213 7 8MB
German Pages 476 [482] Year 1988
© 1988 by Wirtschaftsverlag Langen-MülleriHerbig F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten Schutzumschlag: Christel Aumann, München Satz und Druck: Jos. C. Huber KG, Dießen am Ammersee Binden: R. Oldenbourg, München Printed in Germany ISB~:3-7844-7227-3
Inhalt Verzeihung! - Ein Crash-Prophet darf endlich widerrufen!
11
Sorgen
15
Warum Maggie Thatcher ihre Kreditkarten zerschneidet. Wie überschuldete Schuldner morden. Wann es das größte Gläubiger-Gemetzel der Geschichte gab. Was Cicero gegen Catilina hatte. Warum Jakob Fugger und Donald J. Trump immer so gut schlafen.
Schäume
33
Kredit -Kauf als Orgasmus. Jetzt kann sich endlich jeder alles leisten. Der Doppler- und der Trippel-Effekt: BMW, YACHT, VILLA. Das neue Lebensgefühl: Kredite mit Kredit bezahlen. Konsum-Hybriden und das Sakrifiz-Syndrom. Je mehr Schulden wir und unsere Staaten machen, desto höher steigt dann das Sozialprodukt.
Schuld und Unschuld . . . . . . . . . . . . . . . .
57
Gläubiger = Schuldner. Schulden = Guthaben. Tauschen = Täuschen. Wirtschaftswissenschaften = Harmoniesucht. Kapitalismus = Kaufkraftschaffung.
Exkurs über Tauschen & Schenken . . . . . . . . . . . . ..
83
Wall Street, Walras und die Wilden - Was der Pater aus Chile berichtet und was der Professor aus Kiel
Angst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..
91
Kommt ein Zusammenbruch? Warum schoß Bruce Litchfield? Panikmacher - was sind das für Leute? Brauchen wir eine Theorie der Überschuldung? Kennen Sie schon Debitismus? Hilft uns die Unterscheidung von Urschulden und Paktschulden? Was haben Hänsel und Gretel, Walther von der Vogelweide, Madame Sarah und Jesus Christus gemeinsam?
Zettelwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 Moses, Keynes, die Sumerer und Friedman. Wie erst die Schuld, dann die Zahl, dann die Schrift, dann das Geld entstand. Die ersten Münzen waren schon der erste Volksbetrug. Wie Dr. Faust und Dr. Lusser Gold erfinden wollten. Die Wechsel- und Scheck-Reiterei der alten Römer - das System der Syngraphen. Ein Da Capo in Lyon und in Antwerpen. 7
Annex: Der Börsen-Crash von Kuwait oder wie man auch ohne Geld kaufen und bezahlen kann . . . . . . . . . . . . . 163 Catilina oder Überschuldung (I) in Geschichte & Gegenwart. 167 Können Notenbanken in Konkurs gehen? Können die »modernen« Demokratien den Zinseszins besiegen? Ivar Kreuger - Paul von Hindenburg - Barbara Tuchman Amenophis IH. - Ludwig XVI. - Thomas Gresham Die beiden Gracchen - Lucullus, Pompejus, Cäsar - Cicero, Dolabella, Crassus, Brutus-»Man kann nicht Angst genug vor dem Bankrott haben!«
Annex: Mirabeau und der Ursprung der Idee von der »Demokratie«, die alle Finanzprobleme löst - weil esja eine Demokratie ist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
203
Tantalus oder Überschuldung (11) in Theorie & Tatsachen
209
»Ein Orkan ist's« - Catull & Kältetod - Das Lüftl-Theorem total- 30-Stunden-Woche - Neue Armut - Insolvenz & Illiquidität - Punkt x und der Gesamtkonkurs - Herodot, Mohammed, Bauknecht - Malabre, M011er - Die Debt/GNP-Ratio. Wenn alle überschuldet sind?
Annex: Ludwig Erhard und sein Staatsbankrott oder: Die Fehlgeburt der sozialen Marktwirtschaft . . . . .
239
Carezza . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 Der größte Trick der Weltgeschichte: Endlose Freiheit, endloses Vertrauen, endloser Kredit! Die Maximen des Honore de Balzac. Vom Wucher und vom Juden-Hasser Martin Luther. Unendliche Schätze. Lender of Last Resort. Manipulation, Illusion - das große CpD-Konto »Staat«. Der »vergessene Mann«. Konvergenztheorie und Theorie der rationalen Erwartungen.
