich der Quellenkunde und -kritik vorgebracht wurden: Es sei nötig, nach der Verbreitung und nach der Wirkung eines Textes zu fragen, wenn man seine Bedeutung richtig einschätzen wolle [104: SCHIEFFER, Investiturverbot, 48–84, und 226: SCHIEFFER, Rechtstexte]. Man wird TELLENBACH aber auch zustimmen müssen, wenn er davor warnt, einen zentralen Text allein nach seiner Verbreitung zu beurteilen. Das gilt vor allem für den Dictatus Papae Gregors VII. und mit Einschränkung wohl auch für Humberts von Silva Candida berühmte Schrift gegen die Simonisten. Der Investiturstreit und die Geschichte der salischen Dynastie war in den letzten Jahren das Thema einer Reihe von Ausstellungen. 1992 fand unter dem Titel „Das Reich der Salier 1024–1125“ eine große Ausstellung in Speyer statt, auf der sich mehrere Abteilungen mit den Themen ,Denkmäler des Königtums‘ und ,Denkmäler der Kirche‘ beschäftigten, in denen eine ganze Reihe von bis dahin kaum einer breiteren Öffentlichkeit präsentierten Objekten gezeigt werden konnten [111: Katalog]. Auf gleich drei Ausstellungen wurden im Jahr 2006, dem 900. Todesjahr Heinrichs IV., die Themen „Heinrich IV.“ [112: in Speyer], „Canossa“ [113: in Paderborn] und „Das Reich“ [114: in Magdeburg] mit einer Vielzahl von Handschriften, Urkunden und anderen Objekten zur Anschauung gebracht. Die Kataloge sind nicht nur wegen der schönen Abbildungen und der gut beschriebenen Exponate lesenswert, sondern sie enthalten auch eine große Zahl von Überblicksartikeln, die den derzeitigen Forschungsstand markieren.
Zweifel an der Effektivität der Reformarbeit
Ausstellungen
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II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
3.1 Simonie – Bischofswahlen – Investitur – Regalien Simonievorwurf als Kampfmittel
Bischofswahlen
Investiturverbot
Der Vorwurf der Simonie war der zentrale Kampfbegriff der Zeit der Kirchenreform, mit Hilfe dieses Vorwurfs konnte man missliebige Gegner ausschalten. Schon in der Arbeit von H. MEIER-WELCKER [206] wurde geklärt, dass bereits die kirchenrechtlichen Bestimmungen des Frühmittelalters den Begriff der Simonie über den bloßen Ämterkauf hinaus ausgedehnt und auch den Einfluss von Versprechungen und Beziehungen angeprangert hatten. Die Untersuchungen von R. SCHIEFFER [208: Spirituales latrones] haben dann gezeigt, dass im 11. Jahrhundert die Gegner eines bestimmten Bischofs (hier Hermanns von Bamberg) den Simonievorwurf dazu benutzten, durch Anklage beim Papst ihren Bischof loszuwerden. TELLENBACH stimmt dieser Ansicht zu, wenn er formuliert, dass die Simonie „zum Hauptverbrechen des jeweiligen Feindes“ geworden sei [107: Westliche Kirche, 140 ff., das Zitat auf S. 143]. Eine prägnante Zusammenfassung des derzeitigen Forschungsstandes über die Simonie mit einer Reihe von neuen Einsichten bietet jetzt R. SCHIEFFER [209]. Zur Bischofswahl ist immer noch die ältere Arbeit von P. SCHMID zu benutzen [210]. Von den späteren Arbeiten verdient besonders das Buch von R. L. BENSON Erwähnung, der sich ausführlich mit den Veränderungen befasst, die das Verständnis des bischöflichen Amtes seit der Mitte des 11. Jahrhunderts erfuhr [200: Bishop Elect, 203–250]. Mit dem Bischofsring als dem wichtigsten Amtssymbol des Bischofs hat sich V. LABHART beschäftigt, die auch dem Bischofsring im Investiturstreit ein längeres Kapitel gewidmet hat [205: 77–101]. In dem vor einigen Jahren erschienenen Sammelband, den F.-R. ERKENS herausgegeben hat [203], wurden vor allem Bischofserhebungen in Frankreich behandelt; die Verhältnisse im Reich untersuchen die Beiträge von W. GEORGI (über Magdeburg) und von B. SCHÜTTE (über die Darstellung der Bischofserhebungen in den Viten). Unsere Kenntnis über die Entstehung des Investiturverbots für den deutschen König hat durch die sorgfältige und methodisch vorbildliche Untersuchung von R. SCHIEFFER [104] eine neue Basis erhalten. SCHIEFFER gelangte weit über die ältere Untersuchung von A. SCHARNAGL [207] hinaus und konnte zeigen, dass die Frage des Investiturverbots noch nicht 1059 auf der Lateransynode Nikolaus’ II. geregelt wurde, sondern dass erst 1078/80 eindeutige und allgemeingültige Verbote der Bischofsinvestitur durch weltliche Herrscher ergangen sind. Gegen seine Einschätzung, dass deshalb auch der Bruch zwischen Heinrich IV. und Gregor VII. nicht auf ein im Frühjahr 1075 erlassenes
3. Ereignisse und Probleme
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Investiturverbot zurückgehen könne, bleiben allerdings Bedenken bestehen. Auch ist SCHIEFFERs Interpretation des Briefs Gregors VII. an den deutschen König vom Dezember 1075 (Reg. III, 10) auf berechtigten Widerspruch gestoßen [vgl. die Einwände bei 104: Rez. von KEMPF, bei 105: SZABÓ-BECHSTEIN, Libertas, 159, und bei 107: TELLENBACH, Westliche Kirche, 147 ff.]. 1992 stellte S. BEULERTZ alle Investiturverbote aus der Zeit von 1075/77 bis 1123 zusammen und untersuchte ihre Aufnahme in Rechtssammlungen und ihren Niederschlag in der Historiographie mit dem Ergebnis, dass das Investiturproblem erst seit 1100/ 1105 im Reich und in England aktuell war [201]. J. ENGLBERGER hat sich nochmals eingehend mit dem angeblichen Investiturverbot von 1075 beschäftigt [202]; er konnte herausarbeiten, dass es erst Anfang 1077 zu einem ersten eindeutigen Verbot der Investitur von Bischöfen durch einen Herrscher gekommen ist – und zwar nicht gegenüber Heinrich IV., sondern in Frankreich auf der Synode von Autun, die Hugo von Die abgehalten hat. Die Stoßrichtung sei damals gar nicht das Verhalten der Herrscher gewesen, sondern das Investiturverbot sollte – wie früher schon der Vorwurf der Simonie – als innerkirchliches Kampfmittel dienen und die Bischöfe zur Unterwerfung unter den apostolischen Stuhl zwingen. Kürzlich hat J. LAUDAGE [in: 89: 149] nochmals betont, dass sich ein Investiturverbot von 1075 „nicht nur sicher belegen, sondern auch in einen konkreten Ereigniszusammenhang fügen lasse“. Bei der endgültigen Lösung des Investiturstreits spielte der Begriff der Regalien eine zentrale Rolle. I. (SCHMALE-)OTT [264] hatte einen deutschen von einem italienischen Regalienbegriff geschieden, weil der deutsche die Regalien in ihrer verfassungsrechtlichen Funktion gesehen habe, während der italienische finanziell nutzbare kaiserliche Rechte meine. Wichtig war dabei, dass die Regaliendefinition von 1111 neben Herrschafts- und Nutzungsrechten auch Liegenschaftskomplexe, wie Städte, Burgen oder Höfe mit Zubehör, umfasste. J. FRIED [260] konnte darüber hinaus nachweisen, dass sich der Regalienbegriff im 11. Jahrhundert in Italien entwickelte und sowohl finanziell nutzbare Rechte als auch Herrschaftsrechte und Ämter umfasste. Nördlich der Alpen taucht der Begriff dann seit etwa 1100 auf; vielleicht ist es Heinrich IV. selbst gewesen, der ihn dorthin vermittelte. Das Wort regalia bezeichnete in Deutschland in dieser Zeit nur das Reichskirchengut; seinen „staatlichen“ Aspekt hatte der Begriff auf seinem Weg nach Norden verloren. FRIED betont die Bedeutung seiner differenzierenden Nachweise, wenn er sagt, dass die Vertragspartner des Wormser Konkordats von 1122 unter regalia etwas Verschiedenes verstanden. FRIEDs These, dass unter regalia nicht nur ein Teil, sondern das gesamte
Regalien
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hominium
II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
Kirchengut zu verstehen sei, ist allerdings mit guten Gründen bezweifelt worden [80a: KRIEGER, Lehnshoheit, 236–241, bes. 241 f.]. Auch P. MILLOTAT hat noch einmal den Regalienbegriff untersucht und festgestellt, dass 1111 im Privileg des Papstes Regalien und nichtregalische Temporalien unterschieden werden [313: Transpersonale Staatsvorstellungen]. Dagegen habe Heinrich V. den Kirchen keinen Eigenbesitz, sondern nur Zehnten und Opfergaben zugestanden [ebd. 302 ff.]. Von dieser Vorstellung, dass die Temporalien einer Kirche sämtlich vom Reich hergeleitet seien, habe sich Heinrich V. im Wormser Konkordat trennen müssen [ebd. 316]. M. MINNINGER [263] verfolgte ein Teilproblem des Investiturstreits, das besonders in den Jahren nach 1106, in der Zeit Heinrichs V. und Paschalis’ II., hervortrat, nämlich mit dem Kampf um das Recht des Königs, von den Bischöfen das hominium und den Treueid zu verlangen, nachdem die Investitur in die Regalien erfolgt war. Erstmals auf dem Konzil von Clermont 1095 hatte Papst Urban II. verboten, dass Kleriker sich kommendieren, und wenig später wird auch die Investitur in die Temporalien durch die Hand eines Laien untersagt. Vor allem die Verhältnisse in Frankreich und England hatten den Papst zum Verbot des hominium veranlasst. Während in den Konkordaten mit den Königen dieser Reiche der Papst auf das Verbot des hominium verzichtete, zogen sich die Verhandlungen mit Heinrich V. in die Länge. Das päpstliche Zugeständnis von 1111, dass der Reichsdienst der Bischöfe und Äbte auf dem Besitz der Regalien beruhe und daraus sich wieder die königliche Nomination und die Regalieninvestitur ableiten, war nicht mehr ungeschehen zu machen. In den Verhandlungen des Jahres 1119 versuchte Calixt II. anscheinend, ein Verbot der laikalen Temporalieninvestitur und der Klerikerkommendation zu erreichen. Mit dem Wormser Konkordat von 1122 hatte Heinrich V. „das unter den gegebenen Umständen mögliche Maximum zur Sicherung der Reichsbelange erreicht“ [ebd. 283]. 3.2 Der Kampf um die Priesterehe
Ringen um den Zölibat
Die eben erwähnte Distanz gegenüber dem „Erfolg“ der Reformmaßnahmen der Gregorianer hat G. TELLENBACH vor allem im Bereich des Ringens um die Verwirklichung des Zölibats formuliert [107: Westliche Kirche, 136 ff.]. Wenn er seine Auffassung allerdings so resümiert, dass weder die Forderung neu gewesen sei noch dass diese jetzt besser hätte durchgesetzt werden können als früher, so nimmt er der gregorianischen Epoche doch einen wesentlichen Teil ihrer Bedeutung: Denn
3. Ereignisse und Probleme
83
die Mobilisierung der Laien, die für die weitere Zukunft der abendländischen Kirche eine große Bedeutung erhalten sollte, ist gerade im Bereich des Kampfes für den Zölibat unbestreitbar [109: WERNER, Pauperes Christi]. Sowohl für die Pataria in Mailand als auch in den Predigten der herumziehenden Hirsauer Mönche spielte der Kampf gegen die verheirateten Priester eine wichtige Rolle [ebd. 89 ff. und 125 ff.]. In einer kleinen Monographie hat G. FORNASARI [212: Celibato sacerdotale] den Begriff der nicolaitica haeresis, mit dem die verheirateten oder in eheähnlichen Verhältnissen lebenden Priester seit der Mitte des 11. Jahrhunderts bezeichnet wurden, auf seine Herkunft untersucht: Der Begriff kommt zuerst bei Humbert von Silva Candida, dann bei Petrus Damiani und bei Gregor VII., schließlich auch bei strengen Gregorianern im Reich wie Bernold von Konstanz und Manegold von Lautenbach vor. Diese Autoren rückten die Nikolaiten wegen ihres Ungehorsams gegen die Gebote der römischen Kirche in die Nähe der Häresie. Die kirchlichen Gesetze gegen die Priesterehe wurden noch einmal von A. L. BARSTOW zusammengestellt [211: Married Priests, 19– 104]. Die antizölibatäre Agitation in gregorianischer Zeit wird greifbar in einer Schrift, die unter dem Namen des heiligen Ulrich von Augsburg verbreitet wurde (sog. Ps.-Udalrich). Sie ist jetzt in der neuen Edition von E. FRAUENKNECHT [45] zu benutzen, der zeigen konnte, dass sie wahrscheinlich in der Diözese Konstanz entstanden ist, wo der Widerstand des einfachen Klerus gegen die neuen Zölibatsgesetze Gregors VII. besonders heftig war. 3.3 Sutri 1046 und die deutschen Päpste Nach den älteren Untersuchungen G. B. BORINOs wurden die Ereignisse von Sutri durch H. ZIMMERMANN im Rahmen seiner Arbeit über die Papstabsetzungen behandelt [219: 119 ff.]. Während ZIMMERMANN in Übereinstimmung mit der älteren Forschung [122: STEINDORFF, Bd. 1, 313 ff.] die Berichte des Desiderius von Montecassino und des Bonizo von Sutri zurückwies, wonach Gregor VI. eine Selbstdeposition vollzogen habe, gab F.-J. SCHMALE in seinem Aufsatz von 1979 [216] eine neue Einschätzung aller Quellen über die Ereignisse von Sutri und Rom 1046. SCHMALE zog auch vergleichbare Synoden heran (besonders Rom 800 und Mantua 1064), um zu zeigen, dass die bisherige Vorstellung, Heinrich III. habe die Absetzung der drei Päpste vorgenommen, dem im 11. Jahrhundert geltenden Kirchenrecht und der üblichen synodalen Praxis vollkommen widerspricht. Für SCHMALE sind Desiderius und
Nikolaitismus
Schriften gegen den Zölibat
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Selbstdeposition Gregors VI.?
papa qui et episcopus
II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
Bonizo keine späten Quellen mit gregorianischer Tendenz, sondern sie haben seiner Meinung nach sogar noch existierende Synodalprotokolle verarbeitet und geben als einzige einen authentischen Bericht über die Vorgänge im Dezember 1046. Für seine Deutung der „Absetzung“ Gregors VI. als Selbstdeposition muss SCHMALE aber auch noch einige zentrale zeitgenössische Nachrichten umdeuten (besonders den Brief Wazos von Lüttich und den Traktat ,De ordinando pontifice‘), und die strenge Bestrafung Gregors VI. (Exil in Köln) wird nicht recht verständlich. Daher ist SCHMALEs Ansicht auch bisher nicht allgemein rezipiert worden [vgl. 43: ANTON, 71, mit kritischer Tendenz; dagegen akzeptiert 107: TELLENBACH, Westliche Kirche, 120 f. SCHMALEs Vorschlag und dies tut auch 215: SCHIEFFER, „Sutrilied“]. ENGELBERT [214] greift denn auch wieder auf die zeitgenössischen Berichte zurück; er korrigiert die ältere Auffassung dahingehend, dass sich in diesen Berichten kein Beleg dafür findet, dass Heinrich III. nach Rom gezogen sei, um dort Ordnung zu schaffen. H. WOLTER [218: Synoden, 379 ff.) legte bei seiner Darstellung der Vorgänge in Sutri großen Wert auf die zeitgenössischen Zeugnisse, die kurz nach 1046 von einer Absetzung Gregors VI. sprechen [ebd. 391 f.]. Daraus folgerte er, dass „die Synode den Schuldspruch unabhängig von ihrem geistlichen Vorsitzenden (d. h. Gregor VI.) fällte und diesen dann dazu brachte, durch Ablegung seiner Pontifikalien auf seine Würde zu verzichten“ [ebd. 392]. Die Verbannung nach Deutschland sei weniger eine Strafe als ein „Mittel zur Verhinderung künftiger Ansprüche“ gewesen [ebd. 393]. Neues Material zur Kontroverse um Sutri brachte allein K. SCHMID [217: Heinrich III. und Gregor VI.], der aus der liturgischen Überlieferung von Piacenza auf einen gemeinsamen Gedenkeintrag Heinrichs III. und Gregors VI. hinweisen konnte und daraus den Schluss zog, dass Heinrich III. in Piacenza Gregor VI. als Papst anerkannte, obwohl er vielleicht schon wusste, dass seine Erhebung nicht ganz ohne Simonie vonstatten gegangen war. Ob man aus der Reihenfolge der Namen (der Papst ist vor König Heinrich genannt) schließen darf, dass Heinrich den Vorrang Papst Gregors VI. anerkannt habe, ist von H. HOFFMANN (in: DA 53 (1997) 448–457) bezweifelt worden. Es war schon längst aufgefallen, dass die von Heinrich III. erhobenen deutschen Päpste nach ihrer Erhebung ihr Bistum beibehielten. Man hat dafür verschiedene Erklärungen gefunden: Dass Heinrich III. die römische Kirche in das System der deutschen Reichskirche habe einbeziehen wollen (KEHR); dass der Armut der römischen Kirche durch die reichen deutschen Bistümer aufgeholfen werden sollte (HAL-
3. Ereignisse und Probleme
85
LER);
dass die deutschen Päpste einen Rückhalt bei Schwierigkeiten in Rom gesucht hätten (TELLENBACH). W. GOEZ hat nun in einer Studie [162: Papa qui et episcopus] eine überzeugende Erklärung für den Sachverhalt gefunden: Die Päpste hätten nämlich nicht gegen das altkirchliche Translationsverbot verstoßen wollen. Mit diesem war zwar die Erhebung auf den Papststuhl durchaus vereinbar, weil gerade nach der im Reich schon in ottonischer Zeit verbreiteten Auffassung das päpstliche Amt durch seine universalen Aufgaben weit über dem Amt eines gewöhnlichen Bischofs stand. Andererseits aber nahm z. B. Clemens II. die Kanones sehr ernst und wollte deshalb sein Verlöbnis mit seiner Bischofskirche in Bamberg nicht lösen, daher hätten er und seine Nachfolger an ihrem Bistum festgehalten. H. BEUMANN [160: Reformpäpste] hat diese Auffassung etwas modifiziert und darauf verwiesen, dass durch die Konstruktion des papa qui et episcopus der Papst als Person zugleich im System der Reichskirche verblieben sei. So sei eine „Ergänzung des Reichskirchensystems“ entstanden. Mit dem Inhalt und der Bedeutung des Heinrich III. nach seiner Kaiserkrönung verliehenen Titels eines Patricius Romanorum hat sich vor einigen Jahren G. MARTIN eingehend beschäftigt [224]. 3.4 Das Papstwahldekret von 1059 Während für den Pontifikat Nikolaus’ II. eine monographische Arbeit fehlt, wurde das Papstwahldekret (künftig: Pwd), das dieser Papst auf der Lateransynode von 1059 erließ, vor allem von der deutschen Forschung der letzten hundert Jahre in einer großen Zahl von Arbeiten behandelt. Als Ausgangspunkt hat nach wie vor die Arbeit von P. SCHEFFER-BOICHORST [225] zu gelten, der die päpstliche Fassung des Pwd als echt und die kaiserliche als verfälscht erwiesen hat. Für die historische Einordnung des Pwd ist die Arbeit von H.-G. KRAUSE noch immer maßgeblich [222, mit einem Überblick über die ältere Forschung, ebd. 9 ff.]. KRAUSE hat herausgearbeitet, dass das Pwd eine „nachträgliche Selbstrechtfertigung des aus dem Schisma siegreich hervorgegangenen Papstes Nikolaus II.“ darstellte [ebd. 255]. Aus diesem Grund sei nämlich den Kardinalbischöfen ein Vorrang bei der Papstwahl eingeräumt und der Einfluss des römischen Adels zurückgedrängt worden und auch die Sonderregelungen über die Möglichkeit einer Papstwahl außerhalb Roms seien deshalb eingefügt worden. Eine abweichende Interpretation dieser Tatbestände versuchte D. HÄGERMANN [220]. KRAUSE konnte auch die Ansicht widerlegen, dass Humbert von Silva Candida das Pwd allein formuliert habe; es gelang ihm auch, Spu-
Echte und verfälschte Fassung des Papstwahldekrets
Verfasser
86
Königsparagraph
Überlieferung
Zeitpunkt der Verfälschung
II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
ren der Mitwirkung des Petrus Damiani nachzuweisen. K. M. WOODY versuchte die Argumente für eine Mitverfasserschaft Petrus Damianis noch zu verstärken [230]. Obwohl die Diskussion über den oder die Verfasser des Pwd letztlich ohne Ergebnis bleiben dürfte [vgl. auch 173: MICCOLI, Gregorio VII, 304], sind KRAUSEs Ausführungen über die Problematik der stilvergleichenden Methode zur Verfasserbestimmung [222: 257 ff.] weiterhin beachtenswert. In der Diskussion um den sog. Königsparagraphen konnte bisher keine Einigkeit erzielt werden. KRAUSE sah in diesem Abschnitt eine zurückhaltende Formulierung der Rechte Heinrichs III., der einen Papst benennen durfte; von anderen wird er aber nur als Festlegung eines Bestätigungsrechts angesehen. Für KRAUSE hatte das Pwd „nicht Beseitigung oder Minderung, sondern kirchliche Sanktionierung des kaiserlichen Gewohnheitsrechts gebracht“ [222: 256]. Was die Frage nach dem Sinn der Verfälschung des Pwd anbetrifft, so hatte KRAUSE die Hauptabsicht der Fälschung in der „Beseitigung der dominierenden Stellung der Kardinalbischöfe bei der Papstwahl“ gesehen. Nach HÄGERMANN [220: 186 ff.] ist das gefälschte Pwd dagegen „die Rechtfertigung der Wahl Wiberts von Ravenna vom Jahre 1080“ [ebd. 187]. Auch die Untersuchung von D. JASPER [221], in der erstmals wieder neue Sachverhalte beigebracht wurden, hat die Kontroversen um diesen Text nicht beendet [vgl. zuletzt 223: KRAUSE, Bedeutung, der 123 ff. von JASPER abweichende Folgerungen aus den neu gefundenen Überlieferungen zieht]. JASPER konnte für seine Neuausgabe des Textes [221: 98–119] bisher unbeachtete Textzeugen heranziehen, darunter eine Handschrift der echten Fassung, welche die bisher nur aus den gefälschten Versionen bekannte Unterschriftenliste enthält. Die viel umstrittene Frage, ob Hildebrand das Pwd mitunterzeichnet hat, wird von JASPER verneint. Die verfälschte Fassung ist nach seiner Meinung im Frühjahr 1076 im Kreise der oberitalienischen Anhänger Heinrichs IV. entstanden, die damit das Eingriffsrecht des deutschen Königs bei der Papstwahl untermauern wollten. Gegen die Vorstellungen von KRAUSE und JASPER hat sich in mehreren Arbeiten W. STÜRNER gewandt, der zuletzt seine Auffassung so formulierte: In der Frage nach dem Zeitpunkt der Entstehung der verfälschten Fassung sei an der älteren Ansicht festzuhalten, wonach sie 1084 im Kreise der von Gregor VII. abgefallenen Kardinäle entstanden sei [228: Papstwahldekret]. Zum Königsparagraphen hatte STÜRNER schon früher die Ansicht geäußert, dass damit die Kardinalbischöfe zwar aufgefordert worden seien, bei der Papstwahl die Würde Heinrichs und seiner Nachfolger zu beachten; gleichzeitig aber sei in ihr Er-
3. Ereignisse und Probleme
87
messen gestellt worden, welchen Einfluss der deutsche König aufgrund seines Verhaltens gegenüber der Kirche tatsächlich verdient hatte [227: Salvo debito honore, 55]. Zuletzt hat sich MARTIN [224] mit dem Königsparagraphen des Papstwahldekrets beschäftigt und festgestellt, dass es unmöglich sei, „aus dem Wortlaut der Königsklausel etwas Bestimmtes über den Inhalt des dem König zugestandenen Rechts erkennen zu wollen“ (ebd. 279). Vielmehr habe sich die Kurie gerade nicht an ein bestimmtes Recht des Königs binden wollen. Vom Patriziat ist übrigens im Pwd gar nicht die Rede. R. SCHIEFFER verwies darauf [226: Rechtstexte, 52 ff.], dass mit der historischen Fernwirkung des Pwd die Tatsache in Widerspruch stehe, dass der Text „in keiner halbwegs zeitgenössischen Abschrift vorliegt“ [ebd. 53]. Außerdem habe das Pwd zu keiner Zeit „eine buchstäbliche und vollständige Anwendung“ gefunden [ebd. 56]. Nur in einem Rundschreiben, mit dem der Papst die Beschlüsse der Lateransynode bekanntgab, ist der Kern der Bestimmung über die Papstwahl verbreitet worden [vgl. die Edition dieses Rundschreibens in: 104: SCHIEFFER, Investiturverbot, 212 ff.]. Dieses Rundschreiben mit einer Kurzform der Beschlüsse der Synode von 1059 wurde aber anscheinend in alle Regionen der westlichen Christenheit versandt; jedenfalls haben sich Textzeugen aus Spanien, England und Unteritalien erhalten [ebd. 64 ff.]. Ob man aus der Tatsache, dass aus dem Reich kein Text dieses Briefs überliefert ist, schließen darf, dass es hierher auch nicht geschickt wurde [so 60: BOSHOF, Salier, 180], erscheint zweifelhaft. Von den übrigen Beschlüssen der Synode von 1059 hat auch der Kanon über das Verbot der Übertragung von Kirchen durch Laienhand eine größere Resonanz in der Literatur gefunden. Schon seit den Forschungen von BORINO und MICCOLI [173: Gregorio VII, 335 f.] ist anerkannt, dass mit diesem Verbot nur das Eigenkirchenwesen im Bereich der Niederkirchen getroffen werden sollte. 3.5 Der Dictatus Papae Gregors VII. (DP) Nachdem die ältere Ansicht, dass das Briefregister Gregors VII. im Reg. Vat. 2 des Vatikanischen Archivs als ein in der päpstlichen Kanzlei geschriebenes „Original“ überliefert sei, durch die Studien von R. SCHIEFFER [238: Tomus Gregorii papae] und H. HOFFMANN [171: Register] bestätigt wurde, zweifelt niemand mehr daran, dass die 27 „Leitsätze“, die zwischen zwei Briefe vom 3. und vom 4. März 1075 in dieses Register eingetragen wurden, tatsächlich ein Eigendiktat des großen Papstes darstellen.
Verbreitung und Anwendung des Pwd
Verbreitung der Beschlüsse von 1059
88 Einordnung des DP
Umbiegung der Tradition durch Gregor VII.
Rezeption der Briefe Gregors VII.
Ein zweiter DP?
II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
Die Versuche, diesen Text inhaltlich einzuordnen, müssen allerdings als gescheitert betrachtet werden, nachdem die Vorschläge, es handele sich um ein Programm für die Fastensynode von 1075 (R. KOEBNER) oder um ein Konzept der päpstlichen Unionsbedingungen für die griechische Kirche (J. GAUSS), keinen Anklang gefunden haben, und auch die zeitweise fast allgemein akzeptierte These G. B. BORINOS, der DP sei der Index einer (verlorenen oder erst zu erstellenden) Kanonessammlung [so noch 234: HOFMANN, vgl. dagegen 232: FUHRMANN, Problem], nicht mehr zu halten ist. Jedenfalls hat sich BORINOs Hoffnung, man könne eine den Sätzen des Dictatus entsprechende Sammlung von Quellentexten verhältnismäßig leicht rekonstruieren, nicht erfüllt. Nachdem schon E. CASPAR betont hatte, dass eine ganze Reihe von Sätzen eben nicht mit der Tradition übereinstimmen [vgl. die Einzelnachweise bei 233: HOFMANN], sondern ältere Rechtsvorstellungen verschärfend umbiegen, ist diese Auffassung durch die Untersuchungen von H. FUHRMANN [231: Quod catholicus, und 232: Problem] erneut unterstrichen worden. FUHRMANN vermochte dabei zu zeigen, dass Gregor VII. über die ältere Tradition auch dann hinausgegangen ist, wenn er ausdrücklich eine Quelle für seine Auffassung nannte. Die Texte erhalten durch Gregor „einen neuen, einen zugespitzten und mit seinen Anschauungen übereinstimmenden Sinn“ [232: Problem, 140]. Bei FUHRMANN findet sich auch eine knappe Zusammenstellung jener Sätze des DP, für die sich keine Vorlagen finden lassen und die vorher so nie formuliert worden waren [ebd. 141 ff.]. Neuerdings wurde zwar nicht die Bedeutung dieses Textes für die Grundanschauungen Gregors VII., wohl aber seine Kenntnis bei den Zeitgenossen durch weitere Untersuchungen geklärt: J. GILCHRIST hat die Nachwirkung der Briefe Gregors VII. in der Kanonistik untersucht und eine erstaunlich geringe Resonanz feststellen können [169: Reception]. R. SCHIEFFER hat gezeigt, dass außerhalb der Kurie weder zu Lebzeiten Gregors VII. noch in den folgenden Jahrzehnten irgend jemand von diesem Text Kenntnis hatte [226: Rechtstexte, 56–62]. Dagegen konnten für ein verwandtes Dokument, den sog. Dictatus von Avranches, neue Textzeugen benannt werden [237: MORDEK, Proprie auctoritates, und 239: WOJTOWYTSCH]. Die Zuweisung dieses Textes an Gregor VII., der ihn in seiner Spätzeit als seinen „zweiten“ Dictatus formuliert haben soll (MORDEK), ist aber fast allgemein abgelehnt worden [235: KEMPF, Dictatus, 239: WOJTOWYTSCH; 232: FUHRMANN, Problem, 147 f]. Es blieb dabei jedoch offen, welchen „Sitz im Leben“ diese Zusammenstellung der päpstlichen Rechte hatte; F.
