Aleister Crowley's Magische Rituale

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Aufgezeichnet von Gregor A. Gregorius Neu bearbeitet und kommentiert von Friedrich Meyer

VERLAG RICHARD SCHIKOWSKI BERLIN

Die Magischen Handbücher

Alle Rechte vorbehalten, Druck und jegliche Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages

Copyright 1980 by Verlag Richard Schikowski montage + satz martin Schmidt, berlin Druck: Dieter Dressier, Berlin

Für B. F.

Tu was du willst, soll das gesamte Gesetz sein. Wir freuen uns, hier erstmals in deutscher Sprache einen Großteil der Rituale und Magischen Anweisungen des gro­ ßen — vielleicht größten — Magiers der neueren Zeit vorle­ gen zu können. Theoretische Schriften von ihm waren schon seit einiger Zeit erhältlich, so bot es sich von selbst an, auch die Praxis, die die Grundlage der Magie ist, heraus­ zugeben. Da uns freundlicherweise die Manuskripte von Gregor A. Gregorius zur Verfügung gestellt wurden, kann sich diese Übertragung auf eine direkte Linie zu Crowley, den Gregorius noch persönlich kannte, stützen. Jene Notizen und Umrisse sowie Erklärungen sind hier — soweit das möglich und nützlich war — eingearbeitet, mit dem Originaltext der Erstausgaben von The Equinox (London, 1909 und folgende) und Magick in Theory and Practice (Paris, 1929) verglichen uhd zu vollständigen Übertragun­ gen erweitert worden. Wir haben uns bemüht, zum einen die Sprache Crowleys, die manchmal auch für gebürtige Engländer dunkel zu sein scheint, verständlich zu machen, zum anderen sprachliche Eigenheiten des Ausdrucks und Stils zu übernehmen. Daß dies nicht an jeder Stelle gelun­ gen sein wird, versteht sich von selbst. Ferner sind die Tabellen der Magischen Korrespondenzen (Entsprechungen) von uns nach der Originalausgabe von 777 korrigiert wor­ den; auch einige fremdsprachliche Fachausdrücke beson­ ders aus dem Sanskrit wurden berichtigt. Der darauf fol­ gende Anhang und das zu jeder Übung beigegebene Mate­ rial aus Abbildungen, Kommentaren und Erläuterungen schaffen die Grundlage zum Magischen Arbeiten mit die­ sem Buch. Sie sind dermaßen gestaltet worden, daß jeder sofort in der Lage ist, mit grundlegenden Übungen wie der des Liber Resh zum Beispiel ohne weitere Vorkenntnisse 5

— etwa aus den anderen Teilen von Buch 4: Mystik, Magie und Magick — zu beginnen. Die Reihenfolge der Übungen sollte einigermaßen eingehalten werden, obwohl man je nach der persönlichen Vorliebe das eine oder andere vor­ ziehen kann, wenn man sie einmal alle durchgearbeitet hat. Liber Samekh kann zu jeder Zeit praktiziert werden, wenn man den Zweck dieses Rituals und seine Konsequenzen verstanden hat. Die Erläuterungen geben die Querverweise, so daß dies Buch zu einem harmonischen Ganzen gerät, das das ganze Spektrum Crowleyscher Magie umfaßt; ferner bieten sie auch Hinweise auf andere Traditionen der Gehei­ men Künste, besonders auf die in den letzten Jahren inten­ siver als früher in den Westen gelangten des indischen Sub­ kontinents, Chinas und Tibets. Damit wird gezeigt, daß es sich bei diesen Ritualen nicht um Besonderheiten oder Ausnahmen handelt, sondern um wohleinzuordnende Bei­ spiele einer allgegenwärtigen Tradition. Deshalb können sie auch von jedermann ausgeführt werden, der bereit ist, ein wenig Zeit hinzugebeii, um schließlich ein großes Ergeb­ nis zu erlangen. Wir wären allen Lesern und besonders denjenigen, die mit den hier vorliegenden Übungen beginnen, dankbar, wenn sie ihre Fragen, Berichtigungen oder Verbesserungs­ vorschläge und dergleichen an den Verlag senden würden, damit wir sie bearbeiten und in eine vielleicht nötige Neu­ auflage einarbeiten können. Falls die Frage oder das Pro­ blem nach einer sofortigen Beantwortung verlangt, bitten wir um das Beilegen des Rückportos; wir werden uns be­ mühen, so schnell wie möglich zu versuchen, mit unseren bescheidenen Mitteln Aufklärung zu schaffen. Wir danken allen, die uns geholfen und unterstützt haben, insbesondere dem Verlag Richard Schikowski, der die Publikation dieses Werkes ermöglichte und auch die Anregung dazu gab. Liebe ist das Gesetz, Liebe unter Willen.

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Tabellarische Biographie Crowleys

1875

1886 1896

1898

1899

1900

1902

1903

12. Oktober — Crowley wird zwischen 23 Uhr und Mitternacht geboren. Er ist der Sohn von Edward Crowley und dessen Frau Emily Bertha, geborene Bishop, die beide Anhänger der,Plymouth Brethren1, einer Quäker-Sekte, sind. Später schreibt er von sich, daß er mit drei der großen Zeichen eines Buddha geboren worden ist, und mehreren der kleinen. stirbt sein Vater. bis 1897 fängt Crowley an, sich für Mystik, Magie u.s.w. zu interessieren und Bücher über Alchymie und dergleichen zu lesen. Er studierte in Malvern, Tonbridge und dann am Trinity College in Cam­ bridge. Aceldama, sein erstes Buch mit Gedichten. 18. November wird er in den Golden Dawn (den Orden von der Goldenen Dämmerung) eingeführt. Im Dezember erhält er den Grad des Zelators, 1° = 10n. Sein magischer Name ist Perdurabo. Januar: Theoreticus 2° = 9n. Februar: Practicus 3° = 8n. Mai: Philosophus 4° = 7n. 16. Januar: Adeptus Minor 5° = 6n. Sein magisches Motto ist nun Parzival. Crowley reist wegen mit dieser Initiation verbundener Dokumente nach Paris, doch wird ihm die Einsicht vom dortigen Orden nicht gestattet. Er fährt nach Mexiko, weiter nach Indien und trifft dort in Burma Allan Bennett (= Bikkhu Ananda Metteya). Er besteigt zusammen mit anderen den K 2 im Himalaya. Crowley beginnt mit der Anrufung nach der Magie des Abramelin; er hat sich in Boleskine, Schottland, in der Nähe des Loch Ness ein Haus gemietet. Je­ doch wird die Arbeit unterbrochen, um Rose Kelly, die Schwester des Malers Gerald Kelly, zu heiraten. 7

1904

1905 1905 1906

1907 1909 1909

1909 1911

1912 1913 1914

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Er ist mit seiner Frau in Ceylon und kehrt über Kairo nach London zurück. Vom 8. bis 10. April wird ihm über die medialen Fähig­ keiten seiner Frau das Liber Al vel Legis von Aiwass (oder Aiwaz) offenbart. Dies steht auch im Zusammenhang mit der Stele, die er im Ägyp­ tischen Museum Kairo gesehen hat, und die fortan als the Stele of Revealing bezeichnet wird. Er nimmt daraufhin den Grad des Adeptus Major 6° = 5n an. Veröffentlichung von Mathers Übertragung der Goetia. bis 1907 die Collected Works. Expedition zum Kanchenjunga und Reise durch China, Anrufung von Augoeides und Abschluß der Abramelin-Arbeit. Tod von Lilith, Crowleys erster Tochter. Konx om Pax veröffentlicht. Gründung der A.‘. A... bis 1913 The Equinox, Vol. I, No. 1—10 veröf­ fentlicht. Scheidung von Rose Kelly. 777 veröffentlicht. Crowley wird Adeptus Exemptus 7° = 4n, Motto: OU MH. 23. November bis 19. Dezember führt er die An­ rufungen nach dem Enochischen System in NordAfrika (siehe The Vision and the Voice) durch. Dezember: Magister Templi 8° = 3n, Motto: V. V. V. V. V. (siehe unten). bis 1910 die Holy Books veröffentlicht. ist Crowley mit Mary d’Este Sturges (Soror Virakam) zusammen. wird er Oberhaupt des englischen O.T.O.. The Book of Lies veröffentlicht. Er fährt nach den U .S .A.. 3. September: Beginn des Magischen Tagebuchs, Rex de Arte Regia (abgedruckt in: The Magical

1915 1917 1918

1919

1920

1921 1923

1925 1929

Record of the Beast 666 herausgegeben von J. Symonds und K. Grant, London, 1972). 12. Oktober: Magus 9° = 2n, Motto: To Mega Therion (das große Tier). Crowleys Mutter stirbt. Amalantrah erscheint Roddi Minor, einer der Ge­ liebten Crowleys in New York. Er trifft Leah Hirsig (Alostrael). Mathers stirbt. The Equinox, Vol. Ill, No. 1 (oder The Blue Equinox} erscheint. Er kehrt nach England zurück. 2. April: Crowley kommt in Cefalu, Sizilien, an. (Vorn 25. Dezember 1919 bis zum 29. Dezember 1920 reicht das nächste Tagebuch, ebenso in The Magical Record...). 14. Oktober, Anna Leah, seine Tochter von Leah Hirsig, stirbt. Mai: Ipsissimus 10 ° = 1n. 1. Mai wird er von Mussolini aus Italien ausgewie­ sen. Er reist nach Tunis. 11. Mai bis 3. Oktober: The Magical Diary of To Mega Therion, The Beast 666 (abgedruckt in The Magical Diaries of Aleister Crowley, herausgegeben von St. Skinner, Jersey, 1979. Bis Tunis reicht auch etwa Crowleys Autobiographie, obwohl sie gegen Ende etwas summarisch wird: The Con­ fessions of Aleister Crowley, An Autohagiography, herausgegeben von J. Symonds und K. Grant, verschiedene Ausgaben ab 1970). wird Crowley internationales Oberhaupt desO.T.O. wird er mit seinen Begleitern aus Frankreich aus­ gewiesen; kurz darauf, am 12. April, erscheint Magick in Theory and Practice in Paris und in London. 16. August: er heiratet in Deutschland Maria Teresa de Miramar. 9

die beiden ersten Bände der Confessions erscheinen. The Equinox of the Gods (= The Equinox, Vol. Ill, No. 3) veröffentlicht. 1938 Mathers Kabbalah t/Mvei/ed erscheint. 1939 Eight Lectures on Yoga (= The Equinox, Vol. Ill, No. 4) veröffentlicht. 1944 The Book of Thoth (= The Equinox, Vol. Ill, No. 5) veröffentlicht. Crowley zieht sich nach Jahren des Herumfahrens zurück; er lebt in Hastings, und stirbt dort 1947, am ersten Dezember.

V930 1937

Eine ausführliche Bibliographie der Werke Crowleys findet man in: A Crowley Cross Index, von W. Parfitt und A. Drylie, o. O., 1976.

