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German Pages [504] Year 1963
MAX B R A U B A C H · P R I N Z E U G E N VON SAVOYEN BAND I
MAX
BRAUBACH
Prinz Eugen von Savoyen Eine Biographie
Band I
Aufstieg
VERLAG FÜR GESCHICHTE UND POLITIK · WIEN
© 1963 by Verlag für Geschichte und Politik, Wien Schutzumschlag und Einband: Maria Wessely, Wien Druck: R. Spies & Co., Wien
VORWORT So wie den Prinzen Eugen von Savoyen der Bildhauer Balthasar Permoser dargestellt hat — in einer Apotheose, inmitten von seinen Ruhm kündenden Putten, bestrahlt von der Sonne, in erhabenem Triumph über den Drachen des Neides und der Zwietracht —, so hat den Mann, den das berühmte Soldatenlied als den „edlen Ritter" pries, durchweg auch die Nachwelt gesehen, ja man wird sagen können, daß selten einer großen Gestalt der Geschichte so gleichmäßig Sympathie und Bewunderung von Seiten der Vertreter fast aller Weltanschauungen, Nationen und Parteien entgegengebracht worden sind. Er galt schon der eigenen Zeit nicht nur als Kriegsheld, über dessen Taten die Publizisten weitschweifig berichteten und von dessen Siegen man sich an Hand der in Stichen vervielfältigten Schlachtenbilder des Jan van Huchtenburg eine plastische Vorstellung machen konnte, er erschien vielen audi als der größte Staatsmann seiner Epoche, und zugleich pries man ihn als den Philosophen im Harnisch, als den Freund und Förderer der Wissenschaften und Künste, der in seinen großartigen Bauwerken nicht nur sich eine königliche Behausung gegeben, sondern auch allen Musen einen prächtigen Tempel aufgerichtet habe. Von den huldigenden Dichtungen deutscher, italienischer und französischer Zeitgenossen hat zwar nur jener Sang vom Belgrader Sieg Bestand gehabt, aber der Eindruck, daß es sich hier um eine ungewöhnliche Persönlichkeit gehandelt hat, blieb über die Jahrhunderte hinweg. Der Stimme Grillparzers im 19. Jahrhundert, der in diesem Prinzen aus Savoyen einen wirklich außerordentlichen Menschen von erstaunlicher Vorurteilsfreiheit und Klarheit der Ansichten erkennen wollte, entsprach im 20. Jahrhundert die Aussage Hugo v. Hofmannsthals, dem größer als die Feldherrntugend die Weisheit erschien, daß er Schlacht und Sieg einzig als ein Werkzeug politischen Vollbringens ansah und nützte, oder die Äußerungen Reinhold Schneiders von der „grand âme", dieser großen Seele einer geschwundenen Zeit, deren beherrschtes Leid
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Vorwort
die französischen Tragiker ausgesprochen haben, dieser im Ü b e r persönlichen lebenden starken Persönlichkeit 1 ). G e r a d e Reinhold Schneider h a t n u n freilich gemeint, d a ß es der Nachwelt eigentlich nicht gelungen sei, dem Prinzen Eugen gerecht zu werden, so wenig sie es auch an Lob und Verehrung fehlen ließ. Es mag d a r a n etwas Richtiges sein, auch im Hinblick auf die Bemühungen der Geschichtswissenschaft, ihn biographisch nicht nur als Feldherrn u n d Politiker, sondern auch als Menscheil zu erfassen. Es lagen d a f ü r nun aber auch besondere G r ü n d e v o r ; es gab u n d gibt in diesem Falle Schwierigkeiten, die f ü r den Historiker schwer zu überwinden waren. M a n k o n n t e über Feldzüge u n d Schlachten, über politische Verhandlungen u n d Vertragsschlüsse berichten, m a n k o n n t e auch seine Bauten u n d Sammlungen beschreiben, aber von vornherein fehlten vertrauliche Aussagen v o n ihm selbst, fehlten die U n t e r lagen f ü r eine klare Erkenntnis der ihn lenkenden Motive u n d darüber hinaus f ü r eine sichere W ü r d i g u n g seines Menschentums. So haben sich die Schriften u n d Werke, die im 18. J a h r h u n d e r t das Leben des Siegers über T ü r k e n u n d Franzosen darstellten, bereits mehrfach mangels authentischer Quellen auf populäre Berichte u n d Anekdoten gestützt: auch die relativ beste Biographie jener Zeit, Eleazar Mauvillons f ü n f b ä n d i g e s W e r k , macht d a v o n keine Ausnahme. D a n n schienen freilich zu Beginn des 19. J a h r h u n d e r t s großartige F u n d e die Möglichkeit zu eindringender Erfassung der Persönlichkeit zu bieten: 1809 w u r d e n Memoiren Eugens veröffentlicht, u n d 1811 begann der Wiener Bibliothekar Joseph v. Sartori die Herausgabe einer u m f a n g reichen Sammlung v o n politischen Schriften u n d Briefen des Prinzen. Es w a r e n indessen Truglichter. Sehr rasch w u r d e n die Memoiren als das Ergebnis eines kecken Einfalls des geistreichen Fürsten von Ligne e r k a n n t . Erheblich länger h a t es gedauert, bis d a n n auch Sartoris Publikation als Fälschung des H e r a u s gebers entlarvt wurde, der unter Zugrundelegung zeitgenös*) Zu der literarischen Behandlung der Gestalt des Prinzen Eugen siehe die im Literaturverzeichnis angeführten Arbeiten von O E H L E R , B A R A T T A - D R A G O N O und D V O R A K . Die Äußerungen GRILLPARZERS in Sämtliche Werke, hrsg. ν. A. SAUER, I I , 1 1 , 1 9 2 4 , S . I I S , H O F M A N N S T H A L S in Worte zum Gedächtnis des Prinzen Eugen ( 1 9 1 4 ) , Gesammelte Werke 7 , Prosa I I I , 1 9 5 2 , S . 2 1 0 , SCHNEIDERS in Die Letzten Jahre des Prinzen Eugen, 1957, S. 55.
Vorwort
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sischer Biographien den Prinzen als Interpreten seiner eigenen von der A u f k l ä r u n g geprägten Weltanschauung a u f t r e t e n ließ 2 ). Wenn sich noch die mit ungenügendem wissenschaftlichem Rüstzeug ausgerüsteten Verfasser von Arbeiten über den Prinzen aus der ersten H ä l f t e des 19. J a h r h u n d e r t s täuschen ließen, so setzte um 1850 jedoch in Österreich eine einwandfreie Bemühung um die Offenlegung v o n echten Quellen und u m ihre Verarbeitung zu einem wirklich umfassenden Lebensbild des Savoyers ein. Nachdem F e r d i n a n d Heller sowohl Korrespondenzen der Frühzeit, die sich im Turiner Archiv f a n d e n , als auch Teile seines militärischen Schriftwechsels aus dem Wiener Kriegsarchiv veröffentlicht hatte, begann A l f r e d A r n e t h die reichen Bestände an politischen Akten des H a u s - , H o f - und Staatsarchivs zu durchforschen, die er d a n n seiner dreibändigen Biographie zugrunde legte: was dieser bedeutende Historiker hier schuf, ist u n d bleibt eine bewundernswerte Leistung. M a n h a t z w a r schon nach Erscheinen des Werks kritisiert, d a ß über der Masse des vorgebrachten Details mitunter die großen Linien verschwänden, die Darstellung zudem der Anschaulichkeit entbehre und in ihr auch die österreichische Gesinnung des Verfassers sich zu sehr geltend mache 3 ). W e n n in der T a t manches ausgesetzt werden konnte, so lag der H a u p t g r u n d der Mängel weniger am A u t o r , als zugleich an der Fülle und der Begrenztheit des Quellenmaterials, das aus einer schier unübersehbaren Masse amtlicher A k t e n u n d Korrespondenzen bestand, aber nur wenige persönliche Briefe Eugens enthielt. G a n z ähnlich liegen die Dinge im Hinblick auf die imponierende Publikation über die Feldzüge des Prinzen, die das Wiener Kriegsarchiv in dem 2
) B. BÖHM, Die „Sammlung der hinterlassenen politischen Schriften des Prinzen Eugen von Savoyen", eine Fälschung des 19. Jahrhunderts, 1900. — Das im Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien liegende SeparatBilleten-Protokoll 1809 enthält unter Nr. 607 die Wiedergabe einer Verfügung Kaiser Franz' I. vom 18. 4. 1809 an den Hofrat Mayer: „Dem Rat und Bibliothekar an der theresianischen Ritterakademie Jos. Sartori werden Sie für die Mir eingereichte Sammlung der von dem Prinzen Eugen hinterlassenen politischen Schriften den Betrag von 1619 f. aus Meiner Privatkassa auszahlen lassen." (Freundliche Mitteilung von Herrn W. Pillich.) S ) H. V. SYBEL, Prinz Eugen von Savoyen, Ί 9 4 0 (zuerst 1861), S. 10/11.
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Vorwort
letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts Arneths Werk zur Seite stellte: der breiten Darstellung der militärischen Aktionen des Feldherrn aus der Feder sachverständiger Generalstabsoffiziere war in Supplementen zu jedem der 20 Bände der Abdruck fast der gesamten militärischen Korrespondenz des Prinzen mit dem Kaiser, dem Hofkriegsrat, den unterstellten Generälen und Offizieren aus den Kriegsjahren angefügt, eine unschätzbare Grundlage für jede Beschäftigung mit dem großen Soldaten. Aber auch hier treffen wir nur selten auf vertraulichere Schreiben. Bismarck hat einmal gesagt, daß, wenn die Historiker Geschichte nach den Akten schreiben, nichts Ordentliches dabei herauskomme, da in ihnen gerade das Wichtige, Vertrauliche nicht stehe, das man dagegen wohl aus Privatbriefen und konfidentiellen Mitteilungen entnehmen könne. Nun, daß man auch aus Akten vieles ergründen kann, haben Arneth und die Offiziere des Kriegsarchivs bewiesen. Richtig aber ist, daß man mit den Tausenden von amtlichen Weisungen und Mitteilungen, die meist in der dem Prinzen nicht geläufigen deutschen Sprache verfaßt wurden, allein eine Biographie des ganzen Menschen kaum erstellen kann. Das ist denn wohl auch der Grund gewesen, daß seit Arneth kein ernsthafter Versuch mehr gemacht worden ist, eine umfassende Gesamtbiographie des Prinzen Eugen zu schreiben. Wohl ist er dagegen immer wieder der Gegenstand einer übrigens mitunter geistvollen und anregenden historischen Belletristik bis in die jüngste Zeit gewesen: bei manchem dieser Bücher kann man an die Warnung denken, die Eugen selbst seinem literarischen Freund Rousseau zukommen ließ, als dieser sich der Historie zuwenden wollte, daß es viel gefährlicher sei, Geschichte zu schreiben als Poesie, da man für die Darstellung vergangener Zeiten Mühe habe, sich die Quellen zu erschließen, deren man für eine gute Lösung der Aufgabe bedürfe 4 ). Nun ist es nicht so, als ob die ernsthafte Geschichtswissenschaft den Schöpfer der österreichischen Großmacht gar nicht mehr beachtet hätte. Einmal ist seine Gestalt immer wieder im Laufe der letzten 100 Jahre in knappen Vorträgen, Skizzen und Essays meisterhaft umrissen und gewürdigt worden: wir verdanken sie *) Prinz Eugen an Rousseau, 8. XII. 1723, Wien, Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Große Korrespondenz 104 b.
Vorwort
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Historikern von Rang, wie Heinrich v. Sybel, K a r l Heigel, Wilhelm
Lorenz
und Heinrich v. Srbik. U n d dann sind audi einzelne
Phasen
Aspekte
seines
Lebens
und
Redlich,
Theodor
Reinhold
oder
Schüssler, Oswald
Wirkens
zum
Gegenstand
gründlicher und aufschlußreicher Untersuchungen gemacht
wor-
den, von denen an dieser Stelle nur einige wenige genannt sein mögen, wie Domenico Caruttis und Aloys Schuhes Beiträge zur Geschichte seiner Jugend, Eberhard Ritters tiefdringende Studie über den Feldzug von 1704, Friedrich Engel-Janosis
Überblick
über des Prinzen Verhältnis zur K u l t u r seiner Zeit, des früh dahingegangenen seine
Beurteilung
Helmuth in
Oehler
Dichtung
materialreiches
und
Buch
über
Geschichtsschreibung
des
außerdeutschen Europas seiner Zeit, Sven Stelling-Michauds und Heinrich Benedikts Arbeiten über seine Beziehungen zu bestimmten merkwürdigen
Zeitgenossen.
Es waren das wichtige
Bau-
steine für ein neues W e r k über Eugen, die aber noch niemand instand setzen konnten, dieses wirklich zu errichten. Als Heinrich v. Srbik, der sich immer wieder durch die Gestalt des edlen Ritters
angezogen
fühlte,
in seinen letzten
Jahren
das
Fazit
aus seinen vergeblichen Nachforschungen nach unmittelbar von dem Menschen herrührenden Quellen und aus der Erkenntnis der bei der Vielseitigkeit dieses Lebens sich bietenden Fülle von Forschungsaufgaben zog, hat er sich recht pessimistisch über die Möglichkeit einer künftigen Biographie
geäußert:
die Bewälti-
gung des Materials in staatlichen und privaten Archiven
wie
auch der Literatur zur Geschichte dieses militärischen, wirtschaftlichen, außenlerisch
und verwaltungspolitischen,
aufnehmenden
und
schaffenden
geistig und
Daseins
künst-
übersteige,
meinte er, die Kraft eines auf sich allein gestellten
so
Forschers,
nur eine Gemeinschaftsorganisation von sachverständigen Historikern könne da vielleicht einigermaßen zum Ziel führen 5 ). Mir sind in einer über Jahrzehnte sich erstreckenden Arbeit ähnliche Gedanken oft gekommen. Meine Beschäftigung mit dem Prinzen
und seiner Zeit
zurück,
als idi für meine Dissertation
Spanischen 5
E r b folgekrieg
geht bis auf behandelte:
die J a h r e ein
der
Thema
unvergeßlich
Jugend
über
den
ist
mir
) Η . v. SRBIK, Vom politischen Denken des Prinzen Eugen von
Savoyen, in: Aus Österreichs Vergangenheit, Von Prinz Eugen bis Franz Joseph, 1949, S. 9.
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Vorwort
geblieben, d a ß damals mein Lehrer Aloys Schulte die scherzhafte u n d doch bei allem Zweifel anregende u n d ermutigende Bemerkung zu mir machte, ob ich, der ich als H u s a r am Kriege teilgenommen hatte, nicht den Ehrgeiz in mir fühle, dem großen aus der Kavallerie hervorgegangenen Soldaten das ihm gebührende wissenschaftliche D e n k m a l zu setzen. Doch zunächst fielen mir andere A u f g a b e n zu, u n d als ich d a n n v o r etwa einem Vierteljahrhundert meine A u f m e r k s a m k e i t wieder stärker der Epoche u m 1700 z u w a n d t e , w u r d e ich mir bald über alle jene Schwierigkeiten klar, die einer biographischen Erfassung dieser f ü r die Sicherung u n d K r ä f t i g u n g Mitteleuropas maßgebenden Figur entgegenstanden. D a w a r die auch v o n mir festgestellte Lückenhaftigkeit der Überlieferung, die durch das Fehlen eines privaten Nachlasses gegeben w a r : m a n darf w o h l annehmen, d a ß die Nichte Victoria, an die überraschend das große Erbe fiel, ihn vernichtet oder verschleudert hat. Sie allein d ü r f t e freilich f ü r diesen Mangel an intimeren Zeugnissen nicht v e r a n t wortlich sein. D e r P r i n z selbst h a t es der Nachwelt nicht leicht gemacht, seine G e d a n k e n zu erkennen u n d sein Wesen zu ergründen. „Weil er", so lesen wir in der Trauerrede des ihm am Ende seines Lebens freundschaftlich verbundenen Nuntius Passionei, „in allen Z u f ä l l e n die gewöhnliche Gleichgültigkeit des Gesichts behielt, so h ä t t e m a n eher an allem anderen, als an dem seinigen, die Gemütsregungen abnehmen k ö n n e n " , stets habe er diese A r t auch in seinen sparsamen Äußerungen gezeigt, „weil er mehr liebte, gar zu schweigen, als zuviel zu reden". Wenn ihn so, nach der Feststellung der ersten nach seinem T o d e erschienenen Lebensbeschreibung, seine W o r t k a r g h e i t u n d Reserviertheit „ganz unergründlich" machte, so w a r er offensichtlich auch alles andere als ein eifriger Briefschreiber. Immerhin hatten schon die Veröffentlichungen Hellers u n d auch des Kriegsarchivs gezeigt, d a ß er mit V e r w a n d t e n u n d mit Freunden, auch mit einigen der W a f f e n g e f ä h r t e n u n d der Ministerkollegen eigenhändig — durchweg in französischer Sprache — korrespondiert h a t . H i e r galt es, in Nachlässen möglicher E m p f ä n g e r nach weiteren Stücken zu forschen, w e n n auch v o n vornherein mit einem größeren E r t r a g nicht zu rechnen w a r . Gerade deshalb aber schien es mir nötig, auch andersartige Quellen zu erschließen, die bisher noch nicht wirklich ausgeschöpft w o r d e n
Vorwort
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waren, gewissermaßen von außen an ihn heranzukommen durch Einsicht in die Berichte von in Wien wirkenden Diplomaten, die mit ihm verhandelten und ihn beobachteten und dementsprechend in ihren Relationen seine Äußerungen wiedergeben und ihn charakterisieren mußten. Ebenso wie die Masse der schon von Arneth und dem Generalstabswerk herangezogenen und publizierten amtlichen Akten aus des Prinzen Kanzleien erforderte nun freilich hier wieder die Fülle des Materials, das zu bewältigen und zu verarbeiten war, einen A u f w a n d an Zeit und K r a f t , der mitunter den Mut zur Durchführung der Arbeit erlahmen ließ. Die Forschungen mußten sich trotz jener Vorarbeiten doch vor allem auf die Archive in Wien erstrecken. Die planmäßige Durchsicht der im Haus-, H o f - und Staatsarchiv liegenden Prinz-Eugen-Akten hat doch noch manches zutage gefördert, was bisher nicht beachtet worden war, und wenn hier in der Hauptsache die an den Prinzen gelangten Berichte von Diplomaten und Agenten, aber auch etwa die Billette, die Kaiser Karl VI. mit eigener H a n d an ihn richtete, vor allem die letzten Jahrzehnte seiner politischen Tätigkeit beleuchteten, so lieferten andere Bestände, die aus den Nachlässen jener Korrespondenten an das Archiv gelangt waren, auch die Weisungen und Mitteilungen im Original, die von ihm ausgingen: wenigstens auf den lückenlos erhaltenen Gedankenaustausch mit dem Grafen Seckendorff, dem Gesandten am preußischen H o f , sei hier hingewiesen. Wenn sich immerhin erhebliche Reste eigenhändiger Schreiben Eugens an den Grafen Sinzendorf erhalten haben, so vermißt man um so mehr jede Spur des zweifellos von ihm geführten persönlichen Briefwechsels mit dem ihm weit enger verbundenen Grafen Wratislaw und damit eine Quelle von unschätzbarem Wert f ü r die großen Jahre des Spanischen Erbfolgekrieges zwischen 1703 und 1712: alle Recherchen auch an anderen Stellen waren hier vergeblich. Dagegen brachten Nachforschungen in den Archiven der Familien Harrach und Schönborn in Wien manche Ausbeute auch an eigenhändigen Briefen des Prinzen. Außerhalb von Wien erwiesen sich die großartig geordneten diplomatischen Korrespondenzen der Archive des Außenministeriums in Paris als besonders ergiebig. Wenn aus dem Public Record Office in London die umfangreichen Berichte
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Vorwort
des zum englischen Vertreter in Wien gewordenen Westschweizers Saint-Saphorin wichtige Einblicke sowohl in die Wiener Politik als auch in die höfischen Krisen um Eugen lieferten, so konnten sie noch wesentlich ergänzt werden durch die Benutzung des Nachlasses dieses mit dem Prinzen und manchen seiner Freunde und Feinde in Wien eng verbundenen Mannes in dem einst von ihm erbauten Schlosse Saint-Saphorin am Genfer See. D a s Dunkel, das in besonderem Maße über Anfängen und A u f stieg des Savoyers in Österreich lag, wurde erhellt durch Einsicht in die Depeschen eines seiner ersten großen Gönner und Förderer, des spanischen Botschafters in Wien, Borgomanero, die im Archiv in Simancas liegen. Wenn die Turiner Bestände, soweit sie die Korrespondenzen Eugens mit dem Herzog Victor Amadeus, seinem Minister San Tommaso und dem besonderen Vertrauten des Prinzen Tarino enthielten, überprüft wurden, so konnten die Berichte des gleichen Tarino aus Wien und andere wichtige Quellen savoyischer Herkunft aus der Zeit des Spanischen Erbfolgekrieges auf Grund einer großen, bisher kaum benutzten italienischen Publikation über die Feldzüge in Piémont herangezogen werden. Bereits veröffentlicht waren auch die Finalrelationen und ein Teil der Berichte der Venezianer und „Weensche Gezantschapsberichten" der Holländer von 1670 bis 1720. Schließlich stellten sich die diplomatischen Akten des Münchener Geheimen Staatsarchivs als sehr ertragreich heraus. Und wieviel an Quellen bot auch die weitschichtige Literatur über den Prinzen Eugen und seine Zeit, die bis etwa 1940 Bruno Böhm in einer rund 1800 Nummern umfassenden Bibliographie verzeichnet hat! Wie mir die Verhältnisse der Zeit nach dem letzten Kriege nicht die Benutzung jedes Archives erlaubten, so blieb mir wohl auch manche an entlegenen Stellen erschienene Schrift unzugänglich; was wirklich von Bedeutung war, glaube ich indessen doch gesehen zu haben. Noch während der Materialsammlung haben mich besonders aufschlußreiche Funde instand gesetzt, als Vorarbeit und Entlastung der geplanten Biographie Untersuchungen über einige bestimmte Vorgänge und Probleme anzustellen und vorzulegen: so erschienen 1950 ein Buch über abenteuerliche Gestalten um den Savoyer, 1955 Aufsätze über Prinz Eugen im K a m p f um die Macht und über Prinz Eugen und das 18. Jahrhundert und
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1962 eine A b h a n d l u n g über seine Geheimdiplomatie. U m wieviel schwerer ist mir d a n n der Versuch gefallen, wirklich das ganze Lebensbild dieses eben in mancher Beziehung schwer zu durchd r i n g e n d e n Menschen zu gestalten! Ich weiß n u r z u g u t u m die Lücken u n d Mängel dieses Versuches u n d v o r allem vermesse ich mich nicht, das Ziel einer geistesgeschichtlidien D e u t u n g des Wesens des Prinzen, wie es v. Srbik aufgestellt hat, erreicht zu haben. Es ist so eher eine Biographie gewissermaßen alten Stils, die ich vorzulegen wage, die R e k o n s t r u k t i o n des Lebenslaufes eines großen Mannes, soweit dies die Quellen erlauben, damit zugleich die Charakteristik einer Epoche europäischer Geschichte, die er mit geprägt hat, eine Erzählung, von der ich nur hoffen k a n n , d a ß sie dem H e l d e n — der übrigens keineswegs heroisiert, sondern nüchtern u n d kritisch beurteilt werden soll — gerecht w i r d u n d dem Leser eine lebendige Vorstellung seines Wirkens vermittelt. Es sind nicht nur die mir im letzten J a h r z e h n t aus G r ü n d e n persönlicher u n d akademischer N a t u r zugefallenen anderweitigen schweren Verpflichtungen u n d Belastungen gewesen, die es mir unmöglich machten, die Absicht der Ausgabe des ganzen W e r kes z u m 300. Geburtstag des Prinzen Eugen im O k t o b e r dieses Jahres zu verwirklichen, es erwies sich auch, d a ß die Fülle des zu bewältigenden Stoffes d a f ü r zu groß u n d daher die zur Niederschrift angesetzte Zeit zu k u r z bemessen w a r . Aus m a n nigfachen E r w ä g u n g e n ist die zunächst vorgesehene Einteilung in 2 Bände aufgegeben u n d eine Ausgabe in 4 B ä n d e n — auch dies gewiß ein Wagnis — beschlossen w o r d e n . Wenigstens k o n n t e so dieser erste Band, der v o n dem Aufstieg des Prinzen bis zu seiner Erhebung z u m Hofkriegsratspräsidenten im J a h r e 1703 berichtet, also genau 40 J a h r e seines Lebens behandelt, zu dem G e d e n k t a g e veröffentlicht werden. I h m , dem bereits das gesamte Quellen- u n d Literaturverzeichnis beigefügt ist, sollen die weiteren so rasch als nur irgend möglich folgen. Allen Institutionen u n d Persönlichkeiten, die mir w ä h r e n d eines Vierteljahrhunderts wertvolle H i l f e u n d U n t e r s t ü t z u n g angedeihen ließen, hier namentlich zu danken, ist mir nicht möglich. Manche Reisen u n d Nachforschungen hätten nicht unternommen werden können, w e n n nicht die Deutsche Forschungsgemeinschaft u n d das Kultusministerium des Landes N o r d r h e i n -
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Vorwort
Westfalen die Kosten getragen hätten. Freundliche Aufnahme und sachverständige Beratung habe ich bei der Leitung und den zuständigen Beamten aller von mir benutzten staatlichen Archive gefunden: nennen möchte ich hier wenigstens Herrn Staatsarchivar Dozent Dr. Wagner und Herrn Pillich vom Haus-Hofund Staatsarchiv, Herrn Dr. Allmayer-Beck vom Kriegsarchiv, Herrn Graf Nostitz vom Harrach-Archiv, Herrn Dr. Aurenhammer vom Belvedere-Museum und Herrn Dr. Paulhart vom Institut für österreichische Geschichtsforschung, dann aber auch die verehrten Kollegen Prof. Dr. Hantsch, Prof. Dr. Benedikt und Prof. Dr. Engel-Janosi sowie Herrn Major a. D. Dr. Heydendorff in Wien. Bei Beschaffung von Literatur war mir Herr Prof. Dr. Geyl in Utrecht behilflich. Zu großem Dank bin ich Herrn Baron Albert de Mestral in Schloß Saint-Saphorin für die Erlaubnis zur Benutzung des Nachlasses seines Vorfahren und für gastfreundliche Aufnahme verpflichtet. Von besonderem Wert war mir die Hilfe meines Schülers und Assistenten Dr. Merkes, der die Nachforschungen in den spanischen Archiven für mich durchführte, ferner die Aufnahme englischer Diplomatenberichte durch meinen Schüler Gehling. Nachträgliche Feststellungen in den Pariser Archiven verdanke ich meinem Schüler Dr. Weber vom Centre Allemand des Recherches Historiques in Paris. Wichtige Auskünfte und Aktenauszüge erhielt idi von Herrn van 'T Hoff vom Algemen Rijksarchief 's Gravenhage und von Herrn v. Wienskowski vom Archiv der Fürsten Salm in Anholt. Gräfin Dr. Kinsky in München und Frau Dr. Popelka vom Heeresgeschichtlichen Museum in Wien bin ich für die Auswahl der Bilder, Herrn Pohl in Wien für die Anfertigung der Karten verbunden 6 ). Bonn, den 1. August 1963
Max Braubach
e ) Bei Zitaten im Text und in den am Schluß jedes Bandes befindlichen Anmerkungen sind altertümliche Wortbildungen im allgemeinen belassen, dagegen stets die heutige Orthographie eingesetzt worden. Bei wörtlicher Wiedergabe im Text sind Stellen aus Briefen und Aktenstücken in nichtdeutscher Sprache durchweg ins Deutsche übersetzt worden. Ein Quellen- und Literaturverzeichnis für das gesamte Werk ist diesem Band beigefügt.
INHALTSVERZEICHNIS Verzeichnis und Nachweis der Abbildungen Erstes Kapitel: H E R K U N F T , J U G E N D , A U F B R U C H
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Das Hôtel de Soissons in Paris 1.Die Herzöge von Savoyen — Prinz Thomas von Carignan — Marie von Soissons-Carignan und ihre Kinder — Eugen Moritz von Soissons — Mazarin und die Herkunft der Mancini — Olympias Jugend — Ihre Beziehungen zu Ludwig X I V . — Heirat mit Eugen Moritz — Madame la Comtesse — Mazarins Tod — Intrigen und Skandale — Feldzüge und Tod des Grafen Eugen Moritz — Familienhader — Reisen der Gräfin nadi Turin — Olympias Flucht aus Paris — Verwicklung in die Giftaffäre — Ursachen der Flucht — Olympia in Brüssel — Übersiedlung nach Spanien — Tod der Königin von Spanien — Abreise Olympias aus Spanien — Rückkehr nach Brüssel — Beziehungen zu Max Emanuel von Bayern — Die letzten Jahrzehnte Olympias — Schicksal der Töchter — Tod der Mutter Eugens
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2. Die Söhne Olympias — Die „Stumpfnase" — Der Abbé de Savoye — Unglück der älteren Brüder — Sittliche Verfehlungen Eugens? — Ergebnis seiner Jugend in Paris
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3. Flucht aus Paris — Ihre Ursachen — Beziehungen zu Spanien und Österreich — Tod des Chevalier de Savoye im Türkenkrieg — Verfolgung — In Köln — Von Frankfurt nach Passau — Protektion Borgomaneros — Audienz bei Kaiser Leopold — Volontär im kaiserlichen Heer
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Zweites Kapitel: VOM V O L O N T Ä R ZUM F E L D M A R S C H A L L
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Voraussetzung militärischen Aufstiegs 1. Lage Österreichs 1683 — Belagerung Wiens — Kaiser Leopold I. — Familie und Umgebung des Kaisers — Karl von Lothringen — Die Markgrafen von Baden — Kaiserliche Minister und Berater
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2. Schlacht am Kahlenberg — Eroberung von Gran — Max Emanuel von Bayern — Oberst eines Dragonerregiments — Die ersten Getreuen — Aufenthalt in München — Türkenkrieg 1684 — Verwundung vor Ofen — Reise nadi Turin — Unterstützung durch Herzog Victor Amadeus — Empfang französischer Prinzen in Augsburg — Türkenkrieg 1685 — Generalfeldwachtmeister — Hoffnungen auf Spanien — Mit der Mutter nach Madrid — Ergebnis der Reise nach Spanien — Türkenkrieg 1686 — Beteiligung an der Eroberung von Ofen — Ausschau nach besserer Versorgung — Mit Max Emanuel und Victor Amadeus in Venedig — Die beiden Vettern von Savoyen — Türkenkrieg 1687 — Sieg am Berge Harsan — Das Goldene Vließ — Verleihung von zwei Abteien in Savoyen — Feldmarschall-Leutnant — Urteil Villars' — Türkenkrieg 1688 — Verwundung vor Belgrad — Letzte Bemühungen um Anstellung in Spanien
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Inhaltsverzeichnis 3. Koalition und Krieg gegen Frankreich — Eugen für Beendigung des Türkenkriegs — Bei der Armee im Westen — Belagerung von Mainz — In Augsburg 4. Intermezzo — Heirat des badisdien Vetters — Werbung um Franziska von Lauenburg — In Schloß Raudnitz — Berichte Imhofs — „Importunitäten" — Ende des Intermezzos — Tatsachen und Legenden 5. General der Kavallerie — Lage in Italien 1690 — Sendung Eugens nadi Piémont — Ohne Truppen bei Victor Amadeus — Niederlage von Staffarda — Gegensatz zu Fuensalida — Militärische Untätigkeit — Verlust von Susa — Winterquartiere der Kaiserlichen im Montferrat — Aufstand der Montferriner — Schwierige Lage Eugens — Über Mailand nach Wien — Kriegslage 1690/91 — Maßnahmen der Koalition f ü r Italien — Korpskommandeur unter Max Emanuel — Rüdekehr nach Piémont — Entsatz von Cuneo — Eintreffen der Verstärkungen — Italienfeldzug 1691 — Zusammenstoß mit Carafa — Mit Max Emanuel nadi Venedig — In Wien Frühjahr 1692 — Neue Befehlsverteilung — Vorkehrungen für Italien — Vormarsch bis Embrun — Krankheit Victor Amadeus' — Rüdekehr nach Wien — Vorschläge für 1693 — Unzufriedenheit Eugens — Erhebung zum Feldmarschall — Unterordnung unter Caprara — Angriff auf Pinerolo — Niederlage bei Marsaglia — Vorwürfe gegen Eugen — Wieder in Wien — Vorbereitungen für den Feldzug von 1694 — Politische Lage — Eugen und das Haus Savoyen — Blockade von Casale — Verhältnis zu den Verbündeten — Reise nach Wien — Versumpfung des Krieges 1695 — Belagerung von Casale — Merkwürdige Kapitulation — Enttäuschung Eugens — Doppelspiel Victor Amadeus' — Tod Borgomaneros und Veränderungen in Wien — Vorbereitungen für den Feldzug 1696 — Noch einmal nach Piémont — Mißliche Lage in Turin — Für energische Fortsetzung des Kampfes — Abfall Savoyens — Rückmarsch in die Lombardei — Neutralitätsvertrag für Italien — Sorge um die Truppen — Bekenntnis zu Habsburg
Drittes Kapitel: D U R C H B R U C H ZUM R U H M Von Italien nach Ungarn 1. Böse Entwicklung des Türkenkriegs — Friedrich August von Sachsen — Starhembergs Gutachten für Eugen — Eugen Nachfolger Capraras — Polnische Königswahl — Anteil Eugens? — Oberbefehlshaber gegen die Türken — Feldzugspläne und -Vorbereitungen — Instruktionen — Die Armee und ihre Führer — Schlechte Anfänge des Feldzugs 1697 — Vormarsch der Türken — Vorkehrungen bei Peterwardein — Verlust von Titel — Vereinigung mit Vaudémont und Rabutin — Türkischer Marsch nadi Norden — Eugen eilt dem Feind nach — Schlacht bei Zenta — Beurteilung des Siegers — Weitere Maßnahmen — Erfolgreicher Streifzug nach Bosnien — Lage in West und Ost — Frage der Fortführung des Türkenkriegs — Feldzug 1698 — Friede von Karlowitz — Durchbruch zum Ruhm
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Inhaltsverzeichnis 2. Rückkehr nach Wien — Entwicklung der Kaiserstadt — Die neuen Paläste — Leben in Wien um 1700 — Rüde Szenen und gutes Leben — Feste und Jagden — Zar Peter in Wien — Hochzeit des römischen Königs — Finanzlage Eugens — Käufe und Bauten — Paläste in Wien und Güter in Ungarn — Schloß Ráckewe — Affäre Venzati — Die kaiserliche Familie — Vorzüge und Schwächen des Thronfolgers — Veränderungen im Ministerium — Harrach und Kaunitz — Die junge Generation — Leben Eugens — Ankunft des Grafen von Soissons in Wien — Schicksal und Ende von Eugens ältestem Bruder Viertes Kapitel: KAMPF U M D I E M A C H T Vom Krieg zur Politik 1. Die spanische Erbfolgefrage — Griff der Bourbonen nach der spanischen Krone — Reaktion in Wien — Aussichten eines Krieges — Bestimmung Eugens — Vorbereitung eines Einfalls in Italien — Schwierigkeiten und Widerstände — Haltung des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden — Um die Nachfolge des Hofkriegsratspräsidenten — Abreise Eugens aus Wien — Mansfeld Hofkriegsratspräsident 2. Die Armee für Italien — Lage in Italien — Marsch über das Gebirge — Operationen an der Etsch — Treffen von Carpi — Passage des Mincio — Operationen am Oglio — Schlacht bei Chiari — Wendung zum Po — Bedeutung des Feldzugs von 1701 — Haager Allianz — Lage in Europa — Ungenügende Unterstützung Eugens — Marsch nach Neapel? — Uberfall auf Cremona — Erfolg und Mißerfolg — Operationen im Frühjahr 1702 — Mißglückter Handstreich — Schlappe von Santa Vittoria — Schlacht bei Luzzara — Tod Commercys — Mißliche Lage — Ende des Feldzugs 1702 — Fehler des Feldherrn? 3. Konflikt mit Mansfeld — Beschwerden in Wien — Mission Pálffys — Verbindung mit Palm und P. Bischoff — Ankunft in Wien — Lage in Europa Anfang 1703 — Forderungen Eugens — Vorwürfe gegen die Ignoranten — Finanzielle und moralische Panik — Kritik und Angebot — Ernennung zum H o f kriegsratspräsidenten — Ursachen des Sieges im Machtkampf — Ehrgeiz Eugens
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Anmerkungen Zum ersten Kapitel Zum zweiten Kapitel Zum dritten Kapitel Zum vierten Kapitel
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Quellen- und Literaturverzeichnis
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I. Archivalische Quellen II. Gedruckte Quellen und Literatur Karte: Kriegsschauplatz Ungarn Karte: Kriegsschauplatz Oberitalien Verwandtschaftstafel des Prinzen Eugen 2 Braubadi, Prinz Eugen
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VERZEICHNIS UND NACHWEIS DER ABBILDUNGEN 1 Prinz Eugen, Stich von Jakob Andreas Pfeffel d. Ä. . . Titelbild 2 Prinz Thomas von Savoyen-Carignan, Gemälde von Anton van Dyck 32 3 Hôtel de Soissons, Kupferstich von Israel Silvestre, um 1650 33 4 Eugen Moritz von Savoyen-Soissons, Stich von Lombard nach einem Gemälde von Vaillard 48 5 Olympia Mancini, Gemälde unbekannter Herkunft in der Sammlung der Familie de Ligne 49 6 König Ludwig XIV. von Frankreich, Stich von Pierre Dreve, nach einem Gemälde von Hyazinth Rigaud 80 7 Kardinal Jules Mazarin, Stich von Francois Poilly d. Ä., nach einem Gemälde von Pierre Mignard 1660 81 8 Kaiser Leopold I. in spanischer Hoftradit, Stich von Caspar Luyken 96 9 Herzog Karl V. von Lothringen, Stich von Stephan Gantrel 97 10 Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden, Gemälde um 1695 . . 144 11 Kurfürst Max Emanuel von Bayern, Kopie eines Gemäldes von Hyazinth Rigaud 145 12 Angebliches Porträt des Prinzen Eugen, Hyazinth Rigaud zugeschrieben 160 13 Herzog Victor Amadeus II. von Savoyen, Schabblatt von Elias Christoph Heys 161 14 Graf Franz Ulrich Kinsky, Schabblatt von Hendrik de Quiter 224 15 Handschrift des Prinzen Eugen, Brief an den Minister Kinsky aus dem Jahre 1696 225 16 Graf Ernst Rüdiger Starhemberg, nach einem Stich von De Larmesin 1684 240 17 Fürst Heinrich Franz zu Mansfeld Fondi, Bildnis nach unbekannter Graphik 241 18 Die Schlacht von Zenta, Vignette von Jan van Huchtenburg, aus Huchtenburg-Dumont, „Batailles gagnées par le Prince Eugène de Savoye" 1725 264 19 Die Sdiladit von Zenta, Stich von Jan van Huchtenburg, s. a.a.O. 264 20 Medaille auf die Schlacht von Zenta von Martin Brunner . . 265 21 Der Alpenübergang von 1701, zeitgenössischer Stich . . . . 328 22 Die Schlacht von Chiari, Stichvon JanvanHuditenburg,s.a.a.O. 328 23 Der Gefangene Herzog von Villeroy, Flugblatt von Josef Friedrich Leopold 329 Vorlagen für die Abbildungen: Bayrische Staatsgemäldesammlungen, München: Abb. 11; Bildarchiv der österreichischen Nationalbibliothek, Wien: Abb. 1, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 12, 13, 14, 17; Heeresgeschichtliches Museum, Wien; Abb. 16, 20, 21, 23; österreichische Galerie, Wien: Abb. 18, 19; österreichisches Staatsarchiv, Wien: Abb. 15; Palazzo Carignano, Turin: Abb.2; Schloß Baden-Baden: Abb. 10.
Erstes Kapitel HERKUNFT, JUGEND, AUFBRUCH
In Paris, nicht weit vom Königspalast des Louvre, hatte Catharina von Medici an Stelle eines Gebäudes, das einst der blinde König Johann von Böhmen besessen haben soll und das dann zu einem Nonnenkloster geworden war, durch den Architekten Bulland ein reizvolles Schloß im Stil der Spätrenaissance errichten lassen, das mit der feingegliederten Fassade des zweigeschossigen Haupttrakts, den aufragenden Dächern, dem auf beiden Seiten durch Flügelbauten, vorn durch eine niedrige Mauer umgrenzten Ehrenhof und den weiträumigen mit Springbrunnen und mancherlei Skulpturen versehenen Gärten sich mit den vornehmsten Königs- und Adelssitzen der französischen Hauptstadt messen konnte. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts war es in den Besitz des Prinzen Karl von Bourbon, Grafen von Soissons, übergegangen. Das Hôtel de Soissons, wie es seitdem hieß, geriet im 18. Jahrhundert in Verfall. Die Stadt Paris, die den gesamten Komplex 1762 ankaufte, hat es offenbar abreißen lassen, um eine Getreidehalle großen Ausmaßes bauen zu können. Erhalten geblieben ist nur ein 30 Meter hoher säulenartiger Turm, den die Medicäerin angeblich einst zu nächtlichen Sternbeobachtungen ihres Astrologen Ruggieri bestimmt hatte: damals für sich allein hinter dem Schloß emporragend, wurde er eingefügt in die gebogene Front der zur Handelsbörse gewordenen Halle an der Rue de Viarmes, wo in unmittelbarer Nähe des großen Pariser Marktes heute nichts mehr sonst an das Schloß und seine Gärten und die in ihnen sich bewegende vornehme Gesellschaft erinnert 1 ). In diesem Hôtel de Soissons wurde am 18. Oktober 1663 der Prinz Eugen von Savoyen als fünfter Sohn des Grafen Eugen Moritz von Soissons und der Olympia Mancini geboren. 1. Der Vater war ein Sproß des alten savoyischen Grafenhauses, das mit dem gebirgigen Stammland in den Westalpen die östlichen Vorgebiete um Turin vereinigt hatte, dort über
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Herkunft, Jugend, Aufbruch
französisches, hier über italienisches Volkstum gebot, zugleich aber mit dem Heiligen Römischen Reich deutscher Nation in Verbindung stand, dessen Kaiser ihm das Reichsvikariat über Piémont und — 1416 — die Herzogs würde verliehen hatten. Das über wichtige Pässe verfügende Territorium schaute kulturell und politisch nach zwei Seiten, was ihm im Zusammenhang mit der natürlichen Lage an den Kämmen und Rändern der Berge manche Möglichkeiten des Wachstums und der Ausdehnung, freilich audi Nachteile und Gefahren bot. So waren die Herren dieses Zwischenstaats — vor allem nach dem Übergreifen der französischen Könige und der in Spanien zur Herrschaft gelangten Habsburger nach Italien um und nach 1500 — oft in schwere Bedrängnis geraten. Sie hatten sich aber nicht nur zu behaupten vermocht, sondern in zäher Beharrlichkeit ihre Macht vermehrt. War ihre Politik im 16. Jahrhundert noch stärker gegen Frankreich ausgerichtet, so empfahl der Abstieg der spanischen Größe in der Folgezeit mehr die Verständigung mit Paris, von der man zudem eher das Vorschieben der eigenen Grenzen in die benachbarte, zum habsburgischen Italienbesitz gehörende Lombardei erhoffen mochte. Nach beiden Seiten wurden dynastische Verbindungen geknüpft. Herzog Emanuel Philibert, der die Wiedereinsetzung in sein Land spanischer Hilfe zu verdanken hatte, war doch mit Heinrichs II. von Frankreich kluger Schwester Margarethe verheiratet: er wußte übrigens seinem Staat mit der Ausbildung einer planmäßig um Wirtschaft und Finanzen bemühten Beamtenschaft und der Begründung eines meist aus Landeskindern bestehenden Heeres Kraft zuzuführen, die den Nachfolgern von hohem Nutzen war. Sein Sohn Karl Emanuel I., der ein halbes Jahrhundert von 1580 bis 1630 über Savoyen-Piemont herrschte, verband sich mit Philipps II. von Spanien Tochter Catharina. Das hat ihn nicht gehindert, sich mit dem ersten Bourbonen auf dem französischen Königsthron zusammenzuschließen in der Hoffnung, möglicherweise mit Mailand, Montferrat und Genua dank der Hilfe aus dem Westen zur Königswürde zu gelangen. Es ließ sich nicht erreichen, und in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges lenkte er auf die spanische Seite. Von seinen Söhnen hat der nun wieder mit einer französischen Prinzessin, Christine, verheiratete Victor Amadeus I. sich von seinem
Prinz Thomas von Carignan
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Schwager Ludwig X I I I . erneut Mailand versprechen lassen. Als nach seinem frühen Tode Christine die Regentschaft über ihren unmündigen Sohn Karl Emanuel I I . beanspruchte, haben sich von Spanien ermuntert die jüngeren Brüder ihres Mannes gegen sie erhoben, doch sie wußte sich durchzusetzen, und seitdem blieb der französische Einfluß am H o f e von Turin lange Zeit vorherrschend. Auf einen jener rebellischen Sdiwäger der „Madama Reale" Christine geht jener Nebenzweig des Hauses Savoyen zurück, dem Prinz Eugen entstammt und der später nach Aussterben der Hauptlinie doch an die Spitze des Geschlechts und damit auf den Thron des vereinigten Königreichs Italien gelangen sollte. Als fünfter Sohn Karl Emanuels I. und der habsburgischen Catharina war Prinz Thomas — Tommaso Francesco, dem dann der Titel eines Principe di Carignano verliehen wurde — im Jahre 1596 geboren. Auch er hatte sich 1625 mit einer französischen Prinzessin vermählt, und anfangs schien er entschlossen die Partei des Anschlusses an den Nachbarn im Westen zu vertreten. Er hat bei dem Abschluß des Vertrages von Cherasco von 1631, der die Freundschaft des mächtigen Frankreich mit der Überlassung der Festung Pinerolo erkaufte, mitgewirkt und sich zur Bekräftigung und Sicherung dieser Freundschaft danach f ü r einige Zeit in Paris aufgehalten. Doch vom savoyischen Chambéry, wo er als Statthalter wirkte, begab er sich 1634 überraschend nach Flandern, um im Dienste der Spanier, wie er seinem Bruder Victor Amadeus schrieb, an der Beseitigung der drückenden französischen Vorherrschaft mitzuwirken. Ein ehrgeiziger, unruhiger Geist, war er zugleich, wie sich erwies, ein tapferer und befähigter Soldat: in ihm schien der Großvater Emanuel Philibert wieder erstanden, wie dieser, der 1557 als Führer einer habsburgischen Armee die Franzosen bei Saint-Quentin geschlagen hatte, bedrohte er von Norden her zeitweilig Paris — wie es dann dreiviertel Jahrhundert später wieder sein eigener Enkel tun sollte. Den stolzen Feldherrn hat der große Maler van Dyck zu Pferd und in einem Kniestück im Harnisch und mit Feldherrnstab porträtiert 2 ) — in ähnlicher H a l t u n g ist Prinz Eugen von Jakob van Schuppen gemalt worden. Als der spanische Feldmarschall nach dem Tod des Bruders nach der H e i m a t eilte, um die französische Schwä-
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Herkunft, Jugend, Aufbruch
gerin zu stürzen, vermochte er zwar Turin zu nehmen, doch Zerwürfnisse mit den Vertretern der Habsburger führten ihn zur Versöhnung mit der Regentin, ja durdi ihre Vermittlung trat er in den Dienst Frankreichs, wo man dem Schwiegersohn eines Bourbonenprinzen Güter und Ehren bot. So kämpfte er seit 1642 gegen die Spanier und suchte vergeblich sie aus Italien zu vertreiben. Im Jahre des Westfälischen Friedens erschien er mit einer Flotte vor Neapel und 1655 scheiterte er mit einem letzten Vorstoß in die Lombardei vor dem festen Pavia. Unmittelbar darauf hat den nach Turin zurückgekehrten am 22. Januar 1656 der Tod hinweggerafft 3 ). Die Geburt des Enkels, der seinen militärischen Ruhm weit überstrahlen sollte, hat der Mann, der eher ein Condottiere als ein großer Herr gewesen zu sein scheint, nicht erlebt. Um so mehr hat seine Witwe, die ihn um viele Jahrzehnte überlebte, im Leben dieses Enkels eine Rolle gespielt. Marie de Bourbon-Soissons war eine Angehörige jenes Zweiges der Kapetinger, der mit Heinrich IV. auf den französischen Thron gelangt war und der — dank der Klugheit Heinrichs und der Genialität des seinen schwachen Sohn Ludwig X I I I . beratenden Kardinals Richelieu — Frankreich aus dem Zustand religiöser und politischer Zerrissenheit herausriß und zu maßgebendem Einfluß in Europa führte. Am 2. Mai 1606 wurde sie als Tochter Karls von Bourbon, eines Vetters König Heinrichs, geboren, der als Erbe der Grafen von Soissons deren Namen annahm, während von seinem älteren Bruder die Linien der Condés und Contis ausgingen. Ein Gegner des Königs und seines Ministers Sully, hat er nach der Ermordung Heinrichs vergebens einen Platz in der Regentschaft gefordert, und wenn er sich dann mit dem Gouvernement der Normandie abfinden ließ, so befreite sein Tod am 1. November 1612 doch die Regentin Maria von Medici von einem unberechenbaren Rivalen. In den Spuren des Vaters wandelte indessen sein Sohn Ludwig. An manchen Umtrieben gegen die Regierung beteiligt, hat er sich schließlich mit Kaiserlichen und Spaniern zusammengeschlossen und in ihren Reihen in der Schlacht bei La Marfée unweit Sedan am 6. Juli 1641 den Tod gefunden. Damit aber fiel das Erbe dieses Bourbonenzweiges an seine Schwester Marie, die Gemahlin des Savoyerprinzen. Audi in ihr lebte der stolze, unruhige Geist des Geschlechts: wie gegen die königliche Gewalt
Marie de Carignan und ihre Kinder
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in Frankreich, so stellte sie sich in Savoyen gegen die Herrschaft der Madama Reale. Beteiligt an dem Übertritt ihres Mannes ins spanische Lager, war sie selbst mit ihren Kindern nach Mailand entwichen, jedoch in ihrem leidenschaftlichen Eigenwillen mit ihren Beschützern in Konflikt geraten und zeitweise in Madrid ihrer Bewegungsfreiheit beraubt worden. Nach der Verständigung des Prinzen Thomas mit Frankreich kehrte sie nach Paris zurück, wo sie auch zunächst mehr als Geisel behandelt wurde, dann aber den Anschluß an Richelieus Nachfolger Mazarin fand. Eine große Dame, eifersüchtig auf ihr Ansehen bedacht, nicht ohne Geist, dabei launenhaft und rücksichtslos, besaß sie viele Gegner. Sie wird uns noch begegnen als die immer eigensinniger und despotischer werdende Herrscherin im Hôtel de Soissons, in dem sie erst in hohem Alter am 4. Juni 1692 ihr Leben beschloß4). Drei ihrer Kinder haben die Kinder- und Jugendkrankheiten glüdslich überstanden. Da war zunächst ein Mädchen, Luise Christine, 1627 geboren, die 1653 dem um 2 Jahre älteren Ferdinand Maximilian von Baden, Erben der Markgrafschaft am Oberrhein, die Hand zu einer Ehe reichte, die alles andere als ein Bund fürs Leben wurde. Im Hôtel de Soissons in Paris ist — 8 Jahre vor seinem Vetter Eugen — das einzige Kind des Paares, nach dem zum Paten erkorenen jungen französischen König Louis genannt, geboren worden: der Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden sollte auch sonst ein Vorläufer des großen Savoyers werden. Da die Markgräfin, von ihrer Mutter darin bestärkt, sich weigerte, ihrem Mann nach Baden zu folgen, hat der Vater den Sohn aus Paris entführen und in seine rheinische Heimat bringen lassen, wo ihm gewiß eine bessere Erziehung zuteil wurde, als er sie bei den Frauen im Hôtel de Soissons erhalten hätte. In einer Instruktion für ihn hat Ferdinand Maximilian auf Grund des eigenen Schicksals vor dem Pariser Hof gewarnt, wo man sich wohl um die Damen bemühen könne, aber wie die Pest. eine Heirat mit einer von ihnen fliehen solle. Er ist schon 1669 gestorben, seine Frau blieb trotz häufigen Zanks bei ihrer Mutter in Paris, wo sie ihr am 8. Juli 1689 im Tode voranging 6 ). Ihr am 20. August 1628 in Chambéry geborener Bruder Emanuel Philibert wurde von früher Jugend an — wohl zu seinem Glück — von Mutter und Schwester entfernt gehalten. Diesem savoyischen Prinzen waren schwere körperliche Gebrechen und damit ein hartes Schicksal
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Herkunft, Jugend, Aufbruch
zuteil geworden, er war taubstumm geboren worden, und doch wußte der intelligente Junge zu lernen, zu verstehen und sich verständlich zu machen. Er war dem Vater nach Italien gefolgt, war bei dessen letzten kriegerischen Taten bei ihm gewesen und blieb nach seinem Tode in Turin, Haupt des Zweiges Carignan der Herzogsfamilie, Anwärter gar auf den Thron, falls die nur auf wenigen Augen stehende regierende Linie in der männlichen Deszendenz aussterben sollte, übrigens nach einem Berichte des französischen Gesandten in Savoy en aus dem Jahre 1678, bei Adel und Volk beliebt 6 ). Kaum jemand hatte erwartet, daß er eine Familie gründen würde, und doch hat er sich 1684 mit Catharina von Este vermählt, womit er den Zorn des französischen Königs hervorrief, der ihn für einen Parteigänger Habsburgs hielt 7 ). Als einziger seiner Generation hat er noch den militärischen Aufstieg seines Neffen Eugen erlebt, der schon aus finanziellen Gründen mit ihm bis zu seinem Tode am 23. April 1709 Verbindung hielt. Wenn der als reich geltende Taubstumme auch zu keiner politisch bedeutsamen Stellung gelangte, so sollten seine Nachkommen in der Tat dereinst die Krone Italiens tragen. Die Zukunft hat so seinem Geschlecht gehört und nicht der Nachkommenschaft des von der Natur weit mehr begünstigten jüngeren Bruders, zu der freilich das wohl bedeutendste Mitglied des Hauses Savoy en überhaupt gehörte 8 ). Eugens Vater Eugen Moritz wurde am 3. Mai 1635 in Chambéry geboren, übrigens der erste in den Familien Savoyen und Soissons, der seinen Vornamen von dem heiliggesprochenen westgotischen Prinzen erhielt, wohl als Zeichen des Dankes des Prinzen Thomas an die Infantin Clara Eugenia, die Schwester seiner habsburgischen Mutter, die zusammen mit ihrem Gemahl dem Erzherzog Albert als Statthalter in den spanischen Niederlanden wirkte: sie hatte sich des Neffen nach dem frühen Tode ihrer Schwester angenommen. Zeitweise war der Jüngling wohl auch bei dem Vater in Italien, und es scheint, daß er anfangs zum geistlichen Stand bestimmt war, ja man in Rom bereits vorbereitende Schritte für seine künftige Erhebung zum Kardinal unternahm 9 ). Doch dann hat die Mutter, die wohl auf ihn ihre ganzen Hoffnungen setzte, ihn nach Paris gezogen, um ihn zum Erben von Titel, Rang und Gütern der Grafen von Soissons werden zu lassen. Dies ist ihr auch mit Hilfe Mazarins, der dabei,
Eugen Moritz von Soissons
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wie wir sehen werden, eigene Pläne für seine Familie verfolgte, gelungen. Als Graf von Soissons trat der junge Savoyer unter die französischen Prinzen von Geblüt, damit erhielt er zugleich die Möglichkeit zum Aufstieg in einer Laufbahn, die ihm weit mehr lag als eine Verwendung in der kirchlichen Hierarchie, denn auf ihn waren offenbar die kriegerischen Neigungen und Anlagen sowohl des Vaters als auch der Soissons übergegangen. Er scheint eine verhältnismäßig einfache, unkomplizierte Natur gewesen zu sein, geistig nicht eben bedeutend, ein eifriger Jäger, vor allem aber ein auf Kampf und Ruhm bedachter Soldat. Rasch zu hohen Kommandostellen der königlichen Armee gelangt, hat er sich in dem auch nach dem Westfälischen Frieden fortdauernden Kriege Frankreichs gegen Spanien auf dem nördlichen Schauplatz gegenüber den spanischen Niederlanden ausgezeichnet, so im Juli 1657 bei der Abwehr eines Ausfalles aus dem belagerten Montmédy und in der Schlacht an den Dünen am 14. Juni 1658, in der er verwundet wurde. Zunächst Generaloberst der Schweizer und Graubündener Soldtruppen Frankreichs, wurde er nach dem den Krieg beendenden Pyrenäenfrieden 1659 zum Generalleutnant ernannt und ihm das Gouvernement des Bourbonnais übertragen. Schon konnte er bei der Vermählung des jungen Königs Ludwig XIV. mit der spanischen Infantin Maria Theresia in St. Jean de Luz an der Spitze der Herzöge und Marschälle des Königreichs auftreten, weiter dann im Herbst 1660 mit glänzendem Gefolge am Hofe König Karls II. von England erscheinen als Brautwerber für Ludwigs jüngeren Bruder Philipp. Befriedigt über die bei dieser Gelegenheit entfaltete Pracht wie auch über das Ergebnis kehrte er nach Paris zurück, wo ihn die Erhebung zum Gouverneur der Champagne erwartete 10 ). Freilich hatte er diesen Aufstieg dodi wohl nicht nur seiner eigenen Person und seinen Verdiensten zu verdanken. Die Mutter, die zugleich ihre eigene finanzielle Sicherstellung erstrebte, hat ihn planmäßig in den Vordergrund geschoben. Die Prinzessin hat dabei, um zum Erfolg zu kommen, sich selbst ein schweres Opfer abgerungen, indem sie sich nicht nur bereit fand, den seit seinem Sieg über die von ihren nächsten Verwandten getragene Fronde allmächtig gewordenen Kardinal Mazarin rückhaltlos zu unterstützen, sondern auch eben durch ihren Sohn in engste Familienverbindung mit dem italienischen Emporkömm-
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Herkunft, Jugend, Aufbruch
ling zu treten. Die stolze Frau hatte sich schon nach seinem Triumph über seine Gegner dazu herabgelassen, ihm bei seinem Einzug in Paris im Februar 1653 zwei seiner nach Paris gekommenen Nichten zuzuführen und sie damit gewissermaßen hoffähig zu machen. Aber was bedeutete das gegen den Entschluß, der Verheiratung eines dieser Fräulein mit ihrem Sohne zuzustimmen. Die Berichte des savoyischen Agenten in Paris nach Turin aus dem Herbst 1656 lassen deutlich erkennen, wie schwierig die Verhandlungen waren und wie hart es der Prinzessin von Carignan angekommen ist, sich dem Druck, den der Kardinal auf sie auszuüben wußte, zu beugen 11 ). Die Entscheidung war gefallen, als sie am 11. November 1656 das Mädchen mit seiner Mutter empfing. Am 22. Februar 1657 fand die Hochzeit Eugen Moritz von Savoyen mit Olympia Mancini im Louvre statt; als Graf und Gräfin von Soissons nahmen sie dann im Hôtel de Soissons Wohnung. Voll Genugtuung teilte Mazarin die vollzogene Verbindung der Madama Reale mit, wobei er zugleich als Dank für die von Turin geleistete Hilfe Förderung der savoyisdhen Interessen durch Frankreich zusagte 12 ). Man hat bei der Erforschung der Herkunft des Prinzen Eugen sich viel Mühe mit dem Versuch des Nachweises gegeben, daß von väterlicher Seite ihm, in dessen Ahnentafel neben Savoyern und Kapetingern, Przemysliden, Piasten und Arpaden, Kastilianer, Aragonesen und Habsburger erscheinen, überwiegend doch germanisches Blut überkommen sei13). Aber wenn er sich rühmen konnte, wie zur französischen Königsfamilie so audi über Philipp II. und Karl V. zum Geschlecht der habsburgischen Herrscher des deutschen Reichs zu gehören, so war doch niemals das „welsche", romanische Ubergewicht zu bestreiten, das durch seine Mutter in seine Erbmasse gebracht wurde. Welch ein Abstand von der fürstlichen Abstammung des Vaters zur Familie der neuen Gräfin von Soissons, die soeben erst mit dem 1602 irgendwo in den Abruzzen geborenen Giulio Mazzarini aus dem Dunkel emporgetaucht war 14 ). Vielleicht hatte sie ihren Ursprung in Mazzara del Vallo an der Südküste Siziliens, jedenfalls war Giulios Vater Pietro 1576 in bescheidenen Verhältnissen in Palermo geboren, von wo ihn ein geistlicher Onkel nach Rom geholt hatte: hier war er als Güterverwalter und Haushofmeister der Colonnas zu einiger Wohlhabenheit und vielleicht auch durch
Mazarin und die Herkunft der Mancini
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die Heirat mit Hortensia, der Tochter des angeblich adeligen Octavio BufFalini und der aus Turin stammenden Francisca Belloni zu Ansehen gelangt. Pietro Mazzarini ist erst am 14. Oktober 1654 gestorben 15 ), als sein Sohn bereits — auf dem Wege über Jesuitenausbildung und Studium, Militärdienst, diplomatische Vermittlung in Cherasco und Pariser Nuntiatur — zum Kardinal Jules Mazarin, zum ersten Minister Frankreichs und wohl gar zum geheimen Gemahl von Ludwigs XIV. Mutter, der Regentin Anne d'Autriche, geworden war. Macht und Glanz seiner Stellung sind den Familien von zwei Schwestern zugute gekommen, der mit Girolamo Martinozzi verheirateten Laura Margaretha und der um 1614 geborenen Hieronyma, die sich mit dem Römer Michele Lorenzo Mancini, dem Sohn des Paolo Mancini und der aus römischem Adel stammenden Victoria Capocci, verehelicht hatte. Die Mancinis kamen wohl aus besseren Kreisen als die Mazzarinis, ihr Name begegnet uns häufiger im 16. Jahrhundert, in dem römischen Palazzo des 1637 gestorbenen Paolo ist gar eine Accademia dei bell' humoristi, also eine Gesellschaft der Schöngeister, gegründet worden, und es war wohl Verleumdung, wenn später der Herzog von Saint-Simon in seinen Memoiren von Michele Lorenzo behauptete, daß dieser Schwager Mazarins und Großvater des Prinzen Eugen ebenso wie seine Vorfahren ein bescheidenes Leben geführt habe und in Rom so gut wie unbekannt gewesen sei19). Um so bekannter sollten seine und der Hieronyma Mazzarini Kinder — 3 Söhne und 5 Töchter — werden. Von ihnen war die zwischen 1638 und 1640 geborene Olympia — erstaunlicherweise ist das genaue Geburtsdatum nicht festzustellen — das dritte Kind und die zweite Tochter 17 ). Sie begegnet uns zuerst am 11. September 1647: an diesem Tage wurde das wohl kurz vorher aus Italien nach Frankreich gekommene Kind zusammen mit ihren älteren Geschwistern Paolo und Laura und mit ihrer Cousine Anna Maria Martinozzi im Louvre in Paris der Königin-Regentin vorgestellt. Vom Hause ihres Onkels Mazarin, wo sie zunächst Unterkunft gefunden hatten, zogen die jungen Leute bald in das Palais Royal, wo sie die Spielgefährten des damals nodi nicht zehnjährigen Königs Ludwigs XIV. und seines Bruders Philipp wurden. Unter der Aufsicht der Regentin selbst sorgte die Marquise de Sénécé als
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Herkunft, Jugend, Aufbruch
Gouvernante für sie. „Sieh einmal die kleinen Fräulein", so soll bei ihrem Empfang der Herzog von Villeroy geäußert haben, „jetzt besitzen sie nicht viel, aber in kurzer Zeit werden sie schöne Schlösser, große Einkünfte, herrliches Geschmeide und Silberzeug und vielleicht hohe Würden haben" 1 8 ). Wenn wir den Aufzeichnungen der zum Hofstaat der Königin gehörenden Madame de Motteville Glauben schenken dürfen, war Olympia in jenen ersten Pariser Jahren gegenüber dem sympathischen Paolo, der hübschen Laura und der ausgesprochen schönen Cousine Martinozzi im Nachteil: in ihrem länglichen Gesicht mit spitzem Kinn und kleinen, lebhaften Augen unter braunem Haar mochten nach den Schönheitsregeln der Zeit nur die Grübdien in ihren Wangen als Pluspunkt gelten. Doch muß sie immer reizvoller geworden sein, je mehr sie heranwuchs. Zwar wollte man audi die Fünfzehnjährige noch nicht als Schönheit bezeichnen. Indessen mit dem Glanz ihrer Augen, einem anmutigen Teint, dem kleinen Mund und jenen Grübchen und mit einer guten Figur, vor allem aber mit einem wenn auch nicht mit allzuviel Wissen belasteten, dafür um so wendigeren Geist, mit natürlichem Witz und kecker Schlagfertigkeit wußte sie zu gefallen und sich weit mehr in den Mittelpunkt der galanten Gesellschaft des Hofes zu stellen als die übrigen „Mazarinetten" 1 9 ). Vielleicht, daß manche Mängel ihrer Bildung wie auch die Leichtfertigkeit in religiöser und moralischer Beziehung, die man später an ihr tadelte, auf den Bruch in ihrer Entwicklung und Erziehung zurückzuführen sind, der durch die Stürme des Frondeaufstandes eintrat. Die Wut in manchen Kreisen der hohen Aristokratie und Magistratur über den rücksichtslos den Absolutismus der Krone verfechtenden Kardinal bradi sich schon bald nach der Aufnahme seiner Verwandten bei Hofe Bahn. Gerade den Nepotismus machte man dem verachteten Italiener zum Vorwurf. In den Pamphleten seiner Feinde spielten die Nichten eine nicht geringe Rolle; höhnisch ließ man sie ein lächerliches Ballett tanzen, forderte man sie auf, sich schleunigst zu verabschieden, spottete man über ihr Äußeres: «Elles ont les yeux d'un hibou L'écorce blanche comme un chou Les sourcils d'une âme damnée Et le teint d'une cheminée» 20 ).
Olympias Jugend
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Aber es blieb nicht bei derartigen literarischen Verunglimpfungen. Anfang 1651 sah sich Mazarin genötigt, Paris zu verlassen, und ihm folgten seine Verwandten, die er von dem Treffpunkt Péronne mit sich in das Ausland führte, wo die Gesellschaft bei dem Kurfürsten-Erzbischof von Köln in Schloß Brühl Zuflucht fand 21 ). Von hier aus wußte der Kardinal freilich rasch wieder die Fäden der französischen Politik an sich zu ziehen und damit zugleich den ersten sichtbaren Erfolg für seine Familie zu erringen. Ihr Leben lang ist Olympia von Eifersucht gequält worden; sie mag sich in ihr schon damals heftig geregt haben, als sie Anfang Juli 1651 in jenem rheinischen Schloß bei Köln Zeuge der Hochzeit ihrer Schwester Laura mit dem Herzog von Mercoeur, einem Enkel König Heinrichs IV., wurde 22 ) — ein Sproß aus dieser Verbindung, Ludwig von Vendôme, sollte dereinst einer der beachtlichsten militärischen Gegenspieler seines Vetters Eugen werden. Die Heirat, mit der die erste der Mazarinetten in den höchsten Adel des Königreichs aufstieg, war ein deutliches Zeichen für den Umschwung, der sich zugunsten des Kardinal-Ministers in Frankreich anbahnte, ein halbes Jahr später konnte er an der Spitze bewaffneter Scharen die Rüdefahrt nach Paris antreten, vor dessen Toren im Kampf gegen die Frondeure sein Neffe Paolo Mancini am 1. Juli 1652 tödlich verwundet wurde: ein Verlust, doch auch eine Empfehlung für Oheim und Geschwister. Die Nichten waren schon in der bezwungenen Hauptstadt, als Mazarin im Februar 1653 feierlichen Einzug hielt: damals ja soll Madame de Bourbon-Carignan sich ihrer angenommen haben. Bald hat er nun die römische Kolonie des Palais Royal noch erheblich vermehren können, da jetzt auch die Schwestern Martinozzi und Mancini selbst mit ihren jüngeren Kindern kamen, um auch deren Schicksal in die Hände des so hoch gestiegenen Bruders zu legen 23 ). Der politische Sieg des Königtums und der persönliche Triumph des Kardinals bildeten die Voraussetzung für die große Rolle, die in den nächsten Jahren die Mazarinetten und von ihnen zuerst und vor allem Olympia in Paris spielten. Das höfische Leben, nicht mehr gestört von rebellischen Umtrieben und Tumulten, nahm großartigere Formen an und es gewann zugleich an verführerischem Glanz durch das Hervortreten des schönen königlichen Jünglings, der mit Würde und Grazie den ihm zustehen-
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den Platz einnahm. Daß aber in dem großen Karneval der Vergnügungen und Feste, der ritterlichen Spiele und intimen Partien in Paris, St. Germain,Compiègne und Fontainebleau das Fräulein Mancini zum engsten Kreis um ihn gehörte und ihm -wohl mehr bedeutete als alle Prinzessinnen und Herzoginnen, war nicht nur auf die dankbare Verehrung Ludwigs für den erfolgreichen Minister und Mentor zurückzuführen, sondern auch auf den Charme des jungen Mädchens und auf den ehrgeizigen Willen, der es erfüllte. Im Februar 1654 sah Olympia ihre Cousine Anna Maria, mit der sie bisher Freude und Leid geteilt hatte, den zum königlichen Hause gehörenden Prinzen Armand Conti heiraten; es wird berichtet, daß der Prinz gewissermaßen zwischen beiden die Wahl gehabt, sich aber für die sanftere Martinozzi entschieden habe 24 ). Und im Jahre darauf wurde gar Laura Martinozzi dem Erbprinzen Alphons von Modena, also einem künftigen Landesfürsten, verbunden, wobei übrigens Eugen Moritz von Savoy en den abwesenden Bräutigam vertrat 25 ). Olympia soll im ersten Fall ihre üble Laune nicht verborgen haben, aber war es nicht noch mehr, was sie erhoffte, nämlich die aller Welt erkennbare Huld des mächtigsten Königs Europas, den ersten Platz in seinem Herzen, womöglich gar an seiner Seite? Er hatte mit ihr gespielt und gelernt; nun, da seine Sinne erwacht waren, wußte sie, die gewohnte Vertraulichkeit nutzend, ihn zu fesseln, wurde sie ihm unentbehrliche Gesprächspartnerin, hat sie, selbst vergnügungssüchtig, ihn in dem Hang zu Tanz und Theater, zu Spiel und Ausgelassenheit, bestärkt und geführt. So brachte sie es dahin, daß sie den Ton angab und daß in der geselligen Sphäre ihre Wünsche befolgt wurden. Sie hatte den bevorzugten Platz neben dem König bei Ausfahrten und Aufführungen, sie tanzte mit ihm in Balletts und agierte mit ihm in Komödien und Allegorien, wobei sie etwa als Göttin der Musik neben Apoll erschien, sie war mit anderen Worten in jener Zeit um 1655 die anerkannte Favoritin, die „Königin" dieses lebenslustigen jungen Hofes 26 ). Man hat in einem aus sehr viel späterer Zeit stammenden Rückblick auf längst entschwundene Tage von der platonischen Passion des Königs für die etwas zweifelhaften Reize des Fräulein von Mancini gesprochen27), aber war es nicht doch mehr? Daß Ludwig in diese muntere, lebhafte, sich bei aller Berechnung natürlich gebende „Nymphe" verliebt war, ist gewiß, daß er sie zeitweise
Prinz Thomas von Savoyen-Carignan
Olympias Beziehungen zu Ludwig X I V .
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ernsthaft geliebt hat, wahrscheinlich, und daß es intime Beziehungen gab, Olympia also jene skandalöse Reihe königlicher Maitressen eröffnet hat, zum mindesten nicht unmöglich 28 ). Konnte diese Liaison aber nicht noch konkretere Gestalt annehmen? Es hat damals Kreise gegeben, die es nicht f ü r ausgeschlossen hielten, daß die Tochter des Lorenzo Mancini und der Hieronyma Mazzarini den Thron an der Seite des Allerchristlichsten Königs besteigen könnte. Wenn in Pariser Bürgerhäusern schon im März 1654 — wohl aus Anlaß der Hochzeit ContiMartinozzi — ironisch davon gesprochen wurde, daß man eine Kardinalsnichte von eigenartiger Schönheit auf den „Thron des Glücks" erheben wolle, obwohl sie doch nur die Nichte eines „Karmesin-Jupiters" sei 29 ), so erging sich 1655 im Schloß von Blois des Königs Onkel Gaston von Orleans einmal in heftigen Worten gegen die Möglichkeit einer Mesalliance Seiner Majestät 3 0 ). U n d als im September 1656 die Exkönigin Christine von Schweden, Gustav Adolfs merkwürdige Tochter, den französischen Hof besuchte, brachte sie es fertig, nicht nur bei der ersten Begrüßung das Fräulein Mancini durch eine besondere Reverenz auszuzeichnen, sondern auch — zur peinlichen Überraschung der Königin-Mutter wie auch des Kardinals — mit deutlichem Bezug auf sie Ludwig aufzufordern, die Person zu heiraten, die er liebe 31 ). Wenn Anna von Österreich nach dem Urteil ihrer Freundin Madame de Motteville jedenfalls einer solchen Verbindung entschieden abgeneigt, zudem aber auch überzeugt war, daß es sich bei den Beziehungen der jungen Menschen nur um Tändeleien ohne Bedeutung handelte 3 2 ), so bleibt es fraglich, wie Mazarin die Dinge beurteilte. Wohl möglich, daß er mit dem Gedanken spielte, dessen Verwirklichung er aber, sei es nun aus politischen Erwägungen, sei es, wie wohl behauptet wurde, infolge dringender Warnungen seiner Astrologen, nicht versucht hat. U n d das Paar selbst? Vom König, der einige Jahre später ernsthaft eine Ehe mit Olympias jüngerer Schwester Marie gewünscht hat, liegen aus jener Zeit keine Äußerungen vor, die den Wunsch auf eine Heirat erkennen lassen. D a ß das Mädchen dagegen ehrgeizig und verwegen genug war, um den Thron zu erstreben, ist in zeitgenössischen Aufzeichnungen rundweg behauptet worden 3 3 ), und man wird dies nach allem, was wir noch von ihrem Hochmut und ihrem leidenschaftlichen Geltungsdrang erfahren werden, wohl 3 Braubach, Prinz Eugen
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Herkunft, Jugend, Aufbruch
für möglich halten. Aber war sie nicht doch zu klug, um die Schranken zu verkennen, die eine Krone vom Range der französischen für eine Fremde minderer Herkunft unerreichbar machen mußten? Sie mochte dann vielleicht auch die Möglichkeit in Erwägung ziehen, daß sich das leicht entzündbare Herz des Königs anderen Frauen zuwandte. Wenn sie auch nicht Königin werden konnte, so galt es doch die Gunst des Herrschers und die Machtstellung des alternden Onkels auszunutzen, um in eine höhere Sphäre aufzusteigen und damit zugleich ihrem Einfluß bei H o f e eine feste Grundlage und Dauer zu verleihen. Was sollte aus ihr werden, wenn der Kardinal starb und der König eine Prinzessin heiratete, die dann möglicherweise ihr entgegenwirkte? Daß in ihren Beziehungen zu Ludwig zeitweilig Schwankungen und Verstimmungen sich geltend machten, mochte ihr ein Warnungssignal sein 34 ). Zuspruch und Vorschlag Mazarins haben dann wohl ein Übriges getan: als sich erwies, daß auch sie wie ihre Schwester Laura und die beiden Cousinen eine glänzende Partie machen konnte, als zudem der König sich einer Lösung geneigt zeigte, die seine Freundin zu einer der ersten Damen des Hofes machen würde, da griff sie zu. So war sie gewiß einverstanden, als es zu dem Handel zwischen dem Kardinal und der Prinzessin von Carignan kam. Wir wissen nicht, ob das glückliche Ergebnis durch Gefühle der Liebe zwischen dem 21jährigen Prinzen Eugen Moritz und der um einige Jahre jüngeren Olympia befördert worden ist. Die Hochzeit am 21. Februar 1657 war wohl nicht so glanzvoll, wie die Braut, die nach einem etwas anzüglichen Hochzeitscarmen sogar die Liebe „unserer Götter" entzündet hatte 3 5 ), es wünschte: es galt, der doppelten Familientrauer um die am 23. Dezember im Alter von 42 Jahren verstorbene Mutter Olympias und um ihre soeben erst, am 8. Februar, plötzlich vom Tod hinweggerissene Schwester Laura, die Herzogin von Mercoeur, Rechnung zu tragen 3 6 ). Im gleichen Jahre hat sie auch den in Rom verbliebenen Vater verloren. Die Verluste wogen nicht allzu schwer angesichts der Aussichten, die ihr die Verbindung mit einem offenbar ritterlichen und wohlgesinnten Manne bot, dem nunmehr mit dem Titel des Grafen von Soissons der Rang eines französischen Prinzen von Geblüt zuerkannt worden war.
Heirat mit Eugen Moritz
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Es läßt sich nicht erkennen, wie das Paar zueinander gestanden hat. Der Graf scheint indessen seiner Frau ein guter Gatte gewesen zu sein, der jedenfalls in allen Intrigen und Streitigkeiten, die um sie entstanden, sich stets mit ihr solidarisch erklärte und für sie eintrat 3 7 ). U n d sie mochte in den ersten Jahren voll Befriedigung an der Achtung teilhaben, die man ihm auf Grund seiner kriegerischen Taten entgegenbrachte. Während sie mit den Beschwerden einer ersten Schwangerschaft zu tun hatte, hielt sie der Kardinal über seine Kämpfe mit den Spaniern auf dem laufenden. Im Herbst 1658 begleitete sie mit ihm zusammen den König zu einem Treffen mit der herzoglichen Familie von Savoyen, der sie selbst ja jetzt angehörte, nach Lyon 3 8 ), und mit ihrem Manne war sie dann auch im Sommer 1660 bei jener Brautfahrt Ludwigs X I V . nach den Pyrenäen, auf der sie in Toulouse bereits ihren dritten Sohn zur Welt brachte. Ihr selbst hat dann der Wille des Kardinals, der damals kurz vor seinem Tode zum führenden Staatsmann Europas geworden war, den großartigen Posten der „Surintendante" der neuen Königin Maria Theresia mit hohen Einkünften verschafft 3 9 ). Wenn sie so im Louvre ein- und ausgehen konnte, so ging ihr Ehrgeiz zugleich dahin, das Hôtel de Soissons zum Sitz eines zweiten Hofes zu machen, in dem sich die Blüte der Aristokratie mit dem König an der Spitze um sie scharen sollte. Es war leicht, die vergnügungssüchtige reiche Jugend zu Tanz und Spiel und allen jenen Freuden einer galanten Lebenskunst heranzuziehen, die von der Gräfin mit H i l f e von Vertrauten wie der Benigne de Meaux de Fouilloux, des vielgewandten Marquis François René de Vardes, des Prinzen von Marcillac u. a. m. dirigiert wurden 4 0 ). Doch die Hauptsache war, daß der König erschien, daß sie mit ihm eng verbunden blieb, womit sich auch die Möglichkeit persönlichen und politischen Einflusses ergab. Seine Fesselung war indessen keine leichte Aufgabe. Wenn anfangs Ludwig fast täglich Gast im Hôtel de Soissons war und mitunter bis Mitternacht am Spieltisch der Freundin blieb 41 ), so ergaben sich vor allem durch die häufigen Reisen des Hofes Unterbrechungen und damit Möglichkeiten einer Entwöhnung, wenn nicht gar Entfremdung. Auch fehlte es nicht an Gegenwirkungen. Die frommen Kreise waren entsetzt über den frivolen Ton, der um Olympia herrschte, in der Umgebung der Königin-Mutter 3*
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befürchtete man einen schlechten Einfluß dieser „jeunesse dorée" auf Haltung und Charakter des Königs, und von dessen Verwandten sahen die Condes und die stolze Princesse Palatine Anna Gonzaga mit Unmut auf dies Mädchen aus Italien, das sich nun als „Madame la Comtesse" titulieren ließ, als wenn sie auf gleicher Stufe stände wie „Monsieur le Prince" und „Monsieur le Duc" — Condé und sein Sohn Enghien 42 ). Wenn in dem Unwillen dieser Kreise noch die alte Abneigung gegen Mazarin nachwirkte, so mochte Olympia gerade auch aus der eigenen Familie Ärger erwachsen. Neben ihr begannen ihre jüngeren Schwestern die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, und sie konnten ihr nicht nur Helferinnen, sondern auch Rivalinnen werden. Ein Gedicht über ein großes höfisches Fest im Pariser Stadthaus am 4. Februar 1658 hatte zwar nodi Olympia, die illustre Gräfin, vorangestellt, die alles übertreffe, was es an Grazie, Geist und Klugheit gebe, aber es pries dann auch beziehungsvoll, ohne den allgemein bekannten Vornamen Marie zu nennen, jene Demoiselle, ihre angenehme und teure Schwester, deren Augen so gütig strahlten, und die erstaunlich schöne „Mignonne" Hortense 43 ). Nun, überraschenderweise hat der König, gerührt von der herzlichen Teilnahme Maries bei einer ihm plötzlich zugestoßenen Erkrankung, sich in eine leidenschaftliche Zuneigung zu diesem Mancinimädchen hineingesteigert, die hier sogar zu dem Heiratsverlangen führte. Ein unerfreulicher Kampf zwischen den beiden Mazarinetten war die Folge gewesen, der während jener Reise des Hofes nach dem Südosten Frankreichs im Herbst 1658 seinen Höhepunkt gefunden hatte 44 ). Wenn Marie mit allen Mitteln Ludwig von Olympia fernzuhalten suchte, womit sie auch während des Aufenthaltes in Lyon einen gewissen Erfolg hatte — niemand soll darüber unglücklicher gewesen sein als Graf Eugen Moritz —, so hat die Soissons ihrerseits erbittert gegen die zur Favoritin gewordene Schwester intrigiert. Und sie, die sich diesmal ganz im Einklang fand mit den von der Staatsräson diktierten Erwägungen der Königin-Mutter und des Kardinals, blieb schließlich Siegerin. Daß der König dann aus politischen Gründen die wenig anziehende Infantin heiratete, konnte ihr nur recht sein. Dem ganzen Hof wurde die Gunst, in der die neue Oberintendantin der Königin wieder bei ihrem alten Freund stand, in fast peinlicher Weise zum Bewußtsein gebracht, indem er bei der
Mazarins Tod
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Rückreise von St. Jean de Luz nach Paris häufig in ihren Wagen umstieg und sich abends zum Spiel bei ihr einfand 4 5 ). An dieser glänzenden Stellung, so mochte sie meinen, konnte auch der Tod ihres Onkels nunmehr nichts mehr ändern. Als der Kardinal sich Anfang März 1661 zum Sterben legte, durfte er sich sagen, daß er f ü r Frankreich, aber auch f ü r seine Familie vortrefflich gesorgt hatte. Nicht nur, daß diesen Kindern seiner Schwestern nun der Reichtum zufiel, den der habgierige Alte angesammelt hatte, sie hatten sich audi alle Namen, Titel und Würden zulegen können, an die bei ihren bescheidenen römischen Anfängen niemand auch im Entferntesten hätte denken können. Der einzig überlebende Neffe, Olympias jüngerer Bruder Philipp, stieg ohne eigenes Verdienst zum Herzog von Nevers auf 4 6 ), die beiden Martinozzimädchen waren Prinzessin Conti und Herzogin von Modena geworden, und dem Beispiel der f r ü h verstorbenen H e r zogin von Mercoeur und der Gräfin von Soissons folgten die jüngeren Schwestern Mancini, Marie, die nach ihrer Trennung vom König noch Mazarin dem römischen Connétable Colonna zugef ü h r t hatte, die schöne Hortense, deren aus dem vornehmen Hause de la Meilleraye stammender Mann der Ehre gewürdigt wurde, als Herzog den N a m e n Mazarin zu tragen, und die jüngste, Marianne, die — freilich erst ein J a h r nach dem Tode des Onkels — im H ô t e l de Soissons in Gegenwart des Königs und der Königinnen ihre Hochzeit mit dem Herzog von Bouillon, einem Neffen des großen Feldherrn Turenne, feierte 4 7 ). Diese Italienerinnen waren wohl alle reizvoll und zudem gescheit, aber die Tugenden, die man ihrer Mutter nachgerühmt hatte, scheinen auf die Mancinis kaum übergegangen zu sein 48 ). Sie ließen sich vielmehr durch Leidenschaft und Leichtsinn in Skandale und Abenteuer treiben und waren erfüllt von einem Egoismus, der in ihnen auch das Gefühl der Dankbarkeit f ü r den Mann, dem sie ihren phantastischen Aufstieg verdankten, kaum aufkommen ließ. Wenn von Olympia auch nicht so harte Worte über den sterbenden Kardinal überliefert sind, wie von Marie und H o r tense 49 ), so dürfte doch auch sie seinen Tod eher als Erleichterung empfunden haben, als das Ende einer mitunter lästigen Aufsicht, und lang nachgetrauert hat sie ihm sicher nicht. Gerade jene Jahre nach 1660 — in denen ihr jüngster Sohn Eugen geboren wurde — bilden wohl den H ö h e p u n k t im Leben
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Olympias. Auf diese Epoche, in der Ludwig X I V . das Szepter fest in die eigene Hand nahm und wie die Politik, so audi den H o f ganz nach dem eigenen Willen organisierte, beziehen sich die, freilich nicht auf eigenes Miterleben, sondern auf Erzählungen älterer Zeitgenossen zurückgehenden, sich häufig wiederholenden Bemerkungen in den berühmten Memoiren des Herzogs von Saint-Simon über die Gräfin von Soissons als den bewunderten Mittelpunkt, als die Königin des französischen Hofes, von deren Seite der König nicht gewichen sei 50 ), als die Dirigentin der Feste und die einflußreiche Vermittlerin mancher Gnaden. Was da behauptet wird, bestätigen Aufzeichnungen aus den Kreisen der älteren Generation, wie der „Grande Mademoiselle", Ludwigs geistvoller Cousine, und der Madame de Motteville 5 1 ). Wenn bei der Huld, die der Monarch Olympia zeigte, mitunter der Verdacht geäußert wurde, daß dabei doch noch „Galanterie" mitspiele, so gab es andrerseits in der höfischen Gesellschaft einige Aufregung, wenn er sich einmal längere Zeit dem Hôtel de Soissons fernhielt. Übrigens empfing „Madame la Comtesse" ihre Freunde nicht nur in dem Palast, der außer ihrer sich fast jährlich vermehrenden Familie noch ihre Schwiegermutter und ihre badische Schwägerin beherbergte — was bei der charakterlichen Eigenart aller drei Frauen mehrfach zu unerquicklichen Reibungen und Familienstreitigkeiten führte 5 2 ) — , sondern audi in dem prächtigen Appartement, das der Oberintendantin der Königin im Schloß der Tuilerien zugewiesen worden war. D a ß sie sich eng mit der lebenslustigen Henriette von England, der Gemahlin von Ludwigs Bruder Philipp von Orléans, zusammenschloß, mußte ihr Ansehen noch weiter befestigen. Um die beiden Damen konzentrierte sich ein gut Teil des höfischen Lebens, hier war die hohe Schule der Liebe und der Intrige, hier erfuhr man den neuesten Klatsch, aber auch manche politischen Geheimnisse. Wenn man mit aufmerksamem Wohlwollen die Herzensangelegenheiten des Königs beobachtete und sie wohl gar geschickt zu leiten suchte, so war man selbst den Huldigungen der K a v a liere zugänglich und man scheute in der Beziehung auch keine Gefahren. Madame Henriette lag der ritterliche Graf von Guiche aus der Familie der Gramont zu Füßen, und daß Olympia in bedenklicher Weise dem eleganten Marquis de Vardes verbunden war, wußte alle Welt — anscheinend mit Ausnahme ihres Ehe-
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manns. Das P a r k e t t w a r schlüpfrig, aber gewann das Leben nicht dadurch erst seinen Reiz? Welch ein G e n u ß f ü r eine Frau von der Unbekümmertheit u n d Leidenschaftlichkeit der Gräfin, auf dem Schachbrett dieses zum Z e n t r u m Europas gewordenen H o f e s die Figuren zu schieben, sich dabei aber auch selbst einzusetzen, zu lieben, zu k ä m p f e n u n d zu siegen! Sie k a n n t e nicht viel H e m mungen, sie w a r in ihren Mitteln nicht sehr wählerisch, sie w a r die echte Repräsentantin einer Zeit u n d einer Gesellschaft, der m a n sehr vieles, aber gewiß nicht Prüderie u n d moralische Ängstlichkeit v o r w e r f e n konnte. Glaubte sie sich unangreifbar? Die schnippische Überlegenheit, mit der sie auch hochgestellten Persönlichkeiten entgegentrat 5 3 ), die unvorsichtige A n m a ß u n g , mit der sie wirklichen oder vermeintlichen Feinden begegnete, scheint d a f ü r zu sprechen. D a hielt schon 1661 der auf die Spitze getriebene Kompetenzkonflikt mit der zur E h r e n d a m e der Königin ernannten M a d a m e de Navailles den H o f in A t e m und teilte i h n geradezu in zwei feindliche Lager 5 4 ). Die Abgrenzung der beiderseitigen Pflichten u n d Rechte w a r wohl nicht leicht, aber w a r es nötig, auf den eigenen Ansprüchen auch d a n n noch hitzig zu bestehen, als der König Bestimmungen getroffen u n d beide D a m e n z u m Frieden gemahnt hatte, w a r M a d a m e de Motteville nicht im Recht, wenn sie angesichts dieser H a l t u n g v o n dem „ Ü b e r m u t , den die Gunst gibt", sprach? D e r H e r z o g von Navailles w a r einer der treuesten Anhänger Mazarins gewesen, n u n sah er sich wegen des Weiberzanks plötzlich einer D u e l l f o r d e r u n g des G r a f e n von Soissons gegenüber, die er als Christ wie auch als Freund der Familie des Kardinals ablehnte. Die Sache w u r d e ruchbar, u n d der König, dem wohl die von seiner Mutter und von seiner Gemahlin unterstützten Feinde der O b e r i n t e n d a n t i n zusetzten, sah sich vera n l a ß t , den G r a f e n Eugen Moritz f ü r k u r z e Zeit v o m H o f zu verbannen. M u ß t e es nicht eine W a r n u n g f ü r seine Frau sein, ihrer Leidenschaft nicht zu sehr die Zügel schießen zu lassen? Aber sie dachte nicht d a r a n , sich zu mäßigen. Eine unerhörte Intrige, die ihr zunächst den T r i u m p h der schmählichen Verabschiedung ihrer Rivalin brachte, hat sich schließlich gegen sie selbst gerichtet 55 ). Als ein an die Königin adressierter Brief mit Enthüllungen über die Beziehungen Ludwigs zu dem Fräulein von La Vallière statt a n die Königin a n den König selbst gelangte, der
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über den heimtückischen Versuch, das Idyll seiner Liebe zu stören, in verständlichen Zorn versetzt wurde, scheint Olympias Freund Vardes den Verdacht der Abfassung dieses Schriftstücks auf die Navailles gelenkt zu haben. Vergebens beteuerte diese ihre Unschuld. Nachdem ihr Mann zunächst bei einer Beförderung in kränkender Form übergangen worden war, wurden beide im Juni 1664 gezwungen, ihre Würden niederzulegen und den Hof zu verlassen. Doch Olympia triumphierte zu früh. Bald wurde nämlich offenbar, daß die wirklichen Schuldigen der Intrige, die sich nicht nur gegen die Navailles, sondern auch gegen die La Vallière richtete, in jenem Kreis saßen, von dem die Denunziation ausgegangen w a r : ob das Ganze von der Gräfin oder ihrem Freund ausgeheckt worden war, läßt sich nicht entscheiden, jedenfalls war der Brief mit Einverständnis wohl auch von Henriette von Orléans von Vardes und Gui che verfertigt worden. Das Geheimnis aber wurde dann auf G r u n d eines Streites gelüftet, der zwischen den Eingeweihten selbst ausbrach. Entstehung und Entwicklung dieses Zwistes, der die zunächst so enge Freundschaft zwischen den zu französischen Prinzessinnen gewordenen Damen aus Italien und England in bittere Feindschaft verwandelte, muten geradezu grotesk an. D a hat Olympia anfangs wohl Umtriebe des Marquis de Vardes gegen Guiche, dessen Verweisung vom H o f e jener unter Benutzung ihm anvertrauter Geheimnisse einzufädeln wußte, befördert, um dann jedoch in der Erkenntnis, d a ß der Freund es seinerseits auf die Gunst der schönen Henriette abgesehen hatte, dieser voll Eifersucht heftige Szenen zu machen, erst recht aber gegen sie Front zu nehmen, als die Herzogin, empört über Vardes' Indiskretionen und zynische Äußerungen bei dem König die Festsetzung des Marquis in der Bastille erwirkte. A n f a n g März 1665 wuchs sich der Zank zu einem öffentlichen Skandal aus. Bei der Gelegenheit der A u f führung eines Balletts im Palais Royal fielen von beiden Seiten heftige Drohungen: jede behauptete, die andere in vernichtender Weise bloßstellen zu können 5 6 ). Als Olympia sich dann tatsächlich dazu hinreißen ließ, dem König Mitteilungen über angebliche Respektlosigkeiten, ja gewisse f ü r Frankreich schädliche Pläne seiner Schwägerin zu machen, ging die Stuartprinzessin zum Gegenangriff vor: sie gab Ludwig zu, einmal von einer Intrige gegen ihn gewußt zu haben, deren eigentliche Urheber aber die
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Gräfin und Vardes waren, mit anderen Worten, sie deckte die Hintergründe jener Briefaffäre um die L a Vallière auf. Es muß eine bittere Erkenntnis für den König gewesen sein, aus der er seine Konsequenzen zog. Während er Vardes als Staatsgefangenen in die Zitadelle von Montpellier überführen ließ 57 ), strafte er die frühere Freundin zunächst mit eisiger Zurückhaltung. Als sie darauf sich zu rechtfertigen suchte, erklärte er ihr, daß zwar die ihrem Rang gebührende Achtung ihr weiter gesichert sei, sie aber sein Vertrauen nicht mehr besitze. Und Anfang April 1665 folgte der Graf von Soissons, wenn nicht einem offiziellen Befehl, so dodi einem deutlichen Wink, indem er sich mit seiner Frau in die Champagne zur Wahrnehmung seines Postens als Gouverneur der Provinz zurückzog 58 ). Der große Condé äußerte damals, daß es nur wenige Menschen gäbe, die ihren Sturz bedauerten, da sie sich in der Zeit ihres Glücks keine Freunde gewonnen hätten 59 ). Eine Lehre hat die hochmütige Frau aus diesen Vorgängen nicht gezogen. Als dem Paar schon im Herbst 1666 — vielleicht auf Fürsprache des Ministers Colbert, der sich wohl der Familie seines einstigen Protektors Mazarin verbunden fühlte — die Erlaubnis zur Rückkehr nach Paris erteilt wurde, nahm sie das frühere Leben wieder auf, ein Leben, das aufging in kostspieligen Vergnügungen und höfischen Intrigen. Man konnte wohl meinen, daß alles wieder so war wie einst, da der König sich ihr äußerlich freundlich bezeigte und sie bei einer der ersten H o f festlichkeiten, bei der sie erschien, selbst zum Tanze führte 6 0 ). Wieder gab es rauschende Feste im Hôtel de Soissons, wo z. B. am 16. Februar 1667 die Hochzeit der Freundin Bénigne de Fouilloux mit dem Marquis d'Alluye glanzvoll begangen wurde 8 1 ). Die Berichte des damaligen savoyischen Gesandten in Frankreich, des Marquis de Saint-Maurice, nach Turin enthalten manche Aufschlüsse darüber, wie Olympia in diesen Jahren um 1670 in ihren Appartements, umgeben von kleinen Hunden und exotischen Vögeln Audienz gewährte, wie sie in Kleidern und Schmuck verschwenderischen Aufwand trieb und an den Spieltischen in Paris, Versailles und Chambord große Summen wagte 6 2 ). Diese Berichte gewähren zugleich einen Einblick in das Auf und Ab ihrer Beziehungen und Bemühungen, in nicht abreißende Streitigkeiten und Intrigen um Rang und Einfluß. Wenn sie in heftigem häuslichem
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Konflikt mit ihrer Schwägerin, der Markgräfin von Baden, es etwa erreichte, daß eine von deren Freundinnen ihr wegen scharfer Äußerungen Abbitte leisten mußte, wenn sie auch aus einem Zusammenstoß mit dem Grafen und der Gräfin von Gramont bei einem Spielabend der Königin als Siegerin hervorging, so sah sie sich andrerseits im Frühjahr 1670 von der Reise des Hofes nach Flandern ausgeschlossen, was wohl teilweise auf Henriette von Orleans zurückging, die unversöhnlich blieb 6 3 ). Unmittelbar darauf ist die Herzogin, soeben von erfolgreicher politischer Mission bei ihrem Bruder, dem König von England, zurückgekehrt, plötzlich gestorben; mit welchen Gefühlen mag Olympia am Bette der ehemaligen Freundin gestanden haben, als sie sich genötigt sah, in Begleitung des Königspaares die Sterbende zu besuchen 64 )! Sie mochte zunächst aufatmen und es dem Verschwinden dieser Frau zuschreiben, daß sie zu den Bevorrechteten gehörte, die der König im Herbst nach Chambord mitnahm. Die Pfälzer Liselotte, die Philipp von Orleans dann als zweite Gemahlin nahm, hat ihr zum mindesten nicht feindlich gegenübergestanden. Aber dafür wurde ihr eine andere Dame gefährlich, die damals an Stelle der La Vallière das Herz des Königs gewonnen hatte und in ganz anderem Ausmaße als ihre Vorgängerin ihre Herrschaft bei Hofe aufzurichten verstand. Schon bei jenem Ausschluß der Gräfin von der Flandernreise soll die Marquise de Montespan mit Henriette zusammengewirkt haben 6 5 ). Und offensichtlich wurde diese Feindschaft, als Olympia sich entschieden weigerte, zugunsten der königlichen Maitresse auf ihr Amt als Oberintendantin zu verzichten. Es war vergebens, daß die Montespan ihr zunächst zu schmeicheln suchte und ihr kostbare Geschenke, so ζ. B. einen silbernen Leuchter mit einem prächtigen Käfig für ihre geliebten Vögel, zukommen ließ, vergebens auch, daß der König selbst sich einschaltete und ihr als Entschädigung 200.000 Taler und die Vererbung der hohen Würden ihres Mannes auf ihren ältesten Sohn anbot: die Gräfin lehnte ab, obwohl wohlmeinende Freunde sie warnten, die Rache der Marquise herauszufordern und möglicherweise das Glück ihres Sohnes zu gefährden 6 6 ). Zugleich aber gab sie selbst ihren Feinden Waffen in die Hand. Man konnte es ihr zwar kaum vorwerfen, daß sie vermittelnd in die viel Staub aufwirbelnden Eheirrungen ihrer jüngeren Schwestern eingriff, der von ihrem bigotten, eifersüchtigen Mann verfolgten Hortense
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mehrfach Aufnahme gewährte und auch der einst von ihr so befehdeten Marie Colonna, die nach abenteuerlicher Flucht aus Italien sich zeitweise in einem Pariser Kloster aufhielt, helfend zur Seite stand 6 7 ). Aber war sie wirklich berechtigt, sich dabei über die „Tollheit" ihrer Schwestern zu erregen? Den Unmut des Königs soll sie nicht nur durch Intrigen gegen die Montespan erregt haben, sondern auch durch ein Zusammentreffen mit dem heimlich in die N ä h e von Paris gekommenen Vardes 6 8 ). U n d die Art, wie sie im ersten Winter nach Ausbruch des Krieges gegen Holland in enger Verbindung mit Ausländern, wie dem englischen Botschafter Sunderland und dem jungen Herzog von Monmouth, einem Bastard Karls II. von England, in ausgelassener Weise Karneval feierte, war gewiß nicht geeignet, ihr Sympathien zu erwerben. Bitter hat ihre Schwiegermutter dem savoyischen Gesandten über ihren Leichtsinn geklagt, und Saint-Maurice selbst sah böse Folgen voraus, falls sie nicht mit zunehmendem Alter vernünftiger werde 6 9 ). Doch was hatte Olympia zu befürchten, solange ihr allgemein geachteter Mann, der soeben im Kriege Anerkennung gefunden hatte, neben ihr stand! Indessen gerade diese feste Stütze ist ihr bald nach jenen Gelagen und Maskenbällen des Karnevals von 1673 genommen worden, und da sollte es ihr offenbar werden, wie unsicher der Boden war, auf dem sie sich bewegte. Leider wissen wir von dem Vater des Prinzen Eugen weit weniger als von seiner Mutter, sichtlich hat er, wenn er in Paris war, ganz in ihrem Schatten gestanden, und wenn er versucht haben sollte, sich zur Geltung zu bringen und sie von ihren Extravaganzen zurückzuhalten, so kann der Erfolg davon nicht groß gewesen sein. Ihre Interessen waren nicht die seinen, er war, wie schon erwähnt, mit Leib und Seele Soldat, er hatte, wie er auch Saint-Maurice mehrfach zu erkennen gab, vor allem den Ehrgeiz, in einem Kriege an hervorragender Stelle verwandt zu werden und sich dabei auszuzeichnen. Der kurze Devolutionskrieg gegen Spanien 1667 hatte dazu keine Gelegenheit geboten. Als dann aber Ludwig X I V . den Angriff gegen Holland begann, sah er seine H o f f n u n g auf Einsatz erfüllt. Wir treffen ihn zunächst im Mai 1672 im Lager des Marschalls Turenne bei Charleroi und im folgenden Monat bei der Hauptarmee, die vom Lande des verbündeten Kurfürsten von Köln am Niederrhein zum ent-
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scheidenden Stoß auf den Feind ansetzte 70 ). Voll Befriedigung berichtete Saint-Maurice, der sich dem königlichen Hauptquartier angeschlossen hatte, am 19. Juni aus der Gegend von Duisburg nach Turin, daß Ludwig keinen seiner Generäle so häufig zu Rate ziehe, wie diesen Prinzen des Hauses Savoyen, daß er ihn offenbar sehr hochschätze und bei längerer Dauer des Krieges gewiß an die Spitze einer Armee berufen werde 71 ). Bei dem vielgerühmten Rheinübergang bei Schenkenschanz tat sich der Graf besonders hervor, und als der König Anfang Juli vor Utrecht seine Armee den Botschaftern seines englischen Bundesgenossen vorführen wollte, wurde Eugen Moritz der ehrenvolle Auftrag zuteil, das Kommando zu übernehmen; auch hierbei fand er hohe Anerkennung seitens des Monarchen und der übrigen Zuschauer72). Nach dem für Frankreich unbefriedigenden Abschluß dieser ersten Campagne des Krieges, dessen Ausdehnung und längere Dauer der Graf übrigens vorausgesehen hatte 73 ), kehrte er mit dem König nach Paris zurück, um jedoch im Frühjahr 1673 zu der in Westfalen stehenden Armee Turennes zu eilen. Dodi da trat eine unerwartete Katastrophe ein: Ende April in Soest eingetroffen, im folgenden Monat plötzlich von einem heftigen Fieber überfallen, befahl er am 5. Juni, sich nach Wesel bringen zu lassen, um dort durch eine Kur mit Spawasser Erleichterung zu finden, doch er kam nur bis Unna, wo er am Morgen des 7. Juni „mit ebensoviel Frömmigkeit wie Festigkeit" starb 74 ). Die Nachricht, die ein langjähriger Vertrauter des Grafen mit Namen Maino 75 ) in das königliche Hauptquartier bei Maastricht brachte, rief nach den Mitteilungen des savoyischen Gesandten tiefes Bedauern hervor 76 ). Ein Bericht von dort stellte fest, daß dieser Prinz, seit 20 Jahren im militärischen Dienst, sich durch hervorragenden Mut ausgezeichnet und auf Grund seiner sonstigen Fähigkeiten die Achtung aller Großen und die Liebe des Volkes erworben hatte 77 ). Entsetzt hörte man dann, daß der Graf selbst kurz vor seinem Tode die Vermutung geäußert hatte, vergiftet worden zu sein. Die Leichenöffnung ergab nun anscheinend keine bestimmten Anhaltspunkte dafür 7 8 ), trotzdem wurde vielfach der jähe Tod eines so hochgestellten Mannes von noch nicht 40 Jahren beredet, wobei man freilich doch durchweg zu der Ablehnung der Mord these kam, „weil man niemand sieht, der von einem solchen Verbrechen Nutzen haben könnte" 79 ).
Familienhader
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Wenn Saint-Maurice in seinen Berichten an den Herzog von Savoyen sich nicht genugtun konnte in Lobeserhebungen des Verstorbenen, so hat sich des Grafen Sekretär Montfalcon veranlaßt gesehen, seinem Andenken eine eigene Druckschrift zu widmen, deren panegyrischer Inhalt sich nicht nur auf ihn, sondern auch auf seine Familie, vor allem auf seine Witwe bezog 80 ). Ein feierlicher Trauerzug f ü h r t e den Leichnam, dem allenthalben unterwegs die f ü r einen Prinzen von Geblüt vorgesehenen Ehren erwiesen wurden, nach der Chartreuse von Gaillon, wo er am 23. Juli in dem dort befindlichen, prächtigen Mausoleum des Hauses Soissons beigesetzt wurde 8 1 ). Auf Wunsch seiner Mutter wurde sein H e r z am 19. Dezember 1673 im Pariser Karmelitenkonvent an eine Stelle gebracht, die sie f ü r ihr eigenes H e r z bestimmt hatte 8 2 ). U n d seine Frau? Ganz harmonisch d ü r f t e diese Ehe vor allem in den letzten Jahren nicht gewesen sein. Wenn Saint-Maurice 1667 sich über die Liebe und Unterwürfigkeit, die Eugen Moritz Olympia zeige, gewundert hatte 8 3 ), so mußte er nun den Hof von Turin darauf vorbereiten, daß man durch einen auf dem Wege nach Piémont befindlichen Kavalier wenig erfreuliche Einzelheiten über die Mißstimmung des Grafen wegen der leichtfertigen Aufführung und der verschwenderischen Neigungen seiner Frau erfahren werde: nur, um sich keine Blöße und in der Öffentlichkeit keinen Anlaß zum Spott zu geben, habe er dazu geschwiegen 84 ). Aber wenn Olympia vielleicht auch keinen tieferen Schmerz über den Tod des Mannes empfand, dem sie immerhin 8 Kinder geboren hatte, so bedeutete gerade im Hinblick auf deren Versorgung sein Tod f ü r sie doch ein schwerer Schlag. Sie hatte sich auf die Nachricht von der schweren Erkrankung des Grafen sofort auf den Weg zu ihm gemacht, erhielt aber unterwegs die Kunde von seinem Tod und zugleich den R a t ihres Schwagers, des Herzogs von Bouillon, und des Marquis de Saint-Maurice, den König im Hauptquartier aufzusuchen. Doch nicht nur sie fand sich Anfang Juli 1673 im Lager von Visé bei Lüttich ein, sondern zugleich erschienen auch von Paris Madame de Carignan, die Markgräfin von Baden und die beiden ältesten Söhne des Toten 8 5 ). Vor dem König müssen sich hier dramatische Szenen abgespielt haben. Nach den Berichten des savoyischen Gesandten war „die arme Gräfin" ständig in Tränen, erschüttert vor allem von dem
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von ihrem Mann selbst geäußerten Verdacht der Vergiftung. Ihr stand ihre Schwägerin, die Markgräfin, feindselig gegenüber, ?und ihre Schwiegermutter nahm zwar sachlich mitunter ihre Partei, ließ sich aber dann doch wieder von ihrer Tochter dirigieren und klagte dem eifrig vermittelnden Saint-Maurice über den unseligen Familienhader und über all die Frauenintrigen, deren O p f e r ihr Sohn geworden sei. N u r widerstrebend ließ Olympia sich bewegen, bei einer gemeinsamen Audienz der Familienmitglieder sich dem König zu Füßen zu werfen und ihn um Verzeihung f ü r begangene Fehler zu bitten. Ludwig war nicht unfreundlich: wenn sie, so erklärte er, ihre Fähigkeiten und ihren Geist nützlich anwende, könne sie seiner Gunst gewiß sein. Aber eine Zusage hinsichtlich der Übertragung der freigewordenen Ämter des Grafen an den ältesten Sohn erreichte man nicht, obwohl nicht nur SaintMaurice sich die größte Mühe gab, das von Anfang an deutliche Widerstreben des Königs auch mit H i l f e der Minister Louvois und Pomponne zu überwinden, sondern auch Philipp von Orleans f ü r die Interessen der Kinder Soissons' eintrat. Es war die Montespan, die sich dem mit Erfolg widersetzte: das Gouvernement der Champagne erhielt ihr Bruder und die Charge des Generalobersten der Schweizer ihr 1670 geborener Sohn, den Ludwig als Herzog von Maine legitimiert hatte 8 6 ). Das traf die Kinder Olympias, die sich nun f ü r Unterhalt und Fortkommen im wesentlichen auf die Unterstützung des Herzogs von Savoyen angewiesen sahen, schwerer als sie selbst — dem jüngsten, damals noch nicht zehnjährigen Sohn hat sich diese Mißachtung nach späteren Zeugnissen offenbar tief eingeprägt —, aber auch f ü r die Gräfin selbst war es eine bittere Niederlage, ein deutliches Zeichen ihrer Machtlosigkeit. Die Frage von Erziehung und Z u k u n f t der Söhne hat nach der Rückkehr nach Paris zum Mißbehagen ihres savoyischen Betreuers zu neuen Ausbrüchen „dieser verfluchten Zwietracht der Prinzessinnen von Soissons" geführt 8 7 ). Wenn dabei sowohl der Herzog von Savoyen als audi der König im wesentlichen ihrem Standpunkt beitraten, so hat die Gräfin sich doch bald damit abgefunden, daß die Kinder in der Obhut von Großmutter und Tante im Hôtel de Soissons blieben, während sie in ihren A p p a r tements in den königlichen Schlössern und in einem kleinen H a u s in Chaillot ihr eigenes Leben im bisherigen Stil fortzusetzen
Reisen der Gräfin nach Turin
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suchte. In den Memoiren des 1673 nach Paris gekommenen italienischen Literaten und Graphologen Primi Visconti erscheint sie während der folgenden Jahre wieder als Mittelpunkt eines großen Kreises von Aristokraten, die sich ständig bei ihr zu Spielen und Vergnügungen aller Art trafen 8 8 ). Von einem Abend, an dem man sich dem soeben, durch den ihr ergebenen venezianischen Botschafter Giustiniani eingeführten Bassette-Glückspiel hingab, hat Primi ein eindrucksvolles Bild entworfen: wie da die in einem großen Lehnsessel von ihren Hündchen umgebene Gräfin allein außer Giustiniani ihre Ruhe bewahrte, während die Mitspieler, wie der Herzog von Vendôme, der Herzog von Créquy, der Bischof von Langres und Colberts Sohn Seignelay hemmungslos ihre Leidenschaft erkennen ließen. Es kam dann auch wohl vor, daß der Italiener, der durch seine angebliche Fähigkeit, aus den Schriftzügen der Menschen deren Schicksal erkennen zu können, Olympias Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, sie und andere Damen nachts zum Observatorium an der Porte SaintJacques führte, um Kometen und Sterne zu beobachten. SaintMaurice hat kurz vor seiner Abberufung versichert, daß sie s-ich nun wenigstens den Intrigen des Hofes fernhalte, und in der Tat hören wir zunächst nichts mehr von einer Beteiligung der Gräfin an Umtrieben und Parteiungen, wenngleich in ihrem Salon mitunter recht zwielichtige und gefährliche Personen auftauchten wie der Chevalier Louis de Rohan, der 1674 wegen Hochverrats hingerichtet wurde 8 9 ). Ihrem Rang und ihrer Würde scheint man weiter Rechnung getragen zu haben; so saß sie, als der Hof sich Anfang 1678 nach Sésanne en Brie begab, mit der Montespan im Wagen des Königspaares 9 0 ). Alle Ehren eines Mitgliedes des herzoglichen Hauses sind ihr dann auch zuteil geworden, als sie sich im Sommer des gleichen Jahres nach Savoyen begab, wo ihr ältester Sohn sich schon mehrfach aufgehalten hatte und der dritte, Ludwig Julius, dem man die Bezeichnung eines Chevalier de Savoye beigelegt hatte, sich seit 1672 wohl auf Veranlassung seines Onkels Emanuel Philibert ständig befand 9 1 ). Es war dort 1675 ein Thronwechsel eingetreten: erst vierzigjährig, war Herzog Carl Emanuel II. gestorben, und wie einst f ü r ihn Christine von Frankreich, so hatte nun f ü r seinen nodi unmündigen Sohn Victor Amadeus II. dessen Mutter, die gleichfalls mit dem Bourbonenhaus eng verbundene Giovanna
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Battista von Savoyen-Nemours, die Regentschaft übernommen. Vielleicht war schon damit ein Anlaß für die von den verschiedenen Diplomaten in Turin aufmerksam und teilweise argwöhnisch verfolgte Reise der Gräfin gegeben, für deren Kosten ihr übrigens Ludwig X I V . 40.000 Franken zur Verfügung gestellt haben soll. Man sprach dann wohl auch von Heiratsplänen entweder für ihren ältesten Sohn oder für den erst neunjährigen H e r zog 9 2 ), doch dürfte jedenfalls der Hauptgrund jener Reise eine vielleicht von ihrem Schwager ausgesprochene Bitte gewesen sein, die Mißhelligkeiten zwischen dem Chevalier und dem jungen SaintMaurice bereinigen zu helfen, einem Sohne jenes Saint-Maurice, der früher Botschafter in Paris und derzeit einflußreicher Minister war. Im Verlauf dieses Zwistes war Emanuel Philibert für den Neffen, die Regentin aber für seinen Gegner eingetreten. In Chambéry wurde Olympia im Juni 1678 von Schwager und Sohn erwartet und nach Turin geleitet, wo sie u. a. am 12. Juli an einem großen Fest in dem herzoglichen Lustschloß L a Venerie teilnahm 9 3 ). Offenbar hat sie zum mindesten dazu beigetragen, jenen Zwist beizulegen. Sie ist dann anscheinend länger geblieben, als ursprünglich vorgesehen, erst am 5. Oktober hat sie, von der Regentin mit einem Diamantschmuck beschenkt, die Rückreise angetreten: wenn, wie der französische Gesandte feststellte, sie sehr zufrieden über ihren Aufenthalt war, so war man es umgekehrt auch mit ihr 9 4 ). Doch schon bald darauf trat eine unglückliche Wendung in ihrem Schicksal ein. Nach Paris zurückgekehrt, sah sie sich zunächst dem erneuten, ihr von Colbert im April 1679 sehr nachdrücklich unterbreiteten Wunsche des Königs auf Resignation ihrer Stelle als Oberintendantin der Königin gegenüber. Sie konnte sich schließlich, zumal der König dann auch persönlich sie darum ersuchte, dieser Forderung nicht mehr widersetzen. Immerhin wurde ihr als Entschädigung nicht nur eine Summe von 200.000 Talern zugesprochen, sondern auch ihre Pension von 20.000 auf 25.000 erhöht, und der König ließ es sich angelegen sein, in Turin dies als ein Zeichen seiner unveränderten Hochschätzung für die Gräfin hinzustellen 95 ). Wenn er zugleich audi seine Gnade bei sich bietenden Gelegenheiten für ihre Kinder in Aussicht stellte, so fühlte er sich in Wirklichkeit der Freundin seiner Jugendtage kaum mehr verpflichtet. Und in seiner unmittelbaren Umgebung
E u g e n M o r i t z von Scivoven, Graf v o n Soissons
Olympia Mancini
Olympias Flucht aus Paris
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hatte sie außer der Montespan inzwischen noch einen gefährlichen Feind, den einflußreichen Kriegsminister Louvois. Sie soll seinem Sohn die H a n d einer Tochter verweigert haben, und es ist der hochmütigen Frau durchaus zuzutrauen, daß sie dieser Ablehnung durch spöttische Worte noch einen besonderen Stachel gab 9 6 ). Sie hat damit wohl selbst eine Voraussetzung geschaffen f ü r die Katastrophe, die plötzlich zu Beginn des Jahres 1680 über sie hereinbrach. Z u diesem Zeitpunkt hatten der Nachweis, daß eine Anzahl überraschender Todesfälle in Familien der besseren Gesellschaft in Paris auf Vergiftung durch nächste Verwandte zurückging, und die Aufdeckung einer Bande von Astrologen, Wahrsagern und Schwarzkünstlern, die einer audi aus hochgestellten Kreisen stammenden Kundschaft nicht nur Zukunftsvisionen und Liebestränklein, sondern auch gelegentlich gefährliche Drogen vermittelte, eine Panik ausgelöst, so daß keiner mehr dem anderen traute und jede Denunziation geglaubt wurde. U n d da fielen nun in den Verhören, die ein eigens eingesetzter Gerichtshof mit der ehemaligen Hebamme Voisin, einer dieser Wahrsagerinnen und Giftmischerinnen, anstellte, die N a m e n der Gräfin von Soissons und ihrer Freundin, der Marquise d'Alluye 9 7 ). Die Aussagen, die Louvois am 22. Januar 1680 dem König unterbreitete, schienen diesem so belastend, daß er am folgenden Tage einen H a f t b e f e h l gegen die beiden Damen ausstellte. Beim üblichen Bassettespiel sah sich Olympia am Abend des 24. Januar durch ihren Schwager Bouillon gestört, der sie beiseitezog und ihr im Auftrage Ludwigs die Alternative stellte, entweder sofort Frankreich zu verlassen oder das Staatsgefängnis der Bastille zu beziehen. Sie beteuerte ihre Unschuld, beschloß aber nach kurzer Besprechung mit ihren Freunden entgegen deren R a t die ihr gebotene Fluchtmöglichkeit zu nützen. Was dann geschah, das hat die unvergleichliche Briefschreiberin jener Tage, Madame de Sévigné, in wenigen Sätzen anschaulich geschildert: „die Gräfin rief vom Spieltisch die Marquise d'Alluye zu sich; sie kehrten nicht zurück, und als die Stunde des Soupers kam, wurde den Gästen mitgeteilt, daß die Frau Gräfin in der Stadt soupiere; alle Welt entfernte sich in dem Gefühl, daß etwas Außerordentliches im Gange war. Inzwischen wurde eifrig gepackt, Geld und Geschmeide zusammengerafft; Lakaien und Kutscher mußten 4
Braubadi, P r i n z Eugen
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Herkunft, Jugend, Aufbruch
graue Röcke anziehen, acht Pferde wurden vor eine Karosse gespannt. Die Gräfin setzte die Marquise d'Alluye, die sich angeblich sträubte, in den Fond neben sich, gegenüber zwei Kammerfrauen. Ihren Leuten erklärte sie, daß sie sich keine Sorge um sie machen sollten, sie wäre unschuldig, aber diese nichtswürdigen Weiber hätten sich einen Spaß daraus gemacht, sie ins Gerede zu bringen. Sie weinte. Nachdem sie noch bei Madame de Carignan gewesen war, verließ sie Paris um drei Uhr morgens." Während sie in beschwerlicher Fahrt der niederländischen Grenze zustrebte, erschienen in ihrer Wohnung die Häscher, die von der Nachricht ihrer Flucht nicht allzu sehr überrascht waren. Durch öffentlichen Aufruf in den Straßen von Paris wurde sie darauf aufgefordert, sich innerhalb von drei Tagen zu stellen, andernfalls man ihr in Abwesenheit den Prozeß machen werde 98 ). Welche Verfehlungen oder Verbrechen warf man ihr vor? Waren diese Anklagen ganz oder teilweise berechtigt? Und warum hat die einst so mächtige und noch immer angesehene Frau trotz ihrer oft wiederholten heftigen Unschuldsbeteuerungen 99 ) es nicht gewagt, sich dem Gericht zu stellen? Es ist nicht leicht, auf Grund des bisher bekannt gewordenen Quellenmaterials zu einer sicheren Antwort auf diese Fragen zu kommen. Dem ganzen Verfahren lagen, wie erwähnt, Aussagen der im Zusammenhang mit der Aufdeckung von Giftmorden im April 1679 verhafteten Wahrsagerin Catherine Deshayes, genannt la Voisin, zugrunde, die dann wegen erwiesener Verbrechen hingerichtet wurde. Sie hatte erklärt, daß die Gräfin sie eines Tages zusammen mit der Marquise d'Alluye und der Marschallin de la Ferté aufgesucht und sie ihr, über deren Identität sie erst später Gewißheit erhielt, aus der Hand geweissagt habe. Es sei dabei von der Liebe eines großen Fürsten gesprochen worden, und die Gräfin habe die Frage gestellt, ob sie diese Liebe nicht wiedererlangen könne, ja sie habe weiter dann zum Ausdrude gebracht, daß, falls dies nicht möglich sei, sie an der betreffenden Persönlichkeit sich rächen wolle. Offenbar hat man in der Umgebung des Königs nicht nur derartige Äußerungen, sondern auch entsprechende gefährliche Absichten Olympias für möglich gehalten: nach dem Zeugnis der Madame de Sévigné soll Ludwig selbst Madame de Carignan gesagt haben, er werde vielleicht einmal Gott und seinen Völkern Rechenschaft dafür leisten müssen, daß er die Gräfin
Verwicklung in die Giftafiäre
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habe entkommen lassen. Verbindung mit einer dunklen Gesellschaft von Zauberern, dazu der Wille einer Wirkung auf die geheiligte Majestät des Königs — „alles, was diesen Gegenstand betrifft", so schreibt die Sévigné, „ist von großem Gewicht" — das war es, wofür man wohl Unterlagen zu haben glaubte. Aber dahinter erhob sich noch, wenn auch wohl nicht amtlich formuliert, eine weit schwerere Anklage. Wenn davon gemunkelt wurde, daß der Tod des alten Marquis d'Alluye, der bald vor der, von ihm bekämpften, Hochzeit seines Sohnes mit Olympias Freundin Bénigne erfolgt war, durch eines der berüchtigten „Erbschaftspulver" der Voisin herbeigeführt worden sei 100 ), so erinnerte man sich nun natürlich auch der merkwürdigen Umstände bei dem frühen Hinscheiden des Grafen von Soissons: ihm sei, wie man jetzt behauptete, damals die geheime Zusammenkunft seiner Frau mit ihrem Geliebten, dem Marquis de Vardes, bekannt geworden, und daraufhin habe sie das Ende seiner erstaunlichen Langmut gefürchtet — womit das Rätsel geklärt wäre, wer ein Interesse an seinem Tode hatte 1 0 1 ). Also wessen in jener Zeit die schöne Marquise de Brinvilliers überführt und noch andere Aristokratinnen verdächtigt wurden, des furchtbaren Verbrechens des Giftmordes an dem Gatten, dessen hielt man keine Geringere als „Madame la Comtesse" für fähig. Was war nun an all dem wahr? Es kann kein Zweifel sein, daß Olympia sich mit Astrologie und Spiritismus beschäftigte. Sie war darin ein Kind ihrer Zeit und vor allem ein echtes Kind ihrer Familie: von ihrem Vater ist überliefert, daß er „ein großer Astrologe" war, und der Aberglaube Mazarins, der übrigens gerade den von seinem Schwager Mancini gestellten Horoskopen besondere Bedeutung beigemessen haben soll, war weltbekannt 102 ). Es wird auch von merkwürdigen „Séancen" im Hause der Gräfin berichtet, bei denen man Erscheinungen beschwor und ein Kind als Medium benützte, um gleichzeitige Vorgänge an anderer Stelle zu erfahren 1 0 3 ). So ist denn auch anzunehmen, daß sie die Voisin tatsächlich besucht hat, und man kann sogar als wahr unterstellen, daß dabei von ihrer Seite kedke Äußerungen gefallen sind. Fraglich ist aber schon, ob das, was sie fragte oder sagte, überhaupt ernst gemeint war; und daß sie damals noch an die Möglichkeit gedacht hat, das Herz des Königs wieder zu gewinnen, ist sehr unwahrscheinlich. Vor allem jedoch, kann man ihr bei aller 4*
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Leidenschaftlichkeit wirklich die Schlechtigkeit und — die Dummheit zutrauen, daß sie ihren Mann, der ihr offensichtlich jede Freiheit gelassen hatte und jedenfalls niemals einen Skandal entfesselt hätte, von dessen Tod ihr aber dodi nur Schaden erwachsen konnte, beseitigte? Schließlich ist dessen Tod ja auch Hunderte von Kilometern entfernt von ihr erfolgt nach einer Trennung von mehreren Monaten: kann man sich wirklich vorstellen, daß sie ihm einen gedungenen Mörder mitgegeben oder nachgeschickt hat? Bei dieser Beschuldigung handelt es sich wohl um Verleumdungen, und wenn sensationslüsterne Menschen wie der Graf Bussy-Rabutin und der Herzog von Saint-Simon sich den Anschein gaben, sie zu glauben 1 0 4 ), so ergibt sich aus den Briefen der Madame de Sévigné und der Herzogin von Orléans, daß man sie in den Kreisen, die sie wirklich kannten, eines Mordes nicht für schuldig oder fähig hielt. Und mit großer Entschiedenheit hat sich in diesem Fall auch ihre Schwiegermutter, mit der sie gewiß nicht gut stand, in einer Eingabe an den König hinter sie gestellt und von der Ungeheuerlichkeit einer Anklage gesprochen, die sich für ein weit zurückliegendes Ereignis auf die Aussage einer notorischen Verbrecherin stütze, die auf diese Weise ihre Hinrichtung hinauszuschieben hoffe 1 0 5 ). Madame de Carignan streift da auch die Frage, warum Olympia denn trotz ihrer Unschuld die Flucht ergriffen und damit sich selbst gewissermaßen belastet hatte. Warum hat sie sich nicht zum Verhör gestellt, um die Anklage zu widerlegen, ebenso wie ihre Schwester, die Herzogin von Bouillon, die auch nachweislich bei der Voisin gewesen war? Warum diese Furcht vor einer Inhaftierung und vor der Schande einer Gegenüberstellung mit nichtswürdigen Kupplerinnen, von der sie selbst beim Abschied gesprochen hatte? 1 0 6 ) Nun, sie war offenbar der Überzeugung, daß, ganz gleich, was sie auch vorbringen werde, die mächtigen Feinde, die sie bei Hof besaß, für ihre Verurteilung sorgen würden. Sie fürchtete die Rache der Montespan und vor allem des Ministers Louvois. „ E r " , so hat sie angeblich in jener nächtlichen Beratung der Marquise d'Alluye und dem Herzog von Villeroy, die sie zum Bleiben zu bewegen suchten, entgegengehalten, „hat die Macht gehabt, mich anklagen zu lassen; er verfügt über falsche Zeugen. Wenn er ein Haftdekret gegen eine Persönlichkeit wie mich erwirken konnte, wird er auch in der
Ursachen der Flucht
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Lage sein, in Vollendung seiner verbrecherischen Absicht mich auf das Schafott oder wenigstens f ü r immer ins Gefängnis zu bringen. Ich ziehe die Freiheit vor, um mich später zu rechtfertigen." Natürlich läßt sich nicht feststellen, ob diese Besorgnis berechtigt war. Vielleicht war es gerade das Ziel ihrer Gegner, sie einzuschüchtern und zur Flucht zu veranlassen. „Soviel ich sie kenne", so hat die pfälzische Schwägerin des Königs ein Jahrzehnt nach jenen Vorgängen über Olympia und ihre Lage im Januar 1680 geurteilt, „so glaube ich, daß sie ganz unschuldig an ihres H e r r n Tod ist und ihn nicht vergeben hat; ich glaube auch nicht, daß man es hier glaubt, allein man hat getan, als wenn man's glaubte, damit man ihr bang vor dem Gefängnis machte und sie die Partei nehmen mochte, so sie in der T a t genommen hat, nämlich wegzugehen, denn man fürchtet sie hier, weil sie viel Verstand hat und man sie f ü r gar intrigant hält, auch gar viel Leute an sich zog. Dadurch hat sie sich bei allem, was am Höchsten hier ist, sehr verhaßt gemacht" 107 ). Freilich, als die Liselotte sehr viel später nochmals auf die Affäre zu sprechen kam, hat sie die Gefahr, in der die Gräfin sich befand, doch höher eingeschätzt: „Wenige Leute wissen, daß es eine redite Gnade vom König war, der Comtesse de Soissons raten zu lassen, durchzugehen, denn es sei, daß sie unschuldig war, wie ich allezeit geglaubt, oder daß sie in der Tat schuldig war, allein es ist gewiß, daß Madame de Montespan und Louvois Zeugen hatten, so, wo sie geblieben wäre, ihr den Kopf vor die Füße hätten schlagen machen, denn sie wollten affirmieren, daß sie ihren H e r r n vergiftet hätte" 1 0 8 ). Bei dieser Äußerung ist jedoch zu berücksichtigen, daß die Herzogin von Orléans damit dartun wollte, wie unrecht der zum mächtigsten Feinde Frankreichs aufgestiegene jüngste Sohn Olympias hatte, „sich über den König zu beschweren". Es ist wohl so gewesen, daß die Gräfin, die im Hinblick auf mannigfache Intrigen und unvorsichtige Redereien gewiß kein reines Gewissen hatte, nur durdi die Flucht der Anwendung brutaler Gewalt entgehen zu können glaubte, während es ihren Gegnern und auch dem König gerade darauf ankam, sie durch die Androhung dieser Gewalt f ü r immer vom Hof zu entfernen. Louvois scheint d a f ü r gesorgt zu haben, daß sie auch weiterhin in Angst und Schrecken gehalten wurde. Auf dem Wege ins
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Ausland soll die einst wohl stets demütig begrüßte und großartig bediente Prinzessin zur Übernachtung in elenden Quartieren genötigt worden sein, da man sie in Städten und Dörfern abwies und das Volk sie als Zauberin und Giftmischerin beschimpfte. Der Spuk hörte auch nicht auf, als sie glücklich über die Grenze in die spanischen Niederlande gelangt war: auch hier, so wußte man sich in Paris zu erzählen, versperrten manche Städte die Tore vor ihr, und in Brüssel, wo sie, nach kurzer Station in Namur, Aufenthalt nahm, kam es zu Aufläufen und wüsten Katzenkonzerten vor ihrer Wohnung, die erst aufhörten, als der Statthalter des spanischen Königs sie in seinen Schutz nahm 109 ). Obwohl diese Vorgänge ihr den H a ß ihrer Widersacher bestätigen mußten, hat sie sich zunächst eifrig um ihre Rehabilitierung bemüht. Die Einleitung dazu bildete jene schon erwähnte Eingabe ihrer Schwiegermutter an den König, in der sie „mit Tränen der Trauer" über die unerhörte Anschuldigung um Gerechtigkeit für ihre Schwiegertochter bat, die bereit sei, zurückzukehren und sich auch für kurze Zeit inhaftieren zu lassen, wenn der König ihr sein Wort gebe, persönlich ihre Sache mit möglichster Beschleunigung zu untersuchen 110 ). Anscheinend hat Ludwig jedoch an dem Prozeß vor dem Strafgericht, dem die Prinzessin von Carignan übereilte und rechtswidrige Prozeduren vorwarf, festgehalten. Später hat die Gräfin noch verschiedentlich versucht, durch Vermittlung des spanischen Hofes und des englischen Königs, den sie durch ihre seit längerer Zeit in England wohnende und dort sehr angesehene Schwester Hortense bearbeiten ließ, ihre Wiedereinsetzung in ihre Rechte in Frankreich zu erlangen 111 ). Aber während der Marquise d'Alluye bald die Heimat sich wieder öffnete 112 ), nutzten ihr alle Schritte und Fürsprachen nichts. Aus der Zuneigung, die der König ihr einst entgegengebracht hatte, war eine Abneigung geworden, die auch dann unüberwindlich blieb, als die Montespan und Louvois vom Schauplatz abgetreten waren. Olympia blieb verbannt; seit jenen Januartagen des Jahres 1680 hat sie den Boden Frankreichs nicht mehr betreten. Dort aber hatte sie auch ihre Kinder, soweit sie nicht, wie der zweite Sohn, in Savoyen ansässig geworden waren, zurückgelassen. Aber die Geschichte von Eugens Mutter war noch nicht zu Ende, und es ist wohl, bevor wir uns dem Sohn zuwenden,
Olympia in Brüssel
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angebracht, sie hier weiter zu erzählen. Vierzig Jahre ungefähr war sie alt, als sie aus Frankreich ausgetrieben wurde; noch fühlte sie sich keineswegs alt, lebte in ihr die alte Leidenschaft, der unruhige Trieb, eine Rolle zu spielen, zu intrigieren, Anteil zu haben an dem Leben und Treiben der Großen, und der Makel, der ihr seit der Verwicklung in das „drame des poisons" anhaftete, konnte sie nicht abhalten, stolze Ansprüche auf die Anerkennung ihres Rangs, die Würde ihrer Persönlichkeit und ihrer Familie zu erheben, wobei sie natürlich auch durch die N o t w e n digkeit, sich eine finanzielle Grundlage zu schaffen, angetrieben wurde. Sie hat ihre Fühler wohl nach verschiedenen Seiten ausgestreckt, nach Deutschland, wo sie, wie wir noch sehen werden, auch ihren jüngeren Söhnen am Kaiserhof die Wege zu ebnen suchte, nach Holland, nach Italien und vor allem dahin, wo ihre schon vor ihr aus Frankreich gewichenen Schwestern sich inzwischen eine gewisse Position geschaffen hatten, nach England und nach Spanien: dort genoß die schöne Herzogin von Mazarin, Hortense, die Gunst des Stuartkönigs Karl II., und hier war Marie Colonna die Schwiegermutter des Herzogs von Medina Celi geworden 1 1 3 ). Vorerst erlaubten ihr die offenbar nicht unbeträchtlichen Geldmittel, die sie in den Stunden ihres jähen Aufbruchs in Paris zusammengerafft hatte, in Brüssel sich einigermaßen standesgemäß einzurichten. Wenn der spanische H o f sich bereit fand, nicht nur ihr Schutz zu gewähren, sondern ihr auch als Frau des Enkels einer spanischen Infantin Ehren und Redite zuzuerkennen, so mochte darauf der politische Gegensatz gegen Frankreich einwirken, daneben aber audi der Einfluß, den Olympia auf den Prinzen Alexander von Parma zu erringen wußte, der im Herbst 1680 das Amt als Generalgouverneur der spanischen Niederlande antrat 1 1 4 ). Schon im Dezember des gleichen Jahres wollte man in Madrid wissen, daß er in die Emigrantin sich verliebt habe, ja es liefen Gerüchte über eine heimliche Heirat zwischen beiden 115 ). Dieser Alessandro Farnese, dessen N a m e an glorreiche Taten aus der spanisch-belgischen Geschichte erinnerte, scheint nun freilich weder körperlich anziehend noch geistig bedeutend gewesen zu sein, aber was verschlug das, da er nun einmal die Macht hatte, die es Olympia erlaubte, wieder einen Hof zu beherrschen, mochte es auch ein Miniaturhof sein. U n d dem dicken, schwerfälligen Prinzen, der in dem ihm anver-
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trauten Lande allenthalben auf Kritik und Abneigung traf, schmeichelte wohl die Freundschaft dieser großen Dame, mit deren Begünstigung der Franzosenfeind zudem Ludwig XIV. ärgern konnte 116 ). Lange sollte die Herrlichkeit allerdings nicht dauern, schon im Frühjahr 1682 wurde Alexander abberufen und durch den Marchese di Grana ersetzt. Ob dieser wirklich, wie behauptet wurde, den Auftrag hatte, der Gräfin die Abreise aus Brüssel nahezulegen 117 )? Sie soll zunächst noch mit dem Farnese in Lüttich sich aufgehalten haben, war dann zeitweise wohl in England bei ihrer Schwester Hortense, doch hat ihr Sohn Ludwig Julius von Wien aus sie im Februar 1683 wieder in Brüssel besucht118). Und hier hat sie im April 1684 dem Fürsten Waldeck, einem der entschiedensten Gegner Frankreichs, Mitteilungen über französische militärische Absichten gemacht, während dann aus dem Beginn des Jahres 1685 eine Nachricht vorliegt, wonach sie bei einer Schlittenfahrt in Amsterdam einen Unfall hatte 119 ). Jedenfalls muß sie doch in freundlicher Verbindung mit den Spaniern gestanden haben, wie auch die Empfehlung ihres jüngsten Sohnes an den spanischen Botschafter am Wiener Hofe und deren Wirkung — wir werden bald davon zu sprechen haben — zeigt. Und in Spanien selbst haben sich ihr dann tatsächlich nochmals Aussichten auf eine bedeutendere gesellschaftliche und politische Betätigung geboten. Wir wissen nicht mit Bestimmtheit, welche Überlegungen, Absichten oder Aufträge die Gräfin von Soissons veranlaßten, sich im März 1686 in Rotterdam zur Überfahrt nach Spanien einzuschiffen 120 ). Im französischen Lager vermutete man, daß sie eine von Wien gewünschte Entscheidung über die Besetzung des Statthalterpostens in den Niederlanden herbeiführen, möglicherweise dabei auch eine eigene Verwendung in Flandern betreiben wolle und sich jedenfalls gegen Frankreich gerichtete politische mit persönlichen Zielen verbanden. Der Verdacht, daß sie gewissermaßen österreichische Agentin für Spanien geworden war, scheint freilich dadurch widerlegt zu werden, daß der kaiserliche Botschafter in Madrid, der doch sicher von Wien darüber unterrichtet worden wäre, in seinem Bericht vom 20. Juni 1686 voll Besorgnis von dem Kommen der Frau sprach, die er als „das dissimulierteste Weib, so Gott erschaffen", bezeichnete 121 ). Sie hat ihren inzwischen im Türkenkampf bewährten jüngsten Sohn
Übersiedlung nach Spanien
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mit sich geführt, und es ist möglich, daß sie daran dachte, ihm als Nachfahren Philipps I I . eine hohe Stelle mitsamt der H a n d einer reichen Erbin aus großem Hause in Spanien zu verschaffen. Der H a u p t g r u n d dürfte aber gewesen sein, daß sie, wahrscheinlich angesichts von offiziellen oder inoffiziellen Zusagen, es auf eine einträgliche und einflußreiche Charge bei der jungen spanischen Königin abgesehen hatte. Das mag zunächst verwunderlich erscheinen, da die Gemahlin des schwächlichen Habsburgers Karl II., Marie Louise von Orleans, die Tochter eben jener H e n riette Stuart war, mit der sich Olympia einst so bitter verfeindet hatte. Der H a ß hatte sich indessen offenbar auf die Kinder nicht übertragen. Als Marie Louisens Vermählung am 7. September 1679 in Paris von dem spanischen Botschafter Marques de los Balbases mit einem großen Fest im Hôtel de Nevers gefeiert worden war, hatte die Gräfin den abwesenden Hausherrn, ihren Bruder Philipp, vertreten und gemeinsam mit dem Botschafterpaar die Honneurs gemacht 122 ). So setzte sie jetzt auf diese Königin ihre H o f f n u n g : vielleicht, daß die ehemalige „Surintendante" der Königin von Frankreich nun die „Camarera Mayor" in Madrid werden wollte. Am 16. März 1686 kam sie in Bilbao an, am 5. April traf sie in der spanischen H a u p t s t a d t ein, wo man ihr, die sofort in großem Stile auftrat, ehrenvoll begegnete 123 ). Ihr Sohn Eugen ist nur 14 Tage geblieben, er kehrte wieder auf den ungarischen Kriegsschauplatz zurück, dagegen erreichte es Olympia, die am 25. April von dem Königspaar in Privataudienz empfangen wurde, daß sie in dem f ü r außerordentliche Botschafter bereitstehenden Hotel aufgenommen und vom königlichen Hause bedient wurde, was freilich nicht verhinderte, daß ihr, wie man feststellen wollte, bald „die baren Mittel anfangen zu mangeln" 1 2 4 ). Von den in Madrid stationierten Diplomaten vermutete der Franzose Feuquières sie in engem Einverständnis mit der von der KöniginMutter, dem Grafen Oropesa und dem kaiserlichen Botschafter Graf Mansfeld geführten österreichischen Partei auf politischen Wegen. In Wirklichkeit war von einer Verbindung zwischen ihr und dem ihr nicht weniger mißtrauisch gegenüberstehenden Mansfeld keine Rede: dieser hat vielmehr noch am 1. November 1686 die Besorgnis ausgesprochen, daß von ihr, falls sie ihr Ziel erreichte, „in hiesigem zerrüttetem Stand noch großes Unheil
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zu erwarten" sei 1 2 5 ). Einig war man sich darüber, daß ihr geschäftiges Tun „in großer Anliegenheit bei der regierenden Königin" bestände. Dabei hat sie trotz der Warnungen, die der französische Botschafter der Nichte seines Herrn zukommen ließ, überraschenden Erfolg gehabt. König Karl, der letzte degenerierte Sproß des spanischen Zweiges der Habsburger, scheint der ihm unheimlichen Frau von vornherein Abneigung entgegengebracht zu haben, die unglückliche Marie Louise, wegen ihrer Kinderlosigkeit von ihrer spanischer! Umgebung gequält und bedrängt, hat hingegen zu der ihr von Heimat und Kindheitstagen bekannten Gräfin, die sich gewiß von ihrer liebenswürdigsten Seite gab, zum mindesten zeitweise Vertrauen gefaßt und sie in ihren Kreis gezogen. Man sah die Soissons im Gefolge der Königin ausreiten, man traf sie auch bei den von den Majestäten besuchten Festen und Theateraufführungen, und es gab H ö f linge, die es durchaus für möglich hielten, daß sie eines Tages den Posten der Oberstkämmerin erhalten würde 1 2 8 ). In Wirklichkeit war, wie sich dann herausstellte, nicht daran zu denken, daß sie an diesem Hofe strengster Etikette und peinlichster Überwachung wirklich festen Fuß faßte. Man duldete sie, und sie hat wohl sehr verschiedene Protektionen sich zu sichern und zur Einwirkung zu bringen versucht; die Gunst der Königin allein, die zudem in ihren Stimmungen sehr wechselte und sich ihr keineswegs ganz erschloß, genügte da nicht. Sie konnte sich wohl auf ihren Freund aus Brüssel, den Prinzen von Parma, stützen, der 1688 in Madrid erschien, dann audi auf den Minister Oropesa, der sie vielleicht in eigenen ehrgeizigen Plänen verwenden zu können glaubte. Im Laufe des Jahres hat man aber offenbar schon versucht, sie auf gütlichem Wege wieder los zu werden, indem man sich bereit erklärte, ihr das nahe bei Brüssel gelegene Schloß Tervueren zu überlassen; auch Oropesa ließ ihr durch ihre Schwester Marie Colonna nahelegen, dies Angebot anzunehmen. Als sie diesen R a t nicht befolgte, ging ihr schließlich durch den König, dessen Abneigung sich bis zu dem Wahn gesteigert haben soll, von ihr behext zu sein, der Befehl zur Abreise zu. Doch mit Hilfe Oropesas und der schwankenden Königin wußte sie einen Aufschub zu erreichen 127 ). Denn inzwischen hatte sie trotz der Nichtachtung, die ihr viele der großen spanischen Familien zeigten, sich eingelebt, und wenn sie
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auch den Hof nicht zu erobern vermochte, so fanden ihr Selbstbewußtsein, ihre Herrschsucht, ihre Lust an Vergnügungen und Intrigen hier doch eher als in Brüssel Befriedigung. Sie war in der Wahl ihrer Freunde nie sehr vorsichtig gewesen, jetzt drängten sich um sie, die nach einem Bericht des französischen Gesandten Rébenac von 5 U h r abends bis 3 U h r morgens offene Tafel hielt, vielfach dunkle Abenteurer und sonstiges Gelichter, so daß der Franzose wohl entsetzt die H ä n d e über dem Kopf zusammenschlug: „Großer Gott, was f ü r ein Leben f ü r eine Dame, die einmal in Frankreich eine so große Rolle gespielt hat!" 1 2 8 ) H a t sie audi politisch intrigiert? Vielleicht hat sie es versucht, aber wirklichen Einfluß hat sie kaum gehabt. Damals führte der wachsende Unwille über das Hegemoniestreben Ludwigs X I V . zu neuem kriegerischem Zusammenstoß in Europa. Auf welcher Seite nun Olympias Sympathien waren, das hat sie deutlich gezeigt, indem sie am 1. Februar 1689 bei einem Empfang des holländischen Gesandten aus Anlaß des Sturzes von Ludwigs Bundesgenossen Jakob von England und der Thronbesteigung Wilhelms von Oranien in London „aufgemacht und geschmückt wie bei einem großen Feste" erschien 129 ). Sie mochte hoffen, daß nun auch Spanien wieder den Kampf gegen den alten Feind an der Nordgrenze aufnehmen werde. Freilich würde sich dem nicht gerade die Persönlichkeit widersetzen, um deren Gunst sie sich so eifrig bemühte, die Königin Marie Louise, die ja Ludwigs X I V . Nichte war? Doch da trat ein Ereignis ein, das den Einfluß von dieser Seite ausschaltete und damit den Kriegsentschluß Spaniens erleichtert hat: die Königin wurde in der Nacht vom 9. auf den 10. Februar 1689 von heftigen Koliken befallen, am Morgen des 12. Februar war sie tot. Wie auffallend dieser jähe Tod der noch nicht dreißigjährigen Frau! Mit der gleichen Plötzlichkeit war zwei Jahrzehnte vorher ihre Mutter dahingerafft worden, aber wenn damals wenigstens in den äußeren politischen Umständen für den Verdacht eines unnatürlichen Endes keine Begründung zu finden war, so bot sie sich nunmehr von selbst an. Es war die vorherrschende Meinung in den höfischen Kreisen Frankreichs, daß Marie Louise vergiftet worden war, und wenn man in Madrid sich in Schweigen hüllte, wenn auch der französische König und seine Minister sich wohl hüteten, unbeweisbare Anklagen zu erheben, so sprach
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man doch allenthalben davon, daß hier eines jener berüchtigten Pulver in Anwendung gebracht worden war, die seit den Tagen der Renaissance so manchmal auch den Gang der großen Politik beeinflußt hatten. Die Urheber der Tat suchte man natürlich in den Kreisen derer, die von ihr Vorteil hatten: die antifranzösische Partei sollte es gewesen sein, der kaiserliche Botschafter Mansfeld oder Oropesa, von dem behauptet wurde, daß er dem König in einer portugiesischen Infantin eine neue Frau zuführen, damit dem Haus Braganza, dem er selbst angehörte, den Weg zum spanischen Thron und sich den zur Herrschaft in Lissabon bahnen wollte 1 3 0 ). Natürlich hatten sie ihrem Opfer nidit selbst das Gift gereicht, dazu mochte sich irgendein Subjekt aus der Umgebung der Königin bereitgefunden haben. Hatte man den Gedankengang so weit geführt, so mochte man sich daran erinnern, daß dort in Madrid sich jene übel beleumundete Gräfin aufhielt, die vor einem Jahrzehnt bei der Aufdeckung von Giftmorden unter der Beschuldigung, ihren Mann beseitigt zu haben, aus Paris geflüchtet war. Hatte sie nicht mit Wahrsagerinnen in Verbindung gestanden, war sie nicht neuerdings in Spanien von keinem geringeren als dem König der Magie und Hexerei verdächtigt worden, galt sie aber nicht zugleich als haßerfüllte Feindin des französischen Königs, als Parteigängerin Österreichs, benötigte sie nicht auch, um sich in Spanien halten zu können, die Gunst des ersten Ministers, der sie bisher geschützt hatte und nun vielleicht dafür Dienste verlangte? Was man so in den Kreisen, die Olympia abgeneigt waren, zweifelnd kombinierte, das hat dann der eifrigste Memoirenschreiber Frankreichs, der Herzog von Saint-Simon, als ganz sicher behauptet, ja er hat sogar die Art und Weise angegeben, wie das Verbrechen begangen wurde. Die Soissons, so wollte er wissen, hatte auf Wunsch Marie Louisens diese trotz der Bedenken des Königs häufig nachmittags unter Benutzung einer geheimen Stiege im Schloß besucht. Als nun die Königin eines Tages, bedrückt durch die in Madrid herrschende Hitze, nach Milch verlangte, war sie rasch zur H a n d gewesen, um ihr das Getränk iin Eis gekühlt zu beschaffen: darin befand sich das Gift, das ihr durch den Grafen Mansfeld zugesteckt worden war. Die Wirkung hat sie — nach Saint-Simon — nicht abgewartet, sondern ist nach Hause geeilt, um ihre Koffer zu packen und schleunigst aus Spanien zu flüchten131).
Beteiligung Olympias an deren Vergiftung?
