Beschreibung seiner Reise von Berlin nach Kyritz in der Prignitz [Priegnitz], welche er vom 26ten September bis zum 2ten Oktober verrichtet hat


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German Pages 584 Year 1780

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Beschreibung seiner Reise von Berlin nach Kyritz in der Prignitz [Priegnitz], welche er vom 26ten September bis zum 2ten Oktober verrichtet hat

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D. Anton Friderich Büſching, Königl. Preuß. Oberconſiſtorialraths 26 .

Beſchreibung ſeiner Reiſe von Berlin nach Kyriß in der Prigniß, welche er

vom 26ſten September bis zum 2ten October 1779 verrichtet hat. ! EG

Le i p 3 i g , ben Johann Gottlob Immanuel Breitfopf. 1780.

ANH

Vorrede. Ich habe ben dieſer Reiſebeſchreibung auf

&

einheimiſche und auswärtige Leſer von

allen Standen und Klaſſen geſehen, und alſo eine ſolche Menge und Mannigfaltigkeit von

Nachrichten und Anmerkungen in dieſelbige gea bracht, als kein Leſerbey dem Titul des Buchs er: warten wird, wenn er auch ſchon aus der Beſchrei bungmeiner Reiſe nach Rekahn weiß , wie ich die

Gelegenheit, etwas wiſſenswürdiges anzubringen, zu nußen pflege. Auf der rekahnſchen Reiſe, konna te ich von den vornehmſten Städten der Mart

Brandenburg, von Berlin und Potsdam , und auch von Brandenburg, reden : auf der kyrißiſchen Reiſe aber habe ich nur die geringen Städte Fehrbellin, Wuſterhauſen und Kyrik geſehen , ſo daß man wohl kaum ſo viel Blåtter von derſelben zu leſent vermuthen konnte, als man hier Bogen bekommt.

Ich muß es nun darauf ankommen laſſen , ob man >

mit

Vorrede.

mir dafür danken werde, daß ich meine Vorraths kammer von märkiſchen Sachen geöffnet, und aus derſelben alles frengebig mitgetheilet habe, was

nicht nur zur genauen Kenntniß der Städte, Marktflecken , Dörfer und Güter der durchreiſes

ten churmärkiſchen Kreiſe vorhanden war , font dern auch durch Veranlaſſung derſelben , wißbegies rigen Leſern bekannt gemacht werden konnte. Die

Leſer finden alſo hier chorographiſche, topographic ſche, hiſtoriſche, dkonomiſche, kameraliſche, politiſche, genealogiſche und literariſche Nachrichten, und manche Anecdote.

Es iſt mir aber nicht daran

gelegen geweſen, ſie zu beluſtigen , ſondern ich habe ihnen die Gegenden der Mark, durch welche ich ge

reiſet bin , genau bekannt machen wollen , vornehm lich in Anſehung des ökonomiſchen und kamerali

ſchen, welches auch das häufigſte in dieſem Buch iſt. Ich habe aber nicht bloß das Gute und Vor zügliche , das Vollkommeneund Muſterhafte, ſon dern auch das Fehler- und Mangelhafte aufrichtig und freymüthig angezeigt. i Vielleicht hat mir manchmal etwas nicht gefallen, das doch ſo ſchlecht nicht iſt, als ich geglaubt habe, und in dieſem Fals le , will ich mich gern belehren laſſen , und mein

Buch verändern. Vernünftige ausländiſche Les ſer,

Vorrede.

fer; werden ſich an den wirklichen Mängeln und Fehlern nicht ſtoßen , denn die Mark Branden, burg gehdit auch zu der Erde ; auf welcher in den menſchlichen Werken keine Vollkommenheit iſt, und nichts deſto weniger werden ſie hier viel vor zügliches und muſterhaftes angezeigt 'und beſchrie

Ben finden,und wegen deſſelben der Mark Branden burg und derſelben neueſten Regenten ihre Hoch

achtung und Nachahnung nicht verſagen.

So

genau auch viele meiner Angaben und Beſchrei.

bungen zu feyn ſcheinen, ja wirklich find: ro bin ich doch gewiß , daß das Land durch dieſelben nicht -verrathen werde : hingegen beruhet die rechte

Brauchbarkeit eines ſolden Buchs, auf derglei: chen genauen Nachrichten. Es hångt dieſe Reiſe beſchreibung mit der rekahniſchen , welche eben jetzt in einer neuen Ausgabe ſtark vermehrt an das

Licht trit, ſo zuſammen , daß man es gewiß nicht bereuen wird , ſie mit einander zu verbinden. Die beyden Charten , welche ich dieſer Reiſebe ſchreibung beyfüge, hat man des Herrn Hofraths

Carl Ludewig Desfeld , dienſtfertigen Güte zu

1. verdanken, und ſie werden nicht nur wegen ihrer

Vortrefflichkeit, ſondern auch um deswillen anges nehm ſeyn ,1 weil faſt keine Provinz in Deutſch X2

land

Vorrede. land iſt, von welcher man wenigere brauchbare Charten hat , als von der Mark Brandenburg,

Dicle Vorrede war ſchon am 25 Jul. nach Leip. zig zum Druck abgeſchickt, und meine Arbeit an dies ſer Reiſebeſchreibung geendet, als die Nachricht ein .

gieng, daß nicht nur die Hochgeſchäfte Großmutter, um welcher willen ich die hier beſchriebene Reiſean geſtellt habe ( S. 3. 187, 271, 272. 308 ) , am gten

Auguſt verſchieden ſey , ſondern daß auch Herr D, Behm ( S.8 ) und Herr Obriſt- Lieutenant von Lúder ( S. 281) geſtorben wären. Es ſind mir auch ſchon einige Stellen meines Buchs, welche verbeſſert werden müſſen, bekannt geworden ; denn 2

S. 154 Z. 15 muß es heißen, die General - Lieute; nantinn , S. 305 müſſen die Zeilen 13 bis 17 , von 1715 hieher gelegt, und S. 319 die vier leke ten Zeilent, Im Sommer -:: : . aufſucht , weg . ... geſtrichen , und S. 318 muß gefert werden , die .

3

Stadt beſigt das Dorf Spielhagen , hat auch

Unterthanen in vier adelichen Dörfern, fünf Müh. len , sc .

Berlin am 12ten Auguſt 1780.

Reiſe

1

ch verließ mit meiner geliebten Eleonore,

SO

die angenehme Sommerwohnung in unſerm

kleinen Garten , in welchem meiner unvera -..

geßlichen Chriſtiane leichnam unter einem Blu menbette ruhet , und wofelbft auch unſere Leiber 'auf

gleiche Weiſe ruhen ſollen , um in der Gefeufchafe meiner hochgeſchäkten Schwiegereltern * ) , nach

Kyritz zu unſrer ehrwürdigen Großmutter ** ) zu reiſen. Nur das Verlangen , dieſe in Mühe und Arbeit, auch chriſtlicher Gottſeligkeit, grau gewore 22

dene

*) Des Gieſigen ! Predigers Heren Johann Guſtav Reinbeck und ſeiner Ehegattin , Frau Catharina Gottlieb Schartow . ** ). Frau Catharina Schönernard , Wittwe dés

ſeligen Herrn Bürgermeiſters und Poſtmeiſters Johann Daniel Schartow

4 Eingang. Kurzer Begriff von der Reiſe. dene Frau , Perfönlich kennen zu lernen , konnte

1

mich bewegen , noch einmal zu reiſen, und dazu die Ferien- Woche des vereinigten berliniſchen und colni. ſchen Gymnaſiums anzuwenden , welche um Mi. chaelis gewoonlich iſt. Weil ich aber die Zeit für verloren achte, die nicht zu gemeinnükigen Geſchäf.

ten gebraucht wird , und in denſelben den größten

Theil meiner irdiſchen Glückſeligkeit ſuche und finde: To beſchloß ich , auch auf dieſer Reiſe erhebliche Beobachtungen und Unterſuchungen von verſchiede.

ner Urt anzuſtellen , und , um mich deſto freyer um . ſehen zu können , nicht in der Kutſche zu bleiben, ſondern nach zurückgelegter Stadt , neben meinem Bedienten den Siß des Kutſchers hinter den Pfer ben , einzunehmen. Kurzer Bes

Der Weg nach Kfyriß , macht eilf Meilen von

griff von der Hamburger Poſtſtraße aus, und das hieſige

der Reiſe. oranienburger Thor , aus welchem wir fuhren , leitet eben ſowohl, als das Hamburger Thor, auf denfelben . Bis an die Havel erſtreckt ſich der Nieder-Barnim

ſche - Kreis; zu Henningsdorf betritt man den Glien- und Löwenbergſchen - Kreis , hinter Fla. ton , den Havellandiſchen, und wenn man bey Fehrbellin über den Rhin gekommen iſt, den Rupe pinſchen Kreis. Zwiſchen Wuſterhauſen an der

Dorfe und Knriß , iſt die Grånze von der Prigniß, welche Provinz nur einen Kreis ausmacht. In dieſe 5 Kreiſe der Churmark , wird alſo die Reiſe gehen , und von dieſen hat man alſo auch hier eine Beſchreibung zu erwarten . Bis

Charten über dieſeGegenden,

$

Bis Flatow , oder vielmehr bis Linum , im Charten

úber dieſe Havelländiſchen Kreiſe , hat mir des Herrn Hof:Gegenden.

raths Carl Ludewig Oesfeld vortreffliche Charte

pon der Gegend um Berlin und Potsdam , welche 1778 hier zu Berlin von Wolf geſtochen wor. den, zum Wegweiſer gedient. Hernach habe ich

mich mit der Güſſefeldiſchen Charte von der Mark Brandenburg behelfen müſſen, weil die Reiſecharte, welche mir der eben gerühmte Herr Hofrath Desfeld verſprochen hatte , noch nicht fertig war.

Die Reiſegeſellſchaft beſtand zwar, außer mei: Die Reiſes

nen Schwiegereltern , meiner Ehegattinn und mir, geſellſchaft. noch aus einer jungen Wafe * ): allein wir hatten doch nur einen einzigen Koffer , und alſo konnten wir in unſerer vierſißigen Kutſche, ungeachtet ſie

ſtarf von Holz iſt, gar wohl durch vier gute Poſt: pferde fortgebracht werden . So viel verlangten und bezahlten wir auch , denn wir erlegten für die

drev erſten Meilen bis Bökow , und für die königs liche Meile, das Wagenmeiſtergeld mit eingerechnet, 23

die

* ) Jungfer Johanna Eleonora Schartow . Mian hört zwar in Berlin weder von Jungfrauen noch Was ſen : allein ich bleibe der deutſchen Sprache getreu , und

bediene mich der ihr eigenthümlichen , und nicht der franzöſiſchen Benennungen . In den niederſächſiſchen und weſtphaliſchen Ländern , nennt man , ſo wie in

Oberdeutſchland, eine jede nahe Verwandte, Ware oder Baſe, und an dieſe Benennung habe ich mich

von der Kindheit an gervohnt. Der Name Muhme, den man hier ſehr gebraucht, iſt mir nicht ſo anges nehm , wenigſtens nicht ſo geläufig, als der Name

Waſe...

1

6

Königl. Preuß. Poſtweſen.

die geforderten : ſechs Thaler , man gab aber dette vier Pferden noch ein fünftes zur Hülfe, ohne es uns anzurechnen. Dieſe Billigkeit des hieſigen könige lichen Hofpoſtamts , verdient großen Ruhm.

Königlich Preußiſch . hat auch das geſammte königlich preußiſche Poftweſen. Poſtieſen viel vorzůgliches. Seinen Anfang nahm es unter dem Churfürſten Friderich Wilhelm , 1712 oder 13 aber warb es recht eingerichtet , und

ſeitdem iſt es ſo geſchwind zu größerer Vollkommens Heit gelangt , daß feine Verfaſſung unſtreitig nicht nur für den Sandesfürſten unter allen die vortheil:

Hafteſte iſt, ſondern auch überhaupt viel nachah.

mungswürdiges hat , davon aber hier nicht geredec werden kann . Abreife

Wir fuhren

am 26ſter September 1779

von Berlin

26ſten Mittags um 1 Uhr von dem grauen Kloſter ab , 'unt den Sept 177 .

9

durch die königs - ſpandauer: neue friedrichsa und oranienburger Straße nach dem oranien : þurger Thor. Wenn man aus demſelben herausa kónımt, hebt ſich ein beſchwerlicher tieffandiger Weg an , der die Menſchen und das Vieh zu

langſamen Schritten veranlaßt.

Der Sand um

Berlin ift ftaubartig , und jest findet man auf Ben ſandigen Landſtraßen in der Nähe der Stadt nicht leicht einen Stein , der etwas groß iſt, aus folgender Urſache. Das hieſige Gouvernement erſuchte 1763 das General - Directorium , durch die -

1

Kriegs- und Domainen - Kammer, den Landråthen aufzugeben , dafür zu ſorgen , daß jeder Bauer, der mit einem Wagen nach Berlin fahre, zwer

Feldſteine dahin mitnehme, und dieſelben im Thor abwerfe.

Oranienbnrger Weg. abwerfe.

7

Dieſe Steine ſollten zum Straßenpflaa!

fter zu Hülfe genommen werden. Die Schildmaa chen vor den Thoren , forderten die Steine von den

Dieſe aber nahmen die Steine nicht, allemal aus ihren Dörfern mit , ſondern ſuchten

Bauern.

Dergleichen auch auf den Sandſtraßen auf, die fola chergeſtalt von Steinen ſo gereiniget wurden , daß keine übrig blieben, an welche ſich die Füße und Råder ſtoßen konnten . Ich erinnere mich , daß A

*

ich vor etwa fünf Jahren , auf einem ſolchen frühen Spaziergange, als ich dazumal alle Morgen , und in allen Jahrszeiten, entweder lange vor dem Zufa gange der Sonne, oder bald nach demſelben , zum frankfurter Thor hinaus vornahm, ſelbſt geſehen

habe, daß ein Bauer , der ſeine Steine vergeſſen hatte, als ſie ihm ben der Einfahrt in das Thor abgefordert wurden , unruhig zurück und auf der Sandſtraße herum lief, um im Sande ein Paar

RINA

Ausa

Steine zu ſuchen , und mir ſehr dankte , als ich ihin, dabey Hülfe leiſtete, aud) nach langer Bemiihung

iger

ein Paar nicht große Stücke entdeckte , und ihm

ju

anwies.

Auf den oranienburger Weg wieder zu kom: Oraniens

men , fo zeigte fich uns bald auf der linken Seite burger Weg. das Invaliden -Haus, zwiſchen welchem und der Juvalidens



um

7 duf

Stadt

, aus nement

Sandſtraße man jeßt nicht mehr , wie ehedeſſen , eine Haus.

urch die

meund Hecken ſieht. Das Invaliden -Haus, iſt upon.com22

ndråthen

unſtreitig eine fehr wohlthårige Stiftung unſers großen Königs , ich habe aber fchon 1762 zu St,

Bauer, :

dirre Sandwüſte , ſondern decer , Gärten , Båu.

1

l, jmen

im Thor

abwerf.e

Petersburg, auf Verlangen des General en Chef und General- Directors des Polizeyweſens, Nicolaus 24

Fri.

1

Invalidenhaus.

8

Friderich Freyherrn von Korff, einen Auffas gemacht , welcher dem Kaiſer Peter dem dritten , der auch an ein Invalidenhaus gedachte, überreiche werden ſollte, und in demſelben die Erbauung eines

ſolchen Hauſes widerrathen , hingegen Unterhala fungsanſtalten für Invaliden ſehr empfohlen . Meine Gründe waren fürzlich dieſe. Die Jnva.

liden - Häuſer. geben den Einwohnern und Fremden auf einmal den unangenehmen Anblick vieler beſchå: digten Leute; und die Erbauung , Einrichtung und

Erhaltung derſelben , koftet anſehnliche Summen, von welchen viele Menſchen unterhalten werden fôn . nen ; hingegen die in dem Staat zerſtreut wohnende Invaliden , ſchaffen da , wo ſie ſind, entweder

durch ihnen gemäße Arbeiten , oder durch Aufſicht, Nußen ; das Gnadengeld , welches ſie bekommen , macht ſie den Leuten und Dertern bey und in welchen ſie es verzehren , nůßlich und angenehm , und meh . rere Menſchen , inſonderheit die nächſten Sandesa

leute und Unverwandte , ſehen augenſcheinlich , daß die Invaliden nicht verlaſſen werden , welches die

Willigkeit zu den Kriegsdienſten befördert. Vermittelft einer kurzen ſteinernen Brücke, fub. Bach Pans ren wir über den Bach Panko , und als wir dies fo. ſen hinter uns hatten , erblickten wir zur Rechten einige ganz neue , auch dem Anfehen nach feſtges Vorwerk SIBedding baute Coloniſten - Häuſer, das Vorwerk und die

und der Schaferen Wedding, und jenſeits deſſelben die Geſund brunnen .

Gebäude des Geſundbrunnens ; welchen der Doctor und fånigl. Hof:Apotheker, Herr Heinrich

Wilhelm Behm , 1759 eingerichter, von Seiner BE

1

Geſundbrunnen . jekt regierenden Majeſtát König Friderich dem Zweyten benannt, und zugleich die Gegend um Denſelben durch gute Gebäude, einen mit Obſtbåu .

men wohlverſehenen Garten , Alleen und Feldbau,

ſehr verſchönert hat. Der König þat neulich zum drittenmal daſelbſt geſchlafen , um ganz früh am

Tage die Uebungen der Artilleriſten anzuſehen , die nahe dabey an und in der berliniſchen Raths-Heide angeſtellet werden .

Als der Monarch 1775. zum

erſtenmal hieher fam , und in dem Hauptgebäude einkehrte, bezeigte Er dem Befißer viel Vergnügen

über ſeine wohlgerathenen Anlagen in dieſer Gegend, die vorher wild war , und in welcher der König in Seiner Jugend mit Seinem Herrn Vater auf der Kaninchenjagd geweſen zu feyn Sich erinnerte. Er ließ fich nicht nur erklären , durch welche Mittel

den Unbau der Gegend mar ſo glücklich betrieben worden , und beurtheilte dieſelben- als ein Kenner, ſondern Er machte auch Selbft die Probe , ob das

Waſſer des Geſundbrunnens martialifa , fey?. und beobachtete, daß die Gallåpfel es ſtark fårbten. Wir kamen bald in einen Wald , oder wie man

bier zu Lande fagt, in eine Heide von Fichten , von welcher ein anſehnlicher Theil der Stadt Berlin gehört. Nämlich es fångt gegen dem an der Spree *

1

Schenken .

liegenden Schenkenhof über , welcher in neuern hof oder

Zeiten Martinicken, und im Februarmonat 1777 Martinis fen , ißt

durch einen Cabinetsbefehl des Königs Rhabarber: Rhabarbecue Voriderk oder Rhabarber-Hof genannt worden, ) Hof oder:

die Raths-Heide berliniſcher Seits an , und geher Vorwert!. neben dem ſogenannten Laufefenn , ( deſſen eine Laufefenta, 25

Hälfte

IO

Große berliniſche Stadtheide.

Hälfte der berliniſchen , und die andere der charlota tenburger Stadt-Kåmmeren zugehört,) und neben der ſpandauer Stadt-Heide; bis an die königliche foge. rannte Jungfern -Heide, bis an das Felo des berlinie fchen Stadt-Kåmmerevy-Guts und Dorfs Reinicken

dorf, und bis an den Bach Panko , welcher das Stadtgebiet umfließt. Dieſer Wald wird die

berliniſche Stadt-Heide genannt, die kleine Große liniſche ber. große Stadt.Hei,berliniſche Stadt-Heide aber iſt bey Rummelsburg, und grånget an die königl. cöpenicker Heide, und die große cólniſche Stabtheide iſt vor dem ſchleſiſchen

de.

Thore. Ehedeffen ſind die berlinſchen Stadtwalder ſtark geſchonet worden , daher ſind ſie noch in einem

fehr guten Zuſtande , und enthalten viel vollkommen ausgewachſenes , ſtarkes und vortreffliches Bauholz, welches der Stadt-Kämmerey beträchtliche Einkünfte

verſchafft, die ißr deſto nöthiger ſind , da fie, ein Fahr in das andere gerechnet, jährlich gegen 40000 Thaler auszugeben , und jeßt weit weniger als ehea deſſen einzunehmen hat.

Weil die Stadtvålder

jekt ſtark angegriffen iverden , ſo wünſchten wir auf

der Durchfahrt durch die große berliniſche Stadt: Heide ; daß man bald fo sfonomiſch werden , und auch die Stumpfe und Wurzeln der abgehauenen Bäume ausroden , und durch dieſelben das Brenna Holz ſtark vermehren mögte. Durch diefe Ausroa

dung würden auch die Wege in der Heide merke lich verbeſſert werden , auf welchen jeßt die Råder unſerer Kutſche oft anſtießen , die Weide zwiſchen und unter den Bäumen wurde geſunder , und der

Boden zu neuen Anpflanzungen bequemer werden. 1

Der

1

Reitende Poſt. Der Wald, durch welchen wir fuhren, hat einen Hüglichten Boden, dadurch er für das Auge ange. nehmer wird. Hin und wieder erblickten wir unter den Fichten eine Eiche , doch keine von ſolcher gera. den und erhabenen Art, daß ſie anfehnliche Stämme zú Brettern liefern könnte. Es begegnete uns die

hamburger reitende Poſt zu Pferde. Der Zu. Reitende faß , zu Pferde, møgte manchem Leſer fehr über. Poft. flüßig vorkommen , das iſt er aber nicht: denn feit

verſchiedenen Jahren fiehet man die Poſtknechte mit den Brief-Felleiſen nicht zu Pferde, ſondern auf kleia nen und leichten Wagen mit zwey Rådern , durch das frankfurter, landsberger und noch eines und bas andere Thor, in Berlin ankommen. Dieſes iſt Die aber nicht durch Verordnungen eingeführt.

Poſtgeſeke erfordern , daß ein reitender Poſtknecht ein tüchtiges ſtarkes Pferd haben ſoll , um vermita telſt deſſelben das Felleiſen in eben ſo viel Stunden , als er Meilen zurück zu legen hat , zu überbringen , Nebenwege bedienen iſt,. : ſich ihm auchzuerlaubt EndeFußſteige welchem und Er aller zu het .

muß.

aber auch einen guten Sattel , und hinter demſelben einen ſtarken Packkaſten , auf welchem das Felleiſen

ruhet, auch ſtarke Riemen zum Anſchnallen haben. Um dieſe Koſten zu erſparen , und vornåmlich um

nicht ſo viel Geld an ein junges , geſundes und großes Pferd zu verwenden , haben unterſchiedene Poſthalter und Poſtknechte, welchen die reitende Poſt verdungen iſt, nach und nach angefangen , für die entweder ebenen oder fandigen Wege , fich einen : folchen kleinen Wagen oder Karren , als ich vorhin

beſchrieben Jabe, anzuſchaffen ; auch wohl ſelbſt zu bauen ,

Keitende Poſt. bauen , und man hat ihnen durch die Finger gefehen . Es iſt wahr , daß ein mittelmäßiges Pferd das fchwere Felleiſen gemächlicher trabend fortziehen

fann , als es nebſt dem Reuter auf ſeinem Rücken tragen : wenn aber ein ſolcher Karn unterweges

zerbricht , ſo werden einige Stunden verſaumt, und in tiefen , moraſtigen , holen ober bergichten Wegen , iſt er gar nicht brauchbar .

Herr Haupt

mann von Unruh , welcher zu Berlin die meiſten fahrenden und reitenden Poſten liefert, und zwar von 5

den lekten auch die cleviſche reitende bis Potsdam ,

und die hamburger reitende bis Bokow , hålt zu den lekten große uno, ſtarfe Pferde zum Reiten,

welche allezeit ſicherer als die kleinen Wagen mit Wey Rädern ſind.

Zu meinem großen Vergnügen, erblickte ich eine . Baumſchule von jungen Eichen , und zugleich eine Tafel, auf welcher jedermann durch ſchwere Strafe por der Beſchädigung der jungen Bäume gewarnet wird. Dieſes Vergnügen ward aber bald vermin .

bert , als ich einen großen Plak im Walde ſahe, woſelbſt das Holz ganz ausgerodet, und Ackerfeld angelegt war.

So belegene Decker leiden leicht

Schaden von Froſt , und die Mark Brandenburg

þat genug Boden zum Uderbau , alfo daß es weder nothig noch nüglich iſt, den Wäldern noch Boden zu entziehen.

Als der Wald aufhörte, zeigte ſich in der Ferne

Daldorf, zur Rechten das Dorf Daldorf, und zur Linker an einem mit der Havel verbundenen See , das Segel.

Dorf Tegel, deſſen Kirche ſchon 1990 eine Tochter von

Vorwerk und Schloßchen Legel.. von der Mutterkirche zu Dalldorf war.

13

Weit von

dem Dorfe.Tegel, aber nahe ben dem Schlößchen Tegel , trafen wir an einem Bach , welcher durch einen Wieſengrund in den vorher erwähnten See läuft, eine Mahl- und Såge - Mühle an, und als wir

über die Brücke gefommen waren , beobachteten wir zur Linken den ſchattigen angenehmen Zugang zu dem Schldßchen Tegel, und fuhren um einen mit Weinreben bepflanzten Hügel, oben auf welchem ein kleines Zuſthaus , und ein offenes Luftzelt zu ſehen waren. An dem Wege , oder an der Poſtſtraße, zeigten ſich unterſchiedene gut gebaute Häuſer, für Tagelöhner , und zuleßt auf der linken Seite der

neue Krug, welches gute Wirthshaus nicht weit NeueKrug von dem Schloßchen in einem Grunde ſteht, der mit Hügeln umgeben iſt. Unſer Poſtknecht, mit welchem wir wohl zufrieden waren , hielt vor dem.

ſelben ſtill, und wir ſtiegen aus , um Caffee zu trinken , den wir zu Berlin nach dein Eſſen nicht

genoſſen hatten , weil wir forteilten .

Das Vorwerk und Schlößchen Tegel , ge Vorwerk und hört zu dem Amt Schönhauſen. Der dazu ger Schlöß :

Hörige Grund und Boden , welchen man 1731 und chen Tegel,

in den nächſtfolgenden Jahren , ohne das bey dem neuen Kruge befindliche Gartenland , auf 184 Mors

gen 95 Quadratruthen ſchåßte, wird auf der Nordé feite von den Sandhågeln der Heiligenſeeiſchen Heide, auf der Oft- und Südſeite von dem vorhin erwähn.

ten Mühlen - Fließ, und auf der Weſtſeite von dem See Malchow , eingeſchloſſen. Die neuere Ge fchichte dieſes Vorwerts, iſt fo merkwürdig , daß ichis

14

Vorwerk und Schidßchen Deget.

ichs der Mühe werth achte, dieſelbige umſtändlich Bis 1738 hatte es der Forſtrath Thielo für 137 Thlr. 22 Gr. 11 Pf. in Pacht gehabt,

zu erzählen.

und von 1738 bis 1744 gab er jährlich 138 Thlr.

22 Gr. 3 Pf. Als er im lektgenanntem Jahre bat,

ihm die Pacht abermals auf 6 Jahre zu verlängern, ward ein neuer Nußungsanſchlag gemacht , der fole 4

gendermaßen ausfiel.

Der Acker betrågt an Rocken- land, 115 Mor: gen 103 Quadratruthen , davon bleiben 57 Morgen 1411 Quadrakruthen , als die Hälfte, jährlich brach liegen , die andere Hälfte aber wird jährlich mit Rocken beſået, und zwar der Morgen mit 10 Meßen,

bringt · Wiſpel 12 Sdseffel 1 Meßen.

Man

fann rechnen , daß ſich dieſes Eetreide dren und

ein halb Mal vervielfältigt, und daß alſo 5 Wiſpel 6 Scheffel 65 Megen davon geernotet werden . Davon kommen i Wiſpel 12 Scheffel 13 Meßen

Žür neuen Saat , 1 Wiſpel 21 Scheffel 2 Meßen zur Wirthſchaft, und 1 Wiſpel 21 Scheffel 2. Més Ben zur Pacht; von dieſen legten den Scheffel zu 16 Gr. gerechnet, bringt 30 Thaler. 2 Gr. 3 Gr. Pacht.

Die größere Wieſe ben Tegel, iſt von mittel mäßiger Gute und kann zweymal gemåhet werdens

hingegen die kleine Wieſe bey Spandau, welche 9 Morgen 39 Quadratruthen groß iſt, ſteht beſtán dig unter Waſſer , und wird nur einmal abgemahet, Den Morgen theils zu 18 theils zu 12 Gr. gerechnet, werden beyde. Wieſen zu 20 Thaler. 2 Gr. 4 Pf. Pacht angeſchlagen. Es iſt zwar ben dem neuen

Krug

Vorwerk und Schlößchen Tegel. 15 Krug ein ſuch , welches auf 3 Morgen 11 Qua. bratruthen Wieſenland geſchågt wird ; allein es muß

erſt rund umher ein vier Fuß breiter Graben gezo . gen werden , in welchem ſich das Waſſer in naſſen Jahren ſammlen kann.

Die Viehzucht iſt alſo zu rechnen , 10 Küße zu 30 Thaler , 6 Stück Güftesvieh zu 4 Thaler, Federvieh und Schweine zu 4 Thaler, folglich alles Vieh zů 38 Thaler Pacht.

Das Gartenland, beträgt 2 Morgen ga Qua dratruthen , jeder Morgen zu 2 Thaler angeſchlagen , bringt 55 Thaler 6 Pf. Ben dem Kruge iſt ein kleiner Garten von 29 Quadratruthen angelegt wor . den , es könnte auch noch ein gewiſſer Plak von 1 Morgen 134 Quadratruthen zu Gartenland ges macht werden .

Der Weinberg, beſteht aus 7 Morgen 11 Qua. dratruthen. Jeder Morgen giebt i Thaler 8 Gr., alſo der ganze Weinberg 9 Thaler 9 Gr. Pacht.

Pf.

Die Fiſcheren im See Malchow , mit der Warte , der Zuhr und dem kleinen Garn , 'rechnet man zu 6 Thaler Pacht.

Der neue Krug am berlinſchen Wege, ver . kauft 50 Tonnen ruppiner Bier , von jeder Tonne 8 Gr. Zapfenzins, macht 16 Thaler '16 Gr.

Die Haus-Miethe, für das Schloßchen, beträgt 15 Thaler. Alſo war die ganze Pacht nur 140 Thaler 7 Gr. und dafür behielt Thielo das

>

1

Porwert bis 1750

cm

In

16

Portvert und Schloßchen Tegel. In dieſem Jahr warb eine große Veränderung

mit demfelben beſchloſſen, denn és follte nun 258 Thaler 14 Gr. 11 Pf. eintragen. Nämlich : Das Pachtgeld ſollte be ſtehen in wobey man

168 Thlr. 14 Gr. 11 Pf. auf

die

Kretſchmarſche Ucker. art 8 Thaler: 8 Gr. 1 Pf. rechnete,

Der neue Strug ſollte be 3

50

ſonders verpadytet wer den für

1

1

Die beyden Valentins werder, ſollten mit ei nem Coloniſten befekt werden , und dieſer das

für jährlich geben

24

und aus einem in eben demſelben Jahr gebau. ten Familienhauſe, hoff te man zu ziehen

16

- 258 Thlr. 14 Gr. 11 Pf. Unter denjenigen , welche ſich zur Pacht mel. deten , war der damalige Kammerdiener des Prin.

zen Ferdinand und jeßige Hofrath , Herr Chriſtian

Ludewig Möring, dem das Vorwerk;, das Schlößchen und die Fiſcherey im See Malchord, auf unmittelbaren königlichen Befehl vom 3. Junius 1750 , auf 6 Jahre oder bis 1756 , für die oben erwähn .

Vorwerk und Schlößchen Degel.

17

erwähnten 168 Thaler 14 Gr. 11 Pf. Pache überlaſe Er weigerte ſich aber ſchon 1751 die erhöhete. Pacht zu entrichten , zumal da ihm der Krug nebſt den andern oben erwähnten Stücken nicht mit eingeräumt war , und als er bey der Kriegs und Domainen-Kammer kein Gehår fand, wandte

ſen wurden.

er fich unmittelbar an den König , mit folgender Vorſtellung vom . 22 December 1751. „ Er babe

» gefunden , daß das Vorwerk Tegel von Natur zu einer Maulbeer- Plantage fehr bequem , ſely, welche ,mit der Zeit, außer den Hecken , aus Hundert:

tauſend Bäumen beſtehen könne, wie der ben, „ gelegte Riß zeige.

Er erbiete ſich , eine ſolche

» auf ſeine Koſten anzulegen , wenn der König ihm „ das kleine Vorwerk , welches an übertriebener

„ Pacht 140 Thaler trage , ſo wie er es jeßt in „ Pacht habe, nebſt den dazu gelegten geringen Deputat Brennholz , und dem neuen Kruge, ???

„ gegen einen jährlichen Canon von 147 Thaler, nerb- und eigenthümlich verſchreiben laſſen wolle. „ Er zweifle um deſto weniger an allergnädigſter „ Genehmigung ſeines Vorſchlags , da er durch die. nſen hohen Canon den alten Pachtanſchlag völlig erfülle, der König alſo nichts verliere , vielmehr 97

etwas anſehnliches gewinne, weil er auch die Ver .

, beſſerung der Gebåude des Vorwerks , dazu über 600 Thaler nöthig wåren , und den Ausbau des

15

Kruges , wenn ihm dazu das nothige Bauholf gegeben werde, auf ſeine Koſten beſorgen wolle. „ Die Anpflanzung der Maulbeerbåume molle er

-U

US

obald ſo zu Stande bringen , daß ihres gleichen im

pen

„ Sande nicht ſeyn ſolle, und daß der Konig gemiß B

ht

» ein

18

Vorwerk und Schloßchen Tegel.

'n ein allergnädigſtes Wohlgefallen daran haben „ werdes. Der König nahm dieſen Antrag an , und befahl am 23ſten Fånner 1752 aus ſeinem Cabi: net , daß dem Möring das Vorwerk , auf die von

ihm ſelbſt vorgeſchlagene Weiſe, in Erbpacht gegea ben werden ſolle.

Der Erbpachts - Vertrag warb am 10 Februar 1752 unterſchrieben , und hatte folgenden Haupta

Innhalt. Es werde dem Möring erblich in Pacht

überlaſſen : das Vorwerk und Schloßchen Tegel, der neue Krug , der große und kleine Reiher: Werder, der Haßel - Werder , der Bůdner: Werder und Scharfenberg, die Fiſcheren in der ſogenannten Malchow , (deren Gränzen von der Heiligenſeeiſchen Heide bis an den Eich -Werber,

von da nach der Spiße des Haßel-Werders, und von da bis zum Einfluß des Mühlenfließes in den See, giengen , die Fiſcheren mit der Warte , der

Zuhr und dem Garn, und die Gerichtsbarkeit, er ſolle auch 30 Klafter Kien - Holz,21 Klafter Eichen - Holz, und 7 Klafter Elſen -Brenn -Holz, nebſt dem nöthigen B

Bau-Holz, aus dem heiligenſeeifchen Forſt frey erhalten , und endlich folle er auch bey voller Maft vier, und bey halber Maſt zwen Schweine, um . fonſt in den heiligen feeiſchen Forſt treiben . Hinges

gen verſprach er für ſich , feine Erben und Erbnet. mer , einen beſtåndigen jährlichen Canon von 147 Thalern zu entrichten, alle Gebäude, und alles, was zu dem Vorwerk gehört , auf ſeine Koſten in gutem Stande zu erhalten , auch nöthigen Falls neu mas

chen zu laffen , den neuen Schenk - Krug völlig auss

Vorwerk und Schloßchen Tegel.

19

auszubauen , auch auf feine Koſten hundert:

tauſend Maulbeerbäume zu pflanzen .

Es

warb ausdrücklich in den Vertrag geregt, daß der

König vornåmlich wegen dieſer Anzahl Maula beer-Bäume, das Schldßchen , das Vorwerk, ben Schenk-Krug und das übrige Zugehör, bewillige und überlaſſe. Im 1754ſten Jahre bat der Erbpåchter um Era faubniß , daß er zur Verbeſſerung ſeiner Maulbeers båume - Pflanzung , und zur Erleichterung der Zu. fuhr des Waſſers, den Zaun um den Weinberg weiter þinausrücken dürfe. Bey angeſtellter Unter ſuchung, fand man, daß der Plak, den er verlangte, 209 Ruthen lang , und 4 bis 7 , auch 8 bis 9 Rua then breit war. Er ward ihm nicht bewilligr , weil

auf dem Ackerlande , welches er in Erbpacht bekom men habe , noch Plaß genug zu Maulbeer - Bäumen vorhanden fer. 1755 bat der Erbpachter den Koa nig unmittelbar , daß Er dem Kammer - Direktor

Groſchopp anbefehlen mögte, zu unterſuchen und zu beſtimmen , wie viel Maulbeer-Bäume angerego werden könnten und follten , ohne daß der in Une fchlag gebrachten Ucker- und Vich-Wirthſchaft Ein trag geſchehe ? Der König ertheilte dieſen Befehl, in welchem Er auch ſagte, daß Er es Selbſt für

ganz unmöglich Halte , daß auf dem Boden des Vorwerks- die Anzahl der Maulbeerbäume, zur deren Unpflanzung ſich der Erbpådhter anheiſchig.

gemacht habe , Plaß finden könne.

Der Kammer

Direktor ſtattete ſeinen dieſes beſtätigenden Beriche ab , und der König antwortete , Er erlaube ihm , Ba

die

20

Vortverk und Schloßchen Tegel.

die Sache fo abzumachen , wie er ' es für recht und billig finde.

Nach langer Unterhandlung, kam endlich am

dritten December 1755 ein neuer Erbpachtsvertrag zu Stande, in welchem dem Erbpåchter überlaffen wurde , das Vorwerk und Schloßchen mit allem

Zugehör an Gebåuden , Heckern , Wieſen , Wein. berg, Gärten , Huth und Triften , imgleichen der

Búdner- und Lind-Werder,/ 8 Morgen von dem angränzenden Forſt zur Urbarmadiung , der große

Reiher - Werder von 14 Morgen , der kleine Reiher-Werder von 1Morgen 132 Quadrat-Ruthen,

und der Haßel - Werder von 2 Morgen 49 Qua. drat - Ruthen , ( zuſammen 26 Morgen i Quadrato Ruthe ), ferner der ſogenannte neue Krug mit feis

nen Gebäuden , und die Fiſcheren in der Malchow ; noch weiter , die Civil - Gerichtsbarkeit über feine Dienſtboten , Einlieger und Tageldhner , und über die Unterthanen die etwa noch angelegt werden moge: ten , in perſönlichen Sachen: er folle auch das in dem vorhergehenden Contract genannte Brennholz, .

und das zur Unterhaltung der Gebäude, Zåune und

Gehege, wie auch der Maulbeer . Båume - Pflan. zung , nöthige Holz, und die ihm ehemals bewilligte

Schweine -Maſt , haben. Hingegen rolle er jähr. lich einen Canon von 147 Tkalern , auch für das 3

zugelegte Stück Landes von 8 Morgen , und für

die dren Werder , noch beſonders 13 Thaler geben , .

auch die Gebåude und Gehege auf ſeine Koſten in gutem Stande erhalten , und nothigen Falls neu 'bauen , auch den neuen Krug vollig ausbauen , 5)

und rechs tauſend Maulbeer-Bäume von ſechs bis

Borwert und Schlößchen Tegel.

21

bis ſieben Jahren auf eigene Koſten, innerhalb dren Jahren , anſehen und beſtåndig unter

halten , ber Strafe von vier Groſchen für jeden fehlenden Baum . Es wurden ihm zwar auch der Scharfenberg von 67 Morgen 41 Quar brat-Ruthen, und der Bahns- oder Büdner-Wers der von 16 Morgen 155 Quadrat-Ruthen , zur Huth 3

mit angewieſen , doch ward dem König vorbehalten , auf denſelben Schonungen von Eidhen anzulegen .

Nach dieſen erlangten Vortheilen , verkaufte Herr Möring ſein Erbpachts - Recht an Herrn Arnold Alexander" Imbert, für 3600 Thaler erbs und eigenthảmlich , und die Kriegs- und Do.

mainen - Kammer beſtåtigte dieſen Verkauf. Die aus dem angränzenden königlichen Forſt zugelegten acht Morgen , wurden ausgemeſſen , in eine Charte gebracht, mit Hügeln umgeben , und der Vergleich

*zwiſchen der Gemeine zu Heiligenſee und dem Erbpåchter , wegen des lekten Theilnehmung an

der Weide für 16 Kühe in dem Heiligenſeeiſcher Forſt, beſtåtigt. Herr Imbert' verkaufte ſein Erbpachts - Recht 1760 an den geweſenen Major ben einem Frey.

Bataillon , Herrn Johann Friederich Struve, für 5300 Thaler, und die Kammer beſtätigte auch dieſen Vertrag , jedoch unter der Bedingung , daß Struve den ganzen Erbpachts - Contract, und

beſonders in Anſehung der ſechs tauſend Maul

beer - Bäume1, richtig erfülle , welches Imbert nicht gethan hatte.

Der neue Erb - Pächter bat 5

fich bey dem Schloßchen Tegel, in der ſchöne 2

B 3

Hauſer

22

Vorwerk und Schlößchen Tegel.

hauſer Heide, einen Plag für fechs Coloniſtenă Familien aus , welcher 11 Morgen 129 Quadrata

Ruthen betrug , der ihm auch gegen einen jährlis chen Canon von 4 Thalern überlaſſen warb , und fwar fo , daß er dieſen Canon erſt nach wiederher. geſtelltem Frieden abzutragen , anfangen rolle. Unterdeſſen fielen die Ruſſen im Dctober des 176oſten

Fahrs- in dieſe Gegend ein , und es wurden auf A

taufend Maulbeer - Båume verdorben , es ward auch noch mehr Schaden angerichtet; allein das

General - Directorium wollte die zur Vergütung deſſelben vorgeſchlagenen 170 Thaler nicht bes willigen.

Struve fonnte auch mit dem Vorwerf nicht

fortfommen , verkaufte alfo fein Erbpachts - Reche fchon 1762 an den Herrn Hauptmann , Victor Ludewig Baron von Hollwede, für 6000 Tha ler , dieſer aber eben daſſelbige fchon 1964 wieder an ſeinen Bruder den Herrn Hauptmann und Canon

micus, Baron Friderich Ernſt von Hollwede, für 4000 Thaler in altem vollwichtigen Golde. Struve hatte anſtatt 4 Coloniſten - Häuſer nur ein

langes Haus, und der erſte Baron von Hollwede, audy nur ein leeres Haus erbaut, und an den 6000 Maulbeer - Båumen , welche der Erbpachts

Vertrag erforderte, fehlten noch 2100. Das Vorwerk fam 1766 fchon wieder an einen

neuen Herrn , nämlich an den föniglichen Kammer

herrn und Major, Herrn Alerander George von Homboldt, als er des legten Herrn von Holwede Wittwe Henrathete ; es war aber damals der Kauf Cone

Borwerk und Schlößchen Tegel.

23

Contract zwiſchen den Gebrüdern von Hollwede, von der Krieges- und Domainen-Kammer noch nicht

beſtätigt. Der Kammerherr , Herr von Hom boldt , verwandte ſchon in den erſten Jahren unge fåhr 1200 Thaler an Maulbeer- Bäume: weil aber die alten , von den vorhergehenden Beſißern ange.

pflanzten Maulbeer - Bäume größtentheils aus , giengen , und vornåmlich 1767 erfroren , da auch

500 andere Bäume daſelbſt ausſturben ; fo fehlten 1769 noch die vorhin erwähnten 2100 Maulbeer . Bäume von 6 bis 7 Jahren , welche jedoch der

Kainmerherr im Frühjahr 1770 anzupflanzen vera

ſprach, ob ſie gleich an tauſend Thaler Koften vera urſachen würden ,

Die Maulbeer : Båumé machten ſeit der Zeit,

da der Erb - Pachter Möring von der Unpflanzung derſelben eine große Erwartung erregt hatte, ben

dem Vorwerk Tegel die meiſte Schwierigkeit. Der über die Maulbeer . Båume geſekte Inſpector , J. F. Thym , berichtete unterm 11 Junius 1770 , an die Krieges- und Domainen-Kammer , daß der

Kammerherr, Herr von Homboldt, nicht nur in Anſehung der 3900 Maulbeer-Bäume, welche 1769 vorhanden geweſen , die Stellen der ausgegangenen ,

durch gute 6 bis 7jährige Bäume erfekt, ſondern auch die 2100 Stück , welche bisher gefehlt þåtten, in lauter 6 , 7 und mehrjährigen Båumen anges

pflanzt, auch alles , was möglich ſey , zur Erhaltung der Bäume gethan habe. Denn er habe für dies ſelben geräumige Gruben ausgraben laſſen , den ſchlechten Sand mit Leimen vermiſcht , die Bäume 1

B4

pukens,

Vorwerk und Schlößchen Tegel. pugen , fleißig begießen und umhacen faffen , eine

24

Habe auch viele Hecken, Baum- und Saat-Schulen angelegt." Es giengen aber doch die Bäume håufig aus , und die auf dieſelben verwandten Koſten

Unterſchiedene Plage , infonder: Heit dieam Waſſer belegenen , wåren mit Mäuſen ,

wpåren verloren .

Waſſer-Raßen und Maulwürfen , welche die lecherë

Erde an den Wurzeln beſtändig umwühlten , die

Wurzeln benagten und zerfråßen, fo angefüllet, daß die meiſten Bäume, ungeachtet der guten Pflege, gleich im erſten Jahr ausgehen müßten. Andere Plage, welche wegen ihrer Dürre von den genann. ten Thieren fren waren , hätten ſolchen trocknen und corroſiviſchen Sand , daß nicht nur Fein Maulbeers

Baym ,, ſondern auch überhaupt kein Gewächs darinn wachſen und fortkommen könne. ' Er habe bey genauer Unterſuchung aller Gegendent, die

zum Vorwerk Tegel gehörten , gefunden , daß daſelbſt nur ungefähr für zwey tauſend Maul beer - Baume tauglicher Boden vorhanden ſey. Sollte der Erbpachter beſtändig 6000 unterhalten ,

fo würde er jährlich an 2000 nachpflanzen müſſen , die ihm , wenn es regelmäßig geſchåhe, über 800 Thaler Koſten verurſachen würden, ohne zu rech nen , was die Unterhaltung und Wartung der übri.

gen Bäume foſte. Er ſchlug alſo vor , daß man ben Erb.Pachter nur zu zwey tauſend Maula

beer: Båumen, und zu einem verhältnißmáſ Figen Seidenbau verpflichten mögte.

Eben

dieſes ſtellte Herr von Homboldt felbft unterm 3often Junius 1770 umſtändlich vor, bat auch , ihn nues zur Untergaltung von 2000 Maulbeer - Bäumen ju

Borwert und Schlößchen Tegel.

25

zu verpflichten; erbot fich aber auch , daß er eine

Baumſchule von 9 bis 3000 jungen Maulbeeri Båumen anlegen , und von 1770 an gerechnet, nach 6 Jahren , jährlich 200 rechsjährige Maulbeer.

Bäume , 5 Fuß hoch bis an die Krone , liefern wole , welche der König im Lande austheilen laſſen

könne.

Dieſe Lieferung werde erheblich ſeyn , weil

ber Mangel an Maulbeer - Båumen , die zur Ans

pflanzung tüchtig wåren , am meiſten hindere, daß der Seidenbau hier zu ande nicht nach Wunſch fortgehe , ungeachtet der König durch Austheilung Der Seiben - Raupen - Ener , des Maulbeer . Baum.

Saamens , der Belohnungen , 11. f. w. jährlich ro viel daran wende.

Alles dieſes berichtete die Kriegs- uud Domai. nen -Kammer an das General Directorium , welches aber mit der Nichterfüllung der ehemals von dem Erb -Pächter Möring erregten großen Erwartung

und geleiſteten Zuſage, ſehr unzufrieden war, und unterm 20ſten September 1770 antwortete : Die Acten zeigten , daß bloß um der Maulbeer. Båume- Pflanzung willen , das Vorwerk Tegel mit Verluft eines ausfündig gemachten und ſichern höhern Betrags , ohne alles Erbftands- Gelb , hin. "1

1

gegen mit Bewilligung vielen Deputat Brenns und

freyen Bau - Holzes , in Erbpacht gegeben worden 5

1

fen , zumal da der ehemalige Zeit-Pächter ſchon die Saft des Bauroeſens , gegen freyes Bauholz übernommen habe.

DA

ren

JH

Es wurde auch , wenn man

nicht auf die Anpflanzung der Maulbeer - Båume geſehen Håtte, keiner weitern Ausdehnung des Bos B 5

bens,

26

Portverk und Schloßchen - Tegel.

dens , feiner Anfeßung neuer Coloniſten - Familien , feines Gehegs , bedurft haben. Die Maulbeer Båume-Anpflanzung fer alſo der Grund von allen diefen vorzüglichen Bewilligungen , und wenn ſie entweder ganz oder zum Theil aufhöre, ſo müßten auch von Rechts wegen , die Bewilligungen , infons

derheit an Bau- Brenn- und Zaun Holz, entweder ganz - wegfallen , oder doch Verhältnißmäßig vera mindert, es müſſe auch ein neuer Ertrags . Anſchlag gemacht, und nach demſelben der Canon eingerichtet werden . Die Kammer habe alles dieſes dem von

Homboldt vorzuſtellen , und wenn derſelbige etwas annehmenswürdiges anbiete , davon Bericht abzu: ſtatten .

Meine geſammleten Papiere , enthalten den weitern Verlauf der Sache nicht, und über den

bisherigen , 'will ich den Leſern mit meinen Anmer : kungen nicht zuvorkommen , ſondern ihnen , ich weiß nicht ob ich ſagen ſoll, das Vergnügen oder

Mißvergnügen , des eignen Urtheils , überlaſſen. So viel iſt klar , daß der Kammerherr , Herr von

Homboidt , weder Koſten noch Mühe geſpart habe, die Pflicht der Maulbeer- Baum -Pflanzung, welche ihm der übernommene Erb-Pachts - Vertrag auflegte, zu erfüllen , und daß die Unmöglichkeit

folcher Erfüllung nicht ihm , ſondern den vor-ſeiner Zeit gemachten Entwürfen , Schuld gegeben wer: den müſſe. Er gat zur Verbeſſerung des Vorwerks mehr gethan , als alle ſeine Vorgånger. Schon 1769 waren die Häuſer, welche Struve für ſechs

Familien anzubauen verſprochen hatte , nicht nur wirklich vorhanden, ſondern auch mit neuen Fami lien

Vorwerk und Schlößchen Tegel.

27

lien beſegt: denn ein Haus mit 4 Familien , ftanb nahe bey dem Schloßchen , ein anderes war von zwer Familien , und das dritte gegen dem neuen Krug über, war von drey Familien bewohnt; es .

Hatte auch das legte im zweyten Stockwerk einen geräumigen Saal, auf welchem der Kammerherr 1770 einen Verſuch mit den Seidenbau machen wollte.

Das vierte Haus 1, welches der lekte Baron

von Holwede , angefangen und für einen Schmidt beſtimmt hatte, wollte Herr von Homboldt noch in eben demſelben 1769ſten Jahr vollenben , und

einen Tagelöhner hineinfeßen. Er erhielt auch 1771 noch einen andern Plak zwiſchen den ſchon vorhans

denen Familien - Häufern , der auf 128 Quadrat. Ruthen , oder ungefähr stet Morgen geſchikt ward, um denſelben auf ſeine Koſten zu bebauen , und durch noch ein paar Familien den Ort zu vergrößern . Die Erb - Verſchreibung erforderte , außer dem

Zug - Vieh , 16 Stůck Kühe und jung Vieh , es waren aber ſchon im Sommer 1769 noch 9 Kühe.

mehr vorhanden, und der Kammerherr hielt keine Zug- Ochſen, ſondern Pferde, welche er eben ſo, wie verſchiedene Kühe auf dem Stall fütterte.

Dieſe

Futterung der Küh im Stall, führte er nachher völlig ein , und zur Beförderung derſelben, den

Klee - Bau .

Dadurch gewann er ſo viel Milchy

(welche nach Berlin zum Verkauf gebracht wurde ),

daß er den Nußen von einer Kuh jährlich auf 50 bis 6n Thaler trieb. Er machte auch das Schloßa chen Tegel zu einem ſehr angenehmen Drt, denn

er legte (chaneSpazierórter nicht nur im englandi fchen

28 Nachr. vondem Cammerherrno. Homboldt. fchen Geſchmack , ſondern auch im Wilden , meh . rentheils von amerikaniſchen Bäumen , an.

Der denkwürdige Mann war 1720 zu Zameng Sein Vater , Hans in Pommern geboren,

Nachricht : von dem

Cammers

herrn von Paul von Homboldt oder Humboldt, war Bomboldt. Føniglich preußiſcher Hauptmann von der Infanterie, feine Mutter , eine geborne von Schweder. Alts er eine ſehr gute Erziehung im väterlichen Hauſe genoſſen hatte, gieng er 1736 in preußiſche Kriegsa

Dienſte, unter des General- Lieutenant von Platen Dragoner - Regiment.

1

26 er ſich nun gleich in

1

dren Kriegen zu ſeiner Ehre Hervorthat, fo Hatte er

2

doch keine hinlänglichye Gelegenheit,ſeine Talente zu zeis gen , und dadurch empor zu ſteigen : daher verließ er dieſe Dienſte 1762 als Major.' Der Konig ernannte

ihn 1764 zum Kammerherrn , und fekte ihn an den Hof des Prinzen von Preußen. 1766 reizten ihn die vorzüglichen Eigenſchaften der Frau Maria

Eliſabeth von Colomb, verwittweten Freyfrau 4

von Hollwede, ſich mit derſelben zu vermåhlen; aus welcher Ehe zwey . Söhne vorhanden find, Schon 1769 legte er die Stelle am fronprinzlichen

Hof nieder , und lebte von dieſer Zeit an zwar ohne Amt , aber nicht ohne núbliche Thätigkeit. Seine Güter in der Neumark hatte er verpachtet, aus feinem Wohnſik Tegel aber ſuchte er zu machen, was durch Kunſt daraus werden konnte, und der

Augenſchein lehrt, daß er ein Mann von Verſtans Für einen ſolchen und Geſchmack gewefen iſt. Baben ihn auch hohe und niebere im Umgang erkannt, und 1

!

Schulzendorf.

29

und deswegen hochgeachtet. Erwar auch ein großer Menſchenfreund, leutſelig und wohlthåtig. Sein Lodt , welcher am 6ten Jänner 1779 im 59ſten Jahr feines Alters erfolgte, ward daher von jedermann Es rührte mich nicht wenig , als ich

bedauert.

während des kurzen Aufenthalts im neuen Kruge, die gegenwärrtigen einheimiſchen Leute des Drts, po zärtlich von ihm reden hörte. Ein gemeiner Mann rühmte ſeine Fürſorge für die Tagelöhner des Orts, benen eczu aller Zeit Arbeit und Brodt vera ſchafft habe. | 華了

Es iſt Zeit, daß wir Tegel verlaſſen .

Als

wir weiter fuþren , erblickten wir mit Vergnügen eine Baumſchule, die in gutem Stande 'war.

Wir fahen auch einen Pfahl, auf welchem ben Fea ftungs-Strafe verboten iſt , aus der gemeinen Land. 3

ſtraße zu weichen , und auf den ſogenannten ktos

nigs - Weg zu fahren : unſer Poſtknecht aber ver. ficherte, daß die Leute ſeiner Art fich nicht fürch . teten und einſchränken ließen , wenn gleich der Gal gen vor ihnen ſtünde.

Huf der dsfeldiſchen Charte von der Gegend um Berlin , ſteht der neue Strug zu weit von dem

Schloßchen Tegel ab , und da, wo der Theer Ofen bemerkt iſt, iſt nun der Drt Schulzendorf. Schulzen Man-rechnet, daß er 14 Meile von Berlin entfernt dorf. ſey. Er war ehedeſſen unter dem Namen des Heiligenſeeiſchen Theer - Ofens bekannt , ? und neben dem Theer - Ofen , ſtund : ein Krug oder

Mirthshaus, welches der Hofrath Schulze ſchon 1746

30

2

Schulzendorf.

1746 gepachtet hatte , und für die Erlaubniß , růp piner Bier verkaufen zu laſſen , jährlich 8.Thaler an das königliche Amt Mühlenbeck zahlte. Eben Derſelbe erlangte 1754 ein Stück Sandes, und die

Erlaubniß , auf demſelben acht Tagelöhner- Familien 3

anzufeßen.

Er machte nun die Anlage zu einem

ziemlich großen Garten , ſtarb aber vor deffen Vol.

lendung. Seine hinterlaſſene Wittwe, Heyrathete den Salz-Schifffahrts -Director , Herrn Andreas

Wieſel, welcher nicht nur den Garten völlig ause führte, ſondern auch 1761 alles, was zu dem genann.

ten Theer-Ofen gehörte, nebſt noch einem Stüd {andes , in Erb - Pacht befäm , die Wohn . und Wirthſchafts - Gebäude und den Krug ganz neu baute , auch noch vier ausländiſche Tagelöhner - Fa.

milien anſeßte, und ſich den ganzen Ort, nebſt dem Recht, Bier zu brauen und Brantewein zu brennen und zu verkaufen , und mit den Unter : und

Dber - Gerichten , als ein Erbzins - Gut, unter dem

Namen Schulzendorf , ertheilen ließ , worüber 1772 die königliche Beſtätigung erfolgte. Der Drt liegt .ganz angenehm.

Auf 3 Seiten iſt er mit

Wald eingeſchloſſen , gegen Nord - Weſten aber iſt ein freyes Felb , über welches man von hier bis

nach Heiligenſee und an die Havel, eine gute

2tus

ficht hat. Herr Director Wieſel hat ſich auch noch einen fiſchreichen See, als ein ganz freyes lehnſtück, erworben .

Nach dieſem Ort zeigte ſich auf der linken Seite, ein langebautes Feld , welches ohne Zweifel ein Holz- Boden geweſen iſt; wir ſahen auch wieder, Pfåh

ZoU -Haus Neubrück.

31

Pfähle mit Tafeln , auf welchen vor Nében -Wegen gewarnet wird. Hin und wieder lag Fichten - Holz welches zu Stücken von ſechs Fuß geſchnitten war . Aus dieſen werden Haufen gemacht, die man ganj

mit Rafen belegt, hierauf aber anzündet, und lange fam brennen läßt. Nach acht bis zehn Tagen nimmt man den Raſen ab , und zerſchlågt die zu

Kohlen gebrannte Stücke , welche die Holz -Kohlen geben. Als wir weiter kamen , låg uns zur Linken an der Havel das Dorf Heiligenſee, und zur Rediten hatten wir Wald , fuhren auch durch einen Strich des legten , und nahmen eine Tafel wahr, an welcher bey Feſtungs- Strafe verboten war , Tas back in dem Walde zu rauchen , und kurz vorher

fteckte unſer Poſtknecht ſeine Pfeife in die Taſche.

Endlich erreichten wirdas Zoll - Haus Neubrück Zoll -Haus Neubrück.

an der Havel.

An dieſem Ortmußte man fich

ehedeſſen in einem Kahn über die Havel feßen laſſen , 1506 aber ward" hier ein Damm , eine

Brüde, und ein Zollhaus angelegt.

Ein Fußgåna

ger giebt. 6 Pf. Zoll, vòn uns aber wurden 7 Gr.

Wir ſahen an dem Zolllauſe eine Tafel befeſtigt, auf welcher jedermann ermah.

10 Pf. verlangt.

net wird , den königlichen Zoll willig abzutragen.

Weil wir hier den Nieder - Barnimſchen Kreis verlaſſen , ſo wird es nůßlich ſeyn , wenn .

ich hiar von dem ganzen Kreiſe einen augemeinen

Begriff gebe.

Зu

32

Der Nieder: Barnimíche Kreis. Zu dem

Nieder :Barnimſchen Kreife

Nieders' Barnims

ſche Kreis. wird gerechnet : Stadt

Berlin.

1. Der Theil der Stadt Berlin , welcher auf der Oſt-Seite der Spree liegt, oder das eigents liche Berlin mit ſeinen Vorſtådten. Die Spree macht die Grånze zwiſchen dem Nieder - Barnima Von dieſer

fchen und Teltowſchen Kreiſe.

Hauptſtadt, iſt in meiner Reiſe nach Rekahn , hins långlich gehandelt , und die daſelbft ertheilten Nacha richten , werden jegt in der neuen Auflage fortgeſegt. Stadt

II. Die immediat Stadt Bernau , in

Bernau. - welcher 1778 geweſen ſind : Hauswirthe

2

307

Hauswirthinnen Söhne

385

Sochter

326

Geſellen

82

25,5

Knechte und Diener

31

Jungen Mågde Ueberhaupt

20

61

1467 Menſchen ,

3

unter welchen 87 Franzoſen und 25 Juden waren . Un Militair :Perſonen fanden ſich, Frauen

59

Knaben

49

Mådchen

46

Ueberhaupt

154

i

Man

·

im Jahr 1778.

33

Man zählte 12 ganz ſteinerne Häuſer, 299 andere Håuſer, 2 Kirchen , 78 Scheunen , 8 wüſte Stellen ohne Pertinenzien. Es waren in dieſem

Jahr 4 Häuſer ausgebeſſert, und dazu 69 Thaler 17 Gr. 6 Pf. Baufreyheits Gelder bezahlt worden . Der Stadt gehört ein halbes Dorf, r Vore werk und 1 Ziegeley ; fie hatte 21 Schenkere

und 8 Mühlen . Es waren verbraucht 190 Wiſpel, 8 Scheffel Malz , und 14 Wiſpel 21 Scheffel Brantewein. Schrot.

In den Schenk - Krügen waren verzapft, 1235 Sonnen Bier , und 602 Quart Brantewein .

Man zählte 128 Brau-Stellen, und 16 Brantes wein.Blaſen , Ferner, 116 öffentliche und beſondere Brunnen,

3 metallene und 330 hölzerne Sprüßen, 8 Feuere leitern , 317 Eymer, 5 Hacken , 12 Waßer : Kufen ,

Ferner , 300 Pferde, 78 Bullen und Ochſen, 835 Kühe , 130 Stücke jung Viel , 603 Melfs Schafe , 288 Håmmel und Güfte - Vieh , 217 s

Schweine.

1

Die Stadt hatte ausgefået 85 Wiſpel 15 Scheffel Roggen , 57 Wiſpel 18 Scheffel Gerſte , 40 Wie

ſpel 4 Scheffel Hafer , 12 Wiſpel 20 Scheffel und 4 Meßen Hülſenfrüchte.

III Die immediat Stadt Liebenwalde, deLiebenwab ,

in welcher man 1778 gefunden hat,

Hauswirthe 287 , Hauswirthinnen 286, Söhne 253 , Tochter 276 , Geſellen 32 , Knechte und Dien ner

34 Zuſt. der StädteLiebenwalde, Oranienburg ner 30 , Jungen 28 , Magde 72 , zuſammen 1264 1

Menſchen , unter welchen 32 Juden waren.

Un Militair- Perſonen, 4 Månnter, 20 Frauen , -

21 Söhne, 15 Töchter , zuſammen in Perſonen.

Häuſer mit Ziegelſteinen gedeckt, 64 , Häuſer mit Schindeln und Strohdächern 102 , 1 Kirche, 91 Scheunen , I wüſte Stelle ohne Pertinenzien. In der Stadt waren verbraucht 69 Wiſpel 14 Scheffel Malz, 34 Wiſpel 23.Scheffel Bran temein - Sdrot. .

Es waren vorhanden 16 Brauſtellen , und 34 Brantemein- Blaſen.

Ferner , 107 offentliche und beſondere Brunnen,

2 metallene und 135 hölzerne Sprüßeri, 23 Feuer beitern , 140 Eimer , 28 Hafen , 12 Waſſer-Kufen .

Man jählte ferner , 284 Pferde, 101 Bullen und Odyſen, 405 Kühe , 191 Sůck jung Vieh, 1000 Melf - Schafe, 1100 Hämmel und Güftes Vieh , 184 Schweine.

Man hatte ausgeſået , 34. Wiſpel Roggen , 22 Wiſpel Gerſte, 23 Wiſpel Hafer, :: 6 Wiſpel Hülſen -Früchte. 1

Oraniens

burg.

IV . Die immediat Stadt Dranienburg,

in welcher man 1778 gefunden hat,

Hauswirthe 312 , Hauswirthinnen 417 , Söhne 340 , Tochter 359 , Geſellen 35 , Knechte und Dies ner 44 , Jungen 17 , Magde 95 , überhaupt 1619

Menſchen , unter welchen 52 Juden waren. Un Militair: Perſonen , Frauen 21 , Sdýne 14, Tochter 21 , überhaupt 56 .

Gang

und Alt- Landsberg,1 im Jahr 1778. 35 Ganz ſteinerne Häuſer 3 , andere Häuſer 191, र

Kirchen 1 , Scheunen 81.

Es waren 72 Häuſer

ausgebeſſert.

Der Stadt gehört 1 Vorwerk und 1 Schenk. Krug .

Man hatte verbraucht 130 Wiſpel 16 Scheffel Malz, 53 Wiſpel 12 Scheffel Brantewein -Schrot, und in den Schenk - Krügen verzapft, 20 Tonnen Bier und 320 Quart Branterein. Der Brau . Stellen waren 13 , und der Brantewein Blaſen 20 .

Es waren vorhanden 42 öffentliche und beſona bere Brunnen , a metallene und 137 hölzerne Sprů

ken , 8 Feuer - Leitern, 129 Eymer, 8 Hafen , 8 Waffer - Kufen. Pferde 112 , Bullen und Ochſen 83, Küße 212, Jung - Vieh 163 Stücke, Melf - Schafe 743, 2

Schweine 139.

Man hatte ausgefået 18 Wiſpel 12 Scheffel Roggen , 18 Wiſpel 12 Scheffel Hafer , 2 Wiſpel 12 Scheffel Hülſen . Früchte.

V. Die Amts -Stadt Att- Landsberg.Alt:lands. Sie iſt der Contribution , wie das platte Land, berg. unterworfen , muß auch alle übrigen (aften des 4

contribuirenden Standes tragen , denn ſie bekommt

Graſungs - Pferde zu verpflegen und Einquartirung, muß Vorſpann liefern , und zu den Kreis - Lieferun gen ihren Beytrag thun. Seitdem der König das felbft die Ucciſe eingeführt hat , bezahlt die chur. mårfſche Kriegs - Kaſſe die Contribution ber Stadt an den Kreis durch monatliche Abrechnung , und CO

bas 7

!

36 Zuſtand der St. Alt-Landsberg i. 1.1778. das Cavallerie - Geld bekommt die Kriegs - Caſſe une 3

mittelbar aus der Acciſe: Kaffe.

Man gat 1778 in dieſer Stadt gezählt, Hauswirthe 167 , Hauswirtſjinnen 259, Söhne 167., Tochter 208 , Geſellen 12 , Knechte und Diee

ner 25 , Jungen 20 , Magde 95 , überhaupt gir Menſchen , unter welchen 32 Juden waren . Die Militair - Perſonen beſtunden in 3 Måne

nern , 42. Frauen , 31 Söhnen , 35 Töchtern , über, ,

haupt in 153 Perſonen. Es waren hier 137 Häuſer , und unter denfel ben nur ein ganz ſteinernes , 2 Kirchen ', 57 Scheu

Der Stadt gehören 3 Schenk - Krüge. Man hatte verbraucht, 69 Wifpel 20 Scheffel Malz , 14. Wiſpel 2 Scheffel Brantewein - Schrot.

nen .

Der Brau - Stellen waren 35 , der Brantewein

Blafen 30. Man zählte 105 offentliche und beſondere Bruns nen , 2 metallene und 130 hölzerne Sprůken , 82 Feuer -Leitern , 178 Eymern , i5 Hacken, 19 Waſſer. Kufen. Cerner , 147 Pferde, 21 Bullen und Odiſen, 199 Kühe, 248 Stücke Jung: Vieh , 362 Melf . Schaafe ; 639 Håmmel und Güſte - Vieh, 413 Schweine.

Man hatte ausgeſået, 57 Wiſpel Roggen , 38 Wiſpel Gerſte, 6 Wiſpel Hafer 19 Wiſpel Hülſens Früchte.

Age : 1

1

Contribuir. Derter des Nied. Barn . Kreiſes. 37

Algemeine Anmerkung über obige Städte. In allen dieſen Städten ſind im 1778ſter.Jahre weniger. Mannsperſonen geweſen , als in den vor:

hergehenden, weil viele entweder als Soldaten, oder als Packknechte, zu Felde gezogen waren.

VI. Andere 113 Derter, welche theils Dör. Die übris

fer, theils Colonien , theils Vormerke, ſind, und desgenKreiſes Derter. von welchen 80 Contribution geben , 23 aber nicht. I. Contribution geben,

Buch, Karow , Birckholt, Lancke, Prenden, Undorff Fredersdorff, Vogelsdorff, Bols

fensdorff, Dahlwit, Münchehofe, Tasdorff, Rahnsdorff, Blumenberg, Eiche, Falcken berg, Wartenberg, Mehrow , Schöneiche,

Hohenſchönhauſen , Hermsdorff , Weißenſee, Lichtenberg, Reinickendorff, Woltersdorff Strahlow , Börnicke, Kaulsdorff, Zeper

nick, Schönow , Schwanebeck, Friedrichs felde, Biesdorff, Malsdorff, Marzahn , Neuenhagen , Hönow , Petershagen, Eg gersdorff, Seeberg , Klein - Schönebeck,

Groß - Schönebeck ,1 Ruhlsdorff, Löhme, Seefeldt,I Crummenſee, Ahrensfelde, Lin denbergi Müllenbeck , Basdorff, Stolten hagen , Cloſterfelde, Heiligenſee , Buch holk , Wandlik , Schönerlinde , Zühls

dorff, Wenſickendorff, Leng , Lübars, Te gel, Blanckenfelde, Blanckenburg , Mal

chow, Heinersdorff, Panckow , Nieder: E 3

ſchon:

38 Nichtcontribuir.Oerter. Augem . Nachricht fchönhauſen; Roſenthal, Schilde, Dall dorff, Hohen - Neundorff, Berckenwerder,

Baßdorff , Naſſenheyde , Sdimachtenha gen , Friedrichsthal, Zehlendorff, Stolpe, Schönfließ und Glienicke. 2. Keine Contribution geben,

Sophienſtådt , Neudörffgen, Kickemahl, !

Hellendorff, Arendſee, Schmeßdorff, uh

lenhoff, Marienwerder, Sumt -Hammer, Liebenthal, Ereußbruch , Zerpenſchleuſe, Wedding, Bergfelde, Malk , Neuholland,

Schonewalde, Sachshauſen , Friedrichsa hagen, Bernówe, Freyenhagen, und Schul Bendorff. In allen dieſen Dertern ſind 1778 gezähle worden :

Edelleute und Beſiger adelicher Güter , welche wirklich auf wohnen Den tGütern es General -Pachter oder Beamte $

Verwalter und Unter -Pachter

7

6

96

Førſter und Forſt- und Jagd Bebiente

Prediger Küſter und Schulmeiſter Fren- und Lehn -Schulzen Ganze Bauern

57 33 93 Iog

Coßåten

735 534

Budner

680

Hausteute oder Einlieger

2

660 3001

Krüger

von dem platt. Lande d. Nied. Barn.Kreiſes. 39 Uebertrag 3001 Krüger Hopfen- und Kreis -Gartner 3

Gärtner

Botricher

26 1

3 22

3

Becher

3. 15

Fiſcher

Feldſcherer

I

Hirten

245

Seinweber

46

Müller

38

Maurer

2

Rademacher Schneider Sdimiebe Sduſter Schäfer Tiſchler

49 6

Theerbrenner

II

17 21

1

44 12

Kalkbrenner

I

4

Ziegelſtreicher Zimmerleute Weiber

17

3809

Wittwen , welche Höfen vorſtehen

69 1857

Große Söhne Große Töchter

1565

Söhne unter 10 Jahren Töchter unter 10 Jahren

Dienſt. Jungen

2427 2294 I 249 427

Dienſtmågde

1652

Knechte

Ueberhaupt 18936 Menſchen, 6.4

Hiers

40 Abgaben des Nieder - Barnimſchen Kreiſes. Hierunter ſind wirkliche Soldaten, 5 angeſeſſene Unterthanen , und 355 Söhne angeſeſſener Untera thanen.

Die eingeſchriebenen Söhne und Knechte beo tragen 4883.

Der frenen Ritterhufen ſind 1495 , der contria buablen Hufen 2933.

An Pferden hat man gezahle, auf den Domai nen- und Ritter - Gütern 363 , bey den contribuiren den Stånden 6132, an Bullen und Ochſen 3778,

an Kühen 8764., an Jung - Vieh 3290 Stücfe, an Melck -Schafen 47344 , an Hämmeln und Guſtes Vieh 23520 , an Schweinen 8594 Kreis - U6.

Die Abgaben , welche die Kreis -Unterthanen

gaben .

an die Kreis- Kaſſe entrichten , ſind Contribution, Cavallerie- Gelb , Schoß , Mek - Korn und Lehn

Pferde-Gelder. Contribus tion .

Von der Contributions - Anlage in dieſem Kreiſe, ift zu bemerken , daß die Contributions

Summe nach Beſchaffenheit der Hufen feſtgeſekt Unfänglich hat man den Scheffel Uus. worden. faat žu i Gr. angeſchlagen , nach und nach aber

dieſen Anſchlag erhöhet, bis es endlich dahin gekommen,

daß die iſte und ate Claffe, nach dem ſie 1715 ver. einigt worden , für die Hufe 13 Gr. 6 Pf. monatlich Die ste Die 4te

haben geben müſſen.

9 7 6 Pf. Die geſammte Contributior

Hat 1778 betragen , 16126 Thaler 18 Gr. Das

Contr., Cav.Geld, Schoß, Meg-Korn-Gelb. 41 Das Cavalferie -Gelb, iſt nach der Anlage, Cavalleries

als die Contribution 1721 geweſen, beſtimmt worden, Geld." fo daß die iſte" und ate Claſſe monatlich

5 Gr. 9 Pf.

Die - 3te

3

Die 4te

3

3 PR.

geben . Es hat 1778 betragen , 6896 Chaler 9 Gr. Dieſes Cavallerie - Gelo ſowohl, als die Cone tribution , wird auch vor den Coßåten -Höfen gegen ben : welche zwar auch in Klaſſen abgetheilet wors den ſind , ben welchen es aber viele Ausnahme giebt.

Der feſtgeſegte Schoß, wird jährlich bis auf Schoß. einige ſehr wenige Ausnahmen nach , von den Hufen und Giebeln nach den Contributions - Claſſen , von

den Müllern aber, die keine contribuirende Hufen

Haben , nach ihren Vergleichen gezahlt. Der nicht feſtgefekte, wird von den Hausleuten , nämlich von i Ehe- Paar mit 9 Gr. von einer einzelnen Mannse oder Frauens - Perſon mit 4 Gr. 6 Pf. von den Schäfern mit 1 Thaler 12 Groſchen , und von ihren Knechten mit ſo viel Groſchen , als ſie um Midyaelis

Schafe haben , von den Hirten , wenn ſie nicht über 50 Stücke Schafe haben , mit 18 Gr. wenn ſie aber über 50

Stůche haben , außer den 18 Gr. noch für jedes Stück mit 1 Gr. entrichtet. Dieſer Scho

veråndert ſich jährlich nach der Anzahl der Haus. Leute, Schäfer, Knechte, und ihrer Schafe.

Deswegen muß in jedem Jahr die Anzahl dieſer Reute aufgenommen werden.

Das Meß - Korn -Geld, wird in jedem Jahr Mek -Korn auf Martini gezahlt. Es wird von den Bauern, Gelo. CS

Coßå.

42 Mek-Korn -Geld, Lehn -Pferde,Cav. Verpfi. Coßaten , Schäfern , Hirten , Schmieden , Hand. werkern und Hausleuten , wenn die beyden legten nicht auf königlichen und adelichen Höfen wohnen , entrichtet. 1778 betrug es 651 Thaler 17 Gr. 6 Pf.

Gegen Martini eines jeden Jahrs, muß ein jeder Schulze, ein von dem Prediger des Dorfs unter . ſchriebenes Verzeichniß , einfchicken , wie viel Per .

ſonen , die das Mek - Korn entrichten müſſen , im Dorfe vorhanden ſind ?

Das Deputat - Getreide

wird nach dem Markt - Preiſe zu Gelde gerechnet,

und auf die Contribuenten vertheilt. Der Betrag iſt in jedem Jahr verſchieden , je nachdem entweder mehrere oder weniger Contribuenten im Kreiſe be

findlich ſind , oder der Preis des Getreides hoch oder niedrig iſt.

Der Nieder - Barnimſche Kreis kann

aus billigen Urſachen, den höchſten Korn - Preis vom ganzen Jahr nehmen . Lehn - Pfer:

Auf den adelichen Dörfern Haften 97: Lehn

de.Geld .

Pferde, für welche dem Könige jährlich 40 Thaler für jedes Pferd , alſo überhaupt 378 Thaler 8 Groc fchen, entrichtet werden, wogegen der Adel von Con. tribution und Acciſe frey iſt.

Die fåmmtlichen Abgaben des Kreiſes , mit

Ausſchluß der Lehn -Pferde-Gelder, und der Koſten, welche die Unterthanen von den Graſungs-Pferden und von den Natural- Lieferungen haben , betragen jährlich über 26000 Thaler. Graſung6s Pferde.

Der Kreis , oder vielmehr Der contribuirende

Unterthan , erhält jährlich auf 3 Monate , im Jue

nius , Julius und Auguft , ohngefähr 174 Gens d'Urmes - Pferde aufs- Graß , und muß zur Win . s

ters

Lieferung. u . Fuhren des Kreiſes. Ausſaat. 43 ter-Verpflegung in das Magazin zu Berlin jährlich Lieferung ohngefähr 578 Wiſpel Hafer, 7000 Centner Heu und Für jedes 1000 Schock Stroh liefern. Pferd , das auf Grafung ſieht, erhält der Unter. than monatlich 1 Thaler 8.Groſchen , und für die

Winter-Verpflegung, wird der Scheffel Hafer mit 13 Gr., der Centner Heu mit ir Groſchen , und das Schock Strok mit 4 Thaler bezahlt.

Kreis-Fuh by Ein jeder contribuirende Unterthan , iſt verbun. ren.

den , auf königliche und Directorial-Påffe, imglei.

chen bey den Kreis -Fuhren auf Befehl des land. Raths , Vorſpann zu thun , dažu faft durchgängig der Bauer 2 Pferde, und der Coßåte 1 Pferd giebt,

wofür ihm der Kreis 3 Groſchen für die Meile auf ein Pferd bezahlt. " Die Amts -Unterthanen find noch außerdem verbunden , auf Rammer - Påffe zu fahren. Wenn ein contribuirender Unterchan fich gemůßiget ſiehet, ein neues Haus oder eine neue

Scheune zu bauen , ſo wird ihm für jedes Gebäude eine dreyjährige Erlaſſung von ſeinen Abgaben bewil. ligt, welches bey den Schoß gleichfalls beobachtet Dem Neu - Anbauenden wird der Erlaß piro. mit einem Mal ausgezahlt, ro bald er mit obrigkeits Os die Vollendung des Baues beweiſer. lichem Zeugniß

Man hat 1778 ausgefået, 1655 Wiſpel 14 Schef, Ausſaat.

$

fel Meßen Roggen , 760, Wiſpel 13 Scheffel 6 Megen Gerſte, 629 Wiſpel 4 Scheffel 7 Meßen Hafer, und 127 Wiſpel na Scheffel 7 Meßen Hül.

1

fen . Früchte.

44 Getreide-Ertrag. Schaf- Wolle. Ein Jahr in das andere gerechnet, iſt davon wird gewonnen

Die Roggen Ausſaat

1621 Wiſp. 9 Sfl. 4 M. 6485 Biſp. 13 SA.. davon wird gewonnen Die Gerſten Ausſaat

717 Wiſp.

Sfl. 12 MĚ. 2151 Wiſp. 20 Sfl. 4 Mg. davon wird gewonnen 2061 Miſp. 18 Sft.

Die Hafer Ausſaat 515 Wiſp . 10 Sft. 4 M3.

Und d.ErdtoffelnXusſaat davon wird geryonnen 230 Wifp . 18 Sf. 3 Mz.

1840 Wiſp. 16 Sfl. 9 MB

Man kann rechnen , daß davon jährlich ver , braucht werden , 5590 Wifp. 13 Schfl. Roggen , zu Brodtahorn . 895 zu Pferde- Futter. 6485 Wiſp . 13 Schfl.

Gerſte , zur Brauerey .

2016 Wiſp. 20 Schfl. 4 3. 2151 Wiſp . 20 Schfl. 4 Mz. 135

zur Fütterung und Maftung.

1 คน

2001 Wypl. 18 Schfl. Hafer , zur Pferde - Fütterumga 3

1440 Wiſp. 16 Schfl. 9 Mz. Erdtoffeln , zur Speiſung und Maftung.

bleiben zum Verkauf.

400

1840 Wifp . 16 Schfl. 9 MB

Schaft Xolle. /

Die Schaf- Wolle dieſes Kreiſes , folget in Abſicht ihrer Güte, nach der teltonſchen , und man fann annehmen , daß ein Jahr in das andere gerechnet, 900 Centner gewonnen werden .

Dic

1,

Vafallen - Tabelle aufs Jahr 1778. 45 Die Vafallen- Tabelle des Nieder-Barnim- Vafallenna fchen Kreiſes, für das Jahr 1778 , lautet fo: Tabelle. Namen

Namen

U mt

Namen

Der

ihrer

und

ihrer

Vafallen. ! Güter . Wohnſin. Sohne. N.

IPaulErdmann Urendſee. von Baar fuß.

Iſt Premier-li

C

eutenant bey dem Grena dier : Bataila

lon von Poß geweſen , wohnt in Arendſee.

2 Sophia Chri:Weißenſee. т

ſtiana Loui: ſe v. Berg, geborne von

Nüßler.

I.

Cournuaud . 4Mathias Deis Halb Warten lide. berg.

I

3Steffan von Faldenberg. -

5Dom - Kirche Clausdorff zu Berlin . Zepernid. 6George Carl Hohens

Kaufmann in George Lubet .

Ebersbach. Schönhau: Berlin. ſen.

Friederich , Carl Siegism . Theodor.

7George Wil- Halb Barten- Hauptmann bey helm

von

Hersberg.

berg.

dem adelichen Cadetten

Çorps zu Berlin.

Namen

46

Vafallen - Tabelle aufs Jahr 1778. Namen der

Namen

um t

der

und

Namen ihrer

Vafallen. | Güter . Wohnſis. Sobne. N.

8 | Victor Rude: Lande, Pren:Hat 18 Jahr ge- Albrecht Lude wig Hein: den , Uz: Uj dient , und wig, rich von dorff. So- éft als Haupt.WilhelmHein Hollwede. phienſtådt, mann von rice.

Neudorfs

dem jebigen Naſſau-uſing

gen .

fden

Regi:

ment vérab-1

fchiedet, wohnt zu Lande.

9 Magiſtrat zu Lichtenberg,

1

Reineđeno

1

Berlin .

dorff. Stralom , Wolters :

dorff. necesario

10Magiſtrat zuVorwert .

Schmet dorff

1

Bernau .

FrieberidSart von Mars chall.

in Caroline Ma- Dahlwin , riane,+ der: München : wittwete

hofe,

von Mar: Rahns ſchalt, ge: dorff, Tas borne von dorff, Ki

Borſtell.

demahl.

12 Chriſtian Frie: Mebrow . berid Dland.

Kriegs · Nath ValentinChris bep der Ober: ſtian, Rechen -Kam Frieberich Bils belm . mer , feit 1767

Namen

Vafallen - Tabelle aufs Jahr 1778.

47

Namen

Namen

Amt

Namen

ber

ber

und

ihrer

Vaſallen. Guter. Wohnſin.. Sogne. N.

13FriederichWil- Stolpe,Glie - 9ft nach 23iáh-Wolff Otto, helm von

nide,

rigen Kriegs:

Domherr

Pannemit . Zernsdorff Dienſten als zu Brans Schons

fließ .

Commandeur denburg . und Obriſts Albrecht Wils helm, Refes Lieutenant

des ehemali- cendarius gen Schor :

bepm Sam .

lemmerſchen

mer - Sta

Dragoner:

richt.

Regiments, verabſchiebet;

reſidirender Commenda tor zuLagom , wohnt zu

Stonflies. 14 Carl Ernſt Ge: Fredersborff. Sefandter am orge Graf FogelsSarbiniſchen pon Podes Dorff, Hofe. Bollens. wils .

dorff.

15 Das Schind - Borne. lerſche Waiſen haus zu Berlin .

Blumberg. 16 Ulerander Friederico George Bas ton von der

Schulen :

burg.

Seheimer- und Chriſtian Carl Landrath ,

Albrecht

wohnbaft bald) Alexandet. zu Berlin, bald in Blum bete .

Namen

48 Vafallen - Tabelle fürs Jahr 1778. Namen

Namen

2 mt

der

ihrer

und

Vafallen.

Namen ihrer

Guter. Wohnſik. S ohne

N.

17Gottfried vonEide, Hel. Königl. Groß britanniſcher

lenburg.

Oberſt - Lieu: tenant , wel.

1

der Schu- lersdorff.

1

cher in Bre: men mit Ko nigl. Erlaub:

niß wohnt.

28Friedrich Wile Schöneiche. Banquier in

19 Friederid

Friederich Wile helm .

Berlin.

belmSchůt .

Buch , Ea: Königl. Gehei: OttoCarl Frie

Chriſtian

row , Bird

mer - Rath

derich ,

Hieronymus

holk.

und

ferendarius

pon Poß.

Don-

Res

Probſt zu Ha: beym Cam : mer : Se:

pelberg, wohnhaft

richt.

bald zu Has velberg , bald Leopold ,Fahn zu Buch, bald Junker bep dem hoch zu Berlin lòbl. Regis ment Geus

d'Armes.

Zulest 7

Lanb - Schul-Weſen in dieſem Kreiſe. 49 Zufeßt will ich noch

1

von dem Land -Schul- Weſen in dem Nieder: Barnimſchen Kreiſe etwas fagen. In Unſehung der Prediger, Küſter und übria gen Schulmeiſter, iſt nun faſt alles verordnet , vera ſucht und gebeſſert worden , was nach den Umſtane

1

Þen hat geſchehen können : und in dieſem Kreiſe Haq inſonderheit der gelehrte , geſchmackvolle, beredte

und gewiſſenhafte Probſt und Inſpector zu Bernau, Herr Georg Friederich Merzdorf, in ſeiner weita käuftigen Dióces, alles, was man verlangen und gerhan, Ernſt und Klugheit erwarten können , mit n n ſung

e te ſ berarine cano :Schul aus ihrer ſchlech Verfa

beraus, und in einem guten Zuſtand zu legen . Es 1

iſt aber doch wenig ausgerichtet worden , und man

darf die Urſachen Des geringen Nußens dieſer Ber

mühungen , nicht weit ſuchen . Die gute Interweis fung und Erziehung der Bauern -Kinder, wird eben

lo gering , als die Religion, geſchågt, und die Ver prdnungen, welche die Schule betreffen, werden nicht

Den Küſtern und Schulmeiſtern wird als geringſchäßigen , ja als nichtswürdigen Wefen

geachtet.

begegnet , und man iſt weit davon entfernt, fie für

nöthige , nügliche und achtungswürdige Leute anju: fehen , ſie zu ehren und hervorzuziehen , mit einem

Mort, fich ſo gegen dieſelben zu betragen , als Herr Domherr von Rochow zu Rekahn, mit den Schul- Lehrern auf ſeinen Dörfern umgeht.

Die

meiſten gemeinen Leute , welche dieſes wahrnehmen ,

folgen ſolchem Beyſpiel genau, und halten die Schule D

meiſter

1

50

Land - Schul-Weſen

meiſter noch mehr, als die Prediger, für ganz übera flüßige Menſchen. Man glaubt , daß die Armuth der Sandleute vorzüglich Schuld daran rey , daß die

Schulen ſchlecht ſind und bleiben : allein es iſt erweislich genug , daß ihre Geringſchakung der

Religion , ihre Gedankenloſigkeit , thieriſche Sinn : lichkeit, und muthwillige Leichtſinnigkeit, den guten Zuſtand der Landſchulen mehr hindern , als die Ara muth. ließen ſich die obrigkeitlichen Perſonen ein richtiges Verzeichniß aller fchulfähigen Kinder eines jeden Orts geben , und von den Predigern und Schul - Lehrern fleißig berichten , ob die Kinder in die Schule famen oder nicht? unterſuchten ſie, wenn ſie das lekte hörten , genau , ob Armuth oder andere

Urſachen , dieſe oder jene Kinder von der Schule zurückhielten ? und verfügten ſie alsdenn ernſtlich, was die Umſtånde erfordern : ja , beſuchten die Edel. leute, Beamten , Bürgermeiſter , und andere Perá

ſonen von Anſehn , zuweilen felbft, in Geſellſchaft der Prediger, die Schulen , um die Kinder zu

prüfen , zu ermuntern und zu ermahnen : ſo würden die land -leute von dem Schul-Unterricht ganz anders

benken und reden. Daß alles dieſes thunlich, an . ſtåndig und ſehr nüßlich ren , beweiſen die Schulen des vorhin gelobten Herrn von Rochow . Wollte man ſagen , daß die meiſten Sand - Schulen , wegen

ihrer , und ihrer jeßigen Lehrer ſchlechten Beſchaffen. heit , eine ſolche Bemühung und Uchtung noch nicht verdienten : fo würde ich antworten , man müſſe zur Verbeſſerung des innern und äußern Zuſtandes der Schulen , eben fo viel Mühe und Koſten ane

wenden , als der Herr Domherrr von Rochowo, man

in dem Nieder : Barnimfchen Streiſe. -- 52 Armela

man müſſe Hinderniſſe und Vorurtheile eben ſo muthig bekämpfen , als des einfichtsvolle Patriot,

base

Herr Obrifi J. A. von Scholten , zu Treuen :

nz über

est : brißen, jezt bey der Einrichtung ſeine' Schule für die Soldaten . Kinder ,

29 Cits que

je

Das Ober- Confiftorium zu Berlint, verlangt ſeit einigen Jahren , daß ein jeder Sand- Prediger , in den Schulen , vornåmlich in der Haupt- Schule

inuh

ſeines Kirchſpiels , wochentlich felbft einigemal une terrichten ſoll. Es klagen aber die dazu willigen

21

Kinder vor fich fånden , mit welchen ſie ſich auf

Prediger , daß fie ſelbſt im Winter nicht einmal eine nüglichen Weiſe beſchäftigen könnten . Denn die Sandleute ſchickten entweder nur die Kinder unter

fünf Jahren , und behielten diejenigen , welche über 5 Jahre alt ſind , zu ihren Häuslichen Geſchäften zurück: oder ſie mißbrauchten das Herkommen ,

wöchentlich für den Unterricht in ſechs Tagen ſechs Pfennige Schufgeld für ein Kind zit geben , auf dieſe Weiſe , daß derjenige , welcher zwey oder dren

Kinder habe, jedes wöchentlich nur dreymal oder zweymal in die Schule ſchicke , und alsdenn dem Schul- Lehrer für alle dieſe Kinder nur ſechs Pfennige gebe , weil ſie zuſammen nur ſechs Tage lang in die Schule gegangen waren. Dieſer Verwahrloſung

der Kinder, dieſer båueriſchen Spikfindigkeit, kann nur durch obrigkeitlichen Ernſt abgeholfen werden . Eben das gilt auch von der faſt allgemeinen Veraba

fäumung der Sommer-Schule, ungeachtet mancher Schul- lehrer willig iſt, ſie unter den erträglichſten

Bedingungen , und auf die den Eltern bequemſte Weiſe

52 Arie 6.Havelu.Wieſen Ben Henningsdorf. Weiſe zu halten . 7 Endlich iſt noch anzuführen ; daß die verordneten öffentlichen Catechiſationen in den Kirchen , von den Sandleuten auf die ſchndbeſte Weiſe verachtet werden. Oft finden ſich nicht eina

mal ſchulfähige Kinder , geſchweige denn Knechte, Mågde und andere junge Leute , dabey ein , ſondern és erſcheinen nur Kinder , welche noch nicht leſen können , und einige alte Leute, welche eine Schlaf ftunde ſuchen. Vor einigen Jahren waren an eini.

}

gen Orten Wiederholungs - Stunden der Predigten ziemlich im Gange, jegt wird aber an dieſelben nicht mehr gedacht. Ein einziges nachdrückliches

Wort, entweder des Edelmanns, oder des fåniglia chen Beamten , wäre zur Wiederherſtellung und Erhaltung dieſer nůklichen Anſtalten hinlänglich. Arme der

So bald wir aus dem Zollhauſe Neubrück,

zwi:Herauskamen , HavelHo: ſchen

zeigten ſich unſern Augen in und an

ben:Schöp, der Havel die ſchönſten grünen Wieſen , und auf ping und denſelben viele neue und alte Heu : Haufen , auch Nieder : den Fluß abwärts die Stadt Spandau.

I

Die

Neuendorf,

und ſchöneHavel macht zwiſchen Hohen -Schopping, ( an Wieſen an welchem Ort einer eingegangenen Ziegel-Brenneren, und zwi Tchen den

ein Neben -Zoll von Neubrůck ift , der bis 1735 nur

ſelben .

für 12 Thaler 12 Groſchen verpachtet war ,) und

Henningsdorf dren Arme, und nachdem dieſelben fich bald wieder vereinigt haben, zwiſchen Henningsa

dorff und Nieder - Neuendorff, abermals zmoen Arme, von welchen doch nur einer ſchiffbar iſt. Auf

benden Seiten der Havel und ihrer Arme, ſind Wies fen , welche unterhalb Henningsdorf anfangen , und

oberhalb bis Oranienburg, fortgehen. Das Heu wel .

Edorf.

Havel-Str. Schöne Wieſen.Henningsdorf. 53

Ehrens

‫ܘ‬ welches unterhalb. Henningsdorf gewonnen wird , geport den Dörfern Nieder - Neuendorf und Hen ningsdorf, das Heu oberhalb Henningsdorf aber

n ‫ܕ݁ܳܐ‬ delle enn

vornåmlich eben dieſem Dorfe, und nåd)ſt demfel.

ante

ben Stolpe, und andern Dörfern. Von den Wies

Derm

fen auf dem Lande , wird es durch Wagen , von den

efen

Wieſen zwiſchen den Armen der Havel aber , ent weder im Sommer mit Kåhnen , oder im Winter , wenn die Havel hinlänglich zugefroren iſt, auch auf Wagen weggeführt. Was davon verkauft wird , kommt nach Berlin . An der Farbe einiger Haufeny: erkannten wir , daß ſie noch vom vorigen Jahre

1

waren .

Die erſte und långſte Brücke führt über

den Hauptſtrom , die zwente über einen Arm der Havel, und dicht an der lekten , liegt das ſchon , Henningse

oft genannte Henningsdorf, das erſte ,welches wir dorf.

im Glien- und Löwenbergiſchen Kreife Es hat wegen der vorhin gerühmten vortrefflichen Wieſen , ſtarke und vortheilhafte Vieh Zucht, ſo daß zuweilen die Ochfen vom Pfluge antrafen . :

weggenommen , und als fett verkauft werden .

Wegen folcher beträchtlichen Rindvieh - Zucht, iſt auch der Dünger håufig , und bloß durch denſelben helfen die Einwohner ihren ſchlechten Deckern fort, fo daß es doch einigermaaßen der Müge werth ift, dieſelben "zu bearbeiten. bearbeiten.

Es fol dieſes Dorf, das

einzige in dieſem Kreiſe ſeyn , welches lauter teine Schaafe hat, und es dürfen auch die Landleute kein

Fråßiges behalten , ſondern , fobald ſie dergleichen entdecken , müſſen fie es wegſchaffen , damit die D 3

Heerbe

1

Schönetvalbe.

54

þeérbe nicht angeſteckt wird. Alle Schafe ſind eina

fchúrige. Das Dorf gehört zum Amt Spandau , ( von welchem es doch durch das bokomſche Amts .

Dorf , Nieder - Neuendorf abgeſchnitten iſt) , und die Kirche deſſelben iſt eine Tochter von der

Beiligenſee Pfarr -Kirche zu Heiligenſee, deren jeßiger Pre diger, Herr Neuland,I mir einen Theil der vor . hergehenden Nachrichten berichtet hat , auch vere

muthlich noch mehr gemeldet haben würde, wenn işn nicht die unleſerliche Schrift meines Briefs unluftig gemacht hätte. Bis an die Havel waren wir gegen Nors - Men 1

ſten gereiſet : als wir Henningsdorf verließen , fuhren wit gegen Weſten , und über einen dürren fandigen Boden .

Auf der rechten Seite bemerkten

wir eine Heerde Schaafe.

Wir kamen bald in

einen dicken Wald , und waren nun auf dem Wege nach Bokow ; allein ungefähr auf der Mitte deſſels ben , als wir über den alten Graben gekommen waren , wandten wir uns davon zur { inken ab , unb

fuhren nach Schone: walõe.

Schönewalde, dahin wir, als wir den Walt hinter uns hatten , auf einem Umwege kamen,

der

Unſere ſich um eine moraftige Wieſe frůmmte. Abſicht ben dieſem Neben -Wege war , in der daſigen Kirche das Denkmal ju fehen , welches der ehemas lige Beſiker des hieſigen adelichen Guts , Otto A

von Roſe , dem Confiftorial - Rath und Probſt in Eöln an der Spree, Johann Guſtav Reina beck, errichtet hat. Diefer vorzügliche Theologe feines Zeit - Alters, den wir als unſern Vater und

Groß- Vater verehren , beſuchte hier 1741 den ſchon genann

Schönetvalde.

55

genannten Obriſten von Roſey , warð krant und ſtarb. Sein Freund ließ nicht nur den erblaßten Leichnam , mit Bewilligung der reinbeckſchen Fa. milie , in ſein Begräbniß - Gewölbe, welches in der Kirche unter dem adelidhen Kirchſtuhl iſt , reken,

ſondern ihm auch dieſem Siß gegenüber , und über siner Kirchenthür, welche ſo eingerichtet worden , daß fie der Eingang zu einem Begräbniß- Gewölbe zu ſeyn ſcheinet, ein ſchönes Denkmal freundſchafte lich errichten .

Die Hauptſache deſſelben , iſt eine

Pyramide von grauen Werf - Steinen , an welcher das medaillenförmige, wohlgetroffene Bruſt- Bild des 'denkwürdigen Manns von weißem Marmor befeſtigt, und unter demſelben auf blauem Grunde,

in vergoldeten lateiniſchen Buchſtaben , folgende

Innſchrift zu leſen iſt: Dem verehrungswürdigen Gedächtniß des vortrefflichen Johann Guſtav

Reinbecks , ' der heiligen Schrift Doctors,

königl. preuß. Couſiſtorial-Raths, beyder sto niginnen Beichtvaters , Probfts und In fpectoris zu Cðln an der Spree, und des Ars

men - Directorii Beyligers, welcher die gött

lichen Rechteder Vernunftund des Glaubens, in ſeinen Predigten-und Schriften , mit glei der Beſcheidenheit und Stärke rettete, und fo lebte,1 als er predigte und ſchrieb : nachdem

derſelbe den 21 Auguſt 1741 , alhier in Schos nenwalde, an einer ihm pldklich zugeſtoßenen

Krankheit, im 59ſten Jahre ſeines Alters der Sterblichkeit entriſſen wurde, und indem er

von hinnen gieng, durch ſeine vollkommene D4

Sed

50

Schonewalde.

Gelaffenheit und Ergebung an Gott, den ſchwerſten aber aud) ſtårkſten Beweis, oon feiner Ueberzeugung im Glauben an Jeſunt Chriſtum , gab , hat dieſes Denkmal wahrer !

Freundſchaft und Liebe aufgerichtet, Otto von +

Roſey. Das Denkmal hat ſich bisher gut erhale Es war ſchon ſo dunkel, daß der Küſter Starde es uns ben dem Schein einer Saterne zeigeti

ten ,

mußte , wir fahen aber zur Rührung des Gemüths genug , und begehrten nicht den Sarg, welcher die Aſche von dem {eichnam einſchließt, auch noch zu fehen. Die vornehmſten Begebenheiten des feliger Mannes ſind bekannt, man weiß auch , daß er vok gwenen Königen, und zwoen Königinnen von Preußen geachtet worden , und wenn unſer Zeit-Alter es ſchon ertragen könnte, ſo ließe ſich das große Vertrauen, 2

welches König Friderich Wilhelm , in ihn gea ſekt hat , durch eine erſtaunliche Probe beſtätigen .

Aber von dem Vertrauen , welches Se, jegtregies rende königliche Majeſtát gleich im Anfang Dero Regierung ihn bezeigten , kann und will ich etwas anführen. Durch Reinbecks mannigfaltige Bee

mühung , war König Friderich Wilhelm am

meiſten überzeuge worden , daß Wolfs Philoſom phie ganz unverdienter Weiſe von Langen angeklagt

war , der König that auch alles , was Er vermogte, um das Perſehen wieder gut zu machen , welches Ec in Seinem bekannten Verbannungs. Befehl vom

Sten November 1723 begangen Katte.

Die gnádia ,

gen Anträge, welche Er dem Philoſophen thun ließ , giengen guten theils durch Reinbecks Hände. All eben



1

Schönewalde.

57

eben denſelben ergieng am rechsten Tage der Regier

rung Königs Friderich des zienten folgender Cabinets - Befehl.

EI

36

„ Würdiger, beſonders lieber getreuer.

1

, habet nochmals an den Regierungs-Rath Wolf m zu ſchreiben , ob er ſich nunmehro nicht ent. uſchließen könne , in meine Dienſte zu gehen ,

21

,, und würde ich ihm alle raiſonnable Conditiones

3

1

accordiren. Ich bin Euer wohl affectionirter , Kónig. Charlottenburg den 6. Jun. 1740.

Als dem Könige dieſer Befehl zur Unterſchrift Seines Namens vorgelegt ward , ſchrieb Er gang

eigenhändig das folgende hinzu : Joh bitte ihn , ſich um den Wolfen Mühe 22

njů geben.

Ein Menſch, der die Wahrheit

w ſucht, und ſie liebet , muß unter aller menſch lichen Geſellſchaft werth gehalten werden , und „ glaube ich , daß er eine Conquete im Sande

22

„ der Wahrheit gemacht hat , wenn er den Wolf nhieher perſuadirt,“

Friderich.

M

4

Dieſe wenigen eigenhåndigen Zeilen des Königs,

bringen Wolfen mihr Ruhm , als Gottſchebs ganze biſtoriſche lobſchrift, ſie gereichen aber auch dem mache ichzurſiebunvergånglichen Könige Ehre, und deswegen erbopp Gelegenheit bekannt.

Di

f

Die Kirche zu Schönewalde, iſt eine Tochter Es wirb Bernach

IN

Der bekowſchen Pfarr - Kirche,

#1

ben Bogow vorkommen , daß 1652 der damalige D5

Patron

Schönewalde.

58 5

Patron der paſigen Mutter - Kirche , rich zu der reformirten Lehre bekannt , auch die Kirche und den Gottesdienſt derſelben gemäß eingerichtet habe.

Daß dieſe Veränderung ſich auch auf die ſchönewal diſche Tochter -Kirche erſtreckt habe , erſiehet man aus der folgenden Fürbitte für die ſchönewaldiſche

Gemeine, welche die Landſtånde 1654 ben dem Chur.

fürſten Friedrich Wilhelm, einlegten.

„ Durchlauchtigſter Churfürſt, Gnädigſter Herr.

32

Eur Churfürſtl. Durchlaucht werden wir mittelſt „ nerbietung unſerer unterthänigſten und treue „ willigſten Dienſte, hierdurch unterthänigſt an » zutreten , daher genotþigt , daß Schulze , Kire „ chen : Vorſteher und Gemeine zu Schönewalde, „ vermittelſt des Benſchluſſes bey uns aniko ein kommen , und ſich faſt höchlich über diejenige

Eingriffe beſchweren , welche Frau Urſula von „ der Groben , Herrn Levin von dem Kneſes „beck reel. Wittibe , unlängſten in der Kirche dafelbſt vorgehen laſſen .,

Weiln uns auch dieſelbe dabey anlangen, ,, an Eur Churfürſtl. Durchlaucht Sie mit uns

» terthänigſter Vorbitte zu vorſchreiben ; Als „ haben wir in einer ſothanen gerechten Sache, „ dieſen Leuten billig gratificiren müſſen , und weil ,, denn nun vermoge der land - Reverſe , ein jeder „ im Lande in der Lutheriſchen Religion nicht foll

geirret, noch in denen bishero üblichen Ritibus » et

10

3

eil

oll

JUS

Schonewalde.

59

,, et Ceremoniis einige Mutation vorgenommen

as werden , Eur Churfürſtl. Durchl. auch Selb . ſten bishero in den Orten , da Sie die Jura Pa

„ tronatus haben , den Unterthanen desfalls keine Aenderung zumuthen taſſen : Als will es uns „ gar unbillig bedůnken , daß die Frau von dem » Kneſebeck folche Aenderunge und Abſchaffunge „ Des Altars in der Kirchen zu Schönewalde » propria autoritate vorgenommen , zumahl da

„ dergleichen Reformation der Kirchen - Gebrauche ,-nicht ad jus Patronatus gehört , des fich denn „ ein Patronus der Kirchen nicht anzumaßen hat,

„ und da noch über dem ſie ſich durch Ihren Res „ vers pflichtbar gemacht, daß ſie die Unterthas „ nen ben Ihrer Religion und Kirchen Ceremo, „ nien allerdings ungefrånket laſſen wollte . » „ Und wenn denn aus der armen Leute

„ Supplicato gnugſam erhellet, wie ſehr ſie hier „ ůber in ihrem Gewiſſen beſtricket, und betrůber

„ werden : ſo gelanget an Eur Churfürſtl. Durchl. „ Unſer unterthänigſtes gehorſamſtes Bitten, dieſelben hierinn ein ſolches Einſehen zu haben, „ und es dahin gnädigſt zu verordnen geruhen , wollten , damit der abgethane Aitar wider in

„ priſtinum ftatum geſeket, die Supplicanten þinführo bey dem Exercitio Lutheranaç „Religionis und denen daben bisher siblich ver bliebenen Kirchen : Gebräuchen und Ceremonien

gelaſſen , und in ihrem Gewiffen ben ihrer Eina „ falt nicht weiter mogen betrůbet und irre gén

macht werden, og » Solo

.

Schönewalde.

60

„ Solches gereichet zur Beförderung der ,, armen Leute Chriſtenthum , es werden dadurch die land Reverſe in ihrem Vigore erhalten , und umb Eur Churfürſtl. Durchl. ſeynd wir ſolche „hierinnen uns bewieſene Churfürſtliche Gnade,

„, die Zeit unſers Lebens in tiefſtem Gehorſam zu „ erkennen und zu bedienen willig , alß

„Eur Churfürſtl. Durchl. Berlin den jo Dec.

Anno 1654.

„unterthänigſte gehorſamſte ,, Anweſende Deputirte, von

„ Prålaten , Grafen , Here » ren , Ritterſchaft und Ståd: „ ten der Chur . und Mark $

„ Brandenburg dieſleits und njenſeits der Oder und Elbe.“ Das Kirchen - Gebäude ift 1737 mohl gebaut und eingerichtet, und fällt inwendig ſehr gut in die Augen.

Alles dieſes hat ſie dem oben gerühmten Otto von Roſey zu danken , welcher das adliche Gut Schönewalde von der Borſtelſchen Familie era kaufte, und es in guten Stand fekte.

1747 kam

es an den Geheimen-Rath von Riffelmann , wel cher es inſonderheit burch angekaufte Wieſen ver beſſert hat. Das Gut hat in allen brey Feldern im Durchſchnitt gerechnet, 7 Wiſpel Ausſaat.

Die Zecker geben den ausgefåeten Roggen nicht leicht mehr als dreyfältig wieder , ſie ſind auch dem

Froft-Schaden felr unterworfen , weil ſie mit Wald

umgeben ſind. Da nun ſeit zehn Jahren zu dem Froſt

Schönemalde. Borow .

61



Froſt-Schaden auch Ueberſchwemmung und Viehſter

0

ben gekommen iſt, fo verſäumet der arm und mutýlos gewordene Sandmann den Ader -Bau, und ſchafft auch

4

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31

1

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nicht fo viel Rind - Vieh an , als wegen des hieſigen guten Wiſen - Wachſes gehalten werden könnte. gehört eine Heerde von 120 Kühen zu dem Guth, und das Stück iſt für 7 bis 8 Thaler verpachtet. Die Schäferen iſt anſehnlich , und kann auf tauſend

Stücke vermehrt werden . Den größten Vortheit bat das Guth von der Holzung , welche bisher in fehr gutem Stande gehalten worden , aus Eicheni und Kien Bäumen beſteht, und viel Bau- und Brenn - Holz liefert. Die Ausfuhr deſſelben nach

Berlin und Hamburg, erleichtert der alte Graben, Graben Der .alte 2

welcher von Oranienburg Herkommt, und ſich in

Haupt-Ram dieſer Gegend mit dem Haupt- Kanal vereinigt. nal. Wenn aber das Waſſer der Havel Hoch ſteigt, und alſo auch jener und dieſer Graben austreten ; ſo ſteht Schönewalbe mit ſeinen Aeckern und Wieſen unter Waffer. So balb unſere Abſicht in der ſchönewaldiſchen

Kirche erreicht war , kehrten wir auf den Weg au. růck , den wir verlaſſen hatten , und kamen Abends

zwiſchen 7 und 8 Uhr ber angenehmen Monda Schein nach

Bóbow , woſelbſt wir vor dem Umt- und Pofta Bogoro,

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Hauſe abſtiegen , weil wir in demſelben übernacha ten zu können hofften. Doch dieſe Hoffnung ſchlug fehl, und wir giengen nach dem Wirthshauſe: als

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20

ich aber den hiefigen neuen Prediger, Herrn Ouvrier,

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beſuchte, drang er fegr freundſchaftlich darauf, daß wit

!

62

BoBow .

wir in fein geräumiges Haus einkehren mögten , uns geachtet ſeine Ehegattinn nicht gegenwärtig war, und wir nahmen endlich ſein gütiges Anerbieten mit

fchuldigem Dank an. · Hier befanden wir uns recht wohl , und die Frau Prédigern fam bald nach un . ſerer Ankunft in ihrem Hauſe aus Spandau zurück.

Auf dem Wege nach dem Wirtlshauſe und in dem

4

felben , erkundigten wir uns bey den Leuten , welche wir antrafen , nach Haushaltungs- und andern Sas Die erſte, chen , und hörten vielerley Klagen. welche wir am wenigſten erwarteten , zu welcher aber der Krug Anlaß gab, betraf das Bier , wel. ches ſie als ſchlecht und ungeſund beſchrieben . Wir erinnerten uns , daß man ehedeſſen das hieſige Bier ſehr gerühmt hatte , und widerſprachen ihnen , fie wiederhohlten aber ihre Klage , und führten zur Urſache der ſchlechten Beſchaffenheit des Biers an , daß Malz und Hopfen ſehr dabey geſpart würden . Sie nennten auch etwas, welches anſtatt des Hopfenis gebraucht werde , mir aber , weil ichs nicht kannte , Das ſchlimmſte iſt, daß die Leute, entfallen iſt. wenn ſie hier Bier trinken wollen , nur basjenige,

welches das hieſige Amt verkauft, gebrauchen důra fen.

Eine andere Klage betraf die zunehmende

Urmuth der Leute. Als Urſachen derſelben führten fie den vielen Vorſpann, den die durchgehende lande 1

fhaße veranlaſſe, den häufigen Froſt -Schaden , der das Getreide betroffen habe , und das oftmalige Viehſterben , an , welche beyde Plagen ſie ſeit gehrt

Jahren ungemein entkräftet hätten . " Wir erfuhren nachher , daß hier die Vieh - Zuche wegen des guten Heues , welches die Bóbower in dem ausgerodetent Bruch

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: Bokow .

63

Bruch an dem alten Graben zwiſchen Bóbow und Spandau gewinnen , beträchtlich ſeyn , oder auf 150 Kühe , und mehr als tauſend Schafe getrieben werden könne, daß aber die Sandleute gegen die

Vieh Zucht mißtrauiſch , und wegen ihrer Armuth zur hinlänglichen Unterhaltung derſelben , unvermo: gend geworben wåren , und nun das Heu zum Vera kauf nach Berlin bråchten. Dem 2cfer - Bau trauten fie auch nicht mehr : denn obgleich die Aecker , weil ſie viel leim haben , den Roggen fünfa fältig wiedergeben würden , wenn man ſie gur beare beitete und diingte , ſo fällt doch dieſe Bedina gung jeßt weg , und die armſeligen Bauern faufen

kleine und ſchwache Pferde, welche mit dem Pfluge auf den leimichten Ueckern , die an Anhöhen liegen , nicht gut fortkommen können . Daher erndten ſie nur das dritte , hod)ſtens das vierte Korn. Auch das Stroh fahren ſie größtentheils nach Berlin, um Geld zu bekommen. Das Dorf liegt in einem

Grundė, und die Zecker und Wieſen ſind der Ueberz ſchwemmung ausgeſeßt, welche das von den Unho Hen ben Marwiß und Vehlefanz herabfließende Waſſer, im Frühjahr verurſacht.

Um dieſelbige

abzuhalten , wenigſtens zu vermindern , hat man auf den bokowſchen Grånz - Anhöhen tiefe Gruben ausgegraben , auch längſt dem Dorfe Graben gezo

gen : die legten aber werden jekt nicht mehr offen gehalten. Hier iſt alſo viel zu verbeſſern. wåre deſto mehr zu beklagen , wenn die eingeriſſenen mannigfaltigen Unordnungen , das Dorf zu Grunde richteten , da es wegen ſeiner Lage und Gegend, durch Acker .: Bau, Vieh . Zucht und andré Nah. rungs.

64

Bozom .

tungsmittel, feinen Wohlſtand hoch treiben könnte, Es hat Heder zu ſechs 'Wiſpel Ausſaat. Ich

erkundigte mich ſchon auf der Fahrt nach BÓBOW , ben unſerm Poſtknecht, nach den Spann- und Hands

Dienſten , welche die Unterthanen auf dem hieſigen Amte leiften müſſen , und erfuhr nachher , daß er dieſelben ganz richtig angegeben habe. Ein Bauer

dient von Johannis bis Michaelis - Tag, modhento lich an drey Tagen mit ſeinem Geſpann, er muß aud) wöchentlich an drey Tagen eine Mago ſchicken , Ein jeder Coßåt dient von Johannis bis Michaelis

Lag, wochentlich an drey Cagen mit zwey Leuten , von Marien bis Johannis an drer Tagen mit einem Boten , und von Michaelis bis Marien an Es find hier 16

zwey Tagen mit einem Boten .

Bauern oder Hüfner , 22 Coßåten , 4 Stellmacher, 1 Schmidt , 3 Schneider , und überhaupt zählt man jeßt 457 Menſchen. Das Amt bekomme an Acker - Pacht von jedem Bayer 4 Scheffel rein

Korn , und 4 Scheffel Hafer, und von jedem Coßå.

ten 34 Megen Korn , und 38 Meßen Hafer, Dem Prediger wird anſtatt des Zehnten , die zoſte muß Mandel auf dem Felde gegeben.. Ein Coßåt mug

auch von ſeiner halben Hufe Land, 3 Thaler 1 Gr. i Pf. Land - Zins , und 21 Groſchen 5 Pf. Hufen - Zins, entrichten , er giebt auch Wieſena 1

Pacht und den Fleiſch - Zehnten. Ein Bauer giebt von ſeinen 2 Hufen eben ſo viel land - Zins , als der

Coßåt, und anſtatt des Hufen - Zinſes follte er noch 4 Scheffel Roggen und 4 Scheffel Hafer liefern . 3

Es beſchwerte fich aber die Gemeine vor einigen Jahren bey dem Könige über dieſe Getreide,lies ferung,

65

Bobow .

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ferung, und es ward feſtgefekt , daß fie anſtatt

fo

berſelben 4 Thaler 16 Gr. entrichten , auch außer: dem jeder Bauer noch 3 Gr. geben ſolle. Es ſcheint

11

nicht, daß die Gemeine von der hieſigen Poſt . Stas 3

그래

Denn der hieſige tion merklichen Nußen håtte. Ober : Amtmann , welcher zugleich Poſtmeiſter ift,

hålt- felbft die für die ordentlichen und außerordents lichen Poſten nöthigen Pferde, daher er auch den Vortheil von denſelben allein hat. Seine Leute vera fichern , baß das oben erwähnte Pacht : Getreideber -Unterthanen , nebſt dem Getreide , welches er von

64

dem Vorwerk Permenit bekommt, für feine Pferde nicht zureiche, ſondern daß er jährlich noch einige Wiſpel kaufen müſſe. Wenn ich alle eingezogene kleine Nachrichten zuſammen nehme, ſo muß ich

1

iat

für gewiß şalten , daß ihm die Poſt überhaupt jähr: lich ungefähr zweytauſend Thaler, und die Ertra. Poſt infonderheit monatlich wenigſtens ſechszig Tida Ter eintrage. Die Amts - Pacht betrugvon Trinitar tis 1740 bis dahin 1741 , nur 4000 Thaler , von Trinitatis 1756 bis dahin 1757 aber 7412 Thaler 6 Gr. 10 Pf. und jekt macht fie 7967 Thaler Gr . ny Pf. aus.

Die Umts.Gebäude ſind gut und an.

Der bozower Amts - Forſt iſt nicht beträchtlich , weil die baaren Gefälle aus demfelbert fehnlich.

len

von Trinitatis 1756 bis dahin 1757 nur zu 936 Tha:

iedt

-Cern 1 Gr. I1 Pf. angeſchlagen waren , doch betrugen fie damals 531 Thaler 20 Gr. 10 Pf. mehr, und jegt

ned ern igen

iſt der Anſchlag derſelben 1034 Thaler 15 Gr. 9 Pf. Er ſoll durch die Nachläßigkeit ehemaliger Forſte

ung

Bedienten in Verfall gerathen feyn , man rühmt

aber die Bemühungen und Veranſtaltungen bes ießle

66

BOLow.

jeßigen Hegemeiſters , det zugleich den Neuendorf, ſchen , Henningsdorfſchen, und Marwißſchen Forſt

unter ſeiner Aufſicht hat, und zu Bdkow wohnt. Die Maftgefälle waren von Trinitatis 1756. bis

dahin 1757 nur zu 150 Thaler angeſchlagen , wiewohl fie damals 199 Thalern 12 Gr. mehr betrugen : jegt iſt ihr Unſchlag 154 Thaler , ungeachtet die Eichen je långer je mehr in dem bókower Amts - Forſi abnehmen,

Dieſes Dorf hieß ehedefſen Kokebandt, und gehörte der Familie von der Gróben , deren Erbs Begräbniß auch noch hier iſt. Werner von der

Groben , verlieh 1611 , ohne des Pfarrers und der Kirchen -Vorſteher Wiſſen, von den Kirchen - Gel.

dern 100 Thaler an Hans von der Gróben : da nun über des legten Vermogen ein Concurs entſtand , erfolgte 1652 das Urtheil , daß die Erben des Wer

ner von der Gröben , der Kirche das Capital mit den Zinſen bezahlen mußten. 1652 hatte die Kirche einen reformirten Patron , und es wurde damals ein

Commiſſions - Receß abgefaßt, in welchern ausges 5

macht warb , daß die Lichter , Cafeln , Attåre und dergleichen abgeſchafft werden ſollten , woben es

auch blieb , wenigſtens war es noch 1669 alſo , doch wollte der damalige lutheriſche Paſtor ſubſtitutus

Zacharias Barth, dem reformirten Patron das Abendmahl nicht reichen , ſondern bat , es ſo einzu . richten , daß er dazu den nächſten reformirten Predis

ger verlangen müſſe. Gottlob ! daß die Prediger bender evangeliſchen Kirchen jegt in verſchiedenen

Gegenden in ſolchen Fällen willfåhriger find.

