Aus Graebern und Heiligtuemern die Antikensammlung Walter Kropatscheck ; [Ausstellungsdauer: 11. Juli - 14. Sept. 1980]
 9783805304610, 3805304617

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Aus Gräbern und Heiligtümern • Die Antikensammlung Walter Kropatscheck

MUSEUM

FÜR

KUNST

UND

GEWERBE

HAMBURG

Wilhelm Hornbostel unter der Mitarbeit von Herbert Hoffmann, Getraut Hornbostel, Hans Jucker, Wolfram Martini und Konrad Schauenburg

Aus Gräbern und Heiligtümern Die Antikensammlung Walter Kropatscheck

VERLAG

PHILIPP

VON

ZABERN

• MAINZ/RHEIN

Ausstellungsdauer: 11. Juli-14. September 1980

Katalogtexte von Wilhelm Hornbostel unter der Mitarbeit von Herbert Hoffmann (Nr. 17.72), Gertraut Hornbostel (Nr. 103. 104. 108. 109. 142. 143), Hans Jucker (Nr. 94. 146), Wolfram Martini (Nr. 130. 131. 132. 140. 141) und Konrad Schauenburg (Nr. 48. 49. 53. 113. 116. 117. 126). Die Texte zu Nr. 140 und 141 wurden gemeinsam von Wolfram Martini und NX'ilhelm Hornbostel verfaßt. Redaktion: Wilhelm Hornbostel Photographien: W. Dräyer • B. Frehn • R. Goschke • H.-J. Heyden • M. Höflinger • P. Kätsch • K. Kiemer • R. Kleinhempel • W. Kropatscheck • E. Lerch • D. Widmer • J. /.binden Die Photos der hier abgebildeten Parallelen zu Objekten der Sammlung Kropatscheck stellten dankenswerterweise die jeweiligen Museen bxw. Privatsammler zur Verfügung. Vorsatzblatt: Lord Hamilton (und vermutlich Miss Harte) bei der Aufdeckung antiker Gräber bei Nola. Ausschnitt aus einer Federzeichnung von Christoph Heinrich Kniep, 1790. Nach einem Negativ (38. 149) des Deutschen Archäologischen Instituts, Römische Abteilung. Vgl. dazu H. Thicrsch, Ludn-ig 1. von Bayern und die Georgia Augusta, Abh. Göttingen, Phil.-bist. Klasse, NF. X X I , l (1927) 78ff. Farbtafel p. II: AV. 12)

Die Hamburger Sparkasse stellte dankenswerterweise einen Druckkostenzuschuß zur Verfügung. Herausgegeben vom Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg Satz: Hermann Hagedorn GmbH & Co, Berlin • Schrift: Garamond Lithographien: Rolf Fischer, Hppertshausen und Albert Bauer KG, Hamburg Papier: 135g weiß glänzend Kunstdruck Gesamtherstellung: Offizin Paul Härtung, Hamburg Auflage: 6000 Exemplare ISBN 3-8053-0461-7

Zur Erinnerung an H. K.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

IX

Die Antikensammlung Walter Kropatscheck - Zur Einführung

XV

Hinweise zum Katalog und Abkürzungsverzeichnis

XXI

Katalog Nr. 1-159 Nr. l Nr. 2—3

Kretische Doppelaxt Urartäische Denkmäler

Nr. 4—5 Nr. 6-10

Achaimenidische Denkmäler Kyprische Denkmäler

Nr. 11-14

Phrygische Denkmäler

Nr. 15 Nr. 16—20

Hadra-Hydria Ostgriechische Denkmäler

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

Rhodische Vasen Plastisches Gefäß aus Naukratis Kretisch-dädahsche Denkmäler Korinthische Vasen Römische Marmorwiederholungen griechischer Vorbilder

21-23 24 25 26 27-35 36-39

Kr. 40-41 Nr. 42

Griechische Terrakotten Kalathos des 8.-V. Jhs. v. Chr.

Nr. 43 -66

Attisch-schwarzfigurige Vasen

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

67-90 91 92-101 102-112 113—117 118-121 122—123

Attisch-rotfigurige Vasen und weißgrundige Lekythen Boiotisch-schwarxfiguriges Kännchen Griechische Bronzen Großgriechische Terrakotten und Beckenfragmente Apulisch-rotfigurige Vasen Gnathia-Vasen Apulisch-polychrome Vasen

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

124—127 128 129 130-148 149-156

Campanisch-rotfigurige Vasen Campanisches plastisches Gefäß Italische Kanne Htruskische Denkmäler Römische Denkmäler

Nr. 157 Nr. 158

Parthischer Tiergriff Stierprotome aus Stuck

Nr. 159

Fragment eines römischen Mosaiks

Farbtafel p. VI: Ar. 13

Vorwort

Als Dr. Walter Kropatscheck vor 75 Jahren geboren wurde, hatte das Museum für Kunst und Gewerbe bereits sein erstes Jubiläum hinter sich, die 25-Jahr-Feier 1902. Unter der umsichtigen Leitung des Gründers des Museums, Justus Brinckmann, war schon damals ein durchaus ansehnliches Kontingent antiker Objekte zusammengekommen, vor allem griechische Vasen, denen Brinckmann in seinem berühmt gewordenen Führer durch das Hamburgische Museum für Kunst und Geit-erbe von 1894 ein eigenes Kapitel gewidmet hat. „Die Töpferarbeiten der Länder altgriechischer Cultur sind nicht nur in ihrem bildlichen Schmuck als Quelle unserer Kenntnis der Mythologie, des Gottesdienstes und des Alltagslebens bedeutsam; in ihren Formen, deren Mannigfaltigkeit eine fast unbegrenzte ist, liefern die antiken Gefässe ein nicht minder lehrreiches Studienmaterial für die Geschichte der Kunsttöpferei." Die sich in diesen und ähnlichen Bemerkungen äußernde Liebe zur griechischen Keramik teilt Dr. Kropatscheck mit dem Gründungsheros unseres Hauses. In der Einführung zum Katalog Kunst der Antike - Schätze aus norddeutschem Privatbesitz (1977) hat er das, was ihn an den griechischen Gefäßen und ihrer Bemalung fasziniert und den Ausgangspunkt dieser Faszination anschaulich geschildert. Den ersten Erwerbungen antiker Kunst für das Museum im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts folgten noch vor der Jahrhundertwende der Ankauf eines Teiles der Privatsammlung Adami in Bari und dann Ende 1916 die Übernahme (zu einem guten Teil durch Schenkung) der Sammlung des Hamburger Kaufmanns Johannes W. F. Reimers, die sogar der Kaiser anläßlich eines Hamburg-Besuches ausdrücklich zu sehen wünschte. Nach dem 2. Weltkrieg konnte die Antikensammlung vor allem mit Hilfe der Stiftung ?ur Förderung der Hamburgischen Kunstsammlungen und der Campe'schen Historischen Kunststiftung ausgebaut und entscheidend bereichert werden. Nicht zu vergessen die hervorragenden Stiftungen der B ' A ' T Cigaretten-Fabriken GmbH. Vorzügliche Beispiele griechischer Marmorskulpturen und Bronzen, hellenistischer Goldschmuck und vorderasiatische Rollsiegel, dazu römische Porträts und insbesondere erstrangige schwarz- und rotfigurige attische Vasen haben der Museumssammlung ein neues Gesicht gegeben und wichtige Akzente gesetzt. Niemals hätte das Museum einen derart reichen Zuwachs an Kunstwerken verzeichnen können, wäre es nicht immer wieder bemüht gewesen, enge und freundschaftliche Kontakte zu Sammlern und Gönnern zu pflegen. Die Direktoren und Archäologen des Hauses standen diesen beratend zur Seite, erörterten Neuerwerbungen, vermittelten Zugang zum Kunsthandel und regten häufig auch zu mäzenatischen Taten an. Diese unserem Hause eigene und bewährte, von Justus Brinckmann eingeleitete Tradition freundschaftlicher Bande zu den am Museum und seinem Schicksal Interessierten führte zur Gründung einer selbständigen Antikenabteilung. Sondermittel des Senatsermöglichen seit 1978 die stufenweise Neugestaltung der Schausammlungen, die voraussichtlich 1981 abgeschlossen sein wird. In den vergangenen Jahren hat Dr. Kropatscheck die Geschicke der Antikenabteilung mit wachsendem Interesse verfolgt. Er war und ist ein häufiger Besucher des Museums, meinem Kollegen Wilhelm Hornbostel und dessen Vorgänger Herbert Hoffmann in langjähriger Freundschaft verbunden. Als die erste mehrerer ambitionierter Unternehmungen im Jubiläumsjahr unseres Hauses erreichte die Farbtafel p. VIII: Ar. 92

IX

Ausstellung „Kunst der Antike - Schätze aus norddeutschem Privatbesitz" 1977 Rekordbesucherzahlen, der voluminöse Katalog erlebte eine zweite Auflage. Schon damals trug eine Auswahl aus den Beständen der Sammlung Kropatscheck wesentlich zum Gelingen des Unternehmens bei. Heute hat die Sammlung (bereichert durch die Nummern 2.11.12. 59. 139 und 157 aus verwandtschaftlichem Besitz) einen Umfang und eine Qualitätsstufe erreicht, die eine eigene, ihr allein gewidmete Präsentation rechtfertigt. Damit steht sie gleichberechtigt in der Reihe jener Ausstellungen des Museums, die sich seit vielen Jahren mit den Kulturen des Altertums beschäftigen. Erinnert sei nur an: Gilgamesch (1964), Kunst aus Mesopotamien (1964/65), Ägyptische Kunst aus der Zeit des Königs Echnaton (1965), Dädalische Kunst auf Kreta im 7. Jahrhundert v. Chr. (1970), Massada (1971), Kunst der Antike - Schätze aus norddeutschem Privatbesitz (1977), Von Troja bis Amarna - The Norbert Schimmel Collection New York (1978) und Der Garten in Eden (1979). Schließlich darfauch hier schon auf das ,große' Ereignis des Jahres 1981 hingewiesen werden, die TUTANCHAMUN-Ausstellung, die ihre weiten Schatten bereits vorauswirft und zwischen Mai und Juli 1981 in unserem Hause zu sehen sein wird. Herrn Dr. Kropatscheck gebührt unser tiefer Dank für seine Bereitschaft, seine Schätze für zwei Monate der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Meinen persönlichen Dank möchte ich unserem Archäologen Wilhelm Hornbostel aussprechen, der die Last des Unternehmens zu tragen hatte. Mein herzlicher Dank gilt ferner auch seinen Mitarbeitern am Katalog und allen Kollegen, die durch Auskünfte und Hinweise das wissenschaftliche Fundament des Kataloges mit abgestützt haben. Vor allem Dietrich von Bothmer in New York und Arthur Dalc Trendall in Bundoora seien hier dankbar genannt. Nicht unerwähnt soll an dieser Stelle bleiben, daß sich Dr. Kropatscheck selbst mit eigenen Vorschlägen, Beobachtungen und Photographien an der Katalogarbeit beteiligt hat. Der Druck und die Herausgabe lagen in den bewährten Händen der Offizin Paul Härtung in Hamburg (die Herren Eduard Otto und Arno Müller haben sich dabei besondere Verdienste erworben) und des Verlages Philipp von Zabern in Mainz. Die Hamburger Sparkasse steuerte dankenswerterweise einen namhaften Druckkostenzuschuß bei. Ich hoffe, daß der Katalog zu einem Kompendium werden wird, nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, daß es möglich war, Parallelmaterial zu den Objekten der Sammlung Kropatscheck abzubilden. Dr. Kropatscheck ist Arzt, und Arzte sind erwiesenermaßen gute Sammler. Am Anfang seiner Sammlung stand freilich nicht die Antike, sondern es waren vor allem die niederländischen Maler des 17. Jahrhunderts, dazu Handzeichnungen und Druckgraphik bester Qualität von Altdorfer bis Kubin, die ihn über Jahrzehnte beschäftigt haben. Hier hat er mit Ausdauer und einfühlsamer Kennerschaft Bemerkenswertes zusammengetragen. Nun nennt er auch eine Antikensammlung sein eigen, die mit Fug und Recht zu den bedeutenden ihrer Art in Deutschland gerechnet werden darf. Vor dem sicher abwägenden und kritischen Blick des Arztes haben mehr als 150 Objekte des Altertums die Prüfung bestanden. Sie sollen in den kommenden Monaten unsere Besucher erfreuen. Im vorliegenden Katalog leben sie in der Erinnerung weiter, nachdem sie in das ,Haus am Meer' zurückgekehrt sind. Wir danken Herrn Dr. Kropatscheck für sein unbestechliches Auge, für seinen Enthusiasmus als Sammler und für seine weise Freundschaft, die er unserem Hause entgegenbringt. Axel von Saldern

Farbtafel p. X: \Jr. 115

XI

Farbtafel p. XII: Nr. 14 Farbtafel p. XIII: Nr. 148

XIII

Die Antikensammlung Walter Kropatscheck - Zur Einführun

Galt der norddeutsche Raum- selbst unter Kennern - lange Zeit als ein ,weißer Fleck' auf der Karte der Privatsammlungen antiker Kunst, s« ist diese Fehleinschätzung durch die Ausstellung „Kunst der Antike - Schätze aus norddeutschem Privatbesitz" (1977) gründlich korrigiert worden. Nicht weniger als 42 Leihgeber haben seinerzeit zum Gelingen der Ausstellung beigetragen. Einer von ihnen, Walter Kropatscheck, hatte mit einer Reihe von .gewichtigen' Leihgaben maßgeblichen Anteil am Erfolg. Diesmal wird seine Sammlung als Gesamtheit einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. Seit 1977 hat diese reichen Zuwachs erhalten, die Objekte von damals sind neu bearbeitet und zum Teil neu photographiert worden. Ein wesentlicher Unterschied zum Katalog von 1977 besteht darin, daß diesmal auch Parallel- und Ergänzungsmaterial abgebildet wird, um die Präsentation der Kropatscheck-Objekte bestmöglich abzurunden. VCir freuen uns, die Ausstellung zum 75. Geburtstag von Walter Kropatscheck als kleines Zeichen des Dankes für seine langjährige Verbundenheit mit unserem Hause zeigen zu können. Der jetzige Termin der Ausstellung bot sich auch deshalb an, weil die Sammlung nach schnellem Wachstum - äußerlich nach ihrem Umfang und inhaltlich im Zusammenhalt aller Objekte einen gewissen Abschluß erreicht hat. Es ist oft beklagt worden, daß die großen privaten Antikensammlungen des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts, die in der Zwischenzeit zum größten Teil aufgelöst bzw. in staatlichen Besitz übergegangen sind (das aktuellste Beispiel ist die Auflösung der Vasensammlung in Castle Ashby), keine Nachfolger gefunden haben. Die Sammlung Kropatscheck gehört zu den gewiß nicht sehr zahlreichen Gegenbeispielen in Deutschland in unseren Tagen, auch wenn sie mit etwas mehr als 150 Objekten nur ausschnitthaft Hindrücke aus dem Kunstschaffen der Griechen, Etrusker und Römer zu vermitteln vermag. Ungeachtet der Schwierigkeiten, die sich durch die Zufälligkeiten des Angebots und durch die begrenzten und schwankenden finanziellen Möglichkeiten ergeben, hat sich die Sammlung zu einem Ganzen entwickelt, mit klaren Schwerpunkten, um die sich herum die übrigen Objekte sinnvoll gruppieren. Sich der Grenzen privater Sammeltätigkeit bewußt bleibend, hat Walter Kropatscheck niemals auf Masse gesammelt, hat sich den Ausbau seiner Antikensammlung weder von kurzlebigen modischen Strömungen noch von Aspekten der XX'ertanla^e vorschreiben lassen. Niemals waren Überlegungen musealer Art bei seinen Erwerbungen ausschlaggebend, und doch hat seine Sammlung ohne Frage musealen Rang erreicht, eingebettet in ein häusliches Ambiente, das weit von jener „unter Glasglocken gezogenen Welt" entfernt ist, die Ernst Jünger in Das ahentenerliche Herz beschrieben hat: „Der Besuch des Museums hat immer etwas Spannendes, und oft Beängstigendes. . . . Merkwürdig ist auch das unmittelbare Nebeneinander dieser unter Glasglocken gezogenen Welt." Walter Kropatscheck gehört 7.u jenem Typus schöpferischer Sammler, dem „es weniger um die Anhäufung bewährten Kunstgutes als um die persönliche Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten künstlerischer Gestaltungskraft geht". Sammler sind gelegentlich als Egoisten beschrieben worden. Sie sind es in ihrer Mehrzahl gewiß nicht. Ihre Aktivitäten können durchaus mit denen einer öffentlichen Sammlung harmonieren und sind aus dem Blickwinkel des Museums notwendig und erwünscht, wobei der l 3 rivatsammlcr das Privileg Farbtafel p. Xl\': Ar. 119 und 121

XV

besitzt, ganz frei nach Anlage, Neigung und eigenem Geschmack entscheiden zu können. So wie Sammler den Kontakt zum Museum brauchen, sind umgekehrt auch die Museen auf die Privatsammler angewiesen. Die Beschränkung auf sich selbst bekäme keinem von beiden. Öffentliche und private Interessen, so gegensätzlich sie auf den ersten Blick auch erscheinen mögen, ergänzen sich durchaus; eine richtig verstandene Zusammenarbeit ist für beide Seiten fruchtbar. Es stimmt: „Kunst, die nur noch in Museen gesammelt und gezeigt wird, ist isoliert. Nur solange Kunst auch im Besitz eines Einzelnen bleibt, bleibt sie lebendig." Mit Leidenschaft und Geduld, mit schnellen Entscheidungen und Kenntnis geformte Privatsammlungen sind oft zu wichtigen Ergänzungen von Museumssammlungen oder geradezu zum Grundstock neuer Museen bzw. Museumsabteilungen geworden. Das überzeugendste Beispiel in jüngerer Zeit ist das Antikenmuseum in Basel. Die Antikenabteilung unseres Hauses hat ihre Konturen wesentlich durch Stiftung und Ankauf der Sammlung des Hamburger Kaufmanns Johannes W. F. Reimers bekommen. Der Sammler Kropatscheck hat von dem Privileg der freien Entscheidung, die keine Rücksicht auf Gremien und öffentliche Haushalte zu nehmen braucht, reichen Gebrauch gemacht und auf diese Weise eine Collection von sehr eigenem Charakter zusammengebracht. Wer ist dieser heatuspossidens, dieser glückliche Besitzer, dessen Sammlung unter Kennern schon seit einiger Zeit einen guten Klang hat? Vor einem Dreivierteljahrhundert geboren, aus einer Theologenfamilie stammend und mütterlicherseits der Schweiz verbunden, hat Walter Kropatscheck in Göttingen Medizin studiert und nebenher den Geist des Altertums, der dort seit altersher konzentrierter zu finden war als anderswo, in sich aufgenommen. In jene Studienjahre reicht auch sein philosophisches Interesse zurück, das ihn bis heute beschäftigt. Die großen griechischen Tragödiendichter sind ihm seit seinen Göttinger Jahren ebenso Weggefährten gewesen, wie er die Nähe zu zeitgenössischen Philosophen und den Austausch mit ihnen gesucht hat. Nach einer kurzen Zeit des Praktizierens im Barmbeker Krankenhaus in Hamburg (zusammen mit Curt Emmerich, später besser bekannt unter seinem Pseudonym Peter Bamm) ging Walter Kropatscheck 1936 als Arzt nach Helgoland, die Nähe des Meeres suchend und seitdem nicht mehr aus seiner Faszination entlassen. Diese starke Bindung an das Meer hat sein Leben so sehr geprägt, daß die Ausstellung zunächst „Thalatta" heißen sollte. Denn Thalatta, das Meer, spielte auch im Leben und Denken der Griechen eine wichtige Rolle: als wesentliche Quelle der Ernährung und als wichtigster Handelsweg, beherrscht von dem gewaltigen Poseidon und bevölkert von Nereiden und Tritonen, von Seedrachen und vielen anderen Meeresbewohnern, dazu von Delphinen und anderem Meeresgetier. Bekannt ist der erlösende Ruf der Griechen nach langem Marsch beim Anblick des Meeres in der Anabasis des Xenophon: Thalatta, Thalatta! Das Verhältnis der Griechen zum Meer war aber durchaus zwiespältig. So forderte Platon in seinem Idealstaat, „die Bürger sollten sich vom Meer fernhalten, das den Charakter verderbe, indem es die Menschen mit Handelsgeist erfülle, sie gewinnsüchtig, arglistig und unzuverlässig mache". Bedenkt man, daß ein Großteil der in dieser Ausstellung gezeigten griechischen Vasen über das Meer zur auswärtigen, vor allem etruskischen Kundschaft gebracht wurde, und bedenkt man ferner, daß ihr heutiger Besitzer als junger Schiffsarzt die Meere befahren hat und noch heute als Bewohner eines kleinen, schroffen Eilandes, in dem so mancher einen Rest des sagenumwobenen Atlantis erkennen möchte, seit eh und je enge Beziehungen zum Meer hat, so hätte der Titel „Thalatta" durchaus seine Berechtigung gehabt. Nun heißt die Ausstellung „Aus Gräbern und Heiligtümern". Damit sind stichwortartig zwei wesentliche Fundortmöglichkeiten im allgemeinen Sinne angesprochen, auch wenn für kaum eines der hier gezeigten Objekte ein gesicherter Fundort bekannt ist. Neben dem, was Farbtafel p. XVI: Nr. 158

XVII

fromme Gläubige in Heiligtümer weihten und was von der Tempelarchitektur erhalten blieb (vor allem von der tönernen Dachrandverkleidung), sind die Grabbeigaben das dominierende Fundgut. Freilich ist nicht alles, was aus Gräbern stammt, auch primär für die Gräber und den Grabkult produziert worden. So haben z.B. die griechischen Vasen (abgesehen etwa von den weißgrundigen Lekythen Nr. 78-81 und den Loutrophoren Nr. 123) zunächst ?.u Lebzeiten des Besitzers oft über Jahrzehnte und Generationen ihre Aufgabe im Haus und bei öffentlichen Festen erfüllt, ehe sie nach dem Tode des Verstorbenen mit in das Grab gegeben wurden. Seit fast 45 Jahren führt Walter Kropatscheck nun ein tätiges und zugleich auch zurückgezogenes Leben auf ,seinem' Eiland, nur unterbrochen von der Zeit der Evakuierung nach Kriegsende. Die ersten Jahre nach der Rückkehr auf die verwüstete Insel waren mit Pionierarbeiten im wahrsten Sinne des Wortes ausgefüllt. Seine Kriegserlebnisse als Arzt der Bevölkerung und der Marine und die tiefgreifenden Auswirkungen des Weltgeschehens auf den Mikrokosmos der Insel hat er in einem über Biographisches und Anekdotisches weit hinausgehenden, nachdenkenswerten Tagebuch verarbeitet, das 1972 unter dem Titel Nächte und Tage auf Helgoland erschienen ist und zwei Auflagen erlebt hat. Der Ausgangspunkt für das Sammeln war bei Walter Kropatscheck nicht das Altertum, vielmehr waren es die aktuellen Kunstströmungen seiner Jugendjahre: der deutsche Expressionismus und die naive französische Malerei. Später kamen die niederländischen Meister des 17. Jahrhunderts hinzu, von denen er u.a. köstliche Stilleben bewahrt. Sein Hauptinteresse galt dann aber über Jahrzehnte den Handzeichnungen und der Druckgraphik von Altdorfer und Dürer bis Kubin und Dix. Die Zeichnungen und Aquarelle von Alfred Kubin aus seinem Besitz sind 1977 anläßlich des 100. Geburtstages des Künstlers im Kulturhistorischen Museum in Bielefeld ge/eigt worden. Die Graphik - die Linie mit all ihren Möglichkeiten - hat dann die Verbindung zur Antike hergestellt. Als unser Sammler vor gerade zehn Jahren mehr zufällig erstmals griechische Vasen in die Hände bekam, war es eine spontane Faszination, die ihn beim Anblick der Vasenbilder ergriff, die ganz von der linearen Zeichnung her bestimmt sind. Mit den ersten kleinen Erwerbungen kam der Stein ins Rollen. Die Rückbesinnung auf die Kunst der Klassischen Antike hat bei ihm ungeheure Energien freigesetzt, die weit über das normale Interesse eines Sammlers an seinen Objekten hinausgeht.

