Denkmäler des Klassischen Altertums: Band 3 Rechenbrett - Zwölfgötter [Reprint 2019 ed.]
 9783486726619, 9783486726602

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DENKMÄLER DES

KLASSISCHEN ALTEBTUMS.

DENKMÄLER DES

KLASSISCHEN ALTERTUMS ZUK FJRLÄÜTERUNGf DES LEBENS DER

G R I E C H E N UND R Ö M E R IN

RELIGION, KUNST UND SITTE. I iEXIKALISCH liEARBEITET VON

B. ARNOLD, E. ASSMANN, H. BLÜMNER, H. BOR RM ANN, W. DEECKE, E. FABR1CIUS, A. FL ASCH, P. GRJEF, A. HOLM, K. VON JAN, L. JULIUS, G. KAWERAU, J.MATZ, A. MILCHHÖFER, A. MÜLLER, 0. RICHTER, H. VON ROHDEN, L. VON SYBEL. A. TRENDELENBURG, C. WALDSTEIN, R. WELL, E. WÖLFFLIN UND DEM HERAUSGEBER

A. BAUMEISTER. III. B A N D (RECHENBRETT - Z W Ö L F G Ö T T E R ) . MIT 822 ABBILDUNGEN 1 , t K A R T E N

UND X L I I T A F E L N .

MÜNCHEN UND LEIPZIG. DRUCK UND VERLAG VON R. OLDENBOURG. 1889.

Schlufswort zum dritten Bande.

Habent stia fata libelli! Dais dieses Werk auch schon inmitten seiner Entstehung mancherlei Schicksale gehabt hat, wissen unsere bisherigen Abnehmer und noch genauer der Herausgeber und die Verlagshandlung. Jetzt, nachdem wir zu glücklichem Ende gelangt sind, wollen wir nicht aufzählen, wie viele und unerwartete Störungen durch Krankheit und sonstige Verhinderung unserer Mitarbeiter allerlei Not und Zögerung gebracht haben. Mögen auch die Beurteiler, wenn sie über unsere Arbeit zu Gericht sitzen, nicht vergessen, dafs die bedeutende Erweiterung des ursprünglichen Planes, welche zum Teil durch äuisere Umstände herbeigeführt wurde, zum Teil aber auch eine Folge der öffentlichen Aufmunterung ist, eine gewisse Ungleiclimäfsigkeit im Ausfall des Ganzen untrennbar mit sich führen muíste. Eine ansehnliche Reihe wertvoller Einzelschriften, welche namentlich in den beiden letzten Bänden enthalten sind, würde ohne die den Verfassern gewährte Freiheit der Bewegung wahrscheinlich nicht so bald ans Licht getreten sein. Wir lassen eine Übersicht der von jedem Mitarbeiter behandelten Gegenstände folgen: Herr Dr. Bernhard Arnold, Rektor des kgl. Wilhelmsgymnasiums in München: »Scenische Altertümer«. [A] Herr Dr. Ernst AJsmann, Stabsarzt in Berlin: »Seewesen«. Herr Dr. Hugo Blümner, ord. Professor an der Universität Zürich: »Griechische und römische Privataltertümer« (mit einigen sich ergebenden Ausnahmen); ferner »Steinschneidekunst«. fBl} Herr Richard Borrmann, kgl. preufs. Regierungs-Baumeister in Posen: »Pantheon«, »Polychromie der Bauwerke«. [Brm] Herr Dr. Wilhelm Deecke, Direktor des Gymnasiums in Buchsweiler: »Alphabet«. [D] Herr Dr. Ernst Fabridus, Privatdozent an der Universität und Direktorial-Assistent am kgl. Museum in Berlin: »Pergamon, Topographie und Bauwerke«.

VI

Vorwort.

Herr Dr. Adam Flasch, Professor an der Universität E r l a n g e n : »Olympia«. Herr Paul Grcef, kgl. Regierungs-Baumeister i n Berlin: »Septizonium«, »Theseion (Architektur)«, » Triumphbogen«. Herr Dr. Adolf Hohn, ord. Professor an der Universität in Neapel: »Syrakus«. H e r r Dr. Karl von Jan, Oberlehrer a m L y c e u m in Strafsburg: »Musik u n d Musikinstrumente«. Herr Dr. Leopold Julius, Privatdozent an der Universität in München: »Geschichte der Architektur und Plastik« bis zum Art. »Niketempel«, wo er durch Krankheit veranlafst, abbrach. H e r r Georg Kaireran, Architekt und Assistent "beim kgl. Deutschen Archäologischen Institut in Athen : »Theatergebäude«. H e r r Johannis Matz, kgl. Regierungs-Baumeister in Berlin: »Thermen«, »Windeturm«. H e r r Dr. Arthur Milrhluifcr. Professor an der kgl. Akademie zu Münster i. Westf.: »Athen«, »Peiraieus«, Topographie. H e r r Dr. Alhert Midier, Direktor des kgl. Gymnasiums in Flensburg: »Festungskrieg«, »Toga«, »Waffen«. Herr Dr. Otto Richter. Professor am Askanischen Gymnasium in Berlin: »Romw, Topographie; »Stadtanlage«. H e r r Dr. Hennann ron Rahden, Oberlehrer a m Gymnasium in Hagenau im Eisais: »Malerei«, »Mosaik«, »Mylcenai«, »Polychromie der Bildwerke;, »Pompeji«, »Propyläen«, »Sarkophage«, »Tiryns«, »Troja«, »Vasenkunde«. Herr Dr. Ludwig nm Sghel, ord. Professor an der Universität in Marburg in Hessen: »Parthenon«. Herr Dr. Adolf Trmdelenhinrj, Professor am Askanischen Gymnasium in Berlin: »Pergamon, bildende Kunst«. Herr Dr. Charles Waldstein, Direktor am Fitzwilliam-Museum und Dozent an der Universität in Cambridge: »Pasiteles«, »Pheidiasc. Herr Dr. Rudolf Weil Assistent an der kgl. Bibliothek in Berlin: »Münzkunde und Ikonographie der römischen Kaiser«, »'Praxiteles«, »Pythagoras«, »Skopas« nebst einigen anderen Künstlern. Herr Dr. Eduard Wölfflin, ord. Professor an der Universität in München: »Paläographie«. Der unterzeichnete Herausgeber [Bm] endlich ha.t die sämtlichen Artikel über »Kunstmythologie«, einschliefslich »Opfer«, »Geberdensprache in der Kunst«, »Gebet« und ferner griechische und römische »Ikonographie«, mit A u s n a h m e der Kaiser, verfafst. Aufserdem war er genötigt, u m nicht noch längere Störungen des Erscheinens eintreten zu lassen, von kunsthistorischen Artikeln »Mausoleum«, »Phigalia«, »Polykleitos« die Bildwerke am »Theseion« und einige kleinere Bildhauer zu übernehmen. Noch in letzter Stunde sah er sich gezwungen, wegen unerwarteter Absage eines Mitarbeiters auch den Artikel »Wettkämpfe und Spiele der Römer« schleunig zu erledigen. Dabei fühlt sich der Herausgeber gedrungen, seinen Lesern die Mitteilung zu machen, dafs er das Glück h a t t e , während der J a h r e 1884 und 1885 den archäologischen Vorlesungen seines verehrten Freundes H e i n r i c h v o n B r u n n an hiesiger Universität als Zuhörer beizuwohnen. Wenn also die seitdem geschriebenen Artikel einen gewissen

VII

Vorwort.

Fortschritt in der Behandlung aufweisen, so bittet er dies als die Frucht jener höchst belehrenden und genuisreichen Stunden anzusehen, wo er zu den Füfsen des Meisters sitzen durfte, Stunden, deren Erinnerung ihn mit bleibender Dankbarkeit erfüllt. Das angefügte Register, dessen Unvermeidlichkeit bei der allmählichen Entstehung des Werkes einleuchtet, enthält neben der Angabe der griechischen und lateinischen Kunstausdrücke und der Namen (auch der topographischen) besonders eine vollständige Aufführung der deutbaren Figuren in den gegebenen Bildwerken. Eine grol'se Anzahl von Artikeln gewinnt durch die Benutzung desselben eine ansehnliche Vervollständigung. Der ausnehmenden Freundlichkeit und Liberalität, womit die Herren Beamten der hiesigen kgl. Hof- und Staatsbibliothek unser Unternehmen jederzeit unterstützt haben, gebührt wie am Beginn des Werkes, so auch zum Schlüsse eine ehrenvolle und dankende Erwähnung. M ü n c h e n , im Juli 1888.

Dr. August Baumeister, liaiserl. Ministerialrat z. D.

R Rechenbrett. Die Alten pflegten sich beim Rechnen teils der Finger zu bedienen, mittels deren man ohne Mühe selbst vierstellige Zahlen darzustellen wufste, teils eines Rechenbrettes oder Abacus; die Erfindung des letzteren wurde von den Griechen dem Pythagoras beigelegt, ist aber ohne Zweifel bedeutend älter; Herodot bemerkt, dafs auch die Ägypter v|n'-](pon; Xoxiiovrai (II, 36), nur nicht, wie die Hellenen, von links nach rechts, sondern von rechts nach links. Eine Darstellung des Rechnens mit dem Rechenbrett sehen wir auf der oben Abb. 449 auf Taf. VI abgebildeten Dareiosvase (vgl. S. 408 ff.) Hier sitzt in der untersten Reihe der Schatzmeister und nimmt den Tribut der unterworfenen Völkerschaften in Empfang ; er hält in der linken sein Diptychon, auf dem »100 Talente« geschrieben steht; vor ihm auf dem Tische, dessen Platte hier die Stelle des Rechenbrettes versehen mufs, stehen die verschiedenen Wertzeichen für die Zahlen 10000, 1000, 100, 10, 5, für den Obol, den halben und den Viertels-Obol (das Wertzeichen für die Drachme ist wohl nur aus Versehen des Zeichners fortgeblieben). Die h)'1(P01 oder Steinchen, mit denen er rechnet, sind ebenfalls deutlich, doch ist sonst die Einrichtung des Rechenbrettes nicht näher angegeben. Es gab nämlich zwei Arten von

i ! ; i 1

Rechenbrettern: bei der einen wurde mit Steinchen (vyncpoi, calculi) gerechnet, doch war hierbei das Verfahren etwas umständlich; bei der andern Art, deren Einrichtung uns durch mehrere noch erhaltene römische Exemplare verständlich ist, von denen wir

hier Abb. 1579 (nach Bullet. Napolet, N. S. I I tav. 6, 2) eines mitteilen, dienen vertikale Einschnitte mit verschiebbaren Knöpfchen zur Berechnung. Wie die Abbildung zeigt, hat dies Rechenbrett neun längere Einschnitte und acht kürzere, welche den ersten acht längeren gegenüber liegen. In diesen Einschnitten befinden sich bewegliche Stifte mit Knöpfen, und zwar in den kürzeren Einschnitten je ein Knopf, in

1432

Rechenbrett.

Reifenspiel.

den längeren in der Regel je vier. Die beigeschriebenen Zahlzeichen geben a n , dafs die ersten sieben Einschnitte die Zahlen von eins bis zu einer Million bedeuten, und zwar so, dafs jeder Einschnitt einer Zahlstelle entspricht. Jeder obere Knopf bedeutet dabei das fünffache, jeder der vier unteren Knöpfe das einfache der betreSenden Zahlstelle; soll also z. B. die Zahl 7000 wiedergegeben werden, so ist auf dem vierten Einschnitt der obere Knopf (welcher 5000 bedeutet) und zwei untere (von denen jeder 1000 bedeutet) erforderlich, oder für die Zahl 90 im sechsten Abschnitt der obere Knopf ( = 50) und vier untere (jeder zu 10). Der achte und neunte Einschnitt dienten zur Rechnung mit Bruchposten ; und zwar bedeutete der achte Einschnitt beim römischen Rechenbrette V12, da bei den Römern f ü r die Bruchrechnung das Duodezimalsystem üblich war, und der neunte Einschnitt diente für die kleineren Brüche. Betreffs der Details, sowie hinsichtlich der Art und Weise, auf welche man mit diesen Knöpfen die Rechnungen in den vier Spezies vornahm, müssen wir hier, da dies eine zu weitläufige Auseinandersetzung erfordern würde, verweisen auf Friedlein, die Zahlzeichen und das elementare Rechnen der Griechen und Römer und des christlichen Abendlandes. Erlangen 1869 S. 124 ff. Sonst vgl. Marquardt, Privatleben der Römer S. i)7 ff. und Grasberger, Erziehung und Unterricht II, 328. [Bl] Reifcnspiel s. K i n d e r s p i e l e. Reiten. Obgleich in den homerischen Gedichten Andeutungen vorkommen, welche darauf schliefsen lassen, dafs man damals der Pferde sich auch zum Reiten bedient hat (vgl. II. X, 513 ff., X V , G79; Od. V, 371), so geht doch aus der geringen Zahl dieser Stellen, sowie sonst aus den Schilderungen des Epos deutlich hervor, dafs in der sog. heroischen Zeit die Sitte des Fahrens bei weitem verbreiteter w a r , als die des Reitens. In der Schlacht ist der Gebrauch der Reiterei vollständig u n b e k a n n t ; die Helden kämpfen von ihren leichten Streitwagen herab, die Masse des Heeres zu F u f s ; und auch auf der Reise, selbst auf gebirgigen Wegen, wie bei der Fahrt des Telemach und Peisistratos nach Sparta (Od. 111,478 ff.), bedient man sich des Wagens. Allein in diesen Verhältnissen trat in den folgenden J a h r h u n d e r t e n ein Umschwung ein, den wir allerdings in seiner E n t w i c k l u n g nicht mehr verfolgen k ö n n e n , der sich aber darin besonders kennzeichnet, dafs in die heiligen Spiele in Olympia, in denen anfangs das Wagenrennen der einzige hippische Agon gewesen war, in der 33. Olympiade (648 v. Chr.) auch das Wettrennen mit ausgewachsenen Rossen (später auch mit Füllen) aufgenommen wird und dafs im Kriegswesen der Streitwagen vollständig verschwindet und dafür die Reiterei eintritt, die freilich in den griechischen Heeren niemals eine wichtige Rolle gespielt hat. I m Zusammen-

Reiten.

h a n g damit n i m m t die Pferdezucht, welche von Alters her in den weidereichen E b e n e n Thessaliens betrieben worden war, auch im übrigen Griechenland und besonders in Attika einen bedeutenden Aufschwung; die athenischen Jünglinge widmeten sich diesem Sport mit besonderer Leidenschaft (man vgl. den Pheidippides in Aristophanes' Wolken), und der grofse Raum, welchen im Parthenonfriese die attische Reiterei einnimmt, zeigt deutlich, welch hohen Wert man auf den Besitz schöner Rosse und auf Gewandtheit im Tummeln derselben legte. Der Reitunterricht bildete daher einen wesentlichen Bestandteil der Jugendbildung bei den besseren Ständen, und eine Scene daraus zeigt uns Abb. 1580 (nach Inghirami, Vasi fittili I I I , 275). Der kleine Bursche ist hier offenbar im Begriff, von dem Rücken des Pferdes, auf dem er seine Reitübungen begonnen, herabzugleiten, wobei ihm ein daneben stehender älterer

Mann mit einem Stab in der H a n d behilflich ist; ein anderer, in das Ilimation gehüllter Mann steht aufmerksam d a b e i : letzterer ist vermutlich der Vater, jener der Lehrer des Knaben. W a s die Ausrüstung der Reitpferde anlangt, so waren S ä t t e l in Griechenland nicht gebräuchlich und kommen auch in Rom erst gegen Ausgang der Kaiserzeit vor; statt ihrer bediente man sich blofser Decken oder Teppiche als Unterlage (eqpitnna), auch wohl aufgeschnallter Polster, wenn man nicht auf dem blofsen Rücken des Pferdes ritt, was nach den Denkmälern zu schliefsen, sehr verbreitet gewesen sein mufs. H u f e i s e n sind u n b e k a n n t ; zur Sicherung der H u f e erhielten die Pferde bei r a u h e m Terrain Schuhe von B a s t , Filz oder Leder. Da m a n auch keine S t e i g b ü g e l k a n n t e , so war das Aufsitzen eine besondere Kunstfertigkeit; man schwang sich entweder durch einen Sprung auf den Rücken des Pferdes, wobei man sich auch der Lanze wie einer Springstange bediente, und auf diese Art mufsten vornehmlich die Soldaten das Aufsitzen lernen, oder man benutzte, wo sich Gelegenheit dazu bot, einen Trittstein; dergleichen waren vielfach auf öffent-

Reiten.

Ringe.

1433

liehen Plätzen, an Thorwegen u. s. angebracht und G. Gracchus erwarb sich dadurch ein besonderes Verdienst, dafs er solche in gewissen Abständen auf den öffentlichen Landstrafsen setzen liefs (Plut. G. Gracch. 7). Dafs m a n S p o r e n (Kevrpa, luuunre?, calcaria) trug, zeigen, abgesehen von einschlägigen Schriftstellen (vgl. Theoph. char. 21 vom nixpocpiXoTi|ao3, drei nebeneinander liegende Häuser (domus). Letztere haben jedes einen Flächenraum von 1080 qm, erste:re von 2900 qm. Der Plan war, wie man an den P r o b e n sieht, ziemlich roh ausgeführt und wohl nur eine f ü r die Öffentlichkeit bestimmte Kopie Sicher ist er weder die einzige noch auch die erste A u f n a h m e d e r Stadt. Bei den fortwährenden Umgestaltungen, d i e Rom seit Caesar erfuhr, mufste sich natürlich von Z'eit zu Zeit das Bedürfnis einer neuen Aufnahme einstellen. Ks darf vermutet werden, dafs eine der ersten, wenn nicht die erste, unter Augustus von A g r i p p a :gemacht wurde. Ks folgte dann wahrscheinlich eiine A u f n a h m e unter Y e s p a s i a n, der eine neue Stadtvermessung anordnete und ausführte (Plin. N. II. III, 6ö. G7). Der Platz, an dem der Plan aus der Zeit des Severus sich befand, ist ein von Vespasian geschaffener (das Tcmj}lum Pacis) und ist sicher von ihm schon f ü r einen solchen Plan bestimmt gewesen. Auch zu C o n s t a n t i n s Zeit muís die Stadt von neuem aufgenommen sein; den Kommentar zu dem damals gefertigten Plane besitzen wir noch in der Const.antinisehen N o t i t i a . Sie ist eine der wichtigsten Urkunden über römische Topographie, da sie regionsweise die hauptsächlichsten monumentalen G e b ä u d e aufzählt und daneben statistische Notizen g i b t ' Y Neue, durchgreifende Richtungen der monumentalen Bautliätigkeit sind nach Septimius nicht nnehr eingeschlagen worden, obgleich spätere Kaiser se lbst bei kürzerer Regierungszeit es an Bestrebungen, das Herrscliervorrecht, seinen Namen durch Monumentalb a u t e n auf die Nachwelt zu bringen, nicht fehlen Meisen. Wirklich hervorragend, sind nur die B a u t e n des M a x e n t i u s und O o n s t a n t i n , die den K r e i s der vom grofsen Forum ausgehenden Pläne abschlössen; unter ihnen die im Norden der Sacrai via errichtete Basílica und die Thermen des Diocle;tian auf dem Viminalis und des Constantin auf 'dem Quirinalis. Charakteristisch f ü r das kaiserliche Rom s i n d die zahlreichen und bedeutenden T h e r m e n a n l a g e n ; sie dienten ebensowohl zum Baden als zu schattiigem und angenehmem Aufenthalt des Volkes und nah men diesen wichtigen Zwecken entsprechend einen ausserordentlichen Raum in Anspruch. Die Regionsbeschreibung zählt elf solcher Anlagen auf. I n Verbindung damit steht die grofsartige V e r m e h r u n g der Letzte Ausgabe in Jordans Forma urbis S. 4 9 ff. K o m m e n t a r dazu in desselben Top. I I , 1 — 3 1 2 . Aufserdem Preller, Die Regionen der Stadt IRom. J e n a 1846.

(Pomeriumserweiterungen.) Wasserleitungen. Schon zu Augustus' Zeiten gab es, wie wir sahen, sieben, u n t e r Constantin war ihre Zahl bis auf neunzehn gestiegen. Sie sind nicht alle datierbar oder nachweisbar. Als die wichtigsten sind hervorzuheben: die von Caligula u n d Claudius erbauten Leitungen des A n i o n o v u s und der A q u a C l a u d i a , deren wundervolle Bogenreihen noch heute ein Hauptschmuck Roms und der Campagna sind, beide aus den Sabinerbergen bei Subiaco. T r a j a n leitete die A q u a T r a i a n a aus dem lacus Sabatinus (See von Bracciano). Sie war f ü r das transtiberinische Gebiet bestimmt und ist seit Paul V. wieder in Gebrauch (Aqua Paola auf dem Janiculum). Von Septimius Severus s t a m m t die A q u a S e v e r i a n a zur Speisung seiner Thermen, von Alexander Severus die A q u a A l e x a n d r i n a , ebenfalls zur Speisung seiner T h e r m e n auf dem Marsfelde. Die übrigen in der Notitia aufgeführten Leitungen, vielleicht zum Teil Zweigleitungen, sind nicht mehr nachzuweisen. Heutzutage besitzt Rom aufser der f ü r Trastevere bestimmten Aqua Paola drei Leitungen: die Aqua Marcia, die Virgo u n d die Feiice, letztere von Sixtus V. erbaut. Iis läge n a h e , bei einem Überblick über die Entwiekelung der Stadt auch auf die Einwohnerzahl derselben einzugehen. Pölilmann aber hat nach so viel divergierenden Resultaten in seiner Abhandlung über die Übervölkerungder antiken Grofsstädte S 21 ff. genügend nachgewiesen, dafs es nicht möglich ist, auch nur annähernd Roms Einwohnerzahl zu bestimmen , da bei der Unzulänglichkeit der antiken Statistik die notwendigsten Voraussetzungen dazu fehlen. Trotzdem h a t neuerlich Beloch, Die Bevölkerung der griechisch-römischen Welt S. 392 ff. den Versuch abermals unternommen, u m zu dem Resultat zu kommen, dafs Rom in den ersten drei Jahrhunderten der Kaiserzeit etwa 800000 Einwohner gezählt h a t , und d a f s d i e B e v ö l k e r u n g i n d i e s e r Z e i t n u r w e n i g g e s c h w a n k t h a b e , ein Resultat, welches mehr als andre geeignet ist, die Pöhlmannsche Ansicht zu bestätigen. 10. Pomerhimserweitem ngen. Es ist eine auffallende Erscheinung, aber auch eine gesicherte T h a t s a c h e , dafs die ideale Grenze des Stadttemplums, das Pomerium der alten Vierregionenstadt, bis auf Sulla unverändert geblieben ist. Sulla war der erste, der, wie Gellius sagt: proferendi pomerii titulum quaesivit. Wir kennen seine Linie n i c h t , aber offenbar schob er es, abgesehen vom Aventin, der aus nicht hinreichend aufgeklärten Gründen bis auf Claudius aufserhalb des Pomeriums blieb, überall über die bebauten und bewohnten Quartiere der Stadt h i n a u s , was denn auch Varro indirekt bezeugt, indem er sagt, dafs zu seiner Zeit die Pomeriumssteine »circaRomann gestanden haben.

Rom.

Topographie der Stadt.

Die Nachfolger des Sulla in der Ausübung dieses »Königsrechtes« der Hinausschiebung des Pomeriums haben dasselbe nicht willkürlich in Anspruch genommen, sondern stets auf Grund der »mieti pop>uli Iiomani fines«. Denn es galt das Prinzip, dafs nur der das Pomerium Roms erweitern dürfe, der die fines populi Romani, d h. die staatsrechtliche Grenze I t a l i e n s (nach den Alpen zu) erweitert habe. Es sind dies, und dieselben nennen auch die Überlieferung oder inschriftliche Zeugnisse als Erweiterer des Pomeriums: S u l l a , C a e s a r , A u g u s t u s , C l a u d i u s , N e r o , V e s p a s i a n und T i t u s , H a d r i a n , endlich unsicher T r a j a 11 und A u r e l i a n 1 ) . Da nirgends über den Lauf dieser verschiedenen Pomeriumslinien etwas überliefert wird, so sind wir in Bezug auf die topographische Seite dieser Frage auf die noch existierenden und an ihrem ursprünglichen Standort befindlichen Terminationscippen angewiesen. Es sind dies Steine von drei verschiedenen Terminationen: 1. Yon der Termination des C l a u d i u s vier Steine (vgl. die Karte) (C. I. L. VI, 1251): a) gefunden im Marsfelde bei S. Lucia, nicht weit vom Campo di Fiore, jetzt eingemauert in via di S. Lucia N. 146; c) in der Vigna Nim an der porta Salara, wiederaufgefunden im Mai 1885 ; (1) unweit der porta Metrovia, nicht an der ursprünglichen Stelle gefunden. Er trägt die Zahl X X X V ; jetzt in der Galleria lapidaria des Vati can; e) nördlich vom Monte Testaccio, im Januar 1886 gefunden. 2. Von der Termination des T i t u s und V e s p a s i a n us zwei Steine (C. I. L. VI, 1232): b) aul'serhalb der porta Pinciana gefunden (nach Sangallo). Er hat die Zahl X X X I ; f) nicht weit von der porta Ostiensis innerhalb der Aurelianischen Mauer. Er hat die Zahl X L V I I . Auf beiden Arten heilst es übereinstimmend: auctis populi Romani finibus pomerium ampliavit terminavitque. 3. Von der Termination des H a d r i a n zwei Steine (C. I. L. VI, 1233): g) an der ursprünglichen Stelle unter dem Hause Piazza Sforza N. 18; er trägt die Zahl V ; auf der andern Seite P. CCCCLXXX; h) bei S. Stefano del Cacco. Auf diesen heilst es: términos pomerii restituenclos curavit, von einer Erweiterung melden sie also nichts. Es ergibt sich daraus: 1. dafs das eigentliche Marsfeld mindestens bis auf Hadrian aufserhalb des Pomeriums gelegen hat. 2. Dafs auf den anderen ') Diese ganze Frage ist neuerdings erst aufgeklärt durch Detlefsen, Hermes 1886 S. 497 ff.

(Pomeriumserweiterungen.)

1455

Seiten der Stadt die Bebauung schon im 1. Jahrh. n. Chr. bis ungefähr an die Linie der nachmaligen Aurelianischen Mauer vorgerückt war. Im Norden liegt ein Stein des Claudius und einer des Vespasian dicht an der Linie derselben. Im Süden ist ebenfalls ein Stein des Vespasian dicht an der Mauer gefunden worden (f). Dagegen steht ein Claudischer Stein (e) nördlich vom Monte Testaccio. Die Ebene südlich davon war damals also noch von der Stadt ausgeschlossen. 3. Dafs die Termination des Vespasian, wie der Standort des Steines bei porta Ostiensis (f) zeigt, an dieser Stelle über die Termination des Claudius hinübergriff und die Ebene des Testaccio einschlofs. Damit ist nicht gesagt, dafs die Termination der Flavier in a l l e n Punkten über die des Claudius hinausging, im Gegenteil ist wohl anzunehmen, dafs sie auf grol'scn Strecken zusammenfielen, namentlich in der Linie der nachmaligen Aurelianischen Mauer im Osten und Süden der Stadt. Die Zahlung der Steine bietet unlösliche Schwierigkeiten. Freilich, da die niedrigeren Zahlen sich im Norden, die höheren im Süden befinden, so mufs man wohl annehmen, dafs die Zahlung der Steine am Tiberufer auf dem Marsfelde begann. Die höchste Zahl X L V I I auf dem Stein des V e s p a s i a n befindet sich im Süden nicht weit vom Tiberufer, es sieht also so aus, als ob diese Termination nicht erheblich mehr Steine gehabt hat. Von der C l a u d i s c h e n Zählung ist der X X X V . (unsicher) bei der porta Metrovia im Süden gefunden. Wie viel Steine diese Zählung gehabt hat, ist ungewifs, von der I l a d r i a n i s e h e n ganz zu schweigen, deren fünfter Stein auf dem Marsfelde gefunden ist. — Ebenso unsicher, wie die Zahl der Steine, ist ihr Abstand voneinander. Der Hadrianische Stein gibt freilich als Entfernung des nächsten 480 Fufs — 4 actus an; aber es ist ganz und gar nicht anzunehmen, dafs die Abstände gleich waren, da durch diese Steine nicht, wie bei den Wasserleitungen, eine schon vorhandene Linie terminiert wurde, sondern die Steine selbst diese Linie bildeten, ihre Entfernungen also von den Biegungen des Pomeriums bedingt waren. Sie mufsten das eine Mal eng beieinander stehen, und konnten anderseits, wenn die Linie ein gutes Stück geradeaus lief, weit auseinander rücken. Entweder ist also der Abstand ein wechselnder und im Durchschnitt gröfserer gewesen, als der Hadrianische Stein ihn angibt, oder es gab — und dies wird durch mehrere der erhaltenen Steine bewiesen — neben den mit Zahlen versehenen Steinen auch solche ohne Zahlen. 11. Die Aurelianisclio Mauer.

Am Ende des 3. Jahrh. n. Chr. ist Rom von neuem in eine befestigte Stadt verwandelt worden. Begonnen hat den Bau der Ringmauer der Kaiser

1456

Kom.

Topographie der Stadt. (Die Aarelianische Mauer.)

A u r e l i a n u s (270 — 275), vollendet Kaiser P r o b u s (27G — 282). Kaum anderthalb Jahrhunderte später, unter H o n o r i u s (403) wurde sie wieder hergestellt, wie die noch jetzt erhaltenen Inschriften über drei Thoren (der Tiburtina, Praenestina und Portuensis, C. I. L. VI, 1188—1190) bezeugen. Trotz vielfacher Zerstörungen — schon durch Totila ging ein grofser Teil zu Grunde und wurde von Beiisar wieder hergestellt -— ist dies im wesentlichen diejenige Mauer, die h e u t e noch Kom urnschlieist. Nur auf dem rechten Tiberufer ist die Stadt durch die Anfügung der civitas Leonina (Leo IV im 9. J a h r h u n d e r t ) und die diese und das Janiculum umschliefsenden Festungsanlagen erweitert worden. Der G a n g d e r M a u e r ist durch verschiedene Rücksichten, bedingt worden: zunächst durch das Bestreben, alle wirklich bewohnten Teile der Stadt möglichst in dieselbe einzuschliefsen. Eine Ausn a h m e davon machte man am rechten Tiberufer. Hier begnügte man sich, das Aulsenfort des Janiculum durch zwei auf kürzestem Wege zum Tiber hinabführende Mauern mit der linkstiberinischen Befestigung in Verbindung zu setzen. Sodann lehnte man sich an schon vorhandene Werke an, so z. B. zog m a n die langen Pfeilerreihen der über den Esquilin gehenden Wasserleitungen, ebenso das wahrscheinlich aul'serlialb des Pomeriuuis gelegene l'rätorianerlager in die Ringmauer hinein ; ferner benutzte man im Norden die Substruktionen des Pincio, die, in lictikulatbau aufgeführt, alsMuro torto noch heute einen der zugleich großartigsten und malerischsten P u n k t e der Mauer bilden. Im übrigen leiteten i'ortiiikatorische Erwägungen, indem man die Mauer, wo es möglich war, an Hügelrändern entlang f ü h r t e und nach Art der älteren Befestigung so auf denselben aufsetzte, dafs sie sich zum Teil an den Berg anl e h n t e , also nach aufsen zu noch einmal so hoch erscheint, wie nach innen. Auch das Tiberufer, -das in sehr bedeutender Ausdehnung in die Enceinte aufgenommen wurde, erhielt eine auf der Höhe des Ufers aufsetzende Mauer. Bei der Tracierung der Festungslinie ist man übrigens nicht selten auf Grabmäler gestofsen, die römischer Sitte gemäi's längs der Landstrafsen errichtet waren. Man h a t dieselben nicht zerstört, sondern sorgfältig in die Mauer, resp. die Thortürme eingeschlossen. Das bekannteste derselben ist die Pyramide des Cestius neben der porta Ostiensis. Von besonderem Interesse ist die Art und Weise, wie man bei der neuen Befestigungsanlage die F l u f s ü b e r g ä n g e sicherte. Ehemals h a t t e das Fort auf dem Janiculum als Brückenkopf f ü r den pons Aemilius und die Inselbrücken gedient. Jetzt schlössen die vom Janiculum zum Flufs h i n a b f ü h r e n d e n Mauern gerade den Teil des Flulslaufes ein, auf dem sich die Brücken befanden. Es waren dies der pons S u b l i c i u s , A e m i l i u s , F a b r i c i u s und C e s t i u s , sämtlich

noch aus der Zeit der Republik stammend, und aufserdem der vermutlich am Anfang des 3. J a h r b . n. Chr. erbaute, vom Marsfelde aus nach den Anlagen des transtiberinischen Gebietes führende pons A u r e l i u s . Der Vollender der neuen R i n g m a u e r , der Kaiser Probus, fügte diesen vier Übergängen einen fünften hinzu, den p o n s P r o b i . Es ist dies wahrscheinlich die Brücke, deren Trümmer unterhalb des Aventin sich befinden. Aufser diesen n u n m e h r innerhalb der Stadt befindlichen Brücken gab es, wenn man von dem weit vor der Stadt liegenden pons Molvias absieht, nur noch e i n e Brücke, den zum Mausoleum des Hadrian f ü h r e n d e n und das Marsfeld mit dem vatikanischen Gebiete in Verbindung setzenden pons A e l i u s . Dieselbe war hinlänglich durch das einer starken Bastion gleichende Grabmal geschützt. In späterer Zeit h a t man zu weiterer Sicherung dieses Flufsüberganges das Grabmal durch zum Ufer hinabführende Parallelmauern näher an die linkstiberinisclie Befestigung angeschlossen. — Unterhalb des pons Aelius endlich linden sich die Trümmer einer antiken B r ü c k e , die, wenn sie nicht schon früher (vielleicht beim Bau des pons Aelius) zerstört, worden ist, spätestens bei Herstellung der Aurelianischen Mauer demoliert wurde, da sie mit dieser Befestigung nicht zu vereinen war, und seitdem in Verfall geriet. Sie stellte ehemals die direkte Verbindung zwischen dem Marsfelde und den Anlagen des Caligula im vaticanischen Gebiete h e r ; im Mittelalter lieil'sen die Trümmer pons X e r o n i a n us. In der Coir stantinischen Beschreibung fehlt sie; dort werden nur die oben besprochenen, freilich in ganz konfuser Reil lenfolge aufgezählt, nämlich: Aelius, Aemilius, Aurelius, Molvius, Sublicius, Fabricius, Cestius und Probi. Die weitere Geschichte dieser Brücken ist kurz folgende: Pons A e l i u s , auch pons Iiadriani, dann pons S. Petri, jetzt ponte S. Angelo. Pons A u r e l i u s , nach einer jüngst aufgefundenen Inschrift von Valentinian wiederhergestellt, Volksname pons Antonini, jetzt ponte Sisto. Pons F a b r i c i u s , im Mittelalter pons Judaeorum, jetzt ponte de' quattro capi. Pons C e s t i u s , nach der Restauration im 4. Jahrhundert pons Gratiaiii, und so auch im Mittelalter ; jetzt p o n t e S. Bartolomeo. Pons A e m i l i u s , volkstümlicher Name pons lapid e u s , weil die erste steinerne Brücke, daraus pons Lepidi, im Mittelalter pons maior, pons senatorum, pons S. Mariae, zuletzt ponte rotto, wird augenblicklich abgebrochen. Pons S u b l i c i u s , aus religiösen Gründen das ganze Altertum hindurch erhalten, verschwindet im Mittelalter. Pons P r o b i , später nach seinem Wiederhersteller pons marmoreus Theodosii, dann pons in ripa Romaea, jetzt zerstört.

Rom.

Topographie der Stadt

Pons Mol v i u s , jetzt ponte Molle, f ü h r t 3 Miglien nördlich von der porta del popolo (porta Flaminia) über den Tiber. Die Mauer selbst n u n ist ein Ziegelbau; ihre Höhe beträgt über 50 Fufs, die Dicke etwa 12 Fufs, doch ist sie nur in ihrem unteren Teile massiv. I m oberen Teile gliedert sich die Dicke der Mauer in eine Aufsenmauer, deren Stärke 4 Fufs, also etwa ein Drittel des Ganzen beträgt; die beiden anderen Drittel nehmen 4 7i> Fufs dicke und 9 F u f s im Lichten voneinander entfernte, durch Tonnenge- II

(Die Aurelianische Mauer.)

1457

eine Brustwehr geschützt, in der sich zahlreiche Scharten (propugnacula) befanden. Von letzteren ist nichts erhalten 1 ). In ziemlich regelmäfsigen Abständen wird die Mauer durch quadratische Türme unterbrochen, die nach innen zu mit der Mauer in derselben Flucht liegen, nach aufsen stark vorspringen und auch in der Höhe die Mauer um ein beträchtliches überragen. Auch in diesen Türmen waren Schiefsscharten; aufserdem enthielten sie die zu den Zinnen emporführenden Treppen. Man kann die Türme, die übrigens

15'J4 Aurelianische Mauer, Innenseitc.

wölbe miteinander verbundene Strebepfeiler ein. | samt und sonders U m b a u t e n erfahren haben (der einzige von späteren Restaurationen verschonte Diese Pfeiler sind dann selbst wieder von '/« Fufs ist abgebildet in Abb. 1595), noch heute im ganzen hohen und 3r'U Fufs breiten Bogenöffnungen unterUmkreis der Mauer verfolgen. Sie fehlten n u r an brochen, so dafs innerhalb der Mauer ein fortlaufender jetzt verschwundenen Befestigungsmauer des der Gang entsteht. Dies wird veranschaulicht durch linken Tiberufers; dieser Teil der Mauer war überAbb. 1594. Neben der Ersparnis an Material, die h a u p t niedriger und mit geringerer Sorgfalt gebaut, durch diese Bauart erreicht wurde, diente der solcher da der Flufs mit seinem steilen Ufer an und f ü r Art geschaffene Gang auch den Zwecken der Verteidigung. Denn zwischen je zwei Strebepfeilern ist J in der Aufsenmauer eine 3 5 /c Fufs breite, nach aufsen ) Wir besitzen eine Beschreibung der Mauer auf 1 7-t Fufs sich verengende Schiefsscharte (f'enestra) im Einsidler Itinerar aus dem 9. Jahrhundert. Abgeangebracht. Auf den Tonnengewölben des Ganges druckt bei Jordan, Top. I I , 578 ff. Diese Beschreiruhte eine Zinne von der Breite der Gesamtstärke bung verzeichnet die Zahl der turres, propugnacula, der Mauer (12 Fufs). Sie war nach aufsen durch fenestrae etc.

1458

Rom.

Topographie der Stiudt. (Die Aurelianische Mauer.)

sich schon zur Abwehr genügte 1 ). Einen Gräbern erhielt die Mauer vorübergehend durch Beiisar. Die T h o r e der Aurelianischen Mauer hatten deir Mehrzahl nach nur e i n e n Durchgang. Sie w a r e n gewölbt und von runden Türmen flankiert. I h r e Anlage war natürlich durch das damals völlig ausgebildete Strafsensystem bedingt. E s sind: 1. Porta F l a m i n i a (jetzt ersetzt durch die mo>derne porta del popolo) f ü r die via Flaminia (via lata, der heutige Corso). 2. P o r t a P i n c i a n a , jetzt geschlossen; über denn Bogen ein griechisches Kreuz. Man n i m m t an, daf.'s das Thor in seiner jetzigen Gestalt von Beiisar heirrührt. 3. Porta S a l a r i a f ü r die aus der alten porta Collina hinausführende via Salaria. 4. Porta N o m e n t a n a , f ü r die ebenfalls aus de:r porta Collina h i n a u s f ü h r e n d e via Nomentana. Site ist geschlossen und neuerdings fast gänzlich ve;r_ baut. D a f ü r ist. durch Pius IV. die porta Pia geöffnet worden. 5. Südlich vom Prätorianerlager ein jetzt gescliloissenes, antikes T h o r , welches die alte Beschreibung des Einsidler Itinerars nicht mitaufziihlt. Es e n t spricht genau der porta Viminalis in der Servianisclu-üi Mauer. Auch Reste der auf dasselbe zuführendem Strafse sind aufgedeckt worden. ü. P o r t a T i b u r t i n a (jetzt Porta S. Lorenzo n a c h der vor dem Thore gelegenen Basilica des heiligen Laurentius). Sic ist angebaut an einen Bogen dade der Kurie (S. Adriano).

(Zu A r t i k e l

>Kom). Bei den Rostra (an ihrer Nordseite) standen die Statuen der drei S i b y l l e n , die tria fata, welche im Mittelalter dem Platze den Namen gegeben haben. Ebenfalls bei den Rostra stand eine Aedicula des G e n i u s P o p u l i R o m a n i , in der Regionsbeschreibung neben den Rostra erwähnt (Kai. zum 9. Okt.). 9. Die C u r i e (Curia oder Curia Hostiliai). Ihr Bau geht der Überlieferung nach bis in die Königszeit zurück (Tullus Hostilius). Umgebaut wurde sie • J) Die ganze Frage ist ausführlich behandelt bei O. Richter, Rekonstruktion und Geschichte der- römischen Rednerbühne.

und zugleich vergröfsert (Cic. de fin. V , 2) durch Sulla, bei welcher Gelegenheit eine Anzahl von älteren Kunstwerken etc., die in und vor der Curie, sowie in und bei der vor derselben stehenden Rednerbühne sich befanden, entfernt wurden. Dieser Bau brannte im Jahre 52 v. Chr. durch die Schuld der Anhänger des Clodius nieder und wurde bald darauf durch Faustus Sulla, den Sohn des Diktators, wiederhergestellt Caesar liefs diese Curie abreifsen und zunächst einen Tempel der Felicitas an ihrer Stelle errichten. Kurz vor seinem Tode begann dann der Bau einer neuen Curie, die von Augustus vollendet und als *Curia Julia» dediziert wurde. Dieselbe nahm nicht oder nicht ganz den Platz der früheren ein, da nach Gell. XIV, 7, 7 der Ort f ü r sie erst von neuem als Templum inauguriert werden mufste. Da ihr Bau offenbar mit der Gründung des anstofsenden Caesarforums, das die gleiche Orientierung h a t , zusammenhängt, so ist ein Vorrücken des Gebäudes unter gleichzeitiger Verkleinerung des Comitiums wahrscheinlich'). Die Identität dieser Curie mit S. Adriano ist sicher. Wiederhergestellt wurde sie durch Domitian, später durch Diocletian, dessen Bau noch heute zum Teil erhalten ist.' Die Porticus; den' die Front doch gehabt haben dürfte, ist vollständig ver schwunden (vgl. die Ansicht des Forums, Taf. LIV, auf der ein Teil der Ziegelfassade dieser Kirche zwischen der Seitenwand des Severusbogens und dem Saturns tenipel sichtbar wird). In der Curie befand sich u. a eine goldene Victoria mit einem Altar davor, um dessen Wegräumung zur Zeit des "Übergangs def Heidentums ins Christentum heftige Kämpfe geführt wurden. Verbunden war mit der Curie das »Chalci• dicum«, wahrscheinlich das Secretarium Senatus, welches man in der neben S. Adriano gelegenen Kirche S. Martino wiedergefunden hat. Die jetzt beide Kirchei. trennende via Bonella ist späteren Ursprungs 2 ). ') Plinius N. H. VII, 212 berichtet über die Beobachtung des Sonnenlaufes : duodeeim tabulis ortm tantum et occasus nominantur, post aliquot annos adiectus est et meridies, accenso consulum id pronuntiante, cum a curia inter Rostra et Oraecostasim prospexisset solem. a columna Maenia ad carcerem inclinato sidere supremam pronuntiavit, sed hoc serenis tantum diebus, usque ad primum Punicum bellum,. Die mannigfaltigsten Versuche der Topographen haben nicht vermocht, Klarheit in diese Angaben zu bringen. Ihr Scheitern kann als sicherer Beweis gelten, dafs die ältere Curie, von der aus die Beobachtungen gemacht wurden, eine nicht unerheblich andre Stellung hatte, als die spätere. Sie mufs weiter nördlich gelegen haben. — Die Columna Maenia war die Ehrensäule des C. Maenius, Siegers über die Latiner, Consuls 338 v. Chr. 2 ) Vgl. Lanciani, l'aula e gli uffizi del senato Romano, Atti dei Lincei XI, 3 ff.

Rom.

Topographie der Stadt. (Das Forum.)

10. Die P h o k a s s ä u l e auf der Area des Forums, vor der Front der Rednerbühne. Sie ist errichtet im Jahre 608 zu Ehren des oströmischen Kaisers Phokas, wie die an ihrer Basis befindliche Inschrift besagt. Das Postament ist gänzlich aus altem, irgendwo entwendetem Material erbaut, auch die Säule selbst, die ehemals eine Statue getragen hat, stammt von irgend einem Gebäude. 11. Der T e m p e l d e s A n t o n i n u s u n d d e r F a u s t i n a . Er wurde von Antoninus seiner Gattin Faustina geweiht (141 n. Chr.), nach seinem Tode wurde er ihm mitgeweiht und die Inschrift (T)ivo Antonino et divae Faustinae ex S. C.) entsprechend erweitert. Was für Gebäude ehemals hier gestanden haben, ist unbekannt. In ihn ist die Kirche S. Lorenzo in Miranda eingebaut, die Vorhalle (sechssäulig, Cipollinsäulen) nebst Treppe steht noch. 12. Der Y e s t a t e m p e l (Aedes Vestae), eine der ältesten Kultusstätten Roms, deren Entstehungszeit nicht nachzuweisen ist, doch wird ausdrücklich erwähnt, er habe aufserhalb des palatinischen Pomeriums gestanden (Dionys. II, 65). Auch wann dieser Rundtempel zuerst in monumentalem Steinbau aufge-führt wurde, ist unbekannt. Er ist mehrfach durch Brand zerstört worden, 241 und 210 v. Chr., dann im Neronischen Brande, zuletzt in dem grofsen Brande unter Commodus im Jahre 191 n. Chr. Erhalten ist jetzt nur noch die sehr zerstörte Gufskernmasse des Stereobaten und der Ansatz der nach Osten gehenden Treppe, aufserdem eine Anzahl von Gebälkresten, die eine nur unsichere Restauration gestatten. Er war ein Peripteros mit 20 Säulen von 18 — 19 m Durchmesser. Hinter dem Tempel zog sich in älterer Zeit ein Hain, d e r H a i n d e r V e s t a , den Abhang des Palatin hinauf. In der Kaiserzeit ist derselbe verschwunden*). 13. Der C a r c e r . Er lag über dem Forum am Fufse des Capitols (Liv. I, 33: media urbe foro imminens) und bestand aus dem unterirdischen T u l l i a n u r n , einem alten Brunnenhause, und dem darübergebauten Gefängnis (Varro L. L. V, 151). Die Anlage desselben ist sehr alt, wenigstens reicht das Brunnenhaus in die älteste Zeit des Steinbaus zurück. Der darüber gebaute Carcer, aus einer Reihe von Kammern bestehend, von denen jetzt nur noch der gerade über dem Tullianum befindliche, mit einem Tonnengewölbe gedeckte Raum zugänglich ist, wurde unter dem (unbestimmbaren) Konsulate des C. Vibius Rufinus und M. Cocceius Nerva restauriert, wie die noch an dem Gebäude befindliche Inschrift (C. I. L. VI, 1539) besagt. Die Gestalt des Oberbaues war, da er zwischen zwei spitzwinkelig sich treffenden ') "Über den Vestatempel, den Dienst der Vestalinnen etc. vgl. H. Jordan, Der Tempel der Vesta und das Haus der Vestalinnen. 1886. Denkmäler d. klass. Altertums.

1465

Strafsen lag, trapezförmig. Eine nicht mehr nachweisbare, von dem höher gelegenen Carcer nach der Strafse herabführende Treppe hiefs scalae Gemoniae. Sie wird in der Kaiserzeit öfters als der Platz bezeichnet, auf den die Leichen der Hingerichteten hingeworfen wurden. Vgl. z. B. Tac. ann. III, 14; hist. III, 74. Im Mittelalter erst taucht für den Carcer der Name C u s t o d i a M a m e r t i n i auf; am Ausgang desselben wurde das Gefängnis in eine Kirche S. Petri in carcere verwandelt und im 16. Jahrhundert über demselben die Kirche S. Giuseppe dei Falegnami erbaut. — In der Nähe des Carcers »i» lautumiis«, also am Nordabhang des Capitols (vgl. oben S. 1445) befand sich ein zweites Gefängnis, das namentlich zum Detentionsort für Geiseln etc. diente. Der Geschichte der noch existierenden Gebäude etc., fügen wir die zweier anderer zu, von denen das eine noch nicht ausgegraben, das andre nur in ganz spärlichen und unsicheren Resten nachweisbar ist. Das erstere ist: 14. Die B a s i l i c a A e m i l i a , deren Lage unter dem bis jetzt nicht ausgegrabenen Terrain zwischer S. Adriano und dem Faustinatempel ganz sicher ist. Ihr Bau wurde im Jahre 179 v. Chr. von den Censoren Fulvius und Aemilius beschlossen und sodann hinter den *argentariae novae«, den die Nordseite des Marktes damals begrenzenden Tabernen, ausgeführt. Sie hiefs anfangs Basilica Fulvia oder Aemilia et Fulvia. Über ein Jahrhundert später (54 v. Chr.) wurde sie durch L. Aemilius Paulus mit dem Gelde Caesars umgebaut und nach Entfernung der Tabernen bis an das Forum vorgerückt. Seit dieser Zeit hiefs sie Basilica Aemilia. 34 v. Chr. wurde sie abermals umgebaut, brannte im Jahre 14 v. Chr. ab und wurde dem Namen nach von einem Aemilius, in Wirklichkeit aber von Augustus wieder aufgebaut (Dio Cass. LIV, 24). Erst durch ihn erhielt sie ihre prachtvolle Ausstattung mit Säulen von- phrygischem Marmor. Unter Tiberius wurde sie noch einmal restauriert. — Das zweite Gebäude ist: 15. Die R e g i a . Ihre Gründung geht gleich der des Vestatempels in die älteste Zeit, der Sage nach auf den König Numa zurück, der in ihr gewohnt haben soll (Solin. I, 21); daher bei Tac. ann. XV, 41: Numaeque regia u. a. Stellen mehr. In republikanischer Zeit dient sie als Amtshaus des Pontifex Maximus. Es befanden sich in ihr mehrere Sacraria, wie namentlich das des M a r s , der Aufbewahrungsort jener heiligen Lanzen, deren Bewegung als Prodigium galt, sowie der Ancilia, der heiligen Schilde, ferner ein S a c r a r i u m d e r O p s (Varro L. L. VI, 21), im Kalender unter dem 19. Dezember Opi ad forum genannt, u. a. — Sie lag unmittelbar neben dem Tempel der Vesta und bildete die Ostseite des Forums, daher es auch von der Verbrennung der Leiche Caesars bei App. b. civ. II, 148 heilst, sie 93

1466

Rom.

Topographie der Stadt. (Das Forum.)

sei vor der Regia (?.vi}a t ö traXai 'Pai)aaioi? ¿ari ßaai'Xeiov) verbrannt worden. — Die Regia ist mehrfach durch Brand zerstört worden; als sie im J a h r e 36 v. Chr. abgebrannt war, wurde sie durch Cn. Domitius Calvinus prachtvoll wieder aufgebaut (Dio Gass. X L V I I I , 42); die F u n d a m e n t e und spärliche Reste der Mauern dieses Neubaues sind jüngst aufgedeckt worden; seine Aufsenwände waren von Marmorblöcken. Auf denselben waren die C o n s u l a r f a s t e n , deren Reste, ebenfalls auf Marmorblöcken eingegraben, sich zwischen dem Castortempel und dem Faustinentempel zerstreut gefunden haben, angebracht. Als Augustus im J a h r e 12 v. Chr. an Stelle des Lepidus Pontifex maximus wurde, überliefs er die Regia nach Dio Gass LIV, 27 den vestalischen Jungfrauen (xriv i^evToi tou ßaaiXeuji; tujv iepuiv rat? demapHevoi? ^bwxev, ¿Treibt) ¿(.iotoixo; Tai? cHKriaeaiv auruiv f|v). Nichtsdestoweniger finden wir die Regia als Amtslokal des Pontifex Maximus zur Zeit Domitians wieder (Plin. epist. IV, 11: reliqitos pontifices non in Rcgiam seil in Albanam villam convocavit). Auch ein Fragment des capitolinischen Stadtplans (Form. U. III,.21) enthält den Namen rjEGIA, sie ist also auch von dem grofsen Brande unter Commodus im J a h r e li)l n. Chr. entweder nicht b e r ü h r t oder nach demselben wiederhergestellt worden. Von den das Forum umgebenden oder auf demselben errichteten Gebäuden stammen also vier, die Basilica Julia, der Tempel des vergötterten Julius, die Rostra und die Curie aus der Zeit des Augustus; fünf andere, die Tempel der Concordia, des Saturn us und des Castor, die Regia und die Basilica Aemilia erhielten in derselben Zeit ihre endgültige, durch spätere Restaurationen nicht alterierte Form. N a c h der Zeit des Augustus hinzugekommen sind: der Vespasianstempel im Jahre 80, der Severusbogen im J a h r e 203 und eine kleine K a p e i l e d e r F a u s t i n a , deren Reste vermutlich zwischen dem Concordia- u n d Vespasianstempel erhalten sind (C. I. L. VI, 10:9); ferner die S c h o l a X a n t h a , ein kleines Amtsgebäude für scribae und praecones, das in der N ä h e der Rostra gelegen h a b e n m u f s , und von dem im 16. J a h r h u n d e r t ein marmornes Epistyl gefunden wurde, dessen Inschriften (C. I. L. VI, 103) besagen, dafs diese Schola von C. Avillius Licinius Trosius e r b a u t , und von Bebryx Drusianus und A. Fabius X a n t h u s wieder hergestellt und mit einer Victoria Augusta, ehernen Sesseln und sieben silbernen Götterbildern verziert worden sei. Nachaugustisch sind ferner die am Südrande der Area des Forums längs der Front der Basilica Julia stehenden sieben grofsen Backsteinwürfel, die nach Ausweis von Ziegelstempeln aus der Zeit Diocletians stammen. Sie waren ehedem mit Marmor bekleidet und bestimmt, Ehrensäulen zu tragen, von denen Fragmente sich noch in der Nähe der Basen

finden Reste von Ehrendenkmälern aus ganz später Zeit befinden sich auch am Nordrande des Forums, darunter die beiden ursprünglich zu der Rednerbühne gehörigen Marmorbalustraden, die in der rohen Weise der spätesten Zeiten des Altertums zum Bau einer Ehrenbasis verwendet w a r e n ' ) . In der Mitte der Area stehen endlich zwei Denkmäler: aufser der oben unter N. 10 erwähnten Pliokassäule der Gufskern einer niedrigen Basis, die offenbar bestimmt war, ein Reiterstandbild zu t r a g e n , auch diese aus späterer Zeit: sie ist ohne weitere Fundamen tierung auf das Travertinpfiaster des Forums aufgesetzt, steht aber vermutlich an derselben Stelle, wo schon die Statue des Domitian, und vermutlich nach ihm mancher Kaiser gestanden hat. — Es ergibt sich hieraus, d a f s w i r d a s F o r u m im w e s e n t l i c h e n in der ihm von A u g u s t u s g e g e b e n e n G e s t a l t u n g n o c h j e t z t v o r u n s h a b e n . — Um das Bild desselben zu vervollständigen, müssen wir aber noch zwei P u n k t e in Betracht ziehen. Erstens ist die Area des Forunis seit Augustus durch Verlegung der Strafsenzüge erheblichen Veränderungen unterworfen gewesen; zweitens befanden sich auf und an dem Forum zur Zeit des Augustus Und noch später eine Anzahl von Baulichkeiten etc., von denen jetzt jede Spur verschwunden ist. 1. Die travertingetäfelte Area des Forums ist, wie sie jetzt zu Tage liegt, im Süden wie im Norden von einer Strafse begrenzt und aufserdem von einer parallel der Front des Caesartempels laufenden Strafse durchschnitten. Dies ist nicht der ursprüngliche Zustand. Ursprünglich, d. h. bis zu dem Zeitpunkte, wo Augustus den Tempel des Divus Julius auf die Area des Forums setzte, lief n u r e i n e Fahrstrafse über dasselbe, nämlich die die Area an der Südseite begrenzende Sacra via. Sie trat zwischen der Regia und dem Vestatempel auf das Forum und lief längs der Fronten des Castortempels u n d der Basilica Julia auf den Saturnstempel zu. Von hier begann sie als Clivus Capitolinus in Windungen zum Capitolium emporzusteigen. Es ist denkbar, j a wahrscheinlich, dafs dieser Zustand auch nach Anlegung des Caesartempels blieb. Spätestens zur Zeit des Septimius ') Es ist zu bemerken, dafs die Ehrendenkmäler, deren Reste wir auf dem Forum finden, fast alle der letzten Zeit des Reiches angehören. Von den datierbaren Inschriften geht kaum ein Viertel über die Zeit der Antonine hinaus. Nichtsdestoweniger ist die Sitte, Statuen um das Forum h e r u m zu setzen, schon in republikanischer Zeit nachweisbar. Hier ist offenbar jedes J a h r h u n d e r t der Feind des vorangegangenen gewesen, und namentlich h a t m a n wohl in der Kaiserzeit die republikanischen Denkmäler aus politischen wie aus künstlerischen Gründen allmählich vom Forum entfernt.

Rom.

Topographie der Stadt. (Das Forum.)

Severus aber ist der Lauf der Strafse verändert worden, i n d e m m a n sie zwischen Regia u n d F a u s t i n a t e m p e l auf die Area des Forums m ü n d e n liefs u n d um die F r o n t des Caesartempels h e r u m f ü h r t e . Wahrscheinlich hängt diese Änderung, abgesehen von der unten zu besprechenden Regulierung des ganzen Terrains östlich vom F o r u m , z u s a m m e n mit der Anlage der Nordstrafse. Dafs dieselbe n a c h a u g u s t i s c h ist, unterliegt k e i n e m Zweifel. D e n n wir sahen oben, dafs das Coniitium u n m i t t e l b a r , nicht g e t r e n n t durch eine Strafse, an das F o r u m stiefs, vielmehr stand in rep u b l i k a n i s c h e r Zeit auf der Grenze beider der lange Suggestus der R e d n e r b ü h n e . E s ist ferner sicher, dafs zur Zeit des Augustus die Area des Forums breiter war. Als m a n nämlich die n e u e n Rostra mit i h r e r 24 m = 80 römische Fufs b e t r a g e n d e n Front an der westlichen Schmalseite des Marktes errichtete, h a t m a n sie ohne Zweifel so angelegt, dafs sie in der Mitte zwischen dem Süd- und Nordiande der Area lag. Wie die Disposition aber jetzt erscheint, ist sie vom S ü d r a n d e 14 m, vom Nordrande kaum 7 in entfernt. Die Area ist also im Norden gerade um die Breite der Strafse verschmälert worden. Auf der K a r t e ist die Linie eingetragen, bis zu welcher die Area des F o r u m s gereicht h a b e n d ü r f t e . Das Bed ü r f n i s einer zweiten F a h r s t r a f s e über das Forum k a n n niemals vorhanden gewesen sein, dagegen ist es sehr wahrscheinlich, dafs die E r r i c h t u n g des S e v o n i s . b o g e n s , der doch füglich nur über einer Strafse s t e h e n konnte, die Anlage derselben veranlal'st hat. Wahrscheinlich s t a m m t aus derselben Zeit das jetzt noch auf der Area befindliche, sehr v e r n u t z t e und durch Umlegen der P l a t t e n vielfach reparierte Travertingetäfel. So betrug denn die Länge der Area des For u m s , gerechnet von der S u b s t r u k t i o n s m a u e r , an welche die R e d n e r b ü l m e angebaut ist, bis zur F r o n t der Regia 154 m , die Breite bei den R o s t r a (nach, der obigen Berechnung 14 -f- 24 -{- 14 m ) 52 m Ob die Area ein Rechteck gebildet hat, ist vor Freilegung der Nordseite nicht endgültig zu e n t s c h e i d e n ; doch s c h e i n t es nicht so, da die R e d n e r b ü h n e sonst wohl m i t dem Südrande der Area einen rechten Winkel bilden würde. Durch die Anlage der Strafse vor der F r o n t des Caesartempels ist die Area in der Länge bis auf 100 m verkleinert w o r d e n , durch die Anlage der Nordstrafse in der Breite bis auf 45 m. 2. V o n d e n zur Zeit des Augustus am F o r u m noch v o r h a n d e n e n , jetzt n i c h t m e h r nachweisbaren GeDie Breite ist beispielsweise gleich der der Strafse »Unter den Linden« in B e r l i n , die Länge etwa gleich dem Stück derselben Strafse zwischen der Friedrichstrafse und dem Palais des Kaisers, also ein h i n r e i c h e n d e r R a u m f ü r die V e r s a m m l u n g der »römischen Bürger«.

