Das Schießen: Anhang zur sechsten Auflage des Leitfaden für den Unterricht des Infanteristen und Jägers der königlich bayerischen Armee 9783486723380, 9783486723373


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XXI. Schießen
Aenderungen
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Das Schießen: Anhang zur sechsten Auflage des Leitfaden für den Unterricht des Infanteristen und Jägers der königlich bayerischen Armee
 9783486723380, 9783486723373

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Anhang zur

fe A 8ten

Auflage des

feilfaden für den Inletridd des Infanteristen und Jägers

der Königlich bayerischen Armee. Herausgegeben von

Htto mm Uarsevak, Olrstlteutlnanl und Balgillon« - Eommandeur im kgl. baycr. 2. Jns.-Reg.

Bit 8 K»l,iq»iii,«.

Mllnchm 1874. R.

Oldenbourg.

lkronprinz

I rr h a t t. Sette

I. Vorbereitung zum Schießen. 1. Instruktion......................................................................1 2. Die Geschoßbahn ........................................................... 1 3. Der bestrichene Raum...................................................... 3 4. Die Bisireinrichtung...................................................... 4 5. Das Korn.................................................................... 4 6. Das Verdrehen (Kanten) des Bisirs ..... 9 7. Gebrauch der Bisireinrichtung...................................... 6 8. Leistungsfähigkeit des Gewehrs................................. 8 9. Einwirkungen auf die Richtigkeit des Schießens . 9 10. Der Anschlag......................................................................9 11. Vorübung mit blinden Patronen............................... 11 12. Distanzschätzen............................................................... 11

II. Die Scheiben und Scheibenstände. 1. Arten der Scheiben..........................................................12 2. Einrichtung der Scheibenstände..................................... 13

III. Das Scheibenschießen. 1. 2. 3. mit 6. 7. 8. 9.

Vorsichtsmaßregeln......................................... 14 Allgemeine Regeln..........................................................15 Uebungsarten..................................................................... 15 Qualification der Schießclassen..................................... 17 Schießprämien und Auszeichnungen...........................18 Anzug.............................................................................. 19

IV. Schießbücher. Kleines Schießbuch des Schützen.....................................10 Weitere Aenderungen zur 6. Auflage.

. ......................... 20

XXL Schießen. (Instruktion über das Scheibenschießen der mit Gewehr M/69 bewaffneten Bataillone; München 1873.)

L Vorbereitung zum Schießen. 1. Instruktion. (§ 1.) Der Soldat muß durch die Schießübungen auf eine möglichst hohe Stufe der Ausbildung als Schütze gebracht werden. (§ 8.) Bevor zu dem Scheibenschießen selbst übergegangen wird, muß der Soldat in der Kenntniß des Gewehres, in der Theorie des Schießens, im Laben, richtigen Anschlägen und Zielen, sowie im ruhigen Abdrücken unterrichtet und gründlich geübt, ihm auch die etwaige Feuerscheu durch vorheriges Verfeuern einiger blinder Patronen benommen sein. Das Distanzschätzen ist entsprechend einzuüben. 2. )He Geschoßbahn.

f§ 9.) Die durch die Entzündung des Pulvers sich entwickeln­ den Gase treiben das Geschoß gewaltsam und mit zunehmender Geschwindigkeit durch den Lauf Hiebei drückt sich das Geschoß im cylindrischen Theile, der von größerm Durchmesser ist (11,51 mm.), als der Laufkaliber (11 mm.), auf die Felder und Züge, und muß nun in steter Fühlung mit denselben und mit seiner Achse in der Seelenachse des Laufes der Windung der Züge folgen. Hiedurch erhält das Geschoß eine bohrende Bewegung, die es auch nach dem Austritte aus der Mündung des Laufes beibehält, und die ihm hiedurch das Verharren in der durch die Seelenachse gedachten Vertikalebene — Schußebene genannt — sichert. Die Geschwindigkeit, welche das Geschoß bei seinem Austritt aus dem Laufe besitzt, heißt Anfangs-Geschwindigkeit, und wird ausgedrückt durch den Weg, welchen es bei gleichbleibender Geschwindigkeit während einer Secunde durchfliegen würde. Sie beträgt beim Infanterie-Gewehr M/69 435 Meter Doch treten bald die eigene Schwere sowie der Wider­ stand der Luft entgegen, und verursachen sowol eine Ver­ minderung der Anfangs-Geschwindigkeit, als auch Abweich­ ungen von der verlängerten Seelenachse nach unten Diese Ab­ weichungen nennt man Fallhöhen (m'm, VI, k'k u. s. w.), welche um so mehr zunehmen, je weiter sich das Geschoß fortbewegt. Verbindet man die Endpunkte der Fallhöhen des Geschosses m, 1, k u. s. w durch eine fortlaufende Linie alkihgfe, so stellt dieselbe die Linie vor, welche das Geschoß beschrieben hat, und heißt Flugbahn des Geschosses. Sie ist eine krumme Linie, deren Krümmung mit dem Zunehmen der Entfernung wächst, und besteht aus einem aufsteigenden Aste ai und einem absteigenden

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XXL Schießen.

Fig- L Aste i e, welche sich im höchsten Punkte i der Bahn — ScheiteZ oder Culminationspunkt genant — scheiden. Tchußdi stanz ist jene gerade Linie ae, welche von der Mündung des Laufes (Anfangspunkt der Flugbahn) bis zum Einschlagpunkt des Geschosses in den Boden (Endpunkt der Flug­ bahn) gezogen wird. Die auf dieser Linie (der Schußdistanz) in irgend welchen Ab ständen vom MünSmgs - Mittelpunkt ab, ae, ad errichteten senkrechten Linien bl, ei, dg sind die Erhebungen — Flug­ höhen — des Geschosses. Die Ab stände ab, ae, ad nennt man Abscissen, die Erhebungen bl, ci, dg Ordinate» der Flugbahn. Da in kurzer Entfernung von der Mündung schon die Senk­ ung des Geschosses unter die Seelenachse beginnt, so ist klar, daß diese um so mehr erhoben werden muß (d. h. die Mündung muß um so höher gehalten werden), je größer die Schußdistanz sein soll. Der Winkel, welchen die Anfangsrichtung der Flugbahn am* mit der Schußdistanz ac bildet, heißt Abgangs- (Elevations-) Winkel m'ab; jener Winkel aber, den die letzte Richtung der Flugbahn en mit der Schußdistanz ac bildet, heißt Einfall­ winkel ned. Weil mit der Entfernung des Geschosses von der Mündung die Einwirkung des Luftwiderstandes und der Schwere zunimmr, mithin die Geschwindigkeit am Anfänge der Flugzeit größer ist, als am Ende derselben (s. Anfangs-Geschwindigkeit), so muß das Geschoß im aufsteigenden Aste al ein größeres Stück der Schuß­ distanz zurücklegen, als im absteigenden ie. Der Scheitel der Flugbahn i wird daher nicht in der Mitte derselben, sondern näher dem Ziele liegen.