Das dominierende Zentrum der Sammlung bilden die griechischen Vasen und unter ihnen die attischschwarz- und rotfigurigen Gefäße im besonderen. Auch wenn nicht alle Kunstlandschaften in gleichem Gewicht vertreten sind, so läßt sich doch an den ausgestellten Vasen in anschaulicher Weise die Geschichte der griechischen Keramik verfolgen, die ja in gewisser Weise auch die Geschichte und das Schicksal der griechischen Stadtstaaten spiegelt. Im 7. Jahrhundert v. Chr. haben die korinthischen Werkstätten die führende Stellung inne. Ihre exportorientierten Produkte (Nr. 27-35) sind rund um die Küsten des Mittelmeeres gehandelt worden. Im frühen 6. Jahrhundert v. Chr. beginnt dann der unaufhaltsame Aufstieg Athens (Nr. 43 ff.). Die korinthischen Vasen werden mehr und mehr zurückgedrängt, die Produktion verkümmert. Athens dominierende Rolle bleibt durch zwei Jahrhunderte unangefochten, die Qualität ihrer Vasen unerreicht. Von den frühen schwarzfigurigen Gefäßen wie der in ihrer Form wuchtig-bauchigen Lekythos des Malers von Istanbul 7314 (Nr. 43) und der Pferdekopf-Amphora (Nr. 44) bis hin zu den weißgrundigen Lekythen mit ihrer zarten, sehr empfindlichen Bemalung (Nr. 78-81) bietet die Sammlung einen guten Überblick über die einzelnen Etappen der attischen Vasenmalerei. Nur wenige Glanzpunkte seien genannt: die beiden ,tyrrhenischen' Amphoren Nr. 48 und 49, die Siana-Schale Nr. 50, die HalsamphoXVIII

ra Nr. 52, der große Trinkbecher Nr. 63, die I .ekythos Nr. 64, das Alabastron Nr. 68, die Trinkschalen Nr. 70. 72 und 76 und der Glockenkrater Nr. 84. Herausragend die Schale des Penthesilea-Malers Nr. 76, das Werk eines führenden Schalenmalers seiner Generation, dessen monumentale Bilderfindungen die fast gänzlich verlorene .große' Malerei ahnen lassen. Der Theseus-Maler mit seinem Skyphos (Nr. 63) und der Athena-Maler mit seiner Lekythos (Nr. 64) gehören zu den spätesten Vertretern des schwärzt! gurigen Stils, bei dem die figürliche und ornamentale Bemalung in schwarz brennendem Malstoff auf den Tongrund gesetzt ist. Der Wechsel zum Rotfigurigen - die figürliche und ornamentale Bemalung wird jetzt negativ ausgespart, die Binnengliederung durch gemalte Linien und nicht mehr durch Ritzungen und Deckfarben angegeben - vollzieht sich in den Jahren um 530 v. Chr., wobei manche Maler das Schwarzfigurige noch weit bis in das 5. Jahrhundert v. Chr. tradiert haben, ganz abgesehen von den Panathenäischen Preisamphoren, die aus Traditionsgründen bis ?.u ihrem Ende in hellenistischer Zeit schwarzfigurig bleiben. Die meisten der hier gezeigten attischen Vasen haben in irgendeiner Weise mit dem Gelage, dem Symposion, zu tun, sei es, daß es sich um Gefäße handelt, die beim Gelage benutzt wurden, sei es, daß die Vasenbilder Szenen aus dem Ablauf eines Gelages zeigen. Natürlich ist das künstlerisch und handwerklich feine Repräsentationsgeschirr (wie Amphoren, Kratere, Skyphoi, Kantharoi, Trinkschalen etc.) nicht tagtäglich benutzt worden, sondern nur xu bestimmten festlichen privaten oder öffentlichen Anlässen. Solche dürften im besonderem Alaße die großen Feste des Jahres für die Götter (z.B. Athena, Demeter, Dionysos, Zeus, Hera oder Apollon) oder Heroen (Theseus und Herakles) geboten haben. Im 4. Jahrhundert v. Chr. verlagert sich der Schwerpunkt der Vasenproduktion von Athen ins südliche Italien. Die lukanischen, campanischen und apulischen Werkstätten - von Griechen gegründet - treten zum Teil mit beachtlichen Leistungen hervor. In dieser Sammlung sind die Situla Nr. 115, die monumentale, makellos erhaltene Hyciria mit Ständer Nr. 116 und die Prachtschüssel Nr. 117 die herausragenden Zeugnisse der apulischen Vasenmalerei, nicht zu vergessen die reizenden kleinen Gnathia-Vasen (Nr. 118-121), benannt nach einem wichtigen Fundort, und die prachtvoll polychrom bemalte und erhaltene Pyxis (Nr. i23), die zusammen mit den beiden Loutrophoren wahrscheinlich aus Canosa stammt. Die Größe und Prunkhaftigkeit der Gefäße des 4. Jahrhunderts v. Chr. nimmt in Unteritalien und Sizilien zum Teil beträchtliche Ausmaße an. Das geht soweit, daß es sich oft nur noch um ,Scheingefäße' handelt, die im Alltagsleben kaum oder gar nicht mehr verwendungsfähig wären. Im Gegensatz zum griechischen Mutterland sind besonders in der Magna Graecia, in Unteritalien und Sizilien, viele Gefäße der üblichen Form von Anfang an ausschließlich für das Grab bzw. den Grabkult vorgesehen gewesen (vgl. z.B. die beiden Loutrophoren Nr. 123 und die Omphalos-Schale Nr. 122). Griechische Keramik war bis in hellenistische Zeit hinein ein gut gehender Exportartikel. Vielfach wird freilich für die Kunden in den fernen Ländern mehr der Inhalt, etwa das Öl, als die Verpackung von Interesse gewesen sein. Die Bemalung eines Gefäßes mag wohl im Sinne eines werbenden Bildes in diesen Fällen ein zusätzlicher Kaufanreiz gewesen sein. In diesem Zusammenhang dürfen auch die beiden plastischen rhodischen Gefäße Nr. 22 und 23 und der kleine An ballos in Form eines Herakleskopfes mit Löwenfell aus Naukratis (Nr. 24) genannt werden. Über das zentrale Lieblingsgebiet des Sammlers hinaus gehen Ankäufe, die der Sammlung sowohl zeitlich als auch inhaltlich einen weiteren Rahmen geben. Von der kretischen Doppelaxt des frühen 2. Jahrtausends v. Chr. (Nr. 1) bis hin zum Mosaikfragment der späteren Kaiserzeit (Nr. 159) werden über einen Zeitraum von etwa 2000 Jahren verschiedene Kulturen und Denkmälergattungen überXIX

spannt, wobei - nicht nur aus dem Blickwinkel der Vasen und ihrer Bemalung heraus - Griechenland und die griechisch geprägten Regionen Unteritaliens und Siziliens immer im Mittelpunkt geblieben sind. Es sei hier nur auf die Bronzegefäße Nr. 92. 94 und 98 verwiesen. Bei aller Konzentration auf das Griechische sind aber die Randgebiete nicht vergessen worden. Man vergleiche den bronzenen Kandelaber Nr. 17 und die beiden prächtigen phrygischen Bronzegefäße Nr. 11 und 12. Als ,phrygisch' sind auch die beiden Rhyta Nr. 13 und 14 bezeichnet worden, Glanzpunkte polychromer Keramik. Auch unter den etruskischen Denkmälern (Nr. 130-148) stehen - wie nicht anders zu erwarten - die Vasen im Vordergrund. Besonders zu erwähnen sind die beiden ,pontischen' Gefäße Nr. 133 und 134 und der Kyathos und die Hydria des Micali-Malers (Nr. 136 und 137). Bezeichnenderweise ist der Umfang der Sammlung dort, wo es Vasenmalerei im griechischen Sinne nicht gibt, gering geblieben. Gemeint ist die Kultur Roms und seines weit ausgreifenden Weltreiches (Nr. 149-156.159). Hier sind nur wenige Denkmäler zusammengekommen, die freilich auch ihre Reize und ihren Anspruch haben. Hervorgehoben seien der ausdrucksvolle Porträtkopf eines Mannes (Nr. 149) und der Bronzespiegel des 2. Jahrhunderts n. Chr. (Nr. 155), dessen Bedeutung u.a. auch darin besteht, daß von ihm eine ,Doublette' im Archäologischen Museum von Istanbul aufbewahrt wird. Das retrospektive und repräsentative Element der römischen Kunst ist nicht die Sache unseres Sammlers. Hieraus erklärt sich auch zu einem Teil der Verzicht auf großformatige Marmorarbeiten, in denen sich das kaiserzeitliche Kunstverständnis so nachdrücklich manifestiert.

Berthold Brecht hat einmal das Museum als einen Ort charakterisiert, „wo nebst Bildern gehauene Steine und morscher Tand ausgestellt wird", betreut von „Leuten, die fern von jeder Politik im Museum hausen". In einer Zeit der Hochkonjunktur des Museumswesens, in einer Zeit von Antikenausstellungen mit Besucherzahlen in Millionenhöhe scheint die Wirklichkeit weiter denn je von dem hohnvollen Verdammungsurteil entfernt 7,u sein. Daß dies so ist, darf zu einem guten Teil auch auf dem Konto jener Ausstellungen verbucht werden, in denen Privatsammler ihre Schätze ,veröffentlicht' haben. In diesem Zusammenhang wird sich mancher Hamburger an die Norbert Schimmel-Ausstellung von 1978 erinnern. Solche Ausstellungen kommen nur auf der Basis von Vertrauen und gegenseitigem Verständnis zustande. Aber wie sagte schon Walter Kropatscheck in seinem Buch Nächte und Tage auf Helgoland: „Vertrauen ist die bequemste Art des Umgangs zwischen den Menschen." Wilhelm Hornbostel

XX

Hinweise zum Katalog

Alle Maßnahmen verstehen sich in cm. In den bibliographischen Nachweisen sind ältere Behandlungen und Erwähnungen von Objekten der Sammlung Kropatscheck nicht erfaßt. Sie sind im Katalog Hamburg ( — Kunst der .-\ntike - Schätze ans norddeutschem Privatbesitz, Ausstellung Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe 21. 1.-6.3. 1977) zu finden. Die Anmerkungen zu den einzelnen Nummern des Katalogs sind ausführlich gehalten, um dem interessierten Leser eine möglichst breite Grundlage für weitere Studien zu geben. Während des Druckes erschien der schöne Katalog der Vasenausstellung: Greek l rase-Paintingin .Midwestern Collections, Ausstellung Chicago, The Art Institute of Chicago 22.12.1979—24. 2.1980. [.eider war es nicht mehr möglich, die jeweiligen Hinweise an den entsprechenden Stellen zu geben. Hier nur wenige Querverweise: Zu den Darstellungen auf der spätkorinthischen Halsamphora Nr. 33 vgl. den Stangenhenkelkrater in Detroit: Greek I 'ase-Painting Nr. 16; zur Pferdekopf-Amphora Nr. 44 vgl. das Pendant mit ausgefallener Bemalung in Bloomington: Greek [ 'ase-Painting Nr. 29; zur Komasten-Schale des FalmouthMalers Nr. 45 vgl. das Exemplar des KY-Malcrs in Madison: Greek \''ase-Painting Nr. 24; zu den .tyrrhenischen' Amphoren Nr. 48/49 vgl. Greek. Vase-Painting Nr. 25; zur Lekythos des Diosphos-Malers in Six-Technik Nr. 66 vgl. die prachtvolle Lekythos: Greek \ 'ase-PaintingNr. 83; zum Alabastron aus der Gruppe der Paidikos-Alabastra Nr. 68 vgl.: Greek. Vase-PaintingNt. 89; zur Schale des Erzgießerei-Malers Nr. 70 vgl. die Schale in Toledo: Greek I 'ase-Painting Nr. 101; zur Schale des Penthesilea-Malers Nr. 76 vgl. die Schale des Malers in Madison: Greek Vase-Paintin^ Nr. 110; /ur I.ekanis Nr. 75 vgl. das aufwendiger bemalte Pendant m Chicago Nr. 121; zur apuhschen Hydria mit Ständer Nr. 116 vgl. die schwarzfigurige Spitzamphora mit Ständer in Toledo: Greek \fase-Paintmg Nr. 73/74. Nähere Angaben zu den abgebildeten Parallelen lassen sich leicht mit Hilfe der Anmerkungen finden. Die Abkürzungen sind folgendermaßen aufzulösen: AA. AAA. ABI7. A et a Ar eh. A]A. AM. An/K. ArchClass. ARl'.2 ASAtene BAntHeschav. BC //. BICS. B Jh. Boardman, .VI 'A. Brommer, Vasenlisten* BSA. BWPr. Comstock - Vermeule C\/A. Haspels Heibig 4

. Archäologischer Anzeiger .Athens Annals öl Archaeoiagy J.D. Beazley, Attic Black-figure \ 'ase-pamters (1956) Acta Archaeologica American Journal of Archaeoloty Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts. Athenische Abteilung Antike Kirnst Archeologict Classicu J.D. Beazley, Atlic Red-figure I 'ase-painters2 (1963) Annuario della Sciiola Archeologica di Atem Bulletin van de l'^ereeniging tot Berordertng der Kenias ran de .^ntieke Rescbaving te 's Gravenhage Bulletin de C^orrespondance Helleniqite Bulletin of the Institute of Glassical Studies, [~nirersity of London Bontier jährlicher }. Boardman, Sclnrarzßgurige I 'äsen aus .Athen (1977) F. Brommer, l'asenlisten zur griechischen l leidensage* (1973) Atmual of the British School af .Athens Winckelmannsprogratnm der .Archäologischen Gesellschaft zu Berlin M. Comstock - C. Vermeule, Greek, Ii.trus.can and Roman Bronzes in the Museum of Fine Arts Boston (1971) (Corpus \^asorum Antuiuorum C.H.E. Haspels, Attic Black-I'igured Lekythoi (1936) W. Heibig, r'ührer durch die öffentlichen Sammlungen klassischer .Altertümer in Rom, 4. Auflage

XXI

Higgins, Terracottas Ist Mitt. JbZMus.Mainz Jdl. JHS. Katalog Hamburg Lohmann, Grabniäler MarbW-'Pr. Mel. Mon.Ant. Müjb. X.S'f. ÖJ/j. Paralipomena R A. RAC. RI-. RIA. RM. Röscher, ML. Stl:tr.

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R. A. Higgins, (.atalogiie oj /he Terracottas in the Department of Greek. and Rom ein Antiquitics, British Museum I-II (1954-1959) Ist animier . Witleihmptn Jahrbuch des Römisch-Germanischen /.entrahniiseiims. Mainz Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts The Journal of Hellenic Stitdies Wilhelm Hornbostel und Mitarbeiter, Kunst der .-\ntike - Schatze ans norddeutschem Privatbesitz, Ausstellung Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe, 21. 1. 6. 3. 1977 H. Lohmann, Grabrnäler auj unteritalischen \\isen (1979) Marbiirger Witicke lmann-Program w Melanges d'Archeologie et d'llistoire Monumenti Antichi Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst Xotizie degli Scavi di Antichita Jahreshefte des Österreichischen .Archäologischen Instituts m \\"ien J.D. Beazley, Paralipomena (1971) Revue Archeologicjue Reallexikon für Antike und C-hrisfenfiim Paulys Realencychpädie der elastischen Alterti/msn isseiisthajl Rivisla deir Istituto A azionale d' -\ rcheologia e S taria fiel/'. \ rte Mitteilungen des Deutschen .Archäologischen Instituts. Römische Abteilung \X . H. Röscher, .Ausführliches l .exikon der griechischen und römischen Mythologie Studi litruschi

Katalog

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Doppelaxt

Kretisch, mittelminoisch, 1. Hälfte 2. Jt. v. Chr. I.. 21,9, Br. Schneiden 6,5 bzw. 6,6. Bronze. Mittelgrüne, etwas fleckige Patina, geringe Reste von Erdablagerung und zahlreiche Kratzspuren.

Unter den Symbolen der kretisch-mykenischen Religion zählen die Doppeläxte und die sog. Heiligen Hörner zu den verbreitesten. Die Interpretation ist nicht immer problemlos. S. Marinatos hat betont, daß Doppeläxte und Heilige Hörner „sowohl die Gottheit selbst wie auch - und das häufiger - die Heiligkeit eines Ortes bestimmen". Auf Kreta tritt die Doppelaxt schon in der Frühzeit in kultischer Verwendung in Erscheinung. In der Höhle von Arkalochori in Mittelkreta, die wohl eher als Kulthöhle denn als Werkstatt anzusprechen ist, haben sich neben zahlreichen Bronzeschwertern und -dolchen hundert Doppeläxte

gefunden. Hinzu kommen 26 Doppeläxte aus Gold und einige aus Silber. Bei der vorliegenden Doppelaxt, die zum Schaftloch hin leicht kurvig eingezogen ist, begleiten jeweils vier Rillen beidseitig die Langseitenkontur. Das Schaftloch ist oval, nach H.-G. Buchholz ein Indiz für ein relativ spätes Entstehungsdatum. Die Schneiden wirken durch die Abschrägung wie geschärft, sind aber in ihrem heutigen Zustand stumpf.

H.-G. Buchholz, dem für Hinweise sehr zu danken ist, bezeichnet diese Doppelaxt als ein „schönes, seltenes Exemplar der Gattung". Grundlegend seine Arbeit: Zur Herkunft der kretischen Doppelaxt (1959). - Zu den Doppeläxten aus der Höhle von Arkalochori vgl. zuletzt: E. L. Tyree, Cretan SacredCaves: Archaeological Evidence, Diss. Columbia, University of Missouri 1974 (1975) 306. - Zur Form vgl. zwei spätere Exemplare (1200-1100 v.Chr.): Comstock - Vermeide Nr. 538; Kunstwerke der Antike, Münzen und Medaillen A. G., Basel, Auktion 51, 14./15.3.1975, Nr. 54. l

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Kanne

Urartäisch, 8.-7. Jh. v. Chr. H. ohne Henkel 22,3, Dm. Boden 5,5. Bronze. Dunkelgrün, etwas fleckig patiniert. Im unteren Teil eine kleinere Ausdellung.