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b ä u d e n ist das wichtigste der J a n a s t e m p e l , ein kleines, gerade n u r f ü r die A u f n a h m e des zweigesichtigen, n a c h Ost u n d W e s t s c h a u e n d e n J a n u s b i l d e s ausreichendes Heiligtum. Nach einer A b b i l d u n g a u s der Zeit des Nero (Cohen, Nero Taf. X I N. 177) bestand er aus zwei durch Seitenwände v e r b u n d e n e n Bogen, deren Ö f f n u n g e n n a c h Ost und West gerichtet waren, h a t t e also g e n a u die Form eines a n t i k e n S t a d t t h o r e s , d a h e r er auch von der Sage als solches b e h a n d e l t u n d von Varrò (L. L. V, 165) u n t e r d e n innerhalb der Stadt befindlichen ehemaligen T h o r e n a u f g e f ü h r t wird. U n z w e i f e l h a f t war er uralt u n d h a t nachweislich bis in die sinkende Zeit des Reiches bes t a n d e n . Noch Prokop (Goth. 1,25) e r w ä h n t u n d beschreibt ihn. E r wird a u c h belli portae g e n a n n t , weil durch das Öffnen der Thorflügel der Krieg, d u r c h ihr Schliefsen der Friede angezeigt wurde, ein Gebrauch, dessen E n t s t e h u n g u n d Sinn nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden kann. Geschlossen wurde er zum ersten Mal u n t e r der Regierung des Numa, zum zweiten Mal nach Beendigung des ersten p u n i s c h e n Krieges im J a h r e 235. A u g u s t u s schloß) i h n dreimal, zuerst nach der Schlacht bei Actium im J a h r e 30 v. Chr., d a n n nach Beendigung des Cantabrerkrieges im J a h r e 25 v. Chr., endlich wahrscheinlich nach B e e n d i g u n g der germanischen Kriege des Drusus u n d Tiberius im J a h r e 1 v. Chr. (vgl. Mon. Anc. e d . M o m m s e n p. 50,51). — Die leider nicht allzu b e s t i m m t l a u t e n d e n Nachrichten über seine Lage geben an, dafs er a m F o r u m a n der Stelle g e s t a n d e n h a b e , wo das A r g i l e t u m , die von der Subura h e r k o m m e n d e , d u r c h die Anlage der Kaiserfora aber in i h r e m u n t e r e n Teile verschwundene Strafse, in dasselbe e i n m ü n d e t e (Mart. X , 28, 3 ff.), also zwischen der Curie (S. Adriano) u n d der Basilica Aemilia. N a c h a n d e r e n Nachrichten stand er vor der Curie (Prokop Goth. I, 25), oder gar vor der T h ü r e der Curie (Dio C a s s . L X X I I I , 1 3 ) . Anderseits heifst es bei Ovid. Fast. I, 258, er h a b e auf der Grenze zweier F o r a (also zwischen d e m grofsen u n d dem F o r u m J u l i u m ) gestanden. I m allgemeinen ist seine Lage a n der Nordseite des F o r u m s bei der Curie d a d u r c h bestimmt, genaueres k a n n vielleicht von der etwaigen A u s g r a b u n g dieser Seite erwartet werden 1 ). Ebenfalls völlig v e r s c h w u n d e n ist die G r a e c o s t a s i s , von der schon oben CS. 1461) die R e d e war. Sie w a n d e r t e bei der Verlegung der Rednerb ü h n e m i t auf das F o r u m . V e r m u t l i c h lag sie auch hier n e b e n derselben u n d zwar zwischen dieser u n d d e m Siidrande der Area, Der Name, aber nicht die A b b i l d u n g ist auf e i n e m F r a g m e n t des Capitolinischen P l a n e s erhalten (vgl. Abb. 1596). Sie war ein ') Vgl. Chr. H ü l s e n , sopra un edifìzio antico già esistente presso la chiesa di S. Adriano al foro Rom a n o . Ann. d. Inst. 1885 p. 323 ff., wo diese Frage a u s f ü h r l i c h b e h a n d e l t ist.

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Rom.

Topographiie der Stadt. (Das Forum.)

*locus substructus«, über dessen sonstige Einrichtuing wir völlig im Unklaren sind. Auf dem Comitium, vor der Curie, stand zur Zieit des Augustus und noch länger, wenigstens bis in die Zeit Trajans, d e r h e i l i g e F e i g e n b a u m , der ,uoü? KaXiis äxTric, was augenscheinlich verdorben ist durch die Herübernahme des lateinischen Namens ins Griechische (s. VVecklein, Hermes VI, 193). Diese Scalae Caci sind möglicherweise die Abb. 1590 bei (vgl. S. 1442) noch vorhandenen. Oberhalb derselben befinden sich eine Anzahl von Ruinen scheinbar sehr altertümlicher Natur, indessen wie Ann. d. Inst. 1884 p. 189 ff. gezeigt ist, reichen dieselben keinesfalls über das zweite Jahrhundert hinaus, sondern sind aus dem Material der der Demolierung preisgegebenen alten Ringmauer hergestellt. Mufs m a n , wie es geschieht und nach Angabe der Schriftsteller auch kaum anders geschehen k a n n , hierher die Casa Romuli (ad supercilium scalarum (. 'aci) verlegen, so würde der Kultus derselben jedenfalls nicht über das 2. J a h r h u n d e r t hinausreichen. Uni eine Tradition aus ältester Zeit kann es sich bei einem Heiligtum dieser Art so wie so nicht handeln. Übrigens war die Casa Romuli hölzern und strohgedeckt; unter den genannten Steinbauten könnte sich also mir das Fundament derselben befinden. Die Hütte, von Zeit zu Zeit wiederhergestellt, wird noch in der Regionsbeschreibung aufgeführt. Unweit derselben stand der heilige C o r n e l k i r s c h e n b a u m , der aus einer vonRomulus hierher zum Zeichen der Besitzergreifung vom Aventin aus geschleuderten Lanze entsprossen sein sollte. Zur Zeit des Caligula ging er ein (Plut. Rom. 20). An einer nicht mehr nachweisbaren Stelle des Palatin befand sich die C u r i a S a l i o r u m , das Amtshaus der palatinischen Salier. Ob in diesem Gebäude oder in der Regia die heiligen Schilde, die ancilia, aufbewahrt wurden, ist zweifelhaft. Denn einerseits heifst es, das ancilc »buire-re?«, nach welchem Nnma die elf anderen anfertigen liefe, sei in die Regia, die W o h n u n g Numas gefallen, anderseits sagt Dionys. II, 70 von den Saliern : »luv ¿v TIa\cm'w keitou Tct iepä«. Gegen die Aufbewahrung auf dem Palatin spricht vornehmlich die Notiz Ciceros (de divin. I, 17, 30), dafs bei dem Brande der Curie der in derselben aufbewahrte Augurnstab (lituus) des Romulus nicht mit verbrannt sei, ohne dal's der Ancilia Erwähnung ') Livius X, 23, der von der Errichtung dieses Erzbildes durch die Ogulnier im J a h r e 296 v. Chr. spricht, sagt, es sei adficum ruminalem gesetzt. Vgl. Stevenson in den Ann. d. Inst. 1877 p. 375.

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geschieht (vgl. über die ganze Frage Marquardt VI, 427 ff.). In der Regionsbeschreibung wird diese Curie nicht a u f g e f ü h r t , dagegen n e n n t sie C u r i a m v e t e r e m , offenbar dasselbe Gebäude, welches bei Tac. ann. XII, 24 c u r i a e v e t e r e s heifst und als Nordostecke der palatinischen Stadt g e n a n n t wird. Die Capitolinische Basis 1 ) nennt einen V i c u s c u r i a r u m Von den auf dem Palatin befindlichen Tempeln hielt die Tradition für den ältesten den der V i c t o r i a ; er sollte sogar älter als die Romulische Stadt und von den Arkadern gegründet sein. Dagegen berichtet Livius X , 33 aus dem J a h r e 294 v. Chr., dal's L. Posturnius acdem Yictoriae, quam aedilis curulis ex multaticia pecu-nia faciendam curaverat, dedicavit. Der Tempel wird nur selten erwähnt. Im J a h r e 204 barg er vorübergehend das aus Pessinus angelangte Idol der Magna Mater (Liv. X X I X , 14; C. I. L. I p. 390, 4. April). Im J a h r e 193 erbaute M. Porcius Cato neben dem Tempel eine Aedicula der Victoria Virgo (Liv. X X X V , 9). Seitdem haben wir keine Nachrichten über ihn. Ob und wie die in der Regionsbeschreibung genannte Victoria Germaniciana mit diesem Tempel zusammenhängt, ist unbekannt, doch ist nicht unmöglich, dafs der Tempel des Posturnius in der Kaiserzeit von einem »G e r m a n i c u s< umgebaut und neu dediziert wurde. An der Westseite des Palatin sind nach Bianchini, Sul palazzo dei Cesari p. 23G »circa il 1725 in quella parte degli orti farnesiani, che guarda verso S. Maria Liberatrice« zwei Inschriftenreste gefunden worden mit einer I)edikation an die Victoria, desgleichen Skulpturfragmente, beides augustischer Zeit angehörend. Über die Lage des Tempels steht trotzdem nichts f e s t ; zweifellos ist sie unzertrennlich von dem Gange des Clivus Victoriae, von dem auch auf dem Stadtplan F. U. VII, 37 und XIV, 86 ein Stück enthalten ist. Möglich, dafs die Abb. 1590 mit C bezeichnete Ruine, in deren Nähe sich viele Säulen und Gebälkreste von Peperin gefunden haben, der betreffende Tempel ist (vgl. die Regionenkarte 2 ). Ebenfalls in die älteste Zeit wird die Gründung des Tempels des J u p i t e r S t a t o r gesetzt. Derselbe lag neben dem Titusbogen zwischen der Sacra via und der Nova via an der mit D bezeichneten Stelle. Erhalten ist von ihm nichts, dagegen ist er mit anderen an der Sacra via gelegenen Gebäuden dargestellt auf dem Haterierrelief im Lateran (publiziert in den Mon. d. Inst. V. 7). E r lag aufserhalb 1 ) Diese Basis (sie steht auf der Treppe des Konservatorenpalastes) enthält eine Dedikation der magistri vicorum urbis regionum XIV aus dem J a h r e 136 n. Chr. und zählt die damals in den Regionen I, X , X I I I , X I I , X I V enthaltenen Vici auf (vgl. C. I. L. VI, 975). 2 ) Vgl. Lancianis Aufsatz hierüber im Bull. mun. 1883 p. 260 S.

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Rom.

Topographiie der Stadt. (Oer Palatin)

der alten palatinischen S t a d t , an der Grenze des Pomeriums, dessen Linie durch die Nova via bezeichnet wird, zugleich am Beginn des Aufgamges zum Palatin Aus dieser Lage und dem Beinamien Stator ist die Fabel erfunden, Romulus habe ihn. in der Schlacht gegen die Sabiner gelobt f ü r den Fall, dafs Jupiter die gegen das Stadtthor siegreich vordringenden Feinde zum Stehen bringe (Hermes 1883 p. 425 ff.). Gegenüber dem Tempel an der Sacra via stand in republikanischer Zeit eine weibliche Reiterstatue, die f ü r ein Bild der C l o e l i a (Liv. II, 13 ; Dionys. V, 35) oder der V al e r i a (Plin. X. H. XXX1IV, 29) gehalten wurde. Dionysius sah sie nicht mehr, doch wird sie später wieder als vorhanden erwähnt. Der Tempel wurde auch zu Senatssitzungen benutzt. Cicero beruft hierher wegen der hohen, gesicherten Lage den Senat nach Entdeckung der Catilinarischen Verschwörung und hält hier seine erste Catilinarische Rede. E r n e n n t am Anfang derselben den Tempel: live munitissvmus habendi senatus locus. Die Regionsbeschreibung hat ihn in der 4 Region; er lag hart an der Grenze derselben, die vom Titusbogen an die Nova via entlangging (vgl. die Regionenkarte) — Gleich d e m Jupiter Stator lag am Abhänge des Palatin nach der Sacra via zu, aber noch innerhalb der 10. Region der Tempel der M a g n a M a t e r Er wurde im J a h r e 101 gegründet; dreizehn J a h r e früher war die Magna Mater Idaea auf Anraten der Sibyllinischen Bücher nach Rom aus Tessinus gebracht worden. Sie fand bis zur Vollendung des Tempels, wie oben erwähnt, eine Stelle in dem der Victoria. Reste des Tempels sind neben dem Titusbogen (E) aufgefunden worden Er war nach Osten orientiert und mit einer Porticus u m g e b e n , deren F u n d a m e n t e längs der Sacra via noch existieren. Abgebildet ist er auf dem Haterierrelief. E r ist zweimal abgebrannt; erst im J a h r e 111 v. Chr., dann im J a h r e 1 n. Chr. Das zweite Mal wurde er von Augustus wiederhergestellt (vgl. Uber die Reste des Tempels H e r m e s 1885 S. 407 ff.). Unsicher ist der Ursprung des Tempels, den die Regionsbeschreibung unter dem Namen » J u p i t e r V i c t o r « a u f f ü h r t ; es scheint, dafs man Liv. X, 29 : Fabius Maximus (in der Schlacht bei Sentinum 295) ipse aedem Jovi Victori spoliaque hostium cum vovisset auf diesen Tempel beziehen darf. Der Unterbau dieses Tempels ist wahrscheinlich in der mit F bezeichneten Ruine erhalten. Seine Geschichte ist mit der des S o n n e n t e m p e l s d e s E l a g a b a l verflochten. Es heifst von diesem bei Lampridius Hei. 3: Heliogabalum in Palatino monte iuxta aedes imperatorias consecravit eique templum fecit, studens et Matris typum et Vestae ignem et Palladium et ancilia et omnia Romanis veneranda in illud transferre templum. Die Lage dieses Tempels ist durch die Worte iuxta aedes imperatorias bestimmt und pafst auf die Ruimei 1 , die unmittelbar an das Palatium stöfst, genau. Dazu

k o m m t , dafs bei derselben eine Anzahl von Werkstücken (nicht blofs Säulen) aus rötlichem Granit gef u n d e n worden ist, wie er sich n u r bei Tempeln orientalischer Gottheiten zu finden pflegt. Es ist demnach sehr wahrscheinlich, dafs diese Ruine den Tempel des Elagabal trug. Lainpridius sagt aber ferner von diesem Tempel Hei. 17: quem Solem alii, alii Jovem dicunt. Mari möchte danach und nach der in der oben angeführten Stelle ausgesprochenen Absicht Elagabals v e r m u t e n , dafs er den Tempel des Jupiter in seinen Sonnentempel umgewandelt habe; er würde auch sonst schwerlich genügenden Raum zur Anlage desselben auf dem Palatin gefunden haben. Wahrscheinlich ist nach Elagabals Tode der Tempel seiner ursprünglichen Bestimmung wiedergegeben worden; die Regionsbeschreibung weifs von dem Tempel Elagabals nichts Aus der Zeit des Tiberius rührt der T e m p e l d e s A u g u s t u s her (Tac. ann. VI, 45), aufser der Wiederherstellung der Seena des Poinpejustheaters das einzige öffentliche Werk, das Tiberius u n t e r n a h m , und zwar in Gemeinschaft mit seiner Mutter Livia. Doch vollendete er ihn nicht, erst Caligula dedizierte ihn (Suet. Caligula 21). Die Lage des Tempels wird dadurch bestimmt, dals Caligula, als er das Palatiuni mit dem Capitol durch eine Brücke verband, sich dieses Tempels als Stützpunkt bediente (a. a. 0 . 22). Er hat demnach nicht auf der Höhe, sondern am Abhänge des Berges nach dein Capitol zu gelegen. Dort liegen die Umfassungsmauern eines grofsen Gebäudes ((7), das gewöhnlich mit diesem Tempel identifiziert wird; doch ist dies ganz ungewifs. In der Aufsenmauer desselben sind zwei Ziegelstempel gefun den, der eine aus dem E n d e des 1. J a h r h u n d e r t s , der andere aus Hadrians Zeit. Der Tempel selbst ist dargestellt auf Münzen aus der Zeit des Tiberius, des Caligula und des Antoninus Pius. Auf einigen der ersteren erscheint er merkwürdigerweise als Rundtempel. Die Münze des Antoninus Pius mit der Umschrift: Templum divi Augusti restitutum zeigt einen mächtigen Tempel mit acht Säulen in der Front (vgl. Eckhel. Doctr. II, VI p. 127). Nicht nachweisbar sind das in der Regionsl leschreibung genannte A u g u r a t o r i u m , das ebendaselbst erwähnte Heiligtum der F o r t u n a r e s p i c i e n s , welches bestätigt wird durch den auf der Capitolinischen Basis erhaltenen Namen Ae.sVicusFortunaerespicientis, ferner die Ä r a f e b r i s (Cic. de legg. II, 11, 28; Plin. N. H. II, 16) und ein S a c e l l u m d e a e V i r i p l a c a e , vgl. Val. Max. I I , 1. 6 quotiens vero inter rirum et uxorem aliquid iurgi intercesserat, in sacellum deae Viriplacae, quod est in Palatio, veniebant. Anderseits befindet sich auf dem Palatin die Gufskernmasse eines Tempelstylobaten nicht weit vom Hauptaufgang zum Berg (H), die nicht bestimmt werden kann. Sie wird neuerdings fälschlich f ü r den Tempel

Rom.

Topographie der Stadt.

des J u p i t e r Stator gehalten. I n d e n F u n d a m e n t e n sind altertümliche Steine eines älteren B a u w e r k s gef u n d e n , d a r u n t e r m e h r e r e I n s e h r i f t s t e i n e , auf denen sich die W o r t e : PILOCR A"E und DIOCL befinden. Angeblich hier in der Nähe sind m e h r e r e Stelen mit altert ü m e l n d e n Inschriften g e f u n d e n (C.I L. 1,809.810.) — Ferner befindet sicli zu Fiifsen der Südwestecke des Palatin bei 1 ein altertümlicher Altar mit der I n s c h r i f t Sei. deo . s e i . deivae . sac C . Sextius . C . f . Calvinus . pr de . s e n a t i . sententia restituit Nach Mommsen C. I. L. I , 632 s t a m m t er wahrscheinlich aus dem J a h r e 100 v. Chr. E s ist der Altar des A i u s L o q u e n s , den Gellius X V I , 17 e r w ä h n t : Ains deus appellatus araque ei statuta est, quae est in injima novo, via, denn er steht genau an der Stelle, wo die Nova via endigt. M o m m s e n a a. 0 . hält diesen Altar f ü r eine E r n e u e r u n g desjenigen, der nach Liv. V, 32 an der Stelle gesetzt sei, wo vor dem Galliereinfall IM. Caedicius die w a r n e n d e S t i m m e gehört habe, doch s t i m m t der Ort n i c h t ; letzterer lag zwar auch an der Nova via, aber oberhalb des Vestatempels (vgl. Cic. de div. I, 45, 101). — Endlich ist auch die Rundkirche S. T e o d o r o auf a n t i k e n F u n d a m e n t e n erbaut. Der Palatin gehörte in republikanischer Zeit zu der von der vornehmen Welt, namentlich von Staatsm ä n n e r n bevorzugten Gegend. H i e r wohnte u n t e r A n d e r e n M. F u l v i u s F l a c c u s , der Genosse des C. Gracchus. Sein H a u s wurde nach seinem Tode n i e d e r g e r i s s e n ' ) ; nachdem der Platz eine Zeit lang wüst gelegen hatte, errichtete Q. L u t a t i u s C a t u l u s , der Sieger über die Gimborn, daselbst eine Povticus (Cic. pro domo 43, 114). Neben dieser Porticus lag auch C i c e r o s H a u s . E r b a u t war dasselbe von M. L i v i u s D r u s u s , es ging d a n n in den Besitz des M. C r a s s u s über, von dem es Cicero k a u f t e . Nach seiner V e r b a n n u n g wurde es von Clodius niedergerissen; einen kleinen Teil des Platzes zog derselbe zur Porticus Catuli hinzu, stellte dieselbe wieder h e r u n d weihte den Rest der Libertas. Nach Ciceros Z u r ü c k b e r u f u n g wurde sein H a u s auf Staatskosten wiederhergestellt, nach seiner E r m o r d u n g ging es in den Besitz des C e n s o r i n u s , d a n n in den des S t a t i l i u s S i s e n n a ü b e r (Vell. I I , 14). Das H a u s s c h e i n t n a c h P l u t . Cic. 22 über dem F o r u m gelegen zu h a b e n . Auf d e m P a l a t i n w o h n t e n f e r n e r M. S c a u r u s , L. C r a s s u s , dessen H a u s wegen seiner P r a c h t b e r ü h m t war, L. L i c i n i u s C a l v u s , H o r t e n s i u s , C a t i l i n a , C l o d i u s , der Triumvir An») E i n ähnlicher Fall wird Liv. V I I I , 19 von M. V i t r u v i u s V a c c u s berichtet, dessen H a u s auf dem P a l a t i n wegen seines Verrates i. J . 331 geschleift wurde. Die Stelle h a t sich wenigstens bis auf Ciceros Zeit als V a c e i p r a t a erhalten.

(Der Palatin.)

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t o n i u s u n d n a c h dessen Tode in seinem H a u s e A g r i p p a u n d M e s s a l l a . Alle diese H ä u s e r , sowie auch die P o r t i c u s Catuli sind durch die B a u t e n der Kaiserzeit verdrängt worden und spurlos verschwunden. E r h a l t e n dagegen ist bei K ein P r i v a t h a u s , von d e m m a n o h n e genügende Sicherheit a n z u n e h m e n pflegt, es sei das H a u s des T i b e r i u s C l a u d i u s N e r o , des V a t e r s des Kaisers Tiberius u n d G e m a h l s der Livia. (Nach Suet. Tib. 5 ist Tiberius auf d e m P a l a t i n geboren.) J e d e n f a l l s s t a m m t der B a u in s e i n e n G r u n d m a u e r n noch a u s r e p u b l i k a n i s c h e r Zeit. Der einzige d a r i n g e f u n d e n e Ziegelstempel ist zwar u n d a t i e r b a r , weist aber in alte Zeit. Das T a b l i n u m u n d d i e anliegenden Alae e n t h a l t e n ausgezeichnete W a n d g e m ä l d e (A. Mau, W a n d m a l e r e i Taf. I X ) . Ebend a s e l b s t h a t m a n Bleiröhren mit I n s c h r i f t e n gefunden, a u s d e n e n hervorgeht, dal's das H a u s im 1. J a h r h . n. Clir. in kaiserlichem Besitz war. Eigentümlich ist d i e Anlage desselben. E s liegt in seinem vorderen Teile tiefer als das u m g e b e n d e Terrain u n d m a n steigt d e s h a l b auf einer ü b e r w ö l b t e n T r e p p e h i n a b . — U n b e k a n n t ist die in derRegionsbeschreibung g e n a n n t e D o i n u s D i o n i s , sowie die Suet. Cal. 18 e r w ä h n t e D o m u s G el o t i a n a ; nur dafs m a n weil's, dafs v o n dieser aus Caligula den Spielen im Circ.us zusah ; sie mufs also an dieser Seite gelegen h a b e n u n d ist vermutlich bei d e n B a u t e n der Flavierzeit, die sich bis h i e r h e r erstreckten, v e r s c h w u n d e n . Auch A u g u s t u s ist auf dem P a l a t i n geboren, nach Suet. 5 »ad Capita bubuJa*, Avas vermutlich der N a m e eines Vicus w a r , dessen Lage n i c h t m e h r n a c h w e i s b a r ist. Nach seinem Tode wurde daselbst ein S a c r a r i u m gestiftet. Später w o h n t e er nach Suet. 72 tiuxta Jiomannm forum supra scalas anularias in domo, quac Calvi oratoris fuerat; postea in Palati o, sed nihilo minus aedibus modicis Hortensianis, et ne.q'ie laxitate ncque eultu conspicnis, ut in quibus porticus breves essent Albanarum columnarum, et sine marmore ullo awt insigni pavimento coiiclavia. Als einst d e r Blitz in dieses H a u s schlug, weihte er d e n Platz d e m Apollo, k a u f t e die umliegenden H ä u s e r dazu u n d b e g a n n hier den Bau eines H a u s e s , n a c h der S c h l a c h t von Actium auch d e n eines T e m p e l s des Apollo. "Über die Lage des H a u s e s , »des P a l a t i u m s « , gibt u n s Ovid (Trist. III, 1) A u s k u n f t . E r b e s c h r e i b t in diesem Gedichte den Weg zu d e m s e l b e n u n d s c h i l d e r t , wie ihm, b e i m T e m p e l des J u p i t e r Stator s t e h e n d , plötzlich die F r o n t des P a l a s t e s entg e g e n s t r a h l t , m i t den W o r t e n : singula dum miror. video fulgentibus armis conspicuos postes tectaque digna deo. G e n a u ebenso b e s c h r e i b t Martial I, 70, 11 f. seine L a g e , i n d e m e r , in der Gegend des Titusbogens stehend, sagt: Penates protinus a laeva elari tibi fronte atriaque excelsae sunt adeunda domus. 94*

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Rom.

Topographie der Stadt. (Der Palatin.)

Darnach kann die Identität dessen, was man unter P a l a t i u m zur Zeit des Ovid und Martial verstand, nicht bezweifelt werden, um so weniger als die von diesen beiden bezeichnete Stelle mit der Hauptpalastruine auf dem Palatin (vgl. den Plan) übereinstimmt. Schwerlich ist aufser den Grundmauern von dem Bau des Augustus noch etwas vorhanden, trotzdem scheint dem eigentlichen Kern des Palatiums der Name D o m u s A u g u s t a n a durch alle Wandlungen hindurch geblieben zu sein; denn die Regionsbeschreibung f ü h r t neben dem allgemeinen Namen Palatium (in der Überschrift der 10. Region) auch noch die spezielle Bezeichnung: domus Augustana a u f , während sie sonst — die domus Tiberiana ist ein selbständiger Bau — andere Teile des Palatiums nicht unterscheidet. Die Fundamentierung des Palastes machte grofse Schwierigkeiten, da das Terrain sehr ungleich war und an der Stelle, die Augustus zum Bau bestimmte, gerade die die beiden Kuppen des Palatin trennende Einrenkung sich befand. Bei b liegen die Fundamente, die aus grofsen Quadermauern bestelnen, jetzt offen. Nicht weit davon gelangt mau durch eine •Treppe in Gemächer, die- unter dem-Palatium Liegen und vermutlich zu einem Hause gehören, das in die F u n d a m e n t e hineingebaut ist. Es ist aber fraglich, ob dieser südliche Teil des Palatiums zu dem ursprünglichen Augustischen Bau gehört oder zu einer der späteren Erweiterungen unter Koro oder Domitian. I n dem Palatium befand sich nach C. I. L. I, p. 392 seit 12 v. Chr. eine A e d i c u l a d e r V e s t a . Es heilst dort unter dem '28. April: ferias ex senatus consulto quocl eo die aedicula et ara Ves lue in domu imp. Caesaris Augusti pontijicis majimi dedicatast Quirinio et Valgio coss, Augustus war in diesem J a h r e Pontifex m a x i m u s geworden, überliefs aber die ihm auf Grund dieses Amtes als AVohnung zustehende Regia den Yestalen s. S. 146(5), und erklärte einen Teil des Palatiums zum Staatseigentum (Dio Cass. LIV, 27), indem er dort die Aedicula errichtete (Ovid. Fast. IV, 949 und Metam. XV, 864: Vestaque Caesareos Inter sacrata penates). Neben seiner neugeschaffenen Residenz gründete Augustus den berühmten A p o l l o t e m p e l . Der Bau desselben wurde im J a h i e 36 v. Chr. nach Beendigung des sicilischen Feldzuges gegen S. Pompeius begonnen (Vell. II, 81), dediziert wurde er am 9. Okt. 28 v. Chr. (Dio Cass. L U I , 1). Auf die Einweihungsfeier geht Properz III, 29. — Der Tempel war ganz aus Quadern von weifsem, lunensischem Marmor erbaut, und dies ist wohl der H a u p t g r u n d , dafs er so gänzlich untergegangen ist, dafs k u m einige Gebälkreste davon wieder zum Vorschein gekommen sind. Seine Lage auf dem Gebiete der Villa Mills, östlich vom Palatium, ist daher auch noch nicht sicher bestimmt. E r war ein achtsäuliiger

Perípteros, dessen Pracht und Kunstwerke vielfach erwähnt und gerühmt werden (Serv. Aen. VIII, 720; Plin. N.H. X X X I V , 14; X X X V I , 24, Juvenal. VII,37; Martial XII, 3. 7; Suet. Aug. 52). In dem Tempel war eine D a k t y l i o t h e k (Plin. N. H. X X X V I I , 11,. Unter der Statue des Gottes befanden sich in einem unterirdischen Gewahrsam die S i b y 11 i n i s c h e n B ü c h e r (Suet. Aug. 31). Umgeben war der Vorhof des Tempels von einer P o r t i c u s , deren Säulen von Giallo antico waren. In den Intercolumnien standen die Statuen von fünfzig Danaiden (Ovid. Trist. III, 1, Gl), »contra eas sab dicot (Schol. Pers. II, 56) ebensoviel Reiterstatuen der Söhne des Aegypt u s ' ) . Reste derselben sind nach Bianchini, Pal. dei C. p. 60 ff. auf dem Gebiete der Villa Mills gefunden. In den Portiken befanden sich zwei B i b l i o t h e k e n , eine lateinische und eine griechische iSuet. Aug. 29; Dio Cass L1II, 1; Schol. zu Juvenal I, 128). / u m Schmuck derselben dienten Medaillons mit den Bildnissen berühmter Schriftsteller i/fae. ann. IT, 37. 83; Plin. X. II. X X X V , 9 ff.) In der Mitte des Hofes stand der Altar und herum. -steterant armada Myrom* . quattiioi:, nrtijitiß cicula, signa, boves*. Der Iiauptschmuck desselben war aber der K o l o l » von Bronze, der Augustus selbst unter der Gestalt des Apollo darstellte. Auf der Area Apollinis befand sich auch der • Minuhixt der alten Palatinischen Stadt, den Augustus gewiJ's nicht ohne Grund hier erhielt, vielleicht erneuerte (Fest. p. 258). Ob das Fragment des capitolinisclien Planes F. U. I, 1 denselben darstellt, ist, wie Jordan zu demselben richtig bemerkt, sehr zweifelhaft. Den Eingang zu der Area bildete ein B o g e n , von dem ebenfalls Reste auf dem Gebiete der Villa Mills gefunden sind (Bianchini a a. O.). Die zu dem Eingang führende Strafse ist vermutlich der auf der Capitolinisclien Basis erwähnte Vi c u s A p o l linis. Der Apollotempel h a t stets eine grofse Verehrung genossen und diente bei seinem nahen Zusammenhang mit dem Palatium bis in das 3. Jahrh. n. Chr. öfters zu Senatssitzungen (Suet. Aug. 29. Tac. ann. II, 37 ; Dio Cass. LV1II, 9). Hier war Galba mit einem Opfer beschäftigt, als die Empörung Othos gegen ihn ausbrach (Tac. hist. I, 27). Der Xeronische Brand h a t ihm wenig geschadet, auch im Brande unter Commodus wurde nur eine der Bibliotheken vernichtet. Dagegen ging er im Jahre 363 durch Brand zu Grunde (Amm. X X I I I , 3, 3: ha.c eadem nocie Palatini Apollinis templum praefeeturam regente Aproniano in urbe conflagravit aeterna: ubi ni multiplex iuvisset ') Ob hier die Nachahmung eines griechischen Vorbildes vorliegt, oder ob etwa diese Statuen in irgend einem symbolischen Zusammenhang mit der Unterwerfung Ägyptens stehen, ist bei dem Mangel jeglicher Äufserung darüber kaum zu entscheiden.

Rom.

Topographie der Stadt. (Der Palatin.)

1487

auxilium, etiam Camana carmina consumpscrat magni- die Plattform des Palatin bis an die Nova via vortudo flammarum). Ob er wieder aufgebaut wurde, ist nicht bekannt. Die Gründung des kaiserlichen Wohnhauses auf dem Palatin ist, gleich allen anderen Schöpfungen des Augustus epochemachend geworden. Bis in das Jahrh. n. Chr. blieb der Palatin ununterbrochen Residenz der Kaiser und hat auch in den späteren Zeiten bis ins Mittelalter hinein vor allen anderen kaiserlichen Residenzen seinen Vorrang bewahrt. Der Palast hat in den zwei J a h r h u n d e r t e n von Augustus bis Alexander Severus viele Um- und Anbauten erfahren 1 ). Gewöhnlich wird T i b e r i u s als der erste bezeichnet, der den Palast erweitert h a b e ; aber es ist sehr zweifelhaft, ob die in der Regionsbeschreibung und an einigen wenigen Stellen sonst genannte Domus Tiberiana je ein Teil des Palatiums war, vielmehr ergibt sich aus Tac. hist. I, 27 und Suet. Vitell. 15, dafs sie ein selbständiger, gegenüber dem Capitol am Hügelrande gelegener Palast war, den Tiberius, der ja, gleich Augustus, auf dem Palatin geboren war, gewifs schon vor dem Tode seines Vaters bewohnte. In späterer Zeit mag das H a u s mit dem Palatium durch den noch jetzt zum Teil erhaltenen und mit « bezeichneten verdeckten Gang verbunden worden sein, sicherlich ist es kein nach Augustus' Tode aufgeführter Bau. Nach Gell. X I I I , 1 9 , 1 und Vopisc. Probus 2 befand sich in diesem Hause eine öffentliche Bibliothek. — Die unzweideutige Notiz, dafs Vitellius dem Sturme auf das Capitol beim Schmause in der Domus Tiberiana sitzend zugeschaut habe, weist auf die mit L bezeichnete, von Mauern umgebene, nach der Sacra via zu auf ungeheuren Substruktionen ruhende Area hin, die jetzt von den Farnesischen Gärten eingenommen wird. Aber es ist nicht daran zu denken, dafs auch nur e i n Stein jener Substruktionen bei M , die bestimmt waren, ') Gewöhnlich n i m m t man an, es seien auf dem Palatin m e h r e r e Kaiserpaläste zu unterscheiden. Dem steht entgegen vor allem cler Sprachgebrauch, der immer nur von dem » P a l a t i u m « redet, resp. gleichlautende Bezeichnungen nennt. Trotz der vielen Erweiterungen der kaiserlichen Residenz bleibt doch immer ihre Einheit gewahrt, etwa wie beispielsweise der V a t i c a n , der, zu verschiedenen Zeiten entstanden, verschiedenartige Bauten in sich schliefst, aber doch immer als ein Ganzes gilt, dessen einzelne Teile nur gelegentlich nach ihrem Urheber bezeichnet werden. Dieser Auffassung gibt schon Flavius Josephus A. J u d . X I X , I, 15 Ausdruck; wir erfahren durch ihn, dafs noch zu seiner Zeit ein Teil des Palatiums nach Germanicus genannt worden sei. Auch die Domus Palatina Commodiana bei Lampridius Comm. 12 ist wohl nichts als eine Bezeichnung des Palatiums.

zuschieben , aus so f r ü h e r Zeit herstammt. Die in dem Mauerwerk befindlichen Ziegelstempel beginnen erst mit dem Ende des 1. J a h r h . n. Chr. und reichen bis in die Zeit Hadrians. Auch zeigt die ganze Anlage der Räume und M a u e r n , dafs diese Substruktionen erst allmählich ihre grofse Ausdehnung bekamen. Auf der Linie e—e z. B. sind die Pilaster angebaut, sie bedecken einen oben laufenden Fries; der eine steht sogar ein ganzes Stück von der Wand ab. Jenseits der überbauten Strafse (gewöhnlich ohne allen Grund Clivus Victoriae genannt), bis an die Via nova ist das Mauerwerk hadrianisch, die diese Strafse überspannenden Bogen sind gar erst aus dem 3. J a h r h . n. Chr.; weiter nach Osten bei N und noch weiter östlich bis O charakterisiert sich der spätere Ansatz schon durch die veränderte Orientierung der Räume; hier reichen die Ziegelstempel von Trajans Zeit bis ans Ende des 2. Jahrhunderts. Die Gebäude, welche auf diesen Substruktionen ruhten, sind spurlos untergegangen. Spurlos untergegangen sind auch die phantastischen Bauten Ca Ii g u l a s . Sie betrafen allerdings weniger einen Umbau des Palatiums, als die Verbindung desselben mit dem Tempel des Castor (vermutlich durch eine Brücke), den er nach Suet. 22 zu einem Vestibulum des Palatiums umgestaltete. Später schlug er sogar eine Brücke vom Palatin über den Tempel des Divus Augustus zum Capitolium, vermutlich in derselben kindischen Laune, die ihn veranlafste, eine Brücke zwischen Bajae und Misenum zu bauen und zwei Tage darauf hin und her zu fahren (Suet. Cal. 19). Auch glaubte er sich dem Jupiter verwandt und legte, um ihm näher zu sein, auf der Area Capitolina die F u n d a m e n t e zu einem Palast. C l a u d i u s hat sofort nach seinem Regierungsantritt diese aberwitzigen Bauten zerstört. Nichtsdestoweniger pflegt m a n in den oben charakterisierten Substruktionen längs der Nova via Reste eines Caligulapalastes, den es nie gegeben h a t , zu suchen. Auch die ebenfalls ins Ungeheure gehenden Bauten N e r o s (Plin. X X X V I , 111 : bis vidimus urbem totam cingi domibus prineipam Gai et Neronisi haben gleichwohl auf dem Palatin keine Spuren zurückgelassen. Seine erste Unternehmung, wodurch er das Palatium mit den kaiserlichen Gärten auf dem Esquilin in Verbindung setzte, ging in Feuer auf, auch das Palatium brannte 65 n. Chr. nieder, wurde aber, wenn auch prachtvoller, so doch auf denselben Fundamenten wieder erbaut. Die Prachtbauten Neros, welche die nach dem Brande entstehende domus aurea bildeten, lagen aufserhalb desPalatins auf der Velia, dem Esquilin und in dem zwischen beiden gelegenen Thale. Die Anlage war noch nicht vollendet, als die Katastrophe über Nero hereinbrach; Otho setzte den Bau

1488

Rom.

Topographie der Stadt. (Der Palatin )

hadrianische Stempel und spätere bis zu Septimius fort (Suet. Otho 7), aber sein rasches Ende brachte Severus, mit dem die Stempel überhaupt aufhören. denselben f ü r immer ins Stocken; die Flavier und Dafs S e p t i m i u s S e v e r u s hier gebaut h a t und dafs Hadrian haben die Anlage in ihrem Kinne umgenamentlich der mit S bezeichnete Teil des ganzen staltet. So wurde das Palatium auf seine ursprüngKomplexes aus seiner Zeit stammt, ergibt sich auch liche Ausdehnung zurückgeführt. Unter c l e n F l a v i e r n aus der Natur des Ziegelwerks und ist überdies durch h a t es sich zu ganz besonderer Pracht e n t f a l t e t : Aelius Spartianus 24 überliefert. Er leitete die Aqua Plutarch, Martial, Statins u. A. sprechen mit B e Claudia in diesen Teil des Palatiums; Reste derwunderung von seiner künstlerischen Ausstattung, selben siehe auf Abb. 1590. Ein nicht mehr nachund die Reste kostbarer Marmorarten, die hier geweisbarer Teil seiner Bauten ist auf F. U. Taf.VII, 37 f u n d e n sind, bestätigen es. Übrigens tragen die dargestellt. Indessen ist es möglich, dafs dies übergrofsen Ziegelplatten des Fufsbodens, die als Unterh a u p t nur ein beliebiger Teil des Palatiums war lage f ü r das Marmorpaviment dienten, Stempel aus Derselbe Kaiser baute an der Südostecke des Palatin dem letzten Teil des 1. J a h r h u n d e r t s . Trotz der unim Anschlufs, wenn auch nicht in direkter Verbinbestimmt lautenden Schriftstellernachrichten scheint dung mit seinem Palaste, das Septizonium, einen es ziemlich sicher, dafs D o m i t i a n den Palast erdreistöckigen Hallenbau, der mit der Front nach weiterte u n d zwar nach dem Circus zu. Das im der Via Appia gerichtet war. Er war 3 1 m hoch, J a h r e 1777 durch Rancoureil auf dem Gebiete der ungefähr 100 m lang, aber nur 17 m tief und schlofs Villa Mills aufgedeckte, jetzt unzugängliche Gebäude, an der Rückseite mit einer glatten Wand ab; der das sich unmittelbar an das Palatium anschliefst, Bau war demnach im wesentlichen dekorativ und auf dem Plane mit P bezeichnet, welches ebenfalls dazu bestimmt, den Prospekt der sehnurgraden Via die glänzendsten Spuren ungeheurer Materialpracht Appia in glänzender Weise abzuschliel'sen '). Auch trägt, stammt nach seiner ganzen Bauart, sowie nach war es der "Wille des aus Afrika stammenden den daselbst .gefundenen Zjegelstempeln und dem Herrschers vt er AJ'rica raüentibus suum opus ocauf Bleiröhren oft wiederholten Namen des Domitian CHrreret*. Es heilst, dafs er ursprünglich durch den von diesem Kaiser her. Derselbe legte auch nach Bau einen neuen Zugang zum Palatium habe schaffen Philostratus (Vit. Apoll. Tyan. V I I , 32) auf dem wollen, dafs aber in seiner Abwesenheit der StadtPalatin die A d o n a e a , Gärten in orientalischem Gepnifekt in die mittlere Nische der grofsen Front des schmacke an. Wo dieselben gewesen sein mögen, ist Kaisers Statue aufgestellt habe. Ein Teil des Grundnicht zu sagen. Die Regionsbeschreibung kennt sie risses findet sich auf einem Fragment des capitolininicht mehr, dagegen enthält noch ein Fragment des sehen Planes (F. U. V I I I , 38) J ). Reste des SeptiStadtplans den Namen (F U. X, 44); das auf demzoniums haben bis auf Sixtus V. gestanden. - - Von selben befindliche Gebäude h a t mit der demselben abBauten späterer Kaiser auf dem Palatin ist wenig gewandten Inschrift nichts zu thun. — Möglicherweise s t a m m t aus der Zeit Domitians schon das sich un- . bekannt, auch wohl wenig mehr ausgeführt worden. Wenn es von E l a g a b a l heifst, er habe ein öffentmittelbar an seine Palastbauten anschliefsende S t a liches Bad i» aedibits aulicis eingerichtet, so ist das d i u m ; in den Umfassungsmauern desselben sind vielsicherlich kein Neubau gewesen. Dagegen scheinen fach Stempel aus dem Ende des 1. J a h r h u n d e r t s ein selbständiger Bau die von A l e x a n d e r S e v e r u s gefunden, desgleichen in der grofsen Exedra (R) zu Ehren seiner Mutter Julia Mammaea geschaffenen neben Stempeln aus dem ersten Viertel des 2. Jiilir» D i a e t a e « gewesen zu sein, die Lamp. Alex. 26 erhunderts. wähnt mit dem Hinzufügen, das unverständige Volk Von der Thätigkeit der folgenden Kaiser bis auf nenne sie ad Mammam. In der Folgezeit erlischt Septimius Severus schweigt zwar die Überlieferung, das Interesse der Kaiser am Palatin, namentlich ist doch sprechen ura so beredter die Ziegelstempel. bemerkenswert, dafs aus der grofsen Bauperiode des Wir sahen schon oben, dafs die Substruktionen an der Nova via nach und nach in den Zeiten des T r a j a n und H a d r i a n und später noch aufgeführt ') Ähnlich dem Maximilianeum in München. Sein sind. Das Palatium selbst zeigt Spuren erheblicher Name ist noch nicht erklärt; möglich, dafs er von Umbauten aus dieser Zeit. W ä h r e n d in den Mauern den sieben Streifen der Front des Gebäudes — Unterdes Palastes selbst sich keine Spur von Stempeln bau und drei Säulenreihen mit drei darüber liegenden gefunden hat, zeigen die Anbauten bei c, durch Gesimsen — herrührt. Das sähe dann freilich wie welche eine ehemals diese Seite abschliefsende Säulenein populärer Name aus, der den eigentlichen ( S e p portikus verbaut worden ist, hadrianische Stempel t i m i a n u m ? ) verdrängt hat. 2 in grofsen Massen, so dafs also die endgiltige Gestal) Neueste Publikation von Ch. H ü l s e n : Das Septitung des Palati ums diesem Kaiser zuzuschreiben ist. zonium des Septimius Severus. Berlin 1886. AbbilIn den sehr komplizierten Bauten, die sich östlich dungen und nähere Beschreibung- siehe in dem Aran das Stadium anschliefsen, finden sich n u r noch tikel »Septizonium«.

Rom.

Topographie d e r S t a d t .

D i o c l e t i a n auf d e m P a l a t i n k e i n e S t e m p e l existieren a u f s e r e i n e m vereinzelten im I n n e r n des S t a d i u m s . Dagegen finden sich d a s e l b s t S t e m p e l des T h e o d o r i c h , der gleich O d o a k e r das P a l a t i u m bewohnte. Als ein A n h ä n g s e l der K a i s e r p a l ä s t e darf m a n das auf dem P l a n e mit T b e z e i c h n e t e G e b ä u d e bet r a c h t e n . In demselben h a b e n sich eine Anzahl von Graffiti g e f u n d e n , welche beweisen, dal's sich h i e r ein P ä d a g o g i u m f ü r kaiserliche P a g e n b e f a n d , z. B. Corinthus c.rit de pedagogio, Marianus Afer e.nt de pedagogio, d a n e b e n I n s c h r i f t e n wie : labora aselle quomodo CIJO laboraei et proderit tibi'), u n d d a s ber ü h m t e »Spottkruzilix« (Visconti u n d L a n e i a n i , G u i d a del P a l a t i n o p. 83; K r a u s , D a s Spottkruzifix vom Palatin). W a s endlich d a s l ' e n t a p y l u m , welches n u r a u s der R e g i o n s b e s c h r e i b u n g b e k a n n t i s t , f ü r eine Art B a u w a r , ist nicht b e k a n n t , a u c h nicht, w o h i n es zu setzen sei. So grofsen R a u m das P a l a t i u m und die Tempel a u c h b e a n s p r u c h t e n , so blieb doch noch i m m e r h i n viel Platz in der X . Region übrig zur E n t w i c k l u n g der P r i v a t b a u t h ä t i g k e i t . W i r b e m e r k e n die R e s t e von H ä u s e r n f a s t überall a n den A b h ä n g e n des Berges bis zu den dieselben u m g e b e n d e n u n d die Regionsgrenze b i l d e n d e n S t r a f s e n , und der ostliche Teil des Berges, der h e u t von K i r c h e n u n d Vignen e i n g e n o m m e n wird (S. B o n a v e n t u r a , S. S e b a s t i a n o , Vigna Barberini) war sicher dicht d a m i t bedeckt, ö f f e n t l i c h e G e b ä u d e in grösserem U m f a n g e s c h e i n e n h i e r n i c h t m e h r gelegen zu h a b e n . Freilich zählt a u c h die R e g i o n s b e s c h r e i b u n g in der X . Region 20 Vici, 89 d o m u s , 2742 i n s u l a o , 18 h o r r e a , 90 lacus u n d 20 p i s t r i n a , d e r e n U n t e r b r i n g u n g selbst bei der H e r m e s 1885 p. 91 if. entwickelten E r k l ä r u n g der C o n s t a n t i n i s e h e n instdae als kleiner W o h n u n g s k o m p l e x e , von d e n e n erst m e h r e r e ein G e b ä u d e ausm a c h t e n , Schwierigkeiten bereitet. r>. Sacra via u n d Velia.

Die S a c r a v i a , deren Lauf von d e m Sacellum S t r e n i a e bis z u m F o r u m wir S. 1448 b e s c h r i e b e n h a b e n , f ü h r t i h r e n N a m e n vorzugsweise auf der Strecke von d e r H ö h e der Velia (summa sacra via) bis zum E i n g ä n g e des F o r u m s , o d e r , wie F e s t u s p. 293 s a g t , a regia ad domum regis sacrificuli, welches letztere auf der H ö h e der Velia gelegen h a b e n m u f s , a b e r n i c h t weiter n a c h w e i s b a r ist. *) G a t t i , C a p u t Africae. A n n . d. I n s t . 1882. p. 191 ff. m e i n t , d a f s d a s G e b ä u d e kein P ä d a g o g i u m sei, s o n d e r n e i n e P a g e n w o h n u n g , u n d d a f s die P a g e n a u s d e m P ä d a g o g i u m im C a p u t A f r i c a e a m Caelius h i e r h e r ü b e r s i e d e l t seien. E r ü b e r s i e h t , d a f s m a n solche I n s c h r i f t e n wie die oben a n g e f ü h r t e n n u r a n e i n e m Orte a n b r i n g t , den m a n verläfst, n i c h t a n e i n e m , den m a n eben b e t r i t t .

(Sacra via u n d Velia.)

1489

Varro L. L. Y, 47 m e i n t dieselbe Strecke m i t den W o r t e n : huius sacrae viac pars haec sola volgo nota, quae est a foro cunti primore clivo, womit der Anstieg d e r Velia bis zur H ö h e des T i t u s b o g e n s b e z e i c h n e t w i r d , wie a u c h bei H ö r . c a r m . IV, 2, 35 u n d M a r t . I , 70, 5. — D e r N a m e der Strafse, den die Sage von d e m liierselbst z w i s c h e n R o m u i u s und T i t u s T a t i u s ges c h l o s s e n e n B ü n d n i s a b l e i t e t (Dionys. II, 4(5; Fest, p. 290), r ü h r t v i e l m e h r von d e n a n ihr g e l e g e n e n H e i l i g t ü m e r n h e r , d e m V e s t a t e m p e l u n d dem der L a r e n u n d P e n a t e n . Der e r s t e r e existiert n o c h , die beiden a n d e r e n s i n d v e r s c h w u n d e n , u n d m a n k a n n sie n u r v e r m u t u n g s w e i s e b e s t i m m e n . D e r P e n a t e n t e m p e l lag auf d e r Velia u n d zwar nach Dionys. 1,68 n i c h t f e r n v o m M a r k t e Karä ti^v eiri Kapiva? epepouaav ¿ttitohov oböv, also wie es scheint, n i c h t unm i t t e l b a r a n d e r Sacra v i a ; dies w ü r d e mit d e r gewöhnlichen A n n a h m e , d a f s die dem T e m p l u m u r b i s v o r g e b a u t e R o t u n d e des Divus R o m u i u s ( K a r t e V N. 18) seine Stelle e i n n e h m e , s t i m m e n . D e n n zur Zeit des D i o n y s i u s wich die Sacra via von d e m h e u t e r k e n n b a r e n Lauf n a c h Süden a b u n d ging in e i n e m Bogen auf den V e s t a t e m p e l zu. Von A u g u s t u s w u r d e der T e m p e l wiederhergestellt (Mon. Anc. I V , 7). — Der L a r e n t e m p e l s t a n d in summa sacra ri.a, d. h. also in d e r N ä h e des Titusbogens. Auch er ist von A u g u s t u s (a. a. O.) wiederhergestellt worden. I n der N ä h e ist eine a u g u s t i s c h e I n s c h r i f t vom J a h r e 4 v. Chr.: Laribus 2'ublicis sacrum (C. I. L. VI, 456) gef u n d e n . Beide T e m p e l waren n u r k l e i n ; vom P e n a t e n t e m p e l heilst, es bei Dionys, a. a. O. : imepox?! ÖKOTeivö? i&puiatvo? oü |aefa48, 25 M.) gar 13000 Menschen u m s Leben. Die letzte Auss c h m ü c k i m g des Circus wird dem C o n s t a n t i n zugeschrieben (Aur. Vict. Caes. 40, 27). Er errichtete, auf der Spina den grofsen O b e l i s k e n , der jetzt vor d e m L a t e r a n s t e h t . Noch a u s dem 6. J a h r h u n d e r t h ö r e n wir von Spielen, die darin g e h a l t e n w u r d e n (Cassiodor. Var. I I I , 51); im Mittelalter geht er allm ä h l i c h zugrunde. D u Perac in seinen 1575 erschienenen Vestigi dell' a n t i c h i t à di R o m a h a t auf Taf. 11 die R e s t e verzeichnet, welche noch jetzt im wesentlichen unverringert, aber v e r b a u t erhalten sind (vgl. Abb. 1590). Auf den R e s t e n des Capitolinischen Stadtplanes (Forma urbis Taf. V i l i ) befinden sich einige B r u c h s t ü c k e der südöstlichen R u n d s e i t e des Circus n e b s t einem Teile des nördlich a n s t o f s e n d e n Septizoniums. H i e r n a c h u n d n a c h den oben erwähnt e n Münzen ist die R e s t i t u t i o n C a n i n a s (abgebildet oben Taf. X I I zu S. 694) g e m a c h t »). W ä h r e n d n a c h der Seite des P a l a t i n zu der Circus architektonisch d u r c h die oben e r w ä h n t e P o r t i c u s abgeschlossen u n d von einer Strafse begrenzt war, deren Spuren u n t e r der K i r c h e St. A n a s t a s i a wieder a u f g e f u n d e n worden s i n d , l e h n t e er sich auf der *) Neueste U n t e r s u c h u n g F o r m a u r b i s p. 17—21.

darüber

bei

Jordan,

Rom.

Topographie der Stadt. (Die E b e n e am Tiber.)

anderen Seite an die Wurzeln des Aventin und war hier überragt von einer Reihe von Tempeln, die auf dem Abhänge des Berges sich befanden und als »ad circum maximum« gelegen bezeichnet werden. Die Gottheiten, denen sie geweiht waren, wurden wohl ausnahmslos auch im Circus selbst verehrt, wie wir es z. B. von Sol und Luna wissen, und hatten daselbst, vermutlich auf der Spina ihre Altäre; so L u n a und die Magna Mater. Erhalten ist von allen diesen Tempeln nichts. 1. D e r T e m p e l d e s Sol. Tac. ann. X V , 74: grates dcis decernuntur propriusque honos Soli, cui est retus aedcs apitd circum. Nach Tertull. de spect. 8 lag er media spatio, also in der Mitte der Langseite des Circus. Aus dem Ausdruck, wie es geschehen ist, zu schliefsen, er habe i n n e r h a l b des Circus gelegen , also etwa auf der Spina, wo die oben angef ü h r t e Restauration Caninas mehrere Tempel zeigt, oder zur Seite, wie auf der Taf. X I I abgebildeten Münze (vgl. Jordan, Forma urbis Taf. X X X V I , 2 d), ist unnötig. 2. D e r T e m p e l d e r L u n a . Er lag sicher am Abhänge des Aventin über dem Circus (Kai. 28. Marz : Lunae in Aventino). Nach Livius XL, 2 : (tempestas . .. foreni ex aede Lunae quae in Aventino est raptarn tulit et in postieis parietibus Cereris templi adjixit) rnufs er zunächst der Nordwestecke des Berges über dem Forum Boarium gelegen haben. Durch die Regionseinteilung des Augustus kam er zur XI. Region und wird dort und nicht beim Aventin (XIII. Region) aufgeführt. Nacli Tac. ann. X V , 41 sollte er von Servius Tullius gegründet sein; er wurde im Neronischen Brande zerstört, aber wieder aufgebaut. Der Tempel spielt bei der Flucht des C. Gracchus, der auf dem Aventin angegriffen w u r d e , eine Rolle. Aurel. Vict. de vir. ill. 65 schildert diese mit den Worten: armata familia Aventinum occupavit. Tibi ab Opimio victus, dum a templo Lunae desilit, talum intorsit et Pomponio amieo apud portam Trigeminam, P. Laetorio in ponte Sublieio persequentibus resistente, in lucum Furinae pervenit. Nach Joa. Lydus de mens. I , 12 befand sich innerhalb des Circus auch eine Ära Lunae. 3. D i e T e m p e l d e r M a g n a M a t e r u n d d e s J u p i t e r A r b o r a t o r (?). Beide Tempel sind n u r aus der Regionsbeschreibung bekannt. Von der Verehrung der Bilder der Magna Mater auch innerhalb des Circus wissen wir aus Tertull. de spect. 8. 4. D e r T e m p e l d e s M e r c u r . Er ist nach Liv. II, 21 (vgl. 27) im J a h r e 493 v. Chr. dediziert worden und lag ebenfalls auf dem Abhänge des Aventin über dem Circus. Ovid Fast. V , 669: templa tibi posuere patres spectantia circum; nach Appul. metam. VI, 8 retro Murtias metas«. Vielleicht abgebildet auf einer Münze des Marc Aurel, der ihn restaurierte; er war ein Rundtempel. Nach Nardini, Roma ant.

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V I I , 3 sollen Reste des Tempels (entro una certa vigna posta f r a il cerchio Massimo e '1 Monte Aventino coli' ara) gefunden worden sein, doch sind die Angaben sehr unbestimmt und unzuverlässig. Nicht in der Notitia aufgeführt, aber durch Schriftsteller beglaubigt sind: 5. D e r T e m p e l d e r V e n u s , 295 geweiht, tprope circunu Liv. X, 31, vgl. X X I X , 37 und Fest. p. 265; 6. d e r F l o r a (Tac. ann. 11,49); 7. d e s S u m m a n u s (C. I. L. I, p. 395 unter 20. Juni), dessen Tempel nach Ovid Fast. VI, 731 zur Zeit des Pyrrhus wiederhergestellt worden ist. Es ist vielleicht derselbe, der in der Regionsbeschreibung als Aedes Ditis Patris aufgeführt wird; 8 d e r j u v e n t a s , dediziert durch L. Licinius Lucullus 193 v. Chr. (Liv. X X X V I , 36 : voverat eam sedeeim annis ante M. Livius consul, quo die Hasdrubalem exercitumque eins cccidit). Die beiden Tempel des Summanus und der J u v e n t a s müssen nach Plin. N. H. X X I X , 57 nahe bei einander gelegen haben. 7. Die. K b e n e arn T i b e r .

