191 70 11MB
German Pages 285 Year 1836
Archiv
für
die Offiziere
der
aiglich Preußischen Artillerie-
und
Ingenieur - Korps.
Redaktion :
Dr. Meyer,
From, r im Ingenieur - Korps (
Hauptmann beim Kriegs 1930- Miniſterium.
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BIBLIOTH
Erster Jahrgang.
Zweiter Band. KK :0E :
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* Berlin, Posen und Bromberg. Druck und Verlag von Ernst Siegfried Mittler. 1836.
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暴 Inhalts- Verzeichniß des zweiten Bandes.
Seite
I.
Bericht über die im Jahr 1835 mit den Schülern der Königlichen Allgemeinen Kriegsschule und der Königlich vereinigten Artilleries und Ingenieur- Schule ausgeführs ten Uebungen in den Gefechten des Festungskrieges und in den technischen Belagerungs-Arbeiten. Bearbeitet von dem Lieutenant von Voigts , Rhez vom 9ten (Colbergs
fchen) Infanteries Regiment .
3
Versuch, das Vorhandensein von salpetersaurem Natron im Kali Salpeter durch bloßes Feuchtlegen des Salpeters
མི ཐུ་
zu ermitteln , angestellt in der Königl. Preußischen Ars tillerie • III. Vergleich mehrerer Handfeuerwaffen, 1834 in Vincennes angestellt. Aus dem Journal des armes speciales 1835, Heft 9 und 10 IV.
Betrachtungen über den Kanonenschuß. Eine ballistische Skizze , von F. Otto , Premier-Lieutenant in der 3ten Artillerie :Brigade . • •
V.
Instruktion über das Verhalten beim Besichtigen der Fes stungen von den Herren Fourcron und Favart (1761).
33
(Ueberseßt aus dem Spectateur militaire und mit An-
merkungen begleitet)
85
II Seit
VI.
Uebersicht von den in den Jahren 1831, 1833 und 1834
zu Koblenz statt gefundenen Versuchen mit einer 6pfüns digen und einer 12pfündigen Depressions-Laffee. Nebst Beichnungen auf Tafel I 97 VII. Einige Worte über Sprengmaschinen mit Rücksicht auf die im Handbuche der PontoniersWissenschaft vonh over enthaltene Beschreibung einer Maschine der Art. (Mit Zeichnung auf Tafel I.) • VIII. Bericht über die Versuche, welche 1834 in Me über
Bresches Schießen angestellt wurden. Im Auszug aus dem Journal des armes speciales 1835, Heft 12. (Mit IX . X.
Zeichnung auf Tafel II.) Die Pulverfabrik bei Bern Ueber Modifikationen in den Mischungs - Verhältnissen
XI.
des Schießpulvers. Vom Hauptmann Meyer Notiz über Mittel, das Rosten der Eisen-Munition zu
verhindern. Aus dem Journal de l'armée Belge 1835 · Dezemberheft XII. Zur Geschichte der Feuerwaffen-Technik. Vom Haupt mann Meyer
116
t über d 123Königliche 149. verei eführten 154Krieges
earbeitet 159
161
XIII. Ueber Selbstentzündung der Holzkohle. Nach Preußis schen Versuchen XIV. Der Naturalist und der Fortifikator. Ein Gespräch, Aus den Papieren des verstorbenen Major Buschbeck
XV. Das wissenschaftliche System Vom Hauptmann Meyer
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der Kriegsfeuerwerkerei.
XVI. Einfluß der Gebläse mit heißer Luft auf die Artilleries Technik .
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1 I. Berich über die i im Jahr 1835 mit den
Schülern
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Allgemeinen
vereinigten Artillerie-
Kriegsschule
der
und Ingenieur-Schule
ausg/ührten Uebungen in den Gefechten des Festungs frieges und in den technischen Belagerungs Arbeiten. Barbeitet von dem Lieutenant von Voigts Rhez vom 9ten (Colbergschen) Infanterie-Regiment.
& liegt im Prinzip der Königlichen Allgemeinen Kriegesſchule und devereinigten Artillerie und Ingenieur-Schule, als der höheren Bil dagsanstalten für die Officiere der Königlich Preußischen Armee, den Uns teicht auf derselben vorzugsweise fern vom bloßen Wiſſen zu halten und it für die Leistungsfähigkeit im praktischen Dienst zu begründen. Die Hrstühle jeder Berufs-Wiſſenſchaft werden daher auf dieſen Anstalten nr Officieren vom Fach anvertraut, so daß die Artillerie und Fortifikation yn Officieren dieser Waffen, die übrigen Lehrgegenstände aber von fficieren des Generalstabes vorgetragen werden. Indem man das urch den Schülern das für den Militair nöthige Wissen, gesondert von den Ergebniſſen der Spekulation mitzutheilen bemüht ist , ents wickelt sich das Bedürfniß, dieses Wissen so viel als möglich in Kunstfertigkeiten übergehen zu laſſen , wozu für die Schüler von wissenschaftlichen Bildungsanstalten allerdings andere , als die ges wöhnlichen Truppen Uebungen erfordert werden. Die Uebungen der 1 Erster Jahrgang. II. Band.
4 Truppen nämlich, selbst im Waffenverbande, beschränken sich gewöhn, lich auf die Manövres im freien Felde, und können daki den Schüs lern, wenn sie als Subalternen eintreten , nicht eine so bollkommene Uebersicht über das Ganze gewähren, als für die Auskldung eines in den höheren Theilen der Kriegskunst unterrichteten Oficier noth wendig ist. Noch seltener aber findet sich Gelegenheit, die Taktik des Angriffs und der Vertheidigung von Befestigungsanlaen durch Truppen Uebungen anschaulich zu machen , oder die kittel der Befestigungskunst in das Gebiet der taktischen Uebungen zuverflech ten, so sehr auch der Nußen, sich über diese Verhältnisse der riegfüh rung Klarheit zu verschaffen , einem jeden praktischen Offter eins leuchtet. Die Beweglichkeit und Lebendigkeit der neueren Taktik hließt die Befestigungskunst keineswegs aus. Man 题 kann in jeder eren Befestigung nur eine aus dem Terrain entnommene Schußwle in der Hand einer schlagenden Truppe erkennen.
In diesem Inne
wird auch die Befestigungskunst in beiden Lehranstalten vorgetren, und gleichzeitig von den betreffenden höheren Behörden gewücht, daß dieser Zweig der militairischen Ausbildung sich wissenschasch und praktisch möglichst durch die Schule in die Armee verbreite, i ferner die Pioniere an den Mandvern der übrigen Truppen thatin Antheil nahmen und daß die Truppen überall, wo die Lokalitat gestattet, Uebungen im Festungskriege ausführen möchten .
Soll
Waffenverband ſeine Kräfte frei entwickeln, ſo iſt es nöthig, daß jede Trup den Organismus und den Charakter der übrigen begriffen habe, daß die daraus entſpringende Fechtweise kenne und im Stande sei , n ihrer Eigenthümlichkeit überall ergänzend einzugreifen.
Gleiches find
in dem Verhältnisse der Truppen zum Ingenieur:Korps statt. Man h dieſes erkannt und den zur Kriegsschule kommandirten Officieren Geleger heit geben wollen, ſelbſt Uebungen im Festungskriege, wobei Infanteri Kavallerie, Artillerie und Genie verbunden sind, praktisch auszuführen 4 Da aus diesen Officieren größtentheils die Lehrer für die Divis fions-Schulen genommen werden, so hofft man dadurch den Sinn für das bezeichnete Feld der Kriegskunst zunächst bei den für den Ofs ficierstand bestimmten Individuen zu wecken ; vielleicht auch einigen Befehlshabern in entlegeneren Garnisonen eine nicht unwillkommene
5 Veranlassung zur Uebertragung einiger dieser Ideen auf die Eigenthümlichkeit ihrer Truppenübungen darzubieten. Die Artillerie und Ingenieur Officiere der vereinigten Artillerie und Ingenieur-Schule konnten mit Nugen zu diesen für sie besonders wichtigen Uebungen herangezogen werden. Schon im Jahr 1834 fanden dergleichen taktische Gefechtsübun gen im Festungskriege bei Spandau statt. Da deren Resultat den gehabten Erwartungen entsprochen hatte, so wurden ähnliche Uebun gen im Jahr 1835 abgehalten , welche am 16ten, 17ten und 18ten Juli statt fanden und hier beschrieben werden sollen . Kurz nach Bes endigung dieser Gefechtsübungen fand eine Uebung der GardesPioniers Abtheilung in den technischen Belagerungsarbeiten auf dem Pioniers Uebungsplaße bei Berlin statt.
Auch an diesen Uebungen nahmen
die Schüler der Kriegsschule und der vereinigten Artillerie und Inge nieur-Schule Theil ; so daß in der nachfolgenden Beschreibung zus nächst die taktischen Ucbungen im Festungskriege bei Spandau und alsdann die technischen Belagerungsübungen bei Berlin abgehandelt werden sollen.
I. Taktische Uebungen in den Gefechten des Festungs krieges bei Spandau. Es nahmen an den Uebungen Theil : 24 Officiere des 2ten und 3ten Côtus der Allgemeinen Kriegsschule, 9 Artilleries und 5 Jnge: nieur-Officiere des 3ten Cötus der vereinigten Artillerie- und Inge: nieurschule, in Summa 38 Officiere. Diese wurden in 7 Abtheiluns gen getheilt, so daß jedesmal Infanteries , Artillerie und Ingenieurs Officiere in einer und derselben Abtheilung zuſammen arbeiteten, um jede Aufgabe mehrseitig und für alle Waffen zu beleuchten . Jede Abtheilung erhielt einen abgesonderten Auftrag, welcher ihr von dem, sämmtliche Abtheilungen leitenden Officier zugetheilt wurde. Derselbe wählte in jeder Abtheilung einen Officier als Vorsteher derselben, wels cher die Aufgabe unter die mit ihm arbeitenden Kameraden vertheilte und später aus deren Eingaben das verlangte Resultat zusammens stellte ; dieses wurde, mit der Unterschrift der Mitarbeiter versehen, dem dirigenden Officier eingereicht.
Die 7 Aufgaben waren folgende ;
6 1ste Aufgabe (über Einſchließnng der Festungen). Die Festung Spandau wird den 16ten Juli von einem westli
chen Berennungs -Korps , bestehend aus 8 Bat. Infanterie, 10 Est. Kavallerie, einer leichten Fuß und 2 reitenden Batterien eingeschloffen. Berlin ist vom Feinde geräumt, ſo daß das Berennungs - Korps von außerhalb nicht bedroht wird. Zu bestimmen sind : die Aufstellung des Berennungs- Korps und seine Verbindungen außer dem Bereich der Festung. Die Flanken Schanze, die Spechts und Korn - Schanzen , der Stresow, das Hornwerk und der Eiswerder werden von der Befagung beſeßt gehalten, die übrigen vorgeschobenen Poſten find gerdumt. Die Einschließung wird durch Feldverschanzungen verstärkt. " —
14
Vorstehende Aufgabe ward durch 3 Infanteries 2 Artillerie- und einen Ingenieurs Officier arbeitet.
nach folgender Personaleintheilung
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Da
Drei Officiere beschäftigten sich mit dem Croquis der Umgegend, welches im Maßstabe von ausgeführt und durch eine Terrains
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Beschreibung näher erläutert ward.
Zwei Officiere rekognoscirten
die Festung vorläufig , einer von ihnen disponirte die Verschanzung im Detail nach dem Terrain. Der Officier, welcher die Abtheilung leitete, formirte die Ordre de Bataille, disponirte die Truppen nach dem Terrain und beſtimmte die Kommunikation außer dem Festungs; Bereich, 2te Aufgabe ( Einleitungen zum förmlichen Angriff). ,,Die Festung Spandau soll am rechten Havelufel von einem 12000 Mann starken Belagerungs Korps mit 100 Geschüßen förmlich belagert, vorher aber bombardirt werden. Welche Front ist anzus greifen, wo wird der Belagerungs ፡ Park errichtet und von welcher Seite kann das Bombardement am wirksamsten erfolgen? " Die Aufgabe ward bearbeitet durch 4 Infanteries, 1 Artilleries und 1 Ingenieur Officier, 3te Aufgabe (über Beseßung der vorgeschobenen Posten der Festung gegen das Einschließungs - Korps). ,,Die Festung Spandau ist mit 5000 Mann Infanterie, 140 Fe stungs-Geschüßen und einer Ausfalls Battrie zu 8 Geschüßen beseßt. Es wird verlangt : die Stärke der Besaßung incl. Geschüß für die
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7 zu haltenden vorgeschobenen Posten, nämlich für die Flankenschanze, die Specht und Korn-Schanzen, den Stresom, das Hornwerk und den Eiswerder, die Zwischen-Posten und die Aufstellung und Stärke der, behufs der Entfernthaltung des Berennungs-Korps, zu Ausfällen bestimmten Detaschements ." Die Aufgabe ward bearbeitet von 4 Infanteries , 1 Artilleries und 1 IngenieursOfficier, und derselben ein Croquis beigefügt. 4te Aufgabe (über Ausstellung und Zurückwerfung der Vorposten der Festung). ,,Das Berennungs : Korps rückt mit einer Abtheilung von 2 Ess kadrons, 3 Kompagnien Infanterie und 2 reitenden Geschüßen von Charlottenburg gegen Spandau vor und beabsichtigt, die 2 Kompags nien Infanterie 1 Eskadron und 2 Fuß-Geschüße starken Vorposten der Festung bis hinter den Abzugs-Graben jenseit Ruhleben zurück zu werfen. Es ist die spezielle Disposition zum Gefecht zu entwerfen, und nach dessen Beendigung die Relation darüber nebst Croquis ein zureichen." Die Aufgabe wurde durch die Spandauer Garnison, das Gardes Dragoner Regiment und die nöthigen Geschüße von der Garde-Ar tillerie Brigade am 17ten Juli Nachmittags 4 Uhr ausgeführt.
Die
Officiere der Kriegsschule und der vereinigten Artillerie und Inge: nienr Schule entwarfen die Dispositionen, welche den Truppen einges händigt wurden . Dabei muß indeß bemerkt werden, daß es den Truppen Kommandeurs überlassen blieb , dieselben ganz nach ihren Ansichten zu modificiren, da man es der gütigen Bereitwilligkeit des Herrn Kommandanten von Spandau und der Herrn Regiments Kommandeurs verdankte, daß die Dispositionen wirklich ausgeführt werden konnten. Im Ganzen folgten die Truppen den getroffenen Anordnungen, indem sie dieselben theils billigten, theils dem Zwecke der Uebungen nicht zuwider wirken wollten. - Die Disposition für die Abtheilung des Berennungs-Korps entwarfen zwei Infanteries Officiere, die für den Vertheidiger 2 Infanterie- Officiere und 1 Jns IngenieurOfficier. Nachfolgende Relation kann zugleich die Stelle der ursprünglis chen Gefechtsdispositionen vertreten :
Aufstellung. Die Truppen der Festung waren um 3 Uhr N.M. in den Verschanzungen des Abzugsgrabens im Thal bei Ruhleben versam melt, von wo sie um 34 Uhr eine gegen Charlottenburg vorgeschobene Stellung am Fuß des gegen Charlottenburg liegenden Plateau ers reichten. Die beiden Fußgeschüße standen auf der Chauffee von Spandau nuch Charlottenburg, Kompagnie war links, Kompag nie rechts derselben placirt. Zwei Züge der Kavallerie waren rück wärts, rechts der Chauſſee verdeckt aufgestellt, die beiden übrigen Züge beobachteten das Terrain gerade aus gegen Charlottenburg und rechts gegen Pichelsdorf.
Das Berennungs - Korps stand bei Charlots
tenburg am jenseitigen Abfall des Plateau's , die Kavallerie und Ar tillerie an der Tete, dahinter die Infanterie in J Kompagnie Kolonnen. 1ster Moment. Der Angriff des Berennungs-Korps erfolgte um 4 Uhr N.M., wie folgt: Eine Eskadron geht auf das gegen Spandau belegene Plateau vor und vertreibt die Plänkler der Festung. Eine Eskadron und 2 Gefchüße befeßen das Plateau , das Artil leriefeuer beginnt von beiden Seiten. Die Eskadron bleibt neben den Geschüßen in Reserve. Die Infanterie des Berennungs -Korps greift den Feind links der Chauffee auf der Seite von Pichelsdorf an und wirft fie in das Thal gegen Ruhleben. Eine Eskadron deckt den Angriff. Die Eskadron der Festungs- Truppe geht gegen die feindlichen Tirailleurs vor und zieht sich zurück, sobald die zur Reserve bestimmte Eskadron des Berennungs- Korps näher rückt. Die Festungs- Truppen ziehen sich zurück. 2ter Moment. Neue Aufstellung der Festungs - Truppen beim Chauffeehause, zwischen dem Charlottenburger Plateau und Ruhleben ; 2 Ge schüße auf der Chauſſee, die Infanterie im Walde, auf der Seite vor Pichelsdorf, die Kavallerie bei Ruhleben. Eine Eskadron und 2 reitende Geschüße des Berennungs-Korps stellen sich links der Chauffee auf dem Höhenrande auf, um den
9 retirirenden Feind zu beschießen.
Sie avanciren demnächst auf der
Chauffee. Die Kompagnie des rechten Flügels der Festungstruppen wird. nach Iſtündigem Gefecht gegen eine im Rücken der Stellung zwiſchen Ruhleben und der Festung belegene Brücke von den ihr gegenübers ſtehenden Truppen des Berennungs-Korps gedrängt. Zwei Züge Kavallerie der Besaßung sind von Ruhleben vorges zogen, um diese zurückgehende Kompagnie ihres rechten Flügels auf zunehmen. Die Kompagnie der Festungs-Truppen gelangt bis zur Brücke, und die sie verfolgende linke Flügel-Kompagnie des Berennungs-Korps ſtellt sich, die Verfolgung aufgebend, ihr gegenüber auf. Angriff auf der Chauffee gegen die beiden Geſchüße der Festung Diese gehen mit ihrer Infanterie bis hinter das Fließ bei Ruhleben zurück. 3ter Moment. Stellung der Festungs-Truppen in und vorwärts Ruhleben. Die Geschüße bestreichen die Straße. Angriff des Berennungs-Korps ; die Festungs-Truppen ziehen sich hinter den Abzugsgraben in die dortige Verschanzung zurück. Ende des Manövres.
Die Officiere, welche die Dispositionen gearbeitet hatten, vertheils ten sich bei den Truppen ihrer Parthei , um die verschiedenen Mo mente des Manoeuvre's zu notiren .
Aus diesen Anmerkungen wurz
den die Special Relationen gebildet, welche der die Abtheilung leis tende Officier zu einer General Relation zusammenfaßte und die Truppenstellung in den Plan eintrug. 5te Aufgabe (über Angriff und Vertheidigung der Feldschanzen). ,,Die 200 Schritt auseinander liegenden Specht- und Korn Schanzen, wovon erstere 300 Schritt und die zweite 150 Schritt des veloppirter Feuerlinie haben, und wovon, Front gegen den Belagerer, die Kornschanze rechts, die Spechtſchanze links liegt, find mit 100 Mann Infanterie und 3 Geſchüßen beſeßt, und rechts der Specht; Schanze eine Eskadron Kavallerie verdeckt aufgestellt. Das Berens nungs-Korps hat seine Vorposten von der rechts der Korn-Schanze
10 belegenen Oranienburger Vorstadt bis zur links der Specht- Schanze belegenen Straße nach Hamburg gegen diese Schanzen aufgestellt und rückt mit den anfangs verdeckt gehaltenen 255 Mann Infanterie, 2 Eskadrons, 2 reitenden und 2 Fuß-Geschüßen zur Erstürmung der Spechts und Korn - Schanze vor, welche, nachdem der Sturm zweis. mal abgeschlagen worden , beim dritten Anlauf genommen werden, worauf die Besaßung nach der Festung zurück geht. “ Das Gefecht wurde am 18ten Juli, Morgens 7 Uhr, ausgeführt. 3 Infanterie Officiere , 1 Artillerie und 1 Ingenieur : Officier wurs den mit dem Kroquis des Terrains, der Rekognoscirung der Schans zen, so wie mit dem Entwurf der Dispositionen beauftragt, die Schanzen wurden mit Festungs-Geſchüßen beseßt. Aufstellunng. Rechter Flügel, 65 Mann Infanterie, 1 Eskadron Dragoner, 2 Fuß-Geschüße. Centrum, 50 Mann Infanterie. Linker Flügel, 40 Mann Infanterie, 1 Eskadron Dragoner, 2 reitende Geschüße.
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Reserve, 100 Mann Infanterie. Die Kavallerie folgte hinter den Flügeln der Kolonnen, welchen fie zugetheilt war. Um die Truppen durch die Hin und Hers Märsche nicht zu ermüden, hatte man die Aufstellung nur 900 Schritt von der Schanze genommen, 1ster Moment. Der Angriff erfolgte von den drei Kolonnen zu gleicher Zeit um 8 Uhr V.M., indem derselbe durch das Feuer der Artillerie vorbes reitet ward, welche auf 800 Schritt Entfernung abproßte und dann die Schanzen auf 400 Schritt mit Kartätſchen beschoß.
Das in der
Kornschanze befindliche Geschüß ward als demontirt zurückgezogen. Als die Infanterie in der Höhe der Artillerie ankam , schwieg diese; es wurden Tirailleurs vorgenommen , welche von 250 Schritt Entfernung an ihr Feuer eröffneten und bis an den Graben der Schanzen gelangten. Die rechte Flügel Kolonne von 65 Mann ward gegen die rechte Face, und das Centrum von 50 Mann für die Kehle der Spechtschanze bestimmt , die linke Flügel Kolonne von 40 Mann verfolgte die auf dem linken Flügel neben der Kornschanze
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11 vorbeilaufende Falkenhagener Straße und griff die Kornschanze an. Die Reserve hielt fich außer der wirksamen Schußweite der Schanzen. Der Angriff ward in Folge eines überlegenen Feuers der Schans zen abgeschlagen.
Die Angriffs Artillerie nahm zur Sicherung des
Rückzuges der abgeschlagenen Angriffs : Truppen Stellungen auf den Flügeln. 2ter Moment. Durch die während des ersten Moments erfolgte Demontirnng des Geschüßes in der Kornschanze ward es der reitenden Artillerie des Angreifers möglich , sich in größerer Nähe der Kornschanze so aufzustellen, daß sie die Spechtschanze enfilirte. Die Angriffs-Kolon; nen gingen wieder vor, und es gelang ihren Tirailleurs in den Gras ben hinabzuspringen. Darauf stieg die Infanterie-Besatzung der Schanzen , welche die Brustwehr beseßt hielt , auf dieselbe, um die weiteren Fortschritte des Angriffs zu verhindern.
Die Artillerie der
Vertheidigung ward während des Infanterie- Gefechts zurückgezogen. Durch ein heftiges Feuer und einen Ausfall aus der Spechts schanze ward auch dieser zweite Angriff zurückgewiesen. Der Ausfall ward durch einen Zug Infanterie ausgeführt, wels cher um den linken Flügel der Schanze vorging , um den rechten Flügel ging die Kavallerie vor. Diesem Kavallerie-Angriff warf sich die feindliche Kavallerie entgegen. Der Rückzug des Angreifers ward wie das erste Mal durch Kas vallerie und Artillerie gedeckt. Die Kornschanze hatte den 2ten Ans griff ebenso abgewiesen. 3ter Moment. Die Angriffs : Artillerie beschoß von Neuem auf 400 Schritt die Schanzen lebhaft.
Nachdem ihr Feuer gewirkt hatte, ging die
Infanterie vor und gewann aufs Neue den Graben , aus welchem die vorhandenen Hinderniſſe weggerdumt wurden. Die Tirailleurs feßten sich darauf im Besiß der Brustwehr-Krone, von welcher der Vertheidiger zurückgewiesen ward. Die rechte Flügel-Kolonne stürmte jeßt die linke Face der Spechts schanze, während das Centrum dieselbe links umging , in der Kehle eindrang, und sich auf die hinter der Schanze stehende Reserve warf.
12 Dadurch ward die Besaßung zum Rückzuge genöthigt, welcher durch die Oranienburger Vorstadt nach der Festung bewirkt ward. Die Geschüße der Schanze waren schon früher abgefahren. Der Angriff auf die Kornschanze geschah etwas später und ge lang gleichfalls. Da die . Besaßung nicht die Schanze räumte, als die Spechtschanze fiel, so gerieth dieselbe in ein nachtheiliges Feuer. Die weitere Verfolgung des Feindes schien nicht rathsam, da derselbe sich durch ein coupirtes Terrain zurückzog. 6te Aufgabe (über den Sturm gegen eine Festung) . „ Die Flankenschanze ist erobert. Von da aus wird mit 300 Mann Infanterie ein gewaltsamer Angriff gegen eine Festungss Front von Spandau gemacht , welche mit 8 Geschüßen und 100 Mann Infanterie beseßt ist. Der Sturm wird abgeschlagen, und es macht die Garnison gleichzeitig aus dem links der Front belegenen Festungsthor mit 100 Mann Infanterie und 1 Eskadron einen Aus: fall, welcher jedoch durch die ihm entgegen rückenden 2 Eskadrons und 2 reitenden Geschüße zurückgewiesen wird." Die Bearbeitung der Aufgabe ward 2 Infanteries 3 Artillerie: Officieren und einem Ingenieur - Offfcier übertragen , und am 18ten Juli, Nachmittags 4 Uhr, nach den entworfenen Dispositionen auss geführt.
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m a. Aufstellung der Festungs- Artillerie. 1) In der Spiße des linken Collateral Bastions (Front nach aus Ben) 1 12Pfünder. 2 ) In dessen rechter Flanke 1 6pfünder. 3) In der Spiße des linken Bastions der Vertheidigungsfront 1 7pfündige Haubige.
4) In der rechten Flanke desselben Bastions, 1 6Pfänder . 5) In der linken Flanke des rechten Baſtions der Vertheidigungsfront, 1 6Pfünder.. 6) In der Spise desselben Bastions 1 12Pfünder. 7) Im Ravelin vor dieser Vertheidigungsfront 1 6Pfünder. 8) Auf dem linken Flügel-Kavalier der rechts der Angriffsfront belegenen Citadelle 1 24Pfünder. Außerdem standen an dem rechts der Vertheidigungsfront belege nen Thor 2 6pfündige Ausfalls-Geschüße bespannt in Bereitschaft,
30
13 um nöthigen Falls vóm gedeckten Wege aus zum Nugen der Ver theidigungsfront zu wirken. b. Aufstellung der Festungs - Infanterie. Die beiden Bastione so wie die Courtine der Vertheidigungsfront waren bei der geringen disponiblen Truppenzahl nur mit einzelnen Beobachtungsposten beseßt. Im Blockhause im eingehenden Waffens plag rechts standen 10 Mann, desgleichen links im Blockhause 10 Mann, längs der Feuerlinie des Ravelins 30 Mann, Reserve daselbst 30 Mann . An dem der angegriffenen Forts links liegenden Fes stungs-Thore standen 100 Mann Infanterie und 1 Eskadron zum Ausfall bereit. c. Aufstellung der Angriffs Truppen. Es wurden zum Sturm 200 Mann beſtimmt, und 100 Mann in Reserve gehalten. Das Detaschement stand um 4 Uhr zum Abmarsch gegen die Spise des Ravelins bereit und formirte folgende Abtheilungen : No. 1. 20 Mann Infanterie gegen das Blockhaus rechts vom Ravelin, um deſſen Besaßung zu vertreiben , odër, wenn das nicht gelingen follte, zu beobachten . (Auch hier werden die Werke so bez zeichnet, als wenn man von der Festung aus Front nach dem Felde nimmt.) 2) 30 Mann gegen die rechte Face ) des gedeckten Weges vor dem 3) 30 Mann gegen die linte Navelin. 4) 20 Mann gegen den Waffenplag und das Blockhaus links vom Ravelin. 5) Die Sturm-Kolonne von 100 Mann formirt in 2 Abtheilun gen zu 40 und 60 Mann, bewegt sich gegen die Spiße des Ravelins. 6) Die Reserve von 100 Mann folgt auf 200 Schritt. 7) 2 Eskadrons und 2 reitende Geschüße bleiben zur Deckung des Rückzugs hinter einer Höhe verdeckt. d. 1ster Moment.
Die fub 1-4 genannten . Abtheilungen gehen gegen die ihnen bezeichneten Punkte vor, schwärmen als Tiraillenrs aus und beschies Ben deu Feind . Die Sturm-Kolonne 5 bricht auf der rechten Face in den gedeck ten Weg ein ; es wird durch die Angriffs Pioniere schnell der Graben
14 vor dem Ravelin überbrückt , und in einer Frontbreite von 4 Mann Infanterie überschritten . Die erste Abtheilung von 40 Mann ersteigt den Wall und feuert auf die Befagung. Während deffen hat sich die zweite Abtheilung von 60 Mann auf der Berme formirt, übersteigt gleichfalls den Wall, und wirft die Besaßung zurück. e. 2ter Moment. Die Befagung wird in der Kehle des Ravelins von der Reserve aufgenommen , welcher es gelingt, den in Auflösung eindringenden Feind wieder aus dem Werk zu werfen ; der gedeckte Weg wird von den Festungs- Truppen wieder bejezt. Die beiden Ausfalls- Geſchüse gehen von dem rechts gelegenen Festungs-Thor längs des Wallganges des gedeckten Weges vor, und feuern von der Spize des gedeckten Weges vor dem Kavelin, und aus dem Waffenplaz rechts mit Kar: tätschen auf die unter dem Schuh ihrer Tirailleurs abziehende Sturm - Kolonne, welche zugleich von den Geſchüzen des Hauptwalles beschoffen wird. f. 3ter Moment. 100 Mann Infanterie und 1 Eskadron gehen aus dem links ge legenen Festungs- Thor auf dem Wege um das Glacis vor und treffen den Feind, welcher aus dem Ravelin geworfen iſt, auf dem Rückzuge in der Flanke. Zwei reitende Gefchüße des Angriffs feuern gegen den Ausfall, die beiden links davon aufgestellten Eskadrons attaquiren und werden geworfen. Die Kavallerie des Angriffs attaquirt aufs Neue, wird geworfen und von der Festungs - Kavallerie attaquirt und verfolgt. Ende des Manoeuvers . 7te Aufgabe (über Armirung der Festung). ,,Es wird ein Entwurf zur Armirung der Festung Spandau gegen den gewaltsamen und förmlichen Angriff verlangt ; die Garnis fon wird 5000 Mann und 148 Geſchüße stark angenommen." Speziell auseinander zu feßen sind : Die Eintheilung der Besaßung incl. der Artillerie in den Haupts Epochen der Vertheidigung nach Maßgabe ihrer Gattung und Vers wendung, und
15
Die fortifikatorischen Maßregeln für dieselben Haupt- Epochen. “ Die Aufgabe wurde von 3 Infanteries , 2 Artillerie-Officieren und einem Ingenieur Officier bearbeitet.
II.
Uebungen in den technischen Belagerungs - Arbeiten auf dem Pionier Uebungs - Plaß bei Berlin.
Die Uebungen der bei der förmlichen Belagerung vorkommenden technischen Arbeiten wurden im Jahr 1835 durch die vereinigte Kö niglichen Gardes und 2te Pioniers Abtheilungen ausgeführt. Die Ingenieur Officiere des 3ten Côtus der Königlichen Artille rie und Ingenieur : Schule waren bei dieſen Uebungen unmittelbar dem Angriff und der Vertheidigung zur Dienstleistung zugetheilt. Den Officieren des 2ten und 3ten Côtus der allgemeinen Kriegs; Schule und den Artilleries Officieren des 3ten Côtus der vereinigten und Ingenieur Schule konnte dagegen wegen der Eigens thümlichkeit der Pionierarbeiten eine unmittelbare Theilnahme an dem Kommando derselben´ nicht überwiesen werden . Es traten demnach die Officiere der Allgemeinen Kriegsschule und die Artillerie: Officiere der Artillerie und Ingenieur - Schule unter Leitung von zwei Inge nieur Officieren, welche Lehrer der beiden Lehranstalten sind, so daß ein jeder dieser Lehrer 28 Officiere aus beiden Anstalten übernahm . Der aus Portepeefähnrichen bestehende 2te Cötus der vereinigten Ars
Artillerie
tillerie und Ingenieur- Schule war einem Officier der Garde: Pioniers Abtheilung zur besonderen Unterweisung übergeben und nahm an den Besichtigungen und Aufgaben der Officiere nicht Theil. Jede der beiden, aus 28 Officieren bestehenden Abtheilungen wurde in dhnlicher Art, wie bei Spandau, in Unterabtheilungen von
4 bis 5 Officieren gemischter Waffen getheilt. Jede dieser Unterabs theilungen lieferte täglich als Ausarbeitung den Bericht über die auss geführten Arbeiten , indem abwechselnd einer der Officiere den Bericht verfaßte, und ihn, versehen mit der Unterschrift der übrigen Officiere, dem für den Tag kommandirten Adjutanten einhändigte.
A. Sappenarbeit. Am 20sten Juli wurden als Einleitung zu dem am 21sten bes vorstehenden Anfange der Sappenarbeit die Arbeiter Kolonne bei Lage
16 vom Depot an die Trace geführt und in den Aufmärschen und Vor bereitungen zur Arbeit geübt. Am Alsten Juli. Mit einbrechender Dunkelheit ward die Trace zu einer 2ten Parallele gegen das auf dem Pionier-Uebungs -Plat ebauchirte Uebungs-Polygon von 2 Bastionen und 1 Ravelin , 500 Schritt von dem Polygon entfernt, gemacht ; indem zu einer ersten Parallele, wegen der bestehenden Umgrenzung des Uebungsplages nicht Raum vorhanden war. Als Deckungs : Mannschaft waren 72 Mann des Königl. 2ten Garde-Regiments, 72 Mann vom Alexander-Grenadier-Regiment und 25 Mann des Garde- Schüßen Bataillons kommandirt, und die Deckung durch Truppen fand durch ein freiwilliges Entgegenkommen** der Herren Kommandeure täglich bis zum Ende der Uebung statt. Die Arbeit fing gegen 10 Uhr Abends , zur Ersparung an Zeit und Materialien, als gemeine Sappe, also blos mit dem Spa: den an, und obwohl meistentheils der Boden lehmig war, hatten die Pioniere dennoch schon um 11E Uhr Deckung. Um 10 Uhr 20 Mis nuten Abends machten die in dem Polygon befindlichen Truppen einen Ausfall und drängten die Vorposten vor dem linken Flügel der Parallele zurück. Diese, unterstüßt durch ihre Reserve , wiesen indeß den Ausfall ob. Am 22sten Juli ward die Parallele von der Kapitale des Ra velins bis zum linken Bastion , worunter hier dasjenige verstanden wird, welches dem linken Flügel der Parallele gegenüber liegt, auf gleiche Weise vollendet wie am 21sten Juli die erste Hälfte vollendet war. ? Am 23sten Juli , als einem Ruhetage, ward die Parallele ers weitert, und es wurden die Kommunikationen rückwärts einges schnitten. Am 24ften Juli ward die Parallele auf den drei Kapitallinien der beiden Bastione und des Ravelins durchbrochen, um die Zigzacks gegen das Polygon vorzutreiben. Auf jeder Kapitallinie ward ein Schlag mit der flüchtigen Sappe gefeßt. Die Arbeit ward wieder durch Infanterie gedeckt, deren Vorpos ften aus dem Polygon um mirt wurde.
10 Uhr ohne wesentlichen Erfolg allars Die
"
17
Die Batterien der 2ten Parallele wurden tracirt, nämlich: 1) Eine Demontir-Batterie gegen die linke Face des Ravelins. 2) Desgleichen gegen die linke Face des linken Baſtions. 3) Desgl. gegen die rechte Face des rechten Bastions. 4) Desgl. gegen die rechte Face des Ravelins. 5) Wurfbatterie auf der Kapitallinie des Ravelins. 6) Desgl. auf der Kapitallinie des linken Bastions (wobei die. Bezeichnungen immer so genommen werden , als wenn man von dem Felde nach dem Polygon ſieht). Die Tracen der Batterien wurden durch 6 Abtheiluugen der Krie
gesschüler und der Artillerie : Officiere gemacht , die Batterien selbst aber nicht gebaut. Am 25sten Juli ward der erste Schlag der Approchen, welcher am 24sten Juli angefangen war, vollendet, und dann ward zum 2ten Schlage gewendet. Auch der 2te Schlag wurde geseßt und bis 11 Uhr Nachts gearbeitet. Als es dunkel geworden war, ging der Vertheidiger vom gedecks ten Wege vor dem rechten Baſtion mit einer Contre-Approche vor. Die Vorposten des Angriffs bemerkten die Arbeit, sie ward angegrif fen und eingerissen. Der Vertheidiger ging später nochmals an die Arbeit und vollendete ſie unter einem lebhaften Gefecht der Infanterie. Der erste Schlag der Approchen gegen das Ravelin ward durch diese Contre-Approche enfilirt. Am 26sten Juli, Ruhe.
Am 27sten Juli, um 10 Uhr Abends , begann die Arbeit." Der dritte Schlag wurde vollendet und die Wendungen wurden gemacht. Am 28sten Juli ward der leßte Schlag von der 3ten Parallele vollendet. Vom 29sten Juli bis zum 3ten August ward die 3te Pa rallele vollendet. Dieselbe ward mit der vollen Sappe gearbeitet 9 und nur kleine Stücke zwischen der Kapitallinie des Ravelins und des rechten Bastions wurden flüchtig ausgeführt. Am 4ten August ward die 3te Parallele bis auf 5 Fuß Soh; lenbreite erweitert. Am 5ten Angust ward die 3te Parallele vollendet und an 4 Erster Jahrgang. II. Band. 2
18 Punkten, behufs der zum Couronnement führenden Laufgråben, durchbrochen, nämlich :
Auf der Kapitallinie des Ravelins 2mal zur halbzirkelförmigen Sapp auf der Kapitallinie des linken Baſtions einmal zu einem Bos
1 'gen, um die rautenförmige Sappe aus demselben gegen das Bastion vorzutreiben endlich zwischen den Kapitallinien des Ravelins und der beiden Bastione gegen den eingehenden Waffenplaß des gedeckten Weges, um die Schlangensappe gegen diesen vorzutreiben . 1 Zugleich wurden in der dritten Parallele drei gedeckte Loges ments für Infanterie angefangen, und zwar neben dem Durchs bruch zur Schlangenfappe auf jeder Seite eines, und eines links ne ben dem Durchbruch zur Rautensappe. Zwischen den Kapitallinien des rechten Bastions und des Raves lins wurden Ausfall : Stufen für Infanterie und eine Erweiterung der Parallele angebracht. Vom 6ten August ab wurden alle Sappen voll gearbeitet ; die Halbzirkelförmigen Sappen auf der Kapitallinie des Ravelins und des rechten Bastions, und ebenso die Schlangensappe zwischen dem linken Baſtion und dem Ravelin wurden fortgeseßt. Vom 6ten bis zum 13ten August Fortseßung der Sappen: Arbeiten. Bis dahin ist der Würfel auf der Kapitallinie des Rave: Die weitere Sappenarbeit gegen die Glaciscrete lins vollendet. mußte indeß am 10ten August liegen bleiben, weil man hier an die Grenze des feindlichen Minensystems gelangt war, und daher unterir disch die sich darbietenden Hindernisse erst beseitigt werden mußten. Auf dem rechten Flügel, gegen das rechte Baſtion blieb der Angriff bei der 3ten Parallele stehen. An diesem Tage quetschte der Vertheidiger zum ersten Mal. · Bom 14ten bis zum 20sten August rückte die Schlangen, Sappe, welche gegen den eingehenden Waffenplay zwiſchen dem linken Bastion und dem Ravelin gerichtet war, so weit vor, daß sie, auf der Glaciscrete angelangt, rechts zum Couronnement gegen die Rave: linſeite wendete. Die Rautensappe auf der Kavitallinie des linken Bastions war so weit vorgerückt, daß das Couronnement nach Voll:
19 endung der 1ften Traverse bei der 2ten Traverse stand. Wegen Mans gel an Zeit konnte das Couronnement nicht mehr durchgehend voll und mit Traversen erbaut werden. Es ward daher, um den Minens krieg nicht aufzuhalten, nur flüchtig geſeßt, und nur die Körbe wurden gefüllt, um die Linie zu maskiren, dagegen der Graben hinter den Körben nicht ausgehoben. Auch ward eine bedeckte Descente in den Graben gegen die Face des Ravelins erbaut. Gegen die rechte Face des Ravelins war die Bresch-Batterie markirt,
Diese ward durch
eine Doppelmine gesprengt. Ende der Sappen Uebung.
B. Uebungen im Minen Kriege. Als man, wie oben ad A bemerkt worden, auf der Kapitallinie des Ravelins aus der dritten Parallele debouchirt war, mußte man mit der Fortseßung der Sappe sogleich hinter dem Würfel inne hals ten, da man mit der Arbeit gegen die Tete des feindlichen Minens Systems angekommen war. Um den von hier ab anfangenden Mis nenkrieg deutlich zu übersehen, wird folgende Charakteristik der Form des Angriffs und der Vertheidigung bei demselben vorausgeschickt. a. Form des Angriffs. 1) Die Hauptgalerie ward aus der 3ten Parallele vorgetrieben. Sie stand 5 ′ von der Kapitallinie links senkrecht auf der Parallele auf. In dieser Richtung lief sie bis unter die Würfel-Sappe, dann wendete sie sich parallel mit der Kapitallinie und lief von hier bis jenseit der Mitte des Würfels , sich von hier wieder der Kapitallinie zuwendend, welche sie noch nicht erreicht hatte , als man sie liegen ließ, da man auf den Flügeln schon bedeutend avancirt war. 2) Aus dem halbzirkelförmigen Bogen vor der 3ten Parallele ging man oberirdisch rechts und links mit einem Crochet vor, wels ches bestimmt war , das Vortreiben der unterirdischen Flanken-Gales rien zu decken. Aus dem Crochet rechts wurde demnach eine Flanken-Gallerie im Schurz vorgetrieben ; sie hatte Anfangs eine mit der Kapitallinie pas rallele Richtung und wendete sich dann links. 3) Auf dem linken Flügel lag die 2te Flanken S Galerie in dems selben Verhältniß wie die Galerie des rechten Flügels . Beide waren
20 gegen die muthmaßlichen Teten der feindlichen Hauptgalerien wendet. Der Boden war.so fest, daß man in den Hauptgalerien o verlornes Holz arbeiten konnte, auch theilweise die Seitenpfähle n ließ.
Die übrigen Galerien wurden mit holländischen Rahmen aus-
gefeßt.
b. Form der Vertheidigung. Der Vertheidiger hatte zwei Haupt- Galerien, die eine rechts, die andere links von der Kapitalliñié des Ravelins und ziemlich parallet mit dieser Kapitallinie vorgetrieben. Die Haupt-Galerie, welche man (die Orientirung gegen das Pos lygon genommen) links von der Kapitallinie des Ravelins gelegt hatte, dehnte sich vor , und seitwärts bedeutend mehr aus, als die zweite Haupt Galerie, welche rechts von der Kapitallinie des Raves lins lag. Von der Haupt-Galerie links lief eine Nebengalerie rechts aus, so daß sie die Front zwischen beiden Haupt-Galerien absperrte und eine Verbindung zwischen den beiden Haupt-Galerien bewirkt has ben würde , wenn die Hauptgalerie rechts so weit gekommen wäre. Diese Nebengalerie strich an der Tete der auf der Kapitallinie des Ravelins liegenden Würfelsappé vorüber , und es gingen von dieser Nebengalerie mehrere Ecoutën nach dem Angriff aus, welche zugleich bestimmt waren, Ladungen aufzunehmen. - Weiter rückwärts gegen das Polygon lief von der Haupt-Galerie links parallel mit der Nebengalerie eine zweite Nebengalerie aus , welche sich so weit aus dehnte, daß sie als zweites Treffen wiederum die Front zwischen den beiden Haupt-Galerien, weiche, wie oben bemerkt, parallel mit der Kapitallinie des Ravelins lagen, sperrte. -
Links von der Galerie links lief eine 3te Nebengalerie aus, um die linke Flanke der Vertheidigung zu decken . Die rechte Haupt-Galerie hatte gleichfalls einige Nebengalerien, welche so weit vorgetrieben waren, daß ein vollkommener Anschluß an die linke Haupt-Galerie bewirkt ward. Unabhängig von diesen Vertheidigungsminen auf der Kapitallinie des Ravelins war weiter links unter dem gedeckten Wege eine dritte Haupt-Galerie vorgelegt, welche rechtwinklig auf der Contrescaspe stand und bis 3 ° vor der Glacis-Crete unter das Angriffs -Terrain
{
21 Von dieser Haupt-Galerie III gingen rechtwinklig zwei Ne cien 1 ° lang rechts und links aus. die BreschesBatterie zu sprengen.
Diese Anlage war be
c. Der Minenkrieg selbst. Der Angreifer hatte sich am 10ten August , gleich nach Beendi gung der halbzirkelförmigen Sappen und des zugehörigen Crochets, gegen die hier vermutheten Vertheidigungsminen eingesenkt. Von hier ab fand der unterirdische Krieg sowohl gegen die Haupt-Galerie `rechts als auch gegen die Hauptgalerie links und gegen die vorderste Nebengalerie, welche lettere beide Haupt-Galerien ver binden sollte und in schräger Front gegen den Angreifenden stand, statt. Der unterirdische Krieg dauerte bis zum 21sten August, bis zu welchem Tage der Angreifende mittels überladener , gewöhnlich gelas dener Minen, Quetsch und Schachtminen, im Ganzen 15 an der Zahl, so wie auch durch Durchschlagung der Vertheidigungsminen dahin gekommen war, fich der vordersten Nebengalerie des Vertheidi gers zu bemeistern und die rechts gelegene Hauptgalerie desselben zu bedrohen; wogegen der Vertheidiger bis dahin aus der ersten Neben, Galerie 8mal und aus der hinter derselben belegenen zweiten Nebenz oder Unterstügungs-Galerie 2mal geschoffen hatte , und deſſen eben genannte zweite Nebengalerie gänzlich, die beiden Haupt-Galerien aber noch zum Theil intact geblieben waren. Den Schluß des Manoeuvres machte am 23sten August das Aufs sprengen der gegen die linke Face des Ravelins angelegten Bresches Batterie.
22
14
II I
Versuch, das Vorhandensein von salpetersaurem Natron im Kali-Salpeter durch bloßes Feuchtlegen des Salpeters zu ermitteln, angestellt in der Königl. Preußischen Artillerie.
Da es bisher immer noch vergeblich versucht worden war , ein ficheres und überdies auch einfaches Verfahren aufzufinden , durch welches das Dasein von salpetersaurem Natron im Kali-Salpeter er kannt werden könnte, so erschien es wünschenswerth, zu unterſuchen : ,,ob die Vereinigung des Salpeters mit Natron-Verbindungen nicht auf die Weise zu erkennen sein würde, daß man Proben des geläuterten Salpeters in ähnlicher Art, wie das Pulver selbst, neben reinem Kali- Salpeter feucht legte, und die Ges wichtszunahme ermittelte. " Hiernach stellten sich für den Versuch drei Hauptpunkte heraus, indem es darauf ankommen mußte, zu erfahren, wie ſich: 1) völlig reiner Kali Salpeter, 2) völlig reiner Natron-Salpeter, und 3) völlig reiner Kali Salpeter, jedoch mit mehr oder weniger NatronsSalpeter gemengt,
23 der freien Einwirkung von Waſſerdunst ausgefeßt verhalten, und wel che Erscheinungen sich hierbei ergeben würden. Der zum Versuche ausgewählte Kali Salpeter war aus ostindis schem Rohsalpeter dargestellt, in der Berliner Fabrik geläutert und so weit gereinigt, daß eine Auflösung von salpetersaurem Silber durch, aus nicht mehr reagirte. Der Natron - Salpeter war peruaniſcher und gleichfalls in der Berliner Fabrik geläutert. Aus diesen beiden Sorten wurden fünf verschiedene Vermen. gungen bereitet, in denen der Natron- Salpeter
, 1, 3, 5 und 10
Procent betrug. Da aber bei Untersuchung von angeblich reinem Salpeter in Be zug auf salpetersaures Natron, bei Abnahme desselben zur Pulverfa brikation, die beiden Fälle denkbar sind , entweder, daß der Natron: Salpeter schon in der Lauge zugleich mit dem Kali-Salpeter enthalten gewesen , und mit dieſem kryſtalliſirt , oder daß der Natron - Sals peter erst später aus absichtlicher Verfälschung in trockenem Zus ſtande dem Kali-Salpeter beigemengt worden wäre ; so stellte man jene Gemenge auf zweierlei Weise, nämlich auf trockenem Wege in der Reibeschale, und auf nassem durch Auflösen in deſtillirtem Wass fer und Abdampfen unter stetem Umrühren bis zur Trockniß, dar. Hierdurch erhielt man mithin zwölf verschiedene Salpeter:Sor: ten nämlich reinen Kali-Salpeter, reinen Natron-Salpeter, und zehn Sorten Vermengungen aus beiden, immer je zwei von dieſen leßteren gleichviel Procent salpetersaures Natron enthaltend , die eine davon aber auf naſſem, die andere auf trockenem Wege bereitet. Sämmtlic che Sorten wurden vorher einer Wärme von 80 ° Reaumur einige Zeit hindurch ausgefeßt, alsdann von jeder derselben drei Proben zu 6 Loth abgewogen, und die einzelnen Proben in flache, völlig trockene Porzelan Schalen ausgebreitet. Die äußere Form sämmtlicher Sorten war etwa wie feiner Sand. Um nun zu erfahren, wie diese verschiedenen Salpeter-Sorten sich gegen frei abstreichenden Wasserdunst verhalten würden, brachte man die gefüllten Schalen in ein ziemlich großes Zimmer, in welchem sich mehrere Gefäße mit Wasser befanden , besprengte den
24 Fußboden des Zimmers während 14 Tagen (vom 24ften August bis 7ten September) täglich einige Male ziemlich stark mit Wasser, und ließ die Fenster den Tag über und bei stillem Wetter offen stehen. Die mittlere Temperatur der Luft war 14º Reaumur. Obwohl sich auf diese Weise eine große Menge Wasserdampf bildete, nahmen die Salpeterproben doch Nichts davon auf, und nach Ablauf von 14 Tagen hatte sich ihr Gewicht nicht vermehrt. Demzufolge wurden die 12 Sorten sämmtlich wiederum bis circa
80 ° Reaumur erwärmt, und darauf in demselben Zimmer, aber nunmehr in Feuchtigkeits-Bottiche, ´von jeder Sorte 3 gleiche Quantitäten in verschiedenen Schalen, aufgestellt, und in denselben gleichfalls wäh; rend 14 Tagen (vom 7ten bis 22sten September) unberührt stehen gelassen. Die Temperatur war auch diesmal sehr beharrlich und be: trug im Mittel 14 ° Reaumur, Die verschiedenen Salpeter: Sorten gewährten beim Eröffnen der Bottiche einen sehr verſchiedenen Anblick: auf den drei Proben des Natron-Salpeters stand in jeder Schale eine etwa " hohe Schicht dickflüssiger Salpeter Lauge ; sämmtliche Vermengungen aus Kali- und Natron - Salpeter aber hatten, ganz entsprechend dem mehr øder minderen Beiſah an Natron- Salpeter, unverkennbar ein mehr oder minder naſſes Aussehen angenommen ; nur die drei Proben des reinen Kali-Salpeters waren wie früher blendend weiß, bei ihnen ließ sich aus dem bloßen Anscheine nicht erkennen, ob sie Feuchtigkeit angezogen hatten oder nicht. Die folgende Tabelle enthält die Reſultate der Wägung :
SNatrum - alpeter
10 Procent
P5rocent
3rocent P
P]1rocent
Proeent
Procent 10
Procent
P3rocent
P1rocent
Völlig reiner Kali - Salpeter Procent
völlig reiner SKali - alpeter
25
im aufgelösten Zustandesim trockenen Zustande vermischt mit vermengt mit
Natrum Salpeter. 1 Gewichts Vermehrung der einzelnen Proben. Gran.
Mittel Proc.
O 0
510 485 490 495 25,6
16 18 18 17 1,2
38 1231 165 295 39 122 168 309 38 118 164 298 38 121 166 301 2,6 7,8 | 10,3 | 17,3 |
35 | 35 34 35 2,4|
601 63 63 62
158 ] 156 155 156 9,8
1941 205 200 200 12,2
335 331 332 333 18,8
Kali-Salpeter in seinen 3 Proben, wog in jeder mit der vollſtån, digsten Schärfe gewogen genau 6 Loth, und es ging hieraus hervor, daß er sich durchaus frei von jeder Feuchtigkeits-Aufnahme erhalten hatte. Dagegen aber waren alle anderen Natron-Salpeter enthaltenden Sorten feucht geworden , und zwar so gleichmäßig , daß das aufge nommene Quantum Feuchtigkeit nicht nur in dem Verhältniſſe ſtieg, als die Sorten mehr Natron-Salpeter, enthielten, sondern daß auch bei den drei Proben ein und derselben Sorte eine ziemliche Ueberz einstimmung statt fand. Daß alle durch Abdampfen erhaltene Vermengungen weniger Feuchtigkeit angefogen hatten, als die trocken gemengten, wird durch die innigere Mengung der ersteren erklärlich. Eine Täuschung hatte bei dem Ergebniſſe des vorigen Versuches nicht obwalten können ; um so mehr war die durch denselben erwie sene Indifferenz des reinen Kali-Salpeters gegen Feuchtigkeit und Wasserdunst etwas Unerwartetes , so daß man den Verſuch, der in Bezug auf das Verhalten des salpetersauren Natrons gegen Feuchtigkeit als beendet anzusehen war, nur noch rücksichtlich des Verhaltens des Kali Salpeter zu wiederholen beschloß. Hierzu hätte es als hinreis chend erscheinen können, blos cinige Proben reinen Kali-Salpeters eine gewisse Zeit hindurch in dem Feuchtigkeits-Bottiche stehen zu lassen. Al-
26 lein da während dieſer Zeit atmosphärische, insbesondere Temperaturs Veränderungen auf die Bildung und Erhaltung des Dunstes umges staltend und abweichend wie beim ersten Versuche einwirken, und fos mit schon blos hierdurch ein, von dem früheren vielleicht sehr abweis chendes Ergebniß herbeigeführt werden konnte, so bereitete man noch einige Proben von der am wenigsten empfindlichen, und an Reinheit dem Normal-Kali- Salpeter fast gleichkommenden, nur Procent Nas tron-Salpeter enthaltenden Sorte, um diese gleichzeitig mit dem völlig reinen Kali Salpeler in den Bottich zu seßen. Es wurden also vom völlig reinen Kali- Salpeter ſowohl, als auch von der Procent salpetersaures Natron enthaltenden Vermens gung, wiederum von jedem drei Proben zu 6 Loth abgewogen, dieſe ganz in der Art wie beim 2ten Versuche in den Feuchtigkeits-Bottich gebracht, und darin wie früher während 14 Tagen (vom 1sten bis bis 15ten Oktober ) stehen gelaſſen. War das Ergebniß dieses 2ten Versuches nicht blos von dußeren Zufälligkeiten abhängig , sons dern durch die Natur des Kali : Salpeters bedingt gewesen , so mußte, selbst wenn der Kali-Salpeter sich der Feuchtigkeit jeßt nicht so durchaus unzugänglich zeigen sollte als beim 2ten Versuche, doch jedenfalls der Unterschied der Feuchtigkeits-Aufnahme beider, an Reins heit kaum von einander verschiedenen Sorten, so bedeutend ausfallen, daß keine Verwechselung beider möglich war. Es ånderte sich aber während dieser Zeit die Temperatur sehr auffallend. In den ersten Tagen bis zum 5ten Oktober war sie wie zuvor im Mittel 14 ° Reaumur, hierauf nahm sie aber ziemlich stark, endlich so bedeutend ab, daß sie in der Nacht vom 7ten zum 8ten Oktober bis auf - 3º Reaumur herabfiel. In den folgenden Tagen hob sie sich jedoch und blieb von da an im Mittel etwa 6º Reaum . Dieser so beträchtliche 17 ° Reaumur betragende Temperaturs Unterschied konnte auf den Feuchtigkeitsstand im Bottiche, wenn schon dieser den sonstigen minder erheblichen Schwankungen der Temperas tur der dußeren Athmosphäre nicht unmittelbar ausgefeßt war, nicht ohne Einfluß sein, und es ließ sich erwarten, daß durch die in so kurs zer Zeit erfolgte Abkühlung der Atmosphäre von + 14 ° Reaumur 3 ° Reaumur, der Dunst im Bottiche bis zum Niederschlas bis auf gen verdichtet worden sein mußte.
a
27 Die folgende Tabelle enthält das Ergebniß der Wägung nach Verlauf jener 14 Tage: Ergebnisse.
Kali , Salpeter mit Procent völlig rein Natrumfalpes ter trocken ges mengt Gewichts Vermehrung in Gran 18 91 107 8 10 95 12 98 Im Durch ) Gran 6,8 Procent ] schnitt 0,8 Es durfte nach dem Obigen nicht befremden, daß diesmal auch der reine Kali-Salpeter sich feucht zeigte ; dazu war ja das, was er an Feuchtigkeit aufgenommen hatte, im Verhältnisse zu dem durch Procent salpetersaures Natron verunreinigten Salpeter so gering, daß die Feuchtigkeit des reinen Kali - Salpeters sicher nur als der, durch Erkältung des Dunstes im Bottiche bewirkte Niederschlag bes trachtet werden konnte.
Denn der Unterschied der durch Feuchtigkeit
bewirkten Gewichtszunahme beider Sorten betrug das achtfache, und es hatte mithin der
Procent salpetersaures Natron enthaltende Sals
peter diesmal beinahe so viel Feuchtigkeit angesaugt, als beim zweis ten Versuche der, sechsmal so viel oder 3 Procent salpetersaures Nas tron enthaltende Salpeter. Folgerungen aus dem ganzen Versuche: I. Die Natur des reinen Kali - Salpeters und des fal: petersauren Natrons betreffend. a. Kalis Salpeter im reinsten Zustande ist nicht hygroskopisch. b. Das salpetersaure Natron ist hygroskopisch, und diese Eigens schaft tritt stark hervor, wenn es gesperrtem Waſſerdunſte auss gefeßt wird. c. Salpetersaures Natron selbst in den geringsten Gemengtheilen, dem reinen Kalisalpeter zugeseßt, behält und äußert seine hys groskopische Kraft, und zwar ganz im Verhältnisse der quantis tativen Beimengung.
28 II. Betreffend die Untersuchung von Kalisalpeter in Bezug auf salpetersaures Natron. Da die bisher zur Entdeckung von salpetersaurem Natron im
Kali-Salpeter vorgeschlagenen Untersuchungen, zum Theil weitläufig, zum Theil unsicher find, so scheinen diese, aus vorstehendem Versuche gewonnenen Erfahrungen eine neue Untersuchungsweise zu begründen, welche leicht ausführbar und zugleich sicher ist. Freilich ist das Verfahren hierbei nur ein relatives, denn es wird vorausgeseßt, daß man zur Gegenprobe im Befih von anerkannt reinem Kali - Salpeter fei. Ist dies aber der Fall, so zeigen die Unterschiede oder die Uebereinstimmung der Gewichtszunahme an Feuchtigkeit des zu untersuchenden Salpeters im Vergleiche gegen den Normals Kalis Salpeter, ob jener frei von Natron ist oder nicht. Es ist demnach anzunehmen, daß, so lange nicht irgend eine an dere schärfere Prüfungsmethode in Absicht auf das Erkennen von fals peterſaurem Natron und Kali - Salpeter aufgefunden ist, das Feuchts legen vergleichsweise mit reinem Kali Salpeter, als das einzig sichere und ausschließlich anzuwendende Verfahren anzusehen sein möchte.
29
III. Vergleich mehrerer Handfeuerwaffen, 1834 in Vincennes
angestellt. Aus dem Journal des armes speciales 1835, Heft 9 und 10.
n verglich zuerst 8 Perkuſſions -Büchsen, nach Angabe von Pon Ma Lan charra, mit Wallbüchsen und gewöhnlichen Infanteriegewehren . Von den Ponchartaschen Büchsen hatten drei 6 Züge, die einmal auf 120 " umgingen, der Lauf war 34 " lang, an der Mündung trich, terförmig. Eine vierte war ganz eben so, nur von 28 “. Länge des Laufs, und hatte 12 Züge wie die obigen, den Lauf 34 Zoll lang und ausgetrichtert ; eine hatte 12 Züge, die auf 150 " einen Umgang machi ten, der Lauf war 34 " lang und nicht ausgetrichtert. Diese Büchsen haben in der Schwanzschraube eine Kammer von 4 Centimeter Länge und 12 Millimeter Durchmesser ; die Kammer hält 4 Grammes Pulver und ist um 4 Millim, kleiner als der Lauf, um dem Kugel spiegel eine feste Anlehnung zu geben . Der Spiegel ist an die Kugel befestigt, und in seine Hinterseite ist ein Zündhütchen eingeklemmt ; er ist mit einem Pflaster von Barchent belegt. Beim Laden wird erst das Zündhütchen auf den Piſton gebracht und der Spiegel mit der Kugel davon gelöst. Man seßt dann die Kugel zu Boden, das Pfla fter reinigt beim Niedergehn die Züge, der Spiegel legt sich fest ges gen die Kammer, und die Kugel wird bei einem zweimaligen Schlage
30
des unten sphärisch ausgehöhlten Ladestocks ringsum in die Form der Züge gepreßt; oben und unten aber bleibt ſie rund. Von den 8 Wallbüchsen hatten 4 konische, 4 cylindrische Kam mern, an welche sich die Kugeln anlehnten ; sie hatten Perkussions: Zündung und 8 Grammes Ladung. Die Gewehre waren mit Steinschlössern versehen, und erhielten 10+ Grammes Ladung. Es ergab sich folgende Trefferzahl: Treffer auf eine Scheibe Zahl der Art des von 2 Metres Seite. Schüsse. Schießens. Waffe
Büchse Angelegt Von festem Gestell
Wallbüchse Gewehr Büchse Wallbüchse Gewehr
Büchse
Angelegt
Wallbüchse Gewehr
Büchse Angelegt
Wallbüchse { Gewehr
Büchse Angelegt
Wallbüchse Gewehr Büchse
Angelegt
Wallbüchse
Prozent. Auf 150 Metres. 712 53,2 702 38,0 701 91 128
97
31,8 75,8 44,5 54,6
Auf 200 Metres. 48,4 375 12,2 98 124 15,5 Auf 250 Metres. 243 31,2 46 5,8 42 5,0
Auf 300 Metres. 19,6 157 12 1,75 23
2,9 Auf 400 Metres. 5,6 45 9 1,12 0,37 3
Gewehr Auf 400 Metres durchdrang die Büchsenkugel noch ein tannenes Brett von 3 Centim. Dicke. Bei einem Pendelversuch gab das In
31 fanterie Gewehr den größten, die Büchse den nächstgroßen, • die Walls 1 büchse den kleinsten Rückstoß ; doch geben alle Schüßen an, daß die Büchse am wenigsten stieße. Von 846 Büchsenkugeln, die man in der Scheibe, welche aus Leinwand und einer Werglage bestand, sammelte, hatten 607 Abdrücke der Züge, ohne Risse, und fast alle hatten die Scheibe mit der vordes ren Fläche getroffen. Von den 239, die keine Eindrücke zeigten , has ben 140 die Scheibe mit der Vorderfläche, 99 mit verschiedenen Seis tenpunkten getroffen . Die Büchsen mit 6 Zügen geben mehr Treffer als die mit 12, auf den erſten 3 Diſtanzen waren die mit xẻo Um: gang im Vorzuge gegen die TT, in den beiden weitesten, die leßtes ren. Die trichterförmige Mündung erleichterte das Laden. Man konnte 50 Schuß aus der Büchse ohne Reinigung thun , und bei 51 Schuß in 49 Minuten war der Lauf noch nicht so heiß, daß man die Hand nicht daran hätte halten könnte. G Es zeigte sich, daß das Fett des Pflasters beim Verpacken der Patronen oft das Pulver so durchdringt, daß sich die Ladung fast gar nicht entzündet, auch war das Lösen des Zündhütchens aus dem Spiegel oft schwierig. Bei den Wallbüchsen nahmen die Kugeln nicht die Form der Züge an, es scheint als låge dies daran, daß der Lauf an der Ladung nicht eng genug iſt, ſo daß die Kugel in dem hinteren Theil ohne Drehung geht und erst in der Mitte des Laufs in die Züge eingreift, wo sie schon zu große Geschwindigkeit hat, und daher überspringt und sich in einen Cylinder auszieht. Man glaubte dem Infanterie-Gewehre eine der Büchse sich nås hernde Wirksamkeit geben zu können, wenn man die Kugel pflasterte, mit einem Spiegel versche, die Ladung verminderte, und ihm ein sanfter gehendes Schloß und Perkuſſionszündung gåbe. Man verglich daher 6 Büchsen (mit Läufen von 34" , 3 mit 6 Zügen zu und 3 mit 12 zu r , siehe oben) mit 6 Gewehren (Läufe von 40 "). Für leßtere wendete man Patronen mit 9 Grams mes Ladung an. Alle Kugeln hatten Spiegel, die eine Hälfte war mit, die andere ohne Pflaster . Die Schüßen wechselten mit den Waffen. Die Tabelle unter dem Doppelstrich giebt die Resultate bei besonders guten Schüßen.
32
200 Metr.
300 Metr.
200 Metr. 300 Metr.
7 1 1 1
1 2
M. 22,0
M. 1,6
Schuß Zahl. 180 Büchse 90 Gewehr mit Spiegel 90 ohne Spiegel 180 Büchse 90 mit Spiegel Gewehr 90 ohne 30 mit Spiegel Gewehr ohne 30 30 mit Spiegel Gewehr ohne 30
M. 1,4
Treffer in Scheibe v. Seite
27 | 57 5 14 5 10 5 16 2 2 4 1
| 79 23 17 31
7 10 812 3 4 2
Procent Trefferin Scheibe von 2M. 44 25,5 15 17,2 9 10 33,3 40,0 13,6 6,7
Bei 6 Grammes Ladung und guten Schüßen gaben die Infan terie-Gewehre : 180 5 23 56 74 41,1 auf 200 M. 180 2 7 17 24 13,2 auf 300 M. Die Verminderung der Ladung schien daher vortheilhaft.
!
IV.
33 ****
IV. Betrachtungen über den Kanonenschuß. Eine ballistische Skizze, von F. Otto , Premier Lieutenant in der 3ten Artilleries Brigade.
Die Absicht, welche dem gegenwärtigen Auffaße zum Grunde liegt, ist: 1) einige der erheblichsten mathematischen Entwickelungen für den Kanonenschuß unter Berücksichtigung a) eines nicht quadratischen, sondern zusammengeseßteren Lufts Widerstandgesetzes, b) der Umdrehung der Geschosse und der Adhäftonsreibung an der Luft zu geben, und 2) die dadurch gefundenen allgemeinen Ausdrücke auf ein be stimmtes Zahlenbeispiel anzuwenden .
I. Ueber den Luftwiderstand im Allgemeinen und über den Einfluß der Umdrehung der Geschosse mit Rücksicht auf Adhesionsreibung. Denken wir uns ein Geschoß von vollkommner Kugelgestalt, dessen Masse dergestalt vertheilt ist, daß Schwerpunkt und Mittelpunkt Erster Jahrgang. II. Band. 3
34 der Kugel zusammenfallen ; denken wir uns diese Kugel fin einem widerstehenden Mittel in Bewegung mit einer Geschwindigkeit, welche in Größe und Richtung gegeben ist, und lassen wir vorläufig eine ets wanige Umdrehung ganz aus dem Spiele. Im Laufe der voranges gangenen Bewegung wird die Luft sich vor der Kugel verdichtet und angehäuft haben , weil sie nicht urplößlich zur Seite weichen kann, sondern einer gewissen Zeit zum Abfließen bedarf. Wenn wir uns auch nicht darauf einlassen, über die Art dieser Anhäufung und über die verschiedene Dichtigkeit an den verschiedenen Stellen etwas Nähe res durch ein bestimmtes Geseß a priori festzustellen, so scheint doch aus der Natur der Sache zu folgen, daß diese verdichtete Luft durch aus symmetrisch um diejenige gerade Linie vertheilt ist, welche, durch den Mittelpunkt der Kugel gehend, die Richtung der Bewegung an deutet. Denkt man sich diese Richtungslinie in irgend einem Punkte vor der Kugel mittelst einer Ebene normal durchſchnitten und denkt man sich in dieser Ebene concentrische Kreise, deren gemeinschaftlicher Mittelpunkt in der Richtungslinie liegt, so wird die Luft in dem Um fange eines jeden einzelnen dieser Kreise für sich gleichförmig dicht sein, dagegen wird die Dichtigkeit in dem gemeinschaftlichen Mittel punkt am größten sein, und von hier aus in jedem folgenden Kreiss umfange gegen den vorigen nach und nach abnehmen . In gleicher Weise wird die halbkugelförmige Luftſchicht, welche der vorderen Halb kugel zunächst liegt, am dichtesten sein, während die Dichtigkeit in den auf einander folgenden Schichten immer mehr und mehr abnimmt, nach Maßgabe, wie dieselben entfernter liegen.
In dieser Art der
Vertheilung der Dichtigkeit liegt der Grund, warum die Mittelkraft, welche den Widerſtand repräsentirt, genau in der Richtungslinie der Bewegung (in entgegengeseßtem Sinne) wirkt und gehörig erweitert durch den Wittelpunkt der Kugel geht ; dies würde nicht mehr der Fall sein, sobald die Dichtigkeit um die Richtungslinie herum nicht symmetrisch vertheilt wäre. Während die Kugel nun vorwärts geht, fließt ein Theil der vers dichteten Luft an der Grenze der vorderen Halbkugel, d. h. an dem Umfange des größten Kreiſes ab , welcher normal auf der Rich tungslinie steht. Bei diesem Abfließen , welches von der Richtungss linie aus vor der ganzen vorderen Halbkugel symmetrisch nach allen
35 Punkten des sie begrenzenden größten Kreises hin erfolgt , bewirken die Luftpartikelchen eine Reibung an der Fläche des Geschoffes, wels che wir Adhäsionsreibung nennen wollen , und welche um desto grös fer sein wird, ie größer der Druck ist , den die verdichtete Luft vers möge ihrer Elasticität gegen die Luftpartikelchen ausübt , welche der Kugelfläche zunächst liegen. Aus den vorhin gemachten Feststellungen folgt, daß die Kräfte, welche der Reibung als Hinderniß der Bewe gung entsprechen, eben so symmetrisch um die Richtungslinie herum vertheilt sein müssen, wie die verschiedenen Dichtigkeiten, da fie dies fen proportional find. Hebt man ein beliebiges Element der vorderen Fläche heraus, so kann die Kraft, welche der Reibung an diesem Ele: ment entspricht, in Größe und Richtung durch eine gerade . Linie dars gestellt werden , welche die Kugelfläche an dem betrachteten Element
:| tangirt und in einer Ebene liegt, die durch die Richtungslinie der Bet wegung und jenes Element (als Punkt gedacht) gelegt wird. Diese Kraft nun kann in der genannten Ebene zerlegt gedacht werden in zwei Seitenkräfte, von denen die eine der Richtungslinie parallel, die Denkt man sich diese andere aber, normal gegen dieselbe geht.
I
Kräfte, wie es sein muß, nach dem Schwerpunkte der Kugel, d.h. ihrem Mittelpunkte verlegt, ſo ſtrebt die erstere , die fortschreitende Bewegung der Kugel aufzuhalten, die andere aber, die Kugel aus der
1
Denkt man sich aber die vordere Halbkugel an irgend einer Stelle
ursprünglichen Richtungslinie hinaus in eine andere zu schieben
mittelst einer Ebene normal gegen die Richtungslinie durchſchnitten, so leuchtet ein, daß die Seitenkräfte, welche ringsherum an dem Um fange des dadurch entstehenden Kreiſes radial wirken , einander alle gleich sein, mithin einander gegenseitig aufheben müſſen, und da dies für jeden beliebig geführten Schnitt gilt, so ist klar, daß eine Veråndernng in der Richtung der Bewegung nicht durch die Reibung bes wirkt werden kann. Dagegen werden alle die Kräfte, welche parallel zur Richtungslinie gehen, durch nichts compenſirt, ſie bewirken also eine Verzögerung der fortschreitenden Bewegung . Hierbei ist noch zu bemerken, daß sie in Bezug auf ihre Intensität ebenfalls symme trisch um die Richtungslinie herum geordnet find, folglich eine Um drehung nicht bewirken. Diese Adhäfionsreibung nun , insofern man bloß fortschreitende
36 Bewegung ohne Umdrehung betrachtet, bedarf keiner weiteren beson deren Berücksichtigung, da ihr Einfluß als in den übrigen Widerstand mit inbegriffen gedacht werden kann. So weit die vordere Halbkugel ; betrachten wir nun die hintere. Denkt man sich in einer unbegrenzten Luftmasse einen bestimmten Raum abgegrenzt, denkt man sich die Luft aus diesem Raume plög: lich entfernt, so werden die angrenzenden Luftheilchen sich mit einer Geschwindigkeit von 1340 Fuß in den leeren Raum stürzen.
Vers
möge dieses Bestrebens übt die Luft, so wie gegen die ganze Obers fläche überhaupt, auch namentlich auf die hintere Fläche der Kugel einen Druck aus, der in Bezug auf dieſe am größten iſt, wenn die Kugel selbst in Ruhe gedacht wird.
Denkt man sich nun die Kugel
in Bewegung, so werden die Lufttheilchen, welche der hinteren Fläche zunächst liegen, dieſer unmittelbar mit derselben Geschwingigkeit fol: gen, welche die Kugel hat, und sie werden mit derselben so lange in unmittelbarer Berührung bleiben , als die Geschwindigkeit der Kugel diejenige von 1340 Fuß nicht übersteigt, mit welcher dieLuft in den leeren Raum strömt. Eine Verdünnung der Luft hinter der Kugel, wie man zuweis len geneigt ist, fie anzunehmen, wird aber keineswegs ſtattfinden ſondern die Luftwird, da jedes Lufttheilchen in dem unbegrenzt geedachten Raume ein anderes hinter sich findet, das geneigt ist, mit derselben Geschwindigkeit fofort die Stelle des ersteren einzunehmen , wenn daſſelbe ausweicht, 1 in seiner ursprünglichen Dichtigkeit der Kugel folgen , so lange die Geschwindigkeit derselben 1340 Fuß nicht übersteigt.
Von dem Aus
genblick an aber, wo die Kugel sich mit einer größern Geschwindigkeit bewegt, wird die Luft der hintern Fläche nicht mehr folgen können und es wird ein luftleerer Raum hinter der Kugel entstehn. Die Luft wird also, nach Maßgabe, wie ihre relative Geschwindigkeit gegen die der Kugel geringer wird, einen immer geringeren Druck ge gen die hintere Fläche ausüben, bis derselbe endlich verschwindet. Es ist auffallend, wie sehr der Modus des Einflusses dieses so
eben beschriebenen Umstandes selbst von solchen Männern mißverstans den worden ist, die ihremBerufe nach hierin hätten klar sehen sollen. Vega, im § 159 des vierten Bandes feiner Vorlesungen scheint zu glauben, und Scheer de Lionastre in seiner théorie balistique (Gand 1827) ſpricht es bestimmt aus, daß für Geschwindigkeiten, bei welchen
Jap
37 hinter der Kngel ein leerer Raum entsteht, außer dem sonst angenoms menen Luftwiderſtande noch der ganze Druck der Atmosphäre gegen die vordere Fläche , der nunmehr an der hinteren Fläche kein Gegens gewicht mehr findet, als Hinderniß in Rechnung gestellt werden müſſe. Scheer de Lionastre seßt hiernach für den ganzen Theil der Bewe gung, bei welchem ein luftleerer Raum hinter der Kugel statt findet, den ganzen Druck der Atmosphäre hinzu und läßt ihn von dem Aus genblicke an, wo dieser leere Raum nicht mehr statt findet, plöglich fort. Dies giebt in der Reihe der Widerstände, welche den verschie denen Geschwindigkeiten entsprechen , bei der Geschwindigkeit von 1430 Fuß einen plößlichen Sprung in den Zahlen, so daß die Contis nuität gestört ist.
Wenn man indeſſen das Gefeß der Continuität auch nicht als das natürlichste und als sich von selbst verstehend gelten laſſen will, so würde ein Blick auf die Tafel Seite 137 des 2ten Bandes der nouvelles expériences d'artillerie par Hutton hier. über Belehrung gegeben haben, wo von einem solchen Sprunge in den Widerständen weder an der betreffenden Stelle noch sonst etwas zu bemerken ist. Das Wahre an der Sache ist, daß ein Theil des Drucks der Atmosphäre gegen die vordere Fläche schon bei der gering, ſten Bewegung der Kugel in Rechnung gestellt werden muß, und daß derselbe wächst, nach Maßgabe, wie die Geschwindigkeit zunimmt, bis er, gleichmäßig und ohne Sprünge mit der Geschwindigkeit wach, send, seinen vollen Werth erreicht , wenn der leere Raum hinter der Kugel entsteht, dann aber constant bleibt. Diese Betrachtung würde zum Grunde zu legen sein, wenn man ein Gesez des Luftwiderstandes aus bloßen Abſtractionen conſtruiren wollte; dagegen ist dieselbe ganz überflüssig, wenn man ein Geset annimmt, das aus wirklichen Versuchen abgeleitet ist, indem in den Zahlen, welche hierdurch ermittelt werden, auch der Einfluß des lees ren Raumes und des geringeren oder ganz aufgehobenen Drucks der Luft gegen die hintere Fläche bereits mit inbegriffen ist. Nach allem dieſem ſteht indeſſen fest, daß der Druck, welchen die vordere Halbkugel erleidet, stets um sehr vieles größer ist, als der ges gen die hintere Halbkugel, und dieser Umstand ist von großer Bedeus tung, wenn man annimmt , daß das Geschoß eine Umdrehungss Bewegung habe, indem alsdann, während die einzelnen Elemente
38 der Oberfläche sich an den Luftpartikelchen vorbeiſchieben , eine Reis bung entsteht, deren Einfluß, da sie dem Druck proportional ist, gegen die hintere und vordere Fläche sehr verschieden ausfällt. Hätte Euler diesen Stand der Dinge in Erwägung gezogen, so würde er nicht so eigensinnig die Möglichkeit der Ablenkung der Kugel aus ihrer Bahn durch den Einfluß der Umdrehung und der Adhåſionsreibung von der Hand gewieſen haben. Außer dem bereits ausgesprochenen Geſeß der Proportionalität zwischen Druck und Reibung wollen wir nach der Analogie mit anderen Reibungen hier auch noch annehmen , daß die Verschiedenheit in der Geschwindigkeit der Bewegung keinen Einfluß auf die Wirkung der Reibung habe.