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Die Frage, ob die unglückliche junge Königin vergiftet worden ist oder nicht, läßt sida einwandfrei nicht beantworten, da das Ergebnis der ärztlichen Untersuchung keine sicheren Anhaltspunkte in dieser oder jener Richtung liefert. Was die verdächtigten Personen betrifft, so ist es ausgeschlossen, daß der fromme Kaiser Leopold die Anweisung oder Erlaubnis zu einem Mord gegeben, und ganz unwahrscheinlich, daß Graf Mansfeld sich auf eigene Faust zu einem derartigen Verbrechen entschlossen hat. Bei dem Ehrgeiz und der von verschiedenen Seiten bezeugten Skrupellosigkeit Oropesas erscheint ein Versuch von seiner Seite eher möglich; freilich war ein Erfolg des von ihm angeblich verfolgten Plans von vornherein allzu zweifelhaft, als daß man ihm die Übernahme des mit dem Mord auch für ihn verbundenen Risikos zutrauen möchte 132 ). Und Olympia? Daß Saint-Simons Angaben nicht stichhaltig sind, liegt auf der Hand. Ganz abgesehen davon, daß seine UnZuverlässigkeit und Parteilichkeit für viele Teile seines literarisch bewundernswerten Werkes erwiesen sind 1 3 3 ), trägt die angeführte, übrigens erst viele Jahre nach den düsteren Ereignissen niedergeschriebene Stelle alle Kennzeichen eines romanhaft ausgeschmückten Klatsches an sich: die geheime Stiege, die prompte Erfüllung des Verlangens der Königin — das übrigens durch drückende Hitze im Februar hervorgerufen worden sein soll —, das kopflose Verhalten der Täterin, all das ist gewiß nicht glaubwürdig, und wenn die sofortige Flucht, wie wir sehen werden, ein Märchen ist, so bleibt als anderweitig bezeugte Tatsache nur, daß die Königin einmal — neben anderen schwer verträglichen Dingen — schneegekühlte Milch zu sich genommen hat 1 3 4 ). Und nirgends außer bei Saint-Simon wird davon gesprochen, daß Olympia gerade damals wieder stärker die Gunst Marie Louisens gesucht und genossen hätte. Es ist schwerlich anzunehmen, daß diese Intimität dem französischen Gesandten entgangen wäre. Seine Berichte aus diesen Tagen nennen die Gräfin überhaupt nicht: er war dabei überzeugt, daß eine Vergiftung zu dem Tod der Königin geführt habe, und er hielt mit Verdächtigungen anderer Personen nicht zurück 135 ). Überlegt man zudem, daß Olympia nichts Törichteres hätte tun können, als die Persönlichkeit zu beseitigen, deren Wohlwollen sie in erster Linie Aufnahme und Unterhalt in Madrid zu danken hatte und von deren Unterstützung sie gerade zu jenem Zeitpunkt erneut die
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Verpflanzung ihres jüngsten Sohnes nach Spanien erhofft zu haben scheint, so dürfte man in Zusammenfassung dessen, was aus einem freilich lückenhaften Material geschlossen werden kann, zu einem Freispruch der Gräfin von Soissons von der Anklage auch dieses Giftmordes gelangen, wenn nicht wegen erwiesener Unschuld, so jedenfalls wegen mangelnder Beweise. Aber spricht nun nicht wieder ihr Verhalten nach dem Ereignis, ihr Entweichen aus Spanien, gegen sie? Doch auch hier stimmen Saint-Simons Angaben nicht 136 ). Von einer sofortigen Flucht kann nicht die Rede sein. Tatsache ist wohl allerdings, daß sie bald nach dem Hinscheiden der Königin in Madrid in eine schwierige Lage geraten ist, was vielleicht übrigens auch mit dem fast zur gleichen Zeit erfolgten Tode ihres Freundes, des Prinzen von Parma, zusammenhing 137 ). Nach einer Bemerkung in der Korrespondenz des Grafen Bussy-Rabutin soll sie im Mai 1689 den Befehl erhalten haben, innerhalb von 6 Tagen die Hauptstadt und innerhalb von 14 Tagen das Königreich zu verlassen, wobei als Grund ihre Spielleidenschaft angeführt worden sei. Möglicherweise hat es sich um die Erneuerung jenes ja schon früher ergangenen Gebots zur Abreise gehandelt, das dann aber wieder nicht zur strikten Durchführung gelangt sein kann. Denn noch am 6. Juni 1690 hat sie aus dem spanischen Städtchen Badajoz ein Schreiben an den französischen Botschafter in Portugal d'Esneval gerichtet, dem sie zugleich durch den überbringenden Boten mitteilte, daß sie — offenbar kurz zuvor, also im Frühjahr 1690 — aus Madrid auf Grund der Umtriebe des Grafen Mansfeld, den sie als ihren Hauptfeind bezeichnete, verjagt worden sei138). Sie behauptete, daß sie Ludwig XIV. um die Erlaubnis zur Rückkehr nach Frankreich gebeten, jedoch die Antwort erhalten habe, sie möge die Staaten der Feinde Seiner Majestät verlassen und sich in einem neutralen Land aufhalten. Damit begründete sie ihren Wunsch, in Portugal zugelassen zu werden, der indessen bei der Regierung in Lissabon auf Bedenken gestoßen sei. Dies führte sie auf Intrigen ihrer Feinde in Madrid oder Paris zurück: in Spanien streue man aus, daß sie die Heirat des verwitweten Dauphins mit der portugiesischen Infantin betreiben wolle, während man sie in Frankreich bezichtigte, deren Verbindung mit einem Neuburger Pfalzgrafen, Bruder der derzeitigen Königin von Portugal, zu erstreben,
Abreise Olympias aus Spanien
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während sie in Wirklichkeit doch ohne jede politische Absicht nur an ihre Aufnahme in einem neutralen Staat denke. Nach den Informationen d'Esnevals ging die ablehnende H a l t u n g der Portugiesen einmal auf die Besorgnis zurück, durch die Zulassung einer von ihm aus Frankreich entfernten Person Ludwig X I V . zu verstimmen, dann aber auch — bezeichnenderweise — auf Redereien, daß diese D a m e Gift benutze und Verkehr mit den Dämonen habe: „Da man hier an die Magie fest glaubt und ihr große Macht zuschreibt, bildet man sich ein, daß sie den Infanten oder die Infantin nur durch ihren Blick töteil könne, und man schließt daraus, daß der König, wenn er ihr seine Protektion angedeihen lasse, seine Autorität kompromittieren würde, da das Inquisitionstribunal es als seine wichtigste Pflicht ansehe, die Zauberer als Feinde Gottes und des Menschengeschlechts auszurotten, und daher jederzeit gegen sie vorgehen könnte." Auch hier wird übrigens der Todesfall in Madrid nicht erwähnt. Wenn d'Esneval selbst offenbar auch von den merkwürdigen Vorwürfen gegen die Gräfin nicht viel hielt, so konnte er freilich auf ihre Bitte, ihr eine Unterredung zu gewähren, ohne entsprechende Anweisung von Versailles nicht eingehen. Ohne sich schriftlich festzulegen, ließ er ihr durch den Boten, der von ihrem Wunsch sprach, wenigstens in Portugal eine Fahrtgelegenheit nach England zu erhalten, raten, doch lieber diese Möglichkeit in dem spanischen H a f e n Cadix zu suchen, als in einem Lande, in dem man ihr mit Vorurteilen gegenüberstehe. Er erfuhr jedoch dann durch die portugiesische Regierung, daß man ihr die Einschiffung in Setubal oder einem anderen portugiesischen H a f e n gestatten wolle. Es ist anzunehmen, daß Olympia von dieser Erlaubnis Gebrauch gemacht und so im Sommer 1690 die Pyrenäenhalbinsel verlassen hat. Die Liselotte hat damals im Hinblick auf sie und ihre in alle Welt zerstreute Schwestern gemeint, daß sie ihr Leben wunderlich zugebracht hätten: „kein Roman kann es wunderlicher beschreiben" 139 ). Sie mochte glauben, daß dieser Roman nun wohl zu Ende sei, daß Olympia selbst nach soviel schlimmen Abenteuern sich nach Ruhe sehnen und es fortan vermeiden würde, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. U n d künden nicht wirklich Inhalt und Ton jenes Briefes an d'Esneval aus Badajoz von Ruhebedürfnis und Resignation: „der liebe G o t t " , so heißt es
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Herkunft, Jugend, Aufbruch
da im Hinblick auf die Verweigerung ihrer Aufnahme in Portugal, „hat es nicht gewollt, man muß sich seinem heiligen Willen unterwerfen"! Indessen auch jetzt war ihr Geltungswille noch keineswegs gebrochen. Möglich, daß sie sich von der Pyrenäenhalbinsel zunächst nadi England gewandt hat; wenn dort ihre Schwester Hortense lebte, so mag sie nicht nur von ihr, sondern auch von dem neuen König Wilhelm von Oranien Hilfe erhofft haben, mit dem sie dann jedenfalls eine Unterredung gehabt hat 140 ). Schon um die Jahreswende 1690/91 muß sie aber wieder ihren Wohnsitz in Brüssel genommen haben — gegen ihre Rückkehr in die spanischen Niederlande hat man also in Madrid offenbar nichts einzuwenden gehabt, ja aus der Tatsache, daß sie später über Schloß Tervueren verfügte, wird man schließen können, daß man ihr die einst gemachten Zusicherungen auch jetzt noch gehalten hat. Von Brüssel aus eilte sie zu Beginn des Jahres 1691 nach dem Haag, als sich der Oranier dort mit dem Kurfürsten Max Emanuel von Bayern und anderen Führern der Verbündeten im Krieg gegen Frankreich zwecks Beratung des Feldzugsplans traf 1 4 1 ). Kein Zweifel, eine neue Hoffnung erfüllte die unruhige Frau, neue ehrgeizige Pläne bewegten sie, die sie alle jene aus Badajoz erlassenen Bekundungen der Loyalität gegenüber dem französischen König rasch vergessen ließen. Schon in Spanien hatte sie wohl erfahren, daß der junge Bayernfürst auf Grund seiner Heirat mit der Tochter des Kaisers und einer spanischen Infantin von künftigem Anfall der großen spanischen Erbschaft träumte und daß er die erste Etappe auf dem Weg zu der Erhöhung seines Hauses .in der Übertragung der Generalstatthalterschaft in Belgien sah. Der Wittelsbacher in Brüssel, dereinst wohl gar in Madrid! Mußte er, der als Sohn einer Savoyerin mit ihr verwandt war, ihr nicht Aufnahme an seinem Hofe gewähren, konnte sie mit seiner Hilfe nicht Ansehen und Macht zurückgewinnen? Keinen Augenblick hat sie gezögert, auf diese Karte zu setzen. Sie ließ Max Emanuel zunächst versichern, daß sie noch immer über Einfluß in Madrid verfügte und ihm bei seinen Bemühungen behilflich sein könnte. Dann trat sie ihm persönlich im Haag entgegen und hat ihn anschließend vielleicht begleitet, als er Brüssel einen Besuch abstattete. Nodi war es nicht so weit, noch erteilte man dem Wittelsbacher nicht in den Niederlanden, sondern in Oberitalien das Kommando gegen Lud-
Beziehungen zu Max Emanuel von Bayern
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wig XIV., aber sie, die offensichtlich beste Beziehungen zu ihm hergestellt hatte, war in Brüssel geblieben, um in seinem Auftrag im geheimen ihm den Boden zu bereiten: den Erfolg, die Ende 1691 erfolgende Ernennung Max Emanuels zum Statthalter und Generalkapitän der spanischen Niederlande, mochte sie nicht zum wenigsten sich zuschreiben, und daß sie ihn selbst vor allem zur Übernahme des Postens animiert, seine finanziellen Bedenken durch Hinweis auf die reichen Hilfsquellen des Landes beschwichtigt, ja ihn vielleicht mehr als anderes persönlich nach Brüssel gezogen habe, hat man audi innerhalb der französischen Diplomatie behauptet 1 4 2 ). Es haben sich aus jener Zeit Toile ihres Briefwechsels mit Max Emanuel erhalten, die von dem unveränderten Betätigungsdrang der nunmehr fünfzigjährigen Frau Zeugnis geben 143 ). In einem langen aus dem Frühjahr 1691 stammenden Schreiben 144 ) bekennt sie sich in überschwenglichen Worten zu dem Fürsten und seiner Z u k u n f t : „Ich bin durch so viele Bande Eurer Kurfürstlichen Durchlaucht verbunden und durch so viele Güte verpflichtet, daß es f ü r mich die größte Freude bedeutet, nur an Ihren Dienst zu denken, zumal das, was Sie wünschen, den größten Gewinn f ü r die gemeinsame Sache bringen wird." Keinen Augenblick habe sie verloren, um mit allen Mitteln die ihr zuteil gewordene Aufgabe zu lösen. Wenn sich die Franzosen soeben der Festung Möns bemächtigt hätten, so sei das insofern nützlich, als sich daraus die Unfähigkeit der derzeitigen militärischen und politischen Führer in den spanischen Niederlanden klar ergebe. Auf der einen Seite durch Wilhelm von Oranien, dem er am besten durch sie vertrauliche Nachrichten zukommen lasse, auf der anderen in Madrid selbst durch den zu ihren Freunden gehörenden Connétable von Kastilien könnte er die Entscheidung des spanischen Hofes beschleunigen, es gelte nur möglichst rasch zu handeln, um in ein Land zu kommen, dessen Bevölkerung nichts mehr fürchte, als unter französische Herrschaft zu kommen, und sich leicht gewinnen lasse. „Welche Freude erweckt in mir die Hoffnung, den Rest meiner Tage am gleichen O r t und unter der Herrschaft des liebenswürdigsten Fürsten der Welt zu verbringen, ja, um alles zu sagen, ich verehre Eure Kurfürstliche Durchlaucht, wie Sie es verdienten, und ich liebe Sie wie mein Kind, befehlen Sie und Sie werden Gehorsam finden, nichts wird mir schwierig sein, 5
Braubadi, P r i n z Eugen
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wenn es sich darum handelt, Ihnen einen Dienst zu erweisen." Daß sie dann zuerst von anderer Seite die Tatsache seiner Ernennung erfuhr, machte sie ihm am 19. Dezember freundschaftlich zum Vorwurf, „aber schließlich verzeihe ich Eurer Kurfürstlichen Durchlaucht alles, wenn die Nachricht nur richtig ist". „Sie werden", so schmeichelte sie ihm in einem weiteren Brief vom 31. Dezember 1691, „hier empfangen werden wie der Messias, man erwartet Sie hier mit äußerster Ungeduld". Und am 11. Januar 1692 versichert sie ihm, daß sie auf die Kunde von seiner baldigen Ankunft zwei Nächte vor Aufregung nicht geschlafen habe: „Kommen Sie also, teurer Fürst, um einen Menschen in freudiges Glück zu versetzen, der für alle Zeit mit unermüdlichem Eifer Ihr niedrigster und gehorsamster Diener sein wird." Sie hatte dies Billet einem hohen belgischen Finanzbeamten mitgegeben, den sie bewogen hatte, dem neuen Generalgouverneur entgegenzueilen, der ihn dann freilich nicht unterwegs, sondern noch am kaiserlichen H o f e in Wien traf 1 4 5 ). Immerhin lief bei ihr dann eine Antwort Max Emanuels mit Bezeugungen des Dankes und dem Versprechen ein, so rasch als möglich nach Brüssel zu kommen. Mit welchen großen Erwartungen mag sie ihm dann entgegengetreten sein, als er wirklich am 26. März 1692 seinen feierlichen Einzug in die Stadt hielt 1 4 8 ). Doch wieder sollte sie enttäuscht werden. Schon hatte sie in einem jener Briefe den Wittelsbacher vor Einflüsterungen anderer Persönlichkeiten gewarnt. Jetzt wußte man bald aus Brüssel zu melden, daß er mehrmals bei der Gräfin von Soissons diniert, freilich auch, daß er sich noch für keine der ihn umdrängenden und umschwärmenden Damen „declariert" habe 1 4 7 ). Politik und Krieg ließen es zur Einrichtung höfischen Lebens nicht recht kommen, den Kurfürsten zogen die Geburt eines Erben — möglicherweise zugleich des Erben ganz Spaniens — der Tod der habsburgischen Gemahlin und die rasch eingeleitete Wiederverheiratung mit einer Tochter des polnischen Königs, zogen auch seine militärischen Pflichten in andere Richtung. Es mochte freilich auch Olympia selbst wieder daran schuld tragen, daß sie den erhofften Einfluß nicht erlangte. Wenn sie an dem als Vertreter Savoyens zu Max Emanuel entsandten Grafen Tarino, einem Freunde ihres jüngsten Sohnes, eine Stütze fand 1 4 8 ), so scheint man vor allem von holländischer Seite Mißtrauen gegen sie gefaßt
Die letzten Jahrzehnte Olympias
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und ihre Entfernung aus Brüssel betrieben zu haben 1 4 9 ). Noch wußte eine Relation aus Brüssel von der Jahreswende 1693/94 zu berichten, daß der dort zu kurzem Besuch eingetroffene M a r k graf L u d w i g Wilhelm von Baden zusammen mit dem Kurfürsten „bei M a d a m e Comtesse de Soissons stattlich traktiert w o r d e n " sei 1 5 0 ), doch scheint dann die Bemerkung des Prinzen Eugen in einem Brief an Tarino vom 16. Mai 1694, er ärgere sich über die A f f ä r e zwischen dem Kurfürsten und seiner Mutter, auf eine Trübung der Beziehungen zwischen der Gräfin und dem vor 3 Jahren so stürmisch gefeierten „aimable Prince" zu deuten 1 5 1 ). O b es nur die ungünstige Entwicklung der militärischen O p e r a tionen in den Niederlanden war, die sie bald darauf zur Übersiedlung nach Aachen nötigte? In dem Tagebuch eines Pariser Aristokraten finden wir unter dem 15. M ä r z 1695 die ironische Eintragung, daß die Gräfin von Soissons, die man einst hier in so großer Pracht erlebt habe, sich jetzt in so großem Elend in Aachen befinde, daß ihr Schwager M a z a r i n auf ihre Bitte ihr 200 Pistolen geschickt habe 1 5 2 ). E t w a s später hat ihr Sohn Eugen in einem Gesuch an den spanischen K ö n i g gegen das Vorgehen des R a t s von Flandern hinsichtlich des Schlosses Tervueren und gegen die Versuche von Kastellan und Steuereinnehmer von Vilvorde, in P a r k und Gebäude einzudringen, protestiert und gebeten, das Recht seiner Mutter auf den Besitz zur Anerkennung zu bringen 1 5 3 ). Inzwischen scheint O l y m p i a von Aachen aus es fertiggebracht zu haben, wieder einen anderen Fürsten für sich und ihr Schicksal zu interessieren, und z w a r ausgerechnet den mit M a x Emanuel bitter verfeindeten Kurfürsten J o h a n n Wilhelm von der P f a l z , den Bruder der neuen spanischen Königin M a r i a Anna, deren K a n d i d a t u r für die Nachfolge der unglücklichen Marie Louise sie selbst in ihren letzten Madrider Tagen b e k ä m p f t haben soll. Nichtsahnend hat er die „bedrängte Wittib" der Schwester in M a d r i d empfohlen, die ihn freilich umgehend belehrte, daß es ihr streng verboten sei, mit jener einst von ihrem Gemahl verbannten Person auch nur zu korrespondieren 1 5 4 ). Es w a r doch schließlich so, daß sie allenthalben anstieß, daß niemand mehr mit ihr zu tun haben wollte. In Aachen hatte sie immerhin noch die Genugtuung, am 29. September 1697 an einem D a n k fest aus Anlaß des ersten großen Sieges des Prinzen Eugen über die Türken bei Zenta teilnehmen zu können 1 5 5 ). Unmittelbar 5*
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darauf ist sie nach Brüssel zurückgekehrt. Noch hat sie dort mitunter Gäste aus der Fremde bei deren Durchreise bei sich gesehen156), es liegen aber keine Anhaltspunkte dafür vor, daß sie an dem Hofleben, das nun in der Tat hier um Max Emanuel sich bildete, Anteil hatte. Ihre Rolle in der Welt war zu Ende. N u r noch selten finden sich seitdem Nachrichten über die alternde Frau. Ihren Lebensunterhalt sicherte wohl einigermaßen der Abschluß längerer Familienauseinandersetzungen über das Erbe ihrer 1692 gestorbenen Schwiegermutter. Nach einem Vergleich, den sie im Oktober 1697 zusammen mit ihren beiden Töchtern mit ihrem Schwager Emanuel Philibert schloß, erhielt sie gegen Verzicht auf alle Ansprüche auf Häuser und Liegenschaften in Frankreich eine einmalige Zahlung von 40.000 Talern und eine jährliche Pension von 40.000 Franken zugesagt 157 ). Trotzdem hat sie sich schon im folgenden Jahre veranlaßt gesehen, Tervueren gegen eine jährliche Rente von 2000 Talern dem Generalstatthalter zu überlassen. Für Aufregung und Skandal in der Familie haben nunmehr statt ihrer die einst von ihr in Paris zurückgelassenen Töchter gesorgt, die auf Grund ihrer unmoralischen Aufführung des Landes verwiesen wurden 158 ). Aus einem Brief, den Olympia im Zusammenhang damit am 21. März 1698 an den Herzog von Savoyen richtete, ergibt sich, daß der Herzog sich zu ihren Gunsten in Paris verwandt hatte und sie offenbar mit ihren dortigen Verwandten, den Vendômes, Bouillons, Nevers', in freundschaftlicher Verbindung stand 159 ). Frankreich blieb ihr jedoch versperrt, der König ließ sich nicht versöhnen. Und wenn die Sechzigjährige auch nichts zu befürchten hatte, als französische Truppen zu Beginn des neuen Jahrhunderts nach dem Tode Karls II. von Spanien in Brüssel erschienen, um das Land für Ludwigs Enkel Philipp als neuem spanischen König in Besitz zu nehmen, so erhielt sie von Ludwigs natürlichem Sohn, dem Herzog von Maine, der mit der Armee eingerückt war, auf ein Kompliment den Bescheid, daß sein Vater ihm leider einen Besuch bei ihr verboten habe. Dafür hat ihr immerhin ihr alter Freund Villeroy mitsamt seinem Sohne seine Aufwartung gemacht: lange, so soll sie erklärt haben, habe sie nicht mehr eine so große Freude gehabt 160 ). Sie hat es dann nodi erlebt, daß in dem um die spanische Erbschaft neuerdings ausgebrochenen Kriege Frankreichs gegen den Kaiser und die Seemächte ihr Sohn Eugen
Schicksal der Töchter
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zusammen mit dem Engländer M a r l b o r o u g h in siegreichen K ä m p f e n das belgische L a n d den Franzosen entriß. U m sie w a r es einsam geworden. V o n ihren fünf Söhnen waren drei schon im alten J a h r h u n d e r t gestorben. Z u Beginn des neuen Krieges fiel auch der älteste, der den Titel des G r a f e n von Soissons geerbt h a t t e : wir werden von seinem Schicksal noch zu sprechen haben. Er w a r der einzige, der geheiratet hatte, aber die G r o ß m u t t e r d ü r f t e die aus dieser Ehe entsprossenen Enkel nie gesehen haben. Von den beiden Töchtern — eine ältere w a r in jungen J a h r e n gestorben — h a t die 1665 geborene Marie Jeanne-Baptiste der Familie viel K u m m e r gemacht. V o n der A u f f ü h r u n g dieser Mademoiselle de Soissons vor ihrer Ausweisung aus Paris h a t die Liselotte in einem Brief v o m 26. J a n u a r 1697 ihrer T a n t e Sophie von H a n n o v e r in ihrer burschikosen A r t eine erstaunliche Schilderung gegeben: wie sie „gar ein schändlich Leben geführt, alle J a h r e einen Bastard dahergesetzt, u n d man weiß nicht recht, wer der Vater d a v o n ist", wie sie u n d eine K u m p a n i n sich alle Abend „sternblindsvoll soffen" u n d mit Kerlen herumschlugen, „summa, ein doller Leben, als sie geführt, k a n n m a n unmöglich f ü h r e n " 1 6 1 ) . Vielleicht übertrieb die P f ä l zerin; d a ß aber das Treiben des Mädchens ein öffentliches Ärgernis w a r , d a r a n ist nicht zu zweifeln. Denunziationen, wonach ein aufsehenerregendes Duell zwischen zwei Kavalieren aus guter Familie, aber von schlechtem Ruf auf ihre U m t r i e b e zurückzuf ü h r e n sei, veranlaßten ihre Abschiebung zu ihrer M u t t e r nach Brüssel 1 6 2 ), die aber auch v o n dieser „unwürdigsten aller K r e a t u r e n " nichts wissen wollte u n d sie dem H e r z o g v o n Savoyen als H a u p t der Familie zur U n t e r b r i n g u n g i n einem Kloster überantwortete 1 6 3 ). Von C h a m b é r y , w o m a n sie wohl untergebracht hatte, ist sie im H e r b s t 1704 beim Anmarsch französischer T r u p pen nach Lausanne entwichen, w o sie sich angeblich noch heimlich mit einem Abenteurer verheiratete, jedoch schon am 30. Mai 1705 in Morges am Genfer See starb 1 6 4 ). So h a t die M u t t e r außer P r i n z Eugen nur die jüngste, 1667 geborene Tochter Louise Philiberte, Mademoiselle de Carignan, überlebt. Auch ihr w a r in Paris manches vorgeworfen u n d A n f a n g 1698 ein Zwangsa u f e n t h a l t in einem Pariser Kloster angewiesen worden. O l y m p i a h a t aber dagegen protestiert, d a ß m a n sie mit der älteren Schwester auf die gleiche Stufe stellte, u n d ihr die
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Reise nach Brüssel erwirkt. Lang ist sie jedoch kaum bei ihr geblieben, wir treffen sie später in einem Kloster in Savoyen, wo sie im Februar 1722 starb. Jedenfalls dürfte Olympia in den letzten Jahren ihres Lebens im Wesentlichen auf siti selbst angewiesen gewesen sein 165 ). Auch ihren berühmt gewordenen letzten Sohn hatte sie Jahrzehnte hindurch nicht gesehen — bis er dann im letzten Jahre ihres Lebens vor der wohl schon von Krankheit geplagten Frau stand. Zum erstenmal war er im Sommer 1708 nach dem Kriegsschauplatz in den Niederlanden geeilt, seinen Truppen voraus kam er in der Frühe des 6. Juli in Brüssel an, von wo er sich indessen auf Grund bestimmter Nachrichten sofort weiter in Marlboroughs Hauptquartier begab. In den nächsten Tagen hat er dann aber doch, um seine Armee zu erwarten, in Brüssel Quartier genommen und wenigstens einige Stunden bei seiner Mutter verbracht, bevor er sich am Morgen des 9. Juli aufs Pferd schwang und hinausritt — der Schlacht und dem Siege von Oudenaarde entgegen 166 ). Wir besitzen über dies Zusammentreffen nur den fragwürdigen Bericht des zu den erbittertsten Feinden Eugens zählenden späteren Feldmarschalls MérodeWesterloo in seinen Memoiren, wonach die alte Gräfin von der kühlen Zurückhaltung des Sohnes tief betroffen gewesen sei1®7). Wenige Monate später überbrachte dem Prinzen im Lager vor Lille ein Bote ein Schreiben des Erzbischofs von Mecheln aus Brüssel vom 10. Oktober 1708, das die Mitteilung enthielt, seine Mutter sei am gleichen Morgen „sehr christlich wohl versehen mit den Heilsmitteln der Kirche verschieden" 188 ). Wenn der Erzbischof hinzufügte, sie werde in der Stadt sehr betrauert, so stellte gar ein Brüsseler Journal fest, daß die hohen Fähigkeiten, die Tugenden und vor allem die Mildtätigkeit gegen die Armen die Verstorbene verehrungswürdig gemacht hätten und so ihr Tod das Bedauern aller Welt hervorrufe. Dagegen meinte freilich in Spanien die Madame des Ursins auf die Nachricht, daß, vielleicht außer ihrer Schwester Marie Colonna, nur wenig Menschen um sie trauern dürften 160 ). Jedenfalls hat beim Ende dieses abenteuerlichen Lebens nichts mehr an Reichtum, Macht und Glanz von einst erinnert. SaintSimon hat behauptet, daß sie in größter Verlassenheit, arm und verachtet von aller Welt gestorben sei170). Das war sicher eine der bei diesem Memoirenschreiber üblichen Übertreibungen.
Die Söhne Olympias
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Immerhin h a t ihr Sohn, der wohl auf G r u n d der Familienabmachungen ihr gegenüber weder Rechte u n d Ansprüche noch Verantwortlichkeit besaß, einen M o n a t nach ihrem Tode den Verw a n d t e n in T u r i n von vielen Schulden der Verstorbenen berichtet, zu deren Deckung die vorhandenen Möbel u n d sonstigen Wertstücke bei weitem nicht reichten, u n d um U n t e r s t ü t z u n g bei der Liquidation gebeten 1 7 1 ). W a r etwas Richtiges an der Versicherung Saint-Simons, sie sei auch v o n ihm wenig geschätzt worden? 1 7 2 ) In dem Antwortschreiben Eugens an den Erzbischof von Mecheln mag man wohl den Ausdruck echter T r a u e r vermissen: „ O b w o h l mir die Nachricht Ihres Schreibens v o m 10. O k t o b e r über den T o d der Frau Gräfin, meiner M u t t e r , sehr empfindlich ist, so tröste ich mich t r o t z d e m damit, d a ß sie versehen mit den Sakramenten der Kirche verschieden ist; Ihnen, H e r r Erzbischof, bin idi sehr verbunden f ü r den Anteil, den Sie d a r a n genommen haben." M a n k a n n freilich die Tatsache, d a ß uns auch sonst fast k a u m ein Satz aus seinem M u n d e oder seiner Feder überliefert ist, in dem er mit Zuneigung oder Liebe seiner Eltern oder seiner übrigen V e r w a n d t e n gedenkt, mit der alle G e f ü h l e verhüllenden Schweigsamkeit erklären, die wir als einen der besonderen Züge seines Wesens noch kennenlernen werden. Immerhin hatte es gewiß nicht nur oft Verstimmungen zwisdien ihm u n d seiner M u t t e r gegeben 1 7 3 ), ihn mochte auch, je mehr er sich zu Selbstzucht u n d ruhiger Bestimmtheit durchgerungen hatte, F r e m d heit und Unverständnis gegenüber einem Menschen erfüllen, der aus Lebens- u n d Machtgier, aus Leidenschaft und Leichtfertigkeit immer wieder gestrauchelt u n d wohl nie zur R u h e gekommen war174). 2.
Wie über die Mutter, so scheint P r i n z Eugen auch nur selten — wenn ü b e r h a u p t — in späteren Zeiten über seine Jugend, über die fast genau zwei Jahrzehnte, die er in Paris als K i n d u n d Jüngling verlebt hat, gesprochen zu haben. „Wir lesen", so heißt es in einer unmittelbar nach seinem Tode gehaltenen Gedenkrede, „in den Geschichten von Eugenii Kindheit nichts, von seiner Jugend wenig: E r ist ganz u n v e r m e r k t zur Vollkommenheit gestiegen u n d h a t sich erst im reifen Alter zu erkennen gegeben, wie groß er sei" 1 7 5 ).
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Zusammen mit einem Teil seiner Geschwister ist er wohl in der weiträumigen Anlage des Hôtel de Soissons aufgewachsen, früh schon des Vaters beraubt und wohl weniger von der Mutter beaufsichtigt, als von der temperamentvollen und harten Großmutter und der intriganten Tante Louise Christine von Baden, denen offenbar pädagogische Talente ebenso abgingen wie Olympia 176 ). Der Marquis de Saint Maurice, der von Turin beauftragt war, sich um diese „cadets" des Hauses Savoyen zu kümmern, hat im September 1673 ein sehr wenig erfreuliches Bild von dem Tun und Lassen dieser Prinzenschar, zu der ja auch der damals zehnjährige Eugen gehörte, entworfen: wie ihr Umgang aus Kammermädchen und Lakaien bestände, mit denen sie spielten und allerlei Possen trieben, wie sie, die nur selten ausgingen, sich kaum jemals mit gebildeten Menschen unterhielten, sondern sich mit allerlei Gelichter herumschlügen, wie sie ihren Hofmeister, der bei den Damen des Hôtel de Soissons keinen Rückhalt fände, ärgerten und mißhandelten, niemand aber sie mahnend und strafend leite, was aber alles um so betrüblicher sei, als sie im Grunde gute Anlagen und Geist besäßen 177 ). Der Vater scheint kurz vor seinem tragischen Ende auf Drängen des savoyischen Gesandten entschlossen gewesen zu sein, wenigstens die älteren Söhne einer adligen Akademie oder einem geistlichen Kolleg zuzuführen. Als er tot war, hat diese Frage dann zu einem Konflikt zwischen Olympia und ihrer Schwiegermutter geführt, in die auch der Turiner Hof eingriff. Das Ergebnis war wohl ein Kompromiß, auf Grund dessen die jüngeren Geschwister im Hôtel de Soissons blieben 178 ), wo sie wohl eher Zeugen der Zänkereien von Großmutter, Mutter und Tante als der glanzvollen Feste und Spielabende Olympias waren. Von einer glücklichen Jugend kann jedenfalls bei allen Kindern der Gräfin von Soissons kaum gesprochen werden. Noch am ehesten dürfte es bei dem am 15. Dezember 1657 geborenen ältesten Sohn, Ludwig Thomas, Patenkind des Königs und seiner Mutter Anne d'Autriche, gewesen sein, der von seinem Vater zwar nicht die einträglichen Ämter, wohl aber Rang und Titel geerbt hatte und für den dann Ludwig XIV. immerhin einiges Interesse zu zeigen schien: wenn auch seine zeitweilig von Paris aus betriebene Kandidatur für den im November 1673 erledigten polnischen Königsthron durch die rasche Erhebung Johann
Die „Stumpfnase"
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Sobieskis gegenstandslos wurde, so wurde ihm dodi am 18. Juli 1676 ein französisches Infanterieregiment verliehen, und er hat mit Auszeichnung an den letzten Feldzügen des Krieges teilgenommen, in dessen Anfängen sein Vater den Tod gefunden hatte 1 7 9 ). Häufiger hat er sich wohl auch in Turin aufgehalten, wo man die Möglichkeit in Betracht zog, daß er einmal, falls der junge Herzog Viktor Amadeus kinderlos blieb, zur Herrschaft berufen würde. Erst recht aber sahen sich seine Brüder, an deren Ausstattung in Frankreich der König anscheinend kaum Interesse nahm, auf die H i l f e des savoyischen Hofes und auf die Pensionen, die ihnen ihr Onkel Emanuel Philibert zukommen ließ, angewiesen 180 ). Den am 8. April 1659 zweitgeborenen Philipp hatte man zum geistlichen Stand bestimmt und ihm in Frankreich einige P f r ü n d e n verschafft, doch zeigte es sich rasch, daß er zum Dienste Gottes auch nicht die geringste Anlage und Neigung hatte 1 8 1 ). Den dritten, den am 12. Mai 1660 in Toulouse geborenen Ludwig Julius — Patenkind des Kardinals Mazarin — hatte man wohl schon im Todesjahr seines Vaters dem taubstummen Onkel in Turin anvertraut in der H o f f n u n g , daß er dort im herzoglichen Dienst sein Glück machen würde: wir sahen ja schon, daß Streitigkeiten, in die der „Chevalier de Savoye" dort geriet, ein H a u p t g r u n d f ü r die Reise seiner Mutter nach Turin im Sommer 1678 waren 1 8 2 ). Auch der vierte, Emanuel, scheint ihm dorthin gefolgt zu sein; jedenfalls ist er in Turin — vierzehnjährig — am 28. April 1676 als erster der fünf Brüder gestorben 183 ). U m den jüngsten aber hat man sich zunächst wohl kaum gekümmert. Denn gerade er schien von der N a t u r besonders stiefmütterlich ausgestattet worden zu sein. D a ß sein Äußeres in keiner Weise f ü r ihn warb, daß man diesem allzu klein bleibenden, häßlichen Gnom, dieser „Stumpfnase", „kaum das Wasser zu trinken gönnte", das wird nicht nur einmal beiläufig in zeitgenössischen Memoiren erwähnt 1 8 4 ), sondern auch in der Zeit, da er ein berühmter Mann geworden war, von der zur Herzogin von Orleans gewordenen Liselotte von der Pfalz immer wieder behauptet 1 8 5 ). Auch sie spricht jedesmal von der zu kurzen Nase, durch die er sich völlig von der Mutter, den Geschwistern und auch von seinem Vetter Ludwig Wilhelm von Baden mit ihren langen Nasen unterschied. H a t t e sie in einem Brief an die Kurfürstin Sophie von H a n n o v e r aus dem Septem-
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ber 1702 außerdem auf den allzeit offenen Mund und die kleine Gestalt hingewiesen, so ergänzt sie das wenig günstige Porträt im April 1708, als der Besuch des Feldherrn in Hannover angekündigt war: „Wenn Prinz Eugène nicht geändert ist, werden Euer Liebden ein kurz aufgeschnupftes Näschen, ziemlich langes Kinn und so kurze Oberleffzen [sehen], daß er den Mund allezeit ein wenig offen hat und zwei breite, doch weiße Zähne sehen läßt; ist nicht gar groß, schmal von Taille und hatte zu meiner Zeit, wie er hier war, schwarze platte Haare." Nicht anders schildert sie die kleine häßliche Person mit den kurzen Oberlippen, dem offenen Mund und den zwei großen breiten Zähnen, der aufgeschnupften Nase mit ziemlich weiten Naslöchern ein Jahr später einer anderen Korrespondentin in Deutschland. Und die Erinnerung bleibt bei ihr immer gleich, wie eine Äußerung aus dem Oktober 1720 zeigt: „wie er hier war, hatte er eine kurze aufgestutzte Nase, er hatte die Nase so aufgestutzt, daß er den Mund immer offen hatte, und die zwei großen vordersten Zähne sah man ganz bloß. Ich kenne ihn gar wohl, habe ihn oft geplagt, wie er noch ein Kind". Eines freilich hat sie dabei ihm immer wieder zugestanden, nämlich, daß seine Augen nicht häßlich, sondern lebhaft waren. Aus ihnen, so meint sie einmal, habe man sehen können, daß er Verstand hatte. Die gleichfalls oft wiederholte Quintessenz der Erinnerungen der Liselotte aber war, daß er damals in Paris nichts gewesen sei, als „ein schmutziger, sehr debauchierter Bub, der gar keine Hoffnung zu nichts Redites gab". Dementsprechend scheint er in der Tat behandelt worden zu sein. Wenn man seinen Bruder Philipp, von dem übrigens die Herzogin von Orleans auch ein sehr ungünstiges Gemälde entworfen hat 188 ), schon in der Kindheit zum geistlichen Stand bestimmt hatte, so traf man schließlich die gleiche Entscheidung für Eugen, wobei man aber anscheinend seine entsprechende Versorgung nicht auch in Frankreich, sondern in Italien für möglich hielt. Aus den Berichten des älteren Villars aus Turin an den französischen König aus dem Sommer und Herbst 1678 ergibt sich, daß Olympia bei jener Reise an den savoyischen Hof einen ihrer Söhne mit sich gebracht hatte, der zunächst als Chevalier de Carignan bezeichnet wurde, dann aber den Titel eines Abbé de Savoye annahm, nachdem er durch den päpstlichen Nuntius
Der Abbé de Savoye
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als erstes Zeichen geistlicher Berufung die Tonsur empfangen u n d zugleich die Herzogin-Regentin sich verpflichtet hatte, dem jungen Prinzen bei sich bietender Gelegenheit P f r ü n d e n zu verschaffen 1 8 7 ): es dürfte kein Zweifel bestehen, d a ß es sich dabei u m den damals f ü n f z e h n j ä h r i g e n Eugen gehandelt hat. U m seine Meinung w i r d m a n ihn k a u m dabei gefragt haben. U n d wenn die Liselotte später behauptete, er h ä t t e eine ziemliche „Inklin a t i o n " f ü r den geistlichen Stand gehabt, so widerspricht dem ihre Mitteilung, sie selbst habe ihm vorausgesagt, d a ß er nicht geistlich bleiben würde 1 8 8 ). Jener ersten Behauptung h a t t e sie übrigens hinzugefügt, d a ß , „hätte ihm unser König eine Abtei oder nur eine Pension v o n 2000 Talern gegeben", er nicht weggegangen wäre. Aber Eugen selbst hat wohl k a u m eine Ausstattung in Frankreich f ü r möglich gehalten, er sah vielmehr seit jener Reise nach Turin sein Geschick mit Savoyen verbunden. Deutlich zeigen uns dies die beiden ersten Schreiben von seiner H a n d , die uns erhalten sind, beide am gleichen 13. Dezember 1679 geschrieben, um die mächtigen D a m e n in Turin, die H e r z o g i n Regentin G i o v a n n a Battista u n d die Prinzessin Louise, W i t w e seines Großonkels Moritz von Savoyen, zu Weihnachten u n d N e u jahr zu beglückwünschen. Wenn beide die bei solchen Gelegenheiten üblichen K o m p l i m e n t e u n d Versicherungen enthalten, so fällt in dem einen die Entschuldigung auf, d a ß er einstweilen angesichts seines Alters u n d des Standes seiner Studien noch nicht die großen Verpflichtungen erfüllen könne, die ihm durch die G ü t e Ihrer Königlichen H o h e i t u n d seine G e b u r t zufielen, u n d in dem anderen der D a n k f ü r die verpflichtende Art, mit der Ihre H o h e i t ihn in Piémont beehrt hatte 1 8 9 ). Einen M o n a t später, im J a n u a r 1680, brach mit der Verwicklung seiner M u t t e r in den G i f t s k a n d a l eine K a t a s t r o p h e auch über ihn herein. Mit welchen Gefühlen mag der siebzehnjährige Jüngling die überstürzte Flucht Olympias erlebt haben? Sie hatte ja schon vorher, als sie noch über das A p p a r t e m e n t der Oberintendantin in den Tuilerien verfügte, u n d dann in ihrem H a u s in Chaillot weitgehend ihr eigenes Leben geführt, aber sie mochte doch den K i n d e r n noch eine Stütze gegenüber M a d a m e de C a r i g n a n gewesen sein, deren harter Fuchtel sie sich nun vollends u n t e r w o r f e n sahen. Auch die Möglichkeit, einen H a l t an dem ältesten Bruder, dem G r a f e n von Soissons, zu finden, sah Eugen
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Herkunft, Jugend, Aufbruch
fast zur gleichen Zeit verschüttet. Der Graf hatte sich in ein Mädchen geringerer Herkunft, Uranie de la Cropte-Beauvais, Tochter eines Stallmeisters des Prinzen von Condé, verliebt, und während er bei einer Anwesenheit am Turiner Hof im Sommer 1679 noch jede Absicht einer Verbindung mit ihr bestritten hatte, vertraute er beim Abschied bereits seinem Onkel Emanuel Philibert an, daß er sie heiraten wolle 190 ), und am 12. Oktober 1680 gab er ihr das Heiratsversprechen, das er nach Erreichung seines 25. Lebensjahres am 16. Dezember 1682 audi einlöste. Diesmal waren Madame de Carignan und Olympia durchaus einig gewesen in der Verwerfung dieser nicht standesgemäßen Verbindung von Enkel und Sohn, auf den sie im Hinblick auf seine Ansprüche in Savoyen große, nunmehr gefährdete Hoffnungen gesetzt hatten, voll Zorn enterbte ihn die Großmutter, auch in Turin scheint man entsetzt gewesen zu sein, und wenn Ludwig XIV., dem der nun ganz auf seine Gnade angewiesene Graf 14 Tage nach der Hochzeit sich zu Füßen warf und um Vergebung bat, sich auch milde zeigte und ihm sogar eine Pension aussetzte, so war doch audi in Paris seine Stellung erschüttert 191 ). Und noch ein weiterer Schlag traf die Familie. Die Unstimmigkeiten, die sich in Turin um Olympias dritten Sohn Ludwig Julius, den Chevalier de Savoye, ergeben hatten, waren bei jenem Besuch der Gräfin 1678, wie sich erwies, nur vorübergehend beigelegt worden, er scheint sich auch in politische Dinge eingemischt und den jungen Herzog Viktor Amadeus gegen seine Mutter beeinflußt zu haben, und wenn er den Franzosen als ein Parteigänger Spaniens galt und von ihnen mißtrauisch beobachtet wurde, so verdarb er es anscheinend durch sein unstetes Wesen, seine Leidenschaftlichkeit und seinen Leichtsinn mehr und mehr audi mit den maßgebenden Kreisen in Turin, so daß ihm der Boden schließlich zu heiß unter den Füßen wurde. Nach der Flucht Olympias hat er sich von den Söhnen wohl am entschiedensten hinter sie gestellt und Verbindung mit ihr gesucht, um mit ihrer Hilfe in Spanien oder Österreich ein Regiment zu erhalten. Hatte er schon Anfang 1681 sich längere Zeit in Venedig aufgehalten, wo er das Leben gewiß in vollen Zügen genoß und zugleich den verschiedensten Projekten nachjagte, so hat er sidi im folgenden Jahre nach manchen Hin- und Herreisen endgültig vom Turiner Hofe gelöst, dann freilich die Summen, die man ihm dort nodi bewil-
Sittliche Verfehlungen Eugens?
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ligt hatte, in Mailand verspielt. Er tauchte in Wien auf, dodi die erste Nachricht, die der dortige französische Gesandte über ihn nach Paris sandte, lautete dahin, daß er verzweifelt sei und den R a t und Beschluß, hier sein Fortkommen zu suchen, verwünschte 192 ). Was waren diese Söhne einer umstrittenen und zwielichtigen Mutter dodi f ü r unruhige u n d leichtsinnige Menschen! Gab es aber irgendeinen Grund, den schon nach seinem Äußeren so wenig anziehenden Benjamin f ü r besser zu halten? Die Herzogin von Orléans, die uns auch f ü r seine A u f f ü h r u n g in jenen Jugendtagen fast die einzige Zeugin ist, hat ihn nicht nur als einen mutwilligen und schmutzigen, sondern auch als einen „debauchierten" Buben bezeichnet, und sie wußte auf Rüdefrage der neugierigen Tante Sophie in H a n n o v e r böse Einzelheiten aus der Vergangenheit des inzwischen so berühmt gewordenen Prinzen zu erzählen, dieses „petit salope", den man ebenso wie seinen Vetter, den Prinzen von Turenne, mit den N a m e n berühmter H u r e n belegt habe, weil „man prätendierte, daß diese zwei auch dazu gebraucht worden und allezeit à tout venant beau jeu gaben und die Damen agierten". Wäre er, so hatte sie schon im Oktober 1697 auf die Nachricht von Eugens Sieg bei Zenta geschrieben, in Paris geblieben, wäre er nie ein so großer General geworden, „denn hier plagten ihn alle jungen Leute und lachten ihn aus, hießen ihn als Madame Lancienne". U n d noch ein Jahrzehnt später meinte sie ironisch, er „incommodiere" sich wohl nicht mit Damen, „ein paar schöne Pagen wären besser seine Sache" 193 ). N u n wird man sicher nicht alles f ü r bare Münze nehmen dürfen, was die Liselotte in sehr viel späterer Zeit, teilweise zudem in einer Stimmung des Verdrusses über den kaiserlidien Heerführer, der ihr zweites französisches Vaterland in so bittere Bedrängnis brachte, geschrieben hat. D a ß jenes Laster unter der jungen Hofaristokratie in Paris verbreitet war, ist freilich gewiß, führte es doch im Jahre 1682 zu einem Skandal und scharfem Einschreiten des Königs. Es muß indessen auffallen, daß in der Liste der Schuldigen wohl Turenne — ältester Sohn des Herzogs von Bouillon und der Marie Anne Mancini — wie auch der als Sohn einer Martinozzi • gleichfalls zu Eugens Verwandten zählende François Louis de la Roche-sur-Yon erscheinen, nicht aber der Abbé de Savoye, den man sicher nicht
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geschont hätte 1 9 4 ). Wohl hat er sich in jener Zeit in einem Kreise junger Männer bewegt, die, wie ζ. B. auch sein älterer Bruder Philipp und zwei weitere Vettern, Ludwig und Philipp Vendôme 1 9 5 ), alles andere als ein moralisches Leben führten. U n d wenn die Tatsache, daß sein Leben nach seiner Flucht aus Frankreich gar keinen Anhaltspunkt mehr f ü r den H a n g zu sexuellen Ausschweifungen irgendwelcher Art bietet und auch in den geheimen Berichten seiner gehässigsten Feinde niemals entsprechende Vorwürfe auftauchen, gegen die Richtigkeit von Liselottens Erzählungen zu sprechen scheint, so dürfte sie sich doch nicht alles einfach aus den Fingern gesogen haben: es ist durchaus möglich, daß auch in ihm unerfreuliche Anlagen vorhanden waren, ja daß es in seiner Jugend unter dem Einfluß der Altersgenossen manche Entgleisungen und Verirrungen gegeben hat 1 9 6 ). Außer in den Briefen der Herzogin von Orléans finden wir nur noch an einer Stelle einen interessanten Hinweis darauf, und vielleicht ist in dieser von einem Unbekannten Ende 1718 verfaßten Porträtskizze des nicht nur zum ersten Feldherrn und Staatsmann Europas, sondern auch zum Vorbild ehrenhaften, ritterlichen Menschentums gewordenen Prinzen seine Charakterentwicklung zutreffend gezeichnet: «C'est en passant par tous les vices imaginables qu'il est parvenu à se donner le caractère d'un honnête homme; ainsi il est plus honnête homme qu'un autre qui ne l'est que par tempérament, puisqu'il est par connaissance de cause» 197 ). Wenn die Liselotte in dem Bestreben, ihren königlichen Schwager wegen der schnöden Behandlung, die er Eugen zuteil werden ließ, zu rechtfertigen, immer wieder betont, daß man damals nichts von dem, was in ihm steckte, gespürt habe, „sondern ganz contrarie", so erkennt sie beiläufig doch einige gute Eigenschaften schon bei dem Jüngling an: es sei wahr, daß er „natürlich und gar nicht affektiert" sei, auch habe er bewiesen, nicht interessiert zu sein: „Hier hatte er viel Schulden gelassen, sobald er in kaiserliche Dienste geraten und Geld bekommen, hat er alles bezahlt bis auf den letzten Heller. Auch die, so keine Zettel und Handschrift von ihm hatten, hat er bezahlt, die nicht mehr daran dachten" 198 ). U n d seine Befähigung will sie ja aus seinen Augen gelesen haben. H a t er die Gaben, die er auch ¡nach ihrer Meinung besaß, schon in jener Zeit genutzt und weiter-
Ergebnis seiner Jugend in Paris
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entwickelt? W i r wissen nicht, was f ü r Unterricht er gehabt hat. Schrift u n d Stil zeigen auch in späterer Zeit keine verfeinerte Ausbildung. A u ß e r Französisch, das ständig seine H a u p t s p r a c h e geblieben ist, k o n n t e er wohl italienisch sprechen u n d schreiben, auch Latein ist dem angehenden Geistlichen sicher beigebracht w o r d e n . U n d wenn m a n später bei ihm nicht nur theologisches Interesse, sondern auch manche theologische Kenntnisse feststellen wollte, so mochte er auch sie in der Jugend erworben haben. M a n h a t wissen wollen, d a ß M a t h e m a t i k sein Lieblingsstudium gewesen sei, d a ß ihn Sauveur, ein Freund des großen Festungsbauers V a u b a n , in Geometrie unterrichtet habe, d a ß ihn Geschichte anzog u n d in ihr das Leben der großen Persönlichkeiten, eines Alexanders des Großen etwa u n d anderer H e l d e n der Antike 1 9 9 ). M a n w i r d in der T a t wohl annehmen dürfen, d a ß er, der später eine der größten Bibliotheken seiner Zeit f ü r sich anlegte u n d nach dem Zeugnis eines literarischen Freundes fast jedes v o n ihm erworbene Buch in die H a n d n a h m u n d den I n h a l t wenigstens überflog 2 0 0 ), viel gelesen, d a ß er mit anderen W o r t e n doch viel von dem Wissen u n d vor allem auch von den schönen Werken u n d Dichtungen der Vergangenheit u n d seiner Zeit, jener Zeit des „ G r a n d Siècle" Frankreichs, in sich aufgenommen hat. O b den Jüngling nicht doch trotz der ihm nachgesagten „abscheulichen débauche" die berühmten „ M a x i m e n " L a Rochefoucaulds — dessen Sohn Marcillac zu den Gästen Olympias gehört hatte 2 0 1 ) — nicht n u r b e k a n n t waren, sondern auch berührten, die eine der G r u n d l a g e n der „ H o n n ê t e t é " bildeten. Als besonderer Träger jenes Ideals einer sich läuternden adeligen Jugend sollte er jedenfalls einmal vielen Zeitgenossen gelten 2 0 2 ). U n d eins ist sicher: jene trüben J a h r e , in denen er emporwuchs inmitten von Familiengezänk u n d Skandalen, hin u n d her gestoßen u n d verspottet wegen seiner Unansehnlidikeit u n d D ü r f t i g k e i t , haben einmal in ihm eine kühle Nüchternheit des Urteils, eine Schärfe des Blicks u n d eine Fähigkeit zu raschem Erkennen der jeweiligen Lage u n d z u m Verschweigen seiner Meinungen u n d Absichten entwickelt, sie haben zugleich aber den Willen, sich über allen J a m m e r eines u n w ü r d i g e n L u m p e n p r i n z e n tums zu erheben, zu einem R u h m zu gelangen, wie i h n einst der kriegerische G r o ß v a t e r erreicht, der allzu f r ü h gestorbene V a t e r angestrebt hatte, nicht erschüttern können u n d erst recht nicht
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Mut und Tapferkeit, die kaum jemand der verachteten Stumpfnase zugetraut hatte. All dies hat sich zum erstenmal enthüllt, als er sich anschickte, aus dem Käfig dieses Hofes, der für ihn eher rostig als golden war, auszubrechen.
3. Mit einer ärgerlichen Nachricht wurde König Ludwig X I V . am Morgen des 27. Juli 1683 in seinem Schloß in Versailles geweckt: in der Nacht hatten es zwei zur königlichen Familie gehörende Prinzen gewagt, ohne seine Erlaubnis sich aus Paris zu entfernen, offenbar, um das Königreich zu verlassen und fremde Dienste anzunehmen. Es handelte sich um Ludwigs eigenen Schwiegersohn, den Prinzen Louis-Armand Conti, und um den Prinzen Eugen von Savoyen. Die Meldung der Flucht kam von Eugens ältesten Bruder, dem Grafen von Soissons. E r war noch am Vortage mit den beiden jungen Männern in Versailles gewesen, gemeinsam waren sie am Abend in die Hauptstadt zurückgekehrt. O b ihn dabei ihre Äußerungen mißtrauisch gemacht oder er vielleicht schon vorher davon unterrichtet gewesen, daß sie mit „desperaten" Plänen umgingen? Jedenfalls hat er, als ihm gegen Mitternacht ein Bedienter des Bruders die Mitteilung machte, daß dieser gegen 8 U h r in Verkleidung und mit einem großen Degen bewaffnet seine Wohnung verlassen hatte, anscheinend sofort den richtigen Zusammenhang vermutet. E r eilte in das Hôtel de Conti, wo man zunächst behauptete, der Prinz sei in Versailles. D a ß dies nicht stimmte, war bald festgestellt, und ein, in die Geheimnisse seines Herrn eingeweihter Lakai, den der G r a f aufsuchte, gestand, daß sich auch Conti um 8 Uhr in gleicher Ausrüstung wie Eugen in Richtung auf die Tuilerien entfernt hatte. Nachforschungen bei der Post ergaben sodann, daß um 9 Uhr eine Bestellung von drei Pferden an die Porte Saint-Denis erfolgt war, die von zwei in einer Mietkutsche anlangenden Herren übernommen wurden, die der Postillon anfangs für verkleidete Mädchen gehalten hatte. Gefolgt von einem Pagen waren sie eiligst davongeritten. Kein Zweifel, daß es die beiden Prinzen gewesen waren, und auch das war unschwer herauszubringen, daß ihr Ziel Deutschland war, wo sie sich dem
Ludwig XIV.
Kardinal Mazarin
Flucht aus P a r i s
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Kaiser, gegen dessen Hauptstadt Wien soeben ein mächtiges Heer der Türken anrannte, zur Verfügung stellen wollten 2 0 3 ). Was war dieser Flucht vorausgegangen? Der erste Entschluß, den der noch nicht zwanzigjährige Abbé de Savoye schon ein halbes Jahr zuvor gefaßt hatte, sah noch keineswegs den Ausbruch aus Frankreich vor. Während noch im Laufe des Jahres 1682 sein Onkel Carignan in Turin vergebliche Schritte unternahm, um dem armen Neffen, für den sich anscheinend keine Pfründen in Savoyen und Piémont finden ließen, den Eintritt in die Domkapitel von Köln oder Lüttich zu bahnen und ihm so finanziell aufzuhelfen 2 0 4 ), war nun Eugen selbst offenbar dieses ganzen Spiels überdrüssig geworden: er wollte nicht Geistlicher werden, er hatte es auf die militärische Laufbahn abgesehen, und da er bei der Familie dafür kein Verständnis fand, handelte er zum erstenmal selbst. Mit der Ablegung der ihm aufgezwungenen geistlichen Kleidung im Februar 1683 gab er seine Entschlossenheit, den Beruf zu wechseln und künftig seine eigenen Wege zu gehen, in aller Öffentlichkeit kund. Es bedeutete den Bruch mit der eigensinnigen, despotischen Großmutter: wie kurz zuvor den ältesten der Enkel, der sich mit seiner Heirat ihrem Willen widersetzt hatte, so traf nun auch den jüngsten der Bannstrahl der Madame de Carignan; aus dem Hôtel de Soissons, in dem er geboren und aufgewachsen war, mußte er weichen und sich bei einem Bader redit und schlecht einlogieren 205 ). Aber noch glaubte er sein Ziel in Frankreich erreichen zu können. Er scheint sich in jener Zeit enger an den um 2 Jahre älteren Louis-Armand Conti angeschlossen zu haben, der durch seine Mutter Anna Maria Martinozzi mit ihm verwandt war, andrerseits aber durch seine Anfang 1680 erfolgte Heirat mit Mademoiselle de Blois, einer legitimierten Tochter Ludwigs X I V . und der L a Vallière, dem König nahestand 2 0 6 ). Conti nun mag dem Freund und Vetter seine Fürsprache bei dem Schwiegervater versprochen haben, und er hat ihn dann in der Tat Anfang März 1683 dem König vorgestellt, den Eugen um Aufnahme in das Heer zunächst durch Verleihung einer Kompanie bat 2 0 7 ). Daß es ihm damit ernst war, hat er selbst in dem Gesuch, das er später an den Kaiser richtete, bezeugt: er habe nach dem Beispiel seiner Vorfahren sich zum Dienst seines Vaterlandes und des Hauses Bourbon gemeldet und dementsprechend wiederholt bei der Krone 6 Braubadi, Prinz Eugen
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Frankreichs um eine „Kriegsehrenstelle" nachgesucht208). Noch hat er wohl die erste ihm zuteil gewordene ablehnende Antwort nicht für endgültig genommen: zusammen mit seinem ältesten Bruder ist er dem Hof unmittelbar darauf auf einer Reise nach Compiègne und den östlichen Provinzen gefolgt. Doch Ludwig blieb bei seinem Nein. Die Herzogin von Orléans hat später diese Haltung des Königs mit seiner Überzeugung begründet, daß dieser als unwürdig und „debauchiert" geltende junge Gnom zu nichts Hoffnung gab 209 ), und entsprechend hat Voltaire in seiner Darstellung des Jahrhunderts Ludwigs XIV. erzählt, er habe, als er dann von der Flucht des Prinzen hörte, seine Umgebung ironisch gefragt, ob er sich da nicht einen großen Verlust zugefügt habe, worauf man ihm versicherte, daß der Abbé de Savoye immer ein unordentlicher und unfähiger Mensch bleiben werde 210 ). Wohl mit Recht hat Eugen selbst die ihm zuteil gewordene Demütigung dagegen in jenem Antrag an den Habsburger auf das „widrige Schicksal" seiner Mutter zurückgeführt. Jedenfalls waren damit alle seine Hoffnungen, in Frankreich zum Zuge zu kommen, gescheitert. Es mag bei dem darauf gemeinsam mit Conti gefaßten Beschluß, auszubrechen, um sein Glück ausgerechnet bei dem als größter Widersacher des französischen Königs geltenden deutschen Habsburger zu suchen, die in manchen Kreisen der hocharistokratischen Jugend Frankreichs aufgekommene Abneigung gegen die von Ludwig und seinem Kriegsminister durchgeführte Verstaatlichung und damit Technisierung des Soldatentums und vor allem die idealistische Begeisterung für den Kampf gegen die Ungläubigen für das christliche Erbe mitgesprochen haben 211 ). Jenen ersten Ausreißern, die den Weg nach dem Osten nahmen, sind ja in den nächsten Jahren, wie wir sehen werden, weitere jugendliche Angehörige des französischen hohen Adels gefolgt. Aber auf die Wendung Eugens nach Österreich hat entscheidender wohl eine andere Überlegung eingewirkt, die seine Flucht nicht in dem Maße, wie es zunächst anmutet, als einen impulsiven Akt erscheinen läßt. Schon seit 1681 hat sich die Gräfin von Soissons in Brüssel angesichts der Irrungen und Wirrungen des Chevalier de Savoye in Turin bemüht, ihm ein spanisches Regiment etwa in Flandern zu verschaffen, und im Jahre 1682 hat sie, angesichts der Zurückhaltung der Spanier, wohl mit
Beziehungen zu Spanien und Österreich
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dazu beigetragen, daß Ludwig Julius seine Schritte nach Wien wandte. Dort rechnete Olympia einmal auf seine Förderung durch den aus dem italienischen Hause Este stammenden spanischen Botschafter Borgomanero, aber auch auf die Protektion durch die in kaiserlichen Diensten stehenden Markgrafen Hermann und Ludwig Wilhelm von Baden. In der Tat hat am 25. April 1682 Ludwig Wilhelm den Chevalier, der ja sein richtiger Vetter war, dem Kaiser Leopold I. vorgestellt 2 1 2 ) — auch hier hat sich ein Verwandter des jungen Savoyers angenommen, wie ein Jahr später am französischen Hof Prinz Conti Eugens! Zwar wurden zunächst, wie schon erwähnt, auch hier die Hoffnungen enttäuscht. Schon scheint er, der dem Markgrafen zunächst nach Ungarn gefolgt war, wo Vorbereitungen für den drohenden Türkeneinfall getroffen wurden, entschlossen gewesen zu sein, nach Italien zurückzukehren — Ende September hat König Ludwig, der einen Einfluß des notorischen Feindes Frankreichs auf den jungen Herzog Victor Amadeus fürchtete, der Regentin angeraten, ihn bei seiner Ankunft festnehmen und in die französische Festung Pinerolo bringen zu lassen 2 1 3 ). Doch rechtzeitig eröffneten sich dem Prinzen in Wien günstige Aussichten, und im Dezember 1682 brachten es seine Gönner am Kaiserhofe wirklich' zuwege, daß ihm die Aufstellung eines neuen Dragonerregimentes übertragen wurde. Noch hat es manche Schwierigkeiten um das Oberstenpatent, das am 7. Januar 1683 erlassen wurde 2 1 4 ), sowie um die Finanzierung und Rekrutierung gegeben. Wenn er sich dann doch noch entschloß, in Turin gewissermaßen einen Abschiedsbesuch zu machen, so sprach dabei einmal die Absicht mit, Geld flüssig zu machen, zugleich aber auch dem plötzlich aufgetauchten Projekt einer Heirat seines Onkels, des taubstummen Emanuel Philibert von Carignan, entgegenzuwirken: wohl um ihn möglichst rasch wieder loszuwerden, scheinen ihm die Regentin 1000 Pistolen und der Onkel eine Feldausstattung gegeben zu haben 2 1 5 ). Nun muß er vorher auch zu kurzer Visite bei der Mutter in Brüssel gewesen sein, und möglicherweise ist bei dieser Gelegenheit schon erwogen worden, auch den unglücklichen jüngsten Sohn Olympias aus Frankreich herauszuholen und dem Dienst der Habsburger zuzuführen. Bevor Ludwig Julius im Juni 1683 das nach seiner Rückkehr notdürftig zusammengebrachte Regiment dem Kaiserpaar vorgeführt hatte und an 6*
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seiner Spitze durch Wien nach Osten zu der von einem übermächtigen türkischen Heer angegriffenen kaiserlichen Armee geritten war, dürfte er mit Borgomanero über Möglichkeiten militärischer Verwendung für seinen Bruder gesprochen haben; denn am 17. Juni berichtete der niederländische Generalgouverneur Marchese di Grana nach Madrid über eine Mitteilung des spanischen Botschafters aus Wien, wonach man einem Sohn der Gräfin von Soissons, der wegen schlechter Behandlung Frankreich verlassen wolle, ein spanisches Regiment geben solle, ohne daß etwa der andere Sohn — für den es also kurz vorher bewilligt worden war — deshalb den kaiserlichen Dienst verlasse 216 ). Grana hatte zwar Bedenken, da kein Regiment frei sei und da möglicherweise der in Frankreich erzogene junge Mann gar nicht geeignet sei, doch muß er sich der Gräfin gegenüber verhältnismäßig freundlich geäußert haben, da sie bereits am 30. Juni dem spanischen König für seine Protektion dankt: ihr Sohn, so teilte sie ihm zugleich mit, wisse noch nichts von seinem Glück, da der Generalgouverneur geraten habe, noch etwas zu warten, ehe man ihn kommen lasse217). Aus diesen ganzen, leider sehr lückenhaften Korrespondenzen wird man wohl schließen dürfen, daß Eugen, nach der Ablehnung seines Gesuchs durch Ludwig XIV., der Mutter seine unhaltbar gewordene Lage vorgestellt und man daraufhin gewisse Vorbereitungen für seine Aufnahme außerhalb Frankreichs getroffen hat. Vielleicht hätte er selbst noch gewartet, bis er bestimmte Nachricht über einen wirklichen Erfolg dieser Schritte erhielt. Doch da trat ein Ereignis ein, das ihn zu raschem selbständigen Handeln bewog. Sein Bruder Ludwig Julius war mit seinem Regiment in den Rückzug der Kaiserlichen vor den mit gewaltigen Kräften auf Wien anrückenden Türken geraten. Bei Petronell griffen Tataren die Nachhut der Christen am 7. Juli an, und in dem Gefecht, in das die Savoyen-Dragoner verwickelt wurden, stürzte das Pferd des jungen Obersten so unglücklich, daß es dem durch einen Säbelhieb bereits verletzten Reiter den Sattelknopf in den Leib rannte. Man schaffte ihn nach Wien, hier ist er am 13. Juli 1683 gestorben und im Stephansdom beigesetzt worden 218 ). In Paris ist die Kunde von seinem Tode am 23. Juli bekannt geworden, und nun gab es für Eugen kein Schwanken mehr: wenn ihn jene spanischen Aussichten überhaupt bewegt haben, jetzt konnten sie jedenfalls für ihn
Vorbereitung und Verlauf der Flucht
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keine Rolle mehr spielen, er wollte sich nunmehr dahin wenden, wo man jeden Streiter angesichts der unvorstellbar groß gewordenen Gefahr brauchen, wo zudem auch der badische Vetter f ü r ihn wirken konnte und der Kaiser den Bruder des gefallenen Obersten gewiß nicht abweisen, ja vielleicht auf ihn dessen Regiment übertragen würde. Möglicherweise hat er erst daraufhin den gleichfalls in Frankreich unbefriedigten und abenteuerlustigen, dabei im Grunde unselbständigen und ängstlichen Conti zur Teilnahme bestimmt 2 1 9 ). Selbst ohne jede Mittel, brauchte er auch den finanziellen Rückhalt an ihm; zudem mochte er hoffen, seine eigenen Chancen in der Fremde zu verbessern, wenn er zusammen mit des Königs von Frankreich Schwiegersohn in das kaiserliche Lager einritt. So wurde in wenigen Tagen die Flucht vorbereitet und am Abend des 26. Juli angetreten. Freilich mußte ja nun gerade auf Grund der Beteiligung Conds die Durchführung des Unternehmens schwieriger werden. Wenn die Nachricht von dem Aufbruch der beiden Prinzen in Versailles große Aufregung hervorrief, wenn bald Kuriere an die wichtigsten Grenzübergänge, nach Cambrai, Valenciennes, Metz, Nancy, Straßburg und Breisach, jagten mit dem Befehl, die Flüchtlinge womöglich noch anzuhalten, wenn ihnen Boten mit Weisungen an die französischen Vertreter in den westlichen Fürstentümern des deutschen Reichs und endlich als besonderer Bevollmächtigter der H e r r de Xaintrailles, ein Kavalier des Hauses Condé-Conti, folgten, um die vielleicht bereits auf fremden Boden befindlichen Prinzen zur Umkehr zu bewegen, so lag der Grund allein in der Bedeutung, die man der Persönlichkeit und Stellung Contis beimaß 2 2 0 ). Schon hatte man in letzter Zeit mit wenig Freude beobachtet, daß das anfängliche Wohlverhalten des äußerlich anziehenden und nicht unbegabten Prinzen dem H a n g zu Ausschweifungen und Verschwendung und der Lust zu Abenteuern Platz gemacht hatte. Welchen Schlag aber mußte es f ü r die Dynastie bedeuten, wenn er nun, alle Achtung vor seinem königlichen Schwiegervater vergessend, sich ausgerechnet in das Lager des Habsburgers begab, mit dem der König in bitterer politischer Auseinandersetzung stand und vielleicht bald wieder die Klingen kreuzen würde! Alles mußte geschehen, um diesen Skandal zu vermeiden. Die Kuriere führten Briefe Ludwigs selbst und der nächsten Verwandten Contis mit, in
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denen er beschworen wurde, von seinem Beginnen abzustehen 221 ). Eindringlich sollten ihm zugleich die Diplomaten jenseits der Grenze, wenn sie seiner habhaft wurden, vorstellen, wie schwer er als Prinz von Geblüt sich gegen den König, gegen sein Vaterland und gegen seine eigene Ehre vergehe, falls er den Weg fortsetze, wie er dadurch, daß er in den Dienst des Kaisers und in die von dem Herzog Karl von Lothringen, einem ausgesprochenen Feinde Frankreichs, kommandierte Armee eintrete, Verrat begehe und in Zukunft dafür niemals Pardon zu erwarten habe, während bei einer Rückkehr sein unbesonnenes Verhalten keine Folgen haben würde. Verfingen aber alle Drohungen und Lockungen nicht, so mochte unter Umständen auch Gewalt gegen den ungeratenen Prinzen angewandt werden: wenigstens findet sich in der Instruktion an den französischen Gesandten am kurkölnischen Hof Tambonneau der Auftrag, sich mit dem Kurfürsten und dessen ersten Minister, dem Bischof von Straßburg, in Verbindung zu setzen, um gegebenenfalls durch sie die Verhaftung des Flüchtlings durchführen zu lassen 222 ). Von dem zweiten Durchgänger ist in all diesen Weisungen und Schreiben nur nebenbei die Rede. Offenbar galt dem König und seinen Beratern dieser Begleiter Contis nicht viel: hat man doch in dem Signalement des kleinen Savoyers mit den schwarzen Haaren und dem bleichen Gesicht sein Alter unbestimmt mit nicht mehr als 18 bis 20 Jahren angegeben. Allein um des „kleinen Abbé" willen hätte man von Versailles aus jene ausgedehnte polizeiliche und diplomatische Verfolgungsaktion kaum in Szene gesetzt. Die Flüchtlinge hatten Glück. Als die Grenzen gesperrt und ζ. B. am Oberrhein „bei Leib- und Lebensstrafe" jedermann die Überfahrt auf das rechte Ufer des Stroms verboten wurde 223 ), befanden sie sich bereits außerhalb Frankreichs. Sie hatten sich von Paris über Senlis zunächst nach Norden gewandt und waren dort wohl in die spanischen Niederlande eingeritten. Nach einer Nachricht hätten sie in Brüssel bei Eugens Mutter Station gemacht, und einer der königlichen Kuriere soll die Prinzen, von denen Eugen infolge der Anstrengungen erkrankt war, schon hier erreicht, sie aber nicht zur Umkehr zu bestimmen vermocht haben. Ob die Zusammenkunft mit Olympia wirklich stattgefunden hat, ist freilich nicht unbedingt sicher: daß später den Savoyer in Regensburg ein Bote erreichte, der ihm Empfehlungsschreiben der
In Köln
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Gräfin für den kaiserlichen Hof überbrachte, ihm aber zugleich in ihrem Auftrag dringend von der Fortsetzung der Reise abriet 224 ), spricht eher dafür, daß er ihr zwar Nachricht von seiner Flucht hatte zukommen lassen, nicht aber persönlich zu ihr geritten war. Jedenfalls muß der Aufenthalt der Prinzen auf niederländischem Boden nur ganz kurz gewesen sein, denn wir können mit Sicherheit feststellen, daß sie am Morgen des 31. Juli, also vier Tage nach ihrem Ausritt aus Paris, in Köln waren 225 ). Der dortige französische Gesandte Tambonneau erhielt die Weisung seines Herrn zum Aufspüren der Ausreißer in der Frühe des 1. August und er brachte bei einer sofort angeordneten Umfrage in sämtlichen Herbergen und Posthaltereien der Stadt in Erfahrung, daß die beiden am Vormittag des vorhergehenden Tages tatsächlich in Köln eingetroffen, aber nach einer Rast von nur zwei Stunden mit frischen Pferden eiligst weitergeritten waren. Ein Zweifel über ihre Identität konnte nicht bestehen, denn nach der Aussage eines Posthalters hatte Eugen sich zu erkennen gegeben und geäußert, daß er und sein Gefährte, der ein größerer Herr als er sei, den Tod seines Bruders, des Chevalier de Savoye, in Ungarn rächen wollten. Man muß übrigens schon vorher von französischer Seite auf die richtige Spur gekommen sein, denn Tambonneau war kurz vor Eintreffen des königlichen Kuriers bereits von Maastricht aus durch einen Sonderboten unterrichtet worden, daß die Prinzen von Conti und Savoyen unterwegs und beide, vor allem der letztere, sehr erschöpft wären, was dann jedoch von dem Kölner Posthalter entschieden bestritten wurde. Aber es gibt noch ein merkwürdiges unmittelbares Zeugnis für Eugens Aufenthalt in Köln, nämlich einen Brief von seiner Hand, den er in jenen wenigen Stunden der Rast hastig geschrieben haben muß 226 ). Er ist an seinen Onkel Emanuel Philibert, den taubstummen Prinzen von Carignan, in Turin gerichtet und sucht einmal vor dem Verwandten, der, wie wir sahen, noch im Vorjahr sich um seine Versorgung im kirchlichen Bereich bemüht hatte, sein Handeln — übrigens in auffallend stolzem Tone — zu rechtfertigen, um dann freilich einen Hilfeschrei an ihn zu richten. „Obwohl Eure Hoheit", so beginnt das natürlich in französischer Sprache abgefaßte Schreiben, „durch das Vergangene Anlaß haben, sich über mich zu beklagen, darf ich mir die Freiheit nehmen, Ihnen zu schreiben, um Sie zu bitten, meine Reise nach Wien gut-
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Herkunft, Jugend, Aufbruch
zuheißen auf Grund der Nachricht, daß es zur Belagerung gekommen ist und mein Bruder dort getötet wurde." Sodann appelliert er an die Güte des Onkels, die er für so groß halte, „daß ich hoffe, daß Sie leicht die von mir begangenen Fehler vergessen werden und, da ich mit sehr wenig Geld abgereist bin, Sie genügend Gnade zeigen, um mich nicht äußerster N o t in einem für mich fremden Land auszusetzen". Als letztes Zeichen seiner Güte erwarte er dies, der er stets voll Ehrerbietung sein treuer und gehorsamer Sohn und Diener sein werde 2 2 7 ). Man sieht, wie der so gut wie mittellose Jüngling angesichts der völligen Unsicherheit der Zukunft versuchte, irgendwie einen Notanker zu finden. Dabei wollte er sich von seinem Ziel nicht abbringen lassen. Das hat er schon in den nächsten Tagen voll Trotz gezeigt. In Köln hatte Tambonneau noch im Laufe des 1. August zufällig in einer Gaststätte Xaintrailles getroffen, der eben sein Pferd besteigen wollte, um den Flüchtigen nachzusetzen. Der Gesandte zweifelte zwar daran, daß er sie noch einholen würde, da sie wenigstens 15 bis 16 Stunden Vorsprung hatten. Und doch ist es dem Kavalier noch gelungen, die Prinzen, die wohl die große rechtsrheinische Straße nach Süden benutzt hatten, in einem Wirtshaus in Frankfurt am Main abzufangen. Der Bevollmächtigte des Königs und des großen Condé hat hier bewiesen, daß er nicht nur „der beste Trictracspieler seiner Z e i t " 2 2 8 ) , sondern auch ein wortgewandter Diplomat war. Conti ließ sich einschüchtern und überreden, er gab seinem Schrecken über das von ihm nicht erwartete Ausmaß des königlichen Mißfallens an seiner Eskapade Ausdruck und erklärte sich schließlich zu gehorsamer Umkehr bereit. Aber wenn er, dem Konfiskation aller seiner Besitzungen angedroht wurde, nun doch davor zurückscheute, alle Brücken hinter sich abzubrechen, so dünkte es seinem Begleiter, auf den eine gleiche D r o hung natürlich nicht wirken konnte, unerträglich, wieder die demütigende Pein seines Pariser Lebens auf sich zu nehmen. Nach dem, was er dann wohl selbst Borgomanero berichtete, hatte er Xaintrailles auf dessen Drängen geantwortet, er wolle gegen die Ungläubigen kämpfen, was doch nicht gegen den Dienst Seiner Majestät sei, so daß er nicht gegen seine Pflichten verstoße 2 2 9 ). So fand die Gemeinschaft mit dem älteren Freund ein Ende. Conti, der an Xaintrailles' Seite über den Rhein zurückritt, hat ihm noch einen Ring und etwas Geld überlassen: angeblich hat Eugen
Von Frankfurt nach Passau
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später die Barschaft, über die er bei seiner A n k u n f t im kaiserlichen Lager verfügte, auf 12 Louisdor angegeben 230 ). Er hat Louis-Armand den Abfall offenbar nicht verübelt; als Conti zwei Jahre später zusammen mit anderen französischen Aristokraten, diesmal mit einer zu spät widerrufenen Genehmigung des Königs in der Tasche, nach dem Osten kam, um doch noch am Türkenkrieg teilzunehmen, ist er ihm entgegengeeilt und hat ihm die Wege zu ebnen gesucht. Mit dem frühen Tode des Freundes im November 1685 ist dann wohl eins der letzten persönlichen Bande zerrissen, die ihn noch mit Frankreich und dem H o f e Ludwigs X I V . v e r k n ü p f t hatten 2 3 1 ). Seinen eigenen Weiterritt von F r a n k f u r t aus in jenen ersten Augusttagen des Jahres 1683 hat man anscheinend nicht mehr ernsthaft behindert. In Regensburg, am Sitze des deutschen Reichstages, trat ihm zwar der dortige Vertreter des allerchristlichsten Königs, Verjus de Crécy, der natürlich auch über die „Aventure" unterrichtet worden war, entgegen 2 3 2 ); aber er wird sich gewiß nicht sehr ins Zeug gelegt haben, als er feststellte, daß Conti nicht mehr von der Partie war. U n d die Abmahnungen der Mutter, die den Jüngling hier erreichten, werden ihn kaum beeindruckt haben, zumal ihr Bote ihm ja zugleich die erwünschten Empfehlungen aushändigte. Andere Kavaliere, die auch dorthin strebten, wo Gefahr und Ruhm winkten, unter ihnen der aus Piémont stammende Graf Vittorio Tarino, hatten sich ihm angeschlossen, gemeinsam strebten sie der Donau entlang nach Osten. Dort stürmten inzwischen die Türken gegen die Wälle von Wien, während der kaiserliche H o f s t a a t sich in Passau eingerichtet hatte und von da aus voll Besorgnis die Fortschritte der Belagerung und voll H o f f n u n g die Sammlung und Verstärkung der zum Entsatz bestimmten Armee der Christen beobachtete. Auch hier gab es einen französischen Botschafter, den Marquis de Sébeville, und aus seinem Bericht an den Hof von Versailles vom 15. August können wir entnehmen, daß Eugen, den er als den jungen Prinzen von Soissons bezeichnet, in den vorhergehenden Tagen, frühestens am 10., spätestens am 14. August, in Passau eingetroffen ist 233 ). Es hat nach Sébevilles Angaben Auseinandersetzungen um die Frage gegeben, durch wen der Flüchtling sich Kaiser Leopold vorstellen lassen sollte: die Entscheidung war nicht ohne Bedeutung. Selbstverständlich kam eine Protektion oder Vermittlung des Ver-
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Herkunft, Jugend, Aufbruch
treters Ludwigs XIV. nicht in Frage, aber es hätte wenigstens eine gewisse Rücksichtnahme auf Land und Hof, die er verlassen hatte, bedeutet, wenn er unter Berufung auf seine Abstammung sich an einen Savoyer gewandt hätte. In Passau befand sich damals ein savoyischer Offizier und Politiker von hohem Rang und Ansehen, der freilich nicht im Auftrage des Herzogs, sondern auf eigene Verantwortung zwecks Teilnahme an der Abwehr der Türken nach Österreich gekommen war, und dieser Marchese di Parella, der anscheinend beim Kaiser in besonderer Gunst stand und ein Schwager des kaiserlichen Ministers Graf Königsegg war, aber auch ständig die Franzosen seiner Loyalität und Sympathie versicherte 234 ), hat sofort mit dem Ankömmling Verbindung aufgenommen und ihm angeboten, ihn zur Audienz zu begleiten. Indessen Eugen setzte trotz der ausdrücklichen Warnungen Parellas auf ein anderes Pferd: er ließ sich durch den spanischen Gesandten Marchese di Borgomanero dem Habsburger zuführen. Auf ihn hatte ihn einmal wohl die Mutter hingewiesen, die ja im Interesse ihrer Söhne schon seit einiger Zeit mit ihm in Verbindung stand und an ihn auch eins der Empfehlungsschreiben richtete, das Eugen in Regensburg erhalten hatte. Den Weg über den Spanier, der eine besondere Vertrauensstellung am Wiener Hof einnahm, dabei als ein Führer der franzosenfeindlichen Kreise um Leopold I. galt, hat ihm ferner der mit jenem eng verbundene Hofkriegsratspräsident Markgraf Hermann von Baden empfohlen. An ihn als den Onkel seines Vetters Ludwig Wilhelm, der sich selbst beim Heer befand, mag der Prinz sich gewandt haben. Und der Rat, den er von ihm erhielt, war gut: Don Carlo Emanuele d'Esté Marchese di Borgomanero, der seit Ende 1681 Botschafter Seiner Katholischen Majestät bei deren kaiserlichem Vetter war und es bis zu seinem Tode im Oktober 1695 bleiben sollte, ist zu einem der wichtigsten Förderer des Prinzen Eugen geworden, seitdem der junge Mann Mitte August 1683 in Passau seine Assistenz erbeten hatte. Er hatte als das Ergebnis des von der Gräfin von Soissons in Gang gebrachten Gedankenaustausche zwischen Brüssel, Madrid und Wien die Zustimmung seines Königs in der Hand, daß von den Söhnen Olympias, die sich ja auf ihre unmittelbare Abstammung von Philipp II. und Karl V. berufen konnten, der eine in Österreich, der andere in den spanischen Niederlanden etabliert werde. Da nun der erste ausgefallen war,
Audienz bei Kaiser Leopold
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hielt er sich, wie er am 15. August nach Madrid berichtete, f ü r berechtigt, dem anderen, der nun einmal nach dem Tode des Bruders hierher gekommen war, in jeder Beziehung behilflich zu sein. Wenn er in der Unterredung mit ihm feststellte, daß er trotz seiner Herkunft und Erziehung keineswegs von „französischer D e n k a r t " war, sondern vom spanischen Standpunkt aus gute Grundsätze hatte, so kam aber noch etwas anderes hinzu: von vornherein scheint der von dem französischen König mißachtete kleine Savoyer auf diesen spanischen Diplomaten einen tiefen Eindruck gemacht zu haben, offensichtlich, so schrieb er nach Madrid, sei das ein Prinz von Urteilskraft, von dem man sich viel versprechen könne 2 3 5 ). Die gemeinsame Audienz Eugens und Borgomaneros bei Kaiser Leopold, die wahrscheinlich am 14. August stattfand, hatte den Erfolg, daß auch der Habsburger dem Flüchtling aus Frankreich seine Protektion zusagte. Bei dieser Gelegenheit mag er dem Kaiser das Gesuch überreicht haben, in dem er offen von seinen vergeblichen Bemühungen um Aufnahme in das französische Heer sprach, um dann die Zusicherung zu geben, künftig alle seine K r ä f t e zu der Kaiserlichen Majestät und des hohen Erzhauses Österreich Wohlfahrt und Wachstum mit unerschrockenem Mut bis auf den letzten Blutstropfen anzuwenden und aufzuopfern 2 3 6 ). Die H o f f n u n g auf Übertragung des Regiments des Bruders sah er freilich enttäuscht, es war bereits am 26. Juli dem Obristleutnant Heissler von Heitersheim verliehen worden 2 3 7 ). So mußte er zunächst mit der Erlaubnis zufrieden sein, sich zu dem kaiserlichen Heere zu begeben und sich bei seinem Oberbefehlshaber, dem Herzog Karl von Lothringen, zu melden, um als Volontär an dem Feldzug teilzunehmen. Schließlich hatte der militärisch ja bisher überhaupt noch nicht erprobte junge Mann eigentlich auch nicht erwarten können, sofort an einen verantwortlichen Posten gesetzt zu werden. So folgte nun dem geglückten Abenteuer der Flucht der im Grunde auch abenteuerliche Versuch des früheren Abbé, sich durch militärische Bewährung zu Geltung und Anerkennung zu bringen. Wohl mit jenem großen Degen, den er sich am letzten Abend in Paris umgegürtet hatte, zog er hinaus zu seinem ersten K a m p f , dorthin, wo Gefahr und T o d drohten, aber auch Erfolg und Ruhm winkten.
2. Kapitel VOM VOLONTÄR ZUM FELDMARSCHALL
Der Zufall, das Schicksal, hat den aus italienisch-französischem Geschlecht stammenden Prinzen in einem Augenblick nach Deutschland geführt, da dessen österreichische Vormacht dem Untergange nahe schien. Er ist in dem nächsten Jahrzehnt mithandelnder Zeuge gewesen, wie das H a u s Habsburg, dem er sich verschrieben hatte, sich aus schweren Bedrängnissen zu einer großartigen kriegerischen Leistung erhob. Wonach sich der „Abbé de Savoye" in den Pariser Tagen in ohnmächtigem Grimm gesehnt hatte, das wurde ihm nun hier in Überfülle zuteil, der K a m p f , die Entfaltung der soldatischen Talente, die er in sich spürte, das Abenteuer und der Ruhm. Aus der Abwehr der Türken wurde ein über viele Jahre sich erstreckender Krieg, dem schließlich auch noch eine nicht minder gewaltige neue Auseinandersetzung in Westeuropa parallel lief: f ü r Eugen war diese Zeit eine unvergleichliche militärische Lehre, f ü r die ihm das Glück bedeutende Meister in T a k tik und Strategie gab. Ihre Fähigkeiten und Einsichten, ihr Können und ihre Erfolge haben tief auf ihn gewirkt, aber er hat ebenso auf G r u n d der zu mannigfachen Rückschlägen führenden Schwächen und Fehler von Rüstung und Organisation, von Kampfvorbereitung und -leitung sein Urteil gebildet und weiterentwickelt. Er selbst gelangte indessen durch unbekümmerte K ü h n heit und selbständige Taten zu immer höherem Ansehen.
1. Skizzieren wir zunächst die Lage Österreichs und des deutschen Reichs und die Verhältnisse am kaiserlichen H o f e , als der junge Flüchtling aus Frankreich sein Geschick und seine Zukunft an sie band. Der letzte Krieg des Kaisers mit dem offensichtlich nach der Hegemonie in Europa strebenden französischen König, an dem man sich zur Unterstützung der von Ludwig angegriffenen H o l länder beteiligt hatte, war im Frieden von Nymwegen 1679 beendet worden. Er hatte zwar nicht Holland, wohl aber
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Vom Volontär zum Feldmarschall
Spanien, das von dem anderen Zweige des Hauses Habsburg regiert wurde und mit Wien eng verbunden war, weitere territoriale Verluste und entsprechende Machtminderung gebracht, die über die in vorherigen Auseinandersetzungen erlittenen hinausgingen. Dazu beließ der Vertrag das frühere Reichsland Lothringen, dessen Herzog kaiserlichen Schutz gesucht hatte, weiterhin in französischer Hand und gab zudem dem Bourbonen die Möglichkeit, seine Ausdehnungspolitik gegenüber den spanischen Niederlanden und dem Reich trotz des Friedensschlusses fortzusetzen. Ohnmächtig hatte man in Wien zusehen müssen, wie durch die sogenannten Reunionen der französische Besitz gegen Norden und Osten erweitert und mit der Fortnahme von Straßburg im September 1681 die Oberrheingrenze in der gesamten Ausdehnung von nördlich Basel bis südlich Speyer erreicht wurde. Die Versuche zur Bildung einer neuen Front zur Abwehr und Zurückdrängung Frankreichs durch die Laxenburger Allianz des Kaisers mit den unmittelbar bedrohten Reichskreisen und durch Bündnisverhandlungen mit Spanien, Holland und Schweden wurden einmal durch eine von dem Kurfürsten von Brandenburg geführte französische Klientel in Deutschland selbst erschwert, vor allem aber durch die von Osten aufsteigende Gefahr gelähmt. Trotzdem hatte eine Partei am Hofe Kaiser Leopolds, zu deren Führern der spanische Botschafter Borgomanero, des jungen Eugen besonderer Protektor, gehörte, neuen Kampf im Westen zur Wiederherstellung des Gleichgewichts in Europa gefordert, sich aber angesichts der gefährlichen Entwicklung der Dinge in Ungarn nicht durchzusetzen vermocht. Hier geboten über einen großen Teil des Landes schon seit längerer Zeit die Türken, und in den dem Habsburger als Erben der Stephanskrone noch verbliebenen nördlichen und westlichen Randgebieten hatten Vorstöße der Wiener Zentrale zur Verstärkung der königlichen Gewalt Aufstände von Adel und Volk ausgelöst, deren man weder durch Gewalt nodi durch Zugeständnisse Herr zu werden vermochte. Mit dem Sultan in Konstantinopel hatte man bei Abschluß des letzten Kampfes vor fast zwei Jahrzehnten nur einen Waffenstillstand geschlossen. Er war seitdem durch Kriege mit Polen und mit Persien abgelenkt gewesen, nach deren Beendigung er aber die nachgesuchte Verlängerung jenes Vertrages verwarf. Er erkannte den Führer der ungarischen Rebellen, Emmerich Tököly,
Leopold 1.
Herzog Karl V. von Lothringen
Lage Österreichs 1683
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als Fürsten von Ungarn an und traf Vorbereitungen zu einem großen Schlage, der das erreichen sollte, was einst vor anderthalb Jahrhunderten schon der große Soliman erstrebt hatte: die Niederwerfung nicht nur des restlichen Ungarn, sondern auch Österreichs, die Eroberung der kaiserlichen Hauptstadt Wien und damit die Herstellung des vollen Übergewichts des Islams über die christliche Welt. Als man in Wien im Frühjahr 1683 erkannte, daß man es im Osten in naher Frist nicht mehr nur mit den Scharen Tökölys, sondern mit einem über Belgrad heranmarschierenden großen osmanischen Heere zu tun haben werde, mußte man vorerst alle Kampfpläne im Westen aufgeben und sich zu Verhandlungen mit Ludwig XIV. auf der Grundlage der vorläufigen Anerkennung seiner neuerlichen Gewinne verstehen. Zunächst hatte es allerdings nicht den Anschein, als ob man dadurch und durch hastige politische und militärische Vorbereitungen die von Osten drohende Katastrophe verhindern könnte. Wohl rief der Papst die gesamte Christenheit zum Kampf gegen die Ungläubigen auf, wohl fand sich der Polenkönig Johann Sobieski zum Abschluß eines Schutz- und Trutzbündnisses bereit, und die zunächst im Hinblick auf die Krise im Westen vereinbarten Truppenverträge mit militärstarken Ständen des deutschen Reichs wie dem Kurfürsten Johann Georg von Sachsen und vor allem mit dem jungen auf kriegerischen Ruhm bedachten bayrischen Kurfürsten Max Emanuel ließen sich ohne Schwierigkeiten auf den Krieg im Osten anwenden. Aber bis die Streitkräfte dieser Verbündeten wirklich heran waren, standen dem Kaiser nur die eigenen eiligst mobilisierten und verstärkten Regimenter zur Verfügung, und es erwies sich bald, daß sie zu schwach und zu verzettelt waren, um der sich gegen Raab heranwälzenden türkischen Übermacht mit Erfolg entgegenzutreten. Nicht nur mußten sie die begonnene Belagerung der vor zwei Jahrzehnten den Türken überlassenen Grenzfeste Neuhäusel abbrechen, sie sahen sich auch genötigt, den Rückzug nach Westen anzutreten, den die verfolgenden leichten Reiterscharen des Feindes zu stören und zu beschleunigen suchten, so bei Petronell, wo Eugens Bruder Ludwig Julius tödlich verwundet wurde. Im April hatte der französische Botschafter am Kaiserhof darüber gespottet, daß man sich in der Hauptstadt mit Prophezeiungen eines Jesuiten zu beruhigen suche, wonach das Haus 7
Braubadi, Prinz Eugen
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Vom Volontär zum Feldmarsdiall
Österreich an den Rand völligen Ruins gebracht, dann aber wider alles Erwarten mit einem Schlag auf die höchste Stufe des Ruhms erhoben werde. In der Annahme, daß nur der erste Teil dieser Voraussage eintreffen werde, wurde er bestärkt, als er in der ersten Hälfte des Juli 1683 Zeuge wurde von der Flucht des Hofes und weiter Kreise der Bevölkerung aus Wien, von wilden Szenen der Auflösung und zugleich von Empörung, von Furcht und Panik in Stadt und Land 1 ). Eine Besatzung unter dem Kommando des Grafen Ernst Rüdiger Starhemberg blieb in Wien zurück. Aber würde es ihr und dem nicht geflüchteten Teil der Bürger möglich sein, solange dem seit Mitte Juli beginnenden Ansturm von 200.000 Türken standzuhalten, bis eine starke Armee der Christen zu einer wirklich aussichtsreichen Entsatzoperation heran sein konnte? In Passau, wohin Hof und Regierung ihren Sitz verlegt hatten, herrschte noch die gleiche Verwirrung und Sorge wie bei der Flucht aus der Hauptstadt, als Prinz Eugen dort eintraf. Freilich, von einem Mann konnte man wirklich nicht sagen, daß er von Panik ergriffen war oder Verzweiflung zeigte: es war die besondere Stärke Kaiser Leopolds I., daß er sich in Glück und Unglück immer gleich blieb, nichts erschütterte seine Ruhe und Zuversicht, seinen Glauben an Erhaltung und Zukunft, an Erfolg und Aufstieg des glorreichen Geschlechts, dem er entstammte und mit dessen sowie der Regierung seiner Länder und des Kaiserreiches Führung Gott ihn betraut hatte. Auch dem jungen Savoyer, der ihm damals, gegen Mitte August 1683, entgegentrat, um ihm dann mehr als zwei Jahrzehnte zu dienen, mag sofort zum Bewußtsein gekommen sein, welch grundlegender Unterschied zwischen dem Habsburger und seinem fast gleichaltrigen bourbonischen Gegner bestand. Den Vergleich zwischen Kaiser und König hatte zwei Jahre zuvor Ludwigs XIV. Botschafter in Wien, der Marquis de Sébeville, in einem Bericht über den Wiener Hof gezogen, und er war, wie nicht anders zu erwarten, sehr zugunsten seines Herrn ausgefallen. Man täusche sich sehr, so hatte er da geschrieben, wenn man hier einen Herrscher zu finden glaube, „der sich durch seine schöne Figur und sein gutes Aussehen aus der Menge der wohlgestalteten Höflinge heraushebe, der sich durch ein majestätisches Auftreten als Herrn der anderen ausweise, der zuerst Respekt und
Kaiser Leopold I.
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Furcht erwecke, um dann durch seine Art, zu handeln und zu sprechen, Bewunderung zu verbreiten, und der endlich in allen seinen Aktionen Größe und Festigkeit und in allen seinen Gesprächen eine Feinheit des Geistes und eine Überlegenheit des Genies ausstrahle, die zu der Überzeugung zwingen, daß er würdig ist, der ganzen Welt zu befehlen, und daß ein solcher Herr ein Geschenk des Himmels ist, für das man sein ganzes Leben lang Gott loben und danken muß". Welch ein Kontrast dieses selbstverständlich in dem „Sonnenkönig" voll erreichten Idealbildes zu dem kleinen, in Haltung und Handeln immer schüchtern wirkenden Habsburger, der nicht wisse, wie er seinen H u t halten und wohin er mit seinen Händen solle, der dahergehe, als wenn er stets zu fallen fürchte, der mit niedergeschlagener Miene weder aufmuntern noch selbst gefallen könne, der zwar gute Gesichtsfarbe, sehr schöne Augen und eine ganz wohlgestaltete Nase, aber einen so großen, häßlichen Mund habe, daß es unmöglich falle, sich an sein Gesicht zu gewöhnen, ebensowenig wie an sein ernstes und schwermütiges oder vielmehr klägliches und ängstliches Gesamtaussehen, das die Furcht, den Beobachtern Anlaß zum Lachen zu geben, auszudrücken scheine, wobei er selbst übrigens nur ganz selten lache. Immerhin muß der Franzose dodi auch gute Seiten und Eigenschaften des Kaisers anerkennen. Wenn er doch einmal lache, sei es anziehend, weil es so „unschuldig", also wohl natürlich, wirke. Zweifellos besitze er Geist und viel Wissen, und wenn er von sich selbst eine bessere Meinung hätte, würden seine Handlungen weit besser ausfallen, aber hier liege eben der Fehler, daß er voll Mißtrauen gegen sich immer der Meinung anderer folge, deren Urteil oft bei weitem nicht so gut und richtig sei, wie sein eigenes. So komme es auch, daß er oft seine Entschlüsse ändere und man sich so nie auf seine Zusicherungen verlassen könne. Sébeville gibt auch zu, daß er, von Natur gut und ehrenhaft, den Wunsch habe, Gutes zu tun, aber bei seiner Schwäche könnten die Menschen seiner Umgebung ihn nach ihrem Willen und Interesse leiten, vor allem, wenn sie sich bei dem aufrichtig frommen Kaiser den Schein besonderer Frömmigkeit zu geben verständen 2 ). Sicherlich sind in diesem Porträt die Schwächen des Habsburgers überbetont. Es gibt andere Schilderungen seines Wesens und Wirkens, die ihn gerade im Vergleich mit Ludwig XIV. in weit besserem Lichte erscheinen lassen3). Der 7*
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Vom Volontär zum Feldmarschall
1640 geborene, im Jahre der Belagerung von Wien also 43jährige Leopold, der, zunächst für den geistlichen Stand bestimmt, durch den Tod des älteren Bruders zum Erben und Haupt der Casa d'Austria wurde, war gebildet und sprachenkundig, er verband mit Gutmütigkeit und Ehrlichkeit hohe Gaben des Verstandes, er war im Grunde einsichtig und klug, dazu war er erfüllt von dem Gefühl der Verantwortung, hingegeben den einem Herrscher auferlegten Pflichten und den Arbeiten für Haus und Reich, für Staat und Untertanen, von denen er Erholung nur in unschuldigen Vergnügungen, vor allem in der J a g d und in der geliebten Musik suchte. Aber andrerseits war richtig, daß bei aller Leichtigkeit, die Lage zu verstehen und verwickelte Dinge zu entwirren, bei aller „présence d'esprit", wie sie ihm noch ein später kritischer Beobachter zuerkennt 4 ), ihn das Mißtrauen gegen sich selbst und mehr und mehr auch gegen andere in allem hemmte, daß sich daraus zunächst Abhängigkeit von Einflüssen und Einflüsterungen nicht nur von einzelnen Ministern und Räten, sondern auch von Beichtvätern und Dienern, weiterhin dann Unentschlossenheit und Schwerfälligkeit ergaben. Unbedingtes Gottvertrauen und angeborene Zähigkeit waren Tugenden, die sich gerade in schlimmen Zeiten sehr günstig auswirken konnten und ausgewirkt haben. Es fehlten ihm jedoch Aktivität und frischer Wille zur Tat und aus jenen Tugenden wurden mit zunehmendem Alter Phlegma, Starrsinn, die Neigung zum Gehenlassen und zum Anklammern an das Gewohnte in persönlicher und in sachlicher Beziehung, die sich für Staat und Politik nur schädlich auswirken konnten: gerade Prinz Eugen sollte, als er emporgestiegen war, in dieser Beziehung bittere Erfahrungen machen. Alles in allem, Kaiser Leopold I. war kein schlechter Herrscher, erst recht kein schlechter Mensch, ein großer Staatsmann aber war er gewiß nicht, dafür fehlte ihm, wie man mit Recht gesagt hat, die nachhaltige K r a f t der wahren Herrschernatur 5 ). Man kann es als die Gunst des Schicksals bezeichnen, daß dieser Habsburger vor allem in den späteren Jahrzehnten auf einigen Gebieten tüchtige, ja hervorragende Helfer und Berater gefunden hat, aber man wird es ihm doch audi als Verdienst anrechnen, daß er, der dankbar jede Tüchtigkeit anerkannte, diesen Menschen den Aufstieg ermöglichte und ihnen die Treue hielt. Waren soldie Persönlichkeiten in der eigenen Familie oder
Familie und Umgebung des Kaisers
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der engeren Verwandtschaft? Auch in dieser Beziehung mußte dem Flüchtling der Unterschied zu Frankreich auffallen. Dort gab es neben der Königin und den Maitressen und der Nachkommenschaft des Königs von jener wie von dieser Seite zahlreiche Nebenlinien des königlichen Hauses, zahlreiche Prinzen und Prinzessinnen von Geblüt, die im Staat und vor allem im politischen Spiel verwandt werden konnten, die freilich auch häufig sich in kecker Opposition gefielen. Um den Habsburger dagegen gab es keine große Familie. Außer dem Vetter in Madrid, König Karl II. von Spanien, an dessen Fähigkeit zur Fortpflanzung des Hauses berechtigte Zweifel bestanden, war nur noch Leopold selbst mit seinen Kindern als Träger des großen Namens vorhanden. Von seiner ersten Gemahlin, die wieder dem spanischen Zweige des Geschlechtes entstammte und bei dem drohenden Aussterben desselben ihrer Nachkommenschaft erhöhte Ansprüche auf das Erbe ihres dahinsiechenden Bruders in der alten und der neuen Welt übertragen konnte, hatte Leopold nur eine Tochter, die Erzherzogin Maria Antonia: schon sprach man davon, daß der junge Max Emanuel von Bayern eine Verbindung mit ihr erstrebte, um damit die Grundlage zur Verwirklichung ehrgeiziger Pläne zu legen. Als Erbin in Österreich selbst kam sie freilidi nicht mehr in Frage, seitdem des Kaisers dritte Frau, Eleonore Magdalene von Pfalz-Neuburg, ihm die ersehnten Söhne geboren hatte, 1678 den Erzherzog Josef, 1682 Leopold, dem allerdings kein langes Leben beschieden war, an dessen Stelle dann aber 1685 Karl treten sollte. Mit der Kaiserin, einer ihrem Gemahl an Frömmigkeit und gutem Willen nicht nachstehenden Frau, der man aber auch Geist und Umsicht nachsagte 6 ), mußte man am Wiener H o f e wohl rechnen, vielleicht auch mit dem Einfluß ihres Vaters Philipp Wilhelm und ihrer zahlreichen Brüder, zumal wenn ihnen, die bereits außer ihrem kleinen neuburgischen Stammland die rheinischen Herzogtümer Jülich und Berg beherrschten, die pfälzische Kur nach dem bevorstehenden Aussterben der Hauptlinie der pfälzischen Wittelsbacher zufiel. Aber im Grunde gab es um 1683 nur einen dem Kaiser auch verwandtschaftlich eng verbundenen Menschen, der ihm wenigstens auf dem gerade jetzt besonders wichtig gewordenen militärischen Gebiete eine hervorragende Stütze war. Gerade dieser lothringische Schwager des Habsburgers hat dann
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eine entscheidende Rolle bei der Erhebung Österreichs aus schwerster Bedrängnis gespielt, Eugen aber hat noch ein halbes Jahrhundert den unvergeßlichen Herzog Karl als den gerühmt, dem er die Kenntnis in der Kriegskunst verdanke 7 ). Man kann merkwürdige Beziehungen und Parallelen zwischen dem Savoyer und dem um 20 Jahre älteren Karl von Lothringen feststellen. Auch dieser hatte zeitweise am französischen Hofe gelebt, wo man einmal an seine Verheiratung mit Eugens Tante Mania Mancini gedacht haben soll, und auch er hatte dort infolge der Einstellung Königs Ludwigs gegen ihn und seine Wünsche bittere Enttäuschung erlebt. Anderthalb Jahre vor Eugens Geburt hat er schon einen ähnlichen Entschluß gefaßt und ausgeführt wie dieser, indem er, nachdem der König ihm in einer persönlichen Unterredung die Aufhebung des von seinem Onkel Herzog Karl IV. eingegangenen Vertrags über die Abtretung seines lothringischen Stammlandes verweigert hatte, heimlich aus Frankreich entwichen war 8 ). Auch er hatte sich Ludwigs österreichischem Gegner zur Verfügung gestellt, er hatte Leopolds Schwester Eleonore, die Witwe des polnischen Königs Michael Wisniowiecki, geheiratet und war auf Grund dieser Tatsache von seinem Schwager zum Statthalter in Tirol erhoben worden. Insofern und als Träger der nie aufgegebenen Ansprüche auf das von den Franzosen widerrechtlich besetzte Herzogtum Lothringen eine politische Figur, war er zugleich während des letzten Krieges als Führer von Truppen des Kaisers und des Reiches zum ersten militärischen Paladin des Habsburgers geworden. Dem Kaiser hatte das Glück schon in den ersten Jahrzehnten seiner Regierung in dem Italiener Montecuccoli einen hochbefähigten Soldaten zur Seite gegeben, aber Karl von Lothringen hat Montecuccoli, in dem er seinen Lehrer sah, als Feldherr, wenn nicht in der klugen methodischen Anlage der Operationen, so doch in deren entschlossener Durchführung übertroffen. Im Vorjahre auf den Tod erkrankt, hat er, kaum wiederhergestellt, 1683 das Oberkommando der kaiserlichen Truppen übernommen, das ihm, seit er nach Montecuccolis Tod zum Generalleutnant und damit zum ersten Offizier des Kaisers ernannt worden war, zustand, und von ihm erwartete man nun in Passau die Rettung Wiens: sie sollte ihm in einer Meisterleistung in der Tat gelingen. Einhellig hat man seine Tapferkeit und seine Kaltblütigkeit an-
Der Lothringer und die Markgrafen von Baden
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erkannt, auch seine Fähigkeit, das Heer in Ordnung zu halten und glückliche Dispositionen für die Schlacht zu treffen, während ihm wohl vorgeworfen wurde, daß große Feldzugspläne weniger seine Sache wären und er durch allzu große Bedächtigkeit bei den Märschen manche gute Gelegenheit verpaßte: dieser Fürst, so hat ein Beobachter, der später selbst ein großer General werden sollte, geurteilt, ist sehr zu fürchten am Tage des Kampfes, aber es ist nicht schwer, ihn vorher zu überlisten 9 ). Merkwürdig, daß man später an dem Prinzen Eugen ähnliche Kritik geübt hat. Persönlich hätte sich der Flüchtling diesem ersten großen Soldaten, den er am Werke sah, wohl enger angeschlossen, wenn nicht andere Bindungen für ihn vorhanden gewesen wären, die ihn zu vorsichtiger Zurückhaltung gegenüber dem sicherlich von ihm bewunderten Lothringer zwangen. Am Hofe und im Heere des Kaisers besaßen noch zwei Mitglieder eines anderen Fürstenhauses Rang und Einfluß, die zwar dem Habsburger nicht unmittelbar verwandt waren und auch nicht so nahestanden wie der Lothringer, bei der schwankenden Gemütsart Leopolds aber ihre Meinung oft zur Geltung zu bringen wußten, auch wenn sie der des Herzogs nicht entsprach. Zwischen dem vornehmen und ehrenhaften, dabei stolzen und hochfahrenden Lothringer und dem Markgrafen Hermann von Baden hatte wohl vom Beginn ihres Zusammenwirkens im kaiserlichen Dienst an keine Harmonie bestanden, insbesondere aber stießen sie aufeinander, seitdem bei Montecuccolis Tode 1680 die beiden in seiner Person vereinigten höchsten Kriegsämter getrennt und Karl als Generalleutnant des obersten Kriegsherrn der Badener als Präsident des Hofkriegsrats gegenübergestellt wurde. An dem immer wieder vorbrechenden Zwist trug gewiß nicht nur der bei aller Frömmigkeit hitzige und nachtragende Herzog Schuld, sondern ebenso der an Körper und Geist gewichtige, fleißige und rührige, jedoch nicht minder selbstbewußte, jähzornige und rücksichtslose Markgraf, von dem man angesichts seiner unbekümmerten Redereien und heftigen Ausbrüche wohl gesagt hat, er habe ein „giftig Maul" 10 ). Er hatte seinen Neffen Ludwig Wilhelm dem kaiserlichen Dienst zugeführt und damit, wie sich zeigen sollte, sich um Österreich und das Reich ein großes Verdienst erworben. Denn der junge Markgraf erwies sich als ein hervorragender Krieger, nicht nur tapfer und für das Kriegshandwerk begeistert, sondern
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auch einsichtig und von klarem Blick und so offensichtlich befähigt, ein ebenso großer Feldherr zu werden wie der Lothringer. Aber beeinflußt wohl von dem Oheim, zudem selbst zugleich scharf in seinen Äußerungen und empfindlich gegenüber Widerspruch und Kritik, war er sicher nicht der Mann, die Brücke zwischen Generalleutnant und Kriegsratspräsident zu schlagen: angesichts des Eigensinns und des Hochmuts, mit denen er wie den Höflingen, so auch dem ihm übergeordneten Oberbefehlshaber gegenübertrat, hat man geurteilt, daß er alle Qualitäten besitze, um eine Armee zu kommandieren, aber auch alle Fehler, um die Lust, sie ihm anzuvertrauen, zu nehmen 11 ). In diese Parteiungen gerade im Kriegswesen, in dem er doch emporsteigen wollte, sah sich so der junge Eugen hineingestellt, und wenn er sich auch hütete, sich offen der einen oder der anderen Gruppe anzuschließen, so mußten ihn schon die Bande des Blutes und die daraus ihm von dieser Seite erwachsende Unterstützung den badischen Markgrafen näherbringen, von denen ihm der acht Jahre vor ihm im gleichen Hôtel de Soissons in Paris geborene Vetter im Laufe der nächsten Jahre nicht nur Gönner, sondern auch offenbar Freund wurde. Ihn hat damals die politische Sphäre wohl wenig interessiert, wenngleich seine Verbindung mit dem spanischen Botschafter ihm die Möglichkeit zu Einblick und auch Anteilnahme bot. Gerade damals sind indessen am Hofe Kaiser Leopolds personelle Veränderungen erfolgt, die sich später für den Eintritt des Prinzen in die Politik als bedeutsam erweisen sollten. Mit dem fast gleichzeitigen Tode des böhmischen Obristhofkanzlers Graf Nostitz, des Reichshofratspräsidenten Fürst Schwarzenberg und des Hofkanzlers Hocher waren drei der wichtigsten bisherigen kaiserlichen Minister entschwunden. Für neue Männer war damit der Weg frei geworden, für den als ehrenhaft und gebildet geltenden Böhmen Ulrich Kinsky 12 ) und für den aus einfachen Verhältnissen am Niederrhein stammenden, im Dienst der Neuburger Pfalzgrafen emporgekommenen Theodor Heinrich Stratmann, der schon bei dem Friedenskongreß in Nymwegen den Kaiser vertreten hatte und nun Ende Juni 1683 den Eid als Hofkanzler ablegte 13 ) : beide werden sie uns wieder begegnen, hier aber schon mag darauf hingewiesen werden, daß so wohl fast gleichzeitig mit Eugen Stratmanns damals elfjährige Tochter Eleonore
Schlacht am Kahlenberg
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nach Österreich kam 14 ), die einmal in seinem Leben und gemeinsam mit ihm in der Wiener Kulturentwicklung ihrer Zeit eine bedeutsame Rolle spielen sollte. Vielleicht mag übrigens der junge Prinz schon in jenen Anfängen erkannt haben, wie an diesem Hof — anders als in Versailles und audi in Turin — neben Höflingen, Soldaten und Beamten auch Männer der Kirche auf die politische Richtung wirkten, wie etwa der auf den Wiener Bischofsstuhl gelangte Kapuziner Emmerich Sinelli, der geradezu als führender Minister gelten konnte, freilich schon im Februar 1685 starb, oder sein Ordensgenosse Marco d'Aviano, der antreibend und mahnend, ratend und schlichtend sich für seinen kaiserlichen Freund wie für das Heer der Christen als moralische Potenz von nicht geringer Bedeutung erwies 15 ).
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Während das seit Mitte Juli 1683 umschlossene Wien den Türken, die mit allen Mitteln der Belagerungskunst jener Zeit, mit Feuer und Minen ihre ständigen Angriffe vorbereiteten und unterstützten, verzweifelten Widerstand leistete, sammelte Herzog Karl von Lothringen auf dem Tullner Feld nördlich der Donau das Entsatzheer 16 ). Zu den kaiserlichen Regimentern stießen hier bei Krems zuerst die Bayern des Kurfürsten Max Emanuel, es folgten Reichsvölker aus dem Schwäbischen und Fränkischen Kreis, die Sachsen unter Kurfürst Johann Georg III., und endlich nahten auch die Polen. In Oberhollabrunn begrüßte der Lothringer am 31. August König Johann Sobieski, dessen Gegenkandidat er bei der letzten polnischen Königswahl gewesen war. Im Schloß Stetteldorf zwischen Tulln und Stockerau fand am 3. September großer Kriegsrat statt. Am 7. September war das ganze Heer marschbereit, insgesamt 65.000 Mann, noch immer den Feinden an Zahl weit unterlegen. Vom gleichen Tage finden wir im Diarium von Sobieskis Sohn Jakob ein erstes Zeugnis von der Anwesenheit des Savoyers: es hätten, so heißt es da, „Dux Lotharingiae", begleitet von den Generälen Croy, Dünewald, Stirum, dem „Dux Eugène Soissons" und vielen anderen dem polnischen Lager einen Besuch abgestattet 17 ). In drei Heeressäulen zog man in den folgenden Tagen am rechten Donauufer
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gegen Wien dem Kahlenberg zu, um von dort gemäß den Vorschlägen des Lothringers auf das Zentrum des Türkenlagers vor der Stadt zu fallen. Am Abend des 10. wurde Klosterneuburg, am nächsten Tage die Ausgangsstellungen erreicht, von denen aus die von dem Lothringer persönlich befehligten Österreicher und Sachsen zwischen dem Strom und dem steil abfallenden Gebirge den ersten Stoß führen, Bayern und Reichsvölker sodann im Zentrum die Hügellandschaften vor Wien durchqueren und die Polen den Feind auf dem rechten Flügel umfassen sollten. Bei dem abgebrannten Kamaldulenserklösterchen auf dem Kahlenberg fanden sich am frühen Morgen des 12. September die Führer, der Polenkönig, der Lothringer, die Kurfürsten von Sachsen und Bayern und die beiden Markgrafen von Baden, noch einmal zusammen, nachdem sie einer von Marco d'Aviano gelesenen Messe beigewohnt hatten. Es ist anzunehmen, daß auch Eugen zugegen war und hier von der Höhe des Berges zum erstenmal Wien vor sich gesehen hat. Wie vorgesehen, begann auf dem linken Flügel am Osthang des Kahlenberges die Schlacht, erfolgreich drangen hier die kaiserlichen Regimenter vor, nahmen Nußdorf und damit den Riegel zum Wiener Becken. Das Zentrum bemächtigte sich sodann des Geländes oberhalb von Grinzing und Sievering, und nachmittags traten auch die Polen zu ungestümem Angriff an, der nicht ohne Krisen vorwärtsgetragen wurde. Flankenwirkung von deutscher Seite brachte einen Gegenangriff der Türken gegen die Polen zum Scheitern, ihr verschanztes Lager vor Döbling wurde erstürmt, in Auflösung flüchteten sie über die Schwechat nach Osten, reiche Beute den Siegern überlassend. Als erster hatte Ludwig Wilhelm von Baden die Belagerungslinien erreicht und die Verbindung mit den Verteidigern Wiens hergestellt. Man hat vermutet, daß sein Vetter sich bei ihm befunden hat, doch ist ebenso möglich, daß er zu den deutschen, italienischen und spanischen Prinzen und Großen gehörte, die den bald hier, bald dort im Kampfgetümmel auftauchenden Oberbefehlshaber Karl von Lothringen begleiteten 18 ). In den Berichten über die Schlacht erscheint „der Prinz von Savoyen" in der Liste der „Princes volontaires", die an dem Kampf teilgenommen hatten 19 ): wo und wie er gestritten hat, wissen wir nicht, doch ist an der Richtigkeit des Zeugnisses Borgomaneros in dem Bericht, den er nach Abschluß des Feldzuges
Eroberung von Gran
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dieses Jahres nach Madrid sandte, nicht zu zweifeln, daß nämlich der Prinz bei der Befreiung Wiens und in den folgenden Gefechten sich, wie es seiner Herkunft entsprach, tapfer geschlagen und der Kaiser ihm seine volle Anerkennung gezollt hat 20 ). Möglich, daß der Jüngling, der sich zum erstenmal im Felde in einer entscheidenden Schlacht bewährt hatte, an dem Einzug der Sieger in das befreite Wien und dem feierlichen Hochamt im Stephansdom am 14. September teilgenommen hat 21 ). Jedenfalls hat er in jenen Tagen, da der Lothringer den Polenkönig zu schleuniger Verfolgung nicht zu bewegen vermochte und manche der Hilfstruppen bereits den Heimmarsch antraten, Wien, das ihm zur wirklichen Heimat werden sollte, zuerst betreten. Nach den Angaben Borgomaneros hat er sich dann bei dem am 18. September erfolgenden Aufbruch nach Osten bei Ludwig Wilhelm von Baden befunden, der sich nach der Befreiung des von den Türken gleichfalls belagerten Raab bei den Kämpfen bei Parkany und dem Angriff auf Gran in besonderer Weise auszeichnete. Ob er neben dem Vetter war, als dieser „mit seinen bei sich habenden Dragonern l'épée à la main" das beherrschende Fort von Parkany erstürmte? 22 ) Neue Niederlagen trafen die Türken, die durch die in der Schlacht am Kahlenberg herbeigeführte völlige Wende tief deprimiert waren. Am 25. Oktober wurde Gran, der alte Sitz des ungarischen Primas, der seit 150 Jahren in der Hand der Ungläubigen gewesen war, genommen, am 27. auch die über der Stadt liegende Feste zur Kapitulation genötigt und damit und mit weiterer Unterwerfung bisher vom Feinde beherrschter Städte der Feldzug glorreich beendet. In jenen Wochen hat der tapfere kleine Savoyer sich neben dem badischen Vetter einen neuen Gönner gewonnen, den Kurfürsten Max Emanuel von Bayern, der als Sohn der savoyischen Prinzessin Adelaide, einer Nichte von Eugens Großvater Thomas, gleichfalls mit ihm verwandt war 23 ). Der Wittelsbacher hatte sich nach der Befreiung Wiens nach Mähren begeben, wo ihn vor den Kämpfen bei Parkany Markgraf Ludwig Wilhelm vielleicht in Begleitung Eugens aufsuchte, um ihn zur Teilnahme an den geplanten Operationen gegen Gran zu bewegen. Der Bayer, der sich übrigens mit dem Badener in der Abneigung gegen den Lothringer traf, fand sich auch dazu bereit, doch hielt ihn eine Erkrankung solange in Brünn zurück, daß er erst in den Tagen der Kapitulation von Gran
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dort eintraf 24 ). N u r wenig älter als Eugen, scheint der lebenslustige Fürst ihn aufgefordert zu haben, sich ihm nach Beendigung der Kampfhandlungen gleich anderen hochgeborenen Volontären wie den Prinzen von Pfalz-Neuburg, Sachsen-Eisenach und Anhalt für die Rückreise an den von Passau zunächst nach Linz verlegten Kaiserhof anzuschließen. Jedenfalls entnehmen wir einem Bericht des mit der Vertretung Savoyens in München betrauten Grafen Lantéry, daß Max Emanuel am 5. November in Preßburg eingetroffen und am folgenden Tage zusammen mit den Prinzen von Neuburg, Eisenach und Savoyen die Weiterreise nach Krems und von dort mit der Post nach Linz angetreten habe 25 ). Am 15. November ist die Gesellschaft dort eingetroffen. Wie sehr hatte sich die Lage im allgemeinen wie auch für ihn persönlich verändert, seitdem der Prinz vor noch nicht vier Monaten sich aufgemacht hatte, um zum erstenmal sein Schwert zu erproben! Herzlich hieß ihn Borgomanero willkommen und nahm ihn bereitwillig in sein Haus auf. Er begründete dies in Madrid damit, daß Eugen über keine Mittel verfüge, man ihm aber die Möglichkeit geben müsse, mit Ansehen und Würde zu leben, da er im habsburgischen Dienst sehr nützlich sein könne, daß er aber auch angesichts der schwierigen Lage, in die sich sein Bruder, der Graf von Soissons, durch seine Heirat gebracht habe, Aufmerksamkeit verdiene 26 ). Schon habe, so wußte er weiter zu berichten, der Kaiser, der von dem offensichtlich auch geistig regen Prinzen weit mehr halte als von dem gefallenen Chevalier de Savoye, davon gesprochen, von demnächst freiwerdenden Regimentern das erste einem Bruder der Kaiserin, das nächste aber Eugen zu geben. Zu der Fürsprache des Spaniers und seines badischen Vetters hatte dieser nun auch noch die des bayrischen Kurfürsten. Der ungemein günstige Eindruck, den der Prinz auf Max Emanuel gemacht hatte, fand seinen Niederschlag in den Mitteilungen, die Lantéry in der zweiten Hälfte des November dem savoyisdhen Hof zukommen ließ: viel mehr als jenen anderen Prinzen in seiner Suite habe der Fürst ihm seine Gunst zugewandt, der gefälliges Auftreten mit einem lebhaften Geist verbinde und eine bei seinem jugendlichen Alter erstaunliche Klugheit erkennen lasse; er liebe ihn wie einen Bruder und er habe ihn nachdrücklich dem Kaiser für ein Regiment empfohlen, was
Oberst eines Dragonerregiments
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er „per il suo grave spirito e prudente condotta" durchaus verdiene 27 ). Eugen selbst aber glaubte sich berechtigt, nun, da seine Verankerung im kaiserlichen Dienst bevorstand, von sich aus die Verbindung mit den Verwandten in Savoyen wieder aufzunehmen, sein Verhalten zu erklären und seine Loyalität zu versichern, zugleich aber auch, wie er es schon in dem Brief an seinen Onkel Emanuel Philibert aus Köln getan hatte, sie an ihre Pflicht zu seiner Unterstützung zu erinnern, um ihm ein standesgemäßes Leben an dem fremden Hof zu ermöglichen. Am 23. November schrieb er in Linz zwei Briefe an den jungen Herzog Viktor Amadeus und an dessen Mutter Giovanna Battista, die er einem von Österreich nach Italien reisenden, über seine Lage (unterrichteten Boten, dem Abbate Leporini, mit auf den Weg gab 28 ). Stolz teilte er da die Zusagen des Kaisers mit, bat um das Einverständnis zur Annahme von dessen Dienst und versprach, jede Gelegenheit zu ergreifen, dem Hause, dem er angehöre, von Nutzen zu sein. D a n n appellierte er an den Vetter, die Gunst, die er vordem dem gefallenen Bruder gezeigt, auf ihn zu übertragen und ihn, der von allen verlassen worden sei, mit einigen Mitteln zu unterstützen, und die Herzogin bat er, seine bittere Lage in einem Lande, wo er vorerst keine Einkünfte habe, zu bedenken und ihm unter die Arme zu greifen. Wenigstens sah er jenes Versprechen Kaiser Leopolds in der Tat bald erfüllt. Sprach man Ende November davon, daß ihm von drei neu aufzustellenden Regimentern ein Dragonerregiment zufallen sollte 29 ), so bot kurz darauf eine Meldung aus Ungarn, daß dort der Oberst Graf Johann Heinrich Kuefstein gestorben war, der erst im Vorjahr k r a f t kaiserlichen Patentes vom 7. Februar 1682 ein Dragonerregiment errichtet hatte, eine andere Lösung 30 ). Am 14. Dezember 1683 unterzeichnete Leopold im Schloß zu Linz die Urkunde, durch die dieses freigewordene Regiment dem Prinzen „in gnädigster Anseh- und Erwägung Deroselben uns bekannter fürtrefflichen Qualitäten, Geschicklichkeit, auch erweisende Valor und Tapferkeit" verliehen wurde 3 1 ). So war also dessen erstes Ziel erreicht: aus dem Flüchtling war ein Oberst geworden, Inhaber eines Regiments, der, wenn er selbst auch zunächst einige Gelder — Taxen an die Kanzlei des Hofkriegsrats ¡und Geschenke an den General, der ihn bei der Truppe einführte — aufzubringen hatte, doch nun in den Genuß
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erheblicher, auch finanziell bedeutsamer Rechte wie des Anspruchs auf tägliche Portionen und Rationen und vor allem auf Abgaben und Präsente für die Verleihung der Offiziersstellen kam: man hat die jährlich einem Obersten zufließenden Einkünfte auf immerhin 10 bis 12.000 Gulden geschätzt 32 ). Aber wichtiger mochte ihm doch die Tatsache sein, daß er kein Volontär, kein Schlachtenbummler mehr war, sondern ein angesehenes Glied innerhalb der kaiserlichen Armee, der Führer einer Truppe, deren besondere Beweglichkeit als Kavallerie, die auch im Fußgefecht verwandt werden konnte, seinen eigenen Neigungen wohl in besonderem Maße entsprach: in der Tat hat Eugen, der bis zu seinem Tod über dies Regiment gebieten sollte, den Savoyen-Dragonern, die in späterer Zeit einen roten Rode mit schwarzen Aufschlägen und gelben Knöpfen trugen, ein Ansehen gesichert, das bis zur Auflösung des Habsburgerreiches Bestand hatte 33 ). Damals hat ihn die Verleihung allerdings zunächst vor nicht leichte Aufgaben gestellt. Die Hälfte des Regiments scheint in Ungarn, andere Teile in Böhmen gelegen zu haben, es hatte im vergangenen Feldzug erheblich gelitten, und von dem Sollstand von 800 Mann in 10 Kompagnien war man weit entfernt. Für den jungen Obersten galt es, die angewiesenen Gelder für die Regimentskasse flüssig zu machen und die nötige Rekrutierung und Remontierung in Gang zu bringen. Aus Diplomatenberichten aus Linz ist zu entnehmen, daß er sich um die Jahreswende 1683/84 in den für das Regiment vorgesehenen Quartieren aufgehalten hat. Angeblich sollte es zusammen mit anderen Kavallerieformationen nach Eger gezogen werden, woraus man auf Zuteilung zu einer für eine mögliche Auseinandersetzung mit Frankreich bestimmten Reichsarmee unter dem Fürsten Waldedi schloß. Weiter wird berichtet, daß ihm die Rekrutierung auch in Schlesien gestattet worden sei, und aus Kriegsakten ergibt sich, daß er einmal um Überlassung einer Freikompanie aus den ungarischen Bergstädten gebeten hat 34 ). Vollen Erfolg hat er mit seinen Bemühungen wohl nicht gehabt: zum erstenmal lernte er am eigenen Leib die vielfachen Mängel und Gebrechen der von den verschiedensten Behörden und den Ständen der verschiedenen Länder abhängigen militärischen Organisation kennen. Voll Erbitterung hat er sich, als er am 21. Januar 1684 wieder in Linz eintraf, über den erbärmlichen Zustand ausgesprochen, in dem er die Truppen
Die ersten Getreuen
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gefunden hatte. Auch auf seine Äußerungen hat sich der französische Botschafter Sébeville berufen, als er ironisch nach Versailles berichtete, offenbar vertrauten die kaiserlichen Minister auf ein Wunder, da sie auf alle Vorstellungen wegen mangelnder Mittel für die Rüstung erklärten, daß Gott sie nicht verlassen werde — während die Truppen zugrunde gingen 35 ). Das war sicher übertrieben, aber auch ein Begleiter Eugens bei des Prinzen Besuch in München — von ihm wird gleich die Rede sein — hat dort einem Diplomaten zugegeben, daß die kaiserliche Armee sich wirklich in jämmerlicher Lage befinde, da man kein Geld zur Anwerbung bekomme und die in verhältnismäßig geringer Zahl vorhandenen Soldaten seit 8 Monaten keinen Sold mehr erhalten hätten 36 ). Es scheint, daß der Prinz in den Frühjahrsmonaten den Stand seines Regiments auf immerhin 600 Mann gebracht hat. Es ist anzunehmen, daß er schon damals Gefährten gefunden hat, die ihm dann die Treue hielten und bis zu ihrem oder seinem Tode wertvolle Helfer in Krieg und Frieden waren. Es waren durchweg Italiener, die sich wohl auf ähnliche Weise wie er selbst aus Idealismus oder Abenteuerlust hier zum Kampf gegen die Ungläubigen eingefunden hatten. Der Conte Vittorio TarinoImperiale, in den meisten Korrespondenzen Tarini genannt, ist uns schon begegnet, er ist der besondere Vertrauensmann Eugens für alle Beziehungen zu Savoyen geworden, und der Prinz selbst hat ihn in einem Schreiben vom 28. August 1690 als seinen besten Freund bezeichnet: wir werden ihm später als diplomatischen Vertreter des Herzogs von Savoyen in Brüssel und in Wien begegnen, und Eugens Interessen in Turin hat er bis zu seinem von dem Prinzen sehr beklagten Tode im Juli 1719 wahrgenommen 37 ). Schon im Januar 1684 spricht der Savoyer von seinem Pagen, dem Neffen des Grafen Baratta, den zu fördern er dem Onkel versprach 38 ). Ob es sich dabei um den Grafen Viktor Philippi gehandelt hat, der freilich in Eugens Briefen erst im März 1691 auftaucht, später aber von anderer Seite einmal als sein früherer Page bezeichnet wird? 39 ) Auch ihm, der seine militärische Karriere bei den Savoyendragonern durchlief und es schließlich zum General der Kavallerie brachte, werden wir noch häufig begegnen. Wohl sicher von Anfang an hatte sich dem Prinzen Carlo Birago di Roccavione angeschlossen, der dann in
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den neunziger Jahren als sein Generaladjutant und zu Beginn des neuen Jahrhunderts als „meines unterhabenden Dragonerregiments bestellter Kommandant", mithin als sein Stellvertreter in der Regimentsführung erscheint: ausdrücklich hat ihn da Eugen als einen in 19 Dienstjahren erprobten Offizier von guter Conduite, Kriegsexperienz und sonderlicher Bravour „sowohl seiner vielfältigen großen Meriten als habender guter Geschicklichkeit wegen" dem Kaiser empfohlen. Roccavione ist dann Oberst eines Kürassierregiments geworden und als Feldmarschall-Leutnant am 10. November 1710 gestorben, auch er wurde von dem Prinzen nicht wenig betrauert, der ihm noch im Oktober 1708 versichert hatte, „daß ich gegen Seine Person das alte Vertrauen und alle Reflexion habe" 4 0 ). Mitten während der Vorbereitungen für den neuen Feldzug ist der nunmehrige kaiserliche Oberst einer Einladung des Kurfürsten Max Emanuel nach München gefolgt, wobei wohl auch die Hoffnung mitgesprochen haben mag, durch den bereits als künftiger Schwiegersohn des Kaisers geltenden Wittelsbacher einen Druck auf die maßgebenden Stellen in Österreich im Hinblick auf seine Forderungen ausüben zu können 41 ). Aber entscheidend dürfte das für die Reise gewiß nicht gewesen sein. Er war dem Kurfürsten verpflichtet, dessen Fürsprache ihm bei der Erlangung des Regiments sehr genützt hatte 4 2 ) und der ihm, der in steten Geldnöten steckte, schon in Ungarn mit einer nicht unbeträchtlichen Summe ausgeholfen hatte: spöttisch meinte man in München, das sei eigentlich die schönste Aktion Max Emanuele während des ganzen Feldzuges gewesen. Wenn der Fürst ihn nun dringend aufforderte, die Karnevalszeit bei ihm zu verbringen, und ihm anscheinend audi noch die nötigen Mittel für die Reise zusandte, so konnte er sich nicht versagen. Mit drei Begleitern ist er am Morgen des 10. Februar 1684 in der bayrischen Hauptstadt eingetroffen, wo er zunächst den savoyischen Gesandten Lantéry aufsuchte, um sich dann mit ihm zusammen in die Residenz zu dem Kurfürsten zu begeben, der ihn überaus liebenswürdig empfing, mit ihm im engsten Familienkreis speiste und ihm im Schloß selbst nicht weit von seinen eigenen Gemächern Unterkunft gab 4 3 ). Er geriet in den Trubel eines ausgelassenen Faschings, dessen Höhepunkte zwei öffentliche Feste des Hofes, eine sogenannte Egyptiana und dann vor allem
Aufenthalt in München
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die angeblich mit Rücksicht auf die A n k u n f t Eugens vom 8. auf den 14. Februar, den Rosenmontag, verlegte „Wirtschaft" bildeten, wobei der Fürst und sein Gast als Diener auftraten 4 4 ). D a zwischen und danach gab es, wie die beteiligten Diplomaten, nidit ohne Seufzen über wilde Strapazen und Schlaflosigkeit und nicht ohne Kritik an dem rücksichtslos seine Gesundheit ruinierenden Wittelsbacher, berichteten, Vergnügungen aller Art bei Tage und Nacht, Schlittenfahrten bei grimmiger Kälte, Jagden auf Schwäne oder Wildgänse und bei Dachau auf Füchse mit anschließenden Gelagen usw. H a t nun der „mutwillige, debauchierte Bub" von einst tüchtig mitgehalten, hat er sich ausgetobt, wie es ja schließlich seiner Jugend entsprochen hätte? Es scheint keineswegs der Fall gewesen zu sein. In dem Bericht des französischen Gesandten de la H a y e v o m 16. Februar treffen wir auf interessante Mitteilungen über H a l t u n g u n d A r t des Prinzen: „Er liebt nicht die Vergnügungen des H e r r n Kurfürsten von Bayern. Er hat nicht an den Schlittenfahrten teilnehmen und nicht à l'allemande spielen wollen, weil, wie er sagte, es ihm nicht gefalle. Er hat es sehr lächerlich gefunden, daß der H e r r K u r f ü r s t ihn am Tage seiner A n k u n f t eine dumme deutsche Komödie anhören ließ, die vier Stunden dauerte. Dieser junge Prinz von Savoyen ist nicht sehr aufgeweckt, er spricht wenig, und es ist leicht zu sehen, daß er sich an das Treiben des bayrischen Hofes nicht gewöhnen wird." Offenbar war «r die ganze Zeit bedrückt, weil er sich fortdauernd zu großen Ausgaben genötigt sah, die den Inhalt seiner Börse überstiegen: Lantéry hat sich in Turin zu seinem Fürsprecher gemacht und dringend gebeten, daß man einen Prinzen des Hauses Savoyen nicht in peinlicher Verlegenheit leben lasse, weil er nicht wisse, wie er die von ihm erwarteten Trinkgelder aufbringen solle. Es scheint, daß er seine schon f ü r Anfang März geplante Abreise immer wieder hinausschob, um auf Geldüberweisungen aus Linz zu warten. Seine und Lantérys Bitten hatten auch schließlich Erfolg, er erhielt nicht nur einen kleineren Zuschuß von seinem Onkel, dem Prinzen von Carignan, sondern es war in Linz wohl auch eine größere Summe vom Turiner Hof — es soll sich um fast 15.000 Lire gehandelt haben — eingetroffen 4 5 ). So konnte er denn die seiner H e r k u n f t und seinem Rang angemessenen Geschenke verteilen, bevor er am Sonntag dem 12. März München wieder verließ. Von dort aus hatte er 8
Braubach, P r i n z Eugen
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noch seinem herzoglichen Vetter und dessen Mutter am 10. März in herzlicher Form zu der bevorstehenden Heirat des jungen Victor Amadeus mit der französischen Prinzessin Anna von Orléans gratuliert 46 ). Max Emanuel hatte ihm zum Abschied drei Pferde geschenkt, und Lantéry, in dessen Berichten sich kein Hinweis auf jene von seinem französischen Kollegen behaupteten Verstimmungen findet, glaubte versichern zu können, daß man mit ihm auf Grund seiner liebenswerten Eigenschaften allgemein zufrieden gewesen sei, ja daß man sich geradezu in panegyrischen Lobeserhebungen über ihn ergehe 47 ). Und doch war sicher an jenen Bemerkungen und Prophezeiungen etwas Richtiges. Zu sehr kontrastierten der Kurfürst und sein Gast in ihrem Wesen und in ihren Neigungen, als daß sich wirklich eine engere Freundschaft -und Übereinstimmung zwischen ihnen bilden konnte. Der im Juli 1662 geborene, also um mehr als ein Jahr ältere Wittelsbacher traf sich zwar mit dem Savoyer in Kampfeslust und unbekümmerter Tapferkeit; nicht zum wenigsten deshalb hatte er wohl Gefallen an dem unansehnlichen, aber offensichtlich begabten Vetter gefunden, dessen Armut ihm erwünschte Gelegenheit gab, sich als großzügiger Verwandter zu zeigen. Doch weit mehr als jener lebte er dem Augenblick, suchte er alles, was das Leben einem feurigen jungen Mann bot, zu genießen, auf der einen Seite die Wechselfälle des Krieges — weniger das Bedenken der militärischen Lage, ihrer Möglichkeiten und Gefahren, und die Planung eines Feldzuges, als das Hineinstürzen in das Getümmel, die Lust, sich zu schlagen, den Feind fliehen zu sehen und den Lorbeer des Siegers zu erringen —, auf der anderen die Vergnügungen der Feste, der Jagd, der Liebe, denen er sich voll Leidenschaft hingab 48 ). Dagegen zeigte Eugen — für uns hier in seinem Verhalten während dieses Münchener Karnevals zum erstenmal deutlich erkennbar — einen für seine Jugend merkwürdigen Ernst, eine Zurückhaltung, die ihn dann einem de la Haye als nicht sehr aufgeweckt erscheinen ließ, hinter der sich aber Zielstrebigkeit, ruhige Überlegung und eine Kraft verbargen, die sich auf die Dauer als wirksamer erwiesen als Max Emanuels in ihrer Art gewiß auch imponierende Leidenschaftlichkeit und Ruhmsucht. Wir wissen nicht, ob ihn damals edite Gefühle der Dankbarkeit gegenüber dem Mann bewegt haben, der ihm sicherlich
Türkenkrieg 1684
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manchen Weg geebnet und manche Wohltat erwiesen hat, einer engeren Bindung an ihn, wie sie jener wohl zeitweise anstrebte, hat er sich jedenfalls entzogen. Als der Prinz sich gegen Mitte März von München nach Prag begab, wo er die nötigen Geldmittel zur Verstärkung seines Regiments zu finden hoffte 49 ), war nodi nicht entschieden, in welcher Richtung die Streitkräfte des Kaisers und seiner Verbündeten in diesem Jahre eingesetzt würden. Proteste des Hofes von Madrid gegen französische Reunionen in den Niederlanden hatte Ludwig XIV. mit der Kriegserklärung an Spanien und der Belagerung von Luxemburg beantwortet, und den Kaiser drängte nicht nur Borgomanero, sondern auch sein bereits von spanischer Erbschaft träumender künftiger Schwiegersohn Max Emanuel von Bayern, nun, nach der glücklichen Abwehr der Türken, den Kampf im Westen, an Mosel und Rhein, aufzunehmen 50 ). Auf der anderen Seite aber wiesen sowohl christlich-universale Gefühle, wie sie Papst Innozenz XI. und am Hoflager Leopolds selbst dessen Nuntius Bonvisi und P. Marco d'Aviano vertraten, als auch die Aussicht auf die Begründung einer ganz Ungarn umfassenden Großmacht auf energische Fortführung des Krieges im Osten, und sie wurde in der Tat, nachdem es dem Papst gelungen war, am 5. März 1684 eine „Heilige Liga" zwischen dem Kaiser, Polen und Venedig zustandezubringen, beschlossen. So wandte sich die Aufmerksamkeit doch wieder Ungarn zu, während man sich im Westen schweren Herzens zu der vorläufigen Anerkennung der Reunionen einschließlich des zu Fall gebrachten Luxemburg in dem vom Kaiser zugleich für das Reich und für Spanien auf 20 Jahre geschlossenen Regensburger Waffenstillstand bereit fand. Die Hoffnungen, zunächst allein mit den kaiserlichen Truppen trotz der im Winter ja offenbar gewordenen Mängel der militärischen Organisation und trotz des bald wieder zutage tretenden Widerstreits in der Führung zwischen dem Herzog von Lothringen und den Markgrafen von Baden die Türken erneut schlagen und ihnen größere Teile Ungarns abnehmen zu können, schienen sich auch anfangs zu erfüllen, als es dem Lothringer gelang, ein feindliches Heer am 27. Juni bei Waitzen zu werfen und in raschem Vormarsch links der Donau nach Süden sich der Stadt Pest zu bemächtigen, von wo aus man sich dann anschickte, die jenseits des Stroms gelegene beherrschende 8*
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Festung Ofen, Hauptsitz und wichtigster Stützpunkt der türkischen Herrschaft, anzugreifen. Dodi trotz anfänglicher Erfolge und der Abwehr eines türkischen Ersatzheeres kam es hier zu Stockungen, die sich schließlich zu einer schweren Krise für die Christen aus wuchsen51). Von Böhmen aus muß Eugen spätestens Mitte Mai wieder in Wien eingetroffen sein, von wo aus er am 25. Mai dem Herzog von Savoyen seinen Dank für die ihm zuteil gewordene Unterstützung aussprach und seinen bevorstehenden Abgang zu der Armee in Ungarn ankündigte 52 ). Mitte Juni war er mit den fünf Schwadronen seines Regiments bei der sich bei Gran versammelnden kaiserlichen Streitmacht, wo er innerhalb der von dem Feldmarschall Caprara kommandierten Reiterei dem linken Flügel unter dem General Fürst Salm zugeteilt wurde 53 ). Sichere Nachrichten über seine Teilnahme an dem Sieg von Waitzen liegen nicht vor, dagegen war er schon bei den ersten Kämpfen um Ofen im Juli mit seinen Dragonern eingesetzt, und besonders zeichnete er sich bei der Abwehr der türkischen Feldarmee am 22. Juli aus: der Prinz Louis von Baden, so heißt es in dem Bericht des Herzogs von Lothringen vom folgenden Tage, habe mit dem Götzischen und dem Savoyischen Regiment den Feind mehr als eine Meile Weges verfolgt und dessen Artilleriestücke erobert 54 ). Wir finden ihn sodann in den Laufgräben vor Ofen, wo die Dragonerobersten wie ihre Kameraden von der Infanterie Dienst leisten mußten, und hier erhielt er in der ersten Augusthälfte seine erste Wunde: das Gerücht, das der an Sébevilles Stelle als französischer Gesandter am Kaiserhof getretene Comte de Cheverny am 13. August vermerkt, wonach bai Buda außer Parella auch Prinz Eugen verwundet worden sei55), wird durch ihn selbst in einem Schreiben an Victor Amadeus vom 3. September bestätigt, in dem er seine Wunde als einen der Gründe für sein langes Schweigen anführt. Nach Angaben in zeitgenössischen Schriften soll er, als er mit dem Fürsten Salm die Gräben besichtigte, von einer Musketenkugel am Arm getroffen worden sein, ohne daß jedoch ein Knochen verletzt wurde 56 ). Die Verletzung mag ihm wenig Sorge bereitet haben, um so mehr aber mußten ihn das Hinschleppen der Belagerung, das Auftreten ansteckender Krankheiten unter den Truppen und nicht zum wenigsten die Uneinigkeit in der Führung beunruhigen: gewiß
Verwundung vor Ofen
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ist er oft Zeuge der Klagen seines badischen Vetters über die „Unbeständigkeit der Resolutionen, auf welchen man selten vierundzwanzig Stunden verharrt", seiner leidenschaftlichen Kritik an dem Oberbefehlshaber gewesen57). Jener Brief nach Turin von Anfang September läßt seine Sorgen deutlich erkennen: von den Krankheiten ist da die Rede, überhaupt von dem schlechten Zustand der Truppen, weiter von der zu erwartenden Rückkehr eines feindlichen Heeres von 30.000 Mann, während man selbst freilich mit dem baldigen Erscheinen Max Emanuels mit 8000 Bayern rechne; jedenfalls werde man sich den herankommenden Türken zu blutigem Kampf stellen, obwohl man an Zahl und Ausrüstung unterlegen sei, „aber die Tapferkeit unserer Soldaten läßt mir fast sichere Hoffnung für den Kampf, vor allem wenn man sie darauf hinweist, daß es für sie keine Aussicht gibt als zu leben oder zu sterben" 58 ). Im Grunde scheint er doch keineswegs zuversichtlich gewesen zu sein. Zwar traf am 8. September der bayrische Kurfürst mit seinen Regimentern im Lager ein, und ein türkischer Entsatzversuch konnte erneut abgewiesen werden. Aber der Angriff auf die Festungswerke machte so wenig Fortschritte, daß schon Ende September der Abbruch des Unternehmens erwogen wurde. Beschlossen wurde er, als ein Generalsturm am 4. Oktober zu keinem Ergebnis führte. Nachdem man vor Ofen sehr schwere Verluste erlitten hatte, kostete auch der Rückmarsch noch manche Opfer. Von dem Regiment des Prinzen Eugen erfahren wir aus späteren Berichten, daß es als ruiniert gelten konnte 59 ). Auch für ihn bedeutete so dieses ruhmlose Ende des Feldzugs von 1684 einen schweren Rückschlag. Im November langte er zusammen mit Ludwig Wilhelm, mit dem er sich nunmehr sehr eng zusammengeschlossen hatte 60 ), wieder in Wien an. Aber er blieb nicht lange; schon in der Frühe des 6. Dezember bestieg er die Post, um sich nach Italien zu begeben61). Was war der Grund für diese auffallende weite Reise? Offenbar hat man in jenen Jahren in wohlgesinnten Kreisen für ihn die Laufbahn eines Offiziers in kaiserlichem Dienst, die er eingeschlagen hatte, noch keineswegs für endgültig gehalten. Im Sommer, als er sich auf dem ungarischen Kriegsschauplatz befand, hatten sich die Kaiserin Eleonore an die KöniginMutter von Spanien und der bayrische Kurfürst an König
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Karl II. gewandt, um ihn für das damals freigewordene Großpriorat von Kastilien zu empfehlen, und dieser Antrag war unter Berufung auch auf die Wünsche des Herzogs von Savoyen von dem spanischen Gouverneur in Mailand, Graf Melgar, unterstützt worden, der den Prinzen dabei wegen seiner ausgezeichneten Eigenschaften und seiner Anhänglichkeit an das Haus Habsburg lobte 62 ). Anscheinend ist er auch selbst in dieser Angelegenheit tätig gewesen, da die Antwort aus Madrid, wonach das wahrscheinlich redit einträgliche, übrigens geistliche Amt bereits besetzt worden war, auch an ihn gerichtet wurde. So kann diese Angelegenheit nicht mehr der Grund für den Entschluß Eugens zu der Reise gewesen sein, den übrigens sein bisheriger bayrischer Protektor gegenüber Lantéry mißbilligte 63 ). Was ihn dazu be wog, erfahren wir auch aus den Berichten des savoyischen Agenten in Wien, des Abbate Eccaro, nicht, der sich mit dem Ausdruck der Überzeugung begnügt, daß sein Herr diesen vielversprechenden Prinzen mit Achtung und Zuneigung begrüßen werde. Nun gab es damals einen aufregenden Vorgang im Haus Savoyen, der in besonderem Maße auch seine eigene Familie anging. Angetrieben von seiner über die nicht standesgemäße Heirat ihres ältesten Enkels, des Grafen von Soissons, entrüsteten Mutter hatte sich der schon 50jährige Onkel Eugens, der Prinz Emanuel Philibert von Carignan, trotz seiner körperlichen Gebrechen zur Heirat entschlossen, was insofern besondere Bedeutung hatte, als er, solange Victor Amadeus keine Söhne hatte, der nächste Anwärter auf den Thron war. Vergebens war der Graf von Soässons nach Turin geeilt, um zugleich im Auftrag Ludwigs XIV., der Emanuel Philibert voll Mißtrauen gegenüberstand, den Onkel von diesem Schritt zurückzuhalten: der Prinz von Carignan hatte sich von der Verbindung mit -einer Prinzessin aus dem Hause Este nicht abbringen lassen, worauf Soissons resigniert am 2. Dezember die Rückreise nach Frankreich angetreten hatte 84 ). Es ist kaum anzunehmen, daß sein jüngster Bruder in diese Angelegenheit noch hat eingreifen wollen. Wahrscheinlich wollte er durch persönliche Aussprache sowohl mit seinem Onkel als auch mit dem jungen Herzog und dessen Beratern seine Lage in finanzieller Beziehung klären und zugleich sich audi über die Aussichten genauer unterrichten, die sich ihm unter Umständen vielleicht weniger in Savoyen selbst als in Spanien bieten konnten. Auf diese
Reise nadi Turin
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Möglichkeit hatte den Urenkel einer spanischen Habsburgerin offenbar seine Mutter hingewiesen, die damals bereits ihre eigene Übersiedlung von Brüssel nach Madrid ins Auge gefaßt hatte. In dem Brief an Victor Amadeus vom 3. September aus dem Lager bei Buda hatte er ihm für seine Verwendung in Spanien gedankt: da hat es sich wohl um das Großpriorat gehandelt, vielleicht ergaben sich jetzt andere Möglichkeiten, wobei er wieder auf wohlwollende Unterstützung des Herzogs rechnen mochte. Wie dem auch sei, jedenfalls traf der junge Oberst, der übrigens auch nach der Meinung des Nuntius in Savoyen, der ihm einst die Tonsur erteilt hatte, solange er nicht heiratete, als Anwärter auf kirchliche Pfründen gelten konnte, um den 20. Dezember 1684 in Turin ein®5). Vom H o f e aus hatte man bei Emanuel Philibert angefragt, ob der Neffe in seinem Hause Unterkunft finden könne, was jedoch abgelehnt wurde, worauf der Herzog ihm das gleiche Appartement im Schloß zur Verfügung stellte, in dem kurze Zeit vorher sein ältester Bruder gewohnt hatte. Der französische Gesandte, Abbé d'Estrades, hatte sich entschlossen, ihm angesichts der Art, wie er Frankreich verlassen und sich nach ihm zugekommenen Informationen in Wien Cheverny und anderen Franzosen gegenüber verhalten hatte, weder einen offiziellen Besuch zu machen noch auch ihn „en particulier" zu treffen, während er ihm bei Hofe eine kühlreservierte Miene zeigte 6 6 ). Er hatte zunächst den Eindruck, daß der Herzog über das Erscheinen des Vetters nicht sehr erfreut war, und er hielt es für wahrscheinlich, daß dessen Hoffnungen auf erhebliche Zuschüsse sich nicht erfüllen würden, zumal Victor Amadeus einen ausgesprochenen Hang zur Sparsamkeit hatte. Aber nach den gemeinsam verbrachten Weihnachtstagen erwies sich, daß Eugen den Herzog für sich und seine Anliegen gewonnen hatte: dieser fand sich wider Erwarten bereit, ihm eine Summe von 20.000 Lire für die Wiederherstellung seines Regiments und die Ausgaben der nächsten Campagne zu bewilligen und ihm überdies ein edles spanisches Pferd zu schenken 67 ). Anders als vor mehr als einem Jahrfünft, als der im Gefolge seiner Mutter nach Turin gekommene Prinz und der damals erst 12jährige nodi unter der Vormundschaft seiner Mutter stehende Herzog sich kaum viel zu sagen hatten, waren sich diesmal die beiden Vettern begegnet: es war der Beginn von persönlichen und
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policischen Beziehungen zwischen zwei in -ihrem frühem Ernst und ihrer nüchternen Sachlichkeit nicht unähnlichen und doch in Wesen und Charakter grundverschiedenen Menschen, die sich, für beide bedeutsam, über Jahrzehnte erstrecken und den größten Schwankungen unterworfen sein sollten68). Noch war der Ältere wohl für längere Zeit auf des Jüngeren Gutwilligkeit und Unterstützung angewiesen, und so wird er bemüht gewesen sein, das jenem eingeborene Mißtrauen zu überwinden, wie >er zugleich auch seinen wichtigsten Berater, den Minister Marchese di San Tommaso, sich günstig zu stimmen suchte69). Ob man auch über jene spanischen Aspirationen von Olympias Sohn gesprochen hat, wissen wir nicht. Als Eugen am 7. Januar 1685 Turin wieder verließ, hatte er zwar eine an Güter oder Pfründen gebundene finanzielle Sicherung der Zukunft nicht erreicht, aber er war doch wohl nicht unzufrieden. Er hat noch den Onkel Emanuel Philibert, der >auf Grund seiner Heirat und des deswegen von Frankreich gegenüber dem Turiner Hof geäußerten Unwillens Piémont zeitweise verlassen hatte, in Bologna aufgesucht, von wo aus er am 17. Januar Victor Amadeus für die ihm zuteil gewordene Aufnahme dankte 70 ). Offenbar war er nicht gewillt, sich wie sein Bruder Soissons gegen den Prinzen von Carignan zu stellen: ein Bruch mit ihm, der ihm ja schon mehrfach geholfen hatte, konnte ihm nur schaden, zudem ließ das auch seine Abneigung gegen Ludwig XIV. und gegen alles, was von Frankreich betrieben und gefordert wurde, nicht zu. Nach idem Bericht ides Abbate Eccaro ist der Prinz am Donnerstag dem 22. Februar 1685 „con perfetta salute" wieder in Wien eingetroffen 71 ), wo er wie früher bei dem spanischen Botschafter wohnte. In der nun sofort von ihm aufgenommenen Arbeit an der Wiederherstellung seines Dragonerregiments, die ihn in den nächsten Wochen in dessen böhmisch-mährische Quartiere führte 72 ), trat Ende April noch einmal für kurze Zeit eine Unterbrechung ein. Schon im Herbst des Vorjahres war ein hochgeborener Flüchtling aus dem Westen den Spuren des Savoyers gefolgt, der Sproß einer Nebenlinie des lothringischen Herzogshauses, Prinz Karl von Commercy, dem König Ludwig immerhin eine Reiterkompagnie verliehen, ihn dann aber im Avancement übergangen hatte 73 ). Vielleicht hatte er, der sich sofort in Österreich eng an Eugen anschloß, diesem schon in Paris nahe-
Empfang französischer Prinzen in Augsburg
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gestanden — er war mehr als zwei Jahre älter —, und möglicherweise hat bei seinem Entschluß zum Ritt nach Deutschland nicht nur der als Oberbefehlshaber des kaiserlichen Heeres wirkende Chef seines Hauses, sondern auch der so rasch zum Oberst erhobene savoyische Prinz eine Rolle gespielt. Audi er hat zunächst als Volontär gedient, um 1685 als Generaladjutant Verwendung zu finden und im folgenden Jahr ähnlich wie vor ihm Eugen die feste Basis als Inhaber eines Kavallerieregiments zu finden. Tapfer und kühn bis zur Verwegenheit, dabei gerade und zuverlässig, ist er, wie wir sehen werden, einer der besten Waffengefährten des ihm an Geist und Fähigkeit überlegenen Savoyers geworden, dessen Führung er sich willig unterordnete. Diesen wird sein Kommen kaum so überrascht haben wie die ihn nach seiner Rückkehr aus Italien im Frühjahr 1685 erreichende Kunde, daß kein anderer als der einstige Gefährte bei seiner Flucht, Louis-Armand Conti, sich zu einer Wiederholung des damals von ihm auf halbem Wege aufgegebenen Unternehmens entschlossen hatte und sich zusammen mit seinem jüngeren Bruder François-Louis und einem Angehörigen des Hauses Turenne auf dem Ritt nach dem Osten befand 7 4 ). Sie hatten mit anderen jungen Aristokraten nach dem Regensburger Stillstand sich um die Erlaubnis ihres Königs zur Teilnahme am Kampf gegen die Ungläubigen im polnischen Heer bemüht und wohl eine halbe Einwilligung erhalten, die aber widerrufen wurde, als sie sich anscheinend genau so wie die Ausreißer von 1683 über die Niederlande nach Süddeutschland wandten 7 5 ). Von Nürnberg aus benachrichtigten sie Eugen, den sie ibaten, ihnen Unterkunft in Wien zu verschaffen und sie den bevorstehenden Feldzug möglichst in seinem Regiment teilnehmen zu lassen 76 ). Doch der Prinz beschloß, ihnen entgegenzufahren und sich mit ihnen Anfang Mai in Augsburg zu treffen, wohin dann auch von München Kurfürst Max Emanuel kam, der zu Ehren der ganzen Gesellschaft eine große J a g d veranstaltete 77 ). Hier ist offenbar verabredet worden, daß sowohl Eugen als auch die französischen Prinzen unter den Befehl des Wittelsbachers treten sollten, der in Wien mit Unterstützung der Markgrafen von Baden die Betrauung mit dem Kommando über ein selbständiges Korps betrieb 78 ). Es zeigte sich indessen, daß der Kaiser dazu nicht bereit war. Die Contis scheinen noch einige Zeit die Gastfreundschaft
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des Bayern in Anspruch genommen zu haben, denn während Eugen um den 20. Mai wieder in Wien war, erschienen sie erst am 1. Juni in der kaiserlichen Hauptstadt, wo sie Ludwig Wilhelm von Baden freundlich empfing 79 ). Schon am 3. reisten sie zu der bei Preßburg sich sammelnden Armee des Lothringers weiter, während Eugen noch am 10. von Wien aus ein Schreiben an Herzog Victor Amadeus richtete, in dem er mit Versicherungen des Dankes für die gewährte Unterstützung Mitteilungen über die Durchreise Contis und seine eigene bevorstehende Ausfahrt nach Ungarn verband 80 ). Möglich, daß er noch an der am 15. Juni in Wien stattfindenden Heirat Max Emanuels mit der 16jährigen Erzherzogin Maria Antonie teilgenommen hat 81 ), doch liegen uns darüber keine Nachrichten vor. Man hatte diesmal eine größere Streitmacht als im Vorjahr aufgeboten: zu 60.000 Kaiserlichen und 8000 Bayern sollten noch über 30.000 Mann aus anderen Reichsterritorien treten, so daß man über rund 100.000 Mann verfügte 82 ). Wie Eugen schon am 10. Juni seinem savoyischen Vetter geschrieben hatte, war man zu diesem Zeitpunkt zu dem Entschluß gekommen, vorerst zur Belagerung von Neuhäusel zu schreiten. Die französischen Prinzen befanden sich in Begleitung Karls von Lothringen, als er gegen Ende Juni Rekognoszierungen durchführte 83 ), denen nach Einschließung der Feste am 11. Juli die Eröffnung der Laufgräben folgte. Die weiteren Operationen wurden dann jedoch durch den Anmarsch eines türkischen Heeres von Ofen bestimmt, das seinerseits Gran umlagerte. Die Leitung der Belagerung von Neuhäusel wurde darauf Caprara übertragen, während die Hauptmacht am 8. August die Donau überschritt und dort gegenüber dem von Gran heranziehenden Feind, den linken von Max Emanuel befehligten Flügel an den Strom gelehnt, Stellung nahm. Prinz Eugen hatte am 5. August aus dem Lager vor Neuhäusel Victor Amadeus und dem Minister San Tommaso von dem Auftreten eines in Wien sich als savoyischer Gesandter ausgebenden Schwindlers geschrieben, über das ihn der wenige Tage vorher von der Hauptstadt zu ihm gekommene Tarino unterrichtet hatte 84 ); jetzt befand er sich an der Spitze seines Regiments, als am 16. August mit einem Ansturm der Türken die Schlacht bei Gran ihren Anfang nahm. Nach einem Bericht des Markgrafen Ludwig Wilhelm wurden dabei die „ein wenig zu geschwind avan-
Türkenkrieg 1685
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eierten" Regimenter Castell u n d Savoyen zurückbeordert, sodann, als sich auf dem linken Flügel „eine kleine K o n f u s i o n ereignete" u n d bayerische T r u p p e n durch T a t a r e n umringt w u r d e n , durch den K u r f ü r s t e n die S a v o y e n - D r a g o n e r zu H i l f e gesandt, denen stärkere K r ä f t e nachrückten. Die von dem Gegenangriff der D e u t schen in die Moräste zurückgedrängten T ü r k e n vermochten sich z w a r wieder zu sammeln, zogen es aber vor, den K a m p f abzubrechen u n d sich wieder in Richtung O f e n zurückzuziehen. I n z w i schen erstürmte C a p r a r a am 19. August Neuhäusel, u n d in den folgenden M o n a t e n f a n d mit der N i e d e r w e r f u n g der ungarischen Aufständischen in O b e r u n g a r n der Feldzug einen erfolgreichen Abschluß. Seit dem Schlachttage v o n G r a n fehlen Nachrichten über die militärische Betätigung Eugens. Wir wissen auch nicht, ob er den überstürzten Abschied der französischen Prinzen miterlebt hat, die auf scharfe A u f f o r d e r u n g ihres Onkels C o n d é es doch v o r zogen, wieder nach H a u s e zurückzukehren, u n d schon am 30. August auf ihrem R i t t nach Frankreich S t r a ß b u r g erreichten 8 5 ): k u r z e Zeit darauf ist L o u i s - A r m a n d Conti einer K r a n k heit erlegen. Z u r gleichen Zeit erreichte sein G e f ä h r t e von einst eine weitere E t a p p e seines Aufstiegs. Offensichtlich ist man im kaiserlichen Lager wieder voll des Lobes über die T a p f e r k e i t u n d Umsicht gewesen, die er auch in diesem Feldzug gezeigt hatte. Wieder h a t t e ihm M a x Emanuel, als er selbst die Rückreise aus dem Feld a n t r a t , 2 P f e r d e z u m Geschenk gemacht, in Wien aber f a n d e n sich die badischen M a r k g r a f e n u n d der K u r f ü r s t mit dem dazu auch v o n savoyischer Seite ermunterten spanischen Botschafter zusammen, um dem Kaiser eine Beförderung dieses seinem Dienst ganz hingegebenen, offenbar hochbegabten u n d unbedingt zuverlässigen Prinzen anzuraten. K u r z nachdem er wieder in Wien eingetroffen w a r , h a t Kaiser Leopold in der T a t am 16. O k t o b e r 1685 den gerade 22 J a h r e alt werdenden jungen M a n n unter Übergehung vieler älterer Obersten z u m Generalfeldwachtmeister u n d damit in den R a n g eines Generals erhoben. Voll Stolz haben darüber A b b a t e Eccaro u n d Graf Tarino, denen von Seiten des Kaisers diese Ernennung zugleich als ein besonderes Zeichen der Achtung u n d des D a n k e s gegenüber dem H a u s Savoyen hingestellt wurde, nach T u r i n berichtet; wie sie, so prophezeite auch Borgomanero dem jugendlichen General
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eine große Zukunft, und allgemein drängte man sich am Wiener Hof zur Gratulation um ihn, den Leopold auch durch einen besonders herzlichen Empfang ausgezeichnet hatte 86 ). Sollte die Beförderung ihn endgültig an Österreich binden? Die Absicht mag mitgesprochen haben, sein Verhalten in der nächsten Zeit aber erweist, daß er selbst sich noch nicht entschieden hatte, daß er vielleicht gerade auf Grund der Anerkennung, die er fand, auch noch andere Möglichkeiten zukünftigen Glücks erwog. Noch waren die Sorgen der vergangenen Jahre nicht behoben, noch mußte er, da mit der Rangerhöhung eine Verbesserung der Einkünfte kaum verbunden war 87 ), gewissermaßen von der Hand in den Mund leben, angewiesen auf die zwar nicht unbeträchtlichen, aber für ein standesgemäßes Auftreten nicht ausreichenden, Einnahmen als Oberst und auf die wohl nur sporadisch eintreffenden Spenden aus Turin. Wie froh mußte er sein, daß ihn Borgomanero weiterhin großzügig in Wien wie früher in Linz in sein Haus aufnahm, dodi wie demütigend war dies andrerseits! In den Briefen, die er am 21. November dem wohl auf seine Veranlassung nach Turin reisenden Tarino für den Herzog, dessen Mutter und San Tommaso mitgab, spricht er zwar voll Befriedigung von seiner Ernennung zum General, doch weist er nachdrücklich darauf hin, daß er dadurch zu höheren Ausgaben sich gezwungen sehe, für die ihm die Mittel fehlten, falls man sich seiner nicht annehme. Vielleicht war es audi in dieser Richtung als Mahnung gedacht, wenn sich dann noch der selbstbewußte Satz findet, er werde mit der Zeit wohl an die Erreichung der höchsten Chargen denken können, die es im Dienste des Kaisers und des Königs von Spanien gebe88). Die Nennung Spaniens aber deutet zugleich auf eine andere Richtung seiner Pläne, und wie ernst sie zu nehmen war, das wurde dadurch offenbar, daß er selbst am 22. November, also einen Tag nach Tarinos Abfertigung, von Wien aufbrach zu einer Reise, die ihn nicht wie in den vergangenen Jahren nach München oder Turin, sondern nach Brüssel und weiter nach Madrid führen sollte. Nach der Mitteilung des in Wien die bayrischen Interessen wahrnehmenden Residenten Stoiber an seinen Kurfürsten hatte der Prinz die Erlaubnis des Kaisers zum Besuch seiner damals ja in Brüssel lebenden Mutter erhalten, „um daselbst in seinen
Mit der Mutter nach Madrid
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privatis zu disponieren, nach welcher Veranstaltung er alsdann zu seinem in Schlesien einquartierten Regiment zurückkehren wird" 8 9 ). Es mag in der Tat der Wunsch von Mutter und Sohn gewesen sein, sich einmal wieder zu sehen und dabei die verschiedensten Familienangelegenheiten zu besprechen, und man konnte dies auch ausgiebig tun, da der am 6. Dezember in der H a u p t s t a d t der spanischen Niederlande eintreffende Prinz dort nicht nur Weihnachten und N e u j a h r bei der Gräfin von Soissons verbrachte, sondern auch die nächsten Monate mit ihr zusammenblieb 90 ). D a ß aber weit mehr dahintersteckte, erwies sich, als beide in der zweiten H ä l f t e des Februar 1686 Brüssel verließen, um sich gemeinsam nach Spanien zu begeben. Am 22. Februar hat Eugen von Rotterdam aus ein Schreiben an Victor Amadeus gerichtet, in dem er mit der Versicherung, nichts ohne seine Zustimmung tun zu wollen, ihn davon in Kenntnis setzte, daß er auf seiner Mutter Wunsch sie auf einer Reise nach Spanien begleiten wolle, die sie zur Wahrnehmung ihrer Interessen am dortigen H o f e unternehme 9 1 ). Die Fahrt dürfte in der T a t auf Drängen Olympias erfolgt sein, die f ü r sich selbst einen neuen glanzvollen Tätigkeitsbereich in Madrid erhoffte und auch, wie wir früher sahen, wirklich erreichte. Aber wenn Eugens Aufenthalt auf der Pyrenäenhalbinsel auch von vornherein nur auf kurze Zeit bemessen war — er werde, so versicherte er in jenem Brief dem Herzog von Savoyen, jedenfalls im April wieder in Wien sein —, so war es doch gewiß nicht allein der Schutz der Mutter bei der Überfahrt oder Neugier, die ihn nach dort führten. Der französische Resident in Brüssel meinte zunächst, Mutter und Sohn wollten angesichts der Mißachtung, die ihm die Brüsseler Gesellschaft gezeigt habe, sich beschweren und seine Ansprüche als Abkömmling der spanischen Könige zur Anerkennung bringen, doch hielt er auch die Absicht auf ein „Etablissement" in Spanien f ü r möglich 92 ). O b nun gar Behauptungen zutrafen, die Gräfin erstrebe die Übertragung der Statthalterschaft der Niederlande entweder — nach dem Beispiel einer Margarethe von Parma — an sich selbst oder an ihren Sohn, der sich ja inzwischen als Offizier bewährt hatte, ist zweifelhaft 9 3 ). Sicher aber wollten die beiden Reisenden, die mit ihrem Schiff am 16. März in Bilbao eintrafen und von da aus Anfang April Madrid erreichten 94 ), die
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Lage auch für Eugen auskundschaften und es dahin bringen, daß ihm entweder, wie es im November von Wien aus Borgomanero König Karl II. vorgeschlagen hatte, Pfründen bzw. geistliche Pensionen zufielen 95 ) oder er auf andere Weise ausgestattet wurde, die ihm zugleich finanzielle Sicherung, höheres Ansehen und Aussichten für die Zukunft gab. Eines persönlichen Erfolges durfte sich der Prinz rühmen, als er nach 14 Tagen Madrid wieder verließ: nach längeren Beratungen im Staatsrat hatte König Karl II. dem Andringen Olympias entsprechend beschlossen, Eugen als Nachkommen Karls V. und Philipps II. die Würde eines spanischen Granden zu verleihen 98 ). Nach dem Bericht des französischen Gesandten Feuquières wäre er selbst zunächst nicht sicher gewesen, welchen Rang der Grandeza man ihm zuerkannt hatte, doch hätte dann bei der Audienz die noch vor seiner Ansprache erfolgende Aufforderung des Königs „Cubrios", d. h. sich zu bedecken, die Ernennung zum Granden erster Klasse kundgetan 97 ). Im übrigen aber blieb für ihn und seine Zukunft alles in der Schwebe. Mehr als eine Versorgung auf kirchlicher Grundlage scheint damals seine Mutter auf eine große Heirat des Sohnes aus gewesen zu sein98). Feuquières wollte von dem Plan einer Verbindung mit der Infantin Isabella von Portugal, Tochter König Pedros II. und der verstorbenen Schwester der Herzogin Giovanna Battista von Savoyen, wissen, die unter Umständen einmal Aussichten auf den portugiesischen Thron hatte 99 ), in Paris nahm man dagegen Versuche ernster, für den Prinzen die Hand der einzigen Tochter des Vizekönigs von Neapel, Marqués del Carpio, oder einer Tochter des Condestable von Kastilien und Staatsratsmitgliedes Herzog von Fues zu gewinnen, die beide zu den reichsten Erbinnen des Landes gehören sollten: im Zusammenhang damit hat damals einer der großen französischen Memoirenschreiber sich der kleinen Stumpfnase erinnert, die, zerlumpt und ohne Geld, glücklich gewesen sei, Frankreich verlassen zu können, wo man ihr kaum das Wasser zum Trinken gönnte, und die sich nun möglicherweise voll Erstaunen inmitten von Pracht und Reichtum finden würde 100 ). Doch wenn tatsächlich in dieser Richtung Verhandlungen geführt worden sein sollten, so haben sie jedenfalls keine greifbaren Ergebnisse gezeitigt.