XXL Schießen.

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Der aufsteigende Ast ai wird flacher sein, als der absteigende e, und deßhalb der Einfallw inkel uedgrößer, als der Abgangswinkel m'ab. (Anl. 2 u. 3.) Bei 1,25 Meter Anschlags - und 0,90 Meter Treffhöhe (d. h. beim gewöhnlichen Schießen eines stehenden Mannes) ist auf eine Schußdistanz von höchste Erhebung von der Abgangsw. Einfallw. Laufmündung: Grad Min. Grad Min. der Flugbahn: — 24 — 27-/2 (406*) 300 Schr. 1,50 M. auf 150 Schr. — 34-/2 — 41‘/4 (485) „ 200 1,90 „ 400 „ — 45-/4 — 57-/2 2,49 „ (563-/0 500 „ „ 250 1 16 — 58'/. 3,27 „ (650) 600 „ „ 300 1 367« 1 12-/4 (740) 700 „ 4,27 „ „ 400 2 — 1 Ü7-/4 5,56 ,, (833-/.) 800 „ ,, 400 3. Der bestrichene Kaum.

. (§ 10. Anl. 4.) Je weniger die Flugbahn des Geschosses sich über den Boden erhebt, um so größer ist der bestrichene Raum. So ist für Infanterie, welche durchschnittlich auf 1,80 Meter hoch gerechnet wird, die ganze Flugbahn des Geschosses auf 300 und auf 400 Schritte ein bestrichener Raum, weil der Scheitel der Flugbahn i auf 300 Schritte nur 1,50 M. auf 400 Schritte nur 1,90 M. sich über den Boden erhebt. Für Reiterei dagegen, welche 2,50 Meter hoch gerechnet wird, ist die Flugbahn aus 500 Schritte noch ein bestrichener Raum. Steht Infanterie aber bei der Flugbahn von 500 Schritten auf 250 Schritte von der Mündung, also unter dem Scheitel L, so wird sie überschossen, weil die Ordinate ei der Flugbahn 2,49 Meter beträgt, dagegen ist für sie der Raum ab und jene von d nach e ein bestrichener Raum, weil die Flugbahn, Ordinaten bl und dg sich nicht über ihre Höhe zu 1,80 Meter erheben.

Der Raum bd, in welchem die Infanterie unter der Flugbahn der Geschosse steht, also nicht getroffen wird, ist für sie ein un­ bestrichener Raum.

Der bestrichene Raum ist selbst bei gleicher Entfernung des Zieles vom Schützen und bei richtig geschätzter Distanz großen Schwankungen unterworfen, je nachdem der Schütze im Stehen, Liegen, Knieen u. s. w. schießt, und je nachdem er dem Gegner auf den Kopf, die Brust, den Unterleib, oder die Füße zielt. Da aber der bestrichene Raum bei dem stehenden Schützen (Anschlaghöhe 1,25 Meter) über 400 Schritte gegen Infanterie und über 500 Schritte gegen Cavalerie sehr rasch abnimmt — er beträgt auf 800 Schritte gegen Infanterie nur mehr 70 Schritte — so ist ein genaues Distanzeschätzen unbedingt nöthig, um nicht auf größere Entfernungen so viel wie gar nichts zu treffen. *) Ende der Flugbahn.

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XXL Schießen.

Bei knieenden und liegenden Schützen nimmt der bestrichene Raum in dem Maße zu, als das Gewehr sich näher dem Null­ punkt der Anschlaghöhe nemlich dem Boden, befindet. So erstreckt sich der bestrichene Raum beim liegenden Schützen gegen Infanterie auf 500, gegen Reiterei auf 600 Schritte. 4. Die Mreinrichtung.

Fig. 2. (§ 9.) Soll ein Ziel vom Geschosse getroffen werden, so muß der Schütze das Gewehr in eine solche Lage bringen, daß das Ge­ schoß den zu treffenden Gegenstand erreichen kann.

Es befindet sich nun, um das Treffen zu ermöglichen, am Laufe die Visir-Einrichtung (Seite 173) durch welche 2 Punkte b (der Aufsatz-) und c (das Korn) gegeben sind, die mit dem Punkte e des Zieles in eine gerade Linie gebracht werden müssen. Diese gerade Linie bce, welche man sich durch die Mitte der Visirkerbe und über den höchsten Punkt des Korns nach dem Ziel­ punkt gezogen denkt, heißt Bisirlinie.

Die Bisirlinie bce und die Seelenachse ((Seite 175) fa verlängert gedacht bis e' schneiden sich vor der Mündung und bilden einen Winkel bd k, welcher der Visirwinkel heißt. Die Flugbahn des Geschosses erhebt sich vom Punkte d aus über die Bisirlinie und durchschneidet diese zum zweitenmal in dem Zielpunkt e. Ein Schuß auf die Entfernung, wo Ziel- und Treffpunkt zu­ sammenfallen, heißt Visirschuß, und die Entfernung ae Visirschußweite. Es gibt mithin für jede Entfernung, für welche die Visirlinie durch die Visireinrichtung genau gegeben ist, einen Visirschuß (Seite 176 und 177).

5. Par Korn. f§ 9.) Die Eigenschaft der Flugbahn, in der durch die Seelen­ achse gedachten Vertikalebene —Schußebene — zu verharren, macht