3. Ereignisse und Probleme
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KEMPF machte wenigstens grobe Angaben zur Entstehungszeit dieses Textes (1085–1100). 3.6 Canossa 1077 Einen wichtigen Einschnitt in der Erforschung und Deutung der Vorgänge von Canossa 1077 bildet die Arbeit von H. ZIMMERMANN [249: Canossagang]. Ausgehend vom Schlagwort vom „Canossagang“ und seiner Wirkung im 19. Jahrhundert ist hier das Ereignis noch einmal nachgezeichnet und auch seine Darstellung in der bildenden Kunst und in der Literatur behandelt. Zweifellos behalten daneben auch die wichtigsten der älteren Deutungen ihr Recht. Hier sind vor allem zu nennen die Arbeiten von A. MAYER-PFANNHOLZ (1932) und von W. vON DEN STEINEN (1957). MAYER-PFANNHOLZ [in: 241: Canossa, 1–26] hat zuerst von der „Wende von Canossa“ gesprochen und in diesem Ereignis ein Symbol für die „Entsakralisierung des Reiches“ sehen wollen, weil hier die „Entheiligung der Kaiseridee“ begonnen habe. Durch Canossa sei es dem Papst gelungen, den König aus der Leitung der Kirche hinauszudrängen [ebd. 20]. Nach vON DEN STEINEN [248: 67–77] wurde der Papst in Canossa als Schiedsrichter zwischen dem deutschen König und den Fürsten anerkannt, auch wenn es Heinrich gelang, eine ausdrückliche Anerkennung des päpstlichen Absetzungsrechts zu umgehen. Im Hinblick auf diese weit ausgreifenden Deutungen stellte H. ZIMMERMANN minutiös alle Quellenberichte über die Vorgänge von Canossa nebeneinander [249: Canossagang, 134 ff.] und erzielte dabei sogar neue faktengeschichtliche Erkenntnisse: Der Bußgang Heinrichs IV. habe am 25. Januar 1077 begonnen, der als Tag der Bekehrung des Apostels Paulus für eine solche Aktion absichtsvoll gewählt worden sei. Heinrich sei darauf drei volle Tage in „üblicher Bußkleidung“ [ebd. 163] aufgetreten, um Einlass in die Burg zu erlangen. Dass der deutsche König aber drei Tage „in Kälte, Schnee und Eis“ im Burghof gestanden habe, lehnt ZIMMERMANN als „physische Unmöglichkeit“ ab [ebd.]. Die dreitägige Herrscherbuße, für die es in der älteren Geschichte kein Vorbild gab [vgl. dazu auch 246: SCHIEFFER, Mailand], sei nach der Bekehrung des Paulus gestaltet, der auch drei Tage Buße tat. Zu der zeitweise heftig umstrittenen Frage, ob Heinrich IV. in Canossa wieder als König eingesetzt worden sei, bot ZIMMERMANN ebenfalls eine plausible Lösung an: Durch die Rekonziliation sei Heinrichs Königswürde „automatisch“ wiederhergestellt gewesen [249: 178].
„Canossagang“ als Schlagwort
„Wende“ von Canossa
Vorbild: die Bekehrung des Apostels Paulus
Königtum Heinrichs IV. nach Canossa
90
Urteil über Canossa
Entsakralisierung des Königtums?
II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
Eine gewisse Divergenz zwischen Papst und König sei aber darin deutlich geworden, dass Heinrich sich einfach als rex bezeichnete, während die päpstliche Kanzlei vom rex Teutonicorum sprach (s. u.). Zu der in der deutschen Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts geführten Diskussion, ob der Canossagang eine Schande für den König darstellte, verwies ZIMMERMANN darauf, dass solche Vorwürfe bereits von den Zeitgenossen vorgebracht worden seien. Die mit Canossa zusammenhängende Forschungsdiskussion ist durch das Buch ZIMMERMANNs aber nicht abgeschlossen. Für die Beurteilung der Absichten Gregors VII. vor dem Canossagang ist es wichtig, ob der Termin für das geplante Fürstengericht über den König ursprünglich auf den 6. Januar 1077 anberaumt war und erst durch ein Eingreifen des Papstes auf den 2. Februar verschoben wurde. Nach E. HLAWITSCHKA [244: Tribur und Canossa] wäre ein Termin am 6. Januar schon aus Gründen der damaligen Reisegeschwindigkeit nicht möglich gewesen. Zu einer im Wesentlichen positiven Beurteilung der Vorgänge in Canossa gelangte E. BOSHOF [60: Salier, 232 ff.]. Gregor habe sich hier entschieden, es noch einmal mit Heinrich IV. zu wagen und seine Vorstellung von einer Reform der Reichskirche in Zusammenarbeit mit dem Salier zu verwirklichen. BOSHOF meint auch, dass die Frage, ob der Papst mit der Absolution auch eine Wiedereinsetzung in die Königsherrschaft verbunden habe, in Canossa nicht zur Diskussion gestanden habe. Allerdings sieht auch BOSHOF, dass der taktische Erfolg des Augenblicks, den Heinrich errungen hatte, wenig wog im Vergleich zu der Folgewirkung, wodurch die Grundlagen der Königsherrschaft erschüttert wurden. Die Führung der Christenheit lag nämlich von jetzt an eindeutig beim Papst. BOSHOF wiederholte daher die Formulierungen von der „Entsakralisierung der Herrscherwürde“ [ebd. 234] und von der „Wende in der Geschichte der mittelalterlichen Monarchie“ [ebd. 235]. Auch U.-R. BLUMENTHAL [97: Investiturstreit, 135 f.] sieht es als Folge des Ereignisses vom Januar 1077 an, dass „die Monarchie ihrer sakralen Elemente entkleidet“ wurde. Dagegen betont ERKENS [in: 89: 71– 101. bes. 98 f.], dass zwar die Entsakralisierung des Königtums nur eingeschränkt auf Canossa zurückzuführen sei, dass aber doch insofern eine Wende eingetreten sei, als damals der „breite Konsens über die Existenz einer den Herrschern eigenen Sakralität“ verloren gegangen sei. Ähnlich äußert sich ERKENS auch in seinem neuen Buch über „Herrschersakralität“ [305: 213 f.]. S. WEINFURTER [108: Canossa, bes. 207] möchte die Vorgänge von Canossa mit dem von Max Weber stammenden Begriff der „Entzauberung der Welt“ näher bestimmen.
3. Ereignisse und Probleme
91
In jüngster Zeit sind die Vorgänge von Canossa auch unter der möglichen Alternative „Buße oder Unterwerfung“ diskutiert worden. Nachdem T. REUTER [in: 96, Bd. 3, 323] behauptet hatte, die Unterwerfung Heinrichs sei „eine deditio“ gewesen und der König habe „als unterlegener Rebell“ vor der Burg gestanden, und G. ALTHOFF [240: Demonstration 37–39] dieser Deutung zugestimmt hatte, widersprachen dem A. T. HACK [243] und W. GOEZ [242]. HACK betont, dass Heinrich IV. nicht nur an drei Tagen vor Canossa Bußübungen durchgeführt hat, sondern dass er schon im Oktober 1076 in Speyer als Büßer aufgetreten ist. W. GOEZ wies darauf hin, dass in Canossa keine öffentliche Demonstration durchgeführt wurde und dass diese Vorgänge nicht aufgrund einer Absprache mit Vermittlern „inszeniert“ gewesen sei; vor allem fehlten in den Berichten völlig Vokabeln wie deditio, se dedere oder se dare. Vor kurzem ist noch ein weiterer Beitrag von T. REUTER erschienen [245], in dem er seine ältere Einschätzung etwas korrigiert und jetzt davon spricht, dass die Vorgänge in Canossa sowohl als deditio als auch als Bußritual zu verstehen seien: Heinrich habe sich als Büßer und als Rebell dem Papst unterworfen. REUTER gibt einige Belege dafür, dass das Ritual der deditio auch den Päpsten des 11. Jahrhunderts bekannt war, und er kann auch einige gute Argumente dafür anführen, dass Heinrichs Aktion vom Januar 1077 nicht völlig plausibel als herkömmlicher Bußakt erklärt werden kann, weder wenn man ihn mit früheren – immer freiwilligen – Bußgängen von Königen vergleicht, noch wenn man den Bußgang von Canossa als einen Akt im Rahmen des kirchlichen Bußrituals deutet. In seinem Werk über die „Königsabsetzung“ ist E. SCHUBERT ausführlich auf die „Anfechtung des Königtums Heinrichs IV. durch den Papst“ eingegangen [247: 139 ff.]. Dabei stellt SCHUBERT fest, dass Gregor VII. den deutschen König im Frühjahr 1076 nicht abgesetzt habe; erst 1080 und später hätten der Papst und seine Anhänger unter den Geschichtsschreibern und Verfassern von Streitschriften die Ereignisse von 1076 und 1077 anders gedeutet.
Buße oder deditio?
3.7 Forchheim 1077 Seit F. RÖRIG hatte man in den Ereignissen von Forchheim eine „entscheidende Wende“ in der Geschichte des deutschen Königswahlrechts gesehen: Hier sei nämlich der Übergang vom Geblütsrecht zum Recht der freien Wahl erfolgt. Im Unterschied dazu hatte H. MITTEIS die eigentliche Krise des Königswahlrechts erst ins Jahr 1198 gesetzt. Die erneute Sichtung der Quellenzeugnisse durch W. SCHLESINGER [254: Wahl
Forchheim als „Wende“ im deutschen Königswahlrecht?
92
Idoneität und freie Wahl als kirchliche Elemente
II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
Rudolfs] läuft auf eine Bestätigung der Sicht von MITTEIS hinaus. SCHLESINGER sah 1077 eine ältere Tradition des Wahlrechts der Großen wirksam, die auch in der Wahl des „abgelegenen Orts Forchheim“ an die Königswahl des Jahres 911 hätten anknüpfen wollen. Neu sei jedoch die Absetzung eines Königs gewesen, für die ein förmliches Verfahren benutzt worden sei. H. JAKOBS [252: Rudolf von Rheinfelden] betonte dagegen, dass 1077 erstmals ein gewählter König versprochen habe, auf die Erbfolge seines Sohnes zu verzichten. In Forchheim war also nicht nur das alte, intakte Königshaus abgelöst worden, sondern der neu erhobene König verzichtete auch darauf, eine neue Königsdynastie zu begründen. Die Bedeutung des Aktes von Forchheim wurde von H. KELLER [253: Schwäbische Herzöge] so bewertet: „In der Wahl sollte ohne Bindung an ein Erbrecht der Dynastie frei über den geeignetsten oder gewünschten Kandidaten entschieden werden“ [ebd. 130]. Erst 1077 habe der bereits in ottonischer Zeit wirksame Wahlgedanke eine „Stoßrichtung gegen die Sohnesfolge“ [ebd. 147] erhalten. Schon 1076 hätten die Fürsten ihren Widerstand gegen Heinrich IV. nicht mehr – wie in ottonischer Zeit – als Widerstand gegen ein einzelnes Unrecht verstanden, sondern als Kampf für die Ordnung des Reiches, die der König störte. E. BOSHOF [60: Salier, 236–239] verwies darauf, dass in Forchheim mit dem Prinzip der Idoneität und der freien Wahl Elemente des kirchlichen Amtsgedankens auf das Königtum übertragen worden seien. Die antisalische Fürstenpartei sah nach BOSHOF „ihr Recht auf Mitwirkung bei der Thronerhebung und damit ihre Teilhabe am Reich entscheidend beeinträchtigt“ [ebd. 239]. Immer wieder wurde darauf verwiesen, dass vielleicht doch auch Elemente des Geblütsrechts in Forchheim wirksam waren (z. B. 62: FUHRMANN, Deutsche Geschichte, 80; 60: BOSHOF, Salier, 238]. Auch Rudolf von Rheinfelden selbst scheint der Ansicht gewesen zu sein, dass er der einzige mögliche Kandidat für die Königswahl sei; daher hatte er sich in dem ihm nahestehenden Kloster Ebersheimmünster schon im Voraus eine Krone anfertigen lassen. Bei der Wahl Hermanns von Salm, dem im August 1081 erhobenen Gegenkönig, spielten jedenfalls geblüts- oder erbrechtliche Überlegungen keine Rolle [255: U. SCHMIDT]. 3.8 Das Wormser Konkordat von 1122 Die ältere Forschung zum Wormser Konkordat hatte durch die Arbeit von A. HOFMEISTER aus dem Jahre 1915 [262] einen gewissen Ab-
3. Ereignisse und Probleme
93
schluss erhalten. Für HOFMEISTER hatte die Frage im Vordergrund gestanden, ob das päpstliche Zugeständnis nur für Heinrich V. persönlich erteilt worden sei, also bloß vorübergehend gelten sollte [ebd. 2–7 findet sich ein Referat der älteren Forschung]. HOFMEISTER untersuchte dann, inwieweit das Wormser Konkordat in den Jahrzehnten nach 1122 auch tatsächlich angewandt wurde. Er gelangte dabei zu der Einsicht, dass die päpstliche Urkunde zwar für Heinrich V. persönlich galt und ihre Verbindlichkeit daher 1125 erlosch, dass aber für die Praxis der Bischofserhebung nach 1122 nicht das päpstliche Privileg, sondern das Gewohnheitsrecht des Reiches maßgebend war. Dieses habe sich in den Formen entwickelt, die das Calixtinum festgelegt hatte. R. SCHIEFFER betonte allerdings, dass „in den Quellenberichten über einzelne Bischofs- und Abteinsetzungen nach 1122 so gut wie nie auf das Calixtinum als solches Bezug genommen wird“ [226: Rechtstexte, 67]. Das mag aber daran liegen, dass die Chronisten des 12. Jahrhunderts (mit Ausnahme Ottos von Freising) kein Interesse daran hatten, etwa bei Streitigkeiten um einen Bischofsstuhl darauf hinzuweisen, welcher der Rivalen seine Ansprüche im Einklang mit dem Konkordat erheben konnte. Im Anhang seiner Studie bot HOFMEISTER eine gegenüber MGH Const. I, 161 verbesserte Edition des Calixtinums, dessen Original nicht erhalten ist [vgl. zur Wertung der erhaltenen Texte des Calixtinum 226: SCHIEFFER, Rechtstexte, 63–66]. Für die kaiserliche Urkunde (Heinricianum), die im Original noch heute im Vatikanischen Archiv aufbewahrt wird (vgl. die Abbildung bei TH. SICKEL, in: MIÖG 6 (1885) 105 ff.) fehlt eine Untersuchung der Textgeschichte. Vor einigen Jahren konnte I. HERKLOTZ zeigen [261: bes. 190– 212], dass im Lateran auf einem Wandgemälde nur die kaiserliche Urkunde dargestellt war; d. h. in der Auffassung der Päpste war das Wormser Konkordat „auf ein kaiserliches Zugeständnis reduziert“ [ebd. 203]. Eine ganz grundsätzliche Kontroverse haben kürzlich C. ZEY [266] und B. SCHILLING [265] ausgetragen. Dabei ging es um die Frage, ob das Wormser Konkordat überhaupt geschlossen wurde. ZEY hatte nämlich in ihrer Untersuchung die Anschauung vertreten, das Calixtinum sei nur ein Vertragsentwurf, der während eines für Anfang 1123 geplanten Romaufenthalts Heinrichs V. durch eine vom Papst unterzeichnete und dem Kaiser überreichte Urkunde ersetzt werden sollte. Da dieser Akt unterblieb, sei das Calixtinum nie vollzogen und das Wormser Konkordat nicht geschlossen worden. Demgegenüber hält SCHILLING daran fest, dass das Konkordat am 23. September 1122 in
Anwendung des WK nach 1122
Überlieferung und Edition der Urkunden des WK
Wurde das WK überhaupt abgeschlossen?
94
Verfassungsgeschichtliche Deutung
II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
Worms geschlossen wurde, wenn auch der Papst nicht persönlich anwesend war, sondern durch seinen bevollmächtigten Legaten Lambert von Ostia vertreten wurde. Dass in Worms ein Vertrag geschlossen wurde, zeigt sich vor allem auch darin, dass er auf dem Laterankonzil 1123 ratifiziert wurde und dass die Vertragsurkunden anschließend „in alle Reiche verschickt“ wurden, wie der englische Historiograph Simon von Durham berichtet. Für die verfassungsgeschichtliche Deutung des Wormser Konkordats bildete die Untersuchung von P. CLASSEN einen Neuansatz [259: Wormser Konkordat]. CLASSEN sah ein wichtiges Ergebnis des fast fünfzigjährigen Kampfes um die Investitur darin, dass der Anspruch der Fürsten, an Entscheidungen über das Reich mitzuwirken, jetzt tatsächlich ausgeübt wurde. Wenige Jahre nach 1122, zuerst 1125, begann die Tradition der Fürstenweistümer, über die die Fürsten die Weiterbildung der Reichsverfassung beeinflussen konnten. Weiter betonte CLASSEN, dass das Wormser Konkordat nicht nur eine Regelung der Bischofswahlen gebracht habe, sondern dass es die Feudalisierung der Reichskirche auf eine neue Grundlage stellte. Die Trennung zwischen Spiritualien und Temporalien, die im Wormser Konkordat vorgenommen wurde, eröffnete die Möglichkeit, die Vergabe der Temporalien ganz nach Lehnrecht zu begreifen und zu gestalten. Die Reichsbistümer konnten sich nach dem Wormser Konkordat zu Fürstentümern nach Reichslehnrecht entwickeln. An die Stelle der direkten Herrschaft über die Kirche trat jetzt die Lehnshoheit des Reiches. P. MILLOTAT [313: Staatsvorstellungen, 317–327] glaubt allerdings zeigen zu können, dass erst seit dem Staufer Konrad III. ein Lehnsnexus zwischen dem König und den Prälaten des Reiches nachweisbar sei; zu Zeiten Lothars III. habe noch kein Lehnsband zwischen König und Prälaten bestanden. Auch für MILLOTAT bleibt jedoch die Tatsache bestehen, dass das Wormser Konkordat eine spätere lehnrechtliche Ausdeutung der Beziehung eines Bischofs zum König zugelassen hat [ebd. 327]. 3.9 Gottes- und Landfrieden
Bedeutung des Friedens
„Die rechtshistorisch bedeutsamste Wirkung der hochmittelalterlichen Friedensbewegung liegt in der Kriminalisierung des Strafrechts“ [81: KROESCHELL, Bd. 1, 196]. Diese tiefgreifende Wandlung habe sich bereits in den Gottesfrieden angebahnt und sei in den Landfrieden des 12. Jahrhunderts manifest geworden, wie der Rechtshistoriker J. GERNHUBER darlegte [267: Landfriedensbewegung, 50 ff.]. Mit der Andro-
3. Ereignisse und Probleme
95
hung von Leibes- und Lebensstrafen im Frieden Heinrichs IV. von 1103 sei die ältere Form von Sanktionen, die nur in einer Verhängung von Bußen bestand, verlassen worden. Das Strafrecht habe sich zu entwickeln begonnen, das vor allem auf die Wirkung von peinlichen Strafen setzt, die für alle Delinquenten unabhängig von ihrer sozialen Stellung gelten sollen. Die Bedeutung der Gottesfriedensbewegung für die „Entstehung des öffentlichen Strafrechts“ hat jüngst auch L. KÉRY unterstrichen [271: Gottesfurcht]. Die ideengeschichtlichen Grundlagen des Friedensgedankens bei Heinrich III. untersuchte K. SCHNITH [121: Recht und Friede]. Das Interesse H. HOFFMANNs [270: Gottesfriede] galt den Erscheinungsformen von „Gottesfrieden und Treuga Dei“ im Westen, d. h. vor allem in Frankreich und Spanien. Vor einigen Jahren ging H.-W. GOETZ noch einmal der Frage nach [268: Kirchenschutz], warum die Gottesfriedensbewegung gerade im Süden und Südwesten Frankreichs entstanden ist. Er lehnte die ältere Ansicht ab, die Gottesfriedensbewegung sei „Ersatz für die fehlende Staatsgewalt“ gewesen und sah ihre wesentlichen Ziele im Schutz der Güter und Rechte der Kirche. Das Streben nach Frieden als ein religiöses Ziel verbinde die Gottesfrieden mit der Kirchenreform des 11. Jahrhunderts. Eine Antwort auf die Ausgangsfrage sind diese Betrachtungen aber nicht. H.-W. GOETZ hat auch den Kölner Gottesfrieden einer detaillierten Untersuchung unterzogen [269] und zeigen können, dass die sachlichen Unterschiede zwischen den französischen Gottesfrieden und denen im Reich unerheblich sind. Auch im Westen wurden schon neben der kirchlichen Strafe der Exkommunikation für Friedensbrecher weltliche Strafen wie das Exil oder Körperstrafen wie die Auspeitschung oder Verstümmelung verhängt. Vor einigen Jahren hat der Rechtshistoriker D. WILLOWEIT die These entwickelt [274], dass der Delinquent durch diese weltlichen Strafen gänzlich oder begrenzt aus der Gesellschaft ausgestoßen werden sollte. Von rechtshistorischer Seite ist nach der älteren Arbeit von J. GERNHUBER [267], deren Schwerpunkt auf den Landfrieden der staufischen Epoche liegt, durch E. WADLE [in: 86, 71–92, und 273: Landfrieden] ein neuer Anlauf zum Verständnis der frühen Landfrieden unternommen worden. WADLE wies auch auf die merkwürdige Überlieferung dieser Texte hin, die in mehreren Fällen nur zufällig als Randeintragung in Kirchenväterhandschriften auf uns gekommen sind [273: Landfrieden, 81–83]. Der Bedeutung des Eides und seiner Formen im Verlauf der Friedensbewegung des 11. Jahrhunderts ging TH. KÖRNER [272: Juramen-
Kölner Gottesfrieden
Rechtshistorische These
96
II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
tum] nach; er konnte zeigen, dass die Gottesfrieden nicht durchgängig mit eidlichen Verpflichtungen bekräftigt wurden. Er unterschied den Friedenseid im Westen, der einen christlichen Charakter habe, von dem in Deutschland, der ein profaner Eid aus germanischer Rechtstradition sei.
4. Strukturen im Wandel Epoche des Wandels
Wenn die zweite Hälfte des 11. und das beginnende 12. Jahrhundert als Epoche des Wandels verstanden werden sollen, so muss der Versuch gemacht werden, einen Grund dafür anzugeben, warum gerade in dieser Zeit so einschneidende Veränderungen eingetreten sind. Für E. WERNER war die Antwort aus seinem marxistischen Ansatz klar: Die Veränderungen der materiellen Grundlagen des Lebens gingen dem Wandel auf dem Gebiet der Ideen, der Gesellschaft und der Politik voraus [vgl. 110: Zwischen Canossa und Worms, 4 ff. und 16–52]. Für die Wende auf kirchlichem Gebiet hatte J. HALLER noch eine Erklärung, indem er auf die Entdeckung Pseudoisidors verwies [69: Papsttum, Bd. 2, 233]. H. FUHRMANN hat dieser Vorstellung widersprochen und formulierte: „Nicht Pseudoisidor, die Kirche wurde neu entdeckt“ [277: Bd. 2, S. 2, S. 353]. Damit wird das Problem aber nicht gelöst, sondern nur verschoben, weil die Frage offen bleibt, warum gerade in der Zeit um 1050 die Kirche neu entdeckt wurde. Weitere Literatur über das 11. Jahrhundert als „Wendezeit“ ist am Ende dieses Kapitels besprochen (s. u. S. 122).