Ergebnis der spanischen Reise
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Am 25. April hat er sich von der Mutter verabschiedet — er sollte sie erst 22 Jahre später unmittelbar vor ihrem Tode wiedersehen — und Madrid verlassen. O b er wohl unglücklich war, daß er sich wieder auf Auskommen und Aufstieg im kaiserlichen Heer zurückgeworfen sah? Man möchte es bezweifeln und annehmen, daß er bei diesem merkwürdigen Ausflug doch mehr dem Drängen der ehrgeizigen Mutter als dem eigenen Trieb gefolgt ist. Es war f ü r ihn hohe Zeit, um vor Beginn des neuen Feldzugs wieder bei der kaiserlichen Armee sein zu können. So mußte er, als er nach Italien übergesetzt war, darauf verzichten, noch in Turin vorzusprechen. Von Mailand, der H a u p t s t a d t der zu Spanien gehörenden Lombardei, aus richtete er am 9. Mai ein Schreiben an Victor Amadeus, in dem er f ü r später einen Bericht über seine Reise in Aussicht stellte und sich der ehrenvollen Aufnahme rühmte, die er in Spanien gefunden hatte 1 0 1 ). Auch in Wien, von wo am 26. Mai der nächste Brief an den Herzog datiert ist, scheint er, als er dem Kaiser in einer Audienz von seinen Erlebnissen und Erfahrungen erzählte, sich recht befriedigt gegeben zu haben 1 0 2 ). Eccaro meinte freilich, seine Erwartungen seien enttäuscht worden, und wenn ihm der Verlust einiger Pferde bei einem Brande Ärger bereiten mußte, so ließ ihn anscheinend das Zusammensein mit einigen jüngeren deutschen Prinzen, die sich ihm anzuschließen suchten, wieder die Knappheit seines Beutels empfindlich spüren, so daß er durch den Abbate in Turin die Bitte um „qualche piccolo straordinario aiuto" anbringen ließ 103 ). Auch Tarino, mit dem er in Wien wieder zusammentraf, hat wohl f ü r den Prinzen in Savoyen nicht viel erreicht, wenngleich Eugen San Tommaso f ü r die guten Dienste, die er dem Freund geleistet habe, in einem eigenen Billet dankte 1 0 4 ). Dieses Schreiben an den Minister ist bereits im Felde im Lager vor Buda geschrieben. Er ist nur wenige Tage in Wien geblieben, wo er den erwünschten Befehl erhalten hatte, daß nicht nur sein Regiment dem nunmehr f ü r den bayrischen Schwiegersohn des Kaisers gebildeten selbständigen Korps zugeteilt war, sondern auch er selbst „seinen Carico allda zu exerzieren" habe 1 0 5 ). Wieder waren große Anstrengungen unternommen worden, um den Christen die Überlegenheit in Ungarn zu sichern: zu Österreichern, Bayern, Sachsen und Kreisvölkern sollten nunmehr
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audi auf Grund eines vom Kaiser mit dem von Frankreich enttäuschten Großen Kurfürsten abgeschlossenen Bündnisses 7000 Brandenburger stoßen 106 ). Der Zwist zwischen den Führern war freilich dadurch nicht aus der Welt geschafft, daß neben der Hauptarmee unter Karl von Lothringen für Max Emanuel jenes aus seinen Bayern und kaiserlichen Truppen unter Ludwig Wilhelm von Baden zusammengesetzte Nebenkorps gebildet wurde. Schon wollte der Kurfürst zu selbständiger Aktion gegen Stuhlweißenburg ansetzen, als in einem in Anwesenheit des Hofkanzlers Stratmann im Feldlager bei Parkany stattfindenden Kriegsrat beschlossen wurde, doch alle Kräfte gegen Ofen zu führen, um diesen wichtigsten Waffenplatz des türkischen Ungarn, vor dem man 1684 gescheitert war, zu bezwingen. Am 12. Juni 1686 begannen die Truppen des Lothringers rechts der Donau, die des Bayern links des Stroms den Vormarsch nach Süden. Als der über Waitzen vorrückende Kurfürst am Abend des 16. erfuhr, daß die Möglichkeit zu überraschendem Angriff auf das ansehnliche Vorräte enthaltende Pest bestand, faßten er und der Markgraf alle Kavallerieregimenter zusammen, und nach einem Nachtritt war es in der Frühe des 17. an ihrer Spitze Prinz Eugen, der mit seinen Dragonern sich des Orts bemächtigte, aus dem sich die Türken unter dem Schutz des Geschützfeuers aus der Festung Ofen auf das andere Ufer zurückzogen. Hier konnten die Regimenter Herzog Karls AltOfen besetzen, doch nun stand erst der eigentliche Kampf um das gewaltige Bollwerk der von dem Schloß gekrönten hochgelegenen Ofener Befestigungen bevor, die von einer starkeil türkischen Besatzung gehalten wurden. Nachdem am 20. alle Generäle an einer Rekognoszierung der Festung teilgenommen hatten, wurden am 21. auch die Streitkräfte des Wittelsbachers auf einer inzwischen hergestellten Schiffsbrücke auf das rechte Donauufer gezogen, um durch die Besetzung der südlichen Vorstadt die Einschließung zu vollziehen und eine eigene Angriffsfront von Süden zu bilden. War man auch, zumal nach Ankunft der von dem General von Schöning geführten Brandenburger, stärker und der Nachschub weit besser organisiert als vor zwei Jahren, so kamen doch auch diesmal wieder recht bittere Stunden und Tage für die Belagerer. Erneut erwiesen sich die Türken als Meister im Abwehr- und Minenkrieg und in geschickt ange-
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setzten Ausfällen. Bin erster gefährlicher Angriff aus der Feste richtete sich am 29. Juni gegen die bayrischen Linien, wobei, wie Ludwig Wilhelm seinem Onkel H e r m a n n berichtete, die türkische Infanterie besser, als er es jemals gesehen, attackierte, „also daß ich gezwungen worden, den Prinzen von Sa voy en mit zwei Schwadronen Reiterei auf deren Kavallerie gehen zu lassen". Gottlob sei alles „glückselig vonstatten gegangen", ja der Feind wurde von dem Prinzen fast bis in die Festungstore hineingeworfen, „dergestalt daß er sich mit den Janitscharen und Reiterei vermischt, und vor einer Sortie ziemlich viel von ihnen geblieben". Fast alle aus dem Lager nach Wien und von dort in alle Welt gehenden Berichte über diesen Erfolg heben die Kühnheit des Savoyers hervor, dem ein Pferd unter dem Leib erschossen wurde und der — wenigstens nach den von Borgomanero weitergegebenen Informationen — so weit vorgeprescht war, daß er von Freiwilligen herausgehauen werden mußte 1 0 7 ). Im Laufe des Juli, in dem nach dem Scheitern eines ersten Großansturms auf die Festung mit wechselndem Erfolg um die Vorwerke und Außenkanäle gekämpft wurde, scheint der Prinz mit einem Teil seiner Reiter an Detachierungen gegen Stuhlweißenburg und Szegedin beteiligt gewesen zu sein, doch wird seine Anwesenheit im Lager wieder festgestellt, als nach der Explosion eines Pulvermagazins in O f e n Herzog Karl am 23. Juli die Belagerten zur Übergabe aufforderte. Sie wurde abgelehnt, und wie wenig die Türken daran dachten, sich zu beugen, erwies eine von bayrischer Seite überlieferte Szene bei neuen Verhandlungen am 31. Juli, in deren Mittelpunkt Prinz Eugen stand: auch diesmal hatte er sich den Fürsten von Lothringen, Bayern und Baden zugesellt, und durch einen der Dolmetscher ließ ihn einer der türkischen Unterhändler um einige Zitronen bitten, die er auch sofort aus seinem Zelt bringen ließ, worauf der Türke ihm einen Beutel aus Samt verehrte und zugleich ihm sagen ließ, offenbar sei, da die Christen die Festung immer wieder zur Übergabe aufforderten, die N o t im Lager nicht geringer als in der Stadt 1 0 8 ). Eugen war dann auch Augenzeuge des Sturms, den Max Emanuel trotz Abratens Herzog Karls am 3. August ansetzte, wobei man zwar bis in die H ö f e des Schlosses drang, sie aber infolge ausbrechender Brände wieder räumen mußte: durch einen Pfeilschuß in die rechte H a n d 9
Braubadi, Prinz Eugen
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ist er dabei leicht verwundet worden 109 ). In der folgenden Zeit machte sich das Herannahen eines Entsatzheeres der Osmanen bemerkbar, wogegen schleunigst feldmäßige Befestigungen aufgeworfen wurden. Der Feind begnügte sich aber mit dem Versuch, einzelne Abteilungen in die Stadt zu werfen, was jedoch mißlang. Nachdem neue Verstärkungen im christlichen Lager eingetroffen waren, wurde nach heftigen Auseinandersetzungen, zu deren Beilegung wieder Stratmann erschien, der Beschluß gefaßt, unbekümmert um die türkische Feldarmee die Feste von Norden und Süden gleichzeitig anzugreifen, was am 2. September mit vollem Erfolg durchgeführt wurde: am Nachmittag dieses Tages brach der Widerstand der Belagerten zusammen, Ofen war für den Kaiser erobert und damit der größte Fortschritt im Kampf mit den Osmanen seit dem Siege am Kahlenberg erzielt. Dem sich darauf zurückziehenden türkischen Heer setzte Ludwig Wilhelm von Baden, begleitet von dem Prinzen Eugen, mit 12 Regimentern nach, er nahm eine Reihe von Plätzen bis zur Drau und verbrannte die bei Esseg von den Osmanen geschlagene Brücke. Wir wissen nicht genau, wann dieser Feldzug für Eugen sein Ende gefunden hat, doch war er jedenfalls Mitte November wieder in Wien. Daß es dann für den Regimentsinhaber so mancherlei zu erledigen und zu bereinigen gab, zeigen uns Hinweise in Protokollen des Hofkriegsrates aus diesen letzten Monaten des Jahres 1686: wie etwa gegen zwei Offiziere „wegen verübter Gewalt" vorgegangen werden mußte oder wie „der Römischen Kaiserlichen Majestät Generalfeld Wachtmeister und bestellter Obrister Herr Eugenio von Savoia, Provana und Piémont" um ausführlichen Bericht ersucht wird zu der Klage eines Hauptmanns gegen einen Leutnant und andere Offiziere wegen „Affront und sträflicher Attentate" — den der Prinz dann auch Anfang Dezember erstattet 110 ). Audi von Bemühungen um Pässe für drei ihm wohl als Beute zugefallene gefangene Türken „zur Einholung ihrer Ranzion", also des Lösegeldes, hören wir 111 ). Vor allem aber beschäftigten ihn, kaum daß der Kampf zu Ende war, wieder die gleichen Probleme, die ihn 1684 nadi Turin, 1685/86 nach Brüssel und Madrid geführt hatten. Ein Bericht Borgomaneros vom 17. November gibt uns einen interessanten Einblick in seine Lage und Pläne 112 ). Wieder kann ihn
Aussdiau nach besserer Versorgung
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der spanische Botschafter nicht genug loben: wegen seiner Tapferkeit und seines Eifers ist er im ganzen Heere wohl gelitten, und das Erstaunlichste ist, daß dem ihn hoch schätzenden Kaiser nicht nur der K u r f ü r s t von Bayern, unter dessen Kommando er ja in diesem J a h r e gekämpft hatte, sondern auch der Oberbefehlshaber Herzog K a r l von Lothringen das beste Zeugnis über diesen Prinzen ausgestellt hat, auf den man, wie der Herzog auch Borgomanero persönlich bekräftigte, die größten Hoffnungen setzen könne 1 1 3 ). Aber alle Anerkennung änderte nichts an der Tatsache, daß ein H e r r seiner H e r k u n f t und saines Rangs allein mit dem Gehalt und den Emolumenten eines Obersten am kaiserlichen Hof nicht auskommen konnte, daß ihm aber von seinem ältesten Bruder gar nichts und von Turin kaum etwas zufloß, so daß nach der Behauptung des Botschafters er überhaupt nicht im kaiserlichen Dienst hätte bleiben können, wenn er nicht von ihm in seine Wohnung aufgenommen worden wäre. Er äußerte nach seiner Ankunft in Wien zunächst wieder die Absicht, nach Madrid zu reisen, einmal um seine Mutter, deren Stellung damals am spanischen H o f e noch nicht gefestigt war, nach Flandern zurückzuführen, vor allem aber, um f ü r sich um eine Gnade zu bitten. Z w a r ließ er auf R a t Borgomaneros diesen Plan fallen, auch weil er es f ü r angebracht hielt, sich nicht zu weit von dem Schauplatz des Krieges, mit dessen Fortsetzung sicher zu rechnen war, zu entfernen. Doch ließ er nicht nur durch den Botschafter erneut in Madrid zum Ausdruck bringen, d a ß er bei entsprechender Ausstattung bereit sei, spanische Dienste zu nehmen — was Borgomanero lebhaft befürwortete 1 1 4 ) — sondern er sandte audi einen seiner Waffengefährten, den Cavaliere di Roccavione, zu seiner Mutter nadi Madrid, um mit deren Unterstützung seine Anliegen zu betreiben. Nach Mitteilungen Eccaros nach Turin scheint man in der Wiener spanischen Botschaft wieder an das Großpriorat von Kastilien gedacht zu haben, doch waren nach dem Urteil des savoyischen Residenten die Aussichten da sehr gering 116 ), und wenn dann der spanische Staatsrat sich auch durchaus f ü r eine Begünstigung des jungen Granden aussprach 110 ), so scheint doch Roccaviones Mission ohne konkretes Ergebnis geblieben zu sein. Es ist dann sicher nicht Vergnügungssucht gewesen, die den Prinzen bestimmte, nadi Weihnachten einer Einladung M a x 9*
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Emanuels Folge zu leisten, ihn nach Venedig zu begleiten. Zunächst sollte auch Ludwig Wilhelm von Baden mit von der Partie sein, aber er äst, viellaicht auf Grund einer durch eine Erkrankung des Kurfürsten bedingten Verzögerung der Reise, nicht mitgekommen 117 ). Die Anziehungskraft der Lagunenstadt lag in dieser Jahreszeit in den „Freuden des Karnevals" 118 ), und sie waren es gewiß in erster Linie, die den lebenslustigen Wittelsbacher zu der Tour veranlaß ten: allenthalben wußte man sich zu erzählen, daß er sich mit seiner habsburgischen Gemahlin ausgesprochen langweile und sich nach Abwechslung sehne 119 ). Sicher hat er denn auch, nachdem er am 24. Januar 1687 nach Venedig gekommen war, die sich bietenden Vergnügungen ausgekostet, mochte auch der damals durch Italien reisende und von dem besorgten Kaiser um Beaufsichtigung und Beeinflussung des leichtlebigen Schwiegersohns gebetene P. Marco d'Aviano beruhigend nach Wien melden, daß sich der Kurfürst „con buona regula" aufführe und in der Öffentlichkeit Beifall als „un principe dignissimo" gefunden habe 120 ). Ob der ihn begleitende Eugen wieder wie vor drei Jahren in München Mißstimmung über das laute Getriebe gezeigt oder ob ihn doch die besonderen Lockungen und Gefahren des venezianischen Faschings gereizt haben? Die Königin der Meere strahlte trotz des Rückgangs policischer und militärischer Macht und Kraft noch einen Glanz von starker Wirkung aus, der Sitz der Republik von San Marco war und blieb der Treffpunkt der internationalen Welt, an dem sich besonders zur Zeit des Karnevals nicht nur Abenteurer, Spieler und Intriganten aus Okzident und Orient und nicht nur bildungshungrige Gelehrte und genußsüchtige Kavaliere, sondern auch Fürsten und Große, Minister und Diplomaten Europas einfanden. So wurden auch im Winter 1687 neben dem Bayern und dem kleinen Savoyer die Fürsten von Mantua, Bayreuth und Lubomirski als Gäste vermerkt, es gab auch manches zu besehen, so das berühmte Arsenal, wo in Gegenwart Max Emanuels und Eugens vier Geschütze gegossen wurden, oder der Stapellauf eines neuen Kriegsschiffs, wobei 400 Personen an Bord eine „köstliche Collation" gegeben wurde 121 ). Wie bei diesen offiziellen Gelegenheiten, so mag sich Eugen auch in den Tanz- und Spielsälen eingefunden haben — aus späterer Zeit wissen wir, daß er gern spielte. Aber er hat
Mit Max Emanuel und Victor Amadeus in Venedig
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mit diesem Ausflug gewiß auch andere Absichten verfolgt. N u r wenige Tage nach seiner Ankunft verließ ihn sein Freund Tarino, um sich wiederum nach Turin zu begeben, Träger von Briefen des Prinzen an den Herzog und an dessen Mutter, deren Inhalt sich nicht nur in Glückwünschen zur Schwangerschaft von Victor Amadeus' junger Frau und Bezeugungen der Anhänglichkeit erschöpfte. Er wisse nicht, so schrieb er dem Vetter, ob seine Gegenwart ihm genehm sei, deshalb sende er Tarino, um an gütige Zusicherungen zu erinnern: „Ich hoffe niemals Eurer Königlichen Hoheit Anlaß zu geben, die Erfüllung zu bereuen, da ich nichts anderes denke, als Ihnen dienen zu können. Ich hoffe, daß Eure Königliche Hoheit nicht einen Menschen im Stich lassen werden, der Ihnen voll und ganz ergeben ist. Ich versichere Ihnen, daß, wenn sich dazu die Gelegenheit bietet, die Taten die Wahrheit meiner Worte beweisen werden" 1 2 2 ). Die Unsicherheit hinsichtlich Spaniens ließ ihn seine Zuflucht wieder zu dem ersten Repräsentanten des Hauses nehmen, dem er selbst entstammte. Vielleicht hatte er schon in Wien erfahren, daß Victor Amadeus beabsichtigte, auch nach Venedig zu kommen. Er traf in der Tat am 5. Februar in der Stadt ein, wo er sich nun mehrere Wochen lang mit seinem bayrischen Vetter zusammen bei den offiziellen Einladungen der Republik und bei den privaten Veranstaltungen zeigte, die ihre abschließende Krönung mit einer Regatta auf dem großen Kanal am 24., mit einem Seegefecht am 25. und mit einer glanzvollen Gesellschaft mit großem Konzert und Tanz bis tief in die Nacht hinein am 26. Februar fanden 1 2 3 ). Am folgenden Tag ist Max Emanuel abgereist, um zunächst Padua, Vicenza und Verona zu besuchen und von da mit der Post am 8. März wieder in München einzutreffen. Es ist bezeichnend, daß Eugen diesmal nicht mit ihm fuhr, sondern solange in Venedig blieb, wie der Herzog, der erst am 4. März nach Savoyen aufbrach 1 2 4 ). Erst dann hat auch er die Rückfahrt nach Wien angetreten. Er hatte sich in diesen letzten Wochen zwischen zwei ihm verwandte Fürsten gestellt gesehen, beide in ihrer Art echte Repräsentanten ihrer Zeit, deren Tendenzen sie freilich in sehr verschiedener Weise zum Ausdruck brachten. Gemeinsam waren ihnen Ehrgeiz und Ruhmbegierde: wenn der tapfere Bayernfürst sich schon der Teilnahme an drei erfolgreichen Feldzügen rüh-
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men konnte und entschlossen war, weitere Lorbeeren auf dem Schlachtfelde zu suchen, ohne doch das Ziel großartigen politischen Aufstiegs aus dem Auge zu verlieren, so hielt sich der erst zwanzigjährige Savoyer nach dem Urteil des zu beider Überwachung angewiesenen französischen Gesandten in Venedig schon jetzt für einen der geschicktesten und schlauesten Fürsten Europas, und es war richtig, daß er im Gegensatz zu dem vollblütigen Barockmenschen Max Emanuel, dem es inmitten der sich bietenden Freuden des Lebens oft schwer fiel, sich zu ernster Arbeit zu zwingen, der dabei aber zu phantastischen Projekten sich verstieg, bescheidener und vorsichtiger, aber voll Klugheit und Zähigkeit das Ziel der Festigung und Ausdehnung seines Staates verfolgte. Merkwürdig, daß in dem Bayern weit mehr das durch die Mutter vermittelte südländische Temperament zur Geltung kam, als in den beiden männlichen Sprossen des Hauses Savoyen, mit denen er damals durch den Karneval von Venedig zog. Von dem Herzog hat jener französische Beobachter festgestellt, er sei von Natur ernst, und schon deshalb sei ein gutes Verständnis zwischen ihm und dem Wittelsbacher nicht zu erwarten. Aber auch die größere Ähnlichkeit im Wesen und Auftreten, wie sie zwischen Victor Amadeus und Eugen bestand, bedeutete nicht, daß hier eine Übereinstimmung leichter zu erreichen war. Und doch scheint es dem Prinzen damals gelungen zu sein, den sparsamen und mißtrauischen Vetter zu Schritten zu bewegen, die ihm eine solidere Grundlage für sein Leben gaben, als er es trotz aller großzügigen Förderung und Fürsprache und mandier Geschenke von dem Bayern erwarten konnte. Nodi am Tage der Trennung sandte er dem Herzog ein Billet nach, in dem er ihm überschwenglich für seine Güte dankte, die er eines Tages zu belohnen hoffe, und am 7. März machte sich erneut Tarino auf den Weg nach Turin, um, wie es in einem ihm mitgegebenen Schreiben an den Minister San Tommaso heißt, für Eugen die Früchte und Vorteile aus den Gnaden zu effectuieren, die Seine Königliche Hoheit ihm vor seiner Abfahrt von Venedig zugesagt hatte 125 ). Offenbar hat es sich dabei um die Übertragung der Abteien San Michele della Chiusa und Santa Maria di Casanova in Piemont-Savoyen gehandelt, die in der Tat, wie wir sehen werden, einige Zeit später erfolgen sollte.
Türkenkrieg 1687
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So mag der Prinz von diesem Ausflug nach Venedig beruhigter wieder in Wien eingetroffen sein, als in den Vorjahren aus Turin und Madrid 126 ). Seine ganze Aufmerksamkeit aber richtete sich nun wieder auf die Ausübung seines „Carico" im kaiserlichen Heer, und hier sollte gerade der neue Feldzug von 1687 neuen Ruhm und ihn damit ein erheblidies Stück weiter bringen 127 ). Während er sich in Wien mit der Herstellung der Kampfbereitschaft seines Regiments beschäftigte, über dessen Stand er im Mai dem Hofkriegsrat eine genaue Tabelle einreichte128), fanden wieder heftige Auseinandersetzungen zwischen der lothringischen und der bayrisch-badischen Partei über den Einsatz der Streitkräfte in einer oder in zwei Armeen und über Anlage und Ziele der Campagne statt 129 ). Schließlich wurde doch wieder Max Emanuel ein selbständiges Kommando übertragen, und es entsprach sicher dem Wunsche Eugens, daß sein Regiment ebenso wie im Vorjahr den dieser Gruppe zugeteilten kaiserlichen Truppen unter seinem badischen Vetter angehörte. An Eugen selbst ging am 4. Juni die Weisung, sich zum Versammlungsort Gran zu begeben, doch hat er noch am 12. Victor Amadeus aus Wien ein Schreiben geschickt, in dem er seine Abreise ins Feld ankündigt und Mitteilungen über den Anmarsch einer großen türkischen Armee von Belgrad und über einen Brückenschlag über die Donau bei Peterwardein macht, die baldigen blutigen Kampf erwarten ließen 130 ). Im christlichen Lager hatte man beschlossen, daß die Hauptarmee rechts der Donau auf Esseg, der Bayer links des Stroms auf Peterwardein marschieren sollte. Nach Berichten des als Dragoneroberst bei den Bayern eingestellten Franzosen du Héron kam es unmittelbar nach Ankunft des wohl von Eugen begleiteten Kurfürsten bei der vorher von Ludwig Wilhelm gesammelten Armeegruppe am Abend des 18. Juni zu einem Ausritt der Führer mit der Kavallerie gegen Erlau. Dieser wurde aber am folgenden Tage abgebrochen, da die dort aufgetauchten Tataren von den die Feste blockierenden kaiserlichen Truppen bereits verjagt worden waren 131 ). Max Emanuel ist dann gegen den Widerspruch des Markgrafen dem Vorschlag des Lothringers zu gemeinsamem Übergang über die Drau und Angriff auf die dort eingetroffenen Türken gefolgt, doch stellte es sich heraus, daß gegenüber dem vom Feinde bei Esseg bezogenen festen Lager nichts auszurichten war: mit dem
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Rückmarsch über die Drau in ein Lager bei Siklós fand am 25. Juli diese von dem Badener scharf kritisierte „Militärpromenade", die vor allem der Reiterei nicht unerhebliche Verluste gebracht hatte, ihr Ende 132 ). Zwiespältige Erwägungen über die weiteren Operationen wurden sodann durch den Übergang der Türken über die Drau hinfällig. Als der Lothringer zum Schutz der rückwärtigen Verbindungen heranzog, verschanzten sich die Feinde wieder, und in dem nun sich entspinnenden Kleinkrieg machte sich die Überlegenheit der türkischen Reiterei so unangenehm geltend, daß man bereits die Räumung des linken Donauufers unter Sprengung von Siklós und Fünfkirchen in Aussicht nahm. Doch da gab der Gegner in der Annahme, daß die Christen sich seinem Zugriff entziehen wollten, die bisherige Taktik auf und rückte auf die Donaubrücke von Mohácz vor, in deren Nähe die Kaiserlichen am Abhang des Berges Harsan mit der Front gegen die Drau ein Lager bezogen hatten. Hier, nicht weit von der Stelle, an der im Jahre 1526 Sultan Soliman den König Ludwig von Ungarn besiegt und damit die Herrschaft der Osmanen in großen Teilen des Königreiches begründet hatte, ist es am 12. August zu einer Schlacht gekommen, bei der etwa 50.000 Deutsche gegen 60.000 Türken fochten: sie endete mit einem großen Sieg der Christen, den man in erster Linie dem von dem Kurfürsten von Bayern befehligten linken Flügel zuschrieb. Dieser wurde von der feindlichen Reiterei angefallen, wehrte sie ab und hielt im Gegenangriff den Gegner solange fest, bis der Herzog von Lothringen herangekommen war und man gemeinsam die türkischen Verschanzungen erstürmen konnte. Und hierbei nun hat sich der Prinz von Savoyen in besonderer Weise ausgezeichnet. Hielt er anfangs mit vier Schwadronen seines Regiments auf dem äußersten linken Flügel des ersten Treffens, so preschte er dann mit seinen und des Grafen Rabutin Reitern bis auf Gewehrschußweite an das türkische Lager heran, wo er unter schwerem Artilleriefeuer aushielt, um schließlich an der Spitze einer aus den Reiterregimentern Savoyen, Heissler, Latour und Sachsen-Lauenburg gebildeten Brigade in die Schanzen einzubrechen. Nach dem Bericht Eccaros soll er sich des Zeltes des geschlagenen Großveziers bemächtigt, dabei aber „con una generosità straordinaria" für seine strenge Bewachung und die unversehrte Übergabe an den Kurfürsten
Sieg am Berge Harsan
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gesorgt haben. So nennen denn auch alle Berichte über diesen Sieg am Berge Harsan neben dem leicht verwundeten Bayernfürsten und dem Markgrafen ihn als einen der an erster Stelle an dem erfolgreichen Ausgang der Schlacht beteiligten Generale 1 3 3 ). Ihm ist denn auch der ehrende A u f t r a g zuteil geworden, die Siegesnachricht nach Wien zu bringen: noch am Abend des 12. August ist er zusammen mit Roccavione vom Schlachtfeld aufgebrochen, in Gewaltritten erreichten sie in der Frühe des 16. die Kaiserstadt, wo er, nachdem ihnen die Tore geöffnet und den eben erwachenden Bürgern durch „hellen Posthornstoß" „fröhliche Zeitung" angekündigt worden, im Schloß durch den Obristkämmerer Graf Dietrichstein zu dem Kaiser geführt wurde, dem er mündlich Bericht über Verlauf und Ausgang der Schlacht erstattete, die den Türken 8000 Tote — „ohne die, so etwa in der Flucht im Nachhauen und im Morast umgekommen sein mochten" — und an die 80 Geschütze, den Christen aber nur 5 bis 600 Mann gekostet hätten. Kein Wunder, daß der Habsburger den Bringer solcher Botschaft besonders herzlich aufnahm. Am 24. August hat der Prinz Wien verlassen, am 28. traf er wieder im Lager ein 1 3 4 ): hier hatte audi der Sieg die Streitigkeiten der Führer nicht beenden können. Ludwig Wilhelm von Baden scheint das selbständige K o m m a n d o über das zur Eroberung Slawoniens bestimmte Korps gefordert zu haben, das jedoch von dem Lothringer dem General Dünewald übertragen wurde: „nach diesem Streich", so schrieb er verbittert dem Markgrafen Hermann, „bin ich fast resolviert, lieber alles zu verlassen, als mein Lebtag unter des Herzogs immediatem Kommando zu stehen" 185 ). Zusammen mit dem Kurfürsten und einigen französischen Freiwilligen, unter denen sich der von Paris mit Sonderaufträgen bei Max Emanuel betraute Marquis de Villars befand, ist er A n f a n g September nach Wien zurückgekehrt. Eugen dagegen hat noch bei der Ausführung des Befehls zu Operationen gegen Siebenbürgen mitgewirkt, den er selbst wohl dem Lothringer überbracht hatte 1 3 6 ). Mit der Eroberung von Erlau und Munkácz und mit der Niederwerfung von Siebenbürgen, dessen Fürst Michael A p a f y in dem Blasendorfer Vertrag vom 27. Oktober sich zur Aufnahme kaiserlicher Truppen in die Festungen des Landes verstand, fand der Feldzug
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von 1687 ein großartiges Ende. Der Kaiser hatte sich im Oktober zu einem ungarischen Reichstag nach Preßburg begeben, um dort, gestützt auf die großen Erfolge, von den Ständen des Königsreichs die Erblichkeit der Krone in seinem Hause zu erlangen: mit der Krönung seines älteren Sohnes Joseph wurde sie im Dezember feierlich anerkannt. In den Protokollen des Hofkriegsrats findet sich unter dem 22. Oktober die Eintragung, daß dem Herzog von Lothringen anheimgestellt wurde, „ob er den Prinzen Commercy und Savoyen der Ungarischen Krönung beizuwohnen die Licenz erteilen werde" 137 ). Es ist wohl nicht zu zweifeln, daß sie erteilt wurde, es bleibt aber fraglich, ob Eugen von ihr Gebrauch gemacht hat. Zwar berichtet der im Gefolge des Kaisers nach Preßburg gekommene französische Gesandte La Vauguyon am 19. November, daß die beiden Prinzen von Siebenbürgen abgereist und eingetroffen seien, aber der Bericht, den Eugen selbst am 24. November dem Herzog von Savoyen über die Vorgänge in Siebenbürgen erstattete, ging von Wien aus, wo er seinen Angaben nach vor einigen Tagen angekommen war 138 ). Immerhin ist es möglich, daß er zur Teilnahme an der Krönung des damals neunjährigen Erzherzogs für einige Tage nach Preßburg zurückgekehrt ist. Wie er Victor Amadeus in jenem Brief mitteilte, hatte er bei seiner Ankunft in Wien die erstaunliche Nachricht vorgefunden, daß der König von Spanien ihm den Orden vom Goldenen Vließ verliehen hatte und er damit in jene im 15. Jahrhundert von den burgundischen Herzögen gegründete und von ihren habsburgischen Erben übernommene Gemeinschaft aufgenommen wurde, die als besonders vornehme und edle Blüte des Rittertums gelten konnte 139 ). Ausdrücklich betonte er dem Herzog gegenüber, daß er keinen Anspruch darauf erhoben habe. Aber es ist anzunehmen und wird durch die Madrider Akten über das am 6. Oktober 1687 beschlossene und mit den persönlichen Qualitäten des Prinzen und den Verdiensten seiner Vorfahren um die Casa d'Austria begründete Dekret über die Verleihung erhärtet, daß hier wieder seine Mutter, die ihre Stellung am spanischen Hofe erheblich befestigt hatte, tätig gewesen ist, denn die Nachricht sollte nicht nur an den Beliehenen und an den Kaiser, sondern auch an die Gräfin von Soissons gehen 140 ). Gleichzeitig war auch dieselbe Ehrung für andere hervorragende Diener des
Verleihung von zwei Abteien in Savoyen
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österreichischen Zweiges des Hauses, die G r a f e n Rosenberg, Weißenwolf, Windischgrätz u n d Wratislaw von Sternberg, beschlossen worden 1 4 1 ), doch h a t K a r l I I . sich auf Bitte O l y m p i a s bereitgefunden, die U r k u n d e f ü r ihren Sohn auf einen T a g f r ü h e r zu datieren u n d ihm so die Präcedenz v o n jenen zu geben. Diese Präcedenz ist auch bei der feierlichen Investitur durch das dazu berechtigte H a u p t der österreichischen Habsburger herausgestellt worden, die der Kaiser am 31. J a n u a r 1688 in der Ritterstube der H o f b u r g — übrigens assistiert von Borgomanero als ältestem in Wien weilenden Ritter — v o r n a h m : dem Prinzen w u r d e vor den anderen die Kette mit dem Vließ um den H a l s gelegt 1 4 2 ). Es w a r eine hohe Ehrung, aber wie der Titel des G r a n d e n brachte sie nichts ein, ja sie w a r sogar mit einigen Kosten verbunden 1 4 3 ). U n d so mag ihm in seiner nach Beendigung des Feldzugs sofort sich wieder geltend machenden finanziellen Bedrängnis wichtiger gewesen sein, ob u n d wie sich jene ihm in Venedig gegebene feste Zusage seines Vetters von Savoyen auswirken würde. Anscheinend w a r im F r ü h j a h r T a r i n o doch wieder nur mit Vertröstungen von T u r i n zurückgekommen. E r n e u t hat Eugen am 11. J a n u a r 1688 daher dem H e r z o g die Unmöglichkeit dargelegt, ohne seine H i l f e am kaiserlichen H o f sich halten zu können, an dem er doch gerade auch ihm sehr nützlich sein könnte 1 4 4 ). Zeitweise scheint er erwogen zu haben, persönlich erneut in T u r i n vorzusprechen, doch d a n n ü b e r n a h m wieder der treue T a r i n o die Aufgabe, an O r t u n d Stelle auf die rasche Erledigung der Zusicherungen v o n Venedig zu dringen 1 4 5 ). Er k o n n t e in der T a t zunächst eine A r t Abschlagszahlung in Gestalt einer von Victor Amadeus ihm bewilligten Gratifikation von 12.000 Lire in E m p f a n g nehmen 1 4 6 ), u n d bald danach brachte ein Kurier dem Prinzen die ersehnte K u n d e , d a ß der H e r z o g bestimmt habe, ihm sollten die durch den T o d des Prinzen A n t o n , eines n a t ü r lichen Sohnes H e r z o g K a r l Emanuele I., freigewordenen Abteien San Michele della Chiusa u n d Santa M a r i a di Casanova in Savoyen-Piemont zufallen. Es entsprach dem Stil jener Zeit, d a ß er in den Dankesschreiben a n Victor Amadeus und San Tommaso v o m 28. M ä r z 1688 sich nicht genug t u n k o n n t e in Versicherungen seiner ewigen Erkenntlichkeit f ü r dieses angeblich ihn völlig überraschende großzügige Geschenk 1 4 7 ), aber es w a r ihm wohl wirklich ein großer Stein v o m H e r z e n gefallen, endlich
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glaubte er ein Ende so vieler peinlicher Verlegenheiten zu sehen. Noch galt es freilich, die Zustimmung des Papstes zu diesem Akt und zur Erteilung der nötigen Dispense für den neuen Abt zu erlangen, der zwar auf Grund des Empfanges der Tonsur bei Beibehaltung des Zölibats die Voraussetzungen für die Ausstattung mit kirchlichem Gut erfüllte, die geistlichen Funktionen aber natürlich nicht ausüben konnte und durch einen Generalvikar wahrnehmen lassen mußte. Und da ergaben sich noch manche Anstände. Während er auf Rat San Tommasos selbst dem römischen Vertreter Savoyens, Gubernatis, Vollmacht für die Betreibung der Sache erteilte 148 ), bot er zugleich mächtige Fürsprecher auf: nicht nur, daß der stets hilfsbereite Borgomanero den spanischen Botschafter in Rom informierte 149 ), ließ auch Kaiser Leopold durch den die kaiserlichen Interessen beim Heiligen Stuhl wahrnehmenden Kardinal Carlo Pio ein Schreiben an Papst Innozenz XI. überreichen, in dem er mit allem Nachdruck um die päpstliche Gunst für einen Prinzen bat, dessen Bruder im Kampf gegen die Ungläubigen gefallen war und der selbst voll Tapferkeit sein Blut und seine Kräfte für den Glauben und für die rechtmäßige Kirche einsetze 150 ). Trotzdem hat es bis Ende des Jahres gedauert, ehe die positive Entscheidung des Papstes fiel, so daß der Prinz mehrfach bitter darüber klagte, weil er vorerst nicht in den Genuß der Einkünfte kam, und noch im Dezember durch den erneut nach Savoyen entsandten Tarino einen Vorschuß zu erwirken suchte151). Aus den Aufstellungen über alle mit den Abteien verbundenen Güter, Stellen und sonstigen Benefizien, die er sich zu beschaffen suchte, ergab sich immerhin ein nicht unbeträchtliches Jahreseinkommen, das Borgomanero auf 2000 Dublonen, also etwa 20.000 Livres schätzte. Während er sich bald von Gesuchen um freigewordene Posten überschüttet sah, für deren Erledigung er ebenso wie für die Bestellung des Generalvikars die Hilfe San Tommasos in Anspruch nahm, hat er, sobald ihm die Verfügung zugefallen war, zuerst für Tarino und Roccavione Pensionen ausgeworfen, „in Anerkennung der guten Dienste, die sie mir geleistet haben" 152 ). Dabei dachte er gerade jetzt, da sich endlich die so lange erstrebte materielle Verbindung mit seinem Stammland ergeben hatte, nicht mehr daran, die in Österreich begonnene Laufbahn aufzugeben und sich persönlich enger an den Herzog von
Feldmarschall-Leutnant
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Savoyen zu binden. In dem Feldzuge, in dem er als willkommener Siegesbote in Wien hatte einreiten können, war er offenbar zu der Überzeugung gelangt, daß hier sein Platz war und ihm eine große Zukunft winkte. Unzweideutig hat er dies schon unmittelbar nach seiner Rückkehr aus Siebenbürgen dem Herzog selbst erklärt: er hoffe, so schrieb er ihm am 24. November 1687, daß man ihm nicht verübele, wenn er sich ganz dem kaiserlichen Dienst verschreibe 153 ). Darin mußte ihn natürlich eine erneute bevorzugte Beförderung bestärken: am selben Tag, da er aus der H a n d des Kaisers das Goldene Vließ erhielt, konnte er Victor Amadeus mitteilen, daß er zum Feldmarschall-Leutnant ernannt worden war 1 5 4 ). Er war noch keine 25 Jahre alt, aber auch Karl von Lothringen hatte erneut dem spanischen Botschafter versichert, daß seine Fähigkeiten diesen jungen Prinzen weit über sein Alter hinaushöben. Er war sich selbst dessen voll bewußt, und man wird es gewiß nicht als Überheblichkeit bezeichnen können, wenn er in seinen Briefen nach Turin mehrfach versicherte, daß er hoffe, an diesem H o f e zu allen Ämtern gelangen zu können, die seinem Rang und seiner Ehre angemessen seien. Freilich mag bei diesen stolzen Worten, die mitunter mit den Klagen über seine bedrängte Lage zu kontrastieren scheinen, auch die Absicht mitgewirkt haben, den Verwandten Bedeutung und Einfluß, die er gewonnen hatte, klar zu machen, um sie zu stärkerer Rücksichtnahme auf seine Wünsche zu bestimmen. Vielleicht hat er zu jener Zeit seine Stellung und seine Aussichten doch überschätzt. D a ß er in der Hierarchie der kaiserlichen Armee noch verhältnismäßig tief stand, zeigt eine damals, allerdings noch vor seiner Ernennung zum Feldmarschall-Leutnant, entstandene Denkschrift über die kaiserliche Generalität, die von dem Marquis Louis Hector de Villars, dem französischen Begleiter des bayrischen Kurfürsten während des letzten Feldzuges, stammt 1 5 5 ). Da sind ausführlich die großen Führer, der Lothringer, der Bayer und der Badener behandelt, es folgen die Feldmarschälle Caprara, Starhemberg, Salm und Rabatta, die Generäle Dünewald, Pálffy, Carafa, Bielke, Sereni und Herzog von Croy, und vor Eugen erscheinen noch die Feldmarschall-Leutnants de Souches, Taaffe, Gondola, Scharffenberg sowie der Pfalzgraf Ludwig Anton 1 5 6 ). Aber auch die Charakteristik Eugens zeigt, daß der Mann, der später einmal einer seiner bedeutendsten
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militärischen Gegner und politischen Freunde werden sollte, ihn damals noch keineswegs sehr hoch schätzte: offenbar ist er ihm in den vergangenen Monaten nicht so nahe gekommen, um sein Genie zu erkennen und sein Wesen richtig zu beurteilen. Er gelte, so heißt es da, als tapferer Mann, der mehr gesunden Menschenverstand als Geist habe, sich ständig weiterzubilden suche, alles anwende, ein guter Offizier zu werden, und auch dazu fähig sei, dazu voll Ehrgeiz, voll Eifer auf seinen Ruhm bedacht und viel weniger auf Grund seiner Fähigkeiten schätzbar als wegen seiner aufrichtigen Frömmigkeit. Gewiß traf da manches zu, aber gerade die Eigenschaften, die ihn über andere hinaushoben und doch auch schon bisher seinen raschen Aufstieg verursadit hatten, waren von dem Franzosen nicht erkannt worden. Zum erstenmal ist Prinz Eugen während des ganzen Winters 1687/88 in Wien geblieben. Viele Jahrzehnte später haben ihm die Wintermonate in der Kaiserstadt immer mit fieberhaften Katarrhen schwer zugesetzt: merkwürdigerweise scheint sich dies Leiden schon diesmal angekündigt zu haben, in der zweiten Hälfte des Februar mußte er mehrere Tage das Bett hüten, und einen Monat später klagte er von neuem über Katarrh und Brustschmerzen mit Fieberanfällen, die er mit einer Milchkur zu bekämpfen suchte157). Er meinte freilich, dazu hätte er möglicherweise keine Zeit. Im Westen ballten sich finstere Wetterwolken zusammen, kündigte sich die 1683/84 doch nur verschobene große Auseinandersetzung innerhalb der Christenheit an. Zeitweise scheint er seinen Einsatz dort für möglich gehalten zu haben, für welchen Fall ihm gewisse Verhaltungsmaßregeln von Victor Amadeus gegeben wurden, die er genau zu befolgen versprach 158 ). Im Grunde aber rechnete er doch wieder mit der Fortführung des Türkenkrieges, auf den man sich nach dem Bericht des bayrischen Gesandten Stoiber vom 4. März auch von Seiten des kaiserlichen Hofes mit allem Eifer einstellte, nachdem die Faschingszeit „mit verschiedenen Komödien, Balletten und anderen Divertissements passiert worden ist" 159 ). Auch der Prinz war der Überzeugung, daß diesmal die Entscheidung fallen konnte: schon am 24. November 1687 hatte er für den kommenden Feldzug große Erfolge prophezeit, da der Türke kaum mehr imstande sei, einer energischen Offensive zu widerstehen, und im Frühjahr 1688 wurde er in diesem Optimismus auf Grund von Nachrich-
Türkenkrieg 1688
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ten von wachsender Verwirrung und von Aufständen im Reich des Sultans noch bestärkt 160 ). Auf der anderen Seite schien gerade jetzt der verhängnisvolle Zwist in der Führung, der so oft sich lähmend auf die Operationen der Christen ausgewirkt hatte, ein Ende zu finden. Markgraf Hermann von Baden, der bei vielen als einer der Haupturheber aller Zwistigkeiten galt, wurde als Prinzipalkommissar an den Reichstag von Regensburg versetzt, die Geschäfte des Präsidenten des Hofkriegsrates übernahm der tapfere Verteidiger von Wien, Graf Ernst Rüdiger Starhemberg, dem man freilich keine großen strategischen Fähigkeiten zuschrieb161). Zudem aber erkrankte Herzog Karl von Lothringen, so daß der bayrische Kurfürst und Schwiegersohn des Kaisers überraschend den Weg zu dem längst ersehnten Oberkommando des Feldheeres frei fand. Von vornherein hatte es festgestanden, daß man nunmehr den Krieg über Ungarn hinaustragen und sich die Eroberung der wichtigen Donaufestung Belgrad zum Ziel setzen wollte, womit der einst bei Wien begonnene Siegeszug einen wahrhaft glorreichen Abschluß finden und möglicherweise ein großartiger Friede diktiert werden konnte. Verhältnismäßig spät versammelten sich im südlichen Ungarn die Streitkräfte, zu denen Prinz Eugen am 9. Juni von Wien abging 162 ). Die Führung war zunächst Feldmarschall Caprara zugefallen, der am 6. Juli den Vormarsch begann und am 18. Juli Peterwardein erreichte, während Markgraf Ludwig Wilhelm gegen Bosnien vorstieß 163 ). Am 28. Juli übernahm Max Emanuel den Oberbefehl, am folgenden Tag wurde der Marsch auf Belgrad südlich der Donau angetreten. Um die hinter dem Zusammenfluß von Donau und Sau gelegene Festung bezwingen zu können, hielt man den Angriff von Süden und damit den Übergang über die Sau für nötig. Das gelang wider Erwarten am 7.18. August schnell, da, wie Eugen nach Turin berichtete, der Feind sofort zurückwich: „Ich glaube nicht, daß jemals eine Aktion von größerem Glück begünstigt wurde, da ein Erfolg so gut wie ausgeschlossen war, wenn nur etwas Widerstand geleistet wurde" 164 ). So konnte Belgrad von Westen und Süden umschlossen werden, die Türken selbst setzten die Unterstadt, in der große Vorräte lagen, in Brand 1 6 5 ), und in der Nacht vom 12. auf den 13. wurden die ersten Laufgräben angelegt. Jenen am
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16. August im Lager von Belgrad geschriebenen Bericht an Victor Amadeus beendete der Prinz mit der Ankündigung, daß am nächsten Morgen das Bombardement aus zwei Batterien beginnen würde. Die Belagerung hat dann freilich nicht den erwarteten rasdien Fortgang genommen. Wirkung konnte das Feuer erst haben, nachdem die schwere Artillerie herangekommen war, und das war erst am 25. der Fall. Nach wechselvollen Kämpfen konnte dann der Kurfürst den Sturm auf zwei entstandene Breschen befehlen. Er führte am 6. September zu vollem Erfolg: 7000 Türken sollen gefallen sein, der Rest der Besatzung wurde gefangengenommen, zum erstenmal war Stadt und Festung Belgrad, Sperre und Ausfallstor gegen die Balkanhalbinsel, in deutscher Hand. Auch die Verluste der Belagerer waren nicht gering. Unter den Verwundeten befand sich auch der Prinz von Savoyen. Er hatte den Sturm schon nicht mehr mitmachen können, bereits einige Tage vorher, wahrscheinlich am 2. September, war er in den Laufgräben durch eine Musketenkugel oberhalb des Knies „hart blessiert" worden 166 ) — die dritte Verwundung, die aber weit schwerer war als die früheren. Schmerzen und Fieber stellten sich ein, die Chirurgen vermochten die Kugel vorerst nicht zu finden, es erwies sich dann aber, daß kein Knochen verletzt war und so keine Lebensgefahr bestand. Jedenfalls war der Krieg zunächst für ihn zu Ende. Selbst drängte er darauf — »weil es mit der Kur etwas langweilig hergehen dürfte" 167 ) —, ihn nadi Wien transportieren zu lassen, was auch geschah, aber wohl längere Zeit in Anspruch nahm. Hier hat ihm die Wunde während des Spätherbstes noch schwer zu schaffen gemacht: es werde, so meinte Tarino am 31. Oktober, noch einen guten Teil des Winters dauern, bis der Prinz wieder imstande sein werde, zu gehen und zu reiten 168 ). Von Victor Amadeus entsandt, langte am 26. November von Turin ein Chirurg in Wien an, der sich nach der Untersuchung sehr befriedigt äußerte, aber eine volle Heilung frühestens nach drei Monaten in Aussicht stellte, da man die Wunde offen halten mußte, bis das noch im Fleisch steckende Blei herausgekommen war 16e). Es ist damit dodi schneller gegangen, indem Mitte Dezember die Fremdkörper entfernt werden konnten und die Wunde sich zu schließen begann. Zu Weihnachten war der Patient wieder bewegungsfähig, und gegen Mitte Januar 1689
M a r k g r a f Ludwig W i l h e l m v o n Baden
K u r f ü r s t Max Emanuel von Bayern
Letzte Bemühungen um Anstellung in Spanien
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war die Wunde geschlossen und somit die Wiederherstellung vollständig 170 ). Ihm war die lange Aktionsunfähigkeit gerade in diesen Monaten, wie sich aus seinen eigenen Äußerungen und aus Mitteilungen anderer ergibt, sehr unangenehm 171 ), und zwar aus ganz persönlichen Gründen. Damals war ja die Übereignung der beiden Abteien immer noch nicht erledigt: er hatte nach dem Zeugnis des Abbate Eccaro selbst vorgehabt, deshalb nach Turin zu reisen, um die Sache voranzutreiben und sich zugleich persönlich von Lage und Einkünften der ihm zugefallenen Pfründen zu überzeugen. Zugleich aber ist merkwürdigerweise damals nodi einmal die Frage seiner Überwechslung in die Dienste des anderen Habsburgers, des Königs von Spanien, aufgetaucht. Noch am Tage der Erstürmung von Belgrad hatte der verwundete Prinz ein kurzes Billet mit der Nachricht von dem Fall der Feste an Victor Amadeus schreiben lassen; der Chevalier de Roccavione, den der Kurfürst von Bayern mit einer Mission in Spanien beauftragt hatte, sollte es dem Herzog überreichen172). Um was für eine merkwürdige Mission es sich dabei handelte, davon geben uns die Protokolle des Staatsrats in Madrid aus dem Oktober 1688 einigen Aufschluß 173 ). Möglich, daß Max Emanuel schon damals Schritte zu seiner Erhebung zum Generalstatthalter der spanischen Niederlande — als erste Etappe für die Erlangung der ganzen spanischen Erbschaft — erwogen und unternommen hat. Hing es damit auch zusammen, daß Roccavione in Madrid eine Bittschrift Eugens präsentierte, der er ein Empfehlungsschreiben des Kurfürsten beifügte? In dem Memorandum des Prinzen, das undatiert war, aber, da es auf seine Verwundung hinweist, wohl am gleichen Tage wie jenes Billet an den Herzog von Savoyen, also am 6. September, von ihm unterschrieben wurde, wird nach Bericht über seine bisherige Laufbahn in der kaiserlichen Armee der Antrag gestellt, ihm den Posten eines Generals der ausländischen Kavallerie in den Niederlanden zu verleihen. Ist der damals gewiß nicht in bester Verfassung befindliche Prinz, der doch noch vor kurzer Zeit Victor Amadeus gegenüber von seiner endgültigen Option für den kaiserlichen Dienst geschrieben hatte, dabei dem Drängen des Kurfürsten gefolgt, der durch ihn seine Generalstatthalterschaft vorbereiten lassen wollte? Oder hatte wieder die Gräfin von Soissons den Anstoß gegeben, von 10 Braubadi, P r i n z Eugen
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der in der Staatsratssitzung vom 16. Oktober ausdrücklich gesagt wurde, daß sie schon mehrfach für die Aufnahme ihres Sohnes in spanische Dienste tätig gewesen war, möglicherweise im Zusammenwirken mit Max Emanuel, dem sie einige Jahre später ja bei seinen Bemühungen um das Brüsseler Amt so eifrig sekundierte 174 )? Wir wissen nicht, ob es wirklich eine Enttäuschung für Eugen war, daß auch dieser Vorstoß scheiterte. Unter dem Vorwand, daß der Antrag von falschen Voraussetzungen ausgehe, indem es jenes Kavalleriekommando in Flandern gar nicht mehr gebe, wurde er in Madrid abgelehnt, der eigentliche Grund war, daß die Berater König Karls nach erst jüngst mit dem Prinzen von Vaudémont gemachten Erfahrungen die Anstellung von Menschen so hoher Abkunft für bedenklich hielten, wozu noch kam, daß man den niederländischen Adel nicht verstimmen wollte, aus dessen Reihen auch schon der Posten beansprucht worden war. Erstaunlich, daß Olympia sich auch dadurch in ihren Projekten nicht beirren ließ, nur daß sie jetzt wieder in ganz anderer Richtung liefen, und noch erstaunlicher, daß ihr Sohn ihr auch dabei anscheinend gefolgt ist. Eben war um die Jahreswende 1688/89 die Übertragung der beiden savoyischen Abteien an ihn glücklich geregelt worden, als er dem Vetter in Turin eröffnete, daß seine Mutter ihm die Verbindung mit einem spanischen Fräulein in Aussicht stelle, das selbst zu den Granden gehöre und 50.000 Taler jährliche Einkünfte habe: da sich damit eine schöne Gelegenheit biete, einen Zweig -ihres Hauses in Spanien zu verwurzeln, hoffe er auf die Zustimmung des Herzogs 175 ). Schon hatte er Tarino beauftragt, sich zunächst nach Turin zu begeben, dort die Angelegenheit mit Victor Amadeus zu besprechen und seinen Weg nach Madrid fortzusetzen. Doch der Freund erhielt unterwegs plötzlich Gegenbefehl: er möge nach Wien zurückkehren, da der spanische Handel sein Aussehen verändert habe und keinen guten Ausgang mehr verspreche. Was zu diesem jähen Abbruch des Unternehmens geführt hat, kann nicht zweifelhaft sein: in Spanien war dem mysteriösen Tod der Königin Marie Louise die Ausweisung der Gräfin von Soissons gefolgt, die, in Madrid um jeden Einfluß gebracht, froh sein konnte, wieder in Brüssel Unterkunft zu finden178). Es war nunmehr endgültig mit Bestrebungen vorbei, anderwärts Glück und Aufstieg zu suchen, des Prinzen Platz war und
Koalition und Krieg gegen Frankreidi
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blieb im Dienst des deutschen Habsburgers. Dabei änderten sich nun aber für ihn Schauplatz und Aufgaben dieses Wirkens. Mit der Verwundung vor Belgrad fand für ihn der Einsatz im Türkenkrieg, der ihm in den verflossenen 6 Jahren Anerkennung und Ruhm eingebracht hatte, vorerst ein Ende. Er trat in den Kampf gegen den König und gegen das Land ein, denen er vordem selbst angehört hatte.
3. Der Fall von Belgrad hat mit zur Auslösung eines neuen großen Krieges im Westen Europas beigetragen. Die ihm aufgezwungene Beschäftigung mit den gegen Wien anstürmenden Türken hatte den Kaiser genötigt, der mit den Reunionen und der Fortnahme von Straßburg und Luxemburg erfolgenden Machtausdehnung Frankreichs nur mit diplomatisch-politischen Mitteln zu begegnen und sich im Regensburger Waffenstillstand vom Sommer 1684 zur vorläufigen Anerkennung dieser Gewinne Ludwigs XIV. zu verstehen, um damit wenigstens den Verzicht des Königs auf einen weiteren Vormarsch zu erkaufen. Seitdem hatte sich jedoch die Lage für die Habsburger nicht nur durch die großen Erfolge gegen die Osmanen gebessert, sondern auch durch die auf Grund der Aufhebung des Edikts von Nantes und der Verfolgung der Hugenotten in Frankreich erfolgende Abwendung protestantischer Mächte und Fürsten von ihrem bisherigen Protektor oder Verbündeten. In Holland gewann der Generalstatthalter Wilhelm III. von Oranien, der entschiedene Verfechter des Gedankens vom notwendigen Gleichgewicht der Kräfte in Europa, erhöhten Einfluß, in England regten sich starke Kräfte gegen die von den Königen aus dem Hause Stuart verschuldete Abhängigkeit des Staates von Frankreich, und wenn Schweden, einst die sicherste Stütze der französischen Politik, sich schon seit längerer Zeit von dem allzu rücksichtslosen Freund abgewandt hatte, so riß nun audi das Band zwischen Ludwig und dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der 1686 mit dem Kaiser ein Bündnis schloß und ihm Truppen für den Türkenkrieg zur Verfügung stellte. In der Augsburger Allianz des Reichsoberhaupts mit Bayern, dem fränkischen Kreis und einigen oberici
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rheinischen Fürsten vom 9. Juli 1686 kam ein offensichtlich gegen das Übergewicht des westlichen Nachbarn gerichtetes Bündnis zustande, das durch den Beitritt Spaniens und Schwedens europäische Bedeutung gewann. Noch wollte man in Wien zwar keinen Bruch, um zunächst die Früchte der Türkensiege zu ernten, doch mit neuen Herausforderungen verbundene Vorsichtsmaßnahmen des französischen Königs ließen die Spannung immer mehr steigen. Im Jahre 1688 schien dann der Anspruch, den er beim Übergang der pfälzischen Kur auf den neuburgischen Schwiegervater des Kaisers für seine Schwägerin, die Herzogin von Orléans, auf einige pfälzische Territorien erhob, weitere Reunionen anzukündigen. Vor allem deutete der Versuch, dem ihm ergebenen Kardinal Wilhelm Egon von Fürstenberg das erledigte Kurfürstentum Köln zu verschaffen, auf den Willen hin, auch die Lande am Niederrhein in die französische Botmäßigkeit zu bringen. Den Krieg eröffnet haben schließlich doch nicht seine Gegner, sondern Ludwig selbst, als die Kunde von der Eroberung Belgrads ihn den Abschluß des Türkenkrieges und damit das Freiwerden aller deutschen Kräfte für die Auseinandersetzung im Westen fürchten ließ. Während seine Truppen das kölnische Land besetzten und auf die Feste Philippsburg am Mittelrhein marschierten, forderte er in einem Manifest ultimativ die Umwandlung des Regensburger Stillstandes in einen Frieden und die Anerkennung Fürstenbergs in Kurköln. Man war um so weniger bereit, darauf einzugehen, als in England unmittelbar darauf in der „glorreichen Revolution" der Stuartkönig gestürzt und Hollands Generalstatthalter Wilhelm von Oranien auf den Thron erhoben wurde. Zwecks Rückgewinnung der von Frankreich seit dem Westfälischen und dem Pyrenäen-Frieden annektierten Gebiete und Wiederherstellung des europäischen Gleichgewichtes schlössen sich zum erstenmal der Kaiser und die beiden nun durch den Oranier miteinander verbundenen Seemächte zu einer Koalition zusammen. Man konnte auf den Beitritt des Reichs in seiner Gesamtheit und Spaniens rechnen, und auch der Anschluß Savoyens war wahrscheinlich, da der junge Herzog schon seit der Regierungsübernahme mehr und mehr gegen Frankräch Stellung genommen hatte. An den Bemühungen um Victor Amadeus hat sich auch Prinz Eugen beteiligt. Während des Spätherbstes 1688 und des darauf-
Eugen für Beendigung des Türkenkriegs
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folgenden Winters hat er ihn über die Entwicklung der Lage, über die Ungeduld, mit der man die Nachrichten vom Ausgang der Fahrt des Oraniers nach England erwartete, von der Bereitschaft der deutschen Fürsten zum Kampf gegen Frankreich und von den aussichtsreichen militärischen Maßnahmen gegen den Einbruch ins Reich unterrichtet 1 7 7 ). Eine wichtige Voraussetzung f ü r einen vollen Erfolg sah er in der Beendigung des Türkenkrieges. N u n hatten gewiß die Türken auf Grund des Kriegsausbruchs im Westen neuen Mut geschöpft, und sie zeigten daher nicht das von ihnen erwartete Entgegenkommen, der Kaiser mußte zudem auf seine Verbündeten Polen und Venedig Rücksicht nehmen, die ebenso wie der Papst von der Fortführung des Kampfes größere Vorteile erwarteten. O b aber nicht doch, wenn man von Wien mit größerem Nachdruck gehandelt hätte, der Friede mit der Pforte, den vor allem Borgomanero und der Herzog von Lothringen entschieden befürworteten, möglich gewesen wäre? Eugen scheint dieser Meinung gewesen zu sein: mit ungewöhnlicher Schärfe hat er sich in einem Schreiben an Victor Amadeus vom 28. November 1688 gegen die leider am H o f e vorherrschende Meinung, man könne gleichzeitig gegen Westen und Osten erfolgreich Krieg führen, Stellung genommen; alle vernünftigen und wirklich der guten Sache ergebenen Menschen seien über diese Idee entrüstet, die nur von Mönchen unterstützt werden könne 1 7 8 ). Immerhin glaubte er am 13. Januar 1689 dem Herzog versichern zu können, daß man trotz der Langsamkeit, mit der man in Wien vorzugehen pflege, und trotz des schlechten Willens einzelner Persönlichkeiten die Vorbereitungen f ü r den Krieg im Westen mit Eifer betreibe, wie denn schon zur Stunde Bewegungen von Bayern, fränkischen und schwäbischen Kreisvölkern und 7 kaiserlichen Regimentern unter dem K o m m a n d o Max Emanuels zur Sicherung Schwabens eingeleitet seien. Zu den f ü r den Krieg gegen Frankreich vorgesehenen 3000 Mann kaiserlicher Truppen waren auch Eugens Dragoner „ destiniert" 1 7 9 ). Waren sie, die in Schlesien ihre Winterquartiere genommen hatten, bis Ende Januar zu rekrutieren, zu remontieren und in Marschbereitschaft zu setzen, so erging am 27. J a n u a r an den Prinzen selbst die Weisung, das Kommando über die drei Kavallerieregimenter Pálffy, Dünewald und Savoyen beim Marsch in das Reich zu führen 1 8 0 ). Es scheint, daß die Regimenter
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sich im März in Bewegung gesetzt haben und dann einige Zeit im fränkischen Kreis liegen blieben, was ärgerliche Auseinandersetzungen mit dem Fürstabt von Fulda wegen angeblicher Exzesse der Savoyendragoner zur Folge hatte. Überhaupt hat sich der Anmarsch der Verbündeten — Brandenburger am Niederrhein, Hessen, Sachsen, Hannoveraner und ein Teil der Kaiserlichen gegen den Mittel-, Bayern, Kreisvölker und Kaiserliche gegen den Oberrhein — nur langsam vollzogen, und über den Feldzugsplan hat es zwischen dem noch einmal zum Oberbefehlshaber ernannten Herzog von Lothringen und den beteiligten Fürsten manche Auseinandersetzungen gegeben. Als man dann im Juni zum Vormarsch ansetzte, traf man auf eine neue Taktik des Gegners. Mit Ausnahme einiger fester Plätze, darunter vor allem Bonn, Mainz und das im Vorjahr eroberte Philippsburg, räumten die Franzosen das gesamte von ihnen besetzte deutsche Land, das sie aber vorher planmäßig verwüsteten. Es war eine brutale Maßnahme, der besonders manche Städte und Orte in der Pfalz zum Opfer fielen, die aber in der Tat die Deutschen an entscheidenden Aktionen hinderte: sie mußten sich damit begnügen, jene vom Gegner besetzten Plätze zu belagern. Wenn der Herzog von Lothringen Ende Mai bei Frankfurt am Main eingetroffen war, um den Oberbefehl zu übernehmen, so ist wohl audi Prinz Eugen trotz jener Ende Januar ergangenen Weisung persönlich erst zur gleichen Zeit auf dem Kriegsschauplatz eingetroffen. Noch in der zweiten Hälfte des April hat er von Wien aus in verschiedenen Angelegenheiten mit Turin korrespondiert — in einem Schreiben an den Herzog hat er den damals 20jährigen Grafen Philipp Ludwig Sinzendorff empfohlen, der später in seinem Leben noch eine große Rolle spielen sollte 181 ). Vielleicht hat er doch noch die Entscheidung in dem damals von seiner Mutter eingefädelten spanischen Heiratsprojekt abwarten wollen, obwohl er am 29. April Victor Amadeus versicherte, daß er deshalb die Campagne nicht versäumen werde. Er muß in der Tat bald danach zu den Streitkräften abgegangen sein, die der Kurfürst von Bayern am Oberrhein versammelt hatte. Zuerst treffen wir wieder auf ihn in einem Bericht des Feldmarschalls Caprara aus dem Feldlager bei Bruchsal an den Hofkriegsrat vom 25. Juni, nach dem der Prinz von Savoyen nach Stollhofen kommandiert worden sei, um „selbigen Ort in Defensión zu setzen
Bei der Armee im Westen
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und das Badisdie Land zu bedecken"182). Selbst hat er dann am 1. Juli aus diesem nahe am Rhein westlich von Baden-Baden gegenüber dem im Strom von den Franzosen errichteten Fort Louis gelegenen Dorf Victor Amadeus mitgeteilt, daß er sich seit fast vier Wochen, also seit Anfang Juni, mit 2000 Mann zu Fuß und 1600 Mann zu Pferd hier befinde, „um arbeiten zu lassen", d. h. jene befestigten Linien zur Abwehr französischer Angriffe zwischen Schwarzwald und Rhein anzulegen, die im Verlaufe dieses wie in späteren Kriegen als Stollhofener Linien oft genannt werden sollten 183 ). Was für eine Lage er im Großen auf deutscher Seite angetroffen hatte, das hat er in jenem Schreiben nach Turin verhältnismäßig ausführlich geschildert 184 ). Nach Beratungen, die in Frankfurt zwischen dem Lothringer, den Kurfürsten von Bayern und Sachsen und dem Landgrafen von Hessen stattgefunden hatten, war Max Emanuel für kurze Zeit nach München zurückgekehrt, um die in Wien erbetene Entscheidung für die in Frankfurt aufgestellte Alternative abzuwarten, entweder alle Armeen zu vereinigen und unter Zurücklassung von 10.000 Mann zur Deckung der rechtsrheinischen Lande Mainz anzugreifen oder den Lothringer gegen den Montroyal an der Mosel und den Bayern mit dem Sachsen gegen Philippsburg marschieren zu lassen. Am 1. Juli rechnete der Prinz, der selbst die Jahreszeit für Unternehmungen großen Stils schon für sehr vorgeschritten hielt, mit dem unmittelbar bevorstehenden Wiedereintreffen des Kurfürsten, in dessen Abwesenheit Caprara das Kommando über seine Armee geführt hatte. Doch ist es noch Caprara gewesen, der am 7. Juli aus Graben nach Wien meldete, daß, während er selbst näher an Philippsburg herangerückt sei, der Prinz von Savoyen einen Vorstoß in die Wälder gegen Straßburg, also von Stollhofen nach Süden, unternommen, dabei etliche feindliche Abteilungen geschlagen und zwei beladene Rheinschiffe erbeutet habe 185 ). Es war wohl das erstemal, daß er die Klinge mit Soldaten des französischen Königs gekreuzt hat: Gewissensbisse wird er, der einmal als Angehöriger der Bourbonenfamilie galt, sicher nicht empfunden haben, es war für ihn vielmehr der Beginn einer Vergeltung für Mißachtung und Unrecht, die ihm und seinen nächsten Angehörigen in Frankreich angetan worden waren 186 ). Inzwischen war die Entscheidung für die Belagerung von Mainz mit möglichst starken Kräften der Verbündeten gefallen,
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zu welchem Zweck der Lothringer bei Koblenz über den Rhein ging und von Norden her Mitte Juli über Bingen gegen die Festung anrückte, während Max Emanuel, schwächere Kräfte am Oberrhein lassend, rechts des Rheins von Süden vorrückte 187 ). Nach einer ersten großen Rekognoszierung am 18. Juli begannen Ende des Monats die Beschießung und wechselvolle Kämpfe um die Vorwerke. Unter den Fürstlichkeiten und Generälen, die sich häufig in den Gräben einfanden, um die Fortschritte zu beobachten, hat sich von Anfang an der wohl mit dem bayrischen) Kurfürsten gekommene Prinz Eugen befunden, und es scheint, daß er schon in den ersten Augusttagen ebenso wie vor Jahresfrist vor Belgrad durch eine Musketenkugel diesmal am Kopf verwundet worden ist 188 ). Entgegen anfänglichen Befürchtungen kann die Verletzung aber nicht schwer gewesen sein, in den uns erhaltenen Äußerungen von ihm selbst und von dem in seiner Begleitung befindlichen Tarino wird sie überhaupt nicht erwähnt, und es hat nicht den Anschein, daß sie ihn veranlaßt hätte, die Belagerungsarmee zu verlassen. So ist er denn auch vermutlich Augenzeuge des verlustreichen, aber schließlich gelungenen Sturms auf die Contrescarpe am 7. September und der am kommenden Tage erfolgenden Kapitulation der Festung gegen freien Abzug der Besatzung gewesen, denn vom gleichen 8. September 1689 ist aus dem Lager vor Mainz ein Empfehlungsschreiben in italienischer Sprache für einen Bewerber um die Präfektur von Nizza an den savoyischen Herzog gerichtet 189 ). Als am 12. September die zur neuen Gemahlin König Karls II. von Spanien bestimmte Pfalzgräfin Maria Anna, die Schwester der Kaiserin, auf ihrer Reise von Neuburg zu der sie erwartenden Flotte in Holland in Frankfurt ankam, hat sie mit dem Lothringer und den Kurfürsten von Bayern und Sachsen auch der spanische Grande aus dem Savoyerhause begrüßt 190 ). Während in den folgenden Tagen ein Teil der kaiserlichen Streitkräfte nach Norden marschierte, um dem vor Bonn Liegenden Kurfürsten von Brandenburg beizustehen und mit der Bezwingung dieser Festung den Feldzug auch am Niederrhein erfolgreich zu beschließen, ist der Prinz wohl mit Max Emanuel wieder an den Oberrhein gezogen. Aus dem zwischen Heilbronn und Bruchsal gelegenen Eppingen hat er sich am 23. Oktober bei seinem Vetter in Turin entschuldigt, daß er nicht mehr habe schreiben können und sich mit dem Auftrag an Tarino, mit jeder
In Augsburg
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Post San Tommaso über alle Vorgänge zu unterrichten, habe begnügen müssen191). Zu diesem Zeitpunkt sei alles ruhig, man erwarte nur noch die Anweisung vom Hof, um die Winterquartiere zu beziehen. Tarino werde am folgenden Tag nach Augsburg abreisen, und er hoffe, ihm in Kürze folgen zu können. Der kaiserliche Hof befand sich damals nicht in Wien, sondern in Augsburg, wohin Kaiser Leopold die Kurfürsten des Reichs eingeladen hatte, um seinen Sohn Joseph, dem er ja bereits die Krone Ungarns verschafft hatte, zum römischen König wählen zu lassen und so seinem Hause das Kaisertum auch für die folgende Generation zu sichern. Wie Max Emanuel, so wird auch Prinz Eugen, nachdem er von Wien die erbetene Lizenz, seine Truppen verlassen zu dürfen, erhalten hatte 192 ), sich Anfang November in die Reichsstadt begeben haben, die für diese Zeit gewissermaßen zum Mittelpunkt des Reiches geworden war. Briefe nach Turin vom 2. Dezember mit lebhafter Unterstützung der bayrischen Wünsche auf Auszeichnung des savoyischen Gesandten Lantéry, vom 22. Dezember mit Glückwünschen zum neuen Jahr und vom 3. Februar 1690 mit der Ankündigung einer Reise Tarinos nach Turin zeugen für seine ständige Anwesenheit in Augsburg 193 ), wo er so Augenzeuge der Krönung sowohl der Kaiserin Eleonore am 19. als auch des zwei Tage vorher einstimmig gewählten jungen römischen Königs am 26. Januar gewesen sein muß. Mit Recht hat man gesagt, daß diese glanzvollen Tage von Augsburg einen Aufschwung und Höhepunkt der kaiserlichen Autorität und der Macht des Hauses Österreich bedeuteten, wie er vor zehn Jahren noch unmöglich geschienen hätte 194 ). Vielleicht mochte der im April 1690 eintretende Tod eines der Männer, denen diese Wende zu verdanken war, des Herzogs von Lothringen, seine Schatten schon voraus werfen. Aber waren da neben bewährten Feldherrn wie dem bayrischen Schwiegersohn des Kaisers und dem badischen Markgrafen, die mit dem Verschwinden des oft kritisierten Generalleutnants für sich freieren Weg zum Ruhm erhoffen mochten, nicht Schüler des Toten vorhanden, von deren einem wohl manche bereits damals glaubten, daß er einmal ihn und jene anderen ersetzen konnte? Schon bald sollte der Prinz von Savoyen zu neuer Bewährung auf einem dritten Kriegsschauplatz in bedeutenderer und verantwortungsvollerer, freilich auch wesentlich schwierigerer Stellung als bisher zum Einsatz kommen.
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Doch vorher hat es in seinem Leben noch ein merkwürdiges Intermezzo gegeben. Man kann es kaum plastischer wiedererstehen lassen, als unter wörtlicher Verwendung von Berichten beteiligter Persönlichkeiten, aus denen uns nicht nur Leben und Streben der vornehmen Kreise des ausgehenden 17. Jahrhunderts in Deutschland deutlich entgegentreten, sondern auch manches Licht auf den Prinzen aus der Fremde fällt, der auf Grund seiner Taten nun schon dazugehört, aber doch merkwürdig fremdartig wirkt 195 ). Im September 1689 war der Herzog Julius Franz von Sachsen-Lauenburg, der letzte männliche Sproß dieses Zweiges des Askanierhauses, gestorben. Sein Vater, Julius Heinrich, hatte zu dem niedersächsischen Herzogtum im Dreißigjährigen Krieg die böhmische Herrschaft Schlackenwerth erworben und dazu noch weitere Besitzungen in dem Königreich, ζ. T. auf Grund seiner dritten Heirat mit einer Gräfin Lobkowitz 196 ). Der Sohn war kaiserlicher Oberst und General geworden, und so hatten enge Beziehungen zum Wiener Hof bestanden, der nach seinem Tode nicht nur vergeblich sein Herzogtum durch kaiserliche Sequestrierung vor dem Zugriff der Weifen zu retten suchte, sondern sich auch verpflichtet fühlte, sich der beiden Töchter anzunehmen, die er aus seiner Ehe mit der Pfalzgräfin Maria Hedwig Augusta von Sulzbach hinterließ. Da die Mutter schon länger verstorben war, vertraute man die beiden Vollwaisen, für die sich freilich auch der noch lebende sulzbachische Großvater Pfalzgraf Christian verantwortlich fühlte, der Fürstin Lobkowitz an, die selbst aus dem Hause der badischen Markgrafen stammte 197 ). Vielleicht war sie es, die zuerst auf eine Heirat der älteren 1672 geborenen Prinzessin Anna Maria Franziska mit ihrem Neffen Ludwig Wilhelm von Baden hinwies, doch sah auch Kaiser Leopold in der Verbindung des nunmehr schon 35jährigen Markgrafen, der zu einem seiner hervorragendsten Paladine geworden war, mit der Erbin der böhmischen Güter und mancher Ansprüche eine für sich vorteilhafte Lösung. So erschien denn „Prinz Louis", wie man ihn allgemein nannte, im Januar 1690 in Schloß Schlackenwerth, aber zur allgemeinen Überraschung entschied er sich nicht für das ihm zugedachte ältere Mädchen, sondern für ihre gerade
Werbung um Franziska von Lauenburg
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erst 15 Jahre alt gewordene Schwester Sibylla Augusta. Ob er nun für die künftige Schwägerin seinen Vetter aus Savoyen in Vorschlag brachte? Vielleicht hat aber wieder der Kaiser eingegriffen, in dessen Namen derselbe Graf Adolf Wratislaw von Sternberg, der vor wenigen Jahren zusammen mit Eugen den Orden des Goldenen Vließes erhalten hatte und als oberster Burggraf in Böhmen viel galt, dem Großvater aus Sulzbach schrieb, daß, wenn eine gleichfalls in Aussicht genommene Verlobung Franziskas mit einem Sohn des Fürsten Salm nicht ausführbar sei, Seine Majestät den Wunsch hege, daß „der Prinz von Savoyen, als welcher Ihrer Kurfürstlichen Durchlaucht von Bayern sehr nahe wie auch in eben solchem Grade dem Prinzen Louis und daher vom Herrn Kurfürsten stark recommandiert werde, exteris paribus, da anders kein deutscher katholischer Fürst von hoher Existimation (als dem Sie es ehender gönnten), concurrieren werde, reüssieren möchte". „Dieser Prinz", so heißt es weiter, „hat zwar kein eigentümliches Land, maßen er von einem cadet herstammt, dabei aber eine gute Apanage und stattliche Pensionen von der Krone Spanien, als welche ihn in Protektion aufgenommen, audi reflektieren Ihre Majestät stark auf seine Ihro geleistete sehr ersprießliche Kriegsdienste und daher erworbene gute Meriten." Alles stimmte nun freilich in dieser Empfehlung, um deren strenge Geheimhaltung Sternberg bat, nicht: eine „Apanage" war dem Prinzen ja soeben zugefallen, aber sie bestand in den Abteien in Savoyen, und auf sie mußte er ja wieder verzichten, wenn er heiratete, und von spanischen Pensionen konnte keine Rede sein. Aber genügte es nicht, daß, wie nun auch des Pfalzgrafen Christian Vertrauensmann in Wien an diesen berichtete, „der Prince de Savoye ein gar wackerer und galanter Herr, auch der teutschen Sprache wohl kundig" war? Offenbar hat Eugen selbst von diesen Vorstößen zu seinen Gunsten gewußt. In dem Brief aus Augsburg vom 3. Februar 1690, in dem er Victor Amadeus die Abfertigung Tarinos nach Turin ankündigte, hat er als Grund die Angelegenheiten seiner Abteien, aber außerdem noch einen zweiten nicht näher bezeichneten Auftrag genannt, bei dem es sich wohl um dies neue Heiratsprojekt handelte: immer wieder hatte er ja betont, daß er nichts ohne Billigung des Vetters tun wolle 198 ). Noch blieb er freilich persönlich auch dann im Hintergrund, als der Markgraf am 27. März
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1690 im Lobkowitzschen Schlosse Raudnitz in Böhmen seine Hochzeit mit der Prinzessin Sibylla Augusta feierte. Prinz Louis, so unterrichtete der sulzbachische Hofrat Imhof seinen Herrn, „hätte zwar seinen Herrn Vetter, den Prince de Savoye, gern dabei gehabt; weil aber auf solchen bekanntermaßen ein Absehen auf der ältesten Prinzessin Durchlaucht gemacht wird, so mag er sich den Namen nicht haben, als ob ihn selbst introduciert hätte." Doch dann befand sich der Savoyer in seiner Begleitung, als Ludwig Wilhelm Mitte April wieder nach Raudnitz kam, um sich von seiner jungen Frau zu verabschieden, bevor er erneut in den Türkenkrieg zog. „Heute", so schrieb am 15. April des Pfalzgrafen Bruder an diesen, „kommt der neue Eheherr mit der ganzen übrigen Gesellschaft wieder anher von Lobositz: der Prince de Savoye kommt mit, um zu sehen und sich sehen zu lassen." Das gleiche teilte auch Imhof seinem Herrn mit: „Der Prinz von Savoyen befindet sich auch mit zu Lobositz und wird heute mit hereinkommen. Man laboriert stark für ihn, es scheint aber noch nicht, daß man große Lust zu ihm habe." Gewiß „laborierte" man für ihn, aber von vornherein bestand bei den Verwandten und der Umgebung der Prinzessin Skepsis. „Bei Hofe", so meinte der Großvater aus Sulzbach zu seinem Bruder Philipp, „wird der Prinz von Savoyen für unfehlbar geschätzt, wie mein Korrespondent von dannen mir gestern zu verstehen gegeben; weil nun seine Person in Raudnitz gegenwärtig, wird sich zeigen, was Cupido bei der Prinzessin Franziska für Gewalt will üben. Eines wird sie vielleicht stoßen, daß kein Land noch Leute und ein cadet." Nun, hier war auf einen entscheidenden Punkt hingewiesen, auf den eigenwilligen Ehrgeiz des Mädchens, das zwar als schön und liebenswürdig, aber auch als hochmütig galt; sie hatte es möglichst auf einen regierenden oder künftig zur Regierung kommenden Herrn abgesehen und ist darin wohl von der zu jener Zeit alles bei ihr geltenden Gräfin von Wresowic bestärkt worden. So war sie wohl von vornherein an diesem Freier wenig interessiert, und die persönliche Bekanntschaft mit dem ja auch äußerlich wenig ansehnlichen Prinzen in jenen kurzen Frühlingstagen in Raudnitz hat sie anscheinend nicht für ihn gewinnen können. „Der Prinz", so meldete Imhof, „ist nun hier und wartet der Prinzessin Franziska auf; man verspürt aber eben kein sonderliches empressement dabei und auf der anderen Seite ebenso
Im Schloß Raudnitz
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wenig inclination." Offensichtlich hat „Cupido" also audi bei ihm keine „Gewalt geübt". Über nichts war anscheinend gesprochen worden, als er noch vor dem badischen Vetter Raudnitz wieder verließ, trotzdem hielten die Eingeweihten den Plan noch nicht f ü r erledigt: „Mit des Prinzen von Savoyen mariage", so stellte Pfalzgraf Philipp fest, „scheint es suspendiert, so hat audi er in terminis sich gehalten, daß es ohne prostitution auf allen Seiten hingegangen." Noch waren die Fäden nicht abgerissen. Ein Kavalier, der mit Eugen gekommen war, blieb zunächst in dem Schloß und kam Imhof gegenüber auf die Sache zu sprechen 199 ): das H a u s Savoyen, so behauptete er, wolle Eugen in den kaiserlichen Landen etabliert sehen, was auch in Wien gern gesehen würde, er könne im übrigen der Prinzessin eine Witwenversorgung von 12.000 Gulden garantieren, selbst habe er ohne die Einnahmen aus seinen Chargen über 10.000 Taler Apanage, zudem sei er Ritter des goldenen Vließes und spanischer Grande. Imhof, den der Vermittler um Fürsprache bei Franziskas Großvater bat, erwiderte vorsichtig, der Pfalzgraf werde die Entscheidung der Prinzessin selbst überlassen und, „wenn ersagter Prinz derselben affection zu acquirieren vermöchte", sich gewiß nicht widersetzen, „allein es mit solchem Eifer zu poussieren wie bei des H e r r n Markgrafen Durchlaucht Heirat geschehen, ließe sich nicht wohl tun, denn die argumenta, so man vorzubringen hätte, wären dermalen so stringentia nicht wie dazumalen". Übrigens hat der H o f r a t in seinem Bericht nach Sulzbach bemerkt, daß der Savoyer „sonst ein gar feiner und modester H e r r " sei 200 ). Auch der Markgraf hat vor seiner Abreise bei Imhof nochmals eine Lanze f ü r seinen Vetter eingelegt, den er in jeder Beziehung allen übrigen Bewerbern f ü r überlegen hielt: er stamme aus einem Haus, „das sich als königlich geriere", auch tatsächlich als „Altesse Royale" betitelt und „mit Absendung formaler Ambassadeurs traktiert" werde, seine Großmütter seien französische und spanische Prinzessinnen gewesen, er sei selbst Grande und Ritter des Goldenen Vließes und er stehe vor der Beförderung zum General der Kavallerie und werde gewiß nodi höher steigen; er beziehe nicht nur eine Besoldung, „die er gar wohl zu menagieren weiß", sondern auch von Savoyen jene Apanage von 10.000 Talern, und bei einer vorteilhaften Heirat wolle sein H a u s der Braut ein Wittum im Wert einer Jahresrente von 12.000 Gulden
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sichern durch Anlage eines entsprechenden Kapitals in Böhmen 201 ). Alle diese Empfehlungen schienen nun in der Tat auf der anderen Seite einen gewissen Eindruck zu machen. Die Gräfin Wresowic versicherte nunmehr Imhof, der Prinz habe der Prinzessin nicht mißfallen, sie sei auch bereit, von der Idee, regierende Fürstin zu werden, zu lassen, freilich habe sie noch im Kopf, daß ihr; Vater immer von einer Verbindung mit einem Franzosen oder Italiener abgeraten habe, „allein würde sich wohl endlich eine persuasion finden, ihr auch dieses aus dem Sinn zu reden". Sollte „die Badensche Faktion", die nach der Behauptung des Pfalzgrafen Philipp die Prinzessin „en faveur des Prince de Savoye poussiert", doch noch ihr Ziel erreichen? Wie er, so war, wie sich jetzt mehr und mehr herausstellte, auch sein Bruder Christian im Grunde diesem „dubiosen Projekt" wenig geneigt: es sei, so äußerte er auf Imhofs Berichte, „eine Sache magni ponderis und gar schwer darin zu raten, weil nicht wissend, wie das deutsche mit dem welschen Gemüte sich vertrage"; immerhin, wenn er auch lieber „das angeborene Geblüt" wählen würde, „das Haus, die Person, die Hoffnung mehreren Avancements des Vorgeschlagenen ist auch keineswegs verwerflich, wenn die Inclination zu einem cadet und die Affection zudem glimmt" 202 ). Auch Imhof war dieser Meinung: „Differentia sanguinis möchte zwar nach meinem wenigen Ermessen so viel nicht zu attendieren sein, weil die Prinzessin nicht in Italien, sondern der Prinz in Teutschland sich zu naturalisieren obligiert ist und von dem Ihrigen vornehmlich subsistierend sie auch wird caressieren müssen." Freilich kam ihm dann noch eine besondere „Importunität" in den Sinn: da Eugens Mutter nur eine Mancini sei, werde künftigen Söhnen „das beneficium, auf deutsche Stifter zu gelangen", bei dem für die Aufnahme in die Domkapitel vorgeschriebenen Nachweis 16 adeliger Ahnen genommen, „welches doch der fürstlichen Cadetten katholischer Religion vornehmstes asylum ist". Und inzwischen war der Kaiser wieder auf seinen ersten Plan einer Verbindung des Mädchens mit dem Hause Salm zurückgekommen. Derselbe Graf Sternberg, der vorher den ersten Anstoß für die Kandidatur Eugens gegeben, wiegelte jetzt in einem Brief an ihren Großvater ab: „Seine Majestät sehen gar gern, daß der Prince de Savoye in seiner Intention wegen der Prinzessin Franziska nicht reüssieren werde, und wollen lieber, daß einem Ein-
Ende des Intermezzos
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heimischen, an den Sie sich jedesmal halten können, als einem Ausländer dies Glück zuteil werde." Das gab den letzten Ausschlag: Imhof stellte fest, daß jetzt audi die badische Faktion und jener Kavalier „allsehends die Partie schon so viel als verloren" gaben. In der Tat war das Intermezzo zu Ende. Franziska hat noch im gleichen Jahre zwar nicht den Prinzen Salm, sondern den 22jährigen Pfalzgrafen Philipp Wilhelm von Neuburg, einen jüngeren Sohn des Kurfürsten von der Pfalz und Bruder der Kaiserin, geheiratet. Da er schon 1693 starb, ist sie im Juli 1697 eine zweite Ehe mit dem Erbprinzen Johann Gaston von Toskana eingegangen, also doch einem Italiener, an dessen Seite sie aber 1723 das Ziel, regierende Fürstin zu werden, erreichte. Vier Jahre nach ihrem Mann, der als letzter der Medici in Florenz herrschte, ist sie 1741 gestorben. Ihre Schwägerin Anna Maria Luise von Toskana, die den anscheinend von ihr zeitweise begehrten Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz, den ältesten Bruder ihres ersten Mannes, geheiratet hatte, hat sie als eine gescheite Person bezeichnet, und das war sie wohl, ob aber Prinz Eugen mit ihr glücklich geworden wäre, wird man billig bezweifeln 203 ). Über ihre Herrschsucht in ihrem Hause machte sich wohl ihr zweiter Mann lustig, und schon in der Zeit der Brautwerbung des Savoyers urteilte Imhof, sie habe Haare auf den Zähnen und es sei nicht gut mit ihr Kirschen essen. Olfenbar hat übrigens auch ihm wie seinem badischen Vetter die jüngere Schwester besser gefallen: mit ihr, die zu seiner Cousine geworden war, hat er sich zeitlebens gut verstanden 204 ). Über ein halbes Jahrhundert später hat die im Grunde wenig romantische „Liebesgeschichte" einen Niederschlag in den Memoiren eines französischen Höflings, des Herzogs von Luynes, gefunden 205 ). Ihm hatte der Marschall Belle-Isle von einem Gespräch erzählt, das er angeblich als junger Offizier in den Tagen der Kapitulation von Lille Ende 1708 mit dem Prinzen hatte und in dem Eugen die Behauptung aufgestellt haben soll, der Kaiser habe ihn einmal mit einer reiciien Erbin von Böhmen verheiraten, er selbst aber habe davon nichts wissen wollen, zumal als er das Mädchen gesehen, und sei aus dem Schloß auf einem heimlich an einen Ausgang des Parks bestellten Pferd entwichen, womit er sich die Ungnade des Kaisers zugezogen
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habe: der bei jenem Gespräch in Lille angeblich anwesende August der Starke, Kurfürst-König von Sachsen-Polen, soll ihm dann wieder zu Gunst und Ansehen verholfen haben, indem er ihm im Türkenkrieg vor der Schlacht bei Zenta das Kommando überließ. Es mag immerhin sein, daß der Prinz im Gespräch einmal auf jenen Besuch in Raudnitz gekommen ist, so aber, wie er hier in völlig anachronistischem Zusammenhang dargestellt wurde 206 ), ist er nicht verlaufen und hat ihn Eugen auch gewiß nicht erzählt. 5. Wie er selbst am 3. Mai 1690 aus Wien an Victor Amadeus schrieb, war Prinz Eugen 10 Tage vorher wieder von Böhmen in die kaiserliche Hauptstadt zurückgekehrt 207 ). Dem Vetter in Turin sprach er seinen Dank für ein schönes Geschenk aus. Möglicherweise bezieht sich die Mitteilung, daß er nichts sicheres wisse, es scheine aber, daß sich die Sache machen ließe, noch auf das Heiratsprojekt, über das ja zu diesem Zeitpunkt noch nicht die letzte Entscheidung gefallen war. Und die überschwengliche Versicherung, daß der Herzog ihm keine größere Gnade erweisen könne, als über ihn zu verfügen, und daß er ihn immer in der gleichen Gesinnung finden werde, welchen Entschluß jener auch fassen möge, nahm vielleicht auch auf die Vorgänge in Raudnitz Bezug, wo man ja von der Unterstützung gesprochen hatte, die der Prinz bei einer Verbindung mit der Prinzessin von Sachsen-Lauenburg bei seinem Hause finden werde. Es kann aber auch sein, daß diese Sätze und die Erklärung, nichts lieber zu tun, als sich im Dienste des Herzogs aufzuopfern, sich auf die inzwischen gefallene Entscheidung über seine weitere Verwendung im Kriege bezogen. Wie es schon Ludwiig Wilhelm von Baden dem Hofrat Imhof im April angekündigt hatte, wurde er Anfang Juni in den Rang eines Generals der Kavallerie erhoben, und 14 Tage später ergingen an ihn Weisung und Instruktion, sich nach Italien zu begeben und dort das Kommando des kaiserlichen „Sukkurses" in Savoyen zu übernehmen 208 ). Solange die aus Frankreich stammenden Mütter unmündiger Herzöge in Turin den Ton angegeben hatten, war man in Savoyen den Wünschen Ludwigs XIV. gefolgt. Das war anders
Angebliches P o r t r ä t des P r i n z e n Eugen
Herzog Victor Amadeus von Savoyen
Lage in Italien 1690
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geworden, seitdem der junge Victor Amadeus die Zügel selbst in die H a n d genommen hatte. Der von unruhigem Ehrgeiz erfüllte, selbstbewußte und begabte, dabei verschlossene und verschlagene Fürst wollte von niemandem abhängig sein, er strebte für sich und seinen kleinen aus Piémont und Savoyen bestehenden Staat Selbständigkeit an, die aber nur zu erreichen war bei einer skrupellosen Schaukelpolitik zwischen den angrenzenden Mächten, Frankreich auf der einen und dem über die Lombardei wie auch über toskanische Küstenplätze und über Neapel und Sizilien gebietenden habsburgischen Spanien auf der anderen Seite. Dabei war von vornherein sein Ziel gewiß nicht nur die Selbstbehauptung, sondern eine Ausdehnung seiner Macht und seines Territoriums, die bei der Erschlaffung Spaniens und der wachsenden Brüchigkeit seiner Herrschaft in Italien eher in östlicher Richtung erreichbar war. Zunächst indessen mußte ihm die Beseitigung der im letzten halben Jahrhundert von den Franzosen errungenen Stützpunkte, unter deren Kanonen Piémont lag, Pinerolos im Südwesten und des im mantuanischen Montferrat liegenden Casale im Osten, wichtiger erscheinen als Voraussetzung zu eigenem Ausgreifen nach welcher Seite immer. Das aber war wohl nur gegen Frankreich zu erreichen, bzw. bei einer Begrenzung der Hegemonie dieser Macht, die sie unter Umständen zu Konzessionen zwang. So hatte der Herzog, unterstützt von dem klugen Marchese di San Tommaso 2 0 9 ), vorsichtig und schrittweise sich der französischen Vormundschaft entzogen, hatte er mit Befriedigung und Spannung die Zuspitzung der europäischen Lage seit 1685 beobachtet, schöpfte er dann vor allem aus dem Zusammenschluß der Habsburger mit den Seemächten Hoffnungen und wartete, während er zunächst Ludwig X I V . beruhigende Versicherungen gab, auf Angebote von der anderen Seite. Daß ihm solche Angebote schon im Jahre 1689 oder im Frühjahr 1690 sein im kaiserlichen Dienst stehender und von ihm, wie wir sahen, geflissentlich geförderter Vetter überbracht habe, ist nicht richtig: Prinz Eugen ist in dieser Zeit nicht in Italien gewesen 210 ). Wohl aber haben ihm Unterredungen mit Max Emanuel von Bayern, mit dem er sich Anfang 1690 wieder einmal in Venedig traf, Aussichten eröffnet, und dann erschien im Auftrag des Kaisers der aus Venezien stammende Abbate Vincenzo Grimani in Turin und bot ihm militärische Hilfe seitens 11 Braubadi, Prinz Eugen
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der Habsburger und seemächtliche Subsidien sowie die Anerkennung des Besitzes strittiger Reichslehen in Italien an. Die Forderung des mißtrauisch gewordenen französischen Königs auf Einräumung der Citadelle von Turin brachte die Entscheidung: Victor Amadeus lehnte sie ab und schloß am 4. Juni ein Bündnis mit dem Kaiser wie auch einen Vertrag mit Spanien 211 ). Aus Mailand sollten ihm über 10.000 Mann spanischer Truppen bei der Abwehr französischer Angriffe helfen, und der Kaiser stellte die sofortige Sendung von über 5000 Mann über die Alpen in Aussicht. Konnte es eine bessere Bekräftigung des Bundes von kaiserlicher Seite geben, als deren Unterstellung unter einen Prinzen des Hauses Savoyen, der zudem, obwohl er noch keine 30 Jahre alt war, auf Grund seiner Leistungen in sieben Feldzügen als tapferer Soldat und hochbefähigter Offizier gelten konnte! An Zusammenstellung und Marschvorbereitungen seines Korps hat Prinz Eugen in Wien noch selbst mitgewirkt. Die Truppen wurden in der Hauptsache der in Süddeutschland stehenden Armee entnommen: es handelte sich dabei zunächst um das Infanterieregiment Lothringen, das Kürassierregiment Taaffe und Eugens eigene Savoyen-Dragoner, denen eine Anzahl Bataillone des Infanterieregiments Sachsen-Koburg und die MontecuccoliKürassiere auf dem Fuße zu folgen hatten. Als Unterführer, denen vorerst die Aufgabe zukam, die beiden Gruppen über die Alpen zu führen, waren die Generalwachtmeister Baron Houchin und Baron Saint-Croix bestimmt worden 212 ). Von dem damals — vor dem Eintreffen des bayrischen Kurfürsten — noch von Feldmarschall Caprara befehligten Heer am Oberrhein waren auch die Mitglieder des Stabes für den Prinzen, Auditor, Generaladjutant, Sekretär und Kanzlist, abzustellen 213 ). Die Sorge um die „Subsistenz" des Korps, dementsprechend auch die Verhandlungen mit den nord- und mittelitalienischen Fürsten und Territorien über Quartiere und Leistungen, wurde dem Marchese d'Obizzi anvertraut, der seine Anweisungen freilich nicht von dem Befehlshaber der Truppen, sondern von dem Generalkriegskommissar Graf Carafa erhielt. Diesem hatte es auch obgelegen, Verhandlungen mit der Republik Graubünden wegen des Durchmarsches der Regimenter und mit den Behörden der Lombardei wegen Marschrouten, Etappen, Lieferung von Brot und Futter und künftiger Winterquartiere zu führen 214 ). Eugen hatte also
Sendung Eugens nach Piémont
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mit ihm und seinem Beauftragten an O r t und Stelle zusammenzuwirken bzw. sich auseinanderzusetzen, er war ferner militärisch dem Herzog von Savoyen unterstellt und zugleich vom Kaiser und dem Hofkriegsrat abhängig, denen er ständig zu berichten hatte. D a ß sich bei diesen Abhängigkeits- und Kompetenzverhältnissen f ü r den jungen General eine Fülle von Schwierigkeiten ergeben mußte, ist ihm selbst wohl von Anfang an klar gewesen, zumal er aus Erfahrung die „Langsamkeit", mit der in Wien alle Befehle erteilt und ausgeführt wurden, kannte und sich daher auch keinen Illusionen hinsichtlich der ihm gegebenen Versprechungen hingab. Seine eigenen Vorstellungen aus der Ferne mochten kaum genügen, um Energie und Nachdruck in die M a ß nahmen des Hofes zu bringen, und so war er bedacht, sich die Unterstützung einflußreicher Persönlichkeiten in Wien selbst f ü r die Zeit seiner Abwesenheit zu sichern. Als sein besonderer Vertrauensmann blieb Vittorio Tarino zurück, der nun zugleich aber auch mit der Vertretung der Interessen des Herzogs von Savoyen beim Kaiser betraut wurde, was seiner Einwirkung größeres Gewicht geben mußte 2 1 5 ). D a n n aber vertraute der Prinz auf die Hilfe von zwei mächtigen Männern, die Tarino zur H a n d gehen konnten, dem spanischen Botschafter und dem Hofkanzler. Borgomanero gehörte ja seit Eugens Flucht nach Österreich zu seinen besonderen Protektoren und Freunden; seinerseits sah er, wie er nach Madrid schrieb, diesen „enemiguísimo" Frankreichs f ü r besonders geeignet an, Victor Amadeus in seiner Abneigung gegen Ludwig X I V . zu bestärken und bei der Allianz zu halten 2 1 6 ). Aber auch der H o f k a n z l e r Stratmann, der zu jener Zeit als erster Ratgeber des Kaisers galt, war offenbar dem Prinzen wohl gesonnen und bereit, sich für ihn und seine Forderungen zu verwenden 2 1 7 ). Bei aller Skepsis hat Eugen doch wohl nicht geahnt, eine wie dornige Aufgabe ihm hier übertragen worden war und in was f ü r eine peinliche Lage er von Anfang an gestellt wurde. Nach Borgomaneros Bericht an seinen König hat der Prinz am 21. Juni 1690 Wien verlassen, am selben Tage meldete bereits der Vertreter Toskanas in Mailand, daß sein savoyischer Kollege große Vorbereitungen treffe, um den Vetter seines Herzogs, den man jeden Augenblick erwarte, in seinem Hause zu empfangen und aufzunehmen 2 1 8 ). Am Morgen des 26. Juni ist er in der lombardischen 11*
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Hauptstadt angekommen, wo der spanische Generalgouverneur Graf Fuensalida ihm zu Ehren ein üppiges Bankett und am Abend, unter Beteiligung zahlreicher Damen und Kavaliere, einen Ball gab, worauf der Prinz am folgenden Tag, „contentissimo del trattamento ricevuto", die Reise nach Turin fortsetzte 219 ). Hier traf er nun auf eine von Aufregung und Besorgnis erfüllte Stimmung. Die Franzosen, deren Führung in der H a n d des Generals Catinat lag 220 ), hatten Anfang Juni die Feindseligkeiten begonnen und waren, gestützt auf Pinerolo, in Piémont eingerückt, wo sie die Ebene südwestlich von Turin besetzt und verwüstet hatten. Der Herzog verfügte über etwa 9000 Mann eigener Truppen, die sich vor Turin mit etwa der gleichen Zahl von Spaniern vereinigt und ein Lager bei Carpenetto in der Nähe von Carignano bezogen hatten: ihm gegenüber nahm Catinat seinerseits eine feste Stellung ein. Victor Amadeus wird seinen Vetter gewiß freudig begrüßt haben, aber beide waren entsetzt, als sidi herausstellte, daß der Prinz zunächst ein General ohne Truppen war, denn der Großteil der kaiserlichen Regimenter lag auf dem Marsch nach Italien noch weit zurück. In Schreiben aus dem Lager vom 7. und vom 14. Juli hat der Prinz Tarino von der unmöglichen Situation, in die er dadurch geraten war, und von den verhängnisvollen Folgen weiterer Verzögerung unterrichtet und ihn bestürmt, auf eine Beschleunigung der Truppenbewegungen zu drängen: „Ohne Truppen bin ich hier unnütz, und man wird sagen, daß wir nur kämen, um hier sofort Winterquartiere zu beziehen", „ich weiß nicht, was der Grund für diese mich tief erbitternde Tatsache ist, und ich kann nicht glauben, daß es einmal wieder an der üblichen Langsamkeit unseres Hofes liegt" 221 ). Dabei sah er voraus, daß ohne die Kaiserlichen, die dieser Armee erst „die Seele" gäben, keine Erfolge erzielt werden könnten, denn schon glaubte er zu erkennen, daß „die Spanier wenig disponiert sind, den Krieg energisch zu führen, wenn nicht durch ein kaiserliches Korps die Überlegenheit der Kräfte hergestellt wird" 222 ). Es ist dann doch zu einer Aktion gekommen, die freilich durch geschickte Manöver der Franzosen herbeigeführt wurde und mit einem schweren Mißerfolg für die Verbündeten endete. Catinat hob am 2. August sein Lager auf und griff den kleinen Platz Cavour südlich Pinerolo an, worauf der Herzog seinerseits ein neues Lager bei Villafranca bezog. Durch einen
Niederlage von Staffarda
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Flankenmarsch an ihm vorbei auf Saluzzo lockte der Franzose ihn, dem Prinz Eugen ebenso wie der spanische General Louvigni vergebens geraten hatten, die Ankunft der kaiserlichen Regimenter abzuwarten, aus seiner Stellung heraus und brachte ihm am 18. August bei der Abtei Staffarda eine schwere Niederlage bei, die den Verbündeten an die 4000 Tote und Verwundete, Í500 Gefangene und einige Fahnen und Geschütze kostete. Zum erstenmal hat Eugen hier an einer verlorenen Feldschlacht teilgenommen. Eigentlich war er ja wieder zum Volontär geworden, doch soll er nach einigen zeitgenössischen Nachrichten die Reiterei des linken Flügels befehligt und dem Vordringen des Feindes hartnäckigen Widerstand geleistet, dann mit den savoyischen Garden den Rüdezug gedeckt haben. Gottes Vorsehung, so heißt es in einem anderen Bericht, habe für Victor Amadeus gesorgt, „als welcher sich allerwegen und da man am meisten schoß, sowohl als der Prinz Eugen von Savoyen, der ein wenig am Hals und der Seite verwundet, finden lassen", und ein französischer Zeuge wußte sich zu erinnern, daß man während des Kampfes immer wieder Eugen erkannt habe, der von Anfang bis zum Ende sich sehr auszeichnete223). Während die Geschlagenen sich in einem Lager bei Moncalieri sammelten, nahm Catinat bei Racconigi Stellung, von wo er Parteien aussandte und in Piémont Kontributionen einzog, während zugleich französische Truppen sich Savoyens mit Ausnahme von Montmélian bemächtigten. Daß der Sieger von Staffarda seinen ersten Plan, durch die Eroberung von Turin den Feldzug abzuschließen, nicht ausführte, lag wohl einmal an der Schwächung seiner Armee durch Krankheiten, dann aber auch an dem nun endlich erfolgenden Anmarsch der kaiserlichen Hilfstruppen, die bis Ende August in Moncalieri eintrafen 224 ). Freilich gab es für ihren Befehlshaber neue Schwierigkeiten und neuen Ärger. Es hatte gewiß nicht viel zu bedeuten, wenn er sofort einen höheren Offizier des Regiments Lothringen „wegen gehabten Mißverständnis mit dem mailändischen Gubernatori" in Arrest setzen mußte 225 ), doch mag hierin schon ein Keim für die heftigen Auseinandersetzungen und die bittere Feindschaft liegen, die sich zwischen ihm und Fuensalida entwickelten: der Spanier war wohl nicht so schlecht und unfähig, wie ihn der Prinz dann dargestellt hat, aber sicher war er ein schwieriger Charakter, voll
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Eifersucht auf die Wahrung seiner Würde bedacht, und auch andere, die mit ihm zu tun hatten, haben ihn einen Narren genannt, den zu überzeugen dem Zähmen einer Bestie gleichkomme 226 ). Anstände ergaben sich vor allem wegen der Unterhaltung der Truppen und der künftigen Winterquartiere: in Mailand zeigte man kein Entgegenkommen, Obizzi, der eigentlich die Verhandlungen führen sollte, ließ auf sich warten, so daß der Prinz immer wieder beim Hofkriegsrat seine schleunige Abfertigung forderte, und von Wien aus blieb er, wie er Tarino klagte, ohne Weisung und ohne Geld 227 ). Vor allem aber erregte er sich darüber, daß die Spanier trotz der Verstärkung durch die frischen deutschen Regimenter sich gegen jede große Aktion, um die Niederlage von Staflfarda auszuwetzen, sperrten: „Man ist", so heißt es in Eugens Schreiben an Tarino vom 22. September, „in der Lage zu handeln, der Armee fehlt es an nichts, aber die Herren machen immer Schwierigkeiten." Zunächst hatte man die Ankunft Fuensalidas im Lager abwarten wollen, er war auch am 18. September gekommen, aber zunächst hatte es heftige Dispute um die Rangordnung der Truppen gegeben, und wenn man hier den Gouverneur doch zu einer Anerkennung der Vorrechte des Kaisers vor dem spanischen König brachte und es auch im Hinblick auf die Verpflegung zu einer Verständigung kam, die freilich nach Eugens Meinung keine Sicherheit bot 228 ), so war das Ergebnis eines Kriegsrats nur der Beschluß, von Moncalieri nach Carmagnola nördlich Raccoraigi zu marschieren und weitere Bewegungen von dem Verhalten des Feindes abhängig zu machen. „Nur mit Mühe", so erboste sich Eugen, „hat man diesen Beschluß gefaßt, und ich sehe zu meinem größten Ärger mehr als jemals, daß ihr ganzes Ziel ist, nichts zu tun, und ich fürchte, daß es immer so bleiben wird, wenn man da nicht Ordnung schafft." Aber es kam noch nicht einmal zur Durchführung jener Resolution. „Wir sind noch immer hier", teilte er dem Freund in Wien am 30. September mit, „und wie ich glaube, unser ganzes Leben. Seit 14 Tagen will man täglich marschieren, und dabei rühren wir uns nicht aus unserem Loch." Sein ganzer Zorn richtete sich gegen diesen Bundesgenossen: „Alles, was ich jemals gehört habe, gleicht nicht im entferntesten demjenigen, das ich nun von ihnen sehe. Ich begreife immer mehr, daß ihre Absicht ist, nichts zu tun. Denn bei allem, was man vorschlägt, erheben
Militärische Untätigkeit
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sie Einspruch, und ich glaube nicht, daß es in ganz Piémont ein Lager gibt, in welchem sie sich für sicher halten" 2 2 9 ). Wohl hatte es in den vorhergehenden Tagen einen Lichtblick gegeben, f ü r den er selbst das Verdienst zu beanspruchen hatte. Als er von dem Ritt einer feindlichen Abteilung von Pinerolo zur Brandschatzung von Rivoli und anderen Orten nicht weit von Turin gehört hatte, war er selbst mit deutscher und savoyischer Kavallerie über den Po gesetzt und hatte sich auf die Franzosen gestürzt und sie unter Verlust von 400 Mann bis unter die Mauern von Pinerolo zurückgejagt; mit 200 erbeuteten Pferden war er ins Lager zurückgekehrt 2 3 0 ). Aber er konnte nicht verhindern, daß die Gegner „nach Belieben vor unseren Augen brennen und zerstören, obwohl wir mindestens so stark, ja stärker sind, als sie" 231 ). Schon mußte man an den Winter denken, und man konnte sich die Stimmung des Herzogs von Savoyen vorstellen, der mit Quartieren beider Armeen in seinem Lande rechnen mußte. In der ersten Oktoberhälfte scheint Eugen sich mit seinem Vetter nach Turin begeben zu haben. Von hier aus hat er am 13. Oktober eine Beurteilung der Lage nach Wien gelangen lassen, die in aufschlußreicher Weise zeigt, daß dieser Korpskommandeur schon damals nicht nur an seinen Kriegsschauplatz dachte, sondern bemüht war, sich von der Gesamtentwicklung in Europa eine Vorstellung zu machen 232 ). Er hatte offenbar d a f ü r gesorgt, daß ihm nicht nur von Wien, sondern auch von anderen Stellen der großen kriegerischen Auseinandersetzungen im Osten und Westen Nachrichten zukamen 2 3 3 ). Es war wenig erfreulich, was er da erfahren hatte. Der Türkenkrieg war keineswegs so fortgeführt worden, wie man vor zwei Jahren, als er verwundet von dem eroberten Belgrad abtransportiert worden war, gehofft hatte, ja nun fürchtete man sogar wieder um den Besitz jener wichtigen Festung: eine Folge, wie der Prinz meinte, der Verteilung der Streitkräfte auf zu viele Plätze, von denen manche die Mühe der Verteidigung nicht lohnten — mit anderen Worten des Versäumnisses, Schwerpunkte zu bilden. Gegenüber Frankreich war, wie er feststellte, in diesem Jahre im Reich nichts getan worden, in Flandern noch weniger, auf See auch nicht mehr, und wenn Wilhelm von Oranien den in Irland gelandeten Stuart geschlagen hatte, so hielt Eugen den Aufstand doch noch
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nicht für beendet. N u n aber vor allem dieser neue italienische Kriegsschauplatz: hier sei alles schiefgegangen wegen des unglaublichen Verhaltens Fuensalidas, mit dem wegen seiner ständigen Zornesausbrüche jedes vernünftige Gespräch unmöglich sei, und der spanischen Generalität. Der Herzog wollte nicht mehr in das Lager zurück, weil er es für unter seiner Ehre halte, bei einem Heere zu verweilen, das in Bewegung zu bringen er nicht mehr Herr sei. „Ich zweifle nicht, daß, wenn die Feinde gegen uns marschierten und um die Hälfte schwächer wären als wir, wir bis Mailand zurückweichen würden und nichts die spanischen Generäle aufzuhalten vermöchte." Man solle nicht glauben, daß er aus jugendlicher Hitze oder Animosität so rede — er mochte wissen, daß der Generalgouverneur seinerseits ihn für allen Streit verantwortlich machte234) — es sei die reine Wahrheit. Wenn er dem Kaiser gegenüber bis jetzt geschwiegen habe, jetzt könne er es nicht mehr, und wenn er sehe, daß der Krieg so fortgeführt werde, werde er alles hinwerfen, denn statt wie Soldaten zu handeln, erschöpfe man seine Tätigkeit in Intrigen, Reden und Widerreden, eine wahrhaft miserable Verhaltensweise. Nochmals stellt er fest, daß man trotz der Ankunft der kaiserlichen Regimenter nichts getan habe und es ohne Not zulasse, daß der Feind das ganze Land abbrenne. Wenn die Spanier, wie er durch italienische Offiziere seines Korps erfahren habe, behaupten, er habe „la rage de battre" und wolle ein zweites Staffarda herbeiführen, so müsse er dagegen protestieren, denn sein Ziel sei nur, den Feind aus dem Land zu verdrängen, was man von einer Stellung bei Carmagnola durch Unterbindung des Nachschubs erreichen könne. Und wenn Louvigni in einem Gespräch mit Houchin die Armee als ein „Phantom" bezeichnet habe, da man vermeiden müsse, sie dem Feind zu nähern und so aufs Spiel zu setzen, so könne man sie wirklich als ein Phantom bezeichnen, denn der Nutzen, den man aus ihr ziehe, bestehe in Rauch. Einem Savoyer gegenüber habe Fuensalida sein Erstaunen darüber ausgedrückt, daß Eugen gegen die Spanier Partei ergriffe, von denen er doch mehr als von anderen zu erhoffen habe; er glaube wie dem Kaiser, so auch dem König von Spanien gerade durch seine Haltung am besten zu dienen, und einschüchtern lasse er sich nicht, denn „meine Pflicht und der Dienst meines Herrn ist mir zu teuer, als daß ich mich davon jemals abwenden würde". Es gibt
Verlust von Susa
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wohl kaum ein Schreiben aus seiner Feder, das deutlicher zeigt, wie in diesem als verschlossen und zurückhaltend geltenden Menschen doch Leidenschaft steckte, wie auch er aufbrausen und sich von Ärger und Zorn fortreißen lassen konnte, denn aus der Reaktion der Spanier erkennt man, daß er sich nicht damit begnügte, einem Vertrauten wie Tarino seine Seele auszuschütten, sondern daß er ihnen gegenüber auch mündlich kein Hehl aus seiner Meinung gemacht hat. Von Wien aus konnte man ihm nur das Bedauern darüber aussprechen, daß „wegen der von spanischer Seite so spät fassenden Resolutionen so gar keine nützliche Operationen vorgenommen werden könnten", wobei man zugleich versprach, bei dem Kongreß aller verbündeten Mächte im Haag darauf zu dringen, daß für den nächsten Feldzug so viele Alliierte nach Savoyen geschickt würden, „womit dem Feind ins Herz gedrungen werden könne" 235 ). Doch da schien sich dodi noch in diesem Jahre auf dem italienischen Kriegsschauplatz Gelegenheit zu Operationen zu bieten. Catinat, dem von Paris angesichts der Unmöglichkeit, ihm Verstärkungen zu einem Angriff auf Turin zuzuschicken, die Weisung zugegangen war, seine Truppen zurückzuführen, begann Ende Oktober den Abmarsch, der aber keineswegs, wie man in Turin erwartet hatte, die Richtung über Briançon nach Grenoble nahm. Vielmehr entschloß sich der fähige französische General, mit dem Rüdezug einen überraschenden Schlag zu verbinden: obwohl schon Schnee in den Bergen lag, überschritt er den Col Fenestrelle und erschien am 11. November vor der als Barriere für Piémont geltenden Feste Susa. Eiligst brachen nun auch die Verbündeten auf, um deren Fall zu verhindern. Wir können an Hand seiner Korrespondenzen feststellen, daß Eugen noch am 28. Oktober in Turin war, am 5. November erstattete er dem Hofkriegsrat aus der Kartause von Rivoli, westlich von Turin, einen Bericht und am 13. befand er sich in einem Feldlager bei San Giorio, eine kleine Stunde von Susa entfernt 2 3 8 ). Aber man kam zu spät. Wie der Prinz am 16. Tarino mitteilte, war, als der Feind plötzlich in das Tal von Susa herabmarschierte, die Stadt sofort aufgegeben worden, man hatte aber mit energischer Verteidigung des von 300 Mann besetzten Schlosses gerechnet, zumal die Entsatzarmee bereits Bussoleno erreicht hatte. Stattdessen hatte der Kommandant beim ersten Kanonen-
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schuß kapituliert. So endete der Feldzug mit einem schweren Verlust, denn im Lager der Verbündeten hielt man einen Angriff für aussichtslos und beschloß, den Rückmarsch in die Winterquartiere anzutreten, nachdem durch Befestigung und Besetzung von Avigliana eine neue Barriere errichtet worden war. Dem Herzog, der sofort nach der schmählichen Übergabe von Susa nach Turin zurückgekehrt war, folgte nach einigen Tagen auch sein Vetter. Aus Turin hat er am 20. November voll Zorn an Tarino geschrieben, er werde eher den Dienst quittieren, als noch einmal eine solche Campagne wie die verflossene mitmachen 237 ). Was sollte nun aus seinen Regimentern während des Winters werden? Heftige Anklagen erhob er in zwei weiteren Briefen nach Wien gegen Fuensalida, der offenbar die eigenen Truppen in die Lombardei zurückziehen, die kaiserlichen aber, für die weder Geld nodi Verpflegung gesichert war, in dem ausgesogenen Landstrich zwischen Pinerolo und Turin belassen wollte 238 ). Verhandlungen mit ihm schienen dem Prinzen wohl sinnlos, und so hatte er mit Zustimmung des Herzogs in Wien um die Erlaubnis gebeten, nach dort zu kommen, um persönlich die Lage zu besprechen und eine Entscheidung zu erreichen, die eine Katastrophe des ihm anvertrauten Korps verhinderte. „Glauben Sie mir", so versicherte er Tarino, „daß es keine anderen Gründe gibt, die mich diese Reise fordern lassen, und daß ich nicht rechne, länger als einen Monat zu bleiben". Doch in Wien nahm man sich Zeit, und als man Mitte Dezember bereit war, Eugens Gesuch zu willfahren, war bereits ein Ausweg hinsichtlich der Winterquartiere seiner Truppen gefunden: am 17. Dezember erging an ihn die Mitteilung, daß er, „um mit ihm das Benötigte konferieren zu können, sich auf eine Zeitlang hierher verfügen und sodann die in Savoyen befindlichen kaiserlichen Truppen, welche in der Postierung alldort nicht nötig, in das Montferratische verlegt werden sollen". Inzwischen scheint der Prinz mit dem Gouverneur von Mailand zu einer vorläufigen Verständigung über den Unterhalt der Soldaten gekommen zu sein, die sich indessen als unzulänglich erwies: am 19. Dezember meldete er nach Wien, da Fuensalida sein Wort nicht halte, bestehe die Gefahr, daß die Regimenter „in äußerste Desperation" gerieten und zu Grunde gingen 239 ). Als er nun auf das dem Herzog von Mantua gehörige
Winterquartier im Montferrat
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Montferrat verwiesen wurde, hielt er es doch wohl f ü r nötig, zunächst selbst die Truppen dort unterzubringen und f ü r ihre Subsistenz und Sicherheit Sorge zu tragen, bevor er von der ihm erteilten Erlaubnis zur Reise nach Wien Gebrauch machte. Kaum hatte er am 29. Dezember die Weisung erhalten, trat er mit seinem Korps den Marsch in das Montferrat an, wo er am 1. Januar 1691 sein Hauptquartier in Moncalvo nahm. Hier wurden einige Infanterie und fünf Kompagnien seiner Dragoner stationiert, während er am nächsten Tage eine Abteilung in Flecken und Schloß Ponte Stura am Po führte und die übrige Kavallerie in den Dörfern ringsum bis zur Grenze Piemonts verteilte 240 ). Ein Teil des Korps blieb übrigens im piemontesischen Lande, sollte aber auch aus dem Montferrat verpflegt werden. Es war, wie sich rasch herausstellte, vielleicht die schlechteste Lösung, die man finden konnte, und es wurden wie f ü r die Truppe so auch f ü r ihren Führer sehr unruhige und unerfreuliche Wiintermonate, die sie in diesem Land verbrachten 2 4 1 ). Das zwischen Piémont, der Lombardei und Genua gelegene fruchtbare und weinreiche Herzogtum Montferrat wäre wohl in der Lage gewesen, den Unterhalt f ü r die Einquartierung aufzubringen, aber den unerwünschten deutschen Gästen begegnete die Bevölkerung mit einer Abneigung, ja einem H a ß , den man so doch wohl nicht erwartet hatte 2 4 2 ). Seit dem 16. Jahrhundert war das Gebiet als Reichslehen im Besitz der Herzöge von Mantua, und der derzeitige Fürst Ferdinand Karl, der letzte männliche Sproß des Hauses Gonzaga-Nevers, stand nicht nur mit seinen Sympathien ganz auf französischer Seite, er hatte auch 1681 die das Land beherrschende Festung Casale dem französischen König verkauft. Man konnte ihm gewiß nicht nur ein liederliches Leben, sondern auch völlige Nichtachtung der lehnsrechtlichen Beziehungen, die zwischen Mantua und dem Reich bestanden, vorwerfen 2 4 3 ), daß ihn aber die wohl auch als Strafe gedachte Besetzung des Montferrat in Zorn versetzte und er Anweisung gab, den Eindringlingen unfreundlich zu begegnen, war nur natürlich. Die Einwohner aber glaubten, den Ermunterungen ihres Landesherrn folgen und nicht nur passiven, sondern auch aktiven Widerstand leisten zu können, da sie ja an der starken französischen Besatzung von Casale einen Rückhalt finden mußten. Es kam hinzu, daß sich im Montferrat eine Art Milizorganisation gebildet hatte,
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so daß die Bauern auch über Waffen verfügten 244 ). So gerieten die der Ruhe bedürftigen kaiserlichen Regimenter hier geradezu in einen Hexenkessel, und Eugen war zunächst einmal zu einem Feldzug gegen die sich allenthalben sammelnden und von französischen Offizieren geführten Montferriner genötigt, um sich Quartiere und Unterhalt zu erkämpfen. Während von den Bewohnern ein Teil ihrer Vorräte nach Casale gebracht worden war, vereinigten sich kleinere französische Trupps aus der Festung mit den von dem Gouverneur im Namen des Herzogs zum Kampf aufgerufenen Milizen, um die kaiserlichen Abteilungen in ihren Quartieren, übrigens auch jenseits der piemontesischen Grenze, zu überfallen. Nachdem schon ein Rittmeister des Taaffeschen Regiments mit einer Standarte ausgehoben und nach Casale geschleppt worden war, erfolgte am 8. Januar ein Angriff auf das von Angehörigen des gleichen Regiments besetzte Schloß Asti, der jedoch unter schweren Verlusten für die Angreifer zurückgeschlagen wurde 245 ). Einen ersten Plan, sich nach Turin zu begeben, um mit dem Herzog über die zu ergreifenden Maßnahmen zu sprechen, hat der Prinz am 13. Januar aufgeben müssen, da ihn Nachrichten von großen Zusammenrottungen der Bauern zwangen, zunächst die Abwehr zu organisieren. Einen zwei Wochen später wirklich durchgeführten Besuch bei Victor Amadeus hat er dann vorzeitig abbrechen müssen, da ihn erneut Meldungen über bedrohliche Bewegungen der Partisanen und ihrer französischen Helfer erreichten 246 ). Nach seiner Rückkehr hat er dann selbst mit 400 Mann zu Fuß und 600 zu Pferd in der Nacht vom 27. zum 28. Januar eine Expedition gegen Vignale unternommen, wo sich im Schutze eines von 100 Franzosen besetzten Schlosses zahlreiche Bauern versammelten. Seinem Vetter hat er eine lebhafte Schilderung dieser Aktion gegeben, wie Sturmgeläute aus allen Dörfern sein Kommen ankündigte, wie er in Vignale vergeblich die Menge selbst anredete und sie unter der Androhung, andernfalls mit aller Kriegsstrenge gegen sie vorzugehen, zur Niederlegung der Waffen aufforderte, wie statt dessen seine Leute wüst beschimpft wurden und er darauf den Befehl zu konzentrischem Angriff auf das Schloß gab, wie seine abgesessenen Dragoner trotz eines Hagels von Kugeln und Steinen über den Graben auf einer liegengebliebenen Planke auf ein Tor stürmten, dieses, ohne die vorbereitete Sprengladung
Schwierige Lage Eugens
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abzuwarten, mit Beilhieben aufbrachen und alle Verteidiger, die sich ihnen entgegenstellten, niedermachten und wie sich der Prinz selbst dazwischenwarf, um in dem allenthalben angelegten Feuer die im Schloß befindlichen Frauen zu retten 247 ). In grimmiger Befriedigung stellte er fest, daß es bei dem Rückmarsch nach Moncalvo kein Glockengeläut und keinen Trommelschlag mehr gegeben habe. Aber von Ruhe war doch noch keine Rede. Mitte Februar wurden wieder Zusammenrottungen gemeldet, und als Patrouillen gegen sie ausgesandt wurden, stellte es sich heraus, daß die Bauern sich eiligst in eine Reihe von Orten zurückgezogen hatten, die so befestigt waren, daß Angriffe auf sie keine Aussicht auf Erfolg boten. Immer wieder wurden die Verbindungen zwischen den Quartieren unterbrochen, und das Schlimmste war, daß trotz scharfer Requisitionen die Verpflegung nicht ausreichte. Dem Marchese Obizzi warf der Prinz schon im Januar völliges Versagen vor: er lasse sich sowohl von dem Herzog von Mantua als auch von dem Gouverneur von Mailand an der Nase herumführen, während die Truppen hungerten und zudem keinen Sold erhielten. Es bedürfe, so schrieb er einen Monat später sarkastisch an Tarino, eines weit geschickteren Mannes, als er, Eugen, es sei, um die Soldaten mit nichts zu bezahlen 2 4 8 ). Zornig erklärte er dem Freund erneut, daß nichts ihn bewegen könne, noch ein weiteres Jahr das durchzumachen, was er hier erlebe: er sei nie sicher, ob er genug Brot für zwei Tage habe, durch Fouragieren gehe es ja mit dem Futter, das Fehlen von Geld aber bringe ihn in die peinlichste Verlegenheit 249 ). Es hat für ihn auch Ärger mit den eigenen Leuten gegeben. D a war der Kommissar Anglada von einem deutschen Angehörigen des Korps erschossen worden, und der Prinz mußte sich um Untersuchung und Gericht bekümmern, während der gerade für Quartiere und Unterhalt wichtige Posten natürlich nun längere Zeit unbesetzt blieb 2 5 0 ). Auch sein Generaladjutant war ausgefallen, hier hatte er wenigstens die Genugtuung, daß man seinem "Wunsch, ihm in dieser Eigenschaft seinen alten K a m p f gefährten Roccavione zu schicken, sofort entsprach 251 ). War es im übrigen ein Wunder, daß die Disziplin sich lockerte, ja daß es schließlich im Regiment Montecuccoli zu einer Meuterei kam 2 5 2 )! Er drang in Wien immer wieder darauf, daß man nicht nur für einen Ersatz der Ausfälle in seinen Regimentern durch
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Zuweisung von Rekruten und Remonten sorgte, sondern auch weitere Kräfte nach Italien sandte, um gegen einen ehrvergessenen und heimtückischen Fürsten wie den Herzog von Mantua durchzugreifen und Ordnung schaffen zu können: „es paßt sich nicht für den Kaiser, so wenig Truppen hier zu haben, entweder müssen es mehr sein oder gar keine". Aber da wurde ihm im März die tröstliche Antwort aus Wien zuteil, daß, da von kaiserlicher Seite ein Sukkurs durchaus nicht möglich sei, man bei den Verbündeten im Haag „laboriere", um sie zur Anwerbung oder Übernahme von Kontingenten deutscher Fürsten für Italien zu bestimmen. Was ihn natürlich besonders erbitterte, war, daß man gegen ihn selbst Vorwürfe erhob und ihn für die eingetretenen Reibungen und Schwierigkeiten verantwortlich zu machen suchte : er hatte wohl nicht so unrecht, wenn er die ihm von Wien aus zukommenden Zeugnisse von Mißtrauen und Unzufriedenheit auf Fuensalida zurückführte, der in der Tat seine ständigen Anklagen wegen mangelnder Unterstützung in militärischer und wirtschaftlicher Beziehung mit Beschwerden über ihn quittierte 253 ). Entschieden setzte er sich dagegen zur Wehr: „Es scheint", so schrieb er am 24. Februar in stolzem Selbstbewußtsein an Tarino, „daß man mit mir nicht zufrieden ist, idi verstehe den Grund dafür nicht, und ohne mich rühmen zu wollen, kann ich sagen, daß, wenn andere Leute an meiner Stelle gewesen wären, die Truppen vielleicht nicht mehr jetzt im Montferrat sein und die Dinge sich noch in weit größerer Unordnung befinden würden, als sie es sind." Er habe seine Pflicht getan und werde es weiter tun, er sei, wie er einmal ironisch bemerkte, dabei, die Karnevalszeit hier ebenso angenehm zu beenden, wie er sie begonnen habe, aber wie konnte er die Lage seiner Soldaten bessern, wenn er von Wien statt der erbetenen materiellen und sonstigen Hilfe nur den Rat erhielt, in Mantua und in Mailand zu remonstrieren! Etwas gab es allerdings in diesem vermaledeiten Land, wie er am 9. März zugab: „Nur der Wein hat bisher unsere Leute alles andere vergessen lassen." Immerhin konnte er um diese Zait auch feststellen, daß sich die Unruhe im Montferrat allmählich gelegt hatte und die Ansammlungen der Bauern aufhörten. So glaubte er nun doch von jener Erlaubnis einer Reise nach Wien Gebrauch machen zu können, zumal ihm Besprechungen mit den maßgebenden Männern
Uber Mailand nach Wien
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am Kaiserhof auch aus politischen G r ü n d e n u n d im Hinblick auf die Pläne f ü r den k o m m e n d e n Feldzug geboten schienen. Auf Wunsch des Herzogs w a r er wieder v o m 22. bis zum 25. Februar in Turin gewesen, w o er dessen Wünsche auf die ihm im V o r j a h r in Aussicht gestellte Übertragung des Vikariats über r u n d 40 in Piémont liegende Reichslehen entgegennahm. Es mochten ihn auch persönliche Angelegenheiten wenigstens einen kurzen A u f e n t h a l t in Wien als erwünscht erscheinen lassen, entscheidend aber w a r , wie er wenigstens T a r i n o am 3. M ä r z versicherte, die absolute N o t w e n d i g k e i t , eine Entscheidung über Schicksal u n d weitere Verwendung seiner T r u p p e n , ihre Zurückziehung oder A u f füllung, herbeizuführen 2 5 4 ). N o d i hat es d a n n einige Wochen gedauert, bis er sich wirklich von Moncalvo lösen und Houchin das K o m m a n d o über das K o r p s übertragen konnte. Zunächst begab er sich nach M a i l a n d : der Gouverneur scheint auf Forderungen von Geld u n d den Vorschlag eines Treffens — wohl auch mit Victor Amadeus — in Alessandria, die er ihm am 9. M ä r z h a t t e vortragen lassen, ü b e r h a u p t nicht geantwortet zu haben 2 5 0 ), so suchte er ihn nun persönlich auf. Bei seiner A n k u n f t mit der Post am Morgen des 23. M ä r z erreichte ihn ein Brief des Herzogs, der ihn von dem zu ungewöhnlich f r ü h e r Zeit erfolgten V o r marsch Catinats aus der Provence über den Grenzfluß V a r gegen N i z z a unterrichtete und ihn bat, sowohl in Mailand als vor allem in Wien die gefahrvolle Lage, in die Piémont damit geraten w a r , nachdrücklich vorzustellen u n d auf rasche, energische U n t e r s t ü t z u n g zu dringen 2 5 6 ). Die ganze Verachtung, die er f ü r den Spanier e m p f a n d , k o m m t in dem Bericht zum Ausdruck, den er am 24. Victor Amadeus über seinen Besuch bei i h m gab 2 5 7 ): „Der Graf Fuensalida hat mich auf die ihm eigene A r t im Bett empfangen, seine Schlafmütze auf dem K o p f , viel mehr einem Affen als einem Menschen gleichend." Auf nichts habe er trotz der Hinweise auf die Möglichkeit, d a ß der Feind sich nach Besetzung von N i z z a gegen das spanische Finale oder gar gegen Mailand selbst wenden werde, eine A n t w o r t erhalten, dieser echte Repräsentant der „folies des Espagnols" sei durch nichts a u f z u r ü t t e l n gewesen. Zeitweise scheint der P r i n z angesichts der überraschenden französischen Operationen erwogen zu haben, statt nach Wien weiterzureisen, nach Turin zu eilen u n d dann nach Moncalvo zurückzukehren, um die T r u p p e n zur A b w e h r zu
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sammeln. Er hat sich dann dodi entschlossen, am 26. März kurz nach Mittag, ohne sich von Fuensalida zu verabschieden, die Post nada Österreich zu nehmen, um — wie der toskanische Resident in Mailand erfuhr — dem Kaiser die Dringlichkeit der Hilfe für Savoyen vorzustellen und, -wenn er in dieser Beziehung feste Zusicherungen erhalten hatte, sofort zurückzueilen. Sicher -wollte er sich auch bei Borgomanero rechtfertigen und versuchen, durch ihn einen Wechsel in der Regierung der Lombardei zu erreichen. Anfang April 1691 muß der Prinz in der kaiserlichen Hauptstadt eingetroffen sein, wo er sofort Verbindung mit den leitenden Ministem und Generälen aufnahm und auch bei Kaiser Leopold persönlich vorsprach. Vom 8. April ist sein erster Bericht an den Herzog von Savoyen datiert, in dem er versicherte, allenthalben den besten Willen gefunden zu haben und selbst zu einer bevorstehenden Konferenz über die Lage in Italien eingeladen zu sein 258 ). Daß er rastlos tätig war, bestätigt in diesen Tagen der bayrische Resident in einem Schreiben nach München: „Es macht der jüngst aus Savoyen arrivierte Prinz Eugeni sehr eifrige Instanz, die Abfertigung in gewissen das Herzogtum Savoyen concernierenden Affairen zu erlangen" 259 ). Aber was war wirklich zu erwarten, worin bestanden die konkreten Ergebnisse seiner Vorstellungen? Die allgemeine Lage hatte sich während des Jahres 1690 für die Verbündeten, wie ja Eugen selbst in jener eingehenden Übersicht an Tarino vom 13. Oktober festgestellt hatte, alles andere als erfreulich entwickelt. Da waren bei der von dem Prinzen von Anfang an mißbilligten Fortführung des Türkenkrieges überraschende Rückschläge eingetreten. Markgraf Ludwig Wilhelm, dem im August hier der Oberbefehl übertragen worden war, hatte zwar die in Siebenbürgen eingedrungenen Scharen Tökölys wieder verjagen, es aber nicht mehr verhindern können, daß nicht nur seine eigenen im Vorjahr gemachten Eroberungen in Serbien, sondern auch die Donauplätze Orsowa, Semendria und schließlich im Oktober gar Belgrad wieder in die Hand der Osmanen gefallen waren, die nun wieder Ungarn bedrohten. So war der Kaiser genötigt, Truppen aus dem Westen nach dem Südosten zu werfen: der Sukkurs für Savoyen konnte daher kaum von ihm aufgebracht werden, doch hatte er, wie schon früher, noch in einem Schreiben vom 28. März 1691 an den
Maßnahmen der Koalition für Italien
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bereits auf dem Weg nach Wien befindlichen Prinzen versichert, daß er im Haag wegen einer erheblichen Unterstützung für den Herzog stark „urgiere" und mit Hilfe der Seemächte „sorgfältige Dispositiones" getroffen würden 260 ). Nun hatte aber auch im Westen das verflossene Jahr nicht die Erfolge gebracht, die man nach der Eroberung von Mainz und Bonn erhofft hatte. Vom Rhein hatte sich das Schwergewicht der Kämpfe nach Nordwesten verlegt, hier waren im Juli die Holländer bei Fleurus besiegt und gleichzeitig an der Küste bei Beachy Head ein Geschwader der Seemächte von den Franzosen geschlagen worden. Trotzdem war Wilhelm von Oranien, der durch die Verjagung des Stuart aus Irland seine Herrschaft in England gefestigt hatte, entschlossen, alle Kräfte zur Wiederherstellung des von Ludwig XIV. bedrohten Gleichgewichts einzusetzen. So wußte er denn bei den seit Beginn des neuen Jahres im Haag stattfindenden Beratungen den Beschluß zu energischer Kriegführung an allen Fronten durchzusetzen, vor allem auch in Italien, da man sonst einen Abfall des Savoyers riskierte, zudem aber, worauf ja auch Eugen hingewiesen hatte, von dort Frankreich im Zusammenhang mit dem Aufstand der Waldenser in besonderem Maß verwundbar war. Diese Meinung war gerade in den Tagen der Ankunft des Prinzen auch in Wien akzeptiert worden: Eugen lobte seinem Vetter besonders die Einwirkung des Reichsvizekanzlers Graf Königsegg und des selbst ja aus Italien stammenden Generalkommissars Carafa, die es sogar zuwege gebracht hatten, daß für den „Sukkurs" gegen Zahlung hoher seemächtlicher Subsidien neben bayrischen doch auch einige weitere kaiserliche Regimenter vorgesehen wurden und von Süddeutschland über die Alpen marschieren sollten 261 ). Der Kaiser selbst sagte dem Prinzen, wie schwer ihm die Zustimmung gefallen sei, daß er aber hoffe, mit Hilfe der Subsidien die dadurch eintretenden Lücken ersetzen zu können. Doch da schien sich dadurch ein neuer Anstand zu ergeben, daß der Feind, ebenso wie in der Provence, so auch in den Niederlanden überraschend schon im März zur Offensive angetreten war und wie dort Nizza, so hier Möns angriff, das bereits am 8. April kapitulierte. „Ich fürchtete sehr", so schrieb Eugen am 26. April nach Turin, „daß der Fall von Möns unser Projekt stören würde, aber es war keineswegs der Fall, im Gegenteil erkennen sie jetzt noch mehr die Notwendig12 Braubach, Prinz Eugen
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keit, eine große Diversion zu unternehmen" 262 ). Auf den Oranier ging wohl der Gedanke zurück, dieser Hilfe für Savoyen noch besonderes Gewicht zu geben: er schlug nämlich vor, die Führung des gesamten Korps dem Kurfürsten Max Emanuel von Bayern anzuvertrauen, den er bereits zu den Haager Verhandlungen zugezogen und unter heimlicher Zusicherung künftigen Anfalls der spanischen Niederlande in die große Allianz aufgenommen hatte 263 ). Es galt nur, auch den inzwischen nach München zurückgekehrten Wittelsbacher, dem seine Berater teilweise wohl abrieten, die sein Land schützende Front am Oberrhein zu verlassen, für dies Kommando zu gewinnen. Zu diesem Zweck ging Carafa am 27. April nach München ab, aber auch der Max Emanuel verwandte und vertraute Prinz sollte dazu eingesetzt werden 264 ). Schon am 23. war der Hofkriegsrat von der Reichskanzlei im Auftrag des Kaisers angewiesen worden, es sei „der Herr Eugenius Prinz von Savoyen schleunigst zurück abzufertigen" und er habe seinen Weg über München zu nehmen, um mit dem Kurfürsten, dem gleichfalls dahin beorderten Feldmarschall Caprara und Carafa über Märsche und Operationen zu beraten. So hieß es denn auch in der am folgenden Tag für ihn ausgestellten Ordre des Hofkriegsrats, er habe seine Rückreise in München zu unterbrechen, um „mit dieser Gelegenheit des Herzogs von Savoyen Angelegenheit zu beobachten" 265 ). Im Ganzen konnte der Prinz befriedigt nach einem Aufenthalt von nur wenigen Wochen Wien wieder verlassen: der „Sukkurs" war immerhin auf an die 10.000 Mann, je zur Hälfte Kaiserliche und Bayern, angesetzt worden. Man hat es ihm dann audi zugeschrieben, daß Max Emanuel seine Bedenken gegen die Übernahme des Kommandos überwand 286 ). Noch zu einer anderen Entscheidung hinsichtlich der Führung hat er überraschend großzügig beigetragen, was ihn bald bitter gereut hat. In seinem letzten vom 28. April datierten Bericht an Victor Amadeus aus Wien teilte er mit, es sei ihm bei den letzten Verhandlungen klar geworden, daß Carafa die Führung der verstärkten kaiserlichen Truppen in Italien unter dem Oberbefehl Max Emanuele erstrebe: „überzeugt von der Notwendigkeit, ihn für unsere Ziele günstig zu stimmen, habe ich ihm angeboten, Seiner Majestät im Namen Eurer Königlichen Hoheit davon zu sprechen, da es niemanden gebe, der beiden nützlicher dort dienen könne als er; er hat
Rüdekehr nach Piémont
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zugestimmt, und ich hoffe, damit große Erleichterungen in Dingen gesichert zu haben, die er hätte unmöglich machen können, wenn er dagegen gewesen wäre" 2 6 7 ). Die Zustimmung des Kaisers hat er in der wohl am 29. April erfolgten Abschiedsaudienz erhalten. In München ist dann anscheinend alles glatt gegangen. E r kann dort nicht allzulange Gast des Kurfürsten gewesen sein, denn wir treffen ihn schon kurz nach dem 20. Mai in Turin. Noch ein von ihm erstrebtes Ereignis war eingetreten: Fuensalida war inzwischen nach Madrid berufen und als Generalgouverneur der Lombardei durch den Marquez de Leganés, einen Sproß der in Spanien hochangesehenen Familie Guzmán, ersetzt worden. Am 24. Mai hatte Eugen zusammen mit dem Herzog in Asti mit dem neuen Statthalter das erste Zusammentreffen, und wenn er auch sofort mit ihm wegen der Rangordnung von Truppen und Generälen in Disput geriet, so hatte er doch von ihm einen sehr günstigen Eindruck 2 0 8 ). In der Tat hat er sich im allgemeinen mit Leganés, der ein entschiedener Verfechter engster Verbindung zwischen Spanien und Österreich, zudem ein lebhafter, energischer Mann und befähigter General war, gut gestanden und ihm später, als er nach dem Regierungs- und Dynastiewechsel in Madrid in N o t geriet, zu helfen gesucht 269 ). Seine erste Aufgabe nach seiner Rückkehr nach Italien mußte sein, wieder das Kommando über sein Korps zu übernehmen und alles für den Empfang der neuen Hilfstruppen vorzubereiten. Schon am 10. Mai hatte sein Stellvertreter Houchin den Aufbruch seiner Regimenter aus dem Montferrat gemeldet 2 7 0 ). So fand der Prinz sie in Piémont vor. Schon in Wien hatte er die Besorgnis geäußert, daß „auf Grund der üblichen Schwerfälligkeit, mit der man alles betreibe", die Franzosen den Verbündeten zuvorkommen könnten 2 7 1 ). Nun sah er diese Ahnung bestätigt, und voll Bestürzung hat er in dem ersten Schreiben an Tarino aus Turin geklagt, man höre noch nichts von dem Anmarsch der Hilfskräfte, so daß sie möglicherweise zu spät heran seien, um diese Stadt und damit das ganze Land zu retten. Tatsächlich war der französische Angriff in vollem Gang und die Hauptstadt Piemonts selbst bedroht. Nach Abschluß der Eroberung der Grafschaft Nizza hatte die französische Heeresleitung den Übergang von 10.000 Mann über den kleinen St. Bernhard eingeleitet, war Catinat mit Erfolg gegen die Waldenser in den Tälern von 12*
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Barcelonnette, la Perouse und Lucerne vorgegangen und dann in Piémont eingedrungen. Er hatte am 29. Mai Avigliana genommen, warf sich dann auf Carmagnola, das am 9. Juni kapitulierte, und sandte Teile seiner Armee nach Süden, um auch Cuneo zu bezwingen 2 7 2 ). Eiligst hatte der Herzog seine Truppen bei Moncalieri gesammelt, er übergab Eugen das Kommando in Turin, während der Marchese di Parella in der Citadelle kommandierte. Man war bemüht, Befestigungen anzulegen und richtete sich auf eine Belagerung ein, der Eugen recht pessimistisch entgegensah: die Festung, so berichtete er am 2. Juni nach Wien, sei nicht gut versehen und die eigene Streitkraft zu schwach, um „dem Feind unter die Augen zu gehen" 2 7 3 ). Doch der Gegner ließ die Stadt zunächst ungeschoren, Catinat schien es wichtiger, sich mit Cuneo des Schlüsselpunktes zwischen Piémont und Nizza zu bemächtigen, so daß er, da dieser Ort nachhaltigen Widerstand leistete, selbst dortbin zog. Voll Kampfeseifer hatte sich Eugen darauf nach Moncalieri begeben, um von dort aus mit seiner Kavallerie dem Feinde so viel Abbruch als möglich zu tun. Wieder übte er bittere Kritik an den Spaniern, die ihre Truppen zurückhielten und es so zu keinen Aktionen kommen ließen 274 ). Ein erster Versuch zu einem Überfall auf starke fouragierende Abteilungen der Franzosen, den er am 22. Juni unternahm, hatte kein Ergebnis, da der Feind rechtzeitig gewarnt worden war, so daß er nur noch die Eskorte in der Nähe des französischen Lagers antraf, auf die sich ein Angriff nicht lohnte. Doch dann gab es einen Lichtblick. Bevor noch die sehnlich erwarteten Hilfsvölker aus Deutschland heran waren, gelang ihm ein glänzender Erfolg, der weithin Aufsehen erregte: es war zum erstenmal, daß er auf italienischem Boden seine militärische Befähigung und zugleich sein Kriegsglück zeigte 2 7 5 ). Am 26. Juni hatte sich der Prinz mit 2500 Reitern von dem Lager von Moncalieri aufgemacht, um zu versuchen, Pulver und eine Anzahl piemontesischer Milizen, die er unterwegs aufnehmen sollte, in das belagerte Cuneo zu bringen. Er rechnete mit der Erschöpfung der Belagerer, denen eine Reihe von Attacken mißglückt war, andrerseits aber audi mit der Möglichkeit, daß Catinat wieder von seinem Vorhaben Kenntnis erhielt und ihn abzufangen suchte. Zu diesem Zweck haben in der Tat etwa 4000 Mann das französische Lager verlassen, aber Eugen
Entsatz von Cuneo
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w u ß t e ihnen in einem G e w a l t r i t t z u v o r z u k o m m e n , so d a ß er in zwei Tagen a n dem T r e f f p u n k t mit den Milizen, drei Meilen vor Cuneo, erschien. Sie w a r e n noch nicht z u r Stelle, worauf er sofort auf die Festung zu marschierte. U n d hier rief sein Erscheinen unter den Franzosen eine solche V e r w i r r u n g hervor, d a ß der in Abwesenheit Catinats k o m m a n d i e r e n d e General schleunigst die Belagerung a u f h o b u n d mit Zurücklassung von Geschützen u n d erheblichem Kriegsmaterial u n d eines in einem Kloster untergebrachten Lazaretts abzog. Bei der Festung, die er vor Mittag des 28. J u n i erreicht hatte, gönnte er seinen Soldaten am 29. einen Ruhetag, um a m 30. den Rückmarsch nach Moncalieri a n z u treten. Unterwegs k o n n t e er aus der Gegend v o n Fossano a n der Stura berichten, d a ß u n t e r den feindlichen T r u p p e n noch immer völliges Durcheinander herrsche. Sicherlich w a r der glänzende E r f o l g nicht z u m wenigsten der U n f ä h i g k e i t u n d Ängstlichkeit französischer Generäle zuzuschreiben, d o d i a u d i der K ü h n h e i t , mit der Eugen das Risiko, zwischen die Belagerungsarmee und das schon wieder nahe herangekommene gegen ihn entsandte starke Detachement zu k o m m e n , auf sich genommen hatte. I m fernen Deutschland scheint gerade diese T a t , so wenig m a n sie als einen großen Sieg bezeichnen konnte, seinen N a m e n in weiten Kreisen b e k a n n t gemacht zu haben. Leibniz sind damals von Regensburg u n d von Wien aus begeisterte Mitteilungen über den durch den Prinzen bewirkten schmählichen Rüdszug der Franzosen v o n Cuneo zugegangen, u n d der große Gelehrte meinte selbst befriedigt, d a ß dies einige H o f f n u n g auf eine Wendung der Kriegslage in Piémont gebe 2 7 6 ). Eugen aber mag es grimmige G e n u g t u u n g bereitet haben, d a ß die K u n d e von dieser Leistung des verachteten „Abbé de Savoye" die letzten Tage eines Mannes verdüstert hat, der ihm sowohl als böser Geist L u d wigs X I V . wie als schärfster Widersacher u n d Verfolger seiner M u t t e r und seiner Familie v e r h a ß t w a r : a m 16. Juli 1691, acht Tage, nachdem ihn der Bericht aus Piémont in Z o r n u n d W u t versetzt hatte, ist Louvois plötzlich gestorben 2 7 7 ). Viel w a r freilich noch nicht erreicht, w e n n auch die G e f a h r f ü r T u r i n gebannt w a r , da der vorsichtige Catinat, der schon mit der A n k u n f t des bayrischen K u r f ü r s t e n rechnete, sich f o r t a n defensiv verhielt. Nach einer zeitgenössischen Mitteilung soll Eugen noch einmal mit 500 Reitern in diese „Retirade" hinein-
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gestoßen, dabei in einen Hinterhalt geraten, ihm jedoch der Durchbruch gelungen sein 2 7 8 ). Inzwischen aber litt das Land unter dem Kleinkrieg, dem viele Orte in Piémont, darunter auch Besitzungen seiner Abteien, zum Opfer fielen279). Zu dem dadurch für den Prinzen sidi ergebenden finanziellen Verlust kamen wieder Auseinandersetzungen mit den Spaniern, die auch Leganés vorerst nicht zu energischer Beteiligung am Kriege zu bringen vermochte, und Ärger über die wohl von den Anhängern Fuensalidas in Mailand und Madrid ausgehenden und auch in Wien wirkenden Anwürfe gegen seinen hitzigen Leichtsinn, den er auch auf den Herzog zu übertragen wisse. Verächtlich meinte er zu Tarino, derartige Behauptungen seien ja nicht ungewöhnlich bei Leuten, die kein anderes Ziel hätten, als nichts zu tun, und die auf die Weise ihre Fehler verdecken wollten, durch die so manche gute Gelegenheit verscherzt worden sei. Bei Borgomanero und Stratmann sollte der Freund eine Gegenaktion starten, auch für den Herzog, der nach Eugens Uberzeugung entschlossen sei, durchzuhalten, den man aber so rasch als möglich unterstützen müsse, um ihm wieder zum Besitz von ganz Piémont und von Savoyen zu verhelfen. Aber nun mußte ja endlich der Sukkurs erscheinen und damit eine völlige Änderung der Lage eintreten! Es war immerhin eine stattliche Streitmacht, die, nachdem sie in ihren süddeutschen Stellungen durch Brandenburger, Hessen und andere Reichstruppen abgelöst worden war, über die Alpen herankam: von kaiserlicher Seite u. a. die Infanterieregimenter Neustadel, Württemberg und Sachsen-Merseburg, die Kavallerieregimenter Carafa, Pálffy und Commercy und die Bayreuth-Dragoner, von bayrischer außer dem Leibregiment ein weiteres Infanterie-, zwei Kürassier- und zwei Dragonerregimenter, dazu eine Anzahl von Geschützen 2 8 0 ). In einem Bericht Eugens nach Wien vom 14. Juli wird das Eintreffen der Spitzen in Vercelli gemeldet 281 ). In einem Lager nicht weit von Turin, zwischen Millefiori und Moncalieri, sollten sich alle für den Kampf im freien Felde vorgesehenen Truppen, insgesamt etwa 40.000 Mann, sammeln, wobei das Korps des Prinzen — unter Austausch der Taaffe-Kürassiere mit dem Regiment seines Freundes Commercy — dem Herzog zugeteilt blieb, er freilich doch auch Carafa in gewisser Beziehung unterstellt war 2 8 2 ). Im Laufe des Juli und August kamen allmählich alle Teile des Sukkurses
Italienfeldzug 1691
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an. Durch eine Erkrankung hatte sich die Abreise Max Emanuels von München bis zum 9. August verzögert, ihm reisten die beiden Savoyer, nur von wenigen Kavalieren begleitet, bis in die Nähe von Mailand entgegen, gemeinsam fuhren sie dann am 17. August in die Hauptstadt der Lombardei 283 ). Von dort ging es am 19. nach Turin, und am folgenden Tage übernahm der Kurfürst im Lager den Oberbefehl über die Streitkräfte, zu denen auch noch eine von den Seemächten besoldete Gruppe von Waldensern und Schweizern unter dem Befehl des Grafen Schömberg, des Sohnes des im Vorjahr an der Seite Wilhelm von Oraniens in Irland gefallenen ehemaligen französischen Marschalls Schömberg, gehörte 284 ). Man mochte es als ein günstiges Vorzeichen nehmen, daß gerade in diesen Tagen die Nachricht von einem großen Sieg des badischen Markgrafen über die Türken bei Slankamen eintraf: so konnte der Feldzug mit feierlichem Tedeum und Abfeuern von Geschützen, um audi dem Feind den Erfolg anzukündigen, begonnen werden 285 ). Würde Max Emanuel es dem „Türkenlouis" gleichtun? Während er und Carafa vom Kaiser aufgefordert worden waren, die Operationen „mit allem Ernst und möglichster Eilfertigkeit" zu führen, erwartete man in Wien und München voll Zuversicht, die baldige glorreiche Rüdekehr des Helden nach Vertreibung der Franzosen aus Piémont 286 ). Die großen Hoffnungen sollten sich indessen nicht erfüllen. Anfang September begann man den Vormarsch den Po aufwärts gegen das feindliche Lager bei Carmagnola: als der Kurfürst zur Erkundung in der Begleitung Eugens nahe an das Lager heranritt, wurden sie dreimal von Geschützen beschossen, wobei an des Prinzen Seite ein spanischer Offizier tödlich getroffen wurde 287 ). Doch Catinat wich über den Po nach Saluzzo aus. Mit Erfolg griff Eugen mit 500 Dragonern die Nachhut der Franzosen an, aber der von ihm vertretene Plan, sofort selbst über den Po zu gehen und den Feind von Norden her im Rüdten anzufallen, wurde nicht ausgeführt, und bei Bewegungen, die den Gegner entweder zur Schlacht nötigen oder zum Abmarsch aus Piémont zwingen sollten, wußte man zwar seine Verbindung mit der Festung Pinerolo zu unterbrechen, verlor man aber viel Zeit. Die am 26. September von dem Prinzen von Staffarda aus eingeleitete Umschließung von Carmagnola führte am 8. Oktober
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zu rascher Kapitulation der französischen Besatzung, aber dies war nach Eugens Urteil nicht der Mühe wert gewesen und hatte Catinat die erwünschte Gelegenheit gegeben, sich gegen Pinerolo zurückzuziehen, womit immerhin große Teile Piemonts seinem Zugriff entzogen waren 2 8 8 ). Der Prinz hatte am 10. dem Herzog vorgeschlagen, energisch gegen die feindliche Armee, die offenbar einer Schlacht auswich, vorzurücken, sie zum Rückzug über die Berge zu nötigen und dann entweder Susa anzugreifen und das noch von eigenen Truppen gehaltene Montmélian in Savoyen zu entsetzen oder Pinerolo zu bombardieren. Der Vorstoß gegen Susa wurde auch beschlossen, die Operationen aber offenbar so spät angesetzt, daß Catinat nach Verstärkung der Garnison von Pinerolo sich dorthin wenden, alle Abwehrmaßnahmen treffen und in der Nähe eine feste Stellung beziehen konnte. So erwies sich, als man vor Susa erschien, ein Angriff als zu gefährlich, so daß man am 25. Oktober nicht ohne Verluste sich zurückwandte, um bei San Ambrogio sich festzusetzen 289 ). In dem Bericht, den der Kurfürst am 30. zusammen mit einem Plan der Festung Susa nach Wien sandte, legte er resigniert dar, „warum weder diese Festung belagert noch Pinerolo bombardiert noch Montmélian hat können sukkuriert werden" und nun nichts anderes übrig bleibe, als die Armee in Winterquartiere auseinanderzulegen 290 ). Damit fand der mit so viel Erwartungen begonnene Feldzug ein ruhmloses Ende, zumal Catinat nun sich mit größerer Macht gegen Montmélian wenden konnte und gegen Ende des Jahres diesen letzten herzoglichen Stützpunkt in Savoyen zu Fall brachte. Die Befreiung Piemonts, das zudem weiter von Pinerolo und Casale aus drangsaliert werden konnte, war ein wahrhaftig mageres Ergebnis eines großen Aufwandes. Es war nicht nur die Enttäuschung hierüber, die Eugen in düstere Stimmung versetzte. Er konnte zwar befriedigt sein über das Vertrauen des savoyischen Vetters, der u. a. in Wien sich für seine Ausstattung mit dem Generalat von Raab verwandte 2 9 1 ), und auch in seinen Beziehungen zu den Spaniern war ein erfreulicher Wandel eingetreten, seit er in Leganés nicht nur einen Ehrenmann von Format, sondern, wie er am 28. September Tarino versichert hatte, einen Freund gefunden zu haben glaubte. Dafür aber war er mit M a x Emanuel und mit dessen Unterführern aus dem eigenen kaiserlichen Heer, C a r a f a und dem
Zusammenstoß mit Carafa
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ungarischen Kavalleriegeneral Pálffy, gar nicht mehr eines Sinnes: er warf ihnen Mangel an Führerqualitäten und Energie, ja militärische Unfähigkeit vor, wobei sich seine Kritik vor allem gegen Antonio Carafa, den Generalkriegskommissar, wandte, dem er selbst mit zu dem Kommando im Felde verholfen hatte. „Ich sehe nicht", so hatte er schon vor Carmagnola Ende September Tarino geschrieben, „wie das alles enden soll, wenn es gut geht, haben wir es ebenso unseren Gegnern als uns selbst zu verdanken, es herrscht eine Konfusion und Unordnung, die nicht ihresgleichen haben, und ich glaube nicht, daß es einen weniger soldatischen Menschen geben kann als unseren Generalkommissar, zumal wenn er von unserem General der Kavallerie geleitet wird" 292 ). Dazu war nun nodi Anfang Oktober ein heftiger persönlicher Zusammenstoß mit Carafa gekommen 293 ). Nach seiner Darstellung hatte es von Anfang an Reibungen gegeben, da der Italiener in besonderem Maße die zu seinem Korps gehörenden Regimenter zu kontrollieren gesucht habe, während gegen Ausschreitungen der neu gekommenen Truppen nichts geschehen sei. Dann war auf Grund eines strengen Verbots, im Lande auf eigene Faust zu requirieren, ein mit anderen Soldaten festgenommener Dragoner seines Regiments nicht nur verurteilt, sondern kurzerhand aufgehängt worden, ohne daß man weder den Oberstleutnant noch ihn selbst benachrichtigt hatte, was nach seiner Behauptung eine Verletzung der Privilegien eines Regimentsinhabers bedeutete, wie sie vielleicht seit 200 Jahren nicht mehr vorgekommen war. Was er dann tat, zeigt wieder, wie sehr ihn in jener Zeit Leidenschaft und Zorn mitreißen konnten, wenn er sich in seiner Ehre und seinen Rechten gekränkt fühlte. Dem für das Urteil und seine Vollziehung verantwortlichen Generalauditor schickte er einen Adjutanten mit der Drohung, er werde ihm durch seine Stallknechte mit Prügeln sein Metier beibringen lassen, falls er es nicht verstände. Zugleich sandte er eine geharnischte Beschwerde nach Wien 294 ). Seinerseits fühlte sich nun Carafa schwer beleidigt und reagierte nicht weniger leidenschaftlich, indem er Eugen nicht nur eine Ausführung jener Drohungen gegen den Generalauditor strikt verbot, sondern ihm sagen ließ, er würde sich, mochte Eugen auch noch so sehr ein hochgeborener Prinz sein, auch ihm gegenüber Gehorsam zu verschaffen wissen. Damit war, wie Eugen an Tarino schrieb, ein
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Bruch „sans aucun retour" erfolgt, und er bat den Vertrauten in Wien, sowohl bei dem Hofkriegsratspräsidenten Graf Starhemberg als auch bei dem Kaiser selbst auf seine Abberufung aus Italien sofort nach Beendigung dieses Feldzuges zu bestehen, falls Carafa dort weiter verwendet werden sollte. Ein erstes persönliches Zusammentreffen mit dem Generalkriegskommissar nach der Rückkehr aus dem Lager bei Susa in Turin Anfang November scheint noch einigermaßen glimpflich abgelaufen zu sein: der Prinz erklärte, es sei für ihn unmöglich, weiter bei diesem Heere zu bleiben, worauf Carafa „fort honnêtement" antwortete, es stehe bei ihm, zu tun, was er wolle 295 ). Doch war Eugen überzeugt, daß jener ihn weiter bei jeder Gelegenheit chicanieren werde. Noch einmal scheint der Prinz auf Grund dieser Enttäuschungen und unerquicklichen Auseinandersetzungen erwogen zu haben, ob sich ihm außerhalb Österreichs Möglichkeiten bieten konnten. Er hatte stets die Verbindung mit Borgomanero aufrechterhalten, dem er aus dem Feld ständig seine Eindrücke, auch seine Klagen über die Spanier anvertraut zu haben scheint296). Zu Spanien glaubte er wohl auch durch Leganés eine neue Brücke gefunden zu haben: im Anschluß an den Satz in dem Brief an Tarino vom 29. September, in dem er den Gouverneur gelobt und von der Anbahnung enger Freundschaft mit ihm gesprochen hatte, findet sich die Bemerkung, er möchte wohl wissen, was er in Spanien beanspruchen könnte 287 ). Mochte seine Mutter auch aus Madrid ausgewiesen worden sein, sie besaß dort doch noch manche Freunde, und so mag es mit jenen Überlegungen zusammenhängen, daß er es für erwünscht hielt, sich mit ihr, die ja nach Brüssel zurückgekehrt war, noch einmal auszusprechen. Schon in dem Schreiben an Tarino vom 22. September hatte er dem Stoßseufzer, lieber den Kranken spielen als den Winter in Italien verbringen zu wollen, den Hinweis folgen lassen, er habe seine Mutter nun seit sechs Jahren nicht mehr gesehen, hoffe aber, daß dies bald der Fall sein werde. Zunächst hat er freilich nach Beendigung des Feldzugs nur die Erlaubnis zu einer Reise nach Wien erbeten, und wenn er es Tarino gegenüber auf Vergeßlichkeit zurückführte, daß er nicht den geplanten Umweg über Brüssel erwähnt habe, so war der Grund dafür wohl eher der eigene Zweifel, ob er wirklich noch einmal sich auf Projekte
Mit Max Emanuel natii Venedig
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Olympias einlassen sollte. H a t er doch gleichzeitig seinen Vertrauten in Wien gebeten, nicht nur Stratmann seiner Freundschaft und zugleich seiner völligen Loyalität gegenüber dem Kaiser — trotz der Affäre mit C a r a f a — zu versichern, sondern auch mit dem Sieger von Slankamen zu sprechen, ob er nicht mit ihm den nächsten Feldzug verbringen könne 2 9 8 ). D a ß man ihm in Wien in jener Affäre anscheinend nicht in jeder Beziehung recht gab, hat ihn offenbar nicht mehr sehr getroffen: er wolle, so schrieb er Tarino, nicht mehr davon sprechen, „obwohl ich nicht begreife, daß man meine Botschaft an den Auditor gar so tadelnswert gefunden h a t " . U n d während er, als er den Freund bat, ihm Nachrichten nach Innsbruck zu schicken, es noch offen ließ, ob er von dort nach den Niederlanden oder nach Wien reisen werde, entschloß er sich nach Eintreffen der Erlaubnis zum Verlassen der Armee 2 9 9 ), einen ganz anderen Umweg zu machen, nämlich den bayrischen Kurfürsten nach Venedig zu begleiten. Am Sonntag, dem 9. Dezember trafen beide, von drei Kavalieren und ungefähr 20 Dienern begleitet, von Mailand kommend in der Lagunenstadt ein 300 ). Schon einmal, vor fünf Jahren, waren die beiden Fürsten gemeinsam hier gewesen, und f ü r den Wittelsbacher mochte ein wesentlicher Grund f ü r den Besuch der gleiche sein wie damals: er wollte sich vor dem Wiedersehen mit der ungeliebten Gemahlin austoben, sich amüsieren: wieder f a n d man ihn, obwohl er incognito auftrat, in den Gesellschaften, und vor allem an den Spieltischen, wo er große Summen verloren haben soll. Der Prinz, so hieß es, war sein ständiger Begleiter. Waren es politische Gründe, die diese neue überraschende Intimität herbeigeführt hatten? Der französische Gesandte bei der Republik von San Marco wußte nur zu erfahren, daß beide von ihren Erlebnissen in Piémont sehr wenig befriedigt und keine Lust hätten, im nächsten Jahre nach Italien zurückzukehren 3 0 1 ). N u n , der K u r fürst hatte in der Tat ganz andere Pläne. Er hat damals insgeheim auch mit einem französischen Sendboten verhandelt, aber Lockungen von dieser Seite würde er sofort widerstehen, wenn Wilhelm von Oraniens Absicht, ihm das Generalgouvernement der spanischen Niederlande zu verschaffen und ihn so zugleich zur Führung der verbündeten Streitkräfte auf diesen Kriegsschauplatz zu ziehen, verwirklicht würde. U n d in der Tat ist gerade
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während seines Aufenthalts in Venedig, am 12. Dezember 1691, seine Ernennungsurkunde in Madrid ausgestellt worden 302 ), womit ja eine auch von der Gräfin von Soissons in Brüssel besonders erhoffte und angeblich mit vorbereitete Entscheidung fiel303). War das vielleicht überhaupt der Grund für jenen Plan Eugens, seine Mutter zu besuchen, sollte er deren eifrige Bemühungen für den Kurfürsten unterstützen und sein Kommen vorbereiten, schien dann vielleicht auch die Verwirklichung der alten Pläne auf Übernahme eines hohen Kommandos in den Niederlanden möglich? Wenn uns hierfür auch in Briefen und Akten kein Hinweis geblieben ist, so ist ein Zusammenhang auch mit der gemeinsamen Fahrt nach Venedig sicher nicht ausgeschlossen. Für Max Emanuel mag dann gerade die Erfüllung seiner Hoffnungen eine Reise des Savoyers nach Brüssel unnötig gemacht haben. Jedenfalls ist dieser dann, nachdem beide zusammen am Nachmittag des Neujahrstages 1692 Venedig verlassen hatten, von Innsbruck nicht, wie er noch in Turin für möglich gehalten, nach den Niederlanden, sondern, nach Verabschiedung von dem nach München eilenden Kurfürsten, direkt nach Wien gefahren. Er ist dort erneut mit Max Emanuel zusammengetroffen, der am 18. Januar am Kaiserhof erschien, wohl nicht nur um den Geburtstag seiner in Wien weilenden Frau mit ihr zu begehen, sondern auch um mit dem Kaiser und seinen Ministern über seine künftigen Aufgaben in den Niederlanden zu verhandeln und ihre Unterstützung zu gewinnen. Eugens Aufmerksamkeit aber sehen wir nunmehr wieder ganz Italien zugewandt: anstelle des wohl auf eigenen Wunsch nach seiner Heimat zurückgerufenen Tarino vertrat er nun in Wien mit der eigenen zugleich die Sache seines Vetters von Savoy en 304 ). Wenn er bemüht war, den durch seine kühle Aufnahme am Kaiserhof geweckten Verdacht des Bayern, daß die beiden Savoyer an ihm Kritik geübt hatten, zu zerstreuen und auf Carafa zu lenken 305 ), so suchte er zugleich den Kaiser zu bestimmen, den Oberbefehl auch über die Hilfstruppen in Piémont Victor Amadeus zu übertragen, vor allem aber eben Carafa auszuschalten: es war das ja auch die unabdingbare Voraussetzung für seine eigene Rückkehr auf diesen Kriegsschauplatz. Nach einer Audienz bei dem Kaiser, dem er mit größter Offenheit berichtet haben will, war er zunächst sehr optimistisch, zumal
In Wien. Neue Befehlsverteilung
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der Neapolitaner nicht nur in Wien selbst viele Feinde hatte, sondern auf Veranlassung des Herzogs und Schömbergs auch die Seemächte seine Abberufung forderten 306 ). Aber es erwies sich, daß, wie der Prinz schon bei der Austragung seiner persönlichen Affäre mit ihm erkennen mußte, doch auch Carafa, angeblich dank der ihm zur Verfügung stehenden Geldmittel, über eine mächtige Partei gebot, die ihn zu schützen suchte. Hier, so klagte Eugen am 23. April dem Herzog, denke leider kaum jemand an das allgemeine Wohl und den Dienst des Herrn, man intrigiere, und so geschehe es, daß die belohnt würden, die sich schlecht aufführten, und die gestraft, die dumm genug gewesen, sich im Dienst aufzuopfern 307 ). Kaum jemals, so meinte er, habe eine Sache an diesem Hof mehr Aufsehen erregt und ihn so aufgespalten, wie dieser Kampf um Carafa. Das Frühjahr war schon weit vorgeschritten, als sich der Kaiser nach langen Verhandlungen endlich entsdiloß, am 17. Mai an seiner Stelle den Feldmarschall Caprara zum Befehlshaber der kaiserlichen Truppen in Italien unter Victor Amadeus als Generalissimus und zum Plenipotentiarius bei den Fürsten in Norditalien zu ernennen. Carafa sollte mit dem einträglichen Posten des Botschafters in Rom abgefunden werden, den er freilich nicht mehr angetreten hat: im März 1693 ist er gestorben 308 ). So war die Personenfrage im Sinne der savoyischen Vettern, die beide die Wahl des in vielen Kämpfen bewährten Feldmarschalls billigten, gelöst. Wie stand es nun überhaupt mit Zielen und Aussichten des bevorstehenden Feldzugs von 1692? Das verflossene Jahr hatte zwar durch den glänzenden Sieg des Markgrafen bei Slankamen eine bedeutende Entlastung auf der einen Seite des Zweifrontenkrieges gebracht, die Lage der großen Koalition gegenüber Frankreich aber nicht verbessert. Während sich im Süden die Spanier im eigenen Land bedrängt sahen, hatten die Verbündeten in den Niederlanden den Verlust von Möns nicht auszugleichen vermocht, und am Oberrhein war es zu keiner bedeutenderen Aktion gekommen. Nun erhoffte man in Belgien eine Wendung von dem neuen Generalgouverneur, aber seine Versetzung nach dort mußte natürlicherweise den Abzug seiner in Italien stehenden Truppen zur Folge haben: voll Sorge hatte sich Victor Amadeus an den Oranier gewandt und den
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schleunigsten Ersatz der 6000 Bayern durch kaiserliche Regimenter oder ein zu mietendes brandenburgisches Korps oder durch Schweizer und französische Réfugiés gefordert 3 0 9 ). Wilhelms I I I . holländischer Vertrauter Heinsius hatte dem Grafen Schömberg beruhigend versichert, daß den König dieser italienische Kriegsschauplatz noch immer besonders beschäftige, da er glaube, d a ß gerade hier bei energischer K a m p f f ü h r u n g ein entscheidender Erfolg errungen werden könnte 3 1 0 ). Auf Drängen des Oraniers hatte sich auch der Kaiser bereiterklärt, nicht nur seine schon in Italien stehenden Regimenter dort zu lassen, sondern sie noch zu verstärken, auch schien es möglich, Max Emanuel zur Belassung von wenigstens zwei Regimentern zu bestimmen. Über die Frage, wie hier der Feldzug zu führen sei, hatten sich bei ersten Beratungen zwischen dem Herzog, Leganés, Schömberg und dem kaiserlichen General Graf Breuner in Mailand Ende März erhebliche Meinungsverschiedenheiten ergeben 311 ). Prinz Eugen hatte schon am 21. Februar Victor Amadeus auf die Möglichkeiten entweder der Belagerung von Pinerolo bzw. Susa oder eines Einfalls in Savoyen zwecks Rückeroberung dieses Landes hingewiesen 312 ). Noch war keine Entscheidung gefallen, als er wohl zusammen mit Caprara um den 1. Juli wieder in Italien eintraf 3 1 3 ). Inzwischen waren die Truppen aus ihren Winterquartieren bei Pancalieri zusammengekommen, sie hatten dann ein Lager bei Marsaglia, unweit von Pinerolo, bezogen, während auf der Gegenseite Catinat eine feste Stellung zwischen Pinerolo und Susa eingenommen hatte. Aus dem Lager hat der Prinz am 14. Juli dem noch in Turin befindlichen Herzog nochmals die Möglichkeiten entwickelt, die er jetzt gegeben sah, nämlich entweder den Feind hinter Pinerolo anzugreifen oder den Eintritt nach Frankreich durch das Tal von Barcelonnette zu erzwingen: f ü r den ersten Vorschlag würde alles sprechen, wenn man das strategisch wichtige Pinerolo angreifen und nehmen könnte, was er jedoch f ü r zweifelhaft und ohne großen Zeitverlust nicht f ü r möglich hielt, während man im zweiten Fall bei entsprechender Schnelligkeit und Geheimhaltung sich einer Reihe nur schwach besetzter O r t e bemächtigen und mit einem Détachement aus Dragonern und Infanterie durch Besetzung der Pässe dem Feind in den Rücken kommen könnte 3 1 4 ). Der letzte Plan scheint dann den Operationen zugrundegelegt worden zu sein 315 ).