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Aleister Crowley alias Meister Therion Biographie und Horoskop-Deutung. von Gregor A. Gregorius

Sir Aleister Crowley war sicher eine der problema­ tischsten, bedeutendsten und interessantesten Persön­ lichkeiten unserer Zeit. Er wurde mit Recht als der Welt-Meister der gesamten occulten und esoterischen Bewegung bezeichnet. Er war ein wahrer Initiierter und Eingeweihter, ein Adept höch­ sten Grades, ein Magus von hohem Wissen, ein Meister des oberen und des unteren Lichtes. Er stand tatsächlich jenseits von Gut und Böse1, denn sein philosophisches Denken hatte Erkenntsnishöhen menschlichen Begriffsvermögens erreicht, die weit über dem Durchschnittsmenschentum liegen. Als Mensch wurde er sehr angegriffen und bekämpft, aber derartige Persönlichkeiten, wie Crowley eine war, sind nicht mit den üblichen moralischen und ethischen Maßstäben zu messen. Crowley war ein Revolutionär und Wegbereiter auf hochgeistigen Gebieten, ein meist unverstandener und einsamer Mensch, ein Außenseiter, dessen Geist und Wirken nicht einzuordnen sind. Crowley war ein Tat- und Energiemensch ersten Ranges, und er war es, der das noch heute gültige Gesetz des kom­ menden Zeitalters des Aqüarius prägte, als tonangebender geistiger Impuls für die kommenden Generationen und Jahrhunderte. Der Wortlaut dieses Gesetzes heißt: „Tu was Du willst! Das ist das ganze Gesetz! Liebe ist das Gesetz — Liebe unter Willen !“(I) 11

Über dieses Gesetz gibt es viele Kommentare, aber es enthält in sich die größte Willens-, Gedanken- und Glau­ bensfreiheit. Die meisten Menschen verstehen es falsch und seine Gegner verunglimpfen seinen geistigen Inhalt aus Nichtverstehen, aus Böswilligkeit und Dummheit. Die deutsche Großloge „FRATERNITAS SATURNI“ hat sich freiwillig diesem Gesetz unterstellt und arbeitet danach, ebenso die „Abtei Thelema“ in der Schweiz. Durch die strikte Befolgung dieses Gesetzes werden Führerpersönlichkeiten auf geistigem Gebiete herange­ zogen, die gegen die üblichen Suggestionen jeder Art, welche die Welt durchfluten, immun sind, die unbeirrbar einsame Gipfelwege gehen mit ihrer egozentrischen Gei­ steshaltung, als reine Willens-Menschen wahre Wegbe­ reiter des neuen Aeons sind. Manche Esoteriker betrachten Crowley als Vorläufer und Verkünder des Aquarius-Mahaatma, der voraus­ sichtlich im Jahre 1996 - 99 als der kommende Weltleh­ rer in Erscheinung treten wird. Therion prägte den Satz: „JederMensch ist ein Stern!“ „Kein Mensch hat das Recht, bewußt in die Bahn eines anderen Gestirnes einzugreifen! — Tut er es doch, weil es in seinem ureigenen Willen liegt, so muß er es vor sich selbst verantworten, gleich wie seine Motive waren.“ So lauten die darüber geschriebenen Kommentare. — Ein solcher Mensch steht über den üblichen Gesetzen der Moral, der Ethik, der Religion, ja als Individual-Anarchist sogar über den Staatsgesetzen, soweit sie für ihn nicht gang­ bar sind. Niemals läßt er sich in ein bürgerliches Schema einordnen, noch unter irgendeinen Zwang stellen, dem er sich nicht freiwillig und verstandesgemäß unterstellt. Er beherrscht die Kunst der Synthese und Zweckmäßig­ keit in hohem Maße. So baut sich der ,Thelemit‘ — wie sich die Anhänger Therions nennen — seine eigene Welt, seine in sich selbst fundierte Weltanschauung. Aleister Crowley wurde am 12. Oktober 1875, 11 Uhr 50 min. zu Leamington in der englischen Grafschaft 12

JC

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Warwickshire geboren. Das am Ascendenten aufsteigende Löwezeichen gab ihm die äußerliche Prägung, denn er war groß, hatte eine aufrechte, fast stolze Haltung, einen durch­ dringenden Blick, eine wohlklingende, laute Stimme, einen positiven Gang und harmonische Bewegungen und Gesten.

Crowley hatte eine schwere Jugend — sein Vater starb früh, und er wurde von Verwandten erzogen, zu denen er, genau wie zur Schule, sich schon frühzeitig in Opposition befand. Er konnte keinen Zwang ertragen. Seine schon früh auftretende künstlerische Neigung — Sonne und Venus im Zeichen Waage — weckten in ihm schöpferische Impul­ se, die er aber in einer sehr abstrakten und problemati­ schen Richtung hin entwickelte und die sich später immer mehr verstärkten, als Folgeerscheinung der sich im Zeichen Skorpion befindlichen Konjunktion von Jupiter / Merkur, die an sich frühzeitig religiöse Überspannungen zeugte. Dieser extreme und geistige Ausschlag liegt fundiert in der Sonnendisposition durch den Planeten Uranus im Zeichen Löwe, der außerdem durch den hochmagischen Planeten Pluto in Quadratur verletzt ist. Das Ego von Crowley (= Sonnenstand) vermochte sich durch starke Intuitionsbegabung (= Uranus) in mentale Höhen empor­ zupolen, getrieben aber auch durch plutonische, dämo­ nische Einwirkungen.

Uranus stützt das Ego durch ein Sextil und Saturn steht zur Geburtssonne im Trigon! Das zeigt deutlich seine Berufung und seinen hohen geistigen Aufstieg an. Saturn steht im Zeichen des Wassermannes im occulten achten Hause, direkt neben dem Glückspunkt. Allerdings ist Saturn durch Rückläufigkeit karmisch verletzt; doch die starken Neigungen zu dem occulten Problem und der Erfolg und die Begabung in den Studien der Geheimwissenschaften sind klar hier ersichtlich. Das neunte Haus, maßgebend für Mystik, Philosophie, Weltanschauung und Auslandsbeziehungen ist durch den Zenit und den aufsteigenden Mondknoten ebenso 14

günstig und erfolgreich gelagert, und der Mond in diesem Hause war das Anzeichen für große Auslandsreisen. Das Quadrat des erhöhten Mars auf die Sonne und die Venus zeigt im 7. Hause, dem Haus der Öffentlichkeit, Widerstände und Anfeindungen an, die Zeit seines Lebens angehalten haben und schon zur frühzeitigen Zerstörung seines Elternhauses führten. (4. Sonnenhaus). — Das ge­ samte Leben Crowleys war immer angefüllt mit starken Spannungen, die hervorgerufen wurden durch die Oppo­ sition vom Uranus zum Saturn, die ihn auch oft genug in Lebensgefahren führten, welche aber durch den Glücks­ punkt immer gut ausgingen, obwohl der Todesplanet im Todeshaus herrschte.

Der mystisch-magisch hochinspirative Planet Neptun steht in der Höhe des Horoskops und überscheint die gan­ ze Persönlichkeit. So ist es erklärlich, daß Crowley schon frühzeitig rauschgiftsüchtig wurde, zumal der Planet Nep­ tun durch seine Rückläufigkeit, genauso wie Pluto und Sa­ turn, stark karmisch belastet war. Die Rückläufigkeit eines Planeten zeigt immer ein Nichtausgelebtsein, seine karmi­ sche Verletzung an, deren Ursache im vergangenen Leben liegt. Der verletzte üble Mars im 7. Haus, der durch sein Qua­ drat mit dem Neptun Hinweise auf eine geheime, verhüllte politische Tätigkeit von Crowley gibt, setzt sich zeitweise auch in dieser Hinsicht durch, den Crowley war der Inti­ mus von Sir Roger Casement, dem irischen Freiheits­ kämpfer, und durch ihn stand Crowley auch in geheimen Beziehungen zum Nationalsozialismus. — Lange Jahre hatte er Aufenthaltsverbot für England. Später wies ihn auch die französische Regierung nach längerer Beratung aus! Gleichfalls die belgische Regierung. Er soll auch in dem Boxeraufstand in China und im Aufstand der Riffkabylen eine gewisse Rolle gespielt haben. Pluto ist Herrscher des 8. Sonnenhauses, und der Astro­ loge Johannes Vehlow (2) schreibt darüber in dem 4. Band 15

seines großen Werkes: „Pluto hebt neue Erkenntnisse aus dem Unterbewußtsein an das Tageslicht. Wenn sie bei schlechten Aspekten nicht zum Durchbruch kommen können, entstehen seelische Verkrampfungen, die auf an­ dere Menschen übergreifen und die eine epidemisch ver­ breitende Form der Massen-Psychose erzeugen können. Pluto erzeugt Spaltungszustände, Ausscheidungen des Astralkörpers und Einfühlungen in andere Wesen, in Men­ schen, Tiere, Pflanzen, Mineralien und Steine ..." (3). Das alles trifft auf die magische Persönlichkeit von Crowley zu. Nur wenige Menschen konnten sich seinem Einfluß entziehen, und er vermochte sogar Kontakte zur astralen Welt auf magische Weise herzustellen, durch Beschwörungen der Dämonen und der Geister verstorbener Menschen. Er hatte Verbindung zu dem sogenannten Reich der Zwischenwesen, zu Naturgeistern, Gnomen, Zwergen, Undinen u.s.w., die ihm gehorchten, was nur bei sehr starken Persönlichkeiten, welche hochgradig eingeweiht sind, der Fall zu sein pflegt. Ferner schreibt der Astrologe Vehlow bezeichnender­ weise über die Stellung Uranus im Zeichen Löwe im 1. Haus der Persönlichkeit (Aussagen, die fast wörtlich auf Crowley zutreffen): „Der Planet Uranus kennzeich­ net revolutionäre Naturen, die exzentrisch und sprunghaft in ihren Plänen und Ideen sind, sehr problematisch origi­ nell, erfinderisch, reformerisch und abenteuerlich. Für ein Nomadenleben sind sie sehr begeistert, sie können sich an keinerlei Bindungen halten, sie sprengen alle Schranken der Konvention. Ihre Umgebung wird sie selten verstehen. Man findet unter ihnen viel Verständnis für alte Kunst, klassische Altertümer und uraltes Weistum, für Philoso­ phie, für Mystik und für Metaphysik. Intuition und Pro­ phetie haben sie als mitgebrachte übersinnliche Anlage.“ So ist es nicht verwunderlich, wenn Crowley große Weltreisen unternahm. Er bereiste Nordamerika, Afrika, Mexiko, Japan, China, Marokko, Tibet und die Mandschu­ rei. Bezeichnend ist auch dafür, daß sein Uranus im Löwen 16

neben dem sensitiven Punkt für Reisen steht (= 28 Grad Löwe). Große Schiffsreisen waren für ihn nicht ungewöhn­ lich. (Mond im Zeichen Fische und Neptun ist ja Dispositor für dieses Zeichen.) — Für den fernen Osten, für China und Japan sind Sonne und Venus im Zeichen Waage maß­ gebend. Crowley war auch ein Sportsmann ersten Grades, er war ein bekannter Hochtourist und unternahm Erstbe­ steigungen in Mexiko, im Himalaya-Gebirge, in Tibet und Indien. Sportliche Leistungen, die ihn weltberühmt mach­ ten. (Die 2. deutsche Himalaya-Expedition erbat sich von ihm Ratschläge und Weisungen, als er sich in Berlin auf­ hielt). Auch hier gibt das Horoskop genaue und treffende An­ haltspunkte. — Uranus im Sportzeichen Löwe, in Oppo­ sition zum Saturn, dem Herrscher der Einsamkeit hoher Gebirge. (Disposition für das 5. Sonnenhaus = Bergsport). Mars als Transformator des Steinbockzeichens = Hoch­ gebirge gibt den Ansporn und die Leistungen. Immer wieder finden wir im Geburtshoroskop von Crowley kosmisch bedingte Anlagen, die sich in seinem Leben erfüllten. Der Mond im Zeichen der Fische im 9. Haus (= Studium, Mystik), beherrscht auch die Einsam­ keit der Klöster im Ausland, in denen Crowley seine Ein­ weihungen als Adept und Meister erhalten hat, in Indien, Tibet, in der Mandschurei, in China. Er hatte einen hohen Grad in der Sekte der Rotkappenmönche inne, er wurde vom Dalai-Lama in Lhasa persön­ lich empfangen, er beherrschte die Mantramistik und Riten der Tantra-Sekten und der Zauberpriester in der Mongolei, ebenso die Praktiken der indischen Yoga-Lehren. Interessant ist es nun festzustellen, daß der mediale und inspirative Neptun im Horoskop von Crowley in Oppo­ sition zum religiösen Jupiter steht, ebenso zum Merkur im Zeichen Skorpion. Hier liegt der Hinweis darauf ver­ borgen, daß Crowley sich bei seinen extremen Studien der Geheimwissenschaften zumeist im offenen Gegensatz 17

