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German Pages 284 Year 1996
Heinz Gittig
Bibliographie der Tarnschriften 1933 bis 1945
K G - Saur München • New Providence • London • Paris 1996
E i n e erste Fassung der Bibliographie wurde 1972 unter d e m Titel Illegale antifaschistische Tarnschriften 1933-1945" als B e i h e f t 87 z u m „Zentralblatt für Bibliothekswesen" v o m Bibliographischen Institut, Leipzig, veröffentlicht
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Gittig, Heinz: Bibliographie der Tamschriften : 1933 - 1945 / Heinz Gittig. München ; New Providence ; London ; Paris : Saur, 1996 Teilw. zugl.: Berlin (Ost), Univ., Diss. 1970 1. Aufl. u.d.T.: Gittig, Heinz: Illegale antifaschistische Tarnschriften ISBN 3-598-11224-6 NE: HST
© Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed on acid-free paper Alle Rechte vorbehalten / All Rights Strictly Reserved K. G. Saur Verlag G m b H & Co. KG, München 1996 A Reed Reference Publishing Company Druck/Printed by WS-Druckerei Werner Schaubruch, Bodenheim Binden/Bound by Buchbinderei Schaumann, Darmstadt ISBN 3-598-11224-6
Inhalt
Vorwort Einleitung Hinweise zur Benutzung Auswahlbibliographie Tarnschriften 1933 bis 1945 Sigelverzeichnis für Standortnachweise 1933: Nr. 0001-0053, Österreich: Nr. 1934: Nr. 0054-0261, Österreich: Nr. 1935: Nr. 0262-0449, Österreich: Nr. 1936: Nr. 0450-0627, Österreich: Nr. 1937: Nr. 0628-0762, Österreich: Nr. 1938: Nr. 0763-0866, Österreich: Nr. 1939: Nr. 0867-0959, Österreich: Nr. 1940: Nr. 0960-0963 1941: Nr. 0964-0966 1942: Nr. 0967-0975 1943: Nr. 0976-0992 1944: Nr. 0993-1012 1945: Nr. 1013-1022
VII XI XVII XXI
0051-0053 0232-0261 0413-0449 0576-0627 0737-0762 0860-0866 0952-0959
Register der Tarntitel (Monographien) Register der Tarntitel (Serien und Zeitschriften) Periodika-Register Verfasserregister Namen- und Sachregister
1 2 3 14 53 94 137 167 190 209 210 210 212 216 220 223 239 241 243 252
V
Vorwort
Die Bibliographie, die gleichzeitig Fundortkatalog ist, enthält alle mir bekanntgewordenen Tarnschriften, die während der Zeit von 1933 bis 1945 in Deutschland, Osterreich oder in den vom deutschen faschistischen Machtapparat okkupierten Ländern verbreitet wurden. Sie enthält nur Titel von Druckerzeugnissen, auch hektographierten, die unter einem nicht auf den Inhalt zutreffenden und bewußt irreführenden Titel einen antifaschistischen, demokratischen oder gegen den Krieg gerichteten Text verbergen. Darüber hinaus wurden auch Schriften mit unbedrucktem Umschlag bzw. mit Kopftiteln verzeichnet, da solche Materialien oft in Beuteln mit Reklameaufdrucken verteilt oder in Briefumschlägen versandt wurden. Aufgenommen wurden auch einige wenige ungetarnte Nummern von Zeitschriften, deren Ausgaben jedoch in der Regel getarnt verbreitet worden sind, um die Abfolge eines Zeitschriftenjahrganges darstellen zu können. Ich war bemüht, so umfassend wie möglich alle getarnte Literatur aus dieser Zeit zu erfassen. Einige wenige Titel, von denen ich aus anderen Quellen, wie Ausstellungskatalogen, Literatur über Widerstandsaktionen in einzelnen Städten und Regionen, aber auch aus Akten der Geheimen Staatspolizei Kenntnis erhielt, bzw. die mir nur in Form von Kopien oder Mikrofilmen zugänglich waren, habe ich ebenfalls, zum Tfeil allerdings in verkürzter Fassung, wie Schriften mit fingierten Inhaltsangaben oder ohne Formatangaben, verzeichnet. Alle Titel, von vorstehenden Ausnahmen abgesehen, wurden von mir durch Autopsie erschlossen. Die Erschließungsarbeit war äußerst kompliziert, da die übliche Durchsicht von Allgemeinbibliographien, z.B. der Deutschen Nationalbibliographie, der Jahres- und Fünfj ahresverzeichnisse und spezieller Bibliographien zu keinem Ergebnis führte. Die NS-Behörden verboten z.B. der Deutschen Bücherei Leipzig eine Verzeichnung in der Nationalbibliographie in folgenden Fällen: „1. in Deutschland verbotene Bücher, 2. Bücher, die von Emigranten geschrieben sind, 3. Bücher deutschfeindlichen Inhalts, 4. Bücher, in denen bolschewistische Theorien vorgetragen oder vertreten werden."1 Das Problem der bibliographischen Erschließung und der Erwerbung von gegen den Nationalsozialismus gerichteten Publikationen wurde auf dem 31. Deutschen Bibliothekartag in Tübingen (13.-15. Juni 1935) behandelt. Hans Peter Des Coudres stellte hier fest, daß dieses Schrifttum allein schon titelmäßig zu erfassen für die Bibliotheken äußerst schwierig sei. Er führte aus: „Ebenso entgehen den Bibliotheken die gar nicht bekanntgemachten illegalen Hetzschriften, weil nach der Auffassung der Polizeibehörden diese Schriften eines besonderen Verbotes gar nicht erst bedürfen. Da diese Schriften, die von großem politischen Wert sein können, auch im Buchhandel des Auslandes nicht zu haben sind, werden hier die Bibliotheken nur auf die Abgabe durch die Beschlagnahmebehörden angewiesen sein. [...] Schließlich wird man auch vergeblich die beiden großen deutschen Bibliographien zu Rate ziehen. Die Berliner Titeldrucke und die Deutsche Nationalbibliographie (Reihe A und B) verzeichnen heute dies Schrifttum noch nicht, soweit es, im Inland oder Ausland erschienen, nach 1