4.1 Das Papsttum
Stellung des Papsttums
Hinter den zahlreichen Untersuchungen zur Geschichte der Päpste und des Papsttums im 11. Jahrhundert, wozu auch die biographischen Versuche (s. o. 2.2) zu zählen sind, stand zwar meist auch die Frage, wie sich die Stellung des Papsttums in der Kirche gewandelt hat, aber in Einzelstudien ist dieser Vorgang, der zweifellos zu den historisch wirkungsvollsten Ergebnissen der Jahre des sog. Investiturstreits gehört, selten thematisiert worden. Neben einigen wegweisenden Veröffentlichungen, die G. TELLENBACH im Laufe von fast fünf Jahrzehnten vorgelegt hat [106: Libertas; 284: Bedeutung; 285: Abendländische Kirche], sind hier vor allem die Arbeiten von L. F. J. MEULENBERG [236], Y. M. J. CONGAR [275] und M. MACCARRONE [281: Fondamenti „petrini“] zu
4. Strukturen im Wandel
97
nennen, die den ekklesiologischen Ertrag des Investiturstreits zu erfassen suchten. MEULENBERG [236] stellte die Frage, ob die Aussagen des Dictatus papae Gregors VII. tatsächlich als programmatische Leitlinien für seinen Pontifikat angesehen werden dürfen, d. h. ob sie sich auch in der Amtsführung Gregors niedergeschlagen haben. Besonders intensiv hat er deshalb das Verhältnis zwischen Papst und Bischöfen, das Legatenwesen und die päpstliche Gerichtsbarkeit untersucht. In der Praxis, so glaubte MEULENBERG zeigen zu können, sei Gregor VII. sehr viel traditionalistischer gewesen als in der Theorie. Der im Dictatus papae so scharf herausgestellte päpstliche Zentralismus erscheine in den tatsächlichen Maßnahmen Gregors nur in stark abgeschwächter Form [zum Verhältnis Gregors VII. zum Episkopat vgl. auch 282: ROBINSON]. Y. M. J. CONGAR betonte, dass erst die Männer der gregorianischen Reform die Kirche „gleichsam abgeleitet von der päpstlichen Gewalt“ [275: Platz, 197] gesehen hätten. MACCARRONE bot eine gründliche Analyse der Briefe und Privilegien der Päpste Leo IX., Alexander II. und Gregor VII., um das Primatsverständnis des Reformpapsttums zu erfassen. An den antigregorianischen Streitschriften konnte MACCARRONE zeigen, wie sich der Widerstand gegen den Primat im 11. Jahrhundert artikulierte [281: Fondamenti „petrini“]. Welche umwälzenden Veränderungen sich in der Zeit von der Mitte des 11. bis zum Beginn des 12. Jahrhunderts in der Praxis der päpstlichen Verwaltung vollzogen, so dass man geradezu von einem „inneren Strukturwandel der päpstlichen Zentralverwaltung“ sprechen kann, hat K. JORDAN in verschiedenen Arbeiten gezeigt [vgl. 279, eine Zusammenfassung früherer Arbeiten]. JORDAN betonte jedoch, dass die Neubildung – etwa auf dem Gebiet des Kanzleiwesens – bereits in den Jahren der Tuskulanerpäpste einsetzte. Das bedeutet, dass der Einschnitt des Reformpapsttums nicht so tief war, wie gelegentlich behauptet wurde. Für die päpstliche Kapelle konnte R. ELZE nachweisen, dass die Kontinuität zum 10. und beginnenden 11. Jahrhundert noch größer war als im Bereich der Finanzverwaltung [276]. Dass die Herausbildung einer päpstlichen „Kurie“ mit den Anfängen verschiedener Behörden als imitatio imperii zu verstehen sind, hat P. E. SCHRAMM gezeigt [283]. Nach seiner Auffassung setzte diese Nachahmung des Reiches voll ein, „sowie das Reformpapsttum die Lenkung der Kirche übernommen hat“ [ebd. 446]. Allerdings wies W. ULLMANN [71: Kurze Geschichte] darauf hin, dass die Funktion der Papstkrönung sich grundlegend von der der Königskrönung unterscheidet: während der König durch die Krönung erst zum König wird, fügt
Dictatus Papae
Strukturwandel in der päpstlichen Zentralverwaltung
98
Kardinalskolleg
Synoden
II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
die Papstkrönung dem Rang und der Würde nichts Neues hinzu, sie ist lediglich das Symbol der monarchischen Herrschaft des Papstes. Zum Kardinalskolleg, das seit Paschalis II. mit seinen drei Ordines der sieben Kardinalbischöfe, 28 Kardinalpriester und 18 Kardinaldiakone voll ausgebildet ist, hat sich zuletzt SCHILLING in ihrem Werk über Calixt II. [182] geäußert. Trotz der Bedenken von F. KEMPF [280] ist wohl an W. ULLMANNs [286] Einschätzung festzuhalten, dass Gregor VII. eine Vorherrschaft des Papsttums auch in weltlichen Dingen anstrebte und dass diese Vorstellung über Innocenz III. bis zu Bonifatius VIII. nachwirkte [vgl. auch 107: TELLENBACH, Westliche Kirche, 271]. Über die „Synoden und Konzilien zur Zeit des Reformpapsttums“, also von Leo IX. bis Calixt II., erschien kürzlich ein umfangreicher Band der Konziliengeschichte, den G. GRESSER bearbeitet hat [68]. Er weist allerdings eine große Anzahl von Versehen und Fehlern auf und der Stand der Forschung ist in vielen Einzelheiten nicht zufriedenstellend berücksichtigt. 4.2 Der Episkopat
Bedeutung des Episkopats für die Integration des Reiches
Wandel im Selbstverständnis der Bischöfe
Der gesamte Episkopat des Reiches für die Zeit von 1002 bis 1125 ist durch H. ZIELINSKI [299] nach Abstammung und Herkunft, Bildung und geistigem Werdegang analysiert worden. Dabei zeigte sich, dass in der gesamten untersuchten Zeit der König einen starken Einfluss auf die Bischofserhebungen ausüben konnte. Er suchte dabei zu verhindern, dass einzelne Bischofssitze von bestimmten örtlichen Adelsfamilien beherrscht wurden. Mit dem Investiturstreit bahnte sich dann ein Umschwung an. Während bis 1076/80 die Könige anscheinend absichtsvoll solche Bischöfe auswählten, die nicht aus der Diözese selbst, sondern aus anderen Teilen des Reiches stammten, so dass der Episkopat zur Integration des Reiches beitragen konnte, veränderte sich die Situation seit dem Beginn des Investiturstreits grundlegend. Denn die gregorianische Opposition trug bei ihrer Personalpolitik den Wünschen des örtlichen Adels Rechnung und Heinrich V. hat den Anspruch des Adels, bei der Besetzung der höchsten kirchlichen Ämter berücksichtigt zu werden, nicht mehr abweisen können [vgl. ebd. 68 ff.]. Nachdem die Forschungen über den Episkopat lange vom Schlagwort von der „ottonisch-salischen Reichskirche“ bestimmt waren [vgl. zuletzt 292: FLECKENSTEIN, Problematik; 297: SCHIEFFER, Reichsepiskopat], gilt die Aufmerksamkeit der Forschung jetzt stärker dem Selbstverständnis der Bischöfe und seinem Wandel. Die ältere Literatur hat
4. Strukturen im Wandel
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H. ZIELINSKI zusammengestellt [299: 2 ff.]. O. ENGELS [291: 137] analysierte eine ganze Reihe von Bischofsviten des 10.–12. Jahrhunderts und konnte dabei beobachten, dass im 10. Jahrhundert das mönchische Ideal noch maßgebend war. Dieses trat dann aber zurück und seit dem ausgehenden 11. Jahrhundert drangen Elemente des Herrschervorbilds auch in die Bischofsviten ein. Die eigentliche Zäsur zwischen den früheren und den späteren Vorstellungen setzt ENGELS in der Mitte der Salierzeit an [ebd. 166 f.]. Seiner Ansicht nach war der Investiturstreit „höchstens zum Teil“ für diesen Wandel verantwortlich; daneben sei auch die Profilierung des Adels zu größerer Eigenständigkeit wichtig gewesen (wenn sie auch nicht für eine Erklärung ausreiche). Eine zentrale Rolle weist ENGELS dem „Verlust der monastischen Spiritualität und der Besinnung auf priesterliche Aufgaben im engeren Sinne“ zu [ebd. 175]. Die „Umprägung des Bischofsideals“ setzte nach ENGELS [in: 96, Bd. 3, 514–533] schon im 10. Jahrhundert ein. Damals habe die Besorgung weltlicher Geschäfte oder der intensive Verkehr mit dem Königshof noch als unvereinbar mit dem monastischen Ideal gegolten, dem die Bischöfe damals entsprechen sollten. Seit der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts sei aber ein solches Verhalten geradezu positiv herausgestellt worden. Mit diesem neuen Bild vom Bischofsamt sei es dann vereinbar gewesen, dass der deutsche Bischof hinfort „nicht nur Reichsbischof, sondern zugleich auch Territorialherr“ war [ebd. 534]. In gewisser Weise widerspricht dieses Ergebnis aber der Ansicht, die bis heute die Forschung über den Investiturstreit prägt, dass in jener Epoche der Geist des Mönchtums die Kirche ergriffen habe [vgl. statt vieler 69: HALLER, Papsttum, Bd. 3, 7 ff.]. Merkwürdig ist auch, dass nach den Untersuchungen von H. ZIELINSKI nur ein geringer Prozentsatz der deutschen Bischöfe im salischen Jahrhundert aus dem Mönchtum stammten [299: 126–133). Dennoch – und auch dieses kann gegen ENGELS angeführt werden – stellten auch die Bischofsviten des ausgehenden 11. Jahrhunderts (z. B. die Vita Annonis) die monastische Seite des Bischofsamts heraus. In ihrem umfangreichen Werk über die Bischofsviten hat nun allerdings S. HAARLÄNDER dargelegt, dass es den „Reichsbischof par excellence“ im Sinne eines Prototyps „in der Vorstellung der Vitenautoren so nicht gegeben“ habe. Sie betont auch, dass die „Bischofsviten des 10. bis 12. Jahrhunderts . . . keine einheitliche Gattung“ seien, und sie lehnt überhaupt die Vorstellung ab, dass man „das Bischofsbild einer bestimmten Epoche“ herausarbeiten könne: Ein solches habe es gar nicht gegeben. Gleichzeitig hätten nämlich „weltzugewandte Kirchen-
Umprägung des Bischofsideals?
100
Neue Strukturen in der Diözese
Fortleben des „ottonischen Systems“?
Schaffung bischöflicher Territorien
II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
fürsten avant la lettre“ und „weltabgewandte Asketen“ nebeneinander gelebt [294: Vitae episcoporum, 462 u. 472]. In dem von S. WEINFURTER herausgegebenen Werk ,Die Salier und das Reich‘ sind eine ganze Reihe Bischofskirchen monographisch dargestellt (Regensburg und Passau durch E. BOSHOF [in: 96: Bd. 2, 113– 154], die Kirchenprovinzen von Trier und Köln durch F.-R. ERKENS [in: ebd. 267–302], die Bischöfe von Speyer [I. HEIDRICH, in: ebd. 187– 224], von Augsburg [M. HORN, in: ebd. 251–266], von Hamburg-Bremen [P. JOHANEK, in: ebd. 79–112], von Konstanz [H. MAURER, in: ebd. 155–186], von Köln [R. SCHIEFFER, in: ebd. 1–29], von Mainz [F. STAAB, in: ebd. 31–77] und schließlich die von Würzburg, Eichstätt und Bamberg [A. WENDEHORST, in: ebd. 225–249]). Unter diesen Beiträgen ist der von H. MAURER hervorzuheben, weil er über eine Darstellung der Ereignisse hinausgeht und versucht die Ausbildung neuer Strukturen in einer Diözese zu beschreiben. MAURER betont, dass 1069/70 zum ersten Mal das Domkapitel bei einer Bischofswahl der bestimmende Faktor gewesen sei. Der religiöse Aufbruch des Adels habe dann im weiteren Verlauf dazu geführt, dass der Bischofssitz von der Familie der Hochstiftvögte abhängig wurde. Neben dem Adel regte sich aber auch die Bürgerschaft der Bischofsstadt und die Landbevölkerung und all dies habe zu einer „Verbreiterung der Basis“ im Bistum Konstanz beigetragen, die sich in einem Aufschwung der Diözesansynoden manifestiert habe. Am meisten begünstigt hätten die Veränderungen aber den Adel, der „in der salischen Zeit erstmals in der Geschichte des Bistums entscheidend mitbestimmte“ [ebd. 176]. Eine monographische Darstellung der Geschichte eines Bistums in der entscheidenden Epoche des Wandels im 11. und 12. Jahrhundert lieferte J.-L. KUPPER über Lüttich [296: Liège]. Durch einen Vergleich der Zeit der frühen Salier Konrad II. und Heinrich III. mit der Lothars III. und Friedrichs I. gelangt KUPPER zu dem Ergebnis, dass die Tradition der Reichskirche durch den Investiturstreit nicht vernichtet worden sei, vielmehr habe das „ottonische System“ – wenn auch in abgeschwächter Form – bis zum Ende des 12. Jahrhunderts fortgelebt, wie sich am bleibenden Einfluss der Herrscher auf die Bischofswahlen zeige. Den ersten Versuch, ein bischöfliches Territorium zu schaffen, hat Adalbert von Bremen unternommen; G. GLAESKE hat ihn im Einzelnen beschrieben [293: 55–122]. Über die erfolgreicheren Maßnahmen des Erzbischofs Adalbert von Mainz informiert die Arbeit von K. H. SCHMITT [298], hier sind – wenn auch mit dem Schwergewicht auf den Jahren nach 1122/25 – die Mittel analysiert, mit denen Adalbert von
4. Strukturen im Wandel
101
Mainz auf eine „Territorialisierung des Untertanenverbandes“ hinarbeitete [ebd. 84). Aus der Arbeit von H.-J. KREY [295] geht hervor, dass die Bischöfe von Speyer im 12. Jahrhundert keine nennenswerte Territorialmacht ausbilden konnten, obwohl sie von Heinrich IV. ganz außerordentlich gefördert worden waren. Die Schenkungen der Könige blieben nämlich weiterhin dem königlichen Einfluss unterworfen. 4.3 Das Königtum Obwohl es keine monographische Darstellung über das Königtum im 11. und 12. Jahrhundert gibt, hat die neuere Forschung zentrale Probleme immer wieder angesprochen. Dabei ging es einmal um die Veränderung des traditionellen Bildes vom König durch die Ereignisse des Investiturstreits, zum andern wurden jene Entwicklungen beachtet, die neue Formen der Staatlichkeit erkennen lassen, wie die Förderung der Ministerialen, die gezielte Königslandpolitik und die Bevorzugung der Städte gegenüber den Pfalzen als Aufenthaltsorte. K. BOSL hat den Bannstrahl, den Gregor VII. 1076 gegen Heinrich IV. schleuderte, als den Wendepunkt in der deutschen Verfassungsgeschichte und in der Geschichte des deutschen Königtums angesehen: „Das Frühmittelalter hatte im König den unantastbaren ,rex et sacerdos‘, den ,rex iustus et christianissimus‘ gesehen. Dahinter lebte noch der altgermanische Glaube, der im Herrscher den begnadeten Mittler zwischen göttlicher Kraft und den Menschen sah und ihm das Charisma zuschrieb, das in seinen Kriegserfolgen, in seinem Glück zum Ausdruck kam. Aus dieser zugleich christlichen und germanischheidnischen Heilsordnung riss der Bann den deutschen König heraus; der Papst suchte die mythisch-sakrale Geltung des Königtums zu entwerten, den gesalbten König zum ,rex terrenus‘ herabzudrücken und ihn damit in den Augen der Welt zu säkularisieren“ [80: Staat, 778]. Bis heute ist die Forschung davon überzeugt, dass das traditionelle Bild vom Herrscher als dem Haupt der Kirche, der für das Heil der Christenheit verantwortlich ist, durch den Investiturstreit völlig verändert wurde [vgl. STRUVE, in: 96, Bd. 3, 218 f., siehe auch oben S. 89 f. zur Bedeutung von Canossa 1077 als „Wende in der Geschichte der mittelalterlichen Monarchie“]. Als wichtigste Veränderung konstatiert STRUVE, dass das Königtum nicht mehr als Herrschertum von Gottes Gnaden, sondern als vom Priestertum verliehenes Amt verstanden wurde. Dagegen wird man darauf hinweisen müssen, dass der Amtsgedanke auch schon in karolingischer Zeit von kirchlicher Seite vertreten
Wendepunkt der deutschen Verfassungsgeschichte?
102 Theokratische Ausprägung des Königtums
Keine völlige Säkularisierung der Königsidee
Sakrale Züge treten im 12. Jh. erneut in den Vordergrund
Sakrale Züge bei Heinrich IV.
II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
wurde und die theokratische Ausprägung des deutschen Königtums, wie sie als Folie der Veränderungen immer zitiert wird, in vielen ihrer Einzelzüge erst unter Konrad II. und Heinrich III. entstanden ist. Erst damals hatten die Krönungsordines oder die Historiographen vom König als dem christus Domini oder dem vicarius Christi gesprochen. Sowohl die theoretische Herrschaftsbegründung als auch die historischen und irdisch-realen Rechtsgründe der Herrschaft Heinrichs IV. und Heinrichs V. hat G. KOCH dargestellt [310: Sacrum Imperium, 30– 148], indem er Urkunden und Briefe der Herrscher sowie die königsfreundliche Publizistik jener Jahre analysierte [vgl. zur Bedeutung des römischen Rechts für die Neufundierung des Königtums immer noch 308: JORDAN]. KOCH lehnt zu Recht die Vorstellung ab, dass es schon als Folge des Investiturstreits zu einer völligen Säkularisierung der Königsidee gekommen sei. Er kann auch nachweisen [310: 147 f.], dass Heinrich IV. einerseits an der theokratischen Position des Frühmittelalters festgehalten hat, dass aber andererseits transpersonale und institutionelle Elemente in der Staatsverfassung bereits eine Rolle spielten. In Weiterführung dieser Ergebnisse stellte B. TÖPFER [324] fest, dass der Kampf des Reformpapsttums gegen die sakralen Komponenten des Königtums im Hinblick auf das Reich nur teilweise erfolgreich war. In England und in Frankreich traten diese sakralen Züge im 12. Jahrhundert sogar erst recht in den Vordergrund. Dies hatte bereits vor längerer Zeit M. BLOCH nachgewiesen [302: Les rois thaumaturges]. Vor einigen Jahren hat J. LE GOFF an diesem Bild einige Korrekturen vorgenommen: demnach ist die Heilung der Skrofeln zuerst für einen englischen König bezeugt, und zwar erst in der zweiten Hälfte des 12., nicht schon zu Beginn des 11. Jahrhunderts [312]. A. NITSCHKE [135: Ziele Heinrichs IV.] hat die These formuliert, dass Heinrich IV. die sakrale Position der Ottonen für das Königtum nie beansprucht habe, vielmehr habe mit diesem König ein neues Verständnis vom Königtum begonnen. Wie viel von der traditionellen Auffassung vom Königtum aber noch bei Heinrich IV. weiterlebte, zeigte B. SCHWINEKÖPER [319: Christus-Reliquien-Verehrung], der auf die Bedeutung der von Konrad II. erworbenen Kreuzesreliquie für Heinrich IV. hinwies. Schon früher hatte P. E. SCHRAMM [283] erkannt, dass viele Elemente der frühmittelalterlichen Sakralität auch nach Canossa weiterwirkten. Und auch H. K. SCHULZE interpretiert zu Recht die Berichte über die Verehrung des toten Herrschers bei Heinrich IV. und bei Lothar III. in diesem Sinn [318: SCHULZE, Königsmythos, 182 ff.]. Ein Symptom für den Wandel in der Herrscherauffassung dürfte das Verschwinden der Herrscherbilder in Handschriften mit geistlichem Inhalt
4. Strukturen im Wandel
103
sein, auf das H. HOFFMANN hingewiesen hat [307: HOFFMANN, Buchkunst und Königtum, 36 f.]. Weil die Könige seit der Mitte des 11. Jahrhunderts als Auftraggeber und Empfänger von aufwendigen liturgischen Handschriften fast völlig ausgefallen seien, habe kein Grund mehr bestanden, ihr Bild in die Codizes aufzunehmen. Über die Vorstellung von der Sakralität der Herrscher seit dem frühen Mittelalter liegt jetzt eine Darstellung von F.-R. ERKENS vor [305], in der sich der Verfasser auch über die Frage äußert, ob Canossa für die Idee von der Sakralität eine „Wende“ darstelle; dies wird von Erkens in eingeschränkter Form bejaht, indem er einerseits behauptet, dass nach Canossa „die Allgemeinverbindlichkeit der sakralen Königsidee“ verloren gegangen sei [ebd. 210], andererseits aber darauf hinweist, dass das „theokratische Königtum“ „seine eigentümliche Sakralität weitgehend zu behaupten“ vermochte [ebd. 212]. Die „Wende von Canossa“ habe lediglich eine langwierige Entwicklung hin zur Entsakralisierung in Gang gesetzt [ebd. 213]. Der Rechtshistoriker H. KRAUSE [311: Königtum und Rechtsordnung] hat darauf hingewiesen, dass die heftigen Angriffe gegen das Gewohnheitsrecht (consuetudo), auf dem die königliche Macht in der Hauptsache ruhte, einen Zwang ausübte, die Stellung des weltlichen Herrschers neu, d. h. jetzt aus dem römischen Recht, zu begründen. Die ersten praktischen Auswirkungen dieser Veränderungen in der Theorie vom königlichen Amt seien aber erst nach dem Tode Heinrichs V. zu erkennen. W. ULLMANN hat demgegenüber jedoch betont, [71: Kurze Geschichte, 152 f.], dass mit der Nutzbarmachung des römischen Kaiserrechts für die Begründung des Königtums die hierokratische Theorie nicht umgestoßen werden konnte, zum einen, weil das römische Recht einen König gar nicht kannte, zum anderen, weil es in derselben Zeit kodifiziert worden war, in der auch die Grundlagen des päpstlich-kanonischen Rechts gelegt worden waren, im 5. Jahrhundert. STRUVE [321: Römisches Recht] kann zeigen, dass bereits Heinrich IV. und erst recht sein Sohn Heinrich V. Elemente des römischen Rechts zur Legitimation ihres Königtums herangezogen haben; für diesen Nachweis hat er vor allem die Königsurkunden ausgewertet. Es ist den Forschungen von H. BEUMANN zu verdanken, wenn heute von „transpersonalen“ Vorstellungen gesprochen wird, um den Wandel von der auf die Person des Königs fixierten Staatsvorstellung zu einer abstrakteren Staatsauffassung auszudrücken. Den entscheidenden Umbruch glaubte BEUMANN schon in ottonischer und frühsalischer Zeit zu erkennen [300: Entwicklung, und 301: Romanorum Rex]. In Fortführung dieses Ansatzes hat P. MILLOTAT [313] zentrale Texte des
Sakralität der Herrscher
Das Königtum und das römische Kaiserrecht
Transpersonale Staatsauffassung
104
Titulatur des deutschen Königs
Präsenz des Königs
II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
ausgehenden 11. Jahrhunderts analysiert, um dem Bild vom Königtum in der ausgehenden Salierzeit auf die Spur zu kommen. Dabei legte er besonderen Wert auf die augustinischen und heilsgeschichtlichen Traditionen und kam zu dem Ergebnis, dass in der späten Salierzeit ein „überzeitlich konturierter Staatsbegriff“ [ebd. 9] entwickelt wurde. Eine Analyse der Titulatur des deutschen Königs zeigt übrigens, dass auch in diesem Bereich Gregor VII. entscheidende Weichenstellungen vorgenommen hat. E. MÜLLER-MERTENS konnte nachweisen, dass die Begriffe rex Teutonicorum und regnum Teutonicorum durch die Briefe Gregors VII. in Deutschland bekannt gemacht wurden; eine Verstärkung des „nationalen“ Gefühls war damit nicht verbunden [314: 145 ff.]. In Reaktion auf diesen Versuch Gregors VII. wurde in der Kanzlei Heinrichs V. der Titel rex Romanorum zur Norm, der aber bereits seit Heinrich II. gelegentlich benutzt worden war [301: BEUMANN, Romanorum Rex, 75 ff.]. Der deutsche König war nicht der einzige weltliche Herrscher, den Gregor VII. angegriffen hat. R. SCHIEFFER konnte zeigen [315], dass nicht nur Heinrich IV., sondern die Könige allgemein von Gregor VII. immer wieder abqualifiziert wurden, der seinen Anspruch durchsetzen wollte, „oberster Herr und Beweger der abendländischen Völker“ zu sein [ebd. 211]. Die tatsächliche Funktionsweise und Wirkung des salischen Königtums ist bisher erst ansatzweise erfasst. Einen Beitrag dazu liefert die Untersuchung von R. KOTTJE [368]; er wollte über die Ergebnisse der älteren Itinerarforschung hinausgelangen, indem er die Dauer der Aufenthalte und die Schwerpunkte der Königspräsenz in den unterschiedlichen Phasen der Regierung dieses Königs herausarbeitete. Dabei zeigt es sich, dass erst seit der Wende von 1076 Städte wie Mainz, Regensburg und Worms fast allein in den Vordergrund traten, während davor Pfalzaufenthalte – vor allem Goslar – wie bei Heinrich III. überwogen. Bei den Aufenthalten Heinrichs IV. in den rheinischen Bischofsstädten und in Regensburg spielte die Beziehung zum Ortsbischof keine Rolle, vielmehr hielt sich Heinrich IV. seit 1073/76 vor allem dann in diesen Städten auf, wenn der Bischof seine Stadt verlassen hatte [vgl. auch 299: ZIELINSKI, 211 ff.]. Vor einigen Jahren wurden die Aufenthalte der salischen Herrscher in Speyer und Worms [HEIDRICH, in: 96, Bd. 2, 220] bzw. Goslar (für die Zeit 1009–1076) [DAHLHAUS, in: 96, Bd. 2, 373–387] noch einmal zusammengestellt. Zur wirtschaftlichen Situation des salischen Königtums, besonders unter Heinrich V. gab M. MINNINGER [263: S. 125 ff.] wichtige Hinweise. Kürzlich hat S. WEINFURTER [325] ausgehend vom Privileg Heinrichs V. für die Bürger
4. Strukturen im Wandel
105
von Speyer die Veränderungen im salischen Herrschaftsverständnis thematisiert. Die Königslandpolitik der Salier, die bereits die deutlicher sichtbaren Bestrebungen der Staufer vorweggenommen haben soll, lässt sich nur in Ansätzen nachweisen [357: BOSL, Reichsministerialität Bd. 1, 74 ff.]. In Sachsen berief sich Heinrich IV. darauf, ausgegebenes Land wieder einziehen zu dürfen, wenn die direkten Nachkommen der Begünstigten verstorben waren. Die andersartigen Rechtsauffassungen der Sachsen waren nach K. LEYSER der eigentliche Grund für die langwierigen Kämpfe zwischen dem König und den Sachsen [340: Crisis]. Dagegen warnte M. BECHER vor kurzem davor, bei den Sachsen besonders stark ausgeprägte Freiheitsvorstellungen zu suchen [in: 89: 357– 378]. Nicht diese Freiheitsvorstellungen seien ausschlaggebend für den Aufstand der Sachsen gewesen, sondern Heinrichs IV. Auseinandersetzungen mit führenden Fürsten wie Otto von Northeim und Magnus Billung [ebd. 377]. Die Burgen der Salierzeit, sowohl die königlichen Höhenburgen, die Heinrich IV. im Harzgebiet errichten ließ, als auch die adeligen Wohnburgen, sind umfassend behandelt bei G. STREICH [320: Burg und Kirche 2, 436 ff.], dessen Hauptthema allerdings die Umwandlung von Adelssitzen in Klöster ist. Aus archäologischer Sicht haben verschiedene Autoren in einem von H. W. BÖHME herausgegebenen Band neue Ergebnisse über die Burgen der Salierzeit vorgelegt [303]. Die Beiträge zeigen, dass die Salierzeit „für die Burgenforschung bis heute das dunkle Jahrhundert geblieben“ ist [ebd. Bd. 1, 98]. Immerhin konnte über einige neue Grabungen berichtet werden und es wurde versucht, aus einer erneuten Auswertung der schriftlichen Quellen neue Erkenntnisse zu gewinnen. Für die Tätigkeit der salischen Herrscher als Burgenbauer sind vor allem die Beiträge von H.-W. HEINE über Niedersachsen [ebd. Bd. 1, 9–84], H. BRACHMANN über den Harzraum [ebd. 97–148], U. LIESSEM über das Mittelrheingebiet [ebd. Bd. 2, 81–111] und H. BERNHARD und D. BARZ über die Pfalz [ebd. 125–175] hervorzuheben. Vor kurzem hat H. W. BÖHME selbst [in: 89: 379–402] nochmals als Ergebnis der archäologischen Forschungen der letzten Jahre betont, dass die Burgen keine Neuentwicklung des 11. Jahrhunderts darstellen, sondern dass vielmehr „Beginn und Genese der Adelsburg bis ins 9./ 10. Jahrhundert zurückreichen“ [ebd. 380]. Die „Entstehung der Adelsburg“ sei „kein einmaliger, kurzfristiger Vorgang“ gewesen [ebd. 400], aber die Zahlen der aus Stein errichteten Burgen hätten im Lauf des 11. Jahrhunderts eindeutig zugenommen.
Königslandpolitik
Burgen der Salierzeit
Erkenntnisse der Archäologie
106 Königliche Friedensordnungen
„Konsensuale Herrschaft“
Spielregeln der Konfliktaustragung
II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
Die Friedensordnungen Heinrichs IV., die immer wieder als Zeugnis für die innovatorische Kraft dieses Herrschers herangezogen wurden [z. B. 267: GERNHUBER, Landfriedensbewegung], werden von O. ENGELS weit zurückhaltender beurteilt [in: 96, Bd. 3, 537]. Da der Kaiser dort nicht als Herr, sondern als Eidgenosse und Mitträger des Reichsfriedens erscheine, könne man hier sogar „den Eindruck einer sichtlich verminderten Stellung der Königsgewalt“ gewinnen. Für die Tendenz der neueren Forschung über das Königtum ist die Studie von T. REUTER [in: 96, Bd. 3, 297–325] bezeichnend, in der grundsätzliche Zweifel an der Vorstellung von einer „Krise“ der Königsherrschaft am Ende der Regierung Heinrichs III. angemeldet werden, weil die königliche Herrschaft durch das ganze Frühmittelalter hindurch von der Konkurrenz und durch die Widerstandshandlungen der Großen bedroht gewesen sei [ähnlich auch 65: KELLER, Begrenzung, 73–85]. B. SCHNEIDMÜLLER hat das Wort von der „konsensualen Herrschaft“ in die Diskussion eingebracht [317], das in der Forschung weithin positiv aufgegriffen wurde. Auch G. ALTHOFF bezieht sich darauf, wenn er als Hauptfehler Heinrichs IV. dessen Tendenz bezeichnet, sich nicht mit den Großen des Reiches zu beraten, die mächtigen Familien zu übergehen und sich stattdessen mit Beratern aus niedrigen Schichten zu umgeben [128: Heinrich IV.]. Das Buch von J. SCHLICK [316] über „König, Fürsten und Reich 1056–1159“ bietet für die Zeit Heinrichs IV. und Heinrichs V. wenig Neues. Interessant sind aber ihre Hinweise auf „königslose“ Hoftage, wie sie seit dem Frühjahr 1076 in besonders kritischen Momenten zusammengetreten seien [ebd. 32 ff.]. Sie interpretiert diese Aktivitäten als Zeichen dafür, wie sehr sich die Fürsten um das Wohl des Reiches sorgten. Aber sollten diese Versammlungen nicht nach wie vor besser als Fürstentage bezeichnet werden? M. SUCHAN [322] untersucht die Konflikte König Heinrichs IV. mit den Fürsten und dem Papst mit dem Instrumentarium, das G. ALTHOFF für die Ottonenzeit entwickelt hat. Es geht ihr dabei darum, die „Kontinuität der Spielregeln der Konfliktaustragung“ [ebd. 161] auch für die Zeit Heinrichs IV. nachzuweisen. Die Krise seiner Königsherrschaft ist für SUCHAN nicht die Folge des Ringens zwischen Kaiser und Papst, sondern sie resultiert aus der Abkehr des Königs von den bis dahin üblichen Formen der Königsherrschaft. Daher sei Heinrich IV. „den Großen als Bedrohung“ der herkömmlichen Ordnung erschienen, weil er die Rangordnung und die Gewohnheiten missachtet habe [ebd. 56 ff. und 295]. Ob die Bedeutung der von G. ALTHOFF so stark betonten „Spielregeln“ für die Beurteilung der Regierung Heinrichs IV. tatsäch-
4. Strukturen im Wandel
107
lich so groß war, wie das ALTHOFF selbst [128] und SUCHAN [322] nahelegten, wird von S. PATZOLD [in: 89: 286 ff.] bezweifelt. In einem Überblick, der von 843 bis ins ausgehende 12. Jahrhundert reicht und die Rolle der oppositionellen Fürsten untersucht, hat M. SUCHAN [322] auf die entscheidende Bedeutung der Regierung Heinrichs V. hingewiesen, seit der „kollektive fürstliche Entscheidungen nicht mehr aus dem politischen Regierungsalltag wegzudenken“ gewesen wären [ebd. 164]. Dass die Fürsten in der Zeit Heinrichs V. endgültig zu Mitregenten im Reich aufgestiegen waren, wird auch von J. SCHLICK gezeigt [316: 71 ff.].
