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German Pages 191 [192] Year 1998
Aloys Winterling (Hg.) Comitatus
COMITATUS Beiträge zur Erforschung des spätantiken Kaiserhofes Herausgegeben von Aloys Winterling
Akademie Verlag
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Comitatus : Beiträge zur Erforschung des spätantiken Kaiserhofes / hrsg. von Aloys Winterling. - Berlin : Akad. Verl., 1998 ISBN 3-05-003210-3
© Akademie Verlag GmbH, Berlin 1998 Der Akademie Verlag ist ein Unternehmen der R. Oldenbourg-Gruppe. Das eingesetzte Papier ist alterungsbeständig nach DIN/ISO 9706. Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form - durch Photokopie, Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren - reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden. Satz: Werksatz J. Schmidt, Gräfenhainichen Druck: WB-Druck, Rieden Bindung: Buchbinderei N. Klotz, Jettingen-Scheppach Printed in the Federal Republic of Germany
Inhalt
Einleitung. Von Aloys Winterling Strukturen und Funktionen des spätantiken Kaiserhofes. Von Karl Leo Noethlichs
7 . .
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Der oberste Hofeunuch. Die politische Effizienz eines gesellschaftlich Diskriminierten. Von Helga Schölten
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Der Prätorianerpräfekt und der kaiserliche Hof im 4. Jahrhundert n. Chr. Von Andreas Gutsfeld
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Im Zentrum der Macht. Zur Rolle der Kaiserin an spätantiken Kaiserhöfen am Beispiel der Eusebia in den Res gestae des Ammianus Marcellinus. Von Anja Wieber-Scariot
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Dem Kaiser folgen. Kaiser, Senatsadel und höfische Funktionselite (comités consistoriani) von der „Tetrarchie" Diokletians bis zum Ende der konstantinischen Dynastie. Von Dirk Schlinkert
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Bibliographie. Von Tassilo Schmitt
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Register
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Einleitung Von Aloys Winterling *
Die folgenden Aufsätze sind aus Vorträgen entstanden, die im Wintersemester 1995/96 im Bielefelder Althistorischen Kolloquium gehalten wurden. Sie setzen verschiedene zeitliche wie regionale Schwerpunkte und verfolgen unterschiedliche inhaltliche Fragestellungen. Ihre gemeinsame Publikation erscheint jedoch angebracht, da sie einerseits zentrale Aspekte des monographisch bisher noch nicht behandelten spätantiken Kaiserhofes thematisch abdecken und da sie andererseits gemeinsam einer neuen Sichtweise verpflichtet sind, die die Bedeutung und Eigengesetzlichkeit höfischer Strukturen in Rechnung stellt. Sieht man von Untersuchungen der politischen Ereignisgeschichte im unmittelbaren Umfeld der Kaiser ab, so nahm die Forschung seit dem 19. Jahrhundert den spätantiken Kaiserhof vornehmlich als organisatorisches Phänomen wahr und bemühte sich um die Rekonstruktion des Systems der Hofämter, die als Zentren der staatlichen Verwaltung des spätantiken Kaiserreiches erschienen. 1 Zum anderen wurde - vornehmlich von der byzantinischen Überlieferung ausgehend - das Hofzeremoniell als Ausdruck einer spätantiken „Kaiser- und Reichsidee" gedeutet. 2 Das reale Leben am Hof, die typische, Verwaltungsstrukturen und zeremonielle Ordnung konterkarierende Bedeutung von Gunst, Macht, Schmeichelei, Rivalität und Intrigen, von Aufstieg und Sturz der daran Beteiligten wurde demgegenüber - in Übernahme der Wertungen antiker Zeitgenossen - durchweg nur in Form von Hofkritik zur Sprache gebracht, gelegentlich auch der „Schwäche" einzelner Kaiser zugerechnet, nicht aber als Forschungsgegenstand ernstgenommen.
* Ich danke den Autoren dieses Sammelbandes für die gegenseitige konstruktive Kritik ihrer Beiträge, Bert Hildebrand, Tanja Schaufuß und Tassilo Schmitt für die Unterstützung bei der redaktionellen Arbeit, Claudia Beyer-Fusco und Thomas Kruse für die Hilfe beim Korrekturlesen. 1 Entsprechend wird auch in neueren Handbüchern und Forschungsüberblicken der spätantike Kaiserhof durchweg unter den Überschriften „Staat", „Verwaltung" oder „Administration" abgehandelt. Vgl. z . B . Arnold H. M. Jones, The Later Roman Empire 2 8 4 - 6 0 2 . A Social, Economic and Administrative Survey, 3 Bde., Oxford 1964, Bd. 1, 3 6 6 - 3 7 3 ; Jochen Martin, Spätantike und Völkerwanderung, München 1987, 8 4 - 8 7 ; Alexander Demandt, Die Spätantike, München 1989, 2 3 1 - 2 4 4 . 2
Siehe Andreas Alföldi, Die monarchische Repräsentation im römischen Kaiserreiche (1934. 1935), Darmstadt 1970; Otto Treitinger, Die oströmische Kaiser- und Reichsidee nach ihrer Gestaltung im höfischen Zeremoniell, Jena 1938 ( N D 1956).
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Aloys
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Nach Keith Hopkins, der in einer Analyse der politischen Rolle der Eunuchen bereits grundlegende Mechanismen der Machtstrukturen spätantiker Höfe freigelegt hatte - ohne allerdings den höfischen Kontext insgesamt zum Thema zu machen - , 3 war es Henrik Löhken, der die Bedeutung des Hofes für das Verhältnis von Kaiser und Aristokratie in den Blick nahm und im Zusammenhang seiner Frage nach der „Neukonstituierung" der spätantiken Führungsschicht - vornehmlich auf der Basis der Rechtsquellen - erstmals auch das Hofzeremoniell als „geregelte Rangdarstellung" untersuchte.4 Er ließ sich dabei von den seinerzeit aktuellen Thesen der frühneuzeitlichen Hofforschung, namentlich von Norbert Elias anregen. Dieser hatte für den französischen Königshof im Absolutismus einen Zusammenhang zwischen der Zentrierung adliger Rangmanifestation auf das höfische Zeremoniell einerseits und dem Ausnutzen adligen Rangstrebens durch den König und der damit erfolgenden Domestikation des Adels am Hof andererseits hergestellt.5 Löhken stellte die Anwendbarkeit des Eliasschen Modells nicht grundsätzlich in Frage. Seine Ergebnisse dokumentieren jedoch, daß die politisch-sozialen Verhältnisse am spätantiken Hof erheblich von denjenigen abwichen, die Elias für den Hof Ludwigs XIV. beschrieben hatte.6 So kann für das 4. Jahrhundert, dem der Schwerpunkt seiner Untersuchung gilt, keineswegs von einer dauernden höfischen Interaktionsgemeinschaft von Kaiser und größeren Kreisen der politisch relevanten Senatsaristokratie - der sachlichen Voraussetzung für domestizierende Wirkungen des Hofes - ausgegangen werden.7 Sodann zeigt die Ranggesetzgebung des späten 4. Jahrhunderts, daß das Ergebnis der strukturellen Veränderungen der Oberschicht des Reiches seit Diokletian keineswegs als „Verhofung" (Elias) der senatorischen Aristokratie, vielmehr als
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Keith Hopkins, The Political Power of Eunuchs (1963), in: ders., Conquerors and Slaves. Sociological Studies in Roman History, Cambridge 1978, Bd. 1, 172-196. Henrik Löhken, Ordines dignitatum. Untersuchungen zur formalen Konstituierung der spätantiken Führungsschicht, Köln, Wien 1982. Norbert Elias, Die höfische Gesellschaft. Untersuchungen zur Soziologie des Königtums und der höfischen Aristokratie mit einer Einleitung: Soziologie und Geschichte, Darmstadt, Neuwied 1969. Zur Relativierung der auf dem Forschungsstand der dreißiger Jahre beruhenden Eliasschen Domestikationsthese in der neueren Forschung zum absolutistischen Hof vgl. Arlette Jouanna, Le devoir de révolte. La noblesse française et la gestation de l'état moderne 1559-1661, Paris 1989; Ronald G. Asch, Der Hof Karls I. von England. Politik, Provinz und Patronage, 1625-1640, Köln u. a. 1993, bes. 25 ff.; Aloys Winterling, Der Hof der Kurfürsten von Köln (1688-1794): Eine Fallstudie zur Bedeutung „absolutistischer" Hofhaltung, Bonn 1986, 13ff., 151 ff.; Rainer A. Müller, Der Fürstenhof in der frühen Neuzeit, München 1995, bes. 94ff. Entsprechend nimmt Löhken, Ordines dignitatum (wie Anm. 4) 58-62, eine Domestikationsfunktion des Hofes auch lediglich für die frühe Kaiserzeit an, wo eine „Interaktionsgemeinschaft" zwischen Kaiser und Aristokratie am Hof bestanden habe. Eine Detailuntersuchung der engsten kaiserlichen Umgebung im 1. Jahrhundert zeigt demgegenüber jedoch gerade das Bestreben der Kaiser, Mitglieder vornehmer aristokratischer Familien aus diesem Kreis nach Möglichkeit fernzuhalten und die persönliche Kommunikation mit ihnen auf formalisierte Anlässe wie salutatio und Gastmähler sowie auf Senatssitzungen zu beschränken. Vgl. Aloys Winterling, Hof ohne „Staat". Die aula Caesaris im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr., in: ders. (Hg.), Zwischen „Haus" und „Staat". Antike Höfe im Vergleich, (HZ Beiheft 23) München 1997, 91-112, bes. 101-103.
Einleitung
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„Senatorisierung" (Löhken) der in dieser Zeit meist aus niedrigen sozialen Verhältnissen aufgestiegenen höfischen Eliten zu beschreiben ist.8 Die folgenden Aufsätze tragen der skizzierten Forschungssituation Rechnung. Weder reduzieren sie den spätantiken Kaiserhof auf seine administrativen Strukturen, noch sehen sie in ihm per se ein kaiserliches Domestikationsinstrument gegenüber der Aristokratie. Ihnen lag vorab als Denkangebot ein idealtypisches Hofmodell vor, 9 das von den spezifisch höfischen, schon von den Zeitgenossen häufig kritisierten Kommunikationsverhältnissen ausgeht und deren Bedeutung zu analysieren versucht. Die Verlagerung von Macht vom Herrscher selbst auf die in seiner engsten Umgebung agierenden und in besonderer „Gunst" stehenden Personen wird dabei als notwendige Folge und funktionales Erfordernis von Alleinherrschaft unter vormodernen Bedingungen gedeutet. Die soziale Rekrutierung dieses „engen Hofes" und die Bedeutung gesamtgesellschaftlicher Rangmanifestation im höfischen Zeremoniell erscheinen dagegen als historisch variabel. Ihre Analyse erlaubt Aussagen über die Position des Monarchen und die gesellschaftsstrukturellen Bedingungen der Umwelt des Hofes. Ausgehend von diesen Gesichtspunkten seien die Beiträge des vorliegenden Sammelbandes einleitend kurz vorgestellt. Karl Leo Noethlichs gibt einen generalisierenden Überblick, der die drei grundlegenden Dimensionen des Hofes behandelt: den Hof als Ort (Raumstrukturen der Paläste), den Hof als Gesellschaft (kaiserliche Familie, Verwandte und ,Freunde'; Amtsträger des Palastes und der Reichsverwaltung; vorübergehend anwesende Personen) und den Hof als Handlungskomplex (Zeremoniell, kaiserliche Tafel). Er konzentriert sich dabei auf die Verhältnisse im Osten zur Zeit Justinians, zieht aber aufgrund der Forschungslage für den dritten Aspekt vornehmlich die byzantinischen Quellen heran, deren Aussagewert für die Zeit des 4. bis 6. Jahrhunderts zu relativieren ist. Noethlichs betont die Funktion des Hofes als politischgesellschaftliches Machtzentrum und bezieht die höfischen Kommunikationsverhältnisse (Schmeichelei, Bestechung, Erpressung) einerseits auf die prinzipiell ungesicherte, von der kaiserlichen Gunst abhängige Stellung der beteiligten Personen, andererseits auf deren umfangreiche Chancen, durch informelle Einflußnahme auf den Kaiser eigene Vorteile zu erringen. 10 Kann dies als Charakteristikum monarchischer Höfe schlechthin gelten, so arbeitet Noethlichs bei Analyse des Verhältnisses von höfischer und gesamtgesellschaftlicher Rangordnung eine Besonderheit spätantiker Kaiserhöfe heraus, die sie von den Höfen der hellenistischen Zeit und denen der späteren europäischen Geschichte unterschied. 11 Zwar „adelte" Kaisernähe und führte zur Aufnahme von höfischen Amtsträgern in die höchsten gesell-
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Löhken, Ordines dignitatum (wie Anm. 4) 1 1 2 - 1 3 4 ; vgl. John F. Matthews, Western Aristocracies and Imperial Court A . D . 3 6 4 - 4 2 5 , Oxford 1975 ( N D 1991). Siehe A l o y s Winterling, „ H o f . Versuch einer idealtypischen Bestimmung anhand der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Geschichte, in: ders. (Hg.), Antike Höfe (wie Anm. 7) 1 1 - 2 5 .
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Vgl. dazu jetzt Christian Gizewski, „Informelle Gruppenbildungen" in unmittelbarer U m g e b u n g des Kaisers an spätantiken Höfen, in: Winterling (Hg.), Antike H ö f e (wie Anm. 7), 1 1 3 - 1 4 9 , der sich auf den „illegitimen" Aspekt höfischer Verhaltensweisen konzentriert.
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Siehe dazu A l o y s Winterling, Vergleichende Perspektiven, in: ders. (Hg.), Antike H ö f e (wie Anm. 7) 1 5 1 - 1 6 9 , bes. 1 6 0 - 1 6 5 .
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schaftlichen Rangklassen, die aristokratische Hierarchie selbst nahm aber seit ihrer Formalisierung im späten 4. Jahrhundert nicht von Hofrängen ihren Ausgang, sondern modifizierte und differenzierte die traditionelle, auf den städtisch-politischen Verhältnissen der römischen Vergangenheit basierende senatorische Rangordnung. Die drei folgenden Beiträge behandeln drei prominente Rollen am spätantiken Kaiserhof. Ihre Analyse gibt Aufschluß über informelle höfische Einflußstrukturen und die latente Gefahr, die die abgeleitete Macht von Personen seiner engsten Umgebung für den Kaiser selbst bedeuten konnte. Helga Schölten untersucht die zentrale Bedeutung von Eunuchen an spätantiken Kaiserhöfen am Beispiel des praepositus
sacri cubiculi. Sie zeigt, daß die - auch
durch die Aufnahme in die höchsten senatorischen Rangklassen nicht eliminierbare - physische und soziale Diskriminierung des „Vorstehers des kaiserlichen Wohn- und Schlafgemachs" Voraussetzung war für seine außergewöhnliche, auf persönlicher Nähe zum Kaiser basierende Machtstellung am Hof. Er kanalisierte den informellen, die zuständigen Hofämter umgehenden Kontakt mit dem Kaiser und wurde zu prekären Missionen eingesetzt, die höchste Zuverlässigkeit erforderten, ohne dabei seinerseits dem Kaiser zum Rivalen werden zu können. Die Stellung der Prätorianerpräfekten des Ostens im 4. Jahrhundert, die Andreas Gutsfeld untersucht, zeichnet sich durch genau entgegengesetzte Charakteristika aus und dokumentiert so aus umgekehrter Perspektive die Wirksamkeit derselben höfischen Mechanismen. Meist in hohem Alter und nach einer längeren höfischen Laufbahn in ihr A m t berufen, war ihre Position mit hohem Sozialprestige und großer administrativer Eigenständigkeit verbunden. Gleichzeitig wurden sie jedoch aus der engsten kaiserlichen Umgebung und den damit verbundenen Machtchancen tendenziell ferngehalten. Gutsfeld zeigt anhand einer Analyse der literarischen Quellen, daß selbst diejenigen Präfekten, die als proximi
der Kaiser
bezeichnet werden, in der informellen Hierarchie nach kaiserlicher Gunst keineswegs eine herausragende Stellung einnahmen, daß die Kaiser vielmehr offensichtlich bestrebt waren, eine ihnen potentiell gefährliche Kombination von hohem gesellschaftlichem Rang und großem höfischem Einfluß nach Möglichkeit zu vermeiden. Für die Position der Kaiserin, die Anja Wieber-Scariot behandelt, zeigen sich besondere Bedingungen. Aufgrund ihrer Bedeutung als Ehefrau des Kaisers und (potentielle) Mutter seines Nachfolgers war sie einerseits von aktuellen, oft labilen höfischen Machtstrukturen weitgehend unabhängig und konnte so eigenständige Einflußmöglichkeiten nutzen und „Matronage" betreiben. Andererseits war ihre Stellung aber gerade deshalb in hohem M a ß e von der Fruchtbarkeit ihrer Ehe abhängig und gefährdet, wenn diese ausblieb. Das konnte, wie Wieber-Scariot am Beispiel von Eusebia und Helena zeigt, zu Rivalitäten zwischen weiblichen Mitgliedern der Kaiserfamilie, zur Anwendung zweifelhafter und gesundheitsgefährdender gynäkologischer Behandlungsmethoden oder im Gegenzug zu Intrigen führen, die durch pharmakologische Übergriffe die Fertilität von Konkurrentinnen zu beeinträchtigen suchten. Dirk Schlinkerts Beitrag zielt auf Ansätze einer Integration der senatorischen Aristokratie in den Hof in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts. Er schildert den Versuch Konstantins, durch die Vergabe der abgestuften Ehre eines kaiserlichen „Gefolgsmannes erster, zweiter und dritter Ordnung" (comes primi, secundi und tertii ordinis) eine nach formalisierter Nähe
Einleitung
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zum Kaiser strukturierte höfische Rangordnung zu etablieren, die die im kaiserlichen Dienst Aufgestiegenen und Personen senatorischer Herkunft gemeinsam erfaßte. Diese verlor dann allerdings mit den Valentinianischen Ranggesetzen - die Schlinkert nicht mehr behandelt weitgehend an Bedeutung. Die im kaiserlichen Rat (consistorium) auftretenden Inhaber der obersten Hofämter entstammten bekanntlich überwiegend niedrigeren sozialen Schichten und erlangten erst durch ihre Tätigkeit die Aufnahme in senatorische Rangklassen. Schlinkert führt jedoch auch eine Reihe von Personen senatorischer Herkunft an, denen es gelang, am Hof zu reüssieren. Dies zeigt, daß die Kaiser gelegentlich auch geborenen Aristokraten ihr Vertrauen schenkten - und daß jene selbst die aus senatorischen Kreisen überlieferte Aversion gegenüber der „entwürdigenden" höfischen Konkurrenz überwanden, um ihren politisch-sozialen Rang zu erhöhen. Versucht man ein Resümee, so zeichnen sich drei Thesen und ein Desiderat ab: 1. Die von zeitgenössischer und moderner Hofkritik verurteilten Machtstrukturen und Kommunikationsverhältnisse an spätantiken Kaiserhöfen hatten zentrale Funktionen hinsichtlich der Ausübung kaiserlicher Herrschaft einerseits, der Sicherung der kaiserlichen Position andererseits. 2. Die Bevorzugung von Personen niedriger Herkunft in der engsten kaiserlichen Umgebung läßt auf eine latente Bedrohung der Kaiser durch Personen hohen aristokratischen Prestiges schließen. Die Analyse des Hofes dokumentiert somit eine tendenzielle Schwäche der Stellung spätantiker Kaiser. 3. Der spätantike Kaiserhof nahm Einfluß auf die Zusammensetzung der Oberschicht durch Förderung sozialer Mobilität, hatte jedoch nicht zur Folge, daß die traditionelle, städtischpolitische Prägung der Aristokratie dauerhaft durch eine auf den Kaiser zentrierte höfische Hierarchie ersetzt wurde. 4. Es mangelt an einer Studie, die anhand einer Analyse der literarischen Quellen die zeremoniellen Regelungen formalisierter höfischer Interaktion sowie die daran beteiligten Personenkreise im 4. und 5. Jahrhundert untersucht, die die realhistorische Bedeutung der normativen Regelungen der Rechtsquellen überprüft und die Differenz gegenüber den Verhältnissen der byzantinischen Zeit herausarbeitet.
Strukturen und Funktionen des spätantiken Kaiserhofes Von Karl Leo Noethlichs
I. Themenabgrenzung* Die folgende Darstellung des spätantiken ,Hofes' bezieht sich räumlich auf Konstantinopel 1 und versucht, eine synchrone Analyse etwa für die Zeit Justinians I. mit einigen Rückblicken auf die Entwicklung vom 4 . - 6 . Jahrhundert n. Chr., einigen Vorgriffen aus dem Werk des Constantinos Porphyrogennetos „De caerimoniis aulae Byzantinae" 2 und einem Ausblick ins 9./10. 3 und 15. Jahrhundert 4 zu geben. Konstantinopel war, seit Konstantin I.
* Gliederung: I. Themenabgrenzung; II. Grundlagen: 1. Begrifflichkeit , Κ ai serhof in den antiken Quellen; 2. Hof und Kaiser: Grundzüge der spätantiken Herrschaftsform; III. Die Gebäude: Räumliche Strukturen des Kaiserhofes und ihre Funktionen: 1. Allgemeines zu den römischen Kaiserpalästen seit Augustus; 2. Die Palastgebäude in Konstantinopel; 3. Der ,Große Palast' und andere Gebäude in diesem Palastbezirk; 4. Palast und Hauptstadt; IV. Die Personen: ,Hofbeamte' und andere Personen am Hof: 1. Allgemeines zur Personal- und Verwaltungsstruktur des Hofes; 2. Palastfunktionäre; 3. Amtsträger der Reichsverwaltung am Kaiserhof; 4. Das Rangsystem: Höfische und gesamtgesellschaftliche Rangordnung; 5. Ausblick auf die weitere Entwicklung in Byzanz: Das Kletorologion des Philotheos und Ps-Kodinos, De Officiis; 6. Zeitlich variierende Personengruppen am Hof; V. Die Funktionen des Kaiserhofes: 1. Das Kaiserzeremoniell innerhalb und außerhalb des Palastes und die Festzeiten des Jahres; 2. Der Hof als politisch-gesellschaftliches Machtzentrum; 3. Die bildungspolitischen und sozialen Funktionen des Hofes; VI. Ausblick: Der Einfluß des byzantinischen Hofes auf andere Machtzentren; VII. Schlußbemerkungen. 1
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Eine Forschungsübersicht über den antiken ,Hof' gibt Aloys Winterling in der Einleitung des von ihm herausgegebenen Bandes „Zwischen ,Haus' und ,Staat'. Antike Höfe im Vergleich", (HZ Beiheft 23) München 1997, 1-8. Speziell zum Hof in Konstantinopel, allerdings mehr vom kulturhistorischen Gesichtspunkt, vgl. Herbert Hunger, Der Kaiserpalast zu Konstantinopel. Seine Funktion in der byzantinischen Außen- und Innenpolitik, JOEByz 36, 1986, 1-11; Peter Schreiner, Charakteristische Aspekte der byzantinischen Hofkultur: Der Kaiserhof in Konstantinopel, in: Reinhard Lauer, Hans G. Majer (Hg.), Höfische Kultur in Südosteuropa. Bericht der Kolloquien der Südosteuropa-Kommission 1988 bis 1990, Göttingen 1994, 11-24. I. I. Reiske (Hg.), CSHB, 2 Bde., Bonn 1829-30; PG 112, 73-1446; A. Vogt, Le livre des cérémonies, 2 Bde., Paris 1935. 1940 (ND 1967; jeweils in Text- und Kommentarband unterteilt, nur Buch 1 bis Kap. 83). Das Kletorologion des Philotheos vom 1. September 899: J. B. Bury (Hg.), The Imperial Admini-
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Karl Leo Noethlichs
es am 11. Mai 3 3 0 als .seine' Stadt feierlich eingeweiht hatte, 5 die jüngste unter einer Vielzahl von Kaiserresidenzen, deren Anzahl insbesondere durch das sog. ,tetrarchische' Regierungssystem Diokletians gestiegen war. N e b e n R o m gab es Kaiserpaläste in Antiochia, Aquileia, Arles, Mailand, Nicomedia, Ravenna, Sirmium, Thessaloniki und Trier. 6 D i e Beschränkung auf Konstantinopel hat ihren Grund in der historischen Entwicklung dieser Stadt, die innerhalb v o n ca. drei Generationen faktisch zur Zentrale des Reiches wurde. Damit hängt auch die Quellenlage zusammen, die für den wichtigsten spätantiken Kaiserhof im Westen, Ravenna, zumindest aufgrund der literarischen Zeugnisse für unsere Fragestellung weniger ergiebig ist. Zudem kann man bezüglich des Kaiserzeremoniells, das besonders unter Theodosius II. eine spezifisch religiöse Ausprägung erfuhr, 7 von einer Sonderentwicklung im Osten reden, wenngleich die grundsätzliche Organisations- und Personalstruktur in Ost und West gleich oder sogar identisch war. 8
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strative System in the Ninth Century. With a Revised Text of The Kletorologion of Philotheos, British Acad. Supplemental Papers 1, 1911 (der Text 131-179, allerdings ohne die kirchlichen Ämter). (Ps)-Georgius Codinus, De officialibus palatii Constantinopolitani: I. Bekker (Hg.), CSHB, Bonn 1839; PG 157, 25-122; J. Verpeaux, Pseudo-Kodinos. Traité des offices. Le monde byzantin, Paris 1966. Vgl. auch die französischen Teilübersetzungen von Rodolphe Guilland, Byzantion 18, 1948, 127-138; Byzantinoslavica 13, 1952/3, 233-251; 15, 1954, 214-229; 16, 1955, 97-112. Cons. Constant, ζ. J. 330 (Chron. min. 1, 233 f.), vgl. auch Anm. 71. Zum Baubefund der genannten Residenzen vgl. knapp Clemens Heucke, Circus und Hippodrom als politischer Raum, Hildesheim u. a. 1994, 319-394, zu Ravenna vgl. Friedrich W. Deichmann, Ravenna, Hauptstadt des spätantiken Abendlandes, Bd. 2,3, Stuttgart 1989. Man könnte auch Köln erwähnen, das unter den gallischen Sonderkaisern neben Trier oft Residenzort war, vgl. dazu John F. Drinkwater, The Gallic Empire. Separatism and Continuity in the North-Western Provinces of the Roman Empire A . D . 260-274, Stuttgart 1987, 184f.; ferner spielen Vienne und Autun als kurzzeitige Aufenthaltsorte von Kaisern eine Rolle, wo allerdings die Existenz von Palastbauten umstritten ist; vgl. zum Befund in Gallien und Germanien Carlrichard Brühl, Palatium und Civitas, Bd. 1: Gallien, Köln, Wien 1975, 231; 242f.; 249; Bd. 2: Germanien, 1990, 4; 73-75; 260. Die Aufzählung läßt sich durch London, Naissos, Palmyra, Serdica und Siscia erweitern, wenn man die Residenzen von ,Usurpatoren' mit einbezieht, vgl. dazu Noël Duval, Les résidences impériales: leur rapport avec les problèmes de légitimité, les partages de l'Empire et la chronologie des combinaisons dynastiques, in: François Paschoud, Joachim Szidat (Hg.), Usurpationen in der Spätantike: Akten des Kolloquiums „Staatsstreich und Staatlichkeit", 6.-10. März 1996, Stuttgart 1997, 127-153. Duval geht (143-147) auch auf den Diokletianspalast in Split (Spalato) ein. Die religiöse Lebensweise dieses Kaisers und seiner Schwestern verwandelte den Palast in eine Art Askeseanstalt, vgl. Socr. h. e. 7,22: ουκ άλλοιότερα δέ άσκητηρίου κατέστησε τα βασίλεια, vgl. Theodor, h. e. 5,39. Zu dem literarischen und archäologischen Befund in Ravenna vgl. Deichmann, Ravenna (wie Anm. 6) 49-75. Für unsere Fragestellung sind die Bauphasen unter Valentinian III. und Theoderich interessant, aber vieles bleibt umstritten bzw. unklar, was nicht zuletzt an der Hauptquelle, dem Liber pontificalis des Agnellus v. Ravenna aus der 1. Hälfte des 9. Jahrhunderts liegt. Immerhin lassen sich sowohl in den Grundstrukturen wie in den Bezeichnungen bestimmter Palastbereiche (Chalke, Secretarium, Scubitum, Triclinium) Übernahmen oder Einflüsse aus Konstantinopel feststellen. Deichmann selbst geht auch öfters auf Parallelen zu den östlichen Palästen ein, vgl. den Index ebd. S. 45.
Strukturen und Funktionen des spätantiken
Kaiserhofes
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Ein entscheidendes Kriterium für die Qualität einer Stadt als Residenzstadt' ist immer die Dauer des kaiserlichen Aufenthaltes und nicht nur der Baubefund eines palatium.9
In
dieser Hinsicht war Konstantinopel ab Theodosius I. konkurrenzlos, weil die amtierenden Kaiser, von wenigen Ausnahmen abgesehen, bis 1453 ihre Residenz nicht mehr verließen. Es wird im folgenden versucht, grundlegende Koordinaten für den spätantiken östlichen Hof aufzuzeigen. Dazu bedarf es eines hohen Abstraktionsgrades, der es auch mit sich bringt, daß die chronologische Entwicklung bis zum 6. Jahrhundert nicht eigentlich thematisiert wird. Hier bieten die übrigen Beiträge hinreichenden Ersatz. Die Belege und Literaturhinweise sind auf ein Minimum beschränkt und haben oft lediglich exemplarischen Charakter.
II. Grundlagen 1. Begrifflichkeit, Kaiserhof in den antiken Quellen Die antike Terminologie geht, wie Dirk Schlinkert zu Recht betont, vom ,Haus' aus, 1 0 das als domus Augusta
kultische Verehrung g e n o ß . " Es finden sich z. B. folgende Bezeichnun-
gen: domus nostra
(CTh 1,32,2; 7; 7,5,2), domus sacra (CTh 7,10,1), domus
(CTh 1,11,1), domus
divina
(CTh 5,16,34; 15,3,6), domus
aeternalis
sacratissima
(CTh 5,16,32), τα
βασιλέως οικία (Procop. aed. 1,10,10), ανακτορικοί οίκοι, βασίλεια, βασιλείων α ύ λ ή (Script, orig. Constant. 2, ed. Preger, Index 2, 368), aula (CTh 6,30,12; 6,35,11), aula lis (CTh 13,3,12), summa aula (Amm. 15,1,2), αυλή (Lyd. mag. 2,6,2), palatium
rena-
(CTh Tit.
6,35; 7,10; 1 2 6,22,3; 5), 1 3 auch θείον παλάτιον (CJ 1,15,2,1; 4,59,1,1; 8,10,12,7b) oder
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Dazu Herbert Hunger, Reditus Imperatorie, in: Gunter Prinzing, Dieter Simon (Hg.), Fest und Alltag in Byzanz, München 1990, 17-35. Ein Beispiel dafür, wie ein Privathaus ad hoc zu einem Palast umdefiniert werden konnte, gibt Herodian 2,8,6 für Pescennius Niger, dessen Privathaus die Soldaten dadurch in einen Palast (βασίλειος αύλή) umwandelten, daß sie es mit den Kaiserinsignien schmückten. Vgl. Dirk Schlinkert, Dem Kaiser folgen. Kaiser, Senatsadel und höfische Funktionselite (comités consistoriani) von der „Tetrarchie" Diokletians bis zum Ende der konstantinischen Dynastie, in diesem Band S. 133-159, und ders., Vom Haus zum Hof. Aspekte höfischer Herrschaft in der Spätantike, Klio 78, 1996, 521-549, hier 525-531; vgl. auch Aloys Winterling, „ H o f . Versuch einer idealtypischen Bestimmung anhand der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Geschichte, in: ders. (Hg.), Antike Höfe (wie Anm. 1) 11-25, 13f. mit Hinweis auf Otto Brunners .ganzes Haus'. Die Entwicklung der domus Caesaris zum sacer comitatus könnte einen zusätzlichen Bedeutungshintergrund insofern haben, als damit dokumentiert wird, wie die Grenzen der Bereiche domi (= domus Caesaris) und militiae (= sacer comitatus) durch die Stellung des Kaisers völlig aufgehoben werden. Ich lege den Schwerpunkt für die Einzelbelege im folgenden auf Nachweise in der Kaisergesetzgebung, also auf offiziell verwendete Terminologie im Codex Theodosianus und Codex Justinianus.
' Belege für die Verehrung des numen domus Augustae z. B. CIL 6, 30983; ILS 6242. Bei Herodian findet sich sogar der ,königliche Herd' (βασίλειος εστία) als Palastbezeichnung: ζ. B. 2,3,1; 2,10,9. 12 S. u. S. 16. 13 Bei Lyd. mag. 2,6,2 heißt es zu palatium: nur in Rom finde sich die Bezeichnung παλάτιον, vgl.
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Noethlichs
regia (Amm. 15,1,2; 15,5,31 [Köln]), daneben castra (CTh 6,36,1, vgl. Hofdienst als castrensis militia: CTh 16,5,65), sac er comitatus (CTh 7,8,8) oder sacratissimus comitatus (CTh 6,23,4).
2. Hof und Kaiser: Grundzüge der spätantiken Herrschaftsform Der Begriff ,Hof/Palast' geht also weit über ein bestimmtes einzelnes Bauwerk hinaus. Dies spiegeln insbesondere die Bezeichnungen castra und comitatus wider, die den Hof als nicht ortsgebundenes Heerlager verstehen. Auch nachdem Konstantinopel feste Residenz geworden war, fielen Palast und Heerlager durchaus nicht immer zusammen.14 Zur Präsenz des Kaisers im Gesamtreich gibt es zwei aufschlußreiche Gesetze im CTh 7,10 (Ne quis in palatiis maneat), die nicht in den CJ übernommen wurden, weil mittlerweile die Bindung des Herrschers an eine feste Residenz das Normale geworden war: „Niemandem steht die Erlaubnis zu, in unseren Palästen in einer Stadt oder Poststation zu verweilen ... Die kaiserlichen Wohnungen sollen von der illegalen Inbesitznahme solcher Leute verschont bleiben, die sich daran gewöhnt haben, auf der Durchreise in diesen zu logieren".15 Dann aber zwei Jahre später: „In Städten, die, weitab von Hauptverkehrsadern, einsam gelegen sind und keine Dienstwohnungen haben, dürfen Statthalter in (anderen) Häusern, auch wenn sie ,Palast' heißen, Unterkunft suchen, ohne Gefahr zu laufen, nach dem (o. g.),Gesetz über die Paläste' bestraft zu werden".16
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Procop. Vand. 1,21. Dies sind gelehrte Reminiszenzen, der Ortsbezug ist sonst längst verschwunden, vgl. z. B. Cass. Dio 53,16,5 f., der eigens darauf hinweist, daß der jeweilige Aufenthaltsort des Kaisers überall im Reich gemeint ist. Der letzte Beleg für die Ursprungsbedeutung ist wohl die Subskription zu CTh 10,8,3 v. J. 326. - Wie der Palatin mit Rom und dieses mit dem Sitz des Kaisers identifiziert wird, zeigt die bekannte Äußerung des CI. Pompeianus Commodus gegenüber, Rom sei immer dort, wo der Kaiser sei (Herodian 1,6,5), und dem entspricht auch die Regelung bei Verbannungen: relegati bzw. ignominia missi dürfen sich nie in Rom, aber auch nie am jeweiligen Aufenthaltsort des Kaisers bzw. der Stadt, wo er durchzieht, aufhalten: Dig. 3,2,2,4; 48,22,18 (19), pr; vgl. 49,16,13. Zur begriffsgeschichtlichen Entwicklung von palatium vgl. bes. Helmut Castritius, Palatium. Vom Haus des Augustus auf dem Palatin zum jeweiligen Aufenthaltsort des römischen Kaisers, in: Franz Staab (Hg.), Die Pfalz. Probleme einer Begriffsgeschichte vom Kaiserpalast auf dem Palatin bis zum heutigen Regierungsbezirk, Speyer 1990, 9 - 4 7 . So erwähnt z. B. Liutprand v. Cremona in seiner legatio (§ 25) aus der Zeit des Nikephoros II. Phokas (963-969) die μετάστασις, das Heerlager des Kaisers außerhalb Konstantinopels. Die im folgenden noch öfters zitierten Werke Liutprands, die legatio und die antapodosis (Άνταπόδοσις) bei J. Becker, MGH, SS Rer. Germ, in usum schol., Hannover, Leipzig 1915. 7,10,1 (405, aus Ancyra): nulli manendi intra palatia nostra in qualibet civitate vel mansione facultas pateat ...ab eorum usurpatione, qui in his transeúntes manere consueverant, sacrae domus serventur immunes ... 7,10,2 (407, aus Konstantinopel): ordinarii iudices in remotis ab aggerepublico civitatibus, si praetoria non sint, metu legis adempio, quae de palatiis lata est, in aedibus, etiamsi palatii nomine nuncupentur, commeandi habeantfacultatem. Vgl. dann CJ 1,40,15 (von Leo I?).
Strukturen und Funktionen des spätantiken
Kaiserhofes
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Auch an abgelegenen Orten ist der Kaiser also quasi ,gebäudemäßig' gegenwärtig. Bis etwa zu Theodosius I. entsprach dem eine ζ. T. rege Reisetätigkeit der Kaiser selbst, die Helmut Halfmann bis zum Ende des 3. Jahrhunderts (Carinus) untersucht hat. 17 Dies verlangte von den Höflingen natürlich ein hohes Maß an .Mobilität'. 1 8 Überall, w o der Princeps Station machte, wurde ihm mit dem Zeremoniell des adventus19
gehuldigt, und diese Hul-
digung erfolgte auch in einer anderen, gleichsam personifizierten Form stellvertretender reichsweiter Allgegenwart des Kaisers, nämlich durch die Verehrung seines Bildes. Sogar in christlicher' Zeit ließen sich die Kaiserbilder in den Ritus des adventus
einbinden, auch
wenn nun der Kaiser nicht mehr als Gott galt, aber immerhin als von ,Gottes Gnaden'. 2 0 Nach dem Tod Theodosius I. konzentriert sich oströmisches Kaisertum, mit ganz wenigen Ausnahmen, örtlich ausschließlich auf Konstantinopel. Dies hatte verschiedene Folgen: S o erhöhte sich die Bedeutung des , Volkes' der Residenz. Es wurde für jeden Kaiser jetzt, wie in Rom vorher, ein zu berücksichtigender politischer wie religiöser Faktor schon bei der Kaiserproklamation. 21 Es wuchs andererseits das Interesse der Bevölkerung der Residenzstadt auch gerade an privaten Dingen, die im Palast geschahen. 2 2 Bestimmte Formen kaiserlicher Repräsentation konnten erst jetzt, an einem stationären Hof', entstehen, genau wie der permanente ,Sogeffekt' aus dem Gesamtreich zum Palast hin, ob gewollt oder ungewollt. 2 3 Die Entscheidung für eine Dauerresidenz (und damit Delegation aller Außenaktivitäten an andere) spiegelt eine Herrschaftsauffassung wider, die der 17
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Helmut Halfmann, Itinera Principum. Geschichte und Typologie der Kaiserreisen im römischen Reich, Stuttgart 1986. Vgl. Schlinkert, in diesem Band S. 143 f. Dazu Joachim Lehnen, Adventus Principis. Untersuchungen zum Sinngehalt und Zeremoniell der Kaiserankunft in den Städten des Imperium Romanum, Frankfurt am Main 1997. Gregor Magn. ep. 2,364/5; Constant. Porph. caer. aul. Byz. 1,87 (395/6): Anthemius schickt nach seiner Kaiserproklamation i. J. 467 sein Bild nach Konstantinopel, vgl. dazu Sabine MacCormack, Change and Continuity in Late Antiquity: The Ceremony of Adventus, Historia 21, 1972, 721-752, hier 735ff.; 747ff.: Schon ab Augustus wurden Kaiserbilder bei bestimmten Gelegenheiten in Städte und Provinzen geschickt, um anstelle des Kaisers verehrt zu werden. Ihre Verletzung war laesa maiestas. Ab Konstantin verschwinden die göttlichen Attribute beim Adventus und tauchen (auch unter Julian) nicht mehr auf; Jochen Martin, Zum Selbstverständnis, zur Repräsentation und Macht des Kaisers in der Spätantike, Saeculum 35, 1984, 127f. spricht sogar von ,dauerndem adventus'. Es gab besondere Vereine zur Verehrung der Kaiserbilder, vgl. nur CIL 14, 4570; ILS 238; 7215. So fordert ab dem 5. Jahrhundert das Volk immer nur einen ,orthodoxen' Herrscher. Bei der Kaisererhebung nimmt das Volk in gewisser Weise die Stelle des Militärs ein: War bis zu Leo die torquesVerleihung entscheidend, so tritt die Akklamation und mit Leo (457) die Krönung mit dem Diadem in den Vordergrund, letztere schon bei Anastasius 491 vor der Akklamation; dazu z.B. Martin, Selbstverständnis (wie Anm. 20) 129-131. Zur Rolle des Hippodroms, dem Ort für politische Betätigung des Volkes, vgl. Heucke, Circus (wie Anm. 6) 216-248 und u. S. 24. Aurel. Vict. epit. 48,18: iam illa minutiora et, ut dicitur, intra aulam, quae quidem, quia occulta sunt, magis naturae hominum curiosae oculos auresque ad se trahunt; zum Problem von öffentlich' und .privat' bei Kaisern vgl. Alexander Demandt, Das Privatleben der römischen Kaiser, München 1996, 22-32. Vgl. dazu u. S. 48.
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Autopsie des eigenen Herrschaftsbereiches entsagen zu können glaubt. 24 Sie drückt in gewisser Weise eine ,entpersonalisierte' Herrschaft aus, einen Grundzug byzantinischen Kaisertums, der sich auch sonst aufzeigen läßt. 25 Sich im Palast quasi einzuschließen bedeutet hingegen prinzipiell keinen militärischen Vorteil, wie etwa größeren persönlichen Schutz. Eher war es umgekehrt: Man wußte immer, wo der Kaiser war, und konnte somit auch dessen Fluchtmöglichkeiten kalkulieren. 26 Allerdings haben wir es in Byzanz, wie unten nochmals verdeutlicht wird, 27 nicht mit einem sich völlig von der Außenwelt abschließenden Herrscher zu tun, weil die Selbstdarstellung des Kaisertums immer auch einer Öffentlichkeit bedurfte. Bei permanenter Anwesenheit des Herrschers in einer festen Residenz wurde diese dann auch der zentrale Ort der Kaiserverehrung, deren Formen wiederum Ausdruck des Herrschaftsverständnisses waren. Das äußere Kennzeichen der neuen Herrschaftsauffassung ab Diokletian ist die adoratio,28 die die frühere salutatio ablöste. 29 Schon ab Diokletian wurde diese adoratio religiös begründet (Iovius/Herculius-Kuh), wodurch der von der Person des Kaisers weitgehend abgelöste und sich verselbständigende , Amtscharakter' als solcher betont wird. Der Rücktritt Diokletians zeigt, daß die adoratio tatsächlich dem Amt galt und keine Form von ,Personenkult' darstellte; insofern hat die Terminologie adoratio purpurne ihren Sinn. 30 Ab Konstantin I. verstärkte sich dieses religiöse Element durch die mehr und mehr reichsumfassende, exklusive und mit absolutem Wahrheitsanspruch auftretende Reichsreligion des Christentums (jenseits aller Orthodoxieprobleme) und eine Herrschaftslegitimation direkt von Gott, wie sie z. B. von Justinian formuliert wird. 31 Wir haben es also auf
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Auf andere Formen reichsweiter Präsenz mußte dabei nicht verzichtet werden, s. o. S. 16f. Damit erhält die Informationsorganisation aus ,zweiter Hand', z . B . durch agentes in rebus, einen hohen Stellenwert, wobei die Grenzen zwischen Informationsbeschaffung und ,Spitzelwesen' fließend sind.
25
S. u. S. 40; 48. Ein eindrucksvolles Beispiel, wie Justinian im Palast weitgehend hilflos der aufständischen Bevölkerung ausgesetzt war und die Palastwachen sich passiv verhielten, ist der Nika-Aufstand v.J. 532, vgl. Procop. Pers. 1,24,39. S. u . S . 42. Dazu Henrik Löhken, Ordines Dignitatum. Untersuchungen zur formalen Konstituierung der spätantiken Führungsschicht, Köln, Wien 1982, 4 8 - 6 8 . Die Hauptquellen sind: Eutr. 9,26, Aur. Vict. Caes. 39,4 und Amm. 15,5,18. Zur adoratio vgl. William T. Avery, The Adoratio Purpurae and the Importance of the Imperial Purple in the Fourth Century of the Christian Era, MAAR 17, 1940, 6 6 - 8 0 : Die erste Erwähnung ist wohl Amm. 14,9,1-2, der Zeitpunkt der Einführung umstritten: ohne Kußzeremonie wohl schon auf einem Aureus des Postumus ca. 260/270 n.Chr. abgebildet, dann Paneg. Lat. 11,1-3 v.J. 291. Lactanz, mort. pers. 2 1 , 1 - 2 schreibt das Ritual Galerius zu, ca. 297, Eus. v. C. 4,67 erst den Konstantinsöhnen. Die erste Erwähnung im CTh ist 8,7,4 v.J. 353/4, vgl. auch Schlinkert, in diesem Band S. 139.
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Dazu Löhken, Ordines (wie Anm. 28) 65 f. CJ 7,37,3,5 (531): ... haec ... ex eo tempore valitura, ex quo nutu divino imperiales suscepimus Ínfulas. Es wurde schon darauf hingewiesen, daß vor allem mit Theodosius II. ein besonderer .religiöser Schub' für das kaiserliche Selbstverständnis nachweisbar ist; vgl. Anm. 7.
Strukturen und Funktionen des spätantiken
Kaiserhofes
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den ersten Blick mit einer zentralisierten, religiös legitimierten absoluten Monarchie zu tun. 32 Die Konzentration aller politischen Macht auf die Person und damit den Aufenthaltsort des Kaisers hat für die Rolle des Hofes unmittelbare Folgen: Bis Diokletian galt der Hof als Quelle informaler Macht; die formale Macht lag nach wie vor beim römischen Senat. Ab Diokletian und Konstantin wird der Kaiserhof, wo auch immer er sich befindet, die alleinige Quelle formaler und informaler Macht und Würden. Damit ergeben sich besondere Verhaltensformen im Umgang der ,Normalsterblichen' mit dem Kaiser, lateinisch mit dem Begriff admissio umschrieben. 33 Allerdings sind an der .absoluten' monarchischen Herrschaftsform auch der Spätantike Abstriche zu machen, denn diese Monarchie war immer noch an ihre Entstehung aus der römischen Republik in gewisser Weise rückgebunden; die Vorstellung der Volkssouveränität und Entstehung des Prinzipats aus der Übertragung von , Volksrechten' spielt in der klassisch-juristischen Tradition auch bei Justinian theoretisch noch eine Rolle. 34 Der Träger der ,Volksrechte' wird in der Kaiserzeit der Senat, wie es schon die republikanische Realität weitgehend zeigt. Wie sich der Senat auch in der Spätantike als Inbegriff republikanischer Herrschaft versteht, zeigen die Vorgänge bei der Verkündung des Codex Theodosianus in Rom am 25.12.438. 3 5 Die relevante Stellung des Senats in der Spätantike 36 hat mittelbar und unmittelbar Auswirkungen auf den Kaiserhof: - Der Senat ist weiterhin in die Kaiserwahl und Kaiserkrönung einbezogen. 37 - Der Kaiser rechnet sich selbst zu den Senatoren. 38 - Die Senatssitzungen werden in den Palast hineingeholt. Hof und Kurie stehen in einem baulichen Zusammenhang. 39
32
Zu den theoretischen Bedingungen in Anlehnung an Norbert Elias vgl. Winterling, in diesem Band S. 8 mit Anm. 5 und 6.
33
Vgl. dazu auch u. S. 30 und Schlinkert, in diesem Band S. 140f. Immerhin kennt auch die Republik schon besondere Formalitäten bei der Einführung in den Senat, vgl. ζ. B. Schol. Bob. zu Cie. pro Plane. 33 (158 Stangl); Liv. 30,40,4; 45,44,6. Inst. 1,2,6 (vgl. Dig. 1,4,1): ... quod principi placuìt, legis habet vigor em, cum lege regia, quae de imperio eius lata est, populus ei et in eum omne suum imperium et potestatem concessit.
34
35
Die Gesta Senatus (bei Mommsen im CTh, Bd. 1,2, 1 - 4 ) § 5: Akklamationen: Deus vos (= Kaiser) nobis dédit ... Dann aber auch: Zum Wohl des Menschengeschlechtes, des Senats und des Staates: bono generis Immani, bono senatus, bono rei publicae ... haec sunt vota senatus, haec sunt vota populi Romani!
36
Vgl. auch die Begründung des en. 28 von Chalcedon: in Konstantinopel gebe es Kaiser „und Senat" und gleiche Stadtrechte wie in Rom. Einen Überblick über die Entwicklung des östlichen Senats 3 3 0 - 6 1 0 gibt Franz Tinnefeid, Die frühbyzantinische Gesellschaft, München 1977, 5 9 - 9 9 .
37
Novell. Maior. 1,1 v.J. 458; bei Constant. Porph. caer. aul. Byz. 1 detaillierte Schilderungen von Kaiserwahl und -krönung. CTh 9,2,1 = CJ 12,1,8 (361): ins senatorum et auetoritatem eius ordinis, in quo nos quoque ipsos numeramus, necesse est ab omni iniuria defendere. Ferner hierzu: CTh 6,2,22: Arkadios und Honorios zahlen die gleichen Steuern wie Senatoren! CTh 9,14,3: Senatoren sind pars nostri corporis; vgl. Syn. reg. 15; Novell. Maior. 1,1,18; Beat Näf, Senatorisches Standesbewußtsein in spätrömischer Zeit, Freiburg (Schweiz) 1995, 1 2 - 1 4 mit Anm. 3.
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Lyd. mag. 2,9; Procop. aed. 1,10,7ff., vgl. auch u. S. 2 4 f .
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- Der Kaiser zieht den Senat zu Beratungen heran. 40 - Das consistorium wird zeitweise um den Senat erweitert. 41 - Der Senat wirkt bei der Rechtsprechung 42 und bei der Gesetzgebung mit. 43 - Das Kuppelmosaik mit der Darstellung des Vandalen- und Gotenfeldzuges Justinians in der Chalke (Vorhalle) des Palastes zeigt in der Mitte Justinian und Theodora, umringt vom Senat. 44 - Schließlich orientieren sich die Rangklassen, also die Motivationsmittel für den kaiserlichen Dienst, an den senatorischen Kategorien der Republik und frühen Kaiserzeit mit den Rangprädikaten clarissimus (bzw. aufgefächert als illuster-spectabilis-clarissimus) 45 und dem patricius-Titel. Für den Kaiser war es also wichtig, den Senat an den Hof zu binden. Kaiser und Senatoren konnten oder wollten nicht aufeinander verzichten. Dieser Bindung diente, ob intendiert oder nicht, auch der Abbau des cursus honorum, der die politischen Ambitionen des Senatorenstandes nun nur noch über die Hofämter erfüllte, die in der Regel die Voraussetzung für hohe Posten der Reichsverwaltung waren. Somit erfolgte auch eine ab dem 4. Jahrhundert wachsende senatorische Einbindung in das christliche Hofzeremoniell. 46 Eine weitere Einschränkung absolutistischer Macht, hier bezogen auf Residenzformen außerhalb des Kaiserpalastes, stellte zeitweise die Ernennung eines Caesar (Gallus, Julian) 47 sowie möglicherweise auch die Einführung der Prätorianerpräfektur dar, deren feste Verwaltungsbezirke sich ab den Konstantinsöhnen ausbildeten. Die Präfekten regieren an Kaisers Statt, sie sprechen Recht vive sacra iudicantes (CTh 11,30,16; CJ 7,62,19), von ihnen ist keine Appellation mehr möglich, d.h. sie verkörpern eine gewisse Dezentralisation der Herrschaft, die sich aus den Erfahrungen des 3. Jahrhunderts und der diokletianischen Tetrarchie ergab. Es ist davon auszugehen, wenn auch kaum untersucht, daß auch bei den praefectipraetorio eine Art,Hofhaltung', wie sie bei den Caesares gut bezeugt ist, stattfand. Deren Bedeutung angesichts der Zuständigkeiten und Kompetenzen muß beträchtlich gewesen sein etwa im Vergleich zum .Hofstaat' der Vikare oder Statthalter, den es im Prinzip
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CJ 1,14,8. Der Senat wirkt auch mit bei Vorentscheidungen über Berufungen von Professoren für Konstantinopel, bei Prüfung der Lehrerfolge dieser Professoren und ihrer moralischen und sittlichen Lebensweise; dazu Heinrich Schlange-Schöningen, Kaisertum und Bildungswesen im spätantiken Konstantinopel, (Historia Einzelschr. 94) Stuttgart 1995. Lyd. mag. 2,9. 17; vgl. Andreas Gutsfeld, Der Prätorianerpräfekt und der kaiserliche Hof im 4. Jahrhundert n. Chr., in diesem Band S. 87, vgl. auch u. S. 33. Insbesondere bei der Appellationsgerichtsbarkeit: Novell. Iust. 62 (silentium in convento), vgl. Procop. arc. 27,29-31; 29,10; Goth. 3,32,42-51. CTh 6,24,11; Novell. Theod. 15,1; Novell. Valent. 14,1; Novell. Marc. 5,1, vgl. Näf, Senatorisches Standesbewußtsein (wie Anm. 38) 28 Anm. 4. Procop. aed. 1,10,10 ff., bes. 18. S. u. S. 34. Vgl. Näf, Senatorisches Standesbewußtsein (wie Anm. 38) 1 2 - 4 8 ; 65 ff. Für das 4. Jahrhundert verlangte dies von den Senatoren allerdings ein hohes Maß an Mobilität; s. o. S. 17 und Schlinkert, in diesem Band S. 143 f. Zum Hof Julians als Caesar vgl. Schlinkert, in diesem Band S. 139f., Anm. 19.
Strukturen und Funktionen des spätantiken
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Kaiserhofes
natürlich auch gab. 4 8 Eine Sicherung g e g e n allzu große Verselbständigung der Präfekten (und aller anderen Funktionäre) war allerdings ihre jederzeitige Absetzbarkeit, 4 9 die ihnen die Möglichkeit nahm, längerfristig Macht aufzubauen, zumal sie auch nicht über Militäreinheiten verfügten. In diesem Zusammenhang ist auch die Frage nach der räumlichen Nähe oder Ferne von Kaiser und Caesar bzw. Prätorianerpräfekten zu bedenken. 5 0 Ihre Amtssitze waren z . T . recht weit von der Kaiserresidenz entfernt, die regionale Abgrenzung folgte in etwa dem diokletianischen Schema. Eine räumliche Nähe von Kaiser- und Präfektursitz gab es nur bei der Präfektur Oriens (Konstantinopel) und öfter, aber nicht immer, für Italia (abwechselnd R o m , Mailand, Ravenna). Weniger unmittelbarer Kontrolle ausgesetzt waren die Präfekturen Illyricum (Verwaltungssitze Sirmium oder Thessaloniki), Gallia
(Verwaltungssitze
Trier, ab ca. 4 0 0 Arles) und zeitweise Africa. D i e s e Amtssitze stellten sicher keine , Konkurrenzsituation' im mittelalterlich-frühneuzeitlichen Sinne wetteifernder Fürstenhöfe dar, 51 konnten sich aber u. U. verselbständigen. Eine Sicherung dagegen war neben dem schon genannten Fehlen größerer Militärverbände im Ostreich die Einbeziehung sowohl des tus praetorio
orientis
w i e der magistri
praefec-
militum in den Hofrat. 5 2
48
Eine Auflistung der Ausstattung eines Prätorianerpräfekten bietet neben der Notitia Dignitatum Justinians Gesetz zur Neuordnung Africas CJ 1,27,1. Danach hatte der Präfekt 396 Beamte, die (nach der Ausgabe von Krüger, § 39) insgesamt 4.172 solidi (d.h. annonae und capita) kosteten. Dazu kam das Gehalt des Präfekten selbst von 100 Pf. Gold = 7 2 0 0 solidi (ebd. § 21); d.h. bei einem Etat von 400 centenarii (Anm. 82) betrug das Gehalt des Spitzenfunktionärs immerhin ein Viertel Prozent des Gesamtetats! Statthalter hatten, bei einem persönlichen Gehalt von 448 solidi, nach derselben Quelle (§ 40) 50 Beamte zur Verfügung, die 160 solidi kosteten; d.h. ihr Gehalt betrug nur ca. 6 % eines Präfekten bei einem Personalstab von ca. 12% eines Präfekten. Angaben zu Vikaren sind mir leider nicht bekannt.
49
Wie schwer dies in der Praxis sein konnte, zeigt Ammian am Beispiel des Gallus. Zum ,renitenten' Verhalten der Prätorianerpräfekten gegenüber Caesares s. Amm. 14,7,10-12, vgl. Gutsfeld, in diesem Band S. 92. Es ist eine Frage der Perspektive, ob man die praefecti praetorio mehr als .Abhängige' auffaßt, wie es Gutsfeld insgesamt tut, d. h. mehr die Position der kaiserlichen Zentrale einnimmt, oder quasi ,νοη unten' in ihnen die Stellvertreter des Kaisers sieht. Liest man die Erlasse von Prätorianerpräfekten, die unter den Justinianischen Novellen erhalten sind (Novell. Iust. 166-168), ist in der Diktion der Anweisungen kaum ein Unterschied zu einem Kaisererlaß. Zur Entwicklung der Prätorianerpräfektur vgl. Arnold Η. M. Jones, The Later Roman Empire, Oxford 1964, 370-372; Alexander Demandt, Die Spätantike, München 1989, 245-248. Zur Absetzung der Präfekten vgl. Gutsfeld, in diesem Band S. 90f.
50
Gutsfeld, in diesem Band S. 81-85, untersucht diesen Aspekt gemäß seiner Fragestellung nur für den Osten und wäre für den Westen wohl zu differenzieren. Dazu Aloys Winterling, „ H o f ' . Versuch einer idealtypischen Bestimmung anhand der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Geschichte, Mitteil. d. Residenzenkomm. d. Akad. d. Wiss. Göttingen 5, 1995, 16-21. Jones, Later Roman Empire (wie Anm. 49) 339; skeptisch Gutsfeld, in diesem Band S. 87. Ab ca. 440 gibt es bezeichnenderweise am Hof magistri militum praesentales, vgl. Alexander Demandt, Magister militum, RE Suppl. 12, 1970, 783 f.
51
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III. Die Gebäude: Räumliche Strukturen des Kaiserhofes und ihre Funktionen 1. Allgemeines zu den römischen Kaiserpalästen seit Augustus Für die architektonische, gebäudemäßige Umsetzung der Kaiseridee, wie sie von Konstantin I. bis Justinian I. in Byzanz realisiert wurde, gab es bestimmte Vorgaben, die sich aus verschiedenen Funktionen des Palastes ableiteten. Unmittelbares Vorbild war das Bauprogramm des Augustus auf dem Palatin und die Weiterentwicklung bis zu den Palästen der Tetrarchie. Die Grundelemente sind: Zusammenfall von Privathaus und Dienstwohnung, die baulichen Möglichkeiten, Senatssitzungen im oder beim Palast abzuhalten, ebenso Gerichtssitzungen, Verbindung des Hauses mit einem Kultbau (Tempel), weil der Kaiser immer auch pontifex maximus war, 53 ein enger baulicher Zusammenhang der Kaiserwohnung mit einem Raum für öffentliche Versammlungen und Lustbarkeiten wie Zirkus, Theater oder Hippodrom sowie Bildungseinrichtungen wie Bibliotheken in unmittelbarer Nähe. 54 Veranstaltungen im Hippodrom machen das persönliche Schicksal des Kaisers zu dem des Volkes, z.B. bei Geburtstagsfeiern, haben also in der Regel systemstabilisierenden Charakter, zumal das ,Volk' (konkret: die Zirkusparteien), aber auch die Senatoren hier Gelegenheit hatten, politische Forderungen öffentlich vorzubringen. 55 Der Kontakt zum Volk erscheint umso wichtiger, als sich das byzantinische Kaisertum nicht auf eine stabile Adelsschicht stützen konnte und z. B. die Nachfolgeregelung nicht .institutionell' abgesichert war.
2. Die Palastgebäude in Konstantinopel Auch unter Justinian ist der Hof nicht auf ein einzelnes Gebäude beschränkt. 56 Die Notifia Urbis Constantinopolitanae nennt insgesamt fünf Paläste. Namentlich bekannt sind das 53
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55
56
Paul Zanker, Augustus und die Macht der Bilder, München 1987, 60 spricht von dem Konzept des ,Wohnens beim Gott'. Die o. g. Gesamtkomposition der späteren Paläste ist schon bei Augustus vorhanden, der wiederum hellenistische Vorlagen kopiert. Ein Teil seines Privathauses auf dem Palatin, in dem der Kaiser z. B. auch Recht sprach, war .öffentlich' (domuspublica), d.h. seit 12 v.Chr. für den Vestakult des pontifex maximus Augustus reserviert. Des weiteren war das Haus mit einem Apollotempel verbunden, der auch gelegentlich als Versammlungsort des Senats diente und von zwei Bibliotheken umgeben war. Vom Palatin blickte man auf den Circus Maximus: Suet. Aug. 29, 31, 33, 45; Tac. ann. 13,5; Cass. Dio 53,1; 58,9,4. Castritius, Palatium (wie Anm. 13) 9 - 4 7 , bes. 12f.; Zanker, Augustus (wie Anm. 53) 59f., 210; Dietmar Kienast, Augustus. Princeps und Monarch, Darmstadt 1982, 193-196. Die Ausdehnung des römischen Palastbezirkes bis zum 3. Jahrhundert nahm riesige Ausmaße an. Als die Söhne des Septimius Severus, Caracalla und Geta, den Plan faßten, den Palast unter sich aufzuteilen, bestand er nach Herodian (4,1,2) aus einem Komplex „größer als eine ganze Stadt". Zur Architektur der römischen Paläste vgl. Karl M. Swoboda, Römische und romanische Paläste. Eine architekturgeschichtliche Untersuchung, 3. Aufl., Köln u. a. 1969, bes. 257; 301 ff. Heucke, Circus (wie Anm. 6) 248-310; 400-404; zu den verschiedenen (regelmäßigen und unregelmäßigen) Spielen und Feiern im Hippodrom vgl. ebd. 62-190. Quellen: Notitia Urbis Constantinopolitanae (z.Z. Theodosius II.), ed. Otto Seeck im Anhang seiner Ausgabe der Notitia Dignitatum, und die Patria (ca. 10. Jahrhundert), ed. Theodor Preger,
Strukturen und Funktionen des spätantiken Palatium
Magnum,
Palatium
Kaiserhofes
Flacillianum,
Palatium
23 Placidianum,
(ab dem 13. Jahrhundert Hauptpalast) und der Palast von Hebdomon neben werden separat sechs domus divinae Augustarum sog. Heraion
( Ή ρ α ΐ ο ν ) bzw. Hieron
einen Palast in den sog. Jukundianai.5S fizierbar: Der Blachernenpalast
der
Blachernai-Palast
am Goldenen Tor. Da-
ausgewiesen. 5 7 Justinian erbaute das
( Ι ε ρ ό ν ) , das einen Teil der Seepaläste bildete, ferner Nach heutigem archäologischen Befund sind identi-
(ab dem 5. Jahrhundert), der Bukoleonpalast
(ab Theodo-
sius II., am Meer, Teil des späteren größeren Seepalast-Komplexes, südlich des ,Großen Palastes'), der Große
Palast
(ab Konstantin I.) und der Myrelaion-Palast
(ab Mitte des
5. Jahrhunderts, nahe dem Theodosius-Forum). 5 9 Es gab getrennte Paläste oder wenigstens Palastbereiche für Kaiser und Kaiserin. 60 Daher war auch der größte Teil der persönlichen Dienerschaft doppelt vorhanden. 6 ' Über das getrennte Eheleben von Theodora und Justinian in verschiedenen Palästen berichtet Procop (arc. 15,36), wonach Theodora zuweilen den größten Teil des Jahres im Hieron-Palast am Meer verbrachte. Für die Möglichkeiten, die einer Kaiserin wie Theodora gebäudemäßig zur Verfügung standen, ist aufschlußreich, daß in ihrer Zeit als häretisch (,monophysitisch') beurteilte Kirchenmänner, darunter drei Patriarchen, in ihrem Palast 6 2 Aufnahme fanden und dort z.T. jahrelang entweder offiziell oder versteckt (und sicher nicht schlecht) wohnen konnten. 6 3 Es gab also nicht immer eine .Lebensgemeinschaft' des Kaiserpaares, allerdings gelegentlich ein gemeinsames Zeremoniell im Hauptpalast.
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Scriptores Originum Constantinopolitanarum 2, Leipzig 1907. Auch die von Theodor Mommsen herausgegebenen Chronica Minora (MGH, AA 9, 11 und 13) enthalten zur Stadt selbst und zu den Palästen eine Menge Informationen, vgl. ebd. Bd. 3, 648-650. Namentlich genannt werden zwei domus Placidiae, zwei domus Pulcheriae und eine domus Eudociae. Als sechster Palast könnte der der Helena gemeint sein, den Procop. Pers. 1,24,30 erwähnt. Procop. aed. 1,11,16. Wolfgang Müller-Wiener, Bildlexikon zur Topographie Istanbuls, 2. Aufl., Tübingen 1964; vgl. ders., Die Häfen von Konstantinopel - Byzanz - Istanbul, Tübingen 1994. Vgl. Procop. Pers. 1,24,30, wo besondere Paläste der Helena und der Flacilla genannt werden. Sie waren vom ,Großen Palast' getrennt, so daß sie als neue Regierungssitze im Nika-Aufstand hätten fungieren können, wie es der Senator Origines vorschlug. Dies hat man ζ. B. auch für den Hof von Ravenna unter Valentinian III. und Galla Placidia anzunehmen, vgl. Deichmann, Ravenna (wie Anm. 6) 2, 3, 58. Seit Anfang des 5. Jahrhunderts ist ein eigener praepositus sacri cubiculi für die Kaiserin in Konstantinopel nachweisbar, möglicherweise eine Folge des jetzt .stationären' Hofes, vgl. Helga Schölten, Der oberste Hofeunuch. Die politische Effizienz eines gesellschaftlich Diskriminierten, in diesem Band S. 63. Allerdings kommt es auch vor, daß die Kaiserin überhaupt nicht (mehr) im Palast wohnt, wie im Fall der Frau Theodosius II., Athenais-Aelia Eudokia, die ab 443 in Jerusalem lebte. Vielleicht handelte es sich um den Hormisdaspalast, wo um 536/7 ein monophysitisches Kloster eingerichtet wurde, vgl. Müller-Wiener, Topographie Istanbuls (wie Anm. 59) 178. Bei den Patriarchen handelte es sich um Severus v. Antiochia (i.J. 518 Ende des Akakianischen Schismas abgesetzt, wohnt bis 536 bei Theodora), Anthimus (Patriarch v. Konstantinopel seit 535, lebt schon vorher bei Theodora, 536 abgesetzt, ,verschwindet' im Palast Theodoras) und Theodosius, Patriarch v. Alexandria (538 abgesetzt, weil er das Chalcedonense nicht unterschreiben will, wird ab dann von Theodora versteckt). Dazu demnächst Karl L. Noethlichs, Justinian I., RAC (im Druck).
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3. Der ,Große Palast' und andere Gebäude in diesem Palastbezirk Zunächst eine kurze Baubeschreibung des Hauptpalastes z.Z. Justinians I.:64 Der Große Palast befand sich in der regio 1 und bestand aus isolierten Gruppen von Gebäuden mit Wohnräumen, Thronräumen, Empfangsräumen, Kirchen, Sommerhäusern, Bad und Gärten, Personalräumen und Militärzonen. Der gesamte, wohl rechteckige Komplex wurde vermutlich seit Konstantin I. von einer Mauer umschlossen. Dort war an der westlichen Seite das Hippodrom
als Raum der Öffentlichkeit, des Kontaktes des Kaisers zum ,Volk', angebaut.
Hippodrom und Palast müssen also von der Kaiseridee her als zusammengehörig gedeutet werden. 65 Vom Palast aus war die Kaiserloge, das Kathisma, unmittelbar zu erreichen, allerdings bestand vom Hippodrom aus kein offizieller, repräsentativ ausgebauter Zugang. 66 Den Eingangsbereich (Propyläen: Procop. aed. 1,10,3; 5) des Palastes erreichte man über das Augusteum,
einen säulenumbauten Vorplatz. Von ihm gelangte man im Norden zur
Hagia Sophia und im Osten zur Kurie, deren Front ein von vier riesigen weißen Säulen getragenes Kuppeldach bildete (Procop. aed. l,10,8f.). An die Palastpropyläen schloß sich nach Südwesten die Chalke (Χάλκη) an, deren Name vielleicht von dem Bronzedach über dem Vestibül abgeleitet ist. 67 Hinter dem Eingang waren die scholae als Palastwache stationiert. Nach Westen lag das Zeuxipposbad und, in südlicher Fortsetzung, der Palast von Daphne mit dem Augusteus (Chrysotriklinos),
dem Thronraum. Nach der Beschreibung des
Eusebius (v. C. 3,49; 4,66) befand sich an der Decke ein großes goldenes Kreuz mit Edelsteinen. Dann kam die Akkubita, die Halle der 19 Tische für feierliche Bankette. Dieser
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Neben den Patria (wie Anm. 56) z.B. 1, S. 20,8; 82,9; 2, S. 216,1.7; 219,13 finden sich auch bei Constant. Porph. caer. aul. Byz. Hinweise auf Gebäude bzw. Gebäudeteile des Palastes, etwa S. 16; 32; 47; 118; 422; 556; 560 (ed. Reiske); ders., de insidiis 150; 187; ders. de admin, imp. 29, wo ein .Kleiner Palast' genannt ist. Eine Beschreibung des .Großen Palastes' z. B. bei J. B. Bury, History of the Later Roman Empire, 1923 (ND 1958), Bd. 1, 78-80 und Α. Vogt in seiner Ausgabe des Const. Porphyr., Bd. 1, Kommentar 177-184; vgl. auch Wilhelm Enßlin, Theoderich der Große, 2. Aufl., München 1959, 15-17 (freundl. Hinweis von Dirk Schlinkert), wo allerdings die archäologischen Defizite durch den Erzählstil geschickt vertuscht werden. Das diachronische Element, also die Bauentwicklung seit Konstantin I., wird hier bewußt ausgespart. Dazu z.B. Gisela Hellenkemper-Salies, Die Datierung der Mosaiken im Großen Palast zu Konstantinopel, BJ 187, 1987, 273-308. Vgl. S. 17. Bei der Schilderung des Nika-Aufstandes erfahren wir aber von Procop. Pers. 1,24,41-42; 49, daß es einen schmalen Zugang über eine kleine Pforte von der Halle der ,Grünen' aus gab. Auch Malalas 18,71 (475f.) scheint diese Möglichkeit vorauszusetzen. Zur Verbindung Kathisma - Hippodrom - Palast vgl. auch Alan Cameron, Porphyrius the Charioteer, Oxford 1973, 55-58. Heucke, Circus (wie Anm. 6) weist auf die Lage des Kathismas an der südöstlichen Längsseite des Hippodroms hin. Das bedeutet, daß der Kaiser für die Zuschauer im .Gegenlicht' saß; man blickte, um den Kaiser zu sehen, empor in die Sonne, der Kaiser blickte .herab' : ebd. 94; 191 f. Vgl. dazu die Statue Konstantins auf einer Purpursäule, wo sich der Kaiser mit einem Kranz von Sonnenstrahlen dem Volk präsentierte: Preger, Patria (wie Anm. 56) 138,11 f. Bei Procop. aed. 1,10,11-20 eine Beschreibung der Architektur und Innenausstattung mit Malereien der Vandalen- und Gotenkriege, vgl. auch o. S. 20.
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Raum war zweigeteilt und hatte unterschiedliche Niveaus: Ein durch Vorhänge abgetrennter höherer Teil wurde wohl ausschließlich für Festessen benutzt. Hier saß in einer Apsis der Kaiser mit 12 ausgewählten Gästen, meist Senatoren. Der niedere Teil diente als Triklinos (Empfangsraum, auch Speiseraum). In der Mitte des Baukomplexes befand sich das Tribunal (als offene Terrasse für Rechtsprechung), im Ostteil das Consistorium. Es Schloß sich die Kapelle ό κύριος mit den Kreuzreliquien an, daran wiederum die Quartiere der Wachund Bedienungsmannschaften. Unklar ist bis heute offenbar, wo die Privatgemächer von Kaiser und Kaiserin waren, ebenso unklar blieb bisher, wo sich die Büros der Reichsverwaltung befanden. Für die Kaiserideologie wiederum ist wichtig, daß es eine bauliche Verbindung zum Versammlungsraum der Senatoren, zur Magnaura gab, die im 10. Jahrhundert zu einer dreischiffigen großen Basilika ausgebaut wurde. 68 Im Süden, zum Meer hin, lag das Haus des Hormisdas, benannt nach dem unter Konstantin zu den Römern geflohenen persischen Prinzen gleichen Namens (Zos. 2,27; 3,13; Zon. 13,5), das von Justinian erweitert und baulich angeglichen in den Seepalast Bukolion einbezogen wurde (Procop. aed. 1,10,4). Nördlich des Eingangs erbaute Constantius II. die Hagia Sophia, die dann unter Theodosius II. und Justinian I. umgebaut und erweitert wurde. Als Grabkirche diente seit Konstantin I. die Apostelkirche. Sie wurde seit Constantius II. durch Stoen zum Mausoleum erweitert, in dem die Sarkophage von Konstantin I. bis Konstantin VIII. (gest. 1028) untergebracht waren, seit dem 10. Jahrhundert übrigens auch der Julians. 69 Um den Palastvorplatz (Augusteion) gruppierten sich somit, sicher nicht zufällig, Kirche, Senatsgebäude und der Meilenstein als die wichtigsten Symbole des Gesamtreiches. Hier stand denn auch ein ehernes Bildnis Justinians, das einen treffenderen Standort kaum hätte finden können. 70 Innerhalb des Palastgeländes lassen sich verschiedene örtliche Bereiche ausmachen, die unterschiedlichen Funktionen entsprachen: 1. Das bzw. die Palastgebäude als äußere, sichtbare Machtzentrale(n). 2. Das Palastinnere als Privatwohnung des Kaisers und der Kaiserin. 3. Der Palast als Ort der Selbstdarstellung des Kaisertums in der entsprechenden räumlichen Ausgestaltung: Hier, also von innen, ergeben sich Entsprechungen zwischen Zeremoniell und Architektur. 4. Der Palast als politisch-administratives Zentrum: Er ist Sitz der Reichsverwaltung und verfügt über besondere örtliche Bereiche mit Publikumsverkehr. 68
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In den Patria (wie Anm. 56) 2,139,3; 201,4; 7; 13 erscheinen Senatsgebäude unter dem Namen Σενάτα = οίκοι της συγκλήτου βουλής. Vgl. G. Downey, The Tombs of the Byzantine Emperors, JHS 79, 1959, 27-51. Hauptquellen sind die Beschreibung des Nikolaos Mesarites (Kap. 39 und 40) und das ,Zeremonienbuch' (2,42). Zu den weiteren Palästen und zum Hippodrom vgl. Heucke, Circus (wie Anm. 6) 81-86. Grundrißrekonstruktion des großen Palastes bei Müller-Wiener, Topographie Istanbuls (wie Anm. 59) 232, des Bukolen-Palastes ebd. 226. Viele Querverweise auf die konstantinopolitanischen Paläste finden sich bei Deichmann, Ravenna (wie Anm. 6), vgl. ebd. 45. Procop. aed. 1,10,5, vgl. auch Enßlin, Theoderich (wie Anm. 64) 16.
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5. Der Hofkomplex als Teil der Hauptstadt Konstantinopel. Dies kommt am deutlichsten im Hippodrom zum Ausdruck: Die Stadt bildet den Raum der Öffentlichkeit, der Außenkontakte des Kaisers.
4. Palast und Hauptstadt Konstantinopel wurde als Residenzstadt gegründet, war also zunächst keineswegs als ,Neues Rom' geplant. Es gab anfangs entweder gar keinen Senat oder nur einen „zweitrangigen", secundi ordinis, wobei die Senatoren nur in die Rangkategorie ciat i fielen. 71 Ein Stadtpräfekt ist erst ab dem 11.12.359 nachweisbar (Chron. min. 1,239; Socr. h. e. 2,41,1); bis dahin wurde Konstantinopel durch einen proconsul verwaltet, was zwar einen eigenständigen Verwaltungsbereich belegt, aber einen deutlichen Unterschied zu Rom zeigt. Es gab zunächst auch keinen cursus honorum.12 Das ius Italici erhielt Konstantinopel 370/3 (CTh 14,13,1), die rechtliche Gleichstellung mit Rom wurde nicht vor 421 erreicht (CJ 11,21,1). Parallel dazu entwickelte sich die kirchliche Stellung ab dem 1. Konzil von Konstantinopel (380), cn. 3 bis zum cn. 28 von Chalcedon (451). 73 Unter Anastasius wird die Stadt dann regia urbs genannt (CJ 12,1,18). Um überhaupt Senatoren zur Übersiedlung nach Konstantinopel zu bewegen, mußten Anreize zum Bau von Häusern dort gegen Landzuteilung in Asia und Pontica geboten werden (Novell. Theod. 5,1,1). Am .Geburtstag' Konstantinopels (11. Mai) gab es (zumindest bis ins 10. Jahrhundert bezeugte) große Feiern, unter denen die Volksspeisung (Verteilung von Kuchen, Gemüse, Fisch) besonders hervorzuheben ist. Das gleichzeitige Festmahl im Palast suggerierte die Teilnahme aller an der ,KaisertafeP, dem faktischen Kulminationspunkt von ,Kaisernähe'. 74
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So Exc. Val. 1,30, vgl. auch Philost. h. e. 2,9; Soz. h. e. 2,3,6; 3,34,4, die von einem Senat von Anfang an ausgehen. Zos. 3,11,3 hingegen behauptet, ein Senat sei erst von Julian eingerichtet worden. Vgl. zur Entwicklung Konstantinopels Gilbert Dagron, Naissance d'une capitale. Constantinople et ses institutions de 330 à 451, 2. Aufl., Paris 1984; Jones, Later Roman Empire (wie Anm. 49) 83 f.; 132f.; Heinrich Chantraine, Konstantinopel - vom zweiten Rom zum neuen Rom, GWU 43, 1992, 3-15; Näf, Senatorisches Standesbewußtsein (wie Anm. 38) 246 mit Anm. 1. Der erste Prätor ist erst 340 nachweisbar: CTh 6,4,5; 6. Einen Quästor alter Art hat es dort wohl nie gegeben, vgl. Wolfgang Kuhoff, Studien zur zivilen senatorischen Laufbahn im 4. Jahrhundert n. Chr. Ämter und Amtsinhaber in Clarissimat und Spektabilität, Frankfurt am Main, Bern 1983, 23. Die rechtliche Gleichstellung ist eine der Begründungen des cn. 28 von Chalcedon (s. o. Anm. 36). Zur kirchlichen Rangerhöhung durch Bauten und Reliquien ab Constantius II. und zu den Münzen Roma-Constantinopolis vgl. Chantraine, Konstantinopel (wie Anm. 71) 11 ff.; Gilbert Dagron, Constantinople. Les sanctuaires et l'organisation de la vie religieuse, (Actes du Xle. congr. intern, d'archéol. chrét.) Paris 1989, 1069-1085. Zu den Bevölkerungszahlen, die man für unsere Zeit auf einige Hunderttausende ansetzen darf, vgl. D. Jacoby, La population de Constantinople à l'époque byzantine: un problème de démographie urbaine, Byzantion 31, 1961, 81-109. Zu den Feiern zum 11. Mai vgl. ausführlich Heucke, Circus (wie Anm. 6) 80-105. Zur Kaisertafel im Palast vgl. auch u. S. 43f.
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Kaiserhofes
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Unklar ist bis heute, wo genau die Amtssitze des praefectus urbi und des praefectus praetorio orientis waren. Allerdings gibt Malalas einen Hinweis darauf, daß zumindest das Dienstgebäude des Stadtpräfekten mit Sicherheit in unmittelbarer Nähe des Augusteum zu suchen ist. 75 Für das Verhältnis des Palastes zur Residenz- und Hauptstadt spielen neben den zahlreichen Kirchen und Klöstern mit ihrer Einbindung in das kirchliche Zeremoniell 76 auch die karitativen Bauten der Kaiser eine Rolle: Waisen-, Armen- und Krankenhäuser, Alters- und Mädchenheime, Herbergen für obdachlose Besucher Konstantinopels (ξενώναι) 7 7 sowie schließlich bauliche Maßnahmen zur Förderung der Wissenschaft in Konstantinopel, insbesondere der Ausbau der dortigen Universität. 78
IV. Die Personen 1. Allgemeines zur Verwaltungs- und Personalstruktur am Hof Zunächst zu den verschiedenen Personenkategorien, die sich am Hof finden: Es sind, von Angehörigen, Verwandten und Freunden der kaiserlichen Familie abgesehen, einmal die dort ,νοη Amts wegen' Tätigen, die mit der Person des Kaisers und der kaiserlichen Familie, mit dem inneren und äußeren Betrieb des Palastes und seines Schutzes zu tun haben, sodann die Beamten der Reichsverwaltungszentrale, gelegentlich aus dienstlichen Gründen Prätorianerpräfekten und Generäle. Davon unterscheiden sich prinzipiell alle anderen Besucher, die nur zu bestimmten Zwecken und damit zeitlich begrenzt erscheinen, seien es Römer oder Ausländer, Laien oder Kleriker, von Amts wegen Vorgeladene oder private Bittsteller, auch Künstler und Wissenschaftler, Geiseln oder Söhne vornehmer Familien, besondere Berater des Kaisers u. ä. Über die Anzahl der sich ständig am Hof aufhaltenden Personen läßt sich nur schwer etwas aussagen, weil wir zwar viele Funktionsträger mit Namen kennen, kaum aber Zahlen. 79 Während die Hofdienerschaft im engeren Sinn schwer kalkulierbar ist, hat man bei 75
76 77
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79
Im Nika-Aufstand zündete das empörte Volk von Konstantinopel das praetorium des praefectus urbi an. Das Feuer griff auf die Chalke, die Hagia Sophia und die Säulenhallen über: Jo. Mal. chron. 18,71 (474). Vgl. Gutsfeld, in diesem Band S. 86f. Anm. 82. S. u. S. 40. Procop. aed. 1,11,23-27. Für die Sozialpolitik Justinians vgl. Helmut Krumpholz, Über sozialstaatliche Aspekte in der Novellengesetzgebung Justinians, Bonn 1992. Dazu Wolfgang Liebeschuetz, Hochschule, RAC 15, 1991, 858-911; Schlange-Schöningen, Kaisertum (wie Anm. 40). Deichmann, Ravenna (wie Anm. 6) 2,3, 58; 114 nimmt für den Hofstaat in Ravenna unter Valentinian III. ca. 1500 Beamte an. Das kann sich aber nur auf die unmittelbar mit dem Palast zusammenhängenden Funktionen beziehen, nicht aber auf die Palasttruppen und die Leibwache. Als Reisebegleitung in der Frühkaiserzeit geht man von einer Größenordnung von ca. 5000 Personen aus, vgl. Castritius, Palatium (wie Anm. 13) 14, Halfmann, Itinera Principum (wie Anm. 17) 110. Diese Größenordnung bliebe doch hinter dem späteren stationären Hofstaat zurück, wie in Anm. 81 gezeigt werden soll.
Karl Leo
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Noethlichs
den Zentralbehörden einige konkrete Angaben, die für den Bereich .Schriftlichkeit' einen für heutige Verhältnisse eher kleinen Personalbestand aufweisen. 8 0 Als Gesamtzahl der Funktionäre am Hof in Konstantinopel etwa z. Z. Justinians halte ich eine Größenordnung von etwa 6 5 0 0 Personen für diskutabel, wobei hier die Palastwachen eingeschlossen sind. Rein ,zivile' Amtsträger beliefen sich wohl auf etwas über 2 0 0 0 Personen. 8 1 D i e jährlichen Personalkosten betrugen für die gesamte Palastorganisation
vielleicht
1 5 0 0 0 0 bis 2 0 0 0 0 0 Solidi, etwa 6 % des Gesamtetats, w o v o n weniger als 2 % auf die zivilen Bediensteten entfielen. 8 2 D i e fest angestellten Personen am Hof lassen sich weitgehend nach den Hauptfunktionen des Palastes kategorisieren: Bedienstete für die privaten Belange der kaiserlichen Familie waren vorwiegend Eunuchen, deren familiäre und gesellschaftliche Bindungen gering und
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So wissen wir aus der Zeit Leos (CJ 12,19,10), daß 62 Beamte im scrinium memoriae, 34 im serinium ab epistulis, 34 im scrinium a libellis arbeiteten, dazu weitere 4 antiquarii im scrinium memoriae. In den Quellen genannte Zahlen: ein quaestor, zwei comités domesticorum (equitum et peditum), ein primicerius sacri cubiculi, vier (fünf) magistri scriniorum (memoriae, epistolarum, libellorum, graecarum, [dispositionum]), alle ohne officium; 1174 agentes in rebus, unter Leo erhöht auf 1248, ein comes sacrarum largitionum mit (i. J. 384) 446 Beamten, bzw. (i. J. 399) 224 statuti im Osten (610 supernumerarii) und 546 im Westen, ein primicerius notariorum (ohne officium) mit 520 notarii im Osten, scriniarii : 62 memor., 34 epist., 34 libell., 4 antiquarii. (Belege bei Karl L. Noethlichs, Hofbeamter, RAC 15, 1991, 1111-1158, hier 1138; 1143; 1151; 1153). Die für den Osten genannten Zahlen belaufen sich schon auf über 2000 Personen. Man wird aber bei den agentes in rebus nicht davon ausgehen dürfen, daß sie alle gleichzeitig immer am Hof anwesend waren. Keine Gesamtzahlen haben wir für folgende Funktionärsgruppen am Hof (nach der Notitia Dignitatum): Zwei praepositi sacri cubiculi mit cubicularii (darunter silentiarii), einen magister officiorum mit scholae, mensores et lampadarii, ammissionales, cancellarii und einem officium-, ein officium des comes sacrarum largitionum, ein comes rerum privatarum mit officium, einen castrensis, dem die paedagogia, die ministeriales, die curae palatiorum und ein officium unterstehen, insgesamt vielleicht 400-500 Personen. Die militärischen Einheiten am Hof waren z. Z. Justinians 3 500 scholares (ohne protectores et domestici und natürlich ohne supernumerarii gerechnet). Damit ergibt sich eine mutmaßliche Größenordnung von weit über 6000 Personen. Hinzurechnen müßte man außerdem noch die Militäreinheiten des magister militum praesentalis: 6 vexillationes palatinae, 6 vexillationes comitatenses, 6 legiones palatinae, 17 auxilia palatina und ein officium. Man versteht angesichts dieser großen Zahlen, daß die scholae von der Stadtverwaltung und nicht vom Hof verpflegt wurden, vgl. u. S. 45. Dazu wage ich, mit allem Vorbehalt, eine ganz grobe Überschlagsrechnung für die justinianische Zeit: Laut Procop. arc. 19,8 betrugen die Einkünfte des Reiches pro Jahr 400 centenarii, d.h. 2880000 solidi, vgl. auch Jones, Later Roman Empire (wie Anm. 49) 463 f. Ein centenarium sind 7200 solidi. Als Grundsold erhielt der Beamte mindestens eine annona, die damals zu 5 solidi Wert berechnet wurde (CJ l,27,l,22ff.; l,27,2,20ff.). Dies ergibt bei etwa 6500 Funktionären 32500 solidi. Rechnet man wegen der differenzierten Gehaltszahlungen das 5fache des Grundbetrages, ergeben sich 162500 solidi, d.h. etwas unter 6 % des Gesamtetats, für die zivilen Beamten etwas unter 2%. Möglicherweise ist aber das 5fache zu viel; man vergleiche als Gegenrechnung das Büro des praefectus praetorio Africae: 4172 solidi für 396 Personen entspricht einem Mehr in bezug auf die einfache annona zu 5 solidi [= 1980 solidi] von nur dem 2, lfachen. Man hat aber wohl auf jeden Fall mit einer höheren Bezahlung in der Zentrale als in der .Provinz' zu rechnen.