Wenn auch dieser Saß in seis
ner größten Allgemeinheit gewiß falſch iſt, wie ſich leicht zeigen läßt, ſo darf er vielleicht für die hier vorkommenden Grenzen in den Ges schwindigkeiten als beinahe wahr angenommen werden. Was nun die mannichfachen Richtungen anbetrifft, nach welchen die Umdrehung des Geſchofſes gedacht werden kann , so wollen wir nur drei Hauptrichtungen herausheben, da in der That es auch nur dieſe find, welche für die Ausübung intereſſiren.
Denken wir uns als
so durch die Richtungslinie eine Ebene gelegt, welche senkrecht auf dem Horizont steht ; sie heiße Richtungsebene. welche wir hier betrachten wollen, find dann :
Die drei Hauptfälle,
1) wenn die Umdrehungsachſe horizontal liegt, und die Richtungs linie, so wie die Richtungsebene normal durchschneidet, 2) wenn die Umdrehungsachſe die Richtungslinie normal ſchneis det, aber ganz in der senkrechten Richtungslinie liegt, 3) wenn die Umdrehungsachse mit der Richtungslinie selbst zuz fammenfällt. Erster Fall. Man denke sich parallel zur Richtungsebene zwei andere Ebenen, welche auf den beiden Seiten der Richtungsebene in gleichen Abständen von derselben die Kugel schneiden, so werden sie auf der Oberfläche zwei Kreislinien bilden, um welche herum die Luft in Bezug auf ihre verschiedene Dichtigkeit bei der einen genau so vertheilt sein wird, wie bei der anderen. Betrachten wir nun den einen dieser Kreise und denken wir uns die Umdrehung so, daß die oberen Punkte der Kugel sich nach vorn hin senken (was wir fünftig mit: von oben durch vorn nach unten bezeichnen wollen) , so
39 kann die Kraft, welche der Reibung jedes Flächenelements entspricht, das (als Punkt gedacht) in jenem Umkreise liegt, in Größe und Rich tung durch eine gerade Linie dargestellt werden, welche den Kreis an dem betrachteten Punkt tangirt und dabei in der Ebene des Kreises liegt. Diese Kraft muß dergestalt gedacht werden, daß sie die Bewer gung des Elements nach der der Umdrehung entsprechenden Richtung verzögert.
Im Allgemeiuen wird also hieraus eine Verzögerung der
Umdrehungsbewegung folgen, und da die Verzögerung von Augens blick zu Augenblick fortwährt , so wird die Umdrehung, wenn beim Anfange der Bewegung eine statt hatte, immer langsamer werden. Viel wichtiger aber ist die Aenderung, welche in der fortschreitenden Bewegung entsteht. Man denke sich durch den Mittelpunkt der Kus gel normal gegen die Richtungslinie eine Ebene geführt, so wird diese den vorhin betrachteten Kreis schneiden und in einen vorderen und hinteren Halbkreis abtheilen, während ein Durchmesser, parallel zur Richtungslinie, einen oberen und einen unteren Halbkreis bildet. Jede der aus der Reibung entspringenden Kräfte, welche an den eins zelnen Elementen des Kreisumfanges wirken, kann sodann in der Ebene des Kreises in zwei Seitenkräfte zerlegt werden , von denen die eine parallel zur Richtungslinie und die andere normal gegen die erste Seitenkraft ist. Verlegt man nun , wie es sein muß, alle dieſe Kräfte parallel zu sich selbst nach dem Schwerpunkte (Mittelpunkte) der Kugel und vereinigt man alle die, welche nach einerlei Richtung wirken, je in eine, so hat man vier Kräfte , welche alle in der Richs tungsebene liegen und von denen zwei auf die fortschreitende Bewes gung in der Richtungslinie einwirken, zwei andere aber den Wittels punkt der Kugel aus der Richtungslinie heraus drången.
Die eine
der beiden Kräfte, welche auf die fortschreitende Bewegung in der Richtungslinie einwirken und zwar diejenige, welche aus der Zuſam: mensehung der Kräfte des oberen Halbkreises entspringt , wird den Mittelpunkt der Kugel zurückhalten, dagegen wird die Kraft , welche aus der Zusammensehung der Kräfte des unteren Halbkreises ents springt, den Mittelpunkt der Kugel vorwärts treiben . Beide Kräfte werden, wie eine leichte Betrachtung zeigt , einander genau gleich sein, mithin auf die fortschreitende Bewegung keinen Einfluß haben. Dagegen wird diejenige Kraft, welche aus der Zusammenstellung
40 1 aller gegen die Richtungslinie normalen Kräfte des vorderen Halbs kreises entsteht, den Mittelpunkt der Kugel zu heben suchen und dies jenige, welche dem hinteren Halbkreise entspricht , jenen Mittelpunkt herabdrücken. Die erste dieser beiden Kräfte wird aber, wie leicht er: hellt, erheblich größer sein als die zweite, und zwar um so mehr, je 1 größer die fortschreitende Geschwindigkeit, und lie größer mits hin der Unterschied in der Dichtigkeit der Luft vor und hin ter der Kugel ist. Es wird also , wenn man die zweite Kraft ge gen einen entsprechenden Theil der ersteren compenſirt, ein Ueberschuß bleiben und dieser wird den Mittelpunkt der Kugel in einer gegen die Richtungslinie normalen Richtung heben , ihn mithin aus der urs sprünglichen Richtung entfernen . Dem so eben betrachteten Kreise entspricht auf der anderen Seite der Richtungsebene in gleicher Entfernung von ihr ein zweiter.
Da
in beiden alles gleich und ſymmetriſch iſt, ſo ſieht man, daß die aus beiden entspringenden Endkräfte die Lage der Umdrehungsachse nicht åndern, sondern daß diese immer parallel zu ihrer ursprünglichen Lage bleibt. Nimmt man nun die Wirkung aus allen Kreispaaren, welche dergestalt gedacht werden können, zuſammen, so leuchtet ein, daß die Endwirkung der Umdrehung mittelst der Adhäsionsreibung die ist, den Mittelpunkt der Kugel in einer gegen die Richtungslinie normalen Richtung in der Richtungsebene zu heben , wenn die Umdrehung von oben durch vorn nach unten geht. Hingegen wird der Mits telpunkt der Kugel heruntergedrückt werden, wenn die Umdrehung ents gegengeseßt , nämlich in der Richtung von unten durch vorn nach oben statt findet. In beiden Fällen aber wird sich der Mittelpunkt der Kugel nicht aus der lothrechten Richtungsebene entfernen. Zweiter Fall. Man denke sich das ganze System von Linien und Ebenen, welches für den ersten Fall construirt ist , um die Rich tungslinie herum um einen Winkel von 90 ° gedreht, bis die Umdre hungsachse der Kugel normal gegen ihre erste Lage steht, dann ist klar, daß sich alle für den ersten Fall angestellte Betrachtungen hier wiederholen lassen, wenn man nur, wo dort von unten und oben die Rede war, hier dafür links und rechts seßt oder umgekehrt.
Es wird
mithin, wenn die Umdrehung von rechts durch vorn nach links geht, der Mittelpunkt der Kugel in derjenigen Ebene, welche normal gegen
41 die Drehachse durch die Richtungslinie geht, nach rechts, im Fall der entgegengeseßten Umdrehung aber links gedrückt werden , ohne jedoch im einen wie im andern Falle die genannte Ebene zu verlassen. Auf die fortschreitende Bewegung nach der Richtung der ursprünglichen Richtungslinie hat die Umdrehung und die Adhäsionsreibung wieder um keinen Einfluß. Dritter Fall. Wenn endlich die Drehachse mit der Richtungs linie zusammenfällt, dann denke man sich die Kugel an irgend einer beliebigen Stelle mittelst einer gegen die Richtungslinie normalen Ebene durchschnitten. Hierdurch wird auf der Oberfläche der Kugel ein Kreisumfang bezeichnet werden , längs dessen rings herum die Dichtigkeit der anhängenden Luft durchaus gleichförmig ist. Die Reis bung wird mithin rings herum gleich stark sein. Man denke sich wiederum die Kraft, welche der Reibung entspricht , an jedem Ele: ment in Größe und Richtung mittelst einer Tangente dargestellt , wel che in der Ebene des Kreises liegt ; man denke sich jede dieser Kräfte in dieser Ebene in zwei andere zerlegt, von denen die eine parallel der Richtebene, die andere normal gegen diese erste Seitenkraft liegt und endlich denke man sich alle diese Kräfte, wie es sein muß, parallel zu sich selbst nach dem Schwerpunkt (Mittelpunkt) der Kugel verlegt, ſodann aber alle diejenigen, welche nach einerlei Richtung wirken , je in eine Mittelkraft vereinigt. Dann hat man vier Kräfte, welche der Größe nach alle untereinander gleich zu je zweien einander gerade entgegengesetzt wirken , sich folglich sämmtlich gegenseitig aufheben . Da dies für jeden beliebigen so geführten Schnitt gilt, so leuchtet ein, daß diese Art der Umdrehung die Richtung der Bewegung gar nicht ändert. Diese Art der Umdrehung ist es, welche man den Büchsenkugeln mittelst der Züge giebt , und die vorhin geführten Betrachtun gen lassen den Grund erkennen, warum man bei dieser Anordnung beffer trifft als bei andern. Es leuchtet ein, daß die Resultate des zweitten und dritten Falles noch mehr oder minder modificirt werden , wenn $ die Schwere als mit einwirkend gedacht wird, daß mithin nur für flache Elevationen Ergebniſſe aus der Rechnung erwartet werden dürfen, welche beinahe wahr sind. Für höhere Elevationen treten Verwickelungen ein, denen zu folgen wenige Leser geneigt sein möchten.
42 Es handelt sich nun darum, das bisher Gesagte in Zeichen sprache darzustellen. Man denke sich irgend ein Element ( Differenzial) der Kugelobers fläche und bezeichne es mit dF , der Widerstand gegen die Maßein heit der Fläche sei eine der Form nach unbestimmt gelassene Funktion der Geschwindigkeit v, ausgedrückt durch f(v) , so ist der Widerstand gegen das Flächenelement in einer auf dasselbe normalen Richtung P. f(v) . dF, insofern P ein Factor ist, der im Allgemeinen von der Stelle des Flächenelements abhängig ist. Sei m der Reibungscoefficient, so ist die Kraft, welche der Reibung entspricht, m . P. f(v) . dF. Sei endlich N der Factor, welcher durch die Zerlegung dieser Kraft nach der Richtung, in welcher nach dem vorigen ein Hinaus
drängen des Mittelpunktes der Kugel statt findet, hinzutritt, dann ist m . P. N. f(v) . dF Ausdruck der für den Antheil der Kraft, welchen das Element dF zu der besprochenen Wirkung contribuirt. Die Gesammtmaſſe aller Kräfte, d. h. die Mittelkraft wird dann gefunden, indem man den Ausdruck
m . P • N. f(v) . dF integrirt und das Integral über die ganze Oberfläche der Kugel ers streckt. Von den fünf Factoren beziehn sich aber nur P, N, dFun mittelbar auf die veränderlichen Stellen der Kugeloberfläche, so daß man für die gesuchte Mittelkraft m . f(v) . ƒ P. N. dF hat, das Integral über die ganze Kugeloberfläche erstreckt. Man kann dies auch so schreiben
f(v) . [m .
P. N.dF] ,
wo dann [m./P . N. dF] einen constanten Factor bedeutet, der sich auf eine Kugel von beſtimm tem Durchmesser bezieht. Endlich ist klar, daß man unter f(v) ſtatt des Widerstandes gegen die Maßeinheit der Fläche auch den Widers stand gegen die gegebene Kugel verstehen kann, sobald man den ans deren (conftanten) Factor mit einer angemessenen Zahl multiplicirt
aL
43 und daß mithin zuleßt die Kraft, mit welcher die Adhaslonsreibung vermöge der Umdrehung der Kugel dieselbe aus der Richtungslinie zu drängen strebt, durch fl W • (1) ausgedrückt werden kann, unter « einen constanten Factor , der sich auf einen bestimmten Kugeldurchmesser bezieht , und unter W den Luftwiderstand gegen die ganze Kugel verstanden. Daß die abgeschossenen Kugeln eine Umdrehungsbewegung haben, ſcheint ziemlich unzweifelhaft. Die ursprüngliche Richtung der Mits telkraft, welche aus der Pulverladung entspringt, ist wegen des Spiels raums niemals der Are der Seele parallel, fondern etwas gegen die untere Fläche der Seele geneigt. Hieraus entsteht ein Druck gegen dieselbe und aus dieſem eine Reibung , welche unfehlbar Umdrehung erzeugen muß, da ihre Richtung nicht durch den Schwerpunkt der Kugel geht. Diese Umdrehungsbewegung mag bei den folgenden Anschlägen in der Seele noch mannichfach modificirt werden, so daß sich über ihre Richtung und ihre Größe nicht füglich etwas a priori sagen läßt. Hier muß die Erfahrung zu Rathe gezogen werden. II.
Feststellung einer Formel für den Luftwiderſtand.
Wir wollen uns nicht darauf einlaſſen, ein Luftwiderſtandgefeß aus bloßen Abstractionen zu conſtruiren , sondern wir wollen hierbei 3 vielmehr die Erfahrung zu Rathe ziehn. Es versteht sich dann von selbst, daß in Bezug auf das dabei zum Grunde zu legende Material nur von den Huttonschen Versuchen die Rede sein kann , deren Re: ſultate in den Nouvelles expériences d'artillerie. 2 Tomes, Paris 1802 et 1826 zusammengestellt sind.
So mancherlei in Betreff dieser Versuche auch
immer noch zu wünschen übrig bleiben mag, so find sie doch bis jezt das Beste, wo nicht Einzige, in ihrer Art, und ihre Benußung muß unzweifelhaft in der Anwendung zu Ergebniſſen führen, welche der Wahrheit so nahe kommen , als dies billigerweise verlangt werden fann. Im zweiten Theile des genannten Werks findet man S. 137 eine Tafel, welche für Geschwindigkeiten bis zu 2000 Fuß die durch die
44 Erfahrung ermittelten Luftwiderstände gegen eine Kugel von zwei Zoll Durchmesser in Unzen angiebt. Außerdem giebt die Tafel die Luftwiderſtände an, wie sie nach dem von Newton aufgestellten Gefeße ausgefallen sein sollten, und es ergiebt sich aus der Vergleichung der berechneten und der durch den Verſuch ermittelten Zahlen, daß lestere nicht in einem constanten Verhältniß zu jenen stehen , sondern daß dieses um so mehr wächſt, je größer die Geschwindigkeiten ſind. Es kommt also darauf an, statt des sonst üblichen Ausdrucks für den Luftwiderstand einen anderen anzugeben, der die durch die Erfahrung erhaltenen Zahlen möglichst genau wiedergiebt. Die Aufstellung eines solchen Ausdrucks ist eine ziemlich delikate Sache , wegen der man, cherlei Rücksichten, die sich dabei kreuzen, indem derselbe die betreffens den Zahlen möglichst genau wiedergeben, dabei den Bedingungen der Aufgabe, wie sie aus der Natur der Sache folgen, nicht widerspre: chen und endlich bei seiner Anwendung im Calcul nicht zu große Schwierigkeiten verursachen soll. Ohne mich in Betreff der Form, welche diesem Ausdruck zu ges ben ist, in Erörterungen einzulaſſen, deren Ausdehnung sich mit dem nächsten Zweck dieſer Blätter nicht vertragen würde, will ich nur angeben, daß ich mir für den vorliegenden Fall das Gefeß des Luftwiderstandes als ein Produkt aus zwei Factoren denke, von denen der eine das durch Newton angegebene Gefeß ausdrückt, der ans derer aber die Form
A + B. v² hat, wo v die Geschwindigkeit bezeichnet und A, B constante Zahlen find, deren Werthe noch ermittelt werden müſſen. Ist also für eine gegebene Geschwindigkeit v, W der durch die Versuche ermittelte , R der nach der Newtonschen Formel berechnete Widerstand , so has ben wir
W = R. (A + B . v²) mithin W
= A + B. v² R
W und wenn wir den Quotienten
bezeichnen, R mit Q
Q = A + B . v².
45 Die Ermittelung der Zahlen A und B kann nun entweder nach der Methode der kleinsten Quadrate oder auch so erfolgen, daß man die Gleichungen Q = A + B. v². 1 Q = A + B . v² 2 2 = A + B. v² 3 3
welche für die zum Grunde gelegten Geschwindigkeiten
1
2
3
die aus den Versuchen erhaltenen correspondirenden Quotienten
Q , Q3 1 . ergeben, zu je zwei und zwei verbindet , sie 2 in Bezug auf A und B auflöset, und dann aus allen für A erhalte nen Werthen , so wie aus den für B erhaltenen die` Mittelzahlen nimmt. Es leuchtet ein, daß hierbei die in dieſen Blättern Bd. 1. S. 66 bereits angegebene Abkürzung eintreten kann. Die Geschwindigkeiten, welche in der Bahn eines Kanonenschusses vorkommen, mögen ziem lich zwischen den Grenzen von 1600-400 Fuß liegen. Legt man dieſe Grenzen zum Grunde, entwickelt man aus der Huttonschen Ta: fel für die Geschwindigkeiten von 1600, 1500, 1400 Fuß u. f. w. die besprochenen Quotienten Q , und führt mit diesen die Rechnung in Bezug auf A und B aus, so erhält man als allgemeinen Ausdruck Q = 1,4162 + B. v² wo log vulg B = 0,4821498—7. Wenn man statt des so eben gefundenen Ausdrucks bei ferneren. Rechnungen bloß diesen : Q = 1,4162 gebrauchen wollte, so würde man einen quadratischen Luftwiderstand in Rechnung stellen , der 1,4162mal dem Newtonschen gleich wäre. Läßt man den Newtonschen Widerstandsausdruck ohne Weiteres gelten, d. h. denkt man ihn sich mit 1 multiplicirt , ſo giebt er die Widerſtände für kleine Geschwindigkeiten beinahe richtig, für mittlere und größere aber zu klein. Denkt man sich dagegen den Newtonschen Ausdruck mit 2 multiplicirt, so giebt er die Widerstände für die grö Beren Geschwindigkeiten beinahe richtig, für die mittleren und kleines ren dagegen zu groß.
Sucht man nun nach einem Coefficienten, der
46 Resultate giebt, die zwischen den obigen in der Mitte liegen, so bie tet sich 1,5 von selbst dar. Da diese Zahl so wenig von dem für A gefundenen Werthe 1,4162 abweicht, so wollen wir für A den Werth von 1,5 annehmen und danach den Werth von B bestimmen. Wenn wir dann in balliſtiſchen Ausdrücken, worin dieses B vorkommt, dass felbe -- Null seßen, so ergeben sich ohne Weiteres die Werthe jener Ausdrücke für einen quadratischen Luftwiderstand , der 1,5mal dem Newtonschen gleich ist. Es kann in vielen Fällen wünschenswerth werden, daß man die Resultate , welche die verschiedenen Annahmen über den Luftwiderstand geben , mit Leichtigkeit vergleichen könne. Man erhält in Bezug aus das das Vorige Q = 1, 5 + v² . B wo log vulg B = 0,3616896—7. Da man bei Zahlenrechnungen niemals unmittelbar B, ſondern stets seinen Logarithmen gebraucht, so ist es vortheilhaft Q = 1,5 + v² . [0,3616896—7] zu schreiben, eine Form, deren Bedeutung hiernach von selbst klar iſt. Trennt man den Factor 1,5 heraus, so hat man Q = 1, 5. { 1 + [0,1855983-7] . v² wo aber v låstigerweise in engliſchen Fußen ausgedrückt gedacht wird. Um diesen Ausdruck in einen andern umzuwandeln, der v in einer anderen beliebigen Långeneinheit ausgedrückt enthält, so sei f die Anzahl Pariser Linien, welche dieser willkührlich gewählten Längeneinheit gleich ist, eben so sei e die Anzahl Pariser Linien , welche der englische Fuß enthält, dann ist
Q = 1, 5. { 1 + [0,1855983–7] . (-) : v²} oder für e = 135, 13 Q = 1, 5. { 1 + [0,9240947-12] . f² . v² } . . . . . (2) wo demnach v die Geschwindigkeit in einer ganz beliebig gewählten . Långeneinheit und f die Anzahl Pariſer Linien bedeuset, welche dieser Längeneinheit gleich ist. Bezeichnet W1 den Luftwiderstand nach irgend einem Gesetz , g die Beschlennigung der Schwere, M das Gewicht des Projectils , in einerlei Gewichtseinheit mit W1 ausgedrückt, so wird in den balliſti
schen Rechnungen immer der Ausdruck
47
2g . W1 M gebraucht. Bezeichnet D den Durchmesser des Projectils , N den Quotienten aus seinem absoluten Gewicht, dividirt durch das Gewicht einer gleich großen Luftkugel, so hat man bekanntlich für den New tonschen Luftwiderstand 2g . W v2 1 = *) M 2. DN Für das verwickeltere Luftwiderstandgeseß muß dieser Ausdruck noch mit dem oben in (2) gefundenen Factor Q multiplicirt werden, so daß man, wenn W den Luftwiderstand bezeichnet, der den Hutton> schen Versuchen entspricht, v2 2g . W = M 2.DN
.1, 5. { 1+ [0,9240947—12] . f² . v² }
hat. Schreibt man nun F für [0,9240947—12] . f² • und k für
DN
so hat man zulegt 2g . W M
(3)
.(4)
=
[1 + F . v²] 2k
(5)
alle Längen in ganz beliebiger Maßeinheit ausgedrückt gedacht. Hutton hat auf Seite 147 des zweiten Bandes der genannten Ueberseßung mehrere Formeln aufgestellt, welche die durch seine Ver suche erhaltenen Zahlen mehr oder minder genau wiedergeben.
Es
kann auffallen, warum nicht eine dieser Formeln gewählt worden ist. In Bezug auf Genauigkeit hält der hier gegebene Ausdruck gegen die Huttonschen etwa das Mittel , dagegen stehn die leßtern insofern gegen ihn zurück, als sie der Darstellung der Bahn einer Kanonenkugel in einer Coordinatengleichung von geſchloſſener (endlicher).Form weniger günstig sind. Dies leßterehatte ich mir aber für dieses Mal zur Aufgabe
*) Man vergleiche : Mathematische Theorie des Rifoſchettschuffes. Berlin, bet Jonas, 1833 , Sette 5 und 6 ; und : Ballistische Tafeln. Berlin , bei Dümmler, 1834.
48 gemacht. Will man Auflöſungen in Reihen zulaſſen , ſo giebt es Ausdrücke, welche die Huttonschen Versuche noch besser wiedergeben, als seine eigenen Formeln. III. Herstelllung einer Coordinaten - Gleichung für die Bahn einer Kanonenkugel. Wir werden hierbei die Schreibart der Ableitungsrechnung an wenden, deren sich der Professor M. Ohm in seinem: Versuch eines vollkommen consequenten Systems der Mathe matik. Berlin 1829 bedient und wonach Beiſpielsweise dy *) daſſelbe bedeutet, wie t dy dt in der Bezeichnung der Differenzialrechnung. Erster Fall. Wenn die Umdrehungsachse immer horizontal und normal gegen die ursprüngliche Richtungsebene bleibt. T In diesem Falle bleibt der Mittelpunkt der Kugel immer in der ursprünglichen Richtungsebene und die Bahn der Kanonenkugel liegt ganz in dieser, ist also von einfacher Krümmung.. Nehmen wir irgend einen beliebigen Punkt der Bahn an, in welchem sich der Mittelpunkt der Kugel gerade befindet, sehen wir, daß y und. x die rechtwinkligen Coordinaten dieſes Punktes sind , bes zogen auf eine horizontale Abscissenachse, deren Anfangspunkt in der Geschüßmündung liegt, und bezeichnen wir mit 9 den Winkel, wel chen die Richtungslinie der Kugel in diesem Augenblicke mit dem Horizonte bildet; nehmen wir endlich an, daß die Kugel eine Um drehungsbewegung von oben durch vorn nach unten hat , dann wirs ken auf den Schwer- (Mittel-)punkt der Kugel folgende Kräfte : a) der Luftwiderſtand , in der Richtungslinie und in einer Rich tung, welche der Bewegung der Kugel gerade entgegengesett iſt. Ist W dieſer Widerstand, so giebt seine Zerlegung nach den Aren der x und y respective
W. cosy und W . sing . b) die Adhäſionsreibung, welche in einer gegen die Richtungslinie normalen Richtung die Kugel zu heben strebt. Sie ist nach dem *) Da keine runden d vorhanden waren, so mußten flatt deren die geraden im Sah angewendet werden.
49 dem Vorigen = μ . W, ( 1 ) und ihre Zerlegung nach den Aren der
und y giebt respective . W. sing und W.. cosy · e) die Schwere, lothrecht wirkend. Sei g die Beschleunigung der Schwere . Bezeichnet nun t die Zeit, welche seit dem Anfange der Bewe gung bis zu dem betrachteten Zeitmoment verflossen ist , dann hat man nach den Grundlehren der Mechanik, wenn man gehörige Acht auf die Vorzeichen giebt, übrigens aber alle früheren Bezeichnungen beibehält, und als Urvariable gelten läßt, dx
=
2g M
[
W . singl
W.cosy
2g =
. W. cosy ] -2g .
[-W.sing
Man trenne nun W, wo es vorkommt, als gemeinschaftlichen Factor heraus, man sege für
2g
W
M den vorhin in (5) gefundenen Ausdruck, man beachte, daß, wenn s die Bahnlänge (Bogenlånge) bis zu dem betrachteten Punkte ist, dx dx t t cosy dx = ds S V
sing = dy = S
dy t ds t
dy t
dann wandeln sich die obigen Gleichungen um in V 2 d'x 2k · [dx + μ.. dy] . [ 1 + F. v?] t
2k
[dy
t
μ.dx] • [ 1 + F. v²] - 2g t
dx t
Nun ist aber v = Erster Jahrgang.
· cos g die äußersteu Grenzen für den Richtungs4 II. Band.
50 winkel in der Bahn einer Kanonenkugel ſind 9 = 0 im Gipfel, und der Werth von 9 , welcher am Ende der Bahn statt findet, und die, ser ist höchstens 6º . Bezeichnen wir nun den Elevationswinkel mit w, und ſeßen wir dx dx t statt cos y näherungsweise COS W so ist dies am Anfange der Bahn genau und eine geraume Zeit hins durch sehr nahe wahr. Um die Gegend des Gipfels ist der lettere Ausdruck gegen v etwas zu groß; in der Gegend des 1 absteigenden Aſtes, wo y = w, (eigentlich 9 = — w, aber die Cofinus von -W und w find beide poſitiv) ist der lettere Ausdruck wieder eine geraume Zeit sehr nahe und einen Augenblick genau wahr ; in dem sehr kleinen Theil der Bahn von hier bis ans Ende ist der genannte Ausdruck ges gen v um ein Geringes **** 20 zu klein. Eine Schäßung des Fehlers , wels cher hieraus möglicherweise entstehen kann, giebt auf eine Schußweite von 1500 Schritt höchſtens 2 Schritt. Will man einen solchen Fehs ler als unerheblich gelten laſſen , ſo wandeln sich die vorhin gefunde nen Gleichungen durch die Substitution von 911 dx t COSW statt v
um in dx t ďx == . k.cos w t
[dxt.dy] . .dyl t
1 +F.
dx2 t COSW 2
dx dx2 t - 2g F [dy - μ.dx ] . [1 + P . cosw 22 2) t k . Cosw
dy = - } Trennt man aus dx + ¿ t
dy und aus dy ― fe t t
dx das dx t t
als gemeinschaftlichen Factor herans und beachtet man, daß dy t = dy = tang y dx X
so erhält man
51
dx == d's
dx2 dx2 t t . [1 + .tang 9] 1+ F. k.cosw 1 [1+: Cosw2 dy
ay
dx2 t k.cos w
dx t
dx2 1 +F. 2 w2 cos |||
- je . cos w
-2g
Nun bedenke man, daß in der Bahn & einer Kanonenkugel y hoy ſtens 6º und μ immer ein sehr kleiner Bruch ist. Wåre (wie in eis nem aus der Praxis entnommenen Zahlenbeispiel sich finden wird) tangy in seinem dußerſten ♫ etwa = 0,02, ſo betrüge das Glied Werthe 0,002. Läßt man dies gegen 1 aus der Acht, so könnte man mithin (nach einer ungefähren Schäßung) auf 1500 Schritt Schuß weite dem dußersten Falle, wenn 9 durch die ganze Bahn = 6º wåre, nur einen Fehler von n 3 Schritt begehn. Da aber y nur eis nen Moment lang 6º, die ganze übrige Bahn hindurch immer kleis ner, ja eine geraume Zeit um den Gipfel herum nahe gleich Null ist, so ist der Fehler viel kleiner, mithin völlig unerheblich. Vernachlässigt man mithin μ . tang y gegen 1 , dividirt mạn die erste . Gleichung durch k cos w • und die zweite durch K, dann fann man , indem man noch eine leicht in die Augen fallende Ver ånderung anbringt, die erhaltenen Gleichungen fo¹ schreiben: 452 # ACHING TO 5 $* a tulpenud najmanju dx dx² mopic Į g dx 97) 1. 1 t t t 53 F 1 + + .6 13 90 == 1121314 k.cos w k2 COS W k2 . cosw2 1. Sim 03 9. 4 #9150) 2.3) 3 dy tb 19 . dx2 k t t == --- β COS W2 *50 k2.cos w2 dx k t k cosw 1 dx2 t 2g 1 + F. k² . 3 ; BURL ?) k² cosw +}=34點 1456 A und wenn man nunmehetely dis
X k . COS W
I H 꿈이 팥
*.74
bj teu mol
52
d2
und statt d
seinen Werth de fest, 4
, d² . [1+ F.k.d2]
= ~
(6)
2g d²? = −4.d²² . [d ? —μ.cosw³] . [1 + F.k² , d¿ ³] ~ ~ ... (7). t t 1 Beachtet man weiter, daß a² = d² . de + de ટ્
seßt man diesen Werth für d2 in (7), eliminirt dann aus der so ers ""
"1 haltenen Gleichung und
aus
und dividirt dann durch
(6)
dg², so bekommt mar: t
d? = μ.cosw' . [ 1 + F‚k².d¿²]-
2g k . dg2" it
(8)
Nehmen wir nun die Gleichung (6) vorum fie au integriren, wandeln wir sie dergestalt um, daß nicht mehr t , sondern & der Urs variable sei, benußen wir zu diesem Behuf die bekannten Formeln für die Uebertragung der Unabhängigkeit und multipliciren wir zuleßt die ganze Gleichung mit 2 dt , dann erhalten wir
2 dt . dt = dt² + F . k² &
xb
oder
d [dt'] =1 dt2F.k und wenn man integrirt, sodann die Constante gehörig beſtimmt und qu dabei die Anfangsgeschwindigkeit mit e bezeichnet, k2 log nat [dt + F.k' ] + log nat F . k² + ( +F (G +
53 oder, wenn man # oon den Logarithmen zu 4 den Zahlen übergeht und die Grundzahl der natürlichen Logarithmen mit e bezeichnet, k? + F.k F. k' = e • dt & woraus dann leicht
1
=
d t
& е
(9)
k2 ~~ + F . k²) — F.k² (
gefunden wird.
Dies nun in (8) ſubſtituirt , um de
zu eliminiren,
giebt F.k 2
d² =
μ.cos w² .
k2
- F.k2 C 1 + RX ) - Ex ) · [1 + 5. ( ~ k2 2g + F.k2 - 235. ( ( + P. ³) - P. ·³ ) (10),
oder gehörig reducirt 2 12 = μ.cos w² .
e 2.0) C. (1 + F.c2 e · (1 +
0 ) -1 )
2gk . F. (6. (1 + 9.03) −1 ) . Integrirt man und bestimmt die Constante gehörig, so erhält man d2 = sinw- 25 k.F {(0-1) . (1 +
0 ) - 4) 1
++ μ.cosw³ . { log nut (o² ( 1 + F.
-lognat ) - 1 ) —log
Integrirt man abermals und beachtet man , daß für ¿ = o auch ? = o ist, so erhält man 1 = 4.sinw — 2gk.F € .. {(0²- 1-1) . ( 1 + 57 5 ) −44 )
+
cos w
{log unt (
(1 +
) - 1 ) -logust F
2 .
54 Das bloß angedeuteteIntegral, welches als Factor von μ , cosw² erscheint, kann nicht in endlicher Gestalt gefunden werden, wir müſſen daher suchen, auf anderem Wege einen Näherungswerth dafür zu ers L halten. Wir wollen also zunächst nntersuchen, wie dieser Factor auss gesehen haben würde, wenn wir bloß quadratischen Luftwiderſtand an genommen hätten. Zu diese Behufe dürfen wir nur in (10) F = o sehen und haben dann für quadratischen Luftwiderstand · 2gk . ૬ · e μ • cos wa -d= Hieraus folgt bei gehöriger Bestimmung der Constanten in einer er: ſten Integration 2gk & d2 = sinw • cos w² , § 1) + (e ૐ und in der zweiten Integration ૐ =
. sin w -
§ 2gk c2 .. (e - 1-4) +
μ.cosw ..
Es fragt sich nun, wie wir den für quadratischen Widerstand ges fundenen Factor 2 angemessen modificiren , damit daraus ein Nähe rungswerth für den Fall des zusammengesetteren Widerstandes ents stehe. Zu diesem Behufe beachte man, daß 2 )'if, + 1μ .• cosw² . §² = 1 µ •. ( iſt, so daß sich also die Untersuchung um den Ausdruck 2
* ) (+ dreht. Man bedenke nun , daß die Verschiedenheit der beiden Fålle für das Widerstandgesez in der Vorstellung so aufgefaßt werden kann, daß k in dem Falle des quadratischen Widerstandes constant, im an deren aber veränderlich ist. Man erinnere sich, daß für quadratischen Widerstand
2g . W M
= 2k'
für zusammengesezteren Widerstand aber
55
2g. W M
v3 = 2k • [1 + F. v']
ist. Die leßtere Form läßt sich auf die erstere bringen, indem man Zühler und Renner mit 1+ F. v dividirt , sunächst k
F.va ) 2. (1+ F. k erhält , fodann für 1+ F.va jeßt k ſchreibt, und ſomit
2k 8 hat, wo aber nun unter k1 ein mit v veränderliches k gedacht wird, in einer Beziehung, welche eben durch k k= 1 1+ F. v2 gegeben ist. Nun aber kann, wie wir vorhin gezeigt haben, ohne ers heblichen Fehler dx t * COS W F. v² = 1 + F • k' d2 gefeßt werden. Dies mithin 1 giebt mit Benutzung des in (9) für d§2 gefundenen Werthes t
k= k 1
1 e. F03) c. (1+ F.c²
e 6. (1 + 2.0 F. ) Sehen wir nun in den Ausdruck
( ) vorkommenden statt des darin k diesen für k gefundenen Werth, so 1 erhaltenen wir nach gehöriger Reduktion
1
56
e (o² . (1 + 2.0 ) .cos w².² . e c . (1 +
)-1
ein Werth , der zwar nicht auf_ſtreng_methodischem Wege gefunden ist, dennoch große Wahrscheinlichkeit für sich hat, daß er der Wahr. heit ziemlich nahe liege.
*
So hat man zuleht als Coordinatengleichung für die Kugel bahn 1 ૐ ¿= ¿ . sin w ― 2gk.F. ( e F • - 2) − +49 ) · { c² 1-2) ( 1 + 2 & e 0) .cosw2.2 . fo². (1 + (11)
M
+ e · F.c²) - 1 ] [ 0² . (145 Etwas weniger genau, aber freilich für die Rechnung um vieles bequemer wird es ſein , wenn man sich statt des lehtern verwickelten Gliedes mit μ.cos w² ૐ 2g k behilft. Dies lehtere vorausgeseßt, unde für c2 geschrieben, hat man & 2 = 4.sinw+ gk.F.¿²— ( 2gk.F + ę) . ( e — 1 — § ) + 1μ.cos w² . §². (12) Man erinnere fich, daß wir die Umdrehungsachse horizontal und
die Umdrehung von oben durch vorn nach unten angenommen has ben. Sollte sie entgegengeseßt, nämlich von unten durch vorn nach oben gehen, so braucht blos das Vorzeichen von zu ins entgegenges feßte verwandelt zu werden , und der ganze übrige Ausdruck bleibt ungeändert. Umgekehrt, wenn aus irgend einer Zahlenrechnung
bei horis
zontaler Lage der Drehachſe poſitiv gefunden wird, so heißt dies, daß die Rotation von oben durch vorn nach unten statt fand, wird es das gegen negativ gefunden, so ging die Umdrehung entgegengeseßt. Zweiter Fall. Wenn die Umdrehungsachse immer in der augenblicklichen lothrechten Richtungsebene bleibt und immer normal gegen die augenblickliche Richtungslinie steht.
1514
57 In diesem Falle wird das Geschoß immer mehr seitwärts ges drückt, so daß seine Bahn eine Linie doppelter Krümmung wird . Ging die ursprüngliche Umdrehung von rechts durch vorn nach links, ſo wird die Kugel immer mehr nach rechts gedrückt, im entgegenges festen Falle immer mehr nach links. Der Fall, daß die Umdrehungsachse immer normal gegen die augenblickliche Richtungslinie bleibe, wird in aller Strenge wohl nie vorkommen. Er ist aber hier gewählt, weil er der ungünstigste ist, und weil er somit für ein gegebnes μ die größtmöglichste Seitenabs weichung ergiebt, welche durch die Reibung hervorgebracht werden kann. Demnächst ist noch zu bemerken, daß für flache Elevationen die hier gemachte Annahme beinahe wahr sein wird. Soll nun dieBahn der Kugel beſtimmt werden, so kann dies ges ſchehen, indem man ihre Projection auf die ursprüngliche Richtungsebene und ihre Projection auf den Horizont angiebt ; hierbei können dann, wenn man nicht die äußerste Schärfe verlangt , wiederum Ab kürzungen angebracht werden, welche die Rechnung sehr erleichtern. Da nämlich die wirkliche, doppelt gekrümmte Bahn, wie die Erfah rung zeigt, in den äußersten Fällen verhältnißmäßig nur wenig aus der ursprünglichen Richtungsebene abweicht, sich auch verhältnißmäßig nur wenig über den Horizont erhebt, so kann man annehmen, daß die Geschwindigkeit der Kugel in jedem Punkte der beiden projicirten Bahnen der Geschwindigkeit der wirklichen Kugel in der wirklichen Bahn beinahe gleich ist. Da die Umdrehung in diesem hier vor. liegenden zweiten Falle auf die fortschreitende Beweguug keinen Einfluß hat, so wird hiernach die auf die ursprüngliche lothrechte Rich, tungsebene projicirte Bahn gefunden , indem man Formel (11) oder (12) benußt, darin aber das Glied , welches sich auf die Umdrehung bezieht, wegläßt. Und eben so leicht wird aus den Formeln (11) und (12) der Ausdruck fürdie Projection derBahn auf denHorizont gefunden. Man denkesich, daß derDurchschnitt einer durch die Seelenachse des Rohrs lothrecht gegen den Horizont gelegten Ebene mit demHorizont der Geschüßmündung die Abs scissenare sei. Man denke sich, daß die Seitenabweichung der Kugel durch b ausgedrückt sei und nach rechts positiv gerechnet werde, man denke sich, daß die Umdrehung von rechts durch vorn nach links geht
1
58 und endlich denke man sich, daß die Kugel (vermöge eines Anschlags an der Seitenwand) um einen Winkel w1 von der Abſciſſenare aus gerechnet rechts seitwärts abgewichen sei.
Denkt man sich nun dies
ganze System von Ebenen und Linien um die Abſciſſenare herum um eiven Winkel von 90° gedreht, so daß der ursprüngliche Horizont lothrecht, mithin die Umdrehungsachse der Kugel wagerecht steht, so haben wir ganz den ersten Fall, mit dem einzigen Unierſchiede, daß hier g = o ist. Was dort X X k . Cosw = war, ist hier k • COSW und heiße 1 . Was dort 1 b Ꭹ k = 2 war, ist hier k und heiße ß.
3
Man hat mithin für g = o aus (11)
1 ? 6 = 4.sinw1+ ¡ µ‚cos w w².¿² 1
(
(1 +
0)
b 1
(
(1 +
0)
oder aus (12) bequemer . cos w² • ૬ 2 • B = &1 • sinw1 1 } für die Projection auf den Horizont, was sich auf X2 b = x.tangw1 + 1μ.k
(13. a)
• (13. b)
reduciren läßt ; eine Formel , aus welcher für gegebene b, x, k, w1 mit Leichtigkeit gefunden wird , und welche, was forgfältige Bes achtung verdient, von der Anfangsgeschwindigkeit unabs hängig ist. Der dritte Fall , bei welchem die Umdrehung keinen Einfluß auf die fortschreitende Bewegung und deren Richtung hat, bedarf aus diesem Grunde keiner weiteren Entwickelungen. Es sind auf ihn die für den ersten Fall gefundenen Bahngleichungen (11) oder (12), wenn man daraus das Glied, was sich auf die Reibung bezieht, weg, läßt, unmittelbar anzuwenden.
1. 59 IV.
Erörterungen über den Begriff einer mittleren Reibungszahl."
Der Buchstabe é , welcher gebraucht worden ist, um mittelst des Produktes je . W den Einfluß der Umdrehung mit Rücksicht auf Adhäfionsreibung auszudrücken , ist streng genommen vielleicht nicht das, was man sonst den Reibungscoefficienten nennt, weil er, was der Gegenstand einer spå teren Betrachtung werden mag, vielleicht noch vom Durchmesser des Ges schoſſes abhängig ist, mithin für jede andere Kugel cinen anderen Zahlenwerth hat. Wir wollen ihn daher, um an diesen Umstand zu erins nern, die Reibungszahl nennen.
Denken wir uns nun , daß bei ei-
nem Schuffe im Allgemeinen die Umdrehung von oben durch vorn nach unten gehe, daß aber die Umdrehungsachse nicht genau horizons tal, sondern nach einer Seite etwas geneigt liege, fo wird die Reis, bung theils eine Erhebung des Gefchoffes, also eine größere Schußweite, theils eine Seitenabweichung bewirken ; der Einfluß auf die Vergrößerung der Schußweite wird aber in diesem Falle geringer sein, als wenn die Umdrehungsachse horizontal läge. Waren nun alle übrigen Umstände bei dieſem Schufſe bekannt, ließe man die Seis tenabweichung außer Acht und berechnete aus der erhaltenen Schuß- , weite einen Zahlenwerth für & unter der Vorausseßung, daß die Ums drehungsachse horizontal gelegen habe, so würde man offenbar einen Werth bekommen , der kleiner wäre als der wahre, und der um somehr von dieſem abweicht, je mehr die Lage der Umdrehungsachse in der Wirklichkeit sich von der horizontalen entfernt nnd der des zweis ten Falles genähert hätte.. Wenn man mehrere solche Schüffe hätte, alle mit einer Umdrehung , die dem ersten Falle angehört und von oben durch vorn nach unten geht , bei denen aber die Umdrehungsachse mehr oder weniger von der horizontalen Lage abgewichen ist, so wird man für jeden anderen Schuß einen anderen Zahlenwerth für erhalten. Eine Mittelzahl aus allen diesen würde man die mittlere Reibuugszahl nennen können und sie würde in diesem Falle positiv ausgefallen fein. Wendet man daſſelbe auf den Fall an, wenn alle Schüffe eine Umdrehung des ersten Falles, aber von unten durch vorn nach oben gehabt hätten, wo aber wiederum die Umdrehungsachse bei den eins
60 zelnen Schüssen mehr oder minder von der horizontalen Lage abges 1
wichen wäre, so würde man wiederum verschiedene Zahlenwerthe für und zwar alle negativ erhalten haben. Eine Mittelzahl aus allen würde also auch negativ und wiederum die mittlere Reibungszahl sein. Bezeichnen wir die Reibung für den Fall, wenn sie die Kugel hebt, mit dem Namen der hebenden , und wenn ſie die Kugel hers abdrückt, mit dem Namen der drückenden Reibung. Denkt man sich nun eine Anzahl Schüſſe mit hebender und eine andere mit drückender Reibung geschehen, denkt man sich, daß sie alle mit einers
1 lei Ladung und Elevation gethan ſind, so wird man , wenn man die Reibungszahlen ermittelt, eine Anzahl positiver und eine Anzahl nes gativer Zahlen erhalten. Wirft man sie alle zusammen und nimmt man eine Mittelzahl, so können drei Fälle statt finden. Man findet die mittlere Reibungszahl = 0, dann heißt dies : die Reibung hat in der Art eingewirkt,
daß die Summe aller Einflüsse
auf
das
Heben der Kugel der Summe aller Einflüsse auf das Herab: drücken gleich gewesen ist. Oder man findet für die mittlere Reis bungszahl etwas Poſitives , dann heißt dies : die Summe aller Einflüsse auf das Heben ist größer gewesen als die Summe aller Eins flüſſe auf das Drücken. Oder man findet etwas Negatives, dann ist es umgekehrt. In beiden Fällen ist der überwiegende Einfluß um desto größer anzunehmen , ie größer der absolute Zahlenwerth des mittleren ist. Anders könnte man dies noch so ausdrücken : wird das mittlere μo gefunden , so ist die Umdrehung eben so oft hes bend als drückend ; wird es poſitiv gefunden, so geht die Umdrehung öfter hebend als drückend , und wird es negativ gefunden, so ist die Umdrehung öfter drückend als hebend. Diese Schlüsse aus dem Zahlenwerth des
und seinem Vorzeis
chen auf die statt gehabte Umdrehung gelten aber auch noch, wenn man nicht aus den einzelnen Schüssen die Reibungszahlen ermittelt und aus diesen das Mittel nimmt, sondern wenn man statt deſſen die mittlere Schußweite benußt und aus ihr einen Werth für μ bes rechnet. In der Ausübung sind freilich die Anfangsgeschwindigkeiten, welche durch einerlei Ladung erzeugt werden , nicht alle gleich und bei einerlei Elevation des Geschüßes ist die Richtung der Kugel oft sehr von der Are derSeele abweichend.
Dieser Ungleichheit kann in
61 Versuchen nur durch eine so große Anzahl von Schüſſen begegnet werden, daß die mittleren Werthe der Anfangsgeschwindigkeiten und Elevationen den wahren nahe genug kommen. Die Reibungszahl kann noch dadurch kleiner ausfallen , daß die Umdrehungsachse, aus der Lage , bei welcher fie sich in einer auf die Richtungslinie normalen Ebene befindet, herausweicht und sich mehr oder minder gegen die Richtungslinie neigt. Dann nähert sich die Umdrehung mehr oder weniger der der Büchsenkugeln, auf welche die Umdrehung gar keinen Einfluß äußert und für welche in diesem Sinne o ist. Diese allgemeinen Andeutungen scheinen auszureichen , um den Sinn zu erklären , in welchem die späteren Anwendungen auf ein 1 Zahlenbeispiel zu nehmen sind. Allerdings lassen sich schärfere Unters
1 ૐ
suchungen hierüber führen, aber diese würden sich nur belohnen, wenn praktische Versuche vorhanden wåren , mit aller der Sorgfalt und Rücksicht angestellt, welche so delikate Untersuchungen erheischen.
V. Zusammenstellung der im Vorigen gefundenen Formeln und einiger anderen unmittelbar daraus folgenden. Bemerkung: Man übersehe nicht, daß alle Lången in einer und derselben Långeneinheit ausgedrückt sein müssen. Es bezeichne
D den Durchmesser des Gefchoffes, N den Quotienten aus dem Absolutgewicht des Geſchofſes dividirt durch das einer gleich großen Luftfugel, k = DN
f die Anzahl Pariser Linien , welche die zum Grunde gelegte Langens einheit enthält, F= f num [log vulg = 0,9240947-12] die Beschleunigung der Schwere die Reibungszahl μe = τμ cosw2, wo w der Elevationswinkel, 1 e die Anfangsgeschwindigkeit der Kugel
62
2gk w den Elevationswinkel und bei Berechnung der Seitenabweichung den Winkel , um welchen das Geschoß von der Seelenare des Rohrs aus seitwärts abwich, : A eine Aenderung des Elevationswinkel oder seines Sinus, x. die horizontale Schußweite X & = k . cosw y die Erhöhung ( +) oder Vertiefung (-) der Kugel über oder uns ter dem Horizont dur Geschüßmündung, Ꭹ k b. die Seitenabweichung der Kugel b B = k 2 Erste Aufgabe. Die Umdrehungsachse wird horizontal oder
wenig abweichend davon angenommen. Man soll mit Vernachläſſi‹ gung der Seitenabweichung die Bahugleichung angeben . 127 Sie ist nach (12) ;
4 2.sinwgk.F.¿ ' - (2gk.F + ç ) . ( e — 1 — §) + 4μ.cosm².42 . Zweite Aufgabe. Die Umdrehungsachse wird horizontal oder wenig abweichend davon angenommen. Man sucht die Anfangsge schwindigkeit, während alles übrige gegeben ist. 19.0
*... Man hat aus (12) · sinw +(gk.E + μ.cosw² ) .42-2 -2gk.F ę= § e Ꮴ uud c =
· · · · · · · ` ( 14) .
Dritte Aufgabe. Die Drehachse wird " lothrecht oder wenig davon abweichend angenommen . Man soll die Gleichung für die Projection der Bahn auf die ursprüngliche Richtungsebene und die 3 Gleichung für die Projection der Bahn auf den Horizont angeben. Die Gleichung für die erste Projection ist die der ersten Aufgabe,
Et
63 wenn man das Glied mit
außer Acht läßt.
Die Gleichung für die
zweite Projection iſt
(13)
b = x.tangw + μ.cosw².
oder genauer &
1 1+ F.c2
b=x.tang w + 1 μ.cos w² .
4 e [6.· (1 + F.c2 1.0²).- 1 9 Vierte Aufgabe. Man hat zwei verschiedene Schußweiten §.1 und 4, für welche die zugehörigen 21und 2 21. so wie e unde gegeben find. Man nimmt an, daß die Schußweiten 1 und & mit Elevationen er 2 reicht sind , denen reſpective die Sinus sinwA und sinw + A zugehören, unter A den absoluten Zahlenwerth einer Aenderung des sinw verstanden. Man soll für eine beinahe horizontal angenoms mene Drehachse Aund . cosw2 , d. h. 1 finden.
Man hat aus der ersten Aufgabeng & mo ako 6 teste.
3—4.sinwgkF.² + (2gk.F + e ). (e —1—4) 1 ¿2
tmurid da
2. 42 2-4.sinw gkF.¿² + (2 gk.F + ? ) . (e —1— §) 2 2 हुए
Δ
-+" , 2
oder wenn man die Ausdrücke linker Hand respective mit Lund L
bezeichnet,
=
+
L 2 = + A⋅ T 2 Hier ist in beiden Fällen die Reibung als hebend angenommen, es sind aber in dieser Beziehung vier verschiedene Fälle möglich, nämlich
64
a) daß, wie hier schon angenommen, die Reibung in beiden Fällen I gehoben hat. Dann hat man 1
L=
-
und hieraus
+ "
609 32 L- L 1 2 μ= L + A A = $ 1. & 2 1 #1 $ +. § 2 1 b) die Reibung hat bei beiden Schußweiten gedrückt. Dann ist 1.... " L Δ 1 und hieraus.
L = +A L -- L 2
L & + 1& 1 1 *) die Reibung hat bei 4 gedrückt, bei 4 gehoben. Danu hat man Δ=
• & 2
L
Δ
[
1 L= = + · 4 7 & + & 2 Δ =
und hieraus
L2 + L -
હૃ 1
-- Δ .
d) die Reibung hat dei 4 gehoben, bei 4 gedrückt. Dann iſt 1 L = Δ •
-
L= + A ·
und hieraus 1
L +L 1 2 ¿ 1 2 Um das richtige A und
" =
$ • ร
1
+ A ..
(16)
zu treffen, wird man im Allgemeinen ges
65 genöthigt sein, jedesmal alle vier Fälle aufzulösen.
Da die Art , wie
das ▲ den sinw åndern foll, bereits durch das Vorzeichen bedacht ist, da ferner die Art, die Reibung in jedem einzelnen Falle einwirkt, in den vier so eben bezeichneten Fällen ebenfalls bereits durch das Vors zeichen in Rechnung gestellt ist, so sucht man für A und
nur absolute
Zahlenwerthe und es haben daher nur diejenigen A und
1 einen
Sinn, welche mit positivem Vorzeichen erscheinen ; negative Werthe find außer Acht zu lassen. Meistens wird nur einer dieser vier Fälle möglich sein. Erhält man für mehr als einen derselben positive Werthe, so bleibt es unentschieden, welcher Fall eigentlich gilt und man muß sich behufs fernerer Entscheidung nach anderen Hilfsmitteln umsehen.
VI.
Ein Zahlenbeispiel *) .
Im Jahre1824 wurde in Norwegen ein Verſuch mit einer metallenen 6pfündigen Kanone angestellt, die ursprünglich 21 Kaliber Seelenlänge hatte, und nach und nach auf 19, 17, 16, 15 14, 13, 12, 11 Kaliber Seelenlänge verkürzt wurde. Alle Schüſſe geſchahen im Viſirſchuß, Die Mündung des d. h. mit 1 Grad und 3 Minuten Elevation. Rohrs lag 4 Fuß über dem Boden. Es geschahen bei jeder der verschiedenen Seelenlängen 50 Schuß mit 2 Pfund und 50 Schuß; mit 2 Pfund Pulverladung . Die Kugeln hatten 0,28722 Fuß Durch messer, sie saßen nicht in Spiegeln , sondern waren von der Las dung durch eine Lage von Kälberhaaren getrennt. Der Norwegische Fuß ist derselbe wie der Rheinländische und 2 Fuß machen eine Elle. Das Norwegische Pfund ist ungefähr 1 Pfnnd 2,12 Loth Preußisch. Wir heben hier nur die Schußweiten heraus, welche mit 24 Pfd . Ladung geschehen sind . Bei jeder Rohrlänge sind diejenigen Schüſſe herausgesucht, welche kleiner waren als die mittlere Schußweite, es ist aus ihnen das Mittel genommen und mit : " Mittel aus allen kleineren" bezeichnet. Hiernach ist der Ausdruck : ,, Mittel aus allen größeren von selbst verständlich.
*) Ich verdanke die Kenntniß der Reſultate des vorliegenden intereſſanten Vers fuchs.der gefälligen Mittheilung des Herrn Hauptmann du Vignau. Erster Jahrgang. II. Band. 5
66 Uebersicht der Schußweiten bei 24 Pfund Ladung. In Norwegischen Ellen . Seelens Länge in Kalibern 21 19 17 16 15 14 13 12 11
Mittel aus allen Mittle Weite 982 1001 999 971 960 982 947 938 939
kleineren 899 932 921 899 874 889 880 871 861
größeren 1046 1090 1086 1049 1053 1068 1033 1011 1042
Absolut
kleinste 812 839 778 815 733 728 790 795 736
größte 1164 1215 1287 1158 1250 1248 1305 1157 1236
die S
tel:
Bedenkt man, daß die mittleren Schußweiten Mittelzahlen aus all t 50 Schüssen sind, und beachtet man die Sorgfalt, welche überhaupt auf diesen vortrefflichen Versuch verwendet worden ist, so muß man erstaunen, daß die Abnahme der Schußweiten im Vergleich zur Abe nahme der Seelenlänge nicht regelmäßiger erfolgt , ja daß sogar sich mehrere Widersprüche finden , wie namentlich eine Vergleichung der Schußweiten bei 17 und 21 Kaliber Seelenlänge zeigt. Es handelt sich nun darum, zu versuchen, ob und wie sich diese Widersprüche mit einiger Wahrscheinlichkeit erklären lassen. Lassen wir vorläufig die Reibung aus dem Spiele und ermitteln wir aus den mittleren Schußweiten die mittleren Anfangsgeschwindig Peiten nach V, zweite Aufgabe für fchen Ellen Kaliber Långe 21
Anfangs Geschwindigkeit 869,2
19
887,9
17 16
886,6 858,8
15
848,6 869,2 836,3
14 13 12 11
= o, so kommt in Norwegis
(17)
828,5
829,6 . Suchen wir ferner für jede Seelenlänge die kleinste und die größte der Schußweiten heraus , welche dabei vorkommen, so finden sich
67 diese, wie die vorstehende Uebersicht zeigt, außerordentlich verschieden. Fünf Hauptursachen treten hierbei als diejenigen hervor, welche mög licherweise eingewirkt haben können ; eine Verschiedenheit in der Kraft des Pulvers und mithin der Anfangsgeschwindigkeit ; eine Verschie denheit in dem Winkel , unter welchem von der Are der Seele aus gerechnet die Kugel abgegangen ist, also eine Verschiedenheit im Ele, vationswinkel ; Verschiedenheit der Umdrehung, des Spielraums und des Gewichts der Kugel. Die beiden legteren lassen sich wieder auf eine Verschiedenheit der Anfangsgeschwindigkeit zurückführen. Hiers bei tritt wieder die Möglichkeit hervor , daß die Verschiedenheiten in den Schußweiten entweder durch die Verſchiedenheiten eines dieser Elemente allein odər durch das Zuſammenwirken mehrerer oder aller hervorgebracht sein können. Betrachten wir nun einmal die Vers schiedenheiten in der Anfangsgeschwindigkeit allein und untersuchen wir , ob diese eine denkbare Erklärung zulaſſen. Heben wir zu dies fem Behufe die kleinste und größte Schußweite bei 15 Kaliber Sees lenlänge heraus, welche 733 und 1250 Ellen sind, so finden wir das für 655,8 und 1181,5 Ellen Anfangsgeschwindigkeit, welche gegen die vorhin gefundene mittlere um respective 192,8 kleiner und 332,9 Ellen größer sind. Es hätte also, wenn man die Verschiedenheiten der Schußweiten blos aus einer Aenderung der Anfangsgeschwindigkeiten erklären wollte, bei der Schußweite von 1250 Ellen die Anfangsges schwindigkeit um mehr als der mittleren größer sein müssen wie dieſe. Eine so große Abweichung findet den zahlreichen Huttonschen Versuchen zufolge nie statt. Nach den recherches balistiques von Coste betrug bei den Huttonschen Versuchen unter sonst gleichen Ums stånden die größte Aenderung in der Anfangsgeschwindigkeit nie über 0,068 oders des Mittelwerths . Wir sehen uns also genöthigt, zu zugeben, daß auch die anderen Elemente eingewirkt haben müssen. Heben wir zuerst die Elevation heraus und denken wir uns, daß die eine Schußweite mit einer geringeren, die andere mit einer größeren als der mittleren erreicht sei, so sind hier zwei Fälle möglich.
Der
eine ist der, daß die kleinere Schußweite mit der größeren , die grô Bere mit der kleineren erreicht sei, dann würden aber noch größere Anderungen in der Anfangsgeschwindigkeit als die vorhin gefundenen
1
zuloſeen müſen, und dreier Fall di mißim völlig underthar. Es bleibe afie nur der andere üürig, nämtlich) arzunehmer, Þof bei der Kinzeren Schußmere eine geminger , hai der quijoten eine hibere Elevation ſart gründen habe. Bolte man nun die Herderungen der Anfangse geichwindigken außer Ada laſten und die Beniäücherheiten der Heiden Schußmenen Hünf aus var Berkäntherthen der Elemntutan erflären, ſe mitte man wiederum öv übermäßige Anwendungen erhaben, daß ſe andermenten Esahrungen widerſprecher, michin aufer aller Wahre (cheinden hegen. Zniviann man also Beskäricherheit des Svidraums und des Ger wicht vorlänīg außer Ada läßt, wird man nothwendig dahin ges füht , anzunehmen, daß die großen Berkdüchenbenen in den beiden Schußweiten entfanden ünd, indem bei der Heinien Säußweise eine gleachzeitige Berrängerung der Anfangsgeißwindigkeit und der Slevation, bei der größnen Schußmene dagegen eine glrïßzeitige Bermehrung meier beider Elemene fan grinder. habe. Daß die Abweichungen des einen wie des anderen Elements ger gen seinen Windwerth im Mehr und Berger jedesmal girich gewes fen feien , dies añ eben nicht wahrſcheinäð . Sei unſerer gänzlichen Unkenntniß hierüber minden wir ahir an der Grenze de: Unserſuchuns gen ſiehn , wenn wir ſtreng zuverlänge Sabien verlangen. Benn wir indeſſen vorläufig einmal annehmen , daß die beregien Abweis im Mehr und Weniger gleich geweien måren , er merden wir für dieſe Abweichungen durð die Reðnung Berhe erhalen, welche zwis ſchen der kleinſen und größten wirklich ſam gefundenen in der Mitte Liegen, mithin immer schon im Stande find , uns der Kenntniß über das Zuſammenwirken so sickader Umitände und über den Antheil eines jeden einzelnen einigermaßen näher zu führen. Nehmen wir ahr die äußere Grenze der Abweichungen in den
Anfangsgeschwindigkeiten an, (den Eigeninnigen zu Siche , welche so ungern den Menderungen in der Elevation einen erheblichen Einfluß einräumen wollen), denken wir uns, daß die abfolut kleinſte der Schußweiten, die bei einerlei Seelenlänge ſatt fanden, mit einer Ans fangsgeschwindigkeit erreicht ſei, die um geringer war als die mitt lere für dieſe Seelenlänge gefundene ; nehmen wir in gleicher Art an, daß die abſolut größte Schußwene bei jeder Seelenlänge mit einer
71
umgrößeren Anfangsgeschwindigkeit gegen die mittlere erfolgt Denken wir unsferner, daß die Elevation bei der kleinſten Schußweite u eben so viel gegen die mittlere kleiner geweſen ſei, als die Elevation bei del größeren Schußweite gegen die mittlere größer war.
Da hier nur sehr
kleine Winkel concurriren, so kann man sehr füglich annehmen, daß die Sinus wachsen wie die Winkel, und kann alſo wenn A das Zeichen für die - ▲ Abweichung in der Elevation ist, bei der kleineren Elevation sin w— und bei der größeren sinw + A schreiben ; man hat dann zuleßt nur nöthig, A unter den Sinus aufzusuchen und kann ohne Weiteres den dafür gefundenen Winkel als die gesuchte Winkelabweichung ans nehmen. Endlich wollen wir die Drehachse horizontal oder etwas abweichend davon annehmen. Die mehrere oder geringere Größe des Zahlenwerthes, welcher für
1gefunden wird, wird anzeigen, ob die
Lage der Drehare weniger oder mehr von der horizontalen Lage aus abweichend gedacht werden muß. Die Rechnung muß für jede See: lenlänge in allen den vier Fällen durchgeführt werden , welche in V, vierte Aufgabe spezificirt sind . Nur diejenigen Fälle sind denkbar, welche für A und I positive Zahlen ergeben, da die übrigen Verschies denheiten in der Wirkung der dadurch ausgedrückten Elemente , nåm, lich ob die Kugel nach oben oder nach unten abwich, und ob die Drehung bei jeder einzelnen Kugel hob oder drückte, bereits durch das Vorzeichen bedacht sind. Wird für jede der verschiedenen Rohrlängen mit den dafür ange; gebenen absolut kleinsten und größten Schußweiten die Rechnung in dieser Art durchgeführt, so zeigt sich die gewiß überraschende Erscheis nung , daß durchweg bei allen verschiedenen Seelenlången nur der Fall a der vierten Aufgabe in V positive Zahlen für A und
mangap sama
1 giebt,
daß mithin die Reibung immer gehoben , d . h. eine Umdrehung von oben durch vorn nach unten statt gefunden hat. Denkt man ſich die Kugel im Rohre in ihrer ursprünglichen Lage, so bekommt sie von der Ladung einen Stoß, deſſen Richtung durch den Mittelpunkt der Kugel geht, also bei ſymmetrischer Vertheilung der Dichtigkeit keine Drehung erzeugen könnte, wenn weiter keine Kraft einwirkte. Wegen des Spielraums iſt der Stoß der Ladung jedoch schräg gegen die untere Seelenwand gerichtet und läßt sich mithin in zwei Rich
1
68
69 zulofer alfh F
enen die eine der Seelenare parallel, die andre Je Seelenwand geht, auf welcher die Kugel e Kraft würde an sich keine Drehung erzeugen, wirkt einen sehr heftigen Druck, folglich in Verbindung en Kraft Reibung . Die Wirkung dieser Kraft-Reibung hat
tung, welche der Richtung der fortschreitenden Bewegung gengesest ist, und bringt mithin, da 激sie tangentiell ist und cht durch den Schwerpunkt geht, eine Umdrehung von oben durch ´vorn nach unten hervor, also genau diejenige , welche durch die obige Rechnung gefunden ist. Durch eine solche Uebereinstimmung zwischen Rechnung und einer einfachen Ueberlegung scheint das, was Montas lambert (in den Mémoires de l'académie des sciences de Paris, Année 1755, Pag. 463-468) über diesen Gegenstand fagt, vervolls ständigt und widerlegt zu sein.
Es entsteht noch die Frage , ob dieſe
Art der Umdrehung, welche im ersten Augenblicke augenſcheinlich ſtatt finden muß, nicht durch die folgenden Anschläge der Kugel im Rohre gestört und geändert wird. Diese Frage wird durch die hier gefun denen Resultate verneinend beantwortet. Ob die Umdrehung beim Aufschlagen auf den Erdboden geändert wird , diese Frage concurrirt hier nicht , da wir die Bahn nur bis zum ersten Aufschlage bes trachten.
Ein sehr wichtiger Umstand ist hierbei jedoch nicht zu übersehen. Die Kugeln saßen bei diesem Versuche nicht in Spiegeln, sondern waren vom Pulver nur durch eine Lage von Haaren getrennt. Dieſe so wie das Kartuschbeutelzeug haben sich nach aller Wahrscheinlichs keit früher verzehrt, ehe sie hätten störend einwirken können. Schießt man indeſſen mit Spiegeln, so ist es mehr als wahrscheinlich , daß zwischen den Stücken desselben und der Kugel im Rohre Collisionen entstehen, welche die Gleichförmigkeit der Umstände von einem Schuffe gegen den andern stören . Auch wird dies, wie jeder Artillerist weiß, durch die Erfahrung bestätigt. Selbst bei einem Versuche , wo man bloß Heuvorschläge, einen vor, einen hinter der Kugel angewendet hatte, wollte es mir nicht gelingen, so gleichmäßige Zahlen zn erhals ten wie hier.
Für unser Beispiel finden sich
71 Seelens Lange
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0°15¹ 0°111
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0°25' 0°14'
0,004778
15
0°26¹
⚫ 0,005697
14 13 12
0°26'
0,004707 0,007892
11
0°25¹ 0°221 0°25¹
0,005739 0,006029
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Da wir den Einfluß der Verschiedenheiten im Spielraum und
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im Gewicht der Kugel außer Acht gelaſſen haben , so sind die
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für A gefundenen Zahlen keinesweges die richtigen Aenderuns gen, welche in der Elevation statt gefunden haben. Dagegen kann. man sich den Einfluß, welchen die Verschiedenheiten im Spielraum und im Gewicht hatten , in solchen umgewandelt denken , wie ihn
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Verschiedenheiten in der Elevation ergeben haben würden , und in dieſem Sinne kann man die gefundenen ▲ bls ein ohngefähres. Bild von dem Einfluſſe der Verschiedenheiten in der Elevation, im
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Spielraum und im Gewicht zusammengenommen betrachten. Dann leuchtet ein, daß wir, wie geschehen, immer noch Zahlen für μ 1 erhals
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ten müſſen, welche als erträgliche Näherungswerthe gelten können. Wenn sich nun hierbei aber herausstellt, daß die Umdrehung viel
ich regelmäßiger einwirkt, als man wohl vorher zu glauben geneigt sein mochte, so wird man, um die Hauptursachen für die Widersprüche in den erhaltenen mittleren Schußweiten aufzufinden, nothwendigers
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weiſe hauptsächlich auf die Aenderungen in der Anfangsgeschwindige keit und in der Elevation hingeführt und hier handelt es sich wieder darum, ob man einem von beiden Elementen einen vorherrschenden Einfluß zugestehen soll oder nicht. Heben wir also die mittleren Schußweiten heraus, welche bei 21 und bei 14Kaliber Seelenlänge erreicht wurden.
Sie sind beide 982 Ellen
und geben beide 869,2 Ellen mittlere Anfangsgeschwindigkeit. Unters suchen wir nun, ob es denkbar ist, daß die mittlere Anfangsgeschwindigkeit bei 14 Kaliber Seelenlänge der bei 21 Kaliber gleich gewesen sein könne.
8.4 "
70 tungen zerlegen, von denen die eine der Seelenare parallel, die andre normal gegen die untere Seelenwand geht, auf welcher die Kugel aufliegt. Die erstere Kraft würde an sich keine Drehung erzeugen, die lettere aber bewirkt einen sehr heftigen Druck, folglich in Verbindung mit der ersteren Kraft-Reibung . Die Wirkung dieser Kraft-Reibung hat eine Richtung , welche der Richtung der fortschreitenden Bewegung entgegengesetzt ist, und bringt mithin , da sie tangentiell ist und nicht durch den Schwerpunkt geht, eine Umdrehung von oben durch vorn nach unten hervor, also genau diejenige, welche durch die obige Rechnung gefunden ist. Durch eine solche Uebereinstimmung zwiſchen Rechnung und einer einfachen Ueberlegung scheint das, was Montas lambert (in den Mémoires de l'académie des sciences de Paris, Année 1755, Pag. 463-468) über diesen Gegenstand fagt , vervoll ständigt und widerlegt zu sein. Es entsteht noch die Frage, ob diese Art der Umdrehung, welche im ersten Augenblicke augenscheinlich statt finden muß, nicht durch die folgenden Anschläge der Kugel im Rohre gestört und geändert wird. Diese Frage wird durch die hier gefuns denen Resultate verneinend beantwortet. Ob die Umdrehung beim
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Aufschlagen auf den Erdboden geändert wird , diese Frage concurrirt hier nicht, da wir die Bahn nur bis zum ersten Aufschlage bes 12 trachten. Ein sehr wichtiger Umstand ist hierbei jedoch nicht zu übersehen. Die Kugeln faßen bei dieſem Versuche nicht in Spiegeln, sondern waren vom Pulver nur durch eine Lage von Haaren getrennt. Dieſe so wie das Kartuschbeutelzeug haben sich nach aller Wahrscheinlichs keit früher verzehrt, ehe sie hätten störend einwirken können . Schießt man indeſſen mit Spiegeln, so ist es mehr als wahrscheinlich , daß zwischen den Stücken desselben und der Kugel im Rohre Collisionen entſtehen, welche die Gleichförmigkeit der Umstände von einem Schuſſe gegen den andern stören. Auch wird dies, wie jeder Artillerist weiß, durch die Erfahrung bestätigt. Selbst bei einem Versuche, wo man bloß Heuvorschläge, einen vor, einen hinter der Kugel angewendet hatte, wollte es mir nicht gelingen, ſo gleichmäßige Zahlen zn erhals ten wie hier.
Für unser Beispiel finden sich
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Da wir den Einfluß der Verschiedenheiten im Spielraum und im Gewicht der Kugel außer Acht gelassen haben , so sind die für A gefundenen Zahlen keinesweges die richtigen Aenderuns gen, welche in der Elevation statt gefunden haben. Dagegen kann man sich den Einfluß, welchen die Verschiedenheiten im Spielraum und im Gewicht hatten , in solchen umgewandelt denken, wie ihn . Verschiedenheiten in der Elevation ergeben haben würden , und in diesem Sinne kann man die gefundenen A bls ein ohngefähres Bild von dem Einfluſſe der Verſchiedenheiten in der Elevation, im Spielraum und im Gewicht zusammengenommen betrachten.
Dann
leuchtet ein, daß wir, wie geschehen, immer noch Zahlen für μ1 erhals ten müſſen, welche als erträgliche Näherungswerthe gelten können. Wenn sich nun hierbei aber herausstellt, daß die Umdrehung viel regelmäßiger einwirkt, als man wohl vorher zu glauben geneigt sein mochte, so wird man, um die Hauptursachen für die Widersprüche in den erhaltenen mittleren Schußweiten aufzufinden, nothwendigers weiſe hauptsächlich auf die Aenderungen in der Anfangsgeschwindige keit und in der Elevation hingeführt und hier handelt es sich wieder darum, ob man einem von beiden Elementen einen vorherrschenden Einfluß zugestehen soll oder nicht. Heben wir also die mittleren Schußweiten heraus, welche bei 21 und bei 14Kaliber Seelenlänge erreicht wurden.
Sie sind beide 982 Ellen
und geben beide 869,2 Ellen mittlere Anfangsgeschwindigkeit.
Unters
fuchen wir nun, ob es denkbar ist, daß die mittlere Anfangsgeschwindigkeit bei 14 Kaliber Seelenlänge der bei 21 Kaliber gleich gewesen sein könne.
72 Bezeichnet man mit 1 die Långe der Ladung und mit L die Länge des Rohrs in Kalibern , mit v aber die Geschwindigkeit , so hat man, wenn man zwei verschiedene Fälle durch Marken unterscheidet, nach einer ungefähren Schäßung bekanntlich L L 2 2 2 viv2= 1.log : 1. 2 log 2 1
und hieraus
2 2 v = v 2 I
1 (log L - logl) 12 ( logL - log !)
wo man unter log briggische Logarithmen verstehen kann. Die Länge der Ladung 1 1und 12 war in beiden Fällen gleich und betrug ziemlich genau 21 Kaliber, Hiernach hätte, wenn man die Anfangsgeschwin digkeit bei 21 Kaliber als die richtige annimmt, die bei 14 Kaliber 824,9 Ellen, und wenn man die bei 14 Kaliber als die richtige ans nimmt, die bei 21 Kaliber 915,8 Ellen betragen müſſen.
Das heißt,
es hätte im ersten Falle die mittlere Anfangsgeschwindigkeit bei 14 Kaliber um
größer oder bei 21 Kaliber um
kleiner ſein müſſeņ
als ihr wahrer mittlerer Werth. Da die Zahlen , von denen hier die Rede ist, Mittelzählen aus funfzig Schüssen sind, und da wir anderweit wiſſen, daß selbst die einzelnen Beobachtungen im äußers ften Falle nur um des Mittelwerthes abweichen, so liegt die Abs weichung eines Mittelwerthes um
von seinem wahren außer
allen Grenzen der Wahrscheinlichkeit.
Endlich kann , insofern wir
hier eine Mittelzahl aus 50 Schüſſen mit einer anderen Mittelzahl aus 50 Schüssen vergleichen, von einer Einwirkung der Verschiedens heiten im Gewicht und im Spielraum nicht die Rede sein , da anges nommen werden darf, daß die Umstände bei den ersten 50 Schuß des nen bei den zweiten 50 Schuß in dieser Beziehung im Durchschnitt gleich gewesen sind und das Gegentheil eine geringe Wahrscheinlich Feit für sich hat. Es muß also noch etwas Anderes eingewirkt has ben, und dies kann nunmehr nichts Anderes als die Verschiedenheit in den Elevationen gewesen sein.
Um sich über die Möglichkeit hiervon aufzuklären , mag folgende Erörterung dienen. Niemand läugnet , daß jede Kugel ohne Ausnahme im Rohre
73 battire ; es liegt dies in der Natur der Sache und ist eine Folge des Spielraums und des Drucks, welchen die Kugel hierdurch in einer auf die untere Seelenwand normalen Richtung leidet. Wie lang die Rikoschetts im Rohre sind, dies bleibt vortäufig unausges macht, doch steht so viel fest, daß die meisten Kugeln die Seele in einer Richtung verlassen werden, welche nicht parallel zur Seelenare geht, rnd daß die Abweichung um so größer sein wird, je kürzer die Rikoschetts waren. Man denke sich nun, daß aus einem beſtimmten und unverändert gedachten Geschüß mit einerlei Ladung und unter sonst gleichen Umständen eine unbestimmt große Anzahl von Schüffen geschähen, so wird man die Anzahl derselben so weit ausdehnen können, bis ſie ſich in Gruppen von gleicher Anzahl sondern lassen, von der Art, daß das Battement in jeder dieser Gruppen im Mittel dasselbe gewez sen ist, d. h. daß die mittlere Länge des ersten Rikoschett im Rohre von einer Gruppe gegen die andere gleich ist , eben so die mittlere Länge des zweiten Rikoschett und so weiter fort. Es werden sich als so hierdurch an der oberen und unteren Seelenwand mittlere Ans ſchlagpunkte für dieſes individuelle Geschüßrohr feststellen , welche für die eine Gruppe dieselben sind, wie für alle übrigen , und mithin als die mittleren Anschlagpunkte im Allgemeinen gelten müssen. Man denke sich nun das Rohr so abgeschnitten , daß der Schnitt kurz vor einen mittleren Anschlagpunkt der unteren Wand fällt, dann wird bei Weitem die Mehrzahl der Kugeln unter einer höheren Elevation abgehen, als die Are der Seele hat.
Man denke sich eben so, daß
der Schnitt kurz vor einen mittleren Anschlagpunkt der oberen Wand trifft, dann wird bei Weitem die Mehrzahl der Kugeln unter einer geringeren Elevation abgehen, als die Are der Seele hat. So kann es augenscheinlich sehr leicht kommen, daß bei einerlei Ladung ein kürzeres Rohr eben so weit oder wohl gar noch weiter schließt als ein langeres und so ist es in dem vorliegenden Falle gewesen. Legt man nun die erreichten Schußweiten und die Elevationen der Seelenare zum Grunde , um die Anfangsgeschwindigkeiten zu bes rechnen, dann hat man offenbar fehlerhafte Elevationen in Rechnung gestellt und wird auch fehlerhafte Anfangsgeschwindigkeiten bekommen, zu große, wenn die Kugel zuleht unten, zu kleine, wenn ſie zuleßt oben anschlugen.
