Das deutsche Urheberrecht an literarischen, künstlerischen und gewerblichen Schöpfungen: Mit besonderer Berücksichtigung der internationalen Verträge [Reprint 2016 ed.] 9783111631370, 9783111251882


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German Pages 134 [136] Year 1905

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Table of contents :
Inhaltsübersicht
Literatur
Einleitung
Die deutsche Gesetzgebung auf dem Gebiete des Urheberrechtes
Das Urheberrecht an Werken der Literatur und Kunst. Der Schutz von Werken der Literatur und Tonkunst
Gewerbliches Urheberrecht
Strasbestimmungen
Sachregister
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Das deutsche Urheberrecht an literarischen, künstlerischen und gewerblichen Schöpfungen: Mit besonderer Berücksichtigung der internationalen Verträge [Reprint 2016 ed.]
 9783111631370, 9783111251882

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S a m m lung Göschen

D as Deutsche Urheberrecht an literarischen, künstlerischen und gewerblichen Schöpfungen M it besonderer Berücksichtigung der internationalen Verträge von

Dr. Gustav Rauter Patentanwalt in Charlottenburg

Leipzig G. I . Göschen'sche Berlagshandlung 1905

Al l e Recht e, i n s b e s o n d e r e d a s Üb e r s e t z u n g s r e c h t , v o n de r V e r l a g s h a n d l u n g v o r b e h a l t e n .

Spamersche Buchdruckerei in Leipzig.

Inhaltsübersicht. Seite

L ite ra tu r.................................................................................. 4 Einleitung . . . . ........................................................ 7 Die deutsche Gesetzgebung auf dem Gebiete des Urheberrechtes 11 A llg e m e in e s ....................................................................11 Zusammenstellung aller hier zu berücksichtigenden Gesetze und V e r trä g e ............................................... 16 D as Urheberrecht an Werken der Literatur und Kunst . 19 Der Schutz von Werken der Literatur und Tonkunst 19 Das Verlagsrecht an Werken der Literatur und T o n k u n st.................................................................... 28 Das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste und an verwandten Erzeugnissen........................... 36 Die internationalen Verträge zum Schutze des Ur­ heberrechtes an Werken der Literatur und Kunst 42 Gewerbliches U rheberrecht..........................................................53 Grundlagen des Erfindungsschutzes . . . . . 53 Praktische Handhabung des Erfindungsschutzes. . 72 Der Schutz der Muster und M odelle........................... 88 Warenzeichenschutz..........................................................95 Die Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs und verwandte G e b ie te .................................................. 103 Die internationalen Verträge zum Schutze des ge­ werblichen Urheberrechtes............................................. 109 S trafbestim m ungen.................................................................. 119 Sachregister................................................................................. 130

Literatur. 1. A llf e ld , Kommentar zu den Reichsgesetzen über das gewerbliche Ur­ heberrecht; Patentgesetz, Gesetz, betr. das Urheberrecht an Mustern und Modellen, Gesetz, betr. den Schutz von Gebrauchsmustern, Gesetz ^unt Schutz der Warenbezeichnungen, sowie zu den internationalen Vertragen zum Schutze des gewerblichen Urheberrechts. München 1904 bei Beck. 2. A l l f e l d , Kommentar zu den Gesetzen vom 19. Ju n i 1901, betr. das Urheberrecht an Werken der Literatur und der Tonkunst und über das Verlagsrecht, sowie zu den internationalen Verträgen. München 1902 bei Beck. 3. Blatt für Patent-, Muster- und Zeichenwesen. Berlin bei Carl Heymann. 11. Jahrgang 1905. 4. D a m m e , Das Reichsaesetz, betr. die Patentanwälte, vom 21. Mai 1900, für den praktischen Gebrauch systematisch dargestellt. Berlin 1900 bei Otto Liebmann. 5. D en k sch rift über die Geschäftstätigkeit des Kaiserlichen Patentam tes und die Beziehungen des Patentschutzes zu der Entwicklung der einzelnen Industriezweige Deutschlands in oen Jahren 1891 bis 1900, vom Präsi­ denten des Kaiserlichen Patentam tes. Berlin 1902 bei Carl Heymann. 6. G a r e is (später Osterrietb), Die P atent-, Muster- und Markenschutz­ gesetzgebung aller Länder des Erdballs. Zuletzt erschienen: Neue Folge, Band 6. Berlin 1904 bei Carl Heymann. 7. G e ite l, Die Praxis des Gesetzes zum Schutze der Warenbezeichnungen, vom 12. M ai 1894. Systematische Zusammenstellung der grundlegenden patentamtlichen und gerichtlichen Entscheidungen und Mitteilungen, ein­ schließlich der veröffentlichten Freizeichen. Berlin 1900 bei G. Siemens. 8. Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht. Zeitschrift des Deutschen Vereins für den Schutz des gewerblichen Eigentums. Berlin bei Carl Heymann. 10. Jahrgang 1905. 9. J s a y , Patentgesetz und Gesetz, betr. den Schutz von Gebrauchsmustern. Systematisch erläutert. Berlin 1903 bei F. Vahlen. 10. K ö h le r, Handbuch des deutschen Patentrechts in rechtsvergleichender Darstellung. Mannheim 1900—1902 bei I . Bensheimer. 11. M ü l l e r . Das Reichsgesetz zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs, vom 27. M ai 1896. Kommentar. 4. Aust. Fürth 1904 bei G. Rosenberg. 12. M ü l l e r , Das deutsche Urheber- und Verlagsrecht. München 1901 bei I . Schweizer. 13. O s te rr ie th , Bemerkungen zum Entwurf eines Gesetzes, betr. das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste und der Photographie. Berlin 1904 bei Carl Heymann.

Literatur.

5

O s te r r ie th und A xster, Die internationale Übereinkunft zum Schutze des gewerblichen Eigentums, vom 20. März 1883, nebst oen übrigen Verträgen des Deutschen Reichs über den gewerblichen Rechtsschutz. Berlin 1903 bei Carl Heymann. P a t e n t b l a t t (Bekanntmachungen auf Grund des Patentgesetzes und i u u c t f

25. 26. 27. 28. 29. 30.

v y t \ *~z) o u v v w 4 - u t u y [ U 4 i 5 v t v

u iu u u iv v tu

vom 27. M ai 1896, nebst den ergänzenden Bestimmungen des Bürger­ lichen Gesetzbuchs. Kommentar. Berlin 1903 bei I . Guttentag. R a u t e r, Das Deutsche Patentgesetz und die Vorschläge des Deutschen Vereins für den Schutz des gewerblichen Eigentums. S tuttgart 1904 bet Ferdinand Enke. R a u t e r , Die Gesetze, Verordnungen und Verträge des Deutschen Reichs, betr. den Schutz der gewerblichen, künstlerischen und literarischen Urheber­ rechte. Vollständige Textausgabe mit ausführlichem Sachregister und verweisenden Anmerkungen. Hannover 1905 bei Gebrüder Jänecke. R h e n i u s , Gesetz zum Schutz der Warenbezeichnungen, vom 12.Mail894. Für die Praxis erläutert. Berlin 1897 bei Carl Heymann. R o b o ls k i, Das Gesetz, betr. den Schutz von Gebrauchsmustern, vom 1. Ju n i 1891. 2. Auflage. Berlin 1904 bei Carl Heymann. R o b o ls k i, Das Patentgesetz vom 7. April 1901. 2. Auslage. Berlin 1901 bei Carl Heymann. S c h an ze, Das Recht der Erfindungen und der Muster. Leipzig 1900 bei Roßberg. S ch m id , Die Gesetze zum Schutz des gewerblichen Eigentums. Berlin »eymann. 1897 bei Carl Heymann. S e lig s ö h n , Gesetz zum Schutz der Warenbezeichnungen. 2. Auflage. Berlin 1905 bei I . Guttentag. S e lig s ö h n , Patentgesetz und Gesetz, betr. den Schutz von Gebrauchs­ mustern. 2. Auflage. Berlin 1901 bei I . Guttentay. S t e n g l e i n , Die Reichsgesetze zum Schutze des geistigen und gewerb­ lichen Eigentums. 3. Auslage. Berlin 1902 bei O. Liebmann. S t e p h a n . Gesetz, betr. die Patentanwälte, vom 21. M ai 1900. Berlin 1900 bei I . Guttentag. S t e p h a n und S chm id, Der Schutz der gewerblichen Urheberrechte des I n - und Auslandes. Leipzig 1899 bei C. L. Hirschfeld. Unlauterer Wettbewerb. Monatsschrift für gewerblichen Rechtsschutz. Berlin bei Hermann Walther. 4. Jahrgang 1905. Warenzeichenblatt, herausgegeben vom Kaiserlichen Patentam t. Berlin bei P. Stankiewicz. 12. Jahrgang 1905.

Einleitung. Das U rh e b e rre c h t int weitesten Sinne dieses Wortes gehört zu denjenigen Rechtsgebieten, die sich erst in den letzten Jahrhunderten langsam gebildet haben, und an deren weiterem Ausbau noch immer besonders eifrig gearbeitet w ird. Während das ältere Privatrecht sich nur auf Per­ sonen und Sachen und auf die Beziehungen zwischen diesen beiden bezog, so faßte erst spät der Gedanke Wurzel, daß auch die Rechte geschützt werden müßten, die von einem Menschen aus sich nicht auf andere. Personen oder auf Sachen, sondern auf nicht greifbare Güter, insbesondere auf die Erzeugnisse seiner geistigen Tätigkeit erstreckten. Es b il­ dete sich damit neben dem bisherigen Begriff des Rechtes an greifbaren Sachen, an sogenannten M a t e r ia lg ü t e r n auch noch ein Recht an unkörperlichen Werten, an J m m a t e r ia lg ü te r n aus. Hierzu gehört auch das Urheber­ recht, in weitestem Sinne des Wortes verstanden. T ies Urheberrecht wurde dann n ur sehr langsam und keineswegs in systematischer Folgerichtigkeit verwirklicht. Während seine Grundlagen in der Person des Urhebers selber liegen und zunächst dessen Recht an seinem E r­ zeugnisse in sich begreifen, so wurde praktisch doch zunächst das davon abgeleitete Recht des Trtlckers und Verlegers geschützt, die ihm zur Vervielfältigung übergebenen Bücher allein verbreiten zu dürfen. Es w ar also das der Schutz des Verlegers gegen Nachdruck die erste greifbare V er­ körperung des Urheberrechtes.

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Einleitung.

Weiter erkannte man zunächst auch noch nicht das U r­ heberrecht oder das Recht gegen Nachdruck ganz allgemein als solches an, sondern man begnügte sich damit, in be­ sonderen Einzelfällen dies Recht an bestimmte Personen zu verleihen, und zwar in Gestalt von sogenannten P r i v i ­ le g ie n . Allmählich wurden nun diese aus besonderer Gnade ver­ liehenen Privilegien als eine Bevorzugung gewisser Kreise gegenüber anderen Personen angesehen, die unzweifelhaft ebensowohl berechtigt gewesen wären, ein P rivile g auch fü r ihren Gewerbebetrieb zu verlangen. Aus den Privilegien entwickelte sich demgemäß ein a llg e m e in e r R e c h ts a n ­ spruch des Verlegers auf gesetzlichen Schutz. Weiter erkannte man, daß nicht nur der Verleger, sondern in erster Linie der S c h r ifts t e lle r zu schützen sei, da dieser doch die Quelle war, aus der auch der Gewinn des V er­ legers floß. Was dem Schriftsteller b illig war, w ar dann natürlich auch dem M u s ik e r und dem bildenden K ü n s tle r, schließlich auch dem P h o to g ra p h e n und dem A rc h ite k te n recht, so daß das Feld des Urheberschutzes immer größer wurde. Indessen waren es nicht nur literarische oder künstlerische Geisteserzeugnisse, die eines Schutzes wert erschienen. Viele fruchtbringende Gedanken sprachen sich in einer anderen, auf den Fortschritt g e w e rb lic h e r Tätigkeit sich beziehenden Form aus. S o entstanden dann im Zeitalter der E nt­ deckungen uub Erfindungen neben den Buchdruckerprivilegien auch solche fü r E r f in d e r . Auch hier trat allmählich an die Stelle der W illkür ein gesetzlich begründeter Anspruch auf Erteilung eines Schutzes, und der Name P rivile g wich demjenigen des P a te n te s . F ü r weniger wichtige gewerblich verwertbare Schöpfungen reihte sich dem Patentschutz noch der Musterschutz in sehr verschiedenen Formen an.

Einleitung.

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Neben dem B e d ü rfn is nach einem Schutz der E rfin ­ dungen und sogar noch frühe r als dieser wurde in den Kreisen der Gewerbetreibenden auch die Notwendigkeit empfunden, solche Zeichen geschützt zu sehen, die die Herkunft gewisser W aren aus bestimmten Betriebsstätten andeuteten. E s entstand somit das Recht des M a rk e n s c h u tz e s , das demnach dem gewerblichen Urheberrecht nahe verwandt ist. W enn auch die M arke als solche in der Regel nicht den W e rt einer selbständigen Schöpfung haben kann, so ist sie doch m it den Erzeugnissen, die sie kennzeichnen soll, und m it dem ganzen betreffenden Geschäftsbetrieb so eng ver­ bunden, daß m an den Markenschutz sogar üm iter als einen T e il des Urheberschutzes selber ansprechen kann. Vielleicht kann m an sagen, daß sich die M arke des Gewerbetreibenden zu der W are so verhält, w ie der T ite l eines Buches zu dessen In h a lt . In s o fe rn der T ite l als ein wesentlicher Bestandteil eines S chriftw erkes m it unter den literarischen Urheberschutz fä llt, w ird auch die M arke m it Gegenstand des gewerblichen Urheberschutzes sein müssen. N u n gibt es aber weiter noch viele nicht greifbare E r ­ zeugnisse menschlicher, auf das Gewerbe gerichteter Tätigkeit, die gleichfalls nach einem Schutze verlangen, die aber doch nicht von dem E rfind un gs-, M uster- oder Markenschutz erfaßt werden. H ierhe r gehören diejenigen Gedanken, Kunstgriffe usw., die man un ter dem Namen der F a b r ik g e h e im n is s e zu­ sammenfaßt. Diese Fabrikgeheimnisse gegen Verdat zu schützen, ist eine der Aufgaben des Gesetzes gegen den u n ­ la u t e r e n W e t t b e w e r b , das im übrigen noch, wie schon der T ite l andeutet, verschiedene andere Bestrebungen verfolgt, die schon unzweifelhaft nicht mehr dem Gebiete des Urheber­ rechtes angehören. D e nn wie überall, so sind auch hier die Grenzen der verschiedenen Rechtsgebiete nicht scharf zu be­ stimmen.

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Einleitung.

Schon bei dieser Besprechung haben wir gesehen, daß sich das Urheberrecht in zwei große Teile zerlegen läßt, nämlich in das künstlerische und lite ra risc h e Urheber­ recht einerseits und in das gew erb lich e Urheberrecht anderer­ seits. Dem ersteren Gebiete ist auch das Verlagsrecht bei­ zuzählen, wenn schon dieses strenggenommen nicht mehr zum eigentlichen Urheberrecht gehört, sondern sich vielmehr nur auf ihm aufbaut. Ferner liegt von den beiden erst­ genannten Rechtsgebieten das künstlerische Urheberrecht dem gewerblichen insofern näher als das literarische, weil es, wie z. B. bei Mustern, vielfach kaum zu unterscheiden ist, ob es sich um kiinstlerische oder um gewerbliche Erzeugnisse handelt, ein Umstand, der schon durch den bloßen Namen des K u n stg e w e rb es angedeutet wird. Das gewerbliche Urheber-recht enthält dann zunächst das Gebiet des E rfin d u n g ssc h u tz e s, dem das Recht der P a te n te und das der G e b ra u c h sm u ste r angehören. T ann fällt hierher der M usterschutz, der, wie bemerkt, wiederum auf das künstlerische Urheberrecht zurückweist. D er M arkenschutz bildet eine besondere Gruppe für sich. Schließlich vermittelt der Schutz von F a b rik g e h e im n iss e n den Übergang zur Bekämpfung des u n la u te r e n W e tt­ b e w e rb s und zu anderen Rechtsgebieten, die ihrer Natur nach wesentlich zum S tr a f r e c h t gehören. Tie Benennung Urheberrecht für das ganze hier in Betracht kommende Gebiet ist, wie weiter bemerkt sein mag, nicht ganz allgemein gebräuchlich. Vielfach nennt man nur das literarische und künstlerische Urheberrecht mit diesem Namen, während das gewerbliche Urheberrecht oft auch ohne eine zusammenfassende Bezeichnung gelassen wird. Oder man nennt ersteres Gebiet dasjenige des g eistig e n E ig e n tu m s , während letzteres als g e w erb lich e s E ig e n ­ tu m verstanden wird. T er Name geistiges Eigentum ist

Die deutsche Gesetzgebung auf dem Gebiete des Urheberrechtes.

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sehr anschaulich, indem er ohne weiteres das hier behandelte Rechtsgebiet m it dem Sachenrecht in Vergleich setzt. Jedoch ist er neuerdings, in Deutschland wenigstens, wieder verlassen worden, w e il andererseits doch auch das Sachenrecht und das Urheberrecht wesentliche Verschiedenheiten aufweisen. T ie Bezeichnung gewerbliches Eigentum dagegen, die fü r das gewerbliche Urheberrecht in Deutschland noch viel­ fach gebräuchlich ist, muß als w eit weniger glücklich ange­ sehen werden. S ie ist n u r durch die Gegenüberstellung m it dem B e g riff des geistigen Eigentum s verständlich, ent­ behrt aber im übrigen so sehr der wünschenswerten Be­ stimmtheit, daß schließlich auch Fabrikanlagen, Maschinen, Aktien usw. als gewerbliches Eigentum angesprochen werden könnten. Noch eine andere Bezeichnung fü r das hier in Rede stehende Rechtsgebiet sei erw ähnt, die m it der eingangs gegebenen Begriffsbestim m ung anschließt und deshalb vielleicht den Vorzug der Bestim m theit haben würde, die sich aber doch nicht recht einbürgern kann, w e il sie ein gerade nicht glücklich gewähltes F rem dw ort darstellt. E s ist der Name I m m a t e r i a l g ü te r r e c h t, m it dem übrigens wiederum einige n u r das gewerbliche im Gegensatz zu dem literarischen und künstlerischen Urheberrecht, andere aber besser alle hier behandelten Gebiete zusammen bezeichnen.

Die deutsche Gesetzgebung auf dem Gebiete des Urheberrechtes. Allgemeines. D ie deutsche Gesetzgebung auf dem Gebiete des Urheber­ rechtes beginnt m it Bestimmungen in der Verfassung des Norddeutschen Bundes, wonach der Beaufsichtigung und der Gesetzgebung des Bundes unter anderem auch die E rfin d u n g s-

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Die deutsche Gesetzgebung auf dem Gebiete des Urheberrechtes.

patente, sowie der Schutz des geistigen Eigentum s unterliegen sollten. Diese Bestimmungen wurden in der deutschen Reichs­ verfassung dann wiederholt. Das erste hier in Betracht kommende Gesetz, abgesehen vo n einem inzwischen wieder erloschenen V ertrage m it der Schweiz, w a r dasjenige vom 11. J u n i 1 8 7 0 , betreffend das U r h e b e r r e c h t a n S c h r i f t w e r k e n , Abbildungen, musikalischen Kompositionen mit) dramatischen Werken. Es folgte dann das Gesetz vom 30. November 1874, betreffend den M a rk e n s c h u tz , sowie die drei Gesetze vom 9., 10 und 11. J a n u a r 1 8 7 6 , betreffend das Urheberrecht an Werken der b ild e n d e n K ü n s te , betreffend den Schutz der P h o t o g r a p h ie n gegen unbefugte Nachbildung, sowie betreffend das Urheberrecht an M u s t e r n u n d M o d e lle n . D a s P a te n tg e s e tz vom 25. M a i 18 7 7 schloß diesen A b ­ schnitt der Gesetzgebung. Bald machten sich Bestrebungen auf Neugestaltung dieser Gebiete geltend. Zunächst wurden die Verhältnisse des Urheberrechtes an Werken der L ite ra tu r und Kunst, die schon früher durch Verträge m it einigen S taaten eine über das Gebiet des Teutschen Reiches hinausgehende Regelung gefunden hatten, durch den Abschluß der B e r n e r Ü b e r ­ e in k u n f t vom 9. September 1 8 8 6 auf eine wesentlich breitere G rundlage gestellt. Dieses, nochmals durch die sogenannte P ariser Zusatzakte w eiter ausgestaltete Überein­ kommen zwischen Deutschland und einer großen Reihe anderer Staaten wurde dann außerdem noch durch weitere V erträge m it einigen diesem nicht beigetretenen Staaten vervollständigt. A uf dem Gebiete des gewerblichen Urhebenechtes wurde ferner am 7. A p r il 18 91 ein neues P a te n tg e s e tz erlassen, das durch das G e b ra u c h s m u s te rg e s e tz vom 1. J u n i 1891 ergänzt wurde. I m Anschluß daran wurden Verträge m it einigen ausländischen S taaten abgeschlossen, die den A n -

Allgemeines.

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gehörigen des Teutschen Reiches und jener anderen Staaten wichtige gegenseitige Vorteile auf dem Gebiete des Patent-, Muster- und Zeichenwesens einräumten. Weiter wurde dann am 12. M a i 1894 das alte M arken­ schutzgesetz durch ein Gesetz zum Schutze der W a re n b e ­ zeichnungen ersetzt. Letzteres wurde am 27. M a i 1896 durch das Gesetz zur Bekämpfung des u n la u te r e n W e tt­ b e w e rb s in vielen Punkten ergänzt. Das B ü rg e rlic h e Gesetzbuch vom 18. August 1896 enthält gleichfalls ver­ schiedene hier zu berücksichtigende Bestimmungen. Auch das Gesetz, betreffend den Schutz des Genfer Neu­ tralitätszeichens, des sogenannten R o te n K re u z e s , vom 22. M ärz 1902 gehört hierher. I n die nämliche Zeit fä llt ungefähr auch der Erlaß des P a te n ta n w a lts g e s e tz e s vom 2 1 .M a i I9 6 0 , das dieV erhältnisse der berufsmäßigen Vertreter auf dem Gebiete des Patent-, Muster- und Zeichenwesens regelt und diese der Organisation des Patentamtes in gewissem Grade angliedert. E in dritter Abschnitt der Gesetzgebung auf dem Gebiete des Urheberrechtes hat sodann m it den beiden Gesetzen vom 19. J u n i 1901 begonnen, die das U rh e b e rre c h t an Werken der L it e r a t u r und T o n k u n s t, sowie das V e r la g s re c h t neu ordneten. E in Gesetzentwurf, betreffend das Urheber­ recht an Werken der b ild e n d e n K ü n ste , einschließlich der B a u k u n s t, sowie der P h o to g r a p h ie n , ist bereits ver­ öffentlicht. Dagegen hat ein solcher bezüglich des K u n s t­ v e rla g s re c h te s noch keine greifbare Gestalt gewonnen. Gleichzeitig wurden auf dem Gebiete des gewerblichen Urheberrechtes wesentliche Veränderungen gebracht durch den am 1. M a i 1903 erfolgten Anschluß Deutschlands an die Internationale Übereinkunft zum Schutze des gewerb­ lichen Eigentums, die sogenannte P a r is e r Ü b e r e in k u n ft vom 20. M ärz 1883 in ihrer namentlich durch die B rü s s e le r

14 Die deutsche Gesetzgebung auf betn Gebiete des Urheberrechtes. Z usatzakte vom 1 4 .Dezember 1900 abgeänderten Gestalt. Die Bestimmungen dieser Verträge haben damit auch für Deutschland Gesetzeskraft erhalten. D as Gesetz zum Schutze auf A u s s t e l l u n g e n vorgeführter Erfindungen vom 18. M ärz 1904 stellt sich als ein Ausführungsgesetz zu diesen dar. Auch die mit verschiedenen einzelnen ausländischen Staaten geschlossenen Verträge, betreffend die Verhältnisse des gewerblichen Urheber-rechtes, mußten demgemäß abge­ ändert werden, soweit diese Staaten der Pariser Überein­ kunft ebenfalls angehörten. Wenn wir nun im nachfolgenden den In h a lt der gegen­ wärtig geltenden deutschen Gesetze und Verträge auf dem Gebiete des Urheberschutzes uns vergegenwärtigen, so werden wir diese Gesetze natürlich nicht ihrem W ortlaute nach wieder­ geben können, da fast schon ein bloßer Abdruck der Gesetzes­ texte den Rahmen dieses Büchelchens überschreiten würde, ganz zu schweigen von den zahlreichen Ausführungsverord­ nungen, Bekanntmachungen usw., wie sie namentlich zu den Gesetzen auf dem Gebiete des gewerblichen Urheberrechtes erlassen worden sind. Auch werden wir uns bei der Besprechung der Gesetze nicht nach deren zeitlicher Aufeinanderfolge, sondern nach der im vorigen Abschnitt gegebenen systematischen Gliederung des Stoffes richten. Wir werden zuträchst die Gesetze bezüglich des Urheber­ rechtes an Schriftwerken und an Werken der Tonkunst, sowie bezüglich des Verlagsrechtes zu besprechen haben. E s folgen dann die Gesetze, die den Schutz der bildenden Kunst, einschließlich der Baukunst und der Photographien bezwecken. Hierbei wird auch die nahe bevorstehende Um­ gestaltung dieses Rechtsgebietes gebührend berücksichtigt werden müssen.

Allgemeines.

15

A lsd a n n werden die internationalen Verträge auf dem Gebiete des Urheberrechtes an Werken der L ite ra tu r und Kunst besprochen werden. W ir gehen darauf zu dem ge­ werblichen Urheberrecht über und befassen uns h ier zunächst m it dem Erfindungsschutz, umfassend das P a te n t- und Gebrauchsmusterrecht. D a n n w ird der Schutz an M ustern und M o d e lle n , sowie derjenige der Warenbezeichnungen erörtert werden. D a ra n anschließend w ird bezüglich des Schutzes der Fabrikgeheimnisse und der Bekämpfung des unlauteren W ett­ bewerbs das Wichtigste m itzuteilen sein. Es fo lg t nun die Besprechung der internationalen V e r­ träge auf dem Gebiete des gewerblichen Rechtsschutzes. H ie ra u f w ird noch zusammenfassend auf die S t r a f ­ bestimmungen hinzuweisen sein, die die verschiedenen U r­ heberschutzgesetze enthalten, da deren E rw ähnung bei den einzelnen Gesetzen selber zu viele W iederholungen m it sich bringen würde. Eine Zusammenstellung a l l e r hier in Betracht kommen­ den Gesetze und Verträge gibt die folgende Übersicht:

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Die deutsche Gesetzgebung auf dem Gebiete des Urheberrechtes.

Übersicht d e r deutschen G esetz g e b u n g , sowie d e r i n t e r ­ n a t i o n a l e n V e r t r ä g e , b e t r e f f e n d d a s U r h e b e r r e c h t und v e r w a n d t e G e b ie te , nach dem Inkrafttreten der betreffenden Gesetze und Verträge geordnet. (Die jetzt ihrem ganzen Umfange nach nicht mehr geltenden, sowie die nur Entwurf gebliebenen Gesetze und Verträge sind mit liegender Schrift angegeben.) Zeitpunkt des Erlasses 1. Übereinkunft zwischen dem Nord­ deutschen Bunde und de)'Schweiz wegen gegenseitigen Schutzes der Rechte an literarischen Erzeug­ nissen und Werken der Kunst IS. Mai 1869 2. Gesetz, betreffend das Urheber­ recht a n Schriftwerken, Abbil­ dungen, musikalischen Kompositionenu-dramatischenWerken 11. J u n i 1870 3. Gesetz über Markenschutz . . 10. Nov. 1874 4. Gesetz, betreffend das Urheber­ recht a n M ustern u. Modellen 11. J a n . 1876 5. Gesetz, betreffend das Urheber­ recht a n Werken der bildenden K ü n s t e ................. 9. J a n . 1876 6. Gesetz. betreffend den Schutz der Photographien gegen u n ­ befugte Nachbildung. . . . 10. J a n . 1876 7. (AZtes) Patentgesetz . . . . 25. Mai 1877 8. Übereinkunft zwischen Deutsch­ land und Frankreich, betreffend den Schutz an Werken der Lite­ ratu r und K u n s t.1 9.A pril 1883 9. Übereinkunft zwischen Deutsch­ land und B elgien, betreffend den Schutz von Werken der Literatur und Kunst . . . 12. Dez. 1883 10. Übereinkunft zwischen Deutsch­ land und I ta lie n , betreffend den Schutz an Werken der Lite­ ratu r uno K u n s t...................... 20. J u n i 1884

Jn k rafttretens

Erlöschens

1. Sept. 1869

17. Nov. 1899

1. J a n . 1871 1. Mai 1875

teilweise 1. J a n . 1902 1. OK 1894

1. A pril 1876



1. J u li 1876

-

1. J u li 1876 1. Juli 1877

— l.Okt.1891

6. Nov. 1883



11. Aug. 1884



23. Nov. 1884

Übersicht.

17 Zeitpunkt des

Erlasses

Jn k rafttretens

Erlöschens

2. J u n i 1886

29.0Jcf.1886

16. Dez. 1897

11. Übereinkunft zwischen dem Deutschm Reiche und Großbritannien , betreffend den gegenseitigen Schutz der Rechte an Weihen der Lite­ ratur u n d K u m t

12. Ü bereinkunft, betreffend die Bildung eines internationalen geändert seit Verbandes p m Schutze von dem Werken der L iteratur und Kunst (Berner Übereinkunft) . . . 9. Nov. 1886 5. Dez. 1887 9. Dez. 1897 13. Gesetz, betreffend die A usfüh­ rung der a m 9. September.1886 zu Bern abgeschlossenen Über­ einkunft wegen Bildung eines internationalen Verbandes zum Schutze von Werken der Literatur und Kunst . . . 4. A pril 1888 4. April 1888 14. (Neues) Patentgesetz. . . . 7. A pril 1891 1. E ft. 1891 15. Gesetz, betreffend den Schutz von Gebrauchsmustern . . . 1. J u n i 1891 1. Okt. 1891 16. Übereinkommen zwischen dem Deutschen Reich und ÖsterreichU ngarn über den gegenseitigen P aten t-, M uster- und M arken­ schutz ...........................................6. Dez. 1891 1.Febr.1892 17. Übereinkommen zwischen dem geändert seit Teutschen Reich und Ita lie n dem über den gegenseitigen P atent-, 1. M ai 1903 M uster und Markenschutz . . 18. J a n . 1892 I.F e b r. 1892 18. Übereinkunft zwischen dem Deutschen Reich und den Ver­ einigten S ta a te n von Amerika über den gegenseitigen Schutz der Urheberrechte..................... 15. J a n . 1892 6. M ai 1892 19. Übereinkommen zwischen dem Deutschen Reich und Serbien, betreffend den gegenseitigen M u ste r-u n d Markenschutz . 21. Aug. 1892 1. J a n . 1894 20. Übereinkommen zwischen dem Deutschen Reich und der geändert seit Schweiz, betreffend den gegen­ seitigen M uster- und M arken­ dem 1. M ai 1903 schutz ........................................... 13. A pril 1892 16. Aug. 1894 21. Gesetz zum Schutze der W aren­ bezeichnungen ...........................12. M ai 1894 1. Okt. 1894 22. Gesetz zur Bekämpfung des unlauteren W ettbewerbs . . 27. M ai 1896 1. J u li 1896 R a u t e r , D as Deutsche Urheberrecht. 2

1 8 Die deutsche Gesetzgebung auf dem Gebiete des Urheberrechtes. Zeitpunkt des Erlasses

Jnkrafttretens

Erlöschens

23. (Pariser) Zusatzabkommen zur Übereinkunft, betreffend die Bildung eines internationalen Verbandes zum Schutze von Werken der Literatur und Kunst 4. Mai 1696 9. Dez. 1897 24. (Pariser) Deklaration, durch welche gewisse Bestimmungen der Berner Übereinkunft vom 9. September 1886 und der am 4. Mai 1896 zu P aris unter­ zeichneten Zusatzakte erläutert w e r d e n .................................. 4. Mai 1896 9. Dez. 1897 25. Bürgerliches Gesetzbuch. . . 18. Aug. 1896 1. Ja n . 1900 26. Gesetz, betreffend die P atent­ a n w ä lte .................................. 21. Mai 1900 1. Okt. 1900 27. Übereinkommen, betreffend den Schutz der Urheberrechte an Werken der Literatur, Kunst und Photographie, zwischen dem Deutschen Reich und Öster­ reich-Ungarn ........................ 30. Dez. 1899 24. M ai 1901 28. Gesetz, betreffend das Urheber­ recht an Werken der Literatur uno der Tonkunst . . . . 19. Ju n i 1901 1. Ja n . 1902 29. Gesetz über das Verlagsrecht 19. Ju n i 1901 1. Ja n . 1902 30. Internationale Übereinkunft zum Schutze des gewerblichen Eigentums (sogenannte P a ­ riser Übereinkunft) . . . . 20.März l883 1. M ai 1903 31. (Das erste Madrider) Abkommen, betreffend die Unterdrückung der falschen Herkunftsbezeichnungen auf W a r m .................................. 14. April 1891 32. (Das ztoeile Madrider) Abkommen, betreffend die internaticmale Ein­ tragung der Fabrik- oder Handels­ marken ........................................14. April 1891





qeändert am 14. Dez. 1900

33. (Das dritte Madrider) Ab­ kommen, betreffend die Aus­ stattung des internationalen Bureaus des Verbandes zum Schutze des gewerblichen Eigen­ tums ....................................... 15. April 1891 1. M ai 1903 34. (Das vierte Madrider) Abkommen, betreffend die Auslegung und An­ wendung der Pariser Übereinkunft 15. April 1891

Dies Abkommen ist auch seitens ande­ rer Staaten als des Deut­ schen Reiches niemals aner­ kanntworden.

Das Urheberrecht an Werken der Literatur und Kunst.

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Zeitpunkt des Erlasses

Jnkrafttretens

Erlöschens

35. (Brüsseler) Zusatzakte, durch welche die Übereinkunft vom 20. März 1883, sowie das bei­ gefügte Schlußprotokoll ab­ geändert w i r d ........................ 14. Dez. 1900 1. Mai 1903 36. (Brüsseler) Zusatzabkommen, be­ treffend Änderung des (zweiten Madrider) Abkommens vom 14. April 1891 wegen der inter­ nationalen Ein tragvng der Fabrik­ oder Handelsmarken . . . . 14. Dez. 1900



37. Übereinkommen zwischen dem Deutschen Reich u. der Schweiz, betreffend den gegenseitigen Patent-, Muster- und Marken­ schutz ....................................... 26. Mai 1902 1. Mai 1903 38. Übereinkommen zwischen dem Deutschen Reich und Italien über den gegenseitigen Patent-, Muster- und Markenschutz . 21. Ju n i 1902 1. Mai 1903 39. Gesetz zum Schutze des Genfer Neutralitätszeichens. . . . 22.März l902 1. Ju li 1903 40. Gesetz, betreffend den Schub von Erfindungen, Mustern uno Warenzeichen auf Ausstellun­ gen ....................................... 18.Märzl904 18.Märzl904 41. E ntw urf eines Gesetzes, betreffend das Urheberrecht an Werken der veröffentlicht bildenden K ünste un d der Photoden g r a p h i e ............................................................ 27. April 1904



Das Urheberrecht an Werken der Literatur und Kunst. D er Schutz von Werken der L iteratur und Tonkunst.

Der Schutz bon Werken der Literatur und Tonkunst wurde, wie bereits bemerkt, in früheren Zeiten nur durch Privilegien bewirkt, die in Deutschland seitens des Kaisers oder auch seitens der Fürsten und Städte verliehen wurden, und deren Geltungsdauer in der Regel ziemlich kurz be­ messen war. Diese Privilegien stellten sich lediglich dar als Nachdrucksverbote und kamen demnach in erster Linie dem 2*

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Das Urheberrecht an Werken der Literatur und Kunst.