zur herrschenden Religion befand, daß er rein theologische Dogmen nicht anerkannte und sich zur Erreichung der gesteckten Ziele sehr wohl und bewußt des magischen Influxus des Zeichens Skorpion bediente, der in seiner Problematik keine ethischen oder moralischen Gesetze anerkennt. In ihm liegen ja die Wurzeln einer sogenann­ ten schwarzen Magie, einer bewußten Dämonologie, einer angewandten Beschwörungsmagie, die aber Crowley nicht einengten, denn er stand in seinen hohen Erkennt­ nissen weit über dem Begriff ,schwarz und weiß4. Sein Gesetz: „Tu was Du willst!“ wurde von ihm in diesen Bezirken genauso angewandt wie in seinem gesamten Le­ ben. Vehlow schreibt über den Neptun im 10. Hause eines Geburtshoroskopes: „Diese Stellung bringt ganz eigen­ artige Menschen hervor, die anders sind als ihre Zeitge­ nossen und die auch im Beruf eigene Wege gehen. Ihr Verhalten ist durch eine starke psychische Veran­ lagung zu erklären. Es kommen Berufe in Frage, die mit Mediumismus und Kunst Zusammenhängen.“ (Crowley war ja außerdem ein recht bedeutender, wenn auch ab­ seitsstehender Kunstmaler. Seine Schöpfungen waren mediumistisch, abstrakt, rein dämonisch und astral. Eine Ausstellung seiner Bilder in der ,Porza‘ in Berlin erregte Aufsehen in allen Kreisen). Vehlow schreibt weiter: „Das Wissen dieser Neptun­ beeinflußten Menschen auf übersinnlichen Gebieten ist bedeutend, ebenso in den Dogmen und Lehren verschie­ dener Religionen. Ihr Urteil zeugt von Weisheit. Hellseher und Priester stehen oft unter einem stark gestellten Neptun. Seine übersinnlichen Fähigkeiten verschaffen dem Men­ schen hohe Ehren, sogar Ruhm und Achtung. Er ver­ mag zu religiösem Führertum aufzusteigen.“ Das alles trifft auf Crowley zu. Er war ein hoher GradMeister in der schottischen Freimaurerei, Mitglied vieler anderer Logen und gilt noch heute als der Welt-Meister der gesamten occulten und magischen Bewegung. Er lei­ 18

tete die Weltloge A.-. A.'., eine wichtige geheime Bruder­ schaft, welche die ganze Erde umfaßte. Leider entwickelt ein so stark gestellter Neptun auch oft unangenehme Eigenschaften, zumal wenn er karmisch verletzt ist. Nep­ tun ist der Planet der Rauschgifte und der Süchte über­ haupt. Crowley war, wie bekannt, im Orient stark süchtig geworden, er war ein starker Trinker und in seinem Liebes­ leben unmäßig und grausam, egozentrisch und vermischte Dämonismus mit Perversität. Die zahlreichen Frauen in seinem Leben nutzte er auch materiell rücksichtslos aus. Wenn man ihm Rauschgifthandel nachsagte — es be­ stehen dafür sehr viele Anhaltspunkte —, so würde das auch unter die verhüllende und geheime Neptuneinwir­ kung fallen. Selten findet man ein Geburtshoroskop, in welchem die hochmagischen Planeten Pluto - Neptun - Saturn und im gewissen Sinne auch Uranus, eine so unheilvolle Wirkung zeitigen konnten wie im Horoskop von Crowley. Er war tatsächlich eine überragende, wenn auch unheil­ volle Persönlichkeit in führender geistiger Position. Seine Werke sind in occulter und esoterischer Hinsicht uner­ reicht und werden für lange Zeit einschlägige Kreise be­ fruchten. — Crowley war auch der Großmeister des orien­ talischen Templerordens (O.T.O.), dessen Riten auf gno­ stischen Sexualkulten aufgebaut sind. Eine weitere Einweihung erhielt Crowley durch den Großmeister S. L. Mathers, der ihn in seinem Orden „Her­ metischer Orden der goldenen Dämmerung“ aufnahm. Hier studierte er Alchemie, Astralvisionen, Kabbalah und besondere Beschwörungsriten für dämonische Wesenheiten. Die Lehren den Magus Abramelin brachten ihn noch weiter vorwärts auf dem Gebiete einer höheren Magie, die nicht mehr den Unterschied zwischen gut und böse, zwischen schwarz und weiß gelten läßt. Daher stammt auchCrowleys Ruf als schwarzer Magus, welcher ihm von unwissenden Menschen angehängt wurde. Wer sich, wie es Crowley getan hat, durch Selbst-Intuition so weit geistig empor zu 19

stellen vermag, daß er erkennen konnte, daß sich Mikro­ kosmos und Makrokosmos in einer Fülle von Daseins­ ebenen nur ineinander wiederspiegeln und so die Ursache von Manifestationen unzähliger Wesenheiten, deren Kate­ gorien und kosmische Verankerung äußerst variabel in der Welt der Sphären sind, der braucht keinen Maßstab mehr für sein Tun. Seine höchste und tiefste Einweihung erhielt Crowley im Jahre 1904 während eines Aufenthaltes in Ägypten, als er in der Grabkammer der Cheopspyramide Verbin­ dung mit einer hohen mentalen Wesenheit bekam, welche ihm den Wortlaut des später von ihm veröffentlichten Gesetzes in mehreren aufeinanderfolgenden Sitzungen diktierte. Dieses Erlebnis betrachtete Crowley als den Höhepunkt seines gesamten Lebens, denn es erschloß ihm mentale Welten. In den Ritualen seiner Weltloge und auch in den Ritu­ alen der Geheimloge ,FRATERNITAS SATURNF sind die damaligen ägyptischen, esoterisch fundierten Über­ lieferungen aus der 26. Dynastie verankert. — So wurde dieses uralte Priesterweistum erhalten. Es hat heute noch seine magische Wirkung. So ist es selbstverständlich, daß auch das Geburtshoro­ skop von Crowley in einer rein esoterischen Betrachtungs­ weise und Deutung direkt darauf hinweisende Anhalts­ punkte gibt. In dem Novemberheft 1954 der Blätter für angewandte okkulte Lebenskunst, in dem Aufsatz über esoterische Astrologie heißt es: „Im 3. Dekanat des Zei­ chens Fische werden unter dem Dekanatsherrscher Jupiter, wenn dieses Dekanat durch einen Planeten besetzt ist, hohe erleuchtete und hoch eingeweihte Menschen ge­ boren, Priesterkönige, Päpste, Menschheitsführer.“ Hier steht bei Crowley der Mond, der ja in dem Fischezeichen Jupiterkräfte transformiert. Auch der Mars im 3. Dekanat bei Crowley im Steinbock erhält eine zutreffende esoterisch-astrologische Deutung. 20

Es heißt dort: „Wenn dieses Dekanat besetzt ist, wird der Geborene besonders kosmisch gebunden und erhält für sein Leben die dritte Prüfung, indem sein Venusimpuls ihn erfüllt mit ehrgeizigem Machtstreben, mit Herrsch­ sucht.“ Dieses trifft bei Crowley unbedingt zu. Er war immer tonangebend und duldete keinen Widerspruch. Auch der Pluto im 3. Dekanat des Zeichens Stier ist nicht nur verletzt, auch rückläufig, sondern wird gleichfalls in der esoterischen Astrologie durch einen üblen Venus­ einfluß gekennzeichnet. Hier erfolgt dadurch die erste Bindung des Ego in dem dunklen Pfad und die Prüfung durch den dämonischen Einfluß von Geld, Macht und Besitz. Der Ascendent liegt im 3. Dekanat des Zeichens Krebs. Hier herrscht der Jupiter und es heißt: „Der Geborene bekommt die erste Einweihung und die erste Erleuchtung für ein geweihtes Priestertum! “ Weiter heißt es: „Das 2. und 3. Dekanat des Zeichens Skorpion bringen für das Ego die zweite Einweihung und Erleuchtung und kristallisieren sich im Leben zum Lehr­ priestertum und Mönchstum, wenn sie durch entspre­ chende Planeten besetzt sind.“ Bei Crowley steht der religiöse mystische Planet Jupiter im Fischezeichen im 3. Dekanat. So ist das Ego von Crowley schon von Geburt an richtunggebend geprägt und auch belastet. Der Welt-Meister und Mahaatma Therion starb am 1. Dezember 1947. Sein Werk und sein Andenken werden noch Generationen überdauern. Es ist sogar anzunehmen, daß seine überragende Persönlichkeit um so mehr gewür­ digt und in seiner Bedeutung erkannt wird, je mehr das Wassermannzeitalter heraufsteigt. Wenn einmal im Laufe der kommenden Jahrhunderte die Macht der Kirchen ge­ brochen und vergangen sein wird, dann wird das Gesetz Aleister Crowleys dominieren und verstanden werden.

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Die Anmerkungen Gregorius’ zum Text:

(1) In einem geheimen Konzil in Thüringen unter der Leitung von Meister Recnartus und Teilnahme von Meister Therion u. a. wurde auf Antrag des Berliner Meister Pacitius der Loge „PANSOPHIA“ dem Gesetz eine für Deutschland etwas erweiterte From gegeben. (Die hier von uns nicht angeführt wird. - Anm. d. Herausgebers)

(2) Crowleys Horoskop ist am ergiebigsten zu deuten und zu er­ kennen nach der äqualen Häusermethode des großen Astrologen Vehlow, dessen achtbändiges astrologisches Lehrwerk noch heute als einziges maßgebendes Standardwerk bezeichnet wird. (3) Therion nannte sich das „Große Tier“, dem die Zahl 666 zugeordnet ist. (Das hat aber eine tiefe esoterische Bedeutung, von welcher seine Gegner keine Ahnung haben.)

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Inhaltsverzeichnis Seite

Ein Stern in Sicht Anmerkungen Crowleys Erläuterungen Liber Porta lucis, Sub figura X Erläuterungen Abbildung Liber Tzaddi vel Hamus hermeticus, S. f. XC Erläuterungen Abbildung Liber Viarum viae, S. f. DCCCLXVIII Erläuterungen Liber TAV vel Kabbalae trium literarum, S. f. CD Erläuterungen Liber Resh vel Helios, S. f. CC Erläuterungen Abbildungen Liber XLIV, Die Messe des Phönix Erläuterungen Abbildungen Liber Israfel, S. f. LXIV Erläuterungen Abbildungen Liber V vel Reguli Erläuterungen Abbildungen Liber DXXXVI Batrachophrenoboocosmomachia Erläuterungen Liber E vel Exercitiorum, S. f. IX Erläuterungen Abbildungen Liber RV vel Spiritus, S. f. CCVI Erläuterungen Abbildung

28 45 47 50 53 54 55 59 61 62 63 64 65 66 68 69 70 72 74 76 80 81 82 100 102 104 107 108 117 119 124 130 133 23

Liber III vel Jugorum Erläuterungen Abbildung Liber Librae, S. f. XXX Erläuterungen Liber O vel Manus et Sagittae, S. f. VI Erläuterungen Abbildungen Liber HHH, S. f. CCCXLI Erläuterungen Liber Tunis vel Domus Dei, S. f. XVI Erläuterungen Abbildungen Liber A vel Armorum, S. f. CCCCXII Erläuterungen Abbildungen Liber Astarte vel Berylli, S. f. CLXXV Erläuterungen Liber Samekh, S. f. DCCC Anmerkungen Crowleys Erläuterungen Abbildungen Liber XXII, Domarum Mercurii et Qliphoth Liber Arcanorum, S. f. CCXXXI Erläuterungen Abbildungen Die Kabbalah der neun Gemächer Einige Bemerkungen zu den Kelipoth (Qliphoth) Liber A’ash vel Capricorni pneumatici, S. f. CCCLXX Erläuterungen Liber Yod, S. f. DCCCXXXI Erläuterungen Abbildungen Liber Os abysmi vel Daath, S. f. CDLXXIV Erläuterungen 24

134 138 139 140 144 145 164 166 167 175 177 182 183 184 187 188 189 210 212 253 260 262 264 267 272 273 274 275 277 281 282 288 290 291 294

Liber Thisharb, S. f. CMXIII Anmerkungen Crowleys Erläuterungen Liber Stellae rubeae, S. f. LXVI Crowleys Übertragung der Anrufung (nun auch ins Deutsche übersetzt) Erläuterungen Liber B vel Magi, S. f. I Erläuterungen Liber Cheth vel Valium Abiegni, S. f. CLVI Erläuterungen Einige der grundlegenden Korrespondenzen der Kabbalah (Qabalah) Erläuterungen Abbildungen Anhang Sephiroth-Bäume Die Stele der Offenbarung Bilder Crowleys Eine Mudra — mystische Geste Die Zeichen der zehn Grade Altar und Magische Geräte Bild für die Oberseite des Altars (aus Fludd) Siegel von John Dee Das griechische und das hebräische Alphabet mit den zugeordneten Zahlen Die Zahlentafeln der sieben Planeten, deren Charaktere usw. (nach Agrippa) Saturn Jupiter Mars Sonne (Sol) Venus Merkur Mond (Luna)

296 306 307 309

314 315 316 319 320 322 323 345 347

353 356 357 362 363 364 365 366 367

368 369 370 371 372 373 374 375 25

Inhaltsverzeichnis der Bücher (Liber/libri) nach ihren lateinischen Nummern: I III . V VI IX X XVI XXII XXX XLIV LXIV LXVI XC CLVI CLXXV CC CCVI CCXXXI CCCXLI CCCLXX

1 3 5 6 9 10 16 22 30 44 64 66 90 156 175 200 206 231 341 370

CD

400

CCCCXII CDLXXIV DXXXVI DCCLXXVII DCCC DCCCXXXI DCCCLXVIII CDXIII

412 474 536 777 800 831 868 913

26

Liber B vel Magi Liber Jugorum Liber Reguli Liber 0 vel Manus & Sagittae Liber E vel Exercitiorum Liber Porta lucis Liber Turris vel Domus Dei Liber Domarum Mercurii & Ql. Liber Librae Die Messe des Phönix Liber Israfel Liber Stellae rubeae Liber Tzaddi vel Hamus herm. Liber Cheth Liber Astarte vel Berylli Liber Resh vel Helios Liber Ru vel Spiritus Liber Arcanorum Liber HHH Liber A’ash vel Capricorni pneumatici Liber TAV vel Kabbalae trium literarum Liber A vel Armorum Liber Os abysmi vel Daath Batrachophrenoboocosmomachia 711- Auszüge Liber Samekh Liber Yod Liber Viarum viae Liber Thisharb (= Liber Viae Memoriae)

316 134 82 145 108 50 177 264 140 70 76 309 55 320 189 66 124 267 167 277

64 184 291 104 323 212 282 62 296

Aleister Crowleys Magische Rituale

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Ein Stern in Sicht Ein flüchtiger Eindruck von Struktur und System der Großen Weißen Bruderschaft A:. A:. (1) Tu was du willst, soll das gesamte Gesetz sein.