Strukturen und Funktionen des spätantiken Kaiserhofes
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die von daher sehr auf den Kaiser fixiert waren. Der Dienst am Hof verschaffte ihnen einen Lebensinhalt, der nicht nur ein .Familienersatz' war, sondern, im Selbstverständnis des Systems, eine gesamtgesellschaftlich hohe Bedeutung hatte. Die Eunuchen bildeten insofern ein zentrales herrschaftsstabilisierendes Element, das in der nachjustinianischen Zeit noch zunahm. 83 Zum engeren Palastbereich gehörten ferner Personen, die für den Erhalt, die Funktion und den militärischen Schutz des Palastes verantwortlich waren, sowie die Beamten der Zentral- und der Reichsverwaltung. Deren Spitzen wurden zwar ab einer bestimmten Zeit im consistorium zusammengefaßt, die Ressorts blieben aber prinzipiell unabhängige Verwaltungsstränge ohne organisatorische Verbindungen untereinander. Damit ergaben sich drei .Quellen' (mit abnehmender .Kaisernähe') für die Möglichkeit, an staatlicher, d.h. kaiserlicher Macht in Form der militia teilzuhaben: 1. über das cubiculum, 2. über die zentralen Verwaltungsressorts und 3. über die Reichsverwaltung, die im praefectus praetorio (militärisch im magister militum) mündete. Diese drei ,Säulen' treten bei den Anstellungsgebühren klar zutage, die ζ. B. Statthalter unter Justinian zu zahlen hatten. 84
2. Palastfunktionäre Sie heißen palatini oder sacer comitatusP Der Arbeitsbereich in unmittelbarer Nähe des Kaisers ließ es zumindest seit Leo nicht mehr zu, hier Unfreie zu beschäftigen. So verfügte er in CJ 12,5,4,1, daß cubicularii im Kaiserdienst immer Freie sind bzw. durch diese Tätigkeit zu solchen werden. 86 Das gilt auch für bereits Tote, wie das Gesetz rückwirkend verfügt. Die Tätigkeitsbereiche der für den Palast unmittelbar zuständigen Amtsträger lassen sich nach ,innerem' und ,äußerem' Palast unterscheiden: a) Das Personal des ,inneren' Hofes Für die privaten Belange standen dem Kaiserpaar jeweils getrennte persönliche Diener zur Verfügung (vgl. CJ 12,59,10,5), die sich zum Teil aus Eunuchen rekrutierten. Der Rückgriff auf diese Personenkategorie wirkte sich insgesamt sicher systemstabilisierend aus. 87 Die wichtigsten Funktionäre waren die praepositi sacri cubiculi (je einer für Kaiserin und Kaiser) 88 mit den cubicularii, ferner der primicerius sacri cubiculi, der wahrscheinlich den 83 84
S. u. S. 36. Vgl. das Verzeichnis am Ende von Novell. Iust. 8, w o die Zahlungen differenziert werden nach: 1. cubiculum, 2. primicerius notariorum und adiutor und 3. praefectus praetorio.
85
Dazu Jones, Later Roman Empire (wie Anm. 49) 5 6 6 - 5 7 2 ; Noethlichs, Hofbeamter (wie Anm. 81) 1111-1158. Bei Ammian ist zuweilen von proximi die Rede, was gegenüber der offiziellen Verwendung in den Kaisergesetzen als unscharf angesehen werden muß. Im CTh sind die proximi die Stellvertreter der magistri scriniorum, vgl. die Titel CTh 6,26; CJ 12,19.
86
... hoc Privilegium videatur principalis esse proprium maiestatis, ut non famulorum, condicionis homines, sed liberorum honestis utantur obsequiis ...
87
S. o.; vgl. dazu vor allem Schölten, in diesem Band, bes. S. 73. Vgl. dazu Helga Schölten, Der Eunuch in Kaisernähe. Zur politischen und sozialen Bedeutung des praepositus sacri cubiculi im 4. und 5. Jahrhundert n.Chr., (Prismata 5) Frankfurt am Main 1995
88
sicut
privatae
30
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Noethlichs
kaiserlichen Haushalt überwachte, insbesondere wohl das Personalbüro für die
cubicularii
bildete und den privaten Schriftverkehr der kaiserlichen Familie tätigte. 89 Die
cubicularii
schirmten den inneren Palastbereich vor Unbefugten ab, zu denen auch hohe zivile oder militärische Beamte gehörten, und zwar auch in Abwesenheit des Kaisers. 90 Bestimmte Teile des Palastes dienten der Repräsentation, d. h. der Sichtbarmachung der kaiserlichen Amtswürde. Dieser Bereich des Palastes war ein Ort des Schweigens, der Ruhe, weshalb tranquillitas
nostra als kaiserliche Selbstbezeichnung erscheint. 91 Für die Ein-
haltung dieser besonderen Ruhe waren die silentiarii
zuständig, die dem praepositus
sacri
cubiculi unterstanden. 92 Dem Schutz der Person von Kaiser und Kaiserin dienten die Leibwache unter den comités domesticorum die excubitores.
(equitum et pedi tum) und die protectores
(et domestici),
dazu, seit Leo I.,
Auf die körperliche Gesundheit achteten fest am Palast angestellte Ärzte,
die comités archiatri sacri palatii (CTh 13,3; CJ 10,53). Zur Unterrichtung der Prinzen, bes. des Thronfolgers, konnte es Lehrer am Hof geben. 9 3 Die Erziehung der kaiserlichen Kinder barg u. U. ein Konfliktpotential zwischen Kaiser, Söhnen und Kaiserin, worauf Anja WieberScariot zu Recht hinweist. 94 Für den praktischen Umgang mit einem sakralen Herrscher in einem sakralen Gebäudekomplex ist die Zugangsregelung, die admissio,
zentral, 93 ebenso alle anderen Außenkon-
takte (in beiden Richtungen). Dies regelte der magister
officiorum,96
der sämtliche
Schlüsselfunktionen für die ,Innen-Außen-Beziehungen' des Palastes besaß, wie die Notitia Dignitatum (or. 11 ; occ. 9) zeigt: Ihm unterstanden die admissionales,
femer die Palasttruppen
der scholae, darunter besonders die scholae der agentes in rebus, und die Waffenfabriken (fabricae),
sodann die für die Versorgung von Palastbewohnern und Gästen zuständigen
und Dirk Schlinkert, Ordo senatorius und nobilitas. Die Konstitution des Senatsadels in der Spätantike, (Hermes-Einzelschr. Bd. 72) Stuttgart 1996, mit einem Appendix über den praepositus sacri cubiculi, den „allmächtigen" Eunuchen am Kaiserhof. Seit Anfang des 5. Jahrhunderts ist ein eigener praepositus sacri cubiculi für die Kaiserin nachweisbar, vgl. Schölten, in diesem Band S . 6 3 u . o. S. 23. 89
90
91 92 93 94
95 96
Zum Fortleben des primicerius vgl. das Kleterologion des Philotheos (wie Anm. 3) 721,20f. Die Tätigkeit eines primicerius überhaupt galt offenbar soviel, daß die Funktion zum Titel wurde, wie Malalas 18,71 (474) bezeugt: Bei jährlichen Pferderennen an den Iden des Januar wurden anschließend bestimmte Personen v o m Kaiser bewirtet und mit der Würde eines primicerius geehrt. Priscus fr. 63 (Blockley, S. 372): Unter Leo dringt ein General in den Palast ein, weil er das Innere sehen (erforschen) will. Das gelingt nur durch die Unachtsamkeit der cubicularii Misael und Cosmas. CTh 1,2,10; 1,6,4; 5,15,18 u.a., vgl. u. S. 40. CJ 5,62,25 v.J. 499; 12,16,4 von Zeno, vgl. Noethlichs, Hofbeamter (wie Anm. 81) 1130. Vgl. auch u. S. 45. Vgl. Anja Wieber-Scariot, Im Zentrum der Macht. Zur Rolle der Kaiserin an spätantiken Kaiserhöfen am Beispiel der Eusebia in den Res gestae des Ammianus Marcellinus, in diesem Band S. 1 1 5 - 1 3 0 . S. o. S. 19 und Schlinkert, in diesem Band S. 140f. Dazu Noethlichs, Hofbeamter (wie Anm. 81) 1133-1139.
Strukturen und Funktionen des spätantiken
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Kaiserhofes
mensores et lampadarii, die für den Kontakt zu den Provinzen wichtigen Informationsbeamten der curiosi per omnes provincias mit der ständig am Hof anwesenden Kontaktp e r s o n d e s curiosas
cursus publici
praesentalis,
die D o l m e t s c h e r (interpretes
diversarum
gentium) sowie die verschiedenen Schreibbüros, die quasi die schriftlichen' Außenbeziehungen reichsweit behördenintern, mit Privatpersonen und mit dem Ausland verkörperten: scrinium
memoriae,
b) Das Personal
epistolarum,
des ,äußeren'
libellorum,
graecarum
und
dispositionum.
Hofes
Die Verwaltung des Palastbereiches geschah durch den castrensis, dessen Name die militärischen Wurzeln der Kaiserresidenz bewahrt hat. In sein Ressort fallen der Sache nach das gesamte Dienstpersonal (ministeriales dominici) für den technischen Ablauf des Hoflebens, für die Räume, die Tafel, die Ausrichtung von Empfängen usw., also die decuriones, decani, stratores und castrensiani. Es sind in etwa alle sachbezogenen Funktionen, für die der castrensis
verantwortlich war, die curae palatiorum,
d . h . die V e r a n t w o r t u n g f ü r die G e -
bäude und den Fuhrpark, für die Versorgung mit Lebensmitteln und Materialien und für die Hofbediensteten (paedagogia),97 nicht hingegen die personenbezogenen Funktionen, für die der magister
officiorum
z u s t ä n d i g war.
Vom castrensis getrennt ist der militärische Schutz des Hofes, die Palastwache der scholae, die, wie gesagt, ebenfalls dem magister officiorum unterstanden.
3. Amtsträger der Reichs Verwaltung 48 Für Sachentscheidungen, Personalentscheidungen und Rechtsprechung, für relationes, consultationes und supplicationes war der Kaiserhof die letzte Instanz. Innerhalb des Gebäudekomplexes gab es also auch die höchsten Verwaltungs- und Rechtsressorts. Die Gliederung geht im Prinzip auf Augustus, sicher auf Claudius zurück. Die zunächst zentrale Privatverwaltung der kaiserlichen Provinzen und des kaiserlichen Privatvermögens wird im Laufe von ca. 400 Jahren eine ,Reichsverwaltung'. Die Funktionäre, ursprünglich Freigelassene, z. T. Ritter, werden in dieser Zeit aufgewertet und erhalten ab etwa dem letzten Drittel des 4. Jahrhunderts die höchsten Senatorenränge. Erst ab jetzt gibt es eine einheitliche Personalstruktur der Gesamtverwaltung. 99 Die Organisation dieser Reichsverwaltung besteht in Ressorts, die je in einer Spitze zusammenlaufen, darüber aber nur noch vom Kaiser selbst koordiniert und kontrolliert werden. Die Zuständigkeiten sind klar gegeneinander abgegrenzt, zuweilen gab es aber wohl
97
98 99
So werden paedagogiani, die eine besondere Kleidung tragen (Amm. 26,6,15), z. B. beim Tischdienst eingesetzt: Dig. 33,7,12,32: ... paedagogia: ... ut ... praesto essent in triclinio ... (vgl. auch CTh 8,7,5; CJ 12,59,10,5), aber z.B. auch außerhalb des Palastes, vgl. Amm. 29,3,3: als Hundeführer bei der Jagd. Dazu generell Jones, Later Roman Empire (wie Anm. 49) 572-586. Dazu u. S. 34.
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Karl Leo
Noethlichs
Kompetenzverschiebungen. 1 0 0 Inhaltlich entsprechen diese Ressorts, in gewisser W e i s e mit unseren ,Ministerien' vergleichbar, kaum neuzeitlichen Vorstellungen. 1 0 1 Hingegen ist die Organisationsstruktur schon eher mit modernen Formen vergleichbar. 1 0 2 D i e sachliche Gliederung bis Ende des 6. Jahrhunderts ist grundsätzlich folgende: stor
(Rechtspflege, Gesetzesformulierungen),
rerum privatarum büro), magistri
(Finanzen), primicerius scriniorumm
(Schriftverkehr), dispositionum
(memoriae,
comes
notariorum epistularum,
sacrarum
largitionum
mit d e m laterculum libellorum,
maius
epistolarum
und
quaecomes
(Personalgraecarum)
(Koordinierung des Tagesablaufs des Kaisers, insbesondere
bei Reisen, sofern solche noch vorkamen) 1 0 4 und magister
officiorum.
100
Noethlichs, Hofbeamter (wie Anm. 81) 1224—1226. Nicht folgen kann ich Schlinkert, Vom Haus zum Hof (wie Anm. 10) 531, der meint, Konstantin habe bewußt Kompetenzüberschneidungen und Kompetenzkonkurrenz bei Hofbeamten zur besseren Kontrolle eingebaut. Der Hinweis auf Novell. Iust. 35 ist nicht überzeugend: Hier geht es um Rückkehr zu alten Beamtenzahlen beim quaestor, um Regelung der Nachfolger und Ämterverkauf. Dies hat aber nichts mit Kompetenzen zwischen quaestor und magister officiorum zu tun. Immerhin akzeptiert Schlinkert doch eine Kompetenzverteilung nach „relativ ,rationalen' Regeln" (ebd. 531), sieht aber dann keinen Widerspruch in angeblich beabsichtigten systemintemen Kompetenzüberschneidungen. Das System lebte gerade von penibler Abgrenzung. Die Rubriken sub disposinone der Notifia Dignitatum sind ein augenfälliger Beweis für die sorgfältigen Kompetenzabgrenzungen. Allerdings gibt es einen anderen Kontrollmechanismus im System, nämlich die disziplinarrechtliche Unabhängigkeit bestimmter Unterbeamten vom Ressortleiter durch Unterstellung unter einen anderen ,Minister', so z.B. bei den magistriani der scrinia, für die der magister officiorum zuständig ist, vgl. S. 31. Was allerdings eine Rolle spielt, sind fehlende Kompetenzregelungen für verschiedene Problembereiche wie z. B. die .Religionspolitik', vgl. die folgende Anmerkung.
101
Wenn Martin, Selbstverständnis (wie Anm. 20) 127 bemerkt, Außenpolitik und Religionspolitik seien zwei Bereiche ohne institutionelle Verankerung gewesen, kann man ergänzen, daß es auch keine institutionelle Verankerung (sprich: .Ministerium') für .Innenpolitik' im modernen Sinn mit all ihren Abspaltungen gab. Damit eröffnen sich aber systemimmanente und insofern durchaus .legale' Spielräume informeller Einflußnahme. Diese bieten für die Bürger Vor- und Nachteile zugleich: Nachteilig ist die Unberechenbarkeit des Erfolges solcher Initiativen, vorteilhaft ist die größere Palette der formellen wie inhaltlichen Möglichkeiten. Man muß deshalb vorsichtig sein, Aktivitäten solcher Art von vornherein als ,Bestechung' oder Bestechlichkeit' im modernen strafrechtlichen Sinne zu charakterisieren. Man könnte sie m. E. funktional durchaus mit dem Regierungssystem der Bundesrepublik Deutschland vergleichen: Die Rolle des Kaisers entspricht der ,Richtlinienkompetenz' unseres Bundeskanzlers nach Art. 65 GG. Bezüglich der .Ministerien' gilt nach dem GG das .Ressortprinzip', d.h. die ministerielle Eigenverantwortlichkeit, im Gegensatz zum ,Ministerialprinzip', das die Ressortleiter zu einem ,Staatsrat' zusammenfaßt, der alle Entscheidungen mehrheitlich trifft und den Einzelminister zum reinen Exekutivorgan degradiert. Für Konfliktfälle der Minister untereinander allerdings gilt auch bei uns das ,Ministerialprinzip'. Die Spätantike arbeitete in dieser Hinsicht m. E. nach denselben Grundvorstellungen, nämlich dem .Ressortprinzip'. Dem Gremium der .Bundesregierung' (Art. 62 GG) entspricht das consistorium, das die obersten Ressorts zusammenfaßt, darüber hinaus aber auch für andere Personen nach Entscheid des Kaisers offen ist; hier endet allerdings die funktionale Parallelität. Die Bürobeamten der magistri unterstehen allerdings dem magister officiorum, vgl. o. Anm. 100. Der Tätigkeitsbereich des comes dispositionum ist nirgends genauer beschrieben, vgl. Jones, Later Roman Empire (wie Anm. 49) 578: „Its duties are nowhere described". Eine vage Andeutung liefert
102
103 104
Strukturen und Funktionen des spätantiken
33
Kaiserhofes
Die Koordination erfolgte im consistorium\Wi
Darin waren (aus Sachgesichtspunkten)
im ó.Jahrhundert vertreten: der quaestor, die Finanz-comités, der magister officiorum, die notarii, der Prätorianerpräfekt, 1 0 6 dazu ein offener Kreis von comités consistoriani.wl zugezogen wurde ferner der praepositus
Hin-
sacri cubiculi, wenngleich offenbleiben muß, ob er
ständiges Mitglied war. Manchmal erweiterte man das consistorium
um den Senat (Lyd.
mag. 2,17). Schließlich noch ein Wort zum Zusammenhang von Stadtverwaltung und Palast in Konstantinopel: Es zeigt sich, daß der Bereich der Hauptstadt als erweiterter Palast- und Hofbereich angesehen wurde, für den die Kaiser sich neben anderen Maßnahmen 1 0 8 auch personell in besonderer Weise verpflichtet fühlten: So wurden unter Justinian folgende Beamte für Konstantinopel neu geschaffen: praetores populi (Novell. Iust. 13 v.J. 535) für die Überwachung von Ruhe und Ordnung in Konstantinopel, mit richterlicher Gewalt bei Mord, Ehebruch, Aufruhr und Gewaltanwendung ausgestattet. Der quaesitor war als Fremdenpolizei in Konstantinopel gedacht (Novell. Iust. 80 v.J. 539). Ihm oblag die Kontrolle der Neuankömmlinge in der Residenzstadt und die Beschleunigung von Prozessen, deretwegen viele in die Hauptstadt strömten, ferner die Rücksendung entlaufener Sklaven an ihre Besitzer und die Verpflichtung von kräftigen jungen Leuten, die sich in Konstantinopel herumtrieben, zur Zwangsarbeit (z.B. als Bäcker oder Gärtner), damit sie nicht kriminell wurden. Auch Echtheitsprüfungen von Urkunden fielen in sein Ressort. Damit wurde versucht, den Palastbereich gegen potentielle Unruhestifter in der Hauptstadt im Vorfeld abzuschirmen.
4. Das Rangsystem: Höfische und gesamtgesellschaftliche Rangordnung Die (weltliche) Stellung einer Person in der spätantiken Gesellschaft definierte sich wesentlich nach der Nähe zum Kaiser, also konkret danach, ob man an kaiserlichen Mahlzeiten, an der Purpurverehrung oder gar an der Kußzeremonie teilzunehmen berechtigt war. Dies
CTh 6,26,9 v.J. 397: his, a quibus dispositionum nostrarum norma seriesque servatur, vgl. zum Vorgang des disponete auch Cassiod. var. 4,46: petitiones supplicum salubri ordinatione disponere. In der Notifia Dignitatum kommt er nicht vor. Er heißt selten magister scrinii dispositionum (z. B. CTh 6,26,2), meist comes (CTh 6,26,10; 14; CJ 12,19,8), was wohl damit zusammenhängt, daß die Tätigkeit nicht im .Schriftlichen' bestand wie bei den übrigen magistri scriniorum (CJ 12,19,8 [um 443/4]: litterata militia im Gegensatz zum comes dispositionum, den probitas und strenuitas auszeichnen sollen). In CJ 12,19,15,4 erscheint als viertes scrinium ein scrinium cognitionum. 105 Zum Begriff vgl. Schlinkert, in diesem Band S. 139; vgl. auch Wolfgang Kunkel, Consilium, Consistorium, JbAC 11/12, 1968/69, 230-248, bes. 242-248, vgl. o. Anm. 102. 106 Gutsfeld, in diesem Band S. 87; Lyd. mag. 2,9 beschreibt wohl die Situation ab 440. 107 Ygi CTh 11,18,1 v. J. 409/12: neben mag. off., quaestor, comes s. larg., comes rei priv., primicerius notariorum, magistri scriniorum und tribuni et notarii werden als besondere Gruppe eigens comités consistoriani genannt, vgl. CTh 6,7,12; 7,8,3. 108 S. u. S. 45.
34
Karl Leo Noethlichs
drückt z.B. CTh 6,13,1 v.J. 413 aus: Eine besondere Rangklasse bilden alle, qui et divinis epulis adhibentur
et adorandiprincipis
facultatem
antiquitus
meruerunt.m
Kaiserliche Nähe ,adelt' (CTh 6,25,1), aber diese Nähe läßt sich auch künstlich herstellen: Eine solche Formalisierung der Nähe stellt die Verleihung des comes-Titels (mit drei Rängen) dar, eine Erfindung Konstantins, wie Eusebius behauptet (v. C. 4,1,2).' 10 Damit gab es, reichsweit instrumentalisierbar, ein besonderes Motivations- und Disziplinierungsmittel.111 Der Glanz des Kaiserdienstes, sofern er besondere Privilegien nach sich zog, erstreckte sich auch auf die Familie inklusive Diener und Sklaven (CJ 12,10,2; 12,21,8). Die Besonderheit des Kaiserdienstes reichte über die aktive Dienstzeit hinaus, insofern es häufig Privilegierung von ehemaligen Hofbediensteten gab (vgl. CTh Buch 6 und CJ Buch 12). Durch die im Prinzip willkürlichen kaiserlichen Verleihungen wurden aber auch herkömmliche Gesellschaftskategorien z. T. außer Kraft gesetzt. Dies betrifft vor allem die Eunuchen. 112 D.h. die Kaiser versuchten, eine eigene Werteskala durchzusetzen, die gesamtgesellschaftlich so nicht unbedingt geteilt wurde, insbesondere nicht bezüglich der Hochschätzung von Eunuchen. 113 Kaisemähe konnte also gesellschaftliche Nachteile außer Kraft setzen und sogar sublimieren. Bezeichnend für das spätantike Denken ist nun aber, daß solche Privilegierungen aufgrund der Kaisernähe, die comites-Ränge also, zuerst etwa ab dem Jahr 370, besonders dann aufgrund der Neuordnung unter Theodosius II. in CTh 6,13,1 und 6,14,3 v.J. 413, 114 in die vorgegebene Rangskala der senatorischen Titel integriert wurden, z.B. CTh 6,12,1 (399?): comités consistoriani, eine Spezialkategorie, die immer zur ersten Klasse zu rechnen ist, erhalten den Rang von proconsulares, d. h. sie rangieren unter den spectabiles (CJ 12,10,1), die vier Hofämter sogar unter den illustres. Allgemein formuliert CTh 6,2,26: Hofbeamte erhalten als Belohnung senatoriae dignitates.
109
Zur Bedeutung der .Freunde' des Kaisers vgl. Schlinkert, in diesem Band S. 133-135. Dazu Ralf Scharf, Comités und Comitiva Primi Ordinis, Stuttgart 1994. Der erste Beleg für einen comes 2. und 1. Ordnung ist L. Aradius Valerius Proculus: CIL 6, 1739; 1741-1742 (vgl. Scharf, S. 7). Unklar ist nach wie vor, was genau mit den unter Konstantin I. belegten comités Flaviales gemeint war (vgl. Scharf, S. 65-71). Die Bezeichnung drückt zumindest die enge Beziehung der Amtsträger zu einer bestimmten kaiserlichen Dynastie aus und könnte vielleicht die zeitlich früheste Form gewesen sein. 111 Scharf, Comités (wie Anm. 110) 5 hält den Comitat ab dem späten Konstantin wegen der Trennung von Funktion und Titel für eine „rein gesellschaftliche Würde". Das erscheint mir insofern mißverständlich, als die Träger des Titels immer aktive oder ehemalige Amtsträger waren, niemals, soweit ich sehe, reine Privatleute. Nach Scharf hat es für die comités mit Beraterfunktion unter den Konstantinsöhnen zunächst unterschiedliche Bezeichnungen gegeben: comités domestici ordinis primi unter Konstantin II., comités intra palatium für Constans, comités ordinis primi intra consistorium unter Constantius, dessen Terminologie in der Folgezeit die reichsweite wurde; vgl. zur Praxis der Vergabe im 4. Jahrhundert Schlinkert, in diesem Band S. 150f., zur Rangabstufung und äußeren Kennzeichnung ebd. S. 145-147. 112 Zu den Sklavens. o. S. 29. 113 Vgl. Schölten, in diesem Band S. 64-71. 114 Vgl. Scharf, Comités (wie Anm. 110) 24-31; Löhken, Ordines (wie Anm. 28) passim. 110
Strukturen und Funktionen des spätantiken
Kaiserhofes
35
Insofern spiegelt sich also in den höfischen Titeln die traditionelle Führungsschicht formal wider, die comitiva ist damit kein neuer Adel, der vom Senat unabhängig wäre.115 Damit boten sich für Aufsteiger neuartige gesellschaftliche Chancen, die aber auch für geborene Senatoren durch die damit verbundene Kaisernähe zunehmend interessant wurden.116 War somit eine .höfische Elite' an die Person des Kaisers durch den comes-TiieX ,vertikal' gebunden, kann man die Einordnung in die Senatorenkategorien auch als ,horizontale' Bindung auffassen, als kollegiale Ebene, sofern die Kaiser sich selbst als Senatoren verstanden.117 Anzeichen dafür, daß diese ,höfische' Ordnung im Reich außerhalb des unmittelbaren kaiserlichen Nahbereiches offenbar nicht immer problemlos durchsetzbar war, zeigen etwa folgende Kaisererlasse: CTh 6,24,4: domestici und protectores dürfen Vikare mit einem Kuß begrüßen. Verweigerung ist ein Sakrileg, weil diese genannten Beamten auch den kaiserlichen Purpur berühren dürfen (nostram purpuram contingere). Oder CTh 6,25,5: scriniarii des Kaisers haben immer Zutritt zum Statthalter, weil sie auch Zutritt zum kaiserlichen consistorium haben. Der gesetzliche Hinweis zeigt, daß dies offenbar nicht immer der Fall war.118 5. Ausblick auf die weitere Entwicklung in Byzanz: Das Kletorologion des Philotheos und Ps-Codinus, De Officiis 119 Hier sei lediglich eine kurze Übersicht über das Ämtersystem z.Z. des Philotheos geboten: Kennzeichnend ist, daß die Unterscheidung von Ämtern als Funktionen (άξίαι δια λόγου) und als Titel (άξίαι δια βαρβείων) zum System erhoben wird. Das Kletorologion unterscheidet sieben Klassen von aktiven Beamten (άξίαι δια λόγου), die keine Eunuchen sind: 1. strategoi (στρατηγοί)
2. domestikoi (δομέστικοι) 3. kritai (κριταί)
4. sekretikoi (σεκρετικοί) 5. demokratai (δημοκράται) 6. stratarchai
(στρατάρχαι)
7. Verschiedene' (άξίαι είδικαί) Die allgemeinen Änderungen gegenüber der Zeit Justinians kann man wie folgt beschreiben: Bestand bisher die Tendenz zur Subordination und Machtkonzentration bei eher wenigen Beamten, ging jetzt der Trend zur Koordination und Vervielfachung höchster Ämter, 115
116
117 118 119
Das heißt aber nicht, daß Träger des Titels auch wirklich Senatoren im (steuer)rechtlichen Sinne wurden. Schlinkert, in diesem Band S. 151-154; Scharf, Comités (wie Anm. 110). Schon ab Konstantin I. finden sich Senatoren im sacer comitatus, vgl. Schlinkert, in diesem Band S. 154f. Vgl. o . S . 19f. Zum Problem der Durchsetzung vgl. auch Schlinkert, in diesem Band S. 149f. Vgl. Anm. 3 u. 4.
36
Karl Leo Noethlichs
verbunden mit einem Ansteigen reiner Titularwiirden und der Einordnung bisheriger übergreifender Titel in die Rangordnung, z. B. patricius, eine Kombination von patricius
und proconsul.
geteilt in einen e i n f a c h e n ' Patriziat und Bemerkenswert ist das Anwachsen der
ursprünglichen Eunuchenposten. Deren Funktionen sind jetzt aber teilweise auch mit Nichteunuchen besetzbar, während andererseits Eunuchen auch für die meisten anderen staatlichen und kirchlichen Ämer zugelassen waren. Für die Hofbeamten gilt: Funktionen werden zu Titeln, insbesondere die früher nur Eunuchen vorbehaltenen. Das ist ein weiterer Schritt zur Ausweitung der unmittelbaren kaiserlichen Dienstfunktion auf eine reichsweite Rangkategorie. 1 2 0 Konkret gab es folgende Hauptänderungen: Der magister militum und der praefectus Ämter des magister officiorum,
praetorio
verschwinden. 121 Die
des comes rei privatae und des comes sacrarum
zerfallen in verschiedene selbständige Einzelbüros, von dem des castrensis curapalati
ab. 122 Der Titel kouropalates,
largitionum
spaltet sich die
wohl ein Äquivalent zu Caesar, wurde von Justi-
nian an seinen Neffen Justin verliehen (Coripp. 134 ff.) und war später der dritthöchste Rang unter nobilissimus
und Caesar, vielleicht ein Zeichen für die noch gestiegene gesamtgesell-
schaftliche Bedeutung des Hofes. Die Entwicklung läßt sich kaum an einzelnen Kaisern festmachen, sondern war eine allmähliche. Im folgenden seien nur solche Posten herausgegriffen, die mit dem Hof unmittelbar zusammenhängen, also nicht die Provinz- bzw. Themenverwaltung und das Militär betreffen: Einschlägig sind von den sieben o.g. Gruppen hier: Nr. 3, die .Richter' (κριταί), Nr. 4, die Sekretäre (σεκρετικοί), Nr. 5, die .Demokraten', d.h. die Vorsteher der städtischen Demenorganisation, und Nr. 7, άξίαι είδικαί. Vor dem Hintergrund der oben beschriebenen Hoforganisation läßt sich dazu folgendes bemerken: Zu Nr. 3 gehört insbesondere der quaestor sacri palatii, der mit einem eigenen Gerichtshof auch die Funktionen des von Justinian eingesetzten quaesitor scrinia des magister libellorum
und epistularum
chen nicht zugänglich. Der magister memoriae
übernimmt und dem die
unterstellt wurden. Dieses Amt war Eunu(ό επί των δεήσεων) bleibt ein selbständiges
Amt. Zu Nr. 4 zählen der Kanzleivorsteher (protoasecretis) sacellarius,
tamias, logothetae,
und alle Finanzfunktionäre wie
der magnus curator, seit Basilius der curator für den Man-
ganapalast u. a. In die Zuständigkeit dieser Beamtenkategorie fallen ferner die fabricae,
eine
besondere Militärkasse, der cursus publicus und natürlich das Steuerwesen. Zu Nr. 5 zählen die Vorsteher (Demarchen) der .Blauen'
und .Grünen'
in der
Hauptstadt. 1 2 3 Unter die Sammelbezeichnung von Nr. 7 fallen der .Kaiserinnenvater' (basileopator),
120
eingesetzt von Leo VI. um 892/3, der ραίκτωρ (rector domus bei Liutprand,
Bury, Imperial Administrative System (wie Anm. 3) 20. Wegen der Themenordnung: Die Themengouverneure, meist strategoi, sind direkt dem Kaiser unterstellt. 122 Chron. Pasch. 613; Thphn. chron. a. 6015; Jo. Mal. chron. 413. 123 Bury, Imperial Administrative System (wie Anm. 3) 105f.; zur Einsetzung vgl. Constant. Porphyr, caer. aul. Byz. 1,64 (55).
121
37
Strukturen und Funktionen des spätantiken Kaiserhofes
antap. 6,10) mit gewissen, konkret unbekannten Aufsichtsfunktionen über den kaiserlichen Haushalt, der vom Kaiser eingesetzte kirchliche synkellos für den Patriarchen von Konstantinopel, der wohl für die Kommunikation zwischen Kaiser und Patriarch zuständig war, ein sichtbarer Hinweis auf die unmittelbare und institutionalisierte Verbindung von Kaiser und Klerus der Hauptstadt. Es gab ferner Ränge für den kaiserlichen Schreibgriffel (χαρτουλάριος τοΰ κανικλείου), besonders für die spezielle rote Tinte des Kaisers, einen Helfer für das Besteigen des Pferdes, wenn der Kaiser ritt (ifrafor-Dienst), Reste des alten Amtes des magister officiorum (ό έπί της καταστάσεως) mit admissionales
und
silentiarii.124
Die Hauptfunktionen der Eunuchen (άξίαι δια βαρβείων) waren nach dem Kletorologion: -
ό παρακοιμώμενος τοΰ δεσπότου, jetzt nicht mehr als Untergebener des sacri
-
praepositus
cubiculi,
ό πρωτοβεστιάριος τοΰ δεσπότου (comes sacrae vestís) für die Privatkleidung des Kaisers, im Gegensatz zu dem öffentlichen Ornat, wofür der chartularius
vestiarius
zustän-
dig war, -
ό έπί της τραπέζης τοΰ δεσπότου mit Untergebenen für das Tafelgeschirr u. ä.,
-
ό έπί της Αύγούστης für die Versorgung der Kaiserin,
-
ό π α π ί α ς τοΰ μεγάλου παλατιού, verantwortlich für das Palastgebäude, den Bau selbst, die Türen, die Säuberung, die Sicherheit, die Beleuchtung, die Schlüssel für Türen und Tore; ihm unterstanden besondere Funktionäre für die einzelnen Zimmer, für die Bäder, das Licht, die Palastheizung, die Uhren (Zeitansage) u. ä.,
-
ό δεύτερος τοΰ μεγάλου παλατιού assistiert dem papias und ist sein Stellvertreter, er hat aber eigene Untergebene für die Palaststühle, den Thron im Chrysotriklinos,
die Möbel
überhaupt, die Vorhänge, den Palastschmuck, die Ornate des Kaisers und seine Einkleidung und Kleiderwechsel, für das Zeremoniell und die Einkleidung bei Beförderungen, -
ό πιγκέρνης τοΰ δεσπότου, der Mundschenk und Getränkemischer, wovon es einen gesonderten für die Kaiserin gab (ό πιγκέρνης της Αΰγούστης),
-
ό παπίας της Μανναύρας und ό π α π ί α ς της Δάφνης, zuständig für die jeweiligen Paläste Magnaura und Daphne, die vorher vom ,Großen Palast' mitverwaltet wurden; für besondere, separate Teile des ,Großen Palastes' gab es auch noch eigene Zimmerdiener. Als Grundstruktur ergibt sich nach dem Kletorologion: Die Rangfolge ist in den niederen
Ämtern dreizügig: senatorisch - militärisch - Eunuchen, die alle drei im Rang des patricius zusammenlaufen; ab da geht es nur noch einzügig bis zur Spitze. Hier zunächst die senatorischen und (mit * gekennzeichneten) militärischen Titularwürden (z. T. frühere Hoffunktionen) in aufsteigender Reihenfolge, innerhalb derer es nach wie vor in derselben Rangklasse die Unterscheidung von ,aktiv' (έμπρακτοι) oder e h r e n halber' (άπρακτοι) gab: 1. stratelates/apo 2.
silentiarius
3.
vestitor
124
eparchon (από έπάρχων)
Im einzelnen vgl. Bury, Imperial Administrative System (wie Anm. 3) 114.
38
Karl Leo
4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.
Noethlichs
*mandator *candidatus * strafar hypatos (consul) *spatharius *spatharocandidatus dishypatos (consul zum zweiten Mal) *protospatharios patricius
Die entsprechenden Eunuchenränge (άξίαι δια βαρβείων) bis zum Patriziat sind: 1. nipsistiarius (νιψιστιάριος) 2. cubicularius (κουβικουλάριος) 3. spatharocubicularius (σπαθαροκουβικουλάριος) 4. ostiarius (όστιάριος) 5. primicerius (πριμικήριος) 6. protospatharius (πρωτοσπατάριος), der als Rang auch in der militärischen Laufbahn vorkommt (s. o.) 7. praepositus (πραιπόσιτος) 8. patricius (πατρίκιος) Die oberen (gemeinsamen) Ränge nach dem Patriziat lauten: 13. 14. 15. 16. 17. 18.
patricius et anthypatos (proconsul) magister zoste patricia (ζωστή πατρικία), der einzige Frauenrang curopalates nobilissimus Caesar (in der Regel dem Kaisersohn vorbehalten).
Die aktiven Ämter (άξίαι δια λόγου) der Eunuchen sind wie folgt differenziert: a) aus den früheren cubicularii werden die für das Schlafgemach zuständigen als κοιτωνΐται unter dem παρακοιμώμενος του δεσπότου separiert, b) die private Garderobe wird selbständig (πρωτοβεστιάριος), c) die Tafel wird selbständig (ό επί της τραπέζης), d) der Rest der cubicularii (oí κουβικουλάριοι του κουβουκλείου) verbleibt unter dem primicerius und dem praepositus sacri cubiculi, e) aus dem früheren Bereich des castrensis werden selbständig der deuteros und der papias. Das Werk des Ps-Kodin wird hier nur als Beleg für die Titelschwemme angeführt, die im 15. Jahrhundert erreicht war. Abschnitt V. beschreibt die Aufgaben der einzelnen Beamten. Hier seien nur die Titulaturen derer genannt, die nach dem Zeugnis des Codinus zu seiner Zeit entweder keine Funktion (ύπερησία) mehr ausübten, wobei hin und wieder angemerkt wird, daß sie wohl früher gewisse Aufgaben hatten, oder deren Tätigkeitsbereich dem Verfasser unbekannt ist. Keine Funktion mehr haben: despotes, sebastokrator, kaisar, panypersebasfas, protosebastos, kouropalates, magnus papias, eparchos, domesticus scholarum.
Strukturen und Funktionen des spätantiken
Kaiserhofes
39
protospatharius, magnus princeps, praetor populi, logothetes familiaris, logariastes aulae, quaestor, logothetes castrensis, logothetes gre gum bzw. pecuariae, magnus administrator, orphantotrophos, a memoria; unbekannte Funktion haben: logotheta generalis, magnus Myrtaïta. Fazit: Das System atomisierte die traditionellen Funktionen, was zur Aufsplitterung von höfischer Macht führte und damit insgesamt (und nicht nur durch Ausweitung der Eunuchenränge) herrschaftsstabilisierend wirkte. Es hält begrifflich in einigen Fällen zwar noch immer an einer ,römisch-republikanischen' Tradition fest, verliert aber weitgehend den funktionalen Bezug und wird zum Selbstzweck der Kaiser-, d. h. Reichsrepräsentation. Die Rangtitulatur erzeugt eine eigene Wirklichkeit, die eben nicht funktional oder politisch, sondern letztlich wohl nur religiös begründet ist.
6. Zeitlich variierende Personengruppen am Hof Es genügen wenige Hinweise auf Personen bzw. Personengruppen, die sich, freiwillig oder gezwungen, am spätantiken Kaiserhof aufhalten konnten. Zur Kategorie der unfreiwilligen Hofbewohner gehören Geiseln auswärtiger Herrscher, die als ,Friedenspfand' z. T. jahrelang in Konstantinopel lebten. Eines der berühmtesten Beispiele ist Theoderich, der etwa 10 Jahre (461-ca. 471) am Kaiserhof verbrachte und sich dabei der Gunst Kaiser Leos erfreute. 125 Über das Leben von Gesandten am Hof hat uns Liutprand von Cremona zwei aufschlußreiche Berichte über seine Missionen v. J. 949 und 968 bei Konstantin VII. Porphyrogennetos bzw. Nikephoros II. Phokas hinterlassen. 126 Als besondere Kategorie von Hofbesuchern seien Kleriker genannt, besonders Bischöfe, die sich durch persönliches Erscheinen erhofften, bestimmte Forderungen bzw. Vergünstigungen eher durchsetzen zu können. Dieses Verhalten wurde seitens der Kirche scharf bekämpft. 127 Erwähnenswert ist noch die Sondersituation des Hofes und der Hauptstadt im Zusammenhang mit Kirchenversammlungen, insbesondere bezüglich der Vorgänge um das Konzil von 553. Hier liegen die (sicher einseitigen) Berichte des Papstes Vigilius über seine Wohnbedingungen im Palast der Placidia, über abenteuerliche Schikanen, Beleidigungen und körperliche Mißhandlungen vor, aus denen man ebenfalls ein Bild vom ,Hofleben' gewinnt. 128
125
126 127
128
Jord. Get. 271: ... datus igitur Theodoricus obses a Gothis duciturque ad urbem Constantinopolitanam Leoni principi, et, quia puerulus elegans erat, meruit gratiam imperialem habere. Rückkehr ebd. 281; vgl. auch Enßlin, Theoderich (wie Anm. 64) 14-33. Vgl. Anm. 14. Vgl. dazu Karl L. Noethlichs, Anspruch und Wirklichkeit. Fehlverhalten und Amtspflichtverletzung des christlichen Klerus anhand der Konzilskanones des 4. bis 8. Jahrhunderts, ZRG, KA 107, 1990, 1-61, hier 48 f. Besonders einschlägig ist Coli. Avellana 83 vom 14.5.553. Vigilius traf, am 22.11.545 in Rom verhaftet, am 25.1.547 in Konstantinopel ein und reiste nach mehr als 8 Jahren i. J. 555 nach
40
Karl Leo Noethlichs
V. Die Funktionen des Kaiserhofes 1. Das Kaiserzeremoniell innerhalb und außerhalb des Palastes und die Festzeiten des Jahres Der gesamte Tagesablauf des byzantinischen Kaisers129 unterlag bestimmten Regelungen, die größtenteils religiös bestimmt waren. Der Kaiser vollzog unmittelbar nach dem Aufstehen bestimmte Gebete, nahm an liturgischen Feiern teil, die in Gottesdienst und Prozessionen bestanden, z. T. auch außerhalb des Palastes, in bestimmten Kirchen und Klöstern der engeren und weiteren Umgebung. 130 Neben der ,Hofkapelle' war daher die räumliche Nähe des Palastes zu Kirchen wichtig. Dies hebt z. B. Procop besonders für die Kirchen des hl. Petrus, Paulus, Sergius und Bacchus beim Hormisdaspalast hervor (aed. 1,4,6). Auf die Anbindung der Hagia Sophia an den Palastkomplex über das Augusteum wurde schon hingewiesen.131 Insgesamt vollzieht sich der Tagesablauf grundsätzlich in großer Ruhe und Stille des Palastes, unterbrochen nur von Gebeten und Akklamationen. Mystisches Schweigen symbolisiert eine Form der .Anbetung'. Kaiserliche Amtsausübung bedeutete die als religiöse Pflicht verstandene tägliche Selbstdarstellung des Amtes in bestimmten Formen, die eine besondere geistige Wirklichkeit widerspiegeln sollten, ein mystisches In-Bilder-Fassen (μυστικώς είκονίζειν) einer numinösen Sphäre.132 Dabei spielen die Gestaltung des Thronsessels (in der Apsis des Thronsaales mit Baldachin), der ,leere Thron' (für Christus), bestimmte Farben (neben Gold besonders Weiß und Rot), Weihrauch, Beleuchtung, besondere Kleidung und Kopfbedeckung (στέμμα, στέφανος) mit häufigem Kleiderwechsel,133 der das Individuum .verschwinden' läßt, eine wichtige Rolle. Abgestimmt waren diese in religiöser
129
130 131 132
133
Italien zurück, starb aber am 7.6.555 in Syrakus. Zu den kirchenpolitischen Hintergründen demnächst Noethlichs, Justinian (wie Anm. 63). Weitere variierende Gruppenbildungen am Kaiserhof untersucht Christian Gizewski, „Informelle Gruppenbildungen" in unmittelbarer Umgebung des Kaisers an spätantiken Höfen, in: Winterling (Hg.), Antike Höfe (wie Anm. 1) 113-149, anhand von Zosimos, Eutrop und Ammian. Nachrichten über den Tagesablauf des Herrschers in der frühen und hohen Kaiserzeit bei Demandt, Privatleben (wie Anm. 22) 34-54. Zum spätantiken Zeremoniell vgl. Averil Cameron, The Construction of Court Ritual: the Byzantine „Book of Ceremonies", in: David Cannadine, Simon R. F. Price (Hg.), Rituals of Royality. Power and Ceremonial in Traditional Societies, Cambridge 1987, 106-136. Schreiner, Aspekte (wie Anm. 1) 18 zählt etwa 150 zeremonielle Auftritte des Kaisers im Jahr anhand des Zeremonienbuches. Vgl. Anm. 136. S . o . S . 25. Vgl. hierzu Otto Treitinger, Die oströmische Kaiser- und Reichsidee nach ihrer Gestaltung im höfischen Zeremoniell, Jena 1938 (ND Bad Homburg 1969), 1-246, bes. 49-123. Als besondere Kleidung des Kaisers werden die σκαραμάγγια (für Aufenthalte außerhalb des Palastes), die τζιτζάκια (vgl. Constant. Porphyr, caer. aul. Byz. 1,46 [37]) und die γρανάτζα (PsCodinus, off. 7), ein Gewand wohl assyrischer Tradition, das vom Kaiser ohne Gürtel getragen wurde, erwähnt. Zur mutatio vestís vgl. M. Restle, Herrschaftszeichen, RAC 14, 1988, 943; 949.
Strukturen und Funktionen des spätantiken
Kaiserhofes
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Form ablaufenden Zeremonien, über die wir durch das Zeremonienbuch des Constantinos Porphyrogennetos 1 3 4 gut unterrichtet sind, 1 3 5 auf den christlichen Festkalender mit Höhepunkten am ,Heiligen Abend', an Weihnachten, Epiphanie, Kreuzerhöhung (14. September), Palmsonntag mit der Karwoche und Ostern. 1 3 6 D i e Ausgestaltung des Zeremoniells zeigt, wie Palast und Kirche - nicht nur bezogen auf die Gebäude - 1 3 7 sehr eng miteinander verbunden waren. Beide Bereiche beeinflußten sich gegenseitig. Kirchliche Liturgien wurden aus dem Kaiserzeremoniell entlehnt, z. B. Prozessionen mit Bibel und Hostie, die liturgischen Gewänder, die Benutzung von Weihrauch und Kerzen. 1 3 8 Andererseits erscheint der Thron als eine Art Altar. 1 3 9 Aber auch profane Amtshandlungen fanden in zeremoniellem Rahmen im Palast statt, z. B. der morgentliche Empfang bestimmter hoher Beamter nach dem Morgengebet, die Ernennungen und Beförderungen von Beamten, der Empfang auswärtiger Gesandtschaften, die Festmahle, bei denen das Verlesen der Liste der Eingeladenen v o n Bedeutung war, die Geburtstage und andere wich-
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Vgl. Anm. 2. Vgl. dazu z.B. Michael McCormick, Analyzing Imperial Ceremonies, JOEByz 35, 1985, 1 - 2 0 ; Averil Cameron, Court Ritual (wie Anm. 129), vgl. auch den Kommentar bei Vogt in seiner Ausgabe des Const. Porphyr. 1 (wie Anm. 2). Für Constantinos Porphyrogennetos muß der quellenkritische Vorbehalt angemeldet werden, inwieweit man die dortigen Schilderungen zurückprojizieren darf, was wesentlich auch die Frage einschließt, ob die byzantinische Gesellschaft im 7./ 8. Jahrhundert einen .Bruch' erlebte, vgl. dazu die o.g. Arbeit von Averil Cameron, besonders die Auseinandersetzung mit Alexander Kazhdan und A. Cutler, Continuity and Discontinuity in Byzantine History, Byzantion 53, 1982, 4 2 9 - 4 7 8 . Zu Constantinos Porphyrogennetos und zum Zeremoniell vgl. auch Arnold Toynbee, Constantine Porphyrogenitus and his World, Oxford 1973.
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Ps-Codinus, off. 10: Der Kaiser nimmt mit seinem Sohn (so vorhanden) an der Prozession am Palmsonntag teil. Ostern und Pfingsten gibt es ein zeremonielles Zusammenspiel von Kaiser und Klerus, z.T. in der Hagia Sophia: Kaiserverehrung durch Kuß (auch von Bischöfen) und Weihrauch (thymia). Eine Aufzählung der Jahresfeste ab Weihnachten bietet das Kletorologion des Philotheos, § 741-783, nach der Ausgabe von Bury (wie Anm. 3), im folgenden kombiniert mit den Angaben bei Ps-Codinus, die auflisten, wo die jeweiligen Feiern stattfanden: 1.9. (Jahresbeginn etwa ab dem 9. Jh.): Festakt auf dem ehemaligen Forum an der Porphyrsäule Konstantins; Mariae Geburt: Kloster Libis; Fest des Hl. Demetrios (26. Oktober): Kloster des Demetrios; Fest des Hl. Chrysostomos: Hagia Sophia mit Übernachtung; Darstellung Mariae im Tempel: Kloster Peribleptos; Fest des Hl. Basilios: Kloster des Basilios; Mariae Lichtmeß: Blachernae; Fest des Hl. Georg: Kloster der Manganer; Fest Konstantins d. Gr.: Apostelkirche; Geburtstag Johannes d. Täufers: Kloster Petrae; Allerheiligen: Apostelkirche; Verklärung Jesu: Salvatorkloster; Himmelfahrt Mariae: Hagia Sophia mit Übernachtung; Enthauptung Johannes d. Täufers: Kloster Petrae; Niederlegung der Kleider Mariens: Blachernae; Wiedererweckung des Lazarus: Kloster des Lazarus; nach dem .Bilderstreit' 843 das Fest der .Orthodoxie' und der ,7 ökumenischen Konzilien' (16. Juli): Hagia Sophia; von den übrigen Festen seien hier nur das des Hl. Elias (1. Mai) und der schon genannte 11. Mai als Geburtstag Konstantinopels erwähnt.
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S . o . S . 25. Treitinger, Oströmische Kaiser- und Reichsidee (wie Anm. 132) 49 f. Vgl. Novell. Valent. 21,1,4 (Rom, 446), Novell. Anth.l, pr„ Z. 7 (Rom, 468): nostra altaría, vgl. Pan. Lat. 3,2,3 (Mynors) zum consistorium: augustissimum concilii publiai templum, vgl. Schlinkert, in diesem Band S. 140f. mit Anm. 22.
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tige Ereignisse der kaiserlichen Familie sowie Siegesfeiern u. ä., so daß eine Unterscheidung von ,religiös' und ,weltlich' gegenstandslos wird. Diese Form der .Amtsausübung' war göttlichen Geboten verpflichtet, schuf damit natürlich eine riesige Distanz zum .normalen' Menschen und erntete, nicht nur bei Andersgläubigen, entsprechende Kritik.140 Zum Vorwurf des princeps clausus141 kennt die Spätantike aber auch andere Reaktionen, z. B. Procop, der den zu großen Zustrom zum Palast unter Justinian beklagt (arc. 30,27ff.). Die Öffentlichkeit spielt jedenfalls im zeremoniellen Rahmen eine Rolle, zumindest im 10. Jahrhundert, wo die Beschreibungen der Zeremonien des Constantinos Porphyrogennetos vorliegen: Hier werden die Vertreter der ,Volksparteien', insbesondere die .Grünen' und ,Blauen', 142 durch vorgeschriebene acclamationes miteinbezogen, und zwar bei allen Ereignissen, die die kaiserliche Familie betreffen, bei Ernennung hoher Funktionäre und bei Veranstaltungen im Hippodrom. 143 Auf diesem Hintergrund wird erst die .Ungeheuerlichkeit' deutlich, die .Grüne' und .Blaue' bei Ausbruch des Nika-Aufstandes begingen, indem sie die üblichen Kaiserakklamationen umformulierten und auf sich bezogen.144
2. Der Hof als politisch-gesellschaftliches Machtzentrum Neben der zeremoniellen Funktion, der eine überaus wichtige religiöse Garantie für eine stabile Kaiserherrschaft zukommt, ist der Kaiserhof die Zentrale aller formellen und informellen administrativen, judikativen und militärischen Entscheidungen. Dies ergibt sich, für
140
Dazu ist eine Passage der Historia Augusta über Severus Alexander aufschlußreich, die wohl einen Reflex auf Zustände ab Diokletian/Konstantin darstellt: Hist. Aug. Severus 4,1-3: Dominum se appellari vetuit; epístolas ad se quasi ad privatum scribi iussit servato tantum nomine imperatoris. Gemmas de calciamentis et vestibus tulit, quibus ususfuerat Heliogabalus ... cum amicis tamfamiliariter vixit, ut communis esset ei saepe consessus, iret ad convivía eorum, aliquos autem haberet cotidianos etiam non vocatos, salutaretur vero quasi unus e senatoribus patente velo admissionalibus remotis aut solis his, qui ministri ad fores fuerant, relictis, cum ante salutare principes non liceret, quod eos videre non poterant. („Er verbat es sich, dominus genannt zu werden. Er befahl, daß an ihn gerichtete Briefe gleichsam wie an einen Privatmann geschrieben werden sollten, nur unter Beibehaltung des imperator-Titels. Edelsteine, deren sich Heliogabal bedient hatte, entfernte er aus Schuhen und Kleidern ... Mit seinen Freunden lebte er in so familiärem Umgang, daß er oft mit ihnen gemeinsam zusammensaß, daß er zu ihren Mahlzeiten ging, aber auch einige als tägliche Gäste hatte, auch wenn sie nicht eigens eingeladen waren. Er ließ sich begrüßen wie einer der Senatoren, mit offenem Vorhang und ohne admissionales oder nur mit solchen Dienern, die die Eingänge bewachten, während es früher nicht möglich war, die Kaiser zu begrüßen, weil man sie nicht hatte sehen können.") 141 Vgl. Sidonius, c. 5,358: principes clausi; zum Problem vgl. Karl F. Stroheker, Princeps Clausus. Zu einigen Berührungspunkten der Literatur des 5. Jahrhunderts mit der Historia Augusta (BHAC 7, 1968/9), Bonn 1970, 273-283. 142 Dazu Alan Cameron, Circus Factions, Oxford 1976. 143 Constant. Porphyr, caer. aul. Byz. 1,47 (38)-53 (44); 77 (68)-82 (73). 144 Φιλανθρώπων Πρασίνων καί Βενετών πολλά τα ετη: Jo. Mal. chron. 18,71 (474).
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die formelle Organisation, aus den im Palastkomplex ansässigen obersten zivilen und militärischen Reichsbehörden, dem consistorium
und dem Senat. Erwähnenswert ist in
diesem Zusammenhang die Funktion des Palastes auch als ,Richtplatz', wobei Urteile öfters im Hippodrom vollstreckt wurden. Dieses fungiert somit als zentraler öffentlicher Kommunikationsort zwischen Herrscher und Beherrschten in ihren jeweiligen wechselseitigen Abhängigkeiten: einerseits Sichtbarmachung kaiserlicher Gewalt und Macht, auch in Form von Spielen und Spenden, andererseits Gelegenheit zu politischen Forderungen und Ort der Kaisererhebungen und Akklamationen durch das Volk. 1 4 5 Der Auftritt des Kaisers im Hippodrom stellte die entscheidende politische Form von Öffentlichkeit dar, bei der es sowohl um die Wirkung auf das eigene Volk als auch auf ausländische Gäste ging. Von daher ergibt sich die große .ideologische' Bedeutung, die dem baulichen Zusammenhang von Palast und Rennbahn zukommt. Die informellen Möglichkeiten politischen Einflusses ergaben sich sowohl von außen nach innen (vor allem durch B e s t e c h u n g ' von Personen mit unmittelbaren Kontakten zum Kaiser) als auch von innen nach außen, indem Hofbeamte von sich aus ihren Einfluß auf den Kaiser für andere zum Kauf anboten. Die prinzipiell ungesicherte und letztendlich nur von der Gnade des Kaisers abhängige Funktion am Hof verleitete einerseits dazu, die einmal erreichte Stellung zu privaten Zwecken zu nutzen, und andererseits alles zu tun, um die kaiserliche Gunst zu bewahren. So entstand das Bild der Hofbeamten als parasitärer Schmeichler (nach ,innen') 1 4 6 und maßloser, geldgieriger Erpresser (nach ,außen'). Hiervon waren in der Spätantike vor allem die Hofeunuchen betroffen. 1 4 7 Das wichtigste ,tagespolitische' Ereignis am Kaiserhof war die .Kaiserliche Tafel', 1 4 8 jenes zentrale Symbol matrimonialer Herrschaft'. 1 4 9 Hier wurde täglich eine ,Teilöffentlichkeit' hergestellt, die eigene Gesellschaft und z . T . das Ausland partiell in den Palast hineingeholt und politische Weichenstellungen und Vorentscheidungen getroffen, die sich nicht mehr recht unter die Kategorien .formell' und ,informell' fassen lassen. Die Hauptelemente des convivium
waren: Einladung, Kleiderordnung, Einführung der Gäste, Sitz-
ordnung, Speisefolge, Belustigung und Unterhaltung (mit Künstlern usw.) und dabei die entsprechenden Gespräche, eben auch mit dem Kaiser, sofern man von ihm angesprochen wurde.
145
146 147 148
149
Zum Hippodrom als Richtplatz vgl. Heucke, Circus (wie Anm. 6) 195-216, zu den Kaisererhebungen ebd. 216-248, zu politischen Forderungen ebd. 248-310. Als eindrucksvolles Beispiel für Forderungen aus der Bevölkerung an den Kaiser im Hippodrom dürfen die sog. ,Kalapodiusakten' gelten: Thphn. chron. a. m. 6024, vgl. Chron. Pasch, z. J. 532; Cameron, Circus Factions (wie Anm. 142) 318-333; vgl. ferner die Verbrennung von Steuerlisten im Hippodrom im Zusammenhang der Abschaffung der lustralis collatio durch Anastasius I. (Zon. 14,3,11-14; Cedren. 1,627) und den Nika-Aufstand (Procop. Pers. 1,24,33-38; Jo. Mal. chron. 18,71, § 473 ff.). Diese macht z.B. Herodian (1,6,1) für die Schlechtigkeiten eines Commodus verantwortlich. Dazu die Beiträge von Schölten und Wieber-Scariot in diesem Band. Das στοιχεΐν τό κλητώριον spielte nach dem vielfachen Zeugnis des Constantinos Porphyrogennetos eine wichtige Rolle. Schlinkert, Vom Haus zum Hof (wie Anm. 10) 548.
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Über die Atmosphäre eines solchen Banketts gibt wiederum Liutprand v. Cremona 150 in seiner antapodosis, Buch 6, eine eindrucksvolle Beschreibung; ferner bietet Ps-Codinus 151 in Kap. 7 Hinweise auf den Ablauf, wobei die Frage, seit wann dies gegolten hat, 152 auch hier offen ist: Es beginnt mit dem Empfang in der Magnaura. Der Kaiser sitzt auf einem beweglichen, erhöhten Thron, die Gäste sitzen ebenfalls (mit Ausnahme des Weihnachtstages, wo man liegt). Zuerst wird die Tafel durch den protopapa oder einen anderen Würdenträger gesegnet, dann gibt es Akklamationen (z. T. in Latein und Fremdsprachen bei ausländischen Gesandten) mit dem Wunsch für ein langes Leben des Kaisers in der Reihenfolge der Rangordnung, dann folgen Akklamationen niederer Ränge an höhere: „Der Kaiser möge euch viele Jahre schenken". Es erfolgt die Platzverteilung am Tisch. Die Speisen nimmt man persönlich in Empfang und kehrt damit zum Tisch zurück, bis zum letzten logothetes gregum (λογοθέτης των άγελών). Die niederen Ränge tragen ihr Essen zur Tür, übergeben es ihren Dienern und verlassen den Saal. Man ißt aus silbernem (Weihnachten aus goldenem) Geschirr. Die Getränke reicht der pincerna (πινκέρνης). Beim Essen unterhält man sich, auch mit dem Kaiser, wenn er einen anredet. Es gibt Spiele und Belustigungen durch Akrobaten oder Sänger. Der Nachtisch wird mit Flaschenzügen von der Decke auf die Tische herabgelassen. Nach dem Essen zieht sich der Kaiser in seine Gemächer zurück; dabei finden erneut Akklamationen der obersten Ränge statt und umgekehrt: Der Kaiser akklamiert an die Würdenträger; dann erfolgen Akklamationen der barhäuptigen Knaben, die mit dem Kaiser verwandt sind. Zu wichtigen Festen, z.B. Weihnachten, werden auch Arme eingeladen, denen man ,Essensmarken' austeilt. Beim Mahl im ,19-Tische-Saal' (Decanneacubita) sitzen 12 Senatoren (gemäß den Aposteln), die - wie an hellenistischen Höfen - .Freunde' (φίλοι) heißen, in unmittelbarer Nähe des Kaisers. 153 Die Zahl der Eingeladenen, zu denen neben Funktionären, Gesandten, den genannten Senatoren und ,Armen' und den Vertretern der Demen (,Grüne' und ,Blaue') je nach Feiertag auch der Patriarch, alle in Konstantinopel sich aufhaltenden Metropoliten, Presbyter der .Großen Kirche' sowie die Leiter der Klöster und karitativen Einrichtungen der Hauptstadt gehören konnten, betrug zuweilen über 200 Personen. Die Einladungen spiegeln weitgehend die Gesamtgesellschaft wider. Es scheint allerdings der .Mittelstand' zu fehlen, d. h. Handwerker, Händler und Bauern. Diese könnten allerdings durch die Demenvertreter repräsentiert sein. Eine weitere wichtige administrative Funktion im Palast ist die von Theophilos und Liutprand beschriebene Geldverteilung durch den Kaiser selbst an die hohen Würdenträger donnerstags bis samstags in der Woche vor Palmsonntag, an den Brumalia, am Krönungstag und am dies imperii.154
150 151 152 153 154
Vgl. Anm. 14. Vgl. Anm. 4. Vgl. Anm. 135. Vgl. Anm. 109. Dazu ist aufschlußreich das Kapitel 53 des Kletorologion und wiederum Liutprand antap. 6,10.
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3. Die bildungspolitischen und sozialen Funktionen des Hofes Die bildungspolitischen und sozialen Funktionen des Hofes sind eng mit der Hauptstadt verknüpft. Am Hof wurden die kaiserlichen Kinder, besonders die Prinzen, erzogen, z.T. mit Kindern anderer vornehmer Familien. Man holte dazu Lehrer aus der Stadt in den Palast, oder die Kinder besuchten den Schulbetrieb in der Stadt. Für beides gibt es Belege. 155 Diese Art der Ausbildung wurde unter der Bezeichnung cubiculum von Theoderich in Ravenna oder vom römischen Bischof übernommen. 156 Der Palast ist also auch Ausbildungsstätte für eine gesamtgesellschaftlich wichtige Elite. Ferner sind hier die schon genannten Armenspeisungen zu nennen, die, neben der christlichen caritas, auch Ausdruck vorchristlicher kaiserlicher liberalitas und largitas sind und zur Herrscherideologie schon der antiken Hochkulturen gehörten. 157 Diese karitative Verpflichtung erstreckte sich aber auch permanent auf die Bevölkerung Konstantinopels, nicht zuletzt um Unruhen in der Residenzstadt zu vermeiden. Schon ab dem 18.5.332 gab es eine regelmäßige Brotverteilung. In die Verteilung einbezogen waren übrigens neben Armen auch die scholae (CTh 14,17,8-12), ein deutlicher Hinweis auf den Zusammenhang von Stadt und Palast, auch bezüglich der Versorgungskapazitäten. 158 Die Verteilung geschah z.T. durch die Kirchen und betrug angeblich 80000 Brote pro Tag. 159 In diesen Zusammenhang gehört auch die schon bei den Baumaßnahmen genannte Fürsorge für das Leben in der Hauptstadt: Herbergen für Fremde, Laien wie Kleriker, Errichtung von Kranken-, Waisenund Findelhäusern sowie die Einrichtung einer speziellen ,Hauptstadtpolizei', 160 weil die Anziehungskraft der festen Zentrale auch die Kriminalität in Konstantinopel ansteigen ließ. Weiterhin ist hier der Ausbau der Residenzstadt als Bildungszentrum zu nennen. Stadtlob war Herrscherlob, Kulturförderung galt spätestens seit dem Hellenismus als traditionelle kaiserliche Verpflichtung, die für Konstantinopel ab den Konstantinsöhnen greifbar wird: Constantius II. stiftete das scriptorium (Them. or. 4,61b), Julian vermachte der Stadt seine Bibliothek (Zos. 3,11,3), Valens stellte sieben antiquarii an (CTh 14,9,2), und unter Theodosius II. wurden i.J. 425 31 Professuren eingerichtet und Gebäude bereitgestellt (CTh 14,9,3; 15,1,53). Der Kaiser behielt sich ein Mitspracherecht bei der Besetzung vor, manchmal genehmigte er auch zusätzliche Professuren im Zusammenwirken mit dem Senat. Besondere Beispiele dafür sind Libanius und Themistius. Aus dem Kreis dieser öffentlichen Lehrer kamen auch häufig die ,Prinzenerzieher', die oft durch Kleriker ergänzt wurden. 161
155 Ygi Schlange-Schöningen, Kaisertum (wie Anm. 40) 46-64. 156 157
158 159 160 161
Vgl. Cassiod. var. 4,4; 8,21. Für Rom vgl. Hans Kloft, Liberalitas Principis. Herkunft und Bedeutung. Studien zur Prinzipatsideologie, Köln, Wien 1970; zur .christlichen' Zeit ab Konstantin ebd. 170-177. S. o. S. 28, Anm. 81. CJ 1,2,14, pr; Novell. Iust. 7,1; Socr. h. e. 2,13; CTh 14,16,2; 17,14; CJ 11,25,2. S . o . S. 33. Dazu insgesamt die Arbeit von Schlange-Schöningen, Kaisertum (wie Anm. 40). Schreiner, Aspekte (wie Anm. 1) 19 weist auf den eigenen literarischen Beitrag mancher byzantinischer Kaiser zur , Hofkultur' und auf ein eigenes , Hoftheater' innerhalb des Palastes hin.
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Wenn Justinian in der Constitutio
Omnem
(§ 7) den Rechtsunterricht nur noch auf Rom,
Beirut und Konstantinopel beschränkte, war dies auch ein Schritt, Wissenschaft in der Hauptstadt zu konzentrieren und zu fördern, damit aber auch besser zu kontrollieren. 162
VI. Ausblick: Der Einfluß des byzantinischen Hofes auf andere Herrschaftszentren Es dürfte kaum verwundern, daß das byzantinische Konzept von ,Hof' Vorbildcharakter für andere Herrschaftszentren hatte. Dies gilt sowohl für den weltlichen wie den kirchlichen Bereich. Wir finden die Übernahme einzelner Titulaturen, ganzer Organisationsformen sowie bestimmter Architekturformen z. B. bei den Merowingern (Trier, Arles), bei dem ostgotischen Hof Theoderichs in Ravenna, beim Patriarchen von Konstantinopel und an der päpstlichen Kurie in Rom. 1 6 3 Insbesondere im letzteren Fall ist der Vorbildcharakter Konstantinopels bezüglich der Organisation und Begrifflichkeit offensichtlich. Schon die Bezeichnung des römischen Bischofssitzes als palatium des Bischofs: primicerius micerius
sacri palatii
Lateranense notariorum
Lateranensis,
zeigt dies; ähnlich die Titulatur des Stellvertreters oder primicerias
sanctae
romanae
ecclesiae
wann auch immer solche Termini aufkamen.
oder pri164
Dieser
bischöfliche römische ,Hofstaat' stand zunächst in Konkurrenz zum römischen Stadtpräfekten. 1 6 5 Nach der Zurückdrängung des praefectus
urbi unter der Herrschaft Theoderichs
scheint dann die Kurie in Form der sieben iudices palatini nensis 162
bzw. indices sacri palatii
eine Byzanz nachgebildete Beamtenorganisation entwickelt zu haben:
Lateraprimicerius
Vgl. Liebeschuetz, Hochschule (wie Anm. 78) 878, 890; die Rechtsschule in Beirut bestand zudem nicht lange. Nach dem Erdbeben von 551 wurde das Gebäude nicht wieder aufgebaut, Rechtslehrer kehrten erst nach längerer Zeit wieder hierhin zurück; die wiederaufgebaute Stadt war nicht mehr die ,alte': Agath. 2,15,3f., Liebeschuetz, S. 890f. 163 Zur Architektur vgl. Swoboda, Paläste (wie Anm. 54) 303, 309: Den Thronsaal als Kuppelbau gibt es auch im Islam, und auch die Pfalzkapelle in Aachen hat den justinianischen Kuppelbau als Vorbild. Zu den Titulaturen vgl. Castritius, Palatium (wie Anm. 13) 60ff.: Der Hofstaat der Merowinger in Trier und Arles zeigt viele begriffliche Übereinstimmungen mit Rom und Konstantinopel; palatium bedeutete bei den Merowingern z. B. immer auch Hof und Gerichts Versammlung. Der cubicularius war im 6. Jahrhundert ein wichtiges Hofamt. Allerdings gab es auch andere Titel und teilweise einen anderen organisatorischen Aufbau, so daß wir es hier nicht mit einer reinen Kopie zu tun haben. Es gab allerdings keine feste einzelne Residenz. Insgesamt residierten die Merowinger nur selten in den alten großen Palästen, vgl. dazu auch Brühl, Palatium (wie Anm. 6). Zum Hof Theoderichs im Spiegel der Variae Cassiodors vgl. Beat Meyer-Flügel, Das Bild der ostgotischrömischen Gesellschaft bei Cassiodor. Leben und Ethik von Römern und Germanen in Italien nach dem Ende des Weströmischen Reiches, Bern u. a. 1992, 425-429; 449 f. zum curator palatii. 164 Vgl. den Liber Pontificalis zu Julius (337/52) 1,75 (Mommsen = 1,205 Duchesne). Die Hauptquelle ist allerdings die erst um 1000 entstandene Graphia Aureae Urbis Romae. Der Liber Pontificalis darf für die Frühzeit bis zum 6. Jahrhundert nur mit Vorsicht herangezogen werden. Hier kommt es aber nicht so sehr auf die genaue chronologische Entwicklung an, sondern mehr auf die längerfristigen Wirkungen des byzantinischen Hofes. 165 Nach Amm. 27,3 wetteiferte die päpstliche Tafel mit der des Präfekten in Rom.
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(notariorum), secundicerius (notariorum), nomenclátor, arcarius, saccellarius, primicerius defensorum, secundicerius defensorum. Dies entsprach ungefähr den sieben comités palatii am Kaiserhof: praepositus sacri cubiculi, magister sacri palatii (der frühere magister officiorum), quaestor sacri palatii, comes sacrarum largitionum, comes rei privatae und die zwei comités domesticorum. Der vicedominus des Papstes hat seine weltliche Parallele im comes castrensis, der vestiarius im weltlichen comes vestium. Die päpstlichen cubicularii bildeten eine Schule für Adelssöhne zur Vorbereitung auf den geistlichen Beruf. Die Entstehung ist unklar. Nach dem Liber Pontificalis soll bereits Gregor d. Gr. eine Reform der cubicularii vorgenommen haben, indem er alle weltlichen Amtsträger durch Kleriker im cubiculum ersetzte. 166 Ähnlich finden wir spätestens ab dem 11. Jahrhundert beim Patriarchen von Konstantinopel die (ursprünglich fünf) Exokatakölen (έξωκατάκοιλοι), die ebenfalls dem weltlichen Hof nachgebildet waren, nämlich: magnus oeconomus, sacellarius, thesaurarius, chartophylax, defensor, dazu den praefectus sacelli und, als Leiter, den archidiaconus.167 In der weiteren Entwicklung von ,Hofkultur' bis in die frühe Neuzeit läßt sich sogar ein eigener „byzantinischer Typ" (neben einem „osmanischen" und „europäischen") ausmachen. Es sind insbesondere die Herrschaftszentren Thessaloniki, Trapezunt, Mistras, Jannina und Arta, die unmittelbar vom Hof Konstantinopels beeinflußt waren. 168
VII. Schlußbemerkungen Der Kaiserhof in Konstantinopel entwickelte sich bis zum 5. Jahrhundert als der dominierende ,Hof' des Mittelmeerraumes schlechthin und ohne wirkliche ,Konkurrenz'. Wesentliche Bedingungen dafür waren die Verbindung von Residenz und Hauptstadt und der (fast) permanente dortige Aufenthalt der Kaiser nach Theodosius I. Der Begriff ,Hof' umfaßt dabei mehrere Palastgebäude mit dem Zentrum des ,Großen Palastes', der in baulicher Verbindung zur ,Großen Kirche' (Hagia Sophia), zur Kurie und zum Hippodrom stand, und spiegelt damit die Kaiseridee wider: Der Kaiser von Gottes Gnaden versucht, die Herrschaft Gottes auf Erden mit Hilfe der (zivilen und militärischen) .Beamten', der Kirche und des Senates im Volk umzusetzen. Daraus ergeben sich verschiedene Funktionen des Palastes: Er
166
Zur Entwicklung der römischen Kurie ist immer noch lesenswert die Arbeit von Sigmund Keller, Die sieben römischen Pfalzrichter im byzantinischen Zeitalter, (Kirchenrechtliche Abhandlungen 12) Stuttgart 1904 (ND Amsterdam 1962); zur Reform Gregors ebd. 81: Gregor habe keine ,Hofbeamten' mehr haben wollen, sondern nur noch .Verwaltungsbeamte' in einem spartanischen Hofstaat und ohne Konkurrenzsituation; vgl. ferner Hans E. Feine, Kirchliche Rechtsgeschichte. Die Katholische Kirche, 5. Aufl., Köln, Graz 1972, § 28, IV: Die römische Kurie (mit. Lit.). 167 Ygi dazu Emil Herman, The Secular Church, in: J. M. Hussey (Hg.), The Byzantine Empire, Bd. 2: Government, Church and Civilisation, (The Cambridge Medieval History 4) Cambridge 1967, 13-116.
168
Zur Typologie der höfischen Kultur vgl. Reinhard Lauer, in: Lauer, Majer, Höfische Kultur (wie Anm. 1) 4 0 6 - 4 1 2 . Zum Einfluß Konstantinopels auf die Höfe der Folgezeit vgl. Peter Schreiner, Neue höfische Zentren im Byzantinischen Reich, ebd. 4 2 - 5 5 .
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ist kaiserliche Privatwohnung (mit getrenntem Bereich für die Kaiserin), Ort des religiösen Kaiserzeremoniells und der kaiserlichen Repräsentation innerhalb des Palastes, im kirchlichen Umfeld außerhalb des Palastes und in der politisch-weltlichen Öffentlichkeit des Hippodroms, dazu Sitz der zentralen Reichsverwaltung mit administrativer und jurisdiktioneller letztinstanzlicher Entscheidung. Die zentralen täglichen Ereignisse am Hof waren das Zeremoniell nach dem christlichen Festkalender und das kaiserliche Mahl. Beides sind Veranstaltungen, die in gewisser Weise die Gesamtheit des Reiches in den Palast hineinholen, also nicht Funktionen eines nach außen hermetisch abgeschotteten Regenten. Dabei repräsentierte der Teilnehmerkreis mehr oder weniger die Gesamtgesellschaft, d.h. die Kirche, den Senat, die militia, das ,Volk' (Vertreter von ,Grünen' und ,Blauen', aber auch Arme) sowie das .Ausland' (Gesandte). Rangverleihungen und Beförderungen fanden in diesem Rahmen statt, den Aloys Winterling sehr treffend als eine Art ,Festgesellschaft' (in Abgrenzung von einer .Behörde') beschrieben hat. 169 Insofern war auch der spätantike Hof ein Ort gesamtgesellschaftlicher Rangmanifestationen. Aus der Verwaltungsorganisation, die an ihrer Spitze unterhalb des Kaisers nicht hierarchisch, sondern kollegial verfaßt war, 1 7 0 ergaben sich Interaktionsräume vielfältiger Art, die nicht in sich überschneidenden und damit konkurrierenden, sondern in fehlenden, nicht geregelten Kompetenzen lagen. 171 Die letzte Instanz blieb dann immer nur der Kaiser, dessen ,Gunst' das erstrebenswerte Ziel des Hof- und Staatsdienstes wurde. Dies entspricht fundamentalen Strukturen von antiken, mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Höfen überhaupt, wie sie von Aloys Winterling idealtypisch beschrieben wurden: 1 7 2 Es entstehen spezielle, sehr labile Hofhierarchien, Rivalitäten, Opportunismus, Schmeicheleien und ,Korruption', unaufrichtige Kommunikation u.a., die den Herrscher selbst bzw. sein Wohlwollen zum Organisationszweck werden lassen. Insofern der Kaiser jederzeit (theoretisch) Herr über die Organisation und damit über die Verteilung der Ressourcen war, lagen hier auch Ansatzpunkte für spezifische gesellschaftliche .Mobilität': Kaisergunst konnte systemimmanent wie informell alles möglich machen. Allerdings gelten für die Spätantike einige Besonderheiten, die tendenziell dieser Entwicklung gegensteuerten: Die Nähe zum Kaiser, der Aufenthalt am Hof brachten keine eigenständige Rangordnung hervor, sondern kaiserliche Gunst (z.B. als comes) wurde in ein traditionelles, ,stadtstaatlich-republikanisch-senatorisches'
Rangsystem reichsweit einge-
bunden. Das Kaiserzeremoniell war auf ,Entpersonalisierung' angelegt, war eine religiöse und politische Kulthandlung, bei der die Person des Kaisers als Individuum zurücktrat. Der Sogeffekt der Hauptstadt und damit des Hofes wurde durch Stärkung der Provinzverwaltung bekämpft, aber auch durch Verbote, grundlos nach Konstantinopel zu kommen. Verwaltung und Rechtsprechung sollten, so Justinian, nach formalisierten Vorschriften und Gesetzen 169 170 171 172
Winterling, „Hof (wie Anm. 10) 15. S.o.S. 31. Vgl. Anm. 100. Winterling, „Hof (wie Anm. 10).
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stattfinden und nicht nach Kaisergunst. Exemplarisch sei dazu nur Novelle 126, pr. 1 v. J. 546 genannt. Darin verbietet der Kaiser, daß bei Appellationsprozessen am Kaiserhof die Prozeßparteien, ihre Anwälte und die Gerichtsdiener Kleidung und Schuhwerk wie bei einer Kaiseraudienz tragen und entsprechende Redeweisen verwenden. Justinian beklagt ferner, daß die Richter, in diesem Fall der quaestor und der praefectus praetorio mit ihren Büros, sich bei der Prozeßführung und der Urteilsfindung so verhalten, als sei immer der Kaiser selbst anwesend, statt aus eigener Amtsvollmacht aufgrund der Gesetze Urteile zu fällen. Eine solche falsch verstandene Art der Rücksichtnahme auf den Kaiser wird künftig als crimen laesae maiestatis (το της καθοσιώσεως έγκλημα) bestraft. Welchen Stellenwert die Kaisergunst aber tatsächlich hatte, läßt sich an einem Bericht Augustins in seinen confessiones ablesen, der sich zwar auf frühere Verhältnisse im Westen (Trier) bezieht, der aber direkt auf Konstantinopel übertragbar sein dürfte: Bei einem nachmittäglichen Zirkusbesuch des Kaisers in Trier lernen zwei agentes in rebus, die unterdessen Spazierengehen, von Christen die Lebensgeschichte des Einsiedlers Antonius kennen und zweifeln jetzt an der Sinnhaftigkeit ihres bisherigen Lebens: „Sage mir", spricht der eine zum anderen, „was soll eigentlich das Ziel all unserer Mühen und Anstrengungen sein? Was suchen wir? Warum sind wir überhaupt im .Staatsdienst' (militia)? Kann es für uns am Hof eine größere Hoffnung geben als ,Freunde des Kaisers' zu werden? Und wie unsicher ist das und wieviele Gefahren drohen uns dabei? Und folgt nicht jeder bestandenen Gefahr eine größere neue? Und wann werden wir am Ziel sein? Ein ,Freund Gottes' aber werde ich, wenn ich will, sofort und auf der Stelle." 173 Wenn man allerdings nicht vor der Alternative ,Gottesfreund' oder ,Kaiserfreund' steht und beides als vielleicht doch miteinander vereinbar ansieht, dürfte auch diese Geschichte den tatsächlich überragenden Stellenwert des ,Hofes' gerade in dem Versuch, ihn zu relativieren, hinreichend deutlich machen. Unter den .weltlichen' Diensten war er der konkurrenzlos höchste, bildete er doch selbst eine Art .Gottesdienst'. 174
,7 1
- Aug. conf. 8,6,15: die, quaeso te, omnibus istis laboribus nostris quo amhimus pervenire? Quid quaerimus? Cuius rei causa militamus? Maiorne esse poterit spes nostra in palatio quam ut amici imperatoris simus? Et ibi quid non fragile plenumque periculis? Et per quot pericula pervenitur ad grandius periculum? Et quando istuc erit? Amicus autem Dei, si voluero, ecce nunc fio. Der größere Z u s a m m e n h a n g der Stelle ist wichtig f ü r die Entwicklung des abendländischen Mönchtums und speziell f ü r die Geschichte Triers, vgl. dazu Heinz Heinen, Frühchristliches Trier. Von den A n f ä n g e n bis zur Völkerwanderung, Trier 1996, 117-128.
174
Noethlichs, H o f b e a m t e r (wie Anm. 8 1 ) 1 1 1 5 .
Der oberste Hofeunuch. Die politische Effizienz eines gesellschaftlich Diskriminierten1 Von Helga Schölten
Der „von Eunuchen beherrschte Kaiser" 2 wird in der spätantiken Überlieferung nahezu zum Topos. Die Empörung über die Diskrepanz zwischen der politisch einflußreichen Position und dem Eunuchentum des praepositus
sacri cubiculi,
das ihn eigentlich, aufgrund der herr-
schenden Wertvorstellungen, in die Rolle eines gesellschaftlichen Außenseiters verdrängen müßte, 3 wird darin laut. Als oberster Kammerherr hielt er sich in unmittelbarer Nähe des Kaisers auf, gehörte somit zum „engen H o f ' 4 und verfügte über eine große Vertrauens-
' Der Beitrag stützt sich weitgehend auf die Ergebnisse meiner Dissertation, auf welche ich im einzelnen verweisen werde: Helga Schölten, Der Eunuch in Kaisernähe. Zur politischen und sozialen Bedeutung des praepositus sacri cubiculi im 4. und 5. Jahrhundert n.Chr., (Prismata Bd. 5) Frankfurt am Main 1995. 2 Zos. 4,28,2; Lib. or. 18,152,9. 3 Den praepositus sacri cubiculi grundsätzlich als einen Außenseiter zu bezeichnen (so z. B. bei Dirk Schlinkert, Der Hofeunuch in der Spätantike: Ein gefährlicher Außenseiter?, Hermes 122, 1994, 342-359), übersieht seine im Verlauf des ausgehenden 4. Jahrhunderts durchaus anerkannte Position innerhalb des hierarchischen Herrschaftsgefüges. Im Sinne einer Sozialhierarchie, gemessen an den gesellschaftlichen Nonnen, rangiert der psc aufgrund seines Kastratentums auf der unteren Ebene der Sozialordnung (Zur Definition des Begriffes „Außenseiter" vgl. Schlinkert, Der Hofeunuch, 343 Anm. 3; Ingomar Weiler, Soziale Randgruppen in der antiken Welt, Einführung und wissenschaftsgeschichtliche Aspekte. Ausgewählte Literatur zur historischen Randgruppenforschung, in: ders., Herbert Graßl (Hg.), Soziale Randgruppen, Außenseiter der Antike, Referate zum Symposion „Soziale Randgruppen und antike Sozialpolitik" in Graz [21. bis 23. Sept. 1987], Graz 1988, 18). Im besonderen Fall des praepositus sacri cubiculi möchte ich, in Anbetracht seiner gesellschaftlichen Stellung, präziser von einem sozialen Außenseiter sprechen, um den Kontrast zwischen politischer Dominanz und sozialer Diskriminierung nicht zu verwischen. Diese Problematik wird unten eingehender erörtert. Weitere Literatur zum praepositus sacri cubiculi: Keith Hopkins, Eunuchs in Politics in the Later Roman Empire, PCPhS 189, N.S. 9, 1963, 62-80 (jetzt in: ders., Conquerors and Slaves. Sociological Studies in Roman History, Cambridge 1978, Bd. 1, 172-196); Peter Guyot, Eunuchen als Sklaven und Freigelassene in der griechisch-römischen Antike, Stuttgart 1980; Karl L. Noethlichs, Hofbeamter, RAC 15, 1991, 1111-1158; Dirk Schlinkert, Vom Haus zum Hof. Aspekte höfischer Herrschaft in der Spätantike, Klio 78, 1996, 538-542. 4
Vgl. Aloys Winterling, „Hof". Versuch einer idealtypischen Bestimmung anhand der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Geschichte, in: ders. (Hg.), Zwischen „Haus" und „Staat". Antike Höfe im Vergleich, (HZ Beiheft 23) München 1997, 11-25, 15.
52
Helga
Schölten
position. Diese einflußreiche Position des praepositus kann nicht allein aus der Persönlichkeit des Amtsinhabers oder der des Kaisers erklärt werden, wie es uns ζ. T. die Quellen mit ihren polemisch gefärbten Äußerungen Glauben machen wollen, sondern nur durch eine Betrachtung der Institution, der institutio spadonum, wie Ambrosius sie nennt. 5 Neben dem formalen Amtsbereich eines obersten Kammerherrn, der sich aufgrund der fehlenden Seiten in der Notitia Dignitatum nur schwer und nur teilweise durch den Codex Theodosianus und den Codex Iustinianus rekonstruieren läßt, kommt seinem informalen Wirken innerhalb des klar hierarchisch organisierten Systems die entscheidende politische Bedeutung zu. Die Titel praepositus sacri cubiculi oder την ήγεμονίαν πάντων των βασιλικών ειχε κοιτώνων 6 bezeichnen sein formales Tätigkeitsfeld, den innersten Palastbezirk. 7 Als „Schützer des cubiculum",8 in dem das Hofzeremoniell den Kaiser abschirmte, kontrollierte der praepositus den „informalen Zugang". 9 Die folgende Definition des Begriffspaares „formal" und „informal" dient der präziseren terminologischen Erfassung der Funktionen und Kompetenzen des praepositus.1() Ohne den persönlichen Charakter, das Individuelle eines Amtsinhabers zu berücksichtigen, sind in der formalen Sozialstruktur einer Organisation die sozialen Positionen und ihre Beziehungen zueinander klar festgelegt. Eine bürokratische Organisation bedient sich dieser formalen Strukturen zur Realisierung ihrer Ziele, wobei beim Auftreten informaler Strukturen scheinbar Gefahr droht." Diese informalen Sozialstrukturen, in denen auch die verschiedenen Charaktere der Inhaber einer Position an Bedeutung gewinnen, weichen von der offiziellen Amtshierarchie ab. Dienstvergehen und Korruption auf mittlerer oder unterer Verwaltungs-
5 6 7
8
9
10
11
Ambr. hex. 5,68. Zos. 5,9,2. So auch Noethlichs, Hofbeamter (wie Anm. 3) 1125, 1128; Noethlichs' Unterscheidung der Funktionsbereiche der Hofbeamten in einen inneren und einen äußeren Bezirk ist durchaus treffend, da er sich auf die formale Amtsbefugnis bezieht; die Kritik Schlinkerts an dieser Grenzziehung bleibt daher unklar (Schlinkert, Der Hofeunuch [wie Anm. 3] 347 Anm. 12). Cubiculum meint mehr als nur das Schlafzimmer. Der Terminus bezieht sich auf den inneren Palastbereich. Die cubicularii sind für die persönlichen Bedürfnisse des Kaisers und der Kaiserin zuständig, unterstehen aber nicht alle dem psc. Vgl. Schölten, Der Eunuch in Kaisernähe (wie Anm. 1) 5 3 - 7 4 . Vgl. Karl L. Noethlichs, Strukturen und Funktionen des spätantiken Kaiserhofes, in diesem Band S. 19. Literatur findet sich bei den Betriebs- und Organisationssoziologen, etwa: Niklas Luhmann, Funktionen und Folgen formaler Organisation, 2. Aufl., Berlin 1972; René König, Fischer-Lexikon Soziologie, 4. Aufl., Frankfurt am Main 1973; Amitai Etzioni, Soziologie der Organisation, 4. Aufl., München 1973; Dietmar K. Pfeiffer, Organisationssoziologie, Stuttgart 1976; Delbert C. Miller, William H. Form, Industrial Sociology. Work in Organization Life, 3. Aufl., N e w York 1980; William R. Scott, Organizations. Rational, Natural, and Open Systems, 3. Aufl., New Jersey 1992. Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, 5. Aufl., Tübingen 1976, 565; Scott, Organizations (wie Anm. 10) 18.
