Burgen - Gräber - Alte Kreuze: Ur- und frühgeschichtliche Bodendenkmale in Thüringen [3., veränderte Aufl.]

Bodenaltertümer sind materielle Hinterlassenschaften der Menschen aus ur- und frühgeschichtlicher Zeit, die in oder über

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German Pages 118 [122] Year 1979

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Burgen - Gräber - Alte Kreuze: Ur- und frühgeschichtliche Bodendenkmale in Thüringen [3., veränderte Aufl.]

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Burgen ■ Gräber ■ Alte Kreuze

MUSEUM FÜR U R - U N D F R Ü H G E S C H I C H T E THÜRINGENS H erausgegeben von Rudolf Feustel

Burgen ■ Gräber ■ Alte Kreuze UR- U N D F R Ü H G E S C H I C H T L I C H E B O D E N D E N K M A L E IN T H Ü R I N G E N VON W O L F G A N G T I MPE L UND PETER S I E B E R

3. veränderte A uflag e

W E I M A R 1979

Bodendenkmalpflege Bodenaltertüm er sind m aterielle H interlassenschaften der Menschen aus ur- und frühgeschichtlicher Zeit, die in oder über dem Erdboden erhalten geblieben sind. D iese Zeugnisse früherer Kulturperioden sind meist typisch für die verschiedenen Landschaftsgebiete; sie bestimmen mit deren G e ­ präge und verleihen ihnen eine besondere Anziehungskraft. Für die Zeit, aus der noch keine Urkunden oder andere schriftliche Ü berlieferungen von dem Leben der Menschen und der G esellsch aft berichten, also für den längsten Zeitraum der menschlichen Geschichte, sind sie die einzigen D o ­ kumente und W issensq u ellen . Mit ihrer Erforschung erhalten wir ein w is­ senschaftliches Geschichtsbild von den Anfängen der gesellschaftlichen Entwicklung bis zur Entstehung der Klassengesellschaft. Aber auch für den Zeitraum des M ittelalters ergänzen sie das, w as mit Schrift und Bild über­ liefert wurde und runden die Erkenntnisse des Historikers über die F e u d a l­ gesellschaft ab. W ir unterscheiden unbewegliche Bodenaltertüm er (B urg w älle, Landw ehren, Burghügel, G ro ßsteingräber, G rab h ü g el, Flach ­ gräber, aufgerichtete Steine, Steinkreuze, alte Ackerfluren, Straßen, Kult­ stätten, H öhlen, Pechöfen, G lashütten und sonstige Produktionsstätten) und bewegliche Bodenaltertüm er, meist ausgegrab ene oder zufällig a u f­ gefundene G eg en ständ e w ie: W erkzeuge, G e fä ß e , H ausrat, W affen und Schmuck sowie Reste davon aus Stein, Knochen, M etall, Keram ik, G la s , Holz, weiterhin M ünzen, Kunst­ werke, kultische G eg en ständ e, Land- und W asserfahrzeuge, Knochen von Menschen und Tieren aus ur- und frühgeschichtlicher Zeit, N ahrungs- und Bekleidungsreste, A nlagen und Reste von Bauten aus Holz und Stein auch im Moor und unter W asser. Um d iese O bjekte zu erhalten, um sie einerseits für wissenschaftliche For­ schungen zu bew ahren, andererseits in wachsendem M aße für die geistig­ kulturelle Bildung und Freizeitgestaltung zu erschließen, wurden a lle Bo­ denaltertüm er staatlich geschützt (G esetz über die planm äßige G estaltung der sozialistischen Landeskultur in der D D R — Landeskulturgesetz vom 14. 5. 1970, G B l. der D D R I Nr. 12 vom 28. M ai 1970 § 13, und Verordnung zum Schutze und zur Erhaltung der ur- und frühgeschichtlichen Bo denalter­ tümer vom 28. M ai 1954, G B l. der D D R Nr. 54 vom 10. Juni 1954). Mit der R ealisierung der Forderungen und A ufgaben, die sich aus den gesetzlichen Bestimmungen ergeben, wurde das Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens in W eim ar a ls Forschungsstelle für die Bezirke Erfurt, G e ra und Suhl beauftragt. Fast täglich werden bei Ausschachtungen a lle r Art oder durch die landwirtschaftliche Bodenbearbeitung W ohnstätten und G rä b e r angeschnitten, Einzelfunde, G e fä ß e , W erkzeuge und Schmuckgegenstände an die Erdoberfläche gebracht. D iese Fundgegenstände zu sichern und ge­ fährd ete W ohn- oder G ra b a n la g e n durch sofortige Rettungsgrabungen zu untersuchen, ist eine A ufgabe der Bodendenkm alpflege. U nsere Bürger haben meist die große Bedeutung der Bodenfunde erkannt und melden 5

ihre Entdeckungen und Beobachtungen im G e lä n d e — wie es das Boden­ denkm alpflegeschutzgesetz (§ 9) vom Entdecker, Grundstücksbesitzer oder Leiter der Ausschachtungsarbeiten fordert — umgehend an die zuständige Forschungsstelle für Ur- und Frühgeschichte in W eim ar. Immer seltener g e ­ schieht es, daß Bodenaltertüm er nicht beachtet, aus U nw issenheit oder Unachtsam keit zerstört und dam it einer wissenschaftlichen Bearbeitung entzogen werden. Für vorsätzliche oder fah rlä ssig e Verstöße gegen die Bestimmungen der M eldepflicht sieht das G esetz entsprechende S trafm aß­ nahmen vor (Bodendenkm alpflegegesetz vom 28. 5. 1954 § 14 und G esetz zur Bekäm pfung von O rdnungsw idrigkeiten § 43, Abs. 3, G B l. der D D R !, S. 101 vom 12. 1. 1968). 2317 Bodendenkm ale aus den Bezirken Erfurt, G e ra , Suhl wurden in Listen erfaßt und unter staatlichen Schutz gestellt (Verordnung vom 28. 5. 1954 § 6). D as heißt, sie dürfen ohne Zustimmung des Museums für Ur- und Frühgeschichte in W eim ar nicht verändert, ausgegraben oder beseitigt werden. Mit Publikationen, Vorträgen und Ausstellungen propagieren M itarbeiter des Museums in W eim ar und Bodendenkm alpfleger in allen Kreisgebieten den Schutz und die Erhaltung der Bodenaltertüm er und wirken aufklärend bei denen, die mit archäologischen O bjekten in Berührung kommen. So ist es z. B. wichtig, zu w issen, wie Keram ik und M etalle aussehen, wenn sie aus dem Boden kommen, w ie man Erdverfärbung von ehem aligen H äusern, Siedlungsgruben und G räb ern erkennt und w as bei ihrem Auffinden zum Schutz zu unternehmen ist. Für die Ablieferung von Fundstücken, die auf dem Acker abgelesen oder bei Ausschachtungen geborgen werden, erhält der Finder eine Fundpräm ie. D ie systematische Aufklärung und gute Zusam m enarbeit mit Ausschach­ tungsbrigaden und LP G -B au ern hat der Forschung in den letzten Jahren wertvolle Fundkom plexe zugeführt. Zahlreiche Ausgrabungen in allen T e i­ len Thüringens, die z. T. sehr wichtige Ergebnisse erbrachten, waren nur durch die Aufm erksam keit von Baggerführern oder Traktoristen möglich. Eine wirkungsvolle, moderne Bodendenkm alpflege muß vor allem prophy­ laktisch arbeiten, das heißt, die M itarbeiter der Forschungsstelle müssen über geplante Erdbewegungen rechtzeitig informiert sein, um vor Beginn der Bauvorhaben das G e lä n d e in vielseitiger W eise erkunden zu können. Da die Fundstellen a lle r bekannten Bodenfunde aus dem Arbeitsgebiet au f topographische Karten eingetragen werden, sind A ussagen über die räum ­ liche Verbreitung bestimmter Kulturen, Fundschichten und Siediungsintensität möglich. Schon vor der Projektierung der verschiedenen Bauvorhaben kann so aufgrund der Kartenunterlagen und den Ergebnissen der G e lä n ­ desondierung in Gutachten der Forschungsstelle annähernd genau vo r­ ausgesag t werden, w as bei den Ausschachtungen zu erwarten und zu b e­ achten ist. Dam it können Sicherungsm aßnahm en getroffen oder in beson­ deren Fällen eine Verlagerung der Bau stelle vorgenommen werden. Die notwendige bodendenkm alpflegerische Betreuung im Arbeitsgebiet des Museums für Ur- und Frühgeschichte in W eim ar w äre nicht denkbar ohne die planm äßige Tätigkeit zahlreicher „Beauftragter für Bodendenkm al6

pflege". D iese ehrenam tlichen M itarbeiter des Museums haben um fang­ reiche Aufgaben in der Um gebung ihres W ohnortes übernommen. Sie b e­ gehen die Felder, um neue Fundstellen aufzufinden und bekannte zu ü ber­ prüfen, und sie kontrollieren Bau- und Kiesgruben sowie ausgeschachtete Leitungsgräben. Q u alifizierte Bodendenkm alpfleger führen dringende Ret­ tungsgrabungen selbständig durch, bearbeiten bestimmte Spezialgebiete und unterstützen die Aufnahm e m ittelalterlicher W üstungen. Die Ergeb­ nisse ihrer Arbeit popularisieren sie durch Presseberichte, Ausstellungen in Museen und Schaufenstern sowie durch Vorträge. Auch bei Unterschutz­ stellung und Pflege sichtbarer Bodendenkm ale, bei Aufnahm en und V e r­ messungen von H ügelgräbern, Burgen und Steinkreuzen und deren B e ­ schilderung sind sie unentbehrliche H elfer des W eim arer Museums. Die Zah l der Bodendenkm alpfleger, zu denen Menschen a lle r Bevölkerungs­ schichten gehören, erhöhte sich in Thüringen bis 1978 auf 642. Dam it wurde ein relativ dichtes Netz von M itarbeitern geschaffen, Ihre Tätigkeit erfolgt sowohl einzeln a ls auch in Arbeitsgem einschaften; sie ist eng verbunden mit der Arbeit der Natur- und Heim atfreunde des Kulturbundes der DD R, w as in Vereinbarungen zwischen den Bezirksfachausschüssen für Ur- und Frühgeschichte Erfurt, G e ra , Suhl und dem Museum für Ur- und Frühge­ schichte Thüringens, W eim ar, ihren N iederschlag gefunden hat. Mit A rbeitstagungen, Kolloquien, Lehrgrabungen, mit methodischen A n ­ leitungen in der Zeitschrift „Urgeschichte und Heim atforschung" und den „Typentafeln zur Ur- und Frühgeschichte" bietet die Forschungsstelle W e i­ mar jedem H eim atfreund die Möglichkeit, sein W issen zu bereichern und sich das Rüstzeug für eine erfolgreiche Tätigkeit a ls Bodendenkm alpfleger anzueignen. In den letzten Jahren sind vor allem auch viele Jugendliche aktive M itarb ei­ ter der Forschungsstelle geworden. Die Schüler konnten mit einer vielseitigen Betätigung im G e lä n d e an die bodendenkm alpflegerische Arbeit herangeführt w erden; viele von ihnen haben kleinere Forschungsaufträge übernommen und mit gutem Erfolg a b ­ geschlossen. W enn am Museum für Ur- und Frühgeschichte in W eim ar und in einer Reihe and erer thüringischer M useen die einzelnen Ur- und Frühgeschichts­ perioden mit ausgezeichnetem Fundm aterial belegt werden können, so ist d as nicht zuletzt das Resultat einer erfolgreichen bodendenkm alpflegeri­ schen Arbeit. Die zahlreichen Neufunde und wissenschaftlichen Erkenntnisse werden in der Jahresschrift „Alt-Thüringen", in den „Veröffentlichungen" des M use­ ums, in den „W eim arer M onographien zur Ur- und Frühgeschichte" und in der Zeitschrift „Ausgrabungen und Funde" vorgelegt. D iese Publikationen sind wichtige Q uellen für die Ur- und Frühgeschichtsforschung in der D D R und im A u sland . Um den Betrachter über den W ert des Bodendenkm als und den bestehen­ den Schutz zu unterrichten, werden H ügelgräber, Burgen und Höhlen mit einer Beschilderung versehen (Abb. 25). Die Umgebung verschiedener O b ­ jekte, z. B. des „Leubinger H ügels" (Abb. 54), wird durch angepflanzte 7

Baum gruppen neu gestaltet. G efährd ete G rab h ü g el und Steinkreuze in den Ackerbaugebieten des Thüringer Beckens werden in Begrünungsflä­ chen aufgenom m en, die zwischen den landwirtschaftlichen Nutzflächen entstehen, und so vor einer Zerstörung geschützt. V iele Bodendenkm ale sind a ls lohnende Ausflugsziele W anderw egen und N aturlehrpfaden a n ­ geschlossen. Exkursionsrouten zu interessanten und landschaftlich schön gelegenen Bodendenkm alen wurden in der Umgebung Pößnecks, im Eichs­ feld und auf dem Ettersberg bei W eim ar zusam m engestellt und beschil­ dert. Andere Bodendenkm ale sind in N aherholungsgebiete aufgenommen oder in die G estaltung des Dorfbildes einbezogen. In der Zukunft werden archäologische Reservate mit bedeutenden und besonders a u ssa g e krä fti­ gen Bodendenkm alen z. B. in W eim ar-Ehringsdorf (altsteinzeitlicher R ast­ platz) und Tilled a (m ittelalterliche Pfalz) geschaffen. Bodendenkm ale sollen möglichst unberührt erhalten bleiben. W ie die Ent­ wicklung der Forschung und der naturwissenschaftlichen Untersuchungsm e­ thoden in den letzten Jahrzehnten erkennen läßt, wird man später A u s­ grabungen mit noch besseren Ergebnissen durchführen können als das heute möglich ist. Die vorliegende Veröffentlichung vermittelt mit Bildern und Karten einen Eindruck vom Aussehen unserer Bodendenkm ale und ihrer Verbreitung. Sie gibt H inw eise auf die Bedeutung, die Funktion und das Alter der Boden­ denkm ale und zeigt, daß viele von ihnen schöne W anderziele und auch lohnende Fotoobjekte sind. Möge dieser kleine Bildband dazu beitragen, daß a lle Bodenaltertüm er mit größerer Achtung angesehen, rechtzeitig g e­ meldet und als Bestandteile unserer sozialistischen H eim at geschützt und gepflegt werden.