Der

legte von der Gröben , welcher das Guth Koke bandt,

67

bandt, beſaß,, verkaufte es 1694 an den Churfürs ften Friderich den Dritten , worauf es zu einem Vorwerk des Amts BoBow gemacht wurde. Dieſes Amt ward nachher zertheilt, und Kogebandt warb zu einem beſondern Umt gemacht, zu welchem

die Vorwerke Hohen Schöppingen , Hohen Neuendorf, Pinnow , Perweniz und Klein Neuendorf gelegtwurden . ( Das legte beſikt ſeit einigen Jahren jemand in Erb - Pacht.)

Die

Stadt Bóbow bekam hernach den Namen Drac nienburg, und der Name Bóbow warð dem Dorfe Die Familie von der Kokebandt beygelegt. Gröben hat ſich um das hieſige Küſter - und Schül. h !

3

Bokon.

Amt dadurch verdient gemacht, daß ſie demſelben

12 Scheffel Roggen aus Marwiş, und eben ſo viel aus Dürak gewidmet hat. Von dem Pfarr - Hauſe

habe ich gefunden, daß es 1621 abgebrannt ſen. In welchem Jahr das jekige gebaut ſen ? weiß ich nicht.

Herr Ouvrier,1 der es nun als Prediger

bewohnt, hat das hieſige Predigt - Amt erſt vor wes

nigen Monaten angetreten , und iſt vorher Feld:

x

Prediger bey des Prinzen Heinrich Regiment gewes fen. Er iſt eben derſelbige, deſſen Nachrichten von dem ehemaligen churfürſtlichen Miniſter Grafen

UD

Adam von Schwarzenberg, ich in das 32ſte und

ni

eller

und 33ſte Stick des fünften Jahrgangs meiner wo:

chentlichen Nachrichten aufgenommen habe, ein Mann , der Kenntniß von vielen nůklichen Dingen liebet und beſikt, und ein dienſtfertiger Menſchen freund iſt. Nach ſeiner Erzählung, foll die hieſige Pfarr -Kirche , welche zu der ſpandauer geiſtlichen

Inſpection gehört, größtentheils durch die Wohl. E a

thaa

68 Zuſtand der Pfarr - Kirchezu Bogow . thaten durchreiſender Perſonen in ihren jeßigen Zu. ſtand geſegt ſeyn : jeßt møgten wohl ſolche milde

Beyträge von Durchreiſenden ſchwerlich erlangt werden .

Die Einnahme der Kirche hat von Trie

nitatis 1777 bis dahin 1778 , betragen 84 Chaler 10 Gr.

3

16 6

aus dem Kling -Beutel

21

11

an Pacht für Maulbeer - Blåtter

91 Thaler 23 Gr. Die Ausgabe war 16 Thaler 22 Gr. alſo hatte ſie einen Ueberſchuß von 75 Thalern i Gr. welcher nach Berlin an die Haupt -Caſſe bey dem

churmårfiſchen Amts - Kirchen - Revenuen - Directo. rium, geſendet worden . Seit ihrer Errichtung, hat

die Kirche zu Borow an dieſelbige überliefert 2679 Thaler 16 Gr. 4 PF.

und es ſind þinwieder für fie ausgegeben

1248 Thaler 17 -

alſo hat ſie an der Haupt. Caſſe zu fordern

1430 Thaler 23 Gr. 4 PF.

Hier wird nothig und nůklich fenn , von dieſer Haupt- Caſſe, und alſo auch

von der Geſchichte des churmarkiſchen Amts . Kirchen - Revenuen - Directoriums, .

etwas zu ſagen.

Unter dem gten Fånner 1722 gieng aus dem Conſiſtorium an die Inſpectores der Befehl, vor dem iſten Februar zu berichten , wie viel Kirchen ein jeder unter ſeiner Aufſicht habe , in welchen dem Könige das Patronat. Recht entweder ganz oder zuni Thei

Gefch. d. churm . Amts-Stirch. Rev. Direct 69 Theil zuſtehe? und unter welchem Amt eine jebe belegen fey ? wie hoch fich jeßt die Einfünfte einer jeden beliefen ? und worinn ſie beſtånden ? ob und

was ihnen an Heckern und Wieſen und andern lies genden Gründen eigenthümlich zuſtehe ? wie folche

Grundſtücke jeſt verwaltet würden ? oder auch aus:

+

gethan und verpachtet wären ? ob und wie viel baar

Geld ber jeder Kirche vorhanden ſen ? und wer es verwahre ? und endlich , ob auch Capitalien aus. ſtünden ? bey wem ? unter welcher Sicherheit? und

wie viel Zinſen dafür gegeben würden ? Dieſe Nach... richten liefen ein , und es ergab ſich aus denſelben ,

daß dieſe geſammten Kirchen dazumal 4931 Thaler 18 Gr. 81 Pf. fchuldig waren.

Um liten Jänner 1729 befahl König Friderich Wilhelm dem Conſiſtorium , mit der hieſigen Amts . Kammer zu überlegen , und zu berichten , ob ben den Kirchen , worüber er das Jus patronatus habe,

der Ueberſchuß von den jährlich einkommenden und ihnen zuſtehenden Geldern , gegen genugſame Verſie cherung für einen gewiſſen Zins , zum Beften der Kirchen, ausgethan werden könnten ? Das Confifto. rium und die Amts - Kammer traten alfo in Confer renz mit einander , und beyde Collegia ließen ſich, jenes von den Inſpectoren , dieſes von den Aemtern , die nöthigen Nachrichten von dem Vermogen der Kirchen einſenden , worauf ſię am 15ten May 1722

#

auf der geheimen Raths. Stube abermals eine Con . ferenz hielten , in welcher ſie ſich vorläufig über ges wiſſe Punkte vereinigten . Am 18ten May ſtatteten

11

11 1

bende Collegia. einen gemeinſchaftlichen Bericht an den König ab , in welchem ſie anführten , daß in E3

der

70 Geſch. D. churm . Amts -Kirch. Rev. Direct. der Churmark 512 Kirchen wåren , von welchen der Konig Patron fen , daß das Vermogen derſelben an baarem Gelbe und ausſtehenden Capitalien , nach

26zug der Schulden und inexigibeln Reſte, auf 90000 Thaler betrage, und daß in Vorſchlag ge Fommen fen , dieſe Gelder in eine Caſſe zu bringen, damit ſie deſto leichter ausgethan , beſſer genuket,

und für ihre Sicherheit mehr geſorgt werden könne. Sie bemerkten ferner, daß auf ſolche Weiſe der König viel Koſten erſparen werde, die bisher , außer den Materialien , auf Kirchen - Pfarr- und andere

Gebäude verwandt worden , ja , daß bey guter Vera

waltung des Kirchen -Capitals, daſſelbige noch wohl vermehrt, und den ſchlechtſtehenden Predigern ihre Beſoldung davon verbeſſert werden könne. Alfo wår ihr Rath dieſer:

7 ) Illes baare Geld der königlichen Patronat - Kira dhen in der Churmarf, in eine gemeinſchaftliche Caffe zu bringen , und in derſelben zu verwahren.

2 ) Uus berſelben von den Zinſen und Einkünften einer jeden Kirche ohne Unterſchied zu reichen , 3 ) doch ſolle einer jeben Kirche ihr Capital nach wie · vor eigenthimlich verbleiben , und in der Recha nung als ihr Eigenthum aufgeführt werden . 4 ) Das Werk folle durch 2 Deputirte aus dem Conſiſtorium und der Kammer , unter Direction und Ober - Aufſicht beider Collegien, nach einer

ihnen zu ertheilenden Anweiſung beſorgt werden . Infonderheit ſollten ſie von vorfallenden Bauten und Reparaturen einen richtigen und genauen

Anfchlag machen, alles auf das genaueſte bedin gen,

1

1

11

Geſch. D. churm. Amts -Kirch. Rev. Direcf. 71 gen, und richtige Rechnung darüber führen und ablegen. 5) Es folle ein Secretår und ein Rendant beſtelle

werden ; jener 300 , dieſer 200 Thaler Gehalt haben. 6 ) Die Räthe, welche die Kirchen -Sachen beſorge ten , ſollten ſich ordentlicher Weiſe am Mittee

wodyen Nachmittag auf der Conſiſtorial - Stube verſammlen .

7 ) Sie ſollten dieſe Geſchäfte umſonſt verrichten .

8 ) Die Gehalte des Secretårs und des Rendanten , und alle Koſten zum Bau und zur Ausbeſſes rung der Kirchen und anderer geiſtlichen Gedäude,

ſollten von den Zinjen der Capitalien , und von -Den Einkünften der Kirchen , genommen , die Capitalien aber nie angegriffen , wohl aber durch Erſparung vermehret werden.

9 ) In Unſehung der Bau -Materialien , welche der König bisher gegeben habe, bleibe es ſo , wie es geweſen. 10 ) Könne man die Kirchen - Gelber nicht für 5 pro

Cent Zinſen unterbringen , ſo könnten ſie für 4 pro Cent ſicher ausgethan werden.

Die vom Könige unterſchriebene Reſolution vom 6ten Junius ſagte, daß Er den Vorſchlag geneh mige, doch ſollten die Kirchen die Koſten der Fuh. ren der Materialien , auch von Kalk und Steinen

1

das Fuhr- und Brecher - John, tragen.

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ſtorium und die Kammer ſollten nun eine förmliche

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7

Das Conſis

Verordnung machen , und zur Genehmigung einc fchicken. E 4

Das

72 Directorium der Amts -Kirchen -Revenuen . )

Das Conſiſtorium ſchickte am 24 Junius per Amts -Kammer von dieſer Reſolution eine Abſchrift

zu , und die Kammer ernannte ihre Mitglieder , die

geheimen. Rathe Húnicke und Meyer, zu dieſem Geſchäft, wie ihre Antwort vom 4ten Julius ſagt. Pon Seiten des Confiftoriums, entwarf alles dep Kofrath von Iriping, und außer demſelben waren in der Conferenz die Gebeimen = und Conſiſtorials

Råthe Culemann und Riſſelmann. Die Confes renzward erſt am 26ſten September angeſtellt, und in

Perſelben beſchloſſen, daß das Collegium heißen folle ;

Directorium der Amts - Kirchen - Revenuen. Das Siegel folle renn , ein Adler, und darüber die

Worte : Siegel des Direct, der Amts-Kirchen Revenuen.

Die Verſammlung ſolle vors erſte im

Conſiſtorium ſeyn , und die Caſſe da, wo die Hof. Staats -Caſſe iſt. Den Inſpectoren -rolle ſogleich befohlen werden , den Gelo - Vorrath ben ihren Kira .

chen bereit zu halten , um ihn auf den erſten Befehl einzuſchicken. In der Conferenz vom gten October präſidirte

der Ober - Hof -Marſchall und Staats-Miniſter von e

Pring. Am 29ſten October war wieder eine Cona ferenz, in welcher von den Deputirten beyder Cola

legien , über den Entwurf der Verordnung berath . fchlagt wurde. Die Deputirten der Kammer ering Merten , daß nach 9, 4 , 7 und 14 der Befehl und die Einwilligung des Conſiſtoriums geſucht werden ſolle,

welches das Directium dem Conſiſtorium urterwürfig, zu machen ſchiene Die Deputirten des Confie ftoriums erniederten aber, daß vom Anfang des

Porſchlags ju dieſem Werke an , die gemeinſchafte liche

I

D1

Directorium der Amts-Kirchen-Revenuen. 73: liche Meynung dahin gegangen fer , es folle feinem , Collegium etwas von dem , was es bisher gehabt, entzogen , ſondern dem Directorium die bloße 20 miniſtration , welche das Conſiſtorium bisher nicht,

gehabt, noch haben können , übertragen werden : hingegen, was die Kammer angeführt, habe das Conſiſtorium unſtreitig allein gehabt , es gehöre auch

zu den biſchöflichen Rechten : es .Hoffe alfo das Cons fiftorium , daß man es ihnen ferner laſſen werde, ſo wie der Kammer von ihren Gerechtſamen nichts entzogen werden ſolle. Es ward beſchloſſen , daß

man die Entſcheidung den Herren Präſidenten bender Collegien überlaffen wolle.

Die Kammer ſchlug

zum Verſammlungs - Ort die Hof -Staats - Caſſe vor, weil daſelbſt ohnedieß die Regiſtratur und Caffe, auch licht und warme Stube vorhanden ſen. Das Conſiſtorium ließ ſich dieſes , und daß g. 22 darnach geändert werde, gefallen. Die Beſtallungen des Rendanten und Secretárs, überließ die Kammer

dem Gutfinden des Herrn Ober - Hof-Marſchalls, Dieſer ſchrieb am 12. November an den Herrn von Irwing: es fen an demſelben Tage im Confiſto. çium die Abrede genommen worden , die Kammer

zu erinnern , daß die Verordnung ohne långern Auf ſchub völlig zu. Stande gebracht werden müßte, es ergieng auch am folgenden Tage dieſerwegen ein

Schreiben an die Kammer, welche am 2aſten No: vember antwortete, und die Verordnung, mit einigen

Veränderungen am Rande, zurück ſchickte. Culee mann , Riſſelmann und Irwing urtheilten , man müſſe der Kammer in Anſehung ihrer Veränderuns gen der Sg. 14 , 26 und 27 nachgeben, ſo wie ſie bey E 5

S. 4

74 Directorium der Amts-Kirchen-Revenuen . $9.4 und 7 nachgegeben habe. Die Deputirten beyder Collegien famen alſo amº 4 December zur Vollendung der Verordnung zuſammen , ohne jedoch einig zu werden , denn das Conſiſtorium blieb daben, daß die SS. 14 , 17 und 26 unverändert bleiben muß. ten , und die Kammer erklärte am 14ten December

ſchriftlich aufs neue , daß ſie ben ihren Erinnerungen bleiben müſſe. Endlich gab das Conſiſtorium nach, fchrieb dieſes der Kammer am 23ſten Jänner 1723, und der König beſtåtigte die ihm überreichte Ver ordnung am 1ſten Februar 1723.

Der Beſchluß

berſelben lautet fo : Und wie im übrigen das Amt des Directorii fich über die Adminiſtration der Kirs chen Revenuen und Capitalien nur allein erſtreckt,

alſo wird ſelbiges hingen alles dasjenige , was bisa her zur Cognition und Jurisdiction des Conſiſtorii gehört, und nicht die Direction der Kirchen- Revenuen

angehet, dem Conſiſtorio überlaſſen , und auf feine Weiſe rich anmaßen , Kirchen-Güther ad alios uſus, als wozu ſie gewidmet ſind , zu verwenden , Remiſ ſiones der Pächte zu bewilligen , die Salaria der

geiſtlichen Bedienten zu erhöhen , oder Freyjahre zu accordiren , Beneficia zu vergeben , noch was

ſonſt ad exercitium juris epiſcopalis gehört, als .wel. ches alles nach wie vor , dem Conſiſtorio privative .

verbleibet.

Im Anfange des jekigen 1779ſten Jahrs , fand fich, daß das Directorium ſeit ſeiner Stiftung, von der an die Haupt- Caſſe eingeſandten Ueberſchuß:Gel dern der fåniglichen Amis -Kirchen , und von den

Zinſen der Capitalien derſelben , zu Bäuen , oder wie man hier zu Sande fagt, zu Bauten , 501017 Thas

11

Abreiſe v. Bokom . Wansdorf. Marwią. 75

en

Thaler 16 Gr. 6 Pf. verwendet habe, und daß das

Eur

Vermogen , welches eine gewiſſe Anzahl Kirchen noch beſike, 169676 Thaler 7 Gr. 7 Pf. betrage.

En

$

Herr Prediger Quvrier , und ſeine gefällige Ehegattinn , hatten in der Nacht, welche wir bey ihnen zubrachten , wenig Ruhe, denn wir ſtunden lange vor dem Unbruch des Tages auf, um unſre Reiſe weiter fortzuſeßen , wir kamen aber

am 27ſten September doch niche fo früh fort , als wir wünſchten , weil die Abreiſevolt beſtellten vier Poſt-Pferde ſich etwas fpåt einſtellten , Bóbow.

ſie brachten aber noch zwen andere mit, welche ihnen

Der Herr Ober - Amtmann Cochius zu Hülfe gegeben hatte , damit wir deſto geſchwinder fort: kommen mögten .

Unſern Abzug aus Bóbow

ſtellten wir in Geſellſchaft einer Heerde Schafe an. Die hieſigen Schafe ſind zweyſchürige, und im Durchſchnitt gerechnet , giebt ein Schaf jedesmal Sie ſind insgeſammt Schmeer -Schafe, und wenn auch jemand ein reines

dren viertel Pfund Wolle.

Schaf kauft , ſo wird es doch bald von den übrigen angeſteckt. Jeßt, da die Poſt auf dem Amts -Hauſe zu Bóbow ift , kommen die Poſten aus dem Dorf, 1

auf der Seite wo Wansdorf liegt, heraus ,

wel.

ches Dorf etwas zur infen , aber doch vor uns zu liegen ſchien , als wir aus Bökow kamen , nachher

011

aber zeigte ſichs , daß die Sage deſſelben auf der

54

ANI

Charte richtig ſen. Zur rechten Hand lag uns das Dorf Marwiß. Ich habe in Uuszügen aus alten

14

C's Conſiſtorial-Icten gefunden , daß das Confiftorium

011

1617 dem Prediger zu Mariviß zum Beſcheid gegee

ns

ben

1

76

Weg nach Flatow .

ben habe, er thue Recht daran , wenn er Leute, die 1

in Uneinigkeit mit einander lebten , nicht eher zur Beichte laffe, als bis ſie ſich mit einander verſöhnet þåtten. Heutiges Tages iſt das nicht mehr Recht, ſondern der Prediger muß die Leute erinnern , beleha ren ' und ermahnen , aber ſie nicht von der Beicht

und von dem Abendmahl ausſchließen , ſondern es

ihrem Gewiſſen überlaſſen, ob und wie ſie ſich da. bey einfinden wollen ?

Als wir in die boßower Holzung kamen , ſahen wir auf dem Boden viele Zweige von Fichten -Båve 1

men liegen , welche ungebraucht verderben , auch

allenthalben die Stümpfe von abgehauenen Bäumen, welche nicht ausgerodet waren.

Bald famen wir

in eine Eichen : Holzung, welche bis an den Theer.

Ofen reichte. Bey dieſem erblickten wir die erſten Bienenſtocke , ſo wie jenſeits deſſelben das erſte Wild , nåmlid; ein paar Rehe. Der Wald ward

dinner, und wir fahen Acker : Sand in Gegenden, wo Wald geweſen war , es war auch noch von Hölzung

eingeſchloſſen, ein Anblick, der mir jedesmal, da ich ihn wieder habe, mißfällt.

Wir kamen über,

einen ſchlechten Boden in eine Eichen - Hölzung , die

bis an das Dorf Flatow reichte, zu welchem ſie auch gehört. Nicht weit von eben dieſem Dorfer zeigten ſich ſchon in der Ferne zwey Windmühlen auf einer Anhöhe, welche die Felder der Dorfer Flatom und Tiekow ſcheidet.

Sie ſollen erſt zwiſchen

1740 und 50 erbauet ſeyn , und tragen iſt jährlich 850 Thaler Pacht, welche dem Ober - Mühlen - Jn = fpector zu Oranienburg, unter welchem ſie als Geo 3

Meral: Påchter ſtehen , entrichtet wird : es ſind aber auch,

Dorf Flatow .

77

audy, außer den ſchon genannten Dörfern , nach fünf andere verpflichtet, auf denſelben ihre Getreide mahlen zu laſſen. Von der Höhe, auf welcher dieſe Mühlen ſtehen, kann man zwar die Dörfer Flatow und Tiekow , aber auch keine andere , ſehen , weil

$

die Ausſicht durch den von dort gerade herunterlie.

ty

genden Eubruch, und durch andere Hölzungen, einge.

$

ſchränkt wird.

Das Dorf Flatow , durch welches wir nun fuß. Dorf Flow tow . ren , liegt 5 Meilen von Berlin , 2 von Nauen, a von Oranienburg und eine halbe Meile von Cremmen .

1

>

Das Ufer-Feld, welches zu vemſelben

gehört, beſteht zum Theil aus einem guten Korn Boden, zum Theil aber iſt es ſehr ſandig : doch weil $

die Einwohner keinen Mangel an Dünger haben , und größtentheils den Ucker Bau mit Fleiß treiben ; 2

To erndten 'fie mehr, als andere Sand - Leute , die

beſſere Uecker haben , welche ſie aber nicht ſo bauen, wie ſichs gebührt. Die Wieſen, welche dem Dorfe

zugehören, liegen theils ben Tiekow , theils im havelländiſchen Luch, in der Gegend des Amts

Königshorſt, theils im cremmenſchen Luch. Sie können insgeſammt jährlich nur einmal abge

måhet werden , und wenn dieſes geſchehen iſt, wird das Vieh auf denſelben geweidet.

Die Gemeine

hat auch im " havelländiſchen und cremmenſchen Luche noch andere Weide - Plage, und zugleich mic " dem Dorfe Linum das Recht, in dein vorhin ges

nannten Eubruch , welcher königliche Forſt an ihr

Jen

Feld grånget, ihr Vieh zu treiben . Dieſe legte Weide iſt aber ſeit einigen Jahren , durch die in

OK

demſelben Forſt angelegten ſogenannten Schonungeni, ſehr

78

Dorf Flatow .

fehr eingeſchränkt worden , und ihre Schafe haben

inſonderheit viel dabey verloren . Nichts deſtowenie ger iſt doch die Vieh - Zud;t hieſelbſt gut, hat auch das gehörige Verhältniß zu dem Ucker - Bau , und daher iſt die hieſige Gemeine in einem weit beſſern

Zuſtande, als die Borower. Als vor zwen Jah ren die Vieh . Seuche in der benachbarten Gegenb

heftig wärhete, blieb zwar Flatow von derſelben nicht unangeſteckt, die Veranſtaltungen gegen dies felbe waren aber ſo gut , daß ſie nur 3 Höfe traf, und auch auf dieſen nicht alle Kühe tödtete, wie denn das ganze Dorf nur 12 Stücke verlor. Seits dem glauben die Einwohner nicht mehr , wie vorhin, daß ben ſolchen Seuden alles ſo gehe , wie es das Verhångniß mit ſich bringe , und daß die menſche

lichen klugen Verfügungen, in ſolchen Fällen unnüße wären. Außer dem vorhin ſchon genannten kleinen Eichen - Walde, gehören dem Dorfe noch einige an

dere kleine Hölzungen , unter welchen auch die Fiche ten - Holzung iſt, durch weldie wir nach Linum fuh ren ; es iſt aber das Holz, welches jährlich unter die Gemeine nach der Hufen- Zahl vertheilt wird , für

ſie nicht hinlänglich , ſondern ſie muß ſich noch aus den benachbarten königlichen Forſten Holz kaufen. Das Dorf enthält einen adelichen Hof, von Fachwerk erbaut , einen Pfarr - Hof, ein Küſtere Haus , 25 Bauer-Höfe, den Krug und das Schul zen - Gericht mit darunter begriffen , 14 Coßåten +

Höfe, 19 Tagelöhner - Häuſer, in welchen zum Theil 2 bis 3 Familien wohnen , 4 Hirten - Häuſer , eine

Müller- und eine Schmidts,Wohnung. Zu dem Rit.

]

3

3

Dorf Flatoio

Ritter - Guth , welches ſeit langer Zeit die Familie

von Hake beſigt, gehören 5 hieſige Bauern und und 8 Cußåten. Es hat zwar keinen großen Udece Bau , aber 400 volle Morgen Wieſen -Grund, und kann 100 Kühe und über 1200 Schafe Halten. Der s

Beſiker deſſelben, iſt auch Patron der hieſigen Pfarre

Kirche , und Mit-Patron der Kirche zu Börnicke, auch Mit - Gerichts - Herr über die Stadt Cremmen .

Die hieſige Pfarre iſt ein ſogenanntes Unicum , ges

Hårt unter die geiſtliche Inſpection zu Nauen , hat 2 Hufen Landes , 40 Morgen Wieſen Wachs, und den rauhen Zehnten von den 62 Hufen des Dorfs. Ein hieſiger Bauer gehört jeßt der verwittweten

Frau von Lütke, ehemaligen Beſigerinn der Güther Groß- und Klein -Ziethen. Neunzehn Bauern sind 6 Coßåten ſtehen unter dem königlichen Amte

Vehlefang. Ein jeder hieſiger Bauer hat 2 Hufen Sandes in 3 Feldern , die Hufe zu 12 Scheffel Zusa

ſaat, und 30 Morgen Wieſen -land. Nur 4 Coßår ten beſigen Acer -Jand, von den übrigen hat ein jeder nur ein Haus , einen Garten und eine Wieſe,

um ein Paar Kühe halten zu können . Die Tage löhner dürfen keine Kühe haben.

Der hieſige Prediger, Herr Hübner, ein Mann von guten Einſichten, hat mir, außer andern Nachrichten von dieſem Dorfe, auch dieſes

Verzeichniß der ſeit 31 Jahren hieſelbſt Gebornen, Geſtorbenen und Getrauten

1

7

79

mitgetheilt. #

80 Verz. d. ſeit 31 J.Hieſ. Geb. Geſt. u. Getr.

8

50

7 4

9 3

8 5 7 7

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Geſtorbene. Getrau :

Geborne.

Mannl. / Weibl. Männl. / Weibl. Geſchlechts. Gefchlecots.

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135

103

welche

Der Glien- und Ldivenbergiſche Kreis. 81 welche Summen , ſo klein ſie auch ſind, dennoch die fchon bekannte weiſe göttliche Ordnung in den Vere

þåltniſſen der Perſonen benderlen Geſchlechts gegen einander , und der Sterbenden zu den Lebenden ,

be:

ſtåtigen. , Die vorzüglich große Anzahl der Geſtor. benen in den Jahren 1772 und 1775 , rührt in dieſema von einer damals wüthenden Ruhr , und in jenem

von anſteckenden faulen Fiebern her.

In einigen

andern Jahren , haben die Pocken und Röteln die

ungewöhnlich große Anzahl der Todten verurſacht. Als wir aus Flatow herausgekommen waren , blieb unſer Poſt - Knecht nicht auf dem ordentlichen Wege, ſondern fuhr uns zur linken Hand durch eine kleine Fichten . Holzung , die nach Flatow gehört, und als dieſe hinter uns war, fahen wir keinen Wald

mehr , ſondern lauter Acker - Feld und ſuch. Hier endigt ſich der Glien- und Löwenbergi: Der Glier Löwene fiche Kreis , von welchem id), benm Zusgang aus und bergiſche

demſelben , eine allgemeine Nachricht geben will. Kreit. Er grånzet gegen Morgen an den Nieder- Barnima

ſchen Kreis , von der Havel ben Henningsdorf an , bis jenſeits Oranienburg bey Naſſenheide, 1

fo daß die Havel zwiſchen benden Kreiſen die Gränze macht.

Von da an ſtoßt er an die Ukermark bis

Zehdenick,j und hierauf ſchwenkt ſich die Grånze gegen Abend durch den Ruppinſchen Kreis bery Ribbeck nach Badingen :, låuft neben dem Rupe

pinſchen Kreiſe weg , bey dem Vorwerk Håſen, bey den ſogenannten Cleviſchen Häuſern , und bis Linde. Von hieraus geher ſie etwas linker Hand nach Eremmen , auf der rechten Hand aber an dem $

Havel

82 Der Glien- und Ldivenbergiſche Kreiß,

Havellandiſchen Kreiſe und dem dazu gehörigen Låndchen Bellin weg, bis an das Ende des Haupt.

Kanals , welcher dieſen Kreis von dem Havelån diſchen trennt.

An demſelben läuft ſie nun fort

bis Nieder - Neuendorf an der Havel, und an dieſer Hinauf bis Henningsdorf. Die Långe des Kreiſes betråge 7 Meilen , in einigen Gegenden iſt er 2 Meilen breit, in der Gegend von Zehdenick aber keine Viertelmeile. Er beſtehet zwar aus dem

Glienſchen und Löwenbergiſchen Streiſe, von

1

welchen jener die Stadt Eremmen , 20 Dörfer und 6 Vorwerke, dieſer aber 9 Dörfer eine Colonie,

in

das Hohebruch genannt, von 18 Stellen , und 10 Vorwerke begreift : allein beyde ſind vereinigt, haben alſo auch nur einen Sano-Rath und einen Kreis . Einnehmer. Die Kreis - Caſſe iſt in der Mediat. Stadt Cremmen .

Die Dörfer und Vorwerke dieſes Kreiſes , find entweder ganz königlich , oder ganz abelid ), oder zum

Theil königlich, und zum Theil ádelich.

Die Dôr.

fer und Vorwerke, welche der König ganz beſigt, und

ſein Untheil an den übrigen Dörfern des Kreiſes, gehören meiſtens zu den hieſigen Hemtern Bóbow , Vehlefanz und Badingen ; doch einige gehören auch zu den außer dem Kreiſe befindlichen Hemtern

Spandau , Königshorſt, Friedrichsthal und Oranienburg , ſo wie hingegen Dörfer und Vora

werke des Nieder- Barnimſchen, ukermårfiſchen

und Ruppinſchen Kreiſes , unter den genannten

1

3 Hemtern des Glien- und Löwenbergiſchen Kirei fes ſtehen. Dieſer Unterſchied unter den Gränzen +

der Kreiſe und der Aemter, macht die politiſche Geo. gras

Der Glients unbLowenbergiſche Kreis. 83 graphie der Mark Brandenburg ſehr ſchwer. Wenn einmal eine gute Sandcharte von derſelben wird

an das Licht treten dürfen , ſo wird ihre rirethodiſche Flumination große Schwierigkeiten finden.

7

Wird

fie nach den Kreifen abgetheilt, welches unumgånge

$

lich nöthig iſt, ſo fann die auch ſehr nükliche 26.

t

theilung in immittelbare Städte , fönigliche Aemter,

f

sund adeliche Diſtricte und Derter, auf eben derſelben

n

Charte nicht angebracht werden .

1

in einem folchen Fall rathen , daß man die Charte auf zweyerley Weiſe abtheilte und illuminirte, eine mal nach den Kreiſen , und einmal nach den immee diaten Städten , königlichen Plemtern und adelichen

Ich würde daher



70

36

16:

Dertern , daß man auch die Derter, in welchen der Konig zugleich mit dem Adel unmittelbare Unteţtha.

le

nen hat , durch ein beſonderes Zeichen von den übris

28

gen unterſchiede. Wer wollte nicht gern um dieſer zmenfachen erheblichen Abfidit willen , die Charte zweymal kaufen ! Auf den Glien : und Löwenbera

um

oire

>

giſchen Kreis wieder zu kommen , fo gehören

ind

res,

I. zu 'bem königlichen Amt Bürow , an Dorx Königlich

310, Gren

Amt Boda fern und Vorwerken dieſes Kreiſes, Bogow Bom .

stern

ausgethan : iſt, Nieder - Neuendorf mit einem

und

Vorwerk , welches auf Erb- Pacht ausgethan ift,

Bor's

Perweniz , mit einem Vorwerk welches aufZeite Pacht ausgethan ift, Pinnow mit einem Vors

chert

anten ret:

Snjen Glos gras

mit einem Vorwerk , welches auf Zeit: Pacht

werk gleicher Art, Velten und Wansdorf, welche nur zum Theil Føniglich ſind. Was dem Könige dieſes Amt eintrage , iſt oben bey BS. Die Kirche zu Bow ſchon gemeldet worden . fa Pins

84 Der Glien- und Lowenbergiſche Streis . Pinnow ift heutiges Tages eine Tochter von der Mutter -Kirche zu Birkenwerder im Nieders

Barnimſchen Kreiſe; im vorigen Jahrhundert aber, als 1618 , iſt ſie von dem Prediger zu Heic atligenſee beſorgt worden . Ich weiß nicht, ob zu Velten (welches eigentlich Velthem heißt,) der Kirchen- und Pfarr - Bauer ,, welcher beyden gewiſſe Abgaben zu entrichten hat, noch jekt eben

fo , wie im 17ten Jahrhundert, ( 1647 ) der hei

lige Mamm heißt ? Wie leicht kam man doch ehedeffen zu: dem Titul der Heiligkeit! aber jest verlangt ihn auch niemand mehr . Solche heia lige Männer gab es unter den Bauern an meh reren Orten .

Königl. 2. Zu dem königlichen Amt Vehlefanz, an Ders Amt Beh

tern dieſes Kreiſes,

lefanz.

1.) zwey Drittel von der Mediat - Stadt Ereinnien. Dieſe kleine Stadt hat 1778

gehabe, 318 Männern, 443 Frauen , 295 1

Söhne, 293 Töchter, 19 Geſellen, 25 Knechte und Diener, 19 Jungen, 60 Mågde, zuſam. men 1472 Menſchen , unter welchen 4 Juden waren : I ganz ſteinernes Haus , 276 andere

Häuſer, (von welchen in demſelben Jahr 3 ausgebeffert waren ,) 1 Kirche, 84 Scheunen, 3 Mühlen , 1 Ziegel - Brenneren, 2 Schenk. Krüge. Sie hatte verbraucht 72 Wiſpel 12 Scheffel Malz, 58 Wiſpel und i Scheffel

Brantewein - Schrot. $

In ihren Schenk

Krågen waren verzapft, 90 Tonnen Bier, und 320 Quart Branterein.

felbft 11 Brau . Stellen ,

Es waren da:

38 Brantemein

$

Blaſen

3

7

Kidnigl. Amt Vehlefang:

85

Blaſen , 112 offentliche und beſondere Bryn nen , 2 metallene und 197 hölzerne Sprüßen, 156 Feuer - Leitern , 137 Eimer , 13 Hafen ,

19.Waſſer -Kufen , ferner , 226 Pferde, 8 Bul. len und Ochſen , 383 Kühe , 39 Stück Jung. Vieh , 42 Melf . Schafe , 592 Hämmel und Güfte : Vieh , 250 Schweine. 1

Die Ausſaat

Hatte betragen , 3 Wiſpel Weißen , 34 Wiſpel 21 Scheffel Roggen , 31 Wiſpel Gerſte, 7?

Wiſpel 18 Scheffel Hafer, 8 Scheffel Hülſen . Früchte. 1779 ſind hier 1530 Menſchen geweſen . Es iſt hier ein königliches Amts - Vorwerk;

und dieſes iſt auf Zeit-Pacht ausgethan. Ich könnte manches von den ehemaligen beyden hieſigen lutheriſchen Pfarr - Kirchen zu St. Nicolai und St. Jacob , deren jede ihren eigenen Pfarrer, und der bey der lekten alle .

Rechte eines Pfarrers hatte , erzählen , es mögte aber für zu wenige Leſer angenehm ſeyn. Doch dieſes werden alle gern leſen , daß das Conſiſtorium 1684 verordnet habe , ben dem

Abendmal folle der Pfarrer der Frauen ,

welche die großen Müten tragen , den Kelch in die Hand geben . a ) Unterthanen in folgenden Dörfern , an wele

chen auch Edelleute Theil haben , Börnicke, Flatow , Grünefeld, Staffelde, Tiekow , und Vehlefanz, woſelbſt ein königliches Vor. werf iſt.

3) Halb Groß - Zieten , mit einem königlichen Vorwerk. Hier war 1648 auch ein heiliger

Mann, der in ordentlichen Dienſtleiſtungen F 3

nie .

86 Die Kor. Aemt. Vehlefanzund Badingen . niemand, als dem Pfarrer verpflichtet war, allein bey Mårſchen mußte er alles überneh . men, was die andern Einwohner betraf, auch

überhaupt das Nachbar - Recht im Dorfe"mit halten.

Das Vorwerk zu Klein - Zieten .

Das ganze Amt Vehlefany, brachte von Trinitatis 1731 bis dahin 1732 ein, 6027 Tha ter 10 Gr. 2 Pf. trug auch 1770 Thaler Forft- und 640 Thaler Maft - Gefälle.

Von

Trinitatis 1739 bis dahin 1742 , betrugen die Umts - Gefälle jährlich 7358 Thaler 11 Gr.

4 Pf. von Trinitatis 1742 bis dahin 1743 aber nur 7139 Thaler 23 Gr. 4 Pf. Von Trinitatis 1756 bis dahin 1757 , machten die Amts - Gefälle aus 7578 Thaler 21 Gr. 7 Pf. die Forſt - Gefälle 2088 Thaler 21 Gr. 1 Pf. und die Maſt -Gefälle 920 Thaler 18 Gr. 2 Pf. Von Trinitatis 1779 bis dahin 1780 beftehen

die Umts -Gefälle in 8260 Thalern 22 Gr. 6 Pf. die Forft - Gefälle find zu 2809 Thaa lern 6 Gr. 3 Pf. und die Maft - Gefälle zu 850 Chalern angeſchlagen. 3

Königl. amt Bas dingen.

.

3. Zu dem königlichen Amt Badingen , an Der: tern dieſes Kreiſes, Badingen, Dorf und Vor werk, Miltenberg, Dorf und Vorwerk, Zabels

dorf, ein Dorf, und Oſterne, ein Vorwerk, welches eben ſo, wie die vorher genannten Vore werfe , auf Zeit - Pacht ausgethan iſt. Das ganze Amt Badingen , trug von Trinitatis 1731 bis dahin 1732 , an Amts - Gefåla

8898 Thaler ia Gr. II Pf. an Forſt - Gefällen 813

87 Königl. AntBadingen. 813 Thaler 5 Gr. 3 Pf. und an Maſt. Gefällen

360 Thaler , von Trinitatis 1739 bis dahin 1743

an Amts-Gefällen jährlid) nur 3862 Thaler 6 Gr. 10 Pf. von Trinitatis 1756 bis dahin 1757 aber & betrugen die Amts . Gefälle 9282 Thaler 14 Gr. u Pf. die forft. Gefälle 4349 Thaler 8 Gr. 3 Pf. und die Maſt - Gefälle 496 Thaler 5

10 Gr. i Pf.

f. Zu dem königlichen Umte Spandau, gehört das Die übris

Dorf Henningsdorf, von welchem oben Nach- gen Dörfer. 2

( richt vorkommt.

5. Zu dem königlichen Amte Oranienburg , das

Dorf Quaden - Germendorf , der fånigliche Antheil an dem Dorf Marwiß , mit dem daſi

gen Vorwerk, das Dorf Pauſin und Bå renklau .

6. Zu dem königlichen Umte Königshorſt, das Dorf Paarent. Uuch hier war ehedefſen ein

heiliger Mann, welcher der Kirche gehörte. 8:

Das Conſiſtorium verordnete 1625 , daß wenn der Hof deſſelben erledigt werde , der Patron , der Pfarrer und der Vorſteher, gemeinſchaftlich einen neuen annehmen ſollten . Die Patronen und •

Gerichts - Herren Follten keine Dienſte von ihm verlangen , noch an den Pächten , Dienſten und

-anberm, ſo der Heilige Mann der Kirche zu leiſten ſchuldig fen , der Kirche Eintrag thun. Er ſolle aber den Gerichts -Herren , gleich den andern Un. terthanen , Gehorſam leiſten . Eben dieſer Con. fiftorial - Beſcheid enthält, daß dem Pfarrer frey

ſtehe, ob er zu einem Hochzeit-Mahl gehen wolle, oder nicht ? wolle er nicht hingehen , ſo müſſe er F4

mic

88

Adeliche Dörfer dieſes Streiſes.

mit dem was ihm von der Hochzeit geſchickt : werde, verlieb nehmen. Ein Dehmchen Bier

dürfe ihm nicht geliefert werden . 7. Zu dem königlichen Umte Friedrichsthal, der königliche Antheil an dem Dorfe Beeß , das

Dorf Sommerfeld, und die Colonie das Hoa hebruch. Das Adeliche in dieſem Kreiſe beſteht

1. in einem Drittel der Stadt Cremmen. 3. In folgenden ganz adelichen Dörfern.

1 ) Eichſtädt. Hier verklagte der Pfarrer 1629 mit den Küſter bey dem Conſiſtorium , welches enta

ſchied , daß er dem Küſter und deſſelben Frau , die ihm in der Erndte geholfen hatten , außer dem Eſſen und Trinken , jenem für den Tag

3 Gr, und dieſer 2 Gr. geben ſolle. Solche Anmerkungen von dein Cage - Lohn , fing núglich . 2

a ) Grüneberg.

3 ) Löwenberg, Leuenberg . Es iſt ſchon in einer der vorläufigen Abhandlungen zu meiner Topographie der Mark Brandenburg, anges führt worden , es vermuthe der große Kenner ber mårkiſchen Landes -Sachen , Herr Ober.

Conſiſtorial-Präſident und Domherr von der Hagen , daß dieſer noch mit Fenntlichen Ueberbleibſeln von Wallen und Graben ver:

fehene Drt , ehedeſſen eine kleine Stadt gewes fen ſen. Eben derſelbige hat nachher dieſe 1

Muthmaßung zur Gewißheit gebracht, indem Er mir gemeldet , daß dieſer Ort in der Ur: kunde von dem Tauſch , der 1276 zwiſchen dem Marf.

Adeliche Dörfer dieſes Kreiſes.

89

Markgrafen von Brandenburg und Biſchof zu Brandenburg getroffen worden , oppidum

Lewenberg genannt werde, ( f. Senj Stifts Hiſtorie von Brandenburg S. 73 ), daß dieſe Urkunde nebſt noch einer andern , in wel. cher gleiche Benennung des Orts vorkomme, in dem königlichen Archiv ſeyn ſolle , und daß auch in dem Land Buch von der Mark Brans

denburg, welches Kaiſer Karl der Vierte hat aufnehmen laſſen , Löwenberg als caſtrum et oppidum vorkomme.

Schönewalde, welches oben beſchrieben iſt. 5 ) Schwante.

6 ) Deſchendorf.

-3 . In folgenden zum Theil adelichen Dörfern . Beek. Hier hatte der gute Pfarrer, Joachim Adami, 1648 in ſeinem Pfarr - Hauſe kein Studier -Stüblein, und hielt ſich daher, wenn

er ſtudieren wollte, in dem Häuslein auf, wele ches 16 Jahr vorher zur Schulmeiſteren erbauet war. Das Conſiſtorium gab in dem benanna ten Jahr den Beſcheid , es müſſe zwar das eben angeführte Häuslein zum Schulhauſe beſtimmt bleiben , doch rey der Pfarrer nicht fdyuldig, es eher zu råumen , als bis ihm in dem Pfarr -Haufe ein Studier - Stüblein an gerichtet worden, ſey : und könne er beweiſen , daß er zur Erbauung des Hausleins von dem Seinen was hergeſchoſſen habe , ſo folle wegen s

deſſelben Wiedererſtattung das nöthige ver : ordnet werden.

3) Bergsdorf F 5 1

3 ) Bor:

1

90

Königl. Amt Friedrichsthal. 3 ) Börnicke.

4 ) Flatow , welches oben beſchrieben iff. 5 ) Grünefelde.

Das Confiftorium erkannte

1630 , daß der halbe Theil am jure Patronatus ben der hieſigen Kirche, dem Nic. von Redern

zu Schwante gehöre. 6 ) Marwis.

7 ) Staffelde. 8 ) Tiekow . Hier war 1676 ein Pfarret , der von den Umts - Mahlzeiten , welche er genoß, 1

4

3

das Bier mit Eimern wegtragen ließ, welches ihm von dem Conſiſtorium verboten warb, weil es genug ren , daß er mit den Leuten effe uno trinke. 1:

9 ) Velten. Vermöge der Matrikel von 1600, hat der Pfarrer zu Marwik hier zwen Pfarr-. Hufen .

1680 meynte der Pfarrer , daß ein

gewiſſer Bauer dieſelben im

Beſik Haber

nachher aber kam heraus , daß Florentine von

Huwald , Wittwe von der Lütke, dieſelben befize , und es entſtand darüber ein Proceß. 1686 warb erfarnt, daß ſie dieſelben nicht allein abtreten , ſondern auch vom Anfang des Proceſſes an , die Nugung derſelben nebſt den

Proceß-Koſten , an den Pfarrer bezahlen ſolle. Es kam zum Vergleich , und ſie gab für den

Genuß und die Koſten hundert Thaler.

10 ) Vehlefanz. II ) Wansdorf. 13 12 ) Groß : Zieten.

Die hieſige Kirche iſt

eine Tochter von der Kirche zu Staffelde. Das aceliche Guth und Antheil an dem Dorf, gehörte

ľ

Die adelichen Dörfer dieſes Kreiſeb.gr gehörte ehedeflen der Familie von der Lütfe.

Marcus von der Lütfe , welcher 1671 Obriſt, und 1680 General - Major war , traf 1650

mit dem Pfarrer zu Staffelde einen Tauſch

wegen des Pfarr . Hofes zu Groß - Zieten, und der dazu gehörigen 3 Hufen , für welche $

er ihm einen wüften Bauerhof zu Staffelde mit 2 Hufen?

. · Das Conſiſtorium bez ſtåtigte dieſen Vertrag in demſelben Jahr ; weil .

aber der General den wüſten Vauer - Hof ben

dem Kreiſe nicht frey von Contribution, Schoß und andern Ubgaben machte, und dieſelben nicht auf den Pfarr - Hofzu Groß - Zieten ver

legen ließ : fo verordnete das Conſiſtorium 1680, daß dieſes geſchehen , widrigenfalls aber der Tauſch aufgehoben werden, und der Pfare

rer dem Pfarr - Hof zu Groß - Zieten wieder annehmen ſolle.

13 ) Klein - Zieten . Dieſes Dorf gehörte im 17ten Jahrhundert auch dem Marcus von der

Lütke. Die hieſige Kirche iſt eine Tochter der Kirche zu Schwante. Das Conſiſtorium bewilligte 1652 , daß fie von der Kirche zu Schwante getrennet würde, wenn der Patron

dem Pfarrer den Betrag des Verluſtes erſeke, welchen er dadurch leide : thue er das nicht, ſo fotle Klein - Zieten fernerhin ein Filial von

Schwante ſeyn, und das iſt es auch geblieben.

Die jeßigen Beſiger der adelichen Güther dieſes Kreiſes, ſind nach alphabetiſcher Ordnung folgende:

1 ) Jo

1

92 Befiger der adelichen Gütherdieſes Streiſes. a ) Johann Heinrich und Earl. Samuel von Bredow , welche zu { owenberg wohnen, beſigen Löwen-: die adelichen Güther Hoppenrade berg, und die zu denſelben gehörenden Vorwerke

Sterkow , Schleuen, Neuendorf und Neuhof, nebſt denDörfern Grüneberg und Teſchendorf. 2) Carl Friderich von Hacke, welcher als Ober. Lieutenant aus den Kriegs - Dienſten gegangen iſt,

beſigt und bewohnt das adelicheGuth zu Flatow , hat auch Unterthanen zu Tiekow und Börnicke, und Theil an den Geſammt- Gerichten zu Crem :

Er hat zwen Söhne Carl Friderich und Friderich Wilhelm.

men.

3) Ludewig Caſimir Freyherr von Hertefeld, Königl, Kammerherr, welcher zu Boklar im Herzogthum Cleve wohnt , befißt das adeliche

Guth Liebenberg , und was davon abhångt.

Sein Sohn Friderich Leopold Freyherr von Hertefeld ; wohnt bey ihm. 4 ) George von Kaßler, ehemaliger Major in fö. niglichen Dienſten , beſigt und bewohnt ein adeli. >

ches Guth zu Eichſtädt, und hat einen Sohn, Namens Andreas George von Kabler.

5) Der Umtinann Albrecht Ephraim Limmer,þar

und bewohnt auch ein adeliches Guth.zu Eichſtädt. 6) Ehrenreich Chriſtoph Sigismund von Re dern, land- Rath des Glien- und Löwenbergiſchen Kreiſes, beſikt die adelichen Güther zu Bans:

dorf und Beek, hat auch Unterthanen zu Löwen 1

berg, wohnt zu Wansdorf, und hat die benden

Söhne

Beſiger der adelichen Güther dieſes Kreiſes. 93 Söhne Erasmus Friderich Wilhelm Ludewig und Joachim Wilhelm David Sigismund. Ich habe der Güte des Herrn Sand - Raths von Redern , unterſchiedene Nachrichten von dieſem

Kreiſe zu verdanken .

7 ) Friderich Graf von Redern , königl. Kam . merherr , beſikt das adeliche Guth und Dorf

Staffelde, hat auch Theil an den Geſammt-Ge.

richten zu Cremmen und Unterthanen daſelbſt, imgleichen zu Grünefeld , Börnicke, Tiekow und Martviz.

8 ) Matthias Friderich von Redern, beſigt und

bewohnt das adeliche Guth und Dorf Schwante, hat auch Unterthanen zu Grünefeld, Tiegow ,

Vehlefanz, Eichſtädt und Marwią. 9) Der vor einiger Zeit verſtorbene Conrad Lude

wig von Riffelmann, welchem das adeliche Guth und DorfSchönewalde gehörte, hat einen

Sohn Namens Friderich Conrad Daniel vont Riſſelmann, hinterlaſſen. 10) Ein Graf von Schlippenbach , beſißt die 1

adelichen Güter Groß- und Klein - Zieten, hat auch Antheil an den Geſammt-Gerichten zu Creme

men , und Unterthanen zu Börnicke, Tiekon

und Veblefanz, uno wohnt zu Groß - Zieten. z1 ) Der Amtmann Joachim Schulz, hat ein Rita ter : Guth zu Crenmmen , und wegen deſſelben; Antheil an den daſigen Geſamt - Gerichten , es

ſteht aber jeßt unter Adminiſtrarton,

7

Man

94 Allgemeine Nachricht von demplatten Lande Man Gat im Glien : und Löwenbergiſchen Kreiſe gezáhlet.

1779

1778.

Befiker adelicher Güter , wela

che wirklich auf den Gütern wohnen General- Pächter oder Beamte Verwalter und Unter - Pächter

9

4 27

Forſter Forſt. und Jago Bes diente

25

Prediger Küfter und Schulmeiſter Fren- und Lehn -Schulzen

20

34

3

Ganje Bauern

Halbe Bauern Coßåten Büdner

Hausleute oder Einlieger Krüger

2

38 437

433

84 240

77 231

119

I 21

608

Hopfen-, und Kreis . Gårtner

2

Gartner

7

3

Hirten Seinweber Müller

Schmiede

Schuſter Schäfer

Tiſchler

98 41 8 7. 15 27

10

m

Rademacher Schneider

22

a

Botticher Fiſcher

751

8

2

46 1

1901

Theere

des Glien - und çowenbergiſchen Streifeß. 93 1778

1779,

Uebertrag 1901 Theerbrenner Ziegelſtreicher

5

Zimmerleute

4

Weiber

2421

Wittwen , welche Höfen vorſtehen, 22 673 Große Söhne Große Tochter

554

Söhne unter 10 Jahren

1364

Töchter unter 10 Jahren

1334 599 179

Knechte

Dienſt - Jungen

718 Dienſtmågde Menſchen überhaupt 9775

10272

Die neueſte Summe beſteht aus 5126 månnlichen und 5146 weiblichen Kopfen . Bon angeſeſſenen Unterthanen ſtand 1778 nur

1 wirklicy in Soldaten - Dienft und Lohn, 10 Unters thanen Söhnedientenals Soldaten, und 2582 Söhne und Knechte waren eingeſchrieben .

Die Anzahl aller Feuer- Stellen des Kreiſes betrug 1237, der Ziegeleyen waren 3 , der Theer.

Ofen 6, der Pferde auf den königl. Aemtern und auf den Ritter - Gůthern 317 , ben den Unterthanen aber 3391 , der Bullen und Ochſen 1472 , der Kühe 5729,

an Jung- Vieh 927 Stücke, der Melk -Schafe12839, der Håmmel und des Gåſte Viehes 16110, dec Schweine 4126.

Der freyen Ritter -Hufen , find 3084. Von S

diefen , von den Hufen der königlichen Aemter und

Vorwerke, und der Prediger, wird keine Contribus tion

56 Abgab.d. Glien-u. Lowenbergiſchen Kreiſes. cion erlegt. Der Hufen der Unterthanen, von wels

chen Contribution gegeben wird, find 1157. Diere Contribution iſt nach der Ausſaat anges legt, und es werden jährlich bezahlt von 1 Scheffel Roggen : Uusfaat

8 Gr.

von 1 Scheffel Gerſte von 1 Scheffel Hafer

C

5

Die Coßåten ſind in 3 Klaſſen abgetheilt: die erſte Klaſſe giebt

1 Thlr. 12 Gr.

die zweyte 12 Gr.

die dritte

Die Bidner welche auf contribuirendem Grunde

wohnen, und die Tagetdhner oder Einlieger, geben 1 Thlr. jeder jährlich 3 ein Schäfer giebt 12 Gr.

ein Kuh - Hirte ein Pferde-Hirte

3

Il

.. ein Schäfer - Knecht

12 12

ein Schweine - Hirte

11

ein Wohn -Schmied

ein Lauf-Schmied von der zweyten

2

bis

3

6 I2

von der dritten

3

12

von der vierten

4

I2

11

ein Braukrug von dererſten Klaffe 2 -

Die geſammte Contribution hat 1778 betragen 5273 Thaler 2 Gr. 8 Pf. i

Die Mediat: Stadt Cremmen, entrichtet an feſtgeſekter Contribution von 41 Hufen , auf derent jede 12 Scheffel Roggen , , Scheffel Gerſte und

5 Scheffel Safer kornmen , nach den oben von ben Bauern

7

Contr. Cað. Geld,Schoß, Met : Ktorii-Geld. 97 Bauern oder Hufnern angeführten Sågen. Sie bezahlt auch für 6 Fiſcher und Koßåten der dritten

Klaffe, imgleichen für ihre Hirten, nach den oben anges fülrten Sågen . An nicht feſtgefekter Contribution, von welcher alle Jahr die Anlage gemacht werden muß,

entrichtet ſie für jeden Giebel , welcher als & Hufe gerechnet wird, für jedes Handwerk als eine

halbe Hufe

1

4 Thlr, 21 Gr. 9 Pf 3

6

6

3

6 -

6

für jeden Brauer als eine

halbe Hufe

3

für jeden Hausmann oder Einlieger, wie im ganzen I Kreiſe gewohnlich iſt, Die geſammte Contribution der Stadt , kann

man rechnen auf 146 Thaler 11 Gr. Das Cavallerie - Geld , wird nach der Ausſaat bezahlt , und es werden für jeden Scheffel, es fey Roggen , oder Gerſte , oder Hafer, jährlich 3 ,Gr. entrichtet. Die Stadt Cremmen giebt nichts dazu. Es hat 1778 betragen 2544 Thaler 12 Gr. 3 PF.

Das Kriegs-Fuhren-Geld, wird aus derKreis, Kaſſe bezahlt, und bey der Marſch -Moleſtien -Kaſſe

mit fåmmtlichen Provinzen und Kreifen der Chur mark jährlich zu Johannis nach der Quotiſations: Rechnung angelegt.

Das Mek -Korn -Geld, welches gemeiniglich das Kopf - Geld genannt wird , hat keinen gewiſſen Sak. Ein jedes Dorf bringt das ſeinige , an den meiſten Orten nach der Anzahl der Köpfe, auf, die obrigkeitlichen Perſonen , Prediger und Küſter aber ſind davon ausgenommen. 1778 betrug es 130 Thlr. 11 Gr, .

Tra

98 Schoß. Quit. Gr.Cavall. Verpflegung 2c. In Unſehung des Schoſſes, ſind die Hufen in 3 Klaſſen getheilt , die erſte giebt jährlich 6 Gr. die mente 8 Gr. die dritte 10 Gr.

Ein Bauer - Giebel

giebt 12 Gr. ein Coßåt , er ren von welcher Klaſſe er wolle, 12 Gr. ein Wohns Schmið 18 Gr. ein Lauf -Schmid 9 Gr. ein Budner oder Hausmann, 2

der Contribution entrichtet, 9 Gr. ein Schäfer 1 Thlr. 12 Gr. ein Schäfer - Knecht, wenn er Schafe hat, 6 Gr. ein Kuh - Hirte 18 Gr. ein Schwein- und

Pferde-Hirte, wenn er Schafe hat , 6 Gr. und eben ſo viel andereHirten, wenn ſie Schafe haben. Die Stadt Cremmen, giebt für den Schoß überhaupt 101 Thlr.

und für die Fiſcher, wie die Coßåten , 12 Gr. Ueber :

Haupt hat der Schoß 1778 gebracht 999 Thlr. 16 Gr. Den Quitungs-Groſchen, entrichtet jeder Con tribuent jährlich an den Kreis -Einnehmer, und jedes

Dorf bey der Abtragung des Cavallerie- Gelbes 6PF. .

Die Cavallerie: Verpflegung, und die Liefe

rung des Kreiſes , wird jährlich von dem Kriegs Departement beſtimmt.

Das Lehn - Pferde-Geld , wird von den adeli )

chen Gütern und Vorwerken , und von dem Amte Badingen entrichtet; für jene beträgt es 405 Thaler, 13 Gr. 4 Pf. für dieſes 80 Thaler. Im Jalr 1778 , hat der Kreis ausgefået 657

Wiſpel 23 Scheffel 8 Meßen Roggen , 320 Biſpel 17 Scheffel 6 Meßen Gerſte, 296 Wiſpel 22 Scheffel 75 Meßen Hafer , 98 Wiſpel 22 Scheffel 8 Meßen Hülſen.Früchte. Es hat der Kreis faſt durchgehends einen guten Boden zu Roggen , in den meiſten Ges genden kommt auch die Gerſie gut fort , der Hafer

aber nur mittelmäßig. Weil die meiſten Derter guten Wie .

7

7

Ländchen Bellin .

99

Wieſenwachs haben, ſo iſt die Viehzucht beträchtlich, und alſo können die Zecfer auch gut gedůnget werden. Daher vermehrt ſich der Roggen in guten Jahren wohl achtfältig und noch darüber, und die Gerſte wohl zehn bis eilffältig. Die Viehfeuche hat das Kind vieh merklich vermindert, und der dadurch entſtandene

Verluſt, iſt jeßt noch nicht allenthalben erfeßt. Das Infanterie - Regiment von Braun zu Berlin, hat in dieſem Kreiſe ſeinen Canton, das Vors

tverk Neuendorf bey Teſchendorf aber gehört zum Regiment des Prinzen Ferdinand.

Aus dem Glien- und Löwenbergiſchen Kreiſe kamen wir in das

Låndchen Bellin,

Das Lånd .

weldies zu dem Havelländiſchen Kreiſe gehört, und chen Bela lin. ſich von jenem Kreiſe fenntlich unterſchieb. Denn

außer dem Forſt bey Dechtow , weldien man zwiſchen Flatow und Linum von fern zur linken erblickt, ſahen wir vor uns , ſo weit das Auge reichte , lauter ebenes

Feld, zur rechten Hand erblickten wir ein Luch, welches von Cremmen bis Fehrbellin reicht, und zur Linken nahmen wir das ſuch wahr, welches ſich von dem

ehemals ſogenannten großen Havelländiſchen ſuch an, zwiſchen den zum Låndchen Bellin gehörigen Dörfern

Begin , Brunne und Lenzke, und zwiſchen dem Walde Zoken, dber den Rhin , theils nach derTems

niş zu, theils zur Rechten bis nach Fehrbelin Das hier zu Sande gewohnliche Wort Luch), oder Luk , bedeutet eine niedrige, wafferige

erſtreckt.

und möhrige Gegend , die , wenn ſie im Sommer entweder ganz oder zum Theil troden wird , eine

Wieſe iſt , wie denn ſogar in der ruſſiſchen und in andern Mundarten der flawoniſchen Sprache, das

Wort Lugi , oder Lug , oder Luk , von einer Wieſe

gebraucht wird. Auf eine ähnliche Weiſe hat in der

faft ſchwediſchen Sprache Låg, (nach der Ausſprache wie 62

100 Ländchen Belliot. Familie oon Bellin. wie Log .) und in der engliſchen Low , die Bedeu . tung des niedrigen. Von der Natur dieſer Lüche, werbe ich hernach zu reden Gelegenheit haben. Weil ſie den größten Theil des låndchens Bellin umgeben, ſo machen ſie es daburch zu einer Art von Halb - In fel, und die darinn belegenen Derter , ſtehen in Kirch: 1

lichen Sachen unter einer eigenen Jaſpection , gehou

ren auch insgeſammt entweder ganz oder zum Theil zu einem einzigen königlichen Umt. Alſo iſt Grund genug vorhanden , dieſe Gegend ein beſonderes (ånd. chen zu nennen. Dieſes Låndchen hat von 1294 an dem Domkapitel zu Havelberg zugehört, dem es von

den Markgrafen 1294 für 200 Mart Silbers über: laſſen worden. 4

Herr Ober - Conſiſtorial - Präſident von der Hagen , hat mich erinnert, daß die Urkunde davon, in Küſters opuſc. hiſt. brand. illuftr. St. 16 und 17, S. 128 ſtehe ; und aus ſeiner großen Sammlung

von ungedruckten Urkunden , welche das Stift Ha. velberg angehen , noch folgende Nachrichten gezogen . 1

1307 ward zwiſchen dem Markgrafen und dem Bir

fchof von Brandenburg und Havelberg ein Vergleich wegen dieſes Såndchens errichtet. 1372 beſtätigte Markgraf Otto dem Kapitel zu Havelberg unterſchie. dene Gerechtſame in demſelben .

Gegen das Ende

des 15ten Jahrhunderts hatten die Biſchöfe zu Hae velberg noch vieles in dieſem ländchen . Es iſt auch

eine davon benannte Familie vorhanden gerveſen, vor der Behr de reb. mecklenburg. pag.1565 Nachricht giebt , und von welcher ich auch etwas ſagen wilt.

In des Herrn Gerken Cod. dipl. brandenburg. Tom. I. kommt Seite 199 in einer Urkunde von 1260 , Otto von Belin , Seite 146 und 148 in

zwei andern von 1334, Hennite oder Henning von Belin , Seite 83 in einer von 1375 , Engel und Heinrich von Bellin , Seite 84 in einer von

1

Bellinſches Stipendium .

JOY

von 1391, Henning und Hermann von Bellin, vor. Um die Mitte des 17ten Jahrhunderts lebten Bal thaſar, Asmus Ludewig , und Hans Chriſtoph Der erſte , welcher zu Carweſee von Bellin . wohnte, wurde 1659 von dem zweyten und dritten verklagt, daß er ein Stipendium unterdrücke , wel. ches ehedeffen die von Bellin für ibre Familie geſtif. tet håtteil. Er verſicherte aber am ſechsten Sepe tember vor dem Conſiſtorium , daß ob ihm gleich als

Jehns- Folger, von dieſem Stipendium nichts bekannt ſen , fo wolle er doch das geiſtliche Lehn, welches ſein Vater am 18ten April 1617 zugleich mit dem Gut

gekauft habe , mit welchem er auch am gten May 1644 , vermoge des Lehn - Briefs, belehnt worden fer , und in Anſehung deſſen aus den Dörfern Parne

oder Parnim , ( jekt Paren ,) Börnicke, Termo

und Lenze, wenn alle Höfe die es bezahlen müßten , beſegt wåren , und alles völlig einkomme , 2 Wiſpel

23 Scheffel Roggen , und 21 Scheffel Hafer, nebft 16 Hünern , einem TẤaler baaren Geldes , und was irgend der Fleiſch - Zehnte eintragen møgte, gegeben würden , künftig der ſtudierenden Jugend ſeines Ges ſchlechts , zuwenden und ertheilen. Wenn (weil) ole

Beſiker des Guthes Carweſee, welches ſein Vater fåuflich an ſich gebracht habe, dieſes Stipendium geſtiftet håtten , fo follten feine Nachkommen es vor andern ħaben . Bisher Håtte er davon ſeinen Söh.

nent beſondere Lehrmeiſter gehalten, und fünftig wolle er es zuderſelbenUnterhalt auf derUniverſität anwen ,

den. - Wenn ſie es nicht mehr gebrauchten , ſo wolle er als beſtändiger Ertheiler, daſſelbige wohl einem ſeis

ner Bettern , der ſeine Studia auf einer Univerſitat G 3

forts

102

BellimſchesStipendium .

fortzuſeken fähig ſey , ja in Ermangelung eines ſolchen; auch Prediger - Kindern und andern ihm anſtändigen

1

Perſonen, ertheilen. Und ob er es gleich jekt für ſeine

Söhne gebrauche, ſo folle doch fünftig von ſeinen Enkeln , wenn Gott ihm dergleichen beſcheren werde, Deren feiner , auch fonſt von andern niemand das Stipendium erlangen, als ein ſolcher, welcher würdig

fey , die Akademie zu beziehen. Das Conſiſtorium gee nehmigte diefes alles, und Balthaſar von Bellin übera gab demſelben ein Verzeichniß der Einkünfte dieſes

Bellinſchen Stipendiums, auswelchem erhellete

7

1 ) Daß in dem Dorfe Börnicke, 6 Höfe zuſammen 26 Scheffel Roggen, aud) jeder den Fleiſch -Zehnten

und ein Huhn, 3 Höfe aber nur den Fleiſch- Zehnten $ . und ein Huhn zu geben hätten.

2 ) Daß zu Parnim 6 Höfe zuſammen ar Scheffel Roggen und 21ScheffelHafer, aber nur einer den

Fleiſch - Zehnten zu erlegen verpflichtet wåren. *

3 ) Daß zu Tarmow 1 Hof einen Wiſpel Roggen, zu Lenzke ein Haus fieben Hühner und einen Thaler abtrügen .

231 ) Dieſe Pacht müſſe man ſelbſt abholen, und jedem Dorfe eine halbe Tonne guten Biers geben. Albrecht Chriſtoph von Bellin , der lekte von dieſer Familie,

ſtarb 1751 zu Carweſee. Es iſt mir nichtbekannt, ob das Stipendium noch vorhanden ſey ? Der erſte Ort in dem

Låndchen Bellin , welchenwir antrafen, wardas Dorf Linum .

Linum , welches eine Pfarr-Kirche hat. Gleich bey der S

Einfahrt in baffelbige, zerbrach vie Deichfel unſerer

Kutſche, wodurch wir genothiget wurden , hier ſo lange zu bleiben, bis ein hieſiger Stellmacher und Schmib , eine neue Deichſel verfertiget hatten. Es waruns nicht

wenig

Dorf Linum .

103

wenig unangenehm , ſo unvermuthet aufgehalten zu werden : allein dieſe Unluſt wurde doch durch etwas angenehmes vermindert.

Zuvörderſt erinnerten wir

uns mit Vergnügen , daß hier meiner Frau Schmies

germutter rechtſchaffener Großvater Bartholomäus Schartow (geboren zu Havelberg 1664 ) von 1693 an viele Jahre lang Prediger geroefen fey, und ſeinen

Sohn Johann Gotthilf Schartow anfänglichzum Gehülfen, von ſeinem Todes - Jahr 1742 an aber und bis 1752, zum völligen Nachfolger gehabt habe, ben

welchem meine Schwieger- Eltern 1748 ihre Hochzeit

gehalten. Der ältere Schartow , hat chriſterbau-, liche Catechismus- Fragen, nach Anweiſung des kleinen Catechismi Lutheri , meiſtentheils mit auserleſenen Kern - Sprüchen der heil. Schrift beantwortet, ohne ſeinen Namen drucken laſſen, von welchen ich die vierte vermehrte Ausgabe vor Augen

habe, die 1730 zu Neu - Ruppin gemacht worden . Wegen dieſes zu 8 ſeiner Zeit guten Buchs, verdient er :

eben ſowohl als viele andere, in Jöchers gelehrten ,

Lepicon zu fommen. Hiernächſt hatten wir das Vera gnügen , den jeßigen Prediger dieſes Orts , Herrn

Joachim Daniel Schleunig, fennen zu lernen , welcher ein gelehrter, würdiger und dienſtwilliger Mann iſt , dem ich guten Unterricht von dieſem Ort 《

nd deſſelben Gegend, zu danken habe. Ueberhaupt

1

war uns dieſe Gegend ſehr merkwürdig , weil in dere

er

felben am 18ten Junius 1675 die berühmte Schlache zwiſchen den churfürſtl. brandenburgiſchen und königl.

he

ſchwediſchen Truppen ihren Anfang genommen hat,

welche gemeiniglich von Fehrbellin , woſelbſt ſie ht

ſich doch nur endete, benennet wird . Es iſt zu be G4

dauern ,

104

Dorf Linum .

bauern , daß man nirgends eine kunſtmäßige und gea, naue Beſchreibung dieſer denkwürdigen Schlacht, geſchweige einen richtigen Plan von derſelben findet, Die Schweden ſtunden bey den Dörfern Linum und,

Hakenberg , nach Fehrbellin zu , und hatten nicht weit von Linum, auf dem Wege nach Flatow , eine Schanze an dem Ort, welchen man die Landwehre nennt. Der Churfürſt Friderich Wilhelm, kammit ſeiner Reuterey von Nauen über Tiekow, aufdem ſo genannten Lackenwege oder Eubruch, der zur linken Hand von Linum , ( zu verſtehen , wenn man ſein Ge ficht nach Hakenberg richtet,) zwiſchen einigen Höhen durchgehet, unter welchen der ſogenannte Teufels:

berg und die Silberberge, die bekannteſten ſind, Er bemächtigte ſich einer von den Feinden nicht bereka ten Höhe, und ließ ſie von derſelben mit Kanonen beſchießen. Das Treffen zog ſich mit den Schwes

den von Linum nach Hakenberg Tarmow und

Fehrbellin. Die Gedächtniß - Münzen, welche auf dieſe Schlacht gepråget worden , findet man in des

Herrn Doctors und Profeſſors Delrichs erläutertem chur - brandenburgiſchem Medaillen - Cabinet, abgebildet. Diejenigen, welche unter den Nummern 42 bis 46 vorkommen, ſollen auf ihrer Hauptſeite die Gegend vorſtellen , in welcher die Schlacht geſchehen ift. Auf Num . 42 und 45 iſt ſie ganz falſch gezeich:

net , benn Fehrbellint erſcheinet ziemlich weit jenſeits eines breiten entweder Flußes oder Moraſtes , der

mit Schweden angefüllet iſt. Allein Fehrbellin liegt

dieſſeits des Rhins, an dem Ort, wo der von Wu 1

ſtrow perfommende Rhin , der zulegt neben dem Fehrbellinfchen Damm fließet, ſeinen Arm wieder auf nimmt,

Dorf Linum .

105

nimmt, welcher ben Alten- Friſack in den Stüş-See, und aus dieſem erſt durch das Cremmenſche Luch,

þernach zwiſchen demſelben und den Dörfern Linum , Hakenberg und Tarmoid bis nach Fehrbellin flieſ fet, unweit Fehrbellin etne ſchlechte Brücke hat, und bey dieſem Städtchen und der Zou- Brücke, die aus dem

Städchen auf den Fehrbellinſchen Damm führt, fich wieder mit dem Haupt-Strom vereinigt. Der Rhin ſcheidet auch das diefſeits deſſelben liegende Städtchen von den Jüchen , welche auf beyden Seiten, oder zur Rechten und Linken, an den Ruppinſchen- oder Fehr:

bellinſchen Damm , der jenſeits der Fehrbellinſchen Zoll- Brücke iſt, froßen. Die Zeichnung auf der Schau -Münze Num. 43 kat das Anſehen , als wenn ſie genauer wäre, denn es zeigen ſich in derſelben zwey

Dörfer, welche keine andere alsHakenberg und Tar:

mow, feyn können , und nach denſelben Fehrbellin, welche Lage richtig iſt : allein wenn das, was auf der rechten Seite der genannten Dörfer ſich als zwey

Flüße, oder als zwey Arme eines Flußes zeiget, der vorhin beſchriebene Arm des Rýins ſeyn ſoll, welcher

ſich ben Fehrbellin wieder mit dem Haupt-Strom vermiſcht : ſo iſt ſein (auf ſehr falſch gezeichnet, und dem Ståddien in Anſehung deſſelben auch eine gang

unrichtige Sage gegeben. Auf der Münze Num. 45 iſt die Lage und Gegend von Fehrbellin noch ſchlech ter und unrichtiger vorgeſtellt. Der untere von den beyden Geſchicht-Thalern, welche Num. 49 abbildet, iſt der einzige, welcher Linum als den Ort ber Schlacht

nennet, und Herr D. Delrichs hat/in der Erläute: terung deſſelben , fehr gut geſagt, daß das Haupke Treffen bey dieſem Ort angegangen ſey. G5

Den

2

Dorf Linum .

06

Den Namen dieſes Orts , ſprechen die gemeinert

Leute dieſer Gegend wie Limn oder Lihmn aus. Ehedeſſen haben hier einige adliche Familien , inſon .

berheit die von Bredow und von der Schulen burg, Wohnſige, alſo auch wahrſcheinlicher Weiſe Güter gehabt , jeßt aber iſt das Dorf ganz königlich, außer daß 1 Bauer nicht unmittelbar dem Könige,

ſondern dem fürſtl. quedlinburgiſchen Stifts - Rath und königl. Hof.Rentmeiſter, Herrn Sommer, zuges hört. Es beſteht aus 25 Bauern, deren jeder 2 Hus fen (and hat, il Coßåten , die erſt unterm König Friderich Wilhelm , angelegt worden , und deren jedem die Bauren haben eine halbe Hufe Sand abtreten müſſen . Es halten ſich auch hier Leinweber, Zim . merleute, und noch andere Handwerksleute nebſt Tages löhnern auf, welche an einem Ende des Dorfs berſam .

men wohnen, und ungefähr vor 12 Jahren ſind auch Techs Coloniſten - Häuſer, jedes für zwen Familien, 3

erbauet worden.

Der oben gerühmte Herr Prediger

Schleunig, hat ſich auf meine Bitte die Mühe ges geben , aus dem hieſigen Kirchen Buchedie Gebors

nen, Geſtorbenen, und Copulirten eines jeden Jahrs, von der Zeit an , da ſie verzeichnet worden , heraus

zuziehen. Es zeiger dieſes Verzeichniß viele Jahre, in welchen die Geſtorbenen zahlreicher als die Gebore nen geweſen . Die Krankheiten , welche das Ueber, gewicht der erſten verurſacht haben, ſind nicht bekannt,

außer daß man von einigen Jahren weiß , daß die Peſt in denſelben gewüthet habe. Man erſiehet auch aus dieſem Verzeichniß, daß das Dorf erſt 1722 unter: Königs Friderich Wilhelm Regierung angea fangen hat, volfreicher zu werden, und ich habe kurz bors

Liſteder Gebornen und Geſtorbenen. 107 vorher die Mittel angeführt, durch welches dieſe Ver . mehrung der Einwohner verſchafft worden iſt. Es folgt nun dieſe Lifte, in welcher die ungeſunden Jahre

durch größere Zahlen angezeigt ſind. Im Jahr

Sind geboren .

Geſtorben .

1581

I2

5

82

7 12

5

7

3

7 I2

4 5

83

84 85 86

7

87 88 89

6

IO

II

18

I2

12

90

10

13

91 92

8

5

12

18

93

11

94 95

T7

8 15

;

8 6 16

10

96

110

97

I 2

98

* JO

19

99

I I

18

1600

15




Fortgang in demſelben , fam mit ſeinem rühmli. chen Entwurf überein. Er las die alte und neue Geſchichte, und bemüfete fich haliptſächlich , die

Charaktere großer Männer, die wichtigſten Bege benheiten , und die vornehmſten Umſtånde, welche entweder zu der Große oder zu dem Verfall der Staa. ten beygetragen haben , mit dem Verſtande und Ger

bächtniß zu faſſen. Er faufte viele Bücher , kannte alle diejenigen , welche die Kriegs -Kunſt betrafen,

und verband mit denſelben das Urtheil erfaþrner Per. foneii.

156

Prinz Heinrich von Preußen.

fonen. In der Kriegs-Bau-Kunſt, ließ Er ſich von bem Obriſten Ricaud ſechs Monate lang unterrich .

ren , ohne daß es dem König und dem königlichen

Hauſe damals bekannt wurde. In der chriſtlichen leh re , ward er von dem vortrefflichen Theologen , Herrn Dber: Conſiſtorialrath undHofpr. Sack unterwieſen. Im Anfange des Jahres 1764 beſchloß der Koos nig , den Prinzen zu fich nach Potsdam zu nehmen , und weil der Freyherr von Buddenbrock, als Chef vom Cadetten -Corps, ihmir dahin nichtfolgen fonnte ': po ernannte der König den Herrn Oberft. Sieutenant

pon Blumenthal zum Ober-Hofnreiſter des Prinzen , welcher auch am 27ſten Februar mit Ihm nach Pots. -

bam gieng. Der König gab ihm einige Zimmer *

auf Seinem Schloß zur Wohnung; und ließ Jún alle Mittag mit Sich ſpeifen , des Abends aber ward

Ihm das Eſſen zugleich mit Seinem åltern Bruder,

dem Prinzen von Preußen , aus der königlichen Kü. che geliefert. Der König nahm Ihn audy aufSeis

nen Reiſen in die Provinzen mit, und der Prinz bér obachtete alles, inſonderheit die großen und kleinen Kriegsübungen , mit größter Aufinerffamfeit. Der

König machte Ihn auch bald nach ſeiner Unfunft in Potsdam zum Hauptmann bey dem erſten Bataillon der Barde,

Als Er 18 Jahre alt war , fonnte Er von der Philoſophie eines Descartes , eines Malebranche, eines locke und eines Leibnik , Nachricht geben und urtheilen , Er verſtand auch die gemeine Geometrie. Er war zwar von feuriger Natur , allein Et

poußte die Lebhaftigkeit feines Gemüths durch Kluge Þeit zu mäßigen. Man konnte Ihm feine Geheim . uiffe

1

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4

5

PrinzHeinrich von Preußen.

157 .

niffemit größterZuverſicht anvertrauen. Sein leute feliges Weſen , feine freundliche Herablaſſung, unb fein ſanfter Charakteř , den er nie verläugnete , ncha men jedermann für ihn ein. Er war zärtlich gegen

Leidende, mitleidig gegen Unglüdliche, menſchlich gegen jedermann , wohlthåtig gegen Dürftige und Elende, an welche Er einen beträchtlichen Theil ſeiner

Einkünfte verwendete , ohne ſich deſſen zu rühmen. Wie edel und groß ſeine Geſinnung fey , jeigte

Er infonderheit auch in ſeinem Betragen gegen ſeinen åltern Herrn Bruder , denn Er wünſchte nicht nur, daß deſſelben Ehe fruchtbar an Prinzen feyn moge ſondern Er bemühte ſich auch , demſelben auf alle

Wetſe Ergebenheit und Hochachtung zu bezeigen, une geachtet der König Ihn fichtbarlich vorzog. Im Jahr 1767 machte Ihn der König an Seli verſtorbenen Herrn Vaters Statt, zum Obriſten - nes des Kůraßier - Regiments, deſſen Stab ju Kạrig in der Prigniß liegt. Hierüber freute ſich der Pring unbeſchreiblich, denn Er liebte den Dienſt bey der Car

pallerie mehr, als den bey der Infanterie, und vera fåumete keine Gelegenheit, die Uebungen derſelben an

zuſehen , wenn ſie auch nur von neuangehenden Reu. tern angeſtellet wurden.

Er gieng am 2ten April

zur Uebernahthi des Regiments nach Kyrie ab , der König gab ihm Küche und Keller mit, und Seine Tafel war zu Kyriß des Mittags tåglich für zwanzig

Perſonen gedeckt: des Abends aber ſpelſete Er mie dem Herrn Dhrift Sieutenant von Blumenthal ges meiniglich allein , an welchem Er den würdigſten So wie Er überhaupt in Geſellſchafter hatte.

der Erfüllung ſeiner Pflichten unermüdet und ges naw

1

158

Prinz Heinrich von Preußen .

nau war, alſo bemühte Er fich inſonderheit aufs aux Berfte, um dieſes Regiment in den Kriegs -Uebungen ſo geſchickt zu machen, daß es des Königs völlige Zui

friedenheit verdienen mögte. Er war ſein trefflicher Soldat, auch zum General geboren , und zeigte ber aller Gelegenheit eine Kenntniß der Kriegs - Kunſt, die man von Seinen Jahren nicht vermuthete. Um Isten May gab er dem Regiment den Bea Fehl, am folgenden Tage den Marſch nach Berlin zur Muſterung anzutreten , klagte aber, daß Er ſich niche

wohl befånde, wiewohl Er feine Krankheit, die 2

Thn betroffen habe, nennen konnte. Er gieng zeitig zu Bette , weil das Regiment am 16ten früh abmar.

ſchiren ſollte , aß zu Abend nicht, und ſchlief ganz ruo

hig. 216 Ibn aber der Kammerdiener früh Mors gens aufweckte, und Er aus dem Bette aufſtund, über fielJhn eine ſtarke Ohnmacht. Er ward gleich Bettegeneracht, und der Regimentos in das wieder Feldſcherer Puchter 1

ber ben Fhm wahrnahm , und alſo rieth , daß der Prinz noch einige Stunden im Bette bleiben mögte, es geſchah auch, und Er ſchlief noch bis 8 Uhr. Una

terdeffen hatte das Regiment den Marſch ſchon angen treten , und das Dorf Proken warfür den Prinzen, den Stab des Regimenss und die Leib - Compagnie, zum Nacht Quartier beſtimmt. Sobald der Pring erwachte, ſtund Er auf, und zog ſich an , um dem Regiment zu folgen . Er ließ ſich den Rath des Rea giments. Feldſchers gefallen , und fuhr im Wagen , in welchen fich "außer Jøm , der Herr von Blumen . thal und der Regiments-Feldſcherer, auch der Kami

merdiener befand , damit im Notfall gleich Hülfe jur

Prinz Heinrich von Preußen.

159

zur Hand Peyn megte. Das Fieber nahm unterwe. gens ſtark zu , und ſobald der Prinz zu Proßen auf bem Ritterfig der verwitweten General- Lieutenantinn

von Kleift,geborne von Sepel, ankam, legte Er fich zu Bette , hatte keinen Appetit zum Eſſen, und ſchlief die Nadyt über ſehr unruhig.

Als Er am 17ten des

Morgens erwachte , zeigte Ihm der Regiments- Felds ſcherer an , daß das Fieber zu ſtark ren , als das Er

46

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19

lle

30

weiter reiſen könne; Er blieb auch gerne da , wo Er

war , weil Er daſelbft alle erſinnliche Bequemlichkeit hatte. Sobald der Tag Helle genug war, beſichtigte Thn der Regiments,Arzt, und entdeckte einige gang fleine rothe Flecken in der Haut am Halſe, welche er für den Anfang der Kinderpode erklärte. Det Prinz empfing dieſe Nachricht mit guter Faffung, und verſicherte, daß Er fich für den Pocken nicht fürchy.

0

te, Er verbot aber ſeinem Kammetdiener, welcher eine

3

Frau und Kinder, dieſe Krankheit aber noch nicht geo Habt hatte, fidh Ihm zu nähern und Ihm aufzu.

.

warten , und ſagte daben , es würde mich fehr bea y unruhigen ,wenn jemand durch mich angeſteckt, und >> dadurch unglüdlich würde. “ Herr von Blumena

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thalſchickte ſogleich nach Neu-Ruppin , und,ließ dent

4

%

4

erfahrnen Doctor Feldmann von daher holen. Der Prinz verlangte auch den Herrn Geþeimen Rath, D. Cothenius aus Berlin, daher der Ober: Hofmeiſter von Blumenthal eine Staffete an den König abfer .

tigte , und im Namen des Prinzen um den geþeimen Rath Cothenius bat. Dieſer traf fchon am nächa ſten Morgen zu Proßen ein , und berathſchlagte fich mit Feldmann über den Zuſtand des Prinzen .

Der

fe

König, welcher wegen ber Krankheit des Pringen rege

ir

befüme

1

160

Prinz Heinrich von Preußent.

bekümmert war , ſchickte feinen Flügel - Adjutanten , 3

den Herrn Grafen undObriſten von Anhalt, jekis gen churf. fächſ. General-Lieutenant, den der Pring liebte, und den Brigade-Major von Seinem Gefol.

'ge, den Herrn Rittmeiſter von Waedtke, dém krante Ken Prinzen zur Geſellſchaft.

Diefer gab aber eben

deswegen , weil er den Herrn Grafen von Anhalt fehr wertſchågte, nicht zu , daß er in das Zimmer kommen durfte , in welchem Er lag, weil Er wußte,

daß er die Pocken noch nicht gehabt hatte, und et mußte alſo.zurück zu dem König reiſen. Unterdeſſen kamen die Pocen gut und häufig hervor, ja es warð Der ſiebente und neunte Tag der Krankheit dem Scheia ne nach ſo glücklich zurück gelegt, daß jedermann ſich

init der Hoffnung ſchmeichelte , der Prinz ſey außer aller Gefahr. Mit dieſer guten Hoffnung fuhr der

Prinz von Preußen am 19ten des Nachmittags nach Charlottenburg jurůd, von daher Er am Morgen dieſes Tages zu Pferde nach Proßen gekommen war, um den geliebten Franken Herrn Bruder zu beſuchen , Als aber die Pocfen ſchon anfiengen , im Geſicht tro . den zu werden , und der Prinz doch noch keinen rus

higen Schlaf und Appetit zum Eſſen hatte, fürchtete der Arzt ein noch verborgenes und gefährliches Utebel, das auch am eilften Tage der Krankheit , welcher der 35ſte may war , als weißer Friefel ausbrach. Here pon Blumenthal fertigte wiber eine Stafſette an

den König ab , welcher ben Stargard in Pommern Die Truppen muſterte , zeigte die Gefahr , in wela i

cher der Prinz war , und bat um noch einen Arzt, nämlich um den geheimen Rath Doctor Mugel, an welchen zu gleicher Zeit der Herr Lieutenant von

Kospoth 1

Hi

Prinz Heinrich von Preußen.

161

Kospoth nach Berlin geſchickt wurde. · Herr Mur Bel langte ſchon am 26ſten des Morgens zu Proßen an , und fand den Prinzen in der größten Gefahr,

welcher aud zwiſchen ein und zwey Uhr Convulſionen bekam , die bis auf den Abend anhielten , da er zwi.

ſchen ſechs und fieben Uhr verſchieb. Herr von Blus menthal ließ den Herrn Rittmeiſter von Wådtke

dieſe traurige Nachricht dem Könige nach Stargard

tt

bringen , welcher die Einbalſamirung des Leichnams

10

befahl , die von dem geheimen Rath Cothenius und zwei Regiments-Feldſcherein beſorgt wurde. Hier. auf wärd der Leichnam , wegen der Wärme, in das

3

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Kirchen - Gewölbe geſegt, und erſt durch Reuter voni bės verſtorbenen Prinzen Regiment, hernadh durch B

Soldaten aus Ruppin bervadır. Um gten Junius des Abends ward der Leichnam von Proßen abgês

-geführt, und in der Nacht bis Flatot , in der folgetté den Nacht aber bis Reinickendorf gebracht, woſelbſt ſchon aus Berlin der Pracht: Sarg angekommen wat;

in welchen inan den bis dahin gebrauchten Sarg mit dem Leichnam ſegte. Am irten gegen Abend ward ber Zug nach Berlin fortgeſeßt, woſelbſt der Leicha nam vor dem Brandenburger Thor empfangen , mit Fenerlichkeit nach der Domkirchè geführt, und daſelbſt

in dem königlichen Leichen - Gewölbe bengeſekt wurde: Der Prinz von Preußen und Dero Frau Schwêr ſteë, vermålte Prinzeßinni vori Oranien , bezeigten der Frau von Kleiſt in den gnädigſten Ausdrückent

Ihre Zufriedenheit mit der ſorgfältigen Pflege, wel.

che ſie Ihrem verſtorbenen Herrn Bruder bewieſen hatte; es beſchenkte fie auch der Prinz mit einer kofta

baren Doſe, auf welcher das Bild des Prinzen anges {

bracht

1

Manker .

162

bracht war, und die Prinzeßinn mit einem fächfifden Caffe - Geſchirr, und einer emaillirten Damen -Uhr. Der jeßige Beſiger von Proken , lat in dem Zim mer , in welchem Prinz Heinrich verſdieden iſt, zum S

Gebächtniß dieſer Begebenheit, zwey Gemälde anges bracht. Uuf dem einen bringt Minerva das Bild des

Prinzen in den Tempel der Unſterblichkeit , woſelbſt

die Göttinn des Nachruśms und der Belohnung daf felbe mit einer Sorbeer - Strone erwartet. Das an . dere Gemälde ſtellet ein Mauſoleum vor , in welchem man eine Tafel mit dem verſchlungenen Namen des Prinzen , und der :Ueberſchrift : Ton urne a mon encens , erblickt. surantet. 2

An dem Wege von Proßen nach Manker, ftund hin und wieder ein Weiden-Baum , als Ueber. bleibfel von einer angepflanzten , aber nicht unterhaltes

nenen Adlee. Bey dem Dorfe Manfer fuhren wir auf der linken Seite weg . Es gehört zu dem fönig. lichen Amte Alt-Ruppin, und hat eine Pfarr Kirche Das Confiftorium entſdyied 1602, daß das Patro. nat-Recht dem Dom - Kapitel zu Havelberg, und $

nicht dem Amte Ruppin, zuſtehe, woben es auch gea blieben iſt. Der Prediger hat 2 Hufen land , hin. långlichen Wieſen - Wachs , und den Zehnten , wel. cher in neun Wiſpel Meß-Korn beſteht, halb Roggen

und halb Gerfte. Es iſt bier ein Erbfaffen . Gur, zu welchem 2 Hufen, 8 Wiſpel Pache-Getreide, und gewiſſe Wiefen gehören ; imgleichen ein Lehn - Schul. gen-Gericht, welches 3 Hufen Sand , und gute Wie.

ſen hat. Eilf Bauern haben jeder a Hufen , dren Haben jeder 1 Hufe, und eilf haben jeder nur eine Hufe, auch ſind hier drep Cobåten , einige Schnei. der,

7

163

1

Manfer:

der , einige Seineweber, und viele Tagelöhner, die insgeſammt ihr Brod verdienen können. Das Dorf iſt eben ſo, wie Proken , auf einer Seite von Ledern , und auf der andern von dem eben ſchon genannten

Such umgeben. Sein Ader.Bau iſt ſehr gut , es

$

hat auch ſehr gute Wieſen , daher auch die Vieh.

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Zucht beträchtlich iſt, die aber von der Seuche viel gelitten hat. Hingegen iſt gar kein Holz vorhanden , ſondern wird entweder aus dem Zoken , wenn die adelichen Befiger deſſelben dieſem Dorfe etwas verkaufen wollen , und man über das {uch fahren

21

D:

1

kann, oder aus der königlichen Heide jenſeits Ruppin ,

gekauft.

Herr Candidat Schinkel,1 Sohn des

Predigers zu Proßen , und Neffe des verſtorbenen Predigers zu Manfer , hat mir, außer dem größten

Theil der Nachrichten von dieſem Ort , auch folgena des Verzeichniß zugeſchickt.

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Neue Geſtorben Im Jahr männl. weibl.. månnl. weibl. Ehepaare. Geboren

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Wir

Manker und Wildberg.

165

Wir hatten keine Zeit zu unterſuchen , ob von Manker Dem Wall und Graben, mit weldjem Manfer ehen

deſſen umgeben geweſen , nod, Spuren vorhanden wåren : es iſt aber ſehr wahrſcheinlich , daß dieſer Drt ehemals ein Burg- und Markt - Fleden geweſen fen , und gerviß, daß er noch in der erſten Hälfte des .

jeßigen 18tenJahrhunderts einen Jahrmarkt gejabe kat, der nach Neu-Ruppin verlegt, und daſelbſt der Johannis- Marftift. Zwiſchen Manker und Wildberg begegneten wir

dem Herrn Prediger Münnich, und deſſelben Eben gattinn, welche an dieſem ſchönen Tage nach Proßen zu dem Herrn von Kleiſt giengen . Es fonnte alſo mein Vorfaß , ſie in Wildberg zu beſuchen , nicht vollzogen werden . Ich habe ihn ſchon in der Beo (chreibung der refahnſchen Reiſe, als einen Mann von vieler Geſchicklichkeit und Brauchbarkeit rühmen tomen, weil er damals zu Brandenburg Regiments.

1.

Predigerwar , und nicht lange hernach , als ich ihn

bafelbſt perſönlich kennen gelernt hatte , gab ihm pas Ober - Conſiſtorium die gute Pfarrſtelle zu Wildberg.

Als wir dieſenDre, welcher ehebeffen auch Wild: Wildberg. berge, und in einem Frenheits-Briefe von 1415 Will Berg genannt worden , ganz nahe waren , fiel uns gur rechten Hand der Kågel in die Augen , auf wela chem ehedeſſen eine Burg geſtanden hat , von deren

Mauerwerk ſich ein Ueberbleibfel zeigte , und als wir in den Ort hinein fuhren , ſahen wir den ehemaligen ,

aber nun verfallenen Wall und Graben deſſelben ſehr deutlich . Ich habe zwar ſchon in meiner Topographie

der Mark Brandenburg S. 49 und 50 der vorläufia: { 3

gen

166

Wildberg.

gen Abhandlungen, bewieſen, daß dieſer Dre ehemals eine kleine Stadt geweſen ſey : ich will es aber hier

noch mehr beſtätigen. Graf Albrecht von Lindow , Herr zu Ruppin , ſagt in einer platdeutſchen Urkunde von 1445, er habe für 1100 gute rheiniſche Gulden an

ben ehrlichen Herrn Johann Adermann, Pfarrherrn zu Bellin, (Fehrbellin) verkauft, ſechs Wiſpel hart Korn,

Balb Roggen und halb Gerſte, in dem Städtchen Wiltberge, und in dem Dorf Walchow . In Dein Landbuch der Herrſchaft Ruppin von 1625 , auf Martini durch Wolfgang Redorfern , ſteht: Wildte berg , Stadtlein , iſt der alten Frauen (verwitwe. ten Gråfinnen) zu Ruppin Leibgedinge. In dem

Erbregiſter auf dem Amt Alt-Ruppin von 1590 heißt eð: das Haus Ruppin , item die Stadt Neu Rupa pin , Granfee, Wuſterhaufen , das Stadtlein Wildt

berg , und zehn Dörfer, gehoren dem Churfürſten zu Brandenburg. Noch 1696, als der Kirchthurm neu gedeckt ward , und man in den Knopf deſſelben in ein

ner Büchre von Blech lateiniſche und deutſche Verſe und Reime von dem damaligen Zuſtande des Landes uno Drts legte, nannte man den Ort ein Städtlein ,

Die Ueberbleibſel des Walls und Grabens, erſtre den ſich von Oſten nach Süden , auf der nordlichen Seite aber , oder nach Neue Ruppin zu , iſt er in Gårten verwandelt worden , und auf der Weſtſeite iſt

vermutlich keiner geweſen , weil daſelbſt ſowohl der

Moraſt, als die Burg ,-zur Beſchüßung der Stade bieneten. Das Ober -Conſiſtorium , die Kriegs- und Domainen-Kammer, und das Amt Alt- Ruppin, nen nen dieſen Ort noch einen Flecken oder Amts- Flecken, S

im gemeinen Leben aber , und von den Einwohnern felbſt,

Wildberg.

167

felbſt, wird er weder Flecken noch Dorf, ſondern das

Ding genannt, gleich als ob man keinen paſſenden Namen für dieſen zwendeutigen Ort wußte.' Zum Gedächtniß , daß er ebedeffen einen Magiftrat ge. habt, hat er noch einen Richter und zwey Schoppen , und die hieſigen Ackerleute wollen nidye Bauern , Fona dern Hufner,, heißen , es treiben auch einige Ein

wohner noch bürgerliche Nahrung. Innerlich fane den wir den Drt zwar ſchlecht gebauet, aber doch Fieben Straßen mit einem Steinpflaſter , welches

3

aber nicht ausgebeſſert wird. Der Drt hat 84 Feuers

7

gehören zwey der Familie von Zieten , und einer der

ſtellen. Von den dren adelichen Höfen und Gütern

Familie von Fabian. Sie haben bloß das Zaun . gericht, welches fie durch ihre Gerichtshalter verwal.

ten laſſen. Es gehöre n zunandieſen igen 18 Fyltea nte Ritterſ the ge i

e

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Wor ode Erb fen land , 10 ein fog Hügel. Die Pfarrkirche iſt eben fowohl als der Thurm , ein feſtes ſteinernes Gebäude, aber die Hohe

Spiße des Thurms iſt nur mit Schindeln bededt.

Uus dem oberſten Loche deſſelben, kann man Spane bau ſehen , welches 7 Meilen von hier liegt. Die

größte von den drey Glocken, welche auf dem Thurm Hangen , ift 1476 gegoſſen. Die Kirche hat nur eine Hufe Landes , die Pfarre aber þat vier, welche in den Conſiſtorial Acten fchon bey dem Jahr 1587 vorfom

men ; es gehört ihr auch der ſogenannte Pfarr-Wers der oder Worth , welcher ein paar hundert Schritte

von der Poſtſtraße nach Wuſterbaufen zu tiegt, fich . als ein Hügel zeiget , einen Flachen . In alt, von eta

wa fünf Morgen hat, und mit einem Oraben uma

geben , dieſer aber an ſeinem Rande mit Weidenbåu: 14

men

168

Bildherg

men befekt iſt, welche Herr Prediger Münnich nuk lich vermehrt hat.

Der obere und großte Theil des

Werders, iſt guter Ucker, der ordentlicher Weiſe mit

Gerſte , zuweilen auch mit Roggen befået wird , der ihn umgebende Fuß aber wirb theilę als eine Wieſe, die gutes Gras hat , theils als ein Garten , theils als ein Fiſchteich , gebraucht. Den Garten bey dem

Pfarrhofe, hat Herr Prediger Münnich auch viel berbeſſert, und durch gehörige Uuseinanderſekung der Obſtbåume, den Einwohnern ein gutes Beyſpiel zur

vernünftigen Nachahmung gegeben, welches deſto no. thiger iſt, da vor ſeiner Zeit diejenigen , welche einen Theil des ehemaligen Stadtwalls mit Obſt- inſonp derheit Pflaumen - Båumen bepflanzet haben , dieſelo ben gar zu dicht bey einander gefeßt haben , daher ſie zwar viel Schatten , aber wenig Frůdyte geben . Vor

dem Küſterhauſe iſt nichts zu ſagen,

Sechs und

zwanzig Einwohner des Orts, unter welchen auch dec Müller iſt, haben jeder zpen Hufen { and ; zwey und zwanzig find unmittelbare königliche Unterthanen, vier *

gehoren der Familie von Zięten ; unter jenen iſt auch der Richter, Zmen und dreyßig Coßåtenhöfe, wer den von { euten verſchiedener lebensart bewohnt. Ei ner derſelben hat eine ganze Hufe Ackerland, vier Gas

ben jeder eine halbe Hufe, andere haben nur einzelne Morgen , Unter dieſen Coßåten ſind, ein Kråmer,zwey

Tiſchler, 3 Stellmacher, 3 Schneider, 17 Leinweber, Hußerdem findet man hier noch einen Schmidt, und

ſieben ſogenannte Eigenthümer , welche ein Haus mit 1

etwas Gartenland befißen , aber an den Gütern und

Gerechtſamen der Gemeine keinen Theil haben , und welche aus einem Maurer, einigen Branntweinbrena nern

Wildberg

169

1

nern und noch ein Paar Leinwebern , beſtehen. Noch A

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ſind hier vier Hirten, zwanzig Einlieger, die meiſtens

4

Tagelöhner ſind , fünf Attſiger , und acht einzelne Frauensperſonen , Der Ort ſteht an der Demnig, welche ben Rog

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lin entſteht, und bey dem Vorwerf Damm in den neugegrabnen Rhin fällt, Sie iſt von hier nach Canton, inſonderheit aufwärts, an verſchiedenien Dre ten fünf bis ſieben Fuß tief, auch ziemlich reich an

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Fiſchen, Inåmlich Hechten, Schleyen, Barfen , und Ka.

10

rauſchen , und an wohlſchmeckenden Krebſen. Wenn ſie austritt, beſchädigt ſie die Zecker und Wieſen nicht

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wenig.

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fen werden , wenn ſie hin und wieder gerade geleitet würde, denn jekt macht fie überaus viel Krümmun,

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Dieſem Uebel könnte guten Theils abgehol, Es ſind hier zwen hölzerne Brücken über dies *

felbige angelegt, eine führt nach Kerzlin , die andere

bey der hieſigen Waſſermühle nach Proßen, Jenſeits der Temniß , liegtder Burgwal , ein Berg , oder vielmehr ein Hügel , auf welchem ehedef ſen eine Burg oder ein Schloß geſtanden hat. Wenn man auf dem Steindamm , welder von Wildberg

j

nach Kerzlin führt, einige hundert Sdritte gegangen ift, fo trifft man eine Brücke die funfzehn Schritte

#

lang iſt, an , vermittelſt welcher man über den Fluß kommt, und wenn man ſich alsdenn etwas zur rech : ten Hand beugt , gelangtman bald zu dem Vorwall, umb hernach úber einen noch ſichtbaren Graben auf

1

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den Burgwall, der faſt überall 56 Schritte breit ift, .

Von demſelben hat man eine Ausſicht nach aditzehn

Dörfern und drey Städten. Dieſe ſind, gegen Abend, Gartow , Wuſterhauſen Stadt, Deſrom , kojom , Çang { 5

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Wildberg.

170

row ; gegen Mitternacht, Kerzlin, Gottberg, Krengi lin , Bechlin , Neu - Ruppin Stadt, Dabergok, Bui fchow ; gegen Morgen , Steffin , Lüchfeld , Kůdow , Proken , Fehrbellin Stadt , Manfer ", Garz; gegen ,

Mittag jenſeits 'Wildberg das Dorf Roorlåck.

Es

beträgt aber die weiteſte Ausſicht nur 1 Meile, und ſo weit liegt Wildberg von jeder der genannten dren

Städte.

Der Burgwall gehört zu dem Gute des

Herrn Hauptmann von Fabian , mit deſſen Garten bey dem aðelichen Hofe, er auch ehedeffen vermittelſt

einer Brücke über die Temnik in Verbindung gewe. fen iſt, von welcher man feit zwanzig Jahren noch viel Pfähle in der Erde und im Waſſer, gefunden und ausgegraben hat. Die Steine des Mauerwerks der alten Burg , find nach und nach , mit Bewilligung des Beſikers, zu Gebäuden, Dämmen und anderm Gebraudy weggeführet worden , fo daß jeßt nur noch ſehr wenig davon übrig iſt. Un den von dem ehe. maligen Schloß benannten Schloßwieſen, welche von vortrefflicher Art find , haben die dren hieſigen adés lichen Güter faſt gleiches Antheil. Das fabiani fchen Guts-Antheil, ſtößt gegen Oſten an einen auch zu dieſem Gut gehörigen See.

Zu Wildberg gehören überhaupt achtzig Hufen Ackerland , und die Gemeine, welche daſſelbige befißt, iſt von Alters her , vermoge der Lage des Feldes , in die Gemeine des Mühlenfeldes und des frieſiſchen

fchen ( vermuthlich friſachiſchen ) Feldes, abgetheilt. Senes , welches ſich von der Mühle an gegen Often erſtreckt, enthält 18 Hufen für g zwen.Hufner, 6 Hu. fen für das von Fabianiſche Gut, und 6 'Hufen für bas eine von zietenfche Gut. Alle übrige Uecker liegen

Wildberg .

171 1

liegen in dem frieſiſchen Felde. Der Boben dieſes Ackerlandes iſt faſt durchgehends aus Lehm und Sand Vermiſcht, und alſo von ganz guter Art : es liegt aber

ungefähr ein Drittel deffelben , und zwar im friefi fchen Felde, niedrig, und iſt alſo feucht, (zumal, wenn

ihn die Temniß überſchwemmt,) und kalt, ausgenom men in folchen trocknen Jahren , als ſeit 1774 geldea ſen find.

Weil aber zwey Drittel des wildbergiſchen

Acerlandes beſſer ſind , ſo kann man von demſelben überhaupt fagen, daß es , wenn es gut gedünget wird, das ausgefåete Getreide fünfmal wiedergebe, welches wenigſtens von dem Roggen und der Gerſte gilt ; denn Weißen', Hafer und Erbſen , vermehren ſich wohl nur vierfäktig. Die Gerfte mißrath felten, wel. ches nicht von vielen Gegenden der Mark geſagt were den kann. Die Wiefen , welche långſt der Zemnik

nach Kerzlin und ſojow zu liegen , heißen die großen Wiefen; eine jede enthält 5 bis 6 Morgen, und giebe 3 bis 4 Fuder mittelmäßigen Heues. Weit kleiner find die Werftwieſen , welche ben den obengenannten von fabianiſchen Schloßwieſen anfangen , und ſich nach Küdow finziehen ; denn ſie machen etwa den vierten Theil alles Wieſenlandes aus.

an dieſeni

haben die Beſitzer der adelichen Güter , der Pfarrer,

die Hufner und die Coßåten , (wenn dieſe gleich kein Ackerland befißen ,) ganz gleiches Antheil, und ein jeder bekommt jährlich etwa 4 Fuder Heu. Da nun dieſe für die Viehzucht einen viel zu geringen Vora rath geben , ſo muß ein jeder Hufner jährlich noch für 20 bis 30 Thaler Heu kaufen. Sie holen es aus dem Juch bey Friſack, faſt zwey Meifen weit

Her, welches ſehr beſchwerlich iſt. Die adelichen Gů. tet

1

1

172

Bildberg.

ter Gelfen ſich durch igre vortrefflichen Schloßmieſen , und die Pfarre durch ihr Zehneſtroh , welches ver . kauft, und dafür Heu eingekauft wird. Mit Weide iſt der Ort beſſer verſehen , denn dieſe reicht,das Wlo nige Marſchland zwiſchen der Teminis und dem Burga

wall, vornehmlich aber das Brachfeld , ſo reichlich dar, daß ſie für meør als 2000 Schaſe, 100, Pferder und 500 Stück von großem Kindvieh hinreicht, ja

man bat von dem lebten noch wohl 100 Stück mehr gehalten, welches zu viel war. , Allein die Rindvieha feudie, welche bier 1777 drey Monate lang wüthete, bat damals 568 Stücke von verſchiedener Art gerode 1

tet , ſo daß kaum 100 übrig' geblieben.

Da er iſt

der Diebſtand jeßt noch geringe. Es würde zum großen Nußen des Orts gereichen , wenn die Gemeine fchaft der Weide augehoben wurde; es hatauch der Herr Hauptmann von Fabian nebſt dem Richter, fchon furz vor der Viehfeuche auf die Abſonderung gedrungen , und man hat ſeit dren Jahren an derſela

bengegrbeitet, ſich aber nicht vergleichen wollen . Am 29ſten October 1779 war die leßte Commißion diefer wegen verſammlet, welche die Açten zum Ausſpruch des Kammergerichts zubereitete. Mit eigenem Brennholz, ift die Gemeine nicht hinlänglich verſehen . Denn ſie hat zwar, außer der A

kleinen Elfenlaake auf der Ortſeite der Schloßwieſen, (welche etwa alle 10 Jahre abgehauen wird, da denn ein jedes Mitglied der Gemeine ungefähr 8 Fuder

Brennholz bekommt, ) eine weit größere jenſeits Nag ckel und leſefow ,auf der GrånzedesVorwerksDamm , 2

pie über 2000 Morgen groß iſt, und aus welcher ein

jeder Einwohner alle 6 bis 8 Jahr, 4 bis 6 Klafter Brenn. 1

Wildberg

173

Brennholz empfängt: bas reicht aber zur Norhdurft nicht zu , und auch dieſes wenige Holz nimmt immer el mehr ab. Detin jene kleine Elfen -laafe, wird von den armen Leuten in der Gemeine zu früh und zu die ſtark beraubt, und die Befißer der adelichen Güter, lin welche das Recht haben , in der größern Elſen - {aate rad ihr Vieh Weiden zu laſſent, (welches Recht die Wild .

fe

ji berger auch Haberi, aber feit 40 Jahren wegen der

weiten Entfernung nicht ausüben, ) wollen nicht vera Disftatten , daß die Wildberger neue Anpflanzungen daa

Dieſe múffen alſo ihr meiſtes

a

felbft vornehmen.

e

Brennholj ein bis dien Meilen weit þer aus dem alle

eri tuppinſchen Forſt holen, zuweilen bekommen ſie auch etwas aus dem nähern adelichen Forft ben Wals .

ju

20

leben .

}

Ein jeder Hufner dieſes Orts, giebt årt das

*

Amt 21 Ruppin jährlich ein Wiſpel Roggen und ein Wiſpel Gerſte Pacht, nebſt 11 Chalern Dienſte

2

IS

2

*

geld , und der Müller noch außerdem von der Mühle 5 Wiſpel Roggen , 12 Scheffel Gerſte, und 40 Thde terbaar Geld .

Die hieſige Schule , kann ich nicht ganz mit Štitfchweigen übergeben. Daß eben der Prediger

Münnich , welcher ſich zu Brandenburg durch die gute Einrichtung der Regiments -Schule ſoviet Ruhm erworben hat, in Wildberg auf gleiche Weife thatig feyn werde , war allerdings zu erwarten , er hat auch ſoviel gethan und ausgerichtet, als vermittelfi des und nach dem Zuſtande des hieſigen Schul-Sehrers , ünd Drts, geſchehen können . Er hat die geſammte Schul. * Fugend in brer Klaſſen abgetheilt ; die Höchſte wird von 79, die mittlere von to

12 , und die una

terſte

i

174

Wildberg.

terſte von13unterrichtet.

*

Der Prebiger felbft

unterweitet täglich von 9 -- 10 Uhr in der höchſten Klaſſe, und nimmt Stoff und Veranlaſſung dazu,

aus dem rochowſchen Leſebuch , aus der diterichſchen Unterweiſung zur Glückſeligkeit, und zuweilen auch aus meiner Naturgeſchichte: e leitet auch wohl zum Schreiben und Rechnen an.

Dieſe Bemühungen

find ſehr rühmlich und nachahmungswürdig. Uud) ſeine öffentliche Catechiſation am SonntageNachmit tag, unterſcheidet ſich von der gewöhnlichen , denn er ſtellet ſie mit der erſten Selaffe der Schule, und mit

den Catechumenen des nachſt vorhergehenden Jahrs, AN

nicht nur über ſeine Vormittags - Predigt, fons dern auch über ſchwere Stellen der Heiligen Schrift,

an , deren Sinn er , nachdem er alles, was nothig und nůglich war , voraus geſagt, durch Fragen und

Antworten verſtändlich zu machen ſucht. Weil ihn aber die Gerichts.Obrigkeit nicht genug unterſtüßt, und die Eltern großtentheils febr nachlaßig in der Sor.

ge für ihre Kinder ſind ; ſo hat er es dahin noch nicht bringen fønnen , daß alle ſchulfähige Kinder , deren 70 bis 80 ſind, des Winters und Sommers ordent

lich in der Schule kamen , ſondern es giebe im Winter wohl 20, und im Sommer wohl 60 unordentliche. Vor Altershat es eine vondieſem Ort benannte

adeliche Familie von Wildberg gegeben , welche in Urkunden ſowohl der Markgrafen zu Brandenburg, als der Grafen von { indom , von 1325 , 1326 , 1387, 1333, 1334, 1335, 1336 und 1339 vorkommen , und Var

fallen der Grafen von Lindow und Herren zu Ruppin, waren .

Man findet dieſelben in Martin Diteridy

Hiſtoriſchen Nachrige von den Grafen zu lindor ,

1

53

f

21

de

aut

ju

24

ch

54

Wildberg.

175

6.153.54. 55. und in Herrn Gerken Cod. dipl. Brandenb. T. I. p. 146. 148. 165. 255.259. 481. T. II. P : 531. T. IIL P: 167. Einige derfelben , als Bechy. mann von Wildberg, Berthold v. W. und Betfe v . W. waren Ritter, (milites ) der lektgenannte oder ein anderer gleichen Namens, auch Droſt. Wahr. ficheinlicher Weiſe find fie Beſiger der ħieſigen ade. lichen Güter geweſen. 1638 ward das Städtchen Wildberg von kaiſerlichen Truppen , unter dem Bee

feht des Generals Grafen von Gallas , erft , eben fo wie der ganze ruppin dheKreis , ſehr verwüſtet, und

hernach nebſt 28 Dörfern angezündet, da es denn bis auf die Kirche und den Thurm nach , abbrannte, 1665 , 1703 und 1710 ſitt es wieder großen Brana.

1

1

fchaden . 1758 brannten 7 Höfe, unter welchen auch das Pfarrhaus war , ab , und 1760 zündete der Bitte

11

Den zietenſchenadelichen Hof an. Die meiſten Nacha,

3

richten von dieſem , ungeachter ſeines jeßigen dorfmafe

1

figen Zuſtandes, merkwürdigen Drte, ħabe ich theils aus einem Auffak des ehemaligen hieſigen Predigers

Friderich Schwarzkopf von 1713 , theils aus dem Bericht des ofterwähnten Herrn Predigers Münnich vom 3ten December 1779 , genommen .

Auf der Mittags , Seite von Wildberg , nach Friſack hin , mitten auf dem ſogenannten roorlacia fchen Ackerfelde, iſt ein Hügel, der zur Weide diener,

niedriger als der oben beſchriebene Hügel unweit der Semnik iſt , aber eben ſo, wie derſelbige, ein Burge wal genannt wird. Ob auf demfelben vor Alters

1

auch ein Schloß geftanden habe ? iſt unbekannt. Jenſeits des oben angeführten Sees , welcher zu 1

Bem von Fabianiſchen Rittergur gehört, liegt eine wüſte

-9 3

Dorf Ganzer.

176 ,

wüſte Feldmark, welche Neßmar oder Negem gès .nannt wird , aus neun Hufen Ackerland , und um

den Sce her aus etwas Weideland beſtebet... E $ foll daſelbſt ehebeſſen ein Vorwerk geweſen ſeyn , und zu der Burg Wildberg gehört haben , man hat auch Spuren von einem Damm und einer Brücké, wele

che dem Anfehn nach von den Burgwall gerade da. hin geführt haben. Es gehöret aberdieſe Feldmark jekt der Gemeine zu Kerzlint, doch entrichtet ſie von Derſelben den Zehnten an den Prediger zu Wildberg. Ein Confiftoriat - Beſcheið von 1641 fagt , die Gemeia ne zu Kerzlin folle jährlich dem Prediger zu Wild : berg von dieſer Feldmark Neßmar den Zehnten lies -fern , ehe ſie eine Mandel einführe. Nad) Kerzlin führt von Wildberg aus ein Damm von Feldſteinen, welcher auf benden Seiten

einen Graven hat. Das erſte Drittel deſſelben, muß /

Wildberg , das zwente Ganger, und das dritte Rerji ſin , unterhalten , weil dieſe drey Dertet inn am meis

ften befahren , nämlich die beyden erſten , bey ihren Fuhren nach Alt- und Neu - Ruppin , und das legte ben ſeinent Fuhren nach Heu in das frifaciſche Zuch . Aber eben deswegeni, weil ſo viele für ihn ſorgen fols len , iſt er in dem elendeſten Zuſtande, doch iſt das wildbergiſche Drittel noch das erträglichſte. Dorf

Der Weg von Wildberg nach Ganzer , iſt auf

Sanzet:. beyben

Seiten mit Bäumen befeßt, welcher Anblick

uns Vergnügen brachte , weil dieſe Gegend Holzlog iſt. Es hörte aber dieſes Vergnügen wieder auf, als wir in dem Dorf ſelbſt Zäune wahrnahmen , die unten von Brettern, und oben von Strauchwert gee

flochten waren:

Die lebendigen Zäune oder Hecken

find

Dorf Ganger.

177

ſind und bleiben gier zu Lande Seltenpeiten. Das Dorf þat eine Pfarrkirdie, zmen adeliche Hofe, deren einer dem Herrn Rittmeiſter von Rohr , und der an.

1

dere dem Herrn von Wahlen Jürgaß gehört, einen Prediger , einen Drganiſten und Küſter , 15 Hufner, deren jeder zwey Hufen land hat , und fünf Coßaten, jeder mit 1 Hufen. Die Summe aller Menſchen beträgt jeßt 276. Das Ackerland, welches zu dem

Dorfe gehört, beſteht aus 162 Hufen , welche in drey Schläge oder Felder abgetheile ſind, nåmlich in den Winter - Sommers und Brache Schlag : jeder hac 54 Hufen , und auf jede rechnet man 18 Scheffel 6

is

1

Husſaat. Der Boden iſt theils mit leßm , theils mit Ton und Sand vermiſcht, und alſo leicht. Dan per wird er mit dem Haken bearbeitet, (der fer nach beſchrieben werden ſoll, ) und die Erfahrung hat gelehrt, daß das Getreide in einem mit dem Han ken aufgerißnen Ader beſſer, als in einem bepflügten ,

gerathe. Einen ſolchen Haken können zwey Odhren ohne große Mühe fortziehen , man kann auch an eis nem Tage mit demſelben ſo viel fand bearbeiten , als

zu zwey Scheffel Ausſaat nothig iſt, mit zwen Hafen aber werden drey Hufen Sand beſtellet. Die Pferde werden zum Egen , zu Holz- und andern Fuhren ge. braucht, und zwey Hufen erfordern ohne Hofdienſt, vier Graspferde.

Das Winterfelt wird faſt gang

mir Roggen befäet, und es pflegt daſſelbe, wenn Rem gen und Sonnenſchein nach Nothourft abwechſeln, die Ausſaat fünffältig wiederzugeben. Weißen wird nur in niedrigen Gegenden gebaut, man rechner una gefähr zwen Scheffel auf die Hufe, und er vermehrel ſich ſechs , bis ſiebenmal, der Acker muß aber alleJahr ១៣ sedůnger

Dorf Ganzer.