53
Der oberste Hofeunuch
ebene lassen sich dadurch erklären, 12 sie können sich aber auch durchaus produktiv, im Dienste des Systems auswirken. 13 Der kaiserliche Hof kann im Hinblick auf seine Verwaltungsorganisation, in welcher die Hofbeamten durch ihre Amts- und Rangbezeichnungen klar eingebunden
sind,
im weiten
Sinne
als bürokratische
Organisation
bezeichnet
werden. 1 4 Der „informale Kanal" zwischen Kaiser und Außenwelt, sowohl v o m Herrscher als auch von seinem Kammerherrn genutzt, stellt das Haupttätigkeitsgebiet des praepositus cubiculi
sacri
dar und damit auch die Thematik dieses Beitrages. Dieser W e g unter Umgehung
der Instanzen bestand neben den offiziellen, rechtlich reglementierten Organisationsstrukturen und diente als Herrschaftsinstrument besonderer Art. Die Art und Weise der Nutzung dieses Weges in einem autokratischen System sei an einigen Beispielen erläutert, um der realen Macht- und Einflußsphäre des psc näher zu kommen.
I. Zur Kontrolle des informalen Zugangs zum Kaiser durch den praepositus sacri cubiculi Eine Audienz beim Kaiser im consistorium officiorum.15
vermittelte von Amts wegen der
magister
Mit Hilfe seines Beamtenstabes leitete er den Empfang in- und ausländischer
Gesandtschaften. Neben diesem formalen Instanzenzug bestand die Möglichkeit, über den
12
13
14
15
Vgl. Karl L. Noethlichs, Beamtentum und Dienstvergehen. Zur Staatsverwaltung in der Spätantike, Wiesbaden 1981, 12f. Luhmann, Formale Organisation (wie Anm. 10) 304-314; Noethlichs, Beamtentum (wie Anm. 12) 12. Thomas Ellwein (Einführung in die Regierungs- und Verwaltungslehre, Stuttgart 1966, 103) erläutert, daß z.B. informale Telefonabsprachen zwischen Sachbearbeitern als eine wichtige systemimmanente Möglichkeit betrachtet werden müssen, zu Ergebnissen zu gelangen. Ich schließe mich der Definition Migls an (Joachim Migl, Die Ordnung der Ämter. Prätorianerpräfektur und Vikariat in der Regionalverwaltung des Römischen Reiches von Konstantin bis zur Valentinianischen Dynastie, Frankfurt am Main 1994, 31). Auch die Verwendung des Begriffes „Beamter" ist durchaus legitim (so Noethlichs, Hofbeamter [wie Anm. 3] 1116), erhält doch z.B. der Kandidat bei Dienstantritt eine Urkunde und leistet einen Amtseid. Vgl. Noethlichs, in diesem Band S. 32f. Vgl. Noethlichs, in diesem Band S. 30f.; Manfred Clauss, Der magister officiorum in der Spätantike (4.-6. Jahrhundert). Das Amt und sein Einfluß auf die kaiserliche Politik, München 1980, 63-72; Rudolf Helm, Untersuchungen über den auswärtigen diplomatischen Verkehr des römischen Reiches im Zeitalter der Spätantike, Archiv für Urkundenforschung 12, 1932, 375-436. Erst das Werk des Constantinus VII. Porphyrogennetus aus dem 10. Jahrhundert, „De caeremoniis aulae Byzantinae", beschreibt ausführlich das Empfangszeremoniell am kaiserlichen Hof. Vgl. die für unsere Fragestellung grundlegenden Kapitel I 87, 89; Iohannes Karayannopulos, Günter Weiß, Quellenkunde zur Geschichte von Byzanz (324-1453), 2 Bde., Wiesbaden 1982, Bd. 1, 392 Nr. 314; Averil Cameron, The Construction of Court Ritual: the Byzantine „Book of Ceremonies", in: David Cannadine, Simon Price (Hg.), Rituals of Royalty. Power and Ceremonial in Traditional Societies, Cambridge 1988, 118 f.; dazu auch A. M. Schneider, Das byzantinische Zeremoniell und der alte Orient, Jahrbuch für Kleinasiatische Forschungen 2, 1952, 154.
54
Helga Schölten
psc zum Kaiser zu gelangen. Einen instruktiven Eindruck von dieser Struktur gibt der Brief des Bischofs Ambrosius von Mailand an Kaiser Valentinian II. aus dem Jahre 386. 16 Ambrosius berichtet in diesem Schreiben über seinen Auftrag, von dem Usurpator Maximus die Herausgabe des Leichnams Gratians zu fordern. Magnus Maximus hatte sich bereits im Jahre 383 in Britannien zum Herrscher ausrufen lassen. Bei seinem Versuch, die Erhebung niederzuschlagen, wurde Kaiser Gratian noch im August des gleichen Jahres von einem Heermeister des Maximus bei Lyon ermordet. 1 7 Der Usurpator bezog die Residenz in Trier. Ambrosius beabsichtigte, den langen Weg durch die Büros zu umgehen. Der namentlich nicht bekannte psc des Usurpators Maximus verweigerte jedoch dem Bischof ein „Gespräch unter vier Augen". 1 8 Agierte der psc in diesem Fall ex officio, indem er die Zulassung zum Kaiser unter Umgehung der Instanzen kontrollierte, und wie grenzten sich diese Kompetenzen von denen des mag. o f f . ab? Dem Zeremonienbuch des Constantinus Porphyrogennetus zufolge kam auch dem praepositus
eine Funktion im byzantinischen Empfangszeremoniell zu. 19 Die Gesand-
ten hielten sich in der Regel ca. drei Tage am Hof auf, bis sie dem mag. o f f . ihr Anliegen vortragen konnten und dieser es weiterleitete. Der praepositus letzter Instanz aus einem Vorraum, dem anteconsistorium,
entließ sie schließlich in
ins magnumconsistorium.
Keith
Hopkins spricht von einem „formalized right of controlling audiences" und erwähnt die Begegnung des Ambrosius mit dem psc des Maximus in diesem Zusammenhang. 2 0 Der Brief des Ambrosius belegt meiner Ansicht nach, daß es neben dem oben beschriebenen offiziellen Zugang einen weiteren Weg gab, zum Herrscher vorgelassen zu werden. Der Bischof schildert seinen Empfang in Trier wie folgt: Cum pervenissem stridie processi adpalatium.
Egressus est ad me vir Gallicanus, praepositus
Treviros,
chus regius. Poposci adeundi copiam. Quaesivit num rescriptum haberem clementiae Respondí
haberi. Rettulit
morem sacerdotalem,
non posse
me nisi in consistorio
po-
cubiculi, eunutuae.
videri. Dixi non esse hunc
certe esse aliqua, de quibus serio deberem cum suo principe
confa-
bularía
16
17 18 19
20 21
John F. Matthews (Western Aristocracies and Imperial Court 364-425, Oxford 1975, 180 Anm. 6), Joachim Ziegler (Zur religiösen Haltung der Gegenkaiser im 4. Jh. n.Chr., Kallmünz 1970, 80 Anm. 432) und die PLRE (I, 586) datieren die Reise des Ambrosius in das Jahr 385. Guyot (Eunuchen [wie Anm. 3] 233) verlegt sie ohne Kommentar in das Jahr 387. Der Brief an Valentinian II. gehört in das Jahr 386; die Gesandtschaft des Ambrosius fand vorher statt, der genaue Zeitpunkt bleibt ungewiß. Vgl. Anthony R. Birley, Magnus Maximus and the Persecution of Heresy, Bulletin of the John Rylands University Library of Manchester 66, 1983, 31. Vgl. Alexander Demandt, Die Spätantike, München 1989, 129. Ambr. ep. 24. Constant. Porph. caer. aul. Byz. 1,87. Diese späte Quelle enthält laut einer Untersuchung Camerons (The Construction of Court Ritual [wie Anm. 15] 118 f.) auch traditionelle Elemente und wird hier unter Vorbehalten hinzugezogen. Das Zeremonienbuch gilt nach wie vor als Hauptquelle für das byzantinische Zeremoniell. Hopkins, Eunuchs (wie Anm. 3) 66. Ambr. ep. 24; vgl. Matthews, Western Aristocracies (wie Anm. 16) 176.
Der oberste
Hofeunuch
55
Ein Aktivwerden des für die „Innen-Außen-Beziehungen" zuständigen magister officiorum22 und seiner Untergebenen findet bei Ambrosius keine Erwähnung, ist jedoch anzunehmen. Seine Anwesenheit in Trier konnte nicht unbemerkt geblieben sein. Die im Zeremonienbuch beschriebenen Empfangsriten vorausgesetzt, wartete der Bischof nicht darauf, sein Anliegen dem mag. o f f . vorzutragen. Gleich am Tag nach seiner Ankunft sei er zum palatium gegangen, wo ihm der praepositus cubiculi,23 ein Gallier, entgegengetreten sei. Auf die Bitte des Ambrosius, direkt zum Herrscher vorgelassen zu werden, habe er ihn auf den formalen Weg durch die Instanzen bis zur Anhörung im consistorium verwiesen. 24 Ambrosius machte den Eunuchen darauf aufmerksam, daß das bei einem Priester nicht üblich sei und er außerhalb des consistoriums mit Maximus allein sprechen müsse. Er beruft sich absichtlich nicht auf seinen kirchlichen Rang als Bischof. Episcopus bezeichnet bei Ambrosius das Oberhaupt einer Kirche,25 welches die Pflicht hat, zu lehren und diese Lehre zu verteidigen.26 Mit der Verwendung des Begriffes sacerdotalis betont Ambrosius, nicht in seiner Funktion als hoher kirchlicher Würdenträger, sondern als „Seelsorger" zu einem Laien gekommen zu sein, um jenem ins Gewissen zu reden.27 Im consistorium stünde ihm Maximus jedoch im formalisierten Rahmen des Hofzeremoniells gegenüber, welches die Distanz des Herrschers zu seinen Untertanen, seine sakrale Oberhoheit demonstrierte.28 22 23
24
25
26 27 28
Vgl. Noethlichs, in diesem Band S. 30f. Ambr. ep. 24,2. Ambrosius vermied das Epitheton sacer, welches in der zeitgenössischen literarischen Uberlieferung insgesamt fehlt (sacer gehört zur offiziellen Terminologie der Urkunden; vgl. Jesse R. Fears, Gottesgnadentum, RAC 11, 1981, 1153. Eine exemplarische Untersuchung der Termini für den obersten Kammerherren: Schölten, Der Eunuch in Kaisernähe [wie Anm. 1] 12-18), und nannte ihn einen eunuchus regius. Er erkannte Maximus nicht als Augustus an, auch wenn er ihn princeps und imperator nennt (Stephan Elbern, Kirche und Usurpation. Das Verhalten kirchlicher Würdenträger gegenüber illegitimen Herrschern in der Spätantike, RQA 81, 1986, 26). Auch in der im Jahre 392 veröffentlichten Leichenrede für Valentinian II. macht Ambrosius Maximus, der inzwischen von Theodosius I. besiegt worden war, als tyrannischen Usurpator für den Mord an Gratian verantwortlich. Obit. Valent. CSEL 73; vgl. dazu Martin Biermann, Die Leichenreden des Ambrosius von Mailand. Rhetorik, Predigt, Politik, Stuttgart 1995, 165. Vgl. dazu Helm, Diplomatischer Verkehr (wie Anm. 15) 415-422; Clauss, magister officiorum (wie Anm. 15) 63-72. Quare, nisi quia episcopi et presbyteri una ordinatio est? Uterque enim sacerdos est, sed episcopus primus est, ut omnis episcopus presbyter sit, non tarnen omnis presbyter episcopus. Hic enim episcopus est, qui inter presbyteros primus est. (Ambr. Comm. in Ep. Paul, ad Timotheum Primam 3,10, CSEL 81,3). Auch an anderer Stelle differenziert er zwischen Priestern und Bischöfen: Ambr. hex. 6,28. Ambr. virg. 1,1, PL 16, 145,1; Ambr. dign. sacerd. PL 17, 357. Ambr. fid. 5 Prol., PL 16, 552,9. Vgl. dazu auch Anm. 36. Natürlich war das consistorium mehr als nur ein Ort kaiserlicher Repräsentation. Es war, so die Formulierung bei Dirk Schlinkert, Dem Kaiser folgen. Kaiser, Senatsadel und höfische Funktionselite (comités consistoriani) von der „Tetrarchie" Diokletians bis zum Ende der konstantinischen Dynastie, in diesem Band S. 139, „die politische Schaltzentrale der spätantiken Monarchie". Es fanden allerdings nach wie vor Beratungen im kleinen Kreis statt, in denen wichtige Entscheidungen
56
Helga Schölten Zurück zu den Ereignissen in Trier: Der praepositus
besprach sich kurz mit dem Gegen-
kaiser und erhielt für seine Entscheidung eine Bestätigung. 2 9 Eine Aufgabe des obersten Kammerherrn bestand somit darin, den Herrscher nach außen abzuschirmen. Im
consisto-
rium schließlich blieb der Abgesandte Valentinians auf seinem Vorrecht als Priester bestehen; dabei war natürlich auch die nicht erfolgte Anerkennung des Usurpators von Bedeutung. Dies kommt an dieser Stelle schon in der Terminologie zum Ausdruck, wenn vom rex die Rede ist: Diese ursprüngliche lateinische Bezeichnung für einen Tyrannen ist im 4. Jahrhundert zumindest noch negativ vorbelastet, bezieht sich doch in der Historia Augusta und in den Res Gestae Ammians der verwandte Terminus regnum
nur auf eine illegale Herr-
schaft. Bis zum Beginn des 5. Jahrhunderts, bis zu den Schriften des Augustinus und Orosius, hat sich eine Wandlung im Gebrauch des Begriffes regnum vollzogen. Die Studie Suerbaums legt jedoch nahe, daß erst nach Erscheinen der Civitas Dei des Augustinus die Verwendung des Begriffes regnum für das römische Reich allgemein gebräuchlich wurde. Schon bei Orosius ist rex keineswegs mehr negativ belastet, jedoch als Bezeichnung des römischen Kaisers noch ungewöhnlich. 3 0 Auch wenn rex bei Ambrosius nicht unbedingt eine negative Bedeutung haben muß, bezeichnet dieser Terminus vor dem Hintergrund des
29 30
getroffen wurden (vgl. z.B. Amm. 11,21). Consilium bezeichnete eine Beratung an sich, auch im vertrauten Kreis, während es sich bei der Tagung des consistoriums um ein offizielles Gremium handelte. Vgl. Peter B. Weiß, Consistorium und Comités Consistoriani. Untersuchungen zur Hofbeamtenschaft des 4. Jh. n. Chr. auf prosopographischer Grundlage, Würzburg 1975. Ambr. ep. 24,2. Zu Orosius vgl. Werner Suerbaum, Vom antiken zum frühmittelalterlichen Staatsbegriff. Über Verwendung und Bedeutung von res publica, regnum, imperium und status von Cicero bis Jordanie, 2. Aufl., Münster 1970, u.a. 231, 245. Lothar Wickert (Princeps [civitatis], RE 22, 2, 1954, 1998-2296) untersucht den Gebrauch des Begriffes rex vom 2. bis zum 4. Jahrhundert n.Chr. Er kommt schließlich zu folgendem Ergebnis: „Aus den angeführten Zeugnissen geht hervor, daß zwar die Anwendung der mit rex verwandten Wörter auf das Kaisertum im Laufe der Zeit immer mehr zur Gewohnheit wird, daß der Sprachgebrauch jedoch in der Verwendung des Wortes rex selber begreiflicherweise sehr zurückhaltend ist; am ehesten stellt sich das Wort bei Prophezeiungen ein, doch wohl nur deshalb, weil das Wort princeps zum Orakelstil wenig passen würde. .Titular ist die Benennung auch in der griechischen Sprache nie geworden'" (2118). Suerbaum erkennt einen unterschiedlichen Gebrauch des mit rex verwandten Terminus regnum in der Historia Augusta und den Res Gestae Ammians einerseits, in der Civitas Dei des Augustinus und den Historiae adversum paganos des Orosius andererseits. In der Hist. Aug. und bei Ammian (dort finden sich allerdings nur insgesamt zwei Belegstellen: Amm. 14,1,2; 29,1,34) bezieht sich regnum nie auf das römische Reich, sondern stets auf eine illegale Herrschaft. In der christlichen Sondersprache, welche am meisten Tertullian geprägt hatte (Suerbaum, Staatsbegriff, 107), findet der regnum-Bzgñíi unter den Staatstermini die häufigste Verwendung. Regnum und imperium werden synonym und wertneutral gebraucht, wobei die Regierung Gottes stets als regnum bezeichnet wird. Regnum meint bei Tertullian allgemein „Reich", während imperium konkret das römische Reich bezeichnet. Ein ähnlicher Sprachgebrauch ist noch für Augustin zu verzeichnen, der das regnum terrenum dem regnum caelorum gegenüberstellt (Suerbaum, Staatsbegriff, 216f.). Regnum wurde schließlich ein gebräuchlicher Terminus für das römische Reich, ohne zwingend in Verbindung zu einem anderen regnum oder zum rex-Begriff gesetzt zu werden (Suerbaum, Staatsbegriff, 290).
57
Der oberste Hofeunuch
Sprachgebrauchs seiner Zeit folglich kaum einen römischen Kaiser, sondern bestenfalls einen „Herrscher" allgemein. Auf die Amtsbezeichnung praepositus
cubiculi, bei der, wie in der literarisch geformten
Überlieferung insgesamt, das Epitheton sacer fehlt, 31 folgt der erläuternde Einschub eunuchus regius. In diesem zusätzlichen Hinweis auf das Eunuchentum klingt eine negative Beurteilung an. Die ablehnende, distanzierte Haltung des Ambrosius äußert sich auch in seinem Verhalten gleich zu Beginn der Begegnung im consistorium: rio, ingressus sum. Adsurrexit, coeperunt alii ut ascenderem,
Ubi sedit in consisto-
ut osculum daret. Ego inter consistorianos vocare Ule. Respondí
agnoveris? Si enim me agnovisses, non hoc loco
ego: ,Quid oscularis
steti.
Hortari
eum, quem non
videres'?2
Ambrosius blieb demnach zunächst im Kreis der consistoriani
stehen. Maximus hatte
sich sicher dem Zeremoniell entsprechend beim Erscheinen des Bischofs von seinem Thron erhoben, um ihn mit einem Kuß zu begrüßen. Einige consistoriani
ermahnten Ambrosius,
hinaufzugehen. Mit der Verweigerung des Kusses hätte er den ehrenvollen Empfang als Bischof abgelehnt 33 und darüber hinaus ein Sakrileg begangen. 34 Dies bedeutete eine Demütigung des Maximus vor dessen Würdenträgern am zentralen Ort herrschaftlicher Repräsentation. In der oben erläuterten Rolle als Priester beabsichtigte Ambrosius mit dem Christen Maximus zu sprechen. 35 More sacerdotali
müßte der Usurpator ihn allein empfangen. 36 Auf
31
Vgl. Anm. 23. Möglicherweise offenbart sich hier eine auch anderweitig zu konstatierende Diskrepanz der Herrschaftsauffassung der Autoren auf der einen, der Kaiser auf der anderen Seite (vgl. z.B. Amm. 16,10; dazu Migl, Die Ordnung der Ämter [wie Anm. 14] 179-181). Ein Kaiser von Gottes Gnaden entspricht z.B. nicht dem Herrscherbild Ammians, dessen Idealvorstellung Julian verkörpert (vgl. Migl, Die Ordnung der Ämter [wie Anm. 14] 179). Welche Gründe Ambrosius und andere Autoren bewogen, das Epitheton sacer zu vermeiden, ist hier nicht abschließend zu beantworten. Um diese Frage eingehend zu erörtern, bedarf es einer intensiven terminologischen Untersuchung. Suerbaum (Staatsbegriff [wie Anm. 30] 155 Anm. 9) bemerkt z.B., daß ihm im Verlauf seiner Arbeit nie sacrum als Attribut zu imperium [Romanum] begegnet ist. Eine Bestätigung dieser Feststellung findet sich bei Otto Hiltbrunner, Die Heiligkeit des Kaisers (Zur Geschichte des Begriffes sacer), FMS 2, 1968, 1-30, 8.
32
Ambr. ep. 24,3. Ambr. ep. 24,3; Lib. pontif. 1,287; Hil. c. Const. 10. Es war Sitte, daß der Kaiser beim Erscheinen des Bischofs aufstand (Sulp. Sev. dial. 2,5,8; Andreas Alföldi, Die monarchische Repräsentation im römischen Kaiserreich, Darmstadt 1970 [ND 1980], 41 f.; Elisabeth Herrmann, Ecclesia in Re Publica, Die Entwicklung der Kirche von pseudostaatlicher zu staatlich inkorporierter Existenz, Frankfurt am Main 1980, 340 mit Anm. 400). Schon in der ausgehenden Republik und in der Kaiserzeit gilt der Kuß als die offizielle Begrüßung der Senatoren durch den Kaiser. Dazu: Werner Kühn, Der Kuß des Kaisers, WJA 13, 1987, 263-271. Vgl. Noethlichs, in diesem Band S. 35. Maximus trug die Schuld für den Mord an Gratian, weshalb ihm Ambrosius die communio verweigert, so Klaus M. Girardet („Trier 385". Der Prozeß gegen die Priszillianer, Chiron 4, 1974, 605); Ambr. ep. 24,12. An dieser Stelle sei an den späteren Konflikt mit Theodosius I. wegen des Blutbades von Thessaloniki erinnert. Als Priester fühlte sich Ambrosius verpflichtet, dem Christen seine Schuld vor Augen
33
34 35
36
58
Helga
Schölten
die Entgegnung des M a x i m u s , daß er auch bei seiner ersten M i s s i o n ins consistorium
ge-
k o m m e n sei, antwortet er, daß er damals u m Frieden für einen Toten gebeten habe, nun aber um den Frieden vor dem allmächtigen Gott. Weiter führt er aus, Gott halte für V a l e n tinian das Reich, das er ihm g e g e b e n hatte, bereit 3 7 - w o b e i er abermals die unrechtm ä ß i g e Herrschaft des M a x i m u s anspricht. In d e m brüskierenden Verhalten des B i s c h o f s im consistorium
äußert sich d e s s e n Verbitterung über die Ablehnung eines vertraulichen
Gespräches. Offensichtlich war Ambrosius' A n l i e g e n , w e l c h e s er lediglich M a x i m u s anzuvertrauen beabsichtigte, nicht allein religiös motiviert. B e i der Herausgabe der L e i c h e Gratians handelte es sich sicher nicht nur um eine Frage der Pietät. D i e Gesandtschaft des B i s c h o f s g e winnt durch die Betonung der Rechtmäßigkeit der Regierung Valentinians II. im W e s t e n des R e i c h e s vor den universalistischen T e n d e n z e n der Politik des T h e o d o s i u s I. und seiner zumindest zeitweiligen Toleranz gegenüber M a x i m u s 3 8 politische Konturen. Eine geh e i m e Verhandlung sollte m ö g l i c h e r w e i s e neben der Überführung des Leichnams eine Vereinbarung z w i s c h e n Valentinian II., b z w . Iustina, und M a x i m u s erreichen, 3 9 die einer sich abzeichnenden B e v o r m u n d u n g seitens des Kaisers T h e o d o s i u s I. entgegenwirken konnte.
zu führen - si sacerdos non dixerit erranti, is qui erraverit in sua culpa morietur et sacerdos reus erit poenae, quia non admonuit errantem (Ambr. ep. extra coli. 11 [51] 213) - , und schrieb ihm einen für ihn allein bestimmten Brief: Postremo scribo manu mea quod solus legas (Ambr. ep. extra coll. 11 [51] 217). Dazu u.a. Hugo Koch, Die Kirchenbuße des Kaisers Theodosius d. Gr. in Geschichte und Legende, HJ 28.2, 1907, 257-277; Ernst Dassmann, Ambrosius von Mailand, TRE 2, 1977, 368f., in seinem ganz der Sicht des Ambrosius folgenden Aufsatz; Ulrich Faust, Christo servire libertas est, Salzburg, München 1983, 109f. Ambrosius fühlte sich als Priester verpflichtet, den Usurpator zurechtzuweisen. In einem Brief im Zusammenhang mit den Ereignissen in Thessaloniki z.B. fragt Ambrosius Theodosius I.: Et tarnen si in causis rei publicae loquar quamvis etiam illic iustitia servanda sit, non tanto astringar metu, si non audiar; in causa vero Dei quem audies, si sacerdotem non audies, cuius maiore peccatur periculo? Quis tibi verum audebit dicere si sacerdos non audeat? (Ambr. ep. 40). 37
38
39
Ambr. ep. 24,3. Im Kirchenstreit von Mailand hatte Maximus für Ambrosius Partei ergriffen (Theodor. h. e. 5,14; Demandt, Die Spätantike [wie Anm. 17] 131). Möglicherweise erreichte der Bischof diese Unterstützung während seines ersten Aufenthaltes in Trier (Ambr. ep. 24). Biermann betont die zunächst abwartende Haltung des Ambrosius gegenüber dem Usurpator, ein mögliches Arrangement während des Basilicastreites und einen erst später erfolgten Bruch der Beziehung (Biermann, Die Leichenreden des Ambrosius [wie Anm. 23] 165). Die zwischenzeitliche Tolerierung des Usurpators ermöglichte Theodosius I., sich auf die Verhandlungen mit Sapor III. im Osten zu konzentrieren (vgl. Roger C. Blockley, East Roman Foreign Policy. Formation and Conduct from Diocletian to Anastasius, Leeds 1992, 44). Sein Interesse auch am Westen des Reiches äußert sich z.B. durch die Besetzung der Italienpräfektur Anfang 385 mit seinem Vertrauten Fl. Neoterius als Nachfolger des Praetextatus. Bei ihm handelte es sich um den heidnischen Kandidaten Valentinians II. Vgl. PLRE I, 623, 722. Matthews, Western Aristocracies (wie Anm. 16) 179. Seine Herrschaftsauffassung veranschaulicht die bildliche Darstellung auf PI. 55 in: Sabine G. MacCormack, Art and Ceremony in Late Antiquity, Berkeley u.a. 1981. Vgl. Matthews, Westem Aristocracies (wie Anm. 16) 176 f.
Der oberste
Hofeunuch
59
Handelte es sich um eine diplomatische Mission, so scheiterte sie aus Sicht des Ambrosius am obersten Hofeunuchen, der ihm in seiner treuen Ergebenheit zu seinem Herrn den direkten W e g zu Maximus versperrte. 40 Der praepositus
fungierte somit als Mittler zwischen dem Kaiser und der Außenwelt. Zu
keinem Zeitpunkt 41 lag es im Interesse des Usurpators, sich mit dem arianisch gesinnten Mailänder Hof zu einigen. 4 2 Wenn auch in einer so schwerwiegenden politischen Angelegenheit der praepositus
die Entscheidung nicht allein traf, sondern im Auftrag seines
Kaisers handelte, so belegt doch dieses Beispiel die Fähigkeit des praepositus
sacri
cubiculi,
ein Gespräch mit dem Herrscher unter vier Augen zu vermitteln, 43 unter Ausschluß des consistoriums,
in dem bzw. vor dem die formalen Staatsempfänge stattfanden. Es zeigt sich so-
mit, daß neben dem „formalen" W e g zum Kaiser ein weiterer, als „informal" zu bezeichnender unbürokratischer Zugang bestand. 44 Die Abschirmung der engsten Umgebung des Kaisers war die entscheidende Aufgabe des psc innerhalb seines formalen Kompetenzbereiches, den kein anderer staatlicher Würdenträger besser wahrnehmen konnte. Der psc bewachte das cubiculum,
den innersten Palast-
bezirk, den er laut Constantinus VII. Porphyrogennetus jederzeit unangemeldet betreten durfte, 45 und fungierte gleichermaßen als „Koordinator". Auf diese Weise wahrte der Monarch die Distanz zu seiner Umwelt. Der spätantiken Herrscherideologie entsprechend erschien der Kaiser unerreichbar und nicht nur räumlich von seiner Umgebung abgeschirmt. 4 6 Der Schutzmantel eines Hofzeremoniells, ein Ausdruck der Erhabenheit des - so Löhken - „formalisierten Kaisertums", 47
40 41
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43
44
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46
47
Vgl. Guyot, Eunuchen (wie Anm. 3) 149; Hopkins, Eunuchs (wie Anm. 3) 75. Matthews interpretiert die Verhandlungen als eine Reaktion auf die Anerkennung durch Theodosius I. Matthews, Western Aristocracies (wie Anm. 16) 180; vgl. auch Wilhelm Enßlin, Valentinian II., RE 7 A 2, 1948, 2211; s. oben Anm. 38. Maximus betonte deutlich seine orthodoxe Gesinnung, möglicherweise in Hoffnung auf eine offizielle Anerkennung seiner Herrschaft. In diesem Zusammenhang ist auch an die Rolle der Frauen am spätantiken Hof zu erinnern, welche Anja Wieber-Scariot, Im Zentrum der Macht. Zur Rolle der Kaiserin an spätantiken Kaiserhöfen am Beispiel der Eusebia in den Res gestae des Ammianus Marcellinus, in diesem Band S. 103-131, exemplarisch erläutert. Weitere Beispiele bei Schölten, Der Eunuch in Kaisernähe (wie Anm. 1) Kap. VI; Schlinkert, Der Hofeunuch (wie Anm. 3) 353-356. Constant. Porph. caer. aul. Byz. 1,97,442. Wie bedeutend ein solches Privileg war, veranschaulichen u. a. die bei Herodot geschilderten Vereinbarungen vor der Königswahl des Dareios. Die sieben vornehmen Perser beschlossen, daß jeder von ihnen nach der Wahl ohne Anmeldung den Palast des Königs betreten dürfe. Hdt. 3,84,2; vgl. Raban von Haehling, Repräsentation antiker Staaten: Persepolis und Athen, in: Jörg-Dieter Gauger, Justin Stagi (Hg.), Staatsrepräsentation, Berlin 1992, 37-61. Vgl. Otto Treitinger, Die oströmische Kaiser- und Reichsidee nach ihrer Gestaltung im höfischen Zeremoniell, Jena 1938 (ND Darmstadt 1956); Johannes Straub, Vom Herrscherideal in der Spätantike, (Forschungen zur Kirchen- und Geistesgeschichte 18) Stuttgart 1939 (ND Darmstadt 1964), 55f.; Alföldi, Die monarchische Repräsentation (wie Anm. 33) 37. Henrik Löhken, Ordines Dignitatum. Untersuchungen zur formalen Konstituierung der spätantiken Führungsschicht, Köln, Wien 1982, 68.
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Helga Schölten
festigte die Position des Monarchen und steigerte seine Macht. Andererseits bestand dadurch aber auch die Gefahr einer zu großen Isolation des Herrschers. 48 Für die Mächtigen des Reiches eröffneten sich damit Wege, auch in eigener Initiative aktiv werden zu können. Wie in modernen Bürokratien verfolgten auch in der Spätantike die Amtsinhaber nicht allein streng rationale Ziele, die dem Idealtypus bei Max Weber entsprechen. 49 Personal- und Machtfragen können ebenfalls wichtige Handlungsmotive bezeichnen. 50 Die Zwischenschaltung des psc im Informationsfluß am Hof 5 1 ließ einige Unternehmen scheitern 52 und bot dem Kaiser die Chance, über seinen engsten Vertrauten im Hintergrund aktiv zu werden. 53 Dies erklärt die besonders im 4. Jahrhundert häufig anklingende Klage über den allzu einflußreichen obersten Hofeunuchen des Kaisers. Die „informale Tätigkeit" ist, neben seinen wenigen Befugnissen ex officio im zeremoniellen und rechtlichen Bereich, 54 für seine Position charakteristisch. Nicht allen psc gelang es, aus dieser potentiell einflußreichen Stellung heraus auch tatsächlich an der Politik des Kaisers teilzuhaben. Eine grundlegende Voraussetzung war das Vertrauen, das der Kaiser ihnen entgegenbrachte. Aus der Funktion des psc als Kontaktperson im „Kanal" zwischen cubiculum und Außenwelt ergibt sich ein weiterer Aspekt:
II. Die Nutzung des „informalen" Kanals als kaiserliches Herrschaftsinstrument Der Kaiser nutzte nun seinerseits diesen Weg aus der Isolation als wirksames Herrschaftsinstrument. In „komplexen Gesellschaften" 55 mit einem durchstrukturierten Verwaltungsapparat besteht leicht die Gefahr, daß bei verschiedenen Instanzenebenen Anordnungen im Sande verlaufen, 56 Eigeninteressen denen der Regierung vorgezogen werden, Korruption und Intrigen sich behaupten. 57 In wichtigen Angelegenheiten umging der Kaiser den 48 49 50
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56 57
Hopkins, Eunuchs (wie Anm. 3) 75. -Weber, Wirtschaft und Gesellschaft (wie Anm. 11) 565, 578. Vgl. Migl, Die Ordnung der Ämter (wie Anm. 14) bes. 176-208; Noethlichs, Beamtentum (wie Anm. 12)7. Vgl. dazu u. a. Noethlichs, Hofbeamter (wie Anm. 3) 1113 f. Vgl. z.B. Amm. 29,2,6; dazu Schölten, Der Eunuch in Kaisernähe (wie Anm. 1) 139-145. Vgl. ζ. B. Ambr. ep. 20,28; dazu Schölten, Der Eunuch in Kaisemähe (wie Anm. 1) 118 f., 146-148. Vgl. Schölten, Der Eunuch in Kaisernähe (wie Anm. 1) 158-161, 170-177. Diesen Begriff verwendet Löhken treffend für die spätantike Gesellschaft. Löhken, Ordines (wie Anm. 47) 35. Löhken, Ordines (wie Anm. 47) 35. Vgl. Noethlichs, in diesem Band S. 43; Winterling, „ H o f (wie Anm. 4) 15-18. Es handelt sich dabei auch um negative Konsequenzen einer Stärkung der dezentralen Institutionen. Siehe u.a. Schlinkert, in diesem Band S. 149; Noethlichs, Beamtentum (wie Anm. 12); Wolfgang Schuller, Grenzen des spätrömischen Staates. Staatspolizei und Korruption, ZPE 16, 1975, 1-21; vgl. z.B. die bei Ammian (27,9,2) geschilderte Zusammenarbeit zwischen dem comes Africae Romanus und dem mag. o f f . Remigius.
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Hofeunuch
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Instanzenzug aus Sicherheitsgründen oder mangels eines zuständigen Beamten. Ungeachtet der jeweiligen Amtskompetenz griff der Kaiser auf seine engsten Vertrauten zurück. 58 Der unmittelbare Kontakt des psc zum Kaiser, seine Vertrauensposition, ließ auch ihn als kaiserlichen Sonderbeauftragten in Erscheinung treten. Die meisten seiner bekannten Aktivitäten sind, wie bereits bemerkt, in diesem Kontext zu sehen. Der entscheidende Aspekt des im folgenden skizzierten Einsatzes eines psc im 5. Jahrhundert n.Chr. ist die Dringlichkeit bzw. das Außergewöhnliche der Situation, in der der Kaiser auf seinen obersten Kammerherrn zurückgriff. In einer schwierigen Situation im Jahre 481 agierte der praepositus Urbicius. Er verfügte über eine besondere Vertrauensposition, die im Kreis der praepositi eine Ausnahmestellung einnimmt. Allein seine ca. 40 Jahre währende Amtszeit im Osten des Reiches belegt die außerordentlichen Fähigkeiten des Kammerherrn. Er wußte sich geschickt den jeweiligen Strömungen am Hof anzupassen, ohne seine Stellung zu verlieren. 59 Im Jahre 481 beauftragte die Kaiserin Ariadne Urbicius, den mächtigen mag. o f f . Illus zu ermorden. 60 Der Isaurier Illus war offenbar zu gefährlich geworden; möglicherweise wegen seiner engen Kontakte zu Theoderich Strabo. Letzterer hatte von Leo I. die Ernennung zum Heermeister und den Befehl über die ehemaligen Truppen Aspars erzwungen. Das Attentat scheiterte, Zenon ernannte daraufhin seinen isaurischen Landsmann zum mag. mil. des Orients. 61 Einige Argumente sprechen für die Mitwisserschaft des Kaisers, als dessen Beauftragter Urbicius m. E. letztlich handelte. 62 Zwei zuvor unternommene Anschläge, im Sommer 477 durch den kaiserlichen Sklaven - ό βασιλέως οίκέτης - Paulus 63 und ein Jahr später durch den domesticas der Verina, Epinicius, waren ebenfalls fehlgeschlagen. Bei Epinicius handelte es sich um einen Vertrauten des Urbicius. 64 Paulus war möglicherweise einer seiner Untergebenen. 65
58
Die Übersicht in der Untersuchung Helms zum auswärtigen diplomatischen Verkehr des römischen Reiches (Diplomatischer Verkehr [wie Anm. 15] 4 2 6 - 4 3 6 ) zeigt z . B . comités, notarii, mag. mil., ppo, agentes in rebus und Bischöfe als Gesandte. Vgl. Migl, Die Ordnung der Ämter (wie Anm. 14) u.a. 2 0 3 - 2 0 8 .
59
Vgl. z . B . Rhodanus oder Probatius (Schölten, Der Eunuch in Kaisernähe [wie Anm. 1] 215f.), denen es nicht gelang, sich zu behaupten. Jos. Styl, chron. 13; Marceli, chron. 484; Thphn. chron. a. 5972; Joh. Nikiu 88,71. Zu den folgenden Ereignissen ausführlich: Ernest Stein, Histoire du Bas-Empire I. De l'état romain à l'état byzantin ( 2 8 4 - 4 7 6 ) , (Edition française par J. R. Palanque) Paris 1959, 4 7 6 - 5 6 5 ; Raban von Haehling, Damascius und die heidnische Opposition im 5. Jahrhundert nach Christus. Betrachtungen zu einem Katalog heidnischer Widersacher in der Vita Isidori, JbAC 23, 1980, 9 2 - 9 5 ; Manfred Clauss, Urbicius, praepositus imperii, in: Vincenzo Giuffrè (Hg.), Sodalitas. Scritti in onore di Antonio Guarino, Neapel 1984, Bd. 3, 1250f.
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Vgl. Clauss, Magister officiorum (wie Anm. 15) 162 f. mit Anm. 109; Clauss, Urbicius (wie Anm. 60) 1250f. Vgl. ähnlich auch Clauss, Urbicius (wie Anm. 60) 1250. Jo. Ant. fr. 211,1; vgl. Karayannopulos, Weiß, Quellenkunde (wie Anm. 15) 281 Nr. 87. Jo. Ant. fr. 211; Candidus frg. 1. Urbicius protegierte die Laufbahn des Epinicius bei Hofe. PLRE II, 852f.; Barry Baldwin, Some Addenda to the Prosopography of the Later Roman Empire,
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Helga Schölten
Zenon lieferte Illus die Attentäter und Verina, die Frau des früheren Kaisers Leo und Mutter der Kaiserin Ariadne, als Urheberin des Anschlages aus. Auf Veranlassung des Illus wurde letztere gezwungen, ins Kloster zu gehen. Darin liegt sicher ein Motiv der Pläne Ariadnes, die sich angesichts des Widerstandes des magister kehr ihrer Mutter bemüht hatte.
officiorum
Illus vergeblich um die Rück-
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Höchstwahrscheinlich hatte Urbicius bei allen drei Anschlägen und dem Mord an Aspar im Jahre 471 durch die Hofeunuchen seine Hände im Spiel. 6 7 Der Überlieferung zufolge lag die Verantwortung für diese Form der „Machtpolitik" bei den Frauen und Eunuchen am Hof, denen der Kaiser Zenon gänzlich ausgeliefert schien. 6 8 Nach dem fehlgeschlagenen Attentat auf Illus bemühte sich Zenon, in einem Balanceakt nach außen gute Beziehungen zu Illus zu wahren, u. a. wegen dessen Kontakten zu Theoderich Strabo. 69 Andererseits lag es doch im Interesse des Kaisers und auch der Kaiserin Ariadne, zu mächtige Personen am Hof zu beseitigen. 7 0 So machte z . B . Johannes Antiochenus Zenon selbst für den ersten Mordanschlag auf Illus verantwortlich. 71 Urbicius handelte mit großer Wahrscheinlichkeit in geheimer Mission, im Auftrag Zenons. Beim verdeckten Einsatz des psc, eines Vertrauten, handelte es sich um eine sichere Methode und eine diplomatische Strategie, allzu mächtige Würdenträger aus dem W e g zu räumen. 72 Im 5. Jahrhundert verfügten jene in der Regel über eine private Schutztruppe, die ihren Herrn verteidigen und damit den Herrscher direkt angreifen konnte. 73 Bei einem Fehlschlag konnte sich Zenon nun leicht von den Vorgängen distanzieren und seinen psc als Sündenbock nutzen.
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Historia 31, 1982, 97-111. Baldwin vermutet, daß Paulus nach dem Mordanschlag auf Illus hingerichtet wurde. Darauf deute die Formulierung εις τιμωρίαν bei Jo. Ant. (fr. 211,1) hin. Clauss, Urbicius (wie Anm. 60) 1251. Vgl. Alexander Demandt, Magister militum, RE Suppl. 12, 1970, 769ff., 773; Clauss, Urbicius (wie Anm. 60) 1250f.; zu den Hintergründen der Beseitigung des mächtigen barbarischen Heerführers Aspar durch die Hofeunuchen im Auftrag Leos I. vgl. von Haehling, Damascius (wie Anm. 60) 89. Jo. Mal. chron 387 f. Adolf Lippold, Zenon, RE 10 A, 1972, 172; Demandt, Die Spätantike (wie Anm. 17) 188. Theoderich Strabo war außerdem der Neffe der dritten Frau Aspars. Vgl. Demandt, Die Spätantike (wie Anm. 17) 186. So auch Clauss, Urbicius (wie Anm. 60) 1250. Der mag. o f f . Illus hielt den Bruder des Kaisers in Isaurien gefangen, und einige Quellen belegen die Feindschaft zwischen dem Kaiser und seinem Beamten. Vgl. Clauss, magister officiorum (wie Anm. 15) 163 Anm. 108; Lippold, Zenon (wie Anm. 69). Illus, der nach dem dritten Anschlag als magister militum per Orientem in Antiochia residierte, plante von dort aus den Umsturz. Vgl. dazu von Haehling, Damascius (wie Anm. 61) 92 f. J o . A n t . f r . 211,1. Vgl. u. a. die Aufgabe des Eusebius im Hochverratsprozeß gegen den Caesar Gallus. In einer für das Ansehen des Kaiserhauses schädlichen und insgesamt gefährlichen Situation griff Constantius II. auf seinen Kammerherm zurück, um die Angelegenheit ohne großen Aufruhr schnell zu erledigen. Dazu Schölten, Der Eunuch in Kaisernähe (wie Anm. 1) 133-139, mit weiterer Literatur. Jens Uwe Krause, Spätantike Patronatsformen im Westen des Römischen Reiches, München 1987, 126-144; Alexander Demandt, Der spätrömische Militäradel, Chiron 10, 1980, 632. Szidat erwähnt diesen Aspekt im Zusammenhang mit seinen Beobachtungen zur Entwicklung der Zivilverwaltung.
Der oberste
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Hofeunuch
Augusti, Caesares und Usurpatoren bedienten sich in ähnlicher Form zur Erledigung besonderer Aufträge ihrer obersten Kammerherren. Auch die weiblichen Mitglieder der kaiserlichen Familie setzten vertraute Eunuchen in besonderen Missionen ein. So war im Jahre 4 4 9 Honoria, die Schwester Valentinians III., 74 wegen ihrer Beziehung zum Procurator Eugenius 7 5 in Ungnade gefallen. Als sie deswegen am Hof gefangen gehalten wurde, sandte sie den Eunuchen Hyacinthus 7 6 mit einem Eheangebot zu Attila. 77 Seit Beginn des 5. Jahrhunderts verfügte auch die Augusta über einen psc,78
Diener und Kammerfrauen der Kai-
serin finden sich schon zu früheren Zeiten. Verschiedene Interessengruppen betrachteten den obersten Kammerherrn als den geeigneten Ansprechpartner am Hof, wenn es galt, die persönliche Einstellung des Monarchen in einer bestimmten Angelegenheit zu beeinflussen oder aber ein vertrauliches Gespräch unter Umgehung der Instanzen zu vermitteln. 79 Der Wirkungsbereich des psc beschränkte sich nicht allein auf den von außen schwer einzuschätzenden „informalen Rahmen" kaiserlicher Entscheidungsfindung, sondern er agierte auch im consistorium,
dem formalen Beratungsgremium. 8 0 Verschiedene Hinweise in der
Überlieferung deuten auf eine beratende Tätigkeit des psc in religions- und rechtspolitischen Angelegenheiten hin, können jedoch im Rahmen dieses Beitrages nicht näher erläutert werden. 81
Deren zunehmende Institutionalisierung wies im 4. Jahrhundert einen ersten Schritt in Richtung auf eine Entpersonalisierung und Versachlichung der staatlichen Tätigkeit. Doch schon am Ende des Jahrhunderts begann der Rückgang dieser institutionalisierten Staatlichkeit. Der Kaiser verlor die Kontrolle über die Besetzung der hohen Militärämter. Ein mag. mil. konnte nicht nach Belieben abgesetzt werden, ohne ein „politisches Erdbeben" auszulösen, er mußte beseitigt werden. Die Barbarisierung des Heeres hatte eine Übertragung des Gefolgschaftswesens auf den militärischen Bereich zur Folge. Joachim Szidat, Staatlichkeit und Einzelschicksal in der Spätantike, Historia 44, 1995, 493. 74 75 76 77 78
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PLRE II, 568 f. PLRE 11,416. PLRE II, 574; Schölten, Der Eunuch in Kaisernähe (wie Anm. 1) 247 Nr. XV. Jo. Ant. fr. 199; Jord. Get. 42,224. Dies ergibt sich schon aus den räumlichen Gegebenheiten. Vgl. dazu Noethlichs, in diesem Band S. 23. Zur Bedeutung der Kaiserin in der Spätantike vgl. Wieber-Scariot, in diesem Band. Clauss, Magister officiorum (wie Anm. 15) 69; Noethlichs, Hofbeamter (wie Anm. 3) 1114. Der bei Winterling ( „ H o f [wie Anm. 4] 16) angesprochene Gunsterweis des Kaisers ist nur in diesem informalen Rahmen zu erwarten. Vgl. dazu auch Noethlichs, in diesem Band S. 48. Eine weitere Konsequenz, welche Mamertinus (Pan. lat. 3,19,4) anspricht, bestand offenbar darin, sich aus der Politik zurückzuziehen, um sich nicht den am Hof herrschenden Verhaltensregeln anpassen zu müssen. Diese bestanden darin, bei den Hofeunuchen oder den Frauen vorstellig zu werden (Für den Hinweis auf die Belegstelle in diesem Kontext danke ich Dirk Schlinkert.). Zum consistorium vgl. Anm. 28. Zur beratenden Funktion des psc im consistorium vgl. u. a. Theodoreth. e. 2,16; Zos. 5,9,2. Vgl. dazu Schölten, Der Eunuch in Kaisernähe (wie Anm. 1) Kap. VI.
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Helga
III. Zur sozialen Stellung des praepositus
Schölten
sacri cubiculi
1. Die herrschenden Wertvorstellungen Wie groß war die Akzeptanzbereitschaft innerhalb der spätantiken Gesellschaft gegenüber einem Eunuchen in einer so hohen politischen Position? Bei dem nun folgenden Versuch, die gesellschaftliche Stellung des psc, sein Sozialprestige, zu beurteilen, 82 müssen die herrschenden Wertvorstellungen genauer analysiert werden. Dabei sind drei Skalen sozialer Bewertung zu unterscheiden: a) Die traditionellen Werte der Führungsschicht. b) Der neue, durch den Kaiser eingeführte Wertmaßstab. c) Der Maßstab der christlichen Kirche. Zu a): Als traditionelle Werte der Führungsschicht sind die vornehme Herkunft, die politische Leistung, Bildung, Reichtum und moralische Integrität anzuführen. 83 Das gesellschaftliche Ansehen einer Person bestimmten Termini wie auctoritas, gratia, maiestas und bezogen auf das Patronatsverhältnis - fides.M Diese Begriffe waren Kriterien des allgemeinen Systems sozialer Bewertung, welches in der Gesellschaft eine selbstverständliche Anerkennung fand. 85 Auch der körperlich-ästhetische Aspekt darf in der Antike nicht außer acht gelassen werden. Zu b): Zunächst orientierte sich der spätantike Kaiser bei der Integration neuer, dem Interesse der Alleinherrschaft dienender Positionen, an dem eben vorgestellten traditionellen aristokratischen System sozialer Bewertung. 86 Doch schon bald dominierten bei den Auswahlkriterien für die Zulassung zum Illustrissimat die dem Einzelnen zukommende kaiserliche Gunst und die Anerkennung seiner persönlichen Leistung. 87
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Der moderne Begriff Sozialprestige ist dabei nicht mit den lateinischen Termini, etwa honos oder dignitas gleichzusetzen. Dignitas bezieht sich z. B. speziell auf den hohen sozialen Status eines Mitglieds der römischen Fiihrungsschicht. Vgl. Löhken, Ordines (wie Anm. 47) 2f. Im Griechischen entspricht es den Begriffen ά'ςίωμα, άξίωσις oder γερηφορία. Vgl. Hugh J. Mason, Greek Terms for Roman Institutions. A Lexicon and Analysis, (American Studies in Papyrology, Bd. 13) Toronto 1974. Für die Zeit des Prinzipats: Stein, Histoire du Bas-Empire (wie Anm. 60) 24. Viktor Pöschl, Der Begriff der Würde im antiken Rom und später, Heidelberg 1989 (vorgetragen 1969), 15; vgl. Peter Gamsey, Social Status and Legal Privilege in the Roman Empire, Oxford 1970, 227; Rolf Rilinger, Humiliores - honestiores. Zu einer sozialen Dichotomie im Strafrecht der römischen Kaiserzeit, München 1988. Pöschl, Würde im antiken Rom (wie Anm. 84) 16 f.; Wolfgang Sofsky, Rainer Paris, Figurationen sozialer Macht, Opladen 1991, 21 f. Löhken, Ordines (wie Anm. 47) 136 f. Zum Rangsystem vgl. Noethlichs, in diesem Band S. 3 3 - 3 5 . Zum Begriff meritum vgl. Schölten, Der Eunuch in Kaisernähe (wie Anm. 1) 39f.; Szidat erläutert am Beispiel der Laufbahn des praefectus praetorio Galliarum Maximinus, daß der Aufstieg eines humilior in die höchsten zivilen Ränge nicht nur möglich war, sondern in der Spätantike keinen Sonderfall darstellte. Die Leistung des Maximinus bestand in seiner rhetorischen Bildung. Szidat, Staatlichkeit (wie Anm. 73) 483; vgl. auch Demandt, Militäradel (wie Anm. 73) 613.
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Der oberste Hofeunuch
Die Notitia Dignitatum dokumentiert die hierarchische Ordnung der Beamtenschaft des Ost- und Westreiches am Anfang des 5. Jahrhunderts, wobei jedoch verschiedene zeitliche Ebenen kombiniert wurden. 88 Die den psc betreffenden Seiten gingen, wie bereits bemerkt, verloren. Erhalten blieben kleine Fragmente, die eine Einordnung des vir illustris sacri cubiculi
zwischen d e m magister
militum
und d e m magister
officiorum
praepositus ermöglichen.
Der comes domorum per Cappadociam,
zuständig für die Krondomänen, war ihm unterstellt. Einem Gesetz Gratians zufolge trug der psc im Jahre 382 den Rang eines (clarissimus et) spectabilis,
in den höchsten Rang der (clarissimi
et) illustres erhob ihn Theodosius I. 8 9
Damit kam ihm formal die soziale Ehrenstellung eines Aristokraten zu. Die Zugehörigkeit zum ordo senatorius war für den psc in erster Linie in sozialer Hinsicht von Bedeutung. Daß er zuvor bereits politisch einflußreich war, belegt die Position des psc Eusebius unter Constantius II. 90 Kaiser Theodosius I. setzte bei der Verwaltung des Ostens gezielt Personen ein, die sich nicht mit der ansässigen Aristokratie identifizierten. 91 Vor diesem Hintergrund ist der Aufstieg des obersten Kammerherrn in die senatorischen Rangklassen als eine bewußte Aufwertung durch den Kaiser zu sehen. Theodosius beanspruchte die Alleinherrschaft im römischen Reich und betonte damit die Bedeutung seiner engsten Umgebung gegenüber der Militär- und Zivilverwaltung. Die Distanz zur traditionellen Oberschicht demonstrierte der Kaiser, indem er einen Eunuchen, einen von der damaligen Gesellschaft Verachteten, durch seine Nähe quasi adelte. 92 Mit Theodosius stellte der Kaiser sich und seinen engsten Hofbeamten oder, räumlich gesehen, den innersten Palastbezirk somit ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Zugleich versuchte er, sich selbst als oberste gesellschaftliche Wertungsinstanz durchzusetzen. 93 Mit dem Aufstieg in die senatorischen Rangklassen verfügte der Eunuch freilich noch nicht tatsächlich über dignitas und honos.94 Der Kaiser schuf zwar ein
88 89 90
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93
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Vgl. Schölten, Der Eunuch in Kaisernähe (wie Anm. 1) 40 Anm. 174. CTh 11,16,15. Beispiele dazu: Schölten, Der Eunuch in Kaisernähe (wie Anm. 1); Schlinkert, Der Hofeunuch (wie Anm. 3); Guyot, Eunuchen (wie Anm. 3); Hopkins, Eunuchs (wie Anm. 3). Z. B: Evgenij P. Gluschanin, Die Politik Theodosius' I. und die Hintergründe des sog. Antigermanismus im römischen Reich, Historia 38, 1989, 236f.; Frank Kolb, Finanzprobleme und soziale Konflikte aus der Sicht zweier spätantiker Autoren (Scriptores Historiae Augustae und Anonymus de rebus bellicis), in: Werner Eck u.a. (Hg.), Studien zur antiken Sozialgeschichte. Festschrift Friedrich Vittinghoff, Köln, Wien 1980, 510, der eine Stellungnahme der Hist. Aug. und des Libamos als Beleg anführt. Vgl. Noethlichs, in diesem Band S. 34 mit Beleg: CTh 6,25,1. Andreas Gutsfeld, Der Prätorianerpräfekt und der kaiserliche Hof im 4. Jahrhundert n.Chr., in diesem Band S. 75-102, spricht in diesem Zusammenhang von einer höfischen Hierarchie im Gegensatz zur administrativen und sozialen Rangordnung (vgl. S. 89). Löhken, Ordines (wie Anm. 47) 145; dazu auch Migl, Die Ordnung der Ämter (wie Anm. 14) 236-248. Honos meint die Ehre eines hohen Amtes, das politische Prestige, dignitas das gesellschaftliche Ansehen speziell der römischen Führungsschicht, vgl. Schölten, Der Eunuch in Kaisemähe (wie Anm. 1) 184, mit weiterer Literatur.
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eigenes Wertmodell, doch dies blieb im deutlichen Kontrast zur allgemeinen gesellschaftlichen Bewertungsskala.95 Die Honorierung der politischen Bedeutung des Amtes des obersten kaiserlichen Kammerherrn und das kaiserliche Vertrauen in die Amtsträger kamen in der Verleihung von Ehrentiteln, im Falle des Eutropius sogar des Patriziats, klar zum Ausdruck.96 Das Sozialprestige des praepositus des Kaisers blieb jedoch im Rahmen der traditionellen aristokratischen Wertvorstellungen prekär. Zu c): Zuletzt ist auch die dritte Skala sozialer Werte zu berücksichtigen, welche durch die christliche Kirche geprägt wurde. Athanasius z.B. beklagt in seiner Schrift gegen die Arianer,97 Constantius II. sei der Macht seines praepositus Eusebius und der übrigen Eunuchen, deren Zahl noch anstieg, blind ausgeliefert. Eunuchen könne man kaum häusliche Dienste anvertrauen, da sie anderen das, was ihnen die Natur verwehre, nicht gönnten.98 Athanasius greift den Aspekt der Unfruchtbarkeit auf, um zu erklären, warum die Hofeunuchen, mit dem praepositus sacri cubiculi an ihrer Spitze, die arianische Glaubensrichtung unterstützten. Selbst zeugungsunfähig, akzeptierten sie den Sohn Gottes nicht.99 Spätestens seit dem Konzil von Nicaea diskutierte man in kirchlichen Kreisen die Frage der Kastration. Dies ist z. B. bei Augustinus dokumentiert. Die Diskussion war sowohl von Vorurteilen (das Konzil verbot Eunuchen, Kleriker zu werden) 100 als auch von gewissem Verständnis geprägt. Die Selbstkastration aus religiösen Gründen trat auch in kirchlichen Kreisen auf, einer der bekanntesten Vertreter war Orígenes.101 Verschiedene theologische Schriften bemühen sich um die Interpretation zweier in diesem Zusammenhang relevanter Bibelstellen, Esaia 56.4 und Mt. 19.12. Sie dokumentieren häufigere Kastrationen aus Moti-
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Vgl. Noethlichs, in diesem Band S. 33f.; so konnte z.B., wie Szidat ausführt, eine Aufwertung der zivilen Ämter vor den militärischen - in der Not. Dig. rangiert der ppo vor dem mag. mil. - nicht ein Bewußtsein vom Primat der Politik bewirken, welches das Militär von Einmischungen abgehalten hätte. Szidat, Staatlichkeit (wie Anm. 73) 483. Löhken (Ordines [wie Anm. 47] 117) betont, daß auch traditionelle Elemente, die z. T. auf das Traditionsbewußtsein des Kaisers selbst zurückzuführen sind, bei der Bildung einer neuen Führungsschicht eine Berücksichtigung fanden; dazu auch Migl, Die Ordnung der Ämter (wie Anm. 14) 238. Zu den verschiedenen Bedeutungsgehalten des Begriffes patricius vgl. Schölten, Der Eunuch in Kaisernähe (wie Anm. 1) 46-50; Timothy D. Barnes, Patricii under Valentinian III., Phoenix 29, 1975, 155-170. Ath. h. Ar. 35-38. ... ότι σπάδοντες οί ο'ικειακάς ϋπηρεσίας μόγις πιστευόμενοι (φιλήδονον γαρ το τούτων είδος, και οΰδέν αλλο μεριμνώσιν, ώς τοΰθ\ δπερ αυτούς ή φύσις άφείλατο, έμποδίζειν), ούτοι νΰν ... (Ath. h. Ar. 38). Καί τό παράδοξον της επιβουλής τοϋτό έστιν, δτι ή Άρειανή αϊρεσις άρνουμένη τον Ύιόν τοϋ Θεού, έξ εύνούχων εχει τήν βοήθειαν, οιτινες, ώς τη φύσει, οϋτως καί την ψυχήν άρετης άγονοι τυγχάνοντες, ού φέρουσιν άκούειν όλως περί Ύιοϋ (Ath. h. Ar. 38). Vgl. Guyot, Eunuchen (wie Anm. 3) 171. Ambr. vid. 206; Peter Browe, Zur Geschichte der Entmannung. Eine religionsgeschichtliche Studie, Breslau 1936, 23. Browe, Zur Geschichte der Entmannung (wie Anm. 100) 19-23. Eusebius weist bereits in seiner Kirchengeschichte darauf hin, daß Orígenes die Stelle im NT allzu wörtlich verstand, andererseits auf diese Weise seinen Glauben bezeugte (Eus. h. e. 6,8,1).
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ven der Enthaltsamkeit. Augustinus stellt bei der Schilderung der Taufe eines Eunuchen die Reinheit der Seele dagegen. Die Episode enthält einen klaren Hinweis auf das gesellschaftliche Ansehen dieser Personengruppe. Einem Eunuchen konnte demzufolge als perditus, als sozialem Außenseiter,102 die Taufe verwehrt werden.103 Eine harte Anklage gegen Eunuchen seitens der Kirchenväter stellt eine Schrift Cyrills dar.104 Jene seien Verbrecher an der Natur, Feinde des Geschlechtes und Gegner des Lebens. Sie führten ein elendes, sittenloses Leben und brächten der menschlichen Gesellschaft Verderben. Von Synoden sollten sie ferngehalten werden, damit sie dort nicht ihrem „eunuchischen Geist" Geltung verleihen könnten. Schon dem Buche Mose zufolge seien sie aus der Kirche auszuschließen.105 Die Unaufrichtigkeit dieser Worte des Bischofs entlarven Briefe, in denen er sich nicht scheut, u. a. einflußreiche Hofeunuchen für seine Zwecke zu bestechen.' 06 Die Entschärfung und allmähliche Klärung der Kompetenzstreitigkeiten zwischen Staat und Kirche im 5. Jahrhundert führte schließlich zu einer weitgehenden Akzeptanz des religionspolitischen Wirkens des psc.wl Diese steigerte sich noch durch Stiftungen an Klöster und Kirchen.108 Eunuchen agierten als Priester und Bischöfe. 109 Das Bild des „schurkischen Eunuchen" ließ sich jedoch nicht völlig verdrängen. 2. Gesellschaftliche Vorurteile gegenüber Eunuchen Der praepositus sacri cubiculi konnte den skizzierten vorherrschenden Wertvorstellungen nicht entsprechen. Der moralischen Integrität, die einer politisch bedeutenden Persönlichkeit abverlangt wurde, genügte ein Eunuch jenen Ansichten zufolge von Natur aus nicht. Insgesamt betrachtet resultierte die Beurteilung der einzelnen Amtsträger vorwiegend aus den Interaktionen der Kammerherren mit dem Kaiser und der politischen Führungsschicht des Reiches.110 Die aristokratische Oberschicht sah sich mit Empörung einem Eunuchen
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Ilona Opelt, Die lateinischen Schimpfwörter und verwandte sprachliche Erscheinungen. Eine Typologie, Heidelberg 1965, 159. Aug. c. Petil. 193. Sein Bekenntnis zum Christentum machte ihn zum Mitglied der Gemeinschaft, denn eine unversehrte Seele war für das Leben nach dem Tod von Bedeutung. Vgl. B. Capelle, Augustinus, RAC 1, 1950, 987. Cyr. hom. div. 19, PG 77, 1105-1109. Es ließen sich noch zahlreiche Beispiele aufführen, vgl. Guyot, Eunuchen (wie Anm. 3) 170-174. Cyr. hom. div. 19, PG 77,1108. ACO 1,4,223 f. Vgl. Schölten, Der Eunuch in Kaisernähe (wie Anm. 1) 120 zu Felix. Z.B. Urbicius, Jos. Styl, chron. 84, 87; Theod., De situ terrae sanctae, CSEL 39, 148f.; Schölten, Der Eunuch in Kaisemähe (wie Anm. 1) Lauricius Nr. 16 und Gratissimus Nr. 33. Vgl. dazu Browe, Zur Geschichte der Entmannung (wie Anm. 100) 18. Weitere Beispiele: Der Priester Leontius, der von Kaiser Constantius II. zum Bischof von Antiochia erhoben wurde (344-357) (ebd. 23); Macedonius, Patriarch von Konstantinopel (496-511) (ebd. 20). Guyot, Eunuchen (wie Anm. 3) 37.
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ausgeliefert, der den Kaiser von der Außenwelt abschirmte. Es mußte aus ihrer Sicht beschämend sein, von einem „Verachtungswürdigen" abhängig zu sein. Ein Gefühl, das Haß und Neid hervorrief und sich in bitteren Klagen äußerte. Diese wurden besonders dann laut, wenn sie die gefürchtete Macht des Eunuchen nicht für ihre Zwecke mobilisieren konnten. Die „Schmeichler am Ohr des Kaisers" 111 versuchte man für die eigenen Interessen zu gewinnen. Neigte der psc jedoch dem „falschen Dogma" zu, dann galt er als Gottloser, Häretiker und Intrigant. Schon in der frühen Kaiserzeit nahmen Autoren wie Tacitus oder Sueton ζ. B. heftigen Anstoß an der Tatsache, daß Freigelassene zu Macht und Einfluß in der Umgebung des Kaisers gelangten." 2 Noch eine Steigerung enthält die Klage des Libanius über die spätantiken Kammerherren am Beispiel des Eusebius. Libanius verdeutlicht, wodurch sich ein praepositus, in diesem Fall Eusebius, von der Gruppe der übrigen homines novi abgrenzt. Der oberste Kammerherr des Constantius war nicht nur ein ehemaliger Sklave, sondern, was viel abstoßender war, ein Eunuch." 3 Sklave und noch dazu ein Eunuch zu sein, bedeutete eine doppelte Diskriminierung. Die nach den gesellschaftlichen Normen den Kastraten allgemein zugesprochenen Eigenschaften diffamierten auch den obersten Hofeunuchen. In ihrer natürlichen Entwicklung gehemmt, galten sie nicht als normale Menschen. 114 Sie seien häßlich" 5 und sexuell pervers," 6 weshalb Bezeichnungen wie eunuchus und spado, semivir oder effeminatus zu Schimpfwörtern wurden. Wegen ihrer angeblich von Natur aus bestehenden Schlechtigkeit würden sie ihre Intelligenz, sofern vorhanden, in verbrecherische Aktivitäten umsetzen und folglich ohne Skrupel unschuldigen Menschen schaden, um Reichtum anzuhäufen." 7 Eine interessante psychologische Erklärung, warum es besonders fatal war, Eunuchen in den persönlichen Dienst des Kaisers aufsteigen zu lassen, findet sich in den Res Gestae Ammians." 8 Demnach rafften sie Reichtümer, um ihre Unfruchtbarkeit zu kompensieren. Ähnlich argumentiert Claudian, der die Habgier und Grausamkeit der Eunuchen mit fehlender pietas erklärt. Adde, quod eunuchus nulla pietate movetur nec generi natisve cavet.uq Pietas beinhaltet die Pflichterfüllung gegenüber der Gottheit, dem Staat und der ' " ... emittebat cubicularios iam adultos, ut inter ministeria vitae secretioris gracilitate vocis semper puerilis et blandae apudprincipis awes ... (Amm. 18,4,4). 112 Tac. hist. 2,71; z.B. zur Vermählung Neros mit dem Eunuchen Sporas: Suet. Nero 28; vgl. auch Plin. ep. 7,29; 8,6. 113 Lib. or. 18,152,9. 114 Amm. 23,6,18; Browe, Zur Geschichte der Entmannung (wie Anm. 100) 6 mit Anm. 22. 115 Z.B. Amm. 14,6,17; 31,2,2; Claud. Eutr. 1,10; 1,38; 1,39; 1,75; 1,77; 1,110; 1,120; 1,147; 1,170; 1,240; 1,258; 1,259; 1,302; 1,469; 1,470; 2 praef. 26; 2,67; Syn. ep. 110. 116 Bas. ep. 105; Lib. ep. 233,2,1; vgl. Opelt, Schimpfwörter (wie Anm. 102) 157, 183f. zu semivir, einem Ausdruck für sexuelle Haltlosigkeit und militärische Untüchtigkeit von „Nichtrömern"; S. 122, 157, 172 zu spado als Ausdruck sexueller Abartigkeit. 117 Hier. ep. 107,13; Gr. Naz. or. 43,47; Hist. Aug. Severus 45,5. Weitere Belege bei Guyot, Eunuchen (wie Anm. 3) 157-164; Browe, Zur Geschichte der Entmannung (wie Anm. 100) 6. 118 Amm. 18,5,4. 119 Claud. Eutr. l,187f.; vgl. Guyot, Eunuchen (wie Anm. 3) 169.
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Familie, der ein Eunuch von Natur aus nicht gerecht werden könne.120 Bei den psc handelte es sich in der Regel um ehemalige Sklaven barbarischer Herkunft. 121 Dies läßt sich aus den wenigen Hinweisen in den Quellen zur geographischen und sozialen Herkunft, sowie aus einer onomastischen Untersuchung schließen.122 Darüber hinaus stand Kastration auf römischem Boden unter Strafe; Eunuchen mußten im Ausland gekauft werden.123 Der psc verfügte somit kaum über familiäre Bindungen, weshalb er in einer Gesellschaft, die sich auf die politische und soziale Bedeutung der gens und der familia begründete, gering geschätzt und gesellschaftlich isoliert sein mußte.124 3. Offizielles Prestige und fortbestehende Diskriminierung Die Vorurteile gegenüber Eunuchen blieben bestehen, denn als solche verletzten sie die gesellschaftliche Norm.125 Das erhöhte Prestige des psc im 5. Jahrhundert n. Chr. implizierte nicht gleich seine soziale Integration. Die z.T. berechtigte Kritik seitens führender staatlicher und kirchlicher Würdenträger bezog sich in erster Linie auf die Ausübung der Macht der praepositi, wobei die Angst und Unsicherheit in bezug auf deren Wirkungskreis tief verwurzelt saß. Der höchste senatorische Rang eines vir illustris und die damit verbundenen Privilegien machten den praepositus formal zu einem Mitglied der Oberschicht. Die illustres rekrutierten sich aus traditionell aristokratischen Kreisen und Angehörigen einer neuen Amtsaristokratie. Sie bildeten keine einheitliche soziale Gruppe. Viele „Emporkömmlinge", oder spätestens ihre Nachkommen, erreichten aufgrund ihrer politischen Macht, ihres Besitzes und Einflusses gesellschaftliche Anerkennung und Integration.126 Die Adaption neuer, durch den
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Es handelt sich bei Claudian um einen Heiden; vgl. Alan Cameron, Claudian, Poetry and Propaganda at the Court of Honorius, Oxford 1970; Claire E. Gruzelier, Claudian: Court Poet as Artist, Ramus 19, 1990, 106. 121 Guyot, Eunuchen (wie Anm. 3) 23, 31, 161; Hopkins, Eunuchs (wie Anm. 3) 78f. 122 Schölten, Der Eunuch in Kaisernähe (wie Anm. 1) 28-33. 123 CJ 4,42,1-2; Guyot, Eunuchen (wie Anm. 3) 45-49; Hopkins, Eunuchs (wie Anm. 3) 63 mit Anm. 3; G. Sciascia, Eunucos, castratos e „spadones" no direito romano, in: Varietà giuridiche. Scritti brasiliani di diritto romano e moderno, Mailand 1956, 111-118. 124 Wichtige soziale Integrationseinheiten stellten die Familie, die Stadt und das Kaiserhaus dar. Vgl. Rilinger, Humiliores - honestiores (wie Anm. 85) 276. Vgl. auch Erich Burck, Drei Grundwerte der römischen Lebensordnung, Gymnasium 58, 1951, 161-183, jetzt in: Hans Oppermann (Hg.), Römertum, Darmstadt 1970, 35-60; Paul R. C. Weaver, Familia Caesaris. A Social Study of the Emperor's Freedmen and Slaves, Cambridge 1972; Beryl Rawson, The Family in Ancient Rome, London, Sidney 1986; Kurt Raaflaub, Social Struggles in Archaic Rome: New Perspectives on the Conflict of the Orders, Berkeley 1986, 30; Theo Mayer-Maly, Römisches Privatrecht, Wien, New York 1991,20-23. 125 Alfred Bellebaum, Randgruppen. Ein Beitrag zur Soziologie sozialer Probleme und sozialer Kontrolle, in: Weiler, Graßl (Hg.), Soziale Randgruppen (wie Anm. 3) 47-57, 53. 126 Vgl dazu Schlinkert, in diesem Band S. 137. Notarli, die ehemals dem Sklaven- oder Freigelassenenstand angehörten, konnten im 4. Jahrhundert die Praetorianerpraefektur erreichen. Z.B. Neote-
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Kaiser definierter Wertmaßstäbe,127 ließ eine neue Führungsschicht entstehen und kennzeichnete den sozialen Wandel der spätantiken Gesellschaft. Innerhalb dieser Gruppierung blieb der praepositus sacri cubiculi aufgrund seines Eunuchentums jedoch nach wie vor ein gesellschaftlicher Außenseiter. Mehr noch als anderen Amtsträgern lag ihm folglich daran, äußere Statussymbole zu erwerben. Daß er sich dabei Skrupellosigkeit beim Einsatz seiner Mittel zu Schulden kommen ließ, erklärt sich nicht „biologisch", aus seinem Kastratentum, sondern aus seiner sozialen Situation.128 Ein gesellschaftlich Diskriminierter bemühte sich um große Reichtümer aus einem Sicherheitsbedürfnis heraus.129 Sein Handeln war sicher häufig von finanziellen Interessen geleitet, denn Reichtum ist, so Hopkins, als Indiz seiner Macht und als eine Stärkung derselben anzusehen.130 Doch ohne familiäre Bindungen, gesellschaftlich isoliert, galt diese Macht des Reichtums nur für den relativ begrenzten Zeitraum seiner eigenen Vita, und damit, den römischen Wertmaßstäben entsprechend, letztendlich wenig. Im Jahre 352 gestattete Constantius II. den Eunuchen die Testierfähigkeit.131 Es findet sich jedoch kein Beleg für einen als Erben eines psc Bezeichneten.132 Die oben zitierte Textstelle bei Claudian, derzufolge einem Eunuchen aufgrund fehlender Nachkommenschaft sein Reichtum nicht nutzte,133 bezieht sich insgesamt auf den Aspekt der pietas.134 Homines novi strebten eine Karriere auch im Hinblick auf ihre Nachkommen an. Letztere begannen ihre Laufbahn aus einer höheren gesellschaftlichen Position 135 und steigerten so das Ansehen ihrer gens. Der praepositus blieb ein ehemaliger Sklave. Er konnte sich den Normen eines Aristokraten nur bis zu einem bestimmten Grad nähern. Aufgrund seiner zentralen Position am Hof lag es in seiner Macht, einträgliche Positionen zu vermitteln, wobei er sich diese Dienste gut bezahlen ließ. Er verfügte über Ressourcen wirtschaftlicher und rius, der 365 als notarius, 380 als ppo or. amtierte. Hans C. Teitler, Notarli and Exceptores: An Inquiry into Role and Significance of Shorthand Writers in the Imperial and Ecclesiastical Bureaucracy of the Roman Empire, 2. Aufl., Amsterdam 1985, 70; Arnold H. M. Jones, The Later Roman Empire 284-602, 3. Aufl., Oxford 1986, 572-74. Ähnliches konnte Clauss für den mag. o f f . feststellen. Clauss, Magister officiorum (wie Anm. 15) 106. 127 Der Wandel vollzog sich allmählich, denn Prozesse des Wertwandels verlaufen nie absolut linear. (K. H. Hillmann, Soziale Werte, in: Gerd Reinhold [Hg.], Soziologie-Lexikon, München, Wien 1991,537). 128 Hopkins, Eunuchs (wie Anm. 3) 63 Anm. 4. 129 Vgl. Detlef Liebs, Ämterkauf und Amtspatronage in der Spätantike, ZRG 95, 1978, 113. 130 Hopkins, Eunuchs (wie Anm. 3) 67. 131 CJ 6,22,5. 132 Vgl dazu die prosopographische Untersuchung der praepositi sacri cubiculi: Schölten, Der Eunuch in Kaisernähe (wie Anm. 1) 211-242. 133 Vgl. S. 68f. 134 vgl. Guyot, Eunuchen (wie Anm. 3) 176. Guyot verweist auf die Möglichkeit einer Einschränkung des Gesetzes des Constantius II. 135 Vgl. Rilinger, Humiliores - honestiores (wie Anm. 85) 276; Rolf Rilinger, Ordo und dignitas als soziale Kategorien der römischen Republik, in: Manfred Hettling u. a. (Hg.), Was ist Gesellschaftsgeschichte? Positionen, Themen, Analysen, München 1991, 81-90; Werner Eck, Abhängigkeit als ambivalenter Begriff: Zum Verhältnis von Patron und Libertus, MHA 2, 1978, 41-50.
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politischer Art. Dies war eine Form der Amtspatronage und ebenso wie das Patronat eines Grundbesitzers Bestandteil des Systems.136 Die dargelegte gesellschaftliche Stellung eines Eunuchen machte ihn als Usurpator undenkbar. Die enge Bindung an den Kaiser bzw. an die regierenden Kräfte des Reiches garantierten die Sicherheit seiner Existenz. Ihm war daran gelegen, die Beziehung durch loyales Verhalten zu bekräftigen. Die Vertrauensstellung des psc und die Tatsache, daß ihm als Eunuch eine völlige Integration in die politische Führungsschicht verwehrt blieb, designierten ihn zum Sonderbeauftragten des Kaisers. Er schirmte den Kaiser von äußeren Einflüssen ab und stand damit in Opposition zu den politisch bedeutenden Gruppierungen, die u. U. bei der Verwirklichung ihrer Ziele und der Durchsetzung ihrer speziellen Interessen an seinem Widerstand bzw. an seiner Position am Hof scheiterten. Die Abschirmung des Herrschers und die zentrale Vertrauensposition des praepositus stellte für den Kaiser unter Umständen auch eine Gefahr dar. Möglicherweise wurde dies im Jahre 475 Zenon für kurze Zeit zum Verhängnis. So beteiligte sich der psc Urbicius, den überzeugenden Ausführungen M. Clauss' 137 zufolge, am Sturz des Kaisers.138 Schon im folgenden Jahr konnte die Revolte niedergeschlagen werden, nachdem sich ein Teil der Verschwörer, unter ihnen abermals Urbicius, von dem Usurpator Basiliscus abgewandt und Zenon wiedereingesetzt hatte.139 Auch die Tatsache, daß ein silentiarius und damit ein Untergebener des psc im Jahre 491, sicherlich in Absprache mit dem psc Urbicius, zum Kaiser gekrönt wurde, 140 zeigt die Macht der Kammerherrn am Ende des 5. Jahrhunderts und deren Etablierung. Daß der Reichtum der Eunuchen dem Kaiser zur Gefahr werden konnte, zeigt das Beispiel des ehemaligen Hofeunuchen Eugenius,141 der den Usurpator Procopius finanziell unterstützte.142
IV. Abschlußbeurteilung Das institutionalisierte Hofeunuchentum in der Hand eines fähigen Kaisers schuf Distanz und stärkte in der Regel die Zentralgewalt.143 Dieser herrschaftssoziologische Aspekt des 136
So besaß ζ. B. der praepositus Lauricius nach seiner Dienstzeit unter Honorius ein großes Landgut auf Sizilien, welches er von Ravenna aus verwaltete. Jan-Olof Tjäder, Die nichtliterarischen lateinischen Papyri Italiens aus der Zeit 445-700, I. Papyri 1-28, Lund Gleerup 1955, 170-178. Zur „Matronage" der Kaiserin vgl. Wieber-Scariot, in diesem Band S. 109f. 137 Clauss, Urbicius (wie Anm. 60) 1249f. 138 Dies ist laut Clauss (Urbicius [wie Anm. 60] 1249) indirekt aus einer Textstelle eines Pilgers namens Theodosius zu erschließen. Theod. De situ terrae sanctae 28 (CSEL 39, 148). 139 Clauss, Urbicius (wie Anm. 60) 1250. 140 Vgl Clauss, Urbicius (wie Anm. 60) 1252; Schölten, Der Eunuch in Kaisernähe (wie Anm. 1) 174 f. 141 Seine genaue Amtsbezeichnung ist nicht bekannt. 142 Zos. 4,5,3; vgl. Schölten, Der Eunuch in Kaisernähe (wie Anm. 1) 197. 143 Hopkins kommt zu dem gleichen Ergebnis: „Paradoxically, the political power of eunuchs in general, far from being a sign of the emperor's weakness, was, in the Byzantine empire of the
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Amtes eines praepositus
sacri cubiculi bietet folglich auch eine Erklärung für den Zu-
sammenhang zwischen der geringen Präsenz des psc in der Überlieferung zum Westen des Reiches seit Beginn des 5. Jahrhunderts und der schwindenden Souveränität des Kaisertums in diesem Reichsteil. 144 Im Osten dagegen bedeutete die Aufnahme des psc in die formale Amtshierarchie eine Ausdehnung seines Kompetenzbereiches; hierzu zählen im Rechtswesen die zuvor dem crp unterstehende domus divina per Cappadociam145
und im Zeremoniell die sacra vesta.[Af>
Möglicherweise stieg damit auch sein soziales Ansehen. Ein wichtiger Aspekt für die Sicherheit der Position des psc am Hofe bestand in seiner Fähigkeit, sich an politische Strömungen, wobei auch der Religionszugehörigkeit eine entscheidende Rolle zukam, rechtzeitig anzupassen. Die zahlreichen praepositi
unter Theodo-
sius II. spiegeln einen innenpolitischen Wandel wider. 147 Diesen beeinflußten auch die Frauen am Hof, Pulcheria und Eudokia, 1 4 8 die über ihren eigenen Hofstaat mit einem praepositus verfügten. Die Anzahl der praepositi
eines Kaisers und die Dauer ihrer Amtszeit
wirft ein Licht auf die Beständigkeit einer Regierung. Die lange Amtszeit des Eusebius unter Constantius II. z. B. spricht für eine konstante Innenpolitik. 149 Die Einrichtung einer Hofeunuchenschaft war keine Einzelerscheinung der Spätantike. Die Studie Wittfogels zur orientalischen Despotie belegt das politische Eunuchentum im Nahen Osten und China seit dem ersten Jahrtausend v. Chr. 1 5 0 Mehr als tausend Jahre später übten Eunuchen einen erheblichen Einfluß auf die Herrscher der Ming-Dynastie aus. Neben einer offiziellen Bürokratie bestand eine eigene „Eunuchenbürokratie". 1 5 1 Das Beispiel der chinesischen Dynastien belegt ebenfalls, daß dem politischen Hofeunuchentum eine herrschaftsstabilisierende Funktion zukam. 1 5 2 Macht und Einfluß des praepositus sacri cubiculi sind nicht gänzlich an der Persönlichkeit des Amtsinhabers oder des fourth and fifth centuries, a token of, and a factor in, the survival of the emperor as an effective ruler." (Eunuchs [wie Anm. 3] 80). Vgl. auch Guyot, Eunuchen (wie Anm. 3) 161. 144 Demandt, Militäradel (wie Anm. 73) 634; Hans-Joachim Diesner, Der Untergang Roms im Zwielicht. Das Westreich zwischen zentrifugalen und zentripetalen Kräften, JBAC 32, 1989, 7-22. 145 Vgl Schölten, Der Eunuch in Kaisernähe (wie Anm. 1) 68, 159f. 146 Vgl Schölten, Der Eunuch in Kaisemähe (wie Anm. 1) 72, 174. 147 Vgl. Schölten, Der Eunuch in Kaisernähe (wie Anm. 1) 52 mit Anm. 254. 148 Zos. 5,24,2. 149 Eine zentral gelenkte Außen- und Innenpolitik des Constantius II. bestätigt die neuere Forschung; u. a.: Pedro Barceló, Roms auswärtige Beziehungen unter der Constantinischen Dynastie (306-363), Regensburg 1981; Klaus Rosen, Studien zur Darstellungskunst und Glaubwürdigkeit des Ammianus Marcellinus, Bonn 1970; Alexander Demandt, Zeitkritik und Geschichtsbild im Werk Ammians, Bonn 1965. 150 Vgl. Karl A. Wittfogel, Die orientalische Despotie, Köln, Berlin 1962. 151 Frederick W. Mote, Denis Twitcheit (Hg.), The Cambridge History of China, Bd. 7: The Ming Dynasty, 1368-1644, Part I, Cambridge u.a. 1988, 6, 149, 465. 152 Wie entscheidend für die Stärkung der Zentralgewalt das Kriterium der sozialen Bindungen eines Funktionärs ist, zeigt der Einsatz einer fremden Führungselite in einem eroberten Land. Die Gefahr einer Solidarität mit der einheimischen, ehemals herrschenden Klasse ist sehr gering. Wittfogel, Orientalische Despotie (wie Anm. 150) 444-446.
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Kaisers zu messen. Sie sind eine Konsequenz der ihm zukommenden Funktionen innerhalb der Institution und seines gezielten Einsatzes. Der psc fungierte als ein Vermittler, Berater und Vertrauter des Kaisers. Seine informalen Aktionen, seine Aufgaben als „Bindeglied" zwischen Kaiser und Außenwelt machen dabei den Schwerpunkt seiner politischen Bedeutung aus. Hofeunuchen und der psc fungierten als „Pufferzone" gegen zu mächtige Aristokraten und formierten eine Art „Schutzwall" um die Person des Herrschers. Der Kaiser operierte ζ. T. ganz bewußt mit der Angst vor der schwer einzuschätzenden Macht und Einflußsphäre des obersten Hofeunuchen und nahm dabei die oft negative Resonanz in Kauf. Von seinen Freiräumen, über die er als „Koordinator" verfügte, profitierte der psc auch in eigenem Interesse. Ein „Nichteunuch" bedeutete für den Kaiser jedoch eine ungleich größere Gefahr. Gelangte der psc im 5. Jahrhundert im Osten zu Macht, Einfluß und Vermögen, behielt er wegen seines Eunuchentums doch generell ein geringes gesellschaftliches Ansehen. Der Glanz des Kaisers blieb unangetastet, denn es konnte ihn kein Schatten eines zu gewichtigen Amtsträgers an seiner Seite überragen. Das Amt des psc diente der Balance der Kräfte im Reich, denn es unterstützte die Zentralisierung der Macht im Kaisertum. Auf diese Weise trug die Institution der Hofeunuchen mit dem praepositus sacri cubiculi zur Erhaltung des Systems bei.
Der Prätorianerpräfekt und der kaiserliche Hof im 4. Jahrhundert n. Chr. Von Andreas Gutsfeld
Zu den in der Forschung umstrittensten Fragen der Geschichte der spätantiken Verwaltung gehört die nach dem Einfluß des Prätorianerpräfekten auf die Reichspolitik. 1 Insbesondere die in diesem Zusammenhang wichtigen persönlichen Beziehungen des Prätorianerpräfekten zum Kaiser 2 sowie seine daraus resultierende Macht am kaiserlichen Hof, diesem konzentrisch um die Person des Kaisers aufgebauten Sozial- und Herrschaftsgebilde, 3 haben ein sehr unterschiedliches Echo gefunden. Eine Reihe von Gelehrten, die im Prätorianerpräfekten den Reichskanzler, 4 den Premierminister 5 oder den einflußreichsten Ratgeber des Kaisers 6 sehen, mißt ihm eine bedeutende Stellung am Hof zu. Die Mehrheit der Forscher würdigt den Prätorianerpräfekten hingegen nur als Vorsteher seines Amtssprengels und ignoriert weitgehend seine Anwesenheit am Hof. 7 Diese uneinheitliche Forschungslage beruht insbesondere darauf, daß der spätantike Prätorianerpräfekt trotz seiner anerkannt bedeutenden Position innerhalb des Verwaltungsapparates ein Stiefkind der Forschung geblieben ist: Bis heute existiert keine umfassende und systematische Untersuchung
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Für Ihre Kritik und Verbesserungsvorschläge danke ich Christian Mileta und Aloys Winterling. Aktengestützte oder sonstige indirekte Kontakte des Prätorianerpräfekten zum Hof spielen in der folgenden Untersuchung keine Rolle. Dirk Schlinkert, Vom Haus zum Hof. Aspekte höfischer Herrschaft in der Spätantike, Klio 78, 1996,479. Theodor Mommsen, Abriss des römischen Staatsrechts (1907), Darmstadt 1974, 282. Gilbert Dagron, Naissance d'une capitale. Constantinople et ses institutions de 330 à 451. Préface par Paul Lemerle, Paris 1974, 75; John H. W. G. Liebeschuetz, Government and Administration in the Late Empire (to A. D. 476), in: John Wacher (Hg.), The Roman World, London 1987, 458. Adolf Lippold, Theodosius I. (Nr. 10), RE Suppl. 13, 1973, 914: „Höchster Verwaltungsbeamter im Reichsteil des Th(eodosius) und damit, wie sich immer wieder zeigt, einflußreichster Ratgeber des Kaisers war der praefectus praetorio per Orientent". Siehe z. B. Wilhelm Enßlin, Praefectus praetorio, RE 22, 2, 1954, 2391-2502; Alexander Demandt, Die Spätantike. Römische Geschichte von Diocletian bis Justinian. 284—565 η. Chr., München 1989; Joachim Migl, Die Ordnung der Ämter. Prätorianerpräfektur und Vikariat in der Regionalverwaltung des Römischen Reiches von Konstantin bis zur Valentinianischen Dynastie, Frankfurt am Main u.a. 1994.