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Siedlungen und Wüstungen In den meisten Fällen geben Einzelfunde (Scherben, W erkzeuge, Münzen und vor allem gebrannter Hüttenlehm), die durch den Pflug an die Erdober­ fläche gelangt sind, Anhaltspunkte auf die Lage und das Alter von S ie d ­ lungen. H ausstellen und Siedlungsgruben sind durch dunkle Verfärbungen auf frisch geackertem Boden zu erkennen. Steinanhäufungen in sonst stein­ freiem Boden deuten auf vorhandene M auern oder Steinsetzungen hin. Unter günstigen Voraussetzungen können auf G etreidefeldern oder W e i­ den Stellen mit besonders intensivem Pflanzenwuchs oder Kümmerstellen beobachtet werden. Der unterschiedliche Pflanzenwuchs kann auf frühere Bodenveränderungen wie Befestigungsgräben, Siedlungsgruben, aber auch auf M auerreste und alte Straßen hinweisen. Bei Ausschachtungen f a l­ len häufig Bodenverfärbungen auf, die von ehem aligen eingetieften Pfo­ sten, Hütten und Gruben stammen und sich deutlich vom umgebenden braunen Lehm, gelben Löß oder hellen Sand abheben. Auf felsigem U n te r­ grund sind diese Eintiefungen manchmal in den Stein gearbeitet. So ist es möglich, die G ru n d risse von H äusern im Boden wieder aufzuspüren, ob­ wohl der O b erb au längst vergangen ist. Die Ausgrabungen solcher S ie d ­ lungsstellen erfordern viel Erfahrung, meist großen Arbeitsaufw and und sind d eshalb im wesentlichen Fachw issenschaftlern Vorbehalten. Mit den Ergebnissen der G eländeuntersuchungen ist dann eine Rekon­ struktion des ausgegrabenen O bjektes möglich. Durch die Ausgrabungen sind nicht nur die Bauart und das ehem alige Aussehen dieser W ohnstätten zu erm itteln, es lassen sich auch H inw eise auf den jew eiligen Stand der Produktivkräfte und auf gesellschaftliche und soziale V erhältnisse in der Siedlung h erausarbeiten. Dam it wird wohl deutlich, daß für den Ur- und Frühgeschichtler nicht in erster Linie das Fundstück a ls Sam m elobjekt B e­ deutung besitzt — in gleicher W eise wichtig sind der Fundzusam m enhang, die sich d arau s ergebenden Schlußfolgerungen für die G ew innung neuer historischer Erkenntnisse, um ein noch um fassenderes Geschichtsbild zu erlangen. W eitaus deutlicher als ur- und frühgeschichtliche Siedlungen sind aufg eg e­ bene W ohn- und Produktionsstätten aus dem M ittelalter, sogenannte W ü ­ stungen, mit Flurrelikten wie M auerresten, Ackerterrassen und Hochrainen oberflächlich im G e lä n d e zu erkennen. In den letzten Jahren hat sich die Ur- und Frühgeschichtsforschung ver­ stärkt archäologischen W üstungsuntersuchungen zugewandt. Durch sie kön­ nen Fragen nach dem Alter unserer heutigen Dörfer, nach der Sied lu n g s­ weise und nach der Entwicklung und Verbreitung bestimmter H aus- und Hofformen beantwortet werden. Flurnam en, Sagen und die Durchsicht von Archivalien ergeben bereits H in ­ w eise auf W üstungsstellen. Besonders günstig sind die Fälle, in denen sich die archäologischen Ergebnisse mit denen durch historische Forschungen und aus Urkunden gewonnenen Daten in Übereinstim m ung bringen la s ­ sen. Bei der Begehung von siedlungsgünstigen wüstungsverdächtigen 9

Stellen ist die ehem alige O rtslag e sicher zu lokalisieren und zu begrenzen, wenn O berflächenfunde in ausreichender Dichte vorliegen. Tonscherben sind meist die aussagekräftigsten Funde gegenüber den auch zahlenm äßig zurücktretenden Knochen und M etallgegenständen. Mit ihrer Bestimmung und Einordnung in die verschiedenen Siedlungshorizonte ergeben sich Aussagen über den S ied lu n g sab lau f und H inw eise auf das Alter und den Zeitpunkt des W üstwerdens der Ortschaft. Die Lage der ehem aligen Siedlungen wurde im wesentlichen durch die W assern äh e und die Bodenverhältnisse bestimmt. Bei vielen Siedlungsstelien ist eine Platzkontinuität festzustellen, besonders dort, wo günstige H an g lag e und W asser vorhanden waren oder wo die sumpfige Umgebung die Bewohner an einen Siedlungshügel band. Aber auch in diesen Fällen sind leichte Verschiebungen der O rtslag e vom frühen bis zum späten M it­ telalter anzunehm en, die sich oft in der Verteilung der O berflächenfunde w iderspiegeln. W üstungen kommen in manchen G ebieten sehr häufig vor, im Kreis M ühl­ hausen z. B. sind es über 110, im Kreis W eim ar 76 ehem alige Dorfstelien, die a lle abgesucht wurden und wichtiges M aterial erbracht haben. W üstungen entstanden in den wenigsten Fällen , wie heute noch vielfach fälschlich angenom m en wird, in Folge von Kriegseinw irkungen. Zahlreiche Bearbeiter konnten beweisen, daß man z. B. Dörfer, die im 30jährigen Krieg zerstört wurden, später an gleicher Stelle oder in der N ähe wieder aufbaute. Da sich der Vorgang der W üstungsbildung in M itteldeutschland zeitlich in verschiedene Hauptwüstungsperioden aufgliedern läßt, sind die Ursachen für die A ufgabe der vielen Siedlungen in allgem ein wirkenden Faktoren zu suchen, wobei lokale Gegebenheiten und Ereignisse in vielen Fällen den unm ittelbaren A n laß dazu lieferten. Von den verschiedenen Vorgängen, die in einem komplizierten Prozeß zur W üstungsbildung fü h r­ ten, müssen a ls Hauptursachen die krisenhaften Erscheinungen der so zial­ ökonomischen V erhältnisse innerhalb der Feudalordnung herausgestellt werden. Neben den eigentlichen Siedlungsstellen verdienen Friedhöfe, die in der N ähe von W üstungen liegen, besondere Beachtung. O ft geben h er­ ausgeackerte Knochen einen H inw eis auf die Lage des G räb e rfeld es. Mehrfach konnten auch Flurnam en — in Thüringen die Flurbezeichnung „Kommel oder „Küm m el" — zu deren Lokalisierung herangezogen werden. In vielen Fallen ist die Zusam m engehörigkeit von Burgen und W üstungen zu erkennen. So finden sich ehem alige Dörfer unterhalb von Höhenburgen oder Reste von kleinen Adelsburgen sind noch in oder am Rand der O rts­ wüstung vorhanden (z. B. W üstung Gom m erstedt, Abb. 6, 37, 38). Nur um wenige W üstungen sind W a ll und G rab e n a ls Reste der ehem aligen D o rf­ befestigungen erhalten. G ro ße Bedeutung kommt der Erforschung alter Produktionsstätten wie m ittelalterlichen Erz- und G lash ü tten , M eilerstellen, Abbauschächten, M ühlsteinwerkplätzen, Pechöfen und Töpferzentren zu. M itarbeiter des M useums für Ur- und Frühgeschichte in W eim ar und viele H eim atfreunde erfassen und kartieren diese Standorte. Dam it wird es mög­ lich sein, die Verbreitung bestimmter Produktionszweige zu erkennen, 10

technologische Prozesse zu untersuchen und so unsere Kenntnisse von der m ateriellen Kultur des M ittelalters zu vertiefen. Sehr gute Ergebnisse erbrachten Forschungen in den letzten Jah ren an folgenden A n la g e n : Eine G lash ü tte wurde neben der W üstung Volsbach bei W ingerode, Kreis W orbis, ausgegraben (Abb. 49). Bei Ruppersdorf, Kreis Lobenstein (Abb. 47), am Rande der W üstung Bleifeld bei Schleifreisen, Kreis Stadtroda, und bei M anebach, Kreis Ilm enau, fanden Untersuchungen an Pechöfen statt. D ie vom Museum für Ur- und Frühgeschichte W eim ar und Bodendenkm al­ pflegern freigelegten Produktionsstätten von Bleifeld und Volsbach werden an O rt und Stelle erhalten, teilw eise rekonstruiert und für Besucher e r­ schlossen. Alte Straßenzüge haben sich besonders in den W äldern oft a ls mehrfach nebeneinand erlieg end e Hohlwege erhalten (Abb. 40). Unter Berücksichti­ gung von kennzeichnenden W ege- und Flurnam en in Verbindung mit H ü ­ gelgräbern, Burgen und Siedlungen sind durch die Bearbeitung dieser Flurdenkm ale wichtige Ergebnisse zur Siedlungskunde und über ältere H andelsverbindungen zu erwarten.

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Burgen und andere Befestigungsanlagen Burgen sind W ehrbauten, die in den verschiedenen historischen Z e ita b ­ schnitten entsprechend der jew eiligen gesellschaftlichen V erhältnisse für eine größere G em einschaft oder für einen Feudalherren und seine Fam ilie errichtet wurden. Neben den m ittelalterlichen Burgen, die a ls imposante Baudenkm ale in Thüringen vielfach erhalten geblieben sind und die man meist meint, wenn allgem ein von Burgen gesprochen wird, gibt es hier aus ur- und frühgeschichtlicher Zeit eine große Anzahl von W eh ran lag en , die oft in gleicher W eise interessant, im allgem einen eine weit geringere B e ­ achtung finden. Es handelt sich dabei um w eniger ins Auge fallen d e B e ­ festigungen aus Stein- oder Erdw ällen und G rä b e n , die eine Burgfläche einschließen, deren Innenbebauung heute oberflächlich nicht mehr sichtbar ist. Die spätm ittelalterliche Burg in ihrer Blütezeit ist also das Endglied einer langen Entwicklung der W ehrbauten, die bereits im Neolithikum be­ gann. Die Ur- und Frühgeschichtsforschung beschäftigt sich vor allem mit den älteren W allb u rg en , während ihr bei der Erforschung von Burgen mit aufgehendem M auerwerk lediglich die archäologische Untersuchung der Siedlungsschichten und der äußeren Erdbefestigungen zufällt. Von der Akadem ie der W issenschaften der D D R und dem Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens wird zur Zeit in Thüringen die Aufnahm e alle r Burgen durchgeführt, die nachweislich vor 1300 entstanden sind. Im Bezirk Erfurt, in dem die Bearbeitung 1977 abgeschlossen wurde, sind über 1000 befestigte Stellen erfaßt, gezeichnet und fotografiert. Die Burgenaufnahm e kann sich auf die lan g jäh rig e Arbeit verdienstvoller Heim atfreunde stüt­ zen, die in Vergangenheit und G eg en w art wertvolle Beiträge zur Burgen­ forschung leisteten, in dem sie viele A nlagen neu entdeckten, vermessen und z. T. veröffentlicht haben. H inw eise auf ur- und frühgeschichtliche B u r­ gen ergeben sich auch bei der Durchsicht von älteren Karten, geschichtli­ chen M eßtischblättern, U rkunden, Lehnsverzeichnissen und mit bestimmten Flurnam en. D as Ergebnis der abschließenden Untersuchungen im G e lä n d e wird, in Katalogbänden publiziert, die G ru n d la g e für die weitere Burgen­ forschung bilden. Für die Bestimmung des Burgentypes müssen neben der eigentlichen Hauptburg die äußeren Befestigungsanlagen in die Betrach­ tung einbezogen werden. D ie charakteristischen M erkm ale der Burgen sind, bedingt durch die gesellschaftliche Entwicklung, V eränderungen in Form, Ausstattung und G rö ße unterworfen, die meist Unterscheidungen nach der Funktion einzelner A nlag en und nach dem sozialen Stand ihrer Bewohner zulassen. Auch die Entwicklung der Produktivkräfte und die V e r­ änderungen in der W affentechnik finden ihren N iederschlag im Aussehen und in der Art des Baues der W eh ran lag en . W ichtige H inw eise au f die Besiedlung und das Alter der A nlagen können O berflächenfunde geben, die in den Burgen abgelesen werden. A llerd ing s wurden zahlreiche Bu r­ gen, die an befestigungstechnisch günstigen Punkten liegen, in späteren Zeiten w ieder benutzt und ausgebaut, so daß man heute dort bei der Suche nach datierenden Scherben, M aterial aus den verschiedensten Siedlungs12

phasen findet. Eine restlose Klarheit über die kulturelle und chronologische Zuordnung wird man in diesen Fällen erst durch Suchgrabungen in der A n lag e erhalten. Die Beurteilung der dabei gewonnenen G rabungsprofile jedoch ist sehr schwierig und erfordert viel Erfahrung; deshalb können G rabu n g en auch hier nur von Fachleuten oder unter deren Anleitung a u s ­ geführt werden. Den ersten Befestigungen begegnen wir in unserem G e b iet im N eolithi­ kum. Vielfach wurden in diesen Zeitabschnitten auf Anhöhen, und nicht wie sonst üblich in W assern äh e, Siedlungen angelegt, die aufgrund ihrer günstigen Lage gute Verteidigungsm öglichkeiten boten und deshalb nicht mit einem W a ll oder G rab e n geschützt werden mußten. Mit dem typischen Inventar dieser H öhensiedlungen, mit Feuersteinwerkzeugen, P latten silex­ geräten und Scherben lassen sich Verbindungen zu Kulturgruppen in Südund Südwestdeutschland und der Schweiz erkennen. Bedeutende Anlagen befanden sich au f der „H alb en G a n s" bei M arolterode, Kr. M ühlhausen, au f dem Kirchberg bei Schlotheim, Kr. M üh'hausen, au f der Heinrichsburg bei M ellingen, Kr. W eim ar, auf dem Riechheimer Berg, Kr. Erfurt, und auf dem Jenzig bei Je n a . Auch auf der H asenburg bei Haynrode, Kr. W orbis, trat bei G rabung en der neolithische Horizont mit neuen Funden deutlich hervor. In G roßobringen, Kr. W eim ar, wurde in den vergangenen Jahren durch eine Ausgrabung des Museums für Ur- und Frühgeschichte W eim ar eine befestigte neolithische Siedlung mit unterschiedlichen Hausform en unter­ sucht und dam it neue Ergebnisse für die Burgen- und Siedlungsforschung gewonnen. In vielen Fällen sind die Befestigungsgräben dieser frühen Anlagen heute zugefüllt und oberflächlich nicht mehr sichtbar. Die Form der Befestigungs­ anlagen und die Lage der H ausgrundrisse im Innenraum heben sich a ls schwarze Verfärbung manchmal au f dem frisch gepflügten Acker ab. Unter günstigen Voraussetzungen läßt sich der V erlau f der Befestigungsgräben und -w älle auch am unterschiedlichen Wachstum des G etreid es im Frü h jah r nachweisen (G e il- und Küm m erstellen). Eine beträchtliche Anzahl meist großräum iger W allburgen wurde in der nächsten burgenbauenden Phase, in der jüngeren Bronzezeit und frühen Eisenzeit errichtet. D ie Burgen liegen au f Anhöhen, im mittleren und nörd­ lichen Thüringen oft au f vorgeschobenen Bergrücken. W ährend die ste il­ abfallen d en Seiten genügend Schutz vor angreifenden Feinden g ew äh r­ ten, wurde die Hochfläche durch querlaufende G rä b e n und mit Erd- oder Steinw ällen abgeriegelt. Rotgebranntes M aterial, Steine, Lehm und Erde, au f den W ällen weisen d a ra u f hin, daß die ehem als vorhandenen H olzkon­ struktionen unter Erzeugung großer Hitze abb rannten. Ein interessantes Beispiel für die kriegerischen Auseinandersetzungen in dieser Zeit wurde durch A usgrabungen a u f dem Kohnstein bei N iedersachsw erfen, Kr. N ord­ hausen, erschlossen. D ie Holzkonstruktion des W a lle s und die dahinter liegenden H äu ser einer offensichtlich schnell errichteten und noch unferti­ gen Fluchtburg wurden durch die Angreifer in Brand gesetzt. Unter den Holzkohleschichten fanden sich Tongefäße und Dinge des täglichen G e13