Vormarsch bis Embrun
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Am 21. Juli 1692 begannen mit dem Abmarsch aus dem Lager die Bewegungen, in der Mitte, an der Spitze leichte Truppen unter dem Marchese di Parella, „indem er dieser Landen Situation beste Wissenschaft hat", die Hauptmacht, 20.000 bis 22.000 Mann, unter dem Herzog und Caprara durch das Tal von Barcelonnette in Richtung auf Embrun an der Durance, dem Grenzfluß zwischen Piémont und der Dauphiné, nach Norden durch die im Lucerner Tal vorrückenden „Religionnaires" Schömbergs geschützt, während zur Deckung Piemonts Graf Pálffy mit 12.000 Mann zurückblieb. „Das Kommando über Eurer Kaiserlichen Majestät und des Herzogs Infanterie bei dieser Impresa", so heißt es in Capraras Bericht an den Kaiser, „ist dem Prinz Eugenio von Savoyen übergeben worden", womit ihm an die 8500 Mann unterstanden 3 1 6 ). Zunächst verlief alles planmäßig. Am 30. Juli war man vor Guillestre, dessen Besatzung sich ergab. Die Brücke über die Durance bei St. Clément fand man geräumt, am 5. August wurde von dort der Weitermarsch angetreten und schon am nächsten Tag der Angriff auf Embrun in zwei Attacken begonnen. D a sich die Garnison „wacker defendierte" und keine Geschütze zur Stelle waren, kam man anfangs nicht weiter, bis aus Cuneo 6 Viertel-Kartaunen herangekommen waren. Bei einem Ausfall der Franzosen am 1 0 . / I I . gab es auf beiden Seiten Verluste, und das Bombardement verzögerte sich infolge schlechten Wetters bis zum 15., doch schon am folgenden Tage wurden Verhandlungen aufgenommen, die zur Kapitulation der Stadt gegen freien Abzug der 3000 Mann Besatzung nach Gab führten 3 1 7 ). Nach einem französischen Bericht soll Eugen an der Schulter verletzt worden sein, jedenfalls aber hat auf die Mitteilungen Capraras der Kaiser den Feldmarschall beauftragt, ihn sowie Commercy und Parella, „die sich bei dieser Impresa wohl verhalten", seiner Gnade zu versichern 318 ). Während der Feldmarschall bereits am 19. meinte, man müsse sich wohl mit der Demolierung von Guillestre und Embrun begnügen und wieder nach Italien zurückkehren, hatte der Prinz noch vor dem Fall Embruns als weiteres Ziel aufgestellt, entweder nach Norden gegen Briançon sich zu wenden, was ihm am besten schien, oder weiter vorzumarschieren, um sich Kontributionen zu verschaffen, was bei genügender Sicherung der rückwärtigen Verbindungen leicht durchzuführen sei, oder Quartiere in diesem
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Lande zu beziehen. Man entschied sich für den Weiterzug gegen Gab, der nach Wiederherstellung der Durancebrücken am 27. August angetreten wurde, und man gelangte nicht nur vor Gab, sondern konnte auch ohne Schwertstreich sich am 31. der eiligst von den französischen Truppen und der Bevölkerung geräumten Stadt bemächtigen, in der man reiche Vorräte fand, die geplündert wurden. Eugen, der anscheinend mit der Vorhut als erster angelangt war, stellte am 2. September in einem Brief an Tarino fest, daß die Armee in der Umgebung lagere und fast nichts entbehre 310 ). Er hatte am Tag vorher einen Erkundungsritt vorgenommen und dabei die Überzeugung gewonnen, daß nichts sie hindern würde, bis Grenoble vorzurücken. Dodi auf dem Wege von Embrun nach Gab war ein Ereignis eingetreten, das sich nun ungemein nachteilig auswirkte: Victor Amadeus war erkrankt, es stellte sich heraus, daß es die gefährlichen Blattern waren, die ihn befallen hatten; er hatte nach Embrun zurückgebracht werden müssen, von wo aus man ihn dann nach Piémont transportierte. Sein Ausfall aber gab der Vorsicht und Ängstlichkeit des nun an seine Stelle getretenen Feldmarschalls Caprara freien Lauf: „Mehr", so erklärte er am 8. September in seinem Bericht nach Wien, „läßt sich bei der Jahreszeit nicht erreichen", und dann entschloß er sich zu dem Rückmarsch, den er ja schon von Embrun aus angekündigt hatte 320 ). Während Eugen durch Vorstöße mit größeren Reiterscharen gegen Sisteron in Richtung Marseille noch den Eindruck eines bevorstehenden Einfalls in die Provence hervorrief, ließ der Feldmarschall zunächst in der Umgebung durch Sengen und Brennen Schrecken verbreiten 321 ), endlich Gab selbst einäschern, worauf am 12. September das Lager aufgehoben und der Rückmarsch angetreten wurde. Ungestört vom Feind verließ das Heer wieder die Dauphiné, über Embrun und Guillestre, deren Festungswerke zerstört wurden, ging es zurück, auf der Straße nach Südosten gelangte man nach Piémont, wo am 25. bei Demonte kurze Rast gemacht wurde, und von da wandte man sich nach Norden, gegen Saluzzo, wo der erkrankte Herzog das Heer erwartete 322 ). Der Feldzug war zu Ende, und im Grunde stand man wieder da, wo man im Frühjahr begonnen hatte. Voll Stolz hatte man in Turin Anfang September erklärt, daß der Herzog für sich den Ruhm in Anspruch nehmen könnte,
Krankheit Victor Amadeus'
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als erster der Verbündeten französischen Boden betreten zu haben. Welcher Stolz m a g erst den Prinzen Eugen erfüllt haben, als er, der einst verächtlich von dem H e r r n Frankreichs abgewiesen worden war, nun zum erstenmal in dieses L a n d an der Spitze seiner Reiter eindrang. U m so größer aber mußte dann f ü r ihn die Enttäuschung über die U m k e h r sein. In seinem Bericht aus S a l u z z o v o m 30. September hat C a p r a r a sich darauf berufen, daß neben den Spaniern auch der H e r z o g und Schömberg sein Verhalten gebilligt hätten: daß auch Eugen dieser Meinung war, sagt er nicht! Allein hatte er sich wohl nicht gegen die Theorien der kaiserlichen und spanischen Generäle stemmen können. So war er verbittert über das Mißgeschick dieser Erkrankung seines Vetters — die doch gerade in ihm gewisse Hoffnungen hätte erwecken können. Was wäre aus Savoyen geworden, wenn der H e r z o g , der noch keinen Sohn hatte, starb? D a s nächste Anrecht auf die Nachfolge hatte Eugens Onkel, Emanuel Philibert, nach ihm, der aus seiner späten Ehe auch nodi keinen männlichen Nachkommen besaß, des Prinzen ältester Bruder, der G r a f von Soissons. Aber an verschiedenen Stellen beschäftigte man sich in E u r o p a angesichts der Krankheit des H e r z o g s mit den Möglichkeiten, die sich hier für den an O r t und Stelle befindlichen Eugen bieten könnten. D a , so heißt es in einer Geheiminstruktion, die man im Februar 1693 von Paris dem nach seiner piemontesischen H e i m a t reisenden Abbé de R i v a r o l zukommen ließ, die Krankheit des savoyischen Herrschers A n l a ß zu der Befürchtung gebe, daß, wenn G o t t über diesen Fürsten entscheide, die deutschen und spanischen T r u p p e n sich des Landes bemächtigen, um den Prinzen Eugen als Regenten einzusetzen, müsse alles versucht werden, um dem Prinzen von Carignan die Nachfolge zu sichern, ihn zur Verständigung mit Frankreich zu bestimmen und ihn zu veranlassen, die fremden Truppen aus dem L a n d e zu entfernen 3 2 3 ). G a n z entgegengesetzte Folgerungen hat zur gleichen Zeit Eugens alter Gönner Borgomanero für den Fall eines Todes von Victor Amadeus gezogen: es müsse, so entwickelte er seine Meinung in einem Schreiben nach Madrid, verhindert werden, daß Emanuel Philibert etwa den von Frankreich abhängigen Soissons an sich heranziehe, vielmehr müsse man ihm in seinem jüngsten Neffen, diesem „enemigo mortal de Franceses" eine Stütze geben, der begierig sei, unter seinem Onkel 13
Braubadi, Prinz Eugen
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das Land zu regieren; er habe ihm daher geraten, sich vor allem mit der modenesischen Gemahlin Carignans zu verständigen, die an sich auf Frankreich schlecht zu sprechen sei, und dann wenigstens während des Krieges alles zu dirigieren, denn ihm könne man voll vertrauen 3 2 4 ). N u n , alle derartigen Kombinationen wurden hinfällig, da der Herzog wieder genas. Nach Borgomaneros Behauptung hatte der Prinz sich seinem Rate zugänglich erwiesen und nicht ohne Erfolg Verbindung mit seiner Tante aufgenommen. Sicher aber hat er den Tod seines Vetters nicht gewünscht. H ä t t e er wirklich eigene ehrgeizige Pläne in dieser Richtung verfolgt, wäre er wohl auch während der Dauer der Krankheit des Herzogs in seiner N ä h e geblieben: statt dessen hat er sofort nach Beendigung des Feldzugs von der ihm schon im Oktober erteilten Erlaubnis zur Rückreise nach Wien Gebrauch gemacht. „Jüngster Tagen", so berichtete am 6. Dezember 1692 der bayrische Gesandte in Wien an seinen Herrn, „ist der Savoyische Prinz Eugenio allhier arriviert und hat gleich darauf bei Ihrer Kaiserlichen Majestät Audienz gehabt. Wie man d a f ü r haltet, betreffen dessen Affären die Einrichtung der Quartiere in selbigen Landen wie auch die weitere Veranstaltung des zukünftigen Feldzuges" 325 ). Diese Vermutung wird bestätigt durch ein eigenhändiges Reskript des Kaisers auf ein Schreiben Eugens vom 3. Dezember, wonach die Einschließung von Casale zu approbieren und die Lage in Savoyen, im Reich und in Ungarn „ex fundamento" überlegt werden solle 326 ). Vollends aber enthüllt uns dann des Prinzen eigener Bericht an Victor Amadeus vom 13. Dezember den Inhalt der Schritte, die Eugen sofort nach seinem um den 1. Dezember erfolgten Eintreffen in der Kaiserstadt unternommen, und der Vorschläge, die er entwickelt hat 3 2 7 ). Danach hatte er bereits am Tage seiner Ankunft den Kaiser persönlich aufgesucht und ihn gebeten, ihm einen Minister f ü r die Verhandlungen zu benennen, worauf Leopold erklärte, er möge sich ruhig an ihn selbst wenden. Er brachte darauf eine Denkschrift zu Papier — das erwähnte Schreiben vom 3. Dezember —, das er vor der Übergabe an den Kaiser den Botschaftern von Savoyen und Spanien, dem Kanzler Stratmann und dem Hofkriegsratspräsidenten Starhemberg zur Kenntnis brachte. Sie enthielt Anträge, die er im N a m e n des Herzogs als Oberbefehlshaber stellte und f ü r die er die Meinung von Leganés und
Vorschläge Eugens in Wien
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C a p r a r a eingeholt zu haben versicherte. An der Spitze stand der Hinweis, daß die geringen Erfolge der letzten Campagne nicht zum wenigsten auf die allzu verspätete Beschlußfassung zurückzuführen seien. Es müßten folgende Grundsätze befolgt werden: Koordinierung der Operationen aller Armeen der Verbündeten, H e r a n f ü h r u n g der Rekruten und Remonten bis Ende April und rechtzeitige Anlage von Magazinen. Für den italienischen Kriegsschauplatz böten sich drei Möglichkeiten, entweder die Belagerung von Pinerolo oder Einmarsch in Frankreich durch das Tal von Aosta unter gleichzeitiger Entsendung eines Korps durch das Tal von Barcelonnette gegen Grenoble oder Vormarsch gegen Nizza und die Provence in enger Verbindung mit einer Flotte. Für das erste Projekt seien 6000 Mann mehr nötig, als zur Zeit verfügbar, dazu Artillerie, Ingenieure usw. Bei dem zweiten benötige man Magazine in Ivrea und Cuneo. Der dritte könne mit Aussicht auf Erfolg nur durchgeführt werden, wenn etwa 15 englische Kriegsschiffe ¡im Mittelmeer erschienen, da die spanische Flotte zur Beherrschung der See zu schwach sei. Von sich aus fügte der Prinz noch einen Passus über Casale hinzu, das man vielleicht nicht belagern, wohl aber blockieren solle: „da ich das Land kenne, entspringt dieser Vorschlag meinem Kopf." Trotz der zustimmenden Äußerungen des Kaisers war er entschlossen, immer wieder zu drängen: „Ich glaube, daß sie sehr in Verlegenheit sowohl wegen des Geldes als auch wegen der Rekrutierung und Vermehrung der Truppen sind." Immerhin konnte er zwei Tage später nach Turin übermitteln, daß Wilhelm von Oranien eine Erhöhung der Subsidien in Aussicht gestellt habe 3 2 8 ). Seine Skepsis erwies sich als nur zu berechtigt. Im Laufe des nun ablaufenden Jahres waren die Kriegslasten nicht geringer, die Aussichten f ü r eine glückliche Beendigung des Kampfes nicht besser geworden. Trotz Slankamen mußte der Krieg gegen die Türken weitergeführt werden, da die Pforte unter französischem Einfluß sich den kaiserlichen Forderungen nicht beugen wollte. Dem großen Seesieg der Engländer und Holländer bei La Hogue im Mai standen französische Erfolge auf dem Festland gegenüber: nach Möns hatten sie nun auch N a m u r erobert und einen Angriff des Oraniers bei Steenkerken abgewehrt. Gefährliche von H a n nover ausgehende Umtriebe innerhalb des Reichs hatte der Kaiser durch die Zusicherung einer neuen K u r an diese jüngere Linie 13*
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des Weifenhauses zu verhindern gehofft, aber nun lähmte der erregte Protest einer größeren Zahl von Fürsten gegen diese Bevorzugung Rüstungen und Kriegsmaßnahmen innerhalb Deutschlands, vom Oberrhein waren die meisten Kontingente der armierten Stände abgezogen worden, so d a ß hier, wo Ende September die Franzosen bei Oetisheim einen erheblichen Erfolg davongetragen hatten, sich die Gefahr eines feindlichen Durchbruchs weit nach Süddeutschland hinein abzeichnete 329 ). Deren Abwendung hielt man nur f ü r möglich, wenn der Sieger von Slankamen, der inzwischen als Nachfolger Karls von Lothringen zum kaiserlichen Generalleutnant ernannte Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden, hier, wo es ja auch um sein eigenes Land ging, den Oberbefehl übernahm: auch Eugen hielt dies f ü r unbedingt geboten, denn, wenn der Vetter nicht dahin gehe, würde alles über den H a u f e n geworfen, da in der Reichsarmee kein fähiger Kopf zu finden sei, der etwas ausrichten könne 3 3 0 ). Einer der entschiedensten Gegner der Begründung der neuen Kur, hat der Markgraf sich trotzdem bereitgefunden, das schwierige K o m m a n d o auf sich zu nehmen, selbst hielt er sich um die Jahreswende längere Zeit in Wien auf, wo sich der savoyische Vetter wieder eng an ihn angeschlossen zu haben scheint. Er hatte gerade am 13. Februar die Stadt verlassen, um nach einem Aufenthalt auf den böhmischen Besitzungen seiner Gemahlin sich an den Oberrhein zu begeben, als der ihm vom spanischen König verliehene Orden des Goldenen Vließes eintraf, worauf ihm Eugen nacheilte und ihm in seiner Eigenschaft als Ritter des Ordens in Langenzersdorf bei Korneuburg die Insignien überbrachte 3 3 1 ). Aber war es mit seiner Entsendung wirklich getan? Bald schon wußte der Savoyer ihm zu berichten, d a ß man an ihm und den von ihm getroffenen Maßnahmen Kritik übe, vor allem aber, daß man nichts tue, um neue Rüstungen zu betreiben und die nötigen Verstärkungen zuzuführen, daß man — und das betraf in besonderem Maße auch Italien, wo er auf seine Denkschrift von Woche zu Woche und schließlich von Monat zu Monat vergebens auf Antwort wartete — sich zu keinem Entschluß aufraffte und die Zeit verstreichen ließ, ohne etwas zu tun. Immer bitterer sind in diesem Winter und Frühjahr 1693 die Äußerungen des Prinzeil in seinen Schreiben an die fürstlichen Vettern von Baden und Savoyen über die Zustände am Kaiser-
Unzufriedenheit Eugens
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hof geworden: „Alles geht immer schlechter, man denkt an nichts." — „Nichts tut man zur Vorbereitung des Feldzugs." — „Kaum etwas kann die Gleichgültigkeit und den Mangel an Betriebsamkeit der Minister ändern, die an alle anderen Dinge denken, statt an die Interessen ihres H e r r n . " — „Es gibt mehr Konfusion hier als jemals." — „Die Dinge sind hier auf dem alten Fuß, d. h. man denkt nur daran, zu trinken, essen und spielen, ohne sich um anderes zu kümmern" 3 3 2 ). J a Kritik und Spott richtete er auch gegen den Kaiser persönlich: „Die Angelegenheiten des Reiches haben während einiger Stunden den Kaiser beunruhigt, aber Gott sei Dank hat es an dem Tag eine Prozession gegeben, die alles vergessen ließ", worauf er dann immerhin den Markgrafen um Entschuldigung f ü r diese „plaisanterie" bat, indessen, „wenn Sie alles bedenken, werden Sie zugeben, daß die A u f f ü h r u n g dieser H e r r n zu lächerlich ist, um ernst darüber zu sprechen". Ihn hat zweifellos in diesen langen Monaten des Wartens auf eine Entscheidung das eigene Schicksal beunruhigt. Anfangs hat er anscheinend doch verschiedentlich noch mit dem Gedanken gespielt, vor dem neuen Feldzug seine Mutter zu besuchen. Dem damals von Victor Amadeus bei Max Emanuel bevollmächtigten und nach Brüssel entsandten Tarino hat er am 10. Januar 1693 einen Brief an sie geschickt mit der Bitte, ihr zu erklären, daß es nicht seine Schuld sei, wenn er noch nicht bei ihr sei 333 ). D a im Februar Nachrichten über einen schweren Rückfall im Gesundheitszustand von Viktor Amadeus neue Unruhe über die künftige Entwicklung in Savoyen erregte, will ihn gerade deshalb Borgomanero von einer Reise zurückgehalten haben, um ihn bei der H a n d zu haben, wenn etwas geschah. Ziel der Reise soll übrigens diesmal gewesen sein, nicht nur bei der Mutter Gelder locker zu machen, sondern auch den Oranier unter Umständen sogar in England aufzusuchen, um ihm die Notwendigkeit einer energischen Intervention f ü r die Verstärkung der Streitkräfte in Italien vorzustellen 3 3 4 ). Konnte er aber Wien verlassen, ohne daß die Frage seiner Verwendung geklärt war? Mußte der Abgang des Markgrafen aus Ungarn nicht einen Wechsel in den gesamten Befehlsverhältnissen zur Folge haben? Unter den Kompetenten f ü r den Oberbefehl im Türkenkrieg tauchte neben Carafa, dessen plötzlicher Tod im März in mancher Beziehung die Dinge ein-
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facher zu machen schien, der Feldmarschall C a p r a r a auf, und Eugen selbst hielt diese Kandidatur f ü r berechtigt und aussichtsreich 335 ). In keinem Falle wollte er aber dann in Italien unter Pálffy dienen: „Meine Freunde", so vertraute er Tarino an, „drängen mich, den Anspruch auf die Erhebung zum Feldmarschall zu stellen, aber ich habe nicht davon sprechen wollen." Regte sich nicht doch .in ihm der Ehrgeiz? Er hielt sich f ü r befähigt, ein selbständiges Oberkommando zu führen, wenn er auch sarkastisch meinte, es sei im Grunde gleich, was man sei, da Verdienst an diesem H o f e doch nichts gelte. War er hier nicht doch viel zu scharf in seinem Urteil? Denn nun geschah es tatsächlich, daß der Kaiser am 25. Mai in Schloß Laxenburg das Patent ausstellte, das den noch nicht 30jährigen nach einer kaum zehnjährigen Dienstzeit zum kaiserlichen Feldmarschall erhob 3 3 0 )! Am 2. Juni teilte er seinem badischen Vetter, der dabei vielleicht nicht unbeteiligt gewesen ist, die ihm widerfahrene Gnade mit dem Zusatz mit, daß er erst jetzt davon schreibe, da es recht unsicher gewesen sei, ob der Kaiser sich dazu entschließen würde. Besonders befriedigt war er darüber, daß er vorerst der einzige zu diesem Rang nunmehr Beförderte sei, er also jedenfalls dem auch dazu anstehenden Pálfíy im Rang vorangehen werde. D o d i wo sollte der neue Feldmarschall jetzt wirken? Wir wissen nicht, ob er schon zu diesem Zeitpunkt das Kommando im Türkenkrieg f ü r möglich gehalten hat. Jedenfalls scheint er mit dessen Übertragung an den Herzog von Croy nicht einverstanden gewesen zu sein: die dortige Armee, so schrieb er dem Markgrafen, sei zwar gut, aber er fürchte, daß sie jenem Ungeheuer, das einmal im Rhein aufgetaucht sei, gleiche, da sie wohl hunderttausend Arme habe, ihr aber der Kopf fehlen würde 3 3 7 ). Zudem blieb damit C a p r a r a in Italien, von dem er übrigens behauptet hatte, er sabotiere geradezu die Zuführung von Rekruten nach dort und sei damit wohl der erste General, der es darauf anlege, seine eigene Streitmacht zu schwächen 338 ). U n d dorthin kehrte er nun schließlich doch zurück: am 13. Juni meldete der an Stelle des verstorbenen Stoiber mit der Vertretung Bayerns in Wien betraute Franz H a n n i b a l ν. Mörmann seinem H e r r n , d a ß am Tage zuvor „der Prinz Eugenio von Savoyen, nachdem Ihre Kaiserliche Majestät denselben zum Generalfeldmarschall resolviert haben, mit gewisser Instruktion zu dem bevorstehenden
Als Feldmarschall wieder nach Italien
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Feldzug in Piémont per posta dahin abgereist" 3 3 9 ). E r war Marschall geworden — übrigens zu gleicher Zeit wie auf der Gegenseite C a t i n a t — , aber wenn er im Februar noch Tarino geschrieben hatte, er sei es müde, die fünfte Person in dieser Armee zu sein, so standen ihm jetzt weiterhin nicht nur der H e r z o g , sondern auch C a p r a r a vor, ein wirklich selbständiges K o m m a n d o hatte er nicht erhalten. Übrigens ist man mit dieser Lösung auch in Turin, wo man an C a p r a r a manches auszusetzen hatte, nicht einverstanden gewesen 3 4 0 ). T r o t z alles Drängens des Prinzen wurde audi dieser Feldzug von 1693 in Italien von Seiteil der Verbündeten sehr spät eröffnet 3 4 1 ). Erst im J u n i sammelten sich die Truppen bei Carignano. Von jenen im Dezember von dem Prinzen entwickelten Alternativen scheint man die gewählt zu haben, Catinat aus seinen Stellungen auf den H ö h e n hinter Pinerolo zu vertreiben, um dann diese Festung anzugreifen, während zugleich auch der Vorschlag Eugens zur Blockierung von C a s a l e durch ein besonderes Detachement ausgeführt werden sollte. Zu der Operation gegen C a t i n a t wurde das Heer in drei Gruppen geteilt, von denen die eine, die Spanier unter Leganés, durch das Perusatal, die zweite, bei der sich der H e r z o g und C a p r a r a befanden, durch das T a l von Susa vorrücken, dann aber auf Giaveno zurückfallen, und die dritte, unter Eugen, sidi gegen Cumiano wenden sollte. Für den Morgen des 24. J u l i w a r gemeinsamer Angriff vorgesehen, aber es stellte sich heraus, daß C a t i n a t am T a g e zuvor seine Stellung geräumt und eine neue bei Fenestrelle bezogen hatte 3 4 2 ). M a n glaubte darauf, genügend Sicherheit gewonnen zu haben, um Pinerolo sich zuzuwenden und hier zunächst das dicht östlich der Festung erst vor kurzem von den Franzosen errichtete Fort St. Brigide anzugreifen. A m 30. Juli wurden die L a u f g r ä b e n eröffnet, es entwickelten sich dann heftige K ä m p f e , die den Angreifern, besonders bei einem vergeblichen Sturm am 8. August, schwere Verluste kosteten. Nach dem Bericht des Gouverneurs von Pinerolo, Tessè, soll Eugen am folgenden T a g e eine zur Bergung der Toten und Verwundeten vereinbarte Waffenruhe benutzt haben, um persönlich den Fortkommandanten zur Übergabe aufzufordern, die dieser aber unter Hinweis auf die intakten oder wieder reparierten Befestigungen abgelehnt habe 3 4 3 ). Doch am 14. August sprengten die Franzosen selbst das
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Fort und zogen die Besatzung nach Pinerolo zurück. Audi Eugen hat in dem Bericht, den er am 16. seinem badischen Vetter aus dem Lager von St. Brigide sandte, einen eigenen Verlust von etwa 1000 Mann zugegeben. Er scheint in dem am 15. August stattgefundenen Kriegsrat f ü r die energische Durchführung der Belagerung von Pinerolo selbst eingetreten zu sein, doch kam man zu dem Schluß, daß dafür die vorhandene Infanterie nicht ausreichte und es an Artilleristen, Ingenieuren und dem notwendigen Material mangele 344 ). Vielmehr wollte man sich erneut, während Pálffy mit der Blockierung und der Vorbereitung einer Bombardierung von Pinerolo beauftragt wurde, gegen Catinat wenden, ihn aus seiner Stellung bei Fenestrelle verdrängen und unter Umständen bei dieser Gelegenheit sich der einst verlorenen Festung Susa bemächtigen. Von dem durch das Tal von Perusa über Villareto in das Tal von Pragelato erfolgenden Vormarsch hat sich ein eigenhändiger Befehl Eugens oder ein Bericht an den Herzog bzw. Caprara vom 26. August erhalten, der in allen Einzelheiten die Stellungen und Bewegungen der Truppen sowohl bei Pinerolo als auch im Perusatal wiedergibt 3 4 5 ). H a t t e man schon unterwegs erfahren, daß Catinat Verstärkungen erhalten und sich stark verschanzt hatte, so war das Ergebnis einer am 30. durchgeführten Rekognoszierung der Führer, bei der man von den Höhen aus nur zum Teil die Lage und Stärke der feindlichen Stellungen zu erkennen vermochte, der Beschluß, das Unternehmen wieder abzubrechen und doch den Versuch zu machen, Pinerolo durch ein Bombardement zu bezwingen, bevor Catinat zum Entsatz aus den Bergen und Tälern herankam. So ging es wieder durch das Pragelater- und Perusatal zurück 346 ), am 14. September w a r man erneut vor Pinerolo, wo nunmehr die Laufgräben eröffnet werden sollten. Doch bevor man damit weit gekommen war, erfolgte der Gegenstoß Catinats, der inzwischen sein Heer auf 40.000 Mann gebracht hatte und nicht, wie man erwartet hatte, über Perusa, sondern durch das Tal von Susa in Richtung Turin vormarschierte, sich Aviglianas bemäditigte, am 29. September Rivoli erreichte und von dort aus bereits am 2. Oktober das nahe der H a u p t stadt gelegene herzogliche Lusthaus La Veneria niederbrennen ließ. Den Verbündeten blieb nichts anderes übrig, als das Bombardement von Pinerolo abzubrechen, das Fort St. Brigide, das sie
Niederlage bei Marsaglia
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wieder aufgebaut hatten, zu sprengen und auch die Blockade aufzuheben, um sich eiligst nach Nordosten zu wenden und Catinats Vormarsch zu stoppen. Wohl infolge mancher Detachierungen war man mit 20.000 Mann den Franzosen stark unterlegen, auf die man am 3. Oktober vor Orbassano stieß. Eine Schlachtordnung wurde gebildet, bei der auf dem rechten Flügel der Herzog und Caprara, auf dem linken Leganés mit den Spaniern und drei kaiserlichen Regimentern, darunter den SavoyenDragonern, unter Commercy, und in der Mitte Eugen mit kaiserlichen und englischen Truppen standen. Am folgenden Tage, dem 4. Oktober 1693, kam es zur Schlacht, die nach dem Orte Marsaglia genannt wurde: nach Staff arda errang hier Catinat seinen zweiten großen Sieg. Es gelang den Franzosen, den zunächst erfolgreichen linken Flügel der Alliierten durch rechtzeitigen Einsatz von Verstärkungen in Unordnung zu bringen, aufzuspalten und über den H a u f e n zu werfen. Nach einem zeitgenössischen Bericht vermochten zwar der rechte Flügel und das Corps de bataille den Feind dreimal zurückzuschlagen, „zuletzt aber mußte dennoch die Kavallerie der feindlichen großen Macht, nicht weniger auch das Fußvolk der sowohl von hinten als in der Mitte auf sie eindringenden Gewalt der Kavallerie nach einem blutigen Gefecht weichen und das Corps de bataille noch fast ganz allein die force ausstehen und dem Feind Widerstand tun". Die Geschlagenen hatten Anweisung erhalten, sich bei Moncalieri zu sammeln, was auch gelang. Die Gesamtverluste betrugen 5500 Mann, darunter etwa 1500 kaiserliche Soldaten, von den Führern war Schömberg so schwer verwundet worden, daß er am 17. Oktober in Turin starb. Catinat hatte zunächst in der N ä h e des Schlachtfeldes ein Lager bezogen, in den nächsten Wochen hat er dann Pancalieri, Villafranca, Carmagnola und Racconigi genommen, allenthalben in Piémont Kontributionen eingezogen und Anfang November nach erheblicher Verstärkung der Garnison von Pinerolo seine Truppen in die Winterquartiere auf französischen Boden verlegt 3 4 7 ). So hatte die erste Schlacht, in der Eugen als Feldmarschall teilgenommen hatte, mit einer Niederlage und damit der ganze Feldzug in Italien mit einem schweren Mißerfolg geendet. In den Berichten über den Verlauf der Schlacht bei Marsaglia erscheint sein N a m e nicht, um so mehr ist aber danach von ihm gesprochen
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und ihm nicht zum wenigsten die Schuld f ü r das Unglück gegeben worden: sein und seines Freundes Commercy Einfluß soll es gewesen sein, der den jungen, ehrgeizigen, allzusehr auf den Siegeslorbeer bedachten Herzog zu dem Schlachtentschluß gebracht oder ihn wenigstens darin bestärkt hätte 3 4 8 ). Wenn es später hieß, daß der eifrig um die eigene Rechtfertigung bemühte C a p r a r a nicht selbst, aber durch andere die beiden Prinzen zu belasten suche 349 ), so findet sich doch schon in seinem Bericht aus Turin vom 23. Oktober eine chiffrierte Stelle, in der es heißt, daß der Herzog „vermittels Beistimmung der Prinzen Eugenii und Commercy allzuhitzig sich mit dem Feind eingelassen u n d seine, Capraras, Autorität wenig hätte gelten lassen, da doch dieses Unglück wohl hätte verhütet werden können" 3 5 0 ). Im November wußte der spanische Resident in Turin von Unterredungen mit Caprara und dem wohl zu seinem Stabe gehörenden Grafen Montecuccoli nach Madrid zu berichten, in denen der Feldmarschall scharfe Kritik an dem Herzog übte, der vom Kriegshandwerk nichts verstehe, und vor allem dann Montecuccoli es als unumgänglich nötig bezeichnete, die beiden Prinzen von ihm zu entfernen, mit denen er alles übers Knie brechen und ruinieren werde 3 5 1 ). Vom spanischen Hof ist darauf am 31. Dezember eine Anweisung an Borgomanero in Wien gegangen, nach Informierung über die Berichte Capraras den Kaiser darauf hinzuweisen, daß Victor Amadeus als Oberbefehlshaber eher der Mäßigung als des Antriebes bedürfe, und anzuregen, die beiden Prinzen zur Zurückhaltung zu ermahnen, wenn nicht überhaupt von jenem Kriegsschauplatz zurückzuziehen 3 5 2 ). Wollten Caprara und die Spanier die Schuld auf andere abwälzen oder waren ihre Vorwürfe berechtigt? Wir wissen zu wenig über die Vorgänge vor und während der Schlacht bei Marsaglia, um darauf mit Sicherheit eine Antwort geben zu können. Gewiß war Eugen ebenso wie Commercy eher zum Schlagen als zum Abwarten geneigt, es bleibt aber die Frage, ob der vielleicht von ihnen beinflußte Beschluß des Herzogs zur Aufnahme des Kampfes wirklich zur Niederlage führen mußte. Sie haben immerhin möglicherweise die Unterlegenheit eines an Zahl schwächeren, vor allem aber aus den verschiedensten Volksstämmen — Deutschen, Italienern, Spaniern, Engländern und französischen Flüchtlingen — bunt zusammengesetzten Heeres gegenüber der zudem
Wieder in Wien
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einheitlich und straff geführten französischen Armee zu wenig in Rechnung gestellt. Mußten nicht Niederlage und A n w ü r f e in Wien zu einer Vertrauenskrise f ü r den jungen Feldmarschall, dem doch viele seinen raschen Aufstieg mißgönnten, führen? Gerade damals — am 25. Oktober 1693 — starb einer seiner besonderen Gönner am Kaiserhofe, der H o f k a n z l e r Stratmann, und wenige Monate später, am 6. Februar 1694, folgte ihm der Reichsvizekanzler Königsegg ins Grab, der ihm auch wohlgesinnt gewesen war 3 5 3 ). U n d doch sollte der Prinz aus einem Wirbel sich überkreuzender Überlegungen, Verhandlungen. Auseinandersetzungen in diesem Winter und Frühjahr von 1694 mit verbesserter Stellung und erhöhtem Ansehen hervorgehen. Noch immer scheint ihn während des Feldzugs der Gedanke eines Besuches bei seiner Mutter beschäftigt zu haben, denn die von ihm erbetene Lizenz zum Verlassen der Armee nadi Abschluß der Kampfhandlungen, die man ihm am 23. Oktober von Wien zusandte, umschloß diesmal die Erlaubnis zu einer Reise in die Niederlande 3 5 4 ). Aber wieder hat er nicht davon Gebrauch gemacht. Noch am 22. November hat er aus Moncalieri dem wohl in Turin weilenden Victor Amadeus Ratschläge f ü r die Kantonnierung der Truppen und entsprechende Verabredungen mit Leganés und Caprara erteilt 355 ). Das nächste Lebenszeichen, ein Schreiben an den Herzog aus Wien, datiert z w a r erst vom 30. Januar 1694 356 ), aber weder in ihm noch in irgendwelchen anderen Quellen ist von einem Abstecher nach Brüssel die Rede. U n d in einem weiteren Brief an Victor Amadeus vom 17. Februar, in dem er ihm zugleich mitteilt, daß er auf Wunsch des Kaisers f ü r einige Tage nach Preßburg gehe, berichtet er, daß ihn „die Angelegenheiten mit diesem Korps" sechs Wochen lang aufgehalten hätten — um was es sich dabei gehandelt hat, ist nicht zu erkennen —, woraus man schließen darf, daß er mindestens seit Jahresbeginn sich in Wien aufhielt 3 5 7 ). Was nun seine Verwendung im nächsten Feldzug betraf, so war Borgomanero nodi Ende Januar überzeugt, daß er nicht mehr nach Italien zurückgehen werde: er wisse, so schrieb der Botschafter nach Madrid, was man ihm zur Last lege, und neige selbst einer anderen Lösung zu, worin er ihn zu bestärken suche 358 ). Kam nunmehr doch f ü r ihn Ungarn in Frage, wo im verflossenen Jahr ein Angriff auf
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Vom Volontär zum Feldmarschall
Belgrad gescheitert war und Croy jede Autorität verloren hatte, hing mit der Idee, den Prinzen dort einzusetzen, vielleicht jene Sendung nach Preßburg zusammen? Dabei sehen wir aber Eugen selbst in diesen ersten Monaten des Jahres 1694 eifrig tätig, Aufträge seines savoyischen Vetters in Wien auszuführen und auf die Rekrutierung und Verstärkung der kaiserlichen Truppen in Italien zu drängen, und mit jenem Eindruck, den Borgomanero gewonnen hatte, stimmt schlecht überein, daß er am 17. Februar Victor Amadeus seine Hoffnung ausdrückte, bald die zur Zeit an der Secchia im Winterquartier liegenden gesamten kaiserlichen Truppen in Italien unter dem Oberbefehl des Herzogs kommandieren zu können! Wohl in der Erkenntnis, daß man ihm die Führung im Türkenkrieg dodi noch nicht anvertrauen würde, daß dafür aber nach Rang und Ansehen wohl Caprara in Frage kommen mußte, hat er offenbar seinen und seiner Freunde Einfluß für diese Lösung eingesetzt, die ihm dann den Weg zu einer weit unabhängigeren Stellung und — bei dem derzeitigen engen Verhältnis zu Victor Amadeus — zu größerer Aktionsfreiheit im Süden freimachte. Freilich so sicher, wie er im Februar den Erfolg hingestellt hatte, war er lange Zeit keineswegs; wie immer zögerte und schwankte der Kaiser, und es galt immer wieder Schwierigkeiten und Gegenströmungen zu überwinden. Wenn man allmählich zu der Überzeugung kam, daß alles für die Sendung Capraras nach Ungarn sprach, zumal er selbst wohl keine allzu große Lust zu einem weiteren Zusammenwirken mit dem Savoyer hatte, so stieß der Plan, ihm nun ausgerechnet den Mann zum Nachfolger zu geben, den er gerade wegen seines Einflusses auf den Herzog als ungeeignet bezeichnet hatte, auf Widerstand. Auch als Victor Amadeus selbst den Kaiser dringend um die Ernennung Eugens bat, wollte, wie Mörmann Anfang April feststellte, „ansehen des Kaiserlichen Hofes eine schlechte Lust dazu erscheinen", und man sprach von anderen Generälen wie Mansfeld und Pálffy, zeitweise auch wieder von einer Belassung Capraras 3 5 9 ). Noch am 8. Mai war nach Beobachtungen Borgomaneros alles ungewiß: während der Herzog von Savoyen weiter audi durch seinen Botschafter, den Marchese di Prié, die Berufung Eugens fordere, plane man, ihn unter Caprara in Ungarn dienen zu lassen und Pálffy die kaiserlichen Truppen in Italien anzuvertrauen 3 6 0 ). Doch an den nächsten Tagen ist die
Vorbereitungen für den Feldzug von 1694
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Entscheidung zugunsten des Prinzen gefallen: selbst teilte er am 11. Mai dem Herzog mit, daß tags zuvor die Versetzung Capraras nach Ungarn und seine eigene Ernennung zum Oberbefehlshaber der kaiserlichen Streitmacht in Piémont erfolgt waren, „was mir um so angenehmer ist, als ich die Ehre haben werde, unter den Befehlen Eurer Königlichen Hoheit zu stehen und Ihnen meine Hingabe f ü r Ihren Dienst zeigen zu können" 3 6 1 ). Nach Informationen, die der spanische Botschafter erhalten haben sollte, war dieser Beschluß in erster Linie dem Drängen Priés und des englischen Gesandten zu danken 3 6 2 ). Er enthielt allerdings eine dem Prinzen sicherlich nicht erwünschte Einschränkung seiner Handlungsfreiheit, die den gegen ihn vorgebrachten Bedenken Rechnung trug: er sollte keine Operationen planen und durchführen, ohne vorher die Meinung und das Einverständnis des Mailänder Statthalters Leganés und des nunmehr auch zum Feldmarschall zu erhebenden Grafen K a r l Pálffy eingeholt zu haben 3 6 3 ). Die Bindung an den Spanier — neben der an den Herzog — war ja eigentlich selbstverständlich, und der Prinz hat denn auch in einem persönlichen Schreiben an König Karl II., in dem er ihm seine Beauftragung mitteilte, nicht nur versichert, sich in seiner Anhänglichkeit an das H a u s Habsburg ebenso als General des Königs wie des Kaisers zu fühlen, sondern auch volle Harmonie mit Leganés versprochen 364 ). Anders war es mit Pálffy, in dem er einen ihm zur Seite gesetzten Aufpasser sehen mußte. D a ß der Ungar in der T a t diese Rolle spielen sollte, erweist die streng geheime Instruktion, die ihm zuging: Eugen dürfe ohne sein Vorwissen und seine Approbation nichts vornehmen, er habe ihn „von aller etwa zu eifrig vornehmenden Operation mit Dexterität abzuhalten, auch auf alle etwa sich ereignende f r a n zösische Machinationes Obacht zu haben", weshalb er „pro majori autoritate" zum Feldmarschall deklariert worden sei; immerhin war er auch ermahnt, „dem Prinzen Eugenio keine Jalousie einer Diffidenz zu geben" 365 ). Das Ganze w a r eine Art Kompromiß, dem übrigens auch Victor Amadeus zugestimmt hatte. Während merkwürdigerweise nunmehr gerade Leganés, der sich anscheinend mit C a p r a r a gut verstanden hatte und eine allzu große Vertraulichkeit der beiden Savoyer fürchtete, seiner Verwunderung darüber Ausdruck gab, d a ß man allen Warnungen zum Trotz Eugen zurückschicke 366 ), hat der dem Prinzen ja
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von jeher wohlgesinnte Borgomanero schließlich, wie auch Leganés vermutete, zu dessen Ernennung beigetragen. Während er, wohl auch zur Beschwichtigung des Statthalters, seinem König versicherte, daß er selbst Eugen mit Vorsicht, aber auch mit großem Nachdruck mahnen werde, sich mit den anderen für den Krieg in Italien maßgebenden Persönlichkeiten gut zu stellen und vor allem nicht sein Glück durch „Jungensstreidie" aufs Spiel zu setzen, prophezeite er ihm, den im kaiserlichen Heere nur noch der badische Markgraf und der alte Caprara überragten und dem der Kaiser besondere Zuneigung entgegenbrachte, eine große Zukunft: er werde es weit bringen, wenn er nur sich selbst nicht schade 367 ). Es hat nun sowohl für die Betrauung des Prinzen mit dem Oberbefehl als auch für die damit verbundenen Vorsichtsmaßregeln besondere Gründe gegeben, die mit der allgemeinen Entwicklung des Krieges und der besonderen Lage in Italien zusammenhingen. Die Kämpfe im Westen hatten den Verbündeten auch 1693 keine Fortschritte gebracht. In den Niederlanden waren sie am 29. Juli bei Neerwinden geschlagen worden: voll Spott hatte Eugen am 16. August seinem badischen Vetter geschrieben, er habe darüber Berichte von so großartigen Taten der besiegten Generäle gelesen, daß noch mehr derartige Niederlagen ihren Ruhm über den Alexanders nach seinen drei großen Persersiegen erheben müßten 3 6 8 ). Gleichzeitig hatten den Prinzen Gerüchte über einen großen Sieg des Markgrafen über den Dauphin am Oberrhein erreicht: „ich schenke ihnen um so leichter Glauben, da ich weiß, daß Sie keine Gelegenheit, die sich Ihnen bietet, verpassen werden, und, wie es auch damit steht, Sie wissen, daß es nach Ihnen niemand in der Welt gibt, der soviel freudigen Anteil nimmt wie ich." Es sei, so hatte er hinzugefügt, schon viel, die Feinde dort bis jetzt gehindert zu haben, etwas zu unternehmen, und es stellte sich denn auch heraus, daß von einem Sieg keine Rede und Ludwig Wilhelm froh sein konnte, wenn er mit den unzulänglichen Kräften des Reichsheeres die Linien am Schwarzwald hielt. Gerade im Hinblick auf diese unbefriedigende Gestaltung der Dinge im Norden hielt man nun im Haag eine energische Fortführung des Krieges im Süden für dringend geboten, und auch in Wien hatten schon im November Konferenzen der Minister mit den Gesandten der verbündeten
Eugen und das Haus Savoyen
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Mächte die Notwendigkeit betont, alles zu tun, um den Herzog von Savoyen instand zu setzen, die Offensive zu ergreifen, um den Feind wieder aus seinem Land zu werfen und Frankreich selbst zu bedrohen, zu welchem Zweck die kaiserlichen Hilfstruppen wieder auf den Stand von 18.000 Mann gebracht, auch das noch in Piémont stehende bayrische Regiment Steinau dort belassen und weitere Verstärkungen bereitgestellt werden sollten 309 ). N u n , mit diesen Zusicherungen und Maßnahmen sollte vor allem auch verhindert werden, daß der durch die Niederlage von Marsaglia und die neuerliche Besetzung und Bedrückung großer Tale auch von Piémont durch den Feind schwer erschütterte Herzog von der Koalition absprang. D a ß der gewitzte, stets nach allen Seiten ausspähende und alle Möglichkeiten ins Auge fassende politische Spieler schon seit längerer Zeit in geheimer Verbindung mit dem französischen König stand, die dann vor allem über den Gouverneur von Pinerolo Tesse lief, wußte man zwar kaum 3 7 0 ), daß er aber seit Marsaglia den Gedanken erwog, sich in eine neutrale H a l t u n g zurückzuziehen, erfuhr man von ihm selbst und von Eugen, der in seinem Auftrag nach seiner Ankunft in Wien die Frage vorlegte, ob man ihm den Austritt aus der Allianz gestatten oder wie man andernfalls ihn und sein Land vor einer Katastrophe bewahren wollte. Der Prinz selbst wußte sicher nicht, wie weit sich der Herzog schon mit dem Gegner eingelassen hatte, und hat sich zur Übernahme und loyalen Ausführung des ihm gegebenen Auftrags in erster Linie deshalb bestimmen lassen, um damit den Kaiser und die Seemächte zu erhöhten Kriegsanstrengungen in Italien zu bewegen. Schon am 30. Januar 1694 fügte er der Mitteilung an den Herzog, d a ß der Kaiser und die Seemächte einem Sonderfrieden f ü r Italien nicht zustimmen könnten, die warnende Bemerkung bei, daß man mit Verhandlungen nur kostbare Zeit f ü r die Vorbereitung des neuen Feldzuges verlieren würde, und als er am 17. Februar von seiner H o f f n u n g sprach, demnächst den Oberbefehl über die kaiserlichen Kontingente in Piémont zu erhalten, wies er nachdrücklich auf die Notwendigkeit engster Verbindung zwischen Wien und Turin hin: nichts wünsche er leidenschaftlicher, als die Interessen des Kaisers und des Hauses, dem er anzugehören die Ehre habe, so vereinigt zu sehen, daß man sie ohne jeden Vorbehalt f ü r die gleichen halten könne. Es
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war für den Wiener H o f und seine Verbündeten zugleich ein wichtiges Mittel, um den undurchsichtigen Savoyer bei der Stange zu halten, wenn man seinem eigenen Wunsch entsprach und ihm den Vetter als militärischen Untergebenen und politischen Berater beigab. War freilich nicht die Gefahr vorhanden, daß er sich in einer Krise mehr an sein Haus als an Österreich gebunden fühlen würde? Seine Freunde wußten, daß daran niemals zu denken war. Aber er besaß in Wien manche Feinde, und wenn er nach seiner Ernennung triumphierend Tarino schrieb, damit wären jene Herren, die auf ihn alles Schlechte hätten werfen wollen, dementiert, so hatten sie doch wenigstens die Vollmacht an Pálffy erreicht, der auf ihn aufpassen und, wie es ja wörtlich in der Geheiminstruktion an den neuen Feldmarschall hieß, etwaigen „französischen Machinationen", mit andern Worten Versuchen einer Verständigung zwischen dem Gegner und den Savoyern, vorbeugen sollte 371 ). Schon im Hinblick hierauf war es keine leichte Aufgabe, die man dem Prinzen übertragen hatte. Es kam hinzu, daß es wie meist im Kaiserstaat große Anstände gab, ehe den großen Worten von umfassender Rüstung, energischer Unterstützung und schleuniger Zuführung von Menschen, Material und Geld wirkliche Taten folgten 3 7 2 ). Um dahinter Druck zu setzen, zugleich auch die Rückkehr Capraras abzuwarten, ist Eugen nach seiner Ernennung noch über einen Monat in Wien geblieben; erst am 26. Juni 1694 ist er mit der Post nach Italien abgereist 373 ). Er hat zwar, wie er dann dem Kaiser berichtete, die Fahrt „mit allem möglichen Fleiß" beschleunigt, konnte aber doch erst, nachdem er in Mailand Pálffy und Leganés nicht mehr angetroffen hatte, am Abend des 3. Juli in Turin ankommen, wo er sofort den Herzog aufsuchte. Pálffy, dem nach Capraras Abgang die Führung der Kaiserlichen zugefallen war, hatte inzwischen die Truppen bereits in Piémont zusammengezogen: sie waren, wie der Prinz erfuhr und feststellte, noch keineswegs vollständig, für die Infanterie waren die Rekruten noch nicht heran, Proviant war höchstens auf einen Monat vorhanden, die Kasse so gut wie leer, es mangelte an Artillerie und Ingenieuren, und von dem Anmarsch neuer Regimenter wie des Infanterieregiments Pfalz-Neuburg, der Heiducken und der Mainzer Dragoner wußte man noch nichts. Was die Operationspläne betraf, so hatte der Herzog als mögliche
Blockade von Casale
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Ziele entweder die Wiedereroberung von Nizza oder die Fortnahme von Casale vorgeschlagen, und in Wien war Ende Mai die Belagerung von Casale f ü r richtig gehalten worden 3 7 4 ). Noch vor des Prinzen Ankunft waren denn auch Victor Amadeus, Leganés und Pálffy zu der Überzeugung gelangt, daß angesichts der Stellung, die Catinat wieder hinter Pinerolo bezogen hatte, weder Nizza noch auch Susa oder Pinerolo angegriffen werden und man nur gegen Casale vorgehen könne, wobei aber auch kaum eine Belagerung, sondern nur eine Blockierung durch etwa 2000 kaiserliche und 1600 spanische Soldaten in Frage komme 375 ). In Beratungen Eugens nach seinem Eintreffen in Turin mit dem Herzog, Pálffy und dem Nachfolger Schömbergs, dem ehemaligen französischen Diplomaten und Offizier Ruvigny, der als Refugié sich Wilhelm von Oranien angeschlossen und von diesem zum Lord Gal way erhoben worden war 3 7 6 ), setzte sich dann gleichfalls die Auffassung durch, daß an eine wirkliche Belagerung der Feste im Montferrat erst im künftigen Frühjahr gedacht werden könne, da man auf Grund von Nachrichten aus dem feindlichen Lager mit einer baldigen Offensive Catinats rechnete. So begnügte sich der Prinz mit dem Befehl an den mit der Führung der Blockade betrauten Feldmarschall-Leutnant Gschwind, seine Truppen so zu postieren, daß der Platz „in wenig Stunden investiert und ordentlich berennt" werden könnte, während die Hauptstreitkräfte der Verbündeten, die sich in Moncalieri versammelt hatten, in ein Lager bei Scalengo und Airasco zwischen Turin und Pinerolo vorgeschoben wurden. Nochmals hat sich hier ein Kriegsrat am 28. Juli mit der vom Kaiser erneut geforderten sofortigen Belagerung von Casale beschäftigt, die aber wieder abgelehnt wurde 3 7 7 ). Doch sollte sie nun von langer H a n d vorbereitet werden, damit sie im künftigen März, zu einer Zeit, in der eine Störung durch die Franzosen nicht zu befürchten war, zu raschem Erfolge führte. D a Catinat sich vorerst nicht rührte, konnten der Herzog, Eugen und Lord Galway in der Zeit vom 15. bis zum 25. August eine genaue Besichtigung der an O r t und Stelle im Montferrat eingeleiteten Vorbereitungen durchführen: der Prinz war über die Maßnahmen Gschwinds befriedigt, der dann durch die am 29. August erfolgende Einnahme des vor Casale gelegenen Kastells von San Giorgio „seine beiwohnende gute Conduite und Bescheidenheit wiederum rühmlich" darzutun 14 Braubach, Prinz Eugen
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wußte 378 ). Auch von dem Kleinkrieg, der in Piémont und in den Bergen und Tälern der Voralpen geführt wurde, vermochte Eugen manche Erfolge zu melden: besonders waren es hier die Waldenser, die dem Feind Abbruch taten, „indem gleichsam kein Tag vorbeigeht, wo sie nicht den einen oder anderen gefangen einbringen oder aber etwelche ums Leben bringen" 379 ). Im Grunde aber geschah, da audi Catinat ruhig blieb, nichts von Bedeutung, und die Berichte, die der Prinz an den Kaiser und an den Hofkriegsratspräsidenten Starhemberg sandte, enthielten in der Hauptsache Klagen über das Fehlen von Verpflegung und vor allem von Geld und über das damit zusammenhängende Zusammenschmelzen der Truppen, für die ζ. T. nodi immer die Rekruten fehlten, und Forderungen, die nötigen Maßnahmen zu treffen, da — wie es in einem seiner Schreiben heißt — „andrerseits, wo nicht ohne weiteres ab- und ausgeholfen werde, nichts anderes übrig bleibt als der allseitige Untergang Dero guten hierseitigen Armee" 380 ). Die Notlage darzulegen, zugleich auch schon Vorschläge für die Winterquartiere zu unterbreiten, hat er zunächst den Sekretär Hade, dann auch noch Mitte September aus dem Feldlager von Avigliana den Feldmarschall-Leutnant Graf Rabutin nach Wien geschickt381). Sie scheinen indessen nicht viel ausgerichtet zu haben, denn Anfang November erklärte Eugen, Not und Elend seien nicht mehr zu überbieten, schon seien 300.000 Gulden rückständig, und er müsse jede Verantwortung für üble Folgen ablehnen 382 ). Was sein Verhältnis zu den Verbündeten betrifft, so scheint er Victor Amadeus noch nicht wirklich mißtraut zu haben, wenn seine offensichtliche Passivität ihn mitunter audi geärgert haben mag. Dagegen gab es wieder, wie einst in den Zeiten Fuensalidas, manche Auseinandersetzungen mit den Spaniern, über deren Nachlässigkeit und UnZuverlässigkeit bei der Blockade Casales Gschwind sich mehrfach beklagte, während ungekehrt Leganés sich über den General beschweren zu können glaubte. Doch scheint es bei einem Kriegsrat, zu dem auch Gschwind zugezogen wurde, zu einem Ausgleich gekommen zu sein, und bei einer Besprechung Anfang November in Mailand wurde man sich über die Sicherung der Blockade und die weitere Vorbereitung der Belagerung von Casale während des Winters einig. Erstaunlicherweise scheint der Prinz mit seinem Adlatus Pálffy gut ausge-
Verhältnis zu den Verbündeten
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kommen sein. Dieser hat offenbar sich ihm willig untergeordnet und sich vor allem einer besonderen Aufgabe, der Beaufsichtigung und Zurechtweisung des heimlich mit Frankreich verbundenen Herzogs von Mantua, gewidmet, den er mehrfach aufsuchte und unter Druck setzte 3 8 3 ). Wieder hatte er sich Mitte Oktober trotz Fieberanfalls aus dem Montferrat nach Mantua aufgemacht, doch in Mailand mußte er die Reise abbrechen, und am selben 3. November, an dem Eugen in der lombardischen Hauptstadt zu jenen Verhandlungen mit Leganés eintraf, ist PálíTy dort gestorben. In seinem Bericht an den Kaiser hat ihn der Prinz als einen Mann von großem Ansehen, Autorität, Vernunft und Geschicklichkeit gerühmt, dessen Tod er auch deshalb bedauerte, weil er in der Mantuanischen Angelegenheit die besten Informationen besessen habe. Eiligst ließ er von Törin Commercy kommen, um ihn nach Mantua zu schicken, während er in Wien um rasche Rüdesendung Rabutins bat, um Quartier- und Kontributionsverhandlungen mit den anderen italienischen Fürsten und Staaten führen zu können. Selbst ist er dann in den nächsten Wochen in Mailand geblieben, von wo er am 17. und erneut am 24. November nach Wien über die bei dem ruinierten Zustand von Mantua, Montferrat und Piémont sehr mißliche Quartierfrage berichtete 384 ). Ein Trost war es wenigstens, daß er von der Rückreise des zum General der Kavallerie erhobenen Rabutin mit einer Rimesse von 100.000 Gulden und von dem Abschluß eines Vertrages mit Toskana über die Zahlung von weiteren 20.000 Gulden erfuhr 3 8 5 ). Er hat sich dann noch um letzte Maßnahmen gegenüber Casale, wo die Blockade jetzt so gut funktionierte, daß es in der Festung schon Mangel an H o l z und Wein geben sollte, gekümmert, um dann von der von ihm am 23. Oktober erbetenen und vom Kaiser am 5. November erteilten Erlaubnis zu einem Aufenthalt von vier bis sechs Wochen in Wien Gebrauch zu machen. Rechtzeitig vor dem auf den 4. März gesetzten Beginn des Angriffs auf Casale wollte er wieder zurück sein. Die Reise äst nicht ohne Zwischenfall verlaufen. In Palazollo am Oglio zwischen Bergamo und Brescia wurde er von einer Krankheit überfallen: schon hatte Victor Amadeus auf diese Nachricht einem seiner Ärzte Anweisung erteilt, sich schleunigst nach dort zu begeben, dodi inzwischen hatte der Prinz den Anfall überwunden und die Fahrt fortgesetzt 3 8 6 ). Am 31. Dezem14*
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ber, erheblich später wohl, als er geplant hatte, ist er in Wien eingetroffen 387 ). Es war ein für einen Krieg wenig ereignisreiches Jahr gewesen, das da zu Ende ging. Wie auf dem italienischen, so war es auch auf den anderen Kriegsschauplätzen zu keiner Entscheidung, ja auch zu keinen größeren Schlachten gekommen. Der Krieg versumpfte, allenthalben begann man sich mit der Frage zu beschäftigen, wie etwa Friede geschlossen werden könnte, und unter der H a n d waren von den verschiedensten Seiten Gespräche im Gang, wurden audi schon geheime Verhandlungen gepflogen, die man gefliessentlich vor den eigenen Bundesgenossen zu verbergen suchte 388 ). Aber es hatte nicht den Anschein, als ob es in absehbarer Zeit zu konkreten Ergebnissen kommen würde. Jedenfalls waren für Eugen jene kurzen Wochen, die er zu Beginn des Jahres 1695 in Wien verbrachte, hauptsächlich damit ausgefüllt, bei dem Kaiser und den für die Kriegführung zuständigen Ministern und Behörden die Auffüllung seiner Truppen und vor allem die zeitweilige Abstellung von Artilleristen und Ingenieuren von Ungarn zu betreiben. Von Turin aus fragte Victor Amadeus bei ihm an, ob wirklich etwas an der ihm und Galway zugekommenen Nachricht sei, daß der Kaiser jetzt nicht mehr die Belagerung von Casale, sondern einen Einfall in die Provence wolle, den er entschieden ablehnen müsse 389 ). In Wien ging indessen, wie der Prinz feststellte, die Meinung dahin, daß der Feldzug möglichst früh, wie verabredet, mit dem Schlag gegen Casale eröffnet, dann freilich noch weitere Aktionen durchgeführt werden sollten. Mitte Februar reiste Eugen ab, begleitet von dem Landgrafen Georg von Hessen-Darmstadt, der über Italien nach Katalonien wollte, um dort die Führung kaiserlicher Hilfstruppen für die bedrängten Spanier zu übernehmen 390 ). Er war rechtzeitig Ende Februar wieder in Turin, wo in den folgenden Tagen der Kriegsrat der Verbündeten zusammentrat, um die Bewegungen gegen Casale in Gang zu setzen 391 ). Schon erwies sich eine Verschiebung des ursprünglich angesetzten Termins als nötig: man kam überein, daß die im Montferrat liegenden kaiserlichen Truppen sich am 16. März vor der Festung sammeln, am gleichen Tag noch die spanischen und am 18. die piemontesischen Regimenter zu ihren stoßen sollten. Am 19. erschienen die Führer in dem Hauptquartier in Frassineto del Po,
Versumpfung des Krieges 1695
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von wo aus sie am folgenden Tage den Ort rekognoszierten 392 ). Der Spanier Louvigny und Lord Galway äußerten darauf Bedenken, ob man nicht noch Verstärkungen abwarten sollte, doch Eugen und Leganés traten für die Eröffnung der Belagerung zu Anfang April ein, und ihnen stimmte der Herzog zu 393 ). Doch da machte das Wetter einen Strich durch die Rechnung: nach einem zeitgenössischen Bericht fing es am 8. April an „so stark zu schneien, auch so durchdringend kalt zu werden, daß das Feld in wenigen Stunden nicht anders aussah als mitten im Januario, dieses Wetter währte bis morgens den zehnten April, und lag der Schnee fast zwei Schuh tief auf der Erden, welches dann verursachte, daß einmütiglich beschlossen wurde, wieder aufzubrechen und die meisten Truppen wieder nach ihren Quartieren zu schicken, in Erwägung es unmöglich sein würde, wegen des weichen Grundes Batterien aufzurichten" 394 ). Das war in der Tat, wie Eugen dem Kaiser melden mußte, die enttäuschende Folge dieses unerwünschten Aprilwetters: während die Kaiserlichen im Montferrat blieben, zogen die Spanier und Piemontesen wieder nach der Lombardei und dem Herzogtum zurück, und man beschloß, Casale zwar eng umschlossen zu halten, den Angriff aber auf den 20. Mai zu verschieben395). Der Prinz scheint in den nächsten Wochen in Frassineto geblieben zu sein, von wo aus er öfters vor der Festung erschien, um die Arbeiten an den Linien um sie zu beaufsichtigen und neue Schanzen anlegen zu lassen 396 ). Dodi dem Schnee folgte ständiger Regen, und so konnte auch der Maitermin nicht eingehalten werden. Durch das schlechte Wetter, so schrieb Eugen am 24. Mai dem jungen Grafen Sinzendorf, der in jener Zeit gerade seine ersten Schritte auf dem glatten Boden der Diplomatie tat 397 ), seien alle Brücken zusammengebrochen und fast jede Verbindung mit der Lombardei unterbunden, und natürlich gingen auch die Arbeiten vor Casale nicht weiter: „es regnet jeden Tag ohne aufzuhören." Er gab hier zugleich einen Überblick über die allgemeine militärische Lage: Catinat, der sich in Pinerolo aufhalte, verfüge zwischen Susa und dem Meer über 108 oder 109 Bataillone, er hege offenbar Besorgnis wegen der Küste, an der daher ein Korps unter dem Herzog von Vendôme stehe und man Redouten aufgeworfen und 200 Geschütze und 40 Mörser aufgestellt habe; ebenso wie im Vorjahr werde der Feind sich
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wohl defensiv verhalten, worauf audi der Bau einer Citadelle bei Fenestrelle hinweise. Selbst erwartete der Prinz Leganés, um sich mit ihm über die weiteren Unternehmungen schlüssig zu werden 398 ). Inzwischen machten ihm das Ausbleiben von Rekruten und Geld und die Widerspenstigkeit der welschen Fürsten bei den ihnen auferlegten oder mit ihnen abgemachten Lieferungen und Zahlungen wachsende Sorge; wenn es damit nicht besser würde, so klagte er am 28. Mai in einem Bericht nach Wien, würden die Regimenter zu „Desperation und Revolte" getrieben 399 ). Endlich konnte man, da Catinat in der Tat sich nicht rührte, im Juni den Angriff auf Casale beginnen. Spanier und Piemontesen rückten wieder an, bis Ende des Monats war der Aufmarsch beendet, zwei Attacken wurden gebildet, die eine von Kaiserlichen, Piemontesen und in englischem Sold stehenden Brandenburgern gegen das Bollwerk der Citadelle, die andere von den Spaniern gegen den die Citadelle mit der Stadt verbindenden Wall 400 ). In der Nacht vom 26.127. hatte Gsdiwind die Laufgräben vor der Citadelle eröffnet und eine Redoute genommen, trotz wieder einsetzenden Regens gelangte man hier bis zum 1. Juli nahe an die Pallisaden des Hauptwerks heran, gleichzeitig machten auch die Spanier Fortschritte. Wohl nicht ganz unberechtigte Kritik übte der spanische Resident in Turin an dem tollkühnen Verhalten der hierin miteinander wetteifernden Führer, des Herzogs ebenso wie Eugens und Leganés, denen man vergeblich Vorsicht predige: es müsse geradezu als Wunder angesehen werden, daß noch kein Unglück geschehen, offenbar seien alle drei von dem allen militärischen Lehren widersprechenden Gefühl erfüllt, daß es bei den leitenden Generälen weniger auf kluge Überlegung als auf Mut und Tapferkeit ankomme 401 ). Nach gegenseitigem Bombardement konnten die Belagerer in der Nacht vom 8./9. Juli auf der Contrescarpe festen Fuß fassen und Batterien errichten, es bedeutete dann aber doch eine große Überraschung, als der Gouverneur von Casale Verhandlungen anbot und schon am 11. Juli die Kapitulation abgeschlossen werden konnte 402 ). Aber was war das für eine merkwürdige Kapitulation! Eugen war wohl angewiesen worden, bei etwaigen Übergabeverhandlungen die Rechte des Kaisers als Lehnsherr über das gesamte Montferrat zur Geltung zu bringen und die Übernahme der
Merkwürdige Kapitulation Casales
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Festung durch seine Truppen durchzusetzen 403 ). Er hatte dabei auf Widerspruch sowohl seines Vetters als audi der gegenüber den Wiener Absichten in Italien sehr mißtrauischen Spanier gefaßt sein müssen 404 ). Aber er war überhaupt nicht dazu gelangt, die Forderungen seines Herrn vorzubringen, der Vertrag scheint ohne seine Beteiligung zustandegekommen zu sein, und in seinem Inhalt, nach dem die Stadt dem Herzog von Mantua zurückgegeben, Citadelle und Kastell aber demoliert werden sollten, hatte man sich über die kaiserlichen Rechte einfach hinweggesetzt, während zugleich die Bestimmung, daß die französische Besatzung selbst die inneren Werke rasieren und erst nach Beendigung dieser Arbeit mitsamt den Geschützen in völliger Freiheit abziehen konnte, ihr zunächst die Möglichkeit bot, den Platz weiterhin besetzt zu halten, das Abkommen aber überhaupt eher eine Art Waffenstillstand als eine Kapitulation darstellte. „Nachdem ich gehofft", so beginnt Eugens Bericht an den H o f kriegsratspräsidenten Starhemberg vom 12. Juli, „die Consolation zu haben, zur Glori unseres allergnädigsten Herrn Waffen die Eroberung Casales auf eine reputierliche Weise berichten zu können, so habe ich aber leider mit äußerster Betrübnis das Widerspiel erleben müssen" 405 ). Keineswegs hätte man sich so übereilen und gleich die ersten Vorschläge des französischen Kommandanten Marquis de Crénan annehmen müssen; kein Zweifel, daß, wie man dann in Wien feststellte, die kaiserliche Autorität durch die eigenmächtige Verfügung über ein Reichslehen verletzt und auch die „Reputation" der kaiserlichen Waffen durch das lange Verweilen der französischen Garnison vermindert war 406 ). Und war nicht auch des Prinzen persönliche Ehre berührt, zumal er zwar an den Herzog gewiesen, dieser aber als Oberbefehlshaber gehalten war, nichts ohne sein Vorwissen zu tun? Was steckte aber überhaupt hinter dem ganzen Vorgang? Man erfuhr bald, daß der Marquis de Crénan den plötzlichen Abschluß des Kampfes auf ausdrücklichen Befehl seines Königs herbeigeführt hatte 407 ). Lag der Verdacht nicht nahe, daß hier ein abgekartetes Spiel zugrundelag, daß Victor Amadeus sich heimlich mit dem Feinde verständigt und die Abmachungen über Casale den ersten Schritt zu einem bereits vereinbarten Sonderfrieden, wenn nicht gar zu einem Frontwechsel des unzuverlässigen Savoyers bedeuteten?
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Wir wissen heute, daß dies in der Tat der Fall war 408 ). Man wird gewiß nicht leugnen können, daß der Herzog auf Grund der wenig glücklichen Entwicklung der Kriegslage und der damit verbundenen Leiden seines Landes einen baldigen Abschluß der Kämpfe wünschen mußte, und man wird auch Verständnis dafür aufbringen müssen, daß der „sacro egoismo", der ihn erfüllte, ihn über vertragliche Verpflichtungen hinwegsehen ließ, zumal wenn ihm die Erreichung des ersten Ziels, das er sich gesetzt hatte, die Beseitigung der französischen Zwingburgen an den Grenzen Piemonts, Casales auf der einen, vielleicht auch Pinerolos auf der anderen Seite, bei gleichzeitiger Rückgabe von Savoyen und Nizza in Aussicht gestellt wurde. Seit langem waren die Fäden gesponnen worden, war man sich schließlich darüber einig geworden, langsam auf der Basis des „do, ut des" die Dinge voranzutreiben, bis der Herzog ohne Gefährdung durch die ja nun auch in und bei seinen Territorien liegenden kaiserlichen und spanischen Streitkräfte die Maske völlig abwerfen konnte. Schon im März 1695 hatte San Tommaso dem Franzosen Tessè in Pinerolo mitgeteilt, daß sein Herr zwar die Belagerung von Casale nicht mehr länger verzögern könne, es aber nicht zulassen werde, daß die Österreicher sich darin festsetzten: er schlage eine Kapitulation des Platzes auf der Grundlage der Schleifung der Festungswerke vor. Nach anfänglicher Ablehnung hatte Ludwig XIV. sein Einverständnis erklärt, wenn die Besatzung bis zur völligen Demolition dort belassen werde und der Herzog sich verpflichte, bis Ende November die Neutralisierung Italiens herbeizuführen, andernfalls seine Truppen mit denen Catinats zu vereinigen. In einem Brief an Tesse vom 29. April hatte darauf Victor Amadeus im wesentlichen diesen Vorschlägen zugestimmt. Bei dem Vorgehen gegen Casale hatte es sich also von seiner Seite nur um eine Scheinbelagerung gehandelt. Auch nach der Kapitulation gab er sich den Anschein, als ob er weiterhin treu zur Allianz stehe, und er war wohl tatsächlich auch für die Franzosen noch kein zuverlässiger Partner, wenigstens solange nicht, als nicht auch die Frage des Schicksals von Pinerolo in seinem Sinne gelöst war. Er hat sich in diesem Doppelspiel als Meister erwiesen. Er wußte das Mißtrauen der Spanier gegen Wien zu verstärken und mit ihrer Hilfe die kaiserlichen Proteste gegen die Vorgänge und Entscheidungen um Casale unwirksam zu machen. Es ist ihm
Doppelspiel Victor Amadeus'
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auch gelungen, einen so klugen Mann wie Lord Galway zu überzeugen, daß es kein geheimes Einverständnis zwischen ihm und dem Feinde gebe und daß er entschlossen sei, den Krieg gegen Frankreich energisch fortzuführen 4 0 9 ). Und Prinz Eugen? Es scheint in Wien Kreise gegeben zu haben, die es für möglich hielten, daß er zum mindesten bei der Kapitulation und den Bestimmungen über die Demolition Casales sich allzu leicht seinem Vetter gebeugt habe: „Obzwar", so wußte der Bayer Mörmann aus der Kaiserstadt am 6. August zu berichten, „der Prinz Eugen von Savoyen öffentlich sich dagegen stark gesetzt und die deshalb getroffene Kapitulation nicht eingehen wollen, so wird doch derselbe als ein Prinz von dem Savoyischen Haus (wie idi glaubwürdig vernehme) allhier suspekt gehalten, samt er indirecte eben auch darin consentiert habe, derentwegen von dem hiesigen H o f e gegen ihn eine starke Ahndung beschehen sein solle" 4 1 0 ). Von einer solchen „Ahndung" ist nun freilich in den Akten nichts zu finden, vielmehr hat der Kaiser ihm ausdrücklich Billigung und Anerkennung für sein Verhalten ausgesprochen 411 ). Bedenken, wie er sich zu seinem Vetter gestellt hatte und weiter stellen werde, werden trotzdem vorhanden gewesen sein, sie waren aber gewiß unberechtigt. Wir wissen nicht, ob und wieweit er das Spiel des Herzogs durchschaut hat, es mitzumachen und überhaupt im Geringsten von dem Wege der Pflicht und den ihm zugefallenen Aufgaben als General des Kaisers abzuweichen, war er niemals bereit. Über das, was geschehen war, erfüllte ihn tiefe Unzufriedenheit, die sich verband mit dem Ärger über die Nachlässigkeit, mit der man in Wien seine Vorstellungen und Wünsche hinsichtlich Verstärkung und finanzielle Unterstützung behandelte. Schon in jenem Bericht an Starhemberg vom 12. Juli hatte er um die Erlaubnis nachgesucht, „sobald die Campagne verlaufen und die Truppen die Quartiere bezogen haben werden, dahin nach Wien mich verfügen zu können und sodann dieses gefährlichen Kommandos entledigt zu sein, sonderlich wenn Ihre Kaiserliche Majestät keine andere mesures allergnädigst nehmen werden". Er mochte zwar noch nicht überzeugt sein, daß Victor Amadeus zum vollen Abfall entschlossen war, aber von der früheren Vertraulichkeit zwischen ihm und dem „Oberbefehlshaber" konnte keine Rede mehr sein, und entsprechend der Tatsache, daß sich in seinen Berichten kein
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freundliches Wort mehr über den Vetter fand, den er in den vergangenen Jahren stets gegen Vorwürfe verteidigt hatte, bat er nun dringend, seine Mitteilungen vor dem savoyischen Botschafter in Wien geheimzuhalten, damit der Herzog nicht Material gegen ihn in die Hand bekomme 412 ). Denn vorerst hatte er Anweisung erhalten, alles zu tun, um gemeinsam mit den Vertretern der übrigen Alliierten in Italien den Savoyer bei dem Bündnis zu halten und ihm keine Ursache und keinen Anlaß zu geben, französischen Lockungen nachzukommen. Wohl hatte er sich zu beschweren über das Verbleiben der französischen Garnison in Casale und auf möglichste Einschränkung der Demolition zu dringen, wohl sollte er auch auf eine Gestaltung der Befehlsverhältnisse wirken, daß der Oberbefehlshaber „an das parere unseres kommandierenden Generals mehr gebunden werde" 4 1 3 ), zum Bruch durfte er es aber deswegen nicht kommen lassen. Nodi glaubte man ihn auffordern zu können, mit dem Herzog, Leganés und Galway „zur Conzertierung einer neuen und nutzbaren Entreprise" zusammenzutreten, wobei man an die Belagerung von Susa oder Nizza gedacht zu haben scheint. Seit Anfang August fanden denn auch in Turin Beratungen über die Fortführung des Feldzuges statt, doch wenn Victor Amadeus auch ernsthaft auf alle Vorschläge einzugehen schien, so gab es doch genug Vorwände und wirkliche Gründe, um Operationen zu verzögern und schließlich ganz zu verhindern. Eugen, der sich zeitweise im Lager bei Rivaita in Piémont aufhielt, erklärte seinerseits zwar einen Einfall in die Provence für „impracticabel", sprach sich dagegen wohl für eine Aktion gegen die französischen Stellungen hinter Pinerolo und eine „Impresa" gegen Susa aus. Doch nun schreckte auch in Wien die Erinnerung an MarsagLia, und so wurde schließlich in einer Weisung an den Prinzen vom 29. August als wichtigste Aufgabe bezeichnet, „die schöne Armada zu conservieren und auf künftige Campagne tauglich zu erhalten" 414 ). Dementsprechend wurde er auch im September ermächtigt, nach Ende der Campagne nach Wien zu kommen und das Kommando dem Prinzen Commercy zu übertragen. Noch galt es für ihn auch dann, manche Schwierigkeiten zu überwinden. Da kam es im Lager während seiner Abwesenheit zwischen seinen Stellvertretern Gschwind und Parella zu einem in Tätlichkeiten ausartenden Streit, dessen
Tod Borgomaneros
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Untersuchung und Beilegung Rabutin aufgetragen wurde 415 ). Vor allem aber machte die Regelung der Quartiere und der Verpflegung der Regimenter große Sorgen. In Mailand sperrte man sich entschieden dagegen, zwei der kaiserlichen Kürassierregimenter aufzunehmen, als man dann aber eins davon aus Italien abmarschieren ließ, wollte Victor Amadeus darin sowie in einer Reduzierung sämtlicher Kavallerieregimenter um zwei Kompagnien ein Zeichen dafür sehen, daß man ihn im Stich lasse416). So ist es denn wohl November oder gar Dezember geworden, bis der Prinz sich wirklich wieder auf die Rückfahrt nach Wien begab 417 ). Er fand dort einen Mann nicht mehr vor, der dem jungen Flüchtling nicht nur wohl ein Jahrzehnt lang großzügig Gastfreundschaft in seinem Hause gewährt hatte, sondern ihm auch auf seinem Wege vom Volontär zum Feldmarschall ein treuer Helfer gewesen war: am 24. Oktober 1695 war der spanische Botschafter in Wien, Don Carlo Emanuele d'Esté Marchese di Borgomanero, gestorben 418 ). Vielleicht hatte der Prinz Eugen diesem Diplomaten mehr zu danken als irgendeinem anderen Menschen. Seit der ersten Begegnung in den aufregenden Tagen in Passau während der Belagerung von Wien hat der Marchese an den kleinen unscheinbaren Menschen, der da vor ihn getreten war, geglaubt, und er hatte ihm, in dem er vor allem auch den unerbittlichen Feind des von ihm selbst gehaßten Frankreich sah, anderthalb Jahre vor seinem Tode, wie wir sahen, eine große Zukunft prophezeit. Er hat recht behalten, und man wird sagen können, daß der Prinz dann ein Jahrzehnt später in dem letzten großen Krieg gegen Ludwigs XIV. Hegemonieabsichten das Vermächtnis seines Beschützers von einst erfüllt hat. Auf wessen Unterstützung konnte der Savoyer nach dem Verschwinden dieses einflußreichen Mannes am Kaiserhof noch rechnen? Nun, einmal hat, wie gerade Borgomanero in den letzten Jahren festgestellt hatte, der Kaiser selbst in wachsendem Maße Vertrauen und Zuneigung zu ihm gefaßt. Und dann war ihm die Freundschaft des ersten Soldaten des Reichs und Österreichs, des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden, gewiß. Auch er, der seine Kräfte in einem ruhmlosen Abwehrkampf am Oberrhein verzehrte, war nach Abschluß des Feldzuges nach Wien gekommen, und man traf die beiden Vettern, die nach dem Bericht des venezianischen
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Botschafters Ruzini „di sanguine e d'amicizia" eng miteinander verbunden waren, in diesen Monaten häufig zusammen 4 1 9 ). Daneben scheint der Prinz damals aber auch in engere Beziehungen zu einem Manne getreten zu sein, der seit dem Tode Stratmanns und Königseggs zum ersten Berater des Kaisers geworden war, dem böhmischen Obristkanzler Graf Franz Ulrich Kinsky, einem Menschen nicht ohne große Fehler, zudem von Krankheit abwechselnd in Zustände der Melancholie und in Ausbrüche von Gereiztheit, Eifersucht und Zorn getrieben, aber wahrhaftig, lauter und willensfest, dem Eugen, wie der während jenes Winters verabredete und dann durchgeführte persönliche Briefwechsel zeigt, volles Vertrauen schenken zu können glaubte 4 2 0 ). Der Rückhalt, den er damit am Kaiserhofe besaß, war stark genug, um die Gegner, an denen es ihm gewiß nicht fehlte, in Schach zu halten und jene im Zusammenhang mit den Vorgängen um die Kapitulation von Casale lautgewordenen Stimmen des Mißtrauens und der Verdächtigung zum Schweigen zu bringen. Seine Tätigkeit in den ersten Monaten nach seiner Ankunft schien sich ganz auf die Vorbereitung des neuen Feldzugs in Italien zu konzentrieren, an dessen Möglichkeit und Aussichten man offenbar trotz der zweideutigen Haltung des Herzogs von Savoyen glaubte oder glauben wollte. Am 22. Dezember 1695 nahm er an einer Sitzung bei dem Hofkriegsratspräsidenten Starhemberg teil, die sich mit von Turin eingesandten Projekten über Operationen gegen Pinerolo beschäftigte: das Referat, das über diese Beratung verfaßt wurde, hatte, wie es hieß, der Kaiser „von solcher Importanz" gefunden, daß er es der Geheimen Konferenz zuleiten wollte 4 2 1 ). Wir hören audi, daß der Prinz zusammen mit dem savoyischen Gesandten Prié und dem gleichfalls nach Wien gekommenen Parella mehrmals mit Mörmann über eine neuerliche Entsendung des bayrischen Leibregiments nach Piémont verhandelte 4 2 2 ). Auf Briefe des Herzogs, die ihm ein Kurier aus Mailand und der am 29. Januar auch in Wien eintreffende Graf Rabutin brachten, hat Eugen ihm am 31. J a nuar 1696 einen ausführlichen Bericht über seine bisherigen Bemühungen und deren Ergebnis erstattet: bei einer Konferenz mit den Botschaftern der .Verbündeten sei der Beschluß gefaßt worden, die kaiserliche Infanterie in Italien durch Rekrutenzuführung wie-
Vorbereitungen für den Feldzug 1696
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der auf über 9000 Mann zu bringen und statt des abgezogenen Kavallerieregiments ein weiteres Infanterieregiment aus dem Reich nach dort zu schicken, auch die beiden Regimenter aus Katalonien zurückzurufen, womit dann mehr erfüllt werde, als der Herzog fordere; auch hinsichtlich der Unterhaltung der damit auf 12.000 Mann verstärkten Truppen solle der dafür zuständige Graf Breuner mit genügend Mitteln ausgestattet werden, und was die Stellung von Artilleriepersonal betreffe, so mache Starhemberg da zwar Schwierigkeiten, weil er es nicht in Ungarn entbehren zu können meinte, im Ganzen sei immerhin viel erreicht 423 ). Aber war es denn sicher, daß er selbst wieder das Kommando in Italien übernehmen würde, entsprach das seinem eigenen Wunsch? Wieder hat sich damals sein Blick nach Südosten gewandt. Der alte, kränkelnde Caprara hatte im Vorjahr das Kommando nur zögernd übernommen, und dann hatte man ihm, um das sächsische Hilfskorps zu gewinnen, den jungen Kurfürsten Friedrich August von Sachsen als Oberbefehlshaber vorgesetzt. Der Feldzug war unglücklich verlaufen, die Türken hatten sich zwischen die Hauptarmee und das von schwachen Streitkräften unter dem Grafen Veterani verteidigte Siebenbürgen geschoben und bei Lugos Veterani, der selbst fiel, geschlagen. N u r ihre Untätigkeit hatte dann Schlimmeres verhütet, doch rief man angesichts des Haders unter den Führern der kaiserlichen Armee nach einer Neuregelung der Befehlsverhältnisse. Am liebsten hätte man den Sieger von Slankamen wieder an der Spitze gesehen, aber der Markgraf wollte die Reichskreise am Oberrhein nicht im Stich lassen, und er wies den Kaiser nun auf seinen Vetter hin. Schon am 11. Februar 1696 wußte Ruzini dies der Signoria von San Marco zu berichten, doch bezweifelte er, daß bei allem Ansehen, dessen sich der Savoyer erfreue, man ihm angesichts des Feuers seines jugendlichen Alters ein solches Kommando anvertrauen werde. Eugen wäre nun sicher auch bereit gewesen, sich mit der zweiten Stelle unter dem sächsischen Kurfürsten zu begnügen, denn, wie der bayrische Resident am 28. März seinem Herrn mitteilte, zeigte er gar keine Lust, sich zu seinem bisherigen Kommando nach Piémont zu begeben, da, wie man behauptete, er sich mit dem Herzog gar nicht mehr vertrage 424 ). Seit Casale, so ergibt sich hier nun deutlich, war in der Tat eine Entfremdung zwischen
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den Vettern eingetreten, und wenn er wohl auch nichts von den geheimen Abmachungen Victor Amadeus' mit den Franzosen wußte, so scheute er doch davor zurück, nochmals in eine so peinliche Lage gebracht zu werden wie vor der Festung im Montferrat. Möglicherweise war seitdem aber auch in ihm der Verdacht gewachsen, daß jener ein Doppelspiel spielte, daß zum mindesten ein Frontwechsel in absehbarer Zeit eintreten konnte. Selbst hat er später behauptet, schon in diesem Winter immer wieder schriftlich und mündlich den Kaiser und Kinsky gewarnt und seine Uberzeugung geäußert zu haben, daß seit dem vergangenen Jahre geheime Beziehungen zwischen dem Savoyer und Frankreich beständen. Freilich hat er auch — in einem Brief an seinen badischen Vetter — erklärt, daß an dem Abfall des Herzogs nicht zum wenigsten die Unentschlossenheit und mangelnde Unterstützung seitens des Kaiserhofes Schuld trügen: „Ich habe das im Winter dem Kaiser gesagt, leider aber ohne Erfolg" 425 ). Aber seine Hoffnung, sidi selbst von einem Kommando, das er bereits nach der Übergabe von Casale als „gefährlich" bezeichnet hatte, zurückziehen zu können, sollte sich nicht erfüllen. Noch war es im April ungewiß, ob er nach Ungarn oder doch wieder nach Piémont gehen werde 426 ). Doch dann fiel Anfang Mai die Entscheidung: dem Sachsen stellte man doch wieder den müden Caprara zur Seite, Eugen aber wurde am 10. Mai im Vertrauen zu seiner „bekannten Experienz, vielfältig bewiesenem Valor, auch beiwohnender guter Vernunft und Conduite" neuerdings der Befehl über die kaiserlichen Truppen in Italien übertragen 427 ). Schweren Herzens wohl hat er am 25. Mai Wien verlassen, um sich nach Turin zu begeben 428 ). Er konnte einmal mit dem Ergebnis der bisher getroffenen Maßnahmen zur Weiterführung des Krieges in Piémont wenig zufrieden sein. War es im März noch so, daß die kaiserlichen Regimenter mit nichts versehen waren, um ins Feld ziehen zu können 429 ), so hatte der Prinz auch noch Anfang Mai bewegliche Klagen geführt, daß weder Remonten noch Rekrutengelder für die Kavallerie in Italien zu erhalten seien, erhob er zugleich gegen die Autorität Einspruch, die das Kriegskommissariat sich anmaße, forderte er dann zur Zeit seiner Abreise strenge Befehle an das Kommissariat, als dessen Vertreter für Italien Graf Max Breuner fungierte, daß die diesem mitgegebenen 150.000 Gulden
Noch einmal nadi Piémont
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tatsächlich nur für die Soldaten verwendet würden 4 3 0 ). Am 1. Juni in Turin angekommen, mußte er dann feststellen, daß die Armee sich „in nicht allzu gutem Stand" befand, daß die Abgänge nicht durch genügend Rekruten ersetzt worden, die Pferde durch schlechte Quartiere herabgekommen und die Leute abgerissen, zudem auch noch die aus Genua angewiesenen Gelder „unrichtig" waren: jeder habe gehofft, daß er nun die dringend notwendigen Summen mitbringe, da dies aber nicht der Fall war, „so ist nun schier alles gänzlich desperat" 4 3 1 ). Mit ungewöhnlich starken Worten appellierte er in dieser Lage an den Kaiser: „Verzeihen allergnädigst, daß ich midi so klar herauslasse, allein Dero Dienst und folgbar mein Eid und Pflicht, womit ich Demselben verbunden leben muß, verstattet nunmehr keinen weiteren Hinterhalt, und wiederhole darum, daß dermalen die letzte Extremität ist, wann bei diesen ohnedem gefährlich vorliegenden Umständen nicht auf das baldigste beigesprungen werde." Wenn die Dinge aber schon so bei den kaiserlichen Regimentern lagen, konnte man dann überhaupt an einen erfolgreichen Feldzug denken? Graf Breuner, der bereits im April nach Mailand gekommen und dort mit Leganés gesprochen, dann auch in Turin den Herzog aufgesucht hatte, gewann zwar den Eindruck, daß man keinen Sonderfrieden zu fürchten habe, riet aber dem Kaiser entschieden, dem Prinzen zu befehlen, er möge sich „ohne N o t oder evidenten Vorteil in keine Battaglia einlassen", denn wenn der Streich mißlinge, werde der Feind seine Macht diesseits des Gebirges ausbreiten und in Italien völlig den Meister spielen 432 ). Trotzdem wollte man, als Eugen am Nachmittag des 1. Juni in Turin ankam, innerhalb seines Korps wissen, es werde der Tanz nun bald eingehen, „da der neu Angekommene schon wieder vom Schlagen discurriert" 433 ). In Wirklichkeit konnte er eine eigene Offensive schon gar nicht mehr erwägen. Als er in Turin eintraf, fand er die Armee der Verbündeten rings um Turin gruppiert, die spanische Infanterie zwischen der Dora Riparia und der Stadt, elf kaiserliche Bataillone und die Piemontesen zwischen dem Po und Turin, zwölf weitere kaiserliche Bataillone in Moncalieri und der größte Teil der Kavallerie südlich davon in Villa Stalone. Der Prinz war damit nicht einverstanden, er hätte gewünscht, daß die Truppen in Linien vor Turin zusammengefaßt worden wären, wozu der Feind, wie er meinte, genügend
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Zeit gelassen hätte 434 ). Doch nun hatte sich Catinat wirklich in Bewegung gesetzt, mit an die 50 Bataillonen und 80 Schwadronen war er aus dem Tal von Susa herausgetreten und marschierte am 2. Juni über Avigliana auf Rivaita, und aus Berichten, wonach er von Pinerolo Geschütze und Material zu holen befahl, entnahm man, daß er Turin bombardieren wollte. In einem Kriegsrat der gesamten Generalität am 4. Juni drang Eugen mit seinem Vorschlag, doch vor Turin Linien zu befestigen und zu besetzen, wieder nicht durch, man begnügte sich damit, einige Verschiebungen zwecks allseitiger Deckung der Stadt vorzunehmen, während auf Weisung des Prinzen der Generalwachtmeister St. Croix mit 1500 Reitern gegen Saluzzo und Cuneo aufklärte, um die Möglichkeit auszukundschaften, mit der Kavallerie dort über den Po zu gehen und den Gegner vom Rücken her zu „¡inkommodieren". Dem Prinzen war zunächst die Absicht Catinats nicht klar: „Meines Teiles", so schrieb er nach Wien, „begreife ich zur Zeit nicht, was er in dem Schilde führe, denn, wenn er nur die Stadt bombardieren wollte, so ist es wohl endlich ein großes Ungemach für uns, aber meritieren tut es nicht, daß er eine so mächtige Armee mit dermaßen übergroßen Spesen in das Land geführt, wartet man daher mit großer Begierde, in was es letztlich ausbrechen würde, und zweifelt mir, ob zu allem jemand den rechten Grund wisse." Was hier im amtlichen Stil berichtet wurde, hat der Prinz am gleichen 7. Juni in einem langen eigenhändigen Brief in der ihm geläufigen französischen Sprache dem Minister Kinsky auseinandergesetzt, wobei er nun zugleich offen die Besorgnisse darlegte, die ihn auf Grund des Verhaltens sowohl des Feindes als vor allem auch des Herzogs erfüllten 435 ). Man hätte sich, so meinte er, vor der Stadt eingraben und damit jedes Bombardement verhindern können. Hatte Victor Amadeus das etwa verhindert, weil er bereits mit den Franzosen einig war? Noch wollte er gerade wegen des großen französischen Aufgebots nicht daran glauben. Wohl wären andere Italiener, denen selbstverständlich an der Beendigung des Kampfes lag, eifrig bemüht, zu vermitteln: der päpstliche Nuntius führe häufige Besprechungen mit dem Herzog, er wohne in einem Kapuzinerkloster außerhalb von Turin, und man behaupte, daß er in regem Verkehr mit dem Hauptquartier Catinats stehe. Möglich, daß der Savoyer sich
Graf Franz Ulrich Kinsky
Mißliche Lage in T u r i n
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dieser oder anderer Brücken bedient, möglich aber audi, daß er die Verbindung wieder abgebrochen habe, da seine Sprache seit einigen Tagen wieder weit kriegerischer sei. Sollte, so erklärte er hinsichtlich seines eigenen Verhaltens, etwas an ihn gebracht werden, so werde er mit Entschiedenheit zum Ausdruck bringen, daß er von seinem H e r r n entsandt sei, um Krieg zu führen, und nicht, um Anträge entgegenzunehmen oder auch nur anzuhören. Freilich müsse, wenn der Herzog, was er nicht hoffe, sich mit dem Gegner einige, im Einvernehmen mit den Spaniern rasch gehandelt werden, schon um die Armee sich zu erhalten. Der Brief war schon geschlossen, als eine überraschende Mitteilung des Herzogs ihn veranlaßte, ihn nochmals zu öffnen und ihm eine Nachschrift zuzufügen: indem Victor Amadeus soeben zuerst Leganés und dann dem Prinzen einen Brief Catinats gezeigt hatte, den er von einem Trompeter erhalten haben wollte, und indem er dann bei der Parolegebung bereits eine A n t w o r t vorlegte, in der zum mindesten stand, daß er in seinem H a n d e l n völlig unabhängig sei, enthüllte er zum erstenmal das Bestehen von Kontakten. Auf eine von Leganés, Eugen und Galway vorgeschlagene andere Fassung dieser Antwort ließ er sich nicht ein 436 ). N u n waren f ü r den Prinzen die Zweifel geschwunden: „Ich zweifle nicht, daß wir in kürzester Frist einen neuen Brief von Catinat zu sehen bekommen, und ich fürchte, daß dies alles so zwischen beiden verabredet ist. Macht er einen Sonderfrieden, so darf man nicht glauben, daß es dabei bleiben wird, er wird vielmehr nur die Grundlage d a f ü r sein, unsere Truppen aus Italien zu entfernen und dann gegen uns zum größten Schaden f ü r das Erzhaus Krieg zu führen." Die nächsten Tage bestärkten ihn in dieser A u f fassung und zugleich in der Meinung, daß man um der Gesamtentwicklung des Krieges willen gerade in Italien den Kampf mit aller Energie fortsetzen und zu diesem Zweck schleunigst die Armee verstärken müsse. So drängte er in einem Brief vom 10. Juni den badischen Markgrafen, hinter den Marsch des von dessen Truppen zur Abgabe nach Süden vorgesehenen Regiments Druck zu setzen 437 ). Am 17. unterrichtete er Kinsky davon, daß er mit Leganés, mit dem er nunmehr völlig einig ging, und mit Galway übereingekommen sei, einstweilen sich auf Zeitgewinn einzustellen, damit die Gegenmaßnahmen des Kaisers und seiner Verbündeten sich auswirken könnten: ebenso wie dem Mark15 Braubad], Prinz Eugen
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grafen gegenüber vertrat er auch hier die These, daß für die Allianz nichts Schlimmeres passieren könnte, als ein Verzicht auf Italien vor einem allgemeinen Frieden, denn hier würden 50.000 Franzosen gefesselt, die sonst an anderer Stelle eingesetzt würden, während von den eigenen Streitkräften nur die kaiserlichen Regimenter frei würden, da die Spanier genug mit der Sicherung Mailands zu tun hätten. So sei die gewiß nicht ungefährliche Weiterführung des Kampfes besser als eine weiche Haltung, nur sei eben die Zusendung von Menschen und Geld dringender als je 438 ). Immerhin, behauptete er in seinem Bericht an den Kaiser vom folgenden Tag, sei der durch manche Abgänge geschwächte Feind gar nicht so stark und durchaus möglich, „daß man unsrerseits allhier noch eine gute Campagne vollbringen und nicht nur die feindlichen Absehen vernichten und annebens desselben Armee merklich ruinieren könne, wenn anders die hohen Alliierten untereinander vereinigt und beständig bleiben werden". Schon traf er von sich aus Vorsichtsmaßnahmen, indem er Commercy anwies, in das noch nicht demolierte Schloß von Casale sich unter Umständen mit Gewalt Zutritt zu verschaffen und jede militärische und politische Einflußnahme des Herzogs von Mantua im Montferrat zu unterbinden 439 ). Aber waren seine mutigen Vorschläge noch realisierbar? Die erste Antwort, die man in Wien am 26. Juni auf seine alarmierenden Mitteilungen aufsetzte und absandte, mußte ihn schwer enttäuschen 440 ). Er möge, so hieß es da zunächst, weiterhin die Vorhaben des Feindes zu verhindern suchen, ohne jedoch eine Schlacht zu wagen. Wie früher abgemacht, seien von Deutschland ein Infanterie- und auch noch ein Kavallerieregiment in Marsch gesetzt, und man wolle versuchen, bei den Reichsfürsten noch 6000 Mann zu mieten, wenn die Seemächte das Geld dazu gäben. Gemeinsam mit Leganés solle er unterdessen auf den Herzog einwirken und ihm vorstellen, daß er bei Anschluß an Frankreich nur in die frühere „Sklavität" fallen würde, von seiten der Liga dagegen alle Vorteile erwarten dürfte. Die bittere Pille kam dann in einem langen chiffrierten Postscript, das vorläufige Verhaltungsmaßregeln für den Fall des wirklichen Abfalls Savoyens enthielt: mit Leganés und Galway möge er beraten, ob man dann noch dem Gegner Widerstand leisten könnte, doch müsse er dem Spanier eröffnen, daß man, solange der Krieg mit
Für energische Fortsetzung des Kampfes
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den Türken andauere, keine Truppen schicken könne und daß ferner, falls die Fürsten und Republiken in Oberitalien sich unter die Protektion Ludwigs XIV. stellen sollten, für die kaiserlichen Regimenter Quartier und Verpflegung im Mailändischen sichergestellt werden müßten. Noch hielt man es zu diesem Zeitpunkt nicht für ausgeschlossen, daß man doch noch Victor Amadeus auf der eigenen Seite halten könnte. Aber in der Beziehung vergingen nun rasch alle Illusionen. Um den Herzog zu gewinnen, hatte man sich in Versailles tatsächlich zum Verzicht auf Pinerolo entschlossen 441 ). Schon am 30. Mai war ein Vertrag zustandegekommen, der ihm die Rückgabe von Savoyen, Susa und Nizza sowie die Überlassung des zu entfestigenden Pinerolo zusagte, falls er den Abzug der deutschen und spanischen Truppen zustandebringe oder andernfalls mit Frankreich gemeinsame Sache gegen seine bisherigen Bundesgenossen mache. Es war reine Spiegelfechterei, wenn Victor Amadeus am 30. Juni Leganés, Eugen und Galway versicherte, daß er das Angebot nur unter der Voraussetzung ihrer Zustimmung annehmen werde. Schon drei Tage später forderte er von ihnen den Abzug ihrer Truppen, was sie zunächst unter Berufung auf mangelnde Instruktion durch ihre Höfe verweigerten. „Wie wunderlich es dermalen allhiet untereinander geht", so hat damals ein deutscher Soldat in Turin in sein Tagebuch geschrieben, „ist nicht zu beschreiben, die Alliierten schmälen sehr wider den Herzog" 4 4 2 ). Unter denen, die am meisten „schmälten", war des Herzogs Vetter. Er hat am 3. und 4. Juli in Briefen an Ludwig Wilhelm und an Kinsky nach der Feststellung, daß nun seine seit langem gehegte Befürchtung eines Akkords zwischen Savoyen und Frankreich sich bestätigt habe, nochmals die Aufnahme des Widerstandes gefordert: vielleicht würden anfangs Krisen eintreten, man sei aber noch durchaus in der Lage, sich mit den Franzosen, von denen täglich 30 bis 40 Deserteure überliefen, zu messen, und könne sie in größere Verlegenheit bringen, als man sie für sich selbst besorge. Alles komme nur auf Schnelligkeit in der Zusendung von Verstärkungen und auf strenge Geheimhaltung bis zu deren Ankunft an. Dagegen müßte die Zustimmung zu dem Sonderfrieden die übelsten Folgen haben: seien die kaiserlichen Regimenter einmal abgezogen, würden sie nie wieder kommen, der Herzog aber sei nicht der Mann, stille zu sitzen, er werde — darin sei Leganés, 15*
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auf den man sich voll verlassen könne, mit ihm ganz einig — sofort seine nächsten Ziele, die Erwerbung des Montferrats und Mailands, zu erreichen suchen443). Inzwischen traf man Vorbereitungen, um nicht von Franzosen und Piemontesen gemeinsam überrumpelt zu werden. Den herzoglichen Truppen Tunin überlassend, massierte man die eigenen bei Moncalieri, wohin Eugen am 6. Juli mit sechs kaiserlichen und drei englischen Bataillonen marschierte 444 ). Zu der Kavallerie bei Villa Stalone wurden Commercy und der Duca del Sesto geschickt, um die Ausführung von Turin ausgegangener Befehle auf Abmarsch zur Hauptstadt zu verhindern. Ein inzwischen eingetroffenes Abmahnungsschreiben des Kaisers wurde dem Herzog durch Parella zugestellt, und am 7. Juli begab sich Leganés aus dem Lager wieder zu ihm, um gegen seine Maßnahmen zu protestieren, durch die er anscheinend dem Feind den Zugriff auf die Truppen der Verbündeten ermöglichen wollte. Das bestritt er zwar entschieden, zugleich aber forderte er die Zustimmung zu einem Waffenstillstand von 40 Tagen. Am folgenden Tage war auch Eugen wieder in Turin, wo es zu erregten Auseinandersetzungen mit Victor Amadeus und San Tommaso kam, man sich schließlich aber auf die Absendung von Schreiben an Catinat mit Anfragen über die Modalitäten eines Stillstandes einigte. Für den Prinzen handelte es sich dabei nur um Zeitgewinn, um einen Handstreich gegen sein Korps zu verhindern und die erhofften Verstärkungen herankommen zu lassen: „Was ich meinesteils nicht kapiere, ist, daß der Herzog keine Difficultäten macht, uns so viel Zeit zu vergönnen, als wir verlangen, wo er gleichwohl wissen mag, daß wir unterdessen von unseren Principalen mit den Antworten auch Sukkurs haben können." In der Überzeugung, daß man weiterfechten solle, sah er sich bestärkt durch ein die gleiche Meinung vertretendes Schreiben Wilhelms von Oranien an Galway, dringend riet er in Wien an, sofort mit ihm in Verbindung zu treten, „damit er nicht nur größere Subsidien, sondern auch mehrere Truppen hierherwärts absende, wobei die Subsidien auf die kaiserlichen Truppen immediate gewidmet werden müßten". Mit seinen Kampfgefährten war er sich ganz einig: „Ich repetiere hiernebens, daß die hierseitige alliierte Generalität nodi fort und fort zu diesem Kriege votiert und in particular anjetzt, da man sieht,
A b f a l l Savoyens
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daß auch der König von England solchergestalten geneigt ist" 4 4 5 ). In einem neuerlichen Brief an seinen badischen Vetter vom 11. Juli gab er zwar die kritische Lage, in der man sich zur Zeit befand, zu, erklärte aber, daß die Truppen entschlossen seien, ihre Pflicht zu tun; bitter beschwerte er sich nur über die Unentschlossenheit des Kaiserhofes, ohne die auch der Herzog es kaum gewagt hätte, sich von der Allianz zu trennen 4 4 "). Es war schon eine merkwürdige Situation, in der sich die führenden Persönlichkeiten in diesen Wochen in Turin begegneten oder auch einander aus dem Wege gingen. Am 12. Juni war offiziell ein Waffenstillstand zwischen dem Herzog und Catinat zunächst auf 30 Tage abgeschlossen worden: angeblich als Geisel für die Einhaltung, in Wirklichkeit als Aufpasser, erschien Tessè, in dessen Händen die Geheimverhandlungen hauptsächlich gelegen hatten, in der Stadt, während auf der anderen Seite Eugen, Leganés und Galway verabredet hatten, daß mindestens einer von ihnen stets bei dem Herzog sein sollte, um seine Schritte zu beobachten. Der Franzose hat sich nicht wenig lustig gemacht über das Spiel, das hier alle mit allen trieben, wobei er ja sicherlich sehr viel günstiger gestellt war, als seine Gegner 4 4 7 ). Wenn die drei Führer der Verbündeten auch erklärt hatten, den Waffenstillstand nicht schließen zu können, so erkannten sie ihn de facto an, die große Frage war nur, was geschehen würde, wenn er ablief, ohne daß ihre Truppen abgezogen waren. Dieser Abmarsch wurde natürlich von ihnen vorbereitet, wobei aber Eugen immer noch auf Ereignisse hoffte, die eine Wiederaufnahme des Kampfes ermöglichten. Am 29. Juli kam eine Einigung dahin zustande, daß am 3. August Kaiserliche und Spanier über Turin in ein Lager zwischen Stura und Dora Baltea abziehen sollten, wo sie vom Feind weiter entfernt als in Moncalieri, aber gleichmäßig in der Lage waren, entweder weiter in die Lombardei oder in das Montferrat sich zu wenden 4 4 8 ). In den Berichten an den Kaiser und an Kinsky über diese Abmachung gab der Prinz eine wenig günstige Beurteilung hinsichtlich der Haltung der übrigen italienischen Staaten: der Papst sei sicher an dem französischsavoyischen Handel beteiligt, während Venedig eine Aufforderung von Rom, dabei mitzuwirken, abgelehnt und einen Generalfrieden für wünschenswert erklärt hätte, alle übrigen die Einquartierungen los zu werden wünschten und Mantua und die
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Montferriner alles Heil von Frankreich erwarteten. Noch immer aber vertrat er die Auffassung, daß man nicht auf den Boden der französisch-savoyischen Forderungen treten dürfe und „für eine ganze hohe Liga und in specie für Eurer Kaiserlichen Majestät Interesse derzeit nichts präjudicierlicher sein könnte, als ein solcher Particularfrieden", zudem der Herzog und seine neuen Freunde in schwerste Verlegenheit versetzt würden, wenn man nein sage und sie damit zwinge, im Winter mit ihren Truppen weiter sich in Bereitschaft zu halten. Von Wien kam die Zustimmung zu der Absetzbewegung, die dann zu dem vereinbarten Termin ausgeführt wurde: ohne Zwischenfall marschierten zuerst die von England unterhaltenen Brandenburger, dann die Kaiserlichen und endlich die Spanier über die Po- und Dorabrücken von Turin in das vorbereitete Lager östlich der Stura, wobei nach Tessés ironischer Behauptung kühle Höflichkeiten mit den Piemontesen ausgetauscht und sorgfältige Vorkehrungen gegen Desertionen getroffen wurden 449 ). Hier blieb man vorerst stehen, zumal der Waffenstillstand bis Ende August verlängert wurde, und in einer Konferenz im Hauptquartier in Chivasso am 9. August berieten die drei Führer weniger über eine Fortsetzung des Rückzugs als vielmehr über die Vorbereitung neuen Kampfes45»). In diesen Tagen sah sich Prinz Eugen hinsichtlich der Führung der politischen Verhandlungen durch die Ankunft eines kaiserlichen Sonderbevollmächtigten entlastet. Selbst hatte er schon Mitte Juli Kinsky den Vorschlag gemacht, man möge ihm die undankbare Aufgabe hinhaltenden Ausweichens abnehmen und damit den wohl als eine Art Verbindungsmann nach Wien in Turin weilenden Abbate Grimani betrauen. Doch statt dessen langte am 9. August der in einer Weisung des Kaisers vom 26. Juli angekündigte Graf Mansfeld in Mailand an: er sollte nochmals den Versuch unternehmen, durch große Angebote den Herzog in letzter Minute umzustimmen — was Eugen jetzt für ganz aussichtslos hielt —, und sonst im Einvernehmen mit Leganés die Entscheidung über die weiteren Schritte treffen 451 ). „Ich menge mich jetzt nicht mehr in die Politica", schrieb Eugen am 30. August an den Hofkriegsratspräsidenten 452 ). Schon vorher aber war man angesichts des bevorstehenden Ablaufs des Waffenstillstands im Lager der Verbündeten zu dem Entschluß gelangt,
Rückmarsch in die Lombardei
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der eigenen Sicherung wegen auch über die Dora Baltea zurückzugehen und ein neues Lager bei Saluggio zu beziehen, während von Mailand aus zugleich die Grenzplätze der Lombardei gegen Piémont in Stand gesetzt und mit ausreichender Garnison versehen werden sollten. Die Bewegung war am 21. und 22. August ausgeführt worden. Der Prinz war nun doch, da von den ersehnten Verstärkungen noch nichts zu hören war, nicht ohne Sorge. Am 1. September trat Catinat, der von Pinerolo Verstärkungen herangezogen hatte, den Vormarsch an, zwei Tage vorher war in Turin von Tesse und San Tommaso der endgültige Friedensund Bündnisvertrag unterzeichnet worden, man mußte nun also mit einer Vereinigung von Franzosen und Piemontesen und damit mit einer feindlichen Streitmacht von über 45.000 Mann rechnen. Einstweilen wollte Eugen die Abwehr im Montferrat und in den mailändischen Plätzen N o v a r a , Mortara, Valenza und Alessandria organisiert wissen, während die Kavallerie den Gegnern durch kühne Streifzüge Abbruch tun sollte 453 ). Wie sehr sein Geist noch immer mit dem Gedanken beschäftigt war, doch noch in Italien die Oberhand zu gewinnen, zeigt sein Vorschlag, sich bei dieser Gelegenheit Mantuas zu bemächtigen, „gestalten durch ganz Welschland wir keine einzige Festung haben und dagegen wir keinen Augenblick sicher sind, daß nicht der Herzog von Mantua f ü r Geld gedachte Stadt einem oder dem anderen verkaufe, wie es das Exempel lehrt mit Casale, und daß er zumal audi nicht nur der Republik Venedig deshalb schon die Offerta getan hat, sondern wohl vielleicht gar dem Feinde selbst" 454 ). Im übrigen war er überzeugt, daß alle Verhandlungen nichts mehr nützen konnten, daß es nur die Alternative gab, gegen Franzosen und Piemontesen zu kämpfen oder Italien sich selbst zu überlassen und abzuziehen: daß die Entscheidung hierüber unverzüglich getroffen werden mußte, hat er sowohl in seinen Briefen als auch durch Parella mündlich in Wien erklärt: daß dieser, Piemontese und kaiserlicher General, sich in diesem Zeitpunkt zu der Reise zum Kaiser entschloß, war, wie er anerkannte, Beweis f ü r seine Treue und seine Devotion. Auch Mansfeld hatte in Turin erkennen müssen, d a ß Victor Amadeus nunmehr fest an Frankreich gebunden w a r : er verkündete die Verlobung seiner Tochter mit dem Herzog von Burgund, Ludwigs X I V . ältesten Enkel, und übernahm Mitte
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Vom Volontär zum Feldmarsdiall
September im Lager Catinats den Oberbefehl über das feindliche Heer — wie er ihn vorher auf der Gegenseite innegehabt hatte 45 "). Die Verbündeten hatten inzwischen die Sesia passiert und sich bei dem mailändischen Grenzort Candia, nicht weit von Casale, gelagert, während die Franzosen den Po entlang bis Trino nachrückten, um, wie man annahm, entweder Casale oder Valenza anzugreifen. Von Turin aus kam Mansfeld nach Novara, wo er sich mit Leganés und Eugen traf. Die entscheidenden Verhandlungen, was nun geschehen solle, fanden dann in Mailand statt, wo auch der Prinz, der nach Verstärkung der Besatzungen der Grenzplätze mit dem Rest der Infanterie und der Kavallerie auf Pavia zurückgewichen war, am 18. September eintraf 456 ). Nun drängten auch die Spanier auf eine Lösung, die ihnen wenigstens vorerst den Besitz der Lombardei sicherte, und damit auf Abschluß eines Neutralitätsabkommens für Italien, das nur bei Abzug der deutschen Regimenter zu erlangen war. Während Mansfeld zu entsprechenden Verhandlungen mit San Tommaso nach Borgo Vercelli aufbrach, begrub auch der Prinz seine Hoffnungen auf eine Wendung der Dinge. Anscheinend hatte man nun von Wien aus ihm vorgehalten, daß er die Lage zu günstig dargestellt habe: „Ich habe", so rechtfertigte er sich in einem Brief an Kinsky vom 19. September, „nie etwas anders geschrieben, als daß der Krieg besser wäre als die Neutralität, wenn man ihn wirklich durchführen könne, und wenn das nicht der Fall sein sollte, man rasch seinen Beschluß fassen müsse"457). Und schon wandte er seine Augen in andere Richtung: „Ich biete Seiner Majestät meine schwachen Dienste an, falls er mich für den Rest dieser Campagne in Ungarn verwenden will." Kinsky bat er um Fortdauer seiner Protektion auch hinsichtlich eines zur Zeit vakanten Gouvernements im Südosten, um dessen Verleihung er anscheinend sich schon länger beworben hatte. Aber so rasch sollte er sich aus dieser italienischen Tragikomödie nicht lösen können. Der Krieg schien hier doch noch nicht zu Ende. Merkwürdigerweise hat man noch Anfang Oktober an ihn Weisungen gehen lassen, den Feind — natürlich wieder ohne seine Truppen „einem feindlichen Anfall zu exponieren" — zurückzutreiben und vor allem einer Überlassung des Montferrats und Mantuas an die Franzosen vorzubeugen 458 ). Inzwischen hatten diese tatsächlich Anstalten getroffen, Valenza anzugreifen,
Neutralitätsvertrag für Italien
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während die Kavallerie der Verbündeten in die Nähe nach Vigevano gerückt war und von dort aus den Feind durch Entsendung von Detachements nicht ohne Erfolg beunruhigte: so brachte noch am 5. Oktober der Marquis de Vaubonne an der Spitze kaiserlicher Dragoner zur großen Befriedigung Eugens dem Gegner erhebliche Verluste bei 459 ). Doch wenige Tage danach, am 8. Oktober 1696, haben Mansfeld und Leganés in Vigevano mit San Tommaso den Neutralitätsvertrag für Italien unterzeichnet, der für dies Land den Krieg beendete und es zugleich der kaiserlichen Einwirkung entzog. Seit Mitte Oktober hat Prinz Eugen von Mailand aus den Rückmarsch der Truppen zu regeln gesucht, wozu die Mittel aus den Kontributionsgeldern von Toskana, Parma, Modena, Genua und Mantua aufgebracht werden sollten 460 ). Es ergaben sich dabei immer wieder Schwierigkeiten und Verzögerungen, zumal man auch auf Befehle aus Wiien über Route und weitere Bestimmung der Regimenter warten mußte, zu deren Beschleunigung Ende Oktober Commercy nach dort geschickt wurde 461 ). Da er selbst erst abreisen wollte, wenn das letzte der Regimenter den Marsch über die Alpen angetreten hatte, ist der Prinz nodi den ganzen November in der lombardischen Hauptstadt geblieben 462 ). Für die Truppen, die er jahrelang unter den ungünstigsten Verhältnissen geführt hatte, war dieser Rückmarsch noch mit besonderen Unannehmlichkeiten verknüpft. Als Eugen gegen Ende des Jahres wieder in Wien angekommen war, bat er in verschiedenen Eingaben an den Hofkriegsrat dringend um Zahlung der seit langem rüdeständigen Löhnung der Soldaten, die über zwei Monate ohne Geld hätten herumziehen müssen und nun völlig abgerissen und abgemattet seien, dann auch um Erleichterung der Neuausstattung der Offiziere, die bei Auszug aus dem Welschland und dem Marsdi über die Alpen einen guten Teil ihrer Equipagen für so gut wie nichts hätten hingeben und für bares Geld in Wirtshäusern hätten leben müssen: nach „so langwierig erlittenen Ungemach" verdiene dies tapfere Korps statt Vernachlässigung und Not wohl besondere Gnaden und Ergötzlichkeit 463 ). Einigen Erfolg scheinen diese Vorstellungen auch gehabt zu haben, da ihm im Februar 1697 mitgeteilt wurde, es sollten den Regimentern die völligen sechs Wintermonate und auch noch einiger Zuschuß erstattet werden.
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Vom Volontär zum Feldmarschall
In dem damit abgeschlossenen siebenjährigen Krieg in Italien hatte der Prinz zwei Niederlagen und keinen wirklichen Sieg erlebt, er war in seinem Verlauf zum Feldmarschall erhoben und zum Befehlshaber aller dort eingesetzten kaiserlichen Regimenter ernannt worden, aber er hatte wenig Freude daran gehabt, vielmehr hatte er alle Leiden, die der Kriegführung einer Koalition gewöhnlich anhaften, am eigenen Leib erfahren, von ruhmvollen Taten und Erfolgen war nicht die Rede gewesen, und schließlich hatte das ganze Unternehmen in unrühmlicher Weise liquidiert werden müssen. Und doch hatten in diesen Jahren voll verfehlter Unternehmungen und unerquicklicher Auseinandersetzungen sein Ruf und sein Ansehen nicht nur keinen Schaden genommen, sondern sie waren ungemein gestiegen. Kritik und Mißtrauen, die besonders im Jahre der Schlacht von Marsaglia laut geworden waren, hatte gerade sein Verhalten in den für ihn schmerzlichen und tragischen Monaten des letzten Jahres zum Verstummen gebracht. Es ist bezeichnend, daß auf das Schreiben, mit dem er am 24. November 1696 dem spanischen König den Abmarsch seiner Truppen aus Italien mitteilte, der Staatsrat in Madrid, der früher trotz Borgomaneros ständigen Eintretens diesem Abkömmling spanischer Herrscher gegenüber eine vorsichtige Zurückhaltung gezeigt hatte, eine besonders freundliche Haltung empfahl 464 ). Dies, wie vor allem das volle Vertrauen, das man ihm, wie sich sehr bald zeigen sollte, am Kaiserhofe entgegenbrachte, hingen gewiß mit seinen militärischen Leistungen zusammen, die doch auch in diesen Jahren oft und deutlich zutage getreten waren, sie gründeten sich aber vor allem auf die Erkenntnis, daß man es hier mit einem Menschen zu tun hatte, der sich nur von seinem Pflicht- und Ehrbewußtsein führen ließ. Wir haben gesehen, wie sehr er sich der Familie seines Vaters verbunden fühlte und wie eng er dann gerade während dieses Krieges sich an den ersten Träger des Hauses, den Fürsten Savoyens, angeschlossen, ihm, dem Jüngeren, als Oberbefehlshaber willig sich untergeordnet und für ihn und seine Wünsche in Wien sidi eingesetzt hatte. Aber keinen Augenblick hatte er gezögert, sich gegen ihn zu stellen, als er sich von der Sache der Allianz ab- und dem verhaßten Frankreich zuwandte: den Mann, den er dodi wohl bis dahin geschätzt, ja vielleicht bewundert hatte, hat er daraufhin mit aller Entschiedenheit verurteilt, ihm in seinen Briefen an Kinsky rückhaltlos
Bekenntnis zu Habsburg
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Launenhaftigkeit und die Gier nach Vorteilen vorgeworfen, die ihn im Grunde gegen seine eigenen Interessen handeln ließen und die er in der Zukunft bereuen -werde 465 ).Aber wenn er auch nicht schon aus seiner politischen Einstellung heraus die Handlungsweise des H e r zogs verworfen hätte, er wäre niemals bereit gewesen, ihm auf einem Wege zu folgen, der nicht der seines H e r r n , des Kaisers, war. Treue und Zuverlässigkeit galten als wichtigste Attribute eines „honnête homme", eines ritterlichen Menschen, wie ihn damals inmitten einer rückhaltlos nach Gewinn und Macht greifenden Welt eine geistige Bewegung als Ideal aufgestellt hatte. D a ß der zum tapferen Offizier und umsichtigen General gewordene, einst in seinem Leben und Wesen verdächtigte und verachtete unscheinbare arme Prinz diesem Ideal zustrebte, das machen Erklärungen deutlich, mit denen er sein Handeln in den krisenhaften Wochen im Sommer 1696 begründete. D a hat er der Schilderung der durch den Abfall des Herzogs geschaffenen Lage in dem Brief an seinen badischen Vetter vom 3. Juli den kurzen eindrucksvollen Satz hinzugefügt: „Eins ist gewiß und werde idi ganz Europa erkennen lassen, daß weder das Blut noch die Interessen meines Hauses auch nur einen Augenblick mich meine Ehre, meine Pflicht vergessen lassen" 466 ). Wenige Tage später hat er auch in seinem Bericht an den Kaiser, den er seinem Sekretär diktierte, diese Auffassung in einem persönlichen Bekenntnis wiederholt: „Ein Unglück ist es zwar f ü r mich, daß bei derlei Konjunkturen ich mich gegenwärtig finde, allein meine Schuldigkeit, Eid und Pflicht, auch der Eifer, womit ich Dero Dienst mit allertiefster Untertänigkeit beigetan leben muß, geht vor alles, und geruhen bloß Eure Kaiserliche Majestät zu meiner einzigen Konsolation sich allergnädigst versichert zu halten, daß auf nichts anderes gedenken werde, als mit meinem letzten Blutstropfen in solcher allerpflichtmäßigster Treue und Beständigkeit meinen Geist aufzugeben" 467 ). H a t t e er früher mitunter nodi ein Wirken in anderen Diensten f ü r möglich gehalten, seit den f ü r ihn oft sehr trüben und niederdrückenden Erlebnissen dieser Jahre in Italien gab es f ü r ihn kein Schwanken mehr.