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zu Amt und Person des spätantiken Prätorianerpräfekten. Man ist im wesentlichen auf Handbücher und Lexikonartikel angewiesen, die sich auf den Aufgabenbereich des Prätorianerpräfekten und dessen Einordnung in das System staatlicher Institutionen beschränken.8 Dies gilt auch für Wilhelm Enßlin, dessen Artikel „praefectus praetorio" in „Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft" die bisher einzige größere und als Synthese bis heute unübertroffene Arbeit zum kaiserzeitlichen und spätantiken Prätorianerpräfekten darstellt.9 Enßlin beschäftigte sich nahezu ausschließlich mit der Entstehung der festen Präfektursprengel, der Rangstellung des Prätorianerpräfekten, dessen Aufgabenbereich und Befugnissen, dem Niedergang der Prätorianerpräfektur und ihrem officium. Dabei stützte er sich hauptsächlich auf Rechtstexte und technische Schriften wie die Notitia dignitatum, die Variae des Cassiodor und De magistratibus des Lydus, die Aufschluß über diese formalen Aspekte der Prätorianerpräfektur geben. Sowohl das Forschungsinteresse als auch die Quellenauswahl zeigen, daß Enßlin sich den großen althistorischen staatsrechtlichen Entwürfen des 19. Jahrhunderts und der damaligen Staatswissenschaft verbunden fühlte. 10 Diese waren von einer öffentlichen Verwaltung ausgegangen, die strengen juristischen Grundsätzen folgt und bürokratisch organisiert ist, sich von der Gesellschaft verselbständigt hat und einen abstrakten Anstaltsstaat repräsentiert.11 Die Person des Prätorianerpräfekten und dessen Sozialkontakte interessierten Enßlin folglich nur am Rande. Seine tendenziell anachronistische Vorstellung von Verwaltung, sein
8
Moritz A. von Bethmann-Hollweg, Der römische Civilprozeß, Bd. 3: Cognitiones, Bonn 1866, 13-14, 46-58; Johan N. Madvig, Die Verfassung und Verwaltung des römischen Staates, Leipzig 1881, Bd. 1, 585-589; René Cagnat, Praefectus praetorio, DACL 4, 1, 1907, 618-619; Pierre Willems, Le droit public romain, 7. Aufl., Louvain 1910, 599-602; Otto Seeck, Geschichte des Untergangs der antiken Welt, 2. Aufl., Stuttgart 1921 (ND Darmstadt 1966), Bd. 2, 64-68; Ernst Stein, Untersuchungen zur spätrömischen Verwaltungsgeschichte, RhM 74, 1925, 364-380; Emst Stein, Histoire du Bas-Empire, Bd. 1: De l'Etat romain à l'Etat byzantin (284-476), édition française par Jean-Rémy Palanque, Paris u.a. 1959, 117-120; Arnold H. M. Jones, The Later Roman Empire (284-602). A Social, Economic and Administrative Survey, Oxford 1964, 370-372, 448-462; André Piganiol, L'empire chrétien (325-395), deuxième édition mise à jour par André Chastagnol, Paris 1972, 355-359; Francesco de Martino, Storia della costituzione romana, 2. Aufl., Napoli 1975, Bd. 5, 291-308; André Chastagnol, L'évolution politique, sociale et économique du monde romain de Dioclétien à Julien. La mise en place du régime du Bas-Empire (284-363), 2. Aufl., Paris 1985, 251-253; Demandt, Spätantike (wie Anm. 7) 245-248.
9 Enßlin, Praefectus praetorio (wie Anm. 7) 2391-2502. 10 Enßlin, Praefectus praetorio (wie Anm. 7) 2501-2502 verweist in seinem Literaturverzeichnis u.a. auf Johan N. Madvig, Verfassung (wie Anm. 8); Otto Kariowa, Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 : Staatsrecht und Rechtsquellen, Leipzig 1885; Theodor Mommsen, Römisches Staatsrecht, 3. Aufl., Leipzig 1887 (ND Basel 1952), Bd. 2, 2; Bernhard Kübler, Geschichte des Römischen Rechts. Ein Lehrbuch, Leipzig, Erlangen 1925. 11 Vgl. Peter Moraw, Organisation und Funktion von Verwaltung im ausgehenden Mittelalter (ca. 1350-1500) § 1 - 4 , in: Kurt G. A. Jeserich u.a. (Hg.), Deutsche Verwaltungsgeschichte, Bd. 1: Vom Spätmittelalter bis zum Ende des Reiches, Stuttgart 1983, 22; Bernd Wunder, Verwaltung, Amt, Beamter, in: Otto Brunner u. a. (Hg.), Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland, Stuttgart 1992, Bd. 7, 69-94.
Der
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Prätorianerpräfekt
enges Forschungsinteresse und seine beschränkte Quellenperspektive verschlossen ihm den Blick auf die persönliche Dimension der Stellung des Prätorianerpräfekten sowohl in seinem Amtssprengel als auch zum bzw. am Hof. Von der bisherigen Forschung, für die Enßlin stellvertretend steht, versucht sich die vorliegende Untersuchung abzusetzen. Sie ist der erste Versuch, auf der Grundlage aller erhaltenen, also auch der narrativen Quellen das persönliche Verhältnis des Prätorianerpräfekten zum Kaiser und seine Stellung am Hof differenziert zu analysieren. Eine isolierte Betrachtung dieses Komplexes kommt freilich nicht in Frage, weil die Präsenz des Prätorianerpräfekten am Hof ursächlich mit seiner Tätigkeit im Amtssprengel zusammenhing. Das Thema muß somit im Kontext der Aufgaben und Stellung des Prätorianerpräfekten im System der Verwaltung behandelt werden. 1 2 Es bedarf freilich auch der gesonderten Untersuchung seiner Einbindung in den Hof, wobei aus analytischen Gründen eine Differenzierung wichtig ist: Es wird im folgenden zwischen der Präsenz des Prätorianerpräfekten am weiten Hof, die nur gelegentlich Kontakte zum Kaiser erlaubte, und seiner Präsenz am engen Hof, mit der ein ständiger Kontakt zum Kaiser verbunden war, unterschieden werden. 1 3 Die enorme Quellenfülle, die enttäuschende Literaturlage und nicht zuletzt auch der ständige Wandel, dem die Verwaltung unterlag, machen es allerdings unmöglich, das Thema für die ganze Spätantike erschöpfend zu behandeln. Ich beschränke mich daher auf die Zeit von 313 bis 395, in der sich die spätantike Prätorianerpräfektur konsolidierte, und auf die praefectura Reiches.
12
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14
Orientis,
den wohl bedeutendsten Amtssprengel des
römischen
14
Mit all diesen Fragen habe ich mich ausführlich in meiner Habilitationsschrift „Die Macht des Prätorianerpräfekten. Untersuchungen zum praefectus praetorio Orientis von 313 bis 395 n.Chr." beschäftigt. Hier muß ich es überwiegend bei den Folgerungen bewenden lassen. Zu dieser Differenzierung Aloys Winterling, „ H o f . Versuch einer idealtypischen Bestimmung anhand der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Geschichte, in: ders. (Hg.), Zwischen „Haus" und „Staat". Antike Höfe im Vergleich, (HZ Beiheft 23) München 1997, 15. Die folgende Untersuchung basiert auf der ausführlichen prosopographischen Analyse von insgesamt 25 praefecti praetorio Orientis in meiner Habilitationsschrift (siehe Anm. 12). Dabei handelt es sich um folgende Personen, die wie in der PLRE 1 nach ihrem (teilweise durchnumerierten) Cognomen bzw. Supernomen geordnet sind: Flavius Ablabius 4 (329-337); Septimius Acindynus 2 (338-340); Araxius (365-366); Auxonius 1 (366-369/370); Flavius Constantius 5 (324-327?); Flavius Matemus Cynegius 3 (383/384-388); Domitianus 3 (353-354); Floras 1 (381-383); Helpidius 4 (360-361); Flavius Hermogenes 3 + 9 (358-359/360); Iulius Iulianus 35 (314/315-324); Flavius Domitius Leontius 20 (340-344); Maiorinus 1 (344/346?); Maximus? (313), Nachtrag zur PLRE 1; Flavius Domitius Modestus 2 (369/370-378?); Strategius Musonianus (354-358); Nebridius 1 (365); Flavius Neoterius (380-381); Q. Clodius Hermogenianus Olybrius 3 (378-379); Flavius Philippus 7 (344/346-351); Postumianus 2 (383); Flavius Rufinus 18 (392-395); Saturninius Secundus Salutius 3 (361-365. 365-366); Flavius Eutolmius Tatianus 5 (388-392); Thalassius 1 (351-353). Diese Liste unterscheidet sich in mancher Hinsicht von den Fasten der Prätorianerpräfekten in der PLRE 1, 1047-1052.
78
Andreas Gutsfeld
I. Die konstantinischen Reformen der Prätorianerpräfektur Mit Beginn der Spätantike änderten sich die Aufgaben und die Stellung der Prätorianerpräfektur im System der Verwaltung und damit auch ihre Macht dramatisch. Das Amt war im Jahre 2 v. Chr. entstanden, als Augustus zwei Ritter mit dem Kommando über die kaiserliche Leibgarde betraut hatte. 15 In der Folgezeit übernahm die kollegial versehene Prätorianerpräfektur weitere militärische Aufgaben und spätestens Anfang des 3. Jahrhunderts auch die Aufsicht über das Hofpersonal. Etwa zu dieser Zeit erhielten beide Amtsträger zusätzlich die Appellationsgerichtsbarkeit und die Verwaltung militärischer Naturalsteuern (annona militaris),
freilich nicht in Form von Dauerzuständigkeiten, sondern als fallweise
übertragene Aufgaben. 1 6 Insgesamt war die Macht, die die Prätorianerpräfekten im Verlauf des Prinzipats infolge ihrer Nähe zum Kaiser und ihrer militärischen Befehlsgewalt konzentrieren konnten, so groß, daß ihr Amt als das höchste nach dem Thron galt. 17 Kurz nach 284 aber, als Diokletian nach den Erfahrungen des 3. Jahrhunderts in mehreren Reformen eine effiziente Reichsverwaltung und damit den spätantiken Flächenstaat begründete, begann eine grundlegende Umgestaltung der Prätorianerpräfektur. Der fragmentarisch erhaltene Liber singularis de officio praefecti praetorio
des Charisius von 290/291 1 8
zeigt, daß die Prätorianerpräfektur schon einen spürbaren Wandel durchgemacht hatte, der wahrscheinlich auf Kosten militärischer Aufgaben - zu einer starken Zunahme ziviler Aufgaben geführt hatte. Auch deutet sich bei Charisius bereits die Entfernung der Prätorianerpräfekten vom Hof an. Dieser von Diokletian eingeleitete Umbau der Prätorianerpräfektur wurde von Konstantin I. fortgesetzt und vollendet. Seine Reformen, die vor dem Hintergrund der generellen Neuordnung der Reichsspitze, der Rationalisierung der Verwaltung sowie der sozialen Vereinheitlichung der Verwaltungselite gesehen werden müssen, beendeten die kaiserzeitliche Phase des Amtes. Konstantin I. nutzte insbesondere die Alleinherrschaft nach dem Sieg über Licinius 324, 19 um entscheidende Korrekturen an der Prätorianerpräfektur anzubringen. So nahm er dem Amt nach 324 die Befehlsgewalt und Gerichtsbarkeit über die Soldaten, 20 nachdem er bereits 312 die in Rom stationierte Prätorianergarde aufgelöst hatte. 21 Mit dem
15 16
17 18
19
20
21
Cass. Dio 55,10,10. Zu den kaiserzeitlichen Aufgaben des Prätorianerpräfekten Enßlin, Praefectus praetorio (wie Anm. 7) 2407-2420. Zos. 2,32,2. Dig. 1,11,1. Zum Datum Tony Honoré, Arcadius, also Charisius: Career and Ideology, Index 22, 1994, 170. Zosimus 2,32,1 datiert die Reformen nach der Einweihung Konstantinopels 330. Lydus, mag. 2,10 = 3,40; 3,33 setzt sie nach Konstantins II. Sieg 332 über die Goten bzw. nach der Vertreibung der Sarmaten 334 aus dem Banat an, präzisiert aber, daß die praefectura Orientis während der Vorbereitungen für den Perserkrieg 334/337 eingerichtet wurde. Zos. 2,32,1-33,3; Lyd. mag. 2,10 = 3,40. Vgl. Aur. Vict. Caes. 41,12. Zur Heermeisterreform Alexander Demandt, Magister militum, RE Suppl. 12, 1970, 561-562. Aur. Vict. Caes. 40,25; Zos. 2,17,2.
Der
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Prätorianerpräfekt
Entzug jeglicher militärischen Befugnis weitete der Kaiser gleichzeitig aber die zivilen Kompetenzen des Prätorianerpräfekten aus und verwandelte die diesem bisher nur fallweise übertragenen Aufgaben in der Rechtspflege, bei der annona
(Naturalsteuern) und der Ober-
aufsicht über nachgeordnete Behörden in allgemeine Zuständigkeiten. 2 2 Erlangten die zivilen Aufgaben des Prätorianerpräfekten so eine neue Qualität, wurden sie zugleich auf bestimmte Provinzen beschränkt. Dazu wurde j e d e m Prätorianerpräfekten ein eigener, räumlich definierter Verwaltungssprengel zugewiesen. D i e s e bei Zosimus und Lydus bezeugte Reform, die der traditionellen Kollegialpräfektur ein Ende bereitete, 2 3 trat im Osten wohl bereits 325 in Kraft. 2 4 D i e Schaffung der Regionalpräfekturen setzte voraus, daß Konstantin I. sämtliche, dem Prätorianerpräfekten am Hof übertragene A u f g a b e n kassierte. Die bislang von diesem wahrg e n o m m e n e Aufsicht über die Hofbüros s o w i e das oben erwähnte K o m m a n d o über die kaiserliche Leibgarde gingen an das neu geschaffene magisterium
officiorum
über. 25 Lydus
setzt diese Hofreform an das Ende der Regierungszeit des Konstantin I., 2 6 tatsächlich reichen ihre A n f ä n g e aber weiter zurück, bis in die Zeit kurz nach 312. 2 7 Der erste
tribunus
et magister
officiorum
magister
officiorum,
Martinianus, taucht 3 2 4 am Hof des Licinius auf. 2 8 D i e mobilen scholae
tinae,
des Konstantin I., Heraclianus, begegnet 320, und der erste
pala-
die an die Stelle der Prätorianergarde getreten waren und unter dem K o m m a n d o des
22
Im Bereich der Appellationsgerichtsbarkeit läßt sich gut verfolgen, wie die zivilen Aufgaben diese neue Qualität annahmen. Berufungen gegen Statthalterurteile kamen bis 313 vor den Kaiser (CTh 11,29,1 [zum Datum Theodor Mommsen (Hg.), Theodosiani libri XVI cum constitutionibus Sirmondianis, Berlin 1904 (ND Dublin, Zürich 1971), 622]; Jean Gaudemet, Constitutions constantiniennes relatives à l'appel, ZRG 98, 1981, 54-55), der sie nach Bedarf an den Prätorianerpräfekten zur inappellablen Entscheidung weiterreichte. Vermutlich seit etwa 314, spätestens aber seit 327 wandten sich Kläger in zweiter Instanz direkt an den Prätorianerpräfekten (bzw. andere Richter vice sacra); siehe CTh 1,5,2. Vgl. CTh 1,5,1 (325); siehe Michael Peachin, Iudex vice Caesaris: Deputy Emperors and the Administration of Justice during the Principate, Wiesbaden 1996, 190f.
23
Zos. 2,33,1-2; Lyd. mag. 2,10 = 3,40; 3,33. Wann und warum Konstantin I. die sogenannten Regionalpräfekturen begründete, diskutiere ich ausführlich in meiner Habilitationsschrift (siehe Anm. 12). Dagegen geht die herrschende Forschungsmeinung davon aus, daß die Regionalpräfekturen erst unter den Söhnen Konstantins oder sogar erst unter Julian aufkamen; siehe z. B. Otto Seeck, Die Reichspraefektur des vierten Jahrhunderts, RhM 69, 1914, 33-36; Enßlin, Praefectus praetorio (wie Anm. 7) 24-34; André Chastagnol, Les préfets du prétoire de Constantin, REA 70, 1968, 350; Chantal Vogler, Constance II et l'administration impériale, Strasbourg 1979, 111; Timothy D. Barnes, Regional Prefectures, Bonner Historia Augusta Colloquium 1984/1985, Bonn 1987, 15; Migl, Ordnung der Ämter (wie Anm. 7) 88, 140-143.
24
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26 27
28
Lyd. mag. 2,10-11. 25; 3,41; Manfred Clauss, Der magister officiorum in der Spätantike (4.-6. Jahrhundert). Das Amt und sein Einfluß auf die kaiserliche Politik, München 1980, 13. Lyd. mag. 2,10 = 3,40. Zosimus verliert kein einziges Wort darüber. Clauss, Magister officiorum (wie Anm. 25) 12. Konstantin I. unterschied bereits 318 zwischen scrinici des Prätorianerpräfekten und des Kaisers; siehe CTh 1,16,3 = CJ 7,49,2 (zum Datum Otto Seeck, Regesten der Kaiser und Päpste für die Jahre 311 bis 476 n. Chr. Vorarbeit zu einer Prosopographie der christlichen Kaiserzeit, Stuttgart 1919 [ND Frankfurt am Main 1964] 56-57). Clauss, Magister officiorum (wie Anm. 25) 159, 171.
80
Andreas
Gutsfeld
magister officiorum standen, sind erstmals in den letzten Jahren des Konstantin I. bezeugt. 29 Mit all diesen Reformen stärkte Konstantin I. vor allem die administrative Effizienz der Prätorianerpräfektur. Schon im Prinzipat,30 endgültig aber seit Beginn der Spätantike waren die Träger des Amtes überfordert gewesen, die wachsenden militärischen, juristischen und fiskalischen Aufgaben noch sachgerecht zu erfüllen. Auch hatten die wenigsten von ihnen die notwendigen Qualifikationen mitgebracht, um dem ganzen Aufgabenprofil des Amtes gerecht zu werden.31 Nunmehr konnten die Prätorianerpräfekten sich, von ihren Aufgaben am Hof und in der Armee entlastet, ganz auf ihre zivilen Aufgaben in den Provinzen konzentrieren. Konstantin I., dessen Erinnerung an usurpierende Prätorianerpräfekten des 3. Jahrhunderts noch recht frisch gewesen sein dürfte, sicherte mit diesen Reformen aber auch seine Herrschaft. In direkter Weise schwächte er den Prätorianerpräfekten dadurch, daß er die militärischen Teilaufgaben aus dessen Aufgabenbereich ausgliederte:32 Ohne Befehlsgewalt über die Armee war ein Prätorianerpräfekt kein ernstzunehmender Konkurrent mehr um die Reichsherrschaft. Doch auch die Hofreform bewirkte indirekt eine Machteinbuße des Prätorianerpräfekten. Diese lag nicht in dem Verlust der Aufsicht über die Hofbüros und des Kommandos über die kaiserliche Leibgarde; beide Aufgaben hatten im präfektorischen Tätigkeitsprofil seit Diokletian keine größere Rolle mehr gespielt. Die Machteinbuße kam vielmehr dadurch zustande, daß durch den Verlust sämtlicher Aufgaben am Hof die funktional gestützte persönliche Bindung des Prätorianerpräfekten an den Kaiser gekappt wurde. Es ist unwahrscheinlich, daß Konstantin I. das ganze Ausmaß der Konsequenzen überblickt hat, die sich aus seiner Hofreform ergaben. Trotz seiner Reform behielt er bis zu seinem Tod 337 Ablabius33 am Hof und betrachtete ihn als einen seiner engsten Berater.34 Erst unter Konstantins I. Nachfolgern sollte sich herausstellen, daß der Prätorianerpräfekt infolge der konstantinischen Reformen eine neue Stellung im System der Verwaltung einnahm. Hatte er im Prinzipat wegen der militärischen Befehlsgewalt und des beträchtlichen Einflusses auf den Kaiser die Ausnahmestellung eines dem Kaiser am Hof persönlich zugeordneten, gegebenenfalls auch als dessen Stellvertreter auftretenden Mitarbeiters inne-
29
30 31
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33
34
Otto Seeck, Scholae palatinae, RE 2 A 1, 1921, 621. Daß die scholae palatinae jemals dem Prätorianerpräfekten unterstanden hätten, ist nicht bekannt; anders Clauss, Magister officiorum (wie Anm. 25) 13. Cass. Dio 52,24,1-3. Laurence L. Howe, The Pretorian Prefect from Commodus to Diocletian (AD 180-305), Chicago 1942, 62; Jones, Later Roman Empire (wie Anm. 8) 101. Zosimus 2,33,3 behauptet, daß Konstantin I. mit seinen Reformen die Macht des Prätorianerpräfekten schwächen wollte. Auch in der Forschung besteht überwiegend die Neigung, die Reformen des Konstantin I. machtpolitisch zu erklären; siehe z.B. Mommsen, Staatsrecht (wie Anm. 10) 1116; Stein, Histoire du Bas-Empire (wie Anm. 8) 117. Im Text erscheinen die praefecti praetorio Orientis mit Ausnahme des Maximus unter ihrem nach der PLRE 1 maßgeblichen Rufnamen. Siehe Anm. 14. Vgl. Eun. vit. soph. 464.
Der
Prätorianerpräfekt
81
gehabt, arbeitete er nunmehr nur noch als Vorsteher eines Amtssprengeis mit ausschließlich zivilen Befugnissen, ohne aufgabengestützten Zugang zu Kaiser und Hof. Da der Hof aber das unumstrittene politische, administrative und gesellschaftliche Zentrum des Reiches darstellte und der Kaiser inmitten seines Hofes alle reichsweit relevanten Entscheidungen fällte, erscheint es keineswegs übertrieben, wenn Lydus Mitte des 6. Jahrhunderts schreibt, Konstantin I. habe insbesondere mit der Hofreform den Niedergang der Macht des Prätorianerpräfekten begründet. 35 Über den mit dieser Reform verbundenen enormen Machtverlust kann auch nicht hinwegtäuschen, daß Konstantin I. die Prätorianerpräfektur sozial beträchtlich aufwertete: Das Amt wurde vielleicht schon 312, spätestens aber 314 senatorisch, und seine Inhaber waren spätestens mit Amtsantritt viri clarissimi?b
II. Die systembedingte Nähe des Prätorianerpräfekten zum kaiserlichen Hof nach 337 Konstantin I. hatte, wie sich nach seinem Tod herausstellen sollte, 37 die für die Spätantike grundlegenden Elemente der Prätorianerpräfektur definiert. Dabei hatte die Verwaltung aufs Ganze gesehen - allerdings keine radikale Umwälzung erfahren. Konstantin I. war es zwar gelungen, die Verwaltung zu rationalisieren und ihre Effizienz zu erhöhen, er hatte dazu aber an den vorhandenen Bestand von Verwaltungsaufgaben anknüpfen müssen und diese nicht von Grund auf neu ordnen können. 38 In der Folgezeit erwies sich deshalb, daß die Reformen zwar zu einer grundsätzlichen, nicht aber allumfassenden Trennung des Prätorianerpräfekten vom Hof geführt hatten. Der Amtsstellung des Prätorianerpräfekten wohnte somit auch nach 337 eine funktionelle Nähe zum Hof inne. Diese Nähe ergab sich daraus, daß der Prätorianerpräfekt an der wichtigsten Schnittstelle zwischen dem Hof und den Provinzen arbeitete. Er bildete nicht, wie gelegentlich behauptet wird, 39 das Haupt einer nahezu vollständig autonomen Verwaltung,
35 36
Lyd. mag. 2,10 = 3,40. André Chastagnol, Le sénat romain à l'époque impériale. Recherches sur la composition de l'assemblée et le statut de ses membres, Paris 1992, 329. Vgl. dens., L'Histoire Auguste et le rang des préfets du prétoire, in: ders., Recherches sur l'Histoire Auguste avec uij rapport sur les progrès de la Historia Augusta-Forschung depuis 1963, Bonn 1970, 5 7 - 5 9 .
37
Eine der wenigen Änderungen am Amt nahm Theodosius I. vor, der kriegsbedingte Reisen des praefectus praetorio Orientis unterband; siehe Lyd. mag. 2,11 = 3,41; 3,3.
38
Ein Beispiel ist die von Konstantin I. begründete spätantike Steuerverwaltung, die einige Anomalien und Kompetenzüberschreitungen aufwies. Wie in der Kaiserzeit existierten auch nach 337 drei Fiskalämter nebeneinander, die Prätorianerpräfektur und die comitiva sacrarum largitionum, die Natural- und Geldsteuern einzogen, sowie die comitiva rerum privatarum, die das Krön- und Privatgut des Kaisers verwaltete; siehe Johannes Karayannopulos, Das Finanzwesen des frühbyzantinischen Staates, München 1958, 6 2 - 7 2 . Freilich ist zu berücksichtigen, daß Konstantin I. bestimmte Entwicklungen wie die Adärierung der annona nicht absehen konnte.
39
Stein, Untersuchungen (wie Anm. 8) 376. Ähnlich auch Jochen Bleicken, Verfassungs- und Sozialgeschichte des Römischen Kaiserreiches, 2. Aufl., Paderborn u. a. 1981, Bd. 1, 165 f.
82
Andreas Gutsfeld
sondern stand kraft seiner A u f g a b e n an zweiter Stelle der zivilen Instanzenzüge des Rechtswesens, der annona und bei der Oberaufsicht über die öffentliche O r d n u n g in seinem A m t s sprengel. Seine A m t s f ü h r u n g hing damit in vielerlei Hinsicht direkt von Entscheidungen des Kaisers ab. 4 0 Andererseits aber ergab sich aus der direkt auf den Kaiser folgenden Stellung innerhalb der Instanzenzüge, daß er d e m Kaiser in wichtigen Angelegenheiten wie e t w a der G e s e t z g e b u n g 4 1 oder der Einstellung und Disziplinierung nachgeordneter A m t s t r ä g e r 4 2 unmittelbar zuarbeiten m u ß t e und so einen nicht zu unterschätzenden Einfluß auf dessen Entscheidungen hatte. D a ß der Prätorianerpräfekt an der wichtigsten Schnittstelle zwischen d e m Hof und den Provinzen arbeitete, zeigt sich auch darin, d a ß er in seinem Verwaltungssprengel eng mit höfischen Amtsträgern kooperierte. S o zog er beispielsweise die v o m sacrarum
largitionum
comes
verwalteten Geldsteuern über seine nachgeordneten Amtsträger ein
und lieferte sie a m Hof ab. 4 3 D o c h nicht nur verwaltungstechnisch, sondern auch machtpolitisch gesehen eignete der Amtsstellung des Prätorianerpräfekten nach 337 noch i m m e r eine N ä h e z u m Hof. D e r praefectus praetorio
Orientis
genoß außerordentliches A n s e h e n in der G e s e l l s c h a f t 4 4 und n a h m
E n d e des 4. Jahrhunderts den höchsten sozialen R a n g in der Verwaltung des Ostreiches ein: Er stand vor seinem illyrischen Amtskollegen und d e m Stadtpräfekten von Konstantinopel, vor den Heermeistern, vor d e m praepositus
sacri
cubiculi
und den comités
consistoriani
und den übrigen aktiven militärischen und zivilen Amtsträgern. 4 5 A u ß e r d e m verfügte er trotz der B e s c h n e i d u n g seiner K o m p e t e n z e n u m die Teilaufgaben in der A r m e e und am Hof weiterhin über eine beträchtliche Amtsgewalt. S o traf er in provinzialen Routinegeschäften und solchen Angelegenheiten, die nicht das direkte Interesse des Kaisers f a n d e n , eigenständige Entscheidungen. 4 6
Dieser Handlungsspielraum
bot d e m Prätorianerpräfekten
(des
Ostens) trotz der R e f o r m e n Konstantins I. die Chance, sich v o m Kaiser zu verselbständigen, zumal sein Verwaltungssprengel, die praefectura
Orientis,
von gewaltigen A u s m a ß e n war,
das ganze östliche Mittelmeer u m s c h l o ß und großes politisches, militärisches und wirtschaftliches G e w i c h t hatte. 4 7 N e b e n der A n w e n d u n g kontinuierlicher K o n t r o l l e 4 8 und von
40
41 42 43
44
45 46
47
Normensetzung: Lib. or. 47,1; rechtliche Interpretation: CTh 1,2,3 = CJ 1,14,1 (317; zum Datum Seeck, Regesten [wie Anm. 27] 68); Verfügung der jährlichen indictio und eventueller superindictiones: CTh 11,16,11 = CJ 10,48,8 (365); CTh 11,6,1 = CJ 10,18,1 (382); Ernennung und Entlassung nachgeordneter Amtsträger des Prätorianerpräfekten: Lib. or. 18,158. Lib. ep. 940; CTh 11,24,1 (360); Enßlin, Praefectus praetorio (wie Anm. 7) 2476 f. Lib. ep. 871; CTh 1,5,1 (325); 1,5,9 = CJ 1,26,3 (389). CTh 7,6,2 = CJ 12,39,1 (368); CTh 11,21,1 (371); Roland Delmaire, Largesses sacrées et res privata. L'aerarium impérial et son administration du IVe au Vie siècle, Paris 1989, 385. Amm. 21,16,2; Zos. 2,46,2; CTh 6,7,1 = CJ 12,4,1; CTh 6,9,1; 22,4 (372); CTh 6,7,2 = CJ 12,4,2; CTh 6,9,2 = CJ 12,6,1 (380); CTh 6,22,5; 26,2 (381). Not. dign. or. 1,2. Lib. or. 52,46; Karl E. Zachariä von Lingenthal, Edicta praefectorum praetorio ex codicibus mss. Bodleianis, Laurentianis, Marcianis, Vindobonensibus nunc primum edita, in: Gustav E. Heimbach u.a. (Hg.), Anekdota zur byzantinischen Gesetzgebung, Leipzig 1843 (ND Aalen 1969), Bd. 3; Enßlin, Praefectus praetorio (wie Anm. 7) 2454. In den Präfekturen Afrika und Illyricum galt dieselbe Arbeitsteilung zwischen Kaiser und Prä-
Der
83
Prätorianerpräfekt
Mitteln der Personalpolitik 4 9 begegnete der Kaiser dieser Gefahr für seine Herrschaft dadurch, daß er den Prätorianerpräfekten (des Ostens) in seine ständige Residenzstadt zog. Der Prätorianerpräfekt mußte seinen Dienstgeschäften somit regelmäßig unter den Augen seines Herrn nachgehen. 5 0 Nachdem er unter Konstantin I. in Konstantinopel (bzw. Nikomedien) 5 1 gesessen hatte, wechselte er unter dessen Nachfolger Constantius II. infolge der römischen Frontstellung gegen die Perser nach Antiochia. 5 2 Mit dem Aufkommen der Gotengefahr seit Ende der 60er Jahre bezog er unter Valens seine ständige Residenz in Konstantinopel, 5 3 und die Hauptstadt blieb dann bis zum Ausgang der Spätantike Sitz seiner Behörde. Die Lage der Residenz garantierte allerdings nicht, daß der Prätorianerpräfekt persönliche Beziehungen zum Kaiser (des Ostens) unterhielt. Thalassius, Domitianus, 5 4 Musonianus, Hermogenes (Ende 351 - Ende 359), Nebridius (365), 5 5 Cynegius, Tatianus (Ende 387 November 391) und Rufinus (Herbst 394 - Januar 395) 5 6 gingen ihren Dienstgeschäften ständig oder zeitweise in Abwesenheit des Kaisers nach. 57 Der Grund ist einfach: Der Kaiser (des Ostens) hielt sich nicht immer in Konstantinopel bzw. Antiochia auf. S o begaben sich Constantius II., Valens und Theodosius I. mehrfach ohne den praefectus
praetorio
Orientis
auf Reisen durch das Reich.
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torianerpräfekten wie in der praefectura Orientis, die politische Bedeutung dieser Verwaltungssprengel war aber weit geringer. Princeps officii: Ernst Stein, Untersuchungen über das Officium der Prätorianerpräfektur seit Diokletian, 2. Aufl., Amsterdam 1962, 44; Spitzel: CTh 8,5,3 = CJ 12,50,2 (339; zum Datum Seeck, Regesten [wie Anm. 27] 38). Die Prätorianerpräfekten des Ostens wurden im ganzen gesehen im 4. Jahrhundert relativ häufig gewechselt; ihre durchschnittliche Amtszeit lag bei drei Jahren. Wo Maximus, Iulianus, Constantius, Olybrius, Neoterius und Floras ihren Amtssitz hatten, läßt sich nur vermuten. Ablabius. Acindynus; Leontius; Maiorinus (?); Philippus (?); Thalassius; Domitianus; Musonianus; Hermogenes; Helpidius. Zusammen mit Julian hielt sich Secundus mehrere Monate in Antiochia auf. Secundus; Nebridius; Araxius; Auxonius (?); Modestus (?) (trotz längerer Präsenz in Antiochia zusammen mit Valens); Postumianus (?); Cynegius; Tatianus; Rufinus. Thalassius und Domitianus arbeiteten im Beisein des Constantius Gallus in Antiochia, der als Cäsar aber keine Disziplinargewalt über sie besaß. Nebridius, der seine Ernennung im Spätsommer 365 Valens' Schwiegervater Petronius verdankte, arbeitete in Konstantinopel, ehe ihn Soldaten des Usurpators Prokop am 28.9.365 verhafteten (Amm. 26,7,4). Währenddessen zog der Kaiser, der von der Hauptstadt aus im Frühjahr 365 zu einer Reise nach Syrien aufgebrochen war (Amm. 26,6,11. Siehe aber CTh 12,6,8), durch Kleinasien (Amm. 26,7,2-3. 13). Cynegius, Tatianus und Rufinus begleiteten Theodosius I. nicht, als dieser in den Westen aufbrach. Arcadius, seit 383 Kaiser, blieb mit ihnen in Konstantinopel zurück, war wegen seiner Jugend des Regierens aber nicht fähig. Es darf auch nicht vergessen werden, daß Amtsträger wie Philippus oder Cynegius allein längere Dienstreisen durch ihren Amtsbezirk unternahmen. Zu Philippus Socr. h. e. 2,16; Soz. h. e. 3,9; Lib. or. 1,69-70; zu Cynegius Zos. 4,37,3; Lib. or. 1,231; 52,40; 30,44-45; Zos. 4,45,1.
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Außerhalb der Residenz ergaben sich ohnehin nur ausnahmsweise Situationen, in denen der Prätorianerpräfekt dem Kaiser räumlich sehr nahe kam. Philippus, 58 Helpidius, 59 Secundus, 60 Auxonius 61 und Modestus 62 zogen gemeinsam mit dem Kaiser ins Feld, wenn dieser sich zu militärischem Vorgehen gegen äußere (Perser, Goten) oder innere (Magnentius, Julian, Prokop) Feinde entschlossen hatte. 63 In dieser Situation verwandelten sich die Prätorianerpräfekten vom Vorsteher ziviler Instanzenzüge in ihrem Amtssprengel zum Stabschef am Hof, der vor Ort den Nachschub mit Lebensmitteln und Waffen steuerte und kontrollierte. 64 Für die Dauer eines Krieges gewannen sie folglich einen Teil ihrer alten kaiserzeitlichen Befugnisse zurück. Freilich waren sie als durchweg alte Männer 6 5 und ohne jede militärische Befehlsgewalt und Erfahrung für diese Aufgabe eigentlich ungeeignet. Ihre Kompetenzen lagen in der Zivilverwaltung und hätten an und für sich die Anwesenheit in ihrer Residenz erforderlich gemacht. So setzte Theodosius I. dieser anachronistischen und wohl auch wenig effektiven Tätigkeit des Prätorianerpräfekten (des Ostens) im Krieg schließlich ein Ende. Als er Ende 387 zum Krieg in den Westen zog, ließ er Cynegius im Osten zurück. 66 Auch in der Folgezeit eilte Theodosius I. ohne Begleitung des Prätorianerpräfekten zu den Waffen, und seine Nachfolger behielten, wie Lydus beklagt, 67 diese Regelung bei, so daß der Prätorianerpräfekt (des Ostens) seiner Tätigkeit fortan endgültig ortsfest, in Konstantinopel, nachzugehen hatte. 68 Soweit bekannt ist, unterhielten insgesamt nur weniger als die Hälfte der Prätorianerpräfekten des Ostens zwischen 313 und 395 persönliche Beziehungen zum Kaiser, mehrheitlich in Konstantinopel bzw. Antiochia, 69 der Rest auf Kriegszügen. 70 Daß ein Prätorianerpräfekt sich am Hof aufhielt, verstand sich also trotz seiner systembedingten Nähe zum Kaiser nicht
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Zos. 2,46,2-49,2. Lib. or. 37,11. Lib. or. 18,214; Amm. 23,5,6; Eun. vit. soph. 479; Zos. 3,12,1. Zos. 4 , 1 0 , 3 - 4 . Gr. Nyss. Eun. 1,128; Them. or. 11,149c; Rufin. hist. 2,5; Amm. 31,12,10. Julian sah darin eine Notwendigkeit, die er, als er sich im Februar 360 in Gallien in einer militärisch schwierigen Lage befand, auf den Punkt brachte: Ein Präfekt dürfe sich niemals von seinem Oberbefehlshaber entfernen, zumal auf dem Höhepunkt einer gefährlichen Lage; siehe Amm. 20,4,8. Florentius, der Prätorianerpräfekt von Gallien, hatte sich nach Vienne begeben, angeblich um für Verpflegung zu sorgen. Jones, Later Roman Empire (wie Anm. 8) 627 f. Ihr hohes Alter ergibt sich zumeist aus ihren langen Laufbahnen. Gelegentlich wird es aber auch ausdrücklich vermerkt, wie z . B . bei Secundus: Lib. or. 12,43; Them. or. 5,67b; Modestus: Him. or. 41,14. Vgl. Ablabius: Sirm. 1 (333); Philippus: AE 1967, 478 = AE 1973, 525 = I. Ephesos la, 41; Cynegius: Coll. Avell. 2a. Zos. 4,57,4. Lyd. mag. 3,3. Siehe auch Lyd. mag. 2,11 = 3,41. Erst ab diesem Zeitpunkt hat Theodor Mommsen, Die diocletianische Reichspraefectur (1901), Gesammelte Schriften 6, Berlin 1910, 291 f. recht, wenn er von der Präfektur des Ostens als einer „mit der kaiserlichen Hofhaltung verknüpften Präfectur[en]" spricht. Ablabius, Secundus, Modestus, Cynegius, Tatianus, Rufinus. Philippus, Helpidius, Secundus, Auxonius, Modestus.
Der Prätorianerpräfekt
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von selbst. 71 Antike Autoren mußten daher die Titulatur jenes Prätorianerpräfekten, den sie am Hof lokalisieren wollten, bezeichnenderweise um Begriffe wie praesens,12 74
oder in comitatu
assidens73
ergänzen. Streng genommen ergaben sich daraus Pleonasmen, weil die
Bedeutung der räumlichen Nähe zu Kaiser und Hof dem Amtstitel des praefectus
praetorio
bzw. έπαρχος oder ύπαρχος της αυλής innewohnte. 75 Doch bezog sich dieser Titel der Sache nach auf kaiserzeitliche Verhältnisse.
III. Der Prätorianerpräfekt am Hof Bevor im folgenden der Frage nachgegangen werden kann, wie häufig und intensiv die letztgenannte Gruppe der Prätorianerpräfekten mit dem Kaiser persönlich zusammenkam und wie es mit ihrer Stellung am Hof und ihrem Einfluß auf die Regierungspolitik bestellt war, 76 muß man sich zunächst der großen Lücken im Quellenmaterial bewußt werden. Die Kodizes äußern sich überhaupt nicht zur Stellung und Funktion der Prätorianerpräfekten in der Umgebung des Kaisers. Die narrativen Quellen wiederum beschränken sich darauf, Schlaglichter auf jene wenigen Prätorianerpräfekten mit ausgezeichneten persönlichen Beziehungen zum Kaiser zu werfen. Infolgedessen lassen sich Aussagen über einige, an sich zentrale Aspekte des Themas nicht treffen. So ist es ganz ungewiß, ob ein Prätorianerpräfekt das Recht hatte, von sich aus den Kaiser aufzusuchen. 77 Es läßt sich auch nicht in Erfahrung bringen, ob Prätorianerpräfekten regelmäßig der adorado Festen am Hof eingeladen wurden. 71
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des Kaisers beiwohnten oder zu
Inwieweit die Amtsgewalt des Prätorianerpräfekten in
Anders Jones, Later Roman Empire (wie Anm. 8) 367-370. Siehe auch Mommsen, Reichspraefectur (wie Anm. 68) 284. Mangels narrativer Quellen läßt sich weder ausschließen noch bestätigen, daß Maximus (?), Iulianus, Constantius, Leontius, Maiorinus, Araxius, Olybrius und Florus ständig oder zeitweise in der Umgebung des Kaisers arbeiteten. Thalassius, der zusammen mit Constantius Gallus in Antiochia residierte, wird als praefectus praetorio praesens bezeichnet (Amm. 14,1,10); auch Secundus, der Julian von Konstantinopel nach Antiochia und dann in den Perserkrieg begleitete, wird praefectus praesens genannt (Amm. 23,5,6). Secundus: Amm. 22,9,17. CJ 7,62,32 (440; zum Datum Seeck, Regesten [wie Anm. 27] 128): praefectum praetorio, qui in nostro est comitatu. Im Codex Theodosianus (und den Novellen dazu) taucht der Titel des Prätorianerpräfekten in der Verbindung mit in comitatu sonst nirgends auf. Zur Titulatur insgesamt Enßlin, Praefectus praetorio (wie Anm. 7) 2394. Zum Begriff praefectus praetorio TLL 10,2, 626-627; C. G. van Leijenhorst, Beiträge aus der Thesaurus-Arbeit XXIII. Zu zwei lateinischen Amtsbezeichnungen, MH 43, 1986, 179-183. Zur Entsprechung des lateinischen und griechischen Titels Hugh J. Mason, Greek Terms for Roman Institutions. A Lexicon and Analysis, Toronto 1974, 138-139. In die folgenden Überlegungen werden auch die Prätorianerpräfekten des Licinius und des Konstantin I. einbezogen. Rufinus ist der einzige bekannte Prätorianerpräfekt, der von sich aus einen Kaiser, nämlich Arcadius, in dessen Palast aufsuchte; siehe Claud. 5,142-143. Es könnte sich dabei aber um eine Ausnahme handeln, weil Arcadius unter der Tutel des Rufinus stand. Vgl. aber Otto Seeck, Adoratio, RE 1, 1, 1893, 400-401. Die wichtigen Gesetze zur Rangordnung der Reichselite beziehen sich ausdrücklich nur auf Senatsversammlungen und Prozesse; siehe
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seinem Amtssprengel symbolischen Ausdruck am Hof fand, 7 9 ist schließlich auch nicht bekannt. D i e schlechte Überlieferungslage spricht, was die genannten Prätorianerpräfekten als Gruppe anbetrifft, an sich schon für seltene, mehr informelle Beziehungen zum Hof. Sie ist auf jeden Fall mehr als der Ausdruck zufälliger Quellenverluste. Berücksichtigt man nämlich die Aufgaben und Stellung des Prätorianerpräfekten im System der Verwaltung, sind häufige und intensive persönliche Kontakte zum Kaiser auch nicht zu erwarten. W i e oben erwähnt, ging der Prätorianerpräfekt seinen mannigfaltigen, ihn weitgehend auslastenden Aufgaben in seinem Amtssprengel nach und hatte aufgabenbedingt nur ausnahmsweise, insbesondere im Krieg, am Hof zu tun. Hinzu kam, daß der Kaiser in der Residenzstadt seinen höchsten zivilen Amtsträger bewußt auf Distanz hielt. Der Prätorianerpräfekt arbeitete und lebte nicht w i e die höfischen Amtsträger in unmittelbarer Nähe des Kaisers. 8 0 Sein praetorium
befand sich in Antiochia in e i n i g e m Abstand v o m kaiserlichen Palast, 81 und
auch in Konstantinopel scheint der Prätorianerpräfekt seinen dienstlichen Verpflichtungen fern v o m Kaiser nachgegangen zu sein. 8 2 Nur im Krieg war, w i e oben gesehen, das Verhält-
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CTh 6,7,1 = CJ 12,4,1 (372); CTh 6,6,1 (382); 6,8,1 = CJ 12,5,1 (422). Siehe auch CTh 6,7,2 = CJ 12,4,2 (380). Lydus' (mag. 2,9) Behauptung, daß der Prätorianerpräfekt bis 408 in Sitzungen des consistorium den zweiten Platz nach dem Kaiser eingenommen und ähnliche Ehren wie dieser bekommen habe, ist falsch; siehe William Turpin, The Late Roman Law Codes: Form and Procedures for Legislation from the Classical Age to Justinian, Diss. University of Cambridge 1981, 234-237; James Caimi, Burocrazia e diritto nel De magìstratibus di Giovanni Lido, Mailand 1984, 350 mit Anm. 130. Dagron, Naissance (wie Anm. 5) 96 f. Amm. 14,7,10. Zum Dienstgebäude siehe auch Lib. ep. 552. Diese Distanz ist für Tatianus (Lib. ep. 873) und Rufinus (Lib. ep. 1111; Zos. 5,3,4-5) gesichert und steht bei ihren in der Hauptstadt beschäftigten Kollegen zu vermuten. Ob der Prätorianerpräfekt im 4. Jahrhundert über ein Dienstgebäude in Konstantinopel verfügte, ist umstritten. Lydus mag. 2,20 behauptet, daß der Prätorianerpräfekt seinen Amtsgeschäften in der Hauptstadt zunächst in seinem Privathaus nachgegangen sei. Dieser Zustand habe bis Leo I. angedauert, ehe der Prätorianerpräfekt Constantinus 471 ein bescheidenes Gebäude neben dem Forum des Leo habe errichten lassen, das später auch seinen Nachfolgern als Unterkunft gedient habe. In Konstantinopel sind tatsächlich Privathäuser einiger Prätorianerpräfekten bekannt; siehe Ablabius: Syn. ep. 61; Raymond Janin, Constantinople Byzantine. Développement urbain et répertoire topographique, 2. Aufl., Paris 1964, 304; Secundus, Modestus: Lib. ep. 1483; Ser. orig. Const. 2,148; Albrecht Berger, Untersuchungen zu den Patria Konstantinupoleos, Bonn 1988, 222; Rufinus: Zos. 5,3,4-5; Scr. orig. Const. 2,216; Janin, Constantinople (wie Anm. 82) 421. Es ist aber aus Gründen der Kontinuität schwer vorstellbar, daß Prätorianerpräfekten ihre Privathäuser als Dienstsitz genutzt hätten. So muß man wohl von der Existenz eines hauptstädtischen praetorium des Prätorianerpräfekten ausgehen, zumal bekannt ist, daß sein officium im 4. Jahrhundert öffentliche Gebäude in Konstantinopel dienstlich nutzte. So belegte der instrumentarius, der die Gerichtsprotokolle und die Originale der Urteile des Prätorianerpräfekten aufbewahrte und auch Kopien erstellte, bis ins 6. Jahrhundert einige Räume in den an der östlichen Langseite des 330 eingeweihten Hippodroms liegenden Substruktionen. Seit Valens waren dort die Gerichtsakten des Prätorianerpräfekten untergebracht; siehe Lyd. mag. 3,19; André Chastagnol, La préfecture urbaine à Rome sous le Bas-Empire, Paris 1960, 252; Dagron, Naissance (wie Anm. 5) 317. Der Prachtwagen des Prätorianerpräfekten wurde seit
Der
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Prätorianerpräfekt
nis zwischen beiden von großer räumlicher Nähe geprägt. Aber selbst in dieser Ausnahmesituation integrierte der Kaiser den Prätorianerpräfekten nicht in die Organisation des Hofes. 83 Dessen Titel taucht in keiner bekannten Aufzählung höfischer Amtsträger auf. 84 Der Prätorianerpräfekt fungierte auch nicht als ordentliches Mitglied des
consistorium.85
Aus sachlichen Gründen wurde er gelegentlich zwar zu Sitzungen des „Thronrates" hinzugezogen, 86 sein Titel fehlt aber in allen überlieferten Listen der comités consistoriani,87
und
Gesetze unterscheiden ihn (zusammen mit dem Stadtpräfekten, dem Heermeister und dem praepositus
sacri cubiculi)
von den comités
consistoriani.88
Daß der Kaiser den Prätorianerpräfekten in seiner Residenzstadt nicht näher als unbedingt nötig an sich herankommen ließ, dürfte vor allem sachliche Gründe gehabt haben. Wäre der Prätorianerpräfekt in die höfische Organisation integriert worden, wäre er zwangsläufig mit tagespolitischen Entscheidungen am Hof, das heißt mit der Regierungspolitik befaßt gewesen. Diese Funktion wäre aber einer effizienten Erfüllung seiner Aufgaben in seinem Amtssprengel abträglich gewesen, womit die Entlastung des Kaisers von Routineangelegenheiten in den Provinzen nicht mehr gewährleistet gewesen wäre. Während die Prätorianerpräfekten an sich also systembedingt allenfalls dem weiten Hof angehörten, ist rund ein Drittel von ihnen zeitweise oder ständig dem engen Hof zuzurechnen. So erweisen sich Ablabius, Philippus, Helpidius, Secundus, Modestus, Cynegius,
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Theodosius I. im früheren Tempel der Aphrodite auf der Akropolis untergestellt; siehe Jo. Mal. chron. 345. Peter B. Weiss, Consistorium und Comités Consistoriani. Untersuchungen zur Hofbeamtenschaft des 4. Jahrhunderts n. Chr. auf prosopographischer Grundlage, Würzburg 1975, 32; Karl L. Noethlichs, Hofbeamter, RAC 15, 1991, 1112. Dieser Zustand änderte sich teilweise 440, als Theodosius II. ein Hofgericht unter Einschluß des Prätorianerpräfekten einrichtete, das fortan sacrae causae hörte; siehe CJ 7,62,32 (440; zum Datum Seeck, Regesten [wie Anm. 27] 128). CTh 11,18,1 (412; zum Datum Seeck, Regesten [wie Anm. 27] 29). Vgl. CTh 6,35,7 (367). Beide Gesetze wurden im Westen erlassen. Otto Seeck, Comes consistorianus (19), RE 4, 1, 1900, 644-646; Enßlin, Praefectus praetorio (wie Anm. 7) 2452; Stein, Histoire du Bas-Empire (wie Anm. 8) l l l f . ; Weiss, Consistorium (wie Anm. 83) 32. Anders Demandt, Spätantike (wie Anm. 7) 232. Jones, Later Roman Empire (wie Anm. 8) 333 und Wolfgang Kunkel, Consilium, Consistorium, JbAC 11-12, 1968-1969, 243, vermuten, daß der am Hof anwesende Prätorianerpräfekt Mitglied des consistorium war, bleiben Quellen aber schuldig. Ein einziger Fall ist bekannt, und zwar der merkwürdige Auftritt, den Domitianus sich 354 im consistorium des Constantius Gallus in Antiochia verschaffte, als er dem Cäsar einen verspäteten Antrittsbesuch abstattete; siehe Amm. 14,7,11; Jones, Later Roman Empire (wie Anm. 8) 333 Anm. 27; Vogler, Constance II (wie Anm. 24) 216f. Ob der am Sitz des Hofes residierende Prätorianerpräfekt, wie Stein, Histoire du Bas-Empire (wie Anm. 8 ) 1 1 1 behauptet, häufig wichtigen Sitzungen als außerordentliches Mitglied beiwohnte, ist unbewiesen. Siehe auch CTh 6,35,7 (367). Vgl. CTh 11,18,1 (412; zum Datum Seeck, Regesten [wie Anm. 27] 29). Es wird nirgends bezeugt, daß der Prätorianerpräfekt den Titel eines comes consistorianus geführt hätte; vgl. Ralf Scharf, Comités und comitiva primi ordinis, AAWM 1994, 8, 59-61. CTh 7,8,3 (384); CJ 2,12,25 (388/391). Während der Schlacht von Adrianopel 378 warteten der Prätorianerpräfekt Modestus (?) und die consistoriani im Schutz der Stadtmauern ab; siehe Amm. 31,12,10.
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Tatianus und Rufinus, die alle eine langjährige Bekanntschaft mit dem Kaiser verband,89 als dessen proximi.90 Man muß insofern von häufigen persönlichen Kontakten dieser Prätorianerpräfekten mit dem Kaiser ausgehen.91 Ihre Beziehung wurde dadurch intensiviert, daß der Kaiser ihnen ad personam wichtige, außerhalb ihres ordentlichen Tätigkeitsprofils liegende Aufgaben übertrug und sie somit in seine unmittelbare Umgebung zog. Wohl alle traten sie als informelle Ratgeber des Kaisers auf. 92 Philippus, Secundus und Rufinus erhielten zudem die Sonderaufgabe diplomatischer Missionen, 93 und Ablabius und Rufinus, von denen unten noch die Rede sein wird, wurden sogar mit der Tutel eines Kaisersohnes ausgezeichnet. 94 Daß die Gruppe der dem engen Hof zuzuschreibenden Prätorianerpräfekten in den Quellen vergleichsweise gut erfaßt ist und ihr in der vorliegenden Untersuchung relativ viel Raum gegeben wird, darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß Prätorianerpräfekten an sich nur selten zu proximi aufstiegen und es oft auch nicht lange blieben. Dafür gibt es mehrere Gründe. Die Stellung des proximus setzte die funktionell bedingte Nähe eines Prätorianerpräfekten zum Hof zwingend voraus, doch eben diese ergab sich nur in Ausnahmesituationen.95 So rückten Helpidius, Secundus und Modestus wohl allein deshalb in die engste Umgebung des Kaisers auf, weil sie im Krieg dort benötigt wurden.96 Wenn Prätorianerpräfekten an den engen Hof gezogen wurden, kam ihnen allerdings nicht
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Sie waren zumeist aus Hofstellungen aufgestiegen. Proximi: Helpidius (Amm. 21,15,4); Secundus (Amm. 24,7,1. 3; siehe aber Amm. 22,10,3); Modestus (Amm. 29,1,19; 31,12,5-7; siehe aber Amm. 29,1,23). Enger Vertrauter des Kaisers: Philippus (AE 1967, 478 = 1973, 525 = I. Ephesos la, 41). Tutor eines Kaisersohns: Ablabius war als solcher vorgesehen (Eun. vit. soph. 464); Rufinus (Zos. 4,57,4). Ablabius (331), Philippus (348), Modestus (372), Cynegius (388) und Tatianus (391) erhielten außerdem das Konsulat; Rufinus wurde als magister officiorum damit 392 ausgezeichnet. Inwieweit bei Constantius (327), Acindynus (340) und Leontius (344) das Konsulat in kausalem Zusammenhang mit der großen Nähe zum Kaiser stand, läßt sich nicht nachweisen. Olybrius ist eine Ausnahme, weil er als Prätorianerpräfekt zwar Theodosius I. unterstand, seine Designation zum Konsul von 379 aber von Gratian erfahren hatte. Sie verkehrten mit dem Kaiser nicht nur häufiger als andere Prätorianerpräfekten, sondern blieben vergleichsweise auch länger im Amt. Obwohl der Kaiser mit einer langen Amtszeit auch Verdienste eines Prätorianerpräfekten um seinen Verwaltungssprengel belohnte, ist es bemerkenswert, daß die meisten Prätorianerpräfekten, die in unmittelbarer Nähe des Kaisers arbeiteten, teilweise beträchtlich länger als drei Jahre, die durchschnittliche Amtsdauer aller praefecti praetorio Orientis, im Amt blieben; siehe Ablabius, Philippus, Secundus, Modestus, Cynegius, Tatianus und Rufinus. Hingegen schieden ihre außerhalb des Hofes wirkenden Kollegen mit Ausnahme des Musonianus, der vier Jahre diente, deutlich früher aus. Bezeugt für Secundus: Them. or. 5,67b; Modestus: Amm. 30,4,2; Cynegius: Lib. or. 30,46; Rufinus: Eun. hist. frg. 57 (ed. Blockley); Zos. 4,52,3. Philippus: Zos. 2,46,2-3; Secundus: Lib. or. 24,20; Amm. 25,7,7; Rufinus: Claud. 5,73-85; Jord. Rom. 319. Ablabius: Eun. vit. soph. 464; Rufinus: Zos. 4,57,4. Anders Migl, Ordnung der Ämter (wie Anm. 7) 203, der Prätorianerpräfekten generell zum engeren Umfeld des Kaisers zählt. Siehe Anm. 58, 60, 62.
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automatisch die Stellung eines proximus zu. Während sie in ihrem Amtssprengel über eine offenkundig große Amtsgewalt verfügten und unangefochten die Spitze ziviler Instanzenzüge einnahmen, verlieh ihnen ihr Amt keine Macht am Hof, was sich schon darin zeigt, daß die (regulären) Höflinge nicht unter die präfektorische Weisungs- und Disziplinargewalt fielen.97 Auch der unumstrittene protokollarische Vorrang von Prätorianerpräfekten vor allen übrigen Amtsträgern des Ostens präjudizierte keinen herausragenden Rang innerhalb der höfischen Hierarchie. Diese nämlich unterschied sich beträchtlich von der administrativen und sozialen Rangordnung. Dominantes Schichtungskriterium in der engeren Umgebung des Kaisers waren nicht die Amtsgewalt, der soziale Rang oder die Seniorität, sondern die persönliche Nähe zum Kaiser,98 und diese resultierte vornehmlich aus der Gunst, die der Kaiser schenkte.99 Stellt man sich die höfische Gesellschaft bildlich als Kreise von Privatleuten und Amtsträgern vor, die sich um die Person des Kaisers bildeten, hing die Position des einzelnen Höflings am Hof im wahren Sinn davon ab, wieviel Wohlwollen ihm der Kaiser zeigte. Das Schichtungskriterium der persönlichen Nähe dürfte dabei häufig mit dem der Amtsgewalt oder dem sozialen Ansehen korreliert haben, zwingend war diese Wechselbeziehung aber nicht.100 Doch selbst wenn der Kaiser einem Prätorianerpräfekten seine besondere Gunst schenkte, begründete dies keine gesicherte und anerkannte Stellung in der höfischen Ordnung. Schon rein funktionell gesehen war die Stellung des präfektorischen proximus meistens nicht auf Dauer angelegt. Ging ein Krieg zu Ende oder begab sich der Kaiser allein auf Reisen, büßte ein präfektorischer proximus seine herausragende Stellung am Hof zwangsläufig wieder ein, und dies ganz ungeachtet seiner engen persönlichen Verbindung zum Kaiser. Aber auch aus einem hofinternen Grund konnte er sich seiner Stellung auf Dauer nicht sicher sein: Die höfische Rangordnung änderte sich ständig, weil sie, wie oben gesehen, wesentlich auf der Gunst des Kaisers aufbaute, diese aber wie alle persönlichen Stimmungen ständigen Schwankungen ausgesetzt war. Der Kaiser konnte also Gunst erweisen, sie aber auch von einem Tag auf den anderen wieder entziehen. So fand sich der an sich höchst angesehene Prätorianerpräfekt Ablabius 331 (?) in der höfischen Hierarchie plötzlich hinter dem Philosophen Sopater wieder, der dann bezeichnenderweise im consistorium (?) den Platz zur Rechten von Konstantin I. einnahm. 101
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Siehe z. B. Jo. Mal. chron. 340; Chron. Pasch, s. a. 369; Suda S 64. Emilienne Demougeot, De l'unité à la division de l'Empire romain 395-410. Essai sur le gouvernement impérial, Paris 1951, 10-11 hingegen meint zu Unrecht, den Vorrang des Prätorianerpräfekten vor allen illustres unter Theodosius I. daraus erschließen zu können, daß der Kaiser die meisten wichtigen Gesetze an ihn richtete. Zum Begriff der Gunst Winterling, „Hof" (wie Anm. 13) 16. So ist z.B. nicht bekannt, ob Auxonius, der Valens im Gotenkrieg 367-369 zur Seite stand (Eun. vit. soph. 479; Zos. 4,10,4; 11,4) und zweifellos zeitweise am engen Hof verkehrte, zu den engsten Vertrauten des Kaisers rechnete. Eun. vit. soph. 462.
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Während die präfektorisehen proximi an den äußeren Umständen ihrer Stellung nichts ändern konnten, bemühten sie sich eifrig darum, sich die Gunst des Kaisers zu erhalten. 102 Wie stark sie sich dabei an Erwartungen des Kaisers anpaßten, zeigt beispielhaft das Bemühen des Rufinus, eine Reaktion Theodosius' I. zu antizipieren. Der comes
Orientis
Lucianus, den Rufinus zur Besetzung vorgeschlagen hatte, beging 392 die Unvorsichtigkeit, den Schwiegervater Theodosius' I. in die Schranken zu weisen. Obwohl Lucianus im Recht war, bestellte der Kaiser Rufinus zu sich und machte ihm heftige Vorwürfe, ihm einen solchen Mann empfohlen zu haben. Der Prätorianerpräfekt geriet in Sorge um sein Amt, eilte unverzüglich von Konstantinopel nach Antiochia und ließ den dort residierenden
comes
Orientis zu Tode prügeln. 103 Rufinus überschritt damit zwar seine Kompetenzen, handelte aber mit stillschweigendem Einverständnis des Kaisers und erhielt keine Strafe. Andere Prätorianerpräfekten wiederum führten übereifrig Befehle des Kaisers aus. Gregor von Nazianz klagt, daß Modestus, als er Ende 370 Basilius, den Bischof von Caesarea, verhörte, „dem [Kaiser], dessen Befehl er erhielt, über das Maß hinaus diente, zu dem er verpflichtet war, und alles akzeptierte, um die Macht zu bewahren und sich einen längeren Besitz davon zu sichern". 104 Außerdem gingen Prätorianerpräfekten offenbar recht bereitwillig auf religiöse und intellektuelle Neigungen des Kaisers ein. Secundus, der die Begeisterung des Julian für die Philosophie geteilt zu haben scheint, 105 verfaßte im Frühling 362 (?) eine kleine Schrift περί θεών καί κόσμου, die als eine Art offizieller Abriß des erneuerten Heidentums gelten kann. 1 0 6 Gleichzeitig mit Valens erhielt Modestus die Taufe vom arianischen Bischof Eudoxius. 1 0 7 Weit verbreitet war schließlich die „unaufrichtige" Kommunikation von Prätorianerpräfekten mit dem Kaiser. 108 Ammian kritisiert dafür besonders Modestus: „Ihn beunruhigte die Furcht vor dem Nachfolger von Tag zu Tag mehr, und indem er mit kunstgerechten, verschleierten Schmeicheleien Redensarten drosch, versuchte er, sich den etwas tölpelhaften Valens auf verschiedene Weise geneigt zu machen. So nannte er dessen ungepflegte und rohe Äußerungen ciceronische Blüten und machte sich anheischig, falls jener es befehlen sollte, selbst die Sterne vom Himmel zu holen - nur um seine Eitelkeit noch zu steigern". 109 Diese „höfischen" Verhaltensweisen boten dem Prätorianerpräfekten allerdings keine Garantie für die dauernde Gunst des Kaisers. Ein falsches Wort, ein leiser Verdacht 102
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Für Modestus ist ausdrücklich bezeugt, daß er für das Verbleiben im Amt kämpfte; siehe Gr. Naz. or. 43,48; Amm. 29,1,10-11. Vgl. Hermogenes: Lib. ep. 55. Von Secundus hingegen hört man, daß er seine Entlassung herbeisehnte; siehe Zon. 13,15. Zos. 5,2,3. Gr. Naz. or. 43,48. Jul. or. 7,1,204a; 18,223a-b; 4,44,157b-c; 4, Überschrift. Secundus arbeitete im Auftrag des Kaisers außerdem an einem Buch über dessen Taten; siehe Jul. or. 8,7,250d-251c; Eun. vit. soph. 479. Gr. Naz. or. 43,48. Gregor von Nyssa Eun. 1,122 schreibt, daß Valens 367 getauft wurde und alle anderen Würdenträger sich auch zum arianischen Glauben bekehrten: die einen freiwillig, die anderen aus Angst vor dem Kaiser. Siehe z.B. Neoterius (?): Lib. or. 2,71; Cynegius: Lib. or. 30,48; Probus, den praefectus praetorio Illyrici, Italiae et Africae: Amm. 30,5,4. Amm. 29,1,10-11.
Der
Prätorianerpräfekt
91
von Illoyalität konnten schnell dazu führen, daß der Kaiser eine Entlassung aussprach. 110 Das zeigt instruktiv der Fall des Philippus, der im Sommer 351 als kaiserlicher Unterhändler mit dem Usurpator Magnentius verhandelte, dabei in Spionageverdacht geriet und festgenommen wurde. Als der Prätorianerpräfekt nicht zurückkehrte, schöpfte Constantius II., der Philippus' Loyalität und Verdienste kurz zuvor noch in höchsten Tönen gelobt hatte, 111 Verdacht. Er löste ihn von seinem Posten ab und ließ ihn im Gefängnis des Magnentius zugrunde gehen. 112 Daß die Prätorianerpräfekten dem Kaiser an Macht und Einfluß unterlegen waren, bedarf keiner weiteren Erläuterung. Kein einziger praefectus praetorio Orientis zwischen 313 und 395 unternahm einen Usurpationsversuch. Theoretisch mögliche Versuche wären insbesondere an ihrem fehlenden Zugang zu militärischer Gewalt gescheitert. Ja selbst Situationen, in denen Prätorianerpräfekten dem Kaiser widersprachen, begegnen in der Überlieferung sehr selten. 113 Was aber auf den ersten Blick erstaunt, ist, daß präfektorische proximi sich anderen proximi gegenüber nicht grundsätzlich in einer Position der Stärke befunden haben. So ist mehrfach bezeugt, daß sie in Verbindung mit Höflingen standen, die sich einer größeren Gunst des Kaisers als sie selbst erfreuten. Während Kontakte etwa zu Familienangehörigen des Kaisers 114 oder hohen Militärs 115 nur vereinzelt überliefert sind, begegnen Hofeunuchen als Interaktionspartner in den Quellen häufiger. Ihre Attraktivität hing mit der großen, sich aus ihrer Tätigkeit ergebenden Nähe zum Kaiser und ihrer deshalb naturgemäß hohen Position in der höfischen Hierarchie zusammen. 116 Autoren des 4. Jahrhunderts behaupten - allerdings in feindseligem Ton - , daß die Hofeunuchen, wohl vor allem der mächtige praepositus sacri cubiculi Eusebius, die Prätorianerpräfekten des Constantius II. gefördert hätten 117 und daß Modestus unter ihrem Einfluß gestanden habe. 118 110
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Die Entlassung eines Prätorianerpräfekten konnte aber auch andere Gründe haben. So ernannte ein neuer Kaiser üblicherweise auch neue Prätorianerpräfekten. AE 1 9 6 7 , 4 7 8 = 1973, 525 = I. Ephesos la, 41. Zos. 2,46,2-49,2; Ath. h. Ar. 7. Philippus starb vermutlich kurz vor der Schlacht von Mursa (28.9.351). Siehe z.B. Secundus: Amm. 22,10,3; Gr. Naz. or. 4,91; Soz. h. e. 5,20; Modestus: Rufin. hist. 2,5; vgl. Socr. h. e. 4,18; Soz. h. e. 6,18. Nebridius dürfte unter dem Einfluß von Valens' Schwiegervater Petronius gestanden haben, auf dessen Drängen hin er mit der Prätorianerpräfektur betraut worden war; siehe Amm. 26,7,4. Enge Verbindungen eines Prätorianerpräfekten zu hohen Militärs am Hof sind bis 395 so gut wie nicht überliefert. Der comes domesticorum Latinus machte sich 351 zusammen mit Thalassius, der damals eine hohe Position am Hof bekleidete, Sorgen um den Prätorianerpräfekten Philippus, der in die Gefangenschaft des Magnentius geraten war; siehe Zos. 2,48,5. Ob ihre Sorge mehr der Person des Prätorianerpräfekten oder den Informationen galt, die dieser dem Feind verraten konnte, muß allerdings offen bleiben. Araxius war der Schwiegersohn des Agilo, des magister militum des Prokop. Agilo unterstützte Araxius' Bewerbung um die Prätorianerpräfektur (Amm. 26,7,6) und sorgte nach dem Tod des Prokop dafür, daß Valens Araxius nur mit Verbannung bestrafte (Amm. 26,10,7). Helga Schölten, Der Eunuch in Kaisernähe. Zur politischen und sozialen Bedeutung des praepositus sacri cubiculi im 4. und 5. Jahrhundert n. Chr., Frankfurt am Main u. a. 1995, 76-88. Lib. or. 62,11. Amm. 30,4,2. Selbst der vermeintlich allmächtige Rufinus mußte Hofeunuchen einspannen, um die
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Gutsfeld
Neben diesen eher schwachen Prätorianerpräfekten gab es aber auch solche, die in Kämpfe mit Höflingen wie Angehörigen der Kaiserfamilie, 119 einem magister m
einem proconsul Asiae
oder gleich ganzen Gruppen von Höflingen
122
officiorum,m
verwickelt waren,
demnach also über einige Macht am Hof verfügten. Es wird nicht überliefert, warum diese Streitigkeiten ausgetragen wurden. Gingen sie von Höflingen aus, steht zu vermuten, daß sie einerseits eifersüchtig auf den ihrer Ansicht nach unangemessen großen Einfluß eines Prätorianerpräfekten auf den Kaiser waren, andererseits aber auch selbst, sofern sie laufbahnmäßig dafür in Frage kamen, nach der höchst attraktiven Prätorianerpräfektur strebten.123 Entfachten jedoch Prätorianerpräfekten einen Streit, dann versuchten sie wohl, ihre dominierende Stellung am Hof zu verteidigen, die ihnen ein oder mehrere Höflinge streitig machten. Ein Beispiel dafür ist Ablabius, der zusammen mit höfischen Parteigängern eine Intrige gegen den Philosophen Sopater anzettelte, der das besondere Vertrauen des Konstantin I. erlangt hatte und zu dessen einflußreichstem Berater avanciert war. Er beschuldigte Sopater eines Tages, als die Getreideversorgung in Konstantinopel nicht funktionierte und das hungernde Volk murrte, die mißliche Lage mit magischen Praktiken verursacht zu haben. Konstantin I. ließ daraufhin den Philosophen fallen und im Frühjahr 331 (?) hinrichten, 124 wodurch Ablabius wieder zu seinem alten Einfluß am Hof gelangte. 125 Auch Philippus und Modestus schafften es, ihre Stellung gegen höfische Intrigen zu verteidigen. 126 Hingegen büßten Secundus, 127 Tatianus 128 und Rufinus 129 ihr Amt nach höfischen Konkurrenzkämpfen ein.
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Heirat seiner Tochter mit Arcadius einzufädeln; siehe Zos. 5,1,4. Statt an Hofeunuchen denkt François Paschoud (Hg.), Zosime. Histoire nouvelle, Paris 1986, Bd. 3, 1, 77 an cubicularii oder decuriones silentiariorum. Secundus unterlag im Spätsommer 365 dem Schwiegervater des Valens, Petronius, und dessen Gefolgsleuten; siehe Amm. 26,7,4; Zos. 4,6,2. Tatianus stürzte 392 durch die Intrige des magister officiorum Rufinus (Zos. 4,52,1-2), der aber nicht sein einziger Widersacher war. Die nämlich, heißt es bei Eunap hist. frg. 57, die außer Rufinus zum engsten Kreis um Theodosius I. gehörten, überredeten Tatianus, seinen gleichzeitig mit ihm abgesetzten und dann geflohenen Sohn Proculus zur Rückkehr nach Konstantinopel zu bewegen. Siehe auch Zos. 4,52,3. Eun. vit. soph. 479. Der proconsul Asiae Clearchus, der gelegentlich Tischgemeinschaft mit Valens hielt und insofern als Mitglied des weiten Hofes anzusehen ist, sorgte für den Sturz des Secundus. Constantius II. verteidigte Philippus 351 gegen Neider am Hof, siehe AE 1967, 478 = 1973, 525 = I. Ephesos la, 41. Gegner des Modestus scheiterten kurz vor dem 29.3.374 bei dem Versuch, das Vertrauen des Valens in ihn zu erschüttern; siehe Them. or. 11,153b. Siehe z. B. Rufinus: Zos. 4,52,2. Infolge der hohen Instabilität der höfischen Hierarchie sind aber Vermutungen wie die, daß vom Ehrgeiz zerfressene magistri officiorum generell im Streit mit den Prätorianerpräfekten gelegen hätten, unbegründet; so aber Clauss, Magister officiorum (wie Anm. 25) 157 mit Blick auf Florus. Eun. vit. soph. 462-463; Zos. 2,40,3; Piganiol, L'empire chrétien (wie Anm. 8) 57. Eun. vit. soph. 464. Philippus: AE 1967,478 = 1973, 525 = I. Ephesos la, 41; Modestus: Them. or. 11,153b. Amm. 26,7,4; Eun. vit. soph. 479; Zos. 4,6,2. Es handelt sich hierbei um die erste Amtszeit des Secundus. Zos. 4,52,1-2. Zos. 5,7,5.
Der
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Prätorianerpräfekt
D a s Bild, das die Quellen von der Stellung präfektorischer proximi
am engen Hof zeich-
nen, ist durchaus widersprüchlich. Es wäre angesichts der unbeständigen höfischen Hierarchie auch ein Fehler, die Stellung, die einem Höfling in einer bestimmten Situation zukam, zu verallgemeinern. Gleichwohl widerlegt der Befund, daß präfektorische proximi höfischen Hierarchie hinter Angehörigen der Kaiserfamilie, 1 3 0 magistri
officiorum,m
in der Hof-
eunuchen 1 3 2 oder Philosophen 1 3 3 rangieren konnten, eindeutig die in der Forschung anzutreffende Ansicht, präfektorische proximi stellung am Hof e i n g e n o m m e n .
134
hätten a priori eine unangefochtene Vorrang-
Dieser Befund kann freilich nicht erstaunen. Betrachtet
man die Prätorianerpräfekten nämlich im höfischen Kontext, zeigt sich, daß ihre Stellung in der höfischen Hierarchie g e m e s s e n am Kriterium der kaiserlichen Gunst im Regelfall nicht herausragend ausfallen konnte. Nicht nur konnten sie der kaiserlichen Gunst nur auf Zeit teilhaftig werden, sie befanden sich auch im Wettbewerb um die Gunst des Kaisers grundsätzlich im Nachteil gegenüber den meisten anderen proximi, Arbeitsmittelpunkt nicht in unmittelbarer Nähe des Kaisers lag. präfektorischen proximi
135
weil ihr Lebens- und Insbesondere waren die
wie ihre hoffernen Kollegen nicht in die höfische Organisation ein-
gebunden, damit die Erledigung ihrer ordentlichen, sprengelbezogenen Aufgaben stets gewährleistet blieb. 1 3 6 Schon aus rein praktischen Gründen also konnten die präfektorischen
130
Rufinus: Zos. 5,2,3. Tatianus: Zos. 4,52,2. 132 Philippus: Lib. or. 62,11; Mart. SS. Marciani et Martyrii 2,6. 133 Ablabius: Eun. vit. soph. 462. 134 Siehe z.B. Adolf Lippold, Theodosius der Große und seine Zeit, 2. Aufl., München 1980, 52: „Maßgeblicher Berater des vom Vater in seinen Qualitäten offenbar nicht hoch eingeschätzten Sohnes (sc. Arcadius) wurde der das außerordentliche Vertrauen des Kaisers genießende Rufinus, dem als Prätorianerpräfekten des Ostens diese Aufgabe fast naturgemäß zukam." 135 Selbst Rufinus, der infolge seiner Tutel über Arcadius ständigen und anscheinend ungehinderten Zugang zum jungen Kaiser besaß und ihn auch bei dessen seltenen öffentlichen Auftritten begleitete (Eun. hist. frg. 64 = Jo. Ant. fr. 190; Philost. h. e. 11,3; Zos. 5,7,5), mußte sich zum Palast bemühen, wenn er Arcadius sprechen wollte (Claud. 5,142-143: sacrasque fores praedivitis aulae intrat et Arcadium mixto terrore precatur). Da die Prätorianerpräfekten stets von außen kamen, fiel es ihnen auch schwer, am Hof eine Anhängerschaft aufzubauen; Ablabius und Rufinus sind die einzigen bekannten Prätorianerpräfekten, die einer Gefolgschaft am Hof vorstanden. Zu Ablabius Eun. vit. soph. 462^463. Zu Rufinus Claud. 5,296; vgl. dens. 3,213 (coniurati clientes); 5,76. 311 (sodi); 5,319 (sodales); siehe auch Zos. 5,1,4. Inwieweit Tatianus einer höfischen Parteiung vorstand, ist unklar. Immerhin wird berichtet, daß er bei seinem Sturz 392 neben seiner Frau und seinem Sohn Proculus, dem Stadtpräfekten von Konstantinopel, auch viele Verwandte und Bekannte mit sich riß; siehe Claud. 3,230-233: Non coniunx, non ipse simul, non pignora caesa sufficiunt odiis; non extinxisse propinquos, non notos egisse sat est; exscindere cives funditus et nomen gentis delere laborat; Timothy D. Barnes, The Victims of Rufinus, CQ 34, 1984, 227-228. 396 wurden Tatianus, Proculus und ihre lykischen Landsleute dann rehabilitiert; siehe CTh 9,38,9 (396). 131
136
Die einzige Sitzung des consistorium im 4. Jahrhundert, deren Teilnehmer namentlich feststehen, fand 362 bezeichnenderweise ohne den engen Vertrauten des Julian, den Prätorianerpräfekten Secundus, statt (CTh 11,39,5 [362]; Weiss, Consistorium [wie Anm. 83] 31), obwohl dieser ständig mit dem Kaiser verkehrte (CTh 10,3,1; 11,16,10; 12,1,50 (= 13,1,4); CJ 11,70,2; Jul. or. 7,18,223a-b).
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Gutsfeld
proximi nicht so häufig wie ein höfischer Amtsträger oder ein Mitglied der kaiserlichen Familie mit dem Kaiser verkehren. 137 Es fällt auf, daß diese relative Kaiserferne präfektorischer proximi sich nicht negativ auf ihr soziales Ansehen auswirkte. Im Gegensatz zu den (regulären) Höflingen konnten sie sich um herausragende Prämien wie das Konsulat bemühen. Das divinum praemium
consula-
fws 138 war zunächst zwar nicht an die Prätorianerpräfektur des Ostens gebunden. Jeder Prätorianerpräfekt brachte aber einen mit der Zeit wachsenden, auf den Konsulaten seiner Vorgänger gründenden Anspruch auf das Ehrenamt mit, den der Kaiser nicht außer acht lassen und den ihm kaum ein Höfling streitig machen konnte. In der traditions- und rangbewußten römischen Gesellschaft gingen daher die Konsulate, sofern sie nicht an Mitglieder des Kaiserhauses vergeben wurden, im 4. Jahrhundert neben Heermeistern zunehmend an Prätorianerpräfekten, 1 3 9 sofern sie sich längere Zeit am engen Hof gehalten hatten. 140 Ende des 4. Jahrhunderts entwickelte sich das Konsulat dann sogar zum festen Attribut der praefectura
Orientisi
Ehrgeizige und politisch engagierte Prätorianerpräfekten werden es freilich lebhaft bedauert haben, daß sie nur selten mit dem Kaiser zusammentreffen konnten, war doch die Nähe zum Kaiser mit der Fähigkeit, dessen Entscheidungen durch Überzeugung und Ratschläge zu lenken, gleichzusetzen. 142 Prätorianerpräfekten bereiteten von Amts wegen in den ihnen anvertrauten Sachbereichen etwa der annona oder der Oberaufsicht über nachgeordnete Amtsträger Entscheidungen des Kaisers vor, und dieser pflegte ihren Empfehlungen auch ohne vorherige Aufnahme persönlicher Kontakte schon aus Gründen der Zweckmäßigkeit zu folgen. 1 4 3 Doch diese Amtsgewalt strahlte nicht automatisch auf die gesamte Regie-
137
Eine Ausnahmesituation ergab sich lediglich auf Kriegszügen, in deren Verlauf zwangsläufig eine größere und intensivere personelle Nähe zum Kaiser als in Konstantinopel bzw. Antiochia entstand.
138
CTh 9,40,17 (399). Libanius ep. 990 nannte Tatianus' Designation zum Konsul 390 eine wohlverdiente Ehre (τιμή), ein Geschenk des Kaisers. Chastagnol, L'évolution (wie Anm. 8) 218f. Die meisten Prätorianerpräfekten, die zu Konsuln designiert wurden, sind - wie oben erwähnt - als proximi des Kaisers bekannt. Sie hatten außerdem mindestens zwei bis drei Jahre gedient. Die einzige Ausnahme ist Olybrius, der erst einige Monate im Amt war, als er das Konsulat antrat, die Designation dazu aber schon vor seiner Ernennung zum Prätorianerpräfekten des Ostens erhalten hatte.
139 140
141 142
143
CTh 9,40,17 (399); Mommsen, Reichspraefectur (wie Anm. 68) 292. Die völlige Verfügungsgewalt des Kaisers über Macht und Rang dokumentiert sich in CTh 9,40,17, mit dem Arcadius 399 folgende Strafen gegen den seines Amtes als praepositus sacri cubiculi enthobenen Eutropius verhängte: die Konfiszierung seines Vermögens; den Verlust seines Ranges und entsprechender Zierden; das Schweigen über sein Konsulat; die Annullierung seiner Taten; den Verlust des Patriziats und anderer kleinerer Würden; die Beseitigung seiner Statuen in allen Städten, an privaten und öffentlichen Orten. Deutlich wird dies insbesondere bei den suffragio von Prätorianerpräfekten für die Besetzung hoher ziviler Posten in ihrem Amtsbereich; siehe z . B . Lib. ep. 871. Im 5. Jahrhundert konnte ein vom Prätorianerpräfekten empfohlener Kandidat sicher mit der Ernennung durch den Kaiser rechnen; siehe CJ 9,27,6 (439); 2,7,9 (442).
Der
Prätorianerpräfekt
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rungspolitik aus; so gehörten Außen- oder Religionspolitik z . B . nicht zu den ordentlichen Aufgaben der Prätorianerpräfektur. 144 U m hier Einfluß nehmen zu können, waren persönliche Nähe und Zugangsmöglichkeit eines Prätorianerpräfekten zum Kaiser unbedingt notwendig. 1 4 5 Über solche verfügten, wie gesehen, auch die präfektorischen proximi
nur in be-
schränktem Maße. Man kann infolgedessen davon ausgehen, daß ihr Einfluß auf den Kaiser in ihnen sachfremden Bereichen begrenzt war. 1 4 6 Ihnen kam auch nicht automatisch die Funktion des engsten Vertrauten oder Chefberaters des Kaisers 1 4 7 und entsprechend großer Einfluß auf die am Hof entschiedene Tagespolitik zu. 1 4 8 In den wenigen bekannten Situationen, in denen sie den Kaiser berieten, agierten sie vielmehr stets inmitten eines kleineren Kreises kaiserlicher Vertrauter 149 und besaßen dort auch immer nur eine der Stimmen. 1 5 0
144
Vgl. Zos. 4,57,4. Claudian 5,13-15 bemerkt richtig, daß ein Prätorianerpräfekt ohne hilfreichen Beistand der amor principis auf verlorenem Posten stand. Siehe auch Lib. ep. 1110. 146 Christliche Autoren behaupten, Secundus und Modestus hätten in kirchenpolitischen Fragen auf den Kaiser eingewirkt. Zu Secundus: Gr. Naz. or. 4,91; Soz. h. e. 5,20; Theodor, h. e. 3,11. Zu Modestus: Rufin. hist. 2,5; Socr. h. e. 4,18; Soz. h. e. 6,18; Theodor, h. e. 4,17; Thphn. chron. s. a. 5864. 147 Gegenteilige Aussagen in der Forschung etwa zu Cynegius entbehren jeder Quellengrundlage; so behauptet Piganiol, L'empire chrétien (wie Anm. 8) 273 zu Unrecht, daß der Prätorianerpräfekt während seiner ganzen Amtszeit „principal conseiller" des Theodosius I. gewesen sei. Aber auch Adolf Lippold, P(raefectus) praetorio, KP 4, 1979, 1106 meint mit Blick auf Cynegius: „Besondere) Macht erreichte der p(raefectus) Orientis". Siehe ferner Otto Seeck, Geschichte des Untergangs der antiken Welt, 2. Aufl., Stuttgart 1920 (ND Darmstadt 1966), Bd. 5, 218: Cynegius „Vertrauensmann des Kaisers". 145
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Seine relativ schwache Stellung am Hof gereichte Secundus allerdings in zwei Interregna zum Vorteil. Da er weder Kopf noch wichtiges Mitglied einer höfischen Parteiung unter Julian gewesen war, wurde er bei den Kaiserwahlen 363 und 364 als Kompromißkandidat für den Thron gehandelt, als die beiden mächtigen, von Militärs dominierten höfischen Parteiungen sich zu blockieren drohten; siehe Amm. 25,5,1-4; 26,1,4-5. Nach dem Tod des Jovian förderte Secundus außerdem maßgeblich die Kandidatur des Valentinian: Philost. h. e. 8,8; Jo. Mal. chron. 337; Chron. Pasch, s. a. 364; Zon. 13,14. Secundus: Amm. 22,10,3; vgl. Jul. mis. 354c; or. 7,223b; Them. or. 5,67b; Modestus: Amm. 30,4,2; Cynegius: Lib. or. 30,48. Auch andere präfektorische proximi begegnen fest eingebunden in die engste Umgebung des Kaisers; siehe Ablabius: Eun. vit. soph. 462-463; Philippus: AE 1967, 478 = 1973, 525 = I. Ephesos la, 41; Modestus: Amm. 30,4,1-2; vgl. Them. or. 11,153b; Rufinus: Eun. hist. frg. 57; Call. v. Hyp. 6,4-5. Darauf, daß die Prätorianerpräfekten am engen Hof die Gunst des Kaisers mit anderen Höflingen teilen mußten, wußten sich Außenstehende wie Libanius einzustellen. Dieser verwandte sich während des Prozesses gegen Euagrius, der sich 364-365 wegen eines Dienstvergehens in seinem Vikariat in Konstantinopel vor dem Kaisergericht verantworten mußte, für den Angeklagten daher nicht nur bei Secundus (Lib. ep. 1314. 1321. 1462). Er schrieb in derselben Sache vielmehr auch Höflingen wie dem magister ojficiorum Decentius (Lib. ep. 1310. 1317. 1463), dem patricius Datianus (Lib. ep. 1311. 1320), dem comes sacrarum largitionum Iovinus (Lib. ep. 1312), dem früheren Präfekten von Ägypten, Gerontius (Lib. ep. 1319), dem Vikar von Asia, Clearchus (Lib. ep. 1322), und wohl auch dem früheren palatinus Euanthius (Lib. ep. 1310. 1319. 1334. 1341). Auf Bitten des Libanius schaltete sich vermutlich auch der comes Orientis Rufinus ein; siehe Lib. ep. 1319.
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IV. Die Ausnahmen: Ablabius und Rufinus Während die meisten präfektorischen proximi politisch am Hof nicht weiter auffielen, spielten Ablabius und Rufinus in der engsten Umgebung des Kaisers eine herausragende Rolle. Beginnen wir mit Ablabius, über den Eunap sagt, er sei mächtiger als Konstantin I. gewesen. 1 5 1 Das tatsächliche Maß des Einflusses von Ablabius läßt sich allerdings nicht konkretisieren. Eunap selbst untermauert sein Urteil allein mit der oben geschilderten Anklage des Prätorianerpräfekten gegen den Philosophen Sopater, die zu dessen Hinrichtung geführt hatte. 152 Dieses Argument ist jedoch schwach, weil die Erhebung einer Anklage wegen Hochverrat zu den ordentlichen Aufgaben eines Prätorianerpräfekten gehörte. 1 5 3 Gleichwohl steht zu vermuten, daß Ablabius enormen Einfluß auf sachfremde Bereiche ausübte. Seine Beziehung zu Konstantin I. wurde zeitweise so eng, daß sie sogar die Grundlage zu privaten Beziehungen bildete. Der Kaiser stimmte 337 oder kurz zuvor der Verlobung seines Sohnes Constans mit Ablabius' Tochter Olympias zu 1 5 4 und übertrug vor seinem Tod Ablabius gleichsam testamentarisch die Betreuung seines Sohnes Constantius II. 155 Insbesondere die schon mehrfach erwähnte Sopateraffäre verdeutlicht aber, daß Ablabius diesen Einfluß nicht während seiner ganzen Amtszeit besaß. 1 5 6 Wahrscheinlich rückte er erst gegen Ende der Regierungszeit Konstantins I. zum „allmächtigen Günstling" des Kaisers auf. 157 Doch schon bald verlor er diese Position. Als Constantius II. den Thron bestieg, stellte er sich nicht unter die Tutel des Ablabius und entband ihn unverzüglich von seinen Aufgaben als Prätorianerpräfekt. So verhinderte er auch die Heirat seines Bruders mit der Tochter des Ablabius. 1 5 8 Auch Rufinus besaß nicht während seiner ganzen Amtszeit (392-395) herausragenden Einfluß am Hof. Theodosius I. schätzte ihn, 159 wies ihm aber keine außerordentliche Stellung in seiner nächsten Umgebung zu.16(1 Zur Aufwertung des Prätorianerpräfekten am Hof kam es erst, als der Kaiser, bevor er im Mai 394 in den Westen gegen Eugenius zog, seinen Sohn, den jungen Kaiser Arcadius, in die Obhut des Rufinus gab. 161 Als Tutor handelte
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Eun. vit. soph. 463. Eun. vit. soph. 4 6 3 - 4 6 4 . CTh 1,15,1 (325); Lib. ep. 173; or. 32,27. Amm. 20,11,3; Ath. h. Ar. 69; PLRE 1, Olympias 1. Eun. vit. soph. 464. Siehe auch Sirm. 1 (333), in dem Konstantin I. Ablabius in seine Schranken weist. So Otto Seeck, Ablabius 1, RE 1 , 1 , 1893, 103, der aber meint, der Prätorianerpräfekt habe diese Stellung während seiner ganzen Amtszeit eingenommen. Otto Seeck, Constans 3, RE 4, 1, 1900, 948 hingegen sieht den Grund darin, daß Olympias noch zu jung für die Eheschließung gewesen sei. Das zeigt insbesondere das Konsulat, mit dem Rufinus als erster magister officiorum überhaupt 392 ausgezeichnet wurde. Ende 392 wäre Rufinus ein Streit mit Eucherius, dem Schwiegervater des Theodosius I., fast zum Verhängnis geworden; siehe Zos. 5,2,3. Zos. 4,57,4.