1. Der S. S. genannte Orden des Sterns ist in Hinsicht seiner Existenz auf der Erde eine organisierte Körperschaft von Männern und Frauen, die sich von ihren Gefährten durch die hier aufgeführten Eigenschaften unterscheiden. Sie existieren in ihrer eigenen Wahrheit, die sowohl uni­ versal wie einzigartig ist. Sie bewegen sich in Übereinstim­ mung mit ihrem eigenen Willen, deren jeder einzigartig ist, doch mit dem universalen Willen zusammenhängt. Sie nehmen in Liebe wahr (d.h. verstehen, wissen und fühlen), welche sowohl einzigartig wie universal ist. 2. Der Orden besteht aus 11 Graden oder Stufen, die in dieser Reihenfolge drei Gruppen bilden — die Orden des S. S., des R. C. und der G. D. — und ist wie folgt eingeteilt:

Der Orden des S. S. Ipsissimus.............................. 10° = ln Magus................................................................... 9° = 2° Magister Templi.................................................... 8° = 3n Der Orden des R. C. (Kind des Abyssos - das Bindeglied)

Adeptus Exemptus............................................ 7° = 4n Adeptus Major.................................................... 6° = 5n Adeptus Minor.................................................. 5° = 6n Der Orden der G. D. (Dominus Liminis - Das Bindeglied) Philosophus......................................................... 4° = 7n Practicus.................................................. 3° = 8n Zelator............................................................... 2° = 9n 28

Neophyt............................................................... 1° = 10n Probationer (Novize oder Probekandidat)........ 0° = 0n (Diese Zeichen haben für den Eingeweihten besondere Bedeutung und werden gewöhnlich benutzt, um die Grade zu bezeichnen.) Die allgemeinen Merkmale und Zuordnungen der Grade werden in ihren Korrespondenzen (Entsprechungen) auf dem Baum des Lebens angezeigt, wie man im Einzelnen dem Buch 777 entnehmen kann. STUDENT. Seine Aufgabe ist es, ein allgemeines, verstan­ desmäßiges Wissen aller Systeme der Vervollkommnung zu erlangen, wie es in den vorgeschriebenen Büchern angegeben ist. PROBEKANDIDAT. Seine Hauptaufgabe ist es, mit sol­ chen Übungen, wie er sie vorziehen mag, anzufangen und darüber während eines Jahres eine sorgfältige Auf­ zeichnung zu schreiben. NEOPHYT. Er hat vollkommene Kontrolle über die Astral­ ebenen zu erlangen. ZELATOR. Seine Hauptarbeit ist es, vollkommenen Er­ folg in Asana und Pranayama zu erreichen. Er beginnt damit, die Formel des Rosenkreuzes zu studieren. PRACTICUS. Von ihm wird erwartet, daß er seine Ver­ standesschulung vervollständigt, und insbesondere daß er die Kabbalah (Qabalah) studiert. PHILOSOPHUS. Von ihm wird erwartet, daß er seine sitt­ liche Schulung vervollkommnet. Er wird bezüglich seiner Hingabe an den Orden geprüft. DOMINIS LIMINIS. Von ihm wird erwartet, daß er Mei­ sterschaft in Pratyahara und Dharana zeigt. ADEPTUS. (außerhalb). Von ihm wird erwartet, daß er das Große Werk vollbringt und das Wissen und den Umgang mit dem Heiligen Schutzengel erlangt. ADEPTUS (innerhalb). Nachdem er in das Kollegium des Heiligen Geistes eingetreten ist, ist er zur Übung der Formel des Rosenkreuzes zugelassen. 29

ADEPTUS (Major), Er erwirbt eine allgemeine Meister­ schaft der praktischen Magie (Magick), jedoch ohne Einsicht. ADEPTUS (Exemptus). Nachdem er sich in all diesen Ge­ bieten vervollkommnet hat, schließt er sie ab. Er wird dann entweder a) ein Bruder des Linken Pfades oder b) aller seiner Kenntnisse wie auch seiner selbst und so­ gar seines Heiligen Schutzengels entblößt und wird zum Kind des Abyssos, das, da es den Verstand überschritten hat, nichts weiter tut, als im Schoße seiner Mutter zu wachsen. Er findet sich dann wieder als: MAGISTER TEMPLI, dessen Tätigkeiten und Pflichten ganz in Liber 418 beschrieben sind wie auch die voll­ ständige Inititation des Adeptus Exemptus. Siehe auch Aha. Seine Hauptaufgabe ist es, sich um den ,Garten4 seiner Schüler zu kümmern und ein vollkommenes Ver­ stehen des Universums zu erreichen. Er ist Meister des Samadhi. MAGUS. Er gelangt zur Weisheit, verkündet sein Gesetz (siehe Liber I vel Magi) und ist ein Meister jeder Magie in ihrem höchsten und tiefsten Sinne. IPSISSIMUS. Er ist jenseits alles dessen und jenseits jeder Einsicht derjeniger niederer Grade.

Von diesen letzten drei Grade jedoch lese man die wei­ tergehende Darstellung in Der Tempel des Königs Salomon in The Equinox, Nr. I bis X und anderswo. Es sollte erwähnt werden, daß diese Grade nicht not­ wendigerweise gänzlich und in strikter Aufeinanderfolge erreicht oder völlig auf allen Ebenen manifestiert werden. Das Thema ist sehr schwierig und durchaus jenseits der Grenzen dieser kleinen Abhandlung. Wir fügen an dieser Stelle eine mehr ins Einzelne gehende Darstellung an.

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3. Der Orden des S. S. wird von denen, die den Abyssos überquert haben, gebildet. Die Folgerungen aus dieser Aus­ drucksweise können in Liber 418 und dort besonders im 14., 13., 12., 11., 10. und 9. Aethyr studiert werden.

Alle Mitglieder des Ordens sind in vollem Besitz der Formulae der Erlangung, sowohl der mystischen oder nach innen gerichteten wie der Magischen oder nach außen ge­ richteten. Sie haben volle Erfahrung in der Erlangung auf beiden Wegen. Sie sind jedoch alle durch den ursprünglichen und grund­ sätzlichen Eid des Ordens gebunden, ihre Energien der Un­ terstützung ihrer Untergebenen im Orden zu widmen. Jene, die die Belohnungen ihrer Befreiung für sich entgegenneh­ men, sind nicht mehr länger innerhalb des Ordens. Die Mitglieder des Ordens sind alle berechtigt, von sich abhängige Orden in der Art und Weise der R. C. und G. D.-Orden zu begründen, um Möglichkeiten der Befrei­ ung und Erleuchtung zu erfassen, die nicht vom Ur- oder Hauptsystem eingeschlossen sind. Alle diese Orden müssen jedoch hinsichtlich der grundlegenden Prinzipien in Ein­ klang mit der A.‘. A.'. konstituiert werden.

Alle Mitglieder des Ordens sind im Besitz des Wortes des gegenwärtigen Zeitalters (Äons) und lassen sich davon leiten.

Sie sind berechtigt, direkt mit jedem Mitglied des Or­ dens in Kontakt zu treten, wie sie es für angebracht er­ achten. Jedes aktive Mitglied des Ordens hat alles, was Er ist, und alles, was Er hat, beim Überqueren des Abyssos zer­ stört; aber in den Himmeln wird ein Stern weitergeworfen, um die Erde zu erleuchten, so daß er ein Gefährt erhalten mag, durch das er sich mit der Menschheit in Verbindung setzen kann. Die Qualität und Position dieses Sterns und seine Funktionen werden durch das Wesen der von ihm durchlaufenen und transzendierten Inkarnationen voraus­ bestimmt. 31

4. Der Grad des Ipsissimus kann nicht völlig beschrieben werden; aber seine Erschließung wird in Liber I vel Magi angedeutet. Es gibt auch eine Aufzeichnung in einem bestimmten ge­ heimen Dokument, das, wenn die Schicklichkeit es zuläßt, veröffentlicht werden soll. (Es handelt sich hierbei um die Tagebücher Crowleys: The Magical Record of the Beast 666,The Diaries of A. C. 1914—1920, Duckworth,London, 1972; The Magical Diaries of To Mega Therion, The Beast 666, 1923, Neville Spearman, Jersey, 1979. — Anm. d. Übers.) Hier kann nur dies gesagt werden: Der Ipsissimus ist von allen Begrenzungen vollkommen frei, indem er ohne Unterscheidungen von Quantität oder Qualität zwi­ schen den Dingen in ihrer aller Wesen existiert. Er hat Sein und Nicht-Sein und Werden, Handeln und Nicht-Handeln und die Tendenz zu Handeln mit allen anderen derartigen Dreiheiten gleichgesetzt und nicht hinsichtlich irgendwel­ cher Bedingungen zwischen ihnen unterschieden oder zwischen einem Ding und einem anderen, ob es mit oder ohne Bedingungen sei. Er soll in Gegenwart eines Zeugen schwören, diesen Grad anzunehmen und sein Wesen in Wort und Tat auszu­ drücken, aber sich zugleich in die Schleier seiner natürli­ chen Manifestation als Mensch zurückzuziehen und wäh­ rend seines Lebens Schweigen über die Tatsache seines Erreichens zu bewahren — dies sogar den anderen Mit­ gliedern des Ordens gegenüber. Hauptsächlich ist der Ipsissimus der Meister aller Arten der Existenz; das heißt, daß sein Wesen völlig frei von inne­ rer oder äußerer Notwendigkeit ist. Seine Arbeit ist es, alle Tendenzen, solche Notwendigkeiten zu konstruieren oder rückgängig zu machen, zu zerstören. Er ist der Meister des Gesetzes der Unsubstantialität (Anatta). Der Ipsissimus hat keine Beziehung als solche zu einem Wesen: Er hat in keiner Richtung einen Willen und kein Bewußtsein von irgendeine Dualität einschließender Art, denn in Ihm ist alles vollbracht; wie es geschrieben steht: 32