Trucker zugute. Das erste deutsche Gesetz, das sich ein­ gehender m it dem Urheberschutz befaßte, war das Preußische Landrecht, das in fernen hier zu berücksichtigenden Bestim­ mungen allerdings auch noch von dem bloßen Schutze gegen Nachdruck ausging, diesen aber wenigstens davon abhängig machte, daß der Verleger seine Rechte ordnungsgemäß von dem Urheber erworben habe. Nach Gründung des Deutschen Bundes schloß Preußen nun eine Reihe von Literaturverträgen m it den übrigen deutschen Staaten ab, während der Teutsche Bund nur langsam nachfolgte, bis im Jahre 1834 bestimmt wurde, daß der Nachdruck im Umfange des ganzen Bundesgebietes zu verbieten und das schriftstellerische Eigentum nach gleich­ förmigen Grundsätzen sicherzustellen und zu schützen sei. Daran anschließend wurden dann noch manche weitere V o r­ schriften, namentlich auch Gesetze seitens der einzelnen Bundesstaaten erlassen, ohne daß jedoch eine tatsächliche Rechtseinheit erzielt worden wäre. Erst das Gesetz vom 11. J u n i 1870 regelte das Urheber­ recht an Schriftwerken, Abbildungen, musikalischen Kom­ positionen und dramatischen Werken fü r das ganze Deutsche Reich einheitlich. I n den folgenden Jahren wurden dann manche V er­ träge betreffend den gegenseitigen Schutz von Werken der bezeichneten A rt m it dem Auslande abgeschlossen, nämlich m it der Schweiz, m it Frankreich, m it Belgien, m it Ita lie n , m it Großbritannien. Diese Verträge erhielten ihre Krönung durch die am 9. September 1886 zu Bern geschlossene Über­ einkunft, betreffend die B ildung eines internationalen Ver­ bandes zum Schutze von Werken der Literatur und Kunst, die sogenannte Berner Übereinkunft. Durch diese, am 4. M a i 1896 zu P a ris noch weiter ausgestalteten Ab­ machungen wurden die Verträge m it der Schweiz und m it

Der Schutz von Werken der Literatur und Tonkunst.

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G roß britan nien überflüssig, während die anderen V erträge noch bestehen blieben und solche m it den Vereinigten S taaten von Am erika und m it Österreich-Ungarn noch hinzukamen. Dem durch diese Verträge neugeschaffenen Rechtszustand mußte sich m m auch das innere deutsche Recht anbequemen, zumal sich überhaupt die Anschauungen auf dem Gebiete des Urheberrechtes in den letzten Jahrzehnten ziemlich ge­ ändert hatten. E s wurden infolgedessen die beiden Gesetze vom 19. J u n i 1 9 0 1 , betreffend das Urheberrecht an Werken der L ite ra tu r und Tonkunst und betreffend das Verlagsrecht, erlassen. I n dem Urheberrechtsgesetz (int engsten S in n e dieses W ortes gemeint) von 190 L w ird zunächst festgesetzt, daß unter seinen Schutz fallen sollen die U r h e b e r von S c h r i f t ­ w e rk e n und solchen V o r t r ä g e n oder R e d e n , die dem Zwecke der E r b a u u n g , der B e le h r u n g oder der U n t e r ­ h a lt u n g dienen. Ferner werden die Urheber von Werken der T o n k u n s t genannt, sowie die Urheber von solchen A b b ild u n g e n wissenschaftlicher oder technischer A r t , die nicht ihrem Hauptzwecke nach als Kunstwerke zu betrachten sind. Z u den Abbildungen sollen auch die plastischen D a r­ stellungen gehören. E s w ird dann gesagt, daß der Urheber eines Werkes dessen Verfasser sei. B e i einer Übersetzung g ilt der Über­ setzer, bei einer sonstigen Bearbeitung der Bearbeiter als Urheber. Auch w ird festgesetzt, daß in gewissen F ällen nicht der Verfasser, sondern andere P erionen als Urheberangesehen werden sollen. T ie s g ilt von juristischen Personen des öffentlichen Rechtes (also nicht von juristischen Personen des Privatrechtes), die als Ürheber ein Werk veröffentlichen, dessen Verfasser nicht auf dem T ite lb la tt, in der Zueignung, in der Vorrede oder am Schluffe des Werkes nam haft ge­ macht ist. Auch soll bei Sam m elwerken der Herausgeber,

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Das Urheberrecht an Werken der Literatur und Kunst.

oder wenn ein solcher nicht genannt ist, der Verleger als Urheber gelten. Im Falle ein Werk von mehreren verfaßt ist, wird unterschieden, ob es sich hier um Werke handelt, die aus verschiedenen Kunstgattungen bestehen, oder um ganz einheit­ liche Erzeugnisse. Wird ein Schriftwerk mit einem Werke der Tonkunst oder mit Abbildungen verbunden, so gilt für jedes dieser Werke der betreffende Verfasser auch nach der Verbindung als Urheber. Haben jedoch mehrere ein Werk gemeinsam in der Weise verfaßt, daß ihre Arbeiten sich nicht trennen lassen, so soll ihnen das Recht an dem Werke gemeinschaftlich zustehen. Das Recht des Urhebers geht auf die Erben über. S ind solche nicht vorhanden, und würde demnach der Fiskus oder eine andere juristische Person gesetzlicher Erbe sein, so erlischt das Recht mit dem Tode des Urhebers. Andernfalls endigt es, wenn seit diesem Zeitpunkt dreißig Jah re und außerdem seit der ersten Veröffentlichung des Werkes zehn Jah re abgelaufen sind. Diese letztere Bestimmung erklärt sich daraus, daß vielfach Werke oft erst längere Zeit nach dem Tode des Urhebers der Öffentlichkeit übergeben werden, sogenannte nachgelassene Werke. Bei Werken, deren Ur­ heberrecht mehreren zusteht, werden jene Fristen vonr Tode des am längsten Lebenden an gerechnet. Ist der wahre Name des Urhebers nicht bei der ersten Veröffentlichung oder sonst rechtzeitig angegeben worden, handelt es sich also um sogenannte anonyme oder pseudo­ nyme Werke, so bewert der Schutz nur dreißig Jah re nach der Veröffentlichung. T er Herausgeber oder Verleger ist während dieser Zeit befugt, die Rechte des Urhebers wahr­ zunehmen. Für die Sicherung der Rechte ungenannter Ver­ fasser wird indessen von dem Stadtrat zu Leipzig eine Ein­ tragsrolle geführt. I n diese können die betreffenden Ur-

Der Schutz von Werken der Literatur und Tonkunst.

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Heber eingetragen werden, um ihnen den vollen Schutz des Gesetzes auch bezüglich der Dauer ihrer Rechte zu sichern. Weiter ist wegen der T auer des Urheberschutzes noch zu bemerken, daß die Schutzfristen mit dem Ablauf des Kalenderjahres beginnen, in dessen Verlauf das für ihren Anfang maßgebende Ereignis eingetreten ist. Dabei wird bei Werken, die aus einzelnen Bänden bestehen, jeder Band als ein besonderes Werk betrachtet. Bei Lieferungswerken wird die Schutzfrist dagegen erst von der Veröffentlichung der letzten Lieferung an gerechnet. Wird das Urheberrecht übertragen, so hat der Erwerber im allgemeinen nicht das Recht, an den Werken irgendwelche Änderungen, Kürzungen oder Zusätze vorzunehmen. Eine Zwangsvollstreckung in das Recht des Urhebers findet gegen ihn selbst ohne seine Einwilligung nicht statt; gegen den Erben des Urhebers ist eine solche ohne dessen Einwilligung nur dann zulässig, wenn das Werk bereits erschienen ist. D er Urheber hat die ausschließliche Befugnis, das Werk zu vervielfältigen und gewerbsmäßig zu verbreiten. S o ­ lange ferner der wesentliche In h a lt des Werkes noch nicht öffentlich von ihm mitgeteilt ist, ist er ausschließlich zu einer solchen Mitteilung befugt. Weiter hat der Urheber eines Bühnenwerkes oder eines Werkes der Tonkunst die aus­ schließliche Befugnis, das Werk öffentlich aufzuführen. T er Urheber eines Schriftwerkes oder eines Vortrages hat weiter, solange das Werk nicht erschienen ist, allein das Recht, es öffentlich vorzutragen. Ein ausschließliches Recht, die betreffenden Werke zu verleihen, hat der Urheber nicht. Die Befugnisse des Urhebers erstrecken sich nicht nur auf das Werk in seiner ursprünglichen Gestalt, sondern auch auf dessen Bearbeitungen. Insbesondere werden hier genannt

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Das Urheberrecht an Werken der Literatur und Kunst.

die Übersetzung in eine andere Sprache oder M undart, sowie die Rückübersetzung. Weiter ist dem Urheber allein die Wiedergabe einer Erzählung in dramatischer Form oder eines Bühnenwerkes in Form einer Erzählung Vorbehalten. Auch die Herstellung von Auszügen aus Werken der Tonkunst, sowie die Einrichtung solcher Werke fü r einzelne oder mehrere Instrumente oder Stimmen steht ihm allein zu. Jedoch ist die freie Benutzung eines Werkes zulässig, wenn dadurch eine andere eigentümliche Schöpfung hervor­ gebracht w ird. T ie s g ilt indessen nur m it der Maßgabe, daß einem Werke der Tonkunst eine Melodie nicht erkennbar entnommen und einer neuen Arbeit zugrunde gelegt werden darf. Auch im Falle einer Übertragung des Urheberrechtes verbleiben dem Urheber als ausschließliche Befugnisse das Recht der Übersetzung, das der Dramatisierung (oder um­ gekehrt), sowie das der Bearbeitung von Werken der Ton­ kunst, soweit diese Bearbeitung nicht nur ein Auszug oder eine Übertragung in eine andere T onart oder Stimmlage ist. Von den hier im allgemeinen festgestellten Rechten des Urhebers werden sodann verschiedene Ausnahmen gemacht. Zunächst w ird gesagt, daß die Vervielfältigung eines Werkes zum persönlichen Gebrauch zulässig sei, wenn sie nicht den Zweck habe, aus dem Werke eine Einnahme zu erzielen. Zulässig ist auch der Abdruck von Gesetzbüchern, Gesetzen, Verordnungen usw., sowie von anderen zum amtlichen Ge­ brauche hergestellten amtlichen Schriften. Zulässig ist ferner die in Zeitungen oder Zeitschriften erfolgende Wiedergabe von Vorträgen oder Reden, die Be­ standteil öffentlicher Verhandlungen waren, ferner die Wieder­ gabe solcher Vorträge oder Reden, die bei den Verhand­ lungen der Gerichte, der politischen und ähnlicher V er­ tretungen gehalten worden sind. Ünzulässig ist eine derartige

Der Schutz von Werken der Literatur und Tonkunst.

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Wiedergabe von Vorträgen usw. jedoch dann, wenn sie in einer Sammlung erfolgt, die der Hauptsache nach Reden desselben Verfassers enthält. Zulässig ist ferner unbedingt der Nachdruck sogenannter vermischter Nachrichten aus Zeitungen oder Zeitschriften. Werden andere Artikel aus Zeitungen nachgednrckt, so ist dies nur dann zulässig, wenn diese Artikel nicht m it einen: entgegenstehenden Vermerk versehen sind, wenn die Quelle deutlich angegeben w ird, und wenn der S in n nicht entstellt w ird. Dagegen dürfen Ausarbeitungen wissenschaftlichen, technischen oder unterhaltenden In h a lte s überhaupt nicht abgedruckt werden. Weiter ist es erlaubt, einzelne Stellen eines Schriftwerkes usw.in einer selbständigen literarischen Arbeitanzufiihren, sowie kleinere Aufsätze oder Gedichte in eine solche aufzunehmen. Auch dürfe:: einzelne Gedichte in Sammlungen aufgenommen werden, die Werke einer größeren Z ahl von Schriftstellern vereinigen und zur Benutzung bei Gesangsvorträgen bestimmt sind. S in d Sammlungen kleinerer Aufsätze, von Gedichten usw. einer größeren Anzahl von Schriftstellern fü r den Kirchen­ oder Schulgebrauch oder zu einem eigentümlichen literarischen Zwecke bestimmt, so ist der Abdruck der einzelnen Aufsätze usw. gleichfalls zulässig. I n : letztgenannten Falle bedarf es, so­ lange der Urheber lebt, seiner persönlichen Einw illigung. Diese g ilt schon als erteilt, wenn der Urheber nicht umgehend Widerspruch gegen die Benutzung seines Werkes erhebt. Auch dürfen kleinere Teile einer Dichtung oder Gedichte geringeren Umfanges nach ihrem sonstigen Erscheinen als Text zu einem Werke der Tonkunst benutzt werden, vorausgesetzt, daß die betreffenden Dichtungen nicht schon ihrer Gattung nach zur Komposition bestimmt sind. W as die Vervielfältigung von einzelnen Teilen eines Tonwerkes anbetrifft, so gelten hierfür im allgemeinen die

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Das Urheberrecht an Werken der Literaülr und Kunst.

bereits eben mitgeteilten Vorschriften bezüglich der Verviel­ fältigung einzelner Teile von Werken der Literaülr. Es w ird jedoch weiter bestimmt, daß, den Verhältnissen auf dem Gebiete der Industrie mechanischer Musikinstrumente ent­ sprechend, Vervielfältigungen zulässig sein sollen, wenn ein erschienenes Werk der Tonkunst auf solche Scheiben, Platten, Walzen, Bänder und ähnliche Bestandteile von Instrumenten übertragen w ird, die zur mechanischen Wiedergabe von Musikstücken dienen. Diese Vorschrift soll auch auf aus­ wechselbare Bestandteile Anwendung finden, sofern sie nicht fü r Instrumente zu benutzen sind, durch die das Werk hin­ sichtlich der Stärke und Tauer des Tones und hinsichtlich des Zeitmaßes nach A rt eines persörrlichen Vortrages wieder­ gegeben werden kann. Wegen der Abbildungen w ird bestimmt, daß einem Schriftwerk ausschließlich zur Erläuterung des In h a lte s einzelne Abbildungen aus einem erschienenen Werke beigefügt werden dürfen. Allgemein w ird dann noch vorgeschrieben, daß auch bei den erlaubten Vervielfältigungen an den wiedergegebenen Teilen keine Änderungen vorgenommen werden dürfen, sofern diese nicht lediglich Übersetzungen, Auszüge oder Über­ tragungen für den vorliegenden Zweck sind. Jedoch soll die Abänderung von Aufsätzen usw. zulässig sein, sofern es sich um eine Sammlung fü r den Schulgebrauch handelt und der Urheber, falls er noch lebt, gegen solche Änderungen keinen Widerspruch erhoben hat. Auch ist stets die Quelle deutlich anzugeben. Öffentliche Aufftihrungen eines bereits erschienenen Werkes der Tonkunst können ohne E inw illigung des Be­ rechtigten veranstaltet werden, wenn sie keinem gewerblichen Zwecke dienen und die H örer unentgeltlich zugelassen werden, oder wenn sie bei Volksfesten, m it Ausnahme der Musikfeste,

Der Schutz von Werken der Literatur und Tonkunst.

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stattfinden, oder wenn der Ertrag ausschließlich fü r wohl­ tätige Zwecke bestimmt ist und die Mitwirkenden keine V er­ gütung fü r ihre Tätigkeit erhalten, oder wenn sie von V er­ einen veranstaltet werden und nur Vereinsmitglieder und deren Angehörige zugelassen werden. Jedoch sollen diese Ausnahmen fü r die bühnenmäßige Aufführung von Opern und ähnlichen Werken nicht gelten. Bon Werken letztgenannter A rt ist schließlich fü r eine Aufführung nur die E inw illigung des Urhebers der Musik, nicht aber eine solche des Textverfassers erforderlich. Ten Schutz des Urheberrechtes nach diesem Gesetz ge­ nießen alle Angehörigen des Teutschen Reiches, gleichviel, ob die betreffenden Werke schon erschienen sind oder nicht. Auch Personen, die nicht Reichsangehörige sind, genießen den Schutz des Gesetzes fü r ihre im In la n d erscheinenden Werke, sofern sie nicht das Werk selbst oder eine Übersetzung schon früher haben im Auslande erscheinen lassen. Unter den gleichen Voraussetzungen genießen sie den Schutz für jedes im In la n d e in einer Übersetzung erschienene Werk. I n diesem Falle g ilt die Übersetzung als das Originalwerk. Soweit der in dem Gesetze gewährte Schutz davon ab­ hängt, ob ein Werk erschienen oder anderweitig veröffentlicht, oder ob sein wesentlicher In h a lt öffentlich mitgeteilt worden ist, kommt nur eine Veröffentlichung oder M itte ilu n g in Betracht, die der Berechtigte bewirkt hat. T ie in dem Gesetz weiter enthaltenen Übergangsbe­ stimmungen können w ir hier übergehen, da sie n u r fü r die erste Zeit nach seinem Inkrafttreten Bedeutung hatten. T a s gleiche g ilt von der Bemerkung, daß auch die Übergangs­ bestimmungen in dem alten Gesetze vom 11. J u n i 1870 noch aufrecht erhalten werden sollen. Tiefe Bestimmungen dürften überhaupt praktisch wohl kaum mehr irgendwie in Betracht kommen.

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Das Urheberrecht an Werken der Literatur und Kunst.

Es wären nun noch die Strafvorschriften zu erörtern, die für den Fall einer Zuwiderhandlung gegen das Gesetz auf­ gestellt sind; jedoch werden wir im letzten Abschnitt dieser Schrift alle hier in Betracht kommenden strafrechtlichen Bestimmungen gemeinsam behandeln. Es sei aus diesen für jetzt nur erwähnt, daß für sämt­ liche Bundesstaaten Sachverständigenkammern bestehen sollen, die verpflichtet sind, auf Erfordern der Gerichte Gutachten über Fragen bezüglich der Auslegung dieses Gesetzes ab­ zugeben. Auch sollen sie auf Anrufen der Beteiligten in gewissen Fällen als Schiedsgerichte tätig sein. D a s Verlagsrecht an Werken der Literatur und Tonkunst.

Ebenso wie man mit der Benennung Urheberrecht nament­ lich früher allein dasjenige an Werken der Literatur und Tonkunst bezeichnete, so belegt man müdem Namen Verlags­ recht auch jetzt noch um so mehr fast ausschließlich dasjenige an den genannten Erzeugnissen, als ein Verlagsrecht auf anderem Gebiete bis jetzt in Deutschland noch nicht gesetzlich geordnet worden ist. Indem sich das Urheberrecht als das in der Person des Urhebers durch die Tatsache geistigen Schaffens entstandene Recht darstellt, über die Kundgabe der Erzeugnisse dieses Schaffens an andere zu bestimmen, so ist es zunächst noch kein Vermögensrecht. W enn es nun auch im Einklänge da­ mit ursprünglich noch keine wirtschaftliche Ausbeutung zuließ, jo wurde dies mit der Erfindung der Buchdruckerkunst anders. Diese gab nicht nur den Truckern und Verlegern die Mög­ lichkeit, aus dem Vertrieb der Geisteserzeugniffe anderer Personen Vorteile zu ziehen, sondern gestattete auch wiederum letzteren, an dem Nutzen jener den ihnen gebührenden Anteil zu nehmen.

Das Verlagsrecht an Werken d. Literatur u. Tonkunst.

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D ie Beziehungen zwischen Urheber und Verleger zu regeln, ist nun die Aufgabe des Verlagsrechtes, eines von dem Urheberrecht demnach abhängigen Gebietes. T a der Urheber durch den Verlagsvertrag naturgemäß niemals mehr Rechte übertragen kann, als er selbst besitzt, so ergibt es sich hier zunächst, daß die Rechte des Verlegers sich nur innerhalb der dem Urheber zustehenden Rechte bewegen können. S ie werden indessen der Regel nach kleiner sein, da anderenfalls schon kein Verlagsvertrag, sondern eine vollständige Übertragung des Urheberrechtes vorliegen würde. Um nun auf die Bestimmungen des Verlagsgesetzes vom 19. J u n i 1901 zu kommen, so w ird in diesem zunächst ge­ sagt: Durch den Verlagsvertrag über ein Werk der Literaturoder der Tonkunst w ird der Verfasser verpflichtet, dem V er­ leger das Werk zur Vervielfältigung und Verbreitung fü r eigene Rechnung zu überlassen. T e r Verleger ist verpflichtet, das Werk zu vervielfältigen und zu verbreiten. T e r Verfasser hat sich während der Dauer des Vertrags­ verhältnisses jeder solchen Vervielfältigung und Verbreitung des Werkes zu enthalten, die einem T ritte n während der Tauer des Urheberrechtes untersagt ist. Jedoch darf er das Werk in eine andere Sprache oder M undart übersetzen, eine Erzählung dramatisieren oder umgekehrt, sowie ein Werk der Tonkunst bearbeiten, soweit diese Bearbeitung nicht nur ein Auszug oder eine bloße Übertragung sein würde. Auch ist der Verfasser zur Besorgung einer Gesamtaus­ gabe seiner Werke befugt, wenn seit dem Erscheinen der darin aufgenommenen Einzelwerke zwanzig Jahre verflossen sind. Außerdem dürfen Beiträge zu einem Sammelwerk von dem Verfasser anderweitig verwendet werden, wenn ihm fü r diese Beiträge keine Vergütung gewährt wurde, und wenn seit dem Erscheinen des Sammelwerkes ein Kalender­ jahr verflossen ist.

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Das Urheberrecht an Werken der Literatur und Kunst.

Dagegen ist der Verleger nicht berechtigt, ein E in zel­ werk fü r eine Gesamtausgabe oder T e ile von Sam m elwerken fü r eine Einzelausgabe zu verwenden, sofern eine solche Verwendung nicht unter diejenigen A rten der Benutzung kleinerer Werke fä llt, die nach dem In h a lte des Urheber­ rechtes einem jeden anderen ebenfalls freistehen würde. Nach diesen allgemeinen Bestimmungen über den U m ­ fang des Verlagsrechtes folgen besondere Bestimmungen, aus denen hervorzuheben ist, daß der Verleger im Z w e ife ls ­ falle nur zur Herstellung e in e r Auflage berechtigt ist, und daß die Z a h l der anzufertigenden Abzüge im Z w e ife lsfa lle fü r jede A ufla ge tausend betragen soll. Zuschußexemplare, das heißt, solche Exemplare, die über die Z a h l der A uflage hinaus gedruckt werden, um etwa beschädigte Exemplare zu ersetzen, werden in die Z a h l der zulässigen Abzüge Glicht m it eingerechnet. D a s gleiche g ilt von Freiexemplaren. B is zur Vollendung der V e rvie lfä ltig u n g d a rf der V e r­ fasser Änderungen an dem Werke vornehmen, wenn nicht dadurch ein berechtigtes Interesse des V erlegers verletzt w ird . In s o fe rn diese Veränderungen das übliche M a ß übersteigen, ist er jedoch verpflichtet, die hieraus entstehenden Kosten zu ersetzen, wenn nicht inzwischen eingetretene besondere Umstände diese Änderungen notwendig gemacht haben. T e r Verleger da rf Änderungen an dem Werke n ic h t vo r­ nehmen. I s t die A ufla ge vergriffen und hat der Verleger das Recht, eine neue zu veranstalten, so braucht er von diesem Rechte keinen Gebrauch zu machen. Jedoch kann in diesem F alle der Verfasser von dem Vertrage zurücktreten. F ä llt der Zweck, dem das W erk dienen soll, nach Abschluß des Vertrages weg, so kann der Verleger das V e rh ä ltn is kündigen; jedoch w ird der Anspruch des Verfassers auf die Vergütung davon nicht berührt.

Das Verlagsrecht an Werken d. Literatur u. Tonkunst.

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Bei Sammelwerken kann der Verleger im Einverständ­ n is m it dem Herausgeber einzelne Beiträge weglassen. T ie Bestimmung des Ladenpreises ist Sache des V er­ legers ; jedoch darf er diesen nicht ohne Zustimmung des Verfassers erhöhen. Auch Form und Ausstattung der Abzüge w ird unter Beobachtung der im Verlagshandel herrschenden Übung vom Verleger bestimmt. I s t über den Betrag der durch der: Verleger zu zahlenden Vergütung nichts ausgemacht, so hat der Verfasser Anspruch auf eine solche Vergütung, die der Lage der Sache nach angemessen erscheint. Außerdem stehen ihm auf je hundert Abzüge ein Freiexemplar, jedoch im ganzen nicht weniger als fünf und nicht mehr als fünfzehn zu. A u f Verlangen erhält er außerdem ein Exemplar in Aushängebogen, das heißt, in einzelnen ungehefteten Bogen, wie sie fertig aus der Presse kommen. Von Beiträgen, die in Sammelwerken erscheinen, dürfen Sonderabzüge als Freiexemplare ge­ liefert werden. Bei Werken der Tonkunst richtet sich die Z a h l der Frei­ exemplare, ebenso übrigens auch die Höhe der Auflage, nach den besonderen Verhältnissen, wie sie im einzelnen F a ll vor­ liegen, da sich fü r den Verlag von Musikalien besondere, von dem Buchverlag abweichende und im einzelnen ver­ schiedene Gebräuche gebildet haben. Insbesondere w ird hier die Auflage vielfach nicht auf einmal, sondern nur nach Bedarf gedruckt. F ü r diesen F a ll ist der Verleger ver­ pflichtet, den V o rra t an verkäuflichen Exemplaren innerhalb der einmal festgesetzten Auflage nicht ausgehen zu lassen. Von den gedruckten Exemplaren karrn der Urheber eine beliebige Anzahl zu dem Preise fü r sich verlangen, wie ihn der Verleger int Betriebe seines Verlagsgeschäftes als Mindest­ preis festgesetzt hat, also zu demjenigen Preis, fü r den das Werk an Buchhändler (nicht an Einzelkäufer) abgegeben w ird.

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Das Urheberrecht an Werken der Literatur und Kunst.

T e r Verleger ist verpflichtet, dem Verfasser auf V e r­ langen A uskunft zu erteilen, ob die einzelne A uflage oder die bestimmte A nzahl von Abzügen vergriffen ist. T ie Rechte des Verlegers sind übertragbar, soweit nicht die Übertragung durch V ereinbarung zwischen ih m und dem Urheber ausgeschlossen ist. D e r Verleger kann jedoch durch einen V ertrag, der n u r über einzelne Werke geschlossen w ird , seine Rechte nicht ohne Zustim m ung des Verfassers über­ tragen. Diese Zustim m ung kann n u r verw eigert werden, wenn ein wichtiger G rund vorliegt. Hatte der V erleger in derartigen F ällen seine Verpflichtungen dem Verfasser gegen­ über noch nicht e rfü llt, so ist der Rechtsnachfolger h ie rfü r neben dem ursprünglichen Verleger dem Verfasser gegen­ über verhaftet. Eine Anzahl von Bestimmungen b e trifft dann weiter den F a ll, daß einer der beiden vertragschließenden T eile seine Verpflichtungen nicht e rfü llt oder wieder zurückzutreten wünscht. Zunächst w ird bestimmt, daß, im F alle ein zu verlegendes W erk nicht rechtzeitig abgeliefert w ird , der V e r­ leger je nach den Umständen dem Verfasser eine angemessene F rist zur Ablieferung bestimmen oder von dem Vertrage zurücktreten kann. T e r R ücktritt ist indessen ausgeschlossen, wenn durch die Verzögerung der A blieferung fü r den V e r­ leger n u r ein unerheblicher Nachteil entstehen würde. T ie gleichen Vorschriften finden Anw endung, wenn das W erk nicht von vertragsm äßiger Beschaffenheit ist. I n diesem Falle kann der V erleger auch statt des Rücktrittsrechtes Schaden­ ersatz wegen N ichterfüllung des Vertrages beanspruchen. Umgekehrt stehen dem Verfasser entsprechende Ansprüche zu, wenn die V e rvie lfä ltig u n g oder V erbreitung des Werkes nicht in vertragsm äßiger Weise stattfindet. Geht das noch nicht vervielfältigte, bei dem Verleger befindliche W erk unter, so behält der Verfasser den Anspruch

Das Verlagsrecht an Werken d. Literatur u. Tonkunst.

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auf Vergütung. Jedoch kann der Verleger verlangen, daß der Verfasser gegen eine angemessene Vergütung ein dem ersten im wesentlichen gleiches Werk nachliefert, falls dieses mit geringer Mühe geschehen kann. Erbietet sich der Ver­ fasser, dies kostenfrei zn bewerkstelligen, so ist der Verleger zur Annahme dieses Ersatzwerkes verpflichtet. S tirb t der Verfasser vor der Vollendung des Werkes, so kann der Verleger dem Erben gegenüber erklären, daß er in Ansehung des gelieferten Teiles des Werkes den Vertrag aufrecht erhalte. T er Erbe kann dem Verleger zur Aus­ übung dieses Rechtes eine angemessene Frist bestimmen. Diese Vorschriften finden auch dann entsprechende Anwendung, wenn die Vollendung des Werkes durch einen von dem Verfasser nicht verschuldeten Umstand unmöglich wird. Weiter wird bestimmt, daß der Verfasser bis zum Beginn der Herstellung einer jeden Austage von dem Vertrage zu­ rücktreten kann, wenn unvorhergesehene Umstände eintreten, die andernfalls den Abschluß des Vertrages überhaupt als untunlich hätten erscheinen lassen. Jedoch ist der Verfasser alsdann dem Verleger zürn Ersatz der bereits genrachten Auf­ wendungen verpflichtet. Darüber hinaus hat er dem Verleger noch Schadenersatz wegen Nichterfüllung zu leisten, wenn er das Werk, etwa weil die Umstände sich inzwischen wieder geändert haben, innerhalb Jahresfrist anderweitig herausgibt, ohne dem Verleger diese neue Herausgabe angetragen zu haben. I m Falle über das Vermögen des Verlegers der Konkurs eröffnet wird, so kann der Konkursverwalter an Stelle des Verlegers den Vertrag erfüllen und die Erfüllung von dem Verfasser ihm gegenüber verlangen. Der Konkursverwalter kann auch die Verlagsrechte unter gewissen Bedingungen auf einen anderen übertragen. W ar indessen zur Zeit der Kon­ kurseröffnung mit der Vervielfältigung noch nicht begonnen, so kann der Verfasser von dem Vertrage zurücktreten. Ra u l er, Das Deutsche Urheberrecht.

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Das Urheberrecht an Werken der Literatur und Kunst.

I m F alle einer der beiden T eile von seinem R ücktritts­ rechte Gebrauch macht, so sind die Parteien verpflichtet, einander die empfangenen Leistungen zurückzugewähren oder fü r geleistete Dienste eine entsprechende Entschädigung zu entrichten. T ie sich aus dem Rücktritt ergebenden V e r­ pflichtungen sind Z u g um Z u g zu erfüllen. S in d bei einem Vertrag der hier in Rede stehenden A r t auf der einen oder anderen S eite mehrere beteiligt, so kann das R ücktritts­ recht n u r von allen oder gegen alle ausgeübt werden. Erlischt es fü r einen der Berechtigten, so erlischt es auch fü r die übrigen. E rfo lg t der Rücktritt wegen eines Umstandes, den der andere T e il nicht zu vertreten hat, so haftet dieser n u r nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung. S o ll ein W erk Gegenstand des Verlagsvertrages sein, an dem ein Urheberrecht nicht besteht, so da rf der Verfasser dies dem V erleger nicht arglistig verschweigen. Auch da rf er in diesem F alle innerhalb der Z e it von sechs M on aten nach der Veröffentlichung das betreffende W erk nicht selber anderweitig verbreiten. Umgekehrt hat in solchem F alle der Verleger das Recht, das betreffende Werk gleich jedem andern unverändert oder m it Änderungen weiter zu vervielfältigen, vorausgesetzt, daß nicht anderweitige Abmachungen dem ent­ gegenstehen. Besondere Bestimmungen sind fü r Beiträge vorgesehen, die für eine Z e itu n g , eine Zeitschrift oder ein sonstiges periodisches Sam m elw erk geliefert werden. S ofe rn nicht aus den Umständen zu entnehmen ist, daß der Verleger das ausschließliche Recht zur V e rv ie lfä ltig u n g erhalten soll, verbleibt dem Verfasser die anderweitige V e r­ fügung über seinen B eitrag. Ü ber einen B eitra g, fü r den

D a s Verlagsrecht an Werken d. Literatur u. Tonkunst.

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der Verleger das ausschließliche Recht der Vervielfältigung erhalten hat, darf indessen der Verfasser doch anderweit verfügen, wenn seit dem Ablaufe des Kalenderjahres, in dem der Beitrag erschienen ist, ein J a h r verstrichen war. I s t der Beitrag für eine Zeitung geliefert, so steht diese Be­ fugnis dem Verfasser alsbald nach dem Erscheinen zu. Ferner ist der Verleger hier in der Höhe der Auflage unbeschränkt. E r ist weiter nicht verpflichtet, wie bei anderen Werken, dem Verfasser vor der endgültigen Drucklegung eine Korrektur zugehen zu lassen. S oll der Beitrag ohne Namen des Verfassers erscheinen, so ist der Verleger befugt, an der Fassung solche Änderungen vorzunehmen, die bei Sammelwerken derselben Art üblich sind. Wird der Beitrag nicht innerhalb eines Ja h res nach der Ablieferung veröffentlicht, so kann der Verfasser das Ver­ tragsverhältnis kündigen, ohne seinen Anspruch auf Ver­ gütung zu verlieren. Ein Anspruch auf Vervielfältigung oder auf Schadenersatz wegen Nichterfüllung steht dem Ver­ fasser nur zu, wenn ihm der Zeitpunkt, in dem der Beitrag erscheinen sollte, von dem Verleger bezeichnet worden war. I n dem besonderen Falle, daß der Beitrag in einer Zeitung erscheint, kann der Verfasser weder Freiexemplare noch auch die Überlassung von Exemplaren zum Buchhändler­ preis fordern. Eine weitere Sonderbestimmung betrifft noch den Fall, daß jemand die Herstellung eines Werkes nach einem Plane übernimmt, in dem ihm der Besteller den In h a lt des Werkes sowie die A rt und Weise der Behandlung genau vorschreibt. I n diesem Falle ist der Besteller in der Regel nicht zur Vervielfältigung verpflichtet. D as gleiche gilt für die M itarbeit an enzyklopädischen Unternehmungen oder für H ilfs- und Nebenarbeiten. ß*

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D a s Urheberrecht an Werken der L ite ra tu r und Kunst.

T ie Vorschriften dieses Gesetzes finden auch dann A n ­ wendung, wenn derjenige, der m it dem Verleger den V ertrag abgeschlossen hat, nicht der Verfasser des betreffenden Werkes ist.

D a s Urheberrecht an Werken der bildenden Künste und an verwandten Erzeugnissen.

Auf dem Gebiete des Urheberrechtes an Werken der bildenden Künste und an verwandten Erzeugnissen befinden w ir uns gegenwärtig in einem Übergangszustande. Es g ilt hier noch das Gesetz vom 9. Ja nuar 1876, betreffend das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste, ergänzt durch dasjenige vom 10. J a n u a r 1876, betreffend den Schutz der Photographien gegen unbefugte Nachbildung, sowie durch das Gesetz vom 11. J u n i 1870, betreffend das Urheberrecht an Schriftwerken, Abbildungen, musikalischen Kompositionen und dramatischen Werken. Letzteres, in seinem eigentlichen Geltungskreise allerdings durch das Urheberrechtgesetz vom 19. J u n i 1901 schon aufgehobene Gesetz steht insofern zu den beiden erstgenannten in einem Ergänzungsverhältnis, als diese in vielen Beziehungen auf Bestimmungen des älteren Gesetzes verweisen. Diese Vorschriften sind denn auch vor­ läufig noch so lange in K ra ft geblieben, bis das hier gel­ tende Recht in einem neuen Gesetze einheitlich behandelt sein wird. T ie s neue Gesetz lie g t in einem im M a i 1904 der Öffentlichkeit übergebenen E n tw u rf vor, der w o hl in seinen wesentlichen Bestimmungen in nicht zu ferner Z e it Gesetz werden w ird . H ieran ist um so weniger zu zweifeln, als der E n tw u rf sich aufs engste an das bereits besprochene Gesetz vom 19. J u n i 1901 anschließt, das das Urheberrecht an Werken der L ite ra tu r und Tonkunst regelt.