178

gedữnget werden . Von dem Sommerfelde werden zwen Theile mit Gerſte, und einer wird mit Hafer beſået; wenn der Sommer nid)t zu trocken iſt, vero vielfältigt ſich jene fechs bis fiebenmal , auch noch

Hvohl etwas mehr , diefer aber kaum vier , bis fünf. inal. Der Leinſaamen wird in das Roggenland ge fået, und geråth ſehr gut. Wer gwen bis drei Schef fel ausſået , gewinnt ſoviel Flachs , daß er , nach 26 . jug deſſen , was er für ſich gebraucht , noch für 10 bis 15 Thaler verkaufen kann .

Weil man hier das Vieh nicht im Stalle fut. fert , ſondern den ganzen Sommer über auf die Weis de treibt, ſo wird auch im Sommer faum ſoviel

Dünger geſammlet, als zu den Weißenåckern nöthig iſt, der Roggenader aber wird faſt jährlich erſt mit

Roggen, und hernach mit Hafer, ohneDünger, befået. Die Leute bleiben ben der hergebrachten Gewohnheit, und fahren faſt allen im Winter geſammleten Dún.

ģer auf den Gerſtenacer, der alſo auch oft Regen nothig hat. Weil der Acer für den Hafer gar nicht gedünget wird , ſo vermehrt ſich auch dieſer nicht viel. Etwas von dem Winter. Dùnger fahren die Bauern

theils auf den Ucker , auf welchem ſie Flache bauen, theils auf das Brachfeld , weldjes mit Erbſen befået werden ſoll.

Zur Weide dient der ſogenannte Markſcheib.

Graben , welcher fünf bis ſechshundert Schritte breit, und eine halbe Meile läng , den Boden des Dorfs

Ganzer auf einer Seite von ſójow und Deflow , und auf der andern von Barfickow und Roorlac fcheidet. Dieſe Weide iſt für die ſtarke Viehzucht des Dorfs unjulånglic ); denn ein jeder Bauer hat gemeiniglich rectas

I

Dorf Ganzer.

179

Feche Pferde und 20 Kühe, da er doch nach Maaß. gebung der Weide, nur 4 Pferde und 12 bis 15 Küße haben ſollte : er hält aber ſo viel Rindvieh und Pfers de , weil er feine Schafe haben darf, denn die Beſis Ker der adelichen Güter behaupten , daß fie allein das

Recht Hätten , Schafe zu halten, und auf die hieſige Weibe zu treiben. Im Winter fuftern die Einwoha ner ihr Rindvieh vornehmlich mit Hackerling, (Hack. fel) und Spreu, Sommerftroh und Hen. Das legte

Holen fie iš Meile weit her aus ihren Wieſen , welche

3

bev Friſach liegen. Es beſteht aus einem ſtarfen Gras - Halm , der in den meiſten Jahren oft über eine Elle lang ift, und Segge genannt wird. Die

3

Pferde lieben es nicht, für welche alfo das Heu ge.

2

fauft werden muß, wo man es bekommen kann. Die

Einwohner Haben von der Rindviehzucht nur einen geringen Nuken , man mag auf die Kalber , ( von welchen ſie das Stück faum mit 20 bis 24 Gr. ben zahle bekommen ,) oder auf Butter und Käſe ſehen.

Un Holz fehlt es hier gang, ein jeder kaufe es alfo da , wo er am leichteſten und beſten dazu gelan

gen fann. Die Klafter Eichenholz, welches 3 Fuß lang iſt, koſtet 1 Thaler , Groſchen , Elſenholfe 1I Thaler, u . f. w . Das Vieh muß bloß mit Korn 1

gemåſtet werden .

Der hieſige Prediger, Herr Johann Heinrich Drechsler, dem ich die obigen Nachrichten größten. theils zu verdanken habe, hat in dem Kirchenbuch,

Welcheserſt init dem aften Dec. 1683 anfängt, gefuna den, daß hier von dieſer Zeit an bis jege 2

geboren

1

Dorf Megeltin .

180

geboren find

manni,u . weibliche Perſonen 443 394 zuſamen 837

geſtorben

316

286

602

und ehelich getraut 242 Paar. Das Patronatrecht bey der hieſigen Kirche, beſiken ,

die beyden Rittergåtter zu gleichem Theil : es ſcheint aber, daß 1692 Der Rittmeifter Hans Joachim von

Jürgaß daffelbige allein gehabt habe.

Denn ein

Conſiſtorial: Beſcheid von dieſem Jahr , ſagt : die Kirche zu Ganger , oder der jeſt beklagte Patron , Rittmeiſter Hanns Joachim von Jorgas, rey befugt, die Kirchengüter ſo hoch als möglich auszugeben . Dorf

Von Ganzer famen wir nach dem nur eine

Megeltin. Viertelmeile davon entlegenen Dorf Mebeltin, durch welches wir fulren .

Die Lage deffelben , und der

Weg von Ganzer nach Wuſterhauſen , iſt auf der

gůffefeldiſchen Charte nicht richtig gezeichnet. Ehe. deſſen iſt der Name deſſelben Muſcheltien und Müs Beltien geſchrieben worden. f. eine Urkunde von 1293 in Diterichs hiſtor, Nachricht von den Grafen zu lin .

dow und Ruppin S. 39. Gegen Morgen fcheidet és von dem ganzerſchen Felde theils ein kleiner Waf

Fergraben, die Siepe genannt, theils ein kleiner Wall, die berbe eine Art von ehemaliger Landweh. re anzuzeigen ſcheinen.

Gegen Mittag iſt es von

pem barſefowſchen Felde durch einen Waſſergraben , welcher die Roorlacke heißt, geſchieden . Gegen Abend iſt der bůcfewißer See , und das Feld der

Stadt Wuſterhauſen , und gegen Mitternacht das

gartowſche Feld, von welcher beyden Feldern es die Siepe abſondert, welche ſich hierauf ebenſo wie die Roori

2

3

5

4

E

3

Dorf Meßeltin.

181

Roorlacke in den bůcervißer See ergieße. Ebebeſſen ſind in dieſem Dorf vier adeliche Höfe geweſen , von weldien aber dréy wüſte liegen . Einer derſelben wird

die Burg genannt, und diefer Plaß iſt mit Wall und Graben umgeben , und der Wali mit Rüfter Bäumen befekt: doch findet man in dieſem Umfan 1

ge feine Spur von Gebäuden .

Das Dorf hat nur zehn Bauern , und zwen Cora fåten. Der Uder muß gut bearbeitet und gedünget werden, wenn er einigermaßen ergiebig feyn ſoll, und doch giebt er alsdenn den ausgeſåeten Roggen nur viermal wieder. Auf eine Hufe werden nur vierzehn

Scheffel Uusfaat gerechnet. Man baut ſehr wenig Weißen, denn er geråth ſelten .

Der Acker wird mit

dem Hafen bearbeitet; will man ihn umpflügen , ſo muß er quer aber gewendet werden , fönſt vermila dert er, und trägt Quecken. Mit Wiefen und Weite iſt das Dorf fchlecht verſehen. Der adeliche Hof hilft fich zwar ziemlich durch feine Wiefe in dem

barfeforſchen Luch), der Prediger und die Gemeine aber múffen, das meifte Heu auf zwey Meiten weit

kaufen.

Die Weide hat viele fumptige Stellen,

und man håft dafür , daß ihr durd, Gråben nicht gee holfen werden könne , wenigſtens verſichert man , daß die oben genannte Roorlacke bald verſchlamme, und /

der bückewißer See nicht ales Waſſer faſſen könne, weil er keinen freyen Abfluß habe. Aus dem bisher Gefagten , wird man ſchon ſchließen , daß die Vieh.

zucht des Dorfs gering, und zur guten Düngung Der Hecker nicht hinlänglich Fey .

Man hat auch

feſtgelegt, daß auf 1; Hufen Sand, 10 Schafe, 2 Dd). fen , 9 Kühe und Stůcke jungen Viehes, und 4 bis 6 M3 Pferde,

182

Dorf Meßeltin .

Pferde , wegen des Hofdienſtes, gehalten werden fol. len . Der Befißer des adelichen Guts , hat fich 1772 von der Gemeine in Anſehung der Uecker, Wie . fen und Weide abgeſondert , unter den Gliedern der

Gemeine aber iſt dergleichen Ubſonderung noch nicht erfolgt.

An Holz fehlt es ganz , es muß alſo a bis

3 Meilen weit hergeholt und gefauft werden . Der

jeßige Prediger, Herr Johann Chriſtian Schulze, hat ſich die Mühe gegeben , mir außer den ófonomi, [chen Nachrichten von dieſem Dorf, auch die Sum . me der gebornen , geſtorbenen und ehelich vertrauten von 1683 bis 1779 mitzutheilen. Es ſind in dieſen Jahren 294 Kinder männlichen und 286 Kinder weib .

lichen Geſchlechts geboren , 217 Perſonen månnlichen , und 190 Perſonen weiblichen Geſchlechts, geſtorben, Befiker

uno 153 neue Ehepaare getrauet worden. In den Kirchbuch der Stadt Wuſterhauſen an

des adelis der Dofle, fommt 1581 als Gevatterinn vor, Frau

chen Guts.

Cathrine Schönermark aus Mekelein , und 1595 als Gevagter , Hans Caſpar Schönermark aus Meßeltin,

Es ſcheinet, daß dieſe beyden Perſonen Eheleute, und die Eltern von Germanus von Schönermart geweſen

ſind , der 1605 als Vormund des Sohns, Balthaſar Joachim , welchen Caſpar von Schönermark hinterlaſ. fen, deſſelben Kloſterhof zu Kyrik an George von der

Weyde verkaufte. In der von dieſem Verkauf vorhan denen Urkunde, welche Fr. Conſiſt.Rath Rhau zu Kya rik beſißt, ſteht ausdrücklich, daß dieſer Germanus von

Schönermart aus Meßeltin ſey. Alſo ift kein Zwei. fel, daß er der Germanus von Schönermarf ren, von welchem in den Conſiſtorial-Acten unter dem Jahr 1613 1

vorkommt, daß er zu Mebeltin einen Hof gehabt habe.

.

Dorf Meßeltin.

183

Kabe. Er hatte Ottilia von Wutenow zurEhegattinn, und eine Tochter dieſer Eltern , welche auch Ottilia

hieß , heirathete einen von Rohr auf Jeddin. Wahrs ſcheinlicher Weiſe hat er noch eine Tochter Namens Hippolyta gehabt , welche um den Anfang des 17ten Jahrhunderts mit Balthaſar von Stechow verhei. rather ward , wenigſtens war ſie gewiß aus Meßeltin. Es iſt auch wahrſcheinlich , daß Melcior Joachim ron Schinermark , des Germanus Sohn und Erbe

geweſen ren. Er kommt ſchon in einer bey der hier Figen Kirche befindlichen Urkunde von 1633 vor , qus

1

welcher erhellet, daß er feinem Vetter Andreas Scho.

1

nermark zu Wuſterhauſen , etliche Lehnsſtücke über

1

laſſen habe. Wer der Balthafar von Schönermark zu Megelrin ſey , deſſen Tochter Eliſabeth , Melchior

von Brunn zur Ehegattinn hatte, wie aus der auf ihn 1643 gehaltenen und gedruckten Seidzenpredigt eſe hellet, kann id) nicht beſtimmen . 1663 waren der vorhergenannte Melchior Joachim von Schönermark, und Joachim von Rifen , Patro.

nen der hieſigen Pfarre. 1674 hatte hier Daniel von Warnſtedt Lieben Hufen.

Der ſchon oft genannte

Meldiior Joachim von Schönermark, ſchenkte 1683 ein Tuch auf den Altar, weldes jeật noch vorhanden,

aber ſehr veraltet ift. In daſſelbige iſt die Jahrzahl und ſein Name , und rings umher find Pelifane mit

drey Jungen genåpet. Er führte aber eben daſſelbige Wapen , weldies die noch blübenden fächſiſchen und lauſikiſden von Schönermark Gaben , ( und hernad) vorkommt), wie das unter einer von iſm 1686 aus: gefertigten , und noch bey der Kirche zu Mebeltin vor.

handenen Vollmacht ſtehende kleine und ſchlechtgeſtor

chene Pettſdaft beweiſet, welches id) ſelbſt durch ein Vergrößerungsglas unterſucht habe, nachdem mir die 1

Vollmacht vom Herrn Inſpector Hering in Wuſter.

Haufen , zugeſchickt worden. Meldior Soadjim von M

4

Scho

1

Dorf Mebeltin.

184

Schönermark ſtarb am 24ſten May 1687 , und ſein hieſiges Gut fiel an ſeine Vettern Philipp Albrecht von Brunne (einen Urenkel des oben genannten Mel. chior von Brunne), und Hans Caſpar von Schin

nermark , zweyten Sohn des Hans Caſpar von Schönnermark ( mit zwey n ) auf Hohen : Alsdorf, eine Meile von Jüterbock. Dieſer zweyte Erbe ver. kaufte rein Antheil 1694 an Caſpar Siegmund von Zieten , und begab ſich nach der Nieder - Jáuſik auf ſeine Güter Ubersdorf und Mochlik , welche feine Nachkommen noch beſiken. Das Wapen der fåch. ſiſchen und laufikiſchen von Schónnermart , enthåle 3

einen zuſammengelegten Stångel , mit vier entweder

ſilien oder Culpen , und auf dem Helm ſteht ein na . deter wilder Mann , der um den Kopf und leib eie

nen grünen Kranz , und in der rechten Hand eine auf der Schulter ruhende Keule hat. Das Kaufgeld des von ſchonnermarkiſchen Untheils an dem von ſchönermarfiſchen Gut zu Miekeltin , ward am 13ten V

April 1694 von dem Conſiſtorium mit Arreſt belegt,

weil die Kirche Anforderung an Hans Caſpar von Schonnermark hatte.

In der erſten Hälfte des jeßigen 18ten Jahr: þunderts , faufte der fonigl. General - lieutenant Gea orge Vollrath von Crocher , die vier Antheile des hieſigen adelichen Guts , welche das brunniſche, zies

tenſche, fabianiſche und jurgaßiſche genennet wur: den , nach und nach zuſammen , deſſelben Sohn und Erbe aber , der Hauptmann Leopold Ulerander von Crocher , verkaufte 1763 das ganze Gut für 35000

Thaler an den Hauptmann Franz Ehrenreich von Rathenow , welcher es noch beſigt , aber zu Carweſee

wohnt. Es hat dieſes Dorf von der Kirchenverbeſſerung an, und noch 1628 , einen eigenen Prediger gehabt, im

3

1

#

1

M

11

Dorf Meteltint.

185

im breyßigjährigen Kriege aber ward das Pfarrhaus, verwüſtet, und die Gemeine ward von einem benach: barten Prediger beſorgt.

1663 verſprachen die das

maligen oben genannten Patronen , daß ſie wieder einen eignen Pfarrer berufen , und die Pfarrſtelle bea bauen wollten , es iſt aber nicht geſchehen , fondern die Pfarre iſt bald von dem Prediger zu Koorfact,

bald von dem zu Campehl, und ungefähr 60 Jahre lang von den Predigern zu Ganzer beſorgt worden, 1715 warb- fie von den Patronen von Fabian , von Brunn und von Zieten dem Prediger zu Barſefono

anvertraut: als ſie aber 1753 der damalige Prediger zu Barſekor ſeines Alters wegen aufgab, trug der Patron Leopold Alerander von Krocher die Verwal.

fuug derſelben dem nahen Prediger zu Ganzer auf. Das Ober- Conſiſtorium befahl ihm zwar, das Pfarrá

þaus wieder herzuſtellen, und einen eignen Predigers zu berufen , er wandte aber eben ſo , wie der nachfof. gende Beſiger des Guts , alle erſinnliche Mühe an ,

um den Bau zu verzögern. Endlich kam er mit 2448 Thalern Koften zum Stande, es ward aber ſchon vor : Her , nämlich am Ende des Jahrs 1766 , der obenged

nannte Herr Schulze, pieſelbſt zum Prediger beſtellt, welcher ſo lange in einem Neben - Gebäude des Rita terſilkes roohnte, bis er das Pfarrhaus beziehen konnte. Die benden Pfarrhufen , der Zehnte und die Acció

Benzien , bringen dem Prediger nur 119 Thaler ein ;

0

es iſt aber ein geſammletes Pfarr - Capital von 3964

11

Thalern , 3 Gr. 9 Pf. vorhanden , von welchem die jährlich einkommenden 147 Thafer , 8 Gr. 4 Pf Zin . fen , vermoge Ober -Conſiſtorial. Beſcheids vom gten

19

m

Febr. 1776 , dem Prediger als Beſoldung ausgezah. let Mş

186

Dorf Meßeltin.

let werden. Außer demſelben iſt hier noch ein Pfarr.

und ein Kirchen. Capital, jenes betrug im Anfang des 1776ſten Jahrs 533 Thaler, 15 Gr. 7 Pl. dieſes

324 Thaler, 10 Gr. 7 Pf. alſo beyde 858 Thaler, Gr. A4 Pf.

Dieſe Summe verzinſet der Patron,

und hat darüber eine in das Hypothekenbuch einger tragene Dbligation ausgeſtellt. Es iſt uns dieſes Dorf vornehmlich wegen der

in demſelben 1687 ausgeſtorbenen von Schöner: mark, merkwürdiga Daß dieſe zu den älteſten ade lichen Familien in der Mark Brandenburg gehören,

iſt gewiß, und Enzelt in ſeiner Chronik der Ultmart, auf dem lekten Blattdes BogensKt, ſeßt dieſe For ſie mit unter die alten adelichen Familien, welche der romiſche König Heinrich der erſte, im Jahr 927 in die

Mark gebracht Haben ſoll, welches Engel oder An. gelus in ſeiner Chronit' der Mark Brandenburg S.39 wiederholt. Herr Ober-Conſiſtorial. Pråe fitent von derHagen ,ſagt in ſeiner Hiſtoriſch - ges

#

2

nealogiſchen Beſdireibung des Geſchlechts von Brunne, S. 20 , und in der Beſchreibung des Geſchlechts von Stechow , S. 24 , daß das Dorf Schönermark in der Prignik , ihr Stammort fen.

Es ſind außer demſelben noch dren andere Dörfer dieſes Namens in der Mark Brandenburg vorhan. den , nåmlich eins im ruppinſchen Kreife, und zwen in der Ufermart. Daß das prignißiſche Dorf bica

ſes Namens, welches nicht weit von Kyriş liegt, der eeſte Siß der ſchönermarkiſchen Familie geweſen ſen , +

iſt allerdings wahrſcheinlich , weil es nicht weit von Kyriş, dem alten Hauptſik der ſchönermarkiſchen Fa. milie,entfern iſt, es mußes aber vor derZeit, der bis jekt

3

#

26

1

Dorf Meßeltin

387

jekt bekannten Urkunden geweſen ſeyn , denn aus ein

ner in Lengens diplomatiſchen Stiftshiſtorie voy Havelberg S. 75 befindlichen Urkunde, erhellet, daß MarggrafFriderich derjüngere dieſes Dorf ſdon 1438 dem Dom . Kapitel zu Havelberg geſchenkt þat, und

daß es vorber von den von Kröcher als ein Mannlehn beſeſſen worden.

Weil die ehrwürdige Frau , zu welcher unſere

Reiſe gehet, (S. 3.) aus der alten und anſehnlichen ſchönermarkiſchen Familie iſt, welche zu Kyriß und

# ), Wuſterhauſen an der Doffe, die obrigkeitlichen Zem . ter in einer langen Reihe von Jahren verwaltet hat, 0 und zum Theil noch verwaltet; fo wünſchte ich hier + eneſcheiben zu können , ob dieſe Familie urſprünglich zu der adelichen Familie von Schönermark gehöre,

#

von welcher bisher geredet worden? Die Gründe

EY

für die Bejaþung dieſer Frage, verſchaffen nicht nue

.

eine große Wahrſcheinlichkeit, ſondern auch eine hin .



långliche Gewißheit. Beyde Familien haben in einer und eben derſelben Gegend geblühet; in benden ſind påhrend einer langen Zeit die Taufnamen Joachim und Caſpar ſehr gemdhnlich und gemein geweſen,

11



11

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*

und die ausgeſtorbenen von Schönermark zu Mebel, tin , haben die Schönermarke žu Kyrik und Wuſter.

Kaufen , ihre Vettern genannt. Das erſiebet man aus einer noch bey der Kirche. zu Meßeltin befindli, dhen Urkunde, vom 16ten October 1633, in welcher

Andreas Schönermark ( Bürgermeiſter zu Wuſter, þauſen ) bekennt, daß er ſeinem Vetter (Melchior ) Fochim von Schönermart zu Meßeltin wegen ab, kaufung etlicher Lehnsſtücke. mit Schulo verhaft fer ,

und ihm eine Haupt.Verſchreibung von 100 Thaler Capital

1

188

Dorf Meßeltin .

Capital bey Henning von Fabian zu Gartow abtrite und übergiebt. Dieſe Urfunde entſcheidet die Frage þinlänglich. Vielleicht iſt die feit langer Zeit für eine

bürgerliche geachtete ſchönermarfiſde Familie auf fole gende Weiſe entſtanden . Es iſt eine durch tauſend Benſpiele beſtätigte Wahrheit, daß in alten Zeiten

auch Edelleute die obrigkeitlichen Zemter in den Städten verwaltet haben. Aus dem ķiefigen lande, will ich zum Beroeiſe anführen , das Gerhard von Bismark 1282 Rathmann zu Prenzlau , Urnold von Dedelow 1372 , Gerhard von Schmarſow 1330, Ste:

phan von Stendal 1372 , Johann von Cantow 1330 , Johann von Zolchow von 1330 bis 1350 , eben daſelbft Bürgermeiſter geweſen ſind. f. Grundmanns Vers

ſuch einer ukermårkiſchen Adelshiſtorie, S. 34. 36. 49. 52. 53, 56.

Auf gleiche Weiſe haben einige

von Schönermark ſchon vor mehrern hundert Jahren Hemter zu Kyrik und Wuſterhauſen an der Dorſe angenommen , denn Conrad von Schönermarf war

1326 Bürgermeiſter zu Kyriſ, f. Bekmanns Bes ſchreibung der Prignik S.-179. Cone Schoner. mark war 1445 Rathmann zu Wuſterhauſen , f. Di

terichs Nachricht von den Grafen zu Lindów und Ruppin, S. 96. u. f. w . Die Nachkommen derſelben , welche im Befiß der obrigkeitlichen Stadt. ämter geblieben , haben das von vor ihrem Namen weggelaſſen , und ſind nach und nach für bürgerliche

Leute geachtet worden . Die Weglaſſung des von por den Namen unſtreitig abelicher Perſonen , war ohnedieß , wie jedermann bekannt iſt , vor Alters gang

gewohnlich , und aus der ſchönermarkiſchen Familie,

gehört der Johann Schonnermarke (mit zien n ), Dom.

Wuſterhauſen an der Dorſe.

189

Domherr zu Brandenburg, bießer, welcher in des Hertha Gerken brandenburgiſchem Stiftshiſtorie S. 665 . in einer Urkunde von 1491 genannt wird.

Das ein.

zige, was dieſer Behauptung entgegen zu ſeyn fcheia net , iſt dieſes , daß die ſchönermarfiſche Familie ein anderes Wapen , als das oben beſchriebene adeliche

hat , nåmlich es führt in demſelben einen laufenden Hund, und auf dem Helm einen aufgerichteten Hund zwiſchen zwer Flügeln ; welches Wapen ſowohl von dem Wapen des Melchior Joachim von Schöners marf , als von dem Wapen der von Schonnermarke

in Sachſen und in der NiedersSauſik, verſchieben iſt.

Es haben aber fchon unterſchiedene kunſtverſtåndie ge Gelehrte bewieſen , daß bloß der Unterſchied des

Wapens, einen Unterſchied des Geſchlechts nicht be

weiſe, welchen Sak auch Herr Präſident von der Hagen in ſeiner Abhandlung vom gemeinen Uro ſprung der Hagenſchen Familie beſtätigt. f. deſſelben

EW

Beſchreibung des Geſchlechts von Brunne, S.6

5

und 7., Vielleicht hat man bey einer ſogenannten Todtheilung beliebe , ſich durch das Wapen zu untera

.

Echönermarke zu Kyrik und Wuſterhauſen , an den

1

fcheiden , wenigſtens findet ſich keine Spur, daß die

TIN

Gütern der von Schönermark Anſpruch gemacht håte

CES

ten. Ich laſſe es bieber bewenden , und verſparo

COM

meine Nachricht von der ſchönermarfiſchen Familie) bis auf die Beſchreibung von Kyrik.

ri

Es war ſchon dunkel, als wir durch

mili

Suſters' Wuſterhauſen ander Doſle hauſen an fuhren , und ich bekam das Zeußere dieſer Stabe erft der Doffe.

10

auf der Rückreiſe zu ſehen ; ich will fie aber doch

Don

hiers

5gart

190

Wuſterhauſen an der Doſſe.

hier beſchreiben , damit meine Nachrichten von dem ruppinſchen Kreiſe beyſammen bleiben. Dieſe Stabe Hat' anfänglich den wendiſchen Namen Wuſterow

geführt, den die Deutſchen in Wuſterhauſen vers wandelt haben. Sie liegt an der Dofle, welche brey Mahl . Mühlen , eine Schneide- und eine Walk.

Mühle treibt. Ber derfelben , und zwar vor dem fyrißiſchen Chor , an dem Ort, welcher noch jegt der Burgwall genannt wird, hat vor Alters ein feſtes

Schloß geftanden , und den edlen Herren von Ploto

gehört.

Dieſe ſind zugleich mit den Marggrafen

Herren der Staðt geweſen , und Gebhard , Conrad und Johann von Ploto Kaben derſelben den Wald

Karpow geſchenkt, welches wenigſtens ſchon im

froðfftenJahrhundert geſchehen fern muß; denn in der gleich hernach vorkommenden marggräflichen Beſtão tigung der Sdhenkung von 1293 , wird geſagt, daß fie praeteritis temporibus geſchehen fen . Von der Familie von Ploto iſt die Burg und Stabt, ich weiß

nicht wenn und wie ? ganz an die Marggrafen geo tommen . Die Marggrafen Otro, Conrad, Johann

und Otto, ſchenkten ihr 1291 alle um ihr Herliegende Hopfengårten zum Eigenthúm , und 1293 beſtätigten fie ihr nicht nur ben Befik des karpowſchen Waldes,

fondern verliehen ihr auch Wieſen , die Stadt mußte ihnen aber die Schuld erlaffen , mit welcher ſie ihr

berhaftet waren . Diterich S. 37-40. - Die Marga grafen Otro and Woldemar verinehrten die Schen. e

fungen an die Stadt 1308, um eine Schulo von 80 Mark Silbers zu tilgen , mit dem Dorf Klempom ,

dem bafigen See, und dem See Bückewiß, ſie tras ten auch der Stadt den ißnen bisher zu Martint erlegten

+

-

1

7

80

EX

Wuſterhauſen an der Dofle

TOT

erlegten Wort. (Grund) Zins ab. Diterich S.40 € Wenn die Marggrafen die Stadt zuerſt an die Gra.

fen von Lindom verpfänder haben? iſt nicht bekannt, 1325 aber waren dieſe ſchon im Beſiß der Staden denn in demſelben Jahr verliehen ihr die Grafen Günther, Ulrich und Udolph von Lindon , für ein Ges

fchenk von 16 Calenten , (Pfunden , jedes von 30 Groſchen ,) die Hälfte der obern und untern Gerichte, zu deren Verwaltung fie nach Belieben jemand ber

ftellen könne. Diterich S.53. Als im folgender Fahr Marggraf Ludewig zu Ruppin war , beſtätigte

er der Stade Wuſterhauſen ihre alten Privilegien , welche ſie von ſeinen Vorfahren erhalten hatte. Dis terich S. 53. Eben derſelbige beſtätigte ihr 1329 den Beſik und Genuß des hieſigen Zous , den ihr Marggraf Woldemar , zur Tilgung ſeiner Schulo , fchon verliehen þatte, obgleich die Stadt nichts ſchrifte

'liches davon aufweiſen konnte . l. Diterich S.56 . Im Jahr 1333 erklärte Kaiſer Ludewig im Namen des Marggrafen Ludewig ſeines Sohns , in einer bes

fondern Urkunde, daß der Graf Günther von Lindor , für die Pfandbriefe, welche er in Händen habe , und für alle ſeine Forderungen an die Marggrafen , 7000 Mart Silbers haben ſolle , und verpfändete ihm für dieſe Sumine , außer der Stadt Granſee , auch die

Grade Wuſterhauſen , welche in der Urkunde Wus ſterowe genannt wird. Die Grafen Günther und Ulrich, Adolph und Buffo , insgeſamme son lindoro, ftellcen inti folgendenJahridegen dieſer Verpfändung duch eine Urkunde aus. Bende har Gerken in ſeinem

cod. dipl. brand. T.L p. 162. 170. Marggraf Lue demig ſelbft, ungeachtet derVerpfändung der Stadt an

192

Wuſterhauſen an der Dorſe.

an den Grafen von Sindom , beſtårigre doch derſelben 1351 in einer zu Kyrik außgefertigten Urkunde, alle von den ehemaligen Marggrafen zu Brandenburg erlangte Rechte und Freybeiten , inſonderheit die

Zollfreiheit zu Waſſer und Lande in der Mark,

auch das von Alters her gehabte Recht, ſoviel Holz, als ſie für ſich gebrauche, aus dem landesa

Herrlichen Walde Rohdan , unterhalb der Dorfe, zu

holen. Diterid S. 64. Im Jaşr 1377 beſtåtig. ten die Grafen Ulrich , Albrecht und Günther von Lindow der Stadt für 45 Mark Silber, die ihr von

den vorhergehenden Grafen verliehene Hälfte des Schulzenamts zur Verwaltung der obern und niedern

Gerichte. Diterich Š. 78. Der Inhalt der Urs kunden , welche Graf Albrecht ber Stadt 1379 wegen der Landwehre nach Kyriß, Lebdin und Plåniz, geo geben hat , und derjenigen , welche die Grafen Ulrich und Günther 1407 über die Markſcheidung zwiſchen der Stadt und den Dörfern Brunn und Garz, ausa

geſtellt haben , iſt mir nicht bekannt. Diterich S. 80. 88. Im Jahr 1445 verkauften die von Ra thenowo , mit Genehmigung des Grafen Albrecht, der Stadt Wuſterhauſen das Land und Waſſer, die Hole zung und Weide , von der flempenonſchen Safe an ,

bis an die Dorfe , für 40 Schode guter Münze

Diteri.) S. 95. Graf Johann von Lindor ver pfändete der Stadt feine Hälfte der niedern Gerichte,

und einige Jahre hernach, nämlich 1503, verkaufte a deſſelben Sohn und Nachfolger m Joachim , eben dieſe Hälfte der nicdern Gerichte der Stadt auf ewig und

erblich für 325 rheiniſche Gulben , und bald darauf

überließ er ihr aud, ſeine Hälfte der obern Geridite, folglich

3

3

.

et

54

ith

Wuſterhauſen an der Donie.

193

folglich das ganze Ober- und Nieder . Gericht und

Schulzen . Amt. Diterich S. 126-129. Im Jahr 1524 , nach dem Tode des legten Grafen von Lindon ,

fiel die Stadt mit der ganzen Herrſchaft Kuppin an die Sehnsherren , Churfürſten zu Brandenburg, zu . rid . Egurfürſt Joachim I ertheilte ihr noch in eben

demſelben Jahr einen Lehnbrief über die bohen und niedern Gerichte , über das Schulzen : Amt, über das Dorf Lefifono, deſſelben Feldmark, und die dafigen höchſten und niedern Gerichte, über das Straßen

recht, Dienſt, Zehnten , Rauchhüner, Waſſer, Wei. den, Grafungen und Holzungen , imgleichen über die

klempowſche Mühle mit allem Recht, bodyſten und niedern Gericht und Dienſt.

Auf dieſe Geſchichte der Veränderungen, Rechte und Freygeiten der Stadt , welche ich aus den bis . her gedruckten Urkunden zuſammengezogen habe, laſſe

ich eine Beſchreibung derſelben folgen , welche ein vortrefflicher weiblicher Kopf am 18ten Jänner 1780

zu Hamburg bloß aus ſich ſelbſt gemacht hat. Ich rede von der tugendhaften , aufgeklärten und ſelbſt zu erheblichen männlichen Geſchäften febr brauchbaren

Jungfrau, Luiſe Schönermark, Tochter des ſel.Hrn. Caſpar Schönermark, dirigirenden Bürgermeiſters zu Wuſterhauſen , welche dieſer Stadt, ihrer Fami.

lie, und ihren Verwandten , zu welchen ich durch meine geliebte Ehegattinn auch gehöre , wahre Ehre macht. Es frånkte ſie, daß ich die aus ihrer Gea burtsſtadt verſprochenen und erwarteten Nachrichten

von derſelben , nicht bekommen hatte, fie erfekte alſo die Stelle der Männer, und ſchrieb mir aus Ham .

burg , dahin ſie im vorigen Jahr eine Reiſe gethan N

bat,

194"

Wuſterhanſen äit der Doſſe.

hát, was iþr iſt Gedächtniß und ihr Verſtand ihr in die Feder ſagten . Hier iſt es. Die Stadt liegt auf einer Inſel, welche die

Doffe macht , von der ſie auf allen Seiten umges „, ben wird17, die auch zum Theil durch dieſelbige flies „Bet: Der Kånig hat den Fluß ini Jahre 1979

72

„ ausgraben laſſen. Um dieStadther liegen ſchöne „ Wieſen, welche die Doſſe durchſtromt, und nichtweit „ von ihr zwery Seen , und ein angenehmes , aber nur

kleines Gevolg. DieGegenden um dieStadt,wers „ den noch angerteknier werden , als ſie ſchon ſind, wenn erft die Alleen ſtarkgeworden ſind, weldje mein Bru:

„ Der Hat anlegen laſſen. Die Luft iſt ſehr geſund, der

1

„ Acker iſt fruchtbar, die Weide und Wiefen ſind ſehr „ gut, daher iſt auch der Ackerbau und die Viehzucht ins einträglich. , auch in vielen Fleinen So bekannt id „ Städten bin , ſo habe ich doch im Ganzen in fei: „ ner ſo viel Keligion ; gefirtetes Weſen , thårige „ Menſchenliebe und Freundſchaft, als zu Wuſter. >

>

Hauſen , gefunden.

1

Der größte Theil der Einngoh.

„ ner ſcheint nur eine Fanrilie zu feyn. 1758 brann . „ ten dren Viettel der Stadt , nebſt demi Ráthrauſe , und dem darauf befindlichen Stadt - Archiv , durch 97

„ die Unvorſichtigkeit eines Bürgers ab, der mit einer

„ brennenden Pfeife in ſeine Scheuen gieng. Ats die Bürger mit der Wiedererbauung ihrer Häufer

„; beſchäftiget waren, kamen die Schweden unter dem General Grafen von Hamilton an.

92

Sie ließen

„ niche zu , daß ihre Truppen dieſen damals traurigen „ Ore berührten ', hingegen ließert ſie meinen Vater ,, nach Ruppin fommen, nahmen ihn als Menſchen „ freunde auf, und ſagten zu ihin und zu feinem Ber

77

„gleiter,

Wuſterhauſen an ber Doſſe.

195

mgleiter, dem Kämmerer Werfenthein, daß ſie nicheté „ von der armen abgebrannten Stadt verlangten , als „ Brodt , welches ſiè aber baar bezahlen wollten; , wie ſie auch wirklich thaten. Weil ſie nicht wolle

„ ten , daß die Stadt etwas geben ſollte: ſo erließen un ſie dem ganzën ruppinſchen Kreiſe von der verlanga »nten Contribution zehn tauſend Thälei: ils aber „ Der Krieg vorben wär, verlangte die Stadt Neue

1

Ruppin , daß Wüſterhauſen ſeinen Antheil an der in den Schweden erlegten Contribution bezahlen ſolle; mund és eneſtund ein weitläuftiger Proceß , den Wur iſterhauſen unter andern baruin verlor ; weil der

Feind zur Zeit ſeines Einfalls der Staði ein fola 1

ches Geſchenk nicht habe machen können. Mein ,, Vater ließ ſich zwar von dem noch lebenden Grafen „;Hamilton aus Schweden ein Zeugniß ſchicken;

„ daß er dem Kreiſe; in Betrachtung der abgebranná

+1

» ten Stadi Wuſterhauſen, die oben genannte Sum: „ me èrlaſſen habe : das half aber nichts, ſondern ſie is ſollte die ihr zugetheilten 3333 Thaler; & Groſdjen „ bezahlen . In dieſer Noth wandte ſich mein Vaa s teë im Namen deë Stabt unmittelbar an deri

„ร König, und hatte die Freude; daß Se. Majeſtát ht

21

fa

en

FM

;; der Stadt die Summe , welche ſie bezahlen wußte ; » ſchenkte, welche ſogleich nach Ruppin geſchickt wuri

„Dė. Vor fechzehn oder ſiebenzehn Jahren, zůndete ;, ein Blik die Spiße des hohen Kirchthurms an, dera » feri Brand für einen daben gleichgültigen Zua

/

s die Stadt aufs neuë ein Raub der Flammen werderi

B

würde: Doc Gottes Vorſehung fettetë dieſelbia

8

fa

is ſchauer, einen ſehr prächtigen Anblick gab, aber der „ Bürgerſchaft die ſchreckliche Furcht verurſachte, daß

en

‫ܐܗ‬

1

‫ܛܶܦ݂ܶܟܟ‬

196

Wuſterhauſen an der Doſe .

nge durch einen gewaltigen Regen , welcher die Aus. ,, breitung des Feuers hinderte. In der Stadt ift ,.nur eine Kirche, an welcher zwey Prediger ſtehen ; ► den Inſpector und Ober - Prediger fekt der König, 9

y den zweyten Prediger erwählt der Magiſtrat. Am mi erſten Tageder drey hohen Feſte, verrichtet derPres

diger zu Brunn þieſelbſt die Frůýpredigt, und be. „ kommt dafür den Zehnten von dem garziſchen Felde.

Auf dem Kirchhof vor dem Thor , ſteht eine kleine „ Kapelle , in welcher aber ſeit langen Jahren fein „ Gottesdienſt getalten worden . Der Magiſtrat „ beſteht aus füif Perſonen , die febr einträchtig un. ter einander und mit den Geiſtlichen leben. Wenn

- aus dem Magiftrat einer ſtirbt, oder ſonſt abgeht, „ To erwählen die übrigen einen andern durch die mei. „ ſten Stimmen. Die Kammeren bat ein Dorf,

„ Namens Leſikow , über welches auch der Magi. ſtrat die Obrigkeit iſt; ſie beſigt audy ein Vorwerk ,vor der Stade , welches auf Erbpadt ausgethan ift. An das Kloſter { indow , und an einige an. dere Derter , giebt die Kammerer jährlich einen gee ,, wiſſen Canon, und von einigen Wecfern müſſen die 9)

„ Bürger alle Jahr Korn - Pachte bezahlen. Vor eis „nigen Jahren hat die Bürgerſchaft in der Gegend si von Sieverſtorf einen Theil igrer Holzung, welche „ Rohdan genannt wird , an den König überlaſſen ,

,, der in die Gegend derſelben Coloniften geſegt þat. „ Das Hoſpital zum heil. Geiſt hat ziemlich gute Eins

„ fünfte. Die bekannten Generale Rebentiſch 1 9und Meinicke, ſind geborne Wuſterhauſer; jener ein „nes Poſtmeiſters , dieſer eines Rathmanns Sohn.

Der legte hat der Kirche vor mehr als 20 Jah: nron

Wuſterhauſen an der Doſle.

197

„ ren einen neuen Altar geſchenkt, daher ſein Bild.

*, miß auf dem Rathbauſe þångt. Ware id jebe » Ju Wuſterhauſen , id) wollte alle Nachrichten , die ,,nur aufzutreiben wären , ſorgfältig ſammlen und

überſchicken, jekt muß ich mich auf das Wenige ein .

77

* „ ſchränken , deſſen ich mich gengu erinviern kann . , Dieſe wenigen , aber guten Nachrichten , rollen W hier uſter. kGedachtniß abgeſondert ſtehen . !

Wuſterhauſen iſt eine immediat Stadt, welche noch ziemlich hohe und dike Mautern har, ihre chema. gen Wälle aber ſind abgetragen , und 1728 mit ko. niglicher Erlaubniſ auf dem Plan derſelben Garten

"angelegt, und Bürgern für einen jábrlichen Canon 1

' von 4 Pf. für die Quadratruche, überlaſſen worden .

Es find hier 331 Häufer', von welchen zehn vor dein Thore liegen, und eine Art von Vorſtadt ausmachen , "und 199 Schemen. Dieſe Häuſer und Scheunen

find bey der ſtådtiſchen Brandkaſſe für 103225 Tha

ter verſichert. Die neunzeắn öffentlichen Gebåude, find ber eben derſelben fiir 16350 Thaler angeſdyries ben. Man hat gejählt Månner

Frauen

Söøne Tochter Geſellen

3

Knechte und Diener Jungen

Magde

übergaupt

1778

1779

333 . 405 327

333 433

382

363

43 39

42 33

24 87

53 97

1640 N 3

315

1669 Menſchen.

198 1

Wuſterhauſen an an der Dorſe.

Es hat ſich die Zahl der Einwohner" von 1749 an įm Durchſchnitt" jährlich mit 25 bis 30 vermehrt. Unter den Einwohnern ſind fünf Juden. Es liege hier eine Compagnie von dem Kůraßier: Regiment įn Befagung, teſſen Haupt jeßt der General-Major von Weyherr ift; die Stadtgel,ort mit zum Canton deſſelben , und im Frühjahr uno Herbſt , wenn das Regiment Kriegsübungen anſtellt, kommen hier noch pren Compagnien deſſelben zuſammen, welche vom iſten April bis 16ten Man , und vom Iſten bis 16ten

September einquartirt werden . Es ſind zwar un . 1

ter den Bürgern faſt alle Arten der Handwerker vor .

handen , ſie treißen aber dod, größtentheils Uderbau und Viehzucht. Die Schuſter ſind unter den Pro. 1

feßioniſten die zahlreichſten, und denn folgen die Tudjmacher, nach dieſen die Leinweber, Båcker und Fleiſcher, die übrigen betragen keine große Zahl.

Am baufigſten ſind, wie ſchon geſagt worden , die Ackerleute, welche die ſogenannte Bauherren .Gilde ausmachen. Die ganze Feldmark vor dem wildbera

ger Thor , und vor dem kyrißer Thor nach Bandifon zu , oder das Stadtfeld , hat vor Alters den Herren

von Plots gehört , welche zulegt nur zwölf Hufen für fich behalten haben, die jeßt zu dem vor dem wildber ger Thor liegenden Vorwerk gehören ; von den übrigen

Heckern, welche, ohne dem Pfarr. Ader, noch 132 Hus fen betragen, haben ſie Bel - Hufen gegen einen Wiſpel Getreide Pacht von Hufe, an die Bürger in Erba, zins ausgethan. Einige vermogende Bürger haben nachher etliche Wiſpel an ſich gefauft, das meiſte Pacht. Getreide aber wird von den Ader Bee

figern verſchiedenen benachbarten Edelleyten gelies fert,

21

$

Wuſterhauſen ander Doſie.

199

fert, vornehmlich dem Herrn Ober: Conſiſtorial

Praſidenten von der Hagen ,deres. 1779,von dem Herrn von Kleiſt zu Proßen , dieſer aber ehemals von der Generalinn von Krocher gekauft hat, Man fået jährlich aus:

2 Wiſpel, 6 Scheffel.

an Weißen

1,2

an Roggen ,

50 Wiſpel, : 4Scheff. A Meg.

an Gerſte,

an Hafer,

3

38 Wiſpel, 15 Scheff. 19 Wiſpel, 4 Scheff. 8 Mek.

an Hülſenfrüchten, 6 Wiſpel, 12 Scheff. 44 Mek,. Man hat hier verbraucht: 177952

1778

an Malden , - -44 Wiſp.22 Sch , 57 Wiſp .10 Sh. an Branntero,

Schrot,

53 Wiſp. 18 S., 52 Wiſp. 8 Sche

In den Schent

frügen verzapft,

anBiere 236 Tonnene 1987 Tonne, an Branntemein , 1832 Quart, 4014. Quart.

Das Bier wird in 20 Brauſtellen gebrauet , und der Branntewein in 35 Blaſen bereita ,

Wegen des Ueberfluſſes an guten Wieſen nno Weiden , kann man jährlich über 1900 Stück Rind

pich, 3000 Schafe und 400 Pferde ernähren. Die 1778 1779 Bürger haben gehabt; Stůce Jungvieh, Bullen und Ochſen ,

376 ... 330 237 53 18 27

Melt.Schafe, Hammel u . Gåſtes - Vieħ,

700 ,

745

128

813

he

Schweine,

300

ike

Pferde,

300 270 Dic

5%

ir

Kühe,

270

N 4

t

200

Wuſterhauſen an der Doſe.

DieVichfeuche hat ſich ſeit 1765 hierviermaleinges ſtellt, und der Stadt großen Schaden zugefügt. Auf

gwen hieſigen guten Weide- Pläßen, welche die Berge Horſt und der Krahn - Pfuhl genannt werden , fin . det ſich ein brandig gewordenes junges Schilf (arun do tabida rubiginofa ), welches auch im Oderbruch in

gewiſſen Jahren häufig wächſt.

Das Kindvich

frißt es gern , ſchwillet aber davon auf, und ſtirbe, wenn ihm nicht gleich geholfen wirb. Es haben

aber die Kirten gemeiniglich etwas aufgetrocknetes Schilf dieſer Art ben fich , welches ſie dem Franken

Vieh , ſogleich , als fie deſſelben Zuſtand, bemerken , zu freſſen geben , und wenn es ihnen daran fehlét, ſo

ſchneiden ſie friſches mit einem Meſſer ab, und reis 3

chen es demſelben ; dadurch wird es , wie man mir 2

berichtet, vom Tode errettet. Den Pferden fchadet dieſes Schilf nicht . In den þieſigen Gårten wird der lange Kohl, welcher zuweilen 3 ; Ellen hoch wäch.

fet, håufig gebauet, davon hernach ein mehreres. In der Stadt find 89 öffentliche und Private

Brunnen ; man bren metallene und 89 hölzerne Spria ken , 15 Feuerleitern , 273 Eimer , 8 Hafen , und 20 Waſſer- Kufen.

Die hieſige Kirche iſt 1474 erbauet, und ihr Altar 1479 eingeweiht. Das legte weiß man aus einer alten, auf Pergament geſchriebenen Urkunde,

welche in dem alten Attar in einer Holzernen Kapſel gefunden worden , und die alſo anfängt: anno do

mini MCCCCLXXIX dominica quarta poſt feſtum trinitatis, conſecratum eſt hoc altare, a reverendo

maximopere patre ac domino Hermanno, epiſcopo Damafceno, vencrabilique maximopere patre ac domino

Wuſterhauſen an der Doſſe.

201

domino Wedegenio *), epiſcopo ecclefiae Havet. bergenfis. . Die Kirche Hat zwar ein Capital von

1740 Thalern , welches ißr jährlich 87 Thaler Zins ,

ſen bringt, ſie iſt aber hinwieder 1006 Thaler, 8 Gr. ſchuldig. Ihre beſtändigen Gefälle betragen 183

Thal. 5 Gr., und die unbeſtändigen ungefähr 68 Thaler. Es hat ihr 1735 der hier geborneKaufmann , Andreas Spiker zu Berlin , in ſeinem Teſtament 1200

Thaler in alten zwey Drittel Stúden vermacht, von deren Zinſen der Inſpector 10 , und der Diaconus 1

30 Thaler bekommt, und 10 Thaler müſſen zu Bis beln und Geſangbüchern für arme Stadtkinder anger

wendet werden. Das hieſige Hoſpital Sancti Spi ritus et Georgii, welches vielleicht von den eheinali. gen Biſchöfen von Havelberg geſtiftet worden , iſt

auch ein altes Gebäude, und hat 1777 ein Capital von 3596 Thal. 16 Groſchen gehabt, hat auch noch 60 Thal. 20 Gr. 6 Pf. beſtändige Gefälle, und die

unbeſtändigen betragen ungefähr 43 'Thaler, 15 Gr. Der vorhin genannte Spifer, hat auch dieſem Ho. ſpital 1000 Thaler vermacht. In den alten Confi. ſtorial. Acten kommen Beſcheide von 1687 vor, welche bieſes Hoſpitals Zinshebung von der garziſchen Hufe, die Pächte aus Proßen, und andere Gefälle betreffen .

1

Der Armenkaſten, aus welchem die Prediger

x

und Schullehrer befoldet werden , bekommt aus Wild. berg, wegen des Nicolaiten .Lehns, fechs Wiſpel Ge. treide, halb Roggen und Kalb Gerſte. Churfürft

do

20

Johann Georg hat 1568, am Tage Marien Magda. N 5

lenen

* Er hieß Wedigo, und war von der Familie der Wür fe, edlen Herrn vou Putli

DI

i

202

Wuſterhauſen an der Doriai

lenen zu Zechlin , ben Armenfaſten dieſe Hebung auf ewig beſtätigt, welches auch am 30ſten Jun. 1685 von dem Conſiſtorium geſchehen.

Joachim , Graf von Lindor , Herr zu Ruppin und Modern, vermachte der Kirche zu Muſterhauſen .

1506 , zum Behuf des Gottesdienſtes , 4 Wiſpel, 16 Scheffel Roggen aus der Mühle zu Garz. AL brecht Johann von Quaſt zu Garz, dog, dieſes Ver. mächtniß 1689. in Zweifel; belcher aber gehoben ward, als der Kirchenvorſteher den Schenkungsbrief im Original in dem Conſiſtorium vorlegte. Es ente ſtund aber er doch

ein Proceß wegen dieſes.Pachtge.

treides, welcher endlich am 19ten Jan, 1698 durch von ward baß dervəą einenVergleich alſo beygelege maro,

Quaſt die Kirchemit 500 Thalernabfand. Das Con . fiſtorium beſtätigte denſelben vier Wochen hernach. Das Dorf Gartow , hat eine Tochterkirchepon

der Pfarre zu Wuſterhauſen, und muß von dem Ine fpector beſorgtwerden . 1651 und 1660 erkannte das Conſiſtorium , daß der Inſpector ſchuldig ren, von ſei.

nen Einfünften aus dieſem Dorf, einen Caplan ober Prediger gu beſtellen und zu beſorden , der die Gee

meine zu Gartow mit dem Kirchendienſt nothdürftig verſorge; Denn vermoge des Viſitations. Abſchieds

vom 23ſten April 1602, ſen der Rath zu Wuſterhau. ſen nicht ſchuldig , zu der Beſoldung des Predigers, welcher Gartow beforgt, etwas benzutragen . Der

damaligeInſpector Joachim Fuchs, erklärte ſich, daß er auf lebenslang alle Einkünfte , die er aus Garton

Haben ſolle, fahren laſſen , und bein fünftigen Predi: ger, der dieſes Dorf beſorgen werde, übergeben wolle,

nur damit er von ſeinen übrigen Pfarr- und Inſpeo 2

ctions.

Wuſterhauſen an der Dofle.

203

ctions. Einkünften nichts zubüßen mdge. Das Con , fiſtorium erkannte dieſes für bllig , weil der erpáhnte Abſchieb ausdrücklich wolle , daß der Prediger nur von den Einkünften aus Gartow unterhalten werden

ſolle. Es legte alſo dem Inſpector auf, das DorfGar , toro ohne Verzug,mit einem Prediger zu verſehen,

fich auch zu bemühen, damit per Pfarr- oder Bauer, hof zu Gartow , welcher mit Dienſten , Pächten und Zehnten zu der Pfarre und Inſpection in Wuſter hauſen gehöre, wieder erbaut werden , und er fünf. tig das ſeinige davon haben möge. 1594 batte,das

Conſiſtorium den Beſcheid gegeben, daß der Pfarrer

zu.Wuſterhauſen nichtnothig hätte, einen beſondern Diaconus für Gartow zu halten , ſondern daß der

Diaconus zu Wuſterhauſen das Filial mit beſtellen ſoll. Jest predigt hiep der Inſpector, alle 14 Tage des Nachmittags ſelbſt,

Der Bürgermeiſter Simon Schüße, machte ung

gemein viel aus Luthers Catechismus, und friftete 6

1618 ein Capital von 100 Thalern, davon das Mir

By

niſterium zu Faſtnacht die Zinſen þeben ſolle, damię ( 8 in der Faſtenzeit in den Wochen.Predigten Luthers

ti

Catechismus mit der Jugend deſto fleißiger treibe

und wiederhole, Dieſe Stiftung folle ſo lange daur

ern, als iþre Abſicht erfüllet werde; wenn dieſes aber

Ja

unterbliebe, ſo ſollten ſeine Erben nicht verbunden

Du

ſeyn , die Hauptfumme weiter zu verzinſen , ſondern fie könnten dieſelbige entweder unter fich theilen , odec zu andern milden Sachen anwenden.

Der Mann

edi

pachte gut, denn an dem catechetiſchen Unterrichtder

llen

Jugend iſt viel gelegen, und man hattedamals feinen

onte

beſſern , als Luthers Catechismus. Mit

204

Wuſterhauſen an der Dorica

Mit den oben (S.196.) ermahnten drey Frühpres bigten des brunniſchen Predigers,hates pieſe Beroand. niß. Das Confiftorium gab 1670 den 28ſten Sept. Den

Beſcheid, daß die Ackerleute zu Wuſterhaufen, welche das garziſche Feld inne hätten , ſchuldig wären , dem Prediger zu Brunne 6o MandelnRossen und eben

To viel Gerſte jährlich vom garziſchen Felde zu entrich . ten , ihin auch foldjes allemcl anzufagen , damit et baben erſcheinen , die Mandeln zählen , und ſo wie ſie auf dem Felte ſtünden , wegführen laſten könne.

Hingegen fety der Prediger zu Brunne fdyuldig , die geforderten vier Scheffel Roggenund eben foviel Ger .

fte von dieſen Zehnten dem Wuſterhaufenſchen Rath jabrlich zu entrichten . Anſtatt der groen Tonnen Bier, welche die Aderleute von dem Prebiger ver, langten , folle er dreymal in Jahr zu Wuſterhaufen predigen , und ſich deswegen mit dem Miniſterium bergleichen.

Als die Bürgerſchaft von iører Elfen -Cafe, Rohdan genannt, 1773 dem Könige zu einer An. lage für Coloniſten , 600 Morgen , gegen einen jähr.

lichen Canon von 200 Thalern abgetreten hatte, woll. ten die Stadtverordneten dem Paſtor und Inſpector, den Schulcollegen , dem Küſter und dem Prebiger

Witwenhaus, ihre von Alters Herr, gleich den Bůra gern , alle groen Jahr empfangene Holz Caveln eben ſo wie die freye Maft in der Stadt Eichenhol. zung , die Safe genannt, abſprechen ; es nahm ſich aber das Ober . Confiftorium der piorum corporum 2

bey der Kriegs- und Domainen -Kammer an , wele che auch theils damals , theils 1776 , ben ihrem

alten Recht, durch Befehl und Vergleich geſchüket UMO

W

Wuſterhauſen an der Dofie.

205

und erhalten wurden . Da auch zu gleicherZeit das Amt Neuſtadt an der Doſſedie Pfarre und das Hoſpi tal zu Wuſterhauſen, wegen bisher empfangener 717

Klaſtern Brennholz, mit neuen Abgaben belegen wollte, fo nahm ſich das Ober: Conſiſtorium derſels ben ben der Kriegs- und Domainen . Kammer auch an , und dieſe ließ am 17ten Jänner 1774 an bas 2.mt

Meuſtadt an der Doſſe, und an den Förſter Kfhite zu

Kyrie, den Befehl abgehen : „ Den Piis corporibus ju „ Wuſterhauſen an der Dorfe, und den übrigen geifte

-,lichen Holz- Deputanten des Amis Neuſtadt an

‫לר‬

Der Dofile, gemäß dem Refcript vom 24ften Dec.

„ V. I. die ihnen jährlich zukommende 2791 Klafter „ Büden - und Elfen . Brennholz, aus der neuſtädtie ſchen Forft frey , gegen Erlegung des bisherigen Stammgeldes , verabfolgen laſſen... E

Es ward von der Kriegs, und Domainen -Kama mer am 3ten December 1743 bem Magiſtrat befoh. len , ein Grund- und Lager - Buch und Berzeichnig von allen beweglichen und unbeweglichen rathhaus. lichen Gütern, Gerechtigkeiten x. zu verfertigen , wels 生

ches auch, 1744 zu Stande fam . Vermöge deſſelben,

gehören dem Magiſtrat :

I. an liegenden Gründen und unbeweglichen Gütern,

1. zwen fo genannte Schoppen -Hufen , deren jes de jährlic) 6 Scheffel Roggen, und eben ſo viel Gerſte giebt.

2. Fünf Wörthen auf dem garziſchen Felde, wele che, wenn ſie befået werden , 4 Scheffel Roge sen Pacht bringen .

2. Die

Wuſterhauſen an der Dorfe. 3. Die ſo genannte Raths: Breite an der Fnriği:

206

3

Tchen Mark . Scheidung belegen; welche vetë pachtet iſt:

Dieë Stufe Landes voë bem campehlſchen Thot , welche verpachtet find.

5. Fünf ſogenannte Horftlander, welche auch veća 3

pachtet ſind.

ÏÏ. Ein Dorf ünð ein Poriert. *** ] Das Dorf Leſikow , mit den obern und uns . *** tern Gerichten , Kirchen- und Pfarr • Lehn;

mü 7. ho Vor den Einwohnern deſſelben þa: ben vier jeder ij Hufen ; einer i Hufe; eilf jeder i Hufe;und von jmély Coßåten hat eineë eine halbė; und der anderè nur Hufe; es iſt auch ein Kirchen -Coßåt daſelbſt. Dieſe Ein

wohner geben jährlich.14 Raüchhühner; 147

Thal. 12Gr. Dienſtgeld,i an Pacht-Getreide i Wiſpel; 7 Scheffet, 2 Meßen Weißen; * Wiſp: 13 Scheff. 2 Mek. Noggen ; Ś Wiſp: ai Sch. a M. Gerſte, z Wiſpa 22 Sd). 22 Ma Hafer; auch außerdem noch 6 Thaler, 10 Pf: Pfennings + Pflege und iz Gr. Wachsgeld: .

Es iſt aber von dieſen Abgaben ein großeë Theil verſeść. 6. Das Vorwerk vor der Stadt, mit den obern und untern Gerichten , mit viec von dem Ges

ſchlecht der Schönermarke an das Rathhaus verſégten Stadt - Hüfen , und živeij garziſchen

Hufen ; und unterſchiedenen Freyheiten. Es toař bis 1741 für 372 Thaler verpachtet; dài mals aber ivarð es ausgemeſſen, und ein& neuer

Anſchlag davon gemacht: LII. Ant

Wuſterhauſen an der Doſſe.

207

ul. An Holzungen. het

1. Die Eichenholzung bey der Stadt , welche die

ha

Lake, ( erkauft 1445 von der Familie von Ra. thenow ) der Rehmt, die Diſter - Lake und

1

Wenitorf genannt wird. ber

2. Die Elferie Safe Rohdan ber bem Hohen Ofertas IV: An Wieſen und Gras - Plageli: 1. Eine Schöppen - Wieſe im garziſchen Feldes 2. Die Wälle um die Stadt:

3. Vier kleine Gras . Gårten an der Clempnik beli legen:

4. Die große Ziegel. Wiefe.

56 Eine Wieſe in dem ſogenannten Rohrteichy der ehedeffen mit Elfenholz bewachſen war .:

his

6. Die Wieſe; welche der kleine Burgwall geó

m

" genannt wird.

tele

eri

G

3

7. Eine Wieſe zwiſchen der alten und neuen Doffee 8. Eine Wieſe am bandifonoſchen Feldea

9. Die Wieſen , welche zu den garziſchen Hufent gehören , und ungefähr drev Fuder Heu geben

Vi An Gärten, der ſogenannten Bürgivall melo chet in Gårteni vertheilt iſt, 39 Garten , welche

1728 auf den abgetragenen Stadtmållen angelegt; .

únd ån Bürger für einen Canon von 4 Pf: für

bie Quadratruthe überlaſſert worden ; und nodi vier Gårteña

แ as

ben

Oude

ve

X

VI. An Mühleit. I. Die ſogenannte Vierrade. Mühle, inder Stadt, berm fyrißiſchen Thor. 2. Die ſogenannte Zweyrade . Mühle, vor dem campeblichen Thor: 3. Die

208

Wuſterhauſen an der Done.

3. Die clempowſche Mühle, vordem kyrißerThor, ben dem ſogenannten clempowſchen See belegen 4. Eine Säge- Mühle vor dem tyrißer Thor.

5. EineWalk - Mühle bey derclempowſchen Müh. te , für welche die Euchmacher einen Gruns zins bezahlen.

VII. An Seen und Fiſchereyen . 1. Das Hegewaſſer um die Staðe, oder dieDoſſe. 2. Der bůckwißiſche See, welcher klein , und von geringem Ertrage ift.

9. Der clempoiſche See, gehört der Bürgers ſchaft, und ift verpachtet , die Kämmerey aber bekommt jáþrlich 1 Thal. 6 Gr. davon. ‫ܝܐ‬

VIII. Die obern und niedern Gerichte, das Patro:

nat über das Archidiaconat u. über die Schule. Um das Jahr 1685 ward die Kämmerey ban . ferott, und es entſtund ein Concurs -Proceß. Ich weiß diefes aus Uuszügen aus den alten Conſiſtorial. Acten , in welchen vorkommt, wie der Rath 1685

geſtanden habe, der Kirche, vermoge reiner Obliga tion von 1633, ſechshundert Thaler fchuldig zu fenn, fich aber auf den Concurs - Proceß berufen , jedoch zur richtigen Abführung der Zinſen, erboten babe.

Die Kämmerey hat 1778

1779

Thlr. Gr. Pf. Thlr. Gr. Pf. eingenommen 1389 16 6 1179 18 9 1178 :17 10 ausgegeben 1387 chten Einen Theil der obigen Nachri , verdanke ich

dein þieſigen gelehrten und geſchichten Inſpector und Paftor, Hrn. Joh. Caſp. Hering und bin froh, daß dieſer Beytrag noch eben beym Beſchluß des Artikels von dieſer Stadt angekommen iſt , und alſo noch bat Well gebraucht werden fönnena

1

Allgemeine Beſchr. Des ruppin. Kreiſes. 209 Weil dieſe Stadt unweit dei Granje ber Prigo. niß liegt, und wir auf der Hinreiſe weiter keinen Dre des ruppinſchen Kreiſes berühren : ro will ich nun audy

eine allgemeine Beſchreibung des rüppine fchen Streiſes machen.

Algemnet nè Bes

Niemand beforge, daß ich hier von der

Threibung des ruppitia

ehemaligen Herrſchaft Ruppin und derſelben Beſcher Kreis

fißern , den Grafen zu {indow und Herrn zu Rup: Jes. pin , reben , und was Martin Diterich und Sas muel Len; davon geſchrieben gaben, hier wiederholen werde.

1

Meine Abſicht gehet auf das neueſte, ind

ich ſchränke mich auf dasjenige ein , was ich ſelbſt geſammlet habe. Unſere Reife ift burdy den weſta. lichen Theil des ruppinſchen Kreiſes gegangen , vort

deſſen natürlicher Beſchaffenbeit und Haushaltung idi. dasjenige mittheile, was mir der Kenner derſelben ,

Herr Joachim Chriſtian Merker, Prediger zu Nas

del, mit vieler Dienſtwilligfelt fügeſchickt hat. Der tuppinſche Kreis iſt gegen Weſten von Ruppin feht

aben, auch ſeitdem der Bruch zwiſchen der Doſſe und

dem Rhin urbar gemacht, und mit Coloniften befekt worden , faft ohne Holzungen .

Es beſteột alſo dies

fer weſtliche Theil aus Vecern, Wiefen und Weideti. Die Hecket find leicht und gut, und gebeni in gutett Fahrett das ausgefäete Korn fünf- ja fechsmal wie: ber. Sie find ber jedem Dorf in drey Felder abges theilet, einer dientet für das Winter. Getreide, der andere für das Sommer - Getreide, und der dritte, s

welcher brady liegt, dienet zur Hütung oder Hutweide, Es wird nicht viel Weißen , aber viel Roggen und

Gerſie, gebauet. Die neu angelegten Colonien, bauert teht

C

1

210. Allgemeine Beſchre des ruppin. Kreiſes. jegt viel Safer: Das Getreide, welches die Ader. leute verkaufen fönnen , wird nach Neu - Ruppin undi

Berlin gefahren.

Zur Bearbeitung derZecker,wer.

den Pferde und Ochſen gebraucht, doch halten die Bauern die Pferde mehr wegen Spanndienſtes und Vorſpanns , als wegen des Ackerbaues , und ein Bauer kann nicht wohl ohne rechs Pferde fertig wer den , da er hingegen nur zwey bis vier Ochfen nöthig -

hat. Die Decker werden faſt insgefammt vermittelſt des Hafens umgearbeiter , da er dem hieſigen leich . ten Boden nůßlicher iſt, als der Pflug.

Ich bin

nicht gewillet, alles , was ſchon von dem Haken geo, ſchrieben iſt, anzuzeigen , denn dazu iſt Herr Doctor

Sprünig geſchickter, in deffen ófonomiſchen Encyclo. podie man auch eine ausführliche Abhandlung vom Safen zu erwarten hat. Es iſt zwar derHafen ſchon in unterſchiedenen Büchern , infonderheit in des Herrn

Umtmanns Schumacher Abhandlung vom Haas

ken, als einem vorzüglichen Ackerwerkzeuge an ſtatt des Pfuges, Berlin 1774, abgebildet worden : Beſchreie ich will aber doch auch den Dchſen -Hafen in Kupferſte bung des chen laffen , welcher in dein ruppinſchen Kreiſe gewohn. Ochſen lich iſt, deh ich ber Nackel geſehen habe, und von wela Hafen . chem mir Herr Prediger Merker eineZeichnung über: fandt hat. Die Vorzüge des Katens vor dem Pfluge, find merklich und erheblich. Er iſt viel wohlfeiler, als der Pflug; er fann von den Ackerleuten leichter ree giert, und von dem Zugvieh leichter fortgezogen wer. Den , weil er nur mit einer Spike in die Erde gehet, ſo daß oft ein einziger Ochſe für denſelben hinlänglich

iſt. Wenn bey der Uderung kurze Höhen und Tie, fen vorkommen , fo fann der Håker Den Haken gleich darnach

Büsch Reis S.210.

d

Der Ruppinsche Ochsen - Haken

B d

a 1

2

Berl. Maas ‫ سی‬Schuhe a 12 Zoll . I b

2

3

4

123456789101112

C

A das Ioch an welchem a das Oberjoch, ein runderBaum b. das Unterjoch 1 bis14 Zoll breit. Durchdiese 2 Stücke,gehen 4 Hölzer c. die Spille. Man ziehet sie in die Höhe, wenn man die Ochsen einspannen will. d.2 Scheiden, welche das ober und unter -joch zusammen halten . e ein eisernerRing über der Mitte

des

oberjochs,in welchem noch ein anderer hier nicht angezeigterRinghangt . Sie werden dieKoppelgenannt, weil sie das Joch mit den Hakem zusammen Koppeln. B. der Haken . a . der runde Baum,dessen vorder Ende andie Koppel des Iochs gelegt, und ein hölzerner Nagel vorgesteckt wird. b.derKrümmel, welchen 2 eiserne Bänder an den Haken befestigen,die aber als 1 und 2 in derZeichnung zu weitnach dem Ende zu stehen,undweiter aufwarts angebracht werden müssen . Denn in dem Haken Baum istam Ende ein Loch bis in den Krümmelgebohrt, welches in der Zeichnungfehlt . In diesem Loch steckt ein hölzerner Nagel, undzwischen demHakenbaum unddem Krümmel wirdeinKeileingeschlagen, um den Haken zu stellen.c.das Hofft, ein Stück Holzfastwie ein Prisma, doch istdie unterste Ecke welche in die Erde gehet,etwas stumpf.Aufdemselben stehtder Krümmel eingezapft.d.der Haken - Sterz,ein schmales Holz , welches der Häker mit der Handumfasst. Es gehet durchden Krümmel bis in das Höfft, und mitdemselben regiert derHäker den Haken e . das Hakenbret, welches oben in dem Krummel eingezapft ist, und unten

auf

dem vordersten Ende des Höffts liegt .f . das Hakeneisen welches unten an den Hakenbrets Absatz befestigt ist . Es istfastein Dreyeck,hat aber obenden Knopf, der aufbeyden Seiten Krumm gebogen ist, unddasHakenbret hinten umfast, woran er mit 2 Keilenfestgemacht wird. Gegen die unterste Spitze ist das Eisen etwas gekrümmt, die Spitze ist etwas lang, und von Stahlgemacht.

:

Beſchreibung des Ochſen - Haken.

211

barnach halten , ohne ihn erſt , wie den Pflug , zu ſtellen , und wenn ihm auch an einer Stelle die Fuhre

( Furche) mislingt, ſo holet er ſolches ben der folgen. den dadurch nach , daß er Den Hafen etwas ſchiefer Hålt, und alſo mit der einen Seite deſſelben das zurück. gebliebene faßt. Der Hafen bricht die Erde vier bis

ſieben Zoll tief auf, und zerbricht ſie zugleich in kleine Theile, ſo daß bernadh zum egen eine bölzerne Ege þinlänglich iſt. Kommen Stellen vor , die mit Graſe ſtarf bewachſen ſind, ſo reße der Hafen den Torf auf die Seite, ro daß er mit der Ege deſto leichter ge. faßt und zerſtückt werden kann.

Weil der Ochſene

Haken links und rechts geßet, ſo nimmt der Håker, wenn er eine Furche gehakt hat , den Hafen : Sterj . in die andere Hand, und þaktneben der Furche foc gleich wieder hinauf, ſo daß nichts unbehafe zurück bleibt ; es iſt auch niche nöthig, daß man eine Schei. de. Fahre zwiſchen zwer Vecern liegen läßt. Man kann mit dem Ochfen - Haken dicht an einen Graben Hinan kommen ; man kann auch die Stellen , an wel. chen ſchon das Korn im Winter durch die Näſſe geo tödtet iſt , mit dem Dchſen - Haken leicht wieder auf. reißen , und entweder mit Widen , oder mit Leinſaa .

men beſäen. Auf den gepflügten Leckern iſt in der Mitte gemeiniglich ein hoher Rüden , daher man , wenn man quer durch ein ſolches Feld fährt, auf

und nieder mit vieler Unbequemlichkeit fährt.

Hier

aber , wo der Szaken gebraucht wird, find die Decker ſo eben, daß man in der Mitte faſt nichts von einem

Ein Saupe - Nußen des Hafens iſt noch dieſer, daß er die Wurzeln des Unkrauts fer. vorzieße, ſo daß ſie leiche vertrocknen . Rücken bemerkt.

Da

Man

>

212 Allgemcine Beſchr.des ruppin. Streiſes. Man hat hier zu Sande groenerler Hafen , einen

Pferde- und einen Ochſen : Hafen. Der zweyte iſt auf der beyliegenden Kupfertafel abgebildet, und zugleich ſtückweife erklärt. Wenn die Ochſen vor. geſpannet werden ſollen , fo werden die benden Spil

ten ant Ende des Joche aufgezogen , der Hals der

Ochfen wird bis an die Scheibe hinein geſchoben, und hierauf werden die Spillen wieder ntebergelaſſen. Nun ſtehen die Ochſen im Joche, und die Leine, mit

- welder ſie im Nechfall regieret werden , ift theils an eines jeden Hörner, theils hinten an den Hafen - Stery

gebunden.. Der Häfer hat in einer Hand den Hat ten - Sterf, und in der andern einen langen Stock, &

welcher am Ende einen ſpißen Stachel hat, und bier ein Predel ( Pricel) genannt wird. Mit demſelben ftårt er den Ddifen , welcher ihm zur linken Hand

geht, wenn der Hafen etwas rechts gehen ſoll, und umgekehrt den Odyfen zur rechten Hand , wenn der

Haken etwas links gehen roll. Zwen gleich ſtarke Ochſen, gewöhnen ſich bald an einen gleichen Schritt, wie zwey marſchirende Soldaten ; wenn aber einer

ſtårfer iſt, als der andere, ſo legt man dem ſtårfern den eiſernen Ring, der am obern Joch fißt, und in

welchem der Hakenband liegt , etwas näher, und das durch wird dein ſchwächern die Arbeit erleichert.

Der Pferde - Haken , wird hier der Pudel Haken genannt, und hat auch zwen Haupttheile, nämlich anſtatt des Fochs einen Wagen , der mit dem Pflugwagen übereinfommt, und den Haken, wele cher dem Ochſen . Hafen gleiche, außer daß der Hae

kenbaum nur halb ſo lang iſt, und auf dem Wagen liegt. Wenn

1

Wieſen. Viehzucht.

213

Wenn drepPferde an den Pflug, und drey Pfer. de an den Haken geſpannt ſind , fo hat der Prüger ſein Sein - Pferd auf der rechten , der Häfer aber das ſeinige auf der linken Hand ; und wenn der Pfüger: auf der rechten Seite zu pflügen anfängt, fo muß der Háfer auf der linken Seite anfangen. Am Ende wendet ſich jener links, und dieſer redyte.

So viel voin Hafen. Die Dörfer, welche an: Wieſen der Temniß liegen , weldoe von Regelin komme, den und Weiden , Weſtlichen Theil des ruppinfchen Kreiſes von Mitter . nacht gegen Mittag durchfließt, fechs Mühlen inners halb zwey Meilen treibt, und bey dem Vorwert Damm in den Rhin fållt , verſchafft den daran lies

genden Dörfern nothdürftige Wieſen und Weiden . Die Dörfer , welche an dem ferbellinfdjen {uch, durch welches der Khin Rießt , und an der Doſe lies gen , ſind mit Wieſen und Weiden hinlänglich ver reben.

Die Viehzucht iſt ziemlich gut.

Es giebt ger Viehzucht.'

mug Schafbeerden , und weil ſie ihr meiſtes Futter auf der Brache haben, fo Hålt man die Wolle faſt für eben ſo gut, als die Havelländiſche, und für beſo

fer, als die Prignißiſche.

In den Such - Dörfern

werden Hammel in die Niederung auf die Weide getrieben , und wenn ſie fett geworden ſind , von den berlinſchen und potsdammſchen Schlächtern gefruft.

DieSandleuteziehen ihre meiſten Pferde ſelbſt, kone nen auch wohl zuweilen eins verkaufen.

In den

Judy. Dörfern falten gute Fohlen ( Füllen ), fie fone nen aber nicht zu einer guten Geſtalt auswachſen , weil

fie ſchon angeſpannet werden, wenn ſie erſt zwey Jah. re-alt ſind .

In

D 3

214 AllgemeineBeſchr.des ruppin.Streiſes. In den Dörfern , welche nicht am Suche liegen,

find die Stålber mager und zum Theil auch klein , daher werden ſie von den Schlachtern wenig geſuche, und die Sandleute ziehen ſie auf: hingegen in den Luch . Dörfern find die Kälber ſtärker und beſſer, da. her die berlinſchen Schlächter’ immer einige ihrer Leute daſelbſt haben, welche die Kälber aufkaufen , und nach Berlin ſchicken. Man hat auch vor nicht langer Zeit in dieſen Dörfern angefangen , den Kål: bern fo viel Milch zu geben , als fie verdauen können , und 6 , 8 , 10 ja mehr Wochen damit fortzufahren, alsdenn ſie auch eben ſo viel Thaler foften . Man ziehet alſo an ſolchen Orten wenig Kälber auf, fie 3

müſſen denn entweder von vorzüglich guter Art ſenn , oder den Scylachtern nicht gefallen . Hingegen ho len ſie ſich die nöthigen Kühe aus der Prigniß von

magern Weiden , und bezahlen dieſelben oft nicht theurer, als ſie ihre Kälber verkaufen . Sie behay. pten , daß dieſe Art zu handeln vortheilhafter, als der Verkauf der Butter und Kafe Rey. In eben dieſen Luch . Dörfern , måſtet man auch viele Ochſen 4

im Stall, inſonderseit des Winters, und kauft ſie

Slunkers zu dem Ende gegen den Herbſt ein.

Man bedienet

bart.

ſich dazu auch eines folchen Heues , unter welchem ein gewiſſes Futterkraut iſt, welches man hier Flun Es wächſet in den Wieſen, die am Rhin liegen , hat unten Blätter , die dem gemeinen kerbart nennet.

Graſe áhnlid ), jedoch etwas länger ſind , und belle

grůn ausſehen. Um die Zeit der Roggen - Erndte, þat er einen Halm , welcher dem ſogenannten Wind , halm ähnlich iſt, oben einen Büſchel mit Saamen ,

aber keine Knoten hat. Ein folcher Halm kann wohl

Flunferbart. Langer Kohl.

213

wohl 1. Elle lang werden , man låße ihn aber nicht gern ſo hoch wachſen. Die Wieſen , auf welchen er wachſet, werden zwiſchen der Roggen- und Gerſten .

Erndte abgemaget, weil der Flunkerbart alsdenn am fråftigften iſt, man mag auf die Blätter , oder auf den Stiel, oder auf den Saamen fehen. Man läßt ihn auch bey dem beſten Heu . Wetter acht Tage auf

der Erde liegen , damit er recht heumaßig werde ; denn wenn er dieſes nicht geworden iſt , oder wenn

das Rindvieh zu viel von dieſem ſtrengen Futter frißt, ſo fallen itm die Haare aus, und es wird krumm und lahm , und ſelten wieder geſund. Uebrigens måſtet es ſo gut wie Hafer , aber in Unſehung der Milch iſtes nicht vortheilhaft.

Man bauet hier vielen langen Kohl , welcher in gutem {ande ſechs bis ſieben Fuß hochy mådyſet.

Im Sommer werden die Blätter abgebrochen , und entweder friſch zum Futter für das Vieh gebraucht,

oder für den Winter getrocknet.

Im Herbſt hauet

man ihn ab , und zerbachet den Stiel und Kopf, um das Pieh damit zu inåſten , welches nach dieſem vorangegangenem Futter, Korn - Schrot bekommt. Für die Melfen - Kihe iſt dieſer Kohl um desmil. :

len fein gutes Futter, speil die Butter ſehr darnach fchmeckt. Kartuffeln werden nur zum eigenen Bedürfnis gebauet, in den neuangelegten Colonien aber bauet man ſie auch zum Verkauf, und die Pfälzer thun fich

darinnen am meiſten hervor. Kohlråben und an . bere Wurzelgewächſe, werden nur zur Unterhaltung für die eigene Haushaltung gezogen. Von D4

216 Allgemeine Befdhr. desruppin. Kreiſes, 3

Pon dem dftlichen Theil des ruppinſchen Kreis fes habe ich keine ökonomiſche Machrichten , ich kann aber etwas antiquariſches aus demſelben anbringen,

welches id) von Herrn Johann Ernſt Weife , Pres diger zu Seebeck, in dep lindowſchen Inſpection, bez Urnene kommen babe. Es betrifft die Urnen , die in der

Syeerſtraße, die von Seebeck gegen Südoſten nach Brandenburg und Berlin , durch eine Gegend führt, welche die Uefer genannt wird , zwiſchen Seebeck,

Glambeck , Pielik und Grieben , in der Erde anges troffen , und aus derfelben bervorgezogen werden , Man giebt zwar den Namen Ueber dem kleinen Juch, und dem durch daffelbige , durch eine ſchmale Horſt, die etwa 40 Schritte breit iſt, und durch ein anderes

kuch , genannt der Albrechts - See, gezogenen Graa ben , aber auch der ganzen hohen Sand - Gegend, die neben ſolcher Gegend von der Heerſtraße an oſtwärts auf 2000 Schritte lang rich erſtreckt, und jekt fo kahl iſt, daß auf derſelben nur ein wenig Bocksbart

wächſt. Dieſe Sandhöhe iſt bis gegen das Ende des 17ten Jahrhunderts mit Kienbäumen bewachſen geweſen , damals aber durch angelegtes Feuer da. von entblöße worden., Auf derſelben giebt es ver

ſchiedene Stellen, die mit Kohlenſtaub bedeckt ſind, and Midyentopfe enthalten , dergleichen Herr Weiſe 1759 viele ausgrub, die aber bis auf eine inse geſammt zerbrachen . Einige ſtunden auf breiten

Steinen in geräumigen und den Brunnen ähnlichen Gruben , die mit zerſchlagenen Kiefelſteinen ausge. ſekt, und mit Kohlenſtaube angefüllet waren , und in jeder kleinern und größern Grube nur eine.

Sie

waren von.gelbrother Farbe, pg zeigten ſich aber als lent.

Urnen . els

217

lenthalben Kleine ſchimmernde Steinchen in denſel. Alle Katten die Form , welche die folgende Figur zeiger.

ben .

Els

In einer derfelben ſtand in der Aſche ein irdenes

Krůglein , in welchem ſich ein feiner rother Stein, (Herr Weife nennt ihn einen Rubin, ) von der Größe und Geſtalt einer großen Caffebohne, fand, deffen faa

che Seite ausgehöblt war, und in dieſer Vertiefung eine eingeldinittene månnliche Figur zeigte , welo che in der rechten Hand einen Pfeil hielt. Der

in der Nähe zu Hoppenrade wohnende Baron von Kraut, Hofmarſchall des Prinzen Heinrich , ließ das Graben fortfeßen , es brachten aber die dazu beſtella ten Leute auch nur eine einzige Urne vollſtåndig aus

der Erde hervor, hingegen über hundert zerbracheng Herr Prediger Weiſe hålt dieſe Afchen - Krüge für Wendifche, es iſt aber wahrſcheinlicher , daß fie deuts fche find : denn die alten deutſchen Völfer haben ihre Lodten auch verbrannt, und die Afche in ſoldie Topfe

gethan , f. Joachim Hartwig Müllers Verſuch

einer Abhandlung von den Urnen der alten derit ſchen und nordiſchen Völker 1, Altona 1756. Die irdenen Urnen ſind zwar in der Mark Brandenburg nichts neues und unbekanntes mehr, ( Bek, D5

manns

i

218 Allgemeine Beſchr: des ruppitt. Kreiſes. manns Beſchreibung der Mark Brandenburg Thir. 6.384 f.) es fortimt aber meines Wiſſens noch in teinem gedruckten Buch von der ben Seebeck auf dem

ſeebeckſchen Felde in der Ueker gefundenen , etwas vor.

Der ruppinſche Kreis 1, begreift

I drey immediate Städte, welche find Deuts

1. Neu- Nuppin , die Hauptſtadt dieſes Kreis

Ruppin, fes , und der ehemaligen Herrſchaft Ruppin. Ich babe oben S. 130 fdon angemerkt, daß der gemeia ne Mann in dieſer Gegend die Stade Reppin nene ne, und ſo , imgleichen Repin , wird ihr Name auch 1

in unterſchiedenen alten Urkunden geſchrieben , ber.

gleichen in Diterichs Nadzricht von den Gras fen zu Lindow S.gr und 63. von den Jahren 1324 und 1350, in Lenz Fortſeßung von Lucå Grafen - Saal $

S. 129 von 1272 , und in Heren Gerken Cod. dipl. Brandenb. T. I. p. 81. von 1374. p. 165. von 1327.

P. 265. don 1335. T. II. p. 426, Pon 1440 vorkoms men . In einiger alten Urkunden iſt ihr Name auch Ryppin geſchrieben . Es iſt dieſe Stabt 1194 er. bauet worden , als Ult - Ruppin für die Einwohner zu klein zu werden anfieng , und wegen der Lage an einem See und an Bergen, nicht wohl erweitert wer . den konnte; ſie hat aber erſt 1256 Stadt Recht und Privilegia bekommen .

Sie iſt von Alt . Ruppin

nur eine Viertelſtunde Wegs entfernt, und ſteht an cinem fifchreichen See , der über eine Meile lang iſt, mitten durch welchen der Rhin fließet, und der auch

kleineren Neben . Seen ihr Waſſer reicht, welches ſich endlich in die Arnie der Havel ergießer. Die Stadt bat gute Mauern , auch einen dreyfachen Wall, der von

Neu : Ruppin ,

219

von Natur und durch Kunſt zu angenehmen Spas siergången dienet. Man hat hier gezählt

im Jahr 1777. 1778. 1779 .. Månner

7

745

779

Frauen

926 1009

Söhne

731

Tochter Gefellen Knechte und Diener Jungen Mågde

777 139

überhaupt

+

1

: 70

710 773 147

III

91 108

304

301

4048 3803 3918

Perſonen vom Civil-Stande. Daß 1778 die Ana jahl der Menſchen weit geringer war, als in dem vore Hergehenden Jahr , rüßrt daher, weil viele als Packa und Proviant - Knechte , Soldaten , und Båcerbur : ſche zu den Armeen gegangen , auch viele aus Furcht, daß ſie ausgehoben werden mögten , von hier wegge. gangen ſind. Die meiſten von dieſen ausgetretenen , find 1779 wieder gekommen . Juden find hier, gar

nicht vorhanden , ja die Stadt þat von alten Zeiten Her das Redt, nicht zuzugeben , daß ein Jude in iff übernachte.

220 Allgemcine Beſchr. des ruppin. Kreiſes. Die Getrauten , Geborneri und Geſtorbenen von 1760 bis 1778, find aus der følgenden Tafel zu era ſehen, Geſtorben. Getraut. Geboren . Paar. Kna. Mád áber. . - ménni. weibl. dbeta 82 80

83

62 84 63 54

72

152

50

64

114

64 53

60

55

115

Perſonen. haupt, 163 83 80 81 90 171 96 80 176 80 63 143 100 55 45

ben.

2760 71.70 61 65

65 66 67

Chen , haupt

86

156

165

35 178 70 2680 70 20 59 60 34 67. бо

148 50

80

64

14+

119 127

86 70

67

153

73

342

66

72

138

48

75

133

46.61 107 64.122 58

68 69 23

61 - 82 ' 143

70 34 71 24 72 28

66

94

I 20

56

47

113

49

54

103

LIO

I 20

230

73

33

47

58

105

58

120

74

19

58

64

122

41

54

109

92 72 40 57

62 49 88

75 35

55

76 24

6956

125

77 24

66

54

I 20-

78 26

58

57

155

76 40 49

90

180 142 80 106

Uus dieſer Tafel iſt offenbar, daß die Einwohner der Stadt feit 1760 abgenommen haben , woran nichts an. ders, als die Abnahme der Nahrung Schuld ſenn fann, und dieſe iſt gewiß . Man kann ſie ſchon an der hieſis gen Bier Brauerey erkennen , mit weldier ſich vor 20

Jahren mehr als 40 Bürger beſchäftigten ,die aber jege nur von 20 getrieben wird.

Auch die Tuchweberen ,

wegen welcher dieſe Stadt von Alters her bekannt iſt, iſt nicht meộr ſo ftark, als ſie ehedeflen geweſen, doch ſino

Neu - Ruppinn. 2

221

find jeßt hier noch iso Tuchweber , Meiſter vorhan . den, welche 26 Gefellen und 40 lehrjungen Halten ; es giebt auch 7 Zeugmacher mit 6 Gefellen und a lehte jungen . Daß das hieſige wegen ſeiner Starfe ben

rühmte Bier, nicht mehr fo & dufig nach anderen Ståde ten ausgeführt wird , als ehebeffen , mag wohl mit ,

von der erhöheten Zecife Herrühren : inan wird aber nicht irren , wenn man die Abnahme des Verkaufs noch mehr von dem hier zu lande, inſonderheit in det

Hauptſtadt Berlin , ſtårker gewordenen Genuß des Weins- und Caffegetränks herleitet. Der Caffe in fonderheit iſt nicht nur in den Städten , ſondern auch auf dem platten (ande, ein ſehr gemeines Getränt geo

worden. 218 der König im jebigen 1979ften Jahr, bie Acciſe. Frenheit des Jano: Adels in Anſehung des Being und Caffe einſdyrånfte , befchwerten ſich auch die hinter + pomtnerſchen Landſtånde über dieſe Eins E

ſchränkung, welche ihren wohlhergebrachten Priviles gien entgegen ren.

Die Antwort, welche ihnen ber

Kønig am 27ſten Auguſt ertheilte, iſt eben ſo merk. türdig als weidäuftig, ich will aber nur diefes dará

aus anführen. Der König ſagt, der Gebrauch des Caffe ſey greulich groß , es ſei aber nos thig, denſelben ein bischen einzuſchränken, damit die Leute fich wieder an das Bier gewohntents

wodurch den Brauereven aufgeholfen würde. Er Selbft fen in Seiner Jugend mit Bier-Supa pe erzogen , alſo könnten die dortigen Leute ebent

ſowohl mit Bier - Suppe erzogen werden , die auch viel geſünder fer, als der Caffe. Ulein die Menſchen wollen fidy nicht einſchränken laſſen, ſondern

bie Freyheit haben, zu eſſen und zu trinken , was ſie belies 1

222 AllgemeineBeſchr. Det ruppin.Kreiſeb. belieben. Ich las neulich in einem Briefe eines auf bem platten Lande in der Mark Brandenburg angeſef

fenen von Udel, daß der Caffe nun in ſeinem Hauſe abgeſchafft worden rely, und anſtatt deſſelben früh Morgens erſt Thee, und hernach Chocolat getrunken 1

werde. Das iſt noch ſchlimmer.

Ich fehre zu der Beſchreibung der Stadt Neus Ruppin zurück. Es fiud hier ferner geweſen 1778

Ganz ſteinerne Häufer Häuſer von Fachwerf Scheuren

$

1779 .

7

7

708 85

727

4

4

Wüſte Stellen mit Zugehör ohne Zugehör

85

2

Unter den Häuſern ſind 276, welche die ganze, und 30, welche die halbe Brau - Gerechtigkeit haben. Zu den Feuer -Anſtalten gehören , 3 metallene unb 470 hól.. 3

zerne Sprißen , 100 Feuerleitern, 6og Eimer, 21 Has ken , 36 Waſſerkufen.

Un öffentlichen und Privats,

Brunnen hat man 347. Von den hier in Befakung liegenden Infanterie - Regiment, deſſen Haupt des Prinzen Ferdinand königl. Hoheit iſt , wohnen 500 , Mann in den beyden großen Caſernen , welche vor

zehn Jahren erbauet worden. Die wirkliche Eins quartierung nach der Ordonanz hat betragen : 1778 1779

5941 Thlr. 10 Gr. 4073

Der Servis , 1778 1779

3064.Thlr. 7 Gr. 928 Thlr.

Gr.

Daß bende 1779 geringer , als im vorhergehenden Jahr gewefen , rührt von der Abweſenheit der Befaa hung ber.

Neu : Ruppin .

223

Es ſind hier verbraucht worden : 1778.

1779.

893 Wiſp. 20Sd. 757 Wiſp. 20Sch.

Malz.

Brañtem.Schr. 267 Wifp. 3 Sdz. 234 Wiſp. 206ch. In den Schenk. trügen verzapfe: 1416 Sonnent. 1267 ; Connten . Bier, Branntemein , 8798 Quart. 8181 Quart.

Man findet hier 148 Branntemein - Blaſen . Dla Acciſe hat eingetragen : 1778

1779

.

17639 Thlr. 8 Gr. 3 Pf. 13336 Thlr. 8 Gr. 2 Pf.

In drey Kirchen wird Gottesdienſt gehaltent, nämlich :

1. In der Marien-Kirche, welches große und weitläuftige Gebäude 1215 zuerſt erbaut, und von 1499 bis 1521 erweitert iſt. Sie ift die evangeliſch . lutheriſche Haupt- und Pfarrkirche, deren Paſtor zur

gleich Inſpector über 20 Mutterkirchen , 16 Tochter kirchen, und 23 Prediger iſt. Eben der DetolfGer. Hard , welcher die große Erfurter -Glode gegoffert 3

hat, hat auc) 1490 die große Glocke, welche auf dem

3

Thurm dieſer Kirche hångt, verfertigt. Sie iſt 10 Ellen weit, 3 Ellen hoch,und wiegt 110 Centner. Die Kirche hat 265 Thlr. 22 Gr. 6 Pf. beſtåndige, und 996 Thlr. unbeſtåndige Gefälle.

2. In der Kloſter - Kirche, die den Namen von dem 120g geſtifteten Dominikaner . Monchenkloſter

hat, bey welchem fie ſteht. Als Churfürſt Joachim Der Zweyte 1964 das Kloſter dem Magiſtrat zum of fentlichen Gebrauch ſchenkte, ward auch die Kirche wies

ber in guten Stand geſeft, und zum evangeltſchen Gottest

224 AllgemeineBeſchr. des ruppin. Kreiſes. Gottesdienſt eingeweiht. Alle Sonntag um 12 Uhr predigt ein Diaconus für dieStadt - Gemeine in der :

felben , Sontags um 9 Uhr aber hålt hier die Befas Kung ihren Gottesdienft.

3. In der Nicolai - Kirche, welche 1496 erbauet ift, nach der Reformation aber viele Jahre lang wů. fte gelegen hat , ſo daß nur der Thurm ſtehen geblia

ben. 1699 wurde ſie der Reformirten Gemeine ges ſchenkt, und Churfürft Friderich der dritte ließ fie wieder erbauen . 1710 ward auch der Thurin gut ausgebeſſert. Der reformirte Prediger an derſelben Kirche, ift zugleich Infpector über ſieben Mutter. kirchen und die zu benfelben gehörigen Filiale. Noch find hier dren Hoſpitaler.

1. Das St. Georgenhoſpital, welches aber vier humbert Jahr alt ift.

In der Kirche ben derſelben

wird alle Vierteljahr von einern der Diaconen gepres digt und das Abendmahl des Herrn ausgetheilt. Es iſt das reichſte unter den hieſigen Hoſpitalernt, denn es hat 240 Thaler Einfünft.

1.2. Das Lorenzhoſpital oder das Siechenhaus, welches 14gt von einem Bürger uiro Schwerorfeger,

Namens Claus Schmidt, geſtiftet worden . Es hat 137 Thaler 18 Grofchen Einfünfte.

Die Frauen ,

Welche daſſelbige bewohnen , ſind verpflichtet, zur Peftzeit und ben andern epidemiſchen Krankheiten, der Kranken in der Stadt aufzuwarten , auch reis : fenben Kranken in beſondern dazu beſtimmten Zim mern Handreichung zu thun , dazu die Koſten aus

der Hoſpitals. Caffe gegeben werden . In der Babet ſtehenden Kirche, wird alle Viertel Jahr von einem

Diaconus gepredigt und das Abendmahl ausgetheilte 3. Das

Neu - Ruppin .

225

3. DasHoſpital žumB.Geift, welches 109 Thlr. Einfünfte hat, und deſſen Gebäude von Leuten berobe net werden, die ſich eineStelle erkaufen. Die Armen bekommen kleine legate, welche dazu vermacht fino.

Das Gebäude der großen Stadtſchule, ſteht an dem Kirchhof der Marien - Kirche, iſt 1579 er. baut , und von Zeit zu Zeit erweitert worden .

Die

Schule, welche ehedeffen in Ruff ſtund, war vor 30

Jahren in ſolchen Verfall gerathen , daß das Ober . Conſiſtorium die Urſachen deſſelben zu unterſuchen

beſchloß ." Es trug dieſe Unterſuchung den Inſpea ctoren Chemnig und Scheffler zu Neu . Ruppin und

Fehrbellin, und dem Amts. Kaſtner auf, welche zu : gleich mit Zuziehung desMagiſtrats Vorſchläge zur 3

Berbeſſerung des Sdhulweſens thun ſollten.

Weit

der Gehalt der Lehrer, nach jeßigem Preis aller Dini ge, gar zu ſchlecht war, ſo , daß man keine tüchtige Månner mehr dafür Haben konnte : fo fam im Vor.

fchlag, daß von den Einkünften der Kammeren, jdhra

lich 300 Thaler zur Verbeſſerung des Gefales det Schullehrer, genommen werden mögten. Dazu war die unmittelbare Einwilligung des Königs nöthig,

welche 1964 die Herren Geheimen Finanz-Miniſter zugleich mit dem damaligen Miniſter der kirchlichen und gottesdienſtlichen Sachen Herrn von Münch .

Hauſen , bey dem Könige fuchten. Der Monarch ſchrieb eigenhändig an den Rand der Vorſtellung :

gut , es müſſen aber auch tüchtige Schul. Regenten angeſchafft werden . Ich will nur gleichſam im Vorübergehen die Lehrer der Schulen auf dieſen Titul , den ihnen der Kidnig gegeben hat, aufmerkſam machen , und als eine P

Haupler

226 AllgemeineBeſchr, des cuppin . Streiſes. Hauptfache anführen , daßder Magiſtrat 1765einen cůchtigen Rector in der Perſon des gelehrten , 8 €

ſchickten und arbeitfamen Severin Johann Chris ſtian Glórfeld zum Rector bekam . Dieſer machte einen neuen Schul. Plan , den Herr Inſpector Gründler 1766 an das Ober - Conſiſtorium ſchickte, von welchem er genehmigt, und hierauf noch in eben .

demſelbenJahr von dem Rector in einerEinladungso, ſchrift, befannt gemacht ward. Die Schule nahm ſtarf zu , allein der tüchtige Mann , der ſie belebre

und regierte, ſtarb ſchon nach einigen Jahren , von jedermann bedauert. Ihm folgte 1769. Herr Jos

hann Friderich Dilſchmann, der unleugbare Gea ſchicklichkeit, aber nicht die Gabe, ſich beliebt zu maq chen , und jedermann zu gewinnen , beſaß, Um dem Verfall der Schule, und den unaufgdrlichen

Zwiſtigkeiten zwiſchen dem Kector, dem Inſpector und Magiſtrat abzuhelfen , gab das Ober : Conſiſto. rium 1774 ,dem Rector die Pfarre zu Schwenz, im

Herzogthum Magdeburg, und der Magiſtrat berief zur Rectoratſtelle, den aus verſchiedenen guten Schrif

ten wohlbefannten Herrn Friderich Wilhelm Ma fcho, Rector der Schule zuBergedorf, im Gebiet des Stádle lübed und Hamburg, welche Wahl das Ober.

Confiftorium 1775 beſtätigte. Allein der gelehrte uno guteMann, zeigteſich hier ſo hypochondriſch, und war mit dem Drtundden meiſten Menſchen fo unzufrieden, daß er ſchon1776 ſeinen Abſchied verlangte, den er auch

1777 erhielt, worauf er zurück nach Hamburg gieng, a oſelbſt er zwar ohne offentliches Amt, aber doch in

müßlicher Geſchäftigkeit, lebt. Es ſchien , daß dieſe off

malige Veränderung der Rectoren, ſeit dem Tode des alten

E

Neu : Ruppin.

227

alten RectorsHoppe, Ber Schule den Untergang zu . ziehen würde : allein Gottes Borſehung ließ in eben demſelben Jahr, als Herr Maſcho von hier wega, gieng , ſo viel vortheilhafte Umſtände zuſammen ſtoa Ben , daß die Schule ein neues Leben , und mehr Kraft, als ſie vorher gehabthatte, bekam . Es fanden

ſich hier zwen geſchickte Candidaten und Haus - lehrer,

die Herren Lieberfühn und Stuve, welche einans der als Freunde liebten, und willig waren , die beya den erſten Schulſtellen zu übernehmen ; der Magis,

ſtrat und die Bürgerſchaft zeigten ſich geneigt und

tpåtig , alles, was ſie vermogten , zur Verbeßrung und Aufnayme der Schule benzutragen , und das Dber . Conſiſtorium genehmigte faſt alle Entwürfe und Vorſchläge, welche ihm von demMagiſtrat vore gelegt wurden .

Die Schulcaſſe ward felbft von

Magiſtrats . Perſonen und Bürgern durchgutwillige

Beyträge unterſtüßt, ſie bekam aus den Einkünf. ten des Georgen - Hoſpitals jáþrlid) 30 Thaler , uad, Qus den Einkünften des Siechenhauſes 10 Chaler Hülfs.Gelder, die Schule erhielt auch 1778 betrachta liche Geſchenke an Gelde, Büchern und andern, nůße

lichen Dingen. Die Geld . Geſchenke beſtunden in 560 Epalern , welche Herr Roſe, ein Neu- Ruppia ker , gewefener Commandeur der oſtindiſchen Gefella

ſchaft aufCeilon, ſchenkte, nåmlich 500 zu der Schule caffe, und 60 zu Büchern ; in 60 Ducaten , die ein

Ungenannter zu mathematiſchen und phyſicaliſchen Inſtrumenten , und andern núblichen Dingen , in 20

Louis d'Or, welche eine vornehme Frau, und in 10 Thalern , welche ein anderer Wohlthåter zu nöthigen Sachen , ſchickte. 1

A

228 Allgemeine Beſchr.Desruppin. Kreiſes. Der Magiſtrat beſtimmte dem Rector 350 Thlr. dem Prorector 220 Thlr. (doch machten bende fich einander in der Einnahme gleich ) , dem Conrector

143 Thlr. 11 Gr. 9 Pf. dem Subrector eben ſo viel, Bern fünften Sehrer 107 Thlr. 15 Gr. 6 Pf. dem fedya ften 150 Thlr. und dem abgelebten Conrector auf les benslang 148 Thlr. 23 Gr. 6 Pf. gewiffe Einkünfte, die zwar an und für fich felbft geringe ſind, aber in Vergleichung mit dem , was die Lehrer vorher gehabt, eine gute Verbeſſerung ausmachen. Herr Prorector Stube trat 1778 eine Reiſe an , um die beſten ober. und niederſachfiſchen Schulen zu befeben , und ſich

mit erfahrnen Männern über das Schulweſen zu bes ſprechen , und während feiner Abweſenheit unterricho

tete der Archidiaconus, Herr Schinkel, in der chrim. lichen Lehre, und der Diaconus , Herr Bolte, ar beitete auch damals und nachher für die Schule

HerrInſpectorGründler ſchrieb ohnlångſt an mich : ,,von unſerer neuen Schul- Einrichtung ſind ſchon ,, die angenehmſten Früchte eingeerndet worden , und wir hoffen nach einigen Jahren ſchöne Producte

„,derſelben aufzuweiſen. Dieſe vorhin unerhört geweſeneVereinigung aller Stände zur Aufnahme der 19

Stadeſchule , bat nothwendig die beſte Wirkung ha.

ben müſſen , und 1779 zählte ſie ſchon an go Schů. fer. Doch die Hauptſache ihrer Aufnahme, beſtehe darinn , daß der Unterricht und die Erziehung vera nünftiger und nüßlicher geworden. Die Lehrer, in . fonderheit die beyden erſten , haben zwar noch immer

mit Vorurtheilen und andern Schwierigkeiten zu kämpfen : es noird aber ihre fluge Standşaftigkeit dieſel

Neu - Ruppin .

229

diefelben je tånger je mehr überwinden . Ich ſage nichts von iþren Schriften , denn ſie find befannt.

Es ſind hier drey Stipendia für Studirende. Das erſte, von 15 Thaler, wird von der djurmårfi. fchen Landſchaft ausgezahlt, ordentlicher Weiſe auf dren Jahre verliehen, und von Alters Her gemeiniglich Schnen der Magiſtrats - Perſonen ertheilt. Der Stif. ter deſſelben fou Nic. Schmidt, Biſchof zu Havelberg ſeyn , den ich nicht fenne. Man nennt es auch , ich

weiß nicht warum ? das Stipendium quatuor docto run .

Das zweyte, iſt das Bürger - Stipendium von 25 Thalern 12 Gr. welches von der mittelmårfi. fchen Städte: Caſſe ausgezahle, und Söhnen þiefi. ger Bürger gemeiniglich auf ein Jahr gegeben wird. Das dritte, iſt das Magiſtrats . Stipendium von 50 Thalern , welches einem Jüngling, der auf biefiger

Schule mit Nußen ftadirt hat , und ſich der Theolo. gie widmet , auf dreh Jabre ertheilt wird. Es hat daffelbige des ehemaligen Inſpectors zu Zehdenia , Dan. Frider. Sembad, Ehefrau Catharine Eliſa beth Weiſen , in ihrem am 30 Jänner 1748 errich

tetem Teftament geſtiftet. DasCapital fteſt bey der hieſigen Pfarrkirche,

Der Magiſtrat, beſteht aus zehnPerſonen, und das Stadtgericht, welches die der Stadt 1644 von dem Churfürſten Friderich Wilhelm verlieheriøn volle tommenen Ober- und Unter. Gerichte verwaltet, aus einem Richter, vier Affefforen und einem Actuarius. Die Kammerey hat eingenommen

und ausgegeben 1778 7405 Thl. 9gr. 7pf. 4860 Ebl. 15 gr. 2 pf.

1779

6740 Thl.23gr. spf. 4046 Shl. 3gr. 3pf. P 3

230 Allgemeine Beſchr. des ruppin .Kreiſes. Es gehörenihr der größte Theil des Dorfes Stof fin oder Steffin und das ganze Vorwerk Treskow ; eine Mühle, und 56 Schenfkrüge.

Sie hat auch 3000 Thaler für ein offentliches Leihhaus hergegeben, von welches Capitals Einkünfo ten ihr 5 Procent berechnet, die übrigen 3 Procene aber zur Befoldung der daben angeſekten Bedienten, und zu den andern Ausgaben angewendet werden. 1778 1779 Man hat hier gezählt

Pferde,

1270

Jungviehe

25 ! 95 320 141

Melk - Schafe,

450

Hammel und Güftes - Viehe

600

592 800

Bullen und Dchfen ,

.

Kühe,

114

349 116

300 Schweine, 415 Manfået jährlich aus 4Wiſpel 12 Scheffel Weis Ben , 67 Wiſp. a1 Sch . Roggen , 49 Wiſp. 20 Sdi.

Gerſte, 23 Wiſp. Ta Sch. Bafer , 13 Wiſp. 12 Sch. Hülſenfrüchte Die Stadt hat drey Thore. Das Berliners Thor, führet durch zwen mit fruchtbaren Obſtbåu. men beſegte Straßen, nach Fehrbellin, Berlin, Nauen und Potsdam .

Man nennet es auch das beclina

ſche Thor, von dem benachbarten Dorf Bechlin. Von dieſem Thor kann man durch eine lange und

gerade Straße bis an das alt - ruppinſche oder

Rheinsberger.Thor ſehen , vor welchem eine ans genehme Allee von Linden - Bäumen iſt, die bis

Rheinsberg reichr Vor dem See- Thor findet man auf dem Cee, von welchem es. den Namen

hae,

Neu : Ruppin, Sranſee,

232

Hat, beſtåndig eine Anzahl Kahne und Bite zur Ueberfahrt. In einer Urkunde von 1315, gab Graf Ulrich von Sindow mit ſeinen Söhnen Günther und Ulrich , der Stadt die Criminal : Gerichte, ſagte, daß er ihr den

Bald zwiſchen Krenzlin und Bechlin verkauft habe, beſtätigte ihr auch den Beſik der Wiefen zwiſchen dem Dorf ſangen und dem Rhin , die ihr von ſeinen Vorfahren bey ihrer erſten Anlegung verliehen wore den , und befahl, daß die Gilden dem Magiftrat

gehorchen , und ſich des ftendalſchen Rechts bedienen follten. Diterich S. 44 f. Bernhard Kober , und die Brüder Albrecht, Gottfried und Hans von Stane gen, welche diefe Stadt gekauft hatten, erklärten 1335 in einer eigenen Urkunde, daß dem Marggrafen ( u. bewig dennoch Schloß und Stadt Neu . Ruppin

allzeit offen fern folle. Gerken cod. dipl. brand, T. I. p. 262, . Vor wenn und wie dieſer Verkauf und die Wiedereinlófung des Schloſſes und derStade geſchehen ſey ? iſt nicht bekannt. Die folgende Gea

ſchichte der Stadt übergehe ich. 2. Wuſterhauſen an der Dolle, welche oben ausführlich beſchrieben iſt:

3. Granſee, welche in einer Urkunde von 1985 Granfee.

Granjoye ( f . Diterich S.37.), in einer von 1333 Granżowe, in einer andern von 1334 Granzor , (bende im Gerkenſchen cod. dipl. brand. T.I. 2,163. 970.) heißt, Kernach Granſoy genannt worden iſt, welche Schreibart durchgegends im 17ten Jahrhun. dert gewöhnlich war , bis man endlich in neuern Zein

ten angefangen hat, den Namen Granſee zuſchrei ben , ungeachtet es feinen Grund hat. In dem vor . 2

P 4

kin

232 Allgemeine Beſchr. des ruppin .Kreiſeb. hin genanntenJahre 1285, þatte ſieſchon einen Probſt, und die Marggrafen Dtto uno Conrad zu Branden .

burg verkauften den Granſoyern den Zoll für hun. Bert Pfund Pfennige, Die Stadt hat 382 Häuſer, unter welchen 4 ſteinerne find , 135 Scheunen , eine Pfarrkirche, deren Paſtor zugleid) Inſpector iſt, ein

$

116 öffentliche und beſondere Brunnen , 2 metallene und 328 hölzerne Sprißen, 16 Feuerleitern , 324 Ei mer , 16 Hafen , 20 Waſſerkufen .

Man hat hier gezählt

1778 385

Månner, Frauen , Söhne, Töchter, Gefellen ,

1779 400

466 507

Knechte und Diener, Jungen , Mågde, überhaupt Menſchen von Civil.Stande. Sierunter waren Juden ,

alegeti

1

Armenhaus in der Stadt mit einer kleinen Kirche, in welcher jährlich viermal das Abendmahl des Herrn gehalten wird , und eines außerhalb derſelben. Es find hier 16 Brauſtellen , 47 Branntemein Blaſen,

393

407 397

386

20

22

31

- 28

25 79

29

79

1820 1844 16

10

49

90 54 32

An militäriſchen Perſoner. waren hier Männer ,

Frauen , Kinder månnlichen Geſchlechts, weiblichen Geſchlechts,

überhaupt

57 49

155

57

· 233 要

Granſee.

233

Es wurden verbraucht 1778 Malz,

1779

84 Wiſp.5Sch . 81 Wiſp. 15!S .

Brannten . Schrot, 76 Wiſp. 4 Sch. 72Wiſp. 17 S. 40 Tonnen . 250 Quart.

Bier , Branntemein,

Man zählte Pferde, Bullen und Dchſen, Kühe, Sungbies,

191 Tonnen . 2662 Quart.

295

3

53 0



Melt . Schafe,

428

280 57 373

195 ... 255 806

657

Håmmel u. Güſtes - Vieh, 174 Schweine,

417

438 402

Man fåete aus 1Wifp. 3 Wifp. Weißen , 60 W. 25. 2 M. 62 W. 25.2 M. Roggen , Gerſte, 57 W. 7.S. 12 M. 47 W. 10 W.

Hafer,

12 W.17 S.2 M.

Hülſenfrüchte, 43.12 S.

4 W.20 S.

Thlr. Gr. Pf. Thlr. Gr. Pf. DieUcciſebrachte ein , 3425 I JO 3272 4 Der Servis , Für wirkliche Ein .

gu

5

515

13

nahm ein

824

4

gab aus

733

quartirung, ward ausgezahlt,

227

19

8

225

18

3

'689 629

Die Kämmeren 78 4

S

Der Stadt geħoren fünf Mühlen, eine Ziegeling unte zmen Schenftrüge.

P 5

34

234 Allgemeine Beſchr..deb ruppin ::Streifeb. Zu der hieſigen Pfarre, gehoren 4 Hufen. 1610 behauptete das Conſiſtorium , daß der Churfürſt nicht -nur das Patronatrecht über die Kirche zu Granſee, ſondern auch über zwen Drittel der Filial - Kirche zu Schönermart habe, hingegen der Magiſtrat meynete,

jederzeit das Recht gehabt zu haben , die Diaconos zu berufen, und appelirte von dem Beſcheid des Con fiftoriums. 1634 gab das Conſiſtorium den Bes

fcheid , der Magiſtrat fonne den vorgeſchlagenen neuen Archidiaconus berufen , und weil derfelbige jer derzeit das Filial Schönermarf zu beſorgen gehabt ha. be , ſo bekomme er die Vocation zu demſelben von dem Churfürſten wegen zwer Drittel, und von dem von Zernicow wegen ein Drittel des Patronats.

IL Zwer königliche Alemter. Amt alt.

1. Das Amt Alt : Ruppin. Als die Hert.

Kuppin. ſchafe Ruppin nach dem Tode des legten Grafen von Lindom an das Churhaus Brandenburg fiel , wurde

dieſem Amt ein adelicher Amtshauptmann vorgeſeßt, welches viermal geſchehen iſt , nachher ward es von einem Amtsrath , alsdenn von einem Amts - Kaſtner verwaltet, und endlich verpachtet. Der erſte Pach

der deſſelben war der Amts . Kaſtner Caſpar Diterich Crüger. Im jeßigen 1779ſten Jahr hat es der neue Pächter , Herr Canonicus Honig , mit dem Ti. tul eines Ober Amtmanns befommen.

Von Trinitatis 1731 bis dahin 1732 haben betra. gen die Umtsgefälle 18810 Thaler, die Forſtgefälle

5505 Thaler , und die Maſtgefälle 1600 Efaler. Nach

Amt Alt - Kuppin .

233

Nach Abzug der Ausgaben find aus dieſem

Amt an die Domainen - Renthevy baar abgeliefert &

worden , von Erin , 1739 bis dahin 1740 1740

1741 1742

18791 Thlr. 11Gr. 11 pr.

1741 1742

187915 19005

1743

eben ſo viel, eben ſo viel.

II 1

8 .

1743

1744

1744

1745

19607 .

1745

1776

eben ſo viel,

1746 1747 1748

1747

19587

1748

19787

* 749

19870

9 . |

S. 20

Von Trinit. 1756 bis dahin 1757 ſind eingefomi. -men an Amtsgefällen 30174 Thlr. 13 Gr. 5 Pf. an Forftgefällen 14336 Thlr. n Pf. ( über den Anſchlag 6689 Thlr, a1 Gr. 7 Pf.) und an Maſtgefallen 2609 Thlr. 21 Gr. ( 1189 Thir, a1 Gr, a Pf. über den An. ſchlag ). Von Trin. 1779 bis dahin 1780 , iſt der Anſchlag der Amtsgefälle 24072 Thlr, 77 Gr. 3 Pf. der Forſi.. gefälle 9916 Thlr. Gr. 10 Pf. und der Maſtgefälle 1429 Thal. 23 Gr. 10 Pf. Dieſe anſehnlichen Einfinfte des fönigl. Amos, kommen niche ſowohl von den Zedern , Wieſen urb Weiden , und von der Viehzucht, denn dieſe find insgeſammt von mittelmäßiger Art , als vielmehr vom Getreide, welches die Umts - Dörfer und einige

Privat - Mühlen liefern , von dem bep dem Amt ger braueten Bier und gebrannten Branntewein , mit wel. chen die meiſten Umtsorter verſehen werden , von einer Ziegelbrenneren, und aus den königl. Forſten. Dieſe

4

fekten beſtehen größtentheils aus Kien - Holz, doch

find noch vielEichen und Büchen vorhanden. Wenn dieſe 1

236 Allgemeine Beſchr. Des ruppin. Kreiſes. dieſe viele Früchte tragen , wie im jekigen Jahr, fo fónnen 15 oder 16 Schod Sdweine mit denſelben

gemåſtet werden ; es halten ſich auch noch viele Hir. ſche, Rehe und Schmeine in dieſen Forſten auf. Es wird aus denſelben nicht nur viel Brennholz, ſondern auch viel Bau- und Nuk - Holz verkauft, infonders

heit führt man Balfen und Stab - Holz aus. Dieſes Holz wib auf dem Rhin in die Havel, und aus dies 专

ſer in die Elbe nach Hamburg geflóßet.

DieFiſcherey wird in verſchiedenen kleinen Seen, und in dem großern zwiſchen Alt- und Neu - Ruppin, durch welchen der Rhin geht, getrieben , und zu

von funfzehn Fiſchern zu alt- und vor drey zu Nete Ruppin. Sie bezahlen ihre Pacht alle Viertel Jahr an das Umt, liefern auch demſelber wochent. lich zweymal ſogenannte Hof- Fiſche. Es ſcheint aber, daß die Fiſcherey von Jahr zu Jahr abnehme. In dem Rhin -See giebt es nur wenige aber vor . 3

treffliche Karpfen , ſehr gute Blene, welche aber faft nur zur Leichzeit und zuweilen im Winter unter dem $

Eiſe gefangen werden , am häufigſten Hechte, Bar ſche und Güfter, juweilen auch Schlene und Ka: rauſchen . Zu Alt- Ruppin ſind dren fånigl. Waſſer.

Mühlen , zu welchen auch die beyden Wind - Mühlen bey dem Dorf Wulfow gehören. Die erſte außer

halb Alt- Ruppin liegende Waſſer- Mühle vor: fechs Gången , iſt faſt ganz der Stadt Neu- Ruppin geo widmet. Die zweyte am Ende des Stadtchens nach Neu.Ruppin zu , die Graben -Mühle genannt, wird 1

auch meiſtens von dieſer Stadt und von den näch . ften Dörfern gebraucht. In der dritten , oder Schloß.

Mühle, welche nahe bey dem Umt iſt, wird für das Amt.

1

Stadt Alt- Ruppin .

237

Amthaus, das Städtchen, und einige adeliche Dor. fer gemalen. Die beyden Wind -Mühlen ben Wula kow find zur Bequemlichkeit der weiter entlegenen Dörfer erbauet. Alle biefe Mühlen hat ein königl. Mühlen :Meiſter in Pacht. Zu dem Amt gehören :

1) Alt- Kuppin, ein Städtchen, eine Viertel Stadt Meile n.nordoſtwärts von Reu - Ruppini, am Ende Alto nuss pin .

Des Rþin - Sees, zwey Meilen von Rþeinsberg, vier Meilen von Oranienburg , und acht Meilen von Bere lin , am Rhin , welcher mitten hindurch fließt, und

zwar ſo, daß auf der Oſtſeite der Kieß liege, der gros Bentheils von Fiſchern bewohnt wird, welches auch

der wendiſche Name anzeigt. Hinter demſelben iſt die Sandgaße, welche anfänglich nur von Handarbeie tern und Holzhacern angebauet, nach und nach aber

von. Profeßioniſten vergrößert worden . Die Stade felbſt, ſteht auf der Weftfeite des Rhins, und hat geu habe

1778 1779

Häuſer mit Ziegeldächern , 54 54 MitStroh.00 .Schindeldach. 71 12 Scheunen, Månner, Frauen, Eóbne,

1

Tochter ,

Geſellen, Knechte und Diener, Fungen, Mågde,

dberhaupt

54 71 , 12

119 141 191 · 211 147 135 I 20

122

6

22

$

14 16

6 26

37

608 710 Menſchera

1

238 AllgemeineBeſchr. des cuppin. Kreiſes. Es giebt hier 35 offentliche und beſondere Bruno

nen, a metallene und 25 hölzerne Sprißen , 30 Feuera leitern , 60 Eimer , 15 Hafen , 8 Wafferkufen. Die Einwohner ſind nicht nur der Acciſe, welche einges bracht hat 1778

1422 Thlr. 15 Gri 7 Pf.

1418 Thlr. 10 Gr. n Pf. ſondern auch wie die Dörfer, der Contribution , unters worfen. Es giebt hier 20 Branntewein . Blaſen , und man hat an Branntewein -Schrot verbraucht 1778 63 Wifpel, - 16 Scheffel. 1779

60 Wiſpel, '13 Scheffel. 1778 1779 Es ſind hier geweſen 1779

Bullen und Ochſen,

27 25

28 25

Küße,

37

56

Cungbies,

I2

25

85

I 20

Håmmelund Güftesvieh, 140

190 330

Pferde,

Melf- Schafe, Schweine,

.