Drittes Kapitel D U R C H B R U C H ZUM R U H M
Als der Feldmarschall Prinz von Savoyen um die Jahreswende 1696/97 aus Italien nach Wien zurückkehrte, war es noch völlig ungewiß, wo der Kaiser ihn fortan verwenden werde. Der Krieg in Italien hatte sein Ende gefunden, aber noch stand man im Kampf sowohl im Westen zwischen dem Kanal und den Alpen gegen Frankreich als audi im Südosten gegen die Türken, u n d hier wie da hatte man in den letzten Jahren mit wechselndem Erfolg gefochten, ohne daß eine Entscheidung gefallen war. Es hat Kreise gegeben, die den Einsatz dieses entschlossenen Feindes Frankreichs an der Rheinfront forderten: Wilhelm von O r a nien war der Meinung, d a ß er kraft seiner hohen Geburt, seiner Fähigkeit und seiner Erfahrung vorzüglich geeignet sei, um seinem badischen Vetter bei der Zusammenfassung der bunt gemischten Kontingente der Reichsarmee zu einheitlichem H a n d e l n an die H a n d zu gehen und in engem Zusammenwirken mit ihm den unerfreulichen Stellungskrieg am Oberrhein in einen erfolgreichen Bewegungskrieg zu verwandeln 1 ). Aber die Annahme des Königs und Generalstatthalters, daß die eigenen Wünsche Eugens in diese Richtung gingen, war kaum richtig. Selbst hatte er ja schon von Italien aus dem Minister Kinsky zu erkennen gegeben, d a ß er wieder dahin zurückkehren wolle, wo er die ersten Schlachten gekämpft und die ersten Lorbeeren errungen hatte, in die Ebenen Ungarns, in denen sich f ü r einen tapferen General und befähigten Feldherrn ganz andere Möglichkeiten boten, als in dem festgefahrenen Ringen in Westeuropa. Freilich konnte er auch hier zunächst nicht mit dem obersten Kommando, mit der Übertragung voller Selbständigkeit im H a n d e l n redinen, die gerade nach den Erfahrungen der letzten Jahre natürlich sein Ziel sein mußte. Doch der Zufall, der ihn schon bisher mitunter in seiner Laufbahn begünstigt hatte, ist ihm zu Hilfe gekommen, ein Glück, dem er freilich anscheinend nachzuhelfen verstand, legte ihm überraschend doch den Oberbefehl im Türkenkrieg in die H a n d . U n d sofort ist dem immerhin erst 34jährigen der Durchbruch zum Ruhm gelungen, der erste große Sieg, der zugleich seinem N a m e n weithin in der Welt Glanz und Klang und
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Durchbruch zum Ruhm
seinem Leben die so lange bitter vermißte Sicherheit gab, womit es endlich dem armen „cadet" aus fürstlichem Hause erlaubt wurde, so aufzutreten, wie es seiner Herkunft und seinem Rang entsprach. 1. Auf den Türkenkrieg hatte seit dem Fortgang Eugens von dort die Notwendigkeit, starke Kräfte gegen den Feind im Westen einzusetzen, nicht nur belastend, sondern verhängnisvoll gewirkt. Die über Ungarn hinausgehenden Eroberungen, vor allem Belgrad, waren schon in den ersten Jahren des Kampfes gegen zwei Fronten wieder verlorengegangen. Nochmals hatte es mit dem Siege des badischen Markgrafen bei Slankamen einen glanzvollen Höhepunkt gegeben, aber mit der Berufung des Generalleutnants und Reichsfeldmarschalls an den Oberrhein war das Glück von den kaiserlichen Fronten gewichen. Es war nicht nur die geringere Fähigkeit seiner Nachfolger, die daran Schuld trug, sondern auch die Schwächen staatlicher und militärischer Organisation, die sich der Belastung durch einen Doppelkrieg nicht gewachsen zeigte und bei der Aufbringung von Menschen und Mitteln versagte. Worüber Prinz Eugen in Italien voll Erbitterung immer wieder geklagt hatte, das brachte ebenso seine Kameraden in Ungarn zur Verzweiflung. Es war sicher etwas Richtiges daran, wenn 1693 der Herzog von Croy behauptete, daß sein Vorstoß auf Belgrad nicht so kläglich gescheitert wäre, „wenn das geringe Geld für die Feldbäckerei und für den Transport des schweren Geschützes verfügbar gewesen, wenn nicht darum zwei Monate in den Winterquartieren, ein Monat im Angesicht der Mauern von Belgrad nutzlos verbracht wären, wenn endlich statt der Hilfstruppen, die für schweres Geld vom baltischen Meer her den Sommer hindurch bis zu uns marschieren, nur die eigenen Kräfte des Landes verwendet würden" 2 ). Wie konnten Unordnung und Planlosigkeit behoben werden, wenn man dann die an sich gewiß nicht schlechte, in langen Kriegsjahren erprobte Armee nur deshalb der Führung eines fremden Fürsten anvertraute, weil er 8000 Mann seiner eigenen Truppen mitbrachte: gewiß war dieser physisch starke, junge sächsische Kurfürst Friedrich August nicht allein ein bereits
Fürst Heinrich Franz zu Mansfeld Fondi
Graf Ernst Rüdiger Starhemberg
Böse Entwicklung des Türkenkrieges
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weltbekannter Genußmensch und Schürzenjäger, er besaß auch nicht nur Ehrgeiz, sondern Energie und manche Fähigkeiten, aber aus der bei seinem Regierungsantritt im April 1694 erfolgten Ankündigung, daß kriegerischer R u h m sein einziger Wunsch sei, ließ sich gewiß nicht entnehmen, daß er auch das Zeug d a f ü r hatte, ihn sich zu erringen 3 ). U n d wenn man dem phantasievollen Wettiner, den die Seemächte und audi der badische Markgraf schon deshalb nicht ungern im Osten sahen, weil er ihnen im Westen zu sprunghaft und unzuverlässig war, den alten und phantasielosen C a p r a r a als Mentor nicht zur Seite, sondern unterstellte, so zeigte sich bald, daß dies wahrhaftig kein gutes Gespann war. Sie hatten sowohl 1695 als auch 1696 das Siebenbürgen und Ungarn bedrohende Temesvar im Banat den Türken entreißen sollen, es war ihnen nicht gelungen. Mit Mühe hatte Graf Rabutin, der anstelle des bei Lugos gefallenen Veterani getreten war, 1696 das ihm anvertraute Siebenbürgen sichern können, während ein neuer Versuch gegen Temesvar nach einem im Grunde unentschiedenen Kampf mit einer türkisdien Armee abgebrochen worden war. Prinz Eugen hatte dies Ergebnis in einem Brief an seinen badischen Vetter aus Moncalieri voll Ironie vorausgesagt: „Unsere Helden gehen nach Temesvar, aber das ist nicht alles, nun muß man wissen, wie sie von da zurückkehren" 4 ). In tiefer Bitterkeit hat Rabutin zu Beginn des Jahres 1697 den Wandel von Lage und Stimmung bei Christen und Türken seit den Siegen am Kahlenberg, am Berge H a r s a n und bei Slankamen gekennzeichnet: „Unsere Truppen haben ihre Kühnheit verloren und sie auf die Feinde übertragen; und es sind nicht mehr der Herzog von Lothringen und Prinz Louis, die sie kommandieren. Ich will nicht sagen, daß man nicht Generäle finden könnte, die dasselbe fertigbrächten, aber es kostet sie Zeit, bevor sie das Vertrauen der Soldaten gewonnen haben, was die Hauptsache ist, wenn die Angreifer Erfolg haben sollen. Vor diesen letzten vier Feldzügen waren die Türken im Vergleich zu unseren Truppen, was die Hasen im Vergleich zu den Jagdhunden sind, aber diese unglücklichen Kampagnen haben sie so geändert, daß sie sich nun gleich sind" 5 ). I n vollem Unfrieden waren K u r f ü r s t Friedrich August und der Feldmarschall Caprara bei Beendigung des Feldzugs von 1696 auseinandergegangen. Niemand in Wien dachte daran, dem Sadi16 Braubadi, P r i n z Eugen
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Durchbrach zum Ruhm
sen den Oberbefehl zu entziehen, dann hätte man auch auf die sächsischen Truppen verzichten müssen, die im Laufe der letzten Jahre von 8000 auf 12.000 Mann verstärkt worden waren. Aber in der Führung der kaiserlichen Armee und damit zugleich in der Beratung und Kontrolle des Wettiners mußte eine Änderung eintreten, denn wenn der Hofkriegsratspräsident Ernst Rüdiger Starhemberg auch noch immer Caprara „Experienz, Valor und Verstand, eine so numerose Armada zu kommandieren", zuerkannte, so mußte er doch auf Alter und Unpäßlichkeit des Feldmarschalls wie auf seine „Friktionen" mit dem Wettiner hinweisen 8 ), und vor allem wollte offenbar er selbst nicht mehr: er hatte sich, wie der bayrische Resident Mörmann Anfang Februar 1697 berichtete, in sein Gouvernement in Kroatien zurückgezogen und wollte nicht nach Wien kommen, um nicht zu den Konsultationen über den bevorstehenden Feldzug zugezogen zu werden 7 ). Von anderen hohen Offizieren, die in den vergangenen Jahren im Türkenkrieg sich ausgezeichnet hatten, waren Veterani bei Lugos gefallen und der gerade zum Feldmarschall erhobene Graf Heissler 1696 vor Temesvar tödlich verwundet worden 8 ). So standen nach Starhembergs Feststellungen nur noch drei Männer für Capraras Nachfolge zu Verfügung: Prinz Eugen, Graf Limburg-Styrum und Prinz Commercy, wobei aber der letzte, so ausgezeichnet er als tapferer Kavallerieführer war, außer Betracht bleiben konnte. Für die Ernennung des Savoyers hatte sich von Anfang an mit Nachdruck der Markgraf von Baden eingesetzt, und sein Wort wog gewiß schwer, aber der sächsische Kurfürst wünschte sich eben so entschieden Styrum als Helfer, der zudem an Lebens- und Dienstjahren älter, allerdings im Rang, da er gerade erst Feldmarschall geworden, jünger als Eugen war 9 ). In dem großen Gutachten, das Starhemberg am 15. März 1697 dem Kaiser erstattete, forderte er grundsätzlich die Berufung eines Mannes, „welcher uninteressiert, Valor, Experienz und Verstand hat, die Infanterie sowohl als die Kavallerie verstehe, genügsame Autorität und Respekt bei den Subalternierten, nicht weniger Kredit und Liebe bei den Offizieren und der Miliz habe, welches letztere bei dieser der schlechten Bezahlung halber notleidenden und fast desperaten Miliz vor allem nötig sein will". Und er schloß sich dann mit voller Überzeugung dem R a t des Markgrafen an, da er „von
Starhembergs Gutachten für Eugen
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denen, so im Stand sind, zu dienen, keinen weiß, der mehr Verstand, Experienz, Applikation und Eifer zu Euer Kaiserlichen Majestät Dienst hätte, ein generöses und uninteressiertes Gemüt, auch die Liebe und Respekt bei der Miliz, als der Prinz von Sa voy en". Bei dieser Beschaffenheit der Sachen gehe es nicht an „aus Complaisance" gegen den Kurfürsten von Sachsen ihm jemanden vorzuziehen, der in den genannten Qualitäten ihm nicht allein nicht vorgehe, sondern weit unterlegen sei: „Denn, obwohl man sagen möchte, der Graf von Styrum habe mehr Experienz, weil er länger dient, so ist doch dieses hieraus nicht zu schließen, indem nicht allezeit die langen Jahre die Kriegserfahrenheit geben, sondern ein großes talentum naturale, judicium und Verstand dazu erfordert wird, sich dasjenige, was man gesehen, applicieren zu können; weswegen dann einer, der neben einem großen Verstand und Geist von Natur eine große Applikation hat, oftmals in wenig Jahren mehr als ein anderer in vielen, der damit nicht begabt ist, lernt." Von Styrum meinte der Hofkriegsratspräsident dann, daß er bei seinen letzten Dienstverrichtungen im Reich „die wenigste Zeit bei der Armada gewesen, sondern seinen Partikular-Interessen mit Hin- und Herreisen ist nachgegangen", er auch nie bei der Infanterie tätig gewesen und noch kein Kommando en chef ausgeübt habe, „während der Prinz von Savoyen in Italien kommandiert, sich sonderlich bei der Infanterie appliciert, die Attacke vor dem Fort Santa Brigitta sowohl als die Belagerung von Casale geleitet und, wie ihm alle Offiziere das Zeugnis geben, mit ungemeinem Eifer und Applikation alles, auch das geringste Detail, selbst gemacht, auch die Armada jederzeit in großer Einigkeit, Respekt und Gehorsam erhalten, welcher dagegen bei der Armada in Ungarn ganz zerfallen, weswegen wohl nötig, derselben einen solchen vorzustellen, der ihn wieder einzuführen weiß, von allen Offizieren beliebt und hierzu sekundiert wird, die alle und sonderlich die vornehmeren dem Prinzen von Savoyen so viel geneigt, als sie dem anderen abgeneigt sind wegen seiner Rudesse im Kommando und großer Präsumption, die jetzt nicht de tempore ist. Des Interesses halber ist Euer Kaiserlichen Majestät der Unterschied ohne fernere Deduktion Allergnädigst bekannt". Es war ein wohlabgewogenes Gutachten und ein klarer Vorschlag, und dodi hat es noch einen Monat gedauert, bis der Kaiser, auf den wohl von 16»
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Durdibrudi zum Ruhm
verschiedener Seite in entgegengesetztem Sinne eingewirkt wurde, die Entscheidung fällte. Nodi am 24. April glaubte Mörmann, daß doch Styrum das Kommando erhalten und Prinz Eugen daraufhin die kaiserlichen Dienste verlassen würde. Dodi am 27. konnte er dann seinem Herrn mitteilen, daß, obwohl viele mit Styrum gerechnet hätten, der Kaiser vor drei Tagen die Ernennung des Savoyers vollzogen habe 1 0 ). Das war in der T a t am 25. April 1697 erfolgt, nachdem Leopold auf Starhembergs Gutachten seinen Willen vermerkt hatte, daß „nach Kursachsen der Prinz Eugenius von Savoyen das Kommando in Ungarn haben und der Commercy auch allda dienen, der von Styrum aber ins Reich gehen" solle 1 1 ). „Nach Kursachsen": würde der Prinz gegenüber dem hochmütigen und unzuverlässigen Kurfürsten seine Meinung durchsetzen können? Er hat sich zunächst darauf einstellen müssen, wieder wie bisher nur der Zweite zu sein, und was das bedeutete, darüber konnte er sich nach den Erfahrungen in Italien keiner Illusion hingeben. Bei den seit Januar laufenden Beratungen über die künftige Kriegführung in Ungarn war der Kurfürst zunächst nicht anwesend, doch dann erschien er um den 1. Mai in Wien, wo am 3. unter seinem Vorsitz eine Kriegskonferenz stattfand, als deren Ergebnis er am 14. Mai dem Kaiser ein Gutachten überreichte. Seinerseits hat Eugen am Tage zuvor den H o f um eine genaue Präzisierung seiner Beziehungen zu dem Oberbefehlshaber gebeten, wobei audi die Frage gestellt war, ob er ohne dessen Vorwissen unmittelbar nach Wien berichten sollte 1 2 ). Während er darauf nur eine unbestimmte Antwort erhielt, schien man sich über die Planung der Operationen einig geworden: der Sachse begab sich Ende Mai zu einer Kur nach Baden bei Wien, wo er am 28. einen Ball gab, an dem viele Generäle, die für den Feldzug in Ungarn vorgesehen waren, wahrscheinlich also auch Prinz Eugen, teilnahmen 1 3 ). Am 12. Juni brach der Wettiner dann nach Dresden auf, doch war abgemacht, daß er nach 14 Tagen sich wieder in Wien oder direkt bei der Armee einfinden werde 1 4 ). Noch war vor seiner Abreise über seine Forderung verhandelt worden, für seine Truppen als Subsidien und Verpflegungsgelder 100.000 Gulden zu erhalten, wobei in einer Konferenz am 10, Juni vorläufig die Zahlung von 40.000 in bar ausgemacht worden war, wogegen der Ausmarsch der Sachsen
Polnische Königswahl
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für den 24. in Aussicht gestellt wurde 15 ). Dodi dann kam am 2. Juli in Wien statt des Kurfürsten ein Kammerpage mit der für viele überraschenden Nachricht, daß er in Polen zum König gewählt worden sei16). Seitdem im Juni 1696 Johann Sobieski gestorben war, hatten sich in der „Republik", deren Adel jeweils den König wählte, viele um die Krone beworben, polnische Große sowohl als auch fürstliche Persönlichkeiten, so, unterstützt vom französischen König, Prinz Conti — jüngerer Bruder des 1685 verstorbenen Freundes Eugens — und neben Max Emanuel von Bayern auch Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden, dessen Aussichten zeitweise nicht schlecht schienen17). Wie aber konnte der Sachse, das nominelle Haupt der deutschen Protestanten, daran denken, an die Spitze der streng katholischen Polen zu treten? Nun, August dem Starken, wie man ihn dann nennen sollte, war eine Königskrone mehr als eine Messe wert, er hatte insgeheim seit der Jahreswende seine Wahl betrieben, wobei er zunächst vergeblich die französische Unterstützung erstrebt hatte, und während sein Vertrauter Flemming geschickt die Polen zu bearbeiten wußte, hatte er, um die wichtigste Voraussetzung für seine Erhebung zu schaffen, gerade während jenes Aufenthalts in Wien und Baden am 2. Juni in der Wohnung seines zum Bischof von Raab gewordenen Vetters Christian-August von SachsenZeitz zunächst im geheimen seinen Übertritt zum Katholizismus vollzogen. Er vermochte die deutschen Konkurrenten zu überflügeln, nicht freilich Conti. Am 27. Juni kam es auf dem Wahlfeld bei Warschau zu einer Doppelwahl, aber wie mit Geld und Versprechungen, so war der Sachse auch mit Truppen rascher zur Hand, am 6. Juli erschien er auf polnischem Boden, wo er seine Konversion bekanntgab, und im September konnte er sich zum König krönen lassen, während der zu spät vor Danzig aufkreuzende Franzose sich zu schmählicher Rückfahrt entschließen mußte. In Wien aber hatte man sich schon auf Grund jener Anfang Juli eingetroffenen Botschaft genötigt gesehen, einen neuen Oberbefehlshaber für den Türkenkrieg zu ernennen, und da war in der Tat keine Zeit mehr zu verlieren. Mit einer für den Kaiserhof ganz ungewöhnlichen Schnelligkeit hat man sich da — was blieb auch anderes übrig! — für den Prinzen Eugen entschieden. Bereits am 2. Juli ist eine Instruktion für ihn als neuen Oberkommandierenden in Ungarn entworfen worden,
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Durchbruch zum R u h m
am 5. hat sie der Kaiser unterschrieben und der Hofkriegsratspräsident gegengezeichnet. Mit der Übertragung des Befehls über die Hauptarmada gegen die Türken war die Aufforderung verbunden, sich unverzüglich zu dem Rendezvous der Truppen zu begeben18). H a t der Prinz etwas von den Polenplänen des Kurfürsten geahnt oder gewußt? Nun, es gibt eine eigenartige Nachricht, wonach er sie, wohl um ihn in Ungarn loszuwerden, begünstigt, ja entscheidend gefördert hat. Sie stammt von einem Manne, der uns hier zum erstenmal begegnet: wir werden ihn noch häufig als militärischen und diplomatischen Mit- und Gegenspieler Eugens treffen. Der von den Ufern des Genfer Sees stammende François-Louis de Pesme de Saint-Saphorin, um fünf Jahre jünger als der Prinz, war nach braunschweigischen und hessischen Militärdiensten 1692 als Kapitän zu der kaiserlichen Flottille auf der Donau gelangt, in der er es nach Teilnahme an den Feldzügen der nächsten Jahre, aber audi nach wechselvollen Auseinandersetzungen mit anderen Chefs dieser Schiffe im März 1697 zum „Vizeadmiral" gebracht hatte 19 ). Seit Beginn des Jahres hatte er aus dienstlichen Gründen Zugang zu Eugen gefunden, mit dem er nach Aussage eines von ihm damals geführten Tagebuchs häufig Gespräche zunächst über die Ausrüstung und Verwendung der Flotte, dann aber auch über politische Vorgänge und Aussichten hatte, die den ehrgeizigen Schweizer im Grunde weit mehr interessierten als die von ihm zu bauenden und zu führenden Schiffe20). Wenn er von der Persönlichkeit des Savoyers in hohem Grade beeindruckt war — „ich bewundere immer mehr seine große Umsicht und Kaltblütigkeit", lesen wir unter dem 24. Juni in seinem Tagebuch — so muß auch der Prinz seinerseits Zutrauen zu ihm gefaßt und ihm seine Unterstützung bei seinen Plänen zum Übergang in die diplomatische Karriere versprochen haben. Es hat sich nun der Inhalt eines Briefes Saint-Saphorins an den Prinzen aus den Tagen unmittelbar nach der Erhebung Augusts des Starken zum polnischen König erhalten, in dem er seine Bewunderung darüber ausspricht, wie Eugens Geschicklichkeit und Ratschläge dazu beigetragen haben, auf den Thron Polens einen so würdigen Herrscher zu setzen wie den, der ihn soeben besteige. Wenn er dann noch mehrmals von dem „großen Coup" spricht, der hier unter hervor-
Oberbefehlshaber gegen die Türken
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ragender Mitwirkung Eugens gelungen sei, so schätzt er sich glücklich, „daß derselbe Prinz, der so erfolgreich daran gearbeitet hat, einen König zu machen, auch so gnädig gewesen ist, mich zu dem zu machen, was ich bin" 21 ). Leider haben sich sonst nidit die geringsten Anhaltspunkte für eine Einwirkung des Savoyers in der Frage der polnischen Wahl und vor allem für ihren sensationellen Ausgang finden lassen. Völlig gegenstandslos dürften aber jene Bemerkungen des Schweizers gewiß nicht gewesen sein, zum mindesten müssen sie auf Gespräche mit dem Prinzen, der möglicherweise von seinem badischen Vetter über die Entwicklung in Polen auf dem laufenden gehalten wurde, zurückgehen, Gespräche, in denen dann wohl auch hoffnungsvoll von den Erwartungen die Rede war, die sich für den Savoyer aus dem Polenabenteuer des Wettiners ergaben. Jedenfalls konnte ihm in diesem Augenblick nichts Besseres widerfahren, als die durch seine Königswahl bewirkte Entfernung Augusts vom türkischen Kriegsschauplatz. Ihm fiel damit der ersehnte oberste Befehl zu, und ihm allein winkte der Ruhm, wenn es ihm gelang, den Erbfeind der Christenheit und des Kaiserhauses zu schlagen. Wenn es ihm gelang! Daran haben offenbar damals die wenigsten geglaubt: hat doch ζ. B. Mörmann schon am 13. April seiner Lagebeurteilung nodi die vertrauliche Bemerkung zugefügt, daß, „wie in particulari zuverlässig verlautet", der Kaiser selbst besorge, daß „die bevorstehende Campagne in Ungarn nicht wohl ablaufen dürfte", und derselbe Beobachter meinte einen Monat später, daß die Armee zu einer Offensive nicht imstande sei, während er endlich am 12. Juni bestätigte, daß die Anstalten für den Feldzug „ziemlichermaßen schlecht" wären 22 ). Im Grunde entsprach eine solche Auffassung audi dem Ergebnis der Konferenzen, die seit Beginn des Jahres über die Ziele des nächsten Feldzuges und über die Voraussetzungen zu ihrer Erreichung gepflogen worden waren. Ihnen hatte zunächst ein durch den Oberst von Flemming überbrachter Vorschlag des sächsischen Kurfürsten vorgelegen, der statt einer neuerlichen Belagerung von Temesvar eine Offensive gegen Belgrad forderte, wogegen aber seitens des Hofkriegsrats sofort im Hinblick auf die Verfassung der Armee Bedenken erhoben wurden 23 ). Es war darauf am 26. Januar die Einholung von Gutachten verschiedener
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Durdibrudi zum Ruhm
hoher Offiziere beschlossen worden. Wohl als erster der Befragten hat Prinz Eugen am 31. Januar seine Denkschrift fertiggestellt 24 ). Auch er war der Meinung, daß die Wiedereroberung Belgrads das einzige Mittel sei, den Feind zur Raison zu bringen und ganz Ungarn zu sichern. Doch gebe es da große Schwierigkeiten, die man nur überwinden könne, wenn man mit dem Heer sechs Wochen vor dem Feind im Feld erscheine, man also Anfang Mai in Peterwardein sich versammele und auf bereitstehenden Brücken und Transportschiffen die Passage vornehme; 35.000 Mann Infanterie brauche man, dazu ein „Schiffs-Armament" und die Anlage und Besetzung von Linien, um einem türkischen Entsatzheer entgegenzutreten, das man dort erwarten und zur Schlacht zwingen müsse. Mit einer Dauer der Belagerung von 40 Tagen nach Eröffnung der Laufgräben sei zu rechnen, im übrigen müßten zu ihrer Durchführung 80 Batteriestücke und 20 Mörser mit 8000 Bomben, dazu Faschinen, Schanzkörbe, Fuhren für den Transport von Holz, Magazine an Donau, Theiß und Maros und 5000 Arbeiter verfügbar sein, vor allem aber Geld, „weil täglich, ja stündlich dieser nervus belli angewendet werden muß". Wenn sich die Beschaffung dieser Requisiten als unmöglich herausstelle, solle man mit der Armee auf Semlin marschieren, sich dort verschanzen und nach den Maßnahmen des Feindes die eigenen Streiche richten. Seine Auffassung mochte noch optimistischer erscheinen, als die anderer, wie etwa des Feldzeugmeisters Graf Heister, der von vornherein eine Unternehmung wie gegen Temesvar — sie wurde auch von Eugen abgelehnt — so auch gegen Belgrad verwarf und von einer Schlacht abriet 25 ). Starhemberg hat am 22. März alle eingegangenen Gutachten dahin zusammengefaßt, daß zwar nur der Angriff auf Belgrad eine Entscheidung verspreche, die „Impractibilität" sich aber daraus ergebe, daß alle Voraussetzungen betreffs Stärke der Armee, Feldkasse, Schiffs-Armament, Artillerie und Schnelligkeit des Aufmärsche unerfüllbar seien26). Er hielt zunächst nur eine von den innerösterreichischen Ständen und dem dortigen Landeskommandanten Graf Auersperg vorgeschlagene Unternehmung gegen die bosnische Grenzfeste Bihac im Laufe des Mai zur Sicherung der Grenze an Una und Save für möglich, was dann freilich nur „als ein prologus zu der vorstehenden Komödi anzusehen" wäre 27 ). Für die Hauptarmee komme eine Postierung
Feldzugspläne und -Vorbereitungen
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zwischen Donau und Theiß mit Sicherung des Übergangs über die Theiß und ihre Moräste in Frage, um bei einer türkisdien Donauüberquerung bei Páncsova Oberungarn und Siebenbürgen zu Hilfe eilen zu können, weiter dann die Anlage einer Festung bei Semlin, um von dort aus etwa im nächsten Jahre Belgrad angehen zu können. Man war in allen Überlegungen kaum sehr viel weiter gekommen, als dann am 3. Mai jene Konferenz unter dem Vorsitz des sächsischen Kurfürsten zusammentrat, an der außer ihm und Starhemberg noch Caprara, Eugen, Heister, Graf Guido Starhemberg, Prinz Vaudémont und der Oberstkriegskommissar Graf Breuner teilnahmen. Einig war man sich hier wohl darin, daß die Truppen sich möglichst rasch bei Mohácz und Vörösmarton sammeln und auf Peterwardein vorrücken, auch Graf Rabutin aus Siebenbürgen mit seiner Kavallerie an Temesvar vorbei zur Armee stoßen sollte. Eugen hatte sich in seinem Votum, das er am 5. Mai befehlsgemäß audi schriftlich einreichte, auf den Rat zur Konzentrierung der Truppen bei den genannten Orten und zur Vereinigung mit Rabutin erst bei Gewißheit, daß die Türken sich nicht gegen Siebenbürgen wandten, beschränkt. Gleichzeitig forderte er vom Hofkriegsrat die Beantwortung von 14 Fragen, die sich auf die Stärke der aus Ungarn und Raizen, d. h. Serben und anderen Südslawen, bestehenden Grenzmilizen, auf das Korps bei Bihac, den Zustand der festen Plätze, die Stärke der Artillerie, die Magazine, Bäckereiwesen, Feldspital, Feldkriegskanzlei, Feldpostamt, Ziffernschlüssel für seine Relationen, Instruktionen für das Kommissariat usw. bezogen, während er den Kaiser in einer Eingabe noch besonders hinwies auf die Sicherung der Proviantzuführung, „da der Jud Oppenheimer protestiert, er könne darin nicht fortfahren, weil man ihn mit den Geldern stecken lasse", die Abführung der Remontengelder, die Versehung der Armee mit Geld für zwei Monate, die Bezahlung der angeworbenen Hilfstruppen, da sie sonst nicht marschieren würden, die Vollendung des Sdiiffs-Armaments und die Notwendigkeit der Auffüllung der Feldkasse 28 ). Auf die Billigung der Gegend für das Rendezvous durch den Kaiser am 20. Mai und auf die Weisung, vorerst keine Belagerung zu unternehmen und sich mit der Rekognoszierung von Semlin zu begnügen, beschloß ein neuer Kriegsrat am 24. die Versammlung der Armee im Juni mit anschließender Heran-
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ziehung sowohl Auerspergs als audi Rabutins: „Im übrigen", so stellte Eugen in einem Schreiben an Rabutin fest, „ist man für diese Campagne auf nichts als auf den Defensionsstand bedacht." Von vornherein blieb es indessen zweifelhaft, ob die Termine für die Versammlung der Armee eingehalten wurden. Neue „Anfragspunkte und Petita", die der Prinz am 29. Juni einreichte, zeigen deutlich die Unsicherheit, in der man sich darüber noch zu diesem Zeitpunkt befand 29 ). Dringend forderte er da eine Liste der Generäle und der Mitglieder des Generalstabs, Spezifikationen über die Vorräte in den Magazinen, das Landfuhrwesen und die schwere Artillerie, Geldüberweisung an die Feldkasse für Extraausgaben, Beschleunigung des Anmarsches der zugesagten dänischen und brandenburgischen Hilfstruppen, Unterstellung Rabutins u. a. m. Manches wurde für ihn einfacher, als ihm allein der Oberbefehl zufiel. Als er am 7. Juli aufbrach, um das Kommando zu übernehmen, nahm er eine letzte zusammenfassende Instruktion des Kaisers mit, die ihm auftrug, die Disziplin im Heere wiederherzustellen, durch Vereinbarung mit dem Generalkriegskommissariat seine Unterhaltung zu sichern, angesichts der fortgeschrittenen Zeit und des Mangels an Mitteln von einer Offensive oder Belagerung abzusehen, sondern „sich nach des Feindes Andamenten zu dirigieren" und zwischen Donau und Theiß unter Sicherung von Peterwardein und des Landes zwischen Save und Drau Posten zu beziehen: sollten die Türken nur mit schwachen Kräften erscheinen und er eine Operation gegen sie für möglich halten, so sollte er mit der Generalität beraten, aber, „nadidem man sich anjetzo in einem solchen Stande befindet, daß von einem glücklichen und unglücklichen Streich das totum dependiert", nichts „hazardieren und sich mit dem Feind, außer mit einem großen Vorteil und fast sicherer Hoffnung zu einem glücklichen Resultat in kein Treffen einlassen"30). All das klang gewiß nicht nach Siegeszuversicht! Wie stand es nun mit dem Instrument, mit dem er den Krieg führen sollte? In einer Beziehung durfte er zufrieden sein: es gab in dieser Armee keinen General, der auf Grund höheren oder gleichen Rangs dem jungen Oberbefehlshaber dreinreden konnte. Der einzige ihm zugeteilte Feldmarschall war der Prinz Karl von Lothringen-Commercy, sein alter Waffengefährte und Freund, bewährt als tapferer Soldat, sicher kein
Die Armee und ihre Führer
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bedeutender Stratege, aber ein die Soldaten mitreißender Offizier, vor allem zu williger Unterordnung bereit. Das waren, wie sich später zeigen sollte, die beiden Infanteriekommandeure, die hier zum erstenmal in enge dienstliche Verbindung mit dem Savoyer traten, Graf Sigbert Heister und Graf Guido Starhemberg, keineswegs in gleichem Maße, aber beide waren sie hervorragende, begabte und energische Soldaten. Beide waren sie freilich an Jahren älter als er, vor allem der schon 50jährige Heister. Er entstammte einer rheinischen Familie, besaß auf Grund seines entschlossenen Auftretens und seiner unbekümmerten Tapferkeit hohes Ansehen wie im Heer, so auch am H o f e : daß mit dem selbstbewußten, leidenschaftlichen Mann nicht leicht auszukommen war, sollte der Prinz noch zur Genüge erfahren, und wenn er die Tüchtigkeit des Generals auch gerade in dem Feldzug von 1696 anerkennen mußte, so hat er ihm dodi wohl von A n f a n g an keine große Sympathie entgegengebracht 31 ). Anders stand es mit Guido Starhemberg, der, 1657 geboren, der gleichen österreichischen Adelsfamilie entstammte, wie der berühmte Verteidiger von Wien und dermalige Hofkriegsratspräsident, mit diesem aber nur weitläufig verwandt war 3 2 ). Er hatte sich bei dem Kampf um Wien 1683 gleichfalls ausgezeichnet und dann in den Feldzügen gegen die Türken sich als entschlossener, kaltblütiger und umsichtiger Truppenführer bewährt. Es sollte sich später herausstellen, daß er von allen kaiserlichen Generälen der Zeit als weitblickender Feldherr am ehesten neben dem Savoyer bestehen konnte, und es hat anfangs geschienen, als wenn zwischen ihnen sich nicht nur Übereinstimmung und fruchtbares Zusammenwirken im Feld ergeben, sondern audi wirklich Freundschaft entstehen würde: aus Gründen, die in beider Männer Charakter und Eigenart lagen, haben sich später statt dessen, wie wir sehen werden, Gefühle der Eifersucht, Rivalität und Abneigung entwickelt. Damals jedoch konnte der Prinz sich beglückwünschen, wie in Commery, so auch in Starhemberg einen ausgezeichneten und zuverlässigen Unterführer zu erhalten, weiter dann f ü r die Kavallerie wieder in einem Prinzen aus dem Hause Lothringen, K a r l Thomas von Vaudémont, einen ihm wohl schon seit längerer Zeit verbundenen jüngeren Paladin zu finden, der ähnlich wie sein Vetter Commercy unter die kaiserlichen Fahnen getreten war und ungefähr das gleiche Schicksal erlebte wie dieser, einen durch
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Tapferkeit, Schneid und Entschlußfähigkeit verdienten raschen Aufstieg und einen frühen Schlachtentod33). Merkwürdig, wie viele Emigranten aus dem romanischen Westen sidi in diesem Jahre um den ja selbst zu ihnen zählenden Prinzen Eugen scharten! Zu ihnen gehörte auch der an ihn gewiesene Kommandant des siebenbürgischen Korps, Graf Johann Ludwig Bussy-Rabutin, Sproß einer vornehmen französischen Familie, deren Name durch den Verfasser der „Histoire amoureuse des Gaules" am Hofe Ludwigs XIV. berühmt und berüchtigt geworden war, selbst ein tadelloser, ehrenhafter Kavalier, schon vor 1683 aus lothringischem in kaiserlichen Dienst gelangt, in dem er wie die Prinzen von Savoyen, Commercy und Vaudémont als Reiterführer seine Karriere gemacht hat, hochangesehen auch am Wiener Hof, an dem seine aus dem holsteinischen Herzogshause stammende Gemahlin trotz der Verfehlungen ihres verstorbenen ersten Mannes, des früheren Kammerpräsidenten Sinzendorf, eine bedeutende gesellschaftliche Rolle spielte 34 ). Zu der Generalität gehörten ferner jener Gschwind von Pödkstein, von dessen Fähigkeiten sich Eugen bei der Blockade und Belagerung von Casale überzeugt hatte, und der Graf Leopold Herberstein, der zu einem seiner Anhänger und Helfer werden sollte 35 ). Als Generaladjutant hat ihn in erster Linie wieder Roccavione begleitet. Was die Truppen betraf, so gehörten zur Hauptmacht 13 Infanterie-, 6 Kürassier- und 3 Dragonerregimenter, zu dem bereits bei Peterwardein unter Guido Starhemberg stehenden Korps 9 Infanterie-, 1 Kürassier- und 2 Dragonerregimenter und zu dem siebenbürgischen Nebenkorps 4 Infanterie-, 6 Kürassier- und 6 Dragonerregimenter3®). Außerdem rechnete man mit dem baldigen Anmarsch von über 10.000 Sachsen, 3000 Brandenburgern und 2000 Dänen, so daß die gesamte Streitmacht nach dem Sollstand der Regimenter rund 80.000 Mann hätte betragen müssen. Doch wurde diese Zahl bei weitem nicht erreicht, da der Effektivstand infolge unzureichender Zuführung von Rekruten und Remonten fast bei allen Formationen erheblich unter dem Soll lag, so daß schließlich nur etwa 50.000 bis 55.000 Mann zur Verfügung standen, von denen bei der Hauptarmee Anfang August nur 30.000 zur Stelle waren. Und so viel Kampfeserfahrung die meisten Regimenter besaßen, was konnte alle Tapferkeit nützen, wenn man an Zahl unterlegen, zudem aber auch noch ungenügend ausgerüstet und verpflegt war!
Schlechte A n f ä n g e des Feldzugs 1 6 9 7
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Prinz Eugen hat den Oberbefehl, als er am Abend des 12. Juli 1697 in dem vorgesehenen Lager bei Vörösmarton eintraf, wahrhaftig unter wenig erfreulichen Umständen übernommen. Schon in seinem ersten Bericht vom folgenden Tage beklagte er sich über die „schlechten und unrichtigen Provisions-Erfolglassungen" und den Mangel an Geld 3 7 ). Nachdem er im Laufe der nächsten Tage einen genaueren Einblick gewonnen hatte, sandte er am 17. den Oberst Graf Solari nach Wien zurück, um dem Kaiser „von dem Notstand der hiesigen Armada mündlich genugsam Remonstration zu geben" 3 8 ). Nach den Berichten Mörmanns brachte er vor, daß kein Vorrat an Geld und Proviant vorhanden, überhaupt aber alle Anstalten zu spät und so schlecht getroffen worden seien, daß man einen Aufruhr unter den vernachlässigten Truppen besorgen müsse 39 ). Während Solari erst Anfang August eine Zusicherung von 10.000 Gulden erhielt und seine Abfertigung damit sich noch bis zum 13. verzögerte 40 ), hatte sich der Prinz schon genötigt gesehen, den Kriegskommissar in Ofen anzuweisen, wenn es nicht anders ginge, Lieferungen von Brot mit Gewalt zu erzwingen. Zugleich mußte ihm die Heranziehung aller Regimenter Sorge machen. Während er noch Ende Juli nicht die geringste Nachricht von den Dänen hatte, erwies ihm eine erste Musterung von 16 kaiserlichen und 9 sächsischen Infanterie- sowie von 8 kaiserlichen und 2 sächsischen Reiterregimentern die Unvollständigkeit der Bestände 4 1 ). Vor allem aber hatten sich bei den Nebenkorps Ereignisse abgespielt, die nicht nur der „Reputation" der kaiserlichen Waffen abträglich waren und damit noch niederdrückender auf die Stimmung wirken mußten, sondern auch deren von Eugen mit Entschiedenheit geforderte Vereinigung mit der Hauptarmee verzögerten. Gemäß jenem Vorschlag des Hofkriegsratspräsidenten hatte vor dem eigentlichen Feldzug an der bosnischen Grenze FeldmarschallLeutnant Graf Auersperg in Zusammenwirken mit dem Banus von Kroatien Batthyány sich der Feste Bihac bemächtigen sollen, und dies Unternehmen war auch Anfang Juni in Gang gesetzt worden, aber nach anfänglichen Erfolgen steckengeblieben, so daß die Belagerung Anfang Juli abgebrochen wurde. Zunächst aber hatte es dann den Anschein, als ob die hier eingesetzten Truppen, statt zum Hauptsammelpunkt zu marschieren, nach Oberungarn geworfen werden müßten, um einen dort ausge-
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brochenen gefährlichen Brand löschen zu helfen 42 ). Dort war es, wohl auf Grund von Exzessen der einquartierten kaiserlichen und alliierten Regimenter, zu einem Aufstand von Ungarn und Raizen gekommen, die sich einer Reihe von Plätzen bemächtigt und die Garnisonen „massakriert" hatten 43 ). Schon brach im benachbarten Niederösterreich eine Panik aus: schleunigst mußten Teile der Kavallerie unter dem Prinzen Vaudémont ebenso wie die bis über die Waag gelangten brandenburgischen Hilfstruppen herbeibeordert werden, denen es auch zusammen mit den örtlichen Truppen Mitte Juli gelang, mit der Fortnahme von Tokaj und Sáras-Patak die Rebellion niederzuwerfen. Aber es hat des unablässigen Drängens des Oberbefehlshabers bedurft, um im Laufe des August sowohl das Korps Auersperg als auch die Reiterei Vaudémonts an sich zu ziehen. Besondere Mühe kostete es, den Widerstand des um die Sicherheit Siebenbürgens fürchtenden Rabutin zu überwinden und ihn wenigstens dahin zu bringen, sich unter Zurücklassung der Infanterie mit 4 Kürassier- und 3 Dragonerregimentern nach Südwesten in Marsch zu setzen. Inzwischen waren Nachrichten eingetroffen, daß Sultan Mustapha II. mit einer erheblich größeren Macht als im Vorjahr über Nisch auf Belgrad zog, wo man ihn schon Ende Juli erwartete. Um „des Feindes Mouvement besser observieren zu können", hatte der Prinz bereits am 17. Juli den Aufbruch aus dem Sammellager der Donau entlang in Richtung auf den vorgeschobenen im eigenen Besitz befindlichen Posten Peterwardein befohlen. Der Marsch mit den bis dahin gesammelten Truppen ging über Zombor und Bácz in ein Lager bei Illotzká, wo am 24. gerastet wurde, am 25. weiter nach Ó-Futak, und am 26. erreichte man die diesseits der Donau gelegene sogenannte Raizenstadt, die mit Peterwardein durch eine Schiffsbrücke verbunden war 44 ). Nach des Prinzen Bericht an den Kaiser wollte er am nächsten Tag über Peterwardein auf dem linken Donauufer gegen Kovil vorrücken, um dort solange zu bleiben, „bis der Feind sein Vorhaben deklariert haben werde". In des Vizeadmirals SaintSaphorin Tagebuch ist anschaulich geschildert, wie der von Commercy, Guido Starhemberg und Heister begleitete Prinz am 27. in der Frühe, von der Garnison und der dort stationierten Flotille mit Salven begrüßt, in Peterwardein erschien, die Unterstadt, das Kernwerk und die Festung besichtigte, wie er dann
Vorkehrungen bei Peterwardein
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audi auf Saint-Saphorins Admiralsschiff kam, wie am 28. Juli die Armee an den Römerschanzen ein Lager bezog, wo sie bis zum 4. August blieb, wie auf des Prinzen durch den Festungskommandanten Baron Nehem übermittelten Wunsch der Schweizer sich in das Zelt Eugens begab und in Gegenwart Commercys und Starhembergs die Weisung erhielt, mit 9 Schiffen am 5. August die Donau herab bis Kovil zu fahren, um die dort gleichzeitig von der Armee bezogene Stellung von der Wasserseite her zu decken. Wichtigste Sorge des Prinzen war dann die rechtzeitige Heranführung der Kavallerie Vaudémonts und Rabutins, ohne die er die eigene Streitmacht gegen jede mögliche Aktion der Türken für zu schwach hielt. Am 11. August trafen Nachrichten ein, wonach der Feind sich anscheinend zum Vormarsch von Belgrad anschickte, worauf am 12. in einem Kriegsrat auf Grund der Vermutung, daß entweder ein Angriff auf das noch nicht genügend befestigte Peterwardein oder eine Operation gegen die Maros beabsichtigt sei, um die Vereinigung mit der Reiterei zu verhindern, beschlossen wurde, die Garnison der Festung um 8 Bataillone zu verstärken, die Armee aber ohne Anlehnung an sie beweglich zu halten, um Vaudémont und Rabutin aufnehmen zu können. Am 13. ritt die Generalität nodi einmal nach Peterwardein, wo die Werke erneut besichtigt und dem General Nehem Anweisungen für die Verteidigung gegeben wurden 4 5 ). Am 17. wurden dann zum erstenmal feindliche Truppen sichtbar: als Saint-Saphorin in der Frühe von seiner Flotille in das Lager von Kovil kam, hörte man aus der Gegend von Slankamen Kanonenschüsse, worauf der Prinz sofort auf eine Höhe ritt, um festzustellen, was vor sidi ging, und am Mittag brachte der Generaladjutant Baron Riedt dem Vizeadmiral die Mitteilung, daß man sowohl die türkische Flotte als auch Truppen gesehen habe, es aber noch ungewiß sei, ob der Feind sich theißaufwärts gegen Titel oder donauaufwärts gegen Peterwardein wenden wolle. Das soeben von Bihac glücklich angelangte Korps des Grafen Auersperg wurde zur Sicherung von Titel an die Theiss dirigiert, zugleich kam die Nachricht, daß Vaudémont und auch die Brandenburger heranmarschierten, während dagegen von Rabutin noch keine Meldung vorlag. Man erfuhr bald darauf, daß nur kleinere Teile der Osmanen gegen Slankamen vorgerückt waren, während die Flotte sich gegen Titel wandte und der Sultan mit
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dem Hauptheer die Donau bei Páncsova überschritt. Der Prinz schloß daraus, daß die Türken nördlich der Donau anrücken, bei Titel die Theiß überschreiten, hier die kaiserliche Armee fesseln, sich aber mit dem Gros nach Norden wenden würden, um die Vereinigung mit Vaudémont und Rabutin zu verhindern und Ungarn ebenso wie Siebenbürgen bedrohen zu können. Er befahl darauf einen Linksabmarsch seiner Armee nach Szegedin unter Entblößung von Peterwardein und auch von Titel, das von der Festung aus besetzt gehalten werden sollte. Wie schon vorher die Brücken über die Moräste rechts der Theiß wiederhergestellt worden waren, so sollte jetzt auch der Brückenschlag bei Szegedin in Angriff genommen werden, um unter Umständen zur Deckung von Oberungarn und Siebenbürgen auf das andere Ufer übergehen zu können. Da es indessen nicht sicher war, ob der Sultan nicht doch mit aller Macht bei Titel angreifen würde, wollte man zunächst bis Zenta ziehen, wo inzwischen Vaudémont angekommen war 46 ). Am 22. August wurde der Marsch in 6 Kolonnen von Kovil in nördlicher Richtung angetreten, während der Prinz mit Commercy und Starhemberg die Verteidigungsvorkehrungen in Titel besichtigte47). Am 23. erreichte die Armee die Gegend südlich Ó-Becse, wo man jenseits der Theiß feindliche Streifen feststellte. Nachrichten, daß die feindliche Stoßrichtung doch auf Titel gehe, ließen den Prinzen am nächsten Tag dort verweilen, am 25. und 26. indessen dodi weiter gegen Zenta ziehen, um Vaudémont aufzunehmen, während zugleich der inzwischen bis Arad gelangte Rabutin zu Beschleunigung seines Ritts angetrieben wurde. Bei einem Kriegsrat Eugens mit Commercy, Starhemberg, dem Artilleriegeneral Börner und dem Führer der Sachsen Graf Reuss am 28. August war man einmütig der Meinung, daß vor allem der Gefahr für Oberungarn und Siebenbürgen vorgebeugt, aber auch für Titel gesorgt werden müsse, zu welchem Zweck sich Eugen selbst mit 7 Kavallerieregimentern, gefolgt von 10 Bataillonen, noch am Abend wieder gegen Titel zurückwenden wollte. Doch es war zu spät. Überraschend hatten die Türken am gleichen Tag die Theiß überschritten und die Besatzung der Redouten und des Schlosses von Titel überwältigt, und Nehem, der in der Nähe Aufstellung genommen, war, da er sich der türkischen Hauptmacht gegenübersah, auf Kovil ausgewichen48).
Vereinigung mit Vaudémont und Rabutin
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Es war ein Mißerfolg, an dem das Fehlen von leichten Truppen zur Aufklärung — erst mit Vaudémont kamen Husaren zur Armee — mit Schuld trug. Niemand, so gab der Prinz in seinem Bericht an den Kaiser zu, hätte sich eingebildet, daß dieser Streich sobald geschehen würde. Hauptsächlich aber führte er die Notwendigkeit der Vereinigung mit Vaudémont und Rabutin als Grund für den Verlust von Titel an: die „Rabutinische Conjunction, auf welche idi schon so lange Zeit gedrungen, hätte nur eher geschehen sollen, da man bisher auf diese mehr als auf des Feindes Mouvement hat das Auge richten müssen". Deprimiert aber war er keineswegs: „Dieweil Dero Armee jetzt bald uniert sein wird, so lebe der Zuversicht, wenn auch der Feind etwas entreprenierte, daß ihm die reuscita sehr hart fallen wird." Während er Nehem die Weisung gab, sich auf Peterwardein zurückzuziehen und alles auf eine tapfere Verteidigung vorzubereiten, wollte er zunächst die Vereinigung mit dem inzwischen bis Klein-Kanisza gekommenen Rabutin vollziehen, um dann Nehem zu Hilfe zu kommen. Am 1. September abends konnte bei Zenta die Vereinigung mit Rabutins Reitern erfolgen, worauf der Marsch nach Süden am nächsten Tage angetreten wurde 4 9 ). 80 bis 85 Kilometer waren zurückzulegen durch Steppen und über Moräste, in denen der Feind leicht Sperren anlegen konnte. In der T a t mußten auch verschiedentlich türkische Reiter von den Morastbrücken, die sie anzuzünden suchten, vertrieben werden. Die gefährlichste Etappe aber ergab sich bei dem Heraustreten aus den Sümpfen, da man etwa drei Kilometer lang an dem Lager vorbeimarschieren mußte, das der Sultan inzwischen bei Kovil bezogen hatte. Als Deckung wurden die alten sich in südwestlicher Richtung bis zur Donau bei Peterwardein hinziehenden Römerschanzen benutzt, zugleich die linke Flanke durch leichte Reiterei gedeckt. Und man hatte bei diesem Marsch am 6. September Glück: nur türkische Kavallerie suchte bald hier bald da zu stören, wurde aber durch Infanterie- und Geschützfeuer abgewiesen, am Abend konnte gegenüber der Festung von Peterwardein ein Lager bezogen werden 5 0 ). Dieser Zug, der in völliger Ordnung und ohne Zwischenfall verlaufen war, enthüllte vor allem eine Tatsache von großer Bedeutung, daß es nämlich dem Prinzen in den zwei Monaten, in denen er dies Heer leitete, gelungen war, Ordnung und Disziplin herzustellen 17 Braubadi, Prinz Eugen
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und die Soldaten mit Vertrauen und Zuversicht zu erfüllen: selbst lobte er in seinem Bericht an den Kaiser „den guten Willen und tapferen Mut Dero ganzen Armee", bei der kein einziger Mann gewesen, „welcher nicht mit Freuden den Feind erwartet hätte"; „es hat sich auch niemand embarassiert, ob selbiger schon in der Flanke oder vorne gekommen ist, sondern ich setzte den Marsch fort in aller guten Ordnung, und blieb auch kein einziger Mensch zurück von der Infanterie, wiewohl der Marsch 18 Stunden lang gewesen ist". Auch in Wien hat sich der Mut darauf gehoben, wo nunmehr der Prinz „wegen dessen Vorsicht und Sorgfalt absonderlich gerühmt" wurde 51 ). Einen sofortigen Angriff der Türken auf Peterwardein glaubte Eugen nun um so weniger fürchten zu müssen, als die Nachricht kam, daß die türkische Donauflotille sich zurückziehe. Er hoffte so, seiner Armee, „welche sehr fatigiert ist", einige Zeit Ruhe gönnen zu können. Doch da erhielt man in der Nacht vom 6. auf den 7. September durch einen Überläufer die überraschende Kunde, daß der Sultan seine bisherigen Pläne völlig geändert und sich entschlossen hatte, sofort rechts der Theiß nach Norden gegen Szegedin zu ziehen und sich von dort auf Oberungarn zu stürzen. Sie wurde durch die Aufhebung des türkischen Lagers am 7. bestätigt: offenbar hofften die Türken, einen solchen Vorsprung vor dem ermatteten Gegner zu haben, daß sie ohne Störung Szegedin erreichen und dort auf das linke Theißufer übersetzen könnten. Dies unter allen Umständen zu verhindern und den Feind vorher zu erreichen und festzuhalten, war Eugen sofort gewillt 52 ). So setzte er am 9. September seine Truppen wieder auf dem gleichen Wege in Marsch, auf dem man vor wenig Tagen eiligst gekommen war, wobei er selbst mit der Reiterei auf den Spuren der Türken vorauspreschte und die von ihnen zerstörten Brücken für die nachrückende Infanterie wiederherstellte. Am 10. langte man am Provianthaus von Ó-Becse an, wo man erfuhr, daß der Gegner anscheinend schon bei Zenta das Ufer wechseln wollte. In einem Kriegsrat einigte man sich, am folgenden Tag den Weitermarsch nunmehr in Schlachtordnung fortzusetzen, da der Feind jetzt nicht mehr weit war. Bereits in der Frühe des 11. September stießen Vortruppen auf starken Feind, ihnen wurden Husaren zu Hilfe geschickt, denen es gelang, einen türkischen Pascha gefangen zu nehmen. Aus seinem
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von Eugen selbst durchgeführten Verhör ergab sich, daß der Sultan seinen ursprünglichen Plan, rechts der Theiß unmittelbar auf Szegedin zu marschieren, auf die Nachricht vom Heranrücken der Christen aufgegeben und den U b e r g a n g bei Zenta befohlen, er selbst auch bereits in der Nacht mit Teilen der B a g a g e und Artillerie den Fluß überschritten habe. N e u e Meldungen, wonach zur Zeit die K a v a l l e r i e in dichten Kolonnen im Übergang begriffen sei, die Infanterie aber noch diesseits des Flusses stehe, f a n d der Prinz bestätigt, als er selbst vorritt: er blickte auf eine 2 0 0 0 Schritte südlich des zerstörten Ortes Zenta bei dem in B r a n d gesetzten Provianthaus vom Feinde auf 60 Schiffen hergestellte Brücke, deren Zugang durch einen Brückenkopf bildende Verschanzungen gedeckt war, während bei Zenta noch die Zelte des türkischen Lagers zu sehen waren. Mit sicherem Blick erkannte er die Chance, mitten in die nodi nicht sehr weit gediehene Übersetzbewegung hineinzustoßen, was aber nur bei schnellstem H a n d e l n E r f o l g versprach, da es bereits Nachmittag war und der Angriff vor Einbrechen der Dunkelheit stattfinden mußte. In Eilmärschen k a m auch die Infanterie heran, rasch wurde die Schlachtordnung gebildet, wobei Heister südlich des Brückenkopfes mit 14 Bataillonen und 53 Schwadronen den rechten Flügel, Commercy und Rabutin mit 21 Bataillonen das Zentrum (Corps de bataille) und Starhemberg weit ausholend mit 16 Bataillonen und 59 Schwadronen den linken Flügel bildeten. Nachdem der Prinz selbst mit einigen Dragonerregimentern unweit Zenta vorbrechende feindliche K a v a l l e r i e hinter die Schanzen gejagt hatte, befahl er den Angriff unter Vornahme einer Rechtsschwenkung, die auch Starhemberg im N o r d e n an den Fluß führte, so daß die Verschanzungen im Halbkreis umspannt waren und die Brücke von beiden Seiten unter Feuer genommen werden konnte. Bei Abwehr eines türkischen Vorstoßes gegen den linken Flügel erkannte m a n zwischen dem hohen U f e r r a n d und dem Wasser unbefestigte Sandbänke, von wo aus Starhemberg dem Feind in der Mitte in den Rücken fallen konnte, während zugleich auch auf dem rechten Flügel der Angriff erfolgreich über die Schanzen vorgetragen worden war. Bei den Türken brach Verwirrung aus, sie sahen sich durch die Truppen Starhembergs von der Brücke abgeschnitten, zum Teil warfen sie sich in den Strom, und so war das Ende nach Eugens Worten 17*
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Durchbrach zum Ruhm
„ein gräuliches Blutbad, sowohl in dem Tranchement als auf der Brücke und in dem Wasser". Die Gefallenen, unter denen sich audi der Großvezier Elmas Mohammed Pascha und die Veziere von Adana, Anatolien und Bosnien befanden, schätzte man auf 25.000, nur 2000 sollen auf das andere Ufer entkommen sein, von dem der Sultan, der seine Infanterie vernichtet sah, eiligst in Richtung Temesvar davonstob. Der Prinz hatte seine Soldaten aus den Verschanzungen wieder zurückgezogen und führte sie am nächsten Tage in das türkische Lager. Erst als man am 12. auch das verlassene Lager des Sultan jenseits der Theiss besetzte, wurde man sich der Größe des Sieges voll bewußt. Ungeheure Beute, darunter über 100 Geschütze, 7 Roßschweife, 423 Fahnen, audi das Siegel des Großherrn, das man bei dem gefallenen Großvezir fand, war in die Hände der Sieger gefallen, die selbst nur einen Verlust von 28 Offizieren und 401 Mann an Toten, 133 Offizieren und 1435 Mann an Verwundeten zu beklagen hatten; unter diesen befanden sich auch Heister und der sächsische General Graf Reuss, der bald seinen Wunden erliegen sollte. Die Verfolgung des Sultans hatte man Husaren und Dragonern überlassen müssen, die auf dem Weg nach Temesvar noch manche Beute machen konnten. In Wien hatte der bayrische Resident Mörmann am Nachmittag des 14. gerade seinen Bericht beendet, in dem noch von der Sicherung von Peterwardein und von der Sorge des Hofes um Siebenbürgen die Rede war, als das Blasen von Trompeten die Ankunft des Prinzen Vaudémont mit der Kunde des glorreichen Sieges bekannt machte 53 ). In dem Bericht, den der am 15. September mit den eroberten Fahnen von Zenta aufgebrochene Dragoneroberst Graf Dietrichstein dem Kaiser überbrachte, hat Prinz Eugen das Verdienst der Truppen, „den tapferen Heldengeist der gesamten Generalspersonen, Offiziere und gemeinen Soldaten", hervorgehoben: „Es sind zwar einige, die Gelegenheit gehabt, vor den anderen sich zu distingieren — nicht ein einziger aber insgesamt, welcher (so viel ich weiß) nicht mehr als seine Schuldigkeit getan habe" — wobei er übrigens auch rühmend die Sachsen und Brandenburger erwähnt. Seinem Vorschlage entsprechend wurde eine Reihe von Generälen und Offizieren durch kaiserliche Handschreiben ausgezeichnet. Aber wer durfte den Ruhm dieses großen Sieges mehr in Anspruch nehmen, als er selbst? Und doch hat es schon
Beurteilung des Siegers
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bei diesem ersten seiner großen Schlachtenerfolge Stimmen der Kritik gegeben. Es war wohl nur die Wiedergabe törichter Gerüchte, wenn später behauptet worden ist, er habe eigentlich Insubordination begangen, indem er eine die Schlacht untersagende Depesche aus Wien absichtlich nicht geöffnet habe: übrigens hätte eine solche Handlung seinen Ruhm ja eigentlich eher vergrößert als verkleinert 54 ). Doch hat schon drei Wochen nach der Schlacht Mörmann nach München berichtet, daß es in Wien „noch immerdar einige und darunter auch vornehme" gäbe, die den Sieg Eugens bei Zenta „für einen Hasard ausdeuten" und darüber allerlei Reden führten: „hingegen aber haben Ihre Kaiserliche Majestät zu erkennen gegeben, daß Sie dergleichen Diskurse nicht gern vernehmen und die von dem Prinzen Eugenio wegen dieser Bataille geführte Conduite allerdings genehm halten" 55 ). Hier konnte ja audi wirklich nur rückhaltlose Anerkennung am Platz sein für die Energie, mit der er es trotz ungünstiger Voraussetzungen verstanden hatte, Disziplin und Kampfgeist in die vernachlässigte Truppe zu bringen und sie vor und in der Schlacht zu erstaunlichen Leistungen hinzureißen, für die Schnelligkeit, mit der er auf die auch für ihn überraschenden Operationen der Türken reagierte und für die blitzschnelle geniale Erkenntnis und Ausnutzung der Gunst der Lage am Kampftage selbst. Waren nach diesem Siege, durch den die Schlagkraft der Türken schwer erschüttert sein mußte, noch weitere Unternehmungen möglich? Schon in seinem Bericht vom 15. September sprach der Prinz sein Bedauern darüber aus, „daß in solchen Konjunkturen nicht alles in Bereitschaft stehe und nun auch die Saison schon so weit avanciert ist, für heuer nodi wenigstens die Palanka von Temesvar zu nehmen und die Magazine verbrennen zu können, auch wenn schon die Zeit nicht zuläßt, das Schloß selbst zu attackieren, es jedoch zu bombardieren". Als man, um dem unerträglichen Leichengestank auszuweichen, in ein Lager weiter nördlich zwischen Zenta und Kis Kanisza gezogen war, erfuhr man, daß der Sultan, bevor er sich selbst nach Konstantinopel zurückbegab, einen Teil der Besatzung von Belgrad nach Temesvar befohlen hatte, so daß dort immerhin 12.000 Mann zu Fuß und 18.000 zu Pferd bereitstanden 56 ). Aber auch Verpflegungs- und Transportschwierigkeiten ließen ein Unter-
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Durchbruch zum Ruhm
nehmen gegen die starke Festung als unmöglich erscheinen. Das Ergebnis eines Kriegsrates vom 20. September faßte Eugen dahin zusammen, „daß, bei derlei Umständen und da die Saison schon so weit hinangestiegen, das Wetter bereits gebrochen, mithin aber dieser Zug um so viel gewagter, da man sich von der Theiß entfernen und in das weite Land hinein begeben müßte, solchergestalt der Transport desto beschwerlicher, ja fast unmöglich fallen, hierdurch aber die Retraite allzu gefährlich sein und in summa die ganze Armee einem augenscheinlichen Ruin exponiert würde"; es sei „also für heuer nichts mehr zu tun, hingegen ohne Zeitverlust auf die Conservation der Truppen zu denken und daher selbe in etliche Corpora auszuteilen". Um darüber zu verhandeln, sandte er am 24. Graf Auersperg nach Wien, wobei er den Vorschlag machte, Rabutin mit 4 Kavallerieregimentern nach Siebenbürgen und 4 weitere nach Oberungarn zurückgehen und die Armee an die Donau zu dem Ausgangspunkt Vörösmarton marschieren zu lassen. In Wien hatte man zunächst noch ein neues Unternehmen gegen Bivac und die Anlage von Befestigungen bei Semlin erwogen, doch kam man auf Grund der leidigen Finanzlage davon wieder ab. Am 28. September zog darauf Rabutin ab und setzte sich das Heer gegen die Donau in Bewegung. Der Prinz benutzte die Gelegenheit zu einer Besichtigung von Szegedin, von wo er am 29. die nach Westen marschierenden Truppen wieder erreichte. Sie gelangten am 1. Oktober nach Kolluth, von wo aus die Infanterie am 5. nach Mohácz, die Kavallerie nach Pest und die Sachsen nach Krakau abzogen 57 ). Doch Eugen hatte inzwischen einen neuen Plan gefaßt, um noch zum Abschluß des Feldzuges den Feind in Schrecken zu setzen. Schon auf dem Zug zur Donau hatte er den Kommandanten des Grenzdistrikts an der Save Oberst Kyba zu sich gerufen, um sich mit ihm über einen Einfall in Bosnien zu besprechen, und ein am 4. Oktober berufener Kriegsrat stimmte dem Vorschlag zu, dort mit einem kleinen, aber ausgesuchten Korps von 4000 Reitern, 2500 Mann Infanterie und 12 Geschützen unter Zuziehung der Grenzmiliz einzubrechen. Bezeichnend, daß' der tatenlustige Prinz sich selbst die Führung dieses Streifzuges vorbehielt und daß ihn auch Commercy, Vaudémont, Starhemberg und Gronsfeld mitmachen wollten. Schon am
Erfolgreicher Streifzug nach Bosnien
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nächsten Tage beschloß man aufzubrechen, in drei Tagen Esseg, am 11. Oktober die Grenzfeste Brod zu erreichen, um dort auf einer Schiffsbrücke die Save zu überschreiten. Den Truppen voraus war Eugen bereits am 6. in Esseg und wohl den 9. in Brod, um alles vorzubereiten, zwischen dem 10. und 12. wurde dann die Save überschritten 58 ). Ein seltenes Dokument hat sich über diesen kühnen Zug erhalten, nämlich ein von Eugen eigenhändig in der ihm geläufigen französischen Sprache geschriebenes Journal, wohl die längste Aufzeichnung, die überhaupt aus seiner Feder auf unsere Zeiten gekommen ist, interessant auch wegen der Schilderung der Gegend, durch die man marschierte, so des Flusses Bosna mit sehr schönem und gutem Wasser, der plötzlich wenn auch nur f ü r kurze Zeit durch Regengüsse so anschwellen kann, daß er unpassierbar wird, oder der Orte und Schlösser, der Täler und Wege, die man berührte 5 9 ). Die Vorhut bildete Kyba mit 2000 Mann zu Fuß und 300 zu Pferd der Grenzmiliz, deren Aufgabe es war, sich rasch in den Besitz der Pässe in Richtung Sarajewo zu setzen, während ein Detachement rechts gegen Banjaluca, ein anderes links gegen Zwornik sichern sollte. Die H a u p t t r u p p e erreichte am 13. Peratoci, am 14. über schlechte Wege Kotorsko an der Bosna, am 15. den ersten bewohnten O r t , Doboj, der, nachdem das befestigte Schloß am 16. von den Türken übergeben worden war, als erste Verpflegungsetappe eingerichtet wurde. Am 17. ging es am linken Ufer der Bosna gegen Maglaj weiter, wobei nach Überwindung unbesetzter Engpässe ein auf dem rediten Ufer gelegenes Felsenschloß trotz einer Besatzung von 200 Mann genommen werden konnte. Bei Zebce traf man am 18. auf den ersten Widerstand, der rasch gebrochen wurde, während zugleich K y b a eine zum Entsatz erscheinende türkische Abteilung warf. Durch einen Gefangenen erfuhr man, d a ß der aufgescheuchte Feind in Stärke von 2 bis 3000 Mann sich vor Vranduk zur Verteidigung einrichtete, man traf dort auch am 19. auf Verschanzungen, die aber in der Nacht panikartig geräumt worden waren, worauf das Schloß von Vranduk erstürmt wurde. Im Lager von Graticze blieb der Train unter starker Bedeckung zurück, den man bei Erreichung der fruchtbaren Ebene von Sarajewo nicht mehr nötig zu haben glaubte. Doch erwies es sich bei dem Weitermarsch, daß noch erhebliche Geländeschwierigkeiten zu überwinden waren. Von Serinia aus
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Durdibrudi zum Ruhm
wurden am 22. Kavalleriedetachements gegen Sarajewo ausgesandt, und am folgenden Tag lag die große Stadt mit ihrem auf hohen Felsen errichteten Schloß und ihren über 100 Moscheen vor den Augen des kühnen kaiserlichen Feldherrn. Die Türken hatten einen mit einem Trompeter entsandten Kornett, der die Stadt zur Übergabe auffordern sollte, überfallen, der Trompeter war getötet worden, aber der Kornett hatte verwundet entkommen und berichten können, daß die türkische Bevölkerung Hals über Kopf aus Sarajewo flüchtete. In der Tat konnte das Korps ohne Schwierigkeiten in die Stadt einziehen, in der am Abend Feuer ausbrach, das sie völlig einäscherte60). „Unter den Türken", so stellte der Prinz fest, „herrscht fürchterliche Verwirrung; wären nur wenig mehr Anstalten getroffen, könnte das ganze Königreich eingenommen und behauptet werden." Doch er hatte sein Ziel, durch eine „ravage" Schrecken zu verbreiten und der Autorität und Kampfeslust des Gegners einen neuen Stoß zu versetzen, erreicht. Auch das von 150 Mann gehaltene Schloß von Sarajewo griff er nicht mehr an, sondern ließ am 25. den Rückmarsch antreten, um dem zu erwartenden schlimmen Wetter zu entgehen. Schon machten sich dabei Regen, Schnee und Kälte unangenehm bemerkbar. Während allenthalben die Häuser der Türken niedergebrannt wurden, schlössen sich christliche Bewohner -teilweise den abziehenden Regimentern an. Vom Feinde merkte man erst wieder etwas, nachdem man am 29. Oktober in Zebce einen Rasttag eingelegt hatte 61 ). Noch griff der Prinz, während Artillerie und Train voraus nach Doboj und das Gros auf Maglaj gingen, mit einem Detachement von 1000 Mann zu Fuß und 600 zu Pferd am 1. November den westlich des Wegs gelegenen befestigten Ort Tesanj mit Schloß an, die durch Bombardement in Brand gerieten, doch ließ er es, als die Aufforderung zur Ubergabe abgelehnt wurde, bei dieser Demonstration bewenden — „ich wollte keine Leute aufs Spiel setzen", schreibt er in seinem Journal — und marschierte am 3. auch nach Doboj. Am 5. war man an dem Ausgangspunkt Brod wieder angelangt: die Unternehmung konnte, zumal keine erheblichen Verluste eingetreten waren, als voller Erfolg bezeichnet werden. Übrigens hatte gleichzeitig auch Rabutin von Siebenbürgen aus gegen Uj-Palanka und Páncsova an der Donau einen Streifzug glücklich durchgeführt: der erste Ort war erstürmt, der zweite darauf
V i g n e t t e z u r Schlacht v o n Z e n t a
Die Schlacht v o n Z e n t a
a
Medaille auf die Schlacht von Z e n t a
Lage in West u n d Ost
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von den Türken geräumt, beide dann vor dem Rückmarsch planmäßig zerstört worden 6 2 ). Der Feldzug war zu Ende. Den Prinzen erwartete, als er in Begleitung Vaudémonts am 17. November in Wien erschien, der Jubel des Volkes 83 ). Kaiser Leopold, dem er persönlich das Petschaft des Großveziers überreichte, verehrte dem Sieger von Zenta seinerseits einen Ehrendegen, angeblich im Wert von über 10.000 Reichstalern 64 ). Als ihm Saint-Saphorin am 18. seine Aufwartung machte, fand er eine große Gesellschaft bei ihm: man beglückwünschte ihn und pries seine Taten — mochten auch manche der Meinung Rabutins sein, der in einem Schreiben an Kinsky äußerte, man habe doch wohl die erstaunlichen Erfolge dieser Campagne der göttlichen Gnade zu danken, die anscheinend 50 oder 60.000 Türken geblendet habe 65 ). Schon w a r auch eine Medaille geprägt, die für alle Zeiten das Ereignis und damit auch den Ruhm des Siegers festhalten sollte. Mußte es nun nicht zum Abschluß des Krieges kommen? Im Westen w a r er in der Tat soeben zu Ende gegangen, ohne daß auf den Frieden die Nachricht von Zenta noch hätte einwirken können. Als das Ergebnis zahlreicher seit Jahren angeknüpfter, nebeneinander laufender Geheimverhandlungen war zunächst am 20. September 1697 im holländischen Schlosse zu Ryswick der Vertrag Frankreichs mit den Seemächten und mit Spanien unterzeichnet worden, in dem der Oranier die Anerkennung seines englischen Königtums, die Generalstaaten die Zusicherung von Besatzungsrechten in den südlichen Niederlanden als Barriere für ihr Land und Spanien die Rückgabe von Luxemburg erreicht hatten. Am 30. Oktober haben auch Kaiser und Reich ihren Beitritt vollzogen: wenn Ludwig XIV. auch ihnen gegenüber auf die Annexion aller über das Elsaß hinausgehenden Reunionen Verzicht leistete und auch der Einsetzung von Karls von Lothringen Sohn Leopold in sein Herzogtum zustimmte, so wurde ihm dafür der Besitz des ganzen Elsaßes mitsamt Straßburg zugesprochen. Gewiß war der König zum erstenmal hier und da zurückgewichen, womit seine Hegemoniestellung doch erschüttert war, aber zum Jubel herrschte am Kaiserhof um so weniger Anlaß, als die Frage, wie nach dem Erlöschen des schwachen Lebenslichts des letzten spanischen Habsburgers die Frage der großen Erbschaft gelöst werden sollte, in den
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Durchbruch zum Ruhm
Ryswicker Verträgen nicht berührt worden war und schon bald, da Leopold sowohl als Ludwig als Sohn und Gemahl spanischer Infantinnen Ansprüche erhoben, Anlaß zu neuen, schweren Konflikten bieten mußte. Gerade um für diesen Fall den Rücken freizuhaben, galt es nun, den besiegten Türken einen Frieden aufzuzwingen, von dem man wohl auch einen Ausgleich für die schmerzlichen Verzichte im Westen erhoffen konnte. Und man mochte glauben, daß die Türken, die nun vom Westen keine Entlastung mehr zu erwarten hatten und zudem auch noch im Krieg mit Venedig und Rußland lagen, sich allen Forderungen beugen würden. Trotzdem hat man sich in Wien von vornherein auf einen weiteren Feldzug eingerichtet. Das hatte audi Prinz Eugen nach Zenta immer wieder gefordert: es gelte nun endlich Ordnung in die Kriegsanstalten zu bringen, rechtzeitig für Rekrutierung und Remontierung der Regimenter und vor allem für die Bereitstellung von Verpflegung und Geld zu sorgen, um die Truppen zufriedenstellen und frühzeitig die Operationen im nächsten J a h r beginnen und planmäßig durchführen zu können. Bereits vor seiner Ankunft in Wien hatte auch eine Konferenz unter dem Vorsitz des Hofkriegsratspräsidenten eine Verstärkung der Infanterie auf 60.000, der Kavallerie auf 30.000 Mann beschlossen und bei dem Sieger von Zenta einen Feldzugsplan für 1698 angefordert. Er hat ihn bereits am 2. Dezember vorgelegt: eine energische Aktion mit dem Ziel der Wiedereroberung von Belgrad und des Falls von Temesvar sei nötig, „nicht nur um dem Feind keine Zeit zu geben, daß er sich von dem diesen Feldzug erlittenen großen Streich remittieren könne, sondern daß ihm vielmehr seine Consternation augmentiert und er zu einem guten Frieden gezwungen und nebenbei auch die Conquista endlich versichert werden"; in 7 Punkten waren darauf die dazu erforderlichen „Requisita" aufgezählt, die Auffüllung von Infanterie und Kavallerie, die Verstärkung der Artillerie gemäß den Forderungen des Generals Börner, Reparatur und Vermehrung der Donauflotille, Ausbau der Brücken, Anwerbung von Ingenieuren, Einrichtung von Magazinen 6 6 ). Sowohl Starhemberg als auch der Kaiser stimmten zu, dieser freilich schon mit dem skeptischen Zusatz: „wenn allein die Mittel dazu vorhanden wären, man will aber nirgends von einem Kreuzer
Feldzug 1698
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Geld wissen" 67 ). U n d in der T a t zeigten sich allenthalben Schwierigkeiten, f ü r die sowohl die Erschöpfung der Länder als auch die auf finanziellem Gebiete herrschende Mißwirtschaft verantwortlich waren. Auch mit einer Reform, die eine nach dem Tode des Hofkammerpräsidenten Graf Seyfried Breuner eingesetzte Kommission vornehmen sollte, kam man nicht weit, und wenn man von einem neuen Kontrakt mit dem Faktor Samuel Oppenheimer wenigstens die Auffüllung der Magazine erhoffte, so erwiesen Meutereien bei zwei Dragonerregimentern in Siebenbürgen und — nodi im Mai 1698 — düstere Prophezeiungen Rabutins über den unausweichlichen Ruin seines Korps, wie schlecht es um die Truppen bestellt war 6 8 ). So wurde es denn auch im neuen Jahre wieder Juni, bis die Regimenter aus ihren Quartieren wieder nach Mohácz und Vörösmarton aufbrachen, und als man Ende Juli glücklich zusammen war, konnte aus Mangel an „Requisiten" an eine Belagerung Belgrads nicht gedacht werden. Inzwischen waren zwar Verhandlungen wegen des Friedens schon seit längerem im Gang, noch aber war ein Kongreß nicht eröffnet worden. So hat denn auch Prinz Eugen nochmals im Feld erscheinen müssen. Zeitweise war es freilich gar nicht sicher gewesen, daß ihm der Oberbefehl wieder übertragen wurde. Durch den Frieden im Westen war dort der kaiserliche Generalleutnant freigeworden, und wenn auch Mörmann meinte, daß ihm „einige Vornehme von dem hiesigen Ministerio in etwa entgegen" seien, während der Savoy er viele gute Freunde habe 69 ), so mußte ihm doch das Oberkommando angeboten werden. Der Venezianer Ruzini stellte übrigens dazu fest, daß im Fall seiner Zusage Eugen ihm weder den Gehorsam versagen noch überhaupt zwischen ihnen sich Kälte und Rivalität geltend machen würden, da er voll Vertrauen an seinem Vetter hinge und beide gemeinsam alles tun würden, um den Feldzug zu einem glücklichen Ende zu bringen 70 ). Doch der Markgraf ließ durch seinen in Wien sich aufhaltenden Hofmarschall von Greiffen absagen. D a ß sich dann des Prinzen Abreise bis zum 30. Juli verzögerte, soll seinen Grund darin gehabt haben, daß „die bedürftigen Gelder und andere requisita noch nicht völlig beisammen" waren 7 1 ). Begleitet von Commercy und Vaudémont langte er am Abend des 2. August im Lager von Kolluth an, wo sich inzwischen
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Durchbrach zum Ruhm
18 Infanterie- und 10 Kavallerieregimenter sowie 3 gemietete Regimenter aus dem Reich eingefunden hatten. Wie im Vorjahr wurde am 4. August der Vormarsch nach Peterwardein angetreten, doch machte man unterwegs über eine Woche Station, um das Eintreffen weiterer Truppen abzuwarten, am 21. erst war man in der Raizenstadt gegenüber der Festung, und am 24. bezog man das Lager von Kovil 7 2 ). Wie es um die „Requisiten" auch jetzt noch stand, erhellt aus einer Meldung des Prinzen, wonach „kein Kreuzer in der Feldkriegskasse vorhanden, die notleidenden Regimenter auch auf ihre Assignationen nichts anticipieren könnten" 7 3 ). Trotzdem beabsichtigte er, die Theiß bei Titel zu überschreiten und in Richtung Temesvar vorzustoßen. Am 30. August wurde der Fluß auch passiert und ein Lager bezogen, nach Herstellung von Brücken über die Sümpfe Anfang September an die Bega marschiert, auch diese am 14. passiert und bei Bezcerek Aufstellung genommen, während die Husaren des Oberst Deák bis nahe Temesvar ritten, bei dem Rückmarsch aber von 2 0 0 0 türkischen Reitern angegriffen wurden und das requirierte Vieh im Stich lassen mußten. Man hatte wohl gehofft, durch diese Bewegung die bei Belgrad stehende türkische Armee von dort fortzulocken, doch der Gegner begnügte sich damit, Verstärkungen und Proviant nach Temesvar zu schicken 74 ). U m diesen Transport abzufangen, preschte der Oberbefehlshaber selbst mit dem größten Teil der Kavallerie gegen Temesvar vor, wo er in der Frühe des 19. September in dem Augenblick erschien, als die vorausgeeilten Husaren aus der Festung heraus angegriffen wurden: er kam ihnen zu Hilfe und warf die Türken zurück, doch kehrte er dann in das Lager zurück, da sich herausstellte, daß der Konvoy rechtzeitig angehalten worden war 7 5 ). Noch kam es Anfang Oktober zu Zusammenstößen mit Beute suchenden Tataren. Als dann am 19. Oktober die Armee über die Theiß zurückgeführt wurde, traf die Nachricht ein, daß ein Waffenstillstand geschlossen worden war. Gemäß schon vorher eingegangenen Weisungen erfolgte dann eine Aufteilung der Truppen: während Guido Starhemberg mit der Infanterie in das Lager von Kovil marschierte, führte der Prinz die K a vallerie über Szegedin am 27. Oktober nach Arad, wo ein Lager am rechten Marosufer bezogen und der Ausbau der Befestigungen des Platzes in Angriff genommen wurde.
Friede von Karlowitz
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Natürlich hing die Ereignislosigkeit des Feldzugs von 1698 mit den schon seit Beginn des Jahres unter Vermittlung der Seemächte stattfindenden Friedensverhandlungen zusammen, und Eugens Bewegungen hatten nach der richtigen Beobachtung des bayrischen Residenten Mörmann zwar den Zweck, den Feind herauszulocken und ihm einen Streich zu versetzen, aber nur, um damit „vorteilhaftere Friedensconditiones" zu erreichen 76 ). Schon im März hatten die seemächtlichen Gesandten in Konstantinopel Vorschläge der Pforte nach Wien übermittelt, die zwar grundsätzlich die auch am Kaiserhof für möglich gehaltene Basis des „uti possidetis", also des derzeitigen militärischen Besitzstandes annahmen, aber die Räumung Siebenbürgens durch die kaiserlichen Truppen und die Schleifung von Titel und Peterwardein forderten 7 7 ). Im Juni hatte der Kaiser einen Waffenstillstand abgelehnt, „um bei dem Hochmut der Türken nicht den Glauben aufkommen zu lassen, als fürchte man sich vor ihnen, und dadurch das Friedenswerk zu erschweren". Gleichzeitig waren die drei ersten Generäle, der Markgraf von Baden, Caprara und der Prinz von Savoyen gebeten worden, zu den Friedensbedingungen Stellung zu nehmen, was Eugen in einem aus Kovil vom 28. August 1698 datierten Gutachten tat 7 8 ). Er glaubte hier noch als wichtigste Erwerbung das noch von den Türken besetzte Banat bezeichnen zu sollen, wobei man vielleicht einer Schleifung von Temesvar zustimmen, ja auch sich zur Demolierung von Peterwardein und zu Gebietsabtretungen an der Save verstehen könnte. Auch hielt er in Kroatien im Zusammenhang mit seinem erfolgreichen Streifzug im vergangenen Herbst die Errichtung eines Vorpostens in Doboj für gerechtfertigt. Im übrigen gab er Ratschläge im Hinblick auf die Grenzziehung und die dort zu sichernden Verteidigungsmöglichkeiten zwischen Donau, Theiss, Siebenbürgen und Maros, zwischen Donau, Drau und Save und an der Una. Wohl ist in den Instruktionen für die kaiserlichen Bevollmächtigten auf die Denkschrift der drei hohen Generäle verwiesen, auf die Entscheidungen in Wien wie dann auch auf die Verhandlungen des Friedenskongresses, der im Oktober 1698 in dem Dorfe Karlowitz in Syrmien am rechten Donauufer unterhalb von Peterwardein zusammentrat, hat der Prinz aber offenbar keinen Einfluß nehmen können. Von kaiserlicher Seite wurden der 70jährige Reichshofratspräsident Graf
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Wolfgang öttingen, der mit dem Minister Kinsky verwandte Obristwachtmeister Graf Leopold Schlick — er wird uns noch häufig begegnen — , der Kinsky eng verbundene Graf Marsigli und als Sekretär der Hofkriegsrat Thiel bevollmächtigt: von ihnen fanden sich Schlick und Marsigli am 13. Oktober im Hauptquartier Eugens ein, um sich über die militärische Lage und auch über des Prinzen Auffassung zu unterrichten 79 ). Nachdem ein Waffenstillstand für den Kongreßort und seine Umgebung vereinbart worden war, traten die Vertreter Österreichs, Venedigs, Polens, der Türkei und der vermittelnden Seemächte in Karlowitz zusammen. Es kam zu heftigen Auseinandersetzungen einmal um Siebenbürgen und dann um das Banat, wobei im ersten Fall die Türken auf ihre Forderungen verzichteten, im anderen sie den Besitz dieses wichtigen Landes behaupteten, wobei die zur Zeit dort von kaiserlichen Truppen besetzten Orte nicht mehr befestigt und auch an den Ufern von Theiss und Maros keine neuen Befestigungen mehr angelegt werden durften. Als Entschädigung für die Räumung jener Plätze im Banat erhielt man einige Grenzverbesserungen in Slawonien, auch war von einer Schleifung von Peterwardein keine Rede mehr. Nachdem auch Polen und Venedig sich mit den Türken geeinigt hatten, wurde auf dieser Basis am 26. Januar 1699 der Friede von Karlowitz unterzeichnet. Der Gewinn ganz Ungarns und Siebenbürgens, denen gegenüber die Türken immerhin die Bastion des Temesvarer Banats behaupteten, war das Ergebnis eines 15jährigen Krieges, des Weges, der vom Kahlenberg bis Zenta geführt hatte. In seinen Anfängen hatte Prinz Eugen als kaum bekannter Volontär mitgefochten, zum Schluß aber war er der Sieger in einer Schlacht gewesen, die erst die Beendigung der Türkengefahr für Mitteleuropa und den Aufstieg des Habsburgerreichs zu einer Großmacht von eigenem Gewicht gesichert hatte. Als Eugen, der sich wohl noch bis Dezember 1698 in Arad aufgehalten hat, nach Wien zurückkehrte 80 ), war er zu einem Faktor in Österreich geworden, mit dem alle rechneten. Ein J a h r später hat der Venezianer Carlo Ruzini in seiner Schlußrelation über den Kaiserhof dies rückhaltlos anerkannt und zugleich Fähigkeiten und Auftreten des Menschen in kurzen Sätzen charakterisiert: „Obwohl das Glück, höherem Ratschluß gehorchend, vieles zum Triumph von Zenta getan hat, so vereinigt
Rückkehr nach Wien
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der Prinz doch so sehr Einsicht und Urteilskraft, daß er in die Reihen der ersten Feldherrn aufgestiegen ist. Er besitzt vollendete Kriegserfahrung und kümmert sich um die kleinsten Dinge. Er hat dazu in hohem Grade Mut und Besonnenheit und ergreift und ordnet sich so die gegebenen Gelegenheiten. Wortkarg und zurückhaltend teilt er seine Anerkennung nach dem Verdienste zu, ohne je anzustoßen oder Mißachtung zu zeigen" 81 ).
2. Als der nunmehr 35jährige Prinz gegen Ende 1698 nach Wien zurückkehrte, brauchte er sich zum erstenmal in den Winter- und Frühjahrmonaten nicht mit den Vorbereitungen f ü r einen neuen Feldzug zu beschäftigen, und wenn er bis dahin seit 1683 immer wieder im frühen Sommer zu neuem Kampf ausgezogen war, so war es ihm nun, da im Westen und im Osten Frieden geschlossen worden war, zum erstenmal möglich, auch die schönere Jahreszeit und den Herbst in der Kaiserstadt zu verbringen und sich nicht nur dem Kriegshandwerk zu widmen, sondern das eigene Leben so zu gestalten, wie es seinen Wünschen und Interessen entsprach. Die Grundlage d a f ü r hatte er freilich doch schon in den vergangenen Jahren während jener winterlichen Aufenthalte zwischen den Feldzügen und auch durch Anweisungen und Korrespondenzen aus der Ferne gelegt; immerhin konnte er sich jetzt, zumal vor allem mit Zenta auf Grund von Belohnungen und Schenkungen durch den dankbaren Kaiser die finanziellen Bedingungen sich f ü r ihn wesentlich bessern mußten, weit umfassender einrichten und in dem Staat und in der Stadt, von denen es nun f ü r ihn keine Trennung mehr gab, Wurzel schlagen. In was f ü r eine Umwelt sah er sich hier gestellt? D a war diese Stadt Wien, die gegen 1700 wohl um 80.000 Einwohner zählte 8 2 ). Sie hatte seit dem späten Mittelalter schwere Zeiten durchgemacht und war noch in vollem Wandel begriffen. Während der schon 1529 bis in die Vorstädte führende Türkenansturm durch den Verlust von Absatzgebieten im Osten und ständige Beunruhigungen der bürgerlichen Wirtschaft schweren Schaden zufügte, war es zugleich zu heftigen politischen und
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konfessionellen Auseinandersetzungen mit der Landesherrschaft gekommen, in denen das Bürgertum unterlegen w a r : wie die Selbstverwaltung einer fürstlichen Ordnung wich, so war zugleich der Katholizismus in der zeitweise den reformatorischen Lehren zuneigenden Bevölkerung wiederhergestellt worden, dem sie in der zweiten H ä l f t e des 17. Jahrhunderts durch gewaltige Prediger und Gottesstreiter wie den naiv-robusten Abraham a Santa Clara und den klugen Marco d'Aviano auch innerlich zugeführt wurde 8 3 ). Hatten zur gleichen Zeit Reformgeister auf dem Gebiete der Wirtschaft versucht, Österreich den merkantilistischen Lehren zu erschließen und durch das zu absolutistischer Autorität gelangte Fürstenregiment Handel und Wandel „in Flor" zu bringen, so bedeuteten die Tausende von Menschen dahinraffende Pest im Jahre 1679 und dann die neue Türkennot von 1683 furchtbare Rückschläge. Aber dann boten auf der einen Seite gerade die dabei erfolgte Zerstörung der Vorstädte und die Verwüstung der Umgegend, auf der anderen das mit der Befreiungsschlacht einsetzende Zurückfluten der Bedrohung von außen Möglichkeiten für Neugestaltung und Aufschwung der Stadt. Hatten sich bisher im Schatten des alten Wahrzeichens, des Stefansdoms, die Bürgerhäuser eng zusammengedrängt, so suchte man nun das Gemeinwesen über die Festungswälle auszudehnen, welche Erweiterung des Burgfriedens durch kaiserliches Edikt vom 15. Juli 1698 endgültig bestätigt wurde 8 4 ). Angesichts der Wiederherstellung von Sicherheit und Ordnung regte sich ein neuer Gewerbefleiß und allmählich wuchs ein bürgerlicher Wohlstand, zu alten Kirchen und Klöstern kamen neue religiöse Bauten und Ordensniederlassungen, vor allem aber fand der tiefstgreifende Wandel von Aussehen und Charakter durch die dem kaiserlichen Hof angeschlossene und sich nicht nur aus Österreich, Böhmen und Ungarn, sondern aus fast allen Ländern des Abendlandes erweiternde Aristokratie statt, in der sich das Lebensgefühl des Barock in seinem Streben nach kraftvollem Ausdrude der eigenen Hoheit und Bedeutung mächtig regte. Zeigte sich noch die katholisch-kirchliche Seite dieses Barode in der als Denkmal der Rettung und des Triumphes zwischen 1687 und 1693 errichteten Säule der Heiligen Dreifaltigkeit im Graben, so trat sie doch mehr und mehr zurück hinter den sowohl in den Gassen der Innenstadt als audi draußen in den Gärten
Entwicklung der Kaiserstadt
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der Vorstädte emporwachsenden Zeugnissen weltlicher Repräsentationsbedürfnisse, mit denen, wie man wohl gesagt hat, die schöpferisch fruchtbarste und glänzendste Epoche in Österreich beginnt 85 ). Alle, so stellt erstaunt der 1698 als Botschafter Ludwigs XIV. nach Wien gekommene Villars fest, lassen hier sehr große Paläste bauen 86 ). Natürlich war die kaiserliche Familie selbst an dieser Entwicklung, die zunächst vor allem von den italienischen Formenweiten des 16. und 17. Jahrhunderts beeinflußt und zum Teil auch durch aus Italien herbeiströmende Architekten und Künstler gestaltet wurde, beteiligt. Die alte Burg der Habsburger war bereits in den sechziger Jahren um den Leopoldinischen Trakt erweitert und nach einem Brand erneuert worden, und außerhalb der eigentlichen Stadt im Südosten führte Ludovico Burnacini zwischen 1687 und 1690 das kaiserliche Lustschloß Favorita auf, das neben der draußen im niederösterreichischen Lande südlich von Wien gelegenen Laxenburg in den Sommermonaten zum bevorzugten Aufenthalt Kaiser Leopolds wurde. Mit großartigen Plänen für ein Schloß in Schönbrunn trug sich der Thronerbe Joseph, die dann freilich noch nicht verwirklicht wurden. Schon seit Anfang der sechziger Jahre stand nicht weit von der Kaiserburg bei der gotischen Minoritenkirche mit dem Turmstumpf, dessen Spitze 1683 von den Türken herabgeschossen wurde, das Palais Starhemberg, und bis 1687 war ihm nach den Plänen von Pietro Tencala in der Nähe der Augustinerkirche das Palais Dietrichstein zugefügt worden, das von einem größeren Meister umgebaut wurde. Johann Bernhard Fischer von Erlach, 1656 als Sohn eines Grazer Künstlers geboren, war, nachdem er seine Lehrjahre in Italien verbracht hatte, 1686 nach Wien gekommen, wo er sich zuerst 1690 mit seinen Triumphbögen zur Begrüßung des in Augsburg zum römischen König gewählten Erzherzog Joseph gegen die Italiener durchsetzte. 1693 betreute er bereits 14 große Werke. Noch konnte nach 1690 Domenico Martinelli in der Stadt und in der Roßau die Schlösser der Fürsten Liechtenstein aufführen, von denen übrigens Fürst Carl Eusebius selbst 1684 einen Architekturtraktat verfaßt hatte. Auf Fischer von Erlach ging das Palais zurück, das der Hofkanzler Stratmann kurz vor seinem Tode in der vorderen Schenkenstraße vollendet sah, aber auch das Lusthaus auf dem 18 Braubach, Prinz Eugen
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Durchbruch zum R u h m
seiner zweiten Gemahlin gehörenden Besitz in Neuwaldegg vor der Stadt, das er „teils zu seiner selbsteigenen Rekreation und teils Ihre Majestät, wenn Sie allhier jagen würden, zu bedienen" bestimmt hatte 87 ). Des Kanzlers Tochter Eleonore war am 1. August 1692 dem Grafen Adam Batthyány angetraut worden88), der seinerseits in Wien den Schlöglhof in der Renngasse erwarb und ihn durch Fischer um die Jahrhundertwende zu einem Palais im modernen Stil umbauen ließ 89 ). Neben Fischer aber ist in jenen Jahren bereits der Mann getreten, der sein großer Rivale werden sollte, Gian Luca Hildebrandt, 1668 von deutschen Eltern in Genua geboren, in Rom in der Kriegs- und Friedensbaukunst ausgebildet, Teilnehmer an den letzten Campagnen des Prinzen Eugen in Italien und vielleicht mit diesem nach dem Vertrag von Vigevano 1696 nach Wien gekommen, bald mit dem Titel eines kaiserlichen Rates ausgezeichnet und zum Hofingenieur erhoben 90 ). Ihm gab Graf Mansfeld 1697 den Auftrag zur Errichtung eines Gartenpalais; auch er hat dann wie vor ihm Fischer seine Befähigung an Triumphbögen erprobt, die gleichfalls für den jungen römischen König, diesmal aus Anlaß seiner Hochzeit, aufgeführt wurden. Es gab in dieser ersten Epoche des Durchbruchs weltlicher barocker Kunst in Wien und den umliegenden Landen noch weitere Um- und Neubauten, und schon damals, vor und in der Jahrhundertwende, gehörte, wie wir bald sehen werden, zu den kaiserlichen Paladinen, die große Aufträge erteilten, der Prinz von Savoyen. Noch folgten Plastik und Malerei nur zögernd der vorwärts strebenden Architektur, und der verwöhnte Franzose Villars glaubte im Juni 1700 die spöttische Behauptung wagen zu können, daß es am Hof und in der Stadt nicht einen einzigen Maler gebe, dem man in Paris das Malen von Aushängeschildern anvertrauen würde 91 ). Das war eine Übertreibung, schon hatte der begabte Tiroler Peter Strudl eine Malerschule gegründet, die 1700 zur kaiserlichen Akademie erhoben wurde, und schon gab es ausgezeichnete Künstler und Handwerker, die sich mit Verständnis und Geschick um die äußere Ausschmückung und die innere Ausstattung der Herrensitze bemühten 92 ). Die Hauptstadt der Kaiser, die der Türkengefahr Herr geworden und zu größerer Macht in Europa gelangt war, wandelte sich. Das Leben rings um die Hofburg und um die sich oft unmit-
Leben in Wien um 1700
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telbar in die Bürgerhäuser einzwängenden Stadtschlösser behielt indessen noch lange seinen alten derb-naiven Zuschnitt. Um die Festigung des Glaubens und um die Hebung der Moral bemühten sich die zahlreichen Geistlichen und Ordensleute, mochten es nun Jesuiten oder Kapuziner oder Angehörige der neuen Niederlassungen von Trinitariern und Piaristen, Elisabethianerinnen und Salesianerinnen sein; man erfüllte seine religiösen Pflichten und man strömte zu den Predigten des P. Abraham, die weniger erbauten als erschreckten und aneiferten. Aber zur Askese neigte das Volk kaum, man wollte gut leben, sei es nun, daß man Zutritt zu den besseren Herbergen wie dem Goldenen Lamm, dem Roten H a h n und dem Jägerhorn hatte, in denen Kavaliere wie etwa jener bei Prinz Eugen gut angeschriebene Waadtländer Saint-Saphorin f ü r 10 Gulden in der Woche logierten 93 ), sei es, daß man sich in kleineren Schenken wie dem Grünen Baum am Neutor oder dem Hühnerloch am Schottentor belustigte oder auch raufte. Schlägereien und Ausschreitungen, an denen kleine Bürger und Soldaten ebenso wie Lakaien und mitunter auch türkische Sklaven beteiligt waren, zwangen o f t die Stadtguardia und die ihr 1695 zur Seite gestellten Rumorsoldaten zum Einschreiten: die auf uns gekommenen Aufzeichnungen eines jener Türken, des in den neunziger Jahren zur Dienerschaft des Kriegskommissars Graf Schallenberg gehörenden Osman Ibn Ahmed, vermitteln davon ein aufschlußreiches Bild 94 ). Von unerhörten Vorgängen, die ebenso unerfreulich hinsichtlich der Einstellung mancher Kreise der Bevölkerung wie „schmählich f ü r die Autorität der Regierung" waren, haben nicht nur zeitgenössische Journale, sondern auch die Berichte Villars' an seinen Hof ausführliche Darstellungen gegeben: wie am 21. Juli 1700 nach einem Streit zwischen einem Schornsteinfeger und einem Juden eine Volksmenge in das stattliche H a u s des H o f j u d e n Samuel Oppenheimer einbrach und plünderte, ohne daß sich zunächst die Soldaten von der in unmittelbarer N ä h e gelegenen Hauptwache rührten — spöttisch behauptete der Franzose, daß sie in der Hauptsache Schuhe flickten und Strümpfe stopften und selbst während des Schildwachstehens Wein verkauften — und wie erst bei einem neuen Tumult am Abend auf kaiserlichen Befehl Geschütze aufgefahren, einige der Aufrührer erschossen und zwei Rädelsführer aufgehängt, zugleich Wachen in das 18*
276
Durchbruch zum Ruhm
Haus gelegt wurden, was aber nicht hinderte, daß ein Jahr später, am 25. August 1701, wieder die Fenster eingeworfen wurden und bedrohliche Zusammenrottungen stattfanden, die gleichfalls erst am Abend ein blutiges Ende fanden, als der Platzkommandant Graf Rappach eine Salve auf die Menge abgeben ließ, der 6 Menschen zum Opfer fielen — „und wie es gewöhnlich geht, haben diese Unglücklichen für die Schuldigen gezahlt" 95 ). Immerhin zeigt das Aufsehen, das diese rüden Szenen hervorriefen, daß es sich um Ausnahmeerscheinungen handelte, und wenn nach der Meinung französischer Beobachter die Stadt des Kaisers sich wie in der Haltung der Menschen, so auch in Zahl und Art kultureller Darbietungen und der Vergnügungen mit Paris nicht vergleichen ließ, so machte sich doch eine Verfeinerung geltend, begann man sich auch in dem Bürgertum nach dem Vorbild zu richten, das hier wie allenthalben in Europa die aristokratische Gesellschaft, die Kavaliere, gaben. Nodi hat sich Villars darüber mokiert, daß während jenes Tumults im Juli 1700 sich mehrere Personen von Rang das Vergnügen machten, den „Spektakel" in Augenschein zu nehmen, ohne daran zu denken, einzugreifen und für Ordnung zu sorgen. Aber die aristokratische Welt war doch bemüht, die eigene Würde durch vornehmes Auftreten und erhöhten Aufwand zu demonstrieren und auch in den Vergnügungen einen besseren Geschmack zur Geltung zu bringen. Manches wurde dabei übrigens von dem „Erbfeind" im Osten übernommen: neben Chocolade trat der türkische Kaffee, man delektierte sich an Konfitüren orientalischer Herkunft, während andrerseits der Türke Osman seine Lage wesentlich zu verbessern wußte, indem er sich bei einem französischen Konditormeister zum Zuckerbäcker und bei einem kaiserlichen Hatschier in der Herstellung von Speiseeis ausbilden ließ9®). Wie man feierte, das läßt sich aus den Einkäufen Saint-Saphorins für ein Essen erkennen, das er 20 Freunden gab: Krebse, Hasen, Puten, Kapaune, Tauben, Hühnchen, je 11 Pfund Kalbs- und Ochsenfleisch, Speck und Eier und dazu Artischoken, die verschiedensten Salate und Kräuter, weiter Äpfel, Pfirsiche, Pflaumen, Birnen, Weintrauben, Feigen, Nüsse, Melonen wurden da beschafft, und es ist wohl kaum bei den Karaffen Bier und 11 Tiroler Weinflaschen geblieben 97 ). Außer dem beliebten Tiroler trank man die guten Ge-
Feste und Jagden
III
wachse aus der Umgegend und natürlich den feurigen ungarischen Tokaier, auch rauchte man, wobei portugiesischer Tabak bevorzugt wurde. Bezeichnend, daß f ü r jenes Fest des Schweizer Admirals eine Reihe von Kartenspielen bereitgestellt wurde, denn das Spielen in der verschiedensten Form, Hombre, Piquet, Tarock, Trictrac, war in den höchsten Kreisen ungemein beliebt, man begann es, wie etwa bei einer Einladung des französischen Botschafters, mitunter schon um 2 Uhr Mittags und setzte es bis in den späten Abend mit einer Leidenschaft fort, daß es bei jener Gelegenheit keiner der beteiligten kaiserlichen Minister bemerkte, wie Villars inzwischen eine lange Relation an seinen Hof verfaßte und expedierte 9 8 ). D a ß es dabei o f t um hohe Summen ging, enthüllt nicht nur die Rubrik Spielgelder in den Ausgabebüchern des kaiserlichen H o f e s " ) , sondern auch die Erzählungen jenes türkischen Dieners über die häufigen Gesellschaften, die seine Herrschaft gab, bei denen überaus großzügig audi die Lakaien und Mägde bedacht wurden 1 0 0 ). Vor allem in der Karnevalszeit häuften sich die Bälle und Schlittenfahrten, die Maskenfeste und „Wirtschaften", und dazwischen ging man in Komödien, Konzerte und Opern, die mehr anzogen als die alten Jesuitenaufführungen. Die Musik spielte, geliebt und gefördert von Kaiser Leopold, der selbst Arien komponierte, eine besonders große Rolle, da gab es, durchweg in Italienisch, Vorführungen allegorischer Stücke, zu besonderen Anlässen geschaffene Festdarbietungen, Komödien und Ballette, zu denen in jenen Jahren vor allem Antonio Draghi und Johann Josef Hoffer die Musik lieferten — nur einige Titel wie „Le promesse degli Dei", „Ii delizioso retiro di Lucullo", „Le finezze dell'amicizia e dell'amore", „II giordano pio", „Le tirannide abbattute della virtù" seien hier genannt 1 0 1 ). Freilich, in dem neuerbauten Opern- und Komödienhaus hinter der kaiserlichen Burg brach am 16. Juli 1699 ein Feuer aus, durch das in kurzer Zeit der ganze Bau vernichtet wurde 1 0 2 ), doch standen in den kaiserlichen Schlössern Theatersäle und in den großen Gärten Freilichtbühnen zur Verfügung, auch in den Palais' der Großen fanden sich Räume f ü r Liebhaberaufführungen. Selbstverständlich aber gab es f ü r die Männer noch ein anderes Vergnügen, dem man sich mit Leidenschaft hingab, die Jagd, in der neben die großen H e t z - und Parforcejagden das Entenschießen, die Auerhahnbalz, die Reiherbeize
278
Durchbruch zum R u h m
oder Falkenjagd traten. Wie fast alle Habsburger war der Kaiser ein leidenschaftlicher Nimrod, den es im Frühling für die Reiherbeize nach Laxenburg, im Herbst nach der Favorita und Schloß Ebersdorf als Ausgangspunkte für die großen Hirschjagden zog: rings um Wien gab es eben herrliche Jagdreviere, aber die Jagdgesellschaft zog auch mehrfach nach Böhmen, und immer wieder boten sich Abwechslungen, so etwa im Oktober 1699 eine Bärenjagd, bei der vom Kaiser nicht weniger als 8 dieser Untiere getötet wurden 103 ). In all dem kam eine volle, saftige Lebenslust zum Ausdruck, die sich durch Bußpredigten nicht beeinträchtigen ließ: so fromm und untadelig das Haupt dieses Hofes war, so wenig waren es manche seiner Glieder, und Villars glaubte feststellen zu können, daß es hier anscheinend Mode sei, stets verliebt zu sein, wobei er als spaßige Beispiele anführte, daß der Minister Kinsky einer Gräfin Weissenwolf und der alte Graf Jerger der jungen Comtesse Martinitz nachlaufe 104 ). Man war tief ergriffen vom Tode eines heiligmäßigen Mannes wie des P. Marco d'Aviano, dessen Aufbahrung und Beisetzung im August 1699 einen ungeheuren Zulauf von Adel und Volk hervorrief, aber so sehr er uneigennützig gewirkt und der Leichtgläubigkeit und Wundersucht entgegengetreten war 105 ), so viel Aberglauben begegnete man selbst in den gebildeten Schichten, so leicht ließ man sich von Prophezeiungen beeindrucken und leiten, scharte man sich um Besessene oder Zauberer, und es gehörte auch zu den „Divertissements" der hohen Herren, daß man, wie es Villars und der Prinz Vaudémont taten, heimlich Exorzismen beiwohnte 108 ). In zwei großen festlichen Schaustellungen hat dies ganze Wiener Leben der Jahrhundertwende Zusammenfassung und Gipfelpunkte gefunden: an beiden hat Prinz Eugen teilgenommen. Da galt es einmal einen großen Fürsten zu empfangen, mit dem man gegen die Ungläubigen verbündet gewesen war, in dem man aber doch einen Barbaren sah107). Große Vorbereitungen waren für diesen Besuch des Zaren Peter von Rußland getroffen worden, obwohl damals kaum einer die Kraft und die weitwirkende Bedeutung seiner Persönlichkeit ahnen mochte. Obwohl er inkognito als Mitglied einer von seinem Vertrauten Lefort geführten Gesandtschaft reiste, wurde doch schon großes Gepränge entfaltet, als er am Abend des 26. Juni 1698
279
Zar Peter in Wien
über die Leopoldstadt in Wien einzog, das er durch das Kärntner T o r wieder verließ, um draußen in Gumpendorf in den Königseggschen Gärten
Quartier
zu beziehen.
Und
wenn er in den
nächsten Tagen nur mit kleiner Suite beim Kaiser in der Favorita vorsprach
und
die
Sehenswürdigkeiten
der
Stadt
besichtigte,
so wurde am 29. Juni sein Namenstag prächtig gefeiert: da gab es eine große Gratulationscour,
und
am
Abend
wurde
„eine
vortreffliche Musik von 1 7 0 Instrumenten, als Trompeten, Pauken, Geigen, Hoboen, Schallmeien und allerhand anderen Saitenspielen,
präsentiert,
wobei
300
Damen,
so
viele
Kavaliere,
Ministri und Botschafter in prächtigem Aufputz sich eingefunden und mit Tanzen sich belustigt", anschließend auch noch unter Paukenschall
ein
Feuerwerk
abgebrannt
wurde.
Aufwendiger
aber noch dann die ihm zum Ehren vom Kaiser gegebene „kostbare
Wirtschaft,
wobei von
dergleichen
Fürsten,
wohl
niemals
Grafen, Kavalieren
gesehen
worden",
und Damen
die
ver-
schiedenen Nationen der Welt dargestellt wurden. Die Liste der 71 bevorzugten Gäste in Kleidungen, „worauf ungemeine Kosten, beiden Ihren Kaiserlichen Majestäten zu Ehren, als auch dem Moskowitischen Zaren die österreichische Pracht zu zeigen, gewendet worden", ist ebenso überliefert wie die Sitzordnung an der großen Tafel im unteren Saale der Favorita,
„welche
zu
diesem Festin gar nett sowohl mit den kostbarsten Tafeln, Spiegeln und anderen schönsten Mobilien ausgeschmückt gewesen und von einer fast unzählbaren Menge Wachskerzen auf und goldenen Leuchtern
erleuchtet w o r d e n " :
silbernen
da begegnet
uns
auch unter der N u m m e r 4 9 als einer der „Diener, so kein Frauenzimmer bei sich gehabt", der Prinz Eugenius von Savoyen! O b auch er bis 4 U h r wie Kaiser und Z a r ausgehalten und Zeuge gewesen ist, wie dieser „ungemein stark getanzt, das Frauenzimmer auf eine seiner ihm recht wohl angestandene Manier
ge-
schwenkt und sich also recht lustig und fröhlich erzeigt h a t " 1 0 8 ) ? Nicht minder glanzvoll gestalteten sich im folgenden J a h r Einzug und Empfang der zur Gemahlin des römischen Königs korenen
Prinzessin
Amalia
Wilhelmine
auser-
von H a n n o v e r 1 0 9 ) .
In
Tulln, wo sie mit ihrer Mutter am 18. Februar 1 6 9 9 angekommen,
begrüßte
sie ihr
künftiger
Gemahl
mit
120
Kavalieren
zu Pferd. In Schloß Ebersdorf machte ihr am 22. der Kaiser mit seinem H o f s t a a t seine Aufwartung, und von der F a v o r i t a aus
280
Durdibrudi zum Ruhm
fand dann am 24. der feierliche Einzug statt in einer Karosse, deren Wert man auf 50.000 Gulden schätzte, unter „drei unvergleichlich trefflichen Triumphbögen" hindurch — einer davon war Hildebrandts Werk —, inmitten einer jubelnden Menge an „auf das schönste illuminierten Häusern" vorbei zur Augustinerkirche, vor der das Kaiserpaar sie erwartete und in der des Papstes Nuntius, assistiert von den Bischöfen von Raab und Wien und 15 Prälaten, die Ehe konfirmierte. Im Großen Saal der Burg folgte im Glanz von 500 Kerzen „ein magnifiques Festin", während draußen das Volk seine Freudenbezeugungen im Scheine eines Feuerwerks bis in die Nacht fortsetzte. Mit einer „überaus prächtigen Serenade" von 13 Triumphwagen „von ungemeiner Arbeit und recht sonderbarer Schönheit" besetzt mit als Göttern, Göttinnen, Grazien, Titronen und Nereiden verkleideten Sängern, die das Konzert „Le triomphant Hyméné" vortrugen, fand die Feier am 28. Februar auf dem großen Burgplatz ihr Ende, doch gaben unmittelbar darauf die Karnevalstage Gelegenheit zu neuen Festen und Bällen, für die übrigens der vergnügungssüchtige, junge römische König audi in der Folgezeit stets zu haben war 110 ). Freilich, der kritische Villars fand an dem Einzug manches auszusetzen: die Triumphbögen lobte er, auch die Anordnung des Feuerwerks, auf die sich die Deutschen besonders gut verständen, alles andere aber konnte ihm nicht gefallen. Und als das Ergebnis einer Unterhaltung bei einem Diner, das er in diesen Tagen dem Prinzen von Savoyen und einigen hohen Würdenträgern des Hofes gegeben hatte, wußte er die pikante Mitteilung nach Paris zu machen, daß von dem jungen Ehepaar sie sehr häßlich aussehe und er sehr niedergeschlagen sei111). Doch zurück zu jenem Gast des Botschafters, der nun nicht mehr als Fremder in dieser Umwelt stand, sondern zu ihr gehörte und sie selbst mitgestaltete. Die bittere Zeit der Mittellosigkeit lag hinter ihm. Nun, im Frieden, flössen ihm wohl wieder die Einkünfte seiner italienischen Abteien zu. Dagegen fielen freilich wohl manche der im Kriege dem Feldmarsdiall gereichten Zulagen fort. Wie hoch die Einnahmen, abgesehen von den bestehenbleibenden des Regimentsinhabers, gewesen und wie sie schließlich gewachsen sind, läßt sich mit Sicherheit kaum feststellen. Aus den Protokollen des Hofkriegs-
Finanzlage Eugens
281
rats kann man entnehmen, daß nach einer kaiserlichen Verfügung aus dem Mai 1697 ihm neben dem „Alimento" das Winterstipendium mit 750 Gulden auf die letzten drei Monate, im Sommer die Verpflegung allein gereicht werden solle, während ein Referat aus dem Februar 1698 davon spricht, daß dem Prinzen Winter und Sommer 150 Mund- und 100 Pferdeportionen, dann jeden Monat 750 Gulden „zur Adjuta", ferner, „solange er in capite kommandiert", noch 75 Mund- und 50 Pferdeportionen zuständen. Weil im Frieden alle Generalsgagen aufgehoben waren, wurde sodann am 4. Oktober 1699 entschieden, daß ihm „per adjuta" bei seinem Regiment 6000 Gulden angewiesen wurden 112 ). All das gibt kein klares Bild. Es scheint ihm nicht gelungen zu sein, ein Generalat in Ungarn, um das er wohl verschiedentlich sich bemüht hat, zu erlangen 113 ). Selbst hat er Ende 1698 Villars mitgeteilt, daß alles, was er jährlich vom Kaiser erhalte, sich auf nicht mehr als 50.000 Livres belaufe 114 ). Im gleichen Jahre erhielt er jedoch, wie wir noch sehen werden, eine erhebliche Schenkung in Ungarn gelegenen Landes. Immerhin müssen die Gelder, die ihm zuflössen, so erheblich gewesen sein, daß er nicht nur alle Schulden, die er in den Jugendtagen in Frankreich gemacht hatte, bis auf den letzten Sou zurückzahlte, sondern sich auch in Wien anzukaufen, zu bauen und sich einen seiner Herkunft und seinem Rang entsprechenden Haushalt einzurichten vermochte. Er hatte, wie wir sahen, jahrelang in Wien die Gastfreundschaft des spanischen Botschafters Borgomanero in Anspruch genommen. Wahrscheinlich hat er auf sie schon einige Jahre vor dessen Tode verzichten können, aber wann dies geschehen ist und ob er aus der Botschaft sofort in das Haus gezogen ist, das er im Jahre 1690 in der Himmelpfortgasse inmitten der Stadt kaufte, wissen wir nicht. Von diesem Hause ist zuerst die Rede in einem Brief, den der Prinz am 11. November 1691 aus Turin an den damals in Wien weilenden Tarino richtete: da gab er dem Freund den Auftrag, sich, wenn er selbst nicht dort sein könne, um das Haus zu kümmern und alles so zu veranstalten und zu verbessern, wie er es für gut finde115). Daß er eifrig daran bauen ließ, zeigt dann ein weiteres Schreiben an Tarino vom 16. Mai 1694, wo er, diesmal aus Wien, dem nach Brüssel übergesiedelten Vertrauten erklärt, daß er ihm zur Zeit
282
Durchbruch zum Ruhm
nicht helfen könne, da er wegen des Hauses selbst in finanziellen Schwierigkeiten sich befinde 116 ). In der nächsten Zeit aber muß es ihm möglich gewesen sein, zu seinem Besitz einige Nachbarhäuser und Gärten hinzuzukaufen 117 ). Vielleicht hat des Prinzen Eugen Haus schon 1693 zu den 14 Werken gehört, die damals Fischer von Erlach unter den Händen hatte. Jedenfalls war es dieser große Architekt, der im Auftrage des Savoyers die Pläne für eine großartige Umgestaltung des ganzen Gebäudekomplexes entworfen und unter dessen Aufsicht in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre jenes „palais magnifique" entstand, von dem Villars in einem Bericht vom 18. März 1699 spricht 118 ). Ausdrücklich hat Fischer in seinem 1712 verfaßten „Entwurf einer historischen Architektur" dies Werk für sich in Anspruch genommen: „Dies Haus mit der großen Treppe ist nach dem Plan von Johann Bernhard Fischer von Erlach errichtet", heißt es unter der beigegebenen Ansicht des Palastes 119 ). Aus einem Gesuch an den Kaiser vom 3. Juni 1697, mit dem Portalbau auf die Straße hinausrücken zu dürfen, wird man schließen dürfen, daß zu dieser Zeit mit der siebenachsigen Front des Mittelstückes begonnen wurde 120 ). Schon aber hat der Prinz, wie die meisten anderen Großen des Hofes sich auch Möglichkeiten für die Errichtung eines Sommerhauses vor der Stadt zu schaffen gesucht. Bereits 1693 soll er sich Gärten und Felder am Rennweg im Südosten Wiens gekauft haben, die sich in langen Streifen zu einer Anhöhe emporzogen, von der aus man über die Stadt hinweg auf die Hügel des Kahlenberges blicken konnte. Und hier muß er auch vor der Jahrhundertwende zum mindesten Gartenarbeiten eingeleitet haben, denn aus erhaltenen Korrespondenzen ergibt sich, daß 1700 Terrassen angelegt waren und daß zwei Jahre später eine den unteren Teil von dem oberen Parterre scheidende Quermauer errichtet werden sollte. Von der ständigen Pflege und Arbeit an dieser Stelle künden ferner Notizen im Wienerischen Diarium aus dem Jahre 1704 über den Tod eines „Lustgärtners" und eines Arbeiters „in Ihrer Durchlaucht von Savoyen Garten am Rennweg" 121 ). Bei den erwähnten Korrespondenzen handelt es sich um Briefe, die Fischers jüngerer Rivale, Johann Lukas Hildebrandt, 1702 an den Prinzen richtete. Die erste Aufgabe, die er für Eugen übernahm, lag fern von Wien, in Ungarn. Dort waren
Paläste in Wien und Güter in Ungarn
283
dem Sieger von Zenta zwei größere Besitzungen im Laufe des Jahres 1698 zugefallen. Einmal hatte der Kaiser einen nach dem Zusammenbruch der Türkenherrschaft von der Krone in Besitz genommenen Güterkomplex in dem zum Comitat Baranya gehörenden Distrikt von Siklós zur Belohnung von verdienten Generälen bestimmt und nach Ausscheidung eines Anteils f ü r C a p r a r a zwei weitere Teile im Werte von je 70.000 Gulden f ü r die Witwe des bei Lugos gefallenen Feldmarschalls Veterani und f ü r den Prinzen Eugen bestimmt und ihnen zur Auswahl gestellt, wobei dann noch ein restliches Los im Wert von 10.000 Gulden dem Prinzen zusätzlich zugedacht wurde 1 2 2 ). Er hatte das Vorrecht bei der Option, zu deren Vornahme ihn die H o f kammer am 19. Juli 1698 zur Entsendung eines Bevollmächtigten an O r t und Stelle aufforderte. Nach dem Bericht des zuständigen Beamten vom 1. September fiel die Entscheidung dahin, daß von den in der Landspitze zwischen Donau und Drau gelegenen Gebieten die gegen die Donau sich erstreckenden Gebiete f ü r den Prinzen in Anspruch genommen wurden, nicht ohne daß übrigens Eugens Vertreter Koch — der später als Hauptverwalter von Eugens Vermögen und als sein treues „Faktotum" oft genannte Mann begegnet uns hier zum erstenmal — gegen die Herausnahme der besten Güter f ü r Caprara und gegen Nutznießungsrechte des Bischofs Jany von Syrmien Protest erhoben und behauptet hatte, daß aus diesen schlechten Dörfern und wüsten Ländereien die angegebene N u t z u n g nicht zu hoffen sei. Es handelte sich dabei um 13 Dörfer, zu denen vor allem Bellye und Baranyavar gehörten, und um 21 „Prädien". D a eine Untersuchung in der Tat nur einen Wert von an die 62.000 mit einem Jahresertrag von noch nicht 4500 Gulden ergab, wurden auf Befehl des Kaisers an die Kameraladministration in Ofen vom 7. Oktober 1702 noch weitere Bodenstücke zugeschlagen, und nach dem Tode des Bischofs Jany im Jahre 1702 kamen im Norden noch fünf weitere Dörfer mit ihren Ländereien hinzu, darunter das Gut Vörösmarton, also die Gegend, von der die Feldzüge von 1697 und 1698 ihren Ausgang genommen hatten: hierfür hatte freilich der Prinz jährlich an den Fiskus 1000 Gulden zu entrichten, doch soll der Kaiser auf sein Kaufangebot später auch dieses Land ihm geschenkt haben 1 2 3 ). Auf andere Weise war er im gleichen Jahre 1698 in den Besitz der langgestreckten Donau-
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Durchbruch zum Ruhm
insel Czepel unterhalb von Ofen und Pest gelangt 124 ). Sie war 1695 von dem bisherigen Eigentümer aus dem Geschlecht der Esterhazy an den Grafen Donat Heissler verkauft worden, der 1696 im Türkenkrieg den Tod gefunden hatte. Mit seiner Witwe Barbara Maria schloß nun Eugen am 4. August 1698 einen Kaufvertrag, nach dem die Insel mit allen zugehörigen Gütern und Rechten gegen eine Zahlung von 85.000 Gulden, davon 15.000 sofort, 20.000 durch Überlassung von Ansprüchen an den Staat und die übrigen 50.000 in Raten binnen Jahresfrist, sein Eigentum wurde. Das dicht südlich des heutigen Budapest beginnende von der Donau umflossene Eiland, das sich in einer Länge von 30 Kilometer und einer Breite von 3 bis 5 Kilometer nach Süden erstreckt, zu dem auch noch am rechten Ufer des Stroms ein Promontor genanntes gebirgiges Gelände gehörte, war einst von ungarischen Herrschern als Sommeraufenthalt benutzt, einmal auch einer Königin als Brautschatz gegeben worden. Auch hier hat es Auseinandersetzungen mit den zuständigen Behörden gegeben: in einem eigenhändigen Schreiben in der hier vorgeschriebenen lateinischen Sprache hatte sich der Prinz noch vor Unterzeichnung des Kaufvertrags an den Kaiser mit der Bitte gewandt, ihm in Ansehung seiner Dienste den Konsens zu erteilen, weiter audi das „jus perennale et haereditorium" für seine Erben, und zwar Nachkommen, Agnaten und Cognaten beiderlei Geschlechts, und die Befreiung von fiskalischen Abgaben, zu gewähren, worauf die zuständige Hofkammer in einem Gutachten vom 31. Juli 1698 doch Bedenken erhob, wobei übrigens im Hinblick auf das Erbrecht darauf hingewiesen wurde, daß der Prinz — der Abt der zwei italienischen Klöster — sich im geistlichen Stande befinde und daher „de facto im Stande nicht sei, Posterität zu haben", man daher, falls er im Zölibat verbliebe, ihm höchstens das Recht, einen Erben zu bestimmen, zubilligen könne. Im wesentlichen schloß sich der Kaiser in dem am 30. Januar 1699 erteilten Konsens den Vorschlägen der Hofkammer an, mit denen, wie er meinte, Eugen auch zufrieden sein könne. Es war schon ein stattlicher Besitz auf fruchtbarem Boden, der ihm damit zugeeignet wurde, mit dem Mittelpunkt in dem Ort Ráckewe und mit einer Anzahl weiterer Dörfer, die freilich zum Teil damals infolge der Kriegsereignisse nur schwach bevölkert waren. Wenn der Prinz nun wohl sofort
Schloß Ráckewe
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daranging, Kolonisten anzusiedeln — von dem Ergebnis werden wir später zu sprechen haben — so entschloß er sich auch rasch, sich in Ráckewe ein Schloß bauen zu lassen, und dies war der erste große Auftrag, den der ihm von den letzten Italienfeldzügen bekannte Hildebrandt von ihm erhielt. Er hat die H a u p t p l ä n e im Jahre 1701 fertiggestellt, und aus erhaltenen Teilen der Korrespondenz zwischen ihm und dem Bauherrn aus den Monaten Januar bis April 1702 läßt sich ersehen, daß an der endgültigen Gestaltung der Entwürfe neben dem von dem Prinzen zum Verwalter seiner ungarischen Besitzungen eingesetzten Francesco Aloisi auch Eugen selbst beteiligt war 1 2 5 ). Nachdem Hildebrandt im Februar 1702 und erneut wohl im Mai in Ráckewe persönlich die Anordnungen getroffen oder überwacht hatte, müssen die Bauten an dem Schloß, auf die auch Pässe der H o f k a m m e r f ü r heranzuführende Materialien, darunter 110 Zentner Eisen, aus dem Sommer 1702 hinweisen 126 ), rasch fortgeschritten sein: den H a u p t b a u wollte Hildebrandt noch im gleichen J a h r vollenden, mit den Gartenanlagen im Herbst beginnen. Was die Kosten betraf, so hat Aloisi sie auf 100.000 Gulden berechnet; f ü r die Aufmerksamkeit, die Eugen auch der Finanzierung widmete, spricht die Weisung, ihm genau die Kostenunterschiede bei den verschiedenen ihm vorgelegten Varianten der Pläne anzugeben. Schon zu diesem Zeitpunkt aber war Eugen, der, wie wir feststellen können, in den Monaten August bis Oktober 1700 sich zu eingehender Besichtigung der ihm zugefallenen Güter in Ungarn aufgehalten hatte 1 2 7 ), nicht mehr in der Lage, sich von der Durchführung seiner bei dieser Gelegenheit getroffenen Anordnungen und von den Fortschritten des Schloßbaues auf der Insel zu überzeugen, und es hat wohl Jahre gedauert, bis sich ihm die Möglichkeit bot, das Werk Hildebrandts zu besichtigen und selbst dort Wohnung zu beziehen, denn ein neu ausgebrochener Krieg, der sich über mehr als ein Jahrzehnt hinziehen sollte, nahm ihn fortan voll in Anspruch. Außer jenen Sommermonaten 1700, in denen er in Ungarn war, scheint Prinz Eugen in dieser Friedenszeit zwischen 1698 und 1701 nicht f ü r längere Zeit von Wien abwesend gewesen zu sein. Wohl hatte es nach dem Frieden geheißen, der Kaiser wolle im Sommer 1699 20.000 Mann seiner Truppen, „damit selbe in dem exercitio verblieben", in einem Lager unter dem
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Durchbruch zum Ruhm
Kommando Eugens zusammenziehen und dies „Campement" jedes Jahr wiederholen 128 ), doch ist es dazu wohl aus finanziellen Gründen nicht gekommen. Was für Aufgaben aber hatte er dann noch zu erfüllen? Sicherlich hat er sich um sein Regiment, die Savoyen-Dragoner, gekümmert, für das er schon 1698 die Erhöhung des Sollstandes von 800 auf 1000 Mann betrieben hat 129 ). Auch sonst hat er sich wohl auf militärischem Gebiet betätigt, wurde er zu Verhandlungen zugezogen, die sich in dieser Beziehung aus den Friedensschlüssen im Westen und im Osten ergaben, wie er denn nach einem Berichte Villars' am 12. September 1699 mit diesem über die Frage der Räumung der Festung Breisach durch die Franzosen sprach 130 ). Auch manche unerfreulichen Streitigkeiten aus der Kriegszeit fanden ihre Fortsetzung und galt es zu bereinigen, so etwa den Zwist zwischen dem aus dem Venezianischen stammenden Grafen Venzati, der es trotz zweifelhafter Herkunft zum Generaladjutanten gebracht hatte und trotz notorischen Schuldenmachens und ärgerlicher Ausschreitungen in Wien mächtige Gönner besaß, und dem mit Eugen engverbundenen, wohl an Roccaviones Stelle getretenen Hauptmann der Savoyen-Dragoner Baron Gourcy de Charré, der freilich auch einiges auf dem Kerbholz hatte und zeitweise wegen Entführung der Frau des Ingenieurs Dumont festgesetzt war: der Handel hat in den Jahren 1699 bis 1701 zu einem Rattenschwanz von Klagen und Gegenklagen, zur Bestellung einer Untersuchungskommission, zu Verhandlungen, Ausgleichsversuchen und Entscheidungen geführt, aus denen Venzati wohl besser hervorgegangen ist, als er es verdient hätte. An ihm besaß der Prinz, dem der Intrigant vorwarf, grundsätzlich verächtliche Menschen zu fördern und ehrenhafte und tüchtige zu unterdrücken, seitdem einen haßerfüllten Gegner, der nicht ungefährlich war, da es ihm offenbar gelang, sich bei Kaiser Leopold einzuschmeicheln und von diesem geheime Aufträge zu erhalten — um nach dessen Tod sich den Franzosen anzubieten, denen er sich durch giftige Pamphlete gegen den Wiener Hof und besonders den Savoyer zu empfehlen suchte131). Daß Eugen in dieser Zeit dem Kaiser persönlich näher getreten ist, wird man nicht behaupten können, wenn Leopold ihm auch auf Grund seiner Leistungen stets gewogen und dankbar blieb. Die großen Erfolge hatten den Habsburger nicht hochmütig
Die kaiserliche Familie
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gemacht, aber mit zunehmendem Alter wurde er immer schwerfälliger und immer weniger geneigt, die richtigen Erkenntnisse in Taten umzusetzen, immer abhängiger von seinen geistlichen Betreuern, wobei die jetzt im Vordergrund stehenden Jesuitenpatres Wolff und Menegatti wohl besten Willens gewesen sein dürften, aber nicht die hohen Charaktergaben des verstorbenen Marco d'Aviano besaßen 132 ). U n d mehr noch als früher klagten die Minister über seinen Widerwillen gegen die Geschäfte und sein ständiges Zaudern, so daß man mit nichts weiter kam, über die Hartnäckigkeit andrerseits, in der er sich jeder Störung in seinen frommen Übungen in Kirchen und Klöstern, aber auch in seinen Liebhabereien, der Jagd und der Musik, denen er unendlich viel Zeit widmete, widersetzte 1 3 3 ). Vor allem in der „Devotion" wurde er von der Kaiserin bestärkt, deren Tugend und exemplarisches Leben allgemein gerühmt, von der freilich auch behauptet wurde, daß sie zornig und nachtragend sein könne und den Sünder mehr als die Sünde hasse 134 ). Auch zu ihr, die angeblich immer mehr versuchte, sich politisch zur Geltung zu bringen — vor allem wohl zugunsten ihres pfälzischen Hauses, dessen H a u p t , ihr Bruder Johann Wilhelm, bei einem Aufenthalt in Wiener Neustadt im August 1700 sehr gefeiert wurde 1 3 5 ) — f a n d Eugen kaum Zugang. Aber da war die aufgehende Sonne, der junge römische König Joseph, ganz anders geartet als der Vater, mit dem er nur die Vorliebe f ü r Jagd und Musik teilte, von schneller Auffassung und Entschlußkraft, leidenschaftlich und heftig, ein Mensch, auf den, wie auch Villars feststellte, nur wenig von dem gravitätischen Ernst des Hauses Österreich übergegangen zu sein schien 136 ). Das Streben der Eltern, ihren Kindern Tugend und Frömmigkeit einzupflanzen, hatte bei diesem Sohne nur wenig Erfolg gehabt, und wenn er dem Vater Respekt entgegenbrachte, so war er auf die Mutter schlecht zu sprechen, weil sie seiner Sinnlichkeit und Vergnügungssucht Zügel anlegen wollte: es war vergeblich, ganz Wien sprach von seiner „Galanterie", von seinen Beziehungen zu Hoffräuleins wie der Dorothea oder „Turle" von Daun, aber auch von Liebschaften des wenig wählerischen H e r r n mit Kammerzofen, und die H o f f nung, daß ihn die Vermählung mit der um fünf Jahre älteren hannoverischen Prinzessin wandeln würde, mußte man bald aufgeben, zumal sie nur wenig Charme besaß 137 ). Seine Erziehung
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Durdibruch zum Ruhm
hatte zwar hauptsächlich in den Händen eines Geistlichen, Franz Ferdinand Rummels, gelegen und ihm, der dann zum Bischof von Wien aufstieg, hing er wohl an, um so mehr aber war er gegen die Jesuiten eingestellt und man erzählte von ihm, daß er seinen Dienern befohlen habe, den P. Wolff, falls er in seinen Zimmern auftauchen sollte, aus dem Fenster zu werfen. Aber würde er, der Geist und Bildung besaß, nicht frischen Wind in die verstaubten Säle und Schreibstuben von Hof und Behörden bringen? Wenn er auch noch mehr Interesse an Vergnügungen und wilden Jagden als an ernster Arbeit zeigte, so war er doch ehrgeizig, ersehnte kriegerischen Ruhm und politischen Erfolg. Wenn er sich nur nicht durch sein ungewöhnlich heftiges Temperament zu Dummheiten hinreißen ließ und damit alles verdarb! Er wird, so meinte zweifelnd Villars, der ihm freilich auch wegen seiner Abneigung gegen die Franzosen wenig geneigt war, weder ein guter Herr noch ein großer Mann werden 138 ). Er lobte dagegen den um sieben Jahre jüngeren Erzherzog Karl, der ebenso sanft, gutmütig und ehrenhaft sei, wie Joseph zufahrend und brutal, aber im Grunde war er noch zu jung, als daß man über ihn wirklich urteilen konnte 139 ). Ein jedem Schlendrian feindlicher, für rasches Handeln und entschiedene Beschlüsse eintretender Mensch wie Eugen mußte sich doch zu dem Thronfolger hingezogen fühlen, und in der Tat galt er, wie wir noch sehen werden, in den nächsten Jahren als Anhänger des sogenannten jungen Hofes, wie andrerseits auch Joseph ihm von Anfang an Vertrauen entgegengebracht haben dürfte. Einstweilen stand er ja noch außerhalb der Politik, und es war wohl auch nicht so, daß er über den Hofkriegsratspräsidenten seine Meinung irgendwie zur Geltung hätte bringen können, denn von Ernst Rüdiger Starhemberg, der schon immer mehr ein tapferer Haudegen als ein gewandter Hofmann und politischer Fechter gewesen war, hieß es, daß er sich ganz innerhalb der ihm zugewiesenen Sphäre des Militärs halte 140 ). Dazu kam wohl noch, daß Starhemberg mit dem eigentlichen Leiter der Politik, dem Grafen Kinsky, sehr schlecht stand. Gerade zu diesem hatte ja nun Eugen persönliche Beziehungen geknüpft und mit ihm während der schwierigen Situation des Jahres 1696 eine vertrauliche Korrespondenz unterhalten. Wir wissen nicht, ob dies gute Verhältnis auch nach seiner Rückkehr aus dem Feld
Veränderungen im Ministerium
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fortbestanden hat. Dem stolzen, herben Böhmen, der in einer Zeit allgemeiner Lust der Großen zu Repräsentation und Pracht betont einfach blieb und kein großes H a u s hielt, der vor allem aber keine Rücksichten kannte als die auf die österreichische Macht, waren viele gram, audi Eugens badischer Vetter, der seinen Rang als Reichsfürst von dem Minister nicht genügend beachtet glaubte 1 4 1 ). Man hatte ihm schon o f t Ungnade und Sturz prophezeit, dazu kam es nicht, doch gerade in den Tagen, in denen Wien von dem Lärm der Festlichkeiten um die Hochzeit des römischen Königs erfüllt war, ist er nach kurzer Krankheit am 27. Februar 1699 gestorben. Der Franzose Villars, der ihm überraschend unvoreingenommen gegenübergestanden hatte, war erstaunt, daß den Kaiser dieser Verlust eines Mannes, dem er seit dem Tode des Hofkanzlers Stratmann am meisten vertraut hatte, nicht sehr zu berühren schien, obwohl kein anderer da sei, der wie Kinsky mit Erfahrung große Gesichtspunkte, Uneigennützigkeit und Festigkeit verbinde 1 4 2 ). Ein halbes Jahr später bestätigte der Diplomat, daß er mehr Geist, Entschlossenheit und Genie gehabt habe, als alle derzeitigen Berater des Kaisers 143 ). Statt des einen waren es nun viele, in einer engeren Konferenz versammelten sich fünf Minister mit einem Referendar, während es daneben auch vorkam, daß eine große Konferenz aller Behördenchefs — mit dem König von Rom ein Dutzend, und dazu eine Reihe von Referendaren — zusammentrat 1 4 4 ). Von den eigentlichen Ministern waren Obristkämmerer Graf Waldstein und Graf Buccelini, Stratmanns Nachfolger als österreichischer H o f k a n z l e r , nach allgemeinem Urteil mittelmäßige Geister 145 ). Als erfahrener Soldat und Diplomat galt dagegen der zum Obristhofmarschall aufgestiegene und zum Fürsten von Fondi in Neapel erhobene Graf Heinrich Franz Mansfeld, der uns schon als Botschafter in Madrid bei Eugens Besuch in Spanien und als Unterhändler des Vertrags von Vigevano 1696 begegnet ist, aber man traute ihm nicht, er galt als unruhig und intrigant, und es bestand wohl schon damals zwischen ihm, der einst die Gräfin von Soissons in Spanien wenig freundlich empfangen hatte, und ihrem Sohne keine Sympathie 1 4 6 ). U m so mehr hat der Prinz sich offenbar mit den beiden Ministern gutzustellen gesucht, die sich vor allem bemühten, an Kinskys Stelle zu treten, was sie zu Rivalen machen mußte. Der eine war der über 60jährige 19 Braubadi, Prinz Eugen
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Durchbruch zum Ruhm
Graf Ferdinand Bonaventura Harrach, der nach der Rückkehr von wichtiger diplomatischer Mission in Spanien nodi vor Kinskys Tod gegen dessen Widerspruch den ersten Rang des Hofstaats als Obristhofmeister erhalten hatte. Dafür war er, dem der Kaiser seit langem freundschaftlich verbunden war, auch ganz geeignet, denn er war ein galanter Mensch im guten Sinne, liebenswürdig, höflich, taktvoll, ehrenhaft, auch gebildet und kunstsinnig. Aber war er auch fähig, als erster Minister zu wirken, wozu ihm der Vorrang seines Amts und der damit verbundene Einfluß für alle finanziellen Dinge ein Anrecht zu geben schienen? Auch er besaß große diplomatische Erfahrung, und dumm war er gewiß nicht, aber es mangelte ihm an Entschlossenheit und Energie, er war im Grunde eine unpolitische Natur und dazu in der Geschäftsbehandlung allzu nachlässig, ja geradezu träge und faul 147 ). Prinz Eugen hat das sicher erkannt, und es mußte ihn auch kritisch stimmen, daß zu der Klientel des Obristhofmeisters gerade die Menschen gehörten, die er entweder wegen ihres Charakters ablehnte — wie Mansfeld — oder wegen ihrer politischen Einstellung und Unfähigkeit verachtete — wie Waldstein, Buccelini und audi den bei Hof gern gesehenen Schwager Harrachs, den Bischof von Passau Graf Lamberg. Und doch scheint er versucht zu haben, mit ihm in ähnliche Beziehungen zu gelangen, wie er sie zu Kinsky hergestellt hatte: wir werden sehen, daß er nach Ausbruch des neuen Krieges ihm wie fünf Jahre zuvor Kinsky vertrauliche Berichte zukommen ließ, wobei er ihn wohl auch bat, sich seiner persönlichen Interessen etwa im Hinblick auf freiwerdende Generalate zu erinnern 148 ). Dabei hat er in politischer Beziehung von seinem Rivalen, dem Grafen Dominik Andreas Kaunitz, sicher mehr gehalten. Ihm, dem Sproß eines böhmischen Geschlechtes, der fast zwei Jahrzehnte jünger war als Harrach, war er schon in jenem ersten Winter nach seiner Flucht bei seinem Besuch in München begegnet, wo Kaunitz mit Geschick die kaiserliche Politik vertrat, unterstützt von seiner charmanten jungen Frau, der damals Kurfürst Max Emanuel in auffallender Weise den Hof machte 149 ). Er war später als Gesandter in den Haag gegangen und an den Friedensverhandlungen von Ryswick beteiligt gewesen, von wo er erst im Januar 1698 nach Wien gekommen war. Hier hatte er sich um den durch den Tod des Grafen
Harrach und Kaunitz
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Windischgrätz freigewordenen Posten des Reichsvizekanzlers beworben und mit H i l f e der von der Kaiserin geführten pfälzischen Partei über seine Konkurrenten gesiegt, obwohl sidi Kinsky seiner Berufung widersetzte. U n d er hat dann mit seiner Geschmeidigkeit, aber auch mit seinen politischen Fähigkeiten dodi den böhmischen Landsmann f ü r sich gewinnen können. Villars, der ihn einst am bayrischen H o f e bekämpft hatte, rühmte nun seine Klugheit und sein Verständnis und bezeichnete ihn als den besten Kopf, den der Kaiser seit Kinskys Tod im Ministerium hatte. Sicher war er in politischer Beziehung Harrach überlegen, ein großer Staatsmann war freilich auch er nicht. Auf ihn gewann der übrigens zuletzt mit Kinsky eng verbundene H o f k a m m e r r a t Palm Einfluß 150 ). Kaunitz war das jüngste Mitglied der engeren Konferenz, und wenn sich die älteren H e r r e n um Harrach scharten, so fühlte sich zu ihm eine jüngere Generation hingezogen: so Kinskys hochbefähigter, temperamentvoller und selbstbewußter Neffe Graf Johann Wenzel Wratislaw, den der Onkel in die Politik eingeführt und dem er voll vertraut hatte 1 5 1 ), der wegen seiner ausgesprochenen Begabung f ü r die Finanzen von den Bankiers, weniger von den Höflingen geschätzte Graf Gundaker Starhemberg, ein jüngerer Bruder des Hofkriegsratspräsidenten, den man im Sommer 1698 zum Vizepräsidenten der H o f k a m m e r ernannte, ohne ihm freilich die Macht zu der gerade hier dringend gebotenen Beseitigung der herrschenden Unordnung zu geben 152 ), wohl auch der gleichfalls von der Kaiserin und ihrem pfälzisdien Anhang geförderte Philipp Ludwig Sinzendorf, der mit der Sendung nach Paris im Frühjahr 1699 seinen ersten großen diplomatischen Posten erhielt 153 ). In Verbindung audi mit dem römischen König und mit dessen früheren „Ajo", dem erheblich älteren Feldmarschall Fürst Karl Theodor Salm 1 5 4 ), drängten sie vorwärts, aber weit gelangten sie trotz der Stütze an dem Reichsvizekanzler nicht: wie stark die K r ä f t e des Beharrens waren, das erwies sich, als im Frühjahr 1700 mit Hilfe Harrachs eine aus dem P. Menegatti und dem ehemaligen ersten Kammerdiener des Kaisers Hieronymus Scalvinoni bestehende Hofclique den von allen einsichtigen Menschen als unfähig erkannten Grafen Salaburg in der H o f k a m m e r als Präsidenten dem tüchtigen Starhemberg vor die Nase setzte 155 ). Die Folge war, daß, als es zu der großen Krise in Europa kam, wenigstens 19*
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nach den Behauptungen Villars', sich kein Geld in den Kassen des Kaisers befand, daß das Heer reduziert und vernachlässigt und man auf nichts vorbereitet war und man, wie es früher ja schon oft gewesen war, seine Hoffnung allein auf die Hilfe Gottes, auf das berühmte Mirakel des Hauses Österreich, setzen konnte 156 ). Zu jener Gruppe der Jungen hat ganz gewiß der gleichfalls noch junge Feldmarschall in der Himmelpfortgasse gehört, in diesen Jahren hat er wohl Freundschaft geschlossen mit Wratislaw und sich verständigt mit Gundaker Starhemberg und Sinzendorf. Unmittelbare Zeugnisse dafür haben sich zwar nicht erhalten, aber das hängt wohl damit zusammen, daß wir über sein Leben in dieser Zeit nach Zenta und vor Ausbruch des Spanischen Erbfolgekrieges nur wenig aus zufälligen Erwähnungen wissen. Wir sahen bereits, daß er im Sommer 1698, unmittelbar bevor er nochmals nach Ungarn aufbrach, an dem Empfang des Zaren teilnahm: als Diener oder Bauer trafen wir ihn bei der großen „Wirtschaft" des Kaisers in der Favorita, und auch unter den Gästen eines Diners, das Peter am 27. Juni im Königseggschen Gartenpalais in Gumpendorf gab, wird er ausdrücklich neben Ernst Rüdiger Starhemberg, dem Prinzen Maximilian von Hannover und dem reichen Fürsten Adam Liechtenstein genannt 157 ). Und mehrfach begegnet er uns in den Berichten des seit Anfang August 1698 als französischer Botschafter in Wien weilenden Villars, der nunmehr wohl anders über den Türkensieger urteilte als nach der gemeinsamen Campagne vor einem Jahrzehnt und offenbar sich mit dem Feind seines Herrn recht gut zu stellen wußte. Da hören wir, daß trotz eines heftigen Etikettestreites, in den der Franzose mit des Erzherzogs Karl Erzieher Anton Liechtenstein geraten war, Eugen und Commercy ihn im Februar und März 1699 mehrfach besuchten und bei ihm dinierten, wobei man audi offen über den eben verheirateten römischen König und seine wenig anziehende Frau sprach, weiter im Juli und September von Zusammentreffen bei Essen, bei denen man sich auch über politische Dinge ausließ und der Prinz eine Unterredung Villars' mit Kaunitz veranlaßt zu haben scheint, auch von den Gesprächen im Juli 1700, als die Tumulte vor dem Hause Oppenheims zu einem spöttischen Gedankenaustausch des Botschafters mit Eugen und Vaudémont über das Verhalten
Leben Eugens um 1700
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von Regierung und Polizei Anlaß gaben 158 ). Die aus Lothringen stammenden Waffengefährten Commercy und Vaudémont scheinen damals vor allem die Begleiter des Savoyers gewesen zu sein. Zu dieser Wiener Prinzenkolonie aus dem romanischen Westen ist aber damals noch ein vierter getreten, dessen überraschendes Erscheinen für das Leben Eugens von ganz besonderer Bedeutung sein mußte: er war am Abend des 13. März 1699 gerade mit Villars zusammen, als ihm die Ankunft seines Bruders, des Grafen von Soissons, gemeldet wurde 159 ). Es sollte keineswegs nur ein vorübergehender Besuch sein. Wir müssen hier noch einmal zu der Geschichte der Familie Eugens, zu den Kindern der Olympia Mancini, zurückkehren. Von den fünf Brüdern war einer schon in der Jugend gestorben und Ludwig Julius 1683 vor Wien tödlich verwundet worden. Auch der Zweitälteste, der zum geistlichen Stand bestimmte Philipp, hatte ein frühes Ende gefunden. Von ihm hat die Liselotte von Orléans ein wohl noch unvorteilhafteres Porträt entworfen als von seinem jüngsten Bruder: ein häßlicher blonder Mensch mit hohlen Backen, einer Sperbernase, einem großen Mund und hängenden Lippen, leichtsinnig bis zur Tollheit, mit einem verderblichen Hang zu Ausschweifungen aller Art 160 ). Unliebsames Aufsehen erregte dieser merkwürdige Abbé bei einem Aufenhalt in England im Jahre 1684. In einem Duell mit dem Sohn des schwedischen Feldmarschalls Banér, wozu die Leidenschaft beider Kavaliere für Philipps eigene Tante Hortense, die audi in reiferen Jahren noch anziehende Herzogin Mazarin, die Veranlassung gegeben haben soll, verletzte er den Gegner tödlich 161 ). Der Verurteilung durch ein englisches Gericht folgte die Begnadigung, aber die kirchliche Verfemung konnte er nur durch das Gelübde zum Kampf gegen die Ungläubigen abwenden. Er hat in der Tat auf Morea in venezianischem Dienst gekämpft und nach einer Verwundung die Erlaubnis zur Rückkehr nach Frankreich erhalten. Von dort hörte man dann sowohl von finanziellem Mißgeschick als auch von hohen Spielschulden, von Zwist und Einigung mit dem ältesten Bruder wegen der Erbschaft der Großmutter, die er zunächst handstreichartig ganz an sich zu bringen suchte, und von seinem plötzlichen Tod: von den Blattern ergriffen, ist dieser „große Narr", wie ihn die Herzogin von Orléans charakterisiert, am 4. Oktober 1694 in Paris gestorben1®2).
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Durchbrudi zum Ruhm
So war von Olympias Söhnen außer dem jüngsten nur noch der älteste übriggeblieben, Ludwig Thomas, der vom Vater den hohen Titel des Grafen von Soissons geerbt hatte 163 ). Daß er eine unsympathische Persönlichkeit war, wird man gewiß nicht sagen können; er war tapfer und nicht ohne Ehrgefühl, dabei aber unstet und ungeschickt, ein Pechvogel, der aus seinem Leben, aus den Möglichkeiten, die ihm Geburt und Stellung boten, nichts zu machen verstand und schließlich wie ein Vagabund durch die Lande zog, hier und da anklopfend, um sich einen standesgemäßen Posten zu erbetteln. Und doch hatte es einmal, als seine Mutter noch eine Rolle am französischen Hofe spielte, eine Zeit gegeben, in der seine Kandidatur für die polnische Königskrone ernsthaft erwogen wurde. Es ist nichts daraus geworden, und wenn er in den letzten Jahren des Holländischen Kriegs als Chef eines französischen Regiments sich auszeichnete, so hat er dann vor allem bei seiner Großmutter, der Prinzessin von Carignan, größten Anstoß erregt, indem er einem Mädchen geringerer Herkunft das Heiratsversprechen gab und sie nach Erreichung seines 25. Lebensjahres im Dezember 1682 heiratete: Uranie de la Cropte-Beauvais war nach der Schilderung eines verwöhnten Zeitgenossen „schön wie der junge Tag" 164 ), anziehend und sanft, wenn auch kaum sehr begabt, aber sie war, wenngleich nicht, wie böse Zungen behaupteten, ein Bastard, so doch jedenfalls einem Prinzen nicht ebenbürtig. Von der Großmutter enterbt, auch von Turin im Stich gelassen, hat er sich zunächst Ludwig XIV. in die Arme geworfen, der ihm auch eine Pension von 20.000 Livres aussetzte. Wohl auch um das eigene Erbrecht zu sichern, hat er 1684 in des Königs Auftrag vergeblich sich bemüht, die von der zornerfüllten Prinzessin von Carignan betriebene Heirat ihres ältesten taubstummen Sohnes, seines Onkels Emanuel Philibert, zu verhindern 165 ). Damals erschien er geradezu als der Vorkämpfer des französischen Kurses im Hause Savoyen, und zum mindesten schien ihm eine ehrenvolle Laufbahn in französischem Dienste zu winken 166 ). Doch da muß er langsam auf eine schiefe Bahn gelangt sein; er konnte offenbar mit den Mitteln, über die er verfügte, nicht haushalten, er spielte und machte Schulden. Die Hoffnung, daß der 1688 ausbrechende neue europäische Krieg ihm die Gelegenheit zu militärischem Aufstieg geben werde, erfüllte sich nicht, wenn ihm auch der
Schicksal von Eugens ältestem Bruder
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rücksichtslose Einsatz seines Lebens beim Sturm auf die niederländische Festung Valcourt im August 1689 Ruhm brachte und er im März 1690 zum Maréchal de camp ernannt wurde. Vielleicht trug er selbst an der Ungnade des Königs schuld. Im Mai 1691 soll Ludwig wegen gewisser Redereien des Grafen so entrüstet gewesen sein, daß er ihm die Pension aufkündigte. Die Drohung wurde zwar nicht verwirklicht, er war aber seitdem von jeder Verwendung im Heere ausgeschlossen 167 ). D a ß ihm nach dem Tode der Großmutter die gerichtliche Kassierung der Enterbung gelang und er mit seiner Familie in das Hôtel de Soissons einziehen konnte, scheint seine Lage nicht wesentlich gebessert zu haben. Unzufrieden mit seinem Los, bat und erhielt er im September 1694 die Erlaubnis, nach Venedig zu ziehen, um dort in die Armee der Signoria einzutreten. Unmittelbar darauf kam es zum vollen Bruch zwischen ihm und dem König: daß er auf der Fahrt nach Venedig mit dem damals im Krieg mit Frankreich stehenden Herzog von Savoyen und mit Spanien Verbindung aufnahm, hat man ihm wohl als Verrat ausgelegt 168 ). Die Pension wurde ihm nun wirklich entzogen, sein Eigentum in Frankreich beschlagnahmt, so daß audi seine Frau sich im Mai 1695 veranlaßt sah, mit ihren Kindern das Königreich zu verlassen und in Savoyen Zuflucht zu suchen 169 ). In Venedig hielt man ihn hin, auch mit Victor Amadeus, mit dem er in Mailand eine Zusammenkunft hatte, vermochte er sich nicht zu verständigen, die Gesuche, die er aus Venedig sowohl nach Madrid als auch — unter Berufung auf den Prinzen Eugen — nach Wien um Aufnahme in die Armee gerichtet hatte 1 7 0 ), scheinen ohne Erfolg geblieben zu sein. E r hat sich darauf an Wilhelm von Oranien gewandt, und er hat auch, nachdem er in die Niederlande gekommen und in seinem Gefolge an dem Feldzug von 1695 teilgenommen hatte, dessen Fürsprache sowohl in Spanien als auch in Savoyen gewonnen, ohne doch zum Ziele zu gelangen 1 7 1 ). E r schien zum ewigen, lästigen Bittsteller zu werden: als es im Sommer 1696 zur Aussöhnung zwischen Savoyen und Frankreich kam, hat er über den Herzog und dessen französischen Verhandlungspartner Tesse Ludwig X I V . um Verzeihung und die Erlaubnis zur Rückkehr gebeten, was schroff abgelehnt wurde 1 7 2 ), im Dezember des gleichen Jahres hat er wieder aus Brüssel den Oranier ange-
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fleht, zwischen ihm und seinem Onkel Carignan zu vermitteln und ihm die Mittel für die Reise nach Italien zu geben 173 ), neue Gesuche richtete er auch wieder nach Madrid, ihm in Spanien oder in Mailand eine Existenzmöglichkeit zu geben, aber allenthalben wollte man nichts von ihm wissen, und als er 1698 wieder nach Italien gelangt war und Anfang 1699 den Versuch machte, von Genua nach Spanien überzusetzen, wurde ihm die Ausfahrt gesperrt und ihm zugleich mitgeteilt, daß er allenthalben auf spanischem Boden unerwünscht sei 174 ). Wenigstens scheint eine Pension, die schließlich dodi der Onkel Carignan bewilligte, ihm gestattet zu haben, seine Familie in Savoyen zu unterhalten, für ihn selbst aber war es schwer, die Erlaubnis zu erwirken, für einige Tage nach Turin zu kommen 175 ). In dieser Not hat er zu dem letzten Rettungsanker gegriffen: der jüngste Bruder, der durch Zenta zu einer hochangesehenen Persönlichkeit im Kaiserstaat geworden war, mußte ihm helfen. Nach Villars wäre an jenem Märzabend 1699 auch Eugen überrascht gewesen, als ihm der Bruder gemeldet wurde. „Es kann einen erbarmen", so berichtete der Franzose natii Paris, „ihn zu Fuß bei seinem Bruder ankommen zu sehen, der darüber recht verlegen ist. Da ist er nun an einem Hof, an dem der Jüngere in hohem Ansehen steht und sich ein herrliches Palais hat bauen lassen, während er, der Ältere, durch eigene Schuld ins Unglück geraten, nicht weiß, wohin er sein Haupt legen soll." Sein Mitleid wurde wohl noch größer, als der Graf ihm in den nächsten Tagen persönlich voll Verzweiflung seine durch die königliche Ungnade bestimmte Lage klagte und sich gar anbot, in einem französischen Gefängnis seine Fehler zu büßen, bis ihm der König verziehen habe 178 ). Aber von Paris kam die kalte, ironische Antwort, er möge nur weiter seine Dienste anderen Fürsten anbieten, in Frankreich sei kein Platz mehr für ihn. So gab es für den Grafen von Soissons nur die Hoffnung auf die Unterstützung des einst wohl wenig von ihm geachteten Bruders, dessen Flucht er selbst, anscheinend voll Entrüstung, vor anderthalb Jahrzehnten Ludwig XIV. gemeldet hatte. Sie ist ihm nicht versagt worden. Der Prinz hat ihn in sein Haus aufgenommen und ihn wohl auch in die Gesellschaft eingeführt 1 7 7 ). Und er hat ihm dann auch, als der neue Krieg zwi-
Das Ende des Grafen von Soissons
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sehen Habsburg und Bourbon ausbrach, eine seinem Rang entsprechende Verwendung im kaiserlichen Heer erwirkt: aus dem französischen Maréchal de camp wurde ein österreichischer Feldzeugmeister, dessen finanzielle Sicherstellung durch Übertragung eines vakanten Dragonerregiments sich der Bruder eifrig angelegen sein ließ 1 7 8 ). So sollte denn auch dieser Sohn der Olympia die Waffen gegen Frankreich tragen. Nun mochte er sich endlich auf dem Wege zu einem besseren Los glauben. Doch das Schicksal hat es nicht zu langer Gemeinschaft der Brüder kommen lassen. Der Graf war bei Beginn des neuen Kampfes nicht dem nach Italien marschierenden Eugen zugeteilt worden. Im Gefolge des römischen Königs traf er im Juli 1702 im Lager der von seinem badischen Vetter befehligten kaiserlichen Armee vor der Festung Landau ein, und in anerkennenden Worten hat Joseph am 8. August seinem Vater von dem Eifer berichtet, den „ D e m selben Feldzeugmeister des Comte de Soissons Liebden" bei der von ihm geleiteten Minensprengung „auf der großen Attacke" gezeigt habe 1 7 9 ). Eine Woche später, am Abend des 16. August, begleitete er trotz einer Verletzung am Fuß den Markgrafen bei einer Besichtigung der Laufgräben. D a zerschmetterte ihm eine aus der Festung geworfene Bombe die linke Hand und den linken Fuß. An den Folgen der schweren Verwundung ist Ludwig Thomas von Savoyen-Soissons am 24. August 1702, noch nicht 45 Jahre alt, gestorben. Nicht nur zeitgenössische Gazetten, sondern auch der bayrische Resident Mörmann hat festgestellt, daß man seinen Verlust in Wien allgemein sehr beklagte 1 8 0 ): offenbar war es ihm in diesen letzten Jahren gelungen, sich Achtung zu gewinnen. So hat dies abenteuerliche Leben einen ehrenvollen Abschluß gefunden. Dem Prinzen Eugen aber fiel statt der Unterstützung des Bruders die Sorge für Frau und Kinder des Toten zu 1 8 1 ).
Viertes Kapitel KAMPF UM DIE MACHT
Volontär, Offizier, General, Feldmarschall — das war bis zur Jahrhundertwende die Laufbahn des Prinzen Eugen gewesen, und hier, im Soldatentum, im tapferen Kampf im Felde, in militärischem Aufstieg, in der Ausbildung, Stärkung und Führung der Truppen, schließlich in der Leitung einer Armee, hatte er seinen Beruf gesehen, in kriegerischen Taten und ruhmvollen Siegen die Befriedigung seines Ehrgeizes, die Erfüllung seines Glücks erstrebt und gefunden. Es hat immer große Soldaten gegeben, die, angetrieben oder verführt von der Autorität, die ihnen das Kommando, und von dem Ruhm, den ihnen der Sieg auf dem Schlachtfeld gab, sich mit der dienenden Funktion des Waffenträgers nicht begnügten, die auch in der Politik, die sich oft mit ihrem Tun eng berührte, ein Wort mitreden wollten, die so Einfluß im Staat, ja wohl die entscheidende Stimme in ihm beanspruchten. Haben sich in dem Sieger von Zenta ähnliche Wünsche geregt? Es mag sein. U n d doch gewinnt man bei ihm den Eindruck, daß es bei ihm — im Gegensatz zu manchen seiner Vorgänger und seiner Nachfolger — nicht in erster Linie der persönliche Ehrgeiz war, der ihn zur Politik führte, sondern daß die Macht der Verhältnisse, die Gefahr, in die zunächst gerade die ihm anvertraute Armee, dann aber auch Fürst und Staat durch Unordnung und Unfähigkeit in der politischen Leitung eines gewaltigen Krieges gerieten, ihn dazu drängte, sich Anteil an dieser Leitung zu erringen. Sein Eintritt in die politische Sphäre schien sich zwar schon anzukündigen, als ihn der Kaiser noch in den friedlichen ersten Tagen des Jahres 1700 zum Mitglied des Geheimen Rates erhob 1 ). Aber, wie er wohl selbst wußte, war dies nicht mehr als ein „titolo per ornamento", denn der Geheime Rat, einst von nicht geringer Bedeutung, war durch immer häufigere Ernennung verdienter Männer aus der höheren Beamtenschaft, dem adeligen H o f s t a a t und auch dem Heer zu einer vielköpfigen Körperschaft geworden, die selten oder gar nicht zusammentrat und dessen Mitgliedschaft wohl f ü r die Rangordnung Bedeutung hatte, keineswegs aber mehr das Recht begründete, geheimen R a t zu geben 2 ). Es sind erst die Ereignisse des Krieges gewesen, die dem Prinzen die Möglichkeit boten, aber auch die
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Kampf um die Macht
Ursache wurden, daß er sich in einem ersten Kampf um die Macht mit der Verfügung über das gesamte Kriegswesen zugleich den Eintritt in die Führungsspitze des Habsburgerreichs errang.