Zwischen dem Forum, Palatin, Circus Maxirnus, Aventin und dem Südwestabhange des Capitol lag am Tiber ein Viertel, dessen hohe Wichtigkeit und Unentbehrlichkeit f ü r den gewerblichen und Handelsverkehr sich schon daraus ergibt, dals die kaiserliche Bauthätigkeit, die sonst alle dem Forum benachbarten Teile der Stadt umgestaltete, in dasselbe nicht einzudringen vermochte. Die unmittelbare Nähe des Tiber, die Lage zwischen den beiden frequentesten Thoren, der Carmentalis und der Trigeinina, die es zum natürlichen Endpunkt der vom Meere u n d aus dem I n n e r n des Landes kommenden Landstrafsen m a c h t e , sowie die Nähe des grofsen Forums gaben und erhielten ihm seine Bedeutung (vgl. oben S. 1448). E s lagen hier, umgeben von engen, winkligen Gassen zwei Märkte nebeneinander, das V e l a b r u m u n d das Forum B o a r i u m , ein dritter, mit denselben wenn auch nicht topographisch, so doch sachlich ein Ganzes bildend, das F o r u m l i o l i t o r i u m , lag aufserhalb der Porta Carmentalis. Aufserhalb der Porta Trigemina schlössen sich zunächst die S a l i n e n an, dann südlich vom Aventin die grofsen Niederlagen der zur See ankommenden Waren, die H o r r e a . 1. D a s V e l a b r u m . Die Lage und die Grenzen dieses Platzes sind bestimmt im Osten durch die Angabe Varros L. L. V, 43, nach welcher die den Palatin im Norden und Westen umlaufende und an der Südwestecke desselben endigende Nova via in das Velab r u m ausmündete. Demnach ging es östlich bis an die Wurzeln des Palatin. Die Westgrenze ist bestimmt durch die Kirche S. Giorgio in Velabro, die sicher a u f dem Velabrum gelegen hat. Sie lag aber hart an der Grenze desselben, denn ihre Westseite ist a n ein kleines mit roh gearbeiteten Reliefs bedecktes Marmorthor g e b a u t , das nach der Inschrift

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C. I. L. V I , 1035 die argentarii et negotiantes boarii huhts loci qui invehent dem Septimius Severus und den Seinigen zu Ehren im J a h r e 204 n. Chr. errichtet h a b e n , das also demnach schon auf dem Forum boarium lag. Nach Norden bestimmt sich die Grenze des Velabrums vielleicht durch den Gang des Vicus Tuscus. Diese Strafse, welche beim Forum zwischen der Basilica Julia und dem Oastortempel beginnt, verschwindet zwar in ihrem weiteren Verlauf unter dem modernen Terrain, doch ist ihr Lauf wohl im Ganzen identisch mit dem der Cloaca Maxima, die in der jetzt noch nachweisbaren, frühestens aus dem 2. J a h r b . v. Chr. stammenden Gestalt, nur unter dieser, der Hauptstrafse, füglich angelegt, worden sein kann 1 ). Der Gang derselben ist auf Karte IV eingetragen; sie l ä u f t nicht direkt auf den Bogen der Argentarier, den sie an seiner Westseite berührt, zu, sondern in einem nach dem Palatin zu geöffneten Winkel, der einem rechten sehr nahe kommt. Es ist also denkb a r , dafs der Vicus Tuscus, dieser Linie folgend, in gerader Richtung auf das Velabrum zuging und dann, vielleicht mit verändertem. Namen, diesen Markt 'im Norden- u n d - W e s t e n - u m l i e f . • Jedenfalls bildete eine S t r a f s e die Westseite des Velabrums und die Grenze zwischen diesem und dem Forum Boarium. Über derselben war der fast unmittelbar neben dem Bogen der Argentarii stehende J a n u s q u a d r i f r o n s (vielleicht, der in der Notitia genannte C o n s t a n t i n s b o g e n ) errichtet 2 ). Sie lief von hier direkt auf den Circus zu und gewann in ihrem weiteren Gange den Clivus Publicius (vgl. K a r t e V). Über die Südseite des Velabrums steht nichts fest. — Nach Varro (L. L. V, 156 ab Ins pahis fnit in minore Velabro, a quo, quod ibi vehebantur lintribus, Velabrum, ut illud maius, de quo supra dictum est) unterschied m a n ein gröfseres und ein kleineres Velabrum. Diese Gliederung würde auf eine unregelmäfsige Form des Platzes als Ganzes und auf eine nicht zu geringe Ausdehnung desselben schliefsen lassen. Der N a m e ist nicht hinreichend erklärt. Nach Varro L. L. V, 44 kommt er a vehendo h e r ; vgl. Nissen, Templum p. 84. Das Velabrum diente den mannigfachsten Gewerben zum Standquartier; erwähnt werden Ölhändler (Plaut. Capt. 489), Weinhändler (C. I. L. VI, 9671, 9993) Argentarii (C. I. L. VI, 9184); nach der Parabase des Plautinischen Curculio 483 findet m a n in ,Velabro vel pistorem vel lanium vel liaruspicern', und die Feilbietung sämtlicher Efswaren da*) Über die vermutlich unter Augustus stattgef u n d e n e Verlegung des nördlichsten Teiles der Strafse zwischen Castortempel und Basilica Julia vgl. oben S. 1462. 2 ) Auch unter diesem J a n u s Quadrifrons l ä u f t die Cloaca Maxima fort, um dann in rechtem Winkel umbiegend direkt auf den Tiber zuzugehen.

selbst geht namentlich aus Hör. sat. II, 3, 229 (cum Velabro omne macellum mane domum veniant) hervor. — Eine gleiche Mannigfaltigkeit der Gewerbe weist der V i c u s T u s c u s auf, der mit diesem Platze auch in gewerblichem Zusammenhange s t e h t , wie z. B. heutzutage in Venedig die Merceria mit dem Markusplatz, oder in Iiom der spanische Platz m i t den von ihm ausgehenden Strafsen. Diese vielleicht lebhafteste aller Strafsen des alten Roms ist vor allem der Aufenthaltsort unsauberen Gesindels (PI aut. Cure. 482; Hör. sat. I I , 3, 228 nebst Schob), gleich den Tabernen des Circus. Etwas vornehmer gestaltet sich der Verkehr auf dem letzten Stück der Strafse beim Castortempel bis zu dem auf das Forum führenden J a n u s medius. Hier finden wir den Buchladen der Sosii (Hör. ep. I, 20, 1) und im 1. J a h r h . v. Chr. die Geldwechsler, die nach dem Bau der Basilica Julia sich in diese zurückzogen. Von öffentlichen Denkmälern finden wir im Vicus Tuscus n u r die Bildsäule des V e r t u m n n s , neben dem J a n u s gewissermafsen das Wahrzeichen der Strafse (Hör. ep. 1,20.1). Sie stand nach den Fundnotizen zu C. I. L. VI, 804 hinter dem .Castortempel. bei .der gewöhnlich, als »Tempel des Augustus« bezeichneten Ruine und wird vielfach e r w ä h n t , so namentlich bei Prop. V, 2. 5, wo es von ihr heifst: nee templo lactor ebtinto, Romamim satis est posse ridere forum. Dasselbe besagen auch die bei Properz angeführten landläufigen Etymologien, so v. 3, dafs Vertumnns, als im Vicus T u s c u s stehend, ein etrurischer Heerführer gewesen sei (vgl. Varro L. L. V, 46), v. 10 verso ab amne, weil bis hierher der ausgetretene Tiber einst gekommen und von dem Got.te zur Rückkehr bewegt sein soll; v. 11 endlich: quia vertevtis fruetum praecerpimus anni, welche Erklärung die zutreffende sein dürfte (vgl. Preller, R. M. I 3 p. 451 f.). Auf dem Velabrum befanden sich naturgemäfs nur wenige Heiligtümer. An dem P u n k t e , wo die Nova via in dasselbe einmündete (Varro L. L. VI, 24 in Velabro, qua in novam viam exitur) war ein Sacellum (Varro sagt sepulcrum) der Acca Larentia, bei dem alljährlich am 23. Dezember ein Totenopfer gebracht wurde. Er bezeichnet den Ort als extra itrbern antiquam . . . non longe a porta Romanida liegend, wohl um zu erklären, wie hier ein Grabmal herkommt. (Nicht weit davon lag nach Varro L. L. V, 164 ein S a c e l l u m V o l u p i a e . ) Die Bedeutung der Stätte und des Festes ist verschollen (vgl. Mommsen, Rom. Forsch. II, 1 ff.). Vielleicht lag daneben ein zweites isepulcrumt der Cincier, welches Festus p. 262 erwähnt. Der Ort hiefs danach statuae Cinciae. — Der einzige Tempel des Marktes war der von Lucullus erbaute Tempel der F e l i c i t a s (Strabo VIII, 6. 23). Vor demselben brach Caesar, als er auf dem Triumphzuge des Jahres 46 v. Chr. am Velabrum vorbeifuhr

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Topographie der Stadt. (Die Ebene am Tiber.)

(Suet. Caes. 37 Velabrum praetervehens vgl. Dio Cass. XLIII, 21) die Axe des Triumphwagens. Da der Triumphzug vom Forum her durch den Vicus Tuscus kam, umfuhr er einen Teil der Nordseite und die Westseite des Platzes, hier also mul's der Tempel gelegen haben. Es ist nicht unmöglich, dal's 8. Giorgio auf seinen Fundamenten steht. Vor dem Tempel h a t t e Mummius die T h e s p i a d e n aufgestellt (Cic. Verr. IV, 2. 4; Plin. N. H. X X X V I , 39); auch eine V e n u s des Praxiteles stand hier. Diese Bildsäulen gingen in dem Brande unter Claudius zu gründe. Die Regionsbeschreibung n e n n t in der XI. Region ein » F o r t u n i urn«, womit vermutlich dieser Tempel bezeichnet ist (bei Dio Cass. a. a. 0. TuxaTov). Am Velabrum scheint auch das nur aus der Regionsbeschreibung bekannte, in der VIII. Region aufgeführte A t r i u m C a c i gelegen zu haben. Endlich stand auf diesem Markte der in der VIII. Region (die Grenze der VIII. und XI. Region lief über das Velabrum; dieses selbst wird in der XI. Region aufgeführt) erwähnte Brunnen aqitavi ferventem qiiatuor acarón sab cadem. Denn C. I. L. VI, 9671 n e n n t einen »negotiaior peuorix et rinormn de Ycliibro a IUI scaris«. 2. D a s K o r u n i B o a r i u m . Ostlich bildete die Grenze die zwischen ihm und dem Velabrum nach dem Circus führende Stral'se, im Westen reichte es bis an den Tiber, im Norden bis an die Servianische Mauer, im Süden bis an den Circus Maximus. Daher 0vid Fast. VI, 477 ff: pnntibns et magno iimrta est celeberrima circo arca, qnae pósito tlc. bore IHDIICH habet. Mit den »potties* sind hier die beiden nebeneinanderliegenden, der Pons Sublicius und der Pons Aemilius gemeint (vgl. S. 1449). Das Forum hatte eine ganz bedeutende Ausdehnung. Es ist der ursprünglich vor der Stadt liegende Viehmarkt, als dessen Wahrzeichen der bronzene Stier galt, der nach Plin. N. H. X X X I V , 10 aus Aegina s t a m m t e , also hier etwa seit dem Ende des 3. J a h r h . v. Chr. stand. Dieser Viehmarkt wurde durch die Servianische Befestigung gleich dem öffentlichen Spielplatze in die Stadt hineingezogen. Gleich diesem (und dem Aventin) blieb er aber bis auf Claudius aufserhalb des Pomeriums, so dafs es möglich war, hier auf Anraten der Sibyllinisclicn Bücher mehrere Male Menschenopfer in der Gestalt zu bringen, dais ein Gallier und eine Gallierin, ein Grieche und eine Griechin lebendig begraben wurden. So z. B. nach der Schlacht bei Cannae (Liv. X X I I , 57): Gallus et Galla, Grauens et Graec.a in foro Boario aub terra vivi demissi sunt in locum saxo consaeptum, iam ante hostiis humarás, mínimo Romano sacro, imbutum. Noch im 1. J a h r h . n. Chr. h a t sich nach Plin. N. H. X X V I I I , 12 dieser Gebrauch wiederholt. Erst das Hineinziehen des Forums in das Pomerium scheint diesen schauerlichen Opfern, wenigstens an dieser Stelle, ein Ende Denkmäler d. klass

Altertums.

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gemacht zu haben. — Ein gleichfalls unheimlicher Ort scheinen die D o l i o l a gewesen zu sein, von denen Varro L. L. V, 157 sagt: locus qui vocatur Doliola ad eloaeam maximam, ubi non licet despuere, a doliolis Sitb terra. Eorum duae traditae historiae, quod alii inesse aiunt ossa cadavcrum, alii Numae Pompilii religiosa quaedain post mortem eins Inf ossa. Nach Festus ep. p. (39 sollten hier beim Einbrüche der Gallier die »sacra- der Stadt vergraben sein. Neue Funde haben gelehrt, dafs man unterirdischen Göttern Weibgescbenke in Thongefäfsen zu vergraben pflegte (Bull. d. Inst. 1879, 76 ff.). — Ob hier die bei Varro a. a. 0 . ebenfalls erwähnten busta Gallica zu suchen sind, wo nach der Besiegung der Gallier durch Camillus die Gebeine der gefallenen Barbaren bestattet wurden (coaeerrata ac consaepta), und die nach Liv. X X I I , 14, 11 (vgl. V, 48) media in. urbe lagen, ist fraglich. 7A\ dem Charakter des Ortes würden sie stimmen. Übrigens wurden hier auch die ersten Gladiatorenspiele gegeben (Val. Max. II, 4. 7). Auf das Forum Boarium m ü n d e t e n von allen Seiten her Stralsen : Vom Forum der Vicus Tuscus oder seine Fortsetzung und der Vicus lugarius; vom Palatin gelangte man vermittelst des Clivus Victoriae und der Nova Via über das Velabrum auf dasselbe. Vom Circustliale her kam die Stral'se, welche die direkte Verbindung mit der Porta Capena (und Porta Appia) bildete, vom Aventin her der Clivus Publicius, bei der Porta Trigemiiia und der Porta Carmentalis mündeten die von Ostia und über das Marsfeld von Norden kommenden Landstrafson, am Tiberufer endlich die vorn jenseitigen Ufer über die Brücken führenden Stralsen. Demnach mul's der Zusammenflufs von Menschen, sowohl solcher, die hier Handel trieben, als auch solcher, die es nur zu passieren hatten, ferner die Ansammlung von Vieh und Fuhrwerk zu allen Tagesstunden eine ganz ausserordentliche gewesen sein. Bezeichnend dafür ist, dafs der Pons Sublicius vor allen anderen Orten der Stadt als ein Standquartier der Bettler genannt wird (Seneca, de vita beata 25). Auch an Heiligtümern fehlte es dem Forum nicht. Namentlich bedeutend waren die nach dem Circus zu liegenden. Hier stand an der Südostecke des Marktes und zugleich (Serv. Aen. VIII, 271) post ianucis drei maximi die Ä r a M a x i m a , jener uralte, der Sage nach von Herkules (Ovid Fast. I, 581) oder von Evander dem Herkules zu E h r e n gestiftete Altar, der nach Tac. ann. XII, 24 die Südwestecke des Palatinischen Pomeriums bildete. Unmittelbar neben diesem Altare stand der Rundtempel des H e r c u l e s I n v i c t u s oder V i c t o r (Kai. 12. Aug.). Nach Tac. ann. X V , 41 war er gleichzeitig mit der Ära gestiftet. Daneben erzählt über seine G r ü n d u n g Macrob. Sat. I I I , 6 , 11: Marens Octavius Herrenus (vgl. ib. III, 12, 7, wo er Octavius Hersennius heilst), prima adulescentici tibicen postqnam cirti suae diffisus 95

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est, institnit mercaturam, et bene rc gesta dccimam Herculi profanavit. Postea cum navigans hoc idem ageret, a praedonibus circumventus fortissime repugnavit et victor recessit. Ilunc in somnis Hcrculcs docuit sua opera servatum. Cid Octavins impetrato a magistratibus loco aedem sacravit et Signum, Victore,mque incisis litteris appellavit, was m e h r wie eine aus der Sitte, dem Herkules den Z e h n t e n zu opfern, herausgesponnene Sage aussieht. Der Dichter P a c u v i u s malte den Tempel aus, u n d diese Gemälde existierten noch zu Plinius' Zeit (Plin. N. H . X X X V , 19), e r k a n n also im Neronischen B r a n d e , der die Ära Maxima vernichtete, nicht allzu stark gelitten h a b e n . I n oder bei dem T e m p e l s t a n d eine uralte Bildsäule des H e r k u l e s >qni triumphalis vocatur atqiie. per tnumphos restitur habitii triumphali« (Plin. N. H. X X X I V , 33). Sie sollte von E v a n d e r geweiht sein J ). Das Fundam e n t u n d zahlreiche Reste dieses T e m p e l s sind u n t e r Sixtus IV. (1471 — 1484) hinter der Kirche Sta. Maria in Cosmedin g e f u n d e n w o r d e n , rsarunter d e r jetzt im Capitolinischen Museum befindliche H e r k u l e s von Goldbronze aus d e r Z e i t des Comniodus und- eine -Anzahl von Dedikationsinschriften an den Hercules In victus (C. I. L. VI, 312—319). Der Tempel wird auch e r w ä h n t bei Festus p. '242 (vgl. Mommsen, C. I. L. I, 150). I n unmittelbarer N ä h e desselben erb a u t e Pompeius ein zweites Heiligtum des H erkules, vielleicht n u r eine Aedicula oder ein S a c e l l u m , da sonst Plinius nicht schlechthin von der »aedes Hercidis in furo Boario« , womit natürlich die des Hercules Victor gemeint ist, sprechen könnte. E s wird e r w ä h n t von Vitruv I I I , 2. 5. Nach Plin. N. H . X X X I V , 57 bef a n d sich darin eine von Myron gefertigte Bildsäule des Gottes. E b e n f a l l s dicht bei dem Tempel stand ein Sacellum der P u d i c i t i a P a t r i c i a , erwähnt bei Liv. X, 23 n e b e n der »aedes rotnnda Hercuhs«. F ü r die a n der Ära Maxima zu b r i n g e n d e n Opfer ist vorbildlich das erste hier von H e r k u l e s selbst dargebrachte. Nach der Erlegung des U n h o l d e s Cacus o p f e r t er d e n Z e h n t e n von d e n j e n e m abgen o m m e n e n Rindern. I n gleicher W e i s e b r a c h t e n in ältester Zeit, wo die Kriegsbeute im wesentlichen a u s Vieh bestand, die siegreichen Feldherren hier den Zehnten derselben dem Hercules Victor dar u n d bewirteten das Volk (Athen. V, 65; I V , 38). Diese Siegesschmäuse h ö r t e n auf, als die Kriege gröfsere A u s d e h n u n g a n n a h m e n , doch blieb die Sitte, d a f s die aus d e m Kriege z u r ü c k k e h r e n d e n Soldaten d e m Gotte ein Geschenk darbrachten. Dagegen ging der Gebrauch, d e m Gotte den Zehnten des Gewinnes ') Ähnliche Bildsäulen, die wohl zugleich d e n Vici, in denen sie standen, den N a m e n g a b e n , scheinen der in der Regionsbeschreibung e r w ä h n t e H e r c u l e s o l i v a r i u s u n d der A p o l l o c a e l i s p e x gewesen zu sein,

oder des Besitzes d a r z u b r i n g e n , auf Privatleute, n a m e n t l i c h auf H a n d e l t r e i b e n d e über, während von Staatswegen dem H e r k u l e s alljährlich a n diesem Altar ein Rind geopfert wurde (Varro L. L. VI, 54), worauf sich die noch e r h a l t e n e n Weihinschriften aus d e m 2 . - 4 . J a h r h . n. Chr. (C. I. L. VI, 312—319) beziehen. Die Sitte, den Z e h n t e n aus der Beute zu o p f e r n , lebte vorübergehend durch L. M u m m i n s wieder auf '). Dicht rieben d e m Tempel des Hercules Victor, vermutlich a n der Stelle der Kirche Sta. Maria in Cosmedin stand der Tempel der C e r e s , des L i h e r u n d der L i b e r a . Auch er wird gleich der Ära M a x i m a teils als a m F o r u m B o a r i u m , teils als um Circus M a x i m u s gelegen bezeichnet (Dionys. VI, 94; Tac. ann. II, 49, Plin. N. H . X X X V , 154). Der Überlieferung n a c h war er von dem Diktator A. Postumius im J a h r e 496 v. Chr. gelobt und drei J a h r e darauf von dem Konsul Sp. Cassius dediziert worden. E r war aräostyl (Vitruv III, 3 , 5 ) und in toskanischer Weise erbaut. Jedoch berichtet Plinius a. a. 0., dafs die griechischen K ü n s t l e r Damophilus u n d Gorgasus ihn m i t plastischen und malerischen Bildwerken ges c h m ü c k t h ä t t e n , während vorher in R o m alles toskanisch gewesen sei (ante haue aedem Tnscaitica mnnia in aedibus fnisse auetor est Varro). I m J a h r e .'¡1 v. Chr. b r a n n t e er ab (Dio Cass. L. 10). Augustus b e g a n n den W i e d e r a u f b a u , doch wurde er erst im J a h r e 17 n. Chr. durch Tiberius eingeweiht (Tac. ann. I I , 49). Die in die Kirche Sta. Maria in Cosmedin e i n g e b a u t e n korinthischen Säulen s t a m m e n vermutlich von dem Peristyl dieses Baus. Der Tempel war als Amtslokal der Aedilen von h ö c h s t e r politischer W i c h t i g k e i t ; dort wurden die U r k u n d e n der Plebs u n d die Senatsbeschlüsse (Liv. I I I , 55) niedergelegt. Dafs er auch als religiöser M i t t e l p u n k t der Plebs gegolten h a t , ergibt sich d a r a u s , dafs die Aedilen die von i h n e n eingenommenen Strafgelder gewöhnlich dazu verwendeten, den Tempel mit Stat u e n u n d W e i h g e s c h e n k e n zu schmücken (Liv. X, 23; X X V I I , 6, 36; X X X I I I , 25). Auf der entgegengesetzten, der Nordseite des F o r u m Boarium, nicht weit von der P o r t a Carmentalis (Liv. X X V , 7), s t a n d e n n e b e n e i n a n d e r zwei Tempel, der der F o r t u n a u n d der der M a t e r M a t u t a . I h r e Zusammengehörigkeit zeigt sich in d e m gem e i n s c h a f t l i c h e n U r s p r u n g : beide sollen vom König Servius gegründet sein (Dionys. I V , 27; Ovid Fast. V I , 481); der letztere soll' d u r c h Camillus u m g e b a u t s e i n ; auch der Dedikationstag (der 11. J u n i ) ist beiden gemein. Die F e u e r s b r u n s t vom J a h r e 213 vernichtete beide Tempel u n d den der Spes a m Forum holi') Diese Fragen, sowie die Topographie des Ortes sind abschliefsend b e h a n d e l t von De Rossi, A n n . d. Inst. 1854. p. 28 ff. u n d Mommsen im C. I. L. 1,149 ff.

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Topographie der Stadt. (Die E b e n e a m Tiber.)

t o r i u m (Liv. X X I V , 47; X X V , 7). Damals m u f s also die Servianische Mauer auf dieser Stelle schon vers c h w u n d e n gewesen sein, während die Porta Carmentalis mit ihrem Omen, n a c h dem es nicht erlaubt war, a u s dem rechten Thorbogen h i n a u s zugehen'), noch lange bestand; im J a h r e 196 w u r d e n vor d e n beiden Tempeln zwei Bogen ( f o r n i c e s Liv. X X X I I I , 27) mit vergoldeten Bildsäulen errichtet. D a dieselben unmöglich ohne weiteres v o r die T e m p e l gesetzt sein k ö n n e n , so darf m a n wohl a n n e h m e n , dafs die Tempel entweder jeder f ü r sich von einer Area umschlossen waren oder von einer gemeinschaftlichen, u n d d a f s auf diese die Bogen f ü h r t e n ; zum Vorschein ist von i h n e n nichts gekommen. — Nicht weit davon z u n ä c h s t dem Tiber am P o n s Aemilius stand d e r Tempel des P o r t u n u s (Kai. 17. Aug. Porttmo ad poutem Aemilium). Diesen h a t Nissen, Tempi. 221 wegen seiner Orientierung m i t dem noch jetzt dicht beim Ponte rotto befindlichen Tempel (Sta. Maria Egiziaca, Plan s. 8. 290) identifiziert. E r liegt mit seiner F r o n t an der auf die Brücke z u f ü h r e n d e n Strafse, ein kleiner viersäuliger ionischerPseudopevipteros, Säulen von Tuff m i t Stuck überzogen, s t a m m t also noch aus der Zeit der Republik. Über der Strafse stand dicht beim Pons Aemilius ein E h r e n b o g e n , dessen von Signorili erhaltene I n s c h r i f t (C. I. L. VI, 878: imp. Caesar. Divt. f . Aiigustus. pont. i>ui,:v. e.r. x. c. refecit) auf eine Wiederherstellung des Pons Aemilius durch A u g u s t u s deutet. — H a r t a m Tiber s t e h t noch h e u t e ein nicht zu b e n e n n e n d e r R u n d t e m p e l von weifsem M a r m o r ; es fehlt n u r das a n t i k e Dach und eine von den zwanzig korinthischen Säulen, die d e n U m g a n g bilden (jetzt Sta. Maria del Sole). Nicht weit von demselben m u f s der alte P o n s Sublicius gelegen h a b e n . H i e r befand sich am T i b e r u f e r vermutlich ein Fischm a r k t , nach Varro L. L. V, 14ö tsecunilum Tibcrim ad lunium, wofür J o r d a n Top. I, 2. 485, Anm. 63 Portunium schreibt. Die Verbesserung ist ansprechend, doch wäre n i c h t unmöglich, dafs in dem sieher verd o r b e n e n W o r t e der N a m e des R u n d t e m p e l s steckt. Der Fischfang war gerade an diesem Teile der Uferstrecke l e b h a f t , denn die lupi, d. h. die Meerbarben, wel che flufsaufwärts gekommen u n d hinter duospontes>, d. h. zwischen dem Sublicius u n d dem Aemilius gef a n g e n w a r e n , wurden von F e i n s c h m e c k e r n h ö h e r als die a m Ausflufs des Tibers im Meer g e f a n g e n e n geschätzt (Hör. sat. II, 2. 31 ff.; Macr. Sat. II, 12). U m g e b e n h a b e n wir u n s das F o r u m zu d e n k e n m i t H ä u s e r n , in d e n e n A u s s p a n n u n g e n , T a b e r n e n , Niederlagen, Schankwirtschaften etc. sich b e f a n d e n . V o n der H ö h e derselben zeugt das Prodigium bei Liv. X X I , 62, dafs hier ein Ochse bis ins dritte Stock*) Über dies O m e n u n d die Ableitungen des N a m e n s etc. vgl. H e r m e s 1882 p. 427. Bei dem T h o r e s t a n d ein Altar der Göttin Carmentis (Dionys. I, 32).

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werk gestiegen sei und, wild g e m a c h t durch das Geschrei der E i n w o h n e r , sich von dort h i n a b g e s t ü r z t h a b e . Dafs die in der VIII. Region g e n a n n t e T o r t i c u s m a r g a r i t a r i a nicht hier gelegen h a b e n k a n n , ist selbstverständlich, vielmehr h a b e n wir sie in d e n zwischen dem Vicus Tuscus u n d J u g a r i u s h i n t e r der Basilica J u l i a befindlichen Strafsen zu suchen. Dort mag sich a u c h der V i c u s u n g u e n t a r i u s b e f u n d e n h a b e n , sowie der E l e p h a n t u s h e r b a r i u s , ein Kunstwerk, das d e m Verfasser der Notitia merkwürdig genug vorgekommen ist, u m es aufzuzählen. Dagegen ist es sicher, dafs wir die h o r r e a A g r i p p i a n a e t G e r m a n i c i a n a a m Forum Boarium zu s u c h e n h a b e n . D a f ü r s p r i c h t , dafs auf d e m s e l b e n vor der Kirche Sta. Maria in Cosmedin eine d e m Constantin von einem P r a e f e e t u s a n n o n a e dedizierte Basis g e f u n d e n worden ist (C. I. L. VI, 1151). Dieselbe h a t Bezug auf die zahlreichen in der N ä h e des Tibers gelegenen G e t r e i d e s p e i c h e r , zu d e n e n a u c h die Agrippiana u n d G e r m a n i c i a n a gehörten. Nach d e R o s s i , le h o r r e a sotto l'Aventino (Ann. d. Inst. 1885 p. 225) b e f a n d sich hier das Z e n t r u m der ganzen Verwaltung der G e t r e i d e z u f u h r und -Verteilung. I n derselben Gegend sind a n s e h n l i c h e Reste eines grofsen Gebäudes zum Vorschein g e k o m m e n , uralt, aus Quadern, die o h n e Mörtel gefügt sind (Not. d. seavi 1885 p. 527). Ebenfalls in derselben Gegend s t a n d ehedem ein Bogen des L e n t u l u s , der dem des Dolabella auf d e m Caelius so glich, d a f s sie ohne Zweifel zu einem u n d demselben A q u ä d u k t gehörten. Nach Biondo R o m inst. I, 18 s t a n d derselbe nicht allein, sondern war ein Teil eir er l a n g e n Bogenrcihe. Vermutlich sind dies die duodeeim portae der Regionsbeschreibung gewesen. Nördlich vom F o r u m Boarium, zur Seite des Vicus J u g a r i u s b e f a n d sich das A e q u i m e l i u m , ein kleiner Platz, der insofern mit dem V i e h m a r k t z u s a m m e n gehört, als auch auf ihm V i e h h a n d e l g e t r i e b e n wurde, u n d zwar s t a n d e n dort O p f e r t i e r e , vorzugsweise wohl L ä m m e r feil. Den N a m e n leitete m a n fälschlich, von der taequata Meli domus« (Varro L. L. V, 157, oben S. 1447, Cicero de domo 38, 101) her. Das F o r u m B o a r i u m mit seinen U m g e b u n g e n ist häufig von v e r h e e r e n d e n B r ä n d e n h e i m g e s u c h t worden. H e r v o r r a g e n d ist d e r schon oben e r w ä h n t e vom J a h r e 213, wobei das ganze Gebiet zwischen d e r P o r t a T r i g e m i n a u n d d e r Carmentalis n e b s t d e m Vicus J u g a r i u s u n d d e m A e q u i m e l i u m d e m Boden gleich g e m a c h t w u r d e (Liv. X X I V , 47); f e r n e r d e r vom J a h r e 192 v. Chr., der einen Tag u n d eine N a c h t d a u e r t e u n d alle G e b ä u d e , die T a b e r n e n u n d Viele W a r e n von grofsem W e r t e zerstörte (Liv. X X X V , 40). 3. V o r P o r t a T r i g e m i n a . Die grofsartigen gewerblichen u n d k a u f m ä n n i s c h e n Anlagen vor der P o r t a Trigemina, die in der Kaiserzeit nicht n u r d e n schmalen U f e r s a u m längs des Aventins e i n n a h m e n , sondern sich ü b e r die südlich davon gelegene E b e n e

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Topographie der Stadt. (Die Ebene a,m Tiber.)

bis an die nachmalige Aurelianische Mauer erstreckten, haben ganz allmählich erst, vom Thor ausgehend, sich entwickelt. Die älteste aller Anlagen ist das unmittelbar vor dem Thor gelegene Salzlager, die S a l i n a e . Die Gewinnung des Salzes auf den Salzwiesen am Ausflufs des Tiber, die schon in die älteste Geschichte verwebt sind, und seine Überführung in das Innere des Landes scheint die erste Kulturmission Roms gewesen zu sein. Das Salz kam vermutlich zu Schiff den Tiber hinauf und wurde in Magazinen vor der Porta Trigemina gelagert. Von hier ging der Transport zu Lande weiter. Die bei der Porta Gollma beginnende Via Salaria, von Festus ep. p.327 richtig erklärt : quia per eam Sabini sal a man deferebant. h a t davon ihren Namen. Die Magazine vor der Porta Trigemina haben das ganze Altertum und Mittelalter hindurch bestanden; noch h e u t heilst der Ort: »Salara vecchia«. An dem Abhänge des Aventin über denselben war die Fabel von C a c u s lokalisiert. Solin. I, 7: qui Cacus habitaiitlocum, cui Salinae nomen est, ubi Trigemina nunc porta. In der Nähe stand ein Altar des J u p i t e r I n v e n t u r , nach Dionys: Zilie; .Eüpeaioi;., der. Sage nach .von Herkules, errichtet,, wie die Ära Maxinia beim Circus, und wie dort war auch hier bei dem Altar ein Tempel des H e r c u l e s V i c t o r (Macr. Sat. III, 6,10). Nicht weit davon stand nach Dionys I , 32 ein Altar des Evander (npö?. . . Aüevrivaj . . ., rtje; TpibOnou iru\r)? oü npöerw). Lange blieb das Salz der einzige Handelsartikel, der in grofsen Massen den Tiber heraufkommend vor der Porta Trigemina gelagert wurde. Beim weiteren Anwachsen Roms aber beginnt das Getreide eine Rolle zu spielen. Als ältestes Wahrzeichen dieses Handels galt das vor der Porta Trigemina befindliche Donkmal des L. M i n u c i u s A u g u r i n u s (Consul 458, Decemvir 450v.Chr.), abgebildet auf Münzen (Momrnsen, Münzwesen S. 550 Anm. 265). Dasselbe soll ihm im J a h r e 439 v. Chr. vom Volke zum Danke f ü r seine Getreideverwaltung >stipe conlata« errichtet sein (Plin.N.H. X X X I V , 21; X V I I I , 15; Dionys. XII, 4) und stellte den L. Minucius selbst mit einem Getreidemafse dar. Abweichend berichtet Liv. IV, IG, dafs ihm zum Andenken vor Porta Trigemina ein vergoldeter Stier aufgestellt worden sei. — Als im 3. J a h r h . v. Chr. Roms überseeische Beziehungen begannen, wurde diese Vorstadt der Sitz eines lebhaften Handelsverkehrs. Im Jalire 199 v. Chr. wurde von den Aedilen M. Aemilius Lepidus und L. Aemilius Paulus das E m p o r i u m angelegt und eine Porticus von der Porta Trigemina bis an dasselbe g e f ü h r t , die P o r t i c u s A e m i l i a . Die erste Anlage des Emporiums scheint primitiver Art gewesen zu sein; nach 20 Jahren (174 v. Chr.) wird angegeben (Liv. X L I , 27): censores .... emporium lapide straverunt stipitibusque saepserunt . . . . gradibusque ascensum ab Tiberi in emporium feeerunt. Auch die

Porticus Aemilia wird damals schon wiederhergestellt. Die Wichtigkeit dieses Emporiums wuchs von J a h r zu J a h r ; Hauptgegenstand der Einfuhr war u n d blieb das Getreide; daneben bilden Öl und Wein wichtige Handelsartikel und seit der Zeit des Augustus auch Marmor, der in grofsen Massen von allen Enden der Welt eingeführt wurde. Ansehnliche Reste dieser Lager sind längs des Ufers gefunden und h a b e n der Gegend den Namen Marmorata gegeben. Entsprechend dem zunehmenden Verkehr sind die Grenzen des Emporiums allmählich erweitert worden; die Überbleibsel der grofsen Umfassungsmauer sind zuerst von Fabretti (de aquis et aquaeduetibus III, 11, Tai. IV), dann von Piranesi (nnt. Rom. IV, Taf. XLV1II; publiziert worden und bis in die neueste Zeit vorhanden gewesen. Die letzten Ausgrabungen haben ergeben, dafs das Emporium etwa doppelt so grofs gewesen ist, als man bis jetzt a n n a h m , doch hat man die Area desselben ohne jegliche Pflasterung u n d gänzlich ausgegraben (Not. d. seavi 1886 p. 22) gefunden. Längs der ganzen, über GOOm langen Uferlinie desselben fand man Stufen zum Flusse hinabgehend. .Dns ip d,er Uftirw.and a.ngebrachte.Bild eitler Amphora zeigt noch heute den Ort a n , wo die in Amphoren ankommenden Waren (Wein, Öl und Getreide) ab geladen wurden. Durchbohrte Steine dienten zum Anbinden der Schiffe. Die längs des ganzen Ufers von der Porta Trigemina Iiis zur Aurelianischen Mauer zu verfolgenden Uferverschalungen sind nur zum kleinen Teil aus Quadern (letztes J a h r h u n d e r t der Republik), bei weitem der gröfste besteht aus Ziegelmauern und zeigt den Charakter verschiedener Perioden (vgl. Preller, der Tiber, in den Ber. der sächs. Ges. der Wissensch. 1848 S. 137 ff.). In der Umgebung des Emporiums müssen schon gleichzeitig mit dessen Gründung Niederlagen f ü r die einlaufenden Waren angelegt worden sein, anfangs klein und dem noch nicht ausgebildeten Bedürfnisse entsprechend; aber seitdem durch die Gesetzgebung der Gracchen Getreide in grofsen Massen von Staatswegen anfing verteilt zu werden, und die Verproviantierung der H a u p t s t a d t zum wichtigsten Zweige der Verwaltung wurde, bedurfte es gröfserer Kornmagazine; in gleichemVerhältnisse stieg der Konsum des Weines und Öles. So entstanden hier jene grofsen H o r r e a , die allmählich die ganze Ebene unter dem Aventin bedeckten. Ihre erste Anlage ist, wie so vieles Bedeutende in Rom an den Namen eines der grofsen Geschlechter geknüpft 1 ), der S u l p i c i e r . Dasselbe besafs hier am Tiber in unmittelbarer Nähe des Emporiums groi'se Strecken Landes, die P r a e d i a G a l b i a n a , so g e n a n n t nach dem der Familie eigentümlichen Beinamen Galba. Dieselben müssen in dem Besitz der ») Appius ClaudiusS. 1448; M.Porcius CatoS.1461, die Aemilier u. A.

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Topographie der Stadt. (Die Ebene am Tiber.)

Sulpicier mindestens seit dein 2. Jahrh. v. Chr. gewesen sein, denn der Consul des Jahres 144 (oder 108?) v. Chr., Ser. SulpiciusGalba ist hier bestattet worden. Das Grabmal ist neuerdings wieder aufgefunden worden (Bull. d. Inst. 1886 p. 62). Wann die Horrea dieser Familie angelegt sind, steht nicht fest, doch existierten sie zur Zeit des Augustus als kaiserliches Besitztum. Horaz erwähnt sie carm. IV, 12, 18 und nennt sie horrea Sulpicia; desgleichen eine von Zmaragdus, einem Sklaven des Augustus, der Bona Dea Galbilla errichtete Weihinschrift (Eph. epigr. IV, 723 a). In derselben heifsensiemitdem üblicheren Namen horrea Galbiana (daneben existieren auch die Bezeichnungen horrea Oalbana oder Galbae). Im Laufe der Zeit scheinen sie sehr erhebliche Vergröfserungen erfahren zu haben, auch jenes Grab fand sich eingebaut und sorgfältig geschätzt innerhalb derselben. Vom Kaiser Galba heifst es im Chronographen von 354 p. 646, 21M.: domum sitam deposuit et horrea Galbae instituit. Im 3. Jahrh. n. Chr. waren sie nach Porphyrio zu Hör, carm. IV, 12, 18 vino et oleo et similibus aliis referta. Wir können hinzufügen, dafs auch Marmor hier lagerte. Eine reiche Ausbeute von Inschriften klärt uns über die rechtlichen Verhältnisse, sowie über die Verwaltung dieser groi'sen Speicher auf, die immer die wichtigsten geblieben sind, weil sie den Zwecken der lannona publica« dienten 1 ). Sic haben bis tief in das Mittelalter bestanden; ansehnliche Trümmer existierten noch im 12. Jahrhundert und galten damals als das Schlofs eines Königs Galbin (Jord. Top. II, 68). Die Reste derselben sind neulich in ihrer ganzen Ausdehnung bloßgelegt worden. Sie bestehen aus mehreren grofsen mit Gebäuden umgebenen Höfen von der Form, wie sie F. U. X X X V I , 8 dargestellt ist. Seit mehreren Jahren ist die Ebene unter dem Aventin Gegenstand der umfassendsten Ausgrabungen gewesen. Bei denselben sind die alten Straisenzüge wieder zum Vorschein gekommen, und es hat sich herausgestellt, dafs das ganze weite Gebiet vollständig mit Horrea bedeckt gewesen ist (vgl. de Rossi, le horrea sotto l'Aventino, Ann. d. Inst. 1885 p. 223); die erste kirchliche Region, die aus dem Aventin (12. und 13. Region) bestand, hiefs nach ihnen H o r r e a . Unter den fast unübersehbaren Resten derselben haben sich auch noch Teile von den einst hier gelagerten Waren gefunden, so, abgesehen von dem häufigen Marmor, hart an der Ostmauer des Emporiums ein Lager von Elfenbein (Not. degli seavi l ) Über diese Horrea und die daselbst gefundenen Inschriften vgl. Stevenson, Bull, d Inst. 1880 p. 98; Henzen, Bull. d. Inst. 1885 p. 138, 1886 p. 42; Gatti, Bull. comm. 1885 p. 119; Bull. d. Ist. 1886 p. 62; de Rossi Ann. d. Inst. 1885 p. 223, C. I. L. VI 236, 338. 588, 8680, 9801.

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1885 p. 224), südlich vom Emporium ein Lager von Meeressand zum Sägen und Bimsstein zum Polieren des Marmors (ib. 1885, p. 251) u. a. m. Uberliefert sind im ganzen Namen von siebenzehn Horrea: die des Galba, Vespasian und Nerva, ferner Agrippiana, Aniciana, Germaniciana,Leoniana (C.I. L. V I , 237), Lolliana (C. I. L. V I , 9467), Petroniana, Postumiana, Pupiana, Seiana (C. I. L. V I , 238, 9471), Sempronia, Sulpicia, endlich die Candelaria, Chartaria, Piperitaria. Von diesen lagen die Agrippiana und Germaniciana, wie wir sahen, am Forum Boarium, die Piperitaria an der Sacra via, die Aniciana werden in der Regionsbeschreibung mit den Galbiana zusammengenannt, lagen also sicher nicht weit davon. Die Horrea des N e r v a lagen wenigstens in der Nähe zwischen der Via Ostiensis und der Via Appia, und auch die Horrea V e s p a s i a n i und P e t r o n i a n a (C. I. L. VI, 3971) dürften hier gelegen und Teile der Horrea C a e s a r i s (C. I. L. VI, 682, 4239, 4240, 8682) gebildet haben. Die L o l l i a n a sind auf einem Fragment des Stadtplans (F. U. X I , 51) dargestellt. Danach haben sie am Tiber gelegen. Obgleich dadurch ihre Lage nur annähernd bestimmt ist, so ist für so ungeheure Anlagen, wie diese der Abbildung nach waren, kaum ein anderer Platz denkbar als die Ebene unter dem Aventin. Vermutlich sind sie gegründet von dem Consul des Jahres 22 v. Chr. (Hör. ep. I, 20, 28). Auch von den anderen, topographisch nicht bestimmbaren mögen noch manche hier gelegen haben. Von anderen Örtlichkeiten, die vor der Porta Trigemina und in dem Quartier der Speicher, resp. am Tiber lagen, wird genannt eine P o r t i c u s F a b a r i a in der Regionsbeschreibung ( C . I . L. VI, 18); ein V i c u s F r u m e n t a r i u s auf der capitolinischen Basis (C. I. L. VI, 975 p. 180 col. 2, Zeile 36); ein Amtsgebäude, in welchem das » A n s a r i u m « , d.h. der Eingangszoll für die den Tiber heraufkommenden Waren erhoben wurde (C. I . L . V I , 8594). Ebenfalls hier lag das F o r u m p i s t o r i u m (Regionsbeschreibung; Aur. Vict. Caes. 13; Marquardt Privatleben II, S. 400) und das inschriftlich bezeugte F o r u m v i n a r i u m , lauter Anlagen, die dem Charakter des Quartiers entsprachen. — Von den sicher in dieser Vorstadt nicht fehlenden sonstigen Handelszweigen sind durch Inschriften beglaubigt Fabriken von Lampen ad portam Trigeminam (Dressel, Ann. d. Inst. 187-8 S. 186). Eine sehr merkwürdige Erscheinung ist inmitten dieses Quartiers der M ö n s T e s t a c e u s (Monte Testaccio), ein aus den Scherben von Thonkrügen entstandener 35 m hoher Hügel von bedeutendem Umfange, der nach Ausweis der auf den Scherben befindlichen Stempel und Graffiti in einer langen Reihe von Jahren ganz allmählich zu dieser erstaunlichen Höhe angewachsen ist. Die datierbaren Inschriften beginnen vom Jahre 140 und gehen bis zum Jahre 255 n. Chr. Es ist kein Zweifel, dafs diese 95*

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Topographie

derr Stadt. (Der Aventin.)

nicht minder unwahrscheinliche oder unbegründete ungeheuren Scherbeninassen von den Gefilfscn herhinzuzufügen. rühren, in denen die überseeischen "Waren am EmNicht geringe Schwierigkeit bereitet die Frage, porium gelandet wurden und in die Horrea gelangten. warum bei den mit Sulla beginnenden PomeriumsNamentlich ist es Spanien, in erster Linie die fruchterweiterungen, die den Zweck hatten, den Gang dieser bare Provinz Baetica, und Africa, deren HandelsverLinie mit der zunehmenden Ausdehnung der Stadt kehr mit Rom in diesen Inschriften sich wiederspiegelt, in Ubereinstimmung zu setzen, der Aventin lange Zeit während z. B. Spuren griechischer Handelsartikel gar nicht berücksichtigt und erst durch Kaiser Claudius nicht gefunden sind. Die grofse Menge der hier bein das Pomerium eingeschlossen wurde. Auch findlichen Thongefäfse erklärt sich daraus, dal's auch hierüber fehlt es an einer sicheren Tradition aus das Getreide in solchen versandt zu werdein pflegte. dem Altertum. Dagegen fehlt es nicht an weit aus Im Innern des Berges befindet sich, wie durch Auseinandergehenden Erklärungsversuchen aus alter und grabungen festgestellt i s t , ein G r a b ; es ist nicht neuer Zeit. Nur eines kann sicher aus der Natur absichtlich, sondern durch Nachstürzen der in seiner des Pomeriums (Gel!. X I I I , 14) gefolgert werden, Nähe aufgehäuften Scherben verschüttet worden. Auch nämlich, dal's religiöse Bedenken diese Ausschliel'sung die ganze Umgegend des Monte Testaccio ist ful'sveranlafsten. hoch mit Scherben bedeckt, und zwar befimden sich dieselben innerhalb der Mauern zerstörter Horren, Der Aventin, der, wie wir S. 1445 sahen, ursprüngso dafs man annehmen mufs, dafs in späteren Jahrlich nur aus fortifikatorischen Gründen in den Serviahunderten die hier liegenden Magazine verödeten. nisehen Mauerring aufgenommen worden ist, gehört Doch ist diese Verödung nicht auf einmal gekommen, zu den Teilen der Stadt, die am längsten unbewohnt wie ebenfalls aus den Stempeln etc. geschlossen gewesen sind. Noch im 3. J a h r h u n d e r t der Stadt ist werden kann. Im Mittelalter las man hier und da er Staatseigentum und zum gröi'sten Teil bewaldet auf den Scherben die Nailieft von Spanien, Afrika u. a. - (Dionys. X, 31)-. Es-war eine der. wesentlichen. ErDaraus entstand der Volksglaube, dafs in den (ierungenschaften der Plebs, dal's durch die Lex Icilia fäfsen die Tribute enthalten gewesen seien, welche 455 v. Chr. (Liv. III, 31; Dionys. X , 32) der Berg, die römischen Provinzen nach Rom geschickt hätten'). soweit er nicht in festen Händen und Tempeleigentum war, derselben zur Bebauung übergeben wurde. 8. Der A v e n t i n . Kr ist denn auch in Zukunft vorwiegend von der Der Aventin ist durch ein ziemlich tief eingePlebs bewohnt gewesen und teilt den Charakter der schnittenes Thal in zwei Teile geteilt, so dafs Zweifel längs dem Tiber sich ausbreitenden Stadtteile. Vor darüber entstanden sind, ob die östliche H ä l f t e mit seiner Besiedlung war er, vermutlich durch eine zu diesem Berge zu rechnen sei, zumal dieselbe durch Sonderbefestigung geschützt, öfters das Ziel plebejidie Augustische Einteilung zur XII. Region (Piscina scher Secessionen; im J a h r e 121 besetzten ihn die Anpublica) gerechnet wurde, während die westliche der hänger des C. Gracchus und versuchten sich hier XIII. Region den Namen Aventinics gegebem hat. Da in dem gleich dem Capitolium ummauerten Tempelindessen nie ein besonderer Name f ü r jene Höhe bezirke der Diana zu halten (Mommsen, Rom. Gesch. genannt wird, auch die Bildung zweigipfliger Hügel, S. 123). wie wir sahen (vgl. S. 1473), eine in der römischen Auch auf diesen Berg führte, wie auf das Capitol Campagna und selbst unter den römischen Hügeln und den Palatin, eine fahrbare Strafse, der C1 i v u s nicht ungewöhnliche ist, so darf wohl an der ZuP u bl ic i u s. Derselbe wurde, wenn auch nicht angesammengehörigkeit beider Kuppen zu einem Berge legt, so doch mit Pflaster versehen von den AedilenL. nicht gezweifelt werden. Aufserdem hat die von der und M. Publicius Malleolus (Varro L. L. V , 158; Regionsbeschreibung in der XII. Region aufgeführte Festus p. 238) im J a h r e 237 v. Chr. Er begann bei Aedes bonae deae subsaxanae sicher auf dem Aventin der Porta Trigemina und hatte seinen H ö h e p u n k t gelegen. Über die Herkunft des Namens gab es, vermutlich an dem Hauptheiligtum des Berges, dem wie aus den zahlreichen divergierenden ErklärungsTempel der Diana. Von dort mag er zur Porta versuchen Varros hervorgeht (L. L. V. 43), keine Naevia(?) geführt haben. An dem Clivus lagen noch sichere Tradition. Auch die neuere Forschung h a t andere Tempel, z. B. der Tempel der Juno Regina kein anderes Resultat g e h a b t , als zu den unwahr(Liv. X X V I I , 37), aber er war aufserdem dicht mit scheinlichen Erklärungsversuchen Varros andere, Häusern besetzt; 203 v.Chr. brannten dieselben gänzlich ab (Liv. X X X , 26: clivus Publicius ad solum exustus). Eine zweite Strafse führte vom Süden her ') Grundlegende Arbeit von H. Dressel : Ricerche auf die östliche H ä l f t e des Berges, der nur in der sul Monte Testaccio, Ann. d. Inst. 1878 p. 118—192. Regionsbeschreibung (XII. Region) genannte C l i v u s E s ist zu bemerken, dafs ähnliche Scherbenberge auch D e l p h i n i . — I m Übrigen wurde der Aventin, der sonst existieren, z. B. in Tarent, Alexandria und Cairo. nach allen Seiten, namentlich nach dem Tiber zu Vgl. übrigens »Trans Tiberim«.

Rom.

Topographie der Stadt.

steil abfiel, gleich dem Capitol u n d dem Palatin auf T r e p p e n erstiegen: von i h n e n wird namentlich in der Regionsbeschreibimg g e n a n n t die S c a l a C a s s i . Die Auegrabungen, die auf diesem Berge gemacht worden, sind ziemlich geringfügiger Natur u n d nur in einer Beziehung von B e d e u t u n g , nämlich in be treft' des Ganges der Servianischen Mauer, von der an verschiedenen Stellen der West- u n d Südseite des Berges erhebliche Reste zum Vorschein gekommen sind, namentlich das S. 1446 e r w ä h n t e 20 Lagen hohe Stück in der Villa Torlonia; daneben sind einige unb e s t i m m b a r e Gebäudereste u n d Strafsenspuren aufgedeckt worden, von den topographisch interessanten P u n k t e n aber ist bis jetzt n u r wenig konstatiert w o r d e n , so dafs die Beschreibung sich auf die von Schriftstellern u n d in I n s c h r i f t e n überlieferten Thatsachen beschränken rnuis. Gleich dem Palatin h a t t e der Aventin m e h r e r e Heiligtümer a u f z u w e i s e n , die in die älteste sagenh a f t e Zeit zurückreichen. Dazu gehören die am Abh ä n g e a n der P o r t a Trigemina befindlichen Stätten der Cacuslegende (S. 1500). Auf dem Berge selbst u n d zwar auf dem höchsten P u n k t e des südöstlichen, zur X I I . Region gehörigen Teiles (Ovid. Fast. V, 150) b e f a n d e n sich die R e m u r i a , der Ort, an dem R e m u s vor G r ü n d u n g der Stadt die Auspizien eingeholt h a b e n soll. Wie m a n sich die Beschaffenheit der selben zu denken h a t (möglicherweise gleich dem Auguraculuin auf der A r x ) , steht nicht fest 1 ). — E i n e andere Vorstellung k n ü p f t sich an das ehemals auf d e m Aventin befindliche L a u r e t u m ; dort sollte der von den L a u r e n t e r n erschlagene Titus Tatius beg r a b e n sein. Zur Zeit des Varro u n d Dionys war es verschwunden u n d mit Strafsen bedeckt (Varro L. L. V , 152; Dionys. I I I , 43). Die Capitolinische Basis n e n n t einen V i c u s L o r e t i m a i o r i s und L o r e t i m i n o r i s . Nicht weit davon lag der A r m i l u s t r u m oder Armilustrium g e n a n n t e Ort, auf dem a m 19. Oktober das gleichnamige Fest gefeiert wurde (Varro L. L. VI, 22; Fest. ep. p. 19). Aus dem J a h r e 207 v. Chr. berichtet Livius X X V I I , 37, dafs es auf diesen Platz Steine geregnet h a b e . Auch dieser Ort wird (Plut. Rom. 23) als G r a b s t ä t t e des Titus T a t i u s genannt. Später wurde der Platz entweder ganz oder zum Teil verbaut. Die Capitolinische Basis n e n n t einen V i c u s A r m i l u s t r i . — Auf N u m a wird von Liv. 1,20 auch die G r ü n d u n g eines auf dem Aventin befindlichen Altars des J u p i t e r E l i e i u s zurückgeführt. Das H a u p t h e i l i g t u m des Berges w a r , wie schon oben erwähnt, der Tempel der D i a n a . Nach Martial V I , 64, 12 lag derselbe auf der Seite über dem Circus, also etwa da, wo h e u t e Sta. Prisca liegt. Der Über ') Vgl. M o m m s e n , die Remuslegende. X V I , 16.

Hermes

(Der Aventin.)

1503

lieferung nach war er von Servius Tullius aus Beiträgen des latinischen Städtebundes e r b a u t und galt als Bundesheiligtum (Festus p. 343). Das H a u p t f e s t war am 13. August. In demselben b e f a n d e n sich unter anderem das F o e d u s L a t i n u m und die Lex Ic.ilia (Dionys. IV, 26; X, 32) auf Erztafeln aufgezeichnet. Aus d e n Worten des Dionys über ersteres (IV, 26: dürr) BIE,ueivev N axr)Ari ,utxp' "H? ^>1? V^IKICU; ¿v TW Tri? 'Aprenibo? iepil) Ketuevri) m u f s geschlossen werden, dafs der Tempel bis in die Zeit des Augustus von Bränden etc. verschont geblieben ist. Unter Augustus wurde er nach Suet. Aug. 29 durch L. Cornificius umgebaut. Martial VII, 73, 1 und X I I , 18, 3 n e n n t den Aventin nach diesem Tempel Collis Dianae. Ebenfalls ein hohes Alter, wenn auch nicht gleiche B e d e u t u n g h a t t e der T e m p e l d e r J u n o R e g i n a . E r lag nach Liv. X X V I I , 37, der eine sich zu demselben bewegende Prozession b e s c h r e i b t , am Clivus Publicius, ohne dafs indessen über seine Lage bes t i m m t e s f e s t s t e h t . Seine G r ü n d u n g wird auf Camillus z u r ü c k g e f ü h r t , der a u s Veji ein Holzstandbild der Göttin nach R o m b r a c h t e und dasselbe in einem von i h m auf dem Aventin e r b a u t e n Tempel aufstellte. 218 v. Chr. errichteten die römischen Frauen der Göttin ein ehernes Standbild (Liv. X X I , 62). — Schon im zweiten punischen Kriege war v o r h a n d e n der Tempel der M i n e r v a . Festus berichtet p. 333: cum Linns Andronicus hello Pimieo sevitndo scripsisset Carmen, qnod u rirginibus est cantatum, quin prosperins res publica populi Romani geri coc.pta est, publice littributa est in Accntino aeclis Minervae, in qua liceret scri.bis histrionibusque consistcrc ac dona ponere in honorem Liii (vgl. Prcller, ¡\Iyth. I 3 p. 291, Hör. sat. II, G. 36). Als Dedikationstage werden der 19. März u n d der 19. J u n i g e n a n n t . — Den beiden Tempeln der J u n o u n d M i n e r v a schliefst sich der des J u p i t e r L i b e r t a s a n (Orelli 1249. 1282). W a n n er gegründet ist, wissen wir nicht. Alle drei sind von A u g u s t u s wiederhergestellt; Mon. Anc. IV, 8 : aecles Minervae et Junonis Iieginae et Jovis Libertatis (griech.: Zeil; 'EXeuilepioi;) in Aventino. E s scheint kein Zufall zu sein, d a f s die Capitolinische Göttertrias sich hier auf d e m A v e n t i n (wie auch auf dem Quirinal) b e f a n d , freilich n i c h t wie dort in einem Tempel vereinigt, sondern in drei vermutlich n e b e n e i n a n d e r a m Clivus Publicius liegenden Tempeln. Die topographische Z u s a m m e n g e h ö r i g k e i t geht auch a u s der Aufzählung im M o n u m e n t u m A n c y r a n u m hervor 1 ). Der einzige der Lage n a c h m i t Sicherheit bes t i m m b a r e Tempel ist der des J u p i t e r Doli') Welche B e w a n d t n i s es m i t d e m F r a g m e n t e des Stadtplanes F. CJ. I, 2 hat, ist eine schwierige Frage. Auf demselben befindet sich ein Tempel der Minerva u n m i t t e l b a r n e b e n der (in der X I I . Region genannten) clomus Comificia.

1504

Rom.

Topographie der Stadt. (Das Marsfeld.)

c h e n u s (Prell. Myth. II 3 , 404 ff.), eines aus der Stadt Doliche in Syrien nach Rom übertragenen Gottes. Die Notitia führt ihn unter dem Namen Dolocenum (Accusativ von D o l o c e n u s ) a u f . Der Tempel lag bei S. Alessio; dort sind eine Anzahl auf den Kultus desselben bezüglicher Inschriften gefanden worden (C. I. L. VI, 4 0 6 - 4 1 3 ) . Aufserdem werden noch von Heiligtümern auf dem Aventin genannt: ein Tempel der L i b e r t a s (Fest. ep. p. 121), der von Ti. Sempronius Gracchus, dem Vater des Siegers von Benevent, gegründet ist. Der Sohn liefs (214 v. Chr.) den Tempel mit einem Gemälde schmücken, das sich auf seinen Sieg bezog (Liv. X X I V , 16). Ferner die beiden Tempel des V e r t u m n u s und des C o n s u s , von denen es bei Festus p. 209 h e i f s t : eins rei argumentum est pictura in aede Vertumni et Consi, quarum in altera M. Fulvhts Flaccus, in altera T.Papirius Cursor triumph.antes ita picti sunt. Es ist anzunehmen, dafs die in der Purpurtoga dargestellten Triumphatoren die Gründer der Tempel sind; danach ist der Tempel des Vert u m n u s , der nach dem Kalender in loreto maiore (siehe oben S. 1503) lag, 264 v. Chr., der des Consus entweder 293 oder 272 geweiht worden '). Auf dem südöstlichen Teile des Aventin, unterhalb des Saxum, auf dem sich die Remuria befand e n , auf dem sanften Abhang des Berges lag der Tempel der B o n a D e a (in der Regionsbeschreibung nach seiner Lage Bona Den Subsaxana gemannt). Nach Ovid. Fast. V, 155 ff. war der Tempel durch eine Vestalin, Namens Claudia, an den Kaienden des Mai dediziert und von Livia wiederhergestellt worden. Hadrian hat ihn nach Spart. 19 umgebaut. Nicht mehr als von den Tempeln wissen wir von den wenigen hier befindlichen Profanbauten. Nach Hieronymus Chron. wohnte der Dichter Q, Ennius hier >i» monte Aventino parco admodum mimptu contentus et unius ancillae ministeriot. Ferner war nach Angabe der Regionsbesehreibung hier das Iiaus, in dem T r a j a n wohnte, ehe er Kaiser wurde (privata Traiani), desgleichen das Haus seines Freundes L i c i n i u s S u r a , welches nahe dem Tempel der Diana lag (Mart. VI, 64. 12). Derselbe erbaute auf dem Aventin Bäder, von denen ein Teil auf einem Fragmente des Capitolinischen Stadtplans dargestellt ist (F. U. I X , 41 mit der Inschrift: BAL. SVRAE) und deren Reste Canina unter Sta. Prisca wiedergefunden haben will (R. a. p. 533). Nach Aur. Vict. Caes. epit. 13 soll sie nicht Sura, sondern Trajan ihm zu Ehren erbaut haben. Die Regionsbeschreibung nennt mit ihnen zusammen T h e r m a s D e c i a n a s , von deren Bau Cassiod. Chron. unter dem ') Vgl. H. Jordan, de Vertumni et Consi aedibus Aventinensibus, Königsberg 1879 (Gratulationsschrift f ü r das archäologische Institut in Rom).

J a h r e 252 berichtet. — Auf der südöstlichen Hälfte des Berges lag vermutlich die d o m u s C i l o n i s , eines unter Septimius Severus und Caracalla angesehenen Mannes; der Name ist auf F. U. IX. 43 erhalten. Nach Aur. Victor Epit. 20 war das Haus, paedes memoratu dignaet, von Septimius Severus erbaut und dem Cilo geschenkt. Man glaubt bei Sta. Balbiaa Reste desselben gefunden zu haben. Endlich n e n n t die Notitia in der XIII. Region noch n y m p h e a I I I , m a p p a i n a u r e a m (mappa ist das Tuch , mit dem das Zeichen zum Beginne der Spiele gegeben wurde) wohl ein über dem Circus gelegenes H a u s , und P l a t a n o n i s , wozu nach Preller, Reg. 203 v i c u s zu ergänzen ist. 9. Das Marsfeld.

Unter Marsfeld ( C a m p u s M a r t i u s ) im weitesten Sinne hat man das Feld zu verstehen, das im Osten von den Hügeln Roms: dem Capitol, dem Quirin«! und dem Pincio, auf der anderen Seite von dem weit nach Westen ausbuchtenden Tiber eingeschlossen ist. Ursprünglich war dasselbe von städtischem Anbau frei, die Sage verlegt hierher die Acker der Tarquinier und nimmt an, dafs es nach ihrer Vertreibung dem Mars geweiht sei (Liv. I I , 5). Anderseits mul's wenigstens ein Teil des Feldes seit Einführung der Servianischen Verfassung für Abhaltung der Centuriateomitien bestimmt gewesen sein. In der Mitte desselben befand sich die Ä r a M a r t i s , an der die Censoren nach beendigten Comitien auf ihren curulischen Sesseln Platz nahmen (Liv. XL, 45). Bei derselben wurden im Februar die Spiele d e r E q u i r r i e n (der Name erhalten in dem der Kirche Sta. Maria in Aquiro) gefeiert und im Oktober nach vorgängigem Wagenrennen das uralte Opfer des O k t o b e r r o s s e s gebracht. Geopfert wurde nach Festus p. 178 das Handpferd des siegreichen Zweigespanns (bigarum victricum dexterior) und der Schwanz desselben mit solcher Schnelligkeit in die Regia gebracht, dafs das Blut desselben noch auf den Altar tropfte. Um das H a u p t aber stritten sich die Bewohner der Subura und der Sacra via; gewannen es die ersteien, so hefteten sie es an den »MamilierturDU, die letzteren an die W a n d der Regia. Wo die Ära Martis gestanden h a t , ist nicht mehr zu bestimmen; zu ihr wurde im J a h r e 193 v. Chr. nach Liv. X X X V , 10 eine P o r t i c u s von der am Quirinal befindlichen Porta Fontinalis geführt. Dieselbe ist, wenn nicht f r ü h e r , so doch spätestens durch die Anlage des Trajansforums verdrängt worden. Ebenso unbekannt ist die Stelle des T e r e n t u m , nur dafs dieser Ort dicht am Tiberufer gelegen haben mufs. Es heifst, dafs dort einst Feuer aus der Erde geschlagen sei, weshalb dieser Teil des Marsfeldes auch Campus ignifer genannt wurde. In uralter Zeit wurde hier den Göttern der Unterwelt, dem Dis Pater und der

Rom.

Topographie der Stadt. (Das Marsfeld.)