339

Hieraus erhellet, daß die Viehzucht des Orts nicht beträchtlich ſen. Man þat 1778 und 79 ausgefået in jedem Jahr an Weißen 3 Scheffel, an Roggen , 16 Wifp. 10 Scheff. 8 Meßen , an Gerſte 4 Wiſp.

22 Scheff. an Hafer5 Wiſp. 6 Scheff. an Hülſena früchten 2 Biſp. 8 Scheff. Der Servis hat 1778 betragen 118.Thlr. 6Gr. 1779 aber nur 59 Thlr 3Gr.

Die Einwohner find größtentheils Leute von ſehr gee ringem Vermögen , haben aber doch dieſe Vorspeile, daß fie aus den königlichen Forſten,nicht nur das

Raff. und dereoHoli, fondern auch das Bau.Holf ' .

fren

Lindor .

239

fren bekommen , daß fie für ein Kind alle Bierteljahr nur 2 Gr. Sdiulgeld bezahlen , und daß unter die ganz Armen jährlich zu Martini jwen Wiſpel Roge gen ausgetheilet werden . Von der hieſigen Pfarrs tirche , iſt die Kirche zu Crangen eine Tochter , und weil in die legte dren Dörfer, nebſt der Schneides

mühle Rottſtiel und dem Vorwerk Regelsdorf einge pfarret ſind , ſo iſt das hieſige Predigtamt ziemlich beſchwerlich. Es gehören zwar feche Hufen Sand zu der Pfarre, allein fie ſind nicht fruchtbar , und bringen in mandem Jahr nicht viel mehr ein , als ifre Beſtellung koſtet, daher es ſchwer fällt, fie zu

verpachten. Außer der Knabenſchule , deren Lehrer den Titul eines Rectors hat , iſt hier ſeit 1776 eing

beſondere Schule für Mädchen. Das hieſige Vorwerk, auf welchem das Ume ſeinen Siß hat iſt mit einer alten Mauer und mit

vielen Thürmen umgeben. Don dem alten gråfius chen

diloß , ſind nur geringe Ueberbleibfel vorhania

ben.

Ein großer Theil dieſer Nachrichten , iſt von

dem Prediger Herrn Buchholz mitgetheilt worden . 2) Lindow , eine Stadt, zwiſchen dren Seen , embow . welche Gudelack , Wuna und Vielik genanné mera den.

Der erſte iſt der größte, eine Meile lang, und

eine Viertel Meile breit, und in demſelben iſt ein

Werder. Er wird der Stadt immer gefährlicher, denn er breitet ſich je långer je mehr aus . Von den Fiſcher . Gårten bis an den See war noch vor

29 Jahren ein breiter Weg , auf welchem man faha ren konnte, nun aber iſt daſelbſt nur noch ein Fuß .

ſteig übrig , auf welchem man am Ufer geør. Es ſcheinec

240 Allgemeine Beſchr. Des ruppin. Kreiſes. fcheinet auch , daß ehedeffen an dieſem See, da, wo

jeßt die Gårten hinter des Inſpectors Wohnung find, und bis an die kleine Mühle, Häuſer geſtanden haben , die von Fiſchern bewohnet worden , woſelbſt aber nun eine moraſtige Gegend iſt. Noch gefährlicher iſt der Stadt der See Wuß , denn er liegt udher als dieſelbige, und fließet über , ſo daß das Waffer in dem ſogenannten Mühlenfließ ſeinen Sauf mitten

durch die Stadt nach dem See Gudelack nimmt, das hin es auch durch einen Graben läuft. Un denſela ben ſtößt das Kloſter Such , durch welches man ehe. deſſen vermittelft eines Stein : Dammes nach Grana fee fommen können : allein der See hat verurſacht,

daß das Klofter {uch mit dem Stein - Damm geſuna fen iſt, von welchem lekten man nur in trocknen Som .

mern noch einige Ueberbleibfel erblickt.

Das nach

Granſee führende Thor, welches ehedeſſen in der Ge

gend war , wo jeßt der reformirte Cantor wohnt, hat Weiter nach der linken Hand angelegt werden müſſen. Die Stadt hat jegt 20 ſteinerne Häuſer, 152 von

Fachwerke, die bis auf wenige nach mit Ziegelſteinen gedeckt ſind, und 23 Scheunen. Es ſind geweſen 1778 177

191

Frauen,

267

270

Söhne, Töchter ,

178

187

190 14 Knechte und Diener, 25

193

Gefellen, 1

2

1779

Männer,

22

24

Jungen ,

16

19

Mågde,

66

69

dbergaupf

933

976 Menſchen. 1741

Lindow. "

241

1741 waren Hier 905 Menſdyen . Der Brauſtellen find 16, und 1778 waren 27 Brannteweinblaſen vor. handen , 1779 aber nur 20 . Man hat verbraucht Malz,

1778

1779

51 W. 16 Sch .

56 W. 19 Sch.

27 W. 8 Sch.

28W. 23 Sch.

Branntewein

Ediroc,

Die Ucciſe Hat

Thlr. Gr. Pf.

Thlr. Gr. Pf.

betragen, Der Servis,

1439 ' "194

1442

21

13

10

105 ' 18

12

Die Stadt hat 58 öffentliche und beſondere Bruna

nen , 2 metailene und 12 hölzerne Spriken , 15 Feuer. leitern , 50 Cimer, 12 Hafen , 8 Waſſerkufen. Es ſind hier geweſen 1778 1779 Pferde, 35 38 Bullen und Ochſen, 28 20 64 , 70 Kühe, 8 15 Junges Vieh, Melk - Echafe,

288

300

Hammel und Gůſtes-Vieh,

165

148

Schweine,

150

130

3

Man fået aus 17 Wiſp. 7 Scheff. Roggen , 13 Wifp. 4 Scheff. Gerſte, 18 Wiſp. 20 Scheff. Hafer, 4 Wiſp. 20 Scheff. Hülſenfrüchte. Das Bier , welches hier gebrauet wird , giebe. dem ruppinſden an Güte nicht viel nach.

Einen

Theil der Nahrung hat die Stadt von der Tuch- und Reug - Weberen. 1778 find 860 Stein Wolle verar. 3

beitet, und 76 Srůck Tücher , Sarſche, Etamin und Raſch verfertiget worden. Die Wolle kommt aus der

benachbarten Ufermark, und aus dein bieſigen Magg. 2

zin

242 allgemeine Beſchr. des ruppin .Kreiſes. zin für dieſelbige, werden die Weber unterſtüßt. - Es ſind hier zwen Kirchen , eine für die evangeliſch)-ly.

theriſchen , und eine für die evangeliſch -reformirten 2

Einwohner. Die ehemalige Kloſter - Kirche , iſt ein . gefallen , ſo daß jeßt nur noch zwen Seiten -Mauern von derſelben ſtehen. Sie war die älteſte Kirche in 8

der Stadt, und der öffentliche Gottesdienſt wurde ſo lange allein in derſelben gehalten, bis wegen vermehr.

ter Anzahl der Einwohner und Häuſer 1457 noch eine Kirche erbauet , und zur Pfarrkirche für die Neus ftadt gemacht wurde, dahingegen die Altſtadt, wele che von dem Kloſterthor bis ans Fließ reichte , fich Der Kloſter - Kirche bediente. Nachher iſt die 1457 erbaute Kirche , die Pfarrkirche für alle evangeliſche

lutheriſche Einwohner der Stadt geworden . Der baufällige Thurm derſelben, wurde 1634 abgebrochen, und neu erbauet : weil aber der Boden, auf welchem

er ſteht, fo fumpfig iſt, daß man ſchon Waſſer fin. det , wenn man nur drey Füß tief gråbt , ſo hat er 1689. und 1741 ſtark ausgebeſſert werden müſſen . 1746 brannte die Kirche mit dem Thurm ab. 1751 wurde der Grund zu der jeßigen Kirche gelegt, wel. che 1755 völlig zu Stande kam , und am dritten

Pfingſttage durch den Inſpector und Paſtor Herrn

Erasmus Friderich Holtorf eingeweihet wurde, der ſeine Einweihungs - Predigt drucken ließ. Die hieſige evangeliſch- reformirte Gemeine, hat mitten in derStadt ihre eigene Kirche, zu deren Bau die re formirten Cantone in Helvetien die Koſten Hergegeben

Haben, daher auch ebedeſſen die Prediger an derſelben von Bern und Baſel hieher geſendet worden . Nach. dem aber der König den Bau der Kirche, des Pres digers

Lindoiv.

243

diger - und Schul-Hauſes übernommen hat, feßt das reformirte Kirchen - Directorium zu Berlin den Predi.

ger. Von dem in dem reformirten Helvetien geſammle ten Gelde, ward auch das hieſige Lehnrichter -Gut nebſt

6 Hufen Land,und 3 Wiſp. 18 Sch. Pache- Roggen er kauft, und ein Waiſenhaus für 12 Knaben und 12 Måd .

chen errichtet, welches aber König Friderich Wilh. mit dem großen Waiſenhauſe zu Berlin, vereinigte. Das

þieſige adeliche Kloſter, iſtwahrſcheinlicher Weiſe im Anfang des zwölften Jahrhunderts von den Grafen von Sindow geſtiftet worden , und hat außer der Vor ſteherinn , 35 Conventualinnen gehabt, es iſt auch der hieſige Pfarrer zugleich Probſt deſſelben geweſen. Das Kloſter ſtund noch 1634 , als aber damals die kaiſerlichen Truppen die ſchwediſchen aus dieſer Geo gend vertrieben , verwüſteten ſie die ganze Gegend, und auch das Kloſter, deſſen Steine nachher zum

Häuſerbau gebraucht worden. Zur Zeit der Refore mation, ward das Kloſter von den meiſten Convene tualinnen verlaſſen , und 1542 Hans von Arnim dem

jüngern für 8000 Fl. verpfänder. Der übrig geblie. bene Convent, 'beſtund , wie noch jeßt , aus einer Do mina und vier Conventualinnen, welche ihre beſtimme ten Einkünfte an Gelde und Getreide haben . Daß ſie ſchon 1547 evangeliſch geweſen ſind , erhellet dar . aus , weil der Convent in dieſem Jahr den Churfür. ſten bat , die neue Vorſteherinn auf die Kirchenord .

nung zu verweiſen, welches auch geſchahe. Dem hiee ſigen reformirten Waiſenhof, ſteht, wie aus dem, was oben geſagt worden , erhellet, das Lehnrichter Umt

zu, vermoge deſſen er, mit Zuziehung des Magiſtrats, die untern Gerichte in der Stadt, und an den Sporo 22

teln

244 Algemeine Beſchr. des ruppin . Kreiſes. teln zwen Drittel, der Magiſtrat aber nur ein Drit tel derſelben hat. Die Unterſchrift lautet fo : Richa ter und a reffores. Die obern Gerichte verwaltet

das fönigl. Umt Ruppin, unter welchem dieVorftade auch in Unſehung der Unter : Geric ;te ſteht. Weil das Patronatredyt über die Kirche dem Könige zu.

ſteht, ſo wird die Kirchenrechnung von dem Amt Ruppin in Gegenwart des Inſpectors abgenommen , das Ober . Confiftorium aber hat dem Magiſtrat in einein Beſcheid 'vom 24ften Decemb. 1770 verſtattet, 1

bey der Abnahme der Rechnung fernerhin als einges pfarrte zugegen zu ſeyn , ohne dieſelbige zu unters ſchreiben. Für die hieſige Schule , find zwen kleine Capitale, jedes von hundert Thalern, geſtiftet, von deren Zinſen das Schulgeld für arme Kinder bezahle

wird , eines þat Anna Juliana von der Kettenburg, Eonventualinn des hieſigen Stifts, 1748, das andere,

der Bürgermeiſter und Acciſe - Einnehmer Hiob Reue ter 1764 , vermacht. Ehedefle: war hier auch ein Caplan oder Diaconus , deſſen Stelle nun der In

fpector und Paſtor vertritt, und dafür deſſelben Eins fünfte genießet. Das königliche Amt, welches ebe. dem hier geweſen , und aus den Dörfern des Klo. ſters errichtet worden , iſt aufgehoben , und die Dór.

ſer ſind zu den benachbarten Aemtern Ruppin , Zech. lin und Friderichsthal geſdlagen worden. Es wohnt hier ein Kriegs. und Steuer . Rath, unter deſſen Wuf. ſicht die Städte Spandow, Nauen, Cremmen, Fehr.

bellin , Friſack, Prißerbe, Rhinow , Neu : Ruppin, Wuſterhauſen , findow , Rheinsberg , Neuſtadt und Alt - Ruppin , ſtehen.

Der jeßige iſt Herr Johann Das hieſige Amts.

Wilhelm von Lindenau.

Vor:

Lindoi .

245

Vorwerk ,, Kloſter. Sindow genannt, iſt in Erbpache ausgerhan .

Man hüte ſich zu glauben , daß die ehemaligen Grafen von Lindow , von dieſer Stadt den Namen

geführet båtten , denn ſie hatten derſelben von ihrem Stammhauſe Sindow , im Fiirſtenthum Anhalt,

nach welchem ſie vermuthlich dieſe Stadt benennet haben . 1431 find hier 400 Menſchen an der Peſt geſtorben. 1634 war Gabriel von der Wende, Haupt. mann des damaligen Uits Jindow , und gilerinus Schmidt, Erbrichter. Unter dem Inſpector, ſtand

noch ein Diaconus an der Kirche. Der Scheffel Weißen galt einen Thaler, der Roggen 10 Groſden , die Gerſte 9 Gr. der Hafer 8 Gr. eine Sonne Bier 2 Gulden . Ein Silbergroſchen galt 24 Flitter. Chur.

fürſt Friderich Wilhelm ließ aus Wolmirſtedt und an. dern Dertern, Raſch - Etamin- und andere Zeug-Ma

cher hieher kommen, um der Stadt, welche im dreyßig jährigen Kriege ganz in Verfall gerathen war, wieder

aufzuhelfen.

1689 war Otto Friderich von Groben,

Hauptmann des Amts Sindow , ludewig Sagittarius war Erbrichter, Anna Hedewig von Frazern war Do mina. Der Scheffel Roggen galt nur 10 Gr.die Gerſte 9 Gr. der Hafer 7 bis 8 Gr. die Sonne Bier 1: Thlr. Man freuete ſich , daß 1680 anſtatt der.Contribution

die Acciſe aufgekommen war, denn ſie verſchaffte den Leuten große Erleichterung, und der Drt nahm zu . Ich zweifle, daß man jeßt noch die Ucciſe ſo loben

würde, als damals. König Friderich der erſte , ließ noch mehr Etamin - und Rafdımacher aus Heſſen fommen, und ſich hier anfeßen. 1741 trug das Amt Lindow 12000 Thaler , die Acciſe im vorhergehenden D. 3 Jahr

I

246 Allgemeine Beſchr. des ruppin. Kreiſes. Jahr 1390 Thlr. 10 Gr. 3 Pf. die landſchaftliche Zieſe 339 Thlr. 20 Gr. ein , und man zählte im erſtgenann ten Jahr 905 Menſchen. 1759 hatte hier die ſchwer diſche Armee von 20000 Mann , deren oberſter Bes fehlshaber der General Graf Hamilton war , vor bem ruppiner Thor ihr lager , und ihre Avant -Gar: s

de ſtund ben Fehrbellin : als aber das Gefecht ben dem lekten Ort zu ihrem Nachtheil ausfiel , 30g fie ſich nach Neu- Ruppin. Zu der Contribution, wel. che ſie ausſchrieb , mußte Sindow 2000 Thaler geben , fie nahm auch viel Pferde mit. 1760 waren hier erſt Ruſſen , und hernach Deftreicher.

3) Sechs Vorwerke, von welchen ziven auf Zeitpacht ausgethan ſind, nåmlich das Vorwerk zu Alt- Ruppin und zu Dabergok, und vier auf Erb. pacht , nämlich die Vorwerke Gühlen , Franken dorf, Wulkow und Woltersdorf. 2

4) Vierzehn alte Dörfer , nämlich Alt- Fri

ſack , Bechlin, wo auch adeliche Unterthanen ſind, Craat , Crangen , Dabergok , Darrik , Kerzlin, Manker, Molchow , Niediverder, Waldow , Wuthenow , Wildberg , Wulkow . In den bey. den lezten ſind auch adeliche Unterthanen. 5) Acht alte Dörfer, die ehemals zu dem Amt

Lindow gehörét haben , nåmlich , Herzberg , Keller, Lichtenberg, Rönnebeck , Schöneberg, Seebeck, Struenſee, Vielik. 6) Fünf Coloniſten . Dörfer,welche im ſieben . zehnten Jahrhundert von reformirten Schweizern

angelegetworden , nåmlich Eloſterheyde, Königs ſtådt, Lüdersdorf, Schulzendorf und Storbeck. In den meiſten wohnen jeßt auch Lutheraner.

7 ) Fol

Lindow .

247

7 ) Folgende neue Unlagert auf königlichen Feldmarken, Basdorf, Bienenwalde, in Erbpache

ausgethan ,Gühlen , ſeit 1753 ein Erbzinsgut, Pfalf heim , ein von acht Pfälzer Familien angelegtes Dorf, deren jede 400 Thaler anzuſeken gekoſtet hat, Schwanow , auf Erbpacht ausgethan , Seilers:

hof, welche aud) einen Erbpåchter hat, Steinberg, Stendelik.

8) Undere benannte Derter , nämlich Bolzen

mühle,cramnigerWaſſermühle, Dosmannsofen, ein Theerofen , woſelbſt aber fein Theer mehr gemacht

wird , Fiſcherwalde, ein Gränzjol an der mekten . burgſchen Grånze , Friſtow , ein Theerofen , kiun ſter -Mühl , eine Waſſermühle, Neukammer , ein Theerofen in dem ruthenſchen Forſt, Pfefferreichy, ein Forſthaus, Reinshagen , eine Waffer. und Walfmühle, Rothſtiel, eine Waſſer - und Schneio demühle, die Theerofen Uhlenberg und Wüſten:

Regelin, Klein -Woltersdorf, ein Vorwerk, welo ches auf Erbpacht ausgethan ift , nebſt dem dazu gea hörigen woltersdorfer Baum , welcher aus Tagea

1

löhner - Wohnungen beſteht, und die zippelfördiſche Burg, welche aus einem Forſthauſe, und einer War fer - Sdyneide- und Walk Mühle beſteht, und zu $

Crangen eingepfarrt iſt. Ich ſage von dieſen und den folgenden Dertern nichts , ſondern verweiſe diejenigen , welche ein meh . res von denſelben wiſſen wollen , auf meine Topogra.

phie der Mark Brandenburg. Sie iſt zwar in an . ſehung unterſchiedener derſelben mangel- und fehler. haft, ich gedenke aber einen Anhang zu dem Werk zu 1

liefern, und in demſelben alles zu ergänzen und zu ver . 2.4

beſſern.

248 Allgemeine Beſchr. des ruppin. Streiſes. beſſern. Von einigen Dertern iſt ſchon oben eine

genaue Nachricht vorgefommen , und von einigen an. dern , wird in der Beſchreibung der Rückreiſe eine ågnliche erfolgen.

2. Das Amt Neuſtadt an der Done, welches eingetragen hat von Trin, 1731 bis dahin 1732 1739 1740 1741 1742 1743 1744 1745

*7746 1747 1748

7

1740

6043 Thlr. 8Or. - Pf. 10809 :

1741 , 107573 1742 1743

17 17

I

eben ſo viel. eben ſo viel.

1744 ' " 10481 1745

10426 .

14 . 95

1746

10426s

14

1747

eben ſo viel.

1748 1749

eben ſo viel. eben ſo viel.

4 . 6 .

Von Trinit. 1756 bis dahin 1757, an Amtsgefällen 10853 Thlr. 20 Gr. 7 Pf. an Forſtgefallen , die auf 1182 Thlr. 15 Gr. 1 Pf. angeſchlagen waren, 2101 Thlr.

9 Gr.. 3 Pf. mehr, und an Maſtgefällen , die nach dem Anſchlage 802 Thlr. 10 Gr. bringen ſollten , 935 Thlr. 14 Gr .

Von Trinit. 1779 bis dahin 1780, iſt der Anſchlag Der Amtsgefälle 11956 Thlr. 10 Gr. 8 Pf. der Forſt.

gefälle 1562 Thlr. 17 Gr. 10 Pf. und der Maſtgee fålle 812 Thlr. 10 Gr.

Es iſt in dieſem Amte ein ſogenannter Thiergar ten , in welchem Maulthiere erzogen werden. Zu dem Umte gehören :

Neuſtadt

1) Neuſtadt an der Doſe, ein Städrchen,

an der

Doffe .

von welchem id) hier dasjenige , was ſchon in meiner

Erdbeſchreibung ſteht, nicht wiederholen , ſondern nur

folgende neue Nachrichten mittheilen will. Es be. ſteht

Amt Neuſtadt an der Dolle.

249

ſteht aus 74 Häuſern, einer Kirche, und 52Scheunen . Man hat hier gezählt 1778 1779 Männer , 98 99 Frauen,

156

156

Söhne,

120

123

Sóchter ,

149

152

18 9

21

Gefellen , Knechte und Diener, Jungen , Mågbe, .

9

4

4

51

43

überhaupt 605 607 Menſcheiro Es giebt hier 43 öffentliche und beſondere Brun . nen , i metallene und 39 hölzerne Sprigen , 6 Feuer.

leitern , 80 Eimer , 4 Hafen , 4 Waſſerkufen. bat betragen

1778

Es

1779

Thlr. Gr. Pf. Thlr. Gr. Pf. die Acciſe, der Servis, Man hatte Pferde,

818 23 6 746 : 22 NI 63 6 . 63 6 ,

Bullen und Ochſen Kühe, Chungbies , Schweine,

86

63

2

3

52

170

61

56

3

30

Man fået aus an Roggen 4 , an Gerſte 3 , und an Hafer 4 Wiſpel.

2) Dren Vorwerke, welche auf Zeitpacht aus .

gethan find, nåmlich zu Neuſtadt an der Dorſe, 1

welches der Się des Amts iſt, zu Dreek, woſelbſt ehedeſſen zwei) adeliche Güter waren, welche der König

1774, theils durd, Kauf theils durch Tauſch an das

Amt gebracht hat, und zu Körig. Ø s

3) Pier

!

250 Allgemeine Beſchr: des ruppin. Kreiſes. 3) Vier alte Dörfer Bückwiß , wofelbft ein adeliches Gut iſt, zu welchem ein Theil der Einwohs

ner gehöret, Dreek, Kdriß und Sieversdorf, und einige Unterthanen in dem adelichen Dorf Campehl. Von dem Dorf Sieversdorf, růcke ich hier die Beſchreibung deſſelben ein , welche ich von dem dar

ſigen Prediger, Herrn Gottfried Hermanni, be kommen habe , weil wir die Rückreiſe nach Berlin mit tüchtigen Pferden aus demſelben verrichtet haben. Es iſt eins der größten Dörfer in der Churmare, denn es hat einen Prediger bey der hieſigen Pfarr. und Mutterkirche, zlehnſchulzen, 36 volle Bauern, 9 Coßåten, über 100 Bübner und Einlieger, und über, haupt faſt goo Seelen,. Sein Unwadis , entſtund zuerſt nach dem dreyßigjährigen Kriege, als das

nahe Dorf Gůhlik verwüſtet wurde , deſſen Ein. wohner ſich hier anbaueten , daher es in das große und kleine Sieversdorf eingetheilt ward. Es katte ehedeſſen eine ſehr große Feldmark, deren Durchſchnitt über eine Meile , und der Umfang drey Meilen be.

trug. Als derLandgraf Friderich von Heſſen - Hom . burg das Umt Neuſtadt beſaß, legte er auf dem Die ſtrict dieſes Dorfs den Hohenofen an , und König Friderich der zweyte hat in demſelben die Coloniſten

Dorfer Schwarzwaſſer, Růbehorſt, Hohe . Mits tel- und Lege - Garz errichten laſſen . Die Sien versdörfer find zwar anfänglich mit dieſem Anbau

nicht zufrieden geweſen , aber beruhiget worden, ha. ben auch keinen ihnen nachtheiligen Verluſt erlitten. Denn ſie haben , außer ihren Weckern und Wieſen, noch 3000 Morgen Elfen - Bruch zur Weide behalten,

und der König hat ſie ihnen auf ſeine Koſten dadurch brauch

Dorf Sieversdorf.

251

brauchbarer gemacht, daßEr zur Ableitung des Waſ ſers Gråben ziehen, und gegen die Ueberſdwemmune

gen der Doffe Veranſtaltungen treffen laſſen. Der Doſſe hat der oben genannte Sandgraf einen an. dern Lauf geben laffen, denn ſie floß ehedefſen une terhalb Sieversdorf, er ließ ihr aber ein neues Bette oberhalb Sieversdorf ausgraben. Die Alecker des

Dorfs ſind noch ſchlecht, ob ſie gleich durch die geo zogenen Gråben etwas verbeſſert worden : aber die

Wieſen geben ſehr gutes Heu , und die Weide im Bruch iſt auch ſehr gut ; daher iſt die Viehzucht hier die Hauptſache. Vor einigen Jahren þatte das

Dorf 8 bis 900 Kühe , die Viehreuche aber hat die

meiſten getödtet, ſo daß jeßt nur erſt wieder 2 bis 300 vorhanden ſind. Die Einwohner halten viel Pferde, die geringſten haben 9 bis 10, andere 16 bis 18 Stück. Mit denſelben fahren ſie nicht nur für die Spiegel Manufactur bey Neuſtabt das nöthige Holz, wel.

ches jährlich einige tauſend.Klafter betrågt, und für den Hohenofen einige tauſend Fuder Holzkohlen , an, ſondern ſie bringen auch das Schiffbauholz an die Flüſſe, und unternehmen Fuhren nach Berlin und andern Orten. Die Büdner und Einlieger haben auch gute Nahrung; denn ſie wiſſen das Stab. Krumm . Knie- und Nuß - Holz zum Schiffbau geſchickt zu bauen , und gehen alſo gemeiniglich nach der Erndte oder gegen Michaelis , nach ihrem Ausdruck , regimenterweiſe, das ift, in Haufen von

10, 12 bis 16 Månnern, unter einem Anführer, nach andern Gegenden der Churmark , nach dem Herzog= thum Mektenburg, ja nach Schleſien und Polen , 1

þauen daſelbſt das Nuß , Holz, floßen auch wohlHolz bis

252 Augemeine Beſchr.des ruppin.Kreiſes. bis Hamburg , und kommen erſt im folgenden Früh jahr, mit einem guten Geldvorrath, wieder nach Hauſe.

Ihre Weiber ernágren ſich unterdeſſen vom Spin . nen , und von ihren Kühen, für welche ſie freye Weis de haben. Ehedeſſen waren die hieſigen Einwohner als wilde und wüfte Leute berüchtiget , jekt find fie viel geſitteter.

4) Die alten Coloniſten - Dörfer Rübehorſt,

Schwarzwaſſer, Alt: Stoppenbrügge, die Hohe: Mittel- und Lege - Garz, 5) Die neuen von 1773 bis 1775 angelegten Colo.

niſten Dörfer. Der König beſchloß im Jahre 1972, die weitläuftigen und beynahe unzugänglichen ſuche und Brüche an den Flüſſen Rhin und Dorſe, in dem ruppinſchen Kreiſe der Mittelmark, ohnweit Neu. ſtadt an der Doſie, trocken , und vermittelſt Unſe.

kung ausländiſcher Coloniſten - Familien , urbar und bewohnt machen zu laſſen. Er trug Seinem einſichtsvollen und wirkſamen

Staats- und Finanz- Miniſter , Herrn von Der:

ſchau auf, mit Zuziehung des Geheimen Finang.

Raths Herrn von Brenckenhoff, und des Kriegs und Domainen - Kaths Herrn Gieſe, den Plan das von zu entwerfen , und Iym vorzulegen. Als dies ſes geſchehen war, bewilligte der König zu dieſer Ane lage eine Summe von 195000 Rthlr. und ward uns ter Direction des erwähnten Staats- Miniſters , mit ber Ausführung dieſes großen Geſdjåfts im Jahr 1773 der Anfang gemacht, auch daſſelbe in vier Jah. ren völlig geendet.

Durch

Neue Colonien unweit Neuſtadt: 253 Durch dieſe wichtige Anlage, find theils dadurch,

daß der Rhin , die Doſſe, und die Jägelik aufge. råumet , gerade fortgeleitet , und mit Deichen einge. fchloſſen , theils dadurch , daß verſchiedene Haupt:

abzugs - und Neben. Gräben gemacht worden , 8750 .

Morgen ganz wüſten Bodens , dahin niemals we. der Menſchen noch Vieh kommen können , abgetroc .

net , von dem Werf, Geſtråudie , und ſtarkem Elſena Buſch gereiniget, gerodet, und vortrefflich nukbar gemacht; hierauf aber dafelbft in einem Bezirk von etlichen Meilen , 310 ausländiſche Familien , an Hol.

ländern , Hopfengårtnern und Büdnern , in eigenen für ſie erbauten Häuſern , und mit dem ihnen nöthis

gen Vieh , angefeßet worden , wodurch folgende Co. lonien entſtanden ſind.

1774 Friedrichsdorf von 20 Häuſern und 28 FQ milien , Hopfengårtner und Büdner.

1774 Friedrichsbruch von 14 Häuſern und 14 Fa. milien , Hollander.

1774 Groß - Derſchau von 24 Häufern und 24 Familien, Hollander .

1774 Klein - Derſchau von 20 Häuſern und 20 Familien , Hopfengårtner.

1774 Gühlik von 8 Häuſern und 16 Familien , Büoner.

1774 Brenckenhof von 8 Häuſern und 8 Fami, lien, Hollander. 1774 Goldbeck von 10 Häuſernund 10 Familien, Hollander.

1774 Schönfeld von 11 Häuſern und 11 Familien, Hollander. 1774

354 Augemeine Beſche.Des ruppin .Kreiſes. 1774 Siegrothsbruch von 32 Häuſern und 32 Fa. milien, Hollander und Hopfengårtner.

1774 Gieſenhorſt von 33 Häufern und 33 Famie lien, Holländer und Hopfengårtner. 1974 Zietensaue von 8 Häuſern und 8 Familien, Hollander. he

1774 Bartſchendorf von 40 Häuſern und 40 Fas milien , Bůdner.

1774 Michaelisbruch von 14 Häuſern und 14 Fa. milien, Holländer und Büdner.

+

1775 Neu - Garz von 10 Häuſern und 10 Fami. lien, Hopfengårtner.

1775 Neu - Koppenbrücke von 9 Häuſern und 9 Familien, Hopfengärtner und ein Bůdner. Hußer dieſen , find noch einige kleine einzelne

Colonien vorhanden , nåmlich Kriegsheim , Clau ſiushof, Wilhelminendaue und Hirkelsluch,

1

welche zuſammen 9 Familien ausmachen , und 24 Familien haben ſich in den alten dort herum liegen .

Miniſter

den Dörfern Dreet , Sieversdorf und Körig nie. dergelaſſen , in welchen ihnen Häufer erbauet worden . Ich habe dieſe Nachricht im März 1779 felbſt

von Ders von dem königlichen Staats- und Finanz- Miniſter, ſchau .

Herrn Friderich Wilhelm von Derſchau, befom . men , der mir ſchon am 26ſten Nov. 1778 in folgens

dem Briefe angenehme Anerbietungen that. Ich habe vernommen , daß E. H. den drita „; ten Theil Dero Erdbeſchreibung von neuem Hers ausgeben , und daß ſchon daran gedruckt wird .

„ Da nun Jhnen ſowohl als dem Publico ſehr daran gelegen ſeyn muß , diejenigen anſehnlic » chen 1

Neue Colonien unweit Neuſtadt. : 235 chen Verbeſſerungen darinnen zu finden , welche » unſer großer Monarch ſeit fechs Jahren durch

*

3

Anlegung neuer Dörfer und Colonien , auf ur mbar gemachten Brůchen und lüchen hervor ger , bracht hat : fo würde ich , da alle dieſe Sachen munter meiner ſpeciellen Direction zu Stande ger

:. ,, bracht worden , auch davon die beſten Beyträge toliin geben können. Ich bin dazu bereit, und will

„ davon gleich einen ausführlichen Auszug mic „ Benennung der neuen Dörfer und Colonien

„ auffeßen , und E. H. mittheilen , wenn dieſelben ✓ mir nur dazu eine kleine Friſt gånnen wollen .

Mithin erſuche fie, nicht zu ſehr zu eilen , indem „ich zur Vollſtändigkeit ihres vorhabenden Werks /

ngern alles mögliche beytragen , und mich gleich „ an die Arbeit geben will ; doch kann ich keine „ genaue Zeit beſtimmen , obwohl ſolche von meie „ nen übrigen Geſchäften gern abnehmen werde. „ Vielleicht kann ich ſolche in acht bis zehn Tao ngen fertig liefern . “ ... !

Auf dieſen folgte am 6ten Decemb. ein anderer Brief, der ſo lautet: „ Da nach E. H. gefälliger Antwort die Zeit

„ ju kurz iſt, um die Nachrichten von der Chur. , mark vollſtändig zu liefern , welche die von des

Königs Majeſtåt in felbiger geinachten großen „ Anlagen betreffen : fo werde mich beſchäftigen , davon ſucceſſive einige Auffäße zu Dero Wo.

9

„ chenblatt zu liefern , und damit im fünftigen „ Jahr den Anfang machen . “ ‫ول‬

Diefen

256 Allgemeine Beſchr. des ruppin. Kreiſes. Dieſen machte er auch am inten Mårz mit einer Nachricht, von weldier die obige ein Theil iſt. Ich führe dieſes ſo umftändlich an , um der Gefälligkeit und Dienſtwilligkeit dieſes Herrn ein dankbares-An. denken zu ftiften . Er ſtarb am 24 Detob. 1779 un . vermuthet an einem Schlagfluß , und hinterließ- den ſeltenen Ruhm , daß er nichtnur dem Könige ſehr brauchbar und lieb , fondern auch den Unterthanen 無

deſſelben alsMenſchenfreund werth geweſen fey. Jes dermann bedauerte ſeinen Tod';'und keiner beklagte fich über ihn. 1

6) Die übrigen königlichen Dörfer , Vorwerke,

Förſter:4 Wohnungen , Theerofen xc. in dem ruppin. ſchen Kreiſe , gehören zu folgenden in andern Kreiſen

belegenen Hemtern.

( 1 ) Zu dem Amt Zechlin , Bangendorf, Braunsberg, ein Coloniften . Dorf, welches aber

Contribution giebt, Burow und Dagoid, Vorwerke und Colonien , in Erbpacht ausgethan, Dierberg, Dietrichsofen und Gollinsofen , in dem menzi.

fchen Forſt, Theerofen, Dolgow , Globfow , eine Colonie, Heuerofen , in dem menziſchen Forſt, und

Hingpetersofen, Theerofen, Hindenberg, auf Erb. pacht ausgethan, ein Coloniſten : Dorf, Kajar, ein Co. loniſten - Dorf, und künfelberg, eine Colonie von Ta

gelohnern, Linow, ein Coloniſten - Dorf, Menit, Quas. fte, ein Jägerhaus oder eine Unterförfter . Wohnung, eine von den beyden Förſter - Wohnungen zu Regels:

dorf,Regelin ,Reinholz, einTheerofen in dem zůhlen. ſchen Forft, Stegmannsofen , ein Theerofen, Sdul:

zenhof, ein Vorwerk und Tagelöhner, Sellenwalde, eine

Königliche Dörfer 26.

257

eine Unterförſter - Wohnung, Sieversofen , ein Theerofen, Tütſchenwalde, ein Förſterhaus aufdem Tütſchen - See, nach Dolgow gehörig , Wallmik, ein Coloniſten - Dorf, Warrenthin oder Wahren

thin , eine Colonie von Tagelöhnern , Zechow , Zühlen. (-) Zu dem Umt Goldbeck oder Golbeck, Ga:

dow, Hagenowsofen, ein Theerofen, Neuendorf, ein Vorwerk und Tagelöhner, Zoßen. (3) Zu dem Amt Friderichsthal, Buberoto,

Glambeck, ein neues Dorf, Grieben.

(4) Zu dem Amt Oranienburg , Beifholjs Grund, ein Theerofen , im růthenicffchen Forſt,

Grundmühle, eine Waſſer- und Schneidemühle, auf Erbpacht ausgethan , Linde , in welchem auch

adeliche Unterthanen ſind, Großen - Mug , Rů: $

thenick.

(5) Zu dem Amt Zehdenick , Bolze, Grångs Paß und Colonie bey Woltersdorf, Neu - Logow , ein neues Dorf, und Woltersdorf.

( 6) Zu dem Amt Badingen , Marienthal, ein neues Dorf, mit einer Waſſermühle, Ribbeck.

4 ) Den Hohen- Ofen , unweit Sieversdorf, hat ein Freyherr von Dankelmann angelegt, er iſt aber an den König gekommen.

In dem Saiger:

Hutten : Werk wird das Silber von dem Kupfer ge ſchieden , welches zu Waſſer von Rotenburg im Her. zogthum Magdeburg hieher gebracht worden , und die Spiegel - Manufactur bey Neuſtadt, hat hier eine Polir- Mühle. Die hieſige Kirche, iſt eine Filia von Sieversdorf, Der Ort ſteht unmittelbar R

unter

258 Allgemeine Beſchr.des ruppin. Kreiſes. unter dem Bergwerks- und Hütten -Departement des General - Directoriums. amt Rheins.

3. Das prinzliche Amt Rheinsberg , gehört dem Prinzen Friderich Heinrich Ludewig von Preufe

berg.

ſen , und begreift.

Prinzl.

1) Rheinsberg , eine kleine Stadt, von wela Rheings cher , ſo wie von dem daſigen Schloß und Garten , berg. Herr Lieutenant Carl Wilhelm Sennert 1778 eine Stadt

;

eigene Beſchreibung, Herr Baumeiſter Ekel aber ſchon 1773 ſchöne Plane und Ausſichten auf neun

Blåttern heraus gegeben hat , ſo daß es nicht nöthig iſt , von dieſem angenehmen Ort ein mehreres , als bas folgende Nene , zu ſagen.

Es hat dieſe kleine

Stadt eine Kirche, 185 Häufer , 45 Scheunen , und 4

doch noch eine wüſte Stelle mit Zugehör. Es ſind 28.Brauſtellen und 44 Branntewein . Blaſen , lol

öffentliche und beſondere Brunnen , 2 metallene und 100 hölzerne Sprißen , 7 Feuerleitern , 195 Eimer, 5 Hafen und 13 Waſſerkufen vorhanden. Man hat gezähle 1778 1779 Månner, Frauen ,

3

Söhne,

D

229

308

330

330

3

285

271

Töchter, Geſellen , Knechte und Diener,

277

14

303 26 29

38

31

46

76

Jungen , Mägde, überhaupt Die Ucciſe hat ein:

16

1235 1374 Menſchen.

getragen 2991 thl. 6 gr. 8 pf. 2696 thl, 19 gr. alpf. Man

Das prinzi. AmtRheinsb.adel. Derter. 259 Man hat verbrauche Malz;

1779 1778 78 Wiſp. 5 Sch. 85 W. 16 S.

Branntew .Schrot, 83 Wiſp. 2 Sch. 9a W.13 S. Man þat gezählt Pferde, Bullen und Ochſen , Kühe, hungbies,

54 .

140

156 34 400

Melk- Schafe,

59 92 131 20

400

Hämmel und Gůſtes - Vieh, 770 725 2бо Schweine, 300 Man hat ausgeſået Roggen , 27Biſp. 8 Sch. eben ſo viel. Gerſte,

17 Wiſp. 2 Sch . eben fo viel.

Hafer,

18 Wiſp. 20 Sch. eben ſo viel.

Hülſenfrücite,

10 Wiſp . 16 Sch. eben ſo viel.

2) Folgende Dörfer, Vorwerke , Theerofen x.

Berkholz - Ofen, ein Theerofen , Heinrichsdorf, Heinrichsfeld, eine Menerey, Kopernik , Vor. werk und Colonie , Möckern , Vorwerk und Tage. löhner , theinsbergſche Glienicke,Dorf und Theer.

ofen, rheinsbergſdie Meyerey, Schlageborn, ein Vorwerk, Sonneberg.

4. Adeliche, ſtädtiſche und bürgerlichen Perſo. adeliche nen jugehörige Dörfer , neue Anlagen , Vorwerke, Dorfer.

Theerofen c. Barſickow , Baumgarten , Bech lin , Blankenberg, welches der König 1774 gegen

Dreek vertauſcht hat, Brunn , Búckwik, Bus ſchow , Butow ,Vorwerk und Schaferely, butow

ſcher Baum , ein Jagdhaus, Campehl, woſelbſt Ra

auchy

260 Allgemeine Beſchr. des ruppin. Kreiſes. auch der König unmittelbare Unterthanen hat,Cane

tow , Carwe, Charlottenhof, Vorwerk und Coa lonie, cleviſche Häuſer , Damm , ein Vorwerk, Dannenfeld, ein Vorwerk, Groß - Deſſow , mit 1

Klein - Deſlow , einer Meneren , Garzı , Ganzer,

Gartow , Germendorf, gůhlenſche Glienicke, Vorwerk und Tagelöhner, Gnewickow , Gottberg, Grieben - Feld , Vorwerk und Colonie , Heeſens feld , Ritterſik und Tagelöhner , S. Jürgen , Vor. werk und Colonie, Katerbow , Kehlekendorf, Scha .

feren und Tagelöhner , der Ritterſię zu Sterzlin, Krenzlin , Kújow , Langen , Leſickow , Leddin, die adelichen Unterthanen zu Linde, Logow , Lich. feld, Ludwigsaue , der Ritterſik zu Manker, Me now , Vorwerk, welches von dem Kloſter Lindow einer Colonie Tagelöhnern in Erbpacht ansgethan iſt,Meer:

kagen- Heyde, Ritterſik und Tageldhner, Meſeberg, Meßeltin, Mühlenland, Vorwerk mit Tagelöh. nern , Nackel, Palzow , Plånik , Proßen, Ra

densleben , Rauſchendorf, Regelsdorf, ein ſeit 1755 erbautes Vorwerk mit Tagelöhnern und einem

Unterförfter , hieß ehedeſſen Grün - Grund, Roors

lack, Seeglek, Schönermark, Schren, eineWaſ ſermühle, Schwanow , Steffin , Tramnik, Tre ſchow , Trieplak , Vichel, Wahlendorf, Walss

leben , Werder, zwey Ritterſiße zu Wildberg, Wulkow , Wuſtrau , Wubek , Zerlang, Zermů: Bel, Zernickow , Zernik. In Anſehung der Dorfer Germendorf und

Pidnik habe ich einige Urkunden zur Hand , welche Hier eingerückt zu werden, verdienen. Urkun:

Urkunden von Germendorf.

261

Urkunden von Gerniendorf. Friderich der Dritte zc. Churfürſt zc. „ Unſern 2c. Demnach zwiſchen denen Gemers Urkunden » den der Schneider zu Zehdenick und Granſoe' von Ger.

» ſtreit entſtanden , wegen des Sdyneiders zu Ger: mendorf.. » mendorf, und weiln der im Cammer - Gericht des, Halb ertheilte Beſcheid daşin gehet , daß es auf „ Unſere declaration beruhe , ob der Sdyneider zu „ Germendorf zu Zehdenich oder Gramſoe gehoren »; folle , und dann die Schneider - Zunft zu Zehdeniť „ in Bengehendem Supplicato declaration des falß ‫לל‬

gehorſamſt gebethen : Alß befehlen wir Euch hie „ mit gnådigſt, die von den Supplicanten angeführte „ rationes zu erwegen , und Uns Euer unvorgreiflia „ ches Gutachten zu unſerer fernern Verordnung aba nzuſtatten , auch dieſes Supplicatum wieder mit eine zuſenden , damit die Supplicanten beſchieben werden Cölln ac. den 2. Dec. 1697. mögen. CG

92

An die hieſige Lehns - Cangley.

Friderid, der Dritte, Churfürſt rc. „ Unſern z.. Alß 21ß unlängſt das Gewercf der „ Schneider zu Zehdenich wieder die Schneider zu „ Granſøe wegen eines Schneiders zu Germendorf

unterth. Supplicando eingekommen , ſo haber Wir darauf beſage des copeyl. Benſchluſſes euer unterth. unmaßgebliches Gutachten erfodert; Wann nun in zwiſchen erwehntes Gewerck der Schneider zu Granfoe deshalb gleichfalß beygehen „, des Supplicatum ber Uns übergeben , Wir aber biß dato die von euch erfoderte relation nicht erhalten : R 3 „ 216

97 9

99

7

99

!

262 Algemeine Beſchr. des ruppin. Kreiſeb. „ Alf Habt Ihr Uns folche mit dem forderlichſten ein . „ guſenden , oder da es bereits geſchehen ſeyn möchte, „ denen Supplicanten copiam davon zu Ihrer Nach . „richt zu communiciren .““ Seynd ac . Cölln zc. den 92

26 Jan. 1698.

Schwerin.

P. 4. Fuchß.

W. v. Schmettau.

J. F. Rhes.

Fr. Canik.

Durchlauchtisſt: Großmachtigſter Churfürſt 26. Gnädigſter Herr. Wir Haben von Ew. Churf. Durchl. Anherrn „ Churfürſt Joachimo Hodiſeel. Andenckens ao. 1568.

„ ein Privilegium erhalten , daß auf 2. Meile weges , umb die Stadt Granſeè ſich kein Land . Schneider

ſeben folte, der es nicht mit Unſerer Zunft hielte.

Solch gnädigſtes Privilegium iſt hernach allemahl „ auch lektlich in anno 1698. von Ew. Chfl. Durchl. „ gnädigſt confirıniret worden. Nun liegt das Dorf „ Germendorff noch nicht eine Meil weges von Gran

„ ſeè; Die Schneider zu Zeldenick haben ſich vor

„ kurger Zeit unterſtanden , den in dieſem Dorff woh. nenden Schneider an ſich zu ziehen , unterm præ ,,text , Sie hätten gleichergeſtalt ein gnädiges Pri , vilegium , daß diejenigen Schneider , ſo innerhalb

>>

„2 Meilen umb Zehdenick wohnen, es mit Ihrer Innung halten ſolten , und weil gedachtes Germen

9

dorff auch von Zehdenick nur eine Meile entfernet, » prætendiren Sie, daß diefer Dorfſchneider es mit

99

m ihnen halten ſolte. “

72

r

» Wi

Urkunden von Germendorf.

263

Wir haben deswegen am 22ten hujus im Chfl. „ Cammer - Gericht Verhör gehabt , weil es aber auf ,, die Declarationem Privilegij ankomt, ſeind Wir

„ per fententiam an Ew. Churfürſtl. Durchl. ver. „ wieſen , umb die declaration daſelbſt unterthänigft » zu ſuchen.

„ Nun gnädigſter Churfürſt und Herr feind Wir

„ ſowohl in poſſeſſorio alß petitorio fundiret. Denn .

„ Was das poſſeſſorium betrifft, haben die Schneider

» zu Germendorff jeder Zeit wie Unſer Handwercks. Buch ausweiſet, es mit uns gehalten , es bezete

„ gen folches åberdem die producirten Chf. Mandata .

„ von ao. 1617. 1646. 1661. und ſo ferner. CC

Quoad petitorium aber haben Wir (1) Vor „Uns das Churfl. gnädigſte Privilegium , (2) Sieget

„ das Dorf Germendorff in der Grafſchafft Ruppin , „ und alſo mit der Stadt Granfee in una eademque

Provincia, (3) Unſer Handwerck iſt ehe privilegi ret alß das gegenſeitige, ja (4 ) das Amts . Städte „ lein Zehdenick lieget in alia provincia, nämlich) in „ der Uckermarck, und hat mit den Dorf -Schneidern

92

„fo in der Mittelmarck oder Ruppiniſchen Creyſe 92

, wohnen , nichts zu thun .“

Dahero bitten Wir unterthänigſt, Ew . Churfl. Durchl. wollen das gnädigſt ertheilte Privilegium „ Dahin declariren , daß der Dorf- Schneider zu Ger „ mendorff , weil dieſes Dorf im Ruppiniſchen Creye „ ſe nebſt der Stadt Granſee gelegen , gleich feine

Vorfahren gethan , es mit Unſerm und nicht mit R4

. dem

1

264 AllgemeineBeſchr. des ruppin. Kreiſes. „ Dem Zehdenicfſchen Gewercke Halten folle', davor Verbleiben Wir

Em. Churfürſtl. Durchl. Berlin den 11. San. 1698.

Möller concep unterthänigſte

Alt : and Jung - Meiſter des Schneider's Gewercks zu Granſeè.

Urkunden von Plönigs. Friderich der Dritte, Churfürſt zc. Urkunden

von Plo: nit.

2

. Demnach Daniel Caſpar von Ra „ Unſern x. thenau umb die geſamte Hand an die lehne zu Pin.

„ now und Möllen , wie auch Plåniß, woran Ihre >

„Vorfabren die geſamte Hand gehabt , Unterthänigſt

gebethen , Und Wir dann aus dem beygefügten „ Supplicato und atteſtatis erſehen, daß die Lehne nicht auf dem Fall ſtehen , ſondern obbemeldter Daniel

„,Caſpar von Rathenau Zweene , Henning von Ra „, thenau aber Fünff Söhne habe , Als laſſen Wir ,, es ben Unſerm Edicto wegen der geſamten Hand bewenden , und wollen denen Supplicanten hieruns „, ter Gnade wiederfahren laſſen, befehlen euch dero

92

„ wegen hiemit in Gnaden , dieſelben zur geſamten „ Hand an erwehnte Sehne zu verſtatten , maßen Ihr „ es dann auch überall alſo zu halten habet , daß „ wann einige Vaſallen ſich zur geſamten Hand ana. „ melden , und die Lehne nicht auf dem Fall ſtehen , „ ihr dieſelben zur geſamten Hand verſtattet, ungeach .

„ tet dieſelbe vorhin verfäumet geweſen . Wann » aber 1

Urkunden von Plönik.

265

„ aber die Sehne auf dem Fall ſtehen , ihr dieſelbe gee mſamte Hand nicht ertheilen , ſondern Uns davon „ unterthänigſten Bericht zu Unſerer fernern Verord.

99

» nung abftatten follet.“

Seynd ac.

Colln an der

Spree den 9. Decemb. 1689.

Friderich Eberh . v . Danckelmann .

An die Lehns. Canblen allhier.

Durchlauchtigſter Großmächtigſter Churfürſt, Gnädigſter Herr. Als ich von meinen Våtert. und Vetterlichen „ Creditoren die 3 Antheil Lehn - Güther in Plånig,

9

„ woran die Gevettern von Rathenor die geſamte

„ Hand , Inhalts der Lehn -Regiſtratur gehabt , er. „ kaufet, darüber Em . Churfürſtl. Durchl. gnädig. » ſten Conſens erlanget , und würcklich damit beleis het worden , hat mein nechſter Vetter Hr. Henning „ von Rathenow das Kauf-Pretium ſo ſeine Vors

fahren von den verkauften Plônißſchen 3 Untheil „ lehn : Güthern gehoben , an die Güther Pinno und

29

, Millen , welche vor dieſen die Frau Generalin von >

Platen beſeßen, verwandt, dieſelben mit Churfürſtl. Conſens erfauffet , und die Churfürſtl. Beleihung

„darüber erhalten. Wann Uns denn benderſeits der höchſte Gott mit månnliche Leibes - Sehns - Erben .

gnädigſt geſegnet, und Ich Daniel Caſpar von Ra , thenow an Meines Vettern Hrn. Henning von Rae „ thenowen Lehn- Güther zu Pinnow und Möllen , R5 mbing 9

92

266 Allgenteine Beſchr. des rappin. Kreiſes. „ hingegen Ich Henning von Rathenow an meines Vettern Hrn. Daniel Caſpar von Rathenowen 3

Antheil Lehn - Güthern in Ploniſ die geſamte Hand unterthånigſt verlangen , und Wir der zuverſicht: lichen Hoffnung leben , Ew . Churfürſtl. Durchl. „ , werden uns dieſesmahl aus Landes . Våterlicher

„ Huld bey antretung derſelben Hochſt geſegneten ries „gierung eine Gnade wiederfahren laſſen : Ulß bit: „ ten Ew . Churfürſt. Durchl. Wir unterthänigſt gee

horſamſt, Sie geruhen gnädigſt Uns beyderſeits an „ oberwehnte Lehn - Güther zu Pinnow und Möllen , „ wie auch Plónik in die geſamte Hand zu nehmen, „ und Uns Simultaneam inveſtiturain ju conferiren .

Wir getröſten uns gnädigſter Erhörung und erſter, „ ben

Ew . Churfürſtl. Durchl. Unterthänigſte treud Gehorſambfte

Daniel Caſpar und Henning von Rathenow . Klaſſent Endlich wird es auch nůklich ſern , die Klaſſen und Sume und Summen der Menſchen des ruppinſchen men der

Menſchen .

Ktreiſes, in einem bequemen Verzeichniß zu übers ſehen.

Ich habe zwar die Tabellen von 1774 bis

1779 zur Hand , ſchränke aber das Verzeichniß große ten Theils auf die Jahre 1778 und 1779 ein , weil die Tabellen 1778 merklich verändert worden ſind.

Von den vorhergehenden vier Jahren will ich nur etwas, und vornehmlich die Summen , nennen,, Beſiger

Summen der Menſchen von 1774 bis 79. 267 1774 , 1775 , 1776 , 1777 , 1778 , 1799

Förffer ,Forft- und Jagdbebiente ,

31

36

SI 107

52

23 8 75 34 51

112

ITO

Brediger,

Küfter und Schulmeifter, Sren , und Lehn - Schulzen ,

73

25 9 70

'

Beſitzer u. Beroobner adel.Güter, 28 Oeneral : Pacbter oder Beamte, 12 Berwalter und unterpachter, s6

24 6

34 2

3

81 41 SI 115

71 39 48

76

41

Canze Bauern, Salbe Bauern ,

153 357 628

Büèner , fausleute oder Einlieger , ,

' Hopfen- und Grció:Gártner, 3

Glasmacher, Hirten, Leineweber, Müller, Maurer ,

13

9

1

1

28

26 143 261 124 40

29

27

25

257 126

250 130

261

260 143

38

38

3

7 30

2

139 267

49

53

58

104

IOI

59 3 IIO

IIS

Siſchler,

10

II

Sheerbrenner,

16

15

8 16

16

2

119 40

39 8

30



6 23

Zimmerleute , Weiber,

Witmen, welche Hofen vorfteben Große Söhne, Große Töchter,

5701 5592 86 56 2384 2307 22351 2103

4

S

3 3

14

26

21

5737

5805

59

2332 2017

1

30 47

65 4 117 12

18 3 4

25

58241 5949

106 58 2295 | 2188

22

2470

2089 2113 2260 30651 3185 1 3142 33301 2374 3360

Sobne unter gebn Jahren , Löchter unter zehn Jahren ,

3243 1367

Sfnedite,

Dienſtjungen , Dienfmagde,

6 18

au o Wo

SI

50 3

56

chufier, Godfet ,

Ziegelfreicher,

1

99

I

Staltbrenner ,

3

8

93 2

24

23 47

Sdneidex , Schmiede,

715

IO

129 40 8 26 47 62 3 116 9 19

Rademacher,

164 365

1034 | 1221

Gartner, Botticbet , Sifiber,

.

39

46 114 40

1317 ] 1319

Cofdten ,

3

I10

25

3

3247 138 586

3235

3334 3456 3497 1452 1181 / 1362 610 668 627 14461 1668 1750 1709 1735 1812 532

1425 588

25260125059125282125851125400126559

Hierunter ſind 1

1

angeſeffene, welche wirkliche Soldaten ,

3

165

Unterthanen -Söhne,, welche 167 wirklideSoldaten , . Enrodirte Sobneu, Senechte,

194

248

181

162

242

10

206

398

5307) 6247 | 6276

Anzahl

268 Allgemeine Beſchr. des ruppin. Kreiſes. Anzahl der Dörfer, Anzahl der Feuerſtellen , Anzahl der Ziegeleyen , Unzahl der Theerofen, Pferde auf den Domainen und Rittergütern ,

1778

1779

I 21

I 21

4249 3 19

4249

1266

1320

6173

6431 6143

4

18

Pferde der contribuirenden Stånde,

5966

Bullen und Ochſen , Kühe, tungties, Melk. Schafe,

8445 4847 20240

Håmmel und Guſtes . Vieh , 59810 7826

Schweine,

10601 5504

22660

64115 7265

Der freyen Ritterhufen ſind 7111 , der con :

tribuirenden Hufen 2673. Der Kreis hat ause geſået

1778

1779

an Weißen, 73 Wiſp. 2 Sch . eben ſo viel. an Roggen, 2044 W.8S.1 M. 2134 W.10S.8 M. an Gerſte, 1227 W.175.8M. eben ſo viel. an Hafer, 1044 W.18 S.

1048 W. 18 S.

an Hülſen .

früchten, 269 Wiſp.

eben ſo viel .

Die jährliche Contribution beträgt 14413 Thlr. 13 Gr. . Das Cavallerie - Geld 6299 Thlr. .

22 Gr. und das Megkorngeld 526 Thlr. 20 Gr. Nun kann man noch folgende Summen zuſam . menſeßen , um ſie mit einem Blick zu überſehen.

.

.

3

3

.

3

19

13

Anzahl der Menſchen und des Viehes. 269 Es ſind in dem ruppinſchen Kreiſe geweſen 1778

1779

in den fechs Städten, 8824 9254 auf dem platten (ande, 25400 26559 überhaupt 34224 35813 Menſchen , ohne die Soldaten und derſelben Frauen und Kinder

in den Städten Neu - Ruppin und Wuſterhauſen. Un Vieh. 1778 1779 e, Pferd in den Städten , auf dem Lande, im ganzen Kreiſe,

723

728

7439 .7851

8162

8579

300

289

Bullen und Ochſen, in den Stådten,

auf dem Lande, im ganzen Kreiſe,

5966 6143 6266 6432

Kühe, in den Städten,

IOII

auf dem Sande, im ganzen Kreiſe,

8445 10601

I IOO

9456 11701

Chungvies , in den Städten ,

auf dem Sande, im ganzen Kreiſe,

248

443

4847

5504

5095

5947

1923

2157

Melk- Schafe, in den Städten,

auf dem Sande,

im ganzen Kreiſe,

20240 22660

22163 24817

Hám :

270 Algemeine Beſchr. des ruppin,Kreiſes. Hämmel und Güſtes - Vieh, 1778

1779

1803

2боб

in den Städten, auf dem Lande,

59810 64115 60613 66811

3

im ganzen Kreiſe,

Schweine, in den Städten , auf dem Sande,

1560

Es haben ausgeſået, 1778 an Weißen ,

7265 ,

9386

im ganzen Kreiſe,

1

1531

7826

8796 1779

Wiſp. S. M. Wifp. S. M.

die Städte, das platte land, der ganze Kr.

6 21

6 21

2

73 2

73

79 23

79 23,-

an Roggen , die Städte,

181

2 I2

bas platte land, 20448

181

2 12

I

2134 10

8

der ganze Kr. 2225 10 13

2318 13

4

JO

an Gerſte, 1 24 15

mannen

die Städte,

124 15

das platteland, 1227 17 8 der ganzeKr. 1350 8 8

1227 17 8 1350

8

8

an Hafer, 78 6 8 die Städte, das platte land, 1044 18 1123

8

1127

-

der ganze Kr.

78 6 8 1048 18 8

an Hülſenfrüchten, die Städte,

37 20

4

37 20 4

das platteland,

269

269

derganze Kr.

306 20 4

306 204

C

Nun

Ankunft zu Kyria.

271

Nun endlich zum Beſchluß der Hinreiſe. Ankunft Er erfolgte am 27ſten September Abends zwiſchen

8 und 9 Uhr, da wir zu Kiyrit in der Prigniß eine trafen , welche Stadt von Wuſterhauſen nur eine kleine Meile entfernt iſt. Es war heller Mondſchein, als wir zwiſchen beyden Städten fuhren , ich konnte aber doch bey demſelben die Gegend nicht beobach .

ten , ſondern mußte die eigenen Beobachtungen bis auf die Rücreiſe ausſeßen .

Man muß ſelbft ein empfindſames Herz haben, ein Herz , welches der Blutsfreundſdaft mit recht. fchaffenen Perſonen einen Werth beylegt, und das mit Ruhm erreichte hohe Alter verehrt, wenn man fich die Freude vorſtellen will, welche Seele und Leib belebte , als wir vor dem Hauſe unſerer theureſten Mutter34und Großmutter ſtille hielten, und dieſe faft

79jährige Frau , welche wir ſehr ſdzwach zu finden beſorgten , wie eine Frau vom mittlern Alter , uns

fröhlich und gårtlich bis an den Wagen entgegen eilte, und ſelbſt ihrer Tochter, unſerer geliebten Schweſter

und Tante Eliſabeth , zuvor kam . Hier vermiſch.. ten fich liebe , Freude und lob Gottes ro natürlich

und ſtark, das wir beſorgen mußten , ob auch die immer ſehr gelaſſene Mutter und Großmutter, an welche ſich unſerer aller Blicke hefteten , und die bald dieſes , bald jenes ihrer angekommenen Kin.

der und Großkinder mit Zärtlichkeit anfahe und um

armte , die ſtarken Bewegungen des Gemüths und Leibes werde ertragen können ? Doch Gott ſtärkte fie, und unſere Freude war zu ſeinem Sobe deſto

großer.

Es ward alſo die Hinreiſe und der Hello cige

zu

Ryrie.

Aufenthalt zu Styriß.

272

tige Tag mit einem Vorſchmack des Himmels geendigt.

Am acht und zwanzigſten September. Am Morgen dieſes Tages verſammleten wir uns

alle wieder um die eben ſo ſehr geehrte als geliebte Mutter und Großmutter, welche 1725 aus der ſchos

nermarkſchen Familie, in die ſchartowſcheFamilie übergegangen iſt ( ſ. oben S. 187 ), als ſie Herrn Jos

hann Daniel Schartow , Bürgermeiſter und Poft meiſter zu Kyrik geheirathet hat.

Deſſelben Vater

iſt der oben ( S. 103 ) genannte Bartholomäus Schartow , Prediger zu Linum , und dieſer war ein Sohn von Bartholomåus Sdhartow , Bürger. meiſter zu Havelberg , geweſen , deſſen Vater und Großvater ich auch kenne, ſeitdem ich dieſer ſchar. towſchen Familie mühſam und doch mit Vergnügen nachgeforſcht, und ſie auf eine anſehnliche Stamm.

Schöners tafel gebracht habe. Die ſchönermarkſche Fami

markiſche lie fommt wahrſcheinlicher Weiſe von dem Conrad

Familie.

von Schönermark her , welcher 1326 Bürgermeiſter Dieſes Bürger. zu Kyriß war ( ſ. oben S. 188 meiſter - Amt blieb bey ſeinen Nachkommen , zu wel. den 1417 Claus Schönermark gehörte, bis gegen das

Ende des liebenzehnten Jahrhunderts.

Ich habe

ſeine nächſten Nachkommen aus den hieſigen Kire chenbüchern zu erforſchen geſucht, mir dieſelben zu dieſem Ende von dem Herrn Inſpector und Paſtor

Gottfried Benjamin Kupfovius ausgebeten, und einen großen Theil der hier zugebrachten Tage auf Auszüge aus denfelben verwendet :

allein ſie find

nicht alt genug , ſondern fangen erſt mit dem Ende des

5

3

3

Schönermarkiſche Familie.

273 .

des fechzehnten Jahrhunderts an. Meine Stamme tafel der ſchönermarkſchen Familie iſt jeßt noch nicht ſo vollſtändig, als die Stammtafeln , welche ich von der reinbeckſchen und ſchartowſchen Familie , aus welchen meine jeßigen Schwiegereltern ſind , infona 5

derheit vermittelft der wichtigen Hülfe der Kirchen . bůcher, gemacht habe , ſondern ſie fängt erſt im reche zehnten Jahrhundert mit den beyden Joachimen von Schönermarf an , welche als der ältere und jüngere in der Unterſchrift eines Receſſes von 1597 vorkom. men . Jener war damals Bürgermeiſter zu Kyrig. Wie Andreas S. welcher 1583 Bürgermeiſter zu

1

Wuſterhauſen war , und Balthaſar S. welcher in dem fyrißiſchen Kirchenbuch bey dem Jahr 1624 vor . kommt, mit jenem verbunden find ? iſt noch zur Zeit 1

3

$

3

ungewiß.

Gewiß iſt, daß Joachims Sohn Jo.

hann , und dieſes Sohn Caſpar ( geb. 1618 , geſt. 1688 ) auch zu Kyrik Bürgermeiſter geweſen ſind.

Die Söhne des Bürgermeiſters Caſpar Schöner. mark, wohnten zu Roſtock, Havelberg und Kyriß, und ihre Söhne breiteten ſich nody weiter , vornehm . lich in der Mark Brandenburg, aus. Hilarius, der jüngſte unter denſelben , ward der Vater unſerer ehre würdigen Mutter und Großmutter , und ihres Brun

ders , des 1779 geſtorbenen Caſpar Schönermarks, dirigirenden Bürgermeiſters zu 8 Wuſterhauſen an der

Dofle, Vaters der oben (S. 193) genannten geiſtrei. dhen Luiſe Schönermark. Daß dieſe ausgebreitete ſchönermarkſche Familie mit zu der adelichen Familie von Schönermark gehöre, habe ich oben ( S. 187 ) ju hinlänglicher Gewißheit gebracht. Des

:

Aufenthalt zu Kyriß.

274

Des Mittags hatten wir Herrn Conſiſtorialrach Sam. Rhau, und Herrn Feldprediger Siebmanti, Fener ehrwürdige Mann, und unſere geliebte Mutter und Großmutter, ſind Geo fchwiſter - Kinder. Er kaufte 1771 das hieſige Kilo.

Conſiſtos zu Mit - Gåſten. rialrath Rhau .

ſtergut, legte ſein würdig verwaltetes Conſiſtorial. raths . und Predigt - Amt in Halberſtadt nieder, weil er nicht mehr hinlängliche Kräfte dazu hatte , und begab ſich hieher , um den Ueberreft ſeiner Lebensjahre 5

Feldpredis in der Stille zuzubringen. Herr Siebmann iſt ein ger Sieb .

geſchichter , angenehmer und dienſtwilliger Mann,

mann.

den ich ſchon ehedeffen , als er in einem vornehmen Hauſe zu Berlin , ein beliebter und nüglicher Hof

meiſter und Lehrer war , gekannt habe , und der nunt ſeit einigen Jahren das Predigamt bey dem alten Ků.

raßier - Regiment verwaltet , deſſen Haupt jeßt der Beyherr. Herr General - Major von Weyherr iſt, und von

fche Kúraf welchem heute einige Compagnien zu den im Herbſt ſier Regia ment,

gewöhnlichen Kriegs- Uebungen hier einrúcten . Es fcheinet, daß dieſes Regiment 1666 errichtet worden fer , wenigſtens war damals der Obriſt von Krüſſow das erſte bekannte Haupt deſſelben . 1672 bekam es

den Namen Prinz Friderich , den es doch nur bis 1674. behielt, da es Churprinz genannt ward, und den Obriſten von Strauß zum Befehlshaber hatte. 1686 bekam es der Obriſt von Hagen, 1693 der Obrift von Roren , 1704 der Obriſt von Aſchersleben , 1709 der Obriſt von Röder , und 1713 der General.Mas

jor von Groth, es bieß aber noch immer Churprinz. Alls es 1718 von der Belagerung der Stadt Stral. fund zurück kam , wart es ſowohl durch zwen Com.

pagnien des zertheilten von wartenslebenſchen Regi. ments,

Kúraßier - Regiment von Weyherr. 275 ments , als durch zwen neu errichtete Compagnien verſtårft, beſtand nun aus fünf Escadrons, und,

wurde Kronprinz genannt. Unter dieſem Namen þat es von 1721 an den Obriften von Sepell, und

1729 den Obriſten von Wreech , zum Befehlshaber gehabt. 1730 bekam es Prinz Wilhelm von Preuſ. fen , welcher 1758 ſtarb. Der König ſchenkte es erſt

1767 deſſelben zweytem Sohn, dem Prinzen Heinrich ( f . oben S. 157 ) , der aber bald hernach, als er es übernommen hatte , der Welt entzogen wurde. 1768 werd es dem Obrijten von Wiersbigky, und als dies fer 1778 mit Tode abgieng , ſogleich dem Herrn Ges

neral - Major Chriſtoph Rudolph von Weyherr verliehen , welcher aus Pommern gebürtig, und jeßt

54 Jahre alt iſt. Die Benennung der Regimenter von ihren Häuptern , iſt die unbequemſte , welche gedacht werden kann , denn ſie verändert ſich zu oft, und die Regimenter werden unfenntlich. Am beſten würden ſie von den Gegenden , aus welchen ſie ihre ein.

Heimiſchen Refruten bekommen , oder die ihre Can. tone find , benennet, und wenn einer Provinz mehr als ein Regiment zum Canton angewieſen worden ,

könnte man die Regimenter durch die Zahl unter. ſcheiden , z. B. das erſte prignißiſche Regimene , das gwente u . ſ. w . Jeßt erſtreckt ſich zwar der Canton eines Regiments zuweilen entweder durch mehr, als eine Provinz , oder doch durch mehr als einen Kreis derſelben : es ſcheint mir aber thunlich und ratham zu ſeyn , dieſe Einrichtung zu verändern. ' Was ich Hier unmaßgeblich vorſchlage, iſt ſchon in andern eu.

ropäiſchen Staaten gewohnlich , und wenn gleich une ſer Staat es auf gewiſſe Welſe nachahmte, ſo würde doch

}

276

Aufenthalt zu Kyrik.

doch die neue Einrichtung mit ſo viel eigener Erfina dung gemacht werden , daß er feinen Ruhm , in Kriegs und andern Staats - Sachen ein Urbild zu ſein , keineswegs verlore. Zu dem Canton die.

fes Küraßier - Regiments , gehört der halbe perle. bergſche und prißwalkſche Kreis , mit den Städten Perleberg, Wittſtock , Prißwalk , Kyrik , Wufter. Hauſen, Cremmen , Granſee und Zehdenick. In dieſen Städten, Cremmen ausgenommen, liegen auch die zehn Compagnien des Regiments , welche fünf Eskadrons ausmachen , vertheilt, jedoch ſo , daß in Kyriß , außer dem Stabe , die Leib - Compagnie und

die Compagnie des Commandeur, und in Perleberg aud) zwey Compagnien , ſtehen , dahingegen eine jede: der übrigen Städte nur eine Compagnie , und Erem ... men , wie geſagt, gar feine hat.

Ordentlicher Weiſe

kommt das Regiment jährlich zwenmal zufamnen , un die "Kriegsübungen anzuſtellen , nämlich vom iſten April bis 16ten Man , ( ju welcher Zeit auch die Beurlaubten ſich einfinden , ) und vom erſten bis

ſechzehnten September. Alsdenn liegen rechs Como , pagnien zu Kyrik, und vier zu Wuſterhauſen , weil der Erercier - Plak ungefähr um die Mitte des Wegs zwiſchen beyden Städten iſt. Es hat das Regiment außer dem General als Obriſten , einen Obriſtlieute. nant, welcher Commandeur deffelben iſt, vier Ma. jors , vier Ritmeiſter , dren Stabs . Ritmeiſter, dreyzehn lieutenants , zehn Cornets , und einen Ree giments - Adjutanten , überhaupt 37 Officiers. In

Friedenszeiten hat eine jede Compagnie , außer dem Trompeter und Fahnenſchmied , einen Wachtmeiſter, ſechs Unter , Officiers, und 76 Gemeine, unter welchen

dreyßig

Küraßier -Regiment von Weyherr. 277 drenßig Ausländer ſind , in Kriegszeiten aber wird eine jede durd) 22 Mann vermehrt. Jn jenen werden

von jeder Compagnie 26 Mann beurlaubet; und wah. rend der Zeit des Urlaubs, jiehet der König , weil er

jekt die Werbung für das Regiment beſorge, den Solb von 21, und der Hauptmann derCompagnie von fünf Kopfen. Zu dem Regiment gehören noch fünf

Compagnie - Feldſcherer , ein Paufer , ein Stabs Trompeter, und der ſogenannte Unter-Stab , welcher aus dem Regiments . Quartiermeiſter , Feldprediger, Auditeur, Regiments -Feldſcherer, Stallmeiſter, Re.

giments - Sattler und Profos , beſteht. Außer dem 3

ben der ſchweren Reuterey gewöhnlichen Solde , hat an monatlichem Servis , jedes Haupt einer Compag.

nie 60 Thaler, jeder Stabs - Rittmeiſter dren Thaler, 3

jeber Subaltern - Officier zwey Thaler, jeder, der zum

Unter - Stab gehört , bis auf den Regiments - Feld . fcherer, zwen Thaler , der Stallmeiſter 16 Groſchen , und die übrigen haben ſo wie die Gemeinen 8 Gr. Ich ward an dieſem Tage mit dem Herrn Rittmet.

ſter von Schöning bekannt, der mit ſeiner Compage nie aus Zehbenick ankam , und in unſer Haus eins quartirt wurde. Er iſt ein höflicher Officier, auch wegen ſeiner großen Vorſorge für die Leute feiner

Compagnie, infonderheit wenn ſie krank find , bes rühmt.

Am neun und zwanzigſten September führte mich Herr Feldprediger Siebmann zu dem Bürgers

dirigirenden Bürgermeiſter, Herrn Johann Samuel Buchh imeifteroly : Buchholz , weldier geſchickte Mann ein großer Lieb. haber der Geſchichte iſt, und mich mit zwery Hand. [chriſten beſchenkte. Eine hat der ehemalige hieſige S3

Archis

Aufenthalt zu Kyrig .

278

Archidiaconus Johann Buchholz aufgefeßt, und Prignitiam diplomaticam genannt , welche aber nur zmen allgemeine Blätter von der Prigniß enthält, und

größtentheils eine bis 1725 fortgeführte Geſchichte der Stadt Kyrik iſt.

Die zweyte beșteht in einer wela

tern Ausführung und Fortfeßung dieſer Geſchichte, welche der Herr Bürgermeiſter ſelbſt geſchrieben hat. Zu Mittag ſpeiſeten wir in Geſellſchaft unférer theuere ſten Mutter und Großmutter , bey dem Herrn Confi.

ſtorialrath und Vetter Rhau, welcher den Kloſter. Geſchichte hof beſigt und bewohnt. Es iſt hier ehedeffen ein des Kloſter: Mönchen - Kloſter vom Orden der Minoriten , und bofs. zwar von den þußfertigen Religioſen , geweſen , wel. ches eine feſt und gut gebaute Helle Kirche hatte. Auf dem Kloſterhof ſtunden die Wohnungen für die

Mönche, das Brauhaus und Stålle ; hinter den Wohnungen war der Friedhof mit den Kreußgångent und einigen Kapellen, und aus demſelben führeten be. ſondere Gånge in die Kirche. Als im rechzehnten Jahrhundert das {and fich zu der evangeliſchen Lehre bekannte , ſturben die Mönche dieſes Kloſters entwe.

der aus , oder giengen davon , daher wurde das Klo. ſter um das Jahr 1558 eingezogen , und damals iſt es auch vermuthlich dem Dietrich von Klißing,als ein ade. liches lehngut verliehen worden, deſſen in dem Viſitas tions .Abſchied von 1558 gedacht wird. Caſpar von Kliking verkaufte es mit churfürſtlicher Bewilligung, an Caſpar von Schönermark , deſſen minderjährigen s

Sohns , Balthaſar Joachim , Vormund und Vetter, Germanus von Sdyonermart zu Meßeltin , es 1605

an Georg von der Werden zu Gantfow verkaufte, und

zwar, wie der Kaufbrief ſagt, mit dem Gericht, Frey. heiten 1

1

Kloſter zu Kyrie.

279

heiten und Gerechtigkeiten ;, es wurden auch dem von der Wenden 1621 die Pächte verkauft.

Wo die

erſtgenannten von Schönermark, Vater und Sohn, vor dem Kauf und nach dem Verkauf des Kloſterlofs gewohnet haben ? habe ich noch nicht entdecken fón . nen .

Als Gabriel von der Weyden ohne månnliche

Erben geſtorben war, rchenfte Churfürſt Friderich, Wilhelm , dieſes ihm eröffnete lehen 1687 dem Con .

ſiſtorialrath Jacob Ernſt Schmidt, und zugleich fola gende Lehnſtücke, welche Victor von Weyden beſeffen

hatte, nämlich vier Hufen in der kyrißiſchen Feld. mark Ruhbe , und 21 Scheffel jährliche Pächte. Ob 1

von Weyden die vier Lehnbufen gekauft hat ? oder ob er ſie vorber als Beſitzer der Lehnhufen Gantfow und Mechom beſeſſen ? iſt unbekannt. Im lekten

Fall wäre die Ucciſe der Ausſaat mit Unrecht auf die Heder gelegt worden. Es kann aber auch ſeyn, daß der Acker des Kloſterhofs der Kapelle b. Virginis

Robenfium ( von der obigen Ruhbe benannt,) gehört hat, die in dem Viſitations - Abſchied von 1541 als ein geiftliches Lehn vorkommt, und daß dieſelbige von dern Kloſter beſorgt worden. Der vorhin genannte,

Schmidt, verkauft den Kloſterhof, mit Bewilligung

des Churfürſtens Friderich des dritten, 1690 an Ju. lius Berger, Poſtmeiſter zu Kyrig ; Gabriel von Berger 1604 an Joachim Frid. von Rebau , dieſer 1715 an einen von Jürgas, einer von Jürgas und der Prediger Jahn zu Wucfe 1756 an die verwitwete

Geheimeråthinn Graumann, welche das Wohn. gebåude inwendig neu ausbauen ließ , auch 1760 die

ſogenannte Trinen . (vielleicht Cathrinen:) Wieſe, und das Juch dazu fauft. Sie behielt aber das Gut nur S4

bis

Aufenthalt zu Kyrię.

280

bis 1764 , da fie es dem Amtmann Siebraann ber.

käuflich überließ, welcher im nächſten folgenden Jahr einen kleinen Plat hinter dem Friedhof dazu kaufte, das ganze Gut aber ſchon in eben demſelben Jahr

wieder veräußerte. Es bekam nun Herrn D.Chriſt.

Andr. Cothenius, jeßigen erſten königl. Seibarzt fund Geheimenrath in Berlin , zum Beſiger, der nicht nur das Stück des Kirchenackers , welches der Hahnen. Winkel genannt wird , in Erbpacht nahm , davon ets was zu dem Kloſtergarten gezogen ift, fondern auch einen Blocfſchen Garten , (burch welchen der Kloſtergarten noch mehr vergrößert worden , ) und

den ſogenannten beýmiſchen Garten , dazu kaufte. Endlich brachte es 1771 Herr Conſiſtorialrath Rhau durch Kauf an fich , und erlangte darüber 1772 die

Beſtätigung. Die oben gerühmte Kirche, welche ehedeffen zu dem Kloſter gehöret hat, iſt ein Eigenthum der Stadt, wird aber weder gebraucht noch abgebrochen. Man

kann ſie nicht gebrauchen , weil die Stadtkirche für die Einwohner der Stadt hinlänglich iſt , man bricht ſie audy nicht ab, weil die Koſten den Werth der Materialien übertreffen würden. Alſo verfällt fie nach und nach , aber langſam , weil ſie dauerhaft ge

bauet iſt.

So lange ſie noch ſteht, iſt ſie ein Denk,

mal des ſchwärmeriſchen Eifers und unverdienten Glücks der Söhne des Heil. Franciſcus, welche aus

Italien auch in dieſe Gegend gekommen ſind, und in derſelben nicht nur eine gute Aufnahme gefunden, ſondern auch die Mittel zur Erbauung einer ro gro.

Ben Kirche zuſammen gebettelt haben. Für dieMon che ſelbſt, Kåtte eine kleine Kapelle hingereicht, dieſe fonnte

Manufacturert.

281

fonnte ſie aber nicht befriedigen , ſondern ſie mußten eine anſehnliche Kirche haben , um in derſelben viele Leute an ſich ziehen zu können . Wie gewonnen , ro ferronnen .

Am Abend dieſes Tages , machte ich Bekannt. fchaft mit dem Herrn Obriſtlieutenant Carl Auguſt von Lüder , Commandeur des von wenherrſchen Kůraßier . Regiments , und deſſelben Frau Gema. linn , einer gebornen von Papen , aus der Gegeno von Göttingen, und wurde von dieſem höflichen Eben paar mit vieler Güte empfangen. Beybe haben auch

durch Bücher ihren Verſtand aufzuklåren geſucht, und es iſt ihnen daran gelegen , daß ihre Kinder gut unterwieſen und erzogen werden.

Am dreyßigſten September erkundigte ich mich ben dem Fabriken - Commiffae

rius Herrn Rhaut , nach dem Zuſtande der hieſigen Manufacturen , erfuhr aber zu meiner großen Un .

luft, daß anſtatt der dreyhundert Tuchmacher, wel. che ehedeffen , und wie ich aus den alten Urkunden, die er mir vorlas , erſahe, 1610 hier geweſen , jest

nur noch ein einziger vorhanden ſey , der aus hieſiger Wolle Tücher weber, von welchen die Ele bis 2 Thlr. 8 Gr. fofter, die aber nicht hier , ſondern in der be.

nachbarten Stadt Wuſterhauſen an der Dolle, ge. fårbet werden. Die Schafe dieſer Gegend find zwenſchürig, und eins giebt bey der erſten Schur uns gefähr 11 Pfund, bey der zweyten aber nur ein Pf. Es ſind auch jeßt nur acht Leinweber in dieſer Stadt. Herr Rhau hat 1777 angefangen Wolle.

Seide zu bauen, und im jeßigen 1779ſten Jahr acht SS

Pfunt

282

stabt Kyrik .

Pfund gewonnen. Es iſt zu wünſchen , daß dieſer Bau bald ins Große gehen, und etwas zur Vergro. ßerung der Nahrungsmittel beytragen möge, an

welchen es hier ſehr fehlet. Die Bierbrauerer iſt auch ſehr herunter gekommen. Es ſind zwar in der Hiſtoriſchen Tabelle von diefer Stadt , welche der

Kriegs- und Steuerrath von Baſtineller an die chur mårkiſche Kriegs- und Domainen - Kammer jährlich ſchickt, 301 Brauſtellen angegeben : allein, man wür. de fich ſehr irren , wenn man glaubte , daß auf fo viel Stellen nod) wirklich Bier gebrauet würde : denn jeßt ſind nur 28 wirkliche Bierbrauer vorhanden, und der Brauſtellen , in welchen das Braugeråth noch wirklich vorhanden iſt, ſind:36. Es iſt hier feine

Brauer - Innung , ſondern ein jeder Bürger, welcher das Vermogen hat , kann ſich ein Brauhaus anle. gen , und Bier brauen. Es war mir aber unerwar, fet, zu hören , daß ungeachtet der großen Abnahme der Brauerer , dennoch für die noch vorhandene von

dieſer Uderſtadt nicht ſo viel Roggen und Gerſte, als nöthig iſt, gebauet werde. Es ſind hier nur zwen Kaufleute oder vielmehr Krämer , die mit Ellena

Waaren handeln , und neun Materialiſten , den Apo thefer mitgerechiiet.

Der Lebensunterhalt der Einwohner dieſer Stadt, kommt alſo vornehmlich von dem Feld- und Gars tenbau , und von der Viehzucht. Ich bemerkte allenthalben auf den Straßen ſtarke Spuren von dem aus der Stadt auf die Alecker gefahrnen Miſt, die mir zwar ſeit vielen Jahren fremd, aber dod) an

genehm waren, und mit gleichem Vergnügen fabe ich früh Morgens und Abends Kühe und Schafe aus 2.

und

-

Dekonomiſcher Zuſtand.

283

und eintreiben . Die Stadt hat 1778 einen Wiſpel und 5 Scheffel, 1779 aber nur 18 Scheffel Weißen , hingegen in benden Jahren 92 Wiſpel a Scheffel Roggen , 80 Wiſpel 12 Scheffel Gerſte, 29 Wiſpel

10 Scheffel Hafer , und a Wifpel 16 Scheffel Hülſene früchte ausgeſået. Es find nach der Angabe ver. braucht worden

1778

1779

Malg,

205 W. 22 Sch . 171 W. IS . Branntw . Schrot, 44 W. 13 Sch. 37 W. 10 S. In den Schenkkrügen ſino verzapft Bier, 2737Tonnen . 3169 Branntewein, 16000 18629 Quarr.

Man hat hier gezählt Pferde, Bullen und Ochſen, Kühe, ungbies Melk . Sdyafe,

304

297

76 138

118

169

171 177

2000

1800

Hammel und Güftesvieh, 576

909

Schweine,

500

1571

Das hieſige Garten - land iſt von 1739 an, durd) die Abtragung der ehemaligen doppelten, ja an einigen Drten dreyfachen Walle , und Ausfüllung der Grå ben, vermehrt worden , und dieſe hat zuerſt unſer felia

ger Vater und Großvater, der Bürgermeiſter Schara tow , unternommen , welcher den Herrn D. Behm , der jeßt in Berlin auf der Hof -Apotheke wohnt, zum nächſten Nachfolger Hatte, Als die übrigen Einwohner ſahen , daß dieſe Unternehmung vortheil

Haft war, entſchloſſen ſich mehrere zu derſelben. Der große

1

284

Stadt Kyrik .

große Haufen der Menſchen , wird mehr durch Bene fpiele , als durch Lehren , geleitet, und Erfahrungen

find die beſten Beweiſe. Ein jeder Befißer eines folchen Ball Gartens hinter der Mauer , giebt in die Kämmerey jährlich von der Quadratruthe einen Canon von drey Pfennigen. Als ich denjenigen bed fahe, welcher der Hochgeſchåßten Großmutter gehört, fielen mir die verfallenen Mauern der Stadt in die

Hugen, in deren Jüden ich entweder Wände von Fach. werk, die zum Theil wankten , oder Palliſaden , oder nur Gehege von Stangen, erblickte. Wären die als ten Mauern zu rechter Zeit ausgebeſſert worden , ſo würden ſie mit geringen Koſten unterhalten worden feyn. Jekt iſt die Stadt zu unvermogend , Die Mauern ganz wieder herzuſtellen, ob es gleich der Ko. ften und Mühe werth wåre. Auf dem Rückwege nach der Stadt bemerkte ich zur rechten Hand , ben dem

Eingang in das holzhauſener Thor , an der Mauer, einen Begräbnißort für Juden , und Steine mit hebräiſchen Inſchriften. Es werden auf demſelben die Juden begraben, welche hier, zu Wuſterhauſen an der Doſſe, und zu Havelberg, ſterben , zu Wittſtock

und lenzen ſind Begräbnißplåge für die Juden, wels che in dieſen Städten , und auch zu Perleberg und 2

Prißwalk wohnen. Allein es ſind in allen dies fen Städten in den Jahren 1778 und 79 nur funf zehn jüdiſche Familien geweſen. Zu Kyriß infon .

derheit ſind zwen jüdiſche Familien , und nicht, wie die baſtinellerſche Hiſtoriſche Tabelle fagt, zwey Juden.

Wir beſahen an dieſem Tage auch die Stadt

tirche, welche ein großes , belles und gut eingerich . tetes

2

51

3

CH

Stadtkirche.

285

tetés Gebäude iſt. So gut war vermurhlich die alte Stadtkirche nicht, welche 1598 , der vom Blik

entzündete Thurm ſtark beſchädigte, und die 1622 mit dem Thurm ganz abbrannte, worauf ſie wegen des

Unvermogens der durch Brand und ſchlechtes Geld entfråfteten Bürger, bis 1703 wüſte lag. In dieſem Jahr wurde der Anfang mit dem neuen Bau dera

ſelben gernacht, welcher 1714 zu Stande fam . Von 1622 bis 1714 hielt die Stadtgemeine ihren Gottes. dienft in der oben beſchriebenen Kloſterkirche , auf

deren Erhaltung man håtte bedacht ſeyn ſollen , dan mit man ſich ihrer bedienen könnte, wenn die Stadte firche wieder einmal beſchädigt würde.

Das Patronatrecht über dieſe Kirche, hat das: Dom . Kapitel zu Havelberg 1534 von dem Churfür. ſten Joachim dem erſten bekommen , wie mich Herr

Oberconſiſtorial- Präſident von der Hagen bei lehrt hat, und am 30ſten April und 15ten Jun . 1653 iſt es demſelben beſtåtigt worden. Vermöge eines Conſiſtorial. Beſcheids vom 1sten April 1613, foll das Dom - Kapitel denjenigen , welchem es die Pfarrſtelle . geben will, vor dem Rath zur Probepredigt aufſtel . len, dieſer aber denſelben annehmen , wenn er wider deſſelben Lehre und Leben nichts erhebliches zu erina nern bat. Eben damals hatte das Dom .Kapitel

dem M. Johannes Kemnitius oder Chemniß das

Pfarramt verliehen , den man aber nicht für tůch. tig gehalten haben muß. Denn 1615 mußte er ſich nicht nur im Frühjahr zu 8 Berlin vor dem Cone fiftorium zu einer Unterredung ſtellen , ſondern das 3 - Conſiſtorium gab auch am 26ſten September den che Beſcheib, er folle, nady ſeinem eigenen Anerbieten ,

a

inners

286

Stadt Kyrik.

innerhalb fünf Jahren Doctor der Theologie werden , und alsdenn in dem Amtbleiben ; werde er aber in . nerhalb dieſer Zeit nicht Doctor , ro rolle er ſich nach einem andern Amt umſehen , und dem Rath zu น Ky.

.

rik folle fren ſtehen , bey dem Dom , Kapitel zu Ha: velberg um einen andern Pfarrer anzuhalten , das Kapitel aber ſchuldig ſeyn , dem Rath und der gea meinen Bürgerſchaft eine tüchtige Perſon zu ſtellen, auch derſelben nicht eher die Vocation zu ertheilen , als bis ſie die Probepredigt gethan Şabe , und von gemeiner Bürgerſchaft gehört worden ſey. Am er . ſten May 1621 wiederholte das Conſiſtorium diefe Ve

ordnung , wie bey der Beſtellung eines neuen Pfar. rers Verfahren werden ſolle, als der Rath zu Kyrik

dem M. Chemnik ſein Unerbieten , auf ſeine Koſten Doctor der Theologie zu werden , ertaſſen hatte , vers

muthlich nicht, weil er gelehrter geworden war , fons dern lo, weil er den Rath zu gewinnen gewußt hatte. Als 1622 mit der Kirche auch das Pfarrhaus abe brannte, gab das Dom . Kapitel zu Havelberg das Holz zur Wiedererbauung der Pfarr -Scheune, auch einige Stücke zum Pfarrhauſe, und erbot fich , was

noch weiter an Holz nothig ſeyn werde, anzuſchaffen. 4

Der Rath war damit nicht zufrieden , ſondern ver langte , daß das Kapitel auch mit Ziegelſteinen und Arbeitslohn zu Hülfe kommen mogte, weil die Kir.

che und Bürgerſchaft äußerſt unvermögend fer. Die Confiftorialråthe ſchlugen 1624 vor , daß das Dom. Kapitel außer demjenigen , was es bereits aus gu .

tem Willen gethan habe, inſonderheit wegen der An . fuhren , zur Bezahlung der Handwerksleute noch

fünfzig Gulden zuſchießen mögte.

Als, aber der Bevoll

Stadtkirche. Hoſpital zum heil.Ceiſt. 287 Bevollmachtigte des Kapitels ſagte , daß ſeine Voll. macht fich nicht darauf erſtrecke, ſondern daß er es berichten molle : gab das Conſiſtorium den Beſcheid ,

es folle fich hierauf innerhalb vierzehn Tagen erfla . ren ; ' es moge aber in den Vorſchlag willigen oder

nicht, ſo ſen die Gemeine ſchuldig , das Pfarrhaus zu bauen , vornehmlicy, da nach des Raths Beriche

.

kein Vorrath bey der Kirche vorhanden ſey.. Der

Hath folle auch eine Anlage und Austheilung machen, und der Pfarrer es an fleißigem Ermahnen von der Kanzel nicht ernangeln laſſen.

Der Deputirte des

Kapitels drang auch auf die Kirchen - Rechnungen , 3

dem vorigen Abſchiede gemäß : als aber die Depu.

tirten des Raths vorſchüßten, daß fie dieſermegen feia nen Auftrag hätten ; gab das Conſiſtorium zum Bee ſcheid , daß es dem Kapitel fren ſtehe, feine Norh . durft weiter zu ſuchen . Auf die Holzfuhren, welche es aus gutem Willen gethan habe, folle man ſich fünfe tig nicht berufen.

Die Stadtkirche und der Gottesfaften haben Einfiinfte jährlichvon zwenhundert Thalern Capital, zehn Thaler der Stabte Zinſen, beſtändige Gefälle von 8 Thlr. 13 Gr. ro Pf. und an anbeſtändigen Gefällen im Durchſchnitt 207 Thlr. 22 Gr. 1 Pf. alſo überhaupt 226 Thlr. 11 Gr. 11 Pf.

kirche. S

Es ſind hier auch zwer Hoſpitaler. Das Ho Hoſpital ſpital zum Heiligen Geiſt, hat ein Capital von zum heil.

200 Thalern, welches jährlich 10 Thaler Zinſen ab. Seiſe. wirft, an beſtändigen Gefällen 303 Thlr. 18 Gr. und an unbeſtåndigen 190 Thlr. 3 Gr. 3 Pf. über .

m M

þaupt 503 Thl. 21 Gr. 3Pf. Einkünfte. -Im Jahr 1610 machte es Anſpruch auf die Hälfte der vierradi. ſchen

i

288

Hoſpitaler, Stipendiat- Kaſten .

fchen Mühlen , und an das doininium vel quafi, legte auch dieſerwegen eine herzoglich - meklenburgiſche Schenkung von 1332 im Original vor. Es kam aber 1614 vor dem Conſiſtorium zu einem Vergleich , in

welchem die Vorſteher des Hoſpitals die gewöhnliche Pacht dem Hoſpital vorbehielten , deſſelben Recht an der Mühle aber Maſens Witwe und Erben für 660 Fl. erb- und eigenthümlich abtraten , ſich auch ver.

pflichteten , bey dem Rath es dahin zu bringen , daß den Käufern ein jährliches Sommer- und Winter. Maaß an Waſſer geliefert , und der Mühlengraben

jährlich von gemeiner Bürgerſchaft, 'gegen gewöhne liche Erſtattung , aufgeräumet werden ſollte. Alein , wenige Tage hernach appellirten Bürgermeiſter und Rach , die Vorſteher des Hoſpitals und die vier Gea werke von den beyden lekten Bedingungen , und die

Conſiſtorialacten fagen nicht, wie es weiter geworden

8. Geors ſen. Das S. Georgen-Hoſpital hat ein Capital gen:Mo. von 100 Thalern , von welchem es jährlich fünf Tha {pital. ler Zinſen zieht, 20 Thlr. 17 Gr. beſtändige, und 27 Thlr. 10 Gr. 9 Pf. unbeſtändige Gefälle, alſo Stipens

überhaupt 53 Thlr. 44 Gr. 7 Pf. Einkünfte. Noch iſt hier ein Stipendiat - Kaſten , aus wela

diat. Kas chem die Kirchen- und Schulalehrer ihre Beſoldung ften .

Er hat zwar nur ein altes Capital von

bekommen ,

100 Thalern , aber 624 Thlr. 23 Gr. beſtändige Gec fälle, aus deren Ueberſchuß ſchon 1775 Capitalien von 596 Thlr. 16 Gr. erwachſen waren.

In den altern

Conſiſtorial. Acten kommen zweyerley beſtåndige Eins 3

fünfte des Stipendiat - Kaſtens vor , welche ich, um der Münz -Sorten willen anführe. Unter dem Jahr .

· 1681 þeißt es , der Magiſtrat zu Rathenow müflie demſelben

1

Anzahl der Menſchen in Kyrik.

289

demſelben jährlich acht kurze , oder ſieben märkiſche Gulben '12 ß. entrichten , welche 5 Thlr. 16 Gr, beo

1

trůgen ; -und unter dem Jahr 1684 , der Rath zu Perleberg muſſe demſelben von einem unablöslichen Capital jährlich zwey Schock Stendalſch abtragen ,

1

wie viel aber eigentlich ein Schock Stendalſch ren ? folle bey künftiger Tagefahrt erörtert werden ; jeßt

0

wollten es die Vorſteher des Stipendiat -Kaſten auf 1 Thlr. 8 Gr. 9 Pf. rechnen.

Eben dieſer Kaſten

Hatte ehedefſen jährlich 21 Thaler aus Johann Ulrichs.

-

Hofe zu Mechow zu heben. Um diefelben abzukau. 1. fen , trat ihm Claus Ernſt von Platen 1666 ein wohl. verſichertes Capital von 400 Thalern ab , die jähr.



1

*

lich aus dem rohrſchen Gut mit fünf Procent ver .

zinfet wurden , und das Conſiſtorium beſtåtigte die ſen Tauſch.

Es ſind noch einige politiſche Nadzrichten von Kyriß nöthig.

Man hat hier gezählt

1778 382

Månner, Frauen ,

507 339

Söhne, ,

396

Töchter, Gerellen,

21

Knechte und Diener, Jungen , Mågde, überhaupt

50 39 II 2

1846

1779

397 507 340 407 62 55 39 118

1925

Menſchen von Civil - Stande. 3

Unter

.290 Politiſche Nachrichten von Kyrik. Unter denſelben waren

1778

1779

3

I

Franzöſiſche Familien, Jüdiſche Familien,

An Militár - Perſonen waren hier Månner, Frauen, Söhne,

192

50 48 48

69

146

389

Zwer ſteinerne våuſer,

I

I

Häuſer von Fachwerke, Scheunen ,

383

382

148

175

Tochter,

überhaupt Es gab hier

75

53

Der Servis betrug,

1778

1415 Thlr.

11 Gr.

1779 1413 Thlr. 3 Gr. 11 Pf. Hingegen wurden für wirkliche Einquartierung ausges zahler, 1778

2482 Thlr. 22 Gr. 984 Thlr. 4 Gr. Die Einnahme der Kammeren warb angegeben zu 1978 1113 Thlr. 15 Gr. 1779 1006 Thlr. 23 Gr. Die Ausgabe derſelben, 1779

1778 1779

1066 Thlr. 21 Gr. 9 Pf. 966 Thlr. 23 Gr. 5 Pf.

Die Activa der Kammeren werden angegeben zu 1208 Thaler, die Paffiva zu 2107 Thlr. 18 Gr. Die Stadt hat 1 Vorwerk, 4 Mühlen und 52 Schenk. fråge. Es ſind hier 128 öffentliche und beſondere

Brunnen , 4 metallene und 379 hölzerne Sprüßen , 23

S

Kurze Geſchichte der Stadt Kyrit. 291 23 Feuerleitern , 371 Eimer , 16 Hafen , 20 Waſſer, fufen.

Die kurze Geſchichte biefer Immediat-Stadt, Kurze Ges

dera ziehe ich aus den oben erwähnten Handſchriften , die ſchichte Stadt Ky ichvon dem dirigirenden BürgermeiſterHerrn Buch- rig. holz , bekommen habe , miſche aber meine eigenen Gedanken, Zufäße und Verbeſſerungen mit ein . Sie iſt vermuthlich von den Wenden erbauet, und war

fchon vorhanden , als Kaiſer Otto der erſte das Bise thum Havelberg ſtiftete, das iſt, im Jahr 946, wenn man für gewiß annehmen kann, daß ſie in dem

Stiftungs, Brief unter dem Namen Stadt Plot in Ihr alter der Provinz Chorice, vorkomme. Das iſt aber Name. $

nur wahrſcheinlich), und die darauf gegründeten Ges

danken , daß der Name Plot an die ehemaligen Be. fißer der Stadt die von Ploto , erinnere, der Name der Provinz,aber der Stadt zu Theil geworden , und

aus Chorice in Kyrize oder Kyrin verwandelt wor. den ſen , ſind auch nur wahrſcheinlich. In Kaiſers Conrads des dritten Beſtätigungs - Brief des Stifts Havelberg von 1150 , kommt auch noch die Stade Plot in der Provinz Chorice vor. Eine Urkunde

von 1234 iſt zunächſt um deswillen merkwürdig , weil die Stadt in derſelben zuerſt unter dem Namen Sty

riß erſcheinet,, und die Gebrüder Johann und Gebhard von Plote ( Ploto ) die Bürger derſelben, ihre geliebten Bürger nennen , woraus man ſiehet, Ihre erſten

daß ſie damals ſchon Herren der Stadt geweſen find. Befieer.

Sie ertheilten den Bürgern das Privilegium , ſich

ten nach dem ſtendalſchen Recht zu richten, ſich alle Jahr einen Vogt ( Advocatum ) zu erwählen, u. ſ.w. Von

Ell einer Fufe lands ſollten zwen Schillinge, ( ſolidi) und der

292 Kurze Geſchichte der Stadt Kyrig. der Zehnten gegeben werben 2c. Johann Vox Plote ſtiftete 1245 die Gewandſchneider -Gilde, der er dies ſelben Rechte ertheilte , welche die Brüder der Geo wandſchneider - Gilde zu Stendal ḥatten . Er ſchreibe

ſich in der Urkunde Johann , von Gottes Gnaden, Herr von Ploto , daraus muß man aber nicht ſchlies

Ben, daß die von Ploto vor Alters zu dem hohen Adel gehöret Håtten : denn auch Perſonen vom niedern Adel und Geiſtliche, bebienten ſich ehedeffen dieſes

Titels, und des mir anſtatt ich. Ich habe die Origi. nal -Urkunde bey dem Hrn. Fabrifen - Inſpector Rhau , geſehen. 1259 fchenften Gebhard, Conrad und Jo. þann von Plote ihren Bürgern der Stadt Kyriß die

Fågelig , (welche ben der Stadt fließt,) mit den Bå. chen , welche fich in dieſelbige ergießen , bis an die

Havel , nebſt der Erlaubniß, Mühlen an derſelben Sie

anzulegen.

Nicht lange Hernach , man weiß nicht

kommt an wie ? kam die Stadt unmittelbar an die Markgra. die Marks

grafen .

fen von Brandenburg. Otto IV ertheilte ihr 1287 die Zoufrenheit in der ganzen Mark. 1316 bera

faufte ihr Markgraf Johann den bandikowſchen und ſtolpiſchen See ganz, und den fönigsbergiſchen See zur Hälfte, für 290 Mark Silbers brandenburgi. fchen Gewichts, weniger 20 Mark an breiten Gros fchen. Unter den Städten der Prigniß, welche

Markgraf Waldemar an den Grafen Günther von Henneberg verfekte, aber 1318 wieder einlöſete, war

Siewar auch Kyrik. Weil dieſe Sache in der Geſchichte

dem Gras der Mark Brandenburg bisher unbekannt geweſen fen von Henneberg iſt, fo will ich die Urkunde, aus welcher fie erhellet, verfekt.

und deren Original, wie der Archidiaconus Buchholz

in ſeiner ſogenannten Prignitia diplomatica verſichert, auf

KurzeGeſchichte der Stadt Kyrie 293 1

auf dem Rachhauſe zu Prißwalk ift, bieħer reßen , zumal da fie kurz iſt.

be

1

0

1

nd

ll

Guntherus Dei gratia comes de Henneberg ; prudentibus civitatibus, Havelberge, Sandowe, Kyriz , Prittewalck, Perleberge, & Meyenborch , Vrienſtein, ac univerſis militibus & armigeris in diſtrictibus earundem reſidentibus , nec non ca.

ſtellanis in novo caſtro prope Perleberge, falu tem omnis boni cum affectu.

Ab eo fidelita

tis homagio , quod nobis unanimiter feciſtis, vos omnes & fingulos ex nunc & omni tem pore , pro poteſtate noftra dimittimus liberos & folutos praeſentium literarum noftro figilli te ſtimonio communitarum per tenorem . Datum Spandove anno domini MCCC decimo octavo

feria quinta ad domin..Laetare, in praeſentia do. mini noftri magnifici Woldemari Marchionis. Als nach Waldemars Tobe , die Städte der Geſchichte Mark Brandenburg fich zu ihrer gemeinſchaftlichen und Privia legia von Sicherheit mit einander vereinigten , luden fie 1333 1323 ana

auch die Stadt Kyriß ein , ſich mit ihnen zu verbin-. ben , wie das Einladungs - Schreiben bezeugt, welches

Herr Gerken im zweyten Bande ſeiner diplom . vet. Marchiae Brandenb. S. 592 hat. Der Streit, welcher zwiſchen Heinrich , Herrn von Meklenburg , und den Markgrafen von Brandenburg, wegen einto ger märkiſchen Schloſſer und Städte , unter welchen

auch Kycię war, obgewaltet hatte, wurde 1325, wah. rend der Minderjährigkeit des Markgrafen Ludewigs, durch einen Vergleich gehoben , den auch Herr Gers ten in dem angezogenen Werf B. I. S. 603 bat, 23

und

1

294 Kurze Geſchichte der Stadt Kyrie. und in welchem auch der brandenburgiſchen Pfen = nige in der Münze zu Kyrik, Erwähnung gefchies het, von welcher Münze man auch in Gerkens vers

miſchten Abhandl. Th. I. S. 86. 120 etwas findet. Unter den Städten, welche ſich 1348 für den falſchen Markgrafen Waldemar vereinigten , war auch Ky. rik , wie die Urkunde in Sam. Buchholz Geſchichte,

der Churmark Brandenb. Th. V. S.80 des Anhangs, zeigt, daher ihr auch dieſer Waldemar in demſelben

Jahr einige Freyheiten ertheilte , wie aus der Urkun .

de in Herrn Gerken cod. diplomat. brand. T. IV . S. 379 erſehen werden kann. Allein , nach dieſes Waldemars Abgang , war Kyriß mit unter den ein und dreyßig mårkiſchen Städten , welche ſich 1349

verpflichteten, die Fürſten von Anhalt zu ihren Herren anzunehmen , ſ. den Gerkenſchen cod. dipl. brand. T. II. S. 584.

Im Jahr 1350 erhielt ſie in einer

beſondern noch nicht gedruckten Urkunde , von den

Markgrafen Judewig und Ludewig dem Römer, nicht nur Vergebung aller ihrer Verſehen , ſondern auch die Verſicherung, daß ſie ben allen ihren Gerechtig.

feiten und Gewohnheiten , die ſie zur Zeit ſeiner Vor. fahren gehabt, gelaffen werden ſolle, ſie beſtåtige ten ihr auch alle ihre Briefe.

Markgraf Ludewig

der Römer inſonderheit, verlieh ihr 1350 das Recht, Brennholz aus dem Walde Rodhan zu holen. MarkgrafOtto erlaubte ihr 1371, fich wegen des gros

Ben Schadens , den ſie von ſeinen und des Landes Feinden erlitten, an denen, welche ihr denſelben zuges fügt, und noch zufügen mögten , wieder zu erholen, welche ungedruckte Urkunde den damaligen ſchlechten

Zuſtand des Landes, jeiget. In dem Gerkenſchen Cod.

Kurze Geſchichte der Stadt Kyrig. 295 Cod. dipl. brand. T. II. S.593 F. ſteht eine Urkunde von 1373 , in welcher der böhmiſche König Wenges. taus , als Markgraf von Brandenburg, den Herzog Albredyt von Meklenburg mit der Prigniß belehnt, in welcher auch die Stadt Kyriß genennet wird.

Dieſe Urkunde iſt am Montage nach Pfingſten aus >

2

geſtellt, doch hat erſt am Johannes: Tage dieſes Jahrs Markgraf Otto die Prigniß , und nament.

1

lich auch die Stadt Kyrig , iþrer Pflicht entlaſſen, und ſie an den Kaiſer Karl den vierten und deffelben

8

EB

Sohn Wenzeslaus zur Huldigung und Unterthänig. Feit gewiefen ; von welcher Urkunde das Original zu

Prißwalk ift. An eben demſelben Tage that Fride. rich , Pfalzgraf und Herzog von Bayern, ein glei.

ches, davon die Urkunde, in welcher Kyriß genannt wird, auch noch vorhanden iſt.

In dem Sandbuch ,

welches Kaiſer Karl der vierte von 1375 bis 77 auf.

nehmen ließ , und welches jeßt mit des königlichen

Staats - und Kabinets - Miniſters Herrn von Herf

berg håufigen und ſchäßbaren Anmerkungen gedruckt

2

wird , ſteht S. 35. „ Kyritz. Orbetam habet Do minus, fcilicet L marcas. Non dant, quia adhuc , habent libertatem . Iudiciuin ſupremum obliga

Et

27

els

2

tum conſulibus ibidem pro CC Talentis bran denb, Ius patronatus habet Dominus. , Das iſt: „ Die Orbede gehört dem Sandesherrn, nåmlich funfo zig Mark, ( die Bürger ) geben aber ( diefelbige) „nicht , weil ſie noch fren find.

Die obern Gerichte

» find dem dafigen Rath für 200 brandenburgiſche >> Pfunde verpfåndet. Der Sandesherr ift Patron ... In einem alten Buch , welches auf dem Rathhauſe verwahrt wird , hat ein unbekannter Matthias Pe I 4

tran

1

296 Sturze Geſchichte der StadtKyrik. tranfius Camicenſis beſchrieben , wie 1381 am Mons tage nach Invocavit , die Feinde ( wer ſie geweſen ?

Feinde Meklenburger oder andere ? ſteht nicht daben , ) vor Kyriş gekommen waren , die Stadt Hart belagert, aud) die Mauern ſchon erſtiegen båtten , aber von Mauern. den Bürgern zurück geſchlagen wären. An der dringen

1381 Sis auf die

Wahrheit dieſer Begebenheit iſt nicht zu zweifeln , weil ſie den damaligen Zeiten gemäß war , auc, der Tag derſelben zu einem Feſttage unter dem Namen kvol= iFeft , gemacht worden , welches noch jeßt auf goctesdienſtliche Weiſe gefeuert wird. Es verdient

allen Beyfall, daß die Kyrißer das Andenken an

dieſe Errettung ihrer Vorfahren aus einer großen Gefahr bisher erhalten haben , ſie hätten aber auch die Mauern der Stadt vor dem Verfall bewahren follen. Sigismund , König zu Ungarn , als Markgraf zu Brandenburg, entbot 1388 Deputirte der Stände der Mark , unter welchen Kyrik namentlich vor,

kommt, (f. den gerkenſchenCod. dipl. Brand. T. III. S. 139 ) zu fich nach Trencz ( Trentſch ) , welcher Dre eben ſo unbekannt iſt, als der Ort Semph, wo: felbſt er einige Monate hernach einen Befehl an die böhmiſchen Stånde ausgefertigt hat , f. Pray An .

nales regum Hungariae P. II. pag. 184. Vermuth . lich ſind beydeNamen in den Urkunden undeutlich ge.

ſchrieben , und alſo unrichtig abgeſchrieben. Eben derſelbige Matthias Petranſius, der vore

hin genannt worden , hat auch , wie der Archidiaco . nus Buchholz in ſeiner Prignitia diplomatica ane

füßrt, aufgeſchrieben , daß 1403 (nicht 1411) am 8ten Jul.

KurzeGeſchichte der Stadt Kyriſ: 297 Jul. abermals Feinde bis in die Stadt geprüngen , Feindli.

Anfa aber von den Bürgern tapfer zurück geſchlagen noda cher 1403. ren .

Mündlich wird bis auf den heutigen Tag er «

zählt, daß die Kyriger den Anführer dieſer Feinde, welcher einer von Baſſemik geweſen ren, gefangen gea nommen , und mit ſeinem eigenen Schwerdt enthau ,

ptet hätten , man verwahrt auch noch auf dem Rath. hauſe ein Schwerdt, welches eben daſſelbige ſeyn roll.

Als der römiſche König Sigismund 1411 die Mare wieder eingelåſet hatte, beſtåtigte er die Privilegia der Stadt Kyriß und aller Stände der Vormark, (Prig. nik ) in einer zu Ofen in Ungarn , am nächſten Faſts tage nach S. Ulrich ausgefertigten Urkunde , welche

noch zu Kyriß auf dem Rathhauſe aufbehalten wird. Sein damaliger oberſter Hauptmann und Verweſer in der Mark Brandenburg, Burggraf Friderich der

erſte, erließ der Stadt Kyriß 1414 am Heil. drey Kde nigstage von der Drbede auf vier Jahre zehn Schock Groſchen , wie die Abſchrift der Urkunde in des Ar.

chidiac. Buchholz Handſchrift bezeugt. Eben derſelbi ge hat auch die Abſchrift von der Urkunde, in welcher ſich die vier Ståbte Perleberg, Prißwalk, Kyriß uno Havelberg 1437 am Tage Georg des Märtyrers vera bunden haben, alle feindliche Gewalt, ſo gut fie fonna ten , gemeinſchaftlich abzuhalten. 1454 trafen die Kn . Vergleiche

riger einen Verſöhnungs - Vergleich mit der Familie der Stadt.. von der Werbe zu Mechow ,wegen ihres BrubersMena ning, der vor der Stadt erfdılagen war . 1468 vergli.

chen fich die von Kliking auf Earnzow und Bork, mit dem Magiſtrat wegen der Fiſcheren in dem ſtolpfchen See, durch Vermittelung des damaligen Garbiars

des hieſigen Barfüßer Kloſters Nicolaus Mynden, I 5.

Der

298 Kurze Geſchichte der Stadt Kyrig. Der Haupt . Jnhalt des Vergleichs iſt, daß , wenn die von Kliking ihr.Recht zu der kleinen Fiſcherer in dieſem See verkaufen oder verſeken wollten , der Sear

Magiſtrat und die Bürgerſchaft den Vorkauf haben follten , giengen ſie aber ohne Erben ab, ro folle das Recht zu der kleinen Fiſcheren , welches ſie gehabt, an die Stadt fallen.

Einen ähnlichen Vergleich traf die Stadt 1518 mit Sans von Warnſtedt, und mit der Gemeine zu Borf, wegen der Fiſcheren auf dem borfſchen See, durch

welchen die Fiſcherey der Bauern auf verſchiedene Weiſe eingeſchränkt, ihnen auch auferlegt wurde, die Fiſche, welche ſie verkaufen wollen , zuerſt den Kyri. Kern feil zu bieten .

In dem vorhergehenden 1517ten Jahr zündete der Blig den Kirchthurm an , welcher ganz abbrann. te , aber innerhalb dreyzehn Wochen wieder aufge. bauet wurde.

Von dem Churfürſten Joachim bem eiften , iſt auf dem Rathhauſe eine Verſchreibung von 1528 vor . Handen, in welcher er für Sich, ſeine Erben und Nach. kommen bekennt , daß ſeine lieben getreuen die Bürs germeiſter und Rathmånner der Stadt Kyrik , auf

ſein bittliches Anſuchen 300 Gulden rheiniſch zu Wittſtock , als Pationen eines geiſtlichen Sehns, auf. genommen , und ſich dafür verſchrieben, und ihm die. fes Geld überantwortet håtten, welches Er auch zu ſeiz nem Nußen und Frommen empfangen habe. Er vet : ſpricht ſie für das Capital und die jährlichen 15 Gul:

den Zinſen ſchadlos zu halten , bewilligt auch , daß

fic dieſe Zinſen von ſeinen Gefällen des Biergeldes nehmen

5

t

3

01

Kurze Geſchichte derStadt Kyrie. 299 nehmen und inne behalten könnten . Man erfennet hieraus die Armſeligkeit der damaligen Zeit ; und weil der Magiſtrat dieOriginal Verſchreibung behal.

ten hat, ſo muß dieſe Schuld wohl nityt wieder beo zahlt worden ſeyn. Weil 1541 ſchon die erſte evangel. Wenn die Kirchen . Viſitation hieſelbſt geweſen , von welcher evangelis Lehre der Abſchied auf dem Rathhauſe vorhanden iſt; fo ſche eingeführt muß die Stadt die evangeliſche Lehre gleich darauf worden ? angenommen haben , als Churfürſt Joachim II Fich . 1539-zu derſelben bekannte. 1558 ward ein neuer Kir. chen - Viſitations : Abſchied erriditet. Der erſte evan.

geliſche Pfarrer war D. Martin Dolde , Domherr 1562 kam in des damaligen Pfar

zu Havelberg.

rers D. Lorenz Paſche Hauſe, ein Feuer aus , wel. ches ſo überhand nahm , daß die Halbe Stadt ab. brannte.

1565 raffte die Peſt viele Menſchen weg .

1581 war abermals eine General - Vifitation der hie.

ſigen Kirchen Sachen , und in eben dieſem Jahr 1

wüthete hier wieder die Peſt. 1587 brachen zwiſchen Vergleich dem Magiſtrat und der Bürgerſchaft, Streitigkeis dem zwiſchen Rath

ten über die Schoße und Scheffel. Steuer , über und

der

die Holz - Kabeln, und über die Maft aus , welche Bürgers

1589 von dem Kammergericht alſo entſchieden wur. Tchaft. Die Bürgerſchaft folle fünftig ihre Schoß. und Scheffel - Steuer richtig abtragen , und ſich den den.

Anordnungen des Raths nicht widerſeßen.

Eine

jede Magiftrats , Perſon und die Kirchen . Diener

follten zwen Holz. Kabeln ,und ein jeder Bürger eine s

nach dem Loos bekommen .

In die Verwaltung der

Maft, folle die Gemeine dem Magiſtrat keinen Eine

griff thun , es folle auch jede Magiſtrats . Perſon das S

Recht haben, vier Soweine, jederBürger aber nur zwey

300 KurzeGeſchichte der Stadt Kyrig. zwer Schweine, in dieſelbige zu treiben, u . . 1o . In einem Abſchiede von eben demſelben 1589ſten Jahr,

kommen Spuren von dem Vorwerke Stolpe vor, welches der Stadt gehört , nåmlich dieſe: weil der Rath und die Bürgerſchaft Ihro Churfürſt. Durchl.

das ganze Jahr über zwey Pferde şalten müßten, ro møgte ihnen vergönnet werden , auf der ſtolpi. ſchen Feldmark zmen Wiſpel Hafer , zwölf Scheffel Roggen, und vier Scheffel Gerſte auszufäen. Uns dere Streitigkeiten, welche 1597 in dem Magiſtrats. Collegium vorfielen , wurden durch Commiſſarien bengeleget. In dem Vergleich ſtehet, daß fünftig kein Bürgermeiſter mehr Vorſteher der Caffe des

Hoſpitals zum heil. Geiſt fenn , alle fünf Jahr aber ein andrer Vorſteher, der Viſitations-Drdnung von 1581 gemäß , geſegt werden ſolle.