Assyrien und Urartu zählten in der l. Hälfte des 1. Jahrtausends v.Chr. zu den dominierenden Mächten Vorderasiens. Die assyrischen Quellen nennen mit dem Namen Urartu einen Staat, der sich gegen die Mitte des 9. Jhs. in der Berglandschaft nördlich von Mesopotamien, rund um den Van-See, gebildet hat. Seit der Vereinigung verschiedener Fürstentümer unter dem König Aramu (ca. 860 - ca. 840 v. Chr.) lag das urartäische Reich in kriegerischen Auseinandersetzungen mit Assyrien. Die fortwährenden Kämpfe haben sich bis in das 7. Jh. hingezogen. Für das Jahr 655/4 und 639 (?) wissen wir von zwei Gesandtschaften, die die

urartäischen Könige an Assurbanipal, den assyrischen König, schickten. Das Ende des urartäischen Reiches besiegelten Meder und Skythen im frühen 6. Jh. v. Chr. Berühmt ist das urartäische Bronzehandwerk, das bis nach Griechenland gewirkt hat. Urartäische Kessel, z. T. mit Tierprotomenbesatz, und Kannen, Gürtel und Dreifüße, Spiegel und anderes Gerät sind imponierende Zeugen für den hohen Stand eines Zweiges des urartäischen Kunsthandwerks. Von den ungeheuren Mengen an Geräten, Statuetten und Waffen aus Kupfer und Bronze, von denen in den schriftlichen Quellen die Rede ist, hat sich vergleichsweise wenig erhalten. Diese Feststellung gilt auch für die Bronzekannen, die hier durch ein schönes Exemplar vertreten sind. Keramik-Imitationen bezeugen die Beliebtheit des Typus. Von der Standfläche aus entwickelt sich der Gefäßkörper in ausladendem Schwung nach oben, am Übergang zur Halspartie sitzt ein gliederndes Profil. Der Hals ist in der Mitte eingeschnürt und erweitert sich zur Mündung hin glockenförmig. Der dreifach geriefelte Henkel ist oben und unten mit Nieten an der Gefäßwand befestigt. Unterhalb der Mündung außen sind Zeichen eingraviert ( ^^^^), zu denen dankenswerter Weise St. Kroll (München) folgenden Kommentar gegeben hat: „Bei beiden Zeichen handelt es sich um urartäische Hieroglyphen, von denen bisher etwa hundert bekannt sind, die man aber bisher noch nicht lesen kann. Das linke Zeichen kommt als Teil einer längeren Inschrift aus solchen Hieroglyphen auf einer urartäischen Votivplakette der Sammlung Budin vor (publiziert von R. D. Barnett in Anatolian Studies presented to H. G. Güterbock [1974] 43 ff. mit einer Liste der bisher bekannten, aber noch nicht lesbaren Zeichen). - Das rechte Zeichen ist ganz klar die Darstellung eines Pfluges, in dem genannten Aufsatz von Barnett noch nicht vorhanden, jedoch aus der mesopotamischen Kunst als Göttersymbol aus älterer Zeit für den ,Gott im Boot'

und auch den Gott Ningirsu (Stadtgott von Girsu) bekannt. Man nimmt jedoch aufgrund von derartigen Darstellungen in Assyrien im l. Jahrtausend an, daß dieses Zeichen dann eventuell schon Hieroglyphe bzw. Kryptogramm geworden ist. Im urartäischen Bereich ist der Pflug bisher erst einmal belegt auf der Wangenklappe eines Helmes: P. Calmeyer in Urartu. Ein wiederentdeckter Rivale Assyriens, Ausstellung München, Prähistorische Staatssammlung — Museum für Vor- und Frühgeschichte 8.9.-S. 12.1976, 52 Abb. 46. Vgl. eine Bronzekanne gleicher Form: Ta^yürek, Türk Arkeoloß Dergisi 23 II, 1976, 108 Nr. 12 Abb. 17a/b (die Mündung weicht geringfügig ab). Zu einer Eisenkanne siehe: Urartu. Ein wiederentdeckter Rivale Assyriens a. O. 85 Nr. 249, Abb. 67 auf S. 88. - Zu Imitationen aus rotpoliertem Ton: G. R. Meyer, Altorientalische Denkmäler im Vorderasiatischen Museum zu Berlin (1965) 28 Abb. 138; B.B. Piotrovskij, // regno di Van, Urartu (1966) 273 Abb. 51; Urartu. Ein mederent-

deckter Rivale Assyriens a. O. 73 Nr. 84 Taf. l. Siehe jetzt auch B. Ögün in The Proceedings ofthe IXth International Congress of Classical Archaeology Ankara-Izmir I, 23.-30.9.1973 (1978) 61 ff. Taf. 30,12. - Zur urartäischen Metallurgie: Piotrovskij ä.O. 237ff. und M. N. van hoon, Urartian Art (1966) 80ff., bes. 103ff. (Bronzegefäße). - Zu den in jüngster Zeit besonders bekannt gewordenen Bronzegürteln vgl. zuletzt Kendall, Boston Museum Bulletin 75, 1977, 27ff. - Instruktive Einführungen in die Geschichte, Kunst und Kultur von Urartu in dem Katalog der Münchner Urartu-Ausstellung.

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Schale

Urartäisch, späteres 8.-7. Jh. v.Chr. H. 3-3,7, Dm. 13,8. Silber. Gereinigt, drei Risse an den Rippen geflickt. Sonst tadellos erhalten.

Silber muß als Verarbeitungsmaterial innerhalb des urartäischen Kunsthandwerks eine bedeutende Rolle gespielt haben, auch wenn der erhal-

tene Denkmälerbestand davon kaum mehr etwas ahnen läßt. Als der assyrische König Sargonll. 714 v. Chr. in seinem Feldzug gegen den urartäischen König Rusa I. (ca. 730-714/3 v. Chr.) nach Musasir zog, um gegen den von ihm abgefallenen und auf die Seite Rusas getretenen Herrscher Urzana vorzugehen, fielen ihm bei der Plünderung des Palastes des Urzanas unermeßliche Schätze in die Hände. Die assyrischen Quellen berichten von geradezu märchenhaften Beständen an Silber, sowohl in verarbeitetem als auch unverarbeitetem Zustand. Allein mehrere Tonnen unbearbeiteten Silbers fanden sich in der Schatzkammer des Palastes. Daneben Silberschälen mit dem Namen Rusas, Schalen mit goldenen Henkeln und Kästchen, ferner silberne Speere und Pfeile mit goldener Dekoration und große Silberschilde, dazu Opferkessel, Dreifüße, Granatäpfel, Standarten, Zepter und vielerlei andere Dinge, alles aus Silber und in großen Stückzahlen. Die erhaltenen Denkmäler geben davon nur einenmatten Abglanz, während urartäischeBronzeobjekte (vgl. Nr. 2) bekanntlich in entschieden reicherer Fülle auf uns gekommen sind. Innerhalb der kleinen Gruppe urartäischer Silberschalen kommt diesem Exemplar ein besonderer Rang zu. Es handelt sich um eine niedrige, dickwandig getriebene Schale mit flachem Boden und einer senkrechten, undekorierten Randzone. Der Dekor besteht aus 36 Buckelrippen, die sternförmig vom kreisförmigen Zentrum ausgehen und durch Bögen umrandet sind. In der Mitte der Unterseite ein Zentrierungspunkt, zugleich Schnittpunkt eines Fadenkreuzes. Zu den urartäischen Silberarbeiten, der Herkunft des Materials und den literarischen Quellen siehe M. N. van I.oon, Urartian Art(1966) 125ff. -Speziellzu den Silberschalen mit ihrem charakteristischen Profil und Dekor vgl. zwei Kxemplare im Museum von Adana: Ta^yürek, Türk. Arkeolo/i Dergisi 23 II, 1976, 107 Nr. 1/2 Abb. 6/7. Sie sollen angeblich zusammen mit urartäischen Bronzen gefunden worden sein, deren Inschriften Sarduri, Sohn des Argisti, nennen. Sarduri II. (ca. 760—ca. 730 v.Chr.). Auf dieser Angabe basiert das

oben vorgeschlagene Entstehungsdatum dieser Schale. Eine vom Dekor her sehr ähnliche, in Formdetails aber abweichende Schale ehemals im Kunsthandel: Auktion Christie's, London 21.11.1978, Nr. 111 Taf. 12. Vgl. auch Auktion Christie's, New York 25.1.1979, Nr. 94. - Zum Feldzug Sargon II. gegen Rusa I. und Urzana siehe M. Wäfler in f 'rartu. Fiin n'iederenldeckter Rivale Assyriens, Ausstellung München, Prähistorische Staatssammlung - Museum für Vor- und Frühgeschichte S.9.-5.12.1976, 20f. Publiziert: H. Termer, Kunst der Antike, Ausstellung Galerie Neuendorf, Hamburg 22.11.-20.12.1978, Nr. 80.

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Schöpfer mit Kalbskopf

Achaimenidisch, spätes 5.-frühes 4. Jh. v. Chr. L. 20,5, Dm. Schälchen 5. Silber. Bruchstelle auf Höhe des Tiermaules. Oxydationsnarben, sonst intakt.

Schöpfkellen, wie die vorliegende, gehörten zur Ausstattung kostbaren achaimenidischen Tafelgeschirrs. Gleichartige, gegossene Schöpfer sind zusammen mit Silberschalen und -kannen geborgen worden. Sie werden charakterisiert durch den langen Stiel mit dem im rechten Winkel dazu angebrachten kleinen Becken und dem oben kreisförmig eingerollten Haltegriff, der — wie auch sonst überliefert (z. B. durch Exemplare aus Sardis und Tralles) - in einem Kalbskopf endet, eine auch an anderen Geräten bzw. Gefäßen vorkommende Verzierung. Die Datierung des Typus der Schöpfkelle basiert auf der Untersuchung größerer Fundkomplexe, dazu auf Reliefdarstellungen und stilistischen Beobachtungen, die aber einen gewissen Spielraum zulassen. Die Kalbskopfendungen der goldenen Armreifen aus dem Palast von Vouni auf Zypern (380 v. Chr. zerstört) verweisen das hier gezeigte Exemplar in die Jahrzehnte um 400 v. Chr. Es soll zu einem Fund achaimenidischen Silbergeräts gehören, aus dem zwei Kännchen in den Besitz der Staatlichen Museen Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Antikenmuseum gelangt sind.

Zu achaimenidischen Edelmetallarbeiten siehe Amandry, AntK. l, 1958, 9ff., dort auch Hinweise zur Verbreitung des Kalbskopfdekors. Vgl. ferner denselben in CollectionH. Stafhatos III (1963) 262ff. Nr. 176. Dort wird ausgehend von dem Kalbskopfgriffeiner Silberkanne das einschlägige Material behandelt. - Zu Armreifen mit Kalbskopfendungen aus Edelmetall vgl: The Swedish Cyprus Expedition III (1937) 238 Nr. 292g Taf. 91; Antike Kunstwerke, Ars Antiqua AG, Auktion II, Luzern 14.5.1960, Nr. 170; Werke antiker Goldschmiedekunst, Münzen und Medaillen A.G., Basel, Sonderliste M (Sept. 1970) Nr. 88; Ancient Art, R.J. Myers, Myers/Adams Auction 8, New York 10.10.1974, Nr. 82/83. - Zu den Schöpfkellen vgl. zuletzt: Galling, Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 86, 1970, 6 ff. mit Anm. 52; Von Troja bis Amarna. The Norbert Schimmel Collection, Nein York, Ausstellung München 1978/79, Nr. 181 a des Beiblattes zum Katalog; Maaß, Muß. 30,1979, 213 mit Abb. 6. Bei einem Silberschöpfer im Besitz von Dr. E. Borowski (Basel) ist der Haltegriff oben durchbrochen und mit zwei (sich anschauenden) Kalbsköpfen geschmückt. - Zu einem Bronzespiegel aus Sardis, dessen Griff in einem Kalbskopf endet: A. Oliver Jr. in Studiespresented to G. M. A. Hanfmann (1971) 113ff., bes. 117. Publiziert: Katalog Hamburg Nr. 416.

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Schale

Achaimenidisch, spätes 5.-frühes 4. Jh. v. Chr. H. 5,7, Dm. Mündung 13,3. Bronze. Mittel- bis dunkelgrüne Patina. Intakt.

Innerhalb der achaimenidischen Toreutik rangieren — wie auch anderenorts — die Edelmetallgefäße an erster Stelle. Berühmt sind etwa die achaimenidischen Silberrhyta, kostbare Zeugnisse für den hohen Stand des toreutischen Handwerks und den Reichtum einer höfischen Gesellschaftsschicht. Auch wenn die schlichte Bronzeschale aus der Zeit Dareios II. (423-404 v. Chr.) oder Artaxerxes II. (404-359 v. Chr.) vom Material her nicht mit den hochwertigen Edelmetallgefäßen konkurrieren kann, so kommt ihr aufgrund der begrenzten Überlieferung doch eine gewisse Bedeutung zu. Die Schale bzw. der Becher ist in Form einer Halbkugel relativ dickwandig gegos-

sen. Im Zentrum der Außenseite sitzt eine 17blättrige, von einem Ring eingefaßte Rosette, daran schließt sich der zungenförmige Hauptdekor an, der oben am Rand von zwei Wulstringen begrenzt wird. Silberbecher überliefern eine gleichartige Gliederung der Außenwand.

Silberschale, achaimenidisch. Brooklyn, The Brooklyn Museum, Charles Edwin Wilbour Fund (54.50.37)

Unter den Bronzeparallelen steht eine Schale ehemals im Züricher Kunsthändel besonders nahe, die aus einem größeren Fundkomplex achaimenidischer Bronzegefäße stammt. Dieser „enthält eine wahre Mustersammlung achämenidischer Formen und ist besonders deswegen interessant, weil er zeigt, welche Vielfalt von Typen nebeneinander vorkommen. Er enthält acht Filialen, eine Büchse mit horizontal drehbarem Deckel und zwei Becher verschiedener Form: einen mit abgesetztem Mündungsrand und einem horizontal unter der Lippe verlaufenden eingravierten Muster aus Lotosblüten und Knospen über einer horizontalen Riefelung

und den erwähnten Becher mit vertikalen Zungen und ohne betonte Mündung." (B. Segall, Tradition und Neuschöpfung in der frühalexandrinischen Kleinkunst, 119./120. BWPr. 1966, 9f. mit Abb. 2). Vgl. dazu eine der- Silberschalen aus Teil elMaskhuta (Ägypten) in Brooklyn, The Brooklyn Museum, die A. Oliver Jr. in das frühe 4. Jh. v. Chr. datiert: Silverfor the Gods. 800 Years of Greek and Roman Silver, Ausstellung 1977/78, Nr. 7. Die Schale mit einer l öblättrigen Rosette auf der Unterseite gehört zu einem Hortfund persischer Silbergefäße, der u. a. auch attische Tetradrachmen der Zeit um 400 v. Chr. enthielt (nähere Angaben sind der bei Oliver Jr. zitierten Literatur zu entnehmen). Der Fundort in einem Tempelbezirk läßt auf eine kultische Verwendung der Schale schließen, die - ungeachtet des Materials - auch für das Bronzeexemplar angenommen werden kann. - Das achaimenidische Zungenmuster begegnet auch noch in hellenistischer Zeit. B. Segall hat geradezu betont: „Achämenidische und hellenistische Becher sind manchmal so ähnlich, daß sie verwechselt werden können" (Segall a. O. 9). Vgl. dazu eine Silberschale, angeblich aus Uschak, ehemals im Kunsthandel, die in Form und Dekor der hier gezeigten sehr verwandt ist. Sie wird im Katalog (zu Recht?) in hellenistische Zeit datiert: Auktion Sotheby's, London 12.6.1967, Nr. 167. Publiziert: Katalog Hamburg Nr. 61.

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Gefäß in Tierform

Kyprisch-geometrisch, 9.-8. Jh. v. Chr. H. mit Henkel 16,8. L. mit Ein- und Ausguß 17,2. Rötlicher Ton mit hellem Überzug; matter, mittel- bis dunkelbrauner Firnis. Bis auf einen längeren horizontalen Sprung intakt.

Die kyprisch-geometrische Epoche reicht von etwa 1050 bis gegen 700 v. Chr. und wird in drei Phasen unterteilt (I-III). Dieses Gefäß in Gestalt eines Tieres gehört in die Phase III, die zwischen 850 und 700 v. Chr. angesetzt wird. Dabei ist der Grad der Abstraktion relativ groß. Andere Askoi derselben Zeitstufe halten sich stärker an die vorgegebene Tierform. Der Boden des kugeligen Körpers ist zu einer Standfläche abgeflacht. Der tüllenförmige Einguß — mit zwei Ringen verziert — sitzt hinten.

darunter der stummelartige Schwanz. Vorne der Ausguß in Gestalt eines geöffneten Tiermaules, um den Hals vier Ringe. Auf beiden Seiten des Körpers ein identisches geometrisches Muster, bestehend aus gegitterten Rauten und Dreiecken. Oben jeweils zwei giebelförmige Elemente mit Kreis und Punkt im Zentrum. Der Bügelhenkel ist asymmetrisch nach hinten fallend gebildet.

Vgl. E. Gjerstad, The Swedish Cyprus Expedition IV 2 (1948) Tafel. 24,3 (Bichrome III Ware; Animal-Shaped Vase). - Zu kypro-geometrischen und -archaischen plastischen Gefäßen vgl. Pieridou, Report of the Department of Antiquities, Cyprus, 1970, 92 ff. Taf. 13-17.

IV - Kannen' des 7. Jhs. v. Chr. Die Binnengliederung des stilisierten Vogels in Form von gegeneinander versetzten Strichgruppen. Der birnenförmige Gefäßkörper mit kleiner Standfläche geht ohne Absatz in die Kleeblattmündung über. Links und rechts vom mittleren Ausguß je ein ,apotropäisches' Auge. Die Bedeutung der Darstellung ist noch nicht sicher geklärt. Es wurde vermutet, daß es sich „um einen einer Gottheit zugeordneten Vogel" handelt. Vgl. die Literaturzusammenstellung zu den kyprischen ,Vogelkannen' bei Hornbostel, Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen 19, 1974,162. Vgl. dazu auch Peltenburg- Karageorghis, Report ofthe Department of Antiquities, Cyprus, 1976, Taf. 17,8 und 18,1. - Zu den Augen vgl. auch die ,pontische' Kanne Nr. 134.

Gefäß in Tierform Kyprisch-geometrisch, 9.-8. Jh. v. Chr. H. mit Henkel 16,5, L. mit Ein- und Ausguß 19,7. Rötlicher Ton mit hellem Überzug; matter, dunkelbrauner Firnis. Henkel gebrochen, sonst intakt.

Die Gefäßform entspricht weitgehend Nr. 6. Der Körper ist weniger kugelig und der Boden noch stärker abgeflacht. Die Biegung des Henkels ist asymmetrisch nach vorne zum Ausguß hin verschoben. Ein- und Ausguß ähnlich wie bei Nr. 6 gebildet. Auf beiden Seiten des Bauches identische Ornamentmuster aus gegitterten Rauten und gestreiften Dreiecken. Zwischen den beiden giebelförmigen Dreiecken oben Punkt und Kreis. Vgl. die Literatur zu Nr. 6.

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Kanne

Kyprisch-archaisch, 7. Jh. v. Chr. H. mit Henkel 17,4 (ohne 16,3). Rötlich-brauner Ton; dunkelbrauner Firnis. Intakt.

Vögel wie auf dieser Kanne gehören zu den beliebten Motiven auf den kyprischen ,Bichrome

Pferde bzw. Pferdegespanne gehören zu den bei kyprischen Koroplasten und ihrer Kundschaft beliebten Themen. Prächtig bemalte Reiter und Viergespanne mit Wagenlenkern und Kriegern finden sich schon im 7. Jh. v. Chr. Möglicherweise gehörte auch diese Pferdestatuette auf unregelmäßiger Standplatte zu einem Viergespann (als Votivgabe in ein Heiligtum geweiht), aber auch ein Einzelpferd wäre denkbar. Die Polychromie ist restlos verschwunden. Vgl. die Parallelen bei J. H. Young S. H. Young, Terracotta Figurines from Kourion in Cyprus (1955). Publiziert: Katalog Hamburg Nr. 122.

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Pferdestatuette

Kyprisch, 4. Jh. v.Chr. H. 16. Ziegelroter Ton mit grauweißlichem Überzug. Die Spitzen der Ohren abgebrochen.

Die kyprische Koroplastik ist ebenso umfangreich wie traditionsverhaftet. Die Fülle des Materials ermöglicht einen guten Überblick über die Produktion seit dem frühen 1. Jahrtausend v. Chr. bis in die Spätzeit. Eine Differenzierung zwischen verschiedenen lokalen Werkstätten, von deren Existenz gewiß ausgegangen werden darf, ist weniger einfach als in Griechenland, weil sich die Technik des Handmodellierens auf Zypern sehr viel länger gehalten hat als anderswo. Mit Negativformen zu arbeiten, setzt sich auf der Insel erst mit Verzögerung durch. Selbst spätere Arbeiten, die aus Matrizen gedrückt sind, wirken oft wie handgeformt. Hier ist also ein gewisser Grad an .Provinzialismus', sowohl im Künstlerischen als auch im Handwerklichen, nicht zu übersehen, der u. a. auch in der Insellage seine Begründung haben dürfte.

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Pferd mit Reiter

Kyprisch, spätes 4. Jh. v. Chr. H. 14, Dm. Schild 6,5. Rötlichbrauner Ton mit einem dünnen Überzug. Der Schild vorderseitig gereinigt. Vom Pferd erhalten Rumpf mit Hals und einem Ohr, vom Reiter fehlen die Unterschenkel und der rechte Arm.

Berittene Krieger durchziehen seit früher Zeit das Repertoire kyprischer Koroplasten, ein sicherer Anhalt für die Bedeutung des Reiterwesens auf der Insel. Dieser Reiter sitzt in Angriffsstellung mit erhobener Rechten und Schild in der Linken auf seinem Pferd. Ein Gorgoneion als Schildzeichen. Auf dem Kopf trägt er einen Helm aus Leder oder Bronze (sog. phrygischer Typus) mit breiter Krempe, nach vorn gekippter Spitze und Kinnriemen. Die Gruppe ist aus verschiedenen Einzelmatrizen geformt, Details sind freihändig anmodelliert. Vgl. J.H. Young - S. H. Young, f:igurines fror» Kourion in Cjprus (1955) 106 Nr. 2214 Taf. 33: „Horse (type 57) and rider (Heimet B); on left arm, shield cast from shield mold 3, to which is added a central boss; in upraised right hand, a round stone." - Zu den Schild-Typen siehe ebendort 211 ff. 214 (Mold 3). - Zum „headdress" siehe ebendort 205 (A). Zur Datierung von Mold 14, aus der der vorliegende Gesichtstypus stammt, siehe ebendort 105 f. 78 („340-330B. C"). - Zum Helmtypus vgl. Comstock - Vermeule Nr. 589 A. Weitere Bemerkungen dazu von H. P. Laubscher in der Festschrift für R. Hampe (im Druck). Ein neues Bronzebeispiel jetzt auch in Chicago, The Art Institute (Costa S. Pandaleon Fund 1978. 297): Bulletinof The Art Institute ofChicagol^, Nr. l, 1980, 8 mit Abb. Publiziert: Katalog Hamburg Nr. 127.