Rötzsch, Helmut; Hans-Martin Plesske: Die Deutsche Bücherei in Leipzig: Ein Abriß der Geschichte des Gesamtarchivs des deutschsprachigen Schrifttums 1912 bis 1987. - Leipzig 1987, S. 53. VII
Vorwort
Aussprache des Verbotes oder seines illegalen Charakters wegen zur Anzeige kommen soll."2 Der im Referat und in den Diskussionen dazu anklingende Optimismus, solches Material selbst oder wenigstens Listen von antifaschistischen oder anderweitig dem Nationalsozialismus gegnerischen Titeln von der Geheimen Staatspolizei zu erhalten, war freilich nicht gerechtfertigt. Diese sah in der Veröffentlichung solcher Titellisten bereits ein Eingeständnis der Aktivität der Hitlergegner. Erst später, in den ersten Jahren des Zweiten Weltkrieges, erhielt die Preußische Staatsbibliothek Berlin vereinzelt von Gestapo-Dienststellen Kriegsflugblätter, jedoch mit der ausdrücklichen Weisung, diese „keinesfalls vor Beendigung des Krieges der Öffentlichkeit zugänglich zu machen."3 Selbst ,Presseveröffentlichungen über die polizeiliche Bekämpfung staatsfeindlicher Bestrebungen' durften nach Anweisung der Staatspolizei (II D 221/1/9) vom 28. Dezember 1933 nicht mehr oder nur mit ihrer Zustimmung erfolgen. Wörtlich hieß es: „Wenn das Publikum fortgesetzt [...] in Berichten erfährt, daß kommunistisch-marxistische Geheimorganisationen, [...] illegale Druckereien und ähnliches in allen Stellen des Reichsgebietes aufgedeckt worden seien, muß notwendigerweise der Eindruck entstehen, daß die staatsfeindlichen Kräfte trotz intensiver Arbeit der staatlichen Organe [...] ihre verbrecherischen Ziele weiterhin verfolgen können. Zweifellos sind derartige Mitteilungen geeignet, erhebliche Unruhe in das Publikum zu tragen und das Vertrauen zur nationalen Regierung zu erschüttern. Der Erfolg einer derartigen Berichterstattung wird schließlich der sein, daß die feindlich gesonnenen Elemente in ihren Bestrebungen gestärkt und Personen [...] erneut dem kommunistisch-marxistischen Lager zugeführt werden."4 Bei der Herstellung von Bibliographien wird man in der Regel auch auf bereits vorhandene, früher erschienene Hilfsmittel zum gleichen oder ähnlichen Thema zurückgreifen können. Das war bei meiner ersten Arbeit über „Illegale antifaschistische Tarnschriften" (1972) lediglich der Katalog der Wiener Library, London, „Persecution and Resistance under the Nazis" (1960) mit 185 verzeichneten Tarntiteln. Für die hier vorliegende Tarnschriftenbibliographie konnte ich u.a. zwei weitere Kataloge: „Deutsches Exilarchiv 1933-1945" (1989) und „Gryzlak: Illegale antifaschistische Tarnschriften" (1989) (s.a. Auswahlbibliographie, S. XXI) nutzen. Letzterer, mit Standorten in Bibliotheken und Archiven der Schweiz, ist eine wichtige Ergänzung meines 1972er Kataloges. Da die Titelbeschreibungen besonders der Londoner Wiener Library-Bibliographie nicht immer der Aufgabenstellung der hier vorliegenden Arbeit entsprachen, nämlich neben dem Tarntitel Titelaufnahmen des echten Inhalts zu geben, mußten die einzelnen Objekte selbst als Grundlage dienen. So standen mir von Beginn der Erarbeitung an die umfangreichen Bestände im damaligen Institut für MarxismusLeninismus beim ZK der SED, Berlin (heute: Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv) zur Verfügung. Auf jeden Fall waren alle Kataloge und Bibliographien und die umfangreiche Korrespondenz insbesondere mit ausländischen Archiven und Bibliotheken von größtem Nutzen. In der nächsten Phase erfolgte die Einsichtnahme in die Originale in den besitzen2 3 4
Des Coudres, Hans Peter: Das verbotene Schrifttum und die wissenschaftlichen Bibliotheken. - In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 52 (1935), S. 464-465. Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz: Einbl. 1717.550 (abgebildet in: Flugblätter des Nationalkomitees Freies Deutschland. Ausstellung ... 1989, S. 12). Bundesarchiv, Abt. Potsdam: Reichsmin. d. Innern, Nr. 25795/9, Blatt 9.