.jenseits des Wortes und des Narren, ja, jenseits des Wortes und des Narren.“ 5. Der Grad des "Magus ist in Liber I vel Magi beschrie­ ben und Darstellungen seines Charakters befinden sich in den Höheren Aethyren des Liber 418. Eine vollständige Beschreibung des Erreichens dieses Grades befindet sich in den Magischen Aufzeichnungen des Tieres 666. Das wesentliche Charakteristikum des Grades ist, daß sein Besitzer ein Schöpferisches Magisches Wort ausspricht, das den Planeten, auf dem er lebt, durch die Einsetzung neuer Beamter, um bei dessen Initiation den Vorsitz zu führen, umgestaltet. Dies kann nur bei einem ,Äquinox der Götter* am Ende eines ,Äons* stattfinden; das ist dann, wenn die geheime Formel, die das Gesetz dessen Handelns ausdrückt, für dessen weitere Entwickelung erschöpft und unnütz wird. (So ist .Saugen* die Formel eines Kleinkindes; wenn die Zähne hervorkommen, zeigt das den Beginn eines neuen ,Äons* an, dessen Wort .Essen* ist. Ein Magus kann deshalb als solcher nur in Abständen von einigen Jahrhunderten in der Welt erscheinen; Berichte historischer Magi und ihrer Worte werden im Liber Aleph gegeben. Das bedeutet nicht, daß nur ein Mensch in jedem Äon diesen Grad errreichen kann, soweit der Orden betroffen ist. Ein Mensch kann persönlichen Fortschritt machen, der dem eines .Wortes des Äons* gleichwertig ist, aber er wird sich mit dem gegenwärtigen Wort identifizieren und seinen Willen benutzen, um es einzufuhren, damit er nicht mit dem Werk des Magus, der das Wort des Äons, in dem er lebt, ausgesprochen hat, in Widerspruch gerät. Hauptsächlich ist der Magus der Meister der Magie, das heißt, sein Wille ist völlig frei von inneren Teilungen oder äußeren Widerständen; Seine Arbeit ist es, ein neues Uni­ versum in Übereinstimmung mit Seinem Willen zu erschaf­ fen. Er ist der Meister des Gesetzes des Wandels (Anicca). 33

Um den Grad des Ipsissimus zu erlangen, muß er drei Aufgaben vollbringen: die im Liber 418 im dritten Aethyr erwähnten drei Wächter zerstören: Wahnsinn, Falschheit und Blendwerk, das heißt Dualität in Taten, Worten und Gedanken. 6. Der Grad des Magister Templi (Meister des Tempels) ist wie oben erwähnt in Liber 418 beschrieben. Eine voll­ ständige Darstellung befindet sich in den Magischen Tage­ büchern- des Tieres 666, das in den Himmel Jupiters wei­ tergeworfen wurde, und in denen des Omnia in Uno, Unus in Omnibus (Ch. St. Jones = Fr. Achad — Anm. d. Übers.), der in die Sphäre der Elemente weitergeworfen wurde. Die wesentliche Erlangung ist die vollständige Aufhe­ bung derjenigen Persönlichkeit, die sein wahres Selbst be­ grenzt und unterdrückt. Hauptsächlich ist der Magister Templi der Meister der Mystik, das heißt, Sein Verstehen ist völlig frei von inneren Widersprüchen oder äußeren Behinderungen; Sein Wort ist, das existierende Universum in Übereinstimmung mit Seinem eigenen Geist zu bringen. Er ist der Meister des Gesetzes vom Leiden (Dukkha). Um den Grad des Magus zu erlangen, muß er drei Auf­ gaben vollbringen: die Entsagung von Seinem Genuß des Unendlichen, so daß er Sich selbst als das Endliche dar­ legen kann, den Erwerb der praktischen Geheimnisse, Sein geplantes, neues Universum zu initiieren und zu lenken, und die Identifikation seiner selbst mit der unpersönlichen Idee der Liebe. Jeder Neophyt des Ordens (oder, wie man­ che sagen, jede Person) besitzt das Recht, Anspruch auf den Grad des Magister Templi zu erheben, indem er den Eid des Grades schwört und auf sich nimmt. Es ist kaum nötig zu bemerken, daß dies zu tun, die sublimste und furchtbarste Verantwortung ist, die man auf sich nehmen kann, und eine unwürdige Person, die es tut, lädt durch ihre Anmaßung die schrecklichsten Strafen auf sich. 7. Der Orden des R. C. Der Grad des Kind des Abyssos ist im richtigen Sinne keiner, sondern eher ein Verbindungs­ 34

weg zwischen den beiden Orden. Seine Charakteristika sind vollständig negativ, da er durch die Entschlossenheit des Adeptus Exemptus erlangt wird, auf alles, was er hat und ist, für immer zu verzichten. Es ist eine Aufhebung all der Fesseln, die das Selbst und den Kosmos bilden, eine Wie­ derauflösung aller Vielfalten, Komplexitäten, in ihre Ele­ mente, wodurch diese aufhören, sich zu manifestieren, denn alle Dinge sind einzig in Hinsicht auf ihr Verhältnis, ihre Relation zu und ihre Reaktion auf andere Dinge er­ kennbar. 8. Der Grad des Adeptus Exemptus verleiht die Autori­ tät, die beiden niederen Orden des R. C. und der G. D. zu lenken. Der Adept muß eine These vorbereiten und veröffent­ lichen, die Sein Wissen vom Universum und seine Vor­ schläge für dessen Wohlfahrt und Fortschritt bekannt macht. Dadurch wird er als der Führer einer geistigen Rich­ tung bekannt werden. (La Clef des Grands Mystères von Eliphas Levi, die Werke Swedenborgs, von Eckarshausens, Robert Fludds, Paracelsi, Newtons, Bolyais, Hintons, Berkeleys, Loyolas und anderer sind Beispiele solcher Arbeiten.) Er wird alles erreicht haben außer den höchsten Gipfeln der Meditation, und er sollte schon darauf vorbereitet sein, zu erkennen, daß der einzig mögliche Weg für ihn ist, sich ganz dem Helfen seiner Mitwesen zu widmen. Um den Grad des Magister Templi zu erlangen, muß er zwei Aufgaben vollbringen: die Befreiung vom Denken, in­ dem er gegen jede Idee deren Gegenteil stellt und es ab­ lehnt eins davon vorzuziehen, und die Weihung seiner selbst zu einem reinen Gefährt für den Einfluß des Ordens, nach dem er strebt. Er muß sich dann betreffs des kritischen Wagnisses un­ seres Ordens entscheiden: der absoluten Preisgabe seiner selbst und seiner Erlangungen. Er kann nicht unbegrenzt ein Adeptus Exemptus bleiben; er wird von dem unwider­ stehlichen Impuls, den er geschaffen hat, weiter gestoßen. 35

Wenn er durch Willen oder Charakterschwäche darin fehlte, seine Selbstaufhebung absolut zu machen, wird er nichtsdestoweniger in den Abyssos (tißuaaos - Anm. d. Übers.) weitergestoßen; jedoch anstatt empfangen und im Dritten Orden als Kind im Schoß unserer Dame Babalon unter der Nacht Pans wiederhergestellt zu werden, um ganz und wahrhaft Er-selbst zu werden, wie Er es vorher nicht gewesen ist, bleibt er im Abyssos und sondert seine Einzel­ teile um sein Ego gleichsam vom Universum isoliert ab und wird zu dem, was man ,Schwarzer Bruder4 nennt. Solch ein Wesen wird allmählich vom Fehlen der Ernährung und durch die langsame doch sichere Arbeit der Anziehung des Restes des Universums aufgelöst, trotz seiner nun verzwei­ felten Anstrengungen, sich abzukapseln und zu schützen sowie sich mittels räuberischer Praktiken zu vergrößern. Er mag tatsächlich für eine Weile gedeihen, doch schließlich muß er vergehen, insbesondere wenn mit einem neuen Äon ein neues Wort proklamiert wird, das er weder hören kann noch will, so daß er gehindert ist, da er eine überholte Methode der Magie verwendet gleich einem Mann mit einem Bumerang in einer Schlacht, in der jeder sonst ein Gewehr trägt.

9. Der Grad des Adeptus Major verleiht Magische Kräfte (streng genommen sogenannte) des zweiten Ranges. Seine Arbeit besteht darin, die Autorität des Adeptus Exemptus, seines Oberen, zu unterstützen.' (Dies ist nicht als eine Verpflichtung zu persönlicher Unterwürfigkeit oder auch Loyalität zu verstehen, sondern als ein notwen­ diger Teil seiner Pflicht, seinen Untergebenen beizustehen; denn die Autorität des Lehrenden und Lenkenden Adep­ ten ist die Grundlage alles rechten Arbeitens.) Um den Grad des Adeptus Exemptus zu erlangen, muß er drei Aufgaben vollbringen: den Erwerb absoluten Selbst­ vertrauens, indem er in vollständiger Isolierung arbeitet, doch die Worte seiner Oberen klar, wirksam und scharf­ sinnig weiterleitet, und das Verständnis und den Gebrauch des Drehens des Rades der Kraft unter dessen drei aufein­ 36

anderfolgenden Formen von Ausstrahlung, Leitung und Übertragung (Mercurius, Sulphur, Salz oder Sattva, Rajas, Tamas) mit deren korrespondierenden Naturkräften auf anderen Ebenen. Als drittes muß er seine ganze Kraft und Autorität dazu verwenden, die Mitglieder der niederen Grade mit ausgeglichener Geisteskraft und Unternehmungs­ geist solcherweise zu lenken, daß es keinen Streit oder Be­ schwerde erlaubt. Zu diesem Zwecke muß er die Formel, ,die das Tier mit der Frau vereinigt* genannt wird, verwen­ den, die eine neue Inkarnation von Gottheit einführt, wie in den Legenden von Leda, Semele, Miriam, Pasiphae und anderen. (Siehe Liber V vel Reguli — Anm. d. Übers.) Er muß dieses Ideal für die Orden, die er lenkt, aufstellen, damit diese einen nicht zu abstrakten Bezugspunkt, ihrem unentwickelten Verstand angemessen, besitzen.

10. Der Grad des Adeptus Minor ist das Hauptthema der Anweisungen der A/. A.\. Er wird von der Erlangung des Wissens um und des Umganges mit dem Heiligen Schutz­ engel charakterisiert (Siehe The Equinox, Der Tempel des Königs Salomon, Die Vision und die Stimme 8. Aethyr, Liber Samekh u.s.w. u.s.f.). Dies ist die hauptsächliche Arbeit jedes Menschen. Keine andere nimmt deren Rang ein, weder betreffs des persönlichen Fortschrittes noch der Kraft, seinen Gefährten zu helfen. Bleibt das unerreicht, ist der Mensch nicht mehr als das unglücklichste und blindeste der Tiere. Er ist sich seiner eigenen unbegreiflichen Misere bewußt und unbeholfen unfähig, sie zu beheben. Erreicht er es, ist er nichts weniger als der Miterbe der Götter, ein Herr des Lichtes. Er ist sich seines eigenen geweihten We­ ges bewußt und getrost bereit ihn zu gehen. Der Adeptus Minor braucht wenig Hilfe und Führung selbst von seinen Ordensoberen. Seine Arbeit ist es, die Schönheit des Ordens in der Welt zu manifestieren, auf die Art, wie es seine Oberen erfreut und sein Genius bestimmt. Um den Grad des Adeptus Major zu erlangen, muß er zwei Aufgaben vollbringen: sich selbst ins Gleichgewicht 37

bringen, besonders seine Leidenschaften, so daß er die eine Weise der Lebensführung nicht einer anderen vorzieht, und die Erfüllung jeder Handlung durch ihr Gegenteil, so daß was immer er tut, es ihm ohne Versuchung, vom Weg sei­ nes Wahren Willens abzugehen, zurückläßt. Als zweites muß er Stille bewahren, während er seinen Körper an den Baum seines schöpferischen Willens nagelt, in der Form jenes Willens, der den Kopf und die Arme läßt, um die Form des Symbols des Licht anzunehmen, wie als ob er den Eid leiste, daß jeder seiner Gedanken, Worte und Taten das Licht ausdrücken sollte, das von dem Gott her­ rührt, mit dem er sein Leben, seine Liebe und seine Frei­ heit identifiziert hat - dies symbolisiert von seinem Her­ zen, dem Phallus, den Beinen. Es ist unmöglich, genaue Regeln niederzulegen, durch die ein Mensch Kenntnis von und Umgang mit Seinem Heiligen Schutzengel erlangen kann, denn dies ist das besondere Geheimnis eines jeden von uns, ein Geheimnis, das von einem anderen, welches auch sein Grad sei, weder erzählt noch erraten werden kann. Es ist das Allerheiligste, von welchem jeder Mensch sein eigener Hoher Priester ist, und keiner kennt den Namen des Gottes seines Bruders und den Ritus, der diesen anruft. Die Meister der A.\ A.'. haben deshalb keinen Versuch gemacht, ein Ordensritual für diese Hauptarbeit im Orden einzuführen, ausgenommen die verallgemeinerten Anwei­ sungen in Liber 418 (8. Aethyr) und der ausführliche Kanon und die Rubrik der Messe, die von Frater Perdurabo mit Erfolg bei seinem Erlangen tatsächlich benutzt worden sind (Siehe Liber Samekh — Anm. d. Übers.). Diese sind von ihm selbst im Liber Samekh niedergeschrieben wor­ den. Jedoch wurden solche Berichte wie in Der Tempel des Königs Salomon und in John St. John veröffentlicht. Die Meister der A.'. A.‘. haben den einzig richtigen Weg ein­ geschlagen, indem sie die Kandidaten zu dieser Erlangung in Theorie und Praxis der ganzen Magie und Mystik ge­ schult haben, auf daß jeder im Umgang mit den bekannten 38

Waffen kundig sei und frei, zwischen ihnen zu wählen und jene zu benutzen, die ihm seine eigene Erfahrung und in­ stinktives Gefühl als die rechten gebieten, wenn er das Große Experiment versucht.