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Schale mit beweglichen Henkeln

Phrygisch, 8.-7. Jh. v.Chr. H. 5,8, Dm. mit Henkeln 40,7 (ohne 27,1). Bronze. Mittel- bis dunkelgrüne Patina, Erdverkrustung vor allem auf der Unterseite. Fehlstelle und Risse unterhalb der Lippe im Becken ausgebessert. Ein Henkel mit Attasche ergänzt.

Das Königreich der Phryger, die um 1200 v. Chr. aus dem makedonisch-thrakischen Raum nach Kleinasien eingewandert waren, umfaßte im 8. Jh. v.Chr. die anatolische Hochebene von den Oberläufen des Mäander und des Rhyndakos bis hin zum Halys. Zu den charakteristischen Produkten des phrygischen Bronzehandwerks zählt die Schale des hier gezeigten Typus mit dem flachen, getriebenen Becken und zwei Schwinghenkeln. Der Rand ist leicht nach innen geneigt. Um das Gefäß läuft ein an zwei Stellen unterbrochener Bronzereif mit acht senkrecht dazu angenieteten spulenartigen, gegossenen Pflöcken, die die Lippe geringfügig überragen. Die Henkel sind durch angenietete, in der Mitte sanduhrartig eingeschnürte und im Profil halbkreisförmige Attaschen, deren Ränder mit Doppelwülsten geschmückt sind, mit dem Becken verbunden. Derartige Henkelschalen imitieren - wie vermutet wurde - offensichtlich Schalen, die ursprünglich aus vergänglichem Material (z.B. Leder) bestanden. E. Bielefeld nimmt an, daß zur Verfestigung eine Schnur um das Becken gelegt wurde und diese ihrerseits durch senkrecht zur Gefäßwand stehende kleine Pflöcke stabilisiert wurde. In einer späteren Entwicklungsphase (die frühesten erhaltenen Bronzebeispiele reichen bis in das 9. Jh. v. Chr. hinauf), in der Bronze das vergängliche Material ablöste, wurden die ursprünglich notwendigen Versteifungselemente in dekorativ-gliedernder Funktion übernommen. Gleichartige phrygische Schalen bzw. deren Reste sind nicht nur in Gordion und Ankara gefunden worden, sondern auch an verschiedenen anderen ostgriechischen Plätzen. Die Elfenbeinstatuette einer Priesterin aus Ephesos (jetzt Istan-

bul. Archäologisches Museum) hält in ihrer Rechten eine Kanne und in der Linken eine Opferschale von typisch ,phrygischem' Aussehen. Das Datum dieses Meisterwerks der Elfenbeinschnitzerei (um 560 v. Chr.) dokumentiert die lang anhaltende Beliebtheit dieser Schalenform, wobei speziell die Henkelattasche noch später in griechischen Kunstzentren als Typus tradiert worden ist.

Imitationen des Schalentypus in Holz (AJA. 61, 1957, 328 Taf. 95,33) und Ton (G. Körte, Gordionjdl. Erg. H. 5 [1904] 66f. Nr. 46 Abb. 42). Eine lydische Tonnachbildung einer phrygischen Metallschale aus einem Grab in Sardis behandelt ausführlich: Knudsen, Berj/nsl5,1964, 59ff. - Zu den Bronzeschalen siehe: A. K. Knudsen, A Study ofthe Relation betmeen Phrygian Metalivare and Pottery in the Eighth and Seventh Centn-

Bronzeschale, phrygisch. Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe Inv. Nr. 1966.108b 11

riesB.C., Diss. Philadelphia 1961 (1979) 83ff mit Typentaf. .S. 314. Für chronologische Fragen sind die Ausgrabungsbefunde in Gordion und Ankara wichtig: Young, AJA. 62, 1958, 139ff. und Özgüs - Akok, Belleten 11, 1947, 57 ff. Zu den Schalen als Teil des bedeutenden phrygischen Bronzehandwerks: R. Akurgal, Phrygische Kunst (1955) 81 ff. Taf. 5760. Hinweise auf weiteres Material und ergänzende Literatur: G. M. A. Richter, Greek, Etruscan and Roman Bronzes, The Metropolitan Museum of Art (1915) Nr. 538; E. Akurgal, Die Kunst Anatoliens (\^d\) Farbtaf. III a; Birmingham, Anatolian Studie* \\, 1961,189f. Abb. 5; R. Young, Gordion onthe Royal Road, ProcAmPhilSoc. 107, Nr. 4 (1963) 361 Abb. 19f.; L'art aupays de Hittites, Petit Palais, Paris, Ausst. Jan.-April 1964, Nr. 263; Galerie für Griechische, Römische und Byzantinische Kunst, Frankfurt, Kunstwerke der Antike (o. J.) Nr. 6 (E. Bielefeld); Hoffmann, Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen. 18,1973,224 und A A. 1974, 64 Nr. 23 Abb. 21 a/b. Siehe jetzt auch R. S. Young in The Proceedings of the l Xth International Congress of Archaeology Ankara-Izmir I, 23.-30. 9. 1973 (1978) 9 ff. Taf. 5,13. - Mit Lokalisierungsfragen beschäftigt sich unter dem Titel „Phrygian or Ljdian": O.W. Muscarella, Journal of Near Rastern Stadies 30, 1971,58 ff. - Zum Verhältnis zwischen phrygischen und griechischen Vasen vgl. Riemenschneider, Wiss. Zeitschrift der Univ. Rostock, 16, 1967, Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe H. 7/8, 495ff. -Zurephesischen Rlfenbeinstatuette: R. Akurgal, Die Kunst Anafoliens (1961) 206ff. Abb. 169-173. Farbabbildungen: Seiterle, Antike Welt 10, 1979, H. 3, 4 Abb. 4a/b. Griechische Henkelattaschen des ,phrygischen Typus' z.B.: Comstock-Vermeule Nr. 431/2; The Krummer Collection II. Ancient Art, Auktion Zürich 16.-19. 10. 1979, Nr. 545. - Zu den Handelsbeziehungen zwischen Ionien und Phrygien, bei denen auch die Bronzeschalen eine Rolle spielten, vgl. C. Roebuck, lonian Trade and Colonization (1959) 43 ff.

dukt der phrygischen Gefäßtoreutik. Bei aller Verwandtschaft zu griechischen Kannen mit kleeblattförmigem Ausguß zeigt die ein wenig wuchtige Form mit den kräftig artikulierten Detailformen, daß wir uns hier in einem Randgebiet griechischer Kultur befinden. Der Gefäßboden ist mit einem Streifen der Wand bei einer antiken Reparatur angenietet worden, immerhin ein Indiz für den hohen Wert, der einer solchen Kanne zugemessen wurde. Auch der zweischalige Bandhenkel, dessen Nähte gelötet sind, stammt aus einer späteren Benutzungsphase des Gefäßes. Die kleinen Nietenlöcher des ersten Henkels sind noch zu erkennen. Am oberen Henkelansatz sitzen zwei knopfartige, große Nieten, unten ist der Henkel vermittels einer kleinen Querleiste und Niete an der Gefäßwand befestigt. Die verschiedenen Typen phrygischer Metallkannen haben zahlreiche keramische Parallelen. A. K. Knudsen bemerkt dazu: „Hierin unterscheiden sie sich deutlich von den Schalentypen (vgl. hier Nr. 11). Denn es scheint so zu sein, daß das Repertoire der phrygischen Metallschalenformen zum großen Teil von Metallhandwerkern in Assyrien und Phrygien entwickelt wurde, während Kannen- und Krügetypen von einheimischen Keramikformen abgeleitet und dann in Metall übertragen wurden."

Publiziert: Katalog Hamburg Nr. 43.

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Kanne

Phrygisch, 7.-6. Jh. v. Chr. H. mit Henkel 23,1 (ohne 17,3), Dm. Standfläche 7. Bronze. Kräftig grüne, z. T. fleckige und ins Bläuliche spielende Edelpatina. Kleine Eindellungen, Fehlstelle in der Wandung ausgefüllt; die Wandung von innen partiell versteift. Die Henkelniete an der Mündung ergänzt.

Die getriebene Kanne mit ihrem bauchig-gedrungenen Körper, dem kurzen Hals und dem hochgezogenen Henkel ist wie Nr. 11 ein Pro12

Vgl. die zu Nr. 11 angegebene Literatur. Speziell zu den phrygischen Kannen: A. K. Knudsen, A Study ofthe Relation beta'een Phrygian Metahi'are and Pottery in the Highth and Seventh Centuries B.C., Diss. Philadelphia 1961 (1979) 212ff. mit Typentaf. S. 315. Publiziert: Katalog Hamburg Nr. 44.

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Rhyton in Form eines Stierkopfes

Kleinasien (.phrygisch'), hellenistisch. L. 21,3, Dm. Mündung 16x14,6. Grau-rötlicher Ton; weißlich-elfenbeinfarbener Überzug, die ornamentale Bemalung in verschiedenen Braun- bzw. Braunrottönen. Aus großen Fragmenten zusammengesetzt, eine größere Fehlstelle am Rand ausgefüllt. Das linke Hörn und das rechte Ohr ergänzt. Geringfügige Übermalungen.

Rhyta sind primär kultische Spendegefäße (aber auch Trinkgefäße) mit einer langen Tradition in Griechenland und dem Vorderen Orient. Stierkopfgefäße reichen bis in das 2. Jahrtausend zurück. Vor allem Vasenbilder und Reliefs geben über die Verwendung der Rhyta Aufschluß. Neben dem schlichten Tierhorn als Ausgangsform finden sich zahlreiche Rhyta, deren unterer Teil kunstvoll in einem Tiervorderteil endet oder die ganz in Tier- bzw. Tierkopfform gebildet sind. Edelmetall- und Glasrhyta haben sich, gemessen an den tönernen Beispielen, vergleichsweise selten erhalten. Charakteristisch sind die weite Eingußöffnung oben und ein kleines Rinnloch als Ausguß unten, das hier in der Schnauze des Tieres liegt. Dieses Stierkopfrhyton mit seinem runden Henkel auf der Unterseite reiht sich in eine Gruppe gleichartiger Gefäße ein, die man allgemein in Phrygien lokalisiert. Soweit Fundortangaben vorliegen, läßt sich daraus durchaus eine gewisse Berechtigung für die Herkunftsthese ableiten. Der Stil der Bemalung freilich läßt eine zu enge geographische Eingrenzung nicht zu. Zum Teil handelt es sich um die Angabe naturalistischer Details, zum Teil um Ornamente zur Gliederung und Füllung des Freiraums. Das Gefäßinnere ist tongrundig belassen. Die Bemalung ist schwungvoll und einfallsreich, einzelne Partien, wie etwa das Stirnhaar zwischen den Hörnern und das girlandenartige Ornament unterhalb des Mündungsrandes, sind etwas flüchtig ausgeführt. Mit der Frage der Lokalisierung hängt eng die 14

der Datierung zusammen. Galten Exemplare in Karlsruhe und Hamburg bei ihrer Erstveröffentlichung in Anlehnung etwa an ein anatolisches Rhyton in der Sammlung Schimmel als Arbeiten des 6. bzw. 5. Jhs. v. Chr., so haben jüngere Untersuchungen zu einer schrittweisen Herabdatierung geführt. H. Jucker hat durch seine Verknüpfung der Rhyta mit der weißgrundigen Lagynos-Keramik die Richtung angedeutet. Diese Sondergattung hellenistischer Keramik (der Lagynos ist die Hauptform, daneben begegnen Kolonnettenkratere, Teller, bauchige Kannen und Thymiateria) wird heute in die Zeit zwischen dem frühen 2. und der Mitte des l. Jhs. v. Chr. datiert. Die Verbreitung konzentriert sich auf den östlichen Mittelmeerraum. Es werden verschiedene Herstellungsorte angenommen, „die aber alle in ostgriechischen Gebieten zu suchen sein dürften" (H. Jucker). Übereinstimmungen zwischen den sog. phrygischen Stierkopfrhyta und der Lagynos-Keramik sind sowohl in der Ornamentik als auch in der Technik des Überzugs gegeben. So wurde auch bei unserem Rhyton die weißlich-elfenbeinfarbene Engobe durch das Eintauchen in eine Tonsuspension

Rhyton. Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe Inv. Nr. 1977.51

Rhyton. Karlsruhe, Badisches Landesmuseum 66/63

Inv. Nr.

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aufgetragen. Doch sind auch Unterschiede zu beobachten. Die Herkunft der behandelten Stierkopfrhyta aus Kleinasien ist sicher, wobei eine präzise Lokalisierung der Werkstatt noch aussteht. Zu denken wäre an ein in Phrygien gelegenes Atelier, das sich auf Rhyta spezialisiert hat. Die vermuteten Beziehungen zur sog. galatischen und kappadokischen Keramik bedürfen weiterer Untersuchungen. Zu den phrygischen Stierkopfrhyta: K. Tuchelt, Tiergefäße in Kopf- und Protomengestalt (1962) 64ff. Vgl. dazu Auktion Sotheby's, London 10.7.1979, Nr. 271; The Ernest Brummer Collection II. Ancient Art, Auktion Zürich 16.-19.10.1979, Nr. 713. Auf ein Exemplar ehemals im Genfer Kunsthandel (1966) weist freundlicherweise D. Metzler (Münster) hin. Zur Datierung des spätphrygischen Stils: E. Akurgal, Phrygische Kunst (1955) 51 ff. - Zur Lagynosgattung: J. Schäfer, Hellenistische Keramik aus Pergamon (l 968) 101 ff.; H. Jucker in Melanges Mansel \ (1974) 475 ff. Ebendort 476 Anm. 6 wird eine neue Behandlung des Karlsruher Stierkopfrhyton angekündigt. Zum Lagynos Athen NM. 2397 siehe jetzt: R. M. Cook - R.J. Charleston, Masterpieces of Western and Near Eastern Ceramics 11. Greek and Roman Potiery (1979) SchwarzWeiß-Abb. 66. - Zum Rhyton Karlsruhe, Badisches Landesmuseum Inv. Nr. 66/63: Thimme, Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Raden-Württemberg 4, 1967, 159f. Abb. 112; Karlsruhe, Badisches Landesmitseum, Bildkatalog (1968) C 31. Zum Rhyton Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe Inv. Nr. 1977. 51: Katalog Hamburg Nr. 189; Hornbostel, Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen 23, 1978, 209f.; Museum für Kunst und Gewerbe, Handbuch (1980) Nr. 9. - Zum Rhyton der Sammlung Schimmel: Ancient Art. The Norbert Schimmel Collection (1974) Nr. 135— Von Troja bis Amarna. The Norbert Schimmel Collection, Neu' York, Ausstellung Hamburg (1978) Nr. 184. - Zur sog. galatischen Keramik: Maier, Jdl. 78, 1963, 218ff.; K. Bittel in Alilanges Mansel I (1974) 227 ff.

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Rhyton mit Protome in Form eines cervidenartigen Tieres

Kleinasien (,phrygisch'), hellenistisch. H. 29,3, Dm. Mündung 15,2. Braunockerfarbener Ton; weißlich-elfenbeinfarbener, seidiger Überzug. Rostrote und graubraune Bemalung. Aus zahlreichen Fragmenten zusammengesetzt, die

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Bruchstellen übermalt. Geringfügige Ergänzungen, Absplitterungen an der Mündung, am rechten Ohr, am linken Auge und am unteren Halsansatz. Die beiden Bruchstellen auf der linken Seite oberhalb des Puntello erklären sich möglicherweise aus der Existenz eines zweiten Tieres, das an dieser Stelle gesessen haben könnte. Kleiner Panther oder Jungtier?

Zur Verwendung vgl. den voranstehenden Text. Dieses Rhyton steht der Ursprungsform des Typus nahe, dem ein Tierhorn zugrunde liegt. Charakteristisch sind der sich trichterförmig nach oben erweiternde Gefäßkörper und die Tierprotome, oberhalb deren Vorderläufe auf der Brust das Loch zum Austritt der Flüssigkeit liegt. Die Herkunft des Gefäßtypus aus dem Orient ist gesichert. Metall- und Tonexemplare belegen seine Beliebtheit seit dem 5. Jh. v. Chr. auch in Griechenland und den von griechischer Kultur beeinflußten Randgebieten. Was den angenommenen phrygischen Ursprung dieses Rhytons anbelangt, so ist der Text zu Nr. 13 zu vergleichen. Die Verwandtschaft von Ton, Überzug und Malfarben ist - ungeachtet formaler Abweichungen - nicht zu übersehen. Es ist sehr zu bedauern, daß für die meisten der als phrygisch geltenden Rhyta keine genaueren Fundortangaben vorliegen. Das gilt auch für dieses Exemplar und seine nächste Parallele, die 1974 aus dem Kunsthandel für das Musee d'art et d'histoire in Genf (Inv. Nr. 21134) erworben wurde (für beide die allgemeine Angabe: aus Kleinasien). Bei dem Genfer Rhyton handelt es sich um ein ähnlich trichterförmiges ,Horn', das unten in einem nach vorne gebogenen Vorderteil eines Pferdes mit Reiter ausläuft. Dieser Reiter, der gewissermaßen aus der Trichterwand .herauswächst', sitzt auf einer gemusterten Satteldecke und faßt mit der Linken die Zügel, während die Rechte an die Mähne greift. Vergleicht man die Ornamente beider Rhyta, so ergeben sich Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede. Bei dem hier gezeigten Exemplar kommt der Efeuranke eine gewisse Bedeutung zu, weil die schlanken Ranken mit den kleinen Blättern kaum vor dem Ende des 4. Jhs. v. Chr. möglich sind.

Andererseits kommen ähnliche Efeuranken auch auf späteren Gefäßen der Lagynos-Gattung vor, so daß die datierende Kraft wiederum eingeschränkt wird. Chr. Dunant hat das Genfer ,Reiter-Rhyton' in die Zeit um 300 v. Chr. datiert und im phrygischkappadokischen Raum lokalisiert. Aufschlußreich ist in diesem Zusammenhang ihr Hinweis auf die älteren Architektur-Terrakottaplatten aus Düver. Bei Abwägung aller Argumente wird man das Kropatscheck-Rhyton gerne in die Nähe des Genfer Exemplars setzen, wobei die Möglichkeit einer Herabdatierung in Richtung auf die Lagynos-Gattung im Auge behalten werden muß. Zur Polychromie und Ornamentabfolge: Die Mündung, vom Körper durch einen Absatz abgehoben, durch alternierend aufgesetzte rostrote und graubraune Streifen dekoriert. Es schließen sich nach unten an: Je ein graubrauner und rostroter Streifen und eine Zone mit hängenden, alternierend rostrot gegitterten, graubraunen Dreiecken. Darunter flaches Metopen-Triglyphen-Muster. Metopen mit rostroter Zickzackfüllung. Im Hauptfries umlaufende Efeuranke, die Blätter und Dolden graubraun, die Stengel abwechselnd graubraun und rostrot. Abschluß des Trichterdekors nach unten in Form einer Metopen-Triglyphen-Dekoration, die Triglyphen abwechselnd graubraun und rostrot, darunter rostroter und graubrauner Streifen. Die großen, lauschend nach vorne gestellten Ohren innen rostrot. Gleichfarbiger Wellendekor auf Gesicht und Schnauze. Graubraune Augen. Auf dem Hals unregelmäßiges Fünfeck mit graubrauner-rostroter Binnenmusterung. Geknickte Vorderläufe, auf den Oberschenkeln fischblasenförmiges Ornament, rostrot-graubraun. Zum Genfer Rhyton: Dunant, Genava 25, 1977, 213ff. Ein neues ,phrygisches' Cerviden-Rhyton, das in der Bemalung aber nicht die Feinheit dieses Exemplars erreicht, im Züricher Kunsthandel (Arete). - Zu den hornförmigen Rhyta mit Tierprotome und ihrer Entwicklung: Byvanck-Quarles van Ufford, BAntBeschav. 40, 1965, 90ff.; J. und L. Jehasse in

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Salamine de Chypre IV (l 973) 85 ff. Vgl. dazu das Rhyton in der Sammlung A. lolas: Andriomenou, A A A. 5,1972,427 Abb. 1; Michaud, BCH. 97, 1973, 257 Abb. 10. - Ein frühes iranisches Rhyton des hier besprochenen Typus in Amsterdam: Hemelrijk, Mededelingenblad Verenigingvan Vrienden van bet Allard Pierson Museum Nr. 8 (Juli 1974) 7 f. - Zur Efeuranke vgl. z.B. einen Lagynos in Paris: G. Leroux, Lagynos (1913) 37 Nr. 65 und eine Amphora aus Kültepe in Ankara: Archaeology 19,1966,198 Abb. unten; Art TreasuresofTurkey, Ausstellung der Smithsonian Institution 1966-1968 (1966) Nr. 143 (dort in das späte 4. oder 3. Jh. v. Chr. datiert). - Zur Benutzung vgl. die reizende Nikestatuette mit Rhyton in Leiden: Artefact, 150 Jaar Rijksmuseum van Oudheden 1818— 1968 (1968) Taf. 138,1 (Inv. Nr. S. 571). Publiziert: Katalog Hamburg Nr. 190.

Rhyton. Genf, Musee d'art et d'histoire Inv. Nr. 21134

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Hadra-Hydria

Alexandria (Ägypten), 3. Jh. v.Chr. H. 34,6, Dm. Mündungsrand 12, Dm. Fuß 10,1. Hellbrauner, sandfarbener Ton; dunkelbrauner bis rötlicher Firnis. Geringfügige Bodenablagerungen. Intakt.