D a s Urheberrecht an Werken der bildenden Künste usw.

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U nter diesen Umständen w ird es am besten sein, wenn w ir bei der Schilderung des hier in Betracht kommenden Rechtsgebietes uns in erster L in ie an den neu vorgelegten E n tw u rf halten, dabei aber überall da auf den bisherigen Rechtszustand verweisen, wo dieser von dem jetzt noch h e rr­ schenden verschieden ist. I n dieser Hinsicht ist zunächst zu bemerken, daß durch die beiden älteren Gesetze n u r der Urheber von Werken der b ild e n d e n K u n s t sowie die V e rfe rtig e r von P h o t o ­ g r a p h ie n gegen unbefugte Nachbildung geschützt sind, während B a u w e r k e ausdrücklich von dem Schutze ausge­ schlossen sind. T e r neue E n tw u rf bezieht dagegen Bauwerke und E n t­ w ürfe in den Schutzbereich des Gesetzes ein, wofern sie künstlerische Zwecke verfolgen. Auch ist als eine wesentliche E rw e iteru ng des Kunstschutzes das in dem neuen E n tw u rf fest­ gelegte sogenannte R e cht am e ig e n e n B i l d e zu betrachten. A ls w eiterer grundlegender Unterschied ist noch zu er­ wähnen, daß das alte Kunstschutzgesetz eine in gewerblichen Kreisen ganz besonders unbeliebte Bestimmung folgenden In h a lt s enthielt: W enn der Urheber eines Werkes der bildenden Künste gestattet, daß dasselbe an einem Werke der In d u s trie , der Fabriken, Handwerke oder M anufakturen nachgebildet w ird , so genießt er den Schutz gegen weitere Nachbildungen an Werken der In d u s trie usw. nicht nach M aßgabe des gegenwärtigen Gesetzes, sondern n u r nach M aßgabe des Gesetzes betreffend das Urheberrecht an M ustern und M odellen. Diese Bestimmung, sowie die entsprechende des Photo­ graphieschutzgesetzes sind in dem neuen E ntw ü rfe weggefallen, so daß hiernach ein Kunstwerk oder eine Photographie ohne Rücksicht auf etwa erfolgende Verw endung zu gewerblichen Zwecken geschützt ist und bleibt.

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Das Urheberrecht an Werken der Literatur und Kunst.

Um nun zu den einzelnen hier in Betracht kommenden Bestimmungen überzugehen, so w ird als Urheber eines Werkes dessen V erfe rtig er angesehen. B ei einem Werke der photographischen Kunst w ird derjenige als der V e rfe rtig e r anzusehen sein, der die ganze Aufnahme leitet, ebenso bei einem Werke der B ildhauerei oder der Baukunst derjenige, nach dessen E n tw u rf das betreffende Werk ausgeführt w ird . W er ein W erk der bildenden Künste oder der Photographie durch ein anderes W erk der bildenden Künste oder der Photographie nachbildet, g ilt in bezug auf das durch ihn hervorgebrachte Werk als Urheber. Dabei bleibt die Frage unerörtert, ob und in w ie fe rn das sich erstmals als Nach­ bildung darstellende Werk in das Rechtsgebiet des ursprüng­ lichen Urhebers eingreift, und also unter Umständen seiner­ seits eine verbotene Nachbildung davon sein würde. Juristische Personen des ö f f e n t l i c h e n Rechtes, die ein Werk erscheinen lassen, das den Namen des V erfe rtig ers nicht angibt, werden als die Urheber des Werkes angesehen. I s t im übrigen auf einem Werke nicht der Name des V e r­ fertigers oder statt dessen ein falscher Name angegeben, so ist der Herausgeber oder V erleger berechtigt, das Interesse des Urhebers wahrzunehmen. Haben mehrere bei der V erfertigung eines Werkes derart mitgewirkt, daß ihre Arbeiten sich nicht trennen lassen, so besteht un ter ihnen als U rhebern eine Gemeinschaft an dem gesamten Werke. D as Recht des Urhebers geht auf den Erben über und ist auch sonst beliebig übertragbar. Jedoch findet nach dem neuen E n tw u rf die Zwangsvollstreckung in das Recht des Urhebers gegen diesen selbst ohne dessen persönliche E in ­ w illig u n g nicht statt. Gegen seine Erben ist die Z w a n g s­ vollstreckung n u r zulässig, wenn das Werk oder eine V e r-

Das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste usw.

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vie lfältig un g davon erschienen ist. Diese letzteren Bestim­ mungen fehlen in dem noch geltenden Gesetz. I s t der Fiskus oder eine andere juristische Person ge­ setzlicher E rbe , so erlischt das Urheberrecht m it dem Tode des Urhebers. I m übrigen besteht dies Recht noch dreißig Jah re nach dem Tode des Urhebers fort, sofern es sich um ein Werk der bildenden Künste oder der Baukunst handelt. Dagegen endigt der Schutz des Urheberrechtes an einem Werke der Photographie m it dem A blaufe von fünfzehn Ja h re n seit dem Erscheinen des Werkes oder spätestens fünfzehn Ja h re nach dem Tode des Urhebers. Hierdurch ist die Schutzdauer fü r photographische Werke wesentlich verlängert, die bis jetzt n u r fü n f Ja h re betrug. Auch fä llt der bis jetzt bestehende Zw ang fort, photographische A ufnahm en behufs Geltendmachung des gesetzlichen Schutzes m it Namen oder F irm a und dem W ohnorte des V erfertigers oder Verlegers, sowie m it einer Angabe des Erscheinungs­ jahres zu versehen. Überhaupt hat sich in dem neuen Gesetzentwurf der den photographischen Werken beigelegte Charakter wesentlich ge­ ändert. W ährend das alte Gesetz sich als ein solches zum Schutze der Photographen gegen unbefugte Nachbildung darstellte, und zwar von dem V e r f e r t i g e r der photo­ graphischen Aufnahm e, nicht aber von einem Urheberrecht sprach, so spricht der neue E n tw u rf unterschiedslos von Werken der bildenden Künste und der Photographie. B e i dem Umstande, daß die A nfertigung von Photographien vielfach n u r eine mehr oder weniger mechanische Tätigkeit ist, werden sich hier, wenn die betreffenden Bestimmungen nicht geändert werden sollten, w o h l manchmal im einzelnen Schwierigkeiten darüber ergeben, w er als der Urheber an­ zusehen ist, namentlich wenn das betreffende W erk nicht n u r

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Das Urheberrecht an Werken der Literatur und Kunst.

auf Bestellung, sondern auch in den Arbeitsräum en des Bestellers angefertigt wurde, z. B . wenn es sich um solche Aufnahmen handelte, die fü r die Zwecke eines Gewerbe­ betriebes oder eines Künstlers bestimmt sind. I n dem alten Gesetz ist ferner eine E in tra g sro lle vo r­ gesehen fü r Werke, die entweder unter einem anderen als dem wahren Namen des Urhebers veröffentlicht waren, oder bei denen ein Urheber überhaupt nicht angegeben ist. D e r­ artige Werke sind n u r dreißig J a h re nach der V eröffent­ lichung geschützt, wenn nicht innerhalb dieser Z e it der wahre Name des Urhebers in jene, auch fü r Werke der L ite ra tu r und Tonkunst dienende R o lle eingetragen w ird . E n t­ sprechende Bestimmungen sind in das neue Gesetz nicht übernommen worden, da die E in tra g s ro lle fü r Werke der bildenden Künste kaun: benutzt wurde. Fortgefallen sind auch die besonderen Vorschriften über die Berechnung der Schutzfrist fü r die in Zwischenräumen und Lieferungen erscheinenden Werke. Auch diese V o r­ schriften sind im wesentlichen n u r fü r Erzeugnisse der L ite ra tu r und Tonkunst B ed ürfnis. B ei Berechnung der D auer des Schutzes w ird das J a h r, in dem das W erk erschienen oder in dem der Urheber ge­ storben ist, nicht mitgerechnet. S teh t das Urheberrecht mehreren gemeinsam zu, so w ird erst von dem Tode des Letztlebenden an gerechnet. S o w e it der Schutz davon ab­ hängig ist, ob ein Werk erschienen ist, kommt n u r ein E r ­ scheinen in Betracht, das der Berechtigte veranlaßt hat. Diese letzteren Bestimmungen sind entsprechend denjenigen in dem neuen Gesetze fü r den Schutz von Werken der L ite ra tu r neu hinzugefügt. D er Urheber hat die ausschließliche Befugnis, das Werk zu vervielfältigen, gewerbmäßig zu verbreiten, sowie auch — w as neu ist — m itte ls mechanisch-optischer E in -

D as Urheberrecht an Werken der bildenden Künste usw.

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richLungen vorzuführen. Als Vervielfältigung gilt auch die Nachbildung, bei Bauwerken und Entwürfen auch das Nach­ bauen. Jedoch ist die freie Benutzung eines Werkes zulässig, wenn dadurch eine eigentümliche Schöpfung hervorgebracht wird. Auch ist eine Vervielfältigung zulässig, die nicht zum Zwecke der Verbreitung oder Schaustellung erfolgt und die unentgeltlich bewirkt wird. Zulässig ist auch die Vervielfältigung und Verbreitung, wenn in eine selbständige wissenschaftliche Arbeit oder in ein für beit Schul- oder Unterrichtsgebrauch bestimmtes Schrift­ werk ausschließlich zur Erläuterung des In h altes einzelne erschienene Werke aufgenommen werden. Jedoch muß die Quelle deutlich angegeben werden. Zulässig ist auch die Vervielfältigung von Werken, die an öffentlichen Straßen oder Plätzen dauernd aufgestellt sind, durch bildliche Wiedergabe ihrer äußeren Ansicht. Bei Bildnissen einer Person geht nach dem bisherigen Recht die Befugnis zur Vervielfältigung an den Besteller über. D er neue Entwurf bringt weitergehende Vorschriften. Danach ist es hier dem Besteller gestattet, das Werk zu ver­ vielfältigen, soweit nicht ein anderes vereinbart ist. I s t es ein Werk der bildenden Künste, so darf bei Lebzeiten des Ver­ fertigers die Vervielfältigung nur im Wege der Photographie erfolgen. E s ist jedoch verboten, den Namen oder eine sonstige Bezeichnung des Urhebers des Werkes in einer Weise auf der Vervielfältigung anzugeben, die zu Verwechslungen Anlaß geben kann. Weiter dürfen nach dem neuen Entwürfe Bildnisse nur mit Einwilligung des Abgebildeten verbreitet oder öffentlich zur Schau gestellt werden. Nach dem Tode des Abgebildeten bedarf es bis zum Ablaufe von zehn Ja h ren der Einwilligung der Angehörigen. Indessen dürfen Bildnisse aus dem Be-

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Das Urheberrecht an Werken der Literatur und Kunst.

reiche der Zeitgeschichte auch ohne diese E in w illig u n g ver­ breitet und ausgestellt werden. Desgleichen ist die E in ­ w illig u n g des Abgebildeten nicht nötig bei solchen B ild e rn , deren Zweck nicht in der Darstellung einzelner Personen, sondern in der Wiedergabe von Landschaften, Versammlungen, Aufzügen und dergleichen besteht. Behörden dürfen fü r amtliche Zwecke ohne E in w illig u n g des Berechtigten oder seiner Angehörigen Bildnisse verbreiten. T en Schutz des Gesetzes genießen die Reichsangehörigen fü r alle ihre Werke, gleichviel, ob diese erschienen sind oder nicht. W er nicht Neichsangehöriger ist, genießt den Schutz fü r jedes seiner Werke, das im I n la n d erscheint, sofern er nicht das Werk schon frü h e r im A uslande hat erscheinen lassen. W as die Strafbestim m ungen des Gesetzes anbetrifft, so werden w ir auf diese im letzten Abschnitte dieses Buches noch zurückkommen. E s sei bemerkt, daß fü r Gutachten in Fragen der Verletzung des Urheberschutzes nach dem alten Gesetz sogenannte Sachverständigenvereine, nach dem neuen E n tw u rf Sachverständigenkammern zuständig sind. T ie Entscheidungen dieser Sachverständigenvereine und -Kam m ern werden in der Regel nicht veröffentlicht. D ie internationalen Verträge zum Schutze des Urheber­ rechtes an Werken der Literatur und Kunst. Unter den internationalen V erträgen auf dem Gebiete des Urheberrechtes an Werken der L ite ra tu r und Kunst können w ir zwei große G ruppen unterscheiden, nämlich einm al die zwischen einzelnen Staaten geschlossenen Verträge, und dann diejenigen Abkommen, die zwischen einer größeren Anzahl von S taaten gleichzeitig abgeschlossen worden sind. I n letzterer Beziehung ist fü r Deutschland wichtig und über-

Die internationalen Verträge zum Schutze des Urheberrechtes.

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Haupt von der größten Bedeutung die bereits erwähnte B e r n e r Ü b e r e in k u n f t vom 9. September 1886. Außer­ dem besteht namentlich noch der Vertrag von M o n te v id e o vom 11. Januar 1889 zwischen einer Anzahl südamerika­ nischer Staaten, dem unter gewissen Beschränkungen auch einige westeuropäische Regierungen beigetreten sind. T ie Verträge von M e x ik o , vom 27. Januar 1902, und von G u a te m a la , vom 17. J u n i 1897, erstrecken ihre W irk­ samkeit nur auf einige wenige südamerikanische Staaten. Was nun die B e rn e r Ü b e r e in k u n ft anbetrifft, so sind deren Bestimmungen mehrfach geändert und m it Zusätzen versehen worden. Dieser am 9. September 1896 geschlossene Vertrag, dem auch das Teutsche Reich von Anfang an zu­ gehörte, wurde am 4. M a i 1896 durch die sogenannte P a r is e r Zusatzakte ergänz:. D er letzteren sind indessen nicht alle Verbandsstaaten beigetreten. Vielmehr ist fü r das V erhältnis zwischen Schweden, Norwegen und den übrigen Verbandsstaaten nur die ungeänderte Berner Übereinkunft in Geltung. Gleichzeitig wurde auch die sogenannte P a r is e r D e k la ­ r a t io n der Berner Übereinkunft hinzugefügt, die zwar nicht deren W ortlaut abändert, aber erklärende Zusätze zu diesem gibt. Auch sie wurde nicht von allen Verbandsstaaten an­ erkannt. G r o ß b r it a n n ie n erkennt wohl die Berner Über­ einkunft und die Pariser Zusatzakte, aber nicht die Pariser Deklaration an. Dagegen haben S chw eden und N o r ­ w e g e n zwar nicht die Pariser Zusatzakte, wohl aber die Deklaration angenommen. Es gilt also ganz im allgemeinen die Berner Übereinkunft m it Pariser Zusatzakte und Deklaration, während fü r die drei genannten Staaten besondere Bestimmungen Geltung haben. Wenn w ir uns im folgenden den Text der Berner Übereinkunft ihrem Sinne nach vor Augen führen wollen,

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Das Urheberrecht an Werken der Literatur und Kunst.

so wollen w ir uns hierbei an die tut allgemeinen angenom­ mene Fassung halten. Diese ist zwischen D e u ts c h la n d und folgenden Ländern in K ra ft: B e lg ie n , D ä n e m a rk , F r a n k ­ reich, H a it i, I t a l i e n , J a p a n , L u x e m b u rg , M o n a c o , S c h w e iz , S p a n ie n und T u n is . Nach diesen Bestimmungen bilden die Vertragsländer einen Verband zum Schutze des Urheberrechtes an Werken der Literatur und Kunst. T ie einem der Verbandsländer angehörigen Urheber oder ihre Rechtsnachfolger genießen in den übrigen Ländern für ihre Werke, und zwar sowohl für die überhaupt nicht veröffentlichten, als auch fü r die in einem Berbandslande zum erstenmal veröffentlichten Werke die­ jenigen Rechte, welche die betreffenden Gesetze den in lä n ­ dischen Urhebern einräumen oder noch einräumen werden. T e r Genuß dieser Rechte ist nur von der Erfüllung der Bedingungen und Förmlichkeiten abhängig, die durch die Gesetzgebung des U rs p ru n g s la n d e s vorgeschrieben sind. E r kann in den übrigen Ländern die Dauer des in dem Ursprungslande gewährten Schutzes nicht übersteigen. T ie nachgelassenen Werke sind in den geschützten Werken ein­ begriffen. Tie Urheber, die keinem der Verbandsländer angehören, aber ihre Werke zuerst in einem Verbandslande erscheinen lassen, sollen hierfür den Schutz genießen, den die Überein­ kunft den Angehörigen der Verbandsländer verleiht. Unter Werken der Literatur und Kunst im S inne dieser Übereinkunft werden Bücher, Broschüren und alle anderen Schriftwerke verstanden. Ferner gehören hierher dramatische und dramatisch-musikalische Werke, musikalische Kompositionen m it oder ohne Text, Werke der zeichnenden Kunst, der M alerei und der Bildhauerei, Stiche, Lithographien, Illustrationen, geographische Karten, Pläne aller A rt, plastische Skizzen und Darstellungen. Überhaupt sollen alle Erzeugnisse aus

Die internationalen Verträge zum Schutze des Urheberrechtes. 45

dem Bereiche der Literatur, Wissenschaft und Kunst hier ein­ begriffen sein, die irgendwie veröffentlicht werden können. T en Urhebern oder ihren Rechtsnachfolgern steht aus­ schließlich das Recht zu, ihre Werke zu übersetzen. T ies Recht erlischt jedoch, wenn der Urheber davon nicht innerhalb eines Zeitraum es von zehn Jah ren in der Weise Gebrauch gemacht hat, daß er in einem Verbandslande eine Über­ setzung in der Sprache, für die er den Schutz in Anspruch nimmt, selber veröffentlicht oder ihre Veröffentlichung ver­ anlaßt hat. I m übrigen werden rechtmäßige Übersetzungen wie Originalwerke geschützt, vorausgesetzt, daß es sich nicht um ein Werk handelt, dessen Übersetzung allgemein freisteht. T er Schutz des Vertrages erstreckt sich auch aus E r­ zählungen in Zeitungen oder Zeitschriften, sowie auf alle sonstigen Artikel in derartigen Blättern, bei denen der Nach­ druck ausdrücklich verboten ist. Fehlt ein derartiges Verbot, so muß die Quelle deutlich angegeben werden. Aufsätze politischen In h altes, Tagesneuigkeiten und sogenannte ver­ mischte Nachrichten dürfen jedoch stets nachgedruckt werden. Bezüglich der Befugnis, Auszüge oder Stücke aus Werken der Literatur und Kunst in Unterrichtsbücher und dergleichen aufzunehmen, sollen die Gesetzgebungen der einzelnen Staaten und etwa besonders abzuschließende Vorträge maßgebend sein. T er Vertrag findet auch auf die öffentliche Aufführung dramatischer und dramatisch-musikalischer Werke Anwendung, gleichviel, ob sie veröffentlicht sind oder nicht. Ebenso gilt er für die öffentliche Aufführung von nicht veröffentlichten oder von solchen veröffentlichten musikalischen Werken, bei denen der Urheber ausdrücklich die öffentliche Aufführung untersagt hat. T ie sogenannten musikalischen Arrangements werden unter die unerlaubten Nachbildungsformen eingerechnet.

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Das Urheberrecht an Werken der Literatur und Kunst.

Jedes nachgedruckte oder nachgebildete W erk kann durch die zuständige Behörde desjenigen Verbandslandes beschlag­ nahmt werden, in dem das O rig in a lw e rk Schutz genießt. Außerdem bleiben die Bestimmungen der einzelnen Gesetz­ gebungen unberührt, wonach die V erbreitung, die D arstellung oder das Feilbieten eines jeden Werkes oder Erzeugnisses gestattet, überwacht oder untersagt w ird, in B etreff dessen die zuständige Behörde ein solches Recht ausüben kann. A ls B ureau des Verbandes w ird ein internationales A m t unter dem Namen B u r e a u des internationalen V e r­ bandes zum Schutze an W erkel: der L ite ra tu r und Kunst errichtet, dessen Kosten von den Regierungen der V erbands­ länder gemeinschaftlich getragen werden und das seinen S itz in B e r n hat. T e r B e itritt weiterer Länder zu dieser Ü bereinkunft kann jederzeit erfolgen. W ird die Übereinkunft von einzelnen Ländern gekündigt, so soll sie im m er unter den übrigen Ländern weiter bestehen. Ein Schlußprotokoll macht dann noch darauf aufmerksam, daß in denjenigen Verbandsländern, in denen nicht ltitT die architektonischen Pläne, sondern auch die a rc h ite k to n is c h e n W e rk e selbst Schutz genießen, diese Werke m it un ter den Schutz der vorliegenden Übereinkunft fallen. D a s gleiche g ilt von den photographischen Erzeugnissen, w o rin selbst­ verständlich auch solche Erzeugnisse einbegriffen sind, die durch ein der Photographie ähnliches V erfahren hergestellt werden. Insbesondere soll die m it Genehmigung des B e­ rechtigten angefertigte P hotographie eines geschützten Kunst­ werkes den Schutz der B ern er Übereinkunft so lange genießen, a ls das Recht zur Nachbildung des O rigina lw e rkes dauert. W eiter wurde noch bemerkt, daß dort, wo die Gesetz­ gebung auch die c h o re o g ra p h is c h e n W e rk e unter den Schutz stellt, der den dramatisch-musikalischen Werken ge-

Die internationalen Verträge zum Schutze des Urheberrechtes.

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Währt wird, auch jenen die Vorteile der Berner Über­ einkunft zugute kommen. T ie Herstellung und der Verkauf von I n s tr u m e n te n , die zur mechanischen Wiedergabe von Musikstücken dienen, soll niemals den Tatbestand der Nachbildung musikalischer Werke bilden können. I n einem weiteren Vollziehungsprotokoll wurde schließ­ lich noch festgestellt, welche K o lo n ie n der vertragschließen­ den Länder gleichfalls an den Wohltaten der Berner Über­ einkunft teilnehmen sollen. Die Pariser Zusatzakte ist, wie bereits bemerkt, bei dieser Inhaltsangabe der Berner Übereinkunft schon berück­ sichtigt worden; es ist also nur noch nötig, die P a r i s e r D e k la r a tio n hier mitzuteilen. I n dieser wurde zunächst festgesetzt, daß sowohl die Werke der eigentlichen K unst, wie auch diejenigen der P h o to g r a p h ie in den anderen Verbandsstaaten unbedingt geschützt sein sollten, wenn auch nur die im H e im a tla n d e vorgeschriebenen Förmlichkeiten erfüllt wären. T en Begriff der veröffentlichten Werke anlangend wurde ausgesprochen, daß hierunter nur solche Werke zu verstehen seien, die in einem der Verbandsländer herausgegeben sind, daß aber die Aufführung eines dramatischen oder musika­ lischen Werkes und die Ausstellung eines Kunstwerkes keine Veröffentlichungen seien. Zu den unerlaubten Arten der Wiedergabe gehört, wie ferner ausgesprochen wurde, auch die Dramatisierung eines Rom ans und das umgekehrte Vorgehen. Diese letztere Bestimmung w ar der Punkt, an der die Zustimmung G roß­ britanniens zu der Pariser Deklaration scheiterte. W ir kämen nunmehr zu den Verträgen, die Deutsch­ land mit einzelnen Ländern geschlossen hat, und haben hier zunächst diejenigen zu besprechen, die zwischen Deutschland

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Das Urheberrecht an Werken der Literatur und Kunst.

und Staaten der Berner Übereinkunft bestehen und die in ihrem In h a lt nicht wesentlich von dieser verschieden sind. Überhaupt sind ja auch nach deren Abschlüsse weitere V er­ träge zwischen den einzelnen Unionsstaaten nur insoweit zulässig, als sie sich als eine Erweiterung der in dem Berner Vertrage gewährten Rechte darstellen. Weit wichtiger sind dagegen diejenigen Verträge, die m it einzelnen, nicht der Union ungehörigen Ländern ge­ schlossen worden sind. Um zunächst erstere Verträge zu besprechen, so sind hier diejenigen m it F ra n k re ic h vom 19. A p ril 1 8 8 3 , m it B e lg ie n vom 12. Dezember 1883 und m it I t a l i e n vom 20. J u n i 1884 zu nennen, während die friiher bestandenen Verträge mit der S c h w e iz und m it G r o ß b r it a n n ie n nicht wieder erneuert worden sind. Alle diese drei Verträge stimmen fast wörtlich m iteinander überein und weichen auch wenig von den Bestim­ mungen der Berner Übereinkunft ab. Insbesondere ist hier zu erwähnen, daß es in jedem dieser drei Verträge gegen­ seitig erlaubt ist, in einem der in Betracht kommenden Länder Auszüge oder ganze Stücke eines zum erstenmal in einem der anderen Länder erschienenen Werkes zu veröffent­ lichen, vorausgesetzt, daß diese Veröffentlichung ausschließ­ lich für den Schulgebrauch bestimmt oder wissenschaftlicher Natur ist. Ebenso soll es erlaubt sein, Chrestomathien zu veröffentlichen, die aus Bruchstücken von Werken verschie­ dener Urheber zusammengesetzt sind, auch in diese kleinere Schriften ganz aufzunehmen. Jedoch muß jedesmal der Name des Urhebers oder die Quelle angegeben sein. Diese Erlaubnis findet indessen keine Anwendung auf die A u f­ nahme musikalischer Kompositionen in Sammlungen, die fü r Musikschulen bestimmt sind. Weiter sind in den V er­ trägen neben den Feuilletonromanen auch die Artikel über

Die internationalen Verträge zum Schutze des Urheberrechtes.

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Wissenschaft und Kunst gegen Nachdruck geschützt, die in Zeitungen oder Zeitschriften erscheinen. T en Originalwerken werden die in einem der vertrag­ schließenden Länder veranstalteten Übersetzungen ausdrücklich gleichgestellt, ohne daß, wie in der Berner Übereinkunft, verlangt wird, daß die betreffenden Übersetzungen an sich rechtmäßig seien. Jedoch genießt der Übersetzer nur Schutz für die von ihm selber gefertigte Übertragung. Ferner enthalten die Verträge noch die Bestimmung, daß jeder weitergehende Vorteil oder Vorzug, der künftig in einem der betreffenden Länder einer anderen Macht ein­ geräumt wird, unter der Voraussetzung der Gegenseitigkeit auch zwischen den vertragschließenden Ländern ohne weiteres Geltung haben soll. Von dieser Bedingung hat, wie wir nachher sehen werden, F ra n k re ic h auf Grund des zwischen Deutschland und Amerika geschlossenen Vertrages Gebrauch gemacht. T er einzige wichtigere Punkt, in dem die drei Verträge nicht übereinstimmen, ist der, daß in dem Vertrag mit I t a l i e n festgestellt ist, daß musikalische Werke nur dann den Schutz gegen unbefugte öffentliche Aufführung genießen, wenn der Urheber einen entsprechenden Vorbehalt in dem Werke selbst gemacht hat. T ie Verträge mit Frankreich und Belgien verlangen einen derartigen Vorbehalt nicht, gehen also in dieser Beziehung in der Schutzgewährung weiter, als der Vertrag mit Ita lie n und die Berner Übereinkunft. Von den Vertrügen mit Staaten, die außerhalb der Berner Übereinkunft stehen, ist zunächst derjenige mit A m erik a vom 15. Ja n u a r 1892 zu nennen, ein Vertrag, der scheinbar auf vollkommener Gegenseitigkeit aufgebaut ist, in der T at aber nur den amerikanischen, jedoch nicht den deutschen Urhebern Rechte gewährt. I n diesem VerR a u t e r, D as Deutsche Urheberrecht.

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Das Urheberrecht an Werken der Literatur und Kunst.

trage w ird kurz bestimmt, daß die B ü rg e r der V ereinigten Staaten im Teutschen Reiche den Schutz des Urheber­ rechtes bezüglich der Werke der L ite ra tu r und Kunst, sowie ben Schutz der Photographien gegen unbefugte Nachbildung auf denselben G rundlagen genießen sollen, wie die Reichs­ angehörigen. Dagegen sollen den Angehörigen des Teutschen Reiches in Am erika n u r solche Bedingungen auferlegt werden, um den Schutz der dortigen Gesetzgebung zu genießen, wie auch den Am erikanern selbst. Dieser Text gab vor Abschluß des Vertrages zu keinen Bedenken Veranlassung. Es stellte sich aber nachher heraus, daß die amerikanische Gesetzgebung verlangt, daß zur G el­ tendmachung des Schutzes spätestens am Tage der V e r­ öffentlichung in Amerika oder tut A uslande zwei Exemplare des betreffenden Werkes, oder wenn es sich um ein Gemälde oder etit sonstiges Werk der schönen Künste handelt, eine Photographie auf dem Kongreßbureau niedergelegt oder der amerikanischen Post zur Beförderung an dieses übergeben sein muß. E s w ird jedoch hierbei vorausgesetzt, daß im Falle eines Buches, einer Photographie, eines Chrom os oder einer Lithographie die beiden abzuliefernden Exemplare von innerhalb der Grenze der V ereinigten S taa te n her­ gestelltem Satz oder m ittels davon hergestellter P la tte n usw. gedruckt sein sollen. W ährend nun die amerikanischen Urheber fü r den Schutz in Deutschland gar keine besonderen Bedingungen zu erfüllen haben, so muß der deutsche Urheber fü r den Schutz in Amerika sein Erzeugnis in diesem Lande nicht n u r zuerst veröffentlichen, sondern auch Herstellen lassen. E s ist offen­ bar, daß dies in der Regel ganz unmöglich ist, so daß die Bestimmungen des deutsch-amerikanischen Vertrages um so drückender fü r die deutschen Urheber sind, a ls gerade in Amerika eine sehr große Nachfrage nach deutschen Büchern

Die internationalen Verträge zum Schutze des Urheberrechtes. 5 1 besteht und demgemäß der Nachdruck unter dem Schein der gesetzlichen Berechtigung in dem allergrößten Umfange be­ trieben wird. Nur für die Verleger von Mnsikalien bietet das erwähnte Abkommen infolge der besonderen, hierfür geltenden Bestimmungen wirklich eine gewisse Gegenseitig­ keit. D ies ist denn auch der einzige Grund, der mit Recht gegen dessen sonst in Deutschland allseitig geforderte Kün­ digung geltend gemacht werden kann. Ein solcher Vertrag wurde nur dadurch möglich, daß die Unterhändler der deutschen Regierung angenommen hatten, die Amerikaner würden sich damit begnügen, wenn die beiden vorschriftsmäßig in Amerika herzustellenden und zu hinterlegenden Exemplare dort nur hinterlegt würden, und die Bestimmungen bezüglich des Ortes der Herstellung kämen für die deutschen Urheber nicht in Betracht. Wie bereits angedeutet, hat außer den Vereinigten Staaten von Amerika auch noch F rankreich Vorteile aus diesem Übereinkommen abgeleitet, wenn allerdings auch hierbei Deutschland nicht leer ausgegangen ist. E s ist durch einen Notenwechsel zwischen dem Teutschen Auswärtigen Amte und der Botschaft der Französischen Republik vom 2. J u n i / 13. J u li 1 903 festgestellt, daß nach jenem Ver­ trage die Amerikaner in Deutschland alle Vorteile des Gesetzes vom 19. Ju n i 1 901 genießen. D a nun dies Gesetz das Recht der Übersetzung von jeder Beschränkung befreit und andererseits zwischen Deutschland und Frank­ reich der Grundsatz der Meistbegünstigung auf dem Fuße der Gegenseitigkeit vertraglich festgelegt ist, so wurde darauf hingewiesen, daß unter diesen Umständen für die Ange­ hörigen Frankreichs keine Verpflichtung mehr besteht, ein Werk innerhalb der seit der Veröffentlichung folgenden zehn Jahre übersetzen zu lassen, wenn sie in Deutschland den Schutz gegen unbefugte Übersetzung in Anspruch nehmen 4.*

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Das Urheberrecht an Werken der Literatur und Kunst.

wollen. D as nämliche wurde bei dieser Gelegenheit auch umgekehrt den Angehörigen des Teutschen Reiches fü r die Geltung ihrer Rechte in Frankreich zugestanden. Das Übereinkommen m it Ö s te rre ic h -U n g a rn vom 30. Dezember 1899 g ilt fü r die Beziehungen zwischen dem Teutschen Reiche einerseits, Österreich und Ungarn anderer­ seits, jedoch m it Ausschluß von Bosnien und der Herzegowina. Dabei besteht hier zwischen Österreich und Ungarn der wesentliche Unterschied, daß in dem Verhältnisse zwischen dem Teutschen Reich und Ö ste rre ich der vertragsmäßige Schutz nur von der Erfüllung der Bedingungen und Förm ­ lichkeiten abhängig ist, die durch die Gesetzgebung des U rs p ru n g s la n d e s vorgeschrieben sind. Dagegen ist in dem Verhältnisse zwischen beut Teutschen Reiche und U n g a rn der vertragsmäßige Schutz davon abhängig, daß hinsichtlich der Bedingungen und Förmlichkeiten den Ge­ setzen und Vorschriften des a n d e re n Teiles entsprochen worden ist, in dem der vertragsmäßige Schutz gewährt werden soll. Während also das Verhältnis zu Österreich demjenigen entspricht, das innerhalb der Berner Union henscht, so ent­ spricht dasjenige m it Ungarn ungefähr demjenigen zwischen Deutschlattd und Amerika, nur daß iticht ein so starkes M iß ­ verhältnis zwischerr den beiderseitig gewährten Rechten besteht. F ür deutsche Urheber ist hier wichtig, daß in Ungarn ein V o r­ behalt bezüglich des Übersetzungsrechtes gemacht werden muß, und daß fü r musikalische Werke das gleiche bezüglich des A u f­ führungsrechtes Verlangt wird. Ferner muß die Übersetzung seitens des Urhebers innerhalb eines Jahres seit dem E r­ scheinen des Originalwerkes begonnen und binnen drei Jahren beendigt worden sein. T e r Beginn und die Beendigung der Übersetzuttg sind bei den ungarischen Behörden zur Regiftn m m g anzumelden.

Gewerbliches Urheberrecht.

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I m V e rh ä ltn is zu Österreich w ird bestimmt, daß das ausschließliche Übersetzungsrecht keinesfalls länger als drei J a h re dauert. Um nun schließlich noch einen kurzen Blick auf die­ jenigen Länder zu w erfen, die m it Deutschland nicht durch Verträge bezüglich des Urheberrechtes an Werken der L ite­ ra tu r und Tonkunst verbunden sind, so ist zu bemerken, daß von diesen in Ä g y p t e n nach der Rechtsprechung durch die gemischten Gerichte ausländische Werke unbedingt, sogar ohne Nachweis der Gegenseitigkeit geschützt werden. Eine A nzahl anderer Staaten schützt ausländische Werke nur, wenn Gegenseitigkeit nachgewiesen w ird . Z u diesen gehören von europäischen S taaten P o r t u g a l und R u m ä n ie n . Eine weitere G ruppe von Staaten schützt ausländische W erke' n u r auf G rund besonderer Verträge. T ie s g ilt namentlich von den meisten amerikanischen Staaten. V o n europäischen Ländern gehören die N ie d e r la n d e hierher. Schließlich gibt es noch eine Reihe von Staaten, die ausländischen Werken überhaupt keinen Schutz gewähren. D a h in gehören in E uropa R u ß la n d , die T ü r k e i, S e r b ie n und B u lg a r ie n .