Fürsten als Mitregenten
4.4 Fürsten und Adel – Territorienbildung und Strukturwandel adeliger Geschlechter Obwohl die Anfänge einer territorialen Herrschaft durch das Sammeln von verstreuten Besitztiteln und Rechten gerade im Reich bei den Fürsten besser zu erkennen sind als beim Königtum, gibt es keine umfassende Untersuchung über die Entstehung der Territorien in Deutschland, wie sie vor längerer Zeit J. DHONDT für Westfranken vorgelegt hat [330]. Der Grund dafür liegt wohl darin, dass die Fürsten im Vergleich zum König in der deutschen Forschung immer weniger gegolten haben. Gleichwohl hat die neuere Forschung einige wichtige Hinweise auf die Veränderungen der Herrschaftsstruktur im Reich geben können: In den Stammesherzogtümern versuchten einzelne potente Adlige, eine Art vizekönigliche Stellung zu erringen. Aber es gelang ihnen nirgends, den Adel ihrer Region vollständig unter ihre Gefolgschaft zu zwingen. Die Kompetenzen der Herzöge waren sowohl in Bezug auf den König als auch auf den Adel ihrer Gebiete von der jeweiligen Machtlage abhängig [vgl. 331: ENGELS, Staufer, 8–14]. Genauer sind wir über die Vorgänge in Schwaben durch H. MAURER [342: Herzog von Schwaben, bes. 218 ff.] und im sächsischen Herzogtum Lothars von Süpplingenburg durch H. W. VOGT [352: Herzogtum Lothars] unterrichtet. Nach MAURER hat der Investiturstreit „sowohl die rechtlichen als auch die räumlichen Grundlagen der Herzogsherrschaft völlig verändert“ [342: 218]. Den wichtigsten Antrieb für diesen Wandel sieht MAURER im Adel. Zwar sei die alte provincia Schwaben zerfallen, aber Staufer, Welfen und Zähringer hätten in ihren auf dem Lehnrecht beruhenden Herzogsherrschaften neue „flächenstaatliche“ Landesherrschaften ausgebildet [ebd. 230 f.]. Die Aufteilung des alten Herzogtums Schwaben, die nach MAURER ein zähringisches „Reichsfürstentum“ geschaffen hatte, wird auch von ENGELS er-
Entstehung der fürstlichen Territorien
Herzogtum Schwaben
108
Sachsen
Strukturwandel beim Adel
Herkunftsnamen für adelige und ministerialische Familien
II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
wähnt [in: 96: Reich der Salier, Bd. 3, 508], der darüber hinaus betont, dass der Zähringer 1098 nicht bloßer Titularherzog, sondern ein mit dem staufischen Herzog gleichwertiger Gewaltenträger geworden sei. Dies dürfte aber überzeichnet sein [vgl. 326: ALTHOFF 85]. Bei seiner ebenfalls gründlichen Analyse des Herrschaftsaufbaus durch Herzog Lothar konnte H. W. VOGT [352] zeigen, dass Lothar nach seinem Sieg über Heinrich V. (1115) in Sachsen auch ursprünglich königliche Aufgaben wahrnahm (wie die Wahrung des Landfriedens oder die Mitwirkung bei der Vergabe von Grafschaften). Durch die besondere politische Situation in Sachsen und durch seine bedeutende Persönlichkeit erscheint Lothar in mancher Hinsicht bereits wie ein „Landesherr“, obwohl die institutionellen Voraussetzungen für eine Landesherrschaft am Beginn des 12. Jahrhunderts noch nicht gegeben waren. Zuletzt war es E. SCHUBERT [in: 76: Geschichte Niedersachsens, 346 ff.], der in einem umfangreichen Beitrag die Bedeutung Lothars von Süpplingenburg für die Befriedung und Einigung Sachsens hervorgehoben hat. Für SCHUBERT spielt die Schlacht am Welfesholz (1115) eine zentrale Rolle, da sie „die Entfremdung Sachsens vom Reich“ besiegelt habe [ebd. 355]. Zweifellos hat sich im 11. Jahrhundert auch ein Wandel in der Struktur des Adels vollzogen [Literatur darüber bei 299: ZIELINSKI, 30 Anm. 78], der sich vor allem in einer neuen Bedeutung des „Hauses“ äußert. Als erster hat schon vor Jahren K. SCHMID [346: Problematik] auf diese Entwicklung hingewiesen. Er konnte zeigen, dass jener europäische Adel, den wir bis ins ausgehende 19. Jahrhundert kennen, der sich nach seinem Stammsitz oder seiner zentralen Burg nennt und ein ausgeprägtes Geschlechterbewusstsein besitzt, in Deutschland am Ende des 11. Jahrhunderts erstmals aufgetreten ist. Das Abgehen von der Einnamigkeit und die neuen Namensformen wurden durch G. STREICH [320: Burg und Kirche 2, 461 ff.] regional etwas differenziert: Herkunftsnamen finden sich zuerst im Südwesten seit der Mitte des 11. Jahrhunderts, am Niederrhein gibt es erste Belege seit 1080/90, in Niedersachsen und Thüringen erst seit Anfang des 12. Jahrhunderts. Zugleich bezeichneten sich neben Grafen und Edelfreien auch Ministerialen nach ihren Burgen. Für Bayern stellte W. STÖRMER [350: Früher Adel] fest, dass „die altetablierten Familien oder Geschlechter (. . .) noch nicht auf eine Benennung nach ihrem Herrschaftssitz drängten“ [ebd. 55]. Es waren hier anscheinend sogar eher kleine Adelige und Ministerialen, die sich nach Orten benannten [ebd. 93 ff.].
4. Strukturen im Wandel
109
K. SCHMID hat diese Veränderungen als Ausdruck einer sich wandelnden Familienstruktur verstehen wollen: Von der kognatisch bestimmten Sippe zur agnatisch sich verstehenden „Familie“, zum „Adelshaus“ [346: Problematik; vgl. auch 350: STÖRMER, Früher Adel, 88 ff.]. Ob diese Ansicht allerdings richtig ist, muss bezweifelt werden. SCHMID selbst hat am Beispiel der Welfen [348: Welfisches Selbstverständnis] gezeigt, dass das Selbstbewusstsein eines Adelshauses sich keinesfalls ausschließlich über die männliche Linie vererbte, und andere Beispiele (etwa die Staufer) lassen erkennen, dass ein Adelshaus durchaus auch die weiblichen Mitglieder und deren Nachfahren mitumfassen konnte. Wieder für eine andere Region, nämlich für Hessen, hat W. METZ den Wandel der Adelsstruktur untersucht [in: 96, Bd. 1, 331–366]. Er ging von den wirtschaftlichen Grundlagen der adeligen Geschlechter aus, für die Grundherrschaft, Grafschaftsrechte und Kirchenvogteien eine zentrale Bedeutung hatten, außerdem befasste er sich mit dem Burgenbau, mit der Bedeutung der Kirche und endlich mit den verschiedenen Aspekten der adeligen Lebensführung (Königsdienst, Kriegsdienst, Repräsentation). O. ENGELS [in: 96, Bd. 3, 501] schließlich sieht in der Mitte des 11. Jahrhunderts eine einschneidende Zäsur beim Adel unterhalb der Herzogsebene, wobei zwei Typen zu unterscheiden seien: Das Machtgefüge des älteren Typs beruhte noch ganz auf dem karolingischen Grafschaftssystem, wobei der Besitz hauptsächlich aus königlichen Lehen bestand, was den Adel von der Gunst des Königs abhängig machte, der neue Typ dagegen sei dadurch gekennzeichnet, dass neben einer unbedeutenden Grafschaft der Ausbau einer Herrschaft auf der Basis von Kirchenvogteien – und das bedeutet: unabhängig vom König – erfolgt sei. Der weitgespannte Forschungsüberblick von HECHBERGER [334] behandelt nicht eigens die Salierzeit, sondern stellt den Stand der Adelsforschung zu verschiedenen thematischen Komplexen dar, die auch für die Salierzeit von Bedeutung sind, so z. B. „König und Adel“, „Adel und Kirche“, „die Struktur adliger Familien“ und die Ministerialität. 4.5 Die Ministerialen und die Entstehung des Rittertums Eine Besonderheit der deutschen Gesellschaftsstruktur des hohen Mittelalters sind die Ministerialen [so bereits 82: WAITZ, Verfassungsgeschichte Bd. 5, 332 ff.]. Die Anfänge der Bildung dieses Standes liegen im 11. Jahrhundert. Einen Überblick über die Ursprünge, die Merkmale
Selbstverständnis der „Adelshäuser“
Hessen
Gesamtbild der Adelsforschung
110 Aufstieg der Ministerialen
Sonderentwicklung in Deutschland
Der Begriff ministerialis
Der Begriff miles
II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
und die Aufstiegsbewegungen der Ministerialität vom 11. bis zum ausgehenden 13. Jahrhundert bietet B. ARNOLD [355]. Die Ministerialen im Dienste des Königs, die Reichsministerialen unter den Saliern und Staufern waren das Thema der großen Untersuchung von K. BosL [357: Reichsministerialität]. Dort war vielleicht mit allzu großer Sicherheit ausgeführt worden, dass bereits Heinrich III. und seine unmittelbaren Nachfolger jene Bevorzugung von Ministerialen gepflegt hätten, die wir erst in staufischer Zeit eindeutig nachweisen können [357: Bd. 1, 48–112; vgl. die Kritik von G. KIRCHNER, in: DA 10 (1953/54) 446–474 und die Replik von BOSL, in: ebd. 475–487]. Warum allein im Reich eine Ministerialität entstand, versuchte J. B. FREED [360] zu ermitteln und verwies zu Recht auf die Besonderheiten der politischen Geschichte des nachkarolingischen Deutschland (im Unterschied zu Frankreich). Die archaische politische und soziale Ordnung der Karolingerzeit sei im ottonischen und salischen Reich konserviert worden, während die Schwäche des westfränkisch-französischen Königtums neuartige Entwicklungen zuließ. M. PARISSE gelangte allerdings bei seinem Vergleich der Ministerialen in Deutschland mit den unfreien Kriegern in Frankreich [362] nicht zu so gravierenden Unterschieden. Nach H. KELLER [65: Begrenzung, 270 ff.] hat auch T. ZOTZ einen Überblick über die „Formierung der Ministerialität“ gegeben [in: 96, Bd. 3, 1–48]. Er verfolgte zuerst die Geschichte des Begriffs ministerialis und ging dann auf die „rechtliche Konstituierung der Ministerialität“ ein, die sich in den Ministerialenrechten des 11. und beginnenden 12. Jahrhunderts vollzog [ebd. 20 ff.]. ZOTZ betonte, dass den Ministerialen in dieser Zeit die höheren Kirchenämter noch verschlossen waren (auch Benno II. von Osnabrück, der immer als Paradebeispiel für den Aufstieg eines Ministerialen zum Bischofsamt herangezogen wurde, sei kein Ministeriale gewesen, [ebd. 44 f., und 299: ZIELINSKI 25 f.]). Als Beispiel für die enge persönliche Beziehung einzelner Ministerialen zu ihren königlichen Herren verweist ZOTZ auf Heinrich Haupt, der 1113 zum Markgrafen von Meißen aufstieg und der seinem Kaiser drei Adelige wert war [vgl. zu Haupt auch 357: BOSL, Reichsministerialität, Bd. 1, 103 f.]. Anknüpfend an die bahnbrechende Arbeit von DUBY über die Gesellschaft im Mâconnais hat J. JOHRENDT in einer materialreichen Dissertation [361] versucht, eine Geschichte des Begriffs miles in deutschen und französischen Quellen des 11. Jahrhunderts zu schreiben. Er wollte „das Bild des entstehenden Rittertums im 11. Jahrhundert vom Berufskriegertum im Rahmen der Feudalbeziehungen her entwickeln [JOHRENDT, in: 356: BORST, Rittertum 421 f.]. Er machte allerdings von
4. Strukturen im Wandel
111
der Möglichkeit des Vergleichs zwischen Frankreich und Deutschland nur wenig Gebrauch und ging auch nicht auf das Problem ein, dass das Wort miles im Verlauf des 11. Jahrhunderts einen Bedeutungswandel erlebt hat [vgl. die kritischen Bemerkungen von 358: BUMKE, Ritterbegriff 161–163]. Den Stand der Forschung fasste J. FLECKENSTEIN nochmals zusammen [359: Rittertum], der feststellte, dass der Begriff miles im Verlauf des 11. Jahrhunderts nach unten und nach oben ausgeweitet wurde, so dass im 12. Jahrhundert vom König bis zum Kriegsknecht sozial ganz verschiedene Personen mit diesem Wort bezeichnet werden konnten. Erst seit Beginn des 12. Jahrhunderts seien im Reich auch nobiles mit dem Begriff miles benannt worden. 4.6 Die Städte Die ungeheuer umfangreiche Literatur über die Städte, gerade in der für ihre Entstehung so entscheidenden Phase des frühen 12. Jahrhunderts, kann hier nicht vorgestellt und bewertet werden. Wir besitzen zwar von E. ENNEN eine Gesamtdarstellung der europäischen Stadt im Mittelalter mit einer umfangreichen Spezialbibliographie [366], aber eine zusammenfassende Studie über die Entwicklung der deutschen Städte im Reich im Zeitalter der Salier fehlt – vielleicht ist es dazu auch noch zu früh. Ein von B. DIESTELKAMP herausgegebener Sammelband [364] bietet einen gewissen Ersatz. Dieser enthält eine nützliche Liste von „Daten und Literatur zur Kommunalgeschichte bis 1200“, die wenigstens ein chronologisches Gerüst für die noch ausstehende monographische Darstellung bietet [H. JAKOBS in: 364: 34–54]. Wenigstens exemplarisch hat K. SCHULZ einige kommunale Aufstände (für unsere Zeit vor allem in Mailand, Köln und Cambrai) und die Entstehung des Bürgertums behandelt [371], nachdem er früher schon auf die Zusammenhänge zwischen Zensualität und Stadtentwicklung hingewiesen hatte [SCHULZ: 370]. Die Vielfalt der offenen Fragen in der Stadtgeschichte des 11. Jahrhunderts zeigt sich in den Beiträgen von PH. DOLLINGER [in: 364: 134–148] und K. SCHULZ [ebd. 73–93]. DOLLINGER erörtert die Größenentwicklung der rheinischen Bischofsstädte, was ja unmittelbar mit der Frage nach dem Zeitpunkt der städtischen Expansion zusammenhängt. SCHULZ geht es bei seiner Analyse der Privilegien Heinrichs V. für Speyer (von 1111) und für Worms (von 1114) um die rechtliche Stellung der Einwohner. Dort wurden bereits jene Fragen im Sinne der Stadtbewohner geregelt, die auftauchten, wenn Stadtbürger Frauen aus auswärtigen Hofrechtsverbänden heirateten; auch Friedrich I. Barbarossa musste sich noch mit diesem Problem befassen.
Entwicklung der deutschen Städte
Offene Fragen
112 Das Beispiel Köln
Ostsachsen und Thüringen
Oberitalien
Äußerliches Bild der Städte
II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
Am Beispiel Köln kann die Entstehung der Organe der Stadtgemeinde, die Entwicklung der städtischen Wirtschaft und das Verhältnis der Stadt zum König besonders gut gezeigt werden [dazu STEHKÄMPER, in: 96, Bd. 3, 73–150]. Von W. PETERS liegt ein Beitrag über die coniurationes in Mainz, Köln und Lüttich 1105/06 vor [369]. Köln steht auch im Mittelpunkt des Überblicks über die Entwicklung der Städte, den aus marxistischer Sicht E. WERNER geliefert hat [110: Zwischen Canossa und Worms, 39–52 und 163–168]. WERNER betonte die Unterschiede in der Städtepolitik bei Heinrich IV. und bei Heinrich V.: Während jener die Versuche der Städter, ihren bischöflichen Stadtherrn loszuwerden, zumindest geduldet habe, wurden sie durch diesen bekämpft. Für die Städte in Ostsachsen und Thüringen – eine bislang wenig beachtete Städtelandschaft – hat B. SCHWINEKÖPER [372: Königtum und Städte] einen Abriss ihrer Entstehung und Entwicklung gegeben; seine Hauptfrage war jedoch die nach ihrem Verhältnis zu den salischen Herrschern. Dabei zeigte es sich, dass hier – anders als im Rheinland – die Salier keineswegs ihre sichersten Verbündeten besaßen. Auch kann man überhaupt nicht generell sagen, dass sich Heinrich IV. und Heinrich V. gegen die Fürsten auf die Städte gestützt hätten. Anders als in Deutschland kann die „Entstehung der Stadtkommunen“ in Italien recht genau beobachtet werden [vgl. 365: DILCHER, und 367: KELLER, Entstehung]. Für Mailand stellte KELLER [367: 201] resümierend fest, dass die Pataria und die Kommunebewegung von Angehörigen aller Schichten getragen wurden und nicht als Anliegen einer bestimmten sozialen Gruppe bezeichnet werden können. Er sieht in der Idee christlicher Brüderlichkeit und in der Idee der christlichen Liebesund Friedensgemeinschaft den Antrieb sowohl für die Gottesfriedensals auch für die Kommunebewegung. Die Idee der Kommune gehöre in den Zusammenhang der religiösen Bewegung des 11. Jahrhunderts [ebd. 205]. Die neue Arbeit von O. ZUMHAGEN [373] konzentriert sich „auf das patarenische Wirken in der Lombardei“ und vor allem in Mailand selbst. Auch die Aktionen der Mönche von Vallombrosa werden behandelt [ebd. 178–201]. Jedenfalls wird deutlich, dass auch in anderen lombardischen Städten (in Brescia, Cremona und Piacenza) Patarener wirkten, auch wenn die Quellenlage hier äußerst dürftig ist. Über das äußere Aussehen der Stadt in der Salierzeit haben R. ENGELS über Speyer [in: 363, Bd. 2, 153–176] und eine Autorengruppe anhand von Basel [in: ebd. 177–194] die Ergebnisse der neueren archäologischen Forschung augenfällig gemacht. Dabei zeigte es sich, dass die Stadt des ausgehenden 11. Jahrhunderts noch stark von Holzbauten
4. Strukturen im Wandel
113
bestimmt war und dass die neuartigen Steinbauten entweder noch isoliert oder in kleinere Gruppen aneinandergereiht zwischen Holzbauten standen. Mit der Bautätigkeit an den Bischofssitzen in der Zeit um 1100 hat sich vor kurzem F. G. HIRSCHMANN beschäftigt [in: 89: 427–452] und dabei festgestellt, dass im Vergleich zum ersten Viertel des 11. Jahrhunderts in den Jahren um 1100 „extrem wenig“ gebaut wurde. Keine einzige Domkirche wurde damals völlig neu errichtet (gegen 15 Neubauten von Kathedralen am Anfang des 11. Jahrhunderts) und auch die Bautätigkeit an Stiften und Klöstern in den Bischofsstädten war damals nicht sehr rege (ebd. 451).
Bautätigkeit
4.7 Mönche und Kanoniker Wegen der hohen Bedeutung der Mönche in der Epoche des Investiturstreits befasst sich eine große Zahl von neueren Arbeiten mit der Frage nach dem tatsächlichen Anteil der Mönche an dieser Bewegung. Eine Reihe von wichtigen älteren Arbeiten zum Thema „Cluny und der Investiturstreit“ sind in einem Band zusammengestellt [91: Cluny; vgl. dort bes. G. TELLENBACH, TH. SCHIEFFER, H. HOFFMANN, und vor allem 375: K. HALLINGER]. Trotz der einschränkenden Ergebnisse einer ganzen Reihe von Studien trug J. WOLLASCH [384: Mönchtum] noch einmal neue Argumente für den bedeutenden Einfluss Clunys auf den Fortgang der Kirchenreform vor [ebd. 169 ff.]. Er stellte aber auch fest, dass erst eine Auswertung der Necrologien die noch offenen Fragen beantworten lasse. Inzwischen hat WOLLASCH selbst nachgewiesen, dass aus den Necrologverbindungen der Reichsklöster keine Schlüsse auf die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Reformkreis gezogen werden können. Nur in der ecclesia Cluniacensis herrschte ein abgeschlossenes System beim Totengedenken [386: Totengedenken, bes. 161 und 164]. Vor einer Reihe von Jahren ist die Biographie von A. KOHNLE über Abt Hugo von Cluny erschienen [378], in der das innerklösterliche und das gesamtkirchliche Wirken dieses bedeutenden Cluniazensers dargestellt werden. Eine ganze Reihe von Untersuchungen haben den durch das oberitalienische Fruttuaria vermittelten Einfluss Clunys auf jene großen Reformklöster im Reich beschrieben, die in der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts entstanden und in Hirsau, St. Blasien und Siegburg ihre wichtigsten Zentren hatten [376: JAKOBS, Hirsauer; 383: H.-J. WOLLASCH, St. Georgen; 380: K. SCHMID, Hirsau und seine Stifter]. J. WOLLASCH hat seither noch einmal betont, dass in der Zeit der Regentschaft der Kaise-
Anteil der Mönche an der Reformbewegung
Reformzentren im Reich
114
Abtserhebungen
Adel und Klosterreform
Siegburg
St. Emmeram
II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
rin Agnes das Reich dem Einfluss des burgundischen (Cluny) und des oberitalienischen (Fruttuaria) Reformmönchtums geöffnet worden sei [385: bes. 43 ff.]. In seinem Buch über Abtserhebungen hat H. SEIBERT [381] nicht nur die Normen der Abtsnachfolge in Urkunden und im Kirchenrecht untersucht, sondern ist auch der Praxis nachgegangen, wobei er eine wachsende Kenntnis des Rechts konstatieren konnte, die zu dem auch sonst im kirchlichen Bereich feststellbaren Prozess der Verrechtlichung passt. Ein wichtiger Aspekt, der seit über 30 Jahren die Forschung über die Klosterreform mitbestimmt, ist die Bedeutung einer ganzen Reihe von adeligen Familien oder einzelnen Adeligen, die die Reform aktiv gefördert haben durch Klostergründungen, Stiftungen und auch durch ihre persönliche Konversion. Dies ist vor allem in den älteren Arbeiten von K. SCHMID [380], H. J. WOLLASCH [383] und H. JAKOBS [377] betont worden und die neuere Forschung hat damit immer wieder argumentiert. Mit Recht hat kürzlich jedoch T. ZOTZ davor gewarnt, sämtliche Gegner Heinrichs IV. im Adel als reformtreu zu bezeichnen und zu bewerten und die adeligen Anhänger des Königs unbesehen als Reformgegner einzuordnen [89: 349 f.]. Auch die regionalen Unterschiede bei der aktiven Beförderung und der passiven Aufnahme der Klosterreform sind in neueren Arbeiten beachtet worden: Die Ausbreitung der durch Anno von Köln angestoßenen Klosterreform von Siegburg hat J. SEMMLER beschrieben [382: Siegburg]. Siegburg erlebte den Höhepunkt seiner Bedeutung unter dem aus Regensburg stammenden Abt Cuno I. (1105–1126). Zwischen 1110 und 1126 wurden sechs Propsteien gegründet und dem Mutterkloster unterstellt. Aber auch ein weiter ausgreifender Einfluss des Reformordo ist schon bald nach der Gründung 1070/71 festzustellen; er erfasste zuerst Westfalen, Thüringen und das Rheinland, nach 1126 dehnte er sich auch nach Bayern aus. Wichtig ist auch, dass die Siegburger Mönche in seelsorgerliche und missionarische Aufgaben einbezogen wurden. Im Gegensatz dazu können die sächsischen Klöster nicht als Träger einer mönchischen Reformbewegung erwiesen werden [374: C. BORGOLTE]. Die Bischöfe, die in dieser Landschaft vor allem die Klosterreform vorantrieben, kamen meist aus dem Südwesten des Reiches. Bayern, das schon seit dem ausgehenden 10. Jahrhundert ein Zentrum der Klosterreform im Reich gewesen war, soll nach 1050 nicht sonderlich als Reformlandschaft hervorgetreten sein [vgl. PRINZ in: 78]. Doch besaß St. Emmeram in Regensburg in den Zeiten der Päpste
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Leo IX. und Viktor II. enge Beziehungen zum Reformpapsttum, wie die Aufenthalte dieser Päpste und des Kardinalbischofs Humbert von Silva Candida in diesem Kloster belegen, von denen Otloh von St. Emmeram spricht [vgl. 57: Otloh, Liber visionum, 86 ff.]. Von den schwäbischen Reformzentren Hirsau, St. Blasien und St. Georgen ausgehend gelangte dann am Beginn des 12. Jahrhunderts ein neuer Anlauf der Klosterreform in den bayerischen Südosten [vgl. 72: DOPSCH, Geschichte Salzburgs 1032 ff.]. Die Anfänge der reformierten Kanonikerbewegung gehen zwar nicht auf eine Initiative des Papsttums zurück [vgl. 392: SCHMIDT, Kanonikerreform], aber ihre Förderung durch Gregor VII. und vor allem Urban II. hat zu ihrer Ausbreitung wesentlich beigetragen. Über den Gang der Kanonikerreform und die Wertschätzung der Kanoniker durch die Päpste von Urban II. bis Calixt II. informiert der Beitrag von J. LAUDAGE [390]. Schon früher hatte K. BOSL versucht die rasche Ausbreitung der Regularkanoniker, die ihren Höhepunkt allerdings erst nach 1120 erreichte, mit den vielfältigen gesellschaftlichen Wandlungen des ausgehenden 11. und beginnenden 12. Jahrhunderts in Zusammenhang zu bringen [388]. Er sah die Notwendigkeit, für gewandelte Menschen und neuartige Menschengruppen eine veränderte Seelsorge anzubieten. S. WEINFURTER stellte dagegen in seiner Kritik an BOSL [388: Rez.] heraus, dass eine veränderte Auffassung von der Selbstheiligung und ein neues Priesterverständnis am Anfang der Bewegung stand. Darin, dass die cura animarum die Triebkraft der Reformbewegung war, stimmen beide Forscher überein. Am Beispiel von Rottenbuch, das Herzog Welf IV. von Bayern 1073 zusammen mit Bischof Altmann von Passau gründete [dazu jetzt: F. FUCHS, in: 83: Welf IV., 261–279], kann die Bedeutung der Chorherrenstifte für die Reform in den turbulenten Jahren des Investiturstreits abgelesen werden [391: MOIS, Stift Rottenbuch, 5 ff.]. Rottenbuch war am Ende des 11. Jahrhunderts zweifellos das angesehenste Augustinerchorherrenstift im Süden des Reiches. Auf dem Höhepunkt des Investiturstreits bot es für eine ganze Reihe von wichtigen Exponenten der gregorianischen Partei einen Zufluchtsort: Erzbischof Gebhard von Salzburg, Bischof Altmann von Passau und Manegold von Lautenbach hielten sich zeitweilig dort auf [391: ebd., und 389: FUHRMANN, Selbstheiligung, 162]. Das Privileg Urbans II. für Rottenbuch wurde erstmals durch LAUDAGE nach dem Original gedruckt [390: 71–73]. Die Kanonikerkonvente waren allerdings durch die Anziehungskraft der Benediktinerregel gefährdet [389: FUHRMANN, Selbstheiligung, 168 f.]. So wurden eine ganze Reihe von Kanonikerstifte am Be-
Gründe für die Ausbreitung der Regularkanoniker
Rottenbuch
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II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
ginn des 12. Jahrhunderts in Benediktinerklöster umgewandelt (Göttweig, Garsten, Melk, Seitenstetten), was nicht immer freiwillig geschah [71: DOPSCH, Geschichte Salzburgs, 1042 ff. und 190: HARTMANN, Passau, 55 f.]. 4.8 Die Laien
Tendenz zur Klerikalisierung und Intensivierung der Laienfrömmigkeit
Unter den Veränderungen, die der Investiturstreit für die Laien in der Kirche gebracht hat, hat G. TELLENBACH vor allem eine „entschiedenere Trennung des ordo clericorum und des ordo laicorum“ hervorgehoben [107: Westliche Kirche, 263]. Die Auffassung der Kirche als Sache der Hierarchie, als Klerikerkirche, gewinne in dieser Zeit an Bedeutung. Aber neben dieser Tendenz zur Klerikalisierung ist im Investiturstreit auch eine Intensivierung der Laienfrömmigkeit festzustellen [vgl. 109: WERNER, Pauperes Christi und 110: WERNER, Zwischen Canossa und Worms, 103–121]. Und diese Tendenz wird von maßgeblichen Vertretern der Kirche unterstützt: So hatte Odo von Cluny in seiner Vita Geraldi schon im 10. Jahrhundert demonstriert, dass auch Laien ein heiligmäßiges Leben führen können, und Gregor VII. tadelte Abt Hugo von Cluny, weil er den frommen Herzog Hugo von Burgund in sein Kloster aufgenommen hatte; es sei nicht im Sinne der Kirche, wenn alle frommen Laien ins Kloster gingen [38: Register Gregors VII., VI, 17]. Es zeigen sich im ausgehenden 11. Jahrhundert deutlich die Folgen der Mobilisierung der Laien durch Gregor VII. und seine Anhänger [dazu 278: HARTMANN], so etwa im Zustrom zahlreicher Laienbrüder ins Kloster Hirsau [vgl. 379: METTLER]. Es ist auch kein Zufall, dass im Verbrüderungswesen seit ca. 1100 die ersten Zeugnisse von religiös bestimmten Bruderschaften auftraten, die allein von Laien getragen wurden [387: WOLLASCH, Lebensform der Verbrüderung, 224 f.]. 4.9 Die Juden
Gründe für die Judenpogrome von 1096
Die einschneidende Veränderung der Situation der Juden durch die Verfolgungen von 1096 verlangt nach einer Erklärung. H. LIEBESCHÜTZ [396: Synagoge 95 ff.] sah die Gründe in den großen Wandlungen innerhalb der westlichen Christenheit, die sich in anderer Weise in der französischen Gottesfriedensbewegung, im Aufschwung der Pilgerfahrten ins Heilige Land und endlich im Beginn des Kampfs gegen die Ungläubigen manifestierten. Außerdem billigte er den eschatologischen Erwartungen jener Zeit einen bedeutenden Einfluss zu, denn vor
4. Strukturen im Wandel
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dem für kurz bevorstehend angesehenen Weltende sollten die Juden bekehrt werden. Ähnlich argumentierte auch L. DASBERG [395], die aber sicher zu weit geht, wenn sie den Investiturstreit als Kampf gegen den deutschen König als Schutzherr der Juden verstehen will. Nach DASBERG soll die Schwächung der königlichen Gewalt im Gefolge der Kirchenreform zur „Entwertung des Judenstatus“ geführt haben. Neben dieser geistesgeschichtlichen Erklärung weist L. DASBERG aber auch auf Veränderungen in der Struktur der Wirtschaft hin [395: DASBERG 16 ff. und 91 ff.]: Im Gegensatz zu den früheren Jahrhunderten seien seit dem Beginn des 11. Jahrhunderts die Christen selbst dazu übergegangen, sich als Fernhändler zu betätigen und die jüdischen Händler seien ihnen als lästige Konkurrenten erschienen, die sie hätten beseitigen wollen. B. STEMBERGER wertete auch die hebräischen Berichte über die Pogrome von 1096 aus und sieht als Motive der Kreuzfahrer bei ihrem Vorgehen gegen die Juden „eine Mischung aus religiösem Fanatismus und Beutegier“ [400: Judenverfolgungen, 64]. D. MERTENS [397: Christen und Juden, 51 ff.] nannte als entscheidendes Movens für die Pogrome die eschatologisch aufgeheizte Stimmung im Volk, wie sie sich im Schisma zwischen Urban II. und Clemens III., im Bann des Kaisers und in den innerkirchlichen Spannungen an vielen Orten geäußert habe. Außerdem habe sich aber auch die rechtliche Situation der Juden seit der Karolingerzeit allmählich verändert und die Privilegien Heinrichs IV. für die Juden hätten gegen ein verändertes kirchliches Verständnis vom Judenstatus durchgesetzt werden müssen. Die Auswirkung der Massaker von 1096 auf das jüdische Leben in Deutschland werden vor allem bei R. CHAZAN eingehend diskutiert [385: 197–222]. E. HAVERKAMP [17: 23] resümiert ihren Überblick über die Ereignisse von 1096 mit der Bemerkung, „dass die Memoria dieser Ereignisse einen größeren Einfluss auf die jüdische Geschichte der nachfolgenden Jahrzehnte und Jahrhunderte ausgeübt hat als die Ereignisse selbst“. 4.10 Bildung und Wissenschaft: Streitschriften/Kanonistik/ weltliches Recht In der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts sind entscheidende Vorarbeiten dafür geleistet worden, dass sich im 12. Jahrhundert die Theologie und das weltliche und kirchliche Recht zu Wissenschaften ausbilden konnten. W. ULLMANN [71: Kurze Geschichte, 153 f.] wollte dem Papsttum die entscheidenden Anstöße dafür zuschreiben. So habe Urban II. auf
Auswirkung der Massaker von 1096
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Forschung über die Schulen
Trier, Bamberg und Köln
Dialektische Methode
II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
die Methode der Distinktion im Falle von widersprechenden Rechtsentscheidungen hingewiesen; daraus sei „unmittelbar“ die scholastische Methode hervorgegangen. Zur Forschung über die Schulen galt lange Zeit die Arbeit von J. AUTENRIETH über die Domschule von Konstanz [402] als bahnbrechend. AUTENRIETH hatte mit den Methoden der Paläographie nach Benutzungsspuren in den erhaltenen Handschriften der Konstanzer Dombibliothek gesucht. Sie konnte bis in die einzelne Handschrift hinein nachweisen, welche Texte Bernold von Konstanz bei der Abfassung seiner Kontroversschriften herangezogen hatte. Nach diesem Vorbild hat I. S. ROBINSON [421: Arbeitsweise] eine einzelne wichtige Handschrift analysiert und zeigen können, dass die süddeutschen Gregorianer von Bernold hergestellte Exzerptsammlungen austauschten und daraus ihre Zitate entnahmen. Schließlich entstanden jedoch auch Arbeiten über die Schulen in Trier (als einer Bastion der Antigregorianer, [vgl. 99: ERKENS, Trierer Kirchenprovinz, 127–148]), Bamberg und Köln. Anhand der Briefe Meinhards von Bamberg konnte C. MÄRTL [in: 96, Bd. 3, 327–345] Aufschlüsse über die innere Organisation dieser Schule und über ihre Außenbeziehungen gewinnen. R. KOTTJE [414: Anteil Kölns] wiederum untersuchte die erhaltenen Handschriften aus Kölner Kirchen und Klöstern und konnte die Feststellung von P. E. HÜBINGER bestätigen, dass das Rheinland im Investiturstreit eine „geistige Kalmenzone“ gebildet habe. Auch Regensburg hat in dieser Epoche keine eigenen geistigen Leistungen hervorgebracht. Erst nach dem Wormser Konkordat wurde diese Stadt ein nach Südosten ausstrahlendes Zentrum literarischer Aktivität im Sinne des Papsttums [415: MÄRTL, Regensburg]. Was die genaue Analyse einer einzigen Handschrift erbringt, konnte R. REICHE [419] am Beispiel eines „rheinischen Schulbuchs“ aus dem 2. Drittel des 11. Jahrhunderts demonstrieren. Es ist jedoch unsicher, ob es sich dabei um das „Sammelheft eines gelehrigen Schülers oder das Notizbuch eines gelehrten Klosterlehrers“ handelt. Wenn hier etwas von der „alltäglichen Unterrichtswirklichkeit“ deutlich wird, wie REICHE meint [ebd. 217], so erstaunt die große Vielfalt der Unterrichtsgegenstände, die von der Volksmedizin bis zum Kirchenrecht reichten. Der Zusammenhang zwischen der in den Schulen vermittelten Methode der Dialektik und ihrer Anwendung in den sog. Streitschriften ist noch nicht geklärt. Ansatzpunkte hierzu bieten ZIESE [426: Historische Beweisführung, 7 ff.] und HARTMANN [413: Manegold, 110 ff. und 123 ff.], der die Methode Manegolds in seinem ,Liber ad Gebehardum‘ untersuchte.