Das Gefäß gehört zu einer gut bekannten Gruppe hellenistischer Keramik Alexandrias (etwa 320-200 v. Chr.), die nach ihrem wichtigsten Fundort, der Nekropole Hadra östlich der Stadt, benannt worden ist. In den Hydrien wurde die Asche von Verstorbenen geborgen. Zumeist fanden sich mehrere Exemplare in einem Grab, in einem runden, gewölbten Kammergrab etwa 100 Gefäße, in fünf Reihen übereinander in Nischen gestellt. Aber nicht nur in den Nekropolen um Alexandria traten die ,Hadra-Hydrien' zutage, sondern auch in auswärtigen ptolemäischen Gebieten wie Rhodos, Zypern oder Kreta. Von der letztgenannten Insel soll angeblich auch das hier gezeigte Exemplar stammen. Ein Teil der Hadra-Hydrien ist mit Inschriften versehen, die Aufschlüsse über den Verstorbenen, seine Stellung, Herkunft und das Todesdatum geben, das sich mit Hilfe des Regierungsdatums des jeweiligen ptolemäischen Königs ermitteln läßt. Die dadurch präzise datierbaren Hydrien fallen in die Jahre zwischen 291/90 oder 271 /70 und 209 v. Chr. Sie sind die Leitstücke der Gesamtchronologie. Was den sozialen Rang und die Herkunft der Bestatteten anbelangt, so ist für die beschrifteten Hydrien festgestellt worden, daß sie als letzte Behältnisse „für ausländische Gesandte, die am Ptolemäerhof vom Tode überrascht wurden, oder für in ptolemäischen Diensten stehende Militärs" dienten. Eine Hydria enthielt die Asche eines Puniers. Dieses Exemplar zählt zu den schlichter, nur mit Ornamenten bemalten Hydrien. In mehreren Registern schmücken u.a. Lorbeer- und Efeuzweige, Zickzackmuster und Punktreihen, gegitterte Felder und einfache Firnisringe verschiede-

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Vülf'.ft- *

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ner Breite den oberen Teil des Gefäßkörpers und den Hals. Auch die beiden Horizontal- und der eine Vertikalhenkel sind mit Strichmustern verziert. Unter dem Vertikalhenkel sitzt eine Art hängendes Lotosknospen-Rankenornament, flankiert von Punktrosetten. Vgl. die grundlegenden Materialzusammenstellungen: L. Guerrini, Vasi di Hadra (1964) und B. F. Cook, Inscribed Hadra Vases in The Metropolitan Museum of Art (1966). Siehe ferner E. Diehl, Die Hydria (1964) 158 ff. und Cook, The Brooklyn Museum Annttal 10, l968/69,115 ff. An neuerer Literatur vgl.: Griekse ceramik uit de Oudheid - Ancient Greek Pottery, Haags Gemeentemuseum (1973) Nr. 26; Antiken aus Berliner Privatbesitz, Ausstellung Antikenmuseum Berlin, Dez. 1975-Febr. 1976, Nr. 267; Katalog Hamburg Nr. 164; M. Vickers, Greek Vases, Ashmolean Museum Oxford (1978) Nr. 75; Götter - Pharaonen, Ausstellung Essen 2.6.17.9.1978, Nr. 110/111 (Grimm). - Zu gefälschten Malereien auf Hadra-Vasen: Parlasca, A.A. 1976, 78ff. - Zum Ornament unterhalb des Vertikalhenkels vgl. die Hydria: CVA. Stuttgart (1) Taf. 40,4-6.

Hadra-Hydria. Stuttgart, Württembergisches seum Inv. Nr. 4.204

Landesmu-

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Schale auf hohem Fuß

Ostgriechisch, ca. 2. Drittel 7. Jh. v. Chr. Dm. mit Henkeln 23,4, Dm. Fuß 9,9. Bräunlich-grauer Ton mit gelblich-braunem Überzug; dunkelbrauner Firnis. Aus mehreren großen Scherben zusammengesetzt, Fehlstellen im Schalenmedaillon und am Rand neutral ausgefüllt. Kleinere Absplitterungen. Firnis stellenweise abgeblättert.

Während die Unterschiede der einzelnen festländisch-griechischen Keramikwerkstätten mit aller wünschenswerter Deutlichkeit zu fassen sind (ein Problemfall wie die euboiische Keramik widerlegt diese Feststellung nicht), ist die Lage im ostgriechischen Raum, also dem kleinasiatischen Küstenstreifen und auf den vorgelagerten Inseln, ungleich schwieriger. Gewiß ist Rhodos ein bedeutendes Keramikzentrum gewesen, auch Samos, Chios, Milet und andere Orte können genannt werden. Im Einzelnen bleiben aber viele Zuweisungen nach wie vor unsicher. Diese Schale auf hohem Fuß darf mit der gebotenen Vorsicht mit samischer Keramik verbunden werden. Das Becken mit den vier verkümmerten Henkeln, von denen zwei - gegenüberliegend durchbohrt sind, ruht auf einem auswärts gespreizten Fuß mit kleinem Standprofil. Als Fußdekor in drei Registern: Flechtband, Zickzackband und hängende Striche. Auf der Außenseite der Schale stilisiert-vegetabile und Linien-Ornamente. Zwischen den auswärts gerollten Voluten füllen gegitterte Rhomben den Raum, den Streifen zwischen den Henkeln füllt ein Zickzackband mit Punkten. Im Zentrum der Innenseite sitzt ein von Ringen eingefaßtes sternförmiges Ornament mit gegittertem Vogel, der an die Vögel der rhodischen Schale Nr. 21 erinnert. Als Hauptdekor nach rechts bewegte Tiere: Steinbock, Greifenvogel, Löwe, Steinbock und Panther. Als Füllornamente: hängende Zungenmuster, Svastika, Rosette und kleine Füllmuster. Der Akkuratesse in der ornamentalen Bemalung der Außenseite steht in der Schaleninnenseite eine lockere, ein wenig flüchtig wirkende Pinselführung entgegen. Negativ könnte man dies als 21

Ausdruck einer provinziellen Stilart umschreiben, andererseits mag man darin aber auch ein spontaneres Arbeiten des Malers erkennen, der sich etwas von den schablonenartigen Vorbildern gelöst hat. Zur samischen Keramik vgl. H. Walter, Frühe samiscbe Gefäße, Samos V (1968). Vgl. hier bes. den Bügelhenkelkrater 54.113: Nr. 377 Taf. 66-68. Zu der von Walter vorgenommenen landschaftsstilistischen Scheidung der ostgriechischen Keramik vgl. Schiermg, Gnomon 43, 1971, 280ff., bes. 286ff. Publiziert: Katalog Hamburg Nr. 191.

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Kandelaber mit geflügelter Göttin

Orientalisierendes Randgebiet Ostioniens, 2. Hälfte 6. Jh. v. Chr. H. 38,5, H. der Figur 9. Bronze. Körnige, dunkelgrüne Patina. Die getriebene Schale größtenteils verloren.

Der quergerippte Schaft ist massiv gegossen und besteht aus zwei Teilen, einem längeren, säulenförmigen Unterteil auf einer dreifach gegliederten Basis und einem kürzeren, sich nach oben verjüngenden Oberteil, dem die Lampen- oder Räucherschale aufgenietet ist. Dazwischen ist die - mitgegossene und ebenfalls auf einer profilierten Basis stehende - Figur eingeschoben. Der untere Teil des Kandelabers besteht aus drei geschwungenen Löwenbeinen, deren Tatzen auf scheibenförmigen Untersätzen ruhen. In den Zwickeln jeweils eine durch zwei hochstehende Flügel eingerahmte (bärtige) Halbfigur über einer hängenden neunblättrigen Voluten-Palmette. Figur einer stehenden Göttin mit leicht zurückgebogenen, seitlichen Doppelflügeln. Ihre Haare sind über der Stirn zu einem kranzartigen Wulst gekämmt und fallen seitlich hinter den Ohren in je drei Zöpfen auf die Brust. Hinten fallen sie in fein gravierten Wellensträhnen bis zur Mitte des Rückens herab. Die Göttin trägt einen dünnen Ärmelchiton, der die parallel gestellten Füße frei

läßt, und ein Himation aus dickerem Stoff. Das Gewand ist über den Beinen beiderseitig in plastischen Schrägfalten modelliert; am relativ flach gearbeiteten Gesäß mit dem Meißel eingezeichnet; Der rechte Arm ist angewinkelt und hält einen nicht mehr mit Sicherheit identifizierbaren Gegenstand (vielleicht ein Tier) vor der Brust. Mit der linken Hand rafft sie ihr Gewand. Die oberen, von der Schulter ausgehenden Sichelflügel sind etwa doppelt so groß wie die unteren. Beide Flügelpaare zeigen feine Gravierung auf den Vorderseiten, die sich aber leider nur noch stellenweise erhalten hat. Zur Technik: Die beiden quergerippten ,Säulen' sind im Wachsmodell durch eine Aneinanderreihung von Scheiben aufgebaut. Der dreibeinige Untersatz ist gesondert gegossen und mit dem Säulenschaft durch Lötung verbunden. - Zum Stil: Die in Aufbau und Gliederung wohl einzigartige frühgriechische Gerätbronze steht in der Tradition altorientalischer, figürlicher Dreifüße. Vgl. den bekannten urartäischen Dreifuß in Erlangen: E. Akurgal, Urartäische und altiranische Kunstzentren (1968) Taf. 31 a. 32a-c und 33a. Siehe ferner: Antike Kunstwerke, Ars Antiqua AG., Auktion V, Luzern 7.11.1964, Nr. 24. Auch der Figurenstil zeigt orientalische Einflüsse: in den schweren, runden Formen, dem kurzhalsig aufsitzenden Kopf mit voluminöser Nase und wulstigen Augenbrauen, sowie der ganzen Immobilität. Das Gewand ist aber eindeutig eine ionische iModeschöpfung, und auch sonst ist ionisches Stilgepräge unverkennbar. Stilistisch am nächsten verwandt ist die um 520 v. Chr. entstandene Vogelträgerin aus Karlen, heute im British Museum (E. Akurgal, Die Kunst Anatohens [1961] 236 Abb. 205). Wie diese wird auch der Bronze-Kandelaber ein Erzeugnis eines lokalen Kunstzentrums im südwestlichen Kleinasien sein. Vgl. auch die (etwas spätere) geflügelte ,Herrin der Tiere' auf der doppelseitigen Stele aus Dorylaion: H. Hiller, Ionische Grabreliefs der ersten Hälfte des 5. Jhs. v. Chr. (l 975) 167 ff. O 23 Taf. 13,1 .Zur geflügelten ,Potnia Theron' siehe: E. Spartz, Das Wappentier des Herrn und der Herrin der Tiere in der minoisch-wykenischen und frühgriechischen Kunst, Diss. München (1962); Chr. Christou, Potnia Theron (1968); G. Rizza - V. S. M. Scrinari, // santuario sult Acropoli di Gortina I (1968) 255 ff. - Zur .Göttin mit Vögeln': E.-L. I. Marangou, Lakonische Klfenbeinund Beinschnitzereien (1969) 15 ff. - Zusammenfassend jetzt zu den griechischen Kandelabern: Rutkowski, Jdl. 94, 1979, 174 ff. Publiziert: Katalog Hamburg Nr. 50; Rutkowski, Jdl. 94, 1979, 200 Anm. 104.

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Kleiner Kouros

Ostgriechisch, vielleicht kyprisch, späteres 6. Jh. v. Chr. H. 18,2. Kalkstein. An den Außenbahnen des Mantels geringe Reste roter Farbe. Füße und Unterarme abgebrochen, kleine Oberflächenverletzungen.

Der kurzhalsige, stämmige Jüngling - offenbar mit Chiton und über die linke Schulter geworfenem Mantel bekleidet - ist nur in groben Zügen angelegt, was eine Lokalisierung und Datierung

sehr erschwert. Besonders summarisch ist die Rückseite ausgeführt. Typologisch gehört das kleine Werk in den größeren Kreis ostionischer Mantelfiguren. Zu den fülligen Gesichts- und Körperformen vgl. z.B. den Kouros vom samischen Kap Phoneas: B. Freyer-Schauenbürg, Bildwerke der archaischen Zeit und des Strengen Stils, Samos

XI (1974) 150 ff. Nr. 72 Taf. 59/60. - Zur kvprischen Kalksteinplastik siehe: G. Schmidt, Kyprische Bildwerke aus dem Heraion von Samos, Samos VII (1968) 54ff.; B. Lewe, Studien zur archaischen kyprischen Plastik, Diss. Frankfurt 1973 (1975); Bastet, Oudheidkundige Mededelingen 58,1977, 197ff. Vgl. auch E. Gierstadt, The Svedish Cjprus Expedition III (1937) 40 Nr. 308 + 21 Taf. 20,1. Publiziert: Katalog Hamburg Nr. 11.

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Fragment eines architektonischen Reliefs

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Antefix mit gegenständigen Löwen

Ostgriechisch, späteres 6. Jh. v.Chr. H. 38, Br. 40, T. 3,1. Blaßrötlicher Ton, gelblich-weißer Überzug mit polychromer Bemalung. Das Fragment modern zu einem Rechteck ergänzt. Neu der Mäander oben und z.T. links und unten, ferner der Reliefgrund im rechten Teil des Bildfeldes.

Ostgriechisch, fortgeschrittenes 6. Jh. v. Chr. H. 17,Br. 18,5. Bräunlich-ockerfarbener Ton mit Resten eines rötlich-braunen Überzugs. Verriebene Oberfläche. Absplitterungen an den Rändern, die linke untere Ecke abgebrochen. Versinterungsreste.

Schreitende Gespanne sind innerhalb der kleinasiatischen Architekturterrakotten, deren bedeutendste Vertreter aus dem äolischen Larisa stammen, die Ausnahme. Üblicherweise sprengen die Pferde in vollem Galopp nach links oder rechts. Bei dieser Platte, die wegen der Mäanderrahmung links ursprünglich möglicherweise nicht zu einer Sima gehörte, fehlen die Hinterbeine der Pferde sowie der Wagen mit dem Lenker. Zur Farbigkeit: Die Haken der Mäander mattschwarz und rostbraun; der Hintergrund gelblich-weiß. Das vordere Pferd ockerfarben bis braun, streifig. Eine schwarze Binde um den Bauch, schwarze Hufe. Die Mähne gelb, schwarz eingefaßt. Gelbes Zaumzeug mit schwarzen Punkten. Kummet vorne rostbraun mit gelber Einfassung, hinten mattschwarz, der Greif mit schwarzem Zickzack und braunen Punkten. Geläufiger Greifentypus mit langen Ohren, aufgesperrtem Schnabel und Knauf. Das hintere Pferd mattschwarz mit rostbrauner Mähne, gelbes Zaumzeug. Die Zügel in schwachem Relief, eingefaßt von farbigen Linien (oben rostbraun, unten •schwarz).

Das Bildmotiv der gegeneinander aufgerichteten Löwen hat eine weit zurückreichende Tradition; zu den bekanntesten Belegen im griechischen Raum zählt das Torrelief vom Eingang zum Burgberg von Mykene. Hier handelt es sich um einen flachen Stirnziegel mit gestempeltem Dekor: Hakenmäander fassen das heraldisch komponierte, Kraft ausströmende Löwenpaar ein, das sich mit jeweils einer Vorderpranke auf einem zusammenbrechenden Tier (Wild oder Pferd) abstützt. Die Löwen sind schmal, mit eingezogener Taille gebaut, ihre Köpfe mit den aufgerissenen Mäulern auswärts gerichtet. Ein großer ostgriechischer Teller von Delos, den W. Schiering der Vlastos-Gruppe zugewiesen hat, bietet für die bemalte Keramik eine nahe motivische Parallele. Auf der Rückseite des Ziegels läßt sich durch die Verfärbung des Tons erkennen, daß dieses Antefix ursprünglich zu einem ,korinthisch' gedeckten Dach gehörte, bei dem die vertikalen Fugen zwischen den flachen Ziegeln mit spitzgiebelig geformten Deckziegeln geschlossen waren. Bei dem ,lakonischen' Dach sitzen im Profil halbkreisförmige Deckziegel über den im Gegensinn gewölbten Ziegelreihen. Von dem hier gezeigten Stirnziegeltypus ist bislang kein weiteres Exemplar bekannt geworden, so daß eine Lokalisierung und Bauzuweisung unsicher bleiben müssen. Ä. Äkerström hat an eine Entstehung im südionischen Binnenland gedacht; die Löwen könnten auf Apollon weisen, dem sie seit früher Zeit zugeordnet sind. Ist hier also möglicherweise ein bescheidener Rest aus der Dachrandverkleidung eines sonst unbekannten Apollon-Tempels erhalten?

A. Äkerström lokalisiert das Fragment im kleinasiatischen Binnenland. - Grundlegend die Arbeiten von L. Kjellberg, Die architektonischen Terrakotten, Larisa II (1940) und A. Äkerström, Die architektonischen Terrakotten Kleinasiens (1966). - Zum dreiteiligen Nackenjoch mit Greifenprotome vgl. die zahlreichen Parallelen bei Kjellberg und Äkerström. Publiziert: Katalog Hamburg Nr. 93.

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Zum Burgtor von Mykene und dem Bildmotiv der gegenständig aufgerichteten Löwen: Hiller, Antike Welt 4, 1973, H. 4,21 ff. -Zum großen delischen Teller: Ch.Dugas, .DÄwX (1928) Nr. 72 Taf. 14 und 59; W. Schiering, Werkstätten orientalisiennder Keramik auf Rhodos (1957) 35 f. mit Anm. 261; R. Williams Todd, Tondo Compo.st/io» on Pre-Classical Plates

(ivith special Consideration ofthe seventh andsixth Centuries B.C.), Diss. Uni versity of Colorado 1973 (l 974) X XIX Nr. 65; 182 ff. Taf. 30.

Publiziert: Katalog Hamburg Nr. 94.

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Vogelschale

Rhodisch, 2. Drittel 7. Jh. v. Chr. H. 5,6-5,9, Dm. mit Henkeln 17,7 (ohne 14,1), Dm. Fuß 4,1. Bräunlich-ockerfarbener Ton; matter dunkelbraun-schwarzer Firnis. Aus großen Fragmenten zusammengesetzt. Der Firnis außen z. T., innen fast vollständig abgeplatzt.

Ostgriechische Vogelschalen, flache, zierliche und dünnwandige Schälchen mit leicht einwärts gebogenem Rand und der namengebenden Vogelbemalung, sind an Fundplätzen rund um das Mittelmeer zutage getreten: von Syrien bis Spanien, von Rumänien bis Malta und Nordafrika. Der Verbreitungsradius ist beachtlich, wobei sich bestimmte Schwerpunkte herausgebildet haben. Bemerkenswert gering ist die Fundausbeute auf dem griechischen Festland. Neben Tarsus (Türkei) und Megara Hyblaea (Sizilien) sind es in erster Linie Rhodos und die benachbarten Inseln, die die Hauptmenge dieses Schalentypus geliefert haben. Diese Tatsache hat schon seit langem dazu geführt, die Hauptproduktionswerkstätte der Vogelschalen auf Rhodos zu lokalisieren. Imitationen in anderen Werkstätten stehen dieser Zuweisung nicht im Wege. So scheinen ,rhodische' Vogelschalen auch auf Samos, Chios, Euboia und in Milet hergestellt worden zu sein. Neben Schalen sind auch Skyphoi mit dem ty-

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pisch subgeometrischen Dekor von gegitterten Rhomben und Vögeln mit gegittertem Körper verziert worden. Ihre Zahl ist aber - gemessen an den Schalen - eher bescheiden; auch ist der Verbreitungsradius begrenzter. Sie sind offenbar nicht zu einem so großen ,Exportschlager' geworden. F. Brommer hat „verschiedene lokale Untergruppen" angenommen. Zusammenfassend zu den ostgriechischen Vogelschalen und -skyphoi, vor allem unter dem Aspekt der geographischen Streuung: p. Brommer in Studies in Honour of Arthur Dale Trendall (\ 979) 39 ff. Die bisherige Literatur ist dort vollständig verarbeitet. Wenige Nachträge: Asbmolean Museum. Select Exbibition of Sir John and Lady Beazley's Gifts to the Ashmolean Museum 1912-1966 (1970) Nr. 82 Taf. 7; Hansel, NSc. 1973, 442 Abb. 25,9-11; Griekse Ceramik uit de Oudheid - Ancient Greek. Pottery, Haags Gemetntemuseum (l 973) Nr. 6; Adamesteanu - Dilthev, Mel. 90, 1978, 524 mit Abb. 47 auf S. 560; Ch. Ede, Collecting Antiquities (1976) Abb. 25; P. Alexandrescu, HistnalV (1978)57f. Nr. 200-208 Taf. 21; J.-P. Descoeudres in Eretria VI (1978) 7ff. Nr. 13. 16. 25-29. 33. 34. 37. 38. 40; R. M. Cook - R. J. Charleston, Masterpieces of Western and Near Eastern Ceramics II. Greek. and Roman Pottery (1979) Schwarz-Weiß-Abb. 40. Ein gut erhaltenes Exemplar in Baltimore, Walters Art Gallery 48.2283, erworben 1967. - Zur Klassifizierung der Vogelschalen: J.N. Coldstream, Greek Geometrie Pottery (1968) 299ff. Vgl. dazu Descoeudres a. O. 12. - Zu den lokalen Imitationen siehe Descoeudres a. O. 12 Anm. 15. Publiziert: Katalog Hamburg Nr. 194; F. Brommer in Studies in Honour of Arthur Dale Trendall (1979) 45 Nr. 18 (dort irrtümlich unter den Skyphoi aufgeführt).