XXL Schießen. außer der horizontalen Richtung eine Bertikalrichtung des Gewehres nöthig, durch welche die Visirlinie b c e mit der Seelenachse f ae' (Fig. 2) in die nemliche Vertikalebene gelegt wird. Zu dem Ende muß die Visireinrichtung so beschaffen sein, daß Kerbe und Korn genau in ihrer Mitte über der Mitte des Laufes stehen (Fig 3). Ist dieß nicht der Fall, so wird das Geschoß stets seitwärts vor dem Ziele vorbeifliegen, und zwar in der Richtung der Seelenachse. Der Schütze muß die Visirlinie bce (Fig. 2) durch das Auge auf das Ziel rich­ ten, indem er (Fig. 3) durch die Mitte der Kerbe nach dem Zielpunkte sehend, die Mitte der obern Fläche des Kornes in die Sehlinie bringt. Die Betrachtung dieses Bildes (Fig. 3) Fig. 3. ergibt folgende Regeln für dasZielen: 1) Die obere Kant e des Visirs ab muß wagrech t ge­ halten, d. h. das Visir darf nicht verdreht werden, weil der Schuß nach der Seite hin abweicht, nach welcher man die obere Kante des Visirs senkt. 2) Das Korn ä muß genau in die Mitte der Visirkerbe genommen werden; geschieht dieß nicht, und steht das Korn mehr rechts, oder mehr links von der Mitte, so nennt man es rechts geklemmt, oder links geklemmt und hat im ersten Falle Rechtsschutz, im zweiten Falle Linksschuß, d. h. der Schuß weicht nach der Seite hin ab, nach welcher das Korn geklemmt ist. 3) Die Kornspitze soll mit der Bisirkante abschneiden; man nennt dieß gestrichenesKorn, und erreicht hiedurch genau die Visirschuß-Weiten. Liegt aber z. B. bei einem Bisirschuß auf 300 Schritte das Ziel etwas näher, so nimmt man feines Korn; liegt das Ziel dagegen etwas ferner, so nimmt man volles Korn; es ist diese Art, das Korn zu ge­ brauchen aber nur für sehr geübte Schützen, Fig. 4 u. 5. und man thut besser, mit gestrichenem Korn je nach Umständen h öher oder tiefer zu halten. Das Visir ist ohnedem auf Visirschußweiten von 100 zu 100 Schritten eingerichtet. Mit feinem Korn (Fig. 4) bekommt man Kurzschuß, mit vollem Korn (Fig. 5) aber Hochschuß. 4) Das Ziel, z. B. der Spiegel der Scheibe, soll mit seiner untersten Begränzung das Korn berühren lFig. 3); man nennt

XXL (schießen.

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dieß den Spiegel auf­ sitzen lassen. Ragt jedoch das Korn in denselben hinein, so heißt das in den Spiegel Fig. 6 u. 7. gehen (Fig. 6). Berührt aber das Korn die obere Begränzung des Spiegels, so ist das den Spiegel verschwinden lassen (Fig. 7). Die größte Genauigkeit und Sicherheit des Treffens ist bei der ersten Art, auf einen Punkt zu zielen, möglich; die geringste bei der letzten. Der Soldat aber muß genau wissen, wie er abgekommen ist, d. h. wie das Korn zum Spiegel im Augenblick des Abdrückens gestanden ist, und kann alsdann auch seinen Schuß an­ sagen, d. h. er weiß, ob der Schuß rechts oder links, tief oder hoch steckt. Erst dann schießt er auch mit Bewußtsein. 6. Das Verdrehen (Kanten) des Mrs.

(§9.) Die ungünstigen Folgen, welche das Verdrehen des Bisirs (siehe oben 5, 1) nach sich zieht, erklären sich, wie folgt: Wird z. B. das Visir nach rechts verdreht, so bewegt sich die ursprünglich mit der nach d gerichteten Visirlinie adh in derselben Vertikal­ ebene gelegenen See len ach se unterhalb des V i s ir s a, von b nach c, unterhalb desKorns d, von e nach f; dadurch fällt die Vertikalebene der Seelenachse nicht mehr mit der Visirlinie zusammen. Das Geschoß, welches sich in der, durch die Seelenachse cf gelegten, Bertikalebene bewegt, wird bis zum Schnittpunkte g von Seelenachse c f und Visirlinie adh links, dann aber rechts von der Visirlinie und zwar um dasStückih vom Zielpunkt h abweichen. Die Abweichung ist um so größer, je mehr das Gewehr verdreht wird, und je weiter das Ziel entfernt ist. Auch schlagt der Schuß niedriger ein — Kurzschuß —, weil durch das Verdrehen des Gewehrs die Seelenachse eine weniger hohe Lage erhält. 7. Gebrauch der Mreinrichtung.

(§ 10.) Das Standvisir entspricht der Entfernung für 300 Schritte, auf welche der

Fig 8.

XXL Schießen.

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Gegner in der Höhenmitte getroffen wird; ist er näher am Schüßen, so wird er in den Unterleib oder die Brust getroffen, geht er über 300 Schritte zurück, so trifft ihn das Geschoß bis auf 400 Schritte in die Mße. Da die Führung des Feuergefechts am häufigsten auf Ent­ fernungen von 3 bis 400 Schritten vorkommen wird, so ist die einfache Zielweise „gestrichenes Korn auf die Mitte des Gegners" die beste. Jeder Soldat muß daher auch die Distanz von 400 Schritten richtig beurtheilen können.

Fig. 9.

Es kommt häufig der Fall vor, daß nicht der aufrecht stehende Gegner, sondern nur, wenn er gedeckt steht, ein einzelner seiner Körpertheile, z. H. der Kopf, sichtbar ist. Befindet sich dieses Ziel b, welches etwa 25 cm. hoch ist, auf 200 Schritte Entfernung, und wird es über das Staudvisir mit gestrichenem Korn in der Mitte anvisirt, so geht das Geschoß über das Ziel, und zwar in der Höhe von bc zz: 39 cm., weil die Or­ dinate der Flugbahn von 300 Schritten auf die Distanz von 200 Schritten 39 cm. beträgt (Anl. 2). Soll also das Ziel getroffen werden, so muß der Schütze um 39 cm. tiefer, also nach d zielen. Dieses Maß ändert sich mit der Distanz, weßhalb der Schußweite entsprechend höher oder tiefer gezielt werden muß. Hier muß der Schütze sich damit helfen, daß er sich an dem Deckungsmittel des Gegners bestimmte Anhaltspunkte sucht, welche ihm das Zielen erleichtern, wie z. B. an einem Baum einen Zweig, einen Fleck in der Rinde u. a. m. Deckt sich der Feind aber hinter einem Grabenrande oder einer sich vor ihm allmählig abdachenden Erhöhung, so ist es viel schwieriger, den Zielpunkt zu ermitteln. Liegt der nur mit dem Kopfe sichtbare Feind z. B. auf 150 Schritte in einem Schützengraben, so würde beim Zielen mit gestrichenem Korn über das Standvisir das Geschoß um 42 cm. — die Ordinate der Flugbahn bc auf Treffdistanz von 300 Schritten — über den anvisirten Punktb wegstiegen. Der Schütze

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XXI. Schießen.