Ein dritter Fall, wie das Rohr abgeſchnitten wer-
74
den kann, ist der, wenn der Schnitt gerade in der Mitte zwischen zwei mittleren Anschlagpunkten hindurch geführt wird ; alsdann wers den eben so viele Abweichungen nach oben als nach unten statt fins die den, es wird, wenn man die Abweichungen nach unten mit nach oben mit + bezeichnet, die Summe aller Abweichungen entwes der genau oder nahe = o sein, und die wahre mittlere Elevation der Kugelbahnen wird der Elevation der Seelenare genau oder beinahe gleich se ... Dabei werden also auch, wenn man sich eine mittlere Normalschußweite denkt , wobei die Elevation der Kugelbahn der Elevation der Seelenare gleich ist, eben so viel Schüſſe gegen dieſe Normalschußweite zu kurz als zu weit fallen und wenn man aus der hieraus erhaltenen mittleren Schußweite und der Elevation der See lenare die Anfangsgeschwindigkeit berechnet, dann wird man hoffen dürfen, der Wahrheit ziemlich nahe zu kommen . Es entsteht die Frage, ob nicht aus den Reſultaten selbst zu erses hen ist, welcher der vorbezeichneten Fälle jedesmal ſtatt gehabt hat. Man denke sich zu dem Ende, daß die Mündung des Rohrs gerade mitten zwischen zwei mittlere Anschlagpunkte fällt , und ein anderes Mal, daß sie dicht vor einen mittleren Anschlagpunkt fällt, so wers den die Kugeln im ersten Falle in einem viel größeren Raume zerstreut liegen als im leßteren. Umgekehrt wird man bei einer Reihe von mittleren Schußweiten nebst den zugehörigen Streuungen aus der mehreren oder minderen Streuung beurtheilen können , welcher der vorhin bezeichneten Fälle jedesmal ſtatt gefunden hat. Wir müſſen uns einigen, wie wir die Streuung ausdrücken wollen. Der Unterschied zwischen der absolut kleinsten und der absolut größten Schußweite ist namentlich für diesen Zweck immer schon ein erträgliches , jedoch für sich allein vielleicht ein zu unvollkommenes Bild. In einigen Artillerien war oder ist es noch gebräuchlich, die Differenz zwischen jeder der erhaltenen Schußweiten und der mittles ren zu bilden, hieraus das Mittel zu nehmen und diese Zahl unter dem Namen des mittleren Längenfehlers als Maßstab gelten zu laſſen. Auch dieses Mittel ist an sich sehr unzuverlässig und führt gelegentlich zu überraschenden Absurditäten. Da wir aber vorläufig nichts Beſſes res allgemein Bekanntes haben, so wollen wir beide Mittel vereint anwenden und ein gefundenes Ergebniß nur dann als einigermaßen zuverläſſig gelten laſſen, wenn beide übereinstimmen.
75 Berechnet man aus den einzelnen Zahlen des beregten Versuchs die mittleren Langenfehler und die größten Längenunterschiede, so ers giebt sich folgende Uebersicht
Mittle Seelen Weite des Mittler Lange ersten Auf Längen ichlag . in fehler. Kalibern. Ellen. Ellen. 21 982 72,2 77,8 19 1001 17 999 82,4 16 971 74,9 15 960 89,7 982 14 88,9 13 947 77,5 12 938 69,8 11 939 88,
Größter Längens ¡unters schied. Ellen . 352 376 509 343 517 520 515 362 500
Vergleicht man hier die Schußweiten von 21, 19 und 17 Kaliber Seelenlänge miteinander, so sieht man, daß die von 19 gegen die von 17, und die von 21 um so viel mehr gegen beide augenscheinlich zu klein ist. Zieht man die mittleren Långenfehter und die größten Läns genunterschiede in Betracht, so sieht man, daß die für 17 Kaliber zu den größten gehören, welche in + der ganzen Rehe vorkommen, mithin scheint hier die mittlere Elevation der Kugelbahnen fehr nahe der der Seelenare gleich geweſen zu sein . Dagegeu nimmt die Streuung bei 19 Kaliber ab und die Schußweite nicht genug zu, mithin haben hier mehr Kugeln oben angeschlagen als unten. Endlich nimmt bei 21 Kaliber die Streuung noch mehr ab, und die Schußweite, statt zuzus nehmen, ebenfalls ab, mithin ist hier die Anzahl der Kugeln , welche zuleßt oben angeschlagen haben, noch größer. Vergleicht man ferner die Schußweiten von 11 und 12 Kaliber Seelenlänge mit einander, so findet man auf gleiche Weise, daß bei 11 Kaliber wegen der gros Ben Streuung die mittlere Elevation ziemlich genau mit der der See lenare übereingestimmt haben müſſe , während die Schußweite bei 12 Kaliber, welche augenscheinlich zu klein ist, beinahe die überhaupt Pleinste Streuung zeigt und hierdurch darauf hindeutet, daß die meis ſten Kugeln zulegt oben angeschlagen haben. Ganz dasselbe ergiebt ſich, wenn man die Schußweiten von 14 und 21 Kaliber miteinander vergleicht.
76 Es ist wahr, daß sich nicht an allen Zahlen des vorliegenden Beis spiels die aufgestellte Behauptung durchführen läßt. Allein der billige Leser wird einräumen, daß bei dem übrigen vielfachen Zutreffen des angegebenen Merkmals die wenigen noch vorhandenen Anomalien aus dem Umstande erklärt werden müſſen, daß noch nicht Schüſſe genug geschehen sind, um die Mittelzahlen scharf genug zu erhalten. Die Unterschiede, welche möglicher Weise in den mittleren Schußweis ten bei so geringen Unterschieden der Seelenlänge, wie ſie hier ſtatt gefunden haben, sich ergeben können, find im Vergleich zu den gans zen Schußweiten ziemlich klein. Es ist aber ein bekannter Grundfaß für Versuche, daß die Anzahl der Beobachtungen um so größer sein müſſe, je kleiner die zu ermittelnden Unterschiede zwiſchen den zu ers haltenden Mittelzahlen im Vergleich zu dieſen ſelber sind . Bei Vers suchen, wo die Anzahl der Beobachtungen groß genug ist, oder wo die zu ermittelnden Differenzen im Vergleich zu den Mittelzahlen er heblicher find (z. B. wenn man bei einerlei Rohrlänge und Ladung unter verschiedenen Elevationen schließt *), wird ſich jenes Geseß auch confequenter aussprechen. Nach allem Diesem, scheint es, daß die Seelenlängen von 17, 15, 14 und 11 Kaliber diejenigen sind, bei welchen die mittlere Elevation der Kugelbahnen der der Seelenare am nächsten kam , indem die Streuung sich hierbei am größten zeigte. Heben wir also für die ges nannten Seelenlången die Mittelzahlen aus allen den Schußweiten heraus, welche kleiner waren als die mittlere Schußweite, eben so die Mittelzahlen aus allen größeren, nehmen wir für beide die Anfangss geschwindigkeit so an, wie wir sie für die betreffenden Mittelzahlen aus allen 50 Schüffen gefunden haben, und berechnen wir nun wie: der nach V, Vierte Aufgabe, um wieviel die Elevation sich im Mitz tel geändert haben müsse, und welcher Werth von
1 , so wie welche
Wenn man bei einerlei Rohrlänge und Ladung mit verschiedenen regelmäßig steigenden Elevationen schießt, so wird man im Allgemeinen nicht darauf rechnen dürfen, daß die Schußwetten eben so regelmäßig steigen, wie die Elevationen. Die Zickzacks, welche entstehen, wenn man die Schußweiten graphisch dargestellt, liegen in der Natar der Sache ; immer vorausgesezt, daß die Anzahl der Schüffe, aus welchen man die Mittelzahlen her. leitete, groß genug war.
77 Art der Umdrehung im Mittel ſtatt gefunden haben müſſe, ſo zeigt sich, daß wieder nur der Fall a der vierten Aufgabe zu poſitiven Zah; len führt, folglich die Umdrehung im Allgemeinen so statt gefunden hat, daß die Reibung die Kugel hob , nämlich von oben durch vorn nach unten. Es findet sich namentlich Seelen
1 1
Länge
Δ
17 15
0°12¹ 0°131 0°131
0,00450 0,00414
0°131
0,00493
14 11
fl 1 0,00420
Diese Zahlen scheinen durch ihre Regelmäßigkeit ziemliches Vers trauen zu erwecken. Die mittlere Abweichung der Elevation iſt ziems lich die Hälfte der früher gefundenen äußersten Grenzen , was ganz natürlich scheint. Die Mittelzahl aus allen µ1 iſt
ሥ = 0,00444 Dieses
1 nun ist dergestalt ermittelt , daß dabei die früherhin ge
fundenen mittleren Anfangsgeschwindigkeiten zum Grunde gelegt find. Da aber bei diesen auf die Reibung noch keine Rücksicht genommen. war, so find sie selbst noch fehlerhaft, mithin auch die daraus herges leiteten μ . Berechnen wir demnach nach V, zweite Aufgabe aus den mittle leren Schußweiten noch einmal die Anfangsgeschwindigkeiten , indem wir aber nunmehr den Mittelwerth von µ = 1. cos w² = 0,00444 1 benußen, und (da wir nichts Beſſeres haben) als Elevation die der Seelenare benußen, so erhalten wir
· 78 Seelen
Lange. Kaliber. 21 19 17
Mittlere Anfangss Geschwindigkeit. Ellen. 745,2 758,0
16 15
756,7 738,1 730,9
14 13 12
746,4 " 722,3 716,9
11
718,0
(18)
Wenn man diese Anfangsgeschwindigkeiten mit den früher gefun denen (17) vergleicht, wo auf die Reibung keine Rücksicht genommen war, so wird man den auffallenden Einfluß der " letteren bemerken. Diese Anfangsgeschwindigkeiten nun follten eigentlich regelmäßig abnehmen ; daß sie es nicht thun , daran sind die fehlerhaften Eleva; tionen schuld, welche wir in Rechnung gestellt haben. Verſuchen wir es nun, eine Reihe von Anfangsgeschwindigkeiten aufzustellen, welche regelmäßig steigt und dabei die kleinstmöglichste Summe von Abs weichungen gegen die gefundenen Zahlen giebt , sich also der Masse der Beobachtungen am besten anschließt . Nennen wir die Anfangss geschwindigkeit e und die Seelenlänge L, so werden manche Leser ge neigt sein, ein Geseß etwa von der Form C = A · L + B. L² anzunehmen, wo A und B noch näher zu bestimmende constante Facs toren find, für welche die besten Werthe vermittelst der Methode der kleinsten Quadrate gefunden werden können. Thut man dies und bes, rechnet sodann die Anfangsgeschwindigkeiten, ſo wird man eine Reihe von Zahlen erhalten , welche von 11 Kaliber an bis 19 Kali, ber steigt, von da nach 21 Kaliber hin aber wieder abnimmt. Dies widerspricht aber der Natur der Sache, welche Zahlen verlangt, die fortwährend steigen ( nämlich in den hier statt findenden Grenzen der Seelenlängen). Nimmt man Geseße mit mehr Gliedern an, z. B. c = A.L + B . L² + C . L³ ... u. f. w., so fällt man in ähnliche und noch andere Widersprüche ;
79 man sieht sich also , wenn man dieser Sache nicht auf den Grund geht, von Neuem endlosen Zweifeln troftlos gegenüber. Das Uebel wurzelt in dem ziemlich verbreiteten Irrthum, man könne die Form eines solchen Geseßes immer nach Belieben wählen, und es kame nur darauf an, dasjenige anzunehmen, welches die Bez obachtungen oder die daraus abgeleiteten Zahlen am Beſten wiedergiebt. Dies ist keineswegs der Fall. Die Form des anzunehmenden Ge; feßes muß aus der Natur der Sache, d. h. aus den phyſikaliſchen Be ziehungen der einzelnen dabei mitwirkenden Elemente genommen sein, und es kommt hierbei gar nicht darauf an, ob es ein anderes , nicht aus jenen Beziehungen abgeleitetes Gefeß giebt, welches die Beobach tungen noch besser darstellt. • Im vorliegenden Fall stellt die Form C = A L + B. L2 die Anfangsgeschwindigkeiten sehr gut und besser als manche andere dar, und sie ist dennoch ganz verwerflich, weil sie der Natur der Sache widerspricht. Zieht man die Erläuterungen zu Rathe, welche Euler der Ueber fehung des Robinsschen Werkes : ,, Neue Grundsäße der Artillerie " hinzugefügt hat, so wird man in der Eilften Aufgabe, in der Vierten Anmerkung eine Formel für die Anfangsgeschwindigkeit finden, welche sich auf die Form 1 c² = A + B · I + C.L + D. log vulg L (19)
bringen läßt und wo A, B, C , D mannichfache Zusammenseßungen der außer der Seelenlänge L hierbei noch concurrirenden Zahlen ſind. Legt man nun die bekannten Seelenlängen L und die zulcht gefundes nen Anfangsgeschwindigkeiten e zum Grunde , um mittelst der Mes thode der kleinsten Quadrate diejenigen A, B, C, D aufzufinden, für welche die Summe der Quadrate der Unterschiede zwischen den geges benen und den durch diese Formel zu findenden Anfangsgeschwindigs keiten ein Kleinstes ist, so findet man A = 298040,3 log vulg B = 3,2490860 log vulg C = 0,8080507 log vulg D = 5,3185111. und mittelst dieser Formel ergiebt sich nun
80 Seelen'
Mittlere Anfangs
Lange.
Geschwindigkeit. Ellen.
Kaliber. 21 19 17 16
15 14 13
757,3 751,3 744,6 740,9
736,9 732,7
12
728,2 723,1
11
717,7
Bei der wirklichen Ausrechnung findet sich, daß die beiden Glieder 1 B•
+ C. L im Vergleich zu den anderen beiden sehr kleine
Zahlen ergeben, und kaum die Zehntheile von e alteriren.
Dies führt
auf den Gedanken, fieganz wegzulassen , eine Formel blos von der Form c² = A + B. log vulg L anzunehmen und für dieſe die A und B nach der Methode der kleins ſten Quadrate zu bestimmen. A = 291252
Dies giebt
log vulg B = 5,3307597 . und die mittelst dieser Formel berechneten e sind nur unerheblich von den Ermittelt man endlich mittelst dieser zuleßt gefun denen Anfangsgeschwindigkeiten aus den mittleren Schußweiten aller gegen die eigentliche mittlere Schußweite respective kleineren und grdz ersten verschieden.
LAUREA321
Beren von Neuem die Reibungszahlen, so erhält man fe Seelenlänge. 1 0,0037067 19 0,0051277 17 0,0052141 16 0,0045664 0,0043948 15 14 0,0050747 0,0045776 0,0043165 11 0,0049773 und
81
und als Mittel aus allen μ = 0,0046617. Dieser Werth weicht we 1 nig von dem vorhin gefundenen 0,00444 ab . } 1 wird ein aufmerkjas, mer Leser noch den Einfluß der fehlerhaft in Rechnung gestellten Eles vationen finden. Bei 19 und 21 Kaliber hatten die Kugeln immer Auch in der hier vorstehenden Reihe der
mehr und mehr oben angeschlagen , die wirkliche Elevation der Ku gelbahnen war also immer kleiner und kleiner als die Eleva tion der Seelenare, der Fehler der in Rechnung gestellten Elevation also immer größer und größer . Dafür sind die Zahlenwerthe_von)µ / bei 19 und 21 Kaliber immer kleiner und kleiner gefun n als bei 17 . eben so ist es bei 14 und 21, eben so bei 11 und 12 Kaliber ; die in dem einen Element begangenen Fehler suchen sich in einem anderen Element zu compenſiren, indem sie dort entgegengeseßte Fehler her: vorbringen. In diesem Sinne ist die Verschiedenheit der für μ1 ge; fundenen Zahlen sogar eine erfreuliche Erscheinung , indem sie durch ihre Consequenz Beruhigung über die Zuverläſſigkeit des für diese Untersuchung gewählten Weges giebt. :: Die zuleßt ermittelten Anfangsgeschwindigkeiten sind noch in eis ner gewiſſen Beziehung fehlerhaft, nämlich die für die größeren See lenlången alle zu klein. Dies rührt von der von uns aufgestellten Bedin. gung her, daß die Summe derQuadratè ´aller Unterfchiede zwiſchen den durch Formel (19) berechneten und den in (18) gefundenen Anfangsges schwindigkeiten ein Kleinstes sei. Man sieht aber leicht ein, . daß bei 17, 15, 14 und 11 Kaliber die zuleßt gefundenen Anfangsgeschwin digkeiten mit den in (18) angegebenen aus dem Grunde ziemlich übereinstimmen sollten , weil hier wahrscheinlich richtige Elevationen in Rechnung gestellt sind. Diese Bedingung geht der anderen der kleinſten Summe der Fehlerquadrate voran, und es hat gar nichts zu bedeuten, wenn bei ihrer Berücksichtigung jene Fehlersumme auch größer werden follte, weil hier zweierlei Arten von Fehlern concurriren ; nåmlich die, welche aus den unrichtigen Elevationen entſtehen, und die, welche von den übrigen Verschiedenheiten herrühren. Nur auf diese legteren darf sich begreiflicherweise die Bedingung der kleinsten Summe der Fehlers quadrate beziehen. Da die Schußweiten bei 17 und bei 11 Kaliber Seelen : Erster Jahrgang. II. Band. 6
82 lange das meiste Zutrauen zu verdienen scheinen, bei 15 oder 14 Kas liber aber jedenfalls eine Anomalie statt hat, so wollen wir die beis den leßteren ausschließen und nur die beiden ersteren benußen, um die Coefficienten A und B des Ausdrucks c² = A + B. log vulg L zu beſtimmen ; wir finden dann A
200631,6
log vulg B = 5,4804721. Berechnen wir hiernach die Anfangsgeschwindigkeiten für alle verschiedenen Seelenlången, so finden wir Seelen :
Länge. Kaliber. 21 19 17 16
15 14 13 12 11
Mittlere Anfangs Geschwindigkeit. Ellen . 774,8 766,3 756,7 751,5 ..: 745,8
739,8 733,1 725,9 718,0
Bei dieser Reihe ist die Summe der Fehlerquadrate nicht ein Kleinstes, dem ungeachtet scheint es nach den obigen Auseinanderſeßungen, daß sie die richtigere iſt. VII . Schlußbemerkung. Ein Vorschlag. Wenn es somit dargethan zu sein scheint, daß die großen Ver
schiedenheiten in den Schußweiten zwar zum Theil von den Verschie denheiten der Kraft des Pulvers, des Spielraums, des Gewichts der Kugeln zc. herrühren, daß auch die Art der Umdrehung hierbei einwirken kann, daß aber eine hauptsächliche und sehr erhebliche Ursache in den Verschiedenheiten der Richtung zu suchen ist , in welcher die Kugeln das Rohr verlassen, so entsteht ganz natürlich der Gedanke, ob und wie ſich dem leyteren Uebelſtande wohl begegnen ließe. Hier bietet sich ein sehr einfaches Mittel dar : nämlich der Seele des Geschüßes nicht durchweg die Gestalt eines Cylinders zu geben, ſondern etwa die vorderſten 4 bis 6 Kaliber Långe, als einen abge.
1:
83, ſtumpften Kegel zu bilden, deſſen kleinere Grundfläche mit dem cylins drischen Durchschnitt zusammenfällt, dessen größere Grundfläche dieMüns dung ist, und bei welchem die Seite des Kegels mit deſſen Are bei ges höriger Verlängerung einen Winkel bildet , welcher ein Drittheil der größten Abweichung beträgt, die bei dem gegebenen Geschüß statt fins det und deren Ermittelung auf dem Wege eines Verfuchs zu einfach ist, um eine nåhere Erörterung zu verdienen .
Um ein ungefähres
Bild von der Gestalt einer solchen Geschüßseele zu geben, mag die Angabe dienen , daß der Unterschied zwischen dem Seelendurchmesser am Anfang des konischen Theils und dem an der Mündung bei einem 6Pfünder vielleicht 0,12 bis 0,15 Zoll betragen wird *). Alsdann werden alle noch denkbaren Winkelabwei chungen höchstens ein Drittheil der ursprünglichen größten Winkelabweichung sein. Eine Kugel, welche also sonst 30 Minuten von der Seelenare abgewichen wäre, wird, wenn die Seite des Kegels um 10 Minuten gegen die Are geneigt ist, nur noch um 10 Minuten ( als dem Dritt: theil von 30) abweichen, und wenn sie sonst 100 Schritte zu weit oder zu kurz gegangen wäre, so wird sie jezt nur noch etwa 33 Schritt zu weit oder zu kurz gehen. Bezeichnet nämlich a den größten Abweiz chungswinkel, und hat man mithin die Seitedes Seelenkegels uma ges gen die Are geneigt, so kann man nun alle Schüſſe in Bezug auf ihre Winkelabweichung in Drei Klaſſen ordnen : in ſolche 1), bei de nen die Winkelabweichung zwischen o und ja, 2) in solche, bei des neu fie zwischen a unda, und 3) in solche, bei denen sie zwischen fa und a fällt. Diejenigen Schüsse, bei denen sie zwischen o und ja fällt, treffen alsdann die Seelenwand gar nicht, bei diesen bleibt also die Winkelabweichung von selbst zwiſchen o unda. Diejenigen fers ner, bei welchen die Winkelabweichung zwischen a unda fällt und wo sie etwa
a + ▲ beträgt (unter ▲ einen Zusaß, kleiner als ja
verstanden), treffen die Seelenwand unter dem Winkel A, prallen al so auch unter dem Winkel A wieder ab und haben nun gegen die Seelenare nur noch eine Winkelabweichung a -- A, wodurch sie in die Grenzen zwischen o und } a fällt.
Diejenigen endlich, deren Win
6 *) Der Unterschied gegen die völlig cylindrische Gestalt wird also kaum zu bemerken sein.
84 Pelabweichung zwischen
a und a fällt, wo sie also etwa 3a + A bes
trägt (wieder unter A einen Zusaß, kleiner als ja , verstanden), wers den die Seelenwand unter dem Winkel a + ▲ treffen , also auch unter dem Winkel a + ▲ abprallen . Sie werden dann aber gegen die Seelenare nur noch um den Winkel A abweichen, welcher wieder zwischen die Grenzen o und ja fällt.
Daß
a der vortheilhafteste
Winkel für die Neigung der Seite des Kegels gegen die verlängerte Seelenaxe fei, und daß man ihn weder kleiner noch größer machen dürfe, ohne den vorgesezten Zweck zu verfehlen, läßt sich zu einfach aus den ersten Anfangsgründen der Mathematik herleiten , als daß dieser Punkt hier eines Beweises bedürfte . Für die Ausübung ist gar kein Nachtheil, wohl aber mancher Vortheil hierbei abzusehen. Allerdings wird der Spielraum im vors dersten Theile der Seele etwas größer ſein als jeßt, und man wird Ladungen gebrauchen, die um ein Unerhebliches stärker find als vor: her; man sollte indessen meinen , daß hiermit ein besseres Treffen wohlfeil genug bezahlt wäre. In der ganzen übrigen Einrichtung der Munition und der Bedienung würde nicht das Mindeste geändert, auch ließe sich jedes Geschüß mit cylindrischer Seele ohne Weiteres in der angeführten Weise umåndern. Für manchen Leser dürfte die Bemerkung nicht überflüffig sein, daß die hier entwickelte Idee mit der anderweit vorgeſchlagenen trom; petenförmigen Mündung zwar den Zweck, aber sonst auch durchaus nichts gemein hat. Ich weiß es wohl , daß diese Idee vielen Lesern seltsam vorkom men wird ; das ist vielen anderen Ideen , die uns jeßt ganz geläufig sind und bei denen wir gar nicht begreifen , warum man sie nicht schon früher aufgefaßt hat, eben so gegangen.
Berichtigung. Seite 38 , Zeile 25 von oben , statt: senkrechten Richtungslinie lies : senkrechten Richtungsebene.
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V. Instruktion über das Verhalten beim Besichtigen der Festungen von den Herren Fourcroy und Favart (1761). (Uebersezt aus dem Spectateur militaire und mit Anmerkungen begleitet.)
1. Strategische Lage einer Festung.
Bex Devor man die Festung selbst näher betrachtet, wird es gut sein ihre ſtrategiſche Lage und den Zweck, welcher durch dieselbe erreicht werden soll, näher zu beleuchten, da beide sich seit ihrer Erbauung wesentlich geändert haben können ; sodann den Nugen zu erörtern, den sie unter den vorhandenen Umſtånden noch zu leiſten, so wie den Widerstand anzudeuten, welchen sie dem Feinde entgegen zu stellen vers mag, um darüber klar zu werden, ob der Feind wirklich genöthigt ist, sich ihrer zu bemächtigen, ehe er weiter in das Land vordringen, oder ſich auch nur in ihrer Nähe aufhalten darf. 2. Umgebung einer Festung. Nothwendig ist es , die Straßen der Umgegend zu kennen, welche der Feind einschlagen kann , wenn er sich der Festung nå 1
hern will, wobei diejenigen Wälder, Gebirge, Höhenzüge , Thåler, Schluchten , Defileen , Flüsse , Bäche , Brücken (ob dieselben von Holz oder Stein , fest oder zum Aufsichen sind), Furthen, Teiche,
86
Teiche, Ueberschwemmungen, Sümpfe, Gråben, Dämme, Querwege und andere Gegenstände vorzugsweise zu beachten sein werden, welche die Anlage der Verbindungen, Läger und Verschanzungen des Feins des begünstigen oder verhindern können. Dadurch wird man ſowohl die von dem Beobachtungsheer des Feindes zu unternehmenden Bes wegungen als auch dasjenige beurtheilen können, was von der Festung aus geschehen muß, um diese Bewegungen zu behindern , indem man entweder den Feind unvermuthet überfällt, oder durch Verſchanzungen, Abschnitte oder andere haltbare mit dem Plaß in Verbindung stes hende Werke aufhält, je nachdem es die Oertlichkeit und die Umstände erheischen. 3. Der Festung nachtheilige Höhen. Wenn ein Play von nachtheiligen Höhen innerhalb 500 Toisen (1250 Schritt) umgeben ist, von denen der Belagerer den ganzen Plaz oder einzelne Werke einsehen kann, so muß man sich dorthin begeben, indem man von da aus mit Einem Blick die Verlängerungen der Fas cen, Courtinen, Halbmonde und der Linien anderer Werke so wie des gedeckten Weges sehen, und beurtheilen kann, welche von ihnen diese Einsicht zu fürchten haben. 4. Ueberhöhte Pläße. Ein ziemlich allgemein unter den Militairs verbreitetes Vorurtheil ist es, zu glauben : eine überhöhte Festung tauge nichts ; während keis nesweges alle überhöhten Festungen fehlerhaft sind. Eine 5 bis 600 Toisen (1200-1500 Schritt) entfernte Ueberhöhung ist nämlich guten Brustwehren nicht schädlich, da ein Kanonenschuß in dieser Entfer nung nur aufs Ungefähr geschehen kann, und es selbst nicht selten iſt, in Festungen, wie z. B. in Meß, sehr starke Befestigungsfronten anzu treffen, die von Höhen umgeben sind, ungeachtet das allgemeine Vors urtheil diese als sehr schädlich bezeichnet. Bis auf 600 Schritt von der Festung sind aber alle Anlagen von Häusern, Einhegungen, Gartenmauern, Gräben, Dåmmen und andere Veränderungen der Erdoberfläche durch das Gefeß untersagt. Obs gleich dieser Bereich noch zu eng ist und bis auf 1200 Schritt (500 Toisen) ausgedehnt werden sollte : so giebt es doch jest schon kein Gefeß, welches häufiger umgangen wird als dieses, und das ist ein Uebelstand, der seit 15 bis 20 Jahren fortwährend zugenommen hat.
"
87 Auf einmal demselben abzuhelfen, würde sehr schwierig sein, indeß ist es doch erforderlich, darüber ſtrengere Befehle ergehen zu laſſen und mit unerbittlicher Strenge Alles abzuweisen, was sich von Neuem da gegen erheben wollte. Man muß fich ferner aus Denkschriften oder auf irgend eine Weise über die günstigste Gelegenheit zur Eröffnung der Laufgråben unterrichten ; die Dörfer, deren Umfang, den Fall und die Abflächung des Bodens, die Hohlwege und alles dasjenige besichtigen, was gegen den Play Deckung gewährt ; untersuchen, was die Garnison dagegen thun kann , und sich mit der Gattung des Bodens bekannt machen, welcher beim Fortschreiten des Angriffs bewegt werden muß. Auf 300 Toiſen, oder ungefähr 750 Schritt von der Festung, bes findet sich die Stelle zur Anlage der ersten Parallele. Bis zu dieser Entfernung hin bestimmt man gewöhnlich das Kommandement der Werke über dem Terrain, und viele Leute bewundern dabei, ohne eben zu wiſſen warum, ein Amphitheater von Werken, von denen man ims mer nur die Gipfel der Brustwehren über die vorliegenden weg ſieht . Da jedoch die Vertheidigung und das Feuer dieser Werke nur nach einander eintreten, so kann das innere Werk nur so lange, als das vorliegende äußere nicht beſeßt wird, in die Ferne wirken. Die Aufs merksamkeit beim Begehen des Terrains, in welchem die Trancheen angelegt werden, muß sich daher eher auf die Ueberlegenheit der vors geschobenen Werke , und besonders auf das Collateralfeuer richten, welches die Angriffsarbeiten einsehen und überhöhen könnte. Wenn die Befestigung zu rasant ist, wird der Feind mit geringer Arbeit schon gedeckt sein, und das ist ein Fehler ; die einzige allgemeine Vor: schrift über diesen Gegenstand ist ; daß die Bekleidung der Werke nur von der Crete des Glacis gesehen werden darf, wogegen das Aeußere der Brustwehr mehr oder minder vom Felde aus entdeckt werden muß, je nachdem es der Ort, auf dem das Werk liegt, der Gebrauch und die Bestimmung deſſelben mit sich bringen. 5. Glacis. Die zu steilen Glacis taugen nichts, weil der Feind darauf nicht gesehen ist und sich leicht decken kann, die zu flachen dagegen gewäh, ren ihm eine zu große Leichtigkeit, den gedeckten Weg zu überhöhen und allein durch das Feuer die Vertheidiger daraus zu vertreiben. -
88 Die angemessenste Anlage der Glacis, wenn sie aus Erde bestehen, ist die 18 bis 24 fache; sind sie jedoch von Steinen aufgeschüttet oder durch den nackten Felsen gebildet, so darf man sich hieran nicht bins den, wenn sie nur von irgeudwo , sei es vom gedeckten Wege oder von anderen Werken geſehen find. 6. Vorgelegter gedeckter Weg. Jeder vorgelegte gedeckte Weg ist unnüß, in welchem nicht nahe Werke liegen, die den Vertheidigern desselben zur Unterstüßung und zum sicheren Rückzug dienen . Selbst von solchen Werken beschüßt, " leiſtet er noch nicht viel, wenn er nicht eine revetirte oder mit 6 Fuß Wasser geschüßte Contrescarpe hinter sich hat. 7. Vorgräben. Die besten Vorgräben sind solche, welche durch die Verlängerung des Glacis in das Terrain gebildet find, und in der Nähe des äußes ren Randes 6 Fuß Wassertiefe und eine gute revetirte Contrescarpe haben ; diejenigen aber, welche wie andere Gråben am Fuße des Glas cis ausgehoben sind , werden immer schlecht vertheidigt werden, und haben besonders noch den Fehler, dem Feinde in den eingehenden
S
e
Winkeln_eine schädliche Deckung zu gewähren. 8. Vorgeschobene Werke. Bei allen vorgeschobenen Werken muß man darauf sehen, ob sie ihre Vertheidigung durch den gedeckten Weg und die hinterliegenden Werke erhalten, ob sie nach ihrem Verlust nicht dem Feinde eine Eins ficht in andere Werke gestatten, und ob sie in der Kehle auch gegen
den gewaltsamen Angriff gesichert sind ; fast alle sind den beiden hier erwähnten Mängeln unterworfen *).
9. Kommunikationen. Kommun icationen find die besten, insofern das Ters Unterirdische rain ihre Anlage gestattet; dagegen haben solche, welche man nach den Aussenwerken nach Art der doppelten Sappe anlegt, wie dies 3. B. in Thionville geschehen ist, große Nachtheile **). *) Gegenwärtig wird man noch ins Auge faſſen müſſen, ob das Werk auch ein Reduit hat, da man jezt ziemlich allgemein annimmt, daß ein jedes vorgeschobene Werk mit einem solchen versehen sein müsse. **) Unterirdische Verbindungen sind wohl nur dann die besten , wenn sie hins länglich geräumig und nicht verwickelt sind, weil sie sonst die leichte und
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89 10. Gedeckter Weg. Der gedeckte Weg ist in den meisten Plähen verfallen, wie dies bei Böschungen in Erde auch nicht anders sein kann. Wo dagegen die innere Brustwehr -Böschung durch eine kleine etwa 3 Fuß hohe Mauer unterfiüßt ist, hält dieselbe sich viel besser, woher es vortheils haft wäre, wenn dies allenthalben statt fände, da hierdurch zugleich die Arbeiten bei der Armirung für den Kriegszustand verringert wers den. Die mit Mauerwerk bekleideten Reduits in den eingehenden Waffenplågen, wie man ſie in Thionville und Meß ausgeführt findet, find vortrefflich, um die Einnahme des gedecken Weges zu verzögern ; fie sind aber nur in wenigen Plägen angewendet *). 11. Contrescarpe. Man muß Acht haben , ob die Contrescarpen mit Mauerwerk bekleidet sind, da dies bei trockenem Graben ein nothwendiges Erfors derniß einer guten Vertheidigung ist, besonders wenn die Bekleidung eine Höhe von etwa 20 bis 25 Fuß hat, da hierdurch die Gräben ties fer werden. 12. Poternen. Bei dem Umgange auf der Contrescarpe oder Glaciscrete muß man darauf Acht haben, ob die Poternen und die durch den Graben führenden Kommunikationen aus den Logements des Belagerers ein gesehen werden können. Dieser Fehler findet allemal da statt, wo die Courtine durch keine Tenaille gedeckt ist, und häufig selbst da, wo solche Tenaillen vorliegen. Auch muß man sich danach erkundigen, ob sich auf allen Fronten gute Kommunikationen befinden. 13. Wasser und Wasserspiel. Wenn die Gräben Wasser enthalten, muß man alles auf diesen Gegenstand näher Bezug habende untersuchen : ob sie nämlich durch einen Bach, einen Fluß, Teich, das Ablassen eines Morastes , oder
übersichtliche Verbindung zwischen den Werken behindern, welche als eines der hauptsächlichsten Erforderniſſe zu einer guten Vertheidigung zu betrach ten ist. Offene Koffer mit hohltraversen sind oft und besonders bei län geren Verbindungen vorzuziehen , insofern man nämlich fie der feindlichen Einsicht entziehen kann. *) Seitdem leißeten Blockhäuser als Redults im gedeckten Wege, wie z. B. bei Schweidnih 1762 und Danzig. 1807, noch beſſere Dienste.
90 durch das Meer gespeist werden ; wie groß die dazu erforderliche Wassermenge ist, wie viel Zeit zum Füllen oder Ablassen der Gråben gehört; ob vermittelst Schleusen, die mit Balkens, Schüßen , Schüß brettern oder Schleusenthoren zu schließen sind, ein Strom in den Gräben erzeugt werden kann , oder ob dadurch Inundationen außer: halb angestaut werden können , und wieviel Zeit dazu in den vers fchiedenen Jahreszeiten erfordert wird ; wie groß der Umfang , die Tiefe und der aus diesen Inundationen zu erwartende Nußen ist , ob damit andere Behälter und Schleusen in Verbindung stehen u. s. w. Endlich ist das Spiel und die Wirkung aller dieser Gewäſſer mit Bes zug auf die Anlage der Werke klar auseinander zu ſehen , um dar: über zur Gewißheit zu gelangen , ob sie etwa oberhalb des Plages abgeleitet werden können, und in welcher Verbindung ſie mit den bes nachbarten Städten stehen, wie dies z . B. bei Cambrai, Bouchain, Valenciennes, Condé und mehreren anderen Plägen statt hat. Die verschlämmten und durch den Niederschlag der Flüsse vers flachten Gräben verdienen ferner in allen Plägen in waſſerreichen Gegenden eine besondere Aufmerksamkeit , so wie auch alle Kanäle, Damme, Uferversicherungen und andere das Meer, die Flüsse, Häfen und Gewäſſer betreffende, mit den Werken c. in Beziehung stehende Gegenstände besichtigt werden müſſen. 14. Hornwerke. Die in älteren Pläßen ausgeführten Hornwerke haben so beträchts liche Mängel, daß man sie bei neueren Anlagen nicht mehr angewens det hat ; sie sind sehr kostbar und verlängern die Vertheidigung nicht mehr als es ein anderes gut angelegtes, vorgeschobenes und nicht halb so theueres Werk thut. Indeß ist es möglich, sie weniger mangelhaft als die bestehenden anzulegen , wie dies in Huningen geschehen ist, und es giebt selbst Fälle, wo sie jedem anderen Werke vorzuziehen find. 15. Trockene Gråben. Gräben dürfen nicht so breit als die naffen sein, Die trockenen denn je länger die Brücke beim naſſen Grabenübergang sein muß , je mehr muß der Feind dabei an Mannschaft und Zeit verlieren , was bei dem trockenen Graben nicht statt hat, wogegen man sich in einem
91 solchen vor allen Dingen muß bewegen können , ohne vom Feinde gesehen zu sein. Die besten Gråben sind diejenigen, welche man nach Belieben trocken und naß halten kann, wie die in Landau angewens deten ; die schlechtesten dagegen solche, welche nur 2 bis 3 Fuß Wass ser haben. Die beständig trockenen Gråben find zu einer Vertheidis gung durch die blanke Waffe besonders geeignet ; die mit wenigstens 6 Fuß Wasser versehenen bilden dagegen ein sicheres Hinderniß, wels ches nicht ohne bedeutende Vorbereitungen überschritten fann.
werden
16. Die nächsten Aussenwerke des Hauptwalls. Die Contregarden, Halbmonde und übrigen im Hauptgraben eis ner Festung liegenden Werke dürfen keinen Wall bilden, das heißt, sle müssen volle Werke, und sowohl in den Facen als der Kehle mit Mauerwerk bekleidet sein ; demungeachtet findet man eine große Anzahl davon in unseren Festungen, welche diese Eigenſchaften nur zum Theil besigen. 17. Escarpe. Die Escarpe oder Mauerbekleidung des Hauptwalls darf nicht weniger als 30 Fuß Höhe bei einem trocknen Graben haben ; wenn die Bekleidung nur halb, also 15 bis 18 Fuß hoch, und der übrige Theil in Erde talüdirt ist, so bleibt der Plaß der Escalade ausgeseßt, und noch mehr findet dies ſtatt, wenn der ganze Wall nur mit Ra sen bekleidet ist. 18. Hauptwall. Man muß genau untersuchen, ob der Hauptwall gut liegt und das Terrain dazu in Bezug auf die Aussenwerke und die Eigenthüm lichkeiten der Umgegend vortheilhaft benußt ist ; man findet öfter dars in auffallende Mängel , wie in Maubeuge , St. Omer u. s. w. Indeß ist nicht immer der Erfinder deswegen zu tadeln. 19. Kavaliere. Man hat zu beobachten, ob die Kavaliere mit den Bastionsfacen parallel und davon durch keinen Graben getrennt sind, wie zu Maus beuge,Thionville, Saarlouis, Valenciennes ›c. Die Kavaliere dürfen nie*)
*) Nie? und dennoch giebt es viele schickliche Gelegenheiten, die Cavaliere mit hinterliegenden Retranchements behufs deren Flanquirung zu verbinden.
A
92 als Abschnitt dienen, und sind nur zur Einsicht in das Terrain oder ´andere Werke geeignet. 20. Flanken und bastionirte Thürme. Die concaven Flanken so wie die niedrigen mit Orillons *), gehd ren älteren, nicht mehr zur Anwendung kommenden Befestigungsmes thoden an, find theuerer als die geraden und eben so wenig zur Vers theidigung geeignet als die Fauſſebraien , bastionirten . Thürme und Kasematten, wenn sie keine angemessenen Rauchabzüge haben , weil der Pulverdampf darin gewöhnlich die erwartete Wirkung aufhebt. Die bastionirten Thürme von Landau , Breisach und Befort haben diese Mängel, und sind daher nur als Souterrains zu gebrauchen. 21. Souterrains (Unterirdische Gewölbe). Man muß von den unterirdischen Gewölben, ihrer Größe, ihrem Gebrauch, der Sicherheit, welche sie gegen den Bombenschlag gewäh, ren c., Kenntniß nehmen, auch die Güte des Cements, der sie gegen das Eindringen des Tagewassers schüßt, so wie ob sie feucht und uns gesund find , untersuchen. Beinahe in allen Festungen fehlen solche Räume und die vorhandenen sind weder zur Aufbewahrung der Mus nition noch zur Unterbringung von Truppen geeignet, deſſenungeachtet ist dies einer der wichtigsten Gegenstände bei Vertheidigung der Fes stungen. 22. Gebäude. Die Besichtigung der Gebäude, Zeughäuser, Verwahrungsräume für das Pulver, die Lebensmittel, das Holz und die Fourage, der Wohnungen für den Festungsstab, der Wachgebände und alles deſſen, was Königliches Eigenthum ist, nehmen die Fürsorge des Besichtigens den in Anspruch; so wie er untersuchen muß, ob diese verschiedenen Räume dem Bedürfniß des Plages genügen, das heißt, für die Stärke der zur Vertheidigung nöthigen Garniſon, und die Dauer der auszus haltenden Belagerung hinreichen. 23. Röhrleitungen , Brunnen und Cysternen. Die Untersuchungen müſſen ſich auch auf die Röhrleitungen aus dehnen, ob sie nämlich nicht vom Feinde abgeschnitten werden können, *) Es_(cheint_dies wohl zu ausschließlich hingestellt zu fein, indem eine niedere Grabenvertheidigung zu allen Zeiten als ein wesentliches Erforderniß zu einer Vertheidigung betrachtet worden ist.
93 wie groß die Waffermenge der Brunnen ist, ob dieselben gewölbt find, oder nicht, ob die Cysternen bombenſicher ſind, wieviel Waſſer fie lies fern, und für wieviel Menschen und auf wie lange dies hinreicht ; fich darüber zu unterrichten, ob die Sammelkasten und metallenen, steiners nen, thönernen oder hölzernen Leitröhren gut vertheilt und unterhalten find, ist eben fo nöthig.
24. Contreminen. Man muß sich ferner Kenntniß verschaffen von dem Detail der Contreminen, so wie von der Lage der Magistralgallerien, welche stets unter dem Banquet des gedeckten Weges liegen follten, statt wie ges wöhnlich an die Contrescarpe angelehnt zu ſein *) ; imgleichen von den Minenästen, Defen , Verbindungen und geheimen Ausgängen, sowohl des Hauptwalls, als auch der Außenwerke ; anmerken, ob die Gallerien gemauert oder nur in Holz vorgetrieben find, ob sie in einer oder in mehreren Stockwerken, und so liegen, daß die Oefen wirken können, ohne den eigenen Gallerien zu schaden, und daß der Feind nicht dar unter gelangen kann ; ſich endlich unterrichten laſſen , ob der Böden, worin ſie getrieben ſind, natürlich, aufgeschüttet oder zuſammengestürzt ist, aus hartem oder weichem Felsen, Thon oder Tufſtein, heſteht, und von wenig oder keinen verſchiedenartigen Schichten durchſtrichen iſt, wie in Philippville. 25. Bauten. In Hinsicht auf das Detail der Bauten und Bauausführungen fann man den jüngeren Officieren nicht genug empfehlen, Fleiß und Sorgfalt auf die Festigkeit und Wohlfeilheit der ihnen anvertrauten Bauwerke zu verwenden, so wie den Oberen, darüber ſtrenge zu was chen und sie selbst dafür verantwortlich zu machen . Für den General wäre es jedoch zu umständlich und überflüssig , wenn er zu dieſen tleinlichen Dingen hinabsteigen sollte. 26. Reinlichkeit und Haltung der Werke. Bei Besichtigungen darf man es nicht unterlaffen , darauf zu fe hen, daß die Werke reinlich und gut gehalten sind. Damit ist jedoch nicht gemeint, daß die Brustwehren, Banquette und Böschungen ganz scharf und wie zur augenblicklichen Vertheidis *) Dies dürfte doch, wegen der bequemeren und mehr gesicherten Minenarbeit von der Grabensohle aus, in Zweifel zu ziehen sein,
94 gung eingerichtet sein sollen, denn zur Erhaltung einer so unnöthigen Sauberkeit würden die ausgeseßten Mittel nicht hinreichen, die ohnes hin schon durch die nothwendige Instandhaltung der Brücken, Barries ren und Gebäude völlig in Anspruch genommen werden . Vernach. lässigungen dagegen , 骨 wie z . B. Verunreinigung , Anhäufung von Schutt und Erde, welche entweder nicht in den Werken niedergelegt oder daraus hätten entfernt werden müſſen , Einstürze oder Ab; rntſchungen der Böschungen, die durch unerlaubtes Viehweiden oder andere Privatrücksichten entstehen , die nicht erlaubten Gärten, das Unkraut nnd Buſchwerk auf den Werken und in den Gråben, welche die Festungsbehörde abhauen lassen muß, dürfen. nicht gelitten werden. Die persönliche Besichtigung des Inspekteurs wird aber auf alle diese nöthigen Kleinigkeiten mehr wirken, als dies je durch schriftliche Vers handlungen geschehen kann. 27. Pläne. Alle hier gedachten Beobachtungen müssen endlich durch gute Uebersichtskarten und Pläne, Detailzeichtungen, Durchschnitte und ans dere zur Verdeutlichung nöthige Zeichnungen über die verschiedenen. darin erwähnten Gegenstände erleichtert und unterſtüßt werden. 28. Allgemeine Bemerkungen. Die Mehrzahl der französischen Festungen, wenn sie in ihrem ges genwärtigen Zustaude einen Angriff aushalten sollten, würden lange nicht den Widerstand leisten, den ihre Ausdehnung und ihre Befestis gungsanlagen anzudeuten scheinen *). Denn überall findet man Werke, die so zu sagen nur auf dem Terrain ſkizzirt ſind ; überall denkt man daran , neue Werke anzulegen , ohne sich um die Vervollkommnung der vorhandenen zu bekümmern, und die Bauten im Inneren mit der Ausdehnung des Ganzen in Uebereinstimmung zu bringen, so daß es Plage giebt, deren geringste Fronten 25 oder 30 Tage offener Trans chee widerstehen könnten, während man darin nicht für acht Tage Les bensmittel undI keinen Mann gesichert unterbringen kann. Verschiedene Ursachen wirkten auf diese Vernachläſſigungen des wahren Dienſtintereſſes, da jeder Direktor fich beeilte, ſeine Befesti *) Anmerkung des Spect. milit . Hier muß bemerkt werden , daß die vorliegende Denkschrift im Jahre 1761 abgefaßt wurde, und seit der Zeit diese Festungen ihre Probe ausgehalten haben,
95 gungsideen zu verwirklichen, während die Mehrzahl unter ihnen den Gedanken an die Erbauung eines vielleicht dringend nothwendigen Magazins nicht glänzend genug hielt, und darum verwarf. Ich habe sölche Leute gekannt, welche dringend auf die Ausführung einer Cons tregarde bestanden, und, um nur ihre Idee durchzuführen, vorschlugen, dieselbe weder zu füllen, noch in der Kehle mit Mauerwerk zu beklei den! und als man ihnen die Nothwendigkeit dieser Erfordernisse vors ſtellte, erwiederten, daß das Werk dadurch zu theuer werden und der Hof daher nicht darauf eingehen dürfte, während, wenn die Anlage einmal gemacht sei, er doch später sich entschließen müſſe, ſie zu volls enden. Der Nachfolger wollte dann wieder etwas anderes und ließ das angefangene Werk unvollendet , so daß von einem zum andern. viel angefangen und nichts vollendet wurde. Herr von Asfeld selbst, dessen genaue und gewissenhafte Redlichkeit ihn nicht des unwürdigen Argwohns und der Verläumdungen der Neider überheben konnte, war nicht unzufrieden , wenn die Verwendung der Gelder mit Gepränge geschah, und Niemand neben ihm hatte den Muth, das Fehlerhafte ſo vieler unvollkommenen Anlagen in das wahre Licht zu stellen. Auch hat man an mehreren Festungen völlig überflüssige Werke erbaut, weil mancher Directeur oder Ober : Ingenieur dem Irrthum unterworfen war, zu glauben, daß nur der ihm anvertraute Plaß Be rücksichtignng verdient, weil er dadurch Gelegenheit erhielt, seine Tas lente vorzugsweise geltend zu machen. Der Dienst des Königs erfordert es aber wesentlich, daß wir uns. von jeder übel verstandenen Einseitigkeit frei machen , oder daß der zur Abtheilung kommandirte Obere es versteht , unsere Vorurtheile aufzudecken. Nichts scheint nöthiger, als die dem Festungsbau übers wiesenen Gelder so zu verwenden, daß die Festungen nach Maaßgabe ihrer Nüglichkeit in einen solchen Stand gesezt werden , daß sie sich so lange wie möglich mit den einmal vorhandenrn Werken vertheidis gen können. Es dürfte daher angemeſſen ſein, eine Vermehrung der Werke nur dann zu genehmigen, wenn die Nothwendigkeit dazu troh aller wohl überlegten Einwendungen völlig dargethan iſt. Um in dieser Hinsicht eine klare und sichere Methode zu befolgen, könnte man : 1) Sich Rechenschaft geben lassen von der gegenwärtigen Stärke eines Plages, und zwar nicht durch eine Darlegung rein willkührliz
96 cher und unerprobter Ideen, sondern durch Denkschriften , in welchen genau entwickelt ist, warum diese oder jene Front niemals angegriffen werden wird, und worin man durch einen Plan , in welchem die feindlichen Arbeiten in Farben angegeben und der mit einem detaillir ten Journal über diese Belagerungsarbeiten begleitet ist - darstellt, wie der Angriff gegen jede zugängliche Front geführt werden müsse. Aus einem Vergleich solcher wohl durchgearbeiteten Angriffsents würfe würden sich sodann bestimmt und sicher sowohl die wahre Stärke jedes Plages und die Fehler des Gleichgewichts der Fronten unter sich ergeben, und ein Maßstab für das Bedürfniß an inneren. Räumen in einer Festung nach Masgabe ihrer Ausdehnung gewonnen werden ; denn, wenn ein Plaß z. B. 3-4000 Mann Besaßung er fordert und sich damit nur 25 Tage vertheidigen kann, so würde es unnüß sein, ihn für 40 Tage offener Trancheen mit Streitmitteln zu versehen *). 2) Es ist daher eine, auf das Vorstehende gegründete detaillirte Nachweisung von der Anzahl und dem Gebrauch der zur Vertheidi gung erforderlichen Truppen und Geschüße auszuarbeiten, woraus der für die Festung nöthige Bedarf an Kriegs und Mundvorrath_mit Sachkenntniß hergeleitet und wonach der nöthige Raum zur Unter bringung der gefunden, kranken und verwundeten Mannschaft, so wie der Vorräthe aller Art bestimmt werden könnte. Endlich würde 3) Eine Darstellung des Plases mit Bezug auf diese verschiede nen Gegenstände, und Vorschläge über die nöthigen Vervollständigun gen, Verbesserungen oder Vermehrungen, deren der Play sowohl an den Befestigungsanlagen als im Innern bedürfte, das Ganze schließen müſſen. Wenn diese Ordnung der Dinge einmal in allen Pläßen durchges führt wäre, so würde daraus augenscheinlich die nüßlichste und drin gendste Verwendung der zum Festungsbau bestimmten Gelder hervorz gehen, deren verständige Vertheilung nunmehr der General Direktor, welcher das Ganze so wie die Einzelnheiten zu übersehen im Stande ware, bestimmen könnte ; noch würde eine eingeleitete Arbeit die Of ficiere des Korps in den wesentlichſten , hauptsächlichſten und ersten Details unseres Dienstes sicher werden laffen , und aus unseren Bes richten und Denkschriften eine Menge systematischer unhaltbarer Vors schläge entfernen , welche schon viele unnüße Ausgaben in unseren Festungen veranlaßt haben. gez. Fourcroy . Condé, den 3ten März 1761 . *) Es erscheint nicht überflüssig hierzu zu bemerken , daß die Versorgung mit Lebensmitteln und zu deren Niederlegung erforderlichen Räunien, weit über eine solche Anzahl von Tagen hinaus gehen müſſe, da Pläße gemeinhin Monate lang aufsich beschränkt waren, ehe die Tranchee davor eröffnet wird.
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VI. Uebersicht von den in den Jahren 1831 , 33 und 34 zu Koblenz statt gefundenen Versuchen mit einer 6pfün digen und einer 12pfündigen Depressions -Laffette. Nebst Zeichnungen auf Tafel I *).
A. Versuch mit einer 6pfündigen Laffette. Die versuchte Depreſſions-Laffette war der in der fächsischen Artilles rie eingeführten, in neuerer Zeit verbeſſerten derartigen Laffetten-Ein richtung nachgebildet. Drei Blöcke oder Schäfte von Kiefernholz , nåmlich der Un ters, Mittels und Oberschaft (A, B , C , Fig. 1) bilden die Hauptbestandtheile der Laffette. Der Unterschaft ( Fig. 8 und 9) ruht auf zwei Achsen mit Blocks rådern , welche leßtere mit Löchern zum Einstecken einer Handspeiche versehen sind (Fig. 1 und 2 D) , und während des Feuers zur Ers leichterung der Seitenrichtung abgezogen und mit 24pfündigen Kus geln gewechselt werden , die sich in eisernen , unter dem Unterschafte angebrachten Kapseln bewegen. Zu beiden Seiten am hintern Ende *) Die Zeichnung giebt die 12pfündige Laffette vollſtändig , so wie die Abs weichungen der 6pfündigen von dieser. 7 Erster Jahrgang. II. Band.
98 des Unterschaftes erheben sich in einem Winkel von 65° zwei Stån der von Eichenholz (Fig. 1 und 2 E), welche oben durch einenQuer: riegel verbunden und von demselben durch zwei eiserne Stäbe gestüßt sind. Sie bilden den sogenannten Richtbock. Zwischen beiden Ständern wird das hintere Ende des Mittelschaftes auf und nieder bewegt. Leßterer ist vorn durch einen Pfans nenbolzen (Fig. 1, 6 , 7, F) charnirmäßig mit dem Unterschaft verbunden, hat in ſeiner Mittellinie einen länglichen , auf den Enden abgerundeten Ausschnitt — die Bahn (Fig. 6 G. H), in welchem sich ein im Oberschaft befestigter Drehbolzen (Fig. 4 J) bei dem Abfeuern und bei dem Wiedervorbringen des Geschüßes bewegen kann.
Auf dem Mittelschafte iſt eine Klinke (Fig. 7K) angebracht,
welche, mittelst einer Feder in die Höhe gedrückt , den Oberschaft festhält sobald dieser zurückläuft, und in die zu diesem Behuf auf sei ner untern Fläche angebrachten Schließlicher oder Rasten (Fig. 5. L, L) eingreift. Der Oberschaft, in welchem das Rohr eingelassen ist , kann vers
möge des Drehbolzens mittelst eines Baumes, welcher durch 2 an der Stirn des Schaftes angebrachte Oefen (Fig.3, 4, 5, M) gesteckt wird, ne auf dem Mittelſchaft dergeſtalt rechts oder links gedreht werden , daß Set das gesenkte Rohr nach dem Herumdrehen parallel mit der Brustwehr nn des Geschüßstandes steht , und dann , wie in horizontaler Lage , von der Seite geladen wird. Am untern Theile der Ständer befindet sich eine Welle (Fig. 1, 2 N), die zwei verschiedene Durchmesser hat; am obern Theile find Kloben mit Rollen , über welche , so wie über zwei an der hintern Stirn des Mittelschaftes angebrachte Rollen ein Tau gezo "H gen und mit beiden Enden nach der Welle geführt wird . Durch das Umdrehen der Welle mittelst zweier Haspeln erfolgt die Senkung des Rohres , deren größtes Maaß etwa 45° beträgt. Um aber das Rohr in der bestimmten Richtung zu erhalten , und demſelben noch einen bestimmten Auffaß geben zu können , ruht der Mittelschaft auf einem Riegel, dem Richtriegel ( Fig. 13 0 ) , welcher zu diesem Behuf in die Einschnitte der Richtbock Ständer eingeschoben wird, und so eingerichtet ist , daß auf demselben Keile übereinander gelegt werden können,
#99 Das Gewicht der Theile der versuchten Depresstons Laffette bes trägt a) des beschlagenen Unterschaftes mit dem. Richtbock, den Kloben und Rollen, den beiden Achsen und vier Blockrådern der Welle nebst Zubehör , den großen · 2142 Pf.. eiſernen Streben, dem Richtriegel und Keilen b) des beschlagenen Mittelschaftes mit dem Pfannens " bolzen, und seinen Rollen 432 Pf. PF 4443 e) des beschlagenen Oberschaftes Im Ganzen also 30191 Pf. oder 27 Ctnr.
Das für die Depressions Laffette bestimmte Rohr war ein ges wöhnliches 6pfündiges metallenes Feldrohr... Mit Ausnahme von 10 Schuß, ཉ welche aus einer Kasematte ges schahen, wurde das Geschüß für alle übrigen Schüſſe im Freien an einer 170' tiefen Schlucht auf einer horizontalen Bettung von 18′ im Geviert aufgestellt. Um ein Heruntergleiten der Laffette nach vorne unmöglich zu machen , und um zugleich derselben jedesmal den nẩm; lichen Standpunkt leicht geben zu können , hatte man auf der vors dersten Bettungsbohle eine zweite Bohle aufgenagelt.
An einem
Tage stellte man vor das Gefchüß , und zwar dicht an die Stirn des Unterschafts, einen hölzernen , die hintere Schartenöffnung bezeichnen, den Bretterrahmen auf.
Am jenseitigen Abhange der Schlucht, in
einer Entfernung von 140 Schritt , hatte man drei Scheiben von 2 Fuß im Geviert so aufgestellt, daß das nach denselben gerichtete Ges schüß eine Senkung von resp . 17º, 26º und 40 ° erhielt. Außerdem hatte man noch einen Geschüßstand in der Kasematte einer Kehlkapos niere gewählt, und zwar im zweiten Stock derselben. Die Scharte, hinter welcher hier das Gefchüß stand , war von gewöhnlicher Eins richtung, aus Bruchsteinen gebaut ; ihre Sohle war 4 Wochen , vor Beginn des Versuchs zu 36 ° Senkung * ausgehauen und mit Mörtel überzogen. Die Richtung des tiefsten Senkschuſſes traf auf einen Kugelfang , den man 8 Schritt vom untern Eingang in die Kapos
100 niere aufgeworfen hatte. Das Geschüß stand auf einer doppelten 6" hohen Bohlenlage , welche mit ihrer ebenen Fläche 24 unter dem Knie der Scharte lag. Die Zielscheibe hatte solche Stellung, daß das darauf gerichtete Geschüß 40 ° gesenkt war. Die Munition bestand mit Ausnahme von 5 Kugel und 10 Kartätsch-schuß mit 14 Ladung in Etaminbeuteln, aus feldkriegsmäßig eingerichteten Kugels und Kartätsch - Kartuschen , welche durch aufgedrehte und dann auf die Kaliberſtärke zuſammengebundene Tauenden in der Seele des Geschüßes festgehalten wurden.
17 Außer den gewöhnlichen Geschüßzubehörstücken erforderte die Bedienung noch einen Fußtritt und einen Schraubenschüffel mit zwei verschiedenen Oeffnungen.
26
40 Die Bedienung wurde den ganzen Verſuch hindurch von ein und denselben Artilleristen ausgeführt. Das Ergebniß derselben war im Allgemeinen günstig. Anfänglich stellte man 8 Mann dazu an ; doch schon nach dem 35sten Schuß ging die Bedienung mit 6 Mann ganz gur von Statten, 4/990 S Das Querdrehen des Oberschaftes zum Laden des Ges schüßes hat zu keiner nachtheiligen Bemerkung Veranlaſſung gegeben. Ein Versuch, das Geschüß ohre es aus der Scharte zu bringen, mit eis nem Tauwischer oder mit dem gewöhnlichen Stangenwischer auszuwiſchen und die Ladung anzuſeßen , zeigte große Schwierigkeit in der Ausfüh; rung, daher auch stets das Querdrehen des Oberſchaftes ſtatt fand. 4 Hinsichtlich der Rücklaufs Verhältnisse : muß die Bemers kung vorangeschickt werden , daß die Laffette nur am ersten Versuchs. tage mit 15 Schuß bei dem Stande derselben auf Kugeln geprüft worden ist, und da hierbei der Rücklauf der ganzen Maschine mit 17° Senkung nur 3,5", - 1,8" 26,⁰ betrug, das Zurück- und Vorbringen derselben ſich auch als eine zeits raubende und beschwerliche Arbeit zeigte, so hat man es vorgezogen, bei allen übrigen Schießversuchen die Laffette nur auf ihrem Räders ſtande bedienen zu laſſen.
Die bei dieſem Stande unter verſchiedenen
2
Senkungsgrad des Geschüßes
101
170
26°
des Obers
der ganzen
Maschine
schaftes
Maschine
40"
8,3"
80
5,50"
20
40" 40"
1,50"
100
40"
4,50
100 10
Kartätschschüsse Rücklauf :
der ganzen
5
5
40°
Anzahl Schiffe
Kugelschüsse Rücklauf
Obers des schaftes
Anzahl Schüffe
Senkungsgraden und mit 24 Ladung erlangten Zahlenergebniſſe ſind in der nachstehenden Uebersicht zusammengetragen :
| 32" 8,7" 39" 12 auch 5" 4,1" 29/1
34mal 40" 26mal 5-9" 66 32mal 37-39" 40mal 2-4" 40mal 40" 122mal 5-8" 66 26mal 34-39" 44mal ---4" 8,5" 151 # 36"
8mal 40" 68
60mal 20-36"
fand nicht ſtatt
་ ་ ་་་ Es geht hieraus heror : a) daß der Rücklauf des Oberschaftes bei den Kugelschüssen für alle Senkungsgrade , mit Ausnahme einiger Schüsse mit 40°, welche nur reſp. 32 und 29″ gegeben haben , ziemlich gleichmäßig auf 40", als dem Marimum deſſelben , wobei der Drehbolzen an das Ende seiner Bahn anstößt, gekommen ist; daß bei den Kartätschschüssen , ungeachtet der schwereren Vors lage der Ladung , dieser Rücklauf bei 17 und 26º Senkung theilweise etwas geringer , bei 40° aber durchgängig bedeutend geringer ausgefallen ist als bei den Kugelschüssen , was aber wohl dem Umstande beizumessen war, daß die reibenden Flás chen bei den Kartätschschüssen weniger glatt gehalten worden waren. Jedenfalls war dieser Rücklauf mehr als hinreichend gewesen, da die erste Rast des Oberschaftes etwa 18- 19" von der Klinkennase entfernt war. b) Daß der Rücklauf der ganzen Laffette bei einer geringen Anzahl Kugel und Kartätschschüsse mit 17 und 40° Senkung, welche am ersten Versuchstage geschahen , zwar 8 bis 9" be tragen hat, und daher, da das Rohr bei 40º Senkung nur mit
102 7″ in die dicht vor dem Unterſchaft aufgestellte Schartenöffnung reichte, hinreichend war , um den von der Klinke herab: gelassenen Schaft drehen und das Geschüß laden zu können ; daß jedoch bei allen ferneren Schüssen dieser Rücklauf mit 17 und 26º Senkung größtentheils geringer ausfiel, als jene Bedingung nöthig macht , und bei 40 ° gar nicht statt gefunden hat ; daß daher in dieſen Fällen das Gefchüß jedesmal etwas zurückgebracht werden mußte.
Bei dem Schießen in der Kas
fematte, wo das Rohr bei 40° Senkung 13″ in die Scharte reichte und der Rücklauf nur 4" groß war , betrug dieses Zur rückbringen, welches sich übrigens mittelst der in Blockråder gesteckten Richtbäume leicht bewerkstelligen ließ, bis gegen 10". Außerdem ist noch zu bemerken , daß dieser Rücklauf in den Fals len, wo der Oberschaft auf der ganzen Länge seiner Bahn zurück; spielte , durch das Anstoßen des Drehbolzens an den hintersten Rand der Bahn befördert wurde. Da jedoch dieses Anstoßen zugleich eine starke Erschütterung der Laffette überhaupt erzeugte, so futterte man dies sen Rand mit doppeltem Filz aus , was sich in dieser Hinsicht zwar zweckmäßig zeigte, andrerseits aber auf den Rücklauf der Laffette einen nachtheiligen Einfluß haben mußte, wie dies aus dem Ergebniß der ersten 20 Schüsse, welche bei dieser Filzfutterung gethan wurden, deutlich hervorgeht , indem der Rücklauf der Senkschüſſe von 17º bei übrigens gleichen Umständen sich von 5 bis auf 14" verminderte. Obgleich, wie schon erwähnt, der Rücklauf des Oberschaftes im Allgemeinen mehr als hinreichend genügte , damit die Klinke in die *zugehörigen Raſte eingreifen und den Oberſchaft festhalten konnte, so ist es doch in einzelnen Fällen vorgekommen, dast die Klinke nicht eingriff, und daher der Oberſchaft von ſelbſt wieder vorlief, wos durch nicht nur eine große Erschütterung der Laffette verursacht, sons dern auch einmal der Rahmen , welcher die hintere Schartenöffnung 1 vorstellte, durch das Anstoßen des Rohres , an denselben zertrümmert wurde.
1
Die Ursache lag theils in einer mangelhaften Einrichtung
der Klinke und den Rasten , theils in einer Abnuzung der Klinke, theils auch darin, daß der Oberschaft nicht dicht genug auf den Mits telschaft aufschloß, und ersterer daher über die Klinke weghüpfte. Nachdem jedoch die Klinke und die Rasten verbeſſert, und über den
1
103 Vorstecker des Bolzens eine eiſerne Scheibe gelegt worden, kam dies ser Uebelstand weniger vor. Das Lösen oder Abziehen der Klinke , damit der Obers schaft vorgehen konnte, zeigte sich anfänglich sehr beschwerlich, beson, ders wenn die Senkung des Geschüßes über 26° betrug. Kleine Abs anderungen beseitigten auch diesen Mangel. Das Wiedervorgehen des Oberschaftes mußte bei den niedes ren Senkungsgraden öfters durch Vorschieben desselben bewirkt werk den, rvelches nur mit großer Anstrengung geschehen konnte ; bei den größeren Senkungen ging er stets von selbst vor , jedoch zuweilen mit folcher Heftigkeit, daß das Gegenhalten oder Hemmen mittelst des durch die Oefen an der Brust des Schaftes gesteckten Baumes sehr beschwerlich war. Hinsichtlich des Richtens des Gefchüßes sind für das Aus, und Einlegen des Richtriegels und seiner Oberkeile, für den Mechas nismus des Windewerkes und für das Nehmen der Seitenrichtung keine besonderen Bemerkungen gemacht worden. Doch beweisen die aufgezeichneten günſtigen Treffergebniſſe, daß die Richtung stets ge nau ausgeführt werden konnte. So z. B. trafen an einem Tage von 10 Kugelschuß mit 26º Senkung 8 die Scheibe; an einem ans dern La ge mußte nach jeden 5 Schuß eine andere Scheibe aufgestellt ¡ werden. Anfangs, wo die Bedienung noch nicht vollſtändig eingeübt war, und an der Laffette selbst manche kleine Behinderungen beseitigt wers den mußten , betrug die Durchschnittszeit zu einem Schuß 3 bis 4 Minuten. Später verminderte sich diese Zeit bis auf 1 1 Minuten. Indessen ist hierbei zu berücksichtigen, daß dies Ergebs ais, ungeachtet es aus einer großen Anzahl unter gleichen Umständen geschehener Schüſſe gezogen, doch in ſofern eine Ermäßigung erleidet, als das Geschüß dabei nicht hinter der Scharte stand, und daher das Vorbewegen desselben sich nur auf die Weite des natürlichen Rück laufs beschränkte.
104
Durch die Benußung einer Kasematte von nur 11 Fuß Breite und von sehr geringer Höhe ist der schwierigste Fall gedacht worden, in welchem der Gebrauch einer Depressions-Laffette von der versuch ten Einrichtung vorkommen kann. Im Ganzen ſind nur 10 Schuß aus der Kasematte mit der früs her erwähnten gesenkten Schartensohle bei 40° Senkung geschehen, wovon das Ergebniß im Allgemeinen günstig ausgefallen ist, da keine besonderen Schwierigkeiten dabei vorgekommen sind.
An der Scharte bemerkte man keine andere Beschädigung , als das theilweise Losspringen des Mörtelüberzuges der Sohle und einis ger Steinstücke, welches lettere um so eher möglich gewesen ist, als die Schartensohle durch das Einhauen in die Mauer nicht blos ganze Steine in ihrer Fläche enthielt. Außerdem aber wurde diese geringe Beschädigung dadurch befördert , daß das Rohr eine um 4º größere Senkung als die Schartensohle hatte , wodurch das aus dem Rohr beim Schießen ausströmende Gas eine um so größere Wirkung auf die Sohle ausüben mußte.
Es sind im Ganzen nachstehende Schüsse von der Depressionss Laffette geschehen : bei 17° Senkung 112 Kugelschuß, 66 Kartatschschuß - 26° 112 67 - 40º 117 79
Im Ganzen 341 Kugels, 553 Schuß.
212 Kartätschschuß.
Mit Ausnahme von 5 Kugelschüssen bei 26° und 5 Kartatschs schüssen, welche bei 40 ° mit 1 Pfund Ladung geschahen , hatten alle übrigen Schüffe 21 Pfund Ladung. Bei allen diesen Schüssen hat die Laffette im Holze keine Bes fchädigung erlitten und sich überhaupt vollkommen haltbar gezeigt. Doch ist auch andrerseits nicht in Abrede zu stellen, daß die Abmess fungen derselben von bedeutender Stärke sind , wie dies schon aus dem Gewicht der Laffette hervorgeht. An den Eisenbeschlägen sind einige Beschädigungen vorgekom , men , denen jedoch für die Folge durch eine stärkere Conſtruktion abs
105 geholfen werden kann. Namentlich ist diese Verstärkung für die Uns terpfannen erforderlich , welche sich nicht fest genug mit den Holztheis len verbunden zeigten ; auch hatte die linke Unterpfanne , beinahe am Schluſſe des Verfuchs , einen Bruch, gerade unter dem Kopfbolzen, erhalten. Wenn der Obers und Mittelschaft in horizontale1 Lage gebracht werden , beträgt die ganze Höhe der drei Schäfte ?c. etwa 3′ 10″. Das Aus- und Einlegen des Rohres hat daher gar keine Schwierigs Peit gehabt. Im Allgemeinen geht schon aus der oben erwähnten Einrichs tung hervor , daß die Laffette , auf kurze Strecken , Behufs ihrer Auf stellung , transportfähig ist. Welche Vorrichtung man jedoch anges bracht hat, um ihr die möglichste Lenkung zu geben , wird aus dem Versuch mit der 12pfündigen Laffette hervorgehen. Die Einrichtung der 6pfündigen Depressions-Laffette hat sich nach dem Obigen sowohl hinsichtlich der Bedienung und Handhabung , als auch in Betreff ihrer Haltbarkeit bei einem ausdauernden Gebrauche im Allgemeinen als zweckmäßig gezeigt. Bei näherer Erwägung der Ergebnisse und der dabei vorgekommenen Erscheinungen läßt sich Nachstehendes im Einzelnen bemerken : 1) Die Laffette kann für den Gebrauch im Freien sowohl, als in Kasematten nur für eine Senkung des Rohres bis zu 45º eingerichtet werden , weil eine größere Senkung eine vermehrte Höhe des Richts bockes nöthig macht. 2) Ist es vortheilhaft, die Laffette vorzugsweise nur für den Ges brauch der metallenen Feldröhre einzurichten , weil nicht nur die Be dienung und Handhabung der ganzen Maschine dadurch erleichtert wird , sondern auch die stärkere Ladung dieser Röhre für den noth wendigen Rücklauf des Oberschaftes sowohl, als des Ganzen, vortheils hafter ist, als die schwächere Ladung der eisernen Röhre. 3) Es ist nicht zu verkennen , daß die Handhabung des Richtens durch das Heben und Zusammenstellen mehrerer Richtkeile beschwers lich und zeitraubend ist, besonders wenn man erwägt , daß die Richts nummer dabei auf den Sproffen des Richtbocks nur eine unbequeme Stellung hat , das Herausnehmen und Unterlegen der Keile nicht ohne das Heben des ganzen Mittelschaftes mittelst des Windewerkes
106 bewerkstelligt werden kann , und daß dieſe Handhabung nach jedem Schuß wiederholt werden muß. 4) Die Vorrichtung , bei welcher die Laffette während der Bedies nung auf Kugeln gestellt wird , hat sich in diesem Versuch in sofern nicht bewähret , als der damit verbundene ſehr geringe Rücklauf nicht nur die Bedienung des Geschüßes erschwert, sondern auch auf die Haltbarkeit der Laffette nachtheilig einwirken muß ; nicht zu gedenken, daß auch der Wechsel der Räder die Bedienungs - Vorrichtungen vers mehrt. 5) Dbgleich die Laffette auch bei dem Stande auf Rådern nicht
den erforderlichen Rücklauf gezeigt hat , um das Geſchüß hinter der Scharte laden zu können , so erſcheint dieſer Uebelſtand doch dadurch sehr vermindert , daß das Zurück; und Vorwärtsbewegen der Laffette auf Rädern sehr leicht von statten geht , und für die Ausübung im Ernste keinen beachtungswerthen Zeitverlust verursachen kann , übers dem auch die Seitenrichtung auf Rädern sich ebenfalls leicht nehmen lást *). Demungeachtet dürfte dieser geringe Rücklauf, durch welchen die ohnehin schon ziemlich beschwerlichen Bedienungs - Vorrichtungen jes denfalls etwas vermehrt werden , darauf hinweiſen , daß das Gewicht der ganzen Laffette in dem versuchten Zustande, nämlich 27} Ctnr., für das Ladungsverhältniß des 6Pfúnders etwas zu groß ſei ; der Versuch mit der 12pfündigen Laffette , welche verhältnißmäßig viel i leichter eingerichtet iſt, ſcheint dies ebenfalls zu beſtätigen **) . 6) Das zuweilen vorgekommene Nichteingreifen der Klinke in die zugehörigen Rasten des Oberſchaftes ist ein um so mehr beachtungss wertherUebelſtand , als das damit verbundene heftige Selbſtvorlaufen des Oberschafts nicht nur der Haltbarkeit der Laffette schadet , ſondern auch, indem das Rohr an die Ecken der Schartenöffnung anstößt, diese leicht beschädigt und außerdem noch die Bedienung dadurch ers
*) Der Versuch mit der 12pfündigen Laffette hat die gänzliche Weglaffung der Kugeln zur Folge gehabt. **) Aus ſpäteren, jedoch nur allgemeinen Nachrichten, ergiebt ſich , daß das Gewicht der 6pfündigen Depreſſions:Laffette bei den Neuanfertigungen, bei denen man bereits alle desfallsigen Versuchs-Erfahrungen benugt hat, ge gen das der versuchten Laffette um 421 Pfund vermindert worden ist.
1
107
schwert, daß die Laffette , um zu laden , erst wieder zurückgebracht. werden muß. Die hierbei gemachten Erfahrungen scheinen jedoch nur an die Hand zu geben , daß eine gänzliche Abstellung dieses Ues belstandes sehr schwierig und vielleicht nicht ohne Herbeiführung ans derer Nachtheile möglich sein dürfte ; daß aber • bei einer besonders aufmerksamen Behandlung der Laffette derselben seltener vorkommen wird. 7) Wenn ferner bei dem geringeren Senkungsgrade die Obers fläche des Mittelschaftes und die Unterfläche des Oberschaftes mit Seife eingeschmiert werden mußte, 4 um das Vorbringen des leßtern zu erleichtern ; bei den größeren Senfurgen dagegen ein angestreng tes Hemmen desselben nöthig war , damit sein Drehbolzen nicht zu heftig an den vordern Rand der Bahn anstieß ; so ist dies einestheils in der Sache begründet und schwerlich durch eine Verbeſſerung ganz zu vermeiden ; anderntheils aber auch von keinem wesentlichen Nachtheil, weil beim wirklichen Ernstgebrauch ein schneller Wechsel von einer geringen zu einer größeren Rohrsenknng wohl nicht vorkommen wird, und es daher nur nöthig ist, für die einmal beſtimmte Senkung die dazu gehörige Handhabung der Laffette eintreten zu lassen. 8) Da das Kiefernholz sich durch die Nachgiebigkeit und das durch Naßwerden verursachte Wechseln seiner Dimenſionen mehrfach nachtheilig gezeigt hat, so ist es zweckmäßig erachtet worden , wenig, stens zum Oberschaft bei Neuanfertigungen Eichenholz nehmen zu laſſen.
B. Versuch mit einer 12pfündigen Depressions Laffette. Im Allgemeinen glaubte man die Laffette für den preußischen Feld 12Pfänder einrichten zu müssen , da sowohl die Schwere, als die größeren Dimensionen der Festungsröhre nicht zu beseitigende Schwierigkeiten in den Weg gelegt haben würden , und es auch als wahrscheinlich angenommen werden konnte , daß, mit dem Feld 12Pfünder alle diejenigen Zwecke, welche die Aufstellung dieses Kalis bers in ciner Depressions Laffette erfordern , vollständig zu erreis chen sind.