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Aryballos in Form eines behelmten Kriegerkopfes

Rhodisch, Anfang 6. Jh. v. Chr. H. 6-6,5. Sandfarbener, heller Ton; schwarzer Firnis. Deckfarben: Rot und Weiß. Bis auf geringfügige Abstoßungen intakt.

Innerhalb der griechischen Keramik stellen die plastischen Gefäße eine Sondergruppe dar. Die Phantasie der Töpfer wird besonders in der Frühzeit immer aufs neue angeregt, wenn es darum geht, den kleinen Salbölgefäßen, den Aryballoi, neue Formen zu geben. Da finden wir Gefäßchen in Form von Muscheln und Mandeln, Beinen und Füßen, hockenden Äffchen und Igeln, Entenvögeln und toten Hasen, Medusenund Frauenköpfen, in Form von behelmten Kriegerköpfen und hockenden Satyrn, Pferde-, Adler- und Widderköpfen, männlichen Geschlechtsteilen etc. Die Formenvielfalt dieser plastischen

Gefäßchen kann freilich nicht verdecken, daß sie immer ein und demselben Zweck dienten: kostbares, dickflüssiges Salböl aufzunehmen. In erster Linie kam es auf den Inhalt an, die Verpackung mag aber häufig, zumal für die interessierte Kundschaft in fernen Ländern, ein zusätzlicher Kaufanreiz gewesen sein. Manche Form mag auch durch bestimmte Jenseitsvorstellungen ausgelöst worden sein, wie es zuletzt J. Thimme für ein Salbgefäß in Gestalt eines Widderkopfes in Karlsruhe angenommen hat. Das Salben bzw. die Salbe als Totenspende spielte bei den Griechen eine große Rolle. Unter den griechischen Töpfern plastischer Gefäße zeichnen sich besonders die rhodischen durch ihre Originalität aus. Die Werkstatt blühte vom späten 7. bis zur Mitte des 6. Jhs. v. Chr. Das kleine Kriegerkopfgefäß mit dem ,ionischen' Helm und der engen Mündung ist aus Matrizen geformt. Vom Krieger ist nur ein T-förmiger Gesichtsausschnitt mit Augen, Nase und Mund zu sehen. Rote Punkte auf dem Mündungsrand, rot auch die Oberseite des Helmkammes. Ein großer roter Punkt auf dem Stirnschutz, umgeben von kleinen weißen Punkten. Auf beiden Seiten des Helmes je ein gebogenes rotes Ornament, dazu ein weißer Punkt mit rotem Kreis. Der Nackenschutz ist streifig gegliedert, die Flächen der Wangenklappen durch Rahmung hervorgehoben. Die Standfläche tongrundig.

Zusammenfassend zu den rhodischen Kriegerkopfgefäßen: J. Ducat, Les vases plastiques rhodiens archaiques en terre cuite (l 966) 7ff.; K. H. Edrich, Der ionische Helm, Diss. Göttingen 1969. Kritisch zu letzterem: von Vacano, BJb. 176,1976,33ff.-Bei diesem Gefäß scheint es sich um eine Variante des Typus B bei Ducat zu handeln. - Neuere Literatur: Kunstwerke der Antike, Münzen und Medaillen A. G., Basel, Auktion 40, 13.12.1969, Nr. 45; Himera I. Campagne di Scavo 1963-1965 (1970) Taf. 15,4; G. Voza, U n quinquennio di attivifn archeologica nella Provincia di Siracusa (1971) Taf. 10 unten links; Classical Artfrom a New York Collection, A. Emmerich Gallery, New York 27.9.-16.11.1977, Nr. 16/17; N. Klinisch, Antiken der Sammlung Julius C. und Margot Funcke (1972) Nr. 52; CVA. Berlin (4) Taf. 166,1-4; SelectedPieces, AllardPierson Museum, Arcbaeological Collection of the University ofAmsterdam (1976) Taf. 27; M. Vickers, Greek Vases, Ashmolean Museum, Oxford (1978) Abb. 9 (Mitte); J. Schulman B. V., Amsterdam, Liste 216 (Okt. 1979) Nr. 27; The Ernest Brummer Collection II. Ancient Art, Auktion Zürich 16. 19.10.1979, Nr. 677; Trendall, Art Bulletin of Victoria 19,1978, 3f. Abb. 1/2; Kunstwerke der Antike, Münzen und Medaillen A. G., Basel, Auktion 56, 19.2.1980, Nr. 51. Zum Kriegerkopf-Aryballos London, British Museum 64.10.-7.1419 siehe jetzt: R. M. Cook-R.J. Charleston, Masterpieces of Western and Near Eastern Ceramics II. Greek and Roman Pottery (1979) Schwarz-Weiß-Abb. 43. Zu korinthischen Kriegerkopfgefäßen: Classical Art from a New York Collection a. O. Nr. 29-31; Antiken aus dem Akademischen Kunstmuseum Bonn (1969) Nr. 121 Abb. 72. - Zu dem oben erwähnten Widderkopf-Aryballos in Karlsruhe und der Bedeutung des Inhalts als Totenspende: Thimme, Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg 16,1979, 189 f. - Zu behelmten Kriegerkopfgefäßen aus Fayence siehe: V. Webb, Archaic Greek Faience (1978) 123 ff. Nr. 840-842. Publiziert: Auktion Christie's, London 31.5.1979, Nr. 296 Taf. 55.

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Salbgefäß in Form einer weiblichen Büste

Rhodisch, spätes 1. oder frühes 2. Viertel 6. Jh. v.Chr. H. 10,2. Bräunlicher, sandfarbener Ton mit braun-grauem Überzug; mattbrauner und schwarzer Firnis. Deckrot. Mündungsring ergänzt, kleine Ausbesserungen am Oberkörper. Überzug z.T. abgeblättert.

Innerhalb des Repertoires ostgriechischer Töpfer, das diese für die kleinen plastischen Salbölgefäße entwickelt haben (vgl. Nr. 22), spielt die 30

Mädchen- bzw. Frauenbüste eine wichtige Rolle. Zahlreiche Funde auf Rhodos und in anderen ostgriechischen Orten, dazu auch in Etrurien, bezeugen die Beliebtheit des Typus, dessen Entwicklung zuletzt O. von Vacano untersucht hat. Der Oberkörper des Mädchens ist aus einer Vorder- und Rückseitenform gewonnen worden (die Naht noch gut zu erkennen), während die Mündung auf der Scheibe gedreht ist. Der Kopf wird durch volle Gesichtszüge mit fliehendem Profil, die mandelförmigen Augen, die breite Nase und den schmallippigen Mund charakterisiert. Lange Locken fallen auf Schultern und Rücken. Um den Hals ist eine Kette gelegt, ein Punktmuster (weitgehend verrieben) umrahmt die Brüste. Gewiß sind die Gefäßchen dieses Typus bzw. ihr Inhalt primär von Frauen benutzt worden.

Grundlegend zu diesem Salbgefäßtypus: J. Ducat, Les vases plastiques rhodiens archaiques en terre cuite (1966) 33 ff. Nr. l ff. Vgl. dazu von Vacano, BJb. 176, 1976, 33ff. (mit einer kritischen Behandlung von K. H. Edrich, Der ionische Helm, Diss. Göttingen [1969] 53 ff.). - Zur Verbreitung und zur Frage der Identifizierung (man dachte an Aphrodite) vgl. Chr. Grunwaldt in Antiken aus dem Akademischen Kunstmuseum Bonn (1969) Nr. 166. - Zu Qualitäts- und handwerklichtechnischen Fragen: E. Langlotz, Studien zur nordostgriechischen Kunst (1975) 95 f. - Zum Halsschmuck: I. Blanck, Studien zum griechischen Halsschmuck der archaischen und klassischen Zeit, Diss. Mainz 1973 (1974) 73.79. - Nur wenige Hinweise auf jüngst bekannt gewordene Exemplare: Auktion Sotheby's, London 9.7.1973, Nr. 126 = ebendort, 10.7.1979, Nr. 200; Classical Art from a New York Collection, Ausstellung A. Emmerich Gallery, New York 27.9.-16.11.1977, Nr. 18 Kunstwerke der Antike, Münzen und Medaillen A. G., Basel, Auktion 56, 19.2.1980, Nr. 52. Vgl. jetzt auch The Ernest Brummer Collection II. Ancient Art, Auktion Zürich 16.19.10.1979, Nr. 674/5. Publiziert: Katalog Hamburg Nr. 195.

Salbgefäß, rhodisch. Oxford, Ashmolean Museum Inv. Nr. 1879.146

Salbgefäß, rhodisch. Ascona, Galleria Casa Serodine

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Wirkung kommen. Das Gefäßchen ist in seiner Gesamtform oval bei einer spitzovalen, ebenen Standfläche. Ein rhodischer Ton-Aryballos gleichen Typus ist in Naukratis ausgegraben worden. Die Fayence-Parallelen sind zusammengestellt: V. Webb, Anhaic Greek Faience (1978) 128f. Nr. 863-871. - Zu rhodischen Aryballoi in Form eines Herakleskopfes mit Löwenkopf vgl. Higgins I Nr. 50 Taf. 11 und Nr. 95 Taf. 19; Kunstwerke der Antike, Münzen und Medaillen A. G., Basel, Auktion 26, 5.10.1963, Nr. 77; J. Ducat, Les vasesplastiques rhodiens archaiques en terre cuite (1966) 67 f. Nr. 1-5 mit Taf. 10,3. - Ein interessantes naukratisches Fayence-Kopfgefäß: Galerie H. Vollmoeller, Zürich, Auktion l, 17./18.3.1975, Nr. 66; dass., Ausstellungs-Katalog, Nov, 1977-Febr. 1978, Nr. 11. Publiziert: U. Lindner, München, Lagerliste der Antiken 1970, Nr. 64 Taf. 13; Münzen und Medaillen A.G., Basel, Liste 352 (Jan. 1974) Nr. 232; Steingefäße der Antike, antik* Gläser usiv., Münzen und Medaillen A. G., Basel, SonderlisteQ (Nov. 1976) Nr. 117; V. Webb, Anhaic Greek Faience (1978) 129 Nr. 871.

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Plastisches Gefäß in Form eines Herakleskopfes mit Löwenfell 25

Ägypten (Naukrads), 1. Hälfte 6. Jh. v. Chr. H. 4,3, L. 5,8. Blaßgrün glasierte Fayence; aufgesetzte schwarze Punkte. Aryballosmündung mit Henkel abgebrochen. Bestoßungen und Abreibungen am Kopf des Löwen und des Herakles.

Naukratis in Ägypten, im westlichen Nildelta gelegen und gegen Mitte des 7. Jhs. v. Chr. von griechischen Kaufleuten als Stapelplatz gegründet, hat eine bemerkenswerte und blühende Fayence-Produktion hervorgebracht mit einem Absatzradius, der „weit über den lokalen Markt hinausgriff". H. Prinz hat daraus auf die bedeutende Stellung geschlossen, die „Naukratis schon in den ersten Jahrzehnten seines Bestehens im griechischen Handelsverkehr gehabt hat". Ungeachtet des Standortes in Ägypten war der Betrieb griechisch, was sich ja unschwer auch an diesem kleinen Salbgefäß ablesen läßt, das in Form eines Herakleskopfes mit übergestülptem Löwenfell gebildet ist. Der mächtige Löwenskalp läßt den kleinen Kopf des Heros kaum zur 32

Halsfragment einer Reliefamphora

Kretisch, späteres 7. Jh. v. Chr. Max. erh. H. 27, max. erh. Br. 35. Rötlich-brauner Ton mit Einsprengseln. Dreiteiliges Fragment, Bruchstellen verschmiert. Hinter dem rechten Steinbock ein Stück des Reliefgrundes und das Schwanzende des Tieres ergänzt.

Innerhalb des kretischen Kunstschaffens des 7. Jhs. v. Chr. kommt den Reliefamphoren ein besonderer Platz zu. Mit einer Höhe, die bei den vollständig erhaltenen Exemplaren fast Lebensgröße erreicht, zählen sie zu den ,mächtigsten' Kunstäußerungen der Zeit. Reliefamphoren bzw. deren Fragmente sind auf Kreta an verschiedenen Plätzen gefunden worden; unter ihnen ragen durch die Zahl der Fundstücke Orte wie Phaistos, Dreros, Lyttos, Prinias, Knossos und Arkades (das moderne Aphrati) heraus. Neben der praktischen Funktion als Vorratsgefäße im kultischen und profanen Bereich haben die Gefäße zweifellos auch einen gewissen Re-

präsentationscharakter. Darauf deutet bei einer Reihe von Reliefamphoren die Betonung einer Seite als .Schauseite' hin. Sphingen, das Lieblingsthema der kretischen Kunst des 7. Jhs. v. Chr., daneben Greifen, Stiere, Löwen, Pferde, Flügelpferde und andere Motive schmücken, häufig in wappenartiger Anordnung, die Amphoren. Der Tierfries, der hier die Hauptzone des Halses einnimmt, wird von horizontalen Streifen eingefaßt, die in alternierender Folge mit aufgesetzten Knubben und eingestempelten achtblättrigen Rosetten gemustert sind. Äsender Steinbock nach links. Von dem Tier vor ihm ist nur die hintere Partie erhalten. Ornamente und Tiere mit Matrizen auf die Gefäßwand gesetzt.

Zu den kretischen Reliefamphoren siehe Dädalische Kunst auf Kreta im 7. Jahrhundert v. Chr., Ausstellung Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg 23.9.-7.12.1970, 56ff. (W. Hornbostel); L. H. Andersen, Relief Pithoi from the Arcbaic Period of Greek Art, Diss. University of Colorado 1975, LIV ff. 41 ff. Vgl. ferner Reed Hals, Muse 5, 1971, 26ff.; Demargne, RA. 1972,35 ff; Weinberg, AntK. 16,1973,98ff.; Brouscan, BCH. 99, 1975, 385ff.; Reed, Hesperia45,1976, 365ff.; P. Müller, Linien und Mischniesen in der archaischen griechischen Kunst (1978) 130 ff.

Publiziert: Katalog Hamburg Nr. 183; H.-G. Buchholz-G. Jöhrens - I. Maull, Jagd und Fischfang, Archaeologia Homerica II. Kap. J (1973) 57 mit Abb. 14 (die Zeichnung ist irreführend; sie gibt nicht den tatsächlichen Zustand des Fragmentes wieder); L. H. Anderson, Relief Pithoi from the Archaic Period of Greek Art, Diss. University of Colorado 1975, LXXIII Nr. Cr 216.

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Weibliche Protome

Kretisch, spätes 7. Jh. v.Chr. H. 11, Br. 5,8. Hellbrauner, sandfarbener Ton. Rechte obere Ecke des Polos und mehrere kleine Randstücke abgebrochen. Erdablagerungen.

Sog. Pinakes, kleine mit Hilfe von Negativformen hergestellte Tonreliefs, stammen aus zahlreichen kretischen Heiligtümern dädalischer Zeit. So soll dieser Reliefkopf mit hohem Kopfputz (Polos) in dem Heiligtum von Aphrati in Mittelkreta am Rande der Lassithischen Hochebene gefunden worden sein, das durch bedeutende Funde von Bronzewaffen in jüngerer Zeit hervorgetreten ist. Die Pinakes wurden als Weihgaben von den Gläubigen der jeweiligen Gottheit in ihr Heiligtum gestiftet. Bei diesem Exemplar ist der Kopf handmodelliert, von der ursprünglich sicher anzunehmenden Farbigkeit haben sich nur geringe Reste von grau-schwarzer Augenzeichnung erhalten. Diese kleine Votivgabe zählt zu jenem Pinax-Typus, bei dem das Relief relativ hoch ausgearbeitet ist, so daß die Figuren in der Vorderansicht fast vollplastisch wirken. Das Repertoire der kretischen Töpfer umfaßt vor allem stehende männliche und weibliche Figuren, dazu Sphingen, Greifen, Löwen und Kentauren. Halbfiguren und büstenartige Darstellungen hat B. Fehr vermutungsweise als Abkürzungen von Vollfiguren angesprochen, wobei er jedoch hinzugefügt hat, „daß sie sich auch bedeutungsmäßig von diesen unterscheiden" können. B. Fehr zum Material: „Es ist denkbar, daß die Tonpinakes als ein billiger Ersatz für entsprechende Schnitzarbeiten in Elfenbein oder Knochen hergestellt wurden. Hierfür spricht nicht nur das Vorkommen von ähnlichen Pinakes aus Bein bzw. Elfenbein auf Rhodos und in Lakonien, sondern auch die Tatsache, daß bei vielen der stehenden Tonfiguren in Vorderansicht die Rückseite ausgehöhlt ist, was auch bei ver34

gleichbaren geschnitzten Werken mehrfach begegnet." Zusammenfassend zu den kretischen Pinakes und Protomen: B. Fehr in Dädalische Kunst auf Kreta im 7. Jahrhundert v. Chr., Ausstellung Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg 23.9.-7.12.1970, 94ff. Publiziert: Dädalische Kunst auf Kreta im 7. Jahrhundert v.Chr. a. O. 99 D 21 Taf. 48 c.

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Kleeblattkanne

Übergangsstil-frühkorinthisch, 630-620 v. Chr. H. mit Henkel 28,1 (ohne 23), Dm. Fuß 7,7. Hellbrauner Ton; matter, dunkelbrauner Firnis. Deckrot. Ein Teil der Mündung ergänzt.

Nach dem Ende der attisch-geometrischen Keramik dominiert Korinth mit seinen Werkstätten. Die weitausgreifende Handelspolitik hat korinthische Gefäße rund um das Mittelmeer gebracht. Die Vorherrschaft Korinths auf dem Gebiet der bemalten Keramik dauert bis in das 2. Viertel des 6. Jhs., dann übernimmt Athen die führende Rolle. Die korinthische Vasenproduktion läßt sich in eine protokorinthische Phase (ca. 725-640 v. Chr.), eine Übergangszeit (ca. 640-625 v. Chr.) und einen früh-, mittel- und spätkorinthischen Abschnitt gliedern (625-600, 600-575 und 575550 v.Chr.). Charakteristisch für die korinthische Keramik sind der helle, sandfarbene Ton (relativ weich gebrannt) und die Deckfarben, die bunte Akzente in Rot, Gelb oder Weiß auf die Oberfläche setzen. Das Darstellungsrepertoire ist zu einem großen Teil der Bildkunst des Alten Orients entlehnt. Löwen, Panther, Steinböcke, Hirsche und Vögel, dazu Mischwesen wie Greifen, Sphingen und Sirenen bevölkern, zumeist in friesartiger Aneinanderreihung, die korinthischen Vasen. Bei dieser Kleeblattkanne mit zweifach gewulstetem Henkel umziehen Löwen, Stiere, Steinböcke und ein Panther den Körper. KreisPunkt-Ornamente füllen locker den Hintergrund. Deckrot an allen Tieren. Die Kanne zeichnet sich durch einige Besonderheiten aus, auf die C. W. Neeft aufmerksam gemacht hat. Die Form mit dem kleinen Fuß und der schmalen Halspartie, die ohne Absatz in die kleeblattförmige Mündung übergeht, entspricht der Kannenform B bei H. Payne, die schon im späten Protokorinthischen begegnet. Die Zungen auf der Schulter mit geradem unterem Abschluß und der doppelten Ritzung (zwei schwar-

ze Zungen wechseln mit einer roten) finden sich ebenfalls bei frühen Kannen, während die KreisPunkt-Ornamente charakteristisch für den Übergangsstil sind. Die Ringe in Deckrot in den schwarzen Zonen ober- und unterhalb des Bildfrieses sind etwas unpräase ausgeführt. Ein roter Reif auch auf der Außenseite des Fußes, dessen Unterseite tongrundig belassen ist. Zur Form vgl. H. Payne, Necrocorinthia (1931) 33 (B). Zu den Kannen der Übergangszeit: Payne a. O. 277. Siehe auch D. A. Amyx - P. Lawrence, Corinth VII 2 (1975) 70 ff. - Zu den Zungen auf der Schulter vgl. die Kannen: S.S. Weinberg, Corinth VII l (1943) Nr. 181.227/8; CVA. Louvre (8) Taf. 24,1-2. Zahlreiche Beispiele bei Amyx-Lawrence a. O., ebendort auch ausreichend Parallelen für das Füllornament. Vgl. dazu die Olpe Louvre E 423: Payne a. 0.278 Nr. 166 Taf. 12,1. - C.W. Neeft (Amsterdam), dem für Hinweise sehr zu danken ist, verweist auf eine Kleeblattkanne im Basler Kunsthandel (Münzen und Medaillen A.G.), die er derselben Hand wie die neue Kanne zuschreibt. In der Qualität der Zeichnung ist die Basler Kanne (drei Figurenfriese) dem hier gezeigten Exemplar überlegen. Neeft verbindet die Kanne in Basel mit einer weiteren in Jerusalem: The Jan Mitchell Gift to the Israel Museum (1974) Nr. 4.

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Exaleiptron

Frühkorinthisch, 620-600 v. Chr. H. 8, Dm. ohne Henkel 20,5. Hellbrauner Ton; mattbraun-schwarzer Firnis. Deckfarben: Weiß und Rot. Aus verschiedenen Fragmenten zusammengesetzt, Bruchstellen übermalt. Kleinere Ergänzungen. Henkel bestoßen, größere Partien des Firnis abgerieben.