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Streitschriften: Der Begriff „Streitschriftenliteratur“ oder „Publizistik“ des Investiturstreits ist zweifellos problematisch, weil er suggeriert, es habe eine „öffentliche“ Debatte über die Streitfragen des ausgehenden 11. und beginnenden 12. Jahrhunderts gegeben [vgl. 416: MIRBT, Publizistik, 4 f. und 62: FUHRMANN, Deutsche Geschichte, 83–87]. Hinweise auf die Verbreitung dieser Texte finden sich in einem Aufsatz von H. FUHRMANN [408: Briefform 346 ff., 351 f. mit Anm. 1]. Wichtige Anstöße bei der Erforschung der Publizistik des Investiturstreits verdankt die Forschung I. S. ROBINSON, dem es vor allem um die literargeschichtliche Abhängigkeit und die überlieferungsgeschichtlichen Zusammenhänge zwischen den einzelnen Gruppen von Schriften ging [420: Authority, und 421: Arbeitsweise] und der zeigen konnte, dass eine ganze Reihe von Autoren die Stilmittel der Schulrhetorik vorzüglich beherrschten, was ihren Werken auch noch eine gewisse Aufmerksamkeit sicherte, nachdem die Streitfragen im 12. Jahrhundert beigelegt worden waren [vgl. 422: ROBINSON, Colores rhetorici]. Genauer untersucht wurden die Schriften Manegolds von Lautenbach [407: FUHRMANN, Volkssouveränität, und 413: HARTMANN, Manegold]. Dabei blieb umstritten, ob die ungeschickte Gliederung des umfangreichen ,Liber ad Gebehardum‘ die Folge einer „diskontinuierliche(n) und über einen gewissen Zeitraum sich erstreckende(n) Niederschrift“ ist, wie FUHRMANN meinte [vgl. 407: 30], oder ob nur der moderne Gelehrte mit falschen Vorstellungen an diese Schriften herangeht [so 426: ZIESE, Historische Beweisführung, 3 mit Anm. 7; vgl. auch 413: HARTMANN, Manegold, 123 ff.]. H. FUHRMANN hat auch gezeigt, dass Manegold noch nicht an die Volkssouveränität dachte, als er seinen berühmten Vergleich des Königs mit einem Schweinehirten formulierte [407: Volkssouveränität, 41 f.]. Auch die polemischen Werke des in Lüttich wirkenden Mönchs Sigebert von Gembloux haben Beachtung gefunden. So wurde Sigebert als Verfasser des 1109 geschriebenen ,Tractatus de investitura episcoporum‘, eines „politischen Memorandums“, erwiesen [vgl. 50: KRIMMBEUMANN, 38, sowie 22: SCHMALE-OTT, Bd. 2, 39–41]. Entstehungsort und Verfasser der bisher unter dem Namen des Petrus Crassus laufenden Schrift sind nach wie vor umstritten. Namentlich I. HEIDRICH lehnte die Annahme einer Rechtsschule in Ravenna vehement ab und betonte, dass die Streitschrift mit Ravenna nichts zu tun habe. Über ihren Verfasser könne man überhaupt keine sichere Aussage machen [vgl. 181: HEIDRICH, Ravenna unter Wibert, 148 ff., und 401: ANTON, Beobachtungen, aber auch schon 420: ROBINSON, Authority, 75 ff.].
Begriff „Publizistik“
Manegold von Lautenbach
Sigebert von Gembloux
Sog. Petrus Crassus
120 „Zitatenkampf“
Bernold von Konstanz und die Frühscholastik
Neue Tendenzen im Kirchenrecht
Alger von Lüttich
II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
Dass die Kämpfe nicht nur am Schreibtisch, sondern auch in der Öffentlichkeit vor größeren Versammlungen ausgefochten wurden, zeigt der „Zitatenkampf“ von Gerstungen des Jahres 1085, als es auf einer Zusammenkunft von Anhängern und Gegnern Heinrichs IV. zum Austausch von Argumenten und Zitaten kam [vgl. 409: FUHRMANN, Zitatenkampf]. Daher ist es sicher richtig (wenn auch nicht neu), wenn M. SUCHAN [322, 202 ff.] darauf hinweist, dass die Streitschriften vor allem zur Sicherung der Position der eigenen Partei beitragen sollten. Nicht um „Propaganda“ und um die Beeinflussung der Gegner sei es gegangen, sondern darum, die eigenen Anhänger in ihren Auffassungen zu bestärken. Die Zusammenhänge zwischen den Kämpfen des Investiturstreits und der Herausbildung der Frühscholastik können schwer im Einzelnen belegt werden. Zu Recht hat schon vor vielen Jahren M. GRABMANN [412: Geschichte, Bd. 1, 234 ff.] auf die Bedeutung Bernolds von Konstanz für die Entwicklung der scholastischen Methode hingewiesen. W. HARTMANN konnte herausarbeiten, dass es Beziehungen zwischen Manegold von Lautenbach und den französischen Schulen des beginnenden 12. Jahrhunderts gegeben haben muss [413: HARTMANN, Manegold, 140 ff.]. M. SUCHAN hat allerdings behauptet, dass der neuartige Umgang mit Texten in den Streitschriften die Entwicklungen der folgenden Jahrzehnte nur wenig beeinflusst habe [322: 238 und 303]; dieser Ansicht muss nachdrücklich widersprochen werden. Kanonistik: Für das Kirchenrecht hat schon vor längerer Zeit P. FOURNIER die Zeit um 1100 als „Wendezeit“ bezeichnet. MORDEK [417: Kanonistik und Gregorianische Reform, 74 f.] hat diese Ansicht zwar abgeschwächt, indem er darauf verwies, dass gerade auch die älteren Sammlungen sich in der Zeit der gregorianischen Reform großer Beliebtheit erfreuten, aber es konnte auch gezeigt werden [HARTMANN, in: 96, Bd. 3, 425– 446], dass die Frage nach den Autoritäten in jener Zeit neu gesehen wurde und dass zum ersten Mal der Anspruch der Kanonisten auftrat, selbst als Autorität zu wirken. Zwar wurden auch in der Reformzeit noch die älteren Rechtssammlungen weiter abgeschrieben, aber diese Achtung des älteren Kirchenrechts steht selbst in engem Zusammenhang mit den Zielen der Reform, die sich als Rückkehr zu den Verhältnissen der primitiva ecclesia verstand und daher auch die in den pseudoisidorischen Dekretalen gesammelten Briefe der ältesten Päpste besonders hoch schätzte [ebd. 435, Anm. 53]. R. KRETZSCHMAR konnte die Abfassungszeit des einzigen bedeu-
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121
tenden kirchenrechtlichen Werkes, das in unserer Epoche im Reich entstand, nämlich des Traktats ,De misericordia et iustitia‘ Algers von Lüttich, auf die Jahre zwischen 1095 und 1101 eingrenzen, indem er nachwies, dass Alger Ivos Prolog zu seinen Sammlungen bereits verwertet hat [49]. J. W. BUSCH [404] hat am Beispiel des Placidus von Nonantola noch einmal die Frage nach der Methode und nach den Vorlagen der Polemiker des Investiturstreits untersucht. Es geht ihm darum, an diesem Beispiel einer „kanonistischen Problemerörterung“ die Methode der wissenschaftlichen Kanonistik im Einzelnen zu erfassen. Die Anordnung der Zitate hing nach BUSCH nicht vom Gutdünken des Autors ab, der sie etwa systematisch zusammenstellte, sondern von der schrittweisen Heranziehung verschiedener Vorlagen. Weltliches Recht: Während die Forschung bisher allgemein angenommen hatte, dass die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem (römischen) Recht am Beginn des 12. Jahrhunderts im Kreise des Irnerius von Bologna einsetzte, versuchte 1988 C. M. RADDING [418] nachzuweisen, dass die entscheidenden Schritte zu einer neuen Jurisprudenz bereits in der Mitte des 11. Jahrhunderts in Pavia, der alten Hauptstadt des Königreichs Italien, gemacht worden seien. Die Rezensenten seines Buches [418: FRIED, CHODOROW] wiesen dies jedoch zurück, weil RADDING in der Datierung entscheidender (anonymer) Werke methodisch nicht abgesicherten Hypothesen folge. In die dunkle Frühgeschichte der Rechtsschule von Bologna haben einige Quellenfunde neues Licht gebracht: L. SCHMUGGE konnte zeigen, dass der Jurist Pepo von Bologna wahrscheinlich schon nach 1090 am Hof Heinrichs IV. in eine Gerichtsverhandlung eingriff und dort Argumente des römischen Rechts vorbrachte [423: SCHMUGGE, Pepo von Bologna]. Und C. DOLCINI hat inzwischen geäußerte Zweifel [425: WALTHER 133–144], dass dieser Pepo tatsächlich etwas mit der Rechtsschule von Bologna zu tun gehabt habe, durch eine neue Quelle ausräumen können [405: DOLCINI, Pepo]. Demnach spricht doch manches für die ältere Ansicht, dass die Wissenschaft vom römischen Recht in einer Zeit entstanden ist, in der die königliche Partei ein schlagkräftiges Instrument gegen die hierokratischen Positionen suchte.
Placidus von Nonantola
Anfänge der Wissenschaft vom römischen Recht
Rechtsschule von Bologna
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II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
5. Das 11. Jahrhundert als Zeit der Wende oder gar der Revolution Sammelbände über die Wendezeit
„Entzauberung der Welt“?
Papstrevolution?
Über das 11. Jahrhundert als Wendezeit kann man sich gut in dem von J. FRIED und C. VIOLANTE herausgegebenen Sammelband [95] informieren, für den C. VIOLANTE selbst einen gedankenreichen Einleitungsartikel verfasst hat (ebd. 7–40). T. STRUVE hat 1992 einen Aufsatz zu diesem Thema geschrieben [432] und kürzlich seine Aufsätze zur Salierzeit unter dem Titel „Salierzeit im Wandel“ neu zum Druck gebracht [94]. Herzog Welf IV. von Bayern wurde in einem auf seine Person konzentrierten Sammelband [83] als „Schlüsselfigur einer Wendezeit“ bezeichnet und J. JARNUT und WEMHOFF haben 2006 die Ergebnisse einer Tagung als Sammlung von Aufsätzen unter dem Titel „Vom Umbruch zur Erneuerung?“ publiziert [89]. Eine nähere Begründung dieses Titels oder ein die zum Teil recht speziellen Beiträge zusammenfassende Einleitung fehlt in diesem umfangreichen Band allerdings. Besser gelungen ist unter diesem Aspekt der von K. HERBERS herausgegebene Sammelband [90: Europa an der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert], in dem zwar das Thema der „Wende“ nur als Wende des Jahrhunderts angedeutet wird, aber der Herausgeber hat dennoch einleitend einige Besonderheiten der Zeit um 1100 zusammengetragen, die in den einzelnen Beiträgen näher ausgeführt werden. Einen radikalen Wandel möchte wohl S. WEINFURTER andeuten, wenn er sein neues Buch mit dem Untertitel „Entzauberung der Welt“ versieht [108: Canossa]. WEINFURTER greift dabei ein Wort von MAX WEBER auf, das dieser jedoch so verstanden wissen wollte, dass „der Intellektualismus den Glauben an die Magie zurück(drängt)“ [M. WEBER, Wirtschaft und Gesellschaft, Bd. 1, Köln/Berlin 1964, 396], während nach WEINFURTER bei WEBER der Prozess der „Rationalisierung“ gemeint sein soll, „bei dem die Einheit von staatlicher und religiöser Ordnung sich auflöst“ [108: 207]. Man wird aber überhaupt bezweifeln dürfen, ob mit Canossa eine „Entzauberung der Welt“ begonnen hat und WEINFURTER selbst gibt durchaus zu, dass die Kirche sich nach 1077 gerade nicht aus der Welt zurückgezogen hat; vielmehr seien kirchliche und weltliche Interessen auch noch im 12. Jahrhundert und später weiterhin ineinander verflochten gewesen [ebd. 208]. Dass die gregorianische Kirchenreform eine „Revolution“ gewesen sei, die mit den großen revolutionären Ereignissen der Neuzeit vergleichbar ist, hat zuerst E. ROSENSTOCK(-HUESSY) im Jahre 1931 behauptet [430]. Das 1983 in den Vereinigten Staaten erschienene Werk des
5. Das 11. Jahrhundert als Zeit der Wende oder gar der Revolution
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Rechtshistorikers H. J. BERMAN [427], das 1991 auch auf Deutsch erschienen ist, hat vor allem in den USA ein großes Echo gefunden. R. SCHIEFFER [431] hat die z. T. gewagten und unrichtigen Behauptungen BERMANs zurechtgerückt und seine Hauptthese überhaupt abgelehnt. Auch K. LEYSER [428] hat jedoch von einer „ersten europäischen Revolution“ im 11. Jahrhundert gesprochen und dabei vor allem darauf hingewiesen, dass die Pataria in Mailand die „erste religiöse Massenbewegung in Europa“ gewesen sei. Die Kämpfe zwischen Heinrich IV. und Rudolf von Schwaben zwischen 1077 und 1080 werden von LEYSER als „Revolutionskriege“ eingestuft, wodurch die Einbeziehung der unteren Schichten in die Auseinandersetzungen eine Erklärung findet. Die Rolle der nichtadligen Schichten in den Kämpfen des Investiturstreits spielt ansonsten in der zeitgenössischen Forschung keine Rolle mehr. R. I. MOORE [429] sieht – wie eine ganze Reihe von anglo-amerikanischen Historikern – nicht so sehr die Zeit zwischen 1050 und 1125, sondern das gesamte 11. und 12. Jahrhundert als eine Epoche entscheidender Veränderungen an und nennt diese „die erste europäische Revolution“. In jenen beiden Jahrhunderten sei die Bevölkerung stark angewachsen, hätte sich die Anzahl der Städte vervielfacht [ebd. 59 ff.] und auch die Transformation des ländlichen Raums wird von MOORE als „Ergebnis revolutionärer Veränderung“ betrachtet [ebd. 73]. Dazu kommen zahlreiche andere Veränderungen, unter denen nur die Inzestgesetzgebung [ebd. 147 ff.], die neue Gelehrsamkeit [ebd. 176 ff.] oder auch die Ablehnung und Verfolgung der Juden [ebd. 237 ff.] genannt seien.
III. Quellen und Literatur Die verwendeten Abkürzungen des Quellen- und Literaturverzeichnisses entsprechen denen der „Historischen Zeitschrift“ (dort jeweils nachgewiesen im Inhaltsverzeichnis eines Bandes).
A. Quellen 1. Erzählende Quellen 1.1 Editionen innerhalb der Monumenta Germaniae Historica 1. Adam von Bremen, Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum, hrsg. von B. SCHMEIDLER, SS rer. Germ. 2, 3. Aufl. Hannover/Leipzig 1917. 2. Annalen von Hildesheim, hrsg. von G. WAITZ. Hannover 1878. 3. Annalen von Niederaltaich, hrsg. von E. OEFELE. Hannover 1891. 4. Annalista Saxo, Reichschronik, hrsg. von K. NASS, Scriptores 37. Hannover 2006. 5. Arnulf von Mailand, Liber gestorum recentium, hrsg. von C. ZEY, SS rer. Germ. 67. Hannover 1994. 6. Benzo von Alba, Sieben Bücher an Kaiser Heinrich IV., hrsg. und übers. von H. SEYFFERT, SS rer. Germ. 65. Hannover 1996. 7. Bernold von Konstanz, Chronik, hrsg. von G. H. PERTZ, in: Scriptores, Bd. 5. Hannover 1844, 385–467. Neuausgabe der Chronik für die Jahre 1054–1100 von I. S. ROBINSON, in: SS rer. Germ. N.S. 14. Hannover 2003, 383–540. 8. Berthold von Reichenau, Chronik, hrsg. von I. S. ROBINSON, in: SS rer. Germ. N.S. 14. Hannover 2003, 161–381. 9. Bruno, Buch vom Sachsenkrieg, hrsg. von H.-E. LOHMANN. Leipzig 1937. 10. Carmen de bello Saxonico, hrsg. von O. HOLDER-EGGER. Hannover 1889.
126
III. Quellen und Literatur
11. Frutolf von Michelsberg und Ekkehard von Aura, Chronik, hrsg. von G. WAITZ, in: Scriptores, Bd. 6. Hannover 1844, 1–267. 12. Hermann von Reichenau, Chronik, hrsg. von G. H. PERTZ, in: Scriptores, Bd. 5. Hannover 1844, 67–133. 13. Hugo von Flavigny, Chronik, hrsg. von G. H. PERTZ, in: Scriptores, Bd. 8. Hannover 1848, 288–502. 14. Lampert von Hersfeld, Annalen, hrsg. von O. HOLDER-EGGER. Hannover/Leipzig 1894. 15. Sigebert von Gembloux, Chronik, hrsg. von L. C. BETHMANN, in: Scriptores, Bd. 6. Hannover 1844, 268–474. 16. Vita Heinrici IV. Imperatoris, hrsg. von W. EBERHARD. Hannover 1899. 17. Hebräische Berichte über die Judenverfolgungen während des ersten Kreuzzugs, hrsg. von E. HAVERKAMP. Hannover 2005. 1.2 Andere Ausgaben 18. M. PARISSE/M. GOULLET (Hrsg.), La vie du pape Léon IX (Les classiques de l’histoire de France au Moyen Age 38). Paris 1997. 19. S. WEINFURTER (Hrsg.), Die Geschichte der Eichstätter Bischöfe des Anonymus Haserensis. Edition – Übersetzung – Kommentar. Regensburg 1987. 20. Paul von Bernried, Vita Gregorii VII., hrsg. von J. M. WATTERICH, Pontificum Romanorum Vitae, Bd. 1. Leipzig 1862, 474–546. 21. W. STRATMANN, Gabriel Bucelin und die Vita des Ulrich von Zell. Diss. phil. (Microfiche). Regensburg 1988. 1.3 Zweisprachige Ausgaben Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Freiherr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe 22. Bd. 12a und 12b: Quellen zum Investiturstreit. 1. Teil: Ausgewählte Briefe Papst Gregors VII., übers. von F.-J. SCHMALE. Darmstadt 1978. 2. Teil: Schriften über den Streit zwischen Regnum und Sacerdotium, hrsg. und übers. von I. SCHMALE-OTT. Darmstadt 1984. 23. Bd. 14: Bertholds und Bernolds Chroniken, hrsg. und übers. von I. S. ROBINSON. Darmstadt 2002. 24. Bd. 15: Frutolfs und Ekkehards Chroniken und die anonyme Kaiserchronik, hrsg. und übers. von F.-J. SCHMALE und I. SCHMALEOTT. Darmstadt 1972.
A. Quellen
127
1.4 Quellenkunde 25. W. BERSCHIN, Biographie und Epochenstil im lateinischen Mittelalter, Bd. 4,2, 421–538 (Biographie im Sacrum Imperium, 1070– 1220). 26. H. BEUMANN, Zur Verfasserfrage der Vita Heinrici IV., in: Institutionen, Kultur und Gesellschaft im Mittelalter. Festschrift f. J. Fleckenstein, hrsg. von L. FENSKE. Sigmaringen 1984, 305–319. 27. F. LOTTER, Zur literarischen Form und Intention der Vita Heinrici IV., in: Festschrift für H. Beumann. Sigmaringen 1977, 288– 329. 28. R. POKORNY, Das Chronicon Wirziburgense, seine neuaufgefundene Vorlage und die Textstufen der Reichenauer Chronistik des 11. Jahrhunderts, in: DA 57 (2001) 63–93 und 451–499. 29. M. SCHLUCK, Die Vita Heinrici IV. Imperatoris. Ihre zeitgenössischen Quellen und ihr besonderes Verhältnis zum Carmen de bello Saxonico. Sigmaringen 1979. 30. B. VOGEL, Zum Quellenwert des Carmen de bello Saxonico, in: DA 52 (1996) 85–133. 31. W. WATTENBACH/R. HOLTZMANN/F.-J. SCHMALE, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter. Die Zeit der Sachsen und Salier, 3 Bde. Darmstadt 1967–1971.
2. Urkunden und Regesten 32. Die Urkunden Heinrichs IV., hrsg. von D. v. GLADISS und A. GAWLIK. MGH Diplomata 6,1–3. Berlin/Weimar/Hannover 1941– 1978. 33. Die Urkunden und Briefe der Markgräfin Mathilde von Tuszien, hrsg. von E. GOEZ und W. GOEZ. MGH Laienfürsten- und Dynastenurkunden 2. Hannover 1998. 34. J. F. BÖHMER, Regesta Imperii 3,2: Die Regesten des Kaiserreiches unter Heinrich IV., bearb. von T. STRUVE, 1. Lieferung 1056 (1050)–1065. Köln/Wien 1984. 35. C. MÄRTL, Die falschen Investiturprivilegien. MGH Fontes iuris Germanici antiqui 13. Hannover 1986.
128
III. Quellen und Literatur
3. Briefe 36. Die Briefe Heinrichs IV., hrsg. von C. ERDMANN. MGH Deutsches Mittelalter 1, Leipzig 1937. 37. Briefsammlungen der Zeit Heinrichs IV., hrsg. von C. ERDMANN und N. FICKERMANN. MGH Briefe der dt. Kaiserzeit 5. Weimar 1950. 38. Das Register Gregors VII., hrsg. von E. CASPAR. MGH Epp. sel. 2, 1–2. Berlin 1920–1923. 39. H. E. J. COWDREY (Hrsg.), The Epistolae Vagantes of Pope Gregory VII. Oxford 1972. (Wichtige Korrekturen von H. HOFFMANN, in: Nr. 171: 126 ff.). 40. Die Briefe des Petrus Damiani, hrsg. von K. REINDEL. MGH Briefe der dt. Kaiserzeit 4, 1–4. München 1983–1993. 41. B. SCHÜTTE, Die Briefe des Abtes Walo von St. Arnulf vor Metz. MGH Studien und Texte 10. Hannover 1995.