brauches, die von den abziehenden Bewohnern zurückgelassen werden mußten. Zu den gut erhaltenen Burganlagen aus dieser Zeit gehören die O ttern ­ burg bei O ttern, Kr. W eim ar, die W ebeisburg bei H ainrode, Kr. N ordh au ­ sen, der Klei bei Breitenworbis und die H asenburg bei H aynrode, Kr. W o r­ bis. Auf der H asenburg ist mit zahlreichen Resten von W ohnbauten, Scher­ ben von Tongefäßen, Resten an W ohnbauten und einem reich mit Bronze­ beigaben ausgestatteten G ra b eine intensive Besiedlung nachzuweisen. Auch ein am Fuß der Schwellenburg bei Kühnhausen, Kr. Erfurt, kürzlich geborgenes G ra b und Scherbenfunde am Hang des Berges scheinen auf eine Belegung dieser Burg in der frühen Eisenzeit hinzudeuten. Keltische Burgen sind auf dem G e b iet der D D R nur in Südthüringen anzutreffen. D ie größte und am besten erhaltene A n lag e ist die Steinsburg auf dem Kleinen G leichberg bei Römhild. Aus Basaltsteinen wurden hier gew altige Steinm auern errichtet, die sich a ls große Rundw äile um den Berg ziehen und eine gut zu verteidigende A n lag e bilden. Die keltischen Burgen w u r­ den zu stadtähnlichen Befestigungsanlagen, sogenannten O p p id a , mit H andw erker-, Priester- und Kriegerbezirken ausgebaut. Die Befestigungen und der Innenraum einer kleinen keltischen W a lla n la g e auf dem Herrenberg bei Theuern, Kr. Sonneberg, wurden mit einer G r a ­ bung des M useums für Ur- und Frühgeschichte untersucht. D ie Funde g e­ hören im wesentlichen in die Spätlatenezeit und deuten auf eine H au p t­ besiedlung im letzten Jahrhundert v. u. Z. hin. Auf mehreren Burgen nördlich des Thüringer W ald es, z. B. au f der Alteburg bei Arnstadt und auf dem Alten G leisb erg bei Bürgel, ist ein deutlicher Einfluß keltischen Kulturgutes in Keram ik, W affen, Schmuck und Trachten­ bestandteilen festzustellen, jedoch waren die Bewohner keine Kelten, son­ dern gehörten zu einer germ anischen Bevölkerungsgruppe, die im Kontakt­ gebiet von G erm anen und Kelten lebten und von letzteren Importstücke und fortgeschrittenere Produktionsverfahren übernahm en. U nser W issen über den Burgenbau bei den G erm anen ist durch neuere Untersuchungen in den letzten Jahren verbessert worden. Die W estgerm a­ nen der mittleren Latene- bis Römischen Kaiserzeit errichteten Befestigun­ gen, die mit den Höfen ihrer Anführer verbunden w aren. In der keltisch­ germ anischen Kontaktzone Thüringens entstanden neben den Siedlungen und Höfen im Tal W eh ran lag en mit H olz-Stein-Erde-M auern und vorge­ legten G räb e n au f den Höhen. Eine dieser A n lag en , die „Funkenburg" bei W estgreußen, Kr. Sondershausen, wird z. Z. ausgegrab en. In dem nach drei Seiten durch natürlichen A b fall geschützten Innenraum au f dem vo r­ deren Teil eines flachen G elän d esp o rn s befanden sich eine große V e r­ sam m lungshalle oder das H aus eines Adligen, zahlreiche eingetiefte H üt­ ten und viele überdachte Vorratsgruben. Auf der Zugangsseite zur Burg waren zwei Abschnittsbefestigungen mit mehreren Toren angelegt. Um dem Besucher Einblick in die Struktur und Funktion dieser A n lag e des 3 .- 1 . Jh. v. u. Z. zu geben, sollen Siedlungs- und Befestigungsteile nach der Ausgrabung rekonstruiert und der Öffentlichkeit zugängig gemacht werden. Auf der H asenburg bei Haynrode, Kr. W orbis, fanden sich G ü rtelbeschläge 14

mit Kerbschnittornam entik aus dem frühen 5. J h d i e von Angehörigen des römischen H eeres getragen und die in ähnlicher Ausführung schon mehr­ fach von Burgbergen an M ain und Donau vorliegen. 3 km nördlich der H asenburg kam in der N ähe des O rtes Großbodungen ein V erw ahrfund, bestehend aus Teilen einer reich verzierten Silb erschale und 21 G o ld m ü n ­ zen aus der 1. H älfte des 5. Jahrhunderts, zum Vorschein. In der Umgebung der Fundstelle ist ein germ anischer Adelshof zu vermuten. Nach den Fund­ komplexen, die beide Verbindungen zum provinzialrömischen G e b iet a u f­ zeigen, können wir vermutlich in den Bewohnern des Hofes Angehörige einer germ anischen Adelsschicht sehen. Diese haben sich, w ie andere Sied ler in der näheren Um gebung der H asenburg, offensichtlich bei G e ­ fah r auf den schützenden Plateauberg zurückgezogen. Zukünftige Untersuchungen werden zeigen, ob ein durch zwei Abschnitts­ gräben geschützter Höhenrücken bei O rlish au sen , Kr. Söm m erda, a ls g er­ manische Befestigung anzusprechen ist. Die bei Ausschachtungen fre ig e ­ legten Spitzgräben wurden von G räb ern des 7. Jh. überlagert und sind dam it älter als dieses G rä b e rfeld . U nterhalb der Befestigung, am Rande der Ta la u e , konnte eine Siedlung der Römischen Kaiserzeit lokalisiert w er­ d en ; auch im geschützten Innenraum fanden sich Scherben aus dieser Zeit. Bisher konnten für die Zeit des Thüringer Königreiches im 5. und 1. Drittel des 6. Jh. in Thüringen keine Burgen festgestellt werden. Nach den mit reichen Beigaben, Fibeln, Drehscheibengefäßen, G lasb echern, Perlenket­ ten und W affen ausgestatteten G räb ern in W eim ar und O berw eim ar sowie in und um M ühlhausen befanden sich hier kulturelle Zentren des Thüringer Königreiches, in W eim ar wohl sogar ein Fürstensitz. Aus dem Stadtgebiet von W eim ar sind geringe Siedlungsreste bekannt. G rabungen im Bereich der Altenburg, die auf dem jenseitigen Ilmufer lag und au f älteren S tad t­ plänen als großflächgie A n lag e dargesteilt wird, haben keine H inw eise e r­ bracht, daß sie, wie vermutet wird, bereits in dieser Zeit vorhanden w ar und als Fluchtburg genutzt wurde. Thüringen wird nach dem U ntergang des Thüringer Königreiches im Jah re 531 in den Machtbereich der Franken einbezogen, doch erst im 7. Jh. ist ein deutlicher fränkischer Einfluß im archäologischen Fundgut festzustellen, in dieser Zeit werden strategisch wichtige Punkte von den Franken besetzt. So weisen G rä b e rfeld er bei Griefstedt, Kr. Söm m erda, und von Sömmerda mit fränkischen Beigaben, u. a. stempelverzierte Importkeramik westlicher Herkunft d arau fh in , daß sich in der N ähe bedeutender Verkehrsverbindun­ gen und Flußübergänge Überwachungsstützpunkte der Franken befanden. Auch ältere Höhenburgen, die Sachsenburg, die den wichtigen Durchgang durch die Porta Thuringica sicherte, und die H asenburg bei H aynrode, Kr. W orbis, an der G renze zum sächsischen G e b iet wurden, wie aus entspre­ chenden Funden ersichtlich, mit fränkischen G arn iso n en belegt. Eine besondere Bedeutung, auch für die weitere Um gebung, besaß im 8. Jh. eine Burg, die sich in Erfurt vermutlich auf dem Petersberg befand. Erfurt w ar in dieser Zeit ein wichtiger H andelsm ittelpunkt, in dem Straßen aus West- und Süddeutschland mit einer H an delsstraße aus dem O sten zu ­ sam m entrafen. Die Burg hatte eine wichtige Kontrollfunktion für den W a15

renum schlagplatz, der unterhalb des Petersberges lag. Bei neueren A u s­ grabungen auf dem Petersberg ließen sich allerd in gs weder Befestigungs­ elem ente noch m aterielle H interlassenschaften aus dem frühen M ittelalter auffinden, da bei der Errichtung der neuzeitlichen Festungsbauten die Erde bis auf den gewachsenen Boden abgetragen und dam it die Spuren einer älteren Besiedlung beseitigt worden w aren. Eine interessante Verbindung ist zwischen einer Adelsburg auf dem C lausb erg mit der im Tal liegenden, um 860 erstm als erwähnten Siedlung Fugelsburc (heute Vogelsberg, Kr. Söm m erda) und einem G räb erfeld aus dem 8. Jh. herzustellen. Die d rei­ fach untergliederte, 12 Morgen um fassende W allb urg auf einer la n g g e ­ streckten Anhöhe befindet sich an der Stelle einer älteren, vermutlich ju n g ­ bronzezeitlich-früheisenzeitlichen A n lag e. W ie Scherben aus der Burg und behauene Steine auf den W allkronen zeigen, wurde der strategisch wich­ tige Punkt in karolingisch-ottonischer Zeit erneut ausgebaut. In dem zur Burg und Siedlung gehörenden G räb erfeld konnten bei der Ausgrabung deutliche gesellschaftliche Differenzierungen festgestellt werden. So hoben sich die Angehörigen des Adelsgeschlechtes durch repräsentative S tein ki­ sten und Beigaben (Eisenschwert, Bronzenadeln und Perlen) von den e in ­ fachen G räb ern der Bauern ab. Es erscheint n aheliegend, in dem mit einem Schwert ausgerüsteten Adligen einen Burgherren von Fugelsburc zu sehen. Den übrigen Teil des G esam tbestandes der thüringischen B efestigungsan­ lagen bilden befestigte Höfe, Burgen, Dorfbefestigungen und Landwehren des hohen und späten M ittelalters. D ie m ittelalterlichen Herrenburgen b e­ sitzen meist nur eine kleine runde, ovale oder eckige Innenfläche, die von W a ll und G rab e n eingeschlossen wurde. Sie liegen in der Niederung und sind hier meist aus den Höfen der Grundherren hervorgegangen oder auf Anhöhen in der N ähe der Siedlungen. O ft wurden günstig gelegene B erg ­ rücken oder vorspringende G elän d esp o rn e durch tief eingeschnittene G r ä ­ ben und durch W ä lle abgetrennt und geschützt. Eine verbreitete Sonder­ form stellen Burgen mit künstlich erhöhter Innenfläche, sog. Burghügel oder Motten dar. Sie sind, wie die Beisp iele M auderode (Abb. 35) und N ied er­ sachswerfen, Kr. N ordhausen, Berlstedt, Kr. W eim ar (D a s W a h l), Gommerstedt/Bösleben, Kr. Arnstadt (Abb. 37), Beulb ar, Kr. Eisenberg, und O b e r­ löbnitz, Kr. Je n a , zeigen, in ganz Thüringen anzutreffen. In O stthüringen sind sie meistens noch mit einem w asserführenden G rab e n umgeben und werden hier vielfach als Bühle bezeichnet. Ein Burghügel bei Bösleben, Kr. Arnstadt, und die dazugehörige W üstung Gom m erstedt wurden vom Museum für Ur- und Frühgeschichte W eim ar vollständig ausg eg rab en. Auf dem fiachen Burghügel konnte a ls älteste Besiedlung sp hase ein H olzgebäude aus dem 11. Jh. nach gewiesen werden. Im 13./14. Jh. wurde hier ein m assiver Steinturm mit einem Heizungs- bzw. Küchenanbau errichtet und der Rand des Burghügels mit einer Steinm auer befestigt. Innerhalb des M auerringes lagen noch kleine einräum ige H äuser, eines davon mit einem O fen. Von der Burg führte ein gepflasterter W eg in die danebenlieg end e Siedlung, die durch W a ll und G rab e n an den Burg­ hügel angeschlossen w ar. In der Siedlung wurden ein- und m ehrräum ige 16