Aryballoi, Alabastra, Kotylen, Kannen, Amphoren und Amphoriskoi zählen zu den verbreitesten korinthischen Gefäßformen. Exaleiptra stehen demgegenüber zurück, zumal im Frühkorinthischen. Charakteristisch für ein Exaleiptron sind der weit nach innen umgebogene Mündungsrand und das Fehlen eines Ausgußes. Vgl. das attische 36

Pendant Nr. 59 und die dort gegebenen Hinweise zur Verwendung. An der gleichmäßig gekrümmten Wand dieses flachen Gefäßes auf einem Ringfuß sitzen drei gerippte, durchbohrte Henkel, die in ihrer Form sehr deutlich das Metallvorbild erkennen lassen. Auf den Henkeln weiße Sternchen. Im Becken auf mattbraun-schwarzem Untergrund ein weißer, achtstrahliger Stern (lanzettförmige Blätter alternierend mit gepunkteten Strichen), von rotem Kreis eingefaßt. Am Mündungsrand rote Ringe, über den Bildfeldern weiße Punktreihe, darunter zwei weiße Streifen, ebenso über dem Strahlenkranz. In den drei Bildfeldern zwischen den Henkeln: 1. Löwe nach links, Löwe und Eber einander gegenüber. 2. Löwe nach links.

Vogel nach rechts zwischen zwei gegenständigen Hähnen. 3. Doppellotospalmettenmotiv zwischen Panthervogel und Schwan, außen flügelschlagende Schwäne. An den Tieren Deckrot. Reichlich Füllornamente. Zu den frühkorinthischen Exaleiptra siehe Scheibler, ]dl. 79, 1964, 92; siehe auch ebendort die Typentabelle S. 90. Vgl. auch die Angaben zu: Kunstwerke der Antike, Münzen und Medaillen A.G., Basel, Auktion 40, 13.12.1969, Nr. 33. Weitere Hinweise hier zu Nr. 59. Publiziert: Katalog Hamburg Nr. 205.

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Kugelaryballos

Frühkorinthisch, um 600 v. Chr. H. 6,1, Dm. Mündungsteller 3,4. Hellbräunlich-blaßgelber Ton; dunkelbrauner Firnis. Deckrot. Geringfügige Ahsplitterungen, sonst intakt.

Korinthische Salbölgefäße (Alabastra und Aryballoi) sind rund um die Küsten des Mittelmeeres gehandelt und gefunden worden: von Tunesien bis Illyrien, von Etrurien bis Ägypten und von Syrien bis zum Schwarzen Meer. Sie bezeugen die hohe Wertschätzung der kleinen Gefäße, hinter deren Beutelform ursprünglich gewiß ein organisches Material - Leder - vermutet werden darf (vgl. dazu die Bronzeschale Nr. 11). Die Bemalung kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß es der Kundschaft in fernen Ländern in erster Linie um den wohlriechenden Inhalt, weniger um die ,Verpackung' ging. Der Kugelaryballos zählt mit zu den häufigsten korinthischen Salbölfläschchen. Auf dem Mündungsteller radial angeordnete Zungen, auf dem überhängenden Rand eine Punktreihe. Auf der Schulter ein hängendes Zungenmuster, durch zwei Ringe in verdünnter Malfarbe vom Bildfries getrennt. Der breite Bandhenkel ist nicht als Griff, sondern als Öse für das Trageband gedacht.

Drollige Tänzer in eng anliegenden Wamsen bilden den Hauptdekor. Es sind die für die frühkorinthische Keramik charakteristischen .Dickbäuche' und .Dicksteiße', die ihre Fortsetzung auf den attischen Gefäßen der Komasten-Gruppe finden (vgl. hier Nr. 45 und 46). Auf der Vorderseite zwei Tänzer mit herausgewölbten Bäuchen und Hinterteilen und vorgestreckten Armen mit großen Händen. Hinter dem rechten faßt ein weiterer Genösse seinem Vordermann an den ,Dicksteiß'. Unter dem Henkel agiert ein zweites, gegenständig angeordnetes Paar mit weit zurückgelehnten Körpern. Deckrot an den Wamsen. Detailritzung. Blattrosetten und Firniskleckse füllen „wie ein Dickicht" den Hintergrund. Die Bildzone wird unten von zwei Streifen in verdünnter Malfarbe begrenzt, auf der Unterseite ein sternförmiges Muster mit Punkt im Zentrum. Grundlegend zu den korinthischen Komasten-Aryballoi: A. Seeberg, Corintbiaa Komos Vases (1971). A. Seeberg hat zu

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diesem Aryballos freundlicherweise den folgenden Kommentar zur Verfügung gestellt: „Zwei Tänzer unter dem Henkel, eine Dreiergruppe auf der Vorderseite ist ein typisches Beispiel einer Gattung, die ich in Connthian Komos Vases als ,Flap-Group l' zusammengestellt habe: 60f. mit Taf. 3c-e (6). Taf. 7c-d (121). Taf. 9 (165). Taf. 10 (185). Taf. 11 (217). Auf die Benennung einer Maler-,Hand'wurde dabei absichtlich verzichtet; inzwischen hat Amyx (Corintb VII 2) für den Hauptmaler der Gruppe den Namen La Trobe Painter vorgeschlagen. Ich möchte hier ein Werk seiner Hand vermuten und als nächste Parallele den unveröffentlichten Aryballos Berlin F. 1060 ansehen, wo die Tanzbewegungen allerdings etwas variierter erscheinen. Seine Nachfolge (,Flap-Group 2') ist schon in Gräbern der Wende Früh-/ Mittelkorinthisch vertreten, und die meisten seiner Vasen sind wohl frühkorinthisch. Sie gehören zu den lebhaftesten und manchmal zu den anmutigsten dieser kleinen Tänzerszenen und haben wohl irgendwie Beziehungen zu Paynes ,Warrior Group'. Charakteristisch sind die Ritzlinien im Haar, die Streifenteilung der Chitone, die Zeichnung der Oberschenkel und Knie, die reich variierten Tanzstellungen und Armbewegungen." Ein neuer Kugelaryballos der ,Flap-Group l': CVA. Gela (1) Taf. 25,1-5. Vgl. ferner D. A. Amyx - P. Lawrence, Corinth VII 2 (1975) 20 f. Nr. 31 Taf. 5 (La Trobe-Maler). Zu den Typen der korinthischen Tänzer, ihren Bein-, Körper- und Armhaltungen: G. Franzius, Tänzer und Tänze in der archaischen Vasenmalerei, Diss. Göttingen (1973) 9ff. HOff. (Katalog). — Zu den attischen Tänzern vgl. die Literatur zu Nr. 45 und 46. - Zur Formbildung des Aryballos vgl. H. Hommel, Bocksbeutel und Aryballos, Sitzungsber. der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Phil.-hist. Klasse Jg. 1978, 2. Abh. Publiziert: Katalog Hamburg Nr. 207.

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Alabastron

Mittelkorinthisch, 600-590 v.Chr. H. 22,l, Dm. Mündungsteller 5,3. Blaßgelblicher Ton; schwarzer Firnis. Deckrot. Aus großen Fragmenten zusammengesetzt. Mündungs- und Halsornament stark abgerieben, kleinere Absplitterungen.

Der Maler dieses und anderer Gefäße ist nach dem Fundort eines Alabastron in Florenz genannt worden, nach Populonia, jener bedeutenden etruskischen Hafenstadt, die — gegenüber der Insel Elba gelegen - durch ihre Eisenverhüttung seit dem 5. Jh. v. Chr. bedeutend war. Die

cher Weise die bis auf die Schulter fallenden Haare des Seelenvogels. Auf dem Kopf ein Polos. Vor dem Gesichtsprofil ein füllhornähnliches Gebilde. Auf der Rückseite unter dem Ösenhenkel mehrere Rosetten verschiedener Größe. Die Form des Alabastron ist vermutlich von einem Beutel aus Leder oder Darm abgeleitet. Vgl. H. Hommel, Bocksbeutel und Arjballos, Sitzungsber. der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Phil. - bist. Klasse Jg. 1978, 2. Abb. Alabastra, deren Name auf ägyptische Gefäße aus Alabaster zurückgeht, kommen in der korinthischen Keramik seit der Mitte des 7. Jhs. v. Chr. vor, wobei sie als Behältnisse für schwerflüssiges Parfüm dienten. - (Euv reZusammenstellung des PopuloniaMalers und eine Analyse seines Stils: Benson, AJA. 68,1964, 172ff. Taf. 56; Kilinski II, AJA. 83,1979, 206 f. Taf. 28,3^t. - ZumflächenwirksamenMalstil vgl. auch die Texte zu: Kunstwerke der Antike, Mün2en und Medaillen A. G., Basel, Auktion 26, 5.10.1963, Nr. 68 und Sonderliste L (Mai 1969) Nr. 20. Publiziert: Katalog Hamburg Nr. 211.

Alabastron des Populonia-Malers, mittelkorinthisch. Syrakus, Museo Nazionale Inv. Nr. 21059

frühen Gräber reichen bis in die Mitte des 7. Jhs. zurück, später von den Schlackenhalden der Metallindustrie zugedeckt. In charakteristischer Weise umspannt die Malerei den Körper dieses Gefäßes. Die Sirene mit ihren geöffneten Schwingen und die Ornamente lassen die Gefäßwand als Bildträger kaum noch in Erscheinung treten. Die Eindringlichkeit des Flügelwesens wird dadurch erheblich gesteigert. Detailreiche Ritzungen, die Schwungfedern in Streifen alternierend in Rot und Schwarz, in glei-

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Großer Aryballos

Mittelkorinthisch, 590-580 v. Chr. H. 13,6, Dm. Mündungsteller 6,1, Dm. Fuß 8,8. Sehr heller, sandfarbener Ton; mittelbrauner, fleckiger Firnis, stellenweise rotbraun fehlgebrannt. Absplitterungen an Fuß und Mündung.

Dieses relativ große Salbölgefäß auf schmalem Ringfuß ist ein schönes Beispiel mittelkorinthischer Keramik (ca. 600-575 v. Chr.). Typisch der helle, nicht sehr hart gebrannte Ton. Der Mündungsteller, der zur Mitte hin abfällt und am Rand überhängt, ist mit einem Kranz von Blattzungen bzw. einer Punktlinie geschmückt, Blattzungen auch am Übergang vom kurzen Hals zur Schulter. Die eindrucksvolle, wuchtige figürliche Bemalung mit kräftiger, detailangebender Ritzung zeigt im Zentrum einen ,Dickbauchtänzer', wappenartig flankiert von zwei Sirenen mit aufgestellten Flügeln. Rosetten verschiedener Größe mit Ritzung füllen den Freiraum. Horizontale Striche auf dem Bandhenkel, darunter 40

eine ,monumentale' Rosette und vier kleinere Rosetten. Der Tänzer in seinem enganliegenden Trikot ist - wie gewohnt (vgl. Nr. 29) - mit einem kräftigen, herausstehenden Gesäß und einem dicken Bauch ausgestattet. Das linke Bein ist leicht in hüpfender Bewegung vom Boden, abgehoben (von G. Franzius unter der Haltungsbezeichnung noSicjjaöc; behandelt), die Arme sind abwärts gerichtet mit abgestrecktem bzw. parallel zur Handfläche geführtem Daumen. Werk des Otterlo-Malers, der nach einem Aryballos im Rij ksmuseum Kröller-Müller in Otterlo benannt ist. (Euvrezusammenstellung: Benson, AntK. 14, 1971, 13 ff. Vgl. darunter besonders den Aryballos Cambridge, Fitzwilliam Museum GR 45.1896 (Tänzer mit Kanne zwischen Sirenen): Benson a. O. 14 Nr. 14 Taf. 2,3. Zu vergleichen ist ferner ein Aryballos in Winchester: Benson a. O. 15 Nr. 15 Taf. 1,9. Neuere Literatur zum Otterlo-Maler: M. Cristofani Martelli zu CVA. Gela (1) Taf. 41 (versehentlich mit dem Text zu Taf. 40 vertauscht); Boriskovskaya, Reports of the Hermitage Museum 37, 1973, 40f. 85. - Zur Einordnung des Otterlo-

Malers in die Chimaira-Gruppe durch Benson in dem erwähnten Artikel siehe jetzt dens. in Studies in Monour oj Arthur Dale Trendall (\ Art Museum, Harvard University Acquisitions 1965, 66 Abb. oben; J. Boardman J. Hayes, Excavations at Tocra 1963-1965 (1966) 28 Nr. 13 ff. Taf. 6; F. de Ruyt - T. Hackens, Vases grecs, italiotes et etrusques de la Collection Abbe Mignot (1974) Nr. 3. Vgl. ferner CVA. Frankfurt (1) Taf. 18,1-3; Münzen und Medaillen A. G., Basel, Sonderliste D (Okt. 1960) Nr. 27/28; Kunst der Antike aus Privatbesitz Bern-Biel-Solothurn (1967) Nr. 80; Kokalos 8, 1962, Taf. 76,3; Hesperia Art Bull. XXXII (o.J.) A 2; Auktion Christie's, London 1.5.1974, Nr. 154; CVA. Kasse/(2) Taf. 51,1-4; CVA. Mainz, RGZM. (1) Taf. 18,6-7; Antike Vasen und Terrakotten, Oldenburger Stadtmuseum, Städtische Kunstsammlungen (1978) Nr. 4; Auktion Sothebv's, London 4. 12. 1979, Nr. 64; Kunstwerke der Antike, Münzen und Medaillen A. G., Basel, Auktion 56, 19.2.1980, Nr. 39. Weitere Exemplare im Kunsthandel. Publiziert: Katalog Hamburg Nr. 213.

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Halsamphora

Spätkorinthisch, 2. Viertel 6. Jh. v. Chr. H. 32,8 (erh. 30,7), Dm. Mündung 13. Hellbrauner, sandfarbener Ton; schwarzer, z. T. dunkelbraun verfärbtet Firnis. Deckfarben: Violett und Weiß. Aus zahlreichen Bruchstücken zusammengesetzt, Fehlstellen ausgefüllt. Der Fuß modern, der Firnis an Henkeln und Mündung und die Deckfarben auf B stärker abgerieben.

Im Gegensatz zur Bauchamphora ist die Halsamphora relativ selten im Korinthischen anzutreffen. H. Payne hat für die Gefäße dieser Form einen starken Einfluß von Metallvorbildern angenommen, was im Hinblick auf die metallische Profilierung von Hals und Mündung bei dieser Amphora durchaus überzeugend ist. Unter der Mündung ein Wulst, eine violett bemalte Stufe in Halsmitte, ein Profil auch am Übergang vom Hals zur Schulter. Konkav geformte Bandhenkel. Ein Zungenmuster im Inneren der Mündung und auf der Schulter, die Zungen alternierend violett - weiß - schwarz bzw. weiß - violett - schwarz. Im unteren Halsabschnitt je drei Rosetten mit violettem Herz und weißen Blättchen. Unter den Bildfeldern umlaufend zwischen Ringen drei schwarz-weiße Punktketten, durch Netzjnuster verbunden, darunter ein breiter Firnisstreifen mit zwei violetten Ringen und ein vom (modernen) Fuß ausgehender Strahlenkranz. Die figürlichen Bilder zeigen zwei Lieblingsbeschäftigungen der korinthischen Adelsgesellschaft: Jagd und Komos. Auf der Seite A sprengen drei jugendliche Reiter im Galopp nach rechts, die beiden äußeren auf schwarzen Pferden, ein Schimmel im Vordergrund bildet die Mitte. Alle drei Reiter halten die Zügel und in ihrer Rechten jeweils einen Speer. Sie sind mit Chitoniskoi (kurzen Wamsen) bekleidet, von denen die der beiden äußeren Reiter violett gemalt sind. Nebenher jagen zwei Hunde mit auffällig ausgebildeten Schnauzen. Hunde und schwarze Pferde haben violette Hälse und Flanken, die Hunde auch violette Bauchstreifen. Malerei und

Ritzung sind flott ausgeführt. Daß dabei der Kopf des hinteren Pferdes den Reiter des Schimmels überschneidet, braucht nicht zu irritieren, denn ähnliche ,Verzeichnungen' sind auf vielen korinthischen Vasen - auch bei denen hervorragender Maler - zu beobachten. Auf der Seite B vergnügen sich tanzend vier Komasten mit kräftig ausgebildeten Hinterteilen in kurzen violetten Wamsen mit zwei nackten Mädchen. Die Figuren sind symmetrisch zu zwei Dreiergruppen arrangiert. Die Tänzer sind vermutlich alle bärtig, die Schurze der beiden äußeren gepunktet. Auf Höhe der Knie der Tanzenden drei akkurat gemalte Füllrosetten. Zum Maler vgl. die von J.L. Benson zusammengestellte „Gruppe der weißen Pferde": Die Geschichte der korinthischen Vasen (1953) 58, Liste Nr. 101. Benson verweist brieflich auf die Bauchamphora Neapel (ebendort Liste Nr. 101,8), die er derselben Hand zuweist. D. A. Amyx hat in einer brieflichen Mitteilung dieses Gefäß in die Andromeda-Gruppe eingeordnet, die nach der Darstellung auf der Vase Berlin F. 1652 benannt ist. Eine genaue Einteilung in Malerhände steht noch aus. Zur „Gruppe der weißen Pferde" vgl. zuletzt: D. A. Amyx - P. Lawrence, Cormth VII 2 (1975) 58f. zu Nr. 220 Taf. 42 (Fragmente eines Stangenhenkelkraters). - Zu den spätkorinthischen //a/jamphoren siehe H. Payne, Necrocorinthia (1931) 327 Nr. 1435-1438 (ebendort: „As a rule greatly superior to the foregoing; not only more elaborate, but more careful. The shape, entirely different in character from the early Corinthian neck-amphora, was no doubt strongly influenced by metal prototypes."); Antike Vasen, Münzen und Medaillen A. G., Basel, Sonderliste R (Dez. 1977) Nr. 14 = Stähler, Boreas 2, 1979, 191 ff. Nr. 2 Taf. 19,2-3 und 20,1-4 (Münster, Archäologisches Museum der Universität Inv. 782); CVA. Zürich (1) Taf. 6,2.4.5. - Zu den korinthischen ßaaa26,1978,142f. mit Anm. 2. -ZurDeckelpyxismit der Liebesszene vgl. die Denkmälerlisten: P. Wuilleumier, Le tresor de Tarente (1930) 111 Nr. 21a-n; A. Oliver, Jr., The Reconstrnction oftiro Apulian Tomb Groiips (1968) 10 Anm. 51, Nr. 1-14. Die Pyxis New York, Metropolitan Museum of Art

06.1021.253 (in der Liste von Oliver Nr. 10, ebendort Taf. 6,1-2) ist deshalb besonders wichtig, weil sie aus einem Kriegergrab stammt, dessen Inhalt sich rekonstruieren ließ. Dadurch konnte ein wichtiger Datierungsanhalt gewonnen werden. Oliver datiert das Grab in das letzte Viertel des 4. Jhs. v.Chr. Zuletzt haben sich mit den apulischen Pyxiden aus Ton, deren Deckel wie in diesem Fall mit einer Liebesszene in flachem Relief geschmückt sind, beschäftigt: K. van Wonterghem-Maes, De polychrome en plastische keramiek van Canosa di Pugtiagedurende de Hellenistische periode (1968) 104 ff. 190 ff. Nr. 95/96. 103/104; G. Scmtilla, L'ipogeo Varrese di Canosa. La ceramica policroma e plastica, 1968-1969, 25 f. Nr. 40, S. 91 ff. Eine neue, gut erhaltene Pyxis dieses Typus befindet sich im Münchner Kunsthandel. Zur Pyxis London, British Museum D 207 vgl. jetzt auch J. Boardman - E. La Rocca, Eros in Griechenland(197'6) Abb. gegenüber der Titelseite („4. Jh. v. Chr.; Aphrodite und Adonis"). — Zu Aphrodite und Adonis vgl. M. Trumpf-Lyritzaki, Griechische Figurenvasen

(l 969) 49 f. Nr. 137 und S. 129; Boardman - La Rocca a. O. 132ff. - Zur Verwendung der Pyxis siehe S. Rutherfurd Roberts, The Attic Pyxis (1978) l ff. - Zu den beiden henkellosen Loutrophoren und ihrer Bedeutung vgl. M. Schmidt A.D. Trendall — A. Cambitoglou, Eine Gruppe Aputischer Grabvasen in Basel (1976) 81 ff.; Lohmann, Grabmäler 152ff. Vgl. dazu die Denkmälerlisten: van Wonterghem-Maes a. O. HOff. 193ff. Nr. 106-118 (dort als Thymiateria bezeichnet); Scintilla a. O. 23ff. Nr. 36-39, S. 89ff.; Oliver a. O. 10f. mit Anm. 53 Nr. 1-15. Darunter sind die Loutrophoren Tarent 8919 und 8933 besonders enge Parallelen (Hinweis F. van der Wielen, deren Genfer Diss. über die Canosiner polychrome und plastische Keramik sich in Vorbereitung befindet. Ihr ist auch für weitere Hinweise zu danken.). - Zum paarweisen Auftreten von apulischen Kannen in Canosiner Gräbern vgl. Stähler, Boreas 2, 1979, 198. - Zu den apulischen Gefäßen ohne Boden: Lohmann, Grabmäler 14ff. - Zur Canosiner polychromen Keramik zuletzt: Lohmann, A.A. 1979, 187ff.

Pyxis, apulisch. New York, The Metropolitan Museum of Art 06.1021.253a-b

Pyxis, apulisch. London, British Museum D 207

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steht. Auf dem kurzen Hals auf- und abwärts gerichtete Efeublätter. Wellenbänder rahmen das Hauptbild ein, wobei das untere durchaus im Hinblick auf den energisch nach links bewegten Hippokampen durchaus gegenständlich zu verstehen ist. Deckweiß an Mähne, Zackenkamm und Brustflosse. Unter dem Doppelwulsthenkel sitzt eine elfblättrige Palmette, beidseitig flankiert von wuchernden, vegetabilen Ornamenten. Einzelne Punkte in aufgesetztem Weiß. Spotted-Rock-Gruppe (A.D. Trendall). Vgl. dazu A.D. Trendall, The Red-Figured Vases of Lucania, Campania and Sicily (1967) 234ff. Die Gefäßform ist in Campanien selten. Publiziert: Katalog Hamburg Nr. 338.