Weiterhin wird er in der einen Geistesverfassung geschult, die für die Mitgliedschaft in der A.’. A.’. wesentlich ist: er muß alle seine Erlangungen zuvorderst als das Eigentum derjenigen weniger fortgeschrittenen Kandidaten betrach­ ten, die seiner Obhut anvertraut sind. Keine Erlangung auch immer wird offiziell von der A.’. A.’. anerkannt, bis der unmittelbare Untergebene der fraglichen Person durch diese befähigt gemacht worden ist, seinen Platz einzunehmen. Diese Regel wird nicht starr in allen Fällen angewendet, da sie zur Überfüllung in den unteren Graden führen würde, in denen das Verlangen am größten ist, und die Bedingun­ gen am verworrensten sind, jedoch wird sie nie im Orden des R. C. oder des S. S. — außer in einem Falle — gelockert. Es gibt auch die Regel, daß sich die Mitglieder der A.’. A.'. einander offiziell nicht kennen sollen, außer jedes Mitglied seinen Oberen, der ihn eingeführt hat, und seinen Untergebenen, den er selbst eingeführt hat. Diese Regel ist gelockert und ein ,Großer Neophyt4 er­ nannt worden, um die Mitglieder des Ordens der G. D. zu beaufsichtigen. Der wirkliche Zweck dieser Regel bestand darin, der Zusammenarbeit der Mitglieder eines Grades und damit dem Verwischen der Individualität jedes Einzelnen, gleichfalls auch um der Entwicklung der Arbeit zu sozia­ lem Verkehr vorzubeugen. Die Grade des Ordens der G. D. sind vollständig in Liber 185 (2) beschrieben, und es besteht keine Notwendigkeit, das dort Gesagte zu erweitern. Es muß jedoch sorgfältig be­ achtet werden, daß in jedem dieser vorbereitenden Grade bestimmte angemessene Aufgaben vorgeschrieben sind, und daß mit peinlichster Strenge auf der umfassenden Ausführung von jeder einzelnen bestanden wird (3). 39

Mitglieder der A:. A:. egal welchen Grades sind nicht ge­ zwungen, es wird auch von ihnen nicht erwartet, bzw. werden sie dazu selbst nicht angehalten, auf irgendwelchen festgelegten Wegen oder mit speziellen Gegenständen, au­ ßer wie es oben ausgeführt ist, zu arbeiten. Es gibt hinge­ gen ein absolutes Verbot, Geld oder eine andere materielle Belohnung, sei sie direkt oder indirekt, hinsichtlich irgend­ eines mit dem Orden verbundenen Dienstes um des persön­ lichen Profites oder Vorteiles halber anzunehmen. Die Strafe dafür ist der sofortige Ausschluß, ohne Möglichkeit der Wiedereinsetzung unter irgendwelchen Bedingungen. Jedoch müssen allp Mitglieder notwendigerweise in Übereinstimmung mit den Tatsachen der Natur arbeiten, geradeso wie ein Architekt das Gesetz der Schwerkraft berücksichtigen oder ein Seemann Strömungen berechnen muß. So müssen alle Mitglieder der A:. A:. mittels der Magi­ schen Formel des Äons arbeiten. Sie müssen das Buch des Gesetzes (The Book of the Law: Liber AL vel Legis, das von Crowley 1904 empfangene Dokument. — Anm. d. Übers.) als Wort und Buchstaben der Wahrheit und als einzige Lebensregel annehmen (4). Sie müssen die Autorität des Tieres 666 und des Scharlach­ weibes, wie sie im Buch definiert ist, anerkennen und Ihren Willen (5) als Zusammenfassung des Willens unseres Gan­ zen Ordens akzeptieren. Sie müssen das Gekrönte und Sieg­ reiche Kind als den Herrn des Äons akzeptieren und sich bemühen, Seine Herrschaft auf Erden zu begründen. Sie müssen anerkennen: ,Das Wort des Gesetzes ist 0EAHMA* (,The Word of the Law is ©EAHMA*) sowie ,Liebe ist das Gesetz, Liebe unter Willen1. (,Love is the Law, love under Will‘.). Jedes Mitglied muß es zu seiner Hauptarbeit machen, für sich seinen eigenen Wahren Willen zu entdecken und ihn und nichts anderes auszuführen (6). Er muß die auf ihn bezüglichen Befehle im Buch des Ge­ setzes als notwendigerweise in Übereinstimmung mit 40

seinem eigenen wahren Willen anerkennen und diese auf den Buchstaben genau mit all der Energie, dem Mut und der Fähigkeit, über die er verfugt, ausführen. Dies bezieht sich besonders auf das Werk, das Gesetz in der Welt zu ver­ breiten, worinnen der Erfolg sein Beweis sein soll, der Zeuge seines Lebens nach dem Gesetz, das ihm Licht auf seinen Wegen und Freiheit, sie zu verfolgen, gegeben hat. Indem er auf solche Weise handelt, zahlt er seine Schuld gegenüber dem Gesetz, das ihn befreit hat, indem es seinen Willen tat, alle Menschen zu befreien, und er erweist sich als ein wahres Mitglied unseres Ordens, wenn er auch seine Gefährten in die Freiheit führen will. Wenn er so seine Veranlagung ordnet, wird er sich in der am besten geeigneten Weise auf die Aufgabe vorbereiten, die verschiedenen von der A.’. A.’. vorgeschriebenen tech­ nischen Methoden zur Mystischen und Magischen Erlan­ gung zu verstehen und zu meistern. Auf diese Weise wird er sich recht für die Krise seiner Laufbahn im Orden bereit machen: das Erlangen der Kenntnis von und des Umganges mit Seinem Heiligen Schutzengel. Sein Engel wird ihn sogleich zum Gipfel des Ordens des R. C. führen und ihn bereit machen, dem unaussprech­ lichen Schrecken des Abyssos, der zwischen Menschheit und Gottheit liegt, ins Gesicht zu blicken; ihn diese Agonie zu Kennen, dieses Schicksal zu Ertragen, diese Katastrophe zu Wollen und für immer Schweigen zu bewahren lehren, wenn er die Tat der Aufhebung vollbringt. Aus dem Abyssos kommt Niemand (,Nemo‘: eins der Motti Crowleys — Anm. d. Übers.) hervor, sondern ein Stern überrascht die Erde, und unser Orden über dem “ Abyssos frohlockt, daß das Tier ein neues Kind im Schoße Unserer Dame, Seiner Mätresse, des Scharlachweibes, Babalons, gezeugt hat. Es besteht keine Notwendigkeit, das so geborene Kind zu unterweisen, denn im Abyssos wurde es von jedem Gift der Persönlichkeit gereinigt; sein Aufstieg zum Höchsten 41

ist zu seiner Zeit gesichert, und es bedarf der Zeiten nicht, denn es ist sich bewußt, daß alle Bedingungen nicht mehr als Gestaltungen seiner Einbildung sind. Dies ist eine kurze Beschreibung, soweit es geht dem Durchschnittskandidaten der Adeptschaft angepaßt, dem Aspiranten der Erlangung, der Initiation, der Meisterschaft, der Vereinigung mit Gott, der Geistigen Entwickelung, der Mahaatmaschaft, der Freiheit, des Occulten Wissens oder wie er auch sein innerstes Verlangen nach Wahrheit, nach unserem Orden der A.’. A.’. nennen möchte. Sie ist hauptsächlich dazu bestimmt, Interesse an den Möglichkeiten menschlichen Fortschrittes zu erwecken und die Prinzipien der A.’. A.\ zu verkünden. Der von den verschiedenen aufeinanderfolgenden Schrit­ ten gegebene Umriß ist genau; die zwei Krisen — der Engel und der Abyssos — sind in jeder Laufbahn notwendige Grundzüge. Die anderen Aufgaben werden nicht immer in der hier angegebenen Ordnung vollbracht; einer mag zum Beispiel viele der zum Adeptus Major gehörigen Qualitäten erwerben und doch einige der dem Practicus eigenen ver­ missen lassen (7). Aber das hier gegebene System zeigt die richtige Reihenfolge der Geschehnisse, wie sie in der Natur angeordnet sind; und in keinem Fall ist es für jemanden sicher, es auszulassen, ein einziges Detail zu meistern, wie langweilig und unangenehm es auch erscheinen mag. Tat­ sächlich wird es oft so erscheinen; das zeigt jedoch nur die Notwendigkeit an, sich damit zu befassen. Die Abneigung und Verachtung legen von einer Schwäche und Unvoll­ kommenheit im Wesen, das sie nicht als sein eigen aner­ kennt, Zeugnis ab. Diese spezielle Lücke in seinen Vertei­ digungen mag dem Feind am Entscheidungspunkt einer Schlacht Einlaß gewähren. Schlimmer noch wenn man für immer beschämt würde, falls der Untergebene nach Anwei­ sung und Hilfe bei diesem Gegenstand fragte, und man könnte ihm nicht helfen! Sein Fehler — und auch der eigene! Egal wie gut man ihn erringen kann — man kann 42

keinen weiteres Schritt gehen, bis man nicht für diesen Fortschritt bereit ist. Jedes Mitglied der A:. A:. muß an allen Stellen bewaff­ net sein und Erfahrung mit jeder Waffe besitzen. Die Prü­ fungen in jedem Grad sind genau und streng; keine unkla­ ren oder vagen Antworten werden akzeptiert. Bei intellek­ tuellen Fragen darf der Kandidat nicht weniger Meister­ schaft in seinem Gegenstand entfalten, als wäre er ins Schlußexamen für den Doktor der Wissenschaften oder der Jurisprudenz auf einer erstklassigen Universität eingetreten. Bei den Prüfungen der physischen Übungen gibt es einen standardisierten Test. Bei den Asanas (Sitzhaltung im Yoga — Anm. d. Übers.) muß der Kandidat zum Beispiel bewe­ gungslos für eine gegebene Zeit verweilen. Sein Erfolg wird beurteilt, indem er eine bis zum Rand mit Wasser gefüllte Tasse auf seinem Kopf balanciert; wenn er einen Tropfen daraus verschüttet, wird er zurückgewiesen. In der ,Geistigen Vision' oder dem ,Astralen Reisen' wird er geprüft, indem man ihm ein ihm unbekanntes und unverständliches Symbol gibt, dessen Wesen er mittels einer Vision so genau interpretieren muß, als hätte er dessen Namen und Beschreibung im Buch gelesen, als es ausgewählt wurde. Die Kraft, Talismane herzustellen und zu ,laden', wird getestet, als handele es sich um wissenschaftliche Präzi­ sionsinstrumente, was sie auch sind. In der Ka^balah muß der Kandidat die Merkmale und Eigenschaften einer Zahl, die nie vorher von einem Studen­ ten untersucht worden ist, für sich allein entdecken und den Prüfenden jenseits allen Zweifels beweisen. Bei Anrufungen muß die heilige Kraft so manifest und unmißverständlich gemacht werden wie die Wirkungen des Chloroform;.bei Evokationen muß der herbeigerufene Geist wenigstens so sichtbar und berührbar wie die dich­ testen Dämpfe sein; bei der Divination muß die Antwort genau wie ein wissenschaftlicher Satz und exakt wie eine Bücherrevision sein; bei der Meditation müssen die Ergeb43

nisse wie der Bericht eines Spezialisten über einen klassi­ schen Fall zu lesen sein. Durch solche Methoden strebt die A.'. A.’. danach, die occulte Wissenschaft so systematisch und wissenschaftlich wie die Chemie zu machen, um sie von dem schlechten Ruf zu befreien, der sie — dank der ignoranten und unehrlichen Scharlatane, die ihren Namen entwürdigt haben, und der fanatischen und engstirnigen Enthusiasten, die sie in einen Fetisch verwandelt haben — zum Gegenstand der Abnei­ gung für jene Geister macht, deren Begeisterung und Rechtschaffenheit sie die Wohltaten des Occultismus be­ nötigen läßt und sie höchst geeignet macht, diese zu erlan­ gen. Es ist die einzig wirklich wichtige Wissenschaft, da sie die Bedingungen materieller Existenz überschreitet und so nicht in Gefahr ist, mit dem Planeten zu vergehen, und sie muß wie eine Wissenschaft — skeptisch doch mit größter Energie und Ruhe — studiert werden. Die A:. Az. besitzt die Geheimnisse des Erfolges; sie macht aus ihrem Wissen kein Geheimnis, und falls ihre Geheimnisse nicht überall bekannt sind und ausgeführt werden, so ist es, weil die mit dem Namen der Wissenschaft verbundenen Mißbräuche offizielle Forscher abgeneigt machen, die Zeugnisse nach ihrem Belieben zu prüfen. Dieses Papier ist nicht nur mit der Absicht, individuelle Suchende auf den Weg zur Wahrheit zu führen, geschrieben sondern auch, um die Angemessenheit der Methoden der A:. A:. als die Grundlage für den nächsten großen Schritt beim Fortschreiten des menschlichen Wissens zu bestätigen. Liebe ist das Gesetz, Liebe unter Willen. O. M. 7° = 4n Az. Az. Praemonstrator des Ordens des R.C.