Um die Stadt.

Schulden zu tilgen , könne der Magiſtrat ſeine zwolf Kalbe rudowſche Hufen erblich veräußern. 1598 zündete der Blik abermals den Thurm auf der Nis colai. oder Stadt -Kirche an , fo daß er ganz aba

brannte, doch ward er im folgenden Jahr wieder

aufgeführt. Bey der Kirchen: Viſitation im Jahr 1600, wurden unterſchiedene gottesdienſtliche Cere. monien abgeſchaffet, und in dem Abſchiede ward den

Predigern verboten , den ehrbaren - Rach auf der • Kanzel anzugreifen , und damit dem gemeinen „ Mann zu hofiren , weil foldjes wider Gottes Wort - ſen , und zum Aufruhr gereichen mögte... 1607 wurden neue Streitigkeiten zwiſchen dem Magiſtrat und der Bürgerſchaft bengelegt. Uus dem Receß iſt zu erſehen , daß die Schulden der Stadt damals

36974 fl. 20 Schillinge und 1Pf. -betragen haben . Um

3

3

4

3

18

21

Kurze Geſchichte der Stadt Siyrit. 304, Um dieſelben zu tilgen , ſollten die abgelegenen Seen und Hecker der Stadt auf einige Jahre verpachtet,

oder auch widerkäuflich veräußert, der Schoß er o. þet, außer der Schaferen zu Stolpe, noch eine Scha ferey von 400 Stücken auf dem Bullenhof ange

legt, und der Salzhandel zum Beſten des Rathbau. ſes getrieben werden . Dem Rath wird befohlen, ſich fünftig der unnöthigen Zuſammenkünfte und

Zehrungen auf dem Rathhauſe, zu enthalten , doch diejenige ausgenommen, welche jährlich bey Beleo bung des Raths gewöhnlich fer.

Um den Vergleich , welcher 1615 wegen der Ge Geſchichte richtsbarkeit getroffen worden , zu verftehen, muß man desErb. lehnrich

wiſſen, daß in verſchiedenen Urkunden die von Rohr ter. Amts. als hieſige Erb : Vogte vorkommen, daß nach iğnen das Patricien - Geſchlecht der Maeſe oder Maaſe

Erb- Lehn - Richter genennet worden , und 1644 mit Nicolaus Maas in månnlichen Perſonen aus . geſtorben find , und daß hierauf die Brüder Hans und Anton Konig mit den Richter -Umt erblich bear

lehnet worden , welche es dem Frieficken wiederkäuf.

lich überlaſſen haben. Nachmals hat es Herr Schoo nermark zu Bechlin gehabt, welcher es vor wenigen

Jahren an Herren Vogt, Frenfaſſen zu Manker, für 2700 Thaler verkauft; weil aber deſſelben Stellver, weſer jeßt der dirigirende Bürgermeiſter zu Kyrie ift,. ſo iſt es mit dem Stadtgericht verbunden. Mit

dem Richter- Amt iſt zugleich das Schulzen-Amt vereinigt. Die Einkünfte des Erb - Lehn - Richa ters, find in des Archidiaconus Buchholz Prignitia

al

diplomatica alfo angegeben , zwey Hoſe mit dren

ell

Hufen im Dorf Mechowo , mit allen Nukungen und Zuge

11

302 Kurze Geſchichte der Stadt Kyrik. Zugehör , 15 Scheffel Roggen, 15 Scheffel Gerſte, und 30 Pfennige auf dem Weſtphäliſchen Felde vor

Kyriß , mit allen ihren Gerechtigkeiten , Nukungen und Zugehörungen , 7 Wiſp. und 2 Sd . Hartkorn, und 5 Schillinge brandenburgiſchePfennige jährlicher Zins auf den vorhergenannten weſtphäliſchen Stadt. Hufen, 12 Sch. Roggen aus der vierraðiſchen Mühle, -

mit allen Freyheiten , Gnaden und Gerechtigkeiten ,

ein Wiſpel Roggen aus der Hahnenwinkelſchen Müh le vor Kyrik, 12 Scheffel Roggen , und 12 Scheffel Gerſte auf zwey Stadthufen , das halbe oberſte und niederſte Gericht in Kyriß , das Schulzen - Amt in

Kyriß , mit allen Frenheiten , Nußungen und Zuges Hörungen, die Freyheit von allem Bürgerrecht. Am 35ſten May 1615, ward durch verordnete Commiſſas

Vergleich rien zwiſchen dem Magiftrat und dem Sehn. Richter von 1615 ein Vergleich geſchloſſen, welcher noch beobachtet zwiſchen

dem Rath wiro, deſſen Haupt- Inhalt dieſer iſt. Dem Richa und Erbé ter kommen die halben Ober- und Unter - Gerichte,

lehnrichter. nebſt dem ganzen Schulzen - Umt , zu , die andere Hälfte der Obern . und Untern - Gerichte gehört dem Rath. Wegen des Schulzen - Umts kann der Lehne Richter oder deſſelben Gerichts - Verwalter, ohne Zu.. ziehung des Raths oder der Schoppen , vor fich allein im Hauſe richten und erörtern, geringe ſtreitige Sas

chen , welche 10 fl. und darunter betreffen , wie auch kleine Schuldſachen , die nicht auf 50 fl. gehen , und geringe Injurien . Sachen . Er behålt das Pfand.

geld ſammt der Gebühr von den Erb . Anweiſungen, imgleichen die Wehren. Er ift nicht ſchuldig Ge. richtsdiener zu halten, ſondern er kann ſich der Stadt.

diener, ohne den Bürgermeiſter deswegen zu erſu . chen,

?

E

-

1

1

2

Kurze Geſchichte der Stadt Kyrik. 303 chen , bedienen , doch ſo, daß die Rathsgeſchäfte dare ůber nicht verabſäumet werden. Was über 50 fi, . ift, und Sachen , die über 10 fl. und nicht flar ſind, kann er nicht allein für ſich abmachen , ſondern er muß dieſelben auf den Gerichtstag verweiſen , und mit den Schöppen entſcheiden. Dieſe Schoppen behalten bas Wardier - Geld und die Sporteln .

Immiſſionen und Arreſte kann der Richter verhåne gen , ſo wie aud) der Rath .

Wenn aber die Sa.

che ſehr zweifelhaft iſt, ſoll ſie vor Richter , Rack und Schöppen zugleich abgeurthelt werden . Von den Geldſtrafen , die für Gerichtsſachen einkommen , bekommt der Richter eine, und der Rath die andere

Hälfte. Criminal -Sachen werden gemeinſchaftlich abgehandelt. Uebrigens fol in der Gerichtsbarkeit die Prävention Statt finden .

Im Jahr 1622 am Sten Sept. brannte die hal Unglådor

be Stadt nebſt der Kirche, Schule und den Pfarr. fällevon 1622 an . gebåuden ab ; der Thurm wurde zwar 1625 wieder hergeſtellet, die Kirche aber blieb bis 1708 wüſte lies -gen , wie oben ſchon geſagt worden .

Dieſer Ver.

wüſtung ungeachtet, mußte die Stadt an den faiſer. lichen Hauptmann la Fontaine , welcher hier 1625 mit ſeiner Compagnie einrückte, 8741 Rthlr. 3 Gr.

9 Pf. theils baar, theils an Sebensmitteln bezahlen . Sie ſollte auch außerdem noch 1350 Thaler aufbrin . gen , und als ſie ſolches nicht vermogte , ließ der

Hauptmann den Magiſtrat in die ſchlechteſten Ge.

fångniſſe feßen , auch alles Vieh in Beſchlag neh. men.

Es ließ zwar der Statthalter der Mark,

Markgraf Sigismund , ein Abmahnungs . Schreis ben an den Hauptmann ergeben , es iſt aber zu vers muthen ,

+

304 Kurze Geſchichte der StadtStyrig. muthen, daß er ſeine Habfüchtige Abſicht durch ſeine grauſamen Mittel dennoch erreicht habe. 1626 ſtellte fich wieder die Peft ein , und tódtete in kurzer Zeit mehr als 800 Menſchen , und 1631 riß fie abermals .

261 Menſchen weg. Die Hälfte der Stadt, welche das Feuer 1622 verſchonte', wurde 1634 am gten März 1

von demſelben verzehrt, fo daß nur die Kloſter - Kir. che ſtehen blieb.. . 1636 , als hier Schweden einquar. tirt waren , richtete eine neue Feuersbrunſt große Ver.

Die bisher erzählten und andere niche angeführte Trůbfalen , welche der Stadt widerfah . ren ſind , hat der Archidiaconus Buchholz aus eis nem Auffag des Pfarrers M. Matthäus Aquilius ( Braun ) gezogen. Herr Bürgermeiſter Buchholz

wüſtung an. 4

fchåßt das , was der Krieg der Stadt von 1624 bis

1646 gekoſtet hat, nach den davon vorhandenen Acten, wenigſtens auf 200000 Thaler. 165ı am Sten Uus guſt gieng wieder ein großer Theil der Stadt im Rauch auf, und 1673 verlor fie im Herbſt auf gleie

che Weiſe acht Häuſer.

1674 ſtund fie gar drey

Feuersbrünſte aus , welche zuſammen g6 Häuſer,

nebſt dem Rachhauſe und der Schule, zu Grunde rich teten.. Wegen folcher häufigen Feuersbrünſte, welo

che die Stadt im 17ten Jahrhundert erlitten hat, ſind keine ſehr alte Häufer mehr in derſelben , und man muß ſich wundern , daß ſie noch eine Stadt iſt. Die Schule iſt ſchon 1676 wieder gebauet , und die Pfarrgebåude ſind 1680 wieder hergeſtellet worden .

In dieſem zuleßt genannten Jahr, war Achaz von Jagow churfürſtlicher Commiſſarius , um den Ma. giſtrat mit der Bürgerſchaft zu vergleichen. Aus ei.

ner Rechnung , diedem damals errichteten, und am igten

Kurze Geſchichte der Stadt Kyrik, 305 18ten Jänner 1681 von dem Churfürſten eigenhändig beſtåtigten Receß beygefügt worden , iſt zu erſehen , daß damals die jährliche Einnahme der Kammerey

278 Thlr. 23 Groſchen , die Ausgabe aber 288 Thlr. 20 Groſchen betragen , und daß ſie 1672 Kthl. 4 Gr. Schulden gehabt hat.

Man kann dieſes mit dem ,

was oben von dem jeßigen Zuſtande der Kammeren geſagt worden , vergleichen , um zu erkennen , daß ſie feit dieſem ſogenannten jagowſchen Receß in einen beſſern Zuſtand gekommen iſt. >

Unter Königs Friderich Wilhelm Regierung, hat Kyriß eine beſtåndige Beſagung bekommen .

Von 1715 bis 1719 hatte ſie zwey Compagnien von dem damaligen golziſchen , nachmaligen kronprinje lichen Regiment, 1720 aber ward der Stab und eine

Compagnie des oben beſchriebenen Kůraßier - Regi.

ments hieher gelegt.

Unter Konig Friderich dem

zweyten hat die Stadt einen Zuivachs von zehn fa. milien erhalten , welche ſich vor dem muſterhauſen ., fchen Thor auf dem Wege nach Stolpe, anbaueten. Hingegen mußte 'fie 1757 adytzehn junge Leute in

Montur ſeken , und nach Magdeburg ſchicken , auch dieſe Zahl von Zeit zu Zeit erſeßen. Dieſe koſteten ihr vom auſten Aug. 1757 bis dahin 1759 , 1454 Thlr. 1758 wurde ſie von den Schweden unter Contribution

geſekt, und rechnete, daß ihr dieſer Einfall foſte

an baar geliefertem Gelde u. Koſten, 6631Thlr. an geliefertem Brodt,

583

an Einquartierung von 30ſten Sept. 2161

bis 9ten October, überhaupt u

$

9375 Thlr. Die

306 Kurze Geſchichte der Stadt Styriß. Die Acten zeigen , daß der damalige dirigirende Bür.

germeiſter, und nachmalige Commißions - Rath Ockel, ( geſt. im May 1780,) für die Stadt mit ungemein gro. Bem Eifer geſorgt hat. Im December dieſes Jahrs, marſchirten die preußiſchen Truppen, welche der (Hraf von Dohna unter feinem Befehl hatte, durch die Prigniß nach den meflenburgiſchen Landen , und der General nebſt deſſelben Regiment und dem General. Stab , lag hier in Quartier, welches der Stadt an 700 Rthlr. foſtete. Die Becker lieferten 20040 Pfund Brodt , deren Bezahlung von dem prignißi. fchen Kreiſe verſprochen wurde, ſie iſt aber nicht er folgt. Es koſteten der Stadt auch 1759 und 60 die verſchiedenen Lieferungen an Heu , Stroh , Getreibe und Wagen , ſehr viel. Nach wieder hergeſtelltem Frieden im Jahr 1763, warð die Landesmůnze vere beſſert, und Kyriß empfieng 1764 von der neuen Mün . je 2000 Thaler, welche gegen die damalige unter bie Bürger vertheilt wurde. Als 1769 die landese Verordnung erfolgte , daß die Gemeinheiten aufge.

Hoben werden follten , verlangten die von Königsa mark und von Krocher mit der Stadt aus der Gea

meinſchaft am Rodhan (S.294) geſekt zu werden . Mit den erſten, erfolgte die Auseinanderſegung 1771, und die Stadt bekam für ſich allein 445 Morgen Ela ſenlacke, mit den legten aber wurde die Gemeinſchaft durch königlichen Kabinets - Befehl vom 1oten März 1771 fo aufgehoben , daß ſie jährlich an die Stadt, für derſelben Untheil 150 Thaler in Curant bes zahlen ſollten. 1764 fieng die Stadt' an , Holz Schonungen anzulegen , welche bisher fortgefekt wor. ben .

Weil die Krůmmen der Fågelig, kinderten, die

Abreiſe von Tyrik.

307

die Wieſen bey der Stadt vortheilhaft zu nußen , in . dem ſie jährlich nur einmal gemäßet werden konnten ;

fo ließ der König dieſen Fluß.von da an , wo er ſich mit der Doſſe vereinigt, bis nad Drewen und Reh. feld , auf feine Koſten ganz ausgraben.

Seit dieſer

Zeit können die Wieſen jährlich zweymal gemåget werden. Die Viehzucht und der Ackerbau der Stadt , welche ihr die vornehmſte Nahrung geben, und durch welche ſie, ungeachtet der ausgeſtandenen

großen Drangſalen und Beſchädigungen vor dem gånzlichen Verderben bewahrt worden , konnten ihr weit vortheilhafter werden , wenn nur die Bürger die alten Vorurtheile, welche ſie bisher geheget has

ben, fahren laſſen , und beſſere Einrichtungen ermåga len und einführen wollten .

Abreiſe von Kyrit. Wir hatten die Abſicht unſerer Reiſe erreiche, Abreiſe

fin

und mich inſonderheit, riefen Amts- und andere Ger von Kyrie ſchäfte nach Berlin zurück : alſo traten wir an dies ſem Tage die Rückreiſe dahin an. Es waren, wih. rend unſers Aufenthalts zu Kyriß, daſelbſt einige

M

von den Bauern aus Sieversborf geweſen , die, wie

12 16

Fuþren nach nahen und entfernten Dertern unterneh .

hernach vorkommen wird, mit ihren guten Pferden men , und wir hatten ſie beſtellt , uns mit ſechs Pfere den , die im Vorwerk Damm abgewechſelt werden ſollten , nach Berlin zu bringen ; denn über Damm ,

nie

durch den Wald Zoßen und das Amt Königshorſt, und über Spandow und, Charlottenburg, wollten ſie

low

uns fahren , und das war uns ſehr angenehm , weil

the

S AM

wir auf dieſe Weiſe Feþrbellin, woſelbſt es uns nicht ข 2

nach

308

Abreiſe von Kyrit .

nach Wunſch ergangen war ( S. 149 ), vermieden, und ich neue Gegenden zu ſehen bekam , die ich fen . nen zu lernen wünſchte. Das Fuhrlohn war auf II Thaler bedungen , wir mußten aber in dem Poſte

þauſe zu Kyriß den Erlaubniß - Schein für die :

Bauern mit 31 Thaler bezahlen. Die Koſten' wae ren doch geringer , als ſie auf der Hinreiſe geweſen , und alſo war dieſe Art der Rückreiſe, in mehr als

einer Abſicht, die vortheilhafteſte und angenehmſte. Unſere Fuhrleute erſchienen gegen den Anbruch des Tages, mit ſechs großen , ſtarken und wohlgerachſes NO

nen Pferden , deren Geſchirr bloß aus ledernen Rie.

men , die einige Finger breit waren , beſtand , und alſo ſehr leicht war .

Der Abfdried von der theuern Mutter und Groß. mutter , und von der werthen Sdweſter und Tane te , war aus Wehmuth und Vergnügen zuſammen .' geſeßt. Wir hatten jene in einer Munterfeit und

7

Geſchäftigkeit geſehen , die in einem ſo hohen Alter, als das ihrige iſt, ſehr ſelten gefunden wird : dadurch waren wir erfreuet, zur Dankbarkeit gegen Gott er. muntert, und in der Hoffnung geſtårft worden , daß

ſite im Sommer des bevorſtehenden Jahrs im Stan. de ſeyn werde , noch einmal eine Reiſe nad Berlin zu unternehmen, und uns daſelbſt zu beſuchen. Dieſe Vorſtellungen verminderten die natürliche Weh.

muth , welche uns der Abſchied von ihr zugog , und

L

ſo empfahlen wir einander unſerm Gott , und wir reiſeten ab . Vor dem Wuſterhauſener Thor', bes obachteten wir zur linken Hand den ſchönſten Gar. ten der Stadt , welcher dem hier wohnenden Dber . haupt des Kůraßier - Regiments zugehört, und die Krům.

Gegend von Kyrig.

309

Krümmungen der Fågeliß. Das Feld am Wege zur rechten , war ſchon großen Theils beſtellt, und wurde noch beſtellt, auf dem legten war der Miſt reich . lich ausgebreiter, und auf dem erſten war der Rog.

gen ſchon gut hervor gekommen.

Die Holzung zwi.

ſchen Kyrig und Wuſterhauſen , beſteht größtentheils +

aus Büchen und Eidien , zeigt ſich aber an der Landſtraße ſehr dünne , und hat große ausgehauene und alſo leere Plåke. Man muß in dieſer Gegend ehedeſſen mit dem Holz verſchwenderiſch umgegań. gen ſeyn, und an das Nadipflanzen nid)t gedacht ha. ben. Auch hier ſahen wir die Ueberreſte von den Ståmmen abgehauener Båume aus der Erde her.

vorragen , da doch die Bäume hätten mit den Wur . zeln , welche dem Stamm am nächſten find, aus der Erde gebracht werden ſollen , und zwar auf die Wei.

fe , welche der Herr Miniſter von Herzberg auf ſei nem Gut zu Briß eingeführt þat , daß die großen Burzeln theils losgegraben , theils abgehauen wer.

den , da denn der Baum , wenn er umfáli, durch ſein eigenes Gewicht, die großen Wurzeln mit hera ausreißt. - Die Grånzſcheidung zwiſchen dem fyri. ſer und wuſterhauſener Antheil an der Holzung, oder zwiſchen der Prigniß und dem ruppiner Kreiſe, war kenntlich).

Da wir nun die Prignik verlaſſen, ſo wird es Allgemeine Nadyricht

nüglich ſeyn , einige allgemeine Nachrichten von die. von der

ſer Provinz zu ertheilen , ohne dasjenige , was in Prignie. dem zweyten Bande der beckmanniſchen Beſchreibung der Mark Brandenburg von derſelben ſtehet, abzu. ſchreiben , und ohne das Richtige zu wiederholen , was von derſelben ſchon in meiner Topographie von der U 3

Mart

1

310 Augem . Nachr. von der Proo. Prignitz. Mark Brandenburg, und in dem dritten Theil der Erdbeſchreibung , geſagt worden. Seine jeßt regierende königliche Majeſtåt haben

1752 die wüſten Felder, welche in dieſer Provinz was ren , unterſuchen, und wo es thunlich befunden wor . den , mit Coloniſten beſeßen laſſen . Solcher Colo 1

niſten - Derter ſind jekt 49 , und vor 1752 waren .

ſchon zwey dergleichen Dörfer angelegt worden .

Die beträchtlichſten Holzungen in dieſer Pro.

Holzuns gen

!

vinz ſind :

An königlichen , die zum Ume Zechlin gehöri 1. Un ge zechlinſche Heide, und der zum Amt El. denburg gehörige Priemer.

2. an adelichen und ſtädtiſchen. 1) Die Kuhblank, welche der Stadt Jenzen zu . gehört.

3) Die wittſtockſche Heide, der Stadt Witt. ſtock zugehörig. 3) Die perlebergiſche Heide. 4 ) Die von faldernſche Holzung bey Vehlgaſt. 5) Die Silge, welche größtentheils den Herren von Möllendorf gehört.

6 ) Die Holzung bey Lohme und Robahn, wel. che den Herren von Crocher und von Königs. mart gehört.

Der Struck, welcheHolzung die Herren von Rohr und von Quißom gemeinſchaftlich bes fiken. Udeliche

8 ) Die Heide des Dom- Kapitels zu Havelberg. Die Anzahl der angeſeſſenen gråflichen , frey.

Familien. Berrlichen und adelichen Familien , hat im 1775ſten Jahr

Augem . Nachr. von der Prov.Prigniß. 311 Neue und

Jahr 41 betragen.

Außer den ſchon angezeigten alteDóra

Coloniſten - Dörfern , ſind hier 246 alte Dörfer , wel- fer. che unter die Fieben Diſtricte oder Kreiſe der Sand .

ſchaft vertheilet find , und zwey im Umfang des Herzogthums Meklenburg belegene, und dem Klos ſter Stepenig zugehörige Dörfer, nämlich Reddelin

und Klein - Panckow , welche im jeßigen Jahre Hundert zu der Contribution der Prignit gezogen worden.

Es enthålt dieſe Proving:

1. Fünf immediate Stådte, welche, in ber feſta geſekten Ordnung , alſo auf einander folgen.

1. Perleberg, oder Perlberg, die Haupts Perlebergt ftadt der Prignitz.

Der jeßige Inſpector und Pa.

ſtor an der hieſigen S. Jacobs . Kirche, Herr Jos

hann Chriſtian Meißner, den man ſchon aus dem 21ſten Stück meiner wochentlichen Nachrichten von

1779 als einen lateiniſchen Dichter kennt, hat die Merkwürdigkeiten und traurigen Schickſale dieſer Stadt im 17ten Jahrhundert, in einem lateiniſchen Gedicht beſungen , welches zwar nicht ohne Fehler iſt, aber doch hier aufbehalten zu werden verdiente

Es hat in der Abſdyrift, welche Er mir vor einigen Jahren mittheilte, folgenden Titel: De vrbe Perlenberga ciusque fitu et fatis quibusdam carinen elegiacum auctore

1. C. Meiſsnero. und lautet fo:

312 Allgem : Nachr. von der Prov. Prignit.

Te miea Perlenberga canam; tua fata fitumque Imparibus numeris commemorare libet. Magna canant alii magnorum facta virorum, Aeternam famain qui meruere libi. Carinine ſublimi recitent ſublinia Vares : Inferiore tono noitra Thalia canit.

Da tibi me comitem , Lector , fis ipſe viator :

Hoc opportuno lumina verte loco. Haec regio , quocumque vides , circumiacet vrbi, Hic varias cernis pro regione vices.

Ad latus hoc , vbi purpureis Aurora quadrigis Eininet , et Titan lumina ſpargit humi, Ad lacus hoc inquam montes fpeétantur vbique, Quos frutices querni piniferique tegunt. Hic olim , vt perhibent , vineta parata fuerunt. Quae prellis vuis dulcia multa dabant. >

Limpidus ad montes fons eſt, qui Perla vocatur ; Hinc Perlenbergam nomen habere ferunt. Vndique yere novo viridantia gramine prata, Ornatu Aorum verſicolore vides.

Paſcua ſunt porcis ouibusque et bobus equisque,

Qui ſubigunt agros plauftraque onuſta vehunt. Stepnitiae flumen tacite per prata vagatur; Scindit et in partes diuidit illa duas. Imbribus aut niuibus ſubito crefcentibus, vndis

Interdum nobis criftia damna dedit,

Eminus adparent fylvae , proſpectus amoenuis, Aetates hominum fignificare poteft.

Hic velut infantes , pueros iuuenesque videbis Siue ſenes annis , robore fiue viros.

Planities agros et ficcas monſtrat arenas, Quae laſſant homines, quaeque morantur equos.

Sunt homini fimiles agri : mox corpore pingui Occurrit nobis , mox macilentus hono:

Sic fteriles campos, fic pinguia rura tueinur, Quae Dominis reddunt foenora larga ſuis.

Hactenus haec ; ſed nunc ipfam veniamus ad vrbem, Attente , quae funt interiora , notes. Temporibus priſcis vrbs hacc circumdata muris , Et latis follis aggeribusque fuit. Haec tandem iniſeris fenfim collapſa ruinis

Mutarunt faciem , quae fuit ante , ſuam . Stepní

Perleberg:

313

Stepnitiae fluuius circumfluit, influit vrbem .

Denique limofis mergirur Albis aquis. Vrbs haec Prignitiae caput eft, et in ordine prima ; Quam , niſi quod fupereft, inſula noſtra capit. Temporibus cerris hanc ordo falutat equeftris ; Coetus adeft plenus , confiliisque vacat. >

Non tamen haec reliquas fpatio fupereminet vrbes, Non hominum numero fplendidiore valet. Non opibus potior, non eft formoſa plateis, Non et magnificas ftruxit egena domus.

Tres habet vrbs portas , quarum altera folis ad ortum , Alteraque occiduas fpectat ad Albis aguas.

Tertia parrhafium faciem conuertit ad axem, Qua piger Aretophylax lucida plauftra regit, Ambula et vlterius, quae funt hic digna notatu, Si tua forte refert, lector amice , tene. Flaminis eft fanéti dictum lacrimabile templum ,

Cuius ad introitum moenia rupta vides. O vtinam ! felix et iuſto temporis vſu

Auxiliatrices praebeat anſa inanus.

Perge foruin fpectans, oculis fit curia praeſens, Antiquo veterum condita more domus.

Cominus adparet procera figura Rolandi, E faxo artificis fculpta labore mantis.

Refpice, nunc templum venerabile cernis et altum, Iacobi ſancti nobile nomen habet.

Ingrediens , quod adeft, attenta perſpice mente ; Forſtan hic illic picla tabella .placet.

Nec ininus antiquo conſcriptos tempore libros Iuncta adyto ſacro bibliotheca capit. Sed non ſunt ftatuae celebres , non aurea figna,

Marmore non Pario ſculpta ſepulcra mitent. Quid mirum ? fi quis fecli meminiſſe prioris, Et cafus triftes voluere mente velit.

Quis tempus neſcit , quo per fexennia quinque

Marchia praedonum faepe rapina fuit ? Tunç tria vaſtarunt vrbem mala maxima mundi, Vltricisque Dei figna tremenda manus. Erumpens fubito peftis letale venenum Sacuiit et magna funera clade dedit.

Poft macilenta fames vrgens veftigia peſtis Viribus exhauſtis corpora ftrauit humi.

115

Jama

314 Augem . Nachr. von der Prov. Prignig, Iam ftupeo , iamiam gelidus tremor occupat artus; Vix valeo reliquum commemorare malum , Peſte famcque truci truculentior imminet hoftis, Intrat et atroces fpargit vbique minas *). Caede , latrociniis, vlulatibus omnia complet ; Ciuibus innocuis omnia damna parat. Mox hic mox illic furgunt incendia tectis ;

Et rapidis flammis plus cadit vna domus. Sed fcelus eft nullum , quod barbarus hoftis abhorret ; Improba mens homines improba facta docet.

Haud pudet vxores violentis laedere fupris ; Quod ſcelus eſt gladio militis vlta manus ** ). Sunt alii , quibus infundit manus horrida potum , Qui fimo mixtus ftercoribusque fuit *** ).

Irruit in templum nebulonum peffima proles, Flagitiisque ſuis omnia facra notat. Hic cathedrae fanétae ciuis fufpenfus adhaeret, Vitorem pofcens ad ſua fata Deum . Non alibi pudor eft fatiare libidinis aeftum ;

Laeditus illaefae virginitatis honor. Turpiter his illisue adfert violentia mortem , Crinibus effulis corpora nuda iacent.

Sed nondum fatis eft , tot facta nefanda patraffe ; Non eft tot fceleruin copia tanta fatis, Aurt

Ao. 1638 menſe O&obri et Noiembri 'ciucs huius

vrbis a cacfareis copiis peffime habiti et cxa & ioni bus duritſimis vexati funt ; vt taceam intolerabiles cruciatus , quibus homines innocentiflimos ad no

cem vsque adfecerunt. Inprimis vero die decima quinto Nouembris, er biduo poft, inter turpiſſima fa . cinora immaniter vaftata vrbs et direpta eft ab ho.

fibus , quibus nihil humani reliquum erat.

Pro

lixius haec defcripta funt in tractatu, cui Tit. eft:

Erneuerung des Perlebergiſchen Denktages. * ) Sceleftillimus miles in publica platea uxori cuidam vim adferebat. Quod cum inferior milicum prae

fe & tus cerneret, ira incitatus peflimum nebulonemu gladio trancfixit,

***) Potum eiusinodi potum Suecicum hoftes, appella Tunt

15

$

1

Perleberg.

315

Auri dira fames (poliatque et ſubruit aram;, Organa difturbat, dilaceratque tubos. Eiicit ex imis pia funera condita terris, Et quoquo fpe & as, vafta ſepulcra patent.

Nunc aperit portas adyti , clauſtrisque reunlfis Et veftes facras, et facra vaſa rapit.

Conſeia 'mens ſcelerum mox eſt formidine plena Et trepidar quouis adproperante malo. Sic trepidat Zephyri contactu fraxinus alta Sic plumas molles commouet aura leuis. Faina volans ſubito vicinum nuntiat hoftem ; Suecorum nomen cuncta tremore replet.

Barbare cur palles ? vbi nunc tua bellica virtus ? I nunc , armatos, enſe repelle viros. Scilicet eft magnum facinus vitiare puellas : Sed maius , fi quis fortiter arnia gerit. >

Sed nunc arma parant hoftes , gladiosque ininaces; Quid cauffae eft ? abeunt praecipitancque fugam . Tolle manus , miferanda cohors , fine pane relicta , Coeleftemque roga fupplice voce Deum . Inftat hiems, non vi &tus adeft, non integra veftis, Non ea , quae tuto cetera menibra tegunt. Non ſunt fornaces, non ianua *, neue feneftrae ,

Non , fi qui fuerint, ligna parata cibis. , O miſeram fortem ! fortem fperate fecundam ;

Numinis hanc fummi prouida cura dabit. Prouida cura dedit , vicitque pericula cunca ; Vrbs ſupereft et ad hunc ſubftitit vsque diem .. Interea patres olim monuere nepotes, Maiorum cafus vt meminiffe velint.

Inde dies oritur feftus, quo noftra quotannis Vrbs orat fupplex Numinis ante pedes * ). Cetera nunc taceo , quae triftia fata fuerunt ; Haec mea praeſentis meta laboris erit. Summe Deus, cuius fapientia cuncta gubernat, 1

Qui tegis et feruas omnipotente manu, Da requiem nobis dulcem , da , flumine longo Omnibus optatae tempora pacis cant, ES

Singulis annis die louis poft diem , Martini naming

Aptatum , feftum fupplicationis hoc loco celebratur,

316 Allgem . Nachr. von der Prov. Prignie. Es hat dieſe Stadt gehabt

1778

536

1779 409 525

395

382

468

454

100

106

33

36

407

Månner, Frauen,

Söhne, Tochter, Geſellen, Knechte und Diener,

73

84

22 I

226

2233

2222

Jungen , Mågde, überhaupt

Menſchen vom Civil - Stande, unter welchen eine jüdiſche Familie war.

An Militår - Perſonen, Månner, Frauen ,

Söhne, Töchter,

überhaupt Steinerne Häuſer, Häuſer von Fachwerk, Kirchen, Scheunen Brauſtellen , Branntwein - Blaſen, Deffentliche und beſondere Brunnen,

Metallene Sprißen,

Hölzerne Sprißen, Feuerleitern,

II 2

51 40 47

52

38

138

46 248

I

I

392

396

2

2

46

46

19 25

19 25

IIO

IIO

6

: 6 161 27

161 27

Eimer,

Perleberg.

317 1778

Eimer, Haken,

144

1779 144

IO

IO

Waſſerkufen,

13

13

130

587

130 8 542

183

222

.800 800

1569

Pferde,

Bullen und Ochſen, Kühe, Junges Vieh,

.8 8

Melf . Schafe,

Hammel und Güftesvieh, Schweine,

Man hat verbraucht an Malz,

$

1300

1696

1034

1004

>

1779

1778

254 W. 9 S.

250 W. 5 Sch.

S. 66 W. 178.

69 W.5S..

an Branntemein .

Schroe,

1

In den Schenkkrů . gen verzapft 4070 Tonnen . 4003 Tonnen . an Bier, an Branntewein, 21514 Quart. 23254 Duart. .

Der Servis hat betragen , 1778 1450 Thlr. 9 Gr. 1779 1221 Thlr. 17 Gr. 8 PF.

Davon ſind für wirkliche Einquartirung bezahle, 1778

1701 Thlr. 23 Gr.

1779

896 Thlr. 23 Gr.

Die Einnahme der Kammeren hat betragen ,

1778

1298 Thlr. 13 Gr. 8 Pf.

1779

1024 Thlr. 9 Gr.

Die Ausgabe, 1778 1659 Thlr. 5 Gr. 5 Pf. 1779 1467 Thlr. 14 Gr. 11 Pf. Dic !

318 Allgem . Nachr. von der Prov. Prignis. Die Stadt hat fünf Dörfer, fünf Mühlen , eine Zie. geley , ſieben Schenkkrüge. 1778 Sie hat ausgefået an Roggen, 148 Wiſp. 16 Sch. an Gerſte, 42 Wiſp. 12 Sch .

an Hafer,

1779

40 W.11 S.

42 W. 12 S. 34 Wiſp. 3 Sch. ' 20 W. 13 S.

an Hülſenfrüchten , 18 Wiſp.

1

12 W3.21 S.

Der Diſtrict von Perleberg , kommt in Urkun.

den des 14ten Jahrhunderts unter dem Namen des Landes zu Perleberg vor, und die Häuſer (Schloſ ſer) Neuhauſen und Cumloſen werden als ſolche, die dazu gehören , vornehmlich angeführet. Gjerken cod. dipl. brand. T.I. pag. 150.151. in einer Urkunde von 1334.

Deri meklenburgiſche Fürſt, Heinrich,

welcher in dem erſten Viertel des 14ten Jahrhunderts faſt die ganze Prigniß beſaß , (Gerken diplom . vet.

March. T.I. p. 602. T. II. p. 599 ) trat 1322 Pers leberg an den Grafen Heinrich von Schwerin , für aufgewandte Kriegskoſten , ab ; Gerten Fragm . March. Th. 3. p. 43. 46. und dieſer verſprach 1336, daß er Stadt und Sand Perleberg an den Markgra.

fen Ludewig , von weld)em er ſie bekommen habe, zurück geben wolle, ſobald er zum wirklichen Beſię

der Stadt und des Landes lenzen und Dömiß, die der Markgraf ihm verpfändet habe, gekommen fenn wür. de. Gerken cod. dipl. brandenb. T. III. pag. 284. In dem vom 1375 bis 1377 aufgenommenen mår: fiſchen Landbuc ), fommt Perleberg , ſo wie die Prig. niß überhaupt, fchon wieder, als zu der Mark geho. rig, vor.

Im

h

Perleberg,

319

Im 17ten Jahrhundert war zwiſchen dem Doma

kapitel zu Havelberg, und dem Magiſtrat zu Perles

1

berg, ein Streit wegen des Rechts, den Paſtor an der

Stadtkirche zu berufen . Jenes berief ſich auf die Matrikel und den Viſitations - Abſchied von 1600, dieſes auf verſchiedene von 1607 bis 1665 ausgeübte Beſik - Handlungen. Das Conſiſtorium erkannte

am gten Febr. 1692 , der Rath ſey in quafi poffef fione vocandi paftorem ſo lange zu ſchůßen , bis das

Domkapitel ein anderes in petitorio werde darge. than haben , und daben iſt es geblieben. Die Kir. che hatte 1771 und 1772 an Capital 3588 Thaler, davon ſie 174 Thlr. 21 Gr. Zinſen hob, an beſtåndís gen Gefällen 138 Thlr. 6 Gr. 2 Pf. und an unbe. ſtåndigen , nach einem Durchſchnitt von mehreren M

Jahren , 513 Thlr. 5 Gr. 9 Pf. Ihr wirkliches Vermogen machte 1776 aus 3716 Thlr. 13 Gr. 4 Pf. Das hieſige Hoſpital hatte 1773 ein Capital von 1247 Thalern 23 Gr. welches 64 Thlr. 3 Gr. 7 Pf. Zinſen gab ; an beſtändigen Gefällen 6g Thlr. 7 Gr. 6 Pf. an unbeſtändigen 332 Tblr. 20 Gr. 6 Pf. Das wirkliche Vermogen iſt 1775 geweſen 1548 Thaler 19 Gr. 6 Pf. Das Witwenhaus hat 25+ Thaler

beſtändige, und 18 Thlr. 19 Gr. 3 Pf. unbeſtändige Gefälle.

Im Sommer des 1779ſten Jahrs råumte man $ 5

einen Arm der Stepeniß auf, und fand bey der neuen Mühle eine Art Torferde, von welcher man vermuth.

lich mehr finden wird , wenn man ſie aufſucht. 2. Die

f

320 Augem . Nachr. von der Prov. Prigniß. 2. Die Stadt Prißwalt. 1778 Sie hat gehabt Männer, Frauen ,

8

1779

356

365

440

Söhne,

284

421 281

Töchter, Geſellen,

363

343

57 19

68

45 107

20

Knechte und Diener,

Jungen , Mågde,

3

37 92

überhaupt 1671 Perſonen vom Civil - Stande,

1627

unter welchen zwen Juden waren.

Un Militär - Perſonen 57

Månner,

Söhne, Töchter,

14

9

19

12

57

118

338

338

99

99

I

I

überhaupt Ferner waren hier Häuſer, Scheunen ,

Kirchen,

1

Frauen ,

24

40

Brauſtellen ,

24

24

Brannteweinblaſen,

22

24 155

Metallene Sprißen,

155 4

Hölzerne Sprißen,

325

Deffentliche und beſondere Brunnen,

4 325

Feuer.

Stadt Pritwalk. 1

1778

1779

13

13

389

389

8

IO

18 139

18

Feuerleitern , Eimer,

Hafen, Waſſerkufen , Pferde, Bullen und Odren , Kühe,

Junges Vieh,

321

1

146

16

13 409

444 .

224

210

820

1060

Melf - Schafe,

Hammel und Güſtes - Vieh, 1599 1690 Schweine,

225.

335

Der Stabt gehören das Dorf Gieſensdorf, fünf Müğlen , eine Ziegelſcheune (welche 1652 erbauer wurde , bazu der Rath von der Stadtkirche 400 Thaler liehe), rechzehn Schenkkruge. Es ſind verbraucht an Mals,

.

1778

1779

88 Wiſp.3 Sch.

91W.22 S.

36 Wifp.9Sch.

36 W. uS .

120 Tonnen. 2620 Quart.

162 Sonnen . 2463 Quart.

an Branntereina

Schrot,

In den Schenkfrue gen verzapft, an Bier, an Branntewein, 3

Der Servis hat betragen, 1778 894 Thlr. 3 Gr. 1779

703 Thlr. 16 Gr. 1 Pf.

Für wirkliche Einquartirung aber ſind nur ausgezahlt, 1778

771 Thlr. 12 Gr.

1779

388 Thlr. 4 Gr. 3

322 Augem . Nachr. von der Prov. Prignik . Die Einnahme der Kämmerer betrug,

1778 1261 Thlr. 12 Gr. 6 Pf. 1033 Thlr. 12 Gr. 1779 Die Ausgabe, 1778 1779

1 Thlr. 20 Gr. 9 Pf. 1094 Thlr. 12 Gr. 5 Pf.

Man hat in dieſen beyden Jahren ausgeſået jährs lich 88 Wiſp. 12 Scheff. Roggen , 41 Wiſp. 12 Sch .

Gerſte, 82 Wiſp. 11 Scheff. Hafer, 12 Wiſp. Hül. ſenfrüchte. Die Urkunde von 1317 , in welcher Markgraf Waldemar dieſer Stadt die Freyheiten und Rechte, welche ſie von alten Zeiten her genoſſen , beſtåtigt,

hat Herr Gerken in cod. dipl. brand. T. V. p.86. Eben dafelbft S. 101 f. lieret man die Urkunde von 1364 , in welcher Markgraf Ludewig der Römer der

Stadt den Theil ihres Zolls und andere Abgaben, welchen die Markgrafen und Brüder Johann und Otto ( 1256 ) ihr geſchenkt, beſtåtigt, ja ſie auf gee

wiſſe Weiſe in der ganzen Mark Brandenburg , ju /

Waſſer und zu lande , zolfrey macht. Die Nico lai - Kirche Hat 1875 Thaler Capital, welche ihr ver .

zinſet werden , 150 Thlr. 21 Gr. 6 Pf. beſtåndige, und 437 Thlr. 9 Gr. 8 Pf. unbeſtändige Gefälle. 1775 war ihr wirkliches Vermogen 1552 Thal. 14 Gr.

Das Hoſpital hat 201 Thaler Capital, welche 10 Thlr. 9 Gr. Zinſen geben, 45 Thlr. 20 Gr. beſtåndige, und 53 Thlr. 4 Gr. unbeſtåndige Ein . nahme. 1775 beſtund das wirkliche Vermögen in. 1} Pf.

2668 Thlr. 6 Gr. 3. Die

Stadt Havelberg.

323

3. Die Stadt Kyriß, welche oben S.289 f. beſchrieben iſt.

4. Die Stadt Havelberg hatte 1778

Håuſer,

35

1779 241 35

I

I

70

70 54

234 .

Scheunen , Kirchen , Brauſtellen, Branntewein -Blaſen,

Havelberg.

58

Deffentliche und beſondere Brunnen ,

4

1

39

Metallene Sprißen, Hölzerne Sprigen,

3

39 4

194

, 241

Feuerleitern, Eimer, Haken,

14 154 8

14

346

Waſſerkufen,

IO

II

332

334 417

Männer, Frauen ,

418 294

Söhne, Töchter, 1

***

2I:

295

382 , 406

Geſellen,

82.89

Knechte und Diener, Jungen, Mågde,

31 . 63

überhaupt

37 69

197

180

1799

1827

Menſchen an Civil-Perſonen , unter welchen vier Juden , und im 1779ſten Jahr auch zwey Franzoſen waren . 22

an

324 Algem . Nachr. von der Prov. Prignit. 2n Militår: Perſonen,

1778

Månner ,

Frauen ,

35 41

Söhne, Töchter,

1779 бо 37

44

33

34

109

175

140

150

3

4

325 30

30 бо

Melk . Schafe,

300

300

Hammel und Gůſtes: Vieh,

50 700

725

überhaupt

Pferde, Bullen und Ochſen, Kühe, Funges Vieh , 3

Schweine,

44

Man hat verbraucht 1778 1779 240 Wiſp. - 234 W. 3 S. an Malg, an Branntem. Schr. 148 Wiſp. 133 W. 14 S. und verzapft in den Schenffrugen , 55 Tonnen . an Bier, an Branntewein , 22614 Quart. Man fået aus 50 Wifp . an Roggen , an Gerſte, 30 Wifp. 15 Wifp. an Hafer, B

an Hülſenfrüchten,

3Wifp .

3746 Tonnen . 13990 Quart.

50. Wiſp . 30 Biſp. 15 Wiſp.

3 Wifp.

Der Servis betrug 1778

2165 Thlr.

901 Thlr. 5 Gr. 10 Pf. Davon wird für Einquartirung bezahlt, 1779

1778 *779

855 Thlr. 13 Gr. 816 Thlr, Die

í

Stådte Savelberg und Lengen .

325

Die Kämmeren nahm ein 1778 1330 Thlr. 19 Gr. 3 Pf. 1779 1335 Thlr. Gr. 8 Pf. gab aus

1778 1335 Thlr.

Gr. 8 Pf.

1662 Thlr. 19 Gr. 1 Pf. Die Stadt beſigt ein Vorwerk, eine Ziegeleni fechs Schenkkrüge. Die Stadtkirche hat 32 Thlr. 18 Gr. Zinſen von 675 Thaler Capital, 320 Thlr. 8 Gr. 10 Pf. beſtåndige, und 293 Thlr. 23 Gr. 2 Pf. 1779

unbeſtåndige Einkünfte.

Ihr wirkliches Vermogen

iſt 1775 geweſen 1004 Thlr. 12 Gr. 34 Pf. Die Annen - Kapelle hat 9 Thlr. 2 Gr. 7 Pf. beſtåndige Einkünfte , und ihr wirklid )es Vermogen fat 1777 nur 44 Thlr. 7 Gr. 4 Pf. betragen. Das Ger.

trudt - Hoſpital Hebt von 350 Thalern Capital, 17 Thlr. 12 Gr. Zinſen , hat 73 Thlr. 2 Gr. beſtån .

dige , und 12 Thlr. 12 Gr. unbeſtändige Gefälle. 1777 war ihr wirkliches Vermogen 405 Thaler.

5. Die Stadt Lenzen, welche gehabthat, Lenzen. 1778

1779

346 361

438

Månner ,

Frauen , Söhne,

316

Töchter , Geſellen,

Knechte und Diener, Jungen , Magde,

361

405 40 37

335 41r 37 41

13 114

I21

23

1700 1767

überhaupt

Menſchen an Civil- Perſonen, I. 3

untek

1

326 Augem . Nachr. von der Prov . Prignik. unter welchen geweſen

1778

1779

6

6

2

3

233 I 23

233

I

I

Brauſtellen ,

46

46

Branntewein - Blaſen,

16

16

Deffentliche und beſondere Brunnen ,

54

54

Franzoſen , Juden, Es liegt hier keine Beſakung.

Metallene Spriken,

Hölzerne Sprißen ,

3

3

268

268

Feuerleitern,

I2

Eimer , Haken, Waſſerkufen, Pferde,

176

515 43

24 321

Bullen und Ochſen,

w

Håuſer, Scheunen , Kirchen ,

I2

515 43 24 309

I

4

100

300

22

20

750 Melk - Schafe, Himmel und Güſtes - Vieh , 350

IO00

Kühe,

+

Junges Vieh ,

Schweine,

679

Man hat verbraucht an Malz,

1778

119 Wiſp . iSch.

IOO

700 1779

127 W.7S

an Branntem .

98 Wiſp.. 14 Sch . Schrot, In den Schenffrů. gen verzapft, an Bier,

1904 Tonnen .

an Branntewein , 31790 Quart .

104 W .. S.

2036 Son .

34972 D : Der

Stadt Lenzen. Der Servis betrug

327

?

1778

489 Thlr. 4 Gr.

1779

238 Thlr. 7 Gr. 3 PF.

Davon wurden für Einquartirung bezahlt 48 Thlr.

1778

231 Thlr. 11 Gr. 6 Pf.

1779

Die Kåmmerey nahm ein

1862 Thlr.-18 Gr. 3 Pf. 1781 Thlr. 14 Gr. 10 Pf.

1778 1779

gab aus 1778 1779

1704 Thlr. 2 Gr. 8 Pf. 1899 Thlr. 14 Gr. 4 PF.

Der Magiſtrat iſt Mitgerichts - Herr des Dorfs

Lange, er hat auch eine Ziegelen , und 25 Schenf, früge.

Die Stadt hat ausgefået 1778 5 Wiſp. 20 Sch . an Weißen, an Roggen, an Gerſte,

an Hafer, an Hülſenfrüchten ,

1779

5 W. 4 S. 28 W.12 S. 16 W.

38 Wifp . 16 Sch. I Wiſp. 18 Sch . 20 Wiſp. 8 Sch .

20 W.

5 Diſp. 22 Sch.

39 W.

Die hieſige Stadtkirche Hatte 1773 von 1978 Thalern Capital 63 Thlr. 21 Gr. 7 Pf. Zinſen , au Berdem aber 421 Thlr. 13 Gr. 6 Pf. beſtåndige, und 196 Thlr. 12 Gr. unbeſtändige Gefälle. 1776 war

ihr wirkliches Vermogen 3477 Thlr. 5 Gr. 1 Pf. Das Hoſpital hat 58 Thlr. 33 Gr. 2 Pf. Zinſen von 1179 Thlr. 7 Gr. Capital, 78 Thlr. 5 Gr. bes ; ſtändige, und 32 Thlr. 15 Gr. unbeſtändige Einkünfte.

Das wirkliche Bermogen hat 1776 betragen 1176 Chlr. 8 Gr. 5 Pf. 24

II. Noch

1

328 Augem . Nachr. von der Prov. Prignik. Wittſtod

II. Noch eine Immediat: Stabt , welche aber nicht zu den Sand . Stånden der Mark Branden . burg, ſondern als eine ehemalige biſchöflich - Havelber. siſche Stadt, dem Landesherrn unmittelbar gehört,

nåmiid, Wittſtock. Sie hatte Månner , Frauen , Söhne,

1778

1779

563

595

813 458

777 443

Tochter,

589 ,

582

Geſellen , Knechte und Diener,

114

64

108 78

Jungen,

66

105

Mågde,

264

251

2931 überhaupt Menſdyen an Civil - Perſonen,

2939

unter welchen zwer Franzoſen und vier Juden waren .

UnMilitår - Perſonen waren hier 64

Männer, Frauen ,

Söhne,

18

20

Töchter ,

20

62

19 130

316

316

5

5

1

24.'

27

überhaupt

Es find bier 532 Häuſer, 2 Kir: chen , 104 Scheunen, 108 Braus

ſtellen, 72 Brannteweinblaſen, Ferner:

Deffentliche und beſondere Brunnen ,

Metallene Sprißen ,

2

Hölzerne

Stadt Wittſtock. 1778

Hölzerne Spriken , Feuerleitern,

433

Eimer ,

551 19 .

Haken, Waſſerkufen ,

27

P

Pferde,

329 1779 436 28 551 20

30

30

167

196

Bullen und Ochſen , 48 Kühe, 322 IOO Junges Vieh, Melf - Schafe, 900 Håmmel und Güftes - Vieß, 298 Schweine, 550

48 352

56 977

562 700

Man hat verbraucht an Malg, 275 Wiſp. 22Sch. 273 W. 21S. an Branntem .

Schrot, 87 Wiſp. 5 Sch . In den Schenkfrůs

gen verzapft 1

4414 Tonnen . 4385 Tonnen . an Brannterein , 27906 Quart. 30926 Quart.

an Bier,

Der Servis hat gebracht 1973 Thlr. 6 Gr. 1779 752 Thlr. 14 Gr. 8 Pf. Für die Einquartirung ſind ausgezahlt 1778 817 Thlr. 18 Gr. 1778

1779

708 Thlr. 18 Gr. 1 Pf.

Die Kammerer hat eingenommen 1778 1639 Thlr. 23 Gr. 7 Pf. 1779

1644 Thlr. 10 Gr. 4 PF. £ 5

Die

330 Allgem .Nachr. von der Prov. Prignik. Die Kämmeren hat ausgegeben 1778 1623 Thlr. 4 Gr. 11 Pf. 1518 Thlr. 4 Gr. 7 Pf. 1779

Man fået jährlich aus 9 Wiſp. 14 Scheff. Weiten, 70 Wiſp. Roggen , 35 Wiſp. Gerſte, 43 Wiſp.

18 Sch. Hafer,8 Wiſp. 18 Sch. Hülſenfrüchte. Die Stadt hat ein Vorwerk , eine Ziegelen , einen

Theerofen , acht und dreyßig Schenkkrüge. Die Kirche hat 109 Shlt .14 Gr. 9 Pf. Zinſen

von 2209 Thalern 13 Gr. Capital, 220 Thlr. 7 Gr. beſtåndige , und 376 Thaler unbeſtändige Gefälle. Ihr wirkliches Vermogen iſt 1776 geweſen 1638 Thaler. Die Conſiſtorial - Acten enthalten einen Beſcheid vom 7ten Octob . 1634 , welcher ein kleines

Stipendium für Studirende betrifft . Nämlich , ver moge der Matrikel und des Viſitations - Abſchieds, ſollen die hieſigen Gerichts - Schoppen den Vorftes

die hern der Kirche jährlich 30 Gulden entrichten , ? ſie auch von 1573 bis 1624 abgetragen haben , von welchen die Hälfte zu den Schulen - und Kirchen Gebåuden angewendet , die andere Hälfte aber

auf Gutachten des Pfarrers oder Inſpectors , des Raths , der Vorſteher und Schippen einem Knaben aus Wittſtock zum Studiren gegeben werden ſoll. Wenn ſich wider Vermuthen aus Wittſtock kein zum Studiren tüchtiger findet , ro follen die 30 fl. zum

Nußen der Kirche angewendet und berechnet werden .

Alles dieſes hat das Conſiſtorium in dem oben gee nannten Jahr beſtåtigt. Joachim Meerkak hat ein Capital von 500 Thalern vermacht, deſſen Zinſen einem armen Studirenden aus Wittſtoc als pin Sti pendium

Die Städte Wittſtock und Wittenberge. 331 pendium gegeben werden ſollen . Das Capitat ſtand zu Hamburg , ward aber 1640 den iſten Jun. von der Stadt aufgenommen , um die von dem Haupt mann zu Zechlin , Gabriel pon der Weyden , gedro. þete Erecution abzuwenden. Der Path , und die anweſenden von den vier und zwanzig Månnern und

rechs Gewerken, unterſchrieben die Obligation.

Das

. Conſiſtorium fekte 1680 Curatoren dieſes legats, und 1683 verordnete es, daß die Curatoren diejenigen ,welo chen ſie das Stipendium ertheilen wollten, den Conſis ſtorium pråſentiren ſollten. ' 1682 gab es den Be ſcheid , daß der Rath, vermoge der Confiftorial-Orð. nung , den Inſpector von der Annehmung der Dias conen nicht ausſchließen könne , ſondern daß der In. ſpector' bey der Wahl derſelben auch eine Stimme

1

habe. Ein Conſiſtorial-Beſcheid von 1588 ſagt, daß die dem Hoſpital zu S. Gertrud , zugehörigen acht Hufen auf der wüſten Feldmark Volkwich, von dem Magiſtrat ſo hoch als möglich ausgethan werden könnten .

III. Vier kleine Mediat- Stådte, welche ades liche Beſiker Haben.

1. Wittenberge, eine Stadt , an dem Ort, Witten .

wo die Stepeniß in die Elbe fällt. Sie hat ihren berge. Namen vermuthlich von den fandigten Bergen , mit welchen ſie auf der Oft. Nord- und Weft- Seite

umgeben iſt; auf der Süds Seite aber , woſelbſt die Elbe vorbenfließt, ſind gute Uecker und Wieſen, und

eine anſehnliche Holzung von Eichen. Die Durcha brüche und Ueberſchwemmungen der Elbe , haben zwar die Zecker und Wieſen durch den zurückgelaſe ſenen

/

332 Algent. Nachr.von der Prov. Prignitz. ſenen Sand ſehr verdorben, man gewinnet aber body nod, gutes Heu. cimeti Die Stadt hat gehabt

1778

1779

160

165

182 139

189 127 144

IT

14

9

10

In

Frauen, Söhne,

I 20 3

Töchter, Gefellen, Knechte und Diener, Jungen,

Mågde, überhaupt

5

4

32

34

658

687 Menſchen.

--Häuſer, Scheunen , Brauſtellen , Branntemein - Blaſen ,

134 , 134 83 82 21

21

15 35

15 35

Metallene Sprigen,

I

I

Blecherne Spriken ,

126

126

9

9

Eimer,

175

175

Hafen,

7 6

6

148

160

Brunnen ,

S

Feuerleitern,

Waſſerkufen , Pferde,

7

I

2

Küte,

75

102

Junges Vieh,

54

74

Bullen und Ochſen ,

Melf : Schafe,

400 -768

Håmmel u.Gůſtesvieh, 159 425 165 1966 Schweine, Man

Stadt Wittenberge. Man hat verbrauche

1778

33 W. 2 S. an Mals, an Branntereina Schrot, 12 2 .

333 1779

34 Wiſp.3 Sch. 13 Wifp.

In den Schenkkrügen ſind verzapft 80 Zonnen . an Bier, an Branntewein , 1555 Quart. s

85 Tonnen . 1595 Quart.

Der Servis hat betragen , 1778 146 Thlr. 23 Gr. 1779

77 Thlr. 11 Gr. 2 Pf.

für die wirkliche Einquartrung find bezahlt, 1778 17 Ebr. 1779

Man hat ausgefået an Weißen , an Roggen, an Gerſte, an Hafer,

71 Thlr. 19 Gr. 1778

1 Wifp. 10 W. 12 S.

1779

2 Biſp. 5 Sch. 24 Wiſp. 7 Sch .

4 W. 12 S.

9 Wiſp. 23 Sch . 6 Wiſp. 18 Sch . an Hülſenfrüchten ,s W.20 S. 4 Wifp. 2 Sch. Als 1757 die Kirche abbrannte, wurde der of fentlicheGottesdienſt anfänglich in dem fönigl. Korna Magazin , und als dieſes 1761 auch abbrannte , in 2 W. 8 S.

dem Pfarrhauſe, unter unbequemen Umſtånden , gee halten. 1775 ſchenkte der König dem Magiſtrat und

der Bürgerſchaft zur Wiedererbauung der Kirche taufend Thaler , 1776 wurde der Bau angefangen , und am erſten Jänner 1778 zum erſtenmal offentlia cher Gottesdienſt in der neuen Kirche gehalten. Daß die Gänſe edle Herren von Puttlig das Patronato

recht über die Kirche haben, hat das Confiftorium 1650

334 Augem. Nachr. von der Prov. Prignie. 1650 erkennet.

Eben dieſelben ſind auch Herren

des Orts , und haben hier ein Rittergut, der König aber ein Waſſer - und Sand - Zollamt, denn der Zoll, welchen ehedeffen die Freyherren von Puttlig hier gehabt haben , iſt an den König gekommen, Markgraf Ludewig der åltere Kat die Gänſe edle Hers ren von Puttlig mit der Mannſchaft und mit dem

Mannlehen in dem Lande zu Wittenberge an der Elbe belehnet, welche Velehnung MarkgrafOtto 1373 wiederholte und beſtåtigte. Gerken cod. dipl. brand. T. II. pag. 652. Des Landes zu Witten-, berge, wird eben daſelbft T.I. p. 365. in einer Urkun 1

fie von 1392 gedacht. 1

Von 1757 bis 1777 hat dieStadt ſehr viel Scha: den gelitten. 1757 brannten 102 BürgersHäuſer, die Kirche nebſt dem Thurm , und alle Pfarrgebåu: de ab . 1761 brach am erſten Mårz um Mitternacht der Elb - Deich zwiſchen der Stadt und dem Zoll

amt, und die Scheunen nebſt einem Theil der Vor. ftadt, ſtunden unter Waſſer, es wurden auch einige Häuſer und Scheunen von dem Strom umgeriffen. In einer Scheune-lagen über 30 Tonnen Kalk, der fich im Waſſer entzündete , und cine Feuersbrunſt

verurſachte, welche 28 Scheunen und das königliche Korn - Magazin verzehrte.

Um 12ten April 1770

brach der Elb . Deich an zwey Orten , und das ausgetretene Waffer bedeckte die beften Zecker und

Wieſen mit Sande. Am 7ten Jul. 1771 brach das Waſſer der Elbe wieder durch , und verwüſtete das Getreibe auf den Aeckern und die Wieſen.

1775

erfolgten zwey Durchbrüche des Stroms , der erſte am izten Februar, der znčeyte am Tage darauf, und beyde

Stadt Wilsnack,

335

bende richteten auf den Ledern große Verwůſtungen Das Städtchen iſt auch viermal durch die Viehreuche heimgeſucht worden , welche 1777 alles Kindvieh tódtete. Einen Theil der Nachrichten an .

von dieſer Stadt, hat der hieſige Paſtor, Herr Al berti, aufgeregt. 2. Wilsnack , eine Stadt, welche der Fami. Wilsnad,

lie von Saldern gehört. Sie hat 177 Häuſer, 69 Scheunen, und eine Kirche. Es ſind hier 9 Brau. ſtellen und 8 Branntemein - Blaſen , 43 öffentliche und beſondere Brunnen , 3 metallene und 130 hölzer

ne Sprißen , 8 Feuerleitern , 160 Eimer, 8 Hafen, 12 Waſſerkufen . Die Stadt hatte 1778 1779 216 2 II Månner, Frauen , 287 281 Söhne, 246 256 Töchter , 262 10 Geſellen, 4 Knechte und Diener,

268 IO

Jungen ,

6

4 6

Mågbe,

50

50

überhaupt

Pferde, Bullen und Ochſen, Kühe, Junges Vieh, Melf . Schafe,

1081 1086. Menſchen. 52 2

178 ୨୦ ' 400

Hammel u .Gůſtesvieh ,150 Schweine, 330

бо

3 173

96 550 200

118 Man

!

336 Augem . Nachr. von der Prov. Prigniß, Man verbrauchte 1778 an Malz, 48W.22 S. an Brannteno. Schrot,

23 W. 45 .

1779

52 Wiſp. 10 Sch.

22 Wifp. 12 Sch.

In den zwey Schenke frågen wurden

verzapft 783 Tonnen . an Bier, an Branntew. 7784 Duart .

Der Servis betrug, 230 Thlr, Für die Einquarti

839 Tonnen ,

7560 Quart.

118 Thlr. HA

rung wurden

bezahlt,

23 Thlr.

115 Thlr. 19 Sr.

Die Stadt fået jährlich aus 18 Wiſp. 16 Scheff. Roggen , 8 Wifp. 19.Scheffel Gerſte , 6 Wiſpel

4 Scheff.Hafer, 1 Wiſp. 23 Sh. Hülſenfrüchte. Die Conſiſtorial -Acten gedenken eines der älteſten

Stipendien für Studirende, welches bier geſtifter Nämlich ſchon 1474 widmeten die Fami.

- worden.

lien Stuhlow und Doberzien in der hieſigen Kirche 24 fl. für junge Studirende von ihren Nachkommen , welche der ålteſte von jedem Geſchlecht an einen aus

jeder Familie , der erwachſen , zum Studiren tüchtig, und zum nůßlichen Gebrauch dieſer Wohlthat in Schulen geſchickt ſen , ertheilen ſolle , nåmlid) 12 fl.

an einen von den Stuhlowen , und 12 fl. an einen Doberzien. Wenn aber kein Stuhlow und fein Doberzien mehr vorhanden ſeyn werde , alsdenn folle die Obrigkeit dieſer Wohlthat wegen fernere Ver. ordnung treffen. Das Confiftorium erkannte 1618,

Chriſtoph Doberzien Gabe unrecht gethan , daß er die 12 fl, 1

Stadt Wilsnack.

337

12 A. Doberzienſchen Hebung ſeiner Schweſter Sohn, Johann Chriſten , vermache, då doch noch Söhne

von dem Geſchlechtder Doberziene vorhanden wåa ren .

Damals hatte Daniel Doberzien, Bürgermei.

fter zu Perleberg, das Ertheilungsrecht. Das Conſiſtorium gab 1660 am sten Junius den Beſcheid , der Vergleich von 1587 , der Viſitas tions-Abſchied von 1600, und der Vergleich vom 14ten May 1604, jeigten klar, daß die Kirchen - Prediger.

und Schul- Gebäude, nebft dem Organiſten . Þauſe, von den von Salbern auf ihre Koſten nicht nur an.

gefertiget, ſondern auch in gutem Stande erhalten werden müßten , welcher ihrer Schuldigkeit ſie auch gebührend nachkommen ſollten. 1664 ward ein ähna

F

lider Beſcheid gegeben, und in demſelben geſagt, daß

die von Saldern nach ihrem eigenen Geſtändniß ſchyla dig wåren , die vorher genannten Gebäude zu 8 bauen .

1

#

7

3

1

+

Das Bauholz folle aus der ihnen gemeinen Heide, genannt die Vehlegaſt, genommen werden. Es kommen in den Conſiſtorial : Acten folgende -

Perſonen der Familie von Salbern zu Wilsnack aus dem 17ten Jahrhundert vor. Die Gebrüder

Jacob von Saldern , und Hans Siegfried von Saldern, die 1645 einen Erbvertrag errichteten , durch wele chen ſie ſich zwar in die våterliche Sehne theile ten , aber feſtſekten , daß ſie den Pfarrer zu Wilse

nacf gemeinſchaftlich berufen wollten , von 1650 bis 1668.

1

Iacob 1

.

338 Augēm . Nachr. Oon der Prov. Prigniß. Iacob von Saldern SöhneMatthias Friderich, und Jacob Siegfried , und Hans Siegfried Sohn Hans Adam , von 1630 bis 1692. Jene geſtunden 1692 , daß ſie mit dieſem das Recht,

einen Paftor zu berufen, gemeinſchaftlich gåtten.

3. Putlig , kommt als Schloß und Stadt in einer Urkunde von 1334 ben Herrn Gerken im cod.

dipl. brand. T. I.pag. 257 vor , und T.IV. pag. 413 ſteht eine Urkunde von 1384 , in welcher die Geo brüder Joachim und Buſſe Gånſe Herren zu Pot. liſt, verſprechen, daß fie dem Erzbiſchof Albrecht von Magdeburg, in deſſen Schuß fie ſich begeben hätten , mit ihrem Schloß zu Potliſt gegen den Markgrafen von Brandenburg und andere dienen wollten . Es hatte dieſe Stade

1778

1779

147 188 171

151

Männer, Frauen, Söhne, Töchter, Gefellen , Knechte und Diener,

Jungen , Mågbe, überhaupt

191

163

180 175

7

14

18

19

9

IO

36

36

776 Menſchen . Es ſind in derſelben 117 Håuſer , 44 Scheunen , 739

und eine Kirche; ſie hat 9 Brauſtellen , 8 Branntes wein - Blafen, 46 öffentliche und beſondere Brunnen ,

eine metallene Sprige , 96 hölzerne Spriken , rechs Feuerleitern , 96 Eimer , 5 Haken , 4 Waſſerkufen .

1

Stadt Putlik. Es gab hier

1778

Pferde,

82 '

Bullen und Dchſen,

23

Küße, 240 Jungviek 173 Melf. Schafe, -307 Håmmel und Gúſtesvieh , 327 Schweine, 304 Sie hat verbraucht an Malz, 29 W. 12 S.

339 1779

.80 19

235 194 340

346 334

10 W. 128

an Branntewein .

Schrot, In den Schenkfrågen ſind verzapfe an Bier , an Branntewein ,

II W. 6S . 12 Wiſp .

60 . 1400 2.

40 Tonnena 1465 Quart,

Der Servis hat betragen , 1778 1779

122 Thlr. 22 Gr. 63 Thlr. 18 Gr.

Für die Einquartirung ſind ausgezahlt, 1778 1779

17 Thlr.

59 Thlr. 8 Gr. 9 Pf.

DieStadt fået aus 12 Wiſpel Weißen, 27 Wiſp. 9 Scheff. Roggen , 16 Wiſpel 17 Scheffel Gerſte,

26 Wiſp. 1 Scheff. Hafer, 1 Wiſp. 7 Scheff. Hül. ſenfrüchte. 4. Meyenburg, ein Städtchen der Familie von Rohr. Es þat nur 29 Häuſer mit Ziegeldächern, die übrigen 116 ſind mit Stroh gedeckt; auch find hier 90 Scheunen , 10 Branntewein . Blaſen , 95 öffent.

liche und beſondere Brunnen , eine metallene Sprige, wa

100

340 Algem . Nachr. von der Prov. Prigniß. 100 hölzerne Sprißen, 5 Feuerleitern , 116 Eimer, 4 Hafen , 4 Waſſerkufen.

-1778 1779

Man hat hier gezählt Männer,

167. 172

Frauen ,

202

206

Söhne,

200

177

Töchter,

183

196

16

15

· 18

I2

4

IO

36

29

Geſellen , Knechte und Diener,

Jungen , Mågbe,

überhaupt

0

826 817 Menſchen.

180 180 Pferde, 1 2 Bullen und Ochſen, 3 253 258 Kühe, 162 : 155 Junges Vieh, 280 325 Melf - Schafe, Håmmel u.Güftesvieh , 123 175 Schweine, 90 328

AL

Man hat verbraucht an Malz,

7W.4S .

6 Wiſp.

an Branntem .

10 Wiſp. Schrot, Man hat ausgefået an Weißen ,

an Roggen,

46 Wiſp.

an Gerſte,

23* Wiſp. 24 Wifp .

an Hafer,

an Hülſenfrüchten ,12 Wiſp.

9 Wifp. 12 Wiſp. 464 Wiſp. 24 Wiſp .

243 Wiſp. 2 Wiſp.20 Sch . Det

StadtMeyenburg. Diſtricte Prignie. 341 1778

1779

Der Servis hat betragen ,

145 Thlr. 15 Gr. 77 Thlr. 22 Gr.

Für Einquartirung ſind ausgezahlt, 16 Thlr.

72 Thlr. 20 Gr.

Bey der hieſigen Pfarrkirche ſtehen ein Paſtor und ein Diaconus ; der lekte iſt zugleich Prediger in

Penzlien , daher die Patronen , wenn ſie für Menens burg einen Diaconus berufen wollen , die Patronen zu Penzlien zu der Wahl und Berufung zuziehen müſſen , wie der Beſcheid des Conſiſtoriums vom 4ten febr. 1673 ſagt. Die Kirche zu Schmollen ; iſt eine Tochter von der Kirche zu Meyenburg, wel. che der Paſtor beſorgt.

IV. Folgende Diſtricte, welche auch woht Kreiſe genennet werden, wiewohl nichtin dem gea wohnlichen Sinn, denn nach dieſem macht die ganze Prigniß nur einen Kreis aus. Dieſe Diſtricte

begreifen ie Dörfer , Vorwerke und adelichen Gůr ther der Provin'z, und ſind :

1. Der perlebergiſche Diſtrict, son 83 Dór fern , unter welchen 21 Pfarrdörfer find . 2. Der prigwalkiſche Diſtrict, von 56 Dår. fern , unter welchen 20 Pfarrbórfer ſind.

3. Der kyrißiſche Diſtrict, von 24 Dörfern, unter welchen 13 Pfarrdörfer find.

4. Der Havelbergiſche Diſtrict, von 20 Dór. fern , unter welchen 8 Pfarrbörfer find.

5. Der lenzenſde Diſtrict, von 40 Dörfern, unter welchen 10 Pfarrdörfer ſind. Hier iſt

das königliche Amt Eldenburg, Ø 3

6. Der

342 Augem .Nachr. von der Prov. Prignie. 6. Der wittſtockſche Diſtrict, von 32 Dóra fern , unter welchen 8 Pfarrdörfer find. Hier 1

ſind die königlichen Aemter Wittſtock, Zechlin und Goldbeck.

7. Der plattenburgiſche Diſtrict, von 10 Dor . fern , unter welchen 5 Pfarrdörfer find. In dieſen 7 Diſtricten und den beyden vom mef.

lenburgiſchem Gebiet eingeſchloſſenen Dörfern, oder auf dem platten Sande der Prigniß, fat man gezählt Edelleute und Beſiber 1774 Gúter, adelicher welche auf denſels ben wobnen, 78 General Pachter ober Beamte,

18

1775

1776

1777

1778

1779)

76

67

66

63

57]

12

13

13

12

185

191

192

171

182

114 94

309 91

110

91

108 90

108 ! 92

239

242

238

240

235

III

126

136

15

Verwalterund iinters 3

pachter, 174 forſter, Forſt s und los Jagd - Bediente, Srediger , 96

Tüfter und Schulbes diente, 250 Srev s u .Lehn - Souls zen,

II2

Ganze Bauern, Halbe Bauern , Coßaten ,

.

unter

102

2725

453

435

1347 ) Fios 747 1077

Budner ,

Hausleute oderEin Lieger, Strüger, welche mit

102

2754

7651 7589 ! 7897 7730 2439 2570

der vor:

bergebenden Zahl

ou Nos

3 6 8

27

8 24

6 7 24

+ mmo

, Hótticher , Backer, Siſcher,

41

8

24

2

3

2

$

6 6 -33

7 31

gårber, Beldrcherer , Hirten,

Beinweber,

ago

ffecten ,

Hopfen , und Kreiss Odrrner Drechsler ,

1 1

4 535

522

524

85

46

56

515 58

534

$2

$21 55

Müller,

1

Augem . Nachr. von der Prov. Prignig. 343 1774 ) 17751 1776

1777

1778 17791

Müller ,

89

96

103

95

98

Maurer ,

20

20

22

26

Rabernacber ,

30

24 29

31

27

Oddfer opfer ,

1

I

1

I

691

77

90

67

76

73

64

75

23 226

77 24 233 4

70

25

88 73 23 218 6 18 6

25 222

325 7 16 9 9 33

Stídler, Cheerbrenner, Ziegelfireicher , Bimmerleute , Meiber ,

27

1

Sthlöffet, Schneider, Somiede, Schuſter,

104 31 35

14 6 10

42

19 9

11

12

31

40

23 240 4

s

18 6

17 . 6 12

37

34

11162 11263 11648 11702 11649 11773

Witwen , die Sofen vorfteben , Große Söhne, Große Sochtet ,

594

199

210

217

194

194

4957 , 4664 ! 4647 4725 4465 ! 4716 4700 4637 4677 4642 4747 4850

3

Söhne unter 1 Fabe .

ren ,

6402 6224 6332 6345 6306 6370

Lochter unter 10 Fabs

6372 6102 5998 61886371 6375

ren,

Sinechte,

2349 ) 2517

2498

2633

2291

2522

Dienitungen ,

10951 1292 3034 3211

1278 3125

1425

1477

1492

3279 | 3300

3443

Dienſtmdgde, Summe aller Meniden

500241497631503981510001679231517781

Ungerelrene, die wirts 222 221 232 liche Soldaten ſind, 137 201 Untertbanen . Såbne, welcbe wirkliche 591 Soldaten ſind, 593 566 587 596 Enrollirte Söhne und Senechte, 13344 13118 13448113588 1306113337 Stepe Ritterbufen , Cataftrirte sufen, 58031 58031 5803 58031 5211 | 5211 ?

Ausſaat

1778

1779

W. S. M. Wiſp.Sch.Men. eben ſo viel.

an Weißen, an Roggen, an Gerſte,

4044 4. 3

4046 4

1731 10 5

1732 10

an Hafer,

2633 a . II

3634 14 II

118 3

8

an Hülſenfrüchten, 641 18 Y 4

5

641 22

Anzaht

344 Algem . Nacht, von der Prov. Prignig, 1778 310

1779 310

10989

10998

IO 6

9 6

1670

1866

16900

Kübe,

18315 9163 22735

Junges Vieh,

21847

14234

Melf - Schafe,

41278

41660

Håmmel und Gůſtes « Vieh,

51493

71372

Schweine,

16721

19885

Anzahl der Dörfer, der Feuerſtellen , Der Ziegeleyen , der Theerofen , der Pferde bey den for 1

niglichen Lemiern und

Rittergütern ,

1

ben den contribuiren . den Stånden,

Bullen und Ochſen,

7103

16348

In der ganzen Prignię find an Perſonen vom Civil-Stande geweſen , 1775

1776

1777

1778

1779

in den Ståps ten , auf dem plats

15470 15495 15596 15484 15673

ten Lande, 49763 50398 51000 50575 51778 65233 65893 66596 66059 67451

Es hat1779 betragen die Summe Der Perſonen vom Civil . Stande, Militár - Stande,

Die Summe aller Menſchen

67451 1060 68511

Da nun die Prigniß 59 deutſche Quadrat - Meio / len groß iſt , ſo ſind im Jahr 1779 innerhalb einer .

Quadrat . Meile 1161 Menſchen geweſen , welches eine geringe Volksmenge iſt. Die 1

Allgem . Nachr. von der Prov.Prigniß. 345 Die ganze Provinz Hat an Feuerſtellen geħabt 1778

in den Städten , auf dem platten Sande,

2682

1779

2696

10989 10998 13671 13694 Alſo famen 1779 auf eine Quadrat -Meile 232

Feuerſtellen, und aufeine Feuerſtelle fünf Menſchen. an Vieh hat man in der ganzen Proving gês funden

Pferde,

1778

in den Städten ,

1779

1663 1708 19985 18766

auf dem platten Sande, zuſammen

21648

20474

185

222

Bullen und Ochſen , in den Städten,

91637103

auf dem platten Sande, zuſammen

93481, 7325

Kühe, in den Städten , auf dem platten Sande, zuſammen

2667 22735

2877

16348

25402.19225

Junges Vieh, in den Städten,

auf dem platten Sande, zuſammen

1234 : 1264 1

21847 23081

14234 15498

Melf -Schafe , 3

6957 8689 41278 : 41660

in den Städten , auf dem platten Sande, zuſammen

48235 50349 Y 5

Håm .

346 Augem . Nadhr. vonder Prov. Prignitz.

Håmmel und Süſtes --Vieh, 1778 1779 in den Städten,

51493

6147 71372

56425

77519

5588

5255

16721.

19885

22309

25140

4932

auf dem platten Sande, zuſammen

Schweine, in den Städten, auf dem platten lande, zuſammen

Die jährliche Contribution des platten Landes und der Mediat. Städte , beträgt 33201 Thlr. 4 Gr. 2 bis 8 Pf. Das Cavallerie - Geld , 14275 Thlr. 7 Gr. 3 Pf. Das Metkorn - Geld , 300 Thlr. Der oben genannte Herr Inſpector Meißner zu Perleberg, beſchrieb 1776 die Sandleute in dieſer 1

11

14

Provinz auf folgende Weiſe: „ Ich bin über dreyzehn Jahre Prediger auf „ dem lande in der Prigniß geweſen , und lebe in

„ dieſer Provinz feit dreyßig und einigen Jahren, „ Fenne alſo die Bauern in derſelben genau chen, und

» weiß , daß mit

i n in Vorte , liebre

und

12

„ gründlichen Vorſtellungen , und ohne Zwang,

„ nichts ben ihnen auszurichten fen.

Sie ſind

9 von wendiſcher Abkunft, eigenſinnig , widers

'» ſpenſtig, argwöhniſch, haften an Vorurtheilen, und haſſen alles , was ſie für Neuerungen an. ſehen. ,

Unter meinen Papieren von der Churmark Brandenburg , finde ich folgendes churfürſtliche Refcript, welches hier angebracht zu werden ver.

bienet, ob es gleich Schreibfehler zu baben ſcheint. Urkunde

>

1

Urf. von Müllern desprign. Kreiſes. 347

Urkunde von den Midlern des prignitis ſchen Kreiſes.

Fridrich der Dritte , Churfürſt x. „ Unſern ac. Wir haben Uns unterthänigſt fürs Urkunde

von den intragen laſſen , was geſtalt in demjenigen Privilegio, Müllern , welches den fåmtlichen Müllern des Prigniß: des prignis ſchen Creyſes ausgefertiget, und wornach auch die Biſchen , in den andern Creyſen eingerichtet werden ſollen , Kreiſesi „ unterſchiedliche puncta "enthalten , welche ſowohl

» Unſerm hierunter verfirenden intereſſe, alſ auch „ einigen deshalbheergangenen Verordnungen und der » , landes Verfaſſung zuwieder lauffen ſollen. Als s

erſtlid) iſt darin geſeket , daß die Müller von dem Merkorn ohne abgebung der Zieſe, Acciſe, Zieſe, ń Scheffel- Groſchen und Kriegs - Mebe, zu brauen „, und zu backen befuget fenn folten , gleich wie Sie

ſolches von alters her frer gehabt. Weiln aber m dieſes fundament nicht zureichend iſt , indem die , Müller in den Städten von oberzehlten oneribus

m niemahlen fren geweſen , und dann die auf dem nlande zwar ſolche onera wie in den Städten , alß ,

5 Acciſe , nicht tragen -dürffen, ſondern an deren ſtat contribution und Kopf-Korn geben , wegen der

,übrigen aber pacificiret werden müßen : So muß ,, bahero diefer punct billig geåndert, und die Mül.

mler zu abtragung der gewöhnlichen Bürden, ſowohl „ in den Städten alß auf dem Lande angewieſen , werben . 99

2. „ Will denen Müllern implieitè das Brauert „ lowohl in den Städten alß auf dem Lande fren ge.

geben werden , es laufetaber ſolche wieder Unfere » Bier.

1

348 Urk, von Müllern des prign. Kreiſes : ,, Bier - Zieſe .Ordnung von Ao. 1577, und die Sans des - Verfaſſung vom 18 Jul. 1624, vermoge wele 9

cher die Müller in Städten , wo Sie nicht Brau Håuſer an ſich gebracht, und die Müller auf dem olande, wo Sie nicht zugleich Bauer- oder Coßå. 1

„, ten -Höfebeſiken , gar nicht brauen dürffen , ale »nur auf dem leſtern fall und zwar als ein Bauer

» jährlich 12 Schl. und alß ein Coßåthe 6 Scheffel. , 3.99 Soll das Mahlgeld Jhnen Verbleiben ,wię „ ſolches von Alters hergebracht, allein es haben . ſo . ,,wohl die Müller in Städten alß auf dem Lande,

„ das Mahlgeld unbilliger weiſe erhöhet, auch meh: » rere und größere Meßen von den Mahlgåſten ge. y nommen , alß ihnen von rechts wegen zugefom . , men , dahero dann in anno 1681 auf geſchehene , Klagen der Ritterſchafft und Städte eine Gene ral-Reviſion im Lande angeſtellet, und eine Gene „„ ral- Verfaffung des Werkswegen des Mahlgeldes, „ der Meßen und Müllen -Kannen , reguliret wor, „ den , wobey es auch ferner fein Bewenden haben 2

w muß.»

46 „Iſt billig das die Grüß-Mühlen wegen u beſorgender unterſchleiffe des Malz. Mahlens ab. - geſchaffet worden 1, es iſt auch ſolches zu bewerkſtel „ ligen denen Sand . und Steuer - Commiſſarien gnäs digſt anbefohlen worden , allein es můßen einige » ſolcher Grüş - Mühlen in Locis, publicis wegen

,des Mißbrauchs verfahret , und den Leuten das » Grüßmachen und Hirfeftampen verboten werden, »weil es feine Handtthierung der Müller iſt, ſone , dern einiger Leute auf dem Lande und in den Ståde

n ten , die ſich davon nähren ., 5. „ Wer .

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.

1

Ankunft zu Wuſterhauſen an derDolle. 349 5. Werben die Zimmerleute von dem Bau

in der Archen, Müllen - Gånge und Schleuſen aus. m geſchloſſen , und wird ſolches den Müllern allein

2 *

sjugelegt: weiln aber die Zimmerleute bißhero pro. miscue Müllen und die Müller - Håuſer in den

97

„ Städten und auf dem Lande gebauet, ſo würde » unter den Zünfften deshalb im ganzen lande gro. » ße Streitigkeit entſtehen ; Zumahlen da an vielen „ Orten, in der Zimmierleure Innungs s Articuln fole „ ches enthalten iſt, die Müller aber bißhero eigente „ lich keine Zunfft gehabt. Wir befehlen Euch deme

„ nach hiemit gnädigſt, die vorher geſegte puncte

9

„ wohl zu erwegen , und darnach das Prignißiſche 9

„ bereits ausgefertigte Privilegium zu declariren, die , andern aber ſo noch gefuchet werben möchten , dar

„ nach einzurichten , und dahin zu ſehen , daß wieder

-

„ Unſer intereſſe hierin nichts nachtheiliges ferner „ verſtattet werde. Daran xc . und 2c ., Gegeben zu Cöln an der Spree den 16 Novembr. 1694.

Friderich. Nun wieder zur Fortſekung der Reiſe.

Wir kamen zu Wuſterhauſen an der Donie Wuſter am frühen Morgen an , traten auf eine Viertel.Stun- hauſen an der Doſic.

de in dem verwandten und angenehmen ſchöner marfſchen Hauſe ab, in welchem aber Luiſe fehlte, ( S. 193 ) , ich beſuchte auch den Herrn Inſpector

Hering (S. 208 ) auf einige Minuten , und hierauf .

reifeten wir weiter. Jenſeits der Stadt fahen wir zur rechten eine große offene Weide, in der Ferne den Thurm in Neuſtadt an der Dorfe, und vor uns

fchien das Dorf Campeel zu ſeyn , welches wir aber

350

Fortſeßung der Reiſe.

aber doch hernach auf der rechten Hand liegen ließen.

Eampeel. Dieſes adeliche Dorf, deſſen Name auch Campeh ! geſchrieben wird, und welches ehedeſſen auch Campiel genannt worden, macht ein Kirchſpiel oder eine Pfar. re für ſich aus , von welcher 1618 die von Calebus 1

zu * , und die von Crocher zu 4 Patronen waren, vie aber in Anſehung der Einkünfte ſo gering iſt, daß man ſie 1773 auf zwanzig Jahre in ein Filial ver : wandelt, und daſſelbige dem Diaconus zu Wuſters

hauſen an der Doſſe beygelegt hat. Während dies ſer Jahre werden die Einkünfte von den verpachte. ten Pfarråckern zu einem Capital geſammlet, deſſen Zinſen fünftig zur Verbeſſerung des Gehalts des Predigers dienen ſollen.

Es ward zwar 1780 dem .

Dberconſiſtorium vorgeſchlagen , daß dieſe Pfarre für eine Mater -vagans erklärt , beſtändig einem ber nachbarten Prediger zur Beſorgung anvertraut, auf dem Pfarrhof und deſſelben Hufen aber ein Bauer angelegt werden mögte , ber dem Prediger , welcher die Pfarre verwalte , jährlich einen gewiſſen Pache an Gelbe und Getreide gåbe: allein das Obercone

fiftorium fand weber für nöthig, noch rathſam , von

der 1773 gemachten Einrichtung abzugehen.

Ich

gedenke hierbey an den Vorſchlag , welcher vor eini. gen Jahren dem Könige geſchahe, daß zu großerm Unbau der Churmark, die Pfarrhufen mit Coloni. ſten beſegt, und dieſe verpflichtet werden mögten , den Predigern einen gewiſſen Pacht von denſelben Es fehlte fo viel daran , daß der zu entrichten . König denſelben hätte genehmigen ſollen , daß Er

vielmehr an den Rand des Vorſchlags eigenhän. dig ſchrieb : nich ſehe wohl , daß zweg nicht leben fons

/

Stollenſchen Berge. Dorf Bůckwik. 351 », können , wovon der Prieſter kaum ſeinen knappen „ Unterhalt þat.,

Wir fahen auch auf der rechten Seite in der Ferne die ſtóllenſchen Berge, ja wir konnten die- Stöteno

ſelben bis an das Vorwerk Damm fehen. Sie lie ge. fchen Bere gen im Låndchen Rhinom, haben von einem Dorf

den Namen , welches eine Filia von Rhinow iſt , und müſſen von ihren Gipfeln eine weite Ausſicht geben .

Der König beſtieg 1779 ben Stollen eine Anhöhe, und überſahe von derſelben die neuen Colonien an der Doffe und am Rhin.

.

1

Das Dorf Bückwiß, und der davon benannte Büdroig, See, (S. 181) blieben auf unſerer linken Seite, doch fuhren wir nahe bey demſelben weg. Vor uns ers blickten wir nur Feld , und keine Holzung : daher

befremdete es mich, daß auf benden Seiten des Bea ges, aufwelchem wir durch das Feld fuhren, vor den Aeckern dicke Stücke Holz ſchier in die Erbe gee

feßt waren , vermuthlich, damit kein Wagen auf die Hecker fahren mögte. Es ſchien mir dieſes eine unnöthige Holzverſchwendung zu ſeyn , weil die Abſicht durch andere Mittel erreicht werden könnte. Id beſorge auch , daß manches Stück Holz des Nachts ausgegraben und geſtohlen werde , weil das

Holz hier nicht wohlfeil feyn kann , ja ich ſahe man che Lücke in der Reihe der Hölzer, welche auf ſolche Weiſe entſtanden zu feyn ſchien. Zur rechten Hand Korik und

zeigten ſich die Dörfer Kidrik und Dreen , deren Dreets. oben (S. 250) fchon Erwähnung geſchehen. Hier will ich noch anmerken , daß die Holzung ben dem legten Ort, den in daſiger Gegend angelegten Colo nien

352

Dorf Barſekow .

nien aufgeopfert worden ſey. Unweit Barſefon wurden Rúben ausgegraben , welche in die Bradhe

geſået waren. Sie gerathen mehrentheils recht gut, und ein jeder Wirth bauet hier ſo viel , als er für ſeis

ne Haushaltung nöthig hat. Ich hatte von Wu. ſterhaufen aus verſchiedene Ackerleute mit dem Och. ſenhaken betrachtet, jekt war einer nahe am Wege, daher ließ ich ſtille Halten , und mir von dem Bauer

den Haken zeigen, von deſſen Beſchaffenheit ich nache

Her aus Nackel eine genauere Beſchreibung empfieng, die ich oben (S. 210 f.) mitgetheilt habe. Barſefoto. Wir fuhren mitten durch das Dorf Barſekot oder Barſikow , in welchem , einem alten Herkommen gemäß , die Backofen an der Landſtraße ſtehen , wel che man für den bequemſten Drt hålt. Ich glaube, man nenne fie richtiger , den ficherſten , als den bes quemſten Ort für die Backofen. Das Dorf hat 2

1

zwey adeliche Höfe, funfzehn Bauern und einen Co. Båten , welche zufammen ' 333 Hufen Ackerland beſie

Ben , jede ju 24 Scheffeln Ausſaat. Un dieſer Auss ſaat erkennet man , daß die Hufën groß ſind , und in der That ſind ſie für das Dorf zu groß , und können von den Bauern nicht hinlänglich bearbeitet und ges důnget werden. Der hieſige Boden iſt von mittel måßiger Güte , und erfordert viel Důnger , wenn er

recht ergiebig ſeyn ſoll.

Es fehlt aber an Dünger,

weil wegen der ſchlechten Weide, auch entlegenen und

geringen Wieſen , nicht viel Vieh gehalten merben kann, und weil die Bauern die Brache lieber mit Rů.

ben , als mit Klee, beſäen . Das Dorf hat ſeine Wie.

fen eine ſtarke Meile von hier in dem ſogenannten

Lúcy, ( ſo ſpricht man anſtatt Luch,) zwiſchen dem alten

Barſekow .

353

alten und neuen Rhin. Holz wächſet ber. Barſifon gar nicht, und das nächſte muß eine ſtarke Meile

von hier hergeholt werden . Von 1663 bis 1686 wohnte hier Joachim Friderich von Crocher, von 1674 bis 1686 kommt zugleich mit demſelben Hans Matthias von Crocher , und 1674 aud) der Rittmeis ſter Johann Friderich von Cródyer , vor. Un den zweyten , trát die Kirche 1674 , mit Bewilligung des Conſiſtoriums , den wüſten Bauerhof ab , den ikr Claus von Mefeberg zu Wildberg für eine Schuld angewieſen hatte, und er verſprach der Kirche dafür



150 Thaler zu zahlen. Der dritte beſaß hier fünf

Ritterhufen , beacferte auch noch dreh wüſte Bauers' hufen.

Der feßige Prediger zu Barſefow , Herr Jo- Verzeicha

*

hann Tribiger, hat ſich auf meine Bitte die Mühe niß derGas gegeben, und aus den Kirchenbüchern die Anzahl der Geſtorbe.

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Gebornen , Geſtorbenen und der neuen Chen , von nen und Copulir: 1679 bis 1779 gezogen , und daraus iſt das folgende ten. Verzeichniß entſtanden. Geborne. Geſtorbene. Copul.

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Ruppinſche Kreis.

354

Copul. Geborne. Geſtorbene. Jahre Månl. Weibl. Suma Máñl. Weibl. Suña Paar. beyder.

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Ruppinſche Spreis .

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Geborne. Geſtorbene. Copul. Sahre Mánil. Weibl. Suña Máñl. Weibl. Suña Paar. beyder.

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3 4

In gerader Linie mit Barſelow , und nahe ben

Segelen. demſelben liegt das adeliche Dorf Segeleg , deſſen Jeder den barſefowichen gleichen , und welches feine

Wieſen auch im Lůch hat.

Das Uckerfand betråge

38 Hufen , jede zu 24 Scheffeln Wusſaat, welche von einander abgeſondert ſind. Die Beſiker derſelben 1

find drey Edelleute, zehn Bauern und drey Coßåten . Sechs

Segeleb.

357

Sechs Bauerhofe, auf welchen keine Wirthe ſind , werden von dem Edelmann beſtellt , zu deſſen Gut

fie gehören.

Auf der Südſeite des Dorfs iſt der

fogenannte Wildberg, ein ſandiger Strich Sandes, der ehedefſen mit Holz bewachſen war , welches leider abgehauen iſt, ſo daß nur noch kleine Straus che darauf wachſen , welchen man nicht viel Zeit läßt, ſondern ſie bald als Brennholz gebraucht, weil hier fonſt kein Holz iſt. Eines der hieſigen Rittergüter beſaß 1648 Jacob von Wutenow , und 1668 Dite rich von Wutenow ; das zwente damalige Rittergut

aber Hatte 1668 Karl Friderich von Lüderig. Den hieſigen Pfarrer hatte man 1655 , vermuthlich nicht ohne Grund, im Verdache, daß er den Abendmals Ketch auf ſeinem Tiſch gebrauche, welches frenlich

unanſtändig war : daher befahl das Conſiſtorium , daß er Benfelben nicht mehr in ſeinem Hauſe haben , ſondern in die Kirche regen rolle , damit er nicht ad

profanos ufus gezogen werde. Jegt gehört ein Rit terſie einem Herrn von Taubenheim , und die beya den andern , welche fehr verſchuldet ſind, gehören zwen Herren von Lüderig. Der erſtgenannte Ritter. fik und deſſelben Beſiker, hat das Patronatrecht beny der hieſigen Pfarrkirche. 1774 am 5ten Auguſt, ent ſtund auf dem Ritterfik des Hauptmanns von Lů . Deriş eine Feuersbrunſt , welche denſelben , auch den

vierten Theil des Dorfs und alle Pfarrgebäude vers Zehrte. Die meiſten Unterthanen im Dorfe fino

ſehr arm ; ſie hatten von 1769 an alle Jahr Miss wachs gehabt, und die Veränderung des Laufs des Rhins, hatte ihren Wieſen alle Jahr eine Ueber. ſchwemmung zugezogen , durch welche das Futter für das 3 3

1

358

Ruppinſche Kreis .

>

das Vieh verloren gegangen war. · Herr von Tau-. benheim mußte ſeinen Unterthanen Brødt - und Saat - Korn geben , dafür fünf derſelben ihm 385 Thlr. 8 Gr. ſchuldig waren, und die von lůberißiſchen Unterthanen waren in noch ſchlechterm Zuſtande. Da. her war es nicht möglich die Pfarrgebäude wieder auf

zuführen , und alſo mußte das jeßt faſt allein in der

Churmark übriggebliebene Hülfsmittel ergriffen wer . den, nämlich die Pfarre eine AnzahlJahre unbeſekt zu laſſen, das Zehntforn; (welches jährlich auf 200 Tha. ler geſchäßt wird , und die Accidenzen, einem benach . barten Prediger für die Verwaltung des Gottesdien . ſtes und die übrigen Amtsperrichtungen zu überlaſ. ren , die Pfarrhufen aber zu verpachten , das Pacht.

geld zu ſammlen, und nach zehn Jahren die Pfarr. gebäude davon wieder aufzubauen.

Alles dieſes

ſchlug der Patron , Herr von Taubenheim , vor , und

das Oberconfiftorium genehmigte es. Das nächſte Dorf iſt Barſefom , denn es iſt keine Viertel - Meile von Segelen entfernt, und der dafige Prediger hat auch nur eine ſehr kleine Gemeine und Schule, fo baß bende Dörfer ſehr bequem ein einziges Kirchſpiel ausmachen könnten. Alſo wurde die regelegſche Pfarre, am 19ten Jänner 1775 , auf, zehn Jahre mit der barſefowſchen vereinigt. Dieſer Vereinigung widerfekte ſich . zwar der Herr Hauptmann von Lüde. rik, er ward aber am gten May 1775 von dem Ober. 1

confiftorium befchieden , daß er ſich nicht entziehen könne, feinen Antheil an dem Pfarrzehnten während der Vereinigung ordentlich abgeben zu laſſen , hin . gegen werde ihm verſtattet, ſich in gottesdienſtlichen

Sachen eines andern benachbarten Predigers zu beo dienen ,

Segelen.

3

5

359

dienen , wenn ihm der Prediger zu Barſekow nicht gefalle. Mit dieſem ward am 29ſten Mår; 1775 verglichen, daß an Sonn- und Feſt - Tagen der Got. tesdienſt zu Segeleş früh um 8 Uhr angehen ſolle, damit er um 10 Uhr die barſekowſche Gemeine befor.

gen könne , und das Oberconſiſtorium beſtåtigte diee ſen Vergleich am 6ten April,

4

Nun kam es auf die Verpachtung der Pfarr. Hufen an. Damals betrug der Padht für alle Pfarr. ſtücke, außer dem Garten , jährlich 140 Thaler. Herr Inſpector Hering zu Wuſterhauſen , rechneče

die Koſten der Beſtellung einer Hufe auf 57 Thlr. 12 Gr. nåmlich

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14 Gr. gerechnet,

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mit 6 Scheff. Hafer, jeden zu 10 Gr. mit 3 Sch. Erbſen, jeden zu 1 Thlr. Das Acerlohn betrage für den Roggen , für die Gerſte,

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für den Hafer,

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Scheffel nach der Sammer . Ia. fe zu 18 Gr. gerechnet, foſte mit 18 Scheffeln Gerfte,, jeden zu

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esmußte eine jede Hufe befået werden mit 1 Wiſpel Roggen , welcher , den Thlr. Gr.

für die Erbſen ,

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Der Inſpector und Gerichtshalter fekten fol. gende Bedingungen der Verpachtung feſt. Sie folle Jahr dauren . Die Pachtgelder ſollten en Terminen , nåmlich zu Martini und já Weih 3.4

360

Weihnachten , bezahlet werden . Der Pächter müfre zur Erhaltung des Ackers, von jeder Hufe jähtlich

wenigſtens fechs Scheffel Ausſaat gehörig ausdůn Kame während der Pachtjahre die Abſon. gen. derung der Lånderenen zu Stande, ſo müſſe der Påch . ter dennoch bey dem Contract bleiben , und alsdenn auf den Hufen , welche der Pfarre zu Theil würden, jährlich auf jeder zwolf Beidenbäume unentgeldlich anſeken , und am Ende der Pacht unentgeldlich ab. &

1

Ruppinſche Kreis.

liefern . Der Pächter müſſe auch das Gehege um die Gårten vor dem Dorfe in dem jeßigen Stande auf ſeine Koſten , und das Gehege um den Garten bey der Pfarre, můſſe die ganze Gemeine unterhalten. Erfolge Miswachs oderHagelſchaden, ſo werde dem Pächter das vergütet , was ben ben königlichen Uema

tern gewöhnlich iſt.

Am zten May 1776 erklärte

fich die Gemeine , daß ſie auf dieſe Bedingungen die beyden Pfarrhufen , und die benden Gårten im Fel. be , für 157 Thaler, und den Garten bey dem Pfarr.

þauſe, für 4 Thlr. 18 Gr. pachten wolle. Der Patron , Herr von Taubenheim , ſchlug die Bedingungen etwas anders vor.

Erſtlich , es ſollte jährlich für zwölf Scheffel Ausſagt ausgedünget werden . Denn die Pfarr. åcker beſtehen aus zwey Hufen in jedem Felde, folge

lich aus ſechs Hufen in drey Feldern, jede Hufe ei. nen Wiſpel Pusſaat im Durchſchnite gerechnet.

Würden jährlich für die Hufe zwölf Scheffel Ause faat gedunget , fo würde der ganze Pfarracker wih.

rend der ſechs Pachtjahre einmal durchgedüngt, und

Der bedingte Acker müſſe alsdenn fechs Saaten nach ein.

Segelek.

36r

einander ohne Dünger tragen . Das heiße aber von dem beſten afer qußerordentlich viel fordern .

Nach ófonomiſchen Grundſägen, ſollte der Acker alle brev Jahre durchgedünget werden , um ergiebig zu ſeyn. Würden jährlich nur ſechs Scheffel in der Hufe gedünger, alſo die fechs Pfarrhufen erſt in zwölf Jahren , und würde während der Vacang

zehn Jahre lang ſo verfahren , fo werde der fünftige Prediger übel dabey fahren , zwar fåen , aber nicht erndten ,

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.

Zweytens, diePächter müßten jährlich ſechs junge Dbſtbåume im Pfarrgarten pflanzen , und ihnen das zu die Pläße angewieſen werden ; ſo werde der fünf

1

tige Prediger nach gehn Jahren fechzig Obſtbäume finden . Hingegen, wenn den Pächtern nach der Eine

2

richtung des Inſpectors und Gerichtshalters aufgea geben werde , nur ſo viel junge Dbſtbäume zu pflan . zen , als Båume abgeſtorben wåren : fo würden

1

wenige gepflanzet werden . Was er vorſchlage, rep ben Pächtern nicht beſchwerlich, denn ein jeder habe junge Obſtbäume in ſeinem Garten , und an wilden Etammen fer gewiß kein Mangel, das Pfropfen und

Einåugeln aber koſte wenige Pfennige für dasStück.

Die Gemeine mache funfzehn Pächter aus , alſo ha j

be jeder während der ſechs Pachtjahre nur vier junge Obſtbäume zu geben und zu regen ,

Drittens, die Pächter müßten jährlich ein Schoef junger Weiden auf die Pfarr- Grundſtücke pflanzen , j

und ihnen dazu die Plage angewieſen werden . Das ſen in den Königlichen Verordnungen gegründet , die jährlich ernſtlich wiederholt wurden. Es ren den

1

Pächtern nicht beſchwerlich, aber der Pfarre ſehr nůka 35 lich,

}

362

Ruppinſche Kreis.

ſic ), denn der Holzmangel nehme jährlich zu , in der Nåhe werde künftig kein Holz mehr für Geld zu ha. ben ſeyn, und die weiten Fuhren nach demſelben wür. ben unerträglich fallen.

Das Schock junger Weis

den foſte gemeiniglich 16 Gr. bis 1 Thaler. Dieſe Uusgabe konnten die Pächter wohl übernehmen , der

künftige Prediger aber werde nach zehn Jakren 600 Weidenbäume finden , welche man mit Herrn Kam .

merraty Wóllner auf eben ſo viele Thaler Capital ſchågen könne , und das Fuhrlohn , welches dadurch erſparet werde , betrage weit mehr als die Zinfen

dieſes Capitals. *Yuf ſolde Weiſe werde künftig

die Pfarre nothdürftiges Brennholz haben. Die Gemeine erklärte ſich , fie wolle jährlich in jeder Hufe für zwölf Scheffel Husſaat důngen, nåm . lich rechs Scheffel für die Winter - und ſechs Schef.

fel für die Sommer - Saat ; das fey ja das, was der Patron verlange. Sie könne nicht mehr als jährlich zwölf Weiden - und Obſt - Bäume übernehmen , 24 . mal da nach königlichen Verordnungen auf jede Hufe jährlich nur zehn Stücke verlangt würden . Von

den Pachtgeldern ; wolle ſie jährlich eine Hälfte zu Oſtern , und die andere zu Weihnachten abtragen,

und ſich unter einander verbürgen. Das Oberconſiſtorium beſtätigte dieſes : es giene gen aber diefünf årmſten Unterthanen von dem Pache ab, und die acht etwas vermogendern übernahmen ſie

allein. Ich habe dieſen ganzen Verlauf der Sadie umſtändlich erzählt, weil man daraus viel von der

Beſchaffenheit des hieſigen Orts und ſeiner Dekono: mie erſehen kann.

Herr

363

Herr Prediger Tribiger hat mir aus den ſege. Verzeicho

leßiſchen Kirchenbüchern folgenden Auszug von den bornen, niß derGea

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367

Von Barrefow kamen wir durch lauter Acfer .

.feld nach Nacken, welches Dorfs Natur -Geſchichte Nackel. und Dekonomie mit in der oben (S. 209) gegebenen allgemeinen Nachricht von dem weſtlichen Theil des ruppinſchen Kreiſes enthalten iſt. Das einzige, was

ich aus den Nachrichten des hieſigen Predigers, Herrn Merker, noch hinzu thun kann , iſt, daß die hieſige Gartenerde faum einen Fuß tief ift, und unter ſich

eine Mergel- oder Kalk, Erde bat, welche die hieſigen Bauern Gruß nennen , fie trocknen , ihr hölzernes

Geſchirr mit derſelben ſcheuern , auch ihre Stuben mit derſelben weißen. i

Wird fie durch tiefes Gras

ben auf die Oberfläche gebracht, fo wachfet weder Kohl noch Wurzelwerf in derſelben. Uuch die Obſt

1

båime fommen in derſelben nicht recht fort, wenn man alſo einen Obſtbaum pflanzen will, muß man eine tiefe und breite Grube machen , dieſelbe mit gua ter Erde anfüllen , und alsdenn den Baum hinein

1

reken. Die hieſige Pfarrkirche iſt ein ſchlechtes halb von Steinen und Halb von Fachwerk aufgeführtes Gé.

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Das nackelſche Kirchſpiel, befteht jeßt aus den Kirchſpiel. Nackelſche

Dörfern Nacket, Wugek,(Wuhzek,Wuhtfeß,eher deſſen Wußenig) u.Leſekow ; ehedeffen gehörte auch

. das Dorf Viechel oder Fiechel dazu, welches jeſt Fi lia von Roorlack ift.

Im Anfang des ſiebenzehnten

Jahrhunderts, hatte zu Nacel das Kirchenlehn halb Adam von Pfuhl, und halb Dan. von Lüberik ; in Vice chel war Adam von Pfuhl allein Patron , in Wußes Jürgen von Bredow , und in Lefekom der Rath zu

Wuſterhauſen. Dieſes erkannte das Conſiſtorium 1617.

Es gab im fiebenzehnten Jahrhundert unter den

Ruppinſche Kreis . 368 den Patronen mehr als einmal Streit wegen ihrer Rechte und Pflichten .

-

Daniel von Lüderiß behau:

prete 1624, daß er ſeit achtzig Jahren im Beſiz ſey, die Kirchenrechnungen zu Nackel allein abzunehmen : allein Adam von Pfuhl bewies aus dem Viſitations: Abſdiede von 1600 , daß er damals neben den Par tronen zu Nackel, in Kirchenſachen allerhand Verfür

gungen gemacht habe ; daher entſchloß fich Daniel von Lüderiß , auf Unterhandlung des Conſiſtoriums, denſelben zu den Kirchenrechnungen zuzulaſſen. Es ward dazu der Montag nach Trinitatis feſtgeſekt, und alsdenn folle es Adam von Pfuhl freyſtehen , je.

mand 'zu der Kirchenrechnung zu verordnen , wenn er aber auch keinen ſchicke, ſo folle doch der von ſie

berig mit der Abnahme forefahren. Es war das Pfarrhaus und die Kaplaney zu Nackel abgebrannt , und es entſtund Streit wegen der Beyträge der Filiale zu dem neuen Bau. Das Conſiſtorium verordnete am 17ten Nov. 1618, daß zu den 600 Thalern , welche zu der Wiederherſtel : lung der Gebäude angewendet worden , Nackel 400 Thaler, das iſt, zwey Drittel, geben ſolle, die übri.

gen 200 Chaler ſollten von den dren Filialen , entwe der zu gleichen Theilen, oder nach einem unter iho nen feſtzuſeßenden Verhältniß , aufgebracht werden,

Hierwieder ſegten ſich David von Lüderik, auch Schulze und Gemeine zu Nackel am 24ften Novemb.

eben dieſes Jahrs, und erklärten ſid ), daß ſie zwar für dieſmal dieſe Eintheilung fich gefallen ließen, in fünftigen Fällen aber nur die Hälfte zu den Pfarr gebåuden tragen wollten , wie denn jedes Filial den

britten Theil aufbringen , und alſo von dem Ganzen ein

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369

ein Fünftel geben müſſe, denn dieſes ſey in dem 26. ſchiebe von 1604 erkannt,

Allein das Conſiſtorium

entſchied am 2often Jänner 1624 alſo : Es folle ber dem Abſchiede von 1604, und bey dem Vergleich

pom 17ten Nov. 1618 gelaſſen werden. Es wollten auch damals Adam von Pfuhl und der Rath zu Wu:

5

1.

ſterhauſen ihre Unterthanen in Viechel und Wukek, durch einen Abſchied , welcher 1598 gegeben worden, von dem Bertrage zu den Pfarrgebäuden befreyen, das Conſiſtorium hielt aber dafür, daß , wenn ſie

gleich damals wegen gewiſſer Umſtände, mit den Ko. ften wären verſchonet worden, ſie doch nicht beſtandig

davon fren bleiben müßten , fondern es folle ben obi. gen Abſchieden bleiben. 1674 am 31ſten Mårz vera

ordnete das Conſiſtorium , daß, wenn zum Pfarrbau i fünf Thaler aufzubringen waren , Nacel zwen Thaa ler, und jedes Filial einen geben , und hiernach die Zufbringung der Koſten durchgehends vertheilt wer . den rolle.

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Zwar warb am 21ſten Jun. 1687 der

Befdheid gegeben , daß Nackel zwey) Drittel zu den Pfarr- und Küſter-Gebäuden übernehmen müſſe, und die drey Filiale nur ein Drittel gemeinſchaftlich, nach

einem zu verabredenden Verhältniß , aufzubringen þåtten: das rührte aber daher , weil man den 26. fchied vom 31ſten Mårz 1674 nicht finden konnte.

Als man ihn aber 1690 fand, warb am 29ſten April $

zum Beſcheib ertheilt, Nacel und die dren Filiale

1

Håtten die Gelder zum Pfarrbau nach dem barinn feſtgeſekten Verhältniß benzutragen .

1

Dem Herrn Prediger Merker, habe ich folgen. denAuszug aus dem Kirchenbuche, zu danken. 2a

Auszug

Ruppinſche Streis.

370

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Auszug aus dem nackelſchen Kirchenbuche von 1749 bis 1778.

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Ben Nackel Hörte das Uckerfeld , durch welches

wir von Wuſterhauſen aus gefahren waren , auf, und wir ſahen nun nichts als eine große offene Weis de vor uns , welche zu dem Juch gehört, das ſich von

Fehrbellin am Rhin herab erſtreckt, und über wel. che wir fuhren , ſo daß wir die Landſtraße, welche von Nackel aus gieng , und dicht mit alten Weiden . båumen beſegt war , zur redyten Hand behielten. Der trockene Herbſt machte , daß wir die Landſtraße verlaſſen , und über das luch fahren konnten , welches ben feuchter Witterung nicht angehen würde. Wir

ſahen auf der rechten Seite das Dorf Wußek. Es begegnete uns eine Frau aus Ruppin mit einem Karren, der ein Pferd zog, und auf welchem ſie But. ter und Kåſe fortbrachte, die ſie in dem Vorwerk

Damm gekauft hatte. Von der nahen neuen Co. lonie Michaelisbruch (S.254 ) konnten wir nichts erblichen , ob wir uns gleich auf unſerer rechten Seite nach derſelben umſahen .

Das Vorwerk Damm , welches wir Vormit: Damm . tags um zehn Uhr erreichten , mag ungefähr drey Meilen von Kyriß entfernt ſeyn. Seinen Namen

hat es allem Anſehen nach von einem ehemaligen Damm am alten Rhin , mit welchem ſich hier die

Temnik vereinigt. Der nächſte bekanntere Ort , iſt

das Städtchen Friſack, welches nur eine halbe Meile von hier iſt, daher wir es deutlich ſehen konnten. Das Vorwerk liegt noch im ruppinſdyen Kreiſe, aber auf der Gränze d2$ Havelländiſchen , und gehört

theils dem Herrn von Bredom zu Friſack, theils dem Herrn von Quaft ju Viechel. In jedem Antheil iſt ein Wirthshaus ; wir waren in dem bredowſchen , Ya 3

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1

374

Der Havelländiſche Kreis.

welches das beſte iſt, und ein zwar junges , aber geo

fektes und vernünftiges Måddien zur Wirthinn hatte, welches 250 Thaler Pacht gab.

Es iſt hier wenig

Ackerbau , aber viel Wiefenwachs, wie wir denn nuch

große Heuhaufen fahen. Vor zien Jahren tödtete hier die Viehſuche 42 Kühe , und es blieben nur

!

fünf übrig. Das Pfund Butter wird hier für Die Schafe find zweyſchůrig. 4 Gr. verkauft.

Es iſt hier ein Nebenzol, der von dem Pferde 8 Pf. Unſere Fuhrleute bekamen aus Sievers dorf friſche Pferde , mit welchen wir, als wir etwas

bringt.

gegeſſen hatten , unſere Reife fortſekten. Gleid hinter dem Vorwerk fuhren wir über den Xiter

alten Rhin , der wenig Waſſer hatte, und gleich darauf über den neuen Rhin oder Graben , wel. es Rhin oder cher 1777 in gerader Linie gezogen iſt, und in den Graben . Dreeßer See geật. Nachdem über denſelben eine

kthin . Steuer

.

Brücke gebauet worden , reiſen diejenigen , welche nach Wuſterhauſen und Neuſtadt an der Doſle wol.

len , nicht mehr über Fehrbellin und Rhinom , fon . dern nehmen den nähern Weg durch den Zoken und über Damm , daher an dieſem Ort der vorhin er:

wähnte Zoll angelegt worden . Wir waren nun in

Havetlån, dem havellandiſchen Kreiſe, und kamen bald in diſche Kreis. alo

Boßen.

den Zoken , welchen Wald wir auf der Hinreiſe ſo oft haben nennen gehört , und den zu ſehen ich fehr begierig war. Er reichte ehedeſſen auf dieſer Seite bis an den Rhin , oder bis an das Vorwerk Damm, und über Brunne hinaus , bis an den cremmenſdien

Damm , ſo daß er auch den ganzen Diſtrict des jes kigen Amts Königshorſt mit begriff.

Nun aber

fångt er nicht mehr gleich bey dem Vorwerk Damm an,

Wald Zoken .

373

an , erſtreckt ſich auch nur bis an den brunniſchen Damm , und feine Långe kann höchſtens auf eine Meile , die größte Breite aber , welche zwiſchen dem lenzkirchen Luch und den friſackſchen und vießnigſchen Wieſen iſt, nur auf eine halbe Meile, geſchåzt wer. den , ja in vielen Gegenden betrågt ſie kaum die Hälfte. Ben einer 1775 angeſtellten Zusmeſſung, Hat man gefunden , daß der Wald 9473 kleine magdeburgi. ſche Morgen groß ſen , und daß davon 572 Morgeu aus Wieſen , und 2102 Morgen aus bewachſenen ſů .

chen beſtehen.

Die Familien von Bredow und von

Quaſt, ſind Eigenthumsherren deſſelben , und zwar alſo, daß 2

zum bredowſchen Hauſe Friſack, ter zum bredovſchen Hauſe Landin , i'm t'e,, zum bredorſchen Hauſe Wageniß , 'z, 2

zum bredowſchen Haufe Cleſſen , ii, und I

den Herren von Duaſt zu Garz und Viechel, 7 " , gehören. Die hohe Jagd in demſelben , ſteht allein dem Könige zu , welcher ſie durch den dechtowſchen Forſtbedienten ausüben tåßt. Unter das Tann. Wilt , miſcht ſich auch Schwarz - Wild., Der Grund und Boden des Waldes, iſt ſehr

gut.

Die Holzarten, welche in demſelben wachſen, Holzarter.

Find folgende.

1) Eichen , welche großen Theils ſo gerade und ſchon als die Kienbåume ſind. Der Antheil des Herrn von Bredow zu Cleffen, beſteht bloß

aus Eichen , und giebe in guten Jahren vor... treffliche Maſtung. Ha 4

2) Roth T

376

Der havelländiſche Kreis.

2) Rothbüchen, in ziemlicher Menge. 4

ha s

3) Weißbuchen . Die jungen Bäume dieſer Art , werden gåufig zu Hecken abgeholet; die alten Bäume geben, außer der Maſtung, fehe gutes Brennholz.

4) Kienbäume , von vortrefflicher Höhe und Dicfe.

3) Elſenbaume, welche ſowohl mitten im Wale ide , als vornehmlich am Rande , gefunden werden ,

6 ) Birken , die zwar nicht zahlreich , aber gutſind.

7) Loh - Eſpen oder deſpen , in ziemlicher Men. ge, welche auch ſehr ſtark und groß ſind. Uus denſelben wird allerlen Hölzernes Geråth verfer. tigt , als , Backtróge, Mollen (Mulden) , Tele ler ac. fie geben auch gutes Brennholz.

8 ) Aeſchen oder Eſchen , aus welchen man Was gen und andere Sachen macht.

9) Weißer Ahorn. 10) Schwarzer Ahorn .

11) Meſpelner Holz , oder Meſpelhåume, Mis ſpelbäume. 13) Ehlen , oder Patus.

13) Hartbaum , ein nůkliches Holz zu Pinnen für die Schuſter.

14 ) Sporken oder Faulbaum . #

15) Eberåſchen oder Quigenbaum . 16) Wilder Flieder.

17) Kreuß- oder Schwarz- Dorn. 18) Hagedorn , welche Holzart zu Stochen und Decken ſehr brauchbar ift. 19) Sahl.

Wald Zoken.

377

19) Sahlweiden , welche zu Zäunen und zum Binden der Dächer häufig gebrauchet werden . 20) Werft.

21) Haſelſtauden , welche viele Nüſſe tragen , auch von den Böttchern geſucht werden.

22) Spillbaum , ein gutes Holz für die Schuſter. 23 ) Weiße Linden . 1

24) Wilde Roſen oder Hanbutten , ( Hages butten , Hagebůden ). 25) Aalbeeren oder Alantbeeren . 26 ) Růſtern . 27) Aepen.

.

Himbeeren, Erdbeeren, und ſdwarze Heidel beeren, wachſen hier häufig. Der Wald iſt auc) reich an Blumen , und nüßlichen und vortrefflichen Kråu. tern , welche nebſt dem ſehr guten Graſe eine vor. zügliche Weide für das. Rindvieh geben , daher die

hieſige Butter wegen ihrer Fettigkeit und ihres guten Geſchmacks beliebt iſt. Das zu Landin gehörige

Vorwerk Brieſen, þat eine Holländerey von 130 bis 150 Kühen , Kleſſen hat eine von 50 bis 60 , Fris fack eine von 60 , und jeder der fünf Jager, welche in dieſem Walde wohnen , darf 5 bis 6 Kühe halten .