Proserpina ein Altar gegründet u n d die L u d i s a e c u l a r e s eingerichtet. Gefeiert wurden dieselben nachweislich seit dem 3. J a h r h . v. Chr. A u g u s t u s verschmolz d e n Dienst der Unterirdischen m i t dem der capitolinisehen G o t t h e i t e n u n d des Apollo. — G e n a n n t wird ferner auf d e m Marsfelde die P e t r o n i a a m n i s , ein B a c h , n a c h F e s t u s p. 250: in Tiberim perflucns, quam magistratus auspicato transeunt, cum in campo quid agere voluut. Seine Quelle hiefs C a t i f o n s , quod in agro cuiusdam fuerit Cati (Fest. ep. p. 45). In dem Thal zwischen Pincio u n d Quirinal entspringend, eilte er nach kurzem L a u f e d e m Tiber zu. E r ist jetzt verschwunden; wahrscheinlich bildete er die P a l u s G a p r e a , bei welcher Komulus einst w ä h r e n d einer Volksversammlung dem Leben e n t r ü c k t sein soll. In historischer Zeit sehen wir das Gebiet des Marsfeldes erheblich eingeschränkt. Teils finden wir grofse Strecken im Privatbesitz, wie die P r a t a F l a m i n i a vor dem carmentalisehen Thor u n d die A e m i l i a n a am A b h ä n g e des Quirinais, teils e n t s t e h e n längs der zu d e n Thoren der Stadt h i n a u s f ü h r e n d e n Strafsen V o r s t ä d t e , die sich immer weiter hinausschieben. Die b e d e u t e n d s t e derselben war die vor der porta Carmentalis längs des Flufsufers sich ausbreitende. Hier war durch die Anlage des F o r u m h o l i t o r i u m schon f r ü h ein Ausgangs- und M i t t e l p u n k t städtischer Ansiedlung geboten; enge Quartiere mit einer plebejischen, dem Gewerbe u n d dem Kleinhandel l e b e n d e n Bevölkerung e n t s t a n d e n hier eins n e b e n d e m a n d e r e n und gaben der Gegend den winkligen, schmutzigen Charakter, der ihr durch so viele Wandlungen der Geschichte bis zum heutigen Tage unverändert geblieben ist. E i n e einzige grofse Strafse, die von der porta Carmentalis durch die p r a t a Flaminia n a c h dem Marsfelde f ü h r e n d e Heerstrafse, d u r c h s c h n i t t d i e s e l b e ' ) . Von den öffentlichen, der Versorgung der Stadt mit Getreide dienenden Einrichtungen, die, wie wir sahen, so viel Baulichkeiten längs des Tiber b e a n s p r u c h t e n , lagen hier, vermutlich in u n m i t t e l b a r e r Nähe des F o r u m holitorium, die Portiken d e s M i n u c i u s , die v e t u s und die f r u m e n t a r i a , in d e n e n die Verteilung von Getreide vorgenomm e n wurde (Hirschfeld, Verwaltungsgeschichte S. 134). Das F o r u m holitorium gab R a u m f ü r die Anlage m e h r e r e r Tempel. Es waren dies: 1. der von M. Atilius Calatinus im ersten p u n i s c h e n Kriege e r b a u t e T e m p e l der S p e s , der in m e h r e r e n Bränden, die diese ganze a m T i b e r gelegene Gegend v e r w ü s t e t e n , in Asche gelegt u n d unseres W i s s e n s zuletzt von Germanicus (Tac. a n n . II, 49) wiederhergestellt wurde. 2. Der Tempel der P i e t a s , im J a h r e 191 v. Chr. von M. Acilius Glabrio in der Schlacht bei T h e r m o p y l a e gelobt u n d z e h n J a h r e später von seinem Sohne *) Die Strafse ist u n t e r der heutigen ViaJMontanara k o n s t a t i e r t w o r d e n ; vgl. Not. d. seavi 1876 p. 138.

1505

(Liv. X L , 34) dediziert. Über d e n N a m e n b e r i c h t e t F e s t . p. 209: Pietati aedem consecratam ab Acilio aiunt co loco, quo quondam mulier habitaverit, quae patrem suitm inclusum carceremammis suis clam aluer it. Der Tempel h a t nur bis zu Caesars Zeit bestanden, er m u f s t e samt anderen G e b ä u d e n der Anlage des Marcellustheaters weichen. 3. Der T e m p e l des J a n u s. E r war n a c h Tac. ann I I , 49 von C. Duilius im 3. J a h r h . v. Chr. erbaut oder wiederhergestellt. Bekanntlich spielt er schon in der Fabierlegende eine Rolle; hier war vor dem Auszuge der Fabier der Senat v e r s a m m e l t (Fest. p. 285); im Kalender zum 17. August und 18. Oktober heifst e r : Janus ad theatrum Marcelli. E r ist von Tiberius wiederhergestellt. 4. Der Tempel der J u n o S o s p i t a , von C. Cornelius Cethegus im J a h r e 197 erbaut (Liv. XXX1I,30). Über seine weiteren Schicksale sind wir nicht unterrichtet. — U n t e r der Kirche Sta. Nicola in Carcere liegen die R e s t e von drei kleinen T e m p e l n nebeneinander (vgl. F. U. X V I I I , 118). Welche der oben g e n a n n t e n es w a r e n , oder ob hier noch andere gelegen h a b e n , ist nicht zu entscheiden. E i n e n ganz besonderen Aufschwung n a h m diese Vorstadt, als an ihrer Grenze auf d e n prata F l a m i n i a im J a h r e 221 v. Chr. der C i r c u s F l a m i n i u s e r b a u t wurde (über seine Lage vgl. K a r t e V). E r diente aufser zur A b h a l t u n g der ludi Ttiurii, die gleich den Saeculares den Göttern der Unterwelt gefeiert w u r d e n (Fest. p. 351), n a m e n t l i c h für die ludi plcbei, welche seit f r ü h e r Zeit (Ascon. in Verr. p. 143 Flehet ludi quos exaetisregibuspro libevtate plebis f eeerunt aut pro rcconciliatione plcbis post secessionem in Aventinum) speziell f ü r die Plebs b e s t i m m t waren und d e m e n t s p r e c h e n d von den plebejischen B e a m t e n besorgt wurden. Auch V e r s a m m l u n g e n f a n d e n hier statt (Cic. ad Att. 1,14,1). Der Circus war nicht das erste Bauwerk, das in d e n p r a t a F l a m i n i a errichtet wurde. Schon zu der Zeit der Decemvirn, wo sich die ersten H ä u s e r r e i h e n vor die p o r t a C a r m e n t a l i s schoben, lag a n der zum Marsfelde f ü h r e n d e n Strafse, nach Ascon. zu Cic. in toga Candida p. 50: inter forum holitorium et circurn Flaminium, ein Apollinisches Heiligtum (ein Lorbeerh a i n ? vgl. Preller, Myth. I 3 , 303). Auf Geheifs der Sibyllinischen B ü c h e r wurde hier bei einer P e s t ein Tempel des A p o l l o gebaut u n d im J a h r e 431 v. Chr. eingeweiht (Liv. IV, 25). Derselbe diente ö f t e r s zu Senatssitzungen, k a n n also nicht u n b e d e u t e n d gewesen s e i n ; übrigens war er bis auf Augustus der einzige T e m p e l dieses Gottes in Rom. Die zur Feier desselben eingesetzten ludi Apollinares w u r d e n , soweit sie circensischer Natur waren, seit Ausgang des 3 J a h r h . v. Chr. i m Circus Flaminius gefeiert. Nicht m i n d e r a l t war der Tempel der B e l l o n a . Schon Appius Claudius Regillensis (Cons. im J a h r e 495 v. Chr.) soll die Bilder seiner V o r f a h r e n in einem doch wohl von ihm erbauten T e m p e l der Bellona

1506

Rom.

T o p o g r a p h i e der Stadt. (Das Marsfeld.)

aufgestellt h a b e n (Plin. N. H. X X X V , 12). D e m widerspricht freilich die Nachricht bei Liv. X , 19, dafs Appius Claudius Caecus im J a h r e 296 v. C h r . in der Schlacht gegen die Etrusker einen Tempel d e r Bellona gelobt h a b e , und Ovid. Fast. VI, 203 n e n n t ihn als G r ü n d e r desselben. Da beide G r ü n d u n g e n aber a n den N a m e n eines Claudius g e k n ü p f t sind, s o mag die /.weite ein grofsartiger Neubau an Stelle eines älteren, u n b e d e u t e n d e n Heiligtums sein. Der T e m p e l , den der Kalender in circo Flaminio nennt, lag a u f s e r h a l b des P o m e r i u m s , und diente zu S e n a t s s i t z u n g e n , in welchen die aus dem Kriege zurückkehrenden Feldherren begrüi'st, oder Gesandte f r e m d e r Völker, die die Stadt nicht betreten d u r f t e n , a n g e h ö r t wurden. Neben dem Tempel lag eine kleine Area, die einst ein gefangener Soldat dos P y r r h u s h a t t e k a u f e n müssen, u n d die als ausländisches Gebiet galt. Auf derselben stand die C o l u m n a b e l l i c a , vermutlich das Sinnbild eines Grenzpfeilers. Ü b e r denselben schleuderte der Fetial vor Beginn eines auswärtigen Krieges seine Lanze gleichsam in Feindesland. Diesen G e b r a u c h übte noch Augustus vor d e m Kriege gegen -Cleopatra (Dio Cassius L, 4). .—. Noc.h .eiue ganze Anzahl von Tempeln u n d H e i l i g t ü m e r n werden als: »in circo Flaminio t liegend g e n a n n t : der Tempel des H e r c u l e s C u s t o s , nach Ovid. F a s t . V I , 209 auf der entgegengesetzten Seite des Circus liegend wie der Tempel der Bellona, ferner die T e m p e l der D i a n a u n d J u n o K e g i n a , nach Liv. X L , 52 im J a h r e 179 von M. Aemilius Lepidus dediziert; eine A e d e s M a r t i s i n c i r c o F l a m i n i o , e r b a u t von D. J u n i u s Callaicus (Plin. X X X V I , 26), ein D e l u b r u m N e p t u n i , e r b a u t von einem Cn. Domitius, u n d Tempel oder n u r Sacella des C a s t o r u n d P o l l u x u n d des V u l c a n . Die K e n n t n i s aller dieser H e i l i g t ü m e r verdanken wir n u r gelegentlichen E r w ä h n u n g e n von Schriftstellern oder d e m Kalender. Topographisch nachweisbar sind sie nicht. — In u n m i t t e l b a r e r Nähe des Circus müssen die von der Notitia g e n a n n t e n S t a b u l a f a c t i o n u m l V gewesen sein, i n welchen die Rosse f ü r die Circusspiele standen. E b e n d a s e l b s t lagen die bei Cicero pro Iioscio 7, 18 e r w ä h n t e n b a l n e a e P a l l a c i n a e u n d der gleichnamige Vicus (vgl. J o r d a n im H e r m e s II, 76). Die m i t Caesar u n d Augustus a n h e b e n d e Zeit der grofsen Umwälzungen h a t sich ganz vornehmlich a u c h auf diese Vorstadt erstreckt. Der P l a n , das F o r u m mit dem Marsfelde in eine w ü r d i g e , d u r c h m o n u m e n t a l e B a u t e n vermittelte V e r b i n d u n g zu setzen, welcher auf der Nordseite des K a p i t o l s d u r c h die Anlage der allmählich sich zwischen diesem u n d dem Quirinal vorschiebenden Kaiserfora n u r langsam seiner Verwirklichung entgegengeführt w u r d e , k a m im Süden desselben rasch zur A u s f ü h r u n g . J e n e die Vorstadt vor dem Carmentalischen T h o r e durchschneidende H a u p t s t r a f s e bot dazu die geeignete

Grundlage. E s galt n u r , die an derselben liegenden H ä u s e r a n z u k a u f e n und d u r c h monumentale Bauten zu ersetzen. Die ersten B e s t r e b u n g e n in dieser R i c h t u n g sind schon älter als die Zeit des Augustus Zwei an der Strafse liegende Tempel dos J u p i t e r S t a t o r u n d der J u n o , von denen der letztere vermutlich (Liv. X L , 52) im J a h r e 179 erbaut worden ist — von ersterem k e n n e n wir das J a h r der Grün d u n g nicht — h a t t e Q. Caecilius Metellus nach seinem T r i u m p h über Macédonien (nach 149) u m g e b a u t und mit einer Porticus umgeben. Jetzt t r a t an die Stelle derselben die P o r t i c u s O c t a v i a e , e r b a u t von Augustus im N a m e n seiner Schwester. In derselben b e f a n d sich eine Bibliothek u n d eine »sckola«, in der gelegentlich Senatssitzungen abgehalten wurden. Ausgezeichnet war sie d u r c h die grofse Anzahl der hier befindlichen K u n s t w e r k e der b e r ü h m t e s t e n Meister. E r h a l t e n ist noch jetzt von der Porticus der Haupteingang bei der Kirche S. Angelo in Pescaria am G h e t t o ; er trägt eine Dedikationsinschrift des Septimius Severus u n d des Caracalla, die den Bau nach einer F e u e r s b r u n s t wiederherstellten. Dicht neben dieser Porticus lag, wie ein F r a g m e n t des Capitoliniselien Stadtplanes (F. U. V . 33) zeigt, die A e d e s I l e r c u l i s M u s a r u m , e r b a u t von dem kunstliebenden Fulvius Nobilior, dem Beschützer, des E n n i u s , u n d von i h m mit d e n a u s Ambracia f o r t g e f ü h r t e n K u n s t s c h ä t z c n geschmückt (Serv. Aen. I, 8). Auch dieser Tempel w u r d e zur Zeit des A u g u s t u s ern e u t u n d mit einer Porticus umgeben, e n t w e d e r von L. Marcius P h i l i p p u s , dem Stiefvater des Augustus selbst, oder von diesem im Namen seines Stiefvaters als P o r t i c u s P h i l i p p i dediziert. Eine dritte Porticus war die des O c t a v i u s a m Circus Flaminius. Sie war e r b a u t von Cn. Octavius nach dem T r i u m p h e über Perseus u n d hiefs als erstes Beispiel korinthischer Säulen Ordnung auch Porticus C o r i n t h i a . Zur Zeit des A u g u s t u s b r a n n t e sie ab, worauf die Wiederherstellung erfolgte. Zu Plinius' Zeit existierte sie indessen nicht m e h r (Plin. X X X I V , 13). Die wichtigsten aber u n d j e n e V o r s t a d t a m meisten umgestaltenden B a u t e n waren die T h e a t e r des B a l b u s u n d des M a r c e l l u s , von d e n e n dem ersteren n u r vermutungsweise der auf dem Plan bezeichnete Platz angewiesen werden k a n n , während von dem l e t z t e r e n , in welches der Palazzo Orsini eingebaut ist, noch a n s e h n l i c h e , wegen ihrer Schönheit durch alle J a h r h u n d e r t e b e r ü h m t e u n d n a c h g e a h m t e Reste der äufseren U m f a s s u n g s m a u e r n in der N ä h e der Piazza M o n t a n a r a erhalten sind 1 ). Nach eigenen Angaben des Augustus im Mon. Ane. I V , 22 e r b a u t e er l ) Aufrifs eines Teiles derselben s. S. 295. — Das Marcel!ustheater ist übrigens das erste G e b ä u d e gewesen, dessen Fassade ganz u n d gar von Travertin e r b a u t war.

Rom.

Topographie der Stadt. (Das Marsfeld.)

das Theater, das Caesar begonnen hatte, neben dem Tempel des Apollo »m solo magna ex parte a priratis emptoi, und dedizierte es (11 v. Chr.) unter dem Namen seines Neffen Marcellus. Nach der Regionsbeschreibung hatte es '20 500 Plätze. Von einer Wiederherstellung der Seena des Theaters unter Vespasian, wahrscheinlich nach dem Brande unter Titus, ist bei Sueton Vesp. 19 die Rede. Von Alexander Severus heilst es Lampr. Alex. 44: theatrum Marcelli reficere voluit. — Auch das T h e a t r u m B a l b i verdankt indirekt dem Augustus seine Entstehung ; es gehört zu den Bauten, die von den Grofsen seiner Zeit auf seine Veranlassung oder um ihm gefällig zu sein, aufgef ü h r t wurden (Sueton Aug. 29), und wurde in demselben J a h r e wie das des Marcellus dediziert. Die Feuersbrunst unter Titus h a t es zum Teil zerstört (Dio Cass. L X V I , 24), vermutlich ist es ebenfalls durch Vespasian wiederhergestellt. Es fafste 11510 Zuschauer. Ob und wie die von der Notitia genannte C r y p t a B a l b i mit dem Theater zusammenhing, wissen wir nicht. Die Grenze der Vorstadt extra, portain CarmenUdem war nach der Stadtseite hin eine festgegebene; nach Norden ging sie nicht wesentlich über den Circus Flaminius h i n a u s , dagegen war ihr Wachstum am Tiber unbeschränkt; sie dehnte sich hier bis zu den Navalia aus, deren Lage gegenüber dem vaticanischen Gebiet durch Liv. I I I , 26 und Plin. X V I I I , 20 gesichert ist, ja bis über dieselben. W a n n die N a v a l i a angelegt s i n d , ist nicht bekannt. Aus Liv. I I I , 26 geht nur hervor, dafs sie zur Zeit des Dictators L. Quinctius Cineinnatus noch nicht existierten. Ob diese Werfte jemals zum Bau von Kriegsschiffen gedient haben , ist sehr zweifelhaft. Wir hören nur, dafs Staatsschiffe und von den Macedoniern und Antiaten eroberte Schiffe (Liv. VIII, 14, 12) dort untergebracht , auch Gefangene darin bewacht werden. Im J a h r e 179 v. Chr. baute der Censor Fulvius (Liv. XL, 51) eine Porticus -¡post navaliat; in Verbindung mit derselben ist wohl die P o r t a n a v a l i s zu denken, von der Festus ep. p. 179 sagt; navalis porta a vi cinia nav alium dicta. In der Mitte des 2. J a h r h . v. Chr. wurden die Navalia durch den griechischen Baumeister Hermodorus neugestaltet (Cic. de or. I, 14, 62), doch sind sie f ü r die Entwickelung der römischen Flotte auch nach dieser Zeit nicht von Bedeutung gewesen. Sie teilen das Schicksal des Flusses, an dem sie liegen (s. S. 1437 f.). Procop, zu dessen Zeit die Navalia ¿v n^oq xr| irö\ei lagen, sah in ihnen das Schiff, m i t dem Aeneas einst nach Italien gekommen sein sollte (Goth. IV, 22)1). ') Das Fragment des Stadtplanes X I I I , 61 mit der Inschrift NAVALEMFER ist nach so vielen Erklärungs- und Emendationsversuchen ein ungelöstes Rätsel.

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Während wir uns so von der Entwickelung und Ausdehnung der Vorstadt e x t r a p o r t a m C a r m e n t a l e m ein deutliches Bild machen k ö n n e n , sind topographisch nicht mehr bestimmbar zwei andere Vorstädte: » e x t r a p o r t a m F l u m e n t a n a m « und »in A e m i l i a n i s « . Dafs die porta Flumentana nicht unmittelbar am Tiber gelegen hat, sahen wir schon oben S. 1447. Gleichwohl weisen die mehrfachen Nachr i c h t e n , dafs bei Überschwemmungen, welche die »plana urbis« trafen, vornehmlich die Vorstadt extra portam Flumentanam getroffen worden sei, wieder auf die Nähe des Flusses oder doch auf die niedrigst gelegenen Teile des Marsfeldes. E r w ä h n t wird bei Liv. VI, 20 ein extra portam Flumentanam gelegener l u c u s P e t e l i n u s , in dem bei dem Prozefs gegen Manlius sich die Centurien versammelten, doch ist seine Lage fraglich (Mommsen K. F. II., 192). Auch ob hier das A e s c u l e t u m lag, in dem einmal Oomitien abgehalten wurden, ist unbekannt. - Über die Lage der A e m i l i a n a gibt Suct. Claud. 18 kaum genügenden Aufschlufs. Es heifst dort: Cum Aemiliana pertinacina arderent, in diribitorio duabus noctibus mansit, wonach sie nach dem Quirinal zu, etwa vor der porta Fontinalis, gelegen haben könnten. Der Charakter dieser beiden Vorstädte ist wesentlich verschieden von der vor der porta Carmentalis. Es sind vornehme Quartiere (Cic. ad Atticum V I I , 3, 9: cur, cum portam Flumentanam Caelius oeniparit, ego l'uteolos non meos faciam f Varro d. r. r. III, 2 nam quod extra urbem est aedificium, nihilo magis ideo est villa, quam eorum aedificia, qui habitant extra portam Flumentanam aut in Aemilianis). Übrigens werden dieselben sehr selten genannt und nur im allgemeinen. Von öffentlichen Gebäuden, Tempeln etc. in ihnen ist nirgend die Rede. Mitten durch die Ebene und genau in der Linie des heutigen Corso führte die V i a F l a m i n i a , in ihrem unteren Teile, so lange sie zwischen Gebäuden sich befand, V i a l a t a genannt. Sie teilte die Ebene in zwei der Gröfse wie dem Charakter nach verschiedene Hälften. Ursprünglich h a t t e n gewifs beide zum Campus Martius gehört, zur Zeit des Augustus bildet die Via lata die Ostgrenze desselben und zugleich die Grenze zwischen der siebenten ( V i a l a t a ) und neunten Region ( C i r c u s F l a m i n i u s ) . Die siebente Region, zu der auch der P i n c i u s (collis hortorum) mit seinen weitläufigen und prachtvollen Gartenanlagen gehörte, u n t e r denen die Gärten des Lucullus, des Pompejus und des Domitian hervorragten, sowie das Thal zwischen diesem Hügel und dem Quirinal, in welches sich die Anlagen der Sallustischen Gärten hinabzogen, h a t wohl nur zum kleinen Teile eigentlich städtischen Anbau gehabt. Der C a m p u s M a r t i u s , im Süden an die Vors t a d t des Circus Flaminius grenzend, im Osten begrenzt von der Via lata, im Norden und Westen sich

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Topographie

der Stadt. (Das Marsfeld.)

bis an den Tiber erstreckend, zerfiel seiner Bestimmung nach in zwei Teile. Der eine, gröfsere, diente für gymnastische Übungen aller Art, der andre, kleinere, für die Volksversammlungen, die comitia centuriata; der erstere nahm den nördlichen Teil des Feldes längs des Tiber ein, der letztere lag der Stadt zunächst. Aufser der Ära Martis befand sich auf ihm bis in die letzte Zeit der Republik nur ein einziges Gebiiude, die V i l l a p u b l i c a . Dieselbediente zum Aufenthalt der Beamten während der Abhaltung des Census und der Truppenaushebungen (Varro r. r. I I I , 2: tibi cohortes ad delectum consuli adductae considant, tibi arma ostendant. ubi eensores censu admittant populum). Auch Gesandte fremder Völlker, sowie die aus dem Kriege zurückkehrenden Feldherren, denen in dem nahe gelegenen Tempel der Bellona Senatssitzungen anberaumt wurden, verweilten hier. Erbaut war sie im Jahre 432 (Liv. IV, 22), im Jahre 194 wurde sie restauriert (Liv. X X X I V , 44). Ihre Lage dicht an der Grenze der Flaminischen Vorstadt (also etwa auf der heutigen Piazza Venezia) ist durch die Nähe des Tempels der Bellona und den Ausdruck des Varro n. a..O., sie habe in eampo Martio extremo gelegen, gesichert. — Unmittelbar daran sich unschliel'send lagen die S a e p t a , ein eingehegter Raum, wegen der Ähnlichkeit mit einer Schafhürde auch O v i l e genannt, der zur Abstimmung der Centuriatskomitien diente (Serv. Virg. Ecl. I, 34: saepta proprio sunt loca in campo Martio inelusa tabullatis, in quibus stans populus Romanus suffragia ferrc consueverat. Über die Art der Abstimmung vgl. Liv. X X V I , 22). — Wo die Grenze zwischen den beiden Teilen des Marsfeldes war, steht nicht genau fest, doch hat sich in der Via del Seminario nicht weit vom Pantheon ein Travertincippus gefunden mit der Inschrift: Jd quod intra cippos ad camp, versus soll est Caesar August, redemptum a privato publkavit (C. I. L. VI, 874). Möglich, däls hier seit Augustus die Grenze der beiden Teile sich befand. Jedenfalls waren sie geschieden; man könnte ihr Verhältnis mit dem zwischen Comitium und Forum in der ältesten Zeit vergleichen. Auch hier grenzen zwei Plätze aneinander, von denen der eine dem freien Verkehr des Volkes, der andre den staatlichen Handlumgen gewidmet war. Seit Caesar tritt dieser Unterschied auch äufserlich hervor. Während der zu gymnastischen Übungen bestimmte Teil des Marsfeldes naturgemäfs frei bleibt von Bauten und nur die Hingund Spielplätze sich verschönern und mit Statuen und Portiken schmücken, bedeckt sich jener andre ausschliefslich für Staatsgeschäfte bestimmte mit monumentalen Bauten. So schildert Strabo V, 3, 8 p. 236 voller Bewunderung das Marsfeld. Er sagt nach der Übersetzung Prellers (Reg. 158): »Bewunderungswürdig ist die Ausdehnung dieses Feldes, welches auch für Wagenrennen und Reiterübungen hinreichenden

Platz gewährt, trotz der grofsen Menge derjenigen, welche sich im Ball- und Reifenspiel und in der Palästra üben. Dazu die umher aufgestellten Kunstwerke, der das ganze J a h r hindurch grünende Rasen, und jenseits des Stromes der Kranz der Hügel, welche sich bis an den Flufs mit bühnenartiger Wirkung herumziehen, ein Schauspiel, von dem man nicht wegfinden kann. Und nahe bei diesem Felde ist noch ein anderes Feld, und rings im Kreise liegen eine Menge Prachthallen und Lustpflanzungen und drei Theater und das Amphitheater und kostbare Tempel, einer an dem andern, so dafs die übrige Stadt nur wie ein Anhang zu diesem Teile erscheint. Deshalb hat man auch diesen Raum für den würdigsten gehalten, um darauf Denkmäler der ausgezeichnetsten Männer und Frauen zu errichten.« Der erste, der auf dem Marsfelde baute, war Pompejus. E r errichtete daselbst das erste steinerne Theater, während die früheren Theaterbauten von Holz und zu bestimmten Zwecken errichtet (wie das mit '.inerhörter Verschwendung erbaute des Scauvus Plin. N. H. X X X V I , 114), nur von vorübergehender Dauer .waren. .Noch, im .Jahre. 150 v. .Chr. .wurde von einem Patrioten wie P. Cornelius Nasica ein stehendes Theater für unmöglich und sittengefährlich erachtet (Liv. ep. X L V 1 I I ; ein anderes Beispiel hiebe Vell. I, 15). Auch der Bau des Pompejus erfuhr noch Tadel (Tac. ann. X I V , 20 : inensatum a scnioribtts . . . iuim antra mbitarm gradibus et scena in tetnpiix struvta ludos edi solitos). Pompejus errichtete es 55 V. Chr. in seinem zweiten Konsulate; es hiefs im Volksmunde das T h e a t r u m 1 a p i d e u in oder m a r m o r e u n i , auch nachdem die Theater des Baibus und Marcellus schon errichtet waren. Auf der Höhe desselben errichtete er einen Tempel der V e n u s V i c t r i x ; auch andre Tempel befanden sich daselbst nach Fast. Amit. zum 12. Aug., wo es heilst: Veneri tidrici, Honori Virtuti, Felicitati in theatro marmoreo. Über die Gröfse des Theaters sind die Angaben verschieden. Nach Plin. N. H. X X X V I , 115 hatte es Raum für 40 000 Zuschaucr, die Notitia gibt nur 17 580 an. Nach Mon. Anc. IV, 9 stellte Augustus es gleichzeitig mit dem Capitolium impensa grandi wieder h e r ; näheres ist darüber nicht bekannt. Unter Tiberius brannte es ab, der Kaiser unternahm für die Nachkommen des Pompejus die Wiederherstellung, die aber erst unter Caligula beendet wurde; Claudius dedizierte es von neuem. Noch mehrmals ist es hinterher abgebrannt oder doch durch Brand beschädigt; so unter Titus, Septimius Severus, und 249 n. Chr. unter Philippus Arabs. E s ist aber bis in die letzte Zeit erhalten geblieben (Ammian. X V I , 10, 14). — Verbunden war mit dem Theater die P o r t i c u s P o m p e i . In einer Exedra derselben stand die Bildsäule des Pompejus. Es ist dies der als C u r i a P o m p e i berühmt gewordene Raum,

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Topographie der Stadt.

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worden zu sein (Mart. I X , 59; X, 80). Die Reste der letzteren, einer durch a c h t Reihen von Säulen u n d Pfeilern gebildeten siebenfachen Halle sind längs des Corso, der alten V i a lata u n d auf der Piazza Venezia g e f u n d e n worden *). Sie s t i m m e n genau mit der auf dem S t a d t p l a n f r a g m e n t (F. U. VI, 35 u. 36) abgebildeten Porticus überein. F r a g m e n t 35 enthält a u c h einen Rest der I n s c h r i f t . Indessen stellt Fragment 36 nicht die noch v o r h a n d e n e Porticus dar, da auf d e m s e l b e n die Via lata nicht erscheint, sondern vermutlich die nach dem Circus F l a m i n i u s zu gelegene Seite. Man erblickt die Porticus von beiden Seiten eng e i n g e b a u t ; auf der einen (vermutlich d e r äufseren Seite) von kleinen H ä u s e r n , auf der a n d e r n von grofsen, säulengcschmückten B a u t e n , in denen m a n unschwer die grofsen Bazare erkennt, die seit dem Neubau u n t e r D o m i t i a n sich im Innern der Porticus b e f a n d e n . An der Orientierung derselben sieht m a n , dal's die Porticus der Saepta k e i n e n Seit Caesar beginnt sich das Marsfeld mit einer quadratischen oder r e c h t e c k i g e n , sondern, o f f e n b a r Reihe von Prachtgebäuden zu b e d e c k e n , die ihres durch andere Bauten veraulufst, einen schiefwinkligen Gleichen nicht, gehabt haben. Er h a t t e die weitR a u m umsehlofs. gehendsten Pläne. Nach einer Notiz Ciceros (ad Von den zahlreichen grofsen B a u t e n , mit denen Att. X I I I , 33) ging er damit u m , den Tiber in ein Agrippa das Marsfeld sonst noch schmückte, ist neues B e t t h a r t am Fufse der montes Vaticani zu das hervorragendste das P a n t h e o n , das in seinen leiten, das Marsi'eld ganz zu b e b a u e n u n d aus dem wesentlichen B e s t a n d t e i l e n bis h e u t erhalten ist. C a m p u s Yaticanus ein n e u e s Marsi'eld zu schaffen. E s ist ein K u p p e l b a u . Auf einem 43,50 in h o h e n Nichts ist. davon zur A u s f ü h r u n g g e k o m m e n , doch Cylinder von gleichem Durchmesser r u h t eine lialbh a t der Gedanke, den Lauf des Tiber zu verändern, kuglige Kuppel, deren S p a n n u n g ebenfalls 43,50 m von Zeit zu Zeit, immer wieder die G e m ü t e r der beträgt. I n der W a n d des Cylinders b e f a n d e n sich R ö m e r beschäftigt. Jetzt erst, wo m a n das B e t t des Flusses reguliert, ist er definitiv aufgegeben. Caesar^ einst sieben abwechselnd halbkreisförmige u n d viereckige Nischen, aufserdem die Thüre. In der dieser selbst b e g a n n den Bau der m a r m o r n e n S a e p t a , gegenüberliegenden Nische s t a n d die Statue Caesars, welche a n Stolle des einfachen Ovile f ü r die Abzu beiden Seiten desselben Mars u n d V e n u s ; dio s t i m m u n g der Centurien dienen sollten, u n d zugleich übrigen vier Nischen enthielten ebenfalls Götterdie Villa publica u m f a f s t e n , die seit jener Zeit n i c h t bilder, deren N a m e n jedoch nicht überliefert sind. mehr g e n a n n t wird. Nach dem von Cicero (ad Att. Licht erhält der R a u m d u r c h eine einzige Ö f f n u n g IV, 16,14) e r w ä h n t e n P l a n e waren sie ein freier Platz in der K u p p e l von 9 m Durchmesser. Der T h ü r e von 1000 Schritt U m f a n g , von mächtigen P o r t i k e n vorgelegt ist eine 16 m tiefe u n d 35 m breite Vorumschlossen. Aber er erlebte die Vollendung des halle. I n ihr b e f a n d e n sich in zwei an der AufsenBaues nicht mehr. L e p i d u s , der T r i u m v i r , setzte wand des G e b ä u d e s a n g e b r a c h t e n Nischen die S t a t u e n ihn f o r t , Agrippa vollendete ihn. Die Dedikation des A u g u s t u s u n d Agrippas. Die I n s c h r i f t a m erfolgte 27 v. Chr. I m B r a n d e u n t e r Titus w u r d e n sie A r c h i t r a v der Vorhalle (M. Agrippa L. f. cos. t e r t i u m zerstört, aber wiederhergestellt. Auch u n t e r H a d r i a n fecit) setzt den Bau ins J a h r 27 v. Chr. Von d e m hören wir von einer Wiederherstellung. Die Saepta Brande u n t e r Nero v e r s c h o n t beschädigte ihn der dienten nicht lange zu A b s t i m m u n g e n . Nachdem u n t e r Titus s t a r k , doch w u r d e der Schaden d u r c h u n t e r Tiberius die Comitien a u f g e h o b e n waren (Tac. Domitian sofort wieder gebessert. U n t e r T r a j a n ann. I, 15), wurden sie z u n ä c h s t ausschliefslich f ü r w u r d e das P a n t h e o n a b e r m a l s durch einen BlitzSpiele etc. verwendet, Caligula veranstaltete hier sogar s t r a h l beschädigt, indessen von H a d r i a n wiederhereine N a u m a e h i e (Dio Cass. L I X , 10); später w u r d e der gestellt. I n d e n A u f s e n m a u e r n befinden sich n u r weite R a u m bebaut u n d grofse K a u f h a l l e n d a r i n einh a d r i a n i s c h e Stempel. Es scheint d e m n a c h dafs dieser gerichtet, selbst die Porticus scheint dazu v e r w e n d e t in dem Caesar ermordet wurde. A u g u s t u s liefs sie als locus sccleratus vermauern u n d stellte die Bildsäule des P o m p e m s -contra thcatri ein.s- regiam marmoreo Jana« auf. U n t e r regia ist die H a u p t t h ü r zu verstehen , welche von der Scene in d e n Säulengang f ü h r t e , u n d an dieser Stelle zeigt auch ein F r a g m e n t des Capitolinisclien Stadtplans (F. U. I V , 30 '•') einen Bogen. Von Diocletian ist die P o r t i c u s Pompei f a s t gänzlich neugebaut worden u n d von i h m als P o r t i c u s J o v i a u n d P. H e r c u l e a dediziert worden. Die darauf bezüglichen I n s c h r i f t e n (C. I. L. VI, 255, 256) sind innerhalb der Porticus P o m p e i g e f u n d e n worden. — Neben derselben lag nach dem Marsfelde zu eine zweite H a l l e , das H e k a t o s t y l o n , deren N a m e n aul'ser bei H i e r o n y m u s sich auch auf dem F r a g m e n t des Stadtplans F. U. V, 31 findet. Über Anlage, Gestalt, (ieschichte etc. dieser hundertsäuligen Halle ') ist weiter nichts b e k a n n t .

') Ü b e r zwei in der N ä h e dieser Portiken befind') Von der Südseite der P o r t i k u s ist ein Rest liche Tempel u n d ihre Identifizierung mit d e m Fragu n t e r d e m P a l a s t Grazioli in der Via del Gesü (jetzt m e n t des Stadtplanes F. U. X V I , 110 vgl. L a n c i a n i , Nazionale) zum Vorschein g e k o m m e n (vgl. Bursian, i portici della regione I X . Ann. d. Inst. 1883. p . 5 ff. i J a h r e s b e r i c h t e 1878 I I I , 409).

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Kaiser den Mantel des Cylinders, der jetzt eine Dicke von 5,26 m h a t , durchgehend verstärkte. Die letzte Erneuerung erfuhr der Bau 202 n. Chr. durch Septimius Severus und Oaracalla, die i h n , wie die Inschrift besagt vetustate corruptum wiederherstellten. Aus dieser Zeit s t a m m t e die prachtvolle Marmorinkrustation des Innern : 56 Flächen, von doppelt so vielen korinthischen Säulen gegliedert, aus weilsem Marmor, Porphyr, Serpentin und Pavonazetto. Nach vielen Zerstörungen wurde der letzte liest derselben unter Benedikt XIV. im J a h r e 1747 abgenommen. Erhalten sind noch von dem ursprünglichen Bau drei der von dem Athener Diogenes gefertigten Karyatiden, welche •ibt tohtmnh tcmpli«, vermutlich an den Nischen sich befanden; eine davon steht im Braccio nuovo des V a t i k a n , die anderen im Palazzo Giustiniani. Seit 607 n. Chr. ist das Pantheon in die Kirche >Sta. Maria ad martyras« verwandelt 1 ). Vor dem Pantheon befand sich ein freier Platz, umgeben von einer Portieus aus grauem Granit. Auf demselben stand ein Triumphbogen, dessen Reste noch existieren. Er war mit Reliefs geschmückt, w e l c h e ' d i e Provinzen u n d Nationen des römischen Reiches vorstellten, wie sie einen Kaiser um Beistand anflehen. Im Mittelalter hiels er deshalb A r c u s P i e t a t i s ; wie er im Altertume hiefs, ist ungewifs. Möglicherweise ist es der im Einsidler Itinera.rium erwähnte Bogen des A r c a d i u s und I i o n o r i u s . An die Hinterseite des Pantheon baute Agrippa seine T h e r m e n an, die ersten, die Rom gesehen hat. Sie wurden 25 v. Chr. dediziert, aber erst 19 v. Chr. in Gebrauch g e n o m m e n , als die zu diesem Zwecke bestimmte Aqua Virgo fertig war. Sie b r a n n t e n unter Titus ab, wurden aber sogleich wiederhergestellt; auch unter Hadrian erfuhren sie eine Restauration. Die Regionsbeschreibung f ü h r t sie als thermas Agrippianas auf. Um so auffallender ist, dafs der Anonymus von Einsideln in unmittelbarer Nähe des Pantheons neben den Alexandrinae noch thermae C o m m o d i a n a e nennt, die die Notitia nicht kennt, dagegen nennt sie Commodianae in der I. Region. Der Grundrifs der T h e r m e n des Agrippa ist durch ältere Pläne bekannt. Die an das Pantheon stofsenden Teile derselben sind neuerdings freigelegt worden s ). — Nördlich von den Saepta, zunächst diesen und der Via lata erbaute Agrippa die B a s i l i c a N e p t u n i , von Dio Cass. LXVI, 24 TToaeibdmov genannt. Die Reste derselben existieren noch auf Piazza di Pietra. Es sind elf korinthische Säulen der nördlichen Langseite, aufserdem ein Teil *) Adler, das Pantheon zu Rom. WinkelmannsProgramm 1871. Abbildung siehe S. 1157, Gebälk der Vorhalle auf Taf. IV. 2 ) Geymüller, Thermes d'Agrippa. 1883. Lanciani, L'isolamento del Panteón in den Notizie d. seavi 1884.

der Mauer, eingebaut in die. Dogana di Terra und neulich zum Teil freigelegt. An den Postamenten der Säulen waren die Bilder unterworfener Provinzen angebracht; die noch erhaltenen befinden sich zum Teil in Neapel, zum Teil in Rom (Conservatorenpalast, Museo Capitolino, Pal. Chigi, Altieri, vgl. Ann. d. Inst. 1883, p. 8); zwischen je zwei Postamenten war eine Reliefdarstellung von Waffen. Umgeben war der Tempel, der von Agrippa in dankbarer Erinnerung seiner Seesiege dem Neptun geweiht war, von einer l'orticus, die von den darin angebrachten Gemälden P o r t i e u s A r g o n a u t a r u m genannt wurde. Ein Teil der Umfassungsmauer derselben ist nachgewiesen worden (vgl.Bull.mun. 1883,Taf.I.II). Über die Schicksale dieser Anlage ist wenig bekannt. Das TToaeibuiviov wird unter den von Hadrian hergestellten Gebäuden g e n a n n t , die Regionsbeschreibung n e n n t die p. Argonautarum. Nicht mehr nachweisbar ist das ebenfalls von Agrippa begonnene, aber erst nach seinem Tode 9 v. Chr. von Augustus dedizierte D i r i b i t o r i u m , ein ungeheurer Saal, der bei den Comitien zur Sonderung der Sthnmtäi'elchen und zur Feststellung dps Resultates diente. Es stand in engster Verbindung mit den Saepta und h a t wahrscheinlich innerhalb des durch die Portieus eingeschlossenen Raumes gelegen. Das Dach des Diribitoriums erregte einst seiner ungeheuren Spannung wegen Staunen. Als es mitsamt den Saepta unter Titus abgebrannt war, wurde es nicht wieder aufgebaut, teils, weil das Gebäude keinen Zweck mehr hatte, teils wegen der Schwierigkeit das Dach zu erneuern. Ein anderer Zeitgenosse des Augustus, S t a t i 1 i u s T a u r u s , b a u t e imMarsfelde das erste steinerne Amphitheater (Suet. Aug. 29) 29 v. Chr. Weder der Ort, wo es gestanden, noch wie lange es gestanden, ist klar. I m Neronischen Brande ging es zu gründe und wurde, da es Privatbesitz der Familie war (C. I. L. VI 2 ,6227,6228), nicht wieder aufgebaut. Auch scheint es als nicht ausreichend gegolten zu h a b e n ; an seiner Statt erbaute Nero im Marsfelde ein hölzernes Amphitheater, dessen Dimensionen grofses Staunen erregten (Tac. ann. X I I I , 31). Schon Caligula verachtete (üirepe(ppövrioe Dio Cass. LIX, 10) das Theater des Taurus, nachdem er anfänglich darin Spiele gegeben hatte. A u g u s t u s selbst h a t auf dem Marsfelde wenig gebaut. Doch verdankt es ihm mehrere bemerkenswerte Denkmäler. Dicht an der Via lata errichtete er den O b e l i s k e n , der jetzt vor dem Parlamentsgebäude auf Monte Citorio s t e h t , als Sonnenzeiger (Plin. N. H. X X X V I , 72). Basis und Obelisk sind bei S. Lorenzo in Lucinagefunden. Die Inschrift auf ersterer lautet (C. I. L, VI, 702): Imp. Caesar. Divi. Fil. Augustus. Pontifex Maximus Imp. XII. Cos. XI. Trib.pot.XlY Aegypto in potestatem popmli Romani reclacta Soli donum dedit; sie stammt also aus dem J a h r e 10 v. Chr.

Rom.

Topographie der Stadt. (Das Marsfeld.)

Nicht weit davon s t a n d die vom Senat 13 v. Chr. zur Feier von Augiistus' Rückkehr aus Spanien u n d Gallien errichtete Ä r a p a e i s A u g u s t a e (Fast. Amit. 4..Tuli u n d F a s t . Praen. 30. J a n u a r ; O v i d F a s t . I , 709). Die prachtvollen Reste dieses grol'sartigen A l t a r b a u s sind bei S. Lorenzo in Lucina u n d dem Palazzo Fiano g e f u n d e n worden u n d befinden sich in der Eingangshalle des letzteren 1 ). — Weiter nördlich in dem schmalen Teile des Marsfeldes zwischen Tiber u n d Via Flaminia (Suet. Aug. 100) errichtete Augustus 26 v. Chr. die kaiserliche Grabstätte, gewöhnlich M a u s o l e u m g e n a n n t , einen m o n u m e n t a l e n R u n d b a u , der mit Bäum e n bepflanzte T e r r a s s e n trug. Die Spitze bildete die S t a t u e des Augustus 2 ). Am Eingang waren die Bronzetafeln mit der als M o n u m e n t u m Ancyran u m b e k a n n t e n I n s c h r i f t angebracht. Davor s t a n d e n , ungewifs seit w a n n , aber jedenfalls erst nacli Augustus' Tode errichtet, die beiden Obelisken, die jetzt bei Sta. Maria Maggiore u n d auf dem Quirinalsplatze stehen. Daran schlössen sich nach Norden zu weitläufige P a r k a n l a g e n , in deren Mitte sich die Ustrina befand (vgl. Strabo V, 3, 8 p. 236). In diesem Grabmal sind nachweislich b e s t a t t e t : der Neffe und Schwiegersohn des A u g u s t u s , Marcellus, Agrippa, D r u s u s , Lucius und Gaius C a e s a r , Germanicus, A u g u s t u s , Livia, T i b e r i u s , Agrippina die Altere u n d ihre Kinder, Nero, Drusus u n d Drusilla (Gaius dagegen ist in den Lamischen Gärten auf d e m Esquilin bestattet worden); ferner C l a u d i u s , sein Sohn B r i t a n n i e n s , l ' o p p a e a S a b i n a , die G e m a h l i n des Nero (dieser selbst ist in dem Familiengrabe der Domiticr auf dem Pincio bestattet), Vespasian, Titus u n d seine Tochter Julia, doch sind die Gebeine der drei letzteren i. J. 94 in das von Domitian auf d e m Quirinal errichtete Templum gentis Flaviae übergef ü h r t w o r d e n ; zuletzt f a n d hier N e r v a seine Ruhestätte. — Endlich soll Augustus auf dem Marsfelde noch die P o r t i o u s a d N a t i o n e s erbaut h a b e n . Servius Aen. V I I I , 721: Porticum . . .fecerat, in qua simulacra omnium gentium collocaverat, quae porticus appellabattir ad nationes. Nach Plin. X X X V I , 41 s t a n d e n die Statuen der X I V Nationen »eirc« Pompeiumt , also beim T h e a t e r des Pompeius. D a A u g u s t u s dies wiederhergestellt h a t , so ist nicht unmöglich, dafs a u c h die a n dasselbe sich anschliefsende Porticus ») Publikation von D u h n , A n n . d. Inst. 1881p. 302 ff.. Monum. Taf. X X X I V — X X X V I . 2 ) Der Ort war f ü r Begräbnisse ein ungewöhnlicher. Nur hervorragende Persönlichkeiten wie d e r Dictator Sulla, die Tochter Julius Caesars, die K o n s u l n H i r t i u s u n d P a n s a wurden hier bestattet. 37 v. Chr. widersetzte sich der Senat der B e s t a t t u n g des M. Oppius auf dem Marsfelde (Dio Cass. X L V I I I , 53). Auch bei Caesars T o c h t e r w u r d e , allerdings vergeblich, Einspruch e r h o b e n (Dio Cass. X X X I X , 64).

1511

eine R e s t a u r a t i o n e r f u h r u n d m i t den g e n a n n t e n Stat u e n g e s c h m ü c k t wurde. Die vielen Statuen, welche A u g u s t u s vom Capitolium auf das Marsfeld schaffen liel's (vgl. S. 1480), wurden sicher auch in Portiken untergebracht. Wie die Zeit des Augustus dem Forum, so h a t sie auch dem Marsfelde seine G e s t a l t u n g gegeben. W a s später hier g e b a u t worden i s t , trägt den C h a r a k t e r der Ergänzung u n d Erweiterung, N e r o legte in d e m J a h r e , wo der grofse B r a n d s t a t t f a n d , unmittelb a r neben d e n T h e r m e n des Agrippa die T l i e r m a e N c r o n i a n a e an (Cassiod. Chron. 64 n . C h r . ) . Dieselben w u r d e n durch Alexander Severus u m g e b a u t u n d v e r g r ö ß e r t u n d mit einem H a i n e geschmückt (Lamprid. Alex. 25). Zu ihrer Speisung diente die A q u a Alexandrina. Im Mittelalter waren noch bed e u t e n d e Reste von ihnen v o r h a n d e n ; die Paläste Patrizi, M a d a m a , Giustiniani u n d die Kirche S. Luigi de' Francesi stehen auf ihren Ruinen. Noch vor dem Neronischen B r a n d e sind die Tempel der I s i s und des S e r a p i s g e b a u t worden; Dio Cass. L X V I , 24 zählt sie mit bei den durch den Brand unter T i t u s zerstörten oder vielmehr beschädigten a u f ; doch ist nicht b e k a n n t , wer sie e r b a u t hat. I h r e Lage bei der Kirche S. Stefano del Cacco ist d u r c h reiche F u n d e ägyptischer Bildwerke an dieser Stelle gesichert 1 ). Einer späteren Restauration durch Alex a n d e r Severus wird gedacht von Lamprid. Alex. 20. Iseum et Serapeum decenter ornavit additis siynis et deliacis et omnibus mysticis. Auch Diocletiau scheint sie neu g e b a u t zu h a b e n . Der Stadtplan e n t h ä l t F. IT. V , 32 ein das Serapeum darstellendes Fragm e n t ; auch in der Regionsbeschreibung werden beide Tempel genannt. I m B r a n d e u n t e r T i t u s sollen nach Dio Cass. L X V I , 24 zu g r ü n d e gegangen sein das Serapeum, das I s e u m ; das Diribitorium, d a s T h e a t e r des Baibus, die Seena vom T h e a t e r des P o m p e i u s und die Porticus Octaviae, indessen sind aufser dem Diribitorium (siehe oben) alle diese G e b ä u d e , die zum Teil, wie auch die B a u t e n des Agrippa, wohl n u r m e h r oder weniger beschädigt waren, wieder a u f g e b a u t worden. Nicht u n b e d e u t e n d war die Bauthätigkeit D o m i • t i a n s . Aufser d e n durch den B r a n d u n t e r T i t u s beschädigten G e b ä u d e n (Iseum, Serapeum, P a n t h e o n ) e r b a u t e er dicht beim P a n t h e o n d e n Tempel d e r M i n e r v a C h a l c i d i c a ; die K i r c h e Sta. Maria s o p r a Minerva ist auf seinen F u n d a m e n t e n e r b a u t . Das wichtigste seiner Werke aber war der Bau des S t a d i u m s . Griechische Spiele w a r e n m i n d e s t e n s seit d e m 1. J a h r h u n d e r t v. Chr. in R o m heimisch. Caesar v e r a n s t a l t e t e welche stadio ad tempus exstrudo in regione Martii campi (Suet. Caes. 39), ebenso A u g u s t u s Lanciani, L ' I s e o e il Serapeo della I X . regione. Bull. m u n . 1883 p. 33 ff.

1512

Rom.

Topographie

d e r Stadt.

crrafnou TIVCK; ¿ V TÖI Äpeieu irebiui HuXivou KaracJKeuaa[}EvroPorticus u m g e b e n e n T e m p e l gehalten. Lanciani glaubt die Reste desselben a n der auf dem P l a n angegebenen Stelle zwischen dem Poseidoniuni u n d dem P a n t h e o n nachweisen zu k ö n n e n (vgl. Bull, m u n . 1883 p. 5 ff.). Ob H a d r i a n aufser der Wiederherstellung einer Reihe von G e b ä u d e n •. Saepta, I'oseidonium, T h e r m e n des Agrippa u n d P a n t h e o i n noch a n d e r e B a u t e n hier u n t e r n o m m e n h a t , ist nicht klar, n a m e n t l i c h ist u n s i c h e r , welche B e w a n d n i s es mit dem in der Regionsbeschreibung a u f g e f ü h r t e n Hadrian e u m h a t . Dagegen h a t er ohne Zweifel auf die G e s t a l t u n g des Verkehrs über das Marsfekl einen bedeutenden Einflufs g e ü b t durch die Anlage seines Mausoleums jenseits des Tiber u n d des Pons Aelius. Die auf denselben z u f ü h r e n d e Strafse, die direkte Fortsetzung der die Vorstadt des Circus Elaminius durchs c h n e i d e n d e n , wurde n e b e n der F l a m i n i a zur bed e u t e n d s t e n V e r k e h r s a d e r des a u s g e d e h n t e n Gebietes. U n t e r Gratian, Theodosius u n d Valentiniän wurde sie d u r c h einen Säulengang, die P o r t i c u s m a x i m a e , ü b e r b a u t , d a h e r a u c h Via tecta g e n a n n t ; den Beschlufs derselben m a c h t e dicht vor der Brücke ein Triumphbogen. I m Ansc.lilufs an die längs der Via lata befindlichen Bauten der Augustischen Zeit e n t s t a n d e n unter den A n t o n i n e n n e b e n e i n a n d e r zwei Plätze, die dem A n d e n k e n des A n t o n i n n s Pius und des Marc

(Das Marsfeld.)

Aurel geweiht waren. Den M i t t e l p u n k t j e d e s Platzes bildete eine E h r e n s ä u l e : die des A n t o n i r i u s P i u s war von r o t e m Granit auf weifsein M a r m o r p ostament. Dies und die Reste der z e r t r ü m m e r t e n Säule sind a m Monte Citorio im G a r t e n der Casa della missione g e f u n d e n worden. Die Basis h a t auf drei Seiten Reliefs, von d e n e n das auf der Vorderseite; tlic Apotheose des K a i s e r s , die anderen Kriegerszenen darstellen. Auf der I l i n t e r s e i t e befindet sich die I n s c h r i f t : Divo

Antonino

Aug. lHo Antoninns

Augustus

et

Yerm

Augustus fllii (C. I. L. VI, 1004). Sie befindet sich jetzt im Vatiean im Giardino della Pigna. Über die Umg e b u n g der Säule wissen wir nichts. —• Die Säule des M a r c A u r e l stand i n m i t t e n eines von Portiken umg e b e n e n Ilofes, dessen H i n t e r g r u n d der d e m Kaiser gewidmete T e m p e l einnahm. D a r u m n e n n t sie auch die Regionsbeschreibung z u s a m m e n : Tempi um diri Antonini et cohimnam coclidem altam pedes CLXX V s. gradus intus habet CCIII fenestrus LVL Die Säule

s t e h t noch jetzt auf der Piazza Colonna. Der untere Teil der F u n d a m e n t e steckt tief im Boden, was über d e m m o d e r n e n Boden erscheint, ist von Sixtus V. neu bekleidet und mit Inschriften verschen. Die Säule ist eine N a c h a h m u n g der Trajan,ssiiule u n d stellt in spiralförmigen Reliefstreifen die Markomanenkriege eles Kaisers d a r , doch s t e h t der Stil eler Dar Stellungen h i n t e r ihrem Vorbilde weit zurück. Au! der Spitze s t e h t seit Sixtus V die E r z s t a t u e des Apostels Paulus. Von dem T e m p e l sind alle Spuren vers c h w u n d e n . Unzweifelhaft lag er au der Westseite des Platzes u n t e r elem ehemaligen Postgebäude, mit der F r o n t nach der Via l a t a zu. Auch b e f a n d sich hier ein H ä u s c h e n für elen procurator columnae centenariae IHci Marti, von dem eine daselbst gefundene jetzt in der Galleria lapidaria des Vatikan befindliche I n s c h r i f t K u n d e gibt. W a s wir sonst noch vom Marsfelde wissen, sind vor allem die N a m e n einzelner Portiken, der P o r t i e . n s. E u r o p a e , M e l e a g r i und B o n i E v e n t u s , deren Lage teils gar n i c h t , teils n u r u n g e f ä h r b e s t i m m t w e r d e n k a n n . Das letztere gilt von der Porticus Boni E v e n t u s ; von ihr heilst es A m m . Marc. X X I X , fj, 19: (der P r ä f e k t Claudius u n t e r Valentinian) instauravit vetera plurima. Inter quae porticum cxcitarit lavacro Agrippae contiguam, Eventus Boni natamea re, quod huius nominis prope viütur

ingentem, eognomitenqdum.

Von d e m T e m p e l wissen wir weiter nichts. — Die P o r t i c u s Meleagri wie die P o r t i c u s Europae und die Porticus Divorum h a b e n i h r e n N a m e n von d e n darin a n g e b r a c h t e n G e m ä l d e n resp. Statuen. Über der ersteren Lage k a n n n u r angegeben werden, dafs die Regionsbeschreibung sie n e b e n der Porticus Argon a u t a r u m n e n n t . E s wäre möglich, dal's Porticus M e l e a g r i die B e n e n n u n g eines Teiles der grofsen Porticus der S a e p t a wäre. Die Vermutung liegt um so n ä h e r , als die Saepta in der Regionsbeschreibung

Rom. gar nicht

mehr

T o p o g r a p h i c der S t a d t .

e r w ä h n t w e r d e n , die P o r t i k e n der-

( D i e s i e b e n t e R e g i o n [Via

1513

lataJ.)

t h e a t e r s u n d d e s C i r c u s F l a m i n i u s . — 2. E i n B o g e n

s e l b e n a b e r o h n e Zweifel w e i t e r b e s t a n d e n h a b e n . D a f s

des T i b e r i u s ,

d a r i n s i c h B i l d w e r k e b e f a n d e n , e r w ä h n t P l i n . N. H .

P o m p e j u s e r r i c h t e t ( S u e t o n . C l a u d . 11).

X X X V I , '29. V i e l l e i c h t ist a u c h die P o r t i c u s E v e n t u s Boni

v o n Claudius i h m b e i m T h e a t e r

10. Die siebente Region (Via

n i c h t s a n d e r e s als die von C l a u d i u s wiederher-

des

lata).

gestellte Westseite derSaepta-Porticus. Dieselbe mufs

S i e u m f a f s t d e n ö s t l i c h v o n der V i a l a t a g e l e g e n e n

s i c h b i s d i c h t a n die T h e r m e n d e s A g r i p p a e r s t r e c k t

T e i l der E b e n e , i n der s i c h , wie wir o b e n v e r m u t e t e n ,

haben.

E b e n s o g u t freilich k a n n die P o r t i c u s M e l c a g r i

zu den P o r t i k e n g e h ö r t h a b e n , die den f r e i e n des M a r s f e l d e s

nördlich

vom

Pantheon

Platz

umgaben.

die V o r s t a d t

in

ausdehnte

Aemilianis

und

welche

i m S ü d e n u n d O s t e n b i s a n die S e r v i a n i s c h e reichte.

Mauer

N a c h Norden zu h a t sie a l l m ä h l i c h das G e -

S i c h e r g e h ö r t zu diesen die P o r t i c u s E u r o p a e ( M a r t .

biet

I I , 14, 3 u n d V I I , 32, 12), m ö g l i c h e r w e i s e a u c h

C l a u d i u s ist, w i e a u s dem b e i P o r t a S a l a r a g e f u n d e n e n

Porticus

Di vor um1).

feldes sind auch

Auf

die

in

diesem Teil

der

des

die

Mars-

Regionsbeschreibung

g e n a n n t e n Ö r t l i c h k e i t e n zu s u c h e n : das T r i g a r i u m , ein f ü r d a s E i n ü b e n der P f e r d e a b g e s t e c k t e r

Raum

des F e l d e s (Gloss. P h i l o x : tottoc; öttou nnroi

^u^vd-

iovxcii;

vgl. M a r i n i , iscr. A l b . p. 1 0 2 ) , und die C i -

eoniae nixae,

e i n e n e b e n der Ä r a M a r t i s befind-

liche G r u p p e ( K a i . 15 Oct. eqnus

»/.ras fit), ü b e r

ad

die l ' r e l l e r , R e g . p. 1 7 3 ff. zu v e r g l e i c h e n Von T r i u m p h b o g e n dem

waren

im

ist.

Pomeriumsstein

mit

umfafst;

aul'ser

o b e n g e n a n n t e n des G r a t i n n , T h e o d o s i u s und ein

auf

schon

z u r Zeit

des

(c.-) h e r v o r g e h t , die L i n i e d e r n a c h -

maligen Aurclianischen Mauer erreicht, wenn

auch

n i c h t durch r e g e l m ä f s i g e S t r a f s e n z ü g e , so d o c h durch A n l a g e von V i l l e n u n d P a r k s der V o r n e h m e n . gegen

steht

die m o n u m e n t a l e B a u t h ä t i g k e i t

der d e r I X . R e g i o n z u r ü c k .

Da-

hinter

F r e i l i c h e i n e so s t r e n g e

S c h e i d u n g m a c h t e w e d e r die R e g i o n s e i n t e i l u n g

noch

die Via l a t a , dafs die B a u t e n des M a r s f e l d e s

nicht

a u c h a u f sie h i n ü b e r g e g r i f f e n

Marsfelde

V a l e n t i n i a n : 1. D i e p o r t a T r i n m p h a l i s ,

des P i n c i o

hat Agrippa,

der M a n u ,

hätten.

dem

I n der T h a t

das M a r s f e l d

seine

b a u l i c h e G e s t a l t u n g in e r s t e r L i n i e v e r d a n k t , im Anschlul's

an

seine Bauten

und

nur getrennt

durch

der G r e n z e d e r V o r s t a d t d e s C i r c u s F l a m i n i u s und des

die Via lata, i n der s i e b e n t e n R e g i o n d e n n a c h i h m

M a r s f e l d e s s t e h e n d e r B o g e n , der s c h o n a u s der Zeit

genannten C a m p u s

der R e p u b l i k s t a m m t e ,

räumiges, mit Portiken geschmücktes Feld, das sicher

dem

Agrippae wie

angelegt,

das M a r s f e l d .

e r sich

zuvor

auf

ähnlichen Zwecken diente,

begann.

Nach

Jo-

A u s d e h n u n g d e s s e l b e n ist n i c h t m e h r zu b e s t i m m e n , a b e r sie m u f s s e h r b e d e u t e n d g e w e s e n s e i n .