108 Die Versuchs-Laffette wurde daher für den Felds 12pfünder und zwar nach den Verhältnissen der versuchten 6pfündigen , und mit Bes rücksichtigung der für die lettere vorgeschlagenen Verbesserungen eins gerichtet, und da auch diese schon ein bedeutendes Gewicht und ans sehnliche, für den Kasemattengebrauch wenigstens in der Höhe nicht zu verſtärkende, Abmeſſungen hat , so ließ man bei Feſtſtellung der leßtern nur die aus der Natur des größeren Kalibers hervorgehenden Verstärkungen eintreten, und stellte insbesondere noch folgende Punkte Fest : a) für alle drei Schäfte ist eine Vergrößerung der Breite von 4" erforderlich ; b) die Höhe des Unters und Mittelschafts wird um 1" ver: größert; c) sämmtliche Schäfte sind um 1' långer zu machen. Wenn hieraus von selbst hervorgeht, daß bei gleicher Senkungss fähigkeit auch die Ständer eine verhältnißmäßig größere Hdhe haben müſſen, welche jedoch nicht erlaubt haben würde , die neue Laffette in Kasematten anzuwenden ; so hielt man es für das zweckmäßigste , sich mit einer geringen Senkung zu begnügen und die Ständerhöhe der 6pfündigen Laffette beizubehalten. Man glaubte dies um so mehr thun zu können , da , wenn die größte Senkung bei der 6pfündigen Laffette ungefähr 45° beträgt, man bei der 12pfündigen immer noch eine Senkung von 40º erhält , und aus der Natur der Sache ferner hervor zu gehen scheint, daß man umso mehr mit leichtem Geschüß auss reichen wird , je steiler der durch Geschüßfeuer zu vertheidigende Abs hang ist , und daß daher bei dem 12Pfünder einige Grade weniger Senkung ohne wesentlichen Nachtheil sein werden . Um die Laffette mit einer Proße verbinden und so derselben Bes hufs ihres Transports die möglichste Lenkbarkeit geben zu können , iſt an dem hinteren Ende des Unterschaftes eine eiserne Prozöse angebracht (Fig. 8a. und 9a. P), welche mittelst eines starken Blats tes an der unteren Fläche des Unterschaftes befestigt und durch einen nach beiden Seiten herumgehenden Bügel, von welchem eine ges krümmte Stüße nach der oberen Kante des Schaftes führt, festges halten wird,
109 Die dazu gehörige Prose (Fig. 10 und 11) hat die Achse der gewöhnlichen Kasemattenproße , mit eisernen 20 " hohen und durch brochenen Blockrådern , deren Kranz mit Löchern zum Einstecken von Bäumen versehen ist ; sie hat ferner eine lange aufwärts gebogene Deichsel mit feststehender Hinterbracke , und endlich eine erhöhte Stel lung des Prognagels , damit die niedrigen Progråder bei der Wens dung unter den vorderen Theil des Unterſchaftes , und zwar noch vor deſſen eigenen Rädern unterlaufen können. Die Vorrichtung zur Proßverbindung machte es zugleich nöthig, daß in den Beschlägen zur Anbringung der Welle eine Aenderung getroffen und auch der Fußtritt (Fig. 8 und 9 b. Q) , der bei der 6pfündigen Lafferte in der hinteren Stirn des Unterschafts angebracht war, fortgelassen wurde. Eben so macht die größere Länge des Ober: ſchaftes eine größere Krümmung der eisernen Streben für die Stån der und eine etwas mehr nach vorn gerückte Stellung ihrer unteren Enden nothwendig . Um ferner die Seitenbeschläge , in welchen der Pfannbolzen (die Achse) zur Verbindung des Mittels und Unterschaftes liegt , eine bess ſere Verbindung zu geben , befestigte man sie mit drei (ſtatt mit zwei bei der 6pfündigen) Bolzen .
Eben so gab man den Kloben - Rollen
zur leichteren Handhabung des Taues einen Durchmeſſer von 8,75" (statt 5,25 bei der 6pf.). Mehrere andere kleine Veränderungen in den Beschlägen c. können hier , als nicht wesentlich , übergangen werden . Das Gewicht der 12pfündigen Depressions-Laffette (ohne Proße) ist, nachdem im Laufe des Versuchs noch einige Abänderungen daran getroffen worden, in nachstehender Art angegeben, als: a) der Oberschaft, von Eichenholz, mit Drehbolzen und Schraubenmutter 587 Pf. b) der Mittel und Unterschaft , beide von Kiefernholz, mit dem Richtbock , den beiden Streben und dem Windewerk C. 3097 507 e) der vier gegoffenen Blockråder In Summe 4191 Pf. oder 38 Etnr.
110 Das zum Versuch angewendete Rohr gehört zu den Feldkano nenröhren, und ist nur 172 Ctnr. schwer. Der Geschüßstand im Freien und in der Kasematte, so wie die Ziele waren eben so und auf den nämlichen Stellen eingerichtet,
wie bei dem Versuch der 6pfündigen Laffette . Das benußte Pulver hat aus dem Probemdrser 54 Ruthen geworfen. Mit Ausnahme der ersten Probeschüsse , bei welchen man die kas dung von 2 Pfund an , mit
Pfund steigend , bis zu 4 Pfund vers
mehrte , sind alle übrigen Schüſſe mit feldkriegsmäßig eingerichteten Kugels und Kartätsch - Kartuschen geschehen. Die Vorschläge zur Festhaltung der Ladung in der Seele des Geschüßes bestanden anfänglich aus alten Tauenden ; spåter , wo dies fes Material fehlte, wurden ſie aus Stroh in der Art, wie es bei der östreichischen Artillerie geschieht, angefertiget , d. h. eine Hand voll Stroh wird dreifach zusammengelegt, und das Ganze etwa 18" lange Bündel in der Mitte mit einigen Strohhalmen zusammengebunden. Bei der Anwendung wird das Bündel in der Mitte zusammengebos gen und mit dem gebundenen Theile zuerst in die Seele gebracht. Hinsichtlich des Geschüßzubehörs gilt hier das bei der 6pf. Laffette deshalb Gesagte.
Zur Bedienung reichten 6 Mann, die auf gewöhnliche Weise eins getheilt waren, aus ; 2 Mann trugen Munition zu.. Es fand sich, daß der Rücklauf, der für den Oberschaft 19,75″ sein muß, damit die Klinke in die Raſt faſſe, und für die ganze Laffete 18" , um das Rohr seitwärts drehen zu können , erst bei 4 Pfd. Ladung hinreichend groß wurde. Stellte man die Vorderachse des Unterschaftes auf die Räder und die Hinterachse auf Kugeln, so war der Rücklauf des Oberschaftes bei einer Senkung von 175° um } stärker 28 bis } 40 gleich stark, als wenn beide Achsen des Unterschaftes mit Rädern versehen wurs den. Die ganze Laffette hatte bei der ersten Aufstellung bei den Senkungen von 17,5 und 28º fast gar keinen Rücklauf und bei 40º nur einen 5" großen. Steht die Laffette auf Rädern, so verhält sich der Ge
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111 Gesammtrücklauf zu dem des Oberschaftes wie 1,33 : 1. Als an eis nem Versuchstage die Bettung durch Regen schlüpfrig geworden des Gewöhnlichen. * . war, vermehrte sich der Rücklauf bis um Untergestell immer auf die vier Nå das später Man stellte daher Rücklauf erhielt und das Ges hinreichenden dadurch der, weil man schuß nur vorzubringen brauchte , während man es bei der Stel lung auf Kugeln erst jedesmal zurückbringen mußte. Auch hier und besonders bei starken Senkungen kam es vor , daß Winde die den Oberschaft nicht faßte ; es wurde diesem Uebelstande
begegnet, als man die Spielung , welche der Oberschaft am Drehbols zen hatte, und vermöge welcher er beim Zurückgehn sich hinten heben konnte , durch Auffeßen einer Schraubenmutter aufhob. Es gelang nicht, die Klinke durch eine vermehrte Reibung des Obergestelles auf dem Mittelgestelle, die man durch Bestreichen der Bahn mit Kreide zu erhalten glaubte , zu erseßen ; schon bei 28° Senkung lief das Obers gestelle von selbst wieder vor. Bei Senkungen von 17º glitt der Oberschaft langsam herab, bei größeren Senkungen geschah es so rasch, daß das Hemmen bes schwerlich wurde ; da hierbei, wenn der Bolzen das vordere Ende der Bahn erreichte, die ganze Laffette etwas verrückt wurde, legte man Keile unter die Räder. Die Seitendrehung des Rohrs zum Laden ließ sich ohne Schwie rigkeit bewirken, eben so das Richten, als man ein hinreichend langes Tau (das des Feldhebezeuges ) einzog. Statt der Richtkeile, deren Handhabung sehr schwierig war, gab man dem Richtriegel eine gewöhnliche Richtschraube, wodurch das Richten überaus erleichtert und vereinfacht wurde ; die Schraube hielt den Oberschaft auch selbst dann sicher , wenn die Taue nachlie; Beim Rücklaufe wich der Richtriegel oft um 1 bis 2“ zurück, er wurde aber durch zwei Bolzen in Oeffnungen des Richtblockes ge nügend befestigt. Die Seitenrichtung geschah am leichtesten , wenn zwei Bäume von hinten unter die Hinterachsen geschoben, und so die ganze Laffette ken,
seitwärts gehoben wurde. Die Strohvorschläge erfüllten ihren Zweck vollständig und schwels Erster Jahrgang.
II. Band,
'8
112
ten nicht nach.
Aus einem Bunde von 20 Pfund konnte man 30
Vorschläge machen. Sur Bedienung bedurfte es nach einiger Einübung und als die Richtschraube das Richten erleichtert hatte, für den Kugelschuß etwa 21, für den Kartätschschuß 14 Minuten. Im Ganzen find nur 10 Kugels und 5 Kartätschschüffe mit 37° Senkung aus der Eingangs erwähnten Kasematte geschehen *) . Auch hier mußte der Geschüßstand um 6" erhöht werden , damit das Rohr beim Vorbringen über das Knie der Scharte , ohne es zu berühren, weggehen konnte. Die Schartensohle litt ziemlich, so daß ſelbſt einzelne Steine heraus gerissen wurden , was jedoch theilweis darin lag, daß die Scharte erst frisch aufgehauen war, und die Bruchsteine ganz zu Tage lagen und einzeln hervorstanden. Sonst kam bei dem Gebrauch der Laffette in der Kasematte nichts Bemerkenswethes vor. Die während des ganzen Versuchs von der Laffette geschehenen Schüffe giebt die folgende Uebersicht : Senkungss grad 170
Kugels schuß 1
Ladung
3 Pfd. 4 Pfd.
120 10
20°
| 4 Pfd . 2 Pfd. 25°
28° 37°
40°
21 Pfd. 3 Pfd. 3. Pfd.
4 Pfd . | 4 Pfd. 2 Pfd . 2 , Pfd .
3 Pfd. 4 Pfd.
I
Karidisch schuß
1
67 5
1 1 1 1
114 10
64
5
1 6 123
69 210
390 Summe 600
*) Dieſer Schieß.Verſuch geschah 21 Jahr später, als der mit der 6pfündigen Laffette.
113 Das Aus- und Einlegen des Rohrs hat sich mittelst des Kases matten-Hebezeuges gut ausführen laſſen. Um das Geschüß in den zweiten Stock der Kaponiere aufzustel len, wurden zuerst das Rohr, dann die Schäfte einzeln durch den Auf zug aus dem Erdgeschoß hinaufgewunden.
Die Laffette wurde gewöhnlich mit eingelegtem Rohre mittelst der Eingangs erwähnten Sattelproße fortgeschafft, nachdem zuvor der Mittelschaft herabgelaſſen, das Tau von dem Windewerk herabgenom men, die Haspel auf die Trittstufen am Richtbock gesteckt und der hintere Theil der Laffette zum Unterschieben der Proße gehoben wor den. Das aufgeproßte Geschüß ließ sich durch 6 Pferde bequem fort: schaffen, so wie die Einrichtung der Proße zu diesem Behuf und ins beſondere für die kurzen Wendungen und für die Bewegungen in ge schlossenen Räumen völlig ihrem Zweck entsprochen hat.
Die vorstehenden Ergebniſſe dienen im Allgemeinen zur Beſtäti gung, daß die durch einen ausgedehnten Versuch geprüfte Einrichtung einer 6pfündigen Depreſſions - Laffette und die daraus hervorgegange nen Verbesserungs™ Vorschläge , ſich auch für das 12pfündige Kaliber ganz vortheilhaft anwenden laſſen , in soweit sie die Haupttheile der Laffette betreffen, und die lettere selbst nur für ein kurzes und leichtes Rohr bestimmt, auch die Senkung des leßtern nicht über 40 ° ausges dehnt wird. Außerdem aber haben die im Laufe des Versuchs ge troffenen Abänderungen sich als zweckmäßig bewährt, namentlich a) die verbesserte Einrichtung des Windewerks ; b) die Anbringung einer gewöhnlichen Richtmaschine ; e) die Vorrichtung zum bessern Aufschließen des Oberschaftes auf den Mittelschaft; d) die Verbesserung der Klinke nebst der Verstärkung ihres Bolzens ; e) die Vorrichtung zur Proßverbindung und f die hiezu gehörige Sattelproße.
114 Die Einrichtung dieser Laffette war überhaupt ihrer Vervolls kommnung um vieles näher gebracht.
Indem sie daher auch für
beide Feldkaliber, 6, und 12Pfünder, zur Einführung geeignet gehal ten werden , find für Neuanfertigungen derselben , außer den vorges nannten Abänderungen, noch folgende Verbeſſerungs - Vorschläge aus dem Verſuche hervorgegangen , als : 1) Die Kapseln unter den Achsen zur Aufnahme von 24pfundis gen Kugeln, um die Laffette während der Bedienung darauf zu stels len, wegzulassen, weil sich diese Einrichtung in noch höherem Maaße als bei der 6pfündigen Laffette ungünstig gestellt hat.
Außer den dort
bereits angeführten Mängeln derselben werden als solche hier noch angeführt : daß sich in den Kapseln leicht Sand und Schmuß feſtſeßt oder die Kapseln sich leicht verbiegen , wodurch in beiden Fällen die freie Bewegung der Kugeln behindert wird , und daß die Bettung durch die Kugeln mehr leidet. Die ganze Laffette hat auf dem Rå derſtande zwar einen etwas größern Rücklanf , als fie eigentlich be, darf; da dies aber für den Gebrauch hinter Scharten im Allgemeinen vortheilhaft und überdem auch das Nehmen der Seitenrichtung dabei nicht schwierig ist : so ist es zweckmäßiger , die Laffette während der Bedienung auf ihren Rådern zu belaſſen , und zu diesem Behuf an die Stelle der Kapseln ſtarke eiſerne Achsbänder treten zu laſſen✔ 2) Die vortheilhafteste Stellung der Richtspindel gegen den Mitz telschaft ist , wenn sie diesen rechtwinkelig trifft.
Es müssen daher
auch die am Richtbock oder an den Ständern deſſelben für das Ein legen des Richtriegels angebrachte Einschnitte die dieser Stellung an gemessene Steigung und Höhe erhalten. 3) Um dem Klinken - Bolzen eine größere Widerstandsfähigkeit zu geben, ist der Ausſchnitt im Mittelſchaft oder die Bahn für den Dreh bolzen hinten um 6" zu verkürzen. Die dadurch zwischen diesem Ausschnitt und dem Klinken-Bolzen entstehende Holzſtärke, welche bei der versuchten Laffette fehlte, kommt dem leßtern gegen ein Verbiegen oder Brechen sehr gut zu Statten , und es ist andrerseits nicht zu bes sorgen , daß der Rücklauf des Oberſchaftes hierdurch auf eine für die Haltbarkeit der ganzen Laffette nachtheilige Art beschränkt wird. Ob aber 4) statt der Haspel an der Welle, die sich bei dem Vors und Zus
115 rückbringen der Laffette und bei dem Richten öfters hinderlich zeigten, Kurbelarme anzubringen sind, und
1 5) die in dem Mittelschaft befindlichen Leitriegel , um die Bewe gung des Oberschaftes auf dem Mittelschafte zu leiten, entbehrt wer den können, und, wie es einigemal mit Erfolg versucht worden iſt, . die Leitriegel am Oberschafte allein ausreichen , wird sich erst bei dem ferneren Gebrauch der Laffette entscheidend angeben laſſen .
116
VII
1
Einige Worte über Sprengmaschinen mit Rückſicht auf der Pontonier = Wiſſenſchaft von
die im Handbuche
Hoyer enthaltene Beschreibung einer Maschine der Art. (Mit Zeichnung auf Tafel I.)
Wenn man im Besiß der stromaufwärts belegenen Flußstrecke ist , so bedient man sich zur Zerstörung feindlicher Kriegsbrücken zuweilen schwimmender Minen , die unter dem Namen der Sprengs maschinen allgemein bekannt sind. Dergleichen Minen bestehen der Hauptsache nach aus mit Pulver angefüllten und mit Granaten oder Bomben garnirten schwimmenden Körpern , die an der feindlichen Brücke, wohin sie durch die bloße Strömung , der man ſie überläßt, getrieben werden, explodiren. Die Zündung geschieht entweder durch eine abgemessene brennende kunte , oder durch die Bewegung eines aufrechten und sich an der zu zerstörenden Brücke stoßenden Mastes. Bei letterer Einrichtung , welche die vorzüglichere zu ſchein scheint, weil sie weniger Gelegenheit giebt, die Maschine aufzufangen und unschädlich zu machen , wird entweder der Deckel einer Zündschachtel herausgezogen , auf welchem sich brennende Lunten befinden , oder es wird ein Gewehrschloß abgefeuert. Auf das Prinzip des Mastes und der Zündschachtel war die Zündungs-Vorrichtung derjenigen Sprengmaschinen baſirt, welche die
01 en
117 Destreicher im Jahre 1809 gegen die von den Franzosen bei der Ins fel Lobau über die Donau geschlagenen Brücken entfendeten. Jambelli's berühmte Sprengmaschine , welche im niederländischen Kriege an der Brücke des Prinzen von Parma eine so furchtbare Verheerung anrichtete , wurde durch ein mit einem Uhrwerk in Vers bindung gefeßtes Flintenschloß gezündet. Zu Sprengmaschinen von sehr großen Ladungen, wie es die eben angeführten waren, bedient man sich gewöhnlicher Flußfahrzeuge ; für geringere Ladungen dagegen werden besondere Kasten conſtruirt, nnd mit der Einrichtung der lettern , welche im Felde am häufigsten vors kommen , und daher für den Pontonier das mehrste Intereſſe haben, hat es dieser Auffaß insbesondere zu thun. Die im praktischen Handbuche der Pontonier Wissenschaft, Thl. 2 Seite 165 beschriebene Sprengmaschine der Art besteht , wenn wir Zeichnung und Text in Uebereinstimmung bringen, welche beide von Unrichtigkeiten entstellt sind , in einem parallelepipedischen , vorn in eine dreiseitige Pyramide auslaufenden, hinten in einem festen Steuer endigenden gedichteten Kasten aus starken Brettern .
Die Spiße der
Pyramide liegt in der verlängerten Mittellinie der Oberfläche dess felben. Auf dem Boden dieses schiffartigen Körpers steht der Pulverkas sten, neben welchem sich auf zwei Seiten leere Räume zur Unterbrins gung des erforderlichen Ballastes befinden.
Der Deckel des Pulvers
lastens ist mit Granaten garnirt , die auf einem hölzernen Spiegel ruhen, und deren Zündung durch mehrere durch Spiegel und Deckel gebohrte Löcher gesichert wird. In der Mitte des Deckels der Sprengmaschine befindet sich in der Richtung vom Steuer nach der Spiße ein länglicher Schliß, durch welchen ein um einen Bolzen beweglicher , 3″ ſtarker hölzerner Mast läuft , mit deſſen unterm Ende zwei Flintenfchlösser durch Schnüre dergestalt in Verbindung gesezt sind , daß eines bei der Bes wegung desselben nach der Spize abgefeuert wird. Einer Bewegung nach der Breitenrichtung der Maschine ist der Mast nicht fähig. Das Schwierigste beim Bau dieser im Ganzen sehr einfachen. Sprengmaschine ist unstreitig die vordere pyramidalische Zuspißung derselben. Es entsteht daher billig die Frage, ob diefe Zuspisung
118 überhaupt von Nußen ist, und in wie weit wir die Sache übersehen, müssen wir daran zweifeln . Zufolge des in Rede stehenden Handbuchs , Seite 165 , ist diese Spise nämlich nur deshalb vorhanden , damit die Maschine das Wasser besser durchschneide. Kann aber bei einem der Strö mung eines Fluſſes überlaſſenen schwimmenden Körper überhaupt vom Durchschneiden des Waſſers die Rede sein ? Wir sind ganz und gar nicht dieser Meinung ; denn ein solcher Körper nimmt höchstens die Geschwindigkeit des fließenden Waſſers selbst an, er gelangt mithin nie dazu, leßteres zu durchschneiden. Ein ganz anderes Verhältniß tritt ein , wenn ein schwimmender Körper einzig und allein oder nur theilweise durch eine dußere Kraft, z . B. durch Wind , Dampf eder Menschenhände c. in Bewegung gesezt wird. Hier findet in der • That ein Durchschneiden des Waffers statt, welches durch eine Zus ſpißung, Zuſchärfung oder dergleichen allerdings bedeutend erleichtert wird. Die Zuspigung der Sprengmaschine wird demnach wegfallen können, ohne daß dies den Gang derselben verzögern wird , was , der Vereinfachung der Arbeit wegen, nicht ganz gleichgültig iſt. Die questionirte Sprengmaschine ist ferner mit einem Steuer vers sehen, um fie in der Richtung der Stromfåden zu erhalten. Da dies ser Zweck hierdurch aber nur sehr unvollkommen erreicht wird , und die Sprengmaschine sich in jeder Lage der feindlichen Brücke nähern Pann, so wäre es vielleicht nicht unangemessen, das Steuer ganz forts zulaſſen und dagegen die Zündungs-Vorrichtung so einzurichten, daß die Explosion erfolgen müßte , der Maſt möchte auch mit welcher Seite er immer wollte an die Brücke stoßen. Hierdurch würde die Sprengmaschine auf einen ganz einfachen parallelepipedischen Kasten reducirt. Wie sich die Zündung einrichten läßt , um diesem Zweck zu entsprechen, werden wir weiter unten sehen. Es ist bereits bemerkt worden , daß der die Zündung vermittelnde Mast aus einer 3" starken hölzernen Stange besteht. Wir würden eine dünne Eisenstange vorziehen , weil dieſe der Aufmerkſamkeit der Brückenwache weit eher entgehen und dieselben Dienste leisten wird, als eine 3zöllige Holzstange. Obwohl in der beregten Sprengmaschine zwei Gewehrschlösser
119 vorhanden sind, so wird doch immer nur eins abgefeuert. Liefen die mit den Schlöſſern in Verbindung stehenden Schnüre dicht unter dem Mast durch einen daselbst befestigten Ring , so würden bei jeder Bes wegung des leßtern , fie möchte nun in der Richtung nach dem Steuer oder nach der Spiße erfolgen, beide Flintenschlösser abgefeuert werden, oder man könnte, falls die hieraus resultirende erhöhte Si: cherheit der Zündung für überflüffig gehalten würde, das zweite Schloß ganz ersparen. Bei Bestimmung der Größe des Pulverkastens wird Seite 166
des beregten Handbuchs zur Erhöhung des Effekts auf einen leeren Raum über dem Pulver Rücksicht genommen. Wollen wir auch ans nehmen, daß unter den vorliegenden Umständen dieser Zweck hierdurch erreicht werde, so erscheint es uns demungeachtet unangemeſſen , dies serhalb den Pulverkaften und mit ihm die ganze Maschine unverhälts nißmäßig zu vergrößern , die man befliffen sein muß, so klein und unscheinbar wie nur immer möglich zu machen. Die Ladung muß unsers Dafürhaltens dem beabsichtigten Zweck gemäß eingerichtet wers den , ohne dabei auf einen leeren Raum Rückſicht zu nehmen , da es auf Ersparung einiger Pfund Pulver hier durchaus nicht ankoms } men kann . Die Ermittelung des erforderlichen Ballastes , um die Maschine, in wie weit es nöthig, ins Wasser zu senken, geschieht nach Seite 171 durch Rechnung , und dieses Verfahren ist nicht wohl zu umgehen, wenn, wie hier vorgeſchrieben wird, die Maſchine auf dem Lande ges laden und ausgerüstet werden soll.
Wir würden es vorziehen , diese
Geschäfte auf dem Wasser vorzunehmen und den erforderlichen Ballast zu bestimmen. Hierzu gehört aber, daß die für den Ballast bestimm ten Räume auch dann noch zugänglich bleiben, wann sich die Ladung und die Granaten bereits in der Maschine befinden , was bei der im Handbuch angegebenen Einrichtung nicht der Fall ist. Nachdem wir diese Bemerkungen vorangeschickt haben, gehen wir zur Beschreibung einer Sprengmaschine über , wie sie uns vors schwebt, und wie sie in Fig . 13 in der Ansicht von oben und in Fig. 12 im Querschnitt nach der Linie A, B dargestellt worden ist. Der Deckel ist in Fig. 13 hinweggedacht , und das Brettſtück, was weiter unten unter dem Namen Sterz vorkommt, in Fig. 13 nur punktirt,
120 in Fig. 12 nur in so weit gezeichnet worden , als die Kugel , in wels cher sich der Mast befindet, dadurch nicht verdeckt wird . abcd ist ein parallelepipediſcher, aus 14" starken Dielen und 3" im Geviert haltenden Hölzern f und f' zusammengenagelter , gehörig gedichteter und getheerter Kasten.
In demselben befindet sich der
Pulverkaften ghik, deſſen hohler Raum genau nach der aufzuneh menden Pulvermasse berechnet wird, und deſſen Umfaſſungswände aus starken Brettern bestehen . Die Größe der ganzen Maſchine hängt von dem Volumen des Pulverkaſtens und von der Höhe des Raumes über demselben ab , lich ist.
welcher zur Zündungs
Vorrichtung erforders
Der Deckel des Pulverkaſtens ist mit Granaten 1 garnirt , welche durch die Leisten m und dazwischengelegtes Werg in unverrückter Lage erhalten werden. Die nach unten gerichteten Mundlöcher der Granaten kommuniciren durch die Löcher n mit der Ladung des Puls verkastens.
Auf dem Deckel des leßtern befindet sich eine aufgenagelte
Knagge o mit einem eingeſchraubten Gewehrſchloß. Die Zündung theilt sich durch ein dicht hinter der Pfanne befindliches Loch z der Ladung mit. Um den Abzug des Schloſſes zu erleichtern, wird deſſen Stange mit einem Hebel p in Verbindung gefeßt. Die daran ges legte Abzugsschnur, läuft durch eine in den Deckel geschraubte Deſe q `und ist an dem untern Theile des Mastes rs befestigt. Der Mast, eine unten
starke, sich nach oben verjüngende runde
Eisenstange, etwa ein Ladestock, steckt in einer 4zölligen hölzernen Kus 'gel t, welche in einem Lager liegt , das zur Hälfte vom Deckel der Maschine, zur andern Hälfte von einem darunter liegenden 6″ brei: ten, 14" starken Stege uu gebildet wird , und worüber sie oben und unten hervortritt. Hierdurch erhält der Mast völlige Freiheit sich nach jeder Seite hin zu bewegen und das Schloß abzuziehen , der Stoß komme auch von welcher Seite er immer wolle.
Die Kugel muß so in ihr Lager gevaßt werden , daß sie zwar dem an die zu zerstörende Brücke stoßenden Maste willig nachgiebt, daß sie aber durch zufällige Schwankungen der Maschine nicht in Bewegung gesezt wird. Um einem möglichen , wenn gleich unwahrs scheinlichem Verquellen vorzubeugen , dürfte es angemessen sein, die Kugel fammt ihrem Lager tüchtig einzuôlen.. L
W
121 Zum Aufziehen des Hahns dient eine durch die Deſe v um den Deckel geführte Schnur , die bei w mit einem Knebel versehen wird, um deren Hineinschlüpfen in den Kasten zu verhindern. Die Desen ¶ und ▾ müſſen möglichst glatt gearbeitet und die Schnüre mit Seife eingeschmiert werden. Nachdem alle Theile der Sprengmaschine aufs genaueste anges paßt worden sind , und dieſelbe ins Waſſer gebracht worden ist, wird der Boden bis zur Höhe f' mitBallast x ausgefüllt, der Pulverkaften eingefeßt , geladen und geschloffen. Sind auch die Granaten in ihr Lager gelegt, fo regulirt man die Bordhöhe dadurch , daß man die Räume y zwischen den Auflangern f mehr oder weniger mit Ballast ausfüllt, befestigt alsdann den Steg uu , legt die Kugel mit dem hins durchgehenden Maaße in ihr unterstes Lager , befestigt die Abzugs, schnur an den Mast, schüttet Pulver auf die Pfanne, schiebt endlich den Deckel der Maschine von oben über den Mast und nagelt ihn fest. Bevor der Deckel völlig aufgelegt wird , muß die nach dem Hahn laufende Schnur durchgezogen und mit dem Knebel versehen werden. Der Deckel wird durch über die obern Rånder der Seitenwände gelegte, in zerlassenem Talg getränkte Leinwandstreifen gedichtet. Um überschlagenden Wellen den Eingang zwischen der Kugel und ihrem Lager zu versperren, dürfte es vielleicht nicht unangemessen sein , den Anschluß beider mit Talg zu verkleben. Der Hahn wird erst in dem Augenblicke gespannt, in welchem man die Maschine der Strömung überläßt. Die beschriebene Sprengmaschine ist für eine Ladung von etwa 3 Centner Pulver eingerichtet, wobei sie gleichzeitig mindeſtens sechszehn 7pfündige Granaten aufzunehmen im Stande ist. Der Pulverkasten hat hierbei im Lichten 12" Höhe und 281″ Länge und Breite. Zur Zündungs - Vorrichtung ist zwischen dem Pulverkasten und dem Deckel der Maschine eine lichte Höhe von 6 " erforderlich. Die Sprengmaschine hält daher in ihren äußern Abmeſſungen 27″ Höhe und 39 " Lange und Brefte. Bei stärkeren Ladungen , als die eben angegebenen , würden wir alle Dimensionen der Maschine mit Ausnahme der Länge ganz uns verändert beibehalten.
122 Sollte dieser Auffaß zu fernern Erörterungen über einen Gegens stand der Pioniers Technik Veranlaſſnng geben , der unter Umständen einen hohen Grad von Wichtigkeit erlangen kann , über deſſen best: möglichste Einrichtung daher im Augenblick der Ausführung kein -· Zweifel mehr obwalten darf, so ginge recht eigentlich die Absicht 3 des Verfassers in Erfüllung. D.
1
123
VIII. Bericht über die Versuche, welche 1834 in Meß über Bresche = Schießen angestellt wurden. Im Auszuge aus dem Journal des armes speciales 1835. §. 12. (Mit Zeichnung auf Tafel II.)
Der Jer französische Kriegsminister beauftragte im Jahre 1833 die Ars tillerieſchulen, ausgedehntere Versuche über die Theorie des Schießens vorzunehmen , und stellte dabei im Allgemeinen folgende Punkte als Gegenstände der Untersuchung fest: 1) Die Ermittlung der verschiednen Größe der Anfangsgeschwins digkeit, welche Geſchüße unter übrigens gleichen Umständen aber bei Anwendung von verschieden starken Pulvergattungen geben , wenn diese verschiedene Stärke in Wurfweitrn des Probirmörſers , oder in irgend einem andern Maaße ausgedrückt ist. 2) Die Beziehungen zwischen Anfangsgeschwindigkeit, Größe der Ladung (bei gleicher Pulversorte) Gewicht des Geschosses , Kaliber, Länge der Seele und dem Spielraum; eben so zwischen den Schuß weiten, Anfangsgeschwindigkeiten , Gewichte der Geschoſſe und Elevas tionswinkel. 3) Ermittlung der Länge der Seele , welche die vortheilhafteste Wirkung giebt, des Maximums der Ladung, des Einflusses der Länge der Ladung , der Form und Größe der Kammern und der Gestalt des Zündlochs .
124 4) Es soll das Gesez des Widerstandes der Luft gefunden wer den, so wie die wichtigsten Einflüsse , welche die Unregelmäßigkeit der Schüsse bedingen, zu ermitteln sind. 5) Es soll die Theorie des Rikoschettschusses näher ermittelt werden, auch die Beziehungen zwiſchen den Anfangsgeschwindigkeiten, den Ab-
gangswinkeln, den Weiten des ersten und zweiten Rikofchetts und der Länge der ganzen Schußweite. 6) Es sollen die nöthigen Versuche über das Eindringen der Ges schoffe in Erde, Mauerwerk, Metall, Holz und Flüssigkeiten angestellt werden ; es ist die erforderliche Stärke der Construktionen , die dem Einfall der Bombe widerstehen sollen , die Wirkung zerspringens der Hohlgeschoffe, so wie die Dicke der Erde, welche diese Sprengun gen zu überwältigen vermögen , wenn sie mit der gewöhnlichen Sprengladung geschehn , oder wenn die Hohlgeschosse ganz mit Puls
e
ver gefüllt sind, zu suchen. 7) Es soll eine Theorie des Eindringens der Projektile festgestellt
21
werden.
Von den in Folge dieser Verordnung angestellten Versuche sind nur die in der Meßer Artillerie-Schule 1834 ausgeführten öffentlich bes kannt worden, die, obwohl ſie blos einen kleinen Theil der gestellten Aufs gabe lösen , doch schon vom höchsten Interesse für Artilleristen und Ingenieure sind, und die wir daher in gedrängtem Auszuge mittheilen zu müſſen glauben. Die Meßer Versuche hatten zunächst erst den Zweck, Aufschlüsse* über die beste Methode , Bresche zu legen, zu gewinnen , und , was damit in nächster Verbindung steht, zu ermitteln, wie tief die Ge: schosse in verschiedene Medien eindringen , und welche Erscheinung diese Medien und die Geschoffe dabei zeigen. - Die zu diesem Zwecke gethanen Schüsse wurden zugleich benußt, eine neue Ladungss methode, welche das schwere Bronzegeschüß vor der Einwirkung rasch verbrennlichen Pulvers schüßen follte, mit der bisher üblichen zu vergleichen.
D
125 Zum Breschelegen wurde ein Theil des 1676 bis 1680 von Vaus ban gebauten Hornwerks zu Meß gebraucht. Umstände geboten, daß für jede Bresche nur eine Breite von 20 Metre *) bestimmt werden . konnte. Das in Bresche zu legende Revetement war von Bruchsteis nen gebaut, und zwar der innere Theraus Oolithen-Kalk von Jays. mont, das innere von blauem Moselkalk , der beim Brennen hydrau lischen Cement giebt. Der Mörtel bestand aus hydraulischem Kalk und Sand. Die Eskarpe war von unter dem Kordon bis zur Gra bensohle gemessen, 6 bis 6,25 M. hoch, oben 1,42, am Fuße 2,62 M. dick, mit einer äußern Böschung von }, sie war hinten in der gan zen Höhe durch Strebepfeiler verstärkt, die 2,45 M. lang , 1,65 hin, ten , 1,20 am Schweife ſtark. Sie lagen von Mittel zu Mittel etwa 5 M. aus einander. An einer Bresche lag ein gewölbtes Magazin unter dem Parapet zwischen zwei Strebepfeilern , die bis zu einer gewölbten Gallerie verlängert waren. Man zerstörte das Ges wölbe und machte die Widerlager den andern gleich. Man füllte das Magazin vollständig aus, und verlängerte die Brustwehr bis über die Länge des Breschefeldes hinaus. Als Maaß der Haltbarkeit der Mauer im Allgemeinen können folgende Angaben dienen. Bei einem Versuche , fie mit der Petarde zu durchbrechen, bedurften die Mineurs 21 Stunden ununterbrochener 1 Arbeit auf den Cubikmeter Aushöhlung. Mit Steinhaue, Brechstange und Meißel u. f. w. bedurfte es für eine gleiche Höhlung 15 Stuns den , und als man die Abgrenzungen der Bresche vermittelst Ein schnitte bewerkstelligen wollte, bedurften die nach Akkord bezahlten Maurer 7 Stunden 36 Minuten zur Demolirung eines Cubikmeters. Man baute zuerst die Traverse (Fig. a) , die als Kugelfang dienen sollte. Dann wurde auf dem bedeckten Wege die Batterie b für 4-16Pfunder errichtet. Die Brustwehr war 4 M. dick und mit zwei Reihen übereinander gefeßten Schanzkörben bekleidet. Auf der obersten Reihe Körbe waren noch Faschinen angebracht . Die Mittel der Scharten lagen 5 M. aus einander.
Die Bettungen senkten
*) Der Metre, der im Folgenden mit M. bezeichnet werden wird , ift = 3,1862 preuß. Fuß ; das Kilogram , das mit Kil, bezeichnet werden (ori, = 2,1380 preuß. Pfund.
126 fich um , der Lange nach vorn , und der Geschüßstand war, um die Bedienungsmannschaft vor Mauerſtücken u. f. w. zu ſchüßen, mit eis ner Balkenlage bedeckt, wie dies aus Fig. 2 ersichtlich. Die Batterie für 4—24Pfünder ( Fig. 1) lag bei d, 4 M. von der Krete des Glacis ; ſie wa☛eben so gebaut als die obige, nur daß fie um 0,8 m. versenkt und daß die obere Reihe Schanzkörbe um etwas nach innen gerückt war. Ihr Profil ist Fig. 3 gegeben. Man wählte ganz neue Geschüße (4—16 und 4-24Pfünder) aus der Straßburger Gießerei. Die 4-24Pfünder waren aus Einem Guſſe. Die horizontale Durchschießung in das Revetement sollte ursprünglich auf 2 M. über der Grabensohle gelegt werden. Um aber die Uebers füllung , die durch den Einsturz der Mauer hätte eintreten können , zu vermeiden, ging man mit den 16Pfündern bis 2,25 M. in die Höhe und bei den 24Pf. sogar bis 2,10, um unterwärts mehr Raum zum. Durchschießen zu haben , und die Wirkung der Minen beobachten zu können, welche die Bresche aufräumen sollten. Die 16 Pfünder standen mit der Mündung 21,40 M. vom Ziele und mit 86 °, also nahe im rechten Winkel gegen dessen Fläche gestellt, die 24Pfünder 31,9 M. und mit 85°. Man mußte mit den 16Pfündern 0,40 M. und mit den 24Pfündern 0,69 M. unter das Biel richten. Die Schüsse geschahen alle mit † kugelschwerer Ladung. Bresche Schießen mit den 16 Pfändern. Das Gebiet , das die Batterie beschießen follte , war der Breite nach in 4 Felder getheilt. Man richtete zuerst jedes Geſchüß nach der linken Seite des Feldes , und indem man bei jedem Schuſſe um 1 M. mehr rechts richtete, erhielt man 20 isolirte Kugeleinschläge. Etwa die hins tere Hälfte jedes Einschlages war , wie dies später noch genauer ans gegeben werden soll , nahe cylindrisch, der vordere Theil sich nach außen unregelmäßig konifth erweiternd. Obwohl sich die äußeren Trichter der Schüsse nicht berührten , waren doch die zwischenliegens den Bruchsteine aufgelockert. Die Wirkung dieser Schüſſe iſt Fig. 4 a. a. a dargestellt. Nun schoß man aus jedem Geſchüß mit 3Schüſſen die senkrechte Einschneidung hinab , und wandte sich wieder an die horizontale, in:
127 indem man diesmal von der rechten Seite der Felder anfieng , und immer in die Mitte der Zwischenräume der vorigen Schüsse richtete. Die Schüsse drangen schon tiefer ein als die ersten . Man schoß nun so fort, abwechselnd von der linken zur rechten und der rechten zur linken fortschreitend, wobei immer auf die am meiſten hervorstehenden Stellen gerichtet wurde. Als auf diese Weiſe 22 Schüſſe aus jedem Geſchüß , also 88 im Ganzen, geschehen waren, maß man das horizontale Profil des Re: vetements durch Ordinaten , die 0,25 M. auseinander lagen .
Die
ungefähre Gestalt ist aus Plan 2 Fig.4. cc (die blaue Kurve) ers Penntlich. Die genaueren Angaben enthält folgende Tabelle in ihren Ordinatenzahlen. (Die Ordinaten sind im Allgemeinen etwas zu Plein angegeben, weil man die losen noch anhängenden Stücke nicht fortschaffen wollte)
Erster Jahrgang.
II. Band.
Ordi 15,5 15,2 0505 naten 15,0 14,7 14,5 14,2 14,0 13,7 13,5 13,2 13,015050050 12,7 12,5 12,2 12,0 11,7 5 11,5 11,2 11,0 500 n 10,7iffe 10,5 Abfc naten Ordi 21,0 20,7 20,5 20,2 20,0 550005 19,7 19,5 19,2 19,0 18,7 1 18,2 05 18,0 17,7 17,5 17,2 17,0 16,7 16,5 500055 n 16,2 16,0iffe 1,50 15,7 Abse Ordinaten
Abscissen
|0 iſſen Abſc - n Ordinate
-
1,85 1,83 1,80 2,25
1,25
.Metres in
-1,00 1,04
.: . :
5,0011 4,75 4,50 4,25 4,00 3,75 3,50 3,25 3,00 2,75 1 2,50 2,25 1,40 1,25 2,00 1,70 1,751 1,55 1,50 ,251 10,50 |0,25 1,60 1,0 1,45 0,75 1,55 1,70 1,42 1,15 52,05 1,17 2,1 1,15 2,00 1,95 1,45 2,02 1,22 1,90 1,55 1,90 2,80 1,80 2,25 2,30 2,10 2,08 1,85 1,80 1,75 10,2 05 10,0 9,75 9,50 9,25 9,00 8,75 8,50 8,25 8,00 7,75 1,16 7,50 1,19 7,25 1,15 7,00 1,20 6,75 1,35 6,50 6,25 1,25 6,00 -1,22 1,25 5,75 1,17 5,50 1,20 5,25 1,22 2,85 1,45 1,93 1,25 1,85 1,56 2,02 1,30 1,92 1,25 2,02 1,15 1,96 1,95 1,35 2,10 1,50 1,75 1,40 2,20 1,90 2,00 2,05 2,70 2,45 2,20 215 2,25 1,80 1,30 1,18 1,25 1,15 1,10 1,35 1,15 1,20 1,35 1,15 1,45 1,00 0,95 1,40 1,15 1,50 1,40 2,35 1,45 1,15 1,85 1,25 1,80 1,76 1,28 1,65 1,66 1,54 1,70 1,68 1,55 1,22 1,40 1,42 1,57 1,85 2,10 1,85 0,74 0,50 1,00 1,08 2,50 1,82 1,80 1,60 2,10 1,75 1,62 1,65 2,14 1,62 1,68 1,80 1,30 1,85 1,50 ,50 1)1,45 1,80 1,50
)nter lnate Zah e n uOrdi 188 ndl u )(der Zah bere o(nach uß Sch 88 nach che nitt Bres der hsch Durc alens zont hori des Aufnahmen
129 Man that hierauf noch 25 Schuß aus jedem Geschüß , wobei man 5 Minuten zwischen je zwei Schüssen verstreichen ließ, eineZeit, die im Ernstgebrauche bedeutend zu verkürzen sein würde. Die nun durch 188 Schuß erhaltene Kurve zeigt die rothe Linie dd Fig. 24 genauer die obige Tabelle in den unteren Ordinatenangaben . Man ſieht, daß die Mauer an 12 Stellen völlig durchbohrt war , 4 gewiß fand dies noch an mehreren Stellen statt, wo die Sonde durch lose Steine durchzudringen verhindert ward; es scheint also , als sei hier die Durchschneidung mittelst 188 Schuß als vollendet zu betrachten . Da aber bei zwei Geſchüßen die Wirkung noch zweifelhaft war, so that man noch 6 Schuß aus jedem der 4 auf die noch festen Stellen, und dorthin, wo die Strebepfeiler sich befanden , so daß 212 Schußi der 16Pfünder zum Durchschnitte gehörten. Es wurden nun die f senkrechten Durchschnitte 5 M. auseinander liegend, begonnen, so daß das Revetement in 4 Stücke zerfallen follte. Da hierzu 5 Durchschnitte gehörten , so fing man mit den beiden äußersten und den zwei nächſtinnern an , und14 ließ die mittlere, bis zus legt. Man ging von dem horizontalen Durchschnitt nach oben , und schoß unten so lange auf dieselbe Stelle , bis die Erde durchfiel, und als man so etwa um 1 M. aufgerückt war, schoß man auch mit Zwischenräumen von Meter zu Meter, ganz wie bei dem horizontalen 72. 149 Durchschnitte. Beim, zehnten Schuſſe des zweiten Geschüßes war fein vertikaler Durchschnitt vollendet , und zugleich fiel fast die ganze * Mauer in den Graben. Es blieb nur noch ein Theil des vierten Feldes am Strebes pfeiler hången, indem hier der Durchschnitt nur erst zur Hälfte vollendet war. Der stehen gebliebene Theil betrug kaum der Fläche der sämmts lichen Felder. Mit 263 Schuß war daher der Sturz eingetreten. Das dem vierten Felde zugewendete Geschüß stürzte mit 7 Schüffen ´die Mauer vollends, und die Bresche war nun 27,75 M. breit und etwa 4 hoch.
Die Mauer war unten an der durchbrochnen Stelle
2,20, oben 1,42 M, dick, der Cubikinhalt der geſtürzten Mauer betrug daher 164,91 Eubikmetres. Bei den angenommenen Intervallen von 5 Minuten hätte also bei Salvenfeuer die Bresche in 5 Stunden 37 Minuten und 5 Sekunden gelegt werden können .
Verwendet wurden
130 270 16pfündige Kugeln,
die fast alle zertrümmert waren (2160
Kil. Eisen) und 1080 Kil. Pulver. Bei Besichtigung der Bresche zeigte es sich, daß die Strebepfeiler im oberen Theile zertrümmert waren (im Winkel von 35 bis 45° von dem horizontalen Durchschnitte nach oben) , daß die Erde , die aus einem mit Steinen gemengten Sande bestand , eine Böschung von 2′ Höhe und 3′ Grundfläche hatte, daß sie aber an den Strebes pfeilern und oben an den Einriſſen des Walles noch sehr steil und fast senkrecht abgeschnitten war. Es mußte also weiter geschossen werden, um die Strebepfeiler vollends zu zerstören , und den Wall mehr abzukämmen , indem er im Mittel noch 3,63 M. dick geblieben war (f. blaue Linie Fig. 5). Es schoffen also drei Geschüße auf die Stre bepfeiler, während das vierte die hangengebliebene Mauer stürzte ; es geschahen so 28 Schuß, bei welchen auch so viel Erde herabstürzte, daß die Bresche so zugänglich wurde, daß die 30 Kanoniere der Bes dienung fie laufend erstiegen.1 Um nun die Erde noch weiter abzukẩmmen , versuchte man die Wirkung 83ölliger Granaten . Bei 0,25 Kil. Ladung dringen sie fo wenig ein , daß ihr Zerspringen dem Angreifer eben so gefährlich wäre, als 'dem Belagerten, auch thun sie dem Walle wenig Schaden. Mit 1 und 14 Kil. dringen ſie etwa 1 M. tief ein und der Trichter, der mit 2 Kil. Sprengladung gefüllten Granaten , beschleunigt sehr das Herabsinken der Brustwehr. Noch größer ist die Wirkung mit 2 Kil. Ladung, sehr häufig brach aber hierbei der vorstehende Theil des Zünders ab, und der Sah hörte auf zu brennen, weil bei dem langsamen Sage das Feuer noch nicht tief genug eingedrungen war; einigemal spaltete die Granate am Mundloche. Wenn auch das ers ftere durch einen schnelleren Saß und tiefes Eintreiben der Zünder vermieden werden könnte , so müßte man doch haltbare Granaten an: wenden. ·Man schoß , bis das Parapet die Form der grünen Linie hatte. Die Brejche war dann vollständig praktikabel. Bresche Schießen mit 24Pfündern. Man verfuhr ganz eben so , wie bei den 16Pfündern , nur daß die Schüsse, die ebenfalls mit
kugelschwerer Ladung geschahen, im
mer 1,25 M. statt 1 M. aus einander gelegt wurden , wodurch ſich
131 je 5 Schuß auf 4 reducirten. Nach 104 Schuß mit 5 Minuten Jn tervalle erhielt man eine Vertiefung , deren Profil Fig. 9 blaue Linie und folgende Tabelle (obere Ordinaten) angiebt. Da das Mittel der Ordinaten 1,50 M. war und die Mauer an dieser Stelle 2,15M. hatte, so war sie schon durchschnitten.
Ordinaten
Ordinaten 2,20 3,00 2,40 1,95 1,85 1,90 2,22 2,15 2,25 2,70 1,80 1,60 1,13 1,45 2,50 1,55 21,00 20,75 20,50 20,25 20,00 19,75 19,50 19,25 19,00 18,75 18,50 18,25 18,00 17,75 17,50 17,25 17,00 16,75 16,50 16,25 16,00 15,75 Abscissen
15,50 15,25 15,00 14,75 14,50 14,25 13,00 13,75 13,50 13,25 12,75 12,50 12,25 12,00 11,75 11,50 11,25 11,00 10,75 10,50 Abscissen
Ordinaten
Abscissen
Ordinamen
Abschn
1,35 1,50 1,60 1,65 1,55
-
. Metres in 200
1,68 1,33 1,15 1,45 1,52 1,32 1,25 1,40 1,55 1,60 1,38 1,50 1,42 1,41 1,53
5,00 4,75 4,50 4,25 4,00 ,50 3,75 322,001 ,00 ]2,75 3,25 )2,25 ]1,55 1,50 ,25 10,751 1,00 0,50 0,25 0,00 1,12 1,20 1,23 1,90 1,70 1,30 1,25 1,58 1,60 1,69 1,53 1,18 1,21 1,28 1,31 1,33 0,40 1,52 1,55 1,65 2,50 1,85 1,95 2,15 2,10 1,64 1,56 1,84 1,68 1,92 1,15 1,40 10,25 10,00 9,75 9,50 9,25 9,00 8,75 8,50 8,25 8,00 7,75 7,50 7,25 7,00 6,75 6,50 6,25 6,00 5,75 5,50 5,25 1,83 1,42 1,68 1,45 1,56 1,48 1,50 1,60 1,58 1,54 1,55 1,51 1,25 1,56 1,60 1,90 2,00 1,85 1,98 2,40 2,80 1,80 1,70
0,45 0,85 1,30 1,44 1,36 1,40 1,28 1,92 1,38 1,48 1,55 1,35 1,81 1,64 1,60 1,94 1,68 0,60 0,95 1,30 1,55 1,60 2,22 2,15 2,35 2,70 2,201 1,901 1,85 2,00 1,801 2,50 1,95 2,10 2,80
)Zahl Ordinaten der ntere (unach 153 nd bere o105 Schuß Bresche Durchschnitts horizontalen des Aufnahme
133 Nach abermals 12 Schüſſen p. Geſchüß nahm man wieder die Bresche auf und fand sie wie die rothe Curve Plan
Fig . 9 und
wie es obige Tabelle in den untern Ordinaten ergiebt. Man erſieht daraus , daß die Mauer auf 23 Stellen durchbrochen war. Man war nun über die Zahl der anzulegenden senkrechten Durch brechungen zweifelhaft. Ein Mitglied der Commiſſion ſchlug nämlich vor, deren nur 3 statt der 4 beim 16Pfünder zu bewirken , und zwar. so, daß auf die beiden äußern die Flügelgeſchüße, auf die mittlere die beiden mittleren Geſchüße vereint wirken sollten.
Es war aber zu
fürchten , daß, da hierdurch die mittlere viel früher fertig sein würde, als die beiden äußern, die Mauern , wie dies theilweise bei der Bre sche der 16Pfünder statt gehabt, schief an den Seiten abbrechen und es nun vieler Schüſſe bedürfen würde , die hängengebliebnen Mauers stücke wegzuschießen . Man glaubte , daß man jedenfalls die Seiten, durchschnitte zuerst beenden müſſe, um sicher zu sein, daß, wenn dann die mittlere ausgeführt sei , die ganze Mauer zugleich falle. Man ei: nigte sich daher dahin , die eine Durchbrechung auf die rechte Grenze des Bresche Feldes, die zweite 10, die dritte 15 , die vierte 20 M. da: von abzulegen , so daß zwei Felder zu 5 und eins zu 10 M. breit ers halten würde. Man konnte nun doch erkennen , wie ſich ein 10 M. breites Feld verhalten würde, ohne die Uebelstände der obigen Anord nung befürchten zu müssen ; auch wollte man lagenweiſe ſchießen, um zu sehen , ob die stärkere Erschütterung die Zerstörung beschleunigen würde.
Es gelang aber nicht, den leßteren Beschluß auszuführen, da
die Geschüße niemals zugleich Feuer gaben , obwohl man die Zünds löcher mit Mehlpulver füllte , was eigentlich verboten ist, und auch im Falle des Versagens gefährlich werden kann, Nach 5 Schuß p. Geſchüß, alſo, wenn man die 4 , welche gleich nach der ersten horizontalen Beſchießung in den senkrechten Richtun gen geschahen , mitrechnet, nach 9 Schuß , war die mittlere Durch; brechung vollendet , die Mauer stürzte herab , und auch eine große Menge Erde fiel herunter. Von der innern Fläche der Mauer bis in den Graben war die Böschung wie 1 Höhe zu 2 Grundfläche , allein oberhalb , wo die Strebepfeiler die Erde noch hielten, war die Böschung sehr steil, Den ำแม่ 2 Zustand der Bresche zeigt Plan 3-violette Linie, Profil 9, 10, 14. Es hingen an den äußeren Durchbrechungen noch Mauerstücke, auf die
134 man noch drei Schüsse der entsprechenden Geſchüße thun mußte. Dies bestätigt die Ansicht, daß die äußern Durchbrechungen zuerst be endet sein müſſen. Die Bresche war 21,66 M. lang, 4 hoch, die Durchbrechung unter der horizontalen nicht mitgerechnet. Da die Mauer hier 1,81 M. dick war, so betrug die umgestürzte Mauer (die abgerisſnen Strebes pfeiler ungerechnet) 166,81 Cubikmetres. Die eigentliche Beſchießung hát 4 Stunden 3 Minuten 45 Sekunden gedauert, es kommen also auf den Eubikmetre 1 Minute 33 Seckunden. Vergleicht man die Zahl der Schüffe und Dauer der Beschießung bei den 16 und 24 Pfändern, so ergiebt sich, daß sie sehr nahe im umgekehrten Verhält nisse der Kaliber oder des Gewichts der Kugeln stehen , indem sie sich wie 16 : 22 verhalten. Die verwendete Eisens und Pulvermenge ist daher in beiden Fällen nahe gleich, beim 24Pf. nämlich
5
195 Kugeln zu 24 Pfd. fast alle zertrümmert (2340 Kil.) 195 Ladungen zu 6 Kil. 1170 Pulver. Es ist daher vortheilhafter, 24Pfünder zum Breschelegen anzuwenden, da diese bei gleichen Kosten diese gefährliche Verrichtung in bedeutend kürzerer Zeit beenden. Zwischen beiden Brefchefeldern wurde noch eine Bresche durch Minen gelegt und zwar zwei Oefen , jeder zu 210 Kil, Ladung in dem Schweife der äußeren Strebepfeiler , zwei mit 90 Kil, in den beiden mittleren Strebepfeilern , einer in der Mitte in die Erde, mit 100, also im Ganzen 700 Kil. Pulver. Bei der Explosion wurde die Mauer in großen Blöcken herumgeworfen , die nicht mit Erde bedeckt waren, so daß die Bresche für die Sappe ganz unzugänglich , für die Truppe sehr beschwerlich war. So waren 5 Blöcke größer als 1 Cubikmetre, 2 größer als 2, 3 grös ßer als 3, und zwei aneinander liegende, einer von 6, einer von 5 M. Bei der durch den 16Pfünder gemachten Bresche war nur 1 Block von 1 Cubikmetre, bei der der 24Pfünder waren fast alle Mauertrümmer mit Erde bedeckt. Beide Breschen waren sehr zugänglich für den Sappeur , und zwar hätte in der erstern mit der vollen , in der leßtern mit der fliegenden Sappe das Couronnement ausgeführt werden können. Da bei der Bresche der 24Pfünder der obere Theil noch zu steil
A "
135 war, that man noch 38 Schuß , worauf die Strebepfeiler so zerstört waren, daß sie die Erde nicht mehr zurückhielten. Die Bresche war eine praktikable , und 30 Kanoniere laufend.
erstiegen sie in Front und
Um die Brustwehr abzukẩmmen , ladete man 2-24Pfünder mit passenden Granaten, und stellte statt der zwei andern 24Pfünder 8zöllige Haubigen ein. Die Zünder waren mit Mehlpulver gefchlagen und so tief als möglich eingetrieben . Die Granaten thaten nun sehr gute Dienste. Von 18, die mit Ladungen von 1,25 bis 1,50 Kil. geſchoſſen und mit 2 Kil. gefüllt waren, sprangen 16. Man wandte keine Ladungen von 2 Kil. an, weil dabei, wie die früheren Erfahrungen gezeigt, die Gras naten im sandigen Boden zerbrachen. - Die Wirkungen dieser Schüsse sind Fig. 10 durch die Linien bb , cc ,
angedeutet, bb entz
ſpricht 8, ce 18 Schüſſen. Die Profile Fig . 15 und Plan-3-Fig. 5 Prof.14 entsprechen denselben Momenten. Die aus 24Pfändern geschossenen Granaten leisteten weniger , da man ihnen, wenn sie nicht zertrümmert werden sollten , nur 0,5 Kil. Ladung geben konnte, und sie daher nicht tief genug eindrangen. Die Brustwehr war nur noch 0,60 M. stark , und man betrachtete daher die Bresche als vollendet. Vergleich der neuen Methode mit der bisher empfohlenen. Die Commission vergleicht nun die von ihr befolgte Methode des Breschelegens mit den Vorschriften der älteren Artilleriſten , und hält die erstere für durchaus vortheilhafter. Man soll nach ihrer Ansicht mit der Breschbatterie sich etwas vom ausspringenden Winkel entfernen, mehr nach der Kehle zu gehn, und nur auf Einer Seite des Werks Bresche legen , nicht , wie Vau ban will, auf beiden. Sie glaubt , daß es vortheilhaft sei , die horis zontale Durchbrechung mindestens auf 2 M. von der Grabensohle zu legen , statt daß sie Vauban nur 2 bis 6 Fuß erhöht und Bousmard so tief als möglich haben will. Wenn nun diese Höhe von mindez stens 2 M. festgehalten wird, so würde sich nach den Profilen leicht ergeben , ob die Batteric in die Brustwehr des bedeckteu Weges oder
136 in das Couronnement gelegt werden müſſe ; leßteres iſt immer vorzu ziehn.
Vauban will , man folle alle Schüſſe auf Eine Stelle thun,
bis ſie durchbrochen , allein die Methode , die Schüſſe 1 M. aus ein ander zu legen , und dann in die Zwischenräume mit eben solchen Spatien zu schießen, zertrümmert die Mauer viel früher , und die Trichter werfen ihre kleinen Trümmer gleichmäßig auf einige Ents fernung herab, so daß man eine sanfte Böschung erhält. Von den Salvenschüssen, die Vauban will , ist wenig zu erwarten, da sich die Erschütterung nur auf 0,50 bis 0,70 M. ausdehnt , was bei Schüſſen, die 5 M. auseinander liegen , wenig Einfluß haben würde, auch ist das Lagenfeuer sehr schwierig zu erhalten. Von den vertikalen Durch; schnitten spricht Vauban gar nicht, Gaffendi giebt ihre Zahl nicht an, Bousmard will deren nur zwei und dieſe ſollen gleich anfangs be; gonnen werden. Da sich aber hierbei gleich die Enden der horizontalen Durchbrechung mit Trümmern verstopfen , so ist dies nicht vortheils haft.
Die obigen Versuche haben gezeigt, daß man die Felder nur
etwa 10 M. breit machen dürfe. Man laſſe alſo jedes Geſchüß eine vertikale Durchbrechung schießen ; sollte dann beim horizontalen Schießen die Durchbrechung an Einer Stelle zurückbleiben , so laſſe man das be treffende Geschüß noch weiter horizontal schießen, während die andern an die senkrechte Durchbrechung gehn , wo man dann Felder von 5 und 10 M. erhält.
Dabei ist es immer beſſer , den äußerer Durch,
brechungen einen Vorsprung vor den mittleren zu laſſen , um das schiefe Abbrechen zu verhüten. Die Mauern auch noch zwischen den Durchbrechungen zu bes schießen , wie Gaſſendi es will , ist unnöthig ; sie fallen , wenn die Durchbrechungen vollständig sind, durch ihr eignes Gewicht. Gaffendi giebt 4 bis 5 Tage als zur Breschelegung erforderlich, Bousmard 36 Stunden ; er fordert aber noch drei Tage, um die Bresche praktikabel zu machen. — Nach den obigen Verſuchen bedarf es bei der angewendeten Methode, wenn man zwei Stunden rechnet, um die Haubigen an die Stelle der Kanonen zu bringen , und zwei Stunden zu ihrer Wirkung , im Ganzen 8 bis 9 Stunden zur Erhal tung der praktikablen Brejce.
137
Allgemeine Schlüſſe. Wenn man das Obengegebene zusammenfaßt, erhält man für das Verfahren zur Legung der Bresche folgende Anleitung : Man bestimme so genau als möglich die Breite des Grabens, des gedeckten Wegès , der Höhe der Eskarpe, der Dicke der Brusts wehr, Höhe der Contreeskarpe , so wie die der Breite des gedeckten Weges. Mit Hülfe des Profils , das man aus diesen Daten kons struirt , bestimme man die Höhe des horizontalen Durchschnitts , der in die Eskarpe zu legen ist, so, daß die Trümmer zur Bildung der Rampe hinreichen . Diese Höhe wird nicht unter einem Drittel der ganzen Eskarpen Höhe betragen dürfen, um eine Ueberfüllung zu vers meiden ; sie wird etwa so groß sein müſſen als die vermuthliche Dicke der Mauer an dieser Stelle, 2 ) Je nach der Zahl der anzuwenden Geschüße beſtimme man die Größe des Feldes für jedes derselben. 3) Aus der Größe der Entfernung und den Dimensionen des Ges schüßes an der höchsten Friese und dem Kopfe ermittle man , wie tief unter das Ziel zu richten sei. 4) Man richtet dann alle Geſchüße nach einer Seite ihres Feldes und rückt mit jedem Schuffe nach der andern Seite horizontal vor, so daß bei den 16Pfündern 1 , bei den 24Pfändern 1,25 bis 1,50 M. zwischen 6 zwei getroffnen Stellen bleibt ; man gehe, wenn das Feld durch ist, auf eben diese Weise zurück, aber so , daß die Schüsse in die Intervallen der früheren kommen ; so fährt man fort. 5) Man beobachte die Durchbrechung genau , um , wenn eine Stelle gegen die andere zurückbleibt , hierher wiederholte Schüſſe zu thun. 6) Man schieße auf die horizontale Linie, bis man sicher ist, daß fie bis auf die Erde eingedrungen sei , was man oft an dem Durchs laufen der Erde erkennt. 7) Man bestimme nun die Zahl der senkrechten Durchbrechungen nach der Zahl der Geschüße, wobei die Felder niemals größer als 10 M., sondern wo möglich kleiner ſein müſſen , um nicht zu große Bruchstücke zu erhalten. 8) Man fångt nur vom horizontalen Durchschnitte an, und rückt mit den nächſten Schüſſen nur um 0,30 M. aufwärts, bis der untere
138 Theil der Vertikalen durchschnitten ist. Dann rückt man jedesmal um Einen M. aufwärts und geht so auf und nieder, wobei man immer auf die besonders noch hervorstehenden Stellen im Durchschnitte richtet. 9) Man wende die größte Sorgfalt darauf , daß die äußern Durchschnitte mindestens eben so rasch als die innern fortschreiten, oder lieber ihnen vorausgehn, nöthigenfalls richte man zwei Geſchüße darauf. 10) Wenn die Mauer herabgestürzt ist, schieße man auf die hers vorstehendsten , so wie auf die tiefsten sichtbaren Stellen der Wider: lager, wobei man allmählig nach oben rückt, rechts, dann wieder etwas links richtet.
und einmal etwas
11) Wenn es die Umstände zulaſſen , bringe man dann an die Stelle der Kanonen 8zöll. Haubißen, um die Erde der Bresche herab zuschicken. Man gebe den Granaten 2 Kil. Sprengladung , und schieße sie mit 1,5 Kil. Ladung , wenn die Batterie der Brefche sehr nahe liegt , und mit 2 Kil. , wenn sie weiter entfernt iſt. - Die Zünder müſſen raschen Saß haben und möglichst tief eingetrieben fein. 12) Kann man keine Haubigen heranbringen, so schieße man mit den 24Pfändern Kugeln oder Granaten in die Erde, gebe den ersteren kugelschwere Ladung , der leßteren 0,50 Kil. , wenn die Erde mit Sand und Kies gemengt ist, und 0,75 bis 1 Kil. in anderer Erde. Versuche mit einer neuen Ladungsmethode. Da der Capitain Piobert eine neue Methode der Geschüßladung vorgeschlagen hatte, welche bei Anwendung leicht verbrennlichen Puls vers das Geschäß mehr schonen sollte, als es bei solchem Pulver und der üblichen Ladungsmethode geſchehn , so beschloß man dieſe ſowohl bei Spiegel als Vorschlag zu versuchen. Jedes Geſchüß behielt wäh‹ rend desselben Versuchs dieselbe Ladungsmethode. Die neue Ladungsmes thode bestand inAnwendung einer Kartusche, die einen kleinern Durchmeſſer hatte als die gewöhnliche, daher bei gleicher Ladung långer war. Die Kartuschen des 24Pfünders waren 4" 10" im Lichten, ſtatt 5″ 2″ , die des 16Pfünders 4″ 3″ statt 4" 6″ , lſo daß die Kartuschen etwa um
Kaliber verlängert wurden und die 24pfündige 0,46 statt 0,40
139 bis 0,41, die 16pfündige 0,40 bis 0,41 ſtatt 0,35 und 0,36 M. lang wurden. Ein 16 und 1-24Pfünder erhielten lange Kartuschen) mit Holzs S spiegel gewöhnl. mit Vors Lange gewöhnl.
schlägen.
Die Holzspiegel waren für die gewöhnlichen Kartuschen konisch (siehe Fig. 22 und 23) , für die verlängerten hatten sie dagegen die Gestalt Fig. 20 und 21. Diese leßteren waren mit einem Streifen Pappe umwickelt, der bis über die Hälfte der Kugel reichte. Die Kugel lag hier etwa 0,433, für den 16Pfünder und 10,498 M. für den 24Pfúnder vom Boden der Seele ab, bei den kurzen Kartuschen und längeren Spiegeln dagegen etwa 0,439 für den 16Pfünder und 0,516 für den 24Pfünder. Die Vorschläge lagen bei beiden Arten der Kartuschen einer auf dem Pulver und einer auf der Kugel. Die Erweiterungen der Geschüße finden sich in folgender Tabelle :
Gefchüß
Bein pak m
clange
die de voll
ver b
utaplu 14-17 ||
17-19|
18-14 72
Zoll 19 181
tiefung vom Bo den der Seele
gesch
14-15
Die L 16fün Couro
72 72 89
101 An Einer Stelle "7" 4 von der 72 Münz dung war eine Erweiterung von ″ 5 Vertiefung Die zur Seite ist vers und sich bis 18 " größert
101
Schuß zahl
An aß m feine
Seite Bur ist auch ein von 16 89Anschlag bis 18 Tiefe ".
Gesch
Bemerkungen
of'va
5,25
Die 20-21 2,25| 3,75
18-19 1-2|
nos a
16,258,5
3,5
2,53 unmerklich 6,5. 8,5
8,5
2-2,5
8,25
Punkte 8 19|
vertikal horizon tal
Abstand des: See Vermehrung im der Ver lendurchmessers Kugellager
T SPE
Ladungsart
ags.co
24Pfûnder lange, Kartusche kurzer Spiegel Kart kurz. langer Spiegel lange Kart. Vorschläge kurze. Kart Vorschläge`:
kurze. Kart Vorschläge
Pfänder lange 16. Kart kurzer Spiegel furze Kart [. langer Spiegel Hange Vorschläge Kart.
140
higen
ag us
141
" Man ersieht daraus, daß die Geſchüße nach vollendetem Breschez legen nur wenig verlegt waren, während sie sonst jedesmal dadurch verdorben zu sein pflegen ; dies liegt hier gewiß größtentheils an der geringen Schußzahl , die zum Breschelegen nöthig war , jedenfalls zeigt sich aber auch der Vortheil des Ladens mit langen Kartuschen und Benutzung von Spiegeln , gegen die jest übliche mit der kaliber: mäßigen Kartusche und Vorschlägen. Beim 24Pfünder hat der kurze Spiegel die Ausdehnung im Pulversack nicht verhütet ; beim 16Pkünder stellt sich dagegen der Vortheil der langen Kartusche bei Anwendung von Spiegel und Vorschlägen deutlich heraus. Das Pulver war zu wenig rasch zuſammenbrennend und die Schußzahl zu gering , um die Vortheile der neuen Lademe: thode vollständig hervortreten zu lassen. Es wäre im hohen Grade wünschenswerth , den Versuch mit einem sehr rasch verbrennlichen Pulver bis zum Unbrauchwerden der Geschüße durchzuseßen *). Verhalten des Materials. Die Belagerungs-Laffetten der Kanonen haben sehr gut gehalten. Die Haubigen und ihre Laffetten haben sich selbst beim Schießen mit Bollgeschossen vollkommen gut bewährt. Bei den 8zölligen Hautigen brachen die Fußtritte an der Achse ; sie mußten verstärkt wers ben.
An einer 12pfündigen Laffette brach die Achse unter demBande,
so daß man es erst im Zeughause bemerkte.
Der Bruch des Eisens
eigte keinen Fehler. Die Laffetten haben sich als sehr beweglich erwiesen.
So wurde
ein 16Pfunder auf der Laffette in Einer Stunde aus dem Graben auf das Couronnement der Bresche gebracht und schußfertig gemacht. Das Geschuß konnte dabei immer in ' dem angelegten Cheminement bleiben, so daß die Kanoniere fortdauernd gedeckt waren . Schräges Schießen gegen Mauern. Man schoß nun schräge gegen Mauern, um hieraus zu erkennen, wie weit Brescheschüſſe in einem spißen Winkel geschehen dürfen. *) Die Commiſſion giebt hierbei an , daß von den 32 nach Antwerpen mits genommenen 24Pfündern bei Anwendung der jeßigen Lademethode mit Vorschlägen 14 während der Belagerung vollkommen unbrauchbar ges worden,
142 Bei Winkeln von 45º und darunter bildet das Loch einen schiefen Trichter, der in horizontaler Richtung größer als in vertikaler ist. Auch wenn die Kugel rikoschettirt, bildet sie einen Trichter , deffen Tiefe in dem Maaße abnimmt, als Ladung und Anschlagwinkel kleiner find . Der Abprallwinkel bei blos anschlagenden Kugeln ist immer größer als der Anschlagswinkel , wahrscheinlich , weil immer ein Eindringen statt gefunden. Nach dem Anschlage hat die Kugel noch eine höchst geringe Kraft. Obwohl die Zahl der gethanen Schüſſe nicht groß genug ist, um entscheidende Resultate zu geben , so kann man doch aus den Verz fuchen entnehmen, daß bei kugelschwerer Ladung die Kugeln bis zu 20º B 1 24° -1 33° noch rikoschettire ; man könnte daher bei kugelschwerer Ladung noch bei 25 bis 30°, bei von 30 bis 35 ° schräger Richtung Bresche schie Ben, wenn die Geschüße nahe an der Mauer stehn.
Eindringen der Kugeln in Mauern. " Man maß das Eindringen der Kugeln in die Mauer, wobei auch Feldgeschüße mit herangezogen wurden.
Die Resultate find sehr lo:
kal, da die Mauer zu ungleichartig war , um allgemeine Schlüſſe auf die Ergebniſſe gründen zu können . Die hinter der Mauer liegende Erde bestand aus verschiedenen Schichten von Sand mit scharfem Kies von mehr oder weniger thonigem Lehm, und oft mit Geröllen. Die Kugeln durchschnitten zuweilen nur eine , nicht selten mehrere solche Lagen, wodurch der Erfolg ebenfalls sehr ungleich ausfiel. Das von einer Kugel in die Mauer geschlagne Loch besteht aus einem äußeren stark konischen und einem innern wenig konischen, mehr cylindrischen Theile, welcher leßtere mit der Halbsphäre der Ku gel endet. Der Durchmeſſer der dußeren Oeffnung ist etwa 5mal so groß, als der der Kugel. Der Trichter wird durch die Reaktion des zusammengedrückten Mauerwerks hervorgebracht , die Stücke fliegen Es werden sogar bis 60 M. und können sehr gefährlich werden. J zuweilen die Kugeln aus dem Loche zurückgeworfen , so flog eine 24pfündige Kugel 2,49 M. aus der Tiefe des Lochs zurück. Die Abs
143 Ablagerung von Trümmern reichte bis 6' von dem Fuße der Eskarpe nach der Batterie zu. Die Erschütterungssphäre der einzelnen Schüsse konnte nicht übers all-gemessen werden.
Man fand bei einigen , daß ihr Durchmesser
etwa doppelt so groß als die der äußern Deffnung , also etwa 1,15 M. für den 24Pfünder und 0,9 M. für den 16Pf. ist. Die Kugeln erhißen sich beim Eindringen so stark, daß der Kalk des Mörtels seine Kohlensäure verliert.
Die Kugeln zeigen ,
wenn man sie herauss
nimmt, Riſſe, die von dem Punkte , der zuerst die Mauer traf, strah lenartig ausgehn ; sie werden , je weiter fie von dieſem gemeinschaftlichen Pole ablaufen, desto feiner, so daß sie auf 90 ° vom Pole vers schwinden; sie haben oft Millimeter Breite, was sich nach Art des Gußeisens und des getroffnen Steines richtet. Fast aller mit oder kugelschwerer Ladung abgeschoffnen Kugeln waren zertrůms mert, und zwar immer nach Art jener Risse. Die Stücke fliegen fast immer zurück, können aber wegen des nachfallenden Gerölles´ nicht immer aus dem Loche... Man versuchte einige Spfündige Kugeln aus grauem weichem . 4 Eisen. Zwei mit kugelschwerer Ladung geschossene blieben ganz, von vier mit kugelschwerer Ladung brachen nur zwei. Eine davon, deren Stücke an einander hängen blieben , ist Fig . 16 und 17 darges stellt. Die Achse , welche in die Schußlinie fällt , ist von 0,1023 auf 0,098 verringert , die der darauf fenkrechten Ebene auf 0,1056 erhöht. Das Geschoß ist in 10 Kugelausschnitten auseinander gerissen. 1 Die Größe des Eindringens der Geschosse in Mauerwerk zeigt folgende Tabelle. Die 8zöl!. Granaten zerschellten bei Ladungen von 0,25 Kil. , die 6zöll. bei 0,75, die 24pfünd. bei 0,125.
Erster Jahrgang.
II. Band,
10
144
Geschoß
16pf. Kugel 150 step en 12pf. Kugel
8pf. Kugel
638ll.Kugel 16 Kil. schwer 838ll. Kugel 39 Kil. schwer
Tiefe
Kilogr.
Metre
0,647 પાય 0,616 ,545 43,000 0,450 1,50 0,3 0,3370 Haubige 1,00 3794 main 24pf. Haubige 24pf. 0,1972 0,50 0,671 4,00 ppmun 16pf. Kan. 2,670,615 Hau si 0,492 sitten 2,00 0,542 3,00 12pf. Belage mil 2,00 0,486 rungsfan. 0,406 1,50 nicht 3,00 0,436 dxandring 0,424 12pf. Kan.19922,00 1,50 eginen 0,400357 plant Die Mauer war 2,00 C o i aufde n n angeschoss 8pf. Kan. 1,33 nodollojoties 1,00 fenen sehr un rtig . 0,460 bgleicha 2,00 ,440 00,360 638ll. Haubige 1,50 0,75 2,0033 0,380 1,00 0,410 838ll. Haubiße 0,250 0,50 24pf. Kan.
24pf. Kugel
Ladung Geschüß
6,00 4,00
145 Eindringen der Kugeln in die Erde. Man stellte auch Versuche über das Eindringen der Geschosse in Erde an. Die Erde war zweierlei Art , nämlich die festgelegene des Balles , und die frisch aufgelockerte der Traverse. Die erstere hat Schichten von Sand mit Steinen , die bis zur Nußgröße wuchsen, und die andere etwas thonige Schichten .
Die Kugeln gingen zuwei-
len durch beide durch. Oben an der Brustwehr fanden sich Steine undMauerbruchstücke. Die Traverse hatte nach der Eskarpe zu einen fets ten Lehm, der zum Ziegelbrennen gebraucht wurde , nach der Contreeskarpe Erde mit Humus durchdrungen. Dringt ein Geschoß in Sand ein , so reißt es ganz so wie beim Eindringen in Mauer auf. Der Sand wird durch die Hiße trocken und weiß, und füllt das Loch , doch so , daß sich die Kugel leicht fin den läßt , da dieser Sand lockerer ist als der frisch anstehende. Jm Lager der Kugel ist nach mehreren Minuten die Temperatur noch 30 bis 40° C. Eine 24pfündige Kugel, welche durch die Brustwehr hins durch gegangen und 40 M. hinter derselben niedergefallen war , vers brannte noch leicht die Hand eines Mannes , der ſie aufheben wollte. Das Loch, welches dieKugel gemacht, ähnelt einer ausgeheizten Sandform Vor der Kugel reicht die Verdichtung nicht weiter als etwa 0,02 M. Vollkugeln zerbrachen felten im Sande. Granaten von 8" auf 20 bis 30 M. Distanze geschoffen , zerbrachen zuweilen bei 2 Kil. Ladung, widerstanden dagegen bei 1 und 1,50. Von den 6" brach eine bei 1,25 Kil. , fie hielten alle bei 1,50. Die 24pfündigen zerbras chen häufig bei 0,75 , selbst bei 0,50 Kil. Ladung . Sie find alſo bei widerstandsfähigem Boden nicht anzuwenden. In der etwas mehr thonreichen Erde der Brustwehr bleibt das Loch, welches die Kugel schlägt , 1 offen , und verengt sich von außen nach innen. Der äußere Durchmeſſer iſt oft viermal so groß als der der Kugel. Die Wände des Kanals sind oft etwas in der Schußrichtung aufgerissen. Zwei dieser Kanäle zeigt Fig 18 und 19. Diese konische Form des Kanals , die ganz analog mit der beim Mauer, werk erhaltnen ist, dürfte darauf deuten, daß bei großen Geschwindigkeiten der Widerstand des Mittels nicht unabhängig sei von der Ges schwindigkeit der Bewegung, wie es sonst wohl angenommen worden, und es die Erfahrung für kleine Geschwindigkeiten dargethan. Der
146
Widerstand dürfte daher eine Funktion zweier Größen sein , wovon die eine unabhängig von der Geschwindigkeit bleibt , die andere aber eine Funktion derselben ist und bei geringen Geschwindigkeiten vers schwindet. Die Größe des Eindringens der Geſchoſſe in die Erde er giebt folgende Tabelle. (Schluß folgt.)