Gewerbliches Urheberrecht. Grundlagen des Erfindungsschutzes. A u f dem Gebiete des gewerblichen Urheberrechtes ist der Erfindungsschutz in erster L in ie wichtig, wenn auch in Deutschland erst seit verhältnism äßig sehr kurzer Z e it gesetzlich allgemein anerkannt. D a s erste hierher gehörige Gesetz überhaupt, abgesehen von gelegentlichen P riv ile g ie n , w a r das englische Patentgesetz von 16 2 3 . I n Deutschland führten erst nach G ründung des deutschen Z o llve re in s einzelne Länder

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Gewerbliches Urheberrecht.

einen Patentschutz bei sich ein. D ie Patentgesetze verschafften aber naturgemäß n u r einen Schutz fü r das enge Gebiet der einzelnen Staaten, und da man überhaupt den Nutzen des Erfindungsrechtes lange nicht recht einsehen konnte, so wurden diese Gesetze meistens noch auf eine Weise gehandhabt, die wenig zu deren Benutzung einlud. Unter diesen Umständen beginnt ettt wirklicher E rfin ­ dungsschutz erst m it dem E rla ß des deutschen Patentgesetzes vom 25. M a i 18 77 . D ie s Patentgesetz wurde in über E rw arten starkem M aß e benutzt, so daß die frühe r zeitw eilig herrschend gewesene Ansicht von Schädlichkeit des Patent­ schutzes bald verschwand. Indessen machten sich doch M ä n g e l geltend, die wesentlich durch die O rganisation des Patent­ amtes hervorgerufen waren. T e n n da man dessen starke Inanspruchnahme nicht recht vorausgesehen hatte, so w a r es lediglich aus M itg lie d e rn im Nebenamt zusammengesetzt. Es wurde deshalb schon am 7. A p r il 1 8 9 1 ein neues Patentgesetz erlassen, und dies zugleich durch das Gesetz zum Schutze der Gebrauchsmuster vom 1. J u n i 1891 ergänzt. W ir haben demgemäß in Deutschland die sonst nicht mehr anzutreffende Erscheinung, daß der Schutz von E rfinduugen nach zwei verschiedenen Gesetzen geschieht, nämlich einm al nach dem P a te n tg e s e tz und sodann nach dem G e b ra u c h s m u s te rg e s e tz . Dabei ist der Name Gebrauchsmuster insoforn irre ­ führend, als er die Ansicht erwecken könnte, daß es sich hier lediglich um eine A r t des Musterschutzes handele, die dem später zu besprechenden Geschmacksmusterschutz nebenzuordnen w äre, nicht aber um einen an die S eite des Patentschutzes zu setzenden Erfindungsschutz. Indessen liegt dieser Name in der Entstehungsgeschichte des Gesetzes begründet. E s w ird deshalb gut sein, wenn w ir auch auf diese einen Blick werfen.

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Schöpfungen, die im Gebiete der Gewerbe Verwendung finden sotten, kennzeichnen sich entweder als Erfindungeil, die irgend einem Gebrauchszwecke dienen sollen, oder als Formengebungen, die in erster Linie auf die Verschönerung des äußeren Ansehens der betreffenden Waren gerichtet sind, ohne daß diese an sich dadurch einen erhöhten Gebrauchs­ wert erhalten. Demgemäß unterscheidet man allgemein unter den zu schützenden, gewerblich verwertbaren neuen Schöpfungen die E r fin d u n g e n einerseits, die sogenannten M u s te r u n d M o d e lle , auch Geschmacksmuster genannt, andererseits. D ie Erfindung einer neuen Maschine zur Herstellung von Geweben fä llt demnach in das Gebiet des Erfindungs­ schutzes. Hierher gehört auch z. B . die Erfindung eines neuen Verfahrens, Gewebe zu erzeugen. Dagegen gehören neue Musterungen oder Zeichnungen von Geweben in das Gebiet der sogenannten Muster und Modelle, ein Gebiet, das wiederum nahe verwandt m it demjenigen der bildenden Kunst ist. Tenn die neuen Ge­ webemuster können bei besonders reicher imb geschmackvoller Ausführung leicht zu wirklichen Kunstwerken werden, wie es z. B . mit sogenannten Gobelins der F all ist. Nun gibt es aber, um bei dem gewählten Beispiel der Weberei zu bleiben, auch noch Erzeugnisse, die sich weder als eigentliche Erfindungen im engsten Sinne dieses Wortes, noch als wirkliche Muster, gleichfalls im engsten Sinne dieses Wortes, kennzeichnen. Nehmen w ir z. B. eine neue A rt von Gewebe mt, die nicht nach einem von den bisher bekannten Arten der Weberei so sehr verschiedenen Verfahren hergestellt wird, daß ihre Neuschöpfung sich geradezu als eine Erfindung darstellt, die aber der Anordnung der Fäden nach fü r den G e b ra u c h s ­ zweck des Gewebes, z. B. fü r die Verwendung als Filtertuch,

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doch gewisse V o rte ilte bietet, so haben w ir ein sogenanntes Gebrauchsmuster, d. h. ein Erzeugnis, das durch die P ra x is des Patentamtes vom Patentschutze, durch sein Wesen vom Musterschutze ausgeschlossen war. Diese Gebrauchsmuster machten gerade der deutschen P ra x is recht viele Schwierigkeiten, w e il man dazu gelangt w a r, in Deutschland recht strenge Anforderungen an den B e g riff einer patentfähigen E rfind un g zu stellen. W ährend nämlich diese Gebrauchsmuster im Auslande ganz allgemein unter den B e g riff einer patentfähigen E rfind un g fielen, so sah man sich demnach in Deutschland veranlaßt, fü r sie das Gebrauchsmustergesetz zu schaffen. T ie s Gesetz hat dann m it der Z e it eine etwas andere Bedeutung bekommen, als m an sie ihm ursprünglich geben w ollte. E s rückte im m er mehr von der S eite des Musterschutzgesetzes an diejenige des Patentgesetzes. Unter diesen Umständen ist es denn auch empfehlenswert, den Gebrauchsmusterschutz in engster V erbindung m it dem Patentschutze zu besprechen, um so mehr, als in sehr zahlreichen Fällen fü r denselben Gegenstand gleichzeitig sowohl Patentw ie Gebrauchsmusterschutz beantragt und auch gewährt w ird , ein Verfahren, dessen Zulässigkeit ausdrücklich vom P atentamte anerkannt ist. S o z. B . ist es zulässig, sogenannte E v en t u a l a n m e l d u n g e n zürn Gebrauchs Musterschutz zu machen, wonach die Anm eldung n u r dann w eiter behandelt und eingetragen werden soll, wenn eine gleichzeitige A n ­ meldung des nämlichen Gegenstandes zum P atent ohne E rfo lg geblieben ist. Zunächst w ird es hier nötig sein, einige allgemeine B e ­ g riffe zu erklären, die nicht n u r nach dem W ortlaute des Patentgesetzes, sondern in der P ra x is b e id e r h ie rin Betracht kommender Gesetze eine große R o lle spielen. I n erster L in ie g ilt dies von dem B e g riff einer E rfindung.

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W as eine E r f in d u n g ist, sagt das deutsche Patentgesetz nicht; es bestimmt nur, daß Patente erteilt werden sollen fü r solche Erfindungen, die neu sind und die eine gewerbliche V erw ertung gestatten. E s sind zahlreiche Begriffsbestimmungen fü r das W o rt E rfindung aufgestellt worden, von denen sich jedoch keine allgemein hat einbürgern können, und die zum größten T eile daran kranken, daß sie den B e g riff einer E rfind un g m it dem­ jenigen der patentfähigen E rfind un g verwechseln. W enn man m it E rfind un g im allgemeinen jede Angabe eines dem Angebenden neuen M itte ls bezeichnet, irgend einen Zweck zu erreichen, so dürfte h ie rm it dem W orte E rfin d u n g der weiteste I n h a lt gegeben sein, den es im Sprachgebrauche hat. E s ist nicht zu vergessen, daß man z. B . von der E r­ findung dramatischer Personen, von bösw illigen E rfindungen zum Nachteile anderer usw. spricht. Um derartige E rfin ­ dungen von der Patentierung auszuschließen, sagt das Patent­ gesetz, daß die patentfähige E rfind un g g e w e rb lic h ver­ w ertbar sein soll, wobei das W o rt verw ertbar offenbar tonlos bleiben, das W o rt gewerblich aber den hier in Betracht kommenden Umstand bezeichnen soll. W eiter w ird von der E rfind un g noch zur Patentfähigkeit verlangt, daß sie ne u ist. T ie meisten Erfindungen erweisen sich nämlich bei näherer P rü fu n g als nicht neu, da die E r ­ finder meistens zwar einen fü r sie selber neuen Gedanken haben, dieser jedoch in der Regel längst irgendwo verw irklicht oder mindestens ausgesprochen worden ist. Dabei ist es jedoch eine schwierige Frage, zu entscheiden, welche Umstände als neuheitsschädlich wirklich in Betracht kommen sollen. I n dieser Beziehung gibt das Patentgesetz die Anweisung, daß solche E rfindungen nicht als neu gelten sollen, die zur Z e it der auf G rund des Patentgesetzes erfolg­ ten Anm eldung bereits in öffentlichen Druckschriften der letzten

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hundert J a h re derart beschrieben, oder die im Jn la n d e bereits so offenkundig benutzt sind, daß danach die Benutzung durch andere Sachverständige möglich erscheint. Diese Vorschrift gibt eine bindende Anweisung fü r die P rüfu ng zur Patentierung angemeldeter Erfindungen, indem sie den B e g riff des Neuen gegenüber dem sehr schwankenden gewöhnlichen Sprachgebrauch fest bestimmt. Zunächst genügt es zur Patentierung nicht, daß die E rfindung dem Anmeldenden persönlich neu w ar. E s genügt nicht einm al der Umstand, daß sie sozusagen der ganzen W e lt tatsächlich etwas Neues bringt. Z um Vergleiche m it der neuen E rfindung werden vielm ehr auch die sämtlichen in den letzten hundert J a h re n erschienenen ö f f e n tlic h e n D ru c k s c h rifte n herangezogen, gleichgültig, ob deren I n h a lt irgend einem Sachverständigen gegenwärtig noch bekannt ist oder nicht, ja gleichgültig, ob der I n h a lt dieser Druck­ schriften überhaupt wirklich einm al einem größeren Kreise von Personen bekannt geworden ist. W enn also z. B . jemand vo r achtzig Ja h re n den nämlichen Gedanken schon gehabt und diesen in irgend einer Z e it­ schrift niedergelegt hat, wenn aber weiter diese M itte ilu n g dann ganz unbeachtet geblieben ist, so ist die E rfind un g selbst dann nicht mehr neu, wenn auch der jetzige E rfin d e r von dieser früheren Veröffentlichung niem als etwas erfahren hat. E s genügt, daß sich die betreffende S te lle nach den Literaturverzeichnissen des Kaiserlichen Patentamtes auffinden läßt, oder daß sie von irgend einem Einsprechenden auf­ gefunden w ird , der nach M a te ria l zur Bekämpfung des Patentes sucht, um dessen E rte ilu n g zu vereiteln, oder um seine Nichtigkeitserklärung herbeizuführen. Leider muß gesagt werden, daß dies eure sehr gefährliche K lippe ist, an der die Patentierung mancher, sonst wirklich einwandsfreier E rfind un g scheitert, ganz abgesehen von

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den Fällen, in beiten die in Anspruch genommene Neuheit ganz o ff e n b a r nicht vorhanden war, etwa w eil der Erfinder neuerdings veröffentlichte Erfahrungen nicht beachtet hatte. Was die Neuheit der Gebrauchsmuster anbetrifft, so ist hier zu bemerken, daß die fü r die Patente geltende Beschränkuttg bei der Berücksichtigung älterer Druckschriften auf die letzten hundert Jahre im Gebrauchsmustergesetz nicht ettthalten ist. Ob und inwiefern das Fehlen dieser Be­ stimmung eine praktische Bedeutung besitzt, läßt sich n ur schwer beurteilen. T ie s ist um so ntehr der Fall, als nicht einmal feststeht, ob dieser Unterschied in der Fassung beider Gesetze seinerzeit mit irgend einer bestimmten Absicht gemacht worden ist. Das zweite Erfordernis der Neuheit ist das Fehlen einer o ffe n k u n d ig e n V o rb e n u tz u n g . D ie Erfindung darf innerhalb des Deutschen Reiches nicht so benutzt worden sein, daß danach die Benutzung durch andere Sachverständige möglich erscheint. Auch diese Bestimmung ist fü r bett E r­ finder oftmals recht drückend, da sie gleichfalls den Begriff der Neuheit gegettüber dem allgemeinen Sprachgebrauch er­ heblich erweitert. Eine Erfindung, die z. B. vor ihrer Patentan­ meldung öffentlicht erprobt worden ist, um sich zu über­ zeugen, ob die Sache überhaupt geht, verliert hierdurch schon die Eigenschaft der gesetzmäßigen Neuheit. Es sei ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, daß das Erfordernis der Neuheit m it Bezug auf öffentliche Druckschriftetr und auf offenkundige Vorbenutzung auch gegenüber solchen Veröffentlichungen der Erfindung Platz greift, die durch den Anmelder selber gemacht worden sind. Es ist nicht nur patenthindernd, wentr eine früher unabhängig von dem jetzigen Anmelder gemachte Erfindung des gleichen In h a lte s vorhanden ist, sondern auch der Anmelder selber darf seine Erfindung nicht irgendwie bekannt werden lassen,

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ehe er sie zum Patent angemeldet hat. D ie s g ilt sogar dann, wenn diese Bekanntgabe gegen den W ille n des E rfin d e rs erfolgt ist, wenn also z. B . jemand die E rfind un g ungerecht­ fertigter Weise der Öffentlichkeit übergeben hat. E in e Be­ stimmung fehlt im Patentgesetz, wonach etwa wie bei Werken der Lite ra tu r und Tonkunst n u r eine solche Veröffentlichung (der g le ic h e n E rfind un g im engsten S in n e des W ortes) als vorhanden angesehen w ird , die durch den Berechtigten selber erfolgt ist. Dagegen werden bloße V orträg e über eine E rfin d u n g oderhandschriftliche M itte ilu n g e n darüber nicht als neuheits­ schädlich angesehen, sofern sie weder eine öffentliche Benutzung, noch eine Beschreibung in öffentlichen Druckschriften in sich schließen oder zur Folge haben. I n dieser Beziehung ist der B e g riff der gesetzmäßigen Neuheit enger, als es deut S prachgebrauche entspricht. Eine weitere Ausnahme zugunsten des E rfin d e rs besteht darin, daß auf G rund der später noch zu besprechenden S taatsverträge P a te n t a n m e ld u n g e n a u s g e w is s e n a u s lä n d is c h e n S t a a t e n ein J a h r lang so angesehen werden, als ob die E rfind un g m it dem gleichen D atum w ie im A uslande auch im Deutschen Reiche angemeldet worden wäre. N atürlich genießen auch umgekehrt solche Anm elder tut A uslande eine entsprechende Vergünstigung, die ihre E rfind un g zuerst im Teutschen Reiche angemeldet haben. Hierbei erhält die spätere Anm eldung zwar die so­ genannte P r i o r i t ä t der betreffenden erst eingereichten aus­ ländischen Anm eldung, so daß spätere Anmeldungen oder Veröffentlichungen des gleichen In h a lte s ih r nicht mehr schädlich werden: der B eginn der Patentdauer w ird aber (außer in G roß britannien) nicht von dem P rio ritä tsd a tu m , sondern von dem Tage der Anm eldung in dem anderen

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Lande ab gerechnet. Hierdurch genießen dann derartige A n ­ meldungen in gewisser Beziehung eine längere Schuhdauer, als zuerst in Deutschland oder dem betreffenden anderen Lande selbst angemeldete Erfindungen. Es sei ausdrücklich bemerkt, daß die erste Anmeldung nicht im Heimatlande des Anmelders eingereicht werden muß, sondern in jedem be­ liebigen Staate bewirkt werden kann, fü r den die betreffenden Verträge gelten. Bei den hieraus sich ergebenden eigenartigen V erhält­ nissen ist auch der F a ll möglich, daß ein Patent auf eine Anmeldung erteilt werden muß, obschon fü r die nämliche Anmeldung bereits ein anderes Patent besteht, z. B . in dem Falle, daß eine Erfindung am 1. Ja n u a r eines Jahres in Frankreich eingereicht worden wäre, und daß von anderer Seite und unabhängig von dieser Anmeldung eine E rfin ­ dung des nämlichen In h a lte s etwa am 1. Februar in Deutschland angemeldet wäre. W ird nun auf letztere E r­ findung beispielsweise am 1. November ein Patent erteilt, dann aber auf Grund der ersterwähnten französischen A n ­ meldung von dem In h a b e r der letzteren am 1. Dezember gleichfalls eine deutsche Anmeldung eingereicht, so muß auch auf diese ein Patent erteilt werden, da ihre P rio ritä t der­ jenigen der deutschen Anmeldung vom 1. Februar vorgeht. Allerdings könnte dann der In h a b e r des Patentes mit der älteren P rio ritä t später die Nichtigkeitserklärung des Patentes m it dem fü r Deutschland älteren Anmeldedatum beantragen, wie später noch dargelegt werden wird. Von den weiteren Erfordernissen einer patentfähigen Erfindung ist nunmehr zunächst die g e w e r b l i ch e V e r ­ w e r t b a r k e i t zu nennen. Es w ird verlangt, daß die V e r­ wertung einer Erfindung in gewerblicher Beziehung möglich ist. T ies setzt zuerst voraus, daß eine Verwertung der E r­ findung überhaupt stattfinden kann, daß somit die Erfindung

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a u s f ü h r b a r ist. Eine nicht ausführbare E rfind un g stellt ja auch schließlich gar keine E rfin d u n g dar, indem sie nie­ m als den Weg zu irgend einem Z iele bildet. Freilich w ird es sich in der T a t o ft sehr schwer entscheiden lassen, ob eine E rfind un g au sführb ar ist oder nicht. T ie s ist oft erst nach jahrelangen Versuchen zu erm itteln, namentlich wenn die zur Durchführung der E rfindung nötigen Vorbereitungen sehr umfangreicher A r t sind oder zu ih re r Inbetriebsetzung große G eldm ittel oder lange Vorstudien erfordern. Die Verw ertungsm öglichkeit der E rfind un g kann aber weiter noch davon abhängig gemacht werden, ob die E r ­ findung in w ir ts c h a f tlic h e r B e z ie h u n g einen V o r t e i l bildet, indem eine E rfindung zwar sehr w o hl ausführbar sein kann, ohne doch des Kostenpunktes wegen m it anderen Verfahren oder Einrichtungen in W ettbewerb treten zu können. T ie s ist indessen ein P u n kt, der je nachdem in kurzer Z e it sich außerordentlich verschieden gestalten kann und der deshalb ausschließlich aus praktischer E rfah ru ng heraus zu beantworten ist. Deshalb schreibt z. B . auch das österreichische Patentgesetz zweckmäßig v o r, daß der w ir t­ schaftliche W e rt einer Erfindung bei der P rü fu n g durch das Patentam t keiner irgendwie gearteten B eu rteilung unter­ worfen werden darf. H ie rm it hängt aufs engste die Forderung zusammen, daß die E rfind un g einen F o r t s c h r it t gegen bisher bekannte Verfahren bilden soll. Auch dieser B e g riff ist je nach den Umständen schwankend. E in V erfa hren , das heute einen Fortschritt bildet, kann dies unter anderen Verhältnissen morgen nicht mehr tun, oder sogar auch umgekehrt. Es dürfte deshalb die E rfindung auch nicht danach beurteilt werden, ob sie gegenüber bisher bekannten Verfahren oder Einrichtungen einen technischen Fortschritt darstellt. Jedoch w ird in der P ra x is des deutschen Patentamtes auf den

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Nachweis eines solchen Fortschrittes ein ziemlicher Wert gelegt. W ir kommen nunmehr zu der Untersuchung des Wortes g e w e rb lic h im engsten Sinne. I n dieser Beziehung hul­ digen Theorie und Praxis der maßgebenden Schriftsteller und des Patentamtes, wie auch das Reichsgericht der Ansicht, daß gewerblich verwertbar nur eine Erfindung sei, deren Verwertung bei der Be- oder Verarbeitung von Roh­ stoffen stattfinde. An diesen Punkt haben sich ausgedehnte Erörterungen allgeknüpft. Es wäre zu weitläufig, hier die Ansichten der verschiedenen Schriftsteller, des Patentamtes und des Reichsgerichtes einzeln auseinanderzusetzen, zumal sich diese auch m it der Zeit erheblich geändert haben. Ganz allgemein sind die genannten Kreise darüber einig, daß Erfindungen nicht patentfähig seien, die lediglich in der Allgabe von Vorschriften zur Ausführung geistiger Arbeit, tu Verfahren zur Reklame und in dergleichen M a ß ­ nahmen bestehen. So z. B. seien nicht patentfähig steno­ graphische Systeme, die Einrichtung eines Adreßbuches oder eines Fahrplanes, oder diejenige von Geschäftsbüchern, Systeme zur Etikettierllng oder zur K ontrolle, Finanzsysteme, Erziehungsgrundsätze und dergleichen. Wenngleich von den hier genannten Maßnahmen viele auch außerhalb der genannten wissenschaftlichen mit) juristi­ schen Kreise als nicht patentfähig gelten, so ist man doch in gewerblichen Kreisen immer mehr zu der Ansicht gelangt, wenigstens diejenigen Verfahren und Einrichtungsweisen fü r patentfähig oder wenigstens fü r gebrauchsmusterschutzfähig zu halten, die durch eine körperliche Unterlage sich verwirklichen lassen. S o z. B . besteht ein starkes Bedürfnis, einen Schutz fü r die Einrichtung von Adreßbüchern, von Fahrplänen, von Vordrucken usw. zu erhalten, um so mehr, als auch der den Werken der Literatur gewährte Schutz

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hier versagt. T ie s tatsächlich nun einmal vorhandene Schutz­ bedürfnis ist bis jetzt in der Regel wenigstens scheinbar dadurch befriedigt worden, daß man die betreffenden E rfin ­ dungen oder A nordnungen zum Gebrauchsmusterschutz an­ gemeldet hat, bei dem ja eine vorherige P rü fu n g auf Schutz­ fähigkeit nicht vorgeschrieben ist. M a n ist eben durchaus nicht geneigt, zuzugeben, daß die genannten Gegenstände nicht gewerblich verw ertbar seien. A ls zweite G ruppe der E rfind un ge n, die m itu n te r als nicht gewerblich verw ertbar erklärt werden, kommen, wie schon angedeutet, diejenigen in Betracht, die sich nicht auf die B e- und V erarbeitung anorganischer S to ffe , sondern entweder auf die G ew innung solcher S toffe oder auf die Behandlung lebender Wesen erstrecken, sei es auf diejenige des menschlichen K ö rp e rs oder auf das Gebiet der T ie r­ oder Pflanzenzucht. A u s diesem Grunde sollen die E rfin ­ dungen aus dem Gebiete der Landwirtschaft, der Ja g d , der Fischerei oder des Bergbaues, ferner auch diejenigen be­ züglich der Behandlung des menschlichen K örp ers von der Patentierung ausgeschlossen sein. D a s P atentam t neigte sich hier ursprünglich zu der engeren Anschauung, hat diese aber, wenn sie überhaupt jem als herrschend w a r, bald wieder verlassen, wie sich dies auch in zahlreichen P atent­ erteilungen zeigt. N u r solche V erfahren (nicht V o rrich ­ tungen), die zur B ehandlung des menschlichen K örp ers dienen, bleiben hierbei ausgeschlossen, da sie auch nicht im weiteren S in n e unter den B e g riff des gewerblichen fallen. Übrigens w ird auch in dem S chlußprotokoll der später noch ausführlicher zu besprechenden P ariser Übereinkunft gesagt, daß die W orte gewerbliches Eigentum — oder wie w ir sagen, gewerbliches Urheberrecht — in ih re r weitesten Bedeutung derart verstanden werden sollen, daß sie auch auf die Erzeugnisse des Ackerbaues und der Viehzucht w ie

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auf die in den Handel gebrachten mineralischen Erzeugnisse Anwendung finden. W ir haben nunmehr die Anforderungen betrachtet, die man an eine patentfähige Erfindung stellt, und kommen danach zu dem eigentlichen Kern des Erfindungsbegriffes, nämlich zu der Forderung, daß die zu schützende Erfindung e ig e n a rtig sein, oder wie man es auch auszudrücken Pflegt, einen gewissen E rfin d u n g s g e d a n k e n aufweisen soll. Tiefe Forderung der Eigenartigkeit ist wohl von der­ jenigen der Neuheit zu unterscheiden. T ie Neuheit besteht darin, daß die Erfindung als solche, also genau in der ihr von dem Erfinder gegebenen Form , noch nicht von diesem selber oder anderweitig bereits bekannt gegeben ist. Tie Eigenartigkeit besteht darin, daß die Erfindung von anderen Verfahren oder Vorrichtungen hinlänglich verschieden sei, um sie als eine selbstänoige Maßnahme erscheinen zu lassen. Während also die Neuheit ein int Vergleich mit anderen M aßnahmen leicht festzustellendes Merkmal ist, so ist die Eigen­ artigkeit oft sehr schwer zu bejahen oder zu verneinen. E s hängt hier viel von der persönlichen Ansicht des Beurteilenden ab. Den Gegensatz zu der für die wirkliche Erfindung ge­ forderten Eigenartigkeit bildet die bloße technische M aß­ nahme oder Konstruktion, von der man sagt, daß sie nicht aus dem Rahmen desjenigen herausfalle, w as ein jeder Fachmann nach den der Allgemeinheit zur Verfügung stehenden Erfahrungen auch ohne besonderes Nachdenket: habe ausführen können. M an spricht hier von technischen und handwerksmäßigen Gepflogenheiten, die es mit sich brächten, daß die allgemein gebräuchlichen Verfahren und Apparate den Umständen nach entsprechend abgeändert zu werden Pflegten, ohne daß die Abänderung eines besonderen Schutzes bedürfte, weil sie zu machen keine größere geistige Anstrengung erforderte. Raut er, Das Deutsche Urheberrecht.

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H ierher gehört auch der B e g riff der sogenannten chemischen oder technischen Äquivalente. M a n spricht von deren A n ­ wendung, wenn an sich bekannte V erfahren oder E in rich­ tungen durch den Ersatz einzelner T eile m itte ls anderer ähnlicher T e ile n u r so w e it abgeändert werden, daß nichts wesentlich Neues entsteht. A llen diesen M aßnahm en gegenüber soll die wahre E rfind un g den B e g riff einer Überraschung oder eines soge­ nannten Geistesblitzes aufweisen. T e r Unterschied zwischen E rfind un g und einer bloßen Neuenmg anderer A r t ist besonders dann schwierig zu be­ urteilen, wenn ein Patent nach einer Reihe von J a h re n wegen angeblichen M an ge ls eines Erfindungsgedankens angegriffen w ird , da man dann vielfach geneigt ist, die ursprünglich a ls sehr überraschend erschienene E rfind un g nunmehr als etwas Selbstverständliches anzusehen. T ie s ganze Zwischengebiet zwischen einer E rfind un g im strengsten © nute des W ortes und einer bloßen neuen Gestaltung oder A nordnung ist nun weiter der G rund , auf dem später das Gebrauchsmustergesetz aufgebaut w orden ist. W ir w ären h ierm it wieder bei dem Unterschied zwischen patentfähiger und gebrauchsmusterschutzfähiger E rfind un g angelangt. Dieser Unterschied besteht in der P ra x is , wie sie sich allm ählich herausgebildet hat, eben d a rin , daß an die Eigenartigkeit der E rfin d u n g , fü r die ein Gebrauchs­ musterschutz beansprucht w ird , keine so großen A nforderungen gestellt w erden, als an die einer patentfähigen E rfindung. U nter diesen Umständen ist das Gebrauchsmuster schließlich auch nichts w eiter als ein E rfindungspatent, und zw ar ein solches ohne V o rp rü fu n g , ein sogenanntes A nm eldungs­ patent, ähnlich wie solche in vielen Staaten ganz aus­ schließlich bestehen. Es w ird deshalb im A uslande auch vielfach kleines Patent genannt.

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Beide Gesetze, das Patentgesetz wie das Gebrauchs­ mustergesetz, enthalten nun, auch abgesehen von den E r ­ wägungen, was eine E rfindung im S in n e des Gesetzes ist oder nicht, noch verschiedene Angaben darüber, daß eine Reihe von E rfindungen v o m S chutze a u s g e s c h lo s s e n sein soll. I n dieser Hinsicht bestimmt das Patentgesetz zunächst, daß ausgenommen sein sollen E rfind un ge n, deren V e r­ wertung den Gesetzen oder guten S itte n zuw iderlaufen würde. Diese Ausnahme ist in der allgemeinen E rw ägung begründet, daß Bestrebungen überhaupt nicht gesetzlichen Schutz finden dürfen, die m it den guten S itte n oder m it den Staatsgesetzen in Widerspruch stehen. T ie zweite Ausnahm e besteht d a rin , daß Erfindungen von N a h ru n g s-, G enuß- und A rzne im itteln, sowie von solchen S to ffe n von der Patentierung ausgeschlossen sind, die auf chemischem Wege hergestellt werden, soweit die Erfindungen nicht ein bestimmtes V erfahren zur Herstellung der Gegenstände betreffen. Diese zweite Ausnahme ist n u r scheinbar eine solche. S ie ist wesentlich n u r deshalb in das Gesetz aufgenommen, um Auslegungszweifel über diesen P unkt unmöglich zu machen. D e n n in der T a t sind N a h ru n g sm itte l, Chem i­ kalien usw. keine Erfindungen. D ie Allgabe neuer der­ artig er S to ffe stellt sich vielm ehr n u r als eine Entdeckung auf chemischem oder medizinischem Gebiete dar. E ine E r ­ findung w ird daraus erst, wenn ein bestimmter neuer Weg zur Herstellung der in Rede stehenden S toffe angegeben w ird . Andere Patentgesetze, insbesondere das amerikanische, gestatten dagegen auch die E rte ilu n g von Patenten auf neue Stoffe, sprechen dann aber ganz allgemein auch von patent­ fähigen Entdeckungen. G röß er ist der K reis derjenigen E rfind un ge n, die von dem Schutze des Gebrauchsmustergesetzes ausgeschlossen sind. 5*

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Diese Tatsache hängt, wie schon angedeutet, eng m it der Entstehungsgeschichte des Gesetzes zusammen. Danach werden als Gebrauchsmuster n u r geschützt M od elle von A rb e its ­ gerätschaften oder Gebrauchsgegenständen oder von T eilen derselben, insoweit sie dem A rb e its - oder Gebrauchszweck durch eine neue Gestaltung, Anordnung oder Vorrichtung dienen sollen. W as demnach hier unbedingt von dem Schutze aus­ geschlossen ist, sind Verfahren jeder A r t, da sich diese nie­ m als a ls Gegenstände kennzeichnen. Ferner sind auch ausgeschlossen Baukonstruktionen und dergleichen, sofern sich diese nicht n u r als bloße Formgebungen fü r Bausteine oder andere B aubedarfsartikel erweisen. Ob Maschinen unter den Schutz des Gebrauchsmuster­ gesetzes fallen , ist zweifelhaft. D a s Reichsgericht hat in dieser Beziehung ausgesprochen, daß wenigstens größere, aus vielen T e ilen zusammengesetzte Maschinen nicht unter das Gesetz fallen , w e il sie nicht mehr als A rbeitsgerät­ schaften anerkannt werden könnten. Dagegen gehen die Wünsche der In d u s trie um so mehr darauf, auch Maschinen jeder A r t unter den Schutz des Gesetzes zu stellen, als überhaupt eine Grenze sich hier weder praktisch noch theo­ retisch gut ziehen läßt. Ebenso ist es zweifelhaft, ob der Gebrauchsmusterschutz n u r fü r Erzeugnisse gewährt werden soll, deren Abmessungen sich gleichmäßig nach allen drei Richtungen des Raumes erstrecken, oder ob solche Gebilde davon ausgeschlossen sein sollen, die wesentlich n u r in zwei Richtungen des Raumes liegen, also sogenannte Flächenerzeugnisse. D ie P ra x is in der Handhabung des Gesetzes neigt sich mehr ersterer, das B e d ü rfn is der In d u s trie mehr letzterer Anschauung zu. D ie Frage, ob M aßnahm en gebrauchsmusterschutzfähig seien, die n u r in der Anw endung eines neuen S toffe s zur

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Herstellung an sich schon bekannter Form en bestehen, w urde frühe r verneint, w ird jetzt aber bejaht. Durch diesen U m ­ stand namentlich hat sich der Schutz des Gebrauchsmuster­ gesetzes sehr weit über das ursprünglich ihm zugedachte Gebiet hinaus ausgedehnt. E s sei darauf verwiesen, daß das deutsche Gebrauchs­ mustergesetz m it dem schweizerischen Patentgesetz eine sehr große Ähnlichkeit besitzt, insofern in der Schweiz alle E r ­ findungen von der P atentierung ausgeschlossen sind, die sich nicht durch M od elle veranschaulichen lassen. Diese Lücke des schweizerischen Patentrechtes w ird allerdings voraussichtlich in Kürze ausgefüllt werden. E s wäre nunm ehr die Frage zu erö rte rn, w er auf den Schutz einer E rfind un g Anspruch hat. I n dieser Beziehung besteht, wenigstens in dem deutschen Gesetze, ein gru nd­ legender Unterschied zwischen dem Urheberrecht an Werken der L ite ra tu r und Kunst und zwischen demjenigen an E r ­ findungen. W ährend fü r ein S chriftw erk usw. der Urheber­ schutz in erster L in ie dem U r h e b e r zugute kommt, so enthält weder das Patentgesetz noch das Gebrauchsmustergesetz eine Bemerkung darüber, wem ein P atent oder Gebrauchsmuster e rteilt werden soll. E s ist h ie rm it dem Umstande Rechnung getragen, daß die Verhältnisse auf dem Gebiete der L ite ra tu r und Kunst vie l einfacher und übersichtlicher liegen als auf demjenigen der gewerblich verwertbaren Schöpfungen. W ährend ein Buch, ein Gemälde usw. ihren W ert wesentlich in sich selbst tragen, so erfordert eine E rfind un g noch so vie l weitere A rb e it zu ih re r gewerblichen Nutzbarmachung, daß neben den Rechten des E rfind ers auch diejenigen des F a b ri­ kanten zu berücksichtigen sind, in dessen Fabrik die E rfind un g gemacht ist, oder der die A usfü hrun g davon übernim m t. D a s deutsche Patentgesetz hat deshalb alle diese sehr schwierigen Verhältnisse einfach nicht berücksichtigt. T ie

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Frage, ob diese Lösung gerade glücklich ist, kann hier unerörtert bleiben; es genügt, darauf hinzuweisen, daß andere Gesetzgebungen andere Bestimmungen haben. Namentlich ist hier Amerika zu nennen, das das Patent ausdrücklich dem E r f in d e r zu erteilen vorschreibt, allerdings mit der Maßgabe, daß in der Patenturkunde neben dem Erfinder auch die Person oder F irm a namhaft gemacht werden kann, der dieser die Nutzung des Patentes übertragen hat. Demgegenüber spricht das deutsche Patentgesetz und ebenso auch das Gebrauchsmustergesetz allein dem A n ­ m e ld e r das Recht aus der Anmeldung zu, vorausgesetzt, daß er auf rechtmäßige Weise in den Besitz der Erfindung gelangt ist. I s t dies nicht der F a ll, so hat derjenige, dem die Erfindung unrechtmäßigerweise entnommen worden ist, ein Recht, je nachdem die Erteilung des Patentes zu ver­ hindern, dieses fü r nichtig erklären zu lassen oder die daraus herfließenden Rechte fü r sich in Anspruch zu nehmen. Dabei w ird das W ort „entnommen" von der Rechtsprechung im allerweitesten S inne ausgelegt, so daß auch das bloße Vorenthalten einer dem Kläger niemals bekannt gewesenen Erfindung darunter fällt. Hat z. B. ein Erfinder irgendwie die Verpflichtung übernommen, seine Erfindungen einer be­ stimmten Fabrik zur Verfügung zu stellen, und meldet er trotzdem eine solche zum Patent an, so kann diese Fabrik die Erfindung für sich in Anspruch nehmen und die E r­ teilung des Patentes auf ihren alleinigen Namen bean­ spruchen. Dies w ird namentlich wichtig fü r das Verhältnis zwischen angestellten Erfindern und ihren Arbeitgebern. Aus diesen Umständen folgt, daß in Deutschland das Patent auf den Namen jedes beliebigen Anmelders erteilt w ird , auch wenn dieser gar nicht eine physische Person, sondern etwa eine Aktiengesellschaft, eine Handelsfirma oder dergleichen ist. Derartige juristische Personell können

Grundlagen des Erfindungsschutzes.