Der
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Prätorianerpräfekt
Rufinus sicher nicht wie ein Vormund im juristischen Sinne, 1 6 2 weil zivilrechtliche Bestimmungen über Vormundschaft im Staatsrecht keine Geltung hatten 1 6 3 und es kein Mindestalter für die Berufung zum Kaiser gab. Er nahm auch kein außergewöhnliches Gesetzgebungsrecht wahr, wie in der Forschung teilweise angenommen wird. 1 6 4 Die Gesetzgebung war ein kaiserliches Vorrecht, und Justinian griff die Erfahrungen der letzten Jahrhunderte auf, als er 533 betonte, es obläge allein der kaiserlichen Autorität, leges et condere 6
pretaría
et inter-
Gleichwohl ist es möglich, daß Theodosius I. Rufinus 394 eine Art Oberaufsicht
über den Hof zuwies. 1 6 6 Orosius nämlich berichtet, daß Rufinus die Ordnung des östlichen Hofes (orientalis
aulae)
(disciplina)
übertragen bekommen habe. 1 6 7 Wie auch immer die
Vormundschaft geartet war, fest steht jedenfalls, daß sie eine sehr große Nähe des Prätorianerpräfekten zum Kaiser bewirkte. Obgleich es in der rufinusfeindlichen Überlieferung heißt, daß der Prätorianerpräfekt den jungen Kaiser Arcadius zu Lebzeiten und nach dem Tod des Theodosius I. sowohl in dem ihm als Amtsträger zustehenden Aufgabenfeld als auch in den anderen Aufgabenbereichen dominiert hätte, 168 läßt sich insgesamt gesehen nicht nachweisen, daß Rufinus mit seiner Tutel den üblichen Handlungsrahmen eines Prätorianerpräfekten am Hof gesprengt hätte. So wird nicht überliefert, daß er jemals ohne Wissen oder gegen den Willen des Kaisers gehandelt hätte. 169 Allerdings bediente Rufinus sich seines großen Einflusses am Hof, zum einen im Rahmen seiner ordentlichen Amtstätigkeit, etwa um Empfehlungen für Stellenbesetzun-
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Lippold, Theodosius I. (wie Anm. 6) 904. Demougeot, L'unité (wie Anm. 98) 103 f. weist zu Recht darauf hin, daß diese Tutel ursprünglich zunächst nur vorübergehend gewesen sei und allein auf der Abwesenheit des Kaisers beruht habe. 163 Johannes Straub, Parens Principum. Stilichos Reichspolitik und das Testament des Kaisers Theodosius (1952), in: ders., Regeneratio imperii. Aufsätze über Roms Kaisertum und Reich im Spiegel der heidnischen und christlichen Publizistik, Darmstadt 1972, Bd. 1, 226. 164 So aber John H. W. G. Liebeschuetz, Barbarians and Bishops. Army, Church, and State in the Age of Arcadius and Chrysostom, Oxford 1990, 90. Vgl. auch Otto Seeck, Rufinus 23, RE 1 A 1, 1914, 1191 : „Sogar das Recht der Gesetzgebung scheint der alte Kaiser sich nicht vorbehalten zu haben; denn die Gesetze vom 6. November 394 und vom 9. Januar 395 sind in Konstantinopel, also von Arcadius, oder richtiger von R(ufinus), erlassen und stammen, falls ihre Datierung richtig überliefert ist, aus der Zeit, als Theodosius seinen Feldzug schon angetreten hatte, aber noch am Leben war (Cod. Theod. V 14, 34. XIII 8, 1)". 165 Const. Tanta 21 (533). 166 Alan Cameron, Jacqueline Long, Barbarians and Politics at the Court of Arcadius, with a Contribution by Lee Sherry, Berkeley u. a. 1993, 5 werten Rufinus' Wächterschaft über Arcadius „as a seal on Rufinus' authority". 167 Oros. hist. 7,37,1. 168 Zosimus 4,57,4 schreibt, daß Rufinus, als er Arcadius zu Lebzeiten des Theodosius I. betreute, in seiner Funktion als Prätorianerpräfekt und mit entscheidendem Einfluß auf allen anderen Gebieten habe tun können, was immer die höchste Machtfülle einem Kaiser einräumte. Eunap hist. frg. 62 betont, daß Rufinus nach Theodosius' I. Tod im Januar 395 die Macht im Osten besessen habe, während Arcadius nur dem Namen nach Herrscher gewesen sei und Befehle von ihm empfangen habe. Ähnlich Philost. h. e. 11,3; Zos. 5,1,1· Siehe auch Eun. hist. frg. 62. 169 Das bestätigt indirekt z. B. Philostorgius h. e. 11,3, demzufolge Rufinus Arcadius unter dem Namen
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gen beim Kaiser durchzusetzen,170 zum anderen in der Kirchenpolitik171 und insbesondere in der Außenpolitik, als das Verhältnis zu Westrom 172 und zu Stilicho 173 sowie der Umgang mit den „Barbaren", die damals die Grenzen Ostroms unsicher machten, am Hof zur Diskussion standen.174 Es ist zwar nicht feststellbar, ob der Prätorianerpräfekt mit seiner Stimme regelmäßig Einfluß auf die außen- oder innenpolitischen Entscheidungen des Arcadius hatte.175 Doch besteht kein Zweifel daran, daß Rufinus, durch die Tutel über Arcadius bedingt, der wichtigste Berater des jungen Kaisers in allen Fragen der Tagespolitik war.
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des Prätorianerpräfekten Befehle erteilt habe. Zosimus 5,1,3 schreibt, daß der junge Kaiser nur das unterschrieben habe, was der Prätorianerpräfekt ihm aufgetragen habe. Eun. hist. frg. 62; Zos. 5,1,1-2. Hingegen verkürzt Zosimus 5,5,3 den Sachverhalt, wenn er schreibt, daß der Prätorianerpräfekt Anfang (?) 395 Antiochus zum Prokonsul von Achaia ernannte und Gerontius gleichzeitig den militärischen Schutz der Thermopylen anvertraute. Das zweite sujfragium ist insofern ungewöhnlich, als es einem Soldaten galt; es gibt im 4. Jahrhundert keinen vergleichbaren Fall, daß ein Prätorianerpräfekt sich in die Besetzung militärischer Stellen eingemischt hätte. Das zeigt sich z. B. darin, daß er östliche Bischöfe zu einer Synode am 29.9. 394 auf seinen Landsitz in Dry s einlud; siehe Pelag. defens. 2,9. 11. Hingegen ist es unbewiesen, daß Rufinus nach dem Tod des Theodosius I. bestimmenden Einfluß auf die Religionsgesetzgebung genommen hätte. Anderslautende Forschungsmeinungen stützen sich auf das schwache Argument, daß die in Frage kommenden Gesetze an den Prätorianerpräfekten gerichtet sind. Seeck, Rufinus (wie Anm. 167) 1191 sieht in Rufinus den Urheber der orthodoxen Gesetzgebung nach dem Tod des Theodosius I. Seiner Ansicht nach gingen die Verfügungen gegen die Eunomianer (CTh 16,5,25), denen Theodosius I. kurz zuvor wieder das testamentarische Erbrecht eingeräumt hatte (CTh 16,5,23. 27), und gegen Heiden und Ketzer (CTh 16,5,26. 28. 29; 16,10,13; 2,8,22) auf das Konto des Prätorianerpräfekten. Ähnlich Seeck, Geschichte (wie Anm. 147) 268 Anm. zu Zeile 34; 274. Raban von Haehling, Die Religionszugehörigkeit der hohen Amtsträger des Römischen Reiches seit Constantins I. Alleinherrschaft bis zum Ende der Theodosianischen Dynastie (324-450 bzw. 455 n. Chr.), Bonn 1978, 74 meint, daß Rufinus außerdem die Verantwortung für CTh 16,10,12 trage, „in dem seine heiden- und häretikerfeindliche Einstellung eindeutig zum Ausdruck komme". Siehe auch Gerhard Rauschen, Jahrbücher der christlichen Kirche unter dem Kaiser Theodosius dem Grossen. Versuch einer Erneuerung der Annales Ecclesiastici des Baronius für die Jahre 378-395, Freiburg 1897, 306.
Claudian 20,539-541 behauptet, daß Rufinus der Reichsteilung das Wort geredet habe. Vgl. Claud. 3,380-382. 173 Rufinus scheint Stilichos Herrschaft über das ganze Reich nicht anerkannt und dessen Pläne verworfen zu haben; vgl. Claud. 5,144-158. 174 Rufinus soll Kontakte zu Barbaren (Emilienne Demougeot, Le préfet Rufin et les Barbares, AlPhO 10, 1950, 185-191) unterhalten und das Reich an sie verraten haben; siehe Claud. 3,319: proditor imperii coniuratusque Getarum; 5,53; 21,113; 26,517. Er soll außerdem Barbaren im Kampf geschont haben; siehe Claud. 5,219. Er soll Barbaren in das Reich gerufen haben, um im Fall eines ausbrechenden Notstandes den Thron zu usurpieren; siehe Claud. 3,320-321; 5,7-53. 270-271; Eun. hist. frg. 64 = Jo. Ant. fr. 190; Oros. hist. 7,37,1; Soz. h. e. 8,1; Socr. h. e. 6,1; Zos. 5,5,3-6. Zu diesem klassischen historiographischen Vorwurf Santo Mazzarino, Stilicone. La crisi imperiale dopo Teodosio, Rom 1942, 252. Vgl. Theodor Mommsen, Römisches Strafrecht, Leipzig 1899, 549. 175 Das einzige bekannte Mal, in dem dies der Fall war, trug sich gegen Mitte Oktober 395 zu, als Rufinus Arcadius davon überzeugte, Stilicho die Rückgabe der unter seinem Kommando stehenden
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Dieser für einen Prätorianerpräfekten außergewöhnliche Einfluß rief rasch Neider auf den Plan. Schon Anfang 395 formierte sich Widerstand, der v o m Palast über die A r m e e s p i t z e 1 7 6 bis in den Senat 1 7 7 reichte. Besonders erbitterte Gegner waren offenbar Stilichos Frau Serena, eine Nichte des Theodosius I., 1 7 8 und der Hofeunuch Eutropius. 1 7 9 Sie verhinderten ζ. B., daß Rufinus Arcadius zur Heirat mit seiner Tochter b e w e g e n konnte. Der Prätorianerpräfekt war an sich umsichtig vorgegangen und hatte kurz nach dem Tod des Theodosius I. im Januar 3 9 5 seinen Plan v o n einigen im Palast lebenden Höflingen streuen lassen. 1 8 0 Schnell rührte sich aber Widerstand, und der Hofeunuch Eutropius überzeugte Arcadius schließlich davon, Eudoxia, die Tochter des Heermeisters Bauto, zur Frau zu nehmen. 1 8 1 Obwohl der Einfluß der feindlichen Hofclique stark genug war, um Rufinus in Sachentscheidungen beim Kaiser zu übertrumpfen, 1 8 2 reichte er nicht aus, dessen Stellung als
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mus nachhaltig zu erschüttern. Es gibt keinen Hinweis darauf, daß Arcadius das Vertrauen
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östlichen Truppen zu befehlen; siehe Claud. 5,124-256; zum Datum Demougeot, L'unité (wie Anm. 98) 154 mit Anm. 183. Claudian nährt die These von der Alleintäterschaft des Rufinus mit Aussagen wie der, daß er den Befehl gegen den Willen des Kaisers erpreßt habe (Claud. 5,169-170. Vgl. dens. 21,112-115), oder dem angeblichen Ausruf des Stilicho, als er von dem Befehl erfuhr: Rufinus praecipit! (Claud. 5,219). Rufinus brachte als magister officiorum die Generalität gegen sich auf, als er 391 die Heermeister Promotus und Timasius beleidigte und Promotus in den Tod schickte; siehe Zos. 4,51,1-4; Mazzarino, Stilicone (wie Anm. 174) 252 Anm. 1. Wegen dieses geringen Rückhalts in der Armee kann Claudian 5,293-316 Rufinus' Ansprache an seine „zivilen Truppen" (clientes) als contio eines Generals an seine Soldaten am Vorabend einer Schlacht parodieren, so als ob der Prätorianerpräfekt zum entscheidenden Angriff auf den Kaiserthron angesetzt hätte; siehe Harry L. Levy, Claudian's in Rufinum: An Exegetical Commentary, New York 1971, 187. Hingegen behauptet Zosimus 5,5,3-6, daß Gerontius, der seit Anfang (?) 395 die römischen Truppen bei den Thermopylen befehligte, Rufinus unterstützt habe und angeblich ganz im Sinne des Prätorianerpräfekten vor Alarich zurückgewichen sei. Teile des Senats reagierten zweifellos mit Empörung auf den Tod vornehmer Mitglieder wie des Stadtpräfekten Proculus und des comes Orientis Lucianus, die auf das Konto des Prätorianerpräfekten gingen; vgl. Zos. 4,52,1-4; 5,2,1-4. Überhaupt neidete die östliche aufsteigende neue Aristokratie in Konstantinopel dem Rufinus, dem gebürtigen Gallier, wohl die Prätorianerpräfektur, die sie als die ihre anzusehen begann; siehe Liebeschuetz, Barbarians (wie Anm. 166) 92. Bezeichnenderweise stand sofort ein Kandidat für die Nachfolge aus ihren Reihen bereit; Caesarius war spätestens drei Tage nach dem Mord an Rufinus bereits im Amt; siehe CTh 10,6,1 = CJ 11,76,1 (395); Philost. h. e. 11,5.
Claud, carm. min. 30,228-230. In Abwesenheit ihres Mannes behielt sie Rufinus bis zu ihrer Abreise in den Westen im Winter 394-395 im Auge und schickte Stilicho regelmäßig Berichte über den Prätorianerpräfekten zu; siehe Claud, carm. min. 30,236; Otto Seeck, Serena 2, RE 2 A 2, 1923,1673. ™ Zos. 5,3,1-5. 180 Zos. 5,1,4. 181 Zos. 5,3,1-5. Die Heiratsgeschichte trifft im Kern wohl zu; siehe Alan Cameron, Claudian. Poetry and Propaganda at the Court of Honorius, Oxford 1970, 64f. Vgl. Claud. 10,23-25. Eudoxia schlug sich später anscheinend auf die Seite der Feinde des Rufinus. 182 Vgl. die Affäre um den betrügerischen Statthalter von Lydien, Euthalius; siehe Syn. ep. 127.
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in seinen Prätorianerpräfekten verloren und ernsthaft an dessen Entlassung gedacht hätte. 183 Er ließ sogar durchgehen, daß der „alte Räuber", wie Symmachus Rufinus nach seiner Ermordung nannte, 1 8 4 sich bei seiner Amtsausübung mehr als üblich bereicherte. 185 Als die am Hof ansässigen Gegner des Rufinus erkannten, daß sie den Kaiser nicht für ihre Zwecke mobilisieren konnten, beschlossen sie, auf eigene Faust zu handeln. Sie verschworen sich über Mittelsmänner mit Stilicho, 1 8 6 Rufinus' gefährlichstem Gegner außerhalb von Konstantinopel. 1 8 7 Als Arcadius und Rufinus am 2 7 . 1 1 . 3 9 5 in Hebdomon, einer Vorstadt von Konstantinopel, die aus dem Westen zurückgekehrten östlichen Truppen begrüßten, die Stilicho gegen Oktober 395 unter dem Kommando seines Vertrauten Gainas losgeschickt hatte, schnappte ihre Falle zu. Auf Befehl des Gainas stürzten sich Soldaten auf den Prätorianerpräfekten und töteten ihn vor den Augen des Kaisers. 1 8 8 Tolluntur in altum ut lapsu ruant,
graviore
bemerkt Claudian mit Blick auf dieses Schicksal des Rufinus, das ihm seine
höfischen Widersacher bereiteten. 189 U m Rufinus' Ermordung nachträglich legitimieren zu können, setzte die siegreiche Gegenpartei das Gerücht in die Welt, daß der Prätorianerpräfekt während der Truppenbegrüßung auf sein Drängen hin von Arcadius zum Mitkaiser erklärt werden sollte. 1 9 0 Nun würde der Vorgang, auf den dieser Vorwurf zielt, 191 ja das Einverständnis des Kaisers voraussetzen. Für ein solches Einverständnis gibt es jedoch keinerlei Anzeichen. Schon Anfang 395, als Rufinus ihn zur Heirat mit seiner Tochter zu bewegen gesucht hatte, 1 9 2 hatte Arcadius abgewinkt, und es gibt keinen Anhaltspunkt dafür, daß die Stellung des Prätorianerpräfekten danach wesentlich stärker geworden wäre. 1 9 3
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Arcadius hatte den letzten Willen seines Vaters respektiert und Rufinus als Prätorianerpräfekten und Betreuer behalten; siehe Siegmar Döpp, Zeitgeschichte in Dichtungen Claudians, Wiesbaden 1980, 62; Paschoud, Zosime (wie Anm. 118) 84f. Symm. ep. 6,14. Rufinus' Geldgier fand großes Echo in der zeitgenössischen Literatur; siehe Claud. 5,451: qui possidet orbem-, Claud. 3,188; Eun. hist. frg. 62; Zos. 5,1,3; CTh 9,42,14 (396). Zosimus 5,1,4 sah in dem angehäuften Reichtum des Rufinus die Grundlage seiner Macht. Siehe auch Hier. ep. 60,16; Soz. h. e. 8,1; Socr. h. e. 6,1; Philost. h. e. 11,3; Zos. 5,7,6. Eun. hist. frg. 64 = Jo. Ant. fr. 190; Zos. 5,8,1. Rufinus soll 392 Stilicho, der damals im Feld gegen die Bastarner stand, mit Hilfe verbündeter Goten nach dem Leben getrachtet haben; siehe Claud, carm. min. 30,233-235. Vgl. Claud. 3,259-262. 297-300. Lippold, Theodosius der Große (wie Anm. 134) 54 Anm. 76 möchte eher nicht an eine Rivalität zwischen Rufinus und Stilicho vor dem Tod des Theodosius I. denken. Zos. 5,7,5. Siehe auch Hier. ep. 60,16; Ast. Am. hom. 4,9,1; Philost. h. e. 11,3. Rufinus' hunnische Leibwache hatte gegen ihre Übermacht nichts ausrichten können; siehe Chron. Gall. 34. Claud. 3,22-23. Claud. 5,382-383: socius honoris; particeps sceptri; Eun. hist. frg. 64 = Jo. Ant. fr. 190. Philostorgius h. e. 11,3 behauptet, Soldaten hätten Rufinus am Tage seines Todes beinahe den Purpur umgelegt. Socrates h. e. 6,1 meint, daß Rufinus dadurch in den Verdacht der Tyrannei geraten sei. Thronambitionen wurden sonst nur noch dem Ende 337/Anfang 338 im Ruhestand lebenden Ablabius unterstellt; siehe Eun. vit. soph. 464; vgl. Hier, chron. s. a. 338; Zos. 2,40,3. Zos. 5,1,4. Da selbst Claudian dem Rufinus nicht die theoretisch mögliche Alternative einer Usurpation unter-
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Aus all dem folgt, daß Rufinus am Hof des Arcadius zwar über eine sehr starke Stellung verfügte, jedoch nicht, wie in der Forschung durchweg angenommen wird, 194 der allmächtige, alles dominierende Mann gewesen ist. Während der auf seine Soldaten gestützte Heermeister Stilicho, mit dem Rufinus in der ihm überwiegend feindlich gesinnten Überlieferung zu Unrecht verglichen wird, faktisch die Herrschaft im Westen ausübte, war Rufinus nur eine der wichtigen Figuren, die am Hof des Ostens um die kaiserliche Gunst buhlten. 195 Gerade sein Beispiel zeigt, welch enge Handlungsspielräume ein Prätorianerpräfekt selbst dann hatte, wenn er sich ständig am Hof und in der Nähe des Kaisers aufhielt.
V. Zusammenfassung Betrachtet man abschließend das persönliche Verhältnis des Prätorianerpräfekten zum Kaiser und bewertet seine Stellung am Hof, so zeigt sich, daß die herrschenden Forschungsmeinungen von ihrem Ansatz her unzureichend sind. Die eine Forschungsposition, die den Prätorianerpräfekten nur in seinem Amtssprengel wahrnimmt, vernachlässigt die historiographische Überlieferung. Sie erkennt deshalb nicht, daß der Prätorianerpräfekt (des Ostens) nach den konstantinischen Reformen zwar von Amts wegen keine persönlichen Beziehungen zum Hof mehr unterhielt, sich aber systembedingt, wann immer es anging, in einer der kaiserlichen Residenzstädte Konstantinopel bzw. Antiochia aufzuhalten hatte. So gehörten etwa die Hälfte der Prätorianerpräfekten (des Ostens) zwischen 313 und 395 zumindest dem weiten Hof an. Einige von ihnen wurden unter gewöhnlich außerordentlichen und aufgabenbedingten Umständen, d. h. insbesondere in Kriegszeiten, sogar an den engen Hof gezogen. Gleichwohl besteht für die Zeit bis zum Ende des 4. Jahrhunderts insgesamt gesehen kein Grund, die persönlichen Beziehungen von Prätorianerpräfekten zum Kaiser in ihrer historischen Bedeutung zu überschätzen: Sie hatten keine zentrale Bedeutung für die präfektorische Amtsführung. Erst unter Theodosius I. stabilisierte sich im Osten das eigentümliche Verhältnis zwischen dem Kaiser und dem Prätorianerpräfekten, auf das systembedingt
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stellt, sind seine Behauptungen (5,311-312. 340-342) nicht ernst zu nehmen, daß Rufinus anläßlich seiner bevorstehenden Krönung zum Festmahl eingeladen und die Prägung von Münzen mit seinem Bild zum Verschenken in Auftrag gegeben habe. Vgl. Mommsen, Strafrecht (wie Anm. 174) 584. Siehe z.B. Rauschen, Jahrbücher (wie Anm. 171) 440: „Im Jahre 394 legte Theodosius bei seiner Abreise von der Hauptstadt die Leitung der Regierung und die Oberaufsicht über seinen Sohn Arcadius in seine Hände. Nach dem Tode des Theodosius schaltete er in dieser Stellung mit unumschränkter Willkür." Seeck, Reichspraefektur (wie Anm. 24) 13: „Rufinus war als Präfekt des Orients der unbeschränkte Beherrscher des östlichen Reichsteils gewesen." Seeck, Geschichte (wie Anm. 147) 278: „So hatte Eutrop es sogar gewagt, dem allmächtigen Rufinus seine beherrschende Stellung streitig zu machen." Mazzarino, Stilicone (wie Anm. 174) 251: „dittatore dell'Oriente e ministro onnipotente di Arcadio". Anders Liebeschuetz, Barbarians (wie Anm. 166) 89: „In the East, the praefectus praetorio Orients was the most powerful official under the emperor, filling a role comparable with that of the magister utriusque militiae praesentalis in the West".
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gleichzeitig Anziehungs- und Abstoßungskräfte gewirkt hatten: Von nun ab residierten alle Prätorianerpräfekten (des Ostens) zusammen mit dem Kaiser in Konstantinopel, was die gegenseitige Kommunikation zweifellos gefördert haben dürfte. Die andere Forschungsposition, derzufolge der Prätorianerpräfekt eine bedeutende Stellung am Hof einnahm, fällt zu undifferenziert aus, weil sie über der Anwesenheit eines Prätorianerpräfekten am Hof sein hohes Amt in der Territorialverwaltung vernachlässigt und auf einer Verallgemeinerung von Einzelfällen beruht. So ist die Aussage, daß Prätorianerpräfekten, sobald sie zur nächsten Umgebung des Kaisers gehörten, eine überragende Stellung am Hof eingenommen hätten, in ihrer Pauschalität ohne jeden Zweifel unzulässig. Selbst wenn der Kaiser Prätorianerpräfekten in seine nächste Umgebung aufnahm, verzichtete er darauf, sie in die höfische Organisation einzubinden. Damit erlaubte er ihnen nicht, ihre Macht auf höchster Ebene, am Hof, einzusetzen und die Tagespolitik im Reich mitzubestimmen. Außerdem waren auch die Prätorianerpräfekten, die an den engen Hof gezogen worden waren, stets abhängig von der Laune des Kaisers. Hinzu kam, daß ihr Tun von Höflingen, die sich gleichfalls um die Gunst des Kaisers bemühten, mißtrauisch beäugt wurde. Und gelegentlich setzten sich Höflinge auch gegen ihrer Ansicht nach zu einflußreiche Prätorianerpräfekten zur Wehr. Man kann vermuten, daß dieser Widerstand mit steigender Macht eines Prätorianerpräfekten wuchs. Somit verhinderte die Konkurrenzsituation, in der die Prätorianerpräfekten am Hof standen, eigenmächtige Entscheidungen dieser und wirkte sich folglich herrschaftsstabilisierend aus. Dies löste zumindest teilweise das Problem des Kaisers, wie ein Prätorianerpräfekt, der seine außerordentliche Gunst genoß, auch am Hof effizient zu kontrollieren sei. Insgesamt kann man also sagen, daß der sich aus der Einbindung der präfektorischen proximi in die nächste Umgebung des Kaisers ergebende Machtzuwachs durch die nun verstärkte Abhängigkeit von der Person des Kaisers und durch höfische Konkurrenzkämpfe wieder aufgehoben wurde. Deshalb begegnen wir im 4. Jahrhundert keinem Prätorianerpräfekten (des Ostens), der unangefochten oder dominierend am Hof agiert hätte. Und eine Funktion als kaiserlicher Chefberater, Reichskanzler oder Premierminister läßt sich allein aus ihrem Amt und ihrer Stellung als proximus nicht ableiten. Obwohl noch zu prüfen wäre, inwieweit die Ergebnisse dieser Untersuchung zu den praefecti praetorio Orientis von 313 bis 395 auf andere Präfekturen und spätere Jahrhunderte zu übertragen sind, läßt sich doch allgemein soviel sagen: Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen fanden die herausragende Amtsgewalt des Prätorianerpräfekten in seinem Verwaltungssprengel und sein hohes soziales Ansehen in der Spätantike nicht ihre adäquate Entsprechung in einer hohen Stellung am Hof und einem herausragenden Einfluß auf die Regierungspolitik.
Im Zentrum der Macht. Zur Rolle der Kaiserin an spätantiken Kaiserhöfen am Beispiel der Eusebia in den Res gestae des Ammianus Marcellinus Von Anja Wieber-Scariot
I. Einleitung In seiner nach 172 verfaßten Schrift „Wege zu sich selbst" äußert sich der römische Kaiser Marc Aurel über die Sterblichkeit und kommt dabei in dem für diese Schrift typischen Telegrammstil auf Augustus zu sprechen: Αυλή Αυγούστου, γυνή, θυγάτηρ, εγγονοί, πρόγονοι, άδελφή, Άγρίππας, συγγενείς, οικείοι, φίλοι, "Αρειος, Μαικήνας, ιατροί, θύται ... (8,31).· Damit hat Marc Aurel im Rahmen seiner philosophischen Erwägung eine Definition der römischen Hofgesellschaft gegeben: Nachkommen, Verwandte, der Heerführer, Freunde, Philosophen, Ärzte, Priester, an erster Stelle aber steht die Kaiserin. So heißt es also fast einer kaiserlichen Auslegung zu folgen, wenn im Rahmen dieses Sammelbandes als wichtiges Mitglied der spätantiken Hofgesellschaft auch die Kaiserin vorgestellt wird. Für die Spätantike herrscht in der Forschung Einigkeit darüber, daß von einem Machtzuwachs der Kaiserinnen auszugehen sei. So schreibt z.B. Jochen Bleicken 2 in seiner „Verfassungs- und Sozialgeschichte des römischen Kaiserreiches": „Auch die Frauen des kaiserlichen Hauses gewannen an Gewicht, in der Spätantike finden sich eine ganze Reihe von Frauengestalten, die energisch in die Politik eingegriffen haben." Arnold Η. M. Jones hat in seinem umfassenden Werk zur Spätantike „The Later Roman Empire" in seinem strukturellen Teil als Elemente der Regierung neben Kaiser, Senat und consistorium auch die Frauen und Eunuchen eingeführt, und zwar als „powers behind the throne".3
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„Hof des Augustus - Frau, Tochter, Enkel, Stiefsöhne, Schwester, Agrippa, Verwandte, Hausgenossen, Freunde, Areios, Maecenas, Ärzte, Opferpriester ..." Für die kritischen Hinweise zu diesem Aufsatz sei dem Herausgeber sowie den Mitautoren dieses Bandes gedankt. Ich behandele dasselbe Thema in umfassenderem Kontext in meiner Dissertation „Zwischen Polemik und Panegyrik. Frauen des Kaiserhauses und Herrscherinnen des Ostens in den Res Gestae des Ammianus Marcellinus", Bochum 1997. Jochen Bleicken, Verfassungs- und Sozialgeschichte des Römischen Kaiserreiches, 2 Bde., 2. Aufl., Paderborn u. a. 1981, Bd. 1, 78 f. Arnold H. M. Jones, The Later Roman Empire 284-602, 3 Bde., Oxford 1964, Bd. 1, 341-347.
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Obwohl sich gerade in der letzten Zeit die althistorische Forschung dem Thema der römischen Kaiserinnen und anderer Frauen aus dem Kaiserhause zugewandt hat 4 - für die Spätantike ist als einzige Abhandlung die Kenneth Holums über die Frauen der theodosianischen Dynastie zu nennen - , 5 hat dennoch bisher eine Standortbestimmung der Kaiserin im Rahmen des Hofes nicht stattgefunden. Das gilt ganz besonders für die Fragestellung, welche Relation zwischen bestimmten typisierenden Darstellungsformen der Kaiserin in den antiken Quellen einerseits und höfischen Interaktionen und Strukturen sowie dem Stellenwert der Kaiserin am Hofe andererseits besteht. Es geht somit um eine Dechiffrierung der Topik antiker Quellen. Die beiden gängigen Stereotypen mächtiger Frauen, 6 die auch auf die Kaiserinnen der Spätantike Anwendung finden - einerseits die gute, gerechte, großzügige und schöne Wohltäterin, andererseits die Intrigantin - , geben nämlich auch den Blick auf die Möglichkeiten frei, die der Kaiserin aus ihrer Position am Hofe als dem Zentrum der politischen Macht erwuchsen. Konkretisieren läßt sich dieses Thema an der Darstellung der Frauen des Kaiserhauses im Geschichtswerk des Ammianus Marcellinus. Als Beispiel der von ihm porträtierten kaiserlichen Frauen habe ich die römische Kaiserin Eusebia, die zweite Frau Constantius' II., römischer Kaiser 337-361, gewählt. Im folgenden wird es um ihre Einflußnahme auf die politische Entscheidungsfindung am Hofe gehen, ihre Rolle als Patronin und ihre Verwicklung in eine höfische Intrige. An Parallelquellen über die Kaiserin Eusebia werden insbesondere die Schriften des Kaisers Julian („Rede auf die Kaiserin Eusebia" und „Rechtfertigungsschreiben an die Athener"), die spätantiken Kirchengeschichten und die byzantinischen Historiker herangezogen. Aufschluß über die höfischen Strukturen sollen neben Quellen der frühen und hohen römischen Kaiserzeit auch Vergleiche mit anderen Höfen geben.
II. Die Kaiserin Eusebia als Fürsprecherin Das erste Mal erwähnt Ammian die Kaiserin Eusebia im 15. Buch seiner Res Gestae im Zusammenhang mit der Hinrichtung des Gallus, des Vetters des Kaisers Constantius, wegen Verdachtes auf Usurpation. Anläßlich der Verfolgung der Anhänger des Gallus gerät auch 4
Susan Fischler, Social Stereotypes and Historical Analysis: The Case of the Imperial Women at Rome, in: Léonie J. Archer u.a. (Hg.), Women in Ancient Societies „An Illusion of the Night", London 1994, 115-133; Ulrike Hahn, Die Frauen des römischen Kaiserhauses und ihre Ehrungen im griechischen Osten anhand epigraphischer und numismatischer Zeugnisse von Livia bis Sabina, Saarbrücken 1994; Claudia-Martina Perkounig, Livia Drusilla - Iulia Augusta. Das politische Porträt der ersten Kaiserin Roms, Wien u.a. 1995; Thomas Späth, Männlichkeit und Weiblichkeit bei Tacitus. Zur Konstruktion der Geschlechter in der römischen Kaiserzeit, Frankfurt am Main 1994; ders., .Frauenmacht' in der frühen römischen Kaiserzeit? Ein kritischer Blick auf die Konstruktion der ,Kaiserfrauen', in: Maria H. Dettenhofer (Hg.), Reine Männersache? Frauen in Männerdomänen in der antiken Welt, Köln u.a. 1994, 159-207; Elisabeth Wallinger, Die Frauen in der Historia Augusta, Diss. Wien 1990.
5
Kenneth G. Holum, Theodosian Empresses. Women and Imperial Dominion in Late Antiquity, Berkeley u.a. 1982. Zur Topik der mächtigen Frauen vgl. Barbara Garlick u.a. (Hg.), Stereotypes of Women in Power. Historical Perspectives and Revisionist Views, N e w York u. a. 1992.
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Zur Rolle der Kaiserin
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dessen Halbbruder Julian in Verdacht (15,2,7-8): lndeque calumniarum
vertitur
tas aestimabat, ret liberalium
implicitum: desiderio
qui cum obiecta coetu perisset
dilueret
memorabilem
flagravit,
postea
ad Iulianum
principem,
quod a Mai celli fundo in Cappadocia doctrinarum, ostenderetque
urgente, ni aspiratione
Comum oppidum cupidine
machina,
Mediolano
per Constantinopolim neutrum
superni numinis Eusebia
it e permissus
perductum
crimine,
ut iniqui-
posito
adAsiam
demigra-
transeuntem
sine iussu fecisse,
vicinum ibique paulisper
ad Graeciam
recens
gemino
viderat
nefando
suffragante
moratus procudendi
fratrem.
assentatorum
regina ductus
ad
ingenii causa, ut
est?
Als gegen Julian in zwei Punkten Anklage erhoben wird, 8 tritt Eusebia gegenüber dem Kaiser als seine Fürsprecherin auf, wobei sie sich der Hofkamarilla zu widersetzen hat. Das Gremium, in dem Ammian diese Beratung über das Los Julians unausgesprochen angesiedelt hat, ist deswegen schwer zu bestimmen, weil sein Interesse an den formalen Verfahrensabläufen kaiserlicher Politik und dem technischen Vokabular dafür oft gering ist. 9 Für das 4. Jahrhundert ist in der Forschung zwischen informelleren Beratungen am Hofe und dem eigentlichen Thronrat unterschieden worden, oft unter Zuhilfenahme der Begriffe consilium
und consistorium.w
Dieser Wortgebrauch scheint aber im Falle Ammians nicht
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„Darauf wandte sich die Maschinerie der Verleumdungen gegen den gerade herbeigeholten Julian, den späteren denkwürdigen Kaiser, der eines doppelten Vergehens - wie die Ungerechtigkeit meinte - bezichtigt wurde: Zum einen, daß er vom Gut Marcellum, das in Kappadokien liegt, sich nach Kleinasien begeben habe, aus Sehnsucht nach den freien Wissenschaften, zum anderen, daß er seinen Bruder (i. e. Gallus) gesehen hatte, als dieser durch Konstantinopel reiste. Obwohl er (i. e. Julian) die Vorwürfe entkräften und zeigen (konnte), daß er nichts ohne Befehl getan habe, wäre er doch auf drängenden Druck der ruchlosen Schar der Schmeichler zugrunde gegangen, hätte nicht die Kaiserin Eusebia auf Eingebung einer hohen Gottheit für ihn ihr Votum abgegeben. Er wurde nach Comum, in eine Nachbarstadt Mailands, gebracht und verweilte dort ein wenig. Dann (erst) wurde ihm erlaubt, zur Schulung seiner Anlagen - wie es ihn begierig verlangte - nach Griechenland zu gehen."
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Die genaue Abfolge der Ereignisse, die Anlaß zu dieser Anklage gaben, ist aus dem Ammiantext allein nicht zu erschließen. Zur näheren Diskussion vgl. Pieter de Jonge, Philological and Historical Commentary on Ammianus Marcellinus XV, 1-5, Groningen 1948, 19-21 und die tabellarische Übersicht auf 22. Joachim Szidat, Ammian und die historische Realität, in: Jan den Boeft (Hg.), Cognitio Gestorum. The Historiographie Art of Ammianus Marcellinus, Amsterdam u.a. 1992, 107-116, hier 109f. zu Ammians geringem Interesse an den Abläufen des consistorium. Peter B. Weiß, Consistorium und Comités Consistoriani. Untersuchungen zur Hofbeamtenschaft des 4. Jahrhunderts n.Chr. auf prosopographischer Grundlage, Diss. Würzburg 1975, 29f.; Helga Schölten, Der Eunuch in Kaisernähe. Zur politischen und sozialen Bedeutung des praepositus sacri cubiculi im 4. und 5. Jahrhundert n.Chr., Frankfurt am Main 1995, 107; vgl. dagegen Dirk Schlinkert, Vom Haus zum Hof. Aspekte höfischer Herrschaft in der Spätantike, Klio 78, 1996, 454-482, 475-477, Anm. 61, der weniger auf eine Einteilung in eine informellere Beratung und das formellere Gremium des consistorium abhebt, sondern vielmehr trotz aller Formalisierung in der Spätantike gegenüber dem frühen Prinzipat Variabilität in der Zusammensetzung des consistorium zugrunde legt; ders., Dem Kaiser folgen. Kaiser, Senatsadel und höfische Funktionselite (comités consistoriani) von der „Tetrarchie" Diokletians bis zum Ende der konstantinischen Dynastie, in diesem Band S. 133-159; zu den nichtzeremoniellen Momenten des consistorium in der Schilderung Ammians vgl. auch John F. Matthews, The Roman Empire of Ammianus, London 1989, 267 f.
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z u z u t r e f f e n . " Derzeit l i e g e n n o c h k e i n e u m f a s s e n d e n Wortfelduntersuchungen zu d e m Vokabular für unterschiedliche h ö f i s c h e B e r a t u n g s f o r m e n in den spätantiken Q u e l l e n vor. W ä h r e n d der Personenkreis d e s consistorium
i m w e s e n t l i c h e n durch Ä m t e r und Funktionen
a m H o f e b e s t i m m t war, konnte der Zirkel der kaiserlichen Berater variieren. 1 2 O b w o h l die Räte oft z u g l e i c h politische Berater waren, gehörten umgekehrt zu d e m e n g e n Kreis des Kaisers auch N i c h t m i t g l i e d e r d e s Rates. G e n a u für die einflußreichen P e r s o n e n in Kaisernähe benutzt A m m i a n d e n B e g r i f f proximi.Dazu
zählten auch die kaiserlichen Frauen, die
s o m i t an d e n Beratungen im e n g e r e n Kreise auf j e d e n Fall t e i l n e h m e n k o n n t e n . 1 4 D a ß A m m i a n e i n e n politischen H a n d l u n g s r a h m e n vor A u g e n hat, verdeutlicht er im v o r l i e g e n d e n Kapitel durch d i e Titulierung Eusebias als regina,
mit der er e i n e n G e g e n s a t z zu der N e n -
n u n g kaiserlicher Frauen über verwandtschaftliche Kategorien herstellt. 1 5 V o n g e h e i m e n Beratungen des Kaisers i m e n g e n Kreise (paucis consciis
latenter
cum imperatore
sententia)
arcanorum
praesentibus
hatte A m m i a n s c h o n im 5. Paragraphen d e s s e l -
b e n Kapitels i m Z u s a m m e n h a n g mit der A n k l a g e g e g e n seinen V o r g e s e t z t e n Ursicinus berichtet. D a er k e i n e g e n a u e n A n g a b e n zur zeitlichen A b f o l g e macht, ist a n z u n e h m e n , daß sich die Beratungen über Julian seiner M e i n u n g nach in d e m g l e i c h e n Zirkel abspielten. A l s treibende Kraft bei der A b s t i m m u n g k ä m e nach d e n Informationen der Parallelquellen w o h l
11
Die 16 Stellen, wo consilium einen Personenkreis bezeichnet, sind Beratungen am Perserhofe (18,6,3; 18,7,10; 19,2,1), Heeresversammlung und Rat des Kaisers mit den Heerführern (15,4,1; 17,1,12; 18,2,11; 20,5,7; 21,5,2; 21,7,1; 24,7,1) - diese könnte man als Beratung des mobilen Hofs deuten - , eine Gerichtssitzung (29,2,19) und eine Audienz (18,2,18); in einem Fall scheint es für consistorium zu stehen (15,5,18). Nur in drei Fällen beschreibt es die Beratung am Hofe im engen Kreise, nämlich 26,5,12 (Consilia proximorum), evtl. 28,5,4 (?) und 31,12,5 (adhibitis in consilium potestatibus variis). - Wie die letzten Belege zeigen, kennzeichnet Ammian somit eher die Personen, vgl. auch 26,4,1 (convocatis primoribus) sowie das unten angeführte Belegmaterial über proximi. Consistorium dagegen kann den Raum bezeichnen (14,7,11; 25,10,2 u. 10) und den Raum mit der dort stattfindenden Beratung (15,5,18; 16,5,11; 16,8,7), den Audienzsaal bzw. die Audienz beim Kaiser (20,4,22; 28,1,25; 30,6,2) sowie das Gremium bei der Beratung (15,5,5; 16,7,2).
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Weiß, Consistorium (wie Anm. 10) 27-28; 3 6 - 3 7 . Zu den proximi bei Beratungen vgl. für Constantius 14,11,1; 15,8,2; für Julian 22,7,8 und beim Kaisergericht 22,10,3; 22,11,11; für Valentinian 26,5,12. 26,7,13 verhindern die proximi, daß Valens aus Furcht vor dem Usurpator Prokop den Purpur niederlegt. Wolfgang Kunkel, Consilium, Consistorium, in: ders., Kleine Schriften, Weimar 1974, 4 0 5 - 4 4 0 , bes. 432. Derzeit fehlt eine Untersuchung zu der Titulatur der Frauen des Kaiserhauses in den literarischen Quellen. Jean Béranger, La terminologie impériale: une application à Ammien Marcellin, in: Mélanges d'histoire ancienne et d'archéologie offerts à P. Collart, Lausanne 1976, 4 7 - 6 0 , behandelt die männliche Titulatur und die Abstrakta, nicht die weiblichen Bezeichnungen. Die Bezeichnung regina wählt Ammian für herrschaftlich konnotiertes Handeln ausländischer Königinnen, nämlich für die ägyptische Königin Kleopatra als Bauherrin (22,16,10) und die Massagetenkönigin Tomyris als Heerführerin (23,6,7) sowie für die Assyrerkönigin Semiramis als Erfinderin der Kastration (14,6,17). Die Frauen des Kaiserhauses belegt er mit der Bezeichnung regina, wenn sie aktiv am politischen Geschehen beteiligt sind (14,1,3; 14,1,8; 14,9,3; 15,2,8; 15,8,3; 16,10,18; 18,3,2). Die übrigen Frauen des Kaiserhauses werden in der Regel über ihre verwandtschaftliche Beziehung zum Kaiser und über ihre Individualnamen eingeführt.
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Zur Rolle der
Kaiserin
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abgesehen von der Kaiserin Eusebia u . a . der Oberkämmerer Eusebius in Frage. 1 6 Julians eigener Schilderung zufolge intrigierte gerade dieser Oberkämmerer Eusebius zweimal gegen ihn. Denn nachdem er schon auf dem W e g e nach Bithynien war, bewirkte jener ein weiteres Mal seine Riickberufung an den Hof. 1 7 So scheint es, daß diese beiden Aufenthalte in Mailand einen Zeitraum von sechs oder sieben Monaten ergaben. 1 8 Erst nach Klärung der zweiten Intrige, die A m m i a n gar nicht erwähnt, durfte Julian - wieder durch Eusebias Hilfe - 1 9 zwecks Studienaufenthalt nach Griechenland fahren. Ammian hat also in seiner Darstellung die Ereignisse wesentlich verkürzt. Dieser erneute Einsatz, den Eusebia gegen die Machtverhältnisse des Hofes aufzubieten hatte und den sie leisten konnte, da ihr der Zugang zum Kaiser im Gegensatz zu Julian nicht durch den Oberkämmerer Eusebius verwehrt war, 2 0 wird von Julian mit einer Vokabel für politischen Konkurrenzkampf belegt, nämlich dem Begriff Agon. 2 1 Sowohl die verkürzte Schilderung Ammians als auch Julians Bericht zeigen, daß in einer Trias von Kaiser, Hofbeamten und Kaiserin bei einer Beratung das Votum der Kaiserin ausschlaggebend sein konnte. Gleichzeitig beweisen diese Ereignisse, über welches höfische Kapital die Kaiserin durch ihre Nähe zum Kaiser verfügte. 2 2 Nun stellt sich die Frage, wie die bei Ammian geschilderte Anwesenheit der Kaiserin Eusebia bei derartigen Entscheidungen zu der Tabuisierung bestimmter politischer Räume für Frauen in der Antike paßt. Die Antwort liegt in der Struktur des Hofes: Die frühkaiserzeitliche Domus Augusta stellte eine Erweiterung einer aristokratischen domus dar. 2 3 Die in der späten Republik übliche Beteiligung der Frauen der einflußreichen Familien an den Beratungen im Hause fand mit der Kaiserzeit nicht ihr Ende, sondern verengte sich in der politischen Bedeutsamkeit auf die weiblichen Mitglieder einer Familie, der Kaiserfamilie. 2 4
16
Zu Eusebius vgl. Nr. 39 bei Peter Guyot, Eunuchen als Freigelassene und Sklaven in der griechischrömischen Antike, Stuttgart 1980, 199-201, hier 201 sowie Nr. 2 Eusebius bei Schölten, Eunuch (wie Anm. 10) 2 1 2 f . und Dirk Schlinkert, Der Hofeunuch in der Spätantike: Ein gefährlicher Außenseiter?, Hermes 122, 1994, 3 4 2 - 3 5 9 , hier 345 ff.
17
Jul. or. 3,118C. Noël Aujoulat, Eusébie, Hélène et Julien. I: Le témoignage de Julien, Byzantion 53, 1983, 7 8 - 1 0 3 u. II: Le témoignage des histoires, ebd. 4 2 1 - 4 5 2 , hier 90f., interpretiert Julians Verweis auf den δαίμων an dieser Stelle als Hinweis auf den psc Eusebius. Jul. ep. 4 , 3 8 4 D enthält einen Hinweis auf ein „Mannweib", άνόρόγυνος, das gegen Julian intrigiert; in der Loeb-Ausgabe, 10 Anm. 1, wird dies als Anspielung auf Eusebius verstanden.
18
Julian nennt einmal den Zeitraum von 7 Monaten (ad Ath. 272D), das andere Mal von 6 Monaten (ebd. 274A). Jul. or. 3,118C. Jul. ad Ath. 274A. Jul. ad Ath. 274A: άγωνισαμένης Εύσεβίας ... Zur Bedeutung der Kaisernähe vgl. die Ausführungen zum psc bei Schlinkert, Hofeunuch (wie Anm. 16) 357 und Schölten, Eunuch (wie Anm. 10). Zum Hof als erweitertem Haus eines Monarchen vgl. Aloys Winterling, „ H o f . Versuch einer idealtypischen Bestimmung anhand der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Geschichte, in: ders. (Hg.), Zwischen „Haus" und „Staat". Antike Höfe im Vergleich, (HZ Beiheft 23) München 1997, 11-25, hier 14.
19 20 21 22
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24
Maria H. Dettenhofer, Frauen in politischen Krisen, in: dies. (Hg.), Reine Männersache? (wie Anm. 4) 1 3 3 - 1 5 7 , hier 1 5 4 - 1 5 6 und Späth, ,Frauenmacht' (wie Anm. 4) 204f.; zur fehlenden
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Dieser Zustand änderte sich auch am spätantiken Hofe nicht. Zudem bleibt noch zu bedenken, daß sich die antiken Quellen in der Frage der Tabuisierung politischer Räume für Frauen des Kaiserhauses durch ihre Standortgebundenheit 25 unterscheiden können: Was in senatorischer Geschichtsschreibung zum Stein des Anstoßes wird, kann im Rahmen dynastischer Propaganda ganz anders behandelt werden. Beispielsweise scheint die Stilisierung des personifizierten römischen Senates nach den Gesichtszügen der Kaiserin Agrippina oder der Kaiserin Domitia keine Rücksicht zu nehmen auf die aus der römischen Republik herrührende Tabuisierung dieses politischen Raumes für Frauen. 26 Eine Porträtbüste der Pulcheria Augusta stand ab 414 neben der der beiden Augusti Honorius und Theodosius im Senat von Konstantinopel. 27 Die Zugehörigkeit zur Dynastie konnte also zumindest in der bildlichen Präsenz ein geschlechtsspezifisches Tabu außer Kraft setzen. Belegstellen für die Teilnahme der kaiserlichen Frauen am Kaisergericht beweisen, daß für die Anwesenheit dieser Frauen in kaiserlichen Gremien allgemein, auch wenn dies nicht die Regel war und von den antiken Historiographen kritisiert wurde, durchaus andere Kriterien galten als für republikanische Gremien. 28 Daß in der Spätantike die Kaiserin Pulcheria an einer Sitzung eines kirchlichen consilium, der Synode von Chalkedon, teilnahm, läßt sich textkritisch nachweisen. 29 Da die Teilnahme des ranghöchsten Eunuchen, des praepositus sacri cubiculi, bei der Sitzung des consistorium nachweisbar ist, obwohl dieser nicht zu dessen offiziellen Mitgliedern zählte, 30 kann auch die Anwesenheit der kaiserlichen Frauen bei solchen Sitzungen nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden. So wird zum Beispiel bei der Rede der Kaiserin Theodora anläßlich der Beratung über den Nika-Aufstand nicht klar, in welchem Gremium Prokop diese Beratung am Hofe angesiedelt hat, ob im engeren Kreise oder im Staatsrat. 31 Übertragen auf das ammianeische Beispiel bedeutet das dann aber auch,
Trennung von privat-öffentlicher Sphäre als Kennzeichen der römischen Senatsaristokratie vgl. Helmut Castritius, Palatium. Vom Haus des Augustus auf dem Palatin zum jeweiligen Aufenthaltsort des römischen Kaisers, in: Franz Staab (Hg.), Die Pfalz. Probleme einer Begriffsgeschichte vom Kaiserpalast auf dem Palatin bis zum heutigen Regierungsbezirk, Speyer 1990, 9 - 4 7 , hier 11 und für die spätantike Aristokratie John F. Matthews, Western Aristocracies and Imperial Court A . D . 3 6 4 - 4 2 5 , Oxford 1975, 17, 21-22; gegen eine Trennung in Privatbereich und öffentlichen Bereich am spätantiken Hof spricht sich auch Schlinkert aus (Schlinkert, Vom Haus zum Hof [wie Anm. 10] 479). 25
26 27 28
29
30 31
Damit vergleichen ließe sich die Standortgebundenheit und Abhängigkeit von persönlichen Interessen in der Beurteilung des römischen Kaisers; dazu Andrew Wallace-Hadrill, The Emperor and His Virtues, Historia 30, 1981, 2 9 8 - 3 2 3 , hier 3 1 6 - 3 1 9 . Hahn, Die Frauen des römischen Kaiserhauses (wie Anm. 4) 201 f. Anm. 67; 241. Holum, Theodosian Empresses (wie Anm. 5) 79 mit Anm. 84; Chron. Pasch, a 414. Hildegard Temporini, Die Frauen am Hofe Trajans. Ein Beitrag zur Stellung der Augustae im Principat, Berlin, N e w York 1978, 9 0 - 9 6 ; Richard J. A. Talbert, The Senate of Imperial Rome, Princeton, N e w Jersey 1984, 161, geht in Ausnahmefällen von der Anwesenheit der kaiserlichen Frauen beim consilium aus. Eduard Schwartz, Die Kaiserin Pulcheria auf der Synode von Chalkedon, in: Rudolf Bultmann (Hg.), Festgabe Adolf Jülicher zum 70. Geburtstag, Tübingen 1927, Bd. 1, 2 0 3 - 2 1 2 ; vgl. auch Holum, Theodosian Empresses (wie Anm. 5) 2 1 4 - 2 1 6 . Schölten, Eunuch (wie Anm. 10), zu Eusebius 107-117; zu Eutrop 150-152. Procop. Pers. 1,24,32-37; er benutzt den Begriff βουλή.
Zur Rolle der Kaiserin
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daß nicht die Teilnahme einer Kaiserin ein Bestimmungskriterium für den offiziellen oder nicht-offiziellen Charakter der Beratung liefert. Szidat geht im Gegenteil davon aus, daß es sich bei der in den Res gestae
beschriebenen Sitzung um eine Beratung des
consistorium
handelt, und vermutet, daß Ammian sie absichtlich nicht mit dem Terminus technicus belegt, um gerade dadurch die Einflußnahme der Mächtigen hinter dem Thron hervorzuheben. 3 2 Ammian stellt in seiner Schilderung einen Zusammenhang zwischen dem Engagement Eusebias und der Entscheidungsfindung des Kaisers her. Eusebias Einwirken auf den Kaiser zugunsten eines Dritten ist der sozialen Verkehrsform der Patronage 3 3 zuzuordnen. B e z o g e n auf eine Frau müßte man von Matronage reden, zumal ja die Worte patrona
und
matrona
die gleiche Bildung aufweisen. 3 4 Derzeit liegen Ergebnisse über weibliche Patronage nur sehr verstreut vor, eine systematische Abhandlung zur Matronage fehlt. 35 Bei den Belegen, die Salier für die Patronage römischer Kaiserinnen und anderer weiblicher Verwandter bis zum Beginn des 3. Jahrhunderts zusammengestellt hat, verweist er darauf, daß es zwar von aristokratischer Seite Kritik an diesem Wirken der Frauen gab, daß die antiken Berichte diesen Einfluß aber auch für die Regierungszeit sogenannter guter Kaiser in neutraler Form thematisieren. 36 Das zeigt, wie Patronage der Kaiserinnen für die antiken Zeitgenossen im Bereich des Normalen liegen konnte.
32 33
34
35
36
Szidat, Ammian (wie Anm. 9) 110 Anm. 21, zu Amm. 15,2. Patronage steht hier nicht im Sinne der Beziehung zwischen patronus und libertus; vgl. dazu Richard P. Salier, Personal Patronage under the Early Empire, Cambridge u.a. 1982, Iff. und Andrew Wallace-Hadrill (Hg.), Patronage in Ancient Society, London, New York 1989, bes. 3 f. seiner Einleitung in diesem Band; zu den fließenden Übergängen zwischen clientela und amicitia in der Kaiserzeit vgl. Richard P. Salier, Patronage and Friendship in Early Imperial Rome: Drawing the Distinction, in: ebd. 49-62. Marie-Luise Deißmann, Aufgaben, Rollen und Räume von Mann und Frau im Antiken Rom, in: Jochen Martin, Renate Zoepffel (Hg.), Aufgaben, Rollen und Räume von Frau und Mann, Freiburg, München 1989, Bd. 2, 501-565, hier 524. Vornehmlich Belege aus der Republik bei Suzanne Dixon, A Family Business: Women's Role in Patronage and Politics at Rome 80-44 B.C., C & M 34, 1983, 91-112 und bei Anthony J. Marshall, Roman Women and the Provinces, AncSoc 6, 1975, 109-127. Zu Heiratsprojekten als Matronagehandlung s.u. Anm. 61 f.; zum Rückgang der (lokalen) Städtepatronage in der Spätantike und neuen Patronageformen für Frauen im kirchlichen Rahmen vgl. Elizabeth A. Clark, Gender and Power in Late Ancient Christianity, Gender & History 2, 1990, 253-273, 260 über Kaiserinnen als Stifterinnen. Salier, Personal Patronage (wie Anm. 33) 57 mit Anm. 98: Senecas Rückkehr aus dem Exil durch gratia Agrippinae\ ferner: 64-66, 68-69; zu Livias Matronage vgl. auch Perkounig, Livia (wie Anm. 4) 173-177 und Nicolas Purcell, Livia and the Womanhood of Rome, PCPS 23, 1986, 78-105, hier 87; eine Reihe kaiserlicher Intervenientinnen der frühen und hohen Kaiserzeit bei Ramsay MacMullen, Women's Power in the Principate, Klio 68, 1986, 434-443, hier 434 Anm. 1; zur antiken Kritik an der Matronage mit Ausnahme der der virgines Vestales vgl. Werner Eck, Einfluß korrupter Praktiken auf das senatorisch-ritterliche Beförderungswesen in der Hohen Kaiserzeit?, in: Wolfgang Schuller (Hg.), Korruption im Altertum, München, Wien 1982, 135-151, hier 150 mit Anm. 81.
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Semantisch ist nun bemerkenswert, daß A m m i a n den Einsatz der Kaiserin Eusebia mit dem Verb suffragari,
einem politischen Terminus technicus, belegt: 3 7 D i e Bandbreite des
Ausgangssubstantivs suffragium
reicht von den Volksabstimmungen der römischen Repu-
blik über die Fürsprache eines Mächtigen seit der frühen Kaiserzeit bis zur Bestechung in der Spätantike. 3 8 Während das Substantiv bei A m m i a n positiv konnotiert im Sinne der Entscheidung, 3 9 der Urteilsfällung, 4 0 auch bei Rangerhebungen 4 1 bis zum Caesar/Kaiser vorkommt, beschreibt das Verb, häufig negativ konnotiert, die Fürsprache, 4 2 besonders am H o f e 4 3 und für hohe Ämter. 4 4 Eine negative Bedeutung hat das N o m e n actionis
suffragano,
das die unbekannte Fürsprache für den ungerechten Freispruch des aus A m m i a n s Warte ausn a h m s w e i s e zu Recht der Majestätsbeleidigung verurteilten Serenianus bezeichnet s o w i e an anderer Stelle die relativ schnell schwindende Unterstützung für einen Verwandten Jovians anläßlich der Wahl des neuen Kaisers. 4 5 Im vorliegenden Fall steht das Verb suffragari
für
die Fürsprache einer Mächtigen für einen Angeklagten und bezeichnet somit eine der m ö g lichen Patronagehandlungen, die mächtige Frauen und damit besonders die Kaiserinnen ausüben konnten. 4 6 D a s N o m e n agentis suffragator
37 38
39 40 41
42
43
44
45 46
findet Anwendung auf eine Person, die
Aujoulat, Eusébie (wie Anm. 17) 426. Geoffrey Ε. M. de Ste. Croix, Suffragium: From Vote to Patronage, BJS 5, 1954, 3 3 ^ 8 ; im höfischen Kontext kann suffragium dann die durch Bestechung erreichte Fürsprache beim Kaiser u. a. zwecks Amtseinsetzung bezeichnen, vgl. Hans Volkmann, Suffragium, KP1 5, 1975, 414f., hier 415 und Karl L. Noethlichs, Beamtentum und Dienstvergehen. Zur Staatsverwaltung der Spätantike, Wiesbaden 1981, 69, 89, 94; Jens-Uwe Krause, Spätantike Patronatsformen im Westen des Römischen Reiches, München 1987, 50-65; dazu auch Eck, Korrupte Praktiken (wie Anm. 36); vgl. auch die Diskussion ebd. 152-161, bes. 160f., über das bezahlte suffragium im Unterschied zur Fürsprache bei Abstimmungen. Amm. 17,5,3; 26,9,3: Dem Usurpator Prokop scheint die Option auf Rettung genommen. Amm. 21,13,14; 27,6,9; 27,9,9. Amm. 15,8,7: Den in der Rede des Constantius über die Caesarenerhebung Julians vorkommenden Begriff nostri vestrique consulti suffragium übersetzt Wolfgang Seyfarth, Ammianus Marcellinus, Römische Geschichte, Lat. u. Dt., 4 Bde., 5. Aufl., Darmstadt 1985, Bd. 1, 139, als „das Urteil unseres und eures Beschlusses". Der Begriff enthält wohl aber auch das Moment der Entscheidung für Julian als Kandidaten der Rangerhebung; 25,5,3: Nach dem Tode des Julian geht es im Heer um die vereinte Wahl eines neuen Kaisers (consociata suffragio). Amm. 28,1,27: Fürsprache des Victorinus für Angeklagte bei der Prozeßwelle in Rom; 30,4,12: Rechtskniffe begünstigen Freispruch bei Muttermord. Amm. 16,6,3: erfolgreiche Fürsprache der Eunuchen für den unter Anklage stehenden Arbitio; 26,7,6: Unterstützung einer Beförderung im Dienst des Usurpators Prokop. Amm. 20,5,7: Julian verspricht in seiner programmatischen Rede Beförderung nur aufgrund von Leistung; 29,2,23: Terrorjustiz empfiehlt Maximin für die Beförderung zum ppo; 30,7,4: eigene Leistung unterstützt die Beförderung zum Kaiser im Falle Valentinians. Amm. 14,7,7; 26,1,4. De Ste. Croix, Suffragium (wie Anm. 38) 38-46, mit Belegstellen: z.B. für frühkaiserzeitliche Matronage der Fall der Urgulania, die sich durch die Unterstützung der Livia einer Vorladung vor Gericht entziehen kann (Tac. ann. 2,34); Salier, Personal Patronage (wie Anm. 33) 42 mit Anm. 11, 44 mit Anm. 25f., 48 mit Anm. 47, 50 mit Anm. 55: Belege für das suffragium von Kaiserinnen und anderen weiblichen Verwandten des Kaisers als Ämterpatronage.
Zur Rolle der Kaiserin
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beim Kaiser zugunsten anderer interveniert.47 Der Patronageeinsatz Eusebias ist aber nicht eine Empfehlung für ein Amt, sondern läßt sich vielmehr als Gerichtspatrocinium einstufen.48 Damit vergleichbar ist das Eintreten anderer kaiserlicher Frauen für Gerichtsentscheidungen, wie Ammians Bericht über das Eintreten der Constantina für die Verurteilung des Clematius,49 des Gerontius Schilderung der Unterstützung Serenas für Melania bei Vermögensstreitigkeiten50 sowie des Malalas Darstellung des Erscheinens der Athenais vor Pulcheria in einer Erbschaftsangelegenheit zeigen.51 Das Gerichtspatrocinium der Kaiserin ist dann auch Thema der Leichenrede auf die Kaiserin Flacilla: Der Freispruch unzähliger Verurteilter sei ihr Werk.52 Werfen wir einen Blick in die Parallelquelle, nämlich Julians Lobrede auf Eusebia, so stellen wir fest, daß den Autor genau diese Frage der kaiserlichen Matronage verschiedentlich beschäftigt: Mit einer Euergetismusdebatte eröffnet er die Rede, um dann von den allgemein lobenswerten Qualitäten der Kaiserin auf den speziellen Anlaß der Rede zu kommen. 53 Die erhaltene Gunst verpflichte gegenüber einer Frau genauso wie gegenüber einem Manne zur Dankbarkeit.54 Semantisch schlägt sich dieses Verpflichtungsverhältnis bei Julian in der vielfachen Benutzung des Vokabulars der geschuldeten Dankbarkeit und des Zurückzahlens nieder.55 Die Inhalte der Matronage Eusebias nennt er dann in den folgenden Paragraphen
47
48
49 50 51 52 53
54
55
Adolf Berger, Encyclopedic Dictionary of Roman Law, Philadelphia 1953, s.v. suffragatotisuffragium. Krause, Spätantike Patronatsformen (wie Anm. 38) 13, 40; Belege für Kaiserinnen als Intervenientinnen für Frauen unter Anklage bei Anthony J. Marshall, Women on Trial before the Roman Senate, EMC 34, 1990, 333-366, hier 342, 344. Amm. 14,1,3. Gérant, v. Melan. 11-12. Jo. Mai. chron. 14,4,1-2 (PG 97,353C-354B). Gr. Nyss. in Flac. 884B (PG 46); Spira, 480. Jul. or. 3,102A-104D; 102B: ... τους εϋεργέτας; zur Verleihung des Titels Euergetes an Wohltäterinnen vgl. Hahn, Die Frauen des römischen Kaiserhauses (wie Anm. 4) 26f.; Belege zur Verehrung der Kaiserinnen/Frauen des Kaiserhauses als θεά εύεργέτις: Livia, 52f.; Iulia maior, 109; Antonia Minor, 121; Domitia Longina, 240, 243; Matidia Minor, 270f.; Vibia Sabina, 285f. Jul. or. 3,104D: προς δε αυ τούτοις παθεΐν μέν ευ και τυχειν τίνος άγαθοϋ, σμικρού τε ομοίως και μείζονος, ουδέν ελαττον παρά γυναικός η παρά ανδρός δεξόμεθα, την δέ έ π ' αΰτφ χάριν άποτίνειν όκνήσομεν; („Aber abgesehen davon, sollen wir es andererseits zulassen, zwar Wohltaten zu erfahren und zu bekommen, gleichermaßen große und kleine, genauso von einer Frau wie von einem Mann, dann aber versäumen, den Dank dafür abzustatten?") Jul. or. 3.102A: τών όφειλόντων // άποτίνειν // το δφλημα; 102Β: αχάριστος; 103C: χαρίζεσθαι; 104D: χάριν άποτίνειν όκνήσομεν. - Zu dem lateinischen Wortfeld Patronage für die frühe Kaiserzeit vgl. Salier, Personal Patronage (wie Anm. 33) 7-22; 21 f.: gratia und die Verbindung mit Verben wie debere, referre, persolvere etc.; die Begrifflichkeiten für die lateinische Spätantike behandelt auch Krause, Spätantike Patronatsformen (wie Anm. 38) 6 - 6 7 , allerdings mit dem Schwerpunkt auf den einzelnen Substantiven, nicht auf den phraseologischen Fügungen; für die griechischen und lateinischen Begriffe vgl. Peter Krafft, Gratus animus (Dankbarkeit), RAC 12, 1983, 732-752, hier 734-738; zur Reziprozität in den Patronagebeziehungen vgl. auch Egon Flaig, Loyalität ist keine Gefälligkeit. Zum Majestätsprozeß gegen C. Silius 24 n. Chr., Klio 75, 1993, 289-305, bes. 301 f.; eine ausführlichere monographische Abhandlung zu diesem Wortfeld in der spätantiken
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seiner Rede: Sie setzt sich ein für den Freispruch Verurteilter, 56 vermittelt den Verwandten und Freunden der Familie, aber nicht nur diesen, Ehren und Ämter, die Freundschaft des Kaisers und somit Ressourcen. 5 7 Dabei wirkt sie offensichtlich als eigenständige Patronin wie als Vermittlerin kaiserlicher beneficia,58 dann sein eigenes Schicksal an.
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Als B e w e i s für die Unterstützung führt Julian
Auch die Vermittlung seiner Heirat mit der Kaiserschwe-
ster Helena schreibt Julian der Kaiserin Eusebia zu, 6 0 die damit eine weitere für Frauen mächtiger Familien typische Matronagehandlung durchführt, 61 wie auch später Schilderungen Prokops über die Heiratspolitik der Kaiserin Theodora belegen. 6 2 Die von Ammian vorgegebene Richtung der Matronagehandlungen Eusebias wird somit bei Julian noch um etliche Facetten erweitert. Ammian berichtet allerdings noch von einem weiteren Eintreten der Eusebia für Julian (15,8,1-3). Angesichts der kritischen Lage in Gallien faßte der Kaiser Constantius den Entschluß, Julian aus Athen zurückzuberufen und zum Caesar zu erheben, w o g e g e n seine Berater heftig opponierten. Die Situation ist der im zweiten Kapitel insofern ähnlich, als Eusebia wieder der Hofkamarilla erfolgreich entgegentrat, die wie im Vorangegangenen als Versammlung von Schmeichlern und Intriganten porträtiert wird: ... quis adnitentibus
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obsti-
Kaiserzeit, die nicht nur die lateinische, sondern auch die griechische Begrifflichkeit unter Berücksichtigung möglicher Interferenzen behandelt, fehlt allerdings derzeit. Jul. or. 3,114C-115D. Jul. or. 3,115D-116D. Eine Zusammenschau kaiserlicher beneficia bringt Salier, Personal Patronage (wie Anm. 33) 41-58: Ämtervergabe, Verleihung von Privilegien und Immunitäten, Statuserhöhung, Geschenke in Form von Geld und Land, Einflußnahme für den Begünstigten bei Gerichtsentscheidungen, Begnadigungen. Jul. or. 3,116D-121C; 124A-B wird Eusebia auch noch zur Patronin seiner literarischen Studien, da sie ihm Bücher schenkt. Jul. or. 3,123D; vgl. Amm. 15,8,18 ohne Angabe (Part. Perf. Passiv im Abi. abs.: Helena virgine Constanti sorore eidem Caesari iugali foedere copulata) des Urhebers der Verheiratung; Julian nennt an dieser Stelle als weitere Patronageleistung Eusebias noch Geschenke, die sie ihm anläßlich der Hochzeit machte; seine Aufzählung der Gaben, nämlich Dreifüße, Gold und Kessel, ist jedoch metaphorisch zu verstehen, da sie aus einem vollständigen und einem weiteren drittel Homervers (II. 9,122 und teilweise 123; vgl. Komm. Wright zu Jul. or. 3,329, Anm. 1 [LCL]) besteht. Zur Rolle der Oberschichtfrauen (besonders Mütter) bei den Unterhandlungen zu Heiratsallianzen in republikanischer Zeit vgl. Dixon, Patronage (wie Anm. 35) 105-108; für die Republik und Kaiserzeit vgl. Jane E. Phillips, Roman Mothers and the Lives of their Adult Daughters, Helios 6, 1978, 69-81, hier 70-73. Zum möglichen Eintreten Plotinas für die Eheschließung Hadrians mit Vibia Sabina, der Großnichte Trajans, vgl. Temporini, Frauen am Hofe Trajans (wie Anm. 28) 78-86; vgl. auch den Dank des Dichters Claudian an die Kaisernichte und Kaiserschwiegermutter Serena für einen Empfehlungsbrief zur Unterstützung bei seiner Brautwerbung (Ep. ad Ser. = carm. min. 40 [31]). In negativer Form berichtet Prokop von den Eheprojekten Theodoras, die wahrscheinlich realiter Teil einer Strategie zur Festigung ihrer Hofposition waren - eben durch geschickte Verheiratungen im Verwandten- und Freundeskreis (Procop. arc. 4,36-37; 5,18-23; 5,8-15; 17,7-13; 17,28-37); Interpretation dieser Handlungen Theodoras unter dem Aspekt der Statussicherung für ihre ganze Familie bei Averil Cameron, Procopius and the Sixth Century, London 1985, 80f.
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Zur Rolle der Kaiserin nate opponebat nativa prudentia
se sola regina, consulens
incertum
migrationem
ad longinqua
in commune,
omnibusque
memorans
pertimescens,
anteponi
debere
an pro propin-
quum.63 Daß sich dieses Verhältnis zwischen Julian und Eusebia wiederum als Patronagebeziehung gestaltete, wird auch in der Parallelquelle sichtbar. Julian selbst berichtet nämlich in seinem „Rechtfertigungsschreiben an die Athener" v o m Entwurf eines Bittbriefes an die Kaiserin. Obwohl er diesen nicht abschickte, ist sein eigener Wortgebrauch doch aufschlußreich - er verbessert sich nämlich selbst: Nicht einen Brief habe er ihr geschrieben, sondern eine ίκετηρία. 6 4 Die diesem griechischen Begriff entsprechende lateinische Vokabel supplicatio
ist ein Terminus technicus zur Bezeichnung einer Petition an den Kaiser. 65
Béranger hat vermutet, daß Julian einen solchen Brief an die Kaiserin während der Wartezeit auf seine Erhebung verfaßt habe, aus Angst, ihm drohe das gleiche Schicksal wie seinem Halbbruder Gallus, nämlich die Hinrichtung. 66 Unabhängig von der Historizität eines solchen Briefes bleibt die Tatsache, daß die Kaiserin in einer solchen Gefahr als Anlaufstelle gesehen wurde. Nachdem Ammian das erneute Engagement der Kaiserin als Patronin im Kreise der engsten kaiserlichen Berater hervorgehoben hat, wendet er sich der Frage nach ihrer Motivation zu. Als Grund für ihr Eintreten zugunsten Julians nennt er zwei verschiedene Möglichkeiten und läßt die Entscheidung im Ungewissen: die Angst vor der Reise nach Gallien oder die Sorge um das Staatswohl. Diese Präsentation von Alternativen gehört zu den Techniken des Innuendo, mit denen Ammian in taciteischer Tradition steht. 67 Dabei piaziert der Autor in der Regel die von ihm bevorzugte Erklärung an zweiter Stelle, der Position mit größerer Emphase. Folgt man dieser Interpretation, dann muß man aber als bemerkenswert festhalten,
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„Den hartnäckigen Anstrengungen dieser stellte sich einzig die Kaiserin entgegen, wobei ungewiß ist, ob sie sich vor einer Reise in weit entlegene Gebiete fürchtete oder ob sie kraft einer angeborenen Klugheit für das Gemeinwohl Ratschläge gab, wobei sie in Erinnerung brachte, daß ein Verwandter allen vorzuziehen sei." Jul. ad Ath. 275C; vgl. or. 3.104D zu der Beziehung des Odysseus zu Nausikaa: τήν του βασιλέως Ικέτευε θυγατέρα. Berger s.v. (wie Anm. 47); Max Käser, Römisches Privatrecht. Ein Studienbuch, 15. Aufl., München 1989, 389; Noethlichs, Beamtentum (wie Anm. 38) 160 und Moritz A. von Bethmann-Hollweg, Der römische Civilprozeß, Bd. 3: Cognitiones, Bonn 1866, 92f., 338-341. Jean Béranger, Julien l'Apostat et l'hérédité du pouvoir impérial, BHAC 1970, 75-93, hier 81. Zum Innuendo bei Ammian: Roger C. Blockley, Tacitean Influence upon Ammianus Marcellinus, Latomus 32, 1973, 63-78, hier 67 und R. N. Mooney, Character Portrayal and Distortion in Ammianus Marcellinus, Diss. Michigan 1955, 138 Anm. 9; als Beleg vgl. Amm. 16,11,12-13: die Vernichtung der Lebensmittel während Julians Gallienfeldzug durch den magister peditum Barbatio wird entweder auf dessen Dummheit zurückgeführt oder als Auftrag des Kaisers Constantius gedeutet; letztere Alternative erhält unausgesprochen den Vorrang durch die Verbindung mit dem folgenden Paragraphen, in dem Ammian das Gerücht wiedergibt, Constantius habe Julian nur nach Gallien geschickt, um sich seiner zu entledigen. Dazu würde auch passen, daß einer der kaiserlichen Schergen Julians Erfolge sabotierte; zu den Innuendotechniken, insbesondere der Präsentation von Alternativen bei Tacitus vgl. Stephen G. Daitz, Tacitus' Technique of Character Portrayal, AJPh 81, 1960, 30-52, hier 46.
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daß Ammian Eusebias Motiv als ein staatspolitisches Anliegen darstellt. 68 Darüber hinaus ist sie aktiv an der Wahl eines Herrschaftsträgers beteiligt, wodurch dieser Fall sich von ihrem Schutzgestus für Julian bei der Anklage wegen Majestätsverbrechen abhebt und damit dem Patronagetypus der Förderung zuzurechnen ist. Aus welchen Gründen aber die Kaiserin Julian unterstützt, kann eine Interpretation dieser Beziehung unter dem Gesichtspunkt der höfischen Kräftefelder ergeben. Aujoulat hat vermutet, Eusebia habe sich Julian verpflichten wollen. 6 9 Das ließe sich dahingehend erweitern, daß die Kaiserin sich am Hofe eine Machtbasis erst aufbauen mußte, da sie im Gegensatz zur ersten Frau des Constantius nicht von kaiserlichem Geblüt und ihre Zugehörigkeit zur Hofgesellschaft noch relativ jung war. 70 Zwar besaß sie das Vertrauen des Kaisers und hatte sich bereits einmal für Julian eingesetzt, aber sie verpflichtete sich in diesem Fall, indem sie Julians Wahl zum Caesar unterstützte, ein Mitglied der inneren Hofgesellschaft und nicht einen jungen begnadigten Verwandten, der im Bildungsexil weilte. Dieser Ansatz würde zumindest die Reziprozität der Beziehung verständlich machen, die neben dem personalen Moment der Beziehung und der Asymmetrie im Status der Beteiligten als drittes Charakteristikum der Patronage anzusehen ist. 71 Eusebia bekleidete als Kaiserin einerseits eine höhere Position als Julian, der ja den in Ungnade gefallenen Familienzweig repräsentierte, andererseits konnte sie als Förderin aus seiner Dankbarkeit auch einen Vorteil ziehen, zumal ihr als Aufsteigerin im Gegensatz zu Julian die Sozialisationserfahrung der kaiserlichen Familie fehlte.
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Die Formulierung consulens in commune kann man wohl auf den seit Seneca üblichen Begriff des bonum commune beziehen und somit als Einsatz für das Gemeinwohl verstehen; dazu Art. Gemeinwohl, in: Hist. Wörterbuch der Philosophie 3, 1974, 248-258, 249; vgl. auch Andreas Alföldi, Die monarchische Repräsentation im römischen Kaiserreiche (1934. 1935), Darmstadt 1970, 198. Aujoulat, Eusébie (wie Anm. 17) 90, 433; 428 äußert er die Vermutung, Eusebia habe Julian als Vermittler zwischen Christen und Heiden gewinnen wollen. Zu der nichtaristokratischen Herkunft des Flavius Eusebius, Consul von 347, der wahrscheinlich ihr Vater war, vgl. Otto Seeck, Eusebia (1), RE 6, 1, 1907, 1365-1366, hier 1365; die erste Frau des Constantius war die uns namentlich nicht bekannte Halbschwester Julians und Schwester des Gallus, ihr Vater war der Onkel des Constantius, Iulius Constantius, vgl. dazu J. Moreau, Constantius II., JAC 2, 1959, 162-179, hier 164 und Aujoulat, Eusébie (wie Anm. 17) 422. Auf die Schwierigkeiten für Frauen bei virilokalen Ehen hat Pomeroy am Beispiel hellenistischer Höfe hingewiesen, an denen die Frauen sogar oft als Angehörige der gegnerischen Seite (Heirat aus Bündniszwecken) Geiseln waren (Sarah B. Pomeroy, Women in Hellenistic Egypt, New York 1984, 3-40, hier 17 [„Hellenistic Queens"]); damit waren sie zwar Fremde am neuen Hof, aber im Unterschied zu der Situation der Kaiserin Eusebia verfügten diese Frauen über die Sozialisationserfahrung in einer Herrscherfamilie. Vgl. die beiden Artikel: Sailer, Patronage and Friendship (wie Anm. 33) 51 f. und Andrew WallaceHadrill, Patronage in Roman Society: From Republic to Empire, in: ders. (Hg.), Patronage in Ancient Society (wie Anm. 33) 63-87, hier 77: Austausch zwischen denen, die näher am Zentrum der Macht stehen, und denen, die diesem entfernter sind - ein Modell, das auch auf die höfische Gesellschaft paßt; auf 82: der Vergleich mit dem absolutistischen Frankreich, wo die Gegenleistung der Klienten in der allgemeineren Konstituierung eines Gefolges bestand und nicht, wie im republikanischen Rom, in der Abgabe einer Stimme bei einer Wahl.
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Zur Rolle der Kaiserin
III. Höfische Konflikte Das nächste Mal wird Eusebia im 16. Buch in Zusammenhang mit dem Besuch des Constantius in Rom erwähnt, auf dem sie ihren Gemahl begleitete ( 1 6 , 1 0 , 1 8 - 1 9 ) : Inter Helenae,
sorori Constanti,
tunc insidiabatur fraudem in Galliis,
Eusebia,
Iuliani coniugi Caesaris, ipsa, quoad vixerat,
illexit, ut, quotienscumque cum marem genuisset
cede mox natum praesecto opera navabatur,
concepisset, infantem,
sterilis,
viri suboles
quaesitumque
immaturum
hoc perdidit
plus, quam convenerat,
ne fortissimi
Romam ajfectionis abiceret
specie ductae venenum
partum,
dolo, quod obstetrix
umbilico
necavit:
haec regina
bibere
nam et corrupta
tanta tamque
per
pridem merdiligens
apparerei.12
Mag auch Ammian vorher dem Leser nicht völlige Klarheit über den Charakter der Eusebia vermittelt haben, so überrascht doch der Bericht an dieser Stelle. Ammian begnügt sich nicht damit anzudeuten, Eusebia habe etwas mit den Fehlgeburten Helenas, der Frau Julians, und dem frühen Tod ihres in Gallien geborenen Kindes zu tun, er läßt vielmehr keinen Zweifel an der Schuld Eusebias, die ja somit, auch wenn das Wort nicht fällt, eine Mörderin wäre. Nun muß man sich fragen, wie das von Ammian geschilderte Handeln Eusebias in der Antike aufgefaßt wurde. Zwar haben sich zum Thema Abtreibung 71 viele antike Autoren heidnischer Provenienz negativ geäußert, 74 im römischen Recht aber galt diese Handlung
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„Unterdessen hatte es damals die Kaiserin Eusebia auf Helena, die Schwester des Constantius, die Ehefrau des Caesars Julian, abgesehen. Helena war nämlich unter dem Schein der Zuneigung nach Rom zitiert worden. Eusebia selbst war, solange sie lebte, unfruchtbar und verleitete jene nun, nachdem sie Gift ausfindig gemacht hatte, durch Betrug dazu, es zu trinken, so daß sie, sooft sie schwanger geworden war, die Leibesfrucht frühzeitig verlor. Denn auch früher schon ließ sie, nachdem Helena in Gallien ein männliches Kind geboren hatte, es durch die List umbringen, daß die Hebamme, mit einer Belohnung bestochen, das Neugeborene tötete, indem sie die Nabelschnur weiter als üblich abschnitt: So weitreichend und gründlich wurde Mühe aufgewandt, damit es keine Nachkommenschaft des tüchtigsten Mannes gebe." Zur Abtreibung allgemein: Sheila Κ. Dickison, Abortion in Antiquity, Arethusa 6, 1, 1973, 159-166 (Rez. zu Enzo Nardi, Procurato aborto nel mondo greco romano, Mailand 1971); Emiel Eyben, Family Planning in Graeco-Roman Antiquity, AncSoc 11/12, 1980/81, 5-81; Jane F. Gardner, Women in Roman Law and Society, London 1986, 158-159; Daniel Gourevitch, Le mal d'être femme, ou la femme et la médicine dans la Rome antique, Paris 1984, 206-216; Keith Hopkins, Contraception in the Roman Empire, CSSH 8, 1965/66, 121-151; Werner Krenkel, Erotica I: Der Abortus in der Antike, WZRostock 20, 1971, 442-452; J. H. Waszink, Abtreibung, RAC 1, 1950, 55-60; zur Abtreibung in Spätantike und Mittelalter: Carolina Cupane, Ewald Kislinger, Bemerkungen zur Abtreibung in Byzanz, JOEByz 35, 1985, 21-49; Gillian Clark, Women in Late Antiquity. Pagan and Christian Life-styles, Oxford 1993, 4 6 - 4 8 , 86f.; Evelyne Patlagean, Zur Beschränkung der Fruchtbarkeit in der frühbyzantinischen Zeit, in: Jochen Martin, Barbara Quint (Hg.), Christentum und antike Gesellschaft, Darmstadt 1990, 270-299; U. Weisser, Abtreibung, LdM 1, 1980, 65. Vgl. die medizinischen Abhandlungen: Paul Diepgen, Die Frauenheilkunde der Alten Welt, München 1937, 297-302 und R. Hähnel, Der künstliche Abortus im Altertum, Archiv für Geschichte der Medizin 29, 1937, 224-255 (mir nicht zugänglich). Quellen bei Eyben, Family Planning (wie Anm. 73) 39-43, 50-54.
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nicht als Mord, sondern vielmehr seit einem Reskript der Severerzeit als Betrug am Ehemann, der um ein Kind gebracht wurde. 7 5 Personen aber, die schädliche Medikamente verabreichten, sollten laut Kommentar des Juristen Paulus mit unterschiedlichen Strafen bis hin zur Hinrichtung im Todesfall der medikamentierten Person belegt werden. 7 6 D a g e g e n setzte sich bei den Kirchenvätern 7 7 und im Kirchenrecht 7 8 der Spätantike die Beurteilung der Abtreibung als Mord früh durch. S o vertritt Basileios der Große in einem seiner Briefe die Anschauung, daß die abtreibende Frau ebenso eine Mörderin sei w i e die Verabreicherin von Giften zur Abtreibung. 7 9 In der antiken Medizinliteratur wird die Abtreibung eher als ein notwendiges Übel im Krankheitsfall dargestellt denn empfohlen. 8 0 Das andere Vergehen
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Dig. 47,11,4; vgl. auch Dig. 48,19,39 (Tryphoninus) und Dig. 48,8,8 (Ulpianus) mit Ausweitung der Strafe auf unverheiratete und geschiedene Frauen; Strafe sollte Relegation sein; in den Novellen Justinians gibt es widersprüchliche Informationen, da die Abtreibung einmal als Scheidungsgrund erscheint, um dann wenige Jahre später nicht mehr erwähnt zu werden (Novell. Iust. 22,16,1; 117); Kommentar bei Cupane, Kislinger, Abtreibung in Byzanz (wie Anm. 73) 23-25, 25-27 über die Gesetzgebung bis einschließlich ins byzantinische Mittalter; vgl. dagegen Eyben, Family Planning (wie Anm. 73) 28 Anm. 84, der auf der Grundlage der Digestenstellen nicht von der Bestrafung der Abtreibung als solcher ausgeht.
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Dig. 48,19,38,5: Qui ahortionis aut amatorium poculum dant, etsi dolo non faciant, tarnen quia mali exempli res est, humiliores in metallum, honestiores in insulam amissa parte bonorum relegantur. Quod si eo mulier aut homo perierit, summo supplicio adficiuntur. Gefängnis war die Strafe für humiliores, Verbannung und Vermögensentzug für die honestiores, Hinrichtung beim Todesfall; zur Giftmischerei vgl. den entsprechenden Abschnitt bei Theodor Mommsen, Römisches Strafrecht, Leipzig 1899, 635-637, 839 f.; CTh 11,36,1: Giftmischer verlieren ihr Appellationsrecht. - Die meisten mittelalterlichen Volksrechte (5.-9. Jahrhundert) bestrafen nicht die Eigenabtreibung, sondern die Person, die den Abort verursachte, dazu Andrea Kammeier-Nebel, Wenn eine Frau Kräutertränke zu sich genommen hat, um nicht zu empfangen ... Geburtenbeschränkung im frühen Mittelalter, in: Bemd Herrmann (Hg.), Mensch und Umwelt im Mittelalter, Frankfurt am Main 1989, 65-73, hier 67f. Zur Verbindung von Gift mit Liebestränken und Zaubermitteln im Mittelalter und dem Strafmaß der Todesstrafe in den Constitutiones von Melfi (1231) vgl. F.-J. Kuhlen, Gift, LdM 4, 1989, 1446-1447, hier 1447.