4. Streitschriften 42. MGH Libelli de lite Bd. 1 und 2, hrsg. von E. DÜMMLER u. a. Hannover 1891–1892. 43. H. H. ANTON, Der sogenannte Traktat „De ordinando pontifice“. Bonn 1982 (vgl. die Rezension von W. HARTMANN, in: HJb 105 (1985) 239 f.). 44. E. FRAUENKNECHT, Der Traktat De ordinando pontifice. MGH Studien und Texte 5. Hannover 1992. 45. E. FRAUENKNECHT, Die Verteidigung der Priesterehe in der Reformzeit. MGH Studien und Texte 16. Hannover 1997. 46. J. GILCHRIST, Die Epistola Widonis oder Pseudo-Paschalis. Der erweiterte Text, in: DA 37 (1981) 576–604. 47. Manegold von Lautenbach, Liber contra Wolfelmum, hrsg. von W. HARTMANN. Weimar 1972. 48. Bernold von Konstanz, De excommunicatis vitandis, de reconciliatione lapsorum et de fontibus iuris ecclesiastici (Libellus X), hrsg. von D. STÖCKLY und D. JASPER. MGH Fontes iuris Germanici antiqui 15. Hannover 2000. 49. R. KRETZSCHMAR, Alger von Lüttichs Traktat „De misericordia et iustitia“. Sigmaringen 1985.
A. Quellen
129
50. J. KRIMM-BEUMANN, Der Traktat „De investitura episcoporum“ von 1109, in: DA 33 (1977) 66–83. 51. K. PELLENS, Die Texte des Normannischen Anonymus. Wiesbaden 1966 (vgl. die Rez. von W. ULLMANN, in: HZ 206 (1968) 696– 703). 52. I. S. ROBINSON, Eine unbekannte Streitschrift über die Sakramente von Exkommunizierten im Münchener Kodex Lat. 618, in: Studi Gregoriani 11 (1978) 299–395 (Korrekturen von W. BERSCHIN, in: Nr. 403 und von C. MÄRTL, in: Nr. 415). 53. E. G. ROBISON, Humberti Cardinalis libri tres adversus Simoniacos. Diss. Princeton 1971.
5. Literarische Texte 54. Das Annolied, hrsg. von E. NELLMANN. 3. Aufl. Stuttgart 1986. 55. Ecbasis cuiusdam captivi, hrsg. von K. STRECKER. Hannover 1935. 56. S. GÄBE, Otloh von St. Emmeram, ,Liber de temptatione cuiusdam monachi‘. Untersuchung, kritische Edition und Übersetzung. Bern u. a. 1999. 57. Otloh von St. Emmeram, Liber visionum, hrsg. von P. G. SCHMIDT. Weimar 1989. 58. R. SCHIEFFER, Ein Quellenfund zu Anno von Köln, in: DA 34 (1978) 202–213.
6. Necrologien 59. Das Martyrolog-Necrolog von St. Emmeram in Regensburg, hrsg. von E. FREISE, D. GEUENICH und J. WOLLASCH. Hannover 1986.
130
III. Quellen und Literatur
B. Literatur 1. Handbücher und Monographien 1.1 Allgemeines 60. E. BOSHOF, Die Salier. 4. Aufl. Stuttgart 2000. 61. P. DINZELBACHER, Europa im Hochmittelalter 1050–1250. Eine Kultur- und Mentalitätsgeschichte. Darmstadt 2003. 62. H. FUHRMANN, Deutsche Geschichte im hohen Mittelalter. 2. Aufl. Göttingen 1983. 63. A. HAVERKAMP, Aufbruch und Gestaltung. Deutschland 1056– 1273. München 1984. 64. H. JAKOBS, Kirchenreform und Hochmittelalter 1045–1215. 4. Aufl. München 1999. 65. H. KELLER, Zwischen regionaler Begrenzung und universalem Horizont. Deutschland im Imperium der Salier und Staufer 1024 bis 1250. Berlin 1986. 66. L. KÖRNTGEN, Ottonen und Salier. Darmstadt 2002. 67. S. WEINFURTER, Das Jahrhundert der Salier (1024–1125). Ostfildern 2004. 1.2 Kirchengeschichte und Geschichte des Papsttums 68. G. GRESSER, Die Synoden und Konzilien in der Zeit des Reformpapsttums in Deutschland und Italien von Leo IX. bis Calixt II. 1049–1123. Paderborn 2006. 69. J. HALLER, Das Papsttum. Idee und Wirklichkeit, Bd. 2: Der Aufbau. 2. Aufl. Stuttgart/Urach 1951. 70. A. HAUCK, Kirchengeschichte Deutschlands, Bd. 3. 5. u. 6. Aufl. Leipzig 1913. 71. W. ULLMANN, Kurze Geschichte des Papsttums im Mittelalter. Berlin/New York 1978.
B. Literatur
131
1.3 Regionalgeschichte 72. H. DOPSCH (Hrsg.), Geschichte Salzburgs. Stadt und Land, Bd. 1. Salzburg 1981–84. 73. G. DROEGE/F. PETRI (Hrsg.), Rheinische Geschichte, Bd. 1. Düsseldorf 1983. 74. W. LAMMERS (Hrsg.), Geschichte Schleswig–Holsteins, Bd. 4,1. Neumünster 1981. 75. S. LORENZ/B. SCHOLKMANN (Hrsg.), Schwaben vor tausend Jahren. Filderstadt 2002. 76. H. PATZE (Hrsg.), Geschichte Niedersachsens, Bd. 2,1: Politik, Verfassung, Wirtschaft vom 9. bis zum ausgehenden 15. Jahrhundert. Hannover 1997. 77. H. SCHWARZMEIER (Hrsg.), Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 1,1. Stuttgart 2001. 78. M SPINDLER (Hrsg.), Handbuch der bayerischen Geschichte, Bd. 1. 2. Aufl. München 1981.
1.4 Rechts-, Verfassungs-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte 79. W. ABEL, Geschichte der deutschen Landwirtschaft vom frühen Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert. 3. Aufl. Stuttgart 1978. 80. K. BOSL, Staat, Gesellschaft, Wirtschaft im deutschen Mittelalter, in: Gebhardt, Handbuch der deutschen Geschichte, Bd. 1, hrsg. von H. GRUNDMANN, 9. Aufl. Stuttgart 1970, 693–835. 80a. K.-F. KRIEGER, Die Lehnshoheit der deutschen Könige im Spätmittelalter. Aalen 1979. 81. K. KROESCHELL, Deutsche Rechtsgeschichte, Bd. 1: bis 1250. 5. Aufl. Opladen 1982. 82. G. WAITZ, Deutsche Verfassungsgeschichte, Bde. 5–8. 2. Aufl. Berlin 1883–1896.
1.5 Sammelwerke 83. D. R. BAUER/M. BECHER (Hrsg.), Welf IV. – Schlüsselfigur einer Wendezeit. Regionale und europäische Perspektiven. München 2004. 84. H. BEUMANN (Hrsg.), Kaisergestalten des Mittelalters. München 1984. 85. E. ENGEL/E. HOLTZ (Hrsg.), Deutsche Kaiser und Könige des Mittelalters. Köln/Wien 1989.
132
III. Quellen und Literatur
86. J. FLECKENSTEIN (Hrsg.), Investiturstreit und Reichsverfassung. Sigmaringen 1973. 87. W. GOEZ, Lebensbilder aus dem Mittelalter. Die Zeit der Ottonen, Salier und Staufer. Darmstadt 1998. 88. M. GRESCHAT (Hrsg.), Gestalten der Kirchengeschichte, Bd. 11: Das Papsttum 1. Von den Anfängen bis zu den Päpsten von Avignon. Stuttgart u. a. 1985. 89. J. JARNUT/M. WEMHOFF (Hrsg.), Vom Umbruch zur Erneuerung? Das 11. und beginnende 12. Jahrhundert – Positionen der Forschung. München 2006. 90. K. HERBERS (Hrsg.), Europa an der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert. Beiträge zu Ehren von Werner Goez. Stuttgart 2001. 91. H. RICHTER (Hrsg.), Cluny. Darmstadt 1975. 92. B. SCHNEIDMÜLLER/S. WEINFURTER (Hrsg.), Die deutschen Herrscher des Mittelalters. Historische Portraits von Heinrich I. bis Maximilian I. München 2003. 93. K. SCHNITH (Hrsg.), Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Graz/Wien/Köln 1990. 94. T. STRUVE, Salierzeit im Wandel. Zur Geschichte Heinrichs IV. und des Investiturstreites. Köln 2006. 95. C. VIOLANTE/J. FRIED (Hrsg.), Il secolo XI: una svolta? Bologna 1993. 96. S. WEINFURTER (Hrsg.), Die Salier und das Reich, 3 Bde. Sigmaringen 1991.
1.6 Gesamtdarstellungen zu Kirchenreform und Investiturstreit 97. U.-R. BLUMENTHAL, Der Investiturstreit. Stuttgart 1982. 98. C. ERDMANN, Die Entstehung des Kreuzzugsgedankens. Stuttgart 1935. 99. F.-R. ERKENS, Die Trierer Kirchenprovinz im Investiturstreit. Köln/Wien 1987. 100. A. FLICHE, La réforme grégorienne, 3 Bde. Louvain/Paris 1924– 1937. 101. W. GOEZ, Kirchenreform und Investiturstreit, 910–1122. Stuttgart 2000. 102. J. LAUDAGE, Priesterbild und Reformpapsttum im elften Jahrhundert. Köln/Wien 1985 (vgl. die kritischen Stellungnahmen von R. SCHIEFFER, in: AKG 65 (1986) 479–494, und von H. JAKOBS, in: HJb 108 (1988) 448–468).
B. Literatur
133
103. J. LAUDAGE, Gregorianische Reform und Investiturstreit. Darmstadt 1993. 104. R. SCHIEFFER, Die Entstehung des päpstlichen Investiturverbots für den deutschen König. Stuttgart 1981 (dazu: F. KEMPF, in: ArchHPont 20 (1982) 409–415). 105. B. SZABÓ-BECHSTEIN, Libertas Ecclesiae, in: Studi Gregoriani 12 (1985). 106. G. TELLENBACH, Libertas. Kirche und Weltordnung im Zeitalter des Investiturstreits. Stuttgart 1936. 107. G. TELLENBACH, Die westliche Kirche vom 10. bis zum frühen 12. Jahrhundert. Göttingen 1988. 108. S. WEINFURTER, Canossa. Die Entzauberung der Welt. München 2006. 109. E. WERNER, Pauperes Christi. Studien zu sozial-religiösen Bewegungen im Zeitalter des Reformpapsttums. Leipzig 1956. 110. E. WERNER, Zwischen Canossa und Worms. Staat und Kirche 1077–1122. Berlin 1975. 1.7 Ausstellungskataloge 111. Speyer 1992: Das Reich der Salier 1024–1125. Katalog zur Ausstellung des Landes Rheinland-Pfalz. Sigmaringen 1992. 112. Speyer 2006: Heinrich IV. – Kaiser, Kämpfer, Gebannter. Herrschergestalt zwischen Kaiserkrone und Büßergewand. Speyer 2006. 113. Paderborn 2006: C. STIEGEMANN/M. WEMHOFF (Hrsg.), Canossa 1077. Erschütterung der Welt. Geschichte, Kunst und Kultur am Aufgang der Romanik. Bd. 1: Essays, Bd. 2: Katalog. München 2006. 114. Magdeburg 2006: M. PUHLE/C.-P. HASSE (Hrsg.), Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation 962–1806. Von Otto dem Großen bis zum Ausgang des Mittelalters. Bd. 1: Katalog, Bd. 2: Essays. Dresden 2006.
134
III. Quellen und Literatur
2. Einzelfragen 2.1 Personen a. Heinrich III. 115. E. BOSHOF, Das Reich in der Krise. Überlegungen zum Regierungsausgang Heinrich III., in: HZ 228 (1979) 265–287. 116. P. F. KEHR, Vier Kapitel aus der Geschichte Kaiser Heinrichs III. Berlin 1931. 117. J. LAUDAGE, Heinrich III. (1017–1056). Ein Lebensbild, in: Das salische Kaiser-Evangeliar. Der Kommentar, Bd. 1, hrsg. von J. RATHOFER. Madrid 1999, 87–195. 118. F. PRINZ, Kaiser Heinrich III. Seine widersprüchliche Beurteilung und deren Gründe, in: HZ 246 (1988) 529–548. 119. TH. SCHIEFFER, Kaiser Heinrich III. 1017–1056, in: Die großen Deutschen, hrsg. von H. HEIMPEL/TH. HEUSS/B. REIFENBERG. Bd. 1. Berlin 1956, 52–69. 120. P. G. SCHMIDT, Heinrich III. – Das Bild des Herrschers in der Literatur seiner Zeit, in: DA 39 (1983) 582–590. 121. K. SCHNITH, Recht und Friede. Zum Königsgedanken im Umkreis Heinrichs III., in: HJb 81 (1961) 22–57. 122. E. STEINDORFF, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich III., 2 Bde. Leipzig 1874–1881. 123. H. VOLLRATH, Kaisertum und Patriziat in den Anfängen des Investiturstreits, in: ZKiG 85 (1974) 11–44 (vgl. H. FUHRMANN, in: DA 31 (1975) 284 f.). 124. S. WEINFURTER, Ordnungskonfigurationen im Konflikt. Das Beispiel Kaiser Heinrichs III., in: Mediaevalia Augiensia, hrsg. von J. PETERSOHN, Stuttgart 2001, 79–100. b. Kaiserin Agnes 125. M. BLACK-VELDTRUP, Kaiserin Agnes (1043–1077). Quellenkritische Studien. Köln/Weimar/Wien 1995. 126. M. L. BULST-THIELE, Kaiserin Agnes. Leipzig/Berlin 1933. 127. T. STRUVE, Die Romreise der Kaiserin Agnes, in: HJb 105 (1985) 1–29. c. Heinrich IV. 128. G. ALTHOFF, Heinrich IV. Darmstadt 2006. 129. E. BOSHOF, Heinrich IV. Herrscher an einer Zeitenwende. 2. Aufl. Göttingen 1990.
B. Literatur
135
130. W. EGGERT, Heinricus rex depositus? Über Titulierung und Beurteilung des dritten Saliers in Geschichtswerken des frühen Investiturstreits, in: MIÖG 108 (2000) 117–134. 131. E. GOEZ, Der Thronerbe als Rivale. König Konrad, Kaiser Heinrichs IV. ältester Sohn, in: HJb 116 (1996) 1–49. 132. V. HUTH, Reichsinsignien und Herrschaftsentzug. Eine vergleichende Skizze zu Heinrich IV. und Heinrich (VII.) im Spiegel der Vorgänge von 1105/06 und 1235, in: FMSt 26 (1992) 287–330. 133. G. MEYER vON KNONAU, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich IV. und Heinrich V., Bde. 1–5. Leipzig 1890–1904. 134. H. L. MIKOLETZKY, Der „fromme“ Kaiser Heinrich IV., in: MIÖG 68 (1960) 250–265. 135. A. NITSCHKE, Die Ziele Heinrichs IV. Beobachtungen zum Wandel einer Staatsform, in: Wissenschaft, Wirtschaft und Technik. Festschrift für W. Treue, hrsg. von K.-H. MANEGOLD. München 1969, 38–63. 136. I. S. ROBINSON, Henry IV of Germany 1056–1106. Cambridge 1999. 137. C. SCHNEIDER, Prophetisches Sacerdotium und heilsgeschichtliches Regnum im Dialog 1073–1077. Zur Geschichte Heinrichs IV. und Gregors VII. München 1972. 138. B. SCHÜTTE, „Multi de illo multa referunt“. Zum Lebenswandel Heinrichs IV., in: Arbor amoena comis. 25 Jahre Mittellateinisches Seminar in Bonn 1965–1990, hrsg. von E. KÖNSGEN. Stuttgart 1990, 143–150. 139. T. STRUVE, Heinrich IV. Die Behauptung einer Persönlichkeit im Zeichen der Krise, in: FMSt 21 (1987) 318–345. 140. T. STRUVE, Gregor VII. und Heinrich IV. Stationen einer Auseinandersetzung, in: Studi Gregoriani 14 (1991) 29–60. 141. T. STRUVE, War Heinrich IV. ein Wüstling? Szenen einer Ehe am salischen Hof, in: Scientia veritatis. Festschrift für H. Mordek zum 65. Geburtstag, hrsg. von O. MÜNSCH und T. ZOTZ. Ostfildern 2004, 273–288. 142. G. TELLENBACH, Der Charakter Heinrichs IV., in: Person und Gemeinschaft im Mittelalter. Festschrift für K. Schmid, hrsg. von G. ALTHOFF u. a. Sigmaringen 1988, 345–367, 143. J. VOGEL, Gregor VII. und Heinrich IV. nach Canossa. Berlin 1983. 144. C. ZEY, „Scheidung“ zu Recht? Die Trennungsabsicht Heinrichs IV. im Jahr 1069, in: Von Sachsen bis Jerusalem. Menschen und Institutionen im Wandel der Zeit. Festschrift für W. Giese
136
III. Quellen und Literatur
zum 65. Geburtstag, hrsg. von H. SEIBERT und G. THOMA. München 2004, 163–183. d. Heinrich V. 145. R. GAETTENS, Das Geburtsjahr Heinrichs V. 1081 oder 1086?, in: ZRG GA 79 (1962) 52–71. 146. E. HLAWITSCHKA, Zum Geburtsdatum Kaiser Heinrichs V., in: HJb 110 (1990) 471–475. 147. T. MEIER, Die Rebellion Heinrichs V. (1104/06) im Diskurs über Religion und Lüge, in: Lügen und Betrügen. Das Falsche in der Geschichte von der Antike bis zur Moderne, hrsg. von O. HOCHADEL und U. KOCHER. Köln u. a. 2000, 33–50. 148. G. MEYER vON KNONAU, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich IV. und Heinrich V., Bde. 6 u. 7. Leipzig 1907–1909. 149. P. NEUMEISTER, Daten und Deutungen. Wann wurde Heinrich V. geboren?, in: Turbata per aequora mundi. Dankesgabe an E. Müller-Mertens, hrsg. von O. B. RADER. Hannover 2001, 89–97. 150. B. SCHNEIDMÜLLER, Regni aut ecclesiae turbator. Kaiser Heinrich V. in der zeitgenössischen französischen Geschichtsschreibung, in: Auslandsbeziehungen unter den salischen Kaisern. Geistige Auseinandersetzung und Politik, hrsg. von F. STAAB. Speyer 1994, 195–220. 151. H. J. STÜLLEIN, Das Itinerar Heinrichs V. in Deutschland. Diss. phil. München 1971. 152. G. TELLENBACH, Die Frage nach dem Charakter Heinrichs V. Eine personengeschichtliche Studie, in: DERS., Ausgewählte Abhandlungen und Aufsätze 5. Stuttgart 1996, 135–155. 153. A. WAAS, Heinrich V. Gestalt und Verhängnis des letzten salischen Kaisers. München 1967. 154. S. WEINFURTER, Reformidee und Königtum im spätsalischen Reich. Überlegungen zu einer Neubewertung Kaiser Heinrichs V., in: DERS., Reformidee und Reformpolitik im spätsalisch-frühstaufischen Reich. Mainz 1992, 1–45. e. Mathilde von Tuszien 155. V. FUMAGALLI, Mathilde von Canossa. Berlin 1998. 156. A. OVERMANN, Gräfin Mathilde von Tuscien. Ihre Besitzungen. Geschichte ihres Gutes 1115–1230 und ihre Regesten. Innsbruck 1895 (ital., Rom 1980). 157. E. GOEZ, Beatrix von Canossa und Tuszien. Eine Untersuchung zur Geschichte des 11. Jahrhunderts. Sigmaringen 1995.
B. Literatur
137
158. TH. GROSS, Lothar der Dritte und die Mathildischen Güter. Frankfurt am Main/Bern/New York/Paris 1990. 159. T. STRUVE, Mathilde von Tuszien-Canossa und Heinrich IV. Der Wandel ihrer Beziehungen vor dem Hintergrund des Investiturstreites, in: HJb 115 (1995) 41–84. f. Die Reformpäpste 160. H. BEUMANN, Reformpäpste als Reichsbischöfe in der Zeit Heinrichs III., in: Festschrift f. F. Hausmann, hrsg. von H. EBNER. Graz 1977, 21–37. 161. J. DAHLHAUS, Aufkommen und Bedeutung der Rota in den Urkunden des Papstes Leo IX., in: ArchHPont 27 (1989) 7–84. 162. W. GOEZ, Papa qui et episcopus, in: ArchHPont 8 (1970) 27–59. 163. C. MUNIER, Le pape Léon IX et la réforme de l’Église, 1002– 1054. Strasbourg 2002. 163a G. BISCHOFF/B.-M. TOCK (Hrsg.), Léon IX et son temps. Actes du colloque international organisé par l’Institut d’Histoire Médiévale de l’Université Marc-Bloch, Strasbourg-Eguisheim, 20–22 juin 2002. Turnhout 2006. 164. T. SCHMIDT, Alexander II. (1061–1073) und die römische Reformgruppe seiner Zeit. Stuttgart 1977. g. Gregor VII. 165. U.-R. BLUMENTHAL, Gregor VII. Papst zwischen Canossa und Kirchenreform. Darmstadt 2001. Rez. G. SCHMITZ in: AHC 33 (2001) 216–219. 166. H. E. J. COWDREY, Pope Gregory VII, 1073–1085, Oxford u. a. 1998. 167. H. FICHTENAU, Der Mönch Hildebrand, in: Ecclesia peregrinans. J. Lenzenweger zum 70. Geburtstag, hrsg. von K. AMON u. a. Wien 1986, 59–68. 168. G. FORNACIARI/F. MALLEGNI, La ricognizione dei resti scheletrici di S. Gregorio VII: risultati antropologici, paleopatologici e paleonutrizionali, in: Studi Gregoriani 13 (1989) 399–416. 169. J. GILCHRIST, The Reception of Pope Gregory VII. into the Canon Law (1073–1141), in: ZRG KA 59 (1973) 35–82 und 66 (1980) 192–229. 170. W. GOEZ, Zur Persönlichkeit Gregors VII., in: RQA 73 (1978) 193–216. 171. H. HOFFMANN, Zum Register und zu den Briefen Papst Gregors VII., in: DA 32 (1976) 86–130.