Altäre gewisser Gottheiten,

denen

d a s s e l b e u m g e b e n d e n P o r t i k e n wird die

Triumphes

Domitian

g e o p f e r t wurde.

bei Beginn stellte

s e i n e m E i n z ü g e in R o m 93 n. C h r . den B o g e n und

Fortuna

gründete daneben

in

unmittelbarer

des nach

pracht-

einen T e m p e l

R e d u x (vgl. M a r t i a l V I I I , 65).

vermutlich

Nähe

der

E r stand

des

Pompejus-

Polae

') I m g a n z e n werden in der I X . R e g i o n v i e r z e h n genannt.

Von

diesen

sind

erbaut:

von

Die

V o n den

Porticus

e r w ä h n t , so g e n a n n t n a c h der S c h w e s t e r d e s

A g r i p p a ( D i o C a s s . L V , 8).

S i e war dazu b e s t i m m t ,

die W e l t k a r t e a u f z u n e h m e n .

Agrippa selbst

die V o l l e n d u n g n i c h t (Plin. I I I , 17).

Porticus

Gypsiani

und

Constantini.

die g e l e g e n t l i c h

genannte

vermutlich

Bei

erlebte

An dem C a m p u s

lag f e r n e r die in der R e g i o n s b e s c h r e i b u n g Porticus

Portiken

ge-

n a c h dein

s e p l m s , B . J u d . V I I , 5. 4 b e f a n d e n sich an d e m s e l b e n

voll h e r

ein

geordnet h a t t e ,

der T r i i n n p h z u g ,

dem M a r s f e l d e

b e k a n n t a l s der P u n k t . , bei

den

auch

die

Ausgrabungen,

von N e u b a u t e n im J a h r e 1 8 8 5 bei

A u g u s t u s die O e t a v i a , ad n a t i o n e s c i r c a P o m p e i u m ,

P i a z z a S c i a r r a g e m a c h t w u r d e n , s i n d die R e s t e

Octavii, von B a i b u s

Philippus

P o r t i c u s m i t grofsen u n d s c h ö n e n S ä u l e n v o n Cipollin

die C r y p t a ,

die A e d e s H e r c u l i s M u s a r u n i

umgebenden

z u m V o r s c h e i n g e k o m m e n , sowie e i n e s g r o f s e n Geb ä u d e s , das i m N o r d e n a n die B o g e n r e i h e der A q u a

die P o r t i c u s A r g o n a u t a r u m und die P o r t i c u s E u r o p a e ,

V e r g i n e g r e n z t (Not. d. seavi 1 8 8 5 p. 70. 2 5 0 ) ;

von G a l l i e n u s die P o r t i c u s F l a m i n i a , die er bis zum

m ö g e n zu den

P o n t e M o l l e f ü h r e n wollte, von A l e x a n d e r

Baulichkeiten gehört haben.

Basilica

(1000 Fufs

Alexandrina,

lang,

Wirklichkeit

eine

die

nach

100 F u f s breit) Porticus

der

einer

S ä u l e n h a l l e , von A g r i p p a die P o r t i k e n der S a e p t a ,

die

mit

von

war,

zu

Severus

ihrem

Malse

schliefsen,

von

in

Diocletian

die P o r t i c u s l o v i a und H e r c u l e a , u n t e r C o n s t a n t i n die P o r t i c u s E v e n t u s B o n i , e n d l i c h v o n Valentinian rnaximae.

und

Theodosius

Gratian,

die

Porticus

den C a m p u s A g r i p p a e

errichtete Aurelian

beide

umgebenden

A u f oder a n d e m s e l b e n

e i n e n T e m p e l des S o n n e n g o t t e s

u n d e i n e K a s e r n e ( c o h o r t e s nrbanae'?)

'). D i e R e g i o n s -

b e s c h r e i b u n g n e n n t alle drei z u s a m m e n : campus

Agrip-

pae, templum Solis et contra. Vielfach (z.B. von Preller) w e r d e n grofse B a u r e s t e i m G a r t e n C o l o n n a a m Abh ä n g e d e s Q u i r i n a l f ü r den S o n n e n t e m p e l

gehalten;

Vgl. L a n c i a n i , i portici d e l l a regione I X

A n n . d. I n s t . 1 8 8 3 p. 5 ff. W o h i n die bei L i v . X X I I , 36

erwähnte Via fornicata,

guae ad Campuin erat hin-

g e h ö r t , i s t n i c h t zu. e n t s c h e i d e n . Denkmäler d, klass. Altertums.

' ) Ü b e r die in d i e s e r R e g i o n b e f i n d l i c h e n cohortium

urbanarum

Castra

vgl. B u l l . d. i n s t . 1 8 7 5 .

p. 71 ff. 96

1514

Rom.

Topographie der Stadt.

aber der Campus Agrippae kann sich unmöglich den Berg hinaufgezogen haben. Auch nach der Einleitung des Vopiscus zur Vita Aureliani mufs der Sonnentempel in der Ebene gelegen haben. — Von den sonst in der Beschreibung der VII. Region genannten Orten lag das F o r u m s u a r i u m nach der gewöhnlichen Kombination bei Santa Croce de' Lucchesi (Albertini mirab. Romae 1510: ubi nunc est ecclesia S. Nicolai in Porcilibus [oder Porcis], jetzt Sta. Croce de Lucchesi, doch h a t s u a r i u m und p o r c i l i a sicher keinen Zusammenhang). Die übrigen sind gar nicht zu bestimmen, auch zum Teil sehr untergeordneter Natur. Dagegen ist erhalten ein noch aus republikanischer Zeit stammendes Grabmal, das des B i b u l u s , das wenige Schritte vor dem Thore der Servian.ischen Mauer an der Via lata lag. Die Inschrift l a u t e t : C. Poblicio . L. F. Bihtlo . aed. pl. honoris . virtutisqne . caussa . senatusconsulto . populique . iussu . locus . monumento . quo . ipse . postereique . cius . inferentur publice . (latus . est (vgl. C. I. L. 1,635und VI, 1319 nebst der Anmerkung Mommsens; Abb. des Denkmales s.auf S. 607 N. 664). — Im 4. J a h r h . n. Chr. befand sich iir der Nahe • der Kirche S. Silvest.ro -in Gapite ein Mitliraeum; die darauf bezüglichen Inschriften siehe C. I. L. V I , 749—754. Vgl. daselbst über die Geschichte des Heiligtums. In derselben Gegend sind kolossale Säulen von orientalischem Granit gefunden worden (Bull. mun. 1886 p, 81). Von den über der Via lata errichteten Bogen n e n n t die Regionsbeschreibung nur einen, den Arcus novus, obgleich deren vier waren : 1. unfern des alten Servianischen Stadtthores ein von D o m i t i a n errichteter Bogen, wahrscheinlich der arcus manus carneae der mittelalterlichen Stadtbeschreibung; 2. der A r c u s n o v u s , von Diocletian und Maximian im J a h r e 301 errichtet. Er stand neben der Kirche Sta. Maria in Via lata und wurde von Innocenz VIII. (1484—1492) zerstört; 3. der Bogen des L. V e r u s und M. A u r e l i u s , an der Mündung der Via della Vite; er ist 1662 abgebrochen; Reliefs von demselben befinden sich im Conservatorenpalast; 4. der A r c u s C l a u d i i , ein monumental gestalteter Stralsenbogen der Aqua Virgo am südlichen Ende von Piazza Sciarra. Die Bogenreihen derselben begannen unter den Lucullischen Gärten auf dem Pincio. Ein zweiter Bogen der Leitung existiert noch in der Via del Nazareno n. 14, herstammend von der Restauration des Claudius im J a h r e 45 oder 46 n. Chr.; er überspannte eine Strafse der siebenten Region (Inschrift C. I . L. VI, 1252). Von hier lief die Leitung längs einer der Seiten der Porticus der Pola; Martial IV, 18 bezieht sich wohl auf dieselbe. Sie überschritt dann die Via lata auf dem A r c u s C l a u d i i . Nach Frontin endigte sie secundum frontem saeptorum, doch ist die Leitung noch weiter zu verfolgen, ohne dafs ihr Ende constatiert w ä r e , sie ist also nach Frontins Zeit verlängert

(Die siebente Region [Via

lata])

worden. Nach den sichersten Berichten ü b e r die Ausgrabungen in jener Gegend stand das Castell zwischen S. Ignazio und S. Macuto, und von hier aus wurden die Thermen Agrippas gespeist. Die Verteilungscastelle standen in der VII., I X . und X I V . Region. Der mit zur VII. Region gehörige M ö n s P i n c i u s (der Name, in der Kaiserzeit gebräuchlich, ist nicht erklärt, früher hiefs er Collis hortorum) ist niemals regelmäfsig bebaut gewesen, sondern war ein Lieblingsaufenthalt reicher Leute, die der gesunden L u f t und herrlichen Lage wegen hier ihre Gärten und Villen anlegten. Die ersten Gärten der Art waren die des L u c u l l u s (Front, aqu. 22). Nach mannigfachem Besitzwechsel gelangten sie unter Claudius in die Hände des Valerius Asiaticus, der sie prächtig ausschmückte und (Tac. ann. XI, 1) dadurch die Habgier der Messalina reizte. Diese bereitete dem Besitzer den U n t e r g a n g , um sich ihrer zu bemächtigen ; sie feierte hier ihre Hochzeit mit Silius (Juv. X , 334) und fand ebenfalls hiev ihren Tod auf Befehl des Claudius. So wurden die Gärten kaiserliches Besitztum (Plut. Luc. 39). Audi die Familie der D o m i t i e r hatte hier Gärten. In ihnen befand sich das Grabmal der Familie, in dem Nero beigesetzt wurde (Suet. Nero 50). Ferner waren hier die H o r t i P o m p e i ; mehrmals werden sie bei Asconius (Cic. Mil. arg. p. 37; c. 25 p. 50) ausdrücklich als horti superiores bezeichnet. Ob die unteren Gärten mit ihnen zusammenhingen und sich ins Thal hinabzogen, oder ob dabei an das H a u s zu denken ist, das P o m p e j u s sich bei seinem Theater erbaut hatte (Plut. Pomp. 40), steht dahin. Nach Pompejus' Tode kamen sie in den Besitz des Antonius (Cic. Phil. II, 27), dann in kaiserlichen. Auf diese, Weise gelangte fast der ganze Hügel in die Hände der Kaiser. Später war hier das P a l at i u m P i n c i a n u m , dessen Reste im Garten von Sta. Trinità ai Monti sich befanden und auf dem Plane von Bufalini verzeichnet sind. In ihm wohnte unter anderen Beiisar während der Belagerung Roms durch die Goten (Proc. Goth. II, 8. 9). Jetzt ist von allen diesen Anlagen n u r wenig noch übrig. Dafs auch die A c i l i e r hier eine Villa gehabt haben, h a t sich aus der Aufdeckung der f ü r dieselbe angelegten Piscinen ergeben (Lanciani Frontin. S. 29). Bei der Demolierung der Villa Ludovisi sind viele Reste ausgedehnter Anlagen aus der Kaiserzeit zum Vorschein gekommen, die zu den hier befindlichen Villen gehörten (Not. d. scavi 1885 p. 223. 250. 341 ; 1886 p. 122), auch eine auf die porta Pinciana zuführende Säulenhalle. Aufserhalb derselben befand sich übrigens eine statio annonae (C. I. L. VI 2 . 9626). In die VII. Region reichten auch die von der Notitia in der VI. Region aufgeführten G ä r t e n d e s S a l i u s t . Dieselben waren durch den Geschichtsschreiber Sallustius von Geldern angelegt, die er in

Rom.

Topographie der Stadt. (Trans Tiberim.)

Numidien erprefst h a t t e (Dio Cass. X L I I I , 9). Sie hatten eine ganz aufserordentliche Ausdehnung und umfafsten unter anderem das Thal, welches den Pincio vom Quirinal trennte, zogen sich aber auch auf den Pincio bis vielleicht an die Aurelianische Mauer, und auf den Quirinal. Sie spielen einmal in der Geschichte eine wichtige Rolle, indem hier im J a h r e 69 n. Chr. der Sieg des Yespasian, dessen Heer auf der Via Flaminia gegen Rom anrückte und in drei Colonnen angriff, entschieden wurde (Tac. hist. III, 82). Im Mittelalter haben sie der Gegend den Namen gegeben; mittelalterliche Topographen sprechen von einem Circus Salusti, von Thermen und einem Forum Salusti. Mit letzterem ist wohl die kaiserliche Residenz bezeichnet, die von den späteren Kaisern vielfach benutzt und in den Märtyrerakten nicht selten erwähnt wird (vgl. Jordan Top. II, 124 ff.). Auf dem Terrain der Gürten sind ansehnliche, zum Teil noch gut erhaltene Gebäudereste g e f u n d e n , namentlich der Unterbau des Tempels der V e n u s li o r t o r u m S a l l u s t i a n o r u m , und unter den Fundamenten der Frontmauer desselben ein älterer Retikulatbau (Not. 1882 p. 301, 411); auch eine P i s c i n a ist gefunden worden (Not. 1869 p. 68). ü b e r weitere Funde wird berichtet in Bull. muii. X I I I , 131 -135. Das Thal zwischen Pincio und Quirinal, das man vermutlich wegen seiner Gestalt lui' den sonst nicht nachweisbaren Circus hat in Anspruch nehmen woll e n , ist jetzt, ausgefüllt und wird gleich der Villa Ludovisi bebaut. Auf den zur Wasserversorgung dieser Gärten dienender. Röhren h a t man die Namen des Nero, des Alexander Severus und des Valentinian gefunden. 11. T r a n s T i b e r i n i .

Das rechtstiberinische Gebiet, namentlich das Janiculum und die zwischen ihm und dem Tiber sich ausbreitende Ebene, gehört zu den ältesten Bestandteilen des ager Romanus (vgl. O. Richter, die Befestigung des Janiculum S. 5 ff.). Zu den hier befindlichen Ackern f ü h r t e der Pons Sublicius, der, wenn nicht schon früher, spätestens bei Gründung der Servianischen Mauer angelegt ist. Neuere Ausgrabungen haben denn auch gegenüber dem Forum Boarium die ansehnlichen Reste einer uralten Aufmauerung des Flufsufers zum Vorschein gebracht, deren Quaderbau in allen Stücken dem der Servianischen Mauer gleicht (Not. degli scavi 1880 p. 226 und 468). Bis in das 2. Jahrh. v. Chr. mag diesem Gebiete unverändert der ländliche Charakter geblieben sein, ja noch zur Zeit, des Augustus werden die vier Morgen grofsen P r a t a Q u i n c t i a , welche einst der berühmte Cincinnatus eigenhändig bestellt haben sollte, »trans Tibcrim contra cum ipsimi locum, ubi nunc navalia sunt« (Liv. III, 26), als vorhanden e r w ä h n t , ebenso die M u c i a p r a t a , die Mucius

1515

Scaevola als L o h n f ü r seine b e k a n n t e Heldenthat vom römischen Volke erhielt (Liv. II, 13, Dionys. V, 35); von Livius X L , 29 wird der Acker des L. P e t i l l i u s *sub Janiculo« erwähnt. In demselben wurden 181 v. Chr. zwei steinerne Särge gefunden, welche nach der Aufschrift die Leiche des Numa Pompilius u n d seine Bücher enthalten sollten; der eine war leer, in altera duo fasces candelis involuti septenos habuerc libros non integros modo sed reccntissima specie. Sie wurden nachher als gottlos auf dem Comitium verbrannt. Die Beschreibung, welche Livius von diesen arcae sepulcrales gibt, erinnert an die auf dem Quirinal zum Vorschein gekommenen. Aul' diesem Acker befand sich auch ein Altar des F o n s oder F o n t u s , des Sohnes des J a n u s ; Cic. de iegg. II, 22 sagt, Numa sei haud proeul a Fonti ara bestattet worden , womit er denselben Ort bezeichnet wie Livius (vgl. Preller, Myth. I 3 , 176). Seitdem n u n das gewerbliche Leben am linken Ufer sich so mächtig auszubreiten begann, bevölkerte sich auch das reclitc Ufer namentlich mit solchen Gewerbtreibenden, die durch ihr Geschäft auf den Flul's angewiesen waren, Fischern und Gerbern. Die ersteren brachten es zu einer besonderen Bedeutung; alljährlich wurden hier im J u n i P i s c a t o r i i l u d i gefeiert (Fest. p. 210. 238). Von der Wichtigkeit der letzteren aber zeugt das auch in der Regionsbeschreibung aufgeführte Gerberquartier (Juv. XIV, 202 ; Mart. VI. 93,4), die C o r a r i a (vgl. de Rossi im Bull. d. Inst. 1871 p. 161). Eine auf die Korporation der Corarii bezügliche Inschrift ist neuerdings gefunden worden (Bull. mim. 1887 Tai. I). Wahrscheinlich befanden sich hier auch Töpferwerkstätten; das Janiculum lieferte und liefert noch heute eine Menge Töpferthon, u n d zahlreiche Töpferwerkstätten befinden sich noch jetzt in der Nähe des Ospizio di S. Michele; sie können sehr wohl traditionell Jahrhunderte hindurch hier ihren Sitz gehabt haben. Übrigens standen die hier liegenden Quartiere in geringem Ansehen und zogen, wie das ja überall das Los solcher am Flufs gelegenen Vorstädte ist, den ärmlichsten Handel an sich. J u d e n wohnten seit Augustus in grofser Anzahl hier. — Auch an dem grofsen Wandel, den Rom durch die Aufnahme überseeischer Handelsverbindungen durchgemacht h a t , n a h m das rechte Ufer teil. Es darf als sicher gelten, dafs gegenüber dem Emporium sich das Ufer mit horrea bedeckte. Dieselben eigentümlichen Ei~scheinungen, die m a n am linken Ufer wahrgenommen hat, jene kolossalen Ablagerungen von Scherben finden sich auch hier; die Kirche S. Francesco a Ripa stellt ganz auf Scherben (Ann. d. Inst. 1878 p. 186). Jordan h a t auf Taf. X X X V I I seiner Forma Urbis versuchsweise Frgm 169 hierhergelegt. Aber diese Anlagen beschränkten sich nicht auf jenen Teil des Ufers. Bei der Regulierung der Prati di

1516

Rom.

Topographie

der S t a d t .

Castello, d. h. der nördlich u n d östlich vom V a t i k a n und der E n g e l s b u r g gelegenen E b e n e a m T i b e r h a t sich h e r a u s g e s t e l l t , d a f s die kleinen dcrt b e f i n d l i c h e n E r h ö h u n g e n k ü n s t l i c h sind u n d gleich dem Monte Testaccio a u s S c h e r b e n b e s t e h e n . Auch hier also, g e g e n ü b e r dem Marsfelde, lagen Magazine (Not. degli scavi 1884 p. 392). Ü b e r h a u p t s c h e i n t diese Gegend stark b e w o h n t gewesen zu sein. U n g e f ä h r 500 m von d e m M a u s o l e u m des H a d r i a n sind die R e s t e einer G r u p p e von G e b ä u d e n /.um Vorschein gekomm e n , die, nach d e m M a u e r w e r k zu schlielsen, aus d e m 1. J a h r h u n d e r t , Zeit Nero's, s t a m m e n (Not. degli scavi 1886 p. 22). Auch die u n m i t t e l b a r e Umg e b u n g der im v a t i k a n i s c h e n G e b i e t b e f i n d l i c h e n kaiserlichen G ä r t e n war dicht m i t S t r a f s e n bedeckt, vgl. Proc. Goth. II, 1. Im w e s e n t l i c h e n e r s t r e c k t e n sich allerdings die H ä u s e r q u a r t i e r e wolil n u r längs des Ufers, wo bei den jetzigen R e g u l i e r u n g e n überall Reste von Strafseilzügen g e f u n d e n sind, so b e i m A b b r u c h des P o n t e rotto (Not. degli scavi 1880 p. 187), wobei m a n die alte S t r a f s e 1 in u n t e r der jetzigen f a n d , und bei dem P o n t e S. B a r t o l o m e o ; n a m e n t l i c h ergiebig sind die E n t d e c k u n g e n auf dem G e b i e t d e r Villa F a r n e s i n a gewesen, dort sind R e s t e gewerblicher Anlagen e n t d e c k t w o r d e n ; n a c h einer I n s c h r i f t aus d e m J a h r e 102 n. Chr. waren dies die C e l l a e v i n a r i a e n o v a et A r r u n t i a n a . Die T a f e l befand sich u n t e r S c h e r b e n groiser Weingefiil'se. F e r n e r w u r d e n grofsc K e l l e r r ä u m e aufgedeckt, d a r ü b e r ein s ä u l e n g e s c h m ü c k t e r Hof. An diesen stiefs ein W o h n g e b ä u d e mit. trefflichen, w o h l e r h a l t e n e n Wandg e m ä l d e n (publiziert von Mau, M o n u m . X I Taf. X L I V bis X L V I 1 I ; X I I Taf. V VIII). A u c h eine m i t einer P o r t i k u s g e s c h m ü c k t e S t r a f t e ist d a s e l b s t zum Vorschein g e k o m m e n , u n d nördlich von der Aurelian i s c h e n M a u e r das G r a b des C. Sulpicius P l a t o r i n u s (Not. d. scavi 1880 Taf. I u. II;. - Dicht m i t S t r a f s e n besetzt war zweifellos das s p ä t e r 'von der Aurelianis c h e n M a u e r eingeschlossene G e b i e t in der T i b e r a u s buchtung gegenüber dem Forum Boarium. Hier m ü s s e n sich die H ä u s e r allmählich bis an d e n F u f s des J a n i c u l u m gezogen h a b e n . Aus m e h r e r e n bei Sta. Cecilia g e f u n d e n e n I n s c h r i f t e n e r f a h r e n wir, d a f s sich daselbst ein Heiligtum der B o n a D e a b e f a n d . D a b e i wird eine I n s u l a B o l a n i (C. I. L. VI, 65. 67) erwähnt. Ü b r i g e n s h a t , was bei der grol'sen u n d u n b e s c h r ä n k t e n A u s d e h n u n g dieser Region nicht W u n d e r n i m m t , dieselbe viel m e h r Vici g e h a b t als irgend eine a n d e r e , n ä m l i c h 78, w ä h r e n d die zweitg r ö f s t e Zahl 35 in der X I . Region ist. — A m U f e r war ein durch T e r m i n a t i o n s c i p p e n b e z e i c h n e t e r S t r e i f e n freigelassen. Die f r ü h e s t e n d e r wieder z u m Vorschein g e k o m m e n e n Steine s t a m m e n von der T e r m i n a t i o n der Oensoren M. V a l e r i u s Messalla u n d P . Servilius Isauricus a u s dem J a h r e 5 1 v. C h r . ; es folgt die Term i n a t i o n der K o n s u l n A s i n i u s G a l l u s u n d C. M a r c i u s

( T r a n s Tiberim.)

Censorinus (curatores riparum, qui primi fueriint) a u s d e m J a h r e 8 v. Chr., d a n n T e r m i n s t i o n e n (resp. W i e d e r h e r s t e l l u n g f r ü h e r e r T c r m i n a t i o n e n ) durch die K a i s e r A u g u s t u s , Tiberiu» (Tac. a n n . I. 76), V e s p a s i a n , T r a j a n , H a d r i a n , M. Aurelius und L. Veras, Dioeletian u n d M a x i m i a n . Die S t e i n e sind auf beiden U f e r n vom P o n s Molvius bis ü b e r den südlichsten Punkt der Aurelianischen Mauer h i n a u s zu verfolgen; sie h a b e n v e r s c h i e d e n e Abs t ä n d e , die auf d e n Steinen selbst a n g e g e b e n sind (vgl. C. L L. VI, 1234 1242 n e b s t S. 266. Nachträge in den Not. degli scavi 1880 p. 138; 1884 p. 192; 1885 p. 342, 1886 p. 80). D a s r e c h t s t i b e r i n i s c h e Gebiet h a t auch noch in a n d e r e r H i n s i c h t eine E n t w i c k e l u n g e r f a h r e n . Die p r ä c h t i g e Lage desselben in unmittelbarer Nähe der S t a d t u n d vom s t ä d t i s c h e n Gebiete doch wieder d u r c h d e n F l u f s g e t r e n n t , k o n n t e ' n i c h t verfehlen, die R ö m e r zur Anlage von G ä r t e n und Villen anzulocken. Wenn Horuz carm. II, 3, 17, 18 als den Besitz lies reichen M a n n e s die doinu.s u n d die »villa, flavws quam Tibcris laritt a n g i b t , k ö n n e n wir die letztere füglich k a u m wo a n d e r s s u c h e n als hier, wo d u r c h die n a c h W e s t e n a b s c h l i e l s e n d e n H ö h e n züge eine e b e n s o g e s c h ü t z t e wie d u r c h die enge Vereinigung von F l u f s und Bergen a n m u t v o l l e L a g e ges c h a f f e n ist. Leider ist uns von E i n z e l h e i t e n wenig b e k a n n t ; von der Olodia sagt Cicero gelegentlich pro Caelio 15, 36, sie h a b e G ä r t e n am Tiber g e g e n ü b e r dem Marsfelde g e h a b t . Dal's auch die alten R ö m e r keineswegs unempfindlich f ü r den prachtvollen Ausblick waren, den man von der H ö h e der Berge hat, u n d d a f s n a m e n t l i c h der Anblick der H e r r l i c h k e i t e n R o m s von d e m langen R ü c k e n des J a n i c u l u m s aus zu den g e p r i e s e n e n S c h ö n h e i t e n gehörte, ersehen wir a u s Martials b e k a n n t e n V e r s e n (IV, 64. 11.), der die d a s e l b s t gelegenen ipatica iugerades Julius Martialis m i t den G ä r t e n der H e s p e r i d e n . vergleicht:. hinc Septem dominos videre montes et totam licet aesHmare Romam, u n d d e r ganzen, in d i e s e m Gedichte e n t h a l t e n e n Bes c h r e i b u n g , die alle n a h e n u n d f e r n e n P u n k t e umfaXst, auf d e n e n das A u g e noch h e u t e mit Woldgefallen u n d E n t z ü c k e n r u h t (vgl. J o r d a n in F r i e d l ä n d e r s Martial a. a. O.) P o l e m i u s Silvius n e n n t das Janic u l u m u n t e r den sieben W u n d e r n R o m s . Von g r e i s e r e n Anlagen b e f a n d e n sich hier die H o r t i C a e s a r i s; häufig e r w ä h n t (z. B. Horaz, s a t . I, 9. 18. Cic. Phil. I I , 42, 109. Suet. Caes. 83) u n d n a m e n t l i c h d a d u r c h b e r ü h m t g e w o r d e n , dafs sie Caesar in s e i n e m T e s t a m e n t e dem V o l k e als Eigent u m überliefs. D a r i n b e f a n d sich ein angeblich von Servius Tullius g e s t i f t e t e r T e m p e l der F o r s F o r t u n a ; unter Tiberius wurde derselben Göttin an d e m s e l b e n Orte ein zweiter T e m p e l e r r i c h t e t (Tac. a n n . I I , 41. P l u t . B r u t . 20). Ein dritter Tempel

Rom.

Topographie der Stadt. (Trans Tiberim.)

derselben Göttin, der ebenfalls auf Servius Tullius zurückgeführt wird, befand sich weiter flufsabwärts am sechsten Meilenstein: Kai. 24. Juni Forti Fortunae trans Tiberim ad milliarium primum et sextam (vgl. C. I. L. I, 395; VI, 167—169). In diesen Garten legte Augustus vermutlich — denn gesagt wird es nicht — seine Namnachie an; Mon. Ancyr. IV, 49 Novalis proeli spectaclum popnlo dedi trans 'Tiberim, in quo loco nunc nemus est C'aesarutn, cavato solo in longitudinem mille et outingentos vedes, in latifudinem mille et ducenti (Suet. Aug. 43). Dieselbe lag zwischen S. Cosimato, S. Francesco a Ripa und dem Janiculuin, eine grofse Ellipse von 532,80 zu 355,20 in. Bartoli Mem. 59 berichtet, über einen Fund von dem Paviment, das zu ihr gehörte; auf demselben war ein ungeheurer Neptun, 14 Fufs grol's, dargestellt. Im J a h r e 1873 ist in derselben Gegend beim Bau eines Hauses wieder ein Teil des Pavimentes in einer Tiefe von 8 in gefunden worden. Die Prft/.inktionen der Naumacbie waren von Travertin; auch hiervon sind einige Reste, ferner Büsten und Reliefs gefunden worden (Bartoli Mem. 60. 61). Zur Speisung dieser Naumacliie legte Augustus die Aqua Alsietina an (S. 1451). Die Worte des Mon. Ancyr. >4uqito loco nunc nemus est Cuemmm* werden erläutert durch Tac. ann. XIV, 15, : apud nemus, lTnt,er quod iiavali stagno circumposuit Augustus. Nero (Dio Gass. L X I , 20) und Titus (Dio Gass. LXVI, 25) wurde sie noch benutzt. Suet. Tit. 7 sagt dedit et navale. proelium in reteri naumachia. Später scheint sie verfallen zu sein; zur Zeit des Alex. Severus gab es n u r noch Spuren von ihr (Dio Gass. LV, 10). Dagegen baute Domitian eine neue, die indessen wieder eingerissen wurde (Dio Gass. L X VII, 8. Suet. Dom. 5); mit dem Material wurde der durch Brand beschädigte Gircus Maximus wieder aufgebaut (vgl. S. 1494). Ihre Lage ist ebensowenig wie die von Philippus Arabs zur Feier des tausendjährigen Bestehens der Stadt angelegte (Aurel. Viet. Caes. 28) genau zu bestimmen; die Regionsbeschreibung zählt, vielleicht fälschlich, fünf Naumachien, zwei davon sind jedenfalls nicht einmal dem Namen nach bekannt. Im Mittelalter heilst die Gegend zwischen S. Peter und der Engelsburg die Regio naumachiae (vgl. Jordan Top. II, 328. 430), wonach sich die Lage einer oder mehrerer der Naumachien wenigstens annähernd bestimmt. An der Stelle, wo heute S. Pietro in Vaticano liegt, befanden sich im Anfang des ersten Jahrhunderts die G ü r t e n d e r A g r i p p i n a . Sie reichten bis zum Flusse und waren dort durch eine Porticus abgeschlossen (Seneca de ira III). Direkt auf sie zu führte vom Marsfelde jene Brücke, deren T r ü m m e r unterhalb des pons Aelius sichtbar sind; sie ist im Zusammenhang mit den Anlagen im Vatikanischen Gebiet entstanden. Über ihre Zerstörung vgl. S. 1456.

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Von Agrippina gingen diese Gärten in den Besitz des Gaius Caligula, ihres Sohnes, über; dieser baute in ihnen einen Circus, das G ai a n u m der Regionsbeschreibung (Dio Gass. L I X , 1 4 ) , und errichtete auf der Spina desselben den berühmten Obelisken, der jetzt vor S. Pietro steht. Es ist dies derselbe Circus, in dem auch Nero seine Künste zeigte (Plin. X X X V I , 74 tertius obeliscus in Vaticano Gai et Neronis prineipum circo; dagegen unklar Tac. ann. XIV, 14 von Nero: clausuni valle Vaticana spatium, in quo equos reyeret), und der durch die Martern der Christen eine schauerliche Berühmtheit erlangt hat. Im Mittelalter heifst er Palatium Neronis. Die alte Basilica S. Petri war mit ihrer Südseite auf der Nordseite desselben aufgesetzt (vgl. die Pläne in der Beschreibung der Stadt Rom und ebendaselbst II, 1 S. 12 ff.). Nicht weit von diesem Circus, »in loco, tibi nunc est sacellum apostolorum Simonis et Judae in abside novi tempü«, ist eine Anzahl von Inschriften gefunden, die sich auf Taurobolien beziehen (C. I. L. VI, 497—504); sie sind sämtlich datierbar und reichen von 305 — 370 n. Chr. Hier war also im 4. Jahrhundert und gewifs auch früher eine Hauptstätte des Dienstes der M a g n a M a t e r . In der Regions beschreibung wird sie unter dem Namen F r i g i a n u m (Phrygianum) neben dem Gaianum erwähnt. Nero verband mit diesen Gärten die, wie es scheint, unmittelbar daranstofsenden Gärten der D o m i t i a . Sie blieben, wie auch die der Agrippina, seitdem kaiserliches Besitztum, und Aurelian z. B. wohnte mit Vorliebe hier. Vopise. Aurel. 49: displiccbat ei, cum esset Romae, habitare in Palatio, ac magis placebat in h.ortis Sallusti vel in Domitiue vivere. Der ganze Komplex wird auch von Tac. ann. XV, 39. 44 II o r t i N e r o n i s genannt. In den Gärten der Domitia errichtete Hadrian sein berühmtes Mausoleum, die M o l c s I l a d r i a n i (vgl. S. 1456). Es bestand aus einem quadratischen Unterbau von 104 m Seite und einem cylindrisphen I l a u p t b a u von 73 m Durchmesser und Höhe. Wie dasselbe nach oben abgeschlossen war, ist nicht mit Sicherheit anzugeben. Gekrönt wurde der ungeheure Bau durch die Kolossalstatue des Hadrian, von der noch möglicherweise der Kopf existiert (Vatican, Sala rotonda). Erörterungen und Restitutionsversuche sind sehr zahlreich (die Canina'sche siehe auf Taf. XI). Hadrian begann den Bau sechs J a h r e vor seinem Tode, aber erst Antoninus Pius vollendete ihn im J a h r e 139 und brachte die Leiche Hadrian's, die vorläufig in Cicero's Puteolanum beigesetzt worden war, hierher (Jul. Capit. Anton. Pius 5 : Hadriano apud Baias mortuo reliquias eins Romam pervexit sanete ac reverenter atque in hortis Domitiae collocavit). Derselbe barg darin auch die Leichen der schon vor Hadrian gestorbenen Sabina und des Aelius Caesar (C. I. L. V I , 984—995). Die das 96*

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Rom

Topographie der Stadt. (Trans Tiberim.)

legte Beiisar die schwimmenden Mühlen im Tiber Andenken des H a d r i a n und der Sabina verewigende an, die bis in die neueste Zeit bei S. Sisto existiert Inschrift war über dem Eingang angebracht, die haben. Eine Zweigleitung der Traiana ging nach übrigen ebenfalls an der Aufsenwand. In diesem MauNorden zu und ist bis nach S. Onofrio hin zu versoleum sind von Hadrian an alle Kaiser und Mitfolgen. Da dieselbe von Retikulatwerk erbaut ist, glieder der kaiserlichen Familie bis auf Septimius so mufs sie vor den ersten Antoninen gemacht sein, Severus und seine Söhne bestattet worden. Nur es ist also so gut wie sicher, dafs sie von Hadrian Didius Julianus (Vita c. 8) ist in dem Grabmal stammt. Wahrscheinlich f ü h r t e sie zu dem oben des Salvius Julianus, seines Grofsvaters, an der erwähnten in den Prati di Castello von ihm errichVia Labicana beigesetzt'). Durch seine günstige teten Circus. Lage und den Anschlufs an die Aurelianische Mauer wurde das Mausoleum schliefslich Hauptfestung der Was wir sonst von Namen aus dieser Region Stadt. I m J a h r e 537 n. Chr. versuchten die Goten kennen, ist topographisch nicht zu fixieren. Iis sind unter Vitiges es zu s t ü r m e n , aber die Belagerten dies : 1. der l u c u s F u r i n a e , in den sich der jüngere trieben sie zurück, indem sie die Statuen des DenkGracchus vom Aventin her über den Tiber flüchtete mals auf sie hinabstürzten. Eine zweite Belagerung und wo er seinen Tod fand (Aur. Vict. de vir. ill. 65 machte es 546 durch, damals mufste es Totila dem C. I. L, I, p. 398, 25. Juli). - 2. Der C a m p u s B r u t Narses übergeben. Als im Jahre 590 eine Pest in t i a n u s und C o d e t a n u s (in der RegionsbeschreiRom wütete, soll P a p s t Gregor dem Grofscn bei einer bung). Von ersterem wissen wir nur, dafs es auch einen Prozession der Erzengel Michael, sein Schwert in die V i cu s B r u t t i a n u s in der XIV. Region gab, von Scheide steckend, über dem Mausoleum erschienen letzterem wenigstens soviel, dafs der Name von der sein. Bonifacius IV. (608 — 615) errichtetc zum An- Pflanze Codeta herkommt (Fest. epit. p. 58), die hier denken daran auf der H ö h e desselben eine Kapelle in Massen wuchs. Ganz besondere Schwierigkeit des heil. Michael (S. Angeld ihtcr nübe's);'später trat • macht Suetons Notiz (Caes. 39),.Caesar habe tna,val,c an Stelle derselben die Statue des Erzengels; seitdem proeliitm in minore, Codeta ilej'osso lacin gegeben, wähheilst das Mausoleum C a s t e l S. A n g e l o (Engelsrend Dio Gass. X L I I I , 23 berichtet, er habe diese burg). Vielfach umgebaut ist das riesige Gebäude, Naumachie im Marsfelde gegeben. Sueton Caesar 44 wenn auch allen Schmuckes entblöfst, im Innern fügt dann noch h i n z u , Caesar habe einen Tempel und Äufsern doch noch in seinen Grundzügen erdes Mars, den man doch wohl auf dem Marsfelde halten. — Dafs in der Nähe des Mausoleums noch erwarten sollte, auf dem zugeschütteten Boden seiner andere Grabmäler waren, sieht man aus der u. a. Naumachie errichten wollen. Becker h a t demnach die von L. Faunus Ant. di Roma V, 12 erhaltenen Nachminor Codeta auf das Marsfeld verlegt. Die Sache ist richt, dafs zwischen S. Pietro und Engelsbuvg eine nicht klar. — 3. Die S e p t i m i a n a , Thermenanlagen grofse Pyramide stand, die Alexander VI. (1492 bis des Septimius Severus, mit denen ohne Zweifel die 1503) b e h u f s Regulierung und Verschönerung des ebenfalls in der Regionsbeschreibung g e n a n n t e n H o r t i Weges abgerissen hat. Das Mittelalter machte sie G e t a e zusammenhängen. Spart. Sever. 19 : »ehisdem. teils zu einem Grabmal des Romulus, teils zu dem que Septimianae (soZangemeister, Rhein. Mus. X X X I X des Scipio .Africanus. — Nördlich vom Mausoleum S. 635, überliefert iannae) in Transtiberina regione des Hadrian h a b e n sich die Reste eines zweiten ad portam nominis sui«. Ihre ungefähre Läge wird Circus g e f u n d e n , den wohl Procop. Gotli. I I , 1 im durch den Namen des südlichen Anfanges derLungara, Auge h a t , wenn er ihn auch nicht namentlich il Settignano, und den eines Thores der Aurelianinennt. Über die Reste vgl. Beschreib, der Stadt schen Mauer bezeichnet, der P o r t a S e p t i m i a n a . Rom II, 1 S. 17f.; De Rossi, Piante p. 85. Alexander VI. (1492—1503) h a t dasselbe »fl fundamentis« wiederhergestellt. — 4. B a l i n e u m A m Die A q u a T r a i a n a , welche in erster Linie f ü r p e l i d i s P r i s e i e t D i a n e s in der Regionsbeschreidas transtiberinische Gebiet angelegt war, endigte auf bung. Von ersterem h a t sich möglicherweise ein dem Janiculum in einem grofsen Wasserwerk, wie Rest auf Forma Urb. X I , 48 erhalten. — 5. C a s t r a auch noch heute die Aqua Paola. Von hier stürzte l e c t i c a r i o r u m (Sänftenträger), endlich — 6. S t a sich das Wasser mit starkem Gefälle herab und trieb tuam Valerianam, Caput Gorgonis, HerMühlen. Procop. Goth. I, 19 sagt von ihnen, sie bee n l e r n e u b a n t e m in der Regionsbeschreibung, ständen ¿K iraAaioCi, es ist also wohl möglich , dafs von denen die beiden ersten sicher Namen von Vici sie schon von Trajan angelegt worden sind. 537 n. Chr. sind; ein V i c u s s t a t u a e V a l e r i a n a e kommt auf wurden sie durch die Zerstörung der Wasserleitungen der Capitolinischen Basis vor. - - In der XIV. Region durch die Goten unbrauchbar gemacht. Damals waren auch ein Heiligtum des D o l i c h e l i n s (C. I. L. VI, 415; vgl. Bull. d. inst. 1861 p. 179) und nach ') Näheres siehe bei O. Hirschfeld, Die kaiserAngabe der Mirabilien die C a s t r a R a v e n n a t i u m lichen Grabstätten in Rom. Sitzungsbericht der (vgl. Jordan Top. II, 328). Berliner Akademie 1886, S. 1149 ff.

Rom.

T o p o g r a p h i e der Stadt.

( D i e Tiberinsel.

A u f der H ö h e des Janiculum, innerhalb der j e t z i g e n V i l l a P a m f i l i , h a b e n sich m e h r e r e Columbarien gefunden.

Beschreibung derselben, sowie die dort ge-

s a m m e l t e n I n s c h r i f t e n s i e h e C. I. L . V I 2 . 7784—7844.

punkt

eines

Überganges

zum

über

natürlichen Stützden

Tiber

machen

1519

aede veter

Griin-

e~).

dungstag war der 1. Januar 1 ). N e b e n diesem T e m p e l e n t s t a n d e n : 1. ein T e m p e l des F a u n u s

( L i v . X X X I I I , 42. X X X I V ,

erbaut,

tatieiai

Die Tiberinsel hat trotz ihrer günstigen L a g e , die unseren B e g r i f f e n

equites pietos vidi in Aesculapii

Appia.)

Fast. I I , 193) im Jahre 195 v. Chr.

12. Die Tiburmsci.

sie nach

— D i e V o r s t a d t der V i a

Jovis

von

Vitruv

bezeichnet.

et.Fauni«

13. Februar.

53; O v i d

»ex pecunia

III,

2. 3

als

mul»aedes

Dedikationstag war der

- 2. Ein T e m p e l des J u p i t e r ,

d e m Aesculapheiligttim a m

gleich

I . J a n u a r dediziert.

Er

mufste, fast fünf J a h r h u n d e r t e nach der Gründung

war im Jahre 200 von L . Furius Purpureo g e l o b t und

R o m s u n b e w o h n t und unbenutzt gelegen.

w u r d e 194 v. Chr. dediziert.

V o n der

Servianischen B e f e s t i g u n g m u f s t e sie ausgeschlossen

Wahrscheinlich mit ihm

verbunden war ein K u l t des V e i o v i s. Auch d e m T i -

l a g , eine mög-

b e r i r n i s wurde auf der Insel am S . D e z e m b e r ein O p f e r

lichst kleine strecke des U f e r s in sich a u f z u n e h m e n

g e b r a c h t ; endlich hatte S e m o S a n c u s (Deus F i d i u s )

(vgl. S. 1445), und

h i e r e i n e n Altar (C. I. L . V I , 567), auf Grund dessen,

bleiben,

da es im W e s e n derselben die

ain Südpunkte des

Capitols

d e m Flusse nahetretende Mauer nicht anders als auf

w i e es scheint, im Mittelalter der G l a u b e entstanden

dem kürzesten W e g e zum (Tfer g e f ü h r t werden konnte.

ist, die R ö m e r hätten den Simon M a g u s

Z u d e m hätte die Insel einer besonderen B e f e s t i g u n g b e d u r f t , wenn sie zur Stadt g e z o g e n werden die Rücksicht aber

sollte;

auf die V e r b i n d u n g der beiden U f e r

lag der damaligen Z e i t f e r n ;

zeit »iuter

dnos pontes«

; I'lut. Popl. 8 : KaXtirat bt Tf|

TUJV Xarivaiv cpujvri |.ttar| buoTv Yecpupwv.

Der

Name

bequemen

k o m m t auch auf einem Fragment des Stadtplanes vor

Anschluß; an dasselbe zu suchen, sondern m ö g l i c h s t

(F. U. I X , 42) und hat sich lange erhalten ; die K i r c h e

vollkommenen

S. B a r t o l o m m e o wird gelegentlich so bezeichnet.

Abschlul's

gegen

nicht

verehrt.

M i t vulgärem N a m e n hiefs die Insel in der K a i s e r -

dasselbe

war

ihr

Prinzip, welches auch in der Jahrhunderte hindurch t". I)io Vorstadt, der Via Appia.

einzigen, auf sofortigen A b b r u c h eingerichteten Holzbrücke erkennbar ist.

W i e so ganz ausserhalb des Ge-

sichtskreises der Stadt diese Insel lag, spiegelt sich in

Aufserhiilb d e r P o r t » C a p e n a ,

woselbst

d e r eigentümlichen Sage w i e d e r , dal's sie erst nach Ver-

1, 804

und p. 205 zu 801 und 802), hatte

treibung d e r T a r q u i n i e r durch das diesen g e h ö r i g e , von

beiden

Seiten

dem V o l k e in den F l u f s g e w o r f e n e G e t r e i d e entstanden

Augustus eine

sei ( L i v . 11,5; Dionys. V , 15!; I'lut. Popl. 8).

dafs

I m Jahre 291 v. Chr. wurde auf ihr der T e m p e l des griechischen A e s c u l a p i u s einer Pest, war

im

sendet w o r d e n ,

um

gegründet.

Jahre 295! nach

Infolge

Epidaurus

ge-

sie

in

bildete,

der so

der

publica.),

schon

(pnrta

zwei und

Capena)

sich

zur

bedeutende V o r s t a d t Regionseinteilung

die erste

(piscina

Via A p p i a

Zeit

zu des

entwickelt, Regionen die

zweite

welche, letztere auch noch den öst-

lichen T e i l des A v e n t i n umfafste.

W i e ausserordent-

zu holen

lich sich die Häuserquartiere längs dieser belebtesten

Statt desselben brachten die Gesandten

aller L a n d s t r a ß e n ausbreiteten und w i e u n a u f h a l t s a m

die heilige Schlange, in quo ipsuni numeii esse constabat

sie sich vorwärts schoben, sieht m a n an d e m weitaus,

( L i v . X , 47).

( L i v . Epit. X I ) ,

das B i l d

des G o t t e s

sich in

republikanischen Zeiten m e h r e r e p a t j i b e f a n d e n (C. I. L .

welche i h n e n f r e i w i l l i g g e f o l g t war.

springenden W i n k e l ,

den die A u r e l i a n i s c h e

A l s das zurückkehrende Schiff auf d e m W e g e zu den

hier

keineswegs

N a v a l i a a n der I n s e l v o r b e i f ä h r t , schleicht die Schlange

hältnisse bedingt ist, sondern durch die N o t w e n d i g -

auf dieselbe

keit,

und

wählt sich selbst

H e i l i g t u m (Preller M y t h . I F , 240

den P l a t z zum

ff.).

Der Tempel

wurde an der Stelle gegründet, w o sich j e t z t die K i r c h e

bildet

und

der

Damit

war

denn

P u n k t der I . R e g i o n das ßumen

als

Temenos

desselben

konsekriert.

Wann

zuerst

d e r G e d a n k e entstanden ist, der durch die Gründung des T e m p e l s

notwendig

gewordenen

nun

freilich die

wickelung derselben nicht zum Stillstand

Insel, welche ungefähr

v o n 300 m hat,

Mauer

Terrainver-

die hier liegende Vorstadt in die B e f e s t i g u n g

einzuschliefsen.

S. B a r t o l o m m e o b e f i n d e t ( ( ' . I. L . V I , 7), und die g a n z e eine L ä n g e

durch

die

Regionsbeschreibung

gibt

Ent-

gebracht;

als äufsersten

Älmonis,

den h e u t i g e n

A q u a t a c c i o a n , der e t w a 100 m vor d e m T h o r e d i e Via Appia

schneidet 2 ).

Aufmauerung

der Insel die G e s t a l t eines Schiffes zu geben, wozu

') Dafs

es schon

vor Gründung

dieses T e m p e l s

freilich die Gestalt derselben ebenso w i e die L e g e n d e

in R o m ein H e i l i g t u m des Aesculap i r g e n d w o » e x t r a

einlud, ist u n b e k a n n t ;

urbem«

ostecke stammen

erhaltenen wohl

die noch j e t z t an der Nord-

Reste

aus

sind

derselben

von Travertin Zeit

wie

die

der T e m p e l

selbst

wurde

um

16 her-

vor. Hierüber, w i e über die T e m p e l auf der I n s e l über-

erste

haupt vgl. Jordan in den Comm. in hon. M o m m s e n i

steinerne I n s e l b r ü c k e , der pons Fabricius ( v g l . S. 1449). Auch

gegeben hat, geht aus Plin. X X I X ,

und

p. 356 ff.

dieselbe

Zeit

-) E i n e Vorstellung von einer solchen

Entwicke-

wiederhergestellt ( V a r r o L . L- V I I , 57 »huütscc

modi

l u n g ' k a n n m a n ^ s i c h am^besten m a c h e n

durch^die

1520

Rom.

Topographie der Stadt. (Die Vorstadt der Via Appia.)

Die V i a A p p i a , welche die Grenze der beiden Regionen bildete, lief im Altertum etwas nördlicher als die heutige Strafse. Die " P o r t a C a p e n a , aus der sie hinausführte, lag nicht in der Ebene sondern am Abhänge des Caelius. Ihre Lage ist durch die von dem Engländer Parker im J a h r e 1867 nachgewiesene Manerlinie gesichert; die Zweifel, welche man bis jetzt über die Richtigkeit des Nachweises hegte, weil der erste Meilenstein der Via Appia vor P o r t a S. Sebastiano in der Vigna Nari etwa 100 m zu südlich aufgefunden ist, sind jetzt gehoben durch den von Dessau (Bull. d. Inst. 1882 p. 121 ff.) geführten Nachweis, dafs sich dieser Meilenstein weder an seiner Stelle befand, noch nachweislich ein Meilenstein der Appischen Strafse war. — Bis zur Zeit Neros ging eine Zweigleitung der Aqua Marcia, der Rivus Ilerculaneus unterirdisch durch den Caelius und endete bei Porta C a p e n a , daher bei J u v e n a l I I I , 11 die madiäa Capena, aus deren Bogen das Wasser tropfte (Mart. III, 47); es ist dies der arcus stülans intra poiiam (Appiara) oder der arcus stillans ante Scptcmsolium im Anonymus von Einsideln (Jord. Top. II, 380). T r a j a n verlängerte die Leitung bis zum A ventin und f ü h r t e sie über das Thai auf grol'sen Bogen, von denen die Reste durch Parker nachgewiesen wurden. Aufserhalb der Porta Capena befand sich im Hain der E g e r i a die Grotte der C a m e n e u . Nach den überlieferten Ortsangaben lag der Ort nicht weit vom Thor, links von der Via Appia, deren Geräusch bis dorthin drang, in einem Thale ; die als Nympheum dienende Höhle war künstlich, der lebende Fels in der f ü r uns erkennbaren Zeit mit Marmor bekleidet. Demnach lag dieser heilige Bezirk am Fufse des Caelius, aufserhalb der Servianischen Mauer in dem Thale, durch welches heute die Strafsen Viadelle Mole di S. Sisto und della Ferratella gehen. Die reich fliefsende Quelle befindet sich noch jetzt bei der Villa Fonseca. Die mittelalterliche Tradition sah in derselben ein heilkräftiges Wasser '). Die Via delle Mole di S. Sisto entspricht dem antiken V i c u s C a m e n a r u m . — Eine in der Nähe befindliche Quelle ist möglicherweise der bei Frontin 4 genannte F o n s A p o l l i n i s ; mit demselben hängt wohl das Fragment des Stadtplans F. U. 1, 1 z u s a m m e n , welches ein Vergleichung mit der in den letzten 30—40 J a h r e n vor dem Potsdamer Thore in Berlin entstandenen Vorstadt. Die zu demselben h i n a u s f ü h r e n d e Potsdamer Strafse ist nicht nur selbst fast Stunde lang ununterbrochen mit H ä u s e r n besetzt, sondern zu beiden Seiten derselben h a b e n sich Stadtteile entwickelt, deren Gesamtbevölkerung schon nach Hunderttausenden zählt. 1 ) Vgl. Lanciani, Frontino p. 12. 13. I n diesem Werke sind die Fragen über die Gewässer und Wasserleitungen Roms umfassend behandelt.

kleines quadratisches Monument darstellt, eine Fontana oder ein Puteal, und die Bezeichnung a]REA APO[llinis h a t , sowie die A r e a A p o l l i n i s e t S p l e n i s der Regionsbeschreibung. Letztere Ben e n n u n g könnte, wenn die Lesart ü b e r h a u p t richtig ist und S p l e n i s nicht etwa durch Dittographie, wie Mommsen m e i n t , aus Apollinis entstanden ist, auf die heilkräftige Wirkung der Quelle sich beziehen. — Eine dritte hier vor dem Thore befindliche Quelle war die A q u a M e rc u r i i (Ovid. Fast. V, 673: est aqua Mcrcurii portac mcina Capenae); sie ist ebenfalls am Abhänge des Caelius in der heutigen Villa Mattei wiedergefunden; ihr Wasser fiiefst in künstlichem Kanal durch das Circustlial und ergiefst sich in der Nähe des J a n u s Quadrifrons in die Clnaca maxima. Von den Römern wird ihr Wasser noch jetzt f ü r heilkräftig gehalten; indessen rührt der eigentümliche Geschmack desselben von den im Circusthale ungelegten Gasometern h e r , unter denen es dahinströmt. Auf der anderen Seite der Via Appia lag zwischen der Servianisclien Mauer imd der Stelle, die später die Thermen des Caracalla einnahmen, die P i s c i n a p u b l i c a , ein Teich, wie man ihn vor den Thoren' fast aller italischen Städte findet, zum Waschen und anderen Verrichtungen dienend. Sie war wohl ebenso alt als die Stadt selbst, aber schon im 1. J a h r b . v. Chr. verschwunden. Festus p. 213 sagt von ihr: nomen manet, ipsa non exstat. Sic mufs schon früh der Gegend den Namen gegeben haben, weil sonst nicht begreiflich wäre , dafs später die XII. Angustische Region nach ihr benannt ist. Lange Zeit mag es einsam genug gewesen sein vor der Porta Capena. Die schweigende Vestalin, welche Wasser aus der Camenenquelle schöpfte, und die schwatzenden Weiber an der Piscina mögen allein hier ständigen Verkehr gehabt h a b e n ; nur auf der Strafse wallte es.hin und her:, bald wegemüde Wanderer, bald ausziehende Truppen, ein Verk e h r , der immer lebhafter wurde, seitdem die Via Appia die grofse Heerstrafse nach dem Süden wurde. Von Niederlassungen und Anbau war hier Jahrhunderte lang keine Rede, dagegen haben schon f r ü h die grofsen Toten der edelsten römischen Geschlechter hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. Cicero n e n n t in einer berühmten Stelle (Tuscul. I, 7,13) den Calatinus, die Scipionen, Servilier und Meteller, die hier bestattet seien. Zu Livius' Zeit scheint hier auch noch ein »septderum Horatiae«, der Schwester des Siegers im Kampfe mit den Curiatiern (Liv. I , 26) existiert zu haben. — Weniges ist davon erhalten, von allen die älteste ist die Grabstätte der S e i p i o n e n. Zwei dazu gehörige Inschriften sind am Anfang des 17. J a h r h u n d e r t s gefunden worden, 1780 ist das Grabmal selbst entdeckt worden. Es besteht aus zwei übereinander liegenden Teilen, von denen der

Rom.

Topographie der Stadt. (Die Vorstadt der Via Appia.)

obere zu G r u n d e gegangen ist. Der untere ist d u r c h eingezogene moderne Pfeiler v e r u n s t a l t e t , existiert aber noch zum gröfsten Teil. Der noch erhaltene, von e i n e m unregelmäfsigen Bogen gebildete E i n g a n g war n i c h t nach der Via Appia, sondern nach einer Querstrafse zwischen dieser u n d der Via Latina gelegen. In dem Grabe f a n d m a n eine Anzahl von Sarkophagen, von denen der merkwürdigste der aus einem Steine (Peperin) g e h a u e n e des Scipio Barb a t u s ist (der grofsc A f r i c a n u s war hier nicht begraben). Die auf den S a r k o p h a g e n befindlichen Inschriften, zugleich die ehrwürdigsten D e n k m ä l e r der ältesten römischen Litteratur - C. I. L. I, 29 —39), befinden sich jetzt im Vatican. Sie bestätigen u. a. die Nachricht Oiceros (de legg. II, 22, 57), dafs von den Leichen der patrizischen Cornelier vor Sulla keine v e r b r a n n t sei. Nach Liv. X X X V I I I , 56 bef a n d e n sich in diesem G r a b m a l auch drei Statuen, die des P. und Ii. Scipio u n d des Dichters E n n i u s . Man f a n d in demselben aufser den Sarkophagen mehrere K o p f e von Statuen und einen Hing. Bei der Aufdeckung des G r a b m a l e s ist in ruchloser Weise verfahren worden. M o m m s e n , d e r vollständigen Bericht darüber, wie über alles Ilierhergeliörige (G. I. L. I, 11 ff.) bringt, sagt treffend : sareophagis suis Scipiones ertrartos. cincres •sparsos, titulos arcasque mitseo Vaticano illata esse, notum est. Aus späterer Zeit s t a m m e n eine Anzahl von zum Teil durch Malereien u n d Stuck verzierter G r a b s t ä t t e n (Columbarien, Abbildung eines solchen S. 608 N. 667): 1. In der Vigna Codini m e h r e r e Columbarien mit reicher I n s c h r i f t e n a u s b e u t e C. I L. VI 2 , 4 4 1 8 - 5538. 5679 — 5886. Sie s t a m m e n aus dem ersten ,Tahrh. n. Chr. u n d gehören zum Teil cler ,familia' des kaiserlichen H a u s e s a n , d a r u n t e r ein 1847 aufgedecktes M o n u m e n t u m der M a r c e 11 a , der Nichte des Augustus. Dazu k o m m t ein an der P o r t a L a t i n a im J a h r e 1831 aufgedecktes C o l u m b a r i u m , e b e n f a l l s a u s d e m Anf a n g e des 1. J a h r h . n. Chr. C. I. L. VI 2 , 5539 -5678. — 2. Aufserhalb der Mauer, an der linken Seite der V i a A p p i a zwischen d e m ersten u n d zweiten Meilenstein das 1726 aufgedeckte C o l u m b a r i u m der Freigelassenen u n d Sklaven der L i v i a , der F r a u des Augustus, C. I. L. VI 2 , 3926—4326. — Columbarien h a b e n sich hier überall in der Gegend längs der Via Appia u n d Latina u n d zwischen beiden g e f u n d e n (vgl. die Ins c h r i f t e n s a m m l u n g e n C. I. L. VI 2 , 6815—7738). Bem e r k e n s w e r t ist n a m e n t l i c h der im J a h r e 1732 in der Vigna Cesario g e m a c h t e F u n d einer grofsen Anzahl von Graburnen m i t I n s c h r i f t e n a u s republikanischer Zeit (C.I. L. VI 2 , 8211 - 8 3 9 7 ) . Zwischen d e m II. u n d III. Meilenstein der Appia b e f a n d sich die G r a b s t ä t t e der M i s e n e n s i s c h e n Soldaten (C. I. L. VI, 3093). Die Einzelgräber, die sich bis a n den F u f s des Albanergebirgs in meilenlanger R e i h e längs der Via Appia h i n z i e h e n , sind sehr schwer zu b e s t i m m e n ,

1521

d a s meiste b e r u h t auf K o m b i n a t i o n . Sichere N a m e n sind die des J a s d i u s D o m i t i a n u s (C. 1. L. V I , 1428) u n d des Abascantus (C. I. L. VI 2 , 8598. 8599). D a s b e r ü h m t e s t e u n d f a s t allein gesicherte ist das d e r C a e c i l i a Q. Cretici f. M e t e l l a Crassi, der Tochter des Metellus Creticus u n d F r a u des Crassus, des Sohnes des Triumvirn, w e l t b e k a n n t als b e d e u t e n d s t e s Denkm a l der r ö m i s c h e n C a m p a g n a . Tai. X bringt eine Darstellung, Taf. X I eine Restitution desselben. Der älteste T e m p e l in dieser Vorstadt war der des M a r s ; er lag m e h r als eine römische Meile vor der P o r t a C a p e u a a n der linken Seite der V i a A p p i a a u f s e r h a l b der späteren Aurelianischen M a u e r (C. I. L. VI, 10234 via Appia ad Maitis intra milliarium primum et sccmidum). I n der dort befindlichen Vigna Nari f a n d m a n I n s c h r i f t e n , die sich auf ihn beziehen (C. I. L. VI, 1270 vgl. I, 531). Der Tempel lag auf einer Anhöhe am Almo, die nach i h m C l i v u s M a r l i s gen a n n t wurde u n d den die 310 v. Chr. angelegte Via Appia ü b e r s c h r i t t ; später wurde er zur b e q u e m e n F ü h r u n g der Strafse eingeebnet. Das Heiligtum des Mars vor der P o r t a O a p e n a , dessen E n t s t e h u n g in sehr alte Zeit z u r ü c k g e h t , e n t s p r i c h t dem auf der entgegengesetzten Seite der Stadt im Marsfelde gelegenen Altar des G o t t e s , so dafs das alte Rom zwischen zwei Marsheiligtümern lag, wie das christliche zwischen den Basiliken der beiden Apostel Petrus und Paulus. I m J a h r e 296 v. Chr. wurde eine, »semitcn, d. h. ein Trottoir saxo quadrato a Capena porta ad Marlis (Liv. X , 23) angelegt. D a f s der Tempel n a c h dieser Seite als fester G r e n z p u n k t des Stadtgebietes galt, geht daraus hervor, dafs die zum Kriege a u s z i e h e n d e n M a n n s c h a f t e n sich hier versammelten, u n d cler jährlich s t a t t f i n d e n d e Aufzug der Ritter hier b e g a n n (Dionys. V I , 13). Neben dem Tempel lag der walzenförmige L a p i s m a n a l i s , voeabant von dem F e s t u s ep. p. 128 s a g t : manalem lapidem etiam petram quandam, quae erat extra portam Capenam iuxta aedem Martis, quam cumpropter nimiam siecitatem in urbern pertraherent, insequebatur pluvia statim, eumque, quod aquas manarent, manalem lapidem dixere. Vgl. Fest. p. 2. H a r t a n d e r P o r t a C a p e n a s t a n d e n die T e m p e l des H o n o s u n d d e r V i r t u s . Marcellus h a t t e einen Tempel Honori et Virtuti in der Schlacht bei Clastidium gelobt u n d d a c h t e sein Versprechen zu lösen, indem er d e n vor der Porta Capena von Q. F a b i u s Verrucosus im J a h r e 234 gegründeten T e m p e l des H o n o s (Cic. de n a t . deor. I I , 23, 61) den b e i d e n G o t t h e i t e n widmete. Aber die Pontifices h i n d e r t e n d i e s : negabant. unain cellam duobtts rede dedicari (Liv. X X V I I , 25; Val. Max. I, 1 . 8 ) ; d a r u m renovierte er d e n T e m p e l des H o n o s und b a u t e unm i t t e l b a r d a n e b e n d e n der Virtus. Trotz der Eile, m i t d e r der Bau g e f ö r d e r t wurde, erlebte Marcellus die Vollendung desselben n i c h t (Liv. a. a. 0.). Beide

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Rom.