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Quellen bei Eyben, Family Planning (wie Anm. 73) 66-72; Cupane, Kislinger, Abtreibung in Byzanz (wie Anm. 73) 29-31 ; vgl. auch J. T. Noonan, Contraception. A History of its Treatment by Catholic Theologians and Canonists, Cambridge 1966 (mir nicht zugänglich); zu der Kritik im antiken Judentum an Abtreibung vgl. Eyben, Family Planning (wie Anm. 73) 5 8 - 6 1 . Ab der Synode von Elvira (annähernde Datierung: zwischen 295 und 314 n. Chr.) beschäftigen sich die Kirchenversammlungen immer wieder mit der Frage der Abtreibung und den Strafen dafür (Taufverbot; Exkommunikation für eine unterschiedliche Anzahl von Jahren): Der entsprechende Canon 63 der Synode von Elvira behandelt den Fall der Abtreibung zur Vertuschung eines Ehebruches, dazu Eckhard Reichert, Die Cánones der Synode von Elvira. Einleitung und Kommentar, Diss. Hamburg 1990, 190; vgl. Eyben, Family Planning (wie Anm. 73) 73; Aline Rousselle, Der Körper und die Politik. Zwischen Enthaltsamkeit und Fortpflanzung im Alten Rom, in: Pauline Schmitt Pantel (Hg.), Geschichte der Frauen, Bd. 1: Antike, Betr. d. dt. Ausg. v. Beate WagnerHasel, Frankfurt am Main 1993, 323-372, hier 369 und Cupane, Kislinger, Abtreibung in Byzanz (wie Anm. 73) 31-35 mit Behandlung der mittelalterlichen Kanonistik, ebd. 35-38 über die Bewertung der Abtreibung in den Bußbüchem. Bas. ep. 188,2; 8 (PG 32,672; 677); Clark, Women in Late Antiquity (wie Anm. 73) 86f. Quellen bei Eyben, Family Planning (wie Anm. 73) 43-48; als spätantike Stimme vgl. ebd. 48
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Eusebias, die Anstiftung zur Tötung eines Neugeborenen, dürfte sicherlich auch im römischen Recht Mord gewesen sein, die Tötung selbst wird jedenfalls in einem Gesetz des Jahres 374 als Kapitalverbrechen beurteilt.81 Die Aussetzung und Tötung Neugeborener wird sowohl von heidnischer wie von christlicher Seite abgelehnt. 82 Man kann daher auch bei einem heidnischen Autor wie Ammian von einer grundsätzlich negativen Einschätzung der Abtreibung und Kindstötung ausgehen. Einerseits verabreichte Eusebia also Gift zwecks Abtreibung, andererseits gab sie Kindsmord in Auftrag. Den Wiederholungsaspekt ihres Tuns bringt das abschließende iterative Imperfekt navabatur
zum Ausdruck. Aber auch durch seine Wortwahl (per
fraudem/illexit/
dolo) kennzeichnet Ammian die Machenschaften der Eusebia. Alles deutet auf List und Tücke. Zwar wird durch die passive Partizipialkonstruktion nicht grammatisch angezeigt, wer Helena nach Rom kommen ließ, aber als logisches Subjekt muß man wohl Eusebia annehmen. Als Motiv und Zweck dieser Tat nennt Ammian an dieser Stelle ohne Umschweife ihre eigene Kinderlosigkeit und die Ausschaltung möglicher Thronprätendenten. Was die Einnahme des Gifts betrifft, ist der Text hingegen nicht eindeutig. Der Konjunktiv Plusquamperfekt concepisset
liefert nämlich zwei mögliche Semantiken. Zum einen kann er die
Absicht Eusebias bezeichnen, durch die einmalige Verabreichung von Gift künftige Schwangerschaften Helenas jeweils mit einer Fehlgeburt zu beenden. 83 Dabei bleibt aber die
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die Kritik an der Abtreibung in der Schrift Euporista des Theodorus Priscianus (3,6,23; um 400 n.Chr.). CTh 9,14,1; CJ 9,16,7; in der spätantiken Gesetzgebung ist Infantizid verboten, die Situation bezieht sich wahrscheinlich auf die Tötung des Neugeborenen durch Eltern, nicht auf die Ermordung durch eine Hebamme bei Anstiftung durch eine dritte Person; vgl. auch CTh 9,15,1 und CJ 9,17,1, wo der Verwandtenmord an Eltern wie an Kindern unter Strafe gestellt wird. Aus der umfangreichen Literatur zum antiken Infantizid, der neben der Tötung von gesunden auch die behinderter Kinder und unterschiedlichste Formen der Aussetzung (mit Todesfolge oder als Findelkinder) sowie die Frage des Mädcheninfantizids umfaßt, nenne ich nur eine kleine Auswahl; zur Geschichte der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Infantizid vgl. Ruth Oldenziel, The Historiography of Infanticide in Antiquity. A Literature Stillborn, in: Josine Blok, Peter Mason (Hg.), Sexual Asymmetry, Amsterdam 1987, 87-107; Quellenangaben und Literaturübersicht zur eigentlichen Kindstötung und deren Beurteilung in der antiken Philosophie, der öffentlichen Meinung, im Christentum bei Eyben, Family Planning (wie Anm. 73) 14f„ 31-38, 48-50, 54f„ 66f.; umfangreiche Quellenangaben zu dem gesamten Themenkomplex immer noch bei Eduard Cuq, Infanticidium, DS 3, 1900, 488-493; H. Leclercq, Infanticide, DACL 7, 1926, 542-546; vgl. auch Thomas Wiedemann, Adults and Children in the Roman Empire, London 1989, Index s.v. infanticide, 218; zur Frage des Mädcheninfantizids vgl. Elisabeth Herrmann-Otto, Ex ancilla natus. Untersuchungen zu den „hausgeborenen" Sklaven und Sklavinnen im Westen des Römischen Kaiserreiches, Stuttgart 1994, 24Iff. Gegen Kindstötung durch Strangulation oder Aussetzung Lact. div. inst. 5,9,15; 6,20,17ff.; Canon 68 der Synode von Elvira behandelt den Fall einer ehebrecherischen Mutter, die ihr Kind im Bett erstickt hat; dazu Reichert, Synode von Elvira (wie Anm. 78) 195 f. So versteht Seyfarth, Ammianus (wie Anm. 41) 179, den Konjunktiv Plusquamperfekt als Ersatz des im Lateinischen nicht vorhandenen Konjunktivs Futur II (dazu Hans Rubenbauer, Johann B. Hofmann, Lateinische Grammatik, neubearb. v. R. Heine, 10. Aufl., München, Bamberg 1980, 269, Anm. 1) und somit das gesamte ut-quotienscumque-Gcfüge als nachzeitig zu illexit, womit der
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Frage offen, wie eine einmalige Einnahme von Gift Befruchtung zulassen, aber das Austragen der Leibesfrucht verhindern soll. Eher denkbar ist als Ergebnis eines Gifttrunkes eine völlige Sterilität, die aber jede weitere Schwangerschaft verhindert hätte. Handelt es sich jedoch andererseits bei concepisset um einen iterativen Konjunktiv, 84 so muß Helena mehrfach schwanger gewesen sein und Eusebia ihr jeweils das Mittel zum frühzeitigen Verlust der Leibesfrucht verabreicht haben. Von der Vielzahl der in der Antike bekannten Abtreibungsmethoden war die orale Verabreichung in Form eines Trankes oder die Untermengung unter das Essen diejenige Form, die am ehesten ohne Wissen der betroffenen Schwangeren durchgeführt werden konnte. 85 Auch ist die Bestechung einer Hebamme denkbar. Wie steht es aber abgesehen von dieser prinzipiellen Machbarkeit um die Plausibilität des im Text geschilderten Geschehens? Der hier gelieferte Bericht Ammians steht im Widerspruch zu den von ihm im Vorangegangenen gegebenen Informationen über Eusebia: Warum hätte sie sich zweimal für Julian einsetzen, dann aber verhindern sollen, daß er Nachkommen hat? Das ergäbe nur einen Sinn, wenn Ammian mit dem im folgenden Kapitel der Res gestae erwähnten Gerücht, Julian sei an den gefährlichen Kriegsschauplatz Gallien entsandt worden, weil man sich seiner geschickt entledigen wollte (16,11,13), auf Constantius' und Eusebias gemeinsame Absicht hätte anspielen wollen. 86 Aujoulat hat zu Recht darauf hingewiesen, daß diese Methode, sich eines Konkurrenten zu entledigen, immerhin eine Gefährdung des Reiches bedeutet hätte, da mit Julians Tod die Einfälle der Barbaren nach Gallien weiter ein Problem bereitet hätten. 87 Auch ergäbe es vor diesem Hintergrund keinen Sinn, daß Eusebia als Patronin die Heirat zwischen Julian und Helena vermittelte. 88
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Plan im Vordergrund steht: „Sie hatte es (i. e. das Gift) eigens zu dem Zweck herstellen lassen, daß jene, sooft sie schwanger würde, das Kind vorzeitig verlieren würde." Zum iterativen Konjunktiv in quotienscumque-S'àtzen in Analogie zu cum- und .Vi-Sätzen vgl. Johann B. Hofmann, Anton Szantyr, Lateinische Syntax und Stilistik (HdAW 2, 2, 2), München 1965, 606; dazu vgl. Pieter de Jonge, Philological and Historical Commentary on Ammianus Marcellinus XVI, Groningen 1972, 139; als iterativen Konjunktiv mit Vergangenheitsbezug deutet auch Otto Veh die Form in seiner Übersetzung (Ammianus Marcellinus, Das Römische Weltreich vor dem Untergang, München 1974, Bd. 1, 114). Achim Keller, Die Abortiva in der römischen Kaiserzeit, Stuttgart 1988, 32-49: Zu den Mitteln, die oft im Laufe einer Therapie kombiniert wurden, gehörten verschiedenste Tränke, Breie, Zäpfchen, Räucherungen, Sitzbäder, Umschläge, vaginale Eingießungen. So Liselotte Karau, Das Bild der Frau in den Res gestae des Ammianus Marcellinus, Diss. Berlin (Ost) 1971,34. Aujoulat, Eusébie (wie Anm. 17) 431 f. zu Zosimos (3,1,3), der diesen Vorwurf direkt der Kaiserin macht. Daß der unerfahrene, wissenschaftlich interessierte junge Mann bestenfalls einen militärischen Sieg in Gallien im Namen des Kaisers würde erringen können, schlimmstenfalls aber, wenn er stürbe, ein weiterer Thronkonkurrent ausgeschaltet sei, ist nämlich Inhalt der Argumentation Eusebias. Ähnlich argumentiert Anfang des 5. Jahrhunderts Sokrates, der wegen der Verheiratung der Kaiserschwester Helena mit Julian Constantius' Absicht, Julian nach Gallien in den Tod zu schicken, bezweifelt (h. e. 3,1,16; PG 67,373B); ebenso Sozomenos h. e. 5,2,57 (PG 67.1217B). Bei diesen Quellen bleibt natürlich die christliche Parteinahme für den Christen Constantius und gegen den
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Sollte es sich bei concepisset
um einen iterativen Konjunktiv handeln, bleibt im Un-
klaren, mit welcher List Eusebia Helena dazu veranlassen konnte, das Gift mehrfach einzunehmen. Der Rombesuch des Constantius dauerte nur über den Mai 357 an, dasselbe dürfte wohl auch für Eusebias Romaufenthalt gelten (16,10,20). Als Julian 360 in Paris von den Soldaten zum Augustus erhoben wurde, war Helena jedenfalls seinem Bericht zufolge wieder in Gallien. 89 Wo weilten beide Frauen in der Zwischenzeit? Nach den Aufenthaltsorten des Constantius im Anschluß an den Rombesuch zu urteilen, hielt sich Eusebia, wenn man ihre Abreise aus Rom zusammen mit Constantius voraussetzt, wohl am ehesten längere Zeit in Sirmium auf. 9 0 Um mit Eusebia zusammenzubleiben, hätte Helena sie demnach nach Sirmium begleiten müssen. Von Sirmium aus hätte sie dann über beträchtliche Entfernungen nach Gallien hin Stippvisiten bei ihrem Mann machen müssen, um mehrfach schwanger zu werden. Wahrscheinlicher ist, daß Helena bereits vor 360 nach Gallien zurückkehrte, wo sie sich ja ab Winter 355 aufhielt. 91 Da Ammian (21,6,4) die Verheiratung des Constantius mit Faustina auf den Winter 360/361 datiert und Anfang 360 noch ein Gesetz zur Steuerbefreiung der Familie Eusebias publiziert wurde, geht Seeck davon aus, daß Eusebia zu Beginn des Jahres 360 noch lebte. 92 Genauere Aussagen über ihr Todesdatum als diese Eingrenzung zwischen Frühjahr und Winter 360 lassen sich nicht formulieren. Wahrscheinlich hatte sie in jenem Jahr den Kaiser in den Osten begleitet, vielleicht, um in einer der Residenzen zu bleiben, vielleicht aber auch, um mit ihm auf den Feldzug zu gehen. 93 Für ihren Aufenthalt im Osten spricht auf jeden Fall, daß sie als erste Frau der kaiserlichen Familie in Konstantinopel bestattet wurde. 9 4 Im selben Jahr muß Helena gestorben sein. Laut Ammian (21,1,5) schickte Julian nämlich vor seinem fünfjährigen Regierungsjubiläum im November 360 9 5 die Leiche seiner Frau aus Gallien zur Bestattung nach Rom. Helena war also im Westen des Reiches ver-
Heiden Julian zu berücksichtigen. Außerdem weiß Zosimos (3,2,3) zu berichten, daß Eusebias Einsatz für Julian über die Abreise nach Gallien hinaus fortdauerte. Denn die Kaiserin habe sich beim Kaiser für eine Erweiterung der Kompetenzen Julians in Gallien eingesetzt. Es sieht also nicht so aus, als hätte die Kaiserin mit der Verheiratung Julians mit Helena, die vor der Abreise stattfand, ihr Engagement für Julian eingestellt; vgl. dazu Karau, Frau in den Res gestae (wie Anm. 86) 54. 89 90
Jul. ad Ath. 284C. Von den RIC VIII (1981, 2 7 - 2 8 ) aufgeführten Aufenthaltsorten des Constantius in den Jahren 357 bis 359 (nach seinem Rombesuch und vor seinem Aufbruch an die Ostfront) waren Sirmium und Konstantinopel Residenzstädte; des Constantius längster Aufenthalt in einer Residenzstadt in jener Zeit ist der in Sirmium ( 2 7 . 1 0 . 3 5 7 - 3 . 3 . 3 5 8 ; 2 1 . - 2 3 . 6 . 3 5 8 ; 1 9 . 1 2 . 3 5 8 - A n f a n g 359, 22. bis 2 8 . 5 . 3 5 9 ) ; so auch Otto Seeck, Regesten der Kaiser und Päpste für die Jahre 311 bis 476 n.Chr., Stuttgart 1919 ( N D 1964), 4 8 0 - 4 8 3 .
91
Der Heiratstermin und die Entsendung Julians nach Gallien liegen nach Amm. 15,8,17-18 im November 355.
92
Seeck, Eusebia (wie Anm. 70) 1366; CTh 11,1,1 vom 1 8 . 1 . 3 6 0 . Aufenthaltsorte des Constantius für das Jahr 360 nach RIC VIII (1981, 28): Konstantinopel, Caesarea, Melitene, Lacotene, Samosata, Edessa, Amida, Bezabde, Hierapolis, Antiochia.
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Barbara Tröger, Posthume Ehrungen für die christlichen Kaiser des 4. Jahrhunderts, Diss. Mannheim 1991, 44f., 133.
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Seyfarth, Ammianus (wie Anm. 41) 201 Anm. 3.
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storben, ohne über längere Zeit mit Eusebia zusammengewesen zu sein. Die mehrfache Verabreichung von Gift könnte Eusebia demnach nur über Mittelspersonen bewerkstelligt haben. Nun finden sich bei Libanios Vorwürfe, Julian selbst habe Helena vergiftet. In seiner 37. Rede, die Libanios seinem Freund, dem ehemaligen consularis von Phoenice, Polycles, gewidmet hat, führt er mit diesem ein Streitgespräch. Polycles behauptet dort, Julian habe den Schmuck seiner Mutter dazu benutzt, um einen Arzt zu bestechen, seine Ehefrau Helena zu vergiften. Polycles muß aber in dieser Rede zugeben, daß er diese Aussage lediglich als Gerücht von einem Mitarbeiter des Elpidius, der 360/61 ppo orientis
war, vernommen
habe. 96 Sollte diese Meldung auch Ammian bekannt gewesen sein, der wahrscheinlich in Briefkontakt mit Libanios stand,97 so könnten die Vorwürfe gegen Eusebia als Verteidigung des von ihm als ideal stilisierten späteren Kaisers, 98 gewissermaßen als Ablenkungsmanöver zu deuten sein. Erstaunlicherweise äußert Julian selbst sich in seinem „Rechtfertigungsschreiben an die Athener" nicht zu der Ermordung seines eigenen Kindes und den Giftattentaten auf seine Frau. Da er dort aber sämtliche panegyrischen Fesseln abgestreift hat und die Familienmorde des Constantius so deutlich erwähnt, 99 wäre es seltsam, wenn er sich bei dieser Thematik Zurückhaltung auferlegt hätte. Für die Kinderlosigkeit der Eusebia gibt es verschiedene antike Quellen,' 00 von Machenschaften Eusebias gegen Helena weiß jedoch nur Ammian. 101 Der Bericht Ammians hat in der Vergangenheit viele Interpreten auf den Plan gerufen, die für oder gegen Eusebia Position bezogen. 102 Anstelle einer moralischen Einschätzung der Persönlichkeit Eusebias möchte ich im folgenden zwei andere Erklärungsansätze vorschlagen.
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Lib. or. 37,3-11; dazu Roger Pack, Note on a Progymnasma of Libanius, AJPh 69, 1948, 299-304; prosopographisch ist jener Elpidius, dessen Amtsgehilfe als Gewährsmann des Gerüchtes in der Rede des Libanios erscheint, schwer zu fassen, ebd. 303 mit Anm. 15. Hinzu kommt das Problem, wie der Informationsstand im Amt eines Präfekten im Ostteil des Reiches über Ereignisse in Gallien bzw. in einer der westlichen Residenzen einzuschätzen ist. In der Kontroverse, ob ein persönlicher Kontakt zwischen Ammian und Libanios bestand, hat Charles W. Fornara, Studies in Ammianus Marcellinus I: The Letter of Libanios and Ammianus' Connections with Antiochia, Historia 41, 1992, 328-344, sich dagegen ausgesprochen, während Klaus Rosen, Ammianus Marcellinus, Darmstadt 1982, 22, 26 f., sowie Matthews, Ammianus (wie Anm. 10) 8 f., 478 f. Anm. 1, dafür plädieren. Beispiele dafür, wie sehr Ammian in seiner Darstellung Parteilichkeit für Julian beweist, bei Rosen, Ammianus (wie Anm. 97) 140ff. und dems., Studien zur Darstellungskunst und Glaubwürdigkeit des Ammianus Marcellinus, Diss. Heidelberg 1968, Teil 1, 10-178; vgl. auch Edward A. Thompson, The Historical Work of Ammianus Marcellinus, Groningen 1969,42 ff., 72 ff. Jul. ad. Ath. 270C-D. Philost. h. e. 4,7; Zon. 13,11,30. Karau, Frau in den Res gestae (wie Anm. 86) 38. Hier sei nur auf die Kritik Wagners und Lindenbrogs an Eusebia verwiesen (Ammiani Marcellini quae supersunt, cum notis integris Frid. Lindenbrogii, Henr. et Hadr. Valesiorum et Iac. Gronovii, quibus Thom. Reinesii quasdam et suas adiecit Io. Aug. Wagner, Editionem absolvit Car. Gotti. Erfurdt, Tom. II, Leipzig 1808, 217f.). Edward Gibbon, The History of the Decline and Fall of the Roman Empire, Leipzig 1829, Bd. 2, 159 Anm. 39, hingegen möchte nicht an eine Schuld der Eusebia glauben. Johannes Geffcken, Kaiser Julianus, Leipzig 1914, 25, zweifelt an der Existenz von
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D i e diskurstheoretische Analyse der Beziehungsmuster am Beispiel der Annalen des Tacitus zeigt, daß das Handeln zwischen Frauen („intra-gender") in der Wahrnehmung des antiken Historikers oft negativ gesehen wird. 1 0 3 Eine Möglichkeit, sich nicht dieser Sicht weiblichen Verhaltens anzuschließen und nicht mit der anthropologischen Konstante weiblicher Machenschaften zu operieren, bietet im Falle der Frauen des Kaiserhauses das Modell der höfischen Konkurrenz. Interpretiert man diese Ereignisse im Rahmen höfischer Interaktion, dann ist davon auszugehen, daß A m m i a n hier ein Bild für höfische Konflikte gefunden hat, die sich in Form einer Intrige 1 0 4 manifestieren. In antiken Berichten haben Giftattentate in republikanischer Zeit häufig die Konnotation des Weiblichen, 1 0 5 seit der Kaiserzeit die des Höfischen. 1 0 6 Als Akteure von Giftmischerei und Vergiftung werden auch in der Kaiserzeit bevorzugt Frauen erwähnt. Im Zusammenhang mit weiblichen Mitgliedern des Kaiserhauses kann man fast v o m topischen Charakter der Giftattentate sprechen 1 0 7 - es sei hier nur auf die Vorwürfe g e g e n die Kaiserinnen L i v i a 1 0 8 und Agrippina 1 0 9 s o w i e
gegen
Kindern aus der Verbindung Julians und Helenas, da Julian sich nichts aus Frauen gemacht habe. Zur Tat der Eusebia heißt es: „... eine Abscheulichkeit, die man der Kaiserin kaum wird zutrauen dürfen." Weitere Positionen bei Karau, Frau in den Res gestae (wie Anm. 86) 176 Anm. 64, und Aujoulat, Eusébie (wie Anm. 17) 437f. - In der PLRE (I, s.v.) werden weder Eusebias Kinderlosigkeit noch ihre angeblichen Machenschaften angeführt. Unter dem Stichwort „Helena" findet man unter Hinweis auf die Ammianstelle einen Vermerk über die Fehlgeburt, das Abortivum wird aber nicht erwähnt. 103
Späth, Männlichkeit und Weiblichkeit bei Tacitus (wie Anm. 4) 33-57. Zur Intrige als Teil höfischer Kommunikation vgl. Winterling, Hof (wie Anm. 23) 18. 105 29,2,19 bringt Ammian das exemplum einer anonymen Giftmischerin, die sich vor dem Proconsul Dolabella zu verantworten hat; zur frühen römischen Geschichte vgl. Deißmann, Aufgaben (wie Anm. 34) 508-511; besonders die Essenszubereitung und die Medikamentenherstellung (z.B. war eine Apotheke an den Bona-Dea-Tempel angeschlossen) als weibliche Aufgaben sind laut Deißmann Gründe für diese Konnotation der Giftmischerei als weiblich; M. Jean-Marie Pailler, Les matrones romaines et les empoisonnements criminels sous la République, CRAI 1987, 111-128, hat ebenfalls auf die Kulte hingewiesen, in denen die matronae erlaubte Drogen herstellten, und die von Livius geschilderten Prozesse wegen Giftmischerei (331 v.Chr.: 8,18,4-13 und 180 v.Chr.: 40,37) in Verbindung mit der Angst der Bevölkerung vor der Pest/Seuche als Sühnung (expiatio) gedeutet. 104
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Tac. ann. 15,45,3; 15,60,2: mißlungenes Giftattentat Neros auf Seneca; 16,6,2: Gerücht über Vergiftung Poppaeas durch Nero; Hist. Aug. Hadrian 23,9: angebliche Vergiftung Vibia Sabinas durch Hadrian; Vergiftung des Kaisers Jovian bei Eun. hist. frg. 29,1 (Blockley); vgl. die einschlägigen Stellen bei Louis Lewin, Die Gifte in der Weltgeschichte. Toxikologische allgemeinverständliche Untersuchungen der historischen Quellen, Berlin 1920 (ND Hildesheim 1983), 189-202, der aus medizinischer Warte von Caesar bis Caracalla fast jeden der Kaiser eines oder mehrerer Giftmorde überführen zu können glaubt. Vgl. Alphons A. Barb, Gift, RAC 10, 1978, 1209-1247, hier 1225 f., 1237-1239. Tac. ann. 1,5,1; Cass. Dio 56,30,1-2; dazu Perkounig, Livia (wie Anm. 4) 93-105; Purcell, Livia (wie Anm. 36) 95, Anm. 99 auf 105, verweist auf die (um 400 n.Chr. verfaßte [!]) pharmazeutische Schrift des Marcellus de medicamentis, in der verschiedene Rezepte berühmten Frauen des Kaiserhauses zugeschrieben werden, u. a. auch der Livia. Tac. ann. 12,66.
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Livilla, 110 Frau des präsumptiven Tiberiusnachfolgers Drusus, verwiesen, die ihre Ehemänner vergiftet haben sollen, und auf die am julisch-claudischen Hofe beschäftigte Giftmischerin Lucusta. 111 In der Spätantike trifft der Vorwurf der Giftmischerei die Frauen nicht seltener als zuvor, 112 und im sechsten Jahrhundert beschreibt Prokop die Affinität der Kaiserin Theodora zu Giftmischern und Magiern. 113 Ammian macht sich somit diese Topik der weiblichen Giftattentate am Hofe zunutze, um besonders deutlich neben der Opposition der Charaktere Julian und Constantius auch die Helenas und Eusebias herauszuarbeiten. Im Unterschied zu den vorgeführten Belegen für Giftattentate am Hofe, die die Vergiftung eines Erwachsenen mit Todesfolge bezeichnen, liegt allerdings im Falle Eusebias und Helenas eine Schädigung und nicht die Ermordung einer Konkurrentin durch Gift vor. Welcher Art konnte nun die Konkurrenz zwischen den Frauen eines Hofes sein? Die Antwort liefert der Panegyrikus auf Trajan: Im Lob auf Plotina und Marciana hebt Plinius das Fehlen jeglichen Wettstreites zwischen den beiden Frauen, der Kaiserin und der Kaiserschwester, hervor. Dabei bedient er sich agonalen Vokabulars aemulatiolcertamen!contenf/'o.114 Gegen den Strich gelesen bedeutet dieses Lob des Plinius, daß gerade Konkurrenzkämpfe unter den Frauen des Hofes in der antiken Vorstellung typisch waren. Dieser Konkurrenzkampf konnte um die Gunst 1 1 5 des Herrschers geführt werden. Auch hier spricht Plinius wieder eine deutliche Sprache: Suspiciunt invicem invicem cedunt, cumque te utraque effusissime diligat, nihil sua putant interesse, utram tu magis ames.Ub Was nun das familiale Verhältnis Helenas und Eusebias im möglichen Wettstreit um die kaiserliche Gunst betraf, so war es ja dasselbe wie das bei Plinius beschriebene: Kaiserschwester und Kaiserin. Deutet Plinius nur an, daß diese Gunst dann auch den Vortritt 117 bei
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Tac. ann. 4,3; 4,10. Konrat Ziegler, Lucusta (2), KP1 3, 1969, 769. Z. B. das vermeintliche Giftattentat der Tochter des Visigotenkönigs Theoderich gegen ihren Schwiegervater, den Vandalenkönig Geiserich, bei Priscus 5,20,2 (Blockley); vielleicht ist der Grund dieser Anschuldigung aber auch die Verschlechterung der diplomatischen Beziehungen zwischen Goten und Vandalen. - Zu den gespaltenen Loyalitäten als Erklärungsmodell für höfische Konflikte vgl. unten S. 123; zur Verbindung von Gift und Frauen des Kaiserhauses in der Spätantike vgl. auch Clark, Women in Late Antiquity (wie Anm. 73) 85, die darauf hinweist, daß immerhin das besterhaltene Pflanzenbuch der Spätantike, der Wiener Kodex der Materia medica des Dioskurides, einer Frau gewidmet wurde, nämlich Anicia Juliana, Tochter des Kaisers Olybrius (um 512 n.Chr.; ebd. 69).
P r o c o p . arc. 22,27; 22,32. Plin. pan. 84,2-3, zum Konkurrenzkampf um Prestige als Charakteristikum höfischer Gesellschaft vgl. Norbert Elias, Die höfische Gesellschaft, Darmstadt 1969 ( N D Frankfurt am Main 1983), 152f. 115 Zur Gunst als Charakteristikum höfischer Kommunikation und zur daraus resultierenden Hierarchie nach dem Grad der herrscherlichen Gunst vgl. Winterling, Hof (wie Anm. 23) 16 f. 116 Plin. pan. 84,4: „Sie verehren einander und räumen sich gegenseitig den Vorrang ein; und da beide dich auf das ausgiebigste lieben, messen sie dem Umstand keinerlei Bedeutung bei, welche von beiden du mehr liebst." 117 So die Ubersetzung von cedere in Werner Kuhns zweisprachiger Ausgabe des Panegyrikus. 114
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Hofe bestimmt, so ist eine Herodianstelle deutlicher. Jener weiß vom Konkurrenzkampf um den Rang am Hofe in der Beziehung zwischen Julia Mamaea und Sallustia Orbiana, der Ehefrau des Alexander Severus, zu berichten: Julia Mamaea habe keine zweite Kaiserin ertragen und daher die Hinrichtung des Vaters ihrer Schwiegertochter sowie die Verbannung jener verordnet. 118 Eine ähnliche Situation ergibt sich im 6. Jahrhundert, als Kaiserin Sophia vor dem Tode des verrückten Justin II. Tiberius zum Caesar erhebt, ihn aber schwören läßt, sie auch nach dem Ableben des Kaisers zu ehren. Während der vier Jahre, die Tiberius Caesar war, verweigerte Sophia seiner Ehefrau Anastasia den Einzug in den Palast, da sie selbst nicht die Herrschaft aufgeben könne oder zulassen wolle, daß eine andere Frau den Palast betrete. 119 Rivalität um den führenden Rang war auch das Hauptbeziehungsmuster zwischen Aelia Eudokia Augusta und Pulcheria Augusta, der Ehefrau und der Schwester Theodosius' II. 120 Ein anderer Grund für Konflikte konnten unterschiedliche Parteiungen des Hofes sein, die gerade bei allianzstiftenden Ehen innerhalb von Herrscherfamilien bzw. zwischen der Herrscherfamilie und anderen mächtigen Familien in den gespaltenen Loyalitäten der beteiligten Frauen begründet lagen: Während z.B. die Mutter oder weibliche Verwandte des Herrschers auf dessen Seite standen, war die Ehefrau oft nicht nur dem Ehemann, sondern auch ihrer Ursprungsfamilie verpflichtet. 121 Ähnlich ist in der von Ammian beschriebenen Konstellation die Stellung Helenas als Schwester des Constantius. Ihre Verheiratung mit Julian bedeutete eine Art Friedensabkommen des Constantius mit dem letzten Überlebenden des von Theodora, der legitimen Ehefrau des gemeinsamen Großvaters Constantius Chlorus, abstammenden Familienzweiges. Constantius dagegen war ein Enkel Helenas, der Konkubine des Constantius Chlorus. 122 Innerhalb dieser beiden dynastischen Zweige hatte Helena durch ihre Heirat gewissermaßen die Seiten von den Helenanachkommen Konstantins zu dem Theodorazweig gewechselt, was nun aus der Warte der antiken Zeitgenossen die Opposition ihrer Schwägerin Eusebia hätte verständlich machen können. Allerdings muß sogleich eingeräumt werden, daß Ammian diesen Widerspruch zwischen der damals sicher allseits bekannten und nachvollziehbaren dynastischen Opposition der beiden Ehepaare (Eusebia/Constantius vs. Helena/Julian) und dem Eintreten Eusebias für Julian in seiner Schilderung nicht auflöst. Helena bezieht in Gallien jedenfalls Position für ihren Ehemann und gegen ihren Bruder, da der Offizier ihrer Eskorte Julian bei seiner Erhebung zum Augustus gegen die Constantiusanhänger beschützt. 123
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Herodian 6,1,9-10. Averil Cameron, The Empress Sophia, Byzantion 45, 1975, 5 - 2 1 , hier 16f. Holum, Theodosian Empresses (wie Anm. 5) 130f., 175-194. Vgl. dazu oben Anm. 70. Aujoulat, Eusébie (wie Anm. 17) 421 f.; auf 4 5 0 vertritt er sogar die Meinung, daß der Tod beider Frauen eine Verständigung zwischen Constantius und Julian nach dessen Erhebung zum Augustus verhindert hätte; auf die Schwierigkeit, die Todesdaten zu bestimmen, geht er dabei nicht ein. Jul. ad. Ath. 285 B - C ; Aujoulat, Eusébie (wie Anm. 17) 99 f.
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Auch der Stellenwert der einzelnen Frau im dynastischen Gefüge, ζ. B. ihr Verwandtschaftsgrad mit der Kaiserfamilie oder einer wichtigen aristokratischen Familie dürfte bei solchen Konflikten und ihrer Beschreibung in den antiken Quellen eine Rolle gespielt haben. Helena hatte im Gegensatz zur Kaiserin Eusebia in dieser Hinsicht die gleichen Qualifikationen wie ihre Schwester Constantina vorzuweisen, sie war verwandt mit zwei Kaisern: Tochter Konstantins d. Großen und Schwester des Constantius. Diese dynastische Position hatte in der Wahrnehmung Ammians gerade bei Constantina zu Überheblichkeit geführt (14,1,2), über Helena macht er keine derartigen Mitteilungen. Abgesehen vom Extremfall des Endes der jeweiligen Dynastie konnten bereits andere Verschiebungen, wie im vorliegenden Fall der Eusebia und Helena bei einer möglichen Änderung der Nachfolgeregelung denkbar, im Hofgefüge zur Entmachtung einer Kaiserin führen. Rivalitäten zwischen den Frauen des Kaiserhauses hatten somit politischen Charakter, dabei konnte auch ihrer Fruchtbarkeit entscheidende Bedeutung zukommen. 124 Tacitus schildert, wie die Entzweiung des Hofes in eine Drusus- und Germanicuspartei auch die Frauen der Tiberiussöhne betraf: Li villa und Agrippina Maior gerieten dadurch in eine Konkurrenzsituation, Agrippina trug aufgrund ihrer vielen Kinder und ihres Ruhmes (fecunditas ac fama) zeitweilig den Sieg davon. 125 Strukturell damit vergleichbar ist die Konkurrenz unter Frauen anderer, polygamer Monarchien, wie z.B. Belege aus hellenistischen Dynastien 126 , der osmanischen Reiche 1 2 7 oder Chinas 128 zeigen. Es geht dabei stets um den nachfolgeberechtigten Nachwuchs.
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Zu der Fokussierung der taciteischen Annalen auf Fruchtbarkeit der Frauen des Kaiserhauses in Verbindung mit der potentiellen Nachfolge vgl. Späth, Männlichkeit und Weiblichkeit bei Tacitus (wie Anm. 4) 6 4 - 6 7 mit Quellenbelegen; vgl. auch Dorothee Schürenberg, Stellung und Bedeutung der Frau in der Geschichtsschreibung des Tacitus, Diss. Marburg/Lahn 1975, 42, 100-103. Tac. ann. 2,43,6. Elizabeth D. Carney, Olympias, AncSoc 18, 1987, 35-62, hier 37-40: Konkurrenzkämpfe unter den Frauen des makedonischen Hofes zur Nachfolgeabsicherung ihrer Söhne als Folge der Polygamie. Im osmanischen Bereich tritt neben das Prinzip der Polygamie noch die Unsicherheit der Nachfolgeregelung durch fehlende Primogenitur, vgl. Giilru Necipoglu, Architecture, Ceremonial and Power. The Topkapi Palace in the Fifteenth and Sixteenth Centuries, New York 1991, 162; Pars Tuglaci, Osmanli Saray Kadinlari - The Ottoman Palace Women, Istanbul 1985, liefert einige Beispiele für höfische Konflikte des 17. und 19. Jahrhunderts zwischen den Frauen des Harems, die aus dem Prinzip der hierarchischen Staffelung der Kadins, d. h. Sultansfrauen und der ihnen nachgeordneten Favoritinnen, resultierte, wobei diese Hierarchie grundsätzlich durch die Sultansgunst aufgehoben werden konnte. Ulrike Jugel, Politische Funktion und soziale Stellung der Eunuchen zur Späteren Hanzeit (25-220 n.Chr.), Wiesbaden 1978, 218f.; als Beispiel für diese Konkurrenz vgl. am chinesischen Hof des 1. Jahrhunderts n. Chr. den Kampf der kinderlosen Kaiserin Tou gegen die Kaiserinnen Sung und Liang, die Söhne hatten, ebd. 389 f. In den Quellen der Mingdynastie erscheint dann dem vorliegenden spätantiken Fall vergleichbar der Vorwurf gegen Wan, eine Favoritin des Kaisers Ch'eng-Hua, bei zahllosen Nebenfrauen des Kaisers Abtreibungen verursacht und einige gar vergiftet zu haben; vgl. dazu Ellen Soullière, Imperial Women in the History of the Ming Dynasty (1368-1644), in: Garlick (Hg.), Stereotypes of Women in Power (wie Anm. 6) 121-140, hier 136;
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Zwar wird zwischen einer Kaiserin und einer Caesarenehefrau als Schwägerinnen im Hinblick auf die Erstgeburt nicht die gleiche Konkurrenz geherrscht haben wie zwischen den Ehefrauen polygamer Monarchen, da die Nachfolgeregelung nicht von vornherein verschiedene potentielle Herrschermütter vorsah. Bereits in der julisch-claudischen Dynastie kam es jedoch zu regelrechten Nachfolgekomplotten unter Beteiligung der jeweiligen Mütter. 129 Um so größer war der Druck auf die Kaiserin in der Spätantike, da aufgrund der Steigerung des dynastischen Prinzips der Absicherung der Dynastie durch Thronfolger (aus dem engsten Familienkreise) große Bedeutung beigemessen wurde. 130 Unfruchtbarkeit konnte somit für eine Kaiserin zum Stigma werden und sie in Konkurrenz zu einer gebärfähigen Verwandten bringen. Hinzu kommt, daß die Geburt eines thronfolgeberechtigten Sohnes für die Kaiserin eine Option auf eine zukünftige Machtposition als Kaiserinmutter bedeutete und von daher besonders wünschenswert war. 131 Da die Ehe des Constantius und der Eusebia im Jahre des Rombesuches 357 bereits vier Jahre kinderlos war und es bis dahin bereits sechs Usurpationen gegeben hatte, hat Aujoulat von einer Fixierung des Hofes auf die Nachfolgefrage gesprochen. 132 Der zweite Erklärungsansatz der von Ammian vorgestellten Ereignisse soll ein medizinischer sein: Robert Etienne 133 hat bei seiner Auswertung der demographischen Daten der Kaiserfamilien des 4. Jahrhunderts vermutet, daß Eusebia durch den Gebrauch der gleichen abortiven Mittel, die sie Helena gegeben habe, selbst unfruchtbar geworden sei, und verweist dazu auf die Koinzidenz, daß gerade der Leibarzt Julians,
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über Kinderlosigkeit in bestimmten Phasen der Mingperiode (1368-1644) und daraus resultierende Nachfolgekonflikte und Konkurrenz zwischen der Kaiserin und den Nebenfrauen, ebd. 131 f.; Rivalitäten zwischen den Frauen anderer chinesischer Dynastien, ebd. 135. Eckhard Meise, Untersuchungen zur Geschichte der julisch-claudischen Dynastie, München 1969; Agrippina Maior vs. Livilla (und Sejan), 49-90 und Agrippina Minor vs. Messalina, 142, jeweils im Kampf um die Nachfolge der Söhne; zu einem ähnlichen Ergebnis über den Zusammenhang weiblicher Intrigen und Nachfolgeregelung kommt auch Linda W. Rutland, Women as Makers of Kings in Tacitus' Annals, CW 72,1, 1978, 15-29; vgl. auch Späth, Männlichkeit und Weiblichkeit bei Tacitus (wie Anm. 4) 52 und Schürenberg, Frau in der Geschichtsschreibung des Tacitus (wie Anm. 124) 9, 32f.,41. Zur Bedeutung des dynastischen Prinzips in der Spätantike vgl. Alexander Demandi, Die Spätantike. Römische Geschichte von Diocletian bis Justinian 284-565 n.Chr. (HdAW 3, 6), München 1989,217. Flaig, Loyalität ist keine Gefälligkeit (wie Anm. 55) 290, betont, wie entscheidend im Patronagesystem der Kaiserzeit die Nähe zum Kaiser war. Kaisernähe habe allerdings auch Kampf um die Nähe zum zukünftigen Kaiser bedeutet. Daraus ergibt sich aber für die Position der Kaiserin als potentieller Kaiserinmutter, daß sie durch die Nähe zum zukünftigen Kaiser zu den besonders privilegierten Personen gehörte. Aujoulat, Eusébie (wie Anm. 17) 83, 94; Usurpatoren waren: Magnentius 350-353, Vetranio 350, Nepotianus 350, Africanus 355, Marinus 355, Silvanus 355. Robert Etienne, La démographie des familles impériales et sénatoriales au IVe siècle après J. C., in: Transformation et conflits au IVe siècle ap. J.-C., Colloque organisé par la Fédération Internationale des Études Classiques, Bordeaux 7. au 12. Septembre 1970, Bonn 1978, 133-168 + 16 Tafeln; hier 139, 158.
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Oreibasios, 1 3 4 zahlreiche Rezepte zur Verhütung in sein Werk aufgenommen hat. Ob es sich demzufolge bei dem von Libanios in seinen Progymnasmata 1 3 5 beschriebenen hypothetischen Fall eines Arztes, der Gift verabreicht, um eine Anspielung auf Oreibasios und somit um einen Zusammenhang mit der bereits erwähnten Rede des Libanios über einen Giftanschlag Julians auf Helena handelt, muß offen bleiben. 1 3 6 Der Kindstod durch das zu kurze Abschneiden der Nabelschnur ist allerdings ein Thema der antiken Medizinliteratur. In Soranus' Gynaecia findet sich ein ganzes Kapitel eigens zu diesem Thema. 1 3 7 Er vertritt die Meinung, die Nabelschnur müsse vier Finger vom Bauch des Neugeborenen entfernt abgeschnitten werden.' 3 8 Da laut Soranus die Hebammen aus einem gewissen Aberglauben heraus unsterile Gegenstände zum Abtrennen der Nabelschnur benutzten und dadurch den Neugeborenen Schaden zufügten, 1 3 9 ist vor diesem Hintergrund eine natürliche Todesursache für das erste Kind Helenas denkbar. Für einen natürlichen 1 4 0 Tod spricht außerdem die hohe Kinder- und Säuglingssterblichkeit der Antike, die auch in reichen Verhältnissen wie denen der kaiserlichen Familie eine Rolle gespielt hat. 141
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Sowohl im fragmentarisch als auch im vollständig überlieferten Schrifttum des Oreibasios' ist die Gynäkologie abgehandelt, vgl. dazu Heinrich O. Schröder, Oreibasios, RE Suppl. 7, 1940, 797-812, hier 800-803; Etienne, Démographie (wie Anm. 133) 139, Anm. 29, verweist auf angeblich 89 Rezepte des Oreibasios zur Verhütung; zu Oreibasios' Abhängigkeit von Galen und Dioskurides vgl. Keller, Abortiva (wie Anm. 85) 79 und die Beispiele für die bei ihm überlieferten Rezepturen ebd. 79-82. 135 Libanios Κατά ιατροί) φαρμακέως. 136 Pack, Progymnasma (wie Anm. 96) 299, 302. 137 Sor. Gynaecia 2,6 (Les Belles Lettres): πώς όμφαλοτομητέον („Wie der Nabel abzuschneiden ist."). 138 Sor. Gynaecia 2,6,4-6. 139 Sor. Gynaecia 2,6,6-13; Es handelt sich dabei um Glasscherben, Schilfrohr, Tonscherben oder Brotkrusten anstelle eines Eisenmessers. 14(1 Burguière, Gourevitch, Malinas gehen in ihrem Kommentar zu Soranus (Bd. 2, Paris 1990, 86, Anm. 106) unter Bezugnahme auf die Ammianstelle von einer genetischen Ursache beim Tod des Kindes aus, da Helena bereits vorher mehrere Fehlgeburten gehabt habe. Die zeitliche Reihenfolge ist aber bei Ammian umgekehrt. Zudem ist die von ihm beschriebene Ursache der Fehlgeburten durch Fremdeinwirkung hervorgerufen. 141 Valerie French, Midwives and Maternity Care in the Roman World, in; Marilyn Skinner (Hg.), Rescuing Creusa. New Methodological Approaches to Women in Antiquity, Lubbock 1987, 69-84, hier 69; Beryl Rawson, The Roman Family, in: dies. (Hg.), The Family in Ancient Rome, London, Sydney 1986, 1-57, hier 8-12; auf 12 verweist sie darauf, daß von den Kaisern von 14-200 n.Chr. lediglich Claudius, Vespasian und Marcus Aurelius einen eigenen Sohn hatten; für Livia ist bei Suet. Aug. 63,1 eine Fehlgeburt nach ihrer Eheschließung mit Octavian-Augustus belegt, dazu Perkounig, Livia (wie Anm. 4) 53 mit Anm. 232. - Von einem ähnlichen Nachwuchsmangel im byzantinischen Kaiserhaus berichtet Cameron, Empress Sophia (wie Anm. 119) 20: Für den Zeitraum von 401, der Geburt des Theodosius II., bis 590 ist die Geburt des Theodosius III. als Sohn des Kaisers Maurikios die erste eines porphyrogenneten Erben. Das mag in diesem Zeitraum z.T. an zu später Eheschließung liegen - Pulcheria war z. B. über 50, als sie Markian heiratete, zudem hatte sie ein Keuschheitsgelübde abgelegt - , andererseits scheinen der frühe Tod des zehnmonatigen Leo II. (kurz vor der Erhebung seines Vaters, des Heermeisters Zeno, zum Mitkaiser ge-
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Des weiteren geht Etienne bei seiner Vermutung über Eusebias Gebrauch des Abortivums nicht der Frage nach, warum sie als Kaiserin ihre eigene Schwangerschaft hätte unterbrechen sollen, außer in dem Falle, daß eheliche Untreue nicht zu kaschieren gewesen wäre. 1 4 2 Gerüchte darüber finden sich in den antiken Quellen nicht. Die von Etienne aufgelisteten Todesursachen der weiblichen Angehörigen der konstantinischen, valentinianischen und theodosianischen Dynastie lassen einen ganz anderen Schluß zu: Von den 2 4 1 4 3 bei ihm aufgeführten Frauen starben immerhin sechs an den Folgen einer Schwangerschaft, Fehlgeburt oder den Behandlungsmethoden gegen Sterilität. Auch für Constantina, die Schwester des Constantius, nimmt Etienne den Tod bei der Geburt eines Kindes an. 1 4 4 Hinzu kommen einige ungeklärte Todesfälle, 1 4 5 die wie im Falle der Stilichotochter Maria durchaus durch das Laborieren an Mitteln zur Empfängnis verursacht worden sein könnten. 1 4 6 Bereits Tacitus hatte Nero in der Totenrede auf Poppaea deren Mutterschaft hervorheben und auf ihre anderen fortume
muñera hinweisen lassen, ein Ausdruck, der trotz der Bedeu-
tung ,Glücksgaben' (durch die Verbindung mit dem Genitiv) auch die Assoziation nahe-
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boren, also nicht porphyrogennet; dazu Demandt, Spätantike [wie Anm. 130] 188) und die Kinderlosigkeit Theodoras und Justinians als Ehepaar wieder in die Richtung der medizinischen Probleme zu weisen. Auch die Ehe der Kaiserin Sophia und des Kaisers Justin II. war kinderlos geblieben. Rousselle, Körper (wie Anm. 78) 369, setzt diese Verbindung von Abtreibung mit Ehebruch für das römische Recht wie für die spätantiken Kirchenväter voraus; vgl. auch ihren Verweis darauf, daß Ärzte vor der Abtreibung zurückschreckten, da ihnen die Strafe für die Mithilfe zum Ehebruch drohte: ebd. 339. In beiden Fällen bleibt sie die Quellenbelege schuldig. Etienne, Démographie (wie Anm. 133) 143-166; spätantike gallische Quellen zum Schwangerschaftsrisiko bei Jens-Uwe Krause, Familien- und Haushaltsstrukturen im spätantiken Gallien, Klio 73, 1991, 537-562, hier 543 mit Anm. 37; zum höheren Schwangerschaftsrisiko wegen zu geringer Geburtenabstände, dem gerade die Frauen der Oberschicht im frühen Mittelalter unterlagen, vgl. Werner Affeldt, Einführung, in: ders. (Hg.), Frauen in der Spätantike und im Frühmittelalter. Lebensbedingungen - Lebensnormen - Lebensformen. Beiträge zu einer internationalen Tagung am Fachbereich Geschichtswissenschaft der Freien Universität Berlin 18. bis 21. Februar 1987, Sigmaringen 1990, 9-29, hier 16. Etienne, Démographie (wie Anm. 133) 155; Quelle ist Jul. ad Ath. 272D, der eine Tochter erwähnt. Das bei Amm. 14,11,6 und in den anderen Quellen als Todesursache angeführte Fieber könnte demnach eine Art Kindbettfieber sein. Etienne hat entgegen seiner Durchnumerierung der Personen von 1-55 in seinen Stammtafeln (Etienne, Démographie [wie Anm. 133] tableau I + II) die Nr. 16, die Konkubine Minervina, und Nr. 42, die Kaiserin Flacilla, nicht in seinen prosopographischen Anhang aufgenommen; Flacillas Todesursache zu ermitteln, war mir bisher nicht möglich. Schwangerschaft mit Komplikationen oder Behandlung der Sterilität kommen m. E. noch für folgende von den bei Etienne angegebenen Frauen als Todesursache in Frage: für die im Alter von 33 (?) als unfruchtbar gestorbene Constantia (Schwester Konstantins d. Gr.; hier Nr. 13, 150), des weiteren ihre Schwester Anastasia (hier Nr. 14, 151) sowie Constantia (die erste Frau Constantius II. und identisch mit der in der Sekundärliteratur auch oft nur anonym angeführten Gallusschwester; hier Nr. 29, 157). Zos. 5,28,2 geht von zu geringem Alter Marias bei der Verheiratung aus und berichtet, ihre Mutter Serena habe eine Frau kommen lassen, die dieses Problem behoben habe, so daß Maria habe empfangen können; zu präpubertären Frühehen vgl. Rousselle, Körper (wie Anm. 78) 332-336, und Gourevitch, Femme (wie Anm. 73) 109-111.
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legen könnte, die Mutterschaft sei ein munus einer Kaiserin im Sinne der Obliegenheiten ihrer Position. 1 4 7 D a ß die Frauen des Kaiserhauses sich mit zunehmender Bedeutung des dynastischen Prinzips auch zweifelhaften medizinischen Behandlungen unterzogen, um dieses munus
selbst bei Lebensgefahr 1 4 8 zu erfüllen, steht zu vermuten. 1 4 9 Dazu paßt im
vorliegenden Fall, daß Johannes Chrysostomos in seinem Katastrophenkatalog des Kaiserhauses mit der nicht namentlich genannten Kaiserin, die an den von einer Heilerin mit Medikamenten präparierten Arzneitampons 1 5 0 g e g e n Unfruchtbarkeit starb, auf die Kaiserin Eusebia, vielleicht aber auch auf ihre Schwägerin Helena anspielt. 1 5 1 S o beruft sich der mittelalterliche Historiker Zonaras ebenfalls auf Quellen, denen zufolge Helena bei der Geburt eines Kindes starb. 152 Und im gleichen Kapitel weiß er von dem frühen Tod der Euse-
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Tac. ann. 16,6,2: laudavitque ipse apud rostra formarti eius et quod divinae infantis parens fuisset aliaque fortunae muñera pro virtutibus. Diese Stelle ist allerdings in mehrfachem Sinne doppeldeutig: Zum einen scheint Tacitus Nero mit diesem öffentlichen Lob der Poppaea zu desavouieren, da jener schließlich die (zum zweiten Mal, quasi im Dienst der Dynastie) Schwangere durch seinen eigenen Fußtritt zu Tode gebracht hat, zum anderen prangert er mit dem Hinweis, in Ermangelung ihrer Tugenden könne Nero nur diese Anlagen loben, Poppaeas Lasterhaftigkeit an. Zu den grundsätzlichen Risiken einer Schwangerschaft für römische Frauen vgl. Rousselle, Körper (wie Anm. 78) 325-330 und Gourevitch, Femme (wie Anm. 73) 169-193 („l'accouchement et ses drames"). Mittelalterlich byzantinischen Quellen (Kedrenos, Historiarum compendium [Bekker], 585,18-586,2 und Vita acephala Joh. Chrysostomi, An. Boll. 94, 1976, 352f.) zufolge starb die Kaiserin Eudoxia bei der Geburt ihres sechsten Kindes 404. Zum Abgehen des vor der Geburt verstorbenen Fötus hatte man einen Magier zum Auflegen eines γραμμάτων geholt. Angeblich benutzten der Kaiser Romanos III. (1028-1034) und die Kaiserin Zoe Salben gegen Unfruchtbarkeit und behängten sich mit magischen Steinen etc. (Cupane, Kislinger, Abtreibung in Byzanz [wie Anm. 73] 47f. Anm. 145, 146). Zum Einsatz solcher medizinischen Tampons aus Wolle oder Leinen vgl. Gourevitch, Femme (wie Anm. 73) 147 mit Anm. 58: gegen Sterilität; 198ff.: zur Verhütung; als Mittel zur Abtreibung vgl. Keller, Abortiva (wie Anm. 85) 36. loh. Chrysost. ad ep. in Philipp. 15,5 (PG 62,295): "Αλλος την γυναίκα ειόεν ύπό πεσσών διαφθαρ ε ΐ σ α ν ώς γαρ ούκ ε τίκτε, γυνή τις άθλια και ταλαίπωρος (αθλία γαρ και ταλαίπωρος, ή το του θεοΰ δώρον ηλπισε δι' οικείας παρέξειν σοφίας), πεσσούς δοϋσα, διέφθειρε την βασιλίδα, καί συνδιεφθάρη καί αύτή. („Ein anderer aber sah seine Frau sterben durch Pessare. Denn weil sie nicht gebar, hat eine unglückliche und elendige Frau [unglücklich und elendig (war sie) nämlich, die hoffte, das Gottesgeschenk durch eigene Weisheit zu verschaffen] die Kaiserin getötet, indem sie ihr Pessare verabreichte, und sie starb ebenfalls.") Seeck, Eusebia (wie Anm. 70) 1366, identifiziert die Frau mit der Kaiserin Eusebia. Problematisch erscheint dabei, daß Johannes Chrysostomos einen Satz davor auf denjenigen Kaiser anspielt, der seinen Vetter umbrachte - damit ist Constantius gemeint, um dann den nächsten Satz mit dem Pronominaladjektiv άλλος einzuleiten, so daß es ein anderer Kaiser sein müßte, dessen Frau an Folgen einer Behandlung gegen Unfruchtbarkeit starb. Dafür käme dann nur Helena in Frage. Allerdings wäre dann nicht Sterilität, sondern irgendein anderes gynäkologisches Problem Grund für die Behandlung. Unabhängig davon, ob die in dieser Quelle beschriebenen Frauen identifiziert werden können, ist die grundsätzliche Aussage über die Gefahren für Kaiserinnen und andere Frauen des Kaiserhauses bei der reproduktiven Aufgabe nicht in Frage gestellt. Zon. 13,11,2.
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bia und erwähnt Gewährsmänner, die als Todesursache der Kaiserin μητρομανία nennen, was sich hier vielleicht mit ,Schwangerschaftswahn' übersetzen ließe. 153 Auf den Nimbus der Magie, der am byzantinischen Kaiserhofe seit der frühen Zeit die Sexualität und Schwangerschaft umgab, haben Cupane und Kislinger hingewiesen. 154 Schließlich hatte Philostorgios auch davon berichtet, daß der arianische Bischof und Missionar Theophilus 155 aus dem Exil zurückberufen wurde, um die Kaiserin Eusebia durch Auflegen der Hände von ihrem Uterusleiden zu heilen. 156 Genau diese Vorgänge - Tod eines Neugeborenen der kaiserlichen Familie, Ausbleiben eines Thronfolgers, Tod zweier kaiserlicher Frauen aus verfeindeten Familienzweigen konnten m. E. in der Wahrnehmung der antiken Zeitgenossen zum Vorwurf der Giftmischerei geraten, der zudem in das Umfeld der höfischen Konkurrenz paßte, zumal in den antiken Quellen häufig auch noch Konfusion über die Unterschiede zwischen Contraceptiva, Abortiva, Aphrodisiaka und zyklusregulierenden sowie geburtsfördernden Mitteln herrscht, so daß nicht immer völlige Klarheit über die jeweilige Behandlungsform, schon gar nicht bei den außenstehenden Berichterstattern, vorhanden gewesen sein wird.157 Abschließend kann man festhalten, daß sich nicht entscheiden läßt, ob gynäkologische Behandlungsmethoden bei beiden Frauen, bei Eusebia und bei Helena, unabhängig voneinander Ursache für deren Tod und diese Gerüchte waren 158 oder ob sich die Konkurrenz 153
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Zon. 13,11,29-30; bei Philost. h. e. 4,7 fällt die Bezeichnung μητρομανία, allerdings zur Benennung der Krankheit, von der Theophilos sie heilt, nicht als Todesursache. Cupane, Kislinger, Abtreibung in Byzanz (wie Anm. 73) 47f.; für das spätere Byzanz vgl. Judith Herrin, In Search of Byzantine Women: Three Avenues of Approach, in: Averil Cameron, Amélie Kuhrt (Hg.), Images of Women in Antiquity, London 1983, 167-189, hier 172; nichthöfische Beispiele für Anrufung von Heiligen, Austreibung von Dämonen und Gebrauch von Amuletten zur Heilung der Unfruchtbarkeit bei Clark, Women in Late Antiquity (wie Anm. 73) 81; zur Verquickung von Abtreibungsgiften und Magie für den Westen im frühen Mittelalter vgl. KammeierNebel, Kräutertränke (wie Anm. 76) 68; Gourevitch, Femme (wie Anm. 73) 148, über magische Rezepte gegen Sterilität wie der Trank aus der getrockneten und zerstoßenen Gebärmutter einer Häsin. Magie spielte auch eine Rolle beim Versuch, das Geschlecht des ungeborenen Kindes zu ermitteln; vgl. dazu Ammians Bericht über die Anklage gegen Bassianus wegen Zukunftsbefragung (29,2,5). Otto Hiltbrunner, Theophilos (6), KP1 5, 1975, 719. Philost. h. e. 4,7; in 4,1 wird als Ursache für das Exil des Theophilos seine Parteinahme für Gallus angegeben. Zur fehlenden Abgrenzung zwischen abortiven und kontrazeptiven Methoden vgl. Hopkins, Contraception (wie Anm. 73) 136-142; Eyben, Family Planning (wie Anm. 73) 8; für die Spätantike weist Clark, Women in Late Antiquity (wie Anm. 73) 85, darauf hin, daß die Medikation zum Austreiben der Nachgeburt auch den Fötus abtreiben kann; Cupane, Kislinger, Abtreibung in Byzanz (wie Anm. 73) 41 (vgl. auch 39), gehen sogar noch von einer Verwechslung zwischen abortiven, contraceptiven und zyklusregulierenden Mitteln aus. Die Digestenstelle (48,19,38,5: abortionis aut amatorium poculum) nennt ja auch in ein und demselben Paragraphen die Verabreichung von Abortiva und Aphrodisiaka; für das frühe Mittelalter vgl. Kammeier-Nebel, Kräutertränke (wie Anm. 76) 68; Gourevitch, Femme (wie Anm. 73) 196f., dagegen geht davon aus, daß die Unterscheidung zwischen Abtreibung und Verhütung den Gebildeten bekannt war. Rousselle, Körper (wie Anm. 78) 349, kommt zwar bei der Todesursache Eusebias zum gleichen Schluß, macht aber Eusebia für den Tod sowohl Helenas als auch für die - zeitlich früher liegende -
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zwischen den beiden Frauen des Kaiserhauses tatsächlich in Giftattentat und Kindsmord entlud. Die narrativen Widersprüche des ammianeischen Textes sind auch durch die herangezogenen Parallelquellen nicht zu entkräften. Sowohl der medizinische als auch der höfische Erklärungsansatz zeigen allerdings die Bedeutsamkeit der reproduktiven Aufgabe für die Frauen des Kaiserhauses.
IV. Ergebnis Betrachtet man die Äußerungen Ammians zur Kaiserin Eusebia, so könnte man, solange man nur ihre Rolle als Ratgeberin in den Blick nimmt, zu der Ansicht gelangen, er billige den Einfluß der spätantiken Kaiserinnen und Frauen des Kaiserhauses. Dagegen sprechen aber sein Bericht über ihre Verwicklung in das Giftattentat und sein abschließendes Urteil über den Kaiser Constantius, der seinen Ehefrauen und Eunuchen zu sehr ergeben gewesen sei,159 sowie ganz besonders sein Bericht über die Constantiusschwester Constantina.160 Vielmehr läßt sich Ammians ambivalente Schilderung der Kaiserin Eusebia so erklären, daß er zum einen ihre Förderung des späteren Kaisers Julian, der für Ammian der ideale Kaiser war, anerkennen mußte. Diese Akzeptanz der Kaiserinnenmacht läßt sich für die gesamte Kaiserzeit nachweisen und scheint bei aller republikanischen und pseudorepublikanischen Kritik an den Frauen des Kaiserhauses pragmatischer Natur zu sein. Zum anderen benutzt Ammian die historischen Gestalten auch in erzählerischer Absicht. Die Giftattentäterin Eusebia wird von ihm bewußt eingeführt, um in bestimmten Büchern der Res gestae den Antagonismus der beiden Paare auszugestalten: auf der einen Seite das verfolgte Caesarenehepaar Julian und Helena, auf der anderen Seite die Verfolger Constantius und Eusebia.161
Ermordung des Kindes verantwortlich, wobei sie sich nur auf Amm. 16,10,18-19 bezieht; Gourevitch, Femme (wie Anm. 73) 166f., geht kurz auf Ammian und Zonaras ein und vermutet eine schwere gynäkologische Erkrankung; dabei wird allerdings nicht klar, ob sie nur Eusebia oder auch Helena meint. Den Schlußfolgerungen Aujoulats, Eusébie (wie Anm. 17) 439-445, daß Eusebia an den Folgen einer durch Unfruchtbarkeit hervorgerufenen Nymphomanie (d. h. einer der Formen der Hysterie; vgl. die Bezeichnung μητρομανία bei Zon. 13,11,30) und Magersucht (abgeleitet aus dem Partizip φθίνουσα bei Zon. ebd.) starb, möchte ich mich nicht anschließen, zumal der Autor als medizinische Referenzliteratur zu diesem Phänomen ein Werk aus dem 18. Jahrhundert benutzt (M. D. T. Bienville, La nymphomanie ou traité de la fureur utérine, Amsterdam 1771, zit. n. Aujoulat 440 Anm. 60). 159 Amm. 21,16,16. 160 Ygi dazu die Ausführungen in meiner Dissertation „Die tragische Inszenierung der Constantina als böse Kaiserin", 69-209. 161 Damit läßt sich die gespaltene Charakterisierung der Livia im Werk des Tacitus vergleichen: Solange der Machtanspruch des Tiberius im Vordergrund der Schilderung steht, läßt Tacitus Mutter und Sohn im Einklang handeln, an anderen Stellen wird Livia als gute Kaiserinmutter zum Kontrast dem schlechten princeps gegenübergestellt; dazu Perkounig, Livia (wie Anm. 4) 197-205.
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Im Fall des spätantiken Hofes ist einer der Gründe für Negativschilderungen von Kaiserinnen auch darin zu sehen, daß die Autoren oft vom direkten Zutritt zum Hofe ausgeschlossen waren. Für Ammian war das als Militär mittlerer Charge der Fall, da er einen eingeschränkteren Zugriff auf Hofereignisse hatte als etwa senatorische Geschichtsschreiber der frühen Kaiserzeit: Seine Informationen stammten stets aus zweiter Hand. 162 Es besteht also ein Zusammenhang zwischen Vorurteil, Topik und mangelnden Informationsquellen einerseits und zunehmender Sakralisierung des spätantiken Hofes andererseits.163 Gegen den Strich gelesen kann die antike Topik der einflußreichen Frauen am Hofe allerdings Informationen über die Position der Kaiserin liefern. Einerseits konnte sie durch ihre reproduktive Aufgabe in den Mittelpunkt von Nachfolgekomplotten geraten und für den Fall, daß der Thronerbe ausblieb, an Rang verlieren. Ihre Position in der Hofgesellschaft hing zudem von ihrer Herkunft ab, aber auch von ihrem Geschick, Allianzen einzugehen. Andererseits ermöglichte die Kaisernähe der Kaiserin aktives Eingreifen in die Politik und die Beratung des Kaisers. Als Ehefrau des aktuellen Kaisers und potentielle Mutter des künftigen Kaisers ergaben sich für sie außergewöhnliche Matronagemöglichkeiten, besonders in Form von Krisenintervention und Förderung Dritter, die im vorliegenden Fall als Gerichtspatrocinium und Unterstützung bei der Amtseinsetzung realisiert wurden. Die Stereotypen der guten und bösen Kaiserin spiegeln somit die Außenwahrnehmung ihres Agierens am Hofe wider: Als gute Kaiserin wird ihr Einsatz für Dritte gegen Hofparteiungen wahrgenommen, als schlechte Kaiserin nutzt sie aus der Warte der zeitgenössischen Betrachter ihren Machtzugriff für eigene Interessen und ist in höfische Intrigen verwickelt.
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354 begleitete Ammian seinen Vorgesetzten, den magister militum Ursicinus, der an den Hof nach Mailand zitiert worden war. Allerdings wird der General lediglich indirekt Informationen über die geheimen Beratungen das Schicksal Julians betreffend gehabt haben. Zwar weilte Ammian 355 bis 357 in Gallien, doch waren seine Informationen über die höfischen Ereignisse dort wieder nur vermittelter Natur. Von den Geschehnissen in Rom konnte er bis zum Zeitpunkt seiner Abkommandierung in den Osten (Sommer 357) durch den Informationsaustausch zwischen Rom und Gallien wissen bzw. durch seinen späteren Romaufenthalt; Amm. 15,2,1-6; 15,5,18ff; 16,2,8; 16,10,21; vgl. dazu Matthews, Ammianus (wie Anm. 10) 34-39; zum späteren Romaufenthalt Rosen, Ammianus (wie Anm. 97) 22-31.
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Zu dieser Problematik der Abschottung des spätantiken Hofes, die Spekulationen und Klatsch im Urteil der antiken Zeitgenossen begünstigte und damit zu deren sehr individueller Wahrnehmung der Hofrealität(en) führte, vgl. Schlinkert, Vom Haus zum Hof (wie Anm. 10) 461-463; zur Sakralisierung als Phänomen der Spätantike an sich und des spätantiken Kaisertums vgl. Jochen Martin, Zum Selbstverständnis, zur Repräsentation und Macht des Kaisers in der Spätantike, Saeculum 35, 1984, 115-131; Karl L. Noethlichs, Hofbeamter, RAC 15, 1991, 1111-1158, hier 1114 f.; Karl F. Stroheker, Princeps Clausus. Zu einigen Berührungen der Literatur des fünften Jahrhunderts mit der Historia Augusta, BHAC 1968/1969, 273-283; Marius A. Wes, Gesellschaft und Literatur in der Spätantike, AncSoc 18, 1987, 173-202, bes. 176.
Dem Kaiser folgen. Kaiser, Senatsadel und höfische Funktionselite (comités consistoriani) von der „Tetrarchie" Diokletians bis zum Ende der konstantinischen Dynastie Von Dirk Schlinkert
Synesios von Kyrene, der politisch engagierte Neuplatoniker und spätere Bischof von Ptolemais, befand sich in den Jahren 397/8-400 am Hof des Ostkaisers Arcadius in Constantinopel. Als er nach Überwindung vieler Schwierigkeiten durch die Protektion einflußreicher Freunde bei Hofe, unter ihnen wohl der praefectus praetorio Orientis Aurelianus, endlich Zugang zum „heiligen Kaiser" erhalten hatte, hielt er vor ihm die Rede „Über das Königtum", die im Sinne der platonischen Philosophie ein Idealbild der kaiserlichen Herrschaft entwickelt. 1 Der Philosoph appelliert im Mittelteil seiner Rede (reg. 11) eindringlich an den etwas über zwanzig Jahre alten Arcadius: „Dieses ist wirklich das Erste und Königlichste: daß man sich selbst beherrsche, ... nicht aber, während man über viele Tausende gebieten will, selbst ein Sklave zu sein der schändlichsten Gebieterinnen: der Lust und der Trauer ... Daher wird der Kaiser von sich selbst ausgehend zuerst mit den nächsten Verwandten und Freunden Umgang pflegen und in ihrem Kreise alles beratschlagen. Er wird sie Freunde nennen ... Denn welcher Besitz ist so königlich, wie einen Freund an seiner Seite zu haben? Wen läßt man lieber am eigenen Glück teilhaben? Wer ist zuverlässiger, wenn es gilt, Rückschläge hinzunehmen? Wer ist ehrlicher im Lob? Wer wird bei scharfer Kritik weniger persönlich? Was zeugt mehr von einem rechten König, als wenn er die Leute, die er ständig um sich hat, wahrhaft glücklich macht? So wird er auch in der Ferne beliebt sein und rechtschaffene Männer dazu bringen, königlicher Freundschaft teilhaftig zu werden ... Er bildet mit seinen Freunden eine wirkliche Einheit und vervielfacht auf diese Weise seine Macht. Denn so wird er alles sehen, was ihre Augen sehen, alles hören, was ihre Ohren hören, und wird sich mit ihnen beraten und an einem Strang ziehen."
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Dazu: Joachim Gruber, Hans Strohm, Synesios von Kyrene, Hymnen, Heidelberg 1991, 9ff.; Gerhart Albert, Goten in Constantinopel, Paderborn 1984, 47ff., 70ff.; Timothy D. Barnes, Synesius in Constantinopel, GRBS 27, 1986, 93-112 und Michael Erler, Gnomon 61, 1989, 106. Vgl. Hans A. Gärtner, Des Synesios Rede über das Königtum, in: Glenn W. Most (Hg.), Philantropia kai eusebeia, Göttingen 1993, 105-121. PLREI Aurelianus 3, 128f. und Manfred Clauss, Der magister officiorum in der Spätantike, München 1980, 148. Ich möchte mich bei Aloys Winterling, Gregor Weber und Lutz Raphael herzlich bedanken, die in verschiedenen Gesprächen wertvolle Anregungen gegeben haben.
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Dieses Ideal der Freundschaft zwischen dem Herrscher und seinem höfischen Gefolge besitzt allerdings nicht nur eine positive, sondern auch eine negative Seite. Synesios schildert diese durch einen Blick auf die politische Praxis seiner Gegenwart. In dieser Passage verarbeitet er persönliche Erfahrungen, die er selbst am Hof des Arcadius hat machen müssen, als dieser noch von dem übermächtigen und verhaßten Hofkastraten Eutropius beherrscht wurde: 2 „Doch muß man", so schreibt er weiter (reg. 12), „vor allem ständig auf der Hut sein und, wenn es möglich ist, alle Waffen, die am Hof (εν ταΐς αϋλαις) verfügbar sind, dazu einsetzen, zu verhindern, daß sich unter der Maske der Freundschaft die Schmeichelei unbemerkt einschleicht. Durch sie, und nur durch sie nimmt die kaiserliche Herrschaft Schaden. Denn sie dringt, wenn man sie nicht vollständig ausmerzt, um so tiefer in die Gemächer ein und greift den edelsten Teil der Könige an, das Herz selbst." Synesios beendet kurz darauf diesen Exkurs und kehrt zu seinem Ausgangspunkt zurück: „Doch ist die enge Beziehung zu den Freunden nicht die letzte Tugend eines Königs. ... Er wird erkennen, was zu tun ist, und mit seinen Freunden eine Entscheidung treffen. Um diesen Entschluß in die Tat umzusetzen, braucht der König viele Hände." Synesios erörtert in seinem teils theoretischen, teils unmittelbar an der politischen Praxis orientierten Diskurs das komplexe Verhältnis zwischen dem Kaiser und seinen Freunden, mithin das Verhältnis zwischen Herrscher und Hof: Es geht um die Art der sozialen Beziehung und die Art der Kommunikation, die zwischen dem Kaiser und seinem unmittelbaren Umfeld, den nächsten Verwandten und Freunden, bestehen soll. Es geht vor allem aber um die Rolle und politische Funktion der Gruppe der Freunde, welche den Kaiser umgibt und seine Gesellschaft bildet: Sie soll beraten und entscheiden, soll loben und tadeln, soll für die gemeinsame Sache werben, soll die rechte Hand des Kaisers sein, soll die Macht „vervielfachen", kurzum: soll dem Monarchen helfen zu regieren. Der Hof dient also in der suggestiven Argumentation des politischen Philosophen als das zentrale Medium, durch das der Kaiser seine Herrschaft über das Reich ausübt. Der Historiograph Ammianus Marcellinus reflektiert in seinen res gestae ebenfalls die Strukturen der kaiserlichen Herrschaft. In seinem Modell der pluralisierten Herrschaft ist eine Kontrolle der kaiserlichen Macht durch eine Gruppe von Helfern und Ratgebern, die als potestatum
culmina maximarum (31,15,2) an die Seite der Augusti et Caesar es treten, unver-
zichtbar. Denn es besteht eine latente Gefahr, daß die „tetrarchischen" Herrscher ihr Machtpotential mißbrauchen und ihre Herrschaft sich zur offenen Tyrannis entwickelt. Anzeichen dieser gefährlichen Tendenzen erkennt Ammian unter einem Herrscher wie Constantius II. und attackiert die Praxis der höfischen Herrschaft besonders scharf, wenn Eunuchen und devote Schmeichler die Marschroute der Politik bestimmten. Um diese Risiken zu verringern und derartige Fehlentwicklungen der pluralisierten Herrschaft zu vermeiden, bedarf es in der Vorstellung des Antiocheners einer höfischen Gruppe, in der sich besonders die vornehmen Herren aus dem Senatsadel engagieren, den Kaiser umgeben, beraten und auf 2
Dazu: Albert, Goten (wie Anm. 1) 52 ff. Zur politischen Karriere des praepositus sacri cubiculi Eutropius und seinem Scheitern: Dirk Schlinkert, Ordo senatorius und nobilitas. Die Konstitution des Senatsadels in der Spätantike, Stuttgart 1996, Kap. VI.5.
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die Entscheidungen, die am Hof fallen, unmittelbaren Einfluß nehmen. 3 Ammian thematisiert also an verschiedenen Stellen seiner res gestae wie auch Synesios in seiner Rede „Über das Königtum" ein Grundproblem der spätantiken Monarchie: Wie kann sich die kaiserliche Herrschaft der Spätantike realisieren? Wie kann ein Kaiser das Reich regieren? Die Lösungen des politischen Theoretikers und des griechischen Historiographen sind einfach und ohne Alternative: Der Hof ist die Zwischeninstanz, die ein Monarch braucht, um seine Herrschaft auszuüben und seinen Befehl durchzusetzen. 4 In der althistorischen Forschung fehlt eine moderne Monographie, welche es sich zum Ziel setzt, den spezifischen Charakter der „höfischen Herrschaft" der Spätantike in einem herrschaftssoziologischen Modell zu erfassen, und zwar durch eine enge, methodische Verbindung von Begriffsgeschichte, politischer Geschichte, Sozial- und Institutionengeschichte.
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Amm. 14,1,10: Im negativen Profil des comes und Präfekten Thalassius: ... ut aliquotiens celsae potestates iras principum molliverunt. 30,5,5: Kritik am Präfekten Probus, der den Adel seiner Geburt vergessen habe und durch Schmeichelei und Kriecherei bei Valentinian versuche, an seinem Amt festzuhalten: ... errantem (sc. Valentinianum) non reducebat ad aequitatis tramitem, ut saepe moderato resfecere tranquilli, sed ipse quoque flexibilem sequebatur atque traversum. 27,7,9: Ein Kaiser, der sich von seinen Freunden nicht raten läßt, handelt falsch: haec autem et similia licenter ideo altiore fastu quidam principes agunt, quod amicis emendandi secus cogitata vel gesta copiant negant, inimicos loqui terrent amplitudine potestatis. nulla autem est correctio pravitatum apud eos, qui, quod velini, effici maximae putant esse virtutis. Im Nekrolog kritisiert Ammian das maßlose Machtstreben und Konkurrenzdenken Valentinians, das besonders die adligen Senatoren seines Hofes traf (30,8,10): utque sunt dignitatum apices maximi licere sibi cuncta existimantes et ad suspicandum contrarios exturbandosque meliores pronius inclinati, bene vestitos oderai et eruditos et opulentos et nobiles, et fortibus detrahebat, ut solus videretur bonis artibus eminere, quo vitio exarsisse principem legimus Hadrianum. 29,2,18f.: Ideal kaiserlicher Herrschaft. Vgl. zur Praxis der höfischen Herrschaft: 15,5,18; 17,4,12; 20,8,11; 30,3,4; 27,6,14; 26,5,12. Dazu: Schlinkert, Ordo (wie Anm. 2) 171 ff. und Wilhelm Enßlin, Zur Geschichtsschreibung und Weltanschauung des Ammianus Marcellinus, Leipzig 1923 (ND Aalen 1971), 20-25. Vgl. Klaus Rosen, Ammianus Marcellinus, Darmstadt 1982, 38 f. und Rolf Rilinger, Das politische Denken der Römer: Vom Prinzipat zum Dominât, in: Iring Fetscher, Herfried Münkler (Hg.), Pipers Handbuch der politischen Ideen, München 1988, 573 f.
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Vgl. Lib. or. 18,200: Herrschaft lulians, die auf den Schultern der „echten Freunde" beruht und gemeinsam mit diesen erkämpft wurde, or 24,2: Kaiser braucht in der Herrschaftspraxis „Freunde" als Ratgeber und Helfer. Jul. or. 1,17Β; 43 C-44B: Kaiser und Freunde - eine problematische Beziehung. or. 2,90 C-D: Theorie der idealen Beziehung zwischen Kaiser und Hof. 91 B-D: Ratgeber und Helfer, welche der Herrscher zu kontrollieren hat (dazu unten Anm. 49). or. 8: Theorie der Freundschaft mit konkretem Hintergrund: Trennung von seiner rechten Hand, Salutius Secundus (242 D: Freund und treuer Helfer); 243 A: Herrscher braucht „Freunde und treue Begleiter", um seine Aufgabe wahrzunehmen. Diese Helfer sind aber ein knappes Gut, und deren Auswahl ist schwierig. 243 C-D: Aufgaben eines Freundes: Er muß Orientierung bieten, soll und darf Kritik üben, soll beraten, soll den Rücken stärken, soll heilen wie ein Arzt; 245 B: „unter Freunden ist alles gemeinsam"; 248 D: soll ein offener und ehrlicher Gesprächspartner sein; 252 C: gegenseitiges Verhältnis. Jul. ep. 27 (Krischer): Herrscher und seine Freunde: geteilte Aufgaben; keine adulatio\ „beste Gefährten". Misop. 354 C-D: engste Vertraute und Berater am Hof; Pan. Lat. 3,24,6: enge Bindung des Hofes an Julian. 3,26,6; 25,1: Idealbild „Kaiser - Hof" und Gegenmodell. Vgl. Them, or. 34,14 (Schneider).
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Dirk Schlinkert
Die institutionelle Seite des spätantiken Hofes hat seit den grundlegenden Arbeiten von Mommsen und seinen Schülern im Vordergrund gestanden und kann heute als weitgehend geklärt gelten. 5 Auf diesem Gebiet lassen sich gewisse Erkenntnisfortschritte allenfalls in Details oder Datierungsfragen verzeichnen. 6 Hinzu kommt ein beträchtlicher Zuwachs im prosopographischen Wissen über die Biographien und politischen Karrieren der Personen, die im kaiserlichen Gefolge dienten und zum Teil bis in die höchsten Positionen der politisch-sozialen Ordnung (ordo dignitatum) aufgestiegen sind. So haben wir gelernt, auch wenn die Dunkelziffer immens hoch ist,7 das erste Jahrhundert der Spätantike als eine Zeit von hoher sozialer Mobilität in vertikaler wie in horizontaler Richtung zu sehen. 8 Welche Rolle in diesem Prozeß der sozialen Dynamik dem kaiserlichen Hof zukommt, wie der kaiserliche Hof (sacer comitatus) auf die Formierung des spätantiken Senatsadels einwirkte, ist indes wenig erforscht. Das Thema „Senatsadel und kaiserlicher H o f ' wurde in der Forschung recht stiefmütterlich behandelt, wenngleich der besondere Stellenwert dieses Problems seit längerem klar erkannt ist. So schrieb Klaus Rosen bereits 1977: „Dem Verhältnis von Hof und Aristokratie, einem der wichtigsten Themen der römischen Kaiserzeit, ist die Forschung zur Spätantike bisher in großem Zusammenhang kaum nachgegangen." 9 Dieses Fazit beschreibt exakt den aktuellen Stand der Forschung für die Zeit von Diokletian bis zum Tode Julians. Die Herrschaft Valentinians I., Valentinians II. und des Theodosius ist indessen wesentlich besser aufgearbeitet. Ansätze finden sich schon bei Karl Friedrich Stroheker. Seine regionale Studie über den senatorischen Adel im spätantiken Gallien, mit der er sich im Jahr 1943 bei Joseph Vogt in Tübingen habilitierte und die erst 1948 erscheinen konnte, markiert eine interessante Zäsur in der Forschungsgeschichte: Sie ist deswegen innovativ und modern, weil es Stroheker gelungen ist, prosopographische Erkenntnisse für die Sozialgeschichte 5
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Dazu: Theodor Mommsen, Ostgothische Studien, in: Gesammelte Schriften, Berlin 1910, Bd. 6, 387—484. Otto Seeck, Hof und Provinzen, in: Geschichte des Untergangs der antiken Welt, Berlin 1920/3 (ND Darmstadt 1966), Bd. 2, 52-111. Ernst Stein, Geschichte des spätrömischen Reiches. 1. Vom römischen zum byzantinischen Staate (284-476 n.Chr.), Wien 1928. Vgl. J. S. Reid, The Reorganisation of the Empire, Cambridge Medieval History 1, Cambridge 1911, 24-54. Dazu: Alexander Demandt, Die Spätantike, München 1989, 23Iff. („Der Hof') und Karl L. Noethlichs, Hofbeamter, RAC 15, 1991, 1111-1158. Dazu: Noethlichs, Hofbeamter (wie Anm. 6) 1154, Clauss, Magister (wie Anm. 2) 99 f., Jill Harries, The Imperial Quaestor from Constantine to Theodosius II., JRS 78, 1988, 148-170, 157 und Peter B. Weiss, Consistorium und comités consistoriani, Würzburg 1975, 40ff. Dazu: Arnold H. M. Jones, The Social Background of the Struggle between Paganism and Christianity, in: Arnaldo Momigliano (Hg.), The Conflict of Ideas between Paganism and Christianity in the 4th Century, Oxford 1963, 27ff.; Jochen Martin, Spätantike und Völkerwanderung, München 1987, 73ff.; Ramsay MacMullen, Social Mobility and the Theodosian Code, JRS 54, 1964, 49-53; Keith M. Hopkins, Elite Mobility in the Roman Empire, P&P 32, 1965, 12-26 (= Moses Finley [Hg.], Studies in Ancient Society, London 1974, 103-120); ders., Social Mobility in the Later Roman Empire, C1Q 11, 1961, 239-249 und Friedrich Vittinghoff, Späte Kaiserzeit, in: ders. (Hg.), Europäische Wirtschafts- und Sozialgeschichte in der römischen Kaiserzeit, Stuttgart 1990, 277-369, 349 ff. Klaus Rosen, Gnomon 49, 1977, 607.
Kaiser, Senatsadel und höfische
Funktionselite
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einer regionalen Gruppe des Senatsadels nutzbar zu machen. 10 Er hat damit nicht nur dazu beigetragen, die rechtlichen Deutungsmuster des spätantiken Senatorenstandes, die in der Forschung seiner Zeit vorherrschend waren, zu überwinden, hat nicht nur den Senatsadel als sozialgeschichtliches Phänomen überhaupt erst entdeckt, sondern er hat erstmalig auch den Blick auf die soziale Bedeutung des valentinianischen Hofes für den Senatsadel freigelegt. Sein Paradebeispiel war die steile Karriere des Politikers und Dichters Decimius Magnus Ausonius, der den Dienst am kaiserlichen Hof in Trier als Sprungbrett nutzte, um in die attraktivsten und prestigereichsten Positionen der spätantiken Gesellschaft aufzusteigen, und der durch eine massive Protektion seine Familie als „Dynastie" an der Spitze des ordo dignitatum in Gallien etablierte. John F. Matthews hat diesen Aspekt in seiner Dissertation durch weitere, in sich geschlossene Fallstudien regionaler Adelsgruppen vertieft. Er hat eindrucksvoll vorgeführt, daß der Hof in valentinianischer Zeit eine „enormous social institution" und ein „busy channel of social mobility" war, der durch die Integration von erfolgreichen, sozialen Aufsteigern die Struktur des Senatsadels entscheidend veränderte.11 Es ist im Anschluß an diese beiden Arbeiten zu fragen, ob dieser dynamische Prozeß der Konstituierung des Senatsadels über den kaiserlichen Hof ein besonderes Charakteristikum der valentinianischen Zeit ist oder ob es sich um ein Phänomen handelt, das bereits in der Zeit der konstantinischen Dynastie oder gar der „tetrarchischen Herrschaft" Diokletians zu beobachten ist.12 In vergleichender Perspektive sollen daher im folgenden zwei Fragenkomplexe angesprochen werden: Zum einen die Art der Beziehungen zwischen höfischer Gruppe und Senatsadel unter der pluralisierten Herrschaft Diokletians, Konstantins und seiner Dynastie. Zum anderen sollen die politischen Funktionen des kaiserlichen Hofes in diesem Zeitraum betrachtet werden. Es kann bei diesen Überlegungen keinesfalls darum gehen, beide Themen erschöpfend zu behandeln, sondern nur darum, die zentralen Aspekte herauszuarbeiten und zu untersuchen. Wir konzentrieren uns daher auf eine Analyse einer höfischen Gruppe, die im Zentrum der politischen Organisation der spätantiken Monarchie stand: die „Gefolgsleute des kaiserlichen Rates" (comités consisto-
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Karl F. Stroheker, Der senatorische Adel im spätantiken Gallien, Darmstadt 1948 (ND 1970). Zum Perspektivenwechsel der deutschen Geschichtswissenschaft im „Dritten Reich" von der „politischen Volksgeschichte" zur „Sozialgeschichte": Winfried Schulze, Deutsche Geschichtswissenschaft nach 1945, München 1989, 28Iff. John F. Matthews, Western Aristocracies and Imperial Court (364-425), Oxford 1975 (ND 1991), 43. Dazu die treffende Kritik von Patrick Wormald, The Decline of the Western Empire and the Survival of its Aristocracy, JRS 66, 1976, 217-226. Auch für Matthews ist der Prototyp einer Aufsteigerkarriere der cursus honorum des Dichters Ausonius. In diesem Kapitel folgt er den Ausführungen von Stroheker, Adel (wie Anm. 10) 18f., Prosop. Nr. 51, ohne diesen wesentlich Neues hinzuzufügen. Dazu auch: Hagith Sivan, Ausonius of Bordeaux. Genesis of a Gallic Aristocracy, London 1993. Dazu: Dirk Schlinkert, Klio 76, 1994, 537 ff. Zum Hof des Theodosius: Paul S. Barnwell, Emperor, Prefects and Kings. The Roman West 395-565, London 1992, 20-47. Zum Begriff „Tetrarchie" und seiner Etablierung als Forschungsbegriff in der Althistorie: Dankward Vollmer, Tetrarchie, Hermes 120, 1991, 1-15. Vgl. Jochen Martin, Vom Prinzipat zur Hierokratie, in: Jan Assmann (Hg.), Kanon und Zensur, München 1987, 190-200 und ders., Das politische System der Spätantike, in: ders. (Hg.), Das alte Rom, München 1994, 132-143.