Gegeben vom Collegium ad Spiritum Sanctum, Cefalü, Sizilien im siebzehnten Jahre des Äons des Horus (A.D. 1921, 1904 ist der Begipn des Neuen Äons! — Anm. d. Übers.); die Sonne in 23°und der Mond in 14° m . 44

Die Anmerkungen Crowleys zum Text: (1) Der Name des Ordens und die seiner drei Unterteilungen werden den Profanen nicht bekanntgegeben. Gewisse Betrüger haben kürzlich die Initialen A.'. A.’. gestohlen, um von deren Reputation zu profitieren. (2) Dieses Buch ist in The Equinox III, 2 veröffentlicht. (3) Das Liber 185 braucht nicht in voller Länge angeführt zu werden. Es ist nicht nötig zu sagen, daß der Kandidat systematisch und umfassend in den verschiedenen Spezialübungen, die die Grund­ lage Unseres Großen Werkes bilden, geschult wird. Man kann in eini­ gen oder allen von ihnen Experte werden, ohne notwendigerweise irgendeinen wirklichen Fortschritt zu machen, gerade so wie ein Mann in Grammatik, Syntax und Prosodie erstklassig sein kann, ohne fähig zu sein, eine einzige Zeile guter Poesie schreiben zu kön­ nen, obwohl der im Herzen größte Poet unfähig ist, sich ohne die Hilfe der drei Bestandteile literarischer Komposition auszudrücken. (4) Dies ist nicht in Widerspruch zum absoluten Recht jeder Per­ son, den eigenen Willen zu tun. Jedoch ist jeder Wahre Wille not­ wendig in Einklang mit den Tatsachen der Existenz; und es ablehnen, das Buch des Gesetzes anzunehmen, heißt, einen Konflikt in der Natur schaffen, gerade, als ob ein Physiker darauf bestände, eine un­ richtige Formel als Grundlage eines Experimentes zu benutzen. (5) ,Ihr Willen' - natürlich nicht ihre Wünsche als menschliche Wesen, jedoch ihre Willen als Beamte des Neuen Äons. (6) Es wird nicht als .notwendig zu rechtem Verhalten' betrach­ tet, ein aktiver Propagandist des Gesetzes u.s.w. zu sein; dies zu tun, kann aber braucht nicht der Wahre Wille einer bestimmten Person zu sein. Da es jedoch der Grundsätzliche Zweck des Ordens ist, die Erlangung der Menschheit zu fördern, schließt die Mitgliedschaft durch ihre Definition den Willen ein, der Menschheit mit den dazu am besten geeigneten Mitteln zu helfen. (7) Die natürlichen Talente der Individuen unterscheiden sich sehr. Der verstorbene Sir Richard Jebb, einer der größten klassischen Gelehrten unserer Zeit, war so sehr unterhalb der Durchschnittsmit­ telmäßigkeit in der Mathematik, daß er trotz wiederholter Anstren­ gungen nicht durch die litte go in Cambridge kam — was gewöhnlich den stumpfsten Gehirnen gelingt. Er wurde wegen seines klassischen Wissens so sehr geschätzt, daß einer besonderen ,Gnade' zugestimmt wurde, um ihn zuzulassen. Auf gleiche Weise könnte ein brillianter Exorzist ein unfähiger Wahrsager sein. In solchem Fall würde die A.’. A.’. es ablehnen, von Ihrem System abzuweichen. Der Kandidat würde genötigt sein, an der Barriere zu verweilen, bis es ihm gelänge, sie niederzubrechen, obgleich dafür eine neue Inkarnation nötig sein

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könnte, die ihm erst erlauben würde, dies zu tun. Aber kein tech­ nischer Fehler irgendwelcher Art könnte ihn gezwungenermaßen davon abhalten, die Beiden Kritischen Aufgaben zu vollbringen, da die Tatsache seiner Inkarnation als solche beweist, daß er den Eid geleistet hat, der ihn berechtigt, die Kenntnis von und den Umgang mit seinem Heiligen Schutzengel zu erlangen und die Aufhebung sei­ nes Ichs zu erreichen. Deshalb kann man im Kern Adeptus Minor oder sogar Magister Templi sein trotz der Ablehnung offizieller Anerkennung seitens der A.'. A.’. als Zelator wegen — sagen wir — eines nervösen Defekts, der ihm nicht erlaubte, eine Haltung, die ,fest und leicht* war, wie bei den Aufgaben dieses Grades gefordert, einzunehmen.

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Erläuterungen zu Ein Stern in Sicht Zu diesem Thema gibt es einige weitere Bücher Crowleys: Liber LXI vel Causae: der Bericht über den Goldenen Dawn, dem Crowley angehörte, ehe er seinen eigenen Orden begründete; über dessen Entstehung, die aufgefundenen Manuskripte, sowie auch über Crowleys Erfahrungen mit dem Niedergang dieses Ordens. Die Chif­ fren der Namen sind natürlich entschlüsselt worden, sie beziehen sich auf die führenden Mitglieder der G. D. wie Mathers, Waite, Yeats u.s.w.. An Account of A.'. Ai., geschrieben von Karl von Eckartshausen und von Crowley umgeschrieben. Dies handelt nur von der A.’. A.’.. Liber XIII vel Graduum Montis Abiegni: eine kurze Zusammen­ fassung der Aufgaben, Pflichten, Eide und Rituale des Probationers, Neophyten, Zelators, Practicus, Philosophus und Adeptus Minor. Zum großen Teil handelt es sich um das schon in Ein Stern... gesagte, jedoch bezieht sich dieses Buch mehr auf den Schulungsweg der A.’. A.'., daher haben wir auf einen Abdruck verzichtet. Der Interes­ sent wird aus den hier gegebenen Übungen und deren Erläuterungen entweder sich einen eigenen Weg zusammenstellen können, oder mit einer der bestehenden Organisationen in Kontakt treten. Das zu Anfang von Ein Stern in Sicht abgedruckte Gedicht ist hier nicht wiedergegeben. Wir hoffen darauf, Crowleys Lyrik, oder zumindest einen Teil davon, in einem gesonderten Band bekannt machen zu können. Die bisher erschienen Fassungen in deutscher Sprache ließen verglichen mit den Originalen immer noch viel zu wünschen übrig. Die deutsche Übertragung der Hymne an Pan zum Beispiel eignete sich kaum zur magischen Rezitation. Zu den Graden vergleiche man den entsprechenden Baum der Sephiroth im Anhang wie auch die Spalten in den hier wiedergege­ benen Auszügen aus 777. Die Eide der Grade sowie die Aufgaben sind im Liber Collegii sancti (Sub figura CLXXXV) abgedruckt. Zu den Begriffen ,Anatta‘, ,Anicca‘ und ,Dukkha‘: Sie stammen aus dem Pali-Buddhismus, dem Kleinen Fahrzeug, der sich besonders in den südlichen Ländern des indischen Kontinents verbreitete. Wir geben im Folgenden einige Zitate dazu. „Was aber, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit vom Leiden (Dukkha)? Geburt ist Leiden, Altern ist Leiden, Krankheit ist Leiden, Sterben ist Leiden, Kummer, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung sind Leiden; das Nichterlangen dessen, was man begehrt, ist Leiden; kurz gesagt: die fünf mit Anhaften verbunde­ nen Gruppen des Daseins (khandha - Skt.: skandha, siehe die Auszüge aus 777, Spalte LXXVI) sind Leiden.“

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Und im Visuddhi-Magga heißt es: „Das Leiden gibt es, doch kein Leidender ist da. Die Taten gibt es, doch kein Täter findet sich. Erlösung gibt es, doch nicht den erlösten Mann. Den Pfad gibt es, doch keinen Wandrer sieht man da.“ — Das ist das Prinzip des.Anatta* „Als Vergänglichkeit (Anicca) gilt der Dinge Entstehen, Vergehen und Anderswerden, oder das Schwinden der gewordenen, ent­ standenen Dinge. Der Sinn ist der, daß diese Dinge nie in dersel­ ben Weise verharren, sondern zergehen, indem sie sich von Augen­ blick zu Augenblick auflösen.“ (Visuddhi-Magga VIII, 3 — die Zi­ tate sind Nyanatilokas Buddhistischem Wörterbuch entnommen (Konstanz, 1953)). Diese Definitionen sollten im Lichte des über den entsprechenden Grad Gesagten gesehen werden. Zu Punkt 8: Die Werke der hier aufgeführten Autoren sind ganz allgemein zu empfehlen. Von Fludd stammt die Abbildung für die Oberseite des Altars (siehe unten); Loyola ist ein ausgezeichnetes Beispiel westlicher Meditationsanweisungen. Crowley selbst betrach­ tete sich als die Wiedergeburt Levis. Magick in Theory and Practice ist praktisch die Fortführung von Levis Dogme et rituel de la haute magie. Für den Golden Dawn gilt das in Liber LXI gesagte. Über die Rosenkreuzer allgemein gibt es viel Literatur. Von den neueren Werken am umfassendsten und besten ist Frick, Die Erleuchteten und Licht und Finsternis, Teil I und II. Es wird auch im folgenden des öfteren auf das Liber Al vel Legis (Sub figura CCXX) Bezug genommen werden. Es ist das beste, man beschafft sich eine Ausgabe davon, wenn man seine Studien in Bezug auf den besonderen Aspekt Crowleyanischer Magie vertiefen will. Möglichst eine englische, oder englisch-deutsche, da der OriginalText von kabbalistischer Bedeutung ist. — Neben vielen PaperbackAusgaben, die wohlfeil zu erstehen sind, ragt heraus: The Commentaries of Al, being the Equinox Vol. V, No. 1 von Crowley and another (Marcelo Ramos Motta), erschienen bei Weiser, New York, 1975. Hierinnen ist auch ein Faksimile der Handschrift abgedruckt. Dies Buch hat nicht allein den Vorteil, von einem Mitglied der A.‘. A.'. und Nachfolger Crowleys herausgegeben worden zu sein, es ist auch wegen der Erläuterungen und Kommentare unerläßlich, will man sich über unser bescheidenes Buch hinaus in das Grundwerk des neuen Äons, das Liber Al vertiefen. Eine deutsche Ausgabe ist bei der Genossenschaft Psychospphia, jetzt: Verlag Psychosophische Ge­ sellschaft Zürich/Schweiz im Jahre 1957 erschienen. Da der englische

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Text links mit abgedruckt ist, empfiehlt es sich, sie mit einem Wörterbuch zu lesen. Der .wissenschaftliche Apparat*, der die Erlangungen der Mitglie­ der der einzelnen Grade testen soll, mag erschreckend anmuten, aber man muß ihn ebenso als Reaktion auf das Schwärmertum und die Anmaßungen einzelner im G. D. ansehen. Und wie wäre es heute anders, noch immer ist kaum ein Schritt auf das Ziel Crowleys zu unternommen worden, die Magie wieder zu einer Wissenschaft, so exakt wie Chemie oder Physik zu machen - sondern die Leute füh­ len sich von dem anscheinend leichten Weg orientalischer PseudoGurus angezogen, die ihnen bei Verehrung alles versprechen - und spater nichts halten. Der hier vorgeschlagene Weg ist ein schwerer; nichts kann einem davon abbringen, sich selbst auf das Spiel zu setzen, wenn man den Abyssos überquert, genauso wie man nicht wegsehen kaftn, wenn man seinem Spiegelbild gegenübertritt. Aber der Erfolg wird die Mühen belohnen.