W ohnhäuser mit Steinfundam enten und W irtschaftsgebäude freigelegt. Eine große Fronscheune schloß sich unm ittelbar an die Burg a n ; sie nahm die landwirtschaftlichen Produkte für den Adligen auf. Zur Siedlung gehörte schließlich noch eine Eigenkirche des Feudalherren. W ie unter der spätm it­ telalterlichen Bebauung auf dem Burghügel waren auch in der Siedlung und unter der Kirche ältere Pfostenhäuser nachw eisbar. Durch die kom­ plexe Ausgrabung konnten erstm als in M itteldeutschland die Bebauung eines Burghügels, sein Alter und das V erhältnis zur Siedlung umfassend erforscht und dam it Einblick in die Entwicklung eines Adelssitzes erlangt werden. Im 14. und 15. Jh. wurden Kirchen umwehrt und als Befestigungsanlagen cu sg ebau t. Diese W ehrkirchen entstanden a ls bäuerlich-genossenschaft­ liche D efensivanlagen in Thüringen, vor allem im W erragebiet und im Siedlungsbereich an der S a a le . Die beherrschende, gut zu verteidigende Lage vieler Kirchen und der G e d an ke vom Schutz des geweihten O rtes führten zur Errichtung solcher Befestigungen (Abb. 46). Die W ehranlagen um den Kirchenbezirk bestanden aus M auern mit W ehrgängen (Rohr, Kr. Suhl), aus Erdw ällen und z. T. aus w asserführenden G räb e n (M ilz, Kr. M ei­ ningen, Döblitz, Kr. Pößneck). Die Bauern trieben in Notzeiten ihr Vieh in den geschlossenen Kirchhof und errichteten hier kleine Speicher — sogenannte G a d en — in denen sie wertvolle Vorräte aufbew ahrten und selbst Zuflucht suchten (Vachdorf, Kr. M einingen). In zahlreichen Dörfern deuten Straßen- und Flurnam en, wie „H ain g ra b en ", „Am Tor", „Vor dem Tor", „Untertor" usw. d a ra u f hin, daß die O rte früher befestigt und die Zugänge durch Tore oder Schläge gesichert w aren. Nicht selten lassen sich in den G ärten hinter den Gehöften W ä lle und G räb e n oder Teile derselben feststellen, die zu einer um laufenden Dorfbefestigung gehörten. W eitere Annäherungshindernisse bildeten dichte Hecken, die au f den W ällen angepflanzt wurden. In verschiedenen m ittelalterlichen Dorfordnungen werden die Befestigungen erwähnt und Richtlinien für ihre Instandhaltung festgelegt. So entnehmen w ir dem Gem eindebuch von Tie­ fengruben, Kr. W eim ar, folgende Anordnung: „In gleichen sollen die H a in ­ graben aufgem acht, revidiert und reingehalten werden, dam it kein N ach­ b ar durch den anderen Schaden erleidet, der auch ihm w iederfährt, und da ferner auch G eorgentag die Besichtigungen vorgenommen werden, bei welcher auch zugleich ums Dorf zu schicken ist, um zu sehen, ob auch U r­ kunden (Stockausschläge von Bäum en und Sträuchern) aus dem G rab en g ehauen, und die H aingräben rein sind, und wo einer saum selig befunden wird, der soll um eine halbe Tonne Bier bestraft werden. Desgleichen, wer versteckte und verbotene W ege geht, und dabei angetroffen wird, soll 5 Groschen Strafe entrichten." (Verbotene W ege w aren, hinten zu den G ä r ­ ten hinaus, durch die den O rt umgebende Hecke = H ain ). „W er aus seinem G a rte n , oder zum H ain hinaus mit Pferden reitet oder mit Ochsen oder anderem Vieh hinaustreibet, soll in die G em einde unnachlässig eine Tonne Bier strafen, wie es in dem vom Amte confirmirten Rezess beleget zu stra ­ fen ." D ie Dorfbefestigungen entstanden vor allem im 12.—14. Jh. 17

Um größere G eb iete, G rafschaften oder Stadtfluren wurden im späten M it­ telalter Landwehren angelegt. Sie bestehen aus einzelnen oder mehrfach hintereinanderliegenden Langw ällen und -gräben und sind besonders in der N ähe der Straßen gut erhalten. Durch die Errichtung von Landwehren sollte vor allem der Verkehr au f die Zugangsstraßen zum so geschützten G e b iet konzentriert werden, dam it eine entsprechende Kontrolle oder S p e r­ rung erfolgen konnte. Bekannte Beisp iele gut erhaltener Landwehren sind der M ühlhäuser Landgraben, die Landw ehr bei Flinsberg, Kr. H eilig en ­ stadt, (Abb. 43) und Schm alkalden (Abb. 41). Nicht in allen Zeitabschnitten wurden von den Menschen Befestigungen errichtet. Ihr Vorkommen ist eine typische Erscheinung in Zeiten mit inn e­ ren und äußeren kriegerischen Auseinandersetzungen und für das Aufkom ­ men und Vorherrschen gesellschaftlicher D ifferenzierungen. Der Bau dieser arbeitsaufw endigen Anlagen w ar immer die Leistung einer größeren M enschengruppe. Mit der Erforschung der Burgen und Befestigungen e r­ halten wir einen Einblick in die gesellschaftlichen und kulturellen V e rh ä lt­ nisse sowie in die politische und wirtschaftliche Entwicklung in d e rZ e it ihres Bestehens. Ihre Pflege und Erhaltung ist d eshalb eine der großen A u fg a ­ ben des W eim arer Museums für Ur- und Frühgeschichte und a lle r H eim at­ freunde.

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Grabhügel Von der Jungsteinzeit an wurden auch in Thüringen in einzelnen Zeitp erio­ den über den Bestattungen unterschiedlich große G rab h ü g el aufgewölbt. Dagegen kommen G ro ßsteing räber, die in Norddeutschland zu den h ä u ­ figsten Bodendenkm alen gehören, in unserem G e b iet nicht vor. Die G r a b ­ hügel sind vielfach a ls Einzelgräber, aber auch gruppenweise anzutreffen. Je nach ihrer Lage im offenen G e lä n d e oder geschützten W aldgeb iet reicht ihre G rö ße heute von 15 bis 40 Meter Durchm esser und 0,5 bis 5 Meter Höhe. Im W ald sind sie in der Regel besser erhalten a ls au f freiem Feld. Die meist aus humoser Erde bestehenden Hügel lieferten den Bauern seit Jahrhunderten M aterial zur Verbesserung ihrer Äcker. Die Unsitte des Anund A useinanderpflügens ist bis zum heutigen Tage verbreitet; der größte Teil der ehem als vorhandenen kleineren und mittelgroßen G rab h ü g el dürfte dadurch beseitigt worden sein. G rab h ü g el und G rä b e rfeld er finden wir im gesam ten Thüringer Raum verbreitet; lediglich aus dem Eichsfeld sind bisher keine A nlagen bekannt geworden. In den G räb ern wurden in den verschiedenen Zeitperioden und nach der jew eils vorherrschenden Bestattungssitte, Körper- oder Brandbestattungen, ebenerdig oder in unterschiedlich tiefen G ruben unter den Hügeln beige­ setzt. Die Bestattungsart w ar selbst innerhalb einer Kultur recht unter­ schiedlich. Es kommen Einzel- und M ehrfachbestattungen vor. In manchen Fällen errichtete man für den Toten eine Steinkiste und wölbte darüber einen Erdhügel; in anderen Hügeln liegt die Bestattung unter einer großen zentralen Steinpackung, die vielfach von einem Steinkranz am Fuß des H ügels eingeschlossen wird. Häufig treten im Hügel oder am Rand Nachbestattungen aus nachfolgenden Zeitperioden auf. G rö ßere Ein zel­ hügel oder solche, die sich durch ihre Höhe und Ausdehnung von anderen innerhalb eines G räb e rfeld es unterscheiden, enthalten oft Bestattungen gesellschaftlich höherstehender Stam m esm itglieder. In ur- und frühgeschichtlicher Zeit w ar es üblich, den Toten G e fä ß e mit N ahrungsm itteln, G eg en ständ e des täglichen Bedarfes, Schmuck und W a f­ fen mit ins G ra b zu geben. An diesen Beigab en, die in den einzelnen G r ä ­ bern in unterschiedlicher Anzahl enthalten sind, sowie an den Trachten­ bestandteilen läßt sich die kulturelle Zugehörigkeit der Menschen und d a ­ mit das Alter der G ra b a n la g e n ermitteln. Die fachgerechte Untersuchung eines G ra b h ü g els mit modernen Methoden wird darüber hinaus Erkennt­ nisse über die W irtschaft sowie einen Einblick in die sozialen und g e se ll­ schaftlichen V erhältnisse erbringen. Zu den ältesten G ra b a n la g e n in Thüringen, die vermutlich unter einem Erdhügel lagen, gehören drei Kollektivgräber d erW altern ien b u rg e rG ru p p e von N ordhausen, N iederbösa, Kreis Sondershausen, und Schönstedt, Kreis Bad Lan g en salza. Die einst vorhandenen Erdabdeckungen w aren durch die Feldbearbeitung bei allen 3 G räb ern bereits eingeebnet. W alternienb urg er G rä b e r sind entsprechend des Siedlungsgebietes dieser steinzeitlichen Kulturgruppe im nördlichen Thüringen und darüber hinaus 19

im mittleren und unteren S aale g eb iet und an der mittleren Elbe verbreitet. Die G ra b a n la g e n der obengenannten Fundorte bestanden jew eils aus rechteckigen G rabkam m ern (Abb. 58), die z. T. von Trockenmauern ein g e­ faßt wurden. Nach den Untersuchungsbefunden ließen sich Totenhäuser mit hölzernen Firstdächern rekonstruieren, die eine Stein- und Erdabdekkung besaßen. Die Grabkam m ern waren mit mehr als 60 Bestattungen b e­ legt, welche in mehreren Reihen in Hocksteilung lagen. An Beigaben fa n ­ den sich in den G räb ern typische Tongefäße, Feuersteinpfeilspitzen, K lin ­ gen und Schaber sowie Muschel- und Tierzahnschmuck. In der endneolithischen Kultur der mitteldeutschen Schnurkeram iker ent­ standen die meisten thüringischen G ra b h ü g e l; sie wurden bevorzugt auf Anhöhen angelegt. In diese Zeit gehören z. T. auch die Einzelhügel und G räbergrupp en, die sich am Nordost-Rand des Thüringer-Beckens aur Finne und Schmücke befinden und über Kyffhäuser, H ain leite und W in d ­ leite bis zur G oldenen Aue erstrecken. Den Abschluß dieses V erbreitungs­ gebietes bilden im Norden die H ügelgräberfelder bei Bad ra, Kr. Son ders­ hausen, und bei Auleben, Kr. N ordhausen, über dem Stausee Kelbra. D as schnurkeram ische G räb erfeld auf dem Solberg bei Auleben wurde in aer jüngeren Bronzezeit erneut belegt, die jungsteinzeitlichen Hügel wurden in dieser Phase mit großen bronzezeitlichen Hügeln größtenteils überdeckt (Abb. 52). Nach O sten stellen die G rab h ü g el auf der Ilm /Saalep latte bei Dornburg und W ilsdorf die Verbindung zu den G räb ern östlich der S a a le her, von denen große H ü g elgräberfelder bei Schkölen, Eisenberg, S e ifarts­ dorf und in der Um gebung G e ra s der schnurkeram ischen Kultur angehören. Im nördlichen Teil des Thüringer Beckens sind neben zahlreichen Ein zel­ hügeln größere G rä b e rfeld er bei H orsm ar, Kr. M ühlhausen, und auf dem G roßen Horn bei Freienbessingen, Kr. Sondershausen, zu nennen. Bei der Ausgrabung gefährdeter Hügel von Freienbessingen konnten Pfosten und Schwellenverfärbungen beobachtet werden, die erkennen ließen, daß man für den Toten eine Hütte aus Holzstämmen aufg eb aut hatte. Ein großes H ügelgrab bei Dornburg, Kr. Je n a , enthielt einen zweiräum igen H olzein­ bau mit einem Bodenpflaster. In dem Hügel konnte, wie auch in verschie­ denen anderen thüringischen G ra b a n la g e n , G ra b b ran d nachgewiesen werden. Rechteckig gesetzte Bodenpflaster a ls Reste von ein- und zw ei­ räumigen Totenhäusern sind aus H ügelgräbern von Seifartsdorf, Kr. Eisen ­ berg, bekannt. In der frühen Bronzezeit (Aunjetitzer Kultur) wurden im Thüringer Becken neben Flachgräbern (G räb erfeld bei Großbrem bach, Kreis Söm m erda) auch G rab h ü g el errichtet. In einem solchen gewaltigen G rab h ü g el bei Leubingen im Kreis Söm m erda lag ein reich ausgestattetes Fürstengrab (Abb. 54). Die H ü gelgräber südlich des Thüringer W ald es entstanden im wesentlichen w ährend der mittleren Bronzezeit (H ügelgräberkultur) und in der H allsta tt­ zeit. Ausgrabungen bei Schwarza, Kr. Suhl, gaben uns einen Einblick in die Bestattungssitte der H ü g elg räberleu te: Die Toten wurden in ihrer Kleidung auf einem Totenbrett oder in sargartigen Holzkammern auf Sand- oder Steinlagen beerdigt. D as G ra b deckte man mit Steinen ab und legte darum

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runde oder ovale Steinkränze. Zur Ausstattung des M annes gehörten Schm ucknadeln, Beile, Dolche und M esser. Die Frauen hatten überw ie­ gend die kennzeichnende R ad nadel, weiterhin Armschmuck, Bronzeketten­ gehänge und Bernsteinperlen mit ins G ra b bekommen. Auf den Bronzebei­ gaben hatten sich durch den O xydationsvorgang Reste der Kleidung e r­ halten, nach der die Tracht des bronzezeitlichen Menschen rekonstruiert werden konnte. Auf dem Solberg bei Auleben, Kr. N ordhausen, konnte nach den Funden eine Belegungsdauer des G räb e rfeld es vom Ende der H ügelgräberbronze­ zeit bis in die späte Bronzezeit erschlossen werden. Eine reich verzierte Scheibenkopfnadel aus diesem G räb erfeld zeigt Verbindungen zur böhm i­ schen H ügelgräberkultur. In der späten Bronzezeit (U rnenfelderkultur) wird die Körperbestattung von der Brandbestattung abgelöst. In den G räb ern d ieser Zeit finden sich Tassen, Schalen, Amphoren mit Riefen und Zonen­ buckeln, spitzbodige G e fä ß e und an Bronzegegenständen H aken sp iralen, gedrehte H alsring e mit glatten Enden und Gehängeschm uck. G rö ßere H ü g elgräberfelder aus der H allstattzeit liegen in der N ähe des G roßen G leichberges im Forst M erzelbach bei Römhild, Kr. M einingen, bei Borsch, Kr. Bad Salzungen, und D ingsleben, Kr. H iidburghausen. Durch Rettungsgrabungen in mehreren Hügeln sind wir auch hier über G ra b a u f­ bau und Bestattungssitte unterrichtet. In einem Hügel von Dingsleben konnten Bestattungen mit zahlreichen Tongefäßen, Bronzefibeln, Ringen und einer Eisennadel freigelegt werden, die in einer Holzkammer gelegen hatten. In einem G rab h ü g el des G räb e rfeld es M erzelbach w ar auf den Überresten des ausgestreuten Scheiterhaufens eine quadratische G rabkam m er aus Basaltsteinen errichtet worden, die ehem als mit Bohlen abgedeckt w ar. Im W estteil der Kam m er befanden sich 16 G e fä ß e , in einem davon Leichen­ brand, und geringe M etallbeig aben. M ehrere U rnennachbestattungen aus dem Hügel gehören in die Spätlatenezeit. Die vollständige Ausgrabung eines G rab h ü g els bei U rieben, Kr. Bad L a n ­ g en salza, hat gezeigt, daß auch in der späten Völkerw anderungszeit in Thüringen neben den allgem ein üblichen Flachgräberfeldern H ü gelb estat­ tungen Vorkommen. Im Zentrum des Hügels — der sogenannten M ilchinsel — wurde eine große Brandschicht freigelegt; am Rand lag zusammen mit Asche und dem Lehmverstrich einer abgebrannten Holzkonstruktion der Leichenbrand einer jungen Frau. Von den verbrannten Beigaben waren Kam m reste und Zierscheiben aus Knochen erhalten. 2 Kinderskelette waren in einer massiven Steinkiste eb enfalls im Hügel beigesetzt. Man hatte ihnen Bronzedrahtringe, eine Kette von G la sp erlen und Knochenscheib­ chen, einen Knochenkamm und eine Silberscheibe mit einem W irbelm otiv mitgegeben. Am Fuß des H ügels lagen mehrere beigabenlose Bestattun­ gen und 3 Pferdegräber. Sicher wurden im Hügel die Angehörigen einer sozial gehobenen Gesellschaftsschicht beigesetzt, w ährend die Toten am Fuß des Hügels a ls A b häng ig e oder U nfreie anzusehen sind. Mit der heid ­ nischen Brandbestattung und den nach christlicher Sitte w-o orientierten Körpergräbern wurden die unterschiedlichen G laubensvorstellungen auf 21

einem Bestattungsplatz deutlich. Die Bestimmung des Fundm aterials und eine 14C-D atierun g der Holzkohle und des Leichenbrandes ergab eine D a ­ tierung der G rä b e r in die 2. H älfte des 7. Jh. Im G eg en satz zu H ügelgräbern sind die Flachgräber nur bei Erdbew egun­ gen zu entdecken. In den verschiedenen Kulturstufen kommen einfache Körperbestattungen in gehockter und gestreckter Lage und mehrere For­ men von Leichenbrandbestattungen vor. Beim Bau der vielfältigen G r a b ­ anlagen wurden Holzbohlen (G rab kam m er, G rabab deckung) und Steine (G rab u m ran d u ng en, Steinpackungen, Steinkisten, Plattenlager) verwendet.