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Vorwort
den Einrichtungen (s. Sigelverzeichnis für Standortnachweise, S. 2). Besonders erfolgreich war die Autopsie in: — Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv, Berlin — Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz — Friedrich-Ebert-Stiftung, Bibliothek der sozialen Demokratie, Bonn-Bad Godesberg — Die Deutsche Bibliothek, Frankfurt a. Main — Die Deutsche Bibliothek - Deutsche Bücherei, Leipzig — Internationales Institut für Sozialgeschichte, Amsterdam — Königliche Bibliothek, Kopenhagen — Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Wien Diese Erfassung vor Ort ermöglichte erst die exakte bibliographische Verzeichnung sowohl der Tarntitel als auch des echten Inhalts einschließlich des Ausmessens der ungewöhnlichen Formate. Sie erleichterte auch die Registerarbeiten, besonders zum Verfasserregister (s. S. 243) und zum Namen- und Sachregister (s. S. 252). In der vorliegenden Publikation sind 1024 Tarnschriften aus der Zeit von 1933 bis 1945 mit 2857 Standortnachweisen in 29 Archiven und Bibliotheken Deutschlands und dem Ausland erfaßt und inhaltlich erschlossen.5 Für die mir gewährte, diese Arbeit fördernde Unterstützung danke ich besonders Herbert Exenberger und Dr. Willi Weinert, beide Wien, sowie allen Kolleginnen und Kollegen der konsultierten Einrichtungen. Selbstverständlich bleibe ich bemüht, weitere antifaschistische Tarnschriften zu erfassen, und bin für entsprechende Hinweise im voraus dankbar. Ich wünsche der Bibliographie, daß sie die Arbeiten über die Zeit der Diktatur des Faschismus in Europa, besonders in Deutschland, unterstützen kann. Oktober 1995
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Heinz Gittig
Die Publikation Gittig, Heinz: Illegale antifaschistische Tarnschriften 1933-1945. - Leipzig 1972 verzeichnet nur 590 Schriften.
IX
Einführung Tarnschriften wurden in Deutschland während der NS-Zeit als Druckerzeugnisse verbreitet, die unter einem harmlosen, unverfänglichen Umschlagtitel, zum Teil mit fingiertem Impressum (Verlag, Drucker, Verlags- bzw. Druckort und -jähr) als Absicherung gegen polizeilichen Zugriff und zum Schutz der Verbreiter und der Leser, antifaschistische, demokratische und gegen den Krieg gerichtete Texte enthielten.1 Dazu gehören auch die von den Alliierten während des Zweiten Weltkrieges herausgegebenen Schriften mit Anleitungen zur Sabotage und Wehrkraftzersetzung. Nach dem Reichstagsbrand vom 27. Februar 1933 wurde die „Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutze von Volk und Staat" am 28. Februar 1933 erlassen. Sie beseitigte u.a. endgültig das demokratische Recht der freien Meinungsäußerung in Wort und Schrift, die Presse der KPD und der SPD, das Vereins- und Versammlungsrecht sowie das Postgeheimnis. Eine Verhaftungs- und Terrorwelle in noch nie gekanntem Ausmaß gegen alle den Nationalsozialismus ablehnenden und bekämpfenden Kräfte setzte ein. Schließlich wurden durch Gesetz vom 14. Juli 1933 alle Drukkereien und Verlage der beiden Arbeiterparteien und der Gewerkschaften beschlagnahmt und den NS-Gauverlagen übereignet. Gleichzeitig begann die NS-Propaganda das deutsche Volk mit demagogischen Phrasen, mit chauvinistischer Hetze und mit Lügen zu manipulieren, getreu den Worten des Propagandaministers Goebbels, ,glicht zu informieren, klare objektive Tatbestände zu vermitteln, sondern anzuspornen, anzufeuern, anzutreiben."2 Damit war dem Bürger die Möglichkeit einer eigenen politischen Orientierung genommen. Eine ähnliche Entwicklung vollzog sich von 1934 bis zur Annexion 1938 in Österreich. Der autoritäre Ständestaat unterdrückte und verfolgte alle gegnerischen Kräfte und deren Publizistik ebenfalls mit allen Mitteln. Neben der mündlichen Agitation, der Ausnutzung legaler und halblegaler Möglichkeiten in den Versammlungen der Arbeitsfront, der Hitlerjugend und der Wehrmacht, waren die illegal verbreiteten Aufklärungsmaterialien, unter ihnen die Tarnschriften, Mittel, mit deren Hilfe die KPD, in wesentlich geringerem Umfang die SPD und andere Organisationen ihre Stellungnahmen und Losungen zu wichtigen Problemen an die deutsche Bevölkerung herantragen konnten. Zu den programmatischen Zielsetzungen der illegalen Schriften gehörten: - die politische, taktische und organisatorische Anleitung der Widerstandskämpfer, - die Organisierung von Widerstandsaktionen der verschiedensten Art gegen den Faschismus, - die Unterstützung aller Schichten des Volkes in ihrem Kampf um die Erhaltung ihrer Rechte, - die Schaffung der Einheits- und Volksfront aller Hitlergegner, - die Unterstützung des Kampfes zur Befreiung eingekerkerter Widerstandskämpfer und die Solidarität mit deren Angehörigen, 1
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Ausführliche Darstellung s. Gittig, Heinz: Illegale antifaschistische Tarnschriften 1933-1945. Leipzig: Bibliogr. Institut, 1972. (Zentralblatt für Bibliothekswesen. Beih. 87.) - dass. als Lizenzausgabe: Frankfurt a.M.: Röderberg, 1972. Goebbels, Joseph: Kampf um Berlin. 8. Aufl. - München: Eher, 1935, S. 188.