Fig- 10. muß daher, um den Kopf des Gegners zu treffen, 42 cm. unter b, also nach d zielen. Da aber in diesem Falle der Punkt d nicht sichtbar ist, so muß auf den Punkt g, in welchem die Visirebene den Boden schneidet, gezielt werden. Für die Schußweiten jenseits des Standvisirs, also über 300 Schritte, ist die Visireinrichtung derart normirt, daß durch entsprechende Stellung des Schiebers (Seite 177) schnell und genau für die auf Hunderte von Schritten abgerundeten Distanzen Bisirschuß erhält, unter Anwendung der Regel: gestrichenes Korn auf die Mitte des Ziels. Man kann auch das Visir auf Zwischendistanzen fixiren (stellen), indem man den Schieber in die Mitte der Distanzstriche schiebt, z. B. auf 650 Schritte zwischen 6 und 7; nur für die Zwischendistanz von 5 auf 600 Schritte kann das nicht geschehen

8. Leistungsfähigkeit des Gewehrs. (§ io.) Die Sicherheit des Schusses hängt nicht allein vom richtigen Gebrauch der Visireinrichtung, sondern auch von der der Waffe innewohnenden Leistung, und atmosphärischen Einflüssen ab (s. 8 0). Wird eine größere Anzahl von Schüssen unter ganz gleichen Verhältnissen gegen eine Scheibe abgeschossen, so treffen nicht alle den Zielpunkt, sondern liegen zerstreut um denselben herum. Auf der Scheibe liegen diese Treffpunkte — Durchschnitts­ punkte der Flugbahnen mit der Scheibe — in einem Kreise um das Centrum, Streungskreis genannt. Die Flugbahnen der Geschosse aber zeigen sich als ein gebogener Kegel, Streuungskegel, dessen Achse die mittlere Flugbahn heißt (z. B. in Fig. 9 wäre a b die mittlere Flugbahn, c d aber der Durchmesser des Streuungskegels.) Die Ursachen der Streuung liegen in a) der Art der Behandlung und des Gebrauchs der Waffe seitens des Schützen, b) in der Construction der Waffe, c) in jener der dazu gehöri­ gen Munition, nebst deren Beschaffenheit, und d) in den wechseln­ den atmosphärischen Ein flüssen, wie Wind, Regen rc. ( § 9). Auch hier entwickelt sich aus den gesammelten Erfahrungen wieder die Schußregel bis auf 700 Schritte Distanz: Gestrichene s Korn auf die Mitte des Ziels. (Anl. 5.) Der Radius (halbe Durchmesser, Halbmesser) des Streuungskreises beträgt für sämmtliche Schüsse auf

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300 Schritte 0,16; auf 400 Schritte 0,31 u. s. f. bis zu800 Schritte» erst o,94 Meter; für die bessere Hälfte auf 300 Schritte 0,11, auf 400 Schritte 0,13, auf 600 Schritte 0,22, auf 800 Schrite 0,36 Meter. (Anl. 6.) Gegen Bretter aus Föhrenholz 0,25 Meter stark, in einem Abstand von 0,60 Meter aufgestellt, betrug die Durchsch lagsfähigkeit auf 200 Schritte 6,70 lbeinahe 7), auf 400 Schritte 5,20, auf 600 Schritte 4,50, auf 800 Schritte 3,55 Bretter. 9. Einwirkungen auf die Nichtigkeit des Schießens. (§ 11.) Hieher gehören zunächst die stets wechselnden atmo­ sphärischen Einflüsse, Dichtigkeit der Luft, Wärme, Kälte, Wind u. s. w, wodurch in der Größe und Richtung des Luftwider­ standes Aenderungen entstehen, welche die Bewegung der Geschosse, insbesondere auf weite Entfernungen, bedeutend modifiziren. Erfahrungs-Sätze:

Im Sommer, geringerer Luftwiderstand, Hoch schuß; Im Winter, dichtere Luft, Kurzschuß. Bei Wind aushalten nach der Sette, von welcher der Wind kommt, je nach der Stärke des Windes und der Entfern­ ung des Ziels. Bei Schießen über Wasserflächen höher und gegen den Luftzug aushalten; quer über ein Thal noch mehr gegen den Wind aushalten; bei Stoß wind vorsichtig aushalten, um nicht bei augen­ blicklichem Nachlassen zu fehlen. Beleuchtung des Korns: bei Sonnenschein nimmt man es leicht zu fein, daher Kurzschuß; bei Beleuchtung von einer Seite klemmt man es leicht nach der entgegengesetzten; man schwärzt es daher am besten mit Pulver­ schleim; bei trübem Wetter in der Dämmerung, im Schatten eines dichten Waldes nimmt man es gewöhnlich zu voll, daher Hochschuß. Beim Schießen aus der Tiefe in die Höhe muß tiefer, beim Schießen von der Höhe in die Tiefe höher gehalten werden, als in der Ebene; das ist jedoch nur bei größern Ent­ fernungen zu beachten. In Wäldern muß der Schütze aufmerksam sein, daß die Geschoßbahn frei ist, d. h. daß bis zu einer gewissen Höhe das Geschoß nicht an starke Aeste rc. anstreift, an denen es sich ver­ schlagen, d. h. eine andere Richtung erhalten könnte.

10. Aer Anschlag. (§ 12.) Die Stellung und Haltung muß bei allen Arten des Anschlags fest, aber durchaus frei und ungezwungen sein. Schlecht angepaßte oder angefertigte Kleidungs- und Armatur-

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stücke, welche den Mann an dem freien Gebrauche der Waffe hindern, müssen abgeändert oder beseitigt werden. Jeder Soldat muß geübt sein, seinen Schuß stehend, knieend und liegend, aus freier Hand sowol, wie im Anstreichen oder Auflegen, mit Bewußtsein und Sicherheit abzugeben. A. Der Anschlag aus freier Hand. Hauptsache bei der Stellung im Anschlag ist, daß der Ober­ leib nicht vorgelegt wird, sondern daß das Gewicht des Körpers nicht blos auf den Ballen, wohl aber auf der ganzen Fuß­ sohle ruht. Der Soldat muß so gewöhnt sein, daher bei jedem An­ schlag gestrichenes Korn auf die Mitte des Gegners auf 3 bis 400 Schritte nimmt. Nur tägliche, häufige Selbstübung erzielt dieses, einen gut ausgebildeten Infanteristen kennzeichnende, Resultat. Nach jedem Schusse muß der Soldat angeben können, wo und wie er abgekommen ist, damit er vor allen Dingen sich selbst und seine Waffe beurtheilen lernt.