138
III. Quellen und Literatur
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Register Personenregister Adalbero, Bischof von Würzburg 25, 32, 75 Adalbert, Erzbischof von Bremen 2, 15, 47, 75, 100 Adalbert, Erzbischof von Mainz 2, 38–40, 42, 47, 76, 100 f. Adalbert, Bischof von Worms 25 Agnes, Kaiserin 8, 14–16, 71, 114 Agnes, Tochter Heinrichs IV. 26 Alexander II., Papst 15 f., 18 f., 21, 23, 45, 56, 74, 97 Alger von Lüttich 61, 65, 120 f. ALTHOFF, G. 68 f., 75, 91, 106–108 Altmann, Bischof von Passau 25, 29, 32, 75, 115 Annalista Saxo 63 Anno, Erzbischof von Köln 14 f., 18, 20, 52, 54, 65, 75, 114 Anselm I., Bischof von Lucca 16, 18 Anselm II., Bischof von Lucca 30, 60 Anselm von Besate 58 Anselm von Canterbury 58 ANTON, H. H. 64, 84, 119 Ariald, Patarener 19 Aribo, bayerischer Pfalzgraf 8 ARNOLD, B. 110 Arnulf von Mailand 64 Arpaden 14 Atto, Erzbischof von Mailand 19 Augustinus 55, 104 AUTENRIETH, J. 118 BARSTOW, A. L. 83 BARZ, D. 105 Bayern (Volk) 33 Beatrix von Tuszien 7, 13, 71 f. BECHER, M. 68, 105 BECKER, A. 74 Benedikt VIII., Papst 9
Benedikt IX., Papst 9 Benedikt X., Papst 16 Benno, Bischof von Osnabrück 4, 66 f., 75, 110 BENSON, R. L. 80 Benzo von Alba 48, 64 Berengar von Sulzbach 42, 70 f. Berengar von Tours 58 BERMAN, H. J. 123 Bernhard, Abt von St-Victor in Marseille 25 Bernhard, Kardinaldiakon 25 BERNHARD, H. 105 Bernold von Konstanz 46, 59, 61, 63, 65, 83, 118, 120 BERSCHIN, W. 64–66 Bertha von Turin 14 f., 69 Berthold von Zähringen, Herzog von Schwaben 14, 20, 26, 50 f. Berthold, Sohn Rudolfs von Rheinfelden 26 Berthold von Reichenau 19, 63 BEULERTZ, S. 81 BEUMANN, H. 66 f., 85, 103 f. BISCHOFF, G. 74 BLACK-VELDTRUP, M. 71 BLOCH, M. 102 BLUMENTHAL, U.-R. 65, 68, 72 f., 78, 90 BÖHME, H. W. 105 Böhmen (Volk) 6 Boemund von Tarent 37 BOGUMIL, K. 76 Bonifatius VIII., Papst 98 Bonifaz, Markgraf von Canossa 7 Bonizo von Sutri 10, 52, 83 f. BORCHERT, S. 77 BORGOLTE, C. 114 BORINO, G. B. 83, 87 f. BORST, A. 110
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Register
BOSHOF, E. 8, 68 f., 71, 75, 87, 90, 92, 100 BOSL, K. 2, 101, 105, 110, 115 BRACHMANN, H. 105 BRÜSCH, T. 77 Bruno, Erzbischof von Trier 36 Bruno, Bischof von Segni 37 Bruno, Bischof von Toul 10 Bruno, Historiograph 19 Brunonen 77 BÜTTNER, H. 76 BULST-THIELE, M. L. 71 BUMKE, J. 111 Burchard von Worms 60, 78 Burchard II., Bischof von Halberstadt 20, 25, 29 f., 32, 76 Burdinus 40 Burkhard, Bischof von Basel 76 BUSCH, J. W. 121 Cadalus, Bischof von Parma 15, 18 Calixt II., Papst 40 f., 75, 82, 98, 115 CASPAR, E. 64, 88 CHAZAN, R. 117 CHODOROW, S. 121 Christen 31, 56 f., 117 CLASSEN, P. 94 Clemens II., Papst 10, 85 Clemens III., Gegenpapst 28, 31, 33, 58, 74 f., 117, s. a. Wibert-Clemens III. CONGAR, Y. M. J. 96 f. COWDREY, H. E. J. 64, 68, 73 Cuno, Abt von Siegburg 114 DAHLHAUS, J. 74, 104 Damasus II., Papst 10 DASBERG, L. 117 DENDORFER, J. 70 Desiderius, Abt von Montecassino 18, 30, 83 f., s. a. Viktor III. Deusdedit, Kardinal 60 Deutsche 6, 9, 11, 15, 17–19, 22–24, 27, 32, 35, 47, 49, 57, 59, 61, 74 f., 78, 80 f., 83–87, 89–91, 99, 101 f., 104, 109, 117 DHONDT, J. 107 DIESTELKAMP, B. 111 Dietrich, Bischof von Verdun 59 DILCHER, G. 112 Dionysius, Bischof von Piacenza 76 DOLCINI, C. 121
DOLLINGER, PH. 111 DOPSCH, H. 75, 77, 115 f. DUBY, G. 110 EICKERMANN, N. 65, s. a. FICKERMANN Ekbert, Markgraf von Meißen 29 f. Ekkehard von Aura 57, 63 ELZE, R. 97 Emicho, Graf von Flonheim 57 ENGEL, E. 67 ENGELBERT, P. 84 ENGELS, O. 99, 106 f., 109, 112 ENGLBERGER, J. 81 ENNEN, E. 111 Eppensteiner 26, 77 ERDMANN, C. 64 ERKENS, F.-R. 80, 90, 100, 103, 118 Erlembald, Patarener 19 Erlung, Bischof von Würzburg 66 Ezzonen 77 FENSKE, L. 77 FICHTENAU, H. 72 FICKERMANN, N. 64, s. a. EICKERMANN FLECKENSTEIN, J. 98, 111 FORNACIARI, G. 73 FORNASARI, G. 83 FOURNIER, P. 120 FOWLER-MAGERL, L. 60 Franken (Volk) 6, 26, 29 FRAUENKNECHT, E. 64 f., 83 FREED, J. B. 110 FREISE, E. 66, 70 FRIED, J. 81, 121 f. Friedrich I., Kaiser 49, 100, 111 Friedrich von Büren, Herzog von Schwaben 26 Friedrich II., Herzog von Schwaben 40, 42 Friedrich von Lothringen 11–13, 16, 53, s. a. Stephan IX. Frutolf von Michelsberg 63 FUCHS, F. 115 FUHRMANN, H. 30, 68, 72 f., 78, 88, 92, 96, 115, 119 f. FUMAGALLI, V. 72 GÄBE, S. 66 GAETTENS, R. 70 GAUSS, J. 88 Gebhard, Erzbischof von Salzburg 25, 29, 32, 75, 115 Gebhard, Bischof von Eichstätt 13
Register Gebhard III., Bischof von Konstanz 32, 75 Gebhard III., Bischof von Regensburg 8 Gelasius II., Papst 40 GEORGI, W. 80 Gerhard, Bischof von Florenz 16, s. a. Nikolaus II. GERNHUBER, J. 94 f., 106 GIESE, W. 77 GILCHRIST, J. 65, 88 GLAESKE, G. 100 GOETZ, H.-W. 66 f., 95 GOEZ, E. 64, 71 GOEZ, W. 64, 67 f., 72 f., 75 f., 78, 85, 91 Gottfried der Bärtige, Herzog von Lothringen 7f., 11, 13, 15–19 Gottfried von Löwen 35 Gottfried, Graf von Calw 42 Gottfried, Erzbischof von Mailand 19 Gottschalk von Aachen 48 GRABMANN, M. 120 Gratian 61 Gregor I., Papst 21 Gregor VI., Papst 9, 11, 21, 83 f. Gregor VII., Papst 1, 4, 11, 13, 21–32, 40, 44–49, 54–56, 59 f., 64, 68, 72– 75, 77, 79, 81, 83, 86–88, 90 f., 97 f., 101, 104, 115 f. Gregor VIII., Gegenpapst 40 Gregor von S. Crisogono 60 GRESCHAT, M. 67 GRESSER, G. 98 GROSS, TH. 72 GUGUMUS, J. E. 76 Guido von Vienne 37 f., 40, s. a. Calixt II. Guitmund von Aversa 58 HAARLÄNDER, S. 99 HACK, A. T. 91 HÄGERMANN, D. 85 f. Halinard, Erzbischof von Lyon 8 HALLER, J. 84 f., 96, 99 HALLINGER, K. 113 HARTMANN, W. 65, 75, 116, 118–120 Hartwig, Erzbischof von Magdeburg 29 HAUCK, A. 68, 73 Haupt, Heinrich 101, 110 HAVERKAMP, E. 64, 117 HECHBERGER, W. 76, 109
157
HEIDRICH, I. 74–76, 100, 104, 119 HEINE, H.-W. 105 HEINEMEYER, K. 76 Heinrich II., Kaiser 6, 9, 104 Heinrich III., Kaiser 1 f., 6–11, 13 f., 16 f., 30, 32, 48, 66, 68 f., 77 f., 83– 86, 95, 100, 102, 104, 106, 110 Heinrich IV., Kaiser 1f., 8, 13–16, 19– 34, 38, 42, 46–53, 57–59, 61, 64, 66– 72, 74–77, 79–81, 86, 89–92, 95, 101–106, 112, 114, 117, 120 f., 123 Heinrich, Sohn Heinrichs IV. 21 Heinrich V., Kaiser 2, 32–42, 47, 49 f., 61, 64, 69–71, 76, 82, 93, 98, 102– 104, 106–108, 111 f. Heinrich I., König von England 36, 42 Heinrich I., König von Frankreich 7 Heinrich der Schwarze, Herzog von Bayern 40 Heinrich, Herzog von Niederlothringen 35 Heinrich, Graf von Lützelburg 6 Heinrich, Bischof von Augsburg 14 HERBERS, K. 122 HERKLOTZ, I. 93 Hermann von Salm, Gegenkönig 29 f., 92 Hermann Billung 20 Hermann, Pfalzgraf 77 Hermann, Bischof von Bamberg 80 Hermann der Lahme 8, 12, 66 Hildebrand 11, 13, 16–18, 21, 23, 54, 72 f., 86, s. a. Gregor VII. HILDEBRAND, R. 77 HINZ, B. 71 HIRSCHMANN, F. G. 113 HLAWITSCHKA, E. 70 f., 90 HOFFMANN, H. 84, 87, 95, 103, 113 HOFMANN, K. 88 HOFMEISTER, A. 92 f. HOLTZ, E. 67 HOLTZMANN, R. 63 Honorius II., Gegenpapst 18 HORN, M. 100 HÜBINGER, P. E. 29, 118 Hugo, Herzog von Burgund 116 Hugo, Abt von Cluny 14, 25, 33, 113, 116 Hugo Candidus 11, 18, 29 Hugo von Die 30, 81 Humbert von Silva Candida 11–13, 17, 48, 53, 59–61, 65, 79, 83, 85, 115
158
Register
HUTH, V. 71 Huzmann, Bischof von Speyer 76 Innocenz III., Papst 98 Irnerius von Bologna 39, 61, 121 Ivo von Chartres 37, 60 f., 121 JAKOBS, H. 71, 77 f., 92, 111, 113 f. JARNUT, J. 122 JASPER, D. 64 f., 72, 86 JENAL, G. 75 JOHANEK, P. 100 Johannes XIX., Papst 48 Johannes, Bischof von Speyer 76 Johannes, Bischof von Velletri 16 Johannes Gratianus 9, s. a. Gregor VI. Johannes Gualberti 53 JOHRENDT, J. 110 JORDAN, K. 97, 102 Juden 50, 57 f., 116 f., 123 Judith, Tochter Heinrichs III. 14 Karl der Große, Kaiser 10, 28, 42 KEHR, P. F. 84 KELLER, H. 8, 92, 106, 110, 112 KEMPF, F. 81, 88 f., 98 KÉRY, L. 95 KIRCHNER, G. 110 KLAAR, L.-E. 77 KLEINEN, M. 76 KOCH, G. 102 KOEBNER, R. 88 KÖRNER, TH. 95 KOHNLE, A. 113 Konrad II., Kaiser 6, 8, 48, 100, 102 Konrad III., König 49, 94 Konrad, Sohn Heinrichs III. 8, 21 Konrad, Sohn Heinrichs IV. 21, 31 f., 71 Konrad, Herzog von Bayern 7 f. Konrad, Erzbischof von Salzburg 55 KOST, O.-H. 77 KOTTJE, R. 104, 118 KRAUSE, H. 103 KRAUSE, H.-G. 72, 85 f. KRETZSCHMAR, R. 65, 120 KREY, H.-J. 76, 101 KRIEGER, K.-F. 82 KRIMM-BEUMANN, J. 65, 119 KROESCHELL, K. 94 Kuno, Freund Heinrichs IV. 15 Kuno von Praeneste 38 KUPPER, J.-L. 100
LABHART, V. 80 Lambert, Kardinalbischof von Ostia 41, 94 Lampert von Hersfeld 19, 66 Lanfrank von Bec 58 LANGE, K.-H. 77 LAUDAGE, J. 9, 65, 68, 78 f., 81, 115 LE GOFF, J. 102 Leo I., Papst 10 Leo VIII., Papst 10 Leo IX., Papst 10–13, 43–45, 56, 64, 74, 78, 97 f., 115 LEWALD, U. 77 LEYSER, K. 7, 105, 123 LIEBESCHÜTZ, H. 116 Liemar, Erzbischof von Bremen 23, 76 LIESSEM, U. 105 Liutizen 7 Liutold, Herzog von Kärnten 26 Lothar III., Kaiser 94, 100, 102 Lothar von Süpplingenburg, Herzog von Sachsen 35, 38 f., 77, 107 f., s. a. Lothar III. Lothringer 11, 57 LOTTER, F. 66 Ludwig VI., König von Frankreich 42 Ludwig, Landgraf von Thüringen 39 LÜCK, D. 75 MACCARRONE, M. 96 f. MÄRTL, C. 64 f., 118 Magnus Billung 105 MALLEGNI, F. 73 Manegold von Lautenbach 46, 48, 59–61, 64, 83, 115, 118–120 Maria 34 MARTIN, G. 85, 87 Mathilde, Gemahlin Heinrichs V. 2, 36, 38, 42 Mathilde, Tochter Heinrichs III. 14 Mathilde von Tuszien 13, 24, 31, 39, 61, 64, 71 f. MAURER, H. 100, 107 Mauritius, Erzbischof von Braga 40, s. a. Gregor VIII. MAYER-PFANNHOLZ, A. 89 MEIER, T. 70 MEIER-WELCKER, H. 80 Meinhard von Bamberg 118 MERTENS, D. 117 METTLER, A. 116 METZ, W. 109
Register MEULENBERG, L. F. J. 96 f. MEYER VON KNONAU, G. 68 MICCOLI, G. 86 f. Michael Kerullarios 12, 43 MIKOLETZKY, H. L. 69 MILLOTAT, P. 82, 94, 103 f. MINNINGER, M. 82, 104 MIRBT, C. 59, 119 MITTEIS, H. 91 f. MOIS, J. 115 MOORE, R. I. 123 MORDEK, H. 88, 120 MÜLLER-MERTENS, E. 104 MUNIER, C. 74 Muslime 56 NASS, K. 63 NEUMEISTER, P. 70 Nikolaus II., Papst 16–18, 23, 43, 45, 80, 85 NITSCHKE, A. 67, 70, 73, 102 Norbert von Iburg 67 Normannen 10, 12, 18, 28, 37, 45, 49, 56 f., 70 Normannischer Anonymus 61, 65 Northeim, Grafen 77 Odo, Abt von Cluny 116 Odo von Ostia 30, s. a. Urban II. Otbert, Bischof von Lüttich 34 Otloh von St. Emmeram 66, 115 Otto I., Kaiser 10 Otto von Northeim 14–16, 20 f., 25 f., 35, 77, 105 Otto, Markgraf von Turin 14 Otto, Pfalzgraf von Lothringen 6 Otto, Bischof von Bamberg 4 Otto von Freising 66, 93 Ottonen 6, 8, 10, 20, 46 f., 69, 85, 92, 98, 100, 102 f., 106, 110 OVERMANN, A. 72 PARISSE, M. 64, 110 PARLOW, U. 77 Paschalis II., Papst 33, 35–37, 40, 44 f., 65, 74, 82, 98 PATZOLD, S. 107 Paulus, hl. 24, 41, 89 PELLENS, K. 65 Pepo von Bologna 61, 121 PETERS, W. 112 PETKE, W. 77
159
Petrus, hl. 12, 18 f., 22–24, 27, 39, 41, 43 Petrus Crassus 48, 61, 119 Petrus Damiani 12, 15 f., 43 f., 48, 53, 64, 83, 86 Petrus Eremita 57 Philipp I., König von Frankreich 33 Placidus von Nonantola 121 POKORNY, R. 63 Polen (Volk) 6 Pontius, Abt von Cluny 40 Poppo, Bischof von Brixen 10, s. a. Damasus II. Poppo von Stablo 11 Praxedis, Gemahlin Heinrichs IV. 31 PRINZ, F. 2, 68, 77, 114 Pseudoisidor 96, 120 Pseudo-Udalrich 83 RADDING, C. M. 121 REICHE, R. 118 REINDEL, K. 64 Reinhard, Bischof von Halberstadt 55, 76 REUTER, T. 69, 91, 106 Richard, Graf von Aversa und Capua 18 Richard von St. Vanne 11 Robert, Graf von Flandern 35 Robert Guiskard 18, 28 ROBINSON, I. S. 63, 65, 68 f., 75, 97, 118 f. ROBISON, E. G. 65 RÖRIG, F. 91 Roger I. von Sizilien 32, 37 ROSENSTOCK-HUESSY, E. 122 Rudolf von Rheinfelden, König 14, 16, 20, 25–28, 34, 50, 71, 92, 123 Sachsen (Volk) 6f., 19, 20, 30, 35, 39, 40, 63, 76, 105 Salier 2, 6–8, 10, 14, 33, 38 f., 42, 46 f., 49, 51, 63, 69, 71 f., 79, 90, 99 f., 103–105, 109–112 Salomo, König von Ungarn 14 Sancho, König von Aragón 18 Sarazenen 18 SCHARNAGL, A. 80 SCHEFFER-BOICHORST, P. 85 SCHIEFFER, R. 17, 65, 68, 72, 75, 78– 81, 84, 87–89, 93, 98, 100, 104, 123 SCHIEFFER, TH. 68, 113 SCHILLING, B. 75, 93, 98
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Register
SCHLESINGER, W. 91 f. SCHLICK, J. 106 f. SCHLUCK, M. 66 SCHMALE, F.-J. 63 f., 73, 83 f. SCHMALE-OTT, I. 63, 65, 81, 119 SCHMID, K. 67, 77, 84, 108 f., 113 f. SCHMID, P. 80 SCHMIDT, P. G. 66, 68 SCHMIDT, T. 74, 115 SCHMIDT, U. 92 SCHMITT, K. H. 76, 100 f. SCHMUGGE, L. 121 SCHNEIDER, C. 68, 73 SCHNEIDMÜLLER, B. 49, 67, 77, 106 SCHNITH, K. 67, 95 SCHRAMM, P. E. 97, 102 SCHUBERT, E. 91, 108 SCHÜTTE, B. 64, 69, 80 SCHULZ, K. 111 SCHULZE, H. K. 102 SCHWINEKÖPER, B. 102, 112 SCIURIE, H. 71 SEIBERT, H. 114 SEMMLER, J. 75, 114 SERVATIUS, C. 74 SEYFFERT, H. 64 SICKEL, TH. 93 Siegfried, Erzbischof von Mainz 15, 20, 25 Sigebert von Gembloux 65, 119 Sigehard, Patriarch von Aquileia 26 Sigehart, Graf von Burghausen 33 Silvester III., Papst 9 Simon von Durham 94 SOMERVILLE, R. 65 STAAB, F. 100 Staufer 2, 26, 40, 49, 51, 70, 94 f., 105, 107–110 STEHKÄMPER, H. 112 STEINBÖCK, W. 75 STEINDORFF, E. 68, 83 STEINEN, W. VON DEN 89 STEMBERGER, B. 117 Stephan IX., Papst 16, 19 STÖCKLY, D. 65 STÖRMER, W. 77, 108 f. STOLLER, M. 65 STRATMANN, W. 64 STRECKER, K. 66 STREICH, G. 105, 108 STRUVE, T. 64, 66, 68–72, 101, 103, 122 STÜLLEIN, H. J. 70
STÜRNER, W. 86 SUCHAN, M. 59, 106 f., 120 Suger von St-Denis 42 Suidger, Bischof von Bamberg 9, s. a. Clemens II. SZABÓ-BECHSTEIN, B. 81 Tedald, Erzbischof von Mailand 23 TELLENBACH, G. 17, 67, 69, 71, 78–82, 84–85, 96, 98, 113, 116 Theobald, Graf von Blois und Chartres 7 TOCK, B.-M. 74 TÖPFER, B. 102 Tuskulaner 9, 16, 97 ULLMANN, W. 97, 103, 117 Ulrich von Augsburg 83 Ulrich, Abt von St. Gallen 26 Ulrich von Zell 64 Ulrich von Hutten 60 Ungarn 6–8 Urban II., Papst 5, 30–33, 45, 54–56, 65, 74, 82, 115, 117 Viktor II., Papst 13 f., 16, 30, 115 Viktor III., Papst 30 VIOLANTE, C. 122 VOGEL, J. 68 VOGT, H. W. 77, 107 f. WAAS, A. 70 WADLE, E. 95 WAITZ, G. 63, 109 Walo, Abt von St. Arnulf in Metz 64 WALTHER, H. G. 121 WATTENBACH, W. 63 Wazo, Bischof von Lüttich 8, 84 WEBER, M. 122 WEINFURTER, S. 8, 34, 63, 67–71, 90, 100, 104, 115, 122 Welf, Herzog von Kärnten 8 Welf III., Graf 6 Welf IV., Herzog von Bayern 16, 26, 29, 31, 50, 115, 122 Welf V. 31 Welfen 40, 51, 77, 107, 109 WEMHOFF, M. 122 WENDEHORST, A. 100 Wenrich von Trier 46, 59 WERNER, E. 83, 96, 112, 116 Werner, Erzbischof von Magdeburg 20, 25
Register WHITE, L. 3 Wibert, Erzbischof von Ravenna 27 f., 74 f., 86, s. a. Clemens III., WibertClemens III. Wibert-Clemens III. 30–32, 74 f. Wilhelm der Eroberer 18, 45 Wilhelm, Bischof von Champeaux 40 Wilhelm, Bischof von Utrecht 24 Wilhelm von Dijon 11 Wilhelm von Hirsau 29, 54 WILLOWEIT, D. 95 Wittelsbacher 8
161
WOJTOWYTSCH, M. 88 WOLLASCH, J. 76 f., 113 f., 116 WOLTER, H. 84 WOODY, K. M. 86 Zähringer 32 f., 51, 77, 107 f. ZEY, C. 64, 69, 93 ZIELINSKI, H. 98 f., 104, 108, 110 ZIESE, J. 67, 74 f., 118 f. ZIMMERMANN, H. 83, 89 f. ZOTZ, T. 77, 110, 114 ZUMHAGEN, O. 112
Ortsregister Aachen 14, 32 Alpen 24, 28, 31 Alzey 57 Andernach 39 Apulien 18, 28 Aquitanien 50 Arras 53 Aschaffenburg 47 Augsburg 4, 24, 100 Autun 81 Avranches 88 Bamberg 41, 58, 85, 118 –, Bistum 100 Basel 18, 76, 112 –, Kloster St. Alban 76 Bayern 6–8, 14, 16, 26, 29, 33, 51, 70, 77, 108, 114 f. Benevent 10, 12, 30 Böhmen 35 Bologna 61, 121 Brabant 53 Bremen, Bistum 4, 100 Brescia 112 Brixen 27 f., 47, 75 Burgund 6, 10, 14, 16, 38, 41, 48, 53, 71, 114 Byzanz 12, 48 Cambrai 35, 53, 111 Canossa 24 f., 31, 34, 48, 79, 89–91, 101–103 Capua 10, 18 Champagne 30
Civitate 12 Clermont 32, 56 f., 82 Cluny, Kloster 11, 30, 40, 45, 53–55, 72, 76, 78, 113 f. Corvey, Kloster 15 Cremona 31 f., 112 Deutschland 1, 3 f., 6, 9, 11, 15–19, 22–24, 27–29, 31 f., 35, 41, 46 f., 49, 53 f., 57, 59, 63, 71, 74 f., 78, 80 f., 84, 86 f., 89, 91, 96, 101 f., 104, 107– 112, 117, s. a. Süddeutschland, Südwestdeutschland Dijon 8 Ebersheimmünster, Kloster 92 Egisheim-Dagsburg 10 Eichstätt 63 –, Bistum 4, 100 Elsass 49, 55, s. a. Unterelsass England 4, 18, 36, 39 f., 42, 45, 49, 57, 81 f., 87, 102 Erfurt 47 Fermo, Bistum 23 Flandern 7, 53, 56 Flarchheim 26 Florenz 13 Forchheim 25, 50, 91 f. Franken 25, 29, 49 Frankreich 4 f., 7, 11, 18, 33, 36–38, 40, 42, 48–50, 55–57, 60, 80–82, 95, 102, 110 f., s. a. Nordfrankreich, Westfranken
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Register
Freiburg im Breisgau 53 Friaul 26 Fruttuaria, Kloster 54, 113 f. Garsten, Kloster 116 Gerstungen 20, 120 Gleichen, Burg in Thüringen 29 Göttweig, Kloster 116 Gorze, Kloster 54 Goslar 21, 27 –, Pfalz 4, 6, 104 –, Stift 6 f., 58 Guastalla 35, 37 Halberstadt, Bistum 4, 25 Hamburg-Bremen, Bistum 100 Harz 6, 30, 42, 49, 105 Harzburg 20 f. Heiliges Land 22, 56 f., 116 Hersfeld, Kloster 46, 59 Hessen 109 Hildesheim, Bistum 4 –, Domstift 7 Hirsau, Kloster 54 f., 77, 83, 113, 115 f. Homburg an der Unstrut 21 Huy 53 Iburg, Kloster 66 f. Ingelheim 33 Istrien 26 Italien 7, 9, 13, 26, 28–32, 39–41, 46, 49, 52 f., 57, 60 f., 64, 71, 81, 112, 121, s. a. Mittelitalien, Oberitalien, Unteritalien Jerusalem 56 Kärnten 6, 14, 26 Kaiserswerth 14 f., 71 Kalabrien 18 Köln 29, 35, 38 f., 47, 50, 52, 57 f., 84, 95, 111 f., 118 –, Bistum 100 Konstantinopel 12 f., 43 –, Hagia Sophia 12 Konstanz 54, 118 –, Bistum 83, 100 Krain 26 Lodi 31 Lombardei 28, 31, 112 Lorsch, Kloster 15
Lothringen 7 f., 10 f., 29, 33, 40, 53 f., 57 Lüttich 33 f., 50, 53, 58, 100, 112, 119 Mâconnais 110 Magdeburg, Bistum 25, 33, 80 Mailand 19, 22 f., 31, 44, 52, 55, 83, 111 f., 123 Mainz 11, 25, 29, 32, 35, 38–40, 47, 50, 52, 57 f., 104, 112 –, Bistum 100 Malmédy, Kloster 15 Mantua 18, 83 Marbach im Elsass 55 Meißen 110 Melfi 18 Melk, Kloster 116 Mellrichstadt 26 Merseburg 26 –, Dom 28 Mittelitalien 7, 13, 31, 49 Mittelrhein 38, 40, 105 Montecassino, Kloster 10, 18 Mouzon 40 Moyenmoutier, Kloster 11 Neckargegend 26 Niederaltaich, Kloster 19 Niederlothringen 7, 33, 35, 39 Niederrhein 108 Niedersachsen 105, 108 Nordfrankreich 57 Oberitalien 4, 11, 16, 18, 23, 27, 39, 47, 52 f., 54, 56, 76, 86, 112–114 Oberlothringen 7 Oberpfalz 33 Ochsenfurt 29 Oppenheim 24, 26 Orient 56 Ostsachsen 7, 26, 29 f., 39, 112 Paderborn, Pfalz 4 Padua 31 Passau, Bistum 4, 25, 54, 100 Pavia 9, 121 Petershausen, Kloster 54 Pfalz 105 Piacenza 31, 84, 112 Pleichfeld 29 Polen 35 Ponte Mammolo 37 f.
Register Quedlinburg 29 Ravenna 74, 119 Regensburg 12, 33, 66, 104, 114, 118 –, Bistum 100 –, Kloster St. Emmeram 54, 66, 114 f. Reims 11 Remiremont, Kloster 11 Rhein 15 Rheingebiet 57, 60 Rheinland 20, 33, 49, 52 f., 57, 77, 104, 111 f., 114, 118 Rom 1, 4 f., 9–11, 15–19, 22, 28, 31, 36 f., 40, 44–46, 54, 60, 71, 83–85 –, Engelsburg 28 –, Lateranpalast 17, 93 –, Leostadt 28 –, St. Peter 17, 28, 31, 36 Rottenbuch, Stift 55, 115 Rouen 57 Sachsen 2, 7, 16, 20 f., 24 f., 28–31, 33, 35, 38, 41, 51, 76 f., 105, 107 f., 114, s. a. Ostsachsen Salerno 28, 73 Salzburg 25 Schaffhausen, Kloster Allerheiligen 54 Scheyern 8 Schwaben 6, 12, 14, 20, 25 f., 29, 33, 51, 54, 56, 77, 107, 115 Schwarzwald 51, 77 Seitenstetten, Kloster 116 Siegburg, Kloster 54, 113 f. Siena 16 Sizilien 4, 18 Sondershausen 21 Spanien 4, 18, 44, 56 f., 87, 95 Speyer 34, 52, 57 f., 79, 91, 101, 104 f., 111 f. –, Bistum 76, 100 –, Dom 4, 34 Speyergau 40 Spier 21
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Spoleto 13, 16, 23 St. Blasien, Kloster 54, 77, 113, 115 St. Gallen, Kloster 26 St. Georgen, Kloster 54, 77, 115 St. Omer 53 Stade 31 Süddeutschland 6, 19 f., 24–26, 31, 40, 42, 118 Südwestdeutschland 56, 71, 77 Sutri 1, 9, 28, 78, 83 f. Terracina 30 Thüringen 21, 26, 29 f., 39, 108, 112, 114 Tours 58 Tribur 8, 24, 26 Trier 29, 36, 47, 58 f., 118 –, Bistum 100 Trifels 38 f. Troyes 35 Tuszien 13 Ulm 26, 50 Ungarn 14, 35 Unterelsass 40 Unteritalien 10–12, 18, 56 f., 87 Valenciennes 53 Vallombrosa, Kloster 112 Verona 31 Vienne 40 Welfesholz 39, 108 Westfalen 29, 39, 42, 114 Westfranken 107, 110 Westminster 36, 41 Worms 15, 20, 23 f., 25, 41, 47, 52, 57, 94, 104, 111 Wormsgau 40 Würzburg 40 f. –, Bistum 25, 29, 54, 100 Zürich 51 Zwiefalten, Kloster 54
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Register
Sachregister Abendmahlsstreit 59 Ablass 12, 56 Absetzung 7 f., 26 f., 29, 35, s. a. Königsabsetzung, Papstabsetzung – des Kaisers 22 Absetzungsrecht 89 Absolution 22, 56, 90 Abt 8, 14, 18, 25 f., 29 f., 40, 42, 54, 58, 64, 67, 82, 113 f., 116 Abtserhebungen 93, 114 Adel 2, 7, 14, 16–19, 26, 33, 40, 42, 46, 49–52, 56 f., 66, 76 f., 85, 98– 100, 105, 107–109, 114 Adelsburg 105 Adelsethos 51, 77 Adelsfamilie 51, 77, 98, s. a. Familie Adelshaus 51, 108 f. Ämterkauf 80 Agrartechnik 2 f. Annalen 19 Annolied 65 Anonymus Haserensis 63 Antigregorianer 31, 46, 59, 76, 97, 118 Archäologie 105, 112 f. Archidiakon 45, 47 Armenpflege 44 Armut 34, 36, 51 f., 84 Asylrecht 53 Attentat 16, 23, 73 Aufschwung 52–54, 58, 70, 100, 116 Aufstand 7–9, 19–21, 24 f., 28, 33 f., 37, 39, 52, 69 f., 91, 105, 111 Aufstieg 4, 26, 51, 72, 110 Augustinerchorherren 55, 76, 115 Augustinus-Regel 55 Ausbildung 7, 59 Auseinandersetzungen 1, 8, 19 f., 34 f., 43, 47, 52, 59, 69, 76, 78, 105, 123, s. a. Konflikte Ausgleich 7, 14, 28, 30 f., 40 Autorität 50, 61, 120 Bann 12 f., 18 f., 22, 24 f., 27 f., 30, 32–34, 37 f., 46, 48, 52, 76, 84, 101, 117 Bannbulle 12 Bauern 3, 21, 26, 34, 57 Bauernaufstand 21 Bautätigkeit 4, 47, 105, 109, 113
Befestigungsrecht 52 Belehnung 10, 14, 18, 26, 35 Benediktiner 54, 116 Benediktregel 8, 115 Bevölkerungszahl 2f., 123 Binde- und Lösegewalt 27 Biographie 67–69, 71 f., 74–77, 96, 113 Bischöfe 7–9, 11, 18, 20–25, 27, 29, 32, 35–38, 41, 44–47, 50, 52, 54 f., 57 f., 75 f., 80–82, 97, 99, 104, 114, s. a. Episkopat Bischofsamt 46, 99, 110 Bischofsideal 99 Bischofsinvestitur 25, 29 f., 32 f., 80, s. a. Investitur Bischofskirche 85, 100 Bischofsring 80, s. a. Ring und Stab Bischofsstadt 100, 104, 111, 113 Bischofsstreit in Mailand 23 Bischofsviten 67, 99, s. a. Viten Bischofswahl 18, 35–37, 41, 80, 94, 98, 100 Blendung 50 Bodensee-Chronistik 63 Brandschatzung 50 Briefe 12, 22, 33, 38, 49, 58 f., 61, 64, 73, 81, 84, 87 f., 97, 102, 104, 118– 120 Briefregister 22, 64, 87 Bruderschaften 116 Bündnis 12, 23, 25 f., 42, 49, 52 Bürger 25 f., 33, 39, 47, 49, 52 f., 100, 104, 111 Bürgeraufstand 28, 52 Burgen 20 f., 31, 36, 39 f., 47, 49, 52, 81, 105, 108 Burgenbau 47, 105, 109 Burgenpolitik 2 Buße 10, 24 f., 39, 69, 89, 91, 95 Bußstrafen 56 Calixtinum 41, 93 Canossagang 89 f. Carmen de bello saxonico 19, 66 cathedra Petri 23, s. a. Stuhl, röm. Charakter 42, 67, 68 f., 71, 73 Christenheit 21, 44, 56, 74, 87, 90, 101, 116 Christentum 5, 36, 51 f., 57, 112
Register christus Domini 23, 25, 48, 102 Chroniken 19, 57, 63, 93 Cluniazenser 53–55, 72, 76, 113 Collectio XII partium 60 Collectio LXXIV titulorum 60 cura animarum 55, 115 curia Romana 45, s. a. Kurie De excommunicatis vitandis 65 De investitura episcoporum 65, 119 De misericordia et iustitia 65, 121 De ordinando pontifice 64, 84 deditio 21, 81, 91 Dekret Burchards von Worms 60, 78 Dekret Gratians 61 Dekretalen 11, 120 Dekrete 9, 27, 32 Dialektik 58 f., 118 Dictatus Papae 22 f., 44 f., 79, 87–89, 97 Dictatus von Avranches 88 Diebstahl 50 Diözesansynoden 100 Diplome 32, 64, s. a. Urkunde Dombibliothek, Konstanz 118 Domkapitel 100 Domschule 58, 118 –, Bamberg 58, 118 –, Köln 58, 118 –, Konstanz 118 –, Speyer 58 –, Trier 58 f., 118 Domstift, Speyer 34 Dreifelderwirtschaft 3 Dreiteilung der Gesellschaft 4 Ecbasis cuiusdam captivi 65 Ehre 17, 41, 49 Eid 8, 32, 37, 42, 95 f. Eidbruch 28, 37 Eidverbot 8 Eigenkirche 2, 55, 87 Eigenkirchenherren 17, 55 Eisenwerkzeuge 2 Entsakralisierung 48, 89 f., 103 Entzauberung 90, 121 f. Episkopat 14, 18, 23, 27, 38, 44, 47, 75, 97–101, s. a. Bischöfe Epistola Widonis 65 Erbrecht 92 Ernährung 3, 73 Erzbischöfe 23, 25, 29, 38, 45 Eschatologie 116 f.