Ulein das Vieh verwüſtet viel junges Holz , ſo daß der Wald von Zeit zu Zeit dünner wird , zumal da

man noch nicht viel ſogenannte Schonungen angelegt hat.

Es ſcheint, daß es für die jeßigen und fünf.

tigen Eigenthümer des Waldes viel vortheilhafter ſeyn würde , wenn ſie aus dem Holze mehr als aus der Melferey machten , und alſo die lekte je långer je mehr einſchränkten , ja gar kein Vieh in den eigento lichen Wald kommen ließen. Das 2a 5

378

Der Haveländiſche Kreis. Das königliche Amt Fehrbellin iſt wegen ſeines

Rechts , aus dieſem Walde freyes Holz zu holen, von 1717 bis 1777 beſtåndig im Streit geweſen , im lektgenannten Jahr aber hat das churmårkirche Kammergericht , nach einer vom Könige verordneten

Unterſuchung , für Recht erkannt , daß das Amt zwen Drittel des ihm nöthigen Brenn- und Nuk. holzes aus dem Zoßen unentgeldlich bekommen ſolle. Es empfängt alſo jährlich 136 Klaftern Brennholz,

bren Fuder Nulholz zu Wagen und AcFergeråth, auch Baumpfähle zc. und für das dazu gehörige Vorwerk {enzke und die dafige Mühle , 46 Klaftern

Brennholz, drey Fuder Nuß- und Schirrholz, eine .

große und brauchbare Büche, und noch anderes Nuke

holz , ſo wie das Amt Fehrbellin , und beyden wird auch das nöthige Bauholz geliefert. Von allem dieſem Holz bezahlt das Amt den &

Beſitzern des Waldes ein Viertel , und die Jager befommen jabrlich für die Anweiſung Deſſelben 5 Thlr, 18 Gr. Das Zoliamt zu Fehrbellin , erhålt jährlich 30 Klaftern Brennholz, der Wald muß auch

zu der daſigen großen Rhin- und Zoll: Brücke das obere Holz, imgleichen das Holz zu dem Thor und Schlagbaum vor der Brücke, geben.

Das Dorf

Jenzke hat auch das Holzungs . Recht in dieſem Wal. de , der Paſtor zu Friſack befommt Brennholz aus demſelben , und den adelichen Häuſern zu lengke und Liepe muß auch etwas geliefert werden. 5

Herr Overconſiſtorial - Präſident von der Ha gen ; hat mir aus Leonhard Thurneiſer ſogenann. tem Pilon , folgende S. 364 ſtehende merkwürdige Stelle bekannt gemacht. Wir Haben außer pben nerzählten 77

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Wald Zoken . Amt Königshorft.

379

„ erzählten Arten Waſſers , auch'eines nicht weit von „ Freiſig ( roll vermuthlich Friſack heißen ,) in dem Walde die Zoben genannt , welcher den Edlen von Bredow juſtändig iſt , umb den ein Maß gehet, aus dem ſolche ſtarke mineriſche Dampf gehen, 7,, daß auch die Menſchen frank davon werden und „ nicht eßen mögen. Es mag auch über zween

‫לל‬

» Tag kein Menſch ohn Dünmad )t der Enden blei. bert, ob er gleich Speiſe und Frank genug hat. Es muß ein grauſam Bergwerk der Enden vor.

,, handen ſeyn , vieler Anzeigungen Halber : wann 17

aber , oder welchem Gott die Gnade geben wird,

der es öfnet , ſtehet ju der ewigen Weißheit. , Ich weiß nicht , ob und wo von dieſem mineraliſchen

37

25

Dampf noch etwas verſpürt wird ? und noch wenis

ger kann ich vorausſehen , wer der fromme und glück . liche Mann ſeyn , und das grauſame Bergwerk in dieſer Gegend, entdecken wird ? Hin und wieder findet man noch Spuren von

ehemaligen Schanzen, inſonderheit eine Viertel- Schanzen. Meile vom Vorwerk Damm , auf dem fleſſenſchen Bezirk , und auf der Landſtraße, die vom friſacffchen ſud) nach den lenzkirchen geht.

Man ſagt, daß ſie

im vorigen Jahrhundert von den Schweden aufge worfen wären , welches ganz wahrſcheinlich iſt. Die Fahrt durch den Zoken war ſehr angenehm . Umt Rós

Als wir ihn verließen , kamen wir in das Amt K &- nigshorſt nigshorſt, und ſahen nichts als offenes Weideland vor uns, welches in Bezirke abgetheilt war, in denen wir Ziel brunnen und Viehtrånken , auch hin und

wieder eine Heerde Kühe erblickten.

In der Ferne por 1

Der havelländiſche freis.

380

por uns, und etwas zur rechten Hand, zeigte ſich der Kirchthurm in Königshorſt, und zur linken fonnten wir die Dörfer Carweſee und Dechtow im Låndchen Belin, ſehen. Selchichte

Das Amt Königshorſt, iſt in dem ehemaligen

des Amts ſogenannten Freyen - Havellandiſden - Nauen

Konigs:

ſchen : Gliner - und Bretauer- Luch angelegt wor. 3

horit.

Ehemalis den, welches bey dem Dorf Cochon in dem ſogenann. 1

ges baveſ.

landiſches

Luch.

ten Nåte - Widel am vießener See anfieng. Ein Theil deſſelben erſtreckte ſich bis an das ſogenannte

Müllen Waſſer auf dem Brieſelang, der andere :

1

aber bey Bredow und Zecſtow vorbey , bis gegen das

Dorf Rohrbeck.

Man ſchågte die Långe ungefähr

auf ſieben Meilen , die Breite aber war ſehr verſchies den, denn ſie betrug eine Meile , mehr oder weniger.

Die Namen det königlichen und adelichen Städte, ( Nauen und Friſack ,) Dörfer , Güter , Hörſte, {ů

Weiden und Holzungen , welche an che, Wieſen , m? und in dieſem großen Such lagen , würden zu viel

.

Raum wegnehmen.

Die Beſchaffenheit deſſelben

war vor 1718 ſehr ſchlecht, inſonderheit in narren Jahren. Der Boden quoll im Frühjahr von dem

vielen Waſſer an , und erhob ſich ; das Vieh , wel. ches ſich zur Weide hinein begab, mußte entweder durch die tiefſten wafferigen und moraftigen Gegena den ( man nennet fie Lanken ,) bis an die Weide. Plåße ſchwimmen, oder ſonſt mit größter Mühe durch dieſelben feßen , davon es nicht nur ganz unflåtig ward , ſondern auch die Milch verlor. 1

Oft blieb

eine Kuh in dem Moraſt ſtecken , und ward entweder mit unſäglicher Mühe auf Wagen und Schlitten ,

kalt , kraftlos und krank Herausgebracht, oder an dem Ort,

Geſchichte des havekländiſchen Luche. 381 Ort , wo ſie verſunken war , geſchlachtet, und jer. ſtůcft heraus getragen .

Das Gras ward an der

naſſen und weichen Stellen ſo tief hinein getreten, daß es ſich nicht wieder erheben konnte , es war auch überhaupt von ſaurer Art. Ward es gemåhet, und :

das Heu aufgehäuft, ſo mußte man es großentheils

+

bis in den Winter ſtehen laſſen , und warten, bis der

1

Boden gefroren war, damit man mit Wagen zu den Heuhaufen kommen konnte. Alsdenn aber waren fie gemeiniglic ), inſonderheit wenn dieWinter gelinde und naß waren , unten und oben verfault, ja zuweis

len , wenn der Wind ſie zerrůttet hatte, von dem eine 1

geðrungenen Regen durch und durch verdorben . Um nun dieſen beträchtlichen Strich landes beſſer zu nu . ken , war man ſchon unter der Regierung des Chur. fürſten Friderich Wilhelm und Königs Friderich des Erſten darauf bedacht geweſen , denſelben urbar zu machen , und es hatte mehr als eine verordnete Com.

mißion die beſten Mittel unterſuchen müſſen : allein die gute Sache hatte immer ſo viel Schwierigkeiten und Hinderniſſe gefunden , daß fie nicht war ausges führt worden . Sobald aber König Friderich Wile

Helm die Regierung angetreten hatte, beſchloß er aufs ernſtlichſte , biefe wichtige Unternehmung zu Stande zu bringen.

Er verordnete alſo am 30ſten May

1714 eine neue Commißion , und gab derſelben auf,

das Judy ohne Aufſchub durch einen Sandmeſſer auf. nehmen , und einen genauen Riß davon machen zu laſſen , auch die Gerechtſame eines jeden bisherigen

Theilnehmers an demſelben, gründlich zu unterſuchen, und davon Bericht abzuſtatten. Die Unterſuchung ward doch erſt im September dieſes Jahrs ange. ſtellt,

382

Der Havelländiſche Kreis,

Stellt, ja die Sache gerieth , ich weiß nicht wie ? der. geſtalt ins Stecken , daß man ſdon zu glauben an . fieng, fie werde unter dieſer Regierung eben ſo més wenig , als unter den vorhergehenden , zu Stande kommen . Doch der König war ſtandhaft, und ließ unterm 27ſten Jänner 1718 an feinen Oberjäger

meiſter von Hertereld einen Befehl abgehen , der folgenden Inhalt hatte. Es fen Seine beſtåndige

Willensmeynung geweſen , das ſogenannte frene har velländiſche {uch urbar machen zu laſſen. Er habe zu dem Oberjägermeiſter das Vertrauen , er werde dieſes Vorhaben am beſten ausführen können , weil er ſchon gute Proben dieſer Art auf ſeinen eigenen Gütern abgelegt, und in Holland und Cleve von dies ſer Arbeit hinlängliche Kenntniß und Erfahrung er: langt habe.

Er folle alſo in dem jeßigen harten, qur

Unterſuchung bequemen Winter , mit Zuziehung ei.

nes oder des andern ſelbſt gewählten Sandmeſſers, die Gegend in Augenſchein nehmen , den Fall des Wapers , und wie die Graben zu deſſelben Ableitung am beſten geführet werden könnten , genau unterſu. chen , die Koſten überſchlagen , und überhaupt einen

ordentlichen Plan von der ganzen Unternehmung mau chen , und denſelben mit ſeinem Bericht einſenden .

Dieſer Befehl ward dem von Hertefeld am 8ten Fer bruar eingehåndigt: am gten reiſete er ſchon mit ei

nem Landmeſſer nach dem Iuch , und am 16ten ſtats tete er dem Könige feinen Bericht ab, der ſo lautete.

Das Waſſer des uchs habe einen dreyfachen ab: fall, nåmlich nach Hohen - Nauen an der Havel, eine Meile unterhalb Rathenau , einen geringern bey Fris

fack nach dem Ryin zu, und noch einen zwiſchen Wur ſtermark

Geſchichte des havellandiſchen Luchs. 383 ſtermark und Zierok nach einem Graben der Welf

genannt, welcher nach der Wubelik , und alſo nach

der Havel fließe. "Das Werk ſey alſo thunlich, und werde dem Könige und lande großen Nußen brin

gert.

Er bemerkte, daß dein König in dem luch

ein Ort von etwa 600 großen Morgen , und ein gu .

ter Theil der Arendshårſte gehöre , von welchen der Morgen bisher jährlich nur 3 Gr. Zins eingetragen Habe : wenn der König Sich entſchloſſe, den übrigen Theil der Arendshörſte, nebſt einigen dort þerum bea

legenen geringen Wieſen , den yon Hacken zu Fla . tow , und den von Weilern zu Staffelde und Creme

men , abzukaufen , ſo könnten in dieſer Gegend eini.

-

ge Kuh - Melkerepen angeleget werden , dergleichen 한

hier zu Sande noch nicht vorhanden waren. Nun trug der König dem Oberjägermeiſter das Werk völlig auf, und machte zugleich unterm 14ten

März 1718 das Vorhaben allen denjenigen bekannt, welche Theil an dem Such nahmen, in der Hoffnung, baß ſie nicht allein ſeine wohlgemeynte landesvåtere liche Abſicht mit geziemendem Dank erkennen, fon .

dern auch in Anſehung des davon zu erwartenden bes 1

ſondern Vortheils , zur Erleichterung des Werks allo hůlfliche Hand leiſten , und die Koſten zu den Gra . ben und andern Arbeiten , nach Maaßgebung ihrer Ans theile, willig übernehmen würden . Der König wer . de ihnen daben mit gutem Beyſpiel vorgehen , und Sein Antheil jederzeit gutwillig entrichten , auch das Werk mit aller möglichen Sparſamkeit betreiben laſı

ſen.

Vors erſte ſollten in dieſem Jahr für jeden

Morgen nur 8 Gr. erleget werden. Wenn aber einer

oder der andere Theilnehmer entweder ſich dazu nicht gütlich

384

Der havellándiſche Kreis.

gåtlich verſtehen , oder unvermogend ſeyn würde, fei. nen Untheil ſogleid, baar zu entrichten : ſo rey der König erbotig, zur Beförderung der Arbeit, den

Vorſchuß für fünf Procent Zinſen thun zu laſſen. Damit aud, die Theilnehmer deſto gewiſſer ſeyn könn. ten , daß mit der Einnahme und Ausgabe des auf. zubringenden Geldes richtig verfahren werde : To ſte. he ihnen frey , jemanden aus ihrem Mittel, oder ei.

ne andere ſichere Perſon zu beſtellen , welche ben der Eintheilung, Einnahme und Ausgabe Gegenrech. nung Halte, und die Arbeit beobachte. Doch müßte keiner dem von Hertefeld, oder demjenigen, welchen er gebrauche, Hinderniſſe in den Weg legen , noch

ſonſt ben dem Werke unnöthige Schwierigkeit ma chen , weil ſonſt der König ftrafen werde. Dieſe Anzeige wurde gedruckt, und durch den andreuter in Spandow einem jeden Dorf ein Abdruck von der .

ſelben überliefert. Nun gieng es , wie es ben allen ſolchen und ähns .

lichen Unternehmungen zu gehen pflegt. Die meie ften Theilnehmer am Such , wollten ſich zu der Ar. beit nicht verſtehen , noch Geld dazu hergeben , unter dem allen ökonomiſchen Regeln widerſprechendem Vorwand , baß , wenn das Waſſer abgezapft wäre,

kein Gras mehr wachſen werde. Die wenigen Theil. nehmer , welche die Vorſorge des Königs mit Dant erkannten , zweifelten auch daran , daß das Werk werde können ausgeführt werden .

Als der König

dieſen Bericht des andreuters erfuhr , ließ Er un.

term 27ten April 17i8 an den Oberjägermeiſter die Verordnung ergehen , den Theilnehmern durch den Landreuter nochmals bekannt machen zu laſſen , daß, wenn

Geſchichte der Urbarm , des havell. Luchs. 385 wenn ſie die ihnen zufallenden Koſten zu den Grae ben nicht gutwillig abtrügen , der König zwar den

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Vorſchuß thun , aber das vorgeſchoſſene Geld nebſt den Zinſen durch Zwangsmittel eintreiben laſſen werde. ' Er befahl auch unterm 4ten Mar der Gee neral - Finanz- Caſſe vors erſte zu dieſer Arbeit 5000 Thaler vorzuſchießen.

Allein , der damalige Landrath des havellandi. 。

Then Kreiſes , Matthias Chriſtoph von Bredow , fam unterm 15ten Jul. 1718 bey dem General - Di. rectorium im Namen des Kreiſes mit einer Vorſtels lung ein, deren Inhalt ich ſo kurz, als es möglich iſt, zuſammen ziehen will. Der Oberjägermeiſter habe den am freyen havelländiſchen Such belegenen Dorf.

ſchaften angekündigt , zur Verfertigung der Graben vors erſte 38000 Thaler , ben Vermeidung der Ere.

cution , aufzubringen. Dadurch ſey eine allgemeine Beſtürzung verurſacht worden .

Die meiſten Edels

leute fónnten ihr Untheil nicht aufbringen , ohne ihre Güter , an welchen ſie ohnedem nicht viel Freyes mehr hätten, mit neuen Schulden zu beſchweren , und die Unterthanen wären ſchlechterdings unvermd.

gend , das ihnen zugeſchriebene Antheil abzutragen, 3. E. das Dorf Rohrbeck 341 Thaler , Wuſtermark 400 Thaler , Brebow 933 Thaler , Selbelang, wels ches faum andere Unterthanen als Coßåten habe, über 1000 Thaler, Warſow von neun Bauern und

einem Coßåten, 725 Thlr. 8 Gr. Dießenik 771 Thlr. 16 Gr. u. ſ.w. zumal da dieſe hohen Beytråge niche ein vor allemal, ſondern nur vors erſte gefordert

würden. Zur Beſtimmung des Beytrags einzelner Perſonen , würde eines jeden Antheil an den Wieſen B6

ausge

1

386

Der hävelländiſche Kreis.

ausgemeſſen werden müſſen , und diefes auch große Koſten verurſachen. Wegen des moraſtigen Bor

dens und vielen Triebſandes, werde die Unterhaltung der Graben jährlich neue laſtbare Koſten verurſachen. Da die Lüche, in welchen entweder verſchiedene

Dörfer, oder wenigſtens die Obrigkeiten und Unter.

thanen , ihr Vieh gemeinſchaftlich weiden ließen, mit in Anſchlag gebracht wåren , ſo werde ſchwer auszu. machen ſeyn , nach welchem Verhältniß ein jeder fei. nen Beytrag thun müſſe ? zumal, da die verſchieden nen Gerechtſame einzelner Perſonen an dem Grund und Boden , in Betrachtung gezogen werden mußten. Die armen Coßåten waren am fchlimmſten daran,

welche ihre Nahrung meiſtens vom Wiefenwachs und von der Viehzucht haben müßten, und an beyden oft ſo viel als ein Bauer befäßen, alſo jekt, da die Anlas ge nur nad) den Wieſen - und Weide . Jüchen gemacht werde, eben ſo viel als die Bauern geben ſollten, wel. ches doch die meiſten nicht thun könnten, ohne alles, was ſie hätten, zu verkaufen. Ueberhaupt hielten die $

fachverſtändigen Hauswirthe das ganze Vorhaben für unthunlich , und wenn es ja thunlich fern ſollte, für ſo ſchädlich , daß zunächſt der Verluſt der Wien

fen und Viehzucht, und alsdenn auch des Ackerbaues zu befürchten ſey, da denn die Unterthanen nicht mehr im Stande ſeyn würden, dem Könige die Abgaben zu entrichten. Daher båten die geſammten Theilneh. mer, daß entweder die Durchgrabung der Lüche nicht fortgefekt werden mögte, oder, wenn ſie ja durchaus

geſchehen mußte , daß der König die dazu nothigen Koſten aus einer öffentlichen Caſſe reichen laſſen

mögte. Man ftelle auch dem Könige anheim , ob nicht

3.

Geſchichte derUrbarm . des havell.Luchs. 387 nicht derjenige , welcher das Werk angegeben, und dem Könige ſowohl, als dem gemeinen Weſen ,

wider alle Wahrſcheinlichkeit, und wider aller Theil. nehmer Meynung , einen ſo großen Nußen davon verſprochen habe, anzuhalten fery, daß er den Theilneha mern und dem ganzen Kreiſe hinlängliche Sicherheit ſtelle, an welcher ſich die Contribuenten , wenn das Werk mislinge , einigermaßen erþolen könnten ? Wie die Antwort des General. Directoriums gea

lautet habe ? weiß ich nicht; es erſchien'abereines Und genannten Bedenken über dieſe Vorſtellung , in wela

chem das Folgende erinnert ward. Man wünſche, daß die klagenden Theilnehmer leichtere und wohlfeilere Mittel, als die entworfenen Graben , zur Abführung des Waſſers, aus dem Iud) , welches in den meiſten Jahren das Gras , die Heuerndte , und das Vieh verderbe, vorſchlagen mögten. Die Summe ihres Beytrags habe, um deswillen nicht feſtgefegt werden

können , weil der Such weder habe genau ausgemeſ fen , noch voraus beſtimmt werden können , ob mehr oder weniger , als die vors erſte angefekten 38000 Thaler erforderlich ſeyn würden ? Es ſen gewiß , daß die Theilnehmer ihre Untheile wurden ausmeſſen laſ

fen , und die Graben fünftig unterhalten müſſen ; vor allzuvielem Triebſande aber dürften ſie ſich nicht fürchten , denn da ,,wo man bisher gegraben , habe man faſt durchgehends zwen bis dren Fuß tief

ſchwarze Erde, und unten einen Grund von Ton und Mergel, aber wenig Triebſand, gefunden. Man

habe die gemeinſchaftlichen Weide-lüche nicht aus dem Anſchlage laſſen fönnen , weil ſie viel betrügen , und

feine Urſache abzuſehen fen , warum ſie den andern Bb a Theile

388

Der Havelländiſche Kreis,

Theilnehmern zur Laſt fallen ſollten ? Den Weitläufe tigkeiten , welche daraus entſtehen könnten , würde vermuthlich vorgebeugt werden , wenn der König eine

Haupt - Commißion verordne, welche nicht nur eines jeden Gerechtſame prüfe, ſondern auch die ſtreitigen Parthenen nach der Billigkeit aus einander feße, und die Grånzen nebſt dem Beytrag, den ein jeder zu der

Graben « Arbeit thun müſſe, beſtimine. Es wer. de freylich den Bauern und Coßåten ſchwer fallen , von allem , was ſie jegt benugten , den Beytrag zu feiſten : wenn ſie aber , wie zu vermuthen fer , nur Pächter wären , und alſo jährlich einen Zins davon es 8 entrichten müßten , ſo mußten an die dieſe legten die Saft des Beytrags überneħmen , das

gegen könnten ſie fünftig, wenn der Boden verbeſs ſert worden, den Zins erhöhen , und ſich daran wies ber erholen. Es ſey Unwiſſenheit, zu glauben , daß das ſchwammichte Erdreich durch Ableitung des Waſſers werde mehr verſchlimmert als verbeſſert werden ; es ſey auch wohl nicht im Ernſt zu vermu: then , daß Gott nur auf das Such nicht ſo viel Regen als auf andere Gegenden werde fallen laſſen ; man

müſſe auch nicht bloß auf das erfte und andere Jahr

ſehen , ſondern abwarten , bis der feit ſo vielen Jah. ren durch das Waſſer verdorbene Boden Durch Luft, Schnee und Regen verbeſſert worden. Daß die Contribuenten würden außer Stand geſeßt wer.

den, dem König ihre Abgaben zu entrichten , ſen gar nicht zu beſorgen , wohl aber zu erwarten , daß ihnen der Abtrag derſelben viel leichter fallen werde , wenn

ſie durch Ableitung des Waſſers beſſeres Heu und Vieh bekamen . Es fänne aber vielleicht nothwen. dig

*

3

Geſchichte derUrbarm. des hapeut. Luchs. 389 big werben , daß jemand ſich müſſe die Abbrechung feiner Mühle gefallen laſſen , wenn die Graben das

Waſſer nicht hinlänglich abführen ſollten.

Was

endlich die Sicherheitsleiſtung für den Ausgang der Unternehmung anbetreffe, ſo müßten die Theilneh. +

mer dieſelbige von dem König verlangen , weil dieſer

einzig und allein der Urheber der Unternehmung ſen . So viel aber könne man ſchon ſehen , daß , ob man

gleich mit den Hauptgraben kaum den Anfang ge.

madhe qabe, dennoch das Waſſer ſchon aus den Fußrten , wo die Graben durchgeſtochen worden, und wo es ſonſt 3 bis 3. Fuß hoch geſtanden , ganz weg

Tey , und ſich nach den Graben gezogen habe. Dars aus fey ſchon zu erſehen , daß das Waſſer alle Jahr

zeitig genug ablaufen werde, wenn die Hauptgraben zu Stande gekommen ſeyn , und die Theilnehmer die

Queergraben (hoffentlich durch ihre Leute,) an den ih. nen angewieſenen Orten gezogen haben würden. So viel von dieſem Widerſpruch gegen eine wichtige Unternehmung. Man hatte ſich aber an

denſelben nicht gekehrt, ſondern im Junius an drey Drten , nåmlich bey Hohen - Nauen , bey Friſack und auf und bey den ſogenannten Arends . Hörſten derge. ftalt angefangen , daß der Kanal, den man ben Ho.

Hen-Nauen in die Havel geführt hatte, oben zwen , und unten anderthalb Ruthen , bis in die Gegend von Rheims - Mühle , nachher oben 30 Fuß breit

und 4 Fuß tief, der andere Hauptgraben bei Friſack, welcher das Waſſer in den Rhin führen ſollte, oben 18 Fuß , und unten 12 Fuß breit und 4 Fuß tief gem

macht, und ſo weiter hinauf fortgefekt wurde. Weil

ſich anfänglich wenige Urbeiter einfanden , auch das Bb 3

mals

Der Havellandiſche Kreis.

390

mals anhaltendes Regenwetter einfiel, ſo hatte mant 1

am Ende des Auguſtmonats den großen Kanal ber Hohen Nauen nicht viel über eine Meile , und den Hauptgraben bey Friſack , nur 2060 Ruthen lang hinauf geleitet. Auf Vorſtellung des Oberjäger. meiſters , ließ der König am 16ten Septemb. an die churmårfiſche Umtskammer den Befehl ergehen , in ben Aemtern die Tagelöhner durch die Beamten an : zuhalten, daß fie fich für Bezahlung nach dem nauen .

fchen ſuch zur Arbeit begåben , und zu gleicher Zeit wurde den geſammten Theilnehmern anbefohlen , zur Fortſegung dieſer Arbeit 5000 Thaler unter ſich auf. zubringen .

Man kam aber doch mit der Arbeit in

dieſem Jahr nicht ſo weit, als bey dem guten Herbſt. wetter håtte geſchehen können , weil ſich wenige Ar. beiter einſtellten , auch das Geld nicht eingieng, denn ob gleid, der Fiſcat beordert war , daſſelbige durch

Zwangsmittel beyzutreiben, ſo wurden ſie doch bis zu der auf den 15ten Dec. angeſekten Kreis. Verſamme lung aufgeſchoben , weil die Theilnehmer ſich über bie Beyträge noch nicht hatten vereinigen können . Im 1719ten Jahr verordnete der König eine

Commißion zur Unterſuchung der Streitigkeiten , die ſich unter den Theilneşmern des Gliener- und Bres bauer - Suchs, ereignen mögten, und zur Beſtimmung der Beyträge zu der Graben - Arbeit. Sie beſtand aus dem Staatsminiſter von Katſch , Oberjägermei. *

ſter von Hertefeld , General - Major von Gersdorf, und Kammergerichts - Präſidenten und Geheimen: rath von Fuchs.

Am Sten Februar war zu Nauen

eine Verſanımlung , auf welcher ſich auch ziemlich

viel Theilnehmer einſtellten , und erklärten , daß fie von

#

2

.

Geſchichte derUrbarm .des havell.Luchs. 391 von den vors erſte verlangten 38351 Thlr. 12 Gr.9 Pf. gegen den erſten May die Hälfte an den Havellandi. fchen Kreis . Einnehmer zu Spandau , bezahlen woll ten , von welchem der Rathmann Zußel zu Nauen, welchem die Bezahlung der Arbeitsleute aufgetrager war, aufAnweiſung desOberjägermeiſters das nöthi. ge Geld bekommen könnte. Die Commiſion ſtattete 3

1

unterm 29 April an den König von allem Bericht ab ,

und er erhielt unterm 29. März 1719 folgende Ant. wort. Der König genehmige ihre Vorſchläge, und habe zur Beförderung des Werks 3000 Thl. angewie.

fen. Weil unter den Theilnehmern am Such ſich ver ſchiedene befånden , die nur ( as . Wieſen hätten, vou welchen ſie an die königlichen Aemter jährlich einen Pacht entrichteten , wegen deſſen ſie jeßt zu den Ar beits-Koſten ihr Antheil beytrügen : ſo müßten ſie ſich

künftig gefallen laſſen , entweder dieſe [as. Wiefen dem König zur willführlichen Verfügung abzutreten , oder einen hohern Pacht zu erlegen. Gleiches Recht follten auch die übrigen Theilnehmer am Iuch haben .

Damit der König und die übrigen Theilnehmer am Such, wegen des Vorſchufles geſichert fenn mögten : ro

I



werbe feſtgefekt, daß, wenn die demter und Gerichts . obrigkeiten beſtimmet haben würden , wie viel die Uno terthanen , Prediger, Kirchen und Küſter, wegen der Wieſen , Hütung und Koppel - Weibe , benzutragen und zu erſtatten hätten , fie dieſe Erſtattung nicht erft

durch Proceſſe im Kammergericht und Conſiſtorium , ſuchen dürften, ſondern daß die Commißion die Bey. tråge beſtimmen , und zu denſelben umd zur Erſtata tung des Vorfchuſſes , durch dienliche Mittel anhal. ten folle. Wer den Vorſchuß nicht baar erſtatten 64

könne,

392

Der havellåndiſche Kreis.

könne, folle ihn auf landübliche Weiſe verzinſen. Die Witwen und Erben der Prediger und Küſter , foll.

ten ſich alles von den Nachfolgern derſelben erſtatten

laſſen , und wegen der Wieſen der Kirchen, ſollte al les aus dem Vermogen derſelben entrichtet werden .

Keiner ſolle gezwungen werden, in der bisherigen Ge meinſchaft der Wieſen , Holzung, Koppel-Weide 2!. zu bleiben : fondern wenn auch nur einer auf die Theilung und Abſonderung drånge, ſo folle fie ver

anſtaltet werden . Würden die Theilnehmer in Auf bringung ihrer Beytragsgelder ſaumſelig ſeyn, ſo wolle der König zwar allen Vorſdjúß thun , aber auch alle Wieſen im ganzen Such an ſich nehmen .

Um Sten May ward mit der Arbeit an dreng Orten , wo man im vorigen Jahr aufgehört hatte, nåmlich zu landin , ben lenzke und auf den Arends Hörſten, wieder angefangen. Der König ließ von vier

Regimentern 200 Mann für Geld mit arbeiten , und wegen der bequemen Witterung dieſes Jahrs, fuhr man bis an das Ende deſſelben fort. '. Es kam nicht nur der große Kanal oder der große Hauptgraben

bey Nauen vorber bis an das ſogenannte Mühlen . Waſſer auf dem Brieſelang, ſondern auch noch man .

cher nothige Haupt- und Neben - Graben zu Stan. de. Die Geld . Beyträge der Theilnehmer giengen zwar langſam , aber doch endlich ein , und von eini. gen ſaumſeligen wurden ſie durch Zwangsmittel ein :

getrieben.

Die Brücken über die Hauptgraben

mußte ein jedes Dorf auf eigene Koſten legen , und

zwar alſo, daß die Pfåle derfelben wenigſtens 12 bis

14 Fuß von einander eingerammet wurden, damit die Holz- Flößeren ungehindert geſchehen konnte. Am

Geſchichte der Urbarm . des havell. Luchs. 393 Um 2often Febr. 1720 verſammlete ſich die Com mißion mit den meiſten Theilnehmern zu Spandau, um die Schwierigkeiten und Hinderniſſe, welche im

vorigen Jahr die Geld - Beytråge zum Theil aufge. halten hatten , aus dem Wege zu räumen. I

2

5

Und

weil die Feldmeſſer Stolze únd. Grund mit der aufgetragenen Ausmeſſung damdls nicht völlig zu Stande gekommen waren , ſondern noch einige Wo. chen mit derſelben zu thun hatten , und alſo nicht

genau beſtimmt werden konnte, wie viel ein jeder Drt geben müſſe, ſo ward beſchloſſen , daß ein jeder nach der Eintheilung des vorigen Jahrs die Rücke

ſtånde für das vergangene und jeßige Jahr, gegen den 14ten April abtragen , oder durch Zwangsmittel dazu gendthiget werden ſolle.

Den Bericht und die

Vorſchläge der Commißion vom 22ſten Febr. 1720, genehmigte der König in allen Stücken .

Er ließ

fich gefallen , daß der ben Hohen Nauen angefan. gene große Kanal von dem Brieſelang an , ungefähr noch 34 Meile weiter bis an den Pinnowſchen See fortgeſegt würde , und ließ dazu aus der General.

Finanz- Caſſe 8000 Thaler auszahlen , weil durch die Graben , welche auf beyden Seiten des Damms

gemacht werden mußten , das Waſſer von den baran

gelegenen ,königlichen Wieſen abgezapft, auch der Graben ſo verfertigt wurde, daß das Holz, welches

man auf beyden Seiten ausraden wollte , auf dem Graben bis Nauen und noch weiter in das Havel.

land , bequem gefloßt, und daſelbft mit Vortheil ver. Es hätten zwar die Stade Spandau , und die Dörfer Schönenwalde und Wans.

kauft werden konnte.

dorf zu den Koſten das Jürige mit beytragen müſſen , Bb5

der

394

Der Havetiåndiſche Kreis.

der Kidnig aber übernahm dieſelben allein , doch muß. ten dieſe Derter die Koſten zu dem ſogenannten fchd nenwalbiſchen Ero : Damm allein übernehmen, weil fie denſelben vorher , da er noch ein Knüppel . Damm

war, (dergleichen der Konig nichtdulden wollte, ) 34. unterhalten ſchuldig waren. So wienun in dieſem

Jahr die Graben - Arbeit ſo lange, als die Witte. rung es verſtattete, und Geld vorhanden war, fortgee feßt ward : alſo fuhr auch die Commißion fort, die Dörfer , welche bisher in Anſehung der Wieſen und Weiden in Gemeinſchaft geweſen waren , wenn es entweder alle oder auch einige verlangten , aus ein .

ander Feken zu laſſen , ſo daß ein jedes Dorf ſeine richtige Grånze befam .

An den Rhin , hatte der Landratý von Bredom zu Friſack, und der daſige Müller, ein jeder eine

ihm eigenthümlich zuſtehende Mühle, durch welche 1

der Ablauf des Waſſers merklich gehindert wurde : daher befahl der König dieſetben abzubrechen , und

erlaubte hingegen dem erſten , zwer Windmühlen, und dem lekten , eine zu erbauen .

Im Jahr 1721 ernannte der König den Sands rath von Bredow zum Geheimenrath und Präſi. 9

denten bey der preußiſchen Umts - Kammer , an deſo

fen Statt der von Brieft zu Neunhauſen zum Land . rath beſtellt wurde.

An dieſen ergieng nun am er . .

ſten Nov. der königliche Befehl, an der ernannten Commißion Theil zu nehmen , und dafür zu forgen , daß die Geld - Beyträge richtig gezahlet und berecha

Die Erfahrung lehrte , daß die bey bem erſten Ueberſchlag beſchloſſenen Graben zur Ab. leitung

net wirden.

Geſchichte der Urbarm .Bes havet. Luchs. 395 leitung des Waſſers nicht hinlänglidy, ſondern nocy mehrere nöthig waren : daher wurden für jeden Mora gen , außer den ſchon bezahlten' 20 Gr. noch 4 Gr. und als auch dieſe nicht zureichten, noch andere 4 Gr. ausgeſchrieben. Es mußten auch die drey adelichen

Dörfer Parek , Falfenrehbe und Jha , durch ein ih .

26

nen zuſtändiges kleines ſuch , von der Havel bis nach der Publik einen 18 Fuß breiten Graben , der auch ihre Wiefen von dem überflüßigen Waſſer befrenete, ziehen laſſen , und die dazu nöthigen Koſten unter ſich aufbringen. Die Veranlaſſung dazu war dieſe. Die benden ſchon gezogenen Graben , deren einer von

Ferbik ben Carpzon und Priort vorben , und der an. dera aus dem nauenſchen (uch zwiſchen Tierok und Wuſtermark in die Wublik lief, führten fo viel Waſı ſer dahin , daß dieſer Fluß , welcher faſt gegen die Havel anlief, daſſelbige nicht völlig abführen konnte : alſo mußte man denſelben durch den vorhergenannten Graben zu Hülfe kommen. Die Långe aller ber dieſer ſchweren Arbeit vera fertigten Graben , beläuft fich auf 135447 rhein.

ländiſche Ruthen, das iſt , 2000 Ruthen auf eine Meile gerechnet, auf 673 Meilen . Der bey Hohen . Nauen angefangene große Kanal, iſt von da an , bis

an das Mühlen . Waſſer, allein 13598 rheinländiſche Ruthen , oder 64 Meilen und 98 Ruthert, und von dem Mühlen - Waſſer bis an den pinnowſchen See

8080 Ruchen oder 4 Meilen und 80 Ruthen , unb alſo überhaupt 21678 rheinländiſche Ruthen , oder !

3

103 Meilen und 178 Ruthen lang.

Das

Der havellandiſche Kreis.

396

Das Arbeitslohn , mit Einſchluß der Diäten für die Sandmeſſer , Rechnungsführer und Aufſeßer bey der Arbeit, des Fuhr- und Boten Johns 2. fat $

betragen , 1718 1719 1720 1721 1722 1723 1724

5260 Thlr.

15 Gr. 9 Pf. 5. .

25104

18137

17 8

12736 .6947 :

9 9

3

19 .

10 s

IO

1847 708 -

u 2

S

überhaupt 70742 Thlr.

.

7 Gr.

1 Pf.

Die erwähnten Nebenkoſten abgezogen , find an reinem Arbeitslohn für die Gråber , 65141 Thlr. 12 Gr. 10 Pf. ausgegeben worden .

Der König

hat für ſich, und für die Unterthanen ſeiner Hemter, 19583 Thlr. 5 Gr. 7 Pf. gegeben die Theilnehmer

aber haben

51526

13

_3 · bezahlt,

überhaupt 71109 Thlr. 18 Gr. 10 Pf. Alſo blieb ein Beſtand von 367 Thlr. 11 Gr. 9 Pf. Die Beſchreibung des Haupt- Kanals und der Haupt- und Neben - Graben , welche der Feldmeſſer

Joh. Chriſtoph Crund aufgeſegt hat, iſt zu weitläuf. tig, als daß ſie hier eingerückt werden könnte, ich will

aber doch einen Auszug aus derſelben machen .

1. Der Haupt- Kanal, welcher in der Ha: vel bey Hohen - Nauen ſeinen Anfang nimmt,

und bis Pinnow und Quaden - Germendorf geht. Won

1

Geſchichte der Urbarm. des havell. Luchs. 397 Breite.

Sånge.

Ruth. Fuß. Fuß. Von der Havel bis an den

Rhins · Mühlen . Damm , 1

1

Von hier bis an den Mühiens Waffer - Damm am Brie. ſelang, Anm . Der Rhins - Mühlen .

2576 5

24

5

30

31215

30

4935

20

I 1021

Damm iſt 150 rheinl. Ru. then lang , welche doppelt

300 R. geben.

Von dies

rem Damm an wird der

Hauptkanal 30 Fuß breit.

Von dem Mühlen . Waſſer an bis 185 R. über den fchos nenwaldiſchen Damm ,

Anm . Bis hieher iſt er auch

30 Fuß breit. Von der vorhergehenden Dis ſtanz an bis Pinnow und

Quaden - Germendorf, in der Breite von 20 Fuß ,

5

Summa der Haupts

und Neben-Graben , 21678

II. Die Haupt- und alle Neben : Graben. 1. Der Hauptgraben, welcher bey Koken in dem Haupt

fanal anfängt, und zwiſchen Koken und Damm nach

Der groningſchen Kienhorſt 2454 Fuhrt geht,

20

2. Der

398

Der havelländiſche Streis . Sånge.

Breite.

Ruth. Fuß. Fuß.

a . Der Queergraben am leg, ten Ort, Der Gränzgraben zwiſchen Damm und Buckow , wele

135

13

286 -

14

cher aus dem Hauptgraben geht,

3. Der Hauptgraben, welcher aus dem Hauptgraben ben Nennhauſen bis in den

Hauptkanal gegen Peßin geht, 2442

5

4. Der Grabent zwiſchen liepe ' uno Damm , welcher aus dem vorher beſchriebenen

Hauptgraben bis in der 12925

Hauptkanal geht, 5. Der Damm von dem dammiſchen Felde bis an das nennhauſiſche Feld, 6. Der Damm von liepe bis Damm ,

20

753

14

458

14

7. Der Damm von liepe nach Motlom , 8. Der Graben , welcher hinter

1660 -

14

Wageniş aus dem Haupt. kanal bis in den frifackſchen

Hauptgraben geht, 1900 Der Graben zur rechter des vießenißſchen Damms aus dem Grabenbey Viekenis $

18

- bis in den friſackſchen . Haupt

Geſchichte der Urbarm .Des havell.Luchs. 399 Långe. ' Breite. Ruth . Fuß. Fuß. Hauptgraben zur rediten Hand der Zoken , Brücke, >

285

14

IO

14

Der Graben an dem Dreyeck, aus dieſem Graben bis an

den friſacffchen Hauptgras ben ,

9. Der Hauptgraben ben Fri ſack, welcher von dem Rhin abgeht , bis an die Brücke zwiſchen Königs- und Se. len - Horſt, 3455

18

1

10. Der boppelte Graben aus

dem Hauptkanal bep der predikow - liegeſchen Brücke bis an den Hafenbergiſchen 18

Damm , 7303 Der Graben bey ſenzke, wels

cher zulegt durch den Zoken und den Rhin geht,

(

14

800

16

1002

14

285

14

11. Der Damm von Brunn

nach dem Zoken Der Graben , welcher von der zweyten Brücke gegen den

Grånzgraben bis an die

brunniſchen Furzen Kaveln geht,

12. Der Grånzgraben zwiſchen Brunn und Begin, Ein anderer Graben daſelbſt, welcher von dem doppelten

683

5

14

Graben

400

Der havelländiſche Kreis. Sånge. Breite. Ruth. Fuß. Fuß.

Graben bis an den friſack.

Hauptgraben geht,

4115

14

5

14

13. Der Graben , welcher von

dem Grånzgraben zwiſchen Brunn und Beşin bis wis

der in den Grånggraben geht,

1053

Die ſchmalen Graben , von dem beßinſchen Ubftall bis

an den brunniſchen Damm,

464

8

14. Der Damm von dem

dechtowſchen Hufenſchlag

16. Der Gränzgraben zwiſchen Dechtow und Hakenberg, 17. Der hakenberg. Damm ,

1

towſche Unterhols,

931

1

bis . an den friſackſchen Hauptgraben , 15. Der Graben um das dech .

851 -

14

568

14

5

400

Der Graben von dem hafen . bergiſden Damm bis an den Graben von dem lis

fl

14

1

400 numſchen Damm , 1977 18. Der linumſche Damm , Der Graben zwiſchen der Bårhorſt und dem Mittel . theile vom Hakenbergiſchen

Der

16

Damm bis an den linum .

Ichen Damm ,

18

422

Långe u. Breite der Haupt- u . Nebengr. 401 Sånge. Breite Ruth. Fuß. Fuß.

Der Grånzgraben zwiſchen der Bårborſt und þaken . bergiſchen Weide, Der Graben zwiſchen dem

Eubruch und der Kuhhorſt,

420 mm

14

663

14

5

19. Der friſackſche Hauptgras ben von dem dechtowſchen 1

Damm an bis zu dem zwie.

fachen Werft, Der Graben , welcher aus demſelben ausgeht bis an den flatowſchen langen Damm ,

2022

18

450

16

1600

16

288

17

1277

16

ben zwiefachen Werft 747 22. Die Grånzgraben um den 1907 den Zwiefachen Werft, 23. Der Grånzgraben , welcher aus dem friſackſchen Haupta graben geht , bis an Drey. bruden , 877

16

20. Der flatowſche lange Dam von der Kuhhorſt bis an das hohe land,

Der flatowſche kurze Damm , 21. Der tiekowſche Damme

graben von Tiekow ab bis

an den friſackſchen Haupr. graben,

Der Graben aus dem friſacks

ſchen Hauptgraben bis an

Cc

16

14 14. Der

402

Der Havelländiſche Kreis. Sånge.

Breite.

Ruth. Fuß. Fuß. 24. Der Gränzgraben von Drenbrücken ab bis an den

Windmühlen - Damm , 1768 25. Der Gränzgraben von dem Windmühlen - Damm bis

14

1

an den friſackſchen Haupt. 926

graben ,

14

26. Der doppelte Graben von

dem Windmühlen - Damm und dem Grånzdamm bis an den Hauptkanal unweit der peßinſchen Brüde, Ein kurzer doppelter Damm , Der Damm, welcher von der

1834

14

18

I2

750

16

15

14

2344

14

3689

14 29. Der

rekowſchen Brücke über den

Hauptkanal nach Königs. horſt geht, mit einem Gra. ben von dem Hauptkanal bis an das Ende des dop. pelten Grabens

Ein kurzer Damm mit dop. pelten Graben , 37. Der Hauptgraben von dem Hauptkanal, welcher ober. Halb der rekowſchen Brücke 2

aus- , und bis an die nau.

enfche Gränze geht, 28. Der bergiſche Damm vom $

Berge bis Drenbrücken im

Amt Königshorſt,

Långe u. Breite der Haupt- u. Nebengr. 403 Breit.

Sånge.

Ruth . Fuß. Fuß. 29. Der Grånzgraben von dem bergiſchen Damm an zwiſchen dem gliener Such

und der Stutthorſt,

803

30. Der Graben, weldjer von dem Grånzgraben bis in 11

den Hauptkanal geht,

452

15 .

Hauptkanal, 32. Der Queergraben zur Linz

367

15

fen der Stutthorſt, 33. Der Graben zur Rechten

805

12

31. Der Mittelgraben von dem bergiſchen Damm bis an ben Grånzgraben nach dem

1

3

!

s

1

der Stutthorſt, von dem :

bergiſchen Damm ab, bis an den Graben , welcher

von dem Grånzgraben in den Hauptfanal geht, 34. Die Queergraben zur Reche ten der Stutthorſt, 35. Der Dammgraben von

der Stutchorſt bis an den Hauptkanal,

3801 14

584

12

186

36. Der Damm von Königs.

horſt nach Nauen , der nauenſche lange Damm ge nannt, von Dreybrücken bis an das nauenſche hohe Sand, 3768

0

1

.

Eco

14 37. Der

Der Havellandiſche Kreis.

404

Långe.

Breite.

Ruth. Fuß. Fuß.

37. Der Fågelig -Damm von dem

nauenſchen

langen

246

38. Vier andere Graben, 39. Der Damm von Kiene berg bis an den nauen. ſchen langen Damm ,

I 214

1

40. Der Dunkelfuhrt - Gras 41. Zwer andere Graben,

I2

794

$

ben ,

II

Damm bis an die Fågeliß ,

1181

21

163

Tunkelfuhrt - Graben,

1

42. Der Damm und Graben von Kienberg bis an den 12

271

43. Der Gränzgraben von der neukammerſchen Horſt bis an den Dufterfuhrt. Gras ben, 44. Der Damin und Graben

1511

5.

12

von dem Duſterfuhrt. Gra . ben bis an den Graben, welcher von dem nauen .

Tchen langen Damm nach

den Hahnen Bergen geht, Zwey kurze doppelte Gras ben,

380

17

47

14

1413

14

45. Der nauenſche Stadt. Damm von den Sandber .

gen bis an die nauenſchen Scheunen,

46. Der

Långe u.Breite der Haupt-u . Nebengr. 405

다.

Breite.

Sånge.

Ruth. Fuß. Fuß. 46. Der Hauptgraben von

dem Hauptkanal an dem nauenſchen Damm bis an

die döberißſche Brücke being Thielen -See, 4873. 707 47. Der rohrbeckſche Damm ,

9

48. Der Graben , welcher durch die bredowſchen Hole 1635 fungen geht 49. Der Damm , der Schlag

5

98 8.15

genannt,

50. Der Schöpfgraben aus dem Hauptgraben gegen Zeſtow bis an die fahrlån . 3700 diſche Grånze, Summa der Haupta 83495 und Nebengraben,

18

9

1

III, Die Damme auf den

1

Brieſelang und an der Muhr bis Spandow , . 3343 1

IV . Die Graben , welche ins

nerhalb Königshorſt, Kuh. horft, Kienberg und zwie. 256995 fachen Werft ſind,

11

Summa aller Graben

die von 1718 bis 24

berfertigt worden ,

135347 6

1

11

4

Cc 3

$Wenn

406

Der havelländiſche Streis.

Wenn man dieſe Summe zer: legt, fo find

Sånge.

Ruth.

F.

1) allein auf des Königs Koſten verfertiget worden, Nåmlich : Der Hauptkanal , die Muhr hinauf, von bem Mühlen - Waſſer

35392 5

bis nach Pinnow und

Quaden : Germendorf, 8080 R. Die Einfälle von dem. ſelben, 35 R. — Der Damm auf dem Brieſelang und Das mes - Brücke, 1578 R.5 F. Die Graben in der Ko

nigshorſt,

18324 R. -

Die Graben innerhalb der Kuhhorſt, 1440 R. Die Graben innergalb des Kienbergs und des

zwiefachen Werfts,

5935 R.

35392 R.5 F. 9 ) Der gemeinſchaftliche Graben in dem nauenſchen ſuch, . 95192 T

3) Der gemeinſchaftliche Graben an der Bubelik , 4 ) Der ſchönewaldiſche Damm nebſt den Dåmmen auf der

ſpandowſchen Heide,

2992

1771

135347 6 Um

Kön.Graben- und Schat: Ordnung. 407 2

Um auch für die Dauer dieſes großen Werks zu

; forgen , ließ der König eine

Graben- und Schau : Ordnung über das nauenſche Luch entwerfen, welche unterm 3 -ſten Auguſt 1724 ausge. fertigt , und von dem König eigenhåndig unterſchrie. ben wurde.

Sie lautet ſo.

Nachdem Se. Kon. Majeftat in Preußen

Grabens

. Schau. unſer allergnädigſter Herr, das im Gavelländiſchen uOrd

Kreiſe belegene ſogenannte natenſche Such , dem Pus übernundasg blico zum Beſten , urbar machen , und in ſolchen nauenſche Stand regen laſſen , daß daſſelbe auf ein weit höhe. Luch . res denn vorhin genußt werden kann; und demnach höchſt nöthig ſeyn will, daß es auch in folchem Stande erhalten werbe: als baben Höchſtgedachte Se.

Kón. Majeſtåt zu dem Ende folgende Graben- und Schau - Ordnung verfertigen laſſen. Seßen , wol len und verordnen demnach,

1. Daß alle und jede Obrigkeiten, Dorfſchaften

oder Gemeinen , auch wer ſonſt nur an dieſem {uch participirt, nad) Proportion der in demſelben an Hü. tung oder Wieſen habenden Morgen - Zahl, die Zuf. räumung des Haupt- und aller dahin zur Abführung 1

des Waſſers gehenden Graben, ſich angelegen fenn laſſen , und pro rata baju concurriren , felbige in ei. nem guten und tüchtigen Stande erhalten , auch, wo es etwa nöthig , vertiefen, oder, nach Befinden neue anfertigen ſollen. Damit auch jeder wiſſen moge, welche Graben , und wie weit er folche im Stande zu erhalten und zu råumien ſchuldig , ſollen fie insge.

fammt, wenn ſolche vorher durch einen Sandmeſſer CCA

zuge.

408

Der Havelländiſche Kreis.

zugemeſſen worden , den Intereſſenten , nach ob ani geführter Proportion , zu dem Ende vertheilet, und ihnen die Grånzen abgepfählet werden.

Die Sub .

repartition in jebem Dorf, überlaſſen Se. Königl. Majeſtát jeder Obrigkeit zu entwerfen , um ſolche in. nerhalb fechs Wochen zu Sr. Kön. Maj. Approbation

allerunterthänigſt einzureichen ; da denn fowohl die von dem Landmeſſer geſchehen'e Vermeſſung und Ein. theilung, als auch die Subrepartition in den Dör. fern ſelbſt , Dieſer Graben - und Schau - Ordnung,

zu Verhütung aller Streitigkeiten , auch Vermeis dung aller Weitläuftigkeiten , und Benbehaltung bef ſerer Oronung, -in fine beygefügt und gedruckt wer. den ſoll. Bey der Subrepartition , müſſen Kir. chen , Prediger , Küfter, Schulmeiſter und alle, ro

nur an der Hütung, oder dem Wieſenwachs in dem Such participiren , eben ſo wie die in den Dörfern befindliche Bauern und Coßåten, heran gezogen werden , und zur Aufräumung auch Anfertigung der

nothigen Graben, das Jhrige proportionirlich bey. tragen .

2. Die Räumung geſchieht zweymal im Jahr, als nämlich vom iſten Junii bis 14ten deſſelben MO. nats , und vom uiten bis 24ſten Sept. falls aber der

erſte Junius oder eilfte Sept. auf einen Sonntag

einfiele, ſo ſoll die Räumung folgenden Tags dars auf vorgenommen werden. Hauptſächlich foll pas Kraut dicht am Grund abgeſchnitten , mit Haken oder andern Inſtrumenten heraus gezogen , und weit von dem Bord des Grabens geworfen , das ausges

worfene aber dergeſtalt planirt werden , daß nicht ale

fein der Sandvon dem Winde in den Graben nicht geweet

Kön. Graßen- und Schau -Ordnung. 409

1

gewehet werbe, ſondern auch ein Wagen auf der plae nirten Erbe füglich fahren könne. 3. Wird ausdrücklich hiermit verboten , weber durch die Graben zu fahren, noch das Vieh durch fele

bige zu treiben, ſondern wenn ja eine Trift nöthig, fol. len tüchtige und gute Brücken erbauet werden, derges

ſtalt , daß mit Kähnen und kleinen Fahrzeugen dar. unter durchgefahren werden , auch das Waſſer' frer und ungehindert durchlaufen könne. Ben Serglei. chen Brücken oder etwa nöthigen Stegen , ſollen die

Påhle, worauf die Joche oder Brücken - Hölzer lies gen müſſen , dicht am Ufer gerammet , und die Brů .

den von folcher Breite gemacht werden , daß Mens ſchen und Vieh ſicher und ohne Gefahr darüber fom . men können. Die Stege müſſen von denjenigen

unterhalten werden , auf deren Grund und Boden folche anzufertigen nothig.

Zu benden Seiten der

2

Brücken auch nöthigen Auffahrts: Dåmme, foll

das Ufer der Graben mit růchtigen Berickungen ver . :

ſehen werden , damit das Vieh beym Uebertreiben nicht zu nahe an die Graben laufe, und den Boro verderbe , noch die Graben wieder zutrete.

4. Den Hirten in den Dörfern foll anbefohlen .

werden , daß ſie dem Borde der Graben mit dem Pich nicht zu nahe kommen : und damit dieſes aus

Mangel des Waſſers ſich um ſo weniger nach dem Graben fehne , follen die Dörfer, auf ihren Hütun. gen zulångliche und tüchtige Trånken binnen Jahrs. geit allenthalben verfertigen. 5. Wofern jemand , um zu feinem Wiefewachs oder zu ſeiner Håtung gelangen zu können , eines an . : Cc 5

dern

410

Der Havellandiſdie Kreis.

dern Brücke ſich bedienen müßte, iſt ihm ſolches zwar nicht vermehrt, jedoch foll er pro rata feiner Morgen , zum Bau dieſer Brücke, oder Reparation derſelben, concurriren, den Reiſenden aber bleibt die freye Paſ

fage, wie denn auch denjenigen , weldie ihre Wieſen hinter einander liegen haben , der Weg durch dieſe legten nicht verwehrt, ſondern unentgeldlich gelaſſen wird ; jedoch müſſen jene nicht mehr denn einen Weg machen , noch durch Nebenwege den Wieſen einigen Schaden zufügen. 6. Im Fall zu Verbeſſerung dieſer ober jener Wieſen nothig gefunden würde , das etwa ſtehende

Waſſer durch neue Graben abzuführen , ſo ſollen die Eigenthümer der Wieſen oder Hütungen , ſo unter : Halb liegen , gehalten ſeyn , dieſe neue Graben durch

ihren Grund und Boden führen zu laſſen , und die 1

Koſten pro rata zu tragen , oder die Arbeit felbſt zu verrichten. Gleiche Bewandniß ſoll es mit den Grånzgraben , die gemacht werden müſſen , haben : denn dieſe in der von dem Landmeſſer zu machenden Eintheilung nicht mit begriffen , ſondern von denje:

nigen gehalten und reparirt werden müſſen, denen

felbige zu Nuge fommen. 7. Die Fiſcheren in den Graben , bleibt, wie billig , den Gerichtsobrigkeiten allein , ſo weit ihre Gränzen gehen , weil fowohl die Bürger als Bauern, welchen die Fiſcheren daſelbſt hierdurch ausdrücklich verboten wird, nichts als die Hütung oder das Wieſe. wachs im uch zu genießen haben , und ein mehreres zu fordern nicht befügt ſind. Die Fiſcheren aber muß von erwähnten Obrigkeiten nicht anders , als mit kleinen Reuſen und Negen efercirt, und in den Graben

Kön. Graben- und Schau - Ordnung. 411 Graben keine Wehre gemacht, noch Körbe mit Flů.

?

ť

geln und Flügel . Reuſen gelegt, viel weniger darinn einiger Flachs noch Hanf geröſtet werden , damit Das Waſſer ſeinen freyen Sauf behalten möge. 8. Falls jemand wider obige Puncte handeln, und insbeſondere die Räumung binnen geſekter Zeit nicht gehörig verrichten ſollte, ſoll die Schau nicht

|

allein auf Koſten der Contravenienten die negligirte Räumung ſo fort machen laſſen , fondern dieſe noch

ůberdem ſo viel, als dieſe Koſten ausgetragen , fue & Strafe an Gelde erlegen , bey andern Contraven. tionen 'aber , nach Befinden , das erſtemal mit einem

Thaler, das anderemal aber mit zwey oder mehr : Thalern Strafe beleget werden.

1

9. Die Strafgelber rollen von dem Einnehmeç

des Kreiſes eingenommen , darüber gehörige Reche nung geführt, und ſo weit ſelbige zureichend , davon

die Unterbedienten ſalariret, auch ſonſt die etwa no. thigen gemeinen Ausgaben genommen werden. 10. Die Aufſicht des ganzen Werks , ſoll der Landrath des Kreiſes, unter der Direction der Kriegse und Domainen - Kammer , übernehmen.

Und da.

mit man um ſo mehr vergewiſſert ſenn möge , ob und

welder Geſtalt dieſer don Sr. Kón. Majeſtat ema, nirten Teich- und Schau - Drdnung in allen Pune

cțen und Clauſeln nachgelebet werde : ſo roll jährlich zwermal , nåmlich im Junio und September , ſo fort

nach Ablauf der zur Räumung der Graben 9. 2. ger fekten Zeit, von einem membro der Kriegs-und Do.

mainen - Kammer und dem Sandrath , eine Vifita . tion oder Schau gehalten, daben, was etwa zu meh. rerer

1

412 1

Der Havelländiſche Kreis.

rerer Verbeſſerung der Sache, und guten Erhaltung des Werks, nůßlich und nothig, angeordnet, und die Contravenienten , fo in einem oder anderm nachlaßig befunden , auch Sr. Kón. Majeſtät Verordnung zu. wider gelebt , gehörig beſtrafet werden . II. Weil auch nöthig renn will, daß die Gra.

ben von Zeit zu Zeit beſichtiget, und von deren Bea ſchaffenheit, ob ſie etwa eingefallen und zu repari. ren nöthig, dem Landrat zur Veranlaſſung Rapport

geſchehe, auch auf die Contravenienten ſo viel als möglich Ucht gegeben werde : als ſollen zu dieſem Behuf zwey Inter -Aufſeher angenommen werden, welche das {uch fleißig, und wenigſtens alle vier Wo. chen einmal zu bereiten , und von dem Zuſtand deſo felben dem Landrath Bericht abzuſtatten haben ; deren ſich denn der Sandrath bey nothigen Fällen in Ver. ſchiefung, und ſonſt vorkommenden Angelegenheiten dieſes Werks , bedienen fann ; wofür dieſen Unters

bedienten 24 Thaler, als einem jeden 12 Thaler , aus den Strafgeldern , allenfalls aber von den fåmmte

lichen Intereſſenten am lucy, alljährlich bezahlet wet. den ſollten.

12. Dafern wider Vermuthen ratione des Wieſewachſes oder der Hütung, imgleichen der Suba epartition wegen, auch über ein und andern in diefer

Leid) - und Schau , Dronung verordneten Puncten,

zwiſchen den Intereſſenten am uch einiger Streit entſtünde, fo roll die Sadje zuvorderſt von dem Sanda rath unterſucht, und wo möglich in der Güte nach Recht und Billigkeit bengelegt, dafern aber die Gate nicht verfangen wollte , zu Erſparung der gelüfreſo

fenben Proceſſe, der Streit durch eine Commißion, unter

Kon. Graben- und Schau - Ordnung. 413 unter Direction der Kriegs- und Domainen -Kam . s

mer , abgethan werden .

13. Weil Se. Kön. Majeſtåt angemerkt, daß

í einige Obrigkeiten und von Adel, ſonderlich die auf der gliener Seite belegene Dörfer , ungeachtet der dieferhalb unterm 27ſten Auguſt 1722 in fine benge.

druckten Verordnung , die mit Werft, Birken und

EX

E:

anderm geringen Strauchholze , wie auch mit Hül. len bewachſene Derter, durch Abbauung derſelben und nothiger Råumung , auch Ziehung der bedür: fenden Graben , zur Ableitung und Abziehung des

überflüßigen Waſſers, ihnen ſelbſt und dem Publico

1

zum Beſten , annoch nicht gehorig nachgelebet: als wollen Se. Kón. Majeſtát oberwähnte Verordnung hiermit nicht allein tenovirt , und einem jeden die

Nadlebung derſelben eingeſchärft haben , ſondern ben fehlen auch Kraft dieſes , daß ſolche bewachſene Dere

ter bey willführlicher Strafe, långftens binnen zwey Jahren , vorbeſchriebenermaaßen urbar , und nach

-Béfinden zu tüchtigen Wieſen und Hütungen geo

1

macht werden ſollen. 14. Da auch $. 3. verordnet iſt, daß an den

Brücken und Auffahrts: Dämmen die Graben mit tüchtigen Ricken ( Stangen ) und Zäunen verſehen werden ſollen , damit das Vieh ſolchen keinen Scha.

den thue, und es denn theilsOrten an dem bendthig ten Zaun- Reiß fehlen mögte : als wollen Se. Kön. Majeſtår , daß jede Dorfſchaft binnen Jahrszeit eine 1. zulängliche Anzahl Weiden auf den Graben im Judy 3

pflanzen, auch für deren Fortkommen Sorge tragen

fol , damit hernachmals das zur Zäunung benöthigte Reiß davon genommen werden könne. Urfunds

414

Der Havelländiſche Kreis.

Urkundlich unter Sr. König !. Majeſtät eigen. håndigen Unterſchrift und beygedruckten königlichen Inſiegel, gegeben zu Berlin den 31ſten Aug. 1724.

HI

le

( L. S.)

Friderich Wilhelm. Auf dieſe allgemeine Geſchichte und Beſchreis des Amts bung von der Urbarmachung des Havelländiſchen Geſchichte

Königs. borſt.

Suchs , muß nun eine beſondere Geſchichte des Amts

Königshorft folgen.

Das Wort Horſt, zeige

einen etwas hohen , fandigen , mit Holz bewachſe.

nen Plaz oder Boden , in einer fumpfigen und mo. raftigen Gegend, an.

Da wo jeßt das Amt Kö.

nigshorſt iſt, waren ehedeſſen die Arendshdrſte, SUM

welche von einem Arend von Bredow , dem ſie in der Theilung zugefallen waren , den Namen haben ſollen . Weil ſie mitten in dem havelländiſchen und nauenſchen Zuch lagen , und größtentheils mit Werfe und Sträuchen bewachſen waren , fo brachten ſie faft

gar keinen Nußen. Es ftand zwar auch etwas Ei. chenholz auf denſelben , man konnte aber wegen des

-

vielen im Judy ſtehenden Waſſers, und an den meis

ſten Orten faſt unergründlichen Schlamms und Mo.

au

raſts., ſehr ſchwer , und faſt nur in ſtarkem Winter dazu kommen . Von dieſen Arendshorſten gehörte

ſchon vor der Urbarmachung des Luchs ein guterTheil

Hein

dem Könige, der denſelben mit den von Lütfenſchen

Gütern , und ungefähr 600 rheinländiſchen Morgen Wiefen , die in dieſer Gegend lagen, bekommen hatte. Von dieſen Wiefen trug dem Könige jeder Morgen jährlich ungefähr nur einen Groſchen Zins ein , weil ſie wenig oder gar nicht genußet werden konnten. Dieſer

MAM

Geſchichte des Amts Königshorſt. 415 Dieſer Ort fiel dem Oberjägermeiſter von Hertefeld vor andern in die Augen, und er urtheilte, daß an dem felben gute Kuh - Melfereyen angelegt werden könn. ten . Er that alſo gleich in ſeinem erſten Bericht den Vorſchlag, daß der König die übrigen Stücke der Arendshdrſte, welche der weiterſchen Familie zu Staffelde- und Cremmen , und den von Hacken zu

Flator gehörten , auch noch kaufen , den andern legio ten aber , welche in der Gegend um diefe Hörſte ei WM

Es

ROM

21

HP

1

nige Wieſen liegen båtten, dafür andere , etwa im Diſtrict von linum , anweiſen laſſen mögte. Er erbot fich audy, wenn ihm frene Hand ben dem

Werk gelaſſen werde , und dem Könige der Handel nachher nicht gefalle, oder auch das Werk nicht nach Wunſch von Statten gebe , ' alle darauf gewendete

Koſten zu erfeßen , wenn ihm der Ort überlaffen wer . de. Der König hatte zu der Erfahrung und Ein . ſicht des Oberjägermeiſters ſo viel Vertrauen , daß er ſogleich vors erſte 2000 Thaler zu der vorgeſchla. genen Arbeit anwies. Der Oberjägermeiſter begab fich nun nach Dechtow , um in der Nähe zu fenn , und ließ gleich anfänglich von dort aus einen Damm

nach den Arendshörſten , im Anfang von Erde, und

hierauf, bis das Waſſer gefallen war, von Faſchie nen anlegen , auch daſelbſt den Werft und das Strauchwerk ausrotten . Die Hörſte ließ er durch kleine Dämme mit einander verbinden , auch das

Waſſer durch Graben in den Hauptgraben leiten.

Das beſtändige Regenwetter hielt die Arbeit ſehr auf, und der Arbeiter waren anfänglich wenige; ale lein nach neun Wochen , oder am 23ſten Aug. 1718

ſtattete her Oberjägermeiſter an den König einen Bericht

416

Der Havellandiſche Kreis .

Bericht ab , in welchen er mit einfließen ließ, daß, weil auf den Hörſten das beſte Gras wachſe,

er þundert und mehr Halbfette Ochſen zu erlangen wünſche, die hier völlig fett gemacht wurden , damit

der König auch gleich vom Anfang an einigen Nu. Ken von der Arbeit þåtte. Es ward diefe Abſicht den Sdylachtern zu Berlin bekannt gemacht, es fand

ſich abeą niemand mit Ochſen ein , alſo wurde die Arbeit bis an das Ende des Octobers fortgeſegt. Nun ſchlug der Oberjagermeiſter dem Könige vor, daß er eine Anzahl frießländiſcher und holſteiniſcher Kühe kaufen laſſen mogte , die im bevorſtehenden Frühjahr nach den Hörſten gebracht würden , auch ein Haus und einen Stall erbauen , und die fahlen Plåße auf den Hörſten mit einer Tonne wilden Klees

Saamen , aus dem Herzogthum Cleve, befäen laſ ſen. Alles dieſes wurde von dem Könige genehmigt, auch dem Hauptmann von Hacken zu Flatom ſein

Antheil an den Arendshörſten für 2200 Thaler, von der damaligen Amts - Kammer abgekauft, welche

auch durch einige aus iþrem Mittel den Anſchlag das von verfertigen liefs.

Der König ſelbſt reiſete im

Anfang des 1719ten Jahrs nach den Arendshorſten, nahm alles in Augenſchein, und bezeigte Sein Wohl.

gefallen daran; Er beſchloß auch, gegen das bevor, ſtehende Frühjahr 300 magere Ochſen einkaufen, und auf den Höriten fett machen zu laſſen. Als der Kde nig im Sommer des Jahrs die Hårfte abermals beo

ſuchte, legte er ihnen ſelbſt den Namen der Königss

hörfte ber. Die Arbeit warb ſtark fortgeſegt, und, um ſie auch im Winter zu befördern , ward mit einigen Ur. beits.

Geſchichte des Amts Königshorſt. 417 beitsleuten der Contract geſchloſſen , daß ſie für je den Morgen , auf welchem ſie den Werft und das unnůße Strauchholz mit der Wurzel ausroden wür. den , fieben Thaler bekommen ſollten ; als ſie aber die Bedingungen nicht erfüllten , wurden fie auf Tage. lohn gefekt.

Mit den Graben ward auch fortges

fahren, der von Dechtow nach den Hörſten aufgewor. fene Damm, von den Umts . Unterthanen, nach dem

Verhältniß ihres Dienſtgeldes, mit Sande überfah ren ; und da , wo es nöthig war , wurden Brunnen

gegraben, und Brücken gelegt. Das gerodete Holz, welches hin und wieder lag, ward im Winter ſo hoch als möglich verkauft und weggeſchafft, damit es das

E3

aufkeimende Gras nicht hindern mogte. Im Frühjahr

1

1719 wurde der Anfang mit dem Bau des Hauſes und Stalls gemacht. Ben den bisher ausgegrabenen

1. Brunnen , hatte ſich gezeigt, daß im Grunde nichts als.

1

blauer Triebſand zu finden ſey, und daß fie alſo nicht gut mit hölzernen Kaſten würden ausgeſegt werden können , ſondern daß dazu Werkſtricke nothwendig wåren : es ergieng alſo am 6ten Jul. der Befehl an

den Baumeiſter Böhme, die Steine, welche von dem berlinſchen Schloßbau übrig , und zu den Brunnen brauchbar wären, verabfolgen zu laſſen . Der Vor.. fchlag , den der Oberjägermeiſter durch den Kunſt.

meiſter in Oranienburg zu fieben Brunnen that, wurde von dem Könige genehmigt. Ueberhaupt gieng die Arbeit hier beſſer von Statten, als im {uch , weil es nicht am Gelde fehlte, ſondern der König,

auf des Oberjägermeiſters Vorſtellung , ſogleich das Norhige anwies. Sie ward für das 1719te Jahr im December geſchloſſen , und der König genehmigte DO

noch

418

Der havelländiſche Streis .

noch den Vorſchlag, daß die Weide für die Ochſen in Koppeln abgetheilet würde ; damit weder viel

Gras niedergetreten , noch eine Krankheit, die ſich unter den Ochſen einſtellen mögte , ſogteich ausge breitet würde.

Im 1720ſten Jahr fieng die Arbeit im März wieder an , es wurden aud) 371 magere Ochſen, und 570 magere Håmmel in die Weide genommen,

und fett gemacht. Der König hatte ſchon am gten Jänner befohlen , daß von dem beſten Heu , welches auf und bey den Königshorſten gewonnen würde,

für die in Potsdam ſtehenden Pferde des fronprinza $

lichen Regiments ſo viel abgeliefert werden ſolle, als verlangt werden würde, welches auch geſchahe. Der Damm , welcher von den Hörſten nach Nauen ge

führt worden war , mußte , vermoge königlicher Vera ordnung vom 20ſten Jänner , mit Sand erhobet, und die Koſten mußten von den Geldern der Theil

nehmer , welche zur Graben - Arbeit aufgebracht wg . ren , genommen werden , weil die neben dem Damm

gezogene Graben das Waſſer aus dem Such abfüge ren halfen. Der König hatte auch ſchon am zoſten Febr. befohlen , daß um die Königshorſte, ſo weit fie Sr. Majeſtät zugehörten , ein Grånz- Graben gezo. gen , und das Gut Bergen , welches der König kaus fen wolle, mit darunter begriffen werden ſollte. Die

fes fonnte nun nicht geſchehen, ohne daß den daran grånzenden von ihren Antheilen etwas abgeſchnitten, und zu dem Königlichen geſchlagen ward , welches aber der König behandeln , und baar bezahlen ließ. Es wurden auch die im ſogenannten Eubruch be

findlichen Schild - Hörſte unb Roorlacken , nebſt der Berg

Geſchichte des Amts Königshorſt. 419 Berg - Horſt, auf königl. Koſten ausgerodet, damit 2

den Unterthanen , welche ihre gemietheten Wiefen bey den Königs Hörſten verloren hatten , dafür an. dere auf der Berg. Horft, für einen jährlichen Zins, 3

angewieſen werden könnten.

Als mit dieſer Arbeit

der Anfang gemacht wurde , lernte der Oberjagers

meiſter den unweit Börnicke belegenen zwiefachen Werft kennen , welcher dem Könige gehörte , aber 3

1

bisher ganz und gar nicht war gemuket worden. Der König genehmigte unterm 20ſten May , daß er auch

3

ausgerodet , und zu Wieſen gemacht wurde.

ließ auch von den von Weilern zu Cremmen , die ſou

genannte Bár-Horſt, welche nid )t weit von den Königshörſten lag , für 2000 Thaler behandeln und kaufen , unter welcher Summe aber 300 und einige Thaler mit begriffen waren , die Er wegen dieſer

Hörfte zu der Graben - Arbeit im {uch bengetragen 1

hatte, und ihm folchergeſtalt erſekt wurden . Den Vertrag welcher darüber errichtet worden, beſtåtigte der Konig am 7ten October 1720. Er Vatte befoh . len , daß auf den Königshorſten Feldhühner angeſeket werden ſollten ; es geſchahe, und es wurden zwen Hühner- Häufer für dieſelben erbauet. Es macha ten aber die ron Bellin zu Carweſee einen den Felda

hühnern gefährlichen Anſpruch an die niedere Jago, auf den um die Hörſte herliegenden königl. Wiefen : daher ihnen auferlegt wurde , ihr Recht innerhalb

drey Wochen zu beweiſen . Es waren im churbraun . fchweigiſchen 24 frießländiſche Kihe für die Königse Hörſte beſtellt; daher that der Oberjägermeiſter den Vorſchlag , daß weil doch für dieſelben Leute gehal. ten werden mußten , der König nod) 60 pommerſche DO 2. Kůbe

1

420

Der Havelländiſche Kreis .

Kühe kaufen, und dieſelben noch vor Weihnachten, ehe ſie gefalbet hatten, hieher bringen laſſen mögte,

.

damit man den Nußen der Kålber , und gegen das

Frühjahr gleich friſche.Melf - Kühe haben könnte. Er that auch den Vorſchlag, die Schild- und Bår Hörſte mit Stangen zu umgeben , und in Koppeln abzutheilen. Ules dieſes ward von dem König

1

genehmigt. Doch die Kühe wurden in dieſem Jahr nicht angeſeßt, weil man die Nachricht bekam , 1

daß in Frießland und Holſtein das Biebſterben ſich åußere. Im 1721ſten Jahr wurde die Arbeit der Urbar.

machung früh angefangen , und fleißig fortgeſekt; und da beſchloffen war , daß an den ſchon urbars

gemachten Drten 700 Ochſen, fett gemacht werden ſollten , weil dazu hinlängliche Weide vorhanden war : ſo war nöthig dafür zu ſorgen , daß es denſela

ben nicht an Waſſer fehlen mögte. 210 wurden

auf den Königs - Kuh- Schild- und Bar - Hör -

ſten an verſchiedenen Orten Trånken ausgegraben, und die Anlegung der Brunnen ward auch fortgefekt. Es nahm auch in dieſem Jahr die Äusroðung auf

dem ſogenannten Zwiefachen Werft , deſſen oben Erwähnung geſchehen iſt, ihren Anfang.

Es ar .

beiteten 1400 Mann daran , und als der König im ? Sommer dieſen Ort befahe, ſagte er damals můnd. lich , auch nachher ſchriftlich , er fer etwas koſtbares, und das ſchönſte Stück unter allen . Er beſchloß aud ) , daß er ſich mit den benachbarten Dörfern

Grunefeld und Börnice , wegen der Håtung und kleinen Stücke Wieſen Landes , welche ſie um denfel

ben her hatten , abfinden wolle. Es war jų vermu : then,

ใน 13

73

-

Geſchichte des Amts Königshorſt. 421 then , daß wegen der aufgeworfenen Dåmme die

Fahrt durch die Königshårſte je långer je mehr zus nehmen werde, es waren auch ſchon hin und wieder auf den Hörſten für angeſekte Tagelöhner Häuſer er . bauet worden : daher wollte der König , daß auch

ein Brauhaus aufgeführt werden ſolle, und es ergieng unterm 12ten Novemb. 1721 an den Land - Baumei.

ſter Creuß der Befehl, dazu eine Zeichnung zu ver fertigen.

Die am Ende des Decembers beſchloſſene Ar beit , nahm ſchon im Februarmonat 1722 wieder ih. ren Anfang , und beſtund großentheils barinn , daß die Wurzeln der großen Eidhen theils durch Pulver zerſprengt, theils durch Maſchinen aus der Erde ge hoben wurden. Die Güte des urbargemachten Bo. dens , bewieſen die Diſteln , welche häufig auf dem felben hervor kamen : denn die Wirthſchaftsverſtån. digen halten den Boden, welcher Dornen und Diſteln

trågt, für vorzüglich gut. Man hatte von den Kü Hen in den Königshorſten einen beträchtlichen Vort rath an Butter geſammlet, der aber in Berlin we

gen der ſtarken Zufuhr von fremder Butter nicht abs gelegt werden konnte: daher kaufte ihn der König für ſeine Küche, und ließ das Pfund mit 3 Groſchen bezahlen.

Es beträgt der königliche Antheil an den urbare 1

gemachten Havelländiſchen Such, 5776 große Mor. gen und 42 Quadrat Ruthen , jeden Morgen zu

400 rheinländiſchen Quadrat - Ruthen gerechnet. Dieſe hatten vor der Urbarmachung nur einige hun bert Thaler eingetragen. Die Koſten , welche auf die Urbarmachung gewendet wurden , betrügen DO 3

1718

y

Der havelländiſche Kreis.

422

1718

1719

Thlr.

Gr.

PF Pf.

29994 14338

19

9

I I

7

1720 1721

29591

13

I

42853

IO

3

1722

46881

16

8

140659 dazu kamen nod) Baugelber 26502

23

4

9

I

167162

8

5

1723 und 24 ungefähr

4000

überhaupt

zuſammen

Es müſſen aber von dieſer Summe 9132 Thlr. 8 Gr. abgezogen werden , welche an die Fortführung des

großen Kanals von dem Mühlenwaſſer an , ver. wendet worden : ſo daß die wirklichen Koſten nur 158030 Thlr. 5 Pf. ausgemacht haben.

Hingegen haben dieſe Hörſte nach Abzug aller Koſten an baarem Vortheil folgende Summen ein. bracht.

Thlr. Gr. Pf. 1719 von 350 Ochren , von welchen aber 54 ſturben, 4589 1720 von 371 Ochſen und

570 Hammeln, 1721 von.720 Dchſen, 1722 von 1719 Ochſen (von

I

9

3533

6

4

6213

7,

9

welchen aber 24 geſtor: ben,) und 221 Håmmeln, 8210

4 : 5 ,

von Trinit. 1723. bis dahin

1724 von 758 Ochſen und

999 Hämmeln,

9357

7

2

Hieraus

Geſchichte des Amts Königshorſt. 423 Hieraus erhellet, daß die Königshörſte in den ans

gezeigten Jahren weit über 5 ProcentZinſen getragen haben , es iſt auch unter der Ertrags - Summe der Wiefenzins , den die Unterthanen von 1722 bis das

ħin 1724 zu entrichten hatten , und welcher jährlich, ba ihn der König felbſt für den Morgen auf 16 Gr. geſegt hatte, 2242 Thlr. 11 Gr. 6 Pf. betrug, niche mit begriffen ; er gehört aber ſowohl als der Wiefen.

zins von den Dörfern (inum , Tiekow , Flaton, Börs nicke , Grunefeld , Paaren , Vehlefanz und Großer

Zieten , zu der Vortheils - Rechnung des Amts K & nigshorſt, weil dieſe Wieſen durch die bey den Ko nigshårften ausgegebenen Gelder verbeſſert, ja daju wirklich mit erkauft worden . Wenn man alſo die Baugelder mit zu dem Capital, den Wiefenzins aber zu dem Ertrag rechnet, ſo kommen weit mehr als

5 Procent Zinſen heraus.

Håtte der König fich

entſchloſſen , 1724 alle Gegenden wieder mit Ochſen betreiben zu laſſen , ſo gåtten 1500 Dchſen und 3000 Schafe darauf fett gemacht werden können , und wenn man den Vortheil von jedem Ochſen auf acht Thaler gerechnet, fo würden bloß von den Ochſen Es bes 12000 Thaler Nußen eingekommen ſeyn . liebte aber der König nur 718 Ochſen und 999 Håms .

mel einkaufen und fett machen zu laſſen , hingegen die Bår - Horſt für 5 Thaler von einem Ochſen , zu verpachten , auch noch andere Weide -Ochſen für

5 Thaler einzunehmen : daher war die Summe des Gewinns geringer , zumal da viele Derter nicht beo trieben werden konnten , weil nicht Beibe . Od ſen genug vorhanden waren .

424

Der havellandiſche Kreis. Es iſt oben ( S.383 ) geſagtworden , daß bei

Oberjägermeiſter, als er zum erſtenmal das ganze Judy bereiſet, in ſeinem Bericht dafür gehalten , daß daſelbſt gute Kuh - Melferenen angelegt werden könn. ten. Nachher ånderte er ſeine Meynung , und rieth

dem Könige, mit der angefangenen Fettmachung der Odiſen fortzufahren , und zwar aus folgenden Urſachen. Erſtlich , bey der Ochſen - Weide rey Feis ne ſo große Gefahr , als ben der Kuh - Melkeren zu befürchten , denn man könne die Ochſen gegen das

Frühjahr einkaufen , und gegen den Herbſt wieder verkaufen , habe alſo für die Erhaltung derſelben nur

ein halbes Jahr zu ſorgen. , Hingegen wiſſe man aus der Erfahrung, daß die Kühe an ſolchen neuen Drten nicht über zwey , höchſtens dren Jahre erhal 1

ten werden könnten , ſondern wieder verkauft werden mißten , wenn nicht tödtliche Krankheiten unter ih. nen entſtehen ſollten. Die Ochſen ſtürben auch wohl, aber doch nicht alle Jahr , und in guten Jahren ha.

be der König den Vortheil von denſelben allein, den er ben den Kühen mit dem Pächter theilen müſſe.

Zweytens , die Ochſen verurſachten weniger Koſten, als die Küße , denn man dürfe im Frühjahr zur Wartung und Hütung derſelben nur etwa fechs Hir ten und Knechte annehmen , und dieſe wieder entlaſ

fen , fo bald die Ochſen verkauft wären.

Und wolle

der König auch ſchon im Herbſt Ochſen einkaufen laſſen , die im Frühjahr fett gemacht werden ſollten, ( welches doch wegen der Koſten der Winter -Füttes rung und Wartung , und wegen der Gefahr, daß ſie

von Krankheiten befallen werden møgten , nicht zu rathen ſen :) ſo wären doch außer dem Hirten ; der ſchon

Geſchichte des Amts Königshorſt. 425 fchon im beſtåndigen Sohn ſtehe, nur zwey oder dren Knechte zur Wartung der Ochſen nöthig. Wenn man aber 1100 Kühe , und auf 10 eine Viehmago rechne, fo wåren 110 , und wenn eine Mago 15 Küs He warten ſollte , dennoch 75 Mågde nöthig , die ben der Verpachtung mit in. Unſdylag fåmen : es wäre

B

auch für die Kuh . Melkeren die Anſchaffung vieler Geråthſchaft, und die Erbauung vieler Gebäude

nothwendig. Drittens , wegen der neuen Anlage, werde die Pacht nicht ſo hoch als ſonſt gewöhnlich, angeſekt werden können , wenigſtens werde der Ko.

nig die zufälligen Unglücksfälle mit übernehmen , und

1 '

- " inſonderheit, wenn ſich das Viehſterben einſtellen

1

follte , den Pächtern beträchtliche Erlaſſungen wider . fahren laſſen müſſen.

.

Alles dieſes wurde von dem

ir

-

General- Ober - Finanz- Kriegs-und Domainen - Dic

1

rectorium dem Könige vorgeſtellt , der aber zur eige

nen Verwaltung nicht mehr geneigt war, ſondern das

ganze Werk verpachtet haben wollte. Alſo wurden 1

einige Mitglieder der Kriegs- und Domainen - Kam.

mer abgeſchickt, um ſowohl des Oberjägermeiſters Vorſtellung, als auch dieſes zu unterſuchen, auf wel. che Art und Weiſe die Königshorſt am vortheilhaf

teſten genußet werden könne ? Die Commißion kam im März an , und übergab mit ihrem Bericht zugleich einen Pacht-Unſchlag , welcher , wenn auf die Weidung der Ochſen nicht ferner geſehen , fono dern die beſten Odyſen - Koppeln beackert , und mehr Kühe darauf gehalten werden ſollten , ſich auf 8493

Thlr. 18 Gr. belief.

Der Oberjägermeiſter machte

auch einen Anſchlag , welcher, wenn es bey der Och

fen - Weidung gelaſſen würde , ungeachtet Des gering DO 5

gen

426

Der havellándiſche Kreis .

gen Anſages , und der in vielen Stücken mit der Zeit zu erwartenden Verbeſſerungen , dennoch nach

Abzug aller Koſten, ſich auf 13861 Thaler belief, und dieſer wurde dem König auch zugeſchickt. Al lein der Monarch blieb bey ſeinem Vorſak, daß die Hörſte verpachtet werden ſollten. Die Kammer ließ nachher noch einen Anſchlag verfertigen , vermo,

ge deſſen die Nußung der Horſte zur Ochſen - Weide, auf 15090 Thlr. 7 Gr. 5 Pf. berechnet werden kön. ne : hingegen ( dilug ſie die Pacht für die einzeln +

gerechneten Hörſte , ( weil ſich zu dem ganzen Wert nicht leicht ein einziger Pächter finden mögte , ) nur ZU 12368 Thlr. 1 Gr. 5 P. an. Jedoch der König

blieb bey der Perpachtung, und alſo wurde die Bårs Horſt dem Verwalter Frieſen für 5 Thlr. Weidegeld auf einen Ochſen, in Pacht gegeben, das übrige aber, welches nicht ausgethan werden konnte, wurde bis Trinitatis 1724 unter der Verwaltung des Oberjäger. meiſters gelaſſen .

Das mag für die jektlebenden und fürdie Nach kommen genug von der Geſdichte der Urbarmachung 2

Beſchaf:

des havelländiſchen Luchs , und erſten Anlage des

Amts Königshorft , fenn.

Die Lage und äußere

fenheit des Geſtalt des lekten , kann man aus der beygefügten

Imte Ko- Charte deutlicher erſehen, als ſie durch eine Beſchrei.

nigshorft.

bung gemacht werden kann. Der Boden deffelben iſt ſehr verſchieden , bald mergelartig , bald torfartig,

bald. moorartig. Ueberhaupt iſt er ſehr niedrig, und alſo nicht nur feucht, ſondern ſteșt auch des Wins ters großen Theils unter Waſſer. Daraus folgt, daß er für Weißen und Winter - Roggen nicht brauche bar ſein, ſondern daß von den Getreidegrten nur Gerſte

Beſchaffenh. des Amts Königshorſt. 427 A

Gerſte und Hafer gut fortfommen , inſonderheit der legte , ja daß nur auf den Höhen oder Horſten Ge. treide ausgefået werden könne. Es iſt aber auch bieſe Gegend , vermoge der obigen Erzählung, ei gentlich zur Viehzucht eingerichtet und beſtimmt wor Qen , und beſteht alſo vornehmlich aus Weiden und Wieſen. Alles iſt in Koppeln abgetheilt, welche be

BA

ſondere Namen führen , und durch) Graben von eine

4

ander abgeſondert ſind , die zugleich das Waſſer in

V

peln ſind auch mit einem Gehege von Stangen um .

die Abzugs- und Haupt . Graben führen ; die Kop. geben. Sie werden zum Theil entweder ganz, oder 1

3

ſtucweiſe zu deckern gepflügt, und bleiben hernad) zur Weide liegen. Aus folchem Boden beſtehen die meiſten decker, auf welchen die oben erwähnten Ge creidearten gebauet werden , denn der beſtåndigen Hecher ſind ſehr wenige. Wenn man das Gras in

den Wieſen und Weide- Koppeln anſiehet, fo ſcheint es weber fein noch füß zu ſeyn : allein es verſchafft

doch gute Butter, und iſt zugleid, fo- reichlich vor : handen , daß nach dem Anſchlage 548 Odiſen mit demſelben fett gemacht werden können. Die beſte Weide iſt bey dem Amtsſik , und ben dem Vorwerk Kienberg. Die Weide - Koppeln haben zwar hin . långliche Waſſer -Brunnen und Trånken , das Waſs fer iſt aber ſchlecht, und im trocknen Sommer find

bie Brunnen - Trånken und Graben ohne Waſſer. Dem Mangel an gutem und hinlänglichem Waſſer vorzubeugen , ließ König Friderich Wilhelm aus der Havel ben Nieders Nauendorf einen Graben in den Hauptfanal leiten , damit in důrren Zeiten das nos

thige Waffer nach dem Amt Königsborſt gezogen wers

!

428

Der havellandiſche Kreis .

werden könne, zu welchem Ende auch außerhalb und innerhalb Schleuſen angeleget wurden : allein der Witterung bee Mangel iſt bey answer ſtåndig da. Daher fürchte ich , daß die Gräben und

Kanale dieſer Gegend nicht mehr in dem guten Stande find, in welchen ſie bey ihrer Anlegung geſeßt worden.

Die Viehzucht, auf welche in dieſem Umt al. les ankommt, iſt ganz auf holländiſche Art eingerich tet : man mag auf die Stålle , auf die Art der Füt.

terung, auf die Bereitung der Butter von ſüßer Sahne, und der Kåſe, fehen. Weil die Butter-: Bereitung ins Große gehet, ſo ſind auch die Unſtal. ten zu derſelben groß und ſehenswürdig . Es wer , den jährlich 2500 Pfund für die königlichen Tafeln geliefert, die meiſte Butter aber wird wochentlich 7

nach Berlin gefahren , woſelbſt fie ihren beſondern

Niederlags - Ort . hat. Sie iſt ſehr rein und wohl fchmeckend , daher auch das Pfund für fechs Gro fchen verkauft wird.

Bey dem Amtsſik und auf

den Vorwerken find fieben Holländereyen . Das Rindvieh bleibt, ſo lange die Witterung es verſtattet, bey Tag und Nacht in den Koppeln auf der Weide. Gegen das Ende des 1779ſten Jahrs waren taus wie die ſend Kühe vorhanden. Die Viehfeuche, welche in Viehſeuche den lektverfloſſenen Jahren in ſo vielen Gegenden

abgehalten der Churmark gewüthet, und großen Schaden ges worden ?

than hat , iſt hieher nicht gekommen , ſondern durch die guten Veranſtaltungen des Herrn Amtsrachs

Sach , eines fehr verſtändigen Mannes , abgehal. ten worden . Ich habe ddvon folgende zuverläßige Erzäßlung gehört. Als die Viehreuche in der

Nachbarſchaft des Amts geweſen , hat er die Gråna zen

Beſchaffenh. des Amts Königshorſt. 429

*

zen deſſelben mit bewaffneter Mannſchaft befekt, und derſelben befohlen , ſchlechterdings keinen Mene fchen , der aus einer ſolchen angeſteckten Gegend komme , er ſen auch wer wolle , ein - und durcha

ta

mel

Dieſes Gebot habe ſich inſonderheit zulaſſen. auch auf den Landrath des havelländiſchen Kreiſes

*

erſtreckt, welcher zur Unterſuchung der Seuche in 7

1

demſelben herum gereiſet fen. Der Landrath habe den Amtsrath deswegen bey der Kriegs- und Do. mainen - Kammer verklagt, der Beklagte aber behau. ptet , daß die Seudie durch keinen leidster, als durch

Den an den angeſteckten Orten herumreiſenden Sande rath , ausgebreitet werden könne , und ren losgeſpro.

Dieſes ſehr gründliche Urtheil des E Amtsraths, erinnert mich an eine ähnliche Unvor . * Richtigkeit, welche doch für das , was ſie iſt, nicht an . 3 geſehen wird. Nåmlich man låßt zu , daß die Herz. chen worden .

1기

te, welche in die von den Kinder - Pocken angeſteckten Häuſer gehen , zu gleicher Zeit auch andere Häuſer

i

beſuchen, ungeachtet es höchſt wahrſcheinlich iſt, daß

3

die Kinder -Pocken am meiſten durch die Aerzte aus. gebreitetwerden . Man ſollte eigene Pocken - Herzte haben, und denſelben aufs ſchärfſte allen Umgang mit unangeſteckten Häuſern uud Leuten verbieten. Auf die Viehleuche wieder zu kommen , ſo iſt nicht zu bee fchreiben , wie unvorſichtig in Anſehung derſelben ge handelt werde. Denn nicht zu gedenken , daß ſo viel Schlächter und ihre Helfer mit Rindvieh aus angeſteckten Orten des Nachts durchſchleichen , ſo weiß man fo gar , daß Stroh und Heu aus Stållen und Scheunen , in weldhen krankes Vieh iſt, nach

3

/

+

}

andern Dertern keimlich gefahren werde, dadurch die Kranf.

i.

Der havelåndiſche Streis.

430

Krankheit ohne Zweifel ausgebreitet wird. Die Geo winnſucht verſucht und wagt alles , und wenn nicht die völlige Ueberzeugung von dem eigenen Nußen die Leute zum ſtrengen Gebrauch der Verwahrungse

mittel antreibt, ſo thun es die bloßen Befehle gewiß nicht. eiß des

to

Ich fehre in das Amt Königshorſt zurück.

Amts. Uuf dem Się deſſelben iſt eine Bier - Brauerer und Branntewein -Brenneren , das gute Bier ſchmeckt aber doch nach dem Waſſer , welches zwar zu Kor +

nigshorſt beſſer, als an irgend einem andern Ort des Amts , aber doch nicht recht gut iſt.

Die Hofdiene

ſte beym Amt, leiſten die Coloniſten , welde hernach vorkommen werden , das Dorf Paaren , welches

von dem AmtOranienburg hieher gelegt iſt, und die .

Unterthanen der fehrbellinfchen Umts - Dörfer Bee kin , Hackenberg und Carweſee." Das Geſinde zur Umtswirthſchaft, müſſen andere churmärkiſche Zem.

ter , auf Befehl der Kriegs- und Domainen - Kam. mer , auf, drety Fahre hieher liefern. Das Amt $

gehört zu keinem ſoldatiſchen Canton, ſo daß feiner, der in demſelben geboren ift, zu Kriegsdienſten gee zwungen werden kann. Es hat mit den Hemtern Alt - Ruppin , Fehrbellin und Nauen einen gemeino Zugchdr

fchaftlichen Juſtik - Amtmann. Es gehören zu dem Amt Königshorſt

des Amts ,

1. folgende Vorwerke. Kdnigs , borſt.

1) Königshorſt, der Sik des Amts , woſelbſt auch eine Pfarrkirche iſt, und dren Windmüh .

len ſtehen.

1779 waren hier 261 Menſchen.

An Ackerland gehören dazu 1089 Morger 21

Beſchaffenh. des Amts Königshorſt. 431 21 Quadrat , Ruthen , in dren Feldern, und an

Wieſen 1691 Morgen 48 Quadrat . Ruthen. +

Die Weide ber der alten Hollanderery, wel che für 121 Kühe und 4 Bullen beſtimmt iſt, betrågt 550 Morgen 170 Quadrat - Ruthen ;

die Weide bey der neuen Hollanderer für !!

eben ſo viel Kühe und Bullen , 500 Morgen 11 Quadrat- Ruthen ; die Weide für Kälber und zur Zucht 146 Morgen 93 Quadrat- Rue 5

then ; die Weide für Zugvieh 223 Morgen 59 Quadrat . Kuthen ; die Weide für das Mårz- Bieh, 108 Morgen 117 Quadrat - Rue then ; die Weide zum Krankendienſt und für das Vieh der Hausleute 341 Morgen 142 Quan drat- Ruthen.

3) Lobeoffund, ein Vorwerk , auf welchem 1779 Lobeofa man 64 Menſchen gezählt hat. Es hat an fund. Ucferland in drey Feldern 643 Morgen 41 Quq.

drat - Ruthen ; an Wiefen 719 M. 73 2. R. die Holländeren zur Weide für 121 Kühe und

4 Bullen hat 500 M. 103 2. R. an Weide für Zugvieh 152 M. 104 2. R. und an Weie de für Hausleute - Vieh 94 Morgen.

3 ) Nordhof, ein Vorwerk , auf welchem 1779 Nordhof. ſind 66 Menſchen gezählet worden. Es hat an Ackerland 668 Morgen , an Wieſen 453 Morgen , an Weide bey der Holländeren für 130 Kühe und 5 Bullen 540 Morgen , an Wei

de für Zug . Vieh und Hausleute . Vieh 184 Morgen .

4) Kuhhorſt, ein Vorwerk, auf welchem 1779 Ruthorſt. nur 12 Menſchen geweſen ſind.

Zu demſelben gehören

1

432

Der havelländiſche Kreis . gehören an Aeckern in dren Feldern 480 Mor.

gen , an Wieſen 450 Morgen , an Weide zur Holländerey für 130 Kühe, und 5 Bullen , 4 Koppeln zur Weide für das Zugvieh und Haus. leute-Vieh von 479 M. 27 D. R. für das Zug "vieh an dem Acer 74 M. 150 2. R. für das Vieh der Hausleute , die linumſche Wieſe von

1

60 Morg. 100 D. R. Herr Umtsrath Sach hat dieſes Vorwerk in Erbpadit.

Hertefeld. i 5 ) Das Vorwerf Hertefeld, auf welchem 1779 waren 67 Menſchen. Es hat an Ackerland -260 Morgen , an Wieſen 819 M. an Weide für 160 Kühe und 6 Bullen 499 M. an Weis

de für das Zugvieh und Tagelöhner - Vieh 124 M. Nienberg.

6) Kienberg , ein Vorwerk , im glien- und los wenbergiſchen Kreiſe, zu welchem an Uckerland in drey Feldern 720 M. 8 D. R. an Wieſen

610 M.143 D. R. an Weide für 150 Kühe und 6 Bullen 449 Morg. 18 Q. R. an Fett. Weide für 120 Odyſen 593 M. 126 D. R. an Weide für Pferde und Jungvieh 60 Morg. 17 D. R. an Weide für Zug - Vieh und Zuge Dchfen 120 Morg. 144 D. R. an Weide. Für Hausleute - Vieh 50 m . gehören. 2. Folgende Colonien.

1

Deutſchhof.

1) Deutſchhof, zu 3 welchem ehemaligen Vorwerk, an Ackerland 200 M. 106 Q. R. an Wieſen

579 M. 127 D. R. an Weide 443 M. 55 D. R. an Weide für Kålber 16 M. an Weide für 1

Zug - und Hausleute : Vieh 118 m . gehören. s

1779 beſtund ſie aus 81 Seelen.

2) Man:

1

Beſchreibung des Amts Königshorſt. 433 2 ) Mangelhorſt, nicht weit von dem Amtsſik Königshorſt. 1779 beſtund ſie aus 89 Seelen.

3) Hertefeld , ben dem Vorwerk dieſes Namens. 1

Dieſe drey Colonien hat König Friderich der zweyte anlegen , und die erſte mit 8 , die zweyte mit 14 ,

die dritte mit 4 Familien befeßen laſſen. Er gab zu den Koſten der Unſegung einer jeden, 400 Thaler,

hingegen recinete man damals, daß der König jährlich haben werde, von der erſten Colonie an Erbzins 238

Thaler, vom Bier und Branntewein 15 Thlr. 2 Gr.

6 Pf. von der zweyten Colonie an Erbzins 431 Thlr. 16 Gr. vom Bier und Branntewein 26 Thlr. 10 Gr. 8 Pf. von der dritten Colonie an Erbzins

115 Thlr. 8 Gr. von Bier und Branntewein 7 Thlr. 13 Gr. 4 Pf.

3. Folgende Wirthshduſer. 1) Seelenhorſt, ein Krug mit einer Mühlé.

2) Dreybrücken , ein Wirthshaus. Das Dorf Paaren, welches unter demUmt Kó. nigshorſt ſteht, gehört zum glien- und lówerbergi ſchen Kreiſe.

Von Erinit. 1731 bis dahin 1732 , trug das Umt Einkünfte dem ein , 12977 Thlr. 14 Gr. 6 Pf. und die Uusi aus Amt ko, gabe war 2202 Thlr. nigshort. Von Trinit. 1739 bis dahin 1746 , 13882 Thlr. 23 Gr. 3 Pf.

Von Erinit. 1740 bis dahin 1741 , 13700 Thlr. 23 Gr.

Don Trinit. 1741 bis dahin 1742, 13738 Thli. 33 Gr. 3 Pf. o

434

Der havellándiſche Kreis.

Bon Trinit. 1742 bis dahin 1743 , 13757 Thlr. 15 Gr. 6 Pf.

Von Trinit. 1743 bis dahin 1744, da das Ume verwaltet wurde , und Hennicken zum Umt. mann hatte, trug es ein 15228 Thlr. 17 Gr. 6 Pf. und die Ausgabe betrug 1476 Thaler 2 Gr.

Von Trinit. 1756 bis dahin 1757, da das Amtvér. waltet wurde , trug es ein 11752 Thlr. 15 Gr. 6 Pf.

Von Trinit. 1779 bis dahin 1780 , beträgt die Pacht, nach einer Angabe, 13811 Thlr. 5 Gr. nach einer andern, 14735 Thlr. 18 Gr. 5 Pf. Woher dieſer Unterſchied rührt ? weiß ich nicht.

Ich gabe von dem Jahr Trinit. 1740 bis das hin 1741 , 1. folgende genauere Beſtimmung der Arrende . Ein. künfte

Thlr. Gr. Pf. von unterſchiedenen Gefällen , 1313 nåmlich 1080 Thlr. 10Pf. beſtåndige, und 233 Thlr. unbeſtåndige.

9685 10 14145 17

8 6 a

von den Vorwerken , von den Holländereyen ,

10

von verſchiedenen Pachtſtů. den , 2434 Summa aller Gefälle des Orts 27578

7

2.

Fol

Beſchreibung des Amts Königshorf, 435 2. Folgende Berechnung der Ausgaben. Dem Amtmann Hennicke

!

Thlr.

Gr.

Beſoldung 300 Thlr . W.Rogg. zu 16Gr. 32 • 2 .

2 W.Gerſte zu 14 Gr. 28 -

360

Hauptmann, Dem Controlleur beym Amt,

1

Dem Oberjäger Scheuk als Deich. I 20

-

150

Dem Dekonomie -Inſpector bey den drey neuen Vorwerken, Dem dortigen Controlleur, Dem Kornſchreiber beym Amt,

12

91

6

90 .60

11

Dem zweyten Schreiber beym Amt,

182

Dem Amts Vogt Lohn, 30 Thlr.

14 Sch. Roggen zu 16 Gr.

9 Thlr. 8 Gr.

39

8

Dem Nachtwächter 12 Sch. Roge

gen zu 16 Gr. Er iſt dabey Dienſt - und Miethfrey. 8 Dem Schornſteinfeger, 40 200 Dem Prediger, Dem Küſter und Schulmeiſter, 20 Dem Planteur, Befoldung, 100 Thlr. zu jährl. Kleidung, 25 8 12 Sch. Roggen, .

||

S

&

1

zur Unterhaltung eines Pferdes,

24

157

Dem Viehmeiſter Pfeffer I Wiſp. Roggen, i Wiſp. Gerſte,

In Summa

24 Thlr. 14 Thlr. 3

Era

38

1556

2

Das

1

436 Fahrt um

ſche reis K .

Der havelländi

Das iſt wohl von dem Amt Königshorſt genug.

das Amt Es verſchaffte uns eine ſehr angenehme Augenweide, Königs. horſt.

denn bey Seelenhorſt kamen wir auf einen auf bey. ben Seiten mit Bäumen befekten Damm , von wele

chem wir auf allen Seiten theils Wiefen und Wei. den, und auf den lekten, Heerden von Kühen, theils mehrere mit Bäumen beregte Damme ſahen . Dieſe Dåmme waren breit , auf beiden Seiten mit Gra.

ben verſehen , und jeßt ſehr trocken , fo daß die Fahrt auf denſelben etwas Berrliches war. Ben dem Vorwerk Nordhof war eine ſteinerne Brücke, und eine lebendige Hecke, die einzige , welche wir auf der

gången Reife geſehen haben. Die Colonie Deutſch hof ließen wir zur rechten Hand liegen , und konn. ten uns nicht ſate an den vortrefflichen Dämmen

ſehen , auf deren einem wir bis Dreybrücken fuß. ren , und den andern nach eben dieſem Wirthshauſe

von Deutſchhof aus ſich erſtrecken fahen.

Wir ver :

ſuchten das Waſſer zu Drenbrücfen , es war aber ſo ſchlecht, daß wir es nicht trinken mogten. Wir bes merkten auch die vielen Graben , welche das Amt

burchſchneiden und umgeben , und das Waſſer in den

Haupt - Kanal abführen.

Sie wurden jegt gerei.

niget , und es zeigte ſich hin und wieder etwas friſche Moorerde , welche auf die Dämme“ geworfen war .

Allein dieſe Reinigung geſchahe erſflich ſpåter, ale ſie vermöge der oben eingerückten Graben - und $

Schau - Ordnung ( S. 408 ) geſchehen ſollte, ( denn es war jeßt fchon der erſte October , ) und zweytens ſchien ſie uns ſo unzulänglich zu ſeyn , als ob ſie nur zum Schein geſchahe. Don

Nauenſche Wieſen und Weiden. - 437 Von Dreybrücken kamen wir auf den nauen : Nauena ſcher ſchen Damm , der nicht mit Bäumen beſegt war, Darm von welchem wir zur rechten das Vorwerk Herte feld,1 und zur linken des Vorwerk Kienberg von fern , nadiher aber die zu der Stadt Nauen , (wela che auf unſerer rechten Seite lag , ) gehörende Wei. Bey dieſer befremdete uns theils ihre weite Entfernung von der Stadt, theils die Abtheis

de fahen.

lung in kleine viereckigte Koppeln , die eine ungemein große Menge von Stangen zu ihrer Abſonderung und Einſchließung hatten , welche eine wahre Holjs berſchwendung zu feyn ſchien.

Es iſt der Mühe

werth von den nauenſchen Wieſen und Weiden bier einige Nachricht zu ertheilen. Sie liegen in dem oben beſchriebenen nauen. Nauenſche

fchen luch , nach deffen Urbarmachung jedes Bür. und Wiefen Weis gerhaus zu Nauen Wieſen und Weide erhielt. Eis ne große Bürgerſtelle, bekam ſechs große Morgen, und eine kleine, drey große Morgen Wieſen. Unge

fähr hundert große Morgen , wurden zu öffentlichen und Amts . Wieſen beſtimmet. Die Hauswieſen Fönnen nicht veräußert werden , hingegen müſſen

von einem großen Morgen Haus- und Kauf- Wies ſe, monatlich 6 Pf. und von einem großen Morgen Hege: Wieſe , monatlich 1 Gr. Servis bezahlt wer. den. Die andere Hälfte des nauenſchen Suchs , blieb gemeine Weide , und ein jeder Bürger trieb ſein Vieh , es 'mogte deſſelben ſo viel reyn , als es woll. te , mit der Gewißheit hinaus , daß es des Abends

ſatt wieder zu Hauſe kommen werde. Nun befahl der König 1766 , daß die ſogenannten Gemeinheiten aufgehoben werben folten , und an dem nauenſchen Ee 3

ſuch

den.

438

Der Havelländiſche Kreiß.

Such wurde das erſte Probeſtück gemacht. Nach verſchiedenen Jahren und Commißionen , kam enda

1

lidh 1773 ein Receß , der am 19ten Febr. 1774 von dem Könige beſtätigt wurde, zu Stande, welcher dies fen Haupt- Inhalt hatte :

,, Daß nicht nur jedes Bürgerhaus ſeine entwe. , der ſechs oder drey große Morgen Wieſen beo

„ halten , ſondern auch von der ehemals in Ge. meinſchaft genoeſenen Weide, entweder ſechs oder

„ brey große Morgen zum beſondern nůklichen „ und beliebigen Gebrauch bekommen ſolle ., Weides Die geſammte Weide im {uch , beſtund aus 3173

2

Koppeln.

Morgen 60 Quadrat . Ruchen , den Morgen zu 180 Quadrat - Ruthen gerechnet. Sie ward in Oren

Schlage eingetheilt , davon der Schlag A , (nahe Höhe)

743 M. 16 D. X.

der Schlag B , ( entfernte Höhe) 1240 M.44D. R. der Schlag C , ( Niederungs 11go M. Koppeln )

enthielt. In jedemSchlage wurden 383 Koppeln, und in allen drey Schlägen 1149 Koppeln angelegt. Ein

jeder Eigenthümer mußte ſeine in jedem Schlage be findliche Koppel mit einem Gehege umgeben , ( man ſagt hier, bericfen , ) und für das erſtemal bekam er

das Holz aus der Bürgerheide umſonſt, doch mit der Anzeige , daß er fünftig felbſt für das Holz fors gen müſſe. Wie groß die Koſten des Geheges ſind, fann man daraus ſchließen , weil alle dren Schlage ein Gehege von 91300 Kuthen erfordern .

Die meiften Einwohner der Stadt waren ſehr

froh, daß ſie nun unumſchyrånkte Beſiger von ſechs uno

1

*

Nauenſche Weiðe :Koppeln . .

439

unb bren Morgen Grund und Boden waren , davon

fie jeßt einen Nugen , den ſie auf viele Thaler ſchåße ten , haben konnten , den ſie vorher nicht hatten . So urtheilten nicht nur diejenigen , welche feine Pferde þatten , ſondern auch diejenigen , welche Pferde hiel. ten : den lekten aber fiel nicht ſogleich ein , daß jene

die größte Anzahl ausmachten , alſo auch den große ten Theil an der Weide eigentýůmlich bekamen , ſie aber nidje mehr hinlängliche Weide für ihre Ků. he und Pferde haben würden . Allein nach einigen

Jahren bemerkten ſie es , und da fiengen ſie an zu flagen , daß fie gar ſehr zu kurz gefommen wåren , und nun entſtund ein berüchtigter und langwieriger

Proceß. Das erſte Urtheil fiel für die Beklagten , welche größtentheils Profeßionsfeute ohne Geſpann waren , günſtig aus , bas zweyte aber erkannte, daß

der Schlag B' in die Gemeinſchaft zurück fallen ſolle. Während dieſes Proceſſes ſtiegen die Klagen aufs höchſte. Die Verbeſſerungen , welche auf den Kope peln gemacht waren , und die Gehege, verfielen un . beſchreiblich . Eine verordnete Commißion nach der andern war fruchtlos , uno bende Theile wendeten ſich unmittelbar an den König , und baten işren ge.

redyten Klagen allergnädigſt abzuhelfen . Der Kó. nig verordnete eine neue Commißion zum gütlichen Vergleich , und wenn derſelbige nicht erfolge, zum gutachtlichen Bericht , die aus dem Geheimenrath Kornemann , Kriegs- und Domainen - Rath Sieb .

mann , und Umtmann Guthſchmibt beſtund. Sie war im Herbſt des 1779ſten Jahrs zu Nauen , konnte aber keinen Vergleich zu Stande bringen, und that ale

ro in ihrem Bericht den unmaßgeblichen Vorſchlag , Ee 4

1

daß

440

Der Havellandiſche Kreis.

daß zur Entſchädigung und Befriedigung der Flagen .

den Acker : Bürger, der Schlag B wieder gemeinſchafte lich gemacht werden mögte.

Nicht lange nach dieſer Commißion, hat der KⓇS nig diele Sache den Juſtiz - Collegien genommen, und dem General - Directorium aufgetragen , dieſel

bige zum Ende zu bringen. Dieſes hohe Collegium befahl hierauf dem dirigirenden Bürgermeiſter Herrn Stengel, zu verſuchen , ob er die ſtreitenden Par theyen in der Güte aus einander lezen kønne ? Man hatte Urſache, fich von dieſer Wahl des Mitte verli zu verſprechen lers viel gutes zu , welche Hoffnung auch

der Anfang ſeiner Bemühung unterhielt. Denn die ges fpannloſen Theilnehmer entſchlofen ſich, daß ſie, wenn ihnen der ruhige Beſig ihrer Koppeln in den Schlås gen A und C verſichert würde , und ſie die auf den Schlag B verwandten Verbeſſerunys - Koften vergů.

fet bekämen , ihre Koppeln in B in die Gemeinheit zurück geben wollten. Allein die gegenſeitige Par. then , nahm dieſes großmüthige Anerbieten nicht an,

weil es zu ihrer Entſchädigung nicht hinreiche, und ih. rem Mangel an Weide dadurch noch nicht abgeholfen werde, wiewohl dieſes ein ungegründeter Vorwand war. Doch es erfolgte unter dem 25ſten May 1780

das Endurtheil des General - Directoriums : Daß die Abſonderung in dem Schlage B , je.

„, doch mit Ausſchließung der dazu gehörenden ,,: 99 Koppeln auf der Eidhorſt, aufgehoben , und „dieſer Schlag zur gemeinen Hütung für das Zug - und junge Viel ſämmtlicher Theilnehmer,

„ (das iſt, fowohl der geſpannhaltenden, als gee »73 Грапп.

Nauenſche Weide- Kroppeln."

441

„ ſpannloſen Bürger,) wiederhergeſtellet, und ben der Abtheilung dieſes Schlags zur Hütung für

, )

das Zug . und junge Vieh , vorzüglich darauf

„ geſehen werden ſolle , daß die Weide für das „Zugvieh hinreichend ſey .,, Nach eben dieſem Refcript, gab der König den geſpannloſen Theilnehmern zu ihrer Entſchädigung für die Koſten , welche ſie an die nun zum Beſten der geſpannhaltenden Bürger in die vorige Gemein.

heit zurückgehenden Koppeln verwandt hatten , taue fend Thaler, welche unter ſie vertheilet werden ſoll.

ten , und beyden Theilen erließ Er die anſehnlichen

Koſten der Unterſuchung ihrer Streitigkeiten , und des entſcheidenden Refcripts. Vermuthlich iſt dies fes dem neuen königl. Staats- und Finanz- Minis

ſter , Herrn Friderich Gottlieb Michaelis , vor: züglich zu verdanken , weil Er im General Directo. rium des Departement der churmårfiſchen Sachen verſieht. Am roten Junius veroronete das Genes ral - Directorium , daß die Eröffnung des Schlags B für die Gemeinheit, bis nach der Erndte ausgeſegt werden ſolle , weil 6 bis 7 Wiſpel Sommer . Getreia

de darauf ausgeſået wåren , welches den geſpannhal. tenden Bürgern angedeutet wurde. Doch dieſe kehrten ſich daran nicht, ſondern am 13 Junius ere

öffneten ſie dieſen Sdylag mit frevelhafter Gewalt, welche ohne Zweifelblutige Handel veranlaßt haben würde, wenn nicht der Magiſtrat ſogleich , als er von dieſer Gewaltthåtigkeit Nachricht bekommen , die

Stadtthore Håtte verſchließen , und dadurch den ges ſpannloſen Theilnehmern den Ausgang aus der Stadt, und die Gelegenheit zur Kache für dieſe gee Ees

1

·

walts

442

Der Haveländiſche Kreis.

waltſame Entreißung ihres Eigenthums , verfperren

laffen. Um 25ſten Junius kam zu Naucn Herr Kam mer . Aſſeſſor von Gerlach an , um den Anſtiftern

jener tumultuariſchen Handlung nachzuforſchen , und mit dem Herrn Amtsrath Sach aus Königshorſt, ben dadurch angerichteten Schaden zu fchåßen. Was aus dieſer Unterſuchung heraus kommen werde ? kann man jekt , da dieſes zum Druck abgeſchickt wird , noch nicht ſagen ; man muß aber wünſchen ,

man , darf auch erwarten , daß die Frevelchat nach drücklich beſtraft werde , damit ſie nicht andere zur Nachahmung reiße, und überhaupt böſe Folgen har be. 1

Denn deſſen nicht zu gedenken , daß fie fonft

das Anfehn des Magiftrats ſchwacht , ſo iſt zu bes

Yorgen , daß ſie Gelegenheit zur Zerrůttung und Hin derung des ganzen Abtheilungsweſens der Gemein. Heiten in der Mark Brandenburg , welches fdyon ges

fchehen iſt, und noch geſchehen ſoll , geben , ja daß bey Nauen inſonderheit dem Schlag C, ein gleiches Schickſal, wie der Schlag B , widerfahren werde. Aus der obigen Erzählung iſt bekannt, daß einem

jeden Bürger drey Koppeln zugetheilet worden , der ren Gehege er auf ſeine Koſten unterhalten muß. Dieſe Koſten werden den Nußen , den die Koppelk bringen , wo nicht übertreffen , dod) aufheben , und alſo werden die Gehege verfallen , und nicht wieder hergeſtellet werden. Sagt man , daß anſtatt der hölzernen Gehege , lebendige Zäune angelegt werden müßten ; ſo wäre dieſes freylich recht gut, es iſt auch

hin und wieder ein Anfang mit dergleichen gemacht worden : allein die vermiſchte Lage der Koppeln ge ſpannhaltender und geſpannloſer Bürger , wird im. mer

Nauenſche Weide -Koppeln.

443

mer einer jeden Art der Einſchließung und Verwah. rung der Koppeln nachtheilig ſeyn , weil das Zuge vieh dieſelben beſchädigen , und dadurch die Ge. meinheit wieder herſtellen wird. Um beſten wäre, wenn die Bürger im ruhigen Zuſtande nach und

nach ihre Koppeln friedfertig umtauſchten , ſo wie eines jeden ökonomiſcher Nußen es veranlaßte und erforderte, welches auch ſchon verſchiedene gethan haben. Wenn mehrere geſpannloſe Bürger ihre Koppeln neben einander haben , ſo erſparen ſie die

Seitengehege, weil ſie ihr Vieh in igre Koppeln zu gleicher Zeit treiben , und alſo keine Beſchädigungen zu befürchten haben. Jegt hat faſt ein jeder Bür: ger um ſeinen Beide - Plak von etwa ii Morgen ,

einen Graben , der 2 oder 4 Fuß breit iſt, gezogen , dadurch geht aber viel Boden verloren. Auf den Schlag B wieder zu kommen , der uns

gefähr aus 1360 kleinen Morgen beſteht, welche ben. nahe in 380 Koppeln eingetheilt geweſen , fo geht er

nun in die Gemeinſchaft zurück.

Nun hat ein jeder

Hausbeſißer zu Nauen , welcher ſeine Koppel darinn gehabt, das Reche , ſein Zug- und Jung - Vieh in die zwey öffentlichen Koppeln, welche daſelbſt angelegt werden ſollen , zu treiben.