B. Der Anschlag am Pfahl; das Anstreichen.

Der Anschlag und das Schießen am Pfahl haben den Zweck, als Vorbereitung für das Freihandschießen zu dienen. Es ist dies keineswegs jenes gefechtsmäßige Schießen, wo vorhandene Bäume als Deckung und zum Anlegen des Gewehrs benützt werden, sondern nur Hilfsmittel für die Ziel- und Schießübungen. Beim Schießen mit Anstreichen ist die für den Anschlag aus freier Hand vorgeschriebene Stellung im Allgemeinen beizuhalten. Der Schütze darf sich nicht gegen den Pfahl lehnen, sondern diesen nur als Stütze für die linke Hand benützen. Die innere Handfläche derselben wird an den Pfahl gehalten, der nach rechts ausgestreckte Daumen faßt das Gewehr — ohne beigenommenen Gewehrriemen — und drückt es an den Pfahl. Die rechte Hand umfaßt das Gewehr kräftig und zieht es in die Höhlung der rechten Schulter zurück. Beim Abfeuern darf die linke Hand den Pfahl nicht verlassen und der Daumen darf ebensowenig emvorschnellen, was bedeutenden Hochschuß veranlaßt, und beweist, daß der Mann noch seuerscheu ist. C. Der Anschlag im Liegen, Knieen oder Sitzen.

Diese Art des Anschlages lehrt den Soldaten schon am Scheiben­ stande den Einfluß kennen, den eine richtige Postirung im Terrain und die richtige Benützung desselben zum Auflegen seines Gewehrs mit sich bringt. Gute Deckung und freies Schußfeld sind die Haupt­ bedingungen für ein glücklich durchzuführendes Schützengefecht. Zum Schießen im Liegen legt sich der Schütze flach auf den Bauch, sucht eine Auflage für sein Gewehr zwischen Mittel-

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und Vorderring, die linke Hand hält das Gewehr fest, der Körper ruht auf beiden Ellbogen. Zum Anschlag im Knieen oder Sitzen macht der Soldat erst die Wendung halbrechts; kniet er mit dem rechten Fuße, so kann er den linken Ellbogen auf den Schenkel des linken Fußes Fußes stützen; beim Sitzen muß der Schütze auf den Hacken ruhen. D. Der Anschlag auf ein bewegliches Ziel.

Auf seitwärts sich bewegende Gegenstände zielt man, indem man ihrer Bewegung gleichmäßig mit dem Gewehre folgt Anfänger gewöhnen sich hier leicht ein Reißen oder Mucken an, weßhalb bei dieser Uebung eine ganz besondere Sorg­ falt auf die Beobachtung des Abziehens des Mannes ver­ wendet werden muß. Je weiter der Gegenstand entfernt ist, und je schneller er sich bewegt, um so weiter muß man vor denselben halten, um nicht hinten wegzuschießen (Anl. 7.) Es muß vorgehalten werden auf Infanterie im Schritte: Infanterie im Laufschritte: 0,36 Meter. 100 Schritte 0,25 M eter; ,, 0,52 0,76 200 0,82 1,19 300 1,64 1,13 400 1,46 2,12 500 2,63 1,80 600 auf Cavale rie und Artill erie: im Schritt: im Trab: im Gallopp: 0,68 M. 1,14 M. 100 Schr. 0,28 M. 1,43 2,39 0,59 „ 200 2,23 ,, 3,71 0,93 „ 300 3,08 5,14 400 1,28 „ 1,66 „ 3,98 6,64 500 4,93 8,22 2,05 „ 600

in der Ciirriere 1,37 M. 2,87 4,47 6,17 7,97 9,86

Die Anschlagübungen sind ein Hauptdienstzweig und müssen während der ganzen Dienstzeit ununterbrochen fort­ gesetzt werden, ohne, wie mit Gepäck, in allen Arten des Anschlags, auf stehende und bewegliche Ziele, und auf verschiedene Distanzen. 11. Woriilmng mit blinden Patronen.

(§ 13.) Die blinden Patronen werden stets am Pfahl, nach der Scheibe gezielt, verschossen, und der Mann dabei sorgfältig beobachtet und corrigirt, damit er sich nicht jetzt schon Mucken und Reißen angewöhnt. 12. Manrschiihen. (§ 14.) Man bereitet diese Uebungen schon auf dem Scheibenstande vor, indem man die Leute anregt, darauf zu

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achten, in welcher Deutlichkeit ihnen schäftigten Mannschaften erscheinen.

die an der Scheibe be­

Alsdann lernt der Mann das Verhältniß seines Eigenen gewöhnlichen Schrittes zu den mit der Meß kette abgemessenen und auf dem Scheibenstande benützten Distanzen kennen. Dann prägt man ihm an ungedeckt stehenden, einzelnen, Leuten das Erkennen der verschiedenen Unterscheidungszeichen für verschiedene Distanzen — je nach seinen mehr oder minder guten Augen — ein; dabei zeigt der Lehrer den Einfluß des Lichtwechsels und des Hintergrundes. Am besten stellt man kleine Abtheilungen gegeneinander auf, die ihre Abstände gegenseitig schätzen. Bäume rc. kann man als Zwischenpunkte benützen. Daran knüpft man die Belehrung über das Abkommen auf den betreffenden Distanzen, auf den Bogen, den das Geschoß be­ schreibt und auf den hiebei bestrichenen Raum. Ist hierin Fertigkeit erlangt, so geht man auf durchschnittenes Terrain gegenüber einem sich deckenden Feinde vor. Die Masse der Leute muß bis gegen 600 Schritte ziemlich genau schätzen lernen; die guten Schützen bis zur Gränze der Leistungsfähigkeit der Waffe.

II. Die Scheiben und Scheibenstände. 1. Arten der Hcheiben. (§ 3.)

Zur Anwendung kommen:

Scheibe Nr. 1 (gewöhnliche Scheibe). Sie ist 180 cm. (Jnfanteriehöhe) hoch, 120 cm. breit, und wird von oben nach unten in der Mitte durch einen 5 cm. dicken schwarzen Strich in zwei Hälften getheilt. Neben jeder Seite dieses schwarzen Striches wird die Manns­ breite mit 20 cm. aufgetragen, welche weiß bleibt; der Rest an beiden Seiten wird blau angestrichen. Vom Mittelpunkt der Scheibe aus werden 12 Kreise ge­ zogen, und diese von außen nach innen mit 1 bis 12 numerirt. Der Halbmesser des kleinsten, innersten Kreises (Centrum) ist 5 cm., und die Halbmesser der übrigen wachsen um je 5 cm. Die Ringe Nr. io und 11 werden schwarz ausgefüllt, und bilden mit dem Kreise Nr. 12 den Spiegel. 20 cm. unter dem Spiegel wird der, die Scheibe in die Hälfte theilende, schwarze senkrechte Strich von einem 20 cm. langen und 10 cm. dicken andern schwarzen Striche durchschnitten, welcher gerade die Ringe 4 und 5 deckt; ebenso 20 cm. üb er dem Spiegel. Diese beiden Querstriche heißen der untere und der obere Anker; sie dienen als Hilfs punkte im Abkommen auf Ent­ fernungen, für welche die Visireinrichtung keine Bezeichnung hat»

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Scheibe Nr. 2 (mannsbreite Scheibe). 180 cm. hoch, 40 cm. breit, Bild eines Infanteristen. Strich, Anker, Spiegel fehlen.