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Einführung
- die Wahrung des humanistischen und kulturellen Erbes, - die Verbreitung der Wahrheit über den verbrecherischen Charakter des NS-Regimes, einschließlich der Judenverfolgung, und über den Krieg, - die Propagierung der Entwicklung der Sowjetunion, - die Information über die Kämpfe der Arbeiter in anderen Ländern gegen Faschismus, Diktatur und Krieg. Die Anleitung auf dem Gebiet der
Literaturpropaganda
Da von allen Parteien und Gruppierungen die KPD ihren Widerstand gegen das NS-Regime im In- und Ausland am frühesten und straffsten organisiert hatte und den größten Anteil am Propaganda- und Aufklärungsmaterial hervorbrachte, wird im Folgenden überwiegend die Verbreitung der KPD-Tarnschriften dargestellt. Der KPD war es gelungen, bis Mitte 1935 neben der Auslandsleitung noch eine Inlands- und Bezirksleitungen im Reich selbst aufrechtzuerhalten. Das war für die unmittelbare Anleitung der illegalen Arbeit einschließlich der Propagandatätigkeit von großem Vorteil. Aber immer öfter gelanges der Gestapo, diese Apparate im Lande an einzelnen Punkten zu zerschlagen, die Mitglieder zu verhaften und in Zuchthäuser und Konzentrationslager einzuliefern. Nach dem VII. Weltkongreß der Kommunistischen Internationale und der Brüsseler Konferenz der KPD 1935, die eine erhöhte Aktivität deutscher Antifaschisten zur Folge hatten, wurde eine operative Auslandsleitung geschaffen. Sie war für die politische Arbeit der Abschnittsleitungen zuständig, die in den an Deutschland angrenzenden Ländern geschaffen worden waren: Abschnittsleitung
Sitz
verantwortlich für
Nord
Kopenhagen
West Südwesten
Amsterdam Brüssel
Saar Süden Mitte
Paris Zürich Prag, (ab Sommer 1938) Malmö, Göteborg
Bremen , Hamburg, Mecklenburg, Schleswig-Holstein, Stettin, Danzig, Ostpreußen Niederrhein, Ruhrgebiet, Westfalen Mittelrhein, Teile Süddeutschlands, Koblenz, Köln, Trier, Eifelgebiet Saargebiet, Saarpfalz Süddeutschland, bes. Württemberg, Südbaden, München Berlin, Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen, SachsenAnhalt, Thüringen, Schlesien, Oberschlesien, Nordbayern
Die Abschnittsleitungen waren auch verantwortlich für die Herstellung und den Vertrieb der Tarnschriften. Bis 1935 waren die Grenzstellen im Saargebiet, in den Niederlanden und in der Tschechoslowakei die bedeutendsten. Der Parteivorstand der SPD leitete von Prag, später von London den Widerstand gegen Hitlerdeutschland. Die für Osterreich bestimmten Agitationsschriften wurden überwiegend in der Tschechoslowakei hergestellt und von dort eingeschleust. 3 Die Auslandsleitung gab hinsichtlich Thematik und Gestaltung Hinweise für die Herausgabe der illegal zu verbreitenden Schriften. So standen nach der Brüsseler 3
Im Dokumentationszentrum des österreichischen Widerstandes, Wien, befindet sich das „Expeditionsbuch des Josef Pleyl", 8 Bände, das handschriftliche Aufzeichnungen über hergestellte Titel, Auflagenhöhe, Daten und Umfang der aus der Tschechoslowakei nach Österreich versandten Materialien und der jeweiligen Kuriere enthält.