147
Ladung Geschosse
Tiefe d. Eindring .
Geschüßart
Kil. 6,00 4,00 24pf. Kanone 3,00 2,00 1,50 24pfünd. Kugel 1,001 0,75 24pf. Haubige 0,5 0 0,25 48 4,00 2,67 16pfund. Kugel 16pf. Kanone 2,00 1,33 1,00 3,00 2,00 12pf. Belages 1,50 12pfund, Kugel rungskanone 1,00 0,75 2,00 1,33 8pf. Kanone 1,00 Spfünd. Kugel 0,67 0,50 6" Kugel (16 Kil.) 6" Haubige 1,50 2,00 8" Kugel (39 Kil.) 8" Haubiße 1,50 1,00 0,50 2,00 1,50 1,00 8" haubige 8" Granaten 0,75 0,50 1,50 6" Haubige 1,00 6" Granaten 0,75 (0,375 1,00 24pf. Haubige 0,75 24pf. Granaten 0,50
Met. 2,67 2,02 1,99 1,55 1,29 1,99 1,33 1,18 0,94
2,96 2,59 2,91 1,62 2,57 1,41 1,26 1,59 1,40 1,52 1,56
3,16 2,49 2,44 1,98
2,31 1,16 2,74 2,18 0,94 9,47 2,11 1,56 2,11 1,10 1,46 2,07 1,85 1,64 1,18 1,19 0,99 0,777 0,72 0,63 1,57 1,55 1,09 0,98 0,86 0,78 0,851
148
IX. Die Pulverfabrik bei Bern.
Cin e halbe Meile von Bern , hart an der Straße nach Solothurn, Line liegt auf einer kleiner Wiesenfläche an einem ziemlich reißenden Ges birgswasser die Berner Pulverfabrik , aus vier Gebäuden von unansehnlicher Bauart bestehend . In diesen Räumen , welche sehr beengt find, werden mit Ausnahme der Kohlengewinnung und des Salpeters und Schwefelläuterns sämmtliche Arbeiten der Pulverbereitung ausges führt. Die Maschinen sind durchaus von Holz , sehr einfach konstruirt, und überall so gestellt, daß der Pulverstaub unbehindert zum Råders werk gelangen kann , wo derselbe einer bedeutenden Reibung ausges feßt, stets gefahrdrohend ist ; dennoch sollen die vorgekommenen Ers ploſionen feltener von hier aus als von den Endpunkten der Maſchinen , d. h. von den leßten Theilen derselben , welche die Arbeit uns mittelbar verrichten, und namentlich von den Stampfen der Stampf werke ausgegangen sein. Bei vermehrter Reibung, oder was dasselbe ist, bei größeren Anlagen , wo mehr Masse auf Einmal bewegt wird, müßten solche Maschinenanlagen weit häufiger zu Explosionen führen. Die Verwaltung und Beaufsichtigung der Fabrik ist einem Stabs: offizier , einem Obersten des Kantons Bern anvertraut, unter dessen
149 Leitung auch das Läutern des Schwefels und Salpeters in eigens das ju eingerichteten Etabliſſements in der Stadt Bern selbst ausgeführt wird. Das arbeitende Personal der von diesen Etablissements ges trennten Pulverfabrik bestand vor einigen Jahren aus einem Werks führer und vier Arbeitern, welche das ganze Jahr hindurch etwa 300 Ctnr. Pulver fertigten. Im Winter wird nicht gearbeitet , theils weil das Waſſer zum Betriebe der Maſchinen mangelt, indem derBach zufriert, theils weil das Trocknen des Pulvers , welches an freier Luft geschieht, nur bei warmem Wetter und Sonnenschein ausgeführt werden kann. Der Schwefel und der Salpeter gehen der Fabrik gleich in dem zur Pulverfabrikation geeigneten Zustande aus Bern zu ; die Kohle wird in der Wohnung des Werkführers ganz nahe den eigentlichen Fabrikgebäuden auf höchst einfache Weise aus Haselholzzweigen ges wonnen. Die Zweige find höchstens bis 4 Zoll stark, werden im Frühjahr, wenn das Holz im Safte steht, geschnitten , forgfältig von aller Rinde befreit und 1 bis 1½ Jahre lang unter Dach und Fach aufbewahrt, um auszutrocknen. Nach Verlauf dieser Zeit wird die Verkohlung in einem aus großen Steinplatten zusammengefeßten viers seitigen Ofen ohne Luftzug, aber oben offen, vorgenommen. In dem Raum desselben, welcher 2 - 3 Fuß Weite und ungefähr zweimal so viel zur Höhe hat , werden die 8 Fuß langen Haselholzzweige aufs rechtstehend eingefeßt, entzündet und niedergebrannt, wenn dies volls ständig geschehen ist, bringt man die noch glühenden Kohlen in ein anderes ähnliches Behältniß , welches mit einem eisernen Deckel vers ſchloſſen und mit Lehm verdichtet wird , damit die Luft nicht Zutritt gewinne. Hier bleiben die Kohlen so lange aufbewahrt , bis daß die vollständige Abkühlung erfolgt ist , worauf sie dann weiter verarbeitet werden. Das Kleinen und innige Vermengen der Pulverbestandtheile ges schieht gleichzeitig durch ein und dieselbe Operation in den Trögen der Stampfwerke , wie bei allen Sorten dieser Art. Sie werden in dem Verhältniß von 60 Theilen Salpeter , 12 Theilen Kohlen und 7 Theilen Schwefel zusammengethan, mit etwas Wasser angefeuchtet, und durch große Hämmer , ähnlich denen , die man in Frischfeuern zum Frischen des Eisens anwendet, bearbeitet. Die Hämmer sind
150 gegen 100
fund föwer und fallen 18 Zoll hech ; die Zeit der Hes
arbeitung rifſet ſich nach dem Bañëtrverratch im Bach, und ist für ben gewöhnlichen Stand deſelben auf 6 Stunden angenommen. Das zum Anfeuchten des Sages nöthige Waſſer wird nach Gurdünken beis gegeben, und hängt von dem Grade der Feuchtigkeit der Luft ab, welches zu beurtheilen dem Werkführer überlaſſen iſt. Als Regel gilt inteñen, die Vermengung möglichſt trocken zu bearbeiten , und nur so viel Waffer zuzuſchen , daß eben das Stauben der Maſſe vermie, den wird. Die in dieser Art bearbeitete Pulvermaſſe wird nun zum Körnen gebracht, bevor dies aber geſchieht, erleidet ſie auf ähnlichen Stampfs werfen , unter neuem Zujas von Waſſer, in der sogenannten Körn mühle noch erst eine mit der vorigen gleiche Bearbeitung von einer halben Stunde, wodurch sie zum Kórnen geschickt wird. Denn wenn Das erste Stampfen im möglichst trocknen Zustande hauptsächlich die nöthige Vermengung der Bestandtheile bezweckte, so giebt die zweite Bearbeitung unter Zujah von Waſſer der Maſſe den zum Körnen nöthigen Zusammenhang. Zum Körnen des Pulvers bedient man sich runder Siebe mit Böden aus Messingblech, und verrichtet diese Operation aus freier Hand. In die Sicbe wird nämlich eine angemessene Quantität Puls permasse gethan , und eine hölzerne ziemlich schwere Scheibe von eis nigen Zollen im Durchmesser darauf gelegt; bei der Bewegung des Siebes schwingen Sah und Scheibe um , wobei ersterer zerbröckelt durch die Oeffnungen der Sicbe fällt. Je nachdem Pulver von gro bem oder feinem Korn erzeugt werden soll , wählt man hierzu Siebe von größerer oder kleinerer Löcherweite. Wenn das gekörnte Pulver mittelst Staubfieben aus freier Hand vom anhängenden Staube und von zu kleinen Körnern befreit ist, wird es gerundet. Dies geschieht in zwillichenen Säcken auf einem kreisrunden , horizontal liegenden , mit abgerundeten Latten in der Richtung der Radien benagelten Tisch. Im Mittelpunkt dieses fest unterstüßten Tisches befindet sich eine aufrecht stehende Welle, die um sich selbst beweglich ist.
Durch diese Welle ist eine Are in horizomas
ler Lage gelegt und befestigt , auf welcher sich eine hölzerne loſe auf passende Röhre mit ciner Preisrunden Scheibe an jedem Ende befin
151 det, um daran einen übergestreiften zwillichenen Sack an beiden Ens den festbinden zu können. Die erwähnte Röhre ist so lang als der Sack, dieser aber etwas weiter als die Scheiben an der Röhre im Durchmesser messen.
Wenn nun der an der Röhre befestigte Sack
mit Pulver gefüllt und hierauf die Maschine , und also die aufrechts stehende Welle in Gang gesetzt wird , so wälzt sich der Sack auf dem Lattentisch um die horizontal liegende Are wie ein Rad am Wagen in kreisförmiger Bewegung um. Von einem Centner Pulver wird der Sack beinah ganz anges füllt. Diese Quantität des auf vorhin angegebene Weise gekörnten und ausgestaubten Pulvers wird etwa 4 Stunde lang auf dem Lats tentisch umher bewegt und ist dann hinlänglich abgerundet , wobei sich eine nicht unbedeutende Quantität Staub abſeßt, den man von Neuem auf den Stampfwerken bearbeitet. Die Operation des Ab: rundens der Körner , welche zu gleicher Zeit einige Verdichtung ders felben herbeiführt, ist etwas Eigenthümliches, der Berner Fabrik auss schließlich Angehörendes. Auf das Kunden der Körner folgt das Glätten derselben , wels ches in den Säcken nur sehr unvollständig erfolgen kann.
Um es
gründlicher zu thun , wird das gerundete Pulver in Fässer geschüttet, welche auf einer horizontal liegenden Welle befestigt sind , und mit dieser, wenn ſie in Bewegung geſeßt wird , gleichzeitig umschwingen. Die Fässer haben etwa 2′ im Durchmesser, und sind bei der Opera: tion fest verschloffen. Ein Centner Pulver füllt etwa des ganzen innern Raums im Fasse aus.
Die Dauer der Bearbeitung beträgt
vier Stunden , bleibt aber abhängig von Witterungsverschiedenheiten und von der Geschwindigkeit , mit welcher die Fäſſer umschwingen, die wiederum durch den Waſſerſtand im Bache bedingt wird. Nach dem Glätten wird das Pulver an der Luft getrocknet. Man
wartet hierzu günstiges Wetter , d . h. warme Luft und Sonnenschein ab. Ueber einem aus Holzböcken und Brettern auf einer Rasenfläche zusammengestellten Gerüst breitet man ein großes leinenes Tuch und auf diesem das Pulver an der Sonne aus , wo dann die wenige Feuchtigkeit , welche es noch enthält , in einigen Stunden entweicht ; der größere Theil derselben geht schon während der Ausführung der verschiedenen Operationen , die dem Stampfen folgen, durch Vers
152 dampfung fort. Die bessern Pulverförten breitet man zuerst im Schatten und dann später an der Sonne aus.
Wenn auch das Trocknen geschehen ist, wird das Pulver auf ei ner Art Pulverfege . fortirt , und zugleich gewissermaßen vom anhän genden Staube befreit. Diese Vorrichtung besteht aus schief gestellten Drahtsieben von verschiedener Löcherweite, auf welche das Pulver
agen
'gethan und mittelst einer zitternden Bewegung , welche die Siebe durch die in Gang gesezte Maschinerie erhalten , in mehrere Sorten
Erpe
tel
gesondert wird, indem die größern Körner über die Siebe fortrollen, die kleinern aber durchgehen und in untengestellte Kasten fallen. Das Pulver ist nun vollständig bereitet und zum Verbrauch geeignet.´´ Dies ist im Kurzen das einfache Verfahren, wodurch es der Bers ner Fabrik gelungen ist, bis vor mehreren Jahren in der Jagdpulvers bereitung vor franzöſiſchen und deutſchen Fabriken einen entschiedenen Vorrang zu behaupten. In der neueren Zeit sind aber die Vorzüge dieses Pulvers durch wesentliche Fortschritte in der Pulverbereitungss weise jener Fabriken bedeutend in den Hintergrund gesezt worden, wenn gleich das Berner Pulver immer noch von guter Beschaffens heit ist. Fragt man , wie es zuging , daß ein Fabrikat auf so unvollkoms menen Maschinen, wie die Berner Fabrik ſie befißt , gefertigt, zu fol: chen Vorzügen gelangen und lange Zeit behaupten konnte, so liegt die Beantwortung dieser Frage in der einfachen Thatsache , daß das Arbeitspersonal in kleinen Fabriken ziemlich konstant ist und sich -mit den Maschinen identificirt. Eine vieljährige Beobachtung lehrt fie den Mangel der Maschinen durch 4 unmittelbares Eingreifen er: sehen, und die Kraft, die Geschwindigkeit ja selbst die Richtung der Bewegung der Maſchine, nach den jedesmal ſtatt findenden Umſtäns den zu modificiren , wodurch diese Leute selbst ein ergänzender Theil der Maschinerie werden. Wenn es aber darauf ankommt, Fortschritte zur weiteren Auss bildung der angenommenen Methode zu thun, so sind solche Etabliſſes ments weder geeignet , dergleichen selbst zu fördern , noch anderswo gemacht, in sich aufzunehmen , ohne in ihrem ganzen Weſen geändert zu werden. Weder Maschinen noch Perſonal ſind unter solchen Ums stånden dazu qualificirt ; auf einer gewissen Stufe in ihrer Entwickes
}
153 lung angelangt, verfallen beide einem stationairen Verhältniß , aus dem sie schwer in ein anderes zu verseßen sind . Anlagen, welchen eine weitere Fortbildung der Fabrikationsmes thoden übertragen werden soll, müssen im Sinne wissenschaftlicher Forschung gemacht und eingerichtet werden, wie wir sie in Frankreich erstehen sehn , und unter Erreichung der gewöhnlichen Zwecke , die Fähigkeit des Experimentirens in Personal und Maschinenwesen ges währen.
154
" X. Ueber Modifikationen in den Mischungs - Verhältnissen des Schießpulvers. Vom Hauptmann Meyer.
Is ist als bekannt vorauszusehen , daß die Wirkung des Schießpuls vers entsteht durch die Verbindung des Sauerstoffgehaltes des Sal peters mit Kohle , daß der Schwefel dazu dient, den ganzen Sauer: stoffgehalt frei zu machen , eine Zurückhaltung des gebildeten Gases durch den Rückstand der Verbrennung zu verhindern , und daß die Kohlenmenge so abgemeſſen ſein muß, daß sich kohlenſaures und nicht Kohlenorydgas bilde , weil leßteres zwar mehr absolute Volumenvers größerung giebt , dennoch aber schwächer treibend wirkt als das ers stere , bei deſſen Bildung sich eine bei weitem größere Menge freier, das Gas ausdehnendere Wärme entwickelt. Es ist ferner als erwies sen anzusehn, daß nach diesen Prinzipien die theoretisch richtige Zus sammensetzung des Schießpulvers 1 Mischungs- Gewicht Salpeter zu 1 Misch. Gew. Schwefel und 3 M. G. Kohle sei (in Prozenten 74,9 11,8 13,3) , und daß eine vollständige Entwickelung 1 M. G. Schwefelkalium als Rückstand , 2 M. G. Stickstoffs und 3 M. G. kohlensaures Gas als wirksame Gasmenge geben würde. Bei diesen theoretischen Ermittlungen ist vorausgeseßt, daß die Kohle reiner Kohlenstoff, das Pulver waſſerfrei ſei, und daß eine abs
155 folute Innigkeit der Mengung statt habe ; alles Forderungen , welche in der Praxis unausführbar find. Wenn daher auf dem Wege des wirklichen Verſuches das Mischungs-Verhältniß festgestellt werden soll, so wird das als das Beste hervorgehende immer mehr oder weniger von dem theoretischen abweichen müssen, so wie auch der Verbren nungsprozeß immer etwas gegen die theoretischen zurückbleibenden Resultate geben wird, denn wenn sich, wie dies bei dergleichen Mens gung der Fall sein muß , an einer Stelle der Schwefel im Verhält. niß zum Salpeter mehr anhäuft, so wird ein wirkliches Verbrennen deſſelben nicht durch hinreichende Menge anwesender Kohle verhin dert. Hierdurch wird ein Theil , Sauerstoff verzehrt, welcher der Kohle entgeht, eben so fehlt dadurch an andern Stellen der Schwefel zur Zerlegung des Kalis , so daß nicht aller Sauerstoff frei wird ; ferner mehrt sich an andern Stellen durch den total fehlenden Schwes fel die Menge der Kohle im Verhältniß zum Salpeter ; es bildet sich 2 also aus allen diesen Gründen neben kohlenfaurem Gase auch das Sauerstoff årmere Kohlenorydgas ; ein Theil des gebildeten kohlens fauren Gases wird von dem nicht zerlegten Kali festgehalten. Es entsteht daher ein Rückstand, der neben Schwefelkalium schwefelsaures oder kohlensaures Kali enthält , und ein Gas, das aus kohlensaurem, Kohlenoxyds und Stickgas gemengt ist. ſtändigen Verbrennung ist,
Ein Uebelstand dieser unvolls
daß der Rückstand dem Gewichte nach
größer , der Rauch daher ſtårker , die Pulverkruste dicker und dabei weniger leicht zerfließlich ist. Diese geringe Zerfließlichkeit hat zwei Uebelſtände : einmal, daß die Pulverkruste schwerer fortzuschaffen ist, und daß der Rauch långer vor dem Gefchüße steht. Es scheint náms lich, als wenn das Verschwinden des Rauches besonders dadurch bes dingt wurde, daß die fein zertheilten Bestandtheile , die vermöge der großen Fläche starke Anziehungskraft haben, Wasserdampf anziehn und mit diesem zerfließen , also flüffig und durchsichtig werden . Dies geschieht besonders rasch von dem Schwefelkalium , als einer stark hygroskopiſchen Subſtanz, ziemlich rasch vom kohlenſauren Kali , sehr schwer dagegen vom ſchwefelſauren Kali, das gar nicht hygroskopisch ist, also nicht durch sein Zerfließen , sondern nur durch sein allmählis ges Zerstreuen die Luft wieder durchsichtig macht. - Ein anderer Uebelstand der unvollständigen Verbrennung ist, daß zwar die abfo,
136 late Gasmenge nicht abs, sondern wenn sich viel Kohlenorydgas bil det, sogar zunimmt, daß aber dafür die frei werdende Wärmemenge in sehr bedeutendem Maaße abnimmt, die Entwickelung längere Zeit bedarf, die Gase daher bedeutend weniger und viel langsamer ausges dehnt werden. Der Verlust an Wärme wird dabei durch die Umges bungen größer als bei der raschen Verbrennung, und wegen der ges ringeren Menge frei werdender Wärme, empfindlicher für die Wirs kung des Pulvers. was Weicht die wirkliche Verbrennung von der theoretischen ab, Bestandtheilen, unreineren aus Pulver das als wächst, in dem Maaße schlechter bearbeitet oder durch längere feuchte Aufbewahrung ents mischt ist; ferner je schwerer entzündlich und verbrennlich es ist, je mehr Wärme durch vorhandenes Wasser zur Dampfbildung absorbirt - so werden die Uebelstände, welche der Rückstand giebt, be wird, deutend stärker. Besonders deutlich wird dies bei kleinen und in kurs zen Laufen verbrennenden Ladungen ; in großen Ladungen und langen Röhren bleibt aber die Wirkung bei schon bedeutend verschlechterter 25 Verbrennung noch der der bessern Verbrennung sehr nahe , indem der Wärmeverlust hier weniger bemerklich, eine längere Verbrennung unschädlich, und daher die größere absolute Gasmenge mit ihrer langs fameren Wirkung im Stande ist , die fehlende rasche Ausdehnung der kleineren des guten Pulvers zu ersehen. Da, wie oben gezeigt, die Mängel der Verbrennung hauptsächlich daher entstehn , daß durch nicht absolut innige Mengung der Schwe fel durch lokale Anhäufung eine ſelbstthätige Rolle übernimmt , indem er mit verbrennt, statt nur die Verbrennung der Kohle zu unterstüz zen, so muß durch eine größere Menge Schwefel als zur Zerlegung des Kalis durchaus nothwendig ist, der Uebelstand noch vergrößert werden , es wird namentlich mit seiner Vermehrung immer statt Schwefelkalium schwefelsaures Kali entsteht , daher der Rückſtand und der Rauch sich vergrößern und diese die Luft länger undurchsichtig machen. Dies würde für jede Anwendung nachtheilig werden ; eine Vermehrung ist daher durchaus verwerflich. Eine Verminderung des Schwefelgehaltes wird seine lokale Anhäufung vermindern , daher die Bildung von schwefelfaurem Kali statt Schwefelkalium erschweren, es wird sich allerdings wegen nicht völliger Zerlegung des Kalis
157 its
ge
mehr Kohlenorndgas bilden und etwas Kohlensäure im Rückstande. gebunden bleiben, allein bei langem Rohre, wie das des Jagdgeweh . res, wird diese Schwächung der Wirkung unbemerklich sein , jedens falls durch Verminderung des Verschleimens und die Feinheit und das baldige Verschwinden des Rauches erseßt werden. Deshalb wird: gewöhnlich für Jagdpulver eine Verminderung des Schwefelgehaltes unter die theoretische Menge als vortheilhaft gefunden , um so mehr, da hier die Conservirbarkeit nicht so sehr berücksichtigt zu werden. braucht.
Es ist hierbei noch zu berücksichtigen , daß Schwefel durch
den Funken wegen geringerer Porositåt , und geringerer sich bei der Entzündung entwickelnder Temperatur theils schwerer entzündlich , theils schwerer fortbrennend, so wie auch weniger fähig ist, den Salz peter zu zerlegen, als Kohle.
Die Entzündlichkeit und Verbrennlich,
hkeit des Pulvers nimmt daher durch Verminderung des Schwefels zu, und wenn auch gleichzeitig die Wirkung der Verbrennung in dem felben Maaße abnimmt , so wird doch bei geringer Verminderung des Schwefelgehalts unbedingt die leichtere Entzündlichkeit und Vers brennlichkeit die verloren gehende Wirkung weit übertragen. Aus dem Obigen wird aber auch die in neuerer Zeit mehrfach gemachte Erfahrung verständlich, daß bei großen Kanonenkalibern ein de Pulver, das durch Verderbniß , oder einen wesentlich zu großen Kohlengehalt in kleinen Ladungen und kurzen Röhren weit hinter gutem ich und richtig zusammengefeßtem Pulver zurückbleibt, in langen und bei großen Ladungen gleiche Triebkraft für die Kugel hat als dieses ; su gab, um nur ein Beispiel anzuführen , in Frankreich ein Pulver, das aus 65 Salpeter , 15 Schwefel und 20 Kohle bestand , gleich große Schußweiten mit gutem Pulver. Es ist hier wahrscheinlich nur dess halb ein Ueberschuß an Schwefel zugefeßt , um dem kohlenreichen Pulver größere Konsistenz zu geben und seine Wasser ansaugende Kraft zu vermindern. Kann dieses Pulver durch die gewöhnlichen oder durch neu anzugebende praktisch anwendbare Mittel hinreichende Confervirbarkeit erhalten (da hier , wie leicht einzusehen, ein Feucht werden bei der geringen Wärmeentwicklung schädlicher ist als bei gutem Pulver), so würde es den Vortheil gewähren , daß es bei den Geſchüßen angewandt, die im Belagerungskriege die größten Mengen
158 absorbiren , der Kugel ' dieselbe Geschwindigkeit geben würde, als gutes , dagegen bedeutend wohlfeiler wäre, als dieses , die Geschüßröhre und Laffetten mehr schonen und , wie zu vermuthen und es auch die französischen Versuche dargethan, weniger Rücklauf geben würde.
.f.
XI.
159
XI.
Notiz über Mittel , das Rosten der Eisen-Munition zu verhindern. Aus dem Journal de l'armée Belge 1835 Dezemberheft.
Wir Sir gaben im dritten Hefte dieses Archivs Versuche , welche in Frankreich über das Verhindern des Roſtens der Eiſen-Munition ange ſtellt worden , im Auszuge einer Abhandlung des Journal$ des armes 'speciales . Das Journal de l'armée Belge fågt dieser Ab handlung noch einige Bemerkungen des Majors Frederic, Direktors der Geschüßgießerei zu Lüttich , bei. Schon im Jahre 1828 hat man versucht , die Eisen, Munition, wie es das Journal des armes speciales vorschlägt , durch die
galvanische Wirkung des Zinks zu schüßen ; es mißlang vollständig, wie dies in unserm Auszuge Seite 243 bereits als wahrscheinlich angedeutet wurde. Dagegen gab ein Anstrich von Leindl, Mennige und Graphit, so wie Steinkohlentheer sehr günstige Erfolge , indem die angestrichnen der Luft frei ausgeseßten Kugeln während zwei Jahren durchaus keinen Rost angesezt hatten. Der Anstrich von 100 Ges schoffen hatte bei den größten, 3 Franken 10 Centimes , bei den kleins ften 37 Centimes gekostet, wobei noch Arbeitslöhne gerechnet sind, die wegfallen, wenn der Anstrich von Artilleriſten besorgt wird . 11 Erster Jahrgang. II. Band.
160 Es wird nun folgende Berechnung vorgelegt.
Belgien hat
1,376,100 eiserne Geſchoffe aller Kaliber , in einem Werthe von etwa 3,963,000 Franken. Man kann rechnen, daß ein Geschoß in 60 Jah ren so verrostet ist, daß es verworfen werden muß , ferner , daß als altes Eiſen verkaufte Munition etwa nur des Werths der neuen Munition hat , und endlich , daß ein Anstrich , wenn er schüßen soll, alle drei Jahre erneuert werden muß. Es würden daher nach obigen Annahmen durch Anwendung von Anstrichen dem Staate innerhalb 60 Jahren 21 Millionen Franken erspart werden. Es wird noch angeführt , daß durch diese wiederholten Anstriche der Spielraum verringert werden würde , der in allen Artillerien (?) ་ zu groß sei ; so sollen die Versuche von 1835 auf dem Polygon von Braschaet mit Kugeln, die 10 , 11 und 12 Punkte Spielraum hatten, neue Beweise gegeben haben , wie wichtig die Vortheile eines kleine ren Spielraums seien.
161
XII. Zur Geschichte der Feuerwaffen - Technik.
Vom Hauptmann Meyer.
Das von mir vor einigenJahren herausgegebeneHandbuch der Geſchichte der Feuerwaffen-Technik hat sich in Deutschland und Frankreich aus gebreiteter Theilnahme zu erfreuen gehabt , und es sind mir mehrfach Aufforderungen geworden , die dort gegebenen Nachrichten über die Geschichte der Feuerwaffe durch Nachträge noch weiter zu vervolls ständigen. Möge die Aufnahme dieses ersten Nachtrages in das Ars chiv darin ihre Entschuldigung finden.
n. C. 660.
Die Türken seßen in dieses Jahr die Erfindung des Puls vers (in dem 1826 in Conſtantinopel erschienenen Afihafer). 777. Die Griechen vertheidigen Constantinopel gegen die Araber mit griechischem Feuer. 813. Die Bulgaren erobern Mesembria und bekommen 36 Si phonen und aus ihnen zu schießendes flüssiges Feuer. 941.
Die Griechen zünden die Schiffe des Ruffen Igor mit
Feuern, die aus Röhren geschleudert werden , und welche die Ruſſen mit Bligen des Himmels vergleichen. 1280.
Die Originalstelle über den Raketentreibsaß des Albertus
Magnus ist : Ignis volans. Accipe libram unam sulphuris, libras duas carbonum salicis, libras sex salis petrosi, quae tria subtilissime terrantur in lapide marmoreo ; postea aliquid po sterius ad libitum in tunica de papyro volanti , vel tonitrum faciente ponatur . Das griechische Feuer beschreibt er folgenders maßen : Ignum graecum sic facias : recipe sulphur vivum, tar tarum , sarcocolam , picolam , sol coctum, petroleum et oleum
162
comune, fac bulire bene, et si quid imponitur in co, accendunt sive lignum sive ferrum et non exstinguitur nisi urino , aceto, vel arena. 1311. In der Belagerung von Bazas kommen Feuergewehre vor. Ismaël combatiò la ciudad con màquinas , que lancaban globos de fuego , con grandes truenos , todo semejantes a los rayos de las tempestades. 1327. Nach John Barbour (in Robert Bruce's ´Leben) gebraucht Eduard III. gegen die Schotten Feuergewehre. Er sagt :
Twa novelties that day thei saw That forout in Scotland had been nane Timbers of helmet was the ane The other Crakys were of war That they before heard never air.
1342. Von Algesiras, wo Ritter aller Nationen waren, verbreiz tet sich die Nachricht vom Pulvergeschüß rasch durch Europa. 1346. Bei Crescy soll Karl IV. durch Feuergeschüß am Fuße verwundet worden sein. 1356. Vor Romorentin hat der Prinz von Wales mehrere Batterien. 1357. Lancastre hat Geschüß vor Rennes. 1370.
Die Belagerer haben vor Piſa eine Bombarde , wo sie
Einen Tag zum Richten brauchen.
Die Belagerten gingen jedesmal,
wenn geschossen werden sollte , auf die andere Seite der Stadt. Die Belagerer benußen dies zum Sturm. 1372. Die Franzosen haben Geschüß vor Thouars . 1374. In der Schlacht von Azincourt haben 1 die Franzosen Geschüße, die 150 Schritt vom Feinde stehn , und , obwohl sie mög; lichst schnell bedient werden, doch wenig wirken.
1376. Die Venetianer bedienen ſich vor Jadra der Bomben ges gen die Ungarn. 1377. Die Frankfurter wollen eine Büchse gießen lassen, deren Steinkugel 1000 Pfund wiegt. Magdeburg hat großes Geſchüß. Die
163 Herzogin Agnes fordert mehrere Städte in Schlesien auf, ihr Sturmgerath und Büchsen zu senden. 1380. Von dem Abfeuern des Geschüßes sagt Troissart : qu'il sembloit que tous les diables de l'enfer fussent en chemin. In Breslau wird der erste Geſchüßgicßer , Michael Milde, angestellt. 1386. Zwei französische Schiffe bringen Geschüß und Pulver nach England. 1391. Jobst von Brandenburg hat eine große Büchse, mit wels
her er im Lande umherzieht. 1395. Vor Klein Nikopel wendet Sigismund blos Wurfmas schinen an. 1401. In Marienburg wird eine Bronze : Geschüßgießerei angelegt. Der Gießer ,,gießt große Büchsen, kleine Büchsen, Gropen" u. f. w. Der Centner Kupfer kostet 3 Mark. Gießlohn pro Centner Mark; die Gesellen erhielten jährlich 10 Mark. Man legt eben da eine Pulverfabrik an, die Schwefel und Salpeter von Breslau ber zieht. Die Steine werden nach einem vom Tischler verfertigten Zir kelmaaß behauen. Für die großen Büchsen kostete einer 2 Mark 8 Scol. Arbeitslohn .
Die Stadt Nassau in Preußen hatte 2 Lothbüchsen, 2 Tonnen Pulver; Die Stadt Straßburg in Preußen hatte 2 erzne, - 2, Tonnen Pulver; Die Stadt Papau in Preußen hatte 2 erzne , Pulver ;
2 Stein
1 Steins Die Stadt Schönsee in Preußen hatte 2 erzne, Pulver ; Die Stadt Schwez eine lange Büchse, die 2 Faust große Kugeln schoß, 2 Stein Pulver. 1408. In Marienburg wird viel Bronze-Geschüß gegossen. Eine große Büchse bestand aus 2 Stücken , dazu wurden verschmolzen 106 Centner Kupfer (loftet 289 Mark) und 15 Centner Zinn (also eine Legierung, die etwa 14 Zinn und 100 Kupfer hatte). In der Pulvers fabrik verarbeitet man jährlich für 850 Mark Salpeter´ und Schwefel.
164 1409. In Danzig wird eine Geschüßgießerei angelegt. fertigt dort viele Feuerpfeile.
Man'
1410. Man schießt auf den Pfeiler des Ordensſaales (Rempter) in Marienburg. Die Kugel geht fehl. 1411. In Forno wird ein Thurm mit Büchſenpulver durch den Luzerner Horst umgeworfen. 1414. Die faule Grete des Churfürsten von Brandenburg war ein 24Pfänder, und soll auf Rollen bewegt worden sein. Sie schießt gegen Trebbin, Friesack, Plauen. 1418. Die Steine zu den engliſchen Geſchüßen werden in Maidftoneheath behauen . 1422.
Unter Amurath wird ein Bronze - Geſchüß in der Türkei
gegossen, das 1100 Pfund Stein schießt (f. 1175) . 1423. Die Böhmen nehmen den Meißnern bei Auſſig 160 Donnerbüchsen. 1427. Der Herzog von Sagan schickt der Stadt Lauban Ge schüß, und läßt ein Geſchüß in Nürnberg gießen. 1428. Die Artillerie trifft vor Orleans mit vieler Sicherheit. : 1431. Bei Riesenberg haben die Brandenburger eine große Handbüchse, 4 Terraßbüchsen , 2 Bombarden , 20 Handbüchsen , 800 Feuerpfeile , 10000 Pfeile , 200 Hakenschüßen. In Schweidnig ist eine große Büchse von 160 Centner Gewicht, die 3 Etnr. 20 Pfund Stein mit 1 Ctnr. Ladung 2667 Schritt weit schießt. 1438. Breslau leiht Brieg zwei Steinbüchsen , die Huffnißen beißen. 1440. In Belgrad find viele Maſchinen von Erz, in welche 5 bis 10 kleine Bleikugeln , an Größe den Nüſſen gleich, hinter einans der gelegt werden , die sie auf den Feind speien. Die Vertheidiger haben Minen, die man mit Pulver , Pech und Schwefel füllt. In Breslau lag ein eisernes (?) Gefchüß dieses Jahres.
Ein Gewehr aus
dieser Zeit ist 4' 2" lang , der Lauf von 0,68" Kaliber, Schloßeins richtung ist nicht daran, blos eine offne Pfanne ist am Laufe befestigt. Der Schaft ist roh, ungebogen und hat keinen Ladestock. 1452. Vor Dudenarde wird ein aus Stäben geschmiedetes Geschüß angewendet, dessen Kammer 140 Pfd. Pulver faßt ; es hat 22″ Kaliber, 10' 10" Peripherie und wiegt 33000 Pfund. Die Genter,
165 denen es gehört, laſſen es vor Oudenarde stehen. Es warf Stein kugeln, Fäffer mit Hagel von Glas , Eiſen u . f. w. Es heißt die tolle Grete. 1453. Die Vertheidiger von Constantinopel haben denen in Belgrad 1440 gebrauchten Geschüßen gleiche.
In einem Manuskripte
dieses Jahres wird die Anwendung glühender Kugeln beschrieben. 1456. Vor Belgrad haben die Türken 22 große Kanonen , 7 Mörser, außerdem noch 250 Feuerwaffen. 1457. Die Danziger Schiffe führen Hagelgeschoffe. 1465. Die Pariser schießen Steine 2 Stunden weit ins burguns dische Lager.
1466. In der Schlacht von Ricardi foll Feldartillerie angewens det worden sein. 1467. Bischof Rudolph von Breslau läßt eine große Büchse aus Neiſſe kommen, die 2 Centner Stein schießt. Schweidniß schickt seine große Büchse zur Belagerung von Frankenstein. 1468. Die große Schweidnißer Büchse wird vor Bolkenhayn gebraucht. 1471. Eduard IV. bringt Feuergewehre von Holland nach Engs land. Er hatte 300 Flamings armed with hange-gunnes. 1476. Bei Granfee standen die burgundiſchen Geſchüße während des Gefechts geladen auf die Schweizer gerichtet. Beim Abfeuern der Salve gehn die Kugeln zu hoch, und da nicht so bald wieder ges Die Schweizer laden werden konnte, ging die Schlacht verloren. nehmen 400 Hauptbüchsen, 800 Hakenbüchsen. 1477. Zu den 12 Pairs werden eiserne Geschosse in Creil und ſteinerne in den Steinbrüchen von Peronne gefertigt ; erstere scheinen geschmiedet gewesen zu sein. - Ein Feuergewehr dieser Zeit hat eine Länge von 31 ′, der Lauf 21 ', Kaliber 0,75', der Lauf ist rund, schwer , an der Mündung verstärkt. Die Pfanne hat einen Deckel ; es ist ein sehr einfacher Luntenhahn daran. Es hat Abzug und Lades ſtock, kein Korn. Es war aus freier Hand geführt worden. 1479. Bis Guinegate find 3000 deutsche Arkebusiere. gebrauchten Geschüße nennt Bellay pieces de campagne.
Die hier
1480. Die Türken haben vor Rhodus eine Batterie von 80 Bas
166
filisken.
Die Chriſten vertheidigten ſich mit Balliſten und schleuderten
sehr große Steine. 1488. Matthias belagert Glogau mit 400 Hakenschüßen und 2 großen Büchsen, wobei sich die Schweidniger (s. 1431 ) befindet. Sie wird mit 43 Pferden gefahren. Liegnis hat 27 Bronze-Geschüße.
1493. Man hat in Neapel auf Rollen bewegliche gedeckte Ger schüsstände aus Balken zusammengefügt. 1494. Karl VIII. hat auf seinem Zuge nach Italien Arkebuſiere zu Pferde (Argoulets). 1495. Beim Uebergange der französischen erleichterten Artillerie über die Apeninnen bedarf es 100 bis 120 Menschen für ein Geschüß. 1497.
Die pfälzische Artillerie schießt bei Boppard
eiserne
Kugeln. 1500. In der Belagerung von Padua kommen noch Armbrusts ĭ schüßen vor.
1502. Die italienische Artillerie bildet sich nach der franzöſi schen um. 1506. Die Venetianer gründen die erste Artillerieſchule. 1507. In Breslau werden Geſchüße mit der Inſchrift gegoſſen : 3 bin snell und pehend, Do mich ein erbar Rat von Bresla hinſent, Do gib ich pald End. Ein anderes mit der Inschrift : Ich bin lank und eben Leonart Diokarietta Geceugmesthr
Hot mich angeben.
Ich bin gros Meister Jorg Kanengießer mich gos." 1512. Pedro von Navarra sprengt eine Mine vor Bologna ; es foll dabei eine Kapelle, die mit aufflog , sich unverlegt wieder auf die Grundmauer gesezt haben . — Alphons von Este hat 200 fehr be: wegliche Geschüße. -- Bei Ravenna iſt die Artillerie in Batterien formirt sehr wirksam ; sie bewegt sich während der Schlacht. Eine Kugel tödtet 40 Mann . Es sind Geschüße auf Wagen in der Schlacht. - Die französischen Petrinals dieser Zeit sind 4' 5" lang, der Lauf 3' 8", das Kaliber 0,69".
Der Lauf ist meist achtlantig ;
167 fie haben Luntenpfannen , der Schaft hat einen Haken , womit er an die Brust gestüßt wird . 1513. Der deutsche Orden hat in Balga bei Königsberg 237 daselbst neu gegossene Büchsen und Feldschlangen , auch 50 Mörser zum Feuerschießen, 800 Last Schickpulver zu 12 Tonnen . - Als viano schickt 3 leichte Fallonets mit Reiterei zur Verfolgung der Dests reicher. Vor Navarro find 22 französische Geschüße ; fie schießen in 4 Stunden eine Bresche von 50 Mann Front. Die Thore werden Heinrich VIII. hat 12 in den durch Kanonenschüſſe geöffnet. d Niederlanden gegossene Geschüße , welche die zwölf Apostel heißen. Er hat außerdem viel schweres Geschüß, aber wenig Handfeuerwafs fen. - Karl V. legt in Burgos eine Artillerieſchule an. 1515. Bei Marignan ist der Artillerietrain mit 5006 Pferden bespannt. Die französische Artillerie hat 300 2 lange Geschüße, wos von jedes 50 Kugeln zugleich schießt ; sie werden auf Saumroſſen transportirt. Außerdem haben sie 24 sehr große und 50 kleine Ges ſchüße. Die Schweißer haben 4 Feldschlangen. Beim Gebrauch der Kartätschen bei Verona werden die Geſchüße bis an die Mündung mit Eisenstücken gefüllt. 1519. Danzig , Idßt 3000 Hakenbüchsen aus Böhmen kommen. Marienwerder wird mit Geſchüß beſchoſſen, wozu man bei einigen 24 Pferde zum Transport gebraucht. Die Polen verschießen dort 1000 Centner Pulver. Machiavell rechnet für eine Armee 10 Belager rungs-Geschüße zu 50 Pfund Kaliber , die übrigen sollen lieber 10 als 18Pfünder sein. 1520. Es werden in Breslau eiserne Kugeln geschmiedet und gegoffen. 1521. Die besten Doppelhaken werden um diese Zeit in Mailand gefertigt. Ein vorhandenes Gewehr Franz I. hat einen mit ers
habenen vergoldeten Verzierungen versehenen Lauf, einen Schaft nach Art. der Poitrinals (f. 1512) mit Knochen ausgelegt, eine Luntens In Glas und Löwenberg Pfanne und einen einfachen Luntenhahn. find Geschüßgießereien . 1522, Kronenburg im Taunus wird mit eisernen Kugeln be . schossen. Einige Geschüße hießen Ungnade, Schellchen, Hahn, böse Elfe.
168 1524. Ein kaiserlicher Belagerungstrain vor Marseille wird, weil er nicht eingeschifft werden kann, zerschlagen und das Metall auf Maulthieren fortgebracht. - In Amerika werden die ersten Bronze Geschüße gegossen.
Cortez hat 25 Bronzes Geſchüße und 75
eiſerne Bombarden, Paßvolanten, Verſas. 1525. Das kaiserliche Heer in Ober - Italien hat vier metallene und zwei schlechte eiserne Geschüße. Eine Stelle in Sandovals hist. del Emper. Carlos V. scheint anzudeuten , daß die französische Ars tillerie den Gebrauch des Taues beim Vors und Zurückgehen kannte und daher die Bespannung während des Feuerns nicht fortführte, wie es sonst üblich. Franz von Sickingen gebraucht glühende Kugeln. Man sprengt um diese Zeit Thore mit Pulversäcken (f. 1513). 18 Bis dahin war in Breslau das Pulver auf Handmühlen bereitet. Man legt nun Roßmühlen an. 1526. In dem Gefechte von Borgoforte verschießen die deutschen Hakenschüßen 25 Centner Pulver in Einem Tage. 1527. Albrecht Dürer in seiner „ Befestigung der Städt " will an den Wall-Laffetten niedrige Räder , weil sie nicht über Land ge fahren werden und sie das Laden erleichtern, und den Rücklauf wegen des geringeren Schwunges vermindern . Er schlägt eine Richtmas schine nach Art der Wagenwinde vor. Die Laffette ist auf der Achse mittelst eines geschmiedeten Zapfens drehbar , und äußerlich am Lafs feitenschwanz sind zur Seite Rollen angebracht, um die Seitenrich‹ tung zu erleichtern. Seine Laffetten haben Avancir- und Retirirha, fen. -- Er nennt die Geſchüße Büchsen. - Frankreich verspricht den Venetianern 10000 Mann und 18 Geſchüße. 1528. In Breslau wird in Folge von vielen Unglücksfällen vers ordnet, daß kein Pulver mehr in der Stadt gemacht werden soll. 1529. Der in diesem Jahre zu Trier gegossene 155Pfünder , der triersche Greif (f. Handbuch), hat die Inschrift : Der . Greif . heis · ich . meinem . gnedigen . Herrn . din . ich . WO • er mich . heist . gewalden . do . wil
ich
dorn . und . mavern • zuspalten.
1530. Die Reiterei hat 3 bis 34′ lange Feuerröhre und Pisto, len mit Radschlössern ; das Gewehr der Halenschüßen ist 10 Pfund schwer, fie führen 6 Klafter Lunte und 30 Kugeln.
Der Musketier
169 hielt die Gabel in der rechten Hand und trug die 15 Pfund schwere Muskete auf einem Kiſſen auf der rechten Schulter. Das Bandelier hing über der linken Schulter, an dem hölzerne Büchsen mit den Ladungen befestigt ; ferner war ein Säckchen mit 15 Kugeln und eine Pulverflasche zum Aufschütten daran. An einem Gewehre dieses Jahres befindet sich ein Visir ; der Luntenhahn ist von Messing und " kann durch eine Vorrichtung festgestellt werden . Der Deckel der Pfanne ist zum Aufklappen ; der Schaft kann an die Backe gelegt werden. Der Lauf iſt ausgekehlt und an der Mündung verſtärkt. 1535. John Dewen legt eine Bronze- Geſchüßgießerei in Engs land an. 1537.
Du Bellen de Langen fagt , daß man , um Karl V. zu
widerstehn , eine große Menge Granaten und pots à feu nach der Provence geschickt. 1540. Ein Gewehr dieser Zeit (Heinrichs II.) iſt von hinten zu laden , der Lauf öffnet sich hinten durch eine Klappe, die Ladung wird in einer blechernen Hülſe eingebracht. Der Hahn mit dem Stein legt sich von selbst , nachdem er nur eine kurze Zeit auf das Rad gez wirkt, wieder zurück ; wenn der Hahn gespannt wird , zicht ſich das Rad auf. Viele Radschlösser dieser Zeit haben eine Einrichtung, das willkührliche Losgehn zu verhindern. 1542.
Bisher hatten die Glockengicßer in Breslau Geschüße ges
gossen, jest wird ein Geschüßgießer (Hilliger) angestellt. 1543. Michael Hilliger in Breslau gießt große Geſchüße : das Rhinozeros 155 Centner schwer, der Löwe 90 Centner , der Bår 80 Beim Guß dieses leßteren Ges Centner, die Sau 87 Centner. schüßes geschieht ein Unglück, eben so , als es 200 Jahre später ums gegossen wird. 1544. Bei Cerisolles haben die Franzosen 800 Halenschüßen. Die Kaiserlichen haben nur Pistolen. 1546. Die protestantischen Fürſten haben bei ihrer Artillerie ges gen Karl V. 12 Apostelgeschüße. 1547. Die spanischen Schüßen wenden bei Mühlberg wie bei Pavia die Muskete mit großem Erfolge an. A Die oberdeutschen
Städte liefern 800 Geschüße an Karl V. ab. 200 Rådergeschüße.
Augsburg hat allein
172 habe besonders auf das Erschrecken gerechnet , daher auch die furcht, baren Namen.
Als noch üblich führt er an: 1) als Belagerungs
Geschuß das canon renforcé (33Pfúnd. 5000 Pfd . schwer), grande coulevrine (15 Pfdr. 4000 Pfund) , die Batarde (74Pfdr. 2500 Pfund) ;
2) als Feldgeschüße die moyenne (34 Pfunder) , faucon
(14) und fauconneau ( Pfůnder) ; 3) als veraltetes die 8 9000 Pfund schweren Kanonen , die Sacres , Emerillons u. f. w. Die Hakenbüchsen haben Bronzeldufe ; das Bronze besteht aus 10 Zinn, 3 100 Kupfer, zuweilen 5 Zinn , 5 Messing.
Die Formerde wird mit F
Hammerschlag und Scheerwolle gemengt und der Luft lange ausges feßt. Der Guß geschieht von oben ; Ofen , Schmelzprozeß und Vorsi sichtsmaaßregeln sind wie in neuester Zeit, nur das kurz vor dem Guffe in den Ofen und auch in die Gußrinnen etwas Zinn geworfen
wird. Der König liefert alle Metalle (Zinn, das beste von Corns wallis), eben so das Holz (Rüsternholz) zu Laffetten. Wenn sich das T Zündloch erweitert, wird ein stählerner Stollen eingeseßt. Das üb liche Abkühlen mit Essig ist zu verwerfen, weil es das Kupfer ani greift.
Der Arbeitslohn der Röhre kostet 100 Thaler , der der Laffet L
ten 100 Livres.
Die Laffetten haben hölzerne Richtkeile, die Räderßig
metallne Buchsen.
Die Kanonenlaffette wiegt so viel als die Räderir
Man kann 120 bis 160 Schuß täglich thun. Das Kanon bedarf einein Gabelpferd und 11 Paar Pferde; die Coulevrine ein Gabelpferd und ha 8 Paar Pferde ; die Batarde 1 und 6 , die Moyenne 1 und 4. Die 1 Munitionskarren sind mit 4 Pferden bespannt, und führen für dashtiz Kanon 30, oder für die Coulevrine 66 , für die Batarde 135 , für die 1 Moyenne 360 oder 1000 Pfund Pulver in 5 doppelten Tonnen.
Ein
sind in Frankreich 300 Salpetergräber ; fie liefern den Salpeter zwei 1 mal geläutert, das legtemal wird er mit Kalkwaſſer gereinigt. Bure Zündpulver nimmt man etwas mehr Salpeter und körnt feiner. Des Körnen hat die Kraft des Pulvers so vermehrt, daß man jeßt nur der früheren Ladung nehme. Lunte wird erſt ausgelaugt , dann in d Effig, worin Pulver eingerührt, gekocht. Beim Sturm kann man u sich der Kartuschen mit angebundenen Kugeln bedienen ; sie müssen durchstochen werden.
Pistolenkugeln werden mit Fett und Arſenis
vergiftet; auch werden Stahlstifte eingeschmolzen , um sie gefährlicher !
1 }
173 ude Big
zu machen. stärker.
Geht die Bleikugel sehr gedrängt ein, so wird der Schuß
1596. Thomas Johnson verbessert den Guß eiserner Geschüße gran 250 in England ; er gießt sie reiner. Er war Nachfolger Peter Baudes
for eines Franzosen, der die erſten eisernen Geschüße goß. 1597. Aus diesem Jahre giebt es Gewehre , die Rad und Luns 28-9000 .w.tenschloß zugleich haben. — Ein deutsches Manuskript dieses Jahres
10 in Jahres giebt folgende Vorschrift zum giftigen Pulver : Nimm ein Molch und ein " Wurm , diese zween Würme thue lebens zusammen in ainen neuen Hafen, verkleibe den wohl und brenne digs e se ang au
wird
f und Br sie zu Pulver , 3 vor de lade damit, und geworfe lichen, und jeder n 1598. Vor von Corn
mische es alsdann unter das andere gute Pulver, wenn du scheuft , so höret man den schues jämmers mann erschricket. Raab wird eine Petarde angewendet; sie schleudert
enjih sich de die Thorflügel 300 Schritt weit. Benn 1599. Sully läßt von . 1599 bis 1601 für 12 Millionen Livres St. Das Artillerie- Vorrdthe anfertigen . Kupfer a 1600. Es giebt eine gezogne Büchse dieses Jahres ; sie hat 16 r der Laffe das Kaliber 0,69“,r der Lauf achteckig mit die NaBuge. Lauf ist 2′ 11″ lang, ß I e de iſir Der e n und Korn , das Schlo hat einen Stech u.rgiIs di Rä B ſcheUm diese Zeit enb hrt d n r a e r r f s B a a n t r r n m n rf eingefü i de Mö Li ei de Gr on beda e l t i ng orden fe h verdrä . belpferd und haben , wodurc die Feuerp w
" nach Oftende geworfe nen Granaten (siehe Handbuch 1 und 4. tis1602. Die nden ewesen ein e n s . g 3) folle auf Pfeil gebu bren fro 1 1603. Walter Ralley nennt die eisernen Geschüße ein großes e 135, für Kleinod für England. en nn To . 1604. Es giebt Doppelpistolen von diesem Jahre , an denen die Salpeter oß Läufe über eeinande össer vor einander stehn. und die Radschl n schl r liegen mt n ewehre ereinigt. teri kom a G vor. nt feiner. as Bat
1606. St. Julien schlägt (forge de vulcain) vor, ins Geſchüß man jest n das für Zündloch erst eine große weite Oeffnun t s g bohre g mit Schraubengån n Tau , da en äge öcher hineinzu n r r n n e h d n m i c a n a r v s d L u u f , um diese voll Mes
gießen. Er kennt schon Mörser, Bomben und Carcaſſen. en; fie mu all zu diesem Jahre giebt es ebenfalls (f. 1592) Gewehre mit Rad Aus tt und Ari Lunte zugleich. and fie gebr
1 1
174 1614. Man wendet 6ldthige sehr lange von Eisen geschmiedete Doppelhaken an ; fie liegen auf einer kleinen Laffette und können mit dem Rahmen , in dem die Schildzapfen liegen , seitwärts gerichtet werden, ohne die Laffette zu rücken. - Bubler schreibt ein eignes Werk über das Aufnehmen und Messen der Geschüße mit Parallel balken und sehr künstlichen Zirkeln. 1616. Nach Wallhauſen (Kriegskunst zu Pferd) führen die Küh raßierer am Sattel zwei Piſtolen , welche noch vor dem Auffißen gespannt wurden ; an der rechten Pistolenhalfter hieng die Pulvers Flasche und zwei Spanner. Die Lanzierer hatten Pistolen von 1 Unze Blei , die mit Ladung , Spanner und aufgeseztem Drachen oder Hahn an # beiden Halftern hiengen. Der Arquebusirer hat ein 4' langes Feuerrohr mit Schloß , an dem Gürtel eine Schleife mit Pulverflasche, Spanner und Kugeln ; sie hatten auch Patronen für das schnelle Feuer, meist in einer Tasche am Sattel. Das Rohr hatte auf der linken Seite ein Zündleder als Pfanndeckel ; es hieng am Bandalier. Der Dragoner hatte die Muskete über den Rücken gehängt, und feuerte mit Lunte. 1617. Ein 24Pfünder dieses Jahres hat den Saturn als Name und Umschrift: Saturnus frist die Kind allein , ich frifs sie alle grofs und klein . Mit Gottes Hülfe gofs mich Benningh in
Danzig. 1619.
De Brŋ giebt im Kunstbüchlein den Saß für das beste
Pulver auf 75 Salpeter , 12 Kohle und 12 Schwefel an. -Ziemlich gleichzeitig mit Schreiber goß Löffler in Nürnberg ; von ihm ist die schöne Taube im Berliner Zeughause (11' 1' lang ) mit der Ins schrift :
Die schöne Taube bin ich genennt , Mich nicht ein Jeder recht erkennt, Wann aus meinem Schlage Jungen fliegen, So thun darob die Mauern flieben. Hans Christoph Löffler hat mich goffen, Und an der Prob Kugelschwer beschossen. 1620. Bei Brieg wird eine Geschüßgießerei angelegt. In den Gürteln der schwedischen Infanterie befinden sich löthige Bleikugeln, wo
175 wovon beim Nahgefecht 6 oder 8 ins Gewehr geladen werden. Man thut etwa 6 Schuß in 5 Minuten ; es wurde sehr sicher gezielt. Man hat Partisanen, woran zwei Pistolen (ob im Gebrauch ? ) An den
1 Battrieschlössern dieser Zeit ist nur Eine Spannung , die Stange greift durch das Schloßblatt in den Zahn , sie haben zuweilen einen Feuerschirm und haben Sicherheits-Verstellungen. " 1621. Sarti spricht von in Gent und Amsterdam geschmiedeten Kanonen ; eins davon wiegt 33600 Pfund. 1622.
Eine Piſtole dieses Jahres hat einen mesſſingenen Lauf,
Viſir und Korn, ein Battrieſchloß ohne Abzugsbügel ; die zweite Pis stole hat das Schloß auf der linken Seite. 1624. Man schießt aus zwei hohlen Baumstämmen von einer hohen Batterie auf Cleve mit Erfolg. 1625. Julianus Bossi erfindet den doppelten Hahn am Rads schloffe, der das öftere Versagen verhüten soll. Er legt Schlagfeder und Kette nach außerhalb. "-- Die Räper werden oft bis zu 4″ im Durchmesser gemacht, um ſichrer Feuer zu geben . Es kommen schon eiserne Ladestöcke bei den Pistolen vor. Ein Danziger Geſchüß dieses Jahres hat als Sinnbild einen Storch : Der Storch in Eyl gleich wie meint.
ein Pfeyl ,
Advis dem Feindt,
bringt eh ers
1626. Man gießt auf dem Harz zuerst cifernes Geschüß. Die Wurmbrandiſchen eisernen Geſchüße haben 2,3″ Kaliber. Auf dem Kupfer liegen breite Leinwandstreifen , auf diesen zwei Lagen feste Schnuren (etwa 1 " dick) : diese sind durch einen Ueberzug von Gips verbunden. Das Ganze ist mit Leder überzogen. Kopf und Boden ist mit Holz umgeben ; die Schildzapfen find auch von Holz oder von Eisen und mit einem eisernen oder kupfernen Ring angesezt. Es wird nur mit Kartätſchen geladen. 1628. In Wolgast geht der Pulvervorrath 我 durch feindliche Kus geln auf.
De Ville schlägt vor, in den Minenkammern über der Las
dung einen leeren Raum laſſen . 1630. In der Belagerung von Kolberg laſſen die Schweden in der Nacht einen von Schritt zu Schritt mit brennenden Lunten be, feßten Strick auf die Festung zutragen. Die Belagerten glauben, es Erster Jahrgang.
II. Band.
12
176 sei ein anrückendes Korps Musketiere , und verschießen einen großen Theil der geringen Munition. 1631. Die Schweden erobern bei Leipzig 28 Kanonen , wobei 12-48Pfúnder sind, die mit 40 Pferden gefahren werden. - In der Belagerung von Magdeburg hat die Stadt auf 77 Geſchüße nur 150 Centner Pulver , während sie früher immer 6 Centner und 500 Centner Salpeter hatte. Diese Geschüße waren: 1 Singerin, worauf Fortuna und das Stadtwappen , 101 ' lang, zu 20 Pfund Eisen. 1 ditto 14' lang, 24 Pfund Eiſen. 3 halbe Karthaunen 12' lang, 24Pfunder. -11' 2 -
1 Singerin, worauf ein Greif, 15
lang, 17Pfúnder.
3 Quartier Schlangen 12' lang, 12Pfünder. 1 Nothschlange, die Eule , 16Pfünder. 12 Schlangen von 5½ bis 16′ lang. 14 Apostelstücke 11' lang, zu 64 Pfund. 2 doppelte Falkoner 2Pfúnder. -- " 1Pfûnder. 8 einfache 9 Scharpfenthünel 7′ lang, 4Pfünder. 11 Steinstücke, 320 Pfund Steine, 4
lang.
1-4Pfûnder. 4 metallene und 3 eiserne Mörser zu 9 -·
32 Pfund.
20 Doppelhaken. Die Belagerungs-Armee hat 26 halbe Karthaunen , 12 Karthaunen zu 55 Pfund, 10. Schlangen zu 4 bis 14 Pfund, 24 Falkonen , Haus
bißen, Mörser und Feldstücke. 1632. Furtenbach sagt vom Pulver: Salpeter fei die Gewalt, der Schwefel die Brunft , die Kohle die hebung ; dazu kommt etwas Unbegreifliches : die Arbeit des Stoßens. Die beste Probe für den käuflichen, Salpeter ist, ihn dreimal zu läutern . Zum Entfernen des Eiweißstoffs empfiehlt er Essig. Karthaunenpulver hat 69 Salpeter, 14,5 Schwefel, 1,55 Kohle; Hakens (Mezanpulver) 72 Salpeter, 13 Schwefel, 15 Kohle ; Pirschpulver 75,5 Salpeter, 11,0 Schwefel , 12 Kohle.
30 Pfund in jedem Mörser werden 5 Stunden gestampft.
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177 Das Körnen mit dem Pergamentfieb ist in Italien Sitte. Die Mes
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thode, das Pulver in kupfernen Kesseln über dem Feuer zu trocknen, ist abgekommen, weil Menschen dabei umgekommen ; man trocknet jezt an der Sonne. Die Probe geschieht mit der kleinen Eprouvette, das Gewicht hebt im Steigen kleine, horizontal 1 “ von einander lies gende Hebel , die sogleich wieder niederfallen , und das Gewicht auf der erlangten Höhe festhalten. Karthaunenpulver wirft 4, Mezanpul ver 5, Pürschpulver 9". Er kennt das Auslaugen des Pulvers. Die Geschüßröhre find Skantig ; der Musketenlauf wird mit einem Schuß zu kugelschwer, ein Schuß zu 1 kugelschwerer Ladung probirt. Wenn das Zündloch zu weit vom Boden absteht, fliegt die Schwanz schraube zuweilen hinaus. Das Freitragen der Lunte ist für die Musketiere sehr beschwerlich.
Furtenbach giebt eine Büchse dazu an.
Die Petarde soll mit einer Stüße angedrückt werden. - Die Vers besserung, die Recknagel am Radschloß anbrachte (f. Handbuch) , be: stand darin, daß er das Rad ins Jnnre des Schloſſes legte , wodurch es mehr zum Kriegsgebrauch geeignet wurde. Die Schweden has ben auf 15000 Mann 70 Geſchüße. 1634. Die Schweden finden in Glogau 24 große und kleine Ges - Vor Regensburg werden Freis schüße und viele Handgranaten. In Breslau willige zum Werfen der Handgranaten genommen . ist die Rathspulvermühle wieder in der Stadt (f. 1528 und 1559) . 1636. In Frankreich erhält ein CavalleriesRegiment Musketen. 1637. Bei Brieg ist eine Pulvermühle,
C
1640. William Read zeigt in England den Vortheil der Bewaffnung mit Bogen und Pike zugleich; er findet vielen Beifall, besons ders weil die Muskete bei naſſem Wetter oft versagt. 1641. Die Engländer brauchen die Petarde bei Arundel Caſtel.: - Der Gießer Leonhard in Nürnberg seßt das Zündloch schräge durch die Verstärkung des Bodenstücks in den Boden der Seele. 1642. Es werden zum leßtenmale in Schlesien steinerne Kugeln geschoffen. 1643. Ein französisches Cavallerie - Regiment erhält Flinten. 1644. Türenne hat auf 10000 Mann 20 Geſchüße. 1645.
Es werden zur Belagerung von Candia von den Türken
178 50 Geschütze, 50000 Kugeln und 15000 Centner Pulver eingeschifft.— Es ist eine Geschüßgießerei in Berlin. 1446. Türenne hat auf 7000 Mann Infanterie 60 Geschüße. 1647. Die ersten Bajonette haben hölzerne Stiele, womit man sie in den Lauf steckt. Die Holländer sollen sie bei den Malajen in Madagaskar zuerst gesehen haben. Man giebt sie anfangs einzelnen Die große Schweidnißer detaschirten Soldaten als Säbel mit. Büchse (f. 1431) wird in Prag umgegossen. * 1648. Dänische Mörser dieser Zeit haben auf dem Bodenſtück einen fenkrecht aufstehenden Quadranten mit gezahnter Peripherie, der zum Richten dient. - Flicker schließt einen Contrakt mit Wran gel, Geschüße zu gießen , die halb so schwer als die bisherigen , und doch halten. Es werden 1 - 24 und 1 - 12Pfänder bei Nördlin gen mit drei Schuß kugelschwerer Ladung probirt ; fie haiten. 1651. Versuche in Woolwich über das Eindringen der Kanonen Als kugeln in Eichenholz (Journal des Seiences milit, I. 506.) Sprengpulver für Bomben empfiehlt ein Manuskript ein geschmolze nes Gemenge von Zink, Schwefel und Quecksilber , das zum Schieß pulver zugesezt wird. - Es giebt eine Büchse mit. 5 Zügen aus dieser Zeit mit Radschloß von Lazarc Caminazzo und der Jnschrift: Ich mags, Gott vermags. 1653.
England hat auf der Flotte 3840 Geschüße (36 bis 2;
Pfúnder.) 1659. Den Getkantschen Erdmörser bringt ein Feuerwerker Thomsen nach Rußland. 1660. In der Belagerung von Groß-Wardein fliegt durch Uns vorsichtigkeit ein Pulvermagazin auf. - Die englische Infanterie. führt auf d'Orsays Vorschlag die Patrone ein ; man machte den Lauf 6" långer und gab der Kugel etwas mehr Spielraum. 1661. In Berlin ist ein vierlöthiges, geschmiedetes, eisernes Ge ſchüß dieses Jahres mit 13 Zügen und Schwanzschraube ; Klappviſir. Che Prinz Robert soll den Geſchüßguß in Eisen verbessert haben (?) . 1662. Die Maltheſer gießen . 14pfündige Kanonen zum Laden 10. von hinten (mit einem Keil zu verſchließen) .
1663.
Ein Gewehr von diesem Jahr, von hinten zu laden, wird
179 zur Seite aufgeklappt, und eine Blechhülse mit der Ladung eingesezt. Das Batterieschloß ist dem heutigen sehr ähnlich. 1664.
Die Destreicher haben gegen die Türken 32 kurze 3Pfüns
der zu zwei, 6 lange zu vier Pferden, 7 Falkoner, 10 Quartierschlangen, 2 Haubigen, 2100 und 1200pfündiger Mörser. 1666. Candia ist mit 400 Geſchüßen beseßt. - Um diese Zeit werden fogenannte Teschinken , Jagdgewehre mit Zügen und sehr kleinem Kaliber (0,30") gefertigt. An dem Vaubanschen, dem Montecuculischen ähnlichen Schloß (s. Handbuch 1666), ist der Hahn für die Lunte zuweilen ohne Abzug, so daß es mit der Hand auf die Pfanne gebracht werden muß. Statt Bajonett ist am Schaft eine lange eiserne Spise zum Aufklappen. 1667. In Berlin wird zuerst blaues Feuer angewendet. 1668. Die Belagerer von Candia sprengen 262 Minendfen und / 18 Fugaden ; die Belagerten 369 und 19 , alle ohne wesentlichen Er: folg. Der Minenkrieg wird sehr ausgebildet. Die Ladung vom Feinde wurde mehrmals während des Verdämmens herausgenommen. Es werden innerhalb 8 Monaten 20000 Centner Pulver verschoffen. Die Stechschlösser (f. 1600) werden allgemein. 1669. In der ganzen Belagerung von Candia verbrauchen die Belagerten 5317 Fak Pulver, die Türken 730000 Centner. Die ers ſteren 4849. .50 ; bis 500-pfündige Bomben , 100960 Handgranaten, 4874 gläserne. Handgranaten , 276743 Kugeln, 130125 Centner Lunte und 180449 Centner Blei. Es blieben in Candia 201 Kanonen (20 bis 6Pfünder, leßtere Salta Martini genannt) , 13 Mörser von 50 bis 120 Pfund Stein , 75 12 und 14pfündige Haubigen und 25 Böller von 50 bis 600 Pfund Stein. ➡´´Die Venetianer nehmen 236 Kanonen , 5 Märser , 85 Haubigen und 14 Böller mit. — Um diese Zeit wird nach einigen die Nuß-im Batterieſchloß erfunden , sie hat aber nur noch Eine Spannung (f. dagegen Handbuch 1620. 2). Die Magdeburger schenken dem Churfürsten von Brandenburg cinen 24Pfänder mit der Inschrift : Als Friedrich Wilhelm dir dein Magdeburg thet schweren, Da that es auch darauf uns beide dir verehren. Wir waren beide zwar zum Sereiten nur gemacht, Doch hat uns nun die Lieb und Treu hierher gebracht.
180 1672. In Frankreich werden eigne Compagnien zum Werfen der Handgranaten errichtet. 1674. In Breslau erscheint eine Instruktion für die Pulvers macher. 1675. Die Alliirten machen mit den Franzosen den Akkord, daß keine vergiftete Kugeln angewendet werden dürfen. D 1677. Bis dahin waren die Brefchen. durch Minen öder Be: schießen aus der Ferne gelegt worden.
Vauban fångt zuerst annur
grobes Geschüß und in der Nähe wirken zu lassen. Zöllner in Salzburg fertigt Gewehre mit großen und mit Haarzügen zugleich. 1678. Die Brandenburger haben vor Stralſund 80 Kanonen, SEIT 50 Haubigen und 52 Mörser. . 1679. 2 Jede Compagnie der französischen Cavallerie erhält zwei 1.08 gezogene Karabiner... 1680. Der Den von Algier foll Louis dem XIV. angeboten has ben, er wolle Algier selbst abbrennen , wenn er ihm die Hälfte der Kosten geben wollte, die es den Fronzosen veranlassen würde. - In Brandenburg werden viele neue Geſchüße von 1 bis 100Pfünder gez goffen. ― Aus dieser Zeit ist im Pariſer Arſenal ein Gewehr , wors ein 8 Ladungen vor einander geladen wurdenz jede ist von der andern durch ein Stück Büffelleder getrennt. Ein Hahn mit Lunte, der in einem Pfalz vorgeschoben wird , zündet ſſie nach einander. — Aus derselben Zeit sind Luntengewehre mit zwei und drei Laafen.. 1681. Die Bajonette find: 14 lang, dreischneidig und hohl.
1683.
Die Franzosen führen die Schlagröhren 1 ein.
kaiserlichen Arsenal von 20 -― 25
Jm
Wien ſind vorhanden"; 24-pfündige 18 Kanonen, 12 .
253 von kleinem Kaliber, 4200pfündige Mörser, 2 - 150
5- 100 10
60
Im bürgerlichen sind 48 Kanonen uud 8 Haubigen.
Beim Entsat
von Wien zeigen sich die Handgranaten sehr wirksam , weshalb in
181 ( Sachsen Grenadiere eingeführt werden.: In Berlin wirft ein Mörser eine 1000pfündige Bombe 3000 Schritt weit. In Deutsch, ∙land find im Allgemeinen üblich Mörser von 100 Pfund Stein (13 ), 60 Pfund ( 11 ), 30. Pfund (8,5"), 12 Pfund (6") , von 37% (die kleineren) bis 24 Kaliber (die größeren) , Lange , Kammer, länge bis , Weite bis Kaliber, Metallstärke an der Kam mer
bis , im Fluge 1686.
bis 44, alle mit cylindrischer Kammer.
Die Engländer führen theilweiſe das Steinschloß ſtatt des
Lunterschlosses ein, und zwar beim 7ten, 21ften und 23ften Regiment die deshalb noch jest Füsiliers heißen. №1687. In Athen fliegt ein Pulvermagazin , von einer venetianifchen Bombe getroffen, auf. : 1688. Die Oestreicher finden in Belgrad 177 Kanonen, in Cho; tym 178 metallne und 4 eiserne Kanonen , 14 Mörser , 2000 Centner
Pulver, 300 Centner Pulver und 300 gläferne Granaten . 1689. Mackan , ein englischer General, erfindet das Bajonett mit Tille. Die preußische Artillerie hat 6 Kammerstücke , 163Pfünder, 6 6Pfünder , 6— 12Pfünder , 4 Haubigen , 2 Mörser 40 Pulverkarren , 60 Rüſtwagen, 10 Kugelwagen . Die preußische Armee hat noch Luntengewehre. Auf den Wällen von Berlin sind 40 Geschüße, auf denen von : Cölln an der Spree 42.
Jn Berlin
›find: 10 Pulverthürme.-Es wird ein Erercitium mit der Handgranate vorgeschrieben. 1690.
Die Franzosen haben bei 18000 Mann 3 Geſchüße. —
Die Türken haben leichte 3Pfänder, von denen immer zwei auf Eis .nem Kameele liegen. In Belgrad wird ein Pulvermagazin durch eine türkische glühende Kugel , ein anderes durch das brennende Arse· Es giebt eine Büchse dieses Jahres mit 7 Zügen; nal gezündet. sie hat 0,5" Kaliber und ist von hinten zu laden. Im Pariser Zeughause ist ein Gewehr mit zwei Läufen und einem Schloß.
Die
Läufe drehn sich. — In Frankreich wendet man beim Geſchüßguß Man findet den Sekretfluß unter dem Namen la medicine an. 1835 in Frankreich ein Pulver dieses Jahres, das eben so weit wirft, als das neubereitete. 1691.
Die Franzofen haben auf 5000 Mann 92 Geſchüße.
182 1692. Die Franzosen nehmen das Bajonett mit Tille (f. 1689) Die französischen Musketen jener Zeit (mit Luntenschlössern) haben eine Lange 4' 8,5", der Lauf ist 3′ 5″, das Kaliber 0,724, der Lauf rund, hinten achte.fig, schwach im Metall ; der Schaft hat eine an.
flache Kolbe, die Garnitur iſt in Eiſèn……. Ja aid femala 1693. Die Engländer nehmen ebenfalls das Bajonett mit Tille start des in den Lauf zu steckenden an. — Bei den Jagdgewehren sind noch fast durchgängig die Radschlösser üblich. 1695. England und Brandenburg läßt eisernes Geſchüß · in Thor gir Stafjid in Schweden gießen...
1696.
Man hat von diesem Jahre ein eisernes , geschmiedetes, 3löthiges Doppelgeschüß, von hinten zu laden, mit Batterieschloß. Die Pulverkammer ist zum Aufklappen ; auch eiſerne Gefchüßröhre mit ovalem Lauf. Zwei 10löthige metaline Röhre dieser Zeit (in Berlin) haben die Inschrift, das eine: Die Lerche werd ich genannt ,
Mein Stimm ist aller Welt bekannt.
60
im
Das andere: Die Amsel heifs ich Tag und Nacht,, 97415,2l gr Und laſs mich hören, daſs es kracht. dona
1697. Vor Ath werden drei Comminges Mörser angewendet (die Bombe wiegt 490 Pfund, enthält 45 Pfund Sprengladung, die Kams mer 12 Pfund, der Mörser wog 5000 Pfund) . Eine.dieser Bomben zerschmettert eine Schleuse, die mit Balkenlagen und Mist bedeckt ist. - Bei Shagedie eroberten die Destreicher türkische Feldkanonen, mit vierräderigen Laffetten , die beim Schießen nicht abgeprost werden. Die Schildzapfen lagen in Gabeln. Sie führten: 100 Kanonen, 25400 Kugeln , 553 Bomben und 505 Fäffer Pulver in ihrem Artilles rietrain. Die Destreicher haben leichte Mörjer bei den detaſchir ten Truppen der Avantgarde.
Gruber, ſagt in seiner Friedens
und Kriegsschule : man theile das Geschüß in Belagerungs , Felds und Regimentsgeschüß ; erstere von 18. 48. Pfund, die zweitere von 6- 12 Pfund , die dritte von 1—4. Die Regimentsſtücke find länger als die Feldgeschüße (Schlangen) ; fie schießen alle Kugeln, Hagel, Granaten, Kettens , Palisadens, Feuers and Bleikugeln. Die Keilgeschüße, die von hinten geladen werden , sind sehr schwer zu be-
183 dienen, wenn sie über 6 Pfand Kaliber.
Die Steine, die aus dem
Mörser geworfen werden , heißen aus Diagoner; ven kleinen Wers fern giebt es hands und Hakenmērſer. Beim Brechschießen nimmt man bei Haubizen spise Granaten ; man kann ſie beim Sturm mit einem Hebespiegel und Shrot (kleinen Eiſenſtücken) laden ; in die Ferne sind aber die Büchſen mit runden Eiſen und Bleikugeln beſſer, Von den Mörjern sind die stehenden am besten, die Fußmörser halten nicht Richtung , zerstören die Bettung und fallen leicht um ; die häns genden bedürfen Bettungen, hohe Laffetten und sind schwer einzulegen und zu richten. An den Blöcken der stehenden sind senkrechte Arme, wo man für verschiedene Elevationsgrade Bolzen durch die, darein gemachten Löcher steckt. - Beim Guß muß ein Sekretfluß anges wendet werden von Merkur , Kupfer, Weinſtein , Gallmey , Antimon, Markasit, den man in einer hohlen Rührstange einbringt (auf 100 Centner, Metall 5 Pfund) ; die es einrühren , müſſen einen Dukaten im Munde haben , damit ihnen die Dämpfe nicht ſchaden. Gruben find der Haltbarkeit des Rohrs nur gefährlich, wenn Pfund Pulver darin Plaß hat, doch: verhält sich leicht Feuer darin.
Man giebt eis
nen großen verlornen Kopf (Ueberguß). Bei den Probirschüſſen wird das Rohr vom Stückgießer unter Beisein der Constabler gelas den;, kleine entſtehende Riſſe ſchaden nicht.
Das Rohr darf bei der
Probe mit der Mündung nicht gegen den Wind stehn. Das Holz zu den Laffetten muß wegen Verstocken und Wurmfraß im Winter geschlagen und beim Trocknen vor Luftzug und Sonnenstrahlen ges schüßt werden. Man streicht sie mit heißem Leindl an.