1. Wohl bei keiner der Mächte Europas hatte nach dem Abschluß der langdauernden Kriege der letzten Jahrzehnte des 17. Säkulums große Neigung bestanden, bald wieder die Lasten und Gefahren neuen Kampfes auf sich zu nehmen. Jeden Tag aber konnte der Tod des letzten spanischen Habsburgers zu neuer großer Krise führen. Denn wie sollte diese Frage gelöst werden? In Spanien selbst wollte man vor allem das gesamte Reich zusammenhalten, mit Einschluß nicht nur der großen überseeischen Besitzungen, sondern auch der im Laufe der Jahrhunderte angeschlossenen Nebenlande, der aus dem burgundischen Erbe stammenden Niederlande im Norden und besonders der zur Krone Spaniens gelangten Teile des benachbarten Italien, wofür man zeitweise eine Lösung in der Übertragung des Erbes an den kleinen bayrischen Kurprinzen als einzigen Nachkommen der ersten spanischen Gemahlin Kaiser Leopolds I. sah. Dem Gedanken, ihm die Nachfolge Karls II. zu verschaffen, standen auch die von Wilhelm von Oranien geführten Seemächte England und Holland mit Wohlwollen gegenüber, aber sie glaubten nicht, daß sich dies erreichen ließ, ohne daß man sowohl dem Habsburger als audi dem Bourbonen eine Entschädigung aus jenen europäischen Nebenlanden zubilligte, also eine Teilung vornahm, womit einmal der Friede bewahrt blieb und sich zugleich Vorteile für ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen erzielen ließen. Es zeigte sich, daß man auch in Versailles bereit war, auf diesen Boden zu treten, da man eine neue Kraftanstrengung, um die ganze spanische Monarchie gegen den unzweifelhaften Widerspruch der übrigen Mächte einem Bourbonen zu erringen, für aussichtslos hielt. Es hat am französischen Hof Stimmen gegeben, die von einer unmittelbaren Verständigung mit dem Habsburger in Wien auf Grund beiderseitiger Vorteile unter Ausschluß der in ihrer Macht in letzter Zeit bedrohlich emporgestiegenen Seemächte eine günstigere Lösung erhofften als von Verhandlungen mit London und dem Haag: diese Meinung hat insbesondere auch der 1698 als Botschafter an den
Die spanische Erbfolgefrage
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Kaiserhof entsandte Villars vertreten 3 ). Wenn er zunächst die Hoffnung, zu einem freundschaftlichen Übereinkommen gelangen zu können, auf den realpolitischen Sinn Kinskys setzte, so hat er doch audi nach dessen T o d immer wieder geglaubt, eine Union der beiden katholischen Mächte herstellen zu können. Mochte es indessen audi Schwankungen bei den Beratern des Kaisers geben, Leopold selbst war es unvorstellbar, auf irgendwelche Rechte seines Hauses zugunsten eines anderen, sei es seines bayrischen Enkels, sei es gar der Bourbonen, zu verzichten. In Versailles hatte man das von Anfang an vermutet, und so hat man die Hand ergriffen, die von London und dem H a a g geboten wurde. Ein erster Vertrag vom Oktober 1698, der das eigentliche Spanien mitsamt den Niederlanden dem Wittelsbacher zusprechen, den Kaiser aber mit Mailand und den Bourbonen mit Neapel-Sizilien schadlos halten wollte, wurde durch den plötzlichen Tod des Kurprinzen am 9. Februar 1699 hinfällig, dodi im Juni 1699 wurden sich Engländer und Franzosen über einen neuen Teilungsvertrag einig, nach dem Ludwig X I V . dem Anfall Spaniens und der Niederlande an den zweiten Kaisersohn K a r l zustimmen, dafür aber neben Süditalien auch die Lombardei als Tauschobjekt für Lothringen erhalten sollte. Mit der Zustimmung der Holländer wurde der Vertrag am 3. März 1700 perfekt. Dem Kaiser sollten drei Monate Zeit zur Annahme dieser Lösung gegeben werden, aber sie traf in Wien auf Widerspruch nicht nur vom dynastischen, sondern auch vom österreichischen Standpunkt, für den die eigene Verfügung über die Lombardei von entscheidender Bedeutung war. So war von einer Sicherung des Friedens keine Rede, als am 1. November König Karl II. starb. In Wien hatte man bei der Ablehnung der Teilungsverträge gerade auf die Spanier gerechnet, die von einer Teilung ja nichts wissen wollten, und man glaubte, daß der habsburgische Familiensinn den sterbenden König bei seinen Verfügungen leiten werde. Doch da erwies es sich, daß in den letzten Monaten die französische Diplomatie in Madrid weit geschickter und erfolgreicher gearbeitet hatte als die kaiserliche. In seinem Testament setzte der letzte spanische Habsburger den zweiten Sohn des französischen Dauphin, Philipp von Anjou, als Erben der weder zu teilenden noch jemals mit einem anderen Lande zu vereinigenden Gesamtmonarchie ein. Und Ludwig X I V . glaubte sich diese Gelegenheit für sein Haus doch nicht entgehen lassen zu dür-
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Kampf um die Macht
fen, zumal ein Festhalten am Teilungsvertrag die Spanier in die Arme Österreichs treiben mußte: ohne Rücksicht auf die Vereinbarungen mit den Seemächten proklamierte er seinen Enkel als Philipp V. zum König Spaniens. Gewiß hat es in Spanien Kreise gegeben, die angesichts der bisherigen Feindschaft gegen Frankreich einen solchen Dynastiewechsel für unerträglich hielten, aber die maßgebenden Männer, die nur so die Einheit der Monarchie gesichert glaubten, traten auf den Rechtsboden des Testaments, und wie der Staatsrat in Madrid, so handelten auch die Generalgouverneure in den anderen Landen. Vielleicht hätte Leganés, wenn er noch in Mailand gewesen wäre, Widerstand geleistet, sein Nachfolger Vaudémont aber schlug sich, obwohl sein Sohn, Eugens Waffengefährte, kaiserlidier General war, auf die Seite des Bourbonen. Ebenso erkannte der seit dem Wiener Widerspruch gegen die Kandidatur seines Söhnchens mit seinem einstigen Schwiegervater zerfallene Kurfürst Max Emanuel als Generalstatthalter der Niederlande in dem Glauben, eher mit französischer als mit kaiserlicher Unterstützung zu eigener Erhöhung zu gelangen, nicht nur Philipp V. an, sondern er öffnete auch französischen Truppen die Tore der belgischen Festungen. Man hatte am Kaiserhof eine solche Entwicklung kaum für möglich gehalten. Immerhin hatte man sich ja schon seit einiger Zeit auf Grund der Teilungsverträge auf eine Krise oder auf einen Krieg bei Eintreten des Erbfalls einstellen müssen. Man hat natürlich versucht, mit diplomatischen Mitteln die eigene Position zu verbessern, indem man auf der einen Seite die Seemächte beschwor, zu der alten Politik des Zusammenstehens gegen die drohende französische Hegemonie zurückzukehren, auf der anderen Seite sowohl durch Villars als auch durdi den eigens nach Paris entsandten Grafen Sinzendorf eine unmittelbare Verständigung mit Ludwig XIV. als nicht unmöglich hinstellte, ohne freilich zu wirklichen Zugeständnissen bereit zu sein. Aber auch militärische Vorkehrungen waren schon im Sommer 1700 erwogen worden, die sich angesichts der Vorschläge des zweiten Teilungsvertrags über die Lombardei vor allem auf eine Unterstützung der Spanier in Italien richteten, mit deren Abneigung gegen einen Anfall dieser Lande an Frankreich man damals rechnete. In Madrid ist auch Truppenhilfe angeboten worden, aber wie hinter diesen Verhandlungen kein besonderer Nachdruck stand, so sind auch Beschlüsse über die Instandsetzung
Aussiditen eines Krieges
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der Armee und über die Bereitstellung von Regimentern für einen Zug über die Alpen, die in Konferenzen im Juli 1700 getroffen wurden, nur lässig ausgeführt worden, geschweige denn, daß wirklich Truppen in die Lombardei geschickt wurden, wie es anscheinend auch Prinz Eugen vorgeschlagen hatte 4 ). Noch in der ersten Hälfte des November 1700 machte sich Villars in seinen Berichten nach Paris darüber lustig, daß, nachdem die Nachricht von der Erkrankung des spanischen Königs kurze Zeit Bestürzung hervorgerufen hatte, man sofort wieder in die alte Indolenz verfallen sei, als es hieß, daß es ihm besser gehe: nichts, so stellte er am 10. November fest, sei entschieden worden über verschiedene Vorschläge, um Geld zu beschaffen, und kein Befehl für Rekrutierung der Regimenter ergangen. Prinz Eugen, der am 25. Oktober von dem Besuch auf seinen ungarischen Besitzungen zurückgekehrt war, machte kein Hehl aus seiner Verwunderung darüber, daß, obwohl man doch zum Widerstand gegen die Ausführung des Teilungsvertrages entschlossen gewesen sei, keine Vorbereitungen getroffen würden 5 ). Plötzlich aber kam Bewegung in diesen anscheinend so trägen H o f , als am 17. November die Meldung vom Tode Karls I I . und von seinem Testament eintraf. Zunächst herrschte ungeheure Bestürzung. Doch dann ist es zur allgemeinen Überraschung der Kaiser selbst gewesen, der tief getroffen von dem Schlag, der hier seinem Hause drohte, aus seiner Lethargie erwachte und mit Festigkeit sofortige Vorbereitungen für den Kampf forderte. Unter keinen Umständen war er bereit, das Testament und die Thronerhebung des Bourbonen in Spanien hinzunehmen, und wenn es, wie Villars meinte, unter den Ministern einige gab, denen das Wagnis eines Krieges zu groß schien, so ließ er keinen Widerspruch aufkommen und forderte zugleich zornig ein Ende der bisherigen Versdileppungspolitik, die es nicht rechtzeitig zu Rüstungen und zu militärischen Vorkehrungen in Italien hatte kommen lassen 6 ). „Alle, die den Kaiser näher kennen", so stellte der französische Botschafter fest, „sagen, daß dieser Fürst noch nie innerlich so erregt gewesen ist und daß, audi wenn er nur über seine eigenen Truppen verfügen kann, er sie marschieren lassen wird" 7 ). Was aber konnte geschehen, was für Aussichten hatte eine Schilderhebung? Natürlich galt es, sofort einen diplomatischen Feldzug einzuleiten, um Bundesgenossen in Europa zu gewinnen, ohne deren Hilfe das Geschehene doch wohl kaum rückgängig gemacht werden 20
Βraubadi, Prinz Eugen
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konnte. Immerhin mußten jetzt die Seemächte ihre Haltung ändern und, selbst wenn sie an den leidigen Teilungsplänen festhalten wollten, nunmehr Front gegen ihren französischen Vertragspartner nehmen, der sich ja um die getroffenen Abmachungen nicht gekümmert und anscheinend seine alte Hegemoniepolitik wieder aufgenommen hatte. Es war zweifellos eine vorzügliche Wahl, als mit der bereits am 19. November beschlossenen Mission nach England zwecks Wiederherstellung des Bundes mit Wilhelm von Oranien der junge Graf Wratislaw betraut wurde, der bereits in den nächsten Tagen Wien verließ 8 ). Und doch war es keineswegs sicher, daß er Erfolg haben würde, denn sowohl in England als vor allem audi in Holland hatte man weder Lust zu einem Krieg, noch war man, nachdem man im Zeichen der Teilungsverträge abgerüstet hatte, darauf vorbereitet. Um so notwendiger war es, auf die dortige Stimmung antreibend einzuwirken, indem man möglichst rasch die eigene Kraft imponierend entfaltete und vor allem da eingriff, wo es am ehesten Erfolg versprach und wo zudem die österreichischen Interessen auf Grund des Dynastiewechsels in Spanien am unmittelbarsten berührt wurden, in Oberitalien. Und hierbei hat man nun sofort an den Prinzen Eugen gedacht. Er, dessen Meinung man während der durch den Teilungsvertrag ausgelösten ersten Verhandlungen über eine militärische Aktion im Süden nicht eingeholt hatte, erschien jetzt als die geeignete Persönlichkeit, um diesen ersten Vorstoß auszuführen. Bereits am 18. November hatte der Kaiser dem Hofkriegsratspräsidenten Starhemberg mitgeteilt, daß man es nun nicht mehr dabei bewenden lassen könne, die schon früher für Italien bestimmten Regimenter nach und nach an der Grenze aufzustellen, sondern sie „sobald als immer möglich" einmarschieren zu lassen und daß er deshalb mit im italienischen Krieg bewährten Generälen, wie Caprara, Savoyen und Commercy, überlegen solle, „was man für eine Passage nehmen und wie man selbige ins Werk setzen solle"9). Diese Beratung hat am 19. stattgefunden, und auf Grund des daraufhin von Starhemberg in einer großen Staatskonferenz erstatteten Gutachtens wurde mit einer für den kaiserlichen Hof unerwarteten Schnelligkeit der Beschluß gefaßt, mit diesem Unternehmen Eugen zu betrauen: mit Schreiben vom 21. November teilte ihm der Hofkriegsratspräsident mit, „wasgestalten Ihro Kaiserliche Majestät aus sonderbarem gnädigstem Vertrauen zu Ihro fürstlichen Gnaden hohen Prudenz und zu Dero Diensten bisher
Vorbereitung des Einfalls in Italien
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erwiesenen ungemeinen Eifer, hochansehnlicher Conduite und bekannten Valeur Deroselben das Ober- und Hauptkommando über den nach Italien destinierenden . . . Regimentern zu R o ß und zu Fuß bestehenden Armee Allergnädigst aufgetragen und anvertraut haben in der ferneren Allergnädigsten Zuversicht, Ihro fürstlichen Gnaden werden bei solchem Kommando gleichwie vorhin Dero hochvernünftige und valorose Conduite noch fernerhin unausgesetzt bezeigen und erweisen" 1 0 ). Mit wahrem Feuereifer hat sich der Prinz auf die ihm übertragene Aufgabe gestürzt. Schon am 24. November hat er dem H o f kriegsrat eine ausführliche Denkschrift vorgelegt mit Anführung der Maßnahmen, „welche unmaßgeblich vonnöten sind, sowohl die Regimenter mobil zu machen, als auch den Marsch bis Welschland einzurichten, wie nicht weniger, was bei einem so gefährlichen Kriege, wo dem kaiserlichen Dienst und Dero ganzen Erzhaus soviel daran gelegen, zu betrachten sei" 1 1 ). Die Regimenter, die für den italienischen Feldzug vorgesehen waren, hatte man ihm angegeben; er rechnete zunächst mit 25 Bataillonen und 36 Schwadronen, insgesamt rund 24.000 Mann, die durch Auffüllung und weitere Zuführungen, im Laufe der Zeit auf 45.000 Mann gebracht werden sollten. Als Unterführer forderte er in erster Linie den Prinzen Commercy an, „aus Ursachen er des Landes so gut als ich selbst kundig ist und dabei auch sein Eifer, Treue und Fleiß zu Ihrer Kaiserlichen Majestät Dienst samt seinen übrigen beiwohnenden stattlichen Qualitäten" bekannt sei, weiter als Feldzeugmeister bei der Infanterie Guido Starhemberg, bei der Kavallerie den Prinzen Vaudémont: man sieht, es ist die Equipe, mit der er den Türkenfeldzug von 1697 geführt hatte, wie denn auch in den Vorschlägen für den Generalstab zum Teil bekannte Namen erscheinen, so der sogar für den Posten eines Generalquartiermeisters für tauglich gehaltene Baron v. Riedt, „welcher zwar ein junger Offizier ist, sich aber fleißig appliziert und bereits in Ungarn die letzten zwei Jahre erdeutete Dienste mit meiner Satisfaktion versehen hat", so unter den Generaladjutanten zwar nicht mehr Roccavione, weil er schon zum Oberst avanciert war, wohl aber Charré, und an der Spitze der Feldkriegsexpedition der H o f - und Feldsekretär von Pozzo. All dies ebenso wie die Verfügungen über Magazine und Zuführung von Verpflegung und die Absendung von Kommissaren in die Lande, durch die der Marsch gehe, auch die Klärung der Beziehun20*
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gen zu der Republik Venedig „wegen der Passage in das Venezianische", vor allem aber die Bereitstellung eines „namhaften CassaFundo" müßten rasch erfolgen, denn es galt nach des Prinzen Meinung die Aktion sofort zu beginnen, zu welchem Zweck er zunächst diejenigen Regimenter „movieren" wollte, die im besten Stand waren: ihnen konnten Rekruten und Remonten später nachgeführt werden. Kein Zweifel, daß ihn bei diesem kühnen Drängen, den Krieg noch vor dem Winter zu eröffnen und sich in den Besitz Mailands zu setzen, schon nicht mehr allein militärische, sondern politische Gesichtspunkte leiteten. Er glaubte wohl, nur so den von den Franzosen durch die Anerkennung Philipps V. in den spanischen Landen gewonnenen Vorsprung einholen und sowohl die Seemächte als auch die Reichsfürsten auf die eigene Seite reißen zu können, was er nach Villars' Behauptung übrigens auch gerade durch Konzentrierung aller Kräfte auf Italien und Entblößung der für jene wichtigen Fronten im Westen befördern wollte 12 ). Gerade der französische Botschafter war der Überzeugung, daß man vom kaiserlichen Standpunkt nichts Besseres tun konnte, als den Forderungen Eugens zu folgen. Aber zu seiner eigenen Beruhigung war er audi von vornherein der Meinung, daß jener sich nicht durchsetzen würde, daß dazu der Apparat, der in Bewegung gesetzt werden mußte, viel zu schwerfällig war, daß vor allem in den leitenden Posten die Männer fehlten, die rasch zu improvisieren vermochten und alles auf eine Karte setzten. Sie gab es weder in der Konferenz noch an den Spitzen der Hofkanzlei und der Hofkammer, doch auch der Präsident des Hofkriegsrats Starhemberg und der zu seinem Stellvertreter gewordene Caprara waren dieser Situation nicht gewachsen, sie mochten einst tapfere und energische Soldaten gewesen sein, als „erste Köpfe" hatte man sie nie bezeichnen können, und jetzt waren sie zudem alt und kränklich. Ja, so meinte Villars schon Anfang Dezember, wenn man das ganze Kriegswesen dem Prinzen von Savoyen anvertrauen würde, dann wäre vieles möglich, aber bisher denke man daran nicht13). Wahrscheinlich hat Eugen die Schwierigkeiten, die sich in der Tat für seine Pläne ergeben mußten, nicht unterschätzt, und der Franzose glaubte, daß er selbst im Grunde keineswegs so optimistisch sei, wie er sich gebe. Aber seine Empörung war dodi wohl echt, als er im Laufe des Dezember erkannte, daß an einen baldigen Marsch nicht zu denken war. Einmal begannen sich nun doch gegenüber
Schwierigkeiten und Widerstände
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der anfänglichen Festigkeit des Kaisers die Bedenken der Minister gegen einen Beginn des Kampfes ohne politische Rückendeckung durchzusetzen, wollte man daher das Ergebnis der in London und im Haag eingeleiteten Verhandlungen abwarten, zudem aber vollzog sich auch die Mobilmachung keineswegs so schnell, wie zunächst in Aussicht gestellt worden war. Voll Bitterkeit hat der Prinz Ende Januar 1701 an den Beschluß vom November erinnert, dem Feind zuvorzukommen und Mailand in Besitz zu nehmen: „Es ist aber bis dato dieser Marsch nicht vor sich gegangen und hat nicht geschehen können sowohl aus Mangel der an Ort und Enden nicht bestellt gewesenen Magazine, als auch weil die Regimenter zu Fuß und Pferd nicht remontiert, weniger rekrutiert, noch auch die Artillerie im Stand und kein Fuhrwesen vorhanden, annebens viel andere notwendige Requisiten abgängig sind" 4 ). An Eingaben von seiner Seite hat es wahrhaftig nicht gefehlt, sie bezogen sich ebenso auf Rekrutierung und Ausrüstung der Regimenter wie auf die Verfertigung von Pontons und ihren Transport über die Alpen, auf die Lieferung von Böllern und Kartaunen, auf Zuführung von Brückenmaterial, auf Verhandlungen mit Oppenheimer wegen des Proviants, auf die Stellung von Pferden statt Ochsen für die Proviantwagen usw. 15 ), aber wie langsam ging alles vonstatten, ein wie großer Wirrwarr zeigte sich wie auf finanziellem, so auch auf militärischem Gebiet! Schließlich schwand mit dem vollen Einbruch des Winters überhaupt die Möglichkeit, die Gebirge, die zwischen den österreichischen Landen und der oberitalienischen Ebene lagen, zu überwinden: es blieb nichts anderes übrig, als auf das Frühjahr zu warten. Bei seinen Bemühungen, den Kaiserhof zu raschem, energischen Handeln zu bringen, hat er überraschenderweise bei dem am 12. J a nuar 1701 in Wien eingetroffenen Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden, mit dem er doch in der verflossenen Zeit stets gemeinsam gehandelt hatte, kaum Unterstützung gefunden, ja auch als am 4. Februar der Feldmarschall Caprara gestorben war und Eugen sich um seine Nachfolge als Vizepräsident des Hofkriegsrats bewarb, scheint sich sein badischer Vetter zurückgehalten zu haben 1 6 ). Schon vorher hatte Villars — da der Krieg weder begonnen noch gar erklärt war, harrte er einstweilen auf seinem Posten aus — das Gerücht, die beiden einst so eng verbundenen Männer seien diesmal sehr verschiedener Meinung, bei einem Essen, das er ihnen und den
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Prinzen Commercy und Vaudémont gab, bestätigt gefunden: auf die von ihm aufgeworfene Frage, ob man einen Kampf auch bei schlechten Aussichten aufnehmen dürfe, hatte Eugen dies entschieden bejaht, während der Markgraf erklärte, er halte nichts für gefährlicher, als sich ohne Proviant einzuschiffen 17 ). Es hieß auch, daß Ludwig Wilhelm mit der Bestimmung des größten Teils der Truppen für Italien und mit des Savoyers Plänen nicht einverstanden sei 18 ). Hinter diesen Divergenzen steckte freilich erheblich mehr als nur verschiedene Auffassungen über militärische Maßnahmen. Wir erinnern uns, daß Prinz Eugen gerade dem Badener gegenüber vor einem Jahrfünft das Bekenntnis seiner unerschütterlichen Treue zum Kaiser abgelegt hatte, als ein anderer Vetter, der Herzog von Savoyen, sich von Österreich abwandte 1 9 ). Nun aber mußte er erkennen, daß Ludwig Wilhelm selbst, der kaiserliche Generalleutnant und Reichsfeldmarschall, nicht mehr mit der gleichen Entschiedenheit zu dem Kaiser stand wie früher, daß seine politische Haltung mindestens zweifelhaft geworden war 2 0 ). Schon in den letzten Jahren des vergangenen Krieges hatte ihn die Behandlung seiner Forderungen für die Front am Oberrhein durch die zuständigen Stellen in Wien verstimmt, zugleich hatte es auch Verärgerung wegen Nichterfüllung von Ansprüchen seiner lauenburgischen Gemahlin hinsichtlich ihrer böhmischen Güter und des zur Erbschaft ihres Vaters gehörigen Landes Hadeln gegeben, mußte ihn zudem die unfreundliche Haltung des Kaiserhofes gegenüber seiner Bewerbung um die polnische Krone verbittern, und vor allem führte ihn die Errichtung der neunten K u r für das Haus Hannover als Reichsfürst in eine Opposition, der er als einer der Hauptträger des gegen dieses einseitige Vorgehen des Reichsoberhauptes gebildeten Bundes der korrespondierenden Fürsten unzweideutig Ausdruck gab. Natürlich wußte man in Versailles von der Unzufriedenheit des Markgrafen, und Villars hatte sowohl aus einer Unterredung mit ihm, den er auf seiner Fahrt nach Wien im Juli 1698 in Wildbad getroffen hatte, als audi aus den Beobachtungen, die er dann am Kaiserhof über eine wachsende Entfremdung zwischen ihm und den kaiserlichen Ministern machte, den Schluß gezogen, daß man ihn unter Umständen für eine Durchkreuzung der österreichischen Absichten im Reich gewinnen könnte 2 1 ). Was für einen Eindruck würde es in Deutschland machen, wenn der „Türkenlouis", der erste Soldat von Kaiser und Reich, sich weigerte, in
Haltung des Markgrafen Ludwig Wilhelm
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einem um die spanische Erbschaft ausbrechenden Kriege wieder das Oberkommando gegen Frankreich zu übernehmen! Auch in Wien hat man diese Gefahr erkannt, und so haben Kaiser und römischer König sofort nach Eröffnung der Krise den gerade im böhmischen Schlackenwerth weilenden Markgrafen bestürmt, umgehend an den Hof zu kommen, wo er „gute conditiones" erhalten werde 22 ). Nach einigem Zögern hatte er sich auch dazu verstanden, eine Entscheidung über das Angebot des Oberbefehls am Rhein und über seine politische Haltung war damit jedoch nodi keineswegs gefallen. Es kam zu einem über längere Zeit sich erstreckenden Ringen hinter den Kulissen, wobei Ludwig Wilhelms Vertrauter Baron Forstner auf der einen Seite mit des Kaisers Beichtvater P. Bischoff, auf der anderen mit Villars geheime Besprechungen über das führte, was man seinem Herrn bieten wollte 23 ). Zeitweise schienen heftige Zusammenstöße zwischen dem stolzen Fürsten und kaiserlichen Ministern wie vor allem auch jene von ihm ausgehenden Warnungen vor einem leichtfertigen Kriegsentschluß und Ratschläge, sich auf Defensivmaßnahmen zu beschränken und einen Ausgleich mit Frankreich zu suchen, darauf hinzudeuten, daß er — wie es der holländische Gesandte Hamel Bruynincx noch am 9. April durchaus für möglich hielt 24 ) — grollend abreisen und damit der kaiserlichen Sache einen schweren Stoß versetzen würde. Wir dürfen annehmen, daß audi sein savoyischer Vetter tief besorgt war und alles aufgeboten hat, ihn auf der kaiserlichen Seite zu halten, was auch schließlich gelungen ist. In einem Brief Kaiser Leopolds an den Markgrafen vom 11. April wurden ihm Zusicherungen hinsichtlich seiner finanziellen Forderungen, einer raschen Entscheidung des Falles Hadeln und vor allem der Überlassung der von dem Habsburger abhängigen Grafschaft Ortenau an Baden gemacht und ihm zugleich das Oberkommando über alle im Reich befindlichen kaiserlichen Truppen und Plätze in der von ihm verlangten Kompetenzausdehnung zugesagt25). Am gleichen Tage hatte Ludwig Wilhelm bereits Wien verlassen, um sidi an den Rhein zu begeben. Mit der im Juni erfolgten Bekanntgabe seiner Ernennung zum Oberbefehlshaber im Reich fand die Krise um seine Person ihr Ende 26 ) : wieder übernahm er die Wacht im Westen gegen Frankreich, während er sich nunmehr audi hinter die Bemühungen der kaiserlichen Gesandten um die Reichskreise und Reichsfürsten zwecks Einfügung des gesamten Reichs in die Front gegen Ludwig XIV. stellte.
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Prinz Eugen ist nodi einen Monat länger als der Vetter in der Hauptstadt geblieben. Er mochte aufatmen über die Rückwendung des Badeners auf die kaiserliche Seite, trotzdem erfüllten ihn auch dann Unruhe und Unmut. Wenn er unentwegt zu raschem Handeln drängte, so scheint ihn selbst nunmehr der Optimismus der N o vembertage verlassen zu haben, mehr und mehr hatte er sich wohl mit der Überzeugung erfüllt, daß ein gründlicher Wandel in den für die Kriegsrüstung und Kriegführung entscheidenden Stellen eintreten mußte, wenn man wirklich die Verbindung Spaniens mit Frankreich rückgängig machen und Macht und Einfluß Österreichs wieder aufrichten und erweitern wollte. E r war selbstbewußt genug, sich die Kraft zuzutrauen, den im Kriegswesen herrschenden Wirrwarr zu überwinden: sollte er nicht die Gelegenheiten, die sich gerade in jenen Winter- und Frühlingsmonaten des Jahres 1701 boten, ausnutzen, um sich einen entscheidenden Anteil an der Macht zu erringen? Es kann kaum ein Zweifel sein, daß er schon damals daran gedacht hat 2 7 ). Wir sahen, daß er nach dem Tode Capraras Anfang Februar sich darum bewarb, dessen Stelle im Hofkriegsrat zu erhalten, und die Absicht, die er dabei hatte, dürfte Villars richtig erkannt haben: Eugen, so urteilte er, sei nicht abgeneigt, jene Charge zu übernehmen, „da sie zur Stellung des Kriegsratspräsidenten führen könnte, die bei dem schlechten Gesundheitszustand Starhembergs sicher bald frei sein wird" 2 8 ). Der Kaiser hat, wie üblich, zunächst keine Entscheidung getroffen. Immerhin gewann es zeitweise den Anschein, als ob der Prinz faktisch bereits an dem Präsidium Anteil habe, an ihn wandten sich manche der Truppenkommandeure und Kommissare unmittelbar, audi zum Kaiser hatte er, wie man beobachten wollte, persönlich Zutritt, um ihm wenigstens über die für Italien bestimmte Armee Vortrag zu halten und seine Resolutionen herbeizuführen. Freilich gab das sofort Anlaß zu Eifersucht und Gegenwirkungen von Generälen und Ministern, selbst von dem damals noch unschlüssigen badischen Markgrafen, der nach Villars' Behauptung wegen der Autorität, die man dem Prinzen über die ihm zugewiesenen Truppen und Generäle gab, geradezu gekränkt war und, wie schon erwähnt, nichts tat, um dem zum Meister gewordenen Schüler von einst in den Sattel zu helfen. Und doch gewann dieser weiter an Boden: als es sich um den 1. April herausstellte, daß der kranke Ernst Rüdiger Starhemberg nur noch wenige Wochen zu leben hatte, da glaubte der französische Botschafter seinem
U m die Nachfolge des Hofkriegsratspräsidenten
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Herrn bereits melden zu können, daß die Präsidentschaft des H o f kriegsrats dem Sieger von Zenta zufallen werde 29 ). Es war ein Irrtum. Den Aussichten, die sich Eugen in diesen Wochen zum erstenmal boten, standen nicht nur die Umtriebe mächtiger Gegner, Neider und Konkurrenten und nicht nur die Unschlüssigkeit des Kaisers entgegen, sondern audi die ihm übertragene Aufgabe des italienischen Feldzugs, die ihm niemand abnehmen wollte. E r hat sich, wohl in der Erkenntnis, daß seine Stunde in Wien nodi nicht gekommen war, während des Monats April in die Arbeit zur Vorbereitung dieses Feldzugs geradezu verbissen, er hielt Besprechungen über Besprechungen ab, während nach Villars' ironischer Schilderung unter dem sterbenden Präsidenten im Hofkriegsrat nichts geschah, außer daß dessen bei bestem Wohlsein befindliche Gemahlin einen schwungvollen Handel mit Chargen und Posten betrieb 3 0 ). Des Franzosen Berichte aus dem März enthalten immer wieder Hinweise auf die unermüdliche Tätigkeit des Prinzen, wie er ständig mit Offizieren und Beamten des Kriegskommissariats verhandle und Befehle gebe, um die ihm zugewiesenen Regimenter in vollen Kriegsstand zu setzen und ihren Aufmarsch zu beschleunigen 31 ). Aber war es denn nun wirklich entschieden, daß der Einbruch in Italien erfolgen sollte und damit der Krieg begonnen wurde? Als der Prinz Anfang April in einer Eingabe um Instruktionen bat für sein Verhalten gegenüber dem Papst und Venedig, durch deren Territorien er wohl marschieren mußte, und gegenüber den Mailändern — sollten sie wie die Franzosen als Feinde betrachtet werden? — wurden in einer Konferenz, an der Harrach, Mansfeld, Kaunitz und Buccelini teilnahmen, in Anwesenheit Eugens zwar einige Ratschläge gegeben, vorweg aber darauf hingewiesen, daß man noch nichts Bestimmtes sagen könne, da man noch nicht wisse, ob der Kaiser ohne vorherige Resolution der Seemächte mit Gewalt in Mailand einfallen wolle. Darauf erhielt man freilich auf das am 10. April eingereichte Referat von Leopold eine unzweideutige Antwort: „Die quaestio an, ob man in Italien mit der Armada gehen solle, ist eine schon lang von mir resolvierte Sache, ohne welche man auch weder bei den Seepotenzen noch sonst nidits richten würde, ist also zu sehen, quo modo und wie man mit Sicherheit hineingehen könne"; es sei daher nötig, „die Armada, absonderlich die Infanterie zu verschicken, daher alle forza anzuwenden, die Mittel zu finden"32). Aber wieviel Hinder-
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nisse galt es auch dann nodi zu überwinden! Immerhin waren schon seit Februar die Truppenbewegungen nach Tirol in Gang, wohin auch die Generäle Guido Starhemberg und Herberstein abgereist waren. Es war dann gewissermaßen die Ankündigung des Abschlusses der Vorbereitungen, als Eugen am Nachmittag des 26. April seine auf dem Marsch von Ungarn nach Italien befindlichen Savoyen-Dragoner bei der Favorita vor dem Kaiserpaar, dem römischen König und seiner Gemahlin, dem Erzherzog Karl und den Erzherzoginnen Revue passieren ließ, wobei sie allgemein „sehr schön und in gutem Stand befunden worden" 33 ). Endlich konnte er nun auch selbst sich zu der schon häufiger angesagten Fahrt nach dem Süden rüsten 34 ). Noch hat er am 9. Mai in Laxenburg an einer letzten großen Konferenz teilgenommen, in der der Kaiser ihn in dem Kommando über die italienische Armee bestätigte und ihm mit dem „pleinpouvoir zu agieren" den Befehl gab, abzureisen und „quovis modo sich die passage zu machen" 35 ). In den nächsten Tagen gingen ihm Vollmachten für Verhandlungen mit den italienischen Fürsten und Staaten zu. Nachdem er am 11. nochmals in Laxenburg gewesen war, um sich von dem Kaiser zu verabschieden, hat er am Morgen des 14. Mai zusammen mit Commercy mit der Post Wien verlassen36). Schon Mitte Februar hatten ihn bei einem Diner, das Villars gab, nicht nur der Gastgeber, sondern auch einige der anderen deutschen Gäste vor Illusionen gewarnt: er werde, wenn er es wirklich wage, das nunmehr von starken französischen Kräften besetzte Mailand anzugreifen, innerhalb eines Monats wieder schmählich nach Tirol zurückweichen müssen37). Der französische Botschafter war denn auch, als er nun von ihm Abschied nahm, überzeugt, daß er in sein Verderben renne, und er behauptete, daß dies manche Kreise am Kaiserhof selbst wünschten. Man hat Villars, der nur zeitweise das Kriegshandwerk mit dem diplomatischen Beruf vertauscht hatte und dem gewiß nach seiner bevorstehenden Abberufung ein hohes militärisches Kommando im französischen Heer übertragen wurde, das Erstaunen darüber gezeigt, daß er sich von einem Manne, den er womöglich in kurzer Zeit als Gegner im Felde treffen würde, so herzlich verabschiedet hatte: „Soll ich Ihnen", so will er erwidert haben, „angeben, wo die wahren Feinde des Prinzen Eugen sich befinden? Sie sind hier in Wien" 38 )! Nun, auch Eugen selbst hat bei seiner Ausreise vielleicht mit größerer Sorge nach rückwärts als nach
Mansfeld Hofkriegsratspräsident
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vorwärts geschaut. Er hatte den Kampf um die Macht vorläufig abbrechen, das Feld in Wien anderen überlassen müssen, zu denen er kein großes Vertrauen aufbringen konnte. Wenige Wochen nach seinem Aufbruch wurde der Posten des Hofkriegsratspräsidenten tatsächlich frei: am 4. Juni beschloß Starhemberg, der ruhmbedeckte Verteidiger von Wien, sein Leben. Wie einst an Kinsky, so hat der Savoyer für den nun beginnenden Krieg an dem Obristhofmeister Harrach — wir erwähnten es schon — einen Korrespondenten und damit einen Rückhalt am Hofe zu gewinnen gesucht, und er hat ihn, als er die Kunde von Starhembergs Tod erhielt, gebeten, sich bei dieser Gelegenheit seiner zu erinnern 39 ). Dodi Harrach scheint für das Präsidium des Hofkriegsrates seinen Sohn vorgeschlagen zu haben, während Graf Kaunitz diesem seinen Schwager Martinitz entgegengestellt haben soll, der Kaiser aber entschied sich für den 60jährigen Grafen Heinrich Franz Mansfeld, einen Mann mehr des höfischen Parketts und der politischen Intrige als klarer Überlegung und energischen Willens40). Zu dem unfähigen Salaburg als Hofkammerpräsident nun auch noch der ihm persönlich abgeneigte Mansfeld Herr des Hofkriegsrats: wie konnte Prinz Eugen da hoffen, von Wien die nachdrückliche Unterstützung zu erfahren, die notwendig war, um den ihm erteilten schwierigen und gefahrvollen Auftrag zu erfüllen! Aber vielleicht hat es gerade dieser rasch zu finanziellem und militärischem Fiasko führenden Fehlbesetzung bedurft, um ihm den Weg zur Macht zu ebnen.
2.
Ein halbes Jahr war vergangen, seitdem 8 Infanterie-, 6 Kürassier· und 4 Dragonerregimenter zum Marsch nach Italien bestimmt worden waren, denen möglichst bald weitere 4 Infanterie-, 3 Kürassier- und ein Husarenregiment folgen sollten, wobei die Infanterieregimenter in 4 Bataillone zu gliedern und um eine Grenadierkompanie zu verstärken, die Kavallerieregimenter auf 6 Schwadronen zu je 2 Kompanien mit insgesamt 1000 Pferden zu bringen waren 41 ). Wie lange hatte es indessen gedauert, bis die Truppen marschbereit waren und auf den vorgeschriebenen drei Wegen, von Kärnten durch das Pustertal nach Brixen und Bozen, von Salzburg über Innsbruck und den Brenner nach Brixen und von
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Reutte über Reschen-Scheidegg und den Vintschgau nach Bozen, nach Süden zogen! Immer wieder hatte der im Februar nach dem Sammelpunkt Rovereto vorausgeschickte Graf Herberstein geklagt über die bei den Märschen zu überwindenden Schwierigkeiten, über die Saumseligkeit der mit der Errichtung von Magazinen betrauten Juden, über den Abgang an Proviant, auch über Auseinandersetzungen mit den Ständen der betreffenden Durchzugsländer, die sich über Exzesse der Soldaten beschwerten, während Herberstein ihnen mangelnde Pflichterfüllung vorwarf 42 ). Besondere Sorgen bereitete die Heranführung der Artillerie — es waren ursprünglich für das Korps 58 Regimentsstücke, 12 vierundzwanzigpfündige Kartaunen, 4 Mörser und 6 weitere Geschütze vorgesehen — sowie der zur Überquerung der Flüsse nötigen 12 kupfernen Schiffe, und vor allem drängte Eugen selbst auf die Entsendung des im Februar zum Kriegskommissar für Italien ernannten Baron Martini mit genügend Geld 43 ). Anfang Mai war noch keineswegs alles in Südtirol beisammen: „Allhier", so klagte am 9. Mai der bis zu Eugens Eintreffen das Kommando führende Guido Starhemberg seinem Vetter Gundaker, „geht es more solito, die Franzosen spielen annoch in Italien den Meister, und wir verlieren die Zeit und vielleicht damit sehr viel. Ich erwarte mit größtem Verlangen den Prinzen" 44 ). Nun kam er am Freitag, dem 20. Mai 1701, sechs Tage nach seiner Abreise aus Wien, in Rovereto an, nachdem er unterwegs auf dem Marsch befindliche Truppenteile angetrieben hatte, sich zu sputen. Starhemberg erstattete ihm Bericht über die Lage und über seine Maßnahmen, die er „gar gut" fand 45 ). Wie war die Lage? Nachdem nach des spanischen Königs Tod der Generalstatthalter von Mailand Prinz Vaudémont Philipp von Anjou anerkannt und Verwaltung und Truppen auf ihn vereidigt hatte, war Ende Dezember 1700 im Auftrag Ludwigs XIV. der General Tessè nach Mailand gekommen, um den Einmarsch französischer Regimenter und die Sicherung der Grenzen gegen Tirol vorzubereiten 46 ). Im Januar waren zunächst 10.000 Mann zur See antransportiert worden, ihnen waren im folgenden Monat stärkere Infanterieformationen auf dem gleichen Wege gefolgt, während Kavallerie sich vor den Grenzen Savoyens sammelte, dessen Herzog die Erlaubnis zum Durchmarsch gab. Victor Amadeus war es bei der Wendung der Dinge, die ihn dem Druck der Bourbonen nun nicht nur von Westen, sondern auch von Osten aussetzte, gewiß nicht wohl,
Lage in Italien
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aber er konnte nicht daran denken, sich den Forderungen, die Tesse an ihn stellte, zu widersetzen: in einer am 6. April 1701 unterzeichneten Liga zur Erhaltung des Friedens in Italien schloß er sich den Bourbonen an, die ihm für den Fall eines Krieges hohe Subsidien und den Oberbefehl über die dann zu vereinigenden französischspanisch-piemontesischen Truppen zusagten 47 ). Von dem Herzog von Mantua hatte die französische Diplomatie von vornherein keine Schwierigkeiten zu erwarten gehabt: bereits im Februar hatte er sich vertraglich verpflichtet, seine als Festung so wichtige Hauptstadt dem Schutz der beiden Kronen von Frankreich und Spanien anzuvertrauen 48 ). Tessés Auftrag war dahin gegangen, audi die Republik Venedig zu gewinnen, um damit vollends den Österreichern den Austritt aus Tirol zu versperren, sie wollte indessen neutral bleiben, während von den kleineren mittelitalienischen Fürsten der Herzog von Modena wenigstens zusagte, kaiserlichen Truppen weder Aufnahme in seine Plätze noch Winterquartiere zu gestatten. Inzwischen wurde wieder, wie im letzten Krieg, Marschall Catinat, der Sieger von Stafiarda und Marsiglia, zum Oberbefehlshaber der französischen Streitkräfte ernannt; er verfügte Ende Mai über mehr als 30.000 Mann zu Fuß und 9000 zu Pferd. Die Hauptmacht wurde am Mincio konzentriert und, da man bei einer Schilderhebung der Kaiserlichen in erster Linie mit deren Vorstoß durch das Tal der Etsdi rechnete, vor allem die Pässe zwischen Gardasee und Etsch in der Höhe der Chiusa, am Monte Baldo und bei Rivoli besetzt und befestigt. Wie Prinz Eugen in seinem ersten Bericht an den Kaiser aus Rovereto vom 26. Mai mitteilte, spottete man voll Zuversicht im feindlichen Lager, daß, „wenn Eurer Kaiserlichen Majestät Armada keine Flügel habe, selbe versichert in Welschland nicht kommen werde". Der Prinz, der in den ersten Tagen nach seiner Ankunft eine Anzahl Erkundungsritte durchführte, gelangte zu der Überzeugung, daß ein Angriff auf die französischen Stellungen keinen Erfolg versprach und daß die Wege in Richtung Brescia und Bergamo für eine Passage „impracticabel" waren, und er kam zu dem Beschluß, den Ausmarsch aus dem Gebirge nach links gegen die venezianischen Territorien von Vicenza und Verona zu versuchen49). Während er bei den Franzosen durch Versammlung von Schiffen am Gardasee und durch Märsche auf dem westlichen Ufer den Anschein zu erwecken suchte, daß er dort durchbrechen wollte, ließ er
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Kampf um die Macht
gegenüber dem Monte Baldo den Gener al Wachtmeister Graf Guttenstein Stellung nehmen. Selbst aber brach er, um auch hier zu demonstrieren und zugleich das Land beiderseits der Etsch zu decken, am 26.Mai mit dem Gros seiner Truppen von Rovereto auf, um über das als unwegsam und unübersteiglich geltende Gebirge im Südosten und Süden in die Ebene zu gelangen. Die Infanterie marschierte am linken Ufer der Etsch bis über Ala hinaus und teilte sich dann, einige Regimenter zogen weiter an der Etsch entlang über die venezianische Grenze und bogen bei Peri nach rechts, während andere in das von Süden kommende Seitental Valfredda zogen, um sich bei Breonio auf der Höhe mit der ersten Gruppe wieder zu vereinigen. Es galt über Wildbäche zu setzen und schroffe, noch von Schnee bedeckte Felswände zu übersteigen, wobei vor allem der Transport der dreipfündigen Regimentsstücke große Schwierigkeiten bereitete. Der Prinz, der am 27. mit Commercy und Vaudémont nach Ala kam, wo er sich mit Starhemberg und Herberstein traf, und am Abend des 28. bei dem Vereinigungspunkt in Breonio war, hat in seinem Bericht vom 4. Juni es wohl mit Recht als erstaunlich bezeichnet, „daß durch diese so gefährlichen hohen und jähen Berge eine Armee mit Artillerie habe durchkommen können, wo vormals keine einzige Straße gewesen und niemand sich erinnert, daß der kleinste Karren jemals darüber passiert hätte". Nicht weniger beschwerlich war der Marsch, der dem Feldmarschall-Leutnant Graf Johann Pálfíy unterstellten Kavallerie — zunächst waren nur ein Kürassier- und zwei Dragonerregimenter zur Stelle — von Rovereto durch das Terragnolo-Tal über die Borcola zwischen dem Monte Maggio und dem Pasubio in einer Höhe von 1200 m in das Posinatal gegen Arsiero. So wurde in der Tat in f ü r den Gegner völlig überraschender Weise die von der N a t u r gebildete Barriere zwar unter großen Mühsalen, aber ohne Verluste überwunden 50 ). Während die Infanterie nach dem Eintreffen in Breonio zunächst kurze Rast einlegte, erhielt Pálffy die Weisung, seine Reiter in das Mantuanische gegen Legnago und zur Etsch streifen zu lassen. Das Ganze war zweifellos ein kühnes Unterfangen gewesen: schon im folgenden Jahr hat eine Darstellung des „Mailändischen Feldzugs" es mit dem Alpenübergang Hannibals verglichen. Zwar hat sehr viel später ein erbitterter Feind Eugens behauptet, er sei wegen dieses Zugs sehr zu Unrecht auf Kosten des Grafen Velo gelobt worden, der ihm die Wege gezeigt habe 51 ): der
Marsdi über das Gebirge
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aus Vicenza stammende Giambattista Velo hatte im vorherigen Krieg als Vertrauensmann und geheimer Agent Kaiser Leopolds eine Rolle gespielt und stand auch jetzt nodi in Verbindung mit dem Wiener Hof, doch ergibt sich kein Anhaltspunkt dafür, daß jene Behauptung stimmt 52 ). An der Verantwortlichkeit und damit an dem Verdienst des Prinzen würde es aber auch nichts ändern, wenn er sich des Rats eines landeskundigen Mannes bedient hätte. Er konnte nun an Operationen im freien Felde denken. Sein Ziel mußte zunächst sein, die Etsch nach Süden zu überschreiten, doch audi dabei gab es manche Schwierigkeiten zu überwinden. Da war einmal die Frage, wie die Venezianer sich zu seinem Erscheinen auf ihrem Territorium verhalten würden. Sie hatten sich bisher den französischen Anträgen gegenüber ablehnend verhalten, würden sie jetzt nicht eher geneigt sein, darauf einzugehen? Sdion von Rovereto hatte Eugen sowohl den kaiserlichen Gesandten in Venedig, Graf Bercka, von seinen Absichten unterrichtet, als audi den Obristwachtmeister Graf Waldstein an den Generalproveditor der Republik in Verona, Alessandro Molino, gesandt, mit dem Versprechen strenger Kriegszucht und barer Bezahlung aller Aufwendungen, dem nach Beginn des Marsches die Aufforderung zur Bestimmung eines Kommissars zwecks Regelung des Durchmarsches und der Verpflegung folgte. Nun hielten zwar die Venezianer an ihrer Neutralität fest, sie weigerten sich aber entschieden, den freien Durchzug der Kaiserlichen durch die Städte Verona und Legnago zu gestatten, womit an diesen bequemsten Stellen der Übergang gesperrt war, und auch sonst zeigten sie wenig Entgegenkommen: wenn Eugen Klagen der Republik über Ausschreitungen seiner Truppen mit ungewöhnlicher Schärfe zurückwies53), so war er seinerseits nicht nur — und das sicher mit Recht — überzeugt, daß sie die kaiserlichen Waffen „gar ungern hier in Welschland sehen", sondern er verdächtigte audi Molino und seine Untergebenen, daß sie den Gegner mit Nachrichten über alle seine Bewegungen versorgten 54 ). Vorerst aber hatte er trotzdem den Vorteil, daß Catinat sich hatte täuschen lassen und zu langsam auf die neue Lage einstellte, indem er seine bei Goito stehende Infanterie in das Etsdital und die Kavallerie in die Gegend zwischen Verona und Legnago dirigierte. Als kaiserliche Streifen bei Pescantina erschienen, fanden sie am gegenüberliegenden Ufer die Franzosen, weldie die für einen Übergang in Betracht kommenden Schiffe fortgenommen hatten. Dodi in
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Kampf um die Madit
der Hoffnung, daß der Feind „nicht allerorten über die Etsch den Paß werde disputieren können", hatte der Prinz inzwischen Pálffy weiter südöstlich auf Legnago dirigiert, und während er ihm Commercy zur Erkundung dortiger Möglichkeiten nachsandte, brach er mit seinen Regimentern am 4. Juni von Breonio auf, um „unterhalb von Verona, wo die beste Gelegenheit sein konnte, die Passage zu tent ¡eren". Am 5. war er mit den Vortruppen in San Martino, östlich Verona, von wo er die Etsch bis nach Zevio rekognoszierte, in den Tagen vom 6. bis 8. trafen hier weitere Teile des Korps ein, und am 13. beschloß der Prinz, der Kavallerie Pálffys nach weiter etschabwärts zu rücken. Während er am 16. in Arcóle nördlich Albaredo sein Quartier nahm und am 18. die zunächst in San Martino verbliebene Kavallerie wieder an sich zog, sandte er vier Infanterieregimenter zu Pálffy nadi Castelbaldo, und hier, wo er selbst am 20. erschien, bereitete Guido Starhemberg den Übergang über den Fluß vor, der in der Nacht vom 27. auf den 28. Juni erfolgte, worauf in südwestlicher Richtung die durch Malopera und Canal bianco gebildete Insel besetzt und in den letzten Tagen des Monats auch der Canal bianco bei Castelguglielmo überschritten wurde 55 ). Alle noch bei Verona stehenden Kräfte wurden an die Übergangsstelle befohlen, von der aus inzwischen der Generalwachtmeister Vaubonne mit 1000 Reitern an den Po schwärmte, ja auf dessen rechtes Ufer setzte, in westlicher Richtung bis in das Modenesische Streifzüge unternahm und am 5. Juli bei Fossa Mantovana eine französische Kavallerieabteilung warf. Wieder hatten die Gegner sich überraschen lassen, sie waren an der oberen Etsch stehengeblieben und begnügten sich damit, am Po bei Ostiglia Stellung gegen Osten zu nehmen. Sie besorgten nun wohl, daß der Prinz Vaubonne folgen und den Krieg auf das südliche Poufer tragen würde. Er hat in der Tat mit der Beschlagnahme von Kähnen auf dem Po entsprechende Vorkehrungen getroffen und auch in seinen Berichten an den Kaiser von der Möglichkeit gesprochen, den Po zu passieren und dann sogar Verbindung mit habsburgfreundlichen Kreisen in Neapel aufzunehmen 56 ). Gleichzeitig hatte er freilich auf die Schwäche seiner Armee an Infanterie und an Artillerie hingewiesen — „wo das geringste Schloß mich aufhält und an meinem weiteren Zuge hindert". Wieder legte er es auf Täuschung des Gegners an: er beschloß, nicht gegen den Po, sondern etschaufwärts zu marschieren, um hier überraschend die franzö-
Treffen von Carpi
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sische Aufstellung zu durchstoßen. Noch waren die bei Castelguglielmo stehenden Streitkräfte am Abend des 8. Juli angewiesen worden, sich zum Marsch an den Po bereit zu halten, in der Nacht aber brach man in anderer Richtung auf, „also zwar daß nicht allein die Regimenter wirklich geglaubt, der Marsch gehe über den Po, sondern daß auch sonst niemand außer ein und anderer General (der davon notwendig Wissenschaft haben mußte) um diesen Anschlag das Geringste gewußt habe" 5 7 ). In zwei Kolonnen, die eine, bei der sich Eugen selbst befand, auf dem Flußdamm, die andere unter Commercy weiter links, ging es über den in den Canal bianco mündenden Tartaro nach Nordwesten, während von Castelbaldo aus Infanterie unter dem Oberst Daun über die Etsch setzte, um den Vormarsch gegen das von Franzosen besetzte Carpi zu sichern, und hier zugleich auf dem linken Ufer Artillerie zur Einwirkung auf feindliche Bewegungen Stellung nahm. Von den Franzosen hatte der in San Pietro di Legnago postierte General Tesse einige Infanterie und 16 Schwadronen unter dem Maréchal de camp Saint Frémond nach Carpi vorgeschoben, der in der Frühe des 9. Juli plötzlich seine Fußtruppen in Castagnaro angegriffen und trotz des Eingreifens französischer Dragoner auf Carpi zurückgeworfen sah. Gegen die anstürmenden Regimenter Eugens setzte der eiligst herbeigeeilte Tesse die Schwadronen an, dodi sah er sich nach deren Abweisung angesichts der umfassenden Angriffe der Kaiserlichen zur Räumung Carpis und zum Rückzug auf San Pietro gezwungen. Er hatte den Verlust von an die 500 Mann an Toten und Verwundeten und 100 an Gefangenen zu beklagen, während auf der Gegenseite nur 100 Mann ausgefallen waren. Unter den Verwundeten war außer dem Generaladjutanten Charré auch Prinz Eugen selbst: nach dem Bericht, den der mit der Kunde von dem Erfolg nach Wien entsandte Graf Althann mündlich erstattete, hatte ihn eine Gewehrkugel am Knie getroffen, „Seine Durchlaucht hatte sie aber gleich selbst, weil sie zwischen H a u t und Fleisch stecken geblieben, herausgedrückt, allein, indem Sie sich sehr verblutet, ist Ihnen folgende einige Schwachheit zugestoßen, daß Sie sich verbinden lassen müssen, worauf sich gleich wieder erholt und sich wieder zu Pferd, nachdem unter ihm schon vorher eins blessiert, begeben und in der Aktion weiter kommandiert" 5 8 ). Dies Treffen von Carpi vom 9. Juli 1701, die erste größere Kampfhandlung in dem damit eigentlich erst aller Welt zum Be21
Braubach, P r i n z Eugen
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Kampf um die Macht
wußtsein kommenden Spanischen Erbfolgekriege, war gewiß kein großer Sieg, aber es bedeutete für die Sache des Kaisers einen nicht unerheblichen moralischen Erfolg. Der noch immer in Wien weilende Villars konnte nur ärgerlich über diese erste Widerlegung seiner Prophezeiungen den Kopf schütteln: „Ich verstehe wahrhaftig nichts mehr; indessen trotz dieser Anfänge, die weit glücklicher sind, als sie der Prinz Eugen erhoffen durfte, halte ich an der Meinung fest, daß dies italienische Projekt der Kaiserlichen nicht gut ausgehen kann" 5 9 ). Sicher traf seine Annahme zu, daß man von kaiserlicher Seite, schon um auf die Seemächte zu wirken, den Sieg als größer hinstellen würde, als er in Wirklichkeit war 6 0 ); aber hatte Anton Liechtenstein nicht redit, wenn er dem kaiserlichen Gesandten im Haag gegenüber meinte, die Aktion habe zwar dem Feind keine großen Verluste gebracht, sie habe aber „große deutsche Courage und tapfere Resolution" gezeigt, und aus ihr könnten „die Herren Italiener und der Feind selbst gar wohl sehen, daß es recht ernst sei" 6 1 ). Das mußte ihnen vollends durch die weiteren Operationen Eugens klarwerden. Der Prinz hatte dem Feind das Gesetz des Handelns aufgezwungen und ihn so in Verwirrung gebracht, daß Catinat es für nötig hielt, seine Truppen möglichst zusammenzuziehen, um, wie er selbst seinem König schrieb, abzuwarten, was der andere tat. E r gab die Stellung an der oberen Etsch auf, so daß Eugen, als er am 10. gegen San Pietro di Legnago marschierte, diesen und alle anderen Posten bis in die Gegend von Verona geräumt fand. Damit konnte er sich die Verbindung mit Tirol wieder sichern: indem er weiter nach Nordwesten zog, reichte er dem über die verlassenen französischen Stellungen nach Süden kommenden Guttenstein die Hand. Während der Gegner sich am 15. Juli südlich von Villafranca in Schlachtordnung aufstellte, bezog er, der nun fast alle Detachements wieder an sich herangeführt hatte und damit über 29 Bataillone, 84 Schwadronen und 70 Geschütze verfügte, ein Lager zwischen Villafranca und Povegliano. Noch immer war seine Streitmacht zu unterlegen, als daß er es mit Catinat aufnehmen wollte, zumal dieser, wie er am 17. dem Kaiser schrieb, „des Landes Vorteil mit Gräben und Morästen vor und um sich hat" 6 2 ). E r begnügte sich damit, ihn durch fortwährende Streifen von Kavallerieabteilungen in Unruhe zu halten und ihn sowohl über seine Schwäche als auch über seine Absichten im unklaren zu lassen. Wie er dem Kaiser darlegte, gab es für ihn zwei Operations-
Passage des Mincio
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möglichkeiten, entweder sich zum Po zu wenden oder aber über den Mincio sich den Weg in die Lombardei zu öffnen. D a ß Catinat am 16. von Villafranca nach Marmirolo marschiert war, von wo aus er sowohl den Mincio bewachen als audi Mantua decken zu können glaubte, mußte ihn in der zweiten Absicht bestärken, deren Ausführung in einem von ihm berufenen Kriegsrat am 20. Juli beschlossen wurde 0 3 ). Darin ließ er sich auch nicht dadurch beirren, daß inzwischen auf der Gegenseite neben den Spaniern aus Mailand auch der Herzog von Savoyen mit seinen Truppen eingetroffen war und ihn sehr beunruhigende Briefe seines badischen Vetters über die Abzweigung erheblicher Truppenteile vom Rhein nach Italien erreichten 84 ). Schon am 17. Juli war Riedt zur Erkundung an den Mincio geschickt worden, am 18. war er selbst nach Peschiera, wo der Fluß aus dem Gardasee austritt, geritten, am 27. befahl er dann den Aufbruch der Armee auf eine bei Salionze erkundete Übergangsstelle, an der nach H e r a n f ü h r u n g von Brückenmaterial am 28. der Mincio ohne Störung überschritten wurde. Selbst war er erstaunt: „Begreifen aber kann ich nun nicht", so schrieb er am 29. dem Kaiser, „warum der Feind sich nicht moviert und seiner Vorteile bedient, welche er zu Difficultierung, wo nicht gänzlichem Hindernis dieser Passage vor sich hatte, sondern solche frei und ohne einigen Verlust geschehen lassen, da doch jedermänniglich nichts Anderes geglaubt, als daß es, wo nicht zur rechten Bataille, doch wenigstens zu einer scharfen Aktion unfehlbar angekommen sein müßte, maßen ihm vor seinen Augen die Brücke geschlagen worden und er fast mit den meisten Teilen seiner Armee nicht viel über 2 Stunden davon gestanden." Während Vaubonne mit seinen Reitern feindliche Vortruppen bei Schloß Monzambano w a r f , ging die Armee nach neuerlichem Beschluß des Kriegsrates, die Offensive gegen die Lombardei fortzusetzen, am 31. in die Gegend von Desenzano und am 1. August nach Lonato vor, womit man nun auch westlich des Gardasees die Verbindung mit Tirol gewann. Der Feind, in dessen Hauptquartier Catinat mit Tessè und dem Mailänder Generalgouverneur Vaudémont haderte, marschierte seinerseits nach Verstärkung der Besatzung von Mantua weiter südlich nach Westen dem Oglio zu und ließ es zu, daß der Prinz das als künftiger Depotplatz wichtige Schloß Castiglione delle Stivere angriff, dessen spanische Garnison am 5. August kapitulierte 6 5 ). Nachdem man erfahren hatte, daß die Gegner über den Oglio zurück21*
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K a m p f um die Macht
gegangen waren, ließ Eugen am 9. die Chiese überschreiten, und als die weitere Aufklärung ergab, daß der Feind zwischen dem Oglio und der Stadt Crema stand, marschierte er auf den Oglio, den er am 18. August zwischen Urago und Pontoglio erreichte, entschlossen, nach Sicherung der Zufuhr sich weiter gegen die Adda zu wenden, um zu sehen, „ob selbige werde passieren, auch was alsdann weiter gegen das Cremonesische oder sonst in dem Mailändischen werde vornehmen können" ββ ). Er hatte nun das erreicht, was Catinat durch seine Sperren an Etsch und Gardasee gerade hatte verhindern wollen, nämlich in Verbindung mit Tirol zu bleiben und doch die Lombardei zu bedrohen 67 ). Schon mochte man erwägen, ob aus diesem bisher habsburgischen Lande dem nun vor seiner Grenze stehenden habsburgischen Heere Hilfe erwachsen würde. In dieser Beziehung zeigte sich der Prinz freilich in seinen Berichten an den Kaiser mit Recht skeptisch: „Belangend die Mailänder, so zeigen diese zwar großes Verlangen um die Ankunft Dero Armee, bis dato aber ist das Land noch nicht in Waffen, auch so leicht nicht zu hoffen, daß es zu dieser Resolution schreiten werde." Durfte er aber überhaupt wagen, mit seinen 32.000 Mann im Angesicht von 50.000 Mann der Verbündeten den Vormarsch fortzusetzen? Über deren Stärke und Stellungen war er durch seine jenseits des Oglio ständig erkundenden Reiter, die unter der Führung Roccaviones und Charrés auch manche erfolgreiche Überfälle ausführten, genau unterrichtet 68 ). Noch blieb für ihn der Einbruch in die Lombardei das Hauptziel, doch schon am 25. August kam er zu der Erkenntnis, daß er vorerst nicht an einen Übergang über den Oglio denken konnte, „dieweil erstlich, wenn ich einmal drüben wäre und nicht sogleich auch die Adda passieren könnte (wie es schwerlich sein dürfte), mich in einem engen Strich Landes von dem Bergamaskischen Gebiete befinden, worin nicht allein kaum Subsistenz, sondern auch keine sichere Retraite haben würde". Vollends mußte er von diesem Plane absehen, als der Feind zur Offensive schritt. Man kann gewiß nicht sagen, daß Marschall Catinat in den vergangenen Monaten glücklich operiert hatte. Mit wachsendem Ärger hatte der König in Versailles die Entwicklung beobachtet und ihm mit hartem Tadel sein Versagen gegenüber dem unternehmenden, gegen alle Regeln der Kriegskunst sich durchsetzenden Gegner vorgehalten. Er forderte ihn auf, auf dem kürzesten Wege die Kaiser-
Schlacht bei Chiari
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liehen anzugreifen, kam dann aber nodi vor Ausführung des Befehls auf den wenig glücklichen Gedanken, ihm den bisher am Rhein kommandierenden Marschall Villeroy vorzusetzen, der im Grunde militärisch weit weniger befähigt war als der bewährte Catinat. Als gehorsamer Diener seines Königs war Villeroy sofort zur Offensive entschlossen, und zwar ging sein Plan dahin, seinerseits über den Oglio zu gehen und den Feind von Süden her rechts überholend anzugreifen, ihn von Brescia abzuschneiden und vernichtend zu schlagen oder wenigstens in das Gebirge zurückzuwerfen. Als Eugen von dem Oglioübergang der Verbündeten am 29. August und ihrem bedrohlichen Anmarsch hörte, nahm er aus der Stellung bei UragoPontoglio gegen Süden Front und gab Pálííy, den er von seinem Beobachtungsposten gegen das Mantuanische im Südosten herbeibeorderte, Befehl, seinen linken Flügel über Chiari hinaus mit der Front gegen Osten zu verlängern, während er zugleich die venezianische Garnison in Chiari zur Überlassung des Orts an das Regiment Guttenstein veranlaßte und zwei gerade zur Verstärkung seiner Armee auf dem Anmarsch aus dem Norden befindliche Regimenter zur Beschleunigung trieb, um den von Umfassung bedrohten linken Flügel weiter zu verstärken. Villeroy, der den Kern der Kaiserlichen auf dem Rückzug nach Brescia vermutete, erschien nun am 1. September auf dem Marsch nach Norden südöstlich von Chiari und glaubte, sich des Platzes leicht bemächtigen zu können. Gerade hier aber sah Eugen den H a u p t s t ü t z p u n k t seiner Aufstellung, den er daher auch noch rasch durch Schanzen hatte ausbauen lassen. Als am frühen Nachmittag bei dem Donner und Regen eines schweren Gewitters die Verbündeten angriffen, sahen sie sich in erbitterte K ä m p f e verwickelt und unter schweren Verlusten durch kaiserliche Gegenangriffe auf ihre Flanken aus den anfangs genommenen Vorstellungen wieder geworfen, worauf Villeroy den Kampf abbrach und den Rückmarsch antrat, um freilich nur auf doppelte Schußweite von den Kaiserlichen entfernt bei Urago ein Lager zu beziehen. Hier blieb man zunächst einander gegenüber stehen 69 ). Chiari war so wenig wie Carpi ein entscheidender Sieg. Von beiden Seiten hatten an der Schlacht nur Teile der Truppen, von den Kaiserlichen nur 9 Infanteriebataillone, teilgenommen. Immerhin hatten die Verbündeten weit höhere Verluste — Eugen schätzte sie auf 2000 Mann, während er nur 150 verloren haben
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Kampf um die Macht
wollte 7 0 ). Es entsprach wohl seiner eigenen Beurteilung, wenn man in Wien, wohin der Generaladjutant Graf Breuner die Kunde von dem Abwehrerfolg brachte, zwar sehr erfreut über die neuerliche Erhöhung der „Reputation" der kaiserlichen Waffen war, der Kaiser selbst aber in einem Schreiben an den Markgrafen von Baden zugab, daß dies „noch kein Streich von einer Dezision" war 7 1 ). Für den Prinzen hatte der Kampf des 1. September 1701 immerhin den Vorteil, daß Villeroy nach diesem Schlag sich nun ebenso bedenklich und unschlüssig zeigte, wie vorher Catinat. Nodi am 3. September hat man im kaiserlichen Lager mit neuem Angriff des Feindes gerechnet, doch nichts rührte sich. Trotz der am selben Tage erfolgenden Verstärkung seiner Infanterie durch die Ankunft jener zwei Regimenter konnte aber auch Eugen an Operationen gegen Mailand nicht mehr denken. Unbeweglich hielten sich die beiden Armeen über zwei Monate in ihren Lagern am Oglio. Inzwischen führte die kaiserliche Kavallerie einen lebhaften Kleinkrieg. Beiderseits des Oglio bis weit nach Süden und nach Westen tauchten die Reiter Vaubonnes, Roccaviones, des Oberstleutnants Mercy und des Hauptmanns Colomba auf und griffen feindliche Transporte und Fouragiertrupps an, teils mit, teils ohne Erfolg 7 2 ). Wenn es Vaubonne im Oktober gelang, im Rücken des Lagers der Verbündeten einen Konvoy zu zertrümmern und die Brücke von Soncino zu zerstören, so scheiterte dagegen ein Überfall auf ein französisches Détachement bei Zurlengo. Besonderes Aufsehen erregte Ende Oktober ein Streifzug des jungen Vaudémont mit 1000 Kürassieren, Dragonern und Husaren über die Adda, wobei er bei Cassano stehende Truppen seines Vaters über den Haufen warf, so daß sie panikartig bis Mailand flüchteten und er mit elf erbeuteten Standarten zurückkehren konnte 7 3 ). Im November machten dann schlechtes Wetter und die dadurch sich erhöhenden Verpflegungsschwierigkeiten die Lage in beiden Lagern immer unerträglicher. Dodi Eugen vermochte länger auszuhalten als Villeroy, der am 13. November plötzlich seine Stellungen aufgab und, von den eiligst alarmierten Kaiserlichen ohne große Wirkung beschossen, über den Oglio zurückging, um sich zunächst in der Gegend südwestlich Soncino zu lagern. Offenbar hielt er den Feldzug dieses Jahres für beendet. Audi Prinz Eugen dachte an Winterquartiere, aber er wollte sie dort nehmen, wo nicht nur eine gute Verbindung mit der Heimat möglich war, sondern audi dem Feind möglichst große Ungelegen-
Wendung zum Po
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heiten bereitet werden konnten. Wie er zu diesem Zweck in den H e r b s t m o n a t e n operierte, entsprach ganz den k ü h n e n Schachzügen des Sommers, die z u m Einbruch in Oberitalien u n d zu den Erfolgen v o n C a r p i u n d Chiari g e f ü h r t hatten. S t a t t des oberen Oglio wollte er n u n den unteren Teil des Flusses unter seine Kontrolle bringen, v o n dort aus seinen Machtbereich über den P o ausdehnen u n d zugleich w ä h r e n d des Winters die Festung M a n t u a zernieren 7 4 ). A m 19. N o v e m b e r brachen die ersten Regimenter aus dem Lager von Chiari in südöstlicher Richtung auf, er selbst folgte am 21. W ä h r e n d er Commercy mit einigen Kavallerieregimentern z u r A u f n a h m e neuer im Anmarsch befindlicher Verstärkungen, darunter eines v o m Kaiser in seinen Sold genommenen dänischen Korps, an den Mincio sandte, griff er das von ihm selbst mit seinen D r a g o n e r n erkundete mantuanische C a n n e t o an u n d z w a n g am 3. Dezember die f r a n zösische Besatzung zur K a p i t u l a t i o n . Mit der F o r t n a h m e weiterer Kastelle h a t t e er sich zwischen die feindliche H a u p t a r m e e u n d das M a n t u a deckende N e b e n k o r p s Tessés geschoben. W ä h r e n d er Commercy mit den neu angekommenen T r u p p e n in die Gegend nördlich v o n M a n t u a dirigierte, suchte er die Festung von Süden zu umfassen. Z w a r stieß der vorauseilende Oberstleutnant Graf Mercy bei Borgoforte, in der N ä h e der M ü n d u n g des Oglio in den Po, auf Übermacht u n d w u r d e gefangengenommen, aber als Eugen am 10. Dezember vor dem O r t erschien, hatte Tesse, der alle G a r n i sonen aus den kleineren O r t e n südlich von M a n t u a an sich zog, Borgoforte geräumt, sodaß die kaiserliche Kavallerie weiter ostwärts bis über den unteren Mincio streifen konnte, w ä h r e n d zugleich von N o r d e n Commercys Reiter d o r t am P o erschienen. U m dem Prinzen wenigstens das Gebiet südlich des P o zu sperren, sandte Villeroy schleunigst T r u p p e n gegen Brescello u n d Mirandola u n d forderte die H e r z ö g e von P a r m a u n d Modena auf, ihm ihre festen Plätze einzuräumen. D e r Farnese in P a r m a w a r dazu bereit, dagegen w a n d t e sich der mit dem Kaiserhof verschwägerte u n d verbundene H e r z o g Rinaldo von Modena um Unterstützung an Eugen, der übrigens auch seinerseits Offiziere zwecks A u f n a h m e von Verhandlungen nach Modena u n d P a r m a abgeordnet hatte. D a n k der Energie, mit der Baron Riedt Brückenmaterial heranzuschaffen wußte, konnte der Prinz am 14. Dezember in der N ä h e von Borgof o r t e mehrere Regimenter auf das südliche P o u f e r werfen, die noch am selben Tage Guastalla besetzten 7 5 ). Selbst erschien er am 16. an
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dem Platz, wo er sich mit dem aus dem Hause Gonzaga stammenden Fürsten von Guastalla über die Anlage von Befestigungen verständigte. Ein Kriegsrat in Borgoforte nach seiner Rückkehr beschloß sodann eine Winterpostierung, die Mantua umschlossen hielt, mit Quartieren in dem mit Lebensmitteln gut versehenen sogenannten Seraglio zwischen Mantua und Oglio, Po und Mincio sowie südlich des Po längs des Crostolo bis an die modenesische Grenze und mit dem Hauptquartier in dem rechts des Po gelegenen San Benedetto 7 6 ). Nodi gelang dem Prinzen zum Abschluß dieses ereignisreichen Jahres ein letzter Streich: im geheimen Einverständnis mit der Fürstin von Mirandola konnte er einige Kompanien an diesen wichtigen Platz südlich des Po werfen, aus dem die von Bürgern und Bauern bedrohte französisch-spanische Garnison gewichen war 7 7 ). Noch war in diesem Jahre 1701 Oberitalien im Westen und Süden Europas der einzige Kriegsschauplatz gewesen, auf ihn war daher in besonderem Maße die Aufmerksamkeit der Welt gerichtet, und kaum ein Name war häufiger genannt worden, als der des kaiserlichen Feldherrn aus dem Hause Savoyen, der das Unmögliche möglich zu machen schien. Man erzählte von ihm, daß er mit einer persönlichen Reserve auftrete, die es nicht gestatte, auch nur im geringsten seine Meinung zu ergründen, wobei man zugleich aber den Eindruck gewinne, daß er ständig neue Pläne überlege 78 ). Schon wollte man wissen, daß man ihm nach dem Leben trachte: durch den kaiserlichen Botschafter in Rom ging ihm im August eine Warnung zu, wonach man von Mailand aus sich eines Domestiken in seinem Haus versichert habe, „welcher ihn aus dieser Welt schicken werde". Bezeichnend übrigens die Antwort des Prinzen an den Grafen Lamberg: er bezweifelte die Richtigkeit der Information, da er seine Gegner einer so unwürdigen Aktion nicht für fähig halte, jedenfalls aber könnte er sich gegen so etwas nicht schützen, und schließlich würden die Feinde bei seinem Tode wenig gewinnen, da es dann andere gebe, die dem Kaiser vielleicht noch nützlicher dienen würden 79 ). Wenn man ihn in der Tat in Frankreich zu fürchten begann, so hat er sich auf der anderen Seite überall da, wo man von der Hegemonie des Sonnenkönigs nichts wissen wollte, eine Sympathie erworben, die auch politische Bedeutung gewann. Damals begann sich vor allem in England um den Prinzen Eugen ein Mythus zu bilden, der nicht mehr gewichen ist. „Die
Die Schlacht v o n C h i a r i
an-
ari
am 1. September 1701
H a a g e r Allianz
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Nachrichten über ihn und seine Taten", so berichtete der kaiserlidie Resident H o f f m a n n aus London nach Wien, „erwecken hier ein so unbeschreibliches Vergnügen und erhöhen so sehr des Prinzen Reputation, daß bei jedem Gastmahl, ob groß, ob klein, sein Wohl ausgebracht wird" 8 0 ). N u n , gerade hier, bei den Seemächten, lag denn auch das wichtigste Ergebnis von Eugens kühnem italienischen Feldzug: es kann kein Zweifel sein, daß es f ü r Wratislaw in London und für seinen Kollegen Goëss im H a a g keine bessere Unterstützung in ihrer Mission hatte geben können als die Nachrichten von Eugens Erfolgen. So war am 7. September 1701 im H a a g die große Allianz zwischen dem Kaiser, England und den Generalstaaten der Vereinigten Niederlande zwecks Eindämmung der Macht der Bourbonen unterzeichnet worden — in denselben Tagen, da man von dem Sieg des Savoyers bei Chiari erfuhr. An der hiermit eingeschlagenen Richtung auf neuen gemeinsamen Kampf um die Bewahrung des europäischen Gleichgewichts hat auch der Tod Wilhelms III. von Oranien im März 1702 nichts mehr geändert. In Holland, wo es mangels eines unmittelbaren Erben aus dem Hause Oranien vorerst keinen Generalstatthalter mehr gab, hat der dem Toten eng verbundene Ratspensionär Antonie Heinsius seine Politik entschlossen fortgesetzt, und in England ließ sich seine Schwägerin Anna, der auf Grund der durch das Parlament festgesetzten Erbfolgeordnung die Krone zufiel, von dem Ehepaar Marlborough im Sinne der von Wilhelm III. eingeleiteten Kriegspolitik führen: mit Heinsius und Marlborough traten in den beiden Staaten zwei dem Paladin des Kaisers kongeniale Männer in den Vordergrund, die einige Jahre später mit ihm zusammen eine Art Triumvirat über Westeuropa bilden sollten. Auch in Deutschland haben sich die Dinge für die Sache des Habsburgers günstiger entwickelt, als es zunächst den Anschein gehabt hatte, und auch hierbei wird man eine Einwirkung des entschlossenen Auftretens Eugens in Italien annehmen können. Zwar Max Emanuel von Bayern verharrte, wenn auch zögernd und schwankend, auf dem Wege, den er mit der Anerkennung Philipps von Anjou in den ihm unterstellten spanischen Niederlanden eingeschlagen hatte, und er hat audi seinen Bruder, den Kurfürst-Erzbischof Joseph Clemens von Köln, zum Anschluß an Ludwig X I V . und zur Aufnahme f r a n zösischer Truppen in die Festungen am Niederrhein und im Lütticher Land bestimmt. Doch die H o f f n u n g der Wittelsbacher, daß
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sich der gegen die hannoversche Kur gebildete Bund der korrespondierenden Fürsten und die einem neuen Krieg nicht ohne Sorge entgegensehenden vorderen Reichskreise an sie anschließen würden und man so einen starken Block der Neutralität zwischen Österreich und den Rhein legen könne, erfüllte sich nicht. Die Unterstützung Brandenburgs hatte sich der Kaiser schon im November 1700 durch den sogenannten Kronvertrag gesichert, in dem er der Erhebung des Kurfürsten Friedrich III. zum König in dem außerhalb des Reiches liegenden Preußen zustimmte, und der Hohenzoller, der sich am 18. Januar 1701 in Königsberg krönen ließ, fand sich dann auch bereit, der Haager Allianz beizutreten und den Seemächten gegen Subsidien Teile seiner Streitkräfte zur Verfügung zu stellen. Wenn durch sein und des Kurfürsten von Hannover Einschreiten franzosenfreundliche Bestrebungen der Herzöge von Wolfenbüttel und Gotha rasch erstickt wurden, so hat zur Schwächung der Opposition gegen das Reichsoberhaupt und zur Überwindung der Neutralitätsströmungen in den vorderen Kreisen jene Versöhnung des Markgrafen von Baden mit dem Kaiserhof beigetragen, und ihm sekundierte nicht nur von Anfang an der pfälzische Kurfürst Johann Wilhelm, des Kaisers Schwager, sondern bald auch die Kurfürsten von Mainz und Trier. Die erneuerte Assoziation der vorderen Kreise, Träger der Front am Oberrhein im letzten Kriege, entschied sich in einer Tagung in Nördlingen im März 1702 für den Anschluß an die Haager Allianz. Damit war trotz der Gegenwirkung der beiden Wittelsbacher von Bayern und Köln auch der Eintritt des Reichs in seiner Gesamtheit in den neuen Kampf entschieden. Man mochte zwar hier an der spanischen Erbfrage unmittelbar nicht interessiert sein, aber gerade in den Frankreich am nächsten liegenden deutschen Landen regte sich die Hoffnung, bei dieser Gelegenheit doch noch das Elsaß zurückzugewinnen und eine stärkere „Barriere" gegen den Nachbarn im Westen zu errichten. Für die Festigkeit der Front gegen Ludwig XIV. war es vorerst auch nicht ungünstig, daß der Norden und Nordosten Europas durch einen eigenen Krieg absorbiert war, der aus dem Zusammenschluß Rußlands, Polens und Dänemarks gegen Schweden entstanden war. Und wenn dort der junge schwedische König Karl XII. durch blitzschnelle Schläge Dänemark zum Frieden zwang, die Russen verscheuchte und den Wettiner in Polen in Bedrängnis brachte, so hatte das zunächst die Folge, daß der Dänenkönig seine plötzlich arbeits-
Ungenügende Unterstützung Eugens
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los gewordenen Truppen an den Kaiser und die Seemächte vermietete und August der Starke, der verdächtige Verhandlungen mit Frankreich geführt hatte, sich genötigt sah, diese abzubrechen und einen Rückhalt an den Mächten der Haager Allianz zu suchen. Zu dieser f ü r Wien günstigen Klärung der großen politischen Verhältnisse hatten Eugens Einbruch in Italien und seine Erfolge bei Carpi und Chiari beigetragen. Er mochte es mit Befriedigung feststellen, aber zunächst brannten ihm die eigenen Sorgen auf den Nägeln. Er sah, wenn auch der Ausbruch des Krieges an anderen Fronten ihm auf die Dauer Entlastung bringen konnte, noch große Hemmnisse auf dem Wege zur Erreichung der ihm gestellten Ziele. Denn von diesen war er trotz jener erstaunlichen Taten nodi weit entfernt: es war ihm weder gelungen, die Lombardei zu erobern noch etwa gar mit habsburgfreundlichen Elementen in Neapel Verbindung aufzunehmen und dort die Herrschaft des Anjou zu erschüttern. Freilich, auch in Wien mußte man ihm recht geben, wenn er in einem Bericht vom 20. Dezember an den Kaiser feststellte, d a ß nicht mehr hatte geschehen können, als was er mit seiner Armee vollbracht hatte. Würde man aber audi auf den warnenden Zusatz hören, daß sie „von so großen Märschen, langwierigem Feldzug, zuweilen ob Mangel oder N o t der Subsistenz ziemlich fatigiert und hergenommen worden ist"? Es war keineswegs die erste Warnung! Von seinem Eintreffen in Rovereto an hatte er mit Bestürzung erkennen müssen, daß man entweder nicht in der Lage oder nicht des Willens war, ihm die in Wien gemachten Versprechungen zu halten. In einem seiner letzten Berichte aus Wien von Ende Juni hat Villars behauptet, bestimmt zu wissen, daß der Prinz wörtlich an Mansfeld geschrieben habe, er habe wohl mit großen Schwierigkeiten gerechnet, niemals aber erwartet, daß es an allem und jedem fehlen würde 8 1 ). Eugens persönliche Briefe an den Obristhofmeister Harrach bestätigen dies vollauf: sie bestehen seit Anfang Juni in der Hauptsache aus Klagen über das Ausbleiben von Geld und Material, aus drängenden Forderungen auf schleunige Zuführung von Verstärkungen, aus düsteren Prophezeiungen über ein schlimmes Ende, falls man nicht endlich die Mittel aufwende, die notwendig seien, um die Armee erhalten, ausrüsten und zum Siege führen zu können 8 2 ). Wenn er mehr und mehr die unerträgliche Verzögerung der Auffüllung von Menschen, Material und Kassen auf die an der Zentrale herrschende Unordnung, auf Versagen und
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Unfähigkeit der leitenden Persönlichkeiten zurückführte, so sah er sich in dieser Auffassung durch bittere Bemerkungen seines badischen Vetters bestärkt, die sich in dessen Briefen an ihn vom 11. und 25. Juli finden: „Es ist traurig, daß wir immer die letzten sind, unsere Maßnahmen zu treffen, und daß wir erst an die Unglücksfälle, die uns treffen können, denken, wenn sie nicht mehr zu heilen sind". — „Es ist sehr zu besorgen, daß diese verdammte Langsamkeit und Unschlüssigkeit des Hofes uns eines Tages teuer zu stehen kommt, und es ist unverzeihlich, daß man alles vernachlässigt, wie man es tut, denn es scheint mir, daß wenn man den Wunsch hatte, Sie zu verstärken, man dies schon vor 2 Monaten hätte tun können" 8 3 ) ! Immerhin hatte der Markgraf selbst dafür gesorgt, daß die zunächst seiner Armee zugeteilten zwei Infanterieregimenter schleunigst nach Italien marschierten, die dann ja Anfang September im Lager bei Chiari eintrafen. U n d auch die materiellen Forderungen Eugens scheinen schließlich in Wien einigen Erfolg gehabt zu haben. Nach dem Bericht eines Beobachters vom 10. September hatte der Kaiser auf Beschwerden des Prinzen ganz gegen seine Gewohnheit scharfe Worte an den Kammerpräsidenten gerichtet und dadurch erreicht, daß durch den H o f f a k t o r Oppenheimer innerhalb von zwei Tagen 40.000 Dukaten aufgebracht und sofort nach Italien geschickt wurden 8 4 ). Aus der gleichen Zeit liegt denn audi eine Vorstellung des Hofkriegsrats vor, in der auf die „äußerste N o t " der Regimenter in Italien und auf die Notwendigkeit, unverzüglich Geld nach dort zu schicken, hingewiesen wurde, da der Soldat mit dem Brot allein nicht leben könne und andernfalls die Gefahr von Exzessen und Desertionen bestehe 85 ). Im November soll dann Oppenheimer einen neuen Vorschuß von 600.000 Gulden geleistet haben 86 ). Nochmals hatte sich Eugen vorher an Harrach mit der Bitte gewandt, seinen ganzen Einfluß einzusetzen, um der Armee die Schlagkraft zu erhalten 87 ). Zugleich hat er durch den eigens nach Wien entsandten Grafen Guttenstein und durch den aus der Gefangenschaft entlassenen Mercy, der zur Heilung seiner Wunden nach Baden reiste, mündlich Lage und Bedürfnisse seiner Truppen vorbringen lassen. Bei Beginn des Jahres 1702 verfügte er über 10 Infanterie-, 9 Kavallerie- und 4 Dragonerregimenter und einen Geschützbestand von 58 Feldstücken, 12 Kartaunen und 4 Mörsern, wozu dann noch das dänische Korps mit 7 Bataillonen und 6 Schwadronen
Marsch nach Neapel?
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kam, doch war er weiterhin, zumal die Formationen große Lücken aufwiesen und die Rekrutierung auf sich warten ließ, den Franzosen, Spaniern und Piemontesen erheblich unterlegen 88 ). Konnte er mit dieser Streitmacht, wie man ihm von Wien aus nahelegte, im neuen Jahr gleichzeitig gegen Mailand und gegen Neapel operieren? Von dem Unternehmen gegen den spanischen Besitz in Süditalien war ja schon länger die Rede gewesen, der Prinz selbst hatte deshalb in ständiger Verbindung mit Graf Lamberg in Rom gestanden, der ihn über Aufstandsvorbereitungen neapolitanischer Adeliger auf dem laufenden gehalten hatte 8 9 ). Die Erhebung hatte in der Tat im September 1701 stattgefunden, aber sie war gescheitert und blutig geahndet worden 9 0 ). Der Plan der Fortnahme des Königreichs im Süden wurde deshalb aber keineswegs aufgegeben, seine Durchführung stellten einige der Verschwörer, die hatten flüchten können, wie der Marchese del Vasto, als leicht hin, und im Dezember gingen dem Prinzen, der ja durch seinen Zug an den Po eine günstige Ausgangsbasis f ü r einen Marsch nach Neapel gewonnen hatte, nachdrückliche Befehle zu einer entsprechenden Expedition zu. Er hat von vornherein schwere Bedenken geäußert, sich aber den strikten Weisungen von Wien gebeugt, indem er ein Korps von über 10.000 Mann, je 3 Infanterie- und Kavallerieregimenter, zusammenstellte, das unter der Führung Commercys aufbrechen sollte, sobald durch Lamberg die Zustimmung des Papstes zum Durchmarsch durch den Kirchenstaat und die Sicherung von Quartieren und Verpflegung erreicht worden war 9 1 ). D a ß sich hierbei große Schwierigkeiten ergaben, wird ihm indessen kaum unangenehm gewesen sein, und seit Anfang Februar erklärte er, gestützt audi auf das Votum seiner Generäle, daß das Detachement nicht eher aufbrechen dürfte, als bis der dadurch in seiner Armee entstehende Abgang durch neue Verstärkungen ersetzt war, da er andernfalls mit 20.000 Mann 80.000 des Feindes gegenüberstände und notwendigerweise untergehen müßte 9 2 ). Da man auch von seiten der Seemächte Einspruch gegen die Zersplitterung erhob, hat man schließlich auch in Wien den Plan fallengelassen, wovon der Prinz freilich erst am 19. März Nachricht erhielt. Sowohl wegen der Vorbereitungen f ü r diese dann nicht zur Ausführung gelangende Aktion als auch aus anderen Gründen war von Winterruhe f ü r seine Regimenter keine Rede. D a mußte im Norden auf die Blockade Mantuas und der im dortigen Gebiet
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stehenden Franzosen Tessés geachtet werden 93 ), und südlich des Po kam es auf Grund von geheimen Abmachungen mit dem Herzog von Modena schon am 5. Januar 1702 zur Besetzung des wichtigen Postens Brescello, womit zugleich der Raum zwischen Crostolo und Enza für die eigene Verpflegung gewonnen wurde 94 ). Darüber hinaus dachte der Prinz, der sein Hauptquartier am 8. von San Benedetto weiter westlich nach Luzzara legte, an die Ausdehnung seines Machtbereichs auch in das Gebiet von Parma, doch ließ sich dies nicht erreichen: „Je länger je mehr", so berichtete er am 16. Januar an den Kaiser, „wächst mein Absehen auf Piacenza, weil diesen Posten für Euer Kaiserlicher Majestät Dienst höchst nötig befinde. Idi kann aber selbigen umso weniger begehren, als idi weder zu Besetzung dieses, noch zu Bestreitung der so langen Distrikte diesseits des Po für jetzt Truppen genug habe." Als er, da der Farnese auf seine Forderungen nicht einging, Teile seiner Kavallerie in das Herzogtum sandte, verständigte sich der Fürst vollends mit den Verbündeten, die ihrerseits in das Land eindrangen und die Zusicherung der Auslieferung von Piacenza erhielten. Noch schienen alle Blicke dorthin gerichtet, als die ganze Welt durch einen kühnen Handstreich des Savoyers nördlich des Po überrascht wurde. Wir werden ihn später als Meister der Geheimdiplomatie kennenlernen. Es kann kein Zweifel sein, daß auch der Feldherr eine besondere Vorliebe für den unterirdischen Krieg, für die Aufziehung eines geheimen Nachrichtendienstes und auf Grund der dadurch gewonnenen Kenntnisse für unerwartete weitreichende Aktionen im Hinterland des Feindes hatte, daß er, wie ein kluger Offizier im französischen Lager dann feststellte, den Krieg ebenso als Fuchs wie als Löwe zu führen verstand 95 ). Wenn auf der anderen Seite etwa Villeroy in Verona seinen „kleinen Deutschen" sitzen hatte, der ihm genaue Angaben über die kaiserlichen Truppenbewegungen zwischen Tirol und Italien zukommen ließ"), so besaß Eugen wohl in der Lombardei eine Reihe von Kundschaftern, durch die er wichtige Hinweise erhielt. Schon 1701 hatte er einmal eine Überrumpelung von Mantua in Erwägung gezogen, jetzt faszinierte ihn der ihm durch einen italienischen Parteigänger Österreichs nahegebrachte Gedanke, sich ausgerechnet der mailändischen Festung zu bemächtigen, in der sich das Hauptquartier Villeroys befand, und damit zugleich mitten im Winter die Spitzen der feindlichen Streitkräfte auszuheben 97 ). Der Propst und Pfarrer von
Überfall auf Cremona
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Santa Maria la Nuova in Cremona, Antonio Cosoli, hatte Commercy auf einen in seinem Hause endenden trockenen Kanal aufmerksam gemacht, durch den man unbemerkt von außen in die Stadt gelangen konnte. Auf die Mitteilung hiervon haben im Laufe des Januar 1702 Beratungen Eugens mit Commercy, Vaudémont und Guido Starhemberg teils in Commercys Quartier Motteggiano teils in Luzzara stattgefunden, deren Ergebnis die Bestimmung der Infanterieregimenter Starhemberg und Daun, der Vaudémont- und Darmstadt-Kürassiere und der DietrichsteinDragoner unter der Führung des Prinzen Vaudémont zum Marsch auf dem rechten Ufer des Po gegen das von den Franzosen besetzte Fiorenziola und die Brücke bei Cremona und die Sammlung von Teilen der Infanterieregimenter Gschwind, Herberstein, Bagni, Lothringen und Kriechbaum und der Neuburg-, Taaffe- und Lothringen-Kürassiere unter Starhemberg in Ostiano am Oglio zwecks Zugs gegen Cremona vorbei an den zwischen Po und Oglio einquartierten Franzosen war. Der nördlichen Gruppe voraus ritten Prinz Eugen, Commercy und Starhemberg in der Nacht vom 31. Januar zum 1. Februar vor die Stadt, wo in der Frühe zunächst 400 Mann in den Graben und Kanal einstiegen. Alles war genau überlegt: die ersten Eindringlinge hatten sich zur Porta Margerita zu wenden und den dort angekommenen Abteilungen das Tor zu öffnen, während die weiteren durch den Kanal folgenden Truppen auf die Plätze im Inneren der Stadt vordringen und sich der Hauptwache und des Stadthauses bemächtigen, die dann durch die Porta Margerita einströmenden Kürassiere des aus Wien inzwischen zurückgekehrten Grafen Mercy zum Po-Tor sprengen und hier der südlichen Gruppe Vaudémonts die Hand reichen sollten. Zunächst verlief auch alles planmäßig, durch den unterirdischen Gang gelangten die ersten kaiserlichen Soldaten in die Stadt und brachen die Porta Margerita auf, durch die Mercys Reiter sprengten und weitere Abteilungen, bei ihnen auch Eugen, Commercy und Starhemberg, sich entfalteten. Inzwischen aber war in Cremona, wo 12 französische und irische Bataillone und 12 Schwadronen lagen, Alarm gegeben worden. Noch gelang es, den Marschall Villeroy selbst, der sich auf ein Pferd geworfen hatte und zu dem Kastell im Westen der Stadt eilen wollte, um von dort die Abwehr zu organisieren, auf der Piazza grande zu umringen, gefangen zu nehmen und in das von den Kaiserlichen überrumpelte Wachthaus
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zu bringen. Zu ihm, über dessen Identität zunächst Zweifel bestanden, kam Starhemberg, der ihn angesichts der vom Schloß aus erfolgenden französischen Gegenangriffe in ein Haus bei der Porta Margerita führen ließ: hier hat ihn der Prinz in Begleitung Commercys kurz besucht und sodann seinen und des gleichfalls nach schwerer Verwundung gefangenen Generals Crénan Abtransport unter Eskorte nach Ostiano befohlen 98 ). Inzwischen hatte sich indessen die Lage in der Stadt wenig günstig gestaltet. Um das PoTor zu nehmen, mußte Mercy Infanterie und Artillerie anfordern, von dem Korps Vaudémonts auf der anderen Seite des Stroms aber war nichts zu sehen, und vom Schloß aus, wo General Revel den Oberbefehl über die Garnison übernommen hatte und mit Umsicht die Operationen leitete, liefen Bewegungen am Inneren der Festungswälle entlang, um die in der Stadt befindlichen Kaiserlichen zu umfassen und abzuschneiden. Da es nicht gelang, die am Po-Tor postierten Iren zum Übertritt zu bewegen, blieb dieser Zugang fest in feindlicher Hand; als dann um die Mittagszeit am rechten Ufer Vaudémont anlangte, dessen Marsch durch unvorhergesehene Hemmnisse aufgehalten worden, war es zu spät, zumal sich ein Übersetzen an anderer Stelle als unmöglich erwies. So sah sich der Prinz, um eine Katastrophe für die an Zahl dem Gegner unterlegenen Abteilungen Starhembergs in der Stadt zu vermeiden, genötigt, das tollkühne Unternehmen abzubrechen und den Rückmarsch durch die bereits von beiden Seiten bedrohte Porta Margerita anzuordnen. Bei einem Entlastungsangriff der Kürassiere gegen die nachdrängenden Iren ist Mercy wiederum wie im Vorjahr verwundet in Gefangenschaft geraten. Bei Einbruch der Dunkelheit gelang es jedoch, zuerst die Kavallerie und dann die Infanterie herauszuführen und zu sammeln. Man hatte immerhin die Genugtuung, daß die in Verwirrung geratenen Franzosen eine Reihe kleinerer Posten am unteren Oglio räumten, die besetzt werden konnten. Der Rückzug nach Ostiano vollzog sich ohne Zwischenfall, worauf der Prinz am 5. Februar wieder in Luzzara Quartier nahm. Letztlich war der Überfall gescheitert, wozu einmal Vaudémonts Verspätung") und dann der Zufall, daß in Cremona für den frühen Morgen Übungen starker französischer Abteilungen angesetzt gewesen waren, beigetragen hat. Die Verluste des Gegners mochten erheblich höher sein, immerhin hatte man selbst rund 800 Mann,
Erfolg und Mißerfolg
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darunter manche tüditige Offiziere, eingebüßt, von denen fast die Hälfte in Gefangenschaft geraten war. Dafür hatte man nun freilich den französischen Oberbefehlshaber in der Hand, der dann über Innsbruck nach Graz gebracht wurde. Aber bedeutete dies wirklich einen Schlag für Frankreich, wo man allgemein wußte, daß dieser gewandte Höfling — einst übrigens einer der Freunde von Eugens Mutter Olympia — die ihm vom König immer wieder übertragenen hohen Kommandos weniger seinen militärischen Talenten als der Gunst der Madame de Maintenon verdankte? Schon in jener Zeit hat in Paris ein satirisches Epigramm in diesem Unglück geradezu ein Glück gesehen: «Français rendez grâce à Bellone, Votre bonheur est sans égal: Vous avez conservé Crémone Et perdu votre général» 100 ). Übrigens wurde der Marschall schon im September 1702 vom Kaiser wieder freigelassen, ohne Lösegeld zahlen oder eine Verpflichtung eingehen zu müssen101). An seine Stelle aber war inzwischen in Oberitalien ein weit fähigerer Soldat getreten, Eugens eigener Vetter Ludwig von Vendôme, Sohn des Herzogs von Mercoeur und der früh verstorbenen Laura Mancini, ein Mensch, dessen hohes Selbstbewußtsein zwar nicht durch sein wenig moralisches Leben, wohl aber durch militärische Qualität und Energie gerechtfertigt war 102 ). Waren so die Folgen des Streichs für die kaiserliche Sache eher ungünstig, so war man in der Welt freilich voll Bewunderung für die Überraschung, mit der erneut der Savoyer aufgewartet hatte: niemals, so hieß es auch in Frankreich, hatte man je derart kühne und außerordentliche Taten erlebt 103 ), während freilich in Wien sich auch wieder, wie einst nach Marsaglia, die Kritik regte, daß ein derartiges Unternehmen „mit nicht geringem Hasard" verbunden gewesen und es leicht hätte geschehen können, daß statt des französischen Marschalls der kaiserliche Oberbefehlshaber mitsamt seinen besten Generälen gefangen abgeführt worden wäre 104 ). Der Prinz hat zwar nodi im Februar dem Überfall auf Cremona plötzliche Vorstöße gegen das blockierte Mantua folgen lassen, aber auch sie brachten keinen Erfolg 105 ), und mehr und mehr sah er sich nun in die Abwehr gedrängt. Während er selbst immer wieder bittere Klagen über „die Not des bettelarmen Offiziers und 22 Braubadi, Prinz Eugen
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Gemeinen" nach Wien sandte und erst im Mai einige Verstärkungen aus dem Reich — zwei Infanterie- und ein Dragonerregiment — eintrafen, schien der Feind sich zur Offensive von verschiedenen Seiten zu rüsten: es sei, so meinte Eugen Anfang März, nicht zu zweifeln, „daß er mit zwei Armaden agieren werde, ich hingegen bin nicht imstande, nur einer, geschweige zweien den Kopf zu bieten oder defensiv mich halten zu können" 106 ). Auch eine Diversion am Rhein, die ihm sein badischer Vetter in Aussicht stellte, werde ihm, wie er Ludwig Wilhelm am 26. März schrieb, nicht viel helfen, denn auf der Gegenseite hätten sich außer 17.000 bis 18.000 Rekruten und 4000 Pferden an neuen Truppen 30 Schwadronen und 20 Bataillone eingefunden: „jeden Augenblick erwarte ich, daß sie alle ihre Truppen, die schon ihre Quartiere verlassen haben, in Bewegung setzen, zumal sie sich mit großen Mengen von Verpflegung, Fourage und Fuhrwerk versehen haben; ich habe dagegen keinen Mann Rekruten und Verstärkung, sehr wenig Remonten bis heute erhalten und verfüge über keine Magazine und an Plätzen nur über Brescello, das nichts taugt" 107 ). Es hieß, daß Vendôme beabsichtige, gleichzeitig südlich des Po vorzurücken, Mantua zu entsetzen und zwischen Pontevico und Soncino über den Oglio zu gehen. Ende März begannen die Franzosen audi südlich des Po von Stradella aus den Vormarsch nach Osten, worauf der hier die Kaiserlichen kommandierende Vaudémont befehlsgemäß auf Brescello und Guastalla zurückwich. Sollte der Prinz nun angesichts der Übermacht sowohl die besetzten Lande beiderseits des Po behaupten als auch die Blockade Mantuas aufrechterhalten? „Den Po zu abandonnieren", so berichtete er am 11. April dem Kaiser, „verliere ich nicht allein die ganze Subsistenzhülfe, sondern es entgeht auch der Weg und die Hoffnung, das neapolitanische Detachement abschicken zu können. Um Mantua audi muß ich ein Corps lassen, um sowohl wider die daselbstige Garnison mich zu verwahren, als beinebens die übrige Communication offen zu halten. Ob und wie idi aber mit dem jetzigen Stand Deroselben Armee zu einem und anderem bastant sein und des Feindes andringenden Schwall widerstehen könnte, hingegen auch was Dero Allerhöchstes Interesse daran gelegen, damit der jetzige Status rerum nicht übern Haufen falle, tue hiermit nochmals zu Dero Allerhöchst erleuchteten Ponderierung allergehorsamst anheimstellen" 108 ). Doch zunächst setzte der Feind seinen Vormarsch nicht fort, sodaß es im Laufe des April nur zu
Operationen im Frühjahr 1702
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Geplänkeln an Po, Oglio und um Mantua kam. Anfang Mai konzentrierte der Prinz einen Teil seiner Truppen in dem Winkel zwischen Po und Oglio mit dem Hauptquartier in Campitello, von wo aus er sowohl südlich des Po, als audi am Oglio und um Mantua eingreifen konnte 1 0 9 ). Anders als im Vorjahre, mußte er nun die Initiative dem Gegner überlassen. Den Hauptstoß erwartete er in der Ogliolinie, die er am 10. Mai rekognoszierte. In der T a t erfolgte Mitte Mai der Übergang Vendômes über den oberen Oglio, bevor der kaiserliche Feldherr den Gedanken, dorthin zu rücken und die Passage zu verwehren, ausführen konnte. Obwohl durch den weiteren Vormarsch des Gegners über die Mella die Gefahr bestand, daß hier die Verbindung mit den Erblanden unterbrochen wurde, nahm der Prinz unter Räumung von Ostiano Stellung im Seraglio, um den Poübergang von Borgoforte zu decken, während nördlich Mantua Commercy den Entsatz von Mantua verhindern und einem Vordringen der Feinde gegen den oberen Mincio begegnen sollte. E r selbst hatte Zweifel, ob sich diese Abwehr „effektuieren" lasse 110 ), und wirklich trat nun eine Reihe von Unglücksfällen ein. Die Franzosen zwangen am 20. Mai die Besatzung von Canneto, die nicht rechtzeitig den Rüdezug angetreten hatte, zur Kapitulation 1 1 1 ). Zwar hatte am gleichen Tage Eugen nach vorheriger persönlicher Erkundung einen erfolgreichen Angriff gegen die Porta Pradella und die Porta Cerese, die Ausfalltore von Mantua, geführt, der ein Eingreifen Tessés verhindern sollte: die Schanzen vor den Brücken waren genommen und zerstört worden 1 1 2 ). Doch während er dann auf die Nachricht von weiterem Vordringen Vendômes eine Verteidigungsstellung hinter der Fossa maestra von Curtatone bis Borgoforte einnahm, fiel im Nordwesten Castelgoffredo nach tapferer Gegenwehr der kleinen kaiserlichen Besatzung, wurde der Eiepotplatz Castiglione delle Stivere angegriffen, sah sich Commercy zur Räumung des linken Mincioufers genötigt und erschien Vendôme bei Goito, womit von Norden der Entsatz Mantuas vollzogen war, in das der Franzose am Abend des 24. Mai festlichen Einzug halten konnte 1 1 3 ). Mit dem Fall von Castiglione, das nach großartiger Verteidigung am 1. Juni kapitulieren mußte, war die Verbindung zum Gardasee abgeschnitten, dasselbe konnte aber auch, falls der Gegner über den Mincio vorrückte, mit dem Zugang nach Tirol über die Etsdi erfolgen. Vendôme, dessen Streitkräfte durch die Ankunft piemontesisdier Trup22*
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pen auf rund 50.000 gestiegen waren, während dem Prinzen keine 40.000 zur Verfügung standen, plante nun, die Kaiserlichen in dem Gebiet zwischen Mincio, Po und Fossa maestra einzukesseln, während spanische Truppen von Cremona aus auf dem rechten Po-Ufer Brescello und den Brückenkopf von Borgoforte bedrohen sollten. Am 3. Juni begann er redits des Mincio den Vormarsch nach Süden — bei Erkundung dieser Bewegung ist mit dem Generaladjutanten Colomba einer der besten Patrouillenführer Eugens tödlich verwundet worden — und bezog ein Lager bei Rivaita westlich des vor Mantua durch den Mincio gebildeten Sees gegenüber der südlich des Sees von der Porta Pradella bis Curtatone und an der Fossa maestra nach Süden bis Montanara errichteten kaiserlichen Stellung 114 ). „Der Feind", so schrieb der Prinz am 5. Juni dem badischen Markgrafen, „ist stärker, als man geglaubt, ich hingegen an Mannschaft schwach, ohne Geld und versicherten Proviant, also daß obligiert war, etwelche kleine Posten zu abandonnieren, um nicht vor der Zeit zur Occasion zu kommen und andurdi in ein augenscheinliches Unglück zu verfallen; soldiemnach aber frohlockt der Feind nicht wenig, besonders da ihm mein schwacher und schlechter Stand nicht verborgen ist" 115 ). Hier gab er seine Stimmung offener wieder, als in Schreiben, die er an die kaiserlichen Vertreter in der Schweiz und im Haag gerichtet hatte: „Ob nun leicht zu glauben, daß die Franzosen große Prahlereien machen werden, so kann ich doch Euer Exzellenz versichern, daß es in re ipso wenig oder nichts sei, und sobald ich nur den erwarteten Sukkurs überkomme, so wird es sich wohl wiederum anders anlassen, denn auch die bis dato vom Feind genommenen Posten von keiner solchen Konsequenz sind, daß ich deren nicht sogleich wiederum Meister werden könnte, wenn ich nur mit mehrerer forza in etwas besserer Luft bekomme" 118 ). Man blieb sich zunächst gegenüber liegen: offenbar wollte Vendôme, bevor er entweder die Kaiserlichen von Mantua abschnitt und sie aus dem Seraglio verdrängte oder sie über den Po nach Süden warf, die Verbindung mit den Spaniern in Cremona herstellen und vielleicht auch die Ankunft des jungen spanischen Bourbonenkönigs Philipp V. abwarten, der feierlich von Mailand Besitz ergreifen und nominell den Oberbefehl übernehmen sollte. So vergingen einige Wochen, ohne daß es, abgesehen von häufigen Zusammenstößen der Kavallerie, zu größeren Bewegungen kam 117 ). In dem Savoyer, der sich meist in Montanara aufhielt, aber regte
Mißglückter Handstreich
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sich einmal wieder der „Fuchs". Was für eine Verwirrung mußte es beim Feinde auslösen, wenn es ihm zum zweitenmal gelang, sich der Person des Oberkommandierenden zu bemächtigen, bei der es sich diesmal zudem um einen so fähigen und beim Heere beliebten General wie Vendôme handelte 118 )! Ein italienischer Kundschafter hatte ihm mitgeteilt, daß sein Vetter in Rivaita in einer Villa dicht am See wohne, die durch eine zu Schiff von Curtatone übersetzende, entschlossene Abteilung leicht überfallen werden könnte. Der Prinz betraute den bewährten Generaladjutanten Davia mit der Ausführung, der in der Nacht vom 10. zum 11. Juni mit 200 Mann ausfuhr. Doch das Unternehmen scheiterte: Davia gelangte zwar mit einigen Leuten bei der Villa an Land, aber ein vorzeitiger Schuß löste Alarm aus, mit knapper Not konnte der Generaladjutant wieder auf die Schiffe entkommen 119 ). Vendôme aber rächte sich, indem er in der Nacht vom 14. zum 15. gegenüber Curtatone Geschütze aufstellen und in der Frühe plötzlich den Ort beschießen ließ, wo sich Eugen und Commercy gerade aufhielten: nach den Behauptungen eines im allgemeinen gut unterrichteten Offiziers der Armee des Herzogs soll der Prinz in seinem Zimmer beim Rasieren durch das Bombardement überrascht worden sein und sich, während einer seiner Pagen getötet wurde, im Schlafrock, da die Treppe eingestürzt war, über eine Leiter gerettet haben 120 ). Neben diesem Zwischenspiel brachte der Juni noch heftige Kämpfe an der Porta Pradella, an der die Kaiserlichen zur Sperrung gegen Ausfälle nach Verjagung französischer Vorposten Redouten anlegten und unter Führung Starhembergs einen Vorstoß aus der Festung am 27. abwiesen121). Bald darauf nahm der Krieg eine ganz neue Wendung. Am 3. Juli langte König Philipp in Cremona an, nachdem er in Mailand einigen gefangenen kaiserlichen Offizieren gesagt hatte, der Prinz Eugen werde bald von ihm hören. Zwischen Vendôme und dem spanischen Generalgouverneur Vaudémont wurde abgemacht, daß dieser das Kommando über die Streitkräfte bei Rivaita und in Mantua übernahm, während der Franzose dem Enkel Ludwigs XIV. zur Seite treten und mit 41 Bataillonen und 83 Schwadronen die Offensive südlich des Po ergreifen sollte. Zwar führten die am 8. Juli anlaufenden Bewegungen erst am 22. zur Vereinigung der Operationsarmee auf dem rechten Po-Ufer, aber Eugen war der Plan des Gegners schon zehn Tage vorher klargeworden, und er
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hat wohl in der Absicht, zu einem Schlag zu gelangen, der ihn aus allen Nöten riß, beschlossen, unter Aufhebung der Stellungen vor Mantua und Räumung des Seraglio, seinerseits seine Kräfte südlich des Po mit dem Stützpunkt bei der Brücke von Borgoforte zu konzentrieren. Zunächst sandte er den Marchese Visconti mit drei Kürassierregimentern in die Gegend von Brescello, in der er selbst am 15. Juli zur Erkundung des von einigen 1000 Mann unter dem Grafen Solari besetzten Platzes und der Umgebung erschien. In den nächsten Tagen ließ er weitere Truppen bei Borgoforte den Fluß überschreiten. Dodi diesmal schien ihn nun die Pechsträhne nicht zu verlassen. Am selben 26. Juli, an dem er dem Grafen Auersperg, der die nach Westen am Po vorgeschobenen Truppen kommandierte, über die seiner Ansicht nach nicht gegen Reggio, sondern auf die Po-Brücken gerichteten Pläne des Feindes schrieb und anriet, die Reiter Viscontis sich nicht zu weit entfernen zu lassen 122 ), wurden diese, die sich unvorsichtig südlich von Guastalla über den Crostolo vorgewagt hatten, bei Santa Vittoria überraschend von Vendôme angegriffen und nach Eugens eigenem Geständnis „total geschlagen", wobei „von der sich sal vierenden Mannschaft in dem Morast und Wasser viele ersoffen und zugrundegegangen" 1 2 3 ). Der Verlust betrug 800 Mann, davon 300 Gefangene: es war ein Schlag, wie er die kaiserliche Armee in diesem Kriege noch nicht getroffen hatte. Auch Eugen war bestürzt, noch in der Nacht ritt er persönlich an den Crostolo, um nach dem Rechten zu sehen und die weiteren Absichten des Siegers zu erkunden. Am Abend des 27. nach Borgoforte zurückgekehrt, gab er den noch östlich von Mantua stehenden Truppen den Befehl zum Marsch nach Borgoforte, während zugleich der in Guastalla weilende Commercy die Anweisung erhielt, die Stellung am Crostolo und auch Luzzara zu räumen und sich auf die Hauptarmee zurückzuziehen. Mehr noch als vorher war er entschlossen, mit geballter Kraft dem Feind „einen empfindlichen Streich" zu versetzen, bevor der im Marsch begriffene Franzose etwa die Verbindung mit der nördlich des Po stehenden Armeegruppe Vaudémonts aufgenommen hatte. In den nächsten Tagen sammelten sich seine Truppen in dem Brückenkopf von Borgoforte, wo auf dem rechten Ufer ein Lager mit dem Hauptquartier in Sailetto bezogen wurde, während links des Stroms nur zwölf Bataillone blieben. „Sobald nun", so schrieb er am 7. August nach Wien, „weiter das Tranchement um Borgoforte
Ställacht bei Luzzara
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fertig sein wird, so bin intentionniert zu marschieren, da ich bei dermaliger Constitution und Extremität der Sachen kein anderes Mittel finde, als daß den Feind, ehe er sich wiederum conjungiert, aufsuchen müsse"124). In voller Erkenntnis dessen, was er aufs Spiel setzte, hatte er in genauen Anweisungen für das Verhalten von Infanterie und Kavallerie im Kampf Offiziere und Soldaten an die Taten der Vergangenheit erinnert und an sie appelliert, erneut ihre „Treue, Experienz, Valor und Tapferkeit" zu zeigen und damit „unsterbliche Glorie" zu erringen 125 ). Inzwischen hatte Vendôme, dessen Truppen nach dem Sieg von Santa Vittoria die modenesische Festung Reggio besetzt und Novellara erreicht hatten, mit dem mailändischen Generalgouverneur verabredet, daß dieser ihm nodi einige Bataillone und Schwadronen zuschicken und mit dem Hauptteil seiner Armee Borgoforte von Norden angreifen sollte. Nachdem jene Verstärkung aus dem Norden im Lager König Philipps und Vendômes eingetroffen war und die Spanier auf dem linken Ufer ihre Geschütze vor den Verschanzungen von Borgoforte in Aufstellung gebracht hatten, ordnete Vendôme für die Frühe des 15. August 1702 den Vormarsch gegen das feindliche Lager an in der Erwartung, es am nächsten Tage gemeinsam mit Vaudémont konzentrisch angreifen zu können. Am Morgen erreichte und besetzte er Luzzara, dessen von einer kaiserlichen Besatzung gehaltenes Schloß umschlossen wurde; nördlich des Orts lagerte sich die Armee mit Front gegen Osten. Für den Gegner überraschend aber ergriff nun Prinz Eugen die Initiative, indem er seine erheblich unterlegenen Streitkräfte — es standen wohl 25.000 Kaiserliche gegen 30.000 Verbündete — in zwei Kolonnen auf Luzzara marschieren ließ, die eine unter der Führung Commercys auf dem Flußdamm, die andere, bei der er sich selbst befand, links davon durch das Land in unmittelbarer Richtung auf den Feind. Während Vendôme eiligst seine zum Teil erst ankommenden Regimenter sammelte, glaubte Eugen auf die nodi zurückliegende Gruppe Commercys warten zu sollen, wodurch anderthalb Stunden verlorengingen und damit die Gelegenheit zu einem überfallartigen Angriff verpaßt wurde, bei dem, wie er in seinem Schlachtbericht dann meinte, „der Feind totali ter auf das Haupt geschlagen, mithin keine so große Victori in vielen Jahren wäre gehört worden" 126 ). Aber er wollte, auch im Hinblick auf die Sicherung von Borgoforte, den Hauptstoß mit dem rechten Flügel zwi-
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sehen Strom und Damm führen, den er nach dessen Ankunft aus seiner eigenen Kolonne verstärkte. Hier begann mit dem Ansturm der Kaiserlichen um 5 Uhr nachmittags die Schlacht von Luzzara: gleich zu Anfang stürzte, von mehreren Kugeln tödlich getroffen, Feldmarschall Commercy vom Pferde, was natürlich seine Truppen in Verwirrung brachte, die durch eine Kavallerieattacke der Franzosen nodi vermehrt wurde. Der Prinz eilte herbei, und ihm, der wenige Minuten vor der Leiche seines Freundes stand, gelang es, die Bataillone wieder vorzureißen und den linken Flügel des Feindes zu durchbrechen. Ein Entlastungsangriff der französischen Reiter setzte jedoch dem Vordringen ein Ende, und wenn hier im Norden der Gegner schon bei Hereinbrechen der Dunkelheit auch am Po zum Rückzug gezwungen wurde, so war der Widerstand der Verbündeten doch nicht gebrochen und die Kaiserlichen mußten sich mit der Behauptung des gewonnenen Terrains begnügen: eine Stunde Tages mehr, so meinte der Prinz in dem besonderen Bericht, den er dem Obristhofmeister Harrach sandte, hätte den Sieg vollständig gemacht. An den anderen Teilen der Front hatten gleichfalls erbitterte Kämpfe stattgefunden, die aber zu keiner Entscheidung führten. Auf dem linken, von Starhemberg kommandierten Flügel, war es zeitweise zu einer Krise gekommen, doch stellte das Eingreifen des jungen Vaudémont mit 25 Schwadronen, darunter den SavoyenDragonern, die Lage wieder her: hier wurden die Franzosen auf das Augustinerkloster östlich von Luzzara zurückgedrängt. In der Nacht nahm der blutige Kampf allenthalben ein Ende, und er ist am nächsten Tage angesichts der schweren Verluste — mindestens 2500 Mann auf kaiserlicher, an die 4000 auf feindlicher Seite — nicht mehr fortgesetzt worden. Statt dessen grub man sich ein, wobei hauptsächlich in der Gegend des Hauptdammes am Strom die Gefechtstätigkeit hin und wieder aufflackerte. Immerhin konnten die Franzosen die Besatzung des Kastells von Luzzara am Nachmittag des 16. August zur Ubergabe zwingen. Am 17. August hat der kaiserliche Feldherr in dem Lager auf dem von ihm behaupteten Schlachtfeld eine Siegessalve abfeuern und ein Tedeum halten lassen, und nach Wien war der Generalwachtmeister Uhlfeld mit der Siegesnachricht abgesandt worden, dem der Generaladjutant Simonetta mit einem genaueren Bericht folgte 127 ). Doch die Schlacht von Luzzara vom 15. August 1702 hatte weder der einen noch der anderen Partei den Sieg gebracht.
Tod Commercys
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Zwei der Mitkämpfer im Heere Vendômes, der Franzose de Quincy und der damals im spanischen Dienst stehende Marquis de MérodeWesterloo — später einer der gehässigsten persönlichen Gegner des Savoyers — haben gleichmäßig dem Prinzen ihre Bewunderung nicht versagt, daß er „als großer Kapitän" mit unterlegener Macht aufgebrochen und sich auf den Feind, der schon vor einer glorreichen Beendigung des Feldzuges zu stehen glaubte, gestürzt hatte, und sie, wie auch andere Beobachter im Lager der Verbündeten, gaben zu, daß man nur dank dem heldenhaften Widerstand einiger Infanterieabteilungen einer Niederlage entronnen war und daß man, wie Mérode-Westerloo schrieb, den eigenen Sieg nur darin sehen konnte, nicht geschlagen worden zu sein128). Und mit Recht konnte der Prinz in seinem Schreiben an Harrach für sich in Anspruch nehmen, in einer Zeit, in der die „Fanfaronnaden" der Franzosen fast ganz Italien an ihre Seite brachten, die ungebrochene kaiserliche Kraft demonstriert und zugleich verhindert zu haben, auf engstem Räume zusammengedrängt und erstickt zu werden: bezeichnend, daß es der alte Vaudémont nicht gewagt hatte und audi weiterhin nicht wagte, Borgoforte anzugreifen. Aber durfte Eugen von einem Sieg sprechen? Nicht: mit Unrecht meinte Fürst Anton Liechtenstein in einem Brief an den Grafen Goëss im Haag, daß das größte Unglück dieser Schlacht der Tod Commercys, das größte Glück die Bewahrung des Prinzen Eugen selbst gewesen sei. Der Ausfall des lothringischen Prinzen, der mit Todesahnungen in den Kampf gegangen sein soll129), wog in der Tat schwer, auch für Eugen persönlich, dessen enger Freund und ständiger Begleiter, ja gerade in den beiden letzten Feldzügen auch in der militärischen Führung gewissermaßen sein alter ego er gewesen war. Auch sonst waren die Verluste gerade an Offizieren nicht gering130). Das Ergebnis des kühnen Angriffs aber war nicht positiv genug, um die für die kaiserliche Armee so gefährliche Gesamtlage wesentlich zu verbessern: „Es ist freilich", so mußte einige Zeit später audi Eugen dem Kaiser bekennen, „nicht wenig zu bedauern, daß man von dem erhaltenen so herrlichen Sieg keine Frucht genießen könne; denn Euer Kaiserliche Majestät geruhen Allergnädigst gewiß zu sein, daß des Feindes Macht annodi so stark sei, daß auch ungeachtet des erlittenen großen Verlustes und ungerechnet der eingerissenen Krankheiten und der Desertion dieselbe uns noch um ein Merkliches überlegen ist" 131 ).
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Kampf um die Macht
Die verbleibende Mißlichkeit seiner Lage haben dann auch die Ereignisse der folgenden Wochen deutlich gemacht. Während man sich vor Luzzara gegenseitig beobachtete, konnten sich die Franzosen am 9. September des nur unzureichend befestigten Guastalla bemächtigen, dessen Kommandant die Weisung, sich mit seinen Truppen über den Crostolo nach dem nodi aufwärts des Po von den Kaiserlichen besetzten Brescello zurückzuziehen, zu spät erreicht hatte 1 3 2 ). Freilich, Quincy hatte recht, wenn er feststellte, daß dieser Prinz keine Gelegenheit ausließ, um von sich sprechen zu machen und seinem Herrn nützlich zu sein 1 3 3 ): wieder verwandelte sich der Löwe in den Fuchs. D a ließ er Ende September durch Davia und den Husarenobersten Ebergény einen großartigen Streifzug in die Lombardei ausführen: über Pavia gelangten die kühnen Reiter bis Mailand, wo sie bis in die Stadt vordrangen und das in der Nähe gelegene Lustschloß des Generalgouverneurs plünderten; über die Adda kehrten sie ohne Verlust mit großer Beute zurück 134 ). Erneut wurde auch Mitte Oktober ein Handstreich auf Mantua versucht, der jedoch scheiterte, da der Vertrauensmann, den man in der Festung gewonnen zu haben glaubte, nicht, wie verabredet, ein Tor öffnete 1 3 5 ). Als sich dann Vendôme Anfang November entschloß, das Lager bei Luzzara aufzuheben, glaubte der Prinz zunächst, daß er, ähnlich wie vor einem Jahr Villeroy vor Chiari, die Winterquartiere beziehen und ihm damit freie Hand zur Unterbringung seiner eigenen Truppen unter Beibehaltung seiner Stellung auf beiden Seiten des Po geben würde: „Es ist mir endlich gelungen", so schrieb er am 6. November triumphierend nach Wien, „und ich habe noch den Feind ausgedauert" 139 ). Er beabsichtigte nun, seine Truppen südlich des Po zwischen Secchia und Panaro, im Norden zwischen Tartaro und unterem Mincio kantonieren zu lassen, wobei durch eine inzwischen von Riedt hergerichtete Brücke bei OstigliaRevere die Verbindung zwischen beiden Ufern gesichert werden sollte. Doch als er seine Armee zunächst aus dem Lager von Luzzara in den Brückenkopf von Sailetto-Borgoforte zurückgeführt hatte, brachte ihm am 8. November der von einer Erkundung zurückkehrende Charré die Nachricht, daß Vendôme im Anmarsch auf das Gebiet am unteren Po zwischen Secchia und Panaro begriffen war 1 3 7 ). Eiligst dirigierte er seine Truppen an und über die Secchia, um dem Feind dann den Übergang zu sperren, worauf dieser den Versuch auch nicht wagte und seine Armee wirklich Quartiere be-
Ende des Feldzuges 1702
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ziehen ließ. Eugen war am Abend des 9. November in Mirandola eingetroffen, von wo er den zunächst aufgehobenen Kantonierungsbefehl erneuerte und sodann selbst sich zum Panaro begab, wo er ein Schiff bestieg, mit dem er von Finale über Bondeno zur Mündung in den Po und weiter diesen aufwärts über Sermide zu seinem neuen Hauptquartier Carbonara, östlich Ostiglia, fuhr 138 ). Während die Truppen in ihre neuen Quartiere marschierten, unternahm Tessè von Mantua aus, unterstützt von dem nach Guastalla zurückgekehrten Vendôme, einen Angriff auf das noch von einigen kaiserlichen Abteilungen besetzte Borgoforte. Die dort noch befindlichen Geschütze konnten rechtzeitig auf Po-Schiffen in Richtung Ostiglia abgefahren werden, dagegen kam ein von Starhemberg geleiteter Entsatzversuch für die Besatzung zu spät, da diese am Nachmittag des 15. November kapitulierte 139 ). Vendôme hat dann auch im Dezember noch keine Ruhe gegeben. Während er auf der einen Seite Anstalten traf, Brescello zu belagern, wobei es aber zunächst nur zu Vorgefechten kam, ging seine Absicht im Osten vor allem dahin, die Kaiserlichen ganz vom rechten Mincio- und möglichst audi vom linken Po-Ufer zu vertreiben. Mitte Dezember setzte er daher von Mantua aus gegen das vor der Mündung des Mincio in den Po gelegene Governolo an, in dem am Nachmittag des 18. Prinz Eugen zur Organisierung der Abwehr erschien: er mußte indessen erkennen, daß eine Verteidigung mit zu großem Risiko verbunden war, ließ das rechte Mincio-Ufer räumen und zog die Truppen nördlich des Po auf Ostiglia zurück 140 ). Damit fand der Feldzug ein nicht gerade erfreuliches Ende. Er hatte keinen so glücklichen Verlauf genommen wie die Campagne von 1701. Und so hat sich denn auch sofort die Kritik an dem Feldherrn geregt, den das Glück verlassen zu haben schien, von dem man aber audi behauptete, daß er schwere Fehler begangen habe. Wenn man in Wien kritisierte, daß er zu oft kleine Détachements ausschickte, die leicht vom Feind überwältigt werden könnten 141 ), so hat ein französischer Offizier überhaupt darin, daß er sich allzusehr mit dem Kleinkrieg, mit allen möglichen Schlichen, mit Spionen und geheimen Anschlägen, beschäftigte, einen Mangel an großer Konzeption und wirklicher Feldherrnbegabung gesehen 142 ). Gewiß müsse ein General die ihm auf unterirdischem Wege zukommenden Nachrichten ausnutzen, aber es sei ihm nicht erlaubt, nur an solche Dinge zu denken und seine ganze Aufmerksamkeit
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K a m p f um die Macht
der Verleitung von Menschen zu widmen, durch die man dann meistens betrogen werde. Wenn nun auch an der Neigung des Prinzen zu dieser Art der Kriegführung nicht zu zweifeln ist — es gibt in seiner Korrespondenz aus jener Zeit dafür noch manche Beispiele 143 ) — so war die Behauptung, daß er darüber die großen Gesichtspunkte außer Acht gelassen habe, doch gewiß falsch. Aber jener Offizier — es handelt sich um den Marquis de Barbézières, der übrigens bald nach Abfassung dieser Kritik in österreichische Gefangenschaft geriet 144 ) — hatte noch mehr an ihm auszusetzen: „Man muß nach allem, was wir gesehen haben, zugeben, daß er kühn und unternehmend ist, und ich glaube sogar, daß, wenn das Kommando der Armee in den Händen eines anderen gewesen wäre, sie nicht das hätte vollbringen können, wozu er sie gebracht hat. Aber er hat große Fehler begangen und selbst solche im Verlauf dieses Feldzugs, aus denen man erkennt, daß er keinen großen Geist besitzt und daß er, wenn man ihn in den von ihm gefaßten Plänen stört, nicht weiß, was er tun soll." Nun, Barbézières gab hier wohl nur Äußerungen Vendômes wieder, der in einem Schreiben an den Kriegsminister Chamillart vom 1. Dezember erklärte, leicht dem Prinzen mehrere grobe Fehler nachweisen zu können: die Schlacht von Luzzara habe er geschlagen, weil er nicht mehr wußte, wo er hinauswollte, und im übrigen könne jemand, der nach vier Monaten des Krieges gegen seinen eigenen Willen schlagen müsse, nicht so geschickt sein, als man wohl denke 145 ). Natürlich sind solche Behauptungen audi am Kaiserhof verbreitet und geglaubt worden, wo es manchem wohl nicht unangenehm war, daß der im Vorjahr so strahlend gewordene Nimbus des Prinzen wieder zu erblassen begann. Es gab auch in seinem eigenen Heer Männer, wie etwa Mansfelds Schwager Franz K a r l Auersperg 146 ), die in ihren Briefen den Oberbefehlshaber kritisierten: voll Entrüstung hat der ihm treu ergebene General Graf Pálfíy, den er im Juni nach Wien gesandt hatte, ihm berichtet, daß Sachen von der Armee geschrieben würden, „worüber man lachen und sich zürnen muß, weil die Herren Minister derlei Schreiben mehr Glauben anmessen als einem General" 1 4 7 ). Nun war gewiß auch Prinz Eugen als Feldherr nicht unfehlbar, und es mögen ihm in diesem Feldzug Fehler unterlaufen sein. Aber die Ziele, die man ihm gestellt hatte, war er nicht zu erreichen imstande gewesen, weil dafür die Kräfte, die ihm zur Verfügung standen, zu gering waren. Es war bei seiner Schwäche
Fehler des Feldherrn?
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und der Ungunst der Verhältnisse, mit der er zu kämpfen hatte, schon eine nicht geringe Leistung gewesen, daß er sich behauptet und es fertiggebracht hatte, in der oberitalienischen Ebene wieder Winterquartiere zu bezichen, von denen aus im nächsten Jahre erneut Versuche zum Sturz der Bourbonenherrschaft unternommen werden konnten. Voraussetzung dafür war freilich, daß man die Armee von Wien aus nicht wieder so im Stiche ließ, wie in diesem Jahre. Selbst war er überzeugt, daß die größte Schuld an der Bedrängnis, in die man hier wie auch sonst in Europa geraten war, die Männer trugen, die mit unzureichenden Kenntnissen und fehlender Energie das Kriegswesen des Kaiserstaates leiteten. Schon im Herbst hatte er beantragt, ihm die Erlaubnis zur Rückfahrt nach Wien bei Beendigung des Feldzugs zu geben. In den Weihnachtstagen traf sie ein, und am 27. Dezember 1702 übergab er Guido Starhemberg das interimistische Kommando über die Armee. Wohl am gleichen Tage hat er die Reise nach Österreich angetreten, um, wie es in der Instruktion für Starhemberg heißt, „über den hiesigen Statum eine Hauptrelation abzustatten und sodann die erfordernde Notwendigkeit daraus zu urgieren" 148 ). Im Grunde ging es ihm darum, mit vollem Einsatz seiner Persönlichkeit an der entscheidenden Stelle einen Kampf fortzusetzen, den er aus der Ferne schon seit Beginn des Feldzugs dieses Jahres begonnen hatte, ohne bisher Erfolg gehabt zu haben.
3. Über die Nachlässigkeit, mit der man in Wien alles anpackte und betrieb, hatte der Prinz sich schon während des Feldzugs von 1701 häufig erzürnt. Von bitterem Grimm aber war er dann erfaßt worden, als derselbe Winter, in dem aus der Hauptstadt in alle Welt Nachrichten über ständige Karnevalsbelustigungen, Komödien, Bauernhochzeiten und Tanzfeste drangen — wo doch „das aufgewendete Geld an hundert Enden zum Besten des gemeinen Wesens am meisten nötig gewesen wäre" 149 ) — verging, ohne daß ihm die geforderte Hilfe zuteil wurde. „Es ist", so hatte er am 23. Januar 1702 dem Kaiser geschrieben, „nicht zu beschreiben, wenn es audi niemand glaubt und es nicht mit Augen ansieht, was für eine große Miseria und Elend bei der Armee sei, und ich vor Euer Kaiserlichen
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Kampf um die Macht
Majestät mit Wahrheit sage, daß dergleichen in vielen Jahren nicht gesehen habe" 150 ). Man schien ihn und seine Soldaten völlig vergessen zu haben, ja seine Relationen blieben, wie er behauptete, oft lange Zeit unbeantwortet, was unter Ernst Rüdiger Starhemberg als Hofkriegsratspräsident niemals geschehen war 151 ). „Der Hof", so hat er dem badischen Vetter in einem langen, eigenhändigen Brief vom 26. März sein Herz ausgeschüttet, „kann nidit sagen, daß ich ihn nicht rechtzeitig von allem unterrichtet habe. Seit 5 Monaten schicke ich Kurier auf Kurier, alle zwei Monate habe ich dann Antwort auf 8 bis 10 Briefe und erhalte nichts von dem, was nötig ist" 152 ). Es war in erster Linie der neue Präsident Fürst Mansfeld-Fondi, gegen den er scharfe Anklagen erhob. Daß sich die wohl schon seit langem bestehende Abneigung zwischen den beiden Männern in dieser Zeit in Feindschaft, ja wohl H a ß verwandelt hat, dafür bot nicht nur die ungenügende Erfüllung der Forderungen der italienischen Armee die Grundlage, sondern audi die hochmütigen Ansprüche, die der Fürst für sich und sein Amt erhob 153 ), und insbesondere sein Versuch, den Feldherrn zu überwachen und zu dirigieren. „Herr von Mansfeld", so heißt es in jenem Schreiben an Ludwig Wilhelm von Baden, „will meine Aktionen kontrollieren: Sie wissen, was er vom Kriegshandwerk versteht"; man glaube, daß er, Eugen, Siege erringen könne, obwohl man ihm gegenüber einem sich gewaltig verstärkenden Feind erst in drei Monaten die Zusendung von einigen Regimentern in Aussicht stelle, und man sei entrüstet, daß er nicht jenes Detachement nach Neapel abgeschickt habe. Man sprach, wie er erfuhr, in Wien hämisch über ihn und sein Feldherrntum, man nahm seine Bestandsmeldungen nicht ernst und urteilte über seine Pläne und Maßnahmen ab: er würde wohl darüber bestürzt sein, „wenn ich nicht wüßte, daß heutzutage das Kritisieren an sich selbst schon eine allgemeine Sache, respectu meiner aber von solchen Subjekten herrühre, die zwar viel sagen, raisonnieren und großsprechen, dabei aber weder etwas verstehen, weniger, was Krieg sei, geringe Wissenschaft haben; man legt mir alles übel aus, man taxiert mich und nennt meine Operationen Kroatenritte, wo dodi die ganze Welt, ja der Feind selbst meinen modus bellandi gutheißt" 154 ). Er hat dann audi in dem Erscheinen von zwei Mitgliedern der Wiener Kriegsbehörden bei der Armee, zuerst des Hofkriegsratsagenten Koch und dann des Kriegskommissariatssekretärs Hack, die Absicht Mansfelds und
Konflikt mit den Wiener Kriegsbehörden
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seiner Freunde, des Hofkammerpräsidenten Salaburg und des Generalkriegskommissars Breuner, gesehen, seine Behauptungen zu prüfen und zu widerlegen. Alles, was Koch vorgebracht, so meinte er, habe „in nichts Hauptsächlichem" bestanden, sondern sei nur der Vorwand gewesen, „daß er über den Stand der Armee sowohl, als die übrige Konstitution der Sachen den Augenschein nehmen sollte": nun, er konnte ihn ebenso wie später Hack beruhigt zurückreisen lassen, denn beide hatten sich von dem „elenden Zustand" und der „Miseria" der Armee überzeugt, und sie sagten in Wien entsprechend aus — „und mit dem glaube ich gar gern, daß sich der Mansfeld darüber alteriert habe" 155 ). In der Hauptstadt aber wußte jeder von diesem Duell, schon im März und April sind die Berichte des von Villars zur Beobachtung zurückgelassenen Morreton und des Bayern Mörmann angefüllt mit Angaben über die wachsenden „Verdrießlichkeiten" und die „mésintelligence" zwischen dem Kriegsratspräsidenten und dem italienischen Hauptquartier, über die Versuche Mansfelds, sich in die Kommandoverhältnisse der Armee einzumischen, über die sehr „pikanten" Briefe, die Eugen schreibe, und über die Unfähigkeit des Kaisers, Frieden und Ordnung zu stiften 156 ). Und am bayrischen Hof in München diskutierten der französische und der savoyische Gesandte ernsthaft darüber, ob man angesichts der offensichtlichen Unzufriedenheit und Erbitterung Eugens ihn nicht auf einen für ihn nützlicheren und ruhmreicheren Weg führen, d. h. zur Aufkündigung der kaiserlichen Dienste und zum Übertritt auf die eigene Seite bewegen könnte 157 ). Daran war nun freilich nicht zu denken. Wohl hat der Prinz in den Briefen, die er während des Feldzugs an seine Korrespondenten in Wien richtete, mit Beschwerden und Rechtfertigungen mitunter die Drohung verbunden, alles hinzuwerfen. Bereits im März hatte er dem Verdacht, daß es jenen ihn zugleich im Stich lassenden und kritisierenden Menschen in ihrer das kaiserliche Interesse völlig mißachtenden Leidenschaft ganz lieb sei, „wenn sozusagen alles über und über gehe", die Frage angefügt, ob er sich dem „harten Hasard" aussetzen solle, für unverschuldete Mißerfolge verantwortlich gemacht zu werden und so „Ehre und Reputation" zu verlieren. Und wiederholt hatte er auch in der Folgezeit betont, daß er 2;war entschlossen sei, dem Kaiser „als ein treuer Vasall nach meinem Gewissen, Eid und Pflicht" zu dienen, ihm aber, wenn man ihm dies unmöglich mache, nicht anderes übrig
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bleibe, als sich zu „retirieren". Ja schließlich hat er im Oktober erklärt, er könne all dies Elend nicht mehr ansehen und sei „gänzlich gesonnen, zu quittieren" 158 ). Im Grunde waren indessen solche Äußerungen nur Druckmittel in dem Kampf, den er sicher auch im eigenen Interesse, in erster Linie aber um seiner Armee und darüber hinaus um des bedrohten Habsburgerstaates willen gegen jene Gruppe seiner Meinung nach unfähiger und egoistischer Berater des Kaisers aufgenommen hatte. Er wollte Österreich nicht den Rücken kehren, sondern im Gegenteil es zur Wiederherstellung und vollen Entfaltung seiner Kraft bringen, indem er den schwerfälligen und eigensinnigen alten Herrscher zur Durchsetzung von Reformen im Kriegswesen und zur Trennung von den für die Schlaffheit und Direktionslosigkeit auf militärischem und finanziellem Gebiet verantwortlichen Ministern bewog. Solange er selbst in Italien war, konnte er nur durch andere wirken. Da im Hinblick auf Versorgung und Verstärkung seiner Armee seine Relationen keine Wirkung erzielten — er vermutete, daß sie vom Kaiser nicht gelesen und ihm auch nicht ganz vorgetragen würden 159 ) — hat er versucht, durch mündliche Vorstellungen eigens abgesandter unterrichteter hoher Offiziere und Beamter sich Gehör zu verschaffen. Wenn um die Jahreswende 1701/02 der General Graf Guttenstein und der Oberstleutnant Graf Mercy in Wien seine Klagen vorbrachten, so bot ihm Ende April die gegen seinen Willen erfolgte Abberufung des Feldmarschall-Leutnants Graf Johann Pálffy willkommenen Anlaß, um diesen ihm ergebenen, dabei allgemein wohlgelittenen ungarischen Offizier genau über die üble Lage und ihre Erfordernisse zu instruieren und ihn zu beauftragen, bei den Ministern und an höchster Stelle über alles sich auszulassen „was sowohl in allen diesem des mehreren mündlich erinnert, als auch was an sich selbst dessen eigene Experienz und beiwohnende Cognition der Sache an die Hand geben wird" 160 ). Pálffy hat, als er im Juni in Wien und in Schloß Laxenburg bei Hof weilte, wie wir audi aus den Berichten Mörmanns nach München entnehmen können, kein Blatt vor den Mund genommen: daß bei der Armee kein Geld mehr vorhanden sei und er selbst seine Handpferde habe verkaufen müssen, daß die Soldaten aus Mangel an Brot und Geld ausrissen, daß Prinz Eugen auf die durch seine Kammerdiener als Kuriere übersandten Remonstrationen keine Antwort erhalte, daß vor lauter Sorgen seine Haare schon fast
Mission Pálffys
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grau geworden seien, er trotzdem zwar unentwegt tue, was er könne, der Untergang aber drohe, wenn er nicht unterstützt werde 161 ). Wie entmutigend mußten dann aber Pálffys Mitteilungen über die Ergebnisse seiner Mission auf den Prinzen wirken! Zum Kaiser drang er kaum vor, die Minister aber schienen die Lage in Italien angesichts der allgemeinen Misere nodi nicht für so schlecht zu halten: „Mit einem Wort, man mag schreien und sagen, was man am Hofe mag oder will, so glauben doch alle Minister, man habe in Italien keine Not und könne wohl bestehen, indem man 40.000 und mehr Mann habe und hiermit gut und besser defensive als offensive, bis der mehrere Sukkurs anlange, gehen könne. Idi habe aber ihnen allen die pure runde Wahrheit ohne Scheu ausgesagt und vorgestellt" 162 ). Audi an die Kaiserin und den römischen König hat sich der Ungar gewandt und bei ihnen audi wohl Verständnis gefunden: „Ihre Majestät die Kaiserin und der König haben midi gefragt, ob es denn wahr sei, daß Euer Durchlaucht so grau werden und so übel aussähen, worauf ich ihnen geantwortet, wie es anders sein könne, indem man Ihnen weder mit Antwort auf Dero Schreiben noch mit Geld und anderen Notwendigkeiten zuhalte." So blieb diese Mission ohne Ergebnis. Gerade auf den römischen König hatte er ebenso wie sein Auftraggeber große Hoffnungen gesetzt, zumal er als erklärter Feind von Mansfeld galt 163 ). Aber einmal vermochte audi er nicht, seinen Vater zu energischen Schritten oder gar einem Systemwechsel zu bestimmen, und dann war seine Aufmerksamkeit in erster Linie auf die Rheinfront gerichtet, wohin er im Juli abging, um persönlich am Kriege teilzunehmen. In dem ihm dort bei seiner Ankunft erstatteten Lagebericht hat zwar der Markgraf von Baden die Klagen seines Vetters — daß man in Italien zu des Erzhauses größtem Nachteil alles vernachlässigt „und auf des Prinzen Eugenii continuierliche Erinnerungen so wenig Reflexion gemacht" habe — voll bestätigt, zugleich aber es für unmöglich erklärt, ihm vom Reich aus zu Hilfe zu kommen 164 ). Gab es nodi andere Wege, einen Umschwung herbeizuführen oder wenigstens einzuleiten? Während er wohl ohne viel Hoffnung weiterhin durch private Briefe auf den Obristhofmeister Harrach zu wirken suchte165), hat der Savoyer zugleich begonnen, sich auf andere geheime Weise von Wien nicht nur über militärische und politische Vorgänge Informationen zu verschaffen, sondern 23 Braubach, Prinz Eugen
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auch seinerseits Informationen zu geben und damit seine Meinung und seine Forderungen und Pläne zur Geltung zu bringen. In dem Befehlsbereich Mansfelds hatte er sich in dem Hofkriegsrat Locher von Lindenheim einen geheimen Korrespondenten gesichert. Wichtiger aber war für ihn und seine Ziele die Verbindung mit dem klugen Hofkammerrat Johann David Palm, der in erster Linie Finanzexperte und als solcher mit dem durch Salaburg verdrängten tüchtigen Grafen Gundaker Starhemberg eng verbunden war; zudem war er im Besitz mannigfacher persönlicher Beziehungen einmal zu dem damals durch die Gruppe Harrach-Mansfeld weitgehend ausgeschalteten Reichsvizekanzler Kaunitz und dann zu gewissen unverantwortlichen Ratgebern des Kaisers, deren Einwirkung bei der merkwürdigen Neigung Leopolds zu politischen Schleichwegen unter Ausschaltung der Minister bedeutungsvoll sein konnte1®6). Schon im März 1702 hat der Prinz durch den eigens zu diesem Zwecke nach Wien geschickten Artillerieoffizier Graf Berzetti Palm um Hilfe und Vermittlung nach verschiedenen Richtungen gebeten, wobei er um besondere Behutsamkeit ersuchte, „damit es nicht penetriert wird, als ob zwischen mir und dem Herrn Hof kammerrat einige Korrespondenz passierte". Einmal sollte er Kaunitz aufsuchen und ihn „von allem, was den hiesigen Statum concerniert", unterrichten. Insbesondere aber vertraute er ihm — wohl einer Anregung von Palm selbst folgend — einen Brief an einen der einflußreichen Jesuiten aus der Umgebung des Kaisers, den P. Engelbert Bischoff, zur Weiterleitung an 167 ). Dies Schreiben des hochgeborenen Prinzen und Feldmarschalls an einen Mann, mit dem er, wie eingangs festgestellt wird, „das Glück und die Ehre" der Bekanntschaft bisher nicht gehabt hatte 168 ), ist schon ein eigenartiges Dokument für den Willen des Savoyers, seiner Auffassung den Weg zu bahnen und seine Gegner, in denen er zugleich die Totengräber der österreichischen Macht sah, zu verdrängen. In ihm finden sich jene schon wiedergegebenen scharfen Äußerungen über die Kritik, die man an seinen „Kroatenritten" übe, und über die Passionen, von denen man sich in Wien blindlings leiten lasse. Der Pater wird schließlich beschworen, den Kaiser von allem zu unterrichten und darauf hinzuweisen, daß, falls keine Änderung eintrete, eine Katastrophe unausbleiblich sei, der Prinz aber jedenfalls sein Kommando niederlegen werde. Diesem ersten sind am 24. April und am 2. Juni zwei weitere Schreiben gefolgt,
Verbindung mit Palm und P. Bisdioff
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jeweils in einer Chiffre, die P a l m k a n n t e u n d auflösen sollte, und unter Auslassung der Überschrift, „um desto weniger die Adresse wissen zu können, wenn es etwa wider Verhoffen verloren gehen oder in andere H ä n d e geraten möchte" 1 6 9 ).In den Begleitbriefen an P a l m ist audi noch von weiteren Jesuiten die Rede, deren Freundschaft m a n „kultivieren" wolle, so dem P. Menegatti 1 7 0 ) u n d dem Beichtvater der Kaiserin P. Miller, aber ihre H o f f n u n g setzten die Verschworenen dodi in erster Linie auf Bischoff, der allgemein — etwa im Gegensatz zu Miller — als ein ehrlicher u n d aufrechter M a n n galt, durch den allein m a n aber auch zur Zeit etwas erreidien zu können glaubte. Wir wissen nicht, ob und w a n n er auf die Darlegungen des Prinzen geantwortet h a t : zunächst ist jedenfalls zu dessen Enttäuschung keine E r w i d e r u n g gekommen, was P a l m mit einer E r k r a n k u n g u n d der dadurch vielleicht verursachten Abwesenheit des Paters erklärte 1 7 1 ). Es läßt sich auch nicht sagen, ob Bischoff schon damals bei dem Kaiser im Sinne der vor allem gegen den Hofkriegsratspräsidenten gerichteten Ausführungen Eugens vorstellig geworden ist. Wenn aber auch auf diesem Wege vorerst kein E r f o l g sichtbar wurde, so blieb doch die hier hergestellte Verbindung mit dem Jesuiten ein wichtiger F a k t o r in den Plänen des Prinzen, deren Ziel in einer Bemerkung an Palm aus dem Mai 1702 angedeutet wird, d a ß nämlich „der ganze Status über H a u f e n fallen" müsse, „wenn nicht einer k o m m t , der bei H o f das Militär eifrig traktiert" 1 7 2 ). Alles w a r schließlich vergebens gewesen: er sei es, so h a t t e er schon vor der Schlacht von Luzzara an Palm geschrieben, n u n m e h r müde, „noch weitere Lamentationen u n d f o r t a n die alte Leier zu berühren", da m a n seine „so frühzeitigen u n d bis d a t o unablässig wiederholten Repräsentationen gleichsam als eine C h i m ä r e angesehen u n d schier nicht besser als eine Fabel geachtet" habe 1 7 3 ). Aussichten f ü r einen Wandel der Dinge schienen ihm nur noch zu bestehen, wenn er persönlich in Wien erschien u n d den K a m p f wieder a u f n a h m , den er im F r ü h j a h r 1701 h a t t e vertagen müssen. Schon A n f a n g O k t o b e r h a t t e er aus dem Lager bei L u z z a r a P a l m erklärt, er werde die nächste Campagne nicht mitmachen, „bevor nicht vorher in Person zu Wien gewesen u n d selbst gesehen haben werde, was m a n dazu f ü r Dispositionen u n d Anstalten vorgekehrt, wie stark u n d in was f ü r T r u p p e n die Armee bestehen, wie die Bezahlung verläßlich eingerichtet und wie sie geschehen solle, denn mit leeren 23*
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Worten lasse idi mich keineswegs und umso weniger abspeisen, als es mir bereits über anderthalb J a h r her geschehen ist" 1 7 4 ). Man hat sich in Wien nicht beeilt, ihm die Lizenz zu erteilen, wie er in einem neuen Brief aus Carbonara am 21. November klagte: „Protrahiert sich aber meine Herauskunft, so verstreicht nicht nur die Zeit, die man umsonst verliert und ich hingegen draußen zu des Kaisers Dienst um so viel nützlicher anwenden könnte, als die höchste Notdurft ist, daß man wegen des künftigen frühen Standes der Armee alleweil rechtschaffene Hand anlege" 1 7 5 ). Anfang Dezember wollte er die Reise antreten, um unter Umständen im Februar wieder in Italien sein zu können, doch noch am 12. Dezember beschwor er den Hofkammerrat, „durch die bekannten Wege" die entsprechende Weisung zu erreichen, da „das Meiste von meinen mündlichen Vorstellungen dependiert": „Ich sehe gar wohl, wie man unter Prätext anderer Affären meine Hinausreise zu hintertreiben sucht, weil meine Präsenz dort und da nicht anständig sein dürfte" 1 7 6 ). Gleichzeitig hatte er schon einen Mann aus seiner nächsten Umgebung, den Feldkriegssekretär Pozzo, vorausgeschickt, um auch bei Harradi die Notwendigkeit einer sofortigen positiven Entscheidung auf sein Gesuch vorzustellen 177 ). O b nun nodi jene bekannten Wege eingeschaltet werden mußten, jedenfalls kam ja, wie wir bereits sahen, zu Weihnachten die Lizenz. Nach einer an gefährlichen Zwischenfällen reichen Fahrt — zehnmal, so behauptete er nach seiner Ankunft in seinem ersten Bericht an Guido Starhemberg, sei er beinahe ertrunken 1 7 8 ) — kam er in der Nacht vom 7. auf den 8. Januar 1703 in Wien an. Die Lage, die er vorfand, war noch schlimmer, als er sich vorgestellt hatte. Gewiß waren in dem abgelaufenen Jahr, das auf dem ersten, dem italienischen Kriegsschauplatz, keine Fortschritte gebracht hatte, an anderen Stellen auf Grund des glücklich hergestellten Zusammenwirkens Österreichs mit den Seemächten und den meisten Reichsfürsten einige Erfolge erzielt worden. Am Niederrhein hatte der Kampf mit Operationen der Verbündeten gegen Kurköln begonnen, das von dem Wittelsbacher Joseph Clemens den Franzosen ausgeliefert worden war: ein aus Holländern, Preußen und Reichstruppen bestehendes Heer hatte nach längerer Belagerung die Festung Kaiserswerth bezwungen und schickte sich jetzt zum Angriff auf die Residenzstadt Bonn an, während zugleich die Feinde eine Anzahl Plätze an der Maas in Spanisch-Geldern
Lage in Europa Anfang 1703
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und im Fürstbistum Lüttich aufgeben mußten. Inzwischen war auch die unter dem Kommando des badischen Markgrafen am Oberrhein gesammelte Reichsarmee aktiv geworden, sie hatte die Belagerung der im Ryswicker Frieden Frankreich überlassenen linksrheinischen Festung Landau begonnen, in deren Verlauf ja Eugens Bruder, der Graf von Soissons, tödlich verwundet worden war; in Gegenwart des römischen Königs war sie im September genommen worden. Aber diese Ereignisse traten zurück hinter der krisenhaften Zuspitzung der Dinge im Rücken der deutschen Front gegen Westen. Im Gegensatz zu seinem jüngeren Bruder in Köln hatte Max Emanuel von Bayern, nachdem er im Frühjahr von Brüssel nach München gekommen war, eine abwartende Stellung eingenommen, ja im Sommer war es zu ernsthaften Verhandlungen mit ihm über seine Einfügung in die Haager Allianz gekommen179). Übrigens hat man dabei, wohl im Zusammenhang mit Plänen eines Tausches von Bayern gegen Neapel-Sizilien, daran gedacht, ihm den Oberbefehl in Italien anzubieten, wogegen freilich die Königin von England in einer Weisung an ihren Wiener Gesandten Stepney sofort ein Veto einlegte: „Ich werde niemals zugeben, dem Prinzen Eugen das Kommando zu nehmen. Antworten sie den kaiserlichen Ministern, daß, wenn man meine Beihilfe verlangt, man dem Prinzen Eugen das Kommando belassen muß" 180 ). Inzwischen aber war die endgültige Entscheidung des Bayern, dem man von Versailles festere Zusagen über seine künftige Ausstattung mit einem Königreich gemacht hatte, gegen den Kaiser und seine Bundesgenossen gefallen, am 8. September 1702 hatte er mit der Besetzung der freien Reichsstadt Ulm den Krieg gegen sie eröffnet 181 ). Und in Ausführung ihm gegebener Versprechungen überschritt eine französische Armee unter demselben Villars, der noch wenige Monate zuvor in Wien Verhandlungen zur Verhinderung des Kampfes geführt hatte, nahe der Schweizer Grenze den Rhein. Ludwig Wilhelm von Baden war ihm am 14. Oktober bei Friedlingen entgegengetreten: die Schlacht, die dem Franzosen den Marschallstab brachte, ist im Grunde unentschieden geblieben, und Mißverständnisse zwischen Max Emanuel und Villars ließen es in diesem Jahr noch zu keinem Zusammenwirken von Bayern und Franzosen kommen. Für 1703 aber mußte man mit neuen Versuchen einer Vereinigung rechnen, die für Österreich um so gefährlicher werden konnten, als sich im Osten eine neue Erhebung unzufriedener Ungarn gegen die Habsburger-
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herrsdiaft unter der Führung des aus dem kaiserlichen Machtbereich geflüchteten Stiefsohn Tökölys, Franz Rákóczy, ankündigte. Prinz Eugen hat sich nach seinem Eintreffen in der Hauptstadt zunächst anscheinend ganz auf die Aufgabe konzentriert, für Italien Maßnahmen durchzusetzen, die dort eine erfolgreiche Fortführung des Kampfes ermöglichten. Schon der Verlauf seiner ersten Besuche bei dem Kaiserpaar, dem vom Rhein wieder zurückgekehrten römischen König und den Ministern hatte ihn indessen in seinem Pessimismus nur bestärken können. „Ich pressiere allhier",so berichtete er dann am 17. Januar Guido Starhemberg, „soviel in meinen Kräften ist, "wiewohl es bis dato noch nichts Sonderliches gefruchtet hat, und, wie ich aber Euer Excellenz nächsthin schon gemeldet, daß der Hof noch keinmal in so schlechtem Zustand gefunden habe, also wiederhole es wiederum, und ist nur das Schlimmste, daß ich so gar kein Remedium sehe"182). Am Abend zuvor war er zu einer Konferenz bei König Joseph zugezogen worden, wo aber in der Hauptsache über „das bayrische Werk" und nur „accidentialiter" über die Frage der Verstärkungen für Italien beraten worden war: „Ich warte nun etliche Tage noch, um zu sehen, ob man endlich zu der bayrischen Operation schreiten werde; alsdann aber und wenn sich diese nodi länger trainieren sollte, so will dem Kaiser nochmal remonstrieren, wasmaßen wegen Welschland ein oder andere Resolution ohne Zeitverlust müßte genommen werden." Inzwischen leitete er dem Kaiser eine ausführliche Denkschrift zu, in der Elend und Gefahr der Lage dargelegt und in neun Punkten die zur Abhilfe erforderlichen Maßnahmen zusammengestellt waren: Sendung von 15.000 Rekruten, Auszahlung von Werbegeldern an neue Regimenter, Ersatz des Abgangs von 9000 Pferden, Zahlungen zur Montierung der völlig abgerissenen Soldaten, und zwar, wie überhaupt bei allen Geldüberweisungen, in italienischer Währung, Sicherung von Verpflegung und Proviantierung, Auffüllung der leeren Kriegskasse, Herstellung der Artillerie gemäß den Vorschlägen des Artilleriegenerals Börner usw.183). Gewisse Hoffnungen schien wohl die englische Zusage der Entsendung einer Flotte in das Mittelmeer zu geben, wobei Wratislaw von London im Namen der Königin ausdrücklich ein Gutachten Eugens über eine Koordinierung mit der kaiserlichen Armee angefordert hatte, aber einmal war an eine Erfüllung der Voraussetzung einer Verständigung mit Bayern nicht mehr zu denken, und dann gingen die englischen Vor-
Eugen in Wien
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Stellungen über kaiserliche Operationen mit 10.000 bis 12.000 Mann gegen Neapel und mit 50.000 bis 60.000 gegen die Lombardei weit über das hinaus, was man in Wien für möglich hielt, zumal ungeschicktes Verhalten der englischen Regierung im Parlament die Aussicht auf die Zahlung englischer Subsidien vorerst zerstört hatte 184 ). D a ß es dann dem bayrischen Kurfürsten gelang, Neuburg zu nehmen, mußte wieder alle Aufmerksamkeit nach dort und von Italien ab wenden. Wie er am 31. Januar Starhemberg versicherte, hörte der Prinz nicht auf, täglich zu predigen, daß die an sich noch gute Armee ohne ein Wunder verloren sei, wenn man sie nicht aktionsfähig mache, es nützte indessen nichts. In einer Konferenz am 11. Februar kam man auf Grund der Ausführungen Salaburgs zu dem Ergebnis, daß man f ü r Italien in absehbarer Zeit nichts tun, ja keinen Gulden in Aussicht stellen könne, worauf Eugen in der Konferenz wie auch beim Kaiser energisch protestierte 185 ). Man spricht, so erzürnte er sich, wie gegen eine Mauer: „noch nie bin ich so empört gewesen, wie jetzt". Schon tauchte der Gedanke auf, die Armee dadurch zu retten, daß man sie aus Italien zurückzog. Die Durchführung hielt der Prinz, wenn auch unter Opferung der Besatzung von Brescello, für möglich, die Folgen aber für verheerend: er glaube, „daß f ü r des Kaisers Dienst nichts Schädlicheres geschehen könnte, dieweilen zu betrachten und nicht zu zweifeln ist, daß, wenn einmal die Armee heraus wäre, eine pure Unmöglichkeit sein würde, selbige wiederum hineinzubringen, solange ein Franzose in Welschland sich befinden wird", eine Ansicht, der sich denn auch der Kaiser mit Entschiedenheit anschloß 186 ). Aber wie konnte andererseits eine Katastrophe vermieden werden? Was geschehen mußte, das hatte schon im Januar der Reichsvizekanzler Graf Kaunitz, der sich in der Opposition gegen die H a r rach, Mansfeld und Salaburg mit dem Prinzen begegnete, dem damals in besonderer diplomatischer Mission nach dem Niederrhein und den Niederlanden entsandten Grafen Sinzendorf angedeutet: „Der Prinz Eugen ist hier, bis zu diesem Augenblick; ist er noch keinen Schritt vorwärtsgekommen, ich brauche Ihnen darüber nicht mehr zu sagen, denn Sie wissen, daß es seit Ihrer Abreise zu keiner Änderung an diesem H o f e gekommen ist, und damit ist alles erklärt" 1 8 7 ). Was aber war das audi für ein H o f , an dem man in der gleichen Zeit, da man um Heer und Staat bangen mußte, wieder kein Vergnügen des Karnevals ausließ! Diesmal war Eugen Augen-
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Kampf um die Madit
zeuge davon. Er hatte im Februar zeitweise Fieber, das ihn ja auch schon in früheren Jahren im Winter befallen hatte, sodaß er sich von einer „Wirtschaft" entschuldigen konnte und eine der Erzherzoginnen ohne den vorgesehenen Partner blieb. Als es ihm wieder besser ging, hatte er sich schon um der von ihm vertretenen Sache willen nicht ausschließen können: „Ich habe mich dabei", so schrieb er Guido Starhemberg, „sehr wenig wohl gefühlt, aber idi mußte an den Hoffesten teilnehmen, obwohl ich zunächst abgesagt hatte, bin aber immer nur bis Mitternacht oder ein Uhr geblieben. Es geht mir noch nicht gut, ich glaube, daß der Stand unserer Affären die Hauptursache dafür ist, denn bis zur Stunde ist noch nichts geschehen und es besteht wenig Aussicht, daß die Sachen besser werden" 188 ).Gerade diese ganz persönlichen Briefe an den damals noch mit ihm befreundeten Grafen Guido aus diesen Monaten — fast die einzigen privater Natur, die überhaupt erhalten geblieben sind188) — lassen uns die Wut erkennen, mit der ihn die Unfähigkeit der maßgebenden Minister erfüllte. Da war vor allem Mansfeld, der ihm mit selbstzufriedenem Lächeln Projekte über die künftige Kriegführung vortrug, von denen er empört urteilte, daß sie das Törichste darstellten, was er je in seinem Leben gehört habe 190 ). Und war der Finanzminister irgendwie besser? Das waren Ignoranten, da er an Schlimmeres, an Verräterei, nun doch nicht glauben könne, die größten Esel, die ihm bisher vorgekommen, aber „in den Händen dieser beiden Esel müssen ja der Kaiser, seine Monarchie und seine Armeen unausweichlich und rasch zugrundegehen": „Es ist wahrhaftig niederschmetternd, das zu erkennen, mit eigenen Augen anzusehen, wie alles zusammenbricht! Man könnte Bände füllen mit Berichten über das, was schlecht oder ganz unzureichend von hier aus geschieht." Aber stand hinter den beiden Präsidenten und dem gleichfalls von ihm scharf kritisierten Generalkriegskommissar Breuner nicht der Kaiser selbst? Eugen hat ihm Denkschriften über Denkschriften eingereicht und er hat ihn, der meist seinen Vorträgen zustimmte, dann bestürmt, durch sein Machtwort einen Wechsel herbeizuführen und damit die Monarchie zu retten, er hat sich audi nicht gesdieut, ihm in aller Offenheit zu sagen, daß die Krone auf seinem Haupte wackele und das Szepter ihm aus der Hand zu fallen drohe 191 ). Und er war gewiß nicht der einzige, der Leopold zusetzte. Vom Rhein brachte der Markgraf, den sein Vetter audi am liebsten in Wien gesehen hätte, mit dem er aber durdi den
Vorwürfe gegen die Ignoranten
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am Kaiserhof weilenden Hofmarschall Baron Greiffen enge Verbindung hielt 192 ), ständig Beschwerden vor, und auch der römische König schloß sich ihnen durchaus an: „Die ganze Ursache alles Unglücks und der Retardierung aller Sachen", so lesen wir in einem Brief Josephs an Ludwig Wilhelm vom 18. April 1703, „sind unsere zwei Herren Präsidenten, und solange diese bleiben, sehe ich kein Remedium, meine größte Arbeit jetzt ist, den Kaiser zu persuadieren, mit diesen eine Änderung zu machen. Die Hoffnung ist wohl gut, aber der Effekt folgt nicht, und wenn es nicht bald geschieht, so ist es hernach zu spät" 193 ). Die anderen machten eben dieselbe Erfahrung wie der Savoyer; Kabalen und Intrigen, Phlegma und Unschlüssigkeit ließen den zu früh gealterten Habsburger — er stand immerhin erst im 63. Lebensjahr — wider besseres Wissen an den Menschen seiner Generation festhalten, denen er sich irgendwie aus vergangenen Zeiten verbunden fühlte. „Er hört alles ruhig an, verspricht viel und tut nichts", so lautete Eugens vernichtendes Urteil. Wenn wir seinen Äußerungen gegenüber Guido Starhemberg Glauben schenken können, hat es Augenblicke gegeben, in denen der Prinz resignieren und den Kampf aufgeben wollte. „Idi möchte", so hatte er ihm sdion Ende Januar geschrieben, „daß diese Komödie beendet wäre und ich mich ganz zurückziehen könnte", und erneut gab er diesem Ruheverlangen Anfang Mai mit dem Stoßseufzer Ausdruck, er wolle lieber in einem kleinen Dorf in Ungarn schwarzes Brot essen als in Wien dies Leben führen 194 ). Dabei hatte er ja nun freilich gerade dem gewissermaßen auf verlorenem Posten zurückgebliebenen Waffengefährten immer wieder beteuert, er werde ihn nicht im Stich lassen: sobald die Frage der Rekruten und Remonten, der Montierung und der Besoldung in irgendeiner Weise geregelt sei, wolle er die Rückreise antreten, versicherte er ihm am 21. März, und einen Monat später glaubte er wirklich in Aussicht stellen zu können, daß er dem wieder zur italienischen Armee kommandierten Pálffy, der am nächsten Tage abfahre, in wenigen Tagen folgen werde 195 ). Am 2. Mai meinte denn auch Fürst Anton Liechtenstein in einem Brief an Goëss, die Sache mit der italienischen Armee komme in Ordnung, und der Savoyer wolle wieder dorthin 196 ). Genau am gleichen Tage war dieser jedoch wieder zu einer ganz anderen Meinung gelangt: „Sie erwarten nur meine Abreise", so informierte er nunmehr Starhemberg, „um gar nichts mehr zu tun, wobei sicher mit Faulheit und
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Ignoranz sich viel böser Wille verbindet" 197 ). Es ist gerade in diesen Tagen ein Ereignis eingetreten, das ihn in dem Willen zum Bleiben, zugleich aber audi zum Handeln bestärkt hat. Der Tod des Hofjuden und Oberkriegsfaktors Samuel Oppenheimer führte zu einer finanziellen und moralischen Panik, die jede Leistung an die Armeen ins Stocken brachte 198 ). Bisher war die gesamte Kriegsfinanzierung allein durch ihn erfolgt, dem dafür Staatsdomänen und Gefälle verpfändet worden waren, was aber nicht hatte verhindern können, daß er selbst immer tiefer verschuldete und mit seinem Kredit zugleich der des Staates ins Wanken geraten war. Vergebens hatte Gundaker Starhemberg gegen das „Oppenheimische Unwesen", gegen die verhängnisvolle Einrichtung, fast „das ganze Bellicum" auf diesen Mann allein zu stützen, Einspruch erhoben 199 ). Nun, mit seinem Tode wurde die Brüchigkeit des Systems offenbar. Wie der Prinz am 7. Mai dem Grafen Guido mitteilte, waren alle Kaufleute mit ihm verbunden gewesen, sie forderten jetzt die Erfüllung ihrer Forderungen vor jeder weiteren Lieferung, und damit, daß man nun überstürzt den Konkurs über den Nachlaß verhängte, vergrößerte man nur das Übel: Gundaker Starhemberg erklärte dies für einen so grundverderblidien Streich, daß Frankreich für sich und gegen den Kaiser nichts Kräftigeres hätte ersinnen können. Voll bitterer Ironie hat Eugen das Verhalten der Staatsleitung glossiert: wie angesichts des Zusammenbruchs des Staatskredits der Kaiser sich damit begnüge, „ein pikantes Billet" zu schreiben, wie die Hofkammer sich durch Lügen zu salvieren suche und Hofkriegsrat und Generalkriegskommissariat völlig hilflos seien, wie der Schrecken alle Welt erfülle, man Franzosen und Bayern bereits in Böhmen und Österreich sehe und nicht wisse, wohin man sich retten solle, wie zwar täglich Konferenzen gehalten würden, dabei aber nichts herauskäme und weder für Italien noch für das Reich noch für die Erbstaaten und Ungarn irgendeine Anweisung erfolge 200 ). Guido versicherte er, daß er sich schäme, immer noch in Wien zu sein, aber könne es im Interesse der Armee liegen, daß er mit leeren Händen nach dort kam 201 )? Schärfer als je hat er in einer Eingabe an den Kaiser die Lage, die jetzt für die italienische Armee und für die ganze Monarchie eingetreten war, gekennzeichnet: „Ich meinerseits habe an diesem bevorstehenden weitaussehenden Übel umso weniger Schuld, als ich schon vor vielen Monaten her und insbesondere in meiner damaligen Anwesenheit dahier Tag und Nacht
Kritik und Angebot
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die Rettungsmittel pressiert und, d a ß es endlich also ergehen werde, klar und öfters vorgesagt habe. Es w ü r d e aber die V e r a n t w o r t u n g bei denjenigen umso größer sein, aus deren Schuld eine von so t a p f e r e n alten Soldaten constituierte A r m a d a zu G r u n d e gehen u n d a n m i t sogar Euer Kaiserlichen Majestät K r o n e u n d Szepter der höchsten G e f a h r exponiert sein m u ß ; u n d mit dem nochmals allergehorsamst dasjenige, was Euer Kaiserlichen Majestät sowohl mündlich als schriftlich mit alleruntertänigstem Respekt vorgestellt habe, d a ß idi nämlich h i e r f ü r kein einziges Mittel noch R e t t u n g m e h r sehe, sondern man schon augenblicklich ein vorbeigegangenes Unglück erwarten müsse, es sei denn, d a ß G o t t der Allmächtige nach der Gerechtigkeit Euer Kaiserlichen Majestät W a f f e n selbst Mirakel wirke u n d selbe durch seinen starken Beistand aufrecht erhalte, welches nicht allein bei gedachten D e r o in Italien stehenden T r u p p e n , sondern auch anderer O r t e n umsomehr zu wünsdien wäre, als ich meinesorts audi anderwärts aus den so schlecht als unverläßlich vorkehrenden Dispositionen ein gleichmäßiges U n glück nicht unbillig besorge." Z u m Schluß aber f ü g t er ein persönliches Bekenntnis an: „ D a ß ich aber mich einer solchen Freiheit erkühne, werden Euer Kaiserliche Majestät mir umsoweniger in U n g n a d e n aufnehmen, als mich hierzu allein diejenige Schuldigkeit antreibt, mit welcher Deroselben ich bis in meine Grube verbunden bin, u n d Euer Kaiserliche Majestät sich Allergnädigst gesichert halten wollen, d a ß mir diese harten Zufälle umso schmerzhafter zu H e r z e n gehen, als meine i m m e r f o r t w ä h r e n d e Treue nirgends anders hinzielt, als zur A u f n e h m u n g D e r o Allerhöchsten Interesse Leib und Leben, G u t u n d Blut mit größter Freude aufzuopfern" 2 0 2 ). Eine scharfe Kritik, eine rücksichtslos pessimistische Darlegung, aber w a r damit nicht zugleich ein Angebot verbunden? M u ß t e nicht in der T a t die durch Oppenheimers T o d ausgelöste P a n i k den Kaiser endlich dazu bringen, die Voraussetzung f ü r eine Sanierung des k r a n k e n u n d tödlich bedrohten Staatskörpers zu schaffen, wogegen er sich noch im M ä r z bei einem ersten Entlassungsgesuch des H o f k a m m e r p r ä s i d e n t e n Salaburg gesperrt hatte 2 0 3 )? Wirklich sprach man seit A n f a n g Mai von einem bevorstehenden Ministerwechsel, u n d dabei stand offenbar die Persönlichkeit des Savoyers mit im V o r d e r g r u n d der Gespräche. In dem Brief, den er am 30. Mai, einen T a g nach jener Eingabe an den Kaiser, G u i d o Starhemberg schrieb, ließ er selbst dies anklingen 2 0 4 ). Nochmals gab
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er da seiner Verachtung für die Verantwortlichen Ausdruck, die, wenn sie keine Verräter seien, so doch jedenfalls die größten Esel, die er je kennengelernt habe, um dann auf Anfragen des Feldzeugmeisters über eine Änderung zu bestätigen, daß man davon gesprochen habe und noch spreche: „ich meinerseits habe erklärt, daß ich, weit davon entfernt, sie für mich anzustreben, sie auch nicht annehmen möchte, man hat mir darauf wieder davon gesprochen, und ich weiß nicht, was sagen und tun, denn in den Händen dieser beiden Esel in diesen Konjunkturen müssen der Kaiser, seine Monarchie und seine Armeen unweigerlich und bald zugrundegehen. Es ist wahrhaftig grausam, das zu erkennen, es vor seinen Augen zu sehen und alles zugrundegehen zu lassen." Aber zunächst geschah nichts. Am 6. Juni läßt der Prinz neuen heftigen Ausfällen gegen die unglaubliche, innerhalb der Regierung herrschende Konfusion, Lässigkeit und Schwäche Versicherungen seiner Scham und Wut darüber folgen, noch immer in Wien zu sein: „ich glaube, daß ich doch endlich abreisen werde." Und am 20. behauptet er, angesichts der Fruchtlosigkeit aller seiner Vorstellungen schon entschlossen gewesen zu sein, sich in den Postwagen nach dem Süden zu setzen, durch einen kaiserlichen Befehl aber daran gehindert worden zu sein205). Ob er zu diesem Zeitpunkt nicht schon wußte, daß dieser Befehl Vorläufer und Ankündigung des so lang erstrebten Umsturzes war? Am Mittwoch, dem 27. Juni 1703, teilte der englische Gesandte Stepney seinem in der Schweiz weilenden Freunde Saint-Saphorin mit, daß am Morgen das Orakel über jene schon so lange erwartete Änderung zu sprechen begonnen habe: Mansfeld war mit dem seit dem Tode des Grafen Waldstein verwaisten Amt des Obristkämmerers unter Vermehrung seiner bisherigen Bezüge begnadet worden, und man rechne damit, daß am folgenden Tage Prinz Eugen zu seinem Nachfolger als Hofkriegsratspräsident erklärt, ferner auch der bisherige Hofkammerpräsident seine Charge niederlegen und Gundaker Starhemberg seine Nachfolge antreten würde 206 ). Am gleichen 27. Juni hatte auch Eugen Guido Starhemberg die Entscheidung mitgeteilt: „Mansfeld soll heute zum Obristkämmerer und ich, nach dem was man sagt, morgen oder danach zum Kriegspräsidenten, Gundaker Starhemberg zur gleichen Zeit zum Kammerpräsidenten erklärt werden. Ich kenne die Last, die man mir auferlegt; ich habe wenig Hoffnung, bei der Lage, in di2 diese Herren die Dinge gebracht haben, mit Erfolg wirken zu können" 207 ).