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natürlich in Wirklichkeit niemals Erfinder sein, da die E r­ findung als geistige Schöpfung nur der Ausfluß einer Persönlichkeit sein kann. Damit steht nicht im Widerspruch, daß eine Erfindung von mehreren Peifonen gemeinschaftlich derart gemacht ist, daß ihre Anteile sich nicht trennen lassen, ein Fall, der in dem Gesetze zum Schutz des literarischen Urheberrechtes dahin geregelt ist, daß dann unter den Urhebern eine Gemeinschaft nach Bruchteilen des Ganzen bestehen soll. Unter derartige Erfindungen gehören auch die sogenannten Etablissementserfindungen, bei denen keines­ wegs ein sogenanntes Etablissement, sondern eine Anzahl von Persönlichkeiten als gemeinschaftliche Erfinder anzu­ sehen sind. Ein besonderer Fall ist hier der, wenn eine Erfindung zur Zeit der Anmeldung beim Patentanlte bereits durch einen anderen, unabhängig vom Anmelder, im Jnlande in Be­ nutzung genommen worden war, oder wenn wenigstens die zur Benutzung erforderlichen Vorrichtungen getroffen waren. I n diesem Falle ist auch diese andere Person, der soge­ nannte re ch tm ä ß ig e V o rb e n u tz e r, befugt, die Erfindung für die Bedürfnisse seines eigenen Betriebes in eigenen oder fremden Werkstätten auszunutzen. Diese Befugnis kann nur zusammen mit dem Betriebe vererbt oder ver­ äußert werden. Eine derartige Befugnis fehlt übrigens im Gebrauchs­ mustergesetz, weshalb es strittig ist, ob man hier die Vor­ schriften des Patentgesetzes sinngemäß anwenden oder ein Vorbenutzungsrecht überhaupt nicht anerkennen soll. D as Reichsgericht hat diese Frage noch nicht entschieden. Auch die beiden folgenden Bestimmungen sind im Gebrauchs­ musterschutzgesetz nicht enthalten. M an darf annehmen, daß die erste davon, weil sie nur Ausnahmefälle betrifft, nicht auf Gebrauchsmuster anzuwenden ist, während die zweite,

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die wohl n u r etwas Selbstverständliches ausspricht, jeden­ fa lls Anwendung finden dürfte. Zunächst tr itt nämlich die W irkung des Patentes inso­ w e it nicht ein, als die E rfin d u n g nach den Bestimmungen des Reichskanzlers fü r das Heer oder die F lotte oder sonst int Interesse der öffentlichen W o h lfa h rt benutzt werden soll. Indessen hat alsdann der P atentinhaber den Anspruch auf eine angemessene V ergütung. A u f Einrichtungen an Fahrzeugen ferner, die n u r vo r­ übergehend in das I n la n d gelangen, erstreckt sich die W ir ­ kung des Patentes ebenfalls nicht.

Praktische Handhabung des Erfindungsschutzes. Während der Schutz der Urheberrechte an Werken der L ite ra tu r und Kunst in der Regel an keilte weiteren F ö rm ­ lichkeiten gebunden ist, so ist dies bei dem Erfindungsschutze nicht der F a ll. T ie Gesetzgebungen der einzelnen S taaten verlangen vielm ehr, daß die zu schützenden E rfindungen ausdrücklich als solche beschrieben und einer hierzu be­ stimmten Behörde eingereicht werden. W ir haben diese Tatsache im vorhergehenden schott als bekannt voraussetzen müssen. E s ist nun n ö tig , das V erfahren bei diesen B e­ hörden, fü r uns also bei dem Deutschen Patentamte, näher darzulegen. Dabei werden auch noch manche andere Puttkte zu erörtern sein, die b is jetzt nicht berührt worden sind, namentlich die Frage der D a u e r der betreffenden Schutzrechte. A ls Behörde zur Handhabung des Erfindungsschutzes ist in Deutschland das P a t e n t a m t eingerichtet. Dieses besteht aus zehn Anm eldeabteilungen, von denen die zum P atent angemeldeten E rfindungen geprüft werden. Diesen reihen sich noch eine Anmeldestelle fü r Gebrauchsmuster, sowie zwei Abteilrm gen fü r Warenzeichensachen an.

Praktische Handhabung des Erfindungsschutzes.

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Über den Anmeldeabteilungen stehen die beiden Be­ schwerdeabteilungen, bei denen die Beschlüsse der ersteren angefochten werden können. Weiter ist noch eine Nichtig­ keitsabteilung vorhanden, die über den rechtlichen Bestand angefochtener Patentrechte Urteile abgibt und von der aus es noch eine Berufung an das Reichsgericht gibt. Dagegen liegt die Nachprüfung der Rechtmäßigkeit von Gebrauchsmusterschutzeintragungen nicht bei dem Patent­ amte, sondern bei den ordentlichen Gerichten. N u r die oberste Instanz, nämlich das Reichsgericht, ist die gleiche. Besetzt ist das Patentamt m it einer großen Anzahl von M itgliedern, H ilfsarbeitern, Bureau- und Unterbeamten, die die bedeutende, hier zu leistende Arbeit bewältigen müssen, und deren Zahl Ende 1900 insgesamt 595 betrug, indessen seitdem schon wieder erheblich gewachsen ist. H ier­ von waren 25 Juristen, 198 Techniker und 372 Bureauund Unterbeamte. Unter ihnen waren ferner 80 eigentliche M itglieder des Patentamtes, zu denen noch 28 M itglieder im Nebenamt kommen, welch letztere ausschließlich der Technik angehören. Das Verfahren ist wesentlich verschieden, je nachdem es sich um eine zum Patent oder um eine als Gebrauchs­ muster angemeldete Erfindung handelt. W ird ein Patent nachgesucht, so w ird die Anmeldung zunächst einer der 89 Haupt- und zahlreichen Unterklassen zugewiesen, in die das Gebiet der Technik fiir die Zwecke des Patentamtes eingeteilt ist. Jede dieser Klassen ist einer der zehn A n ­ meldeabteilungen und in dieser wiederum einem der hier beschäftigten M itglieder zugewiesen, das für die betreffende Klasse als sogenanntes V orprüfer tätig ist. D er V o r p r ü f e r tritt nun zuerst in die P rüfung der Erfindung ein. S in d die äußeren Erfordernisse in O rd ­ nung, so erstreckt sich diese Prüfung wesentlich auf einen

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Vergleich m it dem in der reichhaltigen Bibliothek des Patentamtes aufgehäuften Stoff. Bei dieser Arbeit wird der Vorprüfer von seinem sogenannten H i l f s a r b e i t e r unterstützt. Kommt er nun zu der Ansicht, daß eine patentfähige Erfindung nicht vorliegt, so geht dem Anmelder ein soge­ nannter Vor beschei d zu. A u f diesen hat er sich innerhalb einer bestimmten Zeit zu äußern, widrigenfalls die Anmel­ dung als zurückgenommen gilt. Sind die Bedenken des Vorprüfers weniger erheblich, so werden sogenannte Z w i s c h e n v e r f ü g u n g e n erlassen, in denen unter Berücksichtigung der von dem Anmelder ein­ gereichten Entgegnungen das Wesen der Erfindung klar­ gestellt und von dem etwa schon Bekannten oder Nicht­ patentfähigen befreit werden soll. Schließlich geht dann der Bericht des V orprüfers an die betreffende A b t e i l u n g selbst, die auf diesen Bericht und auf beit eines Gegenberichterstatters hin entweder die weitere Behandlung oder die Ablehnung des Patentgesuches ausspricht. Hat der V orprüfer einen Vorbescheid erlassen, so darf er an den betreffenden Abstimmungen nicht teil­ nehmen. I n der Regel w ird aber ein Vorbescheid nicht ergangen, vielmehr ausschließlich von Zwischenverfügungen Gebrauch gemacht worden sein. Gegen den Beschluß der Anmeldeabteilung steht dem Anmelder innerhalb eines M onats die Beschwer de an die zuständige Beschwerdeabteilung offen. Während die Anmeldeabteilungen ausschließlich m it ständigen M itgliedern besetzt sind, so wirken in den Abteilungen fü r Beschwerden und für Nichtigkeit auch die nichtständigen M itglieder des Patentamtes mit. T ie s sind in der Regel Staatsbeamte, insbesondere Hochschulprofessoren, die in dem betreffenden Zweige der Technik einen besonderen R uf genießen.

Praktische Handhabung des Erfindungsschutzes.

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Während in dem Verfahren vor dem V orprüfer und vor der Anmeldeabteilung m ü n d lic h e V e r h a n d lu n g e n verhältnismäßig selten stattfinden, so w ird in der Be­ schwerdeabteilung in der Regel eine solche anberaumt. D as Patentamt ist hierzu sogar beim Vorliegen eines Antrages verpflichtet, wenn eine mündliche Verhandlung in dem vorhergehenden Verfahren noch nicht stattgefunden hat. Lautet der Beschluß der Beschwerdeabteilung auf Zurück­ weisung der Anmeldung, so gibt es hiergegen kein weiteres Rechtsmittel. Eine Klage auf Patenterteilung einzuführen, wurde zwar seinerzeit vorgeschlagen, aber nicht in das Gesetz aufgenommen. W ird die weitere Behandlung der Anmeldung be­ schlossen, so w ird diese nunmehr unter B e k a n n tm a c h u n g ihres T itels im Reichsanzeiger in der sogenannten A u s le g e h a lle des Patentamtes zwei Monate lang zur allge­ meinen Einsichtnahme offengelegt. Während dieser Z eit ist jedermann berechtigt, gegen die Erteilung des Patentes E in s p ru c h zu erheben, und zwar wenn er die Erfindung als nach dem Gesetze nicht patentfähig ansieht, oder wenn er glaubt, daß die Erfindung ihm unrechtmäßigerweise ent­ nommen sei. Leider verzögert sich durch die Erhebung eines solchen Einspruches das Patenterteilungsverfahren ungemein, ein Umstand, der um so mehr ins Gewicht fällt, als von den erhobenen Einsprüchen nur der weitaus geringste T e il als gerechtfertigt anerkannt werden kann. I s t nun ein Einspruch erhoben worden, so w ird über diesen vor der Anmeldeabteilung verhandelt. Nötigenfalls werden Zeugen vernommen oder sonstige Erm ittlungen an­ gestellt. D ie Gerichte sind verpflichtet, dem Patentamte hierbei, wie auch sonst überhaupt, Rechtshilfe zu gewähren. Hat die Anmeldeabteilung ihre Entscheidung gefällt, so kann jeder der beiden Teile hiergegen wiederum an die

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B eschw erde abteilung gehen. Entscheidet diese auf Zurück­ weisung des Einspruches, so w ird das Verfahren fortgesetzt. E rklärt sie den Einspruch fü r gerechtfertigt, so w ird die A n ­ meldung zurückgewiesen und das Verfahren ist beendet. Bei teilweiser Zurückweisung des Einspruches w ird das Patent­ erteilungsverfahren nur fü r einen entsprechend beschränkten T e il der Erfindung weiter fortgesetzt. Nunmehr entscheidet die Anmeldeabteilung über die Erteilung des Patentes. Dabei ist sie jedoch nicht ver­ pflichtet, das Patent zu erteilen, wenn seit dem Beschlusse über die Auslegung keine Beschwerde erhoben oder wenn eine solche zurückgewiesen ist. S ie kann vielmehr unter Umständen auch so noch das Patent versagen, wenn ih r nämlich irgend welche Tatsachen noch nachträglich bekannt geworden sind, die die Erteilung des Patentes als unge­ rechtfertigt erscheinen lassen. I n diesem Falle w ird natürlich gegen einen hier noch erfolgenden Beschluß der Abteilung wiederum die Einlegung einer B eschw erde statthaft sein. Is t nun endlich die Erteilung des Patentes beschlossen und rechtskräftig geworden, so w ird die Patentbeschreibung m it den dazu gehörigen Zeichnungen gedruckt und damit der Öffentlichkeit übergeben. T e r Anmelder erhält ein besonderes, m it dem Siegel des Patentamtes versehenes Exemplar davon als P a te n tu rk u n d e . Auch w ird die Erteilung des Patentes, wie auch dessen späteres Erlöschen in die P a t e n t r o lle eingetragen. Bei Anmeldungen aus dem Auslande ist neben dem Namen des In h a b e rs auch der seines bestellten Vertreters in der Rolle zu bemerken. E in Wechsel des Patentinhabers (oder seines Vertreters) w ird gleichfalls in die Rolle eingetragen, nicht aber eine V er­ pfändung des Patentes, Lizenzerteilungen oder dergleichen. Nunmehr ist der Allmelder aber noch nicht über alle Gefahren hinaus, sondern es samt nun noch Anfechtung des

Praktische Handhabung des Erfindungsschutzes.

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Patentes aus verschiedenen Gründer: erfolgen. Diese A n ­ fechtungen sind in zwei Richtungen möglich, nämlich einmal in Gestalt einer Klage auf Nichtigkeit, sodann in Gestalt einer Zurücknahmeklage. Die Klage auf N ic h tig k e it geht dahin, das Patent als zu Unrecht erteilt zu erklären, und kann auf dieselben Gründe gestützt werden, wie der Einspruch gegen die Patent­ erteilung. Allßerdem ist rroch als besonderer Nichtigkeits­ grund zulässig der, daß die Erfindung Gegenstand des Patentes eines früherer: Ar:rr:elders ist. Über die Bedeutur:g dieses letzteren Grur:des sind die Ansichten geteilt. Insofern alle Patentschriften veröffentlicht werden, hätte diese Bestimmung keinen S in n , da ja das Patent eines früherer: Anmelders sich ebenfalls als eine öffentliche Druckschrift darstellen w ird. Eine Ausnahme machen nur drei Fälle. T e r erste F a ll ist der, daß die Anmeldung des Patentes erfolgte, ehe ein älteres Patent auf den betreffenden Gegenstand irr: Druck erschienen ist. T ann war das ältere Patent noch keine der späteren A n­ meldung neuheitsschädliche Druckschrift, konnte also der an­ gemeldeten Erfindung nicht entgegengehalten werden. Es sei bei dieser Gelegenheit bemerkt, daß, wenn beim Patentamte zwei Patentanmeldungen nacheinander ein­ laufen, die beide denselben Erfindungsgegenstand zu be­ handeln scheinen, dann zunächst die erst eingelaufene A n ­ meldung geprüft wird, während die P rüfung der zweiten Anmeldung so lange ausgesetzt bleibt, bis entschieden ist, ob die erste Anmeldung zur Erteilung eines Patentes führt oder nicht. Erst dann w ird auch die zweite Anmeldung weiter behandelt, so daß nunmehr der als patentfähig er­ kannte T e il der ersteren Anmeldung dem zweiten Anmelder untev Umständel: als neuheitsschädlich entgegengehalten werden kann.

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Der zweite F a ll, der hier in Betracht kommt, ist der, daß ein sogenanntes G e h e im p a te n t auf den nämlichen Erfindungsgegenstand besteht. D as Patentgesetz enthält nämlich die Vorschrift, daß Patente, die von der Reichs­ regierung fü r die Zwecke des Heeres oder der Flotte nach­ gesucht werden, nicht wie die fü r andere Erfindungen ge­ nommenen Patente veröffentlicht, sondern durchaus im geheimen behandelt werden sollen. Derartige Patente können also einer späteren Erfindung überhaupt niemals als Vorveröffentlichungen entgegengehalten werden. D er dritte F a ll, an den allerdings bei dem Erlaß des Patentgesetzes noch nicht zu denken w ar, w ird dann ein­ treten, wenn fü r eine in Deutschland eingereichte Patent­ anmeldung auf Grund der später noch zu besprechenden internationalen Verträge eine P rio ritä t mit dem Datum der ersten Anmeldung in einem Auslandsstaate in Anspruch genommen wird. I n diesem Falle kann ein Patent auf einen Erfindungsgegenstand schon erteilt sein, und es sich dann erst herausstellen, daß ein anderer Anmelder noch eine ältere P rio ritä t auf die nämliche Erfindung geltend machen kann. Alle diese drei Fälle werden aber n u r ausnahmsweise eintreten, und es sind auch bis jetzt noch nicht aus diesen Gründen erfolgte Nichtigkeitserklärungen bekannt geworden. Wenn trotzdem die genannte Bestimmung in der P raxis häufig Anwendung findet, so rü h rt dies daher, daß das Reichsgericht ih r einen ganz anderen, jedenfalls ursprünglich w ohl kaum darin liegenden S in n gegeben hat. Es besteht nämlich weiter die Vorschrift, daß ein Patent wegen mangelnder Patentfähigkeit des Erfindungsgegen­ standes n u r innerhalb eines Zeitraumes von fünf Jahren angefochten werden kann. Diese Frist beginnt m it dem Tage der über die Erteilung des Patentes erfolgten Bekannt-

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machung. Eine solche Bestimmung ist getroffen, um den Erfinder von einer gewissen Z eit ab endlich einmal gegen alle bösw illig oder verspätet erfolgende Anfechtungen sicher­ zustellen, zumal m it der Länge der Zeit die Feststellung des ursprünglichen Sachverhaltes aus verschiedenen Gründer: immer schwieriger wird. Nun hat aber das Reichsgericht entschieden, daß dieser fünfjährige Zeitraum keine Bedeutung haben solle, im Falle die Erfindung schon Gegenstand irgend eines Patentes eines früheren Anmelders nicht nur sei, sondern auch gewesen sei. J a es werde die Anfechtung auf Grund eines älteren Patentes nach dem Verlauf von fünf Jahren auch dadurch nicht ausgeschlossen, daß das betreffende ältere Patent später als nichtig erklärt worden sei. A uf diese Weise ist die praktische Bedeutung dieser sogenannten f ü n f jä h r ig e n P r ä k lu s iv f r is t fast ganz aufgehoben. D ie Nichtigkeitserklärung des Patentes hat die Wirkung, daß es so angesehen w ird , als ob das Patent niemals be­ standen habe, und besitzt somit rückwirkende K raft. Es ist darum die Nichtigkeitsklage gegen ein Patent auch nach dessen bereits anderweitig erfolgtem Erlöschen noch zulässig, z. B. nach seinem wegen Nichtzahlung der Gebühren erfolgten Ablaufe. Deshalb kann auch nach Erklärung der Nichtigkeit eines Patentes niemand wegen in der Zeit vorher begangener Patentverletzungen belangt werden. Jedoch ist diese A n ­ nahme praktisch nicht vollständig durchzuführen. S o z. B. müßten auf das Patent aufgebaute Lizenzverträge auch mit rückwirkender K ra ft aufgelöst werden. Die Vertragschließen­ den müßten die empfangenen Nutzungen gegenseitig wieder herausgeben usw. Dies ist undurchführbar und w ird auch m it der Praxis nicht durchzufiihren versucht. Ebenso zahlt das Patentamt auch die fü r die vorhergehenden Jahre ge-

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zahlten Patentgebühren nicht wieder zurück. V o n den P atent­ gebühren w ird übrigens nachher noch gesprochen werden. I s t eine der P arteien m it der Entscheidung der Nichtig­ keitsabteilung des Patentamtes nicht zufrieden, so steht ih r hiergegen B erufung an das Reichsgericht zu, das endgültig entscheidet. Nahe verw andt der Nichtigkeitsklage ist die Z u r ü c k ­ n a h m e k la g e . Diese beruht nicht darauf, daß das P atent zu Unrecht erteilt sei, sondern da rau f, daß es von dem In h a b e r nicht in der erforderlichen Weise verw ertet werde. I n dieser Hinsicht macht sich die Anschauung geltend, daß das Patent nicht, wie jedes andere E igentum , von dem Berechtigten nach Belieben ausgenutzt werden könne oder nicht, sondern daß eine P flich t bestehe, eine solche Ausübung wenigstens dann zu unternehmen oder anderen zu gestatten, wenn sie im allgemeinen Interesse liege. Diese M e inu ng beruht darauf, daß man an nim m t, das P atent stelle gleich­ sam ein G u t d a r, das dem E rfin d e r zugefallen sei, w e il er­ es erstmalig in Besitz genommen habe, ähnlich wie die Ausübung des Bergbaues demjenigen gestattet w ird , der zuerst das Vorhandensein der betreffenden M in e ra lie n nach­ gewiesen hat. W ird von dieser Berechtigung des P atent­ inhabers kein Gebrauch gemacht, so ve rfä llt sie wieder, w e il die Allgemeinheit verlangen d a rf, daß sie im allseitigen Interesse wenigstens irgendwie ausgebeutet werde. Ähnlich w ird auch gesagt, daß neue E rfindungen gleich­ sam in der L u ft lägen. W er sich diese zufällig zuerst aneigne, dürfe das in ihnen liegende G u t der Allgem einheit um so weniger vorenthalten, als sonst gewiß irgend jemand anders die gleiche E rfindung über kurz oder lang gemacht haben würde. Ob diese Gedanken falsch oder richtig seien, mag dahin­ gestellt bleiben. Jed en fa lls sind sie der G ru n d , auf dem

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sich das Recht aufbaut, eine Zurücknahmeklage anzustrengen. Diese ist zulässig, wenn seit dem Tage der über die E r­ teilung des Patentes erfolgten Bekanntmachung drei Jahre verflossen sind, ohne daß der Patentinhaber im Jnlande die Erfindung in angemessenem Umfange ausgeführt oder doch wenigstens alles versucht hat, um eine Ausführung zu sichern. Auch ist sie dann zulässig, wenn nach dem A blauf der genannten Frist die Erteilung der E rlaubnis zur Benutzung der Erfindung an andere geboten erscheint, der Patent­ inhaber sich aber gleichwohl weigert, diese Erlaubnis unter angemessenen Bedingungen zu gewähren. Es w ird also hier der F all der sogenannten Lizenzverweigerung betroffen. I m Falle der Lizenzverweigerung muß einer den A n ­ trag auf Zurücknahme entsprechenden Entscheidung eine A n ­ drohung der Zuriicknahme unter Angabe von Gründen und unter Festsetzung einer angemessenen Frist vorausgehen. Zurücknahmeklagen werden ebenso behandelt wie Nichtig­ keitsklagen, sind aber viel seltener als diese, da die V oraus­ setzungen hierfür weniger oft zutreffen, und auch deshalb, w eil es in das freie Ermessen des Patentamtes und des Reichsgerichtes gestellt ist, ob es die Zurücknahmeklage fü r gerechtfertigt halten w ill oder nicht. D ie Folge einer Zurücknahme des Patentes unterscheidet sich von der-jenigen einer Nichtigkeitserklärung dadurch, daß durch die Zurücknahme das Patent nur einfach erlischt, während sein Bestand bis dahin als gesetzmäßig angesehen wird. I m übrigen erlischt ein Patent entweder durch Z e i t ­ a b la u f oder infolge Nichtzahlung der P a te n tg e b ü h re n . Patente werden nämlich fü r Erfindungen nicht auf eine unbegrenzte oder auch nur auf eine irgendwie erhebliche Z eit erteilt, sondern fü r einen Zeitraum von (in Deutsch­ land) höchstens fünfzehn Jahren, von der Anmeldung ab R a u t er, Das Deutsche Urheberrecht.

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gerechnet. Durch diese große Kürze des gewährten Schutzes unterscheidet sich der Erfindungsschutz stark von dem Schutze f ü r Werke der L ite ra tu r und Kunst. Auch diese n u r kurze Bemessung der Schutzdauer hat wesentlich in der eben an­ gedeuteten Annahme ihren G ru n d , daß jede E rfin d u n g sozusagen im allgemeinen L a u f der D inge begründet sei. Überdies sind fü r die G ewährung der Patentrechte er­ hebliche Gebühren zu zahlen, wiederum ein grundlegender Unterschied gegen das System der frühe r besprochenen Urheberrechte. Und doch sind diese Patentgebühren nicht etwas, das m it dem Erfindungsschutze untrennbar Verbünde!: wäre, sondern, wenn man genauer zusieht, n u r eine A r t von S teu er, weshalb sie auch m it Recht a ls Patentsteuer be­ zeichnet werden. W ährend man bei den Werken der L ite ra tu r und Kunst dem Urheber die aus ihnen fließenden Erträgnisse ru h ig zukommen läßt, ohne zu erwägen, ob diese nicht etwa im V e rh ä ltn is zu hoch seien, so besteht im Patentwesen die Ansicht, daß der E rfind er, der doch m it seiner E rfind un g so ungemein viel verdienen könne, auch einen entsprechenden T e il seiner Einnahm en an den S ta a t abgeben müsse, zumal die von ihm gemachten Verdienste in gewissem S in n e anderen W ettbewerbern entgingen. Auch kommt hinzu, daß die P r ü ­ fung der E rfindungen und die E rte ilu n g der Patente fü r den S ta a t im m er m it einem gewissen Kostenaufwande ver­ bunden sind. Unter diesen Umständen erheben alle Staaten denn auch Patentgebühren. U nter diesen sind die in Deutschland zu zahlenden weitaus am höchsten, und zw ar w o h l aus dem G rund e, w e il m an sich in Deutschland am längsten gegen die E inführung des Erfindungsschutzes gesträubt ha t, und w e il unter diesen Umständen die E in fü h ru n g hoher P ate nt­ gebühren seinerzeit als ein Zugeständnis an die Gegner des Patentschutzes aufzufassen w ar.

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An Gebühren werden erhoben fü r eine Patentanmeldung 20 Mark, fü r jede Beschwerde mit Ausnahme gewisser Fälle ebensoviel und fü r die Erteilung des Patentes 30 M ark. Letzterer Betrag w ird zugleich als erste Jahresgebühr be­ trachtet. T ie später folgenden J a h r e s g e b ü h re n sind trotz dieses ihres Namens lediglich als S te u e r aufzufassen. S ie betragen fü r das zweite J a h r fünfzig M ark und steigen dann jedes J a h r um weitere fünfzig M ark, so daß sie fü r das fünfzehnte J a h r 700 M a rk betragen. D ie Gesamtsumme aller Patentgebühren beläuft sich demnach im günstigsten Falle auf 5300 M ark. D er Bundesrat ist ermächtigt, eine Herabsetzung dieser Jahresgebühren zu beschließen. Es ist jedoch nicht anzunehmen, daß von dieser Ermächtigung jemals Gebrauch gemacht werden wird. T a nun in der T a t nur die wenigsten Erfindungen einen solchen Ertrag abwerfen können, daß der E rfinder oder Anmelder 5300 M a rk — außer den sonst ihm er­ wachsenden Unkosten — davon entrichten kann, so verfallen die meisten Patente schon nach einigen Jahren wieder. N ur in dem Falle werden nicht diese hohen Patent­ gebühren erhoben, wenn das Patent als ein sogenanntes Z u s a tz p a te n t nachgesucht wird. Zusatzpatente sind solche Patente, die die Verbesserung oder weitere Ausbildung einer in einem anderen Patent des nämlichen Anmelders be­ schriebenen Erfindung zum Gegenstände haben. Sie zahlen vom zweiten Jahre ab keine Jahresgebühren, besitzen dafür aber auch in der Regel nur eine kürzere Dauer als die Hauptpatente. S ie laufen nämlich nur bis zu dem Tage, an dem das Hauptpatent erlischt. W ird ein Hauptpatent durch Nichtigkeitserklärung hinfällig, so w ird ein dazu genommenesZusatzpatent selbständig, läuft aber auch nichtlänger, als das Hauptpatent gelaufen sein würde. T ie Gebühren richten sich dann nach dem A lter des Zusatzpatentes selber. 6*

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Jin übrigen ist zu bemerken, daß die tatsächliche Tauer des Patentschutzes niemals fünfzehn Jahre erreicht, da ein vorläufiger Patentschutz nicht schon mit der Anmeldung, sondern erst mit der öffentlichell Auslegung dieser letzteren eintritt. Der endgültige Schutz beginnt erst mit dem Tage der Patenterteilung. T a ein Zusatzpatent schon angemeldet werden kann, während die erste Anmeldung noch schwebt, so kam: demnach unter Umständen die wirkliche Schutzdauer eines Zusatzpatentes ebenso lang sein, als die des zugehörigen Hauptpatentes. Wesentlich kürzer als die Patentdauer ist diejenige des Gebrauchsmusterschutzes. S ie beträgt höchstens sechs Jahre, von der Anmeldung ab gerechnet. An Gebühren sind für die ersten drei Jahre fünfzehn Mark, für die letzten drei Jahre sechzig Mark, zusammen fünfundsiebzig Mark zu entrichten. D a Patente sowohl wie Gebrauchsmuster wegen unter­ lassener Gebührenzahlung meist verhältnismäßig früh er­ löschen, so ist der Unterschied in der Tauer beider Schutz­ raten, praktisch gerechnet, nicht so groß. Ein Patent dauert durchschnittlich noch keine fünf Jahre, während nur 2 1/ 2 °/0 aller Patente fünfzehn Jahre aufrecht erhalten bleiben. D a­ gegen werden von Gebrauchsmustern etwa l ß 1/^ 0^ auf sechs Jahre verlängert, so daß sich eine Durchschnittsdauer von etwa dreieinhalb Jahren ergibt. Gebrauchsmuster sollen ohne. weitere Prüfung eingetragen werden, weshalb Beschwerdegebühren usw. nicht in Betracht kommen. Jedoch fiiibet tatsächlich eine ziemlich eingehende Prüfung seitens des Patentamtes statt, die sich namentlich darauf erstreckt, ob Modellfähigkeit und Einheitlichkeit vor­ handen sind. Liegt M o d e l l f ä h i g k e i t nach Ansicht des Patentamtes nicht vor, so wird die Anmeldung zurückgewiesen. Findet das Patentamt, daß sich die Anmeldung auf eine Mehrzahl

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von M odellen erstreckt, so w ird der Anm elder aufgefordert, fü r jedes M o d e ll eine besondere Anm eldung einzureichen, oder diese entsprechend zu beschränken. I m übrigen spielt besonders der B e g riff der E i n h e i t ­ lic h k e it in der Behandlung auch der Patentanmeldungen eine große N olle. Dieser B e g riff ist, ebenso wie derjenige der Patentgebühren, etwas, das m it dem Erfindungsschutz an sich nichts zu tun hat, sondern re in fiskalischer N a tu r ist. T a nämlich fü r jedes P atent eine besondere G ebühr er­ hoben w ird , so liegt es im Interesse der Patentamtskasse, genau darauf zu achten, daß in jeder Patentanmeldung n u r eine E rfind un g enthalten sei. V o n der Bestimmung im Patentgesetze ausgehend, daß fü r jede E rfind un g eine be­ sondere Anm eldung eingereicht werden müsse, w ird deshalb dem Anm elder vielfach die Verpflichtung auferlegt, seine Anm eldung zu teilen oder auf einen T e il des in ih r B e­ anspruchten Verzicht zu leisten. D e r E rfind er wiederum sieht sich vielfach außer stände, eine solche T e ilu n g vo r­ zunehmen, einm al w e il ihm auf diese Weise bei zusammen­ gesetzten Erfindungen unerschwingliche Gebühren auferlegt werden, dann aber auch, w eil, wie in dem W orte z u s a m m e n ­ gesetzte E r f in d u n g e n schon angedeutet ist, eine T e ilu n g der in einer Anm eldung niedergelegten Gedanken praktisch o ft gar nicht ausführbar ist. E s handelt sich z. B . um Maschinen, die aus verschiedenen T e ile n bestehen, von denen entweder alle einzeln fü r sich schon bekannt sind, so daß n u r das Ganze eine neue E rfind un g darstellt, oder von denen einige bekannt und einige neu sind, so daß sowohl das Ganze, wie auch jeder einzelne neue T e il eine E rfind un g ist. D e rartige sogenannte K o m b in a t io n s e r f in d u n g e n kommen bei dieser P ra x is schlecht weg. D a s Patentam t ver­ la n g t, daß in solchen F ällen erklärt werde, daß der Schutz n u r fü r das Ganze, nicht aber fü r die einzelnen T eile be-

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ansprucht wird. Weigert sich der Anmelder, eine solche E r­ klärung in die Beschreibung aufzunehmen, so w ird die A n­ meldung in der Regel zurückgewiesen. W ird das Patent aber dennoch ohne diese Erklärung erteilt, so ergibt es sich bei etwa stattfindenden gerichtlichen Streitigkeiten, daß das Reichsgericht auf dem Standpunkte steht, sowohl das Ganze wie auch die einzelnen etwa als neu beanspruchten Teile für geschützt zu erklären, wie es auch allein den Interessen der Industrie entspricht. Über d ie S tra fb e s tim m u n g e n wegen Patentverletzung, Nachahmung fremder Gebrauchsmuster usw. w ird im letzten Abschnitte dieses Buches gesprochen werden. Was die Häufigkeit der Inanspruchnahme des Patent­ schutzes anbetrifft, so sind seit dem Jahre 1877 bis zum Ende des Jahres 1904 insgesamt 3 9 4 7 7 5 Patentan­ meldungen eingereicht und hierauf 1 5 8 2 4 5 Patente erteilt worden. Diese Zahl entspricht durchschnittlich 4 0 ° /0 erfolg­ reicher Anmeldungen, wobei indessen zu berücksichtigen ist, daß im allgemeinen die Z ahl der erfolgreichen Anmeldungen, von Schwankungen im einzelnen abgesehen, ein ziemliches Sinken aufweift. S ie betrug im Jahre 1878 etwa 71, im Jahre 1904 etwa 3 3 % . Von den erteilten Patenten waren am Ende des Jahres 1904 noch 3 1 4 8 6 in Kraft. Von den insgesamt erteilten Patenten stammten 5 3 8 1 8 oder 3 4 % aus dem Auslande. Gebrauchsmuster wurden vom Jahre 1891 bis zum Ende des Jahres 1904 2 4 1 1 6 1 eingetragen, tion denen am Schlüsse des Jahres 1904 noch 8 1 1 4 7 in K ra ft waren. Von der Gesamtzahl der 273 697 Anmeldungen stammten 16305 oder 6 % aus dem Auslande, also erheblich weniger als bei Patenten. W ir können von dem Verfahren in Patent- und Ge­ brauchsmustersachen nicht scheiden, ohne noch eines Standes

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zu gedenken, der hier neben dem Patentam t und den Ge­ richten eine wichtige Rolle spielt. E s sind dies die P a t e n t ­ a n w ä lte , deren Verhältnisse durch das Gesetz vom 21. M ai 1900 geregelt sind. E s hatte sich nämlich herausgestellt, daß das Verfahren in Patentsachen durch die große Zahl der in Betracht kommen­ den Gesetze und Verfügungen, sowie durch die stets gebotene Rücksichtnahme auf die Praxis des Patentam tes und der Gerichte so umständlich wurde, daß namentlich der weniger geschäftsgewandte und weniger technisch gebildete Anmelder sich schon aus diesem Grunde eines Vertreters bedienen mußte, während größere Firmen oder sonst viel beschäftigte Anmelder aus dem Grunde eines Vertreters bedurften, weil für sie selber die betreffenden Arbeiten viel zu zeitraubend gewesen wären. D as Patentgesetz, wie auch das Gebrauchs­ mustergesetz und das Warenzeichengesetz schreiben außerdem vor, daß der im Auslande wohnhafte Anmelder sich durch einen inländischen Bevollmächtigten vertreten lassen muß. Unter diesen Umständen hatte sich allmählich ein Stand von Vertretern in den Angelegenheiten des gewerblichen Rechtsschutzes gebildet, der sich zum Teil aus recht wenig geeigneten Persönlichkeiten zusammensetzte. Deshalb be­ stimmte dann das genannte Gesetz, daß die Patentanwälte nach Ablegung einer technischen Fachprüfung eine Zeitlang in der Industrie und in den Angelegenheiten des gewerb­ lichen Rechtsschutzes tätig gewesen sein müßten, worauf sie vor dem Patentam t eine weitere Prüfung abzulegen hätten, in der sie ihre juristische Befähigung nachweisen müßten. Diese Personen werden dann in die Liste der Patent­ anwälte eingetragen und sind allein befugt, sich mit diesem Titel zu bezeichnen. F ü r Verfehlungen der Patentanwälte ist ein ehrengerichtliches Verfahren vorgesehen, in dem unter Umständen auf Löschung in der Liste erkannt wird. Personen,

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die, ohne als Patentanwalt eingetragen zu sein, sich m it diesem oder einem ähnlichen T ite l bezeichnen, setzen sich hier­ durch gerichtlicher Bestrafung aus. I m übrigen können Personen, die, ohne Patentanwalt oder Rechtsanwalt zu sein, in Angelegenheiten des gewerblichen Rechtsschutzes berufs­ mäßig tätig sind, jederzeit von dem Präsidenten des Patent­ amtes von der Vertretungstätigkeit ausgeschlossen werden. Das Gesetz hat bewirkt, daß nunmehr jedermann sich darüber unterrichten kann, ob eine von ihm als Vertreter in Aussicht genommene Persönlichkeit ein Patentanwalt ist oder nicht. Z u diesem Zwecke übersendet das Patentamt jedem auf Anfrage die Liste der eingetragenen Anwälte. Jedoch hat es nicht hindern können, daß nach wie vor die nicht eingetragenen Vertreter, ja sogar die ausdrücklich aus­ geschlossenen Personen ihre Dienste anbieten. Letztere wissen immer M itte l und Wege, durch Vorschiebung unverdächtiger Persönlichkeiten ihre Geschäfte auszuüben und den Auftrag­ geber namentlich durch Verleitung zu unnötigen Patent­ anmeldungen im Auslande und durch andere Maßnahmen zu schädigen. Tie Z ahl der eingetragenen Patentanwälte betrug am Ende des Jahres 1904 287.