Die besten
Wischer find die von Borsten; man hat sie aber auch bei der Feldars tillerie von Fellen und runden aufeinander, gepreßten Filzscheiben. Die Sattelwagen wendet man nur noch ungern an..Bei den Ges ſchüßen rechnet man auf 3 Centner, bei den Wagen auf 5 Centner A 4 Pferd; die lehteren find, kürzer gespannt. Auf 6 Pferde kann man 10 Ochsen nehmen. Pro 1000 Mann rechnet man eine Kanone, auf 2000 einen Mörser , 3000 eine Haubiße, auf eine ganze Karthaune drei Constabel , 20 Handlanger u. s. w.; auf die Regimentsgeschüße 1 Büchsenmeister und 3 bis vier Handlanger. Auf 3000 Mann rech net man 1 Oberhauptmann, 6 Hauptleute, 1 Stückjunker - Korporal, 16 Stückjunker, 1 Ober-Petardeur, 1 Oberfeuerwerksmeister, 8 alte,
184 2 junge Feuerwerker, 10 Büchsenmeister : Corporal, 200 Büchsenmeis ster u. f. w. 40 halbe Karthaunen , 6 Quartierschlangen , 4 Falkoner, 4 Regimentsstücke, 12 Mörser, 100 : Feuerwerks- und Kugelwagen, 20 • Munitionskarren , 6000 Centner Pulver , 12000 Centner Blei , 200 Centner Lunte, 30000 24pf , 3000 12pf. , 4000 6pf. Kugeln , 12000 Bomben, 30000 Handgranaten u. f. w . 3000 Thaler zum Laboras Gruber lehrt die Bestimmung des Salpetergehalts imex zu torio. untersuchenden Pulver. Es ist gut, wenn, die Hohlgeschosse ein Füll loch haben , man kann den Zünder fester einsehen. Eine zu große Kugel macht man kleiner , wenn man ſie mehremale.glüht. Der Büchsenmeister lader das Gefchüß ,
richtet es und feuert ab. Die
Handlänger tragen blos zu. Beim Brechschießen ist es gut, Mehl pulver unter das Kornpulver zu thun. Die Diſtanzen werden mit dem Astrolabio, andern Instrumenten oder langsgeübtem Augenmaaß genommen. Die Feuerwerkerei theilt man in Pyrotechnia damnosa F uns jucunda . gi 1698. Leopold von Dessau führt zuerst bei den Grenadieren sei nes preußischen Regiments eiferae Ladestöcke ein (f. im Handbuche). 1700. Man gießt in Dänemark für die Marine lange Bronze Gefchüße, die nur bis hinter die Schildzapfen gebohrt sind und da ihr Zündloch haben. Man wollte kurze Geschüße haben und doch die Scharten schonen. Die schwedische Artillerie hat erleichtertes eisernes ** Feldgeschüß***(Schrotſtücke) . Der 18Pfúnder war 14 Kaliber lang, hatte 108 Pfund aufs Pfd. der Kugel; die Ladung war 31 Pfund. Der 12Pfänder war 15 Kaliber lang , hatte 121 Pfd. aufs Pfd. der Kugel; die Ladung war 1 Pfund." Der 6Pfunder war 16 Kaliber lang, hatte 129 Pfd . aufs -Pfund der Kugel; die Ladung war 1 Pfund. 1 Der 3Pfunder war 16 Kaliber lang, hatte 117 Pfd. aufs Pfund der Kugel; die Ladung war 3 Pfund. Am Boden waren die Röhren %, am Bändchen stark.
Kaliber
Die Belagerungs-Gefchüße hatten die schweren 19, die leichten
18 Kaliber Länge ; die Ladung war halb kugelschwer . - Um dieſe Zeit hatte die französische Armee ein Geschüß auf 1250 Mann.
185 1702. Peter der Große hat ein Geschüß, in dem zwei Menschen Karten spielen können. Das größte Geschüß im Kreml wiegt 870 Centner. Die englischen Gewehre dieser Zeit sind sehr gut gears beitet und schießen sehr gut. → Cöchorn erfindet um diese Zeit das Die Preußen sprengen die Thore Werfen der Spiegelgranaten. von Kempen mit Petarden ; der Vertheidiger wendet Fallonets, und Ballbüchsen an. 1704. Vauban giebt in der Anleitung zur Führung der Belages rung die Minen- Theorie. 1705. Vor Nizza ſind 86 Geſchüße ; es werden 6363 Centner Pulver gebraucht, - In Stade werden schwedische Mörser aus Moskowitischen Pfennigen gegossen.
England läßt wieder in Schweden eisernes Geschüß gießen. In Schweden werden durch Oppelmann zuerst Schildzapfenſcheiben (4eckige) eingeführt. 1706. In Turin ſind auf der Angriffsfronte 130 Kanonen von
40,18 und 8 Pfund Kaliber, 30 Mörser.. - Eine Demontirbatterie von 10 und eine Breschebatterie von 4-24Pfünder werden zum Schweis gen gebracht, 1707. Die Thore von Modena werden -mit Petarden gesprengt, - In dem eroberten Fort Louis werden brennende Lunten beim Puls ver gelassen; man findet sie noch zu rechter Zeit. den 12 Geſchüße, die 12 Churfürsten, gegossen.
In Berlin wer's
3. 1710. -In Douay find 288 Kanonen (dabei 80 ➡ 24Pfûnder) und 80 Mörser. Das Werfen mit Steinen aus dem Mörser nennen die Berichterstatter une nouvelle guerre . Es hatte Einer in Paris versprochen, durch besondere Künste. die feindlichen Batterien zu zers ſtören ; als er ankommt, schießt er schlechter als die Kanoniere. Für die öftreichischen Festungen wird viel eisernes Gefchüß gegoſſen. Auch in Preußen gießt man große eiserne Gefchüße; sie sind sehr roh gegossen , das Wappen ciselirt. dieses Jahres sind sehr lang..
Die eisernen Haubißröhre (6,65″)
1711. 1 Die Danen werfen in die Feste Bahus 2265 Bomben und Stinktöpfe, 161 Feuerkugeln , 79. Körbe: und Säcke , jeder mit 13 Handgranaten gefüllt, und 384 Steinwürfe. Die Vertheidiger laſſen Bomben in die Bresche hinab ; eine Petarde kann das verrammelte
186 Thor nicht öffnen.
Die Dänen schießen 12pfündige Granaten aus
hölzernen Mörsern. 1713. In der Belagerung von Freiburg wendet man Doppels haken und etwas größere Geschüße (Kaßenköpfe) auf Råderlaffetten an. Die Belagerer wenden in der dritten Parallele viele Stein: würfe mit gutem Erfolg an.. 1716. Die in diesem Jahre in Berlin angelegte Pulverwalz mühle wird in den Dokumenten eine hölländische genannt, weil alles dazu Gehörige aus Holland verſchrieben wurde ; wo die Walzmühlen schon sehr gebräuchlich geweſen ſein müſſen . Manhatte bis dahin alles Pulver aus Holland gekauft. Die Walzen waren aus schwari zëm Marmor , 100 Centner schwer. → mit dem Transport 24000 Thaler.
Die ganze Fabrik kostete
Sie fertigte jährlich etwa 1700
Centner Pulver. Der Salpeter wurde , theils aus Ostindien , theils aus 34 inländischen Salpeterwerken, der Schwefel über Venedig be zogen. Die Kohle war von Faulbaumholz. Das Probiren geschah mit der kleinen Stangeneprouvette (holländische Probe). 1717.
Die Geschüße ,
die Friedrich Wilhelm I. von Preußen
gießen ließ, waren 24 — 26 Kaliber lang. Sie bestanden aus 24 , 124, 6 und 3pfündigen Kanonen , 10 und 18pfündigen Haubißen, 50% und 25pfündigen . Mörsern . -- In Semlin1. fliegt ein Pulvermai Die Oestreicher nehmen gazin auf, von einer Bomber getroffen. den Türken 131 Kanonen, 35 Mörſer und Steinbüchsen. — Belgrad ist mit 507. Kanonen und 62 Mörsern beseßt. Eine Bombe zündet das Pulvermagazin; 3000 Menschen werden getödtet. 1718. Die östreichischen Bronze-Geschüße dieser Zeit sind äußers lich. so . roh wie sie aus der Form kommen. Dagegen sind die der deutschen Städte sehr zierlich ausgearbeitet. 1721. Die Schweden nehmen die Flinte an . 1722. Man macht in dieſem und den folgenden Jahren viele Versuche in Preußen zur Feststellung der Metallstärke und Ladung. In den preußischen Festungen befinden sich: 732 Kanonen , 171 Mörfer, 27 Haubigen von Bronze, 1425 Kanonen , 128 Mörser, 27 Haut 1 bizen von Eisen. 1726. Folard schreibt die Abweichungen in den Wurfweiten der Mörser bei gleicher Ladung und Elevation der verschiedenen Güte des
187 Pulvers gleicher Fabrilätion zu. — Flemming empfiehlt im deutschen Soldaten das Läutern des Salpeters mit Kalk, Weinstein, Zinkvitriol und Effig. Er sagt, an den fächſiſchen und polnischen Laffetten seien das Holz schwarz , die Beschläge gelb , im Preußischen ersteres weiß, lezteres schwarz , in andern Ländern die ganze Laffette roth angeſtris chen. Die Wischer sind beborstet, die Kartuschbeutel von Papier ;- aus ihnen wird das Pulver erst in die Ladeschaufel geschüttet und so ins Geschüß gebracht. Die Kartätschen (Bleis oder Eisenkugeln) sind um eine hölzerne Spille gelegt , die Büchse ist von Weißblech. Kar tuschen find hölzerne Büchsen , worin kleine Eiſenſtücke mit Pech fest gegoffen. Bei Geschwindschüssen ist das Pulver in kupfernen Büchsen eingeschlossen. Beim Laden 1 wird das Pulver mit der Schaufel eingebracht, mit dem Seher etwas angefeßt , der heuvors schlag darauf wieder angeſeßt, indem man zur Seite tritt , dann das Zündloch zugehalten, feſt angeſeßt, dann die Kugel hinablaufen laſſen, ein neuer Vorschlag eingebracht, dann die Nadel ins Zündloch , Laufs pulver hinein geschüttet , die Nadel dabei gerührt, bis das Loch voll ist, dann etwas Papier darauf, und der Pfanndeckel zugemacht. Das Richten geschieht sehr umständlich , indem erst der höchste Punkt bez stimmt und ein Korn aufgefeßt wird ; als Visir dient bei Belage rungs-Geschüßen das Loch des Quadranten ; im Felde bei Geschwinds schüssen die zusammengehaltenen Daumen ; zum Feuern wird Pulver vor die Pfanne geschüttet , die Lunte angeblasen. Zwischen dem Schießen eines Geschüßes und den andern zählt man langſam bis 6. Beim Schießen mit glühenden Kugeln wird diese in eine blecherne Büchse eingeseßt. Zum Nachtschießen werden Pfosten an die Räder eingestellt, und ein " Kerb in deu Richtkeil geschnitten. - Die Bomben haben Spiegel ; es wird mit den Ladungen . Rücksicht auf die verschies dene Schwere der Bomben genommen. Coment Die Bereitung der Zün der ist, wie in neuerer Zeit, Zündersaß, 6 Th. Mehlpulver, 3Salpeter, 2 Schwefel. Die Bombe soll vor dem Niederschlagen krepiren , es werden dazu die Zünderlängen angegeben . Die Bomben werden mit dem Zünder nach der Kammer gefeßt. Das Abfeuern der Mörser geschieht mit Zündbrändchen (Saß 12 Salpeter , 16 Mehlpulver und 8 Schwefel mit Leindl abgerieben) . Giftkugeln enthalten einen Feuers ballensah, 3 Pfund Sublimat, 3 weiß Arsenik, 3 Operment mit dem
188 Safte giftiger Pflanzen * angefeuchtet. Ob sie gegen Christen anzus wenden, ist eine Frage der Politik. Die gläsernen und irdenen Hands granaten find abgeschafft ; zum Einexerciren der Leute gebraucht man Hölzerne oder pappene . Die Lunte wird mit Salpeter getränkt. Am Gewehre ist der Hahn in Ruh zu stellen ; der Stein ist in Bleifutter. In der Patrontasche sind 16 bis 24 Patronen, vorn am Riemen eine Pulverflasche. Die Grenadiere haben in der Patrontasche 3 geladene mit Blase überbundene Granaten . An der Brust ist ein blecherner Luntenverberger. Es wurden früher nur Pikenire als Schildwachen vor das Pulvermagazin gestellt, der brennenden Lunte wegen. Fl. sagt, die Luntengewehre wären sicherer losgegangen , als die mit Steinen. Die Pulverstampfen, mit der Hand betrieben , geben in zwei Tagen 8 Pfund Pulver, und kosten einen Gulden. Bei den Waſſermühlen sind in die Mörser Meſſingplatten eingeseßt, in jeden kommen. 8 Pfund auf einmal. Das Messing arbeitet sich bald rauh, es ist daher beffer , es wegzulaſſen. Es fliegen viele Stampfen auf. Die Pulvermacher erlauben sich viele Betrügereien ; sie geben weniger und unreinen Salpeter , gebrauchen schlechten Schwefel und stampfen zu kurze Zeit. Um solches Pulver scheinbar dicht und fest zu machen, ſeßen sie Leimwaſſer zu ; dies gewährt überdies den Vortheil, daß das Pulver leicht oberflächlich trocknet , innerlich naß bleibt und schwerer wiegt. Solches Pulver wird dann noch in einem Rollfaß mit Kohle oder Wafferblei polirt , um es beſſer aussehend und ſtaubfrei zu mas chen. Die empirischen Proben sind wie jest. Von Eprouvetten führt F. die mit dem gezahnten Rade (von St. Remy) an . Man zweifelt schon an dem Nußen der Beifäße von Essig u. s. w. , doch wird an einer andern Stelle gesagt, daß man in England durch eis nen Zusaß von Weinsteinſalz das Pulver sehr verſtärke , und es ſo anwende, um die Eichnen Stöcke aus der Erde zu roden. Ist Puls ver erst einmal verdorben, ſo iſt es kaum wieder herzustellen, weil die Kohle weniger entzündlich geworden , und man sie nicht wieder vers beffern kann. Faules Pulver greift die Geschüße mehr an , weil es fie mehr erhißt, als rasch verbrennendes ; die Zündlöcher brennen früher aus. Die im Metall starken Geschüße halten besser als die schwachen.
Das Zündloch brennt schwerer aus , sie krůmmen sich nicht im langen Felde und schießen genauer. Die französischen Ges
C
189 schüße sind nicht so dauerhaft als die deutschen. Engländer und Hols länder haben gutes Bronze- Geſchüß ; Schweden und Dänemark gutes eisernes. - Die Russen sind seit Kurzem sehr vorgeschritten , die Polen haben mehr kleines Geschüß. - Die Fußmörser, die gar keine Laffette haben, zertrümmern die Bettungen zu leicht. Zu den eiſernen Mörsern will er gutes Eiſen , dem man etwas Arsenik zus : feßt, wenn sie aus nur einmal geschmelztem Eiſen (?) gegossen wer den, so fliegen sie den Feuerwerkern oft um die Köpfe oder brechen die Schildzapfen ab.
Man kann auch bleierne oder von Rüſternholz
gefertigte anwenden, auch von Stroh über kupferneHülſen geflochtene waren vorgekommen . Die Handgranaten stoßen oft die Zünder aus, 40 die eingeschraubten sind daher beſſer. - Die Italiener haben in den Festungen lange Feuergewehre, Pistoni , deren Kaliber 1" und mehr. Nur wenige Geschüße bleiben in den Festungen während des Friedens auf Laffetten : die Räder werden auf Holz gestellt und ein Dach dars über gebaut. Für jedes Geschüß hat man einen schußfreien. Aufsaß, eine große Platte, die während des Richtens auf die Friese gefeßt worden , um den Richtenden vor Flintenkugeln zu schüßen. Die Zündlicher werden bei den Belagerungen so weit, daß man den Daus men hineinstecken kann. Zur Vertheidigung der Außenwerke hat man Steinbüchsen, die von hinten geladen werden. Sie schießen viele Musketenkugeln; man hat auch hölzerne Röhre der Art, die 6 Pfund Musketenkugeln schießen. Sie werden mit Kartuschen geladen . 20 Arbeiter können in Einem Tage 5 bis 6 große Erdmörser machen ; eine mit Tauen bewickelte Tonne ist ausreichend . Die Kammern find am besten von Metall und zwar eng und tief. die Festigkeit der Hebespiegel an . Pistolen. .
Es kommt Alles auf
Man schießt Feuerpfeile aus
1728. Der Churfürst von Sachsen schickt zwei 2Pfunder nach Berlin mit der Einrichtung , welche man zum Einfallen nennt, wo das Rohr sehr schnell hoch gestellt wird. 1730. Obenaus erfindet in Destreich die Geschwindschüffe (?) ; man beachtet sie nicht. Er geht damit nach Sachsen. In dem Lustlager von Radewiß schießt die sächsische Artillerie mit 48 Kanonen per Geschüß 6 Schuß in der Minute.. Einige Kanoniere werden durch Entzündung eines Munitionskaftens verwundet.
190 1741. Die Sachsen stecken das Schindeldach eines Klosters bei Wartha durch hinauf geschoffenen Speck in Brand. 1732. Man gebraucht die Geschwindschüsse in den polnischen Unruhen. - Schon in diesem Jahre soll in Cassel eine horizontale Bohrmaschine erbaut worden sein. Das Geschüß dreht sich, der Bohs rer wird durch eine Schraube mit der Hand vorbewegt. 1733. Die Geschwindschüsse werden vor Danzig angewendet. 1 1734. Von 1726 bis zu dieſem Jahre werden in Preußen Bom ben von verschiedener Metallstärke versucht und dafür, bei fest gehaltes ner Elevation von 45º, die Ladungen und Wurftafeln für Entfernun gen von 100 bis . 3200 Schritt ermittelt. Man konstruirt Geschüße nach Art der fächſiſchen , die zum Laden mit dem Bodenstück herabfallen ; eben so Geſchüße von hinten zu laden (mit dem Vorſchiebe: feil). Bei Trarbach mißlingt ein Versuch, auf 250 Toiſen Bresche zu legen. 1737.
Den Destreichern zerspringen vor dem türkischen Fort
Havela von drei Bronze-Geschüßen nach wenigen Schüssen zwei (das bei ein 3Pfünder). In Preußen werden in diesem und in den fol genden Jahren Schießübungen der Artillerie gehalten, die 10 bis 12 Tage dauern. 1739. Im Lager von Compiegne zeichnet sich ein Mönch, Phili‹ bert, wegen seiner Sicherheit im Treffen mit der Kanóne und dem Mörser aus. Die Laffetten , auf denen in Lafere Versuche mit dem Rikoschettschuß aus Mörsern gemacht worden, find Blocklaffetten (Modell im Pariser Museum). 1740.
Die Pulverfabriken in Breslau gehen ein.
1741. Gegen Karthagena wird auf 625 Schritte eine gute Bresche gelegt. Jean Leclerc erfindet das Zusammenlöthen der Doppelläufe der Jagdflinten ; fie lagen bis dahin nur neben eins ander, Ad Die preußische Infanterie führt 30 Patronen in der Tasche. Sie hat sich bei Mollwig bald verschoffen. In den dstreichiſchen Berichten werden die Geschüße noch als Karthaunen , Feld und Nothschlangen unterschieden ; sie werden mit Bauernvorspann gefah ren. Man gebraucht die Geschwindschüſſe (f. 1730) gegen die Deft reicher. -- Der König von Preußen erhält ein solches Geschüß (es stellt sich senkrecht zum Laden) geschenkt. (Schluß folgt.)
1
191 Geschichte der Feuerwaffen - Technik. (Schluß). 1742. Bei Czaslau geschehn preußischer Seits 700000 Flinter, schüsse. Die Destreicher verlieren im Ganzen (mit der Artilleriewir kung) 5000 Mann . In Spanien werden Artillerieſchulen , d. h. * Schießübungen der Artillerie- Regimenter , angeordnet . - Die eng lische Cavallerie trågt den Karabiner mit der Mündung nach oben und hinten , den Kolben in einem Schuh. ― Die Breslauer Ge schüßgießerei, die Glockengießern überlassen gewesen, wird wieder eins gerichtet. 1744. Vor Freiburg sind 108 Kanonen , 60 Mörser.
Es wer
den den Belagerten 87 Kanonen und 3 Mörser demontirt.
Es sind
außerdem bei der Uebergabe vorhanden 195 Kanonen , 55 Mörser , 4 eiserne Steinmörfer , 6390 Centner Pulver.
Es werden verschoffen
13979 Bomben, 100313 Kanonenschüsse , 1656115 Flintenschüſſe. In der Parallele und in der Stadt werden Pulvermagazine durch treffende Bomben gesprengt. 1745. Die preußische Artillerie hat: 3pfünder 16 Kal. lang , 330 Pfund schwer, die Kugel wiegt 2 Pfund 26 Loth, die Kartätſche 4 Pfund 16 Loth, Ladung 1 Pfund 8 Loth, Schuß in der Proße 91 Kugeln und 14 Kartåtschen, 3 Pferde. 6Pfünder, 16 Kal. lang , 564 Pfund schwer , die Kugel wiegt 5 Pfund 20 Loth, die Kartätſche 5 Pfund 21 Loth , Ladung 1 Pfund 24 Loth, Schuß in der Proße 53 Kug. 47 Kart., 5 Pferde. 12pfünder (neu) 14 Kal. lang, 800 Pfund schwer , die Kugel wiegt 8 Pfund 14 Loth , die Kartätſche 10 Pfund 3 Loth , Ladung 2 Pfd. 8 Loth, Schuß in der Proße 34 Kug. 20 Kart., 8 Pferde. 12Pfünder (alt) 16 Kal. lang , 1870 Pfund schwer , die Kugel wiegt 8 Pfund 14 Loth , die Kartätsche 10 Pfund 3 Loth , Ladung 2 Pfd. 8 Loth, Schuß in der Proße 70 Kug. 30 Kart., 8 Pferde. 24Pfünder 12 Kal. lang, 1457 Pfund schwer , die Kugel wiegt 17 Pfund 6 Loth, die Kartätsche 20 bis 25 Pfund , Ladung 2 Pfund, Schuß in der Proße 70 Kug. 30 Kart., 6 Pferde. 10pf. Haubiße 1045 Pfund schwer , die Kugel wiegt 21 Pfund 16 Loth, die Kartätsche 25 bis 28 Pfund , Ladung 2 Pfund, Schuß in der Proze 20 Kug. 30 Kart.
Erster Jahrgang.
II. Band.
13
192
10pf. Mörser 424 Pfund schwer , die Kugel wiegt 27 Pfund 6 Loth, Schuß in der Proze 40. 25pf. Mörjer 675 Pfund schwer, die Kugel wiegt 60 Pfund, Schuß in der Proße 50. 50pf. Mörser 1292 Pfund schwer , die Kugel wiegt 120 Pfur:" Schuß in der Proze 100. Die 12 und 24Pfünder hatten Hohlkugeln. Die Kartätschkugeln waren von Blei ; man unterschied 3 Sorten , eine Büchse war roth, eine schwarz , eine grau angestrichen. Bei den 24Pf. und 10pfd. Haubigen bediente man sich der Büchsen und Klemmkartätschen. Diese hatten keine Büchsen, die Kugeln lagen zwischen den Stäben, die in den Spiegel eingeſeßt waren. - In der Schlacht von Keſſelsz dorf werden Geschwindschüsse (s. 1730) gegen die Preußen anges wendet. - Vor Tournay wird das Revetement von Batterien , die 175 Toiſen abliegen, zerstört, Es fliegt ein Magazin durch eine Bombe auf. - Bei der französischen Armee ist ein Belagerungs train von 87 Kanonen, 45 Mörsern und 14 Steinmörſern. In Ath find 44 metallne und 12 eiserne Geschüße. Viele Bomben springen wegen schlechter Zünder im Rohr. - Um diese Zeit werden Ge wehre mit vier Laufen und Pfannen zum Umdrehn in Frankreich ges fertigt. - Bei der Marißschen in diesem Jahre eingeführten Bohrmas schine geht der Bohrer durch eine gezahnte Stange und cine Schraube ohne Ende vor. 1756.
Schuwalow erfindet die nach ihm benannten Geſchüße.
Die von Fern vorgeschlagene Pulverwalzmühle mit geraden Bahnen hatte vier Walzen von 60 Etnr. Die Bahnen waren 12′ lang und Um diese Zeit 4' breit ; fie gaben sehr viel und gutes Pulver. wird bei den Haustruppen in Frankreich an den Gewehren eine Pfanne zum Umdrehn eingeführt. 1757. Die Mauern der Stadt Gabel können nicht durch Feld; zwölfpfünder eingeschossen werden. - Bei den östreichischen Grenzs bataillonen find 1pfündige Geschüße. - Um diese Zeit erfindet der General Bernigsdorf in Gotha Ladestöcke, deren 3kantiges 15" langes spises Ende als Bajonett dienen soll. 1759. Belidor sprengt eine Mine ohne Verdämmung mit großer, Wirkung. Bei einem Armeekorps von 53000 Mann haben die
193 Destreicher 94 3Pfünder , 14 12Pfünder und 8 7pfündige Haubigen. Bei Dauns Korps sind bei 244 Geſchüßen 6 24Pfünder. An den östreichischen Mörsern dieser Zeit befindet sich eine erhabene Rich tungslinie über die ganze Länge des Geschüßes . 1760. Struensee giebt an , daß man vorgeschlagen , in den Stampfmühlen die einzelnen Stampfen durch Wände von einander 1
zu trennen. Seiner Erklärung nach enthält der Salpeter Luft , der Schwefel befreit sie und wird allen andern Körpern vorgezogen, weil
7.
des Feuers des Schwefels.
er sich am leichtesten entzündet ; die Kohlen verhindern das Verlöschen Ehrenswärd in Schweden konstruirt
um diese Zeit Mörser mit hohen Wandlaffetten und niedrigen Rådern, die er zum Rikoschettiren bestimmt. 1762. In Dänemark wird die Pulverfabrik von Frederikswarn Man konstruirt eben dort stabeiserne als Stampfmühle angelegt. Feldlaffetten mit eben solchen Rådern auf St. Germains Vorschlag, ganz wie die in St. Remy 1695 angegebenen , doch kann die Richts maschine (vertikale Schraube) wagerecht mittelst gezahnter Stange verschoben werden, um verschiedne lange Röhre einlegen zu können. In Schweidnis fliegt ein Pulvermagazin , durch eine Bombe ge g troffen, auf. - In Schlesien formt man Kugeln mit meſſingenen Modellen.
1763. In Aſow fliegt ein Pulvermagazin auf (durch eine Bombe getroffen , zertrümmert 100 Häuſer) . — Die Ruſſen finden dort 137 bronzene , 26 eiserne türkische Kanonen. - In Frankreich CI wird der Flintenlauf auf 42" Länge festgestellt. - Es kommt ein Schlosser
Krause nach Breslau , der sich erbietet , maſſiv gegoſſene Geſchüße zu bohren; man giebt ihm zwei 12Pfünder und 3 Haubißen, die Boh 10 rung wird schief, er entweicht. 1765.
Das Bewegen der Geschüße durch Menschen wird in der
französischen Artillerie eingeführt. Da man sich beim Umdrehen der Pfannen (s. 1756) oft die Finger verleßt, werden Pfannen vorges schlagen, deren Stahl mittelst eines Charniers zurückgelegt werden kann; sie werden nicht eingeführt. 1766. Hyder Ali feßt die Rakettiſten auf Kameele. 1769. Die Türken bedienen sich der Ladeschaufel und schießen. noch häufig 12pfündige Kugeln mit Schaaffellen bewickelt, aus 24 .
194 Pfündern. Die Büffel werden an ein an der Proße befestigtes Seil gespannt. Sie haben bei Bender 80 schwere , 200 leichte und 120 Kameelkanonen. Man hat um diese Zeit Flinten , auf die ein Hirschfänger aufgesteckt werden kann. Die Standbüchsen haben
Stechschläffer. 1771. Bei den Schießversuchen in Lafere ergiebt sich, daß eine Kanonenkugel nach beiden Seiten abweichen kann. 1774.
Die in diesem Jahre eingeführten cylindrischen Ladestöcke,
die das Umdrehn ersparen sollen , werden später (?) durch Huttenius in Hessen so verändert, daß sie an beiden Enden konisch und übrigens dünn ſind. 1775. Die Türken kennen noch keine Haubiße.
Die Geſchüße
auf den Dardanellen - Schlössern sind von Bronze ohne Schildzapfen, und liegen in ausgehöhlten Baumstämmen. Tott bringt die Türken so weit, daß sie 15mal in der Minute schießen , er lehrt sie Bomben werfen und mit glühenden Kugeln schießen. Sie wollen sich des Wifchers nicht bedienen, weil er mit Schweinsborsten beseßt ist, und nur die Erinnerung daran , daß die Pinsel , womit die Moscheen gemalt wurden, auch von Schweinsborsten gemacht gewesen , kann sie dazu bestimmen. Er verbessert die Bronze- Gießereien , die früher Defen mit Blasebalgen hatten, worin das Metall erstarrte ; die Türken kön nen keinen Zünder schlagen. Tott schießt mit dem Geſchüß, das unter Amurath gegoſſen (f. 1442) , es besteht aus zwei Stücken und iſt hinten an einen Felsen angelehnt. Er ladet die Kammer mit 330 Pulver , die marmorne 1200 Pfund schwere Kugel fliegt in drei Stücken über den Kanal hinweg, der ganze Hellespont schäumte. Die große Batterie enthält 18 metallene Kanonen mit cylindrischen Kam: mern, ſie ſind 10′ lang , haben 22″ Kaliber , fie liegen auf Steinbet tungen unter Kasematten. Der Riese , das größte Geschüß , hat 28“ Kaliber. In Frankreich wird beſtimmt, daß Eiſenkugeln, die beim Gusse zu klein gerathen, durch Glühn vergrößert werden dürfen , doch Die Bohrmas darf das Glühn nur zweimal wiederholt werden. schine der Gießerei in Breslau , die bisher von Menschen bewegt worden , wird nun als senkrechte Maschine mit drehendem Geſchüß und, Roßwerk zum richtet.
Ausbohren
massiv gegossener
Röhre
einge
195 1778. In Oestreich werden 2000 Scharfschüßen mit Doppel büchsen bewaffnet, die beim Feuern auf einen an einer Seite anges brachten Haken aufgelegt werden . 1779. Montalembert baut ein hölzernes Fort auf der Insel Air.
Es geschehn 100 36pfündige Schuß daraus , ohne es zu erschüttern. -Um diese Zeit schlägt Lascen in der östreichischen Armee Bajonetts. ladestöcke vor. Die dstreichische Artillerie Reserve besteht außer dem Bataillonsgeschüß aus 150 3pfündern, 100 6Pfändern, 80 12Pfúndern, 64 7pfúndige Haubigen, 48 6pfündige Kanonen und 16 7pfündige Haubißen (Kavallerie‹Geſchüß). In Breslau wird ein Pulvermagazin mit einem Bligableiter versehn . Am 4. Dezember desselben Jahres schlägt ein Bliz, ohne Schaden zu thun, daran herunter. gazin.
Es lagen 2000 Centner Pulver im Ma
1780. In Gibraltar bringt man an die Pechfaschinen Kästchen mit Mordschlägen an ; die Kasten find 3' lang , haben 6 kurze Läufe, die Zündlöcher sind mit Schwefelfaden kommunizirt.
Die spanischen
Bomben haben Stücke geschmolznes Zeug. 24pfündige Kanonenkus geln dringen auf 2000 Schritt 7″ in von Sandsäcken gebaute Werke ein. Hoch über dem Boden treffende Bomben werfen die Stücke bis 7000 Schritt weit. --- In Sachsen werden Proßkaſten und viers råderige Munitionswagen statt Karren bei der Regiments " Artillerie eingeführt. In Destreich (auf der Simmeringer Heide) werden ausgedehnte Schießversuche zur Feststellung der noch in neuester Zeit geltenden Schußtafeln angestellt. Graf Lach verbessert die Artille rie in Spanien. Alle preußischen Pulvermazine werden mit Blis ableitern versehen. - Baumé giebt die erste Methode der chemischen Untersuchung des Pulvers an. Der Salpeter wird ausgelaugt, abges dampft und gewogen. Den Schwefel trennt man durch Verbrennen von der Kohle, die übrigbleibende wird gewogen und 1, vom Ge wichte abgezogen, weil die Kohle so viel Schwefel zurückhält.
196 1781. In
Gibraltar werden verschoffen 6843 Kugeln , 3163
Bomben, 756 Trauben , 274 Kartätschen ; vom Feinde 45062 Kanos nenkugeln, 9165 Bomben. Man läßt die Kanonenkugeln in der Fes stung beobachten, und weicht ihnen aus. Die Bronzegeschüße werden stark angegriffen und müssen oft durch neue erseßt werden. Die größten 212 Pfund schweren Bomben rollen vom bombenfeſten Pul vermagazine herab , selbst wo diese nicht mit Erde bedeckt sind. Bon 68000 Bomben wurden nur drei Mann getödtet. -- Romberg findet bei größeren Versuchen in Hannover beim Infanterie-Gewehr keinen Unterschied in der Wirkung bei verschiedener Stellung des Zündlochs. Die Wiener Gießerei hört auf, Privatunternehmen zu ſein. - In Ebergassing ist eine horizontale Bohrmaschine für diese Gießerei . Regnier erfindet ſtatt der Sicherheitspfannen zum Umdrehn walzen artige Pfannen, wo ein Cylinder in einem andern feststehenden , oben offnen gedreht wird. Der innere hat eine Vertiefung , in welche das Zündpulver kommt; wenn nicht geschossen werden soll, dreht man 晨 1 diese Vertiefung mit dem Pulver nach unten . 1782. Vor Anwendung der glühenden Kugeln gegen die ſchwim; menden Batterien von Gibraltar beschoß man sie mit Hohlkugeln aus Kanonen , die Wirkung war gering. Von glühenden Kugeln hatte man bis dahin wenig in England gehalten. — Es fliegt in Gibral tar ein Magazin mit 97 Centnern Pulver durch eine: hineinrollende - Man hat Gewehre, deren Lauf beim Laden über dem Bombe auf. Kugellager abgeschraubt wird. 1783. In Destreich werden mit Beibchaltung der früheren Feld kaliber noch 48Pfänder als Feldgeschüß eingeführt. Schweden gießt eisernes Geschüß für Portugal, Neapel und Holland. 1785. Jn Straßburg springen beim Bronzekanonen und tödten 3 Artilleristen.
Probeschießen.. mehrere In Turin springt ein
Bronzegeschüß. — Man hat in Preußen beim 10pfündigen Mörser außer den eisernén 24 Pfund schweren Bomben metallene, die 14 Pfund wiegen. Bei Vergleichs 2 Versuchen mit Mörsern cylindrischer und konischer Kammer bei Berlin geben erstere bei kleinen Ladungen bedeutend größere Wurfweiten als die koniſchen. 1786. Man fertigt in Frankreich die ersten Perkussionszündun gen mit chlorfaurem Kali. In Frankreich wird verboten , die Höfe
197 um die Pulvermagazine als Gårten oder Weiden zu benußen ; der Boden wird ringsum mit Ziegelstücken und Kies beſchüttet. 1787. Bei Utrecht reißt ein 50pfündiger Bronzemörser von eini gen starken Ladungen rund um die Kammer auf. 1788.
Die östreichische Armee führt zum erstenmale 18pfündige
Feldbatterien.
Sie führt cylindrische Ladestücke ein.
Im türkischen
Feldzuge wurden 6 eiferne Geſchüße auf einen verlornen Poſten`ge ſtellt. - Die Türken führen Doppelhaken auf Laffeten . - Um diese Zeit erfindet Ferguſſon ein Gewehr zum Laden von hinten ; eine Schraube, die halb geöffnet wird, läßt erst die Kugel, dann das Puls ver ein, beim Zudrehn wirft sie das überflüssige Pulver heraus. Mit dieser Vorrichtung versehene Büchsen heißen Geschwinds Stußen. 1789.
In Belgrad nehmen die Oestreicher 351 Kanonen vom
Kaliber von 1 bis 178 Pfund, 34 Mörser von 10 bis 135 Pfund Ka liber. In Preußen wird mit blöthigen bis 1 Pfund schweren Kars tätschkugeln aus 10pfündigen Mörsern geworfen ; sie gehn bei 45 ° Las dung, die erste Kugel bis, 750 Schritt, die Längenausbreitung bis 200 Schritt. 1790. Die Türken stellen1 Versuche mit 3Pfündern, die je 2 auf Kameelen getragen werden , an. Die Russen nehmen ihnen in Isakcsi 80 Kanonen, 10 Mörser, 1000 Bomben, 10000 Handgranaten, 20000 Kugeln , 1000 Raketen , 1000 Kartåtschen , 100 Steinkugeln, 300 Fässer Pulver, 20000 Flintenkugeln ; in Ismael 265 Kanonen. Den französischen Bronzegießereien werden Officiere als Inspicienten zugetheilt. Es glückt in Frankreich, eine gute ternåre Lagirung darzus stellen (Kupfer, Zinn und Eisen). 1792.
Die preußische Armee in Frankreich hat 8 6pfündige Fußs
Batterien zu 2 Kanonen, 2 Haubigen, 3 reitende zu 8 Kanonen, 2 Haubigen, 1 12Pfünder zu 6. Kanonen , 2 Haubigen, 2 10pfündige Mörserbatterien zu 8 Mörsern, 18 6 und 6 3pfündige Bataillonss Kanonen. Bei Valmy sprengt eine Granate 2 französische Munis tionswagen, was große Verwirrung unter den Franzosen veranlaßt. Das Feuer von beiden Artillerien von Morgens 9 Uhr bis Abends tödtete etwa 500 Mann. Bei Verdün werden Rielkesche Brandkugeln geschoffen. — Es sollen in diesem Jahre in Norddeutſchland (?) Versuche mit der Blocklaffete angestellt worden sein. —
Die Tyroler
198 wenden Windbüchsen zu 20 Kugeln mit einer Füllung an , wovon die ersten 10 auf 300 Schritt ein 1zölliges Tannenbrett durchbohren. -In Frankreich wird von Jean Javelle eine Abdrehmaschine für Gewehrläufe erfunden, der stehende Support verschiebt sich durch eine Leitspindel. Die Fazetten werden nach dem Abdrehn mittelst Feilrås der hergestellt. 1790. Bei Mainz trifft eine preußische 24pfündige Kugel in ein franzöfifches geladenes Geſchüß , dies entladet sich von selbst.
Die
beiden Kugeln feßen vier Pulverkaften hinter der preußischen Batterie in Brand. Das Laboratorium fliegt während der Belagerung auf. Vor der Festung waren 145 Kanonen (24 , 12; und 6Pfdr.), 65 Mdrfer, 13 Haubigen. — Die Einwohner von Lozère gewinnen gegen die Nepublikaner ein Gefecht, wobei ſie ſich hölzerner Kanonen mit eiser? nen Ringen bedienen.— In Irland - organiſirt man eine Batterie, die Kastenproßen und Gabeln ſtatt der bisher üblichen Stangendeichſeln hat, woraus später die Blocklaffete hervorgeht.
Man machte viele
Vorschläge zur Verbesserung der sehr schlechten Laffetirung. Dret Pferde hatten einen Fahrer. In England wird reitende Artilleric eingeführt, man giebt ihnen 3 Haubigen.
und 6Pfänder und 54öllige leichte
1794. Zwei englische Kriegsschiffe befchießen einen Martellothurm in Korsika 24 Stunde, ohne ihn zu beschädigen.
Sie litten dagegen
viel von den glühenden Kugeln von 2-16Pfündern.— Beim Bombar: dement von Sluis reißen 4 Bronze: 12pfünder , 1792 im Haag ges goffen, mit der gewöhnlichen Ladung in Zapfen , und Bodenstück auf, so daß der Rauch herauskam. Nach einer allgemeinen Berechnung traf in den Schlachten dieser Zeit robo der abgeschossenen -Flintens kugeln. - Vor Landrech geschehen in 3 Tagen 9620 Kanonenschüſſe - In St. und 4027 Mörferwürfe aus 46 Kanonen und 18 Mörfern. — Omer werden Versuche mit bedeckten gezimmerten Geſchüßſtånden gez macht, die sehr günstige Resultate geben. 1795. Monge giebt zuerst eine Maschine zum Abdrehen der Schildzapfen an ; ſie wurden bis dahin nur befeilt ; es ist eine Kluppe mit einem Speichenrade, mit der Hand zu bewegen ; sie befindet sich auf einer Schraubenspindel, und geht beim Drehen von selbst vor. Er beschreibt neue Bohrmaschinen, die von Chaillot, von einer Dampfs
199 maschine getrieben, wo der Bohrer durch eine Getriebſtange vorges schoben wird, in dieses greift ein großes Rad, von dem sich ein über einen Balanzier gehendes Gewicht abzuwickeln strebt ; ferner die von Couvin, wo der Bohrer durch einen Wagen geschoben wird, den zwei um eine horizontale Welle sich wickelnde Ketten nach sich ziehn. — In einem Seegefecht trifft eine englische 27pfündige Kugel in eine frans zöſiſche 24pfündige Kanone und dringt bis 10 " vom Boden in die Seele. Vor Mannheim wird ein 12Pfünder in die Mündung getrofs fen, er springt der Länge nach in 2 Stücke und erschlägt 1 Kapitain, 5Kanoniere. - Es werden in Bremen englische Geschüße ausgerüstet, die, wie es scheint, schon Blocklaffeten hatten. —
Bei Fontarabie
wird eine lange Courtine durch eine Mine blos um einige Fuße auf gehoben, ohne. fie umzustürzen.
In Mannheim fliegt während der
Belagerung ein von einer Bombe getroffenes Pulvermagazin in der Courtine auf und macht eine Bresche. Es springen in einer Res doute vor Mannheim 2 in Paris gegossene Bronze Mörser (1238llige) " und - tödten 8. Mann. Die Oestreicher finden 383 Geſchüße , 300 Feuergewehre. Es waren 21100 Schüſſe von Seiten der Belagerer geschehen. 1797. Marescot stellt in Mainz Versuche mit Spiegelgranaten an, die in Körbe gefüllt sind ; er findet, daß der Hebespiegel nicht: durchbohrt zu ſein braucht. Eine der Granaten wird von der Spreng ladung nicht gesprengt, ſondern, nachdem sie schon auf. 80 Loiſen weit niedergeschlagen, bis 20 Toiſen hinter den Mörser zurückgeschleudert. -In Frankreich gießt man sehr kurze, fast cylindrische Karronaden in Bronze. - Es springen in Douan 4Pfünder, die aus Glocken und alten Kanonen gegoſſen, bei der Probe. En 1798.
Chapman glaubt mathematisch beweisen zu können, daß,
um gleiche Anfangsgeschwindigkeiten zu erhalten, man bei kugelförmig schließenden Scelen nur so viel Pulver brauche als bei cylindrisch geschlossenen. -- In Schweden werden sehr viel kleine eiserne Geschüße: bis zu einlöthigem Kaliber hinab, gegossen. Die englische reitende: Artillerie erhält. per Batterie 2 3 oder 6pfünd. Kan., dazu 2 12Pfdr. und 2. 5½zöllige Haubigen. — In Venedig findet man 6000 Geſchüße. 1799. Daubach erfindet eine zehnfache Kanone (1pfündiges Kas liber), alle Läufe werden mit Einem Schlösse abgefeuert, sie sind nur
200 zu Kartatschen bestimmt. Boreur schlägt vor , kleine. Granate mit eine Linie dicken Wänden aus Flinten zu schießen und Munitions> Wagen damit zu sprengen . - Der Oberst Halloway ſchießt mit dem Gefchüß, woraus Tott gefchoffen, unter gleichen Umständen, die Kus gel geht wieder über den Kanal und erschlägt eine Familie von 3 Personen. Die Türken, die bis dahin ihr Pulver aus der Fremde geholt, legen eine Pulvermühle in Constantinopel an ; fie versuchen von Neuem das Schießen mit glühenden Kugeln. Die Oestreicher finden in Ancona 585 Gefchüße, 322 Centner Pulver, 80000 Patros nen, 3000 Kartuschen . — Eblé ſchlägt eine ſtabeiſerne Walllaffete vor, so wie ein Geschüß, das aufgeproßt schießt (Modelle im Pariser Mus feum). Aus derselben . Zeit sind eben da einige stabeiserne Blockfelds taffeten; an der einen kann das Geleise verändert werden.
Ferner ein
Wagen von Eblé, auf dem ein Ofen zum Glühen der Kugeln. 1800. Marescot persucht Minen zu sprengen, bei denen sich über der Pulverladung ein leerer Raum befindet ; der Trichter wird etwas größer ; vergrößert man den leeren Raum über eine gewisse . Grenze, so wird der Trichter kleiner. Er will auch beim 24Pfünder, gefunden haben, daß ein leerer Raum über der Pulverladung die Stärke des Schuffes etwas vermehre. Nothard in Preußen erfindet ein Ge wehr mit geringerem Spielraum, Ausschnitt am Kaliber, 6 " kürzeren Lauf; es hat einen Regendeckel; bei 3 Salven mit 300 Gewehren vers fagen 4 Schuß. - Eton findet in den Dardanellen Schlössern Ges schüße 22 ' lang und von 28 Kaliber, ſie liegen au nivean mit dem Wasserspiegel ohne Laffete apf der Erde, hinten gegen eine Mauer ges ſtüßt, und können nicht feitwärts gerichtet werden. → Die heffiſche Artillerie hat eine der heutigen preußischen analoge Auffahstange, die durch das Bodenstück geht.vtom 1801. Es werden von Monze Minen ohne Verdämmung (siehe 1759) versucht; er findet, daß wenn man die Ladung um 2}mal vers mehrt, man ohne Nachtheil die Verdämmung weglaſſen kann. ----- Es wird in England angeordnet, daß, um die Geschüßfeelen zu schonen, verschieden lange Kugelspiegel gebraucht werden sollen.:
.
1802. In England werden statt der Munitionswägen zweirådrige Karren eingeführt, und diese so wie auch die Proge so eingerichtet, daß die Mannschaft darauf fahren kann. Man kann die Pferde zu
201 einem und zu zweien spannen.
Es wird die Verpackung mit losen
Kugeln eingeführt so wie das Einhüllen der Kartuschen in Papier. 1803. In Strasburg wird ein Versuch über die Ladungen anges ſtellt. Man thut aus 6Pfündern mit 3 ° 100 Schuß mit 4, 100 mit }, und 100 mit 4. kugelschwerer Ladung, die mittlere Schußweite war genau dieselbe (J. des sciences militaires, 1835, Mai). - Henry A Smith schlägt kupferne Pulvertonnen vor. Sie haben Handgriffe, damit sie zugereicht werden und nicht gerollt zu werden brauchen. 1804. Person schlägt eine fahrbare Pulvermühle vor, Stampfen, wo die Welle durch einen Hebel mit einem Roßwerke in Bewegung gesezt wird. 1805.
Auf der französischen Fregatte le Redoutable springen
bei Trafalgar zwei eiserne Geschüße.- Ruſſel stellt in Jersey Versuche über die Geschwindigkeit des Schießens mit engliſchen Gewehren an ; man kann 3mal in der Minute schießen. -- Bei 2 französischen Gewehren schwächt man die Metallstärke am Pulversack um 1 " , sie halten 600 Schuß unverändert ; dann schwächt man sie noch um " sie halten wieder 100 Schuß. Man verdoppelt nun die Pulverladung, ein Lauf reißt nach 13 Schüſſen auf, ein anderer thut noch 100 Schuß. Dann geschahen noch 25 Schuß mit dreifacher Ladung. Ein Lauf war nach 15 Schuß (in 8 Minuten) 40 ° R. , nach 44 Schuß (15 Minuten) 64º R. haiß.— Bei Berlin geben 10pfündige Mörfer mit cylindriſchen Kammern bei kleinen Ladungen größere Wurfweiten als die mit konis schen, doch verschwindet der Unterschied mehr und mehr, je mehr sich die Ladung der kammervollen nähert. - In Schweden wird das Abdrehn der eisernen Geſchüße eingeführt. 1806. Die Destreicher schaffen die selbst aufschüttenden Zündlöcher beim Gewehr ab. 1807. Constantinopel wird mit 917 Kanonen und 196 Mörsern armirt. -- Bei Danzig trifft eine franzöfifche 12pfündige Kugel in ein preußisches Geschüß, was Feuer giebt , beide Kugeln kommen zurück. Man versucht in Meß beim Bronzeguß Sandförmerei. Die Ges schüße fielen äußerlich sehr schwammig und voll Gruben aus. 1808. In Strasburg sind 58 metallène, 1975 eiserne Geſchüße, Regnier giebt ein Instrument an, womit man die Kraft der Schlags und der Pfanndeckelfeder messen kann, es bewährt sich nicht.
202 1809. lavera. auf. --
Die Schrapnel - Granaten zeigen große Wirkung bei Ta In Gerona fliegt während der Belagerung ein Pulverthurm Die 1802 in England eingeführten Munitionskarren warfen
leicht um, verdarben die Pferde und ermüdeten die aufgefeffene Manns schaft sehr. Millar schlägt deshalb den neuen Munitionswagen vor, der Wagen führt für den Kartätschen er wiegt Kgl., leichte, schwere, Schrapnel, Kartuschen,Brandkgl.; Ctr. 12 8 3erlet 26 1 62 5 9Pfdr. 10 20 3erlei 6; 100 10 27
51" schwere Haubig. # 51" leichte
Gran. 42 4 46 6
8
8 8
3erlei
4
27
3erlei
4
27
Millar führt ferner Eine Art Buchsen und Råder und eine neue 5,5" schwere und eine eben solche leichte Haubige statt der bisherigen 翡 24 und 12pfündigen ein , fie find länger und haben einen geringeren Spielraum. Schill läßt mehrere Flintenläufe auf einen 2rådrigen Karren befestigen, so daß sie mit einer hölzernen Richtschraube ges richtet werden können, er will ſie ſtatt Artillerie anwenden. Die französische Armee hat 280 Feldgeschüße mit 743 Schuß, und 18 Millionen Flintenpatronen. Die Dänen führen um diese Zeit lose Büchsen mit Bleikartats schen, die auf die Vollkugel gefeßt werden. 1810. In England wird eine gußeiſerne Laffete für den 18Pfüns der versucht ; sie hält bei starken Ladungen und hohen Elevationen, zerbricht aber nachher bei schwacher Ladung und niedriger Elevation. -Ein eiserner 18Pfünder bricht in einer eisernen Laffete den Zapfen ab, nachdem an diesem Tage schon 26 Schuß geschehn. - Bei dem fächſiſchen Artillerieſyſtem werden alle Friesen und Verzierungen am Geschüß weggelassen, um die Röhre möglichst leicht zu machen. Die Kanonen erhalten 18 Kaliber, die Haubigen 7 Kaliber Länge. Spiels raum ist bei den Kanonen 0,12 “ , bei den Haubißen Kaliber. In Portugal werden französische Bestände zerstört, das Blei geschmol zen und ins Wasser gegossen, die Taue betheert und verbrannt. Die Wagen müssen, um fortzubrennen, auseinander genommen und aufs gestapelt werden. · Die Schildzapfen der türkischen Feldgeschüße lies
203 gen noch in Gabeln, die Laffeten sind von fast unbehauenem Eichens holz, die Achsen von Eisen, die Råder undurchbrochene Scheiben. Man hat eisernes und bronzenes Geschüß. - Carnot schlägt das Vers tikalfeuer aus Mörfern vor. Um diese Zeit wird durch Hellwig in Schweden eine Spfündige kurze Haubige mit 1 Kaliber langer Troms peten Mündung konstruirt , die Kammer schließt sich als Kegel mit stumpfer, sphärisch abgerunderter Spiße an den Flug an; sie hat 3 Ladungen, Elevationen von 3 bis 29 Grad. beim Gebrauch eingeseßt und tempirt. 1811.
Die Zünder werden erſt
Von 12 24Pfündern, 4 16pfündigen Kanonen, 2 8“ Haus
bigen und 2 10 " Fußmörfern (alles portugiesisches Bronzegeschüß) bleiben nach der ersten 'Belagerung von Badajoz nur noch 12 Kanos nen brauchbar. Es waren verschossen worden 14364 24pfündige Kus geln, 641 Kartåtschen , 1134 16pfündige Kugelu , 702 10 " Bomben, - Die franzöſiſchen Küraſſiere erhalten Gewehre, 2079 8" Granaten. mit Bayonnetten. 1812. In Lüttich werden 4455 Kilogram schwere Fußmårſer gez goffen mit kugelförmigem Bodenſtück. Die Kammer ist kurz, weit und birnförmig , ihr Rand abgekantet , ſie faßt 35 Pfund Pulver. Das Kaliber ist 12,44, Spielraum 0,32, die Bombe wiegt mit Sand ges füllt 171 Pfund. Die größte Wurfweite ist 5454 Schritt mit etwa 180 Sciten Abweichung. — In Danzig wurden auf Guidonnets Vor: fchlag dem Rahmen der Rahmlaffete 4 linsenförmige Räder zur leichs teren Richtung gegeben. Die englische reitende Artillerie nimmt wieder nur 3 und 6Pfünder (f. 1798) aber schwere 54" Haubigen ins Feld. ――― Napoleon versucht mit 36 12Pfündern Bresche in die Mauer von Smolensk zu legen. Die Wirkung ist sehr gering , es werden 1500 Kartätſchen , 1826 51" Granaten und 1268 3pfündige Kugeln verbraucht, leßtere werden aus 24Pfändern geschoffen. Die Franzosen sprengen auf dem Rückzuge aus Rußland viele Bronzes Geschüße, indem sie 4 oder 5 Kartuschen einsehen. 1813. Bei Lüßen werden in der französischen Infanterie eine eine große Zahl des 1ften Gliedes vom 3ten erschossen , nach dem Journal belge der überhaupt Gebliebenen. Bei der östreichischen Artillerie sind 2 Feldbatterien, jede zu 4 18pfündige Kanonen und 2 10pfündige Haubigen.- Peyrimhof schlägt,Walllaffeten mit excentris
204 schen Rådern vor, die an der Achse befestigt find, dieſe iſt drehbar. In Paris ist ein Modell einer Walllaffete von Canolle aus diesem Jahr, womit das Rohr über die Brustwehr gehoben werden kann (?) . Neigre konstruirt einen neuen Munitionswagen an der Stelle des Gri beauvalschen, der zu unbehülflich befunden. — Man will in Valla, dolid Wagen verbrennen, da man sie unzerlegt läßt, brennen sie nicht fort. - In Italien werden am Comer See gegossene eiserne 6Pfúns der versucht, französische . (gleicher Konstruktion) damit verglichen, springen bei 6 Pfund Pulver 3 Kugeln 4 Vorschläge. Die italieniz schen halten diese Ladung aus. - Die englische reitende Artillerie erhält 9Pfünder. G Da das Blei ausgegangen, schießen die Franzos fen in der Belagerung von Dresden mit Zinnkugeln. Es werden ebenda mehrere 1733 in Schweden gegoffene eiserne Geschüße , die fast immer der Witterung ausgefeßt gewesen und sogar einige Zeit vergraben, angewendet, man thut mit einigen über 200 Schuß ohne Schaden. Man versucht in Douan die Methode, Bronzegeschüße durch mehrere Ladungen zu sprengen (f. 1812) , und findet sie bes währt. Die Bedienung der schwedischen Hellwigschen Feld-Haus bigen (f. 1810) geht so langsam und die Treff-Fähigkeit ist so gering, daß man sie abschafft und die Cardellschen, ebenfalls kurzen , einges führt. 1814. Bei der Vertheidigung des Forts Bawyer in Luisiana springt von 14 eisernen Geschüßen eins. - d'Obenheim schlägt die graphische Darstellung der Wurftafeln vor. - In Danzig findet man 506 Geschüße, 30000 Gewehre, 265000 Kugeln , 3000 Centner Pulver. Vor Maubeuge zündet eine Granate ein Magazin mit 140 Bomben in einer Belagerungsbatterie. 1815.
Die Engländer thun bei Waterloo 9467 Kanonen- und
987000 Flintenschüsse ; sie haben zum erstenmale eine Haubisbatterie. Ein Dorf in Frankreich kann mit 116 , die Stadt Sens mit 347 7; pfündigen Granaten nicht in Brand gesteckt werden. - Bei einer Schießübung stürzt eine Kanone durch Zerbrechen einer Achspfanne durch den Schuß zuſammen, die Kugel trifft dennoch die Scheibe. Munition, ein Jahr lang transportirt, * gab viel kürzere Schußweiten als neue, bei Haubigen mußte stärkere Ladung genommen werden. Ein ' französisches Bataillon nimmt die gezogenen Büchsen an. -
205 Die englischen Raketen thun in Louiſiana keinen Schaden. Die Ames rikaner , denen sie etwas Neues waren , gewöhnen sich bald daran. Im ganzen Feldzuge werden 10 Mann dadurch verwundet und zwei Munitionswagen in die Luft gesprengt. Die Oestreicher sprengen die Festungswerke von Alexandria und bedienen sich dabei zum Theil der unverdammten Minen mit großem Vortheil. In Rußland follen Versuche mit eisernen eliptischen Flintenkugeln angestellt wors den sein, sie schoffen gut, die Läufe litten aber stark. 1816. An dem neuen französischen Gewehrmodell behält man
den Lauf von 42 " Länge von 1763 bei, nimmt aber das konische Zünds loch statt des cylindriſchen, und ſtellt es 18 ° gegen die Rohrwand, der Spielraum wird auf 8 Punkte festgefeßt ; es wiegt mit Bayonnet 9 1 Pfund 7 Unze. Die Wälle von Algier sind mit 1200 Geschüßen beseßt. Die englischen Raketen zünden in der Stadt. — In Ruß land werden die ersten Versuche mit Eisenbronze ausgeführt. 1817. Das neupreußische Gewehr übertrifft an Trefffähigkeit das altpreußische um nothhardsche - 12 französische TO englische TO schwedische dstreichische
!
+
} Die 9Pfûnder und 5½“ Haubißen des englischen Contingents der Occupations Armee in Frankreich sind mit 8 Pferden bespannt.
Es gelingt in Frankreich, 1 Procent Eisen in Bronze zu bringen, ins dem man es als Weißblech zuſeßt. 1818. Congrève erfindet einen Aufsatz für Seegeschüß , der aus einem an zwei Punkten am Rohre befestigten Lineale besteht, das sich beim Aufheben in verschiedene Winkel gegen das Rohr stellt. Die Bisiröffnung ist kreisförmig, und dient bei bekannten Objekten (den Schiffsscharten) als Distanzmesser. Jacquet erfindet eine neue Mas schine zum Ziehen der Büchsenläufe ; der Lauf wird auf einem Wagen vor und zurückbewegt und dreht sich dabei langsam um, indem die Hülſe, in der er fest liegt, einen ſpiralförmigen Einſchnitt hat, in wels cher sich ein am Gestell feststehender Zahn verschiebt. Die Schneide steht fest.
206 1819. Die fächsische Proße führt beim 12pfånder 12 ', beim 6Pfunder 18, bei der Haubiße 14 Schuß , die Wagen für Kanonen 110 Kugeln 40 Kartätschschuß, bei der Haubige 50 Granaten 20 Kars tätſchen, 2 Brandkugeln .
Das Festungsgeschüß (18 ; und 24Pfünder) iſt theilweise von Eiſen, das Belagerungsgeschüß ganz von Bronze. Die Mörser find 24, 32, 48 und 96pfündig (Steingewicht). Um diese
Zeit konstruirt Cardell in Schweden Mörser , deren Flug mit einem verkürzten Radius gerundet ist, damit die Bomben beim Einlegen keis nen Spielraum haben. - In Douan schafft man das Abschneiden des verlorenen Kopfes mit der Handſåge ab, und führt dafür das Abschneiden auf der Bohrmaschine ein, und erspart jährlich 1300 Frans ken. Bei der in Wien angelegten Reichenbachschen Bohrmaschine wird der Bohrer durch ein Stück vorgeführt, das durch zwei sich zus gleich drehende mit Schraubengewinden versehene Leitſpindeln bewegt wird. Die Schneiden zum Abdrehen der Schildzapfen ſind in einem an der Wasserrad-Welle befestigten Kopfe, die Kanone wird durch eine Schraube vorgerückt.— In Woolwich werden Versuche zur Feststellung der Lången der Schrapnelzünder und zugehörigen Elevation ausgeführt ; die Elevationen bilden die Basis , die Zünderlången sind danach ges regelt. 1820.
Ein Engländer in Paris ſchlägt vor, ausgeschoffene Ge-
ſchüße weiter auszubohren, zu erhißen und einen hohlen Cylinder einzuſchieben ; es wird nicht verſucht. — In der französischen Marine werden Kupferkasten statt Tonnen zur Aufbewahrung des Pulvers eingeführt; in den Tonnen war jährlich des Pulverbestandes vers dorben. - An den französischen Marinegeschüßen werden Perkussions schlösser statt Feuersteinschlösser eingeführt. In Dänemark hat die 12pfündige Batterie 8 12pfündige Kanonen , 4 3pfündige Haubißen, 4 1pfündige Kanonen als Flankeurs , eine 6pfündigeB., 8 6pfündige K., 2 20pfündige Haubißen ; eine 3pfündige Batterie , 8 3pfündige, 2 10pfündige Kanonen. Die Kanonen haben 20, die Haubißen 54 KaliLange. Der natürliche Erhöhungswinkel der Kanonen ist 1 °. Die Richtmaschine ist beim 6Pfünder eine senkrechte Schraube, beim 3Pfúnder eine gezahnte Stange , bei den 12Pfündern und Haubißen ein Keil mit Schraube ohne Ende , in Festungen ein loser Keil. Die Festungs-Artillerie beſteht aus 18- und 24Pfündern.
Man stellt dort Ver:
207 Versuche mit Schrapnelgranaten an, die ungünstige Resultate geben. - Die Perser haben pfündiges Geschüß auf Kameelen. Ihre Puk vermühlen haben marmorne Gebäude und find mit Erde umgeben, fie trocknen an der Sonne. In der Fabrik von Casbin machen 150 Arbeiter täglich 600 Pfund. Ihr Mischungsverhältniß ist.6 Salpeter : 1 Schwefel : 1 Kohle. 1821. In Dänemark werden bei den Jägern Versuche mit Pers kussionszündung, und zwar mit Pillen angestellt ; sie bewähren sich nicht. Der Schlagstift ist schwer zur unveränderlichen Stellung zu bringen. und brennt leicht aus. Die Pillen kleben aneinander. 1822.
Bukle erfindet eine Drehbank zum Ausschneiden der Ges
wehrschäfte. nach eingespanntem Modell. 1823.
Vor St. Sebastian entzündet sich ein Grapen mit ges
schmolzenem Zeug über dem Feuer, explodirt und ' thut großen Schas den. Die Franzosen tauschen 87000 Geschosse gegen altes ſpaniſches Bronze ein, weil sie dies für beſſer halten als das ihrige. Man schießt in Schweden aus einem Hellwigschen Geſchüß , ehe es die Trompetenmündung erhält, dann giebt man ihm dieſe; es verliert an Schußweite, die Trefffähigkeit nimmt aber zu. Man sezt für die Cardellsche Haubige 4 Ladungen und Eine Zünderlänge fest. - Im Bes lagerungspark der französischen Armee in Spanien sind mehrere schon schlechte Geschüßröhre, man beſchließt Kugelspiegel dabei anzuwenden (nach den Erfahrungen von 1820 und 1821 in Lafère). — In Bayonne werden in 13 Tagen 45 Belagerungslaffeten durch Detaschements zweier Handwerks-Kompagnien gefertigt. Es wird eine Berg-Artille rie aufMaulthieren organisirt, die bald . unterliegt, weil die Maulthiere nicht gehörig gepflegt werden . - Man nimmt eine Kompagnie Büchsenmacher mit, die später dazu verwendet werden, die Gewehre vom Modell 1816 auf das von 1822 umzuarbeiten. Es sind vor Pam: pelona 126 Geschüße mit 800 Schuß p. G. und 30 Wallbüchsen mit 500 Schuß.
Ein Bliß schlägt 24 Meter vom Pulvervorrath ein.
Man versucht auf 600 Meter Bresche zu legen, erhält aber, obwohl die 24Pfänder mit 10 und 11 Pfund Ladung schießen, sehr geringe Wirkung.
In einer Batterie fliegt das Pulvermagazin durch eine
springende Granate auf. Als die Kanonen-Batterien organiſirt ſind, werden die gemauerten Scharten der Festung in 42 Stunden zertrüm. 14 Erster Jahrgang. II. Band.
208
mert. -
Die Pairhanssche 8 “ Kanone schießt bei 17 Pfund ·· 22
Loth Ladung, und 374 ° die Hohlkugel 2090 Klafter, eine 80 Pfund schwere Bollkugel mit 17 ° 1930, 2 Hohlkugeln 920. 1824. Rocheline schlägt eine Maschine vor , um die Bronzeges schüße innerlich auszuhẩmmern, die französischen Gießereien halten fie — Die franzöſiſche Marine führt ´für alle Linien für unbrauchbar. schiffe und Fregatten 1ften Ranges das 30pfündige Kaliber ausschließ lich ein, es giebt eine 30pfündige Carronade, und eine kurze, eine Es wird darüber geklagt , daß bei den lange 30pfündige Kanone. gezogenen Büchsen Perkuſſionszündung größere Unsicherheit des Trefs fens gebe. - Die Engländer bedienen sich im Birmanenkriege mit Vors theil der Schrapnels . - Die Birmanen haben meiſt Luntengewehre und Drehbaſſen für 14 bis 1pfündige Kugeln , die aber fast immer nur Kartätschen schießen. 1825. Versuche in Holland mit hölzernen Schlagröhren, die mit Zündhütchen versehen sind. Man schafft die kurze Haubige ab, und führt eine 10 Kaliber lange mit Kammer ein. - In England wird die Toleranz für die Größe der Geſchofſe und des Spielraums festgestellt. Die erstere ist für große Kugeln 0,013 Durchmeſſer, bei den kleineren 0,01. Der Spielraum hat im Allgemeinen die doppelte Toleranz, Die schwedische Pulverfabrik in bei den Carronaden weniger. Kloster giebt mit 128 Stampfen jährlich 1500 Ctr. grobes und 800 bis 1000 Ctr. feines Pulver. - Bei dem Vergleiche in Schweden zwis schen Hellwig und Cardells Kanonen zeigt sich, daß ein geringerer Spielraum größere Schußweiten giebt, daß aber eine dickere Beklei dung der Kugel nichts hilft. Die Trompetenmündung kann ohne Schaden weggeschnitten werden. Die Gestalt des Bodens hat keinen Einfluß auf die Wirkung der Kugel. - In England werden guß "eiſerne Laffeten eingefürt, die der 32pfündigen Geſchüße ist 25 - 19 die der 24pfündigen G - 11 bis 16 Etr. schwer. die der leichteren Man giebt ebenda den Patentschwanzschrauben der gezogenen Büchse eine feine Deffnung, um die Luft beim Laden leichter entwei In England verſucht man Zünder, die in der chen zu lassen. Mitte der Länge zwei gegenüberſtehende Vertiefungen haben, so daß
209 hier nur eine dünne Holzdecke über dem Sage bleibt , quer durch ist ein Loch gebohrt, das auf jeder Seite mit einer Mcffingplatte bedeckt ist, die durch einen durch den Zünder gehenden Messingdrath und zwei schwache Stiftchen von Blei gehalten werden . Wenn der Sat bis an den Drath gebrannt ist, verbrennt dieſer, und die Platten wer den nur noch von den Stiftchen gehalten ; sobald die Bombe aufs schlägt, geben diese nach, die Platten fallen ab, und das Feuer schlägt durch die Löcher durch. — Man erneuert in Pentance in England die Versuche mit Schrapnels (f . 1819) legt die regelmäßig mit den Schußweiten steigenden Zünderlängen zum Grunde, und regelt die Elevationen darnach. - Im Pariser Artillerie-Musenm ist ein Ges wehr von Nicollet aus diesem Jahre, wo der Pulversack zum Laden geöffnet wird, indem sich der Lauf um ein Charnier dreht. Aus dem ſelben Jahre ist ein Gewehr mit 12 Ladungen, die sich nach einander in den Lauf schieben. Der Hahn spannt sich jedesmal von selbst. Man thut die 12 Schuß in 36 Sekunden. 1826. In der Belagerung von Bhurtpore zeigt es sich, daß es 1 sehr schwer sei, in Erdwälle Bresche zu legen. - Man stellt in Schweden Versuche mit langen Haubißen nach engliſchem Modell an, und erhält ſehr günstige Reſultate. — In Esquerdes stellt man Versuche mit 144 in Mischung gleichen, in Bearbeitung ungleichen . Pulversors ten mit der 4pfündigen Kanone, dem Infanteriegewehr und dem Pros birmörser an, wobei die Anfangsgeschwindigkeiten als Maaß dienen , derMörfer hält bei allen Reſultaten zwiſchen den beiden Waffen die Mitte. Pulver von 24 Stunden Stampfzeit zeigt sich bei der Kanone mit dem nur 6 Stunden gestampften gleich, beim Infanteriegewehr um besser. Beim Vergleich von Pulverkuchen , die 1,3 bis 1,8 spes . Gewicht haben, giebt 1,4 bei der Kanone, 1,5 beim Infanteriegewehr das beste Resultat. Bei allen drei Probirinstrumenten zeigt das feine Korn den Vorzug vor dem groben .
"
In Frankreich wird die erste
Kommiſſion zur Ermittlung der besten · Perkuſſionszündung für Ges schüß und Gewehr zusammengeseßt. 1827. Bei einem Versuche in Schweden bricht eine Blocklaffete bei 387 , eine andere bei 644 Schuß, eine nach 600, eine hielt 600 Schuß nach zweimaligem Brechen der Bolzen. Die Geſchüße waren sehr leicht. Bei der englischen Laffete zeigt sich die Verbindung des
210 Rohrs mit der Richtmaschine als die Laffete schonend, aber den Rücklauf befördernd. -
Schweden und Norwegen haben auf der Flotte
2243 Geschüße, Portugal 650, Türkei 2156. Man versucht in Dests reich Minenzündung vermittelst eines Fläschchens, das einen Pyrophor enthält (Alaun mit Kohlenpulver geglüht), das durch ein von Gillot vorges fchlagenes Schloß zerbrochen wird. Bei den Versuchen mit Zünds hütchen am Geschüß in Schweden zeigt sich, daß der erste Schuß nach naſſem Auswischen schwer zu zünden ist. — Nachdem 4 Cardell sche eiserne 6pfündige Kanonen-Röhre 600 Schuß mit 2 Pfund Pul ver ausgehalten, haben sie viele Unebenheiten in der Seeele und Gruz ben, Linie tief. Die ins Eisen gebohrten Zündlöcher waren sehr erweitert. In Schweden wird eine der neuen französischen Pulvers fabrikation analoge versucht.
Das Mischungsverhältniß wird auf 75
Salpeter, 15 Kohle, 10 Schwefel festgefeßt. Als Untersuchung wird angewendet : Ermittlung der Wurfhöhe bei vertikalem Probirmörfer, Ausstellen in feuchten Räumen (wobei das Pulver nicht mehr als das normale an Gewicht zunehmen darf) ; Bestimmung des Salpeter: gehalts (durch Ermittlung des spezifischen Gewichts einer Lösung des Pulvers in Wasser und Bestimmen des Chlorgehalts). — In Då nemark wird ein 17 Kaliber langer, 740 Pfund schwerer Bronz-Feld, 6Pfûnder , eben so eine 15pfündige Granatkanone mi cylindrischer Kammer und konischem Flug konstruirt. Klié versucht in Indret Sandförmerei für Bronzegefchüß, es gelingt, wenn man dem Sande gebrannten Schiefer zuseßt. In Toulouse wird von 1823 bis 1824 ein Bronze 16Pfünder mit 5000 Schuß belegt, die Kugeln waren in Pappkasten eingeseßt , das Geschüß blieb gut. 2 Man wiederholt in Frankreich die Versuche mit Eisenbronze, fie geben schlechte Reſultate. - Man konstruirt in Frankreich kurze 8 " Belagerungs- und Festungs Haubigen. 1828. Buffel in Frankreich schlägt eine Walllaffete mit Block und mit Scheibenrådern vor. Eine Hemmung hindert den Rücklauf. Man stellt in Frankreich Versuche über die vortheilhafteſte Pulverla› dung bei Handfeuerwaffen an. Kugeln mit Höhlung von des Volumens geben gleiche Resultate mit vollen ; um leßtere zu erhalten, wendet man Kugelformen an, welche einen kurzen weiten Gußhals haben, wo das Eisen der Form ringsum dünn ist, um das schnelle Erſtarren zu
211 verhindern. Man muß
mehr rundes als eckiges Pulver anwenden,
um gleiche Schußweiten zu erhalten. Jagdpulver giebt nur mehr Wirkung als gewöhnliches Flintenpulver und bleibt im schleimigen Laufe hängen.
Eine schwerere Kugel läßt Verminderung der Ladung
zu, und zwar die doppelte als die Verbesserung des Pulvers. 1829. Perkins Dampfgeschüß schießt in Vincennes 150 Kugeln in der Minute gegen eine 18 Meter entfernte eiserne Scheibe mit 5 und 40 Atmosphären.
Aubert vergleicht die Wirkung mit dem Feuers
gewehr, indem er die Pulverladung vermehrt , bis die Kugeln gleiche Abplattung erleiden. kommen
Er fand , daß im Infanteriegewehr gleich
Grammes Ladung 1 etwas über 1
5 Atmosphären 35 40
Sonach würde die gewöhnliche Ladung von 11 Grammes mindes stens 210 Atmosphären gleichkommen. Die englische Flotte hat 22920, die franzöſiſche 7240, die russische etwa 4000 , Holland 1442, Spanien 1920 Geſchüße auf der Flotte. In der norwegischen Artillerie werden Blocklaffeten, deren Blöcke aus Kiefern , die kurzen Wände aus Eichenholz gefertigt sind und die einfache Deichseln ha ben, eingeführt. Die Granatkanonen erhalten auf 114 Schuß 60 Granatkartätschen. Man führt das sehr strenge Probiren einzelner gußeiserner Geschüße (Kontrollgeschüße) aus ganzen Lieferungen ein, so wie das Probiren der Granatkanonen mit im Geſchüß ſpringenden Granaten. - Bei der holländischen Haubiße (f. 1825 ) wird die Kammer abgeschafft. -Maguin zeigt in Esquerdes ', daß man mit einem nach alter Art gestampftem nnd mit schwarzer Kohle bereiteten sehr grobkörnigen Pulver 4Pfänder und Flintenläufe aufreißen könne, wern man ihm ein sehr geringes specifisches Gewicht giebt , so daß die poudres brisantes diese zerstörende Wirkung nicht blos durch braune Kohle und die innige Mengung , sondern auch durch das zu geringe spezifische Gewicht erhalten. Die französische Kommission zur Ermittlung der Perkussionszündung, verwirft das Zündvulver und die Pillen als gefährlich und unzuverlässig, und entscheidet fich für Hütchen mit Knallquecksilber.
Man berechnet, daß die fåmmtliche
212 Konsumtion an Quecksilber im Falle des Krieges in Frankreich nur der Einfuhr betragen würde. 1830. Zur Expedition von Algier führen die Franzosen mit : für jedes Feldgeschüß 300, für die Gebirgshaubiße 200 Wurf, 82 Belages rungsgeschüße, die Kanonen mit 100, Haubißen mit 800, Mörser mit 500 Schuß, 150 Wallgewehre, 2000 Raketen, 5 Millionen Patronen, 5130 Etr. Pulver.
In 14 Tagen werden 3 Millionen Patronen vers
schossen. Die Geschüße in Algier stammen theilweise noch von Karl V. her. Es sind deren 1800 vorhanden, zur Hälfte Bronze, 11000 Ctr. meist englisches, zum Drittel verdorberes Pulver. - In Norwegen werden Versuche mit Granakartätſchen, aus 12pfündigen Granatkanonen angestellt , die günstige Resultate geben. — Breit, haupt glaubt gefunden zu haben , daß das elektrische Verhältniß des Geschüßes, Kartuschbeutels :c. Einfluß auf die Wirkung des Pulvers habe. Er will papierne Beutel. - Die Callerströmsche Schlagröhre wir als Granat- Perkuſſionszünder versucht. - Man verſucht in
!
Toulouse beim Geſchüß Zündlöcher senkrecht auf die Seelenachſe, schräg und in der Achse liegend, um zu ſehen, ob die Kugellager vers mieden werden. Bei dem in der Achse liegenden dehnt sich das Ges schüß hinter der Kugel so aus, daß es nach 60 Schuß unbrauchbar iſt; bei dem 2ten ist dies weniger der Fall, beim senkrechten am wenigſten. Colson schlägt eine neue kleine Pulverprobe vor. Das zu hebende Gewicht ist mit einer Schnur über die Peripherie eines oben auf dem Gestell aufgelegten Rades befestigt.
An der Achse dieses Rades ist
ein 2tes Rad von halbem Durchmesser angebracht , über deſſen Peris pherie ein kleineres Gewicht auf der entgegengeseßten Seite frei schwebend herabhängt.
Wird das große Gewicht durch den Schuß
gehoben, so bringt das kleinere Gewicht das Rad zu einer rückwärts Drehung, die aufhört, sobald das große Gewicht nicht mehr ſteigt und seine Schnur straff ist. . An der Periphérie des großen Rades find Zähne, in welche eine Sperrklinke einfällt und es in der erreich ten Stellung festhält. 1831. Die Polen haben, 10 Raketengestelle bei ihrer Artillerie. — In Schweden wird ein Raketen-Korps organisirt. -- In Danemark werden eiserne 6 und 12pfündige Kanonen (17 Kaliber) , und 12 und 24pfündige Granatkanonen (12 Kaliber lang) organisirt. Das
213 Bundesheer erhält für 1000 Mann 2 Feldgeschüße , pro Kavalleristen 144 Patronen 12 Steine , pro Infanteristen 192 Patronen und 14 Steine, pro Jäger 180 Pflasterschuß, 120 mit Patronen, 25 Steine; pro 12pfünder 450 Schuß , pro 6Pfünder 520 , pro Haubige 350. Der Belagerungspark erhält 20 12Pfünder, 50 18Pfünder, 30 24Pfűns der, jeder 1000 Kugelschuß 25 Kartätſchschuß, 30 10pfündige Haubiz, zen mit 800 Granaten 20 Kartätſchen, 20 10pfündige Mörser mit 500 Bomben, 20 30pfündige mit 800, 20 60pfündige mit 600, 10 Stein: mörfer mit 400 Stein , 400 Spiegelgranatwurf. ·G Nach Verſuchen vor einer Kommission in Paris mit dem Pendel giebt das Robertsche Gewehr mit der Ladung mit gewöhnlichem Perkussionsgewehre gleiche Wirkung ; es schießt 12mal in der Minute. ― Bersuche in Havre zeigen, daß Minenpulver (62 S. 20 Schw. 18 K.) im 30Pfûnder bei und kugelschwerer Ladung größere Schußweiten giebt als Kanos nenpulver, mit etwas geringere. · In Frankreich wird die Anwens dung des Kartätſchſchuſſes auf Entfernungen über 500 Schritt verbos ten. --- Gailly giebt Kanonenkugeln mit einer elastischen Substanz überzogen an, fie sollen den Spielraum verschließen. Co Man wendet in Frankreich versuchsweise beim Probiren der Bronzegeſchüße lange Holzpfropfen statt Vorschläge an. Die Verdichtung des Metalls reicht so weit als der Holzpfropfen liegt. Man hofft dadurch auch die Stelle, wohin beim Ernstgebrauch die Kugel kommt, zu verdichten. 1832. Auf Candia befinden sich alte venetianische 48Pfünder, 15 lang, die Laffeten sind unbehauene Baumstämme. Der Pascha von Egypten läßt die Geschüße umgießen . — Das Robertsche Ges wehr wird in Belgien geprüft und in Folge der günstigen Reſultate werden 3000 bestellt ( ? ) . Der französische Train zur Belagerung von Antwerpen bestand aus 32 24Pfündern, 26 16Pfünderns 12 8 " Haubigen, 10 10 " Gomersche Mörser, 6 Steinmörfer, alles Bronze. Dazu kamen belgiſcher Seits 6 eiserne 24Pfünder, 87 ″ Haubißen, 13 10 " 8 " Mörser, 18 Cöhorn-Mörser (4 “ 9″ ), der Mortier monstre. An Schüssen 32000 24pfündige, 26000 16pfúndige, 9609 8 " Granaten, 8000 10 " Bomben, 6000 Handgranaten, 640 24pfündige Kartatschen ; ferner 550 16pfündige, 55 24pfündige Laffeten , 31 16 pfúndige, 12 10" Mörserlaffeten, 84 Progen, 109 Wagen (wobei 14 Sattelwagen) , 8 Feldschmieden, 6 Triqueballes, 30 Kanonen ; 150
214 Wallbüchsen mit Perkussion, 272000 Kilogramm Kanonenpulver, 2000 Kilogramm Flintenpulver, 500000 Flintenpatronen , 40000 für Wall büchsen, 80000 Zündhütchen, 5000 Kilogramm Blei, 80000 Schlag röhren, 19000 geladene Zünder, 50 Signal-Raketen, 1800 Zündlichte, 60 Kilogramm geschmolzen Zeug, 3000 Pechfaschienen , Zündschnür 1000 Meter. 4 Apparate zum Schießen mit glühenden Kugeln, 30 Schartenblendungen. In den Batterien that jede Kanone stünd lich 8 Schuß, die Haubiße 6 , der Mörser 4. Des Nachts wurden Hohlgeschosse in denselben Pausen geschoffen, so daß in 24 Stunden die Kanone 60 , die Haubige 40, der Mörser 30 Schuß that.