Ernennung zum Hofkriegsratspräsidenten
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Wie ist es schließlich zu dieser bedeutsamen Berufung gekommen208)? In jener Mitteilung an Guido Starhemberg hat der Prinz eine eigene Beteiligung an dem Vorgang, ja darüber hinaus auch jede persönliche Absicht in Abrede gestellt: „weit entfernt, es beansprucht zu haben, wollte idi es nicht annehmen. Der Kaiser und der König haben mir dazu den Befehl gegeben. Ich kenne meine geringe Fähigkeit, aber ich konnte, ohne meinen Herrn und die Armee zu verraten, es nicht länger in derartigen Händen lassen. Man hat geglaubt, daß ich Bedingungen stellen würde. Nichts dergleichen habe ich getan, außer daß ich den Kaiser bat, mich in dem zu unterstützen, was ich zum Wohl des Dienstes und der Armee vorschlagen würde; sonst würde ich unfehlbar mit sehr viel mehr Freude und Leichtigkeit auf die Charge verzichten, als ich sie angenommen hätte". Das entsprach nun ja wohl auch früheren Bekundungen von seiner Seite: als ihm schon im Spätsommer 1702 der Hofkriegsrat Locher von der Möglichkeit seiner Erhebung zum Kriegsratspräsidenten geschrieben hatte, war seine Antwort gewesen, daß er sich darum wenig kümmere — immerhin mit dem Zusatz, er „submittiere" sich dem, wozu der Kaiser ihn „zu employieren für tüchtig und seinem Dienst convenient zu sein" befinde209). Sicher hat er nicht selbst seine Ernennung gefordert, und es sind wohl auch nicht seine ständigen Beschwerden und Vorstellungen allein gewesen, die den Kaiser bestimmt haben, nach langem Zögern die Neubesetzung der beiden Präsidentenposten vorzunehmen. Wenn darauf einmal die katastrophale Gestaltung der Lage seit Oppenheimers Tod eingewirkt hat, so waren zudem andere gewichtige Persönlichkeiten seit dem Frühjahr bemüht, Leopold die Unfähigkeit seiner Berater vor Augen zu führen, so, wie wir ja schon sahen, der römische König, weiter auch des Kaisers Schwager Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz, der sogar schon vor dem Mai von Bestrafung der Schuldigen für alle Unordnung sprach und ausdrücklich die Berufung Eugens forderte 210 ), nicht weniger der Markgraf von Baden, der eigens einen besonderen Vertrauten, den Baron von Forstner, zur Betreibung des Ministerwechsels nach Wien schickte211), und der Reichsvizekanzler Kaunitz, und endlich haben auch die Seemächte ihren Einfluß geltend gemacht, wobei übrigens von London aus mit besonderem Nachdruck auf die ungenügende Unterstützung hingewiesen worden war, die man dem Prinzen Eugen hatte zuteil werden lassen: in der Vorstellung der Engländer,
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so hatte Wratislaw schon im Vorjahre berichtet, kam ihm kein Alexander und kein Caesar gleich212). Es gibt indessen sehr bestimmte Hinweise darauf, daß die letzte Entscheidung auf ganz anderem Wege erreicht wurde. Sie war gerade gefallen, als der junge Friedrich Karl von Schönborn in Wien eintraf, um dort die Interessen seines Onkels, des Kurfürsten von Mainz, wahrzunehmen. Natürlich hat der Gesandte des Reichserzkanzlers sofort Verbindung mit dem Reichsvizekanzler aufgenommen und hier erfuhr er Einzelheiten über den Ministerwechsel. „Die ganze ObristhofmeisterPartei", so berichtete er am 28. Juli dem Kurfürsten, „ist dem Reichsvizekanzler zuwider, sonderlich wegen des Mansfeld Mutation, welche dieser durch den P. Bischoff endlich zuwege gebracht, dahero einen applausum communem, nicht aber estime für sich erworben, maßen er es in seinem wie Mansfeld in seinem officio zu tun pflege". Nochmals kommt er dann Anfang September bei einer Schilderung des Einflusses der Jesuiten am kaiserlichen Hofe darauf zu sprechen, daß des P. Bischoffs „Dexterität und Eifer den Obristkämmerer- und von Salenburgischen Sturz endlich zuwege gebracht" habe 213 ). Hier begegnet uns ja nun ein aus den Bemühungen Eugens im Vorjahre bekannter Name. War P. Bischoff wirklich nur das Instrument des Reichsvizekanzlers Kaunitz, der in Mansfeld den Anhänger seines Rivalen, des Obristhofmeisters Harrach, ausschalten wollte? Daß der Prinz selbst in den Kampf der beiden Minister eingegriffen und sich mit Harrach angelegt hat, ist kaum anzunehmen, da er ja mit ihm bis Ende 1702 in freundschaftlicher Korrespondenz stand und ihn persönlich in seinen Beschwerden auch nie genannt hat, wenn er auch sicher schon seit langem zu der Erkenntnis gelangt war, daß man bei dem Alter und der Bequemlichkeit des Obristhofmeisters auf entscheidende Hilfe von seiner Seite nicht rechnen konnte: deshalb hat er ja auch seit dem Frühjahr 1702 durch Palm Kaunitz für sich zum Einsatz zu bringen gesucht214). Was aber Bischoff betrifft, so gibt es einen Beleg dafür, daß die unmittelbare Verbindung zwischen ihm und demSavoyer selbst, um die dieser sich ja schon im letzten Jahre bemüht hatte, seit der Ankunft des Prinzen in Wien wirklich hergestellt worden war. Als der Baron Forstner Anfang April Bischoff aufsuchte, um bei ihm — sehr bezeichnend für Stellung und Ansehen des Jesuiten — Klage über Nichterfüllung der bei Beginn des Krieges dem Markgrafen gegebenen Versprechungen zu führen, traf er dort Eugen, der ihm später
Ehrgeiz Eugens
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erklärte, d a ß der Pater der einzige Mensch sei, durch den m a n manchmal den Kaiser noch zu einem Entschluß zu bringen vermöge; er selbst hatte es, wie er bei anderer Gelegenheit Forstner berichtete, seit einiger Zeit aufgegeben, sich a n Leopold persönlich zu wenden, ging aber häufig zu Bischoff, um ihm Material über den üblen Z u s t a n d seiner Armee zwecks „Sollizitationen" an höchster Stelle zu liefern 2 1 5 ). Palms R a t an den Prinzen h a t t e also doch Früchte getragen, der Jesuit w a r zum Vertrauensmann des Feldherrn geworden — so wenig dieser auch ein besonderer Gönner oder Freund des Ordens sein mochte. So darf m a n wohl annehmen, d a ß weniger der an Alter u n d Lässigkeit H a r r a c h gleichkommende K a u n i t z als Eugen hinter Bischoff stand, als dieser bei dem Kaiser auf die Entlassung Mansfelds u n d Salaburgs drang. D a m i t gewinnt dann aber auch die A n n a h m e an Wahrscheinlichkeit, d a ß der Prinz, mochte es auch zeitweise Schwankungen in seinen Überlegungen geben, doch mit seiner Berufung gerechnet u n d sie schließlich auch erstrebt hat. W a r u m ist er nach Wien gekommen u n d dort, trotz dem Unwillen, den er dadurch bei den Generälen der italienischen Armee hervorrief — hier liegt wohl der G r u n d f ü r sein Z e r w ü r f n i s mit G u i d o Starhemberg — weit über den Beginn der besseren Jahreszeit hinaus geblieben? Er wollte nicht, wie er ihnen versicherte, mit leeren H ä n d e n zurückkehren, aber er wollte sicherlich audi Mansfeld stürzen. Wer aber k a m d a n n als Nachfolger des Hofkriegsratspräsidenten in Betracht? M a n k o n n t e die Entlassung der bisherigen Machtträger nicht betreiben, ohne K a n d i d a t e n f ü r ihre Nachfolge zu haben 2 1 6 ), u n d w e n n im G r u n d e schon 1700/01 nur Eugen u n d G u n d a k e r Starhemberg als die Alternative zu Mansfeld u n d Salaburg erschienen, so gibt es in den entscheidenden M o n a t e n audi aus der Feder oder dem M u n d e des Prinzen selbst nicht den geringsten Hinweis, d a ß eine andere Persönlichkeit geeignet sei, den in tiefe N o t geratenen Staat zu retten. N u r die Frage bleibt: offen, wieweit neben der Überzeugung, d a ß jene N o t seinen Einsatz erforderte, neben dem in den Briefen an G u i d o Starhemberg betonten Gefühl, gerade in dieser trostlosen Lage zur Ü b e r n a h m e des Amtes verpflichtet zu sein, persönlicher Ehrgeiz sein Drängen, u n d H a n d e l n bestimmt hat. Auch hier scheint freilich vieles f ü r die Richtigkeit der schon f r ü h e r aus seinen heftigen Auslassungen u n d Forderungen gezogenen Folgerung zu sprechen, d a ß sich da — wie in seinem ganzen Verhalten in jenen J a h -
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ren — die Ungeduld eines Mannes zeigte, dessen Sinn nach rastloser und zweckvoller Tätigkeit drängte 2 1 7 ). Prinz Eugen war nun an die entscheidende Stelle für die Kriegführung gelangt und er hatte zugleich Zugang zu der hohen Politik gewonnen: nicht nur daß der Hofkriegsratspräsident ständiges Mitglied der Geheimen Staatskonferenz war, fiel ihm auch eine besondere politische Agende, nämlich die Führung aller Verhandlungen mit der Türkei und mit anderen Staaten des Ostens, zu 2 1 8 ). Bei der unheilvollen Lage, die er vorfand, mußte er freilich zunächst weniger Würde und Bedeutung, als Verantwortung und Last der ihm zugefallenen Stellung empfinden. Äußerungen des Venezianers Dolfin und des Engländers Stepney lassen erkennen, welches Vertrauen und wie große Hoffnungen man auf ihn und Gundaker Starhemberg setzte 2 1 9 ), und es gibt auch Zeugnisse dafür, daß man in den Behörden, an deren Spitze sie traten, an die Beseitigung der bestehenden schweren Mängel und damit an eine glückliche Wendung durch sie glaubte 2 2 0 ). Sehr viel nüchterner hat sich auf die Mitteilung der Beförderung seines Vetters Markgraf Ludwig Wilhelm gegenüber dem Kaiser ausgesprochen: „Ich wünschte von Herzen, daß selbiger Euer Kaiserlichen Majestät alle Satisfaktion geben und beide Herrn Präsidenten bald Mittel finden mögen, den großen Abgängen bei Dero Armeen in etwas zu remedieren, welche wahrhaftig groß sind und täglich zunehmen" 2 2 1 ). D a ß er keine Wunder wirken konnte, davon war auch Prinz Eugen überzeugt.
A N M E R K U N G E N
Z U
K A P I T E L
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) Z u r Geschichte u n d d e m in einem Stich überlieferten Äußeren des Hôtel de Soissons: RENÉE S . 4 7 9 — 4 8 5 , S A I N T - S I M O N X X X V I I , S . 3 7 1 ; DE COURCY I I , S . 6 6 , 5 4 4 , PETRASCH S . 2
16—25.
) Wiedergabe bei Van Dyck, des Meisters Gemälde, hrsg. v. G. GLÜCK; Klassiker der K u n s t in Gesamtausgaben X I I I , 2 1939, Tafel 421, 422. A) CLARETTA, Cristina, gem. Register, Doc. S. 299—301. E I X X X , S. 965/66. 4 ) CLARETTA, Carlo Emanuele, I , S . 1 0 / 1 1 , 1 9 9 ; CLARETTA, Cristina, Doc. S . 1 9 4 / 9 5 . Äußerung der Mademoiselle de Montpensier: «C'est une femme laide qui a cependant bonne mine, l'air et le procédé d ' u n e grande princesse. Elle est libérale jusqu'à la prodigalité; elle a u n train et u n équipage fort grand: tout ce qu'elle a est magnifique. Elle a de l'esprit, mais point de jugement, ce qui fait qu'elle parle beaucoup et dit peu de vérités, et cela à u n excès, qu'elle fait des contes même au delà d u vraisemblable. Comme elle a été en Piémont et en Espagne, en liberté et en prison, c'est de ces lieux où elle inventa tout ce qu'elle dit. D u reste elle est une assez b o n n e femme.» M A G N E S . 5 3 : «une femme matoise et t u r b u lente. Ι> S P A N H E I M S . 9 9 / 1 0 0 : «C'est une princesse qui a témoigné beaucoup d e courage dans les é vénements de la vie et de la fortune d u feu prince T h o m a s , son mari. » 5 ) CLARETTA, relazione, passim. SCHULTE, L W , S . 1 / 2 . T Ü R K E N L O U I S S . 1 6 , Tafel 3 . P R I M I V I S C O N T I S . 2 5 0 : «celle-ci, par ses bavardages, mettait le feu dans toutes les compagnies.» e ) Villars, 5. VI. 1678: «CePrince est aimé de la noblesse et du peuple», P, Sav, 67. Aus späteren Jahren Bericht des Engländers Hill 1699: " I beleave no man born deaf ever did learn so m u c h as this Prince has done. H e does also pass for a wise Prince, of great worth and virtue and courage, of which he gave several works in his youth. H e is reckoned very rich, for his enjoys near 40000 pistoles per a n n u m . " H I L L II, 807/08. ' ) Instruktion f ü r d'Estrades, 20. IX. 1682, R d l X I V , S. 116. ») T E X V I I I , S . 391. S A I N T S I M O N X V I I , S. 368—370. Über Ansprüche Emanuel Philiberts auf Neuchâtel, f ü r die sich 1707 auch sein Neffe Eugen einsetzte, STELLING-MICHAUD, Saint-Saphorin, S. 297. ») CLARETTA, Carlo Emanuele, I, S. 195—199,542/43,764. Es war noch ein älterer, 1631 geborener Bruder Giuseppe Emanuele vorhanden, nach dessen f r ü h e m T o d am 4. I. 1656 offenbar die Absicht, den jüngsten geistlich werden zu lassen, aufgegeben wurde. " ) S A I N T - M A U R I C E I, S. 129, 298, 431. M A Z A R I N V I I I , S. 20, 22,110, 401,407,421/22. MONTPENSIER, S. 304/05, 313, 355. R d l X X I V , S. 243 bis 255. 24 Braubadi, Prinz Eugen
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Anmerkungen zu Kapitel 1, Seite 28—33
" ) Bericht Ferraris, 30. X. 1656. CLARETTA, relazione, S. 101. ») CLARETTA, Carlo Emanuele, I, S. 212—216, II, S. 634. Angeblich ist auf Eugen Moritz bei einer Fahrt vom Louvre zum Hôtel de Soissons geschossen worden und hat er selbst bei der Hochzeit die notwendigen Papiere vergessen. 13
) TRÖGE p a s s i m .
S A I N T - S I M O N XXIV, S . 290—296. Stammbaum bei CLARETTA, Carlo Emanuele, II, S. 214. 15 ) Er war in zweiter Ehe mit Porzia Orsini verheiratet, die am 22. X I I . 1658 im Alter von 42 Jahren starb. le ) Michele Lorenzo hatte Hieronyma Mazzarini am 6. V I I I . 1634 geheiratet. Hieronyma starb am 21. X I I . 1656, ihr Mann im folgenden Jahr. 17 ) Nach einem Schreiben des Prinzen Condé vom 9. I. 1665 an die Königin von Polen hat damals die mit den Bourbon-Soissons verwandte Herzogin von Nemours behauptet, Olympia sei in Wirklichkeit eine Tochter des Kardinals Antonio Barberini, wobei sie sich darauf berief, daß sie im Gegensatz zu ihren plattnasigen Schwestern eine lange Nase und zudem links einen vorstehenden Zahn wie der Kardinal habe : « Voilà, Madame, une histoire qui divertit assez agréablement ceux qui n'y prennent guère d'intérêt et qui, je m'assure, fera un peu rire Votre Majesté. » MAGNES. 123/24. LE ) MOTTEVILLE S. 1 2 9 — 1 3 1 . Im Folgenden lehne ich mich an meine Darstellung in GuA S. 35—88 an, die jedoch an manchen Stellen ergänzt werden konnte. ")
") 20
L A FAYETTE S . 1 7 7
) RENÉE S . 4 5 .
" ) MAZARIN I V , S . 7 1 0 . MOTTEVILLE S . 3 8 4 , 3 8 6 . RENÉE S . 6 3 , 22
) MAZARIN
IV,
S. 315/16,
737,
739.
MOTTEVILLE
S. 400,
68.
405/06.
SAINT-SIMON X I V , S. 386.
*>) MAZARIN V , S . 6 0 1 — 6 0 3 , V I , S . 53—55. RENÉE S . 82. 24 ) Das behauptet wenigstens Madame de Motteville. S. 446. ω
MOTTEVILLE
) MAZARIN V I , S . 482/83. RENÉE S . 131/32.
26
) RENÉE S . 1 4 7 .
") 25
SAINT-SIMON X V I , S. 427.
) SCHULTE, Jugend, S. 473/74, mit Wiedergabe der Berichte savoyischer Agenten. BUSSY-RABUTIN bringt in seiner Histoire amoureuse des Gaules II, S. 56, eine angebliche spätere Äußerung des Königs auf Vorhaltungen Condés wegen seines Vorgehens gegen Olympia: «Je vous entends, c'est que vous voulez dire q u e j e l'ai aimé. Non, ne croyez que je l'ai jamais fait; elle n'a pas assez d'esprit pour m'avoir jamais rien inspiré, sinon à l'âge de quinze ans, où elle m'entretenait des couleurs qui me plaisaient le plus. » 29 ) Äußerung von Gui Patin nach MAZARIN VI, S. 112/13. Siehe auch ein Schreiben Patins vom 21. VI. 1655 : « On parle fort de l'amour du Roi vers la nièce de Son Eminence, la Mancini, et qu'il la veut épouser. Je ne sais pas ce qui en arrivera ; mais tant d'autres choses ont précédé assez incroy-
Anmerkungen zu Kapitel 1, Seite 33—37
371
ables avant qu'elles fussent arrivées que je considère celle-ci moins que paradoxe.» P A T I N II, S. 183. 30 ) So berichtet Gastons Tochter: MONTPENSIER S. 182. 31 ) Ebenda S. 223. Siehe auch ADALBERT VON BAYERN I, S. 157. M
) MOTTEVILLE S . 4 4 6 . P A T I N I I , S . 2 1 9 ,
33
) L A FAYETTE S .
238.
«Elle avait naturellement de l'ambition et dans le temps, où le Roi l'avait aimée, le trône ne lui avait point paru trop au dessus d'elle, pour n'oser y aspirer. » S4 ) Nach der Behauptung der La Fayette kühlte sich des Königs Liebe zu ihr ab, als er zu bemerken glaubte, daß ihr ein gewisser Villequier nicht gleichgültig war: «Peut-être l'avait-il cru sans fondement; et il y a même assez d'apparence qu'il se trompait, puisque, étant si peu capable de se contraindre, si elle l'eût aimé, elle l'eût bientôt fait paraître. » 177:
35
) Wortlaut der Hochzeitsgedichte, in denen Olympia u. a. « cette illustre et brune déesse» genannt wird, bei RENÉE S. 177. A6
) MOTTEVILLE
S.
454/55.
MONTPENSIER
S.
233.
MAZARIN
VII,
S. 709. PATIN I I , S. 273. RENÉE S. 8 4 — 8 7 . 37 ) MOTTEVILLE a. a. O. : « c'était un honnête homme et surtout un bon mari. » 3e ) Bericht der Grande Mademoiselle: MONTPENSIER S. 304/05, 313. 39 ) Ebenda S. 359. SAINT-SIMON X I , S. 294, XVI, S. 426/27. Mit der Charge waren Einkünfte von jährlich 7000 Livres, eine gleiche Pension und 3000 Livres Unterhaltsgelder verbunden. 4 °) Über die Fouilloux MOTTEVILLE S . 5 2 3 / 2 4 ; S A I N T - S I M O N X X X V I I , S. 2 7 9 — 2 8 2 ; BUSSY-RABUTIN, Histoire amoureuse, S. 2 9 8 — 3 0 1 . Uber Vardes M I C H A U D 4 2 , S . 6 2 3 — 6 2 5 ; S A I N T - S I M O N I, S . 2 1 5 , X X I I I , S. 167. Über Marcillac, einen Sohn des Herzogs von La Rochefoucauld, S A I N T - S I M O N XXIV, S . 1 5 9 . Über die Freunde Olympias auch RENÉE
S . 2 8 2 / 8 3 ; SAINT-SIMON X X V I I I , S . 5 — 7 , 1 5 0 . 41
) CONRART S . 6 2 1 .
42
) SAINT-SIMON X V I I ,
S . 2 8 4 . RENÉE S . 1 8 6 .
Über Anna Gonzaga
MAGNE S. 160.
« ) RENÉE S. 97/98.
" ) Ebenda S. 182/83 (Brief Olympias an Mazarin vom 29. V I I I . 1658), 256—263. " ) RENÉE S. 191—193. SAINT-SIMON X I , S. 295/96, X X V I I I , S. 7. 46 ) Von den Brüdern Mancini war Paul, wie schon erwähnt, 1652 bei St. Antoine vor Paris gefallen, der junge Alphons Anfang 1658 an den Folgen eines Unfalls gestorben. P A T I N II, S. 3 6 7 — 3 6 9 . Über den geistvollen, aber faulen und geizigen Herzog von Nevers RENÉE S. 1 4 3 — 1 7 4 , SAINT-SIMON X I V , S. 3 8 9 — 3 9 4 . 47
) Über alle Nichten Mazarins das Werk von RENÉE, über Marie L. Le Roman du Grand Roi, 1 8 9 4 , Une Princesse Romaine au X V I I E Siècle, Marie Mancini Colonna, 1896.
PEREY,
48) MOTTEVILLE S . 4 5 4 / 5 5 . P A T I N I I , S . 2 7 3 . 49 ) Nach MOTTEVILLE S . 507 soll ein Italiener voll Ironie zu den Nichten des Kardinals gesagt haben: «Mesdemoiselles, vous vengez tous
24*
372
Anmerkungen zu Kapitel 1, Seite 37—41
les Français de la dureté que le Cardinal, votre oncle, a eue pour eux, par celle que vous avez pour lui. » 50 ) « la Comtesse de Soissons, de chez qui le Roi ne bougeait. » S A I N T S I M O N X I , S . 295, XIV, S . 218, XVII, S . 284, XXIV, S . 159, 297, X X V I I I , S. 5/6, 150. Vgl. SAINT-SIMON, Écrits inédits, S. 271: «Là fut l'école de la galanterie, de l'esprit, des modes, des fêtes et de l'intrigue ; et c'est là où le Roi commença à se former à cette galanterie et à cette politesse qu'il a conservées toute sa vie au plus haut point le plus délicat, le plus distinctif, et qu'il a toujours sûes parfaitement joindre avec toute la Majesté d'un Grand Roi et toutes les grâces d'un homme qui sait plaire. » 51
) MONTPENSIER S. 280/81. M a d a m e d e MOTTEVILLE S. 513 beklagt
den unheilvollen Einfluß, der vom Hôtel de Soissons auf das Hofleben und auch auf den jungen König ausgeübt wurde : « De là . . . les plaisirs de jour, les repas et les promenades jusqu'à 2 ou 3 heures après minuit dans les bois commençèrent de s'introduire et de se pratiquer d'une manière qui avait un air plus que galant, et où la volupté paraissait devoir bientôt corrompre une vertu qui avait été avec sujet autant admirée qu'il était rare de la posséder à son âge. » M ) Über eine Szene in St. Cloud M O N T P E N S I E R S. 2 4 8 . δ3 ) Ebenda über Bemerkungen Olympias zu der Grande Mademoiselle : «Pourquoi ne portez-vous pas vos manchettes comme les autres ? . . . Si vous croyez que cela vous fasse le bras plus beau, vous vous trompez. » M
) M O T T E V I L L E S . 5 1 1 — 5 1 4 . RENÉE S .
186.
K
) Z u m F o l g e n d e n MOTTEVILLE S. 5 2 6 — 5 3 6 , MONTPENSIER S . 378, CONRART S . 6 2 1 , LA FAYETTE S . 1 9 0 — 2 0 0 , L A FARE S . 2 6 2 / 6 3 , BUSSY-
II, S . 166—168, ADALBERT VON BAYERN I, S . 182/83. ) Condé an die Königin von Polen, 19. I I I . 1665, M A G N E S. 153: « Il est arrivé une affaire assez fâcheuse à la Cour pour les gens qui y sont intéressés. Depuis la prison de Vardes Madame et Mme. la Comtesse de Soissons ont été extrêmement aigries l'une contre l'autre, jusque-là que Mme. la Comtesse de Soissons s'étant venue mettre un jour au ballet du Palais Royal dans la tribune de Madame . . . pour y voir danser le ballet, Madame l'en fit descendre. Mme. la Comtesse de Soissons, aigrie de cela, menaça Madame et dit qu'elle s'étonnait bien que Madame la poussât comme elle faisait, puisqu'elle avait des choses entre ses mains de quoi la perdre (Elle voulait dire des lettres du comte de Guiche). Madame répondit qu'elle ne s'en mettait guère en peine, et que si l'autre manquait au respect qu'elle lui devait, elle savait bien le moyen de se le faire porter, et qu'elle lui ferait couper le nez. » " ) Zwei Jahre später wurde er in sein Gouvernement Aigues-Mortes verbannt. Erst 1683 wurde ihm die Rückkehr nach Paris gestattet, wo er am 3. IX. 1688 starb. SAINT-SIMON I, S. 215, X X I I I , S. 167. 58 ) Enghien an die Königin von Polen, 3. IV. 1665, MAGNE S. 162. Wohl am merkwürdigsten bei dieser ganzen Affäre war das Verhalten des Grafen. Die Angabe bei RENÉE S. 192, daß er die Beziehungen von Vardes zu seiner Frau geradezu begünstigt und sich einmal bei einem Zwist zwischen beiden eifrig u m dessen Beilegung bemüht habe, wird durch Enghien bestätigt : « M. le Comte de Soissons est fort outré contre tous RABUTIN 6e
Anmerkungen zu Kapitel 1, Seite 41—44
373
les ennemis de Vardes, et il trouve que c'est pour lui une perte irréparable; quelqu'un lui donnait quelque conseil l'autre jour pour la conduite de sa femme; on dit qu'il répondit qu'il ne fallait pas s'étonner si elle faisait quelque chose mal à propos, que l'on ne la pouvait gouverner et qu'il n'y avait que Vardes seul qui eût du pouvoir sur son esprit. » 59
) MAGNE S. 160.
EO
) SAINT-SIMON X V I , S. 429. MAGNE S. 307, 311. Nach einem
Schreiben Enghiens vom 12. XI. 1666 hätte der König sogar zu seinem Bruder Philipp von Orléans gesagt, «qu'elle était la meilleure femme du monde et qu'elle n'était point du tout méchante quand elle était éloignée des gens qui la sifflaient». 61
) SAINT-SIMON X X X V I I I , S. 280. «2) SAINT-MAURICE I, S. 131, 502, I I , S. 175.
63 ) Ebenda I, S. 446: „Madame haßt die Frau Gräfin von Soissons tödlich, so daß diese von ihr immer wieder Ungelegenheiten zu befürchten hat" (20. VI. 1670). M
) LA FAYETTE S. 204. ) SAINT-MAURICE I , S. 4 2 5 / 2 6 .
65
66
) Ebenda II, S. 2/3, 187, 197. BUSSY-RABUTIN I, S. 379.
• 7 ) RENÉE S. 2 9 5 / 9 6 , 3 3 2 / 3 3 . MAGNE S. 321. ADALBERT VON BAYERN I,
S. 210/11. Die gemeinsame Flucht von Marie und Hortense aus Italien scheint dabei von Olympia und der jüngsten Schwester Marianne entschieden mißbilligt worden zu sein, wie wenigstens Madame de Sévigné in einem Brief vom 20. VI. 1672 behauptet: «La Comtesse de Soissons et Madame de Bouillon sont en furie contre ces folles et disent qu'il les faut enfermer ; elles se déc larent fort contre cette extravagante folie. » SÉVIGNÉ III, S. 116. E8
) SAINT-MAURICE II, S. 573/74.
e9
) Ebenda II, S. 481, 486/87: «Leur galanterie prendra néanmoins bientôt fin, car elles entrent dans l'âge où les femmes perdent ordinairement leurs charmes et leurs agréments. » 7 °) Ebenda I, S. 111, 113, 316, II, S. 249/50, 259, 285. 71 ) «Le Roi ne confère quasi avec aucun des lieutenants-généraux qu'avec M. le Comte de Soissons, il a grande estime pour lui et alla avanthier proche du pont où est son quartier à une lieue et demie d'ici, où il le fit appeler; il l'entretint demiheure seul, y résolut avec lui comme il faudrait attaquer cette place, puis il appela Monsieur le Duc et Vauban pour leur dire tout ce qu'ils avaient concerté. Il a si grande estime pour ledit Comte, comme aussi toute l'armée, que, si la guerre continuait, il le mettrait bientôt à la tête d'une armée.» Ebenda II, S. 338/39. 72 ) Ebenda II, S. 342, 369/70. 73 ) SAINT-MAURICE am 19. II. 1672 über ein Gesprächmit dem Grafen: «nous parlâmes longtemps de la guerre, il croit qu'elle sera grande et de durée.» Ebenda II, S. 240. 71
) SAINT-MAURICE I I , S. 545, 553—556, 578: «Ce Prince avait
l'esprit fort et a fini en Philosophe. » 75
) Siehe über ihn PRIMI VISCONTI S. 289.
76
) «car c'est un très honnête homme et d'un mérite singulier.»
A n m e r k u n g e n zu K a p i t e l 1, Seite 44—48
374
" ) D e S. T r u y e n , 10. V I . 1673. P , B N , F F r . 22222. 7S
) Z e r s t ö r u n g d e r I n n e n o r g a n e u n d ein A b s z e ß a m E i n g a n g d e r Blase w u r d e n als T o d e s u r s a c h e angegeben. SAINT-MAURICE I I , S. 562/63, 581. N a c h d e m in A n m . 77 a n g e f ü h r t e n Bericht starb d e r G r a f am f r ü h e n M o r g e n des 7. V I . « d ' u n e retention d ' u r i n e » . 7β ) P . Pelisson in seinem J o u r n a l d e guerre, SAINT-SIMON V, S. 15, Χ , S. 259/60. SAINT-MAURICE a. a. O . : « C h a c u n sait à la C o u r qu'il a c r u d'avoir eu d u poison, mais o n n e p e u t pas j u g e r d e la p e r s o n n e qui le lui avait d o n n é , car p e r s o n n e n e p e u t gagner e n sa perte. » 80 ) D . M o n t f a l c o n , A b r é g é d e la vie et actions d e f e u M a u r i c e E u g è n e d e Savoye, C o m t e d e Soissons, 1677. Vgl. BOURGEOIS-ANDRÉ I I I , S. 352; E I X X X , S. 960. 81 ) Bericht v o m 28. V I . u n d 23. V I I . 1673 in Ρ, B N , F F 22222. D e r letzte «de la C h a r t r e u s e d e Gaillon» hat folgenden W o r t l a u t : «Hier le corps d u C o m t e d e Soissons arriva ici avec u n fort b e a u convoy et suivi des g e n t i l h o m m e s et officiers de ce P r i n c e au n o m b r e d e 80. Il f u t présenté à la p o r t e d e cette maison p a r le Sr. D a r g e n s é , l ' u n des aumôniers, avec u n discours f o r t é l o q u e n t et reçu p a r le P r i e u r à la tête des Religieux, p u i s p o r t é en l'Église t o u t e t e n d u e d e deuil avec les a r m e s d e cet illustre d é f u n t et où les vigiles f u r e n t chantés. A u j o u r d ' h u y on a fait p o u r lui u n service solennel ensuite d u q u e l le c o r p s a été i n h u m é d a n s le m a g n i f i q u e M a u s o l é e d e la M a i s o n d e Soissons. » 82 ) Bericht aus Paris, 30. X I I . 1673, e b e n d a : «le 19 d e ce mois le c œ u r d u C o m t e d e Soissons f u t p o r t é au C o u v e n t des Carmélites d e la r u e d u Boulair et déposé en u n lieu q u e la Princesse d e C a r i g n a n sa m è r e y a choisi p o u r m e t t r e le sien, aiant été reçu des m a i n s d e l ' A u m ô n i e r d e la dite Princesse p a r la P r i e u r e , a c c o m p a g n é e d e toutes les Religieuses, c h a c u n e u n cierge à la m a i n . » 8A ) SAINT-MAURICE I, S. 131: «C'est u n e chose é t o n n a n t e d e l ' a m o u r et des d é f é r e n c e s q u ' a M . le C o m t e d e Soissons p o u r elle.» 84 ) E b e n d a S. 562. œ ) E b e n d a I I , S. 556, 572—575. 8E
) P R I M I VISCONTI S . 1 0 9 . SÉVIGNÉ I I I , S . 3 6 5 .
· ' ) SAINT-MAURICE I I , S . 6 0 1 — 6 0 4 , 6 1 7 . 88 ) PRIMI VISCONTI S. 59: «Il y avait chez elle t a n t d e D a m e s , d e Seigneurs et t a n t d e j e u x divers q u ' o n aurait dit q u e t o u t Paris et la C o u r s'étaient d o n n é r e n d e z - v o u s d a n s cette m a i s o n ; je n'ai j a m a i s vu t a n t d e noblesse d a n s les a p p a r t e m e n t s d e la Reine. » Z u m F o l g e n d e n e b e n d a S. 127, 132/33, 199/200. 8β ) E b e n d a S. 92—96. 90
) BUSSY-RABUTIN I V , S . 3 0 / 3 1 . SAINT-MAURICE I I , S . 6 5 9 / 6 0 .
81
) CARUTTI, Cavaliere, S. 198—212. SCHULTE, J u g e n d Eugens, S. 487 bis 491. 92 ) Berichte des spanischen G e s a n d t e n Giovenazzo, 6., 20. V I . 1678. S, E l 3652. · ' ) Berichte des französischen G e s a n d t e n Pierre d e Villars, 12., 18., 26. VI.,
20.
IX.
1678. P ,
Sav,
67.
SAINT-MAURICE
II,
S.
657—660.
375
Anmerkungen zu Kapitel 1, Seite 48—52
M ) Villars, 9. X . 1678. P , Sav, 67. Giovenazzo, 11. X . 1678, S, E l 3652 mit der Angabe, d a ß sie mit zwei S ö h n e n zurückgereist sei. 95 ) Weisung an d'Estrades in T u r i n . 14. IV. 1679; «L'affection de Sa Majesté pour M a d a m e la Comtesse a p a r u en ce rencontre la m ê m e qu'elle a toujours été, le grand prix qu'Elle lui fait payer d e sa charge et la somme considérable qu'Elle a. ajoutée à sa pension lui sont u n e grande marque. » P, Sav, 68. N a c h Bericht von d'Estrades vom 29. IV. 1679 zeigten sich die Regentin u n d der Prinz von Carignan befriedigt; übrigens wollte er wissen, d a ß die Regentin die Gräfin nicht sehr schätze u n d sich ihr n u r als einer Angehörigen des Hauses verpflichtet fühle. P , Sav, 68. Vgl. BUSSY-
R A B U T I N I V , S . 3 4 4 / 4 5 , SÉVIGNÉ V I , S . 2 1 4 , S A I N T - S I M O N X V I , S .
429.
Ü b e r angebliche B e m ü h u n g e n von savoyischer Seite, über den bayrischen Hof u n d die d e m bayrischen H a u s e n t s t a m m e n d e D a u p h i n e zugunsten Olympias u n d ihres ältesten Sohnes auf L u d w i g X I V . einzuwirken, STRICH I I , S . 158, 3 4 9 / 5 0 . ΒΒ ) CHOISY S. 610. PRIMI VISCONTI S. 289. Sie soll erklärt h a b e n : «La belle chose ce serait de voir u n e bourgeoise épouse d ' u n Prince », was sie d a n n freilich Primi Visconti gegenüber entschieden bestritt. E
' ) ROUSSET I I , S . 5 6 3 — 5 6 8 .
D a s B u c h v o n FUNCK-BRENTANO
über
das «drame des poisons » geht auf die Anklagen gegen Olympia nicht ein. " ) Wichtigste Quelle: SÉVIGNÉ (mit aus den Gerichtsakten schöpfend e n Erläuterungen) V I , S. 213/14, 220—222, 226—231. V , S . 4 4 / 4 5 . CHOISY S . 6 1 0 . P R I M I VISCONTI S . 2 8 7 — 2 9 1 .
BUSSY-RABUTIN SAINT-SIMON
X V I , S. 430/31. Z u einem T e s t a m e n t , das sie noch am 23.1. unterschrieben hat, siehe u n t e n A n m . 174. ··) Schreiben an den M a r q u i s de Crillon, 17. I I I . 1680, nach PRIMI VISCONTI S. 59: «Je suis blanche c o m m e neige et plus de vos amies q u e personne au m o n d e . » 10
°) SAINT-SIMON X X X V I I , S . 2 8 1 .
101
) Bussy an M a d a m e d e Rabutin, 28. I. 1680: «On n e doute pas q u e la Comtesse d e Soissons n'ait empoissonné son mari sur ce qu'elle sut q u ' o n lui avait dit, l'année qu'il m o u r u t , q u e Vardes avait passé trois mois auprès d'elle à quatre lieues de Paris. » BUSSY-RABUTIN V, S. 48. SAINTSIMON X, S. 259, Écrits inédits V I I , S. 278. SÉVIGNÉ V I , S. 248. 102
) MOTTEVILLE S . 4 5 4 / 5 5 . MONTPENSIER S . 2 3 9 .
LOS
104
) C H O I S Y S . 6 0 9 / 1 0 . VILLARS I , S . 1 1 5 .
) Bussy wird von BOURGEOIS-ANDRÉ I I , S. 325/26, als «un dénigreur exagéré» bezeichnet. Ü b e r Saint-Simon s. u. A n m . 133. Ä u ß e r u n g der Sévigné: «on dit cependant, q u e les choses d o n t elle est accusée n e sont q u e d e pures sottises, qu'elle a redites mille fois, c o m m e on fait toujours quand on revient de chez ces sorcières. » L a Rivière gegenüber Bussy bei BUSSYRABUTIN V, S. 50/51: «Sil est vrai qu'elle ait fait mourir son mari, c'est u n crime aussi déraisonnable qu'il est grand ; car pourquoi faire m o u r i r u n h o m m e qui la faisait vivre avec tous les autres en toute liberté ? » 105 ) Placet présenté au Roy par M a d a m e la Princesse d e Carignan, Veuve de feu M r . le Prince T h o m a s de Savoye, U B M ü n c h e n , Hist 4100, 416/52. Auf diese merkwürdigerweise gedruckte Eingabe w u r d e ich d u r c h eine im Nachlaß von Aloys Schulte in Bonn liegende Postkarte Karl Bran-
376
Anmerkungen zu Kapitel 1, Seite 52—56
dis an Schulte vom 27. X. 1892 hingewiesen, wonach Anton Chroust auf dies lose Blatt in der Münchener Universitätsbibliothek gestoßen war. Der Liebenswürdigkeit von Herrn Kollegen Spörl verdanke ich erfolgreiche Nachforschung und die Zusendung einer Photokopie. loe ) Auch in der Eingabe der Prinzessin von Carignan heißt es, daß die unglückliche Gräfin «s'est retirée uniquement par les idées affreuses d'une prison ». 10
' ) BODEMANN I, S . 1 2 5 / 2 6 .
108 109
) Ebenda II, S. 245.
) CHOISY S . 6 1 0 . SÉVIGNÉ V I , S . 2 7 1 / 7 2 , 2 8 2 : « M . d e la R o c h e f o u -
cauld nous conta qu'à Bruxelles la Comtesse de Soissons avait été contrainte de sortir doucement de l'église, et que l'on avait fait une danse de chats liés ensemble, ou pour mieux dire une criaillerie et un sabbat si épouvantable par malice, qu'aiant cru en même temps que c'étaient des diables et des sorciers qui la suivaient, elle avait été obligée de quitter la place, pour laisser passer cette folie, qui ne vient pas d'une trop bonne disposition des peuples. » 110 ) Die Prinzessin von Carignan wagte es in ihrer Eingabe, den König an die Vergangenheit zu erinnern : « surtout, Sire, quand depuis ce temps-là, qui a été si long, Vous n'avez rien vû dans la conduite de ma Belle-fille, qui Vous aye été ni désagréable, ni suspect d'inquiétude ou de chagrin, que par des raisons où Votre Majesté voyait plus clair que personne; elle a essuié les dégoûts qui se forment d'ordinaire dans les grandes Cours avec une patience que Vous avez estimée, elle a vû changer sa condition avec le même esprit, et ruiner un établissement, qui lui était si cher, et qui faisait tout l'agrément de sa vie, avec des dispositions si naturelles et si soumises à Vos volontés, qu'elles attirèrent des paroles de Votre Majesté qui la flattaient avec raison d'une plus heureuse destinée». S. a. BUSSYRABUTIN V, S. 359/60. 111
) SOURCHES I, S . 1 3 4 / 3 5 . SAINT-SIMON X V I , S . 4 3 0 .
112
) Über die zeitweilige Verbannung des Marquis d'Alluye SÉVIGNÉ VI, S. 267, 272. Über die wohl 1683 erfolgte Rückkehr der Marquise nach Frankreich, wo sie am 15. V. 1721 starb, SAINT-SIMON XXXVII, S. 282. 115 ) RENÉE S. 279—302. Über die Stellung der „ Condestablesa" Colonn a i n S p a n i e n ADALBERT VON BAYERN I , S . 2 1 7 — 2 2 0 , 2 4 6 / 4 7 . Z w i s c h e n
den Schwestern muß trotz ihrer früheren Zwistigkeiten ein Zusammengehörigkeitsgefühl bestanden haben. Siehe unten Anm. 169. 114 ) Alessandro Farnese (1635—1689) war der Sohn Herzog Odoardos I. und der Bruder Herzog Ranuccios von Parma. 116
) RENÉE S . 213. BASSENNE S . 2 4 8 . ADALBERT VON BAYERN I , S . 2 4 7 .
Am 16. VI. 1681 sandte Farnese dem Herzog von Medina Celi ein Schreiben der Gräfin vom 3. V. mit der Bitte um militärische Anstellung eines ihrer Söhne, die er mit dem Hinweis unterstützte, daß man auch mit dieser Linie des Hauses Savoyen rechnen müsse. S, E 1 3868. 11β ) Über seine Tätigkeit als Statthalter GALESLOOT S. 386/87, 394/95, 408/09, 416, 425, 449. 117
) SAINT-SIMON XVI, S. 431, gibt aus den Gazettes du P. Léonard folgende Notiz vom 24. IV. 1682 wieder: «La Comtesse de Soissons n'est
Anmerkungen zu Kapitel 1, Seite 56—61
377
plus à Bruxelles. Quelques-uns disent que, suivant l'ordre du Roi d'Espagne, le Marquis de Grana l'a envoyée prier de se retirer, mais d'autres imaginent qu'elle a suivi le Prince de Parme, pour lequel elle a beaucoup d'estime. En effet ils sont tous deux présentement à Liège. Cette retraite fait grand bruit. » 118 ) CARUTTI, Cavaliere, S. 204. 119)
JAPIKSE II, 2, S . 633. DANGEAU I, S . 111. SOURCHES I, S . 173.
120 )
Über die Reise: Berichte Blanquete aus Brüssel nach Paris, 3., 10., 31. III. 1686, P, PB, 52. — Uber Olympias Aufenthalt in Spanien SAINT-SIMON I X , S . 225, X V I , S . 4 3 1 — 4 3 4 , u n d d a s B u c h v o n BASSENNE
über die Königin Marie Louise, das zwar zur Gattung der «biographies romancées» gehört, ζ. T . aber archivalisches Material enthält. S. a. MÉRODE-WESTERLOO I, S . 32/33, 36. m ) Bericht Mansfelds, 20. VI. 1686, W, Sp, 77. ARNETH, Eugen, I, S. 449. M ) BASSENNE S. 27. Übrigens war die Marchesa de los Balbases, die Olympia dann auch zur Audienz bei dem spanischen Königspaar führte, eine geborene Colonna, durch ihre Schwester Marie also mit ihr verwandt. In Madrid wurde erzählt, der Marchese habe die Berufung von Olympia nach Spanien veranlaßt, um durch sie die Königin leiten zu
k ö n n e n . ADALBERT VON BAYERN I, S . 266/67. 123 ) BASSENNE S. 198. MAURA I, S. 439. Du Breuil an Bussy, 10. IV. 1686, BUSSY-RABUTIN a. a. O. : « L a Comtesse de Soissons est arrivée en Espagne. On lui a fait partout de grandes réceptions ; c'est pour le mariage de son second fils avec (la fille d')un grand. » 124 ) Mansfeld, 20. VI. 1686, a. a. O.: „Übrigens fange ich schier an zu glauben, daß ihr die baren Mittel anfangen zu mangeln . . . denn sie wider den alten Brauch alle Spesa eingezogen und sich recht spöttlich haltet, auch wirklich in Prätension einer Pension steht, so sich zu großer Hoheit und Prätension königlicher Befreundschaft sehr übel reimt. Wahr ist, daß diese Prätension heimlich und nur durch confidentiores incaminiert wird. Oropesa liât ihr einen Befreundeten an die Hand gestellt." l a 5 ) Berichte Feuquières, 6., 11., 25. IV., 29. VIII. 1686, Ρ, Esp, 72. Mansfeld, 1. X I . 1686, W, Sp, 77. 1S6 ) PFANDL S. 276/77. 127)
BASSENNE S . 226, 248, 2 6 2 . ADALBERT VON BAYERN I, S . 283/84.
125 )
Rébenac an Gravelle, 1. X. 1688, BASSENNE S. 247/48.
" · ) E b e n d a S . 2 7 8 . MAURA I, S . 4 7 1 . 13 °) BASSENNE S. 217—228, 325. In Portugal hatte damals König Peter II. aus seiner ersten Ehe nur eine Tochter Isabella (1669—1690). Aus der zweiten Ehe mit Marie Sophie von Pfalz-Neuburg wurde erst 1689 sein Sohn Johann geboren. 1S1)
SAINT-SIMON X V I , S . 432, 691/92, f e r n e r a u c h I V , S . 287/88, 371,
IX, S. 73, 225, XI, S. 262, und Anmerkung Saint-Simons zu DANGEAU II, S. 335. 13i! ) Während MOREL-FATIO in R d l XI, I, S. XXV, vorsichtig meint, daß Oropesa vielleicht das meiste Interesse am Tode der Königin hatte, ist BASSENNE, die Mansfeld für unbeteiligt hält, von Oropesas Schuld
378
Anmerkungen zu Kapitel 1, Seite 61—66
überzeugt. Die Arbeit von A. LEGRELLE über Rébenac und den T o d Marie Louisens war mir nicht zugänglich, wurde aber von Bassenne benutzt. Siehe auch Duque DE MAURA, Maria Luisa da Orleans Reina d'España, (o. D.), S. 224—226. 133 ) RANKE X I I , S. 2 5 1 — 2 7 3 . ANDRÉ-BOURGEOIS I I , S. 1 8 5 : «les mémoires les plus personnels qui aient été jamais écrit, orgueilleux, passionnés, rancuniers. » 134 ) Nach dem Bericht des Arztes Francini, BASSENNE S. 280/81. Bericht des bayrischen Residenten Lancier bei ADALBERT VON BAYERN I, S. 289—292. 135 ) RÉBENAC, 2 0 . I I . 1 6 8 9 : «Ceux que nous soupçonnons le plus, ce sont, Sire, le Comte d'Oropesa et Emanuel de Lira. Nous n'y mettons point la Reine Mère, mais la Duchesse d'Albuquerque, Dame d'honneur de la Reine.» BASSENNE S. 3 1 2 . M ) S A I N T - S I M O N widerspricht sich dabei selbst; wenn er in dem angeführten Bericht behauptet, daß Olympia sofort nach dem verhängnisvollen T r u n k der Königin die Flucht angetreten habe, so erzählt er an anderer Stelle, Écrits inédits VII, S. 283, daß sie wenige Tage nach dem Tode Marie Louisens verschwunden sei, u m sich an der Küste einzuschiffen. 137 ) BASSENNE S. 315. Der Prinz ist sechs Tage nach der Königin, am 18. II. 1689, gestorben. S A I N T - S I M O N XVI, S. 691/92. Marquis de la Rougère an Bussy, 8. VI. 1689: «On a ordonné en Espagne à Madame de Soissons de sortir de Madrid dans six jours, et du Royaume dans quinze, parce qu'elle jouait trop gros jeu.» 138 ) Den Brief hat d'Esneval am 13. IV. 1690mit einem Begleitschreiben an Ludwig X I V . gesandt. Beide sind bei BASSENNE S . 330/31 gedruckt. 13E
) BODEMANN I , S . 1 2 6 .
140
) In einem Briefe vom 30. VI. 1691 äußerte sich die Herzogin von Orléans befriedigt darüber, daß König Wilhelm „so viel Gutes an Madame la Comtesse de Soissons von meinem Sohne gesagt hat". BODEMANN I, S. 134. 141
) ADALBERT VON BAYERN I I , S . 5 3 / 5 4 ,
62.
142
) Berichte Forbin-Jansons aus Rom auf Grund von Unterredungen mit dem bayrischen Vertreter Scarlatti, 2 0 . I I . , 2 5 . I I I . 1 6 9 2 . LEGRELLE I , S. 3 6 5 . 143 ) Vier Briefe Olympias und eine Antwort Max Emanuels. M, K.schw, 4 1 1 / 2 7 . GACHARD, Visite, S . 2 1 — 3 9 . ADALBERT VON BAYERN I I , S . 6 2 / 6 3 . 144 ) Der Brief ist undatiert, doch wird auf die am 8. IV. 1691 erfolgte Eroberung von Möns durch die Franzosen hingewiesen. Sehr scharf spricht sich die Gräfin gegen den derzeitigen Generalgouverneur Gastañaga aus. 145 ) Es handelte sich u m den Chevalier Jean-Claude Prudhomme, Rat und « commis des domaines et finances ». 14β 14
) MAURA I I , S . 2 0 .
' ) ADALBERT VON BAYERN I I , S . 6 7 .
148
) Instruktion f ü r Tarino, 12. IV. 1692, CAMPAGNE VI, S. 216/17: «Scriviamo una lettera alla S. Contessa di Soissons, che accompagnerate
A n m e r k u n g e n zu Kapitel 1, Seite 66—69
379
con quelle espressioni obliganti che vi p a r e r a n n o p r o p r i e e col m e z z o di lei p o t r e t e rintraciare varie cose, la notizia delle qualo sarà atta ad influire al n o s t r o servizio ed a sodisfare la nostra giusta curiosità. » Ü b e r T a r i n o s. u . K a p . I I , A n m . 37. 149 ) VAN KALKEN S. 32/33, n a c h einem Schreiben des Sekretärs des K u r f ü r s t e n aus Brüssel, 16. I. 1693: «La C o m t e s s e finit p a r i n q u i é t e r les Alliés, s u r t o u t les Hollandais, q u i p a r Dykvelt réclamaient son éloignem e n t d e Bruxelles. L ' E l e c t e u r craignant d ' i r r i t e r le Prince E u g è n e et connaissant les mais services qu'elle lui avait r e n d u s , se t r o u v a fort embarrassé et se m i t e n q u ê t e d ' u n prétexte p o u r l'éloigner. » 15
° ) ADALBERT VON BAYERN I I , S . 6 7 .
151
) T , 7 2 / 7 3 . HELLER Β , S . 1 4 7 / 4 8 . —
N a c h MÉRODE-WESTERLOO
I,
S. 142, h a t t e n sich n a c h d e r zweiten Heirat M a x E m a n u e l e Rangstreitigkeiten zwischen d e r n e u e n K u r f ü r s t i n u n d d e n hochadeligen D a m e n in Brüssel ergeben, bei d e n e n auch die G r ä f i n von Soissons gegen das K u r f ü r s t e n p a a r Stellung n a h m . 152
) DANGEAU V , S . 1 6 7 . S A I N T - S I M O N X V I , S . 4 3 4 . MÉRODE-WESTER-
LOO I , S . 1 6 1 . 153 ) S c h r e i b e n E u g e n s aus Frassineto del Po, V. 1695, Τ , 72/73. I n S, E 1 2503 liegt ein Schreiben d e r G r ä f i n a n d e n K u r f ü r s t e n von Bayern v o m 24. V I . 1694, in d e m sie sich auf ein P a t e n t v o m 29. I I I . 1689 b e r u f t , n a c h d e m ihr die N u t z u n g v o n Schloß u n d Park T e r v u e r e n ü b e r t r a g e n w o r d e n , bei Ü b e r n a h m e von darauf liegenden R e n t e n u n d d e r Auflage, keine Ä n d e r u n g e n o h n e E r l a u b n i s des F i n a n z r a t e s v o r z u n e h m e n . 154
) ADALBERT VON BAYERN I I , S . 1 1 5 .
1K
) B. POLL, G e s c h i c h t e A a c h e n s in D a t e n , 1960, S. 75. 156 ) I n seinem Reisediarium v e r m e r k t H a n s K a s p a r v o n B o t h m e r u n t e r d e m I 6 . / 2 6 . V. 1698 aus Brüssel: „ Z u M i t t a g s a ß ich b e i m H e r r n A b b é Stefani u n d ging auf d e n A b e n d m i t i h m in die Gesellschaft bei d e r Comtesse d e Soissons." BOTHMER-SCHNATH S. 109 (mit i r r t ü m l i c h e r Erläuterung). 157
) DANGEAU
15β
) V g l . BRAUBACH, G u A ,
VI,
S.
205.
SAINT-SIMON
V,
S.
76/77,
X,
S. 565.
S . 1 0 1 — 1 0 3 . MÉRODE-WESTERLOO, d e r
in
A a c h e n u n d in Brüssel m i t O l y m p i a in V e r b i n d u n g stand, will bei ihr zunächst die ältere u n d später die j ü n g e r e T o c h t e r gesehen h a b e n , I, S. 161/62: «Ces d e u x sœurs d u C o m t e d e Soissons et d u P r i n c e E u g è n e n'étaient pas belles. L-'aînée, q u i s'appelait la Princesse M a r i e d e Savoye, était boiteuse, mais d u reste, quoiqu'elle n e f û t pas grande, c'était u n e b r u n e agréable, d e beaux yeux g r a n d s et noirs, les cheveux d e m ê m e . » 15e
16
vom
) D e r Brief ist a b g e d r u c k t b e i SAINT-SIMON V , S. 4 9 3 / 9 4 .
°) Aus Briefen der M a d a m e d e Coulanges an M a d a m e d e G r i g n a n 17. V I .
1701 u n d
1 0 . V . 1 7 0 3 , SÉVIGNÉ S . 4 6 3 , 4 8 5 .
SAINT-SIMON
X V I , S. 432/33. 1Β1
) BODEMANN I , S . 2 7 5 .
162
) Ü b e r das D u e l l zwischen d e m Bailli d ' A u v e r g n e u n d d e m C h e v a lier d e Caylus u n d seine Folgen f ü r Mademoiselle d e Soissons DANGEAU V I , S . 5 9 , 6 1 , 3 0 1 , 3 1 6 , 3 4 0 , SOURCHES V , S . 2 3 4 , S A I N T - S I M O N I I I , S . 2 7 8 ,
IV, S. 17—19, V, S. 76.
380
Anmerkungen zu Kapitel 1, Seite 69—71 » 3 ) SAINT-SIMON V , S. 4 9 4 .
1β1 ) Ü b e r die letzten Abenteuer der Prinzessin am Genfer See, ihre Verbindung mit dem Verschwörer u n d Feind Ludwigs X I V . Antoine de Guiscard, den m a n nach seiner ursprünglichen geistlichen Ausstattung auch abbé de la Bourlie nannte, ihren plötzlichen T o d u n d ihre Beisetzung in T h o n o n berichtete Saint-Saphorin d e m Prinzen Eugen, dem er nach ihrem T o d e aus ihrem Nachlaß als einziges wertvolles Stück eine kostbare Tapisserie z u m Erwerb empfahl, «étoffe capable d'orner la chambre la plus magnifique». «La Princesse», so schrieb er am 5. V I . 1705 an den englischen Diplomaten Stepney, «était à charge et à elle et aux autres. »
STELLING-MICHAUD, S a i n t - S a p h o r i n , S. 1 7 0 — 1 7 2 . 165 ) TESSÈ läßt in seinen Memoiren I I , S. 272/73, Olympia einen Versuch unternehmen, über Piémont nach Frankreich zurückzukehren, der auf Befehl Ludwigs X I V . verhindert worden sei; es liegt da eine Verwechslung mit ihrer Schwiegertochter Uranie, der Witwe ihres ältesten Sohnes, vor. " · ) F E X, S. 331—338, Suppl. S. 149—151. Nach einem Bericht aus Brüssel vom 10. V I I . 1708 kam Eugen am 6. mittags durch Brüssel, erschien dann am 7. nachmittags wieder, stieg bei der M u t t e r ab, wo er einen E m p f a n g f ü r Minister u n d Honoratioren gab, u n d reiste am 9. morgens wieder ab. GACHARD, Visite, S. 40. 16 ') MÉRODE-WESTERLOO I I , S. 15/16: «Elle, qui, avec son ambition, s'attendait à de bien plus belles choses et à être adorée, f u t si saisie de cette grande sécheresse, que l'on a attribué sa mort à ce chagrin qu'elle n e p u t jamais surmonter, quoique, depuis, il vînt exprès loger chez elle pendant quelques jours p o u r raccommoder la chose. » 16S ) ARNETH, Eugen, I I , S. 37, 464. Mérode-Westerloo behauptet, er habe der Sterbenden aus Mitleid wie ein Sohn beigestanden: «tous les domestiques en sont les témoins, et lui (Eugen), quoiqu'il le sût, n e m ' e n fit jamais u n simple remercîment. » S. a. DANGEAU X I I , S. 242. Nach einer bei CLARETTA, Carlo Emanuele, I, S. 818, u n d GACHARD, Visite, S. 40, wiedergebenenen Relation véritable des Journal de Bruxelles vom 12. X . 1708 wäre die Gräfin schon am Morgen des 9. gestorben. LE9 ) SAINT-SIMON X V I , S. 434 : « Sa mort ne sera pas, je crois, regrettée de beaucoup de gens; je pense pourtant que la Connétable Colonna la sentira autant qu'elle est capable de le faire, car j'ai vu à Bruxelles qu'elle l'aimait. »
" Ό SAINT-SIMON X V I , S . 4 2 6 . m ) Eugen an die Prinzessin von Carignan, Gemahlin seines Onkels Emanuel Philibert, 7. X I . 1708. Τ , 72/73. 172 ) Ähnlich wie Saint-Simon hat auch der französische Marschall Tessè behauptet, Eugen habe seiner M u t t e r n u r wenig Achtung entgegengebracht, «attribuant sans doute à ses intrigues, à son mauvais caractère et à ses fautes, les traitements fâcheux qu'elle et ses enfants avaient éprouvés en France, d'où ils s'étaient vus forcés de sortir». TESSÈ I I , S. 272. 173 ) Siehe ζ. Β. eine Stelle aus einem Schreiben Eugens an den nach Brüssel gesandten T a r i n o vom 4. I I . 1693: «Je suis bien malheureux que
Anmerkungen zu Kapitel 1, Seite 71—72
381
m a m è r e aie toujours de pareilles imaginations d e moi. Si vous pouvez la désabuser, j e vous prie de la faire.» HELLER Β, S. 138. 174 ) Wenige J a h r e vor seinem eigenen T o d e ist Prinz E u g e n in eigenartiger Weise noch einmal an Geschick u n d E n d e seiner M u t t e r erinnert w o r d e n . A m 12. I I I . 1734 teilte i h m der i h m eng v e r b u n d e n e Graf Friedrich Harrach, damals Bevollmächtigter Minister in den österreichisch gewordenen Niederlanden, aus Brüssel mit, d a ß m a n bei E r ö f f n u n g des T r e s o r s im H a u s e des verstorbenen Greffier der obersten K a m m e r ein Originaltestament samt einem von Olympia am 23. I. 1680 — also am T a g e vor ihrer Flucht: aus Paris — in den Tuilerien von ihr unterschrieben e m Protokoll g e f u n d e n habe, in welch letzterem festgestellt war, d a ß d e r beiliegende gesiegelt«: Umschlag ihre «intentions et volontés qu'elle veut être executées » enthalte. D a z u kam ein weiteres Protokoll aus den T a g e n nach Olympias T o d , wonach am 16. Oktober 1708 in ihrem Hotel bei der Aufstellung des Inventars in einer Kassette in ihrem Schlafzimmer jener versiegelte Umschlag «endossé c o m m e u n testament» g e f u n d e n , sequestriert u n d a m 17. Oktober d e m Conseil d ' É t a t präsentiert worden sei, der befohlen habe, ihn im Sekretariat zu verwahren u n d dem Advokat Simon zu sagen, er möge eine Kopie d e m Prinzen Eugen schicken. W , G K , 88 b. Leider liegt eine Antwort Eugens an H a r r a c h auf die Frage, was mit dem D o k u m e n t geschehen solle, nicht vor, u n d von j e n e r Willensäußerung Olympias v o m 23. I. 1680 fehlt j e d e Spur. 17ä
1,e
) PEIKHART S . 6 .
) Es waren z. B. G r o ß m u t t e r u n d T a n t e , die im J u n i 1670 die drei ältesten Söhne zur Besichtigung der einst von Richelieu angelegten Wasserspiele der Herzogin von Aiguillon f ü h r t e n . SAINT-MAURICE I, S. 441. U b e r die Ungeeignetheit sowohl der M a d a m e d e Carignan als auch Olympias f ü r die Erziehung CLARETTA, Carlo Emanuele, I, S. 762, 764. 177 ) Bericht vom 9. I X . 1673 ; « . . . ils se p e r d e n t absolument à l'Hôtel d e Soissons; ils y sont tout le j o u r avec les f e m m e s de c h a m b r e et des valets à jouer et à folÉLtrer ; ils n ' e n sortent jamais p o u r aller faire la cour au Roi, à Monsieur le D a u p h i n ; ils n e font aucunes visites, n e f r é q u e n t e n t pas des gens d e qualité, n e confèrent avec aucun h o m m e d'esprit, mais jouent avec des valets, escroquent le tiers et le quart et se battent ensemble. Q u e si leur gouverneur les veut châtier, les f e m m e s de c h a m b r e qui gouvernent les Princesses le leur vont dire; elles maltraitent ledit gouverneur qui puis n'ose plus dire m o t à ces Princes, ce qui est grand dommage, car ils ont de l'esprit et de la gentillesse et n e m a n q u e n t pas de bonnes inclinations q u a n d on ose leur remontrer leurs m a n q u e m e n t s . » SAINT-MAURICE I I , S. 602/03. 178 ) W ä h r e n d der König eine Einmischung ablehnte, dabei sich aber f ü r die von Olympia vertretene M e i n u n g aussprach, hat der H e r z o g sich gleichfalls im Sinne der Gräfin f ü r eine Ä n d e r u n g der Erziehung entschieden, auf Einspruch der Carignan indessen zugegeben, d a ß wenigstens die jüngeren im Hôtel de Soissons bleiben sollten. Bezeichnend sind die Klagen von M a d a m e de Carignan nach der ersten Entscheidung des Herzogs zu Saint-Maurice : «Elle dit q u e Votre Altesse Royale fait plus de cas d ' u n e j e u n e et petite Demoiselle qui n ' a aucune vertu ni réputation,
382
Anmerkungen zu Kapitel 1, Seite 72—75
que d'elle, qui a toujours vécu avec beaucoup d'honneur, qui n'apporte aucune disréputation à la Maison de Savoye et qui y a été continuellement attachée avec zèle et passion.» SAINT-MAURICE II, S. 60S, 609, 617. "·) Rdl IV, S. 133/34, CLARETTA, Carto Emanuel I, S. 815—817. STRICH I , S . 2 2 6 , I I , S . 130, 2 5 7 . SAINT-SIMON X , S . 5 5 0 . BRAWBACH, GuA, S . 92. 18 °) Nach SAINT-MAURICE II, S. 655, zahlte Emanuel Philibert für sämtliche Geschwister eine Pension von 40000 Livres. m ) Uber seine Pfründen und ihren Ertrag SOURCHES IV, S. 267,
DANGEAU I V , S . 371. BRAUBACH, G U A , S . 9 9 — 1 0 1 . 181!
) Ebenda S. 98. ) Er scheint den Titel eines Grafen von Dreux getragen zu haben und stand wohl schon im Dienst Savoyens, als er starb. SAINT-SIMON X, S. 261, 551. 183
184
) SOURCHES I I , S . 111. ) BODEMANN I I , S . 50, 97, 175. HOLLAND 107, S . 9 8 , 1 4 4 , 316, 3 2 4 . Z u s a m m e n s t e l l u n g b e i OEHLER S . 106—-113. 185
18e
) Schreiben vom 28. IX. 1717 bei SAINT-SIMON X, S. 571/72. ) VILLARS, 9. X. 1678. P, Sav, 67. Bei dem Nuntius muß es sich um Giuseppe Mustio gehandelt haben, der von 1676 bis 1690 den Papst in Turin vertrat. Rep. I, S. 386. 187
18E
189
) BODEMANN I I , S . 17. HOLLAND 144, S . 3 1 6 .
) Als erste eigenhändige Schreiben Eugens, die uns erhalten sind, mögen sie hier im vollen Wortlaut wiedergegeben werden. Das eine befindet sich in T , 72/73, und ist bereits abgedruckt bei CARUTTI, Cavaliere, S. 318: «Madame. Je vais au devant des prochaines saintes fêtes de Noël avec une entière confiance que le ciel bénira la liberté que je prend de les annoncer très heureuses à V. A. R. et à toute la Maison Royale. La satisfaction que j'aurai de voir ma passion accomplie au sujet de ses prospérités excusera mon âge et le temps de mes études de pratiquer ces grandes obligations que la bonté de V. A. R. et le devoir de ma naissance m'ont imposés. Je supplie très humblement V. A. R. de me fortifier avec l'honneur de ses grâces et d'être persuadée de la plus parfaite soumission et obéissance qu'aura toujous, Madame, de V. A. R. le très humble et très obéissant serviteur et cousin Eugène de Savoye. Paris le 13 décembre 1679. » Das Original des zweiten, bisher unbekannten Briefes liegt in P, BN, 22736: «Madame. Quand il s'agit de donner des marques à V. A. du zèle que j'ai pour son service et de la passion pour ses prospérités la coutume d'une fois par an aux fêtes de Noël ne suffirait pas, car les manières très obligeantes avec lesquelles V. A. m'a tant honoré en Piémont la doivent persuader que je n'aurai jamais de joies plus sensibles que celles de ses continuelles satisfactions et de lui pouvoir témoigner en tous temps avec combien de reconnaissance et de soumission je serai toute ma vie, Madame, de V. A. très humble et très obéissant serviteur et neveu Eugène de Savoye. Paris le 13, décembre 1679. » Mit Sicherheit kann man annehmen, daß das erste Schreiben an die Herzogin-Regentin Maria-GiovannaBattista gerichtet ist. Die Adressatin des zweiten, in dem Eugen sich nicht als cousin, sondern als neveu bezeichnet, dürfte die Prinzessin Luise von
Anmerkungen zu Kapitel 1, Seite 75—81
383
Savoyen (1629—1692), Witwe seines Großonkels Moritz, gewesen sein. Siehe auch den Brief von Eugens Bruder Ludwig Julius an die Prinzessin Luise vom 4. VI. 1683, CARUTTI, Cavaliere, S. 204/05. 1β0 ) Berichte des Abbé d'Estrades aus Turin nach Paris, 24. VI., 16. VII., 5., 26. VIII. 1679. Ρ, Sav, 68. 1M
) SAINT-SIMON X , S . 2 6 1 / 6 2 . SPANHEIM S . 11/12, 3 2 9 . BUSSYRABUTIN I V , S . 386, 4 0 0 . SÉVIGNÉ V I I , S. 1 9 8 / 9 9 . SOURCHES I, S . 1 6 2 / 6 3 . PRIMI VISCONTI S . 2 4 9 / 5 0 . BRAUBACH, G U A , S . 93. 192
) CARUTTI, Cavaliere, S. 198—201. Viel Material über Leben und Reisen des Chevalier in den Berichten Estrades' aus Turin und Sébevilles aus Wien, P, Sav, 68, 69, 73, Autr, 53, einige Angaben auch in den Berichten der spanischen Residenten Giovenazzo in Turin und Villagarcia in Venedig, S, E 1 3652, 3868. 193
) BODEMANN I , S . 387, I I , S . 1 4 6 / 4 7 , 181, 248, 303. HOLLAND 107,
S. 196, 144, S. 316. 1M
) SCHULTE, J u g e n d , S . 4 9 7 . ROUJON S . 4 2 — 4 6 .
195
) Der während des Spanischen Erbfolgekrieges in kaiserliche Gefangenschaft geratene Großprior Philipp von Vendôme bezeichnet sich in einem Beschwerdeschreiben an Eugen vom 29. V. 1711 als «votre cousin germain et votre ancien ami». Ρ, Autr, 89. 19β ) In einem Brief an d'Alembert vom 6. XI. 1775 behauptet Voltaire, Eugen habe sich als Siebzehnjähriger mit dem Schauspieler und Lustspieldichter Daucourt betrunken und mit seiner Frau ein Verhältnis gehabt. V g l . OEHLER S . 4 0 3 .
Eine Abschrift der aus Wien vom 2. XII. 1718 datierten Schrift in W, K, 28/957. " « ) HOLLAND 132, S . 324.
" · ) ARNETH, Eugen, I, S. 8/9. 2
°°) R o u s s e a u a n B r o s s e t t e , V I . 1716. BONNEFON I, S . 6 0 / 6 1 . ) SAINT-SIMON X X V I I I , S . 7.
201
202
) Uber die Maximen La Rochefoucaulds und über die honnêteté die Arbeiten von HESS und KRAUSS, über Prinz Eugen und die politischkriegerischen Ideale der französischen Jugend des 17. Jahrhunderts (nicht sehr überzeugend) die ungedruckte Dissertation von W. WAGNER. 203 ) Ich lehne mieli hier an meine Darstellung in GuA, S. 17—27, an, die jedoch vor allem aus spanischen Korrespondenzen ganz wesentlich ergänzt werden konnte. —• Über die Vorgänge in der Nacht vom 26-/27. Juli 1683 Bericht Louvois' an den Prinzen Condé bei ROUSSET III, S. 393. Siehe, auch zum Folgenden, die verdienstvollen Untersuchungen von SCHULTE, Jugend, der sich auf die bei CARUTTI, Cavaliere, S. 317—325,
veröffentlichten Dokumente stützt, den Brief Louvois' aber nicht kennt und die Abreise irrtümlich auf den 23-/24. Juli ansetzt. 2M ) Am 13. VI. 1682 schrieb der badische Domänenrat Knörr aus Turin an den badischen Hofmarschall Baron Greiffen, er habe von Carignans Sekretär erfahren, „wasgestalten Prince de Carignan der Intention sei, einer seiner neveux zu Köln oder Lüttich Domherr werden möge, wozu er den abbé, dem man auch das Kardinalat zuwege zu bringen suche, destiniert habe". Von badischer Seite sollte der in Wien als Hofkriegsrats-
Anmerkungen zu Kapitel 1, Seite 81—84
384
Präsident wirkende Markgraf Hermann, dem einst eine Domherrnpfründe in Köln übertragen worden war, behilflich sein. Am 10. VII. erinnerte Knörr dann Greiffen wegen „Prinzen Eugenii, daß er nach Köln oder Lüttich für ein Domherr angenommen werden möchte". SCHULTE, Jugend, S. 492. Markgraf Hermann ist trotz seiner militärischen Betätigung bis zu seinem Tode im Oktober 1691 Mitglied des Kölner Domkapitels gewesen, dem übrigens früher zeitweise auch Eugens Großonkel Prinz Moritz von Savoyen angehört hatte. H. H. ROTH, Das kölnische Domkapitel von 1501 bis zu seinem Erlöschen. Der Dom zu Köln, Festschrift zur Feier der 50. Wiederkehr des Tages seiner Vollendung am 15. Oktober 1880, Veröffentlichungen des Kölnischen Geschichtsvereins, 5, 1930, S . 278. 205 ) «chez un baigneur» heißt es in dem Schreiben Louvois' an Condé. SCHULTE, Jugend, S. 494, ist danach zu verbessern. 206 ) Über Conti SAINT-SIMON XVII, S. 526—540, ferner die Biographie seines jüngeren Bruders François-Louis von ROUJON, S. 34—40, 49—54, 69—90. 207 ) Bericht des savoyischen Gesandten Ferrerò aus Paris, 5. III. 1683: «II principe di Conti l'ha presentato al Re, a cui il detto principe Eugenio ha chiamato impiego; ma non s'è sentito risposta alcuna. E partito questa mattina in compagnia del Sig. Conte di Soissons suo fratello per seguitare il Re.» CARUTTI, Cavaliere, S. 319. 208 ) Inhalt des Gesuchs bei ENGEL-JANOSI, Anfänge, S. 447. ·°·) BODEMANN I I , S . 2 2 1 , 248, 3 4 8 . 21
°) OEHLER S. 86. Voltaire fügt hinzu: «On en jugeait par quelques emportements de jeunesse, sur lesquels il ne faut jamais juger les hommes. » 211
) W . WAGNER a. a. O .
212
) Über die Bemühungen der Gräfin von Soissons am spanischen Hof Akten in S, E 1 3868, darunter Schreiben Olympias nach Madrid 3. V. 1681. Berichte Sébevilles aus Wien, 24. IV, 3. V. 1682, P, Autr, 53. 21s ) Weisung an d'Estrades, 30. IX. 1682. Ρ, Sav, 73. 214 ) W, K, Bestallung, Reg. 2, 15. 216 ) Obwohl sein Onkel Carignan ihm auf Drängen der Regentin die Reise nach Turin widerraten hatte, erschien der Chevalier überraschend am Abend des 23. IV. 1683 in der Hauptstadt Piemonts, die er am 9. V. wieder verließ. Berichte d'Estrades, 24. IV., 1., 7., 8. V. 1683, Ρ, Sav, 75. 216 ) S, E 1 3871. "") Eigenhändiges Schreiben der Gräfin, 30. VI. 1683, ebenda. Anscheinend ist dann auch in der Tat, wie sich aus dem unten anzuführenden Bericht Borgomaneros vom 15. VIII. 1683 ergibt, eine für die Verwendung Eugens in den Niederlanden günstige Entscheidung in Madrid erfolgt. 218 ) Berichte Sébevilles, 10., 20. VII. 1683, Ρ, Autr. 54. KRIEGSJAHR 1683 S. 57—61. STÖLLER S. 19, 78. In Turin wurde Anfang August Hoftrauer für 14 Tage angeordnet; nach d'Estrades Bericht vom 1. VIII. 1683, P, Sav, 75, war der Prinz von Carignan sehr erschüttert über den Tod des Neffen, der mit dem Chevalier früher befreundete junge Herzog Victor Amadeus dagegen weit weniger, als man erwartet hatte.
Anmerkungen zu Kapitel 1, Seite 85—89
385
2le
) Über Contis Charakter nach zeitgenössischen Berichten ROUJON S. 39/40. 220 ) Uber Joseph de Xaintrailles (bei CARUTTI, Cavaliere, S. 320, und SCHULTE, Jugend, S. 500, St. Raglie), der am 15. X I I . 1713 im Alter von 68 Jahren starb, S A I N T - S I M O N XVII, S . 529, XXIV, S . 141/42, 388. m ) Der französische Gesandte in Köln erhielt zur eventuellen Weitergabe an Conti Briefe des Königs, des Prinzen Condé und seines Sohnes Enghien, des Bruders Contis Herzog von La Roche-sur-Yon, seiner Frau und seines Schwagers, des Grafen von Vermandois. 222 ) Weisung an Tambonneau, 29. VII. 1683, Ρ, Col, 25. Tambonneau erhielt übrigens von dem Bischof von Straßburg, dem als Parteigänger Frankreichs im Reich bekannten Wilhelm Egon von Fürstenberg, die Zusicherung jeder gewünschten Hilfe. 223
) SCHULTE, J u g e n d , S. 519.
224
) Nach dem Bericht des savoyischen Agenten in Regensburg Carocci vom 12. VIII. 1683, CARUTTI, Cavaliere, S. 321. 22ä ) Tambonneau an den König, Köln, 1. V I I I . 1683, P, Col, 25. 226 ) LANDAU, Beilage AZ 189, Ausschnitt in W, K, 28/957. Landau hat das Schreiben in der Privatbibliothek des damaligen Königs von Italien in Turin gefunden. 227 ) Da das von Landau mitgeteilte Schreiben, das dritte, das wir bisher von Eugens Hand besitzen, bisher unbeachtet blieb, sei es hier im vollen Wortlaut mitgeteilt: «Monsieur. Quoique Votre Altesse ait eu sujet par le passé de se plaindre de moi, je ne laisse pas de prendre la liberté de lui écrire pour la supplier d'approuver mon voyage à Vienne aiant appris qu'elle était assiégé et que mon frère y avait été tué. La bonté de Votre Altesse est si grande à mon égard que j'espère qu'elle oublira facilement les fautes que j'ai faites et qu'étant parti avec très peu d'argent elle aura assez de bonté pour ne me pas laisser réduit à l'extrémité dans un pays qui est étranger pour moi. J'attends ce dernier effet de sa bonté et suis avec un profond, respect, Monsieur, de Votre Altesse le très humble et très obéissant fils et serviteur Eugène de Savoye. À Cologne ce 31 juillet. » 228
) SAINT-SIMON X X I V , S . 1 4 2 .
229
) Nach dem Bericht Borgomaneros, 15. V i l i . 1683, S, E 1 3925. ) Nach einer an den französischen Hof geschickten Denkschrift eines Unbekannten vom 14. I I I . 1725, P, Autr, Mémoires et Documents 3. 231 ) SCHULTE, Jugend, S. 506—512. 232 ) Er hatte nicht nur die gleiche Weisung wie Tambonneau erhalten, sondern war auch von diesem sofort über das Erscheinen der Prinzen in Köln unterrichtet worden, «afin qu'il soit informé de cette aventure pour se trouver au passage de ce Prince » (d. h. Contis). TAMBONNEAU, 1. V I I I . 1683, a. a. O. 233 ) Chiffrierter Zusatz zum Bericht Sébevilles, Passau, 15. V i l i . 1683 : «Le jeune Prince de Soissons nouvellement parti de Paris est arrivé ici. Il s'est d'abord mis sous la protection de l'Ambassadeur d'Espagne qui l'a présenté à l'Empereur, malgré les conseils du Marquis de Parelle, qui a fait humainement tout ce qu'il a pu pour l'en empêcher, et même ledit 230
25
Braubadi, Prinz Eugen
386
Anmerkungen zu Kapitel 1, Seite 89—91
Prince lui avait promis qu'il n'en ferait rien; mais il ne lui a pas tenu parole. Ledit Marquis de son côté ne lui a pas voulu tenir aussi celle qu'il lui avait donnée de l'accompagner à son audience, quand il a vu qu'il y était conduit par ledit Ambassadeur, m'étant venu protester qu'il ne ferait jamais rien exprès qui pût déplaire à Votre Majesté. » P, Autr, 56. 234 ) Über Carlo Emilio di San Martino di Parella, der damais eine größere Zahl savoyischer Freiwilliger für den Türkenkrieg anführte, ROUSSET III, S. 154/55, IV, S. 44, CARUTTI, Cavaliere, S. 208/09, Rdl XIV, S. 88/89, 224. Weisung an den neuen französischen Botschafter in Wien Cheverny, 4. V. 1684: «Quoique le Marquis de Parelle n'ait été éloigné de Turin qu'à cause de trop grandes correspondances qu'il avait avec les Espagnols, néanmoins comme il avait auparavant cet incident témoigné beaucoup de passion pour mon service, vous devez lui faire connaître que je serai bien aise que sa conduite me le persuade. » P, Autr, 58. 235 ) Bericht Borgomaneros, 15. V i l i . 1683, S, E 1 3925. Über Borgomanero (Rep. I, S. 517) Bericht des venezianischen Botschafters in Wien Domenico Contarini, 29. XI. 1685, FIEDLER, Relationen, II, S. 241 : «. . . huomo pratichissimo degl'interessi di Stato per la lunga esperienza, che l'età sua avanzata gli hà in moltiplici maneggi guadagnato, il quale tutto intento à avantaggi della Corona Cattolica procurava, che il tutto in componere nell'Hungheria ad ogni transito d'adoperasse, per potere valersi delle forze dell'Imperatore contro la Francia»; ferner das Urteil des französischen Diplomaten La Vauguyon von Ende 1687, P, Autr, 62: «. . . il est italien et se fait l'honneur de se dire de la maison d'Esté, homme tout plein de feu et fort colère prétendant se faire valoir par une aversion démésurée qu'il a pour la France. » Seine Bedeutung für den Aufstieg des Prinzen Eugen hebt der venezianische Botschafter Ruzini, 19. XII. 1699, FIEDLER, Relationen, II, S. 412, hervor. Siehe auch KLOPP, 1683, S. 118, REDLICH, G ö V I , S . 304, 313, v. SRBIK, W U V , S . 2 3 4 . 2SE
237
) ENGEL-JANOSI, Anfänge, S. 447.
) SCHULTE, Jugend, S. 502. Bericht des venezianischen Botschafters Contarini, 26. VIII. 1683, KLOPP, 1683, S. 550: «Capitato in Corte il Principe Eugenio, fratello del Cavaliere defunto di Savoia della casa di Soissons, con speranza d'ottenere il commando del Regimentó del fratello, che però non pote conseguire, concesso a soggetto dipendente del Primario Ministro. »
A N M E R K U N G E N ZU KAPITEL 2 1
) Bericht des französischen Botschafters Sébeville, Wien, 8. VII. 1683 : «c'est la plus grande et la plus générale consternation que l'on puisse voir, les bourgeois menacent de se révolter si l'Empereur les abandonne . . . tout est dans une confusion terrible, tout le pays avancé se sauve dans Vienne et tout Vienne s'enfuit plus loin», P, Autr, 44. Siehe auch P. Hermann WATZL, Flucht und Zuflucht, Das Tagebuch des Priesters Balthasar Kleinschroth aus dem Türkenjahr 1683, Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich 8, 1956. 2 ) Bericht Sébevilks, 8. V. 1681, Ρ, Autr, 50. Vgl. G U I L L O T S. 415—Φ17. 3 ) H E I G E L , Neue Beiträge, v. SRBIK, Holländischer Bericht. R E D L I C H , Pufendorf, S . 5 6 7 — 5 7 0 . PRIBRAM, Privatbriefe. LEVINSON, Nuntiaturberichte. FIEDLER, Relationen, II, S. 249. Dazu ARNETH, Eugen, I, S. 189 b i s 1 9 5 , 4 6 3 — 4 6 5 , REDLICH, G Ö V I , S . 5 9 — 6 5 , 1 1 2 — 1 1 4 , WANDRUSZKA S. 151—153. 4
) Saint-Saphorin in einem Fragment,
5
) REDLICH, G Ö , V I , S . 1 1 3 .
e
) «donna di gran spirito» nach Bericht des Venezianers Contarini,
STELLING-MICHAUD
II,
S.
40.
FIEDLER, R e l a t i o n e n , I I , S. 250. ' ) WENTZCKE S . 3 8 8 . 8
) Ebenda S. 44. ) Denkschrift Villars' aus dem Jahre 1689, P, Autr, 65, VILLARS I, S. 435—441 ; «En un mot il est constant que ce Prince est fort à craindre le jour d'une bataille, mais il n'est pas fort difficile de le supplanter avant qu'il la donne. » — Uber Karl von Lothringen (1643—1690) das Lebensbild von WENTZCKE. 10 ) Über Hermann von Baden (1628—1691) BRAUBACH, Kurköln, S. 100/01, REDLICH, Pufendorf, S. 568, LORENZ, 1683, S. 165. Denkschrift des französischen Diplomaten La Vauguyon von Ende 1687, P, Autr, 62: «homme pesant tant par sa grosse corpulence que par son génie, homme de colère, et dit aisément: ses sentiments sans aucuns égards ni considérations, grande difficulté à s'expliquer, même en sa propre langue qu'il ne parle pas mieux que l'italienne et la française, ce qu'il a de meilleur est qu'il n'écrit pas mal et qu'il est assez laborieux, ne faisant aucune débauche. » Sébeville führte am 9. IV. 1682, Ρ, Autr, 53, die schwarze Melancholie, in die der Lothringer damals verfallen war, darauf zurück, daß alle seine Vorschläge durch den Markgrafen durchkreuzt würden. u ) Denkschrift von Villars, P. Autr, 65. Ähnliche Beurteilung in der Denkschrift von La Vauguyon, ebenda 62. Über Ludwig Wilhelm (1655 9
b i s 1 7 0 7 ) SCHULTE, L W , u
TÜRKENLOUIS.
) Sehr günstig urteilen die französischen Diplomaten Sébeville und La Vauguyon über den Böhmen. Sébeville, 8. V I I . 1683, Ρ, Autr, 54: 25»
388
Anmerkungen zu Kapitel 2, Seite 104—108
«. . . homme fort riche . . . La réputation qu'il a d'être fort désintéressé, quoiqu' il soit bon ménager, lui a seule fait emporter la charge de chancelier de Bohème . . . Ce n'est pas qu'il ne soit fort capable de la bien faire, mais comme il est opiniâtre et ferme dans ses résolutions . . . ceux qui gouvernent, dont il ne veut pas dépendre, s'y sont opposés . . . disant à l'Empereur qu'il était si bizarre, si capricieux et si persuadé de son devoir, qu'il ne contenterait jamais personne. Cela est assez vrai, mais comme il est fort honnête homme et fort juste, la plupart des gens sont fort aises du choix de l'Empereur.» Mémoire La Vauguyons 1687, P, Autr. 62: «homme de mérite et des plus éclairés et savants qu'aucun autre ministre de l'Empereur; il est un peu entêté dans ses opinions, fort zélé, ne marquant aucun intérêt. » " ) Sébeville, 1. VII. 1683, Ρ, Autr, 54. La Vauguyon a. a. O. bezeichnet ihn als eine Kreatur der ja aus dem Hause Pfalz-Neuburg stammenden Kaiserin : «S'il avait moins de modération, il ne lui serait pas difficile d'occuper le rang du premier Ministre, et il serait plus laborieux et éclairé qu'aucun, mais il est sujet au vin et à la bonne chère, depuis peu de temps il commence à s'en corriger et ce qu'il conçoit que cela est très préjudiciable à sa santé et au maintien de sa fortune, sa charge est une des plus lucratives. » Vgl. KUCZYNSKI. " ) Am 22. VII. 1684 berichtet Sébeville, daß zwei Tage zuvor Stratmanns Frau, also die Mutter Eleonores, gestorben war. P, Autr, 58. 15
) REDLICH, P u f e n d o r f , S . 5 8 3 — 5 8 5 . HÉYRET I — I I I .
16
) Zur Belagerung von Wien und der Schlacht am Kahlenberg:
KLOPP, 1683, KRIEGSJAHR 1683, LORENZ, T ü r k e n j a h r , STÖLLER. D a z u f ü r
die türkische Seite F. H. MARSHALL, The Siege of Vienna by the Turks in 1683, translated into Greek from an Italian work published anonymously in the year of the siege by Jeremias CACAVELAS, 1925 ; Richard F. KREUTEL, Kara Mustafa vor Wien, Das türkische Tagebuch der Belagerung Wiens 1683, verfaßt vom Zeremonienmeister der Hohen Pforte. Osmanische Geschichtsquellen I, 1955. Siehe auch W. STURMINGER, Bibliographie und Ikonographie der Türkenbelagerungen Wiens 1525 und 1 6 8 3 , 1955. " ) KLOPP, 1683, S . 5 5 0 . le
) Auch der Marchese di Parella befand sich bei dem Lothringer:
MARSHALL-CACAVELAS S . 1 1 5 . V g l . SCHULTE, J u g e n d , S . 5 0 2 / 0 3 . " ) STÖLLER S . 35, 109. 20
) Bericht Borgomaneros, 20. XI. 1683, S, E 1 3925.
21
) KRIEGSJAHR 1683, S . 2 6 8 .
22
) Mitteilung des Polen Lubomirski. KRIEGSJAHR 1683 S. 274—313. ) Bei der Eheschließung Adelaides, einer Tochter des Herzogs Victor Amadeus I. und der Madama Reale Christine, 1652 in Turin hat Eugens Großvater den abwesenden Bräutigam vertreten. Vgl. M. STRICH, Kurfürstin Adelheid von Bayern, Historisches Jahrbuch47,1927, S. 63—96. 2S
24
) KRIEGSJAHR 1683, S . 2 7 9 , 2 9 4 . STRICH I I , S . 5 2 0 / 2 1 . RIEZLER V I I ,
S. 279. SCHULTE, Jugend, S. 504. 25 ) Lantéry, 12. XI. 1683, CARUTTI, Cavaliere, S. 322. Antonio Conte Lantéry war von 1676 bis 1679 und von 1681 bis 1707 savoyischer Vertreter
Anmerkungen zu Kapitel 2, Seite 108—111
389
in München, Rep. I, S. 475. Bei den als weitere Begleiter des Kurfürsten und damit auch Eugens genannten Prinzen dürfte es sich gehandelt haben um den Pfalzgrafen Ludwig Anton von Neuburg, einen Bruder der Kaiserin, später Hochmeister des Deutschen Ordens (1660—1694) — er wurde fast gleichzeitig mit Eugen Oberst eines kaiserlichen Infanterieregiments —, um den Prinzen Friedrich August von Sachsen-Eisenach (1663 bis 1684), Bruder der Prinzessin Eleonore Erdmuthe, die Max Emanuel zeitweise hatte heiraten wollen, und um den Prinzen Friedrich von AnhaltBerneburg. Vgl. STRICH II, S. 393/94. 2e ) Borgomanero, 20. XI. 1683, S, E 1 3925. Übrigens wies Borgomanero auch darauf hin, daß die Aufnahme Eugens in sein Haus kein Aufsehen erregen könne wegen der Verwandtschaft seiner Familie (Este) mit dem Haus Savoyen. " ) L a n t é r y , 19. X I . 1 6 8 3 , CARUTTI, C a v a l i e r e , S . 3 2 2 / 2 3 , 3 2 4 / 2 5 . 2Β ) Τ 7 2 / 7 3 . HELLER A , S . 1. CARUTTI, C a v a l i e r e , S . 3 2 3 / 2 4 . E i n
Francesco Leporini war von 1690—1695 Agent Modenas in Turin. Rep. I, S. 335. 2 ») Sébeville, 27., 30. XI. 1683, Ρ, Autr, 56. 30
) v. D. WENGEN S. 1/2, 16/17. SCHULTE, Jugend, S. 505.
31
) W, K, Bestallungen, Reg. 2. Bericht aus Wien, 19. XII. 1683, THÜRHEIM, Starhemberg, S. 207/08. Bericht Contarinis, 26. XII. 1683: «Mosso da pietoso instinto della perdita del Principe di Savoia nel fior de suoi anni nel suo Cesareo servizio, la M. C. voluto conferire il Reggimento ultimamente vacato per la morte del Conte di Kufstein al Principe Eugenio, fratello del defunto, di poco tempo capitato alla Corte », KLOPP, 1683, S. 550. Eugen selbst meldete die Verleihung am 18. XII. an Victor Amadeus unter Aufrechterhaltung seiner Bitte um Unterstützung und an die Herzogin Giovanna Battista unter erneuter Versicherung seiner Dienstbereitschaft, CARUTTI, Cavaliere, S. 325. 32 ) ARNETH, Eugen, I, S. 18. Über die damalige Stellung, Pflichten und Rechte eines Obersten FE I, S. 265, 281, 305—307. 33
M
) Vgl. die Monographie von v. D. WENGEN.
) Sébeville, 30. XII. 1683, Ρ, Autr, 56. ν. D. WENGEN S. 18. 35 ) Sébeville, 22. I. 1684, Ρ, Autr, 56. 36 ) Bericht des französischen Gesandten de la Haye aus München, 16. II. 1684, P, Bav, 38. 3 ') Rep. I, S, 47.5/76: Tarino-Imperiale di Cossambrato. Von 1692 bis 1702 war er bei Max Emanuel von Bayern in Brüssel, von 1703 bis 1709 in Wien, wo er schon von 1690 bis 1692 gewirkt hatte, beglaubigt. Die Briefe Eugens an Tarino in T, 72/73, zum größten Teil gedruckt HELLER A, bilden eine wichtige Quelle für die ersten Jahrzehnte nach des Prinzen Eintritt in die kaiserlichen Dienste. Berichte Tarinos aus Brüssel, München und Wien CAMPAGNE VI, S. 168—226. — Aus den Briefen Eugens an ihn: 28. VIII. 1690, nennt sich seinen besten Freund; 16. V. 1692, bedauert, daß er ihm, der von Piémont nur geringe Hilfe erhalten, nicht das senden könne, was er verlange; 24. XI. 1694, möchte ihn nach seiner Heirat in seiner Ménage sehen, hoffe bald tun zu können, was er wünsche. Über Tarinos Tod Bd. IV.
Anmerkungen zu Kapitel 2, Seite 111—114
390 38 8
) Eugen an Baratta, Linz, 29. I. 1684, CARDITI, Cavaliere, S. 326.
») Ü b e r P h i l i p p i T H Ü R H E I M , T r a u n , S . 2 9 6 / 9 7 , BRAUBACH, G e h e i m -
diplomatie, S. 48. 4 °) Am 28. I. 1691 teilt der Hofkriegsrat Eugen die Ernennung Roccaviones zu seinem Generaladjutanten mit, W, K, 386/1. Eugen an den Kaiser, 11. II. 1702, F E IV, Suppl. S. 42; weitere Empfehlung 21. V I I I . 1702 nach der Schlacht bei Luzzara, bei der Roccavione sich „besonders signalisiert" habe, ebenda S. 219. Eugen an Roccavione, 17. X. 1708, FE X, Suppl. S. 295/96. Eugen an den Kaiser, 2. X I I . 1710, über Meldung Dauns vom 23. XI., daß am 10. eiusdem General Graf Roccavione mit T o d abgegangen, F E X I I , Suppl. S. 464. Siehe auch die Angaben in FE, Registerband, S. 720. 41 ) Eugen an den kaiserlichen Gesandten in München Graf Kaunitz, 25. I. 1684, ARNETH, Eugen, I, S. 448: er möge bei Max Emanuel wegen der Rekrutierung des Regiments intervenieren « e di favorirmi per la riuscita di questo negozio il quale m'è di particolar premura ». 42 ) Lantéry berichtete am 23. X I I . 1683 nach Turin, er habe dem Kurfürsten ein Dankschreiben Eugens wegen dessen Fürsprache bei der Verleihung des Regiments übergeben, worauf jener seine besondere Wertschätzung des Prinzen zum Ausdruck gebracht habe. CARUTTI, Cavaliere, S. 325/26. **) Berichte des französischen Gesandten in München de la Haye (Rep. I, S .208, R d l VII, S. 42), 9., 16. II., 15. I I I . 1684, Ρ, Bav, 38. Berichte Lantérys, II und I I I 1684, CARUTTI, Cavaliere, S. 327—332, und CAMPAGNE V I , S . 1 5 8 / 5 9 ,
214/15.
44
) Ebenso Max Emanuele Vetter Albrecht Sigismund, Fürstbischof von Freising (1652—1685), der bei der Egyptiana durch extravagantes Auftreten besonderes Aufsehen erregte. Siehe über ihn B. HUBENSTEINER, Die geistliche Stadt, Welt und Leben des Johann Franz Eckher von Kapfing und Liechteneck, Fürstbischofs von Freising, 1954, S. 35/36. Auch die Teilnahme der Gräfin Kaunitz, Gemahlin des kaiserlichen Gesandten und Freundin des Kurfürsten, als „serva" wird erwähnt. CARUTTI, Cavaliere, S. 329. " ) Angaben bei A. SEGRE, Negoziati Diplomatici della Corte Sabauda colla Corte di Baviera dalle Origini al 1704, in CAMPAGNE VI, 1912, a. a. O. 4e ) Abgedruckt CARUTTI, Cavaliere, S. 329/30. Nach dem Bericht des französischen Gesandten in T u r i n d'Estrades vom 8. V. 1684 wurde der Herzog bei seinem ersten Treffen mit seiner Braut von den beiden Brüdern Eugens, dem Grafen von Soissons und dem Prinzen Philipp, begleitet, die unmittelbar darauf wieder zur französischen Armee vor Luxemburg reisten. P, Sav, 77. " ) Lantéri, 25. II. 1684: «Se io havessi a riferire a V. A. R. tutto quello che concerne le amabili qualità del Sig. Principe Eugenio, e come viene stimato e riverito da tutti in generale in questa Corte, haverei materia de che tessere u n panegirico in sua lode. » CARUTTI, Cavaliere, S . 3 3 1 , CAMPAGNE V I , S . 2 1 4 / 1 5 . 4e
) Über
Max
Emanuel
(1662—1725)
DOEBERL
II,
S.
101—179.
Villars, Portraits des officiers généraux de l'Empereur (1687), P, Autr, 65.
Anmerkungen zu Kapitel 2, Seite 114—120
391
M . BRAUBACH, Die Politik des Kurfürsten Max Emanuel von Bayern im Jahre 1702, Historisches Jahrbuch 43, 1923, S. 53/54. «) de la Haye, 15. I I I . 1684, Ρ, Bav, 38. 50
) Vgl. d a s W e r k v o n STRICH, I I .
«)
RÖDER VON D I E M B U R G , L W , I , S . 7 7 — 1 2 4 . W E N T Z C K E S . 2 3 2 — 2 3 8 .
LORENZ, O f e n , S . 7 — 1 0 . 52 ) T , 72/73, H E L L E R A, S. 3. Ein weiterer Brief vom 29. V. ist auch noch aus Wien datiert. ·*) RÖDER VON DIERSBURG, LW, I, S. 79. In der Liste der kaiserlichen Regimenter 1684 ebenda, Urk., S. 111, werden als Stabsoffiziere im Dragonerregiment Eugens der Obristleutnant Holstein und der Obristwachtmeister Rindsmaul angegeben. " ) Ebenda, I, S. 97. 55 ) P, Autr, 58. 5E ) M A U V I L L O N I, S . 2 9 . A R N E T H , Eugen, I, S . 4 4 9 , bezweifelt wohl zu Unrecht die Angabe. " ) RÖDER VON DIERSBURG, L W , I , S. 1 0 5 . Über die Streitigkeiten FRAKNÓI, S. 1 2 4 — 1 4 1 . Bericht Chevernys vom 3 1 . V I I I . 1 6 8 4 , P, Autr, 58: «Le Prince de Lorraine se plaint fort du Marquis de Bade, qui de son côté lui rend ici tous les mauvais offices qu'il peut» (gemeint ist hier Hermann von Baden). ΕΒ ) Τ , 7 2 / 7 3 , abgedr. C A R U T T I , Cavaliere, S . 3 3 4 / 3 5 . 5 ") Bericht d'Estrades' vom 6. I. 1685, P, Sav, 77. 60 ) Bericht des Abbate Eccaro, 26. X I . 1684, CARUTTI, Cavaliere, S. 335. «) Berichte Eccaros, 3., 10. X I I . 1684, ebenda. ea ) Melgar an Karl II., 21. V I I . 1684 mit Schreiben der Kaiserin Eleonore vom 9. VI. und Max Emanuels vom 16. VI. 1684, S, E 1 3405, 3926. Ebenda Entscheidung des spanischen Staatsrats über die der Kaiserin, dem Kurfürsten und Eugen zu erteilende Antwort. Über das Großpriorat, das bis zu seinem Tode 1679 Philipps IV. natürlicher Sohn Don Juan de Austria innegehabt hatte, vgl. SCHULTE, Jugend, S. 514. 63 ) Nach Lantérys Bericht an San Tommaso, 15. X I I . 1684, C A R U T T I , Cavaliere, S. 335. M ) Siehe oben S. 26. Eingehende Nachrichten über die Heirat Carignans und das Verhalten des Grafen von Soissons enthalten die Berichte des Abbé d'Estrades an Ludwig XIV. von August bis Dezember 1684, P, Sav, 77. e5 ) d'Estrades, 24. X I I . 1684, ebenda. 6e ) d'Estrades, 30. X I I . 1684, ebenda; der Gesandte wurde am 5. I. 1685 angewiesen, genau über das Verhalten Eugens am Turiner Hof zu berichten. " ) d'Estrades, 6 . I . 1 6 8 5 , ebenda. Vgl. C A R U T T I , Cavaliere, S . 3 3 7 / 3 8 ,
SCHULTE, J u g e n d , S . 513. 6S
) Uber Victor Amadeus II. (1666—1732) CARUTTI, Vittorio Amedeo, QUAZZA, Riforme, v. NOORDEN, Victor Amadeus. " ) Carlo Giuseppe Carrón Marchese di San Tommaso (St. Thomas), nach T E XV, S. 6S9, am 19. X I I . 1699 in Turin gestorben.
392
Anmerkungen zu Kapitel 2, Seite 120—125 70
) T , 7 2 / 7 3 . HELLER A , S . 5. CARUTTI, C a v a l i e r e , S . 3 3 7 ( m i t D a t u m 14. I . 1 6 8 5 ) . n ) Ebenda. Übrigens berichtet d'Estrades am 24. III. 1685 nach Paris, möglicherweise werde Victor Amadeus dem Kaiser für den Türkenkrieg Truppen zur Verfügung stellen, die dann von seinen Verwandten, dem Bayern, dem Badener und Eugen, betreut würden. P, Sav, 77. 72 ) Berichte Chevernys, 25.1., 4. II., 29. IV. 1685, P, Autr, 58. Nach den Behauptungen des französischen Gesandten befand es sich in sehr schlechtem Stand. 7S ) Karl Franz von Commercy (1661—1702) war der Sohn von François de Lillebonne und einer natürlichen Tochter Karls III. von Lothringen. Vgl. SCHULTE, Jugend, S. 506/07. «) Ebenda S. 508/09. ROUJON S. 69—76. 75 ) Nach ROUJON S. 72 hätten sie in Antwerpen die Gräfin von Soissons getroffen, die ihnen die Weiterfahrt nach Rotterdam ermöglicht habe. ">) Cheverny, 29. IV. 1685, P, Autr. 58. Borgomanero, 3. V. 1685, S, E 1 3927.
" ) C h e v e r n y , 6. V . 1685, P , A u t r , 58. SOURCHES I , S . 2 2 5 . SCHULTE,
Jugend, S. 509. ' 8 ) WENTZCKE S . 2 4 2 .
'·) Cheverny, 24. V., 3. VI. 1685, P, Autr, 58. Borgomanero, 31. V. 1685, S, E 1 3927. 8
°) T , 72/73. HELLER A, S. 5/6.
81
) RIEZLER V I I , S . 2 8 5 . DOEBERL I I , S . 113.
82
) Der Feldzug gegen die Türken im Jahre 1685, Mitteilungen des
K . K . K r i e g s a r c h i v s 1885. S . 1 2 5 — 2 5 7 . RÖDER VON DIERSBURG, L W , I , S . 1 2 5 — 1 6 8 . WENTZCKE S . 2 4 0 — 2 4 8 . LORENZ, O f e n , S . 1 1 / 1 2 . KITTEL S. 48—51. 83 ) RÖDER VON DIERSBURG, LW, S. 131. Wegen ihrer Tollkühnheit soll Karl von Lothringen den Prinzen später angedroht haben, sie festzusetzen, falls sie sich weiter jeder Gefahr aussetzten. SOURCHES I, S. 268. M
) T , 7 2 / 7 3 . HELLER A , S . 6 / 7 . CARUTTI, C a v a l i e r e , S . 3 3 9 . N a c h d e n
Memoiren des Grafen Ferdinand Christian zur Lippe, KITTEL, S. 109, ist es damals zu einem Streit zwischen dem Prinzen und dem braunschweigischen General Marquis de Boisdavid gekommen. M ) Berichte des Gouverneurs von Straßburg Chamilly an Louvois, 30., 31. VIII. 1685: «. . . ils ne sont pas enrichis des dépouilles des Turcs, car ils n'avaient que la chemise qu'ils avaient sur le dos.» ROUJON S. 85. 8e ) Eccaro, 18. X. 1685, Tarino. 18. X. 1685, CARUTTI, Cavaliere, S. 340/41. Borgomanero, 4. X., 29. XI. 1685, S, E 1 3927, 3928. La Baulme (Sekretär und Vertreter Chevernys), 18. Χ. 1685, P, Autr, 59. 87 ) Es ging angeblich der Spruch, daß, wenn die Inhaberschaft eines Regiments einem Marquisat in Italien gleichkomme, der Grad eines Generals nur den Wert eines Dukaten habe. CARUTTI, Cavaliere, S. 341. 88
8β
) Τ , 7 2 / 7 3 . HELLER A , S . 7 / 8 . CARUTTI, C a v a l i e r e , S . 3 4 2 .
) Stoiber, 22. XI. 1685, M, K. schw. 11/9. Johann Ferdinand von Stoiber, seit 1659 in Wien Resident, später Gesandter, starb am 2. III. 1693, Rep. I, S. 13.
Anmerkungen zu Kapitel 2, Seite 125—129 ,0 91
393
) SCHULTE, J u g e n d , S . 5 1 2 — 5 1 7 . BRAUBACH, G U A , S . 3 0 / 3 1 . ) T , 7 2 / 7 3 . HELLER A , S . 9.
92
) Blanquet, 3., 10., 31. III., 14. IV. 1686, P, PB, 52. ) Bericht des französischen Gesandten in Madrid Feuquières, 4. VII. 1686, Ρ, Esp, 72. Nach CARUTTI, Cavaliere, S. 342, war auch von dem Antrag auf Übertragung des Kommandos der Kavallerie in Flandern an Eugen, «prossimo passo al governo di quelle Provincie» die Rede. M ) Feuquières, 6. IV. 1686, P, Esp, 72. Königliche Dekrete an den spanischen Staatsrat, 25., 26. I I I . 1686, S, E 1 3878. Eugen konnte zusammen mit seiner Mutter das Gesandtenhotel beziehen. S5 ) Borgomanero hatte am 29. XI. 1685 seinen Herrn auf eine dem Sohn des Königs von Polen in Verbindung mit der Verleihung des Goldenen Vließes zugesagte geistliche Pension hingewiesen, die nicht in Anspruch genommen worden war und nun ζ. T . dem Prinzen gegeben werden könne. Darauf hatte der Staatsrat in Madrid am 5. I. 1686 geantwortet, daß ein endgültiger Verzicht der Polen noch nicht vorliege, man darüber daher nicht für eine andere Person verfügen könne; er riet aber dem König, Eugen für eine spätere Pension oder eine Abtei in Italien in Aussicht zu nehmen. S, E 1 3928. ·«) Staatsratsprotokolle, 28. III., 2., 6., 9., 12. IV. 1686, ebenda 3878. S3
· ' ) F e u q u i è r e s , 25. I V . 1686, Ρ , E s p , 72. DANGEAU I I , S . 331.
"8) Schon Blanquet hatte am 10. I I I . 1686 aus Brüssel nach Paris gemeldet, der Grund der Reise der Gräfin sei «seulement la vue de quelque mariage pour M. son fils qui y est allé avec elle », P, PB, 52. »») Feuquières, 4. VII. 1686, Ρ, Esp, 72. 10 °) SOURCHES II, S. 111 (Verfasser der Memoiren war in Wirklichkeit der gut unterrichtete Minister Chamillart, wie LANGLOIS S. 137—172 n a c h g e w i e s e n h a t ) . SCHULTE, J u g e n d S . 5 1 4 / 1 5 . ΙΟΊ) T > 7 2 / 7 3 . HELLER A , S . 9 / 1 0 . 102 ) Ebenda S. 10. Der Kaiser habe sich befriedigt über seine Spanienreise geäußert, «ne trouvant pas de différence des honneurs qu'on rend au Roi d'Espagne et de celles qu'on lui rend à lui-même». 103 ) Eccaro, 23. VI. 1686, CARUTTI, Cavaliere, S. 343. Siehe auch DANGEAU II, S. 333: «On sut que la comtesse de Soissons et le Prince Eugène n'avaient pas pu obtenir à Madrid ce qu'ils prétendaient . . . T o u t ce qu'il a gagné dans son voyage c'est qu'on le traite comme Grand d'Espagne de la première classe. » 1M ) CARUTTI, Cavaliere, S. 342/43. 1(l5 ) W, K, 373. 106 ) Die Eroberung von Ofen und der Feldzug gegen die Türken im Jahre 1687, Mitteilungen des Κ. K. Kriegsarchivs 1886. RÖDER VON
DIERSBURG, L W , 1, S . 1 6 9 — 2 3 1 . LORENZ, O f e n , S. 1 6 — 3 0 . WENTZCKE
5. 251—278. FRAKNÓI S. 211—229. KITTEL S. 56—64. " " ) RÖDER VON DIERSBURG, L W , S . 1 8 5 / 8 6 . WAGNER, L e o p o l d , I , S . 705. THÜRHEIM, S t a r h e m b e r g , S . 2 4 2 / 4 3 . B o r g o m a n e r o , 11. V I I . 1686,
S, E l 3928. Stoiber, 4. V I I . 1686, Μ, Κ. schw. 11/10. 108 ) Stoiber, 23., 28. VII. 1686, M, Κ. schw. 11/10.
394
Anmerkungen zu Kapitel 2, Seite 130—135 LOS
) RÖDER VON DIERSBURG, L W ,
I, S. 210, 213. B o r g o m a n e r o ,
8.
VIII. 1686, S, E l 3928. Stoiber, 8. VIII. 1686, M, K. schw. 11/10. no) Wj K, 372, 373. Der offenbar seiner Kompanie verlustig gegangene Hauptmann Vittorio Dorelli klagte auf Satisfaktion und Restituierung, wogegen Eugen berichtete, daß er sich ohne Befehl absentiert habe und die Kompanie in seiner Abwesenheit einem andern anvertraut wurde. lu ) Ebenda 374, 375. Über das Schicksal türkischer Gefangener und die Methode der „Rancionierung" KREUTEL-SPIES S. XX. 112 ) S, E 1 3929. 113 ) Danach scheint es Prinz Eugen trotz seiner Zugehörigkeit zu dem Bayern und den badischen Markgrafen klug vermieden zu haben, in dem Streit innerhalb der kaiserlichen Armeeleitung Partei zu nehmen. 114 ) Er könne, so hatte er nach seinem Bericht auch dem Lothringer gesagt, nach eingehender Prüfung, ob er etwa für den königlichen Dienst von Nutzen sein könne, versichern, daß er große Fähigkeiten besitze, zudem sehr gute gegen Frankreich gerichtete Grundsätze habe und gerade bei einem Krieg gegen diese Krone auch auf Grund seiner guten Beziehungen sehr vorteilhaft eingesetzt werden könne. 115 ) Eccaro, 24. XI. 1686, CARUTTI, Cavaliere, S. 344. 11β ) Staatsratsprotokoll, 11. I. 1687, in dem zunächst der Rat Borgomaneros gegen eine Reise Eugens nach Madrid als richtig bezeichnet wird. S, E1 3929. " ' ) Eccaro, 22. XII. 1686, CARUTTI, Cavaliere, S. 345. Am 4. I. 1687 berichtete der französische Gesandte in Venedig de la Haye — derselbe französische Diplomat, der von 1680 bis 1685 in München tätig gewesen und 1683 über Eugens Aufenthalt am bayrischen Hof berichtet hatte; in Venedig vertrat er Frankreich von 1685 bis 1701, Rdl VII, S. 71—81, Rep. I, S. 244. — daß nach Nachrichten aus München der Kurfürst zusammen mit dem badischen Markgrafen und den Prinzen von Savoyen und Commercy inkognito nach Venedig kommen werde. P, Ven, 112. 118 ) Ebenda : « On commence à entrer ici dans les plaisirs du carnaval. » 11S ) Ebenda. Vgl. RIEZLER VII, S. 301/02. 12
°) HÉYRET I I , S . 201, 2 0 9 .
M
) T E XIII, S. 216/17. Vgl. H. KELLENBENZ, Le declin de Venise et les relations économiques de Venise avec les Marchés au Nord des Alpes (fin du XVI è m e — commencement du XVIII ¿ m e siècle). Aspetti et causa della decadenza economica Veneziana nel secolo XVII, Civiltà Veneziana Studi 9, 1961, S. 170—173. 122
) Briefe vom 28. I. 1687, CARUTTI, Cavaliere, S. 345. ) de la Haye, 25. I., 1., 8. III. 1687, Ρ, Ven, 112. 121 ) de la Haye, 8. III. 1687, ebenda. 125 ) Briefe an Victor Amadeus, 4., 7. III. an San Tommaso, 8. III. 1687, CARUTTI, Cavaliere, S. 346/47. 12β ) Wir wissen nicht genau, wann er wieder in Wien war. Ein Dankschreiben an den Herzog schrieb er von dort erst am 4. V. 1687. T , 72/73. 12a
127
) RÖDER VON DIERSBURG, L W , I I , S . 1 — 5 1 . WENTZCKE S . 2 7 9 — 2 9 4 .
128
) W, K, 376.
Anmerkungen zu Kapitel 2, Seite 135—139
395
129
) Nach den Berichten von Chevernys Nachfolger als französischer Gesandter La Vauguyon (Rep. I, S. 214) vom 17. IV. 1687, P, Autr, 61, war und blieb Hermann von Baden der Hauptgegner des Lothringers, während sein Neffe Ludwig Wilhelm wenigstens zeitweise eine Vermittlung versucht zu haben scheint, « se servant en quelque façon d u Prince de Commercy, avec lequel il a quelque liaison particulière et pour qui le Prince de Lorraine marque autant de confiance et d'amitié qu'on peut faire à une personne de son âge». 13
°) W , K , 3 7 5 . HELLER A , S . 1 1 .
1S1
) Berichte d u Hérons, 20., aus Buda, 21. VI. 1687, P, Autr, 62. Am 19.VI. schreibt La Vauguyon, ebenda 61, du Héron sei vor kurzem aus Frankreich gekommen, «pour aller servir dans l'armée de l'Électeur de Bavière, lequel lui avait donné dès l'année passée une patente de colonel des dragons ». — Übrigens findet sich am Ende eines Schreibens Karls von Lothringen an Ludwig Wilhelm vom 16. V I . 1687 ein freundlicher G r u ß an Eugen: «Mes baisements à Monsieur le Prince de Savoye», RÖDER VON DIERSBURG, L W ,
I I , S. 16.
132
) du Héron, au camp deçà de la Drave, 25. V I I . 1687, Ρ, Autr, 62 (über die Vorgänge am 23.): «Le D u c de Lorraine vient de dîner avec l'Électeur, pendant la cavallerie de ce Prince commençait à passer. Il laisse la plupart de son infanterie, 2 régiments de dragons et la garde du camp au Prince Louis, qui a eu soin de finir une retraite qui paraissait aussi dangereuse quelle a été tranquille. Il avait avec lui Steinau, lieutenant général de l'Électeur, et le Prince de Savoye. » 133 ) du Héron, 14. V I I I . 1687, ebenda. L a Vauguyon, 16. V I I I . 1687, P, Autr, 61. Eccaro, 16., 17., 27. V I I I . 1687, CARUTTI, Cavaliere, 347/48. Stoiber, 17. V I I I . 1687, M , Κ . schw. 11/13. Borgomanero, 16., 21. V i l i . 1 6 8 7 , S , E 1 3 9 2 9 . VILLARS Ι , S . 7 5 , 8 0 . HÉYRET I I , S . 2 2 1 . HELLER A ,
S. 11/12. 131 ) d u Héron, 30. V I I I . 1687, P, Autr, 62. 135
) RÖDER VON DIERSBURG, L W , I I , S . 4 0 .
136 137 138
) Stoiber, 14. IX. 1687, M , K . schw. 11/13. ) W, K, 375. ) P , A u t r , 61. HELLER A , S. 12.
13e
) L. HOMMEL, L'histoire du Noble Ordre de la Toison d'Or, 1947. J. Romero de Juseu y Lerroux, Marqués de CÁRDENAS, El Toison de Oro, 1950. F. J. KALFF, Funktion u n d Bedeutung des Ordens vom Goldenen Vlies in Spanien vom X V I . bis zum X I X . Jahrhundert, Diss. Bonn 1963. Madrid, Est 7684, 14. Vgl. Bericht des Kardinals Pio an den Kaiser a u s R o m , 1. X I . 1 6 8 7 , HÉYRET I I , S . 2 2 1 . 141 ) Bei CÁRDENAS S. 134 werden außer dem Hofkammerpräsidenten Graf Wolfgang Andreas von Rosenberg, dem Graf Christoph von Weißenwolf, dem Graf Adolf Heinrich Wratislaw von Sternberg u n d dem Graf Gottfried Windischgrätz noch Antonio Carafa Conde di Forlì u n d der kaiserliche Gesandte in München Graf Kaunitz genannt. ">) Stoiber, 1. I I . 1688, M , K . schw. 11/16. Bericht über die Investitur vom 31. I. 1688 in Madrid a. a. O. " 3 ) Eccaro, 25. I., 8. II. 1688, CARUTTI, Cavaliere, S. 349/50.
396
Anmerkungen zu Kapitel 2, Seite 139—141 l
" ) E b e n d a S . 3 5 0 / 5 1 . HELLER A , S . 13.
ltó
) Bericht des französischen Gesandten in Turin d'Arcy, 21. II. 1680, P, Sav, 80. Tarino war Überbringer eines Briefes Eugens vom 31. I. 1688, in dem auf des Grafen Aussage über seine üble Lage verwiesen wurde «étant obligé à beaucoup plus de dépense qu'à ordinaire». HELLER A, S. 13/14. 146 ) Eugen an Victor Amadeus und San Tommaso, 1. I I I . 1688, Τ , 72/73, CARUTTI, Cavaliere, S. 351, HELLER A, S. 14/15 (mit Datum 21. III). " ' ) CARUTTI, Cavaliere, S. 353/54. ARNETH, Eugen, I, S. 31. SCHULTE, Jugend, S. 513. — P r i n z Anton von Savoyen war am 14. II. 1688 gestorben. Über das zwischen Susa und Turin gelegene San Michele KEYSSLER S. 225. UB ) Marcello de Gubernatis, 1685 bis 1700 savoyischer Gesandter in Rom, Rep. I, S. 479. Schreiben Eugens an Gubernatis nach Erledigung des Auftrages, 2. I. 1689, CARUTTI, Cavaliere, S. 355. 149 ) Borgomanero, 1. IV. 1688, S, E 1 3930. Übrigens hatte danach der Kaiser Borgomanero gegenüber besonders Victor Amadeus gelobt, da er mit der Übertragung sicher das Mißfallen Frankreichs errege, wo man auf Eugen wegen seiner gegen den Willen des Königs erfolgten Flucht und seiner Treue zum Hause Habsburg schlecht zu sprechen sei. Der spanische Botschafter berichtet noch nach Madrid, daß der Herzog von Savoyen ihm bei dieser Gelegenheit dafür gedankt habe, weil er den Prinzen in sein Haus aufgenommen und unterstützt habe; selbst fügt er hinzu, daß dies gern geschehen sei, weil er wisse, daß Eugen dem König von Spanien ergeben sei und ihm weiter nützlich sein werde. 15 °) Kaiser Leopold an Papst Innozenz, 1. IV. 1688, CARUTTI, Cavaliere, S. 352. 15X ) «me trouvant assez court pour les dépenses inévitables, qu'il me faut faire». Eugen an San Tommaso, 6., 24. X I I . 1688. HELLER A, S. 19, CARUTTI, C a v a l i e r e , S . 3 5 4 / 5 5 . 152 ) Eugen an Victor Amadeus, 29. IV. 1689: «Je n'ai pas pu refuser au Comte Tarino et au Chevalier de Roccavione de leur assigner à chacun une pension sur mes abbayes en cas que V. A. R. le trouve bon et cela en considération des bons services qu'ils m'ont rendus. » Ebenda S. 355. 153 ) 24. X I . 1687: «J'espère que V. A. R. ne trouvera mauvais que je m'attache entièrement à ce service ici d'autant plus que c'est le seul lieu à présent où je puisse me rendre capable de la pouvoir servir un jour. »
HELLER A , S . 12. 1M ) Der Kaiser hat die Ernennung in Briefen vom 28. I I I . 1688 sowohl dem Herzog von Savoyen als auch dem Prinzen von Carignan, Eugens Onkel, mitgeteilt, CARUTTI, Cavaliere, S. 348/49. 155
) Ρ , A u t r , 6 5 . VILLARS I , S . 4 3 5 - ^ 4 1 . Ü b e r V i l l a r s ' ( 1 6 5 3 — 1 7 3 4 )
Mission bei dem bayrischen Kurfürsten und seine Teilnahme am Feldz u g v o n 1687 VOGÜÉ I , S . 2 0 — 2 4 , R d l V I I , S . 8 1 — 9 6 , RIEZLER V I I , S. 304. 156 ) Hinter Eugen werden noch Veterani, Heister, Piccolomini, Commercy, Rabutin und mit ganz kurzen Notizen Nigrelli, Wallis, Esterházy und Aspremont genannt.
Anmerkungen zu Kapitel 2, Seite 142—144
397
157
) Eugen an Victor Amadeus, 1., 21. III. 1688, CARUTTI, Cavaliere, S. 351, HELLER A, S. 14/15. Danach hatten ihn ähnliche Leiden schon in den vergangenen Jahren gequält. 158 ) Nach Eugens Schreiben an den Herzog vom 21. III. 159 ) Stoiber, 4. III. 1688, M, K. schw. 11/16. leo ) Eugen an Victor Amadeus, 8. VI. 1688, T, 72/73, HELLER A, S. 16/17. m ) Die Präsidentenstelle selbst erhielt Starhemberg (1638—1701) erst nach dem Tode des Markgrafen am 2. X. 1691. THÜRHEIM, Starhemberg, S. 264. Urteil Villars, P, Autr, 65: «. . . passe pour un brave homme, mais de toutes les qualités nécessaires à un général on ne lui donne que la valeur, laquelle est souvent plus dangereuse qu'elle est utile; il est fort emporté et fort violent. » 162 ) Stoiber, 10. VI. 1688, M, K. schw. 11/16. 163
) RÖDER VON DIERSBURG, L W , I I , S . 5 2 — 7 2 . FRAKNÓI S . 2 6 2 — 2 7 5 .
1β1
) Eugen an Victor Amadeus, 16. VIII. 1688, HELLER A, S. 17.
V g l . KITTEL S . 6 4 — 6 9 . 23
' ) Nach ARNETH, Eugen, I, S. 33, hätte Max Emanuel den Prinz Eugen mit seinem Regiment und 6 Bataillonen entsandt, um des Feuers Herr zu werden. In den Memoiren des Grafen Ferdinand Christian zur Lippe (1668—1724), KITTEL S. 69/70, wird von einem Vorfall berichtet, der Eugen als Teilnehmer an Spielen und Sport der an den Kämpfen um Belgrad beteiligten vornehmen Jugend zeigt: Lippe war mit einigen Kameraden zum Bad in die Donau gestiegen, als sich ihnen plötzlich andere Schwimmer nahten, die sie zunächst für Türken hielten, die sich dann aber als die Prinzen von Savoyen, Commercy und Vaudémont entpuppten; als Vaudémont einen Stein in den Rücken des Grafen Ferdinand Christian warf, stürzte sich dieser auf ihn und hätte ihn fast erstickt, wenn Eugen dem Freund nicht zu Hilfe gekommen wäre, worauf es zu einer Versöhnung kam, „und es war", wie Lippe schreibt, „ein lächerlicher Anblick, wie die Friedensstifter und die Parteien ganz nackt wie die Hand im Wasser standen, das ihnen nur bis zum Knie reichte." 16β ) In den Berichten und Darstellungen werden verschiedene Daten für die Verwundung genannt: von Eccaro, 10. IX. 1688, CARUTTI, Cavaliere, S. 356, der 29. VIII. abends, von dem damaligen französischen Gesandten in Wien Lusignan, 9. IX. 1688, P, Autr, 63, der 31. VIII. nachts, vom T E X I I I , S. 286, u n d bei RÖDER VON DIERSBURG, L W , I I ,
S. 64, der 2. IX., von ARNETH, Eugen, I, S. 34 — sicher unrichtig — der 6. IX., Tag des Sturms auf Belgrad. Stoiber, 9. IX. 1688, M, K. schw. 11/16, u n d Borgomanero, 16. I X . 1688, S, E 1 2930, teilen n u r die T a t -
sache der Verwundung mit. Siehe die aufschlußreiche Mitteilung in den Memoiren Lippes, KITTEL a. a. O., über dessen Besuche bei Eugen und dem gleichfalls verwundeten Commercy: „Diese beiden Prinzen gewannen alle Herzen durch ihre freundliche und gefällige Art." " ' ) So T E a. a. O. 1Β8 ) CARUTTI, Cavaliere, S. 356. 169 ) Eugen an Victor Amadeus und an San Tommaso, 28. XI. 1688, HELLER A , S . 18, CARUTTI, C a v a l i e r e , S . 3 5 6 / 5 7 .
398
Anmerkungen zu Kapitel 2, Seite 145—149
"") Eugen an Victor Amadeus, 26. XII. 1688, 13. I. 1689, HELLER A, S. 19—22. 171 ) Eugen an San Tommaso, 6. XII. 1688, HeLLER A, S. 19: «. . . ennuis, que me cause une si pénible indisposition. » 17ί ) Eugen an Victor Amadeus, Belgrad, 6. IX. 1688 (nicht eigenhändig), Τ 72/73, HELLER A, S. 17/18: «Je me donne l'honneur d'apporter par cette lettre à V. A. R. l'heureuse nouvelle de la prise de Belgrade aiant donné ordre au Chevalier de Roccavione qui est envoyé par Möns. l'Electeur en Espagne de lui en dire les particularités et en même temps de l'informer de l'état de ma santé.» "») Staatsratsprotokolle 28. IX., 16. X. 1688, S, E 1 3930. 1M ) Siehe oben S. 64—66. In dem Katalog von Simancas von PAZ II, S. 151, wird unter 1688 angeführt : « Instancias del Principe Eugenio de Saboya, hijo de la Condesa de Soissons, para que se le concediese el mando de la caballería extranjera en Flandres.» Vgl. oben Anm. 93. 175 ) Eugen an Victor Amadeus, 29. IV. 1689, CARUTTI, Cavaliere, S. 361 : «Les obligations que j'ai à V. A. sont si grandes que je n'oserais songer au moindre établissement de ma fortune sans être auparavant assuré de son agrément et de sa protection n'aiant pour règle de toutes mes actions que sa seule volonté; c'est pourquoi je me trouve obligé d'envoyer à V. A. R. le comte de Tarin pour lui confier que M. ma mère m'a fait de me marier en Espagne avec une fille qui est grande d'elle même et qui a cinquante mille écus de revenu. C'est une belle occasion d'établir en ce pays une branche de sa maison et c'est par cet unique motif que j'espère d'en obtenir le consentement de V. A. R. » Tarino habe auch einen Brief für seinen Onkel mit. Er sollte in Mailand die Erlaubnis abwarten, nach Turin zu kommen, und, falls der Herzog nicht einverstanden war, nach Wien zurückkehren. Interessant ist dann noch der Zusatz: «Toutes les instances que M. ma mère continue à me faire afin que je me rende en Espagne ne sont pas capables de me faire perdre la campagne, joint que sans l'approbation de V. A. R. je ne saurais m'engager en cette affaire étant aussi bien nécessaire que je m'assure auparavant si tout ce que l'on me mande est véritable, quoique je n'aie pas lieu d'en douter. » "«) Ebenda. Vgl. oben S. 63/64. 17 ') Eugen an Victor Amadeus, 28. XI. 1688, 13. I. 1689, HELLER A,
S . 18, 2 1 / 2 2 . 1,e ) «La plupart des gens croient que l'on veut continuer les deux guerres quoique tous les gens de bon sens et bien intentionnés pour le bien public en enragent et connaissent bien que ce sentiment là ne peut être soutenu que par les moines. » Vgl. ARNETH, Eugen, I, S. 37/38,
WENTZCKE S . 3 2 5 .
" · ) W, K, 377. v. D. WENGEN S. 46—49. ls0 ) W, K, 378, 379. Am 12. II. 1689 erging die Weisung des Hofkriegsrats, daß die Regimenter Dünewald und Savoyen gleich ins Reich aufbrechen sollten, wenn sie in Schlesien die Verpflegung bis Ende des Monats aufgenommen hätten. Wenige Tage darauf erteilte die bayrische Regierung die Lizenz für den Durchmarsch durch die Oberpfalz. Im
Anmerkungen zu Kapitel 2, Seite 150—152
399
März wird dann in den Hofkriegsratsakten darauf hingewiesen, daß die Regimenter sich nicht lange im fränkischen Kreis aufhalten, sondern weiter auf Koblenz marschieren sollten, doch es erging ein Gegenbefehl, der anscheinend auf den Kurfürsten von Bayern zurückging, der die Regimenter zu sich an den Oberrhein ziehen wollte. Am 23. April hat dann aber der Herzog von Lothringen den Weitermarsch befohlen. Nach einer Marsch- und Quartieranweisung aus dem Mai sollten besonders die 4 Kompagnien der Savoyen-Dragoner den hessischen und lüneburgischen Truppen nicht zu nahe kommen. 181 ) Schreiben an die Prinzessin Louise von Savoyen betr. den Cavaliere Luigi Tana und an den Herzog betr. Sinzendorf, 24. IV. 1689, beide in Italienisch, ferner wahrscheinlich an San Tommaso betr. eines « Comte de Ruffie», 19. IV. 1689, in Französisch, CARUTTI, Cavaliere, S. 357/58. Mit der Förderung Sinzendorfs, des Sohnes der aus dem Hause Holstein stammenden nunmehrigen Gräfin Rabutin könne er « nel medesimo tempo contrasegnare alla Principessa sua Madre la gratitudine de' molti favori, che ne vado ricevendo ». 182 ) W, K, 378. Über Enea Silvio Graf Caprara, einen Verwandten M o n t e c u c c o l i s , ( 1 6 3 1 — 1 7 0 1 ) THÜRHEIM, S t a r h e m b e r g , S . 4 3 8 / 3 9 , HÉYRET
I I I , S. 219/20. Urteil Villars über ihn, Ρ, Autr, 65: «IL a montré en plusieurs occasions qu'il avait du courage, mais dans les conseils de guerre il a toujours été d'avis de ne rien hasarder. » US) T > 72/73, HELLER A, S. 22. 1M
) V g l . d a s B u c h ν . RAUMERS. WENTZCKE S . 3 2 6 — 3 3 1 .
185
) W, Κ, 378. ) Noch 35 Jahre später hat ein offenbar gut unterrichteter französischer Beobachter darauf hingewiesen, daß dem Prinzen immer die Verweigerung einer Kompanie und einer Abtei durch den König, die Entziehung des Gouvernements der Champagne hinsichtlich seines Vaters, die Vertreibung seiner Mutter, dieBehandlung seines ältesten Bruders, dem die Pension genommen wurde, vor Augen gestanden hätten. Mémoire, 25. I I I . 1725, P, Autr, Mémoires et Documents 3. 18β
187
) WENTZCKE S . 3 3 2 — 3 3 6 . P h . KAYSER, D i e B e s e t z u n g u n d B e l a g e -
rung von Mainz 1688/89, Diss. Gießen 1929. P. KRAUSE, Zur Geschichte der Besetzung und Belagerung von Mainz 1688/89, Festschrift für H. S c h r o h e , 1934, S . 1 1 0 — 1 1 9 . 188
) Nach dem von ARNETH, Eugen, I, S. 41, 452, benutzten Handbuch des kaiserlichen Obersten Tobias von Häselingen wäre Eugen am 28. VII. vor Mainz eingetroffen und am 4. V I I I . durch eine Musketenkugel nicht unbedeutend verwundet worden. Von einer schweren Verwundung sprechen KAYSER S. 36, WENTZCKE S. 334. Merkwürdig ist eine bei CARUTTI, Cavaliere, S. 362, wiedergegebene Stelle aus einem Brief Tarinos vom 16. September: «Nel furor degli sparri nemici scoppiò a'miei piedi una mina che mi sepeli insino alle spalle. Il Ser. m o principe a cui ero attiguo resto gettato a parte dal furor dello scoppio e senza danno. Io restai contuso, ed in seguito mi sovraguinse una grave febbre . . . Il giorno poi della natività della Madonna gli assediati chiamarono a capitolare. » Nach Carutti hätte sich dieser Vorfall bei der Belagerung von Bonn abge-
400
Anmerkungen zu Kapitel 2, Seite 152—158
spielt, zu der der Lothringer nach dem Fall von Mainz einen Teil seiner Armee führte. Doch kamen die ersten kaiserlichen T r u p p e n vor Bonn erst am 24. IX. an, wo am gleichen Tag der brandenburgische Kurfürst den Herzog und den Deutschmeister Pfalzgraf Ludwig Anton in seinem Hauptquartier auf dem Kreuzberg begrüßte. Bonn ist dann am 12. Oktober gefallen. Tarino spricht aber ausdrücklich von der Kapitulation am Tag von Mariä Geburt, also dem 8. September, womit also Mainz gemeint sein muß. Wenn Eugen an dem Zug nach Bonn teilgenommen hätte, würde er sicher in den Berichten über die Belagerung (vgl. BRAUBACH, Kurköln, S. 153—156) genannt worden sein. Die in dem Bericht von Tarino angeführte Begebenheit, bei der ja Eugen selbst nicht verwundet wurde, ist also wohl in die letzten Tage der Belagerung von Mainz zu setzen. 18 ») CARUTTI, Cavaliere, S . 3 5 8 / 5 9 . 19
°) ADALBERT VON BAYERN I I , S . 2 2 .
T > 7 2 / 7 3 . HELLER A , S.23. CARUTTI, Cavaliere, S. 3 6 4 (mit Ortsangabe Doppinger). Über die Unterbringung der Savoyen-Dragoner in St. Georgen, Tuttlingen und Engen v. D. W E N G E N S. 4 9 . 192 ) Nach Hofkriegsratsprotokoll vom 28. X. 1689, W, K, 379. Vgl.
IM)
RIEZLER V I I , S . 3 5 2 — 3 5 4 . 1,A
) H E L L E R A , S . 2 5 . CARUTTI,
1M
) REDLICH, G Ö V I , S . 4 2 8 .
Cavaliere,
S.
365/66.
195
) Z u m Folgenden HEIGEL, Brautwerbung. ) Über Julius Heinrich ( 1 5 8 6 — 1 6 6 5 ) , in dritter Ehe verheiratet mit Anna Magdalena Lobkowitz, und seinen Sohn Julius Franz (1641 bis 1 6 8 9 ) , verheiratet mit der Pfalzgräfin Hedwig von Sulzbach ( 1 6 5 6 — 1 6 8 1 ) 1ββ
RENNER S . 1 3 — 1 9 , TÜRKENLOUIS S . 9 8 — 1 0 0 . le7 ) Maria Anna Wilhelmine von Baden (1655—1702), vermählt mit dem Fürsten Ferdinand August von Lobkowitz (1655—1715). Vgl. BRAUBACH, L W , S. 423. Neben ihr waren an den Vorgängen beteiligt Pfalzgraf Christian August von Sulzbach (1622—1708) und sein jüngerer Bruder Pfalzgraf Philipp (1630—1703) sowie Adolf Wratislaw Graf von Sternberg ( t 1703, WURZBACH 38, S. 270/71). 19e ) « Envoyant le Comte Tarin à Turin pour les affaires de mes abbayes, je l'ai chargé de quelque autre affaire à V. A. R. pour laquelle je me remets entièrement à ce qu'il lui dira.» CARUTTI, Cavaliere, S. 365/66. 18 ) Sein Name wird mit Bonsé angegeben. — Über die Gräfin Polixena von „ Werchowitz" (bei H E I G E L Wetrowetz) vgl. RENNER S. 1 9 / 2 0 , 23. Sie gehörte der tschechischen Familie der Grafen von Wïesovic an.
WURZBACH 5 8 , S . 2 0 0 — 2 0 4 . 20 °) In der Gestalt erinnere er ihn an Berkentin, einen Kavalier des Pfalzgrafen Philipp. 201 ) „Wegen des Kaiserlichen Hofes Approbation hätte man kein Zweifel zu fassen, denn es werde daselbst nunmehr die Recommendation von dem Prince Royal [ = Victor Amadeus] allbereits angelangt sein, und machte man zu Hofe teils wegen habender Obligation als anderer vues wegen auf das Haus Savoyen allzu viel regards, als daß man es in einer solchen Sache rebutieren sollte." H E I G E L S. 649/50.
Anmerkungen zu Kapitel 2, Seite 158—163
401
202
) Im Hinblick auf die finanzielle Seite, so meinte der Pfalzgraf, sei man bisher nur auf die mündlichen Äußerungen des Markgrafen angewiesen, übrigens bezweifle er die Möglichkeit der Anlage einer so großen Barschaft, um eine Rente von 12000 Gulden zu erzielen. 203 ) Äußerung der Kurfürstin von der Pfalz zu dem Kardinal Medici, 25. V . 1697, KÜHN-STEINHAUSEN S . 198/99. L i s e l o t t e v o n O r l é a n s a n d i e
Raugräfin Luise, 16. III. 1719, HOLLAND 132, S. 64. 204 ) Eugen an Ludwig Wilhelm, 2. VI., 16. VIII. 1693, SCHULTE, LW, II, S. 25, 53. Zum Abschluß des Schreibens vom 16. VIII. heißt es: «Mes respects, je vous prie, à Madame votre femme; depuis qu'elle a été à la guerre, je ne plaisanterai plus avec elle; je crains qu'elle n'entendit pas raillerie. » 205
) L . DUSSIEUX et E. SOULIÉ, Mémoires du D u c de Luynes sur la Cour de Louis X V (1735—1758), 1862, S. 128/29. 20δ ) Angeblich soll Eugen sich sofort von Böhmen nach Ungarn begeben haben, um mit Erlaubnis des Kurfürsten von Sachsen die Schlacht bei Zenta zu schlagen. Der Besuch in Böhmen und die Schlacht bei Zenta liegen sieben Jahre auseinander! 20
' ) JONES S . 88.
208
) Hofkriegsratsprotokolle, 6., 16. VI. 1690, W, K, 384. ° ) Zu Charakter und Politik Victor Amadeus' BARAUDON S. 4—9, QUAZZA, Riforme, I, S. 13—20. Uber San Tommaso (s. o. Anm. 69) Bericht des englischen Gesandten Hill aus dem Jahre 1699, HILL II, S. 811 : "His chief minister of State is the Marquis of St. Thomas, who is certainly a wise and able man, though in appearence very slow, inelegant and morose. This man had the greatest share in all the measures which H. H. took for his coming into the alliance, during the late war." 210 ) Die Behauptung, die sich u. a. bei ARNETH, Eugen, I, S. 39, und noch bei REDLICH, GÖ, VI, S. 432, findet, ist hinsichtlich 1689 schon von CARUTTI, Cavaliere, S. 366, bezweifelt worden, der dagegen eine Anwesenheit Eugens in Turin im März/April 1690 für möglich hielt. Sie wurde 2 9
d a n n von JONES S. 77—95 widerlegt. 211
) RIEZLER V I I , S . 3 5 4 / 5 5 . T E X I I I , S . 1066. BITTNER, S t a a t s v e r -
träge, I, S. 102. 212 ) Baron Paul Anton Houchin, seit 1684 Inhaber eines Infanterieregiments, 1697 Feldzeugmeister, gestorben 1699. Baron Adam Bernhard Saint-Croix starb 1697 als Feldmarschall-Leutnant und Inhaber eines Kürassierregiments. Vgl. FE, Reg., S. 400, 747. Zur Bestimmung und Anweisung der Regimenter die Hofkriegsratsprotokolle, W, K, 384. 21S ) Anweisung an Caprara, 16. VI., Mitteilung an Eugen, 14. VII. 1690, ebenda. Es handelte sich um den Auditor Wolf, den Generaladjutanten Pimienta, den Sekretär Maccari und den Kanzlisten Summatinger; dazu kam nach Verständigung des Hofkriegsrates mit der Hofkammer als Kommissar noch Francesco Anglada. 214 ) Auftrag an den Generalkommissar Carafa, W, K, 384. Stoiber, 22. VI. 1690, M, K. schw. 11/20. 215 ) Rep. I, S.476. Danach war Tarino vom April 1690 bis Februar 1692 „inviato", also wohl Sondergesandter in Wien. 26 Braubad], Prinz Eugen
Anmerkungen zu Kapitel 2, Seite 163—166
402 21S
) Borgomanero, 20. VI. 1690, S, E 1 3932. ') Eugen an Tarino, 14. VII. 1690, HELLER A, S. 26/27: «vous en parlerez à l'ambassadeur et au chancelier». 218 ) Bericht Francesco Bondicchis, der von 1656 bis 1692 den Großherzog von Toskana in Mailand vertrat (Rep. I, S. 573), 21. VI. 1690, 21
JONES S . 91. 219 22
) Bondicchi, 28. VI. 1690, ebenda.
°) Ü b e r Nicolas de Catinat (1637—1712) DUSSIEUX S. 270—287, E.
de BROGLIE, Catinat, l'homme et la vie, 1902. Über den italienischen F e l d z u g v o n 1690 ROUSSET I V , S .
261—371.
221
) HELLER A, S. 25—27. In dem Schreiben vom 7. VII. wies er darauf hin, daß nach ihm gewordenen Mitteilungen auch seine eigene Equipage erst mit den Regimentern aus Bayern kommen werde, «ce qui m'embarasserait assez outre que la marche aura coûté beaucoup plus qu'avec le régiment» (d. h. wohl mit den zuerst in Marsch gesetzten SavoyenDragonern). Bondicchi berichtet aus Mailand am 26. VII. nach Florenz, daß der Marsch der Truppen durch schlechtes Wetter und Mangel an Lebensmitteln in Graubünden sich verzögert habe und daß 100 Dragoner mit dem Gepäck Eugens angekommen seien, JONES S. 91/92. 222 ) Siehe auch das Urteil Louvois' in einem Schreiben an Catinat, 9. V I I I . 1690, ROUSSET IV, S. 363, in d e m er den General ermuntert,
den Gegner anzugreifen, «car, à la réserve de deux ou trois régiments de l'Empereur, tout ce qu'il a n'est que de la canaille, qui ne tiendra point devant les troupes du Roi». 223
) ARNETH, Eugen, I, S. 47. ROUSSET IV, S. 368: «si le prince
Eugène n'avait pas couvert la retraite avec quelques escadrons, c'eût été une vraie déroute». T E X I I I , S. 1080/81 QUINCY nach ARNETH, Eugen, I ,
S. 4 5 2 . A24
) ROUSSET I V , S . 3 7 1 . E u g e n a n T a r i n o , 28. V I I I . 1690, Τ , 7 2 / 7 3 ,
HELLER A, S. 27/28: «Je n'oublirai jamais toutes les peines que vous vous donnez et que vous n'avez point de meilleur ami que» (folgt Unterschrift). 225 ) Es handelte sich um den Obristwachtmeister Marchese Lunati, Bericht an den Hofkriegsrat, 26. VIII. 1690, W, K, 384. 22S ) Antonio López de Ayala Velasco y Córdenas, Conde de Fuensalida de Colomenar war von April 1686 bis Mai 1691 Generalgouverneur von Mailand, A. CAPPELLI, Cronologia cronografia e calendroio perpetuo, 21930, S. 334. Vgl. über ihn MORANDI, Stato di Milano S. 13/14, STORIA DI MILANO X I , S . 186. 22 ') Eugen an Hofkriegsrat, 15. IX. 1690. W, Κ, 383. Eugen an Tarino, 22. IX. 1690, HELLER A, S. 28—30. 228 ) Eugen war verschiedentlich, so erneut am 18. IX. 1690, vom Hofkriegsrat angewiesen worden, darauf zu bestehen, daß dem Kaiser bei allen Schlachten der rechte Flügel und seinen Generalen der Vorrang innerhalb derselben Charge vor andern zustehe; am 29. IX. berichtet er, daß der Gubernator die „rechte Hand endlich cedieren" wolle, wegen des Rangs der Generale aber noch nichts verglichen sei. Am 22. IX. hatte er mitgeteilt, daß der Gubernator sich wegen Beibringung der Subsistenz erboten habe, aber darüber keine Kapitulation eingehen wolle, „daher bei
Anmerkungen zu Kapitel 2, Seite 166—173
403
solcher Beschaffenheit die Truppen schlecht bestehen" würden. W, K, 383, 3 8 4 .
»») HELLER A, S. 31/32. 230 ) Eugen an Hofkriegsrat, 19. IX. 1690, W, K, 683. Eugen an Tarino, 30. IX. 1690, HELLER A, S. 31/32: «nos gens ont fait à la turque coupant des têtes et ne donnant point de quartier. » ARNETH, Eugen, I, S. 48, 452. T E XIII, S. 1082. 231 ) Er bangte auch um seine Abteien. In der Tat hatte Louvois befohlen, vor allem die Besitzungen der Führer der Verbündeten zu zerstören. ROUSSET I V , S . 3 6 2 . 232
) HELLER A, S. 32—38. ) In P, BN, FF, 12763, liegt ein Brief Eugens an einen Baron Docfort ( ?), Adjutant Max Emanuels von Bayern, aus Carignano vom 21. VII. 1690, in dem er sich für einen Bericht aus dem Lager bei Bruchsal mit einer Tabelle der bei Speyer stehenden Armee bedankt und um weitere Nachrichten bittet. 234 ) Klagen über Eugen, auf den auch alle Beschwerden des Herzogs von Savoyen gegen Mailand zurückgingen, finden sich in der Korrespondenz Fuensalidas mit Borgomanero und in den Berichten seines Staatssekretärs nach Madrid, S, E 1 3932. 235 ) Hofkriegsrat an Eugen, 26. XI. 1690, W, K, 385. Am Schlüsse seines Briefes hatte Eugen noch auf die zu Beginn des Krieges gehegten Pläne hingewiesen, die wegen der religiösen Bedrückung gegen Ludwig XIV. aufständischen Waldenser vom Reich her mit Geld und Truppen zu unterstützen und hier, in Südostfrankreich, mit dem Herzog zusammenzuwirken. 233
23e
23
) W , K , 3 8 3 . V g l . ROUSSET I V , S . 3 7 2 .
') Eugen an Tarino, 16., 20. X I . 1690, HELLER A, S. 38—40. D e r
Brief vom 20. XI. auch bei CIBRARIO S. 3/4, wobei als Adressat ein savoyischer Minister angegeben wird. 238 ) Briefe vom 22. u. 26. XI. 1690, HELLER A, S. 40--42. 23e ) W, K, 383, 384, 385. 240
) v. D. WENGEN S . 52.
241
) Aus dem Januar liegt eine Reihe von Briefen Eugens an Victor Amadeus vor, HELLER A, S. 43—65. Bericht im T E XIV, 72/73 (irrtümlich hinter Darstellung des Feldzugs von 1691 eingeordnet). 242
) Ü b e r d a s M o n t f e r r a t BUSCHINO I V , S . 8 0 — 8 3 , R d l X V , S . 1 2 2 / 2 3 .
243
) Über Karl Ferdinand von Mantua (1652—1708, seit 1665 Herzog) Rdl XV, S. 144—150: «Dès sa jeunesse il se plongea dans une débauche abandonnée»; « Il est: gueux, grand joueur et dépensier ». ARNETH, Eugen, I, S. 450. 244 ) Rdl XV, S. 122/23: «Les Montferrins avaient accepté une espèce d'organisation militaire et pouvaient fournir 10000 hommes de milices passablement aguerries. » 245 ) Bericht Eugens, 11. I. 1691, W, Κ, 385. 24β ) Eugen an Victor Amadeus, 14. I. 1691, HELLER A, S. 58/59. 247 ) Eugen an San Tommaso, 28. I., an Victor Amadeus, 29. I. 1691, HELLER A , S . 6 1 — 6 5 . 26*
404
Anmerkungen zu Kapitel 2, Seite 173—179
M8
) Eugen an Tarino, 10. I., 10. II. 1691, HELLER A, S. 75/76. Bericht Eugens 10. II. 1691, W, K, 385. 24S
) Eugen an Tarino, 17. I I . 1691, HELLER A, S. 82—84. A m 24. I I .
schrieb er Tarino, er fürchte weder die Montferriner noch die Franzosen, um so mehr aber die Erschöpfung seiner Truppen, die halb ruiniert in den neuen Feldzug ziehen müßten, ebenda S. 84/85. 25 °) Hofkriegsrat an Eugen, 8., 28. I. 1691, W, K, 368/1. Anglada war von einem Mann namens Burkhardt Wolff erschossen worden (ob es sich um den Auditor dieses Namens gehandelt hat ? s. o. Anm. 213). An Angladas Stelle wurde am 28. I. Palleati zum Kriegskommissar bestimmt. 251 ) Am 10. I. bat er Tarino, für die Bestellung Roccaviones zu seinem Generaladjutanten zu sorgen, da er keinen habe, am 28. wurde ihm dann vom Hofkriegsrat mitgeteilt, daß Carlo Birago di Roccavione an Stelle von Pimienta zum Generaladjutanten bestimmt sei. 252
) A n Tarino, 6. I I I . 1691, HELLER A, S. 90.
25S
) Nach Mitteilungen in Akten in S, E 1 3934, hat Fuensalida vom 23. XII. 1690 bis 17. I. 1691 viermal über die üble Wirkung der übereilten Besetzung Montferrats durch Eugen geschrieben, worauf am 8. II. eine Beschwerde des Königs beim Kaiser beschlossen wurde. Nach Bericht Bondicchis vom 14. III. 1691, JONES S. 93, warf Fuensalida dem Prinzen, der eine Kontribution von 25.000 Dukaten erhoben habe, geradezu Räuberei vor. 254 ) HELLER A, S. 89/90: er habe noch bei Abgang der letzten Post an der Möglichkeit gezweifelt, zu reisen, «mais l'impossibilité qu'il y a que les troupes restent de cette manière m'obligera par force d'y aller, étant tout à fait impossible que l'on ne retire les troupes ou qu'on n'y met ordre quand je partis de Vienne ». 255
) Bondicchi, 14, I I I . 1691, JONES S. 93.
256
) ROUSSET IV, S. 456/57.
2
" ) JONES S. 92. Vgl. MORANDI, Stato di Milano, S. 24.