D er Schutz der Muster und Modelle. Der Schutz der M u s te r u n d M o d e lle , der sogenannte Geschmacksmusterschutz, betrifft, wie bereits erwähnt, trotz des ähnlichen Namens ein ganz anderes Gebiet als derjenige der sogenannten Gebrauchsmuster. D ie Muster und Modelle im Sinne des hier zu besprechenden Gesetzes und im all­ gemeinen Sprachgebrauch überhaupt sind vielmehr nicht Gegenstände, die sich als technische Erfindungen, sondern solche, die sich als Entwürfe darstellen. S ie unterscheiden

D e r Schutz der M uster und M odelle.

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sich dadurch n u r dem G rade nach, nicht aber eigentlich dem Wesen nach von den wirklichen Kunstwerken. M a n kann sagen, daß sich das Gebiet der M uster und M odelle zu demjenigen der Kunstwerke etwa ähnlich verhält, wie das der Gebrauchsmuster zu dem der eigentlichen E r ­ findungen. W ie in dem Gebrauchsmuster an die E ig en artig­ keit des Erfindungsgedankens geringere A nforderungen ge­ stellt werden, als bei der zu patentierenden E rfin d u n g , so beansprucht ein M uster oder M o d e ll in dem hier gemeinten S in n e in weit geringerem Grade die Eigenschaft einer künst­ lerischen Schöpfung, a ls das wirkliche Kunstwerk. Nam ent­ lich aber kommt noch hinzu, daß bei dem M uster und M o ­ dell die Verwendung fü r gewerbliche Zwecke in erster L in ie steht, während diese beim Kunstwerk nicht vorhanden zu sein braucht. T e r Gedanke indessen, daß zwischen der sogenannten reinen Kunst, wie sie Gegenstand des Kunstschutzes ist, und zwischen den Erzeugnissen gewerblicher Tätigkeit, fü r die der M uster- und Modellschutz in Betracht kommt, eine scharfe Grenze besteht, ist nicht berechtigt. Beide Gebiete gehen vie l­ mehr unmerklich ineinander über. A u s diesem G runde ist es nicht einzusehen, w a ru m ein gewisses Erzeugnis nicht ebensowohl als Kunstwerk, wie auch als M uster oder M o d e ll geschützt werden könne. Leider ist dies gegenwärtig noch durch eine Bestimmung des Ge­ setzes vom 11. J u n i 1 8 7 0 ausgeschlossen, wonach Kunst­ werke als solche nicht geschützt sind, wenn deren Urheber ge­ stattet, daß sie an gewerblichen Erzeugnissen angebracht werden. Ähnlich fä llt auch die Nachbildung frem der Photographien an gewerblichen Erzeugnissen gegenwärtig ebenfalls noch nicht unter den Schutz des Gesetzes. D a s Gesetz vom 11. J a n u a r 1 8 7 6 nun, das den Schutz der M uster und M od elle regelt, bildet m it dem Gesetze bezüg-

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Gewerbliches Urheberrecht.

lich des Urheberrechtes an Schriftwerken usw., vom 11. J u n i 1870, sowie m it dem Gesetze vom 9. Ja n u a r 1 876, be­ treffend das Urheberrecht an Werker: der bildenden Künste, und dem vom 10. Ja n u a r 1876, betreffend den Schutz der Photographien, eine geschlossene Einheit. T ie in Rede stehen­ den Gesetze sind jedoch, wie bereits anderweitig ausgeführt wurde, teilweise schon aufgehoben, während im übrigen deren Aufhebung nahe bevorstehen dürfte. N u r fü r das Gesetz be­ züglich der Muster und Modelle ist bis jetzt noch nicht einn:al ein neuer E n tw u rf veröffentlicht worden. Es sei übrigens bemerkt, daß das hier zu behandelnde Gesetz überhaupt das erste seiner A rt im Deutschen Reiche ist; vorher hatte ein ähnlicher Schutz nur in Elsaß-Lothringen bestanden. T e r Wunsch der dortigen Industriellen, diesen von der französischen Z eit her gewohnten Schutz auch im Teutschen Reiche zu ge­ nießen, gab dann Veranlassung, auch hierzulande ein ent­ sprechendes Gesetz einzuführen. Nach dem Gesetze steht das Recht, ein gewerbliches Muster oder M odell ganz oder teilweise nachzubilden, dem Urheber ausschließlich zu. A ls Muster oder Modelle werden nur neue und eigentümliche Erzeugnisse angesehen. Bei solchen Mustern und Modellen, die von Zeichnern usw. fü r Rechnung des Eigentümers einer irrländischen gewerb­ lichen Anstalt angefertigt werden, g ilt der letztere als U r­ heber. Tiefe Bestimmung ist wesentlich verschieden von dem fü r den Schutz an Werken der bildenden Künste geltenden Recht. Letzteres stellt eine ähnliche Vermutung fü r andere Personen als bei: wirklichen Urheber nicht auf und macht nu r dann eine Ausnahme, wenn die betreffenden Werke ohne Nennung des wirklichen Urhebers durch eine juristische Person des öffentlichen Rechtes herausgegeben worden sind. I n ­ sofern kommt hier die Eigenschaft des Musters als einer gewerblichen Leistung zun: Durchbruch, w orin sich denn die

Der Schutz der Muster uno Modelle.

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Musterschutzgesetzgebung wieder mit derjenigen zum Schutze der Erfindungen berührt. D as Recht des Urhebers (oder der als Urheber gelten­ den Person) ist in jeder Weise übertragbar. Die Dauer des Rechtes ist wesentlich kürzer, als die­ jenige des literarischen oder künstlerischen Urheberrechtes. Auch wird das Recht nicht ohne weiteres, sondern nur nach Eintragung des M usters in das Musterregister geschützt. W as die hierbei zu beobachtenden Förmlichkeiten anbe­ trifft, so nimmt das Musterrecht eine besondere Stellung gegenüber dem Erfindungsrechte ein. T ie Handhabung des letzteren ist in Deutschland bei dem Patentamte vereinigt, so daß eine jede Erfindung nur bei diesem angemeldet werden kann, während andererseits die Kenntnis der geschützten Erfindungen durch diese einheitliche Handhabung wesent­ lich erleichtert wird. Außerdem werden die Patente durch den Truck vervielfältigt, während bei Gebrauchsmustern wenigstens die Einsichtnahme der Unterlagen jedermann ge­ stattet ist. Dagegen wird das Musterregister von der mit der Füh­ rung der Handelsregister beauftragten Gerichtsbehörde ge­ führt. Dies sind nach dem Gesetz über die freiwillige Ge­ richtsbarkeit vom 17. M ai 1898 die Amtsgerichte. Der Urheber hat die Anmeldung des M usters oder M odells bei dem Amtsgerichte seiner Hauptniederlassung und, falls er eine eingetragene Firm a nicht besitzt, bei derjenigen seines Wohnortes zu bewirken. Besitzt der Urheber im Anlande weder eine Niederlassung noch einen Wohnsitz, so muß die Anmeldung bei dem Handelsgerichte in Leipzig erfolgen. Die Muster oder Modelle können offen oder versiegelt, einzeln oder in Paketen hinterlegt werden. T ie Pakete dürfen jedoch nicht mehr als 50 Muster oder Modelle enthalten, und nicht mehr als 10 kg wiegen.

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Gewerbliches Urheberrecht.

W er nun M uster oder M odelle eintragen lassen w ill, muß nach den hierzu erlassenen Bestimmungen des Reichs­ kanzlers den A n tra g entweder schriftlich stellen oder zu P ro ­ tokoll geben. I m ersteren Falle muß die Echtheit der U n te r­ schrift des Antragstellers amtlich beglaubigt sein. I m letzteren F alle muß die Person des Antragstellers durch einen glaub­ haften Zeugen festgestellt werden. Diese großen Vorsichts­ maßregeln sind allerd in gs recht überflüssig, da es doch nie­ mand einfallen w ird , fü r irgend jemand ein diesem nicht gehöriges M uster eintragen zu lassen. Bei der Anm eldung muß ferner noch bestimmt angegeben werden, ob das M u ste r fü r Flächenerzeugnisse oder fü r plastische Erzeugnisse bestimmt ist. D ie A nm eldung eines und desselben M usters fü r Flächenerzeugnisse und fü r plastische Erzeugnisse ist unzulässig. T iefe letztere Bestimmung gründet sich darauf, daß das Gesetz es nicht fü r eine verbotene Nachbildung erklärt, wenn ein M uster, das fü r Flächenerzeugnisse bestimmt ist, durch plastische Erzeugnisse nachgebildet w ird und umgekehrt, steht aber m it den tatsächlichen Verhältnissen im W iderstreit, nach denen zwischen Flächenerzeugnissen und plastischen Erzeug­ nissen ein ganz allm ählicher Übergang stattfindet, so daß oft selbst der Fachmann nicht anzugeben weiß, w as ein plastisches und was ein Flächenerzeugnis ist. M a n denke z. B . n u r an flach geprägte Ansichtspostkarten und dergleichen. D er Schutz der eingetragenen M uster dauert nun je nach der W ahl des Anm elders n u r ein bis drei Jah re, vom Tage der Anm eldung ab gerechnet. F ü r jede E intragung eines einzelnen M usters oder eines Paketes von höchstens fünfzig M ustern w ird fü r jedes J a h r eine Gebühr von einer M a rk erhoben. S in d diese drei J a h re vorüber, oder ist der Musterschutz schon frühe r abgelaufen, so erfolgt die E röffnu ng der ver­ siegelt niedergelegten M uster. W ill der Schutzinhaber die

Der Schutz der Muster und Modelle.

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Schutzfrist verlängern lassen, so kann er deren Ausdehnung bis auf höchstens fünfzehn Jahre beantragen, und zwar kann er dies entweder tun, wenn die dreijährige Schutzfrist vor­ über ist, oder wenn das Muster zehn Jahre lang geschützt gewesen ist. Zu anderen Zeiten kann ein solches Verlänge­ rungsgesuch nicht gestellt werden. T ie Gebühren für eine derartig verlängerte Schutzfrist sind wesentlich höher, als für die ersten drei Jahre. E s ist nämlich dann für jedes weitere Jahr bis zum zehnter: Jahr einschließlich eine Gebühr von zwei Mark, von elf bis fünf­ zehn Jahren eine solche von drei Mark für jedes einzelne Muster oder M odell zu entrichten. Fünfzig Muster würden also für die ersten drei Jahre zusammen nur drei Mark kosten, während für das vierte bis zehnte 700 Mark, für das elfte bis fünfzehnte 7 50 Mark zu entrichten wären. Diese Art der Berechnungsweise ist also darauf gerichtet, den Schutz für die ersten Jahre möglichst zu erleichtern, für die späteren Jahre aber nur dann einen solchen zuzulassen, wenn es sich um wertvollere Muster handelt. Alle Eingaben, Verhandlungen usw., die die Eintragung in das Musterregister betreffen, sind stempelfrei; jedoch ist außer den erwähnten Mustergebühren für jeden Eintragungs­ schein, sowie für jeden sonstigen Auszug aus dem Muster­ register eine Gebühr von einer Mark zu entrichten. Auf die Strafbestimmungen betreffend Zuwiderhand­ lungen gegen das Recht des Urhebers werden wir später noch zurückkommen; es sei nur bemerkt, daß wegen dieser auf das Gesetz vom 11. J u n i 1 8 70 verwiesen wird. D e s­ gleichen sollen die nach diesem Gesetz einzurichtenden Sach­ verständigenvereine in anderer Besetzung auch für Muster und M odelle zuständig sein. Weiter ist noch zu bemerken, daß nach dem Gesetze als Nachbildung nicht anzusehen ist die freie Benutzung einzelner

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Gewerbliches Urheberrecht.

Motive eines M usters oder M odells zur Herstellung eines neuen M usters oder M odells, ebenso nicht die Einzelkopie eines M usters oder M odells, sofern diese ohne die Absicht der gewerbsmäßigen Verbreitung angefertigt wird. Auch die Aufnahme von Nachbildungen einzelner M uster oder Modelle in ein Schriftwerk soll nicht als Nachbildung gelten. D aß die Nachbildung von Flächenerzeugnissen durch plastische Erzeugnisse und das umgekehrte Verfahren ebenfalls erlaubt sein soll, wurde bereits erwähnt. Dagegen wird es für verboten erklärt, wenn bei der Hervorbringung des nachgemachten M usters ein anderes Verfahren angewendet worden ist, als bei dem O riginal­ werke, oder wenn die Nachbildung für einen anderen Gewerbszweig bestimmt ist, als das O riginal. Auch darf die Nachbildung nicht in anderen räumlichen Abmessungen her­ gestellt werden, als das Original, oder sich von diesem nur durch solche Abänderungen unterscheiden, die nur bei An­ wendung besonderer Aufmerksamkeit wahrgenommen werden können. Selbstverständlich ist die Bestimmung, daß es auch verboten sein soll, wenn die Nachbildung nicht unmittelbar nach dem Originalwerke, sondern mittelbar nach einer Nach­ bildung davon hergestellt ist. Was die Benutzung des M usterregisters anbetrifft, so sind nach. den bis Ende M ärz 1905 veröffentlichten Auf­ stellungen bis dam als 2 6 6 1 2 1 6 Muster eingetragen, von denen nur 55 548, also etwa 2 °/0 dem Auslande entstammen. Wenn, wie zu erwarten, durch ein neues Musterschutzgesetz die Eintragung der Muster erheblich vereinfacht und bei dem Patentam te vereinigt sein wird, wird auch wohl die Z ahl der vom Auslande her angemeldeten M uster wesentlich steigen, wenn auch den Umständen nach die Beteiligung des Auslandes am Musterschutz nie so groß sein wird, wie etwa am W arenZeichenschutz, Gebrauchsmusterschutz, oder gar am Patentschutz.

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Warenzeichenschutz.

Warenzeichenschutz. D ie älteste S chutzform des gew erblichen Urheberrechtes ist diejenige des W a r e n z e ic h e n -

o d e r M a r k e n s c h u tz e s .

Längst, ehe m a n noch an einen Schutz des U rheberrechtes in engerem S in n e dachte, w a re n schon an vie le n M itte lp u n k te n des G ew erbes, d a n n seitens der In n u n g e n usw. ü b e rh a u p t M a rk e n verschiedener A r t , insbesondere W arenzeichen e in ­ g e fü h rt

w o rde n .

Diese Zeichen

zerfielen

in

zw e i große

Klassen, die m eist nebeneinander angew endet w u rd e n , n ä m ­ lich e in m a l in solche d e r einzelnen u n d sodann in Zeichen der V erbände,

denen diese einzelnen angehörten.

E rstere

Zeichen hießen auch In d iv id u a lz e ic h e n , letztere Kollektivzeichen oder nach ih re n hauptsächlichsten In h a b e r n Jn n u ng sze ich e n . E s sei bemerkt, daß das W o r t „K o lle ktivze ich e n " vo n manchen S c h rifts te lle rn auch in einem anderen S in n e gebraucht w ir d , in d e m d a n n dieser B e g r iff nicht a u f Zeichen bezogen w ird , die einer M e h rz a h l v o n B enutzern zustehen, sondern

auf

solche, die aus e in e r M e h rz a h l vo n einzelnen, säm tlich ge­ tre n n te n T e ile n zusammengesetzt sind. In d e m also eine W a re m it dem Zeichen des H e rste lle rs u n d dem d e r I n n u n g versehen w a r , so zeigte sie hierdurch dem K ä u fe r a n , daß die W a re vo n letzterem V e rb ä n d e a ls v o rsch riftsm ä ß ig befunden w a r, und daß dieser im stande w a r, f a lls trotzdem etw a s d a ra n fehlte, den V e rfe rtig e r z u r Rechen­ schaft zu ziehen.

H ie rd u rch w u rd e jeder g e n ö tig t, a u f gute

W a re zu h a lte n , so daß sich die M a rk e zu einem w e rtv o lle n Besitze d e r betreffenden entwickelte u nd, indem sie den U r ­ sprung der W a re n verbürgte, f ü r deren U rheber einen wesent­ lichen Schutz seiner gewerblichen T ä tig k e it bildete. deshalb

nicht unangebracht,

E s ist

w e n n der Warenzeichenschutz,

w ie im v o rlie g e n d e n Buche u n d auch sonst n e u erd in g s, a ls ein T e il des Urheberschutzes angesehen w ird , ganz abgesehen

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Gewerbliches Urheberrecht.

davon, daß er sich so dem ihm aufs nächste verwandten Erfindungs- und Musterschutz aufs natürlichste anreiht. Wie aus diesem Abriß hervorgeht, war also die Marke ursprünglich nicht sowohl von dem einzelnen freiwillig gewählt, als vielmehr von der Gesamtheit, der Innung, vorgeschrieben. E s herrschte also durchgehends Marken­ zwang. Dieser Markenzwang besteht heute in Deutschland nicht mehr. Ob seine Beseitigung ein Vorteil für die Industrie war, ist fraglich. Jedenfalls w ar namentlich die Bergisch-Märkische Kleineisenindustrie mit diesem Marken­ zwang sehr zufrieden, da er hier lange Zeit bestanden und den guten Ruf dieser Industrie wesentlich mit begründet hat. Höchstens können als Zwangszeichen bei uns noch ange­ sehen werden die Stem pel, die Gold- oder Silberw aren nach dem Gesetze vom 16. J u li 1884 tragen müssen, oder die für M argarine nach dem Gesetz vom 15. J u n i 1897 vorgeschriebenen Kennzeichnungen. Dagegen enthält andererseits das deutsche Warenzeichen­ gesetz vom 12. M ai 1894 noch eine Anzahl von Bestim­ mungen, die eigentlich nicht in das Gebiet des Marken­ rechtes, sondern in das der Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbes fallen, und auf die deshalb erst im folgenden Abschnitt näher eingegangen werden soll. Nachdem der Schutz der Warenzeichen in Deutschland früher nur sehr unvollständig und je nach den einzelnen Staaten nach verschiedenen Grundsätzen geregelt w ar, so wurde zuerst das Gesetz über den Markenschutz vom 30. November 1874 erlassen. Nach diesem Gesetze konnten Gewerbetreibende, deren Firm a im Handelsregister ein­ getragen war, Warenzeichen, jedoch mit Ausschluß von W ort­ zeichen, zur Eintragung in das Handelsregister anmelden. D as jetzt geltende Gesetz vom 12. M ai 1894 dehnte das Recht zur Eintragung eines Warenzeichens auf jeden

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Warenzeichenschutz.

Geschäftsinhaber aus und hob auch die Beschränkung auf Bildzeichen auf, so daß nunmehr jedes beliebige Zeichen als Warenzeichen eingetragen werden kann, wenn es nicht etwa ausdrücklich gegen die Rechte anderer oder gegen besondere Bestimmungen des Gesetzes verstößt. Um den In h a lt des letzteren kurz anzugeben, so ist das Warenzeichenwesen bei dem Kaiserlichen Patentamte ver­ einigt. Das Verfahren richtet sich in vielen Beziehungen nach dem in Patentangelegenheiten üblichen, hat aber auch andererseits manches besondere. Zwei Abteilungen fü r Warenzeichen nehmen die Anmeldungen entgegen. Gegen ihre Entscheidung ist Beschwerde an die Beschwerdeabteilung I des Patentamtes gestattet. T ie Nichtigkeitsabteilung tritt in Warenzeichensachen nicht in Tätigkeit. W er in seinem Geschäftsbetriebe zur Unterscheidung seiner Waren von denen anderer sich eines Warenzeichens bedienen w ill, kann das Zeichen beim Patentamte anmelden. Rechte werden nur durch diese Anmeldung, nicht aber durch eine bloße Benutzung des Zeichens erworben, so daß also der unrechtmäßige Besitzer eines bereits von einem anderen geführten Zeichens dieses letztere fü r sich eintragen lassen und dem rechtmäßigen In h a b e r seine weitere Führung ver­ bieten kann. Eine Abänderung dieser Bestimmung w ird von den gewerblichen Kreisen lebhaft gewünscht. B ei der Anmeldung ist der G e s c h ä fts b e trie b anzu­ geben, sowie ein V e rz e ic h n is d e r W a re n einzureichen, fü r die das Zeichen benutzt werden soll. Derartige Waren­ verzeichnisse haben oft eine ungemeine Länge und nehmen bei sogenannten Exportgeschäften meist mehrere große, eng­ gedruckte Zeitungsspalten ein. T ie eingelaufenen Anmeldungen werden vom Patent­ amte geprüft und zurückgewiesen, wenn die betreffenden Zeichen ausschließlich in Zahlen, Buchstaben oder solchen R a u t er, Das Deutsche Urheberrecht.

7

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Gewerbliches Urheberrecht.

W örtern bestehen, die Angaben über A r t , Z e it und O rt der Herstellung, über die Beschaffenheit, die Bestimmung, über P re is -, M engen- oder Gewichtsverhältnisse der W are enthalten. W eiter dürfen sie keine in - oder ausländischen S ta a ts ­ wappen, oder W appen eines inländischen Gemeindeverbandes aufweisen. Desgleichen werden Ä rg e rn is erregende D a r­ stellungen, sowie solche Angaben zurückgewiesen, die e r ­ s ic h tlic h den tatsächlichen Verhältnissen nicht entsprechen und die G efahr einer Täuschung begründen. Namentlich sind aber noch von der E in tra g u n g aus­ geschlossen sogenannte F re iz e ic h e n , das sind Zeichen, die f ü r die betreffenden W aren oder fü r gleichartige W aren bereits v o r dem Zeitpunkte der Anm eldung in dem Gebrauch einer Anzahl von Gewerbetreibenden sich befunden haben. V o m Patentamte werden gelegentlich Listen de rartig er F re i­ zeichen veröffentlicht, was namentlich zur Z e it des I n k r a f t ­ tretens des Gesetzes geschehen ist. Durch besonderes Gesetz vom 22. M ä rz 1 9 0 2 sind auch Warenzeichen von der E intragung ausgeschlossen, die das sogenannte R o te K r e u z enthalten, auch G enfer Neu­ tralitätszeichen genannt, da dieses ausschließlich dem m ili­ tärischen Sanitätsdienste, sowie den zur H ilfeleistung h ie rfü r bestimmten Vereinen usw. vorbehalten ist. Findet das P atentam t, daß ein angemeldetes W aren­ zeichen m it anderen fü r dieselben oder fü r gleichartige W aren frü h e r angemeldeten Zeichen übereinstimmt, so macht es dem In h a b e r des älteren Zeichens hiervon M itte ilu n g . Erhebt dieser nicht innerhalb eines M o n a ts nach der Z u ­ stellung W id e r s p r u c h gegen die E intragung des neu an­ gemeldeten Zeichens, so ist das Zeichen einzutragen. W ird dagegen Widerspruch erhoben, so entscheidet das Patentam t, ob Übereinstimmung vorhanden ist. A us dem Unterbleiben

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Warenzeichenschutz.

der e rw äh n te n M it t e ilu n g erwächst dem I n h a b e r des ä lte re n Zeichens oder auch dem A n m e ld e r des neueren kein Ersatz­ anspruch. H ie ra u s e rg ib t sich, daß die E in tra g u n g gleicher oder äh n lich e r Zeichen auch f ü r gleiche oder ähnliche W a re n sehr w o h l m öglich ist, w e n n entweder d e r I n h a b e r des ä lte re n Z eichens es unterlassen h a t, W iderspruch rechtzeitig zu er­ heben,

oder w e n n bei dem Vergleiche

Zeichens m it älte re n das P a te n ta m t

des

angem eldeten

keine Ä h n lich ke it f ü r

vo rlie g e n d gehalten hat. I s t der A n m e ld e r

oder der W idersprechende m it d er

Entscheidung des P a te n ta m te s nicht einverstanden, so kann er in n e rh a lb eines M o n a ts B e s c h w e r d e erheben. S o fe r n der A n m e ld e r ungeachtet

der

durch

geltend

die

machen w ill,

Entscheidung

festgestellten Ü b e re in stim m u n g

des

ein Anspruch

daß ih m

P a te n ta m te s a u f die E in ­

tra g u n g des Zeichens zustehe, h a t er diesen im W ege der K la g e

bei

G e rich t

gegenüber

A n e rke nn u n g zu b rin g e n . nicht

d a h in

gehen,

dem

W idersprechenden

zur

E in e d e ra rtig e K la g e kann also

anzuerkennen,

daß

die

betreffenden

Zeichen nicht gleich oder verw echslungsfähig, oder daß die betreffenden W a re n nicht gleich oder g le ich a rtig seien. zu entscheiden, b le ib t a lle in S ie

dem

P a te n ta m te

D ie s

vo rbehalten.

kann sich n u r d a ra u f stützen, daß der K lä g e r gegen­

ü b e r dem W idersprechenden oder sonst

begründete

etw a

a u f V e rtra g

Rechte habe,

la u t

deren

beruhende ih m

die

F ü h ru n g des Zeichens zustehe. E in e eigentüm liche S te llu n g nehmen solche Zeichen ein, die gelöscht sind u nd deren In h a b e r demgemäß nicht W id e r ­ spruch erheben können.

D e ra rtig e Zeichen d ü rfe n f ü r die

W a re n , f ü r die sie eingetragen w a re n , oder f ü r gleichartige W a re n zugunsten eines anderen a ls des letzten In h a b e r s

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Gewerbliches Urheberrecht.

erst nach Ablauf von zwei Jah ren seit dem Tage der Löschung von neuem eingetragen werden. Die Löschung eingetragener Zeichen erfolgt, wenn seit der Eintragung zehn Ja h re verflossen sind, ohne daß in­ zwischen eine Erneuerung der Eintragung stattgefunden hätte. Im übrigen wird ein Zeichen seitens des Patentamtes gelöscht, wenn es zu den Zeichen gehört, die an sich nicht eintragsfähig sind. Ein durch ausdrückliche Vorschriften geregeltes Verfahren, nach dem dritte Personen die Löschung derartiger Zeichen erreichen könnten, gibt es nicht. T a in­ dessen das Patentam t doch irgendwie auf das Vorhanden­ sein solcher Zeichen aufmerksam gemacht sein muß, wenn es die Löschung vornehmen soll, so ist es üblich, Anträge auf die Löschung solcher Zeichen unter dem Namen von L ö sc h u n g sa n re g n n g e n beim Patentamte einzubringen. Gegen die Zurückweisung derartiger Anregungen steht dem Anregenden nach der Praxis des Patentamtes jetzt auch das Beschwerderecht zu. Wird ihnen stattgegeben, so hat der Zeicheninhaber schon nach den gesetzlichen Vorschriften seinerseits ein solches. Weiter kann die Löschung eines Warenzeichens beantragt werden, wenn der Geschäftsbetrieb, zu dem das W aren­ zeichen gehört, von dem eingetragenen In h ab er nicht mehr fortgesetzt wird. Widerspricht letzterer rechtzeitig der Löschung, so muß der Antrag im Wege der gerichtlichen Klage weiter verfolgt werden. Nur im Wege der K lag e kann die Löschung eines Warenzeichens erlangt werden, wenn das Zeichen für den Antragsteller auf Grund einer früheren Anmeldung ein­ getragen steht, oder wenn Umstände vorliegen, aus denen sich ergibt, daß der In h a lt des Warenzeichens den tatsäch­ lichen Verhältnissen nicht entspreche und die Gefahr einer Täuschung begründe. Liegt die Täuschungsgefahr ganz

Warenzeichenschutz.

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offensichtlich vor, so ist schon das Patentam t von A m ts wegen befugt, die Löschung vorzunehmen. I n dieser letzteren B e­ ziehung liegt die Sache also manchmal recht schwierig, so daß im allgemeinen das P atentam t den A ntragsteller auf den Weg der gerichtlichen Klage verweisen w ird. D ie E in tra gu ng des Warenzeichens hat die W irkung, daß dem Eingetragenen ausschließlich das Recht zusteht, W aren der angemeldeten A r t m it dem Zeichen zu versehen oder dieses sonst im geschäftlichen Verkehr irgendwie anzubringen. E in bloßer mündlicher Gebrauch des Zeichens fä llt, wie gerichtlich entschieden worden ist, nicht unter den B e g riff des A nbringens. I m F alle der Löschung können fü r die Z eit, in bei; ein Rechtsgrund fü r letztere bereits früher vorgelegen hatte, Rechte aus der E intragung nicht mehr geltend gemacht werden. Durch die E intragung des Warenzeichens w ird niemand gehindert, seinen Namen, seine F irm a , seine W ohnung, so­ w ie Angaben über die A rt, die Z e it und den O r t der H e r­ stellung oder ähnliche Angaben, sei es auch in abgekürzter Gestalt, auf W aren usw. irgendwie anzubringen. T ie Anw endung des Warenzeichengesetzes w ird durch Abweichungen nicht ausgeschlossen, m it denen fremde Namen, Zeichen usw. wiedergegeben sind, sofern deren ungeachtet die G efahr einer Verwechslung im Verkehre besteht. T ie Kosten des Warenzeichenschutzes betragen fü r die Anm eldung und fü r die ersten zehn J a h re des Schutzes dreißig M a rk, fü r jede Erneuerung um zehn Ja h re im m e r zehn M a rk. Eine solche Erneuerung kann beliebig o ft geschehen, so daß also das Warenzeichenrecht das einzige Urheber­ recht ist, dessen T a u e r in Deutschland ganz unbegrenzt ist. I m übrigen hat das Warenzeichengesetz gegenüber den anderen Urheberschutzgesetzen noch einen anderen wesentlichen Unterschied, nämlich den, daß sein Schutz fü r A u slän der

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Gewerbliches Urheberrecht.

abhängig ist von einem gleichartigen Schutz, der erst in dem Heimatlande des A usländers erworben sein muß, und daß er nur so lange dauern kann, als der entsprechende Heimat­ schutz noch besteht. Dabei gilt als Ausländer derjenige, der im Auslande wohnt, gleichviel, ob er Reichsangehöriger ist oder nicht; umgekehrt gilt als In lä n d e r derjenige, der im Teutschen Reiche wohnt oder seine gewerbliche Niederlassung hat, gleichfalls unbeschadet seiner wirklichen Staatsangehörig­ keit. Auch wird der Warenzeichenschutz nur den Einwohnern solcher S taa ten zuteil, die dem Teutschen Reiche ausdrück­ lich Gegenseitigkeit zugesichert haben. T ie s ist tatsächlich bei fast allen irgendwie in Betracht kommenden S taaten der Fall. Diese sind S . 119, gegen Ende des Abschnittes über die betreffenden internationalen Verträge aufgeführt.

Gegenüber fremden Ländern, die deutsche Waren irgend­ wie ungünstig behandeln, können durch Beschluß des Bundes­ rates Vergeltungsmaßregeln angeordnet werden, eine B e­ stimmung, von der in der Tat niemals Gebrauch gemacht worden ist. Tie Vorschriften des Gesetzes gegen die Nachahmung fremder Ausstattungen usw. werden in dem nächsten Ab­ schnitte noch besprochen werden. W as die Strafbestimmungen anbetrifft, so werden wir auch auf diese erst nachher zurückkommen. Der Gebrauch, den man von dem Warenzeichengesetz gemacht hat, ist außerordentlich umfangreich. B is zum Ende des Jahres 1904 wurden 7 5 5 6 5 Warenzeichen eingetragen, von denen erst verhältnismäßig wenige, nämlich 1384 Zeichen, gelöscht sind, da die frühesten Löschungen wegen Zeitablaufes erst nach dem 1. Oktober 1904 erfolgen konnten. Unter den 75 565 Zeichen waren 43 934 Bildzeichen, 3 1 6 3 1 Wortzeichen. 6643 Zeichen oder gegen 9 % der Gesamt­ zahl waren für Ausländer eingetragen.

Die Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbes usw.

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D ie Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbes und verwandte Gebiete.

D er Schutz gegen den unlauteren Wettbewerb ist in Deutschland im wesentlichen in drei Gesetzen enthalten und ist außerdem in jedem davon m it so vielen anderen Dingen zugleich behandelt, daß eine genaue Bestimmung und A b ­ grenzung des hier in Rede stehenden Gebietes recht schwierig ist. Hier ist zunächst zu nennen das Warenzeichengesetz vom 12. M a i 18 9 4 , das ursprünglich noch mehr hierher Ge­ höriges aufnehmen sollte, als es schließlich der F a ll war. Diese Bestimmungen sind dann noch m it einer Reihe anderer in dem Gesetze zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs vom 27. M a i 1896 untergebracht worden. Letzteres trifft außerdem eigentlichen unlauteren Wettbewerb namentlich auch noch den V errat von Fabrikgeheimnissen, also ein Gebiet, das dem gewerblichen Urheberschutzrecht nahe verwandt ist. Am wichtigsten sind aber schließlich doch fü r die hier zu besprechenden Fragen die Bestimmungen des B ürger­ lichen Gesetzbuches, die hierauf bezogen werden können, und die auf verschiedene, teilweise recht weit voneinander ab­ liegende Paragraphen zerstreut sind. Ferner könnten auch noch alle die Gesetze hierher gerechnet werden, die sich gegen die Verfälschung von Nahrungsmitteln richten oder die den Gebrauch gewisser H ilfsm itte l fü r die Herstellung von Nahrungsmitteln zu überwachen bestimmt sind. Indessen würde deren Behandlung hier doch zu weit führen. D as gleiche g ilt von den Bestimmungen des Strafgesetzbuches vom 15. M a i 18 7 1 /2 6 . Februar 1 8 7 6 , die den Betrug, die Verleumdung und andere ähnliche Vergehungen betreffen. Alle diese gesetzlichen Maßnahmen sind darauf berechnet, Treu und Glauben im Verkehr zu schützen. S ie zerfallen einerseits in Vorschriften allgemeiner N atur und in solche,

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Gewerbliches Urheberrecht.

die nur auf bestimmte Fälle Bezug haben. Andererseits sind zu unterscheiden Bestimmungen, die in erster Linie die Berufsgenossen, und dann solche, die in erster Linie die Ab­ nehmer der betreffenden Gewerbetreibenden schützen sollen. Natürlich ist zwischen diesen vier Klassen kein scharfer Unter­ schied zu machen. Als allgemeiner Natur können zunächst die im Bürger­ lichen Gesetzbuch vom 18. August 1896 enthaltenen Vor­ schriften bezeichnet werden. Hier kommt zunächst § 12 m Betracht: „Wird das Recht zum Gebrauch eines Namens dem Berechtigten von erneut anderen bestritten oder wird das Interesse des Berechtigten dadurch verletzt, daß ein anderer unbefugt den gleichen Namen gebraucht, so. kann der Be­ rechtigte von dem anderen die Beseitigung der Beeinträchtigung verlangen. S ind weitere Beeinträchtigungen zu besorgen, so kann er auf Unterlassung klagen." Auch § 226 kann im gewissen Sinne hierher gerechnet werden: „Die Ausübung eines Rechtes ist unzulässig, wenn sie nur den Zweck haben kann, einem anderen Schaden zu­ zufügen." Diese Bestimmung ist unter dem Namen des Schikane­ verbotes bekannt. Besonders gehören aber die §§ 823, 824 und 826 hier­ her, die in ihrer allgemeinen Fassung ganz besonders dazu angetan sind, gegen solche Personen angewendet zu werden, die in unerlaubter Weise in die Rechte anderer eingreifen. Hier ist zunächst § 823 anzuführen: „Wer vorsätzlich oder fahrlässig das Leben, den Körper, die Gesundheit, die Freiheit, das Eigentum oder ein sonstiges Recht eines anderen widerrechtlich verletzt, ist dem anderen zum Ersätze des daraus entstehenden Schadens verpflichtet.