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Exil 11, 28, 84, 95 Exkommunikation 10, 24, 26–30, 34 f., 38, 59, 65, 71, 76, 95 Fälschung 64, 75, 85 f. Familie 7, 9, 14, 32, 35, 38, 50–52, 71, 77, 98, 100, 106, 108 f., 114 Fastensynode 24, 27, 33, 88 Fernhandel 117 Finanzpolitik 2 Finanzquellen 13, 36, 39, 81 Finanzverwaltung 44 f., 97 Freiheit der Kirche 50 Freiheitsprivilegien 52 f. Frieden 18, 20, 26, 28, 31, 40 f., 50 f., 94 f., s. a. Gottesfrieden, Landfrieden Friedenseid 96 Friedensordnung 50 f., 106 Frühscholastik 60, 120 Fürsten 2, 5 f., 8, 10, 12, 14–16, 18, 20 f., 24–26, 32–34, 36–38, 41–43, 46, 49–51, 89, 92, 94, 100, 105–107, 112 Fürstentag 40, 106 Fürstenweistümer 94 Geblütsrecht 91 f. Gedenkbücher 66, 84 Gegenkönig 25–30, 92 Gegenpapst 18, 26 f., 32, 58, 65 Gerichtsbarkeit, päpstl. 44, 46, 97 Gewerbe 53 Gewohnheitsrecht 86, 93, 103 Gottesfrieden 50, 94–96, 112, 116 –, Köln 50, 95 –, Lüttich 50 Gottesurteil 16, 28 Grab 21, 28, 34, 71 Grablege 51 Grafschaft 36, 108 f. Gregorianer 10, 19, 29 f., 32 f., 35, 37, 40, 46, 52, 54, 56, 59, 61, 66, 75, 82– 84, 115, 118 Grundherrschaft 2, 109 Häresie 10, 19, 37, 43, 52, 56, 83 Handel 4, 52, 117 Handschriften 58, 60, 79, 86, 102 f., 118 Handverlust 50 Handwerker 4 Hausgut 38 Hauskloster 51
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Register
Heer 12, 20–22, 26–28, 33, 39 Heerfahrt 31, 36 Heinricianum 41, 93 Herrschaft, konsensuale 49, 106 Herrscherbild 102 Herrscherbuße 24 f., 89, 91 Herzog 6–8, 11, 13–18, 20, 24–26, 29, 35, 38–40, 45, 50 f., 77, 107–109, 115 f., 122 Herzogtum 6–8, 14, 16, 26, 36, 51, 107 Hierokratie 46, 103, 121 Historiographie 46, 59, 66 f., 81, 90 f., 102 Höhenburgen 20, 105, s. a. Burgen Hoftage 32, 41, 47, 106 homagium 35 hominium 5, 35 f., 82 honor imperii 41 honor regni 49 Hungersnöte 3, 57 Idoneität 46, 92 imitatio imperii 45, 97 Inquisitionsverfahren 20 Investitur 5, 17, 27, 30, 32, 35–38, 40 f., 78, 80–82, 94, s. a. Laieninvestitur Investiturfrage 36, 78, 81 Investiturprivilegien, falsche 64 Investiturrecht 36 f., 40 Investiturverbot 5, 27, 32 f., 35, 37, 65, 78–81, 87 Investiturverzicht 41 Inzestgesetzgebung 123 Italienzug 28, 31, 38 f., 47 Itinerarforschung 70 f., 104 Judenverfolgungen 57, 64, 116 f. Jurisdiktion, päpstl. 22, 45 Kämmerer, päpstl. 45 Kaiserkrönung 9 f., 28, 32, 36 f., 45, 85 Kaiserrecht, röm. 103 Kaisertum 5, 13, 39, 45, 48 f. Kanonessammlungen 60, 81, 88, 120 f. Kanoniker 54 f., 72, 115 Kanonikerstift 55, 115 Kanonistik 59–61, 88, 120 f. Kanzlei, königl. 49, 104 –, päpstl. 11, 44 f., 87, 90, 97
Kapelle, päpstl. 45, 97 Kardinäle 17, 28, 30, 37, 44, 48, 60, 86 Kardinalbischöfe 16 f., 85 f., 98 Kardinaldiakone 98 Kardinalpriester 98 Kardinalskolleg 44, 75, 98 Kathedralschule 58 Kaufleute 4, 52 Kirchenbuße 10, 25 Kirchengeschichte 1, 59 Kirchengut 81 f. Kirchenherrschaft des Königs 8, 46 Kirchenlehen 37 Kirchenrecht 4, 9, 17, 22, 59–61, 80, 83, 114, 118, 120 f. Kirchenreform 4, 9–11, 16, 19, 23, 33, 37, 44 f., 50 f., 53–55, 66, 70 f., 74, 77–80, 82, 90, 95, 97, 113, 117, 120, 122 Kirchenstaat 12, 23, 30 Kirchenverfassung 46 Kirchenvogtei 109 Klerikalisierung 116 Klerikerehe 9, s. a. Priesterehe Klerus 3, 10, 17, 19, 22, 26, 37, 44, 46, 52, 55, 78, 82 f. Klostergründungen 56, 114 Klosterreform 11, 53 f., 71, 75 f., 113– 115 Klosterschule 58, 118 Königsabsetzung 24, 46, 59, 91 f. Königsdienst 39, 109 Königsgut 7, 29, 49 Königsheil 34, 50 Königsherrschaft 6, 69, 90, 106 Königskrönung 6, 14, 25, 31 f., 97 f. Königsland 101, 105 Königsparagraph 86 f. Königstheologie 48 Königsurkunden 15, 70, 103, s. a. Urkunde Königswahl 6, 8, 14, 21, 24–26, 29, 50, 77, 92 Königswahlrecht 91 f. Königtum 1 f., 4–8, 14, 20, 25–27, 31, 33, 35, 39, 42, 47–49, 51, 69, 71, 79, 89, 92, 101–107, 110 –, theokratisches 69, 102 f. Körperstrafen 50, 95, s. a. Strafe Kommunebewegung 112 Konflikt 2, 11 f., 14 f., 18 f., 23, 25, 33,
Register 35, 78, 106, s. a. Auseinandersetzungen Konkordat von Westminster 36, 41 Konkubine 55 Konstantinische Schenkung 10, 18 Konsuln 53 Konversen 54, 56, 114 Konzilien 11, 22, 56, 61, 65, 74, 82, 98 Kreuz 33, 74 Kreuzesreliquie 102 Kreuzfahrer 13, 57, 117 Kreuzzug 5, 56 f., 64 Kreuzzugsbewegung 4, 56, 74 Kreuzzugsplan 22, 31, 33, 56 Krieg 12 f., 28, 31, 42, 56 Krieger 4, 12, 56, 71, 109–111 Krönungsliturgie 47, 102 Kurie 45, 72 f., 87 f., 97 Laien 4, 11, 17, 25, 27, 37, 43, 48, 54– 56, 59, 61, 68, 78, 82 f., 116 Laienbewegungen 56 Laienbrüder 116 Laienfrömmigkeit 116 Laieninvestitur 17, 27, 31 f., 37, 55, 82, 87, s. a. Investitur Laienstand 4 Landbewohner 4, 100 Landfrieden 50 f., 94 f., 108 Landwirtschaft 2 f. Lateransynode, 1059 17, 54, 80, 85, 87 –, 1112 37 –, 1123 41, 94 Legaten 12, 18, 22, 27, 33, 38, 44 f., 74, 94, 97 Lehnrecht 94, 107 Lehnsbindung 7, 45, 94 Lehnsherr 18, 45 Liber ad Gebehardum 118 f. Liber contra Wolfelmum 64 Liber de temptatione cuiusdam monachi 66 Liber de unitate ecclesiae conservanda 59 f. Liber gestorum recentium 64 Liber visionum 66 libertas 53 Libri tres adversus Simoniacos 59, 65 Liturgie 4, 12, 84, 103 –, ambrosianische 44 –, mozarabische 18, 44
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Magie 34, 122 Majestätsverbrecher 28 Markt 36, 52 f. Mathildisches Erbe 39, 72 Medizin 118 Memoria 51, 66 f., 84, 113, 117 miles 110 f. Ministerialen 2, 14, 20, 26, 33, 39, 46 f., 49 f., 66, 101, 108–110 Mönchtum 40, 53 f., 72, 83, 99, 112– 116 Mündigkeitserklärung 15 Münzen 36 Namen 21, 28, 30, 40, 51, 84, 108 Necrologien 66, 113 Nichtjudizierbarkeit 48 Niederkirchen 17, 87 Niederlage 7, 12, 27, 29, 39, 42 Nikolaiten 55, 83 Obödienzerklärung 24 Oriflamme 42 Panormia 60 Papstabsetzung 1, 9, 28, 30, 37, 75, 83 f. Papstkrönung 40, 97 f. Papstschisma 9, 37, 48, 85, 117 Papsttum 4 f., 9 f., 13, 16–19, 25, 27 f., 35, 43–47, 51 f., 54, 60 f., 72–75, 79, 83–85, 96–98, 102, 115, 117 f. Papstwahl 10, 13, 17, 21, 28, 44, 85– 87 Papstwahldekret 17, 21, 44, 64, 85–87 Pataria 19, 52, 55, 83, 112, 123 Patricius Romanorum 10, 13, 18, 27, 85, 87 Petersfahne 18 f., 45 Pfalzen 4, 36, 101, 105 Pilgerfahrten 56, 116 Pilgerwesen 44 Pogrome 57, 116 f., s. a. Judenverfolgungen Pravileg 37 f. Priesterbild 65, 78, 115 Priesterehe 9, 11, 13, 17, 19, 22, 31, 65, 74, 82 f. Primat, päpstl. 43, 46, 97 primitiva ecclesia 10, 55, 120 Privilegien 36, 38, 45, 47, 52 f., 55, 57, 64, 76, 82, 93, 97, 104 f., 111, 115, 117
168
Register
Provinzialsynoden 4 Publizistik 59, 102, 119 Purpur 45 Ratsverfassung 53 Raub 50 Realpräsenz Christi 58 Recht, röm. 39, 48, 61, 102 f., 121 Rechtssammlungen 60 f., 81, 88, 120 Rechtsschule 119, 121 Reformpapsttum 11, 60, 74, 97 f., 102, 115 Regalien 36 f., 41, 80–82 Regalieninvestitur 40, 82 Regularkanoniker 54 f., 115, s. a. Kanoniker Reichsdienst 8, 47, 82 Reichsfriede 40, 50, 106 Reichsfürstentum 33 f., 37, 39, 51, 107 Reichsgut 30, 39 Reichsinsignien 33 Reichskirche 49, 84 f., 90, 94, 98, 100 Reichsklöster 15, 113 Reichslehen 51, 94 Reichssteuer 39, 49 Reichstag, Bamberg 1122 41 –, Mainz 1098 32 –, Mainz 1103 50 –, Mainz 1119 40 –, Tribur 1053 8 –, Ulm 1077 26 –, Würzburg 1121 40 f. Reichsversammlung, Goslar 1075 21 –, Worms 1076 23 f. Reichsvogteien 36 Reisegeschwindigkeit 90 Revolution 19, 122 f. rex Romanorum 49, 104 rex Teutonicorum 49, 90, 104 Rhetorik 59, 119 Ring und Stab 35–38, 41 Rittertum 3, 5, 51 f., 109–111 Rota 74 Sachsenkrieg 19 Sakralisierung 71 Sakralität 90, 102 f. sanctum imperium 48 Schisma 9, 29, 37, 48, 85, 117 – des Cadalus 15, 18 – von 1054 1, 43 Schismatiker 52, 56
Scholastik 60, 118, 120 Schulen 58 f., 118, 119 f. Schwertleite 70 f. Seelsorge 55, 114 f. Selbstdeposition 27, 83 f. Selbstheiligung 115 Selbstverwaltungsrechte 53 Sicherheitseid 32 Simonie 9–11, 13, 17, 19, 22, 25, 31, 35, 74, 80 f., 84 Simonieverbot 17 Simonisten 10 f., 17, 22, 52, 55, 79 Sippe 109 Skrofeln 102 Spielregeln 106 Spiritualien 94 Staatlichkeit 4, 101 Stadtbewohner 4, 53, 111 Stadtherr 52 f., 112 Städte 2, 20, 26, 31, 33, 36, 39, 49, 52 f., 58, 81, 101, 104, 111–113, 123 Städtebund 31 Städtepolitik 47, 112 Stammesherzogtümer 107 Stammsitz 51, 108 Strafe 12, 21, 50, 56, 84, 95 Strafrechts 94 f. Stratordienst 32 Streitschriften 46, 58–61, 64 f., 67, 91, 97, 118–120 Stuhl, röm. 12 f., 16, 23, 43 f., 46, 81, 85 Sutrilied 84 Synode, Autun 1077 81 –, Benevent 1087 30 –, Brixen 1080 27 f., 47, 75 –, Clermont 1095 32, 56 f., 82 –, Florenz 1055 13 –, Guastalla 1106 35, 37 –, Mainz 1049 11 –, Mantua 1064 18, 83 –, Pavia 1022 9 –, Piacenza 1095 31 –, Reims 1049 11 –, Rom 800 83 –, Rom 1046 1, 9, 83 f. –, Rom 1047 10 –, Rom 1049 11 –, Troyes 1107 35 Szepter 41 Temporalien 36, 82, 94 Territorialherrschaft 38, 40, 61, 99
Register Territorialpolitik 20 Territorialverwaltung 2 Territorienbildung 2, 47, 100, 107 Territorium 2, 46 f., 49, 51, 100 f., 107 Theologie 48, 58 f., 117 Totenbücher 66 Totengedenken 51, 113 Translationsverbot 85 Transpersonalität 49, 102 f. Treueid 22, 35 f., 82 –, Lösung 22, 24 Treuga Dei 95 Tuchproduktion 53
169
Vogtei 2 Volkssouveränität 48, 119
Überbevölkerung 3 Umbruch 4, 43, 61, 103 Ungarnfeldzug 7 Universalepiskopat 44 Urkirche 10, 55, 120 Urkunde 15, 32, 41, 45, 53, 64, 70, 72, 74, 79, 93 f., 102 f., 114
Wahlen 6, 8, 10, 13 f., 16–18, 21, 24– 26, 28–30, 32, 35–37, 40 f., 44, 50, 74 f., 80, 85–87, 91 f., 94, 100 Wallfahrten 4, 56 Wandel 2, 15, 43–61, 96–121 Wanderlehrer 58 Wassermühlen 3 Weihe 10 f., 16, 25, 34, 36 f., 41, 44 f., 47 Weltkleriker 54, s. a. Kanoniker Wendezeit 1, 3, 5, 69, 89–91, 96, 101, 103 f., 120, 122 Widerstand 7, 13 f., 18, 20, 22 f., 27, 29, 39, 47, 49 f., 57, 69, 83, 92, 97, 106 Wirtschaft 43, 52, 109, 112, 117 Wormser Konkordat 40 f., 52, 78, 81 f., 92–94, 118
Verbrüderung 116 Verrechtlichung 60, 114 Verstümmelung 95 vicarius Christi 44, 47, 102 vita apostolica 54 Viten 64–67, 69, 76, 80, 99, 116 Vogt 33, 77, 107 f.
Zehnten 36, 82 Zentralismus, päpstl. 4, 23, 44, 47, 97 Zölibat 17, 26, 59, 82 f. Zollprivileg für Wormser Kaufleute 52 Zweikampf 7, 15 f.
Enzyklopädie deutscher Geschichte Themen und Autoren Mittelalter Gesellschaft
Wirtschaft Kultur, Alltag, Mentalitäten
Agrarwirtschaft, Agrarverfassung und ländliche Gesellschaft im Mittelalter (Werner Rösener) 1992. EdG 13 Adel, Rittertum und Ministerialität im Mittelalter (Werner Hechberger) 2004. EdG 72 Die Stadt im Mittelalter (Frank Hirschmann) Die Armen im Mittelalter (Otto Gerhard Oexle) Frauen- und Geschlechtergeschichte des Mittelalters (Hedwig Röckelein) Die Juden im mittelalterlichen Reich (Michael Toch) 2. Aufl. 2003. EdG 44 Wirtschaftlicher Wandel und Wirtschaftspolitik im Mittelalter (Michael Rothmann) Wissen als soziales System im Frühen und Hochmittelalter (Johannes Fried) Die geistige Kultur im späteren Mittelalter (Johannes Helmrath) Die ritterlich-höfische Kultur des Mittelalters (Werner Paravicini) 2. Aufl. 1999. EdG 32
Religion und Kirche
Die mittelalterliche Kirche (Michael Borgolte) 2. Aufl. 2004. EdG 17 Mönchtum und religiöse Bewegungen im Mittelalter (Gert Melville) Grundformen der Frömmigkeit im Mittelalter (Arnold Angenendt) 2. Aufl. 2004. EdG 68
Politik, Staat, Verfassung
Die Germanen (Walter Pohl) 2. Aufl. 2004. EdG 57 Die Slawen in der deutschen Geschichte des Mittelalters (Thomas Wünsch) Das römische Erbe und das Merowingerreich (Reinhold Kaiser) 3., überarb. u. erw. Aufl. 2004. EdG 26 Das Karolingerreich (Klaus Zechiel-Eckes) Die Entstehung des Deutschen Reiches (Joachim Ehlers) 2. Aufl. 1998. EdG 31 Königtum und Königsherrschaft im 10. und 11. Jahrhundert (Egon Boshof) 2. Aufl. 1997. EdG 27 Der Investiturstreit (Wilfried Hartmann) 3., überarb. u. erw. Aufl. 2008. EdG 21 König und Fürsten, Kaiser und Papst nach dem Wormser Konkordat (Bernhard Schimmelpfennig) 1996. EdG 37 Deutschland und seine Nachbarn 1200–1500 (Dieter Berg) 1996. EdG 40 Die kirchliche Krise des Spätmittelalters (Heribert Müller) König, Reich und Reichsreform im Spätmittelalter (Karl-Friedrich Krieger) 2., durchges. Aufl. 2005. EdG 14 Fürstliche Herrschaft und Territorien im späten Mittelalter (Ernst Schubert) 2. Aufl. 2006. EdG 35
Frühe Neuzeit Gesellschaft
Bevölkerungsgeschichte und historische Demographie 1500–1800 (Christian Pfister) 2. Aufl. 2007. EdG 28
Themen und Autoren
171
Umweltgeschichte der Frühen Neuzeit (Reinhold Reith) Bauern zwischen Bauernkrieg und Dreißigjährigem Krieg (André Holenstein) 1996. EdG 38 Bauern 1648–1806 (Werner Troßbach) 1992. EdG 19 Adel in der Frühen Neuzeit (Rudolf Endres) 1993. EdG 18 Der Fürstenhof in der Frühen Neuzeit (Rainer A. Müller) 2. Aufl. 2004. EdG 33 Die Stadt in der Frühen Neuzeit (Heinz Schilling) 2. Aufl. 2004. EdG 24 Armut, Unterschichten, Randgruppen in der Frühen Neuzeit (Wolfgang von Hippel) 1995. EdG 34 Unruhen in der ständischen Gesellschaft 1300–1800 (Peter Blickle) 1988. EdG 1 Frauen- und Geschlechtergeschichte 1500–1800 (N. N.) Die deutschen Juden vom 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts (J. Friedrich Battenberg) 2001. EdG 60 Die deutsche Wirtschaft im 16. Jahrhundert (Franz Mathis) 1992. EdG 11 Die Entwicklung der Wirtschaft im Zeitalter des Merkantilismus 1620–1800 (Rainer Gömmel) 1998. EdG 46 Landwirtschaft in der Frühen Neuzeit (Walter Achilles) 1991. EdG 10 Gewerbe in der Frühen Neuzeit (Wilfried Reininghaus) 1990. EdG 3 Kommunikation, Handel, Geld und Banken in der Frühen Neuzeit (Michael North) 2000. EdG 59
Wirtschaft
Kultur, Alltag, Renaissance und Humanismus (Ulrich Muhlack) Mentalitäten Medien in der Frühen Neuzeit (Andreas Würgler) Bildung und Wissenschaft vom 15. bis zum 17. Jahrhundert (Notker Hammerstein) 2003. EdG 64 Bildung und Wissenschaft in der Frühen Neuzeit 1650–1800 (Anton Schindling) 2. Aufl. 1999. EdG 30 Die Aufklärung (Winfried Müller) 2002. EdG 61 Lebenswelt und Kultur des Bürgertums in der Frühen Neuzeit (Bernd Roeck) 1991. EdG 9 Lebenswelt und Kultur der unterständischen Schichten in der Frühen Neuzeit (Robert von Friedeburg) 2002. EdG 62
Die Reformation. Voraussetzungen und Durchsetzung (Olaf Mörke) 2005. EdG 74 Konfessionalisierung im 16. Jahrhundert (Heinrich Richard Schmidt) 1992. EdG 12 Kirche, Staat und Gesellschaft im 17. und 18. Jahrhundert (Michael Maurer) 1999. EdG 51 Religiöse Bewegungen in der Frühen Neuzeit (Hans-Jürgen Goertz) 1993. EdG 20
Religion und Kirche
Das Reich in der Frühen Neuzeit (Helmut Neuhaus) 2. Aufl. 2003. EdG 42 Landesherrschaft, Territorien und Staat in der Frühen Neuzeit (Joachim Bahlcke) Die Landständische Verfassung (Kersten Krüger) 2003. EdG 67 Vom aufgeklärten Reformstaat zum bürokratischen Staatsabsolutismus (Walter Demel) 1993. EdG 23 Militärgeschichte des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit (Bernhard R. Kroener)
Politik, Staat, Verfassung
172 Staatensystem, internationale Beziehungen
Themen und Autoren
Das Reich im Kampf um die Hegemonie in Europa 1521–1648 (Alfred Kohler) 1990. EdG 6 Altes Reich und europäische Staatenwelt 1648–1806 (Heinz Duchhardt) 1990. EdG 4
19. und 20. Jahrhundert Gesellschaft
Bevölkerungsgeschichte und Historische Demographie 1800–2000 (Josef Ehmer) 2004. EdG 71 Migrationen im 19. und 20. Jahrhundert (Jochen Oltmer) Umweltgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts (Frank Uekötter) 2007. EdG 81 Adel im 19. und 20. Jahrhundert (Heinz Reif) 1999. EdG 55 Geschichte der Familie im 19. und 20. Jahrhundert (Andreas Gestrich) 1998. EdG 50 Urbanisierung im 19. und 20. Jahrhundert (Klaus Tenfelde) Von der ständischen zur bürgerlichen Gesellschaft (Lothar Gall) 1993. EdG 25 Die Angestellten seit dem 19. Jahrhundert (Günter Schulz) 2000. EdG 54 Die Arbeiterschaft im 19. und 20. Jahrhundert (Gerhard Schildt) 1996. EdG 36 Frauen- und Geschlechtergeschichte im 19. und 20. Jahrhundert (Karen Hagemann) Die Juden in Deutschland 1780–1918 (Shulamit Volkov) 2. Aufl. 2000. EdG 16 Die deutschen Juden 1914–1945 (Moshe Zimmermann) 1997. EdG 43
Wirtschaft
Die Industrielle Revolution in Deutschland (Hans-Werner Hahn) 2., durchges. Aufl. 2005. EdG 49 Die deutsche Wirtschaft im 20. Jahrhundert (Wilfried Feldenkirchen) 1998. EdG 47 Agrarwirtschaft und ländliche Gesellschaft im 19. Jahrhundert (Stefan Brakensiek) Agrarwirtschaft und ländliche Gesellschaft im 20. Jahrhundert (Ulrich Kluge) 2005. EdG 73 Gewerbe und Industrie im 19. und 20. Jahrhundert (Toni Pierenkemper) 2., um einen Nachtrag erw. Auflage 2007. EdG 29 Handel und Verkehr im 19. Jahrhundert (Karl Heinrich Kaufhold) Handel und Verkehr im 20. Jahrhundert (Christopher Kopper) 2002. EdG 63 Banken und Versicherungen im 19. und 20. Jahrhundert (Eckhard Wandel) 1998. EdG 45 Technik und Wirtschaft im 19. und 20. Jahrhundert (Christian Kleinschmidt) 2007. EdG 79 Unternehmensgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert (Werner Plumpe) Staat und Wirtschaft im 19. Jahrhundert (Rudolf Boch) 2004. EdG 70 Staat und Wirtschaft im 20. Jahrhundert (Gerold Ambrosius) 1990. EdG 7
Kultur, Alltag und Mentalitäten
Kultur, Bildung und Wissenschaft im 19. Jahrhundert (Hans-Christof Kraus) 2008. EdG 82 Kultur, Bildung und Wissenschaft im 20. Jahrhundert (Frank-Lothar Kroll) 2003. EdG 65
Themen und Autoren
173
Lebenswelt und Kultur des Bürgertums im 19. und 20. Jahrhundert (Andreas Schulz) 2005. EdG 75 Lebenswelt und Kultur der unterbürgerlichen Schichten im 19. und 20. Jahrhundert (Wolfgang Kaschuba) 1990. EdG 5 Kirche, Politik und Gesellschaft im 19. Jahrhundert (Gerhard Besier) 1998. EdG 48 Kirche, Politik und Gesellschaft im 20. Jahrhundert (Gerhard Besier) 2000. EdG 56
Religion und Kirche
Politik, Staat, Der Deutsche Bund 1815–1866 (Jürgen Müller) 2006. EdG 78 Verfassung Verfassungsstaat und Nationsbildung 1815–1871 (Elisabeth Fehrenbach) 2., um einen Nachtrag erw. Aufl. 2007. EdG 22 Politik im deutschen Kaiserreich (Hans-Peter Ullmann) 2., durchges. Aufl. 2005. EdG 52 Die Weimarer Republik. Politik und Gesellschaft (Andreas Wirsching) 2000. EdG 58 Nationalsozialistische Herrschaft (Ulrich von Hehl) 2. Aufl. 2001. EdG 39 Die Bundesrepublik Deutschland. Verfassung, Parlament und Parteien (Adolf M. Birke) 1996. EdG 41 Militär, Staat und Gesellschaft im 19. Jahrhundert (Ralf Pröve) 2006. EdG 77 Militär, Staat und Gesellschaft im 20. Jahrhundert (Bernhard R. Kroener) Die Sozialgeschichte der Bundesrepublik Deutschland bis 1989/90 (Axel Schildt) 2007. EdG 80 Die Sozialgeschichte der DDR (Arnd Bauerkämper) 2005. EdG 76 Die Innenpolitik der DDR (Günther Heydemann) 2003. EdG 66
Die deutsche Frage und das europäische Staatensystem 1815–1871 (Anselm Doering-Manteuffel) 2. Aufl. 2001. EdG 15 Deutsche Außenpolitik 1871–1918 (Klaus Hildebrand) 2. Aufl. 1994. EdG 2 Die Außenpolitik der Weimarer Republik (Gottfried Niedhart) 2., aktualisierte Aufl. 2006. EdG 53 Die Außenpolitik des Dritten Reiches (Marie-Luise Recker) 1990. EdG 8 Die Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland 1949 bis 1990 (Ulrich Lappenküper) 2008. EdG 83 Die Außenpolitik der DDR (Joachim Scholtyseck) 2003. EDG 69 Hervorgehobene Titel sind bereits erschienen. Stand: (August 2007)
Staatensystem, internationale Beziehungen
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Themen und Autoren