XII
Einführung
Konferenz (1935) vor allem Fragen der Volksfront im Vordergrund. Durch die Heranziehung anderer politischer, überparteilicher und auch religiöser Gruppierungen sowie bekannter Schriftsteller, Künstler und Wissenschaftler wurden im Sinne einer Volksfrontpublizistik Schriften verbreitet, die alle Teile des Volkes ansprachen. Diese Veröffentlichungen enthielten Antwort auf die viele bewegende Frage, welche Ordnung nach dem Sturz des Faschismus in Deutschland errichtet werden solle. Ein Aktionsprogramm zum Sturz der Hitlerdiktatur und Formulierungen der Staatsgrundsätze einer neuen, demokratischen Republik wurden u.a. 1936 als Tarnschriften verbreitet. Auch Hinweise auf die das Volk bewegenden täglichen Sorgen wie z.B. die wirtschaftliche Situation, die Wahl von Betriebsvertrauensleuten und die Rüstungswirtschaft fanden in den Tarnschriften Niederschlag.
Der Umfang der
Tarnschriftenverbreitung
Bei der Verbreitung illegaler Literatur, insbesondere des zentralen, d.h. von den Parteivorständen und Zentralkomitees herausgegebenen Materials, wurden die Industriezentren und die Großstädte bevorzugt. Während nach Gestapoberichten Anfang 1934 die Aktivitäten für Schneidemühl, Liegnitz, Königsberg, Stettin, Sigmaringen, Köslin, Frankfurt/Oder, Elbing, Potsdam und Kassel als nicht besonders rege zu bezeichnen waren, wurde „eine aufsteigende Kurve kommunistischer Tätigkeit" in den Bereichen der Staatspolizeistellen Berlin, Aachen, Köln, Hannover, Oppeln, Erfurt, Düsseldorf, Bielefeld, Dresden, Dortmund, Hamburg und Münster beobachtet.4 Diese Situation änderte sich nach 1935. Zu den am umfangreichsten mit Literatur versorgten Bezirken gehörten zwar wieder die Industriezentren, wo zahlreiche illegale Gruppen in den Großbetrieben bestanden, jedoch wurde spezielles Propagandamaterial auch in industrieschwachen und ländlichen Bezirken verbreitet. Gewisse Anhaltspunkte vermittelt eine zahlenmäßige Aufstellung der von der Geheimen Staatspolizei in den Jahren 1935 und 1936 in den einzelnen Provinzen erfaßten getarnten Exemplare.5 Die realen Zahlen lagen jedoch bedeutend höher, denn nur ein relativ kleiner Teil der illegal verbreiteten Schriften fiel der Gestapo in die Hände. Gebiet
1935
1936
Gebiet
1935
1936
Ostpreußen Berlin Brandenburg Pommern Schlesien Sachsen-Anhalt Thüringen Schleswig-Holstein Hannover Westfalen
13 830 68 17 81 52 61 41 51 44
18 810 25 10 135 18 40 62 63 46
Hessen Rheinprovinz Bayern Sachsen Württemberg Baden Hamburg Mecklenburg Saargebiet
53 278 97 94 39 113 41 18 28
18 609 91 97 44 70 28 2 48
4 5
Stand der kommunistischen und marxistischen Bewegung. Anfang 1934. Hrsg. vom Geheimen Staatspolizeiamt Berlin. - Berlin 1934, S. 3. Bundesarchiv, Abteilungen Potsdam (im Folgenden: BAP): St. 3/612. XIII
Einführung
Über die Auflagenhöhe der einzelnen Tarnbroschüren gibt es keine Unterlagen. Einzelne Darstellungen6 lassen jedoch den Schluß zu, daß in der Regel von den gedruckten im Ausland hergestellten Materialien 10 000 Exemplare und etwa 1000 der in einzelnen Regionen oftmals hektographierten Schriften zur Verbreitung kamen. Vereinzelt wurde getarntes Material auch in weit höherer Auflage hergestellt, so z.B. „Das Prager Manifest" der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, als Tarntitel „Die Kunst des Selbstrasierens" (0193), in 40 000 Exemplaren.7 Für die in Österreich verbreiteten Schriften gibt das „Expeditionsbuch des Josef Pleyl"8 Aufschlüsse über die Auflagenhöhe.