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Dirk
Schlinkert
riani oder comités sacri consistorii), ihre Biographien und politischen Karrieren bis an die Spitze der höfischen Administration sowie ihre Verflechtung mit dem Stand der adligen Senatoren. Die Epoche der „Tetrarchie" und der Herrschaft der konstantinischen Dynastie bildet die entscheidende Phase der Etablierung und institutionellen Ausdifferenzierung des „heiligen Hofes" (sacer comitatus).13 Als erweitertes Haus des „heiligen Kaisers" formierte sich seit Diokletian der Hof als zentrales Herrschafts- und Sozialgebilde, durch das die Augusti et Caesares die verschiedenen Regionen des Reiches regierten.14 Kennzeichen dieses langen
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Die Begrifflichkeit, die das Phänomen „ H o f " in der Spätantike erfaßt, ist sehr heterogen. Der Begriff sacer comitatus dominiert in den offiziellen Texten der Rechtssammlungen. Dazu: Dirk Schlinkert, Vom Haus zum Hof. Aspekte höfischer Herrschaft in der Spätantike, Klio 78, 1996, 527f. und Noethlichs, Hofbeamter (wie Anm. 6) 1112f. Ammian verzichtet auf das Attribut sacer und nennt häufiger nur den Begriff comitatus: 15,7,6; 16,8,7; 18,5,5. 6,1; 20,4,11; 21,12,2; 25,10,9; 26,5,7; 28,1,26. 2,9. 3,9. 5,12. 6,9. 16. 20. 27. 29; 30,1,3 oder, wenn der personale Bezug zum Herrscher im Vordergrund steht, comitatus Augusti (16,6,1; 17,2,3; 18,3,1), principis (15,3,9; 22,11,7; 28,1,41) und imperatoris (14,6,8; 16,11,15. 22,16). Das Spektrum der begrifflichen Alternativen, die in den res gestae die politisch-soziale Institution „ H o f ' bezeichnen, ist enorm, wovon die folgenden Beispiele einen ersten Eindruck vermitteln: 15,5,18: primates Consilio ... convocato properarunt omnes in regiam. 21,16,3: palatinae dignitates. ... aliquidcelsum acturus in regia. 30,3,3: omnes per regiam optimates. 31,12,5: adhibitis in consilium potestatibus variis. 15,5,4: agentes amicos intra palatium. 30,4,1: amicos et proximos. 26,6,1: summatibus proximus; consortium comitum. 30,10,2: consilium summatum. In griechischen Zeugnissen figuriert der Hof als die Gruppe von Personen, die sich „um den/beim Kaiser" befinden, oder als Gruppe der „Hausgenossen" (οικείοι). Außerdem sprechen die Autoren häufig vom „βασιλικός οίκος", dem „kaiserlichen Haus", wenn sie über den Hof schreiben. Eus. v. C. 1,52,1: τους ά μ φ ' αυτόν πιστοτάτους και εϋνουστάτους άνδρας (Licinius). h.e. 8,17,1: τους ά μ φ ' αυτόν (Galerius). Vgl. 8,14,10. v. C. 4,63. Eun. vit. soph. 464 (Constantius). Zos. 4,1,2 (Jovian). 43,1 (Valentinian). Jul. ep. 34 (Weis) (Constantius). Lib. or. 1,39 (Constantius). Eus. h.e. 8,1,3: περί τ ω ν κατά τους βασιλικούς οίκους, v. C. 4,17: συν τοις τον βασίλειον οίκον πληροϋσιν (Konstantin). Vgl. h.e. 10,8,10. 8,1,4: της βασιλικής οίκετίας (Diokletian). 2,4: έν οικετίαις. Jul. or. 2,90 C: αρχάς οικείας. Vgl. or. 2,96 A; ep. ad Ath. 277 B. Eus. v. C. 1,16,1: έξ αυτών οικείων (Konstantin). 2: άναγκαίοις φ ί λ ω ν τε οικείων. Vgl. 4,52,3. In dieses Wortfeld, das den kaiserlichen Hof über einen Raumbegriff erfaßt, gehört auch der Begriff αυλή: Eun. vit. soph. 462: τάς βασιλικός αϋλάς (Constantius). Zos. 4,2,3: της βασιλικής αυλής (Valentinian). 5,3. Amm. 15,1,2: hi qui summam aulam tenebant. 15,3,1: aulici. 16,8,11: potentes in aula. 21,15,4: locum obtinentes in aula regia primum (Constantius). Dazu: Joachim Szidat, Historischer Kommentar zu Ammianus Marcellinus Buch 2 0 - 2 1 , Teil 3: Die Erhebung, Stuttgart 1996, 189 f. 29,2,6: colloquiis ex aula regia praepigneratus abstrusis (Intrigen des Kämmerers Heliodor). 30,9,2: retinaculis petulantiam frenarat aulae regalis (Valentinian). Vgl. 26,7,6: exambita regia ... aliique plures ad aulae varios actus ... sunt admissi (Valens). Symm. or. 1,14: regalis aula. CTh 13,3,12 (379): regalis aulae. Vgl. Hier. ep. 79,1. Zos. 2,25,2: ηγεμόνα των έν τη αυλή τάξεων όντα (mag. o f f . des Licinius) = 2,43,3. Vgl. Jul. ep. ad Ath. 271 Α: οί περί την αΰλήν (Gallus). Vgl. 271 D. 274 C. Zur Hofbegrifflichkeit auch: Fergus Millar, The Emperor in the Roman World, London 1977, 4 2 f f . Zum Begriff sacer: Otto Hiltbrunner, Die Heiligkeit des Kaisers, FMaSt 2, 1968, 1 - 3 0 , Albrecht Dihle, heilig, R A C 14, 1988, 1 - 6 3 und Jochen Martin, Zum Selbstverständnis, zur Repräsentation und Macht des Kaisers in der Spätantike, Saeculum 35, 1984, 115-120.
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Dazu: Schlinkert, Haus (wie Anm. 13) 5 2 1 - 5 4 9 und Arnold Η. M. Jones, The Later Roman Empire, Oxford 1964, 126f. Zum Hof Diokletians: Wilhelm Enßlin, Valerius Diocletianus, R E 8 A 2 , 1948,
Kaiser, Senatsadel
und höfische
Funktionselite
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P r o z e s s e s ist der Strukturwandel des Organs der H e l f e r u n d Berater d e s Kaisers: v o m lium principis
z u m sacrum
consistorium,
consi-
d e m kaiserlichen Rat, der seither als politische
Schaltzentrale der spätantiken M o n a r c h i e diente. 1 5 D a s consistorium
war mehr als der
R a u m , in d e m seit jeher der Hausherr mit s e i n e n D i e n e r n in Kontakt trat und „ d e m vers a m m e l t e n Personal seine A n w e i s u n g e n erteilte", 1 6 m e h r als der Repräsentationsraum d e s „heiligen Kaisers", m e h r als der K o m m u n i k a t i o n s r a u m v o n Herrscher und H o f im palatium,17
in d e m das Verhalten v o m Ritual der ehrerbietigen A n b e t u n g
sacrum
(adoratio)
b e s t i m m t war. 1 8 D i e s e r R a u m war z u d e m e i n zentraler Ort am H o f e i n e s A u g u s t u s oder Caesar, 1 9 w o die w i c h t i g s t e n P r o b l e m e der Innen-, A u ß e n - und R e l i g i o n s p o l i t i k beraten und
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2453 ff. und Noethlichs, Hofbeamter (wie Anm. 6) 1118 f. Zur höfischen Herrschaft der Ostgoten: William G. Sinnigen, Comités consistoriani in Ostrogothic Italy, C & M 24, 1963, 158-165, Barnwell, Emperor (wie Anm. 11) 140ff., Wilhelm Enßlin, Theoderich der Große, München 1947, 157-177 („Der König und sein H o f " ) und Beat Meyer-Flügel, Das Bild der ostgotisch-römischen Gesellschaft bei Cassiodor, Frankfurt am Main 1992,425 ff. Der Zeitpunkt dieses Umbruchs ist nicht genau zu bestimmen. Es scheint, daß sich erst ganz allmählich der Begriff consistorium als terminus technicus für den kaiserlichen Rat durchgesetzt hat. Vgl. CTh 9,14,3 (397) (= CJ 9,8,5): ... de nece etiam virorum inlustrium, qui consiliis et consistorio nostro intersunt ... Dazu: Wolfgang Kunkel, Consilium, consistorium (1968/69), in: ders., Kleine Schriften, Weimar 1974, 4 0 5 ^ 4 0 , 4 2 4 f f „ Weiss, Consistorium (wie Anm. 7) 14ff. und Schlinkert, Haus (wie Anm. 13) 542 ff. Vgl. Francesco Amarelli, Dai Consilia principum al consistorium, Atti dell'Accademia Romanistica Costantiniana. X Convegno internazionale in onore di Arnaldo Biscardi, Mailand 1995, 187-193. Dazu: Weiss, Consistorium (wie Anm. 7) 6ff., Zitat S. 11. Vgl. Theodor Schieffer, Die spätantike Reichs- und Kultureinheit und ihre Krise, in: Theodor Schieder (Hg.), Handbuch der Europäischen Geschichte, Stuttgart 1976, Bd. 1, 5 1 - 7 8 , 70f.: „Das sacrum palatium, zugleich Hof, Verwaltungsspitze und Hauptquartier, bildete am jeweiligen Aufenthaltsort des Herrschers den Mittelpunkt des Reiches. Hier war ein sehr ineinander verflochtenes Gefüge von Funktionen entstanden, die sich nach Ursprung und Aufgabe teils aus dem Dienst um die Person des Kaisers, teils aus der zentralen Reichsverwaltung herleiteten." Dazu: Henrik Löhken, Ordines Dignitatum, Köln 1982, 48ff., 88ff., Weiss, Consistorium (wie Anm. 7) 34 ff. und Enßlin, Diocletianus (wie Anm. 14) 2451 ff. Wie der Hof eines Caesar etabliert wurde, zeigt das Beispiel Julians: Bei seiner Investitur als Teilherrscher des Westens wurde Julian durch Befehle des Augustus Constantius von seinem eigenen Gefolge getrennt und ihm ein neuer Hof „oktroyiert", dessen Loyalität zu Constantius außer Frage zu stehen schien. Der Zweck dieser Maßnahme ist darin zu sehen, daß Constantius durch das Mittel der indirekten Kontrolle zu verhindern versuchte, daß der neue Caesar einen eigenen W e g einschlug. Diese Strategie schlug jedoch fehl. Das Verhältnis zwischen dem Caesar und seinem Hof entwickelte sich zu einem permanenten Konfliktherd, da ein Faktor fehlte, der für eine erfolgreiche Kooperation von Herrscher und Hof entscheidend war: die beiderseitige persönliche Bindung und Verpflichtung, die durch das Prinzip „dem Kaiser folgen" erst begründet wurde: Jul. or. 8,277 Α - D ; 281 D - 2 8 2 . Vgl. Lib. or. 18,31. 48. 106. 2 0 0 f f . Über die Konflikte zwischen Julian und den loyalen Dienern des Constantius: Pan. Lat. 3,3,1; 4,3-5,2; Lib. or. 12,43. Dazu: Robert C. Blockley, Constantius Gallus and Julian as Caesars of Constantius II., Latomus 31, 1972, 433^4-68, Chantal Vogler, Constance II. et l'administration impériale, Straßburg 1979, 9 3 - 1 0 9 und Dirk Schlinkert, Der Hofeunuch in der Spätantike: Ein gefährlicher Außenseiter?, Hermes 122, 1994, 350ff. Vgl. Eus. ν. C. 4,51,3: identische Praxis bei der Etablierung der Konstantinsöhne. A m m . 26,5,1: Teilung des Hofes bei Naissus. 20,9,8 und 21,8,1 ff.: Revirement durch Julian als Akt der Distanzierung von
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Dirk
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entschieden, Gesetzentwürfe vorgelegt, diskutiert und verabschiedet, B e f e h l e an die Verwaltung formuliert, schwere Strafdelikte besprochen und Urteile gefällt, Delegationen aus dem In- und Ausland in feierlichem Rahmen empfangen, Petitionen und Relationen aus Reich und Verwaltung verhandelt wurden. 2 0 Wer war nun an diesen höfischen Entscheidungsprozessen beteiligt? Wer waren die Helfer und Berater des Kaisers, aus welchen Kreisen stammten sie und w i e stiegen sie in den kaiserlichen Rat auf? D i e letzte Entscheidung über die personelle Konstellation des höfischen Rates beanspruchte und traf der Kaiser. Er orientierte sich dabei, soweit wir wissen, 2 1 teils an der jeweiligen Sachlage und Ausgangssituation und berief Personen ohne institutionelle Verankerung am Hof; teils rekrutierte er immer wieder eine stabile Kerngruppe, die durch eine Führungsposition im höfischen G e f o l g e qualifiziert war. Der permanente Zugang zum kaiserlichen Rat, zum sacrum heißt, zum sacrarium
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consistorium
oder, w i e es bereits in diokletianischer Zeit
unterlag also einer formalen Reglementierung. 2 2 D i e admissio
galt als
Constantius. Alle entscheidenden Posten am Hof wurden umbesetzt. Ausführlich dazu: Szidat, Kommentar (wie Anm. 13) 73 f. und Jan den Boeft, Daan den Hengst, Philological and Historical Commentary on Ammianus Marcellinus XXI, Groningen 1991, 105-109. Expos, mundi E 44: Engagement reicher und hervorragender Männer aus dem Osten des Reiches an „beiden Höfen". CTh 9,16,6 (358): Gesetz gegen Magier, haruspices, Hariolen, Auguren, Astrologen und Traumdeuter am Hof des Constantius und seines Caesar (in comitatu meo vel Caesaris). Dazu: Marie Theres Fögen, Die Enteignung der Wahrsager, Frankfurt am Main 1993, 44f., 230ff. Dazu: Jochen Bleicken, Verfassungs- und Sozialgeschichte des Römischen Kaiserreiches, 3. Aufl., Paderborn 1989, Bd. 1, 166ff., Jones, Later Roman Empire (wie Anm. 14) 334ff., Schlinkert, Haus (wie Anm. 13) 542ff., Joachim Szidat, Ammian und die historische Realität, in: Jan den Boeft, Daan den Hengst (Hg.), Cognitio gestorum, Amsterdam 1992, 109ff., John F. Matthews, The Roman Empire of Ammianus, London 1989, 266ff. und Giovanni di Bonfils, .consistorium', .consilium' e consiglieri imperiali in Ammiano Marcellino, in: Studi in onore di Arnaldo Biscardi, Mailand 1982, Bd. 3, 263-275. Vgl. Wulf E. Voss, Recht und Rhetorik in den Kaisergesetzen der Spätantike, Frankfurt am Main 1982, 22 ff. und Tony Honoré, The Making of the Theodosian Code, ZRG 103, 1986, 133-222, bes. 136ff. Daß der Hof den Herrscher von der Außenwelt abschottete und die Informationen durch die „Gefolgsleute und Freunde" gefiltert und sogar manipuliert wurden, zeigt für die konstantinische Zeit CTh 9,1,4 (325). Vgl. 7,1,17 (398). Über die Problematik des Zugangs zum Hof und die gefilterten Informationen, die aus dem geradezu hermetisch abgeriegelten Hof nach außen in eine höchst interessierte Öffentlichkeit drangen: Eun. hist. frg. 73; 66,2; 55 (Blockley); Amm. 29,2,9; 21,15,4; 20,4,2; Lib. or. 14,13; ep. 49,3 („Ich suche den Kaiser auf, wenn ich geladen bin, andernfalls nicht, und auch das nur gelegentlich"). Vgl. Lib. or. 59,8 mit Hans-Ulrich Wiemer, Libanius on Constantine, C1Q 44, 1994, 513. Dazu: Schlinkert, Haus (wie Anm. 13) 528ff., Klaus Bringmann, Ammianus Marcellinus als spätantiker römischer Historiker, A & A 19, 1973, 44-61, Vogler, Constance (wie Anm. 19) 133f. und Robert C. Blockley, Internal Self-Policing in the Late Roman Administration, C & M 30, 1969, 403^119. Privileg des freien Zugangs: Pan. Lat. 2,21,3; 3,26,4; 4,34,4; 5,9,1; Eus. v. C. 1,28,1. Persönlich mit dem Kaiser zu reden, war ebenfalls ein wertvolles Privileg: Jul. or. 1,17 Β; 3,118 Β (Wright); Lib. or. 30,49. Zum „Problem der Information" im Prinzipat: Dieter Timpe, Geschichtsschreibung und Prinzipat-Opposition, in: Kurt Raaflaub, Adalberto Giovannini (Hg.), Opposition et résistences à l'empire d'Auguste à Trajan, Genf 1986, 84-91. Pan. Lat. 11,11,3: atque haec quidem velut interioribus sacrariis opería veneratio eorum modo ánimos obstupefecerat, quibus aditum vestri dabant ordines dignitatis. 3,2,3: hoc augustissimum
Kaiser, Senatsadel und höfische
Funktionselite
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Privileg einer kleinen, exklusiven Gruppe aus dem engsten Kreis der kaiserlichen Gefolgsleute und Freunde, den comités consistoriani. Dieses Privileg, regelmäßig an den Versammlungen des Rates teilhaben zu dürfen, verdankten die „Gefolgsleute des Rates" einer Gabe des Kaisers: Der Akt der Statusvergabe war nach dem Verfahren des Gabentausches organisiert und begründete die Abhängigkeit der Gefolgsleute vom Herrscher und ihre Loyalität zu ihm:23 Der Kaiser, der sich uns vor allem in den normativen Quellen, 24 aber nicht nur dort,25
23
constili publici templum. Vgl. CJ 1,14,2 (426). CTh 6,9,1 (372): eorum honore qui sacrario nostro explorata sedulitate oboediunt ... 15,1,47 (409); Zur admissio: CTh 6,22,8 (425): ... quin et de consistorianis comitibus hoc nobis universi piacere cognoscant, ut his ... praecedant, qui admitti intra consistorii arcanum meruerunt et actibus interesse et nostra adire responso ... CTh 6,35,7 (367): omnes, qui intra consistorii secreta veneranda notariorum fungantur ... Über die Berufungspraxis in den kaiserlichen Rat: Kunkel, Consilium (wie Anm. 15) 431 ff. und Weiss, Consistorium (wie Anm. 7) 29 ff. Die Abhängigkeit der höfischen Elite von der Person eines Herrschers manifestierte sich beim Herrscherwechsel durch den Tod eines Kaisers oder bei einer erfolgreichen Usurpation. Die Situation für die comités wurde extrem prekär, so z. B. nach dem Tod des Constantius, als Julian nicht nur dessen Gefolgsleute Fl. Florentius und Fl. Taurus verfolgte und verurteilte, sondern auch mit anderen palatinae dignitates wie dem vermeintlich übermächtigen Hofeunuchen Eusebius abrechnete: Amm. 22,3,1 ff.; Lib. or. 18,153. Die Existenz der höfischen Elite stand und fiel mit der persönlichen Bindung an ihren Herrscher. Ein Augustus oder Caesar war der Garant der höfischen Position, und das Kapital der comités war, so Vogler, Constance (wie Anm. 19) 109 treffend, die „fidélité inebranable à l'empereur légitime". Dazu: Löhken, Ordines (wie Anm. 18) 59f. und Schlinkert, Hofeunuch (wie Anm. 19) 356f. Wie schnell selbst ein überaus erfolgreicher General zum Spielball höfischer Intrigen werden konnte, zeigt die Studie von Robert C. Blockley, Constantius II. and his Generals, in: Carl Deroux (Hg.), Studies in Latin Literature and Roman History, Brüssel 1980, Bd. 2 , 4 6 7 ^ 8 6 .
24
comitiva als Gabe: CTh 12,1,127 (392): quicumque decursis perfunctis officiis primum obtinuerit in sua curia sequentibus ceteris locum, comitivae tertii ordinis habeat dignitatem, ut ab omnibus eum iniuriis dignitas concessa defendat, ita tarnen, ut hoc honore donatus a nexu propriae originis non recedat. 109 (385): ... ut concessa sibi generaliter atque in perpetuum ex comitibus dignitate laetentur ... 6,26,10 (397): ... ii quoque qui ... comitis acceperint dignitatem ... 20,1 (413): ... ut comitivae primi ordinis dignitate donentur. 26,18 (426): ... delata eis comitivae secundi ordinis dignitate ... 13,3,12 (379): comitivae honore donatus. 16 (414). Amm. 26,6,2; 23,5,5. Gegenbild einer durch Korruption und Patronage erworbenen, also einer usurpierten comitiva: CTh 6,18,1 (412): nullam honorabiles viri in publicis salutationibus patiantur iniuriam neve se Ulis ullus anteponat, qui primi ordinis comitivam aut predo impetraverit aut gratia. Zum Prinzip der Gabe als konstitutiver Akt für den Senatsadel: Schlinkert, Ordo (wie Anm. 2) Kap. III.5, IV.2. Vgl. Egon Flaig, Loyalität ist keine Gefälligkeit, Klio 75, 1993, 289-305, Jürgen Hannig, Ars donandi, in: Richard van Dülmen (Hg.), Armut, Liebe, Ehre, Frankfurt am Main 1988, 11-37 und Ludgera Vogt, Ehre in traditionalen und modernen Gesellschaften, in: dies., Arnold Zingerle (Hg.), Ehre, Frankfurt am Main 1994, 291 ff. Zum Prinzipat: Hannah Cotton, The Concept of indulgentia under Trajan, Chiron 14,1984, 241-266.
25
Pan. Lat. 3,22,1-3: Julian entscheidet als überragender und gnädiger Geber frei über die Auswahl der Empfänger wie über Qualität und die Quantität seiner beneficia und bahnt damit seinem Gefolgsmann Claudius Mamertinus den Weg über den höfischen Dienst als comes sacrarum largitionum in die Präfektur und schließlich sogar ins Consulat. Jeder Schritt auf einer Karriereleiter war markiert durch eine Gabe des Kaisers. Je höher ein sozialer Aufstieg, desto wertvoller das kaiser-
142
Dirk Schlinkert
als aktiver Wohltäter und gnädiger Geber präsentiert, bediente sich, um die höfische Elite zu formieren, der ersten Kategorie höfischer Ehren, der comitiva diese Ehre nach dem Prinzip der dignitas
indulta
ordinis primi.
als ein beneficium,
Er vergab
das als adäquate
Gegengabe auf bestimmte Vorleistungen des Gefolgsmannes reagierte. 26 Im Besitz dieser höfischen Ehre, der consistorianorum
comitum
dignitas
wichtigsten politischen Herrschaftsträger der Augusti der Generäle ( c o m i t é s et magistri sacri palatii),
militum),
der comes et magister
(CTh 6,22,8), befanden sich die
et Caesares:
die militärische Spitze
der kaiserliche Chefjurist ( c o m e s et
officiorum,
der die officia palatina
quaestor
und die agentes
in
rebus unter sich hatte und eine dominierende Rolle im diplomatischen Verkehr einnahm, sowie die Leiter der beiden Z w e i g e der Finanzverwaltung, der comes sacrarum num und der comes rerum privatarum.
largitio-
Es ist festzuhalten, daß die Titulatur der Mitglieder
des höfischen Rates aufgebaut wurde durch eine spezifische Kombination von
comitiva
und Funktionsbezeichnung, daß der personale B e z u g zum Herrscher im Vordergrund stand, dem die spezielle Funktion in der kaiserlichen militia
als ein sekundäres Merkmal
folgte. D i e persönliche Nähe und Beziehung zum Kaiser, die „Begleitung", erscheint so als
liehe beneficium: sed in nostriprineipis benefieiis miraculo caret multiplicata fecunditas ... imperatoris nostri posterior liberalitas vincit priorem nec fit effecta gignendo, sed per vices fruetuum fecundatur. Vgl. 26,1: prorsus amicitias tueris privati fide, imperatoris opulentia. Eus. v. C. 1,9,1 berichtet, daß sich Konstantin durch großzügige Gaben seine Freunde verpflichtete. 4,1 (dazu unten Anm. 39). Them. or. 34,462 (Schneider) präsentiert, als er von der Freigebigkeit und Milde des Theodosius erzählt, eine Theorie des reziproken Gabentausches, der nur dann vollzogen ist und ungestört funktioniert, wenn die Empfänger kaiserlicher Gaben sich dankbar erweisen und mit einer angemessenen Gegenleistung reagieren. So auch: Jul. or. 3,102 Α-B. Vgl. Them. or. 34,14 (Schneider); Sen. dial. 7,24,1-3. Vgl. das „auktoriale Modell" von Joachim Migl, Die Ordnung der Ämter, Frankfurt am Main 1994, 203 ff. Zum Prinzipat: Richard Salier, Personal Patronage under the Early Empire, Cambridge 1982, 42 ff. 26
Dazu: Schlinkert, Ordo (wie Anm. 2) 84ff., Löhken, Ordines (wie Anm. 18) 135ff.; Karl L. Noethlichs, Beamtentum und Dienstvergehen, Stuttgart 1981, 88 ff. Vgl. Louis J. Swift, James H. Oliver, Constantius on Flavius Philippus, AJPh 83, 1962, 247-264. Die politische Leistung für den Kaiser bildete stets die Voraussetzung für die Statusvergabe. Die rasante Karriere des Claudius Mamertinus bildet eine Ausnahme von dieser Regel. Es ist, wie er selbst sagt, das normale Verfahren auf den Kopf gestellt worden: Die kaiserliche Gabe ist kein honos debitus. Sie erfolgte ohne entsprechende Vorleistungen und verpflichtete darum den Consul umso mehr, seine Schuld durch eine Gegengabe einzulösen, die seinem neuen Status angemessen war. Vgl. Pan. Lat. 3,31,4—6: nemo, nemo usquam post homines natos ampliora praemia consecutus est, nulli plus oneris impositum. non abnuam praefecturas et consulatus multis esse delatos, sed iis post emensos labores honos quasi debitus restitutus est. mihi, cum iam honorem adeptus sim, nunc demum, ut meruerim, laborandum est. versa ratione temporum, permutata munerum vice, modo enitendum est, ut proemio dignus existimer, cum iam praemium ceperim. ... facilius est, Imperator, bonis artibus mereri consulem fieri quam industria et labore perficere, ut videaris, meruisse, cum factus sis. Vgl. 17,4. 19,3. CTh 6,4,10 (356) über die reziproke Gabe, die auf dem Prinzip von Leistung und Gegenleistung beruht: et quicumque forsitan impetraverit pretio funetorum coetibus adgregari, indulta ei cessent. ... secernimus ab his, patres conscribti, quibus meriti suffragatio conciliât nostra beneficia et quicumque cessante suffragio inlustribus meritis praetorii vel aliam meruerit dignitatem, praesidio muneris nostri perpetuo peifruatur. Vgl. 6,5,1 (383). 2 (384). Amm. 20,5,7.
Kaiser, Senatsadel und höfische
Funktionselite
143
die primäre und entscheidende Quelle für sozialen Status und Prestige der Ersten der Gefolgsleute. 27 Noch ein wichtiger Aspekt der Herrschaftspraxis kommt hinzu, der durch das Statusprädikat comes zum Ausdruck kommt und einen grundlegenden Wandel gegenüber dem Prinzipat anzeigt: Wer durch die permanente Nähe zum Kaiser eine Karriere bis zum höfischen Gefolgsmann durchlief oder überhaupt erst anvisierte, mußte mobil sein, mußte seine lokalen und sozialen Bindungen hinter sich lassen und „dem Kaiser folgen", wenn er sich auf seinen Reisen zu den Brennpunkten des Reiches befand oder sich mit seinem Gefolge (.comitatus) in einer Residenzstadt aufhielt. Die kaiserlichen Höfe traten seit der „tetrarchischen Zeit" als „ambulante Herrschaftszentren" nicht nur neben, sondern an die Stelle des Senats und des Palastes auf dem Palatin. 28 „Es zerfiel", so Henrik Löhken treffend, 29 „die alte Interaktionsgemeinschaft von Hof, Kaiser und Senat". Dieser Prozeß der „Dekapitalisierung" der alten Metropole, um es mit Mommsen zu sagen, 30 hatte weitreichende Konsequenzen: Die politisch-sozialen Beziehungen zwischen Senat/Senatsadel und den herrschenden Kaisern wurden mit der mobilen Herrschaftspraxis auf eine neue Basis gestellt: Wer fortan am Entscheidungsprozeß teilhaben, eine politische Karriere einschlagen oder sein Prestige und Ansehen durch eine dignitas oder einen honor vergrößern wollte, wie es dem Gebot des adligen Agons entsprach, war dem Zwang unterworfen, dem Kaiser zu folgen, comes zu werden, in seinem Gefolge zu dienen und sich durch entsprechende Leistungen für eine prestigeträchtige Position wie das Consulat oder eine Präfektur zu empfehlen: Aus der Mobilität der Kaiser resultierte zu einem erheblichen Teil die soziale Mobilität der „Führungskräfte", die im 4. Jahrhundert bekanntlich ein für antike Verhältnisse sensationelles Niveau erreichte. Dieser Prozeß der sozialen Dynamik erfaßte seit dem Anfang der Spätantike auch adlige Senatoren, die sich nach der Passivität in der Krise des 3. Jahrhun27
28
29
30
Vgl. dazu Eus. v. C. 1,16: Constantius Chlorus sanktionierte die Entscheidung seines Hofes gegen das Opfergebot, also die Frage nach der Loyalität zum Kaiser, mit dem Verlust des Privilegs der kaiserlichen Nähe. Diese Strafe bedeutete nicht nur den Ausschluß aus dem Palast und aus dem Kreis der engsten Vertrauten und Freunde. Sie bedeutete auch, die Chance zu verlieren, durch den Dienst bei Hofe sein individuelles Prestige zu steigern. Vgl. 1,52. Dazu: Jones, Later Roman Empire (wie Anm. 14) 366f.; Millar, Emperor (wie Anm. 13) 40ff.; Heinrich Chantraine, Konstantinopel - vom zweiten Rom zum neuen Rom, GWU 43, 1992, 6f., 9f.; Vogler, Constance (wie Anm. 19) 148f.; Matthews, Empire (wie Anm. 20) 265ff. Vgl. Helmut Castritius, Palatium, in: Franz Staab (Hg.), Die Pfalz, Speyer 1990, 9 - 4 7 . Zum Begriff „ambulantes Herrschaftszentrum": Josef Fleckenstein, Karl der Große und sein Hof, in: Helmut Beumann (Hg.), Karl der Große, Düsseldorf 1965, 28. Dazu: Löhken, Ordines (wie Anm. 18) 96ff., Zitat S. 96. Vgl. 62ff.; 117f. Daß die mobile Herrschaftspraxis als Innovation von immenser Tragweite zu deuten ist, hat bereits Arnold Η. M. Jones gezeigt: Social Background (wie Anm. 8) 29ff., 35f. Vgl. ders., Later Roman Empire (wie Anm. 14) 104ff.; 328ff.; 526ff. Theodor Mommsen, Abriß des römischen Staatsrechts, 2. Aufl., Leipzig 1907, 354. Dazu: Brian Croke, Theodor Mommsen and the Later Roman Empire, Chiron 20, 1990, 159-189. Vgl. André Chastagnol, L'évolution politique du règne de Dioclétien (284-305), AnTard 2, 1994, 24ff. und ders., L'évolution politique, sociale et économique du monde romain de Dioclétien à Julien (284-363), Paris 1982,186 ff.
144
Dirk Schlinkert
derts wieder verstärkt politisch engagierten, indem sie mobil wurden und dem Kaiser folgten. 31 Die Führungselite des kaiserlichen Hofes ist erst für die Herrschaft des Constantius II. mit Sicherheit zu rekonstruieren. Daß die komplexe Struktur der höfischen Kerngruppe aber das Produkt einer Entwicklung ist, die in der konstantinischen Zeit ihren Anfang nahm und deren Spuren sich sogar in die „Erste Tetrarchie" Diokletians zurückverfolgen lassen, haben die vielen Spezialuntersuchungen der Institutionengeschichte hinreichend gezeigt. Was kaum erforscht ist, ist die Sozialgeschichte der höfischen Gefolgsleute und Freunde des Kaisers in dieser Epoche. Dieser Sachverhalt erstaunt umso mehr, als das prosopographische Material durch die Dissertation von Peter Weiss (1975) und die Artikel in der PLRE eingehend analysiert und vorgelegt wurde. Zu erfassen und zu deuten sind auf der Grundlage dieses Materials hier nur die Konturen dieser höfischen Elite, die herrscherlichen Praktiken der Vergabe der comitiva und deren Rückwirkungen auf die Struktur des ersten Standes des ordo dignitatum, des Senatsadels. Zunächst zur Entwicklung des sozialen Status eines Gefolgsmannes, die sich in der Semantik des Begriffs widerspiegelt: Von Diokletian und seinen Mitregenten ist nur aus historiographischen Quellen bekannt, daß der Begriff comités die Personen bezeichnete, welche das Gefolge eines „Tetrarchen" bildeten. Veränderungen brachte erst die zweite Generation der „Tetrarchie": Licinius und vor allem Konstantin reaktivierten und erweiterten die traditionelle Praxis zum einen durch eine stark forcierte Vergabe, zum anderen durch eine breite Ausdifferenzierung und institutionelle Verankerung der comitiva. Otto Seeck hat die Entwicklung der höfischen Ehre zwischen 311 und 324 in drei Perioden gegliedert und in Verbindung gesetzt mit den Verhältnissen, in denen sich die Herrschaft der Augusti Konstantin und Licinius befand. 3 2 Mehrere Inschriften, die vor das lahr 314 zu datieren sind, weisen die traditionelle Form comes domini nostri Constantini Augusti auf, die explizit auf die persönliche Bindung eines Senators oder eines Aufsteigers an den Kaiser Bezug nimmt. 3 3 In der Zeit der gemeinsamen Herrschaft bis zum Sieg Konstantins über Licinius im September 324 ist der Titel comes Augustorum 31
32
33
nostrorum belegt, der auch in den ersten
Dazu: Jones, Later Roman Empire (wie Anm. 14) 526f.; Martin, Spätantike (wie Anm. 8) 13f., 73ff., 186f.; Werner Eck, Gnomon 46, 1974, 673-681; Vittinghoff, Kaiserzeit (wie Anm. 8) 31 Iff. und John L. Teall, The Age of Constantine, DOP 21, 1967, 13-36, 21 ff. Otto Seeck, Comes, RE 4, 1900, 626ff. Vgl. ders., Geschichte (wie Anm. 5) 77f., 80f. und Ralf Scharf, Comités und comitiva primi ordinis, Stuttgart 1994. Dazu: Dirk Schlinkert, Klio 78, 1996, 547-549. Zur Tradition der comitiva: Mommsen, Ostgothische Studien (wie Anm. 5) 45Iff. und Schieffer, Kultureinheit (wie Anm. 17) 71: „... in dieser comitiva ist wiederum die Präfiguration der frühmittelalterlichen Welt nicht zu verkennen, die Bindung an die Person des Herrschers hat hier bereits den Dienst für die res publica, für den institutionellen Staat, überlagert." Zum religiösen Konzept der Götter als comités, die einen Kaiser begleiten und beschützen, und seiner legitimatorischen Funktion: Arthur D. Nock, The Emperor's Divine Comes, JRS 37, 1947, 102-117 und Maria R. Alföldi, Die Sol comes-Münze vom Jahre 325, in: Alfred Stuiber (Hg.), Mullus. Festschrift für Theodor Klauser, Münster 1964, 10-16. Senatoren: C. Ceionius Rufius Volusianus in ILS 1213: corniti domini nostri Constantini invicti et perpetui semper Augusti; PLRE I, 976ff. C. Caelius Censorinus in ILS 1216: corniti domini nostri
145
Kaiser, Senatsadel und höfische Funktionselite
Jahren der Herrschaft der konstantinischen Dynastie im Prinzip unverändert beibehalten wurde: comes dominorum
nostrorum
neben die traditionelle comitiva
Augustorum
et Caesarum.M
Aber bereits seit 3 1 6 trat
ein qualitativ veränderter Titel, der anzeigt, daß ein höfi-
scher Gefolgsmann mit einer Aufgabe in der Reichsverwaltung betraut war: D i e
comitiva
wurde zum ersten Mal und von nun an auf Dauer mit einer politischen Funktion verbunden, wobei die administrative Kompetenz dieser Gefolgsleute zunächst eine regionale war: comités provinciarum.}5
Die Semantik der comes-Begrifflichkeit wurde also dahingehend umge-
deutet, daß der regionale Aufgabenbereich die Angabe der persönlichen Beziehung zum Kaiser durch die offizielle Titulatur ersetzte - ein Muster, das in der Folgezeit zur Norm für beinahe alle Formen höfischer Ehren wurde. D i e nächste, die vierte Stufe der Entwicklung, um Seecks Modell fortzusetzen, fällt in die Jahre um 330. Konstantin spezifizierte die höfische Ehre weiter durch die Einführung einer hierarchischen Ordnung. Diese unterschied nach drei Statusgruppen (ordines) und setzte damit die Gefolgsleute in eine exakte Relation zueinander: Der Status des Gefolgsmannes, der dem Kaiser am nächsten war und in den oberen Kategorien des Hofes rangierte, wurde also durch das Rangprädikat comes ordinis primi in der Öffentlichkeit, sei sie bei Hof, sei sie jenseits des Hofes, repräsentiert. Ein Gefolgsmann erster Ordnung wurde allerdings nicht nur als ein solcher angesehen, sondern auch mit dieser Anrede angesprochen 3 6 und hatte, wie wir aus späterer Zeit wissen, einen festen Anspruch auf die soziale Schätzung durch die Gesellschaft, den die Kaiser mit den Mitteln des Gesetzes
34
35
36
Constantini maximi Augusti; PLRE I, 196. Aufsteiger: C. Caelius Saturninus in ILS 1214: corniti domini nostri Constantini victoris Augusti; PLRE I, 806. Dazu: Voss, Recht (wie Anm. 20) 34 ff. Senatoren: C. Vettius Cossinius Rufinus in ILS 1217: comes Augustorum nostrorum; PLRE I, 777. Q. Flavius Maesius Egnatius Lollianus in ILS 1223: corniti dominorum nostrorum Augustorum et Caesarum; PLRE I, 512ff. Dazu: Seeck, Comes (wie Anm. 32) 629f. und Weiss, Consistorium (wie Anm. 7) 2 I f f . Dazu: Seeck, Comes (wie Anm. 32) 631 f. Vgl. Timothy D. Barnes, The New Empire of Diocletian and Constantine, Cambridge (Mass.) 1982, 145 f. Die These von Peter Weiss, Consistorium (wie Anm. 7) 22 f., die Spezifizierung der comitiva sei erst nach dem Tod Konstantins 337 erfolgt, ist also zu modifizieren: Die Zäsur markieren bereits die comités provinciarum, bei denen der Name und die Siegestitulatur des Kaisers nicht mehr Bestandteil des Rangprädikats waren. Anrede: CTh 6,9,2 (380): qui exquaesturae honore aut efficaci magisterio aut comitiva utriusque aerarli nostri attonito splendore viguerunt, adclamatione excipiantur solita nec praetereantur ut incogniti atque, ut non aequandi illis, qui gesserint praefecturas, sed eo observentur cultu omni coetu omnique conventu. Vgl. 6,12,1 (399). Dazu: Henrik Ziliacus, Anredeformen, RAC Suppl. 4, 1986, 481 f. und Otto Hirschfeld, Die Rangtitel der römischen Kaiserzeit (1.-6. Jh.), in: ders., Kleine Schriften, Berlin 1913, 674ff. Vgl. Amm. 18,8,6: amplissime comes für den General Ursicinus, nicht mag. mil. So auch in 29,3,6. 5,46. Dazu: J. H. G. W. Liebeschuetz, From Diocletian to the Arab Conquest, Norfolk 1990, 462: „Not the least important function of rank was to integrate the otherwise separate hierarchies. Another effect was to demonstrate on public occasions that position derived from proximity to the emperor excelled all other sources of social distinction." Vgl. Vittinghoff, Kaiserzeit (wie Anm. 8) 316: „Mag uns das Rangdenken auch fremder geworden sein - für die Ranginhaber war die dignitas und ihr Titel mehr als ein beliebiges äußeres Kennzeichen und diente ihnen als Mittel, persönliche Identifikation und Selbstvergewisserung zu finden."
146
Dirk Schlinkert
sanktionierten und verteidigten.37 Eusebius von Caesarea berichtet in seiner Biographie Konstantins über diese Neuordnung der comitiva und bestätigt durch seine Erzählung die dichten Befunde der Epigraphik:38 Konstantin sei ein großzügiger Wohltäter gewesen, der „jeden seiner Freunde durch unterschiedliche Ehren ehrte": durch die dignitas eines Senators, eines Consuls, eines Statthalters und schließlich durch die Ehre eines Gefolgsmannes erster, zweiter und dritter Ordnung.39 Diese neue Ordnung der comitiva definierte also eine
37
Gesetze zum Schutz der „Ehre" der Gefolgsleute: CTh 12,1,109 (385). 127 (392); 6,14,1 (372). 26,5 (389). 30,4 (379). 35,13 (386). 18,1 (413); CJ 12,19,2 (389). Dazu: Löhken, Ordines (wie Anm. 18) 88ff. Vgl. CTh 6,24,4 (387): domestici ac protectores osculandi, cum salutaverint, vicarios tui culminis habeant potestatem. poena enim sacrilegii similis est, si his honorificentia non deferatur, qui contingere nostram purpuram digni sunt aestimati; CJ 12,16,1 (415). Diese Gesetze illustrieren, daß der Schutz der höfischen Ehre ein Bereich der Gesellschaft war, der der Regelung durch den Kaiser bedurfte. Dies hat sicherlich in allererster Linie damit zu tun, daß der Hof viele soziale Aufsteiger an sich zog und „adelte", ein Adel, dem offenbar die Anerkennung auf breiter Front fehlte, was den Kaiser zum Handeln zwang. Es zeigt sich darüber hinaus, daß manche gesetzliche Normen nur unter größten Schwierigkeiten eine Realität bilden, also Recht werden konnten. Diese normativen Texte sind also Dokumente für langwierige Konflikte um die Ehre der Höflinge und ihre Akzeptanz in der Gesellschaft, wohl vor allem Konflikte mit den Etablierten, dem Senatsadel. Vgl. Ramsay MacMullen, Mobility (wie Anm. 8) 49: „There is no excuse, however, for taking the Codes at face value. Their ferocious punishments and strident working bespeak frustration; of another feature of their weakness, it has often been enough pointed out that laws repeated are laws unenforced". 53: „The Code certainly reveals what the emperors intended, but it should be used with great caution by anyone seeking to describe the realities of the times." Vgl. Wilfried Gawantka, Der spätantike Kaiser und das Recht, in: Bericht über die 34. Versammlung deutscher Historiker, Stuttgart 1984, 38 ff. und Mario Bretone, Geschichte des römischen Rechts, München 1992, 29 ff. („Eine Rechtsgeschichte - aber wie?"). Dazu auch: Martin, Spätantike (wie Anm. 8) 24, 81, 189 f. und Schlinkert, Ordo (wie Anm. 2) 225ff.; 234ff.
38
Dazu: Jones, Later Roman Empire (wie Anm. 14) 104ff.; Weiss, Consistorium (wie Anm. 7) 25ff.; Vogler, Constance (wie Anm. 19) 230ff. und Scharf, Comités (wie Anm. 32) 6ff. Vgl. die politische Karriere des vornehmen Senators Memmius Vitrasius Orfitus, der auf seinem Weg in den kaiserlichen Rat und die Präfektur mehrere Stufen der höfischen „Ordnung" durchlief: vor 350 comes ordinis secundi, um 352/3 comes ordinis primi und bald darauf comes ordinis primi iterum intra consistorium (ILS 1243) oder, wie es in CIL VI. 1742 heißt, comes in consistorio ordinis primi. PLRE I, 6 5 I f f . und Scharf, Comités (wie Anm. 32) 17ff. Der hochadlige orator disertissimus Quintus Aurelius Symmachus, praefectus urbis 384-5 und Consul 391, nahm keinerlei Anstand daran, sich als comes ordinis tertii Valentinians in der Öffentlichkeit darzustellen. PLRE I, 865 ff. Daß der Status eines höfischen Gefolgsmannes durch eine Kleidung symbolisiert wurde, die dem jeweiligen Rang angemessen war, wird aus CTh 6,26,18 (426) deutlich. Eus. v. C. 4,1,1 f.: ... ώδε δέ των αΰτώ γνωριζομένων εκαστον διαφόροις τιμών άξιώμασι ... άλλοι ύπαρχικών αξιωμάτων, οι δέ σνγκλήτου τιμής, οί δέ της των υπάτων, πλείους δ' ηγεμόνες έχρημάτιζον, κομητών δ' οί μέν πρώτου τάγματος ήξιοΰντο, οί δέ δευτέρου, οί δέ τρίτου, διασημοτάτων θ' ... ωσαύτως και έτερων πλείστων ΰλλων άξιωμάτων μύριοι ΰλλοι μετειχον. Vgl. CTh 12,1,25 (338): cunctos ex comitibus cuiuslibet ordinis. 12,1,127 (392): comitivae tertii ordinis dignitatem. 16,5,54 (414): si ... vel comitivae primi ordinis quisque fuerit honore suhcinctus ... 6,15,1 (413): comitis primi ordinis insignibus decorentur. 6,20,1 (413): ut comitivae primi ordinis dignitate donentur. 6,26,18 (426): pro delata eis comitivae secundi ordinis dignitate vestem. Novell. Valent. 6,3,10 (444): comités quoque consistorianos vel primi ordinis. 12: tribunos vero vacantes
39
Kaiser, Senatsadel und höfische
147
Funktionselite
besondere Gruppe von Personen, deren soziale Lage sich aus dem Grad der persönlichen N ä h e zum Herrscher ergab. Zugleich organisierte sie die Gruppe, die sowohl räumlich als auch persönlich dem Kaiser am nächsten war, durch eine Statushierarchie, in der jeder comes
genau wußte, welchen Platz er selbst einnahm und erreichen konnte, um welchen
Platz er im harten Wettbewerb mit seinen höfischen Konkurrenten zu streiten hatte. D i e letzte Phase im Prozeß der Extensivierung der comitiva,
die für unseren Zusammen-
hang von Bedeutung ist, war die Verbindung der comitiva
primi
tion im kaiserlichen Rat. D i e komplette Elite der comités
consistoriani
ordinis
mit einer Top-Posirangierte spätestens
seit der Herrschaft des Constantius in der höchsten Kategorie des sacer comitatus die comitiva
primi
comes domesticus
40
ordinis:
ordinis primi
die beiden Generäle seit 347,
41
der magister
seit 342, 4 2 der comes ordinis primi
et quaestor
und besaß
officiorum
als
um 3 5 4 oder,
wie es nur w e n i g später in einer Inschrift des Quaestors und zweifachen Präfekten im Osten, des vornehmen Saturninius Secundus, lautete: comes
ordinis
primi
intra
consistorium
et
sive comités secundi vel tertii ordinis. ILS 1227. 1228. 1240. 1243. 2946. Vgl. Jul. or. 2,97 Β: Constantius als freigebiger Geber von „Ehre und Macht". Zur comitiva als „rangbildendes Prinzip": Löhken, Ordines (wie Anm. 18) 99 ff. und Millar, Emperor (wie Anm. 13) 117 ff. Daß die comitiva die höfische Gruppe konstituierte und als Elite nach außen abgrenzte, zeigt beispielhaft Eus. v. C. 3,59, der über den Schlichtungsversuch Konstantins in der gespaltenen Gemeinde von Antiocheia schreibt: ... των παρ' αΰτω δοκίμων καί τη των κομήτων άξία τετιμημένων ανδρών τον πι,στώτατον έκπέμψας ... Die Ehre eines Gefolgsmannes galt demnach als ein sozialer Status, der mit erheblichem Prestige verbunden und das Privileg einer kleinen Gruppe von Personen war, die ihrem Kaiser, Konstantin, treu ergeben waren. Vgl. 1,52. 40
Dazu: Scharf, Comités (wie Anm. 32) 21 f., der zu Recht darauf hinweist, daß die comités consistoriani die Kerngruppe des kaiserlichen Hofes waren, die immer wieder durch andere Personen ergänzt wurden: „So ist jeder der vier hohen Beamten ein spezifizierter comes ordinis primi, aber nicht jeder der spezifizierten comités gehört zu den vier hohen Funktionären" (22). Die Technik der Berufung in die höfische Elite war stets die Statusvergabe, die zum einen fest an die höfischen Führungspositionen gebunden war, zum anderen „ohne Amt" vergeben wurde, also ohne daß der Empfänger bereits institutionell am Hof etabliert war. Dies trug entscheidend dazu bei, daß die Konstellation der Gruppe variabel war und blieb. Diese Art der Statusvergabe zeigt den Handlungsspielraum des Herrschers: Sie richtete sich teilweise nach der Regel, keine Führungsposition bei Hofe ohne Amt, teilweise ermöglichte sie aber auch ad hoc-Berufungen nach Gunst oder Empfehlung, um Personen in den Kreis der engsten Vertrauten und Berater zu holen, die dem Kaiser, aus welchen Gründen auch immer, als geeignet erschienen oder ihm nahe standen.
41
Die comitiva ordinis primi ist sicher zu belegen für den mag. mil. et equit. Fl. Eusebius, der aus einfachen Verhältnissen stammte und nach einer steilen Karriere sogar bis ins Consulat im Jahr 347 aufstieg. Dazu: Alexander Demandt, Magister militum, RE Suppl. 12, 1970, 560f., 565. Demandt nimmt trotz dieses Quellenbefundes an, daß die Vergabe der comitiva ordinis primi wie die des Rangprädikats vir clarissimus an die Generäle bereits auf Konstantin zurückgeht. Diese Hypothese erscheint deswegen als durchaus plausibel, weil sie die Statusvergabe mit den administrativen Reformen der konstantinischen Zeit verbindet und die parallel verlaufende Entwicklung der höfischen Elite berücksichtigt.
42
Eugenius, ein sozialer Aufsteiger, der eine höfische Karriere durchlief (ILS 1244: omnibus palatinis dignitatibus functo) und zum comes domesticus ordinis primi und mag. o f f . von 342^-9 aufstieg. Dazu: PLRE I, 292. Clauss, Magister (wie Anm. 1) 14, 104f., 152f.; Weiss, Consistorium (wie Anm. 7) 18-23.
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quaestor, die Spitzen des Finanzapparates, der comes rerum privatarum und der comes sacrarum largitionum, vielleicht schon seit der Einführung der Ordnung der comitiva durch Konstantin um 330.43 Konstantin aktivierte also mit der comitiva ein traditionelles Herrschaftsinstrument neu, als er mit der Vergabe dieses sozialen Status eine Gruppe höfischer Gefolgsleute konstituierte und diese in eine hierarchische Ordnung brachte. Die comitiva integrierte einen treuen und engagierten Begleiter und Ratgeber des Kaisers in eine begrenzte soziale Gruppe, die sich primär über die persönliche und räumliche Nähe zum Herrscher definierte. Constantius II. setzte diese Praxis fort und organisierte nach diesem Verfahren die Elite der comités consistoriani, das politische Führungspersonal. Offenbar zogen die comités aus dieser sozialen Lage ein attraktives Kapital: die Ehre, das Prestige, ein hervorragender Gefolgsmann des Kaisers zu sein. Es bleibt zu fragen, wie die Statusvergabe ablief und welchen Wert diese Ehre in der politischen Prestigehierarchie der Spätantike besaß. War die comitiva nur für ambitionierte Aufsteiger interessant oder sogar auch für arrivierte Senatoren vom Kaliber eines Quintus Aurelius Symmachus? Das Profil der höfischen Elite, wie es sich aus der Perspektive des Kaisers darstellte, reflektieren die Gesetze des Codex Theodosianus und des Codex Iustinianus: Sie figuriert in den normativen Texten als die Gruppe „vornehmer Herren, die an Beratungen in unserem Rat mitwirken" und „die sich in Unserem heiligen Rat fleißig einsetzen, bewähren und treu dienen." Sie „haben es sich verdient, zum geheimen Rat zugelassen zu werden, an den Verhandlungen teilzuhaben und unsere Entscheidungen zu hören." Sie waren es, welche „die Sorgen teilen, welche die kaiserliche Brust belasten," und durch ihr engagiertes Handeln dazu beitrugen, den Kaiser von dieser Last zu befreien. 44 Die comités consistoriani gehörten 43
44
Fl. Taurus, ein sozialer Aufsteiger und bedeutender Gefolgsmann des Constantius, der 354 die Position des quaestor sacri palatii erreichte, in den Jahren 355-61 die Präfektur in Italien und Africa führte und schließlich 361 sogar Consul wurde. PLRE I, 879 ff. und Scharf, Comités (wie Anm. 32) 19f. Saturninius Secundus: PLRE I, 814ff. und Scharf, Comités (wie Anm. 32) 20f. Zum comes sacrarum largitionum und comes rerum privatarum: Roland Delmaire, Largesses sacreés et res privata, Paris 1989, 38 ff. und Noethlichs, Hofbeamter (wie Anm. 6) 1142 ff. CTh 9,14,3 (397): ...de nece edam virorum inlustrium qui consiliis et consistorio nostro intersunt. 6,9,1 (372): eorum honores, qui sacrario nostro explorata sedulitate oboediunt hac volumus observatione distingui ... 6,22,8 (425): quin et de consistorianis comitibus ... qui admitti intra consistorii arcanum meruerunt et actibus interesse et nostra audire responso. Vgl. CJ 1,48,3 (389): honoratis viris quibus etiam consistorium nostrum ingrediendi praebetur facultas. CTh 6,35,7 (367): omnes qui intra consistorii secreta veneranda notariorum fungantur officio ... 7,8,3 (384): ... ex comitibus consistorianis qui participantes augusti pectoris curas agendo claruerunt, ex praepositis quoque sacri cubiculi quos tanta et tam adsidua nostri numinis cura inter primas posuit dignitates. 6,18,1 (412): ... qui post probatos labores in nostro palatio esse comités meruerunt... 6,12,1 (399): ...qui tranquillitatis nostrae consistorii dici comités meruerunt ... 11,18,1 (409) nennt die consistoriani comités im breiten Spektrum der höfischen Gefolgsleute, die summarisch definiert werden als ceteras similes comitum laboribus nostris sociae dignitates. Das Privileg figuriert in diesem Gesetz als eine obligate Gegengabe des Herrschers, als debitum regiae liberalitatis officium. Vgl. 11,16,15: Privileg der Befreiung von den muñera sordida als Gabe an die höfische Elite: ...ut non singulis indulta personis sed in commune dignitati vel corpori eiusmodi beneficia doceantur fuisse con-
Kaiser, Senatsadel und höfische Funktionselite seit 372 zu den vornehmsten Kreisen der viri illustres; Ordnung ( o r d o dignitatum)
149 sie zählten in der politisch-sozialen
zu den „ersten Ehren" (primae dignitates),
der höchsten Kategorie des Senatsadels, der maximarum ihr Status als comités primi ordinis
wenn auch unterhalb
culmina dignitatum·,
entsprachen dem eines honorabilis
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vir:
ihre Ehre und Wie gelangte
man nun in diese höfische Gruppe, die an den Schalthebeln der Macht saß und eine Führungsposition im ordo dignitatum
einnahm?
Der Kaiser beanspruchte für sich das Monopol in Personalfragen. Widerspruch galt als offene Rebellion und Sakrileg, das härteste Strafen nach sich zog, weil „es sich nicht gehört, das kaiserliche Urteil in Zweifel zu ziehen. Es ist ein Sakrileg, zu bezweifeln, ob die Auswahl einer Person, welche der Kaiser getroffen hat, angemessen ist." 4 6 Die Kaiser wurden nicht müde, diesen Anspruch zu verteidigen und jede Form der dignitas
usurpata
oder der
„Korruption" mit den Mitteln des Gesetzes zu bekämpfen. 4 7 Wie weit aber kaiserliche Normen und Realität in diesem Punkt auseinanderklafften und wie schwierig sich eine Um-
45
46
47
cessa ... personis ac dignitatibus indulta beneficia ... 6,15,1 (413): qui cum primi ordinis comitiva virorum inlustrium in actu positorum sive in provinciis sive in sacro comitatu iuverunt Consilia vel iuvabunt ... CTh 6,9,2 (380) über die homogene Struktur der höfischen Elite: ... actus depositi dignitas pares eos viros praestet atque honore consimiles. quid enim in his quattuor dignitatibus non ex congrua diversitate putemus esse commune? Vgl. 11,39,5 (363). CTh 6,9,1 (372). Dazu: Weiss, Consistorium (wie Anm. 7) 26f. CTh 7,8,3 (384): primas dignitates. 11,16,15 (382): maximarum culmina dignitatum consistoriani quoque comités ...ab omnibus sordidis muneribus vindicentur. 18 (390): ... scilicet ne ad eorum obsequia amplissimarum etiam militari fastigio nomina dignitatum vel consistoriani comités devocentur. CJ 2,12,25 (392): quicumque praetorianae vel urbanae praefecturae sublissimae fastigium vel magisterium militare vel consistorianae comitivae insignia meruerit dignitatis ... CTh 6,14,1 (372): qui ... primi ordinis comitivam fuerint consecuti, ea reverentia altissimarum dignitatum viris subiungantur, ut his locum praestent, qui proconsulate insignibus adornantur. 30,24 (425): ... cum inlustres viri memoratarum comités dignitatum ita simili iugiter infularum splendore decorentur ... 18,1 (412): nullam honorabiles viri in publicis salutationibus patiantur iniuriam neve se Ulis ullus anteponat, qui primi ordinis comitivam aut pretio impetravit aut gratia. Vgl. CJ 1,48,3 (389): ... si honoratis viris, quibus etiam consistorium nostrum ingrediendifacultaspraebetur ... Amm. 20,9,6; 14,5,3; 22,9,16. 14,4. Vgl. CTh 6,22,8 (425): dignitas consistorianorum comitum als prestigereiche Position (claritudo). CTh 1,6,9 (385): disputari de principali iudicio non oportet, sacrilega enim instar est dubitare, an is dignus sit, quem elegerit imperator. Vgl. CJ 1,23,5 (385); CTh 6,5,2 (384). Dazu zuletzt: Migl, Ordnung (wie Anm. 25) 182ff. Das suffragium bildete einen Störfaktor für das Prinzip der dignitas indulta, denn es entzog dem Herrscher die Möglichkeit, eine Leistung angemessen durch die Statusvergabe zu erwidern. Das Verhältnis von Leistung und Gegenleistung (debitum) wurde also elementar gestört (CTh 6,5,1 [383]. 5,2 [384]). Der usurpierte Status galt deshalb als indebitus honor oder indebita dignitas. Die Praxis des suffragium wurde nicht zufällig als ein Sakrileg bestraft, weil es eine zentrale Kompetenz des Monarchen infrage stellte. Als Strafe drohte der Statusverlust: CTh 12,1,44 (358): quicumque intra palatium perfectissimus aut comes provectus suffragio est, spolietur honoris indebiti dignitate ... 12,1,4 (317). 25 (338). 6,5,2 (384): si quis igitur indebitum sibi locum usurpaverit, nulla se ignoratione defendat sitque plane sacrilegii reus, qui divina praecepta neglexerit. Dazu: Schlinkert, Ordo (wie Anm. 2) Kap. III.5.2. und Meyer Reinhold, Usurpation of Status and Status Symbols in the Roman Empire, Historia 20, 1971, 275-302. Zum Problem der „Korruption" in der Spätantike: Migl, Ordnung (wie Anm. 25) 220ff. und Martin, Spätantike (wie Anm. 8) 193ff.
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setzung der kaiserlichen Befehle in der traditionalen Gesellschaft der Spätantike gestaltete, zeigt nicht nur der Zwang, die gesetzlichen Verbote gegen sujfragium, ambitio, obreptio und gratia mehr als einmal formulieren und beharrlich an den Gehorsam der Untergebenen appellieren zu müssen. Ein Vergleich der normativen Texte mit dem Bild der Vergabepraxis, welches die res gestae Ammians, 48 der Panegyricus des Claudius Mamertinus sowie vor allem die Reden und Briefe des Libanios vermitteln, erbringt ein anderes Resultat: ohne Protektion und Patronage durch die höfische Elite keine Gabe des Herrschers.49 Der Herrscher bedurfte in Personalfragen der Mithilfe und Beratung seiner engsten Gefolgsleute und brauchte die Vermittlung, die Informationen und Empfehlungen seiner Vertrauten. Dieser Sachverhalt eröffnete den comités
die Möglichkeit, auf informellem
Wege auf die Entscheidung des Kaisers Einfluß zu nehmen, und ließ sie um die Gnade des Kaisers konkurrieren: Je näher ein Gefolgsmann zum Kaiser stand, je enger sein persönliches Verhältnis zu ihm war, desto größer waren die Chancen, einen eigenen Kandidaten durchzubringen. Denn war eine Vermittlung eines beneficium
erfolgreich und führte zu
einer Statusvergabe, konnten die Gefolgsleute sich gewiß sein, daß der Empfänger der Gabe sich auch ihnen dankbar erwies und ihnen verpflichtet war. Die Zwischenstellung des Hofes in Personalfragen verschaffte also auch den Gefolgsleuten die Chance, ein eigenes Gefolge zu bilden. Diese Vermittlerrolle barg ein immenses Gefahrenpotential nicht nur für den Kaiser, sondern auch für die Rivalen am Hof, wenn es einem Gefolgsmann gelang, eine schlagkräftige, persönliche Gefolgschaft am Hof zu etablieren und diese im harten Kampf um die
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49
Ammian schildert (21,16,3) die Art der Vergabe der Spitzenpositionen am Hof (dignitates palatinae) durch Constantius, die strikt durch die Anerkennung der individuellen Leistung erfolgt sei. Wer das Wissen um diese Leistungen an den Kaiser vermittelte und an der Entscheidung, einen Kandidaten zu berufen, mitwirkte, wird an dieser Stelle ausgeblendet. Dieses Bild resultiert aus dem besonderen Charakter des Nekrologs, der auf die Person des Constantius zugeschnitten ist und für andere Beteiligte kaum Raum läßt. Vgl. 30,9,3. Dazu: D. A. Pauw, Ammianus Marcellinus and Ancient Historiography. Biography and Character Portrayal, AC 22, 1979, 115-129 und ders., Methods of Character Portrayal in the res gestae of Ammianus Marcellinus, AC 20, 1977, 181-199. Ammian kennt aber auch die andere Seite und kritisiert die Praxis der Protektion durch den Hof: 18,5,6: dum haec in castris Constantii quasi per lustra aguntur et scaenam et diribitores venundatae subito potestatispretium per potiores diffunditant domos ... 15,5,3f.; 27,11,2; 28,6,1. 17. Dazu: Matthews, Empire (wie Anm. 20) 270ff. und Schlinkert, Ordo (wie Anm. 2) 275ff. Jul. or. 2,91 B-D (Wright) präsentiert eine Theorie der idealen Beziehung zwischen einem Monarchen und seiner höfischen Kemgruppe. Die engsten Vertrauten und Berater sollen zwei Qualitäten erfüllen: Zum einen sollen sie „agathoi" sein, zum anderen ihrem Kaiser so ähnlich wie immer möglich sein. Herrscher und Hof sind in dieser Vorstellung also geradezu identisch. Der Gefolgsmann erscheint als ein alter ego seines Kaisers. Die Auswahl des Gefolges gestaltet sich darum äußerst schwierig, und höchste Aufmerksamkeit und Vorsicht ist für den Monarchen geboten. Ein Kandidat hat sich in einer Reihe harter „Tests" zu bewähren, um in das unmittelbare Umfeld des Kaisers, den elitären Kreis der „Besten" („aristoi"), vorzudringen. Ist dieser Prozeß der Auswahl der höfischen Elite abgeschlossen, stehen dem Monarchen erst die erforderlichen Helfer zur Seite, welche die Rekrutierung der unteren Verwaltungsebenen übernehmen. Der Monarch delegiert also dieser Theorie zufolge an die höfische Kerngruppe, sobald diese im Sattel sitzt, die weitere Selektion des Personals.
Kaiser, Senatsadel und höfische
Funktionselite
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dignitates in Kaisernähe zu aktivieren, um einen Gegner aus dem Felde zu schlagen. Darüber hinaus wurde die höfische Elite der „kaisertreuesten Konkurrenten" 50 interessant für ambitionierte Aufsteiger und so rührige und umtriebige Stellenmakler wie Libanios. Es ist gewiß kein Zufall, daß er seine Kommendationsbriefe gerade an die Personen adressierte, die zu den Führungszirkeln bei Hofe zählten.5' Libanios praktizierte im Jahr 359 eine sehr erfolgreiche Kooperation mit dem mächtigen Philosophen Themistios in Konstantinopel. Mit dessen Hilfe setzte er beim Kaiser die Vergabe der dignitas senatoria an Aetios, Andronikos, Celsos, Iamblichos und Iulianos durch, immerhin durchweg soziale Aufsteiger aus den östlichen Provinzen. Im Fall des Priscianos, der durch die tätige Mithilfe des Stadtpräfekten und des magister officiorum Florentios zum Senator und zum quaestor sacri palatii am Hof des Constantius berufen werden sollte, versuchte Libanios sogar, einen direkten Draht zum Kaiser zu bekommen. So schrieb er an Themistios (ep. 62): „In deinem Wunsch, ihn dorthin kommen zu lassen, hast Du dir gesagt: ,Ihn aber einfach auffordern, hierher zu kommen, wäre ungeschickt und rauh. Man muß eine gewisse Kunst dabei anwenden. Welche Kunst? Laß ihn einen Posten in der Umgebung des Kaisers erhalten, dann ist er unser. Denn er wird einen Weg einschlagen, der zum edlen Senat führt. ...' Wenn er nun gleich in die Umgebung des Kaisers aufgenommen wird, wirst Du ihm durch Deine Anwesenheit wesentlich helfen können. Und wenn er durch Deine Vermittlung zum Kaiser gelangt, wirst Du ihm einen Brief geben, der ebenso wirksam sein wird wie Deine Anwesenheit." Dieses Projekt scheiterte zwar, zeigt aber exemplarisch die Bedeutung, welche der höfischen Elite bei der Vermittlung der dignitas senatoria und der Spitzenpositionen bei Hofe zukam. Ein steiler, sozialer Aufstieg führte also einen „kleinen Mann" aus der Provinz wie einen Senator aus bestem Hause über den kaiserlichen Hof, der bei der Statusvergabe ein gewichtiges Wort mitzureden hatte, was in den Quellen nicht selten als eklatanter Mißbrauch angeprangert wird.
50
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Dazu: André Chastagnol, L'évolution de l'ordre sénatorial aux Ule et IVe siècles de notre ère, RH 244, 1970, 305-314, 311: „les concurrents les plus fidèles à l'empereur". Dazu sind grundlegend: Pierre Petit, Les sénateurs de Constantinople dans l'œuvre de Libanius, AC 26, 1957, 347-382 (dt. in: Georgios Fatouros, Tilman Krischer [Hg.], Libanios, Darmstadt 1983, 206-247) und Vogler, Constance (wie Anm. 19) 60ff. Vgl. Mommsen, Ostgothische Studien (wie Anm. 5) 392f. Zur Patronage am Hof des Theodosius: John F. Matthews, The Gallic Supporters of Theodosius, Latomus 30, 1971, 1073-1099. Vgl. Löhken, Ordines (wie Anm. 18) 146f., der treffend schreibt, daß „die personalen Beziehungen das wichtigste Vehikel für die Rekrutierung der Führungsschicht" bildeten. Über die Vermittlung kaiserlicher Gnadengaben durch die männlichen Mitglieder der kaiserlichen Familie, durch amici, Literaten, Lehrer, Ärzte, Ehefrauen und weibliche Verwandte des Kaisers, Freigelassene und Eunuchen: Jens-Uwe Krause, Spätantike Patronatsformen im Westen des Römischen Reiches, München 1987, 11 ff., 50ff., Peter Guyot, Eunuchen als Sklaven und Freigelassene in der griechisch-römischen Antike, Stuttgart 1980, 157ff., Detlef Liebs, Ämterkauf und Ämterpatronage in der Spätantike, ZRG 95, 1978, 158-186 und Migl, Ordnung (wie Anm. 25) 239 f. Vgl. zur nahezu identischen Praxis der Protektion zur Zeit des Prinzipats: Salier, Patronage (wie Anm. 25) 41-78, 44: „Senatorial magistracies at all levels could be secured not only through direct, personal friendship with the emperor, but also through the patronage (or bribery) of those among the emperor's amici and entourage possessing gratia."
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Dirk Schlinkert
Claudius Mamertinus kritisiert diese Praktiken der höfischen Protektion heftig und nimmt mit scharfer Polemik und Diffamierung besonders die Hofeunuchen und Frauen bei Hofe ins Visier. Es geht vor allem um den Zwang, daß selbst vornehmste Adlige um die Personen bei Hofe intensiv werben und sich mit ihnen arrangieren müssen, was am Hof des Constantius nur durch Schmeichelei (adulatio) und Bestechung mit immensen Gaben zu bewerkstelligen gewesen sei. Diese Verhaltensweisen und Kommunikationsformen bei Hofe hätten eine abschreckende Wirkung auf die adligen Senatoren; sie bauten Barrieren zwischen Kaiser und Senatsadel auf, so daß den Senatoren mittlerweile nichts anderes übrig bleibe, als sich vom „schmutzigen" Geschäft der Politik und dem Dienst für den Kaiser zurückzuziehen. 52 Die Entscheidung wider den höfischen Dienst und für eine politische Passivität resultierte also in den Augen des Panegyrikers aus den spezifischen Verhaltensweisen, die am Hof gefordert wurden, Verhaltensweisen, die offenbar mit den ständischen Normen des Senatsadels kollidierten. Wie attraktiv aber mußte eine höfische dignitas sein, damit sich ein vornehmer Senator dazu bereit finden konnte, im sacer comitatus zu dienen? Die politischen Karrieren der quaestores sacri palatii im 4. Jahrhundert unterstreichen die Vermittlungsrolle und Zwischenposition des kaiserlichen Hofes. Sie zeigen darüber hinaus, daß ein Dienst in der höfischen Administration von hoher Anziehungskraft war, weil er beste Möglichkeiten bot, um weiter aufzusteigen in die ehrenvollsten dignitates des spätantiken ordo dignitatum, die jenseits des Hofes lagen: die Stadt- und Reichspräfekturen und,
52
Pan. Lat. 3,19,4—20,4: detur recordari quemadmodum paulo ante honor petitus sit. vix pauci exstiterunt, quorum virtutibus deferretur, cum quidem ipsis Ulis tarda industriae ac probitatis merces veniret. ceteri vero perditissimum quemque ex aulicis frequentabant. uti quispiam per artes turpissimas imperatori acceptissimus videbatur, eum adsiduis obsequiis emerebantur donisque captabant. nec viros quidem, sed mulierculas exambibant. nec feminas tantum, sed spadones quoque, quos quasi a consortio humani generis extorres ab utroque sexu aut naturae origo aut cladis corporis separavit. ita praeclara illa veterum nomina sordidissimum quemque ex cohorte imperatoria et probrosissimum adulabant. ... itaque nullum iam erat bonorum artium Studium, militia labor a nobilissimo quoque pro sordido et inliberali reiciebatur. ... tanto enim quisque vir melior quanto pecuniosor habebatur. iam serviendi miseranda patientia, adsentandi mira calliditas. ministrorum aulae cotidie limino terebantur. ad fores eorum, qui regiis cupiditatibus serviebant (...) temos patriciae gentis viros ferneres an huiusmodi dedecore non imbri, non gelu, non amaritudine ipsius iniuriae deterreri. demissi iactentesque vix capita supra eorum, quos precabantur, genua tollebant. ad postremum honores non iudicio aut benevolentia superorum, sed misericordia merebatur. Vgl. 3,21,4: quisquís, inquam, capere magistratum voles, auri et argenti neglegens esto, nullas hostiatim potentum aedes obitio, nullius pedes, nullius genua com plectitor. Vgl. 3,18,6. 16,3. 31,4f. CTh 6,4,22,3 (373): adulatio als Verhalten, das mit dem Stand eines Senators nicht zu vereinbaren ist. Jul. ep. 27 (Krischer): Gegenbild zur höfischen adulatio. Vgl. Lib. or. l,108f.; 196; 18,133: Protektion durch den Hof. Zum Kastraten am spätantiken Hof: Keith Hopkins, Eunuchs in the Politics of the Later Roman Empire, PCPhS 189, 1963, 62-80 (überarbeitete Version in: ders., Conquerors and Slaves, Cambridge 1978, Bd. 1, 172-196 [„The Political Power of Eunuchs"]), Guyot, Eunuchen (wie Anm. 51) 130-176, Noethlichs, Hofbeamter (wie Anm. 6) 1127-1133, Schlinkert, Hofeunuch (wie Anm. 19), Dieter Simon, Lobpreis des Eunuchen, München 1994 und Helga Schölten, Der Eunuch in Kaisernähe, Frankfurt am Main 1995. Dazu: Dirk Schlinkert, Gnomon 69, 1997 (im Druck).
Kaiser, Senatsadel und höfische
153
Funktionselite
als krönender Abschluß jeder Karriere, der Consulat. 53 So stiegen zwar einige gebürtige Senatoren zum kaiserlichen „Chefjuristen" auf, aber die Mehrzahl der quaestores
im 4. Jahr-
hundert waren wohl Aufsteiger von kurialer oder niedrigerer sozialer Herkunft. 54 Ein wenig anderes Bild ergibt sich, wenn man den Verlauf der politischen Karrieren der comités et magistri officiorum
untersucht: Von den 36 Amtsinhabern, die mit einer gewissen Sicherheit aus
dem 4. Jahrhundert bekannt sind, absolvierte mehr als die Hälfte (19) ihren Aufstieg über eine Position in der höfischen Administration. Die Kaiser rekrutierten ihre Kandidaten zumeist aus den notarli (8) und den comités sacrarum
largitionum
(6), zwei höfische Ämter, die vielleicht
als typisch für die politische Laufbahn der comités et magistri officiorum gelten können. Diese dignitas
war eine Domäne sozialer Aufsteiger, die sich zumeist bei Hofe hoch-
gedient hatten, und ist erst, wie Manfred Clauss im Anschluß an Peter Weiss dargelegt hat, „seit dem Ende des 4. Jahrhunderts für Angehörige der senatorischen Oberschicht akzeptabel geworden." 5 5 Es ist aber zu beachten, daß diese homines novi mit der Übernahme des magisterium
officiorum
oder der höfischen Quaestur ein Ziel erreichten, dessen Stellenwert
keinesfalls zu unterschätzen ist: die Eintrittskarte in den ersten Stand der adligen Senatoren. Dieses Prinzip gilt wahrscheinlich für die gesamte höfische Elite der comités im 4. Jahrhundert.
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consistoriani
So veränderte also bereits die Integration sozialer Aufsteiger, die alles,
Dazu: Weiss, Consistorium (wie Anm. 7) 43 ff., 58 f. und Schlinkert, Haus (wie Anm. 13) 535 ff. Auch die höfischen Positionen des comes sacrarum largitionum und des comes rerum privatarum dienten als Sprungbrett in die Prätorianer- und Stadtpräfekturen. Dazu: Noethlichs, Hofbeamter (wie Anm. 6) 1142f. Vgl. Vogler, Constance (wie Anm. 19) 223f., 235f. Dazu: Harnes, Quaestor (wie Anm. 7) 157, die dargelegt hat, daß mit Ausnahme des Nicomachus Flavianus, der eine „purely Roman senatorial career" absolvierte, alle bekannten quaestores sacri palatii des 4. Jahrhunderts sich aus „provincial clarissimi" rekrutierten, die eine „gemischte Karriere" teils am Hof, teils in der Provinzialverwaltung durchliefen. Die Attraktivität der höfischen quaestura wird darin deutlich, daß, soweit wir wissen, „alle bekannten Quästoren des 4. Jhs. in die Präfekturen aufstiegen" (157). Dazu auch: Weiss, Consistorium (wie Anm. 7) 43ff., der mit Recht betont, daß diese höfische Führungsposition seit Konstantin einen exzeptionellen Stellenwert besaß (44). Dazu: Schlinkert, Haus (wie Anm. 13) 532-538. Über die Aufsteiger in den Senatsadel Konstantinopels, die ihre politische Karriere Constantius II. verdankten, schreibt André Chastagnol (Remarques sur les sénateurs orientaux au IVe siècle, AAAH 24, 1976, 341-356, 345) treffend: „Ces nouveaux sénateurs étaient évidemment des favoris de l'empereur, qui constituaient autour de lui, pour ainsi dire, une assemblée des courtisans." Dazu: Clauss, Magister (wie Anm. 1) 99-107, Zitate S. 103, 107. Vgl. Noethlichs, Hofbeamter (wie Anm. 6) 1122, 1138 und Weiss, Consistorium (wie Anm. 7) 45^49. Dazu: Weiss, Consistorium (wie Anm. 7) 59, der auf Grund der schwierigen Quellenlage vermutet, daß die vier Hofämter „bereits in den letzten Jahren Constantins mit dem Clarissimat verbunden waren." Vgl. 25: „Unter Constantin gab es im consistorium comités ordinis primi und ordinis secundi. Beide Gruppen hatten den Clarissimat." Dazu: Q. A. Symmachus, Reden, hrsg., übers, u. eri. v. Angela Pabst, Darmstadt 1989, 262ff. und André Chastagnol, L'évolution de l'ordre sénatorial au Ule et IVe siècles, RH 244, 1970, 305-314, der über die Herrschaft der ersten Generation nach Konstantin schreibt (311): „Les chefs de bureau d'une part ainsi que les ministres dont ils relevaient depuis Constantin et les comtes du consistoire furent désormais eux aussi des clarissimes." Vgl. ders., Évolution (wie Anm. 30) 272ff. und ders., Classes et ordres dans le Bas-Empire, in: Daniel Roche, Emest Labrousse (Hg.), Ordres et classes, Paris 1973, 49-59, bes. 50ff.
154
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was sie waren, durch die höfische Karriere waren und diese einzig der Gnade des Herrschers verdankten, die personelle Struktur des Senatsadels. Wechseln wir jetzt die Perspektive und betrachten die Gruppe der etablierten Senatoren, die alles, was sie waren, der Geburt in adligem Hause verdankten: Die dignitates
palatinae
begründeten und vergrößerten nun nicht nur die Ehre und das Prestige der homines
novi.
Auch vornehme Herren aus dem Senatsadel engagierten sich vor allem seit Konstantin wieder des öfteren am Hof und zogen offenbar soziales Kapital daraus, dem Kaiser zu folgen. Auch wenn es scheint, daß die gebürtigen Senatoren am Hof eine Minderheit gegenüber den sozialen Aufsteigern blieben, so bleibt der Sachverhalt zu deuten, daß adlige Herren überhaupt den höfischen Dienst suchten und akzeptierten. Erste Indizien für Senatoren im sacer comitatus finden sich bereits in konstantinischer Zeit: Der vir clarissimus C. Caelius Censorinus befand sich vor 314 in kaiserlichen Diensten als comes domini nostri Constantini
ma-
ximi Augusti und verwaltete später die Provinz Campanien. Um 330 war Q. Flavius Maesius Egnatius Lollianus comes intra palatium, wurde kurz darauf comes Orientis und comes ordinis primi unter Constans, bevor er 342 Stadtpräfekt in Rom, 355 Consul und schließlich als Abschluß seiner langen Karriere um 355 von Constantius zum Prätorianerpräfekten in Illyrien ernannt wurde. 57 C. Vettius Cossinius Rufinus, der Stadtpräfekt des Jahres 315 und Consul des folgenden Jahres, ein Mann vornehmer Geburt, gehört als comes
Augustorum
nostrorum zu den Senatoren, die unter zwei Kaisern dienten, Licinius und Konstantin. 58 So auch C. Ceionius Rufius Volusianus, ein Gefolgsmann des Maxentius und später Konstantins, der erste originäre Senator, der die Prätorianerpräfektur führte. Er stammte aus einem der erfolgreichsten und renommiertesten Häuser des Senatsadels und präsentiert sich in einer Inschrift als comes domini nostri Constantini hochadligen Familie (insignis nobilitate prosapia)
et perpetui
semper Augusti. Aus einer
kam ebenfalls L. Aradius Valerius Procu-
lus, der comes ordinis secundi, vor dem Jahr 333 comes ordinis primi und später comes iterum ordinis primi intra palatium
war, bevor er zum Stadtpräfekten und ins ordentliche
Consulat avancierte. Unter Constans oder Constantius diente zudem Vulcacius Rufinus als comes ordinis primi intra consistorium und stieg alsbald zur Präfektur in Italien, im Jahr 347 zum Consulat auf und übernahm anschließend noch zwei weitere Reichspräfekturen im Westen. 5 9 57
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C. Caelius Censorinus: PLRE I, 196. Q. Flavius Maesius Egnatius Lollianus: PLRE I, 512 ff. und Scharf, Comités (wie Anm. 32) lOff. C. Vettius Cossinius Rufinus: PLRE I, 777. Vgl. die Karriere des Senators L. Caesonius Rufinianus Bassus in der Zeit Diokletians und der „Ersten Tetrarchie" (PLRE I, 156f.): Stadtpräfekt 284/5, cos. II 285, comes Augustorum in der Zeit der Herrschaft des Carus und Carinus (283/4) oder wenig später unter Diokletian und Maximian (286/305). Die ersten comités provinciarum, Acacius und Strategius Musonianus, die Konstantin bei den Konflikten um die Besetzung des Bischofsstuhls in Antiocheia um 326 als Nothelfer berief, besaßen das Rangprädikat vir perfectissimus. Eus. ν. C. 3,53,2: Άκάκακιον τον διασημότατον κόμητα και φίλον ήμών. 62,1: των διασημοτάτων κομητών. Acacius, PLRE I, 6. Strategius Musonianus, comes unter Konstantin und Constantius, zweifacher procos, und von 354—8 ppo Orientis; PLRE I, 611 f. C. Ceionius Rufius Volusianus: PLRE I, 976 ff. L. Aradius Valerius Proculus: PLRE I, 747 ff. Dazu: D. M. Novak, Constantine and the Senate, AncSoc 10, 1979, 288f. Vulcacius Rufinus: PLRE I,
Kaiser, Senatsadel und höfische Funktionselite
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Diese Liste der Senatoren, die seit der Herrschaft Konstantins Dienst für den Kaiser im sacer comitatus leisteten, ließe sich sicherlich noch ganz erheblich erweitern. 60 Sie zeigt an, daß die comitiva seit der „Ersten Tetrarchie" und der konstantinischen Herrschaft als sozialer Status auch für Senatoren eine besondere Attraktivität besaß. Noch mehr: Die höfische Ehre diente als ein Instrument in der Hand des Kaisers, um die adligen Herren des Senatorenstandes, Ritter und soziale Aufsteiger in der höfischen Elite des sacer comitatus zu verbinden und in einer gesellschaftlichen Formation zu vereinigen. Jones hat diese Gruppe der comités als „new aristocracy dedicated to the person of the emperor" und als einen dritten Adelsstand („third order of nobility") bezeichnet. 61 Man mag darüber streiten, ob diese Gruppe mit dem Adelsbegriff adäquat zu erfassen ist, zumal es dann unausweichlich wäre,
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782 ff., Vogler, Constance (wie Anm. 19) 118 ff. und Bruno Bleckmann, Constantia, Vetranio und Gallus Caesar, Chiron 24, 1994, 56ff. Auf diesem Feld der Forschung ist noch einiges zu tun. Hilfreich sind der Katalog der comités ordinis primi, den Scharf, Comités (wie Anm. 38) 59 ff. bis zum Jahr 509 rekonstruiert hat, sowie die Liste der „noble comités" von M. T. W. Arnheim, The Senatorial Aristocracy in the Later Roman Empire, Oxford 1972, 221. Peter Weiss, Consistorium (wie Anm. 7) hat seine Arbeit, deren „Anliegen" es war, „Feinarbeit auf einem begrenzten Gebiet zu leisten" (4), auf prosopographischer Grundlage geschrieben. Die Prosopographie der Gefolgsleute des kaiserlichen Rates ist, wenn es auch im Vorwort so angekündigt war, nie erschienen. Gewiß lassen sich noch weitere Beispiele für Senatoren im höfischen Dienst aus dem epigraphischen Material erschließen. Diese Liste ist in jedem Fall zu ergänzen durch eine Untersuchung der historiographischen Quellen, die leider häufig in der sozialen Sprache nicht so präzise sind oder sein wollen wie die Inschriften: C. Caelius Saturninus, ein loyaler Diener Konstantins, der immerhin sieben Posten bei Hofe bekleidet hatte und den traditionellen Titel comes domini nostri Constantini victoris führte, wurde nach 324 mit der adlectio in den Senatsadel belohnt. PLRE I, 806. Fabius Titianus, comes primi ordinis unter Konstantin, cos. 337 und dreifacher Präfekt; PLRE I, 918f. Brittius Praetextatus, comes ordinis primi nach 330; PLRE I, 724. L. Turcius Secundus, comes Augustorum wohl 337/40; PLRE I, 817f. M. Maecius Memmius Furius Baburius Caecilianus Placidus, comes ordinis primi unter Constans, ppo Italiae 342-4, cos. 343 und pur 346-7; PLRE I, 705 f. Fl. Felicianus, comes Orientis 335 und cos. 337; PLRE I, 330f. L. Crepereius Madalianus, comes ordinis secundi vor 341; PLRE I, 530. M. Nummius Albinus, Sohn des Ceionius Volusianus, comes domesticus ordinis primi et consul Ordinarius vor 345; PLRE I, 37. Dazu: Weiss, Consistorium (wie Anm. 7) 27 f. Memmius Vitrasius Orfitus, comes ordinis secundi, comes ordinis primi im Jahr 352/3, item comes intra consistorium ordinis primi, comes ordinis primi iterum intra consistorium nach 354; PLRE I, 651 ff. Vgl. M. Aurelius Nerius Symmachus, der als vir perfectissimus am Hof Konstantins (intra palatium comitatus) diente; PLRE I, 870f. Dazu: Jean-Pierre Callu, La dyarchie constantinide: Les signes d'évolution, in: Michel Christol (Hg.), Institutions, société et vie politique dans l'empire romain au IVe siècle, Paris 1992, 50ff. Jones, Later Roman Empire (wie Anm. 14) 106. So auch: Averil Cameron, Das späte Rom, München 1994, 125. Vgl. Löhken, Ordines (wie Anm. 18) lOOf. Jakob Burckhardt deutete Eus. v. C. 4,1 bereits dahingehend, daß Konstantin über die Differenzierung der Rangordnung eine Entwicklung initiiert habe, die zur Etablierung eines neuen „Erbadels" führte: „Übrigens mußten die Vorrechte der Hofleute, konsequent gehandhabt und erweitert, allmählich einen neuen Erbadel hervorbringen. ... Schon besaß man eine Aristokratie, welche auf erblich werdender Steuerfreiheit beruhte, nämlich die senatorischen Familien; hier ließ sich nun alles dazu an, eine zweite aus Hofleuten (palatini) und höheren Beamten zu schaffen." (Constantin der Große und seine Zeit, München 1982 [erstmals erschienen 1853], 316f.).
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neben dem Senatorenstand und den städtischen Dekurionen, diesen „Honoratioren ohne honor"62, einen dritten Adelsstand in der spätantiken Gesellschaft zu konstruieren. Diese These kollidiert nicht nur mit der Semantik des modernen Begriffs „Adel", sondern auch mit den spätantiken Bildern und Deutungen des Senatsadels: Daß der Stand der adligen Senatoren - der ordo senatorius in den normativen Texten, die nobilitas in den res gestae des Ammianus Marcellinus - die erste Stelle und damit die Schlüsselposition im spätantiken ordo dignitatum an der Seite der Kaiser allein und ohne Konkurrenz besetzte, ist eine Grundvorstellung der politisch-sozialen Ordnung, die alle tradierten Deutungsschemata der sozialen Realität 63 des Senatsadels teilen. Neben oder unter dem Senatsadel ist die Existenz eines Äquivalents für spätantike Autoren undenkbar: Es gab keine Alternative zum Senatsadel als Adelsstand der Spätantike. 64 Diesen Sachverhalt reflektieren auch die politischen Karrieren der comités consistoriani: Das Ziel der sozialen Aufsteiger war die dignitas senatoria, die mit einer dignitas in der höfischen Elite vergeben wurde. Das Ziel adliger Herren des Senatsadels war es, durch die höfische Ehre, die comitiva, die Ehre zu vermehren oder zu beweisen, die sie durch Geburt erhalten hatten. Die Interessen beider Gruppen waren also ausgerichtet auf den Zugewinn von Ehre. Die dignitas eines comes erfüllte diesen Zweck: Zum einen adelte sie den Aufsteiger, zum anderen bestätigte und vermehrte sie den Adel eines gebürtigen Senators. Was beide zudem verband, ist die Strategie, durch einen Dienst bei Hofe die eigenen Chancen auf einen Aufstieg in die Spitzenpositionen des ordo dignitatum erheblich zu verbessern. 65 Die institutionelle Position in der räumlichen und persönlichen Nähe, die sich im Prinzip „dem Kaiser folgen" manifestiert, erscheint so als das primäre Merkmal der comités, der Prestigegewinn durch die comitiva als sekundär. 66
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So Martin, Spätantike (wie Anm. 8) 95. Dazu: Otto Gerhard Oexle, Deutungsschemata der sozialen Wirklichkeit im frühen und hohen Mittelalter. Ein Beitrag zur Geschichte des Wissens, in: Frantisek Graus (Hg.), Mentalitäten im Mittelalter, Sigmaringen 1987, 6 5 - 1 1 7 . Ders., Die funktionale Dreiteilung als Deutungsschema der sozialen Wirklichkeit in der ständischen Gesellschaft des Mittelalters, in: Winfried Schulze (Hg.), Ständische Gesellschaft und Mobilität, München 1988, 19-51. Ders., Die „Wirklichkeit" und das „Wissen". Ein Blick auf das sozialgeschichtliche Œuvre von Georges Duby, HZ 232, 1981, 6 1 - 9 1 . Ders., Tria genera hominum. Zur Geschichte eines Deutungsschemas der sozialen Wirklichkeit in Antike und Mittelalter, in: Lutz Fenske (Hg.), Institutionen, Kultur und Gesellschaft im Mittelalter, Sigmaringen 1984, 4 8 3 - 5 0 0 . Vgl. Fögen, Enteignung (wie Anm. 14) 89 ff. und Schlinkert, Ordo (wie Anm. 2) Kap. II.l. Dazu: Schlinkert, Ordo (wie Anm. 2). Dazu: Vogler, Constance (wie Anm. 19) 219: „La nomination comme comte du consistoire devait seulement apparaître comme un excellent début dans une carrière de très haut fonctionnaire." Vgl. CTh 6,25,1 (416). 7,8,3 (384). CJ 2,12,25 (392). Dazu die treffende Beobachtung von Peter Brown über die Praxis der kaiserlichen Herrschaft nach den Reformen Diokletians und Konstantins: „Der kaiserliche Hof wurde die unmittelbare und allgegenwärtige Quelle der Ehre" (Die Entstehung des christlichen Europa, München 1996, 32). Welche Vorteile zogen denn die Senatoren aus der sozialen Aufwertung durch die valentinianischen Ranggesetze oder durch die Verleihung des Rangprädikats vir illustris? Was gewann ein gebürtiger Senator im Kreis der comités consistoriani, wenn er im Rang über die Proconsuln gestellt wurde?