Es fommen aber die

zur Eichhorſt gehörigen B Koppeln , welche etwa 30 kleine Morgen ausmachen? , nidyt wieder zur Ges

meinſchaft, weil ſie durch Wieſen und den Koppele Schlag C von dem Schlage B faſt ganz abgeſchnit ten find , und die Befißer derſelben außerordentlich große Koſten auf derſelben Verbeſſerung gewendet

haben , auch die Weide der Theilnehmer nicht erheba lich vergrößert werden würde, wenn dieſe wenigen

Kop:

444

Der havelländiſche Kreis .

Koppeln wieder zur Gemeinſchaft gezogen würden. Es dürfen aber auch die Beſiker derfelben, weil ſie zur

gemeinſchaftlichen Weide nichts hergeben , kein Vieh auf dieſelbige treiben. Auf dieſer Eichhorſt beſikt der dirigirende Bürgermeiſter zu Nauen, Herr Sten gel , neun große Morgen , welche er ſich zuſammen

getauſcht hat , eigenthümlich , die vor der Abtheis lung ein Moraſt waren , und nur in trocknen Jahrs 1

zeiten genußet werden konnten. Er hat andern ein Beyſpiel gegeben, wie ein ſolches Eigenthum recht

brauch - und nußbar gemacht werden könne ; denn er hat das Seinige durch gezogene Graben ziemlich trocken gemacht, durch die ausgeſtochene Erde den

Boden erhöhet, auch durch angefahrnen guten Sand ,

Lehmen und Dünger, den Torf. Boden fruchtbar ges macht, und ſo viel Klee geſået , daß er während des

Sommers bavon rechs Kühe und dren Pferde große tentheils unterhalten kann . an beſtändigem Klee, fået er nur einige Sdjeffel aus, allein unter die 13 Scheffel Winter- und Sommer- Getreide, welche er hier ausſået, miſcht er auch nod) Klee , davon er nach der Erndte den beſten bis in den ſpåten Herbſt abmåhet , auf den ſchlechteſten Klee - Boden aber 4

das Vieh treibt. Wenn die Stücke Landes , welche mit beſtandigem Klee befået ſind , drey Jahre ber.

1

gleichen getragen haben , låßt er ſie umpflügen , und mit Roggen befäen , der ſehr gut geråth , weil der Boden durch den Miſt , welcher während des Win. ters darauf gelegen hat , gut gedünget worden. Uns ſtatt der Gehege von trocnem Holz, hat er lebendige

Hecken angelegt. Einige Plåße hat er zu Gårten gingerichtet, welche ungemein ſchmackhaften Spaß. gel

9

Wald der Stadt Nauen .

445

gel tragen ; und einige hundert angepflanzte Obſte Båume kommen auch gut fort. Noch hat er ſich hier ein Wohnhaus mit Stållen und einer Scheune erbauet, ſo daß das Ganze eine angenehme Meneren ausmacht.

Aus der Weide, kamen wir in einen Wald, der Nauena'

größtentheils aus Kienbäumen , zum Theil aber aus rober Forft. Eichen und Büchen beſteht, auch hin und wieder Elſenlacken hat. Er gehört auch der Stadt Nauen,

liegt zwiſchen den derſelben zugehörigen Hahnenbera gen , und dem königl. Forſt Brieſelang, und ſein Flä.

dien Inhalt beträgt 2166 große Morgen , und 128

Quadrat - Ruthen. - Er beſteht aus dem alten und neuen Wald ; jener, hat der Stadt ſchon 1315, zur Zeit des Markgrafen Waldemar , gehört, wie aus einer Urkunde von dem Markgrafen Friderich ere

Kellet, die zu Berlin 1437 am Ubend des Sages S. Blafii ausgeſtellet iſt, und in welcher ihr der Beſine diefes Waldes beſtåtige wird. Die Worte des

verlornen Schenkungsbriefes des Markgrafen Wale demars follen alſo gelautet Kaben : ,, er verliehe der 97

Stadt zu ihrer deſto beſſern Aufnahme die Holza

97 Gerechtigkeit in den Küchen und Wäldern die „ Süßen ( Zoßen ) und Briſelang genannt, bis an ,,das {and Bellin., Diefen , hat ſie erſt durch einen 1590 mit den von Calenberg zu Perwenig,

und den von Bredow zu Cremmen errichteten Ver. gleich , bekommen. Ehedeſſen Hat der Magiſtrat die Jagd - Gerechtigkeit in demſelben ausgeübt, wele che er aber an Kinig Friderich Wilhelm , in an.

Tehung der Schweine und Rehe , abtrat , und das

für anfänglich gewiſſe Wildbraten erhielt, an deren State

1

Der havelländiſche Kreis , 446 Statt ihm 1721 aus der Wilb - Factorey jährlich 30 Thaler gegeben worden , welches noch geſchiehet. Nur den Vogelfang laßt der Magiſtrat noch durch

ſeinen Forſter ausüben, welcher aber ſo gering iſt, 4

daß alle gefangene Vögel jährlich und wechſelsweiſe nur einem einzigen Mitgliede des.Magiſtrats gelie. fert werden . Die Bürger dürfen aus dieſem Stadt.

Walde nicht nach Willkür Holz holen , fondern mür fen warten , bis ihnen Kawelholz angewieſen wird , deſſen der Großbürger noch einmal ſo viel als der Kleinbürger bekommt , und welches nur für diejeni.

gen vortheilhaft iſt, welche eigenes Geſpann Jaben ;

Denn den andern koſtet das Holz mehr Fuhrlohn, als es werth iſt. Es werden auch für jedes Fuder Ka..

welholz an die Forſt- Caffe der Stadt 5 Gr. bezahlt. Ehebeſſen empfieng der Magiſtrat auch Umts - Kan

weln , welche er aber vor etlichen Jahren verlor, ; !

als ein Proceß ſich endigte , der darüber zwiſchen

demſelben und der Bürgerſchaft entſtanden war, daß

jener die Bürger- Heide zur Kammeren - Heide ma. chen wollte : denn das Kammergericht entſchied, daß

die Kammerey gar kein Miteigenthumsrecht an dem Walde habe , ſondern , daß er bloß der Bürgerſchaft gehöre. Alſo hat die Kämmeren nicht einmal frenes Bauholz aus dieſem Walbe , und ſie muß ſelbſt das kleinſte Fuder Werft der Bürger -Caffe bezahlen .

Es kaufen die Bürger ihr gewöhnliches Brennhol von den gliener Bauern , und geben für ein kleines

Fuder 12 bis 16 Gr. Für das Bauholz , welches

der Stabt aus dieſem Walde geliefert wird, muß i ein gewiſſes Geld erlegt werden , welches in die Bür. ger - Caffe fließt. An Fremde kann die Bürger. fdjaft

Stadt Nauen .

447

ſchaft ießt fein Holz verkaufen , denn der Wald iſt durch die vielen Feuersbrünſte, welche die Stadt beo troffen haben , dünne geworden ; ' Doch 1777 find zehn

Eichenbäume nach der Stadt Werder zum Schiffe bau verkauft worden . Wenn die Wiefen , Hütung aufhört, ſo werden die Rindvichheerden der Stadt in dieſen Wald getrieben , in welchem auch der Bür. ger Schafe eben ſowohl, als die Schafe von des Magiſtrats . Vorwerf , weiden . Důrfen , wenn die Brache umgepflügt wird. Man ſchågt die Weide in dieſem Walde halb als gut niedrige, und halb als

hohe und ſchlechte ; daher werden auf eineKuh gwen große Morgen gerechnet.

Nicht der ganze Wald

darf von dem Stadtvieh betreten werden , ſondern 600 Morgen ſind den Dörfern Pauſin und Perwes

niß zur Weide für ihr Vieh abgetreten , um ſie weer gen ihres Rechts zur Mitweide zu befriedigen.

Für

jedes Schwein , welches zur Maſtung in den Wald getrieben wird , müſſen in die Bürger - Caſſe 5 Gr. gegeben werden . Ein Schwein , welches in der

Maſtung ſtirbt, wird dem Eigenthümer nach der Tare vergüter. Wenn Maſt vorhanden iſt, ſo můſ ſen auch Amts -Schweine zugelaſſen werden , und wenn volle Maſt iſt, ſo hat auch ein jedes Mitglied

des Magiſtrats die vier Pfoten - Freyheit, das iſt, es darf ein Schwein in die Maft ſchicken.

Die

Gegend dieſes nauenſchen Waldes , durch welche wir fuhren , war noch ſtark mit Eichen bewachſen , und dieſe hatten viel Früchte, welche ſchon käufig auf die Erde gefallen waren.

Wir ſind zwar nicht durch die Stadt Nauen Stads

gefahren, ich will aber doch hier einige Nachricht von Nauen, derſel:

>

448

Der havellandiſche Kreis.

Ackerbau derſelben geben.

Sie ħat ihre meiſte Nahrung von

und Vieh. Ackerbau und Viehzucht. Ob ſie gleich 26 Wiſpel zucht der: felben .

6 Sd). Weißen , 78 Wiſp. 8 Sch. Roggen , 105 W.

Gerſte , 3 Wifp. Hafer, und 26 Wiſp. 6 Sch . Hůle ſenfrüchte ausfået, ſo kann ſie doch von dem Getrei. de , welches ſie einerndet , nichts verkaufen ; denn es

wird verbraucht, entweder zur Nothburft der Ein . wohner , oder zu Bier und Branntewein für 23 Krüge , die ſie damit zu verſehen hat, (welcher Vers

lag ihr 1778 an 4000 Thaler eingebracht haben ſoll,) oder zu Semmeln für das umliegende platte Sand,

dahin wöchentlich wohl für 30 Thaler gehen ſollen. Die Rindviehzucht ſcheint hier zwar beträchtlich zu

ſeyn, wie das bald folgende Verzeichniß derſelben zeia gen wird , ſie bringt aber doch den Einwohnern nicht fo viel Butter und Käſe, als ſie nöthig haben , und wenn ein Bürger auch ſechs Kühe hat, ſo macht er

doch nicht fo viel Käſe und Butter , als er für ſeine Wirthſchaft gebraucht.

Es hat mich dieſes wegen

der vorhin fangeführten vielen Wieſen und Weiden befremdet, ich habe aber die Urſachen davon nicht erfahren. Wenn man höret , daß die Stadt viel

Stroh und Heu ausführe : ſo ſollte man glauberi, daß fie davon einen beträchtlichen Nußen habe : ale fein in Potsdam wird das Fuder oft nur für 2 bis 3

Thaler bezahlt, welches Geld faſt nur der Betrag des Fuhrlohns iſt, ſo daß die Verkäufer für das Heu und Stroh faſt nichts bekommen. Es würde für die Stadt ſehr vortheilhaft ſeyn , wenn der nahe ben

ihr vorbey gehende Hauptgraben oder Kanal ſchiffbar gemacht werden könnte , denn alsdenn fónnte ſie ver:

mittelſt deſſelben wohlfeilere Aus . 4. Einfuhr Haben. Die

Stadt Nauen.

449

Die Stadt hat jeßt eine Kirchè, 36 Häuſer von Gebäude Eteinen, 404 Häuſer von Fachwerk, 211 Scheunen .. und Men ſchen . Man hat in derſelben gezähle 1778 : :: 1779 Männer ,

465

482

Frauen ,

591

566

Söhne,

431

445

Tochter, Gefellen ,

399 30

402 32

1

Knechte und Diener, Jungen, Dienſtmagbe,

50 38

überhaupt

69

115

44 128

2119

2168

Menſchen vom Civil- Stande, unter welchen 8 Juden waren.

An Militar . Perſonen , Månner ,

651

Frauen, Söhne, Töchter ,

210

219

I 20

I 22

144 474

127

überhaupt 1119 Es find hier 72 Brauſtellen , und 43 Branntewein. Defono. mie . Blafen.

1779 Man hat verbraucht 1778 an Maly, 289 W.7S . 305 W. 6 Sch.

an Branntereine

Schrot,

III W.

94W.17 Sch.

und in den Schenk.

frågen verzapft 1730 Tonnen . an Bier, an Branntewein , 8070 Quart.

Sf

12151 D. 8563 2.

Der havellandiſche Kireis.

450

Es ſind hier 92 öffentliche und beſondere Bruno nen, 3 metallene und 326 hölzerne Sprißen, 72 Feuer

leitern , 508 Eimer , 261 Hafen , 24 Waſſerfufen . 1778

Man gat gezählt Pferde,

517

1779 554

Bullen und Schren ,

II2

I12

Kühe, Chungbies

675

678

Melf . Schafe,

9

Håmmel und Gäſtesvieh, Schweine,

49 ?

370

629

876

1457 , 235

770

786

Accife. Die Ucciſe hat eingebracht 1778 1779

8998 Thlr.

6 Gr.

9196 Thlr. 20 Gr.

3 PF.

Bervis Der Servis betrug 1778

473 Thlr. 21 Gr. 3 PF.

516 Thlr. Für wirkliche Einquartirung ward bezahlt 2925 Thlr. 20 Gr. 1778 1779

1779 Borivert Meufam

1704 Thlr.

4 4

18 Gr.

Der Stadt gehören das Vormerk Neukams

Einnah

mer , welches 1778 an Zeitpacht goo Thaler ein . trug , 1779 aber in Erbpacht ausgethan iſt, die jähr. lich. 700 Thaler ausmacht, und 9 Mühlen. Die Einnaħme der Kammerey betrug mit dem

me der

Beſtand 1778 , 2638 Thlr. 5 Gr. 8 Pf. 1779 aber

Kamme:

2263 Thlr. 3 Gr. 11 Pf. die Ausgabe in jenem Jahr

met.

rey .

2446 Thlr. 23 Gr. 6 Pf. in dieſem 2293 Thlr. 4 Gr.

1 Pf. Die mehreſten Einkünfte derſelben , beſtehen 2

in der vorher angegebenen Erbpacht von dem Vor. werk , in 530 Thalern Grunde und Acker -Påchten , s

!

in )

Stadt Nauert.

451

In 320 Thalern Mühlen . Wage - Geldern , und Påch . ten für die übrigen Kammeren - Pertinentien , in no $

s

1

Thalern Grund- und Policen : Schoß, in ungefähr n Bier - Bürger - und Meiſters n der unb Gel , und in eſtåndigen Gefällen von etwa

80 Thalern an

/

350 Chalern. Das Wenige, was von der ältern Geſchichte dies Geſchichte ſer Stadt in meiner Erdbeſchreibung ſteht, will ich den Stadt. jier nicht wiederholen. Markgraf Ludewig der als tere beſtätigré derſelben 1336 das Recht, jährlich nur 30 Mart Contribution zu geben , wie die Urkunde in

Herrn Gerken cod. dipl. brand. T. II. p. 142. zeiget, Eben dieſer Markgraf erlaubte 1345 Den hieſigen Tuchwebern , ihre Tücher ellenweiſe zu verkaufen , und der Stadt verliehe er einen Jahrmarkt am Sonn .

tage Quaſimodogeniti. Die Urkunde ſteht beym Herrn Gerken l. c. T. VI. p. 453. 1601 ward zwis ſchen dem Rath. und dem Dom- Kapitel zu Brane

denburg verglichen , daß , wenn das Paſtorat erledige ſey , der Rath zwen tüchtige Männer dazu vorſchlaó gen , und das Dom - Kapitel einen davon erwählen,

und dem Confißorium präſentiren folle. Würde der Rath und die Gemeine aus den jwen vorgeſchlagenen einen nennen , zu dem ſie die meiſte Liebe und Luft

båtcen , und bitten , daß derſelbige berufen werden mogte: ſo wolle das Dom - Kapitel fich darinn nagy

Gebühr und Billigkeit verhalten. Der Viſitations. Abſchied von 1578 Pagt, daß der Inſpector ju Nauen neben dem Rath befuge fey , den Kaplan dafelbft'an zunehmen . 1658 am 30 Nov. verordnete das Cons -fiftorium , daß der Rath ſich nach einem ſolchen Rai plan umſeben , den Inſpector wegen deſſelbenben Spa Beiten

Der havellandiſche Spreis.

452

Zeiten vernehmen , und ſodenn mit derfelben Geo nehmigung einen von den ernannten zum Diaconat 'berufen folle. Vermoge Beſcheids des ! Conſiſto.

riums vom 7ten März 1682, follen die Kirchen - Rech

nungen fernerhin in Gegenwart des Raths und In ſpectors abgenonimen werden , mit Vorbehalt des Nechts des Dom -Kapitels , und ſeines beſſern Bes Weiſes, daß es auch das Recht habe der Abnahme Der Rechnung beizuwohnen. Allein am 20 Sept. " 1687. erkannte das Confiftorium , daß das Kapitel

' die in ſeinen replicis vom 27ſten Jun. 1685 copei). lich bengelegten Documente, durch ifre wahren Ori. ' ginalien beſtätigt, und alſo ſein Patronatrecht nach

Nothdurft erwieſen habe, Alſo fónne demſelben auch nicht gewehret werden , künftig der Abnahıne der

Kirchen - Rechnung in Nauen mit benzuwohnen, auch die bisherigen Kirchen - Rechnungen durch)zu : fehen. Die Abnahme der Kirchen - Rechnung ges * Thebe auf Koſten der Kirche, die aber doch måßig feyn rollten. Der beklagte Rath folle innerhalb R

fedys Wochen den in dem Appellations - Utrthel işm

vorbehaltenen Beweis nun fub poena praeclufi ans Wie es weiter gegangen iſt, weiß ich nicht. 1650 frug der damalige Diaconus der Kiruje goldés ne Armbånde, das Confiftorium aber befahl ihm , dieſe ärgerliche Eitelkeit abzuſchaffen.

treten . 1

Die Stadtkirche hat ein Capital von 1460 Tha. lern 1 Gr. 6 Pf. welches ihr jährlich 83 Thlr. 1 Pf. Zinſen bringte Jhre beſtändigen Gefälle betragen

309 Thlr. 4 Gr. 8 Pf. die unbeſtändigen im Durd . ſchnitt 165 Thlr. 5 Gr. 7 Pf. Der

{

1

2

Stadt Nauen. -

453 1

Der Gotteskaften hatte 1777 ein Capital von 10299 Thlr. 16 Gr. an beſtåndigen Gefällen 352 Tha.

ler , und an unbeſtåndigen im Durchſchnitt 76 Thlr. 8 Gr.

Das Hoſpital hatte 1777 die Zinſen ' von 475 Thlr. welche 23 Thlr. 18 Gr. betrugen, an beſtåndi.

gen Gefällen 129 Thlr. 10 Gr. an unbeſtåndigen im

Durchſchnitt 13 Thaler 15 Groſchen, aber 910 Thaler Schulden.

Noch iſt von der ältern Geſchichte dieſer Stadt das folgende zu bemerken. Fm 1292ften Jahre haben Otto und Conrad,

bende Markgrafen zu Brandenburg und Landsberg, den von Nauen 53 Hufen , die Ritter - und Bauer, Hufen genannt, wegen der vielfältigen ſchweren Um . ſtånde , in welche ſie gerathen, und durch welche fie

ſo herunter gefommen , daß ſie auch das Bürgere Recht, wie andere Städte der Mark Brandenburg , nicht haben erlangen können , geſchenkt, ſo daß fie

dieſelben gleich den andern Stådten gebrauchen und genießen mögten. Von denſelben haben ſie ſogleich wieder ihrer Pfarrkirche, welche dem heil. Apoſtel Jacob gewidmet geweſen , eine Hufe zugeeignet und übergeben , und zwar mit allem Recht, ſo wie ſie dieſelbige von ihrer Herrſchaft bekommen , welche Schenkung auch die Fürſten damals beſtätiget ha

ben , doch alſo , daß die Bürger zu Nauen Hinfort von der 30ſten Mandel, die ſie zuvor ihrem Pfarr. Herrn von ifren Ueckern jährlid) gegeben ţatten, ganz und gar immer und zu ewigen Zeiten ſollten befreyet ſeyn. Es haben ſich aber damals die Ff 3 zwer

-1

Der havelländiſche Streis.

454

zwery Markgrafen vorbehalten, daß ihnen die zu Nauen jährlich von einer jeden Hufe tres folidos denarios zinſen ſollten , aber auch verſprochen , daß dieſer Zins niemals folle erhöhet werden . Wegen dieſer Schen . kung haben die von Nauen den Markgrafen wieder verehret zwen hundert und zwey und zwanzig Pfund

(Talenta denariorum ), und funfzig Mark Silbers, wie die zu Rathenow ausgefertigte Urkunde aus. weifet. .

3m 1323ſten Jahr hat Herzog Rudolph zu Sachſen, der nach Abſterben Waldemars des zwei).

ten und Johannes des vierten , die mark mehren. theils eingenommen , die Beſchwerung der Stadt 4

Nauen mit Erbarmung bedacht, und der Bürger ſdhaft daſelbſt 120 Hufen , bei der Stadt und dem Dorfe Niefammer gelegen , zu ewigen Zeiten beſtår A

tigt, wie aus einer Urkunde echellet, die zu Spandow feria quarta

in quatuor temporibus, poft Domini,

cam qua cantatur , Invocavit me, datirt iſt.

Huch haben in demſelben Jahr Rudolph und Benzeslaus, Vater und Sohn , beyde Herzoge in Sachſen , die Stadt Nauen von der Zebrißinn zu

Quedlinburg zu Lehn empfangen , wie aus folgenden Worten einer alten Urkunde zu erſehen iſt :

By Rudolff unde Wenglowé, von den Gnas den Gades Herthoge tho Saſſen , tho Angern, tho 27

„ Weſtpfahlen, Greven tho Greek , unde Borggres „ ven tho Mendeborg , bekennen " unde betůgen in , deßeme apene Briewe , wenn dat noth iß , dat wn 1

willen vorkamen, unde willen unfere Briewe beo

as wieſen

1

**

Spielhagen.

455

j,wieſen die Uns unſere Vrowe, bie edle Vorſtinne, die Zebrißhinne von Quebelinborg , Vrowe Jutte,

„ Jefft gegewen , up die Sehen der Stadt Nowen , bekennen ock ende betůgen in deßemeBriewe, dat Wey alle facke ſtede unde gang hollen willen der vorbenannten Stadt Nowen unde den Börgerern ,

des Sy unfes liemen Bulen , Herthogen Rubolfo

,, fes, Briewe hebben, tho ener Uhrkunde deßer gore „, beſchrewene Dinge, şebben Wy deſſen Briem las ten ſchriewen , unde beſegeln , mit Unſeren Inſege « len . Deßer Dinge ſind Tügen , Øtto unde Göle ,,von Flenborg , Hinge von ' Wanſtorp , Hinrice 99

Schence van Schenckendorff, Conrad Gogelfact, Herman van Weſenick, unfe Riddern : Hinrick

Mafolff, Ruprecht van Glúback , Concke und Ane 97

dreas von Globik , Abel van Blandenborg , und andere bederive lude genug. Dieſe Brieff iſt geo gewen tho Nowen , na Gades Borth Duſend Jahr, dry Hundert Jahr, in den dry und thwyn Jahre, des Dienſtages vor S. Simonis tigſten 97 92

>

und Juba Dag.,

Wie aber die Zebtißinn von Quedlinburg zum

Lehn der Stadt Nauen gekommen ? iſt noch zur Zeit nicht bekannte

So viel von der Stadt Nauen .

Wir trafen Oplele

in ihrem Forſt, das Fåger - oder Forſter - Haus hagera, Spielhagen an. Als wir an den Haupt : Kanal 2

kamen , und über die Brücke fuhren , ſahen wir den

neuen Sdileuſenbau. Es find hier drey Schleuſen nahe bey einander; die mittlere ward neu gebauet. Durch Sf 4

456

Der havellånbiſche Kreis.

Durch Siefelbe gehet das Bauholz, welches nach Hamburg gefloßet wird.

Co bald wir über den

Kanal gefominen, waren wir in dem königlichen Forſi fort Brieſes i

lang.

Brieſelang, oder , wie man auch ſagte, in dem Brand , welcher , nebſt den dazu gehörigen Revie. ren , 11149 Morgen for Quadrat -Ruthen groß.ift. Hierunter ſind nur 5338 Morgen 137 Quadrat-Rus

then Forſtland , die übrigen Morgen aber beſtehen in Ueckern , Wiefen , Waſſer und Fernen. Durch dieſen Forſt fekten wir unſere Reiſe fort, bis wir

Finken. den nicht weit vom Haupt-Kanal entfernten Fin trug.

kenkrug erreichten ; in welchem wir die bevorſte. bende Nacht zubringen wollten.. Er war egedeſſen

ein Theerofen , .den der Oberjager Bracklow zu Grandau , vor ein paar Jahren von dem Amte Spandau, nebſt Acer zu drey Wiſpel Uusſaat, und

Wiefewachs zu zwanzig Fuder Heu , erfaufte, und ein neues gut angelegtesHaus zur Wirthſchaft baue. te, in welches er ſeinen Bruder zum Birth -rekte,

welcher meynte oder verſicherte, daß jenem diefe An.

lage ungefähr 3000 Thaler koſte. Weil das Haus noch neu war , hatte es ein gutes Anſehen , wir fan den es aber inwendig noch nicht eingerichtet, und bee halfen uns in der Nacht mit einem Strohlager. Weil es im Walde liegt , emd ich einige Stunden

lang nichts zu thun hatte , ſo hätte ich gern jeman. den geſprochen , der mir gåtte von dem anſehnlichen ſpandauer Amts - Walde eine gründliche und gee

naue Nachricht geben können , weil auf dieſer Reiſe bie Wålder meine Aufmerkſamkeit vorzüglich an fich gezogen haben ; allein icy fonnte wenig erfahren. Es beſteht der ſpandauer Amts -Walo aus Büchen, Eichen,

6

Holzhandel der preuß. Lånder. Eichen , und Kienbäumen .

457

Die Bauern. zu Fala

kenhagen pachten die Maſtung in dieſer Gegend, welche ſehr geringe zu 4 * Schock Sdyweine ange.

ſchlagen iſt, und geben für jedes Stück 1 Thlr. 9 Gr. Sie ſuchen nun von den Nachbaren Schweine zue. ſammen, und treiben neun Schocke derſelben hinein ;

für deren jedes ſie ſich 1 Thlr. 20 Gr. bezahlen laſe fen.

Dieſe bleiben neun Wochen in der Maft.

Vorgeſtern hat man angefangen fie binein zu treiben .

Aus den hieſigen Wäldern ,werden Maſten und große eidene Balken , die viereckicht behauen ſind, 24 bis 40 Fuß in der Länge, und 2 bis 3 im Durch

meſfer þaben , auf den Haupt- Kanal gebracht, ſo in die Havel und Elbe nach Hamburg gefloßt. Es hålt ſchwer, fie bis an den Haupt - Kanal zu

bringen , daher erwählt man dazu gemeiniglich die Winterzeit, wenn der Boden gefroren iſt, aber auch alsdenn müſſen an einen Wagen mit breiten Rådern ,

viel Pferde geſpannetwerden .

Ich will hier etwas von dem Holzhandil, wel: Holzhans der nicht nur aus der Mark Brandenburg,, ſondern preuß. del in den Lån . auch aus andern königlichen Provinzen, nach auspår: dern . tigen { åndern getrieben wird , etwas ſagen , es kann aber nichts vollſtändiges , ſondern nur ein Beytrag zu dieſer Materie feyn. Die Holzausfuhr iſt eine der vornehmſten der Mark Brandenburg , und wenn die Wålder jederzeit wåren fo vernünftig gebraucht, verſchont und unterhalten worden , als es nun nach

den ergangenen guten Forſtverordnungen geſchielt, ff 5

fo

1

458

Der Havellándiſche Streis.

ſo würde die Mark Brandenburg beſtändig einen beträchtlichen Schak an allerlen Holz haben.

Daß

die Wålder , weldie zu den königlichen Domainen

Hemtern in der Churmarf gehören , erheblich feyn müſſen , iſt ſchon aus der Summe der Forſtgefalle zu erſehen, welche der Kriegs-und Domainen -Kams

mer - Staat enthält. Sie betrug für das Jahr von Trinit. 1731 bis dahin 1732 , 108017 Thlr. 23 Gr. 3 Pf. davon nur 6057 Thlr. 8 Gr. 6 P. an Aus. gaben abgiengen. Die wirkliche Einnahmeiſt vere muthlich viel größer gerveſen , als der Anſchlag. Von Trin. 1747 bis 1748 kamen aus den churmarki. fchen Domainen an Forſtgefällen ein 215044 Thlr. 21 Gr. 4 Pf. Von Trinit. 1756 bis dahin 1757, folls ten nach dem Anſchlag an Forſtgefällen eingehen 133910 Thlr. 23 Gr. 5 Pf. es kamen aber 99135 Tylr.

H

1

10 Gr. 10 Pf. mehr ein , alſo daß die ganze Summe .

in 233046 Thlr. 10 Gr. 3 Pf. beſtund, ohne die Maft gefälle. Wie viel von dieſem aus den fånigl. For. ſten verkauften Holz aus dem Lande gegangen iſt, fann ich nicht ſagen , wohl aber, daß die meiſten Forſtgefälle damals aus den Domainen - Hemtern $

#

Chorin , Grimniß , liebenwalde, Oranienburg, Alt, Ruppin und Zehdenick , gekommen ſind.

In Anſehung der Holzfloßung um das Ende des 17ten Jahrhunderts, habe ich folgende Urkunde gefunden . Urfande

Holafios

„ Nachdem Sr, Churfürſtl. Durchlauchtigkeit nju Brandenburg, unſerm Gnädigſten Herrn, Lucas

sung.

„ Dückmann , Holz - Händler aus Amſterdam , ver.

von der

1

„ mittelſt eines unterthänigſten Supplicati vom 24ſten

Novemb, dieſes jege laufenden Jahres gehorfamſt „vor.

NE

Holzhandel der preuß. Lånder.

459

„ vorgeſtellet, wasmaßen Er nebſt einem Confor:

, ten Johann Plūmeian genannt, mit dero Obers Forſt- Meiſter in der Mittel- und Ufer , Marf, dem

noon Jürgas , einen ſchriftl. Contract, bis zu Sr.

Churfürſtl. Durchlauchtigkeit gnädigſten Confir. „mation , am 26ſten Octob. aufgerichtet, und fich , anheiſchig gemacht, alles auf der becßiſchen und

„ neufammeriſchen Heiðe in dem vergangenen Früh. njahr vom Brand gerülrte und geſtückte Holz, ause

„ juarbeiten , und für einen gewiſſen Preis zu béjako }

olen , und daben unterthänigſt gebeten , daß Jhm „ vergönnet werden mögte , zu Falicitirung und Bea fchleunigung dieſer Arbeit, und ſonderlich zu be

quemer Abführung dieſes Holzes , einen alten Gra.

imben in der Gegend bery Beeg zu öffnen , und 'eine ✓ Fang -Schleuſe dahin zu legen , geſtalt Er folches nauf ſeine eigene Koſten anfertigen zu laſſen , liber

ofich nehmen wollte, auch daß wider alter Holzo Håndler Turbation und Verhinderung Er fich fol. cher Fahrt ſeines Gefallens gebrauchen , und an erhandelten Holze feinen Schaden leiden møg „dem nte ,jumorous Holz nicht långer dauren könnte, n und wann es nicht verberben ſollte , wenigſtens in

noren Jahren abgefloßet werden mußte, und dann » Hodyſtgedachte Se. Churfürſtl. Durchlauchtigkeit „ nach eingezogener Erkundigung unterthänigſt bee „ nachrichtiget worden , daß nicht allein Eingangs merwähnter Lucas Důckmann hiebevor bereits die 02

Doffe und den Rhin - Strom navigabel gemacht,

„und unterſchiedliche Seen mit Unfoften in einander geleitet, auch dadurch einigen confiderablen Nußen

„zum Holz - Verkauf geſchaffet hat, ſondern, daß

wI m

1

460

Der havelländiſche Kreis.

Ihm auch ſein jeßiges Vorhaben ohne Bedenfen »; und einigen beſorgenden Sdyaden concedirt wer

den konnte : Als Gaben diefelbe gnädigſt gewilligt „ und concedirt , bewilligen und concediren auch

nhiermit und Kraft dieſes , daß erftlich bemeldeter „ Jucas Důckmann den alten Graben in der Gegend ben Beeß auf ſeine Koſten öffnen , und eine Fang. Schleuſe Darinu legen , ſich aud ) wider andere Holz Håndler und jederinånnigliche Turbation und Vers

„ hinderung dieſer Fahrt, mit Holz- Floßen reines Gefallens, riebſt ſeinem vorbenannten Conſorten

Plumeian, gebrauchen moge, woben Se. Churfürſtl. „ Durchl. Ihn jederzeit gnädigſt inainteniren und „ ſchüßen wollen. Die Unfoſten , ſo er hieraufwen : , Deni wird , hat Er hiernachſt zu ſpecificiren , und

nſoll Jhm darauf das gewöhnliche Sdileuſen - Geld allezeit abgeſchrieben werden , bis die völlige Sum . „ me bezahlt worden.

Sollte Er und fein Conſorte

alsdann ein mehreres durch dieſen Graben floßen , 97 ſo muß Er das Schleuſe - Geld gleich andern be.

nzahlen : Dagegen Se.Churfürſtl. Durchl. den Gra „ ben und die Schleuſen in Würden Halten laſſen

„wollen . Im übrigen ſollen die Churfürſtl. Jagd. Bediente, und in ſpecie Dero mittel- und ufermår. fiſche Ober - Forſtmeiſter , hierüber allezeit die In nſpection und Diſpoſition haben , welche aud) da . „ Þin zuſehen , daß allemal dabey gute Ordnung ge. ,, halten , und allen Inconvenientien ,'wie die Namen

„ haben, oder entſtehen könnten, geſteuret werden n möge. Schließlich oft höchſtgedachte Se. Chur . » fürſtl. Durchl. den ſchriftlichen Contract , welchar

dieſes Holzes wegen aufgerichtet worden , gnädigſt , con

1

A.

1

Holzhandel der preuß. Lånder.

461

Urkundlich unter Er. Churfürſtl. „ Durchl. eigenhändigen Unterſchrift und vorgedruck, „ ten Infiegel, gegeben Cöln an der Spree den 18ten confirmireni.

„ Dec. 1696. ,

Frideric).

( L. S.) E. Dancfelmann,

Specification, Was ich Endes benamter, gnädigſt gewilligtek Maaßen , für den neuen Graben, fo aus dem crem . mifchen bis in den beeßiſchen Eeegemacht werden

muffen , nebſt den dazu benöthigten zween Fang. 1

Schleuſen, vor Unfoſten angewandt , und baar aus: gezahlt habe. 2018 1, Dem Teich -Gråber, Peter Umelud,

beðungener Maaßen, får 450 Rua then , von dem cremmiſchen See, bis an den Damm ,zu 16Gr. für die Ruthe, 300 -Thlr. 2. Noch demſelben , für 66 Ruthen von dem Damm bis an den beeßiſchen

See , zu 1 Thlr.die Ruthe,

66 Thlr.

3. Für die Arche unter der Brücke, ſammt den dazu benöthigten Spund . 50 Thlr. und Boden . Diehlen , in allem ſe leu ten e m ng , mit in de 4. Ein Fa :Sch

Graben fammt den dazu benöthigten Spund , und Boden - Diehlen , in allem

Summa

30 Thlr. 446Thlr.

+

Lucas Důckmann. Ceit

462

che Der havelländiſ Kreis. Seit verſchiedenen Jahren iſt zu Berlin eine 56

von dem Forſt - Departement des General Directo. ter riums abhangende

Haupt -Nuk :Holz-Adminiſtration,

NUE

Haupts welche die Ober -Aufſicht über die Holz- Uusfuhr ing Nuß-Holzfremde Lånder hat. Sie ſchickt aus , Balfen von Uominia Eichen- und Kien- Bäumen , Schiffs - Planken von ih ſtration : Eichenholz, Stab - Holz von Eichen und Büchen, do $

19

Klapp-Holz von Eidyen und Büchen, Bretter von Ei. chen und Kien - Baumen, und andere Holzforten. Es fanfio liefern dieſelben nicht nur die königl. Forſten in der die

*

Churmark, Neumark und im Herzogthum Magdes en

burg , aus welchen ungefähr für hundert bis hundert Meteo und drenßig tauſend Thaler Holz in Golde , mehrere oder weniger , ausgehet, ſondern die königliche 40. 1

miniſtracion empfängt und verſchickt auch viele Holzo

waaren durch Verträge, nicht nur aus den Forſterim Der Städte , Edelleute und andern Perfonen in der keinen genannten Provinzen , ſondern audy von Lieferanten det

aus Schleſien und Polen, aus dem Churfürſtenthum

Sachſen , Fürſtenthum Anhalt , und Fürſtenthum bom Braunſchweig . Wolfenbüttel. Alle dieſe Holzwaga ide

ren werden auf den Graben und Kanålen in die we Strôme , und fu nach Hamburg gefloßt, wofelbſt bite ein fåniglich preußiſcher Holz- Markt iſt.

inte Es giebt the

in Schleſien , in der Mark und in Magdeburg,auch den anſehnliche Holzhåndler , weldie jährlich viel Holy )

für ihre Rechnung nach Hamburg flogen laſſen , und is die fonigl. Adminiſtration zu Berlin þaf ſich zum bila

Vortheil derſelben ihres Vorkaufs : Rechts in Anſeo de þung des Holzes , welches aus den fönigl. Landen htbe ? wimint, begeben : allein von dem Holz, welches ſie 32 aus

Holzhandel der preuß. Låtider. me

Me

463

aus Böhmen , dem Churfürſtenthum Sachſen , und Fürſtenthum Anhalt nach Hamburg , und aus Po. len nach Stettin ſchicken , müſſen ſie beym erſten koe niglichen Grånzzoll funfzig Procent erlegen. Alles

rom

bisher genannte Holz hat in der neueſten Zeit , ein Jahr in das andere gerechnet, gewiß zehn bis zwölfe mal hundert tauſend Thaler in Golde , betragen,

weil während des Kriegs zwiſchen Großbritannien

-6 M

auf einer , und den nordamerikaniſchen Provinzen,

Franfreich und Spanien, auf der andern Seite, fehr viel Holz geſucht worden ; in Friedenszeiten aber iſt

mogli

bisher die Summe des Abfaßes , wo nicht um ein Drittel, doch um ein Viertėt, kleiner geweſen . Von

mo

dem preußiſchen Holzmarkt zu Hamburg geht das Holz nach Holland , England , Franfreich, Spanien

3

Tanya

und Portugal.

Die Holländer ſuchen von den oben

genannten Holz. Sorten, inſonderheit die drey erſten, 3

M

die übrigen gehen nach den Seehafen der andern gen

olide

that

nånnten fånder. Das Stabholz von Büchen , gehe nach England und Frankreich , und von dannen nach den weſtindiſchen Inſeln , von welchen ihre Producte

th

In den daraus verfertigten Fäſſern verſchickt werden. Auf demn preußiſchen Holzmarkt zu Hamburg, fomme

Dm

$;

feinesweges alles Holz, welches aus den fönigl. preuſ fiſchen Landen in andere ( ånger verſchickt wird, fon

dern auch aus Stettin, aus der Mündung der Weiche fel , aus Elbing, Königsberg und Memel , wird ſehr viel Holz geradeswegs nach Édyweden , Dänemark, Holland , England , Frankreich , Spanien und an .

dern ſåndern verſchifft. Bloß aus Stettin iſt, nach der Angabe des gedruckten Verzeid;niſſes, 1779 fúr 831345 Thaler Holz ausgeführt worden , welches mehr

464

Der havetländiſche Kreis.

mehr war , als in dem vorhergehenden Jahr. Das ift alles , was ich von dem Holzhandet der preußi. ſchen Länder habe erfahren können. Ich fahre nun in der Beſchreibung unſerer Reiſe fort.

Am zweyten October früh Morgens um zwey Uhr waren wir ſchon muna ter , und reiſeten etwa eine Stunde hernach weitor,

Der helle Mondenſchein machte auch die nächtliche Fahrt durch den Wald angenehm . Vor Anbruch des Tages waren wir in den ans

Falfen : fehnlichen Dorf Falkenhagen , welches außer dem bagene

Walde liegt.

Der davon benannte Forſt , begreift

29197 Morgen und 146 Quadrat- Ruchen , hierun. : ter aber , ſind nur 20481 Morgen und 120 Quadrat

Ruthen Forſtland,die übrigen Morgen beft ben in Hedern , Wiefen , Gewäſſern und Fennen.

Spandau. kamen ganz früh nach Spandau.

Wir

Hier hielten

wir uns nicht länger auf, als es zur Abtragung des

Zols nothig war ; ich will aber doch auch von dies fer Stadt einige Nachrichten mittheilen. Was von

derſelben in Büchern ſteht, führe ich nicht an . Sie hat drey Kirchen , zwolf ſteinerne Häuſer, 407 Häuſer mit Ziegel. Dåchern , 70 Häuſer mit Stroh- und Schindel = Dichern , 86 Scheunen , und 3 wüſte Stellen oyne Zugehör. Ferner hat ſie, 129 öffentliche und beſondere Brunnen , 4 metallene und

400 hölzerne Sprißen ; 28 Feuerleitern , 410 Eimer ,

29 Haken, 30 Waſſerkufen , 91 Brauſtellen , und 59 Branntewein .Blafen . Man

Nachrichten von Spanbau. Man hat in derſelben gezählt

465

1778 784

1779 840

960

IOCO

Söhne,

685

697

Tochter, Geſellen, Knechte und Diener,

665 112

701 108

75

72

Månner , Frauen ,

Jungen,

69

64

Mågde,

221

231

3571

3713

überhaupt Perſonen vom Civil -Stande, uns ter welchen 10 Juden waren. An Perſonen vom Militär -Stan . 3

de waren hier Männer,

172

1193

:: Frauen ,

320

651

Söhne , Töchter,

179

196

229

202

900

1928

156

162

überhaupt an Vieh : Pferde ,

3

Bullen und Ochſen ,

13 250 13 229

Kühe,

Junges Vieh, Melk - Schafe,

Håmmel und Güſtes : Vieh, Schweine,

42

253

27 350

596

760

* 240

250

1831

1854 T. 83340 .

Man hat in den Schenkkrügen verzapft an Bier, an Branntewein,

7960

Man fået jährlich aus, 48 Wiſpel Roggen, 12 Wiſp.

Gerſte, 34 Wifp. Hafer, 10 Wiſp. Hülſenfrüchte. US

Der 1

466

Der Havellándiſche Kreis.

Der Servis hat betragen , 1778

3454 Thlr.

1779

989 Thir.

9 Gr. 2 Gr.

Für wirkliche Einquartirung ſind ausgezahle worben , 1779

6703 Thlr. 5122 Thlr.

--

1778

Die Kammeren hat eingenommen , 1778 5720 Thlr. 12 Gr. 6500 Thlr. 19 Gr. 1779 und ausgegeben, 1778 1779

5934 Thlr. 12 Gr. 6460 Thlr. 18 Gr.

Der Stadt gehören 1 Dorf, 1 Vorwerf, 6 Müh. len , 26 Schenkkrüge.

DieAcciſe hat betragen vom Junius 1777 bis an bas Ende des Manmonats 1778 , folgende Summen , Thlr. im Junius, Julius,

1525

2008

4

Gr.

Pf.

4

9

7

8

Auguſt,

1921

September, October, November, December,

2086

15

10

2166

IO

4

2393

IO

2476 1506

21

9 3

4

6

1815

Ιο

9

1592

ΙΟ

I

2278

6

I

3766

19

4

25487

I2

2

Jänner, Februar, Mårz, April, May,

überhaupt

IO

Die t

Nachrichten von Spandau.

467

Die Zoll- Einnahme iſt von Trinit. 1777 bis dahin 1778 , die folgende gerveſen.

1. An Haupt- und Schleuſen - Zoli. Thlr.

Gr. Pf.

Das Quartal Trinitatis , Crucis, Lucià,

3668

7

1270

20

Reminiſcère,

2761

15

10792

2

.7

7

4

1

Summa

3091

Das Quartal Trinitatis,

Crucis, Lucia,

3245

2420 1914

Reminiſcere, 1499 Summa

8180

14 19

liwe

2. An Zoll vom Finow - Kanal,

I

4

21

1

7

4 II

Herr Gerken hat in ſeinen Fragmentis marchi cis ein Paar Urkunden von 1244 , welche zeigen , daß

die Markgrafen Johann und Otto der Stadt Span .

dau die Marktkirche und gewiſſe Freyheiten geſchenkt haben.

1318 wurde die Stadt mit einem Wall, und

1319 mit Mauer und Graben umgeben. Rudolph, Herzog von Sachſen, Engern und Weſtphalen, Graf von Bernburg, Afcanien und Ballenſtadt, auch Burg.

graf, zu Magdeburg , befreyete die Bürgei während des Baues ihrer Stadtmauern von allen Abgaben ,

und 1320 beſtåtigte er in einer andern Urkunde alles Rechtund Eigenthum derſelben ; privilegirte aud) alle

innerhalb der Mauer und Planken der Stadt wohnerio de Bürger dahin , daß ſie vor feinem Landgeridye, ſondern nuử vor ihrem eigenen Gericht, Richter und Schultheißen zu erſcheinen ſchuldig ſeyn ſollten. Er og 2

machte

468

Der havetåndiſche Kreis.

machte ihnen auch Hoffnung zur Zolfreyheit, welche er den Einwohnern der Menerey Staaken in dieſer Urkunde ſchon ertheilte. Hingegen verpflichtete er aud) die Bürger zu Spandau zu den Wachen und

Contribucionen, und andern hergebrachten Pflichten .

Die Mühle und den Mühlenhof, imgleichen das Feld zwiſchen der Feſtung und der Stadt, behielt er ſeiner Gerichtsbarkeit vor. Die Gränzen der Stadt , bee ſtimmte er folgendermaaßen. Gegen Morgen roll

ſie ſich bis an die Havel erſtrecken, gegen Mittag bis an den See, genannt die Scharfe Jacke, gegen Abend bis an die lehmgruben , gegen Mitternacht bis an die Weiden und an die Brücke Ablo , (id) weiß nicht,

ob dieſer Name richtig iſt,) bis an den Fluß Starik, bis an die Brücke am Babe oder Babenberge, und 3

bis an die Havel. Dieſer ganze Diſtrict foll unter dem Stadtgericht ſtehen. 1355 gab Markgraf Ludee der Römer, dem ehemaligen Benedictiner ,Non .

nen - Kloſter zu Spandau das Patronatrecht über ben Altar der heil. Jungfrau in der Kapelle, welche

in ſeiner feſten Burg Spandau war. Gerkens cod. dipl. brand. T. V. p.493. Eben derſelbige verpfän: dete 1355 und 1356 die Gewäſſer und den Fiſd )fang bey Spandau , und ſeine hieſige Mühle , für gewiſſe 1

Geldſummen, welche er aufnahm . Den hieſigen Zoll erkannte er den Bürgermeiſtern der Stadt Berlin zu , den Thile van Brügge ernannte er zum Stadt.

vogt, und den Juden Frißel beliehe er mit dem hie. ſigen Thurm - Umt und deſſelben Zugehår. Die Ur. kunden, welche alles dieſes enthalten, hat Hr. Gerken im cod. dipl. brand . T. VI. p. 502. 526.532. u. f. •

Die

Nachrichten von Spandau.

469

Die ehemalige Zollfreykeit der Stadt beweiſen Die zwer folgenden Urkunden.

Joachim , Churfürſt, Unſern Gruß zuvor. Lieber getreuer , Wir ha. „ ben deine ſchriftliche Antwort auf Beflagung Unſe.

„ rer Unterthanen zu Brandenburg , der Jahrbriefe „ halber empfangen und vernommen . Und weil wir » wiſſen , daß vor alters Herbracht, daß die Fuhrs „,leuteder zollfrenen Städte alleine einen Jahrbrief „ gehabt, und demſelbigen in allen andern unſern „Zollen geglaubet wird ; So wolleſt ſolches alſo **

„ laſſen ſeyn, und die Unſern darüber höher, dann wir ſelbſt thun , nicht zwingen , dann Sie uns auch mit Pflichten dermaßen verwandt, daß wir das gnädige Vertrauen zu ihnen tragen , Sie werden diefelbigen

„ als treue Unterthanen ohne andere vermeidliche ,, Durchſchleiffe verwahren .,, „ So viel aber die Zoufreyung der Bürger un .

nſer Stadt Spandow betrifft, wiſſen wir , daß Sie njollfren feyn , und bekennen ihnen diefelbige Fren: „ heit. Befellen dir demnach , wolleft ſie zollfren „ durchgeſtatten , und laſſen , und was du von ihnen in ju Zolle fordern laſſen, wiedergeben. , „ Es iſt auch unſer Ernſt und endliche Gemů. the geweſen , was wir dir deshalb durch den Bür.

mbigen , Hodigelahrten , unſern Thumbprobſt zu Ha . velberg , Rath und lieben getreuen , Ern Leonhart „ Keller, der Rechten Licentiat , auch der relation qwegen, zu Abſcheiße anzeigen laſſen, des wolleft dich „ auch alſo verhalten , wolteſt du aber ausführen, daß

„ Sie folcher Freyhung nicht genüſſen ſollten, darzu Og 3

wols

}

470

Der havelländiſche Kreis.

,,wollen wir dir gebührlichen Proceſs geſtatten , und alsdann nach Befindung der Gelegenheit richten . „ Wir werden auch berichtet , wie es dann unſere

1

1

„ Unterthanen eines theils klagen , daß du einen » ſonderlichen Schlag , da vorhin feiner geſtanden , laffen machen , da mandyer fo zollfrey , durch das Uufialten gedrungen wird ; wann uns aber ſolcher „ Schlag wieder den alten Brauch auch nicht leidlich ; befehlen wir dir , wolleſt ihn förderlich abthun, oder „ Wir würden fdjicfen , und denſelben umbreißen laſſen. Wollten wir dir hinwieder in Antwort nicht ver. halten ; und fennd dir ſonſt in Graden geneigt. Da mtum am Tage Siionis et Judae, Anno 1544. , 92

an Amptman zu Pozchamp , *

Caſpern von Köckerig.

Joachim Churfürſt, „ Unſern Gruß zuvor. Lieber getreuer , was-un nſere lieben getreuen , Bürgermeiſter und Rathman , q ne unſerer Stadt Spandow , abermals der Zille

Halber, an uns beklagen ; haſt du ferneres Inhalts aus inverwahrter Supplication zu erſehen . , „ Und iſt hierauf an dich unſer Begehr, wolleſt der „ unfern von Spandov Privilegia derhalben beſehen, ,und wie befunden , daß Sie mit denen Zöllen be. „ frenet ſeyn , wolleft Sie ferner damit nicht beſchwer inren ; daran thuft du unſere Mennung , in Gnaden o zuerkennen. Datum Colin an der Spree , Sonn. >>

abends nach Circumciſionis Dominj, Anno 1545. »

An Caſparn von Köckerig, Amptman zu Potftamp. Der

1

Nachrichten von Spandau .

471

Der Statthalter der Mark Branderbung und Heermeiſter , Graf Adam zu Schwarzenberg , ließ am 14ten Jänner 1639 aus Cdin an der Spree, im

Namen des Churfürſten Georg Wilhelm , ein Pas tent ( deſſen Original ich vor Augen habe, ) an die Stånde und Unterthanen auf dem Lande und in den Städten des havelländiſchen und zauchiſchen Kreie fes ausgehen , daß ſie , wegen der Annäherung der

feindlichen Truppen , allen Vorrath an Lebensmit: teln , welcher annoch auf dem Sande und in den offe nen Städten und Flecken vorhanden ſeyn mögte , ins nerhalb 14 Tagen nach der Stadt und Feſtung Span.

dau, oder auch nach andern mit Befaßung hinlänglich verſehenen Städten, ſich, den Jhrigen, und dem allges meinen Weſen zum Nußen und Beſten , unweiger . lich und ungeſäumt ſchaffen , und verſidyert fenn ſoll. ten , daß ihnen dieſe Verordnung unſchädlich ſenn, auch, wenn die Gefahr wegfalle, einem jedem das Seie nige wieder verabfolget werden ſolle. Wer ſich aber hierinn faumſelig und widerſpenſtig beweiſen werde, der folle nicht nur ſeinen Vorrath verlieren , und die ſer nach Spandau gebracht , ſondern er auch mit ges bührendem Ernſt angeſehen werden . Acht Edelleute haben durch ihre Unterſchrift verſichert, daß ſie die ſen Befehl geleſen hätten , welcher mir auch deswe.

gen merkwürdig,zu ſeyn ſcheint, weil der Graf den Churfürſten die Stände ſo anreden låßt: „ Als „ wollen wir hiermit in gnädigſten Befehl an Sie ſammt und fonders, daß Sie alle den Vorrath , , ben ſie an Getreidig , Wein , Wolle und derglei. in „ chen vor jego haben mögten , zu Nuß und n gen 99

» ihne und den ihri

Gg 4

» Beſten

1

Der Havelländiſche Kreis.

472

„Beſten nacher Spandau verſchaffen ſollen ., 06 die Etånde unter dieſer Regierung auch in andern

Befehlen fo angeredet worden ? mögte ich wohl wiſſen .

Nachfolgender Receß vom 24ſten Sept. 1668, welcher zwiſchen dem Amt und dem Magiſtrat ju Spandau errichtet worden , iſt ſo erheblid ) , daß er

pon Wort zu Wort abgedruckt zu werden verdient.

Durchlauchtigſter Churfürſt. : ,, Ew . Churfürfil. Durchl. feyn unſere Pflicht

-ſchuldigſtunterthänigſte Dienſte gehorſamſt bereit.,, Gnädigſter Herr .. ,, Ew . Churfürfil. Durchl. gnädigſter Verord: zu gehorfamſter Folge, haben wir ſowohl im

„‫ ܕܕ‬nung

Monath September Ao. 1667 als 1668 , ung na

99

„ cher Spandom , allda diejenigen Gravamina, ſo der 12

„ Umtsſchreiber Berend Chriſtian Meißner , wider »; den Rath und Bürgerſchaft geführet zu unterſuchen , „ erhoben, und mit Zuziehung des General - Majors, „ Ulbr. Chriſtoph von Quaſten, als Oberhauptmanns,

„ und des Oberförſters Jobſt Fridrichvon Brandten, „; die Sache nicht allein ausführlich gehöret und proto-, » colliret, ſondern auch alle und jede Derter quæſtionis vor allen Thoren, auch ben Staaten und Pichelsdorf

„ in Augenſchein genommen und anweſende Parthen „ und Intereſſenten dabey ſattſam vernommen. ,

„ 06 nun wohl anfänglich der Amtsſchreiber proponiren laſſen , daß diejenige Gerichte ratione 70 jweyer tertien , ſo Ew. Churfüſtl. Durchl. zuftån. „ dig,

#

Nachrichten ooit Spandau.

473

, dig ; ( denn una tertia bleibet dem Rath ,) ben , Dein Umte füglicher und beſſer , als vom Rath,

„ der Em. Churfürſtl. Durchl. Antheil in Penſion hat, adminiſtriret werden konnten , und ſuſtiniret,

daß die Penſionirung einige Confuſion caufirte : »

22

„ So hat doch der Rath dagegen bengebracht, „daß die gwen Theil der Gerichten , ſo zuvor dem Rathe aud) zuſtändig geweſen , Ao.1506 an dama.

„ lige gnädigſte Herrſchaft umb 700 fl. verkauft more „ den , und als Churfürſt Joachim Frideric), höchſte

„ fel. Andenckens hernach) befunden , daß ein beſtal. , ter Richter davon nicht habe leben , weniger Se. „ Czurfürſtl. Durchl. oder dem Amte einigen Nu „ Ben bringen können , fo båtten höchſt ermeldte Se. „ Churfüſtl. Durchl. die Gerichte der Stadt wieder „ um zu verwalten , gnädigſt aufgetragen , und fenn allſtets e re Sereniſſimi zu feyn befunden und ges 92

achtet worden , daß per Senatum die Gerichte in. „ geſammtverwaltet wurden , dabey es auch annoch „ blieben , und hat aniſo , daß dieſe adminiſtration

„ einige Confuſion verurſache, nicht beybracht wer. » Den mogen. ,12

„ Die Wieſen vor dem berliniſchen Thor belee hat der Amtsſchreiber einig und allein dem

Amte alleine zuſtändig zu ſeyn aſſeriren wollen, 22

und daß Senatus von denen Wieſen , fo fidy privati

angemaſſet , Schoß und Zins gehoben , Beſdywer geführet , und Reinedirung gebeten ; der Rath

77

dagegen Poſſeſſionem imınemorialem ſolcher Wiee „ ſen , und deren Schoß und Grund - Zinſes allegirt,

n und daß ſolche impoſitio onerum nicht vom Rath, G95

fo

Der Haveländiſche Kreis.

474

ſo nur Adminiſtratores feyn, ſondern von Sr. Epur. „ fürfil. Durchl. hochlöblichſten Vorfahren , wegen

„ Sandes -Ungelegenheiten gnädigſt angeordnet, die Sache auch nicht des Ratís allda , fondern derer fåmmtlichen Städten fey , excipirt , und ſie nicht 1

mju graviren gebeten. Inſonderheit die Wieſe „, nahe am Thor 'und Mauern gelegen , betreffend, , da hat der Rath , daß der Fundus des Amts ſeyn „ ſollte , nicht zugegeben , ſondern daß die annoch be . 99

nfindliche Pfähle die Grånze zeigeten, die Wieſe auch „ der Kirchen allda , ro vom Kath jährlich ein Ge. » Wiſſes zu erheben , zuſtändig 'ren , beſtändig fü ,, ſtinirt ., 2)

Vor dem ſtreſoiſchen Thor vermeynte der

,, Umtsſchreiber , daß Senatus die jurisdictionem agar zu weit extendirte , und auf der Freyheit und

„ ( Schlång - Brücke) Schleng · Burg ſolche zu ex „ erciren ſich unternehme: Der Rath aber hat ben

„ ocular Inſpection den Terminuin ad quem , wel. den die Garten und Zäune der Bürger bis an den „ Efchel - Berg weiſtten , vorgeſtellet, und keine Ex „ tenſionem jurisdictionis zugeſtanden , ſondern , daß „fie ſelbige intra Terminum , da die alſo genannte 7

» Freyheit und Schlång- Burg lieget, exercirt håte „ , ten , die Wieſen auch von denen Bürgern jure pro

„ prio allewege genoſſen wären und annoch würden, „ excipirt. , 3) „ Vor dem Kloſter - Thor hat der Amtsſchrei. „ ber der Stadt feinen Grundzins , Schoß , noch Contribution geſtehen wollen , und daß Rath und 9

„ Bürgerſchaft ſich der Hütung auf der Kloſter- Fren , » Heit, auch auf dem Haaſen - Markt und Bollen . 1

„ Wieſen



Nachrichten von Spandait.

475

„ Wieſen enthalten , auch auf ihren Ledern alda nur iš Tag in der Erndte húten ſollten , angefücht; „es hat aber Rath und Bürgerſchaft bey der Bes » Fichtigung dieſer Ihrer Aecer dem Amte fein jus „ prohibendi auch keine Reſtriction zugeſtanden , ſondern Libertatem naturalem in Fundo proprio, „ urgirt, und ſich auf die Poffefſion, dabey ſie dann

„ zu fchůgen bittend , bezogen , und daß weder Rath

„noch Bürgerſchaft die Klofter. Lecker mit Hütung beſchweren chåte, noch dazu Fug und Macht hätte, affirmirt. ,,

4) „ Vor dem Heyde . Thor , hat der Amts. „ ſchreiber über den Rath , daß er in der Schäferey „ 1200 Schafe (derer ſich mehr nicht als 400 gebühres „, ten) halten, und daher dem Amte die Fütung verrin . „ geren thåte , auch bey Jhre Meyeren fieben lehn. 9

Hufen drüber ſie Titulum dociren müßten in Pof

„ ſes hatte, Klage geführt, und daß der Garten „ beym neuen Fließ dem Amte zuſtändig, vom Rath „ aber an den Obriſten von Ribbeck verkauft ware,

„ imgleichen, daß der Rath die Fiſcheren vor folchem Thor gar zu weit extendire , vorbracht zc. Dage. „ gen der Rath exceptive eingewand, daß der Landesa

, brauch , denen ſo Schäferenen - Gerechtigkeit haben, „, keinen gewiſſen Numerum in Fundo proprio zu. eigene , ſondern man Fug und Recht habe , fo viel „Häupter als man ausfüttern fann , zu halten , wie „, dann Senatus in notoria Poſſeſſione ſtünde. „ Mit der Meyeren Håtte es eben dieſe Beſchaf.

fenheit , und ob zwar Senatus hiebevor drey Meye. „reyen gehabt , wären doch nur zwo annoch wider » anges

476

Der Havetländiſche Spreis.

„ angefertiget, dazu dann und zum Stadthof Fieben: „ gehen Hufen , fo zum Patrimonio Curiæ gehören,

belegen , davon Senatus die Onera tragen, und „ die Stadt - Pferde, zu Sr. Churfürſtl. Durdyl. „ Dienſten , halten müſſe. Den Garten belangend,, » fo hätten hiebevor der Kath an dem Ort die Fi.

w ſcherey - Gerechtigkeit gehabt , und alda die beſten „ Bleyen. gefangen , da es aber der Fortifications. „ Bau nachmalen geändert , und der Rath ſich des ,, Drts billig angemaaßet , der Obriſt Ribbeck aber „ beym Rath es geſucht, hätte man demſelben , als „,der ſattſame Wiſſenſchaft gehabt, den Ort über.

„ laſſen . , ,, Daß Senatus Ihre Fiſcheren zu weit extendi

„ re, iſt auch nicht eingeråumet worden , und hatte ..,der Rath hiermit ſubmittirt, cum Proteſtatione, -„

daß alles nur pro colorando poſleſforio angefüh.

„ ret worden. Ueberdas hatte der Rath wider den „ Amtsſchreiber annoch 18 Reconventions - Puncte, ,, wie bey dem Protocoll befindlich , eingegeben , ſo

» alhier anzuführen zu weitläuftig werden wollte. ,, „ Eurer Churfürſtl. Durchl. Haben wir dieſes relationis loco unterthänigſt einbringen ſollen , mit .

„Bericht , daß nach dem wir alles mit dem Beam . ten und dem Advocato Gericken wol überleget, end „lich darauf reſolviret worden , nehmlich :,

1) „ Es folle der Rath aller und jeder derer Nai „ men , ſo Wieſen in Poſſes und Nießung haben, ſpe. cificiren , und die Verfügung thun, damit jedweder

„ ſeine darüber habende Documenta inuer vier Wo: » chen producire, , So

Nachrichten von Spandau.

477

So folle und wolle auch der Rath und Bes 99ante conjunctâ operâ fich äußerſtes Fleißes bee „,mühen , daß die Wiefen fammt und ſonders, fo vor dem berlinſchen Thor ſich befinden, in eine Deſigna tion gebracht, und darauf rechtmäßige Verordnung

12

„gemacht werde : Unterdeſſen jedwedes Part in feia

„ ner bisherigen Poſſeſſion bleiben müſſe.,, ,, Die Wieſe am Thor belangend , würde der "

Amtsſchreiber dociren müſſen , daß eine andere Wieſe, fu die Sdylächter - Wieſe genannt werde,

„ vorhanden ſey, intrim wird Senatus , oder vielmehr die Kirche, daben geſchüßet, immaaßen es in der

Kirchen -Rechnungen befindlich, und daß dem Rath,

den Canonem davon zu geben , gebühret,,, „ Die Jurisdiction aber bliebe dem Amte bis „ an das Thor; 'wann künftig der Rath wieder 92 um ein Schlacht. Haus da banen ließe, Håtte der. „felbe unam tertiam und Se. Churfürſtl. Durchl. ,

duas tertias jurisdictionis, proprietas Fundi aber,

99

bliebe dem Rathe bis an die gefekte und annoch ,,befindliche Pfåhle.,, 2) ,, Weil die Parte fich, ben dem was auf dem Streſow ſtreitig worden , gar nicht einigen können ,

da der Rath die Jurisdiction bis an die legten Går. »

ten und Zäune, das Amt aber nur bis zu Ende der

Håuſer allda in der Vorſtadt Strefow definiren wollen ; ſo iſt dieſe Sache dahin gerichtet, daß

92

,, ſie im Geheimden . Rath Verhår ſuchen, und reche ,, måßigen Beſcheides gewärtig ſeyn mogen, interim 13 bleiben die Bürger bey der gewöhnlichen Hütung mit den Pferden . ,, 3 ) „Die

che ireis K .

Der havelländiſ

478

3) ,, Die vor dem Kloſter. Thor gehaltene Be. 92ſichtigung, hatte fo viel dargegeben , daß die ‫ܪ‬,,‫ ܕ‬Jurisdiction über Bluhmen Weinberg, wie auch 79

die Krummen-Gärten, dem Rath zukomme, die Hů . ner - Gårten aber bleiben dem Ampte , die Hinter

Pforten an den Krummen -Gårten , behalten die Bürger zwar , aber es muß niemand , ben Ver, =

„ meidung der Pfändung, insfünftige dahin fahren , und inſonderheit muß die Churfürſtliche angelegene Wieſe allerdings ohne Schaden bleiben , und iſt ex officio verordnet , daß niemand von den Poffef.

foren und Inhabern der Gårten , den Gang über

29

die Wieſe nimmer haben ſoll, ſondern nahe am Zaun ſollen ſie einen Steig machen , und die Wieſe unbetreten laſſen ; weniger ſollen ſie einigen Schutt, „ Reißwerck oder ſonſt etwas dahin anfügen , wo. „ durch die Wieſe ladiret oder gefrånket, werden

VE

,, - mdge. 99. Die Bullen - Wieſe, wird zu beſchloſſener Zeit gleich andern Wieſen , ſowohl dem Amte als der S Stadt zum Beſten , geſchonet , bey arbitrarer

"

IM

„ Strafe, ſo Senatus wegen inhabender Stadt- Ger richte, zu imponiren hat ; wollte das Umt nicht 22

,, acquieſciren, hätte es im Geheimden . Rath Deci fion zu ſuchen.99 Wie imgleichen der Hütungs - Punct auf dem 97

„ Haaſen - Markt, wobey die Parte in Contradicto 91 riis verfiret, doch hat der Rath die Hütung vor ,, des Amts - Kloſter - Vieb , nicht geſtritten.,, 97

Die Streitigfeit wegen der Fiſcheren vor dem

7 Heyde. Thor , ſol vom Küchſchreiber unterſuchet, das

3

Nachrichten von Spandau.

479

das Uebrige aber in Foro competente von den

„ Parten beliebentlich geſuchet werden. ,, Die ſtaafenſchen Leute, rollen auf ihrem Ader weiter nicht als an die Unberge pflügen , und nicht , jum præjudik und Verderb des Heerweges die 2

Stůcken verlängern. Auf das ſtaakenſche Feld, ,, mag des Amts - Gäſte-Vieh , die Woche zwey 2

Tage getrieben und geweidet werden , und ſoll es 97

nicht anders als civiliter geſchehen , und müſſen

92 in der Braake die Erbſen und Wicken , wie auch

, ſtets die gewöhnliche ausgeſteckte Hägungen ben „Strafe und Erſtattung des befindlichen Schadens, geſchonet werden .,

„ Hiernåd)ſt Haben ſich der Schulze und die ,, Gemeine zu Pichelsdorf mit der Stadt Spandom „, wegen der Börnicke - Laake, alſo verglichen , daß die Pichelsdorfer davon ben dritten Theil, als ihr

„ Eigenthum nehmen , und ihrem Belieben und Ge. fallen nach , nußen , zu Wieſen machen , und vor

„ fich und ißre Nachkommen behalten , die Stadt Spandow aber von derſelben Jaaken zwey Theil, 27 als ihr Propre - Gut behalten , beſtermaaßen nuken 99 und brauchen , doch daß die Pichelsdorfer diejeni.

,,gen Wieſen, ſo in des Raths Revier alba belegen ſenn , einen Weg wie den andern behalten mogen, womit alle Theile einig geweſen ., »

72

„ Imgleichen iſt wegen der Maſt im Eich - Holz ,, oor Pichelsdorf, fo dem Hoſpital zu Spandon „ zuſtändig, Vergleich getroffen, alſo daß die Pichels. „ dorfer dieſem Hoſpital jårlich zwölf Groſchen baar

u zahlen, und hernach ſothane Maft ihres Gefallens

i ? nugen ;

!

480

Der havelandiſche Kreis .

nuken ; und ben folcher Zeit müſſen die Ampts. 22

Sdweine den Ort nicht betreiben. ‫וי‬

Wenn die Piecheisdorfer vor dem Ort der Sac genannt , den Zaun halten , müſſen die gas Im übrie 22 towſdyen Pferde ſodann davon bleiben.

1

„ 2 gen werden die Gatowſchen mit ihrer Prætenſion

der Hütung , fo fie nicht alleine auf Börnicke - Jade „ fe, ſondern auch auf der Bürger lange Stücken vor Spandow vorgeben , das Amt aber gar nicht einräumen wollen , an die Umts - Kammer , allda ſie die Entſcheidung gewärtig ſeyn können , gewie

99

„ſen 2c .

Dieſes Ew. Churfürſtl. wir unterthänigſt und gehorſamſt haben referiren ſollen , als 2 .,,

ik

Bey dem Churfürſten Friderich III iſt die Stade mit folgenden Bitten und Vorſtellungen einges kommen . 16

Durchlauchtigſter Churfürſt, Gnädigſter Herr. 1

Unter andern uralten Privilegien und Chur. ,, fürſtl. Begnadigungen , womit dieſe Stadt vor Ulters in Aufnehmen gebracht und erhalten wors

„ den , iſt auch die Zollfreyheit zu Waſſer und lande , ,, gleich denen Städten Stendal und Brandenburg, in Ew . Churfürſtl. Durchl. Janden geweſen , wel. 22 che auch unſere alten Vorfahren , und die geſamm . ten Einwohner dieſer Stadt, über 302 Jahr ganz , geruhig genoſſen , und zu ihrer und der ihrigen ,, gedeylichen Nuken merklich gebraucht haben . 06 >

nun gleich wir und unſere nåchiten Vorfahren einia „ ge Zeit her die gewöhnlichen Zölle, wenn von hier » AUS

7

Nachrichten von Spandau.

481

aus an andere Derter Handlung getrieben worden, „ haben erlegen müſſen , ſo renn ſie jedoch des biefi

gen und einheimiſchen Zous ben iþrer Ausfahrt, oder Verſendung ihrer Waạren ,ganz befreyet gewe. „ fen, außer daß nun vor wenig Jahren erſt dren Pf.

92

„ Schreibegebühr , nunmehro aber auch der volle „ Bol ben der erſten Ausfahrt fort alhier gefordert und erleget werden muß. ,, > Wann wir nun dieſe vor alters gehabte Zull. freyheit erwägen , und wie unſere Vorfahren da. >

von kommen , befinden wir nicht, daß etwa eini

99

gen Verbrechens, oder anderer erheblidhen Urſache

-, wegen, ihnen diefelbe eingezogen worden , ſondern , müſſen vielmehr unterthänigſt davor halten , daß, da die alten nicht großer Handlung ſich befliſſen, »

„ fondern allein von Uckerbau , Viehzucht und „ Brauen , welche Nahrung vor andern ben der Vers

„ legung der Sandkruge , an dieſem Ort ſonderlich „ floriret, fich genähret haben , foldhe Zollfrenheit, indem ſolche nicht gebrauchet worden , allmählich

,, verſchlichen und erloſchen .,, Wann aber nunmehro die bürgerlichen Nah. „, rungen , bevoraus die Brau Nahrung, indem der 3

22

Stadt die landfråge faſt alle entriſſen , ganz dars nieder liegen : dieſe arme Stabt aber vor andern mit ſo vielen großen Beſchwerden ſehr beleget, auch

,, nunmehro von allen Mitteln ganz enthloßet iſt ;

„, daß man faſt nicht ſiehet, daß dieſelbe wieder re

„ ſpiriren , und in vorigen gedeylichen Zuſtand ge „ langen wird. Ew . Churfürſtl. Durchl. aber aus

„, landesväterlicher gnädigſter Sorgfalt, wie den „ armen Stådten geholfen werden möge , bedacht „ feyn , HD

Der Havelländiſche Kreis .

482

fenn , auch zu deren Beſſerung an einem und ane „ derm Drt beſondere Gnade erwieſen :,, So haben Ew. Churfürſtl. Durchl. wir in tiefſter Demuth anflehen wollen , daß Sie dieſer „ ganz ermüdeten Stadt die hohe Churfürſtl. Gnade ,, erweiſen , und derſelben nach Anleitung des urale 5

ten Privilegii, die Zollfrenheit gleich den Städten Brandenburg und Stendal , gnädigſt wieder ſchen

ken wollten. Es wird dieſe Befrenung Ew. Chur ,, fürſtl. Durchl. an Dero Zoli - Regale, zumalen jes 5

„Doch bey dieſer Stadt nicht viel Handlung getrieben „ wird , einen geringen Abtrag bringen ; gleichwohl „ die noch übrigen wenigen Bürger , ihren Nahrun . „ gen deſto fleißiger obzuliegen , herzhaft machen ; auch andern , an dieſem Ort ſich zu feben , Anlaß „ geben ; und alſo zu gedeylicher Aufnahme dieſer

,, armen Stade gereichen. In Getröſtung gnädige 4

1

fter Erhörung, verbleiben wir bey beharrlicher » Pflichtſchuldigſter Treue,

Ew. Churfürſtl. Durchl. dm 24ften febr. 1674

unterthänigſts gehorſamſte

Bürgermeiſter und Rath zu Spandov.

Durchlauchtigſter Churfürſt, Gnådigſter Herr. En . Churfürſtl. Durchl. find unſere gehors » famſte Dienſte ſtets bereit, und erſehen dieſelben „ gnädigſt aus der Beylage, wie daß dem Rath. „ und 1

Nachrichten von Spandau.

483

und Acciſe - Directoren in Spandow vorm Jahre ernſtlichen anbefohlen, von unſern Holzwaaren, ro vorbety gehet, feine abſonderliche Acciſe zu fordern , 12ſondern folches fren und ungehindert pafſiren zu laſ fen , damit widrigenfalls keine andere Verordnung >>

„ ergehen möge.., „ 06 wohl dieſe Churfürſtl. Verordnung ganz klar , ſo iſt doch unter den Namen des Raths und

12

Bürgerſchaft zu Spandow eine Verordnung ad 97

9

narrata wieder uns erhalten * ), daß woferne eine ſolche Churfürſtl. Verordnung vorhanden , daß von jedem Sågeblock 3 Pf. von den Brettern aber nach

dem Verkauf von jedem Thaler 6 Pf. Acciſe ged

geben werden ſollte , fo follten auch wir ſolches gea „ben , im übrigen aber waren die durchgehenden Waaren befreyet. Auf dieſe Churfürſtl. Veroro. „ nung hat der Rath und Einnehmer der Acciſe

,, uns jeder auf 4 Thlr. wegen der durchgehenden » Holze HV 2 * ) , Seine Churfürſtl. Durchl. zu Brandenburg 2c. unſer » gnädigſter Herr , befehlen dem Magiftrat zur pans ,, doi hiermit in Gnaden , diejenigen Verordnungen ,

worauf Sie ſich tvegen des durchgehenden Holzes, und daß davon Äcciſe zu geben, beruffen, in Originali , zu produciren , damit alsdenn fernere Verordnung mergehen könne. Signatum Cöln an der Spree, „, den 15ten Martii Anno 1680. go

Sriderich Wilhelm Borbeſchriebenes Supplicatum , und das hier obgeſchriebene Churfürſtl. Decret, ſtimmen mit ihren wahren Originalien

von Wort zu Wort , desroegen ich fola ches bezeuge

David Dilſchmann Not. Cxf,Publ .

484

Der hapellándiſche Kreis.

„ Hölzwaaren exequiren laſſen , vorgebend , es wäre eine Nahrung , davon müßte gegeben werden , und 99

ſtůnde in der Churfürſtl. Acciſe - Ordnung, daß

vom Sägeblock 3 Pf. und von den Brettern nach dem Verkauf von jedem Thaler 6 Pf. follte gegee ben werden. Nun berichten wir unterthänigſt, 27 daß wenn wir Sägeblocke in Spandow ſchneiden laſſen , son jedem Block 3 Pf. Acciſe gebeny, ina 72

99

27

,, gleichen wenn wir Bretter verkaufen , es auch alſo +

„ halten , als vom Thaler 6 Pf. entrichten .

Daß

,, aber dieſe Acciſe follte können gezogen werden auf und Bretter, welche in Spandow 73 nicht geſchnitten werden , ſondern nur daſelbſten

99 die Sägeblocke

,, durchgehen , und davon wir die Churfürſtl. Zölle ,, entrichten müſſen , ſolches geſtehen wir Ihnen gar „ nicht, es iſt eine Neuerung, und iſt uns ſolches von ,, ihnen nicht angemuthet worden, es gereicher auch zur ,, Hemmung der Commercien, bevorab an dem Holze „ nichts mehr zu verdienen , und lauer Schaden em.

„ pfinden , daß alſo wir werden genothiget werden,

„ folches liegen zu laſſen, und daher Fremden ju übers geben , welche jedoch zu Spandow nicht 1 Gr. Ac „ciſe , weil es durchgehende Waaren ſeyn , deshalb 19 jutragen thun, ſich auch darneben des Unführens und Abladens daſelbſten gebrauchen , wie auch an „ den adelichen Dertern gleichfalls geſchiehet, und ale ro des Einnehmers bloße Misgunſt hierunter ftes cket. Ueberdem geben wir über die Acciſe, welche 09mir Abraham Dittmann , ſehr hoch vor andern 99

„, kommt, dann ich auch die Kohlen veracciſen muß, unſere monatliche Contribution von der Nahrung 9

gleich andern , und können alſo nicht duplici onere „, beleget

Nachrichten von Spandau.

485

,,beleget werden , bevorab Em . Churfürſtl. Durchl.

fchon Anno 1659 dieſen Punct gnädigſt abgethan, wie die Beylage klar meldet .., 29 Dieſemnach ſo iſt an Ew. Churfürſtl. Durchl. unſer unterthänigſtes Suchen, gnådigſt zu geruhen ,

dem Rath und Acciſe - Directoren , auch Einneha „ mern zu Spandow , bely höchſter Ungnade anzube. , fehlen , daß Sie ſolchergeſtalt von unſern durch

gehenden Holzwaaren keine abſonderliche Acciſe z nehmen , auch die abgenothigte acht Thaler an ,, künftiger Acciſe decurtiren ſollen . Solches ver

fchulden wir gehorſamſt verbleibende,,,

Ew. Churfürſtl. Durchl. unterthänigſte gehorſamſte

George Neumeiſter und Abraham Dittmann, Mühlen- und Feſtungs Shmidt ju Spandom.

In Anſehung der ehemaligen Rathswahl, ift fola gendes Reſcript merkwürdig,

Friderich, König in Preußen z. Wir haben uns gehorſamſt vortragen laſſen , , was ihr eurer Rathsverſekung halber , bereits un. 97

term 12ten Jan. a. c. allerunterthänigſt berichtet, und was für Perſonen ihr zu confirmiren gebeten. Nachdem es nun daben hauptſächlich auf das Euch

„ vorgeſchriebene Reglement , auf welches ihr euch s, in eurem allerunterthänigſten Bericht vom 16ten Julii ej. a. ſelbſten berufet , ankommt, und ſolchem 99

„ zufolge euer Collegium in acht Ordinariis, welche Hb 3

» 34

+

486

ſche reis . K

i Der havelland

„ zu befolden , und zwer Supernumerariis beſtehen „, folle, von euch aber nur ſieben Ordinarii, und unter ſelbigen der Actuarius Herz , mit præſentiret wor :

„ , den , welche Combination der Rathsverwandten . Stelle mit dem Actuariat, er dem Bericht nach 1

„ durch die in dem Collegio habende nahe Verwande te und Befreunde erhalten haben ſolle : fo wollen die nåhere Unterſuchung deſſen noch 9 Wir zwar zur Zeit ausſegen , jedoch mit dem ausdrücklichen Beding , daß dahingegen Johann Schulze unter 22 die Ordinarios cum oinni emolumento sereget %

werden ſolle , welchem nach Wir dann aus landesa fürſtl. Hoheit in dem ißt laufenden 170gten Jahr Bürgermeiſter, George Udam Neumeiſter von

92

,, Hilarii 1709 bis dahin 1710, mit ſeinen Collegen

„ und Ratthsverwandten , als, Bürgermeiſter, you „ hann Sebaſtian Zügel, benen benden Conſulibus

En

„ Supernumerariis und Senatoribus Ordinariis, Franz

„Ernſt Cautius und Daniel Schmidten , Johann „Fridrich Herzen , Johann Kühnen , Johann Ges

an

orge Rauchen, und Johann Schulzen, nebſt denen

2

Senatoribus Supernumerariis, Erdmann Leddihnen und Johann Jacob Stange , weilen Chriſtian

pen

1

‫وو‬

Siebert inzwiſchen mit Tode abgegangen , hiermit und Kraft dieſes confirmiren und beſtätigen , der=

„geftalt , daß ſie die Adminiſtration Unſerer Stadt „ Spandau , auf Ein Jahr über ſich nehmen , des „ Rathhauſes und gemeiner Stadt Nußen und Bes ,, ftes befördern , Schaden und Nachtheil dahinge: „ gen verhüten und abwenden. Et fic deinceps in forma conſueta .

Sep

„G

Coin den 21ſten Febr. 1709. ,

ghi

An den Magiſtrat zu Spandau. Die

Nachrichten von Spandau .



1

T:

1

487

Die Bitte, welche die Stadtverordneten und Bürgerſchaft 1709 zur Erhaltung ihrer Schneide. Mühle und kleinen Mahl Mühle bey dem König

angebracht, nebßt der auf dieſelbige aus dem Staats. rath empfangenen Reſolution , kann man aus dem , was jeßt folget, erſehen,

Allerdurchlauchtigſter Großmachtigſter König, Allergnädigſter Herr,

101

1

Bey Dero Stadt Spandau , iſt eine Mühle, ,,welche am bequemfren Ort zu erbauen von uralten

„ Zeiten her, die damalige Sandesherrſchafe concen diret , auch dieſe Stadt vor 200 Jahren , in dem Stadt · Graben eine Schneider Mühle erbauer, und ist ſo langen Jahren geruhig beſeffen hat. A

$

Em . Königl. Majeſtát aber , müſſen Wir alleruna

terthänigſt gehorſamſt klagen , wie daß Uns von einigen Königl. Proviant - Bedienten wolle ange. ,"

,, muthet werden , Ung ſolcher Mühlen zu enthalten , 32

weil dafelbft eine Magazin - Mühlemgerichtet were den ſollte. Wann aber zu Ew. Königl. Majeſtåt

97

„, höchft berüşmten Gnade , Wir allerunterthänigſt hoffen, daß Selbige dieſe arme Stadt bep demjenie

„ gen , was Dero Durchl. Herren Vorfahren derſels .

A

3

ben zugewand, und dabey nebſt Ew . Königl. Mas „ jeftåt von 200 Jahren her gnädigſt und allergnår +

„ digſt geſdhůßet haben , in hocyſten und gerechteſten Gnaden ferner zu ſchüßen geruhen werden , fo viel „mehr , da an dieſen Mühlen dieſer armen und mig

99

ſo ſchweren Oneribus belegten Stadt Wohlfahre ,, mithaftet, von deren Proventibus Kirchen , Schu . „, len , H64

99

488

Der Havelländiſche Kreis.

,, len , Rathhaus, Brücken und Bergleichen unterhal. „ ten , die Deputanten abgeführet, und die hier ſelbſt „, vielfältig vorhandenen alten und wieder aufzubauen

den Häuſer von dieſer Schneide.Mühle , mit geia ‫ وز‬ſchnittenem Holz und Brettern verſehen werden „,müſſen ; überdem auch es eine bloße Zundthigung der Königl. Proviant Bedienten zu ſeyn ſcheinet, 97

A

„ indem ben Spandow nebſt einer andern Königl. „ Mühle von zwolf Gången , noch eine andere und >

maßive Mühle von vier Gången vorhanden , wo: von , weil folche überflüßig, zwey Gånge zum Wal.

9

fen der Tuchmacher und Weißgerber aptirt ſind ,

„ ro daß , wenn ja dieſes Orts eine Magazin -Mühle ,, nöthig wäre, folche ohne dieſer armen Stade ‫כן‬Schaden , in der ſchon wirklich verhandenen Mafe „fiv Mühle angeleget , und die darinnen angerichte Walk - Mühle anderweit verleget werden könnte ; 9 Maaßen das zu dieſer unſerer Schneide ,Mühle ,, wenige Waffer nur ein 26. und Ueberfluß von den „ andern Mühlen iſt, auch des Jahres kaum einige 99

Monate gebraucher werden kann , mithin a ich fol. chergeſtalt das Königl. Intereſſe, wegen einer koſto

bar aufzubauenden , und in wenige Monate nußen. Den Mühle , ſchledyt beobachtet ſeyn würde. So

flehen En. Königl. Majeſtät Wir in der tiefſten ,, „ Unterthänigkeit allerdemüthigſt an , Sie geruhen nach Dero angebornen höchſten Gnade, dieſe Dero getreueſte und arme Stadt , ben dieſer über 200

,, Jahren Her geruhig beſeſſenen, und zum Unter. Hale der ædificiorum publicorum höchſt nöthigen Schneide . Mühlen ferner allergnädigſt zu ſchůken, und Dero Proviant . Bedienten in Gnaden anzu .

9 befehlen,

1

1

Nachrichten von Spandau.

499

„, befehlen , daß , da das Königl. Intereſſe ben Span. „ dau eine Magazin - Mühle etwann erfordern wür. „ de, ſie ſolche in der allbereits vorhandenen Könige lichen Maßid . Mühle -anfertigen, dieſe arme Stadt 7 aber wegen unſerer Schneide - Mühle unbehelliget „ laſſen ſollen. In Getróſtung allergnädigſter Er. „ Hårung in der allertiefſten pflichtſchuldigſtenUnter, „, thånigkeit verharrende,

Ew , Königl. Majeſtát Berlin

pen iſten Julit 1709 allerunterthänigſts gehorſamſte

Perordneté und Bürgerſchaft Der Königl, Stadt Spandau. Se. Kón, Maj, in Preußen ac, Unſer allergnås

,, digſter Herr, ertheilen denen Verordneten ſammt der Bürgerſchaft zu Spanbau , auf Ihr eingege. ,benes allerunterthänigſteş Memorial hiermit zur ,," allergnädigſten Reſolution , wasmaaßen Sie es

„, wegen Erbauung der Mahl.Mühle am Kloſter. 99Chore daſelbſt, bey Jhro unterm 12ten dieſes dem

Magiſtrat ertheilten allergnädigſten Reſolution be

29

wenden laſſen, und befehlen demnach denen Suppli 99 canten hiemit in Gnaden , dieſelbe dieſerwegen bey Vermeidung anderer Verordnung nicht weiter zu

behelligen.

Signatum zu Oranienburg den 27ſten

,, Julii 1709.99 (L. S.)

AufSr. Königl. Majeſtåt allergnädigſten Special- Befehl

4.K.T.G.0. Wartensleben , J.M.F.v. Blaſpil. Hk 5

Endlich

Der Havellandiſche Spreis.

490 .

Endlich theile ich noch folgenden Bericht des Magi, ſtrats, wegen der von dem Commandanten von Stracks

wiß der Kåmmerey abgenommenen Pertinentien, mit,

Allerdurchlauchtigſter Großmachtigſter König !

Allergnädigſter König und Herr ! Es hat der allhier geweſene und nunmehro verſtorbene Obriſt. Lieutenant und Commendant

„ hieſiger Veſtung, der von Stracwiß, im abgewiche. 9

„ nen Jahre unternommen , in die unſerer Kåmme. „ rey von einigen hundert Jahren her zugehörige Per. tinentien , Eingriff zu thun, und derſelben Reve. „ núen an ſid ) zu ziehen , nåmlich: ,, I. Die Fiſcheren in dem nächſt an der Stadt. 21

mauer fließenden Mühl . Graben. ,, 2. 199 Die daran hangende ſogenannte Fiſcher.

27

„ Wiefe. ,, 3. „ Die außerhalb dem Walle liegender ſogenann , te Zolt: Wieſe. ,, 2

4.

27

Die nahe an der Stadtmauer liegende und

, faſt verfandete Schlächter - Wieſe , und 5. , Die Graſe Plätze nahe an der Stadtmauer, 9 auf welche gemeldter Commendant für genommene

» Bezahlung Schaafe zu húten , erlaubet hat, wo . durd, aber die Wålle, worauf die Stadtmauer ſtes „, bet , dermaaßen abgetreten werden , daß das Fun

dament der Stadtmauer dadurch entblöße wird, und endlich ihr den Einfall befördert , einfolglich

9)

die Reparatur ſolchen Schadens der Kammeren zur

Laft , und die Entziehung ſolcher Revenuen derſelo ben zum empfindlichen Schaden gereicher. , ‫ وو‬86

Nachrichten von Spandau.

491

Ob man nun wohl dieferhalb ber mehr gee ,,dachtem Commendanten gebührende Vorſtellung

„ gethan , und dieſe Entziehung zu hintertreiben ge „ ſucht hat , ſo hat doch dieſes ben ihm gar nichts

7

,, verfangen wolten ; ben Ew . Königl. Majeſtåt aber

„ dieſerhalb allerunterthänigſte Beſchwerden anzu: „ ſtellen , hat man zu Vermeidung mehrerer Beun. „ ruhigung billig Bedenken getragen , mehr erwogen

„ man aus ſeiner an fich gehabten ſchweren Maladie » gar leicht abſehen können , daß ſein Leben von feis ner langen Dauer ſeyn würde. Da ſich aber auch „ daſſelbe nunmehro geendiger, achten wir unſerer

„ Pflicht und Schuldigkeit gemäß , dieſe Eingriffe „,En . Königl. Majeſtát annoch in Zeiten , ehe delo „ Pen Succeſſor die Commendantenſchaft allhier wie „dër antrete, allerunterthänigſt einzuberichten , mie „ allgehorſamſter Bitte, Em . Königl. Majeſtát wolo „» len allergnädigſt geruhen , unſere Kåmmeren - Jura „ und Revenuen alfermildeſt zu ſchůßen , und dem nunmehro wieder ernannten Commendanten , dem

„ Obriſt-lieutenant von Kleiſt aufzugeben und no . tificiren zu laſſen , daß er ſich obbemeldter fünf Kåmmeren - Pertinenz- Stücken fünftig hin nicht .

„, anmaaßen , ſondern folche unſerer Kämmerer une

, weigerlich laſſen ſolle. Solche allerhöchſteGnade ,, erkennen wir mit allerdemüthigſtem Danke, und „ erſterben in allertiefſter Submiſſion

En . Königl. Majeſtát Spandau

den a5ften Febr. 1743.

allerunterthänigſts gehorſamſte

Bürgermeiſtere und Rachmanne,

/

492

Der Havelländiſche Streis. Es ſind zu Spanbau zwey lutheriſche Kirchen ,

nämlich die zu S. Nicolai und S. Mauritii, und

eine reformirte.

Die Pfarrkirche zu S. Nicolai, þaf

I als eigenthümliches Vermogen, 1. Zwey Meyereven, 1) Die Meyeren oder das Vorwerk auf dem Plan, hat ihr Graf Johann Caſimir zu {ynar , anſtatt der ihr von ſeinem Vater Grafen Rochus zu {ynar 1596 vermachten

fauſend Thaler, vermoge der Urkunde von 761 übergeben ,

1719 ſind noch eilf zåper

nicerche Acerſtücke und eine Wieſe, für 350

Thaler dazu gekauft worden . Das königl. Amt bekommt von dem Vorwerk und der

felben Zugehör jährlich 18Gr, 2 Pf, Grund. zins,

2) Die Meyeren oder das Vorwerk vor dem neuen Thor , genannt der Neuehof, >

mit den dazu gehörigen Weckern und Wiefen.

Iſt 1709 von Andreas Frid. Greiner für 3050 Thaler gekauft.

2. Verſchiedene Aecker. 1) Drey Stücke land im neuen Rade- Sand, welche Friderich Prigniß 1656 der Kirche vermacht hat , noch zwey breite Stücke und

ein ſchmales. » Ein

Nachrichten von Spandau.

499

2) Ein Stück Sand im neuen Rade = lande,

welches Martin Piers Witwe der Kirche 1657 vermacht hat.

3) Ein Stück Aber im neuen Felde, welches 1589 der Kirche von dem Magiſtrat und

Foedjim von Bredow Witwe, die ſich dar über geſtritten , geſchenkt worden.

4) Neunzehn Stücke Land vor dem Kloſtere Thor , in unterſchiedenen Feldern , welche vermuthlich zur Zeit des Pabſtthums an die Kirchen gekommen ſind ,

3. Verſchieberte Wieſen. 1) EineWiefe im Ruſt, welche Joachim Ben rendi der Kirche 1542 vermacht hat, und

die vor dem Rathhauſe, unter deſſen unab. löslichen Schulden ſie ſteht, verzinſet wird.

2 ) Die Schlächter - Wiefe am berlinſchen Thor , die nun ein Erercier . Plaß ift , und zu den ' unablöslichen Schulden des Raths gehört , der désmegen jährlich 16 Groſchen giebt.

3 ) Eine Wieſe am Sandfort, oder die Sand . Wieſe im neuen Rade: lande.

4 ) Eine Wieſe vor dem Streſow im Ufere

Garten , welche Friderich Prigniß 1656 der Kirche vermacht hat. Eine Wieſe vor dem Berliner- Thor ant Spree . Boro.

4. Ein Haus auf dem Kirchhofe. II. Fols

494

Der havelländiſche Kreis ..

ALCO

11. Folgende Kornpåchte.

,S UNE

1. Un Roggen , aus Spandau, Stacen , Bela

cow , Carpzow , Wuſtermark und Glinice Krmin zuſammen

20 W. 85.8 M. Sadie

2. An Gerſte, aus Staden, Carpzow 'und Wuſterinark, 8 W.16 S.8Mit 3. An Hafer, aus Spandau, Stacken, Teltow, Carpzow ,

Gieſendorf und Glinice,

imelt

17 W. 3 $ .

รูปแ ct

46 W. 4S.

Im Jahr 1777 hatte dieſe Kirche die Zinſen von 890 Thlr. 13 Gr. 6 Pf. ausſtehenden Capita. lien , an beſtändigen Gefällen 1386 Thlr. 18 Gr. 4P. än unbeſtändigen 309 Thlr. 14 Gr. 1 Pf. ſie war aber 1000 Thlr. ſchuldig.

in

Die Morik .Kirche,Hatte 1776 an Capitalien

M

615 Thaler , an beſtåndigen Gefällen 15 Thaler, und

4A

die unbeſtändigen betrügen 27 Thlr. 12 Gr.

Das Hoſpital, Hatte 1776 die Zinſen von 2971

Mui

Seftung

fer

Thlr. 151 Gr. Capitalien , 250 Thlr. 21 Gr. beſtåndia

to ho

ģe Gefälle, und 18 Thlr. 16 Gr. unbeſtåndige Gefälle Als wir die Stadt verlaſſen hatten , ſahen wir

Mhe

deras

bey Spansauf unſerer linken Seite die Feſtung ben der:

Sih

dow ,

ſelben , welche von der Havel umfloſſen wird , auch

fick

Moråſte um ſich hat , und auf der rechten die Spree,

Gel

welche ſich hier mit der Havel vereinigt. Die Fea ſtung hat Churfürſt Joachim der zwerte 1560 ana legen laſſen , und ſie iſt unter der Aufſicht und Anlele tung des Grafen Rochus zu żynar 1580 fertig gewor.

Sie hat vier Bollwerke, welche König, Kå nn nigi , Churprinz und Brandenburg genannt wer:

den.

ben,

Qur

24

NE

Augem . Beſchreib. des havell, Kreiſes. 495 den , und insgeſammt mit Caſematten verſehen ſind . In der Kapelle auf diefer Citadelle, wird ſowohl von

Reformirten als Lutheranern Gottesdienſt gehalten . Daß die Feſtung nur noch zum Gefängniß diene , iſt befannt.

Wir verließen nun

Den havellåndiſchen Kreis, von welchem ich , meiter Gewohnheit gemåß , noch allgemela eine allgemeineNachricht berfügen will. Er begreift richt ne Mach. vont

I fünf Immediat - Städte, welche ſind : 1.

dem havelo

làndiſchet Die Altſtadt Brandenburg, die ich eben ſo, Kreiſe. wie die Neuſtadt Brandenburg und den Dom, in meiner Reiſe nach Rekahn beſchrieben habe.

2. Nauen , weldje oben beſchrieben iſt.

3. Potsdam , deren Beſchreibung man in der Reiſe nach Rekahn findet.

4. Rathenow , eine Stadt von 519 Häuſern, uns ter welchen nur í ſteinernes iſt, 74 Scheunen,

und 32 wůſten Stellen. Sie hat 1 Kirche. Man hat hier gezählt 1779 1778 Månner,

750

735

Frauen, Söhne,

1115

1120

682 684

692 692 136

Tochter , Geſellen , Knechte und Diener ,

Jungen , Mågde,

126

46 119

47 117

202

202

überhaupt 3724 3761 Menſchen vom Civil . Stande, unter welchen acht Juden waren . an

496 Augem. Beſchreib. des havell. Kreiſes. 1778

An Militár - Perſonen

1779

Månner,

222

Frauen, Söhne, Töchter,

127

133

98

87

109

105

334

547

90

90

q

1

Brauſtellen Branntewein - Blaſen, Pferde,

31

27

/

231.

308

Bullen und Ochſen, Küße,

Í IO

106

297

Junges Vieh, Melt. Schafe,

180

328 185

1 200

1 230



Hammel und Güſtesvieh,

451

462

Schweine,

450

459

,

Es ſind hier 137 öffentliche und beſondere Brunnen, 7 metallene und 545 hölzerne Sprißen , 47 Feuer, leitern , 618 Eimer, 47 Haken , und 47 Waſſer. kufen.

Es hat betragen

die Ucciſe, 1778 13919 Thlr. 20 Gr. 5 Pf. 1779

13373 Thlr. 3 Gr. 10 Pf.

der Servis, 1778

3194 Thlr. 8 Gr. 6 Pf.

1779

3101 Thlr. 15 Gr.

Für wirkliche Einquartirung ſind bezahte 1778

3190 Thlr. 3 Gr.

1779

2500 Thlr. 9 Gr. 1Pf.

Dic Kammerer hat eingenommen . 1778

8611 Thlr. 18 Gr. 5 Pf.

1779

6544 Thlr. Gr. 7 Pf. und

1

Stadt Rathenot .

497

und ausgegeben

9473 Thlr. 17 Gr. 7 Pf. 1779 7420 Thlr. 2 Gr. 6 Pf. Ihre Activa betrugen Gr. -PF. 1778 7214 Thlr. PF. Gr. 1779 7214 Tblr. Hingegen ihre Paſiva Gr. -- Pf. 1778 18500 Thir. Gr. -- Pf. 1779 19980 Thlr. 1778

Sie fåete aus an Weißen, an Roggen,

1778

1779

2 W. 13 S.8M . 44 Wiſp .

anGerſte,

62 W.12 S. 32 W.21 S.

76 Wiſp. 76 Wiſp.

an Hafer,

38 W. 7S .

15 Wifp. 5 Wiſp.

an Hülſenfrüchten, 5 W. 17 S.

Es ſind verbraucht 652 W. 9 Sch.

646 W.21S .

153 W. 2 Sch.

161 W.17S .

an Malg, an Branntewein

Scrot,

und verzapfe an Bier,

1744 Tonnen .

1570 .

9100 Quart. an Branntewein, 89902 . Die Stadt hat 1 Vorwerk , 2 Mühlen , i Zie.

gelbrennerey , 23 Schenffrüge. Die hieſige Kirche

Hatte 1776 an Capitalien 1705 Thlr. 12 Gr. von wels

chen ſie 96 Thlr. I1 Gr. 4 Pf. Zinſen ħob, 148 Thlr. 1

22 Gr. beſtåndige, und 365 Thlr. 6 Gr. 9 Pf. unbee ftåndige Gefälle.

Daß die Markgrafen Otto ( IV ) , Conrad unb

Heinrich, der Stadt Rathenow 1294 das nahgelegene

Dorf Geberiß geſchenkt Haben, iſt aus der Urkunde gi

zu

498 Algem .Beſchreib. desHavel . Kreiſes.

zu erſehen , welche in dem Anhang zum 4ten Theilder buchholziſchen Geſchichte S. 129 ſteht. Ich habe von fiti Rathenow weiter nichts geſammlet, als eine Nacho siku richt, wie die Schweden 1675 von den Truppen des

Churfürſten Friderich Wilhelm überfallen worden. en

Sie iſt zwar nicht dieſelbige umſtåndliche Nachricht, binh welche damals zu Rathenow aufgeregt worden , fona i

dern nur ein Auszug aus derſelben , es enthålt aber sur

auch dieſer manchen kleinen Umſtand , den die Gee die

fdichtſchreiber noch nicht haben.

Hier iſt er.

Ertract aus einer geſchriebenen Nachricht gera von dem Ueberfall der Schweden in Rathenow . Anno 1675.. NA

Fhu

!

Ertract

„ In der ſchwediſchen Invaſion 2o. 1675 hat

einerNach ,, Churfürſt Friderich Wilhelmin dieſer Stadt den

richt von

Rathe: now .

„Anfang feiner glorreichen Siege gemacht, wie aus den Berichten , die man in der Stadt ſelbſt und

16

von glaubhaften Perſonen , ſo der Action mit bey. „ gewohnthaben , eingenommen., „ Und zwar hatten die ſchwediſchen Truppen brey '.Az „ vornehme Päſſe über die Havel befeket, Havels by „ berg, Rathenow und Brandenburg , in Meno » nung , innerhalb einigen Tagen über den Fluß zu „ gehen , und in die Alemark zu fallen. Was auch Rathenow betrifft,iſt die erſte Nachricht von gea sa 1

NUL

„ dachter Truppen Annäherung ſchon menfe Febr. erſchollen , die aber damals weiter nicht als „allda >)

bis Fehrbellin gekommen. Den sten Junii aber „ ungefähr hat ſich ein Dragoner - Regiment unter

„ dem Obriſten Wangelin herein geleget, wovon jesh „ Doc

€ rtract einer Nachr. von Rathenoty. 499 doch anfänglich keine Gemeine, ſondern nur die „ Officiere in den Häuſern Quartier genommen, ins.

geſammt aber ſich zum Yufbruch fertig gehalten, des Vorhabens, binnen wenig Sagen über die Has

,,vel in die Altmark zu gehen . Der Churfürſt Fri. ,,Berich Wilhelm hingegen , war den uten Junii „, mit můbfamen' Reifen aus Frankenland zu Mag. ‫رو‬deburg

angelanget, und weil er ſichere Nachricht

erhalten , daß der Feind von Dero ſo nahen Unwes „ fenheit keine Gewißheit, und deshalb ſich noch nidye inzuſammen gezogen håtte, daß auch der Paß zu Ra. , thenom am fdylechteſten beſeật , überdieß auch der ,, mittelſte und bequemſte war , dem Feinde die Ge.

„ meinſchaft der andern, zu Havelberg und Branden. ,,burg, abzuſchneiden, fo ftellte er feſte, denſelben an.

ajugreifen , ließ auch zu dem Ende die Thore zu „ Magdeburg dieſen und den 12ten Junij geſchloſſen „ halten , damit nieinand herauskommen und dem

,, Feinde Dero Vorhaben entdecken könnte , nicht we „ niger alle Wege und Påſle bereken , damit der

„ Feind dadurch keine Kundſchaft haben könnte. Darauf gab er den 13ten Ubends um 8 Uhr Ordre, (,, daß 3000 Reuter mit 800 Dragonern und 1000 „ commandirten Musquetiers, auf 146 dazu beſtellten „ großen Wagen * ), nebſt 10 dreypfündigen Stücken

„ Geſchůzes, zu Magdeburg über die Elbe ziehen ſoll. ,,ten , welches auch alsbald geſchehen. Er ſelbſt folgte „ beſagten Truppen des Nachts um 2 Uhr mit dem Ji 2 !!

„ Feld

* ) Xuf dieſe Wagen war noch ein Kahn und Ruder ger laden, womit die Soldaten , wenn die Brücke bey Ras thenow abgebrochen wäre, ſich über die Havel venen ſollten.

500 Allgem . Beſchreib. des Havell. Spreiſes. „ Feld -Marſchall von Derflinger, in Begleitung unterſchiedener anderer Generale , und kam denſel.

ben Tag bis an das Dorf Parchen , vier Meilen „ von Rathenow gelegen. Weil es aber an demſel. m; ben Tage und in der folgenden Nacht ohne Aufhos ren regnete , wodurch die Wege fo tief, und die Pferde, ſo das Fußvolk fortbrachten, ſehr abgemat. tet worden , konnten die Musquetiere nicht eher als 33

:

>>

>>

mit ſpåtem Abend ankommen ; der Churfürſt ward ‫رو‬

» alſo genöthiget, bey gedachtem Dorf zu bleiben . Den folgenden Morgen aber ſehr frühe ſchickte er ,, brey Partheyen aus , mit Befehl, ſo lange fortzu .

di

„ gehen , bis ſie von dem Feinde Kundſchaft erhiel. ,, ten, welches denn geſchehen , und befam er die erſte ,, Nachricht von einem Tuchmacher dieſes Orts, Chria „ ftian Jahn , welcher nach Zerbſt reiſen wollen , und „ unterwegs von einer Parthey angetroffen , und weil

w

„ſie gehöret, daß er von Rathenow wåre , zu dem

11

„Churfürſt gebracht worden , der ihn nach dem Zus ſtande der Stadt gefraget, und, daß die Schweden

„ , ihre Wache nicht weiter als bis an die Hinterſte Brücke hinaus geleget, erfahren, befahl ihm auch, „ ſofort zurücke zu dem von Brieft * ) zu gehen , und

„ ihm anzudeuten , daß er eiligſt zu Ihnen kommen, ‫وز‬

und niemanden , auch nicht einmal feiner Frau,

etwas davon ſagen ſollte , welcher zwar etwas ſpås ‫ ور‬ter angekommen , weil der Tuchmacher nicht ſo ge. ‫כל‬

„ ſchwind durch die Churfürſtl. Armee kommen fóne »

nen ,

* ) Dieſer war auf geheimen Churfürſtl. Befehl den Tag in Rathenow geweſen , und hatte, bey Ablieferung der .

von den Schweden ausgeſchriebenen Contribution , den fchwediſchen Dfficiers ftart zugetrunken

644

Extract einer Nachr. von Rathenow , 501 ,, nen , der Churfürſt auch ſich daher etwas zurücke in einen Buſch gezogen, verſicherte aber ber feiner An.

„,kunft den Churfürſten , daß der Obriſt Wangelin, ,, in Meynung , der Churfürſt fen tobt, ganz ſicher

„ lebte, und keine Wiſſenſchaft von ſeiner Zurück. kunft Håtte. Hierauf ließ er alsbald zum Aufbruch „blaſen , und gieng in der Stille mit der Reuteren bis auf eine Meile weit von Rathenow , an ein

Dorf, allmo er ſich in einen Buſch ſtellte, bis das „ Fußvolk und Geſchüß , welches wegen der böſen „ Wege nid)t wohl können fortgebracht werden , auch ,, angelanget, und gab dem General . Adjutanten , Kanofsky und dem Obriſt - Lieutenant Kann Drdre, >

„ daß ſie mit 400 Musquetieren oberwårts der Stadt

,, Rathenow über die Havel fahren , und mit denſele » ben die Stade auf der Landſeite bei dem Stein . „ Thor angreifen , die Havelbrücke und Thor aber „das , derflingſche Regiment Dragoner attaquiren ,

, und der General -Major von Goße und Graf „ Döhnhof mit den übrigen Musquetieren den Zn. s, griff thun , und alſo dem Feinde an allen Orten zu „ thun geben ſollten , welche auch darauf ihren Marſch

„ in der Nacht, um 11 Uhr angetreten , und den 15ten

»

„ um 1 Uhr vor der Stadt angekommen. Die Schweden lebten nod) immer in gleicher Sicher.

» heit , und hatten denſelben Abend in eines Kauf, „ manns, Caſpar Bachs Hauſe, woſelbſt auch der

,, Obriſt Wangelin rein Quartier gehabt, bendes Officiere und Gemeine , ein ganz Brauen Bieç „ ausgetrunken , welches ſelbiger friſch gebrauet hat. ,, te, waren alſo größtentheils deſto ungeſchichter zum

» Fechten. Ein Fähnrich auch, ſo bey einem Raths. 313

‫ رو‬9at,

$

502 Algem . Beſchreib. des Havett. Kreiſes. „ verwandten Namens Meerkak logirt , war des Abends beym Trunk fo ficher, daß er den Wirth

„ bat, er møgte ihm doch einen brandenburgiſchen Soldaten zeigen ,welcher , wiewohl unwiſſend, was „ dieſe Nacht vorgehen würde , es morgen zu thur >>

jy verſprochen.

Inden famen die nach dem Stein

Thor deftinirte, wie ſchon gedacht, den 15ten Jun. ‫وز‬

fråg um 1 Uhr an , giengen über den Eiſenham .

,, mer , und bemachtigten ſich ohne ſonderbare Ges 17in genwehr des Thors. ' Die nach dem Havel - Thor 1

,,beorderten , hatten etwas melyr Mühe , und kam ,, anfangs der Feld - Marſchall von Derflinger * ) mit etlichen Dragonern vor der kleinen Havelbrue ‫כן‬che an, ben welcher ein Corporal mit etlichen Soldas ten die Wadje gehabt, und da die Schildwache „; gefraget : 'wer da ? und was vor Volf ? ſo ward „ geantwortet, ſie wären Schweden , und von einer

‫رو‬

» brandenburgiſchen Parthen geſchlagen und verfolo „ get , daher man ſie doch einlaſſen mögtë. Man

‫ܕܪ‬

„ hat ſich zwar deſſen Unfangs gemeigert, nachdem ,, ihnen aber der Feld - Marſchall das Feld - Geſchren -

1

,, und daben hart zugerufen , mit Bedrohen , daß ſie ; es wohl verantworten ſollten , ħaben ſie die Brücke ,,niedergelaſſen , Ber Feld : Marſchall aber nebſt feia , nen Dragonern fie ſofort niedergemad)t. Von ‫در‬da madyten ſie ſich nach der großen Havelbrücke, bey welcher ſie aber mehr Widerſtand funden , in. dem bie Brücke bis an die Zugbrücke abgeworfen,

„ dieſe aber aufgezogen war , ward alſo in der Stade „ lårm *) Dieſer General ſoll verkleidet in Rathenow geweſen ſeyn,mit einem Bürgermeiſtergeſprochen, und das Felde

Geſdrey der Schweden erfahren haben.

Extract einer Nachr. von Rathenoid. 503 fårm gemacht und Feuer Herausgegeben , wodurch ein Fähnrich und etliche Gemeine getödtet, der „ Obriſt- lieutenant Uckermann aber durch eine Fal. ‫و‬

fonet - Kugel tödtlich verwundet worden.

1

Beil

aber die vor dem Stein -Thor , den hier poſtirten „, in den Rücken kamen , der General Göke auch, „ und Graf Dohnhof, bey der Waſſer -Mühle durch die Mühlen - Pforte in die Stadt drungen . fo riſe. »fen dieſe aus , und gaben den Ueberwindern Raum ,

„ das Havel- Thor aufzuſchlagen , die Zugbrücke

„ niederzulaſſen , und die Brücke, wo die Bohlen ab .

)

„ geworfen geweſen , in aller Geſchwindigkeit zu repa . ‫دو‬ riren . Worauf der Feld - Marſchall mit ſeinem

„ ganzen Regiment hineingezogen , dem in der Eit noch etliche Regimenter gefolget.

Es ſuchten

‫در‬

„ zwar die Schweden auf dem Marft ſich noch etwas

žú wehren , konnten es aber nicht lange aushalten , ſondern wurden theils gefangen , theils niederge. macht. Ein Quartiermeiſter hat ſich wollen mit Gelde retten , und ſo lange er gehabt immer aus.

„ getheilet , wie aber nichts mehr vorijanden gewe. „ ſen , iſh er dennoch niedergeſchoſſen worden . Dem curieuſen Fähnrich,der vorigen Abend ſo gern einen „ brandenburgſchen Soldaten ſehen wollen , ward 2

,, nunmehro auch gewillfahret , und führte ihm ſein Wirth einen vors Bette, da er noch im Schlafe ‫د‬ ‫ر‬

,, lag , mit dem Zuruffen : Herr Fähnrich ! hier iſt ein brandenburgſcher Soldat, der ihn aber ſogleich niederſchoß . Viele Bürger ſchlugen die in ihren „ Häufern einquartirte und von vorigen Tage noch „, berauſchte Soldaten in dem Bette todt. Der

„ Obriſt Wangelin war ben dieſer Sache in höchſter Ji 4

Con . >>

1

504 Algem . Beſchreib. des Havel. Kreiſeb. Confuſion , und faß mit einem Stiefel und einem ,, Pantoffel zu Pferde. Wie er aber ſah, daß al. »

les verloren gangen , verſteckte er ſich bey einem

„ Becker , Namens Hans Papen , nahe bey dem , Havel . Thore hinter den Backofen , und ſeine Ehe. „ frau auf dem Boden in einer Scheune, allwo fie „ aber entdecket, und ben einem Corporal eine Stuna , de allein gelaſſen worden. Die ganze Action hat

nicht über anderthalb Stunden gewähret. Der „ fiegende Churfürſt aber ritte darauf, nebſt dem „Sandgrafen von Heffen , in die Stadt, welchen die „ Bürgerſchaft mitgroßen Freuden empfangen , und ,bey ihm hergangen , jedoch ohne daß er das Pferd , einige von den erſchlagenen Körpern , die auf der

.

ur

„ Straße håufig herum lagen , Håtte betreten laſſen , Men

„‫ رو‬ließ er ben Trommelſchlag ausrufen , wer einen „Schweden im hauſe hatte, ſolte ihn entdecken ;

» welche denn hie und da hervorgezogen worden. „ Der Dbriſt Wangelin aber hat ſich ſelbſt angegen » ben , und ſind noch ein Obriſt-Lieutenant, ein Man

» jor , dren Hauptleute nebſt 200 Gemeinen zu Gez „ fangenen gemacht, auch ſechs Fähnlein, welche von „grüner Farbe waren, nebſt ein Paar Paufen erbeua

tet worden. Der Churfürſt ritte wieder aus der

Stadt in ein Holz, hinter der Hinterſten Brücke, », und ließ daſelbſt unter einer Laube eine Betſtunde

„ Halten , welche der Inſpector Voitus verrichten, », auch die Schule aus der Stadt Herauskommen, und Ada ward de Obriſt s, dabey fingen müſſen . „Wangelin zu ihm gebracht, auch nachmals ben der „ Tafel behalten , aber unten angeſeket, wobey ihn

der General - Major von Podnigangerebet : Sperr 7

„ Obris

4

505

Stabt Prigerbe.

„ Obriſter! vorm Jahr war es anders mit ihm . Dieſer machte eine fubmiffe Mine ; der Churfürſt aber that hinzu : Ja, damals war er

‫در‬ >>

ehrlicher. Bald darauf iſt der Obriſt Treffen. „ feld durch den vießiſchen und fremmiſchen Furch

nach Fehrbellin und bis ins Ruppinſche gegangen. Den folgenden Tag ließ der Churfürſt drey Stücke „ldſen , worauf die fliehende Armee gleichfalls hier: „ burch nach Nauen gegangen , weil ſie nicht alle

„ durch die Furthen kommen können .» „Am 18ten Junii erfolgte die Schlacht bey

„Fehrbellin. Die Bauern waren indeſſen in Waf. „ fen gebracht, und unter Fåhnlein vertheilet. In ,, dieſen Fähnlein ſtund F. W. über einem Adler mit einem Zepter, und darunter : „ Wir ſind Bauern von geringem Gut, „ Und dienen unſerm gnädigſten Churfürſten mit unſeren Biut.

Dieſe haben den Schweden großen Abbruch. ge.

-, than , und viele davon niedergemacht .,, >

5. Spandau , von welcher Stadt oben Nach . richt vorkommt.

II. Vier Mediat -Stadte.

1. Zwey königliche Mediat - Städte, nåm . lich :

1) Prigerbe, eine kleine zu dem Umt Zies Priferber far gehörige Stabt , welche 126 mit Zie: gelſteinen, und 14 mit Stroh gedeckte Håu 4

fer , 35 Scheunen , und eine Pfarrkirche þat.

Jis

Man

1

306 Allgem . Beſchreib .des Havell. Kreiſes. Man hat hier gezähte

1778

1779

140 183

146 176

1.45

135

149 13

148

Männer ,

Frauen, Söhne, Sodyter,

Geſellen , Knechte und Diener , Jungen,

Mågde,

überhaupt

6 19

24 5

32

36

691

671

hierunter waren Böhmen , Juden , Es find hier geweſen Brauſtellen,

Brannteweinblaſen,

3

3 8 14

Soo Nowa ou

Menſchen vom Civil- Stande, 3 4

8 .

Deffentliche und beſondere Brunnen,

Metallene Sprißen,

Hölzerne Sprigen , Feuerleitern , Eimer,

54

54

3 21

26

9

36

72

Hafen ,

5

Waſſerkufen ,

6

6

Pferde, Bullen und Ochſen,

117

151

32

17

Kühe, Jung. Vieh,

182

201

183

205

Melt - Schafe,

260

375

Hammel und Gůſtes - Vieh , 246 169 Schweine,

344

241 Man

Stadt Friſar. Man Hat verbraucht anMalz,

507

1778

64 Wifp .

1779

67 Wiſp. 8 Sch.

an Brannter .

Sdrot,

43 Wiſp. 2 S. 49 Wifp. 14 Sch.

Es hat betragen

1

die Ucciſe, 1634 tħl. 7 gr:8pf. 1573 thl. 8 gr. 6pf. bet Servis, 28 thſ. 7 gr. 8pf. 14thl.5 gr.6pf. Die Stadt fået aŭs an Weißen 17 Scheffel

12 Meßen , an Roggen° 15 Wiſp. 18 Sch. an Ger. ſte 15 Wiſp. an Hafer 99 Wiſp. 20 Sch. an Hülſen. früchten 1 Wiſp. 4 Scheffel.

2) Fehrbellin , im Lande Bellin , welche oben S. 122 f. beſchrieben ift.

s

ſak, welche einem Herrn von Bredow gekort, der hier einen adelichen Hof hat. Sie hat , Kirche, 195 Häuſer, von welchen 150 mit

Ziegeln, 45 aber imit Stroh und Schindeln gedeckt find, 30 Scheunen, und hat gehabt 9 %

I

1 1

Brauſtellen, Branntewein - Blaſen , Deffentliche und beſondere Brunnen,

Metallene Sprißen, KölzerneSprißen ,

Feuerleitern, Eimer, 1

Kafen, Waſſerkufen ,

1778

1779

15 32

36

56

56

I

5

I

43 30

40

100

100

14 5

18 4

18

Man

కలుగు కాదు. ఆట at ;tipsinఈbe1a.ఎ"లోవనచక-1కుం0ల నాకు కాదు కాగా , aus కులం se Earah Vaara ను ముందు

2. Zwei) adeliche Mediat - Städte, nåmlich: 1) Friſak, eine kleine Stadt im Låndchen Fri- Friſat.

508 Augem . Beſchreib. des Havett. Kreiſes . 1778

Männer ,

261

1779 268

Frauen , Söhne,

326

323

201

Töchter, Gefellen , Knechte und Diener,

254

188 242

Man hat hier gezählt

18

13

20

20

27 Jungen, 44 Mågde, 1146 überhaupt Menſchen, unter welchen

23 49 1131

4

3

133 38

60

256 70

231 154

92

275

Håmmel u. Gůſtes - Vich, 288

454

Schweine,

139

waren Juden ,

s

An Vieh hat man gezähle

5

i

Pferde, Bineiund Ochſen , Bullen Jung - Vieh, Melf - Schafe,

21

142

Man hat verbraucht 2

39 W. 12 Sch. - 74 W. 20 S.

an Malz, an Brannteroein .