D ie Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbes usw.

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D ie gleiche Verpflichtung trifft denjenigen, welcher gegen ein den Schutz eines anderen bezweckendes Gesetz verstößt. I s t nach dem In h a lte des Gesetzes ein Verstoß gegen dieses auch ohne Verschulden möglich, so tr itt die Ersatzpflicht n u r im Falle des Verschuldens ein." I s t dieser P aragraph ganz allgemeiner N a tu r, so be­ zieht sich § 8 2 4 insbesondere auch auf geschäftliche V e r­ hältnisse : „W e r der W ahrh eit zuwider eine Tatsache behauptet oder verbreitet, die geeignet ist, den K re d it eines anderen zu gefährden oder sonstige Nachteile fü r dessen E rw e rb oder Fortkommen herbeizuführen, hat dem anderen den daraus entstehenden Schaden auch dann zu ersetzen, wenn er die U nw ahrheit zw ar nicht kennt, aber kennen muß. Durch eine M itte ilu n g , bereit U nw ahrheit dem M i t ­ teilenden unbekannt ist, w ird dieser nicht zum Schaden­ ersätze verpflichtet, wenn er oder der Em pfänger der M i t ­ teilung an ih r ein berechtigtes Interesse ha t." Schließlich ist wieder § 8 2 6 ganz allgemein gehalten: „W e r in einer gegen die guten S itte n verstoßenden Weise einem anderen vorsätzlich Schaden zufügt, ist dem anderen zum Ersätze des Schadens verpflichtet." Noch allgemeiner waren übrigens die entsprechenden Bestimmungen im Code Napoleon gehalten, wie er bis zum Ende des Ja h re s 1 8 9 9 im westlichen Deutschland noch in G eltung stand. Diese A rtike l 1 3 8 2 und 1 3 8 3 lauteten: „J e d e H andlung eines Menschen, von welcher A r t sie auch sei, die einem anderen Schaden verursacht, verbindet denjenigen, durch dessen Verschulden der Schaden entstanden ist, denselben zu ersetzen. Je d e r ist fü r den Schaden verantw ortlich, den er durch seine H andlung, oder auch n u r durch seine Nachlässigkeit oder Unvorsichtigkeit verursacht hat."

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Gewerbliches Urheberrecht.

Diese Sätze werden von der französischen Rechtsprechung ganz allgemein gegen den unlauteren W ettbewerb benutzt; jedoch konnten sich die deutschen Gerichte zu einer entsprechen­ den Anwendung nicht entschließen, einesteils w e il man frühe r in Deutschland den unlauteren W ettbewerb noch nicht fü r etwas Verwerfliches h ie lt, andererseits w e il sie.zu a ll­ gemein abgefaßt w aren, um nach der Gewohnheit der deutschen Gerichte auf solche besonderen F älle bezogen werden zu können. Gehen w ir nunm ehr von den allgemeinen Vorschriften auf die besonderen über, so sind hier zunächst die §§ 14 b is 16 des Warenzeichengesetzes zu erwähnen. Nach diesen Bestimmungen ist es verboten, W aren oder deren Verpackung oder Umhüllung usw. m it dem Namen oder der F irm a eines anderen (oder m it eurem geschützten Warenzeichen) w id e r­ rechtlich zu versehen, oder solche W aren usw. m it einer A u s ­ stattung zu versehen oder sie in den Verkehr zu bringen, die innerhalb beteiligter Verkehrskreise als Kennzeichen gleich­ artiger W aren eines anderen gilt. Desgleichen ist es verboten, W aren oder deren V e r­ packung usw. fälschlich m it einem S taatsw appen oder m it dem Namen oder W appen eines O rtes zu versehen, um über Beschaffenheit und W ert der W aren einen I r r t u m zu erregen. T ie Z uw ide rh an dlung gegen diese Vorschriften verpflichtet zum Schadenersatz gegenüber dem Verletzten und zieht außer­ dem noch Bestrafung nach sich. Ausländische W aren u n ter­ liegen beim Eingang nach Deutschland auf A lltra g des V e r­ letzten der Beschlagnahme. S in d die Bestimmungen des Warenzeichengesetzes mehr allgemein gehalteil, so sollte das Gesetz zur Bekämpfung des unlauteren W ettbewerbs vom 27. M a i 18 9 6 das hier in Rede stehende Gebiet ganz besonders säubern. M a n ist

Die Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbes usw.

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hierbei jedoch in den entgegengesetzten Fehler verfallen, wie bei den eben aufgeführten Sätzen des Code Napoleon. I n ­ dem das Gesetz sich nämlich zu sehr in Einzelheiten verlor, wurde es dadurch vielfach nnanwendbar, wenn es nicht im einzelnen gelang, bestimmte Vergehungen unter die in ihm besonders aufgeführten Fälle zu bringen. Außerdem enthält das Gesetz noch Bestimmungen über den Einzelverkauf gewisser W aren, sowie über den V errat von Fabrikgeheimnissen, welch letzterer Punkt, wie wiederholt hervorgehoben, uns allerdings gerade hier besonders angeht. Um kurz die übrigen Punkte des Gesetzes ebenfalls zu besprechen, so verbietet es zunächst, in öffentlichen Bekannt­ machungen, oder in M itteilungen, die fü r einen größeren Kreis von Personell bestimmt sind, über geschäftliche Ver­ hältnisse, insbesondere über die Beschaffenheit, die Her­ stellungsart oder die Preisbemessung von Waren usw., un­ richtige Angaben ta tsä ch lich e r A r t zu machen, die geeignet silld, den Anschein eines besonders günstigen Angebotes her­ vorzurufen. Aildernfalls kann der Betreffende von jedem Gewerbetreibenden ähnlicher A rt oder Don rechtsfähigen Verbänden zur Förderung gewerblicher Interessen belangt werden, und zwar sowohl auf Unterlassuug, wie auf Schadenersatz. W er derartige Angaben in der ausdrücklichen Absicht macht, hierdurch ben Anschein eines besonders günstigen Angebotes hervorzurufen, kann überdies gerichtlich bestraft Werder:. Jedoch ist der Antrag auf Bestrafung in der Regel im Wege der Privatklage zu verfolgen, während die Klage seitens des Staatsanwaltes nur dann erhoben werden darf, wenn dieser ein öffentliches Interesse fü r vorliegend er­ achtet, ein Fall, der tatsächlich kaum je vorkommt. T ann erhält weiter das Gesetz Bestimmungen, wonach durch Beschluß des Bundesrats festgesetzt werden kann, daß

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Gewerbliches Urheberrecht.

bestimmte W aren, insbesondere Flaschenbier, im Einzelverkehr n u r in vorgeschriebenen Mengeneinheiten verkauft werden dürfen. D erartige Bundesratsbeschlüsse sind bis jetzt indessen n u r für den Handel m it G a rn und den m it Kerzen erlassen worden. Eine dritte G ruppe von Bestimmungen des Gesetzes richtet sich gegen solche Personen, die zum Zwecke des W ett­ bewerbes über das Erwerbsgeschäft eines anderen, über die Person des In h a b e rs oder Leiters des Geschäftes, oder über die W aren oder gewerblichen Leistungen eines anderen unrichtige Behauptungen tatsächlicher A r t aufstellen, die ge­ eignet sind, den Betrieb des Geschäftes oder den K re d it des In h a b e rs zu schädigen. Diese Bestimmungen berühren sich eng m it den vo rh in angeführten nach § 8 2 4 des B ü rg e r­ lichen Gesetzbuches. W eiter w ird , wiederum in Ergänzung von 8 12 des Bürgerlichen Gesetzbuches einerseits, sowie von 8 15 des Warenzeichengesetzes andererseits, bestimmt, daß es verboten ist, im geschäftlichen Verkehr einen Namen, eine F irm a oder die besondere Bezeichnung eines Erwerbsgeschäftes so zu be­ nutzen, daß hieraus Verwechslungen m it dem Nam en usw. anderer Personen entstehen können. Nunm ehr folgen die uns h ie r hauptsächlich interessieren­ den Bestimmungen, wonach derjenige sich strafbar macht, der a ls Angestellter, A rb e ite r oder Le h rlin g eines Geschäftsbe­ triebes Geschäfts- oder Betriebsgeheimnisse, die ihm vermöge des Dienstverhältnisses anvertraut oder sonst zugänglich ge­ worden sind, während der G eltungsdauer des D ienstverhält­ nisses unbefugt an andere zu Zwecken des W ettbewerbes oder in der Absicht, dem In h a b e r des Geschäftsbetriebes Schaden zuzufügen, m itte ilt. G leichfalls ist derjenige strafbar, der Geschäfts- oder Betriebsgeheimnisse, die er durch eine der­ artige M itte ilu n g oder durch eine gegen das Gesetz oder die

Die Internat. Verträge z. Schutze d. gewerbl. Urheberrechtes.

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guten Sitten verstoßende eigene Handlung erlangt hat, zum Zwecke des Wettbewerbes unbefugt verwertet oder an andere mitteilt. Auch derjenige macht sich strafbar, der zum Zwecke des Wettbewerbes es unternimmt, einen anderen zu einer unbefugten Mitteilung der in Rede stehenden Art zu be­ stimmen. Schließlich wird noch bemerkt, daß derjenige, der im Jnlande eine Hauptniederlassung nicht besitzt, auf den Schuß dieses Gesetzes nur insoweit Anspruch hat, als in dem Lande seiner Hauptniederlassung Gegenseitigkeit besteht. Die internationalen Verträge zum Schutze des gewerblichere Urheberrechtes.

Wie auf dem Gebiete des Urheberrechtes an Werken der Literatur und Kunst ein großer internationaler Vertrags die sogenannte Berner Übereinkunft, besteht, neben diesem aber auch noch zahlreiche Einzelverträge in Geltung sind, so verhält es sich auch mit den Verhältnissen auf dem Gebiete des gewerblichen Urheberschutzes. Jedoch sind die Verhält­ nisse hier viel verwickelter, da die Gewährung eines gewerb­ lichen Rechtsschutzes in der Regel an viele Förmlichkeiten gebunden ist, auch die betreffenden Gesetze in den einzelnen Ländern teilweise sehr stark voneinander abweichen. Unter diesen Umständen ist auch Deutschland dem großen inter­ nationalen Vertrage, der sogenannten P a r i s e r Ü b e re in ­ kunft vom 20. M ärz 1883, nicht sofort, sondern erst nach zwanzig Jah ren beigetreten, nachdem diese Übereinkunft in­ zwischen wesentliche Umgestaltungen erfahren hatte. Außer­ dem hat Deutschland noch mit einigen Ländern, nämlich mit Ö s te rre ic h -U n g a rn , I t a l i e n und der S ch w eiz, besondere Verträge abgeschlossen. Von diesen ist indessen nur der erst­ genannte heute noch von Wichtigkeit, da die beiden anderen.

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Gewerbliches Urheberrecht.

Länder der Pariser Übereinkunft ebenfalls angehören. E in außerdem noch bestehender Vertrag m it S e r b ie n hat nur geringe praktische Bedeutung, da er sich nur auf Muster und Modelle sowie auf Marken erstreckt, w eil Serbien einen E r­ findungsschutz nicht kennt. Tie Pariser Übereinkunft vom 20. M ä rz 18 83 ist durch das sogenannte d r it t e M a d r id e r A b k o m m e n vom 15. A p ril 1891, sowie namentlich durch die sogenannte B rü s s e le r Zusatzakte vom 15. Dezember 1900 wesentlich umgestaltet worden. S ie gilt in D e u ts c h la n d seit dem 1. M a i 1903 und außerdem noch in folgenden Ländern: B e lg ie n , D ä n e ­ m ark, F ra n k re ic h , G r o ß b r it a n n ie n , I t a l i e n , J a p a n , K u b a , N ie d e rla n d e , N o rw e g e n , P o r t u g a l, S c h w e ­ den, S c h w e iz , S p a n ie n , T u n is , sowie in den V er­ einigten Staaten von A m e rik a , von B r a s ilie n und von M e x ik o . Von den genannten Ländern sind viele auch m it ihren auswärtigen Besitzungen, oder wenigstens m it einem Teile dieser beigetreten, nämlich Dänemark mit den Färöern, Deutschland m it seinen Schutzgebieten, Frankreich m it Algier und den Kolonien, Großbritannien m it Neuseeland, Queens­ land und Ceylon, Niederlande m it den Kolonien, P ortugal m it den Azoren und Madeira. Außerdem gehören der Pariser Übereinkunft noch an: S a n D o m in g o und S e rb ie n . D a diese beiden letzteren Staaten aber die Brüsseler Übereinkunft noch nicht anerkannt haben, so besteht zwischen ihnen und zwischen dem Deutschen Reiche kein Vertragsverhältnis, außer dem eben erwähnten besonderen Vertrage mit Serbien. Weiter sei noch bemerkt, daß innerhalb der Staaten der Pariser Übereinkunft noch zwei besondere Abmachungen be­ stehen, nämlich einmal das sogenannte erste M a d r id e r A b ko m m e n vom 14. A p ril 1 891, betreffend die Unter-

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drückung der falschen Herkunftsangaben auf Waren, und so­ dann das sogenannte z w e ite M a d r id e r A b k o m m e n vom 14. A p ril 18 9 1 , betreffend die internationale Eintragung von Fabrik- und Handelsmarken durch das Verbandsbureau in Bern. D a Deutschland diesen beiden letzteren Abkommen nicht beigetreten ist, brauchen w ir auf diese auch hier nicht weiter einzugehen. E in sogenanntes v ie r te s M a d r id e rA b k o m m e n vom 15. A p ril 1891 ist zwar abgeschlossen, aber dann von keinem einzigen Staate anerkannt worden. Es bezog sich auf die Auslegung und Erweiterung einiger Punkte des Pariser Abkommens. Zugleich m it den: Abschluß der eben erwähnten B rü s s e le r Zusatzakte vom 15. D e­ zember 1900 wurde weiter noch das zweite M adrider A b ­ kommen in einigen Punkten abgeändert. Desgleichen sei auch das sogenannte Pan-Amerikanische Abkommen vom 27. Ja n u a r 1902 zwischen einer Anzahl amerikanischer Staaten hier nur erwähnt. Um nun auf die Pariser Übereinkunft zurückzukommen, so besagt diese zunächst, daß die betreffenden Staaten einen Verband zum Schutze des gewerblichen Eigentums bilden. Jeder Staat, der darum nachsucht, kann in diesen Verband aufgenommen werden. Kündigungen einzelner Staaten gelten nu r für die betreffenden selber, während der Verband zwischen allen übrigen Staaten noch fortbesteht. T ie Geschäftsführung des Verbandes besorgt ein internationales Bureau zu Bern. Von Zeit zu Z eit finden Konferenzen zur Besprechung den Verband angehender wichtiger Fragen statt, deren letzte die bereits mehrfach erwähnten, hernach von den einzelnen V e r­ bandsstaaten amtlich anerkannten sogenannten Briisseler Be­ schlüsse gefaßt hat. D ie Untertanen oder Bürger der vertragschließenden Staaten sollen in allen übrigen Staaten in betreff der E r­ findungspatente, der gewerblichen Muster oder Modelle, der

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Gewerbliches Urheberrecht.

Fabrik- und Handelsmarken, sowie der Handelsnamen die Vorteile genießen, die den eigenen Staatsangehörigen zu­ kommen. A ls Verbandsinländer gelten hierbei alle die Per­ sonen, die in einem der Verbandsstaaten ihren Wohnsitz oder eine tatsächliche gewerbliche Niederlassung haben, gleichviel, ob sie im übrigen Staatsangehörige sind oder nicht. Wer in einem der vertragschließenden Staaten ein Ge­ such um ein Erfindungspatent hinterlegt, soll zum Zwecke der Hinterlegung in den anderen Staaten innerhalb eines Zeitraumes von zwölf Monaten ein Prioritätsrecht der A rt genießen, daß die hiernächst in einem der übrigen Verbands­ staaten vor A blauf dieser Fristen erfolgte Hinterlegung durch inzwischen eingetretene Tatsachen irgendwelcher A rt nicht unwirksam gemacht werden kann. T ie Hinterlegung eines Musters oder M odelles oder diejenige einer Fabrik- oder Handelsmarke begründet eine ähnliche P riorität, aber nur fü r die Zeit von vier Monaten. Wie es hierbei mit den Gebrauchsmustern gehalten wer­ den soll, ist nicht angegeben; jedoch werden solche in dieser Beziehung tatsächlich nicht als Erfindungen, sondern als Muster und Modelle behandelt. Ausdrücklich ist dies in s­ besondere in dem noch zu erwähnenden Vertrage zwischen Deutschland und Ita lie n festgestellt worden. Die Patente, deren Erteilung in irgend einem der ver­ tragschließenden Staaten beantragt w ird, sollen von allen anderen sonst irgendwo nachgesuchten Patenten vollständig unabhängig sein, während früher gelegentlich die Bestimmung bestand und z. B. in Kanada noch besteht, daß das Patent in dem betreffenden Lande nicht länger dauern soll, als ein irgendwie im Auslande vorher angemeldetes Patent auf den­ selben Gegenstand. T ie durch den Patentinhaber bewirkte E infuhr von Gegenständen, die in einem der Verbandsstaaten hergestellt

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sind, soll nicht zur Folge haben, daß ein in dem betreffen­ den Lande, in das eingeführt wird, etwa bestehendes Patent auf den nämlichen Gegenstand verfällt. Hierdurch werden namentlich die Schwierigkeiten beseitigt, denen die auslän­ dischen In h a b er französischer Patente früher ausgesetzt waren. Indessen soll der Patentinhaber immerhin verpflichtet bleiben, sein Patent nach Maßgabe der Gesetze des Landes auszuüben, in das er die patentierten Gegenstände einführt. Der Verfall eines Patentes wegen Nichtausübung soll gleich­ wohl in jedem Lande nicht vor dem Ablauf von drei Jah ren seit der Hinterlegung des Gesuches in dem Lande, um das es sich handelt, und nur dann ausgesprochen werden können, wenn der Patentinhaber Gründe für seine Untätigkeit nicht dartut. Weiter soll jede in dem Ursprungslande vorschriftsmäßig hinterlegte Fabrik- oder Handelsmarke so wie sie ist in allen anderen Verbandsstaaten zur Hinterlegung zugelassen und geschützt werden. Keine Marke darf in einem der Verbands­ staaten von dem Schutz ausgeschlossen werden, lediglich weil sie hinsichtlich der Zeichen, aus denen sie besteht, etwa den Allforderungen der Gesetzgebung dieses Staates nicht ge­ nügen sollte. Vorausgesetzt ist natürlich, daß sie im Ur­ sprungslande Gegenstand einer vorschriftsmäßigen Hinter­ legung gewesen ist. Jedoch kann die Hinterlegung zurückgewiesen werden, wenn die Marke den guten Sitten oder der öffentlichen O rd­ nung zuwiderläuft, insbesondere wenn sie öffentliche Wappen oder Ehrenzeichen enthält. Von diesen Bestimmungen abgesehen, die nur die Form der Marke betreffen, soll die innere Gesetzgebung eines jeden Staates darüber entscheiden, ob die Marke einzutragen ist. Hier ist an diejenigen Staaten gedacht, die, wie Deutschland, für die Eintragung von Marken ein Vorprüfungsverfahren besitzen. R a u t e r , D a s Deutsche Urheberrecht.

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T e r Handelsname soll in allen Verbandsstaaten ohne V erpflichtung zur H interlegung geschützt sein. Jede w ider­ rechtlich m it einer M arke oder m it einem Handelsnamen versehene W are d a rf bei der E in fu h r m it Beschlag belegt werden; im Falle der D u rchfuh r sind die Behörden nicht gehalten, diese zu bewirken. D ie Bestimmungen bezüglich der widerrechtlichen Be­ nutzung von M arken oder Namen sollen auf jedes Erzeugnis anwendbar sein, das als Herkunftsangabe fälschlich den Namen eines bestimmten O rte s trä g t, wenn diese Angabe einem erfundenen oder zum Zwecke der Täuschung entlehnten Handelsnamen beigefügt ist. W eiter w ird bestimmt, daß die unter der Übereinkunft stehenden Personen in allen Verbandsstaaten den den S ta a ts ­ angehörigen gegen den unlauteren W ettbewerb zustehenden Schutz genießen sollen. D ie Vertragsstaaten verpflichten sich ferner, den patent­ fähigen E rfind un ge n, den gewerblichen M u ste rn oder M o ­ dellen, sowie den Fabrik- oder Handelsmarken einen zeit­ weiligen Schutz zu gewähren, die auf einer amtlichen oder amtlich anerkannten internationalen Ausstellung vorgeführt werden. Diese letztere Bestimmung ist fü r Deutschland noch be­ sonders durch das Gesetz vom 18. M ä rz 1 9 0 4 geregelt worden, wonach ein derartiger zeitw eiliger Schutz fü r solche inländische und ausländische Ausstellungen gewährt w ird, die durch jedesmalige Bekanntmachung des Reichskanzlers ausdrücklich nam haft gemacht worden sind. Dieser zeit­ weilige Schutz hat die W irkung, daß die Schaustellung oder eine anderweitige spätere Benutzung oder Veröffentlichung der E rlangung des gesetzlichen Schutzes nicht entgegensteht, sofern die Anm eldung binnen einer F ris t vor: sechs M onaten nach der E röffnu ng der Ausstellung bew irkt wurde.

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Schließlich verpflichten sich dann noch die einzelnen Regierungen, besondere Behörden fü r das gewerbliche Eigen­ tum (oder Urheberrecht) und Zentralhinterlegungsstellen zur M itteilung der Erfindungspatente, der Muster und Modelle, sowie der Fabrik- oder Handelsmarken einzurichten. H ie r­ nach steht in Deutschland die Einrichtung einer Zentralstelle fü r Muster und Modelle noch aus, als die naturgemäß in erster Linie das Patentamt in Betracht kommt. D ie Verträge m it Ita lie n und der Schweiz sind nach dem Anschluß Deutschlands an die Pariser Übereinkunft wesentlich umgestaltet worden und beziehen sich heute neben dieser nur noch auf wenige Punkte. I n dem Vertrage m it I t a l i e n w ird insbesondere gesagt, daß die Rechtsnachteile, die nach den Gesetzen der vertragschließenden Teile eintreten, wenn eine Erfindung usw. nicht innerhalb einer bestimmten Frist ausgeführt wird, auch dadurch ausgeschlossen werden, daß die Ausführung in dem Gebiete des anderen Teiles erfolgt. Weiter w ird gesagt, daß Handels- und Fabrikmarken, die in dem Ursprungslande in freiem Gebrauch stehen, auch in dem Gebiete des anderen Teiles nicht Gegenstand aus­ schließlicher Benutzung sein können. Sodann wurde, wie bereits bemerkt, fü r die Gebrauchs­ muster festgesetzt, daß diese bei Berechnung der P rio ritä ts fristen als Muster oder Modelle, nicht als Erfindungen gelten sollen. Das Übereinkommen mit der S c h w e iz bestimmt zu­ nächst ebenfalls, daß die Rechtsnachteile, die nach den Gesetzen eines der vertragschließenden Staaten durch Nicht­ ausübung eines Patentes entstehen, auch dadurch vermieden werden können,, wenn diese Ausübung in dem Gebiete des anderen Teiles erfolgt. Jedoch finden diese Bestimmungen auf solche Erfindungen keine Anwendung, die nach den

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Gesetzen eines der vertragschließenden T eile vom P ate nt­ schutze ausgeschlossen sind. H ie rm it sind die durch M od elle nicht darstellbaren E rfindungen gemeint, die, wie bereits erwähnt, nach dem schweizerischen Patentgesetz nicht schutz­ fähig sind. Überdies w ird bestimmt, daß die gedachte Vergünstigung die Rechtsnachteile nicht abwenden kann, die im F alle der Lizenzverweigerung etwa eintreten sollten. A u f eine Eigentümlichkeit der schweizerischen Gesetz­ gebung bezieht sich w eiter die Bestimmung, daß Angehörige des einen der vertragschließenden T e ile in dem Gebiete des anderen von der V erpflichtung befreit sein sollen, die von ihnen unter Patentschutz hergestellten Gegenstände als solche zu kennzeichnen. I n der Schweiz besteht nämlich die V e r­ pflichtung, solche Gegenstände m it dem eidgenössischen Kreuz und der P atentnum m er zu versehen. W ichtiger ist das Übereinkommen m it Ö s te rre ic h U n g a rn . D ie s schließt sich zw ar im allgemeinen den in der P ariser Übereinkunft niedergelegten Grundsätzen an, weicht jedoch in wichtigen Stücken davon ab. Es steht denjenigen, die im Gebiete des einen T eiles eine E rfindung anmelden, fü r diese E rfind un g usw. auch in dem Gebiete des anderen T eiles ein P rio ritä tsre ch t zu. D ie s beträgt jedoch fü r M uster und M odelle sowie fü r M arken n u r drei M onate. Auch auf G ru n d einer deutschen Gebrauchsmusteranmeldung kann n u r diese P rio ritä t von drei M onaten geltend gemacht werden. A u f G rund von Patentanmeldungen kann die P r io r itä t noch beansprucht werden innerhalb dreier M on ate von dem Tage ab, an dem dem Betreffenden der Beschluß über die erfolgte Patentie­ run g in dem Lande zugestellt ist, in dem er zuerst eine solche nachgesucht hat. H ierbe i ist es übrigens ebensowenig wie auch innerhalb der P ariser Übereinkunft erforderlich, eine

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solche Anmeldung zuerst in seinem Heimatsstaate vorzu­ nehmen. E s kommt sogar recht häufig vor, daß eine A n ­ meldung zuerst in einem ausländischen Staate eingebracht und dann auf Grund deren in der Heimat ein Patent oder Gebrauchsmuster nachgesucht wird. Abweichend von den Bestimmungen der Pariser Über­ einkunft kann aber diese P rio ritä t nur dann geltend gemacht werden, wenn in dem ersten Staate das Patent oder der sonstige Schutz wirklich erteilt wurde, während innerhalb jener schon die bloße Anmeldung in dem ersten Staate genügt. Weiter w ird festgesetzt, daß die E in fu h r einer in dem Gebiete des einen Teiles hergestellten Ware in die Gebiete des anderen Teiles den Verlust etwaiger Schutzrechte nicht zur Folge haben soll. Dagegen fehlt eine ähnliche Bestim­ mung, wie sie in den Verträgen m it Ita lie n und der Schweiz enthalten ist, und wonach fü r die Auftechterhaltung des Patentes schon die Ausübung im Heimatlande genügen soll. W ie in der Pariser Übereinkunft w ird weiter bestimmt, daß dem In h a b e r einer in seinem Heimatlande eingetragenen Marke nicht in dem anderen Lande der Schutz auf diese versagt werden kann, wenn sie den dortigen Formvorschriften nicht entspricht. Jedoch sollen alle Marken zurückgewiesen werden können, die den guten S itten oder der öffentlichen Ordnung zuwider sind, oder die öffentliche Wappen, B ild ­ nisse des Landesherrn usw. oder irreführende Angaben enthalten. Besonders auf österreichische Verhältnisse bezieht sich die Bestimmung, daß Handels- und Fabrikmarken, die in dem Gebiete des einen Teiles als Kennzeichen der Waren von Angehörigen bestimmter gewerblicher Verbände oder be­ stimmter Arten oder Bezirke geschützt sind, in dem anderen T e il nicht als Freizeichen benutzt werden dürfen, sofern sie im Heimatlande vor dem 1. Oktober 1875 eingetragen

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waren. Auch sollen solche Zeichen von der Benutzung als Freizeichen ausgeschlossen sein, die öffentliche Wappen aus dem Gebiete des anderen Teiles enthalten. Was insbesondere die Muster und Modelle sowie die Warenzeichen anbetrifft, so müssen diese, falls sie im Gebiete Österreich-Ungarns Schutz genießen sollen, sowohl fü r die österreichischen Länder in Wien, als auch fü r die ungarischen Länder in Ofen-Pest angemeldet werden. Ter Vertrag m it Serbien bezieht sich, wie bereits be­ merkt, n u r auf Muster und Modelle sowie auf Handels­ marken und ist nicht von Wichtigkeit. Dagegen sind noch einige andere Bestimmungen bezüglich ausländischer Staaten zu erwähnen, insofern sie fü r deutsche Patentanmelder von Belang sind. I n G r o ß b r it a n n ie n w ird jedes auf Grund einer U nionspriorität angemeldete Patent auf den Tag dieser P rio ritä t zurückdatiert. D ie Schutzdauer des Patentes ver­ mindert sich demnach um den Zeitraum zwischen der ersten Anmeldung im Auslande und derjenigen in Großbritannien. D as Verfahren Großbritanniens ist jedoch glücklicherweise von keinem anderen Unionsstaate nachgeahmt worden. I n N o rd a m e rik a besteht die Bestimmung, daß ein Patent nicht mehr erteilt werden kann, wenn irgendwo im Auslande seit länger als einem Jahre vor der Anmeldung eine Anmeldung auf den gleichen Gegenstand eingereicht worden ist. D ie zwölf Monate, die dem Anmelder auf Grund der Pariser Übereinkunft zur Verfügung stehen, bilden daher in Amerika zugleich eine Ausschließungsfrist, innerhalb deren die Anmeldung eingereicht werden muß. Dagegen gestattet Amerika dem ausländischen Anmelder gegenwärtig die Einreichung einer vorläufigen Patent­ anmeldung, eines sogenannten Caveat. Großbritannien dagegen hat dem auf Grund einer ausländischen P rio ritä t

Strafbestimmungen.

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Anmeldenden das Recht zur Einreichung einer vorläufigen Patentanmeldung nicht eingeräumt. Weiter ist noch zu erwähnen, daß m it einer Anzahl von Staaten Deutschland insofern in einem Vertragsverhältnis steht, als auf Grund besonderer Abmachungen oder allgemeinerVerträgeGegenseitigkeit inWarenzeichensachenverbürgt ist. S om it können Angehörige dieser Staaten in Deutschland den Warenzeichenschutz erhalten, und umgekehrt. Diese Staaten sind außer den bereits anderweitig genannten: B u lg a r ie n , C o s ta ric a , E c u a d o r, G rie c h e n la n d , G u a te m a la , L u x e m b u rg , R u m ä n ie n , R u ß la n d , V e n e z u e la . Von diesen Staaten ist L u x e m b u rg noch überdies dadurch merkwürdig, als dieser Staat nur an solche A n ­ melder Patente erteilt, die auf den nämlichen Gegenstand ein deutsches Reichspatent erhalten haben, und als über­ haupt der Bestand des luxemburgischen Patentes von dem deutschen Patent abhängig ist. Dies ist der F a ll wegen der engen Beziehungen, in denen die luxemburgische Industrie zu der deutschen steht, da Deutschland m it Luxemburg durch den Zollvereinsvertrag verbunden ist.

Strafbestimmungen. D ie Gesetze zum Schutze des Urheberrechtes sind zugleich auch Strafgesetze, indem sie durchweg auf die Verletzung der durch sie zu schützenden Rechte, mitunter auch auf deren Anmaßung eine Strafe setzen. Was andere Rechtsstreitigkeiten anbetrifft, die sich an die Urheberschutzgesetze anschließen, so sei bemerkt, daß fü r diese stets das Reichsgericht als oberste Instanz vor­ geschrieben ist, so daß hier eine einheitliche Ausgestaltung der Rechtsprechung stattfinden kann. Eine weitere Eigentümlichkeit der vorliegenden Gesetze ist es ferner, daß sie zum T e il auch das Sachverständigen-

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©traf 6estimmung en.

wesen regeln, insofern als sie bestimmte Behörden oder Einrichtungen für die Abgabe von Gutachten nam haft machen. Namentlich gilt dies für die Beurteilung von straf­ baren H andlungen, die auf G rund der Gesetze betreffend das Urheberrecht an Werker: der L iteratur mit) Kunst, sowie auf Grund desjenigen betreffend das Urheberrecht an M ustern und M odellen zu richten sind. I n dieser Hinsicht bestimmt das Gesetz betreffend den Schutz an Werken der Literatur und Tonkunst, sowie der neue Erüw urf eines Gesetzes betreffend die Werke der bildenden Künste usw., daß in sämtlichen B undesstaaten S a c h v e rs tä n d ig e n k a m m e r n bestehen sollen, die ver­ pflichtet sind, auf E rfordern der Gerichte und der S ta a ts ­ anwaltschaften Gutachten über an sie gerichtete Fragen ab­ zugeben. Auch sind diese Sachverständigenkammern befugt, auf Anrufung der Beteiligten über Schadenersatzansprüche, über die Vernichtung eingezogener Exemplare oder V or­ richtringen und über alle dam it im Zusammenhange stehende Fragen a ls S c h ie d s r ic h te r zu verhandeln und zu ent­ scheiden. D ie einzelnen M itglieder der Sachverständigen­ kammern sollen nur in Ausnahmefällen als Sachverständige vernommen werden. Ähnlich bestimmt das alte Urheberrechtsgesetz vom 11. Ju n i 1 8 7 0 , daß in allen S ta a te n au s Gelehrten, Schriftstellern, Buchhändlern und anderen geeigneten P e r­ sonen bestehende S a c h v e r s t ä n d i g e n v e r e i n e gebildet werden sollen, die auf E rfordern des Richters Gutachten über an sie gerichtete Fragen abzugeben verpflichtet sind. Auch sind sie befugt, auf Anrufen der Gerichte a ls S c h i e d s ­ r i cht er zu verhandeln. Diese letzteren Bestimmungen sind noch insoweit in K raft, als die Gesetze vom 9., 10. und 11. J a n u a r 1876 betreffend die Urheberrechte an Werken der bildenden Künste,

Strafbestimmungen.

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an Photographien sowie an Mustern und Modellen darauf Bezug nehmen. Die genannten Sachverständigenkammern und -Vereine sind nicht wesentlich voneinander verschieden. S ie weisen insbesondere den Nachteil auf, daß sie nicht regelmäßig zu­ sammentretende Behörden sind und daß ihre Entscheidungen in der Regel nicht dem Drucke übergeben werden. Es ist deshalb schwierig, ihre Tätigkeit zu beurteilen oder ihre Entscheidungen fü r künftige Fälle zu verwerten. I m Gegensatze zu den genannten Gesetzen überlassen es diejenigen zum Schutze der patentfähigen Erfindungen, der Gebrauchsmuster und der Warenzeichen den Gerichten, Sachverständige nach ihrem Belieben zu wählen. N u r ist festgesetzt, daß das P a te n ta m t zur Abgabe von G u t ­ achten verpflichtet sein soll, wenn bereits zwei voneinander abweichende Gutachten vom Gerichte (oder von der S taats­ anwaltschaft) bestellter Sachverständigen vorliegen. I s t diese Voraussetzung nicht gegeben, so ist das Patentamt zur Ab­ gabe von Gutachten weder berechtigt noch verpflichtet. Eine besondere Stellung nimmt das Patentanwalts­ gesetz ein, indem hier fü r Verletzung der den Patentanwälten obliegenden Pflichten aus M itgliedern des Patentamtes und aus Patentanwälten gebildete E h re n g e ric h te zuständig sind, die nicht Gutachten abzugeben, sondern selbst E nt­ scheidungen zu fällen haben. Auch diese Entscheidungen werden, wie diejenigen der erwähnten Sachverständigen­ kammern usw., nicht veröffentlicht. Gehen w ir nunmehr zu den in jenen Gesetzen ange­ drohten Strafen selber über, so ist nach dem Gesetze be­ treffend das Urheberrecht an Werken der L i t e r a t u r u n d T o n ku n st vom 19. J u n i 1901 derjenige, der vorsätzlich oder fahrlässig ein Werk unbefugterweise vervielfältigt üsw., dem Berechtigten zum Schadenersatz verpflichtet. D as gleiche

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g ilt für den, der ein Werk unberechtigterweise öffentlich auf­ führt oder vorträgt. Außerdem steht in Fällen des Vorsatzes hieraus noch eine Geldstrafe bis zu dreitausend M ark, die unter Um­ ständen in Gefängnis bis zu höchstens sechs Monaten um­ gewandelt werden kann. Wer den wesentlichen In h a lt eines Werkes öffentlich m itteilt, bevor der Berechtigte seine E inw illigung hierzu gegeben hat, w ird m it Geldstrafe bis zu eintausendfünf­ hundert M a rk oder im Unvermögensfalle m it Gefängnis bis zu drei Monaten bestraft. Auf Verlangen des Berechtigten kann neben der Strafe auch auf eine an ihn zu erlegende B u ß e bis zum Betrage von sechstausend M ark erkannt werden. Eine solche Buße schließt die Geltendmachung eines weiteren Anspruches auf Schadenersatz aus. Die Entrichtung der Bußzahlung ist überhaupt der ganzen Urheberschutzgesetzgebung eigentümlich. Überall ist weiter die Eigentümlichkeit vorhanden, daß diese Buße nur bis zu einem verhältnismäßig nicht bedeutenden Höchst­ betrage auferlegt werden kann, und ferner nur dann, wenn gleichzeitig auf eine Strafe erkannt worden ist. Durch die Notwendigkeit, zwecks Erlangung der Buße eine S tra f­ verfolgung des Betreffenden eintreten zu lassen, durch den geringen Höchstbetrag und durch die Feststellung, daß ihre Erkennung die Geltendmachung eines weiteren Entschädi­ gungsanspruches ausschließt, hat diese Einrichtung deshalb nur einen verhältnismäßig geringen Wert. Weiter w ird in dem genannten Gesetze bestimmt, daß die widerrechtlich hergestellten oder verbreiteten Exemplare, sowie die dazu dienenden Vorrichtungen vernichtet oder ihrer gefährdenden Form entkleidet werden können. D er Berechtigte kann statt dessen verlangen, daß ihm die be-

Strafbestimmungen.