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Steinkreuze und undere Steindenkmale Im Vergleich mit anderen Landschaftsgebieten fällt auf, daß Steinkreuze und ähnliche historische Steindenkm ale im Süden der D D R besonders häufig auftreten. So ist es verständlich, daß diese O b jekte einen beträcht­ lichen Anteil der geschützten Bodendenkm ale in unserem Arbeitsgebiet b il­ den. Da sie im allgem einen schon durch ihre Lage in der N ähe von W egen und Straßen größeren G efahren ausgesetzt sind und viel eher bemerkt werden a ls W allburgen und H ügelgräber, hat sich ihr Bestand in jüngerer Vergangenheit sehr verm indert. V iele Steinkreuze wurden aus Unkenntnis und U nachtsam keit vernichtet, in Fundam ente eingem auert oder zur Befe­ stigung von Straßen verwendet. Andere sind mit Erde überdeckt, so daß sie gar nicht a ls Kulturdenkm al erkannt und a ls G renzsteine angesehen werden. D aher werden heute vielfach in Vergessenheit geratene Kreuze von Heim atfreunden w ieder entdeckt. Eine au f Initiative des M useums für Ur- und Frühgeschichte in W eim ar g e­ gründete Arbeitsgem einschaft für Steinkreuzforschung in Thüringen führt die N eubearbeitung a lle r Steindenkm ale und Steinkreuze nach vielseitigen Gesichtspunkten durch. Erfahrene Steinkreuzforscher, Bodendenkm alpfleger und andere interessierte H eim atfreunde haben sich hier das Ziel g e ­ stellt, a lle Steindenkm ale systematisch zu erfassen, wissenschaftlich a u fzu ­ arbeiten und in einer um fassenden Publikation vorzulegen. D abei werden auch verschwundene Kreuze, bildliche und schriftliche Ü berlieferungen so­ wie Sagen mit erfaßt. Zur Zeit sind über 500 Kreuze in den Bezirken Erfurt, G e ra und Suhl bekannt. Diese Zahl wird sich durch die systematische For­ schungsarbeit sicher noch weiter erhöhen. Immer w ieder fragen die Betrachter der Steine nach Ursprung und B ed eu ­ tung dieser Bodendenkm ale. Nur selten können diese Fragen umfassend beantwortet werden, da sich nur in wenigen Fällen vorhandene Steindenk­ m ale mit bestimmten historischen Ereignissen verbinden lassen. A ls älteste O b jekte sind unbearbeitete oder nur grob zugehauene Steine von meistens über 2 m Höhe, sogenannte M enhire anzusehen, die aufrecht und einzeln stehend in wenigen Exem plaren auch in Thüringen angetroffen werden. Man führt sie au f den Einfluß der in W esteuropa verbreiteten ju n g ­ steinzeitlichen M egalithkultur zurück (Abb. 67). Ein Zusam m enhang der rund 4000 Ja h re alten M enhire mit den späteren Kreuzsteinen und S te in ­ kreuzen muß nach dem jetzigen Forschungsstand abgelehnt werden. Für unser G e b iet bisher einm alige G ra b stein e a ls Zeugnisse frü h m ittelal­ terlicher Steinm etzkunst stammen von Tonndorf, Kr. W eim ar. Sie sind heute in der Krypta der ehem aligen Predigerkirche in Eisenach zu besichtigen. Nach der figürlichen D arstellung , Tracht und Symbolik au f einen der Steine wird er im Vergleich mit rheinischen Denkm alen dieser Art ins 8. Jh. datiert (Abb. 68). Die beiden G ra b stein e lassen vermuten, daß sich in der N ähe des Fundortes ein nicht unbedeutender frühm ittelalterlicher Adelssitz b e­ fand . Die vielen Steinkreuze mit ihren unterschiedlichen Formen gehören in den 23

Zeitraum vom Ende des 13. Jh. bis zum 16. Jh. In diesem Abschnitt sind sowohl die griechischen Kreuze, die lateinischen Kreuze wie auch die Kreuze in M alteserform einzuordnen. W eniger häufig trifft man kleeb latt­ förmige Kreuze oder Antoniuskreuze an. Ein besonders schönes Beispiel für ein Radkreuz finden wir in Treffurt an der N orm annsteinquelle (Abb. 75). Die unterschiedlichen Anschauungen, die für die Entstehung der S tein ­ kreuze und ihrer räum lichen Ausbreitung bestehen, müssen im einzelnen noch untersucht werden. Auch die Frage nach dem genauen Alter bestimm­ ter Steinkreuzform en, die sich in einigen Fällen au f wenige datierb are Kreuze stützt, ist bisher noch nicht ausreichend geklärt. Von der urwüchsi­ gen Form, der Plum pheit oder G rö ße eines Kreuzes auf das vermutliche Alter zu schließen, ist aus vielen G ründen nicht möglich. Da sich verschie­ dene Kreuzformen lange nebeneinander gehalten haben, ist eine A lters­ bestimmung ohne spezielle urkundliche H inw eise, datierende Inschriften oder W appendarstellungen kaum möglich. Unsere Steinkreuze sind in der M ehrzahl m aterielle Zeugen des m ittelalter­ lichen Rechtswesens. Für einen Totschlag gab es in dieser Zeit keine aligem eingültige Rechtssprechung. Zurückgehend au f die Sitte der Blutrache w ar der Mord oder der Totschlag eine A ngelegenheit zwischen der Fam ilie des Getöteten und dem Täter und konnte durch Sühneleistungen und kirch­ liche Bußen beglichen werden. Diese Sühneleistungen wurden in S ü h n e­ verträgen festgelegt, von denen einige erhalten geblieben sind und a ls wertvolle Dokumente Einsicht in die Rechtsvorstellungen der feudalen G e ­ sellschaftsordnung gew ähren. Zu den Leistungen wie G eld en tsch äd ig u n ­ gen, Stiften von Kirchenkerzen, Lesen von Seelenm essen, Pilgerfahrten usw. gehörte vielfach die Forderung, ein Steinkreuz setzen zu lassen. D abei ist mehrfach angegeben, in welcher Höhe und Breite es gefertigt und an w e l­ chem O rt es aufgestellt werden sollte. Leider lassen sich trotzdem nur in seltenen Fällen diese schriftlichen Belege mit bestimmten Kreuzen verb in ­ den. H. Köber legte in seiner Arbeit „D ie alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens" mehrere Sühneverträge vor. Die um fassende Auswertung alle r erreichbaren V erträge wird zeigen, welche Gesellschaftsschichten besonders an der Errichtung von Sühnekreuzen beteiligt w aren. D ab ei ist allerdin gs zu beachten, daß, wie schriftliche Ü berlieferungen bezeugen, auch hölzerne Kreuze aufgestellt wurden. D ie unterschiedliche G rö ße der Steinkreuze und die Art und W eise ihrer Bearbeitung können nur sehr bedingt a ls Anhaltspunkte für eine g e se ll­ schaftliche W ertung herangezogen werden, da hier sowohl die W erkstatt, die Q u alifikatio n des H andw erkers und das Steinm aterial eine Rolle spielen. Vielfach finden sich besonders in O stthüringen Kreuze in der N ähe alter G erichtsstätten. Es ist bekannt, daß Gerichtsstätten mit aufrechtstehenden blau oder rot gefärbten Steinen und Steinkränzen gekennzeichnet w aren. Ü ber die Rolle, die Steinkreuze dabei evtl, übernommen haben, ist bisher noch nichts g enaueres bekannt. Von großer Bedeutung ist die ursprünglich in die Kreuze eingearbeitete Symbolik. Schwerter, Spieße, M esser, Äxte und andere W affen sowie Ernte24

geräte werden a ls Standes- oder Berufszeichen angesehen. Der Hammer wird als richterliches Symbol gedeutet. Daneben kommen Menschen- und gelegentlich Tierdarstellungen, in verschiedenen F ällen , wie bereits e r­ w ähnt, Fam ilienw appen vor. Nachträglich wurden häufig V eränderungen - wie Rillen, W etzstellen, Näpfchen usw. — aus verschiedenen Gründen angebracht, die zur g ru n d le­ genden Fragestellung nichts beitragen können, für den Volkskundler aber von Interesse sind. j In der Regel wurde das Kreuz an der Stelle, wo die Tat geschah, a u fg e ­ stellt. Da es ab er nicht nur an das Geschehen erinnern, sondern den V o r­ überziehenden auch zum G eb et für den Getöteten anhalten sollte, erfolgte die Aufstellung vielfach an verkehrsreichen Stellen, W egkreuzungen und Kirchen. Mit der Einführung der „C a ro lin a ", der Peinlichen H als- und G e ­ richtsordnung Karl V. vom Ja h re 1532 werden keine Sühneverträge mehr abgeschlossen, und dam it endet auch im wesentlichen die Sitte, S ü h n e­ kreuze zu errichten. Neben den Sühnekreuzen lassen sich Erinnerungsm ale in ähnlichen Formen nachweisen, die anläßlich von U nglücksfällen bis in die jüngste V erg an g en ­ heit aufgestellt wurden. Bildstöcke sind in Thüringen vor allem im Kreis G otha und im Eichsfeld verbreitet. A lle vorstehend genannten Steine - gehören sie nun in ur- und frü h g e­ schichtliche Zeit oder ins hohe M ittelalter - haben ihre eigene Geschichte, sind Dokumente des gesellschaftlichen Lebens vergangener Ja h re. Es ist deshalb für uns heute eine besondere Verpflichtung, diese Zeugen des neolithischen Kultes und des m ittelalterlichen Rechtsbrauches zu schützen und zu erhalten. i

25

Zeittabelle

Alt- und Mittelpaläolithikum

> 1 000

0 0 0 -4 0

000 v. u. Z.

(ältere und mittlere Altsteinzeit)

Jungpaläolithikum

4 0 0 0 0 - 8 0 0 0 v. u. Z .

(jüngere Altsteinzeit)

Mesolithikum

8 000 -4 5 0 0 v. u. Z .

(m ittlere Steinzeit)

Neolithikum

> 4 500 -1

8 0 0 v. u. Z .

(jüngere Steinzeit) Bandkeram ik

4 5 0 0 - 3 3 0 0 v.

u. Z .

Rössener G ru p p e

3 6 0 0 - 3 2 0 0 v.

u. Z.

Kugelam phorenkultur

2 5 0 0 - 2 000 v. u. Z .

Schnurkeram ik

2 4 0 0 - 1 8 0 0 v.

Glockenbecherkultur

2 200-1 7 0 0 v. u. Z .

Bronzezeit

1 800 -

Aunjetitzer Kultur

1 800-1 600 v. u. Z.

H ügelgräberkultur

1 600-1 200 v. u. Z.

U rnenfelderkultur

1 200-

700 v. u. Z.

700-

450v. u.Z.

Hallstattzeit Latdnezeit

Römische Kaiserzeit Völkerwanderungszeit Frühes Mittelalter Hohes und spätes Mittelalter

u. Z .

7 0 0 v. u. Z .

450 v. u. Z .-O 0 -3 5 0 u Z

3 5 0 -7 0 0

8 —11 Jh

^ _ 14

27

1. Weimar-Ehringsdorf Blick in den Travertinbruch D e r Travertin des Ilm g eb ietes von W e i­ m ar b ild ete sich w äh re nd e in e r W a rm ­ zeit vor 100 000 oder 250 000 Ja h re n . In ihm blieb en d ie Ü b e rreste des M enschen, se in e W e rkze u g e und J a g d ­ beute sow ie Z eu g n isse se in e r U m w elt e rh a lte n . D ie eng e Z u sa m m en a rb eit mit dem Prod uktionsb etrieb erm öglichte die U ntersuchung der a ltste in zeitlich e n R a st­ p lätze und d ie Bergung der Fu nd e. a ) Silex-Handspitze aus Ehringsdorf

29

2. Dobritz, Kreis Pößneck Jungpaläolithische Wohnhöhle „Kniegrotte" In einem Zechsteinriff am R an d e der O rla s e n k e über dem O rt D ob ritz liegen za h lre ich e H ö h len , d ie von dem H e im a t­ fo rscher M. Richter entdeckt und zum Teil au sg e g ra b e n w urd en. M enschliche Ske le ttfu n d e , vie le S ile x -, G ew e ih - und K n o ch e n artefakte sow ie za h lre ich e K u n stg eg en stän d e b ew eisen , d a ß die H öhlen vom M itte lp a lä o lith iku m bis zur Bronzezeit (50 000-1 000 v. u. Z .) bew ohnt w aren .

3.

Rekonstruktion einer jungpaläolithisehen Wohnhöhle mit Bewohnern im Museum für Ur- und Frühgeschichte, Weimar

a ) Jungpaläoiithische Feuersteingeräte

{Messer und Kratzer)

31

4. Münchenroda, Kreis Jena Wüstung Möbis Von dem eh e m alig e n R und p latzd o rf sind d ie S tein fu n d am en te der W o h n ­ h ä u se r erh alte n und mit B au m g ru ppen b e sta n d en . In der W ü stu n g sflu r sind a lte A ckerg renzen e rke n n b a r. K e ra m ik ­ fund e belegen ein e B esied lu n g des O rtes vom 12.—15. Jh.

a ) Verzierte große Hippe

(Gerät zum Abschneiden von Ästen) aus dem Mittelalter

b) Bombentöpfe aus Nordthüringen (11.-13. Jh.)