Die Tarnverfahren
und das Einschleusen
der Schriften nach
Deutschland
Für die Tarnumschläge wurden die verschiedensten Verfahren angewandt. Die ersten und die letzten zwei bis drei Seiten entsprachen in Inhalt und Drucksatz den Originalen. Die Verwendung bestimmter Tarnumschläge und Verlagsangaben wurde dadurch erleichtert, daß zahlreiche Mitarbeiter in den Herstellungszentren illegaler Literatur aus dem Verlagswesen oder dem Buchhandel kamen. Meistens wurden solche Tarntitel verwendet, die in Deutschland auch im Original erschienen waren. Unter den in der Bibliographie aufgeführten Tarnschriften ist die Mehrzahl mit Produkten bekannter Verlage versehen. Schriftenreihen wie Reclams Universal-Bibliothek9, Insel-Bücherei, Lehrmeister-Bücherei, Wege zum Wissen, Miniatur-Bibliothek u.a. boten sich zur Tarnung besonders an, weil sie populär und weit verbreitet waren. Diese Heftchen ließen sich unauffällig aufbewahren und leichter von Hand zu Hand geben als ein gebundenes Buch, und sie waren äußerlich unauffälliger als ein Flugblatt. Die deutsche Grenzpolizei, die der Gestapo unterstand, war mit unterschiedlichem Erfolg bemüht, ihre Aufgaben, dazu gehörten u.a. „Überwachung des gesamten Verkehrs über die Reichsgrenze, [...] Verhinderung der unerlaubten Einfuhr verbotener Druckschriften, [...] Mitarbeit bei der Bekämpfung staatsfeindlicher politischer Bestrebungen, Beobachtung jeglicher politischer Entwicklung im Grenzgebiet"10 zu erfüllen. In einem Bericht der Württembergischen Polizei vom 15.7.1933 über das Einschleusen illegaler Druckschriften hieß es: „Wie auch anderen Orts, hat sich in Stuttgart und auch im Lande selbst nach dem Verschwinden der Parteipresse ein lebhafter Schmuggelverkehr mit an Ort und Stelle erzeugten illegalen Druckschriften oder mit solchen, die aus dem Ausland eingeführt werden, entwickelt. [...] Als Herstellungsland für diese Literatur kommt für Württemberg insbesondere die Schweiz, das Elsaß, das Saargebiet und in einzelnen Fällen auch Deutsch-Österreich in Be6 7 8 9
10
Stroech, J ü r g e n : Die illegale Presse - eine Waffe im Kampf gegen den deutschen Faschismus. Leipzig: Bibliogr. Institut, 1979 (Zentralblatt f ü r Bibliothekswesen. Beih. 90). Niemann, Heinz: Zur Vorgeschichte und Wirkung des Prager Manifestes der SPD. - In: Zeitschr. f. Geschichtswissenschaft 13 (1965), S. 1359. Expeditionsbuch des Josef Pleyl, s. Anm. 3. Hierzu: Gittig, Heinz: Antifaschistische Schriften im Tarnumschlag; Bibliographie von Reclams Universal-Bibliothek. - In: 100 J a h r e Reclams Universal-Bibliothek 1867-1967. - Leipzig: Reclam, 1967, S. 412-423, 479-488. Nach einer u n d a t i e r t e n Dienstanweisung f ü r die Bayerische Grenzpolizei (Anfang 1936). Zitiert in Buchheim, Hans: Die SS - Das Hauptherrschaftssystem. - Ölten, Freiburg: Walter, 1965, S. 178.
XIV
Einführung
tracht."11 Im gleichen Bericht sind auch Aussagen über die Methoden des Einschleusens zu finden. „Verstecke in Stoffballen, Koffer mit doppeltem Boden, gefüllte Reservepneumatiks von Automobilen konnten beobachtet werden. Um jedoch die einzelnen Stücke nach Möglichkeit dem polizeilichen Zugriff zu entziehen, werden neuerdings die Druckschriften äußerlich mit harmlosen Titelblättern getarnt ..." Neben dem Einschleusen antifaschistischer Schriften auf dem Landweg, dem Transport mittels verschlossener Büchsen auf den Grenzgewässern oder der Verteilung an deutsche Touristen im Ausland hatten bei der Einfuhr dieser Schriften auch die Seeleute und Hafenarbeiter großen Anteil. Immer wieder hieß es in einzelnen Berichten der Staatspolizeistellen: „Zu den bevorzugten Einfallstoren für die Einführung kommunistischer Hetzschriften auf dem See- und Wasserwege aus dem Ausland gehört die Unterweser mit ihren Häfen."12 Besonders ab 1937 erfolgte der Transport illegaler Druckschriften nach Deutschland, aber auch nach Osterreich mittels Briefpost. In der Empfehlung des ZK der KPD vom 19.1.1937 hieß es dazu: „Die herausgegebene Massenliteratur und die Flugblätter im Sinne der antifaschistischen Volksfront müssen künftig nicht nur durch Ausnutzung aller sozialdemokratischen, katholischen und bürgerlichen Verbindungen ins Land gebracht werden, sondern es soll auch ein breiter Vertrieb durch die Post und auf ähnliche Weise erfolgen."13 Diese Maßnahme gab den Verteilern größere Sicherheit. Im Briefversand kamen insbesondere Tarnschriften mit neutralem Umschlag und Schriften ohne Tarnung bzw. mit fingierten Kopftiteln zur Verbreitung. Zahlreiche Gestapoberichte belegen diese Methode. So wurde u.a. die Tarnschrift „Bayreuther Bühnen-Festspiele 1939" (0870), die die Hitlersche Kriegspolitik brandmarkte, überwiegend an deutsche Offiziere der Wehrmacht von Belgien und der Schweiz aus versandt. Eine Zählliste des Reichssicherheitshauptamtes wies 214 Empfänger nach.14 Auch von den Widerstandskämpfern in den besetzten Ländern