Topographie der Stadt.

Tempel dienten zur Aufstellung der in Syrakus erb e u t e t e n K u n s t s c h ä t z e u n d waren wegen derselben h o c h b e r ü h m t (Liv. X X V , 40. C. I. L. I, 530. Cic. Verr. I V , 54, 121). Zu Livius' Zeit war der gröfste Teil derselben aber schon verschwunden. Vespasian h a t die T e m p e l wiederhergestellt (Pliu. X X X V , 120); der T e m p e l des Tlonos wird (gleich dem des Mars) von Aurel. Vict. Vir. ill. 32 in einer nicht unanf e c h t b a r e n Stelle (vgl. Becker 1,511 Anm. 1073) als A u s g a n g s p u n k t des Zuges der Ritter g e n a n n t . Die Capitolinische Basis n e n n t auch einen V i c u s H o n o r i s e t V i r t u t i s . Bei den Tempeln errichtete der Senat a m 12. Okt. 19 v. Chr. eine Ä r a F o r t u n a e zu E h r e n des aus Syrien zurückkehrenden Augustus. Dieser b e r i c h t e t d a r ü b e r selbst: Aram Fortunae reduci iuxta aedes Honoris et Virtutis ad portam Capenam pro rcditii meo senatus consecravit, in qua pontificcs et virgines Vestales anniversarium sacrificium jacere iussi die, quo consulibus Q. Lucretio et M. Vinncio in urbem ex Syria redi et diem Aiigustalia ex vognomine nostro appcUavit (vgl. C. I. L. I, 404 und Momr.sen Mon. Ancyr. S. 46). Nach F e s t u s p. 347 war vor der P o r t a Capena, • vielleicht beim Tempel des .Honos u n d der Virtus ein S e n a c u l u m , d . h . ein Ort., auf dem der Senat sich gelegentlich versammelte (entsprechend dem Senaculum teitrn aedem Bellunae« S. 1505 f A E r w ä h n t wird nur einmal a u s dem J a h r e 215 v. Ohr. d a s E d i k t der Consuln mii Senatoren . .. Praetor es, qnorum ad portam Capenam convenirent. iurisdictio erat, tribunalia • ad piscinain pnblicam posnerunt: eo vadimonia fieri iusserunt, ibique eo anno ins dictum est* (Liv. X X I I I , 32). Der G r a n d der Mafsregel ist u n b e k a n n t . N a h e dem Marstempel und der G r a b s t ä t t e seiner Familie g r ü n d e t e L. Cornelius Sc.ipio (Göns. 259, Cens. 258) einen Tempel der T e m p e s t a t e s (C. I. L. I, 32 n e b s t dem K o m m e n t a r M o m m s e n ' s ; Ovid. Fast. VI, 193). Von dem in V e r b i n d u n g d a m i t g e n a n n t e n Tempel der Minerva ist weiter n i c h t s b e k a n n t . Auch von zwei anderen in der X I I . Region g e n a n n t e n Tempeln, die wir vielleicht in der N ä h e der V i a Appia zu suchen haben, der F o r t u n a m a m m o s a und der I s i s A t h e n o d o r i a wissen wir w e n i g ; erstere war vielleicht die Ephesische Diana, deren Bild hier in der Nähe g e f u n d e n wurde; vgl. Preller, Regionen p. 196 Anm. 2; über den Ort der letzteren Bull. rnun. 1873 p. 33. I n der Regionsbeschreibung werden n u n noch eine Anzahl von P u n k t e n genannt, die topographisch schwer b e s t i m m b a r sind, wie z. B. in der I. Region der l a c u s P r o m e t h e i , einer von den B r u n n e n , wie sie in gröfserer Anzahl in jeder Region wiederkehren. Besonders bezeichnet wie dieser w e r d e n n u r wenige, nämlich in der III. Region der lacus pastorum, in der V. der lacus Orphei, in der VII. der lacus Ganymedis u n d in der VIII. die lacus a m F o r u m

(Die V o r s t a d t der Via Appia.) (vgl. S. 1462.1463.1468). Dafs die g e n a n n t e n Brunnen sich durch besondere P r a c h t vor allen a n d e r n (die Notitia zählt 1272!) ausgezeichnet h a b e n sollen, ist nicht w a h r s c h e i n l i c h , dagegen sehr wahrscheinlich, dafs sie an besonders l e b h a f t e n P u n k t e n gelegen waren und d a d u r c h eine grofseAVichtigkeit erlangt h a b e n , wie das sicher der N a m e lacus pastorum a n d e u t e t Darn a c h k ö n n t e m a n v e r m u t e n , dafs der lacus Prom e t h e i an d e m P u n k t e gestanden habe, wo sich die Via l a t i n a von der Via Appia in spitzem Winkel abzweigte. B r u n n e n a n l a g e n am T r e f f p u n k t zweier Strafsen sind seit den Zeiten des göttlichen Sauhirten (Odyss. X V I I , 205 ff.) überall Sitte gewesen u n d u n t e r a n d e r n in P o m p e j i m e h r f a c h erhalten (vgl. Abb. 383 auf S. 358). E r w ä h n t werden ferner m e h r e r e Areae. In der T. Region die A r e a p a n n a r i a (Tuchplatz?) und die A r e a c a r r u c . e s (Wagenplatz), in der XII. die A r e a , r a d i c a r i a ('!). Die letztere ist auf einem Fragm e n t e des S t a d t p l a n e s (F. U. I, 3) dargestellt, welches aufserdem noch den N a m e n des in der I. Region a u f g e f ü h r t e n M u t a t o r i u m Gacsaris (Gebäude., dessen Zweck n i c h t klar ist, vgl. Preller Reg. S. 114f.) e n t h ä l t , u n d dazwischen ein Stück der die beiden Regionen t r e n n e n d e n Via Appia. Die A n f a n g s b u c h s t a b e n des N a m e n s V I sind auf dem F r a g m e n t ebenfalls erhalten. Man sieht auf demselben, dafs die Area radicaría eine platzartige Erweiterung der Stral'se, ein »largo« n a c h Neapolit a n i s c h e m Sprachgebrauch und, wie die Stellung der B u c h s t a b e n V I zeigt, etwa doppelt so breit, wie diese war. E i n e gleiche lirweiterung der L a n d s t r a f s e war o h n e Zweifel die A r e a c a r r u c e s , d e r Standort der carrucae d. h. der Reisewagen (vgl. Lamprid. Alex. Sev. 43), die erst beim Thore bestiegen wurden. — Auch ein C a m p u s wird e r w ä h n t , der C a m p u s l a n a t a r i u s in d e r X I I . Region (vgl. Preller Reg. 196). F e r n e r gab es eine Anzahl von B ä d e r n (balincae) in der I. Region : Torquati, V e s p a s i a n i , Abascanti, M a m e r t i n i , B o l a n i , Antiochiani; aber weder über diese N a m e n noch die Lage derselben s t e h t etwas fest. Auch lagen in dieser V o r s t a d t die P r i v a t a H a d r i a n i (XII. Region), welche von .Tul. Capítol. M. Anton. 5 e r w ä h n t werden (vgl. die P r i v a t a Traiani auf d e m A v e n t i n S. 1504) u n d die S e p t e m d o m u s P a r t h o r u m , welche n a c h Aur. Victor epit. 20 Sept i m i u s Severus f ü r die P a r t h e r f ü r s t e n e r b a u t e , die er m i t sich n a c h R o m brachte. U n t e r C o m m o d u s (Lamprid. Comm. 17)beginnen die grolsen T h e r m e n a n l a g e n in dieser Region. Es folgen die des S e p t i m i u s S e v e r u s . Beide sind, wie es scheint, spurlos zu G r u n d e gegangen, dagegen existieren von den von Caracalla e r b a u t e n T h e r m a e A n t o n i n i a n a e j e n e u n g e h e u r e n Reste, die zu den s t a u n e n s w e r t e s t e n Merkwürdigkeiten des h e u t i g e n R o m gehören. Sie bieten in ihrer Gesamt-

llom.

Topographie der Stadt.

heit einen einzig dastehenden Einblick sowohl in die Kunstziele als auch in das Leben jener Zeit. Beschreibungen und Abbildungen derselben sind zahlreich. Von der damaligen Kunstrichtung geben die hier gefundenen Kolossalwerke, namentlich der Farnesische Stier und der Farnesische Herkules in Neapel sowie das Mosaik im Lateran ein lebendiges Bild (ein Teil desselben ist dargestellt Abb. 174 auf S. 223). — Caracalla dedizierte zwar die Thermen, aber erst Heliogabal (Lamprid. Hei. 17) und Alexander Severus (Lamprid. Alex. 25) vollendeten die äufseren Säulenhallen. Die gesamten Anlagen bildeten ein Quadrat von 330 m Seite. Die zu den Thermen führende Wasserleitung wurde von Diocletian wiederhergestellt und f ü h r t e davon den Namen Forma J o v i a . Mit dem Bau dieser T h e r m e n war die Anlage einer Strafse, der V i a n o v a , v e r b u n d e n : Spartian. Carac. 9 idem viam novam munivit, quae est sub eins thermis, Antoniniauis scilicet, qua pitlchrius inter Iiomanas plateas non facile quiequam invenkts; Aurel. Viet. Caes. 21: aueta urbs magno accessu viae novac. Wie die Stral'se gegangen ist, und wie man das *sitb thermis« verstehen soll, ist unklar, aber dafs es eine ganz neue Strafse war und nicht, wie .Jordan F. U. p. IG will, eine Verbreiterung der Via Appia, ist sicher. Aufserordentlich war die Versorgung dieser mit Thermen so reich bedachten Vorstadt mit Wasser. Neben den Caraeallatherineii, vermutlich in der heutigen Vigna Guidi (vgl. Bull. d. Inst. 1869, 10'Mf.) lugen die l l o r t i A s i n i a n i . Bei diesen Gärten befand sich ein Wasserkastell, von dem aus eine hierhergeführte Zweigleitung des Anio vetus zur Verteilung kam. Sie überschritt die Via Appia unfern des Scheitelpunktes der Appia und Latina auf einem Bogen, der vermutlich der in der Notitia genannte D r u s u s b o g e n war; in der Nähe mufs sich der V i c u s D r u s i a n u s der Kapitolinischen Basis befunden haben. Auch die Aqua Claudia war hierhergeleitet. Eine Zweigleitung derselben ging von dem auf dem Caelius (Piazza di Navieella) befindlichen Kastell a b , überschritt das Thal der Via Appia und endete bei Sta. Prisca auf dem Aventin. Septimius Severus leitete ferner eine A q u a S e p t i m i a n a oder S e v e r i a n a d. h. eine Zweigleitung der Marcia in die von ihm gegründeten Thermen. Endlich steht unmittelbar an der Porta Appia ein Bogen, der gewöhnlich Drususbogen genannt wird, aber höchst wahrscheinlich aus Severianischer Zeit stammt. Die über ihn f ü h r e n d e Wasserleitung geht direkt auf die Thermen des Caracalla zu; es ist ebenfalls eine Zweigleitung der M a r c i a , deren Wasserzufluss durch Caracalla »adquisito fönte novo Antoniano«. verstärkt wurde. Auch der in der Regionsbeschreibung genannte Arcus Traiani scheint der Übergangsbogen einer Zweigleitung der M a r c i a gewesen zu

(Der Caelius.)

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sein, die von T r a j a n auf den Aventin geführt wurde. Welche Beschaffenheit der aufserdem noch genannte Bogen des V e r u s gehabt hat, ist unbekannt. Die grofse Villenstadt, die sich aufserhalb der Region nach Süden zu ausdehnte, können wir hier n u r erwähnen. Maxentius erbaute links von der Via Appia im J a h r e 311 n. Chr. einen Circus, von dem ansehnliche Reste vorhanden sind. Er war nur klein (482 m lang und 71 m breit) und fal'ste kaum 20000 Zuschauer. Einer der auf der Spina errichteten Obelisken steht jetzt auf Piazza Navona. M. Der Caelius.

Der C a e l i u s ist eine langgestreckte Bergzunge, die an ihrer Ostseite beim L a t e r a n , wo sie, vielleicht durch künstliche Aufschüttung (Beschreibung der Stadt Rom III, 1, S. 478), mit dem Plateau des Esquilin zusammenhängt, ziemlich schmal ist, nach Westen zu aber, sich immer mehr verbreiternd, in zwei Kuppen gliedert, von denen die eine, gegenüber dem Abhänge des Esquilin, jetzt die Kirche Sti. Quattro Coronati, die andere, gegenüber dem Palatin, die Kirche Sti. Giovanni e Paolo und den von antiken F u n d a m e n t e n eingefafsten und getragenen Garten der Passionisten trägt. Erstere, welche eine ausgeprägt selbständige Gliederung hat und dein südwestlichsten Ausläufer des Esquilin, den Carinen, zunächst liegt, f ü h r t e vermutlich den Namen C a e l i o l u s , und die zwischen ihm und den Carinen liegende Thalniederung den Namen C e r o l i e n s i s , denn wahrscheinlich h a t Varro in der sehr verdorbenen Stelle L. L. V, 46 geschrieben : traducios in cum locum, qui vocatur Caeliolus. Cum Caeliolo coniunetae Carinae et inter eas quem lovum Ceroliensem appellatum apparet. Dafs diese Gliederung auch dem gewöhnlichen Sprachgebrauche nicht fremd war, geht aus Cic. de liar, resp. 15, 32 und Mart. X I I , 18 hervor, welcher letztere von dem m a i o r C a e l i u s e t m i n o r spricht. Auf dem Caeliolus befand sich ein »máximum et sanetissimum Dianae sacellum«, welches nach Cic. de har. resp. 15,32 durch L. CalpurniusPiso, den Konsul des Jahres 58 v. Chr., aufgehoben wurde. — Als älterer Name des Hügels wird von Tacitus (ann. IV, 65) Q u e r q u e t u l a n u s angegeben. Derselbe berichtet (ann.IV, 64), dafs der Senat beschlossen habe, ihn zu Ehren des Tiberius » A u g u s t us« zu nennen, quando cunctis circuni ßagrantibus sola Tiberii effigies sita in domo Junii senatoris inviolala mansisset, und mag diese Bezeichnung zu Lebzeiten des Tiberius offiziell gewesen sein, populär wurde sie nie. Der Caelius war im Süden und Osten von der Servianischen Mauer umschlossen, aber auch an den übrigen Seiten b e f e s t i g t , und bildete gleich den anderen Hügeln Roms eine Burg f ü r sich. Auf der dem Palatin gegenüberliegenden Seite h a t sich unter

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Rom.

Topographie der Stadt. (Der Caelius.)

S. Gregorio noch ein Stück dieser alten Befestigung erhalten, das in der Bauart ganz der Servianischen Mauer entspricht (Ann. d. Inst. 1871 S. 47). Von dieser selbst ist nichts erhalten, doch ist der Hügel nach der Seite der Via Appia zu gänzlich substruiert von Mauern aus kaiserlicher Zeit, die offenbar an die Stelle der alten Befestigung getreten sind. Ihre Existenz ist ein Beweis dafür, dafs die Aufmauerung auch zur Sicherung der Hügelränder notwendig war. — Der Haupt- und sicherlich anfangs einzige Aufgang zu diesem Berge war der C l i v u s Sc a u r i ; er entspricht wahrscheinlich der zwischen den Kirchen Sti. Giovanni e Paolo und S. Gregorio von der Westseite emporführenden Strafse. Seinen Namen verdankt er einem Scaurus, der ihn pflastern liel's. Er zweigte sich von der von der Sacra via zur Porta Capena führenden Strafse, der heutigen Via S. Gregorio ab. Das antike Kloakensystem in letzterer ist gut erhalten w iedergefunden worden. E s liegen hier nicht weniger als drei Pflasterungen übereinander: die älteste .liegt 13,43 m über dem Tiber, darunter liegt die Kloake (10,49 in über dem Tiber), das Pflaster, auf dem 'der Coristäntmsbogeri stellt, IS,63 in; das-heutige 21,52 ni über dem Tiber. Die A u f h e b u n g seit der Zeit der liepublik beträgt hier also 7,09 in. Mit ziemlicher Sicherheit kann eine zweite Strafse nachgewiesen werden, der V i c u s C a p i t i s A f r i e a e , der von der Höhe des Berges bei der Kirche S. Stefano rotondo, die im Mittelalter »t« Capite Afrieae« liiefs, nach unten führte. Er ist identisch mit der Via della Navicella. Seinen Namen hatte der Vicus von dem »Caput Afrieae«, einem vielfach inscliriftlich bezeugten Gebäude, in dem kaiserliche Freigelassene, die zum Dienste im Palatium bestimmt waren, erzogen wurden (C. I. L. VI, 1052 und 8982—8987 ; paedagoyi puerorwm de, capite Afrieae oder praeeeptores pueroritm Caezuris nostri)1). Eine gleiche Schule am Palatili siehe S. 1489. Auiserordentlich gering ist die Anzahl der auf dem Caelius befindlichen Heiligtümer. E s sind aus älterer Zeit zwei: das uralte Heiligtum der M i n e r v a C a p t a (»die Gefangene«; sie war aus Falerii nach Rom gebracht; OvidFast. III, 843; Preller Myth. I3, 292 Anm. 2). Es lag am Abhänge des Berges, nach Ovid Fast. III, 837 : Caelius ex alto qua mons desemdit in aequum, hic ubi non plana est, sed prope plana via est, d. h. beim Colosseum und nicht weit von dem dort befindlichen Isisheiligtum. Auf dem Haterierrelief (Ann. d. Inst. 1849 p. 372 fE.) ist ein Arcus ad Isis abgebildet und in dessen Bogen, die Statue der Minerva. In der Argeerkunde heifst es M i n e r v i u m ; die zu ihm vom Berge hinabführende Strafse hiefs iin Tàbemola« (Varrò L. L. V, 47). — Nicht minder alt war das Heiligtum der D e a C a r n a (Ovid Fast. VI, 101), das von J u n i u s Brutus gegründet •) Gatti, Caput Afrieae. Ann. d. Inst. 1882 p. 191 ff.

sein sollte. Eine auf dem Caelius in der N ä h e des Lateran, aber nicht an der ursprünglichen Stelle g e f u n d e n e , sondern als Baustein benutzte Tafel (C. I. L. 1, 541) aus dem J a h r e 145 v. Chir. enthält eine Inschrift, laut welcher L. Mummius n a c h seiner Rückkehr aus Achaia einen im Kriege gelobten Tempel nebst Bildsäule des H e r c u l c s V i c t o r erbaut habe. Ob derselbe aber auf dem Caelius gestanden hat, ist ganz ungewil's (vgl. Preller Reg. 132). Erst in der Kaiserzeit erhält der Hügel monumentale Bauten. Agrippina begann den B a u eines Tempels des göttlichen C l a u d i u s auf dem dein Colosseum gegenüberliegenden Vorsprung, der jetzt den Garten der Passionisten t r ä g t , in der Regionsbeschreibung Claitdium(A). — V o r d e m T h o r . ; , in den Scheitelpunkte der b e i d e n Stral'sen, der Labicana und Praenestina, steht das Grab des Bäckers Eurys a c e s (S. 1529), s o w o h l d u r c h d i e F o r m als a u c h d u r c h die Reliefs b e m e r k e n s w e r t . E s s t a m m t aus der letzten Zeit der Republik. Auch aufserhalb des T h o r e s b a t m a n C o l u m b a r i e n f u n d e g e m a c h t (C.I.L. V I 2 , 6791—6814). — E n d l i c h s i n d a u c h bei u n d v o r d e r P o r t a T i b u r t i n a G r ä b e r z u m Vorschein gekommen. — Auf d e m E s q u i l i n l a g e n M a e c e n a s u n d H o r a z b e g r a b e n , in der S u e t o n s c h e n V i t a d e s l e t z t e r n h e i l s t e s : humatus et Canditus est extremis Esquiliis iuxta Maecenatis tumulum. G ä r t e n . Die erste gröfsere Gartenanlage m a c h t e M a e c e n a s auf d e m a l t e n B e g r ä b n i s p l a t z e z w i s c h e n d e r P o r t a V i m i n a l i s u n d E s q u i l i n a (Schol. C r u q . zu H ö r . s a t . I, 8, 7 u n d 14). E i n w a h r s c h e i n l i c h zu derselben gehöriges Gebäude, gewöhnlich A u d i t o r i u m d e s M a e c e n a s g e n a n n t , i s t d a s e l b s t in v e r h ä l t n i s mäfsig g u t e m Z u s t a n d e erhalten. E s ist ein rechtw i n k l i g e r Saal m i t g e w ö l b t e r D e c k e (von d i e s e r ist nur der Ansatz erhalten), der an der einen Schmal') W i e in d i e s e r G e g e n d ü b r i g e n s die S c h i c h t e n ü b e r e i n a n d e r liegen, s i e h t m a n a u s d e m B e r i c h t N o t . d. seavi 1880 p. 30. N i c h t w e i t v o n d e m S t a t i l i e r g r a b f a n d m a n G r ä b e r a u s r e p u b l i k a n i s c h e r Zeit, d a r ü b e r a n d e r e a u s d e m 1. J a h r h . n . Chr., d a s g a n z e w a r d a n n d u r c h s c h n i t t e n v o n M a u e r n , K a n ä l e n u n d Subs t r u k t i o n e n a u s d e m 3. J a h r h u n d e r t .

(Der Osten Roms.)

s e i t c e i n e h a l b r u n d e , t h e a t e r a r t i g m i t s i e b e n Ritzreihen versehene E x e d r a hat. In den Nischen der Langseiten befinden sich Darstellungen von Gartena n l a g e n . D a s M a u e r w e r k ist O p u s r e t i c u l a t u m a u s T u f f s t e i n e n o h n e Ziegel. S p u r e n r e i c h e r A u s s c h m ü c k u n g h a b e n sich e r h a l t e n . M e r k w ü r d i g ist d i e A n l a g e d e s G e b ä u d e s , i n d e m es e i n e r s e i t s so tief l a g , d a f s man zum Eingang Iiinabsteigen m u f s t e , anderseits die W a l l m a u e r d u r c h b r a c h , die bei d e r A u f d e c k u n g n o c h in g r ö f s e r e n R e s t e n a l s j e t z t zu b e i d e n S e i t e n e r h a l t e n war. Ü b e r d i e B e s t i m m u n g d e s G e b ä u d e s ist m a n n i c h t einig. D a f s es w e d e r ein A u d i t o r i u m , n o c h ein T h e a t e r i s t , liegt auf d e r H a n d . A. M a u (Bull. d. inst. 1875 p. 89 ff.) h ä l t es f ü r ein G e w ä c h s haus. Von den weiteren B a u t e n des Maecenas, der »tui'i'is Maecaiatiana«-, j e n e r »molcs propinqua mthibiis arcliiisi , d e r e n A u s s i c h t H o r a z carin. I I I , 29, 6 II. preist, ist nichts erhalten. Die Gärten wurden später k a i s e r l i c h e s E i g e n t u m ; von d e r Ilttlm d e r -»tiirrin MarcewtHamt' soll Xero (Suet. Nor. 38) d e m B r a n d e R o m s z u g e s c h a u t h a b e n . N i c h t w e i t d a v o n l a g e n die G ä r t e n d e s L a m i a , m ö g l i c h e r w e i s e von d e m bei H o r a z g e f e i e r t e n Aelius L a n i i a a n g e l e g t , a u s g e z e i c h n e t durch die grofse Menge hervorragender K u n s t w e r k e , d i e h i e r g e f u n d e n s i n d ; a u c h sie w a r e n k a i s e r l i c h e s E i g e n t u m geworden u n d Lieblingsaufenthalt des K a i s e r s C a l i g u l a ; er ist n a c h Suet. Cal. 59 in i h n e n b e g r a b e n w o r d e n . Auf d e m G e b i e t e d e r G ü r t e n d e s M a e c e n a s existieren noch die Reste grofser hydraulischer Anlagen, die Tiberius g e m a c h t h a t (Lanciani Syll. a q u . 3(1,31); a u c h R ö h r e n , d i e von d e r W a s s e r v e r s o r g u n g d e r L a m i s c l i e n G ä r t e n s t a m m e n , sind a u f g e f u n d e n worden. Von den a n d e r n hier gelegenen Gärten b e f a n d e n s i c h d i e H o r t i P a l l a n t i a n i ( n o c h in d e r Regionsb e s c h r e i b u n g g e n a n n t ) , l i n k s von d e r Via P r a e n e s t i n a f ü r d i e H i n a u s g e h e n d e n in d e r N ä h e d e r A u r e l i a n i schen Mauer; zwischen der Praenestina u n d Labic a n a lagen die H o r t i E p a p h r o d i t i a n i , r e c h t s von der Labicana die H o r t i T o r q u a t i a n i und Plautiani. I h r e Lage läfst sich aus Frontins A n g a b e n ü b e r d i e W a s s e r l e i t u n g e n (c. 5, 68, 69, vgl. Lanciani's Kommentar) bestimmen. Andre Gartenanlagen kennen wir n u r aus gelegentlichen Erwähn u n g e n , so d i e d e s S t a t i l i u s T a u r u s ( L a n c i a n i Syll. a q u . 49, B u l l . m u n . I I , p. 57), d e s G a l l i e n u s , d i e H o r t i L i c i n i a n i (Bull. m u n . I I , p. 226) u . a. E r s t n e u e r d i n g s s i n d d u r c h e i n e G r a b s c h r i f t im S t a t i l i e r c o l u m b a r i u m d i e H o r t i S c a t o n i a n i bek a n n t geworden. Die meisten E r w ä h n u n g e n dieser Anlagen s t a m m e n aus der früheren Kaiserzeit; es i s t d a h e r n i c h t k l a r , w i e l a n g e sie b e s t a n d e n h a b e n . D a f s sie i m g r o f s e n G a n z e n k e i n a n d e r e s L o s geh a b t h a b e n w e r d e n , als d i e f r ü h e r e n H a i n e , u n d a l l m ä h l i c h , w e n i g s t e n s s o w e i t sie P r i v a t b e s i t z b l i e b e n , eingeengt wurden u n d v e r s c h w a n d e n , ist als gewifs

Rom.

Topographie der Stadt.

a n z u n e h m e n , denn es sind k a u m Stellen auf dem Esquilinischen F e l d e g e f u n d e n worden, die ganz frei von Strafsenanlagen wären. Wasserleitungen. Der hochgelegene O s t e n R o m s war der n a t ü r l i c h e A u s g a n g s p u n k t der Römischen Wasserleitungen; n a m e n t l i c h hervorragend war in dieser H i n s i c h t der »Ad s p e m v e t e r e m « gen a n n t e Ort, ein Platz von nicht u n b e d e u t e n d e r Ausd e h n u n g an der P o r t a P r a e n e s t i n a , vermutlich so g e n a n n t von einem Tempel der Spes, der Dionys. I X , 24 e r w ä h n t wird, und zu d e m die älteste a u s der P o r t a Esquilina a u s l a u f e n d e L a n d s t r a f s e , die Via G a b i n a (später Praenestina), f ü h r t e , der übrigens aber ganz u n b e k a n n t ist. Hier traten die Appia a n t i q u a , der Anio vetus, die M a r c i a , T e p u l a , Julia, die C l a u d i a , der Anio n o v u s u n d die Alexandrina in die Stadt ein. Noch h e u t e geben die R u i n e n an der P o r t a Maggiore (Praenestina) ein deutliches Bild dieser hier z u s a m m e n t r e f f e n d e n Leitungen. Mit einer derselben — es s t e h t nicht f e s t , mit welcher — s t e h t im Z u s a m m e n h a n g die grofsartige, u n t e r d e m N a m e n T r o f e i d i M a r i o b e k a n n t e Ruine, so g e n a n n t , weil in den Nischen derselben die jetzt auf der Balustrade des Capitolsplatzes befindlichen Trophäen sich b e f a n d e n . Ihre Z u r ü c k f ü h r u n g auf Marius, a n der das Mittelalter festhielt, ist grundlos, da wenigstens die erhaltenen Trophäen nach der am Fufse der einen derselben befindlichen I n s c h r i f t a u s der Zeit des Domitian s t a m m e n . Auch der Bau, auf dem sie s t a n d e n , r ü h r t erst a u s der Kaiserzeit her. E s sind in demselben keine Ziegelstempel gef u n d e n , a b e r in einem auf denselben zuführenden Leitungskanal zwei a u s der Zeit des H a d r i a n . Diese Trofei di Mario sind kein Wasserleitungskastel!, wie m a n a n n a h m , am allerwenigsten der Aqua Alex a n d r i n a , was wegen der Niveauverhältnisse unmöglich ist, sondern ein grofser, im Scheitelpunkt zweier spitzwinklig sich t r e f f e n d e r Strafsen errichteter monum e n t a l e r Brunnen. Bei den die ganze Gegend umfassenden Nachgrabungen in d e n J a h r e n 1 8 7 3 - 1 8 7 7 ist keine Spur von R ö h r e n l e i t u n g e n g e f u n d e n , wie sie sonst von Kastellen auszugehen pflegen, doch scheinen die aus dieser W a s s e r k u n s t a u s s t r ö m e n d e n Wasser in ein niedriger gelegenes Kastell abgeflossen zu sein. Sicher ist, dafs A l e x a n d e r Severus diesen B r u n n e n wiederhergestellt h a t , denn er erscheint auf Münzen, die derselbe in seinem zweiten Konsulate schlagen liefs. Auf i h n e n sieht m a n die T r o p h ä e n in denselben Nischen s t e h e n , a u s d e n e n Sixtus V. sie h a t entfernen lassen (vgl. L é n o r m a n t , t r o p h é e s de Marius in der Rév. n u m i s m . 1842 p. 332 ff.). Zwischen der P o r t a T i b u r t i n a u n d Praenestina, nicht weit von d e r Aurelianischen Mauer, befindet sich ein achteckiger K u p p e l b a u , der gewöhnlich M i n e r v a M e d i c a g e n a n n t wird. Derselbe ist unzweifelhaft ein N y m p h a e u m , wie es von gleicher

(Der Osten Roms.)

F o r m nachweislich m e h r e r e gibt (Lanciani Frontin. p. 173). E s ist wahrscheinlich, d a f s wir in ihm das in der Regionsbeschreibung g e n a n n t e N y m p h a e u m A l e x a n d r i zu e r k e n n e n h a b e n . P r i v a t h ä u s e r . Die K e n n t n i s von Privathäusern, die sich f r ü h e r auf die h e r v o r r a g e n d e r Persönlich k e i t e n b e s c h r ä n k t e , wie es z. B. von V i r g i l h e i l s t , er h a b e n e b e n d e n G ä r t e n des Maecenas gew o h n t , w i e P r o p e r z von sich selbst erzählt (IV, 23,24), d a f s er auf dem Esquilin wohne, wie M a r t i a l I, 117, 6 sagt, er w o h n e »ad pirum* auf d e m Quirinal 1 ) u n d ans Cicero a d Att. IV, 1,4 b e k a n n t ist, d a f s A t t i c u s neben d e m Tempel der Salus sein H a u s h a t t e , ist durch die A u f f i n d u n g einer grofsen Anzahl von Wasserleitungsr ö h r e n mit den N a m e n der Besitzer erheblich gefördert worden. Die Ausbeute ist n a m e n t l i c h auf dem Quirinal erheblich, wo die Anlage der Via nazionale, die Abt r a g u n g der C o n s t a n t i n s t h e r m e n u n d der Bau des F i n a n z m i n i s t e r i u m s etc. grofse Umwälzungen des Terr a i n s h e r b e i g e f ü h r t h a b e n ; hier sind vor allem die H a u s e r vornehmer L e u t e gewesen (Lanciani im Bull, m u n . 1881 p. 17), von d e n e n m e h r e r e auch sonst bek a n n t sind, wie •/.. B. Vettius P r a e t e x t a t u s , der Stadtp r ä f e k t von 367 n. Chr., wie die u n t e r H a d r i a n blühend e n Haterier, M. Laelius F u l v i u s M a x i m u s , vermutlich d e r Konsul des J a h r e s 227 n. Chr. und Avidius Q u i e t u s (C. I. L. VI, 3828). Einer der H a u p t f u n d e in dieser Hinsicht war d e r a m Nordwestabhange des Esquilin (Via Graziosa 68). D o r t w u r d e in den J a h r e n 1847—1850 das P r i v a t h a u s a u f g e d e c k t , an dessen W ä n d e n die b e r ü h m t e n O d y s s e e l a n d s c h a f t e n sich b e f a n d e n (jetzt im V a t i k a n , publiziert von Woerm a n n ) . Ein gleich i n t e r e s s a n t e r F u n d ist neuerdings bei S. Martino ai m o n t i gemacht,; dort k a m e n die R e s t e eines v o r n e h m e n P r i v a t h a u s e s zum Vors c h e i n , das auf ä l t e r e n F u n d a m e n t e n s t e h t , selbst a b e r in Constantinischer Zeit g e b a u t ist. In demselben b e f a n d sich ein vollständig erhaltenes Lararium, in Form einer Aedicula. E s war ursprünglich m i t M a r m o r i n k r u s t i e r t , die Volte war rot g e m a l t , der Stuck b u n t , in der H a u p t n i s c h e im H i n t e r g r u n d s t a n d eine Statue der Fortuna-Isis, in kleineren z u r Seite die Larenbilder. Neben dieser Aedicula f ü h r t e eine T r e p p e von 16 S t u f e n zu einem Mithräum hinab, einer kleinen q u a d r a t i s c h e n Cella mit d e m Relief des s t i e r t ö t e n d e n M i t h r a s a n der W a n d . Dasselbe liegt i n n e r h a l b des ä l t e r e n B a u e s , dessen W ä n d e v o n R e t i k u l a t sind (Bull. mun. 1885 p. 27). — Die Regionsbeschreibung n e n n t endlich i n der H I . Region die Domus Brutii P r a e s e n t i s (cos. I I a. 180 n. Chr.). K a s e r n e n . E i n e n grofsen Einflufs auf die E n t wickelung des Ostens R o m s h a t die Anlage des Prätorianerlagers u n t e r T i b e r i u s gehabt. E s wurde später ') Einen ä h n l i c h e n N a m e n »ad malurn Punicum« h a t t e nach Suet. Dom. 1 der Geburtsort Domitians.

1532

Rom.

T o p o g r a p h i e der Stadt. (Der Quirinal.)

in die Aurelianische Mauer a u f g e n o m m e n ; die M a u e r an der d e r Stadt zugewandten Seite ist v e r s c h w u n d e n , auch die a n d e r e n U m f a s s u n g s m a u e r n s t a m m e n von späteren "Wiederherstellungen "Von der i n n e r e n Einrichtung desselben sind n u r noch zahlreiche Wasserleitungsröhren v o r h a n d e n , a u s denen sich die Fürsorge der Kaiser hinsichtlich der Wasserversorgung des Lagers ergibt. Auf d e n s e l b e n sind g e n a n n t : Domitian (93—94 n. Chr.), M. Aurel u n d L. V e r u s (162 — 163, 175, 183 n. Chr.), Septimius Severus und Caracalla (202—203 n. Chr.), endlich M a c r i n u s , Diad u m e n i a n u s und die Gordiane. — Auf dem ganzen Kaum zwischen dem Prätorianerlager und d e r Serviusmauer h a b e n sich bei den n e u e s t e n Ausgrabungen aufser einigen Altären u n d Kapellen keine Spuren von B a u t e n g e f u n d e n . I n der M i t t e des Feldes s t a n d ein Tempelchen, 10 X 15 m grofs (Bull, m u n . 1877 p. 21, 1878 p. 263), in dessen N ä h e m a n W i d m u n g s i n s c h r i f t e n der P r ä t o r i a n e r g e f u n d e n h a t . Es scheint hier ein Exerzierplatz gewesen zu sein. Möglicherweise war dies der in der Regionsbesehreibung g e n a n n t e C a m p u s V i m i n a l i s s u b a g g e r c . E i n gleiches .Heiligtum,. vielleicht dem M a r s u n d H e r k u l e s gewidmet (C. I. L. VI, 2819), b e f a n d sich bei S. Eusebio (Piazza M a n f r e d o F a n t i ) , wie d a s hervorgeht a u s zahlreichen W i d m u n g e n von Soldaten, meist T h r a k e r n , an ihre heimischen G ö t t e r (C. I. L. VI, 2797 — 2860) aus dem 3. J a h r h . n. Chr. D e n n erst seit Severus rekrutierten sich die P r ä t o r i a n e r a u s den Provinzen. Mommsen (C. I. L. VI, p. 720) m e i n t , die betreffende Kapelle sei ein f ü r die T h r a k e r errichtetes Heiligtum gewesen, d a m i t sie des K u l t e s ihrer G ö t t e r nicht e n t b e h r t e n . In der N ä h e der T i t u s t h e r m e n lagen die C a s t r a M i s e n a t i u m ; eine auf dieselben bezügliche Inschrift ist aufserhalb der T h e r m e n g e f u n d e n worden (Henzen. Ann. d. Inst. 1862, 60 ff.). Der N a m e ist mit anderen, nicht erklärten, z u s a m m e n auf F. U. I. 3 enthalten. Für die Prätorianer u n d die in d e r VII. Kegion lagernden Cohortes u r b a n a e diente g e m e i n s c h a f t l i c h d a s A m p h i t h e a t r u m c a s t r e n s e , wohl kein anderes, als das bei Sta. Croce n o c h jetzt e r h a l t e n e . Zwischen diesem u n d d e m Prätorianerlager b e f a n d sich, äufserlich an die M a u e r a n g e b a u t , d a s V i v a r i u m (C. I . L . V I , 130, g e f u n d e n zwischen d e m Prätorianerlager und dem Serviuswalle), der Tierzwinger (Proc. Goth. I, 2¿, p. 106). M!. Der Quirinal.

Auf d e m Quirinalis, in der N ä h e der Kirche S. Vitale, lag die A e d e s Q u i r i n i . Dieselbe wird zuerst bei Liv. IV, 21 z u m J a h r e 432 e r w ä h n t ; damals wird daselbst eine Senatssitzung g e h a l t e n ; a u c h die Argeerurkunde n e n n t s i e ; a b e r w a n n sie g e b a u t , pder wie alt der K u l t u s des Gottes auf diesem Hügel

i s t , wissen wir nicht. Ein Neubau a n Stelle des alten T e m p e l s war der im J a h r e 293 v. Chr. von L. Papirius Cursor errichtete. I m J a h r e 49 v. Chr. b r a n n t e er a b , 16 v. Chr. w u r d e er von Augustus, der ihn im Mon. Anc. I V , 5 n e n n t , wieder aufgebaut (Dio Cass. LIV, 19). Ü b e r eine chionologische Schwierigkeit betreffs dieses N e u b a u e s siehe Mommsen Mon. Anc. p. 81. Der T e m p e l war nach Vitruv. I I I , 2, 7 ein Dipteros u n d h a t t e nach Dio Cass. a. O. sechs und siebenzig Säulen. Gründungstag war der 29. J u n i . Auf dem Mucialis lag das Heiligtum des S e m o S a n c u s oder D i u s F i d i u s . Es wurde f ü r eins der ältesten gehalten u n d auf Titus Tatius zurückgeführt. Unter a n d e r n Reliquien wurde darin auch die Urkunde über das B ü n d n i s a u f b e w a h r t , welches Tarquinius Priscus mit den Sabinern schlofs (Dionj'S. IV, 58); auf dieselbe spielt Horaz ep. I I , 1,25 an. DieWeiliung des Tempels wurde nach Dionys. I X , 60 erst im J a h r e 466 durch S. Postumius Regillensis vorgenommen (Kai. 5. Juni). Der Tempel h a t der P o r t a Sanquaiis, in deren Nähe er stand, den N a m e n gegeben (Fest. ep. p 345). Auch im Argeerfragment wird er genannt. Eine vermutlich aus dem 2. J a h r h . n. Chr. s t a m m e n d e Weihinschrift an den Gott (C. I. L. VI, 568) zeigt, dal's der Tempel auch in der Kaiserzeit f o r t b e s t a n d . Auf d e m Latiarw befand sich d^s C a p i t o l i u m v e t u s , nach Varro L. L. V, 158 ein »saccllum Jovis, Junonis, Minervac, das älter sein sollte als der Kapitolinische T e m p e l ; der N a m e aber ist natürlich erst vom »Capitolium« hergeleitet. Das Heiligtum wird in der Regionsbeschreibung g e n a n n t ; es h a t bis an das E n d e des Reiches bestanden. I n der Nähe b e f a n d sich ein Tempel der F l o r a (Mart. V, 2 2 , 4 ; VI, 27, 1; Varro L. L. V, 158), der ebenfalls in der Regionsbeschreibung g e n a n n t w i r d ; nicht weit davon s t a n d die T i b u r t i n a p i 1 a , ein vermutlich a n einem C o m p i t u m aufgestelltes Monument. Martial n e n n t die drei P u n k t e (V, 62) z u s a m m e n : sed Tiburtinae sum proximus accola jrilae, qua videt antiquum rustica Flora Jovem. Ein auf dem Latiaris befindliches *auguraculum< n e n n t die Argeerurkunde in vico Insteiano summo. Dem Salutaris, sowie d e m gleichnamigen T h o r e und d e m zu ihm e m p o r f ü h r e n d e n W e g e h a t der Tempel d e r S a l u s d e n N a m e n gegeben. Derselbe wurde 304 v. Chr. von C. J u n i u s Bubulcus dediziert (Liv. I X , 43, X , 1), es ist aber wahrscheinlich, dafs die Göttin schon vorher hier ein Heiligtum h a t t e . Seine H a u p t b e r ü h m t h e i t v e r d a n k t e er d e n Gemälden, m i t d e n e n Fabius Pictor ihn g e s c h m ü c k t hatte. Dieselben erhielten sich bis zum Zeitalter des Plinius; u n t e r Claudius gingen sie durch Fouer zu G r u n d e (Plin. N. H. X X X V , 19). Dafs der T e m p e l h i n t e r h e r wieder a u f g e b a u t wurde, ergibt sich aus der E r w ä h n u n g in der Regionsbeschreibung. Auf ihn bezieht sich ver-

Rom.

Topographie der Stadt. (Der Esquilin.)

mutlich C. I. L. VI, 20. Zusammen mit ihm nennt die Regionsbeschreibung einen Tempel des S e r a p i s , der von Caracalla gegründet zu sein scheint; ein Teil der Dedikationsinschrift desselben ist auf dem Quirinal gefunden worden (C. I. L. VI, 570). In der Argeerurkunde wird ferner ein P u l v i n a r genannt; die sehr verdorbenen Worte lauten vermutlich: advcrsum est pidvinar eis aedem Salntis. Damit würde das bei Quint, inst. orat. 1,7 genannte pulvinar Solis gemeint sein müssen, von dem es dort freilich lieifst: »colitur iuxia aedem Quirini« (C. I. L. I, p. 398, 8. Aug.). An der Porta Collina, vermutlich v o r derselben, standen nebeneinander drei Tempel der F o r t u n a , von denen die Gegend den Namen ad treu Fortunas erhalten h a t (Vitrnv. III, 2, 2). Einer davon ist der im Kalender unter dem 25. Mai genannte Teropel der Fortuna publica populi Jtomnni primigenia (C. I. L. I, p. 394). Derselbe war im Jahre 204 von P. Sempronius Sophus gelobt und zehn Jahre später dediziert worden (Liv. X X X I V , 53); zwei auf diese Fortuna bezügliche Inschriften (C. I. L. VI, 3679 und 3681) sind aufserhalb des Serviuswalles bei der Porta Viminalis inmitten von Häuserresten gefunden. Der andere ist der der Fortuna publica citerior; sein Stiftungstag war der 5. April (Ovid. Fast. IV, 375 C. I. L. I, p.391). Der dritte ist nicht bekannt; Vitruv. a. O. beschreibt das Schema des zunächst dem Thor gelegenen Tempels. Vor dem Tliore befanden sich f e r n e r : 1. Ein Tempel der V e n u s E r y c i n a , nach Ovid Fast. I V , 871 Coll'mae proxima portae. Bei demselben wurden nach Liv. X X X , 38 im Jahre 202 v. Chr. bei einer grofsen Überschwemmung des Circus die ludi Apollinares gefeiert (vgl. C. I. L. I , p. 392, 23. April). 2. Ein Tempel des H o n o s (Cic. de legg. I I , 23, 58); eine auf denselben bezügliche Weihinschrift des Bicoleius ist in der Nähe des Walles gefunden worden. 3. stand vor der Porta Collina zu Hannibals Zeit ein T e m p l u m H e r c u l i s (Liv. X X V I , 10). Eine von einer Wiederherstellung desselben zeugende Inschrift ist angeblich beim Bau des Finanzministeriums innerhalb der Porta Salaria gefunden worden (Uenzen. Bull. d. Inst. 1878 p. 102). Noch innerhalb der Porta Collina, unmittelbar am Walle, lag der C a m p u s s c e l e r a t u s , wo die der Unkeuschheit überführten Vestalen lebendig begraben wurden (Dionys. II, 67, Plut. Numa 10, Fest. p. 333). Von monumentalen Bauten der Kaiserzeit gab es in der VI. Region: 1. Das von Domitian erbaute Grabmal derFlavier, das T e m p l u m g e n t i s F l a v i a e (in der Regionsbeschreibung gentem Flaviam), dessen ungeheure Pracht vielfach gerühmt wird. Es war nach Sueton Dom. 1 an der ad malum Punieum gen a n n t e n Stelle errichtet, wo Domitian geboren war. Vollendet wurde es im Jahre 94 n. Chr. Ein bei der Fundamentierung des Finanzministeriums ge-

1533

fundener Kolossalkopf des Vespasian gibt ungefähr den Ort a n , wo es stand. Es war umgeben von einem Teil der Sallustischen Gärten. Nachweislich bestattet sind hier V e s p a s i a n , T i t u s und seine Tochter Julia und D o m i t i a n . Später ist von ihm nie wieder die Rede. — 2. Die Thermen des D i o d e t i a n (dediziert 305 n. Chr., vgl. C. I. L. VI, 1130 nebst Addit. und 1131). Sie stehen auf einer künstlich geschaffenen Area, ältere hier befindliche Bauten sind zum Teil in die Fundamente aufgenommen. In denselben befand sich unter andern Tempeln auch ein Tempel des Aesculap (vgl. Jordan II p. 525). Sehr bedeutende Reste der Thermen sind noch vorhanden, eingebaut ist in dieselben die Kirche Sta. Maria degli Angeli. Umgeben waren sie von einer rings umlaufenden Stral'se. — 3. Die T h e r m e n d e s C o n s t a n t i n . Sie sind jetzt bei Anlage der Via Nazionale in ihren Resten noch einmal zum Vorschein gekommen, um f ü r immer zu verschwinden. Auch diese sind gleich den Diocletiansthermen auf einer künstlich hergestellten Area errichtet, auch hier h a t man die Reste von Häusern etc. gefunden, über denen sie gebaut sind. Zum Teil fanden sich in denselben Hadrianische Stempel, meist aber gehörten sie in das 3. Jahrhundert. Aus diesen Thermen stammen u. a. die beiden berühmten Rosse, welche jetzt auf dem Quirinalsplatze stehen. Schöne Bronzestatuen von Faustkämpfern etc. sind erst neuerdings wieder daselbst gefunden. Inschriften von Statuenbasen siehe C. I. L. VI, 1148—1150. Von weiteren Bauten werden erwähnt bei Lampr. Hei. 4 ein von Elagabal erbautes S e n a c u l u m m u l i e r u m , das vermutlich nur kurzen Bestand h a t t e ; die Regionsbeschreibung endlich n e n n t noch: X t a b e r n a e , G a l l i n a e a l b a e (nach Jordan Herrn. II, p. 76 ff. ein Bildwerk), und eine A r e a C a n d i d i , alle drei sonst unbekannt. 17. Der E s q u i l i n .

Von öffentlichen Bauten auf dem Esquilin aus republikanischer Zeit ist aufser dem schon oben (S. 1528) erwähnten Tempel der Tellus n u r wenig bekannt. Der in der Regionsbeschreibung genannte H e r c u l e s S u l l a n u s ist ein von Sulla geweihter Tempel, ohne Zweifel nach dem Siege über Marius, der auf dem Esquilin erfochten wurde. Eine in der Nähe des Nymphaeum Alexandri gefundene Inschrift C. I. L. VI, 330 bezieht sich auf denselben. — Aus republikanischer Zeit s t a m m t auch der Tempel der M i n e r v a m e d i c a , dessen Reste vor kurzer Zeit östlich von den Titusthermen und unweit der Via Merulana entdeckt worden sind, nachdem man den Namen so lange fälschlich dem Nymphaeum des Alexander gegeben hat. In einem unterirdischen Räume des Tempels h a t m a n hunderte von Weihgeschenken aus Terrakotta g e f u n d e n , menschliche 97*

1534

Rom.

Topographie

der• Stadt. (Der Esquiiin.)

Figuren, Köpfe, H ä n d e , Füfse u n d andere Teile des Körpers, ferner Vögel, Vierfüfsler, Vasen u. a. n.; auf einem Vasenscherben f a n d m a n die d e m Schriftcharakter n a c h aus letzter republikanischer Zeit s t a m m e n d e I n s c h r i f t mi]NERVA . DONO . DE[det. Der F u n d ist von Wichtigkeit, da er über die Regionsgrenzen n e u e n Aufschlufs g i b t ; die V. Region scheint danach sich weiter südlich erstreckt zu h a b e n , als m a n gewöhnlich a n n i m m t . Den A n f a n g der kaiserlichen Bauten m a c h t das M a c e l l u m L i v i a e , welches Augustus nach Aufh e b u n g des nördlich vom F o r u m gelegenen Maceilums anlegte. Dasselbe h a t in unmittelbarer N a h e der Porta Esquilina (später Gallienusbogen C. I. L . VI, 1106) gelegen. Ein Rest desselben nebst I n s c h r i f t ist möglicherweise auf F. U. X I I , 60 erhalten. — Ebenfalls den Namen der Livia trägt die P o r t i c u s L i v i a e , welche auf der H ö h e des Oppius zwischen der Nordostseite der T h e r m e n des T i t u s und der Kirche Sta. Lucia in Selci gelegen hat. Der P l a n derselben, eine von doppelter Säulenreihe umgebene A r e a , zu der ein propyläenartiger Eingang f ü h r t e , ist- auf F. ,U. . I I , 10 und 11 l'ast ganz, erhalten. Lanciani h a t entdeckt, dafs die eine noch fehlende Schmalseite der Porticus auf F. U. X V I , 109 dargestellt ist, welches F r a g m e n t zugleich einen Teil der T i t u s t h e r m e n enthält. Danach ist die eben beschriebene Lage der Porticus gesichert (Bul . nun. 1886 p. '270 ff.). Von dem Tempel der C o n c o r d i a aber, den Ovid Fast. VI, 637 in Z u s a m m e n h a n g mit derselben e r w ä h n t , h a t sich auf dem F r a g m e n t e nichts g e f u n d e n . Der Oppius gehört mit zu den Teilen der Stadt, die zum grofsen Teil durch den Neronischen B r a n d eingeäschert u n d darauf mit in die Anlagen des goldenen H a u s e s hineingezogen wurden. Die Reste Neronischer Anlagen sind hier noch e r h a l t e n : ungeheure gewölbte R ä u m e , ausgezeichnet durch die darin befindlichen Deckengemälde, welche Rafael z u m Vorbild f ü r die A u s m a l u n g der vaticanischen Logien geworden sind. Vermutlich ist der Palast, den sie im wesentlichen als Substruktionen dienen soltcn, nicht fertig geworden; wenigstens h a t sie T i t u s als U n t e r b a u seiner T h e r m e n benutzt. Dieser Unterbau mit seinen Erweiterungen ist noch trefflich erh a l t e n , dagegen sind von den T h e r m e n selbst nur noch geringe Spuren vorhanden. Von den in i h n e n gef u n d e n e n Bildwerken ist das wichtigste die Laokoonsgruppe. E i n Teil der T h e r m e n ist auf dem F r a g m e n t e des Stadtplanes F. U. X V I , 109 dargestellt. Vollendet wurden dieselben nach Cassiodor erst von Domitian. Restauriert w u r d e n sie durch T r a j a n ; derselbe f ü g t e ihnen eine eigene Anlage h i n z u , die seinen Namen trug. I n denselben stellte Diocletian eine Bildsäule des Aesculap auf (Comm. in hon. Mommseni p. 356). Östlich von diesen T h e r m e n a n l a g e n be- I

finden sich noch jetzt die sog. »sette aalet , sieben oder vielmehr neun parallele, gewölbte Räume, deren Konstruktion an die unter den T i t u s t h e r m e n befindlichen erinnert. Sie hängen mit den T h e r m e n zusammen, aber ihre Bestimmung ist unklar. Am Südabhange des E s q u i i i n , bei der Kirche S. d e m e n t e h a t die kaiserliche Münze, M o n e t a , gelegen. Die darauf bezüglichen, daselbst gefundenen Inschriften (C. I. L. VI, 42—44) s t a m m e n aus dem J a h r e 115 n. Chr., also aus Trajanischer Zeit. Unter S. d e m e n t e existieren noch die Reste eines ans republikanischer Zeit s t a m m e n d e n , unbekannten m o n u m e n t a l e n Gebäudes. Es wäre nicht unmöglich, dal's die kaiserliche Münze auf diesen älteren Fund a m e n t e n erbaut wurde, wie ja hier in der Gegend überall nach dem Neronischen Brand die neuen Anlagen unter Benutzung vorgefundener Reste entstanden sind. — Ebenfalls unter S. d e m e n t e ist ein M i t h r ä u m entdeckt worden (C. 1. L. V I , 748; Bull. d. Inst. 1867 p. 33). Wo der I s i s t e m p e l gestanden h a t , der der III. Region den Namen gegeben h a t , wissen wir nicht. F e a , mise. I , 222 setzt ihn nach SS. Piet.ro e Marcellino. — In der Nähe des oben (S. 1532) e r w ä h n t e n Ileiligtümes'de'r Thraker h a b e n sich I n s c h r i f t e n g e f u n d e n , die auf einen Kult des J u p i t e r D o 1 i c h e n u s schliefsen lassen (C. I. L. VI, 3698—9). Noch sind zu erwähnen das P a l a t i u m S e s s o r i u m , an dessen Stelle jetzt die Kirche S. Croce in Gerusalemme steht, ein Gebäude, dessen Zweck ebensowenig klar ist, wie die Zeit, in der es angelegt ist (es wird mehrfach in Beziehung zu H i n r i c h t u n g e n etc. genannt), u n d die in der Regionsbeschreibung gen a n n t e S c h o l a q u a e s t o r u m e t c a p l a t o r u m (vgl. Preller, Regionen p. 126). — Neben S. Croce in Gerusalemine liegt eine R u i n e , gewöhnlich fälschlich Sessorium genannt. E s ist u n b e k a n n t , welchem Gebäude sie angehörte

U b e r die diesem Artikel beigegebenen K a r t e n ist folgendes zu b e m e r k e n : 1. K a r t e IV ist nach einer mir vom Chef des italienischen G e n e r a l s t a b s , H e r r n General Cosenz, zur Verfügung gestellten Terrainkarte hergestellt. I n dieselbe sind die n e u e n Quartiere des Esquiiin n a c h der Spitliöverschen K a r t e u n d die antiken R e s t e soweit bei dem kleinen Mafsstabe möglich, nach den neuesten Ausgrabungen eingetragen. 2. K a r t e V ist von mir u n t e r Zugrundelegung der Umrisse der Kiepertschen K a r t e neu gezeichnet. Von antiken G e b ä u d e n sind in dieselbe aufser den v o r h a n d e n e n diejenigen eingetragen, deren Lage ges i c h e r t ist. Nur dem T h e a t r u m Balbi u n d dem Macellum Liviae s i n d , wie auch im Text bemerkt, vermutungsweise i h r e Plätze angewiesen.