5. Mühlhausen, Stadtgebiet Eingetieftes Haus Grundriß mit Pfostenverfärbungen (9.-10. Jh.) D a s H a u s gehörte zu ein e r H ö rig e n ­ sie d lu n g in d e r N äh e des Kö nig sho fes. D e r Bautyp ist w eit v e rb re ite t; er w urde auch in a n d eren frü h m itte la lterlich en S ied lu n g en Th ürin g ens fre ig e le g t

a ) Wellenverzierte frühdeutsche Keramik

(9.-10. Jh.) von Mühlhausen

34

6. Bösleben, Kreis Arnstadt Wüstung Gommerstedt

a ) Mittelalterliche Schlüssel und Türhaken

Fu n d am en te e in e r q u erg eg lie d erte n Fronscheune mit M itte le in fah rt (1 3 ./14. J h .). D ie M auern be stan d en aus grob zu g eh a u en e n M u sch elkalkstein en , d a ra u f w a r e in Fa ch w e rkau fb au errichtet. D ie Scheu ne g ehörte zu ein e r Sied lu n g mit ein- und m ehrräum ig en W o h n ­ häusern und e in e r Kirche, d ie durch W a ll und G ra b e n geschützt an einen Burg hüg el ang eschlo ssen w ar.

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Befestigungsanlagen in Thüringen K a rte der B e fe stig u n g sa n la g e n in Th ürin gen

36

a) Schulterwulstamphore Jüngere Bronzezeit

7. Graitschen über Bürgel, Kreis Eisenberg Alter Gleisberga Höhensiedlung Eine Besiedlung des Alten Gleisberges läßt sich durch Funde aus der jüngsten Bronzezeit, Späthallstattzeit bis zur Spätlatenezeit belegen. Von der ehemaligen Befestigung sind nur noch geringe Reste erhalten geblieben.

37

8. Vacha, Kreis Bad Salzungen Wallburg A u f dem 'Ochsen, dem N o rd p fe ile r der thüringischen Rhön, b efind et sich ein au sg e d e h n te s Befestig ung ssystem . D er G ip fe l des Berg es w ird von e in e r e in ­ gestürzten B a s a ltm a u e r eing eschlossen. Nach den vo rlieg en d en Funden ist eine B esied lu n g der A n la g e in der H a llsta ttund S p ä tla te n e ze it anzuneh m en .

38

a ) Bronzewendelring (6. Jh. v. u. Z.)

9.

Römhild, Kreis Meiningen „Steinsburg" auf dem Kleinen Gleichberg D e r K le in e G leich b erg w urd e in drei H a u p tb e sie d lu n g sp h a se n von der jü n g eren Bronzezeit bis zur Laten ezeit mit B a sa ltm a u e rn b efestig t und im 2. Jh . v. u. Z. von den K elten zu ein e r großen stad täh n lich e n Sied lu n g (O p p id u m ) a u sg e b a u t.

a ) Gewandspangen (Fibeln) aus Bronze

von der Steinsburg

10. Kühndorf, Kreis Suhl Dolmar, Wallburg nördlich von Kühndorf D a s P la te a u des D o lm ar wird von einem W a ll eing eschlo ssen, der sich a ls Rest e in e r g ro ßfläch ig e n frü hgeschich t­ lichen W a llb u rg e rh alten hat.

40

41

S te in b e ile , N a d e ln , P feilsp itzen und Fib eln au s Bronze und Eisen — gehört in d ie 2 H a u p tb e sie d lu n g sp h a se n von der jü n g eren S tein ze it bis zur B ro n ze ­ zeit und von der S p ä tla te n e z e it bis zum B eg inn unserer Zeitrechnu ng.

11. Arnstadt, Kreis Arnstadt Die „Alteburg", Blick auf den Wall Zwei g ebo gene A b sch n ittsw älle a u f der H ochfläche im Sü d en und n atü rlich er S te ila b fa ll nach 3 Seiten schützten die 700 x 500 m große S ie d lu n g sflä ch e der A lteb u rg bei A rn stad t. A lte S tra ß e n , d ie von Sü d d eutsch land über d ie Pässe des Th ürin g er W a ld e s führten, w urden von hier au s üb erw acht. D a s reiche Fu n d m a te ria l — F e u e rste in g e rä te ,

42

a)

Pfeilspitzen aus Feuerstein und aus Bronzeblech von der Alteburg

b)

Keltische Silbermünze vom „Prager Typ" 1. Jh. v. u. Z. von der Alteburg

12.

Beichlingen, Kreis Sömmerda Monraburg D en Kern ein e s au sg e d eh n ten W a ll­ system s b ild et d ie große zw e ite ilig e W a lla n la g e d e r M onraburg a u f beherrsch ender H öhe üb er dem O rt Bu rg w en d en . Im Schutz der Burg lag im Tal der W irtsch aftsh o f, d ie 704 erstm als e rw äh n te curtis M onhore.

a)

Pfeilspitze mit Widerhaken und tordiertem Schaft von der Monraburg

43

13. Haynrode, Kreis Worbis „Hasenburg“ M it ih rer beherrschenden La g e am R an d e des Eich sfeldes und den an a lle n S e iten steil a b fa lle n d e n F e ls ­ w än d en b ild et d ie H a se n b u rg eine gü nstig e natürlich e Befestig u n g , d ie in m ehreren Z eitp erio d en aufg esu cht und b e sie d e lt w urd e. In d er jü n g eren S te in ze it b e fan d sich a u f dem großen P la te a u ein e H ö h en sie d lu n g . M it a)

Germanische Gürtelbleche (5. Jh.) und fränkische Riemenzungen (7. Jh.) von der Hasenburg

um fangreichem Sch e rb e n m a te rial und M e ta llfu n d e n lä ß t sich ein e B esied lu n g in d e r jü n g eren Bronzezeit/frühen E isen zeit und S p ä tla te n e z e it b e le g en . Sch n allen mit Kerbsch nittorn am enten röm ischer A rt b e w eisen , d a ß die H a se n b u rg im 47 5 . Jh . a ls Fluchtburg aufg esu cht w urd e. G ro ß e Bed eutung erh ie lt d ie A n la g e w ied erum im 7. Jh ., a ls die Fran ken nach dem U n terg an g des Th ü rin g er K önig reich es den strateg isch w ichtigen Punkt besetzten.

D ie e in g e b a u te n W a llb u rg e n am nördlichen und sü dlichen P la te a u ra n d gehören ins hohe und sp äte M itte la lte r. D ie südliche zw e ite ilig e A n la g e w ar, nach neueren U n tersu ch u n g serg eb n is­ sen, im 11 ./12. Jh . besetzt. Es ist die bei Lam b ert von H e rsfeld w ied erho lt g e n an n te Burg H einrichs IV. D ie kleine nördliche A n la g e hat vor allem M a te ria l des 13. und 14. Jh. g e lie fe rt.

D e n a r H einrichs III. 11. Jh. von der H a se n b u rg , g e p rä g t in G o sla r V o rd e rse ite : Brustbild des K aise rs R ü ckseite: B ild n isse der H e ilig e n Sim on und Ju d a s

b)

Plan der „Hasenburg" (nach C. Schuchardt)

14.

Mühlberg, Kreis Gotha D ie „M ü h lb u rg " gehört neben der „ W a n d e rs ie b e n e r G le ic h e “ und der „ W a c h se n b u rg " zu den „D re i G le ic h e n ", d ie zwischen Erfurt und G o th a au f beid en Seiten der A u to b a h n lieg e n . A u f der N ordw estecke des nordw est­ südöstlich v e rlau fe n d e n H öh enzu ges sind d ie Ruinen und d er Turm der sp ätm itte lalte rlich e n Burg e rh a lte n . D ie heu tig e G e lä n d e s itu a tio n bietet keine A n h a ltsp u n kte a u f eine erw äh n te ä lte re A n la g e (704, in c a ste llo M u le n ­ b e rg e ). D ie in der gleichen Sch en ku n g s­ urkunde des H erzo gs H eden ge n an n ten 3 H öfe w erden im Bereich des heutigen O rtes M ühlberg verm utet.

15.

Mühlberg, Kreis Gotha Wall und Graben, äußere Befestigung der „Mühlburg" nach Osten

Haynrode, Kreis Worbis „Haarburg“

16. und 17.

A u f dem Fe lsm a ssiv g e g en ü b er der H a sen b u rg befand sich ein e hochm ittel­ alte rlich e H e rren b u rg . Tief e in g e ­ schnittene G rä b e n tren nen H aupt- und Vorburg von der B erg fläch e ab (A b b . 17). Von rechts nach links sind im Profil des Berg es d ie H a u p tb u rg i zwei G rä b e n und die Vorburg zu erkennen (A b b . 18). D ie „ H a a rb u rg " die n te 1073 a ls G e g e n b u rg w äh rend der B e la g e ru n g der „ H a s e n b u rg " .

48

49

18. Hetschburg, Kreis Weimar „Heidingsburg" Die Wallburg „Heidingsburg" oder „Martinskirche" liegt auf einer von Süden in das Ilmtal vorspringenden Hochfläche mit seitlichem Steilabfall. Ein bis zu 8 m hoher und 100 m langer Wall riegelt die Zugangsseite nach Süden ab. Die Anlage wurde bereits in der jüngeren Bronzezeit besiedelt; eine besondere Bedeutung erlangte sie in frühgeschichtlicher Zeit. Im Mittelalter wurde eine Martinskirche in der Burg errichtet. Das Museum für Urund Frühgeschichte legte in den Felsen eingehauene Grabanlagen mit Steinumrandungen frei, die in diesen Zeitabschnitt gehören. a) Hetschburg Blick von Süden auf den Abschnittswall. Die Burginnenfläche liegt dahinter auf dem Bergsporn.

51

19. Erfurt-Möbisburg, Kreis Erfurt W allanlagen auf dem Kirchberg über dem Ort Möbisburg D a s ostwestlich v e rla u fe n d e P la te a u ist im W und S durch natürlich e S te il­ h än g e geschützt. D ie N ord seite w urde durch künstliche A b böschun g, die O stseite durch einen g e w altig en E rd ­ w a ll b efestig t. M it Scherbenfund en und historischen N achrichten ließ sich a ls H a u p tb e le g u n g sze it das 9.—12. Jh. erm itteln .

a)

Mittelalterlicher Messerscheiden­ beschlag aus der Wallburg Kirchberg

20. Jena-Lobeda, Kreis Jena Johannisberg, Burgwall D er Jo h an n isb e rg w urd e in der sp äten Bronzezeit mit W a ll und G ra b e n b efestig t. Im 8. Jh . errichteten die S la w e n a u f dem Berg ein e A n la g e , die bis zum 10. Jh . bestand und mit der Sicherung des sorbischen S ie d lu n g s­ g e b ie te s östlich der S a a le und mit ih rer La g e in der N ä h e ein e s alten Flu ß ü b e rg a n g e s ein e w ichtige strateg ische Bed eutung b e saß . Durch A u sg rab u n g e n des Vorgeschichtlichen M useum s der U n ive rsitä t Je n a w urde d ie Konstruktion der B e fe stig u n g sw ä lle e rka n n t und R este von slaw ischen W o h n b au te n fre ig e le g t.

a)

Slawische Gefäße aus dem Burgwall Johannisberg

21. Schlotheim, Kreis Mühlhausen „Alte Schanze" auf dem Kirchberg D ie g ro ß fläch ig e W a llb u rg a u f dem Kirchberg südlich von Schlotheim wird von ein e r bogenförm ig ve rlau fe n d e n E rd b efestig ung geschützt, d ie im N orden und O sten an einen S te ilh a n g an sch ließ t. D ie H ochfläche w urde bereits in urgeschichtlicher Zeit b e sied e lt. D er W a ll und der d a vo r­ lie g e n d e breite G ra b e n entstand en a b e r erst im 10./11. Jh . u. Z. Bei A u s­ schachtung sarb eiten konnten in der M itte d e r Burg ein w eiterer B e fe s ti­ g u n g sg rab e n und im N ordw estteil Reste von m itte la lterlich en , ein g etie ften H ä u se rn beo bachtet w erden .

a)

Wallschnitt Schlotheim Mit einem Grabungsschnitt ließen sich im Innern des Walles die Reste einer eingestürzten Steinmauer nachweisen.

22. Badra, Kreis Sondershausen Wallburg auf dem Schloßberg am Südrand des Rückhaltebeckens Kelbra Auf dem Gipsmassiv befand sich eine größere frühmittelalterliche Burg, die nach Süden durch einen geradlinigen Wall abgeriegelt wurde. In der Anlage errichtete man im hohen Mittelalter eine Kirche, um die man ebenfalls Wall und Graben anlegte. Von ihr sind heute nur noch Mauerreste sichtbar. a)

Mittelalterliche Standbodenkeramik aus Nordthüringen (13./14. Jh.)

23.

Hermannsacker, Kreis Nordhausen Wallburg auf dem „Kleinen Alzen" Die kleine Feudalburg wurde aus dem Felsen herausgearbeitet und im Nordeni Süden und Westen mit Wall und Graben befestigt. Sie entstand in der unmittelbaren Nähe von vier weiteren Wallburgen des hohen Mittelalters südlich von Hermannsacker.

24. Henfstädt, Kreis Hildburghausen „Osterburg“ nordöstlich von Henfstädt D e r G ra b e n d e r m ittelalterlich en „O s te rb u rg " ist an der N ord seite in den M u sch elkalk e in g e a rb e ite t. N eben dem viereckig en H auptturm sind die R este von drei M auertü rm en an der Inn en b e fe stig u n g e rh a lte n . D ie A n la g e entstand nach den vo rlieg en d en Bo d enfund en im 12. Jh ., sie w ird 1268 urkundlich g e n an n t. a)

58

Mittelalterliches Grapengefäß 13./14. Jh.

25.

Pößneck, Kreis Pößneck „Burg Stein" auf dem Kochsberg Durch dicht h in te re in a n d e rlie g e n d e G rä b e n und W ä lle w urd e d ie Burg nach W esten gesichert. A u f d e r In n e n ­ fläche kam en bei neueren A u s g ra ­ bungen R este von G e b ä u d e ko m p le xe n und d as Fu n d am en t ein e s Steinturm es von 10 m D urchm esser zum V orschein. D ie ä lte re von zwei erschlossenen B au p e rio d e n w ird nach dem Fu n d ­ m aterial ins 12./13. Jh. d a tie rt.

a)

Hinweisschild für geschütztes Bodendenkmal

59

26.

Manebach, Kreis Ilmenau Hochmittelalterliche Herrenburg auf dem „Großen Hermannstein" D ie steilen , zerklüfteten Porphyrfelsen w a re n , w ie mit M örtel verb un d en e M au e rre ste und ein g e m e iß e lte B a lk e n ­ a u fla g e n zeig te n , mit G e b ä u d e n ü b erb au t. Scherben- und Eisen fu n d e d a tie re n d ie A n la g e ins 13./14. Jh.