Bur
Bresche bedarf es 1197 24pfündige Kugeln, wovon 300 mit , die übrigen mit kugelschwerer Ladung. Die Citadelle war armirt mit 2 bronzenen, 11 eifernen 24Pfündern, 11 eisernen 18Pfåndern, 1 bronzenen, 21 eisernen 12Pfändern, 25 bronzenen, 19 eiſernen 6Pfüns dern, 9 bronzenen 20 " Haubißen , 1 15 " langen , 2 15 " kurzen, 5 bronzenen 29 " Mörsern, 4 bronzenen 20 " , 13 Coehorn-Mörsern, 3 eifernen 39 " Kugelmörfern, 2 dito Steinmörſern, 18 eisernen Coehorn Mörsern, 74260 Kanonenkugeln, 20446 Bomben, 1557 Granaten, 9150 Hand ; und Wallgranaten, 5245 Kartätschbüchsen. In Antwerpen werden gefunden 12 24Pfänder , 11 18Pfünder, 28 12Pfünder, 31 6 Pfänder, 12 Haubißen, 52 Mörser (3 12 ", 5 10 ", 4 8 ", 4 7,33", 31 4,75", 5 Steinmörfer) , 2000 24pfündige Kugeln, 6600 Bomben, 3900 Granaten, 124 Centner Pulver , 120000 Patronen , 500 Feuers werkskörper. - Unter den 63000 Schüssen, welche die Franzosen thaten, waren 25000 Bomben , 12100 Granaten.
In der Citadelle
waren 34 Kanonen, 3 Mörser, 1 Haubige demontirt. 1 Die französis sche Artillerie wagt nicht die Anwendung einer Savartine. Von 32 bronzenen 24 Pfändern werden 14 im Laufe der Belagerung uns brauchbar. Die Bettung des mortier monstre wog 16000 Pfd .; das Laden dauerte 37 Minuten. Man wendet vor Antwerpen Petar den zum Sprengen einer Mauer, und Pulversäcke zum Deffnen eines Thores an. - Man versucht das Perkussionsgewehr in Naſſau und findet, daß es weniger stößt, daß man aber die Ladung nicht verrins gern dürfe. Bei einem Versuche in Schweden , 3 eiserne Ge schüße mit 1500 Schuß zu beschießen , blieben die Seelen bis 950 Schuß ganz glatt, zeigten daran Streifen , die nach wiederholtem 1
215 Schießen verschwanden.
Der Durchmesser der Seele wär höchstens
0,005 " erweitert , im Kugellager um 0,01. Das in Eisen gebohrte Zündloch, um 0,12 bis 016 ". - Die Perkussionsgewehre mit Zünds hütchen finden Eingang in Lappland ſtatt der bis dahin üblich gewes ſenen ſpaniſchen (Lapplandſchlöſſer). Im Norden von Schweden werden gezogene Büchsen vollständig für 3 Thaler gefertigt. In englischen Eisen-Geſchüßgießereien wird eingeführt , die Geschüße ins zwei Kasten, welche das Rohr horizontal in 2 Hälften theilen, zu for men. Modell und Kaſten ſind von Holz, das Rohr kann sich dabei nicht krumm ziehn , wie es bei den aus Stücken zusammengeseßten Modellen und mehrfachen Kasten geschah. Der Formſand wird nicht getrocknet, weil das Coakroheisen doch sehr langsam erkaltet. - Jn Woolwich werden günstige Versuche mit Perkussionsgranaten anges ſtellt, auf deren blechernen Zündern eine Zündkapsel aufgefeßt worden. Es versagen gegen Sandhaufen (bei der 4pfündigen Kanone). — Shaw in Amerika ſchlägt Knieschlagröhren zur Perkuſſion vor ; die Röhren sind aus einer Legierung von Blei und Zinn gezogen. 1833. In Baiern wird ein vom General Zoller angegebenes Artilleriesystem eingeführt. Als Feldgeschüße dienen 12 und 6pfüns dige Kanonen und lange 24 und 12pfündige Haubigen . Es giebt zwei Laffeten (Wandlaffeten) für diese Kaliber. Es 1 sind nur Eine Achse aber 2 verschieden hohe Räder (wie 9 : 11) angenommen. Alle Fahrzeuge haben eine gemeinsame Kastenproze.
Es giebt 2 Mus
nitionswagen ; einen für 12pfündige Batterien und Patronen, den ans deren als Wurstwagen eingerichtet für 6pfündige Batterien. Der Leas lungswinkel des
6Pfúnders A
ist 91° -- 89 12Pfünders Munitionswagen - 88 86 Wurstwagen - -78 Feldschmiede - 75 Vorrathswagen Man wendet bei 6 Pferden Bespannung mit 5 Schritt. Die 12pfün dige Prose faßt 17, die 6pfündige 20 Kartuschen, alle Munition ist in leicht aushebbaren Kasten verpackt (Manuel d'Artillerie de Na poléon Louis Bonaparte). -· Der mortier monstre springt beim
216 61ften Wurf (mit 264 Pfund Ladung) in der Ebene, die parallel der Seelenachfe geht, in zwei Stücke. Eins', 3000 Pfd . schwer , wird 40 Ellen hoch und 30 weit geworfen. Man gießt in Lüttich einen andern, der 5 Centimeter stärker im Metall ist und 14000 Pfund wiegt ; er hat eine konische Kammer, die 15 Pfund Ladung halten foll. - Die französische Flotte hat bereits 18000 kupferne Kisten zur Aufbewahrung des Pulvers (f. 1820) im Werth von 14 Million Franken. Sie hat 10800 eiserne Geschüße (wobei 50 80pfündige Bombenkanonen) und 850 bronzene. Es sind schon 2000 30Pfünder fertig (f. 1824). - Die Landarmee hat 834 Feldgeschüße der Linie, 625 der Nationalgarde , 5 Belagerungstrains zu 100 Geſchüße. -Man macht eine Artillerie-Compagnie beritten zur Bedienung von Raketen. ― Die Pariſer Artillerie-Kommiſſion verwirft das Roberts sche Gewehr zum Militairgebrauch. Montigny erfindet ein neues Perkussionsgewehr ; er schießt 21mal in 3 Minuten , während geübte Schüßen mit gewöhnlichen Gewehren in dieser Zeit nur 14mal schies fen. - In Schweden verſucht man mit einem kurzen Geſchüß aus Scharten von Faschinen und Schanzkörben zu schießen, sie werden nur da verdorben, wo das Flechtwerk schon vertrocknet ist. In Schwes den bricht eine Blocklaffete nach 1056 Schuß an der Richtmaschine. Bei einem Versuche , Geschüße zu sprengen (ebendort) , nimmt der Rücklauf konstant mit der Ladung zu ; beim Springen kommen die Kugeln in Stücken heraus. ➡ Burnier giebt eine Friktionszűndröhre fürs Geſchüß an .
Sie beſteht aus einer steifen papiernen unten als
Schlagröhre geschlagnen Röhre, oben ist sie innerhalb mit Zündpulver ausgestrichen, so daß nur eine kleine cylindrische Deffnung bleibt , in welche ein Bindfaden, der in Leim getaucht und mit Schmirgelpulver bestreut ist, eingesetzt wird . Dann bewickelt man dieſen oberen Theil fest mit Bindfaden, bindet eine Schleife an, diese wird über einen Knopf am Zündloche gehängt und dann der innere Bindfaden, an dem ebenfalls eine Schleife befindlich , mittelst eines Knebels schnell aus der Röhre gezogen. In Darmstadt giebt diese Zündung gute Resultate. Thiery verfucht ſtabeiſerne Feld ; und Wall-Laffeten, die im äußeren Umriß den hölzernen nachgeahmt find. 1834. Die franzöfifchen Raketen, die den engliſchen nachgeahmt zeigen sich bei Versuchen gleich gut mit diesen. - Küften und
217 Wallskaffeten von Guß " und Schmiedeeisen unterliegen in Frankreich dem Riloschettfeuer. Mont de Ravel schlägt eine einfachere ſtabeiserne, Blockfeldlaffete als die Thierysche vor. - In Frankreich fehlen noch 7000 Geschüße zur völligen Ausrüstung ; es wird wiederholt der, Wunsch ausgesprochen, sie in Eisen gießen zu können. - Es werden . in Frankreich Burniersche Friktionsröhren mit Glück versucht. Eben so 1800 Perkussionsgewehre nach zwei verschiedenen Principien. In le Bouchet versucht eine Kommission abermals die englische Procedur zur Bereitung des Schießpulvers, wobei die zerstörende Wirkung vers mieden werden foll. - Von mehr als 400 in Douay und Strasburg gegossenen Geschüßen werden nur 2 ausgeworfen. Der Abbrand wird um , das Brennmaterial um } vermindert. - Nissen in Dds nemark schlägt einen Bayonnetladeſtock (2′4 ″ långer als das ge; wöhnliche, vorn ſpig) vor. Der neue belgische Mörser wirft die mit Füllung 1000 Pfund schwere Bombe mit 124 Pfund Ladung 3000 mit 21 Pfund 5500 '. Bei Versuchen über Granatkartåts schen für 6pfündige Kanonen in Norwegen bestimmt man sich für ovale Granaten und für Ausbohren der Zünder statt Abschneiden. Norwegen läßt von 1823 an 325 eiserne Geschüße in Schweden gies Ben. In Frankreich werden durch Maguin ausgedehnte Versuche über die für die Marine beste Pulversorte angestellt. Es springt das bei ein langer und ein kurzer eiserner 30Pfünder. Der erstere (aus, schlechtem Eisen) hielt 120 Schuß mit 1 Kugel, 1 Vorschlag und Las dungen von 2 bis 7 Pfund, nur die leßten 20 mit 10 Pfund. Der kurze, hatte 40 blinde Schüffe , dann 460 mit 3 bis 7 Pfund gethan, nur die leßten 23 hatten 10 Pfund. Sein Eiſen war sehr gut. Das Pulver , hatte rothe Kohle. Man schreibt es dieſem Pulver zu, da niemals etwas ähnliches begegnet. - Der Probemörfer und der 30% Pfünder geben in Bezug auf Güte der Pulversorten entgegengeseßte Resultate . Man will für Schiffsgeschüß / kugelschwere Ladung einführen. kugelschwer hält man für gefährlich für eisernes Ges ſchüß, und nicht stärker wirkend als 1. Als das beste der verſuchten Pulver wird anerkannt solches, welches das Verhältniß von 75, 121 , 124 (rothe Kohle) hat und 14 Stunde gewalzt worden , ein spezifis sches Gewicht des Pulverkuchens " von 1,550 hat, wo 32 Körner auf 1 Gran gehn, mpo ferner das Korn ein spezifisches Gewicht von
218
1,547, das Pulver mit Zwischenraum lose 0,844, geschüttelt 0,882, Procent Feuchtigkeit hat. - Gutes Pulver foll bei so wie etwa Kartuschen, die gleichen Schußweiten geringern Rücklauf geben. vielen Spielraum hinter der Kugel haben , ſollen bei gleicher Ladung weiter schießen als die kalibermäßigen . Pulver mit geringerer Menge Schwefel foll weniger Rauch und Rückstand geben. Auf Montges ry's Borschlag fertigt man Pulver von 65 Salpeter, 15 Schwefel, und 30 Kohle, um die Geschüße zu schonen, sie schießen eben so weit als die gewöhnlichen Sorten, wenn 10, 29 und 52 Körner aufs Gramme weniger gut, wenn 4 oder 145 aufs Gramme gehen. Feinstes Jagdpuls ver gab etwas größere Anfangsgeschwindigkeiten. -In Frankreich erfindet man ein Perkussionsschloß, wo die Schlagfeder mit ihrem kurzen Arme zugleich die Stelle der Stangenfedern erseßt; es hat das her nur Eine Feder. - Bei großen Versuchen in Hannover über die Büchse und das Infanteriegewehr zeigt es sich, daß die Büchse, niit runden Zügen Vortheile hat, indem die Züge sich beim Schießen rein erhalten, daß es nothwendig ist, daß das Pflaster beim Laden ganz bleibe, was erleichtert wird , wenn man den Pulverrückstand durch einen auf die Pulverladung eingefeßten Wergpfropfen vor dem Einseßen der Kugel entfernt. Die Kugel darf beim Laden nicht verlegt werden. Man bedient fich daher mit Vortheil hölzerner, durch einen Eisendrath gesteifter Ladestöcke. Zündhütchen mit Chlorkalisat ohne Firniß bröckeln mehr als die mit Knallquecksilber. Dagegen jeigten sich die ersteren viel besser in feuchten Räumen. Beim Ins fanteriegewehr bleiben Läufe mit glattem Rohr oder mit Zugen ohne Drall über 150 Schritt in der Trefffähigkeit zurück gegen gezogene mit Drall und gegen einen Lauf, der durch flache Züge eine mehr ovale Seele erhalten (Erfindung des Hauptmann Berner) . Mit gewöhnlis chen Patronen ist das gezogene Gewehr etwas beſſer als das ovale, mit Pflasterkugeln umgekehrt. Man zieht die Befestigung des Rohrs im Schaft durch Schieber dem durch Ringe vor. Bei Anwendung des ballistischen Pendels zeigt es sich, daß die Bewegung desselben verschieden ist, je nachdem der Körper , der den Vordertheil bildet, und in den die Bleikugel eindringt, härter ist. Stahl giebt größere Anfangsgeschwindigkeit als Buchenholz', dies mehr als Tannenholz. Die Entzündung der Ladung mit der Lunte giebt größere Anfangsges
219 schwindigkeit als Perkussionszündung mit gebrochnem Kanal. - Bes ringer macht Patronen von Knallpulver (wahrscheinlich Chlorkalis Pulver) in kupfernen Hülfen ; es bleibt etwas Raum zwischen Pulver und Kugel. Die Ladung giebt weniger Rückstoß, Knall und Dampf, und beschädigt bei 1000 Schuß das Rohr nicht. - Man wendet das Princip der Burnierschen Schlagröhre (s. 1833) zur Minenzündung -an. In England macht man Patronen mit hohlem Raum in; wendig ; kugelschwerer Ladung schießt so weit als sonst kugelschwere. Roth in der Schweiz schlägt ein hölzernes pistolenartiges Instrument vor, mit dem ein Zündhütchen über der Schlagröhre abs gefeuert wird. schleudert.
Man hält es in der Hand, es wird nicht emporges
1835. Das Laboratorium in München fliegt auf, durch absichtli Entzündung, ein 2tes später durch unbekannte Veranlassung. Ein Laboratorium in Arras fliegt auf durch Selbstentzündung einer Burs nierschen Friktionszündung (f. 1833) . Ein Theil der Pulverfabrik in Esquerdes fliegt auf., Cochrane will eine Kanone erfunden haben, die in einer Minute 60 Kugeln abfeuert. Näheres unbekannt. Osterwied erfindet Pistolen, die mehrere scharfe Schüsse ohne jedess malige Ladung thun, ein Gewehr von 8 Läufen , das 16 Schuß thut, das Schloß ist äußerlich nicht sichtbar. - Heurteloup zeigt, daß Zinnröhren mit Perkuſſionsfäßen gefüllt durch Hiebe mit scharfen Messern, ohne Detonation zerschnitten werden können ; er benust dies, indem er in ein Gewehr , eine lange Röhre einseßt, .von der vor jez dem Schuſſe durch das Schloß ein Stück abgeschnitten und dann durch den Hammer detonirt wird. — Man stellt ein Meß Versuche über die Anfangsgeschwindigkeit an, bedient ſich aber statt des Pendels schwerer Wagen, die auf Eisenbahnen stehn . -- Klavitter legt das Perkussionsschloß in den Schaft an die Schwanzschraube, wos durch es vereinfacht wird Tardy de Montravel schlägt ein Ges birgsgeschuß vor, an dem die Räder an die Schildzapfen angesteckt find, uni schmales Gleise zu haben . — Das engliſche Hülfskorps in Spanien hat 932 Raketen mit.
220
XIII. Ueber Selbstentzündung der Holzkohle. Nach Preußischen Versuchen.
Die Holzkohle gehört zu den Körpern, welche die Eigenschaft haben, Gafe zu verdichten, wenn sie mit ihnen in Berührung treten ; durch die Verdichtung wird Wärme frei, und wenn jene schnell und heftig vorschreitet, so steigert sich diese bis zur Entzündung der verbrennlis chen Substanz. Diese Erscheinung gehört zu den bekannten und ist bei der Kohle verschiedentlich beobachtet worden. 1 So klar und einfach die Ursache dieser Entzündung vorliegt, so find doch die den Vorgang begleitenden Umstände weniger einfach und treten oft in Verbindungen auf, welche scheinbare Widersprüche in den Resultaten veranlassen, die nur erst durch nähere Sichtung des eigentlichen Zusammenhangs festgestellt und aufgelöst werden können. Diese Umstände, deren Zahl nicht geringe ist und die theils von ents gegengeseßtem, theils von übereinstimmendem Einfluß auf die Tempes raturerhöhung und Selbstentzündung der Kohle find machen Vers fuche über diesen Gegenstand schwierig und führen zu einer Menge von Kombinationen, die nur mit bedeutendem Aufwand von Zeit und Kosten durchversucht werden können. Dies ist der Grund, weshalb
221 das, was bisher in dieser Absicht geschehen ist, das wissenschaftliche Intereſſe in nicht sehr hohem Grade befriedigt. / Die sehr schäßbaren Versuche des Obersten Aubert der französis schen Artillerie in den Annales de Chemie et de Physique, XIV. 73-84 aus Versuchen über die freiwillige Entzündung der Kohle, im Jahre 1828 in Meß angestellt, enthalten manches Intereſſante und Belehrende über dieſe Erscheinung; vieles ist dagegen bei dem Vors gange dunkel und unerklärt geblieben, was freilich nur aus einer grö beren Menge von Thatsachen abgeleitet werden kann, woran es gegens wärtig noch sehr fehlt. Besonders merkwürdig in diesen Mittheilun gen ist der Einfluß der verschiedenen Bereitungsart der Kohle auf ihre Selbſterwärmung und Selbstentzündnng, was anderswo, so viel bes kannt geworden ist, noch nicht untersucht wurde. Andere Versuche, welche von Herrn William Hadfield in England ausgeführt und in einer Abhandlung im London and Edinburgh Philosophical Ma gazine and Journal of Science, Juli 1833 mitgetheilt worden find - entsprechen größtentheils nur einem lokalen Bedürfniß, fesseln aber in so fern die Aufmerksamkeit, als sie mit großen Massen des ents
zündlichen Materials ausgeführt wurden und deswegen Ergebnisse lies ferten, die nicht leicht anderswo erhalten werden konnten. Auch die hier nachstehend entwickelten Versuche können keinen Anspruch darauf machen, die Erscheinung in ihrem ganzen Umfange vollständig erforscht zu haben, sie werden aber doch zu der Zahl der bekannten Thatsachen einige hinzufügen , die vielleicht zur weiteren Aufhellung des Gegenstandes beitragen ; aus diesem Grunde find die daraus hervorgegangenen Resultate der Oeffentlichkeit übergeben wors den, wozu sie ursprünglich nicht bestimmt waren. Ihre Entstehung verdanken sie dem Intereſſe des Dienſtes, welches nothwendig machte, daß auf Versuche begründete Vorsichtsmaßregeln gegen Selbstentzüns dung der Kohle in denjenigen Königlichen Etablissements eingeführt würden, wo dieſes Material in größeren Maſſen bereitet und verwens det wird. Das Königliche Allgemeine Kriegs-Departement befahl das her, dergleichen Versuche in der Pulverfabrik zu Berlin anzustellen ; ſie kamen in den Jahren 1832 und 1833 daselbst in Ausführung und lieferten die hier näher anzugebenden Resultate. Die Richtung, welche diese Versuche zu nehmen hatten, war
222 durch den Zweck derselben vorgezeichnet ; es kam hier vorzugsweise 1 und zuerſt darauf an, die Beantwortung einiger der wichtigsten Fras gen zu suchen: und späterhin, wenn es nothwendig scheinen sollte, an dere daran anzureihen und zu entwickeln . Jene waren : Wie lange muß die gewonnene Kohle in ganzen Stücken aufbewahrt gewesen sein, um nach der Zerkleinung gegen Selbstents zündung geschüßt zu werden? Welchen Einfluß äußert das luftdichte Verschließen der Kohle gleich nach der Gewinnung
auf eine frühere oder spätere
Selbstentzündung derselben? Welche Quantitäten und welche Höhen und Weiten der Gefäße sind erforderlich, um die erwähnte Erscheinung bei Aufbewah rung der gekleinten Kohle herbeizuführen ?
...
Welchen Einfluß hat das Zudecken der Gefäße , in welchen die gekleinte Kohle aufbewahrt wird, auf die Selbstentzündung der Leßteren ? Ift eine Selbstentzündung der Kohle zu erhalten , wenn sie gröb lich gekleint in leinenen Säcken aufbewahrt, oder wenn ſie, wie vorher, fein zerkleint frei an der Luft ausgebreitet wird? Die Vorbereitungen zu den Versuchen begannen mit der Berei tung der Kohle aus Faulbaumholz in einem Retorten-Apparate. Das Holz hatte vor " der Verkohlung ein Jahr lang in einem trocknen Schuppen gelegen und bestand aus Zweigen , die nicht über 1 Zoll stark waren. Der Ertrag der Verkohlung belief sich auf 28 Proceut des Holzgewichts . Bei der Abkühlung der Kohle nach Beendignng des Verkohlungsprozesses im Apparate konnte derselbe nicht luftdicht abgeschlossen werden, war indeffen doch keineswegs so weit geöffuet, daß die Luft * einen unbehinderten Zutritt hatte. Zur Aufbewahrung während der durch den Versuchsentwurf festgestellten Zeit wurde die im Apparat abgekühlte Kohle in cylindrische Gefäße von starkem Eis senblech geschüttet , und hierin durch das Aufsehen eines ziemlich genau passenden Deckels von demselben Material , und durch Vers Pleben seiner Fugen möglichſt luftdicht verſchloſſen, oder ohne Auflegen des: Deckels offen hingestellt, je nachdem der zu prüfende Gegenſtand des Versuchs es erforderte. Nach Ablauf der bestimmten Zeit der Aufbewahrung wurde die Kohle mittelst bronzener Kugeln während einer
223 einer einstündigen Bewegung in hölzernen . Trommeln, welche um ihre Achse, drehbar waren, gekleint, wodurch ſie ſo fein wie Mehl zerrie ben wurde. Wenn es im Sinne des Versuchs lag, so brachte man die Kohle unmittelbar nach ihrer Abkühlung im Apparate und ohne vorangegangene Aufstellung in den bezeichneten Gefäßen zum Kleinen. Diejenige Kohle, welche nur gröblich gekleint zum Verſuch gezo gen wurde, war auf Walzmühlen mit hölzernen Läufern auf eben folchen Unterlagen bereitet und gewiſſermaßen nur gequetscht, so daß ſie zum Theil aus Stücken bestand, die in ihrer größten Dimenſion wohl bis Zoll maßen, übrigens aber auch Theile enthielt, die in ihrer Größe bis zum Staube hinabgingen ..., In allen Stationen der Versuchsausführung war ein Haupts augenmerk aufV die Art der Einwirkung der athmosphärischen Luft zu richten ; ebenso wichtig war es, den Zustand der Luft an und für sich selbst zu ermitteln, weshalb diese darauf bezüglichen Beobachtungen, so weit es möglich war, angestellt und aufgezeichnet wurden. Bei jes dem Versuche stellte man zwei ganz identische Kohlen-Quantitäten, die eine bei völlig ungehindertem, die andere bei einigermaßen behins dertem Zutritt der Luft zur Beobachtung ihrer freiwilligen Erwärs mung in Gefäßen nebeneinander, welche in legterem Falle mit einem ziemlich genau passenden, jedoch nicht luftdicht schließenden Deckel bes deckt wurden. Das Alter der zum Versuch gezogenen Kohle , war verschieden und betrug, von der Beendigung des Verkohlungsprozesses an gerech net, 16 , 17 und 36 Stunden ; noch andere Sorten hatten nach der Abkühlung im Apparate 1 Tag und 4 Tage, theils abgeschlossen, theils offen in den oben angegebenen blechenen Gefäßen gestanden, bevor sie gekleint wurden. Um die fortschreitende Erwärmung mittelst des Thermometers, welcher bei allen Versuchen in der Mitte des Gefäßes etwa 5 Zoll tief in die Kohle eingesenkt stand - zu beobachten, mußte jedesmal der Deckel der zugedeckten Gefäße aufgehoben und so lange davon entfernt werden, als Zeit erforderlich war die Beobachtung zu machen, worauf er dann wieder aufgelegt wurde. neue Luft zur Kohle treten. Erfter Jahrgang. II. Band.
Hierbei konnte jedesmal 15
224 Bei fast allen. Versuchen wurde zur Beobachtung des Fortschritts der allmähligen Erwärmung der Kohle das Thermometer in derselben stehend belassen, wo es so gestellt war, daß man die Grade ablesen konnte, ohne das Instrument aus seiner Lage zu bringen. Da sich bei dem Versuch II die Kohle, in welcher das Thermos meter fortwährend und unverrückt gestanden hatte , entzündete, die zweite identische Quantität deſſelben Versuchs , worin absichtlich kein Thermometer gestellt war, und dasselbe nur von Zeit zu Zeit eingeseßt und nach der Beobachtung herausgenommen wurde , unentzündet blieb, so vermuthete man, daß die nach demInnern der Kohlenmaſſe, wo die Erwärmung am stärksten war und die Entzündung sich faſt immer zuerst zeigte, durch die Höhlung eindringende atmosphärische Luft die entstandene Selbstentzündung besonders begünstigt oder viel leicht ausschließlich veranlaßt habe. Eine Wiederholung des Versuchs, welcher in der Uebersicht mit XI bezeichnet ist, widerlegte indeſſen die Vermuthung in so weit , als nun die andere Quantität ohne einges fenktes Thermometer sich gleichfalls und zwar auf der oberen Fläche entzündete. Zur Bestimmung der Feuchtigkeit der Luft wurde das Augustsche Psychrometer angewendet, welches im Versuchslokale aufgestellt war. Die Ergebnisse sind nach den von Herrn August entwickelten Formeln berechnet. Die angeheftete Tabelle enthält die speziellen Ergebnisse der abges haltenen Versuche.
Es wurde im Verlauf der Versuche bemerkt, daß die Erwärmung wie schon erwähnt, in der Mitte des Gefäßes etwa 5 Zoll unter der Oberfläche der Kohle am stärksten war, daß sie dagegen in allen Rich, tungen nach der Gefäßwand so wie nach der Tiefe hin bedeutend abnahm, und am inneren Umfange des Gefäßes nur wenig höher war als die Temperatur der Luft.. In der Mitte des Gefäßes, wo das Thermometer zur Beobach tung eingefeßt war , erfolgte fast immer , und zwar an dem tiefſten Punkt der Einsenkung, die Selbſtentzündung zuerſt. Anfangs schritt die Erwärmung nur langsam vor, dann aber bis zur Entzündung sehr schnell.
sphäre le
gleich nach dem Eins packen
htigt. Temperat. r Athmosphäre ocent | nach R. 1
ffen.
19
24
Ft
20
n die gefeßs ermtr.
16
ne ometer
18
19
25
20
12 24
16
26
20
3222
16
12 Ft
12,2 11,5 12,2 10,3
1
13012
ft
27
526
1
9,6 10,9 11,5 9,6 13,0 11,7 8,7
ホン 1
03
sphäre le htigt. Temperat. r Athmosphäre
gleichnach dem Ein packen
ocent | nach R. " 1 19
242 1
oft
16
ne ometer
18
19
3 25
20
24
16
20
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ܣܩ
16
3229
Ft
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12,2 11,5 12,2 10,3
1
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ft
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2526
ffen.
9,6 10,9 11,5 9,6 13,0 11,7 8,7
226 fich um so leichter entzünde, je kürzer der Zeitraum zwischen der Gewinnung und Aufbewahrung im gekleinten Zuſtand iſt; daß ferner Kohle von der vorbenannten Art ſich nicht freiwil lig entzünde , wenn sie in Stücken oder Ståben aufbewahrt wird; sie muß, wenn jenes geschehen soll, fein gepulvert fein ; daß endlich frisch bereitete, fein zertheilte Kohle obiger Art nur in Quantitäten von circa 120 Pfund fich freiwillig entzünde, wenn ſie in einem Gefäß etwa 2 Fuß hoch geschüttet ſich bes findet. Hierbei ist indessen zu merken, daß diese Säße nur relative Wahrheiten in sich schließen, und nur für den bestimmten Fall der beim Versuch stattgehabten Verhältniſſe gelten, indem veränderte Be dingungen auch veränderte Wirkungen erzeugen. Ein Vorfall, wels cher am 15ten März 1833 in der Berliner Pulverfabrik ſich ereignete, feht dies näher ans Licht. Es waren 32 Pfund gekleinter Kohle in einen leinenen Sack geſchüttet, dieſer in einen Blechkaſten gelegt und leßterer mit ſeinem Deckel bedeckt worden. Die Kohle entzündete sich hier in kurzer Zeit von selbst,
obgleich 4 Tage alt und in so
geringer Quantität aufbewahrt. Dieses Ereigniß zeigte deutlich, daß Manches in dem Phänomen der Selbstentzündung noch unbekannt ges blicben war, und daß weitere Verſuche darüber wünschenswerth blie ben, die denn auch später unternommen und in nachstehender Art ausgeführt wurden.
XII. Zur Fortsehung der Versuche, und zwar um zunächſt zu erfahren, wie die Gewichtszunahme zu der fortschreitenden Erwärmung bis zur Entzündung sich verhalte - wurde in der früher angegebenen Art Kohle im Ertrage von 284 Procent bereitet , und etwa 36 Stunden t nach Beendigung des Verkohlungsprozeſſes, wie oben angegeben, fein gekleint. Von dieser Kohle wog man in einem der erwähnten, vor her tarirten cylindrischen Gefäße von Eijenblech 100 Pfund ab , und licß das auf dieſe Weise nur zum Theil gefüllte Gefäß auf der Wies geſchale unbedeckt stehen. Auf der anderen Schale lag das Gewicht, 1
227 ſo daß jede Gewichtszunahme auf einer Seite den Stand der Wage verändern und bemerklich machen mußte. Das Thermometer war bis auf 8" tief unter die Oberfläche der Kohle in die Mitte des Gefäßes eingesenkt. Der Versuch wurde am 23sten September 1833 ausge führt und die Beobachtungen selbst währeud der Nacht fortgeseßt. Der Himmel war beim Anfange des Versuchs bewölkt , dann
halten :
Tempera tur der nach Kohle Stunden. nach ´R. 0 14
26
5 6 nd 7em no 8 9 10 km 11 1222 13 14 15 16 18 21 22 24 26 28 30 31 33 36
:39 43
Gewichts: Bermehrung. Loth. Pfund.
478
3434 19119881581Z
132233583HERIERKONIERNAS
aber das Wetter heiter und windstill. Das Thermometer zeigte am Lage an der freien Luft 11 ° Reaumur, im Versuchsraum 12°. Der Barometerstand war 28" 1" . Das Ergebniß dieses Versuchs ist in nachstehender Tabelle ents
10
54
13
62 64
16 23 25
79 90 107 127 141 Entzündung.
27 28
30/
228 Es geht hieraus hervor, daß die Gewichtszunahme mit der Ers wärmung allmählig vorgeschritten war, und bei der Entzündung beis nahe 1 Procent betrug, wozu, wenn man annimmt , daß nur trockne atmosphärische Luft aufgenommen wurde, 11,68 Kubikfuß gehören. Die Erwärmang ging anfangs, wie bei den früheren Versuchen, nur langſam, dann aber bis zur Entzündung viel schneller vor sich. Im Durchschnitt haben sich bis zu 33 Stunden für jede derselben 3,9 ° Re Zuwachs an Wärme und 0,9 Loth Zunahme an Gewicht ergeben, je doch kommen, wie die Tafel der Ergebnisse zeigt, bedeutende Sprünge und Unregelmäßigkeiten in den Fortschreitungen vor. Oberhalb, am Boden und am Umfange des Gefäßes blieb die Kohle, wie bei den früheren Versuchen, fortwährend in der anfänglich gehabten Temperatur.
XIII. • Die auf weiter oben angegebene Art bereitete Kohle wurde nach der Abkühlung im Apparate ungekleint in ganzen Stücken in die bes kannten eisenblechenen Gefäße gethan und dann gewogen . Es waren im Ganzen 10 Gefäße zum Versuch bestimmt , deren jedes leer 78 Pfund wog. Die Fugen der Deckel wurden nach dem Füllen der Gefäße und vor dem Wiegen mit Leinwand verklebt. Nach Verlauf von 4 Tagen, nåmlich vom 26ſten bis 30sten Sep; tember 1833 zeigten sich beim abermaligen Wiegen die in der folgen:
den Tafel aufgezeichneten Gewichtsdifferenzen.
229
1.01
Gewicht der Kohle incluſive Gefäß! " Nach also mehr 4 Tagen Pfund. Loth. Pfund. Loth. 30 136 26 136 *30 2 24 135 24 136 26 24 22 22 135 140 22 4 4 22 135 28 134 16 133 24 24 137 28 24 Jm Durchschnitt T Troß des möglichſt, luftdichten Verschlüſſes der Gefäße , wie es unter den stattfindenden Umständen bewerkstelligi werden konnte, mußte doch Luft eingedrungen sein, welches die Gewichtsvermehrung zeigte, den beabsichtigten Versuch indessen nicht störte. 68999
Beim Einwiegen Pfund. Loth . 1 136 2 135 28 3 135 4 136 2 5 135 6 139 14 71 14 12 133 10 136 8
Bei der Gewichtsvermehrung war wahrscheinlich auch gleichzeis tig eine Erwärmung vorgegangen, die aber, da die Deckel nicht ges öffnet werden sollten, nicht beobachtet werden konnte. Nach Verlauf ↓ der hier angegebenen Zeit 1 hatte die Kohle die Temperatur der Ats mosphäre angenommen. Eine Entzündung war nicht vorgegangen, weil dies durch das Vorhandensein, von Asche hätte bemerklich wers den müssen, was aber nicht statt fand, obgleich die Kohle 1,3 Procent an Gewicht zugenommen hatte. Die Kohle scheint sich demnach in Stücken von selbst nicht ents zünden zu können, wenngleich die Gewichtszunahme auf eine nicht geringe Gasverdichtung schließen läßt.
XIV. Kohle von 28 Procent Ertrag und . 41stündigem Alter , während welcher Zeit sie mit der Luft mehrmals in4 Berührung gekommen, wurde nach Verlauf dieser Zeit, in welcher fie völlig erkaltet war, fein gekleint und am 7ten Oktober 1833 in Quantitäten von 100, 40, 32, 32, 15, 13 und 5 Pfund in verschieden großen Gefäßen (theils von Blech, theils von Holz) aufgestellt, die davon in verschiedenen Höhen angefüllt wurden .
230 Die Temperatur an dem Versuchstäge war + 10 ° und fank während der Nacht auf 0° herab. Das Wetter that heiter. Während der Dauer des Versuchs, blieben sämmtliche Gefäße unbedeckt.
Ergebnisse .
25823
13 u. 5 . | 15 |22 | 32 100.40 in einem in einem in hölzernen Tonnen ovalen eisernen in einer Blechs von cylindr. hölzernen Tonne gefäß Gefäß Stunden nach dem und 197 141 | 13" | 134″ | 9/1 Einschütz von 26" t von 20" ten der Durchmesser dasm and cond Kohle in die neben Die oben angegebenen Gefäße waren durch die Kohle gefällt auf eine Höhe von genannten Gefäße. 20" 18" 18" 16" 14" 12" | 10" Temperatur der Kohle nach Reaumur, 10 20 11 12 22 19 34 11 14 15 19 19 15 24 41 11 15 13 19 18 " 18 25 43 11 13 14 16 21 23 . 17 46 12 10 10 15 13 36 36 48
In sämmtlichen Gefäßen hatte sich die Kohle bis auf die Temperatur der athmosphärischen Luft abgekühlt.'
Eine Selbstentzündung der Kohle wurde nicht erhalten ; entweder hatte bei der Quantität von 100 Pfund, die Kohle schon zu lange geftanden ehe sie gekleint wurde, oder die Temperaturerniedrigung der Athmosphäre während der Nacht hatte die Fortschreitung der Erwär mung unterbrochen, denn der Unterschied der Quantitäten von 120 Pfund, wobei früher Selbstentzündungen erhalten worden waren, und von 100 Pfund , welche jest versucht wurden , schienen in der That zu unbedeutend, als daß man daraus hätte die geringe Selbsterwar mung erklären können. Man beschloß deswegen den Versuch mit einer weniger alten Kohle zu wiederholen.
XV. Es wurde ganz wie bei dem eben erwähnten Versuche verfahren, nur war die Kohle 18 Stunden nach Beendigung des Destillations; Prozesses gekleint worden, woher es denn auch kam, daß, während
231 das Thermometer am Tage 47° im Versuchslokal zeigte, die Köhle beim Abwiegen in demſelben Raum 15º hatte!! Der Versuch fand am 18ten Oktober 1833 statt und#lieferte
nachstehende Ergebniſſe :
g
nach Stun den. 12: bg15 18 21 23 48 Campinas (72 1992 spre
00 u. 40 µl | 32 | 22 8.15 8. [ 138 ] "58. vor Die Gefäße waren die beim vorherg ehens den Versuch näher bezeichneten .. Temperatur nach Reaumur. 27:23 1:20 13 16 12 34 3672 25 21 19 12. 16 73 11 21 19 10 15 24 196 10 „ Entzünsə 24 21 17 10 15 10 bung . 17 10 14 23 20 9 11 11 14 9 11 9 10 9 9 9 10 9 p
"
f
Die Ergebnisse der beiden lezten Versuche scheinen, darzuthun, daß gelleinte Kohle in Quantitäten von 100 Pfund sich entzünden fónne, wenn sie nach 18stündiger Dauer der Abkühlung, von Beendi gung des Verkohlungsprozesses bis zur Kleinung gerechnet, gepulvert wird, und daß kleinere Quantitäten sich im Verhältniß ihrer Größe zwar erwärmen aber nicht entzünden. 12
shobuse of
.........
#
Allgemeine Betrachtungen. Wenn man erwägt, daß die Beobachtungen bei vorstehend ent wickelten Versuchen mit Sorgfalt und Genauigkeit gemacht waren, und das Verhalten des entzündlichen Stoffs unter den vorgekommes nen Umständen durch die Ergebnisse hinreichend erläutert fchien: so blieb es um so unerklärlicher, wie der erwähnte Vorfall vom 15ten März 1833, die Selbstentzündung von 32 Pfund 4 Tage alter Kohle, hatte vorkommen können , da doch im XIVten und XVten. Verſuch in den Quantitäten unter 100 Pfund der geringen Selbſterwärmung wegen keine Entzündung möglich schien. Wenn man nicht die geringe Abweichung von der gewöhnlichen Art der Aufbewahrung , oder ein eigenthümliches Lagerungsverhältniß der Kohlentheilchen , vielleicht
232 0 durch zufälliges Rütteln erzeugt, als Grund der Erscheinug gelton laſſen will: so bleibt nur übrig, ihn in einem , dem Vorgange bejon; ders zusagenden Zustand der Athmosphäre zu suchen. Da schon früher an warmen, gewitterschwülen Tagen ungewöhn liche Erwärmungen der Kohle waren wahrgenommen worden, so lag es sehr nahe,1 auf elektriſche Einwirkungen bei der Entzündung zu schließen. Die Aufstellung und Beobachtung eines Goldblatt-Elektro> meters im Verſuchslokale ließ aber keine Spur freier Elektricitắt wäh; rend der Erwärmung und Entzündung der Kohle wahrnehmen ; wors aus denn wohl unbezweifzlt hervorgehen möchte, daß Einwirkungen dieser Art, wenn sie wirklich ! zuweilen statt finden, wenigstens keine Hauptbedingung der Selbstentzündung find... Der Oberst Aubert giebt an, daß von zwei ganz gleichartig und gleichzeitig behandelten Kohlenmengen, in zwei gleichen Gefäßen ne beneinander gestellt, die eine sich entzündet “habé, die andere nicht. Etwas Aehnliches ging in II der hier in Rede stehenden Versuche vor, wo bei zwei identiſchen Kohlenmaſſen nur der Unterſchied ſtatt fand, daß in dem einen Gefäß das Thermometer in der Kohle´ fort während stehen blieb, in dem anderen aber zeitweise eingesenkt und herausgenommen wurde , was später versucht keinen verschiedenen Einfluß auf die Selbstentzündung hatte. Hier bleibt nur übrig, auf eine schon erwähnte mögliche Verschiedenheit im Lagerungsverhältniß der Kohlentheilchen zu schließen. Aus den Hadfieldschen Versuchen geht im Allgemeinen hervor, daß åltere oder frisch bereitete gepulverte Kohle in Quantitäten von 120 Pfund sich nicht entzünde, daß dagegen Mengen von 1000 bis 6000 Pfund auf einen Haufen geſchüttet, ſelbſt dann ſich entzünden, wenn sie vor dem Pulvern: 10-12 Tage an freier Luft gelegen ha; ben. Das an derselben Stelle erwähnte Ergebniß, daß 120 Pfund Kohle eine für die Selbſtentzündung unzureichende Quantitắt ſei, kann nach den hier und anderwärts gemachten Erfahrungen nur aus einer verschiedenen Produktionsweise der Kohle oder aus zu geringer Lagerungshöhe derselben erklärt werden, worüber in jenen Versuchen, **** A WeddingVêt 22
T
233 wie ſie in dem Erdmannschen Journal für techniſche und ökonomische Chemie 1833 No. 8 mitgetheilt sind, nichts gesagt ist. Eine andere in den Hadfieldschen Versuchen angegebene inter essante Thatsache ist , daß 3 Tage alte Kohle in Stücken in einem Wagen 16 englische Meilen weit gefahren, über Nacht sich entzündet habe.
Der Berichterstatter vermuthet, es habe sich Kohlenpulver beim
Fahren gebildet, von welchem die Entzündung ausgegangen sei , was einige Wahrscheinlichkeit für sich hat und darauf hindeutet, daß die Entzündung in größeren Stücken nicht statt finden könne, was auch die Berliner Versuche scheinen festgestellt zu haben.
Diese Beispiele von Selbstentzündungen begründen, was auf den ersten Blattseiten dieses Auffages gesagt worden ist, daß nämlich die Erscheinung durch sehr verschiedene Umstände bedingt werden kann, und fast immer eine Folge der Zusammenwirkung mehrerer derselben ist, daß es aber schwierig bleibt , aus dem gemeinſam erzeugten Res fultat den Einfluß jedes einzelnen Elements zu ermitteln. Hieraus wird erklärlich, wie bis jezt noch * als unentschieden angesehen werden muß, ob den verschiedenen Zuständen der Atmosphäre in Bezug auf Luftdruck, atmosphärische Wärme, Gehalt an Waſſergas und Elektris citat ein Einfluß auf die Erscheinung eingeräumt werden darf.
Nach
den gewonnen Ergebniſſen kann ihnen , wenigstens keine, die Erfcheis nung absolut bedingende Wirkung beigemessen werden, sondern dieſe muß mehr in dem verfchiedenen Grade der Einsaugungs- und Verdich tungsfähigkeit der, ihrer Art und ihren Maßverhältniſſen nach unvers ånderlichen Bestandtheile der athmosphärischen Luft, so , wie in der Art und Weise gesucht werden, wie die frei gewordene Wärme in der pyrophorischen Subſtanz beiſammen erhalten wird. 2.1. Idea
2007
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6:2
Our ma ni ܐܝܐܢܙ e a m 73074 、r 1 omd „staretur fpulsnow bur tries #vwlpar ;
234
XIV. Der Naturalist und der Fortifikator. mod un art the Ein Gespräch. Aus den Papieren des verstorbenen Major Buschbeck.)
Vorwort der Redaktion. In nachstehendem Aufsaß find von der Hand des leider zu früh verstorbenen Major Buschbeck , welcher durch seine Leistungen bei den neueren Rhein Befestigungen , und namentlich durch seine großen Bauten -in- Coblenz und Luremburg bekannt ist, Gedanken über Vereinfachung der Befestigungen und Verminderung der Be Zumfaßungen, Erlangung des wahrhaft sturmfreien Zustandes derselben, ›Vermeidung der weitläuftigen fortifikatoriſchen Armirungs- Arbeiweten bei ausbrechenden Kriegsunruhen, * ´Trennung der militairischen Niederlaſſung von dem bürgerlichen Wesen und Behauptung des Uebergewichts der ersteren über Leßteres, in Form eines Gesprächs enthalten, welches wir, ohne ihm das Oris ginelle der Conception zu nehmen , nicht anders als in seiner ur sprünglichen Form wiedergeben konnten.
235 mands
Der Naturalist und der Fortifikator. Naturalist. Ich habe so verschiedentlich über Festungen, ihren Nußen und große Vortheile , so wie über deren Nachtheile, die Art ihrer Erbauung, ihren Gebrauch, deren Vertheidigung, und überhaupt über die Rolle, die sie im Kriege spielen sollen, sprechen hören. Da die Raisonnements darüber aber sehr oft einander widersprechend was ren, so konnte ich der Sache nicht recht auf den Grand 擎 kommen. Indessen schwieg ich, da ich merkte, daß ich es meistentheils mit bes fangnen Leuten zu thun hatte, um mich durch unzeitige Fragen nicht noch konfuser zu machen. Es gab eine Parthei, die nicht Festungen genug haben konnte, und jeden Vorposten dazu umschaffen wollte und von umfassenden Kriegsoperationen schwindelte, wobei den in die Luft gefeßten Festun gen eine große Rolle zugedacht war, ohne weiter zu fragen, ob hier überhaupt Krieg zu führen sei, und ob in vielleicht unwirthlichen Ges genden die hungrigen Magen befriediget werden könnten oder nicht. Von der anderen Seite waren meine Regimentskameraden eatſchieden dagegen, und hörte ich denselben zu, wenn sie unter sich über diesen Gegenstand sprachen, so hieß es : Ach was ! das ganze Festungswesen ist nichts werth, Festungen läßt man heut zu Tage liegen, man beob 1
achtetet sie höchstens und verfolgt den Feldzug, ohne sich weiter um 1 dieselben zu kümmern. Da dachte ich bei mir : so kann das nicht sein, und es kam mir vielmehr vor, als ob man nicht recht wiſſe , was man mit dieser Waffe anfangen follte.
Sie vollends ganz weg zu werfen, wollte mir
noch weniger in den Sinn, denn einen Nußen und wohl einen wes ſentlichen müſſen ſie doch haben ; sonst würde man nicht das liebe viele Geld, das heut zu Tage so rar ist, darauf verschwenden. Um meine Wißbegierde zu befriedigen, ging ich zu einem der ges lehrten Militairs, dieser holte bei der Belehrung, die er mir zukom men laſſen wollte, ein wenig weit aus, und ich schämte mich gleich anfänglich, nicht so viel Griechisch, Latein und Französisch erlernt zu haben, um die ausländischen Worte und Namen, deren er sich häufig bediente, verstehen zu können. Und doch schienen es eben dieſe Worte und Namen zu sein , worin die meiste Kraft steckte ; denn aus dem
236 Uebrigen konnte ich mir nicht viel entnehmen. Als ich ihn wieders holt um Erläuterung derselben bat, sagte er endlich, meiner vielen Fragen müde: diefe Worte ließen sich nicht gut ins Deutsche übertras gen, sie bezeichneten den Sinn der Sache eigenthümlicherweise, und die fremden Namen wären Autoritäten *). Jeßt schämte ich mich meiner Sprache und meines Vaterlands um beider Armuth willen . Doch kam es mir bei ruhiger Ueberle gung vor, als müßte der Sinn, wenn fonft einer vorhanden sei, auch in unserer lieben Muttersprache gegeben werden können, und dabei fiel mir mein alter Schulkamerad, der Bruder Ingenieur ein. Du haft mir schon so manches faßlich gemacht, wovon ich den Zusammens hang nicht gleich finden konnte ; du haſt immer ganz einfach mit mir gesprochen, eins ging aus dem andern hervor, ſo daß es ſchien, als legtest du mir die Fragen und Antworten in den Mund, und ich am Ende verwundert war, wie ich nicht schon längst von selbst darauf gekommen war. Fortifikator. Mein alter Freund , es kann Jeder, der nur ge funden Menschenverstand hat, leicht zu solcher Erkenntniß kommen, man muß nur von vorn her alles Fremdartige , das eine Sache vers wirrt, bei Seite seßen und den Zweck vor Augen behalten. Es mag dies freilich schwerer sein, als der unbefangene gesunde Sinn es glaubt; Erziehung, Schulunterricht, vorherrschende Sitten geben uns die Richtung ; es geht damit wie mit allem menschlichen Wiſſen. Nat. Schon lange habe ich gewünſcht , mich mit Dir darüber zu besprechen, und nun sollst Du mir auch nicht eher los kommen, bis Du meine Zweifel gelöſt und das Chaos in meinem Kopf geords net hast. Wie wäre es, wenn, wir damit von vorn anfingen, und Du mir die Hauptbegriffe des Festungswesens in einfacher faßlicher -Sprache, ſo wie es meine beschränkte Ausbildung zuläßt , verſtändlich zu machen suchtest ? Fort.
Das heißt, Du willst den eigentlichen Sinn des Befesti
* ,, Pourquoi donc , replit le naturalist , citez vous un auteur en grec? C'est, replica le savant, qu'il faut bien citer ce qu'on ne comprend point , surtout dans la langue qu'on entend le moins." Voltaire. Es trägt Verstand und rechter Sinn Mit wenig Kunst sich selber vor. Faust.
237 gungswesens auf einfache Begriffe gebracht haben, ohne Dich in die Details und Kunststreitereien einzulasien. Ich will mich recht gern. dazu hergeben, und es soll mir dieses Gespräch um so angenehmer sein, da Dir als erfahrnem Militair die Anwendung nicht fremd und die technischen Ausdrücke bekannt sind, so daß ich nicht nöthig habe, als Lehrbuch aufzutreten, sondern ein allgemeines Raisonnement hinreicht, um uns in der Hauptsache verständlich zu machen. . Frage daher vors erste, und wir werden so nach und nach in den Zug kommen. Nat. So gieb mir vor Allem eine Erklärung über die Bedeu tung der Festungen, und zu welchem Zweck sie angelegt werden. Fort. Ich will Dir eine kurze Erklärung auf Deine Frage ges ben; halte den Sinn derselben fest, und ich werde mich bemühen, Dir Alles so darzustellen, daß Du in meiner Rede immer den zuerst aufgestellten Begriff wieder finden sollst. Also unter Festung für sich betrachtet , versteht man : eine ges sicherte permanente Niederlassung von Truppen, zum Festhalten eines Punktes , dessen Zweck verschiedener Art fein kann. Dieſe permanenten Niederlaſſungen können zum Zweck haben : 1) In Verbindung von mehreren anderen Niederlaſſungen dieser Art: Operations- Grundlinien zur Deckung der Landes grenzen abzugeben, und sie können daher offensiv und des fensiv gedacht werden : nämlich offensiv, um mit den in der Fes stungslinie und unter deren Schuß gesammelten Streitkräften den Feind anzufallen, und die vorrückende Armee durch Ersaß an Trup, und Streitmittel zu unterstüßen ; und defensiv, um
pen, Lebens
nach unglücklichen Ereignissen einen Stüßpunkt zu haben, sich den Feind abzuwehren und neue Kräfte an sich zu ziehen. Ohne eine solche Festungslinie, besonders wenn unser Land nicht durch das Terrain begünstigt ist, würde die kriegführende Armee in der Luft stehen, und nach erlittenen Unbilden das ganze Land Preis gegeben sein. Begünstigt ist die Landesgrenze, wenn dieselbe durch hohe unwegs fame Bergketten oder durch große Flüsse von des Feindes Land ges trennt ist. Die Ebene verlangt hingegen Alles von der Kunst.~ 2) Bei vereinzelter Lage dienen die Festungen:
238 a) zur Sperrung solcher Engpaffe zu Wasser und zu Lande, welche Zugänge dieffeitiger Vertheidigungsstellung sind, und b) als Hauptdepot-Pläße im Innern des Landes..
3 Die erste Grundregel bei Anlegung eines festen Plages ist: daß er so wenig als möglich Streitkräfte zu seiner Vertheidigung in Ans spruch nimmt. Die unter No. 1 uud 2b bezeichneten müssen aber auch gleichzei tig so viel als möglich Streitmittel aller Art aufnehmen können, wenn sie dem entsprechen sollen, was man bei ihnen, voruusseßt. Nat. Aus Deiner Erklärung geht nun freilich hervor, daß die Festungen doch nicht so ganz unnüs find, als meine jüngeren Herrn Kameraden, die nicht gern in der Festung eingeschlossen sind , vermeis nen.
Mir scheint , als wenn ihre irrige Meinung mit davon her,
rühre, daß die Festungen oft nicht mehr in unseren Händen find, eben wenn sie die von Dir angegebenen Zwecke erfüllen sollen ; deshalb mögen sie bei ihnen an Kredit verloren haben. Dabei dringt sich mir eine neue Frage auf, die ich nicht unterdrücken kann, nämlich wie geht es zu, daß heut zu Tage unsere Festungen nicht mehr mit solcher Ausdauer vertheidigt werden als sonst, und daß sogar bei Volksbewegungen zuſammengelaufener Pöbel sich derselben bemeiſtern kann, wie wir das Beiſpiel in der lebenden Zeit vor uns haben ? Fort. Ich kann Dir diese Frage nicht so gerade zu beantwor ten; laß mich ein wenig weiter, ausholen , so wirst Du im Laufe des Gesprächs die Beantwortung Dir selbst daraus entnehmen können . In der älteren Zeit und fast noch bis Mitte des vorigen Jahr. hunderts wurde mit kleinen Armeen Krieg geführt, auch bewegte man ſich auf einem kleineren Strich Landes als heut zu Tage, und der Besiz oder Verlust einer Festung entschied oft das Loos der Provinz, um die man ſich ſtritt. Es war damals der Feldzug mehr gegen die befestigten Städte gerichtet ; man übersäete daher jedes Land mit Fer ſtungen, und legte dieselben ein oder wenige Tagemärsche aus einans der, damit die Besaßung der zunächst liegenden der Nachbarin die Hand bieten konnte. Ja man machte jede Stadt zu einer Festung und ungeheure Summen wurden zu ihrer Erbauung verwendet. Zu jener Zeit wurde die Befestigungskunst hoch geehrt, Könige und Fürs ften gaben sich damit, ab, und entwarfen Systeme. Die Schriftge lehrten
lehrten stritten aber auch gleichzeitig um Zoll und sich eine Glaubenslehre und hatte seine Jünger, Verbrechen angerechnet hätten, nur ein Haar bre
240
241
in
torischen Evangelium, worauf sie getauft und uni zureichen. Bei dieser Bigotterie wich alles mußte, wollte man nicht als Keßer den Verdamm ergehen laſſen, bei dem gegebenen Leiſten verbleiben und ihn, so gut es sich machen ließ , dem jedesmaligen vorliegenden Fall anpassen . Man verfiel in kleinliche fortifikatorische Spielereien und, indem man die geistige Spekulation auf diese fortifikatorischen Kindereien vers schwendete, dieselbe mit allem damaligen üblichen Ernst behandelte und sich so von der Hauptfache ' entfernte, wurden durch die entstans dene Befangenheit und dadurch, daß diese Wiſſenſchaft durch Pedanterie zum Handwerk herabgesunken war , eine Maſſe unverzeihlicher Fehler begangen, die noch heut zu Tage auf uns lasten oder vielmehr bei veränderten Umständen erst recht fühlbar werden . So lange das Interesse oder vielmehr die Existenz des in der Fe, stnng lebenden Bürgers bei einer Belagerung auf dem Spiele stand, und die in der Regel zu erwartende Grausamkeit und Plünderung des eindringenden Feindes nach damaliger roher Sitte zu befürchten war, so lange vertheidigte der feßhafte Bürger seine Wälle und Grå, ben gemeinschaftlich mit dem gedungenen Soldaten, und erseßte durch Verachtung der Gefahren, Ausdauer, Herzhaftigkeit und Wachsamkeit das , was bei der Erbauung vernachläßigt oder durch. Kurzsichtigkeit versäumt worden war. In der neueren Zeit aber, in welcher , je nachdem sich die Völker civilisirten, auch eine menschlichere und weniger grausame Kriegesführung eintrat, nur Armeen gegen Armeen fochten , sich sonach das Militairische mehr von dem bürgerlichen Wesen trennte, fiel die Mithülfe der Bürger bei Vertheidigung der Festungen weg, und man hat in der Geschichte zu keiner Zeit von schlecht vertheidigten Pläßen mehr gehört als in der leßten Hälfte des verflossenen Jahrhunderts.
Der rechte Ernst, sich hartnäckig vers
theidigen zu wollen, fehlte, und es schien als arbeite man nur darauf hin, dem äußern Schein nach, mit Ehren übergeben zu können, In der neueren Zeit mit Muth und Kraft vertheidigte Pläge wurden Ausz nahmen von der Regel und , als ganz besondereHeldenthaten aufgezeichnet. 16 Erter Jahrgang. II. Band.
238
Stat . Ich gebe gern zu, daß die moralisc
Kraft gewiche ist; n he ndeſſen darf man die Ursache der schnelle Ueberga wohl nicht aln be find jeßt den Vertheid lein darin suchen . Die Angriffs igungss mittel ; man ist , währen der Angriff Fortschrit mitteln überwie d gend te stehen gebliebe , und hat die alte machte, mit der Befesti gungsku n nst , und fos m f Fehre, theils aus Vorlieb zum Kaſtenge e iſt it ortgeſchlepp a Euern Theil daran . Ihr ktommt den I i h nach abt hr ngenie u c h urs U z v , b d e s m , w Verthei digern ie ir s cheint ei en eränderten mständen u wenig mit Eurer Kunst zu Hülfe , und verlangt von dem Komman s danten und der vielleicht schwach Bejaßu , der es oft an Allem ng en fehlt, dieselbe Ausdaue wie sie zu jenen Zeiten nur bei der Unters r f k . Diese Zeiten sind , wie ſt stägung der Bürgerſ chaft att inden onnte Fe Du selbst fagst, vorbei , und das , was der alte Pommer sche lds von Fes , über die Verthei Seugmei , Wendeli Schildk necht ster digung n d B u stungen, von der Besayu , dem Komman ng danten nd er ürgers ſchaft fagt, nur noch zum Theil anwendb . ar Fort. Du hast Dich eben über die Autoritäten , deren wir uns Gelehrte zuweilen zur Bekräftigung unseres Worts bedienen , lustig gemacht, und bist der erste, der eine solche anzieht. hören, was sagt er denn ? Nat. Mein alter Schildknecht sagt :
Nun so laß doch
Folgendes macht eine Fe
ſtung oft unüberwindlich. Wenn folche erſtlich mit einem kriegsers fahrnen, wohlversuchten , leutseligen , doch auch nach Erheu schung Ernsthaftigen , Gestrengen Gouverneuren und Kommandanten, der verſtändige Leute im Kriegsrath bei , neben und um ſich hat; dann auch zum wenigsten mit zween verständigen und Kunsterfahrnen Ingenieuren , so mehrmals bei der Panzerfegung mit den blanken Waschbläuel gewesen ; wie ingleichen mit guter Be faßung von getreuen , gehorsamen , wohl versuchten Soldaten, wo nicht allen, doch den meisten (auf daß die alten Kaßen die jungen nes ben sich mausen lehren), und vor allen Dingen dann mit nothdurfti gem Geschüß, dazu gehöriger Munition, Proviant, Materialien von Schanzzeug, Schanzkörben, Sturmpfählen, Wundärzten, Medicamen ten, Balbierern, Ochſenhäuten, ledernen Feuereimern, Brettern, Bal ken, Strauch und Brennholz, Salz, Schmalz, Butter, Futter, Hå ring , Päckling , geräuchert und ungeräuchert , gesalzenem Fleisch von
241 Rindern, Kühen und Schafen, Ziegen, geräucherten Gänsen , in Summa mit Allem, daß nichts mangle als der Schwarzfärber als leine, wohl und aller Gnüge nach versehen sei.
Wenn auch in einer
Festung die eingesessenen Bürger getreu und beherzt, auch mit den Soldaten wohl einig sein, und gern mit ihnen eine Laus vertauschen, auch zur Zeit der Noth mit auf die Wacht, auch oftmals in Ausfäls len sich zu präsentiren willig befunden werden; das Weibervolk auch nicht zaghaftig, sondern wenn der Feind stürmt, mit siedendem heis Bem Wasser, Det und Pech, wenn schon keine Seife dabei, dem Feind den Kopf waschen, Steine in Wiegen, Backtrögen und Schürzen zuz tragen, und also in den schaurigen Plaßregen mit zutröpfeln helfen. Wenn es also mit einer Festung bewandt, so kann solche wohl mans chen Plaßregen, wenn es schon darunter großen Hagel wirft, laſſen über sich weggehen, wenn man nur den Kopf bedeckt, daß er nicht geneßt, gefegt oder gar gequetscht wird. " Fort.
Dein Schildknecht beschreibt das damalige Wesen in
seiner spaßhaften Weise sehr richtig, und ich stimme ganz mit Dir überein, daß uns in unserer Zeit diese Vortheile abgehen , daß die Kunst auf andere Art zu Hülfe kommen und daß man noch andere Maßregeln ergreifen muß, wenn die Bürger nicht allein nicht mit uns, fodern sogar gegen uns find. Doch laß uns nicht vorgreifen , wir kommen später auf dieses Kapitel zurück, jeßt ſtöre mich nicht wieder, und laß mich meinen ans gefangenen Gag beenden. Ich hatte von der verflossenen Zeit , von der Vrt Krieg zu füh ren, und welche Rolle die Festungen dabei gespielt haben, gesprochen ; jest laß uns nun zu der gegenwärtigen übergehen. Die Kriege von heut zu Tage haben einen anderen Charakter an genommen. Alle einzelnen Staaten find einander durch die Kultur, durch Anlagen von Straßen, Kandlen, die leichte Art des Forkoms mens zu Wasser und zu Lande näher gerückt, der Handel und Verkehr ist allgemeiner geworden und wir sind dadurch in Europa hinsichtlich unserer Interessen so in einander verſchmolzen, daß das, was im duz
.1 Bersten Norden vorgeht, von Einfluß auf den äußersten Süden ist. Werden die Intereſſen des Einen gestört, so ergreift diese Störung alle übrigen ; es können daher einzelne Staaten keinen Zwift mehr unter
242 sich allein haben und ausmachen ; und es ist begreiflich , daß sich bei dieser Zusammenstellung und engen Verbindung immer die gleichen Interessen zusammenhalten, daß große Parteien daraus hervorgehen, und bei entstehenden Reibungen Kriege mit großen Armeen geführt werden müſſen. Daraus geht aber auch hervor, daß die Festungskriege nicht mehr
wie sonst an der Reihe sein können ; die Festungen treten jeßt mehr helfend und unterstüßend als selbst fechtend ein ; sie sind darum nicht minder wichtig, aber nur in einem andern Sinn und für eine andere Art des Gebrauchs. Das iſt es , worin viele Militairs nicht ganz flar sehen. Die nächste Folge von dieser veränderten Kriegesführung war : daß, da man die Armee mehr außerhalb den Festungen brauchte, man genöthigt war, die Besaßungen in den Festungen möglichst zu vers mindern. Dazu waren die weitläuftigen ausgedehnten Befestigungs anlagen freilich nicht geeignet ; und man kann dies als einen Theil der Ursachen der schnellen Uebergabe der Festungen ansehen, und den anderen Theil in der, zulest üblich gewesenen Sitte suchen, die Kom mandantenstellen als Ruheposten an alte, kraftlose Militairs zu vers geben. Bei der weitläuftigen und zu künstlich ausgedehnten Befestigungs weise einiger Festungen wird die Erhaltung ihrer vielen Werke in Friedenszeiten nicht selten vernachläßigt und die Armirung erschwert. Auch nimmt die Bewachung und Vertheidigung ausgedehnter Befesti gungsanlagen im Allgemeinen zu viel Kräfte der Befaßung in 'An spruch. Hierzu kommt noch der Mangel an bombensichern Räumen ; dieser macht, daß der Soldat keine Ruhe in feinem Quartier hat, und daß sowohl Streits als Lebensmittel Preis gegeben sind ; wodurch baldiger Mangel an einem oder dem andern der unentbehrlichsten Ges genstände entsteht. Dieses Unterlassen der vernünftigen Vorsorge am rechten Ort ſeßt zur Zeit der Noth einen Kommandanten voraus, der von solcher Festigkeit und so vom Gefühl der Ehre durchdrungen ist, daß er für die Entbehrungen und das höchste Elend der Besaßung bei der größten Anstrengung gleichgültig bleibt. Ein Umstand, der sich in der kurz verflossenen Zeit geltend ges macht hat, vielleicht in der Zukunft noch schärfer heraustreten und
243 eine Veränderung in unserer Befestigungsweise nothwendig machen wird, kommt noch dazu : nämlich, man hat bei den großen beweglis chen Armeen nicht mehr Zeit, sich auf langwierige, regelmäßige Ber lagerungen einzulassen ; weshalb zu vermuthen steht , daß man die minder wichtigen Pläße beobachtet liegen lassen, und die wichtigeren, welche mit dem Vorschreisen der Kriegsoperationen in Verbindung gefeßt werden müssen, da man Menschen genug hat, auf dem gewalt famen Weg zu nehmen suchen wird ; welches da , wo die Festungs Profile vernachlässigt und die Zugänge der Festung gegen den gewalts ſamen Angriff nicht genug verwahrt werden , am Ende ausführbar bleibt, wenn es von dem Angreifenden ernstlich gemeint ist. Es ist dies um so mehr vorauszuseßen , da wir mehr Volks ; als politische Kriege zu erwarten haben, wo der Enthusiasmus den erfors derlichen Muth dazu hergiebt. Der muthmaßliche Gang vieler Belagerungen dürfte nach Obis gem in der Folge darin bestehen, daß man zuerst bombardiren, dann von Weitem Bresche zu schießen fuchen , und zuleßt mit Maſſen ſtürs men wird *). Nat. Wenn diese verdnderte Angriffsweise wirklich eintreten follte, so müßte man freilich anders ausholen, damit sich die Natura listen, die Eurer Kunst die gebührende Achtung versagen wollten, das bei die Köpfe einſtleßen ; denn es wäre doch zum Aergern, daß, nach; dem man Alles so schön zur Vertheidigung gegen den regelmäßigen Angriff vorbereitet hätte, der Feind das Alles liegen lassen und ges schwinder und auf leichtere Weise hereinkommen sollte. Uebrigens ist mir das ganze Bild , das Du mir überhaupt von der vergangenen und gegenwärtigen Zeit so wie dem darin spielenden
Festungswesen gegeben hast, und wie es damit ausgesehen hat und jeßt aussieht, recht faßlich geworden. Aber sage mir nun auch , was man thun soll, um den Plaß , sich selbst und das , was man zum Leben und Streiten nöthig hat, mit nicht zu schwerfälligen Mitteln
*) Anm. der Redaktion. Die Belagerung von Antwerpen 1832 hat gelehrt, daß man auch heute noch , Seſtungen mit ceremoniellem Angriff zu erobern, genöthigt ist. Eine gut eingerichtete Festung muß dem ges waltsamen und förmlichen Angriff gleichmäßig gut widerſtehen.
241
Es ist mir wohl im Kopf herumgegangen, wenn ich feben mußte, wie unsere schönen Lebensmittel, die oft mit unendlicher Mühe und schwerem Geld herbeigebracht worden , in Rauch und sicher zu stellen.
Flammen aufgingen ; wie der Soldat nach angestrengtem Dienst in seinem Quartier des Nachts durch einfallende Bomben aufgeschreckt wurde, und wie die sorgfältigste Bewachung so unzähliger Festungss theile durch große Truppenmaſſen nöthig wurde. Fort. Ich hoffe Dir einige Recepte angeben zu können, womit uns geholfen sein soll. Wir wollen uns fürs erste eine kleine Eintheilung von dem , was Du zu wiſſen verlangst, machen, und zu diesem Zweck folgende Fras gen aufstellen: I. Worin besteht die Sicherstellung unserer Nieders lassung? Antwort. a) In der Unzugänglichkeit zu derselben , und b) In der Verhinderung des Zerstörens der Truppen und ihrer Bedürfnisse. II. Wenn ist diese Sicherstellung erlangt? Antwort. Die Sicherstellung ist erlangt, wenn unsere Niederlassung a) nach Innen gegen Volksunruhen , und b) nach Außen gegen feindliche Anfälle , und zwar: in der Ferne und Nähe so gedeckt ist, daß die feindlichen Maßregeln unschädlich gemacht werden. Nat. } Das ist Alles recht schön, jest weiß ich aber immer noch nicht, wie man zu dieser Sicherstellung auf wirksamere und leichtere Weise als bisher gelangt, und was man gegen dieſe verſchiedenen Anfälle thut? Fort.
Du bist mir wieder in die Rede gefallen , Herr Bruder,
die Beantwortung muß ja auf meine gestellten Fragen von selbst ers folgen. Zu dieser Sicherstellung gelangt man : a) nach Jnnen gegen Emeuten des Pöbels 1) durch folirung der Befestigungswerke, der Truppen, der Waffen, der Munition, der Lebensmittel und alles desjenigen,
245 was zur Eristenz der militairischen Niederlaſſung gehört, von den Einwohnern des Orts, und 2) mittelst Vertheidigungsanstalten gegen Volksuns ruhen. t
Zu beiden gelangt man : a) Wenn man den Wall nach Innen durch Mauer-Revetements, und die Aufgange durch solide Verschlüſſe und gehörige Bewachung unersteigbar macht. b) Wenn man die Kehlen der äußeren Werke durch Abschlußmauern und Gråben gegen die Stadt abschließt, und sich eine Kehl Vertheidigung vorbereitet. c) Wenn man das Unterkommen der Truppen und vor Allem, was zu ihrem Bedarf gehört, beisammen und von den bürgerlichen Wohnungen abgesondert hat ; indem man Kasernen, Arsenal, Hospis tal , Magazine aller Art, Wachthäuser, Werkstätte, Kommandantens und Officiers Quartiere c. innerhalb des Walles hinter oder zwischen dem Walle, in hohlen Bastionen oder auf sonstigen freien Pläßen, welche mit der Befestigung in Verbindung stehen, anlegt und diese Gebäude so zu legen und einzurichten sucht, daß sie gleichzeitig zur Vertheidigung und Bestreichung der Straßen dienen können . Die Stellen, welche man zur Aufführung dieser Gebäude ers wählt , müssen sich an den Wall anschließen, und der Stadt immer nur eine Seite zu kehren. Sie können von den Häusern der Stadt durch einen Graben abgesondert sein und als Citadelle angesehen werden, müssen aber mit den anstoßenden Wällen in Verbindung stes hen, und von den übrigen Emplacements nicht abgesondert sein; so daß unsere ganze Niederlassung immer beisammen ist und in sich zus sammenhängt. d) Eine Wallstraße von wenigstens 60 Fuß Breite und einige da, mit in Verbindung stehende freie Pläße müſſen endlich die militairis sche Niederlassung von der Stadt trennen . In Verbindung mit der in die Gebäude und die Wälle gelegten Vertheidigung läßt sich von dieser Wallstraße aus, wo man die Trups pen unter Gewehr_treten laffen kann, die Stadt , wenn sie auch noch fo volkreich ist, mit wenigen Mitteln in der Gewalt haben, so daß man auf diese Weise den Kampf nach Außen annehmen kann, ohne
246 nach Innen etwas zu befürchten zu haben ; denn mehr bedarf es nicht, um ungeregelte, sich zwischen den Straßen in Maſſe andrängende Haufen abzuhalten, die, wenn wir so aufgestellt sind, es gar nicht eins mal wagen werden, das Mindeſte gegen uns zu unternehmen. Es wird diese Jſolirung, ſelbſt wenn die Truppen nicht ganz zus verlässig find, von Nugen sein, denn sie sind so besser zusammen und in Ordnung zu erhalten, als wenn sie mit dem Bürger durcheinander kommen. Nat, Da läßt es sich allerdings ruhig zusehen, und es scheint mir diese Einrichtung noch vor den eigentlichen Wällen den Vorzug zu haben. Die ganze Stadt ist so beſſer in der Gewalt der Besazs j zung, auch hat man nicht nöthig, einen Theil der Bedürfnisse, die man doch nicht alle in die Citadelle mitnehmen kann , Preis zu ges ben; und man kann sich noch, wie du auch bemerkt, durch das Hers einziehen von Pläßen , die man durch Abſchnitte zur Sperrung vors bereitet, Centralpunkte verschaffen, die den Zweck der Citadellen erfüls len, ohne sie in die isolirte Lage zu verseßen. Bei großen Städten mögen umfassende Citadellen, die etwas aufs zunchmen im Stande sind, wohl eher zu rechtfertigen fein *). Fort. Nun es freut mich, daß Du auch derselben Ansicht bist; laß uns nun übergehen : b) Zur Sicherung nach Außen gegen feindliche Anfälle; und zwar 1) gegen die Ferne, Der Feind bedient ſich, um uns aus der Entfernung Schaden zu thun, sowohl des Rohrgeschüß ; oder direkten als des Wurf-Feuers. 1 a) Gegen direktes Feuer schüßen mir uns durch Umwallungen und durch die Wirksamkeit unserer dahin verlegten permanenten Bats terien, und
*) Anm. der Redaktion. So schäßbar eine Holirung der Kasernen und Vorrathsgebäude von jeder Bürgerschaft auch ſind , so würde doch eine so frenge Isolirung und Defensivstellung der Festungswerke selbst gegen die von ihnen zu schüßenden Städte nur in feindlichen Feftungen nöthig feln, in Festungen des Vaterlandes aber die Bürgerſchaft erbittern und mehr (chaden als nugen. Ne quid nimis !
249 b) gegen das Wurffeuer können wir nur gesichert sein , wenn Truppen und Alles , was zu ihrem Bedarf gehört, in bombenfreien Räumen untergebracht ist.
2) gegen die Nähe. Im Allgemeinen dadurch, daß man sich sturmfrei macht, und zwar: a) durch hohe und starke, mit Mauerbekleidung vers sehene, Wallprofile. Die gemauerten Escarpen dieser Wallprofile sind der Leiterers steigung und dem Brescheschießen ausgefeßt. Um dieses zu verhindern, müſſen ſie folgendermaßen beschaffen fein. A. Gegen die Leiterersteigung muß das Mauerwerk so hoch gemacht werden, daß keine Leiterersteigung mehr möglich ist, alſo nicht unter 30 Fuß hoch.
Diese Höhe müſſen die Revetements der Außen-
werke mindestens erhalten, diejenigen des Hauptwalls müſſen 40 bis 50 Fuß hoch sein *). B.
Gegen das Brescheschießen kann nur die Dicke der
Mauer ein Hinderniß abgeben. Ich würde dieselbe bis auf 3 der Höhe von unten herauf, bei 50 ′ Revetementshöhe nie unter 15 ', und bei 30 Höhe nie unter 12' stark annehmen **). Legt der Feind nun die Bresche so hoch, um der Dicke der Mauer zu entgehen, so hat er den Nachtheil , daß der obere Theil nicht schwer genug lastet und dem Einsturz nicht nachhilft, und fers ner, daß man nach erlangtem Einsturz nicht genug Schutt und Erde erhält, um die Bresche gangbar zu haben.