R o m a , die Stadtgöttin. 3. T a f e l LIII, der F o r u m s p l a n , ist mit B e n u t z u n g einer im J a h r e 1884 von d e m englischen Architekten Middleton g e m a c h t e n A u f n a h m e hergestellt. Die Resultate der neuesten A u s g r a b u n g e n u n d For Sehlingen sind auf demselben dargestellt. Dasselbe gilt von dem P l a n des Palatin Abb. 1590 auf S. 1441. 4. Die Abbildung der Scrvianisclien Mauer ist auf meine Veranlassung f ü r das Winckelmannsprogramm des J a h r e s 1885 (Über a n t i k e Steinmetzzeichen, von 0 . Richter) hergestellt u n d d e m s e l b e n entnommen. 5. Der Grundrifs des Capitolinischen Juppitertempels (Abb. 1597 auf S. 1477) ist von mir gezeichnet. Die p u n k t i e r t e n Linien stellen den von Tarquinius h e r s t a m m e n d e n U n t e r b a u dar, von d e m allein noch R e s t e v o r h a n d e n sind. 6. Die F r a g m e n t e des Capitolinischen Stadtplans (Abb. 1592 auf S. 1453 u n d Abb. 1596 auf S. 1461) sind der F o r m a urbis von H. J o r d a n e n t n o m m e n u n d neu gruppiert. (0. Richter.) K o m a , die S t a d t g ö t t i n . Wie die Vergötterung griechischer Feldberrn und makedonischer Herrscher, so wird a u c h die Verehrung der personifizierten R o m a von Kleinasien ausgegangen u n d den siegreichen Römern, n a c h Prellers glücklichem Ausdruck (Rom. Myt-h. I I 3 , 353), »aufgeredet« sein. In Smyrnti wurde schon 195 v. Chr. der erste Tempel f ü r sie gebaut (Tac. Ann. IV, 56; Liv. 43, 6). Das Bild der Göttin in diesen bald sich m e h r e n d e n Heiligtümern scheint nach den Münzen der Städte einer mit M a u e r k r o n e versehenen Tyche (s. Art. »Kutychides«) u n d der ähnlich gebildeten f a h r e n d e n Kybele (s. Art.) völlig geglichen zu haben. Zu P y r r h o s ' Zeit schon finden wir sie auf der Münze von Lokroi oben Abb. 1126 (S. 956), freilich noch ohne einheitliche Charakteristik. Dagegen wird die Erfindung des m o n u m e n t a l e n plastischen Urbildes dieser Stadtgöttin, wie es sich dauernd erhielt, von B r u n n (nach gütiger Mitteilung) einem griechischen Künstler des 2. J a h r h u n d e r t s zugeschrieben, welcher a u s dem älteren, strengeren H e r a t y p u s , verbunden m i t der stolzen H a l t u n g u n d d e n Attrib u t e n der A.thena, dasselbe komponierte. Als erhaltenes Musterbild k a n n das im Louvre befindliche, aus der borghesischen S a m m l u n g s t a m m e n d e Kolossalbild von p e n t e l i s c h e m Marmor gelten, welches wir nach P h o t o g r a p h i e von einem Gipsabgüsse m i t Weglassung der modernen Ergänzungen am H e l m in Abb. 1598 geben. Das Bild erinnert einigermafsen an die Pallas von Velletri (s. oben S. 213 Abb. 167). Vollständige S t a t u e n m i t A m a z o n e n k o s t ü m (exserta mamma) im Vatican, als A t h e n a mit Ägis u n d Gorgo im Konservatorenpalast auf dem Capitol, beide sitzend (abgeb. Clarac pl. 767, 1905; 768, 1904). Man sehe ferner die R o m a t h r o n e n d n e b e n A u g u s t u s auf dem W i e n e r O n y x k a m e o , a b g e b . Art. »Steinschneidekunst«,

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wobei an die zahlreichen T e m p e l der R o m a u n d des A u g u s t u s (z. B. in Pola) zu e r i n n e r n ist. Münzen u. a. bei Hirt, Bilderbuch Taf. 25, 16—20. K l ü g m a n n in der F e s t s c h r i f t für das I n s t i t u t 1879 (l'effigie di R o m a nei tipi monetarii più antichi) weist überzeugend n a c h , dafs der auf Denaren der Republik so häufige weibliche Kopf mit Fliigellielm, über d e n ö f t e r s a n s t a t t des Federbusches ein Greifenkopf sich

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Die Göttin Roma.

hinsclilängelt, nicht das Bild der Roma sein k ö n n e , was bis dahin m e i s t b e h a u p t e t w a r , sondern der M i n e r v a , entlehnt von der Pallas Polias in A t h e n , an deren H e l m auch P h e i d i a s Greifen in Relief bildete. Aber allerdings ist das griechische Idealbild nicht blol's nach etruskischer Weise mit Ohrringen und Perlenhalsband geschmückt, sondern auch in strenge u n d h a r t e Züge umgebildet, wozu noch das sinnende halbniedergeschlagene Auge der athenischen Göttin weitgeöffnet u n d siegesstolz a u f w ä r t s blickt. Wir geben

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Romulus.

ein Exemplar nach Cohen, med. cons. pl. XXV Maenia 2 (Abb. 1599), dessen Revers das Viergespann mit der kranzbringenden Victoria zeigt; darunter Publius Maenius Antiaticus, zu beziehen auf einen Triumpluitor vom Jahre 338 v. Chr. Die Staats-

göttin Roma dagegen erscheint auf Münzen stets in ganzer Figur, stehend oder auf Trophäen (gewöhnlich drei Schilden) sitzend, im kurzen Amazonengewande oder im langen Doppelkleide, mit Helm und der Lanze, wenn sie sitzt das Seitengewehr haltend, aber nie den Schild. Von stehenden Figuren gehört hierher die oben auf S, 572 gegebene Abb. 608, worin man jetzt Roma (links) gepaart mit Venus (rechts) und zwischen ihnen Amor erkennt; Roma setzt den Fufs auf einen-Wolfskopf.- Auch die.anderen.Münzen, der gens Kgnatia haben im Avers Venus oder Cupido (Klügtnann a. a. 0. S. 39). — Auf den Kaisermünzen bis Hadrian überwiegt der Amazonentypus; später wird die Göttin der Athene ähnlich, vielleicht im Anschlufs an das Kultbild im Tempel der Venus und Roma (s. oben Abb. 296 auf Taf. IV), von welchem aber Näheres nicht bekannt ist. — Ein Wandgemälde in Palast Barberini, welches die Göttin im Athenatypus lebensgrofs thronend als Weltherrscherin darstellt, die Victoria auf der rechten Hand, das Scepter in der Linken, mit interessantem Beiwerk, mag im allgemeinen Zusammenhange damit stehen (Arch. Ztg. 1885 S. 23 ff. mit Taf. 4). Eine amazonenhaft auf Trophäen thronende Roma der gewöhnlichen Art ist Abb. 623 unter »Galba« gegeben. [Bin] Romulus. Das Bild des halbmythischen Stadtgründers erscheint als idealer Typus auf dem Avers eines Denars des Adilen C. Memmius, geschlagen zwischen 74 und 50 v. Chr. Die Bildung des Halbgottes mit der Inschrift QVIRINVS ist zeusartig mit über der Stirn emporstrebendem, an den Seiten herab wallendem Haupthaar und einem zu steifen Locken gedrehten Barte; ein Kranz umschlingt das Hinterhaupt. Dies Münzbild aus Cohen, möd. cons. XXVII Memmia 5 (Abb. 1600) ist, wie Bernouilli, Ikonogr. 1,9 glaubhaft macht, auf das im Capitol aufgestellte altertümliche Erzbild des Gründers in der blofsen Toga (sine tunica, Plin. 34, 23) zurückzuführen. Vgl. Ovid. Fast. II, 501: decorus trabea Romulus und VI, 369: lituo pulcher trabeaque Quirinus. Daneben mufs es aber nach

Plutavch (Rom. 16) auch zahlreiche Bildnisse gegeben haben, welche ihn als Triumphator über die Caeninenser und zwar zu Fufs darstellten. Hierauf bezieht man den auf einigen Kaisermünzen (Cohen, méd. imp. II n. 773. 1095) erscheinenden, »gepanzerten Jüngling, der in der Rechten eine Lanze, über der linken Schulter eine Trophäe trägt, mit der Umschrift: Romulo conclitori oder Romulo Augusto«- (Abb. bei Miliin, G. M. 182, 658). Den mythischen Romulus betrifft auch zunächst dasjenige Denkmal etruskischer Kunst, welches fast allein plastische Lebensfähigkeit gewonnen und behauptet h a t : die Gruppe der die Zwillinge säugenden Wölfin. Im Jahre 295 v. Chr. weihten zwei Ogulnier als curulische Adilen von dem konfiszierten Gute der Wucherer unter anderen Geschenken ad ficum Ruminalem simulacro, infantium conditorum urbis sub nberibus lupae, Liv. 10, 23. Dort sah das Bild noch Dionys. Hai. I, 79: xrXriaíov ÉvSía eíkwv KeÍTai rou náttou^ \ÚKcuva -rraibíoii; buai toúc hucftolk; émaxoOcFa XoXkó iroir)|uaT(x iraXaiói; ép^aaía?. Vgl. auch Plin. 15, 77. Im mithridatisclien Kriege ward die Gruppe von) Blitz getroffen und. umgestürzt (Cic. divin. 2, 20, 45; Dio Cass. 37, 8). Antizipierend beschreibt sie Vergil auf dem Schilde des Aeneas Aen. 8, 630 ff.; Ftxerat et viritli fetam Mavortis in antro l'rocubuissc hipam: geminas knie idiera circum Ludere pendentis pueros et lamberé matrem impávidos: illam tereti, cervice rcjlexam Mxdcere alternos et eorpora fingere linyua, wozu die Bemerkung des Servius im Scholion: sane totiis hie locus Knnianns est. Ob die Abweichung in der Schilderung des Dichters mit dem Worte proeubuisse, welches von Ennius zu stammen scheint, den Schlufs zuläfst, dafs die Gruppe nach der Zerstörung nicht in der älteren Form hergestellt sei, ist schwer zu entscheiden. Ebenso ist fraglich, ob die jetzt auf dem Capitol befindliche mit der alten identisch sei. In neuester Zeit erklärten Einige dieselbe für ein Werk des Mittelalters. Dagegen s. oben S. 512 und die dazu gehörige Abb. 552 auf S. 510. Vorbilder für die Gruppe fanden die Künstler hei den Griechen in Zeus, der von der Ziege gesäugt wird, in Telephos u. a. Ein Denar der gens Pómpela , nach Klügmann aus dem Jahre 113 v. Chr., zeigt auf dem Revers keine Abweichung an der Wölfin, daneben auch den Feigenbaum mit zwei Vögeln darauf, und den Hirten Faustulus mit der Beischrift (FOSTUVS). Die beiden Vögel erklärt man als picus (den heiligen 1601 Marsvogel) und parra (das Käuzchen, Vogel der Vesta; Hör. Carm. I I I , 27, 1), welche von Mars und Rhea gesandt wurden. Unsre Abb. 1601 nach Cohen, méd. cons. X X X I I I Pomp. 1. Andre Münzen und einen etruskischen Spiegel (abgeb.

Romulus. Mon. Inst. X I . 3) b e h a n d e l t K l ü g m a n n Annal. Inst. 187'J p. 42, wo b e m e r k t w i r d , dafs die Münzen a u s republikanischer Zeit mit A u s n a h m e der liier abgebildeten die nach rechts g e w a n d t e Wölfin o h n e den F e i g e n b a u m und die Vögel zeigen. In der Kaiserzeit, wo die Aeneassage stark gepflegt wurde, g e h ö r t e das Bild der säugenden Wölfin, gleichsam als Stadt wappen wie das Palladium (im2>erii fatoj, zum gewöhnlichen Zierrat, a u c h auf H e l m e n , nach der Schilderung Juvenal. Sat. 11, 104: Romuleac simulacra ferne, numsueseere jussac imperii fato, geminos sub rupe Quirinoa. Auf Münzen u n d namentlich auf Grabmälern u n d Thonlampen findet es sich häufig; vgl. die ausführliche A b h a n d l u n g von Bachofen, Annal. Inst. 1867 p. 183, 1868 p. 421 u. 1869 p. 288 nebst d e n Abbildungen daselbst. — Auf einem Matteischen Relief werden die Zwillinge von der Wölfin unter einem Felshange g e s ä u g t ; oben zwei H i r t e n

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m i t der Geberde des E r s t a u n e n s (Mus. Pio-Clem. V, 24; Miliin, G. M. 656; vgl. auch P r e l l e r , Köm. Mythol. I I 3 , 347, 3). Mehrere f o r t l a u f e n d e Scenen aus den Mythen des Aeneas u n d R o m a i n s finden sich vereinigt auf Grabgemälden vom E s q u i l i n , publiziert Mon. I n s t . X , 60. 60 a u n d erläutert von Robert, Annal. Inst. 1878 S. 234 ff. Die Reste lateinischer I n s c h r i f t e n auf den h a l b z e r s t ö r t e n F r e s k e n weisen auf den zweiten Teil der Aeneide hin. M a n e r k e n n t namentlich die G r ü n d u n g von L a v i n i u m u n d Alba Longa, den Tod des T u r n u s ; d a n n l i h e a Silvia und M a r s ; die Aussetzung der Zwillinge; die Zwillinge als Hirten. — "Über R h e a Silvia s. Art. »Mars«. Über die Dürftigkeit der K u n s t b i l d u n g e n , welche die Geschichte u n d Sage R o m s b e t r e f f e n , s. H e i b i g , C a m p a n . Wandmalerei S. 4 ff. [Bm]

der Kaiserzeit. Die römischen Sänften waren von verS ü n d e n (tpopeia, lecti.au'), die im Orient schon schiedenartiger K o n s t r u k t i o n ; es gab solche zum Sitzen f r ü h gebräuchlich gewesen zu sein s c h e i n e n , h a b e n wie zum Liegen, mit oder ohne Verdeck, mit Vorhängen in Griechenland keine a u s g e d e h n t e A n w e n d u n g erfahren. I m wesentund mit durchsichlichen bedienten sich tigen Scheiben aus derselben n u r die Marienglas (lapis speF r a u e n der bessern cularis), kleinere und S t ä n d e , wogegen gröfsere, f ü r eine und M ä n n e r f ü r gewöhnf ü r m e h r e r e Persolich davon n u r Genen. D ä n a c h 'wechb r a u c h machten, selte auch die Anzahl wenn sie krank wader T r ä g e r ; das ger e n ; wie auffallend wöhnliche waren es selbst erschien, v i e r , a b e r reiche dafs der l a h m e MeLeute liefsen sich chaniker Artemon hau fig von sechs oder sich m e i s t in einer acht kräftigen SklaSänfte herumtragen ven — m a n n a h m liefs, zeigt, d a f s m a n dazu meist die beihm d e s h a l b den Beisonders m u s k u l ö s e n n a m e n uepicpoprixoi; Kappadokier u n d beilegte (Plut. Per. gab i h n e n eine rote 27 u. ö). In der helLivree — h e r u m t r a lenistischen Zeit, wo gen. In der S t a d t 1602 Römische Sänfte. (Zu Seite 1539.) waren es auch in der der orientalische römischen Zeit die F r a u e n , die den ausgedehntesten GeL u x u s m e h r u n d m e h r Eingang f a n d , h a t t e man b r a u c h von den S ä n f t e n machten, während von Mänbisweilen schon sehr prächtig geschmückte S ä n f t e n ; n e r n dieselben seltener und meist n u r im Krankheitsaber a m gröfsten war der L u x u s hierin bei den Römern

Sai teni nstrum ente. falle benutzt wurden; dagegen war auf dem Lande und auf Reisen der Gebrauch der Sänften unbeschränkt, ja es war das eine sehr gewöhnliche Art des Reisens bei den vornehmen, über eine sehr bedeutende Zahl von Sklaven verfügenden Römern. Wer aber keine eigne Sänfte und Sklaven hatte, der konnte sich wohl bei den öffentlichen lecticarü eine mieten, obgleich es nicht sicher ist, ob diese lecticarü pablici, die ihr Standquartier in der 14. Region jenseits des Tiber hatten, wirklich für das Publikum oder nur für den Dienst der Behörden bestimmt waren; letzteres ist deswegen leicht möglich, weil in der Kaiserzeit die Benutzung der Sänften innerhalb der Stadt ein Vorrecht gewisser Stände gewesen zu sein scheint. — Darstellungen von Sänften sind auf Kunstwerken nicht häufig. In roher Arbeit stellt eine pompejanisehe Terrakotta (bei v. Rhoden, Terrakotten v. Pompeji Taf. 38,1) eine von zwei lecticarü getragene, bedeckte Sänfte dar. Eine bessere Vorstellung aber gibt die liier Abb. 1602 wiedergegebene aus Holz mit Bronze Verkleidung, ein im Konservatorenpalast auf dem Capitol befindliches Original, nach Bullet, d. comin. archeol. municipale IX tv. 15, bei dem zwar die Holzteile ergänzt sind, das aber doch ein im wesentlichen treues Bild einer römischen Sänfte vorführt. Der untere Teil, der eigentliche leetus, trägt ganz den Charakter der gewöhnlichen Bettstelle; das Kopfende ist polsterartig gebildet und aul'sen mit eingelegter Arbeit verziert. Die Abbildung Hilst auch die Gurte erkennen, auf welche die Kissen und Polster gelegt wurden. Vier Pfosten, teilweise bildlich verziert, trugen das bogenförmige Verdeck, den sog. arcus, an dessen oben befindlicher Stange die Vorhänge befestigt waren. Die beiden Stangen, an denen die Sänfte getragen wurde, die asseres, sind mit Köpfen geschmückt; sie scheinen hier festgemacht zu sein, während sie sonst häufig beweglich waren; vgl. Suet. Calig. 58: ad primum tumultum lecticarü cum. asseribus in auxilium accurrerunt. — Vgl. Pauly, Realencyklop. IV, 837 ff.; Becker-Goell, Gallus III, 1 ff.; Marquardt, Privatleben d. Römer 2 736. [Bl] Saiteninstrumente. Von der L y r a , dem ursprünglich aus Ägypten stammenden l) griechischen Nationalinstrument, ist uns Form und Einrichtung teils aus dem Homerischen Hymnus auf Hermes, teils aus den häufigen bildlichen Darstellungen genau bekannt. Den Boden ihres Schallgehäuses bildete entweder die Schale einer Schildkröte oder eine mit Schildpatt belegte hölzerne Mulde (vgl. Abb. 1603, einer von Duris gemalten Trinkschale des Berliner *) Den Beweis für diese Behauptung liefert S. 7 meiner Abhandlung »Die griechischen Saiteninstrumente«, Programm des Saargemünder Gymnasiums 1882, in Kommission bei B. G. Teubner.

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Museums entnommen, und Progr. S. 17). Die Decke des Gehäuses bestand aus einer Membrane (Hymn. V. 49; vgl. Progr. S. 6). In diesem Gehäuse steckten zwei Stäbe (irr)X€l?) in späterer Zeit wohl die Hörner eines Steinbocks (daher auch Keptrra genannt; vgl. Progr. S. 8 und oben die Abb. 6. 113. 1358); diese wurden an ihrem Ende durch ein Querjoch (Zuyöv) verbunden.

l(;o:i Unterriolit im Spirl dei- I.ym. Sieben Saiten aus Schafdarm waren unten in einen Saitenhalter aus Rohr oder Horn eingeknöpft (I'rogr. S. 10 f.) und liefen über den Steg (,u > - ¡ ^ o S

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ci>mykenischen Stils« zum Vorschein. Die phöniziausgefüllt. Übrigens bekundet dies Gefäfs schon einen schen Grabstätten sind jünger und deutlich zu untergewissen Fortschritt durch die sorgfältige Gliederung scheiden, auch trägt die in ihnen gefundene Thondes Raumes mittels der Ornamente. Der Sporn mag ware einen ganz anderen Charakter. (Vgl. die sorgdas Ausgiefsen erleichtern sollen, jedenfalls ist er fältigen Auseinandersetzungen von Dümmler, Athen. hervorgegangen aus den warzenförmigen Erhebungen, Mittl. X I , 209 ff.) die an die Stelle der Brüste der alten Gesichtsurnen t r a t e n und auch in Cvpern nicht ungewöhnlich sind Von ihr soll später die Rede sein. Wir müssen (vgl. Cesnola, Cyprus p. 408 fig. 28; Vasen gleicher unsre Augen jetzt westwärts auf die Inseln des Technik ebdas. tav. VII). Unsre Abb. 2044 (auf ägäischen Meeres richten, wo, wie wir sahen, gleichTaf. L X X X VIII nach Lau Taf. 1.2) zeigt eine Schnabelfalls Gefäfse ähnlicher Art gefunden werden. Paros, k a n n e mit aufgemalter Verzierung, wie sie dem jüngeNaxos, J o s , Amorgos, Melos, Syra und T h e r a , um ren Teile der ältesten Gräbergruppen eigen ist. Die nur die wichtigeren zu n e n n e n , sind als Fundorte Form erinnert an die troische (vgl. Abb. 2017), doch bekannt geworden. Überall begegnen wir dort verist es offenbar schon eine wandten Zügen, die auf weitere Fortbildung. Der einen Zusammenhang mit Bauch des Gefäfses ist nicht dem cyprischen und troim e h r kugelrund, sondern schen Thongeschirr schliebirnen - oder schlauchförfsen lassen, doch mischt mig. Die Ösen am Halse sich auch mancherleiNeues sind Überbleibsel der ehee i n ; es ist eine nahe maligen durchbohrten Anstehende, aber sichtlich sätze. Sie werden bei diesen jüngere Reihe, die zwar jüngeren Gefäfsen ganz eine Entlehnung gewisser ornamental verwendet UDCI Formen, zugleich aber in zweckloser Spielerei geauch eine selbständige h ä u f t . So ist die Vase Berlin Entwickelung verrät. Im 14G mit nicht weniger als 14 einzelnen das hier auszusolcher Ösen ausgestattet. führen ist untliunlicb, auch Ein bezeichnendes Beispiel ist noch verhältnismäfsig dieser Art Abb. 204!) nach wenig VergleichungsmatePerrot-Chipiez I I I p. G89 rial vorhanden ; einiges Fig. 493. findet man Athen. Mittl. XI Alle diese WahrnehBeil. 1. 2 zusammengemungen legen die Schluisstellt, wo Dümmler S. 15 ff. folgerung n a h e , dafs die HJPI-auch die aus diesen Funden Verfertiger der Thonware T sich ergebenden Schlüsse in der Troas und auf Cypern zu ziehen sucht. Er hält Leute gleichen Stammes die altcyprischen Grabwaren. Wenigstens wird stätten für gleichzeitig mit 2049 Altcyprische Vase. sich f ü r eine so augenden vorgriechischen Resten fällige Übereinstimmung schwerlich eine angemesauf den Kykladen, deren Bevölkerung stelle eine senere Erklärung finden lassen. Die Annahme einer selbständige Schattierung und Fortbildung derselben etwaigen E i n f ü h r u n g der Gefäfse nach Hissarlik von Kultur dar. Wie auf Cypern und Hissarlik seien Cypern aus oder umgekehrt ist von vornherein aus auch hier nur wenige f r e m d e Einflüsse nachweisbar. vielen Gründen abzuweisen; die Gefäfse sind sicher an — Am besten sind wir über T h e r a (Santorin) Ort und Stelle gearbeitet; an beiden Plätzen läfst sich unterrichtet. Bei einem heftigen vulkanischen Auseine gesonderte langsame Entwickelung verfolgen. Der bruch in vorgeschichtlicher Zeit, der bedeutende Fortschritt war auf Cypern anscheinend gröfser, das Veränderungen in der Gestaltung der Insel hervorEitzverfahren ward verhältnismäfsig f r ü h beseitigt und rief, wurden zugleich auch alte Wohnstätten mit die Bemalung (wir wissen nicht infolge welchen Einverschüttet. Diese müssen daher mit ihrem gesamten flusses) trat an dessen Stelle. Eine sichere ZeitbestimInhalt der Zeit vor dieser Katastrophe angehören. mung ist f ü r die ältesten cyprischen Gefäfse wie f ü r Von Geologen wird f ü r dieses Ereignis der Anfang die troischen vorderhand noch unmöglich, im alldes 2. Jahrtaus. v. Chr. berechnet und andre Begemeinen wird man das zweite J a h r t a u s e n d anzuobachtungen machen wenigstens die erste Hälfte des n e h m e n haben. Erst in den letzten Gräbern dieser J a h r t a u s e n d s wahrscheinlich. Das in jenen Wohältesten Epoche kommen vereinzelt auch Vasen des nungen entdeckte Thongeschirr, das nach der Eigenart

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des Thons nur auf der Insel selbst hergestellt sein kann, mufs demnach aus dieser Zeit stammen, und gleiches gilt wohl auch von der verwandten Thonware der Nachbarinseln. Rohere Gefäfse von altertümlicherem Aussehen kommen übrigens neben feineren und anscheinend jüngeren vor, ein Hinweis, dafs ältere und jüngere Form und Technik noch lange nebeneinander in Gebrauch bleiben kann. Einige Haupttypen theräischer Vasen bringen unsre Abb. 2050—2055 (nach Dumont-Chaplain pl. I. II) und 205G zur Anschauung. Auf den ersten Blick lassen sie gegen die bisher besprochene Thonware einen erheblichen Fortschritt erkennen. Die Mannigfaltigkeit der Grundformen ist gröfser, die Gefäfse sind durchgängig auf der Scheibe gedreht und zum Stehen eingerichtet, die Verzierungen sind nicht mehr eingeritzt oder aufgesetzt, sondern gemalt. Die K a n n e (Abb. 2051) weist ohne Zweifel auf die troische Schnabelkanne zurück. Die Brüste erinnern an die alten Gefäfse mit menschlichem Antlitz, und auch die Verzierung des Halses wird am ersten als Nachahmung wirklichen Halsschmuckes verständlich. Die Oberfläche ist grau, die Benialung in mattem Braun ausgeführt. Gleichartige breitaufgemalte einfache Bandstreifen zeigen auch die Abb. 2053 und 2055. Das eine ein tiefer Napf mit rötlicher Bemalung, das andre ein Gefäfs, dessen Form schon »mykenischen« Mustern sich nähert. Ein neues Element bringt die grofse länglichrunde Schüssel Abb. 2054. Die Henkel mit sonderbaren kleinen Vorsprüngen sind wie gewöhnlich von einem gemalten Streifen (braunrot) u m g e b e n , sonst ist die Aufsenseite schmucklos. Die Innenwände ziert zwischen breiten Streifen ein Ornament, das offenbar eine Blattstaude oder Strauchwerk wiedergeben will. Die Vorliebe f ü r pflanzliche Motive ist dieser Gefäfskiasse überhaupt. eigen; auch läfst es sich nicht verkennen, dafs diese Verzierungsweise hier noch ein neues, nicht abgegriffenes Gepräge zeigt. Die Pflanzen sind kunstlos gemalt, nicht schematisch gekünstelt; sie verraten unbefangene Beobachtung der Natur. Das beweist auch Abb. 2056 (nach Furtwängler-Loeschcke, Myk. Vas. S. 19 Fig. 6). Das Gefäfs steht den älteren mykenischen sehr nahe, die Form k o m m t ähnlich auch dort vor. Der Thon h a t einen braunroten Überzug, die Zeichnung ist in weifser Farbe aufgetragen. Interessant i s t , dafs diese lilienartige Blüte, wie gemalte Stuckreste lehren, auch im Wandschmuck jener verschütteten Wohnungen Verwendung fand. Und ebenso erscheint sie auf einer der kunstvollen mykenischen Dolchklingen (Bull, de Corr. Hell. 1884 pl. 2). Ein anderes Motiv erblicken wir auf dem cylinderförmigen Gefäfs Abb. 2052, kleine braun aufgemalte Blätterzweige. Die Form wiederholt sich ö f t e r , im Boden befindet sich ein kleines Loch. Andre gleichfalls unten durchbohrte Vasen sind

kegelförmig gebildet und laufen unten spitz zu, am oberen Rande sitzt ein kleiner Henkel. Vereinzelt brauchte man auch Spiral Verzierungen, vereinzelt endlich Tiere, wie Abb. 2050 (nach Dumont-Chaplain p. 21 fig. 32). Wir sehen da laufende Tiere einer schwer bestimmbaren Gattung in schwarzer Farbe, zwischen je zweien sind Blattpflanzen gleicher Art wie auf Abb. 2054 in rot gemalt. Rot sind auch die breiten umlaufenden Bänder und die vom Halsstreif auf die Schulter herabhängenden Halbkreise. Ein anderes ähnliches Gefäfs ist mit Vögeln ges c h m ü c k t , wie sie in verwandter Form auch aus Mykenai bekannt sind. Alles in allem, es ist eine Gefäfsgattung, deren Eigenart sofort einleuchtet. Sie berührt sich jedoch bei näherer P r ü f u n g in so vieler Hinsicht mit den älteren mykenischen Vasen, dafs eine strenge Sonderung vorerst wenigstens noch nicht überzeugend h a t durchgeführt werden können. Von Wichtigkeit ist aber die Thatsaclie, dafs diese Thonware von Thera aus den verschütteten Niederlassungen mit den jüngeren Formen der »mykenischen« Keramik nichts gemein hat und sich schon dadurch als älter erweist. Das Ergebnis unserer Betrachtung ist die Überzeugung, die durch zahlreiche andre Erwägungen verstärkt wird, dafs das Thongeschirr der Kykladen, das von dem theräischen nicht getrennt werden k a n n , eine im grofsen und ganzen gewifs auch zeitliche Zwischenstufe bildet zwischen der uralten Keramik von Hissarlik und Cypern und der reicheren und wichtigeren des m y k e n i s c h e n Kreises. Über dessen Bedeutung und seine weite Verbreitung m u f s auf die Bemerkungen zu »Mykenai« verwiesen werden (S. 992. 996 ü.). Seit jenem Versuch einer zusammenfassenden Darstellung ist besonders durch Furtwängler - Loeschckes Herausgabe der »Mykenischen Vasen« und die daran sich knüpfenden Erörterungen manches in neue Beleuchtung gerückt worden, ohne dafs man die Frage bereits als abgeschlossen ansehen dürfte. Wir wissen jetzt, dafs diese aufserhalb Argolis hauptsächlich, doch keineswegs ausschliefslich durch die Thongefäfse vertretene »mykenische« Kultur langsam erwuchs, allmählich eine hohe, glänzende Blüte erreichte und endlich anscheinend rasch und plötzlich, vermutlich infolge eines äufseren Ereignisses, zu gründe ging oder doch nur in engen Grenzen geraume Zeit noch kümmerlich fortlebte. Ihre Anfänge sind auch jetzt noch d u n k e l , über ihre Träger und ihre Zeit ist m a n zu einer sichern allseitig befriedigenden Entscheidung noch nicht gelangt. Unter den Vasen lassen sich der Technik nach mehrere Gruppen unterscheiden. Ein Teil — und das sind die älteren — zeigt eine Bemalung in m a t t e n stumpfen F a r b e n , und zwar ist teils der feine rötliche Thon glänzend poliert, die Ornamente

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mit violettbraun, rot oder weifs gemalt, teils der blafsgelbe grünliche Thon unpoliert und als Farbe nur violettbraun verwendet. Die zweite weit zahlreichere und wichtigere Gruppe, welche die charakteristischen Merkmale des »mykenischen Stils» trägt, kennzeichnet sich durch g l ä n z e n d e F i r n i s f a r b e und damit tritt, wie Furtwängler und Loeschcke mit Recht hervorheben, »ein völlig neuer Faktor in die Kunstgeschichte ein«. Auf dieser Erfindung beruht der besondere Vorzug, an sie knüpft sich die eigenartige Entwickelung der hellenischen Vasengattungen. Man kann an den mykenischen Gefäfsen mit Firnismalerei einen stufenweisen Fortschritt erkennen. Zuerst wird der Thongrund mit schwarzer Firnisfarbe überzogen und die Verzierungen d ü n n in mattem Weifs und Dunkelrot aufgesetzt (I), oder der Überzug ist aus feinem Thon hergestellt, bald weifslich, bald gelbbraun, die Ornamente dann mit schwarzbrauner Firnisfarbe aufgemalt, hie und da mit einem Zusatz von weifs (II). Dies ist das ältere Verfahren. Dann folgte die Hauptperiode der mykenischen Keramik, der die meisten, die schönsten und besonders charakteristischen Beispiele dieses Stils zuzuzählen sind. Da ist der Thon fein und gereinigt, die Oberfläche von warmer gelblicher Farbe glänzend und glatt. Die Firnisfarbe durchläuft alle Töne von gelb bis schwarzbraun, meist aber ist sie leuchtend rot (III). Die spätesten Gefäfse haben weder die glänzend glatte Oberfläche, noch das lebh a f t e Hochrot, auch ist der Firnis stumpfer. In den alten Schachtgräbern fand sich aufscr den mattfarbigen Vasen nur die ältere Weise der Firnismalerei (I und I I ) , Gefäfse der letzten Stilart (IV) kommen aufserhalb Argolis nur selten vor, die gesamte Masse der in Attika, Böotien, Rhodos (Jalysos), Kreta und an anderen Orten zu Tage geförderten »mykenischen« Vasen sind in der schönen Technik des dritten Firnisstils hergestellt. Von den mattfarbigen Gefäfsen mag Abb. 2057 (nach Furtwängler-Loeschcke, Myk. Vas. 24, 175) als Probe gelten. Es ist noch die alte Kugelform, die fast nur beim ältesten mykenischen Thongeschirr noch zu finden ist. Aus Hissarlik k e n n e n wir schon die ähnliche und auch in Mykenai nicht seltene Art mit k u r z e m , zurückgebogenem Hals (vgl. Abb. 2018), allerdings noch ohne Bemalung. Die umlaufenden Streifen erinnern an die Gefäfse von Thera, kleine daran gehängte Halbkreise sahen wir auch dort (Abb. 2050 auf S. 1937), hier treten sie einzeln und noch häufiger aneinandergereiht wie auf unserer Vase ziemlich häufig auf. Auch die Spirale, welche in der mykenischen Ornamentik eine so grofse Rolle spielt, ist in dieser e i n f a c h e n , fortlaufenden Gestalt gerade auf den älteren Gefäfsen beliebt. Sie weist wie so vieles andre auf Metallgefäfse als Vorbilder hin, Vorbilder, die gewifs dem

Osten verdankt wurden. Auch die eigentümliche greifenähnliche Tierbildung auf einer Vase dieser Gruppe (Myk. Thongef. Taf. 8) bezeugt Einflufs von Osten her. Ob diese mattfarbigen Gefäfse alle oder teilweise in Mykenai selbst gearbeitet, oder von auswärts, etwa von den Inseln, eingeführt sind, scheint noch zweifelhaft. Auf jeden Fall stehen sie der Keramik der Kykladen sehr nahe. F ü r die jüngere wichtigere Gruppe mit Firnismalerci halten Furtwängler und Loeschcke die Fabrikation in Mykenai f ü r ausgemacht. Alle Vasen dieser Art an anderen Orten seien von Argolis aus eingeführt. Indes, wie viel auch f ü r diese Annahme sprechen m a g , f ü r erledigt kann die Frage noch nicht gelten, da sich nicht wenige Bedenken dagegen erheben. Einige sind jüngst von Dümmler und Studniczka (Ath. Mittl. X I I , 1 ff.) zur Sprache gebracht. Die Besonderheit dieser Gattung wird durch unsre Abbildungen, hoffe ich, genügend zur Anschauung kommen. Sie f ü h r e n uns die Ilauptformen vor Augen. Da haben wir Abb. 2058 (nach Furtwängler - Loeschcke 5, 28 aus Jalysos) das Vorratsgefäfs mit drei Schulterhenkeln, das man innerhalb des mykenischen Kulturkreises überall mit geringfügigen Abweichungen wieder antrifft. Ähnliche Formen kennen wir von Thera, ja auch mehrere grofse Vasen von Hissarlik kann man als Vorläufer ansehen (vgl. Schliemann, Ilios N. 1135/36). Ein kleineres Gel'äfs ist hergestellt durch Fortlassung des unteren Teils Abb. 2059 (nach FurtwänglerLoeschcke 20, 147 aus Böotien). Hier erscheint der Boden abgerundet, ebenso oft ist er flach. Eine dei' häufigsten und verbreitetsten Formen dieser Zeit, ist die der Bügelkanne, deren Griff an die kronenförmigeu Deckel vieler Gefäfse von Hissarlik erinnert (z. B. Abb. 2021). Gewöhnlich sieht sie so aus wie Abb. 2060 (nach Furtwängler-Loeschcke 14, 8G von Cypern), eine etwas gedrückte Kugel mit abgeplattetem Boden oder flachem breitem Fufs, doch ist auch Verlängerung der unteren Hälfte nach Art von Abb. 2058 nicht selten ; im Verlauf der Entwickelung wird, wie bei allen Gefäfsen, die Form schlanker und zierlicher gebaut, fast wie die K a n n e Abb. 2061 (nach Furtwängler-Loeschcke 13,89. Berlin 22), deren obersten Teil man sich ebenso gut mit einem Bügelgriff oder mit niedriger breiter Mündung und drei Henkeln wie Abb. 2058 ausgestattet denken könnte. Der Hals der Bügelkanne ist meist so eng, dafs man zur Füllung des Gefäfses eines Trichters bedurfte. Einen solchen zeigt Abb. 2062 (nach Furtwängler-Loeschcke 11, 71 von Jalysos); nur fehlt am oberen Rande der ursprüngliche kleine Henkel. Wir erinnern u n s , dafs gleichartige Gefäfse auch auf Thera gebräuchlich waren. Der einhenklige Becher Abb. 2063 (nach Furtwängler-Loeschcke 10, 63 aus Jalysos) ist unverkennbar die Nachbildung eines

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Metallgefäfses. Eine andre Form wiederholt annähernd die des Silberbechers Abb. 1208; wir finden sie z. B. unter den Bruchstücken auf Abb. 1202. Eine zweihenklige Abart tritt uns in Abb. 2064 (nach Furtwängler-Loeschcke 18, 122 aus Aliki. Berlin 26) vor Augen; oft ist der Bauch des Gefäfses höher und schwerer, der F u f s breiter und gedrungener, etwa wie bei Abb. 2058 und 2061. Von besonders leichter und gefälliger Gestalt ist der Becher Abb. 2065 (nach Dumont-Chaplain pl. III, 1 aus Jalysos. Genauer bei Furtwängler-Loeschcke 8. 49), eine Form, welche wie die der Bügelkanne zu den erkorenen Lieblingen der jüngeren mykenisclien Töpferkunst zählt. Schliefslich sei noch auf den tiefen zweihenkligen Napf Abb. 2066 (nach FurtwänglerLoeschcke 28, 241 aus Mykenai) und die Amphora Abb. 2067 (nach Furtwängler-Loeschcke S. 29 Fig. 17) aufmerksam gemacht. Es bedarf keines Beweises, dafs auch diese Formen mit den übrigen in enger Verbindung stehen. Bekundet sich so wie durch die Gleichartigkeit der Technik, auch durch die Verwandtschaft der Gefäfsformen die Zusammengehörigkeit und Selbständigkeit dieser ganzen Gruppe, so tritt ihre Eigenart noch deutlicher zu Tage in den aufgemalten Verzierungen. Diese Gefäfse müssen in der Nähe des Meeres entstanden sein. »Man bemalte sie mit allem, was das Auge des Strandbewohners fesselte: mit Wellen (Abb. 2059), Fischen (Abb. 2063), Seesternen, Quallen und Polypen (Abb. 2065 und 2062), Nautilus (Abb. 2060); auch Korallen, Schneckenhäuser (Purpurschnecke Abb. 1201) und Muscheln verschiedener Art, wie sie einst den Bewohnern selbst zum einfachen Schmuck gedient hatten, wurden zur Verzierung der Vasen nachgebildet. Von Gewächsen fanden namentlich Wasserpflanzen und Epheublätter Nachahmung, ferner Blättchenzweige mit und ohne R a n k e n , der Palmbaum, der wohl unlängst erst auf griechischem Boden bekannt geworden war, und namentlich die Bliite der Lilie (vgl. Abb. 1200. 1202 unten links und 2058).« »Doch nur einige dieser Naturformen, wie der Polyp, der Nautilus, eine runde und eine längliche Schneckenform, eine flache zweischalige Muschel und von Pflanzen die Palme und die Blüte, wurden zu wirklich fruchtbaren Elementen der Ornamentik ; die übrigen starben relativ zeitig und entwickelungslos ab. Von technischen Motiven kam ursprünglich neben diesen Darstellungen nur die Spirale zur Verwendung« (Abb. 2057. 2066). Später erweiterte zwar infolge von Zuführung neuer Elemente die Vasenmalerei »den Kreis ihrer Darstellungen, indem sie Vierfüfsler, Vögel und Menschen hineinzog, auch textile Motive später verwendete, aber nie findet man auf einer mykenischen Vase mit Firnismalerei Greif, Sphinx oder L ö w e n , eine Papyrusblüte oder einen Lotoskelch.« Bleibt so der Kreis der Dar-

stellungen ein selbständiger und streng geschlossener, so scheint doch wie die Form der Gefäfse auch die Anordnung und Stilisierung der Darstellungen von der höheren Technik der Metallarbeit starke Abhängigkeit zu verraten. Tierformen schmückten schon vereinzelt Vasen von Thera (Abb. 2050) und mykenische Gefäfse mit Mattmalerei; sie scheinen, abgesehen von Wassertieren, auf den ersten Stufen der Firnismalerei zu fehlen und treten erst im dritten Stil wieder auf. Zu den interessantesten, die mit menschlichen Figuren geschmückt sind, gehören unstreitig mehrere Amphoren dieser Malweise, welche sämtlich von Cypern stammen, dort also besonderen Anklang gefunden haben müssen. Dafs sie eingeführt und nicht auf Cypern verfertigt sind, darüber lassen Form und Technik keinen Zweifel. Auf allen ist, ähnlich wie auf unserer Abb. 2067, ein Zweigespann dargestellt. Die Besonderheit der Zeichnung drängt sich von selbst auf. Die Gestalt der Pferde mit den kurzen dünnen B e i n e n , dem langen Hals und dem schmalen Kopfe, der Federschmuck an ihrem Nacken, die punktierten Flächen der Gewänder und des Wagenkastens, die hinter dem Wagen stehende Frau mit erhobenen Armen, die Blütensträucher und Füllornamente, alle diese auffälligen Einzelheiten kehren in dieser oder jener Form im Gebiete der mykenischen Kultur wieder. Als vollendetste Leistung der spätmykenischen Vasenmalerei in der Wiedergabe der menschlichen Gestalt sind zweifellos die berühmten Bruchstücke mit der Darstellung auaziehender Krieger anzusehen (Furtw.-Loeschcke Tai. 42. 43, teilweise auch Schreiber, Kulturhist. Bilderati. Taf. 34,4). Der Fortschritt in der Zeichnung ist bei aller Unbeholfenheit aufserordentlich grofs; das Gefäfs gehört gewifs zu den letzten Ausläufern der mykenischen Technik. Die übrigen Vasen des letzten Stils haben geschmackvolle F o r m e n , der Schmuck ist überaus reich, aber ganz dekorativ. Wie die ursprünglich der Natur entnommenen Motive im Laufe der Zeit erstarrten, lehrt schon Abb. 2064, einen weiteren Schritt in dieser Richtung bezeichnen die beiden Bruchstücke Abb. 1202 in der Mitte rechts, wie durch die Vergleichung mit der früheren Pflanzenbildung Abb. 1200 und 2058 jedem einleuchten wird. Die Verfertigung dieser Vasen fällt in eine Zeit, in der die »geometrische« Verzierung bereits in Blüte stand. Wie die Thonware der Inseln abgelöst wird durch die »mykenischen« V a s e n , f ü r deren Fabrikationsmittelpunkt Furtwängler und Loeschcke, wie gesagt, Argolis selbst ansehen, so folgt dem »mykenischen« Stil der »geometrische«, d. h. gleich nach der eigentlichen Blütezeit jener Keramik tritt mehr und mehr eine bestimmte Gefäfsgattung in den Vordergrund, welche an einem ganz eigentümlichen System geometrischer Ornamente kenntlich ist. Nach dem hauptsächlichen Fundort der hervorragendsten Beispiele

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dieser Art pflegt man diese Gefäfse insgesamt als j sehen läfst, »sogleich fertig, und was den Stil betrifft, »Dipylonvasen«, ihre Ornamentik als »Dipylonstil« I sogar greisenhaft in die Geschichte (Furtwänglerzu bezeichnen. j Loeschcke). Ob spätere Funde uns auch die An fange berichten werden? — In dem eingangs

t 20GS Sog. »Dipylonvasen«.

Bei der »mykenischen« Vasenklasse konnten wir eine stufenweise langsame Entwickelung verfolgen; die Dipylonvasen treten, soweit sich das jetzt über-

haben wir Amphoren Abb. 2068 (nach Conze, Anfänge Taf. 1) mit zwei aufrechtstehenden

Schulterhenkeln, bald mehr, bald weniger bauchig, gewöhnlich mit verhältnismäfsig breitem Halse. Bei kleineren Gefäfsen ist er nicht selten ungebührlich verlängert zur unschönen Form Abb. 2069 (nach Ann. Ansetzung eines langen Henkels leicht zur Kanne umgewandelt ward. An anderen Vasen ähnlicher Grundform ist derHals ganz niedrig, die Mündung sehr weit, oft fehlt er vollständig. Das ist besonders bei zweihenkeligen Schüsseln der Fall. Oft und anscheinend vornehmlich bei jüngeren Gefäfsen ist ein hoher Fufs angesetzt wie Abb. 2070 (nach Ann. Inst. 1872 IC) und 2071 (nach Mon. Inst. Ischarf X , 39.der aberden durchweg Fufs Bauche gang, a40), b , bei abweichend »mykenischen« vonsetzt demderallmählichen Vasenvom üblich Überist.

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Ü b e r h a u p t sind auffallend wenig Formen beiden Gattungen gemeinsam. Die späte K a n n e Abb. 2073/74 (nach Ath. Mittl. Taf. 3), die in ihrer geschmackvollen F o r m , der gedrungenen Breite des Bauches, dem scharf getrennten schlanken Hals, der einfachen unteren Abplattung, ziemlich allein s t e h t , h a t nur unter den spätesten mykenischen Gefäfsen ihres gleichen. Nicht ohne Belang ist die Ähnlichkeit gerade mehrerer Lieblingsformen der Dipylonklasse mit geometrischen Vasen von Cypern, wenn letztere auch roher und plumper gestaltet sind. Man vgl. Abb. 2068 b mit Cesnola, Cyprus pl. II. Auch dort bilden konzentrische Kreise aufser den Streifen den einzigen Schmuck Als Eigentümlichkeit sei noch vermerkt, dafs die Deckel grofser Gefäfse wiederholt kleinere Vasen, zuweilen auch plastisch gearbeitete Pferde neben einander tragen, und dafs vereinzelt Schlangenlinien in Relief besonders auf den Henkel aufgesetzt sind. Dal's die Dekorationsweise von der des mykenischen Kreises grundverschieden ist, leuchtet ein. Dort begegneten uns fast ausschliefslich dem Leben der Natur entlehnte Motive, nur die Spirale fand zwischen ihnen R a u m ; hier bilden die Grundlage F o r m e n , wie sie der Welte- und Schnitzkunst entnommen sein mögen. Viele Streifen und Linien, besonders gern in Gruppen zu dreien, umgeben das Gefäfs. Der obere Teil, hauptsächlich also Schulter und Ilals, sind am reichsten geziert. Da trifft man häufig den mit Strichen ausgefüllten Mäander in mannigfaltigster Form, Punktreihen, Zickzackmotive, Reihen von geschlossenen, durch Tangenten verbundenen Kreisen; daneben werden das Vierblatt (Abb. 2069 u. 2068), Hakenkreuze (Abb. 2071), Rauten, und Schachbrettmuster (Abb. 2068), konzentrische Kreise (Abb. 2068. 2071) unablässig wiederholt. Dagegen vermifst man die Spirale, man vermifst bis auf einzelne späte Ausnahmen alle pflanzlichen Formen. Bezeichnend f ü r die Ornamentik dieser Vasen ist es, dafs die sorgfältigsten und reichsten Muster durch Senkrechte in einzelne Abschnitte gegliedert und auch seitlich von Senkrechten eingefafst sind, ferner dafs die Rückseite der Vorderseite entweder genau entspricht oder — der seltenere Fall — unverziert bleibt. Es scheint eine natürliche Voraussetzung, dafs wie im mykenischen Kreise auch hier figürliche Darstellungen erst im späteren Verlaufe Eingang fanden. Freilich das Geschlecht der Wasservögel scheint fast untrennbar mit dem Dipylonstil verwachsen; so oft wiederholen sie sich in öder Langeweile, sei es einzeln, sei es in langen Reihen. Aufserdem finden wir die Tiere, mit detien m a n wohl vertraut w a r , vor allem das Pferd (Abb. 2071. 2070), dann das Reh (Abb. 2073/74), den Hirsch, den Steinbock, das Rind. Blicken wir zurück auf die Pferdeformen der spätmykenischen Vase von

Cypern (Abb. 2067). Die Verschiedenheit ist augenfällig. Die der Dipylonvasen haben die Einwirkung der eckigen geometrischen Muster erfahren; ihre Gestalt ist schematisch stilisiert Man sehe die langen fadenartigen Beine, die dünnen Leiber und die im Verhältnis dazu viel zu breiten langen Hälse. Die Gruppe eines Mannes zwischen zwei Pferden (Abb. 2070) ist nicht ungewöhnlich. Wir finden sie auch weidend oder an die Krippe gebunden. Reicheren figürlichen Schmuck weist nur eine Anzahl mächtiger, trefflich gearbeiteter Gefäfse auf, die zweifellos als höchste Leistungen dieses Stils zu betrachten sind, ein Beispiel bietet Abb. 2071. Da ist nichts Mythologisches, kein Fabelwesen, keine Göttergestalt. Vorgänge aus dem täglichen Leben werden uns vorgeführt, Festspiele und Chöre, Krieger- und Wagenzüge , Kampfscenen und vor allem Seeschlachten. Dafs bei Gefäfsen, die augenscheinlich für den Totenkult bestimmt w a r e n , der Bestattung entnommene Darstellungen eine Rolle spielten, kann nicht Wunder nehmen. Sie lehren, wie p o m p h a f t zur Zeit ihrer Herstellung die Leichenfeier ins Werk gesetzt ward. Abb. 2071 erblicken wir den Toten hochaufgebahrt auf dem Leichenwagen; Männer, das Schwert an der H ü f t e , und F r a u e n , hauptsächlich durch die rohe Andeutung ihrer Brüste kenntlich, umgeben ihn mit Zeichen heftigen Schmerzes. Den unteren Streifen nimmt ein Wageiizug ein, wohl ein Hinweis auf die Leiehenspiele. Leere Stellen sind mit allerlei Figuren und Verzierungen ausgefüllt, Punktrosetten, Hakenkreuzen, Punktreihen, Wasservögeln mit gestricheltem Körper, und besonders mit Reihen kleiner Zickzacklinien. Die unnatürlich eckigen Menschengestalten fallen gleich ins Auge. Auch sie sind f ü r diesen Stil charakteristisch. Man h a t t e ein bestimmtes bequemes Schema gefunden, das man ohne viel Mühe einfach wiederholte. Die Männer auf dem Wagen sollten im Gegensatz zu den Schwertträgern im kriegerischen Schmucke erscheinen. Wie aus Abb. 1658, dem Bruchstück eines Seeschlachtbildes, deutlich erhellt, tragen sie, vermutlich umgehängt, einen gewaltigen, den Rumpf bedeckenden Schild eigentümlicher Form; ihr H a u p t schützt ein Helm, von dem jedoch nur der herabhängende Helmbusch erkennbar ist. Nicht nur den Männern fehlt aufser den Waffen jede Kleidung, sondern auch den Frauen. Es ist das um so bemerkenswerter, als auf mehreren anderen Gefäfsen dieser Art die Weiber sichtlich bekleidet sind. Eine Erklärung dieser schwer begreiflichen Thatsache ist von verschiedener Seite versucht. Heibig erinnert an die phönikischen Astartebildchen (vgl. Abb. 1205). Doch läfst sich phönikischer Einfiufs auf diese Dipylonbilder nicht nachweisen; auf Cypern ist nur eine einzige Vase dieser Klasse gefunden, allerdings ein Prachtstück (Cesnola, Cyprus pl. 29), das gewifs durch Handel auf die Insel

Vasenkunde. gelangt ist. Die sicher phönikische Thonware, von der noch die Rede sein wird, ist durchaus anderer Art. Auch dafs Frauen überhaupt, nicht eben nackte Frauen, hätten dargestellt werden sollen, wird durch den Umstand, dafs ihnen die Kleidung nur hier fehlt, wenig wahrscheinlich. Neuerdings hat Kroker (Jahrb. d. Inst. 188G S. 95 ff.) mit mehr Grund auf den Einflufs ägyptischer Darstellungen hingewiesen und man-

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Denkmäler d. klass. Altertums.

gleichen nackten und schildbewehrten Männer; Waffenspiele sind dargestellt und Waffentänze unter Begleitung der Leier. Die Rückseite zeigt u. a. in überaus roher ungeschickter Weise zwei Löwen, die einen Mann verschlingen. Auch das ist ein Zeugnis für die spätere Zeit; denn Löwen sind diesem Stil durchaus fremd; sie gehören zu den neuen Eindringlingen, die in immer vermehrter Zahl von Osten und immer siegreicher herüberkamen i Besonderes Interesse erregen die Darstellungen von Schiffskämpfen. Schon die Form der Schiffe (Abb. 1658) ist bemerkenswert durch den mächtigen Sporn an ihrem Vorderkastell, eine Einrichtung, von der die Homerischen Gedichte noch nichts wissen. Die grofse Beliebtheit solcher Bilder läfst auf die Bedeutung schliefsen, die zur Zeit der Herstellung dieser Gefäfse der Schiffsverkehr, die Handels- und Kriegsfahrten erhalten haben mufsten. Sie können

Athenische Vase des 7. Jahrhunderts.

ches beigebracht, was für diese Vermutung spricht. Für erledigt kann ich indes diese Frage noch nicht ansehen. Das Überwiegen des figürlichen Elements veranlafste naturgemäfs, dafs die geometrischen Verzierungen nach und nach zurücktraten. Das ist auf allen späteren Vasen dieses Stils der Fall. Ein Beispiel gibt Abb. 2072 (nach Arch. Ztg. 1885 Taf. 8, 2), ein Gefäfs, das schon durch seine Form auf jüngere Zeit schliefsen läfst. Es ist zweifellos eine natürliche Fortbildung. Da finden wir die gleichen Streifen, die durch Schräglinien verbundene Kreisreihe, das Vierblatt, die Punktrosetten, die Gliederung in einzelne umrahmte Bilder, die bekannten Tiere, den Hirsch, das R e h , die Wasservögel. Das sind die

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nur einem Volke ihre Entstehung verdanken, das in reger Thatenlust überseeische Unternehmungen wagte und mit Glück vollführte. Dafs gerade die berühmte Seeschlacht zwischen Korkyra und Korinth 664- v. Chr. die Veranlassung gegeben haben müfste, glaube ich nicht. Immerhin spricht vieles dafür, dafs diese Gefäfse mit vorwiegend figürlichem Schmucke in das 7. Jahrhundert gehören, und die zahlreichen Funde dieser Art in Attika, wo dieser Stil noch eine sicher nachweisbare Weiterbildung erfahren hat, legen die Annahme nahe, dafs diese Vasen in Athen verfertigt sind. Sicher attisch ist die hübsche Kanne Abb. 2073 u. 2074 (nach Ath. Mittl. VI [1881] Taf. 3). Wie bereits 123

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hervorgehoben ward, deutet die Form auf die letzte Zeit des Dipylonstils. Auch die Technik fällt dafür ins Gewicht. Bei den älteren Gefäfsen ist auf den leicht kenntlichen, hellen feinen blafsgelben Thon die Verzierung mit mehr oder weniger dunkelbrauner Firnisfarbe aufgemalt (ein gutes Beispiel in Farben bei Conze, Anfänge Taf. VIII), bei den jüngeren ist der ganze Grund mit Deckfarbe überzogen und darin Streifen u n d Felder f ü r die Dekoration ausgespart. Das ist auch hier der Fall. Den Hals schmückt das besonders u m r a h m t e Hauptbild, ein weidendes Reh und dahinter ein Vogel. Aller leergebliebene Raum ist wieder mit Zickzacklinien, Punkten u. dergl. ausgefüllt. Wichtig ist das einfache Gefäfs, weil es, eins der ältesten Beispiele, auf der Schulter eine metrische Inschrift t r ä g t : 05 vOv öpxri aT wv iroivTuuv &Ta\wTotTa iraiiei?, der Schlufs ist unsicher. Dieser Vers ist in altattischen Buchstaben linksläufig allerdings nachträglich eingekratzt, doch sind die Buchstabenformen n u r vor dem Anfang des 6. Jahrhunderts denkbar. Damals also war die Vase im täglichen Gebrauch, und da solche einfache Gefäl'se schwerlich besonders sorgfältig behandelt und geschont worden sind, wird man das Ende des 7. Jahrhunderts als Entstehungszeit mit ziemlicher Sicherheit a n n e h m e n dürfen. Blicken wir noch einmal auf die Anfänge zurück. Läfst sich die H e r k u n f t einigermafscn feststellen? Lineare Gefäfsverzierungen haben einen ungeheuren Verbreitungskreis und entstehen unabhängig voneinander an den verschiedensten Orten. Linearornamentik ist ja der natürlichste Vasenschmuck, und so sind wir ihr denn auch bei der uralten Thonware von Hissarlik und Cypern begegnet. Ein so geschlossenes und einheitliches geometrisches System a b e r , wie es die Dipylonvasen zur Schau tragen, weist unbedingt auf e i n e n Ausgangspunkt zurück. Phönizien und Cypern können kaum in Frage k o m m e n , obwohl manche Einzelheiten und vor allem mehrere Gefäfsformen einen gewissen Zusammenhang wahrscheinlich machen. Aber der Charakter der phönikisch-kyprischen Ornamentik ist doch in wesentlichen Stücken verschieden. Jedenfalls gröfser ist die Verwandtschaft dieser eigentümlichen, klärlich auf die Technik des Webens, Flechtens und Schnitzens zurückweisenden Verzierung mit der Kunstübung der nordeuropäischen Völkerschaften zur Zeit, als sie schon Bronze und später Eisen bearbeiteten. Diese merkwürdige gleichartige Ausbildung der Ornamentik, meinte Conze (Ann. Inst. 1877 p. 396 f.), sei n u r erklärlich unter der Voraussetzung, dafs die Träger des Dipylonstils und die Nordeuropäer gleichen Stammes, also Indogermanen seien. Die Verzierungsweise sei gemeinsam mitgebrachtes Gut und die Entwickelung erfolgt, ehe der orientalische Einflufs in Europa recht wirksam geworden

sei. Heibig leugnet den Mangel semitischer Elemente, auch Dumont und in etwas engeren Grenzen Pottier treten f ü r phönikische Einwirkung ein. Kleinasien oder eine der Inseln wird dann als Ausgangspunkt a n g e n o m m e n ; dafs die letzte Ausbildung in Athen erfolgt ist, wird kaum noch einem Zweifel begegnen. Andre schliefsen sich Conze mehr oder weniger an und erachten die Vasen als echtes Erzeugnis griechischen Wesens. So schreibt 0. Rayet sie den Ioniern zu; Studniczka, dem mit Dümmler die mykenischen Altertümer für karisch gelten, n e n n t unter den Vorzügen, welche die neben den Einwanderern sich festsetzenden Griechenstämme mitbrachten, »den geometrischen Stil, der in einfachster Form schon das Prinzip strenger Zucht vertritt, mittels deren alle Entlehnungen aus dem überquellenden Formenreichtum des Orients, von den ,mykenischen, angefangen, zu echt hellenischem Gute umgeprägt werden« (Ath. Mittl. 1887 S. 24). Und griechischen Ursprung betonen auch Furtwängler und Loeschcke, nur dafs sie anstatt der Achäer, wie Studniczka, die jüngeren Dorier als Verfertiger dieser Gefäfse n a m h a f t m a c h e n , also nach der dorischen Wanderung, die f ü r sie — und ich glaube mit Recht — das Ende der mykenischen Herrlichkeit bezeichnet. Vgl. Furtwängler, Samml. Sabouroff. Vaseneinleit. S. IS: »Als die Dorier Peloponnes und Inseln besetzt hatten und mit Hilfe der hier bereits vorgefundenen hohen Vasentechnik selbst grofse Vasen herstellten und ihre alte heimische an Schnitzereien und Webereien ausgebildete Dekorationsweise auf dieselbe übertrugen.« — Als durchschlagend vermag ich keine dieser Theorien anzuerkennen. Die Lösung des Rätsels bleibt der Z u k u n f t vorbehalten. Immerhin werden wir berechtigt sein, im ganzen die ersten J a h r h u n d e r t e des letzten Jahrtausends v. Chr., soweit nicht noch die »mykenische« Kultur in Geltung w a r , unter der Herrschaft dieses Dipylonstils zu denken. Dabei erscheint es höchst auffallend, wie schwach die Fäden sind, welche den bildlichen Darstellungskreis dieser Gefäfse mit den Homerischen Gedichten verbinden. Auf einzelnes h a t Heibig, Horn. Ep. 2 76 ff. aufmerksam gemacht. Vgl. dazu Kroker, J a h r b . d. Inst. 1886 S. 119 ff. Von dem tiefgreifenden orientalischen Einflufs, von dem der Heldensang beredtes Zeugnis ablegt, lassen sich hier kaum Spuren entdecken. Einwirkungen aber, die vom Epos selbst ausgehen könnten, sucht man vergebens. In Attika wurden wahrscheinlich die riesigen Bestattungsvasen verfertigt. Attika ist auch die Heimat einer besonderen Abart und Fortsetzung dieses Stils, V a s e n , die als P h a l e r o n k a n n e n zuerst durch Dumont - Chaplain p. IUI ff. ausführlich besprochen, jetzt durch Böhlau (Jahrb. 1887 S. 44 ff.) in einen gröfseren Zusammenhang eingereiht sind. Die E x e m p l a r e , deren Dumont etwa 50 kannte,

Vasenkunde. stammen fast ausschliefslich aus attischen Gräbern und zwar zumeist aus der Nähe des Phaleron. Veröffentlicht sind nur wenige. Unsre Abb. 2075 (nach Dumont-Chaplain p. 101 flg. 38) und 2076 (nach Jahrb. d. Inst. 1887 S. 48 Fig. 8) können die Gattung veranschaulichen. Es sind durchweg Kannen nicht eben geschmackvollen Baus. Man mag die Form etwa auf die Dipylonvase Abb. 2069 zurückführen. Der Bauch mit unterer Abplattung ist wenig gewölbt, der Hals, der vom Rumpfe nicht entschieden gesondert ist, hat eine im Verhältnis unförmliche Breite und Länge. Die Mündung ist dreiblättrig, wie auf der Abb. 2073. In der Technik offenbart sich kein tiefgreifender Unterschied. Thon und Firnisfarbe sind gleicher Art; Gravierung der Umrisse oder der Innenzeichnung der Figuren ist nirgends

2075

Kannen aus Phaleron.