Scheibe Nr. 3 (Col onnen - Scheibe). 180 cm. hoch, 240 cm. breit. Weiß. Ein die Scheibe in zwei Hälften theilender senkrechter 15 cm. dicker schwarzer Strich; das Centrum 15 cm. Durchmesser; die Ringe wachsen um 7,5 cm. im Halbmesser; auch die Ringe 10 und 11 sind schwarz ausgefüllt, Spiegel; die beiden Anker, die Ringe 4 und 5 deckend, sind 30 cm. breit und 15 cm. dick.

Scheib e Nr. 4 (Spiegelscheibe). Rund, 30 cm. Durchmesser; die Ringe 11 und 12 bleiben weiß; das Centrum wird schwarz ausgefüllt. Es ist auch ge­ stattet, das Centrum weiß und die Ringe schwarz zu machen. Diese 4 Scheiben dienen zu den verschiedenen Uebungen, und werden sowol als stehende, Zug-, verschwindende und SchietzschartenScheiben verwendet; auf weite Distanzen aber mehrere über-und nebeneinander aufgestellt. 2. Einrichtung -er KcheibenflKnde.

(§5.) Die Entfernungen sind nach der Meßkette gemessen (73 Meter = 100 Schritt) und müssen genau und erkennbar markirt sein. Die Scheiben werden so aufgestellt, daß sie den Schützen auf allen Distanzen in ihrer ganzen Höhe und Breite sichtbar sind. Der für die Zugscheibe eingerichtete Scheibenstand ist 15 Schritte breit. Für die Schießübungen auf die Schießschartenscheibe werden je nach der Oertlichkeit und dem disponibeln Terrain Brust­ wehren angelegt. Die Scharte wird etwa 60 cm. breit und ebenso hoch in die Brustwehr eingeschnitten, erhält gegen die äußere Bö­ schung die angemessene Erweiterung u. s. w. Als Blende wird am geeignetsten eine die Schartenöffnung deckende kleine schwarze Scheibe benützt, und mittels der zum Schießen nach dem verschwindenden Ziele angebrachten Vorrichtung gehandhabt. Der Schießpfahl (zum Schießen mit Anstreichen) soll noch die Rinde haben, rund und nur so dick sein, daß beim Anschlägen der kleine Finger der linken Hand noch den Pfahl umspannen kann. Letzterer wird entweder eingegraben, oder ist transportabel. Das verschossene Blei wird gesammelt, und zwar wird das auf der Erdoberfläche liegende nach jeder Schießübung aufgelesen; das besonders befohlene Ausgraben muß mit mög­ lichster Schonung des Kugelfangs geschehen. Dabei ist zu beachten, daß die Ober fläche der Böschung stets ste in fr ei erhalten werde, damit nicht durch abspritzende Splitter Unglücksfälle beim Schießen herbeigeführt werden. **

14

XXL Schießen.

IIL Das Scheibenschießen. 1. Vorsichtsmaßregeln. (§ 15.) Vor jeder Schießübung wird eine Fahne auf der Krone des Kugelfanges aufgepflanzt. Auf den Scheiben ständen sind folgende Regeln mit größter Strenge zu beachten: 1) Die Zieler st ände werden zeitweise von den die Aufsicht hierüber führenden Offizieren revidirt, ob sie noch den nöthigen Schutz gewähren. 2) Die Anzeiger (Zieler) werden bei längern Schieß­ übungen mindestens alle 2 Stunden abgelöst. 3) Der Verkehr zwischen der schießenden Abtheilung und den Anzeigern findet nur auf der Scheibenbahn selbst statt. Alle Befehle sind durch einen Besteller zu über­ bringen, selbst der, die Scheibe nach beendigtem Schießen abzunehmen, oder nochmal zu markiren u. s. w. Nie darf

zugerufen werden. 4) Haben die Anzeiger die Bahn verlassen und sind hinter die Zieler st ände getreten, so dürfen sie dieselben nie­ mals anders, als nach dem verabredeten Signal für den gefallenen Schuß, wieder verlassen — es mag die Scheibe umfallen, es werde gerufen oder geschrieen, oder es daure noch so lange, bis der nächste Schuß fallt — sie

warten stets den Besteller ad. 5) Werden auf verschiedenen Ständen zu gleicher Zeit Signale gegeben, so müssen sie auch verschieden sein. 6) Das Anzeigen der Schüsse geschieht durch die einfachen Zahlenzeichen, wie auf der Militärschießschule. 7) Wird im Tirailliren nach mehreren Scheiben geschossen, so sind vor Beginn des Schießens die Anzeiger bis zu den Schützen zurück zu ziehen. Erst nach Beendigung des Schießens gehen sie dann wieder, zu den Scheiben vor. 8) Kein Schütze darf das Gewehr früher spannen, als bis die Anzeiger vollständig hinter den Zielerständen sind. 9) Ein geladenes Gewehr muß erst entladen werden, bevor es aus der Hand gesetzt wird. 10) Während des Schießens dürfen Ziel- und Anschlagübungen niemals auf den S chießständen vorgenommen werden. 11) Nach beendigtem Schießen revidire'n die Führer Ge­ wehre und Taschen der Mannschaft, und melden hierüber dem Offizier. Erst dann darf die Abtheilung abmarschiren. Ci nzeln dürfen die Leute den Schießplatz nicht verlassen. 12) Alle vorkommenden Unvorsichtigkeiten, sowol der Schützen bei Handhabung der Waffe, als der Anzeiger bei nachlässiger Befolgung dieser Vorschriften, werden mit rück­ sichtsloser Strenge bestraft.

XXI. Schießen.

15

2. Allgemeine Kegeln.

(§ 15.) Die Schießübungen müssen mit aller Ruhe und ohne jegliche Uebereilung betrieben, und die Kräfte der Lehrer, wie auch der Lernenden in sorgsame Berücksichtigung gezogen werden. Der Rekrut muß, bevor er zum Wachtdienst kommt, seine Vorübung mit mindest 10 Schuß begonnen haben.