Bokanovsky . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 307 Bloß kein Zurück mehr! Das Casino und die falschen Chips. Die deutsche Erfindung vom Zahlungsmittel, das gesetzlich ist. Caligula, Nero, Domitian, zuerst als Keynesianer und Supply Freaks, danach als Bankrotteure und Menschenschinder. Notenbanken und Ihr Wachstumspfad. Louvre-Akkord und Geldmengen-Explosion.
8
Jubel .. 335 Wenn Sie dieses Kapitel in Ruhe zu Ende gelesen haben, wird die Welt schon wieder um 50 Millionen Mark reicher geworden sein - selbstverständlich ohne, daß da noch irgendwo irgendjemand einen Finger bewegen muß. Außer dem Buchhalter natürlich, der auf die Zinseszins-Taste drückt. Nur mit Geld kann man noch richtig Geld verdienen: Dahrendorfs Finanzsouffle Armageddon . 363 Wie geht das große Endspiel aus? Die wahrscheinlichen Szenarien: Zeit wird knapper, Stress und Umweltzerstörung nehmen rasant zu, traditionelle Werte und Ideologien verschwinden, der Skandal-Pegel steigt, die Weltwirtschaft wird räudig, die Kassen der Unternehmen werden immer praller, die reale Wirtschaft lahmt, das Problem der Schuldensucht wird mehr und mehr verdrängt, die Finanzminister holen zum Rundumschlag aus (Quellensteuer usw.), der Gegensatz von Arm und Reich verstärkt sich, die Banken werden immer schwächer, die Verschuldung von Staaten, Immobilien, Unternehmen und Privat-Haushalten steigt ins Unermeßliche, die USA sanieren sich »automatisch«, die Aktien werden knapper, die Prädatoren schlagen immer gnadenloser zu - aber ein vorzeitiges Ende - das bleibt uns erspart. Das kommt dann, wie einst in Babyion ... Annex: Der Topeka-Tornado oder: Die Verdrängung
418
Paletti . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alles, alles, alles wird jetzt endlich gut. Denn diesmal ist es anders!
471
9
mos«) hat und weil es in unserer Macht steht, dasselbe zu verändern und unbrauchbar zu machen. « Aha. Mit der »allgemeinen Übereinkunft« erinnert Aristoteles an die gute alte Zeit, wo Schulden nach Art, Ware und Fälligkeit genau definiert waren, als auch das Edelmetall, das länger währte (» Währung«), als ein paar Kilo Datteln oder Ziegenkäse, auch das wert war, was es wog. 34 Eine solche Übereinkunft war nichts anderes, als was in einer freien Marktwirtschaft auf freien Märkten erzielt wird. Und wenn ich mit einer Forderung auf 100 Ziegen einen Klumpen Edelmetall kaufe, und mir eine Option erwerbe, nicht nur jetzt 100 Ziegen abzunehmen, sondern wann immer ich will, eben weil die 100 Ziegen irgendwann tot umgefallen sind, während mir mein Klumpen Edelmetall erhalten blieb, um mir auch dann noch 100 Zicklein zu kaufen, wenn solche Geschäfte in Form von »Wertaufbewahrung«, alias Fristen-Transformationen laufen, dann sind das fraglos »allgemeine Übereinkünfte«. Daß aber darum, wie Aristoteles behauptet, das Geld den Namen »nomisma« führt, ist eine fromme Lüge. Sobald sich Geld (Geltendes) nicht aufgrund von Natur, sprich Freiwilligkeit und freiem Markt entwickelt, sondern per Gesetz, stimmt etwas mit dem Gelde nicht! Es ist in Wahrheit weniger wert als das, was der freie Markt für das in diesem Geld-»Stück« enthaltene Edelmetall bezahlen würde! Das ist das »Gesetz«, das ist die Macht, Geld zu verändern, zu manipulieren, zu ent-werten, bis hin zur »Unbrauchbarkeit«, sprich zum nicht mehr gültig sein. Aristoteles bezog sein Gehalt von den Mächtigen der Zeit, er war Lehrer Alexanders, und was er vom Geld schreibt ist geschickt verpackt nichts anderes als die Rechtfertigung von permanenter Münzverschlechterung. Vom Volksbetrug. Und just so sind die allerersten Münzen auch entstanden: Die »Stempel«, die »Hoheitszeichen«, die da erschienen, bei Krösus, bei Gyges und den anderen großartigen Beherrschern, waren nicht etwa ein selbstloser Dienst am Gemeinwohl. So nach dem Motto: Seht