Henkelkrug, apulisch. Kopenhagen, Nationalmuseum Inv. Nr. 4813

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Henkelkrug mit Deckel

Campanisch, 3. Viertel 4. Jh. v. Chr. H. mit Deckel 16,l, Dm. Deckel 10,5, Dm. Fuß 6,6. Hellbrauner, sandfarbener Ton mit Überzug; mattschwarzer Firnis. Deck weiß. Intakt.

In großer Dichte - die ganze Fläche nutzend umzieht die ornamentale und figürliche Bemalung das kompakte, kleine Gefäß auf seinem zweistufigen Ringfuß: Auf dem flachen Deckel mit hohem Knauf (radial verziert) Palmettendekor und ein Frauenkopf nach links mit Haube (Sakkos), aus der hinten der Haarschopf heraus-

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Korbhenkelamphora

Campanisch, letztes Drittel 4. Jh. v. Chr. H. mit Bügel 33,2, Dm. Mündung 9,1, Dm. Fuß 7,4. Hellbrauner Ton; silbrig glänzender, schwarzer Firnis. Deckweiß. Intakt.

Schlankes Gefäß mit ausladender Mündung und durchbohrtem Bügelhenkel. Auf dem Hals beidseitig je eine Palmette, auf der Schulter umlaufende Efeuranke, die Stengel in aufgesetztem Weiß. A: Junge Frau nach links schreitend. In der erhobenen Linken hält sie einen Opferkorb, mit der rechten Hand umfaßt sie den über Arm und Rücken gelegten Mantel. Schmuck an den Handgelenken, dem Hals und im Haar. Vor ihr ein Kreis- und Punktornament. B: Manteljüngling mit Kranz im Haar und Zweigen in den Händen. Details wie auf der Seite A in aufgesetztem Weiß. Hinter ihm ein rundes, gepunktetes Ornament. Zwei langgestreckte Palmetten auf den Nebenseiten trennen die beiden Figuren. Arbeit des Ixion-Malers. Zu ihm, den Trendall unter die wichtigsten campanischen Maler des späten 4. Jhs. v. Chr. rechnet, und zur Ixion-Gruppe: A.D. Trendall, The RedFigured VasesofLucania, CampaniaandSicily (1967) 335 ff. und BICS. Suppl. 26 (1970) 58ff. Mit den Eigenheiten des IxionMalers hat sich ausführlich Schauenburg, AA. 1976, 219ff. beschäftigt. - Zum Opferkorb: J. Schelp, Das Kanoun (1975). Publiziert: Katalog Hamburg Nr. 340.

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Hydria

Campanisch, 340-320 v. Chr. H. 35, Dm. Mündungsteller 10,3, Dm. Fuß 10,9. Ockerfarbener Ton mit Überzug; silbrig glänzender, schwarzer Firnis. Deckfarben: Weiß und Gelb. Geringfügige Verletzung an der Mündung.

Mündungsteller tongrundig, in der Mündung ungefähr fünf cm gefirnißt. Auf der Mündung außen ,laufender Hund', der Hals vertikal gestreift. Als Hauptbild: Neben einer weiß gemalten Grabsäule mit ionischem Kapitell steht links eine Frau, die eine „Krone" trägt und in der Linken eine Schale mit Früchten sowie eine aus kleinen Kugeln gebildete, weiße Kette trägt. Weiß auch ihr Ohrring, das Armband und die Halskette. Über dem Chiton trägt die Frau einen Mantel. Rechts von dem Grabmal steht ein nackter Jüngling mit weißem Punktkranz im Haar, weißer Binde in der Rechten und Speer in der Linken Vom linken Arm hängt die Chlamys herab Unter dem Vertikalhenkel eine ISblättrige Palmette, die beiden Horizontalhenkel von anderen Voluten- und Kreisornamenten umgeben, vereinzelt Deckweiß. Von A.D. Trendall dem Umkreis des Capua Boreas-Malers zugeschrieben. Dieser gehört zur Whiteface-Gruppe. Zu dieser campanischen Gruppe: A.D. Trendall, The Red-Figured VasesofLucania, Campania and Sici/y (1967) 378 ff. und B1CS. Suppl. 31 (1973) 214 ff. Entgegen dem Brauch des WhitefaceMalers, der danach seinen Namen erhalten hat, ist die Frauenhaut in vorliegendem Fall nicht weiß gemalt. Die Gruppe, zu der die Hydria gehört, bildet einen Teil der großen campanischen AV-Gruppe. Publiziert: Katalog Hamburg Nr. 343.

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Fischteller

Campanisch, spätes 4. Jh. v.Chr. H. 4,1, Dm. Teller 17,6, Dm. Fuß 6,7. Hellbräunlicher Ton mit Überzug; mattglänzender, schwarz-brauner Firnis. Deckweiß. Intakt.

„Wie die in stattlicher Zahl erhaltenen unteritalischen Fischteller lehren, muß das Fischessen am Ende des 4. Jhs. v. Chr. im großgriechischen Bereich eine besondere Blütezeit erlebt haben", betont K. Zimmermann. Die Anfänge der Fischteller liegen in Athen im späten 5. Jh. v. Chr. Die eigentliche Massenproduktion beginnt dann aber erst ein Jahrhundert später in Unteritalien. Die Fischteller stammen überwiegend aus Gräbern, was zur Annahme geführt hat, die Teller seien von vorneherein ausschließlich als Grab-

beigaben hergestellt worden. Indes weist manches daraufhin, daß sie zunächst im Diesseits bei Fischessen benutzt wurden, ehe sie in die Gräber kamen. Die Teller sind in ihrer Funktion sehr praktisch angelegt. Die Platte senkt sich zur Mitte hin ab, um die Flüssigkeit in der schälchenartigen Vertiefung aufzufangen. Das Wellenornament auf dem umgebogenen Rand, von den Archäologen ,laufender Hund' genannt, darf hier als Angabe des wogenden Meeres verstanden werden, in dem sich drei Fische tummeln, zoologisch präzise bestimmbar: zwei Marmorbrassen und ein Zitterrochen. Nach letzterem hat eine umfangreiche Gruppe campanischer Fischteller, der folglich auch dieses Exemplar angehört, ihren Namen erhalten: Torpedo-Gruppe.

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Grundlegend zur Gattung: Zimmermann, Wissenschaftliche Zeitschrift der Universität Rostock 16, 1967, gesell.sprachwiss. Reihe H. 7/8, 561 ff. - Zur sepulkralen Deutung siehe J. Thimme in Opus Nobile, Festschrift für U.Jantzen zum 60. Geburtstag (1969) 156ff. - Von derselben Hand u.a. bemalt: CVA. Capua (1) IV Er Taf. 5,3. Vgl. ferner Hespena Art Bulletin XLVII (1969) A 4; J. Dörig, Art antique. Collections privees de Suisse romande (1975) Nr. 288 und Antiken aus rheinischem Privatbesitz (1973) Nr. 94; G. Dareggi, Ceramica greca e italiota nel Museo di Baranello, Quaderni deltlstituto di Archeologia deü'Universita di Perugia 5 (l 977) 50 Nr. 65/66 Taf. 25 d/e. Zahlreiche Pkemplare im internationalen Kunsthandel. Vgl. z.B.: Auktion Sotheby's, London 27. 3. 1972, Nr. 147. Siehe jetzt auch Kestner-Museum, Hannover, Jahresbericht 1973-1976, 294f. Nr. 24 (= Hannoversche Geschichtsblätter NF. 30, H. 3/4). - Hin besonders gelungenes apulisches Beispiel: R. Hampe- H. Gropengiesser, Aus der Sammlungdes Archäologischen Instituts der Universität Heidelberg (1967) Taf. 28 (mit weiterführender Literatur). - Zur zoologischen Be-

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stimmung A. Palombi - M. Santarelli, GHanimali commestibili dei mari d'Italia* (1969). Publiziert: Katalog Hamburg Nr. 345.

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Kleines plastisches Gefäß in Tiergestalt

Campanisch, spätes2. Jh. v. Chr. H. 9,l,L. 12,3. Hellbrauner, sandiger Ton mit Resten mattschwarzer Glasur. Das Hinterteil in mehreren Teilen herausgebrochen, die Bruchlinien übermalt. Das Gefäß an der Formnaht auseinandergesprungen. Kleinere Absplitterungen.

Das Tier- zoologisch am ehesten wohl als Wildschaf zu umschreiben - liegt mit eingeknickten

Läufen auf einer flachen Basis. Die Struktur des ursprünglich schwarzen Vlieses ist durch kurze Ritzstriche angedeutet. Der kelchförmige Einguß liegt hinter dem mächtigen Gehörn, die Ausgußtülle vorne auf dem Bauch. Der Töpfer hat das Gefäß aus zwei Halbformen gedrückt, die Naht ist ringsherum zu erkennen. Die Schwierigkeiten bei der Lokalisierung und Datierung des plastischen Gefäßes in der Erstpublikation sind durch den grundlegenden Artikel von R. Higgins, Magenta Ware, The British Museum Yearbook l, 1976, l ff. behoben worden. Zweifellos gehört das Stück zur .Magenta Ware' bzw. in deren Umkreis (freundlicherweise von R. Higgins brieflich bestätigt). J.D. Beazley hat die Gattung nach dem rosafarbenen Farbpigment des Tones bezeichnet, das auf den besser erhaltenen Exemplaren noch zu erkennen ist. Viele Magenta-Figuren haben ihre ursprüngliche Farbigkeit leider restlos eingebüßt. Higgins hat drei Gefäßtypen herausgearbeitet, wobei die zahlenmäßig umfangreichste Gruppe wohl als Füllgerät für Lampenöl gedient hat. Diese Verwendung ist auch für das vorliegende Gefäß sehr wahrscheinlich, obwohl es abweichend vom Standardtypus keinen Henkel hat. Innerhalb der etwa 130 bislang bekannten Gefäße ist die Formenvielfalt erstaunlich. Da finden wir Pygmäen, Satyrn, Schauspieler, Liebespaare und auf Hunden reitende Knaben ebenso wie Tiere in abwechslungsreicher Fülle: Löwen, Stiere, Widder, Ziegen, Hunde, Schweine, Delphine, Hähne, Enten, Leoparden usw. Unter dem Material bei Higgins vgl. für dieses Tier Nr. 35.41 (Widder) und Nr. 43 (Ziege). Eine Töpfer-

signatur erscheint nur einmal: Auf der Rückseite eines Isiskopf-Gefäßes aus Lipari steht (Werk des) Dorotheos. Der campanische Ursprung der Gattung ist ungeachtet zahlreicher sizilischer Neufunde höchst wahrscheinlich; die Jamp-fillers' datiert Higgins zwischen 120 und 70 v. Chr., die davon abgeleiteten Flaschen in den Zeitraum von 80 bis zum Ende des letzten vorchristlichen Jahrhunderts. Neben Higgins (siehe oben) vgl. noch: Auktion Sotheby's, London 14. 7.1975, Nr. 163a und The Ernest Brummer Collection II. Ancient Art, Auktion Zürich 16.-19. 10. 1979, Nr. 722. Publiziert: Katalog Hamburg Nr. 198.

Plastisches Gefäß in Gestalt eines Widders, campanisch. London, British Museum 1887.2-12.2

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(N (N

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Kanne

Wohl italisch, 7. Jh. v. Chr. H. 19,4, Dm. Mündung 10,5, Dm. Ringfuß 11,2. Hellbrauner Ton; dunkelbrauner Firnis. Fuß und Henkel teilweise ergänzt; Firnis über größere Partien abgerieben. In der Henkelzone Fehlbrandstelle.

Die kunstgeographische Einordnung der Kanne bietet einige Schwierigkeiten. Ton und Form scheinen am ehesten für eine italisch-geometrische Arbeit zu sprechen. Hinter der Form mit dem flachen, gedrückten Gefäßkörper, dem hohen, auswärts geschwungenen Hals und den rudimentären Rotellen läßt sich leicht das Metallvorbild erkennen. Der vielfach gewulstete Bandhenkel fällt fast senkrecht zur Schulter hin ab. Auf dem Körper folgende Ornamentabfolge, oben beginnend: eingefaßte Zungen, Gruppen kurzer Schlängellinien, hängende Dreiecke, breites Firnisband und Strahlenkranz. Zur Form vgl. C\'A. Tarquinia, Museo Nazionale (3) Taf. 24, 1-5. Publiziert: Katalog Hamburg Nr. 358.

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Reliefpithos

Etruskisch (Caere), Ende 7. Jh. v. Chr. H. 80, Dm. Mündung außen 36, innen 19,8. Roter Impasto. Hellbraun-rötlicher Ton mit vielen Einsprengseln, mattglänzende Oberfläche. Ungebrochen.

Großes, dickwandiges, bauchiges Vorratsgefäß mit weiter Mündung aus grobem, braunrotem Ton mit grauen Verfärbungen aufgrund des Brennprozesses. Der Gefäßkörper ist von den für diese Gruppe von Pithoi charakteristischen senkrechten Riefeln überzogen, die unten durch einen Wulst von einem unverzierten, unteren Gefäßteil abgegrenzt sind. Dieser unverzierte Teil wurde bis zum Wulst von einem Ständer von der Form einer Plätte mit erhöhtem, eingezogenem

Rand aufgenommen, der innen und außen stempelverziert sein konnte, um dadurch die Standfestigkeit des nach unten schmal zulaufenden Vorratsgefäßes zu sichern. Über der weitesten Ausladung des Gefäßkörpers ein umlaufender Streifen von nebeneinander eingestempelten Tiermotiven. Das mittlere von insgesamt 17 Bildfeldern trägt die Darstellung eines Boviden (?) mit Zitzen, während die übrigen stets den gleichen Stempelabdruck eines nach rechts schreitenden Löwen mit erhobenem Haupt und geöffnetem Maul und einem dekorativ aufgestellten Schweif wiedergeben. Die gelegentlich doppelte Kontur des Tieres und des Stempelrandes zeigt, daß nicht immer der erste Abdruck ein befriedigendes Bild ergab. Über diesem metopenartigen Bildstreifen mit 6,1 x4,9 cm großen Feldern, die entsprechend der Gefäßkrümmung durch konische Zwischenstreifen getrennt sind, erhebt sich etwas zurückgesetzt die unverzierte, glatte Gefäßschulter mit kurzem Hals und weitausladendem Rand. Die von dem Viertelrund der äußeren Randlippe scharf abgesetzte Hohlkehle innen diente der Aufnahme eines schlichten, flach gewölbten Deckels. Die ausschließliche Herkunft dieser Impastopithoi aus Cerveteri und Umgebung weist sie als lokale caeretanische Erzeugnisse aus. Mangels geschlossener Grabfunde ist ihre Datierung nur auf stilistischem Wege anhand der gestempelten Bildmotive des orientalisierenden Stils und der Gefäßform möglich. Die bauchige Form und die metopenartige Bildanordnung mit dem schlichten Löwenmotiv datieren das Gefäß noch in das späte 7. Jh. v. Chr. Soweit bekannt, entstammen diese Vorratsgefäße aus Gräbern und waren Teil der dem häuslichen Bereich zugehörigen Beigaben für den Verstorbenen.

Zur Gattung vgl. E. Pottier, Vases antiques du Louvre I (l 897) 42ff. Taf. 2; P. Mingazzini, Vasi della Collezione Castellani (1930) 70f. 76ff. Nr. 248 ff. Taf. 8-11, bes. 9,4.6; L. Pareti, La tomba Regolim-Galassi del Museo Gregoriano Etrusco (1947) 436ff. Taf. 69; O.W. von Vacano, Die Etrusker (1955) Taf.

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138; M. A. Del Chiaro, Etruscan Artfrom West Coast Collectiotis, Ausstellung Santa Barbara 7. 2.-15. 3. 1967, Nr. 72; Boriskovskaya, Wiss. Zeitschrift der Univ. Rostock 19, 1970, Gesellschafts- und sprachwiss. Reihe H. 8, 567ff. Taf. 3ff.; Ancient Glass,Jeit>eIlery and Terracottasfrom the Collection oj'Mr. and Mrs. James Bomford, Ausstellung Ashmolean Museum, Oxford 20. 11.-12. 12. 1971, Nr. 166; Auktion Sotheby's, London 10. 7. 1972, Nr. 165; G. Camporeale, Buccheri a cilindretfo fabbrica orvietana (1972). - Zu den Fundorten der Pithoi vgl. Ricci, MonAnt. 42, 1955, 315 ff. Abb. 61/62. - Zu den Reliefpithoi mit einer Fn'wdarstellung vgl. zuletzt: R. D. De Puma, Etruscan and Villanovan Pottery, Ausstellung Universityof Iowa Museum of Art 17. 3.-30. 4. 1971, Nr. 11/12; Galerie H. Vollmoeller, Zürich, 1. Auktion, 17./18. 3. 1975, Nr. 103; Katalog Hamburg Nr. 374 = Kunstwerke der Antike, Münzen und Medaillen A.C., Basel, Auktion 56, 19. 2. 1980, Nr. 47; Auktion Christie's, London 31. 5. 1979, Nr. 288/9. Publiziert: Katalog Hamburg Nr. 373.

Reliefpithos, etruskisch. Leningrad, Staatl. Ermitage B 1835

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Fragment eines Reliefpithos

Etruskisch (Caere), 1. Hälfte 6. Jh. v. Chr. H. 22,3, Br. 28,5, Wandstärke 1,2-2. Graubrauner Impasto mit vielen Einsprengseln, Reste eines rötlichen Überzugs erhalten.

Fragment aus der Schulterzone eines caeretanischen Reliefpithos (vgl. Nr. 130). Über dem charakteristischen Riefeldekor folgen einander metopenartig angeordnete Bildfelder von quadratischem Format (6,5 X 6,5) bei den Gorgoneia und leicht querrechteckig (6 x6,5) bei den schreitenden, geflügelten Greifen und den Kentauren. Darüber findet sich der in dieser Gefäßgattung beliebte Schulterdekor aufgeset2ter Rippen von der Form girlandenartig herabhängender Halbbögen, die sich gleichmäßig überschneiden. Wie die vollständig erhaltenen Repliken zeigen, sind dem Gorgonenhaupt in Vorderansicht jeweils seitlich links ein Kentaur, der einen Zweig schultert, und rechts ein Greif zugeordnet, die auf die Gesichtsprotome zuschreiten. Diese Bildzuordnung enthält jedoch keine konkret faßbare Aussage. Die Gorgoprotome kann zwar als abschreckendes Apotropaion verstanden werden, dem sich der geflügelte Greif mit weitgeöffnetem Maul als schreckliches Fabelwesen inhaltlich zuordnen läßt, und auch der Kentaur darf hier noch als wilder Unhold interpretiert werden, doch überwiegt wohl der dekorativ-ornamentale Charakter dieser beliebten Bildzusammenstellung. Es spiegelt sich hier eher in allgemeiner Weise die von unheimlichen Fabelwesen bevölkerte Bildwelt der orientalisierenden Stilphase, als daß sich ein konkreter Sinngehalt äußert.

,Repliken': E. Pottier, Vases antiques du Louvre I (1897) 43 D 264/5 Taf. 2 und 36; P. Mingazzini, Vasi della Collezione Castellani (1930) Nr. 250 Taf. 8,8 und 9,8; Boriskovskaya, Wiss. Zeitschrift der Univ. Rostock 19,1970, Gesellschafts- und sprachwiss. Reihe H. 8, 570 Taf. 8; P. V. C. Baur, Catalogue of the Rebecca Darlington Stoddard Collection of Greek and Italian Vases in Yale University (1922) 135 Nr. 218. - Einem gleichen Kentauren-Stempel entstammt das sehr flach geprägte Fragment eines Pithos in Frankfurt (Antike Kleinkunst im Liebieg-

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haus [1969] Nr. 81), das demnach ebenfalls etruskisch ist. Zur Deutung ähnlicher Bildinhahe als primär dekorativ vgl. G. Camporeale, Buccheri a cilindretto difabbrica orvietana (\ 972) 61 ff. Publiziert: Katalog Hamburg Nr. 375.

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Fragment eines Reliefpithos

Etruskisch (Caere), 1. Hälfte 6. Jh. v. Chr. H. 21,3, Br. 20,1, Wandstärke 1,5-1,8. Impasto mit vielen Einsprengseln.

Fragment aus der Schulterzone eines caeretanischen Reliefpithos (vgl. Nr. 130). Zwischen geriefeltem Gefäßkörper und unverzierter Schulter befindet sich eine von zwei umlaufenden Wülsten begrenzte Dekorzone mit vier übereinander angeordneten Reihen von Stempeln. Die unterste Reihe enthält innerhalb eines rahmenden, schräggestrichelten Leiterbandes schreitende

Sphingen, die sich in der obersten Reihe wiederholen. Dazwischen sind ornamentale Stempelmotive eingefügt, von denen das untere, zwei einander zugekehrte Voluten mit einem Punkt darüber (vielleicht ein Derivat der phönikischen Palmette), der unteren Sphingenreihe zugeordnet ist, während die achtblättrigen Rosetten darüber zwanglos dicht nebeneinander gesetzt sind. Rosetten dieser Art wie schreitende Sphingen sind typische Bildelemente des orientalisierenden Stils und seit dem frühen 7. Jh. in der etruskischen Kunst üblich; doch äußern sich in der schlanken Proportionierung der Sphingen, besonders dem dekorativ eingerollten Flügel, der sorgfältigen Ausführung des Kopfes und der Strichfüllung des Halses Elemente, die eine spätere Datierung bereits in die erste Hälfte des 6. Jhs. v. Chr. befürworten. Dafür spricht auch die mißglückte Trennung der Vorderbeine, die auf ihre verschiedenfarbige Wiedergabe in der gleichzeitigen Wand- und Vasenmalerei zurückgehen dürfte und hier mißverständlich übernommen wurde.

Vgl. die Literatur zu Nr. 130 und 131. - Zu den orientalisierenden Dekor-Bildelementen: I. Str