Der Soldat soll an einem Schießtage mindestens 5 Schüsse thun, damit er lernt, seine Fehler corrigiren; schießt er fort­ während schlecht, so muß er nach 10 Schüssen aufhören, weil dann der Grund im Mangel an Vorbildung liegt. Jeder Mann muß auf dem Schießstande genau das be­ obachten, was ihm bei den Vorbereitungen gelehrt worden ist. Die Berichtigungen dürfen nur in schonender, nicht in aufregender Weise erfolgen. Während der Lehrer mit dem Soldaten spricht, darf dieser nicht schießen. Oefteres Absetzen, Athem holen, von Neuem anschlagen, und wenn — der Mann zu unruhig — weg­ treten, sind Hilfsmittel zur richtigen Ausbildung.

3. Kebungsarten im Allgemeinen.

(§. 16. A.) Vorzugsweise werden die Schützen auf den nah en Distanzen gebildet; und diese Uebungen sind die eigentliche Schule für den Schießunterricht. Die Hauptmasse der Mannschaft wird in 2 Classen (3. u. 2.) zu kriegsmäßiger Schießfertigkeit durchgebildet; besonders be­ fähigte Leute werden in der 1. Classe als zuverlässige Schützen erzogen. Die 5 letzten Schüsse jeder Entfernung geben die Erfüllung der Bedingungen, um auf größere Entfernungen schießen zu dürfen. Bei Soldaten, welche anerkannt schlecht sehen, bestimmt der Compagnie-Chef die Art und Ausdehnung der Schießübungen. Das Markiren an der Scheibe muß sowol vor Beginn jeder Schießperiode, als auch während derselben in schulmäßiger Weise zum Gegenstand der Uebung gemacht werden. Nur durchaus ver­ lässige Unteroffiziere und Gefreite werden zum Markiren commandirt. Unrichtiges Markiren und Aufschreiben der Schüsse wird, so­ bald es wissentlich geschehen, wie absichtlich unrichtige Meldung im Dienst bestraft (Seite 72. § 139.) Das Aufschreiben der Schüsse geschieht mit Tinte in das für diesen Zweck bestimmte Buch (Schema A mit D); das Schießbuch jedes Schießenden muß ebenfalls zur Stelle sein. 4. Kebungsarten im Besondern. (§ 16. B.) Bor Beginn jeder neuen Uebungsperiode muß auch mit den alten Soldaten die Vorübung, die Grundsätze der Schießkunst enthaltend, wiederholt werden. Erst dann geht man zur Hauptübung, in welcher der Soldat die Leistungs­ fähigkeit seiner Waffe kennen lernt, über.

XXI. Schießen.

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8. «lasse. Borübung. Nr. Schritt.

1 2 3 4

100 150 200 100

6 6 7 8 9 10 11 12 13 14

200 250 300 150 200 100 150 400 500 600

Scheibe.

Anschlag.

Nr. 1 w

angestrichen „

n

n



freihändig

Hauptübung. Nr. 1 angestrichen Nr. 2 liegend Nr. 1 angestrichen „ freihändig „

n

Zugscheibe Nr. 1 „ Nr. 2 freih., knieend Nr. 3 angestrichen n

ft

ft

ft

Bedingungen. 5 Mannsbr. 45 Rge. 5 „ 40 „ 4Mbr.l Sch-30 R. 5 Mannsbr. 35 Rge.

4 Mbr. 1 Sch- 30 R. 3 Treffer 3 Mbr. 2 Sch. 15 R. 4 „ 1 „ 30 „ 4 „ 1 „ 25 „ 5 Treffer mit 3 Mbr. 3 ff 5 „ 20 Rrnge 5 ,, 4 „ 1 Scheibe

2. «lasse. 1 2 3 4

150 100 150 200

5 6 78 9 10 11 12 13

200 250 300 200 150 150 400 500 600

14

700

Vorübung. Nr. 1 angestrichen „ freihändig ff



ff

angestrichen

Hauptübung. Nr. 2 freihändig Nr. 1 freih., knieend „ freihändig Nr. 2 liegend Nr. 4 Zugscheibe Nr. 1 freihändig Nr. 3 „ liegend ff

H

Nr.3m.KreiseintW. auf hohe Kante gestellt.

"

5 Mbr. 45 Ringe 6 ff 40 „ 5 „ 35 „ 4 „ 1 Sch. 35 R. 3 Treffer 3 Mbr. 2 Sch. 20 R 2 ff 3 „ 15 „ 4 Treffer 2 „ 5 „ mit 2 Mbr 5 „ „ 20 Rgn. & " 4 „ 1 Scherbe 3

ff

2

,,

1. Classe. 1 2 3

200 150 150

4

200

Vorübung. Nr. 1 angestrichen „ freihändig „ liegend



freihändig

5 Mbr. 40 Ringe 5 ,, 40 ,, 3 Spiegel, 5 Manns­ breiten, 45 Ringe 4 Mbr., 1 Scheibe, 80 Ringe

XXL Schießen.

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Hauptübung. Nr: Schritt. Scheibe. 250 5 Nr. 2 6 300 150 Zugscheibe Nr. 2 7 8 200 „ Nr. 1 9

10 11 12 13

u

200

Nr. 4

Bedingungen. Anschlag. 3 Treffer freihändig freih., knieend 2 „ freihändig 3 „ . 4 „ mit2Mbr. hinter der 2 „

150 verschwind. Sch. Nr.4 liegend 400 Nr 3 freihändig 500 600 von Nr.3m.Kreiseinthlg freihändig, auf hohe Kante gestellt knieend

2 Tr. auf 10 Schuß 5 „ 25 Ringe 5 „ 4 „ 1 Scheibe 3



2



5 Zusätzliche Bestimmungen. (§ 16.) 1) Aufschläge gelten überall als Fehler. 2) Bei Scheibe 2 gelten nur solche Schüsse, welche die Figur inel. Armatur und Ausrüstungsstücke getroffen haben. Bei Zugscheibe Nr. 1 und Scheibe Nr. 3 sind die Schöffe innerhalb des 1. Ringes noch Treffer. 3) Die Zugscheibe bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von 120 Schritten auf die Minute. Erst auf ein gegebenes Zeichen darf sich die Scheibe in Be­ wegung setzen und der Schütze in Anschlag legen. Bei der 1. Classe gilt es als Fehler, wenn die Zugscheibe über die Bahn geht, ohne daß der Schütze zum Schuß gekommen. 4) Die Uebung Nr. 9 der 1. Classe geschieht aus Schießscharten, welche von 3 Sandsäcken — der 3. als Deckung über die beiden andern (Schartenbacken) gelegt, gebildet werden. 5) Bei der Uebung Nr. 10 der 1. Classe darf die Scheibe nur so lange frei bleiben, als man 12 Schritte gewöhnlichen Marschtempos zählt. Kommt der Schütze während dieser Zeit (10 Sekunden) nicht zum Schuß, so rechnet es als Fehler. Hat der Schütze die gestellten Bedingungen mit weniger als 10 Schüssen erreicht, so ist diese Uebung für ihn beendigt.