her, euer lieber König hat jetzt endlich Klarheit geschaffen, Rechtssicherheit, hat euch ein verläßliches Zahlungsmittel an die Hand gegeben, damit ihr ungestört euren Geschäften nachgehen könnt und nicht immer diese doofe Wiegerei und Prüferei beginnen müßt, wenn jemand »zahlen« will. 142
Die ersten Münzen: Links aus der Zeit des lydischen Königs Gyges (687-652 vor Christus) rechts die seines Nachfolgers Krösus (560-547). Die "eingepra:gten" Hoheitszeichen (Löwe, Stierkopf u. ci.) verliehen den Münzen einen Zwangskurs, der den eigentlichen Marktwert des in der Münze enthaltenen Edelmetalls überstieg. Die aitesten Münzen waren kein" Tauschmittel", sondem eine staatliche Finanzquelle, wie alle seither geprägten Münzen auch zum Beispiel kassierte die Bundesrepublik Deutschland aus ihrem Münzpriigungs-Monopol im Jahre 1987 noch rund 420 Millionen Mark.
Alles Mumpitz. Die ersten Münzen waren bereits der erste Münzbetrllg. Was da im 7. vorchristlichen Jahrhundert als »Geld« ausgebracht wurde. war genauso ein hoheitlich sanktionierter krimineller Akt, wie alle Münzverschlechterungen. von denen die Geschichte so randvoll ist wie ein Kinder-Planschbecken mit lauem \Vasser. Der geniale Engländer Bertrand Russet hat als einer der ganz wenigen den Schwindel mit der »Münzerfindung« geahnt: »Das erste Zeitalter der Tyrannen war das, als das Prägen von Münzen zum ersten Mal aufkam. und dies hatte den gleichen Effekt der l'vlachterweiterllng der reichen Leute, wie ihn Kredit und Papiergeld in unserer Zeit haben ... die Einführung der geprägten Währung (»currency«) war verbunden mit dem Aufstieg der Tyrannenherrschaft . «35 Genauso war es. Die erste Welle der Tyrannen-Herrschaft im 7. und 6. vorchristlichen Jahrhundert, spülte eng mit der Plutokratie verbundene Machtmenschen nach oben. Und sie nutzten diese Macht und sie sicherten diese Macht, indem sie das Geld entwerteten, sogenannte »Münzen« mit Hoheits-Stempel in Umlauf setzten zu einem Kurs. der in keiner Weise dem inneren Gehalt. dem ei~entlichen (Markt-)-Wert des Metalls entsprach. Mit diesem Trick halten sich die Ivlächtigen bis in die Gegenwart. Wie sauber der »Geld«-Wert der umlaufenden, d. h. immer wieder neu und immer wieder schlechter ausgebrachten Münzen in Frankreich z. B. von Karl dem Großen bis hin zu Ludwig XV. heruntergefahren wurde, zeigt eine große Tabelle, Abbildung Seite 144. Anno 768 kamen aus einer Mark Silber (= ungefähr ein halbes heutiges Pfund) noch 180 Denare »deniers« Pfennige zu je 15 143
~ ~
1000 Jahre staatliche Mittelbeschaffung durch Münzprägung in Frankreich. Unter Kar! dem Großen kamen aus einem halben Pfund Silber 180 Pfennige ("deniers"), unter Ludwig XV. waren es dann schon 11952. Die in der Tabelle unterstrichenen ,,20 sols" entsprechen der französischen Recheneinheit, dem "Livre", das stetig an \Vert verlor, weil jede neue Münzprägung beim gleichen Nominal- \Vert weniger Edelmetall enthielt.
ParilCS r!ciproqueJ' de la Livre lZullleraire ou de CO/lZple, illJliruie par {' E?/llpereUr C/zadel/zaglle, proporlionne/lunl a {' augllzelllaliolZ an.zvee [ur le plix du lrfarc d'Argenl, depuis fln Regne ilflqlJ'a celui de LOUIS XP le Bien-aillu!.