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Als Alternative zur Deutung der comités als „dritter Adelsstand" 67 soll daher ein sozialwissenschaftlicher Begriff aus der modernen Elitentheorie vorgeschlagen werden, welcher nicht nur hilfreich ist, die Konstitution der höfischen Gruppe präzise zu beschreiben, sondern auch um das Verhältnis zum Senatsadel zu erfassen und zu markieren. Der Elitebegriff, so umstritten und zeitgebunden seine Bestimmung in der sozialwissenschaftlichen Theorie auch immer ist 6 8 - was in gleicher Weise für den Standesbegriff gelten kann 69 - , bietet sich auch deswegen an, weil er ein Deutungsangebot für die soziale Mobilität in vertikaler Richtung bereitstellt, die mit dem Phänomen „ H o f im 4. Jahrhundert verbunden ist: 70 Die
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Sie bekamen nichts, was sie nicht schon durch die Geburt und die Abstammung von einem adligen Vater besaßen. Diese gesetzlichen Maßnahmen erscheinen nur als sinnvoll, wenn man sie (a) mit den sozialen Aufsteigern, die über die höfische militia aufstiegen, und (b) mit dem Bedürfnis nach Differenzierung und präzisen Rangdefinitionen zwischen höfischer Zentrale und Provinzialverwaltung im ordo dignitatum in Beziehung setzt: CTh 6,9,1 (372). 12,1 (399). 13,1 (413). 15,1 (413). Dazu: Löhken, Ordines (wie Anm. 18) 133f., Vittinghoff, Kaiserzeit (wie Anm. 8) 314f. und Rolf Rilinger, Zum kaiserzeitlichen Leistungs- und Rangdenken, in: Atti (wie Anm. 15) 242ff. Vgl. Beat Näf, Senatorisches Standesbewußtsein in spätrömischer Zeit, Freiburg (Schweiz) 1995, 15: „Allerdings könnte man auch in der Schaffung der comitiva in gewissem Sinne die Entstehung eines vom senatorischen Adel unabhängigen Adels sehen. Die comitiva hatte ihre Würde durch die Kaisernähe - die Zugehörigkeit zum Senat war zunächst einmal gleichgültig. Von einem eigenen Adel zu sprechen, wäre nicht angemessen. Die Hofämter wurden auch den Senatoren geöffnet und stiegen bei ihnen recht bald einmal in ihrem Ansehen. Die Unterschiede, welche seit Constantius II. zwischen der im engeren Sinne senatorischen, der ausschließlich bürokratischen Karriere und dem Mischtypus gemacht werden können, beachtete die Rangklassenordnung nicht."
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Dazu treffend: Günther Endruweit, Der Elitebegriff in den Sozialwissenschaften, Zeitschrift für Politik 26, 1979, 30-46, dessen Schlußfolgerungen auch für eine historische Fragstellung gelten: „Es wird also nichts anderes übrig bleiben, als daß man sich für das jeweilige konkrete Forschungsproblem den passendsten Elitebegriff heraussuchen muß. ... So erscheint denn für die meisten sozialwissenschaftlichen Themenstellungen der Funktionselitenansatz als der gegebene. Er knüpft an die nirgendwo bestrittene Tatsache an, daß es einige Menschen gibt, die mehr als andere Einfluß auf die gesellschaftliche Entwicklung haben. Im Gegensatz zu populären, aber eben auch in der Wissenschaft gebrauchten Denk- und Argumentationsstrukturen wird bei ihm nicht mehr oder weniger deutlich unterstellt, daß es immer von vornherein bestimmte Gruppierungen oder Individuen sind, die diese Rolle spielen. Vielmehr verlangt er in jedem Einzelfall deren genaue Feststellung durch Untersuchung der sozialen Prozesse, deren Animatoren dann rückblickend als Elite erkannt werden." Zum forschungsgeschichtlichen Standort des Eliten-Konzepts: Wolfgang Schwentker, Die alte und die neue Aristokratie. Zum Problem von Adel und bürgerlicher Elite in den deutschen Sozialwissenschaften (1900-1930), in: Les noblesses européennes aux XIXe siècle, Rom 1988, 659-684.
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Dazu: Otto Gerhard Oexle, Stand, Klasse, in: Geschichtliche Grundbegriffe 6, 1990, 155-200, bes. 156-160 und Jochen Bleicken, Cicero und die Ritter, Göttingen 1995, 87ff. Dazu: Klaus von Beyme, Elite, Sowjetsystem und demokratische Gesellschaft 2, 1967, 106 und Wolfgang Schluchter, Der Elitebegriff als soziologische Kategorie, Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 15, 1963, 233-256, 240: „Daran wird sichtbar, daß das Eliteproblem eng mit dem Aufstiegsproblem zusammenhängt. Denn die gesellschaftlich vermittelte und ausgeübte Macht wird nicht regellos und zufällig an bestimmte Personen und Personengruppen verteilt, sondern aufgrund bestimmter, der Sozialstruktur immanenter Notwendigkeiten. ... Wird aber die wichtige Funktion der Selektionsvorgänge für die Erhellung des Eliteproblems zugestanden, so folgt dar-
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„Funktionselite" wird in der Elitentheorie definiert als eine soziale Gruppe von Personen, die über ein spezifisches Selektionsverfahren, das vor allem auf dem Leistungsprinzip beruht, in politische Schlüsselfunktionen gelangt sind, welche mit besonderen Privilegien sowie mit Status- und Prestigegewinn verbunden sind. Die Anwendung dieses heuristischen Konzepts auf die comités consistoriani erfaßt zum einen die politisch-soziale Stellung dieser höfischen Gruppe im spätantiken ordo dignitatum, die politische Führungsfunktionen im institutionellen Rahmen des sacrum consistorium einnahm. Zum anderen berücksichtigt dieser Begriff die soziale Struktur dieser höfischen Gruppe, die sich aus zwei Feldern rekrutierte, und zwar aus adligen Senatoren, aber in erster Linie aus sozialen Aufsteigern, die über die höfischen dignitates und Leistungen bei Hofe erst an den Senatsadel als ersten Stand herangeführt wurden. 71 Motivation und Ziel eines Dienstes im sacer comitatus war es, die individuelle Ehre zu vergrößern, also zusätzliches Prestige und Ansehen zu gewinnen. Denn mit dem Schritt in die höfische Funktionselite wurde aus einem ambitionierten und erfolgreichen Aufsteiger ein arrivierter Senator, der wenigstens formal den Statusvorteil egalisiert hatte, den andere Senatoren durch die Gnade der rechten Geburt besaßen. 72 Die vornehmen Herren aus bestem Hause erhielten auf der anderen Seite durch das Prinzip, dem Kaiser zu folgen, seit Konstantin wiederum die Chance, sich politisch zu engagieren, wie es dem adligen Stand entsprach, erhielten die Chance, ihr Prestige durch eine höfische dignitas zu erhöhen und nicht zuletzt die Chance, ihre Aussichten auf die ehrenvollsten Positionen des ordo dignitatum „jenseits des Hofes" deutlich zu verbessern. Die intensivierte Vergabe der comitiva bildete ein integratives Element, um das kaiserliche Gefolge als höfische Funktionselite zu formieren und an die Person des Herrschers zu binden. Es erscheint als ein effizientes Konzept, das eine Antwort auf die Herausforderungen der Krise des 3. Jahrhunderts zu geben wußte und eine relative Stabilität für die kaiserliche Herrschaft im 4. Jahrhundert garantierte. Effizient erscheint es deswegen, weil es vornehme Senatoren und soziale Aufsteiger, die sich für ihren Kaiser engagierten, in der
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aus, daß eine Analyse des Elitephänomens den Einfluß der in der Gesellschaft selbst wirksamen Prinzipien auf Auslese, Machterwerb und Machtausübung reflektieren muß." Vgl. 252: „Eliten sind Aufstiegsgruppen und werden aus Basisgruppen selegiert. Die Selektion erfolgt auf Grund gruppenspezifischer Leistungsqualifikationen. Eliten wirken intentional auf Grund von Besitz an gruppenspezifisch legitimierter Macht." Dazu: Weiss, Consistorium (wie Anm. 7) 28: „Die Einheitlichkeit der Gruppe (sc. der comités consistoriani) ist durch die gleiche Funktion der einzelnen Beamten bestimmt, nicht aber durch eine Gleichheit in der Laufbahn und bis zur Vereinheitlichung der comitiva consistoriana und ihrer Fixierung in der Klasse der spectabiles auch nicht durch einen gleich hohen Rang." Zum Leistungsprinzip (dignitatem merere): Löhken, Ordines (wie Anm. 18) 135 ff. und Schlinkert, Ordo (wie Anm. 2) Kap. V.2. Vgl. Symm. or. 7,4: siquidem dignitas innata felicitatis est, delata virtutum. Eus. v. C. 1,52,1. Amm. 21,16,3. Vittinghoff, Kaiserzeit (wie Anm. 8) 314 bezeichnet die comités als die „Elite des kaiserlichen Funktionärskorps." Vgl. Seeck, Untergang (wie Anm. 5) 313: „Aber indem die Ritterschaft aufhörte, die ,Pflanzschule des Senats' zu bilden, entstand in der Hofdienerschaft eine neue, die an Fruchtbarkeit nichts zu wünschen übrig ließ. Denn wer in den vornehmeren Officia seine Zeit ausgedient hatte, trat damit in den höchsten Stand des Reiches ein."
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höfischen Funktionselite zusammenführte. So gerieten die, die sich bereit gefunden hatten, am Hof zu dienen, in der face-to-face-Situation des Hofes unter die Kontrolle und den direkten Zugriff des Kaisers. Sie erscheinen im sacer comitatus als eine eng verflochtene Gruppe von Helfern und Ratgebern, die eingespannt waren in eine dichte und ritualisierte Kommunikation mit dem Kaiser. Die comitiva schuf also ein Netzwerk sozialer Beziehungen, das jeden Gefolgsmann mit seinem Kaiser verband und sich in der Person des Kaisers konzentrierte, der als freigebiger Wohltäter die Quelle der Ehre seines höfischen Gefolges war. So verband das Prinzip „dem Kaiser folgen" zum einen den Senatsadel mit dem Monarchen in der Funktionselite des kaiserlichen Hofes (sacer comitatus), zum anderen verband es den „allerheiligsten Kaiser", den „Superaristokrat unter Aristokraten", 73 mit dem Stand adliger Senatoren, seinen Standesgenossen, aber potentiell gefährlichsten Konkurrenten.
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So Löhken, Ordines (wie Anm. 18) 56. Vgl. 145 ff.
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Register Die Schlag- und Stichwörter des Sachregisters führen Spezifizierungen wie „höfisch", „kaiserlich" und „spätantik" nur, wenn eine Unterscheidung erforderlich ist. Das Personen- und Ortsregister verzeichnet Personennamen - mit Ausnahme von „Diokletian" und „Konstantin" - in ihrer lateinischen Form. Die Ordnung folgt, wo möglich, der in der PLRE verwendeten. In eckigen Klammern wird auf den Band und die Ordnungsziffer des entsprechenden Eintrages verwiesen.
I. Sachregister Abtreibung 115-118, 125, 127, 129
-
Adel 8, 22, 35, 154, 156 s. Senatoren(stand)
cursus honorum 20, 26
admissio
19, 30, 140 s. Audienz; Kaiser, (forma-
ler/informaler) Zugang; Zeremoniell adoratio (purpurne) adventus
18, 33, 85,139 s. Zeremoniell
17 s. Zeremoniell
Ärzte 125 f. Amtsträger, höfische 9, 87, 94 s. Organisation, höfische Aristokratie 11 s. Senatoren(stand) Audienz 53-57 s. admissio; Kaiser, (formaler/in-
Dienerschaft 23, 27 s. Organisation, höfische dignitas
Ehre 143, 145f„ 148f„ 154-156, 158f. s. Hierarchie Eliten, höfische 9, 147 A. 40, 157f. s. comités (consistoriani) Eunuchen 8,10, 28f„ 34, 51-73, 91,93,130,134, 152 s. cubicularii·, praepositus
schaft, kaiserliche
aula s. Hof, antike Terminologie
consistorium
Bestechung 9 , 4 3 , 1 1 8 , 120, 152 s. Korruption Caesares
comitiva
s. comités
consistorium
Freunde 9, 27,44, 133-135 mit A. 4 , 1 4 4
Gesandtschaften 39, 53 f.
s. Hof, antike Terminologie
comités (consistoriani)
Frauen 107, 121,152 s. Kaiserin
Gabentausch 141
20f., 63, 139
Christen 18 comitatus
Feste 44, 85 Festmähler s. convivium
s. Patronage
Beratung 1 1 3 , 1 3 1 s .
sacri cubiculi
Familie, kaiserliche 9f., 123-125 s. Verwandt-
Augusti 63, 139
beneficium
s. Ehre
domus s. Hof, antike Terminologie
formaler) Zugang; Zeremoniell Aufstieg, sozialer s. Mobilität, soziale
Organisation 29
10f., 34f., 87, 133-159
Gnade s. Gunst Gunst 7, 9 f „ 43, 4 8 f „ 64, 89-91, 93, 96, 102, 122,147 A . 4 0 , 1 5 0 S.Kommunikation, höfische
(consistoriani)
11, 20, 29, 33, 35, 53-56, 5 8 f „ 63,
Hierarchie -
höfische 10f„ 48, 64, 91, 93, 145, 147
-
(traditionelle) gesellschaftliche 48, 64
-
Relation beider 9, 34f., 89,146 A. 37,148,158
cubiculum
-
s. Ehre; ordo dignitatum; Rang(ordnung/klassen)
-
Höflinge 9 2 , 9 4 , 102 s. Hofgesellschaft
87, 105f., 108f., 139f., 142, 147f. s. Beratung convivium cubicularii
9, 24-26, 33f., 43f., 48 30 s. Eunuchen
Palastbezirk 59
176 Hof - Forschung 7 , 1 3 5 - 1 3 7 - antike Terminologie 15f., 29, 138 A. 13 - Hellenismus 9 -
frühe Kaiserzeit 107
-
tetrarchische Zeit 143 Byzanz 35-39
-
spätere europäische Geschichte 9 innerer/äußerer 29, 31
-
enger/weiter 9, 51 f., 77, 87, 89, 101 politische Funktion 8 f „ 42f., 81, 104, 134f„ 137, 140
-
Gefahr für den Kaiser 10, 150 soziale Funktion 10f., 45, 81, 137 Repräsentationsfunktion 9, 3 0 , 4 8
-
Nachleben 46 f.
Hofämter 7 , 1 1 , 2 7 - 3 3 , 8 2 s. Organisation, höfische Hofbeamte 107 s. Organisation, höfische Hofgesellschaft 27-33, 39, 103 s. Amtsträger, höfische; comités (consistoriani); Eliten, höfische; Eunuchen; Familie, kaiserliche; Freunde; Höflinge; Hofbeamte; Kaiser, engste Umgebung; Kamarilla; palatini·, proximi Hofkritik 7, 11 homines novi s. Mobilität, soziale honor s. Ehre illustres 69, 149 Intrige 7, 10, 60, 92, 104, 107, 121, 131 s. Kommunikation, höfische Kaiser - Allgemeines 11, 16-21, 40f., 47, 59f„ 80, 133, 142, 159 -
(formaler/informaler) Zugang 53-60, 85, 95, 107, 140f. s. admissio; Audienz - engste Umgebung 9-11, 88 f., 95 f., 102, 106, 150 s. proximi - s. Nachfolgeregelung, kaiserliche Kaiserin 1 0 , 2 3 , 6 3 , 1 0 3 - 1 3 1 Kaisertum s. Kaiser Kamarilla 104, 112 s. Hofgesellschaft Kastration 66, 69 Kleriker 39, 55 Kommunikation, höfische 9, 11, 90, 152, 159 s. Gunst; Intrige; Opportunismus; Schmeichelei
Sachregister Konkubinen 123 Konkurrenz 11,92, 102, 121-125, 147, 151, 159 s. Rivalität Konsulat 94, 153 Kontrazeption 126, 129 Korruption 60, 149 s. Bestechung Leibwache 30 s. scholae
palatinae
Leistung 64 magister officiorum 30-33, 53-55, 79 f., 87, 153 Mobilität, soziale 48, 136 f., 151, 153, 157f. Mord 61 f., 100, 117 s. Vergiftung Nachfolgeregelung, kaiserliche 124 f. Opportunismus 48 s. Kommunikation, höfische ordo dignitatum 149, 152, 158 s. Hierarchie Organisation, höfische 7, 87, 93, 102 s. Amtsträger, höfische; Dienerschaft; Hofämter; Hofbeamte; Palastfunktionäre; palatini·, Verwaltung Paläste 9, 20, 22-27 s. Residenzen Palastfunktionäre 29-31 s. Organisation, höfische palatini 29 s. Organisation, höfische palatium s. Hof, antike Terminologie; Paläste Parteiungen 92,99, 123, 131 Patronage 10, 71, 109-114, 131, 133, 150-152 s. suffragium Philosophen 93, 96, 133 praefectuspraetorio 10, 20f., 27, 75-102 praefectus urbi 26 f., 87 praepositus sacri cubiculi 10, 23 Α. 61, 29f., 33, 51-73, 87,91, 107f„ 134 Protektion s. Patronage proximi 10, 88-93, 102, 106 s. Kaiser, engste Umgebung Rang(ordnung/klassen) 9-11, 20, 33-35, 65, 82 s. Hierarchie Rat s. consistorium Residenzen 14f. s. Paläste Rivalität 7, 10, 124, 150 s. Konkurrenz salutatio 18 Schmeichelei 7, 9, 48, 90, 134, 152 s. Kommunikation, höfische
Personen- und scholaepalatinae
177
Ortsregister 24, 30f., 79f. s. Leibwache
Senat 19f„ 99, 143 Senatoren(stand) 8, 22, 2 5 f „ 35, 133-159 s.
Verwaltung - Allgemeines 7, 81 -
Palast 9
Adel; Aristokratie silentiarii 30 Sklaven 29, 34, 69 Stadtverwaltung (Konstantinopel) 33
- Zentrale 2 9 , 4 8 - Reich 9 , 2 5 , 2 9 , 3 1 , 1 4 5 - s. Organisation, höfische Verwandtschaft, kaiserliche 9, 27, 134 s. Familie,
suffiragium 1 lOf. s. Patronage
kaiserliche Volk (Konstantinopel) 17, 22, 26,43, 54
Thron 40 f. Titel 3 5 , 6 6 Usurpation 71, 91, 104, 125 Vergiftung 120-122 s. Mord
Zeremoniell 7-9, 11, 14, 17, 20, 23, 25, 27, 33, 4 0 - 4 2 , 48, 54f., 57 s. admissio; adoratio (purpuraeadventus\ Audienz
II. Personen- und Ortsregister Aachen 46 A. 163 Ablabius [1,4] (Prätorianerpräfekt) 77 A. 14; 80; 83 A. 51; 84 A. 65, 69; 86 A. 82; 87; 88 mit A. 90-91, 94; 89; 92; 93 A. 133, 135; 95 A. 149; 96 m i t A . 156; 100 A. 191 Acacius [1,4] (comes) 154 Α. 58 Acindynus [1,2] (Prätorianerpräfekt) 77 Α. 14; 83 Α. 52; 88 Α. 90 Aelia Eudocia s. Eudocia Africa 21 mit Α. 48; 82 Α. 47 Africanus [1,2] (consularis Pannoniae H) 125 A. 132 Agilo [I] (magister peditum) 91 A. 115 Agrippa (Freund des Augustus) 103 A. 1 Agrippina Maior 124; 125 A. 129 Agrippina Minor 108; 109 Α. 36; 121; 125 Α. 129 Alaricus [II, 1 ] (magister utriusque militiae) 99 Α. 176 Albinus [1,13] (Konsul) 155 A. 60 Alexander Severus (Kaiser) 42 A. 140; 123 Ambrosius (Bischof) 52; 54 mit A. 16; 55 f.; 57 A. 3 1 , 3 5 - 3 6 ; 58 m i t A . 37; 59 Ammianus Marcellinus s. Marcellinus Anastasia [1,1] (Schwester Konstantins) 127 A. 145 Anastasia [111,2] (Kaiserin) 123 Anastasius I. [11,4] (Kaiser) 17 A. 21; 43 A. 145 Anicia Iuliana s. Iuliana Anthemius [11,3] (Kaiser) 17 A. 20
Anthimius (Patriarch) 23 A. 63 Antiochia 14; 62 Α. 70; 67 Α. 109; 83 mit Α. 52-54; 84; 85 Α. 72; 86; 87 Α. 86; 90; 94 Α. 137; 101; 119 Α. 93; 147 Α. 39; 154 Α. 58 Antiochus [1,10] (proconsul Achaiae) 98 Α. 170 Antonia Minor 111 Α. 53 Aquileia 14 Araxius [I] (Prätorianerpräfekt) 77 Α. 14; 83 Α. 53; 85 Α. 71; 91 Α. 115 Arbitio [I] (magister equitum) 110 Α. 43 Arcadius [1,5] (Kaiser) 19 Α. 38; 83 Α. 56; 85 Α. 77; 91 Α. 118; 93 Α. 134-135; 94 Α. 142; 96; 97 mit Α. 164, 166, 168-169; 98 mit Α. 175; 99; 100 mit Α. 183; 101 Α. 194; 133f. Ariadne [II] (Kaiserin) 61 f. Arius (Freund des Augustus) 103 Α. 1 Arles 14; 21; 46 mit Α. 163 Arta 47 Aspar [II] (magister utriusque militiae) 61; 62 mit A. 67 Athenais s. Eudocia Attila [II] (Hunnenkönig) 63 Augustus 17 Α. 20; 22 mit Α. 54; 31; 78; 103 m i t A . 1; 126 Α. 141 Aurelianus [1,3] (Prätorianerpräfekt) 133 Ausonius [1,7] (Dichter, Konsul) 137 Autun 14 A. 6 Auxonius [1,1] (Prätorianerpräfekt) 77 A. 14; 83 A. 53; 84 m i t A . 70; 89 A. 100
178 Barbatio [I] (magister peditum) Basiliscus [11,2] 71
Register 113 A. 67
Basilius (von Caesarea) 36; 90; 116 Bassus [1,18] (Stadtpräfekt von Rom) 154 A. 58 Bauto [I] (magister militum) 99 Beirut 46 mit A. 162 Byzanz 18; 22; 35 (s. auch Konstantinopel) Caesarius [1,7] (Prätorianerpräfekt) 99 Α. 177 Caracalla 22 Α. 54; 121 Α. 106 Censorinus [1,2] (consularis Campaniae)
144 A.
33; 154 China 72, 124 Claudianus [11,5] (Dichter) 68; 69 A. 120; 70; 112 A. 61 Claudius I. (Kaiser) 31; 126 A. 141 Claudius Mamertinus s. Mamertinus Clearchus [1,1] (Stadtpräfekt von Konstantinopel) 92 A. 121; 95 A. 150 Clematius [1,1] (Statthalter in Palaestina) 111 Cleopatra 106 A. 15 Commodus 16 A. 13; 43 A. 146 Constans [1,3] (Kaiser) 34 A. 111; 96; 154 Constantia [1,1] (Schwester Konstantins I.) 127 Α. 145 Constantina [1,2] (Tochter Konstantins I.) 111 ; 124; 127; 130 Constantinus [11,8] (Prätorianerpräfekt) 86 Α. 82 Constantinus II. [1,3] (Kaiser) 34 Α. 111 Constantinus VII. (Kaiser) 39 Constantinus VIII. (Kaiser) 25 Constantius [1,5] (Prätorianerpräfekt) 77 A. 14; 83 A. 50; 85 A. 71; 88 A. 90 Constantius [1,7] (Halbbruder Konstantins) 114 A. 70 Constantius II. [1,8] (Kaiser) 25; 26 A. 73; 34 A. 111; 45; 62 A. 72; 66; 67 A. 109; 68; 70 mit A. 134; 72 mit A. 149; 83; 91; 92 A. 122; 96; 104; 106 A. 13; 110 A. 41; 112; 113 A. 67; 114 mit A. 70; 115; 118 mit A. 88; 119 mit A. 90, 93; 120; 122; 123 mit A. 122; 125; 128 A. 151; 130; 134; 138 A. 13; 139 A. 19; 141 A. 23; 144; 147 mit A. 39; 148 mit A. 43; 150 A. 48; 151 f.; 153 A. 54; 154 mit A. 58; 157 A . 6 7 Constantius Chlorus [1,12] (Kaiser) 123; 143 A. 27
Constantius Gallus [1,4] (Caesar) 20; 21 A. 49; 62 A. 72; 83 A. 54; 85 A. 72; 87 A. 86; 104; 113; 114 A. 70; 129 A. 156; 138 A. 13 Cosmas [11,2] (cubicularius) 30 A. 90 Cynegius [1,3] (Prätorianerpräfekt) 77 A. 14; 83 mit A. 53, 56-57; 84 mit A. 65, 69; 87; 88 A. 90-92; 90 A. 108; 95 A. 147, 149 Cyrillus (von Alexandrien) 67 Darius (Perserkönig) 59 A. 45 Datianus [1,1] (patricius) 95 A. 150 Decentius [1,1] (magister officiorum) 95 A. 150 Diokletian 14; 18f.; 42 A. 140; 78; 136f.; 138 mit A. 13-14; 144; 154 A. 58 Dolabella (proconsul) 121 Α. 105 Domitia Longina (Kaiserin) 108; 111 A. 53 Domitianus [1,3] (Prätorianerpräfekt) 77 A. 14; 83 mit A. 52, 54; 87 A. 86 Drusus (Sohn Tiberius'I.) 122; 124 Drys 98 A. 171 Elpidius s. Helpidius Epinicius [II] (domesticus A. 64
der Verina) 61 mit
Euagrius [1,6] (Statthalter) 95 A. 150 Euanthius [1,3] (palatinus) 95 A. 150 Eucherius [1,2] (Onkel Theodosius' I.) 96 A. 160 Eudocia [11,2] (Frau Theodosius' II.) 23 A. 61; 72; 111; 123 Eudoxia [11,1] (Frau des Arcadius) 99 mit A. 181; 128 A. 149 Eudoxius (Bischof) 90 Eugenius [1,4] (cubicularius) 71 Eugenius [1,5] (magister officiorum) 147 A. 42 Eugenius [1,6] (Usurpator) 96 Eugenius [II. 1 ] (procurator) 63 Eusebia [I] (Frau Constantius' II.) 10; 104-107; 109-111; 112 mit A. 59-60; 113; 114 mit A. 69; 115; 117; 118 mit A. 87; 119 mit A. 88; 120 mit A. 102; 122-127; 128 mit A. 151; 129 mit A. 158; 130 Eusebius (Kirchenhistoriker) 66 A. 101; 146 Eusebius [1,11] (praepositus sacri cubiculi) 62 Α. 72; 66; 68; 72; 91; 107; 108 Α. 30; 141 Α. 23 Eusebius [1,39] (magister utriusque militiae) 114 Α. 70; 147 Α. 41
Personen- und
Ortsregister
179
Euthalius [1,2] (praefectus Augustalis)
99 A. 182
Eutropius [1,2] (Historiker) 40 A. 128 Eutropius [11,1] (praepositus
sacri cubiculi)
66;
94 Α. 142; 99; 101 Α. 194; 108 Α. 30; 134 mit Α. 2
Faustina [I] (Frau Constantius' II.) 119 Felicianus [1,5] (comes Orientis) 155 A. 60 Flacilla [I] (Frau Theodosius' I.) 23 A. 60; 111; 127 A. 145 Flavianus [1,15] 153A. 54
(Prätorianerpräfekt,
Konsul)
Florentius [1,3] (magister officiar am) 151 Florentius [1,5] (Prätorianerpräfekt für Gallien) 84 A. 63 Florentius [1,10] (Prätorianerpräfekt für Illyricum) 141 A. 23 Florus [1,1] (Prätorianerpräfekt) 77 A. 14; 83 A. 50; 85 A. 71; 92 A. 123 Gainas [I] (magister utriusque militiae) 100 Galerius Maximianus s. Maximianus [1,9] Galla Placidia s. Placidia Gallien 14 A. 6; 84 A. 63; 112; 113 mit A. 67; 115; 118 mit A. 87-88; 119 mit A. 91; 120 A. 96; 123; 131 A. 162; 136f. Gallus s. Constantius Gallus Geisericus [II] (Vandalenkönig) 122 A. 112 Germanicus (Neffe Tiberius' I.) 124 Gerontius [1,2] (praefectus Aegypti) 95 A. 150 Gerontius [1,6] (Militärbefehlshaber in Achaia) 98 A. 170; 99 A. 176 Geta (Kaiser) 22 A. 54 Gratianus [1,2] (Kaiser) 54; 55 A. 23; 57 A. 35; 58; 65; 88 A. 90 Gratissimus [II] (praepositus sacri cubiculi) 67 Α. 108 Gregorius Magnus (Kirchenvater) 47 mit A. 166
Helpidius [1,4] (Prätorianerpräfekt) 77 A. 14; 83 A. 52; 84 mit A. 70; 87; 88 mit A. 90; 120 mit A. 96 Heraclianus [1,1] (magister officiorum) 79 Hermogenes [1,3 + 9] (Prätorianerpräfekt) 77 A. 14; 83 mit A. 52 Honoria [II] (Schwester Valentinianus' III.) 63 Honorius [1,3] (Kaiser) 19 A. 38; 71 A. 136; 107 Hyacinthus [11,2] (Eunuch) 63 Illus [11,1] (magister utriusque militiae,
patricius)
61 mit A. 65; 62 mit A. 70 Iovianus [1,3] (Kaiser) 95 A. 148; 110; 121 A. 106; 138 A. 13 Iovinus [1,1] (comes sacrarum largitionum) 95 A. 150 Iulia (Tochter des Augustus) 111 Α. 53 Iulia Mamaea (Kaiserin) 123 Iuliana [11,3] (Tochter des Olybrius) 122 Α. 112 Iulianus [1,29] (Kaiser) 17 A. 20; 20 mit A. 47; 25; 26 A. 71; 45; 57 A. 31; 79 A. 24; 83 A. 52; 84 mit A. 63; 85 A. 72; 90; 93 A. 136; 95 A. 148; 105; 106 mit A. 13; 107; 110 A. 41, 44; 111 f.; 113 mit A. 67; 114; 118 mit A. 88; 119 mit A. 91; 120 mit A. 98, 102; 122f.; 130; 131 A. 162; 135 A. 4; 136; 139 A. 19; 141 A. 23,25 Iulianus [1,35] (Prätorianerpräfekt) 77 A. 14; 83 A. 50; 85 A. 71 Iulius I. (Papst) 46 A. 164 Iustina [I] (Frau Valentinianus' I.) 58 Iustinianus I. [11,7] (Kaiser) 9; 13; 18 mit A. 26; 19f.; 21 A. 48; 23-25; 27 A. 77; 28 mit A. 81; 29; 35f.; 42; 46; 48f.; 97; 116 A. 75; 126 A. 141 Iustinus II. [111,5] (Kaiser) 36; 123; 127 A. 141 Jannina 47
Hadrianus (Kaiser) 112 A. 61; 121 A. 106 Hebdomon 100
Jerusalem 23 A. 61
Helena [1,3] (Mutter Konstantins I.) 23 A. 57, 60; 123 Helena [1,2] (Frau des Iulianus) 112; 115; 117; 118 mit A. 88; 119f.; 121 A. 102; 122-125; 126 mit A. 140; 128 mit A. 151; 129 mit A. 158; 130
Köln 14 A. 6 Konstantin I. 10; 13; 17 A. 20; 18-20; 23; 24 mit A. 64, 66; 25; 32 A. 100; 34 mit Α. 110-111; 35 A. 116; 42 A. 140; 45 A. 157; 78 mit A. 19; 79 mit A. 24, 27; 80 mit A. 32; 81 mit A. 38; 82f.; 85 A. 76; 89; 92; 96 mit A. 156;
180 123f.; 137; 138 Α. 13; 142 Α. 25; 144; 145 Α. 35; 146; 147 Α. 39, 41; 148; 153 Α. 54, 56; 154 mit Α. 58; 155 mit Α. 60; 158 Konstantinopel 13 mit Α. 1, 8; 15; 16 mit Α. 14; 17 mit Α. 20; 19 Α. 36; 20 Α. 40; 21 f.; 23 Α. 61; 26 mit Α. 71; 27 mit Α. 75; 28; 33; 37; 39 mit Α. 128; 44f.; 46 mit Α. 163; 47 mit Α. 168; 48f.; 67 Α. 109; 78 Α. 19; 82; 83 mit Α. 55-56; 84; 85 Α. 72; 86 mit Α. 82; 90; 92 mit Α. 120; 93 Α. 135; 94 Α. 137; 95 Α. 150; 99 Α. 177; 100-102; 105 Α. 7; 108; 119 mit Α. 90, 93; 133; 151; 153 Α. 54 Latinus [I] (comes domesticorum) 91 Α. 115 Lauricius [II] (praepositus sacri cubiculi) 67 Α. 108; 71 Α. 136 Leo I. [11,6] (Kaiser) 17 Α. 21; 28 Α. 80-81; 29; 30 mit Α. 90; 39; 61; 62 mit Α. 67; 86 Α. 82 Leo II. [11,7] (Kaiser) 126 Α. 141 Leo VI. (Kaiser) 36 Leontius (Bischof von Antiochia) 67 Α. 109 Leontius [1,20] (Prätorianerpräfekt) 77 A. 14; 83 A. 52; 85 A. 71; 88 A. 90 Libanius [1,1] (Rhetor) 45; 151 Licinius [1,3] (Kaiser) 78 f.; 85 A. 76; 138 A. 13; 144;154 Livia (Kaiserin) 109 A. 36; 110 A. 46; 111 A. 53; 121; 126 A. 141; 130 A. 161 Livilla 122; 124; 125 A. 129 Lollianus [1,5] (Prätorianerpräfekt) 145 A. 34; 154 London 14 A . 6 Lucianus [1,6] (comes Orientis) 90; 99 A. 177 Lucusta (Giftmischerin) 122 Macedonius (Patriarch) 67 A. 109 Madalianus [I] (comes ordinis primi, proconsul Africae) 155 Α. 60 Magnentius [I] (Usurpator) 84; 91 mit A. 115; 125 A. 132 Magnus Maximus s. Maximus (Usurpator) Mailand 14; 21; 54; 58 A. 37; 105 A. 7; 107; 131 A. 162 Maiorinus [1,1] (Prätorianerpräfekt) 77 A. 14; 83 A. 52; 85 A . 7 1 Mamertinus [1,2] (Prätorianerpräfekt) 141 A. 25; 142 A. 26; 150; 152
Register Marcellinus [1,13] (Historiker) 29 A. 85; 40 A. 128; 56 A. 30; 57 A. 31; 104; 105 mit A. 9-10; 106 mit A. 11, 13, 15; 107; 109-112; 113 mit A. 67; 114f.; 117 mit A. 83; 118f.; 120 mit A. 97-98; 122-125; 130; 131 mit A. 162; 134; 135 m i t A . 3; 156 Marciana (Schwester des Traianus) 122 Marcianus [11,8] (Kaiser) 126 A. 141 Marcus Aurelius (Kaiser) 103; 126 A. 141 Maria [11,1] (Frau des Honorius) 127 Martinianus [1,2] (magister officiorum, Caesar) 79 Matidia (Urenkelin des Traianus) 111 A. 53 Mauricius [111,4] (Kaiser) 126 A. 141 Maxentius [1,5] (Kaiser) 154 Maximianus [1,8] (Kaiser) 154 A. 58 Maximianus [1,9] (Kaiser) 18 A. 29; 138 A. 13 Maximinus [1,7] (Prätorianerpräfekt) 64 A. 87; 110A. 44 Maximus [1,39] (Usurpator) 54; 55 mit A. 23; 56; 57 mit A. 35; 58 mit A. 37; 59 Maximus (Prätorianerpräfekt) 77 A. 14; 80 A. 33; 83 A. 50; 85 A . 7 1 Melania die Jüngere (Asketin) 111 Messalina (Kaiserin) 125 A. 129 Michael [11,1] (cubicularius) 30 A. 90 Minervina (Konkubine) 127 A. 145 Mistras 47 Modestus A. 53; A. 88; mit A. 149
[1,2] (Prätorianerpräfekt) 77 A. 14; 83 84 mit A. 69-70; 86 A. 82; 87 mit 88 mit A. 90-92; 90 mit A. 102; 91 113; 92 mit A. 122, 126; 95 A. 146,
Musonianus [I] (Prätorianerpräfekt) 77 A. 14; 83 m i t A . 52; 88 A. 91; 154 A. 58 Naissus 14 A. 6; 139 A. 19 Nebridius [1,1] (Prätorianerpräfekt) 77 A. 14; 83 m i t A . 53, 55; 91 A. 114 Neoterius [I] (Prätorianerpräfekt) 58 A. 38; 69 A. 126; 77 A. 14; 83 A. 50; 90 A. 108 Nepotanius [1,5] (Usurpator) 125 A. 132 Nero (Kaiser) 68 A. 112; 121 A. 106; 127; 128 A. 147 Nicephorus II. Phocas (Kaiser) 16 A. 14; 39 Nicomedia 14, 83
Personen- und Ortsregister Octavianus s. Augustus Olybrius [1,3] (Prätorianerpräfekt) 77 Α. 14; 83 Α. 50; 85 Α. 71; 88 Α. 90; 94 Α. 140 Olybrius [11,6] (Kaiser) 122 Α. 112 Olympias [1,1] (Tochter des Ablabius) 96 mit A. 158 Orfitus [1,3] (Stadtpräfekt von Rom) 146 A. 38; 155 A. 60 Orígenes (Theologe) 66 mit A. 101 Orígenes [III] (Senator) 23 A. 60 Orosius [II] (Historiker) 56 Palmyra 14 Α. 6 Paulus (Jurist) 116 Paulus [11,25] (Sklave des Zeno) 61 Pescennius Niger (Kaiser) 15 A. 9 Petronius [1,3] (Schwiegervater des Valens) 83 A. 55; 91A. 114; 92A. 119 Philippus [1,7] (Prätorianerpräfekt) 77 A. 14; 83 A. 52, 57; 84 mit A. 70; 87; 88 mit A. 90-91, 93; 91 mit A. 112, 115; 92 mit A. 122, 126; 93 A. 132; 95 A. 149 Placidia [11,4] (Kaiserin) 23 A. 61; 39 Placidus [1,2] (Prätorianerpräfekt, Stadtpräfekt von Konstantinopel) 155 A. 60 Plotina (Kaiserin) 112 A. 61; 122 Polycles [I] (Statthalter von Phoenice) 120 Pompeianus (Vertrauter und Schwiegersohn des Marcus Aurelius) 16 A. 13 Poppaea (Kaiserin) 121 A. 106; 127 Postumianus [1,2] (Prätorianerpräfekt) 77 A. 14; 83 A. 53 Postumus (Kaiser) 18 A. 29 Praetextatus [1,1] (Prätorianerpräfekt) 58 A. 38 Praetextatus [1,2] (comes primi ordinis) 155 Α. 60 Priscianus [1,1] (Statthalter von Palaestina) 151 Probatius [1,2] (Eunuch) 61 A. 59 Probus [1,5] (Prätorianerpräfekt) 90 A. 108; 135 A. 3 Procopius [1,4] (Usurpator) 71; 83 A. 55; 84; 91 A. 115; 106 A. 13; 110A. 39,43 Proculus [1,6] (Stadtpräfekt von Konstantinopel) 92A. 120; 93A. 135; 9 9 A . 1 7 7 Proculus [1,11] (comes ordinis primi, Stadtpräfekt von Rom) 154
181 Promotus [I] (magister militum) 99 A. 176 Pulcheria [II] (Kaiserin) 72; 108; 111; 123; 126 A. 141 Ravenna 14 mit A. 6, 8; 21; 23 A. 61; 27 A. 79; 45 f.; 71 A. 136 Remigius [I] (magister officiorum) 60 A. 57 Rhodanus [I] (praepositus sacri cubiculi) 61 Α. 59 Rom 14; 16 Α. 13; 17; 19 mit Α. 36; 21; 26; 39 Α. 128; 45 Α. 157; 46 mit Α. 163, 165; 117; 119; 125; 131 Α. 162; 154 Romanus [1,3] (comes Africae) 60 Α. 57 Romanus III. (Kaiser) 128 Α. 149 Rufinus [1,11] (comes Orientis) 95 Α. 150 Rufinus [1,15] (Stadtpräfekt von Rom, Konsul) 145 A. 34; 154 Rufinus [1,18] (Prätorianerpräfekt für Oriens, Konsul) 77 A. 14; 83 mit A. 53; 84 A. 69; 85 A. 77; 86 A. 82; 88 mit A. 90-94; 90; 91 A. 118; 92 mit A. 120, 123; 93 A. 130, 134-135; 95 A. 149; 96 mit A. 159-160; 97 mit A. 164, 166, 168-169; 98 mit A. 170175; 99 mit A. 176-178, 181; 100 mit A. 183, 185, 187-188, 190, 193; 101 mit A. 194 Rufinus [1,25] (Prätorianerpräfekt für Italien) 154 Sallustia Orbinia (Frau des Alexander Severus) 123 Sapor III. (Perserkönig) 58 A. 38 Satuminus [1,9] (Prätorianerpräfekt) 145 A. 33; 155 A. 60 Secundus [1,6] (corrector Flaminiae et Piceni) 155 Α. 60 Secundus Salutius [1,3] (Prätorianerpräfekt) 77 A. 14; 83 A. 52-53; 84 mit A. 69-70; 85 A. 72-73; 86 A. 82; 87; 88 mit A. 90-93; 90 mit A. 102, 106; 91 A. 113; 92 mit A. 119, 121, 127; 93 A. 136; 95 A. 146, 148-150; 135 A. 4; 147; 148 A. 43 Semiramis (Königin von Babylon) 106 A. 15 Seneca (Philosoph) 109 A. 36; 114 A. 68; 121 A. 106 Serdica 14 A. 6 Serena [I] (Frau Stilichos) 99; 111; 112 A. 61; 127 A. 146
182 Serenianus [1,2] (comes domesticorum) 110 Severus von Antiochia (Patriarch) 23 A. 63 Silvanus [1,2] (Usurpator) 125 A. 132 Sirmium 14; 21; 119 mit A. 90 Siscia 14 A. 6 Sopater [1,1] (Philosoph) 89; 92; 96 Sophia [111,1] (Kaiserin) 123 mit Α. 119; 126 Α. 141 Spalato 14 Α. 6 Sporus (Eunuch unter Nero) 68 A. 112 Stilicho [I] (magister militum) 98 mit A. 173, 175; 99 mit A. 176; 100 mit A. 187; 101 Symmachus [1,5] (perfectissimus) 155 A. 60 Symmachus [1,4] (Stadtpräfekt von Rom, Konsul) 146 A. 38; 148 Synesius von Kyrene [11,1] 133-135 Tatianus [1,5] (Prätorianerpräfekt) 77 A. 14; 83 mit A. 53, 56; 84 A. 69; 86 A. 82; 88 mit A. 90-91; 92 mit A. 120; 93 A. 131, 135; 9 4 A . 138 Taurus [1,3] (Prätorianerpräfekt) 141 A. 23; 148 A. 43 Thalassius [1,1] (Prätorianerpräfekt) 77 A. 14; 83 mit A. 52, 54; 85 A. 72; 91 A. 115; 135 A. 3 Themistius [1,1] (Philosoph, Stadtpräfekt von Konstantinopel) 45; 151 Theodericus [11,7] (Ostgotenkönig) 14 A. 8; 39; 45; 46 mit A. 163; 122 Theodericus Strabo [11,5] (magister utriusque militiae) 61; 62 mit A. 69 Theodora [1,1] (Frau des Constantius Chlorus) 123 Theodora [111,1] (Frau Iustinianus' I., Kaiserin) 20; 23 mit A. 63; 108; 112 mit A. 62; 122; 127 A. 141 Theodosius (Patriarch von Alexandria) 23 A. 63 Theodosius I. [1,4] (Kaiser) 15; 17; 47; 55 A. 23; 57 A. 36; 58 mit A. 38; 59 A. 41; 65; 81 A. 37; 83 mit A. 56; 84; 87 A. 82; 88 A. 90; 89 A. 98; 90; 92 A. 120; 95 A. 147; 96 mit A. 160; 97 mit A. 164, 168; 98 A. 171; 99; 100 A. 187; 101 mit A. 194; 136; 142A. 25; 151A. 51 Theodosius II. [11,6] (Kaiser) 14; 18 A. 31;
Register 22 A. 56; 23; 25; 34; 45; 72; 87 A. 83; 108; 123; 126A. 141 Theodosius III. [111,13] (Kaiser) 126 A. 141 Thessaloniki 14; 21; 47; 57 A. 36 Tiberius I. (Kaiser) 130 A. 161 Tiberius II. [111,1] (Kaiser) 123 Timasius [I] (magister utriusque militiae) 99 A. 176 Titianus [1,6] (Stadtpräfekt von Rom, Prätorianerpräfekt) 155 A. 60 Tomyris (Königin der Massageten) 106 A. 15 Traianus (Kaiser) 112 A. 61; 122 Trapezunt 47 Trier 14 mit A. 6; 21; 46 mit A. 163; 49 mit A. 173; 54—56; 58 A. 37; 137 Urbicius [11,1] (praepositus sacri cubiculi) 61 mit Α. 64; 62; 67 Α. 108; 71 Urgulania (Freundin der Livia) 110 Α. 46 Ursicinus [1,2] (magister equitum, magister peditum) 106; 131 A. 162; 145 A. 36 Valens [1,8] (Kaiser) 45; 83 mit A. 53; 86 A. 82; 89 A. 100; 90 mit A. 107; 91 A. 114-115; 9 2 A . 119, 121-122; 106A. 13; 138A. 13 Valentinianus I. [1,7] (Kaiser) 11; 95 A. 148; 106 A. 13; 110 A. 44; 135 A. 3; 136; 138A. 13 Valentinianus II. [1,8] (Kaiser) 54 mit A. 16; 55 A. 23; 56; 58 mit A. 38; 136 Valentinianus III. [11,4] (Kaiser) 14 A. 8; 23 A. 61; 27 A. 79; 63 Verina [II] (Kaiserin) 61 f. Vespasianus (Kaiser) 126 A. 141 Vetranio [1,1] (Usurpator) 125 A. 132 Vibia Sabina (Nichte des Traianus) 111 A. 53; 112A. 61 Victorinus [1,5] (Freund des Prätorianerpräfekten Maximinus) 110 A. 42 Vienne 14 Α. 6; 84 Α. 63 Vigilius (Papst) 39 mit Α. 128 Volusianus [1,4] (Stadtpräfekt von Rom) 144 A. 33; 154 Zeno [11,7] (Kaiser) 61 f.; 71; 126 A. 141 Zoë (Kaiserin) 128 A. 149
183
Quellenregister
III. Quellenregister ACO 1,4223f.: 67 A. 106 AE 1973, 525: 84 A. 65; 88 A. 90; 91 A. 111; 92 A. 122, 126; 95 A. 149 Agath. 2,15,13f.: 46 A. 162 Ambr. comm. in epist. ad Timotheum primam CSEL 81,3, 3,10: 55 A. 25 Ambr. dign. sacerd. PL 17, 357: 55 A. 26 Ambr. ep. CSEL 82,1, 30 (= Maur. 24): 54 A. 18, 21; 58 A. 37 CSEL 82,1, 30,2 (= Maur. 24.2): 55 A. 23; 56 A. 29 CSEL 82,1, 30,3 (= Maur. 24.3): 57 A. 32-33; 58 A. 37 CSEL 82,1, 30,12 (= Maur. 24,12): 57 A. 35 CSEL 82,2, 74 (= Maur. 40): 58 A. 36 CSEL 82,2, 76,28 (= Maur. 20,28): 60 A. 53 Ambr. extra coli. CSEL 82,2, 11,3 (= Maur. 51) [213]: 58 A. 36 CSEL 82,2, 11,14 (= Maur. 51) [217]: 58 A. 36 Ambr. fid. CSEL 78, 5 Prol.,9 (= PL 16, 552,9): 55 A. 27 Ambr. hex. 5,68: 52 A. 5 6,28: 55 A. 25 Ambr. obit. Valent. CSEL 73, S. 329-367: 55 Α. 23 Ambr. vid. 206: 66 Α. 100 Ambr. virg. 1,1 (= PL 16, 145,1): 55 Α. 26 Amm. 11,21: 56 Α. 28 14,1,2: 56 Α. 30; 124 14,1,3: 106 Α. 15; 111 Α. 49 14,1,8: 106 Α. 15 14,1,10: 85 Α. 72; 135 Α. 3 14,5,3: 149 Α. 45
14,6,8: 138 Α. 13 14,6,17: 68 Α. 115; 106 Α. 15 14,7,7: 110 Α. 45 14,7,10: 86 Α. 81 14,7,10-12: 21 Α. 49 14,7,11:87 Α. 86; 106 Α. 11 14,9,1-2: 18 Α. 29 14,9,3: 106 Α. 15 14,11,1: 106 Α. 13 14,11,6: 127 Α. 144 15,1,2: 15f.; 138 Α. 13 15,2: 109 Α. 32 15,2,1-6: 131 Α. 162 15,2,5: 106 15,2,7-8: 105 15,2,8: 106 Α. 15 15,3,1: 138 Α. 13 15,3,9: 138 Α. 13 15,4,1: 106 Α. 11 15,5,3 f.: 150 Α. 48 15,5,4: 138 Α. 13 15,5,5: 106 Α. 11 15,5,18ff.: 131 Α. 162 15,5,18: 18 Α. 29; 106 Α. 11; 135 Α. 3; 138 Α. 13 15,5,31: 16 15,7,6: 138 Α. 13 15,8,1-3: 112 15,8,2: 106 Α. 13 15,8,3: 106 Α. 15 15,8,7: 110 Α. 41 15,8,17-18: 119 Α. 91 15,8,18: 112 Α. 60 16,2,8: 131 Α. 162 16,5,11: 106 Α. 11 16,6,1: 138 Α. 13 16,6,3: 110 Α. 43 16,7,2: 106 Α. 11 16,8,7: 106 Α. 11; 138 Α. 13 16,8,11: 138 Α. 13 16,10: 57 Α. 31 16,10,18-19: 115; 130 Α. 158
16,10,18: 106 Α. 15 16,10,20: 119 16,10,21: 131 Α. 162 16,11,12-13: 113 Α. 67 16,11,13: 118 16,11,15: 138 Α. 13 16,22,16: 138 Α. 13 17,1,12: 106 Α. 11 17,2,3: 138 Α. 13 17,4,12: 135 Α. 3 17,5,3: 110 Α. 39 18,2,11: 106 Α. 11 18,2,18: 106 Α. 11 18,3,1: 138 Α. 13 18,3,2: 106 Α. 15 18,4,4: 68 Α. 111 18,5,4: 68 Α. 118 18,5,5: 138 Α. 13 18,5,6: 150 Α. 48 18,6,1: 138 Α. 13 18,6,3: 106 Α. 11 18,7,10: 106 Α. 11 18,8,6: 145 Α. 36 19,2,1: 106 Α. 11 20,4,2: 140 Α. 21 20,4,8: 84 Α. 63 20,4,11: 138 Α. 13 20,4,22: 106 Α. 11 20,5,7: 106 Α. 11; 110 Α. 44; 142 Α. 26 20,8,11: 135 Α. 3 20,9,6: 149 Α. 45 20,9,8: 139 Α. 19 20,11,3: 96 Α. 154 21,1,5: 119 21,5,2: 106 Α. 11 21,6,4: 119 21,7,1: 106 Α. 11 21,8,1 ff.: 139 Α. 19 21,12,2: 138 Α. 13 21,13,14: 110 Α. 40 21,15,4: 88 Α. 90; 138 Α. 13; 140 Α. 21 21,16,2: 82 Α. 44
184 21,16,3: 138 Α. 13; 150 Α. 48; 158 Α. 71 21,16,16: 130 Α. 159 22,3,1 ff.: 141 Α. 23 22,7,8: 106 Α. 13 22,9,16: 149 Α. 45 22,9,17: 85 Α. 73 22,10,3: 88 Α. 90; 91 Α. 113; 95 Α. 149; 106 Α. 13 22,11,7: 138 Α. 13 22,11,11: 106 Α. 13 22,14,4: 149 Α. 45 22,16,10: 106 Α. 15 23,5,5: 141 Α. 24 23,5,6: 84 Α. 60; 85 Α. 72 23,6,7: 106 Α. 15 23,6,18:68 Α. 114 24,7,1: 88 Α. 90; 106 Α. 11 24,7,3: 88 Α. 90 25.5.1-4: 95 Α. 148 25,5,3: 110 Α. 41 25,7,7: 88 Α. 93 25,10,2: 106 Α. 11 25,10,9: 138 Α. 13 25,10,10: 106 Α. 11 26,1,4-5:95 Α. 148 26,4,1: 106 Α. 11; 110 Α. 45 26,5,1: 139 Α. 19 26,5,7: 138 Α. 13 26,5,12: 106 Α. 11, 13; 135 Α. 3 26,6,1: 138 Α. 13 26,6,2: 141 Α. 24 26,6,11:83 Α. 55 26,6,15: 31 Α. 97 26.7.2-3: 83 Α. 55 26,7,4: 83 Α. 55; 91 Α. 114; 92 Α. 119, 127 26,7,6: 91 Α. 115; 110 Α. 43; 138 Α. 13 26,7,13:83 Α. 55; 106 Α. 13 26,9,3: 110 Α. 39 26,10,7:91 Α. 115 27,3: 46 Α. 165 27,6,9: 110 Α. 40 27,6,14: 135 Α. 3
Register 27,7,9: 135 Α. 3 27,9,2: 60 Α. 57 27,9,9: 110 Α. 40 27,11,2: 150 Α. 48 28,1,25: 106 Α. 11 28,1,26: 138 Α. 13 28,1,27: 110 Α. 42 28,1,41: 138 Α. 13 28,2,9: 138 Α. 13 28,3,9: 138 Α. 13 28,5,4: 106 Α. 11 28,5,12: 138 Α. 13 28,6,1: 150 Α. 48 28,6,9: 138 Α. 13 28,6,16: 138 Α. 13 28,6,17: 150 Α. 48 28,6,20: 138 Α. 13 28,6,27: 138 Α. 13 28,6,29: 138 Α. 13 29,1,10-11: 90 Α. 102, 109 29,1,19: 88 Α. 90 29,1,23: 88 Α. 90 29,1,34: 56 Α. 30 29,2,5: 129 Α. 154 29,2,6: 60 Α. 52; 138 Α. 13 29,2,9: 140 Α. 21 29,2,18: 135 Α. 3 29,2,19: 106 Α. 11; 121 Α. 105 29,2,23: 110 Α. 44 29,3,3:31 Α. 97 29,3,6: 145 Α. 36 29,5,46: 145 Α. 36 30,1,3: 138 Α. 13 30,3,3: 138 Α. 13 30,3,4: 135 Α. 3 30,4,1-2: 95 Α. 149 30,4,1: 138 Α. 13 30,4,2: 88 Α. 92; 91 Α. 118; 95 Α. 149 30,4,12: 110 Α. 42 30,5,4: 90 Α. 108 30,5,5: 135 Α. 3 30,6,2: 106 Α. 11 30,7,4: 110 Α. 44 30,8,10: 135 Α. 3
30,9,2: 138 Α. 13 30,9,3: 150 Α. 48 30,10,2: 138 Α. 13 31,2,2: 68 Α. 115 31,12,5-7: 88 Α. 90 31,12,5: 106 Α. 11; 138 Α. 13 31,12,10: 84 Α. 62; 87 Α. 88 31,15,2: 134 Ast. Am. hom. 4,9,1: 100 Α. 188 Ath. h. Ar. 7: 91 Α. 112 35-38: 66 Α. 97 38: 66 Α. 98-99 69: 96 Α. 154 Aug. conf. 8,6,15: 49 Α. 173 Aug. c. Petil. 193: 67 Α. 103 Aur. Vict. Caes. 39,4: 18 Α. 29 40,25: 78 Α. 21 41,12: 78 Α. 20 Aur. Vict. epit. 48,18: 17 Α. 22 Bas. ep. 105 (= PG 32, 512513): 68 A. 116 188,2 (= PG 32, 672): 116 A. 79 188,8 (= PG 32, 677): 116 A. 79 Call. v. Hyp. 6,4-5: 95 Α. 149 Cass. Dio. 52,24,1-3: 80 Α. 30 53,1: 22 Α. 54 53,16,5: 16 Α. 13 55,10,10: 78 Α. 15 56,30,1-2: 121 Α. 108 58,9,4: 22 Α. 54 Cassiod. var. 4,4: 45 Α. 156 4,46: 33 Α. 104 8,21:45 Α. 156 Cedren. 585,18-586,2: 128 Α. 149 1,627:43 Α. 145 Chron. Gall. 34: 100 Α. 188 Chron. min. 1,233: 14 Α. 5 1,239:26 Chron. Pasch, a. 364: 95 Α. 148 a. 369: 89 Α. 97 a. 414: 108 Α. 27
185
Quellenregister a. 532: 43 Α. 145 а. 613: 36 Α. 122 CIL 6, 1739: 34 Α. 110 1741: 34 Α. 110 1742: 34 Α. 110; 146 Α. 38 30983: 15 Α. 11 CIL 14,4570: 17 Α. 20 CJ 1,2,14, pr.: 45 Α. 159 1,14,1: 82 Α. 40 1,14,2: 141 Α. 22 1,14,8: 20 Α. 40 1,15,2,1: 15 1,23,5: 149 Α. 46 1,26,3: 82 Α. 42 1,27,1:21 Α. 48 1,27,1,21:21 Α. 48 1,27,1,22ff.: 28 Α. 82 1,27,1,39:21 Α. 48 1,27,1,40:21 Α. 48 1,27,2,20ff.: 28 Α. 82 I,48,3: 148 Α. 43; 149 Α. 44 2,7,9: 94 Α. 143 2,12,25: 87 Α. 88; 149 Α. 45; 156 Α. 65 4,42,1-2:69 Α. 123 4,59,1,1: 15 5,62,25: 30 Α. 92 б,22,5: 70 Α. 131 7,37,3,5: 18 Α. 31 7,49,2: 79 Α. 27 7,62,19: 20 7,62,32: 85 Α. 74; 87 Α. 83 8,10,12,7b: 15 9,8,5: 139 Α. 15 9,16,7: 117 Α. 81 9,17,1: 117 Α. 81 9,27,6: 94 Α. 143 10,18,1:82 Α. 40 10,48,8: 82 Α. 40 10,53: 30 II,21,1:26 11,25,2: 45 Α. 159 11,70,2: 93 Α. 136 11,76,1: 99 Α. 177 12: 34 12,1,8: 19 Α. 38
12,1,18: 26 12,4,1:82 Α. 44; 86 Α. 78 12,4,2: 82 Α. 44; 86 Α. 78 12,5,1: 86 Α. 78 12,5,4,1:29 12,6,1: 82 Α. 44 12,10,1:34 12,10,2: 34 12,16,1: 146 Α. 37 12,16,4: 30 Α. 92 12,19: 29 Α. 85 12,19,2: 146 Α. 37 12,19,8:33 Α. 104 12,19,10: 28 Α. 80 12,19,15,4: 33 Α. 104 12,21,8: 34 12,39,1: 82 Α. 43 12,50,2: 83 Α. 48 12,59,10,5: 29; 31 Α. 97 Claud. 3,22-23: 100 Α. 189 3,188: 100 Α. 185 3,213:93 Α. 136 3,230-233:93 Α. 135 3,259-262: 100 Α. 187 3,297-300: 100 Α. 187 3,319: 98 Α. 174 3,320-321:98 Α. 174 3,380-382: 98 Α. 172 5,7-53: 98 Α. 174 5,13-15:95 Α. 145 5,53: 98 Α. 174 5,73-85: 88 Α. 93 5,76: 93 Α. 135 5,124-256: 99 Α. 175 5,142-143: 85 Α. 77; 93 Α. 135 5,144-158:98 Α. 173 5,169-170: 99 Α. 175 5,219: 98 Α. 174; 99 Α. 175 5,270-271:98 Α. 174 5,293-316: 99 Α. 176 5,296: 93 Α. 135 5,311-312: 101 Α. 193 5,311:93 Α. 135 5,319: 93 Α. 135 5,340-342: 101 Α. 193
5,382-383: 100 Α. 190 5,451: 100 Α. 185 10,23-25: 99 Α. 181 18 (= Eutr. 1),10: 68 Α. 115 18 (= Eutr.l),38: 68 Α. 115 18 (= Eutr. 1),39: 68 Α. 115 18 (= Eutr.l),75: 68 Α. 115 18 (= Eutr. 1),77: 68 Α. 115 18 (= Eutr. 1),110: 68 Α. 115 18 (= Eutr. 1), 120: 68 Α. 115 18 (= Eutr.l),147: 68 Α. 115 18 (= Eutr.l),170: 68 Α. 115 18 (= Eutr. l),187f.: 68 Α. 119 18 (= Eutr. 1),240: 68 Α. 115 18 (= Eutr.l),258: 68 Α. 115 18 (= Eutr. 1),259: 68 Α. 115 18 (= Eutr.l),302: 68 Α. 115 18 (= Eutr. 1),469: 68 Α. 115 18 (= Eutr. 1),470: 68 Α. 115 19 (= Eutr.2), praef. 26: 68 Α. 115 20 (= Eutr. 2),67: 68 Α. 115 20,539-541:98 Α. 172 21,112-115: 99 Α. 175 21,113:98 Α. 174 26,517:98 Α. 174 29 (= carm. min. 30), 228230: 99 Α. 178 29 (= carm. min. 30), 233235: 100 Α. 187 29 (= carm. min. 30), 236: 99 Α. 178 40 (= carm. min. 31): 112 A. 61 Coli. Avellana 2a: 84 A. 65 83: 39 A.128 Constant. Porph. caer. aul. Byz. 1: 19 A. 37 1,1 (R 16): 24 A. 64 1,1 (R 32): 24 A. 64 1,5 (R 47): 24 A. 64 1,28(19) (R 118): 24 A. 64 1.46 (37): 40 A. 133 1.47 (38)—1,53 (44): 42 A. 143 1,64 (55): 36 A. 123
186 1,77 (68)-1,82 (73): 42 Α. 143 1,87 (78): 17 Α. 20; 53 Α. 15; 54 Α. 19 1,89 (80): 53 Α. 15 1,97 (R 442): 24 Α. 64; 59 Α. 45 2,42: 25 Α. 69 R 556: 24 Α. 64 R 560: 24 Α. 64 Constant. Porph. de admin. imp. 29: 24 A. 64 Constant. Porph. de insidiis 150: 24 A. 64 187: 24 A. 64 Const. Tanta 21: 97 A. 165 Coripp. 134ff.: 36 CTh 1,2,3: 82 A. 40 1,2,10: 30 A. 91 1,5,1:79 A. 22; 82 A. 42 1,5,2: 79 A. 22 1,5,9: 82 A. 42 1,6,4: 30 A. 91 1,6,9: 149 A. 46 1,11,1: 15 1,15,1: 96 A. 153 1,16,3:79 A. 27 1,32,2: 15 1,32,7: 15 2,8,22: 98 A. 171 5,14,34: 97 A. 164 5,15,18: 30 A. 91 5,16,32: 15 5,16,34: 15 6: 34 6,2,22: 19 A. 38 6,2,26: 34 6,4,5f.: 26 A. 72 6,4,10: 142 A. 26 6,4,22,3: 152 A. 52 6,5,1: 142 A. 26; 149 A. 47 6,5,2: 142 A. 26; 149 A. 46-47 6,6,1: 86 A. 78 6,7,1: 82 A. 44; 86 A. 78 6,7,2: 82 A. 44; 86 A. 78
Register 6,7,12: 33 A. 107 6,8,1:86 A. 78 6,9,1: 82 A. 44; 141 A. 22; 148 A. 43; 149 A. 44; 157 A. 66 6,9,2: 82 A. 44; 145 A. 36; 149 A. 44 6,12,1: 34; 145 A. 36; 148 A. 44; 157 A. 66 6,13,1: 34; 157 A. 66 6,14,1: 146 A. 37; 149 A. 45 6,14,3: 34 6,15,1: 146 A. 39; 149 A. 44; 157 A. 66 6,18,1: 141 A. 24; 146 A. 37; 148 A. 43; 149 A. 44 6,20,1: 141 A. 24; 146 A. 39 6,22,3: 15 6,22,4: 82 A. 44 6,22,5: 15; 82 A. 44 6,22,8: 141 A. 22; 142; 148 A. 43; 149 A. 44 6,23,4: 16 6,24,4: 35; 146 A. 37 6,24,11: 20 A. 43 6,25,1:34; 65 A. 92; 156 A. 65 6,25,5: 34 6,26: 29 A. 85 6,26,2: 33 A. 104; 82 6,26,5: 146 A. 37 6,26,9: 33 A. 104 6,26,10: 33 A. 104; 24 6,26,14: 33 A. 104 6,26,18: 141 A. 24; 38-39 6,30,4: 146 A. 37 6,30,12: 15 6,30,24: 149 A. 45 6,35 tit.: 15 6,35,7: 87 A. 84, 87; 22; 148 A. 44 6,35,11: 15 6,35,13: 146 A. 37 6,36,1: 16
A. 44
141 A.
146 A.
141 A.
7,1,17: 140 A. 21 7,5,2: 15 7,6,2: 82 A. 43 7,8,3: 33 A. 107; 87 A. 88; 148 A. 43; 149 A. 44; 156 A. 65 7,8,8: 16 7,10 tit.: 15 7,10: 16 7,10,1: 15; 16 A. 15 7,10,2: 16 A. 16 7,37,3,5: 18 A. 31 8,5,3: 83 A. 48 8,7,4: 18 A. 29 8,7,5:31 A. 97 8,8,1:97 A. 164 9,1,4: 140 A. 21 9,2,1: 19 A. 38 9,14,1: 117 A. 81 9,14,3: 19 A. 38; 139 A. 15; 148 A. 44 9,15,1: 117 A. 81 9,16,6: 140 A. 19 9,38,9: 93 A. 135 9,40,17: 94 A. 138, 141-142 9,42,14: 100 A. 185 10,3,1:93 A. 136 10,6,1:99 A. 177 10,8,3: 16 A. 13 11,1,1: 119 A. 92 11,6,1: 82 A. 40 11,16,10: 93 A. 136 11,16,11: 82 A. 40 11,16,15: 65 A. 89; 148 A. 43; 149 A. 44 11,16,18: 149 A. 45 11,18,1: 33 A. 107; 87 A. 84, 87; 148 A. 44 11,21,1: 82 A. 43 11,24,1: 82 A. 41 11,29,1:79 A. 22 11,30,16: 20 11,36,1: 116 A. 76 11,39,5: 93 A. 136; 149 A. 44 12,1,4: 149 A. 47
Quellenregister 12,1,25: 146 Α. 39; 149 Α. 47 12,1,44: 149 Α. 47 12,1,50: 93 Α. 136 12,1,109: 141 Α. 24; 146 Α. 37 12,1,127: 141 Α. 24; 146 Α. 37, 39 12,6,8: 83 Α. 55 13,1,4: 93 Α. 136 13,3: 30 13,3,12: 15; 138 Α. 13; 141 Α. 24 13,3,16: 141 Α. 24 14,9,2: 45 14,9,3: 45 14,13,1:26 14,16,2: 45 Α. 159 14,17,8-12: 45 14,17,14: 45 Α. 159 15,1,47: 141 Α. 22 15,1,53:45 15,3,6: 15 16,5,23:98 Α. 171 16,5,25:98 Α. 171 16,5,26: 98 Α. 171 16,5,27:98 Α. 171 16,5,28: 98 Α. 171 16,5,29: 98 Α. 171 16,5,54: 146 Α. 39 16,6,65: 16 16,10,12: 98 Α. 171 16,10,13:98 Α. 171 CTh Gesta Senatus 5: 19 Α. 35 CTh Sirm. 1: 84 Α. 65; 96 Α. 156 Cyr. hom. div. 19 (= PG 77, 1105-1109): 67 A. 104 19 (= PG 77, 1108): 67 A. 105 Dig. 1,4,1: 19 A. 34 1,11,1:78 A. 18 3,2,2,4: 16 A. 13 33,7,12,32: 31 A. 97 47,11,4: 116 A. 75 48,8,8: 116 A. 75
187 48,19,38,5: 116 A. 76; 129 A. 157 48,19,39: 116 A. 75 48,22,18 (19), praef.: 16 A. 13 49,16,13: 16 A. 13 Eun. hist. 29,1: 121 A. 106 55: 140 A. 21 57: 88 A. 92; 92 A. 120; 95 A. 149 62: 97 A. 168; 98 A. 170; 100 A. 185 64: 93 A. 135; 98 A. 174; 100 A. 186, 190 66,2: 140 A. 21 73:140 A. 21 Eun. vit. soph. 462-463: 92 Α. 124; 93 Α. 135; 95 Α. 149 462: 89 Α. 101; 93 Α. 133; 138 Α. 13 463:96 Α. 151 463-464: 96 Α. 152 464: 80 Α. 34; 88 Α. 90, 94; 92 Α. 125; 96 Α. 155; 100 Α. 191; 138 Α. 13 479: 84 Α. 60; 89 Α. 100; 90 Α. 106; 92 Α. 121, 127 Eus. h. e. 6,8,1: 66 Α. 101 8,1,3: 138 Α. 13 8,1,4: 138 Α. 13 8,2,4: 138 Α. 13 8,14,10: 138 Α. 13 8,17,1: 138 Α. 13 10,8,10: 138 Α. 13 Eus. v. C. 1,9,1: 142 Α. 25 1,16: 143 Α. 27 1,16,1: 138 Α. 13 1,16,2: 138 Α. 13 1,28,1: 140 Α. 21 1,52: 143 Α. 27; 147 Α. 39 1,52,1: 138 Α. 13; 158 Α. 71 3,49: 24 3,53,2: 154 Α. 58 3,59: 147 Α. 39 3,62,1: 154 Α. 58 4,1: 142 Α. 25; 155 Α. 60
4,1,1: 146 Α. 39 4,1,2: 34 4,17: 138 Α. 13 4,51,3: 139 Α. 19 4,52,3: 138 Α. 13 4,63: 138 Α. 13 4,66: 24 4,67: 18 Α. 29 Eutr. 9,26: 18 Α. 29 Evang. Mt. 19,12: 66 Exc. Val. 1,30: 26 Α. 71 Expos, mundi E 44: 140 Α. 19 Geront. v. Melan. 11-12: 111 Α. 50 Gregor Magn. ep. 2,364f.: 17 A. 20 Gr. Naz. or. 4,91: 91 Α. 113; 95 Α. 146 43,47: 68 Α. 117 43,48: 90 Α. 102, 104, 107 Gr. Nyss. Eun. 1,122: 90 Α. 107 1,128:84 Α. 62 Gr. Nyss. in Flac. 884b (= PG 46): 111 A. 52 Hdt. 3,84,2: 59 A. 45 Herodian. 1,6,1:43 A. 146 1,6,5: 16 A. 13 2,3,1: 15 A. 11 2,8,6: 15 A. 9 2,10,9: 15 A. 11 4,1,2: 22 A. 54 6,1,9-10: 123 A. 118 Hier, chron. a. 338: 100 A. 191 Hier. ep. 60,16: 100 A. 185, 188 79,1: 138 A. 13 107,13: 68 A. 117 Hil. c. Const. 10: 57 Α. 33 Him. or. 41,14: 84 Α. 65 Hist. Aug. Alex. Severus 4,1-3: 42 A. 140 45,5: 68 A. 117 Hist. Aug. Hadrian 23,9: 121 A. 106 Horn. II. 9,122-123: 112 A. 60
188 ILS 238: 17 Α. 20 1213: 144 Α. 33 1214: 145 Α. 33 1216: 144 Α. 33 1217: 145 Α. 34 1223:145 Α. 34 1227: 147 Α. 39 1228: 147 Α. 39 1240: 147 Α. 39 1243: 146 Α. 38; 147 Α. 39 1244: 147 Α. 42 1946: 147 Α. 39 6242: 15 Α. 11 7215: 17 Α. 20 Inst. 1,2,6: 19 Α. 34 Jes. 56,4: 66 Jo. Ant. fr. 190: 93 Α. 135; 98 Α. 174; 100 Α. 186, 190 199: 63 Α. 77 211: 61 Α. 64 211,1: 61 Α. 63; 62 Α. 65, 71 Joh. Chrysost. ad ep. in Philipp. 15,5 (= PG 62, 295): 128 A. 151 Joh. Nikiu 88,71:61 A. 60 Jo. Mal. chron. 337 (= 13,28): 95 A. 148 340 (= 13,31): 89 A. 97 345 (= 13,39): 87 A. 82 353f. (= 14,4,1-2): 111 A. 51 387f. (= 15,13): 62 A. 68 413 (=17,9): 36 A. 122 473 ff. (=18,71): 43 A. 145 474 (= 18,71): 27 A. 75; 30 A. 89; 42 A. 144 475f. (= 18,71): 24 A. 66 Jord. Get. 42,224: 63 A. 77 52,271: 39 A. 125 155,281: 39 A. 125 Jord. Rom. 319: 88 A. 93 Jos. Styl, chron. 13: 61 A. 60 84: 67 A. 108 87: 67 A. 108 Jul. ad Ath. 270c-d: 120 A. 99
Register 27la: 138 A. 13 27ld: 138 A. 13 272d: 107 A. 18; 127 A. 144 274a: 107 A. 18, 20-21 274c: 138 A. 13 275c: 113 A. 64 277b: 138 A. 13 284c: 119 A. 89 285b-c: 123 A. 123 Jul. ep. 38lb (= 27 Weis): 135 A. 4; 152 A. 52 384d (= 4 Wright): 107 A. 17 389d-390b (= 34 Weis): 138 A.13 Jul. mis. 354c-d: 135 A. 4 354c: 95 A. 149 Jul. or. l,17b: 135 A. 4; 140 A. 21 l,43c-44b: 135 A. 4 2,90c-d: 135 A. 4 2,90c: 138 A. 13 2,91b-d: 135 A. 4; 150 A. 49 2,96a: 138 A. 13 2,97b: 147 A. 39 3,102a-104d: 111 A. 53 3,102a-b: 142 A. 25 3,102a: 111 A. 55 3,102b: 111 A. 53,55 3,103c: 111 A. 55 3,104d: 111 A. 54-55; 113 A. 64 3,114c-115d: 112 A. 56 3,115d-l 16d: 112 A. 57 3,116d-121c: 112 A. 59 3,118b: 140 A. 21 3,118c: 107 A. 17, 19 3,123d: 112 A. 60 3,124a-b: 112 A. 59 3,329: 112 A. 60 4 (Überschrift): 90 A. 105 4,157b-c: 90 A. 105 7,204a: 90 A. 105 7,223a-b: 90 A. 105; 93 A. 136 7,223b: 95 A. 149 8: 135 A. 4
8,242d: 135 A. 4 8,243a: 135 A. 4 8,243c-d: 135 A. 4 8,245b: 135 A. 4 8,248d: 135 A. 4 8,250d-251c: 90 A. 106 8,252c: 135 A. 4 8,277a-d: 139 A. 19 8,281d-282: 139 A. 19 Konzil von Chalcedon (451) en. 3: 26 en. 28: 19 Α. 36; 26 mit Α. 73 Lact. div. inst. 5,9,15: 117 Α. 82 6,20,17ff.: 117 Α. 82 Lact. mort. pers. 21,1-2: 18 Α. 29 Lib. ep. 49,3: 140 Α. 21 55: 90 Α. 102 62: 151 173:96 Α. 153 233,2,1:68 Α. 116 552: 86 Α. 81 871: 82 Α. 42; 94 Α. 143 873:86 Α. 82 940: 82 Α. 41 990:94 Α. 138 1110:95 Α. 145 1111:86 Α. 82 1310:95 Α.150 1311:95 Α. 150 1312:95 Α. 150 1314: 95 Α. 150 1317:95 Α. 150 1319:95 Α. 150 1320:95 Α. 150 1321: 95 Α. 150 1322:95 Α. 150 1334:95 Α.150 1341:95 Α. 150 1462:95 Α. 150 1463: 95 Α. 150 1483: 86 Α. 82 Lib. or. 1,39: 138 Α. 13 1,69-70: 83 Α. 57
189
Quellenregister l,108f.: 152 Α. 52 1,196: 152 Α. 52 1,231:83 Α. 57 2,71: 90 Α. 108 12,43: 84 Α. 65; 139 Α. 19 14,13: 140 Α. 21 18,31: 139 Α. 19 18,48: 139 Α. 19 18,106: 139 Α. 19 18,133: 152 Α. 52 18,152,9:51 Α. 2; 68 Α. 113 18,153: 141 Α. 23 18,158:82 Α. 40 18,200ff.: 139 Α. 19 18,200: 135 Α. 4 18,214: 84 Α. 60 24,2: 135 Α. 4 24,20: 88 Α. 93 30,44-45: 83 Α. 57 30,46: 88 Α. 92 30,48: 90 Α. 108; 95 Α. 149 30,49: 140 Α. 21 32,27: 96 Α. 153 37,3-11: 120 Α. 96; 126 37,11:84 Α. 59 47,1: 82 Α. 40 52,40: 83 Α. 57 52,46: 82 Α. 46 59,8: 140 Α. 21 62,11:91 Α. 117; 93 Α. 132 Lib. pontif. 1,75: 46 Α. 164 1,287: 57 Α. 33 Liutprand v. Cremona, antap. (ed. Becker) 6: 44 6,10: 36f.;44 Α. 154 Liutprand v. Cremona, legatio (ed. Becker) (MGH) § 25: 16A. 14; 39 Liv. 8,18,4-13: 121 A. 105 30,40,4: 19 A. 33 40,37: 121 A. 105 45,44,6: 19 A. 33 Lyd. mag. 2,6,2: 15 mit A. 13 2,9: 19 A. 39; 20 A. 41; 33 A. 106; 86 A . 7 9 2,10-11: 79 A. 25
2.10 = 3,40: 78 A. 19-20; 79 A.23,26; 81A. 35 2.11 =3,41: 81 A. 37; 84 A. 67 2,17: 20 A. 41; 33 2,20: 86 A. 82 2,25: 79 A. 25 3,3:81 A. 37; 84 A. 67 3,19: 86 A. 82 3,33: 78 A. 19; 79 A. 23; 84 A. 67 3,41:79 A. 25 Marceli, chron. 484: 61 A. 60 M. Aur. 8,31: 103 Mart. SS. Marciani et Martyrii 2,6: 93 A. 132 Nikolaos Mesarites 39f.: 25 A. 69 Not. dign. occ. 9: 30 Not. dign. or. 1,2: 82 Α. 45 11: 30 Novell. Anth. 1, praef. Z. 7: 41 A. 139 Novell. Iust. 7,1:45 A. 159 8: 29 A. 84 13: 33 22,16,1: 116 A. 75 35: 32 A. 100 62: 20 A. 42 80: 33 117:116 A. 75 126, praef. 1: 49 166-168:21 A. 49 Novell. Maior. 1,1: 19 A. 37 1,1,18: 19 A. 38 Novell. Marc. 5,1: 20 A. 43 Novell. Theod. 5,1,1:26 15,1: 20 A. 43 Novell. Valent. 6,3,10: 146 Α. 39 6,3,12: 146 Α. 39 14,1: 20 Α. 43 21,1,4:41 Α. 139 Oros. hist. 7,37,1: 97 Α. 167; 98 Α. 174 Pan. Lat. 2,21,3: 140 Α. 21
3,2,3:41 Α. 139; 140f. Α. 22 3,3,1: 139 Α. 19 3,4,3-3,5,2: 139 Α. 19 3,16,3: 152 Α. 52 3,17,4: 142 Α. 26 3,18,6: 152 Α. 52 3,19,3: 142 Α. 26 3,19,4-3,20,4: 152 Α. 52 3,19,4: 63 Α. 79 3,21,4: 152 Α. 52 3,22,1-3: 141 Α. 25 3,24,6: 135 Α. 4 3,25,1: 135 Α. 4 3,26,1: 142 Α. 25 3,26,4: 140 Α. 21 3,26,6: 135 Α. 4 3,31,4-6: 142 Α. 26 3,31,4f.: 152 Α. 52 4,34,4: 140 Α. 21 5,9,1: 140 Α. 21 11,1-3: 18 Α. 29 11,11,3: 140 Α. 22 Pelag. defens. 2,9: 98 Α. 171 2,11:98 Α. 171 Philost. h. e. 2,9:26 Α. 71 4,1: 129 Α. 156 4,7: 120 Α. 100; 129 Α. 153, 156 8,8: 95 Α. 148 11,3: 93 Α. 135; 97 Α. 168169; 100 Α. 188, 190 11,5:99 Α. 177; 100 Α. 185 Philotheos, Kletorologion (ed. Bury) 53: 44 721,20: 30 Α. 89 741-783:41 Α. 136 Plin. ep. 7,29: 68 Α. 112 8,6: 68 Α. 112 Plin. pan. 84,2-3: 122 Α. 114 84,4: 122 Α. 116 Priscus fr. (ed. Blockley) 5,20,2: 122 A. 112 6,63: 30 A. 90 Procop. aed. 1,4,6: 40 1,10,3:24 1,10,4: 25
190 1,10,5:24; 25 Α. 70 l,10,7ff.: 19 Α. 39 1,10,8f.: 24 1,10,10 ff.: 20 Α. 44 1,10,10: 15 1,10,11-20: 24 Α. 67 1,11,16: 23 Α. 58 1,11,23-27: 27 Α. 77 Procop. arc. 4,36-37: 112 Α. 62 5.8-15: 112 Α. 62 5,18-23: 112 Α. 62 15,36: 23 17,7-13: 112 Α. 62 17.28-37: 112 Α. 62 19,8:28 Α. 82 22,27: 122 Α. 113 22,32: 122 Α. 113 27.29-31: 20 Α. 42 29,10: 20 Α. 42 30,27ff.: 42 Procop. Goth. 3,32,42-51: 20 Α. 42 Procop. Pers. 1,24,30: 23 Α. 57,
60 1.24.32-37: 108 Α. 31 1.24.33-38:43 Α. 145 1,24,39: 18 Α. 26 1,24,41 f.: 24 Α. 66 1,24,49: 24 Α. 66 Procop. Vand. 1,21: 16 Α. 13 Ps. Codinus off. 5: 38 7: 40 Α. 133; 44 10:41 Α. 136 Rufin. hist. 2,5: 84 Α. 62; 91 Α. 113; 95 Α. 146 Schol. Bob. zu Cie. pro Plane. 33 (158 Stangl): 19 A. 33 Script, orig. Constant. (Patria) (ed. Preger) 1, S. 20,8: 24 A. 64 1,S. 82,9:24 A. 64 2, S. 138,11 f.: 24 A. 66 2, S. 139,3:25 A. 68 2, S. 148: 86 A. 82 2, S. 201,4: 25 A. 68
Register 2, S. 201,7:25 A. 68 2, S. 201,13:25 A. 68 2, S. 216: 86 A. 82 2, S. 216,1: 24 A. 64 2, S. 216,7: 24 A. 64 2, S. 219,13: 24 A. 64 Sen. dial. 7,24,1-3: 142 Α. 25 Sidonius c. 5,358: 42 Α. 141 Socr. h. e. 2,13:45 Α. 159 2,16: 83 Α. 57 2,41,1: 26 3,1,16 ( = P G 67, 373b): 118 Α. 88
4,18:91 Α. 113; 95 Α. 146 6,1: 98 Α. 174; 100 Α. 185, 190 7,22: 14 Α. 7 8,1:98 Α. 174 Sor. Gynaecia 2,6: 126 Α. 137 2,6,4-6: 126 Α. 138 2,6,6-13: 126 Α. 139 Soz. h. e. 2,3,6: 26 Α. 71 3,9: 83 Α. 57 3,34,4: 26 Α. 71 5,2,57 (= PG 67, 1217b): 118 Α. 88 5,20:91 Α. 113; 95 Α. 146 6,18:91 Α. 113; 95 Α. 146 8,1:98 Α. 174; 100 Α. 185 Suda 64: 89 Α. 97 Suet. Aug. 29: 22 Α. 54 31: 22 Α. 54 33: 22 Α. 54 45: 22 Α. 54 63,1: 126 Α. 141 Suet. Nero 28: 68 Α. 112 Sulp. Sev. dial. 2,5,8: 57 Α. 33 Symm. ep. 6,14: 100 A. 184 Symm. or. 1,14: 138 A. 13 7,4: 158 A. 71 Syn. ep. (ed. Garzya) 61: 86 A. 82 110: 68 A. 115 127: 99 A. 182 Syn. reg. 11: 133 12: 134
15: 19 A. 38 Synode von Elvira en. 63: 116 A. 78 en. 68: 117 A. 82 Tac. ann. 1,5,1: 121 A. 108 2,34: 110 A. 46 2,43,6: 124 A. 125 4,3: 122 A. 110 4,10: 122 A. 110 12,66: 121 A. 109 13,5:22 A. 54 15,45,3: 121 A. 106 15,60,2: 121 A. 106 16,6,2: 121 A. 106; 128 A. 147 Tac. hist. 2,71: 68 A. 112 Them. or. 4,61b: 45 5,67b: 84 A. 65; 88 A. 92; 95 A.149 11,149c: 84 A. 62 11,153b: 92 A. 122, 126; 95 A. 149 34,14 (ed. Schneider): 135 A. 4; 142 A. 25 34,462 (ed. Schneider): 142 A. 25 Theod. de situ terrae sanctae 28 (= CSEL 39, 148): 71 A. 138 28 (= CSEL 39, 148 f.): 67 A. 108 Theodor, h. e. 2,16: 63 Α. 80 3,11:95 Α. 146 4,17:95 Α. 146 5,14:58 Α. 37 5,39: 14 Α. 7 Theodorus Priscianus, Euporista 3,6,23: 117 Α. 80 Thphn. chron. a. 5894: 95 Α. 146 a. 5972: 61 Α. 60 a. 6015: 36 Α. 122 a. 6024: 43 Α. 145 Vita acephala Joh. Chrysostomi (An. Boll. 94, 1976, S. 352f.): 128 A. 149
191
Quellenregister Zon. 13,5:25 13,11,2: 128 Α. 152 13,11,29-30: 129 Α. 153 13,11,30: 120 Α. 100; 130 Α. 158 13,14: 95 Α. 148 13,15: 90 Α. 102 14,3,11-14: 43 Α. 145 Zos. hist. 2,17,2: 78 Α. 21 2,25,2: 138 Α. 13 2,27: 25 2,32,1-2,33,5:78 Α. 20 2,32,1:78 Α. 19 2,32,2: 78 Α. 17 2.33.1-2:79 Α. 23 2,33,3: 80 Α. 32 2,40,3: 92 Α. 124; 100 Α. 191 2,43,3: 138 Α. 13 2.46.2-3: 88 Α. 93 2,46,2-2,49,2: 84 Α. 58; 91 Α . 112
2,46,2: 82 Α. 44
2,48,5:91 3,1,3: 118 3,2,3: 119 3,11,3:26 3,12,1: 84 3,13: 25
Α. Α. Α. Α. Α.
115 87 88 71; 45 60
4,1,2: 138 Α. 13 4,2,3: 138 Α. 13 4,5,3:71 Α. 142; 138 Α. 13 4,6,2: 92 Α. 119, 127 4,10,3-4: 84 Α. 61 4,10,4: 89 Α. 100 4,11,4: 89 Α. 100 4,28,2:51 Α. 2 4,37,3: 83 Α. 57 4,43,1: 138 Α. 13 4,45,1:83 Α. 57 4,51,1-4: 99 Α. 176 4,52,1-2: 92 Α. 120, 128 4,52,1-4: 99 Α. 177 4,52,2: 92 Α. 123; 93 Α. 131 4,52,3:88 Α. 92; 92 Α. 120 4,57,4: 84 Α. 66; 88 Α. 90,
94; 95 Α. 144; 96 Α. 161; 97 Α. 168 5,1,1:97 Α. 168 5,1,3:98 Α. 169; 100 Α. 185 5,1,4: 92 Α. 118; 93 Α. 135; 99 Α. 180; 100 Α. 185, 192 5,2,1-4: 99 Α. 177 5,2,3: 90 Α. 103; 93 Α. 130; 96 Α. 160 5,3,1-5: 99 Α. 179, 181 5,3,4-5: 86 Α. 82 5,5,1-2:98 Α. 170 5,5,3-6: 98 Α. 174; 99 Α. 176 5,5,3:98 Α. 170 5,7,5: 92 Α. 129; 93 Α. 135; 100 Α. 188 5,7,6: 100 Α. 185 5,8,1: 100 Α. 186 5,9,2: 52 Α. 6; 63 Α. 80 5,24,2: 72 Α. 148 5,28,2: 127 Α. 146