27.

Steinbach-Hallenberg, Kreis Schmalkalden ü b e r dem O rt lieg en a u f e in e r b e w a l­ deten B erg ku p p e des A rn sb e rg e s die R este d e r 1245 e rstm als erw äh nten „ H a lle n b u rg " (1268 castrum H a ld e n b e rc ). D e r zerklü ftete Fe lsen w urd e bei dem B a u des B erg fried es mit ein b ezo g en . D ie Burg w urde w ah rsch einlich zum Schutz d er m itte lalterlich en E ise n e rz­ grub en errichtet.

Buchfart, Kreis Weimar „Felsenburg"

28. und 29..

Eine se lten e Burgenform befind et sich c a . 30 m über dem nördlichen U fe r der Ilm bei Buchfart. In den oberen W e lle n k a lk w urden H öhlen e in g eh au en und mit M au erzü g en a u sg e b a u t. D ie gü nstige La g e bot ein e ausg e zeichnete V erteid ig u n g sm ö g lich keit. D ie M a u e r­ ein b au ten in den 15 n e b e n e in a n d e r­ lieg e n d e n Kam m ern stam m en au s dem 12. Jh. Frühgeschichtliche Fu nd e aus ein e r Felsnische deuten a u f ein höheres A lte r der A n la g e hin. a)

62

Eiserne Armbrustbolzen, Mittelalter

b)

Mittelalterliche Eisenschnalle

63

30. Oberndorf, Kreis Arnstadt Aufsicht auf die Käfernburg" mit dem umlaufenden Graben von Osten (12./13. Jh.)

a)

Kleinfunde von mittelalterlichen Burgen (Armbrustbolzen, Pfeilspitze, Messer, Schere, Steilkamm, Nagel, Schnalle, Schlüssel)

Von d e r Stam m b urg des ein flußreichen th ürin gischen G ra fen g esch lech ts der K ä fe rn b u rg e i sind nur noch d ie im p o san ten B e fe stig u n g sa n la g e n e rh a lte n .

64

65

31. Oberndorf, Kreis Arnstadt Die „Käfernburg“ D ie In n en fläch e der m ittelalterlich en Fe u d alb u rg ist mit einem im Fels ein g etie ften G ra b e n um geben und d am it au s einen nach N ordw esten vo rspring end en Bergsporn h e ra u s­ g e a rb e ite t w o rden. Am Fuß des Berg es lieg t der d a zu g e h ö rig e O rt O b ern d o rf mit ein e r alten Kirche.

32. Wandersleben, Kreis Gotha Hochmittelalterlicher Bergfried der „Wandersiebener Gleiche" nördlich der Autobahn zwischen Erfurt und Gotha D ie Burg lieg t a u f ein e r c a . 370 m hohen Berg ku p p e. S ie wird urkundlich erstm als 1089 erw äh n t. N eben z a h l­ reichen Scherben- und Eisen fu nd en des sp äten M itte lalte rs, d ie von M itg lied ern des „A rb e itsk re ise s Burg G le ic h e n " im K ulturbund der D D R in der B u rg a n la g e geborgen w urd en, fan d e n sich ein Perlm uttknopf und ein Bronzebesch lag mit o rien talisch en D arstellu n g en m enschlicher Köp fe. a)

Funde von der „Wandersiebener Gleiche"

67

33.

Jena, Kreis Jena Jenzig

34.

D ie gute V erteid ig u n g sm ö g lich k eit des Jenzig mit seinen steil a b fa lle n d e n H ä n g e n w urd e in verschied enen Z eitp erio d en von S p ätn eo lith iku m bis M itte la lte r genutzt. D ie R and- und A b sch n ittsb efestig u n g en au s S te in ­ m auern mit H olzkonstruktionen entstand en in der U rn e n fe ld e rb ro n ze ­ zeit. Im 9./10. Jh. w urd e d a s P la te a u von S la w e n bew ohnt.

Eisenach, Kreis Eisenach Der „Fischerturm", kleine Befestigungsanlage unterhalb der Wartburg D er h alb ru n d e Felsvorsprung w ird von einem 14 m lan g en und 2 m tiefen G ra b e n vom Berg ab g e tre n n t. In der eing eschlossenen Fläch e b e find et sich ein e 7 x 7 m g ro ße, in den Felsen e in g e a rb e ite te G ru b e , d ie zu einem G e b ä u d e (Turm ?) gehörte. D ie kleine A n la g e stand wohl mit dem B e fe sti­ gungssystem der W artb u rg in V erb in d u n g .

a)

Mittelalterliche Spielwürfel (13./14. Jh.) aus Knochen

35.

Mauderode, Kreis Nordhausen Der „Tempel" A u f dem B u rg h ü g e l, der durch einen u m lau fen d en G ra b e n und W a ll b efestig t ist, befand sich im 13. Jh. ein e k le in e H e rren b u rg . D ie A n la g e lie g t in der N ä h e der Kirche und des d a zu g eh ö rig en W irtschaftsho fes.

70

a)

Erstürmung eines Burghügels durch die Normannen. Älteste Darstellung dieses Burgentypes auf dem Teppich von Bayeux, Normandiei 11. Jh.

36.

Udestedt, Kreis Erfurt Der „Tafelberg"

Nach der La g e und den O b e rflä ch e n ­ fund en ist der künstlich aufg eschüttete H ü gel am O rtsran d im Rieth ein ho chm ittelalterlicher B u rg h ü g e l. V e r ­ zierte K e ra m ik von der O b e rflä ch e des H ü g els deutet a u f ein e B esied lu n g im 13./14. Jh . hin. D ie S a g e e rzäh lt, d a ß im H ü gel ein W a g e n mit gold enen R äd e rn verborgen sei.

71

fu n d am en t, ein kle in es W o h n h a u s und m ehrere N e b e n g e b ä u d e . Von der Burg führte ein g e p fla ste rte r W eg in d ie S ie d lu n g . U n ter d er Stein b e b au u n g des 13./14. Jh . konnten a u f dem B u rg ­ hüg el, in d e r S ie d lu n g und im Bereich der Kirche Pfo sten g rund risse ä lte re r B e sie d lu n g sp h ase n fre ig e le g t w erd en.

37. Bösleben, Kreis Arnstadt Wüstung Gommerstedt mit mittelalterlichem Burghügel; Plan und Grabungssituation S ie d lu n g , Burg und Fried h o f w urd en in den letzten Ja h re n durch eine G ra b u n g des M useum s für U r- und F rü h ­ geschichte W e im a r untersucht. A u f dem mit e in e r M a u e r e in g e fa ß te n , flachen Burg hüg el stand en ein Turm mit S te in ­

72

a)

Plan des Burghügels mit Wall und Graben vor der Ausgrabung

38.

Mittelalterlicher Burghügel mit Wohnturm, Nebengebäuden und Befestigungsanlagen. Rekonstruktion nach Ausgrabungsbefunden

a)

Mittelalterliches Standbodengefäß Bösleben, Kreis Arnstadt (13./14. Jh.)

73

39.

Könitz, Kreis Saalfeld D a s „ A lte S ch lo ß " — Burg hügel im K e e sta l südöstlich von Könitz. N eben der B u rg a n la g e des 13./14. Jh. w urd e, wohl au s fo rtifikato rischen G rü n d en , ein Q u ellteich g e stau t.

40.

Mäbendorf, Kreis Suhl Mittelalterlicher Hohlweg im Forstort „Krumme Birke“ T ie f e in g e fa h re n e H o h lw eg e , m eist m ehrfach n e b e n e in a n d e r lie g e n d , sind a ls R este m itte la lterlich er S tra ß e n zü g e in der N ä h e von W üstung en und B urg en, besond ers bei d e r Ü b e r­ querung von H öh enzü gen zu beobachten. Ihre A u fn ah m e und K artie ru n g erb rin g t H in w eise a u f a lte V e rke h rsverb in d u n g en .

41. Schmalkalden, Kreis Schmalkalden Landwehr nördlich von Schmalkalden am Hang des Gieselsberges, unmittelbar östlich der Straße nach Herges-Anwallenburg D ie c a . 10 km la n g e Lan d w eh r um die S ta d tflu r Sch m alk ald en ist d ie am besten e rh a lte n e A n la g e im südlichen Th ü rin g en . S ie besteht je nach G e lä n d e s itu a tio n au s einem bis vier h in te re in a n d e rlie g e n d e n G rä b e n und W ä lle n . Nach schriftlichen Ü b e r­ lieferung en entstand d ie Befestig ung in d e r 2. H ä lfte des 14. Jh.

a)

Mittelalterliche Axt mit Schlagmarken

42.

Wehnde, Kreis Worbis „Knick", Landwehr, ca. 1 km nordwestlich von Wehnde D ie B efestig u n g , d ie au s zwei W ä lle n mit vo rg eleg ten G rä b e n besteht, gehört zur ho chm ittelalterlichen Lan d w eh r des O rtes D u d erstad t

a)

Steigbügel, Sporen und Pferdetrense, Mittelalter

43.

Flinsberg, Kreis Heiligenstadt Landwehr auf dem Warteberg Eine c a . 1.3 km la n g e Lan d w eh r, bestehend au s zwei G rä b e n und einem breiten W a ll, v e rlä u ft a u f dem G e b irg skam m zwischen Flin sb erg und H eu th en . A u f der höchsten S te lle lag d ie W a rte mit u m lau fen d en W a ll und G ra b e n . Verm utlich stand diese Lan d w eh r mit einem alten W eg zwischen den königlichen Besitzungen in M artin feld und G e is le d e n in V erb in d u n g und dürfte d am it ä lte r sein a ls a n d e re ä h n lich e A n la g e n in diesem G e b ie t.

77

44.

Wolfersschwenda, Kreis Sondershausen „Die Funkenburg“, Wall und Graben der hochmittelalterlichen Dorfbefestigung D er O rt w urd e im N orden, N ordw esten und O sten von einem 6 m breiten G ra b e n und über 2 m breiten W a ll um geben. D er N am e „F u n k e n b u rg " ist w ah rsch einlich von der e h e m a lig e n , in der N ä h e lieg e n d e n Fe u d alb u rg a u f die D o rfb efestig u n g ü b erg eg an g e n .

a)

Mittelalterliches Tongefäß, Holzkamm, Knochenflöte

45. Steinbach, Kreis Bad Salzungen Grundriß der Saalkirche mit Chorquadrat von Glasbach D ie W a llfa h rtsk irch e und d as D orf G la s b a c h lag en an d er alten W e in ­ straß e am Rennsteig a u f dem Th ü rin g er W a ld . A u sg rab u n g e n in G la sb a c h erbrachten u. a . den N achw eis über eine Eisenverhüttung im 12./13. Jh.

80

a)

Pilgerfigur aus Zinn, Kapelle Glasbach, 14. Jh.

46. Vachdorf, Kreis Meiningen Ein u m lau fen d er G ra b e n und ein Z w in g er mit d o p p elter M au e r schützten den K irch enb esitz in V achd o rf. D er „H u ttu rm " ist bis a u f d ie H öhe

d er R in g m au e r viereckig , dann rund g e b au t. Er besitzt a u f der Inn enseite ein e hochg elegene Einstieg sö ffn ung . D e r G a d e n rin g d ieses befestig ten Kirchhofes w a r der um fang reichste im m ittleren W e rra g e b ie t.

81

47.

Rekonstruktion eines Pechofens von Ruppersdorf, Kreis Lobenstein (13./14. ih.) nach Crabungsbefunden Im Inneren des O fe n s schichtete m an harzreiches H o lz a u f und erhitzte es durch H e izg a se , d ie zwischen den inneren und ä u ß e re n M antel des O fe n s g e le ite t w u rd en. D er H o lztee r floß in ein e R inne und w urd e in einem Sch m ie re n b re n n e rg e fäß a u fg e fa n g e n . H o lztee r verw en dete m an im M ittela lte r zum Einfetten von H u fen, a ls W ag e n sch m iere und zum A bdichten von Fä sse rn und Booten.

48.

Gaisenhain, Kreis Stadtroda Pechofen am südlichen Ortsrand von Gaisenhain D er v e rfa lle n e O fen w urd e von H e im a t­ freund en reko nstruiert. Er w a r noch im 19. Jh . zur G ew in n u n g von H olzteer und Kien öl in B etrie b . D er O fen steht a ls technisches K u ltu rd en km al unter Bod end enkm alsch utz.

83

84

49.

Wingerode, Kreis Worbis Wüstung Volsbach Fu n d am en t ein e s G lassch m e lzo fen s mit d a vo rlieg en d em H e izraum a u s dem 16. Jh . A u f den R än d ern des Schm elz­ raum es, in dem bei der Produktion m ehrere H a fe n sta n d e n , ist d a s beim Schm elzp rozeß überschw äm m ende G la s e rh a lte n . D ie bei den A u sg rab u n g e n g eborgen en za h lre ich e n G la s fu n d e zeig en ein e V ie lfa lt h erg e ste llte r Erzeug nisse.

a)

Nach Originalfunden von der Glashütte Volsbach nachgeblasene Glasgefäße

50.

Gera-Tinz, Kreis Gera Fre ig e le g te Schm elzöfen neben ein e r S ie d lu n g des 1 .- 3 . Jh . geben einen Einblick in d ie Eisen p ro d uktio n der älte re n Röm ischen K a ise rze it. D ie Ö fen b e saß e n einen Lehm m antei und w aren unterschiedlich in d ie Erd e e in g etie ft. D ü sen fu n d e b eleg en d ie Benutzung ein e s G e b lä s e s , mit dem Schm elz­ te m p era tu ren bis 1 400° erreicht w u rd en . A ls Erz w urd e To n eisen stein a u s dem unteren Zechstein v e ra rb e ite t.

a)

Arbeit an einem Schmelzofen (Rekonstruktion)

85

G ra b h ü g e l in T h ü rin g e n : /^ N

E in ze lg ra b M ehrere G rä b e r G rö ß e re s G rä b e rfe ld

s ^

a)

Rekonstruktion eines bronzezeitlichen Grabhügels nach Grabungsbefunden

51. Wohlsborn, Kreis Weimar

Der „Bärenhügel", ein Grabhügel auf dem kleinen Ettersberg Er w urd e bereits 1819 und 1822 durch G o e th e s S ch w a g er V u lp iu s a n g e ­ g ra b e n . Klopfleisch und 1890 G ötze führten w eitere A u sg rab u n g e n durch, legten zwei S te in k rä n ze und S k e le tt­ reste fre i. An B e ig a b e n b arg en sie geschm olzene Bronze, d a s Bruchstück e in e r B ro n ze n ad el und w en ig e Scherben.

52.