*) Anm. der Red. Es ist kein Grund vorhanden, weshalb die Revetements des Hauptwalls " gegen Leiterersteigung höher als die Revetements der Außenwerke gemacht werden sollen, da ſie der Leitererßteigung noch weniger als die der Außenwerke ausgeseßt ſind. **) Anm. der Red. !!! - - Wo follen die Kosten zu so dicken Mauern hers kommen, und wäre der Nachtheil nicht noch größer, wenn wegen Gelds mangel manche wichtige Punkte ganz unbefestigt bleiben müſſen, als wenn die wenigen befestigten Punkte eine Feftigkeit à outrance erhielten? Das Brescheschießen kann durch , takti(ch , richtige Feftungswerke besser als durch einen so handgreiflichen materiellen und kostbaren Widerstand verhütet werden, -
250 Legt er sie tiefer und zwar so wie gewöhnlich, sɔ werden bei 12 und 15 Mauerstärke und dazu kommenden Verstärkung des Mauer: fußes, die herausgefallenen Trümmern bald die Höhe der Breschlinie erreichen, und das fernere Brescheschießen unmöglich machen. b) Durch, vor die Umwallung gelegte Gräben. Die Gråben müſſen möglichst breit und tief ſein , damit sich der Feind nicht mit leichter Mühe mittelst Zuwerfen von Faschinen einen Weg darüber und auf den Wall bahne, mindestens 40 ' breit und 15' tief ); .. Ferner müssen diese Gråben mit einer von Mauer revetirten Cons trescarpe ohne Aufgange versehen sein, damit das Herabsteigen in dieselben erschwert werde ; und endlich müſſen ſie durch zurückgezo, gene kasemattirte 护 Grabenflankirungen, die von der Ferne aus nicht zerstört werden können **), bestrichen sein, damit sie den Feind, wenn er dennoch in den Graben kommen sollte, noch zu inkommodiren im Stande find. f c) Hohe Abschlußmauern in den Kehlen und anderweitigen Zugängen. Es müssen dieselben ebenfalls so hoch sein, daß keine Ersteigung möglich ist, die Flankirung derselben darf aber demungeachtet nicht fehlen; denn ist kein Hinderniß da, so kann man durch Zeit und ges hörige Mittel Alles bezwingen.
Am rathsamsten ist es, die Flankis
rungen in das Tracee der Mauer, die man krenelirt, selbst zu legen, damit man sich nicht, wenn von benachbarten Werken aus darauf gerechnet ist, auf einen Andern und dessen Wachsamkeit verlassen darf***). Wenn eine nahe Rückenvertheidigung statt findet , oder die Eins ficht eines hinterliegenden Werks durch zu große Mauerhöhe gehindert sein würde, so daß also die Abschlußmauer nur als Pallisade dient, darf sie nur 8 bis 10 !, hoch gemacht werden ; es ist aber in dieſem Fall um so sicherer , wenn ihr noch die Tiefe des davor gezogenen Grabens zu Gute kommt. Ist die Einsicht des dahinter oder seitwärts 1 Helt * Ann. der Red . Eine alte Regel : ,, trockené Gräben schmal und tief, ´naſſe Gräben brett und flach, wegen der Bestreichung. " : ad ***) Anm. der Red. Sic! ***) Anm. der Red. Sehr wahr.
251 liegenden Werks zu weit, so muß sie ebenfalls für sich sturmfrei sein. Die Flankirungen und Unterstüßungen auf Schußweite sind recht. schön und beim förmlichen Angriff, wo sie auf des Feindes schwers fällige Annäherung gerichtet sind, sehr wirksam ; hat man aber einen, brúsken Angriff zu befürchten, den der Feind bei Nacht oder starkem Nebel zu unternehmen im Stande ist, so können sie zu nichts helfen, da man von solchen Nebenwerken aus nicht sehen kann, was in der Finsterniß auf einem mehrere hundert Schritt entfernten Punkt vors geht. d) Durch gut verwahrte und kräftig flankirte Thorein gange, damit kein Forciren derselben möglich ist ; und endlich: e) Durch Vermeidung entbehrlicher obers und uns terirdischer Kommunikationen der Werke in sich und nach Außen, denen durch List oder Gewalt beizukommen ist.
Die Sichers ,
heit des Plages, besonders bei Bergfeftungen, leidet immer durch die 1 zu große Zugänglichkeit, wenigstens wird die Bewachung erschwert und unnüßerweise ausgedehnt. Nat. Nun kann ich mir erklären , was ich öfters erlebt habe,
daß bei Ausbruch der Feindseligkeiten alle Hände in Bewegung gefeßt . werden mußten , daß große Summen erforderlich waren , um den Play in haltbaren Zustand zu verseßen , und daß jest erst Gebäude aufgesucht und eingerichtet wurden , um Truppen und deren Bedürfs nisse nothdürftig unterzubringen. Indessen habe ich mir immer ges dacht, daß es übel um so eine Festung , besonders wenn sie nahe an der Grenze liegt, aussehen müsse, wenn ein schneller Gebrauch eintres ten sollte , was bei unseren jeßigen unruhigen Zeiten doch nicht zu den Unmöglichkeiten gehört. Fort. Dieses sich zum Kampfe Vorbereiten nennen wir Inge nieurs die Armirung, gleichsam das Auspußen und Instandseßen des ; alten verrosteten Gewehrs, welches, lange nicht im Gebrauch gewesen, großer Reparaturen bedarf, und wegen seiner altvåteriſchen unges fchickten Bauart oft viel Zeit und viel Flickerlohn kostet, so daß, wie Du auch ganz richtig bemerktest, es wohl vorkommen kann , daß der.. Haase vorbeiläuft, ehe der Büchsenmacher fertig ist. Leider gehört eine große Vorbereitung dazu , bevor eine Festung in schlagfertigen Zustand versezt ist , und der Nachtheil, den, diese
252 Zeitversäumniß zur Folge haben kann , bezieht sich nicht allein auf Grenzfestungen, sondern anch auch auf dahinter liegende. Wie leicht kann nicht durch den Verlust einer Schlacht, eine durch unsere Fe stungslinie zu deckende Stellung nach rückwärts genommen werden müſſen ; ist nun diese Festungslinie noch nicht vertheidigungsfähig sons dern in voller Arbeit , um es erst zu werden, so wird davon auch nicht viel Heil für die sich darauf ſtüßende Armee zu erwarten sein. Wenn man bedachte, was dazu gehört , bis so eine Armirung zu Stande kommit, so würde man derselben wohl bei der Erbauung der Festungen nicht so viel zur Laſt laſſen, ſondern lieber von vorn her solche Vorkehrungen zu treffen suchen , um der Armirung aus dem Wege zu gehen. Man frage sich nur, was Alles vorausgehen muß, che man mit gutem Gewissen Athem schöpfen kann, und wie es bei einer Ueberras fchung um uns aussehen möchte. Ein flüchtiges Bild von diesem Wirwarr wird am besten die Verlegenheit des Festungs-Kommandan ten und des GeniesOfficiers zu erkennen geben. Vors erste wird ein Armirungsplan angefertigt und die Kosten dafür werden nach Heller und Pfennig ausgerechnet ; beides der höc heren Behörde eingereicht und von derselben geprüft. Ist die Genehs migung von daher erfolgt und find die Gelder angewieſen, ſo werden die nöthigen Voranſtalten zur Ausführung getroffen, und vor Allem für die Anschaffung der Maſſe von Hölzern, die man zu den ´unendlichen Palliſadenreihen 2c. bedarf, gesorgt, wodurch oft ganze Wälder ruinirt werden , und der Transport der geschlagenen Hölzer in Gegenden , wo es an Fuhrwefen fehlt, nicht unter Monaten bewirkt werden kann. Inzwischen werden hier Feldwerke aufgeworfen , die Brustwehren und Platteformen der Wälle in Stand gefeßt, Travers fen und Par-à-dos aufgerichtet , dort Abschlüsse und Abschnitte ges macht, Verbrauchs , Pulver 3Magazine erbaut, Thore und Zugbrücken ausgebeffert, Löcher zugemauert, unnöthige Communikationen vers stopft, auf allen Ecken und Enden geflickt und tauſend andere Dinge vorgenommen, die gleich wichtig sind. Zur selbigen Zeit werden Ges bäude in der Stadt in Beschlag genommen und vorgerichtet, um die vermehrte Besagung und die Approvisionnementsgegenstände unterzus bringen ; es werden bombenſichere Räume vorbereitet, Küchen angelegt,
253 Stallungen für Kavallerie und bespannte Geschüße eingerichtet, und jeder Tag vermehrt die Bedürfnisse, die man im ersten Augenblick gar nicht alle zu erkennen im Stande ist. Gleichzeitig wollen die anderen Festungs-Branschen, als Artilleries , Proviant , Lazarethweſen und Play- Kommando, die auch ihre Noth haben ,, mit ihren Anfor derungen befriedigt sein ; und Handwerker, Fuhrwesen und Arbeiter aller Art, die selbst für schweres Geld nicht immer genüglich zu has ben sind, werden aufgeboten, und mühsam die Materialien herbeiges holt, um die vielfältigen Arbeiten zu Stande zu bringen. Der Kom mandant, seine Verlegenheit erkennend, drängt und stellt Truppen zur Disposition, es fehlt an Ingenieur-Officieren. Die klugen Rathgeber, woran es nie fehlt, bemühen sich Alles zu verwirren ; wo bleibt bei der Masse von Arbeitern das gedeihliche Ende? Endlich ist das Holz und Stauchwerk glücklich angekommen, nun wird vorgerichtet, die Palliſaden gefeßt, Sturmpfähle gelegt, Blocks häuser erbaut, Blendungen aufgerichtet , spanische Reiter , Faschinen und Schanzkörbe angefertigt ze. Welche Masse von Arbeiten , und welche Spanne von Zeit, um sein Haus zu bestellen ! Diese Schwierigkeiten , die gewöhnlich der schnellen fortifilatoris schen Armirung im Wege stehen, suchen nicht selten ihren Grund in der Weitläuftigkeit der Festungs-Anlagen und, wie gesagt, in der nós thig werdenden Betreibung der vielen zum Schluß der Vertheidis gungsfähigkeit belassenen Ergänzungsmittel, welche man leichtsinnigers weise gleich bei der Anlage der Festungswerke der Armirung zurechnet. Aus der Weitläufigkeit, wobei wir vors erste stehen bleiben wollen, gehen aber in den meisten Fällen diejenigen Nachtheile hervor, die auf die anderen Festungszweige von Einfluß sind , und worin dies selben ohne ihr Verschulden mit hineingezogen werden. Es erfordert die große Ausdehnung und die Masse der Werke eine starke Garniſon, für welche das Unterkommen und die Herbeis schaffung der Bedürfnisse ihre eigenen Schwierigkeiten hat. Man bes denke die auf allen Punkten zerstreute Munition und Geschüße, die man beim successiven Verlust der Werke gewöhnlich verloren geben muß. Man erwäge ferner bei der Proviantirung die verschiedenen Gegenstände, die eine Besaßung bedarf, als da ist: Brennholz und
•
254 Kohlen zum Heißen , Kochen , Backen , Bierbrauen und Waschen ; Brod, Gemüse, geräuchertes Fleisch, lebendiges Vieh, Getränke, Tas back, Fourage für Pferde und Schlachtvich, Beleuchtungs-Material 2c. Man denke sich endlich bei dem Lazarethwesen , die Menge Betten, Decken, die mannichfaltigen Geräthe, Geschirre, chirurgischen Inſtru mente und Medikamente, so wird es wohl der Mühe werth sein, sich der Vereinfachung zu befleißigen, um einen kleineren Multiplicator zu erhalten. So wie wir die Festungen in der Mehrzahl vorfinden, nehmen
fie zuviel Kräfte zu ihrer Vertheidigung in Anspruch, und doch fehlt es ihnen an koncentrirter Kraft. Die Maſſe übereinander gehäufter Werke, welche nur die Streitmittel vermehren, dieselben versplittern und keineswegs zur größeren Stärke beitragen, veranlaſſen hingegen oft das Preisgeben der äußern von vorn her, wenn die Garniſon nicht recht stark ist; eine Maßregel, wodurch dem Feind ein großer Vortheil eingeräumt und ein ungünstiger Eindruck bei der Besaßung erzeugt wird; welches ganz natürlich ist, da man dadurch zu erkennen giebt, daß man seiner eignen Waffe nichts zutraut. Kleinliche, in das Bastionssystem eingezwängte, über und neben einander gelegte Werks chen, die für die Vertheidigung unverständlich find, wegen ihrer nie: drigen Profile keine Sicherheit gewähren, und oft nicht einmal hins länglichen Raum und Zugänglichkeit haben, die dahin gehörigen Waf fen zu gebrauchen, nehmen in der Regel noch jeden Militair dagegen ein ; das ganze Gebäude kommt ihnen zu künstlich vor und verliert schon beim ersten Anblick des vielen Krams in der Meinung an Werth, so daß von der Vertheidigung nicht viel zu erwarten iſt, Nat. Was Du da sagst, ist mir oft selbst so vorgekommen. Es sieht freilich auf dem Plan recht furchtbar aus, und ich habe immer eine heilige Scheu gehabt, wenn unser alter ehrenfester Ingenieur in der leßten Vertheidigung von E. bei unserem Kommandanten seinen Plan mit wichtiger Mienen aufrollte. 51 Sah ich respectvoll über deſſen Achseln (denn nåher wagte ich mich nicht heran) die in Grund gelegten Umriffe unserer Festung, bes trachtete ich so die Masse voreinander liegender Wälle, die dem Feind jeden Fuß Boden streitig machen sollten ; sah ich die mehrfältigen Abs stufungen, Graben und Gräbchen , Flänkchen , Haaken und Winkel,
255 und alle die mit fortifikatorischer Spißfindigkeit ausgeklügelter Chica nen, worin sich der Feind auf seinem Weg verfißen mußte ; dachte ich mir, da wo er sich nur blicken läßt, den von jeder Linie ausströ menden Tod, so sah ich den unvermeidlichen Untergang unseres Geg ners vor Augen , und es ließ ſich die Möglichkeit gar nicht denken, wie er, ohne zu heren, hereinkommen wollte. :
Wie sehr wurde ich aber in meine geträumten Erwartungen ges täuscht. Wir hatten einen unbeschreiblich schweren Dienst, mußten in den entlegenen Werken Tag und Nacht ohne Schuß gegen das feindliche Wurffeuer und gegen die Witterung auf den feuchten Erds boden liegen und uns täglich schlagen. Wir verloren viel Menschen und ein Werk nach dem andern ; dazu wurden uns noch Magazine der ohnedies knapp vorhandenen Lebensmittel durch den Brand zer stört, weshalb leßtere nur in kleineren Portionen ausgetheilt wurden. Es entstanden durch diese eingetretene, magere Lebensart und die übers großen Fatiguen Krankheiten, das Lazarethfieber fand sich dazu, so daß in kurzer Zeit unsere starke Besaßung für'den Dienſt auf die Hälfte schmolz, die auch nicht mehr das, als zu Anfang der Belager rung leistete, da Mismuth und Abspannung eingetreten war. Wir mußten so die äußeren Werke ohne Weiteres verlaſſen und uns in das Innere zurückziehen, wo uns der Feind mit ſeinem Wurf: geſchüß ſo ängstigte , daß unsere Leute die kurze Zeit , da sie außer Dienst waren, und selbst die Bleſſirten und Kranken in den Hospita lern keine Ruhe hatten.
Kurz das Elend , das der Hunger, Epide
mien und das feindliche Geschoß uns zuzog, wurde so groß, daß, ob wir gleich noch mit hinreichender Munition versehen waren, wir bald übergeben , und die schönen Festungslinien mit ſammt dem schönen Plan unseres Ingenieurs dem Feind überlassen mußten. Fort. Ja, ja, das ist der gewöhnliche Gang,1 und Du erzählst mir da nichts Neues ; ich könnte Dir noch ganz andere Beiſpiele an führen, wo bei der tapfersten Gegenwehr wegen der Kurzsichtigkeit und Mangels an Zusammenklang der Vertheidigungsanstalten , Fes ſtungen, die im Rufe der Unüberwindlichkeit ſtanden, übergeben wers den mußten. Die vielen künstlichen vor einander gelegten, zum Theil eingebildeten Enceinten thun es, wie Du gesehen haſt, nicht allein ; fie find im Gegentheil oft mehr hinderlich als förderlich ; und derjes
256 nige, dem eine solche Festung zu armiren aufgegeben wird, befindet fich allerdings in keiner kleinen Verlegenheit, wenn er in kurzer Zeit und vielleicht mit wenig Mitteln das wieder gut machen foll, was Systemkrämerei, Pedantenwesen zc. planmäßig verdorben haben. Er wird das, was ſein ſollte und könnte, immer nur unvollkommen er; reichen , und einen großen Theil der verbliebenen Mängel, der Anstrengung und der Bravour der Besaßung zur Abhülfe überlaſſen müſſen. Nat.
Wenn ich Dich recht verstanden habe, so kommt es in
Summa darauf an , die Befestigung eines Plages so zu vereinfa chen, daß 1) keine Gelehrten dazu erforderlich sind, um dieselbe zu verstehen und zu lesen, und 2) daß keine unverhältnißmäßig
1 großen Kräfte in Anspruch genommen werden, um eine tråfs tigere und weniger beschwerliche Vertheidigung zu ers Langen. Das wäre allerdings ein großer Vortheil, denn wenn es die Vers theidigung zuläßt, die Befestigung so zu vereinfachen, daß man mit geringerer Truppenzahl auskommt, so braucht man auch weniger Les bensmittel und Munition , weniger Kasernen und Aufbewahrungslos Pale, es giebt weniger Kranke und Bleſſirte und die Armirung fåmmes licher Festungsbranschen ist schneller erlangt. Das Armiren eines Plages bleibt aber doch immer noch ein gros ßer Uebelstand , sowohl hinsichtlich der Zeit als der Kosten, die man ´darauf verwenden muß ; denn das Seßen einer Maſſe von Palliſaden, Sturmpfählen, Tambours , Anfertigen von Blockhäusern, Blendungen, Abschlüſſen c. bleibt immer unerläßlich, und die nöthigen Les bensmittel auf eine bestimmte Zeit müſſen dann doch auch angeschafft werden. Fort. Wenn Dir noch ganz gegenwärtig wäre, worüber wir so eben gesprochen haben, so würdest Du wohl von selbst darauf ges kommen sein, wohin ich will, nämlich die fortifikatoriſche Armirung möglichst auf Nichts zu reduciren. Was die Verpflegung betrifft, so wollen wir spåter davon sprechen ; denn auch dabei laſſen ſich in Friedenszeiten ohne große Unkosten fortlaufende Vorkehrungen treffen, die dieses Geschäft für den eintretenden Fall des Krieges vereinfachen und abkürzen. Unserer
257 Unserer sogenannten Armirung ist aus dem Wege zu gehen, wenn die Hinderniffe, die man der Annäherung des Feindes entgegens stellen will, gleich bei der Erbauung der Festungswerke mie hineinges legt und dieselben so eingerichtet werden, daß sie keiner ſpäteren Nachhülfe. und Ergänzung bedürfen , und wenn ferner diese Werke mit Allem, was dazu gehört, in Friedenszeit so in Stand erhalten wer den, daß zur Zeit des Gebrauchs nicht erst mit Ausbessern und Auf, flicken angefangen werden muß. Kura das Gewehr muß immer in schußfähigem Stand sein, so daß es, wenn es nöthig ist, nur angelegt zu werden braucht. :Ich habe schon Mehreres, was darauf Bezug hat, erwähnt, laß uns nun die verbliebenen Lücken ausfüllen und die gewöhnlichen Be festigungswerke in ihren Haupttheilen nach der Reihe durchgehen, so wird sich bei der Gelegenheit ergeben, was zur Vereinfachung dersel ben und zur Beseitigung der Armirung führt. Wir wollen zuerst anfangen
13
A. mit den verschiedenartigen Fronten der Ens ceinte. Bevor wir uns aber in die Details darüber einlaſſen, wird es nöthig sein , die Eigenthümlichkeit der Festungsfronten näher zu be trachten. Die Natur des Terrains, das man zum vorhabenden Zweck vorrichten soll, giebt die Unterscheidung von ſelbſt an die Hand, und es kommt nur noch darauf an, dasselbe richtig zu erkennen, um zu erfahren , welches …..to wate 1) die Angriffs Fronten , nåmlich die schlagenden, und welches 2) die defensiven Fronten sind , die wieder in festzuhal tende und zu beobachtende serfallen. 1) Angriffs Fronten. Die von der Natur zu unserem Zweck am wenigsten begünstigten find diejenigen, die der Feind angreift und wo geschlagen wird. Bei ihrer Befestigung muß die Kunst Alles thun, und Kraft, Stärke und Beweglichkeit hineinlegen, um sowohl den Feind stehenden Fußes von ſich abzuwehren, als auch um eine offensive Defenſive zu erlangen. 2) Defensive Fronten . a) festzuhaltende. Die für die verschiedenen Angriffsarten weniger geeigneten Fron 17 Erster Jahrgang. II. Band.
258 ten, deren Eroberung dem Feind , keinen wesentlichen sondern nur eis nen sekundären Nuhen bringen, wo die darauf zu verwendende Zeit und Anstrengung nicht mit den zu erringenden Vortheilen in Verhält niß steht, den Feind in seinem Wege nicht vorwärts bringen, und für uns nur einen negativen Werth haben, sind blos festzuhaltende Punkte. Hier will man sich nicht in weitläuftige Vertheidigung und in ein Ausfallsystem einlassen, man will den Punkt blos gegen den gewalts famen Angriff, das einzige, was der Feind dagen unternehmen wird, schüßen, und sich mehr stehenden Fußes vertheidigen, weshalb es hins reicht, wenn man so eine Front in gehörig sturmfreien Zustand verz fest. b) beobachtende find solche, wo die Zugänglichkeit an ſich von der Natur so erſchweri ist, daß es nur weniger künstlicher Nachhülfe bedarf, um das Zukoms men, bei bloßer Beobachtung deſſen was vorgeht, unmöglich zu mai chen; wie z . B. hohe schroffe Felsabhänge, die durch Correctionen und Auffeßen von Mauern unersteiglich zu machen ſind. Man muß in einem Terrain, welches sich auf diese Weise unans
greifbar machen läßt, keine geſuchte, am wenigſten aber etagenmäßige Vertheidigung hineinlegen wollen. Es werden dadurch Abstufungen in der hohen Escarpe erzeugt, welche Communikationen unter sich haben wollen ; man schwächt nur die Front, vermehrt die Streitkräfte und erschwert den Dienst ohne Noth. Bei solcher gefährlichen Zu gänglichkeit muß man sich zu ſehr auf die Wachsamkeit der Truppen verlassen, und da weiß man nicht immer, was für Menschlichkeiten eintreten können. Oft wird der Dienst schläfrig gehandhabt, man bekommt vielleicht ganz neue unerfahrne Leute zur Besetzung solcher Posten; ia es kann vorfallen, daß denselben felbft alle Zuverläßigkeit abgeht, weshalb es allezeit am gerathenſten ist, solche Stellen so zu verwahren und unzugänglich zu machen, daß das Herauskommen eben so unmöglich als das Hereinkommen wird. Bisher hat man sich bemüht, zur Verstärkung der Angriffsfrent die größte Kunst zu entwickeln und sich mehrere vor einander liegende Enceinten zu verschaffen, wie folgt: a) Zuerst hat man den Hauptwall mit seinen Kavaliere: (1ste Enceinte).
I
259 b) Darauf folgen die vorliegenden Raveline und Contres garden (2te Enceinte). c) Nun kommt der bedeckte Weg mit ſeinen Blockhåufern oder kafemattirten Batterien in den eingehenden Winkeln, dem Traversen system und Pallisaden (3te Enceinte). d) Hier legt man wohl auch noch vorspringende Werke vor das Glacis, die entweder in sich verbunden oder von einander abge fondert sind (4te Enceinte) . e) Der davor liegende bedeckte Weg und Glacis machen die 5te Enceinte aus. Mehrere vor einander gelegte Enceinten find allerdings das größte Hinderniß, welches man der Annäherung des Feindes entgegenseßen kann ; nur müſſen nicht deren zu viele und die zu belaffenden kräftig und einfach sein. Auch muß man die Feldverschanzung nicht damit vermengen , und es im Fall, daß sich eine starke Besahung in den Platz geworfen hat, derselben überlassen , sich haltbare Posten in Verbindung der zunächst gelegenen Dörfer und Höhen, so weit vor der äußeren Enceinte anzulegen, als es die Lokalität gestattet, um den 圈 Feind so lange und so weit als möglich von dem Plaß entfernt zu halten. Nun wollen wir zur nähern Beurtheilung der verschiedenen Annäherungshinderniſſe übergehen und sehen, wie ſich zur Vereinfa chung derselben gelangen läßt. ad a) Bei der Anlage des Hauptwalles eben so wohl als der vor denselben zu legenden Enceinten, würde ich von den bestehen den Grundsätzen darin abweichen, daß ich stets die auf das Tracee ges legte Wichtigkeit mehr auf das Profil übertrüge.
Es wäre mir das
her ziemlich gleichgültig, nach welcher Manier vors erste das Tracee des Hauptwalls gezogen wäre, wenn sonst die Linien ihre rfchtige Lage hätten und die äußeren und Grabenflankirungen wohl bedacht wären. Man müfte sich bei dem zu gebenden Tracee nur immer fragen : wo kommt der Feind her, was kann er auf dem vorliegenden Terrain thun, wo sind unsrerseits Batterien anzulegen und wo find bloße Flankirungsgeschüße erforderlich ?
Man müßte ferner die Gefchüs
und Infanteriegewehr-Tragweiten zu Rathe zichen, und die Batteriens
260 und Flanken-Emplacements - nach irgend einer Manier durch Verbins dungslinien zu einem Ganzen bringen. Ist das Tracee des Walles zu Folge solcher Betrachtungen fests gestellt; so müssen die Kosten für ein hohes und starkes Profil nicht gescheut werden, und hat man selbst Fehler bei Bestimmung der Fes stungslinien begangen , so find ſie doch nie so nachtheilig , als ein schwaches Profil, welches keinem ernstlichen Angriff widerstehen Fann. ad b) Die zweite Enceinte der Raveline und Contre garden, wo sie nicht eben eine Thorbedeckung abgeben , würde ich ganz unterdrücken. Viele voreinander liegende Raveline, Contregar den, Lünetten, Grabenscheeren, Fausse ና brayen c. erschweren die Vers theidigung, benehmen dem Hauptwall die Wirksamkeit , verſplittern die Kräfte, und da diese voreinander liegenden Werke in ihren Profis len abnehmen müssen , so wird die Eroberung derselben erleichtert und dem Feind, der davon Befih genommen hat, ein gesichertes Em placement vorbereitet. Zudem bleiben die Communikationen dahin immer schwierig und die Wirksamkeit solcher Werke wegen ihres schmalen Raums unbedeutend ; nicht zu gedenken, daß vor dem Vers lust dieser Werke die Geſchüße selten zurückgezogen werden können . Man wird mir den Vorwurf machen, daß ich durch Beiseitseßen der Contregarden und Raveline die Escarpe des hohen Walles blos stelle und dem feindlichen Geschoß Preis gebe ; von diesem Vorwurf laſſe ich mich aber nicht irre machen. Warum wird jedes Fleckchen Mauerwerk dem Auge des Feindes so ängstlich entzogen und ver deckt ? Vorzugsweise deswegen , damit er nicht schon von Weitem Bresche legen kann. Das kann ich ihm auch auf andere Weise und auf wohlfeilerem Wege weit sicherer - so wie ich schon oben ers wähnt habe - durch Verstärkung der gemauerten Escarpe ver, wehren. Wendet man mir aber ein, daß es für den Feind ein großes Hin derniß ist, mehrere Linien nach einander in Bresche legen zu müſſen, fo erwiedere ich darauf : daß das Hinderniß, mit einer Breſche gar . nicht zu Stande zu kommen, noch größer iſt. Was die Kosten für mein starkes Mauerprofil betrifft, so habe ich vor einiger Zeit eine Vergleichung des Mauerwerks des Haupts
261 walles mit den vorliegenden Werken einer Front angestellt ; ich habe das Beispiel von einer wirklich existirenden Festung entnommen und will Dir hier das Resultat davon mittheilen. Das Developpement des Hauptwalls dieser Front hatte 1130 Meter Länge, die Höhe des Revetements betrug 16 Meter, und die obere Mauerstärke mit der unteren, incluſive der Anlage durchschnitt lich gerechnet 2,30 Meter, also war der ganze Kubik - Inhalt der Mauer 41584 Kubikmeter.
Vergleichung. Die Aufwickelung der Contregarde und Raveline dieser Front ent hielt 1730 Meter an Länge , 9 Meter Revetementshöhe und durch schnittlich 1,95 Meter Mauerdicke, also betrug der Kubik-Inhalt 33361 Kubit Meter Die Revers dieser Werke hatten 1210 Meter Lange, 8 Meter Höhe und 1,30 Meter Mauers dicke, also der Kubik - Inhalt Die Lünetten des bedeckten Weges hatten 540
12584
Meter Lange, 6 Meter Höhe, und 1,30 Meter Manerstärke, also der Kubik Inhalt Der Gewinn an dem Developpement der Cons trescarpe war 350 Meter Länge, dieselbe 6 Meter hoch und die Mauer 1,30 Meter dick, also der Kubik-Inhalt
4224
2730
Die Strebepfeiler sämmtlicher genannten Linien 5289 betrugen an Mauerwerk Also in Summa 58188 Kubik-Meter. Es betrugen daher die Revetements der vorgelegten Werke 16604 Kubik-Meter mehr als die der Escarpe, also über mehr, so daß man für daſſelbe Geld die Escarpe 5,50 Meter oder 17 Fuß stark hätte machen können. Rechnet man nun noch, daß nur der Revetementss höhe verstärkt werden soll, und daß das obere Drittel seine gewöhns liche Stärke erhält , so bekommt man für die untere Stärke 43 ' Zu 7 ſay also für die ganze Mauerstärke 221 '. Der Aufwand für Hebung der Gräben und Aufführung der
262 Wälle mit Allem was dazu gehört, nämlich der Raveline und Contregarden, ist noch erspart. ad c) Der bedeckte Weg soll zu Ausfällen Gelegenheit, und die Vertheidigung desselben noch ein ganz besonderes Hinderniß abges ben ; beides wird indessen nur sehr unvollkommen dadurch erreicht, weshalb ich davon ganz abgehen , ihn auf andere Art erseßen und denselben nur als Rondengang bestehen lassen würde. Mit ihm fällt das Traversen uud Pallisadenwesen weg. Die Schlacht , die man sich innerhalb seiner Linien mittelst des bedeckten Weges und Allem, was dazu gehört, vorbereitet, ist wirklich von mehr eingebildetem als wesentlichen Nußen, wenigſtens ſind die dadurch zu erringenden Vors theile, nicht den Kosten und Arbeit entsprechend, die man allein bei der Armirung darauf verwenden muß. Durch die Traversen ist übers dies dem Feind für seine anzulegenden Brescbatterien vorgearbeitet und einige Pallisaden durchfägt oder herausgeriffen, machen ihn zum Meister eines großen Theils des bedeckten Weges . Erseßt man zur Vertheidigung von dessen Branschen die Traversen durch Blockhäuser in den eingehenden Winkeln und nach denen man ſich zurückzieht, wenn der Feind eingedrungen ist, so scheint dieses ein wesentliches Hinderniß zu sein, indessen ist dasselbe auch nicht so groß als man vers meint, da die Blockhäuser bald genommen sind und man ſich bis das hin und für den ersten Augenblick leicht dagegen traverſiren kann . Zudem vermeidet man gern das Verſplittern der Truppen durch Be: feßen so vieler einzelner Posten, und endlich liegt es größtentheils außer dem Bereich der Möglichkeit, bei der Armirung die Masse Pa, lisaden für die vielen Glacislinien anzuschaffen ; man läßt daher den bedeckten Weg in den meisten Fällen ohnedies liegen , und was nützt alsdann dessen Erbauung ? Ist es auf einer Front, die besonders dem Angriff widerstehen soll, erforderlich, eine zweite Enceinte zu haben, so schaffe ich mir eine von ganz anderer Art, die nicht blos hinhal tend, sondern wirklich abwehrend ist, keiner weiteren Armirung bedarf, meine Kräfte mehr zusammenhält und besser als der verdeckte Weg zu Ausfällen Gelegenheit giebt ; denn das ist es doch eigentlich, was man damit will, er foll dem dahinter liegenden todten Wall Lebendigkeit geben.
ad d) Die vor dem Hauptwall liegende Enceinte, die
263 den bedeckten Weg erseßen soll, muß eine geöffnete sein, deren einzelne Werke für sich bestehen und in der Kehle vollkommen gesichert sind; eine solche ist leichter zu vertheidigen , schwerer zu neh men, und giebt mir Gelegenheit zu Ausfällen und zu einem mehr ges sicherten Rückzug als der bedeckte Weg. Der Hauptwall ist sonach als rein defensiv anzusehen, der Chas rakter der vorliegenden geöffneten Enceinte ist die offensive Defensive. Nat. Ich begreife das jest recht gut ; Du schaffst Dir zwei
4.4
Enceinten auf der Angriffsfront: die eine, der geschloſſene Hauptwall ist auf alle Weise sowohl gegen den gewaltsamen als förmlichen Ans griff gesichert, und der Gewalt des feindlichen Geschosses als auch der Ersteigung ernstlich widerstehend ; und die andere zwar auch so unzus gänglich, sie erlaubt Dir aber, Dich mit dem Feind vor Deiner Hauptlinie im freien Feld einzulaſſen, zu schlagen, denselben zu ermůs den, und seine Annäherung › Versuche zu Nichte zu machen. Dieſe Auseinandersehung gefällt mir recht wohl, so weiß ich doch, wozu jedes da ist. Was Du mir über Verstärkung der Revetementsmauern auseins ander gesest hast, darüber kann ich ebenfalls nur Deiner. Meinung ſeiu ; denn ich habe mich selbst immer darüber gewundert, wie man die dem feindlichen Geſchüß entgegengestellten Revetements nur so dick machen kann als eben nöthig ist , um den dahinter und darüber liegenden Boden zu halten ; sie sollen ja auch widerstehen, damit man. nicht in einem Wall, woran man Jahre lang gebaut hat , in wenig Stunden Bresche legen kann. Ich sollte selbst meinen , daß das auch gleichzeitig ein wesentliches Hinderniß für den feindlichen Mineur abs geben müßte, denn sich durch so eine dicke Mauer durchzuarbeiten, ist doch auch nicht so leicht. Fort.
Da wir darüber einverstanden sind , so wollen wir nun
übergehen: B. zu den Abschlüffen und Thoreingången. Um sowohl der Armirung aus dem Weg zu gehen, als auch der mehren Sicherheit halber, müſſen alle Absperrungen, Kehlabschlüsse :c.. nicht durch Pallisaden sondern durch solide Abschlußmauern gleich bei der Erbauung verwahrt werden.
Die Thore oder sonstigen Eins
gånge müſſen möglichst zurückgezogen und auf einfache Weise flankirt
264 sein, so daß man nicht nöthig hat, durch unterirdische Labyrinthe zu wandeln, um dahin zu kommen ; auch muß man während der Friés denszeit außer den Thoren keine Thüren, Pforten, Treppen oder an derweitige Zugänge zur Bequemlichkeit der Befagung oder der Ein wohner erlauben , damit man nicht genöthigt iſt, bei der Armirung auf allen Ecken und Enden die Nebenlöcher zu verstopfen, “was bei genauer Kenntniß Seiten des Feindes sogar gefährlich werden kann, da sich das neue Mauerwerk leicht ausbrechen läßt. C. Bombenfreies Unterkommmen der Truppen und 1. ihrer Bedürfnisse. Was ich darüber bisher gesagt habe, wird Dir noch erinnerlich sein. Ist dafür im Innern des Plazes gleich bei der ersten FestungsAnlage so wie für jedes andere Vertheidigungsmittel für die Zeit der Belagerung gesorgt, so braucht man nicht erst bei der Armirung Kirchen und anderweitige Gebäude, die der Zerstörung ausgesezt sind, dazu vorzurichten. Daß man diesen Fehler fast überall begeht, ist bei der Aengſtlichkeit, womit man auf Sicherung und Deckung jedes Pläßchens hinars beitet, um so mehr zu verwundern. Man verschwendet z. B. "alle Kunst, um jede noch so unbedeutende Linie zu defiliren , und jeder Verstoß dagegen ist eine unverzeihliche fortifikatorische Sünde. Wie reimt sich das zusammen, daß, während man sich dem direkten Schuß auf alle Weise zu entziehen ſucht, man keine Rückſicht gegen die von oben kommenden Projectilen nimmt, die uns doch auch ans Leben greifen. Eben so wie im Innern die Truppen ihr sicheres Unterkommen finden, muß auch zur Verminderung der Garnisonstärke : überhaupt die Besagung in den entfernter liegenden iſolirten Werken, in geſun, den bewohnbaren bombenfreien Wohnungen untergebracht sein ; und ob dieselben gleich so eingerichtet sein müſſen , daß ihnen leicht beizus kommen ist, so müſſen ſie doch immer mehr als Wohnungen als Vers theidigungsanstalten angesehen werden. Es können diese Wohnungen als ein Theil der Casernirung betrachtet werden, so daß sie auch wäh rend des Friedens belegt sind . Auf diese Weise bleiben die Gebäude in gutem Stande und man braucht bei der Armirung nicht erst mit Bauen und Einrichten anzufangen : auch sind die Werke besser und
263 leichter bewacht als durch ablösende Schildwachen, und die Treves so wie der, der sie kommandirt, wird mit der Lokalität bekannt und mit der Befestigung und ihrer Vertheidigung vertraut. Der wesens liche Vortheil derselben tritt aber-zur Zeit der Belagerung ein , wo man ein solches vorliegendes Werk oder eine solche Frout, wenn ders gleichen Unterkommen nicht vorhanden ſind , immer mit der für die Vertheidigung erforderlichen Truppenzahl von 24 zu 24 Stunden abs lösend beſeßt halten muß, wozu doch wenigstens mit der in Dienst bes findlichen drei Ablösungen unerläßlich sind . Ist nan in einem Werk oder in einer Front für so viel Wohnungen gesorgt, als die Stärke ihrer Besaßung besagt, so erspart man } der ſonſt erforderlichen Mannschaften an Artillerie und Infanterie. Man braucht alsdann für gewöhnlich nur Posten auszusehen und den Rondendienst in regen Gang zu erhalten ; und wird ſich dann wirklich auf so einer Stelle geschlagen, so rückt nur noch die Reserve nach. Außer dem das durch verminderten Dienſt hat man noch den großen Vortheil, daß die Leute weniger ermůdēt und fatiguirt werden , wenn sie von ihren dabei liegenden Wohnungen aus die nöthige Bewachung besorgen, als wenn sie , wenn auch von Tag zu Tag ablösend', im Freien las gern müssen . Nat.
Du willst also, daß die Truppen überall, wo sie sich zu
ſchlagen haben, sicheres Unterkommen finden, und daß alle ihre Bes dürfnisse eben so in bombenfreien Räumen untergebracht sein sollen; das ist wohl recht schön, aber Du scheinst mir doch nicht recht bes dacht zu haben , wo das viele Geld dazu herkommen soll, denn ich habe immer gehört, daß so eine bombensichere Kaserne, Lazareth oder Magazin ja eine Unſumme kosten soll. Fort.
Darauf antworte ich Dir : daß ich die Garnison und ihre
Bedürfnisse bedeutend vermindert habe, und daß ich durch Wegwers fen der vielen Vertheidigungslinien und Ersparung der Kosten bei der Armirung wohl so viel werde gewonnen haben , um eins der ers sten Erfordernisse für die Existenz fönnen.
der Besagung befriedigen zu
Macht man übrigens bei dem Kasernement, was immer am meisten kostet, nicht zu große Ansprüche, verzichtet man auf Speises
266
und Schul- Såle, macht man die Stuben etwas hoch, um dieselben stärker belegen zu können, und hat man über die Konstruktion der Gewölbe sowohl als der Widerlagerstärken sonst richtige Begriffe, damit man nicht unnöthig Raum und Material verschwende, so wers den die Mehrkosten unter Berücksichtigung der vorgeschlagenen Vers einfachung nicht so bedeutend und das Geld dafür auch noch zu ers schwingen sein. D. Für die Erennung der 8 militairischen Nieders 71 Laffung J von den Wohnungen und dem Verkehr der Soldaten mit den Bürs gern wäre ebenfalls gesorgt , die Wälle, gegen von letteren ausgehens den Insulten geſchüßt und die Bestreichung der Straßen bedacht, ´so daß auch hier nichts mehr zu erinnern wåre. Ist nun Alles nach vernünftigen, zeitgemäßen , der Angriffswaffe entsprechenden Grundsäßen bei der Anlage bedacht, und hält man Wälle, Thore, Brücken, Flankirungen und Gebände aller Art wähys rend des Friedens in gutem : Stande, ſo weiß ich nicht, wo außer der Anschaffung des Strauchwerks und sonstiger Kleinigkeiten noch etwas für die fortifikatorische Armirung zu thun übrig bleiben soll.: Weiter wüßte ich Dir nun, ohne in Details einzugehen, nichts mehr über diesen Gegenstand zu sagen , als Dir noch Deine Frage hinsichtlich der Herbeibringung der Lebensmittel und des Brennmas terials für die Belagerungszeit zu beantworten. Ich mache damit nach der Lage der Festung einen Unterschied; nämlich liegt dieselbe im Innern des Landes und nicht auf der äußer ften Linie, so wird es wohl selten an Zeit dazu fehlen, das Nöthige bei gehörigen Anstalten anzuschaffen und herbeizubringen. Ist aber von einer Grenzfestung die Rede, in deren Umgebung vielleicht nicht viel zu haben, und wo das Land arm ist, wo man über die Grenze **hinaus nichts heranziehen kann, und wo noch die Zufuhr zu Wasser fehlt und die Landtransportmittel auch nicht genůs gend oder nicht zuverlässig sind , so wird es schwer, zur rechten Zeit Lebensmittel und Brennmaterial in der Schnelligkeit herbeizuſchaffen. In diesem Fall muß man für die wesentlichsten Gegenstände, nämlich Mehl, Salz, geräuchertes : Fleisch, Wein, Brandwein; Holz und Kohs len c. schon während des Friedens in der benöthigten Quantität fors
267 gen und die Oekonomie der Truppen durch ſucceſſiven Verbrauch und demnächstigen bringen. Nat.
jedesmaligen
Wiedererfaß
damit
in Verbindung
Nun Herr Bruder, jezt ist mir Alles klar, was mir bis
her noch undeutlich war, und es freut mich , daß Du Dich dazu her gegeben hast, y mir das Alles auf so einfache meinen Begriffen anges messene Weise auseinander zu seßen.
268
XV. Das wissenschaftliche System der Kriegsfeuerwerkerei.
Vom Hauptmann Meyer.
Bor or einigen Jahren stellte ich in den von mir herausgegebnen: Vorträgen über Kriegsfeuerwerkerei , zuerst die auf eine wiſs senschaftliche Betrachtung gestüßte Ansicht auf, daß die Zwecke, welche die Feuerwerkerei bisher durch sehr verschiedenartige Zusammenseßuns gen zu erreichen gesucht habe , mit größerer Einfachheit und Sichers heit durch Mengungen der drei Pulverbestandtheile erhalten werden müßten, wenn diese Wengnngen so konstruirt seien, daß der Sauers stoff, den die vorhandene Menge Salpeter frei mache, genau ausreiche, um die vorhandene Kohle vollſtändig in kohlensaures Gas , den Schwefel in Schwefels und schweflige Säure zu verwandeln ; ich zeigte, daß man diese Zuſammenſeßungen sich als aus zwei Eles mentarmischungen gemengt denken könne, wovon die Eine (Mehls pulver) 75 Salpeter : 12 Schwefel : 13 Kohle, die zweite (Sal peterschwefel) 75 Salpeter und 25 Schwefel enthalte, ſo daß alle Sagbereitung auf ein Miſchen gewiſſer Mengen dieser beiden Eles mente zu reduciren sein werde. Die Vortheile, welche diese Mes
269 thode gewähren würde, konnte ich damals nur andeuten. -- Ich führte dieses Princip später in anderen Schriften auch auf diejenigen Mischungen, die statt Salpeter chlorsaures Kali enthalten müſſen, über, und kam so auch hier in Bezug auf Perkussionszündung und Lufts feuerwerkerei zu günstigen Resultaten. Diese leßteren, von allgemeis nerem Interesse fanden bald billigende Anerkennung ; die vorgeschlas genen Sazmischungen wurden vielfach anempfohlen , zuweilen inkogs nito unter fremden Namen mit Verläugnung der Mutterquelles bes fonders verbreitete sich die Verbesserung der bunten Flammen rasch durch Deutschland ; die neuen Flammensäße , die eine bis dahin noch nicht erreichte Intensität und Farbenreinheit erhalten hatten, konnten. allein schon den Vorzug richtig chemisch konstruirter Sche gegen die bisherigen, empiriſch ermittelten, darthnn. Weniger leicht wurde der neuen Ansicht der Eingang in die Kriegsfeuerwerkerei, wo sie allerdings gegen eine Aristokratie zu kẩm pfen hatte, die sich auf eine 400jährige Stammtafel stüßt. Selbst vorurtheilsfreiere Artilleristen halten diese Idee noch heute nur für einer Anerkennung, nicht einer ſtrikten Einführung werth, und wollen in ihr nur den Weg zum Beſſeren, nicht aber schon das Bessere selbst finden ; eine neuerlichst noch von einem höchst achtungswerthen Artil leristen ausgesprochene Meinung dieser Art veranlaßt mich, die Be weiſe für die wirkliche Gültigkeit meines Systems vorzulegen, die ich eigentlich der Zeit, die alles Wahre, oft spät aber doch sicher in ihren Schuß nimmt, zu überlassen gesonnen war. Im Folgenden gebe ich daher die Resultate einer durch mehrere Jahre hindurch fortgeseßten Versuchsreihe und eines größeren Schlußs Versuchs, den ich erst in der leßten Zeit ausgeführt ; ichkann als Vergleichs; punkt nur die Feuerwerkssäße, wie sie die Preußische Ernstfeuerwerkes rei vorschreibt, zum Grunde legen, da mir die Mittel fehlten , Feuers werkskörper, die in anderen Artillerien üblich find, nach der dort vorgeschriebenen und nach meiner Methode anzufertigen und zu vers gleichen. Die Preußische Feuerwerkerei ist aber schon jezt viel eins facher als die der meisten Artillerien ; was alſo für sie erwiesen wird, kann für die übrigen in desto höherem Grade gelten, und wird auch
270, leicht auf diese übertragen werden können, da es doch eigentlich nur Einen besten Sah jeder Art geben kann.
Ich übergehe die theoretischen Gründe , welche zu dem Glauben führen, daß alle Mischungen der Kriegsfeuerwerkerei aus Salpeter, Schwefel und Kohle darzustellen sein müssen, daß von den verschiedes nen Kombinationen der drei Stoffe, die beiden oben bezeichneten, Mehlpulver und Salpeterschwefel so wie die Mengungen aus beiden, die für den Zweck einzig theoretisch richtigen, und alle Mate rialien auf das Vortheilhafteste benußenden sind, und daß jede Mis schung, worin 75 Procent Salpeter, mindestens 12 Procent Schwefel und höchstens 13 Procent Kohle enthalten , als aus jenen beiden Ele mentarmischungen zusammengesett betrachtet werden können. Wer fich für diese Gründe nåher intereffirt, findet sie in meinen: Vorträ gen über Artillerie Technik 想去 I. S. 358, und den Grundzügen der Militair ፡ Chemie S. 102, entwickelt. Bei den praktischen Versuchen kam es zunächst darauf an, zu er mitteln, welches das Mischungsverhältniß sei , das die größte Brenns zeit gewähre, da viele Zwecke der Feuerwerkerei ein langes Brennen wünschenswerth machen. Ich hatte früher, als ich nur mit kleinen Mengen arbeitete , den Salpeterschwefel für in gewöhnlicher Tempe ratur unentzündlich und zu schwer verbrennlich gehalten. Versuche mit großen, sehr innig gemengten Quantitäten zeigten zwar , daß er, einmal entzündet, sehr gut fortbrennt und eine Lichtſtärke und Licht; weiße giebt, die alles bisher mit Säßen in dieser Beziehung Geleis ſtete weit übertrifft; doch blieb die erste Entzündung auch bei diesen innig gemengten Säßen immer noch zu schwer, und es mußte ein bestimmtes Minimum Kohle in Sdie: Mengung eingehn. — Bereitete man das Gemisch auf der Reibetafel oder in Reibeſchalen, wo Kleiz nung und Mengung unvollständig blieb , so mußte man im Minimo 1,5 Kohle zusehen, wo also die Mischung 75 Salpeter : 23,50 Schwes fel
1,50 Kohle wurde ; bereitete, man. ſie aber, aus ganz reinen Mar terialien in der Mengtrommel mit Kugeln , so konnte man auf 0,75
271 Kohle hinabgehen, wo dann die Mischung ſich auf 75 Salpeter, 24,25 Schwefel und 0,75 Kohle stellte. Beide Mischungen brannten gleich rafch, aber die zweite stand im Vortheile theils wegen der Gleich mäßigkeit der Verbrennung, theils wegen der größeren Verdichtbars Peit (bei geringerer Verstaubung), theils endlich wegen Verminderung des Gehalts an Kohle, die von den drei Stoffen der einzige in feiner Fabrikation variable; und bei langfam brennenden Sägen, der eine flußreichste und am stärksten die Brennzeiten modificirende ist. Schon hieraus geht hervor, daß die Säße des neuen Systems höchste Reinheit der Materialien Salpeter und Schwefel; "forgsame Dars fellung der Kohle, Höchsten Grad der Kleinung und Mengung bedür fen und in ihrer ganzen Bereitung wie Schickpulver behandelt wers den müssen, wenn man die höchsten Wirkungen von den geringsten Mengen erhalten will ; andere technische, militairische und ökonomi sche Gründe, welche dafür sprechen, die Bereitung den Pulver- Fabris fen ganz zu übertragen , werden noch weiter unten entwickelt 年 werden. Es war nun zu verfuchen, wie weit diefe trägste Mischung , die wir Feuerwerksfas *) nennen wollen, für die verschiedenen Zwecke der Feuerwerkerei ausreiche , indem dann für diese Zwecke eine jede weitere Sahmischung fortfallen würde.
1) Zünder. Es wurden Zünder, wie sie die Preußische Ermſt Ferreriverkerei angiebt , mit F. S. duf vorschriftsmäßige Weise ge schlagen; der Bünder gespalten, zeigte einen überaus festen Saßcylin; der; ein Zünder in Brand gesezt brannte höchst gleichmäßig mit ers wa 1 langer Flamme , und genau so lange als ein preußischer mit tragem Saße geschlagen. Der Zünder, gleich nach dem Entzüns den mit der Mündung, nach unten tief in trocknen Sandboden getrieben und Sand darüber aufgehäuft; verlöschte nicht, sondern brannte vollständig aus. Um die kürzere Brennzeit des preußischen raschen Sazes zu erhalten , wurden gleiche Theile F. S. und M. P. zusam men gerieben ; die Brennzeit war hun um etwas rascher als fie fein folhe; 98 gab aber das richtige Verhältniß. Die neue Zusams منيش **) Im Folgenden "ward Feuerwerksfäß mit F. S. und Mehlpulver mit M. V bezeichnet werden;115
272 menseßung wird vor der alten den 24 Vortheit haben, daß sie aus 2 auf gleiche Weise gekleinten und gemengten, aus immer gleichen und reinen Materialien gefertigten Elementarmischungen besteht, daher viel gleichmäßiger gemengt werden kann, als Sage, in welche Mehls pulver und unvollständig 2 gekleinter Schwefel und Salpeter, die in vielen Fällen im Laboratorio, also nur unvollständig gereinigt sind, eingeht; die Brennzeiten werden bei Zündern zu verschiedener Zeit und an verschiedenen Orten aus verschiedenen Materialien bereitet, gleichartiger werden, die Saßsäule wird fester sein, da bei gleicher Verdichtungskraft und gleichen Sazverhältniſſen die zu erhaltende Verdichtung im graden Verhältnisse mit Kleinung und Innigkeit der Mengung wächst. Bei Zündern kommt es ferner darauf an, daß, in die Röhre beim Aufschlagen der Granate eindringende Erde zc., die Verbrennung nicht störe und jedes Hinderniß wo, möglich durch · die Flamme herausgeworfen werde; dies wird bei denen Säßen • am fis chersten geschehen, + bei denen kein Theil, namentlich kein brennbarer, überschüssig ist, zu deſſen Verbrennen also der Sauerstoff der Atmos: phäre zu Hülfe genommen werden muß, und bei denen dabei der ges ringst mögliche Rückstand bleibt, damit die verschlossene Röhre nicht noch mehr verstopft werde. In den neuen Sägen sind die Bestands theile genau so gegeneinander abgewogen, daß kein Theil im Ueber schuffe ist, während in den meisten bisherigen Säßen, um ihnen die wegen zu geringer Kleinung , und Mengung nicht hinreichende Vers dichtungsfähigkeit zu geben, der Schwefelgehalt so weit vergrößert wurde, daß zu seiner Verbrennung der Sauerstoff des Salpeters nicht mehr ausreicht, sondern der der Athmosphäre in) Anspruch ges nommen wird. Deshalb, und weil hier ein großer Rückstand bleibt, ist die Gefahr des Erstickens beim Verstopfen der Röhre größer als bei richtig und vollständig verbrennenden Sägen. Chemisch richtig Ponstruirte Säße verbrennen dabei auch mit der größten erreichbaren Intensität, also stärksten Erhöhung der Temperatur, mithin größten Spannung der erzeugten Gase, fie müssen daher besser als jeder uns richtig konstruirte, z. B. Kohlenoxydgas ſtatt kohlenfaurem entwickeln. der, im Stande sein, in die Röhre eingetriebene Hindernisse hinauss zuschleudern und etwa eingedrungenes Wasser zu verdampfen, ohne daß dabei eine Abkühlung bis zum Verlöschen eintråte. 2)
1
273 2) Zündlichte.
Es wurden Zündlichte mit dem F.S. vors
ſchriftsmäßig geschlagen ; ſie entzündeten sich sehr leicht, viel leichter als diejenigen, welche nach der älteren Methode Pech oder Harz oder Del enthalten. Diese leichte Entzündlichkeit ist da, wo das Licht zwis schen den einzelnen . Schüffen abgeschnitten wird, sehr wichtig in dem das schwere Entzünden große Verzögerungen herbeiführen kann øder, wenn man diese vermeiden will, dazu nöthigt, das Licht fort: dauernd brennen zu lassen, wodurch ein sehr großer Vorrath an Lichten mitgeführt werden muß.
Die Zündlichte neuerer . Art brannten gleichs
mäßig und eben so lange als ein preußisches, tropften nicht , was überhaupt nur chemisch unrichtig konſtruirte, nicht vollſtändig gekleinte und gemengte Säße thun ; die Hülſe verbrannte gut. Das Zündlicht wurde durch Eindrücken in Erde und gerades Eintauchen in Waſſer nicht verlöscht ; die Flamme, war länger und sichtlich heißer als die des preußischen und sprühte nicht wie dieses Funken.
Das Zündlicht
konnte gleich nach dem Fertigen gebraucht werden , was bei Anwens dung befeuchteter Säße nicht der Fall ist. Der Saß staubte beim Schlagen etwas , dies konnte vermieden werden , wenn man jede Saßportion erst fest andrückte , dann mit immer stärker werdenden Schlägen verdichtete. Gegen das Verlöschen durch Eiudringen von Erde und Waſſer iſt dieſer Saß aus den oben genannten Gründen der sicherste, namentlich im Vergleich mit ſolchen Säßen, die Harze oder Dele enthalten. --- Ein Zufaß von M.P. gab geringere Brenns zeit und keinen anderweitigen Vortheil. 3) Leuchtsas. Der F. S. in ein Leuchtkugelkreuz geschüttet und durch Stopfen verdichtet, gab ein bei weitech helleres Licht als das des geschmolzenen Sages, der des Schmelzens wegen einen bes deutenden , an der atmosphärischen Luft verbrennenden Ueberschuß an. Schwefel hat ; dennoch blieb unter dieſen Umständen auch der F. S.. weit hinter der Lichtſtärke zurück, die er ohne Umhållung giebt. Dies liegt an dem Mitverbrennen des zwilichenen Sacks , der über dası Kreuz gezogen wird ; wo ein weißes Licht erhalten werden soll, muß jede vegetabiliſche Subſtanz, die immer dunkelrothes Licht, giebt, ſorg; lich vermieden werden. Es wäre daher, wenn man die höchste Lichts Intensität erhalten will, durchaus nöthig, dem Leuchtkugelkreuze eine Hülle von dünnem Metallblech mit Brandlöchern zu geben , die sich Erster Jahrgang. II. Band. 18
274 beim Brennen durch die Einwirkung des Schwefels bedeutend erwei, tern würden; so giebt der F. S. aus Brandbomben, obwohl fie enge Brandlöcher haben , ein viel helleres und weißeres Licht als in dem mit einem Sacke überzogenen offenen Kreuze. Die Lichtstärke des ohne vegetabilische Substanz verbrannten F. S. ist so groß, daß man am hellen Tage in der Nähe nicht hineinsehen kann, und kommt der des bekannten indjaniſchen Weißfeuers ganz gleich. Ein. Zusaß von M.P. vermindert die Weiße des Lichts und verkürzt die Brenns Wenn man Bedenken trägt, ein Leuchtkugelkreuz mit einem zeit. pulverförmigen Saße zu füllen, so kann die sächsische, bekanntlich fehr gute Leuchtkugel, die ebenfalls einen folchen Saß anwendet, als Beweis der Ausführbarkeit dienen. Die kleinen Leuchtkugeln zu Raketens und Bombenröhren A:: s ftößen wurden aus mit Weingeist befeuchtetem F. S. geballt. Die
Kugeln wurden fest,entzündeten sich ohne Anfeurung und gaben ein weit schöneres weißes Licht als alle bisherige kalten Leuchtsäße , die theils nicht richtig chemisch konstruirt , theils nicht innig gemengt waren. 4) Stankkugelsaß.
Man ist in neuerer Zeit zum Vertreiben
des Feindes aus geschlossenen Räumen von den früher üblichen, blos üblen Geruch verbreitenden Säßen zu solchen übergegangen, die erstickende Gase, namentlich schwefliche Säure, entwickeln.
Man
hat dazu meist Salpeter mit bedeutend überſchüſſigem Schwefel ges mengt; dieser Sah verbrennt ſehr langsam und kann von einem ents schlossenen Feinde leicht verlöscht werden ; es ist daher wünschenss werth, daß dieselbe Wirkung sehr rasch geschehe, so daß der Feind fie nicht verhindern kann.
Der F. S. entwickelt nur schweflige Säure,
und verbrennt im Vergleich zum engliſchen Stankſäß, der in mehres reren Artillerieen zum Muſter genommen worden, sehr raſch, er vers dient deshalb den Vorzug vor dieſem ; er braucht nicht eigends dazu gefertigt zu werden, bedarf nicht wie dieser einen Sack und Anfeus rung , sondern man braucht blos eine Sahſchaufel voll des ohnehin zu anderen Zwecken vorhandnen F. S. in den Raum zu bringen und ihn mit der Lunte anzuzünden. 5) Brandsah. Man muß zweierlei Brandsaß unterscheiden, den, welcher frei, und den, welcher in eijernen Geſchoffen eingefchlofs
275 fen nur aus den verhältnißmäßig engen Löchern derselben brennt, Die erste Methode , den Saß verbrennen zu lassen (wie dies z . B. beim geschmolzenen. Zeuge der Granaten ſtatt hat), ist die bei weitem vorzüglichere, denn abgesehen davon, daß der Saß aus Brandlöchern nur nach wenigen Richtungen wirkt, so entziehn die dicken Brandge schoffe den Gasen, welche der Brandsah entwickelt , beim Durchgehn durch die Löcher so viel Wärme, die für die eigentliche Zündkraft vers loren geht, daß selbst der beste Saß nur eine geringe Zündwirkung behält. Dennoch sprechen viele Gründe dafür , für wirkliches aus Geschüßen zu werfendes Brandgeschoß ſtatt der sonst üblichen Carcass ſen, wo die erste Art der Verbrennung statt hatte, die geschlossenen Brandbomben mit möglichst weiten Löchern zu wählen, was auch in بدلد viet Artillerien bereits geschehen.
Bei meinen ersten Versuchen war aus mehreren Gründen meine Aufmerksamkeit blos auf den frei verbrennenden Brandſaß gerichtet, und bei dieſem hat sich auf das Bestimmteste, was ich schon früher geglaubt, herausgestellt, daß jede organische Zuthat schädlich sei . Bei dem bisher sehr gepriesenen geschmolzenen Zeuge hat man diese Zu that, die man sonst bei anderen Brandſägen in so reichlichem Maße gab, schon von jeher weggelaſſen. Der F. S. aber, durch Schlagen in Stöcken zu feſten Maſſen verdichtet, zündet viel ſicherer als das gewöhn, lich geschmolzne Zeug, das, um es schmelzen zu können, immer eine bedeutende Menge überschüssigen Schwefel enthalten mußte. Die ets was feucht so wie die trocken gepreßten Stücke des F. S. wurden überaus hart und bedurften zur Entzündung keiner Anfeurung *) . Als ich später zu dem aus kugelförmigen Brandgeschossen brennenden Sägen überging, fand ich, daß der F. S. oder Mischungen desselben mit M. P. eine zu kurze Flamme geben und daß dieſe dabei die Stelle des Holzes, die sie trifft, so stark zerseßt, daß die Kohle ringsum tod gebrannt wird, d. h., allen Sauerstoff und Wasserstoff Gehalt vers liert und zum Weiterbrennen somit unfähig wird. Ich sah mich dess halb genöthigt, eine organische Substanz zuzuseßen, welche, nachdem sie aus dem Geſchofſe herausgetrieben ist, an der Spiße der Flamme des F. S. verbrennt, diese also verlängert ; die Flamme wird dadurch zu: *) Schon 1775 wurde das geschmolzene Zeug in Preußen falt gepreßt.
276 gleich weniger starr , breitet sich mehr flach aus und läßt weniger Hiße auf Einen Punkt wirken, wodurch dieser daher unvollständiger verkohlt wird. Zugleich follte die organische Subſtanz dem pulvrigen Saße mehr Bindung geben, damit er nicht aus den durch Zehrungsi faß (trocknen F. S.) immer nur locker verschließbaren Brandlöchern herausfliege, wenn das Geschoß aus dem Geschüß geworfen wird . -Von den organischen Substanzen hatte ich die Wahl unter den Har zen, den fetten und den ätherischen Oelen. Die ersteren verwarf ich, weil sie sich auf kaltem Wege nicht innig mit dem Sage mengen laffen , dadurch Veranlassung zum Verstopfen der Brandlöcher, zum Qualmen, zu heftigen Ausstößen und zu höchst ungleichmäßigem Brens nen geben, und dagegen, wenn die Mengung auf heißem Wege ges schehen soll, felbst wenn die Gefahr beseitigt ist, eigene Oefen und Apparate erfordern, eine unsaubere , theure Arbeit herbeiführen, weil dann ferner die Brandgeschoffe nicht sogleich fertig find , sondern erst eine Zeit lang zum Erhårten liegen bleiben müſſen , ein großer Sag verlust statt hat und man auch mit der Zahl der gleichzeitig zu fertigenden Geschosse genirt ist. " Fette Dele qualmen ebens falls, brennen schlecht, nehmen dem Sage viel Wärme , besonders wenn sie nicht zuvor von Schleim und Waſſer befreit worden und geben ihm wenig Festigkeit. #n Aetherische Dele bieten dagegen diese Uebelstände nicht. Am vortheilhafteſten von dieſen ſchien dünnflüſſi: ger Theer, da dieser sich nicht leicht verflüchtigt und in Gegenwart • von Schwefel und Salpeter bald erhärtet ; der Sah wird bei 16 Procent gut eingemengtem Theer sehr fest, die Flamme lang und stetig. Sobald das Geschoß geladen ist, treibt man Vertiefungen ein, und schlägt diese voll trocknen F. S.
Die Löcher werden mit Wachslein-
wand-Platten geschlossen ; das Laden geht rasch und ohne Schwierigs keit und das Geschoß ist sogleich fertig. Die Entzündung iſt ſicher und überträgt sich leicht auf den Brandsaß, der niemals ein Brands loch verstopft. Um den leßten tief gelegenen Sahportionen grös Bere Intensität zu geben, brachte ich früher zuerst einige Loth trocknen F. S. in das Geschoß und darauf den angefeuchteten; ich erhielt aber einmal eine Detonation, wobei das Gefchoß zersprengt wurde ; in neuerer Zeit habe ich nur angefeuchteten Saß angewandt und glaube so die Veranlassung zu Detonirungen , welche die Zündung ſtören,
277 vermieden zu habent Man darf hierbei dem F. S. kein Mehlpulver zugeben, sonst reißt die heftige Flamme den Rückstand mit aus den Löchern, legt ihn auf das zu zündende Holz und macht dies schwer entzündlich ; bei. Anwendung von reinem F. S. mit Theer bleibt dod Rückstand ganz in der Kugel als dünne Krufte. ( 2 pad angiava ind Au 6) Treibfaß zú Signals: Raketen. Für Signal Raketen zum Striegsgebrauche ist jest der höchste Werth auf den Ausstoß zu. legen, da man durch ihn , jezt wo man 7 bunte Farben zu den Kus geln verwenden kann , eine Art Zeichensprache zu geben im Stande: ist; ich würde daher den Signals Raketen zum Kriegsgebrauche einen blos treibenden , nicht Funken ,sprühenden Sah geben, da der erstere sich viel besser verdichten läßt, und daher eine. Längere Ausk dauer der Rakete bei Transport und Aufbewahrung sichert... Mens gungen von 1 F. S. zu 2:M. P. bis zu 1 : 1″ würden : dann für die verschiedenen › Kaliber die Säße bilden. Am vortheilhafteſten Liſt ses dien Rakete in 3Böhrung 2. so einzurichten, daß man den. Zünderſag ohne Veränderung als Treibsaß anwenden kann..Willman aber Funken im Schweife, so nehine man eine der rascheren: Mengungen : und sebe irgend einer gepulverten, Funken gebenden Substanz , als. grob gemahlene Kohle *) , Bimſteinpulver, Glaspulver 10.79 hinzu.! Säße der Art brennen sichrer und halten sich länger gut als die ges wöhnlichen, nicht gut gekleinten und gemengten, aus unreinen Materias? lien bereiteten und wegen unrichtiger chemischer Konstruktion, das went nig gespannte Kohlendrydgas statt Kohlenfaurem Gase, entwickelnden Sage ; man erhält daher bei gleicher 1. Größe der Makete größere Steighöhe , verhindert den großen Einfluß den sonst die Feuchtigkeit dußert, und vermeidet das Probiren des Sages , was bisher , nözi thig war. M Anfeurunge Die Anfeurung aus reinem Mehlpulver giebt oft Veranlassung zu Explosionen und theilt, da sie zu rasch verbrennt, dies Entzündung nicht immer sicher an die unten gelegene Sazfläche mitz, ich habe gefunden, daß man diese Uebelständen verhütet , wenn 1 man dem Mehlpulver etwa 10 Procent F.S. zugiebt u go 1150 Grob gemahlene Kohle wird vom Treibfage blos aus der Saßröhre gewors fen und verbrennt erst außerhalb derselben auf Kosten des Sauerstoffs der Atmosphäre, stört also das richtige Verbrennen des Sazes nicht,
278 Im Obigen ist erwiesen, daß alle Mischungen, welche die Kriegss Feuerwerkerei bedarf, aus den Pulverbestandtheilen bereitet werden können, daß die größte Masse der . Säße aus reinem Feuerwerkssaß ers halten werden, daher fertig sind , wenn dieser einmal bereitet, daß nur bei wenigen eine Zugabe von Mehlpulver, bei Einem eine Befeuch tung mit einem ätherischen Dele nöthig werde, und daß fast alle Zwecke der Feuerwerkerei ſichrer und beſſer durch diese neuen, einfas chen Mischungen erreicht werden, als durch die früheren sehr zusam mengefeßten.
Es bleibt nun noch übrig , die übrigen Vortheile dies
fer neuen Methode gegen die bisherigen darzuthun. Da die neue Methode nächſt dem Mehlpulver nur noch Eine Mischung bedarf und diese aus den Pulverbestandtheilen beſteht, so erhält man dadurch die Möglichkeit, fie auf der Pulverfabrik bereiten zu lassen und ihr dadurch alle die technischen und ökonomischen Vors züge zu sichern, die ein auf einer Fabrik gefertigtes Schießpulver vor dem, im Kleinen, in Handmörſern von üngeübten Arbeitern und aus unreinen Materialien bereiteten unbestritten beſißen wird. Die Mas terialien kann die Fabrik im Großen viel leichter und wohlfeiler reis nigen oder darstellen als der Feuerwerker im Kleinen. Das Abwägen in immer gleichen Verhältnissen im Großen geschieht sichrer ohne Irrthùm, als im Kleinen in mannigfach verschiedenen ; das Kleinen undMengen ges schieht ebenso wie die des Pulvers ; die Operation wird also vollſtäns diger ausgeführt als es im Laboratorio möglich ist und mit viel gerins gerem Verlufte. Die Sazmischungen werden daher an sich viel sichrer und gleichmäßiger wirkend, und schon gleich anfangs wohlfeiler. DieWohlfeilheit vermehrt sich aber noch dadurch, daß alle Rückstände irgend welcher: Arbeit mit Ausnahme des Brandſaßes zu jeder anderen Feuerwerksarbeit verwendet werden können , was bis jest nicht mögs lich war, indem die Rückstände bisher höchstens zum kleinen Theil durch Auslaugen des Salpeters zu Gute gemacht werden konnten; auch werden alle Verlufte vermieden, die jest Fehler im Abwägen der Sdge, so wie die beim Darstellen geschmolzener Mischungen an den Grapen hängen bleibenden Sagreste, beim Schmelzen erstarrte Leuchts fåße ic., Verluste , die bis zu 60 Procent steigen können , ergaben. Das Anternen des Personals in Praris und Instruktion wird, worauf bei kurzer Dienstzeit der Artilleristen so großer Werth zu legen ist,
279 durch die neue Methode überaus erleichtert und verkürzt, da der schwies rigste Theil der Feuerwerkerei, die Reinigung der vielen verschiedenen Materialien, so wie ihre Kleinung ganz und die Sazmischung fast ganz wegfällt, indem nur Ein Saß angefeuchtet und Einer aus 2 Elementen durch Umdrehn in einer Tonne gemengt wird ; die Gefahr, die sonst bei einigen Arbeiten der Feuerwerkerei so groß war und von denen wir noch in der neuesten Zeit Beispiele haben (St. Sebastian 1823), wird fast ganz beseitigt, indem man es nur mit einem schwer entzündlichen Gemenge zu thun hat, das ſelbſt im schlimmsten Falle langsam und ohne Detonation oder Umhersprisen verbrennt.
Die
unsauberen Arbeiten, welche die Feuerwerkerei Manchem verleideten, fallen ganz fort, das Ganze ist klar , übersichtlich und den wissens schaftlich gebildeten Soldaten ansprechender. - Bisher bedurfte es bei der großen Zahl anwendbarer Elemente vielfältiger Versuche um Sazmischungen, die bestimmten Anforderungen entsprechen oder ges gebene Wirkungen nachahmen sollten, zu ermitteln. Bei nur 2 Eles menten wird dies überaus leicht. Die Lokalien und Apparate so wie die abzunehmenden und auf zubewahrenden Materialien der Laboratorien vermindern ſich beträcht; lich, eben so die bei den Laboratorienkolonnen mitzuführenden Appas rate und Materialien . Den Feuerwerksfaß bewahrt man wie Schießpulver in Tonnen, wo er noch den Vortheil gewährt, daß eine Tonne, die 1 Centner Pulver faßt, 2 Centner Saß aufnimmt; er confervirt sich besser als Pulver und transportirt sich gefahrloser.
Es scheint nach dem Obengesagten, als sei die aufgestellte Mes thode mehr als blos ein Weg zum Beſſeren, und als dürfte fie fos wohl in artilleriſtiſcher als in techniſcher und ökonomischer Beziehung wesentliche Vortheile gegen die bisher üblichen gewähren .
250-
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Technik.
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Man hat bekanntlich seit mehreren Jahren begonnen, in den Gebidfen der Hüttenwerke, Schmieden c. sich der erwärinten Luft statt der von gewöhnlicher mittlerer Temperatur zu bedienen, indem man die Luft, nachdem sie aus der Gebläsemaschine austrat, entweder durch fenst unbrauchbares . Kohlenklein oder durch die bisher unbenugt ges bliebene Flamme des Feuers bis zu etwa 150 ° R., nach Umständen auch bis 300 ° erhigen ließ, wodurch nun die große Menge Wärme, "! welche zur Erreichung dieser Erhizung gehört, nicht mehr von der im eigentlichen Heißraume entwickelten hergegeben zu werden braucht. Man glaubte dadurch anfangs, nur mit derselben Quantität Brenns material im Heißraume größere Wirkung zu erreichen ; dies wäre schon an sich ein erheblicher Nußen gewesen , wenn er auch dadurch, daß nun die Gebläsemaschine mit größerer Kraft bewegt werden muß, um die bei gleichem Sauerstoffgehalte viel voluminöſere heiße Luft auszupressen , um etwas geschmälert wird ; allein es zeigte sich bald, daß nächst dieſem ökonomischen Vortheile sich auch technis sche in Bezug auf die Güte der Arbeit ergaben , und diese leßteren
281 besonders könnten , so weit sie das Eisen betreffen, für die Artilleries Technik von einem nicht unerheblichen Einflusse fein.ma Als man nämlich das Gebläse mit heißer Luft bei der Produktion von Gußeiſen im Hohofen anwendete zeigte sich, C daß man nun eine geforderte Quantität Eisen in viel fürzerer Zeit 14 herstellen könne als bisher, und daß dies Eisen bei gleichem Betriebe viel heißer werde, so daß man mit Leichtigkeit kohlenärmeres Eisen, das sonst wegen seiner Schwerschmelzbarkeit Hindernisse im Betriebe bot, erblasen könne, so wie auch, daß während der ganzen Betriebszeit das Eisen gleichmäßiger werde, indem dußere Einflüsse geringere Wirkung haté ten. Da num beim Geschüßguße Alles darauf ankommt, ein möglichſt kohlenarmes, heißes und dabei immer gleiches Eifen zu erhalten, so dürfte der Betrieb mit heißer Luft gestatten, ein haltbäreres Geschüß eisen mit größerer Sicherheit als bisher und aus weniger geeigneten Erzen, z . B. den in Deutschland vorkommenden, zu gewinnen ; man würde auch schneller gießen können als bis jest, da sich das zu einem Geschüß erforderliche Quantum schneller sammelt. Es wäre daher möglich, theils in Schweden bei gutem Erze eine noch größere Güté und Gleichartigkeit des Geschüßeifens zu gewinnen als das dortige bis jezt hatte, oder, wenn man mit der bisher dort erreichten ſich bèr gnügen lassen wollte, auch in Deutschland bei den weniger günstigen? schwerer schmelzbaren, mehr Kohlenstoff aufnehmenden Erzen, ein mit dem schwedischen gleich gutes Material zu erhalten, ohne wie bisher zu dem so theuren Dekarbonisations-Prozeß (dem Umschmelzen im Flammofen) Zuflucht nehmen zu müſſen , wodurch sich die Produks tionskosten erniedrigen würden und wir hoffen dürften , das eiserne Geschüß der deutschen Artillerien im Vaterlande darstellen zu können, wovon bisher theils die geringe Sicherheit einer gleichmäßigen Güte, theils der sehr hohe Preis des Produkts, beides im Vergleiche mit Schweden, abgehalten hatte. Wendet man Eisen, welches mit heißem Gebläse dargestellt wor den, zum Guſſe der Munition an, so wird sie nach mehrfachen Erfah: rungen glatter , runder und frei von Graphits ( Schaum ) Flecken ; nach franzöſiſchen Ermittelungen wird aber auch Hohlgeschoß aus folchem Eisen gegossen, so zähe, daß es mit der gewöhnlichen Sprengs ladung nicht gesprengt werden kann.
Dies lettere kann allerdings
282 nachtheilig für die Wirkung werden, und es dürfte daher nöthig sein, bei den künftigen Abnahmen von Hohlmunition hierauf ein befondres Augenmerk zu wenden. Gießt man Munition aus einem Kupoloofen, bei welchem heißes Gebläse angebracht ist, so verzehrt dieser auf gleiche Mengen geschmolzenen Eisens
weniger Brennmaterial.
Die
Munition kann daher nicht blos haltbarer und regelmäßiger gestaltet, fondern auch wohlfeiler dargestellt werden. Die Anwendung des heißen Gebläses bei Schmiedefeuer wollte längere Zeit keine sehr wesentlichen Vortheile gewähren. Man hatte n die aus den Balgen gepreßte Luft theils neben dem Feuer, theils uns ter demſelben zirkuliren laſſen, ehe sie durch die Düſe in das Feuer kommt; erst in neuester Zeit, wo man sie aus den Balgen in ein über dem Feuer horizontal liegendes Röhrensystem leitete, in welchem sie 5mal in 13 bis 14“ langen Röhren, also etwa 6 ' hin und her über
135 der Flamme strich, ehe sie in die Düse kam, stellten sich die Erfolge in Bezug auf Ersparniß an Brennmaterial, Abbrand und techniſche Vortheile entschieden günstig ; so erhielt man bei einem Probeschmie den mit einem solchen Apparate, worin die Luft bis 130 ° R. erhißt wurde, eine Ersparniß von 37 Procent Steinkohlen und
Eisenverlust;
es entstand eine leichtflüssige Schlacke, die Steinkohlen backten wenis ger ans Eiſen und die Schweißhißen wurden höher und dabei schnel ler erreicht, blieben daher mehr innerhalb der Kohlen koncentrit, wodurch das Verbrennen sichrer verhindert wurde. M.
In der Abhandlung VIII. find mehrere Figuren falsch bezeichnet, die man zu berichtigen bittet : Seite 127 Zeile 10 von oben statt Plan 2. Fig. 1. lies Fig. 4. 4 von oben ſtatt Fig. 7. lies Fig. 4. 129 2 von oben statt Plan 1. Fig. 9. lies Fig . 9. 133 2 von unten statt Plan 3 lies Fig. 10. 133 und statt Profil 9, 10, 11 lies Prof. 11, 12, 13. 135 - 15 von oben statt Plan 3. Fig. 5. lies Profil 14.