112 W , 23 Scht 56 W. 21S .

Schrot, Und in den Schenks

krügen verzapfe an Bier,

an Branntewein,

632 Tonnen. 3738 Quart.

4663 T. 3151 2.

Die Acciſe hat be. tragen ,

Der Servis,

599 chl. 18 gr. 1955 thl.2 gr. 2 pf.

275 týl. 15gr.

138 tbl. 15 gr. Die

Stadt Rhinom .

509

Die Stadt ħat 4 Mühlen, und 11 Schenkfråge. Sie fået jährlich aus 6 Scheff. Weißen , 9 Wiſp.

18 Sch. Roggen , 8 Wiſp. 6 Sch. Gerſte, 1 Wiſp.

20 Sch. Hafer, 2 Wifp. 8 Sch. Hülſenfrüchte. 2 ) Rhinow , eine kleine Stadt im Låndchen Rhinom. Rhinow , welche den Herrn von der Hagen zugehört. Sie hat 1 Kirche, adelichen Hof, 33 mit Ziegelſteinen , und 27 mit Stroh und Schindeln bedeckte Häuſer von Fachwerk , und 34 Scheunen , 1 Brauſtelle, 7 Branntemein . Blaſen , 42 offentliche und beſondere Brunnen ,

i metallene und 50 hölzerne Sprißen, 19 Feuer. leitern , 46. Eimer, 5 Haken, 3 Waſſerkufen ." Es ſind hier geweſen Månner, Frauen , Söhne, Töchter ,

Geſellen , Knechte und Diener,

Jungen , Magde,

1778 1779 87 81 114 99

109 97

100

96

2

3

12

IO

5 17

9 17

436

Pferde, Bullen und Ochſen, Küße,

Jung .Vieh, Melf - Schafe,

1

422 Menſchen ,

84

1 20

83

106

56

102

43 250

126 400

Håmmel u.Guftesvieh, 800 650 Schweine,

350

!

220

Die

510 Allgem. Beſchreib, des havell.Kreiſes. Die Acciſe- hat betragen 1779

1778

562 thl. 13 gr. 5pf. 592 eşl. 10 gr.9pf. Der Servis, . 56 thl. 16 gr. Man hat ver braucht an Malz, an Branntem .

26thl, 20gr.

1010 W.17 W. 17S. S.

15 Wiſp., 10 Sch.

8 W.9 S.

8Wifp. 20 Sch.

Schrot,

Es iſt hier eine Windmühle.

Man fået jähr.

lich aus 14 Wiſp. 14 Scheffel Roggen , 7 Wiſpel

18 Sch. Gerſte, 5.Wifp. 20.Ed . Hafer , 1 Wiſp. Hülſenfrüchte.

III. Zwey Marktflecken , nåmlich : Rekin,

1. Ein föniglicher , Namens Kegin ,welcher un. ter dem Amt Zidfar ſteht ; zwey Windmühlen hat, und in welchem 1779 find 640 Menſchen gejáhlet worden .I

Plaue.

2. Ein adelicher , Namens Plaue, welcher dem

Herin General - Major von Un alt gehört, drey Windmühlen, und im 1779ſten Jahr 773 Menſchen hatte.

IV. Königliche Dörfer , Vorwerke, Schäfes

reyen, Coloniſten-Oerter und einzelne Häu ſer , und zwar

1. im eigentlichen Havellande, ( in einer Urkun. de Kaiſers Ottó des dritten von 993 , Hevel lon) welche gehören ,

4

1) Zum Amt Königshorft. Dieſe fteñen 1

>

oben S. 430 .

2) Zum

Amt Nauen .

51

a ) Zum Amt Nauen . (1) Die Dörfer deffelben find :

Amt Nauen .

Berge , welches 1779 eine Windmühle, und 342 Menſchen hatte.

Gohliß , welches 1779 eine Windmühle, und 217 Menſchen hatte.

Liegow , welches 1779 eine Windmühle, uno 248 Menſchen hatte.

Wachow, weldyes 1779 eine Windmühle, und 349 Menſchen hatte.

(3) Das Vorwerk Bernzow , auf welchem 1779 zehen Menſchen waren .

DasAmt Nauen brachte von Trinit. 1731 bis dahin 1732 ein 6807 Thlr. 23 Gr. und hatte 394 Thaler Ausgaben. Bon Trinit. 1739 bis dahin 1742 trug das Amt

jährlich an reinen Einkünften 6323 Thlr. 18 Gr. 8 Pf.

Von Trinit. 1742 bis dahin 1746 jährlich 6781 Thlr. 10 Gr. 4 Pf. in den nächſten zwei Jah. aber 6784 Thlr. 10 Gr. 4Pf. und von Erinit. 1746 bis dahin 1749, 6844 Thlr. 7 Gr. 6 Pf. Bon Trinit. 1756 bis dahin 1757 , war der Ans ſchlag der Amtsgefalle 6848 Thlr. 7 Gr. 6PF.

Von Trinit. 1779 bis dahin 1780 aber 10445 Thlr. 23-Gr. 8 PF.

Forſt- und Maſt- Gefälle hat dieſes Amt nicht. 3) Zum Amt Spandow , welches aus einem Amt ehemaligen Kloſter bey der Stadt entſtanden Spandow . ift.

1

(1) Der

512 Augem . Beſchreib. des Havell, Streiſes. Der Kière.

(1) Der Kiek ben Spandow , auf welchem die 1779 zwenhundert und vier Menſchen wohn neten.

Der plan.

(2) Der Plan bey der Stadt Spandow . 50 Auf dieſem Plan, der zunächſt bey der Feſtung deyd

Auf diesen

iſt, werden für das königliche Kriegsheer die läufe behen

zu dem Schießgewehr für die Musketiere , Dragoa Gr

ner , Reuter und Huſaren , geſchmiedet, geboret und mit ausdem Groben geſchliffen, nachher aber zu Potsdam iEtu

auswendig polirt , geſchäftet, equipirt und garnirt, ben

auch mit Schlöſſern und der äußern Politur verſehen. fi Es werden hier auch die Bajonette und Ladeſtoce 1, ' n

verfertigt, geſchliffen und polirt , alle Arten, von Klingen gemacht, auch die Klingen für die Officiere, und die Kúraſſe für die Leibgarde zu' Pferde, gee ſchliffen , polirtund vergoldet. Die Efpontons und

diese bakten melk sale

Kurzgewehre werden zu Potsdam geſchmiedet, aber Hier geſchliffen und polirt , auch die erſten vergoldet. Dieſe Arbeiten verrichten 29 Meiſter , und eben ſo - viel Gefellen. ' 1779 zählt man auf dem Plan 189

mouli Van 6 info

Seelen , unter welcher 10 Lehrburſche und dieſe Meia ME

fter. Söhne waren . 1777 wurden 10000 Stück Hallen an allerley Gewehr verfertiget, inſonderheit Flinten,

nebſt den Bajonetten und ladeſtocken. Im Bam

mer , wo die Plattinen zu dem Gewehr geſchmiedet HD werden, iſt vor kurzer Zeit das Feuer zum Schmelje bei feuer eingerichtet worden ; denn die Platten , aus A QUE

welchen man die Kůraſſe ſchmiedet, und die ehedefe fen auf der Eiſen -Spaltung ben Neuſtadt - EbersekX walde gemacht wurden , mache man nun auf dem E Plan aus geſchmolzenem Eiſen. Mit dem Factors that баије,

Der Plan ber Spandolo.

*

$13

Hauſe, ſind auf dem Plan 38 Häuſer, in welchen Ar beiter wohnen, imgleichen 14 Werkſtellen für die lauf ſchmiede, 9 Schmieden für die Klingen- und Bas

jonette. Schmiede, Hårter und Vergolder , ein fai tholiſches Bethaus und eine Wohnung für den Geiſto lichen, den der König befoldet, und zwen Mühlen , in

welchen die Läufe geboret, inwendig polirt, und aus dem Groben geſchliffen werden.

In einer dieſer

Bor . Mühlen iſt der Zahn Hammer, in welchem der Stahl und das Eiſen , deſſen man ſich zu

Klingen und Ladeftocfen, bedient, gezähnt wird. Noch findet man hier einen großen Plattinen • Ham mer , in welchem Eiſen geſchmolzen , und Kůraffer auchdas Eiſen zu den Klingen und Ladeſtocken geo

ſchmolzen werden ; eine Schleif- und Polir -Mühle, in welcher alle Klingen , ſabeftöcke, Bajonette und

Kůraſſe für die Leibgarde zu Pferde, fein geſchliffen und poliret werden , und in welcher 16 Menſchen ari beiten können , wie auch dren Magazine zu Eiſen

und Stahl, zwey große Behältniſſe für Holz- und Steinkohlen , und eine Schirr- Kammer , in welcher die Mühlen Waffer á und andere Räder verfertiget

Die ſtarken Ausbeſſerungen , welche an den Häuſern, Mühlen und andern Gebäuden und an werden .

ben Waſſer Rinnen nöthig ſind , läßt die Kriegs. und Domainen . Rammer beſorgen , für die kleinern aber ſorgen die Directoren der Anſtalt. Dieſe můſ

fen auch auf ihre Koſten kommen laſſen , bezahlen , anſchaffen und unterhalten , die nöthigen Arbeiter , das Arbeitslohn , die Beſoldungen , die Schleifſteine,

das Eiſen und Stahl, die Kohlen, und was ſonſtiges braucht wiro.

Der König beſtellt das Gewehr, ki

und

514 Algem . Beſchreib. des havell. Kreiſes. and bezahlt es nach den verabredeten Preiſen. Alles andere hångt von den Directoren ab.

(3) Der Damm bey. Spandow , ein Fiſcherort, welcher 1779 acht und vierzig Menſchen hatte.

( 4) Der Valentins - Werder bey Spandów , auf welchem 1779 zwölf Menſchen waren.

(5) Cladow , ein Dorf, welches 1779 achtzig Menſchen hatte.

(6) Falkenhagen , ein oben (S. 464) genann. (

tes Dorf, in welchem 1779 ſind 408 Men . fchen gezählet worden .

(7). Gathow , ein Dorf, welches im 1779ſten 1

Jahr 141 Menſchen hatte.

( 8) Pichelsdorf, ein Dorf, in welchem 1779 ſind 146 Menſchen gezählet worden. Es iſt hier ein Freygut, welches jegt dem Hofrath Brandhorſt gehört.

( 9) Rohrbeck, ein Dorf, in welchem 147,

1

( 10 ) Seeburg , ein Dorf, in welchem 121, und

(11) Wuſtermark, ein Dorf, in welchem 314 Menſchen 1779 gezählet worden . In dem tekten ſind zwey Windmühlen ; es iſt auch da. felbſt ein Freygut , welches jeßt dem Poſtmei. ſter Schmidt gehört , der aber auf demſelben einen Bauer angeſeßt hat, der doch nicht zum Kreiſe ſteuert.

( 12) Der Finkenkrug, welcher oben (S. 456) vorgekommen iſt. Non Trinit. 1731 bis dahin 1732 betrugen die ſpan .

dowſchen Amts - Gefälle 13622 Thlr. 21 Gr. 3 Pf.

die Forft.Gefälle 7932 , und die Maft. Gefälle .

700

Amt Spandoro , 535 700 Thaler. Die Ausgabe machte beym Umt 893 Thir. -14 Gr. 6 Pf. bey der Forſtrechnung 1197 Thaler, und bey der Maſt 100 Thaler aus. Von Trinit. 1739 bis dahin 1740 betrugen die Amtss

Gefälle 13185 Thlr. 20 Gr. 5 Pf. die Forſt.Ge fålle 9373.Thlr. 8 Gr. 1 Pf. und die Maft Gea fälle 896 Thlr. 4 Gr. 7 Pf.

Von Trinit. 1740 bis dahin 1741 enthielt die Rech nung über die Einnahme folgende Summen , Thlr. Gr. Pf.

1 von unterſchiedenen Gefällen , von den Vorwerken,

2960 21 2838 2

5 1

(nämlich von dem Plan 944 Thlr. 8 Gr. i Pf. von dem . Kloſterhof 1184 Thlr. 14 Gr. 8 Pf. von Ruhleben 600 Thlr. n Gr. 9 Pf. von dem .

Schulzengericht zu Cladom 108 Thlr. 15 Gr. 77 P.) von verſchiedenen Pacheſtücken , 8278 it 5 14077 IO II überhaupt

Die bamaligen Umes -Bedienten koſteten 257 Thlr. 21 Gr. davon der Amtsrath 172 Thlr. 6 Gr. befam .

Die Forſt - Bedienten koſteten 323

Thaler, den Predigern zu Spandon wurden 129 Thlr. 18 Gr. unterſchiedenen Kirchen - und

Schul. Bedienten 48 Thlr. 15 Gr. 6 Pfi aus. gezahlet, noch andere Ausgaben betrügen 132 Thlr. 8 Gr. Alſo war die Summe aller Ausgaben 891Thlr. 14 Gr. 6 Pf. und für die

Domainen - Renthen blieben übrig 13185 Thlr. aoGr. 5 Pf. wie in dem vorhergehenden Jahr. ta

Won

316 Allgem . Beſchreib. des havell. Kreiſes. Pon Trinit. 1747 bis dahin 1742 war die Einnahme an 2mts - Gefällen , wegen der cladowſchen Ziegel.

ſcheune, 206 Thlr. 7 Gr.höher, als im vorher. : gehenden Jahr. Von Trinit. 1742 bis dahin 1743 betrugen die Umts. Gefälle 13382 Thlr. 23 Gr. 4 Pf. Von Trinit. 1743 bis dahin 1744 wurde der Ertrag

durch neue Auſchläge auf 14094 Thlr. 5Gr. 9 PE erhöhet, und von Trinit. 1748 bis dahin 1749 be. ſtund.er in 14178 Thlr. 3 Gr. I1 Pf.

Von Trinit. 1756 bis dahin 1757 follten einfommen .

an Amts . Gefällen 14295 Thlr. 17 Gr. 7 Pf. an Forſtgefallen 5013 Thlr. 17 Gr.7 PF. ( es famen aber 3281 Thlr. 17 Gr.6 Pf.mehr ein ,) und an Maſt.Gefällen 500 Thaler ( es famen aber 1333 Thlr. 20 Gr. 10 Pf. mehr ein).

Von Trinit. 1779 bis dahin 1780 follten einkommen,

Umt

Potsdam

an Amts - Gefällen an Forſt. Gefällen an Maft.Gefällen

18806 Thlr. 7 Gr. 5 Pf. 7691

19 >

7

610

4 ) Zum Amt Potsdam gehören

(1) Borne, eigentlich Bornim , ein Dorf mit einer Windmühle, der jeßige Się des Amts Potsdam. 1779 hatte es 420 Menſchen. Es ſind hier zwey Frenbauern , welche aber unter

ſtehen. Der Gerichtsbarkeit des Amts ſte hen.

( 2) Eichow , ein Dorf. 1779 hatte es 99 Men . ſchen .

(3) Golm

ein Dorf mit einer Windmühle,

1779 hatte es 247 Menſchen.

( 4) Zu Neu - Gelton , bey dem Dorf Geltow , und bey den Dörfern Golm und Grube , die bernach

Amt. Fahrland.

517

hernach vorkommen , ſind Coloniſten angeſeke worden .

(5) Nachwerder, ein Coloniſten .Ort, welcher im 1779ften Jahr 33 Menſchen hatte.

( 6) Der Entenfang, ein Haus. Von dem Amt Potsdam findet man in der

Beſchreibung meiner Reiſe nach Refahn , G. 224 der zweyten Ausgabe, mehr Nadya richt. Amt Fahr.

5 ) Zum Amt Fahrland , geboren

land.

(1) Fahrland , ein Dorf, welches der Länge nach von Süden gegen Norden liegt , drey Straßen hat, und von 14 Bauern , 16.Ufer.

und to Siſcher - Coßåten , 14 Bůdnern , und einer Anzahl Eagelohner , bewohnt wird , und 1

in welchem 1779 find 516 Menſchen gezählee

worden .

Ehedeſſen iſt es ein Städtchen geo

weſen, denn ſo wird es in der Kirchen - Matri. 3

fel von 1576 genannt , in der von 1650 aber Heißt es ein Flecken . Bis 1714 hat es zwey

Jahrmärkte gehabt , und noch jekt ſind hier Wochen »»Predigten gewöhnlich .

Das Amt.

þaus , iſt von dem Dorf durch die Wublik ab. geſondert, und ſteht auf zwey Werdern.

Es

war ehebeffen ein Ritterfig , den 1699 Johann

Wolfgang und Chriſtoph von Stechom an Churfürſten Friderich den Dritten für: 50000 Thaler, unb 100 Ducaten Schlüſſelgeld , ver . fauften , worauf der Churfürft iha nebſt feio 2

nem Zugehör zu einem Umt machte.

Ben

demſelben iſt ein breiter und fifchreicher See, KE 3

der

518 Algem . Beſchreib.des Havett. Kreiſes. der weiße See genannt, welcher ſich von Fahre land bis Nethlik crſtrecket. Die Amts.Braue. rey und Amts , Schäferen ſind in dem Dorf, am Ende deſſelben aber , auf einer Höhe , wel.

che der Mühlenberg genannt wird, ſtehen zwen Erb - Windmühlen . ( 2) Nethliß oder Nedlik, ein Dorf, welches aus . Bauern , i Coßåt , und 2 Büdnern beſteht, 1779 gåhlte man 60 Menſchen in demſelben.

Bor Alters gieng hier über die Havel eine Fåh. re, an deren Statt nachher eine Brücke erbauet

worden. Reiſende müſſen für den Uebergang über diefelbige, ſo wie ehedeflen Fährgeld, bee

jahlen.

Das Andenken der ehemaligen Fåg.

re , erhält

(3) einHaus,welches noch die nethlißer Fähre genannt wird.

(4) Crampnit , ein Coloniſten . Drt von dren Häuſern für ſechs Familien , welche neben des UnterförXers und Weinmeiſters Haufe erbauet worden ; es iſt hier eine Umts . Sdyaferen. 1779 waren hieţ 51 Menſchen . Das Amt Fahrland hat von Trinit. 1731 bis daa

hin 1732 an Umts . Gefällen 3118 Thlr. 14 Gr. F an Forſt: Gefällen 66 Thaler , und an 5P Pf.

Maſt - Gefällen 61 Thlr. 10 Pf. eingetragen . Von Trinit. 1739 bis dahin 1740 trug es jährlich 3351 Thlr. 6Gr. 9 Pf. an reinen Einfünften ein. Von Trinit. 1756 bis dahin 1757 betrugen die Amts. Gefälle 3399 Thlr. 4 Gr. 5 Pf. Die Forft.Geålle

287, Ehlr. 21 Gr. (der Unſdylag war nur 95 Chlt. 10 Gr.

Amt Zieſar und Tangermünde. ' 519 10 Gr. 9 Pf.) und die Maſt - Gefälle 254 Thlr. 19 Gr. 8 Pf. (der Anſchlag der legten aber war nur 61 Thlr. 10 Pf ) 3

7) Zum Amt Zieſar, gehören

mt

(1) Ebin, ein Dorf mit einer Windmühle, und diefar. einem ritterfreyen Gut , welches aber jeßt ei.

nen bürgerlichen Beſiger an Wolf hat. 1779 find hier 255 Menſchen geweſen.

(2) Fercheſar ben Brandenburg, ein Dorf mit einerWindmühle. 1779 katte es 185 Menſchen.

1

(3) Föhrde, ein Dorf, in welchem 1779 fino · 189 Menſchen gezählt worden.

(4) Knobloch),1 ein Dorf, melches 1779 Hatte 174 Menſchen. Ein bieſiger Unterthan ge. hört dem brandenburgiſchen Dom - Kapitel, und einer dem Herrn Major von Knobloch zu Peßin.

(5) Méggelin oder Möglin, ein Dorf, in pelo cher 1779 find 129 Menſchen geweſen .

(6) Die möggelinſche Ziegelſcheune, zu wele cher 1779 zehn Perſonen gehörten.

( 7) Weſeram , einDorf mit einerWindmühle. 1779 hatte es 236 Menſchen,

8 ) Zum Amt Tangermünde, gehören

mt Lan

(1) Spolirenberg , ein Vorwerk, auf welchem germünde. 1779 ſind 29 Perſonen geweſen .

(2) Adermanns - Hütte, ein Theerofen , zu welchem 1779 ein und zwanzig Menſchen gee Hörten.

3 ) Grünau , eine Oberförſter - Wohnung , in welcher 1779 ſind 19 Perſonen geweſen. KE4

2. Read

28

530 Atgem . Beſchreib. des Havel. Kreiſes.

ter

2. Königliche Dörfer , Vorwerke x. im Lånds

chen Bellin , nämlich Begin , Feldberge, Hakenberg, Linum , Tarmow , Lenzker

re

Mühle, das Umthaus zu Fehrbellin , und das dechtonſche Fågerhaus. Po oben S. 129 f. 137.

V. Dörfer , Vorwerke zc. des königl. Waiſen

5)

hauſes zu Potsdam , welche das AmtBorn

ſtedt ausmachen , und zu dem eigentlichen Havellande gehören. 1. Bornſtedt, ein Dorf mit einer Windmühle.

6) 7) 8) 9)

1779 hatte es 269 Menſchen.

IO

2. Geltow , ein Dorf mit einer Windmühle,

II

1779 fatte es 220 Menſchen.

3. Grube , ein Dorf.

1779 waren in demſelben 1

128 Menſchen.

4. Gallin , ein Vorwerk, auf welchem 6 Men , fchen ſind.

5. Pirſchhende, ein Vorwerk mit 15Menſchen. 6. Baumgartenbrück , ein Wirthshaus, in wele chem 1779* find 9 Menſchen geweſen VI. Derter , Dörfer, Vorwerke :c, des brandenbur. giſchen Dom . Kapitels , welche insgeſammt in

dem eigentlichen Havellande liegen , und de. ren Menſchen - Zahl im Jahr 1779 ich beyfüge.

1. Der Dom -Kiek auf der Burg Branden . burg , mit 513 Menſchen , 2. Folgende Dörfer.

1) Barnewiß , ein Dorf, mit 263 Menſchen , 2) Buckowv , ein Dorf, mit 160 Menſchen. 3) Bugow , ein Dorf, mit 144 Menſchen .

Hier hat Herr Landrath Brolicke zwey Un. tertha .

3,

Adeliche Dörfer, Vorwerke 26.

521

terthanen , und eben ſo viel gehören dem Schulzen Kleſſen zu Wachow und Weree ram,

4 ) Damme, ein Dorf mit einer Windmühle. Es hat 116 Menſchen .

5) Garlig , ein Dorf mit einer Windmühle, welches 307 Menſchen hat.

6) Groningen , ein Dorf, mit 125Menſchen. 7) Lühnow , ein Dorf, mit 95 Menſchen. 8) Marzahn, ein Dorf, mit 190 Menſchen . 9). Müklit, ein Dorf, mit 196 Menſchen. 10 ) Saringen , ein Dorf, mit 74 Menſchen . II) Tremmen , ein Dorf mit einer Wind. mühle, und 405 Menſchen.

12) Zachow , ein Dorf, von 273 Menſchen. 3. Folgende Vorwerke.

1) Gabel, ein Vorwerk, mit 36 Menſchen.

2) Grabow , ein Vorwerk, mit 14Menſchen." 3) Kieck ,ein Vorwerk,mit einer Windmüh. le, und 42 Menſchen. 4 ) Mökow , ein Vorwerk, mit 80 Menſchen .

5 ) Müggenburg, ein Vorwerk,mit 13 Men. chen .

6 ) Selensdorf, ein Vorwerk, mit 103 Men. ſchen .

4. Das Pfåhlhaus, mit 7 Menſchen, VII, Adeliche Dörfer, Vorwerke und einzelne Adeliche Dorfer, Häuſer, Vortverte 1. Im eigentlichen Havellande, deren Men. und einzelo ſchen -Zahl im Jahr 1779, bier auch bemerkt ne Häuſer:

werden folle is

1) Die

i

522 Augem . Beſchreib. Des Hasell, Kreiſes.

Ade unter

1

1) Die Dörfer. (1) Bagow , ein Dorf mit einer Windmühle, und 120 Menſchen. Es iſt hier ein Ritterſilk,

dow Berik

welcher einem Herrn von Ribbeck gehört, der wegen deſſelben für ein Lehnpferd jährlich 49

Mind

Thaler giebt.

( ) Bahniş, ein Dorf, mit 171 Menſchen , bem königl. Geh. Staats- und Finanj . Miniſter

Fride

cher z pferd 0) Bu

3

einer

Herrn von Górne auf Kukkon zugehörig. Es fike,

iſt hier ein Ritterſig.

bon .

(3) Bamme, ein Dorf mit einer Windmühle, und 208 Menſchen. Es gehört dem Hrn. Lieu. 1

tenant von Brieft zu Nennhauſen.

(4) Groß- Bähniß , ein Dorf mit einer Wind.

Şer jor tha

2

mühle , und 290 Menſchen , gehört eben for wohl als

(4) Klein - Båhnig, ein Dorf mit einer Winde

che

dd

110)

mühle , und 166 Menſchen , den Erben eines

Herrn von Jßenplik. In jedeni iſt ein Rit, terſik, wegen des erſten werden für ein ganzes

Lehnpferd jährlich 40 Thaler, und wegen des zweyten für ein Halbes, 20 Thaler gegeben. (6 ) Bredow , ein Dorf des Herrn General. Major Jac. Frider. von Bredow , welches 411

Menſchen und eine Windmühle hat. Es find hier zwen Ritterfike. Wegen des erſten werden für 14 Jehnpferd jährlich 57 Thlr.18 Gr. 8Pf. und wegen des zweyten für 135 lehna pferd, 45 Thlr. 13 Gr. 4 Pf, gegeben,

(7) Buchow bèy Carpzov , und Carpzow bey Buchow , zwey Dörfer , welche gemeiniglich unter

(11

Adeliche Dörfer, Vorwerte zc.

523

unter dem zuſammengeſekten Namen Bus

chow.Carpzow vorkommen , auch nur einen Beſiker, nåmlich den Herrn Major Auguſt Frider, von Bredom , 220 Menſchen , und eine

Windmühle haben. Von dem Ritterſik, wel cher zu Carpzow ift, werden anſtatt eines lehn. pferdes jährlich 40 Thaler bezahlet. ( 8) Buſchow , ein Dorf von 229 Menſchen, mit

einer Windmühle. Es ſind hier zwey Ritter. fike, einergehört dem Kreis . Deputirten Herrn .

von Knobloch , der andere dem Hof -Marſchall Herrn von Wilmerſtorf, auch hat Herr Ma. jor von Knobloch zu Peßin hier zwey Unter thanen .

( 9) Dalgow , ein Dorf von 325 Menſchen, wele ches Herr Rittmeiſter von Ribbeck zu Glieni. de beſikt.

( 10) Döberik bey Rathenowo , ein Dorf von 137 Menſchen , an welchem Herr Sandrath von

Bróſicke, des Herrn von der Hagen žu Kes für Erben , und Herr von Plothon , Antheil haben.

(11) Döberig ben Spandow , ein Dorf. von 180 Menſchen, mit einer Windmühle, welches dem Herrn Obriſten von Schågel zugehört. Es iſt hier ein Ritterfiß , wegen deſſen anſtatt ei.

nes Halben lehnpferdes jährlich 20 Thaler ent. richtet werden.

(12) Dyrok , ein Dorf von 251 Menſchen , mit einer Windmühle. Es befißt daſſelbige Herr von Ribbeck zu Segeféld , welcher hier einen Ritterfie hat.

4

(12) Euki

524 Allgem . Beſchreib. Des Havell, Streiſes. ( 12) Eug , ein Dorf von 150 Menſchen , mit eis ner Windmühle.

20.

Herr

Es gehört dem Herrn Lieu :

Knol

tenant von Hace , welcher wegen des hieſigen

Nitte

Ritterſiges für ein halbes Jehnpferd jährlich 20 Tlaler entrichtet. d.

(1) DE

( 14 ) Ferchejar ben Rathenow , ein Dorf von g , derhi gehöri en nwem Herrn von Knoblody jus 160 Menſch Ritterfik hat.

( 15 ) Groß- Glienicke, ein Dorf, von 158 Men.

einer

wege ein

(22)

fchen , welches Herr Rittmeiſter von Ribbeck

eine

befißt, der hier einen Ritterfig hat, von wel.

Ha

chern er für ein Lehnpferd jährlich 40 Thaler

nen

QUC

giebt.

( 16) Gorz, ein Dorf von 171 Menſchen , wel.

bre

ches dem Herrn von Bröſicke, und dem Herrn

von der Hagen aufKegin gehört. Jeder hat þier einen Ritterſik. (17 ) Hoppenrade, ein Dorf des. Kerrn von

(23)

Ribbeck zu Segefeld, von 137 Menſchen.

(18) Karzow , ein Dorf, welches 159 Menſchen hat.

Es gehört dem Herrn Major pon Wült.

niß, welcher hier einen Ritterfik hat.

( 19) Kekür, ein Dorf von 213 Menſchen , mit einer Windmühle. Es gehört dem Herrn Landrath von Broſicke, und einem Herrn von Der Hagen , und jeder hat hier einen Ritterfik . Der erſte giebt von dem reinigen für 17. lehn.

pferd jährlich 43 Thlr. 8 Gr. der zweyte für { Lehnpferd , 13 Thlr. 8 Gr. ( 20) Kogen , ein Dorf von 270 Menſchen , mit çiner Windmühle. Die Beſiker deſſelben ſind Herr

(2.

Adeliche Dörfer, Vorwerke zc.

525

Herr Sanddroſt von Stochow , und Herr von

1

Knobloch zu Ferchefar : jener hat hier zwer

Ritterfike , dieſer einen. Der erſte giebe für eines Lehnpferdes jährlich 32 Thaler.. ( 1) Markau , ein Dorf von 226 Menſchen mit

einer Windmühle. Es iſt hier ein Ritterfik,

wegen deſſen Herr Domherr von Bredom für ein halbes Jehnpferb jährlich20 Thaler giebt. (22) Markee, ein Dorf von 252 Menſchen , mit

einer Winomůhlé. Es gehört dem Herrn Hauptmann von Bredom zu Zeeſtow , und ei. Herrn von Wilmerſtorf, es haben aber

auch Herr Major vonKnobloch zu Peßin, das brandenburg. Dom . Kapitel, und dieberlinſche

Dom ,Kirche hier einige Unterthanen. Here von Wilmerſtorf zahlet wegen

eines Lehne

pferdes an den teltowſchen Kreis jährl. 15 Thlr.

(23) Marquard, ein Dorf von 197.Menſchen, welches dem Herrn Präſidenten von Wykers. loot gehårt, der hier einen Ritterſię bat, toe

gen deſſen er für 4 lehnpferd jährlich.10 Tha. ler bezahlt.

(24) Möthlow , ein Dorf von 184 Menſchen , mit einer Windmühle. Herr Hauptmann Friderich Auguſt von Rekow Hat hier einen

Ritterfig, wegen deſſen er für ein Lehnpferd

jährlich 40 Thaler giebt. (25) Nennhauſen , ein Dorf von 235 Menſchen , mit einer Windnuühle. Herr Lieutenant von

Brieft hat hier einen Ritterſik, wegen deſſen

“ er für zwen lehnpferde jährlich 80: Thaler be. jahle.

‫نی‬

(26) Nies

1

526 Algen . Beſchreib. des Havell. Kreiſes. ches dem Herrn Hauptmann von Bredow zu Zeeftow gehört, doch hat auch Herrvon Knoba

loch zu Peßin hier einen Unterthan: ( 27) Nişane , ein Dorf von 160 Menſchen, 'mit einer Windmühle , welches Herr Kammerhert

) s

(26 ) Niebebe, ein Dorf vor 120 Menſchen, wel.

(33) P

weld

kilt

lehet (34) 9

einer

Jof

von Górnezu Möſer beſikt.

( 38) Pahren oderPaarenan derHavel, ein Dorf

lieu

von 200 Menſchen, mit einer Windmühle, bere ſen Befiger Herr Graf von Galorfin ift.

Her kie

(29) Pahren oder Paaren an der Wublig, ein

bel

Dorf von 75 Menſchen, in welchem Herr Ge. neraf von Bredow einen Ritterfig Har, von

fi,

welchem er für ein halbes Jebnpferd jährlich

de

jina

20. Thaler entrichtet.

(30) Poreß, ein Dorf von 168Menfchen , mit einer Windmühle, deſſen Beſiger, Herr Obrift- lieux tenant von Blumenthal, von ſeinem Ritterſih

für ein halbesLehnpferd jährlich 20 Thle.giebr. ( 31) Peşin , ein Dorf von 439 Menſchen , mit fieben Ritterſigen , von welchem Herr Ehren reich Friderich von Bredow zwen har, und für ein Lehnpfad jährlich 40 Thaler giebt , Herr Major von Knobloch , auch zwen , für welche

er jährlich 34 Thlr. 1o Gr. 8 P. entrichtet, Herr Lieutenant von Knobloch ,/ auch zwen, die

für ein Lehnpferd jährlich 40 Thaler geben, und der Herr von Zaſtrow eins, welcher jährlich s Thlr. 13 Gr. 4 Pf. giebt.

2

( 32) Premniß, ein Dorf von 211 Menſchen, wel. ' ches die Prinzeßinn Wilhelmine. von Anhalt,

Deffau befeſſen gat.

( 33) Priort,

(35)

pi

Udeliche Dörfer, Vormerke zc.

527

(33) Priort, ein Dorf von 146 Menſdien , in welchem Herr lieutenant von Monteton einen Rieterſie hat , von welchem er für ein halbes lehnpferd jährlich 20 Thaler giebt.

(34) Rekow, ein Dorf von 377 Menſchen , mit einer Windmihle. Es beſiken daſſelbige Herr

Joh. Albr. Frið. von Bredow , Herr Obriſta Lieutenant Gottlob Friderich von Euen , und

Heer Conrad Friderich von Rekow , auch hat hier Herr Hauptmannvon Bardeleben zu Selu 1

belang einige Unterthanen. Der erſte giebt für šeines Lehnpferds jährlich 25 Thaler , der gidente wegen eines Jehnpferdes 15 Thaler, der dritte wegen eines ganzen Lehnpferdes 40 Žhaler.

(35) Ribbeck, ein Dorf von 249 Menſchen, mit einer Windmühle, welches Herrn Hauptmann

Hans Melchior (uberig von Barðeleben , und Herrn Otto Cari Friderich von Ribbeck zu Bas gow gehört.

Jener giebt wegen ſeines Rita

terſißes für ein Lehnpferd jährlich 40 Thaler, dieſer wegen ſeines Ritterſiges eben ſo viel.

(36) Riewend , ein kleines Dorf von 60 Mens ſchen , welches dem Herrn Landrath Carl Chri.

ſtoph von Bröſicke zum Beſißerhát: (37) Roskow ,1 ein Dorf von 257 Menſchen ,dero ſen Beſitzer Herr Melchior Philipp von Katte

iſt, welcher von ſeinem Mitterſik für $ eines Lehnpferdes 17 Thlr. 18 Gr. 8 Pf: giebt:

In

demſelben iſt auch ein Freygüt, der Gögenhof genannt, welches dem Pächter Henkel zu Mar. ke gehört. ( 38) Sa:

528 Augem . Beſchreiß. des havell. Kreiſes. (6)

1s (38 ) Sacrow , ein Dorf von 82 Menſchen, bem

fen

Herrn Baron von la Mothe Fouqué zugeho. rig , der von ſeinem Ritterſik für seines Lehn. pferdes jährlich 35 Thaler giebt. ins

,

(46) 30

(39) Segefeld , ein Dorf von 253 Menſchen , welches Herr Hans George von Ribbeck beſigt, der hier einen Ritterſiz hat.

Men

(40 ) Selbelang, ein Dorf von 225 Menſchen,

gén

mit einer Windmühle.

Fride linfet jähr pfer

Es gehört Herrn

Stanislaus Siegm. von Barbeleben , Herrn Aug. Ludewig Ehrenreich von Erfleben , und Den Erben des von Hace. Der erſte bezahlt

jährlich für ein Halbes Sehnpferð 20 Thater, der zweyte für i eines lehnpferbes 22 Thlr. 12 Gr. der leßte für iš eines Lehnpferdes 27 Thlr. 12 Gr. (41) Sokker , ein Dorf von 120 Menſchen , mit drey Ritterſigen , welche die Gebrüder Brand. horſt befißen .

(42)) Stechow , ein Dorf von 262 Menſchen , deſſen Beſißer die Erben des General - lieute. nant von Stechom , imgleichen Herr Sanddroſt

Wilhelm Ferdinand von Stechow , und Herr Lieut. von Bredow , ſind.

(43) Tickow , ein kleines Dorf von 45 Men .

fchen, mit einer Windmühle.

Es gehörtdem

it

&

doro

fönigl. Staatsminiſter Herrn von Görne. ( 44) Verbig, ein Dorf von 128 Menſchen , in welchem Herr Dbrift Carl Heinrich vonSchå kel einen Ritterſik þat, von welchem für ein

lehnpferd jährlich 40 Thaler gegeben werden. (45) Wer

+

Die (1) C

Es

() ſch

ric

0

(1)

Adeliche Dörfer, Vorwerke zc.

529

( 45) Werniß , ein Dorf von 127 Menſcheit; delo ſen Beſißer Herr General - Major von Bree dow , und Herr von Bredow zu Markau, ſind.

( 46) Zeeſtowy oder Ceeſtow ,1 ein Dorf von 214 Menſchen , welches dem Herrn Hauptmann

Friderich Ludolph von Bredow , und der ber linfchen Dom ·-Kirche, gehört. Jener giebt wei gèn feines Ritterſiges für š% eines Lehnpferdes

jährlich 18 Thlr. 21 Gr. 4 Pf. dieſe für 4 lehn. pferð 10 Chåler.

a) Die Vorwerke, ( 1) Churland , ein Vorwerf mit 15 Menſchen . Es gehört der Frau Generalinn von Brieft.

( 3) Krummedam , ein Vorwerk mit 23 Menta ſchen.

Es gehört dem Herrn General Heine

rich Wilhelm von Anhalt.

(3) Linde , ein Vorwerk, mit 22 Menſchen , wel. ches Herr Sandrath von Bröficke beſigt.

(4) Lindholz , ein Vorwerf mit 53 Menſchen. Es beſteht aus dreyen von einander abgeſon. dert liegenden Menereyen , deren eine dem

Herrn Hauptmann von Bardeleben, die zweyte einem Herrn von Erfleben , die dritte deri Er. ben des von Hacke, gehört.

6) Lochow , ein Vorwerk mit 72 MMenſchen, wel. ches eigentlich aus vier Vorwerfen beſteht, welche dem Herrn von Knobloc, zu Fercheſar, dem Herrn Majör von Knobloch zu Peşin , dem Herrn Major von Bredow zu liepe', und dem Hrn. Sieutettant von Bredow zu Stechow , gehören. 11

(6) Rhinse

530 Algem . Beſchreib. Des havell. Streiſes.

1

Add

(6 ) Rhinsmühle, ein Vorwerk mit 17 Mena ( Da:

ſchen, welches Hr. Sanddroſt v. Stechow beſikt. Sege ( 7) Ribbecks - Meyerer, mit 21 Menſchen, dem lengerkung

Herrn von Ribbeck zu Bagow gehörig. ( 8) Schwanebeck, ein Vorwerk von 50 Men . ſchen , welches eigentlich aus zwen Vorwerfen

2 und 2

fen, loc Etechon

beſteht, deren eines dem Herrn von Bredom zu Hage , das andere dem Herrn von Bredom gröningſ zu Markau , gehört. Haupt.

1

1

поmjdye ( 9) Dickow , ein Vorwerk von 9 Menſchen, deſ. seeridge

ſen Beſiger der königl. Staatsminiſter Herr

im LE

von Görne ift.

(10) Uhlenhnrg, ein Vorwerk mit 9 Menſchen. Die Es gehört dem Herrn von Bardeleben zu 0 B Ribbec .

wer

(11) Vogelſang, ein Vorwerk von 10 Menſchen , V

dem Herrn von Ribbeck zu Bagow gehörig. (12 ) Wulfsberg , ein Vorwerk mit 8 Menſchen , dem Herrn Lieutenant von Monteton zu Priort,

don GE ger di

(2)

zuſtändig.

(13) Wüſtenbrieſt, ein Vormerk mit 60 Men .

d

fchen, welches Herr General von Unhalt beſikt.

3) Folgende einzelne Häuſer. (1) Glienicke, ein Jagerhaus bey dem Dorf 3

Groß . Glienicke, deſſen Beſißer es auch ge. hørt. 9

( 2) Krähenlacke, eine Ziegelen des Herrn Sand. raths von Bróſicke. Bey derſelben ſind 1

9 Menſchen .

(3) Die Inſel Lite , welche zu Plaue gehört, und auf weldier 4 Menſchen wohnen. (4 ) Das

Adeliche Dörfer, Vormerke rc.

531

( 4) Das regefeldſche Jägerhaus, bey dem Dorf Segefeld.

Anmerkung. Der Bezirk, in welchem die Dör. fer und Vorwerke Ferchefar ben Rathenow , Ko. Ben , Sochom , Nennhauſen , Rhinsmühle und Stechom liegen , wird der Nuß - Winkel ge. nannt.

Es ſchließen denſelben der wolzen - und

groningſche See , der erſte Flügel. Braben , der Haupt: Kanal, der wißker See, und die rathe. nowſche Heide , ein .

2. Im Låndchen Friſat.

Im Lånd . chen Fris al.

1) Die Dörfer.

(1) Bredickon , ein Dorf von 246 Menſchen , welches dem Hrn. Friderich Ludewig von Bres dow zu Sandin , und dem Herrn Hauptmann George Ludewig Frib. von Bredow zu Wa. genik gehört ; es hat auch der jedesmalige Prei diger zu Hage hier einen Unterthan.

(2) Górne, ein Dorf von 227 Menſchen , wel. ches dem Herrn Rittmeiſter Gebhard Philipp Chriſtoph von Bredow gehört, der von ſeinem

Ritterſik für * Lehnpferd jährlich 10 Thaler giebr.

( 3) Hage, ein Dorf von 240 Menſchen , welches Herr Chriſtian Ehrenreich von Bredow , und Herr Domheri Otto Friderich von Bredom zu Senzke , beſißen : jener giebt von ſeinem

Ritterſię für i eines Lehnpferdes 30 Thlr. ( 4) Kleſſen ,1 ein Dorf von 240 Menſchen , mit einer Windmühle.

Der Beſiger deſſelben iſt

Herr Friderich Ludewig Wilh. von Bredom , 12

welcher

532 Allgem . Beſchreib. des Hadell. Kreiſes . welcher von ſeinem Ritterfig für ein lehnpferb jährlich 40 Thaler giebt.

( 5) Kriele, ein Dorf von 174 Menſchen , mit eis ner Windmühle. Es gehört dem Herrn Fri. derich Ludewig von Bredow zu Sandin.

(6 ) Landin, ein Dorf von 167 Menſchen , deſſen Beſiker eben genannt worden ; welcher wegen

bender Rittergåter für 1% eines Lehnpferdes 32 Thlr. 12 Gr. giebt.

(7) Liepe , ein Dorf von 193 Menſchen , welches der Herr Major Otto von Bredoid beſigt, der

wegen ſeines Ritterſißes für ein halbes Ritter pferd jährlich 20 Thaler bezahlt. ( 8) Senzte, ein. Dorf von 220 Menſchen , mit einer Windmühle. Es gehört dem Herrn Domherrn Otto Friderich von Bredow , der

wegen ſeines Rittersſikes für ein Halbes Lehn. pferd jährlich 20 Chaler giebt.

(9) Viſnią, ein Dorf von 166 Menſchen, wele ches dem Herrn Joh. Frid. Seifrid von Bree dow zu Friſak, und dem Herrn von Brebom zu Sandin gehört.

(10) Wageniß , ein Dorf von 263 Menſchen, mit einer Mühle, deſſen Beſiger der Haupta mann Herr George Ludewig Friderich von Bres Doro ift.

(11) Warſee , ein Dorf von 109 Menſchen , deſ. ſen Beſißer der jedesmalige Ober . Prediger zu Friſak iſt. 2 ) Die

Adeliche Dörfer, Vorwerte 16.

533

2) Die Vorwerke. (1) Brieſen , ein Vorwerk mit 26 Menſchen , wel.

ches dem Herrn von Bredow zu Landin gehört. ( 2) Dickte, ein Vorwerk, von 34 Menſchen , der ſen Befißer Herr Rittmeiſter von Bredow zu Górne iſt.

3 ) Die einzelnen Häuſer , welde insgeſammt im Walde Zoken ſtehen, und zuſammen 47 Men fchen haben. ( 1) Ein Fågerhaus des Herrn von Bredow zu Friſat.

( 2) Noch ein Jägerhaus deſſelben, mit einer Hol. länderen.

(3) Ein Jägerhaus mit einer Holländeren , des Herrn von Bredow zu Kleffen, ( 4) Ein Fågerbaus mit einer Holländeren , der Herrn von Bredow zu landin.

(5) Ein Jägerhaus , des Herrn von Bredow fu Wagenię. Im Lånd , den Rhi

3. Im Låndchen Rhinow. 1) Die Dörfer.

now.

(1) Gülpe , ein Dorf von 224 Menſchen , dem Herrn von der Hagen zugehörig.

(2) Hohennayen , ein Dorf von 327 Menſchen , mit zwey Windmühlen. Es gehört dem Herrn Ober : Conſiſtorial - Präſidenten Thomas Phi. lipp von der Hagen , und dem Herrn General. Major Hans Ehrenreich von Bornſtedt ; jener

giebt für 15 letnpferd jährlich 44 Thlr. 10 Gr. 8 Pf. Dieſer für eines lehnpferdes 35 Thlr. 13 Gr. 4 Pf. {1 3

(3) Der

534 Augem . Beſchreib. Des Hadell. Kreiſes. (3) Der Kiek ben Rhinom , auf welchem 69 Menſchen wohnen , und der eben dieſelben Bes fißer þat , wie Hohennauen. (4) Parey, ein Dorf von 127 Menſchen , welches

of c O o

1

0

ein Graf von Wartensleben beſikt. 0)

(5) Prießen , ein Dorf von 101 Menſchen , mie

PE

einer Windmühle. Es gehört dem Herrn von der Hagen , und von Bornſtedt. ( 6) Semlin , ein Dorf von 176 Menſchen , wel. dhes auch dem Herrn von der Hagen und von Bornſtedt gehört,

( 7) Spaak, ein Dorf von329 Menſchen , wel 6 ches den Herren von der Hagen, von Bornſtedt und von Zieten gehört.

( 8) Stollen , ein Dorf, von 287 Menſchen, mit

0

einer Windmühle. Es gehört zwen Herren von der Hagen, von welchen einer Hauptmann

iſt, der für ein halbes Lehnpferd jährlich 20 Thir giebt , der erſte aber bezahlt wegen ſeines

hieſigen Ritterguts , und deſſen , welches er zu

Wolfier hat, für á eines Lehnpferdes jährlich 30 Thaler.

(9) Strodehne , ein Dorf von 414 Menſchen, mit einer Windmühle. Es gehört den Hers ' ren von der Hagen und von Bornſtebt.

(10) Waſſerſuppe, ein Dorfvon 128 Menſchen , welches Herr Ober - Conſiſtorial: Präſident von der Hagen , und Herr Carl Judew. von Zieten , beſigen ; jener giebt jährlich für ein Şalbes Sehnpferð 20 Thaler. ( 11) Wikke, ein Dorf von 113 Menſchen, welches mit dem vorhergehenden einerley Befißer hat. ( 12) Wols

11

10

Adeliche Dörfer, Vorwerke :c.

535

(12) Wolſier 1, ein Dorf von 139 Menſchen , melo ches dem Herrn von der Hagen zu Stillen 1

gehört. 3 ) Die Vorwerke.

Die Bor . werfe.

(1) Elslacke, welches aus zwen Schäferenen und einer Meyeren , die dem Herrn Ober . Confi.

ſtorial - Präſidenten von der Hagen , und aus einer Schäferen und einer Meyerey , welche

dem Herrn General von Bornſtedt gehören , beſteht.

Es ſind daſelbſt 35 Menſchen .

(2) Scheunſtelle, ein Vorwerk der Herren von der Hagen zu Stillen und zu Rhinow , mit 23 Menſchen.

( 3) Schönholz, einVorwerk, welchesHerrOber. Conſiſtorial-Präſident von der Hagen , und Herr General von Bornſtedt befißen. Es gehören dazu 20 Meriſchen.

Anmerkung. Als der König 1773 neue Coloniſten. Unlagen an der Doſſe und am Rhin machen zu laſſen beſdyloß, fand man für nöthig, daß zum

freyern und beſſern Abfluß des Rhins , die nicht weit von deſſelben Ausfluß in den See bey Prie. ken , hinter Rhinom , bey der Mühlenburg *) be.

legene, den von der Hagen zugehörige Waffer. Mühle von drey Gången , weggenommen würde. Der

{ 14

* ) Die Mühlenburg war eine alte Burg und Schloß der Familie von der Hagen , die aber eingegangen iſt. Es

find noch Ueberbleibſel von derſelben zu ſehen , und der Berg , auf welchem ſie geſtanden , war mit doppelten .

.

Graben eingefaßt, welche der Rhin mit Waſſer an .

füllte. Sekt gehört die Mühlenburg dem Herrn Obere

Conſiſtorial. Präſidenten von der Hagen. 3

/

DE

536 Augem .Beſchreib, des havel,Kreiſes.

Der nun verſtorbene Geheime Rath von Brena 12 kenhof that alſo dem König den Vorſchlag, dieſe

Mühle den Eigenthümern mit 10000 Rthalern zu bezahlen , und ſie alsdenn eingehen zu laſſen , wel.

im

De

ches beydes von Sr. Königl. Majeſtát bewilligt wurde. Als die Mühle abgebrochen war, wurde Der Rhin ben den Krůmmen in gerader Linie ger ſtochen , und dadurch deſſelben Abfluß ausneh.

mend befördert.

Unſtatt der Waſſer.Mühle,

3

wollte der König durch einen Unternehmer wie

der Windmühlen im Låndchen Rhinono erboden laffen .

Herr Dber : Conſiſtorial -Präſident von

3) 6)

der Hagen åbernahm fotches , und erhielt von Sr. Majeſtåt 1773 das ausſchließende Mühlen .

Recht im Låndchen Rhinow , ja das Recht , daß niemand eine halbe Meile in Der Nähe des fånde chens eine Mühle bauen darf. Der König be.

willigte Ihm auch , eine holländiſche Windmühle

8

ben Hohennauen unentgeldlich zu bauen. Hiere auf wurden außer dieſer Windmühle , noch ſånt

9

Mühlen im {åndchen Rhinon erbauet, und für jede 800 Rthlr. alſo für fünfe überhaupt 4000



Rthlr . an den König bezahler,

Pon dieſen

Mühlen ſtehen bey Hohennauen , außer der vore gedachten von zwery Gången , noch eine gemeine Windmühle , alſo überhaupt zwen , ferner eine bey Rhinew , eine bey Prieken , eine ben Stollen , und eine ben Strodehne , alſo überhaupt ſechs

Windmühlen.

Im lånbo A. Im Låndchen Bellin , die Dörfer Brunne, chen Hels lin,

Earweſee, Dechtov und Lenzke , vpn welchen oben S. 133 = 143 gehandelt worden , VIII. Dórs

Dörfer, Porw . c. der Kammerejett. 537 VIII. Dörfer, Vorweţke 26. welche fådtiſchen Dörfer,

Veriperke, Stämmereren gehören, und insgeſammt der ftatis

im eigentlichen Havellande liegen. roben.Ramo 3. Den Städten Alte und Neu • Brandenburg ge. merepen , s

gören 1) Brielow , ein Dorf von 205 Menſchen ,

2) Brieft, ein Dorf von 80 Menſchen. 3 ) Klein : freuß, ein Dorf von 200 Menſchen . 4) Neuendorf, ein Dorf von 76 Menſchen. 5) Peweſin, ein Dorf von 197 Menſchen.

6) Radewege, ein Dorf von 161 Menſchen. In demſelben gehört ein Bauer dem brandenburu

giſchen Dom - Kapitel , und zwey gehören dem Herrn von Ribbeck zu Bagon .

7) Bohnenland, ein Vorwerk mit 24 Menſchen, außer 24 Coloniſten.

8 ) Görden, 'ein Vorwerkmit 16 Menſchen, außer 19 Coloniften

9) Kaltenhauſen , ein Vorwerk mit 8 Menſchene 10) Plauerhof, ein Vorwerk mit 63 Menſchen, die Coloniſten mitgeredynet.

11) Die plaueſche Ziegeler , ben Plauerhof. 2. Der Kåmmeren der Stadt Potsdam gehört,

Falkenrede, ein Dorf von 250 Menſchen , mię einer Windmühle, 3. Der Kammerey der Stadt Spandop gehört,

Stacken oder Staaken ,1 ein Dorf von 32 Menſchen.

4. Der Kåmmeren der Stadt Nauen gehört Neukammer, ein Vormerk , auf welchem 24 Menſchen ſind.

$ 15

Alfo

A

538 Augem . Beſchreib. des Havell. Streiſes. Summa Alſo find 1779 im ganzen Havelländiſchen aller Der Kreiſe geweſen , 5 Jinmediat -Stadte, 4 Mediat. ter und

Menſchen Städte, 2 Markiftecken , 125 Dörfer , 50 Vorwerke in havels und Schäfereyen , 1o Anlagen von Coloniſten , 23 eins ländiſchen gelne Häuſer, íWaſſer. Mühle, 70 Wind • Mühlen, 1 7

30453 Menſchen. Abgaben

Die Abgaben der contribuirenden Stände

der contri buirenden

Otånde

dieſes

Streiſes .

dieſes Kreiſes,1 beſtesen 1. in der Contribution . 1) Der 4 Mediat -Ståbte, welche beträgt an feſtgea an nicht feſts @umma. Tekter,

1

rekter,

thlr.gr. pf. thir. gr. pf.

thir. gr. pl.

58

536 7.10

(1) von pris

510

Berbe,

( 2) von Fris 145 20 , fat,

1028

II 1173 , 21 .

(3) von Rhi. now,

140 20 x

134 28. 6 275.17 6

(4) von Fehrs bellin ,

81

241

394

2. 1913

23

8

32 %

3

6 6. 23086

2) Der Dörfer. (1) Des eigentlichen Havel. lands,

Thlr. Gr. Pf.

von den Hufen, zu 5 Gr. vom Scheffel Ausſaat, 11809 2670 von den Coßåten ,

4

3

4 6

von Hausleuten ,Müllern , Schmieden , Schäfern, 1037 13 3 Hirten 2c.

15516 22 a) Des

Abgaben derStände des havel.Kreiſes. 539 Thlr. Gr. Pf. Transport 17825 Såndchens Friſack, Des (3)

4

8

von den Hufen, wie vorher, 1061 ' 4 7 von den Coßåten, von Hausleuten , sc.

47

' I II

114 16

6

1 222 23

(3) Des Låndchens Rhinom , von den Hufen , wie vorher, 735 6 il von den Coßåten , 4382 3 89 9 von Hausleuten , zc . 2

1506 22

6

1

1262 18

(4 ). Des Låndchens Bellin ,

F. oben S. 145 . Summa der ganzen Contribution

21817 2014

a. In dem Cavallerie. Geld , welches nur die Cavalleries Geld der

Dörfer erlegen.

Dorfer,

1) Aus dem eigentlichen Havel. lande,

Thlr. Gr. Pf.

von den Hufen, nämlich von IScheff.Uusſaat 2 gr.3pf., 5310 10 : 6 1136 8 9 von den Coßåten , von Hausleuten , .. 4676 9

11

6914 2 2) Aus dem Låndchen Friſak, von den Hufen 2c.

von den Coßåten ,

von Hausleuten ,

477 14 21

5 51 15

3 9 2

550 IĮ 2 3) Hus

549 Allgem . Beſchreib.des Havell. Kreiſes. Thlr. Gr. Pf.

Transport 7464. 13 3) Aus dem Låndchen Rhinone, 1

2

von den Hufen, zc,

330 217

von den Coßåten ,

197 II

4

von Hausleuten, rc.

40.6

2

568 15

I

Aus dem { åndchen Bellin,

679 10 11

f. S. 145,

Summa des geſammten Cavallerie : Geldes, 8712 15 3

%

Nach einer andern Ungabe beträgt es nur 8682 Thlr. 6 Gr. 7 Pf.

Megforns 3. In dem Mentorn . Geld , welches jährlich bee Celo.

zahlt wird , und betråg

1) Von den Dörfern,

Thlr. Gr. Pf.

aus dem eigentlichen Havel, 424 II

lande,

aus dem Låndchen Friſal, aus dem {åndchen Rhinow , aus dem Låndchen Bellin,

34 1 2 32 20 48

I

539 20

2) Von den vier Mediat Stådten , nämlich von Prißerbe

6 18

von Friſak,

19

von Rhinono ,

7 6 5. 4 38 8

pon Fehrbellin,

4

4

Summa alles Merkorn: Geldes,

578

4

4. In

Ubgaben der Contrib. des Hav. Kreiſes. 541 4. In dem Hufen -und Giebel-Schoß , welcher Hufena und Giebel nur ungefähr beſtimmt werden fann. Scos. 1) Aus den Dörfern, Thlr. Gr. Pf.

3

des Låndchens Bellin ,

I

6

2557 10

9

232

11

des eigentlichen Havellandes, 1931 7 des Sándchens Friſat, 20-2 19 des Såndchens Rhinow , 191 7

) Aus den vier Mediats

Stadt n , von Prißerbe,

56 23 94

7

38

6

6

{

von Friſaf, von Rhinom, von Febrbellin,

6

32 II 222

1

Summa des geſammten Hyufen - und Giebels

Schofies,

2779. 10 9

Summa aller Abgaben der contribuirenden Stånde 33888 23 dieſes Kreiſes,

Das Geld, welches von den Rittergütern anſtatt der Lehnpferde (welcher 535 ſind.)

jährlich bezahlt wird, beträgt 2150 Thlr. 12 Gr.

Sobald wir ohnwelt Spandord den havetlåns diſchen Kreis verlaſſen hatten , waren wir wieder in dem Nieder- Barnimſchen , in welchem ſich unſere Ankunft

Reiſe angefangen hatte. Wir fuhren ſo, daß wir imbarnimi nieder. auf der rechten Seite die nahe Spree hatten , und ſchen auf Kreis.

542

Niedeč - barnimſcher Kreis ,

auf der linken Seite einen Theil der Waltung erblick . ten , welche oben (S. 9. 10) genannt und beſchrieben worden. Auf der Spree zeigten ſich unſern Augen fünf beladene Schiffe, welche nach Berlin Regelten , und

unter welchen ein Paar große Hamburgiſche Schiffe Handel der zu ſeyn ſchienen. Ich habe ſchon vor einigen Jah. Churmark. ren öffentlich die Anmerkung gemacht, daß die Fort.

bringung der Waaren , in der Churmark mehr ver . mittelft der ſchiffbaren Strome und Kanäle, als der

Sandſtraßen geſchehe, und dieſes iſt ſehr vortheilhaft. Ein Faß Wein von einigen HundertSTQuart - Bouteil. fen , koſtet ' von Stettin bis Berlin zu Waſſer nur 14 Gr. Fracht, wenn man es aber auf der Achſe fort.

ſchaffen ließe, würde man verſchiedene Thaler dafür geben müſſen. Muß man doch den unverſchåmten 3

Karrenſchiebern , welche es von dem Packýofe durch wenige Straßen nach dem Hauſe und in den Keller bringen , noch Halbmal ſo viel geben , als die Fracht von Stettin bis Berlin gekoſtet hat. . Bep den re 1

gelnden Schiffen , war der Gedanke an den Handel, der natürlichſte und nachfte, und ich beſchloß , daß ich , ſobald ich nach Berlin zurück gekommen ſeyn würde, mich bemühen wolle, von dem Handel der

Churmarf etwas richtiges und erhebliches zu erfah. 6

Alein man macht aus allem was den Handel betrifft, ein ſolches Geheimniß, daß man nicht einmal ren .

von der Ausfuhr des Landes etwas ſagen will , von der man doch in allen andern Ländern gern redet, ja

fich derſelben rühmer, wenn ſie nur einigermaaßen bes trachtlich iſt. Es iſt faſt kein Staat mehr in Euro. pa vorhanden , von deſſen Handel man nicht Unſchlae

de fåtte, welche der Wahrheit ziemlich nabe fom. men :

Handel der Churmark.

543

men : warum follen denn die preußiſchen Staa. ten hierinn ganz unbekannt bleiben ? Ich habe keine Urſache zu zweifeln , daß fie im Handel das Ueber. gericht haben , und dieſes mögte ich gern in Unſee hung der Churmark inſonderheit zeigen : ich kann aber dieſes Vergnügen noch nicht haben. Doch will ich mittheilen , was ich weiß. Hier iſt

ein Verzeichniß der ausländiſchen Waaren, Einfuhr. welche 1752 indie Churmark einge führet worden , welches zugleich angiebt, wie hoch ſie an Gelde geſchåßt worden ? wie viel davon im Sande geblie. ben? und wie viel davon wieder nach andern Låns

dern ausgeführet worden ?

Specerey) - Waaren ,als, Zimmet, Nelken,Pfefs fer, Ingwer I, Muskaten - Blumen , u. ſ. 106 für 96849 Thlr. 16 Gr. Davon ſind im Sande ge. blieben für 86350 Thlr. 3 Gr. und wieder ausge. führee worden für 10499 Thlr. 13 Gr.

Roſinen und Corinthen , für 26829 Thlr. 13 Gr. Davon ſind im Lande geblieben für 24151 Thlr. 4 Gr. und ausgeführt får 2678 Thlr. 9 Gr.

Material- und Apotheker - Waaren , als Theer,

Pech , Schwefel, Gummi , grüne Seife, u. ſ. w . für 123992 Thlr. 12 Gr. Davon ſind im { ande verbraucht , für 107952 Thaler , und ausge.

führt für 16040 Thlr. 12 Gr. Trahn, für 48115 Thlr. 22 Gr. davon im Lande ge blieben für 37340 Thlr. 20 Gr. und ausgeführt worden für 10775 Thlr. 2 Gr.

Baumol,

544 Verzeichniß der äusland. Waarent, Baumál , für 63747 Žhlr. I1 Gr. davon im Sande geblieben für 53793 Thaler , und wieder ausge. führet worden für 9953 Ehlr. 12 Gr. Talg, für 77071 Thlr. 8 Gr. davon im Sande för .

43089 Thlr.4 Gr. geblieben.

Allerhand Victualien und Delicateſſen, für43089 Thlr. 4 Gr. welche im Sande geblieben .

Butter, für 141736 Thlr. 13 Ór. welche insgeſammt im Sande verbraucht worden .

Kåſe, für31758 Thlr.8 Gr. davon nur für394Thlr. 6 Gr. wieber ausgeführt worden .

Heering, für 50497 Thlr. 6 Gr. davon für 43701 im Sande geblieben , und für 6795 Thlr. 12 Gr.

wieder ausgeführt worden .

Stockfiſch, Laberdan; u.ſ. no. für 15423 Thlr: 22 Gr. Dagon für 10447 Thlr. 16 Gr. im Lande verzehrt, für 4976 Thlr. 6 Gr. aber wieder ausgeführt worden .

Roher Zucker,1 für 210796 Chaler, davon nur für 584 Thaler wieder ausgeführt worden .

Zucker in Hüten , als, Raffinirter, Melis- und 7

Lumpen - Zucker, für 168467 Thlr. 13 Gr. da. von für 98926 Thlr. 12 Gr. im lande geblieben ,

und für 69541 Thlr. 11 Gr. wieder ausgeführt worden .

Syrup , für 21757 Thlr. 2 Gr. davon im Lande nur für 8902 Thlr. 23 Gr. verbraudyt, für 12854 Thlr. 3 Gr. aber wieder ausgeführt worden .

Caffes

welche in die Churmark eingef. worden. 545 Caffe - Bohnen , für 23679 Thaler, davon für 22444 Thaler im Sande geblieben , und für 1235 Thaler ausgeführt worden .

Thee, Chocolat- und Cacao - Bohnen , für 4841 Thlr. 21 Gr. davon nur für 29 Thaler wieder ausgeführt worden.

Auſtern und Anchoyes, für 12718 Thaler, welche insgeſammt im Lande verzehret worden.

Rauch- und Schnupf-Tabak,I für 66719 Thlr. 6 Gr. Davon für 61478 Thlr. 6 Gr. im Sande geblieben , und für 5241 Thaler wieder ausgeführt worden,

Franzöſiſche Weine, får 137657 Thlr. 12 Gr. dai von im Lande für 114191 Thlr. 12 Gr. geblieben , und wieder ausgeführt worden für 23466 Thlr.

Süße und andere ſeltene Weine , für 47480 Thlr. 1 Gr. davon nur für 997 Thlr. 12 Gr. wieber ausgeführet worden .

Rhein- und Moſeler-Wein , für 138258 Eple: 16 Gr. davon nur für 4842 Thaler wieder ausge .

führt worden .

Cider -Wein und andere fremde Éßige, für 867 Thlr. 17 Gr.

Franz- und andere Brännteweine, für 16940 Thlr. 2 Gr. davon fůd 13229 Thlr. 1 Ør. im lanc

de geblieben , und für 3710 Thlr . 15 Gr. ausgen führt worden :

Ausländiſche Bierė , für 5596 Thlr. 3 Gr: die im Lande geblieben. mm

ler

546 Verzeichniß der ausland.Waaren , Allerhand fremde Getränke, für 20452 Thaler 2 Gr. davon für 1752 Thaler wieder ausgeführt worden .

Allerhand fremdes Getreide, für 20452 Thaler, davon nur für 1752 Thaler wieder ausgeführt worden .

Allerhand fremdes Schlacht: Vieh , für 269195 Thlr. 2 Gr. welches bloß im Sande verzehrt worden .

Fremdes bereitetes Leder, für 30235 Thlr. 22 Gr. davon für 19899 Thlr. 15 Gr. im Lande geblieben , und für 10336 Thlr. 7 Gr. wieder ausgeführt worden .

Fremde rohe Leder und Häute , für 57743 Thlr. 18 Gr. davon für 40417 Thlr. 18 Gr. im Sande

geblieben, und für 17326 Thaler wieder ausgeführt worden . 2

Verfertigte Leder - Arbeit,1 für 308 Thlr. 2 Or, die im Lande geblieben iſt.

Gold- und Silber - Zeuge, auch reiche Bänder, für 8611 Thlr. 2 Gr. davon nur für 823 Thaler 17 Gr. wieder ausgeführt worden.

Kamelhaar , für 10385 Thlr. 15 Gr. davon für 7326 Thlr. 7 Gr. im Lande geblieben , und für 3059 Thlr. 8 Gr. ausgeführt worden.

Seiden -Zeuge , Mützen, Strümpfe und Bån der, für 65096 Thlr. 10 Gr. davon nur für 1098 Thlr. 5 Gr. ausgeführt worden ,

Halb

welche in die Churmark eingef.worden. 547 Halbreidene dergleichen, für 7787 Thlr. 4 Gr. welche im Sande geblieben.

Baumwollene Zeuge und Waaren , für 24051 Thlr. 13 Gr. welche im lande geblieben.

Spaniſche und andere fremde Wolle, für 92784 Thlr. 22 Gr. davon für 82650 Thlr. 22 Gr. im

{ande geblieben , und für 10134 Thaler wieder in andere Länder geführt worden.

Wollene Zeuge , Strümpfe und Mügen, für 9430 Thlr. 10 Gr. welche im Sande geblieben.

Caſtor- und andere Hüte, für 5 Thaler.

Meſſeltuch, Batiſt und Spißen , für 16630 Thlr. 18 Gr. davon nur für 44 Thaler ausgeführt worden.

Cannefas, für 13058 Thlr. 22 Gr. welche im Sande geblieben.

Leinene Waaren und allerhand Leinwand, für 83332 Thlr. 8 Groſchen , welche im Sande ge. blieben.

Flachs und Hanf, für 18223 Thlr. 17 Gr. davon nur für 39 Thlr. 9 Gr. ausgeführt worden .

Galanterie - Waaren, für 7672 Thlr. 18. Gr. davon nur für 50 Thaler wieder ausgeführt worden .

Gemalte und gewirkte Tapeten , für 3951 Thaler 20 Gr. welche im Sande geblieben.

Schildereyen , für 6905 THl.18 Gr. welche im lan de geblieben. Mm 2

Aller

1

548 Verzeichniß der ausländ . Waaren, Allerhand Krami - Waaren, für 17798 Thlr.21 Gr. davon nur für 33 Thlr. 12 Gr. wieder aus dem Sande gegangen .

Haare zu Parůcken und Bürſten, für 3341 Thlr. 22 Gr. welche im Sande verbraucht worden . 1

Allerhand Rauchwerk, für 17334 Thlr. 15 Gr. da: von nur für 9 Thlr. 6 Gr. wieder aus dem Lande gegangen .

Elfenbein und hörnerne Waaren , für 1497 Thlr. 6 Gr. davon für 304 Thaler wieder ausgeſchickt worden .

Allerhand Farbe : Waaren , als , Krapp, In bigo , Potaſche, Vitriol ic. für 98130 Thlr. 16 Gr. davon für 82650 Thlr. 13 Gr. im Sande geblieben , und für 15480 Thlr. 3 G. ausgeführt 1

tvorben .

Goldene und ſilberne maßive Waaren , auch Treſſen und Knopfe, für 2176 Thlr.6 Gr. wel. che im lande geblieben.

Rohe und geſchlagene Metalle , als , Eiſen,

Stahl, Blech, Bley, ſchwarze Nagel, Draht, x. für 68337 Thlr. i Gr. davon nur für 634 Thlr. 10 Gr. wieder ausgeführet worden.

Zinn , Kupfer und Meßing : Waaren , für 8336 Thaler , welche im Sande geblieben.

Schneidende Waaren und Grapen- Gut,1 für 1717 Chaler 4 Groſchen , welche ini lande ge blieben.

Spiegel



welche in die Churmark eingef, worden. 549 Spiegel- und Glas -Waaren , für 1002 Thalep 11 Gr. davon nur für 25 Thlr. 18 Gr. wieder ausgeführt worden .

Aechtes und unachtes Porzellan, für 7631 Tblr. 16 Gr, welches im Lande geblieben.

Lein : Hanf- und Garten -Saamen, für 99568 Thlr. 8 Gr. davon für 41531 Thlr. 16 Gr. im lan=

de geblieben , und für 58036 Thlr. 16 Gr. wieder

ausgeführt worden. Federn zu Betten , für 4914 Thlr. 23 Gr. welche im lande geblieben.

Holz -Waaren, welche Kaufmannsgut ſind, für 12953 Thlr. 21 Gr. davon für 9833 Thlr. 21 Gr. im Sande geblieben , und für 3120 Thaler wieder ausgeführt worden .

Ändere verfertigre Holz- und Korb. Waaren, auch lakirte Sachen, für 6012 Thlr. 14 Gk, welche im Lande geblieben.

Kutſcher - und Riemer - Waaren , für 656 Thlr. 12 Gr. welche im Lande geblieben,

Allerhand Inſtrumente und Geråthſchaften zu Handwerken , für 1528 Thlr. 23 Gr, melche im lande geblieben, Bau- Materialien , für 2785 Thlr. 12 Gr, welche im Sande gebraucht worden.

Stroh, yerel, Rohr und Heu , für 923 Thaler 8 Gr. Mm 3

Můh

1

550 Betrag 8.Aus-u. Einfuhr d.Churmart. Mühlen- und Schleif - Steine, für 485 Thaler 5 Gr. 1

Allerler , für 2692 Thlr. 2 Gr. davon für 605 Thlr. wieder ausgeführt worden.

Rohe Baumwolle , für 24781 Thaler, davon nur für io Thaler ausgeführt worden . alle dieſe eingeführte Waaren ſind werth geweſen 2753494 Thlr. 2 i Gr. Davon wieder ausgeführt worden , für

1

336890

E

1

und alſo im Lande geblies ben , für

2416604 Thlr. 21 Gr.

Jegt fallen unterſchiedene derſelben ganz weg, als, Zucker in Hüten, Syrup, Rauchs und Schnupf. 1

Taback , bereitetes leder , achtes und unächtes Por. zellan , Eiſen , und einige andere : allein, es ſcheinet

doch, daß noch immer die Einfuhr fremder Waaren

1

1

ein paar Millionen betrage.

Daß die Einfuhr an

fremder Butter, an Käſe und Schlacht - Vieh , in dieſem Verzeichniß.442292 Thaler ausmacht, dienet zum augenſcheinlichen Beweiſe, daß unſere Viehzucht zur Nothdurft des Landes noch lange nidyt gureicht, und daß folglich dem natürlichen Mangel an gras. und kräuterreichen Wieſen und Weiden , welcher ſich in den meiſten Gegenden der Churmarf findet, men der durch künſtliche Verbeſſerung des Bodens, noch

durch Häufigen Unbau gucer Futter: Kråuter , als, des

Betrag der Ausfuhrder Churmart. 551 des gemeinen holländiſchen und inſonderheit des { u. cerner - Klees, abgeholfen worden ſer. Im 1779ſten Jahr , ſind in der Churmarf von dem vorhandenen Vieh , auf acht Menſchen nur ein Bulle und Odiſe,

auf vier Menſchen nur eine Kuh, auf acht Menſdien nur ein Ochſen- und Kuh . Kalb, auf einen Menſchen nidyt einmal ein Schaf und Hammel , und auf dren

und einen halben Menſchen nur ein Schwein gefallen . Und von den 1161455 Stücken an den genannten Vieh. Arten , welche man in der Churmark zählte , muß nod) das nöthige Zug - und Zucht. Vieb abgezogen werden , ſo daß zum Genuß nicht viel übrig bleibt. Daraus iſt auch zu erſehen, daß es auch noch an hin .

länglichem Miſt oder Dünger fehle, und daß folglich der Ackerbau noch nicht ro ergiebig rey , als er ſenn

würde , wenn die Hecker häufiger und reichlicher ge. dùnget werden könnten. Ein jeder fichet, daß hier von demjenigen die Rede fer , was von dem Gan. zen gilt.

Wie viel die Ausfuhr der Churmarf betrage ? Betrag der

kann ich nicht ſo genau ſagen , als es hier nůßlich Ausfibe der Chur: wäre. Da ſie aber hauptſächlich aus Holz , Manu. mart. factur- und Fabrik - Waaren beſteht, ſo muß man ſich deſſen erinnern , was ich von dem erſten , oben S.457 f. und von den lekten in der Beſchreibung mei. ner Reiſe nach Refahn S. 355.356 der zweyten Xus: gabe, geſchrieben habe, deffen Summa dieſe iſt, daß

1779, für 1,8356281 Thaler Manufactur . und Fabrik - Waaren aus der Churmark ausgeführet worden .

m 4

Ehe

552 Beſchreib, der Stadt Charlottenburg. Neue Art

yon Kachel,

Ehe mir über die Brüde ben Charlottenburg fuhren , rahen wir unweit derſelben und der Spree,

öfen ,

ein anſehnliches ſteinernes Haus , welches erſt vor wenigen Jahren für einen Mann erbauet worden , der eine neue Art von Kachelöfen verfertigte. Ein fol. cher Ofen wird aus wenigen großen Stücken , nach einer verſchiedenen Form , zuſammengeſegt, und fie.

het von außen ſo weiß , wie eine Kalfwand aus, har aber , wenn er gut gemacht iſt, einigen Glanz. Ich

köre aber , daß der Mann , welcher dieſe Kachelofen zu machen unternommen , ſchon lange aufgehört has be , dergleichen zu verfertigen, und nun Töpfe mache. Es werden aber jegt dergleichen Defen zu Berlin be. Stadt Charlots

tenburg.

reitet. Ob wir gleich durch Charlottenburg gee fahren ſind , ohne uns im geringften aufzuhalten : Po will ich doch auch von dieſer Stadt einige Nachrich. ten hieher regen , die noch nicht in Büchern ſtehen. Sie iſt immediat , ungeachtet ſie einem ſchönen Dorf ähnlicher als einer Stadt fiehet, und ſteht nicht zue gleich mit megreren Städten, ſondern allein unter

eines Kriegs- und Domainen . Raths Aufſicht, der ihr Commiſſarius loci iſt. Jegt þat ſie 2 Kirchen, (deren eine in dem Theil derfelben , welcher ehedeſſen

Lieken bieß , ſteht,) 11 ſteinerne Häuſer, 299 Håus fer von Fachwerk und mit Ziegeldächern , und 150 Scheunen .

Es ſind hier 8 wüſte Stellen ohne Pertinenzien , 13 Brauſtellen und ia Branntewein. Blaſen. Sie hat 173 öffentliche und beſondere Brunnen , 7 metallene und 250 hölzerne. Sprißen,

6 Feuerleitern , 317 Eimer, 9 Haken , 9 Waffer, kufen, Man 1

Beſchreib. der Stadt Charlottenburg. 553 Man hat hier gezählt

1777

1778

1779

Månner , Frauen ,

366

369

381

493

547

Söhne,

360

371

Ischter , Gefellen ,

378 20

445 26

549 390 409

37

23

26

17

12

55

63

68

Knechte und Diener, Jungen , Mågbe,

27

36

alſo an Civil- Perſonen 1735 1861 - 1872 unter welchen ein

Franzoſe war.

An Militár : Perſonen Månner, Frauen , Söhne,

62

91

51

7 !

Töchter,

55

69

168

433

200

197

186

141

I 21

29

265

266

15 70

II

202

Un Bieb Pferbe, Bullen und Dchfen, Kühe, Jung - Vieh , Melf. Schafe,

294 19

78

Håmmel u. Guſtesvieh, 100 20

Schweine, 4

H

18

mm 5

80 18

46 I18 20

554 Beſchreib. der Stadt Charlottenburg. 1778

Sie fåete aus

1779

Wiſp. S. m . 2

57

3

17 15 13 10

an Hülſenfrüchten , Sie verbrauchte

I 17 12

Wiſp. S. M. 36 4

an als,

1

2

53 17

6

8

E

an Weißen , an Roggen , an Gerſte, an Hafer ,

W. S. M.

2

24 16 eben ſo viel. W. S. M. .

90 23

an Brannterveins

Scrot,

I 2 16

10 22

Die Kammeren nahm ein 1777

-535 Thlr. 55 Gr. -

1778

520 Thlr. 33 Gr. 1 Pf. 563 Thlr. 9 Gr. 8 PF.

1779

und gab aus 1777

1778 1779

499 Thlr. 7 Gr. 8 Pf. 465 Thlr. 4 Gr. 5 PF Pf. 489 Thlr. 1 Gr. 3 Pf.

Der Servis betrug 1777

550 Thlr. 6 Gr.

1778 1779

812 Thlr. 9 Gr. 7 PF.

1420 Thlr. 9 Gr. 7 Pf.

Die Stadt liegt im teſtowſchen Kreiſe, von welchem ich in der Beſchreibung meiner Reiſe nach

Refahn eine genaue Nachricht gegeben habe. Als wir

Rückkunft nach Berlin .

555

wir ſie verlaſſen hatten, kamen wir bald in den hochſt. angenehmen Thiergarten , durch welchen wir nach

dem Potsdamer - Thor der Stadt Berlin fuhren. Ricklunft Sobald man in daſſelbige trit, hat man die vortreff, nach Ber. lin. liche Straße vor ſich, welche bis an die ſie durd;ſdinei:

dende Mauer-Straße , die Potsdamer -Straße, 3

hernach aber bis an die Spittel . Brücke, die neue Leipziger - Straße, þeißt, auch wohl ganz und ale lein mit jenem Namen belegt wird.

Wenn man

ihre lange , Breite und Häuſer zuſammen nimmt, fo hat ſie gewiß în Europa wenige ihres gleichen . Wir ſahen den Bau unterſchiedener neuen Häufer, die auf königliche Koſten aufgeführt wurden , und gedachten mit Vergnügen und Dankbarkeit an die Millionen , welche der König zur Verſchönerung der Stadt Ber. lin angewandt hat.

Es muß nothwendig Erſtaunen erregen , daß der Geldfums men , wel.

König nach kaum geendigtem Kriege, und nod) vor che Der Ko, dem oslligen Schluß des teſchner Friedens , folgen : nig 1779 zu Verbeſo de Summen zur Urbarmachung verſchiedener Brů. ſerunge

che, und zu andern Verbeſſerungen , die ſogleich un: in

n einigen

ternommen werden ſollten, angewieſen hat, nämlich Provinzen

für Schleſien,

200000 Thlr.

Preußen,

170000

Pommern, die Neumark,

100000 ?

die Churmark, Magdeburg,

100000

50000 I00000

zum Bau in Berlin und

Potsdam , überhaupt

200000

920000 Thlr. Wit

angerviefen bat.

556 Entfern. Der mårk. Stádte von Berlin. Wir fuhren um den dönhoffchen Plaß nach der Jacobs - Straße, in welcher unſere geliebte Eltern vor ihrein Hauſe abſtiegen, und hierauf nach unſerm 3

Vormittags zwiſchen 8 und 9 Uhr geſund ankamen , und Gott dafür dankten,

Zum Beſchluß will ich noch die Entfernung der Stadt Berlin von

andern Städten der Mark Brandenburg , anzeigen . Berfin iſt ents

fernt

Nach Gundling und Beckmann .

11. Alw lito lav

Mellen .

von Angermünde, 1 : Arenswalde, Arneburg, Bårwalde,

Nach den

Poftiafeln. Meilen . 9'

Beesforo ,

Belig, Berlinchen , Bernau ,

II ao

10.1 1 # 1011

1

Bernſtein, Bieſenthal, Bobersberg,

Brandenburg, Ealbe, Calies ,

Charlottenburg, Cottbus,

14 bon



eigenen Wohnhauſe, in welchem wir am 2ten Octob .

Entfern. der'mark.Städte von Berlin . 557 Berlin iſt ent-

Nach Gundling

Nach den

fernt

und Beckmann .

Poſttafeln.

Meilen ,

Meilen . #

don Cremmen ,

Drieſen ,

Droffen , Falkenburg,



16

‫ܐܚ‬ ‫ܣܗ‬ ‫ܝ‬ ‫ܣ‬ ‫ܐ‬ 8 1 ‫ܚܘܦ‬ ‫ܣܐܘ‬ allo Görls Fool wooo too

Croſſen,

Dramburg,

25 20

Fehrbellin , Frankfurth a. 6. Oder, 10

10

6

6

Frcienwalde,

-Friedeberg, Friſack, Fürſtenfelde, Fürſtenwalde,

6

Gardelegen, Granſee,

Havelberg,

8 8

Foachimsthal, Königsberg,

wako

Königswalde,

2

On

Köpenick,

Küftrin,

IO

Kyriß ,

II

Alt-Landsberg, 3 15 a . d.Warte, Landsberg Lebus,

10

Lenzen ,

6.20 B. 19

Liechen ,

8

10

3. IS 19 II

1

558 Entfern. Der mårk.Stådte vonBerlin. Nach Gundling und Beckmann .

Meilen .

Meilen . 6

3.15

‫تمه‬ ‫بناةم‬ ‫ه‬

von Liebenwalde, { indow, Sippehne, Meyenburg , Mittenwalde,

Nach den Poſttafeln .

Lão Ala Tol wil lailla tall

Berlin iſt ent fernt

-Mohrin, Mülroſe, Müncheberg, I

Nauen ,

1

Neuendamm ,

Neuſtadt a. d. Dofle,

10

" Neuſtadt Eberswalde,

6

11

Neuwedel,

Norenberg, Oderberg,

7

Oranienburg , Oſterburg ,

4

13 16

Peiß,

Perleberg, Potsdam ,

4

Prenzlow,

13

Prikerbe,

IO

Prißwalk, Putlik,

B.II

1

10

Rathenow , Reek , Reppen,

1

16

von i

Entfern, der mårk.Stådte von Berlin. 559 Berlin iſt ent.

fernt

Nach Gundling

Nach den

und Beckmann . ' Pofttafeln. Meilen . II

Rhinow,

12

Rothenburg,

lol lol Ilalt lon cot

Salzwedel, Schievelbein , Schönebeck,

1

Kuppin , Saarmund,

8

8

4

Schönfließ, Schwedt,

Seehauſen, Seelow, Soldin,

Gommerfeld , Sonnehburgu Spandom , Stendal, Sternberg, Storkom , Straßburg, Strausberg,

100* LII III all

von Rheinsberg ,

Meilen.

2.

4

Tangermünde, Teltow , Semplin, Teupiß , Trebbin , Treuenbrigen, bon

1

560 Entfern. Der mark. Stådte von Berlin. fernt

Nach Gundling und Beckmann.

Ilutus

Berlin iſt ents

Meilen .

von Vierraden, Werben, Werder, Wilsnack,

Nach den Poſttafeln . Meilen .

นธ์

ŚWittenberge, Wittſtock ,

6.12 B. 13

12

Woldenberg ,

18

8

Wrißen ,

Wuſterhauſen , Behden,

lle

7

AY

10

8

1

VE

Zehdenic ,

7

Zieſar, Zoffen,

It

4

Büllichau,

II

4

.

20

오오 Wuhit WHIRT

MTHUPADLUWAMY !

Regiſter.

Negifter. A.

Ucciſlene,Städten, freude über diefelbige, 245.Betra der Stadte, g bérfelberi in vier 1. die Namen Aderbau , der den Roggen wiedergiebt 34 mal, 14. nach fretſch) mariſcher Art, 16. der den Roggen wiedergiebt viermal , 44:

nur dreymal , 60, 63. fünfmal , 63. 171, 177. fünf. ja rechsmal , 209, feches bis adtmal, 64. 152, achtmal und

181.

darüber , 99. 1

guter , 77.

A & erfeld in Wäldern angelegt, wird gernisbilligt, 12. 30.76 . Lerzte tragen nach großer Wahrſdeinlichkeit vorzüglich viel zut Ausbreitung der Kinder Pocken bey , 429. Ult : Landsberg , Stadt , beſchrieben, 35. 36. $

2

von Andrie , Baron , Hofmeiſter des Prinzen Heinrich, 155. Anekdoten , von Predigern , 56. 85. 87. 88. 90:16. 300, 45%

Anſchlag , dkonomiſcher , eines Vorwerks , 14 f. Uusrodung der Wurzeln der Bäume , warum ſie nicht verabi fáumet werden ſollte ? 10. wie ſie zu bewerkſtelligen ? 309.

B. Basingen , 2mt , 86.

Balde , Joh . Ernſt Ludeto . Prediger , i34. Barſedłow , Dorf, 352. Der Bauern Spiťfinibigkeit zur Erſpårung des Schulgeldes fut ihre Kinder ; 51. Verminderung des Aberglaubens unter dent

Bauern eines gewiſſen Drts , 78.

Beef , Dorf, 89. Beguelin , Hofmeiſter des Prinzen Seinrich), 155.

Behm , Heinrich Wilhelm , Doctor und königl. Hofapothekers 8. 9. 283.

Bellin , Låndchen , 99. 143. båt den Domkapitel zu Havelberg 100 fonderbare Gewohnheit in demſelben, 117. Ba. gehört, 1oo. fallen Tabelle deſſelben , 144:

Familie, loi, 102. Bellinſches Stipendium , tot.

Berlins große Stadtheide, nad ihren Gränzen und Porzúa gen beſchrieben, 9.10, kleine Stadtheide, eben daf. Stabta Råmmeren Einkünfte und Ausgaben , eben daſ der neuen MU

Leipjia

Regiſter. Leipziger etrage jebige Schönheit und Pracht , 559. wie viel der König 1779 zum Bau neuer Bäuſer geſchenkt, eben daſ. Entfernung dieſer Stadt von den andern Stådten der Mart Brandenburg , 556 f.

Bernau , tadt, beſchrieben , 32. 33. Begin , Dorf , 132.

Bier , ruppinſches , 220, 221. Kónig Friderich der zweyte will, daß fich feine Unterthanen ſtarter ans Bier gewöhnensund den Caffe fahren laſſen ſollen , 221 . von Blumenthal , Obriſtlientenant , 156 F. Boden , ſchlechter in der Heide , tie viel Pacht er nach der Morgenzahl gebe ? 72. Bogow , Dorf , 61 f. hieß ehedeflen Kogebandt, 66. 67. Umt , 65. 83. und deſſelben Forft , eben daſ. C

Bornſtedt, Amt, beſchrieben , 520.

Brandenburg , Alt und Vieu , Dörfer und Vorwerke dieſer tådte, 537.

Brandenburgſchen Domkapitels Derter, Dörfer und Vors werte , 520 f.

Brieſelang , ein Forſt, 456, Brunne , Dorf, 132. 136.

Buchholz, Job. Samuel , Bürgermeiſter , 277. Johann , Årchidiaconus, 278.

Prediger ju Alt-Nuppin , 239 . Butter , ſebr moblſchmeckende, welche zu Königshorſt gemacht wird , 428. Butter - Preiſe , 374. 428. .

3

C. Caffe, ſoll nach Königs Friderichs Billen , nicht mehr ſo håu . fig genoten werden , 221.

was man jeet anſtatt deſſelben zu

genießen anfange , 222, Campeel, Dorf, beſchrieben , 349. 350. Carweſee , Dorf, 132, 136.

Cavallerie - Geld , der nieder -barnimſchen Kreiſes, 41. des glien , und löwenbergiſchen Kreiſes , 96. des Landdbens Bele

lin , 145. des ruppinſchen Kreiſes , 268. des havellándiſchen Kreiſes , 539..

Charlottenburg , Stadt , beſchrieben , 532 f.

Churmårtiſchen Amts - Kirchen - Revenuen : Directorium , 2

Geſchichte, Verfaſſung und Capital, 68 f. Churmårlifcher handel, wird mebrentheils vermittelft der ſchiffs baren Flüſſe uno Kanåle getrieben , 542. Nachricht von der

Einfuhr und Ausfuhr deſſelben , 543 f, Holzhandel , 457 f. Colonis

21

Regiſter. Coloniſten -Sauſer und Berter, 8. 246, 247. 250. 252 f. 310 . Koſten der 21nſebung einer Coloniſten . Familie , 247. 433.

Contributions : Anlage , wie ſie nach der Beſchaffenheit des Bodens und der Ausſaat gemacht worden ? 40. Contribution des niever, barnimſdyen Kreiſes , 40.

des glieri

und lowenbergiſchen Kreiſes , 96. 97. und Ländchens Bellin, des ruppinſchen Kreiſes , 268. des prignißiſchen Kreis ſes , 346. des havellandiſchen Streiſes , 538. Cremer, ein Forft , 115. 137. Cremmen , Stadt, beſchrieben , 84.96 .

D. Damm , Borwert , 3773:

Dåmme mit alleen von Bäumen befekt, im Amt Königshorft, 436

Dechtow , Dorf , 136. 143. dayon benannter Forſt, 115. bon Derſchau , Friderich Wilh. Staats- und Finanj . Miniſter , wegen ſeiner Einſicht und Leutſeligkeit gerühmt, 254 f« Deutſchhof, Colonie , 432

Dilſchmann, Joh. Frid. Rector , 226 . Drechsler, Joh. Heinrich), Prediger , 179. .

Dreybrüden , ein Krug , 433. 437.

. ichſtadt, Dorf, 88. Lrblebnrichter zu Kyrie , 301 f. ju . Lindoro , 145. Eſche zu Senſen - Bäumen häufig gebraucht, 138 . Lubruch , 77, 104. 138. 3

$. fahrland, Amt, befchrieben , 514 f. Saltenhagen , Dorf, 464. Forft, eben dar. Sebrbellin , Amt, jeßiger Sig deſſelben , 115. 129. 133. Stadt, 122 f.

fehrbellinſdie Inſpection , 129. 146 .

@ chulweſen in derſelben , 148. fehrbelinſcher Damm , 150. 1

Feldberge, Dorf , dicht bey Fehrbedin , 125. 131. f

Sinkenkrug , 456.

Sinow - Kanal, wie viel der Zoll auf demtiſelben 1977 betragen . babe ? 467

Flachsbau , vortheilhafter , 178.

Slatow , Dorf , 76 f. dafige Bindmühlen 1, eben dar. Ben fchreibung des Dorfs , 77 un .

Sluntes LA

Regiſter, Slunferbart, ein ſtrenges Futterkraut , 214. 215.

Fridetich Seinrich Carl, Prinz von Preußeti, Lebensgeſchich. .

te ; 154 f.

Sriderich der erſte , König in Preuzen , hielt ſich oft zu Linums

auf , 115.

ließ Etamin- und Raſdımacher aus Heſſen nach

Lindow foinmen , 245.

Friderid) des zweyten , Konigs von Preußeni, eigenhändiger Brief an Reinbeck wegen Wolf, 57. 308 feinen Neffen den Prinzen Heinrich , ſichtbarlid,) vor , 156, 157 f. will, das feine Unterthanen ſich wieder an das Bier gewöhnen, und den Caffe fahren laſſen ſollen , 221, eigenhåndige Rand - Reſolution , in welcher Er den Schulleuten einen Titel giebt, 225. eine andere über die in Vorſlag gebrachte Belegung der Pfarrhufen mit Coloniſten , 350.' beſahe 1779 von einer Anhöhe bey Stollen

Die neuen Colonien an der Dolle und am Khin , 351. große Suminen , welche er einigen ſeiner Länder zu Verbeſſerungen um die Zeit des Teſchner Friedens geſchenkt hat , 595. Sriderich Wilhelm , König , hatte großes Vertrauen gu dem Conſiſtorialrath Reinbeck , 56. ließ das freye havelländiſche Such urbar machen ., und das Amt Königshorſt in demſelben anlegen , 381 f.

Sriderich Wilhelm , Prinz von Preußen , liebte ſeinen Bruder Heinrich febr , 160 .

Sriderichsbrunn , bey Berlin ,

Geſundbrunn .

Sriſak , Stadt , beſchrieben , 507.

Låndchen , beſchrieben , 531 f. Fromm , Još Ludewig , Dberamtmann , 115. 6. Ganzer , Dorf ; 176, Gartow , Dorf, 202.

Gelåut , zur Ehre verſtorbener Edelleute und Prediger im Lånda 1

chen Bellin , 117. Gemeinbeit , erite , welche auf königl. Befehl aufgehoben wird, zieht einen langen Proces nach fich , 437 f.

Geographie , abbildende , der Mark Brandenburg, wodurch ſie ſchwer werde ? 82. 83. Gerniendorf , Dorf , 261,

Geſundbrunn bey Berlin , iſt ſeit 1775 dreymal vom König Friderich dem zweiten beſucht, auch geprüft und beurtheilt wors den , 9 .

Getreide- Preiſe , ſehr geringe , 245 >

Getreides

->

Regiſter. Getreide - Vermehrung , im nieder - barnimſden Kreife , 44. im glien- und lóidenbergiſchen Kreiſe, 99. im Ländchen Bek lin , 114. im ruppinſchen .Kreiſe , 209. f. auch Ackerbau. Gewehrs fabriť auf dem Plan bey Opandow, 512 f.

Glien- und löwenbergiſcher Fireis , 53. beſchrieben , 81 f. Glode , große , 223.

1

Graben , in dem urbar gemachten havellandiſchen Buch , 395 f. Graben - und Schau - Ordnung fir die urbar gemachten Lå: che , 407 f.

Granſee, Stadt , beſchrieben , 231 f. 261.

pon der Ørsben , adeliche Familie zu Kokebandt jegt Bogoro, 66 f. Troſdopp , Kammer . Director I, 19 f. Gründler , Kirchen Inſpector , 228. 1

Orunefeld , Dorf , 90. Gruß , eine weiße Erde , 367.

Gulden , acht kurze , ivie piel ſie betragen ? 289.

3. Saken , 'ruppinſcher Ochſen « und Pferde - Hafen, beſdhrieben und $

abgebildet , 240 f. 171. 352,

Satenberg , ein Dorf, 117 f. 104. von der Sagen , Oberconfiftorial. Práfident, ein großer Kenner und Sammler mår Eiſcher Sachen , beiveifet, das Lowenberg eis

sie Stadt geweſen ſey , 88. zeiget, daß das Landchen Bellits dem Domkapitel von Havelberg gehårt habe , 100. hat eben ſo glücklich als mühſani in der Geſchichte der mårfiſchen adeli. shen Familien gearbeitet , 136. beſtätigt, das blog der Unters ſchied des Wapens, keinen Unterſchied des Geſchlechts beweiſe, 189. fauft Pacht. Getreide zu Wuſterhauſen an der Doſſe, 199. zeiget an , in welchem Jahr das Domkapitel zu Havels berg das Patronatredyt über die Kirche zal Kyritz bekommen bat ? 285.

theilet etwas mit , 378. .

erhält das ausſchließen

De Mühlenredit im Lanschen Rhinow , 536, Gúter deſſelben , 533. 534 .

Saupt : Kanal , 1. Kanal.

Saupt: Tut : Solz : Adminiſtration , fånigliche, zu Berlin, 462.

dafiges Domkapitel Zavelberg , Stadt , beſdyrieben , 323 f. fft Patron der Kirche zu Hat das Land Belli beſeſſen , 100. iſt Kyritz , 285. hatte im 17ten Jahrhundert Streit mit dem Magiſtrat zu Perleberg wegen des Patronats Rechts über die Stadtkirche , 319. N11 3

Gavel

Regiſter, Savell &ndiſcher Kreis , genau beſchrieben , 495 f. 538 f.

heiliger Mann , ein Kirchen Bauer oder Cobåt , 84. 85. 87 heiliger Sof, 117 Senningsdorf, 53. $

1

Bering, Kirchen . Inſpector, 208, 349. Hermanni, Prediger , 250. pon Sertefeld , Oberjägermeiſter , hat das frege havellåndiſche es Ludy urbar gemacht, rk Königshort angelegt , 382, nnt und dasweAmt nsnach ihm bena

, 432 .

Vor

o pon Serzberg, königlicher Staatsminiſter, giebt Karl des viet . ten Landbud, von der Mark Brandenburg heraus , 295. rein Mittel, große Bäume mit den Wurzeln aus der Erde zu brin . gen , 309.

Sofdienſte der Bauern , werden beſchrieben , 64. und beur. theilt , 132.

Sohen - Ofen , unwelt Sieversdorf, 257 . Sohen . Schopping , 52.

Soltorf , Kirchen - Inſpector, 242.

Bolz : handel , der Churmart und anderer preußiſchen Bånder, 1

beſchrieben , 457 f.

Bolz : Kohlen , wie ſie bereitet werden ? 31, Holz - Verſchwendung , 10. 12. 76. 351. ?C. von nomboldt , königl. Kammerhert und Major, 22 , 26 : 396 !

Sübner , Prediger , 79:

I. jågelig , fleiner Fluß , 253. 307. .

Invaliden : Unſtalten , ohne Häuſer, 8, .

Invaliden : gaus , bey Berlin , 7.

7

Joachim I , Churfürſt, leihet 300 rhein . Gulden , 298. Juden , dürfen zu Neu : Ruppin nicht einmal übernachten , gee /

ſchweige wohnen , 219, B. Kachelofen von einer beſondern Art, 552. Rålber , wo große zum Verkauf erzogen werden ? 214. ?

Kanal, Saupt , welcher bey Hohennauen anfängt, und im pins nowdyen See ſich endet , beſchrieben , 395: Regin , Marktflecken ,+ 510 .

Kienberg , Veriverk , 432. Kinder- Pocken werden vermuthlich am meiſten durch die ergs te ausgebreitet, 429 Kirchen 1

Regiſter. Kirchen in der Thurmark fönnen nicht alle unterhalten werden, 119 , 120.

Kirchenbuch , welches eine Art einer allgemeinen Chronit ift, 139. Kirchthürme, viele, auf einmal geſehen , 119 . Klar , Poſtmeifter ju Febrbellin, 121, 149.

von Kleiſt, General- Lieutenantinn , verpflegt den franken und :

.

fterbenden Pringen Heinrich beſtens , 161,

Johanniter : Ritter, hat dem Prinzen Heinrich zu Proben ein 3

Denkmal geſtiftet , 162,

Kohl , langer , báufig gebauet, 215.

Königshorſt, Amt, 379. Geſchichte der Urbarmachung deſſel. ben, 414f. Beſchreibung desſelben, 426 f. Biß des Amts, 430, Kotzebandt ,1 f. Bogow .

Kreis- und Kriegs- Fuhren -Geld dels nieder - barnimſchen Kreiſes , 43.

des glien , und löwenbergiſchen Kreiſes , 97.

Kuh , bey der Stallfütterung jährlich zu 50 bis 60 Thaler ges

nußt , die auf gewöhnliche Weiſe zu 10 Thaler angeſchlagen woorden , 15. 27.

Kühe , wie viele 1778 und 79 geweſen im nieders barniunſchen Kreiſe , 40. im ruppiniſchen Kreiſe , 269. im prignigiſden Kreiſe, 345. im hapellándiſden Kreiſe, 496. Kuhhorſt, Vorwerk , 431.

Kůraßier - Regiments von Weyherr Geſchichte, 274 f. 198. Kyrig , Stadt , weitläuftig beſchrieben , 2715308. L. Ladenweg oder Eubruch , 104 : 138. Landſtraß.n in der Nähe von Berlin, ſind jeßt ohne Steine, 6 , wober dieſes fonime ? 6.7. auf beyden Seiten mit Bäumen beſekte , 117. 120, 162. 170.

Langen , Dorf , 150, 151. Canter , was man ſo nienne ? 380,

Cebnpierde - Geld des nieder - barnimſchen Kreiſes , 42. des glien- und löwenbergiſchen Kretſes , 98. des havelbergifchen 3

Kreiſes , 541.

Lenz, Job. Jac. erſter Inſpector zu Fehrbellin , 147. Lenzen , Stant, beſchrieben , 325.

Lenzke, Vorwerk und Dorf , 131. 133. Cefifow , Dorf , 206.

Leuenberg , f. Cowenberg. Liebenwalde, Stadt , beſchrieben , 33. Lieberkühn , Rector, 227. 1

von Lindenau , Joh. Wilh. Kriegs- und Steuer . Rath , 244. Nn4

Lindow '

Regiſter, gindow , Stadt , beſchrieben , 239 f.

Linum , Dorf , 102 f. 130. Cobeofíund , Vorwerk , 431.

Löwenberg , ein Dorf , iſt ehedeſſen "eine Stadt gewefen , 88. .

1

Luch , was darunter verſtanden werde ? 99. 101. heißt auch Lúch , 352. Beſchreibung desjenigen , welches ſich von Crem. men bis Fehrbellin erſtreckt, 99. 101. 114. 115. 150. Geo fchichte der Urbarmachung des freyen havelåndiſchen , nauen, iden , gliner und bredower Luchs , 380-414. von Lüder , Carl Auguſt , Obritlieutenant, 281. Luthers Catechismuo hodgeſchakt, 203, m .

mangelhorſt, Colonie , 433 .

Manker , Dorf , 162 f. iſt vermuthlich ehedeflen ein Burge und Marft Flecken geweſen , 165.

Marť Brandenburg , wie gute Charten von derſelben zu illu . miniren ? 83. Betrag der Zusfuhr der Churmark an Holge Manufactur- und Fabrik - Waaren , 457, Verzeichniß der 3

fremden Maaren , welche 1752 in die Churmark eingeführet

worden, 543f. wahrfarinláberWeiſe führt ſie jeßt mehr aus als ein , 546. Marwitz , Dorf , 75. .

Mardho , Frid. Wilh. Rector , 226 . 1

Maulbeerbäume - Pflanzung zu Tegel , welche nach dem Vers ſprechen aus hundert tauſend Båumen beſtehen ſoll, 17, fann .

nach genauer Interfuchung nur zidey tauſend Bäume ftare

ſenin, 24. - Der Mangel an Maulbeerbäumen, die zur Anpflana

zung richtig ſind , iſt hier zu Lande die ftártjie Kinderniß des. .

Seibenbaues , 35 .

Meilen : Tafel, welche zeiget , wie weit eine jede Stadt der Mart Brandenburz von Berlin entfernt iſt ? 556 f. Meinide, General, iſt aus Buſterhauſen , 196. Meißner , J. C. Kirchen Giſpectors, lateiniſches Gedicht auf Perleberg, zi f. ſchildert die Banern in der Prignit , 346 3

Merter, Joad). Chriſtian , Prediger , 209. 367.

Merzaorf, Georg Friderich , Probſt zu Bernau, gerühmt , 49. .

Wiegeltin ,. Dorf , 180 f.

Megkorn : Geld , des nieders barnimſchen Kreiſes , 41, des gliens and lowenbergiſchen Kreiſes , 97. des Landchens Belo

lin , 146. des ruppinſen Kreiſes , 268. des havellándiſchen Kreiſes , 549.

Meyenburg , ein Städtchen, beſchrieben, 339. Michaes

Regiſter.

.

Michaelis , Frid. Gottlieb , königl. Staato : und Finanz : Minis $

ſter , 441 .

moorgras roll das Rindvich frank machen , 134. Münnich , Joh. Leberecht, Prediger , 165 f. :

57. Kladel , Dorf, 367.

Namen von Dertern , welche der gemeine Mann verdirbt, 106 . 120.

Sauen , Stadt , beſchrieben , 448 f. Amt, beſchrieben , 511 f.

Wauenſche Damm , 437 .

Plauenſcher Wieſen und Weiden Abtheilung zur Aufhebung der Gemeinheit, und daraus entſtandener Proceß , 437 P. Tauenícher Wald , 445 f. ? Yetmar oder Vletem , wüſte Feldmare , 176. Veubrůđ , Zolhaus an der Havel, 31. Neue Krug beim Schloschen Tegel , 13. Steutammer , ein Vorwerk , 450 . WTeuland , Prediger , 54. Yteuſtadt an der Doſie, Stadt , 248. Amt , eben dar.

Slieder : barnimfchen Kreiſes ausführl. Beſchreibung , 32:58 , Stordhof, Vorwerk , 431.

Fußwinkel , Name eines Diſtricts, 531.

Ochfen und Bullen , wie viele 1778 ' und 79 geweſen , im nies der - barnimſchen Kreiſe , 40,

im ruppinſchen Kreiſe , 269 .

im prignißiſchen Streiſe , 345. im havelländiſchen Kreiſe, 496. Delrichs , Doctors , erläutertes churbrandenburgiſches Medail len - Cabinet, in Anſehung einer Otelle beurtheilt, 104.105, Oranienburg , Stadt, beſchrieben , 34. 351, !

1

Ouvrier , Prediger zu Bokow ,, wegen ſeiner Gaſtfreyheit go rühmt , 61, 67. 75.

p. Paaren , Dorf, 87.

Perleberg , Stadt , beſchrieben , 311.

Pferde der Sieversdorfer , 250. 251. wie viele 1778 und 79 ges weſen im nieder - barnimſchen Kreiſe , 40, im ruppinſchen Kreiſe , 269. im prignitiſden Kreiſe, 345. im havellandia en Kreife, 496 Pn 5 Pfotens

Regiſter. Pfoten - Sreyheit , was ſo genannt werde ? 447. Pinuow , Dorf , 84.

Plan bey Spandow , beſchrieben , 512. Plaue, Marttflecken', 510 . planit , Dorf , 264. die von Ploto' find Mitherren der tabt Wuſterhauſen an der

Doile, 190. und Herren der Stadt Kyrik geweſen , 291.

Poſt, die reitende berliniſche, bedienet ſich auch kleiner Bagen, welches beſchrieben und beurtheilt wird , 11, 12.

Poſtgeld, billiges, von Berlin bis Bógow , 5. 6. unbilliges, von Fehrbellin bis Kyrik , 120, 121, 149. Poſtweſen , des preußiſcheri, Anfang und vortheilhafte Berfaß 1

fung , 6 .

Popdam , Amt, beſchrieben , 516 f. Dorf der Stadt :Kåmme. rey zu Pondam , 537. Prediger dürfen niemand von dem Abendmaht ausſchließen , 76. Prignis , Provinz, beſchrieben , 310 : 346. Srådte derſelben find an den Grafen Günther von Henneberg verſekt geweſen, Gauern derſelben geſchildert, 346. den Müllern dieſer Provinz , 347.

292, 293.

Urkunde von

Prigerbe , Stadt , befchrieben , 505. Pritwalk , Stadt , Beſchrieben , 320. Progen , Dorf, 151 f. .

Putlig , Stadt, beſchrieben , 338 f. 0.

Quedlinburg , Webtißinn von , ift Lehnsfrau von Nauen gewes fen ,454 .

Quitungegroſchen , 98.

R. Rathenow , Stadt, beſchrieben , 496. Rebentiſch , General , iſt aus Wuſterhauſen , 196 .

Regimenter ſollten nicht von ihren Häuptern , ſondern von ih. ren Cantonen benennet werden , 275 . Xeinbeck , Johann Guſtav , Conſiſtorialrath und Probſt, iſt zu Schönwalde geſtorben , und ihm daſelbſt in der Kirche ein

Denkmal errichtet worden , 54. 55.

die Könige Friderich Wils

belm und Friderich der zweyte hatten großes Vertrauen zu ihm , 56. 57. des letzten ſehr merkrwürdiger eigenhåndiger Brief an ihn , 57

Religionsbeſchwerden vom Jahr 1654 -58.jf. Keppin ,

1

Regiſter. Reppin , gemeiner Nameder Stadt Ruppin , 120. 218. Rhabarberhof , Rhabarber : Vorwerk , ein vom König ber 8

fohlner Name , 9. Rhau , Sam. Confiftorialrath , 274. 278.

Rheinsberg , Stadt , 258. Amt, eben dar. Rhin : flug , 123. 133. 134. 143. 150. 253. 357. 373. 374.555.

Rhinow ,I Stadt , beſchrieben , 509 f. Låndchen , beſchrieben , 533 f.

Rhodan oder Kohdan , eine Bolzung , 192, 204. 306.194. von Kochow , Domherr , 42-50 .

Ruppin , Alt , Städtchen , 237. Amt, 234 f.

Kuppin , Czeu , wird von den gemeinen Leuten Reppin genannt, 120. Beſchreibung dieſer Stadt , 218.

Ruppinſcher Kreis , ausführlich beſchrieben , 209 f. S. Sach , Amtsrath , 428. Sad , Oberçonfiftoria'rath und erſter Hofprebiger , 156 . pon Saldern , einige Perſonen pieſer Familie aus dem 17ten Jahrhundert , 337 338. Sand um Berlin , ift ftaubartig und Beſchwerlich , 6 . Schafe , wie viel 1778 und 79 geweſen im nieder- barnimſchen 1

Kreiſe, 40, im ruppinſchen Kreife, 269. im prignibiſchen Kreiſe , 345. im havellandiſchen Kreiſe , 496 . Schafwoolle des nieder s þarnim den Srelſes , 44 des ruppii . fchen 213. Schartowſche Samilie , 103. 106. 272 .

Schilf, ſchädliches , für das Rindvieh ., 200, SchinBel, C. F. Prediger , 153, Sohn deſſelben , 163.

Schlacht zwiſden den Brandenburgern und Schweden 1675, e . läutert , 103 f.

Schleunig , Joach. Dan, Prediger , 103 f.

Schlitte, Carl Gottlieb,1 Inſpector zu Fehrbellin , 117. 121 f. 3. L. G. Prediger , 118, Schönermark , Luiſe , 193, 273. 349.

Schönermartſche Familie , 182 , 186-189. 272 f. 349. Schonewalde, abelich Gut und Dorf , 54. hier iſt der Conſt. ſtorialrath und Probſt Reinbeck geſtorben, und ſein Leidynam I

beygefekt, eb . daſ. Urkunde, welche dafige Kirche betrifft, 57 f. Beſchaffenheit des Guts , 60 , 61,

von Schöning, Rittmeiſter , 277 . don

Regiſter. von Scholten , 9. 2. Obriſt, gerühmt , s . 2

Schock Stendalſch , was es ſey ? 289. , 41. Schoß , des nieder . Barnimſchen Kreiſes 1

des glien- und

lóivenbergiſchen Kreiſeb, 98 f. des Ländchens Bellin , 146. des havelländiſchen Kreiſes , 541. Schullehrer auf den Dörfern , find mehrentheils Schneider, 148.

8 Schulweſen des nieder , barnimſchen Kreiſes, 49-52.des Lande thens Hellin ;, 148. zu Wildberg , 173. 174. kann auf dem Lande nicht in Aufnahm kommen , ſo lange es meiſtens durch

Handwerksleute verſeben wird , 148.

Schulze , Joh. Chriſtian , Prediger, 182, 185. Schulzendorf, ber Tegel , 29. Schwesen ſind zinegmai unglücklich im Låndchen Bellin gewee ſen , 149. wie ſie 1759 zu Lindow fid, verhalten haben ? 246. ihr rühmliches Verhalten gegen Wuſterhauſen , 194. 195. wie fie 1675 zu Rathenow überfallen worden , 498 f. 1

Schweine, wie viel 1778 und 79 geweſen im nieder s barnims

ſchen Kreiſe, 40. im ruppinſchen Kreiſe, 270. im prignitis fchen Kreiſe, 346. im havellandiſden Kreiſe , 496 , Seelenhorſt , ein Krug , 433, Segeles , Dorf, 356 f.

Segge , ein gewiſſex Gras' Halm , 1999

Seidenbau , was denſelben hier zu Lande am iueiſten Bindes re ? 25 .

Selbſtmord unter Landleuten , 142.

Siebmann , Heinrich Chriſtoph., Prediger, 138. Feldprediger , 274. 297.. Sieversdorf , Dorf, 250 f. 397. Spandow , Stadt , beſchrieben , 464 f. Umt , beſchrieben , 511 f. Amtswald , 456. 457.

Stadt . Vorwerk, 537.

Spielhagen , Jägerhaus, 455. Stengel, Bürgermeiſter zu Nauen , hat den Bürgera ein nach ahmungswürdiges Beyſpiel vom štonomiſchen Anbau gege. ben , 444 .

Stipendium , bellinſches , 101. Orey ruppinſche, 229, gidey zu Wittſtock, 330, eines der älteſten ju Wilsnad, 336 , Stollenſche Berge , 351.

Stupe, Prorector :: 227 228, T. Tans

Regiſter, T. Tangermünde; des Umts Oerter im havelländiſchen Kreiſe, 519. Tarmow odet Terniot , Dorf, 117 f. 104. 1

ausgeſtorbene

adeliche Familie dieſes Namens , 118.

Tegel, Dorf, 12. Schlößchen und Vorwerk, . 13. ausführliche Erzählung der neuen Geſchichte deſſelben , 13 f. Temnitz , Fluß , 169. 171, 213 .

Tiotzow , Dorf , 9o . Torfboden fruchtbar gemacht, 444.

Tribiger, Johann , Prediger , 353. ;

p. Vafallen Tabelle des nieder :barnimſchen Kreiſes, 45,

des

glien- und lowenbergiſchen Kreiſeb , 90 f.

Vehlefanz, Umt, 846 Velten , Dorf , 90.

Verzeichniſſe von Getrauten, Gebornen und Geftorbenen 79 f. 107. 118. 127. 129. 139. 1532 164. 180. 182, 353. -363. 370.

Viehreuche, 61. 62. 99.134. 172. 200. 251. 335. 374. gemeine

große Unvorſichtigkeit in Anſehung derſelben, 429. durch Bere anſtaltungen abgewandt , 78. 428 f.* T! T.

Viehzucht, zu große , in Anſehung der Weide , 178. 179. ben ftimmte , in Anſehung des Aderlands , 181, 182.

nadh hols

ländiſcher Art, 428. 377

U. Urnen , in der Ueter, 216 f. W.

Waaren , welche 1752 in die Churmart eingefährt wordent, 543 f.

Walchow ; Dorf, 150, 15t.

Weidenbaum ,. wie hoch einer jährlich benuet werden könnet? 362 .

Weinbergland , in Anſchlag gebracht, 15. Weife , Joh. Ernſt , Prediger , 216. Weitzen , ſogenannter türkiſcher, wie er ſich vervielfältigt hat ? 137. des gemeinen Weißens Vervielfältigung, in einem Beyo ſpiel, 177* pont

Regiſter . von Weyherr , Chriftoph Rudolph , Seneral, 274, 275. .

Wieſel , Andreas , Salz.difffahrts . Director , 70.

Wieſen , Nukung angeſchlagen , 14.

febr ſchöne bey Neuts

brück , 52. .

Wildberg , Dorf, ehemals eine Stadt , 165 f. adeliche Familie , 174. .

fandiger Strich Landes , 357

Wilsnack , Stadt, beſchrieben , 335. Wittenberge , Stadt, beſchrieben , 331. Wittſtock , Stadt , beſchrieben , 328.

Wolf , Chriſtian, durch einige Zeilen Königs Fridrichs des zwege ten mehr geehrt , als durch Gottſcheds Lobſchrift , 57.

Wuſterhauſen an der Dorfe, Stadt, beſchrieben , 189 f. Wug , ein See, 240 .

3.

Zäune, lebendige, ſind Seltenheiten in der Mark Brandenburg, 177. 436 .

Ziefar , Amt, beſchrieben , 519. .

Zieten , groß , ein Dorf , 85. 99. Flein ., 91.

138. beſchriebert, 374 f. wird in einet alten Bogen ,Familie, Wald, genau .

Urkunde Sügen genannt, 445 .

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Flus

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Blankenberg

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Maafstab von Vier deutsche Meilen.

Zeichnung von einem Steinernen Bauer Hofe A. Aufris des Hauptgebäudes aufder Mittagsfeite, nach dem Hofe.

B. Aufris der Scheune und des Wagenschuppens.

A

Speise Kamer

Knechte Kamen

Schaafstall

Kubstall

Fenster Erleucht desStalles

Wohn- Stube

Haus Flur.

ArbeitsStube

Stall Fetter

Fenster Zur Erleuchtung des Stalles

Futter Kamer

Grundris des ganzen Hofes. diefes ift der Ratz zum Fabren.

f Vieb und Mift Hof.

B

Treppe zum Vorrats Boden.

Wagen und HoltzSchuppen.

Scheune

Panfe

jenio987654321

Tenne

Panfe

Träger

4 Ruthen .

Hüner Gänse Stall u.

Gang

Kälber Stall.

Ställe Schweine

Küche

Stall.e Pferd

Mägde Voraths Kammer Kammer,