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bemerkbar. In wenigen Fällen sind einzelne Farben wie weifs oder rot aufgesetzt. Wie eng diese Gefäfse hinsichtlich ihrer Verzierung mit dem Dipylonstil zusammenhängen, bedarf kaum des Nachweises. Da sehen wir die gleichen Streifen den Vasenkörper umgeben, sehen die Zickzackornamente, sehen — und das ist für alle diese Kannen charakteristisch — wie auf Abb. 2073 den Hals vorn mit einem viereckigen rund umschlossenen Bilde geschmückt, sehen die »metopenartige« Einteilung eines Hauptstreifens durch Gruppen senkrecht gestellter Zickzacklinien. Neu ist es, dafs auf der Schulter wie auf unseren Kannen eine Zickzackverzierung üblich ist, zum Teil deutlicher als hier als Strahlen gekennzeichnet. Sie erinnern an Blütenblätter, die nach aufsen sich niederbeugend den oberen Teil des Kelches umhüllen. Auch vom Fufse aus erheben sich jetzt zuweilen solche Strahlen, so dafs das Gefäfs wie aus einem Blattkranze emporzusteigen scheint. Die

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zweite Kanne (Abb. 2076) weist noch mehr neue Einzelheiten auf. Am Halse erscheint der Hahn, der den Dipylonvasen fremd und erst in der Folgezeit eine hervorragende Rolle zu spielen bestimmt ist. Auch der Bauch trägt einen breiten figürlichen Bildstreifen. Und auch die hier gemalten Tiere sind ein neuer Zuwachs. Wie auf einer spätinykenischen Scherbe sehen wir, freilich in ganz anderer Stilisierung, mächtige Hunde, denen ein Hase zu entlaufen scheint. So unbeholfen ihre Zeichnung auch ist, so wird man doch den grofsen Fortschritt gegen die D i p y l o n -

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2077 Attische Vase,

tiere nicht verkennen. Andre Gefäfse zeigen am Halse ein Flügelpferd, eins in München (Lau Taf. VII, 1), das dem unseren nahe steht, aber noch jünger sein wird, als Halsbild eine Sphinx, auf dem Rumpfe ganz ähnliche Hunde und darüber fliegende Vögel. Auch die Füllornamente entsprechen nur teilweise noch dem Dipylonstil, allerlei fremde Elemente mischen sich ein. Beliebt ist die vom oberen Bildrande herabhängende Hakenspirale und oben oder unten aufstehende gestrichelte Dreiecke. Diese Eigentümlichkeit der Phaleronkannen, die Aufnahme und Verwertung neuer fremdartiger Zierformen von Fabriken, die den Dipylonstil überkommen hatten, die tritt nun auch bei einer Reihe gewifs gleichzeitiger a t t i s c h e r Gefäfse hervor, deren Kenntnis wir der lehrreichen Arbeit Böhlaus verdanken (Jahrb. d. Inst. 1887 S. 37 ff.). Ihr sind unsre Abb. 2077, 2078 auf S. 1948 und Abb. 2079 auf S. 1949 (nach Jahrb. d. Inst. II Taf. 4. 3. 5) entnommen. Sie

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sind redende Beispiele dafür, dafs der eckige steife Dipylonstil sich überlebt hatte und keinen Anklang mehr fand, dafs man gröfsere Mannigfaltigkeit, neue Motive erstrebte, dafs man vegetabilische Formen und figürliche Bildungen, die im Osten zu Hause waren, für den Vasenschmuck zu verwenden suchte. Dem engbegrenzten, in sich geschlossenen Dipylonstil, der mehr oder weniger nach der Schablone arbeitete, tritt hier ein bewufstes individuelles Streben entgegen. Es beginnt eine Epoche des Übergangs, der Neuschöpfung, wie sie sich schon auf den späteren Erzeugnissen des Dipylonstils und auf den Phaleronkannen ankündigte. Das Gefäfs Abb. 2077, am Wege nach Phaleron gefunden, bietet des Eigenartigen genug. Die Form ist eine glückliche Weiterbildung geometrischer Vasen; Abb. 2069 und die kleine Vase auf dem Dipylongefäfs von Curium (Cesnola, Cypr. Taf. 29) stehen ihr nahe. Man kann

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uns schon von Abb. 2071 bekannt. Nur einzelne neue Füllornamente wie etwa das aufrechtstehende Flechtband oder das auf die Spitze gestellte Blatt gesellen sich hinzu. Um so fremdartiger berühren uns die beiden breiten Bildstreifen am Bauche des Gefäfses. Einen solchen zeigte uns schon die Phaleronkanne Abb. 2076. Die weidenden Rehe unten mit dem rhombusartigen Füllsel zwischen den Beinen nähern sich noch älteren Darstellungen. Um so weniger das Hauptbild darüber. Da sehen wir merkwürdige Pflanzen- und Palmettenbildungen und auf der Vorderseite (auf der Abbildung nicht sichtbar) zwei Löwen im »Wappenschema« mit erhobener Vorderpranke einander gegenüber um eine Blattstaude gruppiert. Und zwischen und über ihnen krummschnäblige langbeinige grofse Vögel meist mit zurückgebogenem Hals und zurückgewendetem Kopfe. Und wieder aufser dem bekannten »geometrischen«

Festchor, Bild auf dem Halse der Vase Abb. 2077.

sie als Vorstufe der späteren grofsen dreihenkligen Wasserkrüge, der Hydrien, ansehen. Die Relieflinien an Schulter, Henkel und Lippe gemahnen an die Reliefschlangen, deren seltenes Vorkommen auf Dipylonvasen oben erwähnt ward. Die Anordnung der Verzierung weicht von der der Phaleronkannen nur wenig ab. Das umrahmte Bild am Halse, die kurzen Strahlen auf der Schulter, die umlaufenden Streifen, das alles kennen wir schon; auch der kleine Fries von langhalsigen Vögeln und der obere und untere Zierstreif am Halse ist nicht ohne Analogie. Die Bildfläche am Halse wird von der Darstellung eines Festchors eingenommen (Abb. 2078). Von links schreiten sechs anscheinend nackte Männer unter Anführung eines Kitliarspielers auf vier ihnen entgegenkommende bekleidete Frauen zu. J e zwei halten zwischen sich einen Zweig. »Die Figuren der Männer und Frauen mit ihren dreieckigen Oberkörpern, ihren ,Wespentaillen' und runden Köpfen mit ausgesparten Augen sind denen ähnlich, die wir auf den Dipylonvasen zu sehen gewohnt sind.« Auch die vielen Zickzackreihen zur Ausfüllung der leeren Räume sind

allerlei fremdartiger Füllzierrat. Zu den Tieren, welche, dem Dipylonstil ursprünglich fremd, auf seiner letzten Stufe bei ihm Eingang fanden — wir lernten schon auf Phaleronkannen verschiedene kennen —, gehörte ja auch der Löwe. Seine Gestalt erweist augenscheinlich, dafs die Vasenmaler dieser Zeit ihn »nach fremden Vorbildern ohne viel Naturkenntnis in die eckige Sprache des geometrischen Stils übertrugen«. Auf einer andern Vase dieser Gruppe sind auch schon Kentauren dargestellt. — Lehnte sich dies Gefäfs in Gestalt und Verzierung noch ziemlich eng an die Dipylonvasen an, so hat die Berliner Amphora N. 56 (Abb. 2079) vom Abhänge des Hymettosgebirges kaum noch Spuren davon bewahrt Schon die Form, die sich der der späteren Amphoren merklich nähert, läfst eher auf fremde Vorbilder schliefsen. Die Linearornamente sind ganz zurückgedrängt, der figürliche Schmuck behauptet das Feld. Fast das ganze Gefäfs wird von ihm bedeckt, der Bilderreichtum der Françoisvase (Abb. 1883 Taf.LXXIV) und anderer älterer Gefäfse scheint sich vorzubereiten. Und nun die Darstel-

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gonnen. Nicht Attika allein n i m m t daran teil. An lungen selbst! Die eingerahmten Halsbilder und der den verschiedensten Orten sucht man auf verschieIiauptstreif am Bauche zeigen verschiedene Kämpferdenen Wegen den neuen Zielen zuzustreben, einmal paare. Die Länge und Magerkeit in der Körperdie vielseitigen von aufsen kommenden Einflüsse zu bildung weist auf den Dipylonstil zurück, aber es ist nicht m e h r die gedankenlose Wiederholung eines verarbeiten und dem eigenen Geschmacke anzubeübernommenen Schemas, die Körper bekunden quemen, und sodann den figürlichen und besonders gröfsere Naturwahrheit und Selbständigkeit. Wie den jetzt neu hervortretenden episch-mythologischen auf der spätmykenischen Bilderschmuck an passender Kriegervase und einzelnen Stelle unterzubringen und Dipylongefäfsen tragen sie mit den ornamentalen ZierRundschilde mit gemalten formen zu einem gefälligen Z e i c h e n , sie tragen Beinund wirksamen Ganzen zu schienen und korinthische vereinigen. Gerade das 7. Visierhelme: es sind grieJ a h r h u n d e r t , dem alle die chische Krieger. Die Füllletztgenannten Vasen angeornamente sind wieder mehr hören, h a t in solchem Streben zurückgetreten; wenige aufserordentliches geleistet. tropfenartige Punkte, einige Wir sahen in den DipySpiralen, einige langhalsige lonstil nach und nach allerVögel in flüchtiger Umrifslei Elemente von auswärts zeichnung, das ist die Haupteindringen, fremdartige sache. Auf der Schulter zeigt Tiere, Fabelgestalten, sondie Vor- und Rückseite je derbare Ornamente, pflanzein Zweigespann mit einem liche Motive; wir sahen sie Reiter dahinter. Wie sehr all m ä h Ii ch ü berh an d n el i m e n unterscheiden sich diese und die geometrische Verziewenn auch noch mageren, rungsweisc in den Hinterso doch stattlichen, weit grund drängen. Es ist notausschreitenden Pferde von wendig, dieser jorientalisieihren Vorgängern auf Abb. renden« Ornamentik nach'¿071. Den Ornamentstreifen, zugehen und ihren Siegeszug welcher Bauch und Schulter nach Westen zu begleiten. t r e n n t , ziert eine Art PalWir wenden uns daher von m e t t e n b a n d , dessen VorAttika fort dorthin, wo Griebilder im Osten zu finden chisches und Asiatisches die sind. Ebendahin weisen engste Verbindung einging, auch die Löwen des unternach O y p e r n . sten Streifens, die nun schon Schon einmal haben cypeher als wirkliche Löwen zu rische Gefäfse unser Intererkennen sind. I n allen esse wachgerufen. Es waren Stücken h a t der Maler grofse die uralten Vasen mit einFortschritte gemacht. Er ist geritzter oder aufgelegter noch in den Fesseln des Linearverzierung, die sich älteren, überkommenen Stils als die nächsten Verwandten 2079 gefangen, aber man merkt Attische Amphora, 7. Jalirh. (Zu Seite 1048.) der Sippe von Hissarlik sein Bemühen, sich ihrer zu entledigen. Nicht lange mehr, so steht er auf eigenen Fiifsen, läfst sich auch durch die eingedrungenen fremden Formen nicht mehr beirren und geht sicheren Schrittes »alles prüfend, das Beste behaltend« seinen eigenen Weg. Bis zur schwarzfigurigen Malerei der Franijoisvase ist noch ein grofser Schritt; wir kennen bisher nur einzelne Mittelglieder, wie die schöne von Furtwängler herausgegebene Schüssel von Ägina (Arch. Ztg. 1884 Taf. 9. 10). Er mufs rasch gethan sein. Es h a t bereits eine ungemein schnelle Entwickelungsperiode be-

herausstellten. Nach und n a c h , sahen wir, trat an Stelle des Ritzverfahrens das Bemalen, ein wichtiger Schritt, den wir auf den »Inselvasen« schon gethan fanden. Deutlich unterschieden sind von den ältesten Grabanlagen, denen diese altgeometrischen Gefäfse entstammen, andre jüngere, welche zweifellos der Zeit der p h ö n i k i s c h e n Herrschaft angehören. So tragen denn auch die Vasen ein durchaus andersartiges »phönikisches« Gepräge. Die Formen sind teilweise gewifs Fortbildungen der älteren, auch von den geometrischen Verzierungen scheint einiges über123*

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nommen zu sein; aber ganz neue Dinge mischen sich darunter und gerade diese drücken der Vasengattung den Stempel auf, so dafs eine Verwechslung geradezu ausgeschlossen wird. Ein Gefäfs dieser Art ist Jahrb. d. Inst. 1886 Taf. 8 farbig abgebildet und S. 79 ff. von Olmefalsch-Richter erläutert; unsre Abb. 2080. 2081 und 2082 sind Perrot et Chipiez, Hist. de l'Art dans l'Antiquité III p. 711 flg. 523, p. 710 flg. 522 und p. 706 flg. 518 entlehnt, wo auch eine ansehnliche Zahl anderer Vertreter dieser Gruppe zu finden ist. Alle diese Gefäfse sind aus einem grauweifslichen feingeschlämmten Thon mit der Scheibe verfertigt; aufser mattschwarzen Linien, die bei Figuren und Ornamenten zugleich als Umrifslinien benutzt werden, ist zur Füllung weifs und rot gebraucht. Das Kot hat ein schmutziges Aussehen, eine hellere und dunklere Tönung kommt nebeneinander vor. Nicht wenige Vasen haben eine ausschliefslich geometrische Verzierung. Doch ist deren Charakter ein anderer als bei der Dipvlongattung, von der, wie gesagt, bis jetzt nur ein Exemplar auf Cypern entdeckt ist. Der Halsschmuck der Vase von Ormidia Abb. 2080 kann ihn uns veranschaulichen. Die Gefäl'sform hat ihre Vorbilder unter den alten vorpliönikischen Vasen, sie erinnert auch an einen beliebten Typus unter den Dipylonamplioren (z. B. Abb. 2068). Auch die Einteilung in horizontale Streifen mit vertikaler Gliederung kennen wir von dort. Und doch, wie anders ist alles im einzelnen ! Die Vorliebe für diese orientalischen Rosetten auf dunklem Grunde, die schräggestellten Quadrate des Hauptfeldes mit ihrer Ausfüllung durch schachbrettartige kleinere Quadrate, die Schuppenund Flechtbandverzierung mehrerer Nebenfelder, die farbigen breiten Zwischenstreifen : das alles ist völlig neu. Und dabei bleibt es nicht. Weitaus die Mehrzahl mischt unter diese Linearmotive eigentümliche Pflanzenformen, welche der Dipylonstil durchaus verschmäht, Tiere und Menschen ein. Oft genug fehlen die geometrischen Ornamente überhaupt, und Einzelfiguren oder Gruppen sind in sonderbarer Stilisierung auf den Rumpf gemalt, als ob sie in der Luft schwebten. Das Pferd, der Steinbock erscheint, der Hund an der Kette, verschiedene Vögel, häufig in ganz lineare Schemata zerlegt, Fische, allerlei fabelhafte, beflügelte Tiere. Ein segelndes Schiff ist dargestellt, einzelne Männer und Frauen, wir sehen Männer ein erlegtes Wild an einer Stange tragen, den Krieger auf dem Streitwagen seinen Bogen abschiefsen (auch bei Heibig, Horn. E p . 2 Fig. 29) u. dergl. m. in bunter Reihe. So ausführliche Scenen, wie sie unsre Vase vorführt, sind Ausnahmen. Wunderlich genug ist das Bild. Vermutlich sind Gottheiten gemeint, die man sich auf ihren Sesseln unglaublich ungeschickt, sei es thronend, sei es bequem gelagert zu denken hat. Ihnen nahen

sich anbetend vier Menschen. Vogel und Lotospflanzen werden wohl nur den Zweck haben, die Zwischenräume zu füllen. Es bedarf nur eines Hinweises, wie grundverschieden diese Gestalten in ihrer Formgebung, Tracht und Haltung von denen der Dipylongefäfse sind. — Die Berliner Vase N. 72 (Abb. 2081) ist mit einem plastischen Frauenkopfe ausgestattet. Solcher Schmuck ist auf Cypern nicht ungewöhnlich und scheint mit einigen Veränderungen noch lange, vielleicht bis zur Diadoclienzeit, beibehalten zu sein. Er weist auf alte Zeit zurück. Wir denken an die kugelförmigen Gesichtsvasen auf Hissarlik, die gewifs auch auf Cypern ihresgleichen gehabt haben, wenn sich meines Wissens auch bisher noch keine hat nachweisen lassen. Denn Cesnola, Cyprus p. 402 ist anderer Art. Auch die Andeutung der Brustwarzen mangelt nicht. Am Kopfe fallen die schweren auf die Schulter herabhängenden Flechten auf, Mund und Nasenlöcher sind durchbohrt. Am Gefäfskörper berührt zunächst die Einteilung in vertikale Streifen fremdartig. Konzentrische Kreise an gleicher Stelle und in gleicher Richtung waren auf Cypern schon seit Alters her üblich, wahrscheinlich hatte die Beobachtung der Jahresringe an ähnlich geformten Holzgefiifsen zu dieser unorganischen Verzierung den Anlafs gegeben. Auch auf spätmykenischen und auf Dipylonvasen kommt sie bei einer bestimmten Flaschenform vor. Hier sind aus den Linien breite Streifen geworden, die nun wieder zum Teil zur Aufnahme anderer Zierraten dienten. Wieder erscheint das aufrecht stehende Flechtband und Pflanzen- (wohl Lotos-) formen. Der leere Raum aber zwischen den Vertikalstreifen unter dem Kopfe ist als Bildfläche benutzt. Mit mattscliwarzen Umrifslinien ist eine weibliche Gestalt gezeichnet, die eine Lotosblüte in der Linken hält. Die Haare sind schwarz, das lange faltenlose ungegürtete Gewand weifs gemalt. Zu beiden Seiten füllen Lotospflanzen den Grund. — Die Berliner Kanne N. 70 (Abb. 2082) hat mit ihrem ovalen Körper und dem niedrigen gedrückten Halse eine in diesem Kreise häufig wiederkehrende Form. Der Bauch ist mit einem sonderbaren wappenförmigen Ornament geschmückt, das seinen Ursprung im Osten nicht verleugnen kann. Zwei Böcke scheinen von beiden Seiten an dieser ägyptisierenden Verzierung hinanzuklettern. Ihre Körper sind in absonderlicher, auf dieser Vasenklasse jedoch gewöhnlicher Weise mit Rosetten und einem umrahmten Zickzackornament versehen, ihre Köpfe wie bei den Figuren Abb. 2081 und 2080 nur in Umrifszeichnung gegeben. Im Gegensatz zu der steifen und unbeholfenen, aber lebenswahren und verständlichen Prosa der Dipylonbilder tritt uns auf diesen cyprischen Vasen eine wunderbar phantastische Mischung von Wirklichem und Nic.htwirklichem, Möglichem und Un-

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2082 (Zu Seite 1950.)

2080 (Zu Seite 1950.)

2083 (Zu Seite 1952.) Jüngere Vasen

aus Cypern

2081 (Zu Seite 1950.) (2080 — 2082) u n d R h o d o s (2083).

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möglichem vor Augen; der eckigen Magerkeit jener G e s t a l t e n , bei denen über die H a u p t f o r m e n kein Zweifel bleiben sollte, stellt hier eine schwülstige Fülle gegenüber, die auf die Wiedergabe von Äufserlichkeiten ihr Hauptaugenmerk richtet. J e mehr griechischer Einflufs auf der Insel zur Geltung kam, um so mehr trat dieser orientalische Charakter zurück. Der Import von Westen, den wir schon in niykenischen Vasen und einem grofsen Dipylongefäfs nachweisen konnten, nimmt stetig zu und wird das Alteinheimische allgemach mehr und mehr verändert, wo nicht völlig verdrängt haben. Doch fehlen zu genaueren Feststellungen noch die erforderlichen Einzeluntersuchungen, die nur an Ort und Stelle zu sicheren Ergebnissen führen können. Der nächste wichtige H a l t e p u n k t weiter westlich ist R h o d o s , Auch diese Insel h a b e n wir schon einmal in den Kreis unserer Betrachtungen ziehen müssen. Wir lernten dort Jalysos kennen als Fundort einer stattlichen Menge »mykenischer« Vasen aus der Blütezeit dieses Stils. Sie lassen sich von den in Argolis zu Tage getretenen Thongefäfsen nicht trennen und sind mit ihnen gewii's am gleichen Orte verfertigt. Diese grofse Verbreitung »mykenischer« Thonware auf Rhodos legt die Vermutung nahe, dafs sie auf die rhodisclie Töpferei nicht ohne Einflufs geblieben ist. Man glaubt einen solchen auch in einzelnen Dingen zu spüren, docli ist der Übergang noch nicht überall deutlich, es scheinen noch mehrere Mittelglieder zu fehlen. Auch geometrische Vasen sind gefunden, teilweise den Dipylongcfäfsen verwandt, doch ist es mir fraglich, ob sie auch eingeführt sind, wie das bei den »mykenischen« wahrscheinlich ist. Daneben steht eine grofse gewifs lokale Gattung (Beispiele J a h r b . 188C S. 134 ff. 141 f.), die ein langes Leben gehabt zu haben scheint. Doch h a t sie augenscheinlich keinerlei weitgreifende Bedeutung erzielt. Spricht man von »rhodischem« Stil und »rhodisclien« Vasen, so h a t man eine eigenartige Gattung im Auge, die etwa gleichzeitig mit den jüngeren Dipylon- und Phalerongefäfsen ihre höchste Entwickelung erreicht haben wird. Auch hier sind die Anfänge noch nicht genügend aufgehellt. Zu »mykenischen« Elementen scheinen sich Einflüsse gesellt zu haben, die m a n am liebsten von Kleinasien herleiten möchte. Vieles f ü h r t auf Vorbilder aus Metall. Unsre Abbildungen gemeinsam mit dem berühmten Euphorbosteller Abb. 784 S. 730 werden diese Klasse hinreichend kennzeichnen. Die dekorative Anordnung und das Bildwerk machen nicht den phantastisch willkürlichen unorganischen Eindruck wie auf den phönikisch-cyprischen Vasen. Im Bau der Gefäfse, in der Gliederung ihres äufseren Schmuckes und in den Malereien selbst empfinden wir einen reineren, harmonischen, m a n möchte sagen griechischen Geist. Und trotzdem ist eine starke

orientalische Einwirkung an ihnen unmöglich zu verkennen. Der Dipylonstil leistete auf Pflanzenformen freiwillig Verzicht, die Tiere waren auf wenige einheimische Arten beschränkt; dagegen nehmen auf den rhodisclien Vasen ebenso wie auf den cyprischen die pflanzlichen Motive, wilde und fabelhafte Tiere einen grofsen Raum ein. Aufser dem beliebten Steinbock und dem H i r s c h , aufser Stier, Widder, H u n d und Hase treffen wir den Löwen, den Greif, die Sphinx, die Chimära u. dergl. Doch zugleich erscheinen einzelne dieser ungriechischen Gestalten, z. B. der Greif, schon in selbständiger hellenischer Umbildung. Die Gefäfsformen sind wenig zahlreich; dem kaum übersehbaren Formenreichtum der älteren G r u p p e n , bei denen noch dem individuellen Geschmack und unsicher tastenden Versuchen freier R a u m gegönnt war, tritt hier zuerst ein weises, künstlerisches Mafslialten entgegen. Gern gesehen war die Kanne in der geschmackvollen Form unserer Abb. 2083 (nach Jahrb. d. Inst. 188G S. 138, Berl. Inv. N. 2973). Noch ist der Fufs schwer und einfach, aber wolilthuend berührt das kraftvolle Emporstreben, wodurch der gröfste Umfang in den oberen Teil des Rumpfes verlegt wird, die kräftige Hervorhebung der Schulter, die gefällige Weite und Höhe des Halses, der hochgeschwungene dreiteilige Henkel. Durch den dunklen Firnis an Fufs und Mündung zugleich wird ein schöner Zusanimenschlufs erzielt. Die Technik weicht von der im 8. und 7. J a h r h u n d e r t üblichen nur in Einzelheiten ab. Der rötliche Thon ist mit einem feinen gelblichen Überzug versehen, auf diesen hellen Grund h a t der Maler mit braunschwarzem Firnis die Zeichnung aufgetragen. Bei den cyprischen Gefäfsen sahen wir an Figuren und Pflanzen gewöhnlich n u r die Umrisse gepinselt und das Innere darauf ganz oder teilweise mit weifs oder rot ausgefüllt; hier sind beide Farben in viel bescheidenerem Mafse verwendet, beim Damhirsch sind die kleinen Tupfen mit weifs, sonst die doppelschraffierten Teilchen mit rot aufgesetzt. Die zierliche Form der Tiere springt ins Auge. Man vgl. den phönikischen Krug Abb. 2082, die Dipylonvase Abb. 2071. Die K ö p f e sind bei der älteren Gruppe durchweg nur in Umrifszeichnung gegeben (»thongrundig gelassen«), desgleichen meist ein Streif am Bauche des Tieres. Raummangel h a t dazu geführt, häufig wie auf dieser K a n n e den Hirsch auf ein Knie gesunken darzustellen. Bezeichnend für die rhodisclien Vasen sind ferner die Ornamente. Gern wird f ü r den Hals wie hier ein Flechtband, oft auch ein Mäander gewählt. Charakteristisch ist f ü r sie der vom Fufs aufsteigende Kranz von Lotosblüten und Knospen. Auch dem grofsen Mittelschmuck auf der Schulter liegt offenbar die Lotosblüte zu Grunde. Der Füllornamente sind mehr als auf den cyprischen Gefäfsen, doch überwuchern sie

Vasenkunde. auch nicht den Grund wie etwa auf der altkorinthischen Dodwellvase (Abb. 2046 auf Taf. L X X X V I I I ) . Es ist ein bestimmter geschlossener Kreis, den man mit geringen Abweichungen auf allen rhodischen Gefäfsen antrifft. Die Einzelformen lassen sich grofsenteils auf »mykenische« oder DipylonVorbilder zurückführen. — Geringerer Arbeit ist die Amphora Abb. 2084 (nach Jahrb. d. Inst. 1886 S. 140, Berl. Inv. N. 2944). Die Form ist noch schwer und gedrückt, der Hals im Verhältnis zum Rumpf zu hoch und zu weit, aber unleugbar vollzieht sich schon eine Annäherung an die attische Amphorenforin des 6. und 5. Jahrhunderts. Noch mehr kommt das bei anderen, wohl jüngeren Exemplaren zur Geltung, z. B. bei dem auf Cypern gefundenen rhodischen Gefäfs Cesnola, Uypr. p. 410. Die umlaufenden Streifen, die Wahl einer genau entsprechenden Darstellung auf Vorder- und Rückseite erinnern an die Dipylonvasen. Der Übergang vom Hals zur Schulter wird liier wie Abb. 2083 durch einen Vorläufer des Stabornaments vermittelt, das in der Folgezeit an dieser Stelle in Gebrauch kommt. Anstatt des Lotoskranzes über dem Fufse finden wir grol'se weitgestellte Strahlen; von ihnen war schon bei den Phaleronkannen die Rede. Sie treten von nun an immer mehr in den 2085 Vordergrund Rhotlische und verdrängen allmählich fast alle anderen Zierformen von diesem Platze. Auch hier bemerkt man anfangs mancherlei Versuche und ein unsicheres Tasten (vgl. z. B. Abb. 1491), schon die Dodwellvase bietet die gewöhnliche Form. Die breiten umlaufenden Streifen haben die Besonderheit, dafs in ihrer Mitte ein rotes von zwei feinen weifsen Linien umsäumtes Band sich hinzieht. Die Darstellung bringt nichts neues. Nur darauf mag hingewiesen werden, dafs die seltsame Art und Weise, wie vom Steinbock nur

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je ein Vorder- und Hinterbein gezeichnet ist, in dieser Gattung sich häufig wiederholt. Späterer Zeit gehört die Schale Abb. 2085 (nach Jahrb. d. Inst. 1886 S. 143) an. In Form und Technik entspricht sie der bei Heibig, Horn. Ep. 2 S. 367 Fig. 150. Hier ist das ganze Gefäfs mit braunschwarzem Firnis überzogen, die Verzierungen aber — und das ist folgenreich — sind alle eingeritzt und, wie die Schraffierung l e h r t , teilweise m i t roter Farbe ausgefüllt. Das Flechtband und die grofsen wechselnden Lotosblüten und Knospen k e n n e n wir bereits. Das Stabornament über dem Fufs kehrt im Innern als mächtige Rosette wieder, von Halbrosetten (Palmetten) und kreisförmigen Zierraten umgeben. Sehr grol's ist die Zahl der flachen Teller, allem Anschein nach neben den Kannen die beliebteste Form der rhodischen Keramik. I'uchsteiii meint, dafs die bekannten phönikisch-eyprischen Metallschalen einen nennenswerten Einflufs auf sie ausgeübt haben. Die Innenseite ist stets mit reichem Schmuck bedacht. Oft ist er nur ornamental, halb lineare, halb pflanzliche Motive, die wir schon kennen. Mehrfach bildet eine Rosette oder eine zusammengesetzte Form des Lotosornaments den Mittelpunkt, um den sich dann andre Verzierungen reihen. Daneben stofsen wir auf Gefäfse, Tiergestalten, den Stier, den Widder, den Schwan, oder auf Sphinx (so Arch. Ztg. 1872 S. 38) u n d Chimära. Menschen sind sehr selten und ohne Zweifel erst in jüngerer Zeit dargestellt, wo die Gravierung schon mehr in Gebrauch gekommen war. Den Perseus zeigt der Berliner Teller N. 3917, eine schreitende vierflügelige Meduse, die wie die sog. persische Artemis Tiere, diesmal Schwäne, am Halse gepackt hält (Journ. of Hell. Stud. 1885 pl. LIX). Bei weitem das hervorragendste Stück der ganzen rhodischen Gruppe ist der S. 730 Abb. 784 abgebildete

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und besprochene Teller. In der Technik stimmt er mit den genannten Gefäfsen im allgemeinen überein, nur fällt eine gröfsere Buntheit auf. Auf dem wie gewöhnlich mattgelben Überzug des Grundes ist die Zeichnung in braunschwarz ausgeführt, Chiton und Helm sind rot, Panzer und Beinschienen weifs. Dafs ein kleinerer Kreisabschnitt durch Flechtband oder Mäander abgesondert wird, ist keineswegs selten. Bald nachher wird es zur Regel auf den kyrenischen Schalen. Der Abschnitt ist bei rhodischen Tellern gern wie hier durch ein solches Stabornament oder eine Halbrosette ausgefüllt. Die Füllzierrate sind alte Bekannte; das grofse obere Ornament mit den Palmetten zwischen den Spiralen ist echt rhodisch. Eigentümlich berührt hier nur die Verwendung der Augen. Wir sind ihnen seit ältester Zeit wiederholt begegnet und werden sie als einen charakteristischen, aber sicherlich unschönen Gefäfsschmuck noch geraume Zeit weiter verfolgen können. Als jüngeres Erzeugnis der rhodischen Töpferkunst kennzeichnet unsern Teller u. a. der Umstand, dai's die Gesichter nicht mehr tliongrundig gelassen, sondern voll bemalt sind. Auch die Anwendung der Gravierung spricht dafür. Noch weit mehr natürlich das Bild selbst. Dafs Menschen dargestellt werden, kann nicht Wunder nehmen, fanden wir sie doch schon auf spätmykenischen und jüngeren Dipylongefäfsen: nein, unser Teller ist wichtig, weil er wahrscheinlich das älteste Zeugnis für den beginnenden Einflufs des Epos auf alle Kreise ist. Es könnten ja beliebige Krieger sein wie auf der frühattischen Amphora Abb. 2079, die schwerlich viel älter ist. (Lehrreich ist ein Vergleich der menschlichen Formen hier und dort.) Der Vasenmaler hat keine gewöhnlichen Menschen, sondern epische Helden dem Auge vorführen wollen. Dazu fühlte er sich selbst gedrängt, so verlangten es vielleicht seine Käufer. Darum hat er — unseres Wissens zum erstenmal — ihre Namen beigeschrieben. Solche Beischriften werden von nun an gang und gäbe mehrere Jahrhunderte hindurch, später glaubte man ihrer entbehren zu können, aber einzelne Fabriken scheinen den Gebrauch bis zum Aufhören der Vasenmalerei festgehalten zu haben. Sie sind — den Nachweis verdanken wir vor allem Kirchhofis Studien zur Gesch. d. griech. Alphab., 4. Aufl., Gütersloh 1887 — für die richtige Bestimmung der Zeit und Herkunft der Gefäfse von schwerwiegendster Bedeutung, nicht nur durch die dialektischen Verschiedenheiten, die sich in den Worten kundgeben, sondern mehr noch durch die Buchstabenformen. Die Form des I (M) ist in älterer Zeit in Korinth und Argos gebräuchlich, die des A (f-) aber nur in Argos; Rhodos aber ist argivische Kolonie. Man wird den Teller mit Recht dem Ende des 7. Jahrhunderts zugewiesen haben. Und so mag man im allgemeinen das 8.

und 7. Jahrhundert als die Blütezeit der rhodischen Keramik bezeichnen. Mit ihren Erzeugnissen mufs lebhafter Handel getrieben sein. Unter der obersten Schicht von Hissarlik (Schliemann, Ilios N. 1432. 1434. 1436) fand man rhodische Scherben, von den Inseln (Thera?) stammen die schönen Gefäfse Mon. Inst. IX, 5. Ob die ganz vereinzelt bei ICertsch entdeckte alte Kanne (Compte-rendu de St. Petersb. 1870 Taf. 4) von Rhodos oder vom kleinasiatischen Festland gekommen ist, steht dahin; jedenfalls ist ihre Verwandtschaft mit rhodischen Vasen sehr grofs. Rhodische Ware wurde nach Cypern, nach Ägypten (Naukratis), nach Sicilien versandt. Aber auch in Italien fand sie, wenn auch wohl nur einzeln, Eingang und gehört neben den sog. »protokorinthischen« Gefäfsen zum ältesten nach Etrurien verhandelten Thongeschirr griechischer Arbeit. Musterstücke dieser Art sind die beiden Würzburger Trinkgefäfse (Urlichs, Würzburger WagnerProgr. 1874) von Vulci. Gewifs sind auch nach dem 7. Jahrhundert auf Rhodos Thonvasen hergestellt, doch scheinen es gröfstenteils ärmliche, lokale Gattungen gewesen zu sein, die nur im engsten Umkreise Absatz fanden und keinerlei Berücksichtigung beanspruchen können. Schon lange hatten die rhodischen Meister unter der Einfuhr korinthischer Gefäfse zu leiden; man scheint sich, als diese nun in Mode kamen, in der Hauptsache auf deren Nachahmung beschränkt zu haben. Mufsten wir bei der rhodischen Vasenmalerei länger verweilen, weil sie so viel Bemerkenswertes und Neues bot, so können wir uns betreffs der m e l i s c h e n Tliongefäfse um so kürzer fassen. Es ist nur eine ganz kleine Gruppe von durchaus gleichartigen, aus derselben Werkstatt hervorgegangenen Vasen, die man seit Conzes Veröifentlichung (Leipzig 1862 fol.) mit diesem Namen bezeichnet. Ob mit Recht, ist noch die Frage; drei scheinen indes sicher von Melos nach Athen gelangt zu sein. Ein gröfseres Bruchstück ist in Berlin (N. 301). Es sind mächtige, fast 1 m hohe Amphoren, von nicht ungefälligem, ziemlich leichtem Aufbau (gröfster Umfang 1,65 m). Der Hals ist mehrmals, die Schulter immer mit figürlichem Bilde geschmückt. Auf einem Gefäfs stehen hier zwei Pferde zu beiden Seiten einer ornamentalen Pflanzenbildung einander gegenüber, auf einem andern werden ähnliche Pferde von ihren Herren geführt, auf dem Berliner Bruchstück ist noch der obere Teil eines Gespannes erhalten, die beiden (?) Pferde sind geflügelt, ein unbärtiger, schwertumgürteter Mann hält Zügel und Geifsel, eine Frau steht hinter ihm. Auf der Vase endlich, von welcher unsre Abb. 2086 entlehnt ist, der bedeutendsten von allen, fährt neben zwei Frauen Apoll (vgl. den Kopf S. 255 Abb. 240) mit siebensaitiger Leier auf einem mit vier Flügelrossen

Vasenkunde. bespannten Wagen. Ihm tritt Artemis entgegen, den Köcher auf dem Rücken, ihre Rechte fafst einen Hirsch am Geweih. Der rhodische Euphorbosteller lehrte uns zum erstenmal, dafs man jetzt die kühnen Helden, von denen gesagt und gesungen ward, auf den Gefäfsen zu sehen begehrte. Hier begrüfsen wir zum erstenmal Vertreter der griechischen Götterweit, wenn auch noch in ziemlich fremdartiger Form und Umgebung. Das Halsbild derselben riesigen Amphora zeigt unsre Abb. 2086 (nach Conze Taf. 3). Es führt uns wieder auf bekannten Boden. In derselben Haltung trat Menelaos dem Euphorbos, in derselben die namenlosen Krieger der Amphora vom Hymettos Abb. 2079 einander entgegen; sie bleibt typisch noch für lange Zeit. Unsre Kämpfer nehmen ihrer Gestaltung nach eine Art Zwischenstellung zwischen den beiden genannten ein. Sie tragen Panzer und Chiton wie die rhodischen, nähern sich jedoch durch die unnatürlich starke Einziehung des Körpers über der Hüfte und durch die thongrundigen Gesichter jenen attischen. Allerdings sind auf den melisc.hen Gefiifsen auch die Arme und Beine, so weit sie unbedeckt sind, nur mit Umrifslinien gezeichnet. Überhaupt weist vieles auf Einflufs der Dipylonklasse, viel mehr als bei der rhodischen Gattung. Vor allem zu den attischen Ausläufern jener Gruppe besteht ein unbestreitbar engeres Verhältnis. Ähnliche halbornamentale Pflanzen, wie sie hier vom Boden aufspriefsen und von oben herabhangen, treten gerade dort auf; auch die »metopenförmige« Gliederung des Halsbildes erinnert an Dipylonvasen. Im grofsen und ganzen sind jedoch unzweifelhaft die rhodischen und melischen Gefäfse Früchte gleichen Stammes. Das liegt so klar vor Augen, dafs man auf den genaueren Nachweis gern Verzicht leisten wird. Da der Künstler uns nicht hat verraten wollen, was für Krieger, was für Frauen er gemeint hat, so ist es eitle Mühe, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Und ebenso rätselhaft bleibt für uns, was Panzer, Helm und Beinschienen sollen, die so schön in den leeren Raum zwischen die Streitenden hineingepafst sind. — Zur Technik noch die Bemerkung, dafs der blafsrötliche harte Thon wieder den dünnen festen weifsgelblichen Überzug trägt wie auf Rhodos. Auch die immer weiter um sich greifende Neigung, die Umrifs- und Innenzeichnung mit scharfem Werkzeug einzuritzen, macht sich hier geltend. Die Darstellung sieht steifer und altertümlicher aus als die desEuphorbostellers. Doch wäre es gewagt, daraufhin die melischen Gefäfse älterer Zeit zuzuschreiben, dagegen spricht schon die vielfache Verwendung der Ritzlinie. Es ward schon erwähnt, dafs Melos als Heimat wahrscheinlich, doch nicht gesichert ist. Die Gruppe ist noch zu klein; wir wissen noch zu wenig von der Kunstindustrie K l e i n a s i e n s und der dem Festlande benachbarten Inseln. Sollte in keiner

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über dem Fufse zeugt für die Zeit, wo dieser Blattdieser glänzenden Städte mit ihrem ausgedehnten kelchschmuck noch keine feste typische Gestalt anVerkehr selbständige, über das heimische Bedürfnis hinausgehende Vasenfabrikation getrieben sein ? genommen hatte (vgl. auch Abb. 2094), auch das Schachbrettmuster hat für diese Periode nichts AufDas ist schier undenkbar. Es werden sich sicher fälliges. Die spärlichen Füllornamente enthalten Spuren ausfindig machen lassen. Schon mit dem aufser einem Pentagramm nichts, was nicht auch jetzigen Material ist man eifrig bemüht, kleinauf spätmykenischen oder Dipylongefäfsen gleichartig asiatische Vasen und Vasengruppen auszusondern. oder ähnlich wiederkehrte. Zu den thongrundigen, Doch ist der Erfolg noch gering. Der gänzlich schnurrbartlosen Köpfen mit dem spitzen Kinnbart »orientalisierende« a,ltkorinthische Stil (Dodwellvase!) lassen sich etwa die Amphora vom Hymettos (Abb. blüht zu gleicher Zeit wie der altrhodische, da Ge2070) und die melischen Vasen (Abb. 240 u. 2086) fäfse beider Sorten aus denselben Gräbern stammen. zum Vergleich heranziehen. Vgl. Heibig, Horn. Ep. 2 Er trägt eine Menge von Besonderheiten zur Schau, Fig. 72. 89. 120. Aber die figürlichen Darstellungen die mit cyprischer, rhodischer, melischer Mache in erregen auch inhaltlich kein Bedenken. Die eine keinem Zusammenhang stehen. Von wo stammen Seite des Gefäfses zeigt den Kampf eines Ruderdiese Einflüsse ? Um nur eins zu erwähnen: bootes gegen ein Segelschiff. Wir wissen bereits, Die genannten Gefäfsgruppen kennen den Löwen, wie beliebt derartige Bilder aber meines Wissens keinen im 7. Jahrhundert waren. Panther. Dessen Erscheinen Auf der anderen hier abgeauf der Kanne von Kertscli bildeten Seite ist die Blenspricht geradezu gegen rhodidung Polyphems gemalt, schen Ursprung der Vase. eine Scene, die in nah verAuf welchem Wege ist der wandter Gestaltung nicht Panther nach Griechenland viel später auf einer kyregelangt ? Vermutlich durch nischen Schale sich wiederKleinasien. holt. Neben dem rhodischen Von dortigen VasenfunEuphorbosteller haben wir den verlautet wenig. Der hier das zweite Zeugnis für rhodisch-melischen Stufe verden Einfluls, den die Heldenhältnismäfsig nahe steht das sage auf die Gefäfsmaler Gefäfs von Myrina (Bull, de auszuüben beginnt. Auch Corr. Hell. 1884 pl. 7), obtechnische Merkmale weisen wohl es aus einem römischen die Vase in diesen Kreis. Grabe zu kommen scheint. Auf den gelblichen ThonZwischen zwei vertikalen 2087 Vase mit der Blenrtuns l'olyphcms. grund sind die Figuren ohne Henkeln ist auf der Schulter Sorgfalt mit bräunlicher Farbe noch ohne eingeritzte von Mäander eingerahmt das Brustbild eines Linien aufgemalt. Die Haare sind mit aufgesetztem bärtigen Mannes aufgemalt mit erhobenen Armen, Grau, viele Einzelheiten mit weifs wiedergegeben. der Kopf nach rechts in Seitenansicht. Die Das gröfste Interesse erregt die Inschrift ApKrrovotpoq Füllzierrate ähneln den rhodischen. Die Rück€ttoict€v. Es ist das erste Mal, dafs wir den Namen seite zeigt an gleicher Stelle eine abwärts gedes Meisters auf dem Gefäfse verzeichnet finden. Das kehrte Lotosblüte zwischen zwei Epheublattern. Selbstbewufstsein der Verfertiger ist gewachsen; der Ob die Vasen Catalogue Barre n. 79 und Journ. of Name ist die Schutzmarke der Fabrik, wie sie der Hell. Stud. 1881 p. 304 f. wirklich oder scheinbar rege Handelsverkehr und der stets zunehmende altertümlich, ob sie sicher kleinasiatisch sind, entWettbewerb notwendig machen mochte. Ob der zieht sich meiner Beurteilung. Um so fester glaube Mann Aristonophos oder Aristonothos hiefs, ist noch auch ich, dafs die berühmte Vase von Caere, die zweifelhaft; die Schriftzüge scheinen nach dem Osten Abb. 2087 (nach Mon. Inst. IX, 4) uns vor Augen zu weisen. In Attika läfst sich die Vase nach den führt, in der That dem hellenischen Osten angehört bisherigen Erfahrungen schlechterdings nicht unterund nicht etwa, wie neuerdings nach Brunns Vorgang P. Arndt (Stud. zur Vasenkunde S. 3 ff.) er- bringen; auch müfste es befremden, ein attisches Gefäfs vom Ausgange des 7. Jahrhunderts — denn weisen möchte, in irgend welcher späteren Zeit in in die Zeit wird man die Vase zu setzen haben — Etrurien selbst gefertigt ist. Pottier hält sie für in Etrurien anzutreffen. attisch. Altertümlich ist die Gestalt; am nächsten lehnt sie sich an »mykenischei (z. B. FurtwänglerAber auch bei Annahme der Herkunft aus irgend Loeschcke Form 80) oder an Dipylonvorbilder (vgl. einer Fabrik des griechischen Ostens steht das GeAbb. 2070. 2071) an. Der eigentümliche Strahlenkorb fäfs vorderhand noch allein; wir müssen abwarten,

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Vasenkunde. ob sich Genossen dazu finden und uns die Heimat genauer bezeichnen. W a s sich sonst mit einiger Wahrscheinlichkeit nach Kleinasien verweisen läfst, gehört jüngerer Zeit an und soll später genannt werden. F ü r jetzt müssen wir unseren B l i c k kurze Zeit nach dem Südufer des M i t t e l m e e r s , auf die K ü s t e Afrikas r i c h t e n , weil die dort zu Tage gekommenen V a s e n großenteils in unverkennbarem Zusammenhange mit den besprochenen östlichen Gruppen stehen, wenn ihre Verfertigungszeit auch beträchtlich später fällt. Da ist zunächst N a u k r a t i s zu nennen. Die dortigen Ausgrabungen sind hauptsächlich darum wertvoll, weil sich mit ausreichender Sicherheit der Zeitpunkt b e s t i m m e n läfst, dem die da gefundenen Vasen nachfolgen müssen. Naukratis ist nicht viel vor 570 gegründet, erst Amasis erteilte den Griechen die Erlaubnis zur Herstellung von Kultbezirken und Altären für ihre G ö t t e r ; und da nun die Mehrzahl der aufgedeckten Bruchstücke eingekratzte Weihinschriften an hellenische Gottheiten, vornehmlich an Apoll, an die Dioskuren, an Aphrodite trägt, so wird die ganze Masse im grofsen und ganzen nicht wohl als älter angesehen werden können. Ansiedler kamen von den verschiedensten Gegenden dort zusammen, so ist es begreiflich, dafs sich Vasenscherben der verschiedensten Fabriken in Naukratis finden, z. B . solche rhodischer, melischer, korinthischer, attischer T e c h n i k . Natürlich brauchten, zumal in erster Zeit, die Einwohner das altgewohnte Thongeschirr fort und bezogen es von denselben Fabriken wie früher. E s ist eine ganz unwahrscheinliche A n n a h m e , dafs alle die verschiedenartigen Gattungen in Naukratis selbst gearbeitet sein sollten, um so unwahrscheinlicher, als sich eine bestimmte Gefäfsgruppe deutlich als an Ort und Stelle verfertigt aussondern läfst. D e r Beweis wird durch eine V a s e erbracht, auf der vor dem B r e n n e n die Weihinschrift aufgemalt i s t : Äqppobi]Tr) xij ¿(v) Nauxpcrn (vgl. Journ. of Hell. Stud. V I I I , 119 ff.). Die dieser Klasse angehörenden Gefäfse zeichnen sich aus durch einen weifslichen Überzug über dem Thon und durch bunte Bemalung. Die Innenseite ist meist schwarz mit roten und weifsen Kreisen. Bei einem

Bruchstück erblickt man auf weifslichem Grund die Figuren in r o t , weifs und gelbbraun. Der gewifs dieser Gattung richtig zugezählte interessante Krug (Hydria) bei Micali, Mon. ined. tav. 4, dessen Schulterbild Ariadne mit dem Knäuel, Theseus und den Mino-

2088

20S9 Vasen

(Zu Seite l!)58.)

(Zu Seite 1958.) aus

Kyrene.

taur darstellt, bietet in buntem Wechsel die Farben blau, weifs und rot. Diese Thonware ist sicherlich von rhodisch-melischer Malweise beeinflufst; das Verfahren, die F a r b e des T h o n s durch einen hellen Überzug zu verdecken, trat uns auch dort schon entgegen. Auch die Vorliebe für Bnntfarbigkeit scheint auf den griechischen Osten zu weisen, wenn sie auch nirgends b i s h e r in so seltsamer Aufdringlichkeit sich geltend machte. Einige charakteristische Beispiele

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Vasenkunde.

Journ. of Hell. Stud. 1887 pl. 79. Dafs in Naukratis in der ersten Hälfte des 6. J a h r h u n d e r t s noch rhodisclimelisches Thongeschirr in Gebrauch war, kann nicht wunder n e h m e n ; geometrisch verzierte Vasen der Dipylonklasse scheint m a n nicht mehr benutzt zu haben, noch weniger mykenische Gefäfse. Demselben 6. J a h r h u n d e r t können wir eine eigenartige Gruppe zuschreiben, welche wenigstens durch ihren Hauptvertreter, die Arkesilasschale (Abb. 1729 S. 1664), mit Entschiedenheit nach K y r e n e weist. Nachdem de Witte und Brunn zuerst auf gleichartige Vasen die Aufmerksamkeit gelenkt, Loeschcke die besonderen Merkmale der ganzen Gattung einleuchtend gekennzeichnet und eine beträchtliche Anzahl zusammengestellt hatte, ist eine Reihe solcher Gefäfse Arch. Ztg. 1881 Taf. 10—13 abgebildet und von Puchstein eingehend behandelt. Einige neue nachträglich b e k a n n t gewordene Beispiele nennt das neueste Verzeichnis von Pottier bei Dumont-Chaplain p. 293 ff. Unsre Abb. 2088 und 2089 auf S 1957 (nach Arch. Ztg. 1881 Taf. 10, 3. 11, 2) werden im Verein mit der Prometheus-Atlas- (Abb. 1567 S. 1411), der Zeus- (Abb. 840 S. 784) und der Arkesilasschale die Besonderheit dieses Stils genügend zur Anschauung bringen. Die Gefäl'se sind fast ausschließlich in italischen Gräbern gefunden, jetzt sollen Scherben dieser Art auch in Naukratis ans Licht gekommen sein. Dal's wir hier eine einheitliche, eng geschlossene Gruppe vor Augen h a b e n , ist unbestreitbar; die Mehrzahl der Vasen als nachgeahmt zu verdächtigen, liegt kein Grund vor. J a es h a t sogar den Anschein, als gingen alle diese Gefäfse auf eine einzige Fabrik und auf den kurzen Zeitraum weniger Jahrzehnte zurück. Wie die rhodische Töpferkunst K a n n e n und Tellern den Vorzug gab, die melische Amphoren, so h a t die kyrenische Fabrik die Schale zu ihrem Liebling erkoren, mehr oder weniger in der Form, wie wir sie auf Abb. 2088 vor uns sehen, tief und schüsselartig mit einfachem hohem Fufs. Die Aufsenseite ist in der Kegel nur mit Zierstreifen, das Innere durchgängig mit einem den ganzen Raum ausfüllenden Bilde geschmückt. Andre Vasenformen sind selten; ein Deinos (vgl. das grofse Mischgefäfs mit seinem Untersatz, Abb. 2099), mehrere Hydrien und Kratere (Abb. 2089) jüngerer Form sind bis jetzt nachgewiesen. Die Vasen zählen bereits zu den schwarzfigurigen, d. h. die unverzierten Teile sind mit schwarzem Firnis bedeckt, die verzierten zeigen schwarze Ornamente und Figuren auf hellem Grund. Auf Rhodos ward der Thon mit gelblichem Überzug versehen, in Naukratis mit weifslichem, so auch hier. Doch fehlen hier die bunten Deckfarben; Figuren und Verzierungen sind schwarz, ziemlich oft ist an einzelnen Stellen r o t , selten weifs aufgesetzt. Sollten die Figuren nicht als Schattenbilder erscheinen, so

mufste f ü r Innenzeichnung gesorgt werden, und die versuchte man, wie am deutlichsten aus Abb. 1567 und 2089 erhellt, in Kyrene wie an anderen Orten durch feine Gravierung herzustellen. Charakteristisch sind neben der Technik die Zierformen. Alles spricht h i e r , noch mehr als bei den rhodischen Gefäfsen, f ü r Metallvorbilder. Eine eigentümliche Stilisierung kennzeichnet die Lotosblüten- und Knospenstreifen dieser Gruppe. Als neues, gern verwertetes Element treten Granatapfelfriese hinzu, wie sie auf Abb. 2088 über den kurzen Strahlen am unteren Teile der Schale sichtbar werden. Beachtenswert sind auch die gedrungenen Palmetten zu beiden Seiten der Henkel. Jünger als die rhodischen Teller sind die kyrenischen Schalen schon wegen des ausschliefslich figürlichen Innenschmuckes. Einfache Ornamente wie in der Wiener Schale (Abb. 2088) sind Ausnahmen, aber auch mythologisch-epische Bilder gehören zu den Seltenheiten, so Polyphems Blendung wie auf der Vase des Aristonophos, so Kadmos im Drachenk a m p f , so Atlas und Prometheus (Abb. 1567) und der thronende Zeus (Abb. 840). Am beliebtesten sind Gelage und ausgelassene Tänze gemalt; Krieger, Reiter und Flügelgestalten treten uns vor Augen; meist sind es dem täglichen Leben entlehnte Motive, in die sich nur einzelne fremde Elemente einmischen. Regelmäfsig ist wie auf den rhodischen Tellern ein kleinerer Kreisabschnitt, doch hier durch eine schmale Linie abgesondert (vgl. Abb. 1567 u. 1729), um f ü r die Darstellung eine gerade Grundfläche zu gewinnen. Auf der Arkesilasschale, dem Werke eines denkenden, hervorragend tüchtigen Meisters, wird der Abschnitt geschickt zur Ergänzung des Hauptbildes benutzt, gewöhnlich ist er durch ein Ornament wie Abb. 1567 oder durch meist »wappenförmig« einander gegenübergestellte Tiere ausgefüllt. Im übrigen ist diese K u n s t wenig darauf bedacht, die leeren Räume nach Art des korinthischen Stils durch Füllrosetten u. dergl. gänzlich zu beseitigen. Vereinzelt kommen sie vor wie Abb. 840, u n d auch die Verwendung von Tieren zum gleichen Zwecke, wie der Schlange hinter dem Atlas (Abb. 1567), der Eidechse hinter Arkesilas (Abb. 1729) läfst auf korinthischen Einflufs schliefsen. Das sicherlich zu den jüngeren Gliedern dieser Reihe zählende Mischgefäfs (Krater) im Louvre Abb. 2089 setzt die Form der Franibpr|S, róv fi' èqjópei yudXoiatv àpripóxa). Wie diese angeordnet waren, ob die eine j Italien kleine mit geometrischen und anderen Verzierungen versehene Bronzebleche gefunden, welche die Brust, die andere den Rücken bedeckte, oder ob zu diesem Zwecke gedient haben werden ; wir geben die Kommissuren beider auf der Brust und dem Rücken lagen, ist zwar aus dem Epos nicht zu er- ! unter Abb. 2183 ein solches nach Orsi, Sui centuroni italici della prima età del ferro tav. IV fig. 10. Daskennen, indessen läfst das, was Pausanias (X, 26, 5: selbe h a t eine Länge von lö und eine Breite von bùo f]v xaAxä Troirinaxa, xò /uèv axe'pvou Kai roi? à|Ui5 1601 lo. gruppe 1425; Hekategruppe 1426; Rechte TreppencpaAXöq 431 r; 496 ; Suppl. 1 — 8. wange 1427; Herakles und Telephos 14.28; Telephos qxiXoi, am Helm 2020 lu. bei Agamemnon 1429: Bruchstück vom Telephos\ Tempel in Athen 196 r. Themistokles 1762 l u ; sein Grab 1198 lo. thensae, Götterwagen 2082 ru 2094 lu. Theodoros, Bildhauer von Samos 323 1; 1707 lu. Theodosiusj Kaiser 1763 lo. Theognisschale (sog.) 2126 2127 mit 1985 ru. Theokies 323 lu. Theokosiuos 1763 lu. Theologeion 1832. Theon, Maler 872 ru. Theophrastos 1764 lu. Tlieoxenien 1764 ru — 1766 ro. Thera, Vasen aus 1935 ru. T h e r m a e Agrippae 1510 lu ; Antoninianae 1522 r u ; Oommodianae 1510 lu; Constantmi 1533 ro; Dioeletiani 1533 ro; Neronianae 1511 ro; Titi 1534 lu. Thermen 1766 r u — 1744 lo; in Rom 1454 lu; in Olympia 1104 P lo und ro. Thersites 722 ro. Theseion 1774 lu — 1786 lo; in Athen 169 r bis 171 r u ; Cellabau 260 261; Gebälk 255 263, Decke 264. ; im Peiraieus 1200 ro. Theseus 1786 lo — 1796 lo 1370 ? 146V (Taf. 43) 1863 bis 1866 1869 ? 2042 B (Taf. 87) 2149 2151; gegen

Amazonen 61 lu; mit Prokrustes 327; mit dem Mtinotauros auf der Burg von Athen 205 lu; Festrengen 1883 (Taf. 74). Thessmophorion im Peiraieus 1200 ru. The.-smothesion in Athen 164 1. Thesspiaden in Rom 1497 lo. The;ssalonike, sog. I n c a n t a d a 286 lu. Thesstiaden 991. Tlietis 1796 lo — 1802 lu -5 8 759 > 792 993 994 11100; Statue 912 lu. ¡Haaro; 430 r. Thuasos des Dionysos 446 r. iMíic¡ 791 lu. Thoilos in Athen 164 lu. ¡MA.0K Kuppelgrab 605 lo; Kuppelbau 625 lu. Thomarbeit 1802 lu — 1803 ru. i l u u p i a K e i o v oder ¡ I w p c Í K i o v , Brustwehr am Schiff 1607 lo 16)19 lu. ¡IdjpiaE 2018 lu; ( J T a b i o ? 2031 lo; X e m b u j T Ó c 2033 lo; qpcoXibuuTÓc; 2025 ru. Thoire 804 ru mit 874—880 (Taf. 15); von Athen 148 ru ; vom Horn in der aurelianischen Mauer 1458 lo. Thoirikos, Thor 879 (Taf. 15). Thnaex s. Threx. itpav/rrai 1610 ru. Thraisyllos, choragisehes Monument in Athen 193 1. Thriasymcdcs 1804 lo. Thre3x, Gladiator 2098 ru. T h r o n 1651 ru. Thiiiren und Schlösser 1804 ro — 1808 lu. Thulkydides 1808 ro. Thuirioi, Münze 1121 1122. ílu(.tuaTiípiov

449

(Tai.

6).

ilupuwpeiov 627 lo. ¡lúparoi; 429 1. Tibeirinsel 1449 ro 1519 lo. Tibejris 1437 lu; der Flufsgott 150. Tibe;rius, Kaiser 230 lo; 1793 1794 1917 tibiaie 560 1. Tibuir, sog. Sibyllentempel Taf. IV B ; 289 ro mit 297; Tesrnpelgebälk 291 r mit 305. Tibuirtina pila 1532 r u ; porta 1458 lu. ticho^bates 2108 ru. Tierlkämpfe 2104 ro. Tigilllum sororium 1528 lo. Tiniianthes, Maler 862 ro. Timiarchos 1809 lo. Timtegad, Ehrenbogen 1992. Timcomachos, Maler 874 ro. Timconidas, Vase des 2100. Timiotheos 1809 lu. Tintce 1586 lo. Tintienfafs 332 1644 1645. Tiroinische Noten 1143 lo. Tiryins 1809 ro — 1807 ru ; Befestigung 527 1; Mauer 87'0; Mauergalerie 873 (Taf. 15).

2180

Register.

Tische 1817 ru — 1819 lu. Tischler 1819 ro — 1820 ru. Titus. Kaiser 1820 ru — 1822 lu 2167 : Triumphbogen 1966 3 (Taf. 80) 1969 (Taf. 82) 1492 ro. Titus Tating, König der Sabiner 1822 ro. Tleson, Vasenmaler 1976 ru mit 2121. Tmolos 1441. Todesgenius 546. Todesschlaf 707 ru. Todi, sog. Mars von Todi 2243 2214 (Taf. 89). Töpfer s. Thonarbeit. Töpferware von Mykenai 992. ro mit 1200 — 1202. Toga 1822 ru ; picta 1832 ro; praetexta 1831 lu ; purpurea oder picta 1832 ru. tonsor 252 lu mit 236. xonreia 1620 ro. tori 312 ru. tormentum (Schiff) 1614 ru. torques 2051 lo 2062 lo. torus an der ionischen Saule 276 ro mit 274 275. Totenbahre 326. Totenklage 217 218 325 2114 2113. Totenkultus 1846 ru — 1847 lu 662. toSotcü, Münze 947 lu mit 1013. TpdxnXoc (Schiff) 1619 lu. Tragodia personif. 1443. Tpcrfwbicc Wortbedeutung 384 1. Tragödie, s. Trauerspiel. Trajanssäule 1472 ru mit Taf. 56 ; Abbildungen daraus 515 516 571 572 5S0 584 1667 1685 1928 1929 2272 2273 2274. Trajanus 1847 lu 1929; Triumphbogen des 1974. Trans Tiberini 1515 lu. transtrum 1610 ro. trapetum 1047 lu. TpdireZa (Schiff) 1601 lo. TpcnreZaxai 250 1. Tpacpr|£ 1602 lu. Trauerspiel 1849 lo — 1854 ru. Travertin 1437 ro. Trefoonianus, Kaiser 1854 ru. Tpru-iaxa (Schiff) 1609 ro. Tribunal Aurelium 1468 ru; praetoris 1468 ro; des Feldherrn 1940. tribunalia, im Theater 1758 ru. Tributablieferung 1224 (Taf. 24). triclinium 1370 ro. Triens 1160. Triental-As 1166. Triere, die athenische, beschrieben 1625 lu. Trigarium (Rom) 1513 lo. Trigemina (porta) 1447 lo. Triglyphon 256 1 mit 255. Trigonon 1544 ru. Trinkschalen s. Schalen. Tripodenstrafse in Athen 188 ru 838 lu.

Tripolis (in Afrika) Ehrenbogen 1991. rpÌTroui; 462 lo. Triptolemos 1855 lu — 1861 ru 520 521 2042 A 2042 B (Taf. 87). Triquetra 953 b 984 mit 909 lo 1070 1146. Triton 1861 ru — 1865 lu 39 a 339 998 999 1216 1744 (Taf. 62) 1877 2366 1922 Leiste. Triumph- und Ehrenbögen 1865 lu — 1899 ru. Triumphbogen am Hafen 1688. Triumphwagen 408 430. Triumpus 1303 ru Troas, Karte VII. rpoxiXia 1594 ro 1621 ro. Troehilus der ionischen Säule 278 ro mit 274 275. Trochus, Reif zum Spiel 833. Troja 1903 ro — 1918 ru ; Zerstörung, s. lliupersis. Trojanisches Pferd 1712 lo. Troilos 1900 lo - 1903ro2112 ; Verfolgung 1.883 (Taf.74). Trompete 1657 ro. Tropaion 165 406 b 7