258
) ) ) 261 ) 259
2e0
HELLER A, S. 92/93. Stoiber, 13. IV. 1691, M, K. schw. 11/23. W, K, 386/1. Über Leopold Wilhelm Graf Königsegg (1629—1694) GROSS
S . 3 4 2 — 3 4 4 , v . GSCHLIESSER S . 2 6 5 — 2 6 7 , v . SRBIK, W U V , S . 31, 3 7 . Z u
Carafa siehe unten Anm. 292. 2β2 ) HELLER A, S. 93/94. 263
) ADALBERT VON BAYERN I I , S . 5 3 / 5 4 . HÉYRET I I I , S . 4 9 . RIEZLER
VII, S . 3 5 7 . 2M ) Borgomanero, 26. IV. 1691, S, E 1 3933. 2 5 « ) W, K, 386/1. SEE) WINKLER I, S . 2. RIEZLER V I I , S . 3 5 9 . 267 ) HELLER A , S . 9 4 / 9 5 . 2ββ
) Eugen an Tarino, 25. V. 1691, HELLER A, S. 95—97. ) Diego Felipez de Guzmán Duque de Sanlúcar, Marqués de Leganés (t 1711), von 1691 bis 1698 Gouverneur von Mailand, seitdem in Madrid Führer der österreichischen Partei, 1705 verhaftet, dann nach Frankreich gebracht und dort in Schloß Vincennes gestorben: CAPPELLI 2β9
Anmerkungen zu Kapitel 2, Seite 179—182 S. 334,
GAEDEKE
I, S. 248,
ADALBERT VON BAYERN
405
II, S. 25, 184/85,
MAURA I, S. 236, 512, 527, 539, I I , S. 210, 244/45, 257, 263, 289, 364,
402, 438, MORANDI, Stato di Milano, S. 21/22 (un funcionario assai p i ù abile, equilibrato e corretto), STORIA DI M I L A N O X I , S. 194, LANDAU, Karl VI., S. 249—251. Am 24. X. 1709 schreibt Eugen seinetwegen an den damals in Spanien um das Königreich kämpfenden Habsburger Karl wegen einer wohl von diesem angeregten Auswechslung von Leganés, er stehe mit ihm in geheimer Korrespondenz und sei bemüht, „ihn, wenn es möglich, auf gewisse Weise zu salvieren", doch würden die Franzosen sich auf seine Auslieferung kaum einlassen, „weil sie fürchten werden, daß E. K. M. er bei jetzigen Konjunkturen in Spanien gute Dienste werde leisten können"; wie der König ihm etwas in Neapel angewiesen habe, so suche er, Eugen, ihm aus Mailand unter der Hand auszuhelfen: „wenn solchemnach künftig es mit seiner Subsistenz nicht richtiger gehalten würde, so ist es unmöglich, daß sich dieser Mann sollte erhalten und von seinem Untergang retten können", W, SA, G K 92 b, abgedr. FE X I , Suppl, S. 246/47 (unter falschem Datum V I I I 1709). Am 26. I I I . 1710 schreibt Eugen erneut an Karl, es werde Leganés „in seinem betrüblichen Zustand nicht wenig consolieren", wenn er aus Neapel „einige Assistenz" erhielte, F E X I I , Suppl, S. 33/34. 27 °) Berichte Houchins, 6. IV., 10. V. 1691, W, K, 385. 271 ) Eugen an Victor Amadeus, 2 6 . IV. 1 6 9 1 , HELLER A , S . 9 3 / 9 4 . 272
) ROUSSET I V , S . 4 8 3 — 4 8 9 .
27a
) W, K, 385. T E XIV, S. 63. Borgomanero, 21. VI. 1691, S, E 1
3933. 271
) Eugen an Tarino, 23. VI. 1691, H E L L E R A, S. 99/100. ) Eugen an Tarino, 27., 28., 29. VI. 1691, H E L L E R A, S. 100—103, an Victor Amadeus, 28. VI. 1691, Τ 72/73, an Hofkriegsrat, 29. VI. 1691, W, K, 385, Borgomanero 19. V I I . 1691, S. E 1 3934, T E XIV, S. 63. 275
ROUSSET I V , S. 4 9 3 — 4 9 7 . 2 " ) Christoph v.. Weselow an Leibniz, 19. VII., Johann Friedrich Sinold von Schütz an Leibniz, 9. V i l i . , Leibniz an Gustav Daniel Schmid, 9. V i l i . 1691, L E I B N I Z VI, S. 568, 596, 600. 2
" ) ROUSSET I V , S. 4 9 6 — 4 9 8 .
278
) T E XIV, S. 64: so fiel der Prinz Eugenius in die Arrieregarde mit 500 Pferden, chargierte tapfer mit derselben und versetzte ihr einen nicht geringen Streich, wurde aber im Nachsetzen von 2000 Mann, so in einem Hinterhalt gestanden, dermaßen angefallen und umringt, daß es schien, er würde mit den Seinigen diesmal dem Franzosen zur Beute werden, schlug sich aber gleichwohl mit Verlust etlicher und 50 Mann tapfer durch, und sind hierbei feindlicherseits über 200 geblieben." 279 ) Eugen an Tarino, 2. V I I I . 1691, H E L L E R A, S. 105—107: weder der Herzog noch sein Onkel Carignan seien in der Lage, die ihm dadurch entgehenden Einnalimen zu ersetzen. 280 ) Mitte Mai hatte der General Graf Pálffy den Befehl erhalten, sich sofort in das Hauptquartier des in Süddeutschland befehligenden Caprara zu begeben, „damit die nach Savoyen zu gehen beorderten Regimenter ihren Marsch dahin beschleunigen sollten, damit des Herzogs von
406
Anmerkungen zu Kapitel 2, Seite 182—185
Savoyen Land und ganz Italien dem Feinde nicht möge exponiert, sondern errettet werden"; in einer Weisung an Caprara vom 26. V. wurden die hierfür vorgesehenen Regimenter genannt, W, K, 386/1. Daselbst auch weitere Angaben über Aufbruch und Marsch der Truppen und die Instruktionen für Carafa vom 23. VI. Über die Bayern RIEZLER VII, S. 360. Erst am S. VII. berichtete Stoiber aus Wien nach München, daß dieser Tage die von dem Generalkriegskommissariat und Feldzahlamt nach Savoyen bestimmten Offiziere mit der Post abgereist seien, M, K. schw. 11/23. M1 ) Eugen an Hofkriegsrat, 14. VII. 1691, W, K, 386/1. 282) Weisung an Eugen, 14. VI. 1691, ebenda. Die Bewilligung des Tausches Taaffe - Commercy erfolgte durch Schreiben des Hofkriegsrats an Max Emanuel und Eugen vom 28. VI. Die Befehlsverhältnisse waren wohl nicht klar geregelt: in einem Schreiben an Tarino vom 6. X. 1691 behauptete Eugen, er sei nur bei Abwesenheit des Herzogs Carafa unterstellt, HELLER A, S. 113—116. Für ihn ergab sich auch ein Rangstreit mit dem bayrischen General Steinau, der eine Zurückdatierung seines Patents erlangt hatte und daraufhin den Vorrang vor dem Prinzen beanspruchte, W, K, 385, 368/1. SES) T E X I V s . 9 7 / 9 8 . ARNETH, E u g e n , I, S . 6 4 . RIEZLER V I I , S . 360/61. WINKLER I, S . 12. SM ) Nach Schreiben Eugens an Tarino vom 23. VI. 1691, HELLER A, S. 99/100, stimmte Schömberg mit der Kritik Eugens an der Art der Kriegführung der Spanier überein. Über Karl von Schömberg (1645 bis 1 6 9 3 ) ADB 32, S. 2 6 2 . 28S) Weisung aus Wien, 25. VIII. 1691, W, K, 386/1. Eugen an Tarino,
7. I X . 1691, HELLER A , S . 108. S8e )
287)
28S)
W, K, 386/1. LEIBNIZ VI, S. 596.
TE XIV, S. 64/65. Eugen an Tarino, 7., 21., 29. IX., 13. X. 1691, HELLER A, S. 108
b i s 117. WINKLER I, S . 1 5 — 2 6 . ARNETH, E u g e n , I, S . 6 5 . RIEZLER V I I , S . 361.
28») Eugen an Tarino, S. Ambrogio, 27. Χ. 1691, HELLER A, S. 117/18. Über San Ambrogio BÜSCHING IV, S. 63. 29 °)
291)
W , K , 3 8 5 . ROUSSET I V , S . 5 0 8 .
W, K, 385. 292) Über den Grafen Johann Karl Pálffy (1645—1694) WURZBACH 21, S. 211, und das Urteil Villars', P, Autr, 65 : «Le Comte de Pálffy, général de la cavallerie, n'a vu d'autres guerres que celle de Hongrie, on n'est pas persuadé que ce soit un fort brave homme, mais comme il est des premières et des plus anciennes maisons de Hongrie, il a trouvé le moyen de persuader aux Ministres de l'Empereur qu'on devait se servir de lui pour donner un exemple de bon traitement aux Seigneurs Hongrois ; ce qui lui a fait faire plus de chemin dans les emplois militaires qu'il n'en pouvait espérer de ses actions et de ses services. »Über den aus Neapel stammenden Graf Antonio Carafa (F 1693), seit 1665 in kaiserlichem Dienst, seit 1688 Feldmarschall, bekannt durch das von ihm geleitete Blutgericht von Eperies gegen ungarische Aufständische, THÜRHEIM, Starhemberg,
Anmerkungen zu Kapitel 2, Seite 185—189
407
S. 446/47, FIEDLER, Relationen, II, S. 280/81, REDLICH, GÖ, VI, S. 526/27, ARNETH, Eugen, I, S. 56/57, MORANDI, Stato di Milano, S. 25 (mit scharfem Urteil Muratone); dazu die Äußerung von Villars a. a. O.: «Le Comte de Carafa, général de la cavallerie, s'est rendu agréable à la Cour par les cruautés qu'il a exercés en Hongrie et par les conspirations qu'il a inventés, pour avoir l'argent des Hongrois et l'employer au profit de l'Empereur. Il a beaucoup d'esprit et passe pour un homme très propre pour l'établissement des contributions; il fait son unique application du service de l'Empereur.» 2 " ) Eugen an Tarino, 6 . X . 1 6 9 1 , HELLER A , S. 1 1 3 — 1 1 6 . v. D. W E N GEN S .
58/59.
2M
) W, K, 385. M5 ) Eugen an Tarino, 3. XI. 1691, H E L L E R A, S. 118/19. *") Leider scheinen diese Berichte an Borgomanero, auf die er sich in den Briefen an Tarino mehrfach bezieht, nicht erhalten zu sein. 2
" ) HELLER A , S . 1 1 2 .
2ββ
) Brief vom 6. X. 1691, ebenda S. 116—119. ) Sie wurde ihm sowohl als auch Carafa am 4. XI. 1691 erteilt, W, K, 386/1. 300 ) Bericht des französischen Gesandten de la Haye, 15. X I I . 1696, Ρ, Ven, 116. 301 ) Berichte de la Hayes, 29. X I I . 1691, 5., 19. I. 1692, ebenda. 29e
30A
) RIEZLER V I I , S . 3 7 1 / 7 2 . ADALBERT VON BAYERN I I , S .
60.
303
) Siehe oben S. 64/65. 304 ) Am 11. X I . 1691 hatte er von T u r i n Tarino mitgeteilt, daß der Herzog ihm erlaube, nach Piémont zurückzukehren, und daß er ihm Geld schicken werde. Ende Februar 1692 hat Tarino dann nach einer Ankündigung Eugens in einem Schreiben an den Herzog vom 17. II., HELLER A, S. 123, Wien verlassen. Schon im Herbst 1691 hatte der Marchese di Prié die Vertretung Savoyens am Kaiserhof übernommen. Rep. I, S. 476. 3 5 ° ) Eugen an Victor Amadeus, 1 9 . I. 1 6 9 2 , HELLER A, 1 2 1 — 1 2 3 : «L'Électeur a perdu beaucoup cette campagne de l'opinion qu'on avait de lui. » 30 «) VAN DER HEIM I, S. 196, 210—214. 307 ) Eugen an Victor Amadeus, 2 3 . IV. 1 6 9 2 , Τ , 7 2 / 7 3 , HELLER A, S. 125. 3 8 ° ) Eugen an Victor Amadeus, 17. V. 1692, ebenda S. 126. Am 9. I I I . hatte Stoiber nach München berichtet, daß dieser Tage der savoyische Botschafter Prié „seines Herzogs juramentum als eines über den in Italien unterhaltenen Truppen declarierten Generalissimi abgelegt" habe, M, K. schw. 11/24. Übrigens hatte Eugen am 19. I. dem Herzog geraten, seine bevorstehende Ernennung vorerst streng geheimzuhalten «de crainte que si Carafa en pénétrait quelque chose il ne mit les affaires dans le plus mauvais état». Seinem Bericht an Heinsius vom 31. I I I . 1692 über ungenügende Vorbereitungen bei den kaiserlichen Regimentern, VAN DER H E I M I, S. 218/19, fügte Schömberg den Satz zu: «Voilà u n effet de la vengeance de Carafa, pour avoir été rappelé. » Ernennung Capraras, 18. V. 1692, W, K, 389.
408
Anmerkungen zu Kapitel 2, Seite 190—197 3
°») Schömberg an Sydney, Ende 1691, VAN DER HEIM I, S. 213/14. °) Heinsius an Schömberg, 11. I I I . 1692, ebenda S. 217. 311 ) Schömberg an Heinsius, 31. I I I . 1692, ebenda S. 218/19. Über den Grafen Max Ludwig Breuner (1643—1716) THÜRHEIM, Starhemberg, S. 2 7 1 . 31
312
) HELLER A , S . 124.
313
) Nach ADALBERT VON BAYERN II, S. 70, wären nach einer Zeitungsnotiz vom 2. VI. Caprara und Eugen aus Wien in Turin angekommen. Es m u ß wohl V I I heißen, denn wenn Caprara erst am 21. V. vom Hofkriegsrat nähere Eröffnungen und Resolutionen angefordert hatte, bevor er sich zur Armee nach Savoyen begebe, so hatte Victor Amadeus noch am 19. VI. nach Wien mitgeteilt, er werde nach Capraras Ankunft mit ihm und Leganés in Mailand über den Feldzugsplan beraten, W, K, 387. 314 ) HELLER A, S. 126—128. 315 ) Zu dem Feldzug von 1692 T E XIV, S. 280/81, WINKLER I I , S. 5—16, und vor allem die Berichte Capraras, W, K, 172. 318 ) Genaue Aufstellung über die Truppen, 20. VII. 1692, ebenda. »») Bericht Capraras, 19. V I I I . 1692, ebenda. T E XIV, S. 282—284. 318 ) Schreiben an Caprara, 3. IX. 1692, W, K, 389. Über die „Contusion" Eugens an der Schulter ARNETH, Eugen, I, S. 572 (nach Quincy). 319 ) Eugen an Victor Amadeus, 31. V I I I . , an Tarino, 2. IX. 1692, HELLER A, S. 128—130. 32 °) Bericht Capraras, 8. IX. 1692, W. K, 172. 31!l ) Über den Vorstoß Eugens gegen Sisteron Kopie eines Berichts aus Turin, 6. IX. 1692, aus dem Archiv des Grafen Lamberg in Ottenstein, W , K, 172. Die schweren Ausschreitungen der Armee gibt Schömberg in einem Schreiben an Heinsius aus dem Lager bei Gap, 2. IX. 1692, VAN DER HEIM I, S. 219/20, zu: «Notre faiblesse et la mauvaise discipline de notre armée nous fera perdre le fruit de notre expédition. Car on tue, brûle et saccage tout en telle sorte qu'à dix lieues à la ronde les habitants ont tout abandonné. » 322 ) Eugen an Tarino, Lager bei Demonte, 25. IX. 1692, HELLER A, S. 131. Bericht Capraras, Saluzzo, 30. IX. 1692, W, K, 172. 323 ) R d l XIV, S. 168/69. 324 ) Borgomanero, 16. I I . 1693, S, E 1 3936. 325 ) M, K . schw. 11/24. 32e ) W , K, 388. 32 ') HELLER A, S. 132—135. WINKLER I I , S. 125/26. MS ) Eugen an Victor Amadeus, 15. X I I . 1692, HELLER A, S. 135. 829 ) SCHULTE, LW, I, S. 75—81. 33
°) E u g e n a n T a r i n o , 10. I . 1693, Τ , 7 2 / 7 3 , HELLER S . 137.
331
) SCHULTE, LW, I, S. 86/87; möglicherweise haben bei dieser merkwürdigen Art der Verleihung auch Etiketteschwierigkeiten eine Rolle gespielt, die den Markgrafen veranlaßten, die Zeremonie nicht in Wien stattfinden zu lassen. 33S ) Eugen an Tarino, 10. I., 4. (7.?) II., an Victor Amadeus, 11. III., 17. I V . 1693, T , 7 2 / 7 3 , HELLER A , S . 1 3 7 — 1 4 1 , a n L u d w i g W i l h e l m , 3. I V . , 2. V I . 1693, SCHULTE, L W , I I , S . 7 / 8 , 2 4 / 2 5 .
Anmerkungen zu Kapitel 2, Seite 197—200 333)
409
HELLER A , S . 1 3 7 .
3M)
Borgomanero, 16., 19. II. 1693, S, E 1 3936. An Tarino, 10. I. 1693, a. a. O. 336) W, K, Best. Reg. 2. Am gleichen Tag ging die entsprechende Mitteilung an Caprara, ebenda 392. 337) Über Carl Eugen Herzog von Croy (1651—1702) THÜRHEIM, Starhemberg, S. 440/41, SCHULTE, LW, I, S. 111. Villars, P, Autr, 65, urteilt verhältnismäßig günstig über ihn: («homme de valeur et conduite, fort estimé à la cour de l'Empereur », doch war er der ihm in Ungarn übertragenen Aufgabe nicht gewachsen. 338) Selbst hat sich Eugen bemüht, für den Herzog von Savoyen ein deutsches Regiment in Sachsen-Koburg zu mieten. HELLER A, S. 140/41. 339) M, K. schw. 11/24. Mörmann ist von Juni 1693 bis November 1702 und später wieder von Juli 1715 bis Ende 1726 und von April 1730 bis zu seinem Tod im April 1736 Resident bzw. Gesandter Bayerns in Wien gewesen. Rep. I, S. 14, II, S. 8/9. 340) Bericht des holländischen Gesandten van der Meer an Heinsius, 12. VII. 1693, VAN DER HEIM I, S. 221/22. 3 «) Zu dem Feldzug in Italien von 1693 TE XIV, S. 472—481, 335)
WINKLER II, S . 3 0 — 6 6 . 312) Eugen an Ludwig Wilhelm von Baden, 16. VIII. 1693, SCHULTE, LW, S. 52/53. 3 ") Nach dem ausführlichen Bericht Tessés über die Belagerung von Pinerolo in seinen Memoiren, TESSÈ I, S. 30—49. Er behauptet auch, der Sturm am 8. VIII., einem Samstag, sei nur erfolgt auf Grund einer Wette Eugens mit Pálffy, daß man am Sonntag in dem Fort vor dem Herzog eine Messe lesen lassen werde. Zu der dann erfolgenden Räumung des Forts meinte er, es sei im Grunde ein schlechter Posten gewesen, «qui arrêta seul le Duc de Savoye depuis le 30 juillet jusqu'au 14 août et lui coûta tant de monde, que ses soldats nommaient la tranchée la boucherie». 3U ) «Cependant», so heißt es in Eugens Bericht an den Markgrafen vom 16. VIII., «l'on ne retrouverait jamais une occasion comme celle-cy; cinq ou six mille hommes de pied auraient rendu cette entreprise presque sûr ». 34ä) Der in W, SA, KA 248, unter den Kriegsakten des Jahres 1705 liegende Zettel mit Eugens Handschrift trägt die Zeitangabe «Mercredi 26 août»; er kann nur aus dem Jahre 1693 stammen. Der Text lautet: «L'infanterie marchera vers la Perouse avec un détachement de 800 chevaux et dragons. Les commandés de la Maison de Coque, du Pra de l'Abba et de Col de Bes seront relevés demain par 300 hommes et un major qui restera au Pra de l'Abba et Col de Bes recevant les ordres du Général Gschwind, l'on fera reconnaître en marche, l'on pourvoira l'armeé de quatre jours de pain. — M. le général Gschwind restera ici et campera la gauche à St. Brigide et la droite vers nos tranchées se retranchant, il restera des Impériaux Stadel et Coburg, des Piémontais la Croix Blanche, Saluce et Mondovi avec 500 chevaux qui camperont sur sa droite. — Le Comte Pálffy campera la gauche au Chyon tirant vers Riva et le Torion devant lui, huit bataillons seront détachés de la Perouse pour
410
Anmerkungen zu Kapitel 2, Seite 200—205
marcher par la vallée de St. Martin sur les hauteurs du Col de Pis et prendra ses mesures avertissant de ce qui se passe et attendant les ordres d'attaquer selon l'on reconnaissera dans le bas le pouvoir plus ou moins seconder. » 34e ) Eugen an Tarino, 2. IX. 1693, HELLER A, S. 142 (angeblich aus Moncalieri ?): «Après la prise de St. Brigide l'on résolut de faire cette marche pour obliger les ennemis à se retirer et achever de ruiner la vallée du Pragelat . . . Je croirais qu'on doit marcher du Villarei avec l'armée tâchant de gagner les hauteurs qui sont sur la droite et envoyer en même temps un gros détachement par la valleé de St. Martin. » " ' ) T E X I V , S . 4 7 6 / 7 7 . WINKLER I I , S . 4 8 — 5 9 . ARNETH, E u g e n , I , S . 80. REDLICH, G Ö , V I , S . 4 5 0 / 5 1 . DUSSIEUX S . 2 6 7 — 2 8 1 . R e l a t i o n , W , K , 172. 34e ) Vorwürfe von Leganés gegen Victor Amadeus: MORANDI, Stato di Milano, S. 26. M ») Borgomanero, 13. II. 1694, S, E 1 3937. 35 °) W, Κ, 391. ^ Juan Carlos Bazán, 18. XI. 1693, S, E l 3936. Bei Montecuccoli handelt es sich wohl um den späteren Feldmarschall Graf Hercules Monte-
c u c c o l i (T 1735), WURZBACH 19, S . 4 5 , THÜRHEIM, T r a u n , S . 2 8 9 .
Weisung an Borgomanero, 31. XII. 1693, S, E 1 3936. ) T E XIV, S. 578/79, 620. HÉYRET II, S. 373, 378/79. "*) Notifikation an Caprara, 23. X. 1693, W, K, 392. 355 ) HELLER A, S. 142/43. 35e ) Ebenda S. 145. 357 ) Ebenda S. 145/46. Daß der Prinz nicht in Brüssel war, beweist übrigens eine Stelle in einem Brief an Tarino vom 16. V. 1694, ebenda S. 148: «Le procédé de M. l'Électeur avec Madame ma mère me surprend fort et je crois que ma présence lui aurait plutôt nui que de lui pouvoir être d'aucune utilité. » 358 ) Borgomanero, 30. I. 1694, S, E 1 3937. 35B ) Mörmann, 3., 7., 21. IV. 1694, M, K. schw. 12/10. 3δ0 ) Borgomanero, 8. V. 1694, S, E 1 3937. Hier wurde auch mitgeteilt, daß Commercy wieder Befehl erhalten, nach Italien zu gehen. sei) T > 72/73. HELLER A, S. 147. Deutlich kommt die Befriedigung Eugens in einem Brief an Tarino vom 16. V. 1694, Heller A, S. 147/48, zum Ausdruck: «Ces Messieurs qui avaient voulu rejeter toutes leurs sottises sur moi en ont eu le démenti.» 362 ) Borgomanero, 15. V. 1694, S, E 1 3937. 3β3 ) Mörmann, 14. V. 1694, M, K. schw. 12/10: Das Kommando in Piémont sei an Eugen übertragen, doch glaube man, „weil er vor einem Jahr bei der damals unglücklich ausgeschlagenen battaglia gezeigt, daß er etwas zu hitzig darein gehe, daß derselbe an den General Graf PálfFy, so hernächst als Generalfeldmarschall deklariert werden sollte, gewiesen werden möchte". 3M ) Eugen an Karl II., 22. V. 1694, S, E 1 3937. 365 ) W, K, 393. 353
Anmerkungen zu Kapitel 2, Seite 205—209
411
36e
) Leganés an König Karl I I . , 31. V. 1694, S, E 1 3419: Gerade, so meinte er, sei Caprara d u r c h die Verleihung des Goldenen Vließes zu einer Zusammenarbeit gut gestimmt worden, was n u n nichts m e h r nütze. Dagegen wisse m a n u m die Vertrautheit zwischen den beiden Savoyern, u n d Eugen v/erde z u d e m von seiner u n d Commercys Mißbillig u n g d u r c h den König erfahren haben. Es sei auch so, d a ß weder die kaiserlichen noch die spanischen noch die piemontesischen Generale seine R ü c k k e h r w ü n s c h t e n , schon gar nicht als erster Befehlshaber. Es werde d a n n doch so k o m m e n , daß auf das, was Pálffy u n d Leganés selbst auch sagen w ü r d e n , m a n doch nicht hören, ihnen nachher aber die Schuld f ü r Unglücksfälle aufladen werde. Leganés ging hier so weit, anzukündigen, d a ß er auf eine T e i l n a h m e am Kriegsrat verzichten u n d die spanischen T r u p p e n nicht mit den anderen vereinigen wolle, u m sie nicht wie im V o r j a h r zu verlieren, was i h m d a n n freilich von M a d r i d untersagt w u r d e . Ü b r i g e n s war er überzeugt, daß Eugens E r n e n n u n g vor allem das Werk Borgomaneros war, d e n n die von i h m vorgeschobenen Gesandten E n g lands u n d Savoyens täten das, was er ihnen vorschreibe. 36 ') Borgomanero, 15. V. 1694, S, E 1 3937. Borgomanero suchte übrigens in einem Brief an Leganés v o m 20. V I I . auch diesen zu b e r u h i gen, i n d e m er nachdrücklich auf die Weisung an Eugen hinwies, sich mit Pálffy u n d Leganés zu beraten, bevor er mit Victor Amadeus spreche. 3Β8
3ee
) SCHULTE, L W ,
S. 52.
) M ö r m a n n , 4., 11. X I . 1693, Μ , K . schw. 11/24. 370 ) R d l X I V , S. 171—174. TESSÈ I, S. 50—55: Tessè hat sich vom 30. X I . bis z u m 6. X I I . 1693 insgeheim in T u r i n aufgehalten u n d dort mit d e m Herzog u n d San T o m m a s o verhandelt. 371 ) Siehe auch das Schreiben des Kaisers an P. M a r c o d'Aviano, HÉYRET I I , S. 389 : , , A n s t a t t des Caprara wird in Italien der Prinz Eugenius von Savoyen befehligen. Aus sich selbst hat er sich mitsamt d e m Herzog verpflichtet, auch gemeinsam nichts zu t u n o h n e die M i t w i r k u n g des Pálffy. Diesen hatte ich auch deshalb zu m e i n e m Feldmarschall e r n a n n t . " 372 ) M ö r m a n n , 7. IV. 1694, M , K . schw. 12/10: „ O b z w a r einige G e l d assignationes nach Piémont gegangen, so sind doch diese sehr weitschichtig u n d ist wegen besorglich sehr langsam fallender Z a h l u n g e n kein sicheres facit daraus zu m a c h e n . " 373 ) M ö r m a n n , 26. VI. 1694, ebenda. 374 ) Weisung an Eugen, 28. V. 1694, W , K , 393. F ü r die Belagerung von Casale hat sich auch in der Folgezeit besonders Borgomanero eingesetzt, Hofkriegsratsprotokoll V I I . 1694, ebenda, Borgomanero, 5. VI. 1694, S, E 1 3937. 375 ) Bericht Pálffys, 3. V I I . 1694, W , Κ, 172, HELLER Β, I, S. 1—5. 376 ) Ü b e r H e n r i de Ruvigny L o r d Galway (1648—1720) D N B 37, S. 17—22. 377 ) Journal oder Tagzettel ü b e r die C a m p a g n e in P i é m o n t 1694, Berichte Eugens, 9., 22., 30. V I I . 1694, Kriegsratsprotokoll, 28. V I I . 1694 (in italienischer Sprache), W , K , 172, HELLER Β, I, S. 5—23. D i e von einem Sekretär E u g e n s geschriebenen E n t w ü r f e der in deutscher Sprache verfaßten Berichte Eugens an den Kaiser u n d an S t a r h e m b e r g mit
412
Anmerkungen zu Kapitel 2, Seite 209—214
zahlreichen Verbesserungen liegen in W, K, 172, und sind zu einem großen Teil bei HELLER Β, I, abgedruckt. — Uber Johann Martin Freiherr Gschwind von Pöckstein (1645—1721) THÜRHEIM, Traun, S. 283/84. 878 ) B e r i c h t e E u g e n s , 13. V I I I . , 1. I X . 1694, W , K , 172, HELLER Β , I , S. 23—38. T E X I V , S. 610—612.
379
) Bericht Eugens, 13. VIII. 1694, a. a. O. °) Wiedergabe des Berichts vom 13. VIII., W, K, 393. 381 ) Berichte Eugens, 15. IX. 1694, W, K, 172, HELLER Β, I, S. 38—43. 382 ) Berichte Eugens, 23. X., 6. XI. 1694, ebenda S. 43—53. S83 ) Rdl XV, S. 304, 316. 3al ) HELLER Β, I, S. 54—58, W, K, 393. 385 ) Am 28. XI. erließ er von Mailand aus eine Proklamation in lateinischer Sprache, in der er die Montferriner in Casale im Namen des Kaisers warnte, dem Feinde Dienste zu leisten. Übrigens hat er sich mit Erfolg gegen Versuche des Herzogs und Leganés' gewehrt, das Kommando über die Blockade statt Gschwind dem Marchese di Parella zu übertragen. W, K, 172. 38e ) Victor Amadeus an Eugen, 1. I. 1695, Original in W, K, 172. Über 38
P a l a z o l l o BÜSCHING I V , S . 199. 3
«) Mörmann, 1. I. 1695, M, K, schw. 12/16. äs«) VGL. DAS Werk von v. SRBIK, WuV. 88e ) Victor Amadeus an Eugen, 1. I. 1695, a. a. O. 39 °) Mörmann, 29. I., 19. II. 1695, M, K. schw. 12/16. Vgl. H. KUENZEL, Das Leben und der Briefwechsel des Landgrafen Georg von Hessen-Darmstadt, des Eroberers und Vertheidigers von Gibraltar, 1859, S. 134. Der Landgraf war noch bei einem Kriegsrat vor Casale Anfang April 1695 zugegen und kam erst Anfang Juli in Barcelona an. 3β1 ) Bericht Eugens, 7. III. 1695, W, K, 395. 39!!
) E u g e n a n T a r i n o , 2 9 . I I I . 1695, HELLER A , S . 1 5 1 / 5 2 .
893
) Ebenda. Der Kaiser hat sich am 12. IV. 1695 Eugen gegenüber gegen die von Galway angeregten Diffikultäten ausgesprochen und gefordert, man solle endlich mit dem Bombardement beginnen, W, K, 396. 3M ) T E XIV, S. 778. Eugen an Tarino, 11. IV. 1695, HELLER A, S. 152/53. 395
) Bericht Eugens, 12. IV. 1695, W, K, 395. ) Bericht Eugens, 15. IV. 1695, ebenda. Eugen an Starhemberg, 2. V. 1695, W, K, 172, HELLER Β, I, S. 60/61. 397 ) Es handelt sich um den ersten uns erhaltenen eigenhändigen Brief Eugens an Sinzendorf, W, SA, GK 73 a. Uber Sinzendorfs erste diplomatische Missionen zu den Kurfürsten von Bayern und Pfalz 1694 WURZ39e
BACH 35, S . 2 0 — 2 2 . 398
) In dem Brief berichtet Eugen noch, daß die bisher in Parma und Modena einquartierte kaiserliche Kavallerie nach Piémont verlegt worden sei, während die Regimenter in Mantua noch dort blieben, da der Herzog den für die Geistlichkeit ausgeschriebenen Beitrag noch nicht erlegt habe. Er versprach Sinzendorf, sobald die Feindseligkeiten wieder aufgenommen seien, ihm täglich das Journal zu schicken, und bat ihn seinerseits um Mitteilung von Neuigkeiten. Aus Flandern vermisse er Nachrichten von
Anmerkungen zu Kapitel 2, Seite 214—217
413
dem Prinzen Vaudémont, doch wisse er, «qu'il y a toujours plus de confusion », so daß der Feldzug dort wohl wie die früheren verlaufen werde, d. h. nichts geschehe. Was Sinzendorf ihm von Caprara berichtet habe, höre er auch von anderer Seite, und er sei neugierig, was der Hof tun werde, wenn er nicht nach Uñgarn gehe. 3 " ) W, K, 395. Von Wien aus ging ihm unter dem gleichen Datum des 28. V. die Weisung zu, doch energisch auf die Belagerung von Casale zu drängen, da die Seemächte und Spanien fürchteten, daß, wenn in Italien nichts geschehe, alle feindlichen Streitkräfte auf sie fallen würden, W, K, 172. 400 ) „Diarium über die Belagerung der weltberühmten Festung Casale und Hauptstadt des Montferrats in Italien, welche von I. K. H. dem Herzog von Savoyen, S. E. Leganés und dem Prinzen Eugenio als den allerseits drei ersten Kommandanten der Kaiserlichen, Königlich spanischen und sonstigen hohen Alliierten Waffen ist unternommen worden", ebenda. T E XIV, S. 779. 4 «) Bazán, 2. V I I . 1695, S, E 1 3657. 40a ) Von kaiserlichen Regimentern waren an der Belagerung u. a. beteiligt die Regimenter Württemberg, Lothringen, Heiducken, Gschwind und Reventlau, von denen die beiden letzten erst in diesem Jahre zum Ersatz f ü r die nach Katalonien abgegebenen Regimenter Koburg und Zweibrücken nach Italien gekommen waren. Die Verluste beliefen sich auf 54 Tote und 174 Verwundete, wozu noch bei der Artillerie und den Mineuren 6 Tote und 25 Verwundete kamen. W, K, 172. 403 ) Nach der Korrespondenz zwischen dem Kaiser und Eugen hatte man in Wien wohl zeitweise daran gedacht, Casale der Witwe Karls von Lothringen als Tochter der aus dem Hause Gonzaga stammenden Kaiserin Eleonore zu verschaffen. Weisung an Eugen, 29. V I I I . 1695, W, K, 172. 404 ) Über das gemeinsame Mißtrauen Savoyens und Spaniens gegen den Kaiser in der Casale-Angelegenheit M O R A N D I , Stato di Milano, S. 26 bis 28. Von französischer Seite wurden auch andere italienische Staaten (Venedig, Toskana, der Papst) eingespannt, u m die Zulassung der Deutschen in Casale zu hindern. 4 5
° ) W , K , 1 7 2 . HELLER Β , I , S . 6 2 .
40e
) Weisung an Eugen, 23. V I I . 1695, W. K, 172. " ' ) Galway an Heinsius, 15. VII. 1695, VAN DER H E I M I, S. 222/23. 408 ) TESSÈ I, S. 57—65. P. CANESTRIER, Comment M. de Tessè prépara en 1696 le traité de paix entre la France et la Savoie, Revue d'histoire diplomatique, 48, 1934, S. 370—392. M O R A N D I , Stato di Milano, S. 43 bis 49. Siehe auch die Instruktion für den Marquis de Crénan für Mitteilungen an den Herzog von Mantua, 20. VII. 1695, R d l XV, S. 323—325. 409 ) Galway an Heinsius, 17. VII. 1695, über ein Gespräch mit dem Herzog: «J'ai assez pénétré ses sentiments pour oser vous assurer qu'il n'a eu aucune intelligence avec les ennemis dans la reddition de Casale et qu'il est fort résolu à la continuation de la guerre et qu'il appréhend entièrement la paix», VAN DER H E I M S. 223. 410 ) M, K. schw. 12/16. 4U ) Der Kaiser an Eugen, 23. VII. 1695, W, K, 172.
414
Anmerkungen zu Kapitel 2, Seite 218—222 m
) Schon in dem Schreiben an Starhemberg, 12. VII. 1695, a. a. O. Am 17. IX. beschwerte sich Eugen bei Starhemberg, „daß I. K. H . ganz genaue Nachricht von alledem habe, was ich wegen ihrer nach Hof schreibe, weswegen Dieselbe nochmal ganz inständig belange, dieser Ursachen willen mit I. K. M. zu reden, sonst aber auch bei der Kanzlei zu inquirieren, ob nicht vielleicht einer allda sich befinden möchte, welcher dem Savoyischen Botschafter ein und anderes schriftlich communiciere", HELLER B, I , S . 67/68. 413
) Der Kaiser an Eugen, 23. VII. 1695, W, K, 172. ) Eugen an den Kaiser, 10. V I I I . 1695, und Antwort des Kaisers, 29. V I I I . 1695, ebenda. 415 ) Bericht Eugens, Turin, 17. IX. 1695, ebenda, HELLER B, I, S. 67/68 : , , . . . wasgestalten, indessen ich mich noch so fort hier bei I. Kgl. H . befand, Parella, unerachtet er in solcher meiner Abwesenheit als kaiserlicher Generalfeldzeugmeister das Kommando im Lager führte, mit Gschwind in ein Wörtergemeng geraten und endlich Gschwind dahin obligiert, daß er notgedrungenermaßen zu seinem Seitengewehr greifen und sich mit ihm schlagen müssen, umwillen ich dann aus diesem Parellas seinem Emportement wohl abnehmen können, daß es noch müßte wegen einer alten Picque wegen des vorjährigen Kommandos in Montferrat, welches Parella so stark sollicitiert und hernach Gschwind überlassen worden, herrühren." Es kam dann bald zu einem neuen Konflikt mit Parella, weil Eugen das Kommando über die Winterquartiere ihm abgenommen und Commercy übertragen hatte; der spanische Resident in Turin Bazán berichtete am 29. X. 1695 nach Madrid, Parella sei voll Empörung über diese Maßnahme des Prinzen entschlossen, in 3 bis 4 Tagen nach Wien zu reisen, um sich dort zu beschweren, S, E 1 3938. 416 ) Bericht Eugens, Turin, 12. X. 1695, W, K, 395. Eugen an Starhemberg, 28. X. 1695, H E L L E R B, I , S. 68., T E XIV, S. 781. i17 ) Die Lizenz zur Reise und zur Übertragung des Kommandos an Commercy war ihm schon unter dem 10. IX. gegeben worden, W, K, 395. 418 ) Borgomaneros Großzügigkeit gegenüber Eugen ist um so höher einzuschätzen, als er nach den spanischen Akten häufig mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, da er sein Gehalt nur sehr sporadisch erhielt, so daß er erhebliche Schulden hinterließ, S, E 1 3928, 3934, 3941. 41 ») Bericht Ruzinis, 11. II. 1696, SCHULTE, LW, I, S. 296. 42 ») Über Kinsky (1634—1699) A D B 15, S. 171/72, s. o. ANM. 12. V. SRBIK, WuV, S. 31—34. Die eigenhänden Briefe Eugens an Kinsky aus dem Jahre 1696 liegen in W, SA, KA 238. 4n ) W, IC, 397. 422 ) Mörmann, 11. I. 1696, M, K. schw. 12/20. Vgl. W I N K L E R II, S. 99 bis 109. tí> ) T , 72/73. HELLER A, S. 157/58. 424 ) M, K. schw. 12/20. 425 ) Eugen an Ludwig Wilhelm, 11. VII. 1696, S C H U L T E LW, II, S. 214/15. 426 ) Mörmann, 28. III., 11. IV. 1696, M, K. schw. 12/20. 4U
4
" ) W , K , 398. ARNETH, E u g e n , I , S . 89.
Anmerkungen zu Kapitel 2, Seite 222—229
415
428
) Mörmann, 26. V. 1696, M, K. schw. 12/20. ) Nach Bericht Mörmanns, 10. I I I . 1696, ebenda. 43 °) Eingabe Eugens, 3. Y. 1696, W, K, 397. Am 24. V. fordert der Feldsekretär v. Pozzo im Namen des Prinzen einmal den angeführten Befehl an das Kommissariat und dann ein schriftliches Dekret, wie es mit dem Kommando Parellas zu verstehen sei, ebenda. Darauf erfolgte unter dem 25. V. die Antwort des Hofkriegsrates, daß das Generalkriegskommissariat bereits angewiesen sei, die Gelder auf „die magis necessaria" anzuwenden, und daß man sich mit Parella dahin verstanden, daß er die kaiserliche Armee in nullo casu en chef kommandieren solle, es ihm aber un verwehrt sei, unter dem Prinzen Dienst zu tun, und daß er mit Commercy in gleichem Range stehe, W, K, 172. 429
431
) B e r i c h t E u g e n s , 7. V I . 1 6 9 6 , HELLER Β , I , S . 6 9 — 7 4 .
432
) Bericht Breuners, 25. IV. 1696, W, K, 172. 433 ) Tagebuch des bayrischen Kürassiers Amann, 2. VI. 1696, WINKLER I I , S. 101. 434
) Bericht Eugens, 7. VI. 1696, a. a. O. ) W, SA, KA, 238. Er bat Kinsky, den Brief dem Kaiser zu zeigen, wie er überhaupt diesen durch den Minister offener, als er es in den amtlichen Berichten konnte, informieren wollte. 436 ) Nach einem Bericht Galways an Wilhelm von Oranien vom 17. VI. 1696, JAPIKSE II, 3, S. 392, hatte der Herzog die von ihnen vorgeschlagene Antwort verworfen, «parcequ'il a cru que celle que nous avons proposée plus nette et plus ferme en faveur de la ligue excluait toute négociation, dans laquelle il est bien aise d'entrer, afin d'amuser les ennemis et les empêcher d'exécuter leurs menaces ». 435
43
' ) SCHULTE, L W , I I , S . 2 1 0 .
438
) W, SA, KA, 238. ) Bericht Eugens, 18. VI. 1696, HELLER Β, I, S. 74—79; Wiedergabe des Inhalts W, K, 397. W, K, 172. 441 ) TESSÈ I, S. 68—71. 442 ) Amann, 10. VII. 1696, WINKLER II, S. 102. Bericht Eugens, 4. 439
V I I . 1 6 9 6 , W , K , 1 7 2 , HELLER B , I , S . 7 9 — 8 2 .
" 3 ) Eugen an Ludwig Wilhelm, 3. VII. 1696, SCHULTE, LW, S. 213. Eugen an Kinsky, 4. VII. 1696, W, SA, KA, 238. " 4 ) Bericht Eugens, 10. VII. 1696, W, K, 172, HELLER B, I, S. 82—89. 44S ) Bericht Eugens, 10., 14. VII. 1696, HELLER B, I, S. 82—92. " 6 ) SCHULTE, LW, II, S. 214/15. " ' ) Tessè an Ludwig XIV, Turin, 20. VII. 1696, SAINT-SIMON III, S. 429: «L'on ne peut point exprimer l'embarras visible dans lequel Mrs. les Princes Eugène et Commercy et les chefs des alliés se trouvent. Ces deux derniers ne me rencontrent jamais sans un embarras qu'assurément je n'ai pas: ils craignent que je ne les aborde, et c'est un jeu plaisant que M. le Duc de Savoye se fait, de les faire discourir sur moi et sur ma présence ici, et de me faire, après cela, discourir de ce qu'il me dit, de ce qu'ils lui ont dit, et de ce qu'il voudrait que je lui voulusse dire. Quant à M. de Ruvigny [Galway], il est et paraît au désespoir, il ne met les pieds où je
Anmerkungen zu Kapitel 2, Seite 229—235
416
suis, non plus aucun religionnaire. Il dit hautement qu'il faut continuer la guerre en Italie. M . le Prince Eugène dit la même chose, et tous ces Messieurs attendent des nouvelles de leurs maîtres et paraissent faire ici u n personnage très embarrassé.» Siehe auch CANESTRIER a. a. O. S. 382, 384. iie ) Bericht Eugens, 1. V i l i . 1696, W , Κ , 172, H E L L E R Β, I, S. 92—96. «») Eugen an Kinsky, 1. V I I I . 1696, W, SA, KA, 238. Bericht Tessés, 5 . V I I I . 1 6 9 6 , S A I N T - S I M O N I I I , S . 4 3 1 . T E X V , S . 2 2 . CANESTRIER, S . 3 8 6 . 45
°) Protokoll der Konferenz in Chivasso (in italienischer Sprache),
W , K , 172, HELLER Β, I , S . 100—102.
D e r Kaiser an Eugen, 26. V I I . 1696, W , K , 172. MAURA I I , S. 112. Berichte Eugens,-20., 30. V I I I . 1696, W, K , 172, H E L L E R Β, I , S. 102/03. Eugen an Kinsky, 20. V I I I . 1696, W , SA, KA, 238. « 3 ) Bericht Eugens, 6. IX. 1696, W , K , 172, HELLER B, I, S. 107/08. iSi ) Bericht Eugens, 31. V I I I . 1696, H E L L E R Β , I, S. 103—106. Eugen an Kinsky, 31. V I I I . 1696, W , SA, KA, 238. R d l XV, S. 131, 328—331. « 5 ) TESSÈ I , S . 7 6 .
Bericht Eugens, Lager bei St. Martino bei Pavia, 19. I X . 1696, W , K , 172, HELLER B, I , S . 109—112.
«") Eugen an Kinsky, 19. I X . 1696, W , SA, KA, 238. Weisungen an Eugen, 1., 6. X . 1696, W, K, 172. 459 ) Bericht Eugens, Vigevano, 8. X . 1696, W, K , 172, HELLER Β, I, S. 1 1 2 — 1 1 4 , W, K, 3 9 7 . Eugen an Kinsky, 9 . X. 1 6 9 6 , W , SA, KA, 2 3 8 . «") Eugen an Mansfeld, 17. X. 1696, W , K, 172. T E XV, S. 32. — Nach Mörmann, 3. X I . 1696, M , K . schw. 12/20, verließ Parella mit der kaiserlichen Ratifikation des Vertrages von Vigevano am 1. X I . Wien, w o bei m a n hoffte, er werde dadurch bei Victor Amadeus wieder in Gnaden aufgenommen werden, nachdem er sich geweigert hatte, gegen den Kaiser zu kämpfen. 461 ) Bericht Eugens, 23. X . 1696, W , SA, KA, 238. Nach M ö r m a n n , 30. X . 1696, M , K . schw. 12/20, kam Commercy am 31. X . in Wien an. 162 ) A m 21. X I . 1696 schreibt er Kinsky, W, SA, KA, 238, er hoffe, diesem Kurier bald folgen zu können ; angesichts der Nachricht über eine Erkrankung König Karls I I . von Spanien äußert er seine Besorgnis: «si u n malheur devait arriver, jamais conjoncture n'a été plus fâcheuse». Noch am 30. X I . schrieb er aus Mailand an Victor Amadeus über Verzögerung der Passage der T r u p p e n , H E L L E R A, S. 1 5 9 . " 3 ) Bericht Eugens an den Kaiser, 27.1.1697, W , K , 172, HELLER Β, I, S. 116—118. Hofkriegsrat an Eugen, 10. I I . 1697, W , K, 401. 161 ) S, E 1 3940. " 5 ) Eugen an Kinsky, 31. V I I I . 1696, W , SA, KA, 238. 4ββ ) I n dem Brief hatte Eugen dem Markgrafen seinen Plan zur Fortsetzung des Kampfes entwickelt, SCHULTE, L W , II, S. 213; er fährt dann fort: « . . . nous aurons quelques mauvais quarts d'heure à passer avec les troupes qui sont ici, mais quand il s'agit de son devoir et de son honneur, on sacrifie avec plaisir tout le reste. Je vous prie de me mander vos sentiments sur cela et de me plaindre d'être témoin malgré moi d'une pareille
Anmerkungen zu Kapitel 2, Seite 235
417
chose. Ce qui est de bien sûr, est que je ferai connaître à toute l'Europe que ni le sang ni les intérêts de ma maison ne me feront balancer un seul moment mon honneur, mon devoir. » " ' ) Eugen an den Kaiser, 10. VII. 1696, HELLER Β, I, S. 27. — Siehe auch den Bericht des Venezianers Ruzini, 19. XII. 1699, FIEDLER, Relationen, II, S. 412: «Se ben unito dalla natura alla Casa di Savoia, si professa diviso dagl'interessi del Duca, correndo alcunii dissidii sopra certe pretese d'eredità, e d'assegnamenti. Perciò nell acquisto, e demolizione de Casale, oppose i di lui pareri, dando prove di fede incontaminaza nel Cesareo Servizio. »
27 Braubadi, Prinz Eugen
A N M E R K U N G E N
Z U
K A P I T E L
3
') Graf Friese aus Gravesandt an Ludwig Wilhelm von Baden, 4. I I . 1697, SCHULTE, L W , I I , S. 255/56. 2 ) KLOPP, 1683, S. 493/94. 3
) HAAKE S . 3 7 . K L O P P , 1 6 8 3 , S .
499/500.
*) SCHULTE, L W , S . 2 1 5 . 5
) THÜRHEIM, S t a r h e m b e r g , S . 2 7 1 / 7 2 .
) Vortrag Starhembergs, 15. I I I . 1697, F E I I , S. 409—412, THÜRHEIM, Starhemberg, S. 282—286. Über Capraras Beziehungen zu dem Kurfürsten heißt es da, „daß seine wohlmeinende Erinnerung und vernünftige heilsame Consilia mehr sind verlacht und ausgespottet als befolgt worden, welches auch anheuer zu besorgen, weil man wohl gesehen, das sein des Grafen Caprara Diskretion und Respekt gegen den Herrn Kurfürsten ihm nicht zuläßt, sich mit einem rechtschaffenen Vigor dessen Anschlägen zu widersetzen, welche wider die Kriegsregeln und E. K . M . Dienst aus gar zu großem Eifer und ungegründeter Ambition gemacht werden". Übrigens berichtet SAINT-SAPHORIN in seinem Tagebuch (s. u. Anm. 20) unter dem 20. VI. 1697 über ein Gespräch mit Capraras Sekretär, Caprara habe es mit allen regierenden Fürsten, unter denen er kommandiert habe, verdorben, mit Max Emanuel vor Belgrad, mit Johann Georg I I I . von Sachsen am Rhein, mit dem Herzog von Savoyen und zuletzt mit August von Sachsen, was wohl auf seinen «humeur assez défiante» zurückzuführen sei. 7 ) Mörmann, 6. I I . 1697, M , K . schw. 13/8. 8 ) Über den Grafen Donat Heissler von Heitersheim ( f 1696) A D B 11, S. 671/72, THÜRHEIM, Starhemberg, S. 456/57. e ) Über den Grafen Hermann Otto Limburg-Styrum (1652—1704) A D B 37, S. 99—101, THÜRHEIM, Starhemberg, S. 457/58, E. KUBISCH, Beziehungen der gräflichen Familie von Limburg-Styrum in Gemen zum Kaiserhof in Wien, Westfälische Zeitschrift 110, 1960, S. 100. 10 ) Mörmann, 24., 27. IV. 1697, M , K . schw. 13/8. Bericht des venezianischen Botschafters Ruzini 1699, FIEDLER, Relationen, I I , S. 4 1 3 : «AI Principe di Savoia disputò il Posto il Maresciallo Stirum ; ma non corrispondendo in lui alla resoluzione, ed al valore, quel'altri molti Requisiti, ch'in un Capo si richiedono, non potè tener lungamente sospeso il giudizio, e la scelta.» u ) F E I I , S. 412. Zu Styrum fügte der Kaiser noch hinzu: „doch solle es also eingerichtet werden, damit er Styrum nicht völlig disconsoliert werde, indem er gleichwohl noch wohl zu brauchen ist", THÜRHEIM, Starhemberg, S. 287. 12 ) F E I I , S. 58/59, 352—356. " ) Mörmann, 29. V. 1697, M , K . schw. 13/8. 6
27*
420
Anmerkungen zu Kapitel 3, Seite 244—251
" ) SCHULTE, LW, I, S . 503. Eugen an Rabutin, 12. VI. 1697, FE II, Suppl. S. 17: ,,. . . und geht zwischen heute und morgen der Kurfürst von Sachsen nach Dresden, wird sich aber innerhalb 14—15 Tagen allhier wieder einfinden." 15) Mörmann, 12. VI. 1697, M, K. schw. 13/8. 1β ) Persius an den Markgrafen von Baden-Durlach, Wien, 3. VII. 1697, SCHULTE, LW, II, S . 290. Tagebuch Saint-Saphorins unter dem 2. VII., SS: « . . . chose qui surprit bien de monde. » Mörmann, 6. VII. 1697, M, Κ. schw. 138. " ) SCHULTE LW, I, S. 471—514. " ) FE II, S. 62, 415—417. W, K, 401. " ) STELLING-MICHAUD, Aventures. Vgl. über Saint-Saphorin (1668 bis 1738) die beiden Werke von STELLING-MICHAUD und eine demnächst erscheinende Bonner Dissertation von GEHLING. 20 ) Das Tagebuch im Archiv von SS. Es ergibt sich daraus, daß SaintSaphorin am 13. V. mit dem Prinzen über die Ausrüstung der Schiffe sprach, am 26. V. ihn zusammen mit Commercy traf und ihn wieder am 24. VI. aufsuchte. Am 1. VII. nahm er zusammen mit seinen Rivalen Assembourg und Baron Dilherr an Beratungen bei Eugen teil. 21) Inhalt des Schreibens abgedruckt bei STELLING-MICHAUD, Aventures, S. 152/53. 22 ) Μ, Κ. schw. 13/8. Übrigens ist Mörmann die Ernennung Eugens erst nach dessen Abreise aus Wien bekannt geworden. Noch am 6. VII. hielt er es für möglich, daß Caprara an des Kurfürsten Stelle treten würde, und erst in einem Postskript zu seinem Bericht vom 10. VII. teilt er mit, daß Caprara wegen seines hohen Alters in Wien geblieben und Eugen allein das Kommando erhalten habe. 23 ) FE II, S. 336—339. M ) FE II, Suppl. S. 5—11. 25) FE II, S. 340—346. M ) Ebenda S. 346—352. *') Merkwürdigerweise liegen von Eugen als erste Äußerungen zum Türkenkrieg zwei Schreiben vor, die er schon am 4. I. 1697 an den Banus von Kroatien Graf Batthyány und an den Kommandanten der Karlstädter Grenze Graf Auersperg richtete, die sich auf eine ,, Impresa" gegen Bihaö beziehen. Er bat Auersperg, sofort nach Wien zu kommen, um insgeheim die Unternehmung vorzubereiten, während der Banus um seine Meinung gebeten wurde, ob sich mit seiner Hilfe der Angriff ohne weitere Kräfte durchführen lasse. HELLER Β , I, S. 1 1 5 . a8 ) FE II, Suppl. S. 11—16. 2») Ebenda Suppl. S. 17—19. *>) FE II, S. 415—417. 31) Über Sigbert Heister (1648—1718), dessen aus dem Jülicher Land stammender Vater Gottfried (1609—1679) bereits kaiserlicher Feldzeugmeister gewesen war, THÜRHEIM, Traun, S. 276, G. HOPFINGER, Biographie des Feldmarschalls Heister, Diss. Wien (Ms) 1939. Villars hatte 1687 über ihn geurteilt, daß er ein Soldat der Fortuna von Verdienst sei, der vornehm aussehe und auftrete, viel Lebhaftigkeit und Einsicht zeige,
Anmerkungen zu Kapitel 3, Seite 251—253
421
man aber zweifle, ob er in großen Affaren führen könne, P, Autr, 65. 32 ) Über Guido Starhemberg (1657—1737) die Biographie von ARNETH. 33 ) Karl
Thomas Prinz von Vaudémont (1670—1704) war der Sohn des aus der Verbindung Herzog Karls IV. von Lothringen mit Beatrix de Cusani stammenden Karl Heinrich von Vaudémont (1642—1732), der in spanische Dienste getreten war und 1698 als Nachfolger von Leganés Generalgouverneur von Mailand wurde, in welcher Eigenschaft er sich dann dem Bourbonen Philipp V. anschloß. Der Sohn war schon im Alter von 14 Jahren 1684 ins kaiserliche Heer eingetreten. Siehe über ihn T H Ü R H E I M , Traun, S. 277/78. M ) Über Bussy-Rabutin (1642—1717) ebenda S. 276/77. Villars urteilt über ihn, er habe «beaucoup de valeur, de probité et d'honnêteté, mais peu de capacité sur la guerre, croyant néanmoins d'en être bien instruit». Er war der Stiefvater des Grafen Philipp Ludwig Sinzendorf. Wie sich aus der Empfehlung Sinzendorfs an den Herzog von Savoyen durch Eugen vom 24. IV. 1689, C A R U T T I , Cavaliere, S. 358, ergibt, fühlte sich der Prinz der Gräfin Rabutin verpflichtet (s. o. Kap. 2, Anm. 181). 3S ) Außerdem gehörten zur Generalität noch Graf Gronsfeld und Graf Nikolaus Pálffy. FE II, S. 65. 3e ) Nach FE II, S. 67/68, gehörten zur Hauptarmee die Infanterieregimenter Baden, Alt-Starhemberg, Salm, Nigrelli, Pálffy, Gschwind, Vitry, Liechtenstein, Rheingraf, Bagni, Guttenstein, Pfalz-Neuburg und Bourscheid, insgesamt 112 Kompanien mit einem Sollstand von 16.800 Mann, die Kürassierregimenter Caprara, Pfalz-Neuburg, Gronsfeld, Corbelli, Vaudémont und Bassompierre, 72 Kompanien mit 6400 Mann, die Dragonerregimenter Savoyen, Castell und Sereni, 30 Kompanien mit 3000 Mann, sowie ein Husarenregiment, zu dem Korps bei Peterwardein die Infanterieregimenter Mansfeld, Metternich, Heister, Guido Starhemberg, Nehem, Herberstein, Anhalt, Marsigli und Solari, 94 Kompanien mit 14.100 Mann, das Kürassierregiment Pace mit 1000 Mann, die Dragonerregimenter Schlick und Glöckelsberg mit 2100 Mann, zu dem siebenbürgischen Korps die Infanterieregimenter Lapaczek, Pfefïershofen, Houchin und Pfalz-Neuburg mit 44 Kompanien und 6600 Mann, die Kürassierregimenter Gondola, Zante, Truchseß, Hohenzollern, Darmstadt, Herberstein mit 72 Kompanien und 6400 Mann, und die Dragonerregimenter Styrum, Rabutin, Herbeville, Sachsen-Gotha, Dietrichstein und Uhlfeld mit 60 Kompanien und 6000 Mann. 3 ') Erster Bericht Eugens, 13. VII. 1697, FE II, Suppl. S. 19/20. 38 ) Bericht Eugens, 17. VII. 1697, ebenda S. 20. Nach seinem Tagebuch ist Saint-Saphorin, der am 15. von Wien abgereist war, am 18. im Lager östlich Vörösmarton bei Eugen gewesen, wo ihn der Prinz mit allen Zeichen der Freundschaft empfing, «qui au défaut d'en user d'une manière engageante en usait de la manière du monde la plus honnête». 3S ) Mörmann, 20. VII. 1697, M, Κ. schw. 13/8. ω ) Mörmann, 3., 14. V i l i . 1697, ebenda. Am 4. VIII. dankte Eugen dem Kaiser für die Zusicherung von 100.000 Gulden an Solari, FE II,
422
Anmerkungen zu Kapitel 3, Seite 253—263
Suppl. S. 29. Nachdem vorher schon 30.000 Gulden gekommen waren, brachte Solari dann 50.000 mit, ebenda S. 30. 41 ) Berichte Eugens, 20., 22., 26. VII. 1697, ebenda. Vor allem klagte er, daß vom Stab außer dem Generalwachtmeister Truchseß noch niemand zur Stelle sei, so daß er nicht wisse, „wie mir möglich, alles zu tun". " ) Vgl. FE II, S. 73—92. Mörmann, 12., 16., 26. VI. 1697, M, K. schw. 13/8. « ) FE II, S. 93—99. Mörmann, 10., 13. VII. 1697, M. Κ. schw. 13/8. " ) FE II, S. 111—113. Berichte Eugens, Feldlager bei Zombor, 20. VII., Bacz, 22. VII., Feldlager bei Peterwardein, 26. VII. 1697, ebenda, Suppl. S. 20—26. 45) FE II, S. 118. Tagebuch Saint-Saphorins, SS. 4e ) Bericht Eugens, 21. VIII. 1697, FE II, Suppl. S. 35—38. " ) Bericht Eugens, Lager von Szireg, 22. VIII. 1697, ebenda S. 43. Diarium, Beilage zu Bericht Mörmann, 14. VIII. 1697, M, K. schw. 13/8. « ) FE II, S. 128—131. Bericht Eugens, 31. VIII. 1697, ebenda Suppl. S. 44—47. Bericht Nehems, 2. IX. 1697, FE II, S. 443—446. Mörmann, 4. IX. 1697, M, K. schw. 13/8. « ) FE II, S. 134—141. Bericht Eugens, 7. IX. 1697, ebenda, Suppl. 5. 47—51. 50 ) In seinem Tagebuch berichtet Saint-Saphorin unter dem 7. IX., daß, noch bevor er angezogen, Commercy auf seinem Schiffe erschienen und sich an Getränken und Schokolade gütlich tat : « Il cria fort contre Nehem en égard à son affaire de Titel. » Der Schweizer war dann im Lager und dinierte bei Commercy mit Rabutin, Gronsfeld und Auersperg, worauf er bei Eugen noch das Erscheinen eines Flüchtlings mit Meldung über die Fahrt der türkischen Flotte zur Theiß erlebte und selbst aufgefordert wurde, dorthin zu fahren und die Ausfahrt zu sperren. STELLINGMICHAUD, Aventures, S. 156. 51 ) Mörmann, 7., 14. IX. 1697, M, K. schw. 13/8. 52 ) FE II, S. 141—145, Berichte Eugens, 8., 15. IX. 1697, ebenda, Suppl. S. 51—61. Nach dem Tagebuch Saint-Saphorins war am 8. IX. ein desertierter Janitschare zu Eugen gekommen, der ihm berichtete, daß die türkische Armee zwar sehr stark, aber, da sie meist aus neuen Truppen bestände, nicht sehr gut sei. 53)
F E I I , S . 1 4 5 — 1 6 0 , POPOVIC S . 2 5 — 2 8 . D i a r i u m v o m 8 .
bis
14. IX. 1697, Beilage zu Mörmanns Bericht, 14. IX. 1697, M, K. schw. 13/8. Bericht Eugens, 15. IX. 1697, a. a. O. HELLER A, S. 161. 51 ) FE II, S. 213—216. 65) Mörmann, 2. X. 1697, M, K. schw. 13/8. 56 ) FE II, S. 160—174. Protokoll des Kriegsrats vom 20. IX. mit den Voten der Teilnehmer und Bericht Eugens, 22. IX. 1697, ebenda Suppl. S. 61—76. " ) Bericht Eugens, 27. IX. 1697, ebenda Suppl. S. 76—79. 5S ) Berichte Eugens, 5. X. 1697, ebenda, Suppl. S. 80—85. Mörmann, 12., 16. X. 1697, M, K. schw. 13/8.
Anmerkungen zu Kapitel 3, Seite 263—269
423
5e
) W, K. Das Journal ist abgedruckt in FE II, Suppl. S. 85—97. Über die Gegend von Zebce : « Le pays aux environs de ce château est fort beau, c'est un vallon grand et la Bosna passe au milieu. » 60 ) « On a brûlé la ville entièrement et tous les environs. » Nach Mörmann, 6. XI. 1697, M, K. schw. 13/8, kam der junge Graf Breuner am 3. XI. in Wien mit der Nachricht von der Besetzung von Sarajewo an. 61 ) Journal, 28. X. 1697: «L'on n'entend rien des ennemis, étant dans une si grande confusion qu'ils ne savent où ils ont la tête. » 62 ) FE II, S. 196—202. 63 ) Ebenda S. 217. Mörmann, 20. XI. 1697, M, K. schw. 13/8. Tagebuch Saint-Saphorins, der übrigens schon am 14. XI. Eugen in Buda getroffen hatte, SS. M ) TE XV, S. 235. 6S ) «Sans faire le bigot, je crois tous les événements de la campagne passée directement venus de la grâce divine, puisqu'elle a aveuglé cinquante ou soixante mille hommes à la fois, sans quoi vous n'auriez point l'hiver à Vienne», ARNETH, Eugen, I, S. 458, FE II, S. 210. ββ ) FE II, Suppl. S. 98—101. «) Ebenda II, S. 264. 68 ) T E XV, S. 384. Besonderen Ärger gab es um das Schiffs-Armament, wozu nach dem Tagebuch Saint-Saphorins vom Januar und Februar 1698 vor allem auch der Konflikt der „Admírale" beitrug. Der Schweizer behauptete, daß P. Wolff und der Hofkriegsrat Palm, «l'homme le plus intrigant de Vienne», Kinsky gegen ihn beeinflußten und auch Eugen hinderten, «d'agir suivant son inclination et même son engagement, car comme je l'avais pleinement satisfait pendant la campagne précédente, il aurait été bien aise de continuer à m'avoir pour Commandant de la flotte ». 69 ) Mörmann, 2. IV. 1698, M, K. schw. 13/12. 70
) R u z i n i , 3. V . 1698, SCHULTE I , S . 528.
'») Mörmann, 5., 19., 23., 26., 30. VII. 1698, M, Κ. schw. 13/12. Selbst hat Eugen am 21. VII. um Beschaffung der nötigen Requisiten an Proviant, Geld, Schiffen und Artillerie gebeten, damit er sich sodann zur Armee begeben könne, W, K, 402. '») FE II, S. 269—289. T E XV, S. 381—383. " ) Schreiben vom 16. VIII. 1698, W, K, 403. Bericht Eugens, 28. VIII. 1698, FE II, Suppl. 101/02. ,4 ) Am 16. IX. klagte Eugen, daß er aus Mangel an Transportmitteln und Unzulänglichkeit des Proviants nichts unternehmen könne, W, K, 403. ") Diarium, 19. IX., Beilage zu Mörmanns Bericht, 1. X. 1698, M, K. schw. 13/12. " ) Mörmann, 3. IX. 1698, ebenda. " ) F E I I , S . 2 7 4 / 7 5 . POPOVIC. J . H . HORA-SICCAMA, D e v r e d e v a n
Carlowitz en wat daarvan voorafging, Bijdragen voor Vaderlandsche Geschiedenis en Oudheidkunde IV, VIII, 1909, S. 132—185. ">) FE II, Suppl. S. 102—105. Vgl. H. ECKERT, Ein Gutachten des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden zu dem mit der Türkei zu schließenden Frieden aus dem Jahre 1699, Mitteilungen des Öster-
424
Anmerkungen zu Kapitel 3, Seite 270—278
reichischen Instituts f ü r Geschichtsforschung 46, 1932, S. 465—4-76. In vielen Punkten stimmte der Markgraf mit Eugen überein. ' e ) F E I I , S. 289. Ü b e r die kaiserlichen Bevollmächtigten Bericht des holländischen Gesandten in Wien H o p , 13. IX. 1698, W G I I , S. 6; P O P O V I C S. 43/44. Ü b e r den Inhalt des Friedens F E I I , S. 293—321, P O P O V I C S. 46—68. 80 ) Nach W , K, 404, w u r d e Graf Breuner noch am 6. X I I . 1698 angewiesen, d e m Prinzen ein anderes gutes Quartier zu geben, da er der Kaiserlichen Gesandtschaft zu den Friedenstraktaten weichen müsse. Dagegen bezieht sich der nach Wien gekommene Villars in seinem Bericht vom 10. X I I . 1698 auf eine Unterredung mit Eugen, P, Autr, 69. 81 ) Bericht Ruzinis, 19. X I I . 1699, FIEDLER, Relationen, II, S. 412. Wiedergabe in Anlehnung an die etwas freie Übersetzung von K R E T S C H MAYR S . 1 7 . 82 ) S T E L L I N G - M I C H A U D , Aventures, S . 1 6 2 / 6 3 . Z u m folgenden W A L T E R S. 65—77. 83 ) Ü b e r Abraham a Santa Clara die sehr kritische Darstellung von K A N N , ZU Marco d'Aviano H É Y R E T . M
) FUHRMANN I I , S . 1 1 9 5 .
85
) GRIMSCHITZ-FEUCHTMÜLLER-MRAZEK
S . 5. V g l . z u m
Folgenden
SEDLMAYR, Barockarchitektur, SEDLMAYR, Fischer von Erlach. 8e ) Villars, 13. V I I I . 1698, P, Autr, 69. 8 ') SEDLMAYR, Fischer, S. 114/15, 172/73. 88 ) Stoiber, 3. V I I I . 1692, M . K . schw. 11/24. 89
) GRIMSCHITZ,Barockpaläste, S. 18/19.WINDISCHGRAETZS. 116—125.
90
) GRIMSCHITZ, H i l d e b r a n d t .
91
) Villars, 30. VI. 1700, P, Autr, 74. 92 ) W A L T E R S. 7 4 . Siehe die von P I L L I C H mitgeteilten Kunstregesten aus den Hofparteienprotokollen. 93
) STELLING-MICHAUD, A v e n t u r e s , S. 163.
M
) KREUTEL-SPIES, S . 87,
111.
95
) Berichte Villars, 21., 24. V I I I . 1700, P, Autr, 73, seines Sekretärs Morreton, 2 7 . V I I I . 1 7 0 1 , ebenda 7 8 . F U H R M A N N I I , S. 1 2 0 8 — 1 2 1 1 . T E XV, S. 7 1 9 . Ü b e r Oppenheimer ( 1 6 3 0 — 1 7 0 3 ) G R U N W A L D , S C H N E E I I I , S. 9E
239—242.
) KREUTEL-SPIES, S .
86.
Aventures, S . 1 6 3 / 6 4 . Zwei Tage nach der Einladung m u ß t e Saint-Saphorin sich aus der Apotheke „ P u d e r " u n d Rhabarber holen lassen. 98 ) Villars, 14. VI. 1700, P, Autr, 74. 99 ) Hofzahlamtsbücher in W , H K , 232. ")
10
STELLING-MICHAUD,
°) KREUTEL-SPIES S . 1 0 6 .
101
) Vgl. BAUER, Opern, unter den S. 145 angeführten N u m m e r n . I I , S . 1206/07. Villars, 18. V I I . 1699, P, Autr, 72. 103 ) Schilderung der Bärenjagd bei Villars, 28. X . 1699, P, Autr, 1699: « L ' E m p e r e u r a été à une chasse d'ours à six lieues de Vienne, il en a tué huit. O n les fait entrer dans les toiles comme les sangliers, on lâche des chiens après eux, et pendant que les chiens attaquent et que l'ours se 102
) FUHRMANN
Anmerkungen zu Kapitel 3, Seite 278—282
425
défend, les valets de chien avec de longues tenailles saisissent très prudemment les pattes de l'ours; quand ils les tiennent toutes quatre, on renverse l'ours sur le dos, et l'Empereur et le Roi des Romains vont le tuer. » 1M ) Villars, 31. X I I . 1698, ebenda 69. 105 ) Villars, 15. V i l i . 1699, ebenda 72: «C'était assurément u n très bon religieux, fort éloigné de l'esprit d'intrigue et d'ambition que les moines ont plus dans cette cour que dans toute autre, et auquel donne lieu la confiance que l'Empereur prend assez aisément dans ces sortes de gens. Celui-ci ne voulait pas se mêler d'affaires, peut-être autant manque de génie que par sainteté, il vaut mieux l'attribuer à ce dernier motif, cette sainteté est fort reconnue ici.» Ironisch schließt Villars: «A la grande envie que l'on a de voir de ses miracles, je ne doute pas qu'il n'en arrive quelqu'un. » 1M ) Villars, 6. I. 1700, ebenda 73, 30. Χ . 1700, ebenda 75. 10 ') T E XV, S. 472/73. FUHRMANN I I , S. 1185—1194. 108 ) Siehe auch WALISZEWSKI, Peter, S. 1 0 6 — 1 0 9 , V A L L O T T O N S. 1 4 0 bis 1 4 2 . IO»)
T E
X
V J
g.
541—546.
FUHRMANN I I ,
S.
1197—1206.
BERNEY,
Hochzeit, S. 64—83. u ° ) So berichtet Villars am 10. II. 1700, P, Autr, 73, über «la quantité de divertissements qui occupent la cour, surtout celle du Roi des Romains ; tous les jours sont employés ou à réciter des comédies, à quoi ce Prince se plaise assez, ou en ballets, mascarades et opéras». m ) Villars, 25. II., 4. I I I . 1699, ebenda 71. 112 ) W, Κ, 399, 407. 113 ) Schon während der italienischen Feldzüge hatte er seine A n sprüche auf ein Generalat angemeldet, die damals von Victor Amadeus unterstützt wurden. Nach SCHULTE, L W , I, S. 537, wäre Markgraf L u d wig Wilhelm 1698 bereit gewesen, sein Generalat Raab auf Eugen übertragen zu lassen, wenn f ü r ihn ein Generalat im Reich eingerichtet werde ; es sei dann das Projekt aufgetaucht, ein Generalat in Ofen f ü r den Markgrafen, eins in Esseg für Caprara und eins f ü r Eugen in Großwardein zu errichten. Nach den Akten des Hofkriegsrats, W, K, 397, hat sich Eugen im Oktober 1696 gleichzeitig mit einer Reihe anderer Generale u m das durch den T o d Heisslers frei gewordene Generalat Großwardein beworben. 114 ) Villars, 10. X I I . 1698, P, Autr, 69. 115 ) T , 72/73. HELLER A, S. 119/20. Vgl. ARNETH, Eugen, I, S. 121. LLE ) HELLER A, S. 147. Am 10. V I I . 1699 schrieb er an T a r i n o : «Je tâche de mettre ordre à mes affaires et je verrai ce qui serait possible de faire pour vous. » T , 72/73. 117 ) Nach ILG S. 15 hat es sich dabei u m Häuser des Grafen Houchin, des kaiserlichen Türhüters Langlet und des Hofhutmachers Fauconet gehandelt. Bei GRIMSCHITZ, Barockpaläste, S. 15/16, ist von dem Erwerb eines Bürgerhauses am 21. V. 1694, des Gartens des Grafen Karl Max T h u m und des „Stadels" der Erben des Grafen Hohenstein die Rede. 118 ) P, Autr, 71.
426 N
Anmerkungen zu Kapitel 3, Seite 282—286 ») KUNOTH S . 126. SEDLMAYR, F i s c h e r , A b b . 75.
120
) GRIMSCHITZ, Hildebrandt, S. 65.
m
) Ebenda S. 91/92. 122 ) Akten in W, HK, Hoffinanz r 389.
123
) E b e n d a R e g i s t e r b u c h 1 0 2 1 / 2 4 0 . KALLBRUNNER i n O M 19, S . 2 7 7 .
Fr. Jany (1641—IV. 1702) war seit 1697 Bischof von Syrmien, RITZLERSEFRIN V , S . 358. 124
) Akten in W, HK, Hoffinanz r 388, 423, 425. KALLBRUNNER a. a.
O . S . 2 7 8 . v. YBL S . 111. 125 ) v . YBL S . 111, 132. GRIMSCHITZ, H i l d e b r a n d t , S . 5 1 — 5 5 . 126
) W, HKA, Hoffinanz, Reg.Buch 1031/489, 1031/553. ) Mörmann, 21. VIII. 1700, M, K. schw. 14/9. Villars, 26. X. 1700, P, Autr, 75. SCHULTE, LW, I, S. 545. 128 ) Mörmann, 11. II. 1699, M, K. schw. 14/4. 129 ) W, K, 402. 130 ) P, Autr, 72. 131 ) BRAUBACH, GUA, S. 163—174. In den Protokollen des Hofkriegsrats W, K, 393, 395, 396, 397, 399, 400, 401, 402, 403, 405, 408, 409, 410, 413, 415, 416, 418, 419, finden sich zahlreiche Angaben über Venzatis Treiben, die dauernden Klagen aus der Bevölkerung über Schulden und Ausschreitungen, seine Konflikte mit dem Oberst des Kürassierregiments, Fürst Hohenzollern, der ihm, damals Rittmeister, 1693 seine Kompanie abgenommen hatte, seine Bewerbungen um eine Generaladjutantenstelle, die er auch durch kaiserliche Resolution vom Mai 1696 erhielt, sein Vorgehen gegen einen Geistlichen Bartolomeo Voja, der dann ein Verfahren gegen ihn betrieb, seinen Streit mit dem Rittmeister Graf Karl Königsegg und mit Charré 1697/98, die Einsetzung der aus dem Grafen Rappach, dem Hofkriegsrat Graf Lamberg und den Generalauditor Otti bestehenden Kommission im März 1700 und deren Schwierigkeiten, den festgesetzten Charré zur Vernehmung freizubekommen. In den Jahren 1702/03 trifft man wieder auf Pfändungsklagen gegen Venzati. Als seine besonderen Gönner in Wien hat er selbst außer dem Kaiser die Grafen Piccolomini und Cornazzi und den Obristkämmerer Graf Waldstein, der im April 1702 starb, bezeichnet. Über Eugens Generaladjutanten Franz Anton Gourcy Baron von Charré (Charey), der aus lothringischem Geschlechte stammte, V. D. WENGEN S. 169. Er war 1688 in österreichische Dienste getreten und erscheint nach W, K, 397, 1696 als Adjutant Eugens und Hauptmann im Dragonerregiment Savoyen, im Mai 1697 wird er dem Prinzen als Generaladjutant zugeteilt. Er hat dann in der Umgebung des Prinzen an den italienischen Feldzügen zu Beginn des Spanischen Erbfolgekrieges teilgenommen, wurde 1704 Oberstleutnant, trat aber, nachdem er sich 1705 mit einer Marquise d'Argentier vermählt hatte, aus dem kaiserlichen Dienst und kehrte 1708 nach Lothringen zurück, wo er 1709 in den Grafenstand erhoben und 1710 Kämmerer des Herzogs Leopold wurde. Aus dem Jahre 1719 sind Kopien von Briefen Eugens an Gourcy-Charré erhalten, W, Belg. 34, in denen er ihm Berücksichtigung einer Empfehlung und seiner Forderungen auf Zahlung von rückständigem Gehalt verspricht. Charré ist 1729 gestorben. 127
A n m e r k u n g e n zu K a p i t e l 3, Seite 287—289
427
132
) v. SRBIK, WUV, S. 25—28. VILLARS I, 201/02. N a c h d e m Bericht Villars' aus U l m , 24. V I I . 1698, Ρ, A u t r , 69, ü b e r eine U n t e r r e d u n g m i t L u d w i g W i l h e l m v o n B a d e n h a t t e i h m dieser v o n d e n m i t t e l m ä ß i g e n T a l e n t e n des in Politik u n d Militär einflußreichen P. F r i e d r i c h Wolff v o n L ü d i n g h a u s e n (1643—1708, DUHR I I I , S. 800—813) berichtet. 133 ) Villars, 30. I X . 1699, P, A u t r , 72, 25. V I I I . 1700, e b e n d a 75, D e n k s c h r i f t O b r e c h t , 1698, e b e n d a 70. Bericht des holländischen G e s a n d t e n H o p , 12. V I I I . 1699, W G I I , S. 9 9 : « D e Keiser passeert de dach v a n h u y d e n voor d e sesde mael v a n dese m a e n t in een clooster soodat n o c h d e ministres u y t S y n e Ma 4 , n o c h ick uyt h a e r eenig a n t w o r t h e b k ö n n e n v e r n e m e n . ' T m a c h gaen m e t d e affaires soo't wil, de devotie, j a c h t en m u s i q gaen voor. » F e r n e r das U r t e i l v o n H o p s N a c h f o l g e r H a m e l B r u y nincx, 16. I. 1704, RITTER S. 182. 1M ) Villars, 15. I V . 1699, P, A u t r , 71, 2. X . 1700, e b e n d a 75. VILLARS I, S. 202. Berichte d e r venezianischen G e s a n d t e n , FIEDLER, Relationen, I I , S. 276/77, 311, 388. ARNETH, E u g e n , I, S. 196—198.
» 5 ) Villars, 1. I X . 1700, P, A u t r , 75. 13e
) Villars, 23. V I I I . 1698, e b e n d a 69. VILLARS I, S. 202. ARNETH, E u g e n , I, S. 198/99. BERNEY, Hochzeit, S. 64/65. 13 ') Villars, 27. I X . , 15. X . , 22. X . 1698, P, A u t r , 69, 13. V. 1699, e b e n d a 71, 29. X I I . 1700, e b e n d a 76. 138 ) Villars, 28. X I . 1699, e b e n d a 72. Siehe a u c h d e n Bericht Ruzinis, FIEDLER, Relationen, I I , S. 390—392. 139 ) Villars, 3. X I . , 4. X I I . 1700, P, A u t r , 76. VILLARS I, S. 202/03. FIEDLER, Relationen, I I , S. 392/93. 140 ) Villars, 30. I X . 1699, P, A u t r , 72. 141 ) Villars, 24. V I I . , 17. V I I I . , 6. I X . 1698, e b e n d a 69. 142 ) Villars, 25., 28. I I . 1699, e b e n d a 71. VILLARS I, S. 203/04. FIEDLER, Relationen, I I , S. 280, 317, 394. 143 ) Villars, 30. I X . 1699, P , A u t r , 72. » 4 ) Villars, 4. I I I . , 30. I X . , 11. X I . 1699, e b e n d a 72, 25. V., 26. X I . , 25. X I I . 1700, e b e n d a 73, 74, 75, 76. 145 ) U b e r J o h a n n F r i e d r i c h Buccelini FIEDLER I I , Relationen, S. 396/ 97, HÉYRET I I I , S. 181—183. I n O b r e c h t s M é m o i r e c o n c e r n a n t la cour d e V i e n n e v o n 1698, P, A u t r , 70, wird er bezeichnet als «incapable d e traiter a u c u n e affaire d ' i m p o r t a n c e » , w ä h r e n d Villars in seinem Bericht v o m 30. I X . 1699 i h n «un très p a u v r e h o m m e » n e n n t . D e r G r o ß k ä m m e r e r K a r l F e r d i n a n d W a l d s t e i n (1634—1702), WURZBACH 52, S. 227, w i r d v o n d e m H o l l ä n d e r H a m e l B r u y n i n c x a m 22. I . 1701 als « h o m m e fort tranquille, paisible et h o n n ê t e se m ê l a n t p l u s d e sa charge d e m é n a g e r l'esprit d e son m a î t r e et d e ses p r o p r e s affaires q u e d e celles d u public» bezeichnet, W G I I , S. 179. 146 ) Ü b e r Graf H e i n r i c h F r a n z M a n s f e l d F ü r s t F o n d i (1641—1715), seit 1689 Feldmarschall, THÜRHEIM, S t a r h e m b e r g , S. 369, 447, ARNETH, E u g e n , I, S.162—171, 204/05. Villars, 4. I I I . 1699, P, A u t r , 7 1 : «il paraît avoir b e a u c o u p d ' e s p r i t et p l u s d'expérience avec la guerre et les négociations q u e la p l u p a r t des autres M i n i s t r e s ». D a g e g e n bezeichnet i h n
428
Anmerkungen zu Kapitel 3, Seite 290—291
Hamel Bruynincx am 22. I. 1701, WG II, S. 179, als «homme d'esprit, remuant et intrigant». Wir werden ihm noch häufiger begegnen. " ' ) Ü b e r H a r r a c h ( 1 6 3 7 — 1 7 0 6 ) GAEDEKE I , S . 4 5 - 4 8 , 1 7 5 — 2 1 3 , V. SRBIK, W U V , S. 32, v. GSCHLIESSER S . 285, FIEDLER, R e l a t i o n e n , I I ,
S. 394/95, VILLARS I, S. 213/14. Villars, 4. I I I . 1699, P, Autr, 71: «très
galant homme, honnête, poli, propre à bien faire les honneurs de la Cour, un peu paresseux naturellement», 30. IX. 1699, ebenda 72: «un galant homme, poli, aussi propre à bien s'acquitter de la charge de grand maître qui l'oblige à en faire les honneurs, que peu capable de ce qu'il y a de plus important dans cet emploi par lequel on est proprement premier ministre sans en avoir le titre . . . Aucune de toutes les grandes qualités qui font un grand ministre, ne paraissent dans le Comte de Harrach, et Votre Majesté en sera pleinement persuadée qu'elle fera reflexion qu'étant depuis sa première jeunesse mieux de l'Empereur que personne, plus ancien conseiller d'État que tout ce qui a gouverné depuis vingt ans, il n'a cependant jamais aspiré à entrer dans les affaires. Un homme qui avec une telle modération a passé la plus grande partie de sa vie, ne se réveille guère à 64 ans. » Ähnlich die Urteile der Holländer Hop und Hamel Bruynincx, 28. III., 11. XI. 1699, 22. I. 1701, W G II, S . 47, 126, 179. 148 ) Eugen an Harrach, 17. VI. 1701, W, AHar, 298: «Votre Excellence me permettra dans cette conjoncture de la prier de faire souvenir Sa Majesté de moi tant en ce qu'elle croirait que je puisse être utile à son service que pour les gouvernements vacants. » "») Uber Kaunitz(1655—1705)ADB15,S.485/86,BildTEXV.S.36, FIEDLER, Relationen, II, S. 395. Villars, 4. III., 30. IX. 1699, Ρ, Autr, 71, 72, 14. IV. 1700, ebenda 74: «la meilleure tête que l'Empereur ait dans son ministère». Ähnlich Hamel Bruynincx, 22. I. 1701, WG II, S. 179: «il passe pour avoir de l'esprit, de l'expérience et de l'application aux affaires publiques avec droiture et jugement. » Er war seit 1675 verheiratet mit Maria Eleonore Wratislaw von Sternberg, Tochter jenes Adolf Wratislaw von Sternberg, der zusammen mit Prinz Eugen das Goldene Vließ erhalten und 1690 bei dem Versuch der Verbindung des Prinzen mit der Prinzessin von Sachsen-Lauenburg eine Rolle gespielt hat. « Le Comte de Kaunitz », so behauptet Villars in seinem Bericht vom 30. IX. 1699, «a beaucoup de sagesse et de bon sens, ces deux qualités l'ont porté à fermer les yeux sur certaines choses de la conduite de sa femme, qui étant assez galante naturellement et habile ailleurs a plus contribué à la fortune de son mari que ses services. IL a mieux aimé croire sa femme habile que coquette et aiant ces deux qualités dans la perfection, il a voulu uniquement connaître celle qui lui était avantageuse et ignorer celle qui ne donne pour l'ordinaire que de vaines et inutiles douleurs. » 150) Villars, 30. IX. 1699, ebenda: «Le Comte de Kaunitz se sert d'un nommé Palma, qui avait la première part à la confiance de Kinsky, homme de beaucoup d'esprit, entreprenant et qui brillerait dans le conseil où on l'empêchera bien d'entrer, n'étant pas même à porteé d'un tel honneur. Ce Palma avait été secrétaire de Carafa. » Hop, 24. IV. 1700, WG, II, S. 147: «Palm, een man, die in de finantien veel habiliteit en credit heeft. »
Anmerkungen zu Kapitel 3, Seite 291—294
429
läl
) Über Johann Wenzel Graf Wratislaw (1669—1712) ARNETH, Karl v. NOORDEN, I , S. 152/53, H A N T S C H , Schönborn, S. 83/84, REESE S. 97—102, BRAUBACH, G U A , S. 188. Villars, 13. X I I . 1698, P , Autr, 71: «proche parent du Comte Kinsky, qui a le plus crédit auprès de lui», 7. I. 1699, ebenda: «son [Kinsky] premier confident », 17. II. 1699, ebenda: «son ami intime ». 1M ) Über Gundaker Starhemberg (1663—1745) ADB 35, S. 480—482, BRAUBACH, GuA, S. 194. Villars, 27. V I I I . 1698, Ρ, Autr, 69: «c'est un jeune homme que les banquiers, plus propres, ce me semble que les courtisans à juger des talents nécessaires à tel emploi [Hofkammerpräsident] m'ont assuré en être très capable», 3. IX., 11. XI. 1699, ebenda 72. 153 ) Über Sinzendorf (1671—1744) ADB 34, S. 4 0 8 ^ - 1 2 , v. GSCHLIESSERS. 331/32, BRAUBACH, GuA, S. 191/92. Villars, 28. II., 1. V. 1699, Ρ, Autr, 71 : «il est de la première naissance de l'Empire, jeune homme d'esprit et capable. » 1M ) Über Salm (1648—1710) FIEDLER, Relationen, II, S. 395/96, v. N O O R D E N , I I I , S. 434—439, BRAUBACH, Salm. Urteil des Holländers Hamel Bruyninxc, 22. I. 1701, W G II, S. 179: «homme d'esprit et d'expérience, hautain, remuant et intéressé. » Er wurde außer von Joseph von dessen Mutter gefördert und galt als Haupt der pfälzischen Partei. 1M ) Über Graf Gotthard Heinrich Salaburg Villars, 10. I I I . 1700, P, Autr, 73, 26. X. 1700, ebenda 75: «un parfait imbécile». Uber Scalvinoni (auch Scalviglione) ebenda, H É Y R E T III, S. 174—181. 15e ) Villars, 25. XI. 1699, P, Autr, 73 : «Il est certain que jamais finances n'ont été si pitoyablement administrées. Car l'Empereur a de grands états, des pays très riches, il est le maître absolu, ne fait d'autre dépense que celle de ses troupes, car il y en a très peu pour la cour puisque les appointements du peu de grands officiers qui en reçoivent ne sont quasi rien. Il n'y a ni bâtiments ni fortifications, et l'on trouvera jamais de fonds pour rien, quoique l'Empereur soit médiocrement endetté. Le principal désordre vient de ce que rien n'est donné à ferme et que tous les revenus de l'Empereur sont des économies particulières très mal gouvernées»; 28. VII. 1700, ebenda 74: «Il n'y a pas une pistole dans les coffres de l'Empereur»; 26. X. 1700, ebenda 75 : «. . . leurs discours sont que Dieu ne les abandonnera pas, qu'ils ont le miracle de la Maison d'Autriche. Sur ces espérances ils n'ont pas fait un homme de recrue encore ni disposé aucunes troupes pour être à portée du Milanais ou des bords de la Mer Adriatique. » III,
157
) THÜRHEIM, S t a r h e m b e r g , S. 355.
15S
) Villars, 11., 25. II., 11. I I I . 1699, P, Autr, 71, 22. VII., 12. IX. 1699, ebenda 72, 21. VII. 1700, ebenda 74. 159 ) Villars, 14. III. 1699, ebenda 71. 16 °) S A I N T - S I M O N X, S. 5 7 1 / 7 2 (Schreiben vom 28. IX. 1 7 1 7 ) . Vgl. BRAUBACH, G u A , S . 161
99—101.
) RENÉE S . 2 1 7 , 3 5 3 , 3 9 2 . DANGEAU I , S . 7 2 / 7 3 . SOURCHES I , S . 1 7 6 .
» 2 ) DANGEAU I , S . 1 8 8 , 2 2 2 , 2 4 2 , 3 7 0 , I I , S . 1 4 4 , I V , S . 3 7 1 . SOURCHES
I, S. 304, I I I , S. 147, IV, S. 54, 117, 265, 267. 163 ) Vgl. S A I N T - S I M O N X , S . 5 3 9 — 5 7 2 , SCHULTE, Jugend, BRAUBACH, G U A , S .
91—97.
S. 4 8 2 - ^ 8 6 ,
430
Anmerkungen zu Kapitel 3, Seite 294—297
1M
) SAINT-SIMON X, S. 261/62. " 5 ) Berichte des Abbé d'Estrades, 8. V., 20. V i l i . , 1. X I I . 1684, Ρ, Sav, 77. In dem letzten Bericht wird die Abreise des Grafen von Turin angekündigt, «pour se rendre auprès de V. M., et il est si bien instruit de tout se qui s'est passé ici avant et depuis le mariage de son oncle qu'il informera V. M. mieux que je ne serais faire par mes lettres ». 16e ) Er suchte damals auch, durch Fürsprache für die Großmutter und deren Tochter beim König, Madame de Carignan zu versöhnen. SOURCHES I, S . 195. » ' ) DANGEAU I I , S . 4 5 8 , I I I , S . 7 5 , 8 8 , 1 2 8 , 1 3 5 , 1 4 3 . SOURCHES I I I ,
S. 147, 421, 423, 445. 1ΒΒ
) DANGEAU V , S . 4 2 / 4 3 , 1 5 7 . SOURCHES I V , S . 3 8 2 , 4 3 0 . S A I N T - S I M O N
V, S. 77. 169
) DANGEAU V , S . 1 6 3 , 2 0 0 / 0 1 , 3 2 5 , 3 5 2 . SOURCHES I V , S . 4 3 6 , 4 4 1 ,
452, V, S. 80. 17 °) Am 11. I. 1695 teilte die Hofkanzlei in Wien dem Hofkriegsrat ein Schreiben des kaiserlichen Botschafters in Venedig Graf T h u m mit dem Gesuch des Grafen von Soissons um Aufnahme in kaiserliche Dienste mit der Bitte mit, darüber mit dem gerade in Wien befindlichen Prinzen Eugen zu sprechen, W, K, 395. Bericht des spanischen Residenten in Venedig, 29. I. 1695, S, E 1 3667. m ) Wilhelm von Oranien an Karl II. von Spanien, 26. V I I I . 1695, ebenda. 172 ) Berichte Tessés, 5., 28. X. 1696, SAINT-SIMON I I I , S. 432, 439. 173
) JAPIKSE I I , 3 , S . 4 1 5 , 4 3 9 .
1M
) Akten in S, E 1 3667.
175
) SAINT-SIMON X , S . 5 6 5 / 6 6 .
DANGEAU V I , S . 4 5 9 . I m
November
1700 wies Ludwig XIV. den neuen Gesandten in Turin, Phélipeaux, an, jeden direkten oder indirekten Verkehr mit der Familie des Grafen von Soissons zu vermeiden und sich nicht zu ihren Gunsten bei ihm zu verwenden, R d l XIV, S. 227. " · ) Villars, 14., 18. I I I . 1699, P, Autr, 71. VILLARS I, S. 221, 239. " ' ) Am 20. X I . 1699 berichtet der bayrische Resident in Wien, Mörmann, M, K. schw. 14/4, von einem Streit zwischen dem Grafen von Soissons und dem dänischen Gesandten Urbich beim Spiel. 178 ) Eugen an Kaiser Leopold, 27. II. 1702, FE I I I , Suppl. S. 59. 179
) J o s e p h a n K a i s e r L e o p o l d , 8. V I I I . 1702. RÖDER VON DIERSBURG,
KuS, I , S. 8 2 . leo) T E X V I ; g 1702. Mörmann, 23. VIII., 2. IX. 1702, M, K. schw. 15/2. 181 ) I m Oktober 1702 empfahl er sie dem Kaiser, „damit ihnen ein ehrlicher Unterhalt möge gereicht werden", worauf die Resolution erfolgte, „das in Böhmen noch ausständige neben 3 anderen Monaten" der Witwe zu geben, W, K, 414.
ANMERKUNGEN ZU KAPITEL 4 *) Villars berichtet darüber am 16. I. 1700 nach Paris, P, Autr, 73. 2 ) Vgl. die Relation des Venezianers Ruzini von 1699, FIEDLER II, S. 393. Über den Geheimen Rat in Österreich FELLNER-KRETSCHMAYR I, 1, S. 50—57, TURBA, Seilern, S. 202—206. 3 ) Vgl. BRAUBACH, V U W , S. 17—26. 4 ) Konferenz-Protokolle, Referate und Resolutionen V I I und V I I I 1700 in F E I I I , S. 395—405. Vgl. GAEDEKE II, S. 89*. In seinem Bericht an den Kaiser vom 29. I. 1701, F E I I I , Suppl. S. 11—14, weist Eugen ausdrücklich darauf hin, daß der Kaiser noch zu Lebzeiten Karls II. die Bildung einer Auxiliararmee für Spanien von 30.000 Mann beschlossen hatte. 5 ) Villars, 10. XI. 1700, P, Autr, 76. 6 ) Villars, 4. X I I . 1700, ebenda: «L'Empereur dont la fermeté ou l'indifférence ont paru extrêmes dans les grandes occasions qu'il a eues de les éprouver, est plus vivement outré du dernier malheur qui vient d'arriver à sa maison qu'il ne l'a été de sa vie . . . L'Empereur se reproche de n'avoir pas suivi sa pensée qui était d'envoyer d'abord ses troupes en Italie. Il se rendit à l'opinion de ses Ministres, et tout le monde est convaincu que si les Espagnols avaient vû les Allemande prêts en tout événement à disputer l'Italie qu'ils auraient balancé à faire changer le testament. » 7 ) Villars, 15. X I I . 1700, ebenda. 8 ) Villars, 25. X I . 1700, ebenda, über Abreise von Wratislaw («homme d'esprit et capable»), GAEDEKE S. 120, 203*/04*. Rep. I, S. 140. β ) Leopold an Starhemberg, 18. XI. 1700, F E I I I , S. 406, T H Ü R H E I M , Starhemberg, S. 340. Villars, 20. X I . 1700, P, Autr, 76: «L'Empereur n'a pas point paru en public; le soir même il écrivit un billet de sa main au Président de guerre; j'étais avec lui quand il le reçut, et le soir il a rassemblé les Feldmaréchaux Caprara, Prince de Savoye et Commercy. » 10 ) Starhemberg an Eugen, 21. XI. 1700, FE III, S. 407, T H Ü R H E I M , Starhemberg, S. 342/43. Schon am 3. X I I . 1700 teilte Heinsius aus dem Haag Wilhelm von Oranien mit, daß der Kaiser entschlossen sei, 30.000 Mann unter dem Markgrafen von Baden am Rhein aufzustellen und 20.000 unter dem Prinzen Eugen nach Italien zu schicken, Archives ou Correspondance inédite de la Maison d'Orange-Nassau, I I I Ser. p. p. F. J . L . KRÄMER I I I , 1 9 0 9 , S .
272.
FE I I I , Suppl. S. 5—11. 12 ) Villars, 2. I I I . 1701, P, Autr, 77: «Le Prince de Savoye a très fortement représenté dans les commencements et continue encore que comme l'on croit entraîner de certaines puissances dans la guerre, en leur faisant voir que si elles ne veulent pas y entrer vivement, on abandonnera tout de ces côtés-ci, c'eût été un moyen plus efficace de les engager, en agissant d'abord avec vigueur et en attaquant l'Italie. »
Anmerkungen zu Kapitel 4, Seite 308—313
432 13
) Villars, 4. X I I . 1700, ebenda 76: «Le Prince de Bade est absent, le Prince de Savoye n'est pas consulté, le Président de guerre même l'est très rarement, sans les ministres lui et Caprara seraient plus souvent admis dans les conférences, leur grand âge et les infirmités dont ils sont accablés ne leur laissent pas des vues bien nettes outre que jamais ni l'un ni l'autre n'ont été des premières têtes. Quand on aura mis l'armée entre les mains du Prince de Savoye il la gouvernera bien, mais jusque là on ne lui parle pas. Ainsi les Ministres se faisants des obstacles sur tous les projets de guerre et ceux qui pourraient applanir les difficultés n'étant pas appelés, tout ce qui est difficile paraît impossible. » ») F E I I I , Suppl. S. 5—11. 15 ) W, K, 411. le ) Über Capraras T o d T E XVI, S. 490, Villars, 6. II. 1701, Ρ, Autr, 77. Nach einem Referat an den Kaiser, W, K, 411, hatten sich außer Eugen noch der Feldzeugmeister Marchese Obizzi, der Feldmarschall-Leutnant Graf Corbelli und der Hofkriegsrat Graf Philipp Christoph Breuner um die Vizepräsidentschaft des Hofkriegsrates beworben, doch nach Villars trat dem Prinzen als wichtigster Konkurrent Graf Mansfeld entgegen. 17 ) «de s'embarquer sans biscuit». Villars, 22. I. 1701, Ρ, Autr, 76, VILLARS I , S .
313—319.
1β
) Villars, 1. II. 1701, Ρ, Autr, 77. " ) Siehe oben S. 235. 20 ) Zum Folgenden BRAUBACH, LW, S. 413—435. «) Villars, 24. VI. 1698, P, Autr, 69, 26., 30. X., 10., 17. XI. 1700, ebenda 76. 22
) RÖDER VON DIERSBURG, K U S , I , U r k . S . 3 / 4 . N o c h a m 1 0 . X I . 1 7 0 0
behauptete Villars, man denke ernsthaft daran, den Markgrafen zu entlassen und das Kommando am Rhein Styrum zu übertragen, « un des plus mauvais généraux qu'ait l'Empereur, avec du courage véritablement, mais il n'a pas le sens commun . . . Je souhaits pour le service de Votre Majesté que Styrum ait cet emploi. » Siehe oben Kap. I I I , Anm. 9. Villars, 26. II., 2., 7., 13., 16., 19. I I I . 1701, P, Autr, 77. 24 ) W G II, S. 183—185. 25
) A b g e d r u c k t ist d e r Brief des Kaisers bei RÖDER VON DIERSBURG,
KuS, I, Urk. S. 5. Vgl. zum Inhalt BRAUBACH, LW, S. 430/31. 2δ ) Es gab noch strittige Punkte, doch hat man sich, nachdem zunächst noch im April die Grafschaft Ortenau dem Markgrafen als Lehen vom Kaiser übertragen worden war, im wesentlichen geeinigt, so daß Mitte Juni offiziell seine Ernennung zum kaiserlichen Oberbefehlshaber erfolgen konnte. Daß er im Hinblick auf die Aussichten des Krieges freilich pessimistisch blieb, zeigen seine Briefe an Eugen vom 22. VI. und 11. VII. 1701, RÖDER VON DIERSBURG, K u S , I , U r k . S . 27
17—20.
) Vgl. zum Folgenden BRAUBACH, K u d M , S. 297—301. 28 ) Villars, 5. II. 1701, P, Autr, 77. 2 ") Villars, 2. IV. 1701, ebenda. 30 ) Villars, 16. IV. 1701, ebenda: «Il n'y a plus de conseil de guerre. Le Président est mourant depuis 6 semaines, le Viceprésident mort, et tout le reste du conseil malade. La Présidente se porte bien et vend tout
Anmerkungen zu Kapitel 4, Seite 313—316
433
ce qu'elle peut. Voilà, Sire, tout ce qu'il y a de vif dans le conseil de guerre. » Gemahlin Starhembergs war die Tochter Josepha des Grafen Jörger, die in zweiter Ehe den Grafen Gundaker Starhemberg heiratete ( t 1746), THÜRHEIM, Starhemberg, S. 357/58. 31 ) Villars, 7., 13., 16., 19. I I I . 1701, ebenda. 32 ) W, SA, KPuR, 38. 33 ) Mörmann, 26. IV. 1701, M, K. schw. 14/13. Villars, 27. IV. 1701, P, Autr, 77: «Nous avons vu son régiment qui est très beau, fort propre et bien tenu, les hommes m'en paraissent plus beaux que de celui de Vaudémont. » Nach Mörmann hätte Villars ausgesetzt, daß zu wenig Offiziere vorhanden seien, worauf ihm erwidert worden sei, es gäbe da viele Soldaten, die fähig wären, Offiziere abzugeben. 31 ) F E I I I , S. 436/37. 35 ) Mörmann, 11. V. 1701, M . K. schw. 14/13. Villars, 11. V. 1701, P, Autr, 78. Fürst Anton Liechtenstein an Wratislaw, Laxenburg, 11. V. 1701, W, K, D K 182 (Abschrift aus dem Liechtensteinschen Archiv). 3e ) Aus dem erwähnten Briefe Liechtensteins an Wratislaw, der fast gleichlautend in französischer Sprache an den Grafen Goëss im Haag ging: „Jetzt sogleich, daß ich dieses Inserat diktiere, kommt Prinz Eugen per posta hierher, referiert, daß der General Guido ihm durch einen Expressen berichtet, daß die Franzosen ganz an die Frontiere angerückt, um ein Campement zu formieren, also beurlaubt er sich vom ganzen Hof und geht mithin au poste zur Armee." Über seine Abreise aus Wien Mörmann, 14. V. 1701, M, K. schw. 14/13. 37 ) Villars, 16. II. 1701, P, Autr, 77. 3S
) VILLARS I , S . 3 4 9 .
39
) Eugen an Harrach, 17. VI. 1701, W, AHar, 298. Übrigens hat der Prinz sich auch gleichzeitig wie Daun und Obizzi um die von Starhemberg bisher innegehabte Oberstenstelle der Wiener Stadtguardia beworben, W, K, 411. 10 ) Villars, 18., 22. VI. 1701, P, Autr, 78. Villars behauptete übrigens, daß vor einem Jahr Prinz Eugen Nachfolger Starhembergs geworden wäre. Über Mansfeld s. o. Kap. 3, Anm. 146. 41 ) Bestimmt für Italien waren im November 1700 von der Infanterie die Regimenter Alt-Starhemberg, Mansfeld, Nigrelli, Guido Starhemberg, Herberstein, Bagni, Guttenstein und Jung-Daun, von den Kürassieren die Regimenter Visconti, Commercy, Vaudémont, Lothringen, Pálffy und Cusani, von den Dragonern die Regimenter Savoyen, Dietrichstein, Vaubonne und Sereni; zu ihnen sollten stoßen die Infanterieregimenter Liechtenstein, Lothringen, Gschwind und Longueval, die Kürassierregimenter Taaffe, Darmstadt und Pfalz-Neuburg sowie die Deák-Husaren, F E III, S. 61, 83, 143. " ) W, K, 411. Siehe auch Hofkriegsrat an Hofkammer, 28. I I I . 1701, F E III, S. 436. 13 ) Über den offenbar von Eugen vorgeschlagenen Freiherrn Johann Georg Martini von Martinsberg hatte sich die Hofkammer am 29. X I I . 1700 skeptisch geäußert, FE I I I , S. 413/14: „Von dem Baron Martini und dessen Meriten und Qualitäten weiß man . . . nichts anders, als daß er 28 Braubadi, Prinz Eugen
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im verwichenen Jahr per modum einer Agentie für 2 oder 3 Regimenter, so Württemberg in venezianischen und mailändischen Diensten gehabt, ehemals gesorgt und in Venedig und Mailand sollizitiert habe, welches wohl keine Incumbenz zu sein scheint, welche mit dem, was bei einer Armee die Funktion eines Obristkriegskommissarii erfordert, in paragon gestellt oder die Suffizienz des subjecti daraus argumentiert werden kann." Mörmann, 4. VI. 1701, M, K. schw. 14/13, bezeichnet ihn als württembergischen Residenten in Wien; Villars, 2. III. 1701, P, Autr, 77, nennt ihn einen «homme assez habile et entendu». Martini wird uns später auch als Agent Eugens in Kunst und Literatur begegnen. " ) ARNETH, Starhemberg, S. 226. ") Bericht Eugens, 26. V. 1701, FE III, Suppl. S. 17. " ) Instruktion für Tessè, 16. XII. 1700, Rdl XIV, S. 247—253. Für seine Verhandlungen TESSÈ I, S. 183—241. " ) Rdl XIV, S. 210. «) Rdl XV, S. 343—348. 4β ) Über Erkundungsritte Eugens zur Chiusa am 23. V. berichtet Catinat am 26. V. 1701, VAULT-PELET I, S. 242. — Zum Folgenden Berichte Eugens, 26. V., 4. VI. 1701, FE III, Suppl. S. 17—33, ARNETH, E u g e n , I, S . 1 3 8 / 3 9 , F E I I I , S . 1 4 6 — 1 6 5 , ERBEN S . 6 1 1 — 6 2 2 . 50
) Vgl. die zeitgenössische Schilderung in EUGENIUS S. 148: „Und ist nur zu bewundern, daß die dabei geschienene pure Unmöglichkeit nicht einen Soldaten, in seinen Strapazen, verdrießlich gemacht, angesehen die Reiter und Dragoner meistenteils absteigen und die Pferde hinter sich herführen müssen. Die Artillerie mußte man teils mit Seilen und Kloben in die Höhe ziehen, teils auch die Lafetten und Brodwagen in Stücke zerlegen und auf den Achseln tragen und sonst noch mehr ganz unbeschreibliche Beschwernisse übernehmen, welche dem Tausendsten ganz impracticabel und unmöglich geschienen." Das Ereignis wurde auch im Bild gefeiert, siehe den Stich „Der sehr mühsame und wundernswürdige Marsch der Kaiserlichen Armee über die Tirolischen und Alt-Norischen Alpen im Jahre 1701" in T E XVI, S. 326. 51
62
) MÉRODE-WESTERLOO I I , S . 1 0 2 / 0 3 . V g l . OEHLER S . 3 7 1 .
) V. SRBIK, WUV, gem. Reg. S. 338. Der Name Velo begegnet in Eugens Korrespondenz nur in einem Schreiben an den Oberst Batté vom 6. II. 1706, FE VIII, Suppl. S. 45, in dem er die Weisung gibt, die Güter des Conte Giovanni Battista di Velo „von aller unbilligen Kriegsbeschwerlichkeit und Ungelegenheit" zu verschonen. " ) Bericht Eugens, 17. VII. 1701, FE III, Suppl. S. 49: „ . . . solange ich weiß, was Armeen sind, und solange deren gesehen habe, so will ich mit meiner Ehre und Reputation, ja mit meinem Kopfe behaupten, wann möglich sein könnte, eine schärfere Zucht zu observieren, als in welcher Dero Armee bis zur Aktion von Carpi gelebt habe." M ) FE III, S. 170, Suppl. S. 74/75. Über die Rolle, die Eugens Feind Venzati im Auftrage des Kaisers damals in Venedig gespielt haben will, vgl. BRAUBACH, GUA, S. 167/68. Nach dem Übergang über die Etsch kam es auch zu Auseinandersetzungen mit den päpstlichen Behörden. Nach einem Referat der Wiener Konferenz vom 19. VII. 1701, W, SA, KPuR
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38, hatte der damalige kaiserliche Botschafter in Rom Graf Lamberg auf ein Schreiben Eugens dem Papst die Notwendigkeit des Einmärsche in das Gebiet von Ferrara darzulegen gesucht, worauf der Papst protestiert habe ; man solle, so schlug die Konferenz vor, nun ihm erklären, daß es, nachdem es infolge der Verweigerung des Etschübergangs durch Venedig keine andere Möglichkeit gegeben, ihm kein weiteres Mißvergnügen bereiten könne, zumal der Prinz nicht allein dieTruppen wieder abgezogen, sondern auch gute Disziplin gehalten und alles bezahlt habe, auch die Generalität jetzt angewiesen sei, päpstliches Gebiet nicht mehr zu betreten. Schreiben Eugens an den päpstlichen Legaten Kardinal Astelli und an Molino vom 27. und 28. VIII. 1701 sind abgedruckt bei HELLER B, I, S. 193—195. FE III, S. 169—175. Schreiben Eugens an Guido Starhemberg aus Arcóle, 18., 19., 27. VI. 1701, ebenda Suppl. S. 33—37, an Vaubonne, 19. V I . 1701, HELLER B, I, S. 181, an Harrach, 26. V., 1., 17., 30. V I . 1701, W ,
AHar 298. 6e ) Bericht Eugens, Castelguglielmo, 3. VII. 1701, FE III, Suppl. S. 38—43. Bericht Catinats, 2. VII. 1701, VAULT-PELET I, S. 267. Über die Überraschung, die Eugens Fortschritte auch in Wien hervorriefen, berichtet Mörmann, 9. VII. 1701, M, Κ. schw. 14/13. " ) FE III, S. 191—199. Bericht Eugens, 12. VII. 1701, ebenda Suppl. S. 43—48. ERBEN S. 620. Bericht des Kaisers an Ludwig Wilhelm von B a d e n , 1 3 . / 1 4 . V I I . 1701, RÖDER VON DIERSBURG, K U S , I , U r k . S . 1 5 / 1 6 . 58
) Mörmann, 16. VII. 1701, M, Κ. schw. 14/13. Bericht Catinats, 11. VII. 1701, VAULT-PELET I, S. 275: «M. le Prince Eugène a été légèrement blessé au genou; on l'a cependant vu au lit immédiatement après l'action dans le même logis, où était logé M. de Saint-Frémond. » 59 ) Villars, 27. VII. 1701 (letzter Bericht aus Wien), P, Autr, 78. 60 ) Villars, 20. VII. 1701, ebenda: «Il est certain que ce petit succès du Prince Eugène me mettait hors d'état de paraître en aucun lieu. Le Roi des Romains me cherchait dans les antichambres de l'Empereur, pour en triompher à mes yeux, et le courtisan est bien éloigné de la modestie des premiers ministres, lesquels cependant me paraissent d'une hauteur qu'ils n'avaient pas avant ces dernières nouvelles quoique peu importantes.» 61 ) Liechtenstein an Goëss, 16. VII. 1701, W, K, D K 182 (Abschrift aus dem Liechtensteinschen Archiv). 62 ) FE III, S. 199—212, Bericht Eugens, 17. VII. 1701, ebenda Suppl. S. 49—52. 63 ) Ebenda III, S. 212—220, Bericht Eugens, 29. VII. 1701, ebenda Suppl. S. 54—58. M ) Ludwig Wilhelm an Eugen, 26. VI. 1701, RÖDER VON DIERSBURG, KuS, I, Urk. S. 17/18: «Je vous mande ceci ingénument pour que vous puissiez prendre vos mesures là-dessus, d'ailleurs aiant été averti que les Français faisaient état de renforcer leur armée en Italie par 8 bataillons d'infanterie et un assez fort corps de cavallerie » ; 11. VII. 1701, ebenda S. 18 bis 20 : «. . . selon le bruit général ce doit être un corps assez considérable composé d'infanterie et de cavallerie, il y a quelque jour que ce détachement doit avoir été fait, et comme il ne leur faut, selon leur compte, que quarante jours ou trois semaines pour joindre leur armée en Italie, vous pourriez 28*
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Anmerkungen zu Kapitel 4, Seite 323—331
bien en quinze jours ou trois semaines les avoir sur les bras. Il ne faut point douter, qu'ils ne se pressent et qu'ils ne se fortifient en Italie le plus qu'il leur sera possible, votre passage de l'Adige et du Canal bianco leur donnant à ce qu'on m'assure beaucoup d'inquiétude. Tout ce que j'appréhends pour Vous, est, que ce renfort ne leur arrive plutôt que celui que l'Empereur notre Maître pourrait vous avoir destiné. » 65 ) FE III, S. 220—242, Bericht Eugens, bei Bagnolo, 12. V i l i . 1701, ebenda Suppl. S. 58—62. se ) Bericht Eugens, zwischen Uragio und Pontoglio, 19. VIII. 1701, ebenda Suppl. S. 62—65. · ' ) ERBEN S . 621. 68 ) FE III, S. 242—250, Berichte Eugens, 22., 25. VIII. 1701, ebenda, Suppl. S. 65—72. «") FE S. 250—268, Berichte Eugens, 31. VIII., 4. IX. 1701, ebenda Suppl. S. 73—85. 70 ) Unter den Verwundeten auf der Gegenseite befand sich der damals in savoyischen Diensten stehende spätere venezianische Feldmarschall Johann Matthias von der Schulenburg: SCHULENBURG I, S. 78—80. N
) RÖDER VON DIERSBURG, K u S , I , U r k . S . 4 1 / 4 2 . M ö r m a n n ,
10.,
14. I X . 1701, M , K . schw. 14/14.
™) FE III, S. 269—288, Bericht Eugens, Pontoglio, 3. X. 1701, ebenda Suppl. S. 85/86, Dankschreiben an Vaubonne, 11. X. 1710, ebenda Suppl. S. 88/89. Weisungen Eugens an Vaubonne, 21., 27. IX. 1701, HELLER Β, I, S. 210/11.
FE III, S. 290—293. Mörmann, 12. XI. 1701, M, K. schw. 14/14. FE III, S. 295—310. ,5 ) Ebenda S. 310—316, Bericht Eugens, Borgoforte, 20. XII. 1701, ebenda Suppl. S. 89—101. 7e ) Zusammenfassung der Berichte Eugens durch den Hofkriegsrat Locher, Konferenzprotokoll, 30. XI. 1701, W, SA, KPuR 38. FE III, S. 316—320. Während der Prinz sich seit dem 21. XII. in San Benedetto aufhielt, übernahm nördlich des Po Commercy den Oberbefehl. " ) Berichte Eugens, 27./28. XII. 1701, FE III, Suppl. S. 102—108. Eugen an Graf Lamberg in Rom, 22. XII. 1701, W, NB 15324. T E XVI, S. 321. ARNETH, Eugen, I, S. 133. ,s ) Morreton (in Wien zurückgelassener Sekretär Villars'), 23. XI. 1701, P, Autr, 78: «Plusieurs lettres des officiers de l'Empereur confirment que M. le Prince Eugène est d'une telle réserve dans ses discours qu'il est impossible de pénétrer la moindre de ses vues, mais très aisé aussi de connaître qu'il médite quelque projet. ») '·) Relation Lambergs an den Kaiser, 13. VIII., Eugen an Lamberg, 19. VIII. 1701, W, NB 15324. In einem weiteren eigenhändigen Schreiben an Lamberg vom 15. IX. 1701, ebenda, dankt er für Glückwünsche zu seinen Erfolgen, «quoique ce ne soit qu'un effet de la justice du ciel à laquelle j'ai peu de part ». 80
) KLOPP I X , S. 308. OEHLER, S . 2 9 2 .
81
) Villars, 25. VI. 1701, Ρ, Autr, 78. ) Eugen an Harrach, 17., 30. VI., 25. VIII. 1701, W, AHar 298.
82
Anmerkungen zu Kapitel 4, Seite 332—333
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»·) RÖDER VON DIERSBURG, K U S , I, U r k . S . 1 8 / 1 9 , 2 4 / 2 5 . 84 ) M o r r e t o n , 10. IX. 1701, P, Autr, 78. Übrigens dankte Eugen am 31. V I I I . f ü r die vor zwei T a g e n angelangte Rimesse, „ u n d ist dieses u m so viel besser à t e m p o gekommen, als der C a s s a - F u n d o allschon wirklich consumiert gewesen", F E I I I , Suppl. S. 76. 85 ) F E I I I , S. 494. 86 ) M o r r e t o n , 23. X I . 1701, P, Autr, 78. 87 ) Eugen an Harrach, 26. IX. 1701, W , A H a r 298. 88 ) F E IV, S. 41—45. Bei der Armee befanden sich n u n die Infanterieregimenter Mansfeld, Nigrelli, Starhemberg, Gschwind, Herberstein, Bagni, Guttenstein, Lothringen, D a u n , Longueval, K r i e c h b a u m u n d zwei Bataillone Liechtenstein, die Kavallerieregimenter Taaffe, P f a l z - N e u b u r g , Commercy, Darmstadt, Vaudémont, Corbelli, Pálffy, Visconti u n d L o t h ringen sowie die Dragonerregimenter Savoyen, Sereni, Dietrichstein, Vaubonne, dazu zwei Husarenschwadronen. e9 ) Aus seiner Korrespondenz mit L a m b e r g haben sich einige Stücke erhalten, die sich in W, N B , befinden, nämlich ein Schreiben Eugens aus dem Feldlager bei Pontoglio v o m 30. I X . 1701, X V I , 61, u n d ein chiffrierter Brief mit eigenhändiger Unterschrift vom 22. X I I . 1701, 15234, die sich ausführlich mit der Verschwörung in Neapel u n d der E n t s e n d u n g eines K o r p s nach dort beschäftigen. 90 ) LANDAU, Wien, S. 119—145. 91 ) In d e m Schreiben an L a m b e r g v o m 22. X I I . 1701 hatte er den Botschafter zunächst gebeten, „Seine Päpstliche Heiligkeit in m e i n e m N a m e n mit allertiefstem Respekt zu komplimentieren u n d zu versichern, d a ß Dero heiligen Kirche T e r r i t o r i u m nicht allein mit d e m Quartierwesen in allweg verschonen, sondern auch sonst nach Möglichkeit mit den K a i serlichen mir anvertrauten Waffen vor allem, was sich ereignen möchte, beschützen w e r d e " . Zugleich teilte er i h m mit, „welchergestalten es n u n m e h r an der Zeit, daß m a n auf das Neapolitanische Werk gedenke, u n d gleichwie m i r vor wenig T a g e n das Kaiserliche I n s i n u a t u m hierüber m i t starkem N a c h d r u c k eingelaufen, ich m i t h i n m i c h in Stand richte, das D e t a c h e m e n t von 10 bis in 11000 M a n n teils Kavallerie teils Infanterie u n t e r dem Principe C o m m e r c y mit nächstem abschicken zu können, also ist aber sehr vonnöten, daß m a n zuvor wisse, was bei U b e r n e h m u n g dessen allda an den G r e n z e n des regni f ü r verlässige Dispositiones anzutreffen sein werden. W a s von mir dependiert, besteht bloß darin, daß ich zu dessen Subsistenz oder ü b e r das Ferraresische oder Bolognesische die Anstalten m a c h e u n d d a r u m einen eigenen Commissario mitschicke, allein von d a n n e n weiter den U n t e r h a l t zu disponieren, weniger ein ferneres Magazin einzurichten, d a ß auch von hier aus bei E i n t r e t u n g in das regno des Proviants, Pferdsfutters u n d was noch sonst Notdürftigkeit sein dürfte, beigeschafft werde, das leidet so wenig die Zeit, als ich an sich selbst auch dazu keine Mittel noch Vermögen habe . . . E. E . begreifen, d a ß m a n hierinfalls sicher gehen u n d die Subsistenz d u r c h das Päpstliche richtig haben müsse, d e n n sollte bei A n k u n f t des C o r p o absonderlich aber ü b e r das Gebirge die Subsistenz gebrechen, so ist es fast ein f ü r allemal als verloren zu achten, u n d was aber d a d u r c h des Kaisers Dienst f ü r ein
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Anmerkungen zu Kapitel 4, Seite 333—337
Schaden erwachsen und was auch zudem die Operation für einer Gefahr ausgestellt würde, überlasse Dero hohen Prudenz, zu geschweigen, daß noch umso viel mehrers der hiesige Kriegsstand periclitieren dürfte, als welchem ohnedem durch das Detachement viel entgehen, da ich längst des Oglio dies- und jenseits des Mincio, wie auch dies- und jenseits des Po samt dem Crostolo einen sehr weitschichtigen parere zu verwahren habe, also daß, wenn dem Ruf nach der Feind sich verstärken sollte, ich fast nicht sehe, wie ich gewachsen sein kann . . . Nichtsdestoweniger und weil I. K. M. absoluter Befehl dahin geht, ja auch von selbst die Importanz des Werks wohl erkenne, so verabsäume ich keinen Augenblick, den Abmarsch zu disponieren." 92 ) Die kaiserliche Instruktion für Commercy vom 29. I. 1702 ist abgedruckt FE IV, S. 659—668. Siehe FE IV, S. 72—74, Berichte Eugens, 2., 7., 13., 16. I., 8., 12., 22. II. 1702, Eugen an Lamberg, 13. I. 1702, ebenda Suppl. S. 6/7, 9—12, 18—21, 38—40, 49. LANDAU, Wien, S. 218
bis 232. 93 ) TESSÈ I, S. 220—223. M ) FE IV, S. 75—78, Berichte Eugens, San Benedetto, 2., Gualtieri, 7., Luzzara, 9., 16., 23. I. 1702, ebenda Suppl. S. 5—30. Eugen an Vaudémont, 12. I . 1702, HELLER B, I, S. 228. ° 5 ) QUINCY I , S. 2 1 2 . 9E ) VAULT-PELET II, S. 141. Eugen besaß in dem aus Mailand nach Genua geflüchteten Conte Bartolomeo Molinari einen guten Berichterstatter, Briefe Eugens an ihn abgedruckt bei PARRI S. 88—107. »') T E XVI, S. 909—919, FE IV, S. 88—114, Berichte Eugens, 3./4. II. 1702, aus Ostiano, durch Charré nach Wien gebracht, ebenda Suppl. S. 30—38. SAINT-SIMON X, S. 67—81. ARNETH, Eugen, I, S. 157—163. as ) Bericht Villeroys an Kardinal d'Estrées, Innsbruck, 18. II. 1702, SAINT-SIMON X, S. 468—471, über Besuch Eugens und Commercys: «Je reçus d'eux toutes sortes de honnêtetés. Ils ne restèrent qu'un moment avec moi, aiant des affaires pressantes ailleurs. » " ) Nach ARNETH a. a. O. wäre Eugen selbst auf den Turm des Rathauses von Cremona gestiegen, um nach Vaudémont auszuspähen. Nach seinem Bericht, FE IV, Suppl. S. 35, sei „in vielen Jahren keine Aktion geschehen, wo so viele Diffikultäten sowohl wegen der abscheulichen Wege als des langen Marsches halber obhanden waren". 10 °) ARNETH, Eugen, I, S. 462, nach Voltaires Siècle de Louis XIV.
QUINCY I , S . 176. 101 ) Nach SAINT-SIMON X, S. 376, hat Villeroy an Eugen ein Lösegeld von 50 000 Livres gesandt, die dieser aber zurückschickte mit der Erklärung «qu'il n'avait jamais songé à prendre de rançon et qu'il dispensait le maréchal d'une entrevue qui ne convenait ni à l'un ni à l'autre». Siehe auch HELLER Β, I, S. 262/63. 102 ) Über Vendôme (1654—1712), durch seinen Vater Enkel König
H e i n r i c h s I V . , SAINT-SIMON X I I I , S . 2 7 9 — 2 8 7 , DUSSIEUX S . 3 4 4 — 3 6 1 . 103 ) VAULT-PELET I I , S. 155. 104 ) Mörmann, 11. II. 1702, M, K. schw. 15/1. In seinem Bericht hat Eugen übrigens Commercy und Starhemberg sehr gelobt, von denen „der
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erste in Anführung der Kavallerie, der andere aber bei der Infanterie ihrer weltbekannten tapferen Gewohnheit nach dem Feinde ungemein Abbruch getan und sich den ganzen Tag hindurch, wo das Feuer am größten war, beständig dabei eingefunden". ios) F E I V ) g. 118—124, Bericht Eugens, 22. II. 1702, ebenda, Suppl. S. 49—57. Eugen an Trauttmansdorff, 24. II., an Starhemberg, 13. III. 1702, HELLER Β, I, S. 274/75, 280/81. 106 ) Bericht Eugens, Luzzara, 6. III. 1720, FE IV, Suppl. S. 66. — An neuen Truppen trafen im Mai die Infanterieregimenter Reventlau und Rheingraf und die Herbeville-Dragoner ein. 107 ) Κ 46/3847. 10β ) Bericht Eugens, 11. IV. 1702, FE IV, Suppl. S. 90. Zu den Vorgängen im März und April ebenda S. 131—161, Berichte Eugens, 19., 20., 27. III, 3., 11., 14., 17., 24. IV. 1702, ebenda Suppl. S. 73—108, 30. IV. 1702, HELLER Β, I, S. 325—328. loe ) Berichte Eugens, Luzzara, 1., 6., Campitello, 12. V. 1702, FE IV, Suppl. S. 118—128. 110 ) Eugen an Hofkammerrat Palm, Pietole, 23. V. 1702, ebenda S. 132. Vgl. FE IV, S. 184—188, Berichte Eugens, Ostiano, 15. V., Pietole, 23. V. 1702. ebenda, Suppl. S. 130/31, 133—138. m ) FE IV, S. 188—193. QUINCY I, S. 199—210. 112 ) FE IV, S. 193—198. 113 ) Ebenda S. 201—205, Bericht Eugens, Curtatone, 29. V. 1702, ebenda Suppl. S. 139. 114 ) FE IV, S. 225—231, Berichte Eugens, 2., 5. VI. 1702, ebenda Suppl. S. 146—148, 152—155. QUINCY I, S. 209/10: «Les deux armées
étaient à la portée du canon, maxime excellente, dont M. de Vendôme s'est beaucoup servi, surtout lorsqu'il avait affaire avec le Prince Eugène pour être plus à portée de savoir ce qui se passait dans l'armée ennemie. » 115
) RÖDER VON DIERSBURG, K U S , I, U r k . S . 6 9 .
lle
) FE IV, S. 210/11, Eugen an Goëss, 29. V. 1702, ebenda Suppl. S. 145/46. 117 ) Bericht Eugens, Curtatone, 12.VI. 1702, ebenda, Suppl. S. 155—159. 118 ) F E I V , S . 2 3 2 — 2 3 5 . AHNETH, E u g e n , I , S . 1 7 6 / 7 7 . QUINCY I, S. 212—214.
lle ) Nach VAULT-PELET I, S. 222/23, hätte Eugen so sicher mit einem Erfolg gerechnet, daß er am Ufer bei Curtatone gewesen sei, um den Gefangenen in Empfang zu nehmen. Er habe dann eine scharfe Untersuchung gegen die beteiligten Grenadiere angeordnet. 120 ) Nach QUINCY a. a. O. Berichte Eugens, Montanara, 16., 18.,
26. V I . 1702, F E IV, Suppl. S. 162—169. m ) FE IV, S. 239—242, Berichte Eugens, Montanara, 3., 10., 17. VII., ebenda Suppl. S. 169—180. m ) Eugen an General Graf Auersperg, Montanara, 26. VII. 1702, HELLER Β, I, S. 404/05. Berichte Eugens, Montanara, 17., 24. VII. 1702,
F E IV, Suppl. S. 177—186.
123) F E I V ) g 263—269, Bericht Eugens, 28. VII. 1702, ebenda Suppl. S. 189—192. QUINCY I, S. 220—225.
440
Anmerkungen zu Kapitel 4, Seite 343—348
124
) Berichte Eugens, Borgoforte, 31. VII., Sailetto, 7. V I I I . 1702, F E IV, Suppl. S. 194—196, 198—203. 125) F E I V ) s _ 273—277. 126 ) Zur Schlacht bei Luzzara: F E IX, S. 293—310, Berichte Eugens, Sailetto, 12., 14., Feldlager bei Luzzara, 21. V I I I . , an Goëss 16., an den römischen König, 21. V I I I . 1702, ebenda Suppl. S. 206—222, an Harrach, 21. V I I I . 1702, AHar 298. QUINCY I, S. 233—243. 127 ) Mörmann, 23., 26., 30. V I I I . 1702, M, K. schw. 15/2. 12S
) QUINCY I, S. 2 3 3 / 3 4 . MÉRODE-WESTERLOO I, S. 2 4 1 / 4 2 . L o u v i l l e
an die Duchesse de Beauvillers, Mailand, 15. IX. 1702, SAINT-SIMON X, S. 4 4 1 / 4 2 . 12β ) Ebenda X, S. 226/27. Liechtenstein an Goëss, 23. V I I I . 1702 (Abschrift aus dem Liechtensteinschen Archiv), W, Κ, KA 190. 13 °) Auf kaiserlicher Seite waren der Feldmarschall-Leutnant Fürst Philipp Liechtenstein und der greise General der Kavallerie Graf Sigmund Joachim Trauttmansdorff schwer verwundet worden, auf französischer der Generalleutnant Créquy gefallen. 131 ) Bericht Eugens, 2. X. 1702, F E IV, Suppl. S. 252/53. m ) FE i V > s . 325—331, Berichte Eugens, 28. V I I I . PS, 1., 11., 18. IX. 1702, ebenda Suppl. S. 227/28, 231, 236/37, 241. 133
) QUINCY I , S . 2 4 6 .
134
) F E IV, S. 357—362. ) Ebenda S. 368—370, Berichte Eugens, 16., 23. X. 1702, ebenda Suppl. S. 260/61, 266. l3e ) Ebenda Suppl. S. 275/76. 137 ) F E IV, S. 376—382. 138 ) Bericht Eugens, Carbonara, 14. X I . 1702, F E IV, Suppl. S. 277 bis 279. i3») F E IV, S. 383—387, Bericht Eugens, 21. XI. 1702, ebenda Suppl. S. 279/80. 140 ) F E IV, S. 397—402, Berichte Eugens, Feldlager bei Governolo, 19., Carbonaria, 26. II. 1702, ebenda Suppl. S. 295—298. 141 ) Mörmann, 5. V I I I . 1702, M, K . schw. 15/2. 142 ) Bericht des französischen Generals Marquis de Barbézières, Guastalla, 12. I. 1703, Ρ, Κ 1683. Ι43 ) Am 28. IV. 1703 warnt Eugen von Wien aus den nunmehr in Italien kommandierenden Guido Starhemberg vor einem Abbate Romano, der seinem italienischen Feldkriegssekretär Vastarobba bekannt sei: es sei derjenige, „den ich vergangenen Winter zu Carbonara in des GeneralWagenmeister-Leutnants Quartier habe heimlich logieren lassen und er mir seiner Offerta nach als eine doppia spia hatte dienen sollen"; Starhemberg möge versuchen, „ihn beim Kopf zu bekommen, damit durch seine präsumierende Malice wider uns nicht etwa einiger Schaden ausgeübt werden möchte", F E V, Suppl. S. 56. Siehe auch sein Schreiben an Starhemberg vom 21. V I I I . 1703, ebenda S. 115: «L'année passée j'ai eu u n projet pour surprendre Alessandrie comme Elle sait. » 144 ) F E V, S. 147. 135
LT5
) VAULT-PELET II, S. 7 5 2 .
Anmerkungen zu Kapitel 4, Seite 348—351
441
««) Nach MORRETON, 1. IV. 1702, P, Autr, 78, kam es zwischen Mansfeld und Eugen damals zu einem Zwist, weil der Prinz das Kommando des zur Expedition gegen Neapel bestimmten Detachements Auersperg nicht übertragen wollte. Nach einem Bericht Mörmanns vom 12. IV. 1712, M, K. schw. 15/1, hätte übrigens ein Italiener, der vorher in Charrés Diensten war, auf Auersperg geschossen, ohne ihn zu treffen. " ' ) Nach dem Bericht Pálffys, FE IV, S. 214. 148 ) Instruktion für Starhemberg, 27. XII. 1702, ebenda S. 696/97. "*) T E XVI, S. 632: die vornehmen Kavaliere hätten geklagt, daß sie diese Feste noch nie soviel gekostet hätten, wobei man bis gegen Morgen getanzt habe, was in der Stadt fleißig nachgeahmt worden sei, „doch wollen die dabei vorgehenden heftigen Bewegungen nicht allen wohl bekommen, wie dann selbst Ihre Römische Königliche Majestät nach geendigten Karnevals-Divertissements unpäßlich und mit einem starken Fluß überfallen worden, daß sie einige Tage des Bettes hüten müssen zu nicht geringem Schrecken des ganzen Hofes, an welchem doch auch bei diesem betrübten Zufall die fröhliche Hoffnung geschöpft wurde, daß dergleichen Leibes-Schwachheit Ihre Kaiserliche Majestät erinnern sollte, desto mehr für Erhaltung Dero Gesundheit Sorge zu tragen, wie es jeder treue Patriot von Herzen wünscht". is») FE χ γ , Suppl. S. 26. 151 ) Eugen an Locher, 24. IV. 1702, ebenda Suppl. S. 110: „Mein Herr Hofkriegsrat weiß sonst am besten, wie daß mir bei dem verstorbenen Präsidenten meine Relationen niemals solange Zeit ohne Antwort gelassen worden, jetzt aber, wenn ich alle zwei Monate einige Buchstaben empfange, so ist es ebenso viel als nichts." 15a ) K, 46, 3847. 153 ) Siehe schon den Bericht Morretons vom 3. XII. 1701, P, Autr, 78: «Mrs. les Princes de Bade et de Savoye ont quelque chagrin contre Mansfeld qui prétend depuis sa charge de président de guerre des titres que l'on ne lui donnait point auparavant, apparemment que c'est celui d'Altesse. M. le Prince de Savoye s'y est soumis, mais M. le Prince de Bade s'y oppose fortement. » 154 ) Eugen an P. Bischoff, 18. III. 1702, FE IV, Suppl. S. 72. 155 ) Über die Sendung Kochs Eugen an Palm, 14. VIII. 1702, ebenda S. 211. Mörmann, 12., 23. VIII. 1702, M, K. schw. 15/2: danach wäre er abgeschickt worden, die Differenz zwischen Eugen und Mansfeld zu bereinigen. Zu der Mission von Christoph Heinrich Hack FE IV, S. 346/47, Bericht Eugens, 2. X., Eugen an Palm, 23. X. 1702, ebenda Suppl. 252, 267. 156 ) Morreton, 29. III., 1., 19. IV. 1702, P, Autr, 78. Mörmann, 12. IV. 1702, M, K. schw. 15/1. 157 ) Ricous an Ludwig XIV., 5. VIII. 1702, über Unterredung mit Giuseppe Carrón conte di Briançon, SEGHE, in CAMPAGNE VI, S. 191/92: «Je fis passer le discours sur le Prince Eugène, qu'il me dit être très mécontent du peu de soin qu'on avait de lui à Vienne. J'augmentai encore toutes ces raisons de mécontentement par celle de son méritepersonel, par ses services, par la jalousie qu'on avait de lui qui le perdrait à la fin. Je plaignais la situation
442
Anmerkungen zu Kapitel 4, Seite 352—355
d'un général comme lui exposé à perdre sa gloire. Je peignis l'état différent de ceux qui étaient à la tête des armées de V. M. et je lui dis enfin que ce n'était pas dans la conjoncture où se trouvait le Prince Eugène où l'on put songer à lui montrer quelque chemin plus utile et plus glorieux, mais qu'après la campagne, s'il était vrai, comme on me le disait qu'il voulait se démettre du commandement, nous devions souhaiter . . . de retirer ce Prince des engagements où il était si maltraité et lui offrir quelque poste honorable aux dépenses des ennemis de V. M. » 158 ) Eugen an Palm, 29. V., 16. VI., 24. VII., 23. X. 1702, FE IV, Suppl. S. 143, 161, 186—188, 267. 15e ) Eugen an Palm, 11. IV. 1702, ebenda S. 94: „. . . und glaube fast also, oder es lesen I. K. M. selbige nicht, oder sie werden Ihr nicht umständlich vorgetragen." »») Instruktion für Pálffy, FE IV, S. 211—213. Über Johann Pálffy (1663—1750) ADB 25, S. 78—80. Er wird uns noch öfters begegnen. lel ) Mörmann, 7., 28. VI. 1702, M. K. schw. 15/1. M) FE IV, S. 213—216. ARNETH, Starhemberg, S. 262/63. 163 ) Morreton berichtete am 22. IV. 1702, P, Autr, 78, über einen heftigen Zusammenstoß zwischen Joseph und Mansfeld: als Mansfeld einer Beschwerde des Königs über die geringe Hilfe für Italien widersprochen habe, habe dieser ihn schweigen geheißen und, als er trotzdem weitersprach, die Konferenz verlassen. 1M ) Ludwig Wilhelm an König Joseph, 26. VII. 1702, RÖDER VON DIERSBURG, K U S , I , U r k . S . 7 8 / 7 9 .
" 5 ) Eugen an Harrach, 21. VIII., 9. X., 27. XI. 1702, W, AHar 298. 1ββ ) Zum Folgenden BRAUBACH, KudM, S. 302—304. Über Palm, der uns noch öfters begegnen wird, s. o. Kap. 3, Anm. 150, BRAUBACH, GuA, S. 198. Die genauen Lebensdaten von Palm waren nicht zu ermitteln. Karl Locher von Liebenstein erscheint seit 1681 in den Protokollen des Hofkriegsrats. Im April 1689 wurde er Feldkriegssekretär, 1694 Hofkriegsrat. Er ist im September 1713 gestorben, nachdem er die ungarische Herrschaft Brunocz erhalten und in den Freiherrnstand erhoben worden war, der 1714 seiner Witwe Maria Theresia, geb. von Seidern, bestätigt wurde. (Freundliche Mitteilung des Kriegsarchivs Wien.) " ' ) Eugen an Palm, an Locher, an P. Bischoff, 18. III. 1702, FE IV, Suppl. S. 70—73. Über P. Engelbert Bischoff (1654—1711) das Urteil D o l f i n s b e i ARNETH, R e l a t i o n e n , S . 12, HÉYRET I I I , S. 4 0 , DUHR S. 797/98, I V , 2, S. 4 2 8 — 4 3 1 , BRAUBACH, G U A , S . 199. les ) „Ich habe zwar um Euer Hochwürden kein Verdienst, mittelst welchem gleich für das erste Mal von Deroselben ein solches Freundschaftsstück ansuchen sollte, allein Dero durchgehende gepriesene Aequanimität macht mich hierinfalls so freie Kühnheit brauchen. Sie vergönnen mir also die Freude Dero beständig wertesten Affektion und disponieren aber auch, wozu Sie nach Dero Belieben meine Dienerschaft tüchtig und tauglich ansehen werden, als der ich mich dahin ganz offenherzig ergebe." is») F E I V ) Suppl. S. 111/12, 149/50, Eugen an Palm, 2. VI. 1702, ebenda S. 151.
Anmerkungen zu Kapitel 4, Seite 355—357
443
1,
°) Offenbar hat Menegatti zwischen Mansfeld und den beiden Vettern von Baden und Savoyen vermitteln wollen. Eugen an Palm, 3. V I I . 1702, ebenda S. 171 : „Was aber den Anschlag des Pater Menegatti anbetrifft, will ich zwar an seinen Ort gestellt sein lassen, ob es respectu des Prinzen Louis mit dem Mansfeld eines Vergleichs vonnöten haben dürfte oder nicht ; mit mir aber bedarf es dessen um so weniger, als mein Naturell nicht dahin zielt, daß darinfalls etwa einige Particular-Passion zu suscipieren wäre, wiewohl Ursache hätte in einem und anderem, vörderist ratione des Mansfeldschen Curiáis, dessen er sich in den HofkriegsratsReskripten gegen mir gebraucht, mit Fug mich zu beschweren." 171 ) Eugen an Palm, 3. VII. 1703, ebenda S. 172: „Nachdem aber mein Herr Hofkammerrat in Abwesenheit des Pater Bischoff mir einen anderen Weg mittelst des Herrn von Weisenberg erinnert hat, welchen unser Allergnädigster Herr nicht nur genehm hielte, sondern zu Prosequierung meiner treumeinenden Information allerdings verlangte, so steht es bei meinem Herr Hofkammerrat, wie solchen Weg derselbe der hohen Notdurft nach mit aller Behutsamkeit instradieren wolle." Von diesem Wege ist jedoch sonst nicht mehr die Rede. — Über die drei Jesuiten siehe das Urteil des ehemaligen Obristhofmeisters Graf Sternberg aus dem Jahre 1703, HANTSCH, Schönborn, S. 46: „P. Bischoff ein ehrlicher, wackerer Mann, P. Menegatti ebenso, ma dove esser prevenuto, P. Miller cattivissimo huomo." "«) Eugen an Palm, 29. V. 1702, F E IV, Suppl. S. 143. 173 ) Eugen an Palm, 23. V. 1702, ebenda S. 132. 171 ) Eugen an Palm, 2. X. 1702, F E IV, Suppl. S. 255. Siehe auch sein Schreiben an Locher vom 25. IX. 1702, ebenda S. 251 : „ M a n mag mich zitieren oder nicht, so ist gewiß, daß ich hinausgehe; denn solchergestalt tue nicht verlangen und will auch nicht mehr dienen, wie man mich diese zwei Campagnen allenthalben hat stecken und nur mit leeren Worten speisen lassen, weil bekannt und insonderheit mir bewußt ist, daß auf den Hofkriegsrat mich in nichts verlassen könne." " 5 ) HELLER B , I , S . 5 1 1 / 1 2 ( f e h l t i n F E I V , 1I6
Suppl.).
) FE IV, Suppl. S. 292. " ' ) FE IV, S. 410, Bericht Eugens, 29. XI. 1702, ebenda Suppl. S. 285. Eugen an Harrach, 27. XI. 1702, W, AHar 298: danach erfolgte die Sendung Pozzos «pour informer Sa Majesté de l'état déplorable de son armée et pousser l'ordre pourque j'aille à Vienne». Franz Raimund Edler von Pozzo auf Hartenegg, Sohn eines Hofkriegsrats, war 1693 vom Feldkriegskonzipisten zum Feldkriegssekretär befördert worden, in welcher Eigenschaft er 1697 und 1701/02 im Stabe Eugens tätig war. Seit Anfang 1704 begegnet er als Hofkriegsrat. 1728 in den Reichsfreiherrnstand erhoben, erscheint er 1738 zuletzt in den Akten. (Freundliche Mitteilung des Kriegsarchivs Wien.) 1,e ) Eugen an Starhemberg, 10. I. 1703, F E V, S. 5/6: «Après avoir été près de me noyer dix fois, je suis enfin arrive. » " · ) Vgl. M. BRAUBACH, Die Politik des Kurfürsten Max Emanuel von Bayern im Jahre 1702, Historisches Jahrbuch 43, 1923, S. 73—75, 87. 1Β
°) K L O P P X , S . 1 3 4 . CHURCHILL I I , S . 1 9 3 .
Anmerkungen zu Kapitel 4, Seite 357—361
444 m
) Eugen hat sich dazu in einem Schreiben an Anton Liechtenstein vom 26. IX. 1702, HELLER Β, I, S. 173, geäußert, in dem zuerst von dem Fall Landaus die Rede ist: „ U n d ist freilich diese erwünschte Übergabe eben recht à tempo erfolgt, als kurz vorher der so unverhoffte kurbayrische Überfall der Stadt Ulm und andurch dessen vorgehabte schädliche dissegni ausgebrochen; gleichwie aber ermelter Kurfürst hierbei wenig Seide spinnen wird." m ) F E v > Suppl. S. 6/7. 183 ) Ebenda S. 7—12. 184 ) Relation an den Kaiser über Konferenz vom 19. I. 1703, W, SA, K P u R 39. Darin wird ein Bericht Wratislaws wiedergegeben, wonach zunächst gute Hoffnung auf Subsidien bestanden, daß aber Seymour „unter dem erdichteten Vorwand einer in London verlautenden Subscription, dem Prinzen Eugenio Geld nach Italien zu schicken, eine heftige Motion im Unterhaus" erregt und dadurch die Sache erschwert habe, worauf Marlborough und Nottingham Wratislaw eine Absage erteilten. Über Sir Edward Seymour v. NOORDEN I, S. 191. 185 ) Eugen an Starhemberg, 14. II. 1703, F E V, Suppl. S. 16/17. ιββ) F E V, S. 668—674, Gutachten Eugens, 7. I I I . 1703, ebenda Suppl. S. 20—23. RITTER, S. 16/17, sieht in der Entscheidung des Kaisers die erste Niederlage Mansfelds. 18
' ) ARNETH, S t a r h e m b e r g ,
S. 279. Vgl. z u m
Folgenden
BRAUBACH,
K u d M , S. 304—306. 188 ) Eugen an Starhemberg, 14., 28. II. 1703, F E V, Suppl. S. 16—19. 189 ) Die Briefe sind zuerst von J. CHMEL aus dem Archiv zu Riedegg in den Jahrgängen I bis I I I von Riedlers Österreichisches Archiv für Geschichte, Erdbeschreibung, Kunst und Literatur, 1831—1833, veröffentlicht und erneut in F E IV und V, Suppl., gedruckt worden. wo) F E V ) Suppl. S. 20. 191 ) Denkschriften Eugens, 8., 21. III., 10., 12., 26. IV., 2., 12., 23., 29. V. 1703, F E V, Suppl. S. 24—26, 31—33, 37/38, 4 1 - 4 6 , 51—53, 57—59, 62—65, 66/67, 70/71. m ) Ebenda Suppl. S. 37. Rep. I, S. 7 (Johann Christoph Freiherr von Greiffen). 193
191
) RÖDER VON DIERSBURG, K u S , I , U r k . S .
152.
) Eugen an Starhemberg, 4. IV., 7. V. 1703, F E V, Suppl. S. 36, 61. Auch nach Paris drang damals die Nachricht über die Erfolglosigkeit Eugens in Wien, wie ein Brief der Liselotte von Orléans an die Kurfürstin Sophie von Hannover vom 18. V. 1703, BODEMANN II, S. 66, zeigt: „Man sagt hier, man wolle dem Prinz Eugène im Kaiserlichen Rat nicht accordieren, was er fordert, nämlich Geld und Truppen, und daß er gesagt, daß, wenn man ihm nicht gebe, was ihm nötig sei, so wolle er nicht wieder in Italien; finde, daß er groß recht hierin hat." Ihrerseits hatte die Kurfürstin Sophie am 18. IV. 1703 an die Raugräfin Luise geschrieben, BODEMANN, Sophie, S. 249: „Man sagt, der Prinz Eugen hat seinen Abschied gefordert, wenn man Seine Liebden nicht besser assistieren will." 195 ) Eugen an Starhemberg, 21. III., 2. V. 1702, FE V, Suppl. S. 30, 69.
Anmerkungen zu Kapitel 4, Seite 361—365
445
19e
) W, K, DA 190 (Abschrift aus dem Liechtensteinschen Archiv). " ' ) F E V, Suppl. S. 60. 198
) GRUNWALD S . 1 5 0 — 1 5 3 . S . STERN, T h e C o u r t J e w , A
Contri-
bution to the History of thePeriod of Absolutism in Central Europe, 1950, S . 1 7 — 2 9 , 8 5 — 9 0 . SCHNEE I I I , S . 2 4 3 . V. MENSI S . 8 8 . FELLNER-KRETSCHMAYR I , 1, S . 9 6 / 9 7 . B e r i c h t D o l f i n s , 2 6 . V . 1 7 0 3 , GIUDICI I I , S . 1 9 . » ' ) v. MENSI S. 140. 2 °°) Eugen an Starhemberg, 7., 18., 23. V. 1702, FE V, Suppl. S. 60/61, 65/66, 68. Vgl. BRAUBACH, KudM, S. 306—308. 201 ) Aus den Briefen an Starhemberg vom 7. und 18. V. 1703: «Je serais déjà parti il y a longtemps, ne me pouvant pas voir ici, mais si je m'en vais sans que les choses soient en quelque état, je suis sûr que non seulement elles ne se feront pas, mais qu'on n'y pensera plus et quand le malheureux reste d'une si belle et bonne armée pourrait éviter tout ce qu'il y a à craindre d'un ennemi beaucoup plus fort et en état, il faudra qu'elle périsse de faim et de misère. Cependant en quelques jours je prétends être éclairci d'une manière ou d'autre;» «Pour moi je suis honteux d'être ici et d'une manière ou d'autre je n'y serai pas longtemps. » 2 2 ° ) Bericht Eugens, 29. V. 1703, F E V, Suppl. S. 70/71. 203
) v. MENSI S. 90.
S u p p i . s . 71/72. F E v > ° ) Ebenda S. 73/74, 77—80. 208 ) Stepney an Saint-Saphorin, 27. VI. 1703, SS. Siehe auch den Bericht Dolfins, 30. VI. 1703, GIUDICI II, S. 30: «Sono già uscite quelle [risolutioni] che motivai nelle precedenti circa il cambiamento del Ministero. Il Conte Mansfeld à stato dichiarato Cameriere Maggiore e con questo titolo specioso rimosso dalla Presidenza di guerra. Giovedì prestò il giuramento ed in apparenza mostra piacere d'essersi scaricato d'un gran peso, ma nell'interno rissente al vivo la mutazione e gli pare d'essere condannato per l'altrui colpe. Infatti li disordini maggiori sono derivati dalla Camera perchè languisce ogni disposizione quando mancano li mezzi per esseguirla. E stato sostituito il Principe Eugenio che fa comparir un gran zelo nel sottoporsi ad un gran peso dal quale non può sperar incemento di gloria. Ha prontezza di spirito, cognizione ed autorità, onde si concepiscono speranze di gran vantaggi e la scielta e la rassegnazione ripotano approvazione ed applauso. Non lo riscontra sin hora eguale quella del Presidente della Camera. Tutti accordano che il cambiamento era necessario, perchè lodavano il cuore e l'integrità del Conte Salisburg, ma non credevano la mente capace del vasto raggiro e di superar con la forza dell'applicazione i difetti e gli abusi. Il sostituito è il Conte Starhemberg. » T E XVI, II, S. 181. 20 ') FE, V, Suppl. S. 83/84. 20E ) BRAUBACH, K u d M , S. 308—310. M») F E I V j g 3 5 3 ) Eugen an Locher, 25. IX. 1702, ebenda Suppl. S. 249. 21 °) Johann Wilhelm an Leopold, 18. III., 7. IV. 1703, RITTER S. 19. 2n ) Forstner an Ludwig Wilhelm, 4. IV. 1703, RÖDER VON DIERSBURG,
¡¡M)
2 5
K u S . , I, U r k . S.
145—148.
446
Anmerkungen zu Kapitel 4, Seite 366—368 212
) Bericht Wratislaws, 1. IX. 1702, KLOPP X, S. 185. Bericht Wratislaws über eine Unterredung mit dem englischen Minister Nottingham, 24. IV. 1703, RITTER, S. 49: „Nottingham sagte mir auch, daß der Prinz Eugenius wegen üblen Zustande dieser Armee das Kommando derselben zu übernehmen depreciert hätte ; über welches sich nicht zu verwundern, weil man von Seiten Ε. Κ. M. Ministerii ihm mutwillig und in allem die Füße unterschlaget, in welcher Gelegenheit er, Nottingham, die große Konfusion — so sich unter Ε. Κ. M. Ministris dermalen befindet — stark und specifice exaggeriert und viel Übles daraus prognosticiert." Kritik des holländischen Gesandten Hamel Bruynincx an Mansfeld, 17. I I I . 1703, v. NOORDEN I, S. 181 : « IL est lent, embêté, chimérique, bizarre et mortellement haï de tout ce qu'il y a de généraux et de gens de guerre. » 2LA ) HANTSCH, Schönborn, S. 51, 376. al4 ) In einem Brief an Starhemberg vom 28. I I I . 1703, F E V, Suppl. S. 34, berichtet er über eine von ihm abgewiesene Zumutung Harrachs, für das frei gewordene Regiment Longueval seinen Sohn vorzuschlagen, « qu'il savait bien, que c'était un jeune homme qui n'avait servi que deux ans, qu'il était cependant plus vieux lieutenant-colonel que Königsegg et que dans l'état, où il était de santé, il voudrait avant sa mort voir établir son fils ». 215
) RÖDER VON DIERSBURG, K U S , I , U r k . S . 1 4 6 / 4 7 .
21δ
) Nach ARNETH, Starhemberg, S. 279/80, hat Eugen in einem Schreiben an Palm aus dem Jahre 1702 (nicht in F E IV, Suppl.) den Grafen Heister, aber auch nur für eine Interimsdirektion, vorgeschlagen: „Ich vermeinte, wenn der Kaiser zur Mutation schreiten und eine Interimsdirektion in Consilio bestellen wollte, daß also der Heister der beste sein würde, wiewohl auch dieser ein wunderlicher Kopf ist. Wegen den drei übrigen melde ich nichts, dieweil sie ohnedem bekannt sind." 217) R j T X E R S. 20. 21S
) REGELE S. 20. Eine erste Konferenz, an der Eugen teilnahm und auch das Wort ergriff, fand über Schweizer Angelegenheiten am 2. V I I . 1703 im Hause Harrachs statt, W, SA, KPuR 39. 2le ) Für Dolfin s. o. Anm. 206. Stepney an Saint-Saphorin, 7. VII. 1703, SS: «Le Prince Eugène et M. de Starhemberg jusqu'à présent exécutent fort bien la fonction de leurs charges et la grande amitié qui règne entre eux donne bonne augure que les dispositions qu'on fait pour la guerre ne seront pas déstituées des nerfs qui les doivent faire valoir. » Arend Baron Wassenaer an Lord Portland, 6. VII. 1703, JAPIKSE I, 2, S. 466: «Le ministère à la Cour changé . . . fait croire que les affaires de l'Empereur iraient mieux, ce qui est à désirer, elles ne sauraient du moins aller pis. » 220 ) Schreiben des Hofkriegsrats Johann von Thiel, der wie Locher und Palm zu den Förderern des Wechsels gehörte, an Saint-Saphorin, 28. V I I I . 1703, SS. 221
) RÖDER VON DIERSBURG, K U S , I , U r k . S . 1 7 2 / 7 3 , 1 7 5 .
QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS
I. A R C H I V A L I S C H E
QUELLEN In den Anmerkungen verwendete Abkürzungen
's Gravenhage Algemen Rijksarchief, H e t archief van Antonie Heinsius
H
Karlsruhe Badisches Generallandesarchiv
Κ
London Public Record Office, S Ρ
L
Madrid Archivo Histórico Nacional
Ma
München Bayrisches Hauptarchiv, Geheimes Staatsarchiv Kasten schwarz Kasten blau
M K . schw, K . bl.
Paris Archives d u Ministère des Affaires Etrangères Allemagne Autriche Bavière Cologne Espagne Pays-Bas Espagnols et Autrichiens Savoye Suisse Venise Archives Nationales, Archives de G u e r r e Bibliothèque Nationale F o n d s Français
Ρ All Autr Bav Col Esp PB Sav Sui Ven AN BN FF
Saint-Saphorin Archives de Mestral
SS
Simancas Archivo General, Estado legajo
S
Turin Archivio di Stato
Τ
El
448
Quellen und Literatur
Wien W Haus-, Hof- und Staatsarchiv SA Große Korrespondenz GK Friedensakten FA Kriegsakten KA Konferenz-Protokolle und Referate KPuR Belgien Β Holland Holl Spanien Sp Türkei Τ Varia V Lothringisches Hausarchiv LH Hofkammerarchiv HK Hoffinanz HF Niederösterreichische Herrschaftsakten . . . . HA Kriegsarchiv Κ Feldakten Hofkriegsratskanzlei Bestallungen Diplomatische Korrespondenz DK Nationalbibliothek NB Handschriftensammlung Catalogus Librorum Bibliothecae Serenissimi Principis Eugenii a Sabaudia C Archiv der Grafen Harrach AHar Archiv der Grafen Schönborn ASchön Wolfenbüttel Wo Niedersächsisches Staatsarchiv L. Alt Abt.
II. G E D R U C K T E
QUELLEN
UND
LITERATUR
Quellen und Literatur werden in den Anmerkungen im allgemeinen nur mit dem Namen der Verfasser bzw. Herausgeber zitiert. W o sich Abkürzungen, Zusätze oder andere Bezeichnungen als nötig erwiesen, sind sie in dem nachfolgenden Verzeichnis kenntlich gemacht. Weitere Spezialliteratur wird in den Anmerkungen angegeben. ADAMI, V., Eugenio di Savoia Governatore di Milano (1706—1716). Nuova Rivista Storica I X F. VI, 1925. Allgemeine Deutsche Biographie, 56 Bde. 1875—1912 (ADB) ν . ANTAL, G . , DE PATER, J . C . H . , W e e n s c h e G e z a n t s c h a p s b e r i c h t e n v a n
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Braubadi, Prinz Eugen
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Quellen und Literatur
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