wurden neben Flugblättern getarnte Schriften an die deutschen Soldaten verteilt, die diese oft auch in die Heimat mitnahmen. Als Beispiel sei eine von der polnischen Untergrundbewegung verbreitete Schrift von 1942 unter dem Titel „Der größte Lügner der Welt" (0973) genannt. Während der Umschlag den englischen Premierminister Churchill in Karikatur darstellte, wurden im Text Hitlerzitate als Lügen gebrandmarkt. Sie, wie auch der ähnlich aufgemachte „Windmacher" (0978), fanden nicht nur in Polen, sondern auch in Deutschland, z.B. in Berlin, Verbreitung.15 In Dänemark wurde 1943 ein über 150 Seiten umfassendes „Haandbogi Oversv0mmelser" (0981), allerdings in dänischer Sprache, mit Beiträgen von Thomas Mann, Willy Brandt, Winston Churchill, Hermann Rauschning u.a. verbreitet. War zunächst mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges die Verbreitung zentraler getarnter Literatur zum Erliegen gekommen, wurde örtliches, aus der jeweiligen Situation heraus entstandenes Material eingesetzt. Anregungen zu Themen für solche Flugblätter und illegale Zeitungen entnahmen die Antifaschisten vielfach ausländi11 12 13 14 15
BAP: RMdl, Nr. 25735, Bl. 177. BAP: St. 3/596, Bl. 37, 45, 54. Ulbricht, Walter: Zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. - Berlin: Dietz, 1966, Bd. 2, Zusatzbd., S. 50. BAP: St. 3/345. BAP: St. 3/269. Tagesreport Nr. 2 vom 4.6.1943 Staatspolizeistelle Berlin. XV
Einführung
sehen Rundfunksendungen, besonders dem „Deutschen Freiheitssender 29,8", später „Deutscher Volkssender".16 In verschiedenen Tarnschriften wurden die Sendefrequenzen mitgeteilt. Sogar für den Bau illegaler Radioempfanger wurden mit zwei getarnten Publikationen mit den sinnigen Titeln „Rundfunkempfang störungsfrei" (0794) und „Senden und Empfang kurzer und ultrakurzer Wellen" (0795) Anleitungen gegeben. Mit Unterstützung der KP der Sowjetunion konnte das ZK der KPD von dort aus die Propagandaarbeit fortführen. Seit Sommer 1941 erschienen neben Flugblättern und Zeitungen auch Tarnschriften, die sowohl an der Front als auch in der Heimat Verbreitung fanden. Die anläßlich der Beratung einer Offiziersgruppe in sowjetischen Gefangenenlagern am 22. Mai 1942 gehaltenen Reden wurden schließlich als Broschüre „Wie ist der Krieg zu beenden" (0970, 0971) an der Front verbreitet. Als das Nationalkomitee ,Freies Deutschland' im Juli 1943 seine Tätigkeit aufnahm, konnte die antifaschistische Propaganda weiter intensiviert werden. Die vom NKFD in der Sowjetunion herausgegebenen Tarnschriften wie das „Manifest" und die „25 Artikel zur Beendigung des Krieges" (0993) waren viel genutztes Argumentationsmaterial für die Soldaten. Die NKFD-Gruppe der Schweiz informierte Frontsoldaten und Heimat z.B. durch „Bismarck: Im Kampf um das Reich" mit den Aufsätzen von Karl Heinz Bergmann: „Deutschland am Scheidewege" und „Die Stunde der Bewährung" (0996). Von den Alliierten, besonders den USA und Großbritannien, wurden auch andere ,Wehrkraft zersetzende' Schriften in der Regel durch Flugzeugabwurf an der Front und im Hinterland verbreitet. 17 Diese Schriften enthielten sich jeder politischen Wertung (0983 f.). Uber Thematik und Zweck der amerikanischen und britischen Tarnschriften schrieb der englische Publizist Sefton Delmer „Eine ähnliche Überlegung lag einem anderen unserer ,Warenmuster' zugrunde: unser Handbuch, das die Deutschen in der Kunst unterwies, zu simulieren und ihre Ärzte soweit zu bekommen, daß diese ihnen einen Krankheits- oder Genesungsurlaub verschrieben ..." 18
Iniandtransport
und -Verbreitung
Nachdem die im Ausland hergestellte antifaschistische Literatur sicher über die Grenze gebracht war, wurde für den Weitertransport ein noch sorgfältiger gesicherter Apparat gebraucht, der von der Anlaufstelle streng getrennt organisiert sein mußte. Aufgabe der Inlandkuriere war es, von der nur ihnen bekannten Anlaufstelle nach Umpacken der Materialien in kleinere Posten diese an den ebenfalls nur ihnen bekannten Literaturvertriebsmann weiterzuleiten. Dies geschah oft mittels kleiner Koffer oder anderer Gepäckstücke. Der Vertrieb der gegen das NS-Regime gerichteten Literatur in den Wohnbezirken, in den Betrieben und in den nationalsozialistischen Massenorganisationen gehörte zu den schwierigsten Aufgaben. Dabei wurden die Regeln der konspirativen Arbeit beachtet. Trotzdem waren, zum Teil über Spitzel beschafft, Anweisungen über das Verhalten und die Arbeiten in der Illegalität den Polizeidienststellen zugänglich. E s gab sogar Fälle, in denen antifaschistische Materialien, besonders Tarnschriften, den 16 17 18
B e i t r ä g e zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung 6 (1964), S. 116-133, 176-188, 881-884. S. Flugblatt-Propaganda im 2. Weltkrieg. Hrsg.: Klaus Kirchner. Bd 1-12. - Erlangen: Verl. D u. C. 1978-1989. Delmer, Sefton: Die Deutschen und ich. - Hamburg: Nannen, 1962, S. 538.