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treffenden Exemplare usw. gegen eine angemessene V er­ gütung überlassen werden. I n jedem Falle tr itt Strafverfolgung nur auf Antrag ein. Dessen Zurücknahme ist stets zulässig. D ie betreffenden Hand­ lungen verjähren in drei Jahren; jedoch ist der Antrag auf Vernichtung stets zulässig, solange noch Exemplare oder Vorrichtungen der betreffenden A rt vorhanden sind. D ie Strafbestimmungen des neuen Entwurfes betreffend das Urheberrecht an Werken der b ild e n d e n K ünste ein­ schließlich der B a u k u n s t sowie der P h o t o g r a p h i e schließen sich eng an diejenigen des eben besprochenen Gesetzes an. S ie beziehen sich auf diejenigen Personen, die ein Werk unberechtigterweise vervielfältigen, verbreiten oder gewerbsmäßig mittels mechanisch-optischer Einrichtungen vorführen. Insofern ist ein wesentlicher Unterschied gegen das erstgenannte Gesetz vorhanden, als nachgebaute Bau­ werke nicht der Vernichtung unterliegen. D as a l t e Urheberrecht sgesetz vom 1 1 .J u n i 1870, das in seinen Strafbestimmungen fü r die drei erwähnten Gesetze vom 9., 10. und 11. Januar 1876 noch gilt, trifft ganz ähnliche Strafbestimmungen. Von den Gesetzen bezüglich des gewerblichen Urheber­ rechtes ist zunächst das Patent gesetz zu nennen. H ier­ nach ist derjenige, der wissentlich oder aus g r o b e r Fahr­ lässigkeit eine Erfindung ungerechtfertigterweise in Benutzung nimmt, dem Verletzten zur Entschädigung verpflichtet. Dies bezieht sich ebenso wie die nachfolgenden Strafbestimmungen nur auf solche Personen, die g e w e r b s m ä ß i g den Gegen­ stand der Erfindung herstellen, in Verkehr bringen, feil­ halten oder gebrauchen. I s t das Patent fü r ein Verfahren erteilt, so erstreckt sich dessen Wirkung auch auf die dadurch unmittelbar hergestellten Erzeugnisse. Eine nicht gewerbs­ mäßige Benutzung, also insbesondere eine solche zum P riv a t-

124

Strafbestimmungen.

gebrauch oder zu wissenschaftlichen Untersuchungen, fä llt daher nicht unter diese Bestimmungen. Ferner w ird, w e r w is s e n tlic h unrechtmäßigerweise eine E rfindung in Benutzung nim m t, m it Geldstrafe bis zu fü n f­ tausend M a rk oder m it G efängnis bis zu einem Ja h re bestraft. D ie S tra fve rfo lg u n g t r it t n u r auf A n tra g ein, dessen Zurücknahme zulässig ist. W ird auf S tra fe erkannt, so ist zugleich dem Verletzten die B efu gnis zuzusprechen, die V e r­ urteilung auf Kosten des V e ru rte ilte n öffentlich bekannt­ zumachen. Diese Bestimmungen kennzeichnen das Gesetz als ein solches zum Schutze gewerblicher Interessen, da durch die Bekanntmachung die Öffentlichkeit auf die Sachlage h in ­ gewiesen werden soll. S ta tt jeder weiteren Entschädigung und neben einer S tra fe kann auf Buße b is zu zehntausend M a rk erkannt werden. D ie Klagen wegen Verletzung der Patentrechte verjähren in drei Ja h re n . I m Gegensatz zu den übrigen hier besprochenen Ge­ setzen, m it Ausnahme des Patentanwaltsgesetzes, enthält ferner das Patentgesetz noch eine S trafan droh un g gegen solche, die sich die betreffenden Rechte fälschlicherweise a n ­ m a ß e n . E s w ird nämlich m it Geldstrafe bis zu eintausend M a rk bedroht, wer Gegenstände usw. m it einer Bezeichnung versieht, oder wer in öffentlichen Anzeigen usw. Bezeich­ nungen benutzt, die geeignet sind, den I r r t u m zu erwecken, a ls wenn es sich um patentierte Gegenstände handele. W er dagegen eines der anderen Urheberschutzrechte sich fälschlich anmaßt, kann n u r von seiten derjenigen, denen er dadurch Schaden zufügen könnte, im Zivilprozeßwege auf Unterlassung belangt werden. D as G e b ra u ch sm u ste rsch u tzg e se tz bestimmt, daß derjenige, der wissentlich oder aus grober Fahrlässigkeit ein

Strafbestimmungen.

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Gebrauchsmuster unberechtigterweise in Besitz nimmt, dem Verletzten zur Entschädigung verpflichtet ist, außerdem im Falle der Wissentlichkeit auf Antrag mit Geldstrafe bis zu fünftausend Mark oder mit Gefängnis bis zu einem Ja h re bestraft werden kann. Die Zurücknahme des Antrags ist zulässig. Neben der S trafe ist dem Verletzten die Befugnis zuzusprechen, die Verurteilung öffentlich bekanntzumachen. Auch kann auf Verlangen auf eine Buße bis zum Betrage von zehntausend M ark erkannt werden, die jeden weiteren Entschädigungsanspruch ausschließt. Die Klagen wegen Verletzung des Schutzrechtes ver­ jähren in drei Jahren. Nach dem Gesetz betreffend die P a t e n ta n w ä lte kann gegen Patentanwälte, die sich einer Pflichtverletzung schuldig gemacht haben, Ausschließung aus dem Stande der Patent­ anwälte, Geldstrafe bis zu dreitausend M ark oder Verweis verhängt werden. W er sich unbefugterweise den Titel eines Patentanw altes oder einen ähnlich klingenden Titel zulegt, wird mit Geldstrafe bis zu dreihundert M ark bestraft. I m W arenzeichengesetz befindet sich eine ganze Reihe von Strafbestimmungen. Zunächst wird festgesetzt, daß derjenige, der wissentlich oder aus grober Fahrlässigkeit W aren usw. mit einem Namen oder der Firm a eines anderen oder mit einem geschützten Zeichen widerrechtlich versieht oder solche W aren in Verkehr bringt usw., zur Entschädigung verpflichtet ist, und im Falle der Wissentlichkeit mit Geld­ strafe bis zu fünftausend Mark oder mit Gefängnis bis zu sechs M onaten bestraft wird. Die Strafverfolgung tritt auch hier nur auf Antrag ein; der Antrag kann jederzeit zurückgenommen werden. Ebenso ist derjenige, der zum Zweck der Täuschung W aren usw. mit einer Ausstattung unberechtigterweise ver­ sieht, die innerhalb beteiligter Verkehrskreise als das Kenn-

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Strafb estimrnungen.

zeichen gleichartiger Waren eines anderen g ilt, oder wer derartige Waren in Verkehr bringt usw., dem Verletzten zur Entschädigung verpflichtet und w ird m it Geldstrafe bis zu dreitausend M ark oder mit Gefängnis bis zu drei Monaten bestraft. Wer Waren usw. fälschlich m it einem Staatswappen oder mit dem Namen oder Wappen eines Ortes versieht, um über den W ert der Waren einen Ir r tu m zu erregen usw., w ird mit Geldstrafe bis zu fünftausend M ark oder mit Gefängnis bis zu sechs Monaten bestraft. Die Verwendung solcher Namen, die nach Handels­ gebrauch zur Benennung gewisser Waren dienen, ohne deren Herkunft bezeichnen zu sollen, fä llt nicht unter diese Bestimmung. Ausländische W aren, die m it einer deutschen Firm a oder Ortsbezeichnung oder m it einem eingetragenen Waren­ zeichen widerrechtlich versehen sind, unterliegen bei ihrem Eingang nach Deutschland auf Antrag des Verletzten und gegen Sicherheitsleistung der Beschlagnahme und Einziehung. S tatt jeder aus diesem Gesetze entspringenden E nt­ schädigung kann auf Verlangen des Beschädigten neben der Strafe unter den bereits mehrfach hervorgehobenen Be­ dingungen auch auf eine Buße bis zum Betrage von zehn­ tausend M a rk erkannt werden. Weiter ist ausgesprochen, daß die im Besitze des V er­ urteilten befindlichen widerrechtlich m it Warenzeichen usw. versehenen Gegenstände dieser Zeichen entkleidet oder, wenn dies nicht möglich ist, vernichtet werden sollen. E rfolgt die Verurteilung im Strafverfahren, so ist sie auf Kosten des Verurteilten öffentlich bekanntzumachen. Was das B ü rg e rlic h e Gesetzbuch anbetrifft, so ent­ hält dieses seiner N atur nach keine Strafbestimmungen. Jedoch ist neben der Entschädigungsklage je nachdem die

Strafbestimmungen.

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Klage auf Unterlassung oder auch die Feststellungsklage anzubringen, dahin gehend, daß das beabsichtigte Vorgehen, um das es sich handelt, in die Rechte des Klägers eingreife und deshalb nicht unternommen werden dürfe. Was die Höhe der zu gewährenden Entschädigung anbetrifft, so ist hier § 253 des Bürgerlichen Gesetzbuches wohl zu beachten: „Wegen eines Schadens, der nicht Vermögensschaden ist, kann Entschädigung in Geld nur in den durch das Gesetz bestimmten Fällen gefordert werden." Das Gesetz zur Bekämpfung des u n la u te r e n W e t t ­ b e w e r b s bestimmt zunächst, daß derjenige, der öffentlich über seine geschäftlichen Verhältnisse unrichtige Angaben tatsächl i cher A rt macht, auf Unterlassung oder Schaden­ ersatz in Anspruch genommen werden kann. Werden solche Angaben in der Absicht gemacht, den Anschein eines be­ sonders günstigen Angebotes hervorzurufen, so tr itt Geld­ strafe bis zu eintausendfünfhundert M ark ein. I m Falle wiederholter Zuwiderhandlung kann neben oder statt der Geldstrafe auf H aft oder auf Gefängnis bis zu sechs Monaten erkannt werden. Zuwiderhandlungen gegen Bundesratsverordnungen be­ treffend den Verkauf gewisser Waren im Einzelverkehr werden m it Geldstrafe bis zu einhundertfünfzig M ark oder m it'H a ft bestraft. Wer zu Zwecken des Wettbewerbes über das E rw erbs­ geschäft eines anderen falsche M itteilungen tatsächlicher A rt macht, ist zürn Schadenersatz verpflichtet und kann überdies auf Unterlassung weiterer derartiger M itteilungen in A n­ spruch genommen werden. Diese Bestimmungen finden keine Anwendung, wenn der Mitteilende oder der Empfänger der M itte ilu n g an ih r ein berechtigtes Interesse hat. Dies entspricht § 824 Absatz 2 des Bürgerlichen Gesetzbuches, wonach durch eine

128

Strafbestimmungen.

Mitteilung, deren Unwahrheit den: Mitteilenden bekannt ist, dieser nicht zum Schadenersatz verpflichtet wird, wenn er oder der Empfänger der M itteilung an ihr ein berechtigtes Interesse hat. Derartige Ausnahmen wurden gemacht, um die gewerbs­ mäßige Auskunftserteilung nicht zu sehr zu beschränken, bei der selbst beim besten Willen unrichtige Angaben mit unter­ laufen können. Weiter wird im Gesetz betreffend den unlauteren Wett­ bewerb gesagt, daß derjenige, der wider besseres Wissen über das Erwerbsgeschäft eines anderen schädigende M it­ teilungen verbreitet, mit Geldstrafe bis zu eintausendfünf­ hundert M ark oder mit Gefängnis bis zu einem Ja h re bestraft wird. Wer im geschäftlichen Verkehr einen Namen, eine Firm a oder dergleichen in der Absicht benutzt, Verwechslungen mit anderen hervorzurufen, ist zum Schadenersatz verpflichtet und kann auf Unterlassung belangt werden. Wer als Angestellter, Arbeiter oder Lehrling während der Dauer dieses Dienstverhältnisses Betriebsgeheimnisse zum Zwecke des Wettbewerbes verrät, wird mit Geldstrafe bis zu dreitausend Mark oder mit Gefängnis bis zu einem Jah re bestraft und ist überdies schadenersatzpflichtig. Gleiche Strafe trifft denjenigen, der derartige Mitteilungen ver­ wertet oder weitergibt. T er Anstifter wird mit Geldstrafe bis zu zweitausend Mark oder mit Gefängnis bis zu neun Monaten bestraft. Die Strafverfolgung tritt mit Ausnahme der Fälle, in denen es sich um Zuwiderhandlungen gegen B undesrats­ verordnungen handelt, nur auf Antrag ein, der jederzeit zurückgenommen werden kann. Auch können hierher ge­ hörige strafbare Handlungen nur im Wege der Privatklage verfolgt werden, während die öffentliche Klage, wie bereits

Strafbestimmungen.

129

bemerkt, nur in Ausnahmefällen erhoben wird. F ü r die Privatklage sind die Schöffengerichte zuständig. W ird auf S trafe erkannt, so kann in gewissen Fällen ausgesprochen werden, daß die Verurteilung auf Kosten des Schuldigen öffentlich bekanntzumachen sei. Umgekehrt kann das Gericht auch die öffentliche Bekanntmachung der Freisprechung auf Kosten des Anzeigenden oder der S taats­ kasse verfügen. Neben der S trafe kann auf Buße erkannt werden. Die nach diesem Gesetz entstehenden Ansprüche aus Unterlassung oder Schadenersatz verjähren in sechs Monaten von dem Zeitpunkte an, in dem der Berechtigte von der Sache Kenntnis erhalten hat, ohne Rücksicht auf diese Kenntnis in drei Jahren. Jedoch beginnt der V erlauf der Verjährung nicht vor dem Zeitpunkt, an dem ein Schaden entstanden ist. D ie i n t e r n a t i o n a l e n V e r t r ä g e enthalten ihrer N atur nach keine unmittelbaren Strafandrohungen, wenn nicht die Vorschrift der Pariser Übereinkunft als solche auf­ zufassen ist, wonach jedes widerrechtlich mit einer Fabrik­ marke oder dergleichen versehene Erzeugnis bei der E in ­ führung in einen solchen Staat m it Beschlag belegt werden darf, in denen die Marke oder der Name Schutz genießt.

R a u t e r , Das Deutsche Urheberrecht.

9

Sachregister. Abbildungen 21, 26, 44. Abgebildeter, s. Bildnisse. Abteilungen für Waren­ zeichen 72, 97. Abweichungen von Zeichen 101. Ackerbau 64. Adreßbücher 63. Ägypten 53. Algier 110. Altere Anmeldungen 77, 98, 100. Amerika, s. Bereinigte Staaten. Amtliche Schriften 24. Amtsgerichte 91. Anbringen von Zeichen 101. Änderungen 25, 26, 30. Angestellte 70,90, 108,128. Anmeldeabteilungen 72. Anmelder 70, 97. Anmeldestelle für Ge­ brauchsmuster 72. Anmeldungspatente 66. Anonyme Werke 21, 22, 35, 38. Anstifter 109. Antrag auf Bestrafung 123. Äquivalente 66. Arbeiter 108, 128. Arbeitsgerätschaften 68. Architektonische Werke, s. Bauwerke. Ä rgernis 98. Arzneimittel 62. Aufführungen, s. Öffent­ liche Auffühmngen. Auflage 30, 31, 35. Aufsätze 25. Ausführbarkeit 62. Auskunftserteilung 128. Ausländer 102. Ausländische Anmeldungen

78, 86, 94, 101, 112, 113, s. a. Statistik. Auslegehalle 75. Ausschließliche Befugnis des Urhebers 23, 40. Ausschließliches Recht der Vervielfältigung 34. Ausschließung von der Bertretertätigkeit 88, 125. Ausstattungsschutz 106. Ausstattung von Schrift­ werken 31. Ausstellungen 114. Ausübungszwang 80, 113, 115. Auszüge aus Schriftwerken usw. 24, 45, 48. Azoren n o . Bandweises Erscheinen 23, 40. Bauwerke 37, 46, 123. Bearbeitungen 23, 36, 41. Behörden als Urheber von Bildnissen 42. Behörden für das gewerb­ liche Eigentum 115, s. a. Patentam t, Internatio­ nale Bureaux. Bekanntmachung der P a ­ tentanmeldung 75. Bekanntmachung der P a ­ tenterteilung 81. Belehrung 21. Belgien 16, 44, 48, 110. Benutzung einer Erfindung 60. Bergbau 64, 80. Bergisch-Märkische In d u ­ strie 96. B ern 46, 111. Berner Übereinkunft 17,43.

Beschaffenheilsangaben 97 107. Beschlagnahme 46, 106, 114, 122, 126, 129. Beschreibung einer Erfin­ dung 60. Beschwerde 74, 76, 97, 99, 100 .

Beschwerdeabteilung 73, 74, Besteller 41. Bestimmungsangaben 98. Bestrafung 106, 107, 108, 119 u. f. Betrug 103. Bezeichnungszwang 39,116. Bier 108. Bildende Kunst, Schutz von Werken der 36 u. f., 42. Bildnisse 37, 41, 117. Bildzeichen 97, 102. Bosnien 52. Brasilien 110. Brüsseler Zusatzabkommen 19. Brüsseler Zusatzakte 19,110. Buchhändlerpreis 31. Buchstaben 97. Bühnenwerke 23, 44, 45. Bulgarien 53, 119. Bundesratsbeschluß 107, 127, 128. Bürgerliches Gesetzbuch 103, 104. Busse 122 u. f. Caveat 118. Ceylon HO. Chemische Erfindungen 67. Choreographische Werke 46. Chrestomathien 48. Code Napoleon 105. Costarica 119.

Sachregister. Dänemark 44, 110. Dauer des Schutzes für Er­ findungen (Patente und Gebrauchsmuster) 81, 84, 112 . Dauer des Schutzes für Muster und Modelle 91. Dauer des Schutzes für Photographien 39. Dauer des Schuhes für Werke der bildenden Kün­ ste 39. Tauer des Schuhes für Werke der Literatur und Tonkunst 22. Tauer des Übersetzungs­ rechtes 45, 52, 53. Deutsche Gesetzgebung 11, 16. Deutscher Bund 20. Dramatische Werke, s. Büh­ nenwerke. Dramatisierungen 24, 29, 47. Dreijährige Frist 81. Druckschriften 57. Durchfuhr 114. Ecuador 119. Ehrengerichte 87, 121. Ehrenzeichen 113. Eigenart 65. Eigenes Bild, s. Recht am eigenen B ilde. Eigentümlichkeit 90. Einfuhr 114, 126.

Einfuhr patentierter Gegen­ stände 112, 117. Einheitlichkeit der Erfindung 85.

Einspruch gegen Patentan­ meldungen 75. Eintragung desZeichenslOI.

Eintragungsrolle für ano­ nyme und pseudonyme Werke 22, 40. Einzelkopien 94. Einzelverkauf 107.

Einzelverträge 48, 115. Elsaß-Lothringen 90. England, s. Großbritannien. Entnahme, s. Unrechtmäßige Entnahme.

131

Garn 108. '*■' Gebrauchsgegenstände 68. Gebrauchsmuster 112. Gebrauchsmusterschutz 54, 59, 63, 66, 73, 84, 115, 116. Gebrauchsmusterschutzverlehung 124. Gebühren für Gebrauchs­ 100, 101. muster 84. Eröffnung versiegelter M u ­ Gebühren für Musterschutz 93. ster 92. Etablissementserfindungen Gebühren für Patente 80, 81. 71. Eventualanmeldungen 56. Gebühren für Warenzei­ chen 101. Fabrikgeheimnisse 9, 107. Gedichte 25. Fabrikmarken, s. Waren­ Gefängnis 122 u. f. zeichen. Gegenberichterstatter 74. Fahrpläne 63. Gegenseitigkeit 102, 109. Fahrzeuge 72. Geheimnisse, s. Fabrikge­ Falsche Herkunftsangaben, heimnisse. s. Herkunftsangaben. Geheimpatente 78. Falscher Name, s. Pseudo­ Geistiges Eigentum 10. nym. Geldentschädigung 127. Färöer 110. Geldstrafe 122 u. f. Feuilletons 49. Gelöschte Zeichen 99. Firmenangabe 101,108,126 Gemeinschaftliche Arbeiten 22, 38, 71. Fischerei 64. Fiskus 22, 39. Genfer Neutralitätszeichen 98. Flächenerzeugnisse 92, 94. Flaschenbier 108. Genußmittel 67. Flotte, s. Heer und Flotte. Gerichte 73, 75, 91, 9 9 ,1 0 0 . Förmlichkeiten zwecks Er­ Gerichtsverhandlungen 24. langung des Erfindungs­ Gesamtausgaben 29, 30. schutzes 72. Geschäftsbetrieb 97, 100. Förmlichkeiten zwecks Er­ Geschäftsbücher 63. langung des Erfindungs­ Geschichte des Urheberrech­ tes 7. schutzes im Auslande 60. Förmlichkeiten zwecks Er­ Geschmacksmuster 88. langung des Urheber­ Gesetzestafel 16. schutzes im Auslande 44, Gesetzestexte 24. 47, 50, 52. Gesetzverletzung 105. Erbauungsschriften"21. Erbfall 22, 23, 33, 38. Erfinder 8, 70. Erfindung 57. Erfindungsgedanke 65. Erfindungsschutz 53 u. f., 72 u. f., 111. Erloschene Patente 79. Erneuerung des Zeichens

Förmlichkeiten zwecks Er­ langung des Warenzei­ chenschutzes im Ausande 113, 117. Frankreich 16, 44, 48, 51, 106, 110, 113. Freie Benutzung 24, 93. Freiexemplare 30, 35. Freizeichen 98, 115, 117.

Entwürfe 37, 88.

Frühere Anmeldung, s. Al­ tere Anmeldung.

Enzyklopädien 35.

Fünfjährige Frist 78.

Gesetzwidrige Erfindungen 67. Gewerbliche Anstalten 90. Gewerbliches Eigentum 10, 64, 111. Gewerbliches Urheberrecht 10, 53 u. f. Gewerbliche Verwertbar­ keit 57, 61, 63. Gewerbsmäßigkeit 94, 123. Gewichtsverhältnisse 98. Goldwaren 96.

132 Griechenland 119. Großbritannien 17, 43, 47, 63, 110, 118. Guatem ala 119. Guatemala, Vertrag von 43. Gutachten 120. Gute Sitten 67, 105, 109, 113, 117.

Sachregister.

Kollektivzeichen 95, 117. Kolonien 47, 110. Kombinations erfindungen 85. Konferenzen H l. Konkurs des Verlegers 33. Konstruktion 65. Korrektur 35. Kreditschädigung 105, 108. Kuba 110. Haiti 44. Handelsmarken, s. Waren­ Kündigung, s. Rücktritts­ recht. zeichen. Handelsnamen 112, 114. Kunstgewerbe 10, 37, 89. Heer und Flotte 72, 78, 98. Künstlerisches Urheberrecht 10 . Herausgeber 21, 38. Herkunftsangaben 97, 101, Kunstschutz, s.Bildende Kunst usw. 106, 107, 110, 114. Herzegowina 52. Kunstwerke 21. Hilfsarbeiten 35. Hilfsarbeiter 74. Ladenpreis 31. Hinterlegung von Mustern Landschaftsbilder 42. 91. Landwirtschaft 64. Holland, s. Niederlande. Lehrlinge 108, 128. Hundert Jahre 58, 59. Leihweise Überlassung 23. Leipzig 22, 91. Illustrationen, s. AbbilLieferungswerke 23, 40. düngen. Liste der Patentanw älte 87. Jmmaterialgüterrecht 7,11. Literarisches Urheberrecht Individualzeichen 85. 10, 19, 42, 63. In lä n d e r 101, 109. Literatur 4 u. f. Inn u n g en 95. Lizenzerteilung 76, 79, 81. Interessenten 107. Lizenzverweigerung 116. Internationale Bureaux 46, Lüschungsanregung 100. r 111. Löschung von Zeichen 100, Internationale Verträge 16 101. 42, 109. Luxemburg 44, 119. Jrrtum serregung 126. Ita lie n 16, 17, 19, 44, 48, 49, 110, 115. Madeira 110. J a g d . 64. Madrider Abkommen 18, Jahresgebühren 83, 93. 110. J a p a n 44, HO. Margarine 96. Juristische Personen 21, 22, Markenschutz, s. Waren­ 38, 70. zeichen. Juristische Prüfung 87. Markenschutzgesetz, altes 9, 96. Kanada 112. Markenzwang 96. Keinen 108. Maschinen 68. Kinematograph, s. Mecha­ Materialgüterrecht 7. nisch-optische Vorfüh­ Mechanische Musikinstru­ rungen. mente 26, 47. Klage bei Gericht, s. Ge­ Mechanisch-optische Vorfüh­ richte. rungen 40, 123. Kleine Patente 57. Mehrfache Patentierung 61, Kleinere Schriften 48.

Meistbegünstigung, Grund­ satz der 49. Melodien 24. Mengenverhältnisse 98. Mexiko 110. Mexiko, Vertrag von 43. Mineralien 65. Mitarbeiter 35. Modelle, s. Muster und M o­ delle. Modellfähigkeit 84, 116. Monaco 44. Montevideo,Bertrag von 43. Mundarten 24, 29. Mündlicher Gebrauch 101. Mündliche Verhandlungen 75. Musikalien 31, 51. Musikalische Arrangements 24, 25. Musikfeste 26. Musikinstrumente 26. Musikschulen 25, 48. Musikwerke, s. Tonkunst. Musterregister 91, 74. Musterschutz 8. Muster und Modelle 37, 55, 68, 88, 111. Nachbauen 123. Nachbildung von Gebrauchs­ mustern 124. Nachbildung von Kunst­ werken 38, 123. Nachbildung von Mustern 94, 123. Nachbildung von Photo­ graphien 38, 123. Nachdruck 7, 19, 46, 121. Nachdruck, Bestrafung 122. Nachdruckverbot 25, 45. Nahrungsmittel 64, 103. Namenlos, s. Anonym. Namensangabe 101. Namensgebrauch 104, 108. Neuauflage 30. Neuheit 57, 90. Neuseeland HO. Nichterschienene Werke 23. Nichtigkeitsabtellung 73, 74, Nichtigkeit von Patenten 61, 70, 77. Niederlande 53, 110. Norwegen 43, HO.

Sachregister. Ofen-Pest 118. Offenkundige Borbenutzung 58, 59. Öffentlich aufgestellte Werke 41. Öffentliche Aufführungen 23, 26, 45, 49, 52, 122. Öffentliche Auslegung 73, 84. ÖffentlicheBekanntmachung 107, 124, 125, 129. Öffentliche Druckschriften57, 58, 77. Öffentliche Klage 128. Öffentliche Ordnung 113, 117. Öffentliches Wohl 72. Öffentliche Verhandlungen 24. Öffentliche Vorträge 23, 60. Opern 26. Ordentliche Gerichte, s. Ge­ richte. Ortsangaben 98, 101, 106. Österreich 62. Österreich-Ungarn 17, 18, 52, 116. Pan-Amerikanisches Ab­ kommen 111. Pariser Deklaration 18, 43, 47. Pariser Übereinkunft 109. Pariser Zusatzakte 18, 43. Patentam t 54, 72, 86, 97, 121 .

Patentanmaßung 124. Patentanmeldungen aus dem Auslande 60, 116. Patentanwälte 87, 125. Patentdauer 81, 83. Patenterteilung 76, 81, 86, 116. Patentfähigkeit 63, 66, 67, Patentgebühren, s. Ge­ bühren. Patentrolle 76. Patentschriften 76. Patentschutz 54. Patentsteuer 82. Patenturkunde 76. Patentverletzung 123. Persönlicher Gebrauch 24.

Photographien 37, 39, 41, 46. Plastische Darstellungen 21, 44, 92, 94. Politische Nachrichten 45. Politische Vertretungen 34. Portugal 53, 110. Präklusivfristen 79, 81. Preisangaben 98, 107. Preußen 20. Preußisches Landrecht 20. Priorität 60, 78, 112, 114, 116, 118. Privatklage 107, 128. Privilegien 8, 19. Pseudonyme Werke 22, 38. Queensland 110. Quellenangabe 25, 45, 48.

133 Schutzmarke, s. Waren­ zeichen. Schweden 43, 110. Schweiz 16, 17, 19, 44, 69, 110, 115. Serbien 17, 53, 110. Sicherheitsleistung 126. S panien 44, 110. Staatsanw alt 107, 120. S tad trat zu Leipzig 22. Statistik über die Besetzung des Patentam tes 73. Statistik über Gebrauchs­ muster 84, 86. Statistik über Muster und Modelle 94. Statistik über Patentan­ wälte 88. Statistik über Patente 84, 86 . Statistik über Warenzeichen 102 . Stempelfreiheit 93. Stenographische Systeme ! 63. Stoffbenutzung 68. Stofferfindungen 67. Strafbestimmungen 119 u.f. Strafgesetzbuch 103. Strafrecht 10. Strafverfolgung 123.

Recht am eigenen Bilde 37. Rechtmäßiger Borbenutzer 71, 97, 98. Rechtsanwälte 88. Rechtsverletzungen 104. Reden 21, 24. Reichsgericht 68, 73, 119. Reichsregierung 78. Reklameverfahren 63. Notes Kreuz 98. Rücktrittsrecht des Verlegers und Verfassers 32, 33, 34, 35. Tagesneuigkeiten 45. Rumänien 53, 119. j Täuschungsgefahr 98, 100, Rußland 53, 119. j 101, 117, 125. Technische Abbildungen 21. Sachenrecht 7. ; Technische Abhandlungen Sachverständigenkammern : 25. 28, 42, 120. I Technische Äquivalente 66. f Sachverständigenvereine 93, i Technischer Fortschritt 62. 120 . Teilung von Anmeldungen Sachverständigenwesen 119. I 85. | Sammelwerke 21, 29, 30, Textbücher 27. 31, 34. Titelanmaßung 125. S a n Domingo 110. Tonkunst, Schutz der 19 u. f. Sanitätsdienst 98. Tonkunst, Werke der 23, 26, Schadenersatzforderungen I 31, 44, 45, 49. 32, 33, 35, 99, 104, 106, ' Treu und Glauben 103. 120, 121, 127. Tunis 44, 110. Schadenszufügung 104,105. j Türkei 53. Schiedsgerichte 28, 120. Schikaneverbot 104. ! Übereinstimmung von ZeiSchriftsteller 8. chen 98. Schriftwerke 21. Übersetzungen 21, 24, 29, Schulbücher'25, 45, 48. | 45, 51, 52.

I

Sachregister.

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Bergeltungsmaßregeln 102. Vergütung des Verfassers 31. Verjährung 129. Verlagsrecht 31. Verleger 22, 29, u. f., 38. Verleiher 23. Verleumdung 103. Vermischte Nachrichten 25,

Warenzeichen, internatio­ nale Eintragung 111. Warenzeichenschutz 95, 103, 106, 112, 113. Warenzeichenverlehung 125. Werke der blldenden Kunst usw., s. Bildende Kunst usw. UnentgelllicheAufführungen Wettbewerb, s. Unlauterer 26. Wettbewerb. Widerspruch 98. Unentgeltliche Vervielfälti­ Vermögensschaden 127. Vernichtung von Nachdruck Wien 118. gung 24, 41. usw. 122, 126. Ungarn 52, s. a. ÖsterreichWirtschaftliche Vorteile 62. Veröffentlichung, Begriff Ungarn. Wissenschaftliche Abbildun­ gen 21. der 47. Unlauterer Wettbewerb 9, Verpackungen 106. 103, 114, 127. Wissenschaftliche Abhand­ Verpfändung 76. Unrechtmäßige Entnahme lungen 25, 49. Verrat, s. Fabrikgeheim70, 75. Wissenschaftliche Untersu­ Untergang des Werkes 32. chungen 124. Unterhaltungszwecke 21, 25. Verträge, s. Internationale Wohnungsangabe 101. Verträge. Unterlafsungsklage 104,127. Wortzeichen 97, 102. Unterrichtszwecke, s. Schul­ Vertragsmäßige Rechte 99. Vertreter 76, 87. bücher. Zahlen 97. Vervielfältigung, erlaubte Zeichen, s. Warenzeichen. Unwahre Behauptungen 24, 41. 105, 107. Zeichner 90. Urheber 21, 23, 38, 69, 90. Vervielfältigung, unbefugte Zeichnungen 44. 121, 123. Zeitangaben 98, 101. Urheberrecht 4, 21. Verwechselungsgefahr 101, Zeitungen und Zeitschriften 108, 128. 24, 34, 35, 45, 49. Verweis 125. Venezuela 119. I Zeitweiliger Schutz 114. Verwertbarkeit 57. Berbandszeichen 95. ! Zensur 46. Verband zum Schuhe des Volksfeste 26. j Zentralhinterlegungsstellen 115. gewerblichen Eigentums Vorbehalt der Rechte 25, ! 115. 111. 45, 49, 52. I Zeugenvernehmungen 75. Verband zum Schutze des Borbenutzer, s.Rechtmäßiger i Zitate 25. Urheberrechtes an Wer­ Vorbenutzer. ; Zurückdatierung von PatenI ten 118. ken der Literatur u. Kunst Borbescheid 74. Übertragung des Urheber­ rechtes 23, 91. Übertragung des Berleger­ rechtes 32. Unabhängigkett von Paten­ ten 112. Unberechtigte Veröffent­ lichungen 27, 60.

Vereine 98, 107. Bereinigte Staaten 17, 49, 67, 70, 110, 118. Bereinsaufführungen 27. Verfahren in Gebrauchsmusterangelegenheiten84. Verfahren in Patentangelegenheiten 72. Berfahrenserftndungen 67, 123. Verfasser 21, 29 u. f. Verfertiger 38, 39.

Vorbildung der Patentan- j Zurücknahme des S trafan­ wälte 87. | träges 123, 128. Vorläufige Anmeldungen i Zurücknahme von Patenten 118.

! 77, 80.

Borprüfer 73. | Zurückstellung von AnmelVorträge 21,24, s. a. Offent- i düngen 77. j liche Vorträge. 1Zusammengesetzte " Erfin­ ;

j i Wappen 98, 106, 113, 117, ! 118, 126. 1 Warenverzeichnis 97. Warenzeichen 97.

dungen 85. Zusammengesetzte Werke 22. Zusatzpatente 83. Zuschußexemplare 30. Zwangsvollstreckung 23,38. Zwischenverfügungen 74.