6. Weitere Bedungen (§ 16.) Die beiden folgenden Uebungen sind für alle drei Classen gleich, und wird jeder Mann dazu herangezogen. Bei der Tir aillir-Uebung verschießt;eder Soldat auf etwa 200 Schritte 5 Patronen nach Scheibe 2. Das Salvenfeuer wird in geschlossenen Sektionen nach Scheibe 3 auf 2 und 300 Schritte abgegeben. 7. Gualification den Lchietztlaffen. (§ 17.) Jeder Anfänger ist in Classe 3 und bleibt so lange, bis er die Bedingungen zum Uebertritt tu die 2 erfüllt hat.

18

XXI. Schlehen.

Wer in der 3. Classe die Uebungen 5 mit 11, mit 55 und weniger Patronen unter Erfüllung der Bedingungen durchschossen hat, steigt in Classe 2. Wer in der 2. Classe die Uebungen 5 bis 13 mit 55 und weniger Patronen unter Erfüllung der Bedingungen durchschossen hat, kommt in Classe 1. > Zurückversetzung in eine niedere Schießclasse findet nicht statt; der schlechter schießende Mann wird um so mehr geübt. In den Entlassungsscheinen wird die Schießclasse be­ zeichnet, ebenso erhaltene Prämien u. a. m.

8. Schießprämien und Auszeichnungen. (§ 20.) An den Schießprämien nehmen alle drei Classen theil. Das Schützen-Abzeichen (S. 163) wird nur absolut guten Schützen verliehen.

An Prämien erhält: Jedes Jnfant.-Bataillon | a. für Unteroffiziere

5 fl. 45 kr. 2 „ 45 3 „ 30 für jede Compagnie | b. „ Soldaten 2 „ 45 fr ff 1 ff ff ff 5 „ 45 a. für Unteroffiziere 3 „ 30 Jedes Jäger - Bataillon 2 „ 45 3 „ 30 b. „ Soldaten für jede Compagnie 2 „ 45 1 ff Statt der Prämien von 5 fl. 45 kr. bis 2 fl. 45 kr. können auch silberneMedaillen im nemlichen Werthe verliehen werden. Die Verleihung der Prämien an Unteroffiziere ordnet der Bataillons-Commandeur an. Bestimmt er ein Co ncurrenz-Schießen, so können dieß nur jene mitmachen, welche in ihrer Classe die Bedingungen der Uebungen 5 mit 14 erfüllt haben. Das Schützenabzeichen können nur Mannschaften der 1. Classe erhalten. Es wird blos an die 12 besten Schützen jeder Compagnie, und nur an solche verliehen, welche die Uebungen 5 bis 14 der 1. Classe mit 60 und weniger Patronen durchschossen !wben. Dieses Abzeichen kann sohin erst im 3. Dienstjahre erangt werden. Ebenso können an die besten Schützen unter den, Unter­ offizieren eines Bataillons 12 Schützenabzeichen gegeben werden, soferne ihre Schießfertigkeit nicht hinter jener der besten Schützen

XXI. Schießen, in den Compagnien zurückgeblieben ist. Bataillons-Commandeur.

19 Hierüber entscheidet der

Die Verleihung der Schießprämien und Auszeichnungen findet in angemessen feierlicher Weise statt.

9. Anzug. (§ 23.) Die ersten 4 Uebungen jeder Classe werden im be­ quemen Anzug, Lederzeug ohne Gepäck, Mütze abgehalten. Das Tirailliren, Salvenfeuer und Prüfungsschießen geschieht vollkommen feldmäßig.

Bei allen andern Uebungen: gepackter, oder bis zu 8V2 Kilo­ gramm beschwerter Tornister, vollständiges Lederzeug, Helm; doch ohne Mantel und Kochgeschirr.

IV. Schießbücher. Kleines Schietzbuch des Schützen. (B.) Es wird wie das Compagnie-Schießbuch angelegt. In die Rubrik „Bemerkungen" trägt der Soldat sein Ab­ kommen auf den verschiedenen Distanzen ein.

Sein Schießbuch darf der Soldat bei der Entlassung mit­ nehmen.

20

Aenderungen.

Weitere Aenderungen zum Leitfaden für den Unterricht des Infanteristen und Jägers. Seite 30, Zeile 3 v. ob. Dieser Satz zu streichen; dagegen: Für die Beförderung zum Unteroffizier bilden entsprechende dienstliche Ausbildung, gute Führung, festes männliches Benehmen, so­ wie die bestandene Schlußprüfung oer Unteroffizier-Aspiranten­ schule die Grundbedingungen (B.Bl. 1873, Nr. 40). Seite 30, Zeile 2 v. ob. ist anzufügen: (G. II. § 1. Ziff. 4). Seite 63, Zeile 14 v. ob. ist der Absatz a) zu streichen. Seite 84, Zeile 17 v. ob. einzuschalten: (K. M. R. 23. Dzmbr. 1873 Nr. 21546). Jedes Infanterie,- Jäger und Pionier-Bataillon schickt 6 Mann zur Ausbildung als Pferdewärter zu den berittenen Abtheilungen; zum Reitunterricht werden sie dort nur nach Maßgabe der hiefür disponibeln Pferde heran­ gezogen. Eine Geldzulage wird diesen Mannschaften nicht ge­ währt. — (K. M. R. 6. Dzmbr. 1866 Nr. 23163). Um den berittenen Offizieren der Infanterie rc. gelernte Reitknechte als Pferdewärter zuführen, und die Infanterie-Regimenter rc. mit entsprechenden Fuhrsoldaten versehen zu können, werden diese Soldaten zur Erlernung der Wart, Pflege und Be­ handlung der Pferde, der Sattelung, Zäumung und des Reitens den Cavalerie- und Feld-Artillerie-Regimentern zu­ gewiesen. Seite 159, letzter Absatz gestrichen, dagegen: (B.Bl. 1873 Nr.60) Die Artillerie-Depots; die Direktion der Artillerie-Werk­ stätten, die Direktion des Hauptlaboratoriums (beide in Mün­ chen); die Direktion der Pulverfabrik (in Ebenhausen bei Ingolstadt); die Direktion der Geschützgießerei (Augsburg), die Ouvriers- und die Feuerwerks-Compagnie (in München). Seite 160, Zeile 3 v. ob. (B. Bl. 1873 Nr. 68) Die Direktion der Gewehrfabrik (in Amberg). Seite 165, Zeile 5 v. u. anstatt rc. Stülpnagel: General d. Inf. von Schwartzkoppen.