XVI
Hinweise zur Benutzung
Gestapodienststellen zu Schulungszwecken dienten.19 In zahlreichen geheimen Lageberichten der Gestapo-Leitstellen von 1933 bis 1945 wurde immer wieder auf die potentielle Gefahr hingewiesen, die von der illegal verbreiteten Literatur ausging. In Berlin wurde sogar die SA durch Rundschreiben des Stabsführers der Gruppe BerlinBrandenburg Anfang 1934 aufgefordert, Flugschriftenverteiler zur Verhaftung zu bringen. Eine Belohnung von 50,00 RM wurde ausgeschrieben.20 Der Vertrieb der Tarnschriften erfolgte später gezielter. Man war sogar bemüht, die Materialien auch zu verkaufen. In einer Anklageschrift des Generalstaatsanwaltes beim Kammergericht Berlin vom 15.7.1939 gegen Walter Donah und Emil Skotorzik aus Calbe hieß es u.a.: „Bis April 1936 stand die illegale KPD in enger Verbindung mit dem früheren Unterbezirk Schönebeck, von dem sie [...] das benötigte Material erhielt und an den die einkassierten Beiträge abzuliefern waren. [...] Da aber meistens nicht soviel Material zur Verfügung stand, daß jedes Mitglied ein Exemplar bekommen konnte, mußten die Schriften - die übrigens mit 10 bis 20 Pfg das Stück zu bezahlen waren - zurückgegeben werden, damit sie auch anderen zugänglich gemacht werden konnten."21 Trotz Beschlagnahme von Druckereiausrüstungen und Vervielfältigungsgeräten sowie Verfolgung stieg die Zahl der Veröffentlichungen gegen das Hitlerregime, so daß dieses mit harten Strafmaßnahmen gegen Hersteller, Verbreiter und Leser der illegalen Druckerzeugnisse vorging. Der „Kriminalstatistik für das Jahr 1933" ist zu entnehmen, daß über 9000 Personen wegen „Verrat am deutschen Volke, hochverräterischer Umtriebe, Angriffe gegen die Regierung der nationalen Erhebung und zum Schutze von Volk und Staat" verurteilt wurden, davon allein 19,4% wegen Herstellung, Verbreitung und Nichtanzeige illegaler Schriften.22 In den späteren Jahren des nationalsozialistischen Regimes, besonders seit Beginn des Krieges wurden für die Verbreitung und den Besitz illegaler antifaschistischer Litertur auch Todesstrafen verhängt.
Hinweise zur Benutzung Der Aufbau der
Bibliographie
Die Bibliographie ist chronologisch geordnet nach Erscheinungsjahren, die in der Regel auch der Beginn der Verbreitung der Literatur sind. Daher war es nicht immer möglich, bestimmte thematische Komplexe im Zusammenhang zu verzeichnen. Innerhalb der einzelnen Jahre sind die Tarntitel nach den herausgebenden Parteien, Organisationen und Gruppierungen gegliedert, wobei die kommunistischen Publikationen wegen ihres Hauptanteils an getarnt verbreiteter Literatur zuerst genannt werden. So werden jeweils die monographischen Titel der Kommunistischen Partei Deutschlands und ihrer Bezirksleitungen, der Kommunistischen Internationale, des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschlands und der Kommunistischen Jugendinternationale vorangestellt. Anschließend folgen deren periodische Veröffentlichun19 20 21 22
BAP: P. St. 3/113, Bl. 73; P. St. 3/229, Bl. 1; St. 3/283; St. 3/294, Bl. 41-43. BAP: P. St. 3/112, Bl. 8. BAP: N J 392, Bl. 5-7. Berlin 1936 (Statistik d. Deutschen Reiches. 478.). XVII
Hinweise zur Benutzung
gen. Durch „ " abgesetzt folgen die Veröffentlichungen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, die der Deutschen Volksfront und anderer Widerstandsgruppierungen. Für die österreichischen Tarnschriften gilt die Reihenfolge analog, d.h. Kommunistische Partei Österreichs, Jugendverbände, Revolutionäre Sozialisten Österreichs und andere Gruppierungen. Aufnahme in die Bibliographie fanden auch getarnte, aber nicht ausgesprochen antifaschistische Titel, die von den Alliierten in den Jahren des Zweiten Weltkrieges, besonders unter den Angehörigen der deutschen Wehrmacht verbreitet wurden. Mustereintrag (a)
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Zwilling, B.: Hans Narr. | | Wien, Leipzig: Anzengruber-Verl. [1935]. 80 S.
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(7,5 x 11 cm)
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S. 3-67: F 1 o r i n , W.: Unser Verhältnis zur SP und zu den sozialdemoiratrgcfien Massen. Referat, geh. £urf