Auleben, Kreis Nordhausen Grabhügel auf dem Solberg D a s grö ßte H ü g e lg rä b e rfe ld N o rd ­ th ü rin g en s lie g t a u f dem S o lb erg bei A u le b e n . D ie G ra b h ü g e l gehören zwei K u ltu rp erio d en a n . K le in e re G r a b ­ a n la g e n w urd en in der Ju n g stein ze it (c a . 2 000 v. u. Z .) a n g e le g t und en th alten G e fä ß e und G e rä te der S ch n u rkeram iker. S ie w urd en in der

Bronzezeit (c a . 1 300 v. u. Z .) von g rößeren H ü g eln überdeckt. A us den bronzezeitlichen G rä b e rn stam m en G e fä ß e , ein e verzierte Sch e ib e n k o p f­ n a d e l, Sp e e rsp itze n , H a k e n sp ira le n , A rm reifen und Sch m u ckan h än g er aus Bronze.

a)

Plan des Gräberfeldes von Auleben/Solberg

53. Buttstädt, Kreis Sömmerda Der „Weiteste Hügel“, Grabhügel nördlich der Straße Großbrembach-Buttstädt

a)

Schnurkeramische Amphore, Fischgrätenbecher und Axt

Nach der Überlieferung soll der jetzige Hügel aus einem ursprünglichen und aus der Erde mehrerer, beim Straßen­ bau zerstörter Hügel bestehen.

89

54.

Leubingen, Kreis Sömmerda „Leubinger Hügel" ln dem G ra b h ü g e l b e fand sich unter e in e r Stein ab d ecku n g eine hölzerne K am m er. In d ie ser w aren ein M ann und q u er d a rü b e r ein ju n g e s M ädchen b eerd ig t. A n B e ig a b e n en th ielt das G r a b ein mit S teinen um stelltes großes T o n g e fä ß , R inge und N ad e ln aus G o ld , G e rä te und W affe n a u s Bronze und ein S tein w e rkzeu g . G ra b b a u und B e ig a b e n w eisen a u f g e sellsch a ftlich e D ifferen zieru n g en in der S ip p e und au f ein e beso nd ere g e sellsch aftlich e S tellu n g des B estatteten (S ta m m e s­ fü h rer) hin. D a s G ra b von Leub ing en w urd e n am eng eb end für d ie m itteldeutsche Form der A u n je titze r Kultur (frühe Bro nzezeit c a . 1 700 v. u. Z .).

90

55.

Issersheüigen, Kreis Bad Langensalza Der „Hök", großer, teilweise ausgegrabener Grabhügel mit zahlreichen Nachbestattungen 15 S k e le ttg rä b e r der ältere n E isen zeit w aren mit Bronzerin gen und mit ein e r Bronzeziste (zylin d erfö rm ig er Eim er) au sg e sta tte t. 13 K ö rp erb e stattu n g e n mit G la s p e rle n und ein e r R iem enzun ge stam m en au s dem frühen M itte la lte r.

a)

Plan der ersten Veröffentlichung des Grabbefundes von 1886 durch Pfarrer Hermann Giese, Issersheiligen

91

56

Herpf, Kreis Meiningen Hallstattzeitliches Gräberfeld mit über 20 Hügeln im Eichig U ntersuchte G ra b a n la g e n enthielten U rnen und B e ig a b e n g e fä ß e z. T. mit Resten e in e r schw arzen und roten B em alu n g .

92

57.

Dietzhausen, Kreis Suhl Grabhügel während der Ausgrabung Von zwei G ra b h ü g e ln sind d ie S te in ­ krän ze fre ig e le g t. D ie bronzezeitliche H ü g e lg rä b e rk u ltu r ist vor allem in Sü d th üring en verb reite t. W a ffe n und Schm uck a u s Bronze, Bernstein ketten und G e w e b e re ste , d ie eine R eko n ­ struktion der Tracht zu la sse n , sind die w ichtigsten Fu nd e au s G rä b e rn d ie ser Kultur (m ittlere Bronzezeit c a . 1400 v. u. Z .)

a)

Kleidung und Schmuck der Hügelgräberbronzezeit, Rekonstruktion nach Grabungsbefunden

58.

Schönstedt, Kreis Bad Langensalza Fre ile g u n g m enschlicher H o ckerg räb er a u f den K a lk ste in b o d e n p la tte n e in e r ju n g stein ze itlich en To tenhütte. D ie se K o lle k tiv g rä b e r w urden in der W a lte rn ie n b u rg e r Kultur in Th ürin gen mit einem H o lzo b erb au errichtet, von dem heute nur noch Erd verfärb u n g en (P fo stenlö ch er) e rh alten sind. S ie w urd en im Lau fe von 20—50 Ja h re n mit m ehr a ls 60 Bestattu ng en belegt, denen m an G e fä ß e , Tierzahnschm uck und W affe n (S te in b e ile , F e u e rste in ­ p feilsp itzen ) m itgab.

94

a)

Kette aus Tierzähnen und Muschelscheibchen

59.

Bruchstedt, Kreis Bad Langensalza Bandkeramische Hockergräber (Jungsteinzeit ca. 5 000 Jahre alt)

a)

Bandkeramischer Kumpf und Flasche

Am W e stra n d von Bruchstedt w urd e ein G rä b e rfe ld d e r ersten Fe ld b au e rn und Viehzüch ter M itteld eu tsch lan d s a u sg e g ra b e n . A u s den G rä b e rn stam m en mit ein g eritzten B än d ern verzierte T o n g e fä ß e , Stein w e rkzeu g e und M uschelschm uck.

95

60. Magdala, Kreis Weimar Bronzezeitliches Hockergrab mit Steinabdeckung D a s G ra b w urd e beim K a lk tu ffa b b a u a u fg e fu n d e n . Bei a lle n d e ra rtig en E rd a b tra g u n g sa rb e ite n besteht die M öglichkeit, auch a u f tie fe rlie g e n d e G ra b a n la g e n zu stoßen. G rä b e r und Sied lu n g sg ru b e n heben sich durch ihre d u n kle re V erfärb u n g von dem gew achsenen Boden a b .

61. Hardisleben, Kreis Sömmerda Steinpackungsgrab der späten Bronzezeit (Unstrutgruppe) In den großen G ra b a n la g e n d ie ser K u ltu rg ru p p e kommen Skelett- oder Leich en b ra n d b estattu n g en vor. O ft sind d a rin m ehrere G e fä ß e und g ering e B ro n ze b eig ab en n ied erg eleg t. a)

Bronzene Schmuckspirale, Armring und Speerspitzen aus bronzezeitlichen Gräbern

62.

98

Freienorla, Kreis Jena (A b b . oben) Spätlatenezeitliche Urne auf einem gebogenen Eisenschwert

S ie e n th ielt Leich en b ran d und a ls persönliches Eigentum des Toten Fib el Lan zen sp itze und Schildbuckel au s Eisen .

63.

Oelknitz, Kreis Jena Doppelkeglige Urnen und Beigabegefäße in einem Gräberfeld der jüngeren Bronzezeit auf einer Saaleterrasse

64. Orlishausen, Kreis Sömmerda Pferdebestattungen Beim Bau ein e s Rückhalteb eckens an der Scherkonde w urd e bei den erford erlichen E rd arb eiten im Ü b e rla u f ein frä n kisch es G rä b e rfe ld a n g e ­ schnitten. D a s P fe rd e g rab gehört zu ein e r in der N äh e lieg e n d e n m ensch­ lichen B estattu ng.

D ie G e fä ß e w urden mit Stein p la tte n um stellt. B ro n ze b eig ab en (A rm rin g e und -sp ira le n ) sind selten.

a)

Fränkisches, doppelkonisches Gefäß

99

100

65.

Niederzimmern, Kreis Weimar

66. Espenfeld, Kreis Arnstadt Slawisches Gräberfeld

Bei der lan d w irtsch aftlich e n B o d e n ­ b e arb eitu n g w urd e ein S te in k iste n g ra b mit S k elettresten au s dem 8. Jh . au fg e fu n d e n . D a s G ra b e n th ielt eine silb e rn e Rechteckfib el, D rah to h rrin g e und ein Eisen m esser.

Durch A u sg rab u n g e n des M useum s für Ur- und Frühgeschichte W e im a r und des A n thropolog ischen Institutes in Je n a w urden 450 a u f engem Raum b e ig e ­ setzte Bestattu ng en a u s dem 11./12. Jh. untersucht. D ie G rä b e r en th ielten reiche B e ig a b e n : S ilb e rn e S ch läfe n rin g e , Perlen und M esser. Ein ig e n Toten hatte m an Silb erm ünzen in d ie H a n d g e g eb en . a)

Silberner Anhänger, Hohlperle und Schläfenringe aus Espenfeld

101

Verbreitung der aufrechtstehenden Steine/Menhire (I) und Steinkreuze (t) in Thüringen

67.

Buttelstedt, Kreis Weimar „Der Wetzstein“, Menhir an der Straße Buttelstedt-Kölleda D ie Sitte des A u fste ile n s von M enhiren ist a u f einen Ein flu ß a u s dem w esteu ro p äischen N eolithikum (jü n g e re Ste in ze it) zurückzuführen. D ie S a g e e rzä h lt, d a ß der Stein von Riesen a ls W etzstein benutzt w urd e.

102

103

68. Tonndorf, Kreis Weimar Frühmittelalterliche Grabsteine mit Darstellung eines fränkischen Kriegers und mit christlicher Ornamentik D ie Ste in e deuten a u f einen A d elsh o f im Bereich des heutigen O rtes Tonndorf hin.

104

69.

Oßmannstedt, Kreis Apolda Großes Steinkreuz mit Wappen­ darstellung, flechtbandartigem Schmuckmotiv und Wetzrillen westlich von Oßmannstedt am Fuße des kleinen Ettersberges. Auf der Rückseite des Kreuzes ist ein Langschwert eingearbeitet

105

70. Kerspleben, Kreis Erfurt Steinkreuz an der Straße Erfurt-Kerspleben

71. Stadtilm, Kreis Arnstadt Hohes Kreuz, Steinkreuz mit kleeblattförmigem Oberteil an der Straße Stadtilm-Arnstadt a)

105

Nach der Sage soll hier der Abt von Paulinzella durch den Grafen von Gleichen getötet worden sein

108

72. Frienstädt, Kreis Erfurt Steinkreuz mit zwei eingemeißelten Bärenklauen, den Wappen der Familie von Gleichen

73. Kloster Veßra, Kreis Hildburghausen Steinkreuz am Ufer der Schleuße bei Zollbrück

D a s M alte serkreu z mit zwei S te in sä u le n stehen südlich d er S tra ß e Erfu rt—G o th a .

109

74.

Lehnstedt, Kreis Weimar Steinkreuznest am östlichen Ortsrand

Lateinisches Kreuz A n to niuskreuz

A u f zwei Stein kre u zen sind Sch w e rtd arstellu n g en eing eritzt.

110

G otisches Kreuz

75.

Treffurt, Kreis Eisenach „Spinnrad" und „Schneiderstein“ an der Normannsteinquelle in Treffurt

R ad kreu z K le e b lattkre u z

111

113

114

76. Eisenach, Kreis Eisenach Steinkreuz „Wilde Sau“ südwestlich von Eisenach am Wanderweg nach Unkeroda A u f dem Kreuz ist d ie Ja h re sza h l 1483, der N am enszug „ B a lth a ß e r Rodecher" und ein e Ja g d d a rste llu n g e in g e a rb e ite t.

77.

78. Seebergen, Kreis Gotha Bildstock mit Jahreszahl 1571 östlich von Seebergen an der Straße nach Günthersleben

79.

Tonndorf, Kreis Weimar Zwei Steinkreuze (früher drei Kreuze) östlich vom Ort, am Wege zum Schloß Tonndorf

Melborn, Kreis Eisenach Steinkreuz in Malteserform mit eingeritzter figürlicher Darstellung

115

Kreise

Steinkreuze und sonstige Steindenkmo11e

Höhlen Burgen, Landwehre n, Dorfbefestigumgen

Hügelgräber

urgeschichtl. Siedlungen Wüstungen-]-

technische und sonstige Anlagen

Bezirk Erfurt Apolda Arnstadt Bad Langensalza Eisenach Erfurt Gotha Heiligenstadt Mühlhausen Nordhausen Sömmerda Sondershausen W eimar Worbis

15 18 18 13 31 25 11 35 57 19 26 26 10

2 —

4 — 2 —

— — — — 1





27 18 16 30 — 48 146 18 43 28

1 1+ — 1+ 1 1 — 1+ 1+ 2: 1+ 1



— —

— — — 2

i

Bezirk G e ra Eisenberg Gera Greiz Jena Lobenstein Pößneck Rudolstadt Scalfeld Schleiz Stadtroda Zeulenroda

3

8 20 11 16 19 21 14 32 41 19 22 43 37

l

12 5 1 38 7 8 32 11 5 15 1

12 21 8 5 11 14 14 11 7 6 7

2 39 7 14

2

5 3 12

27 3 7 31 3 9 7 4

304 135 82 521

302 116 91 509

9 16 3 28

1

74 69

2+ 2; 1+

8

3; 2 +

4 1

1+ 2: 8 +

5

2+

1 2

1

9 6 1

Bezirk Suhl Bad Salzungen Hildburghausen Ilmenau Meiningen Neuhaus Schmalkalden Sonneberg Suhl

Bezirk Erfurt insgesamt: Bezirk Gera insgesamt: Bezirk Suhl insgesamt: Thüringen insgesamt:

1

52 28 35 254 10 1 290

377 156 670 1 203

Insgesamt: 2 317 geschütze Bodendenkmale in Thüringen (Stand Dezember 1977)

116

1+ 1+ 1: 1+ 2+ 1

1

2

11 23 7 41

2 10 3 15

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Folonachweis P. S ie b e r, W e im a r 1, 2, 3, 4, 7, 8, 9, 10, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 22, 24, 25,27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 36, 38, 39, 40, 41,51, 52, 54, 55, 56, 58, 64, 68, 69, 70, 72, 73, 74, 75, 78, 79 W . Tim p el, W e im a r 6, 21, 23, 34, 35, 37, 42, 43, 44, 47, 49, 53, 55, 61, 62, 67, 71 H .-J. B a rth e l, W e im a r 5, 26 R. Fe u stel, W e im a r 45, 57 F . -R. M etzner, W e im a r 46a G . G o n sio r, W e im a r 59, 60, 63, 65, 66 E. R iske, Eisenach 77 U . Lap p e

11 L. M ittelbach 43

M eldung von Bod enfund en an d as M useum für Ur- und Frühgeschichte Th ü rin g en s, Forschu ngsstelle für d ie Bezirke Erfurt, G e ra , Suhl 53 W e im a r, H u m b o ld tstraß e 11 Tel. 33 24

Z eich n u n g en : A . Roscher, W e im a r S a tz und D ru ck: D ruckerei M öbius, A .te rr:

IV/21/5

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R 44/78