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Liber Porta lucis

Sub figura X

1. Ich erblicke eine kleine dunkle Kugel, die sich in einem Abyssos unendlichen Raumes dreht. Sie ist winzig unter einer Unzahl riesiger, dunkel inmitten einer Unzahl leuchtender. 2. Ich, der ich in mir all das Riesige und das Winzige, alles Leuchtende und Dunkle einschließe, habe die Hellig­ keit meines Glanzes gemildert und V.V.V.V.V. als einen Strahl meines Lichtes, als einen Gesandten zu dieser klei­ nen, dunklen Kugel ausgeschickt. 3. Dann ergreift V.V.V.V.V. das Wort und sagt: 4. Männer und Frauen der Erde, ich komme zu euch von den Zeiten jenseits der Zeiten, vom Raum jenseits eurer Vorstellung, und ich bringe euch diese Worte. 5. Aber sie hörten ihn nicht, denn sie waren noch nicht bereit, ihn zu empfangen. 6. Jedoch bestimmte Leute hörten und verstanden ihn, und durch sie soll dieses Wissen bekannt gemacht wer­ den. 7. Deshalb schrieb der Geringste von ihnen, ihrer aller Diener, dieses Buch. 8. Er schrieb es für jene, die bereit sind. So wird es je­ mandem bekannt werden, wenn er bereit ist, wenn er mit bestimmten Gaben ausgestattet ist, wenn er durch Geburt oder durch Reichtum oder durch Intelligenz oder durch ein anderes offenkundiges Zeichen dazu würdig ist. Und die Diener des Meisters sollen diese mit seiner Einsicht beurteilen. 9. Dieses Wissen ist nicht für alle Menschen; wenige in der Tat sind berufen, aber von diesen wenigen sind viele auserwählt. 10. Dieses ist das Wesen des Werkes. 11. Zunächst gibt es viele und verschiedene Bedingungen des Lebens auf dieser Erde. In allen von diesen ist irgend50

ein Same des Leids. Wer kann Krankheit, Alter und Tod entfliehen? 12. Wir sind gekommen, unsere Gefährten davon zu erJösen. Denn es gibt ein starkes Leben voll Wissen und äu­ ßerster Wonne, welches von all jenem unberührt ist. 13. Dieses Leben erlangen wir hier und jetzt. Die Adep­ ten, die Diener des V.V.V.V.V., haben es erlangt. 14. Es ist unmöglich, euch von dem Glanz dessen, was sie erreicht haben, zu erzählen. Nach und nach, wenn eure Augen stärker werden, wer­ den wir euch die unbeschreibliche Herrlichkeit des Weges der Adepten und dessen namenloses Ziel entschleiern. 15. Gerade wie ein Mann, der einen steilen Berg besteigt, den Blicken seiner Freunde im Tal entzogen wird, so muß der Adept erscheinen. Sie sollen sagen: „Er ist in den Wolken verloren.“ Aber er soll sich im Sonnenlicht über ihnen erfreuen und zu den ewigen Schneemassen gelangen. 16. Oder wie ein Gelehrter irgendeine geheime Sprache der Alten erlernen mag, so sollen seine Freunde sagen: „Seht, er gibt vor, dieses Buch lesen zu können. Aber es ist unverständlich — es ist Nonsens.“ Dennoch hat er große Freude an der Odyssee, während sie leere und gewöhnliche Sachen lesen. 17. Wir werden euch zu Absoluter Wahrheit, Absolutem Licht, Absoluter Wonne führen. 18. Viele Adepten haben die Zeiten hindurch danach ge­ trachtet, dies zu tun; aber ihre Worte sind von ihren Nach­ folgern verfälscht worden, und wieder und wieder ist der Schleier über das Allerheiligste gefallen. 19. Euch, die ihr noch im Hof des Profanen umherirrt, können wir noch nicht alles enthüllen; aber ihr werdet leicht verstehen, daß die Religionen der Welt nur Symbole und Schleier der Absoluten Wahrheit sind. Ebenso die Phi­ losophien. Dem Adepten, der alle diese Dinge von oben betrachtet, erscheint es so, daß es nichts zu wählen gibt zwischen Buddha und Mohammed, zwischen Atheismus und Theismus. 51

20. Das Viele wechselt und geht vorüber, das Eine bleibt. So wie Holz und Kohle und Eisen in einer großen Flamme zusammen verbrennen, wenn nur die Feuerung von außer­ ordentlicher Hitze ist, so auch im Alembic dieser spirituel­ len Alchymie; wenn nur der Zelator genügend in die Feu­ erung bläst, werden alle Gefüge der Erde im Einen Wissen verzehrt. 21. Nichtsdestoweniger, wie ein Feuer nicht allein mit Eisen entfacht wird, mag ein System für den einen Sucher am Anfang geeignet sein, ein anderes für einen anderen. 22. Wir, die ohne die Ketten der Unwissenheit sind, schauen deshalb tief ins Herzen des Suchers und führen ihn auf den Weg, der am besten seinem Wesen entspricht, bis zum äußersten Ende aller Dinge, der höchsten Verwirk­ lichung, dem Leben, das im Licht fortdauert, ja, dem Leben, das im Licht fortdauert.

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Erläuterungen zu Liber Porta lucis

Zehn ist die Nummer des Reiches, der Sphäre der Elemente: in diesem Buch wird die Berufung des Sendboten des Neuen Äons ge­ schildert. Wieder einmal öffnen sich die Tore zum Licht, und ein Abglanz trifft auf unsere Welt. V.V.V.V.V. war das Motto Crowleys als Magister Templi: Vi Veri Vniversum Vivus Vici (Durch die Kraft der Wahrheit habe ich wäh­ rend des Lebens das Universum besiegt). Zu Punkt 9: Unter anderem gibt es in den Schriften Crowleys viele Bezüge auf die Heilige Schrift; wir wollen ab und an einige da­ von besonders erwähnen. Wenn hier geschrieben steht „...wenige in der Tat sind berufen,aber von diesen wenigen sind viele auserwählt.“, so bezieht sich das auf Mt. 20, 16 (und 22, 14): „Denn viele sind be­ rufen, aber wenige sind auserwählt.“ Das neue Gesetz bietet sich auch in der Formulierung als dem alten entgegenstehend an. Zu Punkt 11: Krankheit, Alter und Tod sind die drei Hauptübel, die den Buddha dazu veranlaßten, sein schönes, reiches Heim und seine Vaterstadt zu verlassen, um die Erleuchtung zu suchen. Diese drei sind die persönlichsten und beriihrendsten der negativen Phäno­ mene, die den Menschen hier auf der Erde treffen können. Zu Punkt 16: Die geheimen Sprachen sind ein verbindendes Glied aller Initiationsbünde in der ganzen Welt; auf symbolische Weise wird das ausgesagt, was dem profanen Ohr lächerlich oder abscheulich oder banal wäre, aber für den Eingeweihten voller Bedeutung ist. Be­ sondere Ausprägung hat dies in den indischen Kreisen erfahren, wo von der Sandhya-Bhasha die Rede ist. In ihr sind die Tantras, die ge­ heime Yoga-Lehren weitergeben, abgefaßt. Siehe M. Eliade, Yoga, Rascher-Verlag, 1960, S. 258) Zu Punkt 19: Der ,Hof des Profanen* - siehe Off. 11, 2: „Aber den Vorhof außerhalb des Tempels wirf hinaus und miß ihn nicht; denn er ist den Heiden gegeben,..." Zu Punkt 20: Der Alembic ist der Destillierhelm auf dem Kolben, Cucurbit, der die Dämpfe bei der Destillation in das Receptaculum, das Auffanggefäß, leitet. Siehe unsere Skizze nächste Seite. Dieses Buch ist nicht allein an den Zelator gerichtet, sondern ebensogut an jeden interessierten Anfänger, der je nach seinem Ver­ stehen Nutzen daraus ziehen kann.

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Alembic

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Liber Tzaddi vel Hamus hermeticus Sub figura XC

0. Im Namen des Herren der Initiation, Amen. 1. Ich fliege und gehe nieder wie ein Falke: meine weit ausgedehnten Schwingen sind von smaragdenem Perl­ mutter. 2. Ich stoße auf die schwarze Erde herab; und sie er­ freut sich bei meinem Kommen in Grün. 3. Kinder der Erde! Erfreut euch, freut euch außer­ ordentlich; denn eure Erlösung ist nahe. 4. Das Ende des Leidens ist gekommen; ich will euch hinweg in meine unaussprechliche Freude entreißen. 5. Ich will euch küssen und euch zur Hochzeit führen: ich will vor euch ein Festmahl im Hause des Glücks berei­ ten. 6. Ich bin nicht gekommen, euch zu tadeln, oder um euch zu versklaven. 7. Ich bitte euch nicht, von euern wollüstigen Wegen, von euerm Müßiggang und von euern Torheiten abzustehen. 8. Aber ich bringe euch Freude zu eurem Vergnügen, Frieden zu eurer Trägheit, Weisheit zu eurer Torheit. 9. Alles, was ihr tut, ist richtig, falls es so ist, daß ihr es genießt. 10. Ich bin gegen Leid, gegen Überdruß und gegen die, die euch zu versklaven suchen, gekommen. 11. Ich schenke euch leuchtenden Wein ein, der euch so­ wohl beim Aufgang wie beim Untergang der Sonne Freude gibt. 12. Kommt mit mir, und ich will euch alles auf der Erde Wünschenswerte geben. 13. Weil ich euch jenes gebe, von dem die Erde und ihre Freuden nur wie Schatten sind. 14. Sie entfliehen, doch meine Freude bleibt bis ans Ende. 55

15. Ich habe mich hinter einer Maske verborgen: ich bin ein schwarzer und schrecklicher Gott. 16. Mit dem Mut, der die Furcht besiegt, sollt ihr mir nahen: ihr sollt die Häupter auf meinen Altar legen und den Streich des Schwertes erwarten. 17. Der erste Kuß der Liebe soll jedoch auf euern Lip­ pen strahlen; und meine Dunkelheit und mein Schrecken sollen sich in Licht und Freude kehren. 18. Nur jene, die sich fürchten, sollen schwinden. Jene, die ihren Rücken in das Joch der Sklaverei gebeugt haben, bis sie nicht mehr länger aufrecht stehen können, sie will ich verachten. 19. Aber euch, die ihr dem Gesetz getrotzt habt, die ihr durch Gerissenheit oder Kraft gesiegt habt, eurer will ich mich widmen, ich will sogar Gefallen an euch finden. 20. Ich bitte euch, nichts an meinem Altar zu opfern; ich bin der Gott, der alles gibt. 21. Licht, Leben, Liebe; Kraft, Phantasie, Feuer; diese bringe ich euch: meine Hände sind gefüllt mit ihnen. 22. Freude ist beim Aufbrechen, Freude ist auf der Reise, Freude ist am Ziel. 23. Nur falls ihr bekümmert oder überdrüssig oder ärger­ lich seid oder euch unbehaglich ist, dann mögt ihr wissen, daß ihr den goldenen Faden verloren habt, den Faden durch den ich euch ins Herzen der Haine von Eleusis führe. 24. Meine Jünger sind stolz und schön; sie sind stark und schnell, sie lenken ihre Pfade wie mächtige Eroberer. 25. Die Schwachen, die Furchtsamen, die Unvollkom­ menen, die Feigen, die Armen und die Weinenden — diese sind meine Feinde, und ich bin gekommen, sie zu zerstören. 26. Auch dies ist Mitleid: ein Beenden der Krankheiten der Erde. Ein Ausreißen des Unkrauts: ein Wässern der Blumen. 27. O meine Kinder, ihr seid schöner als die Blumen; ihr müßt nicht vergehen in eurer Jahreszeit. 28. Ich liebe euch; ich möchte euch mit dem heiligen Tau der Unsterblichkeit benetzen. 56

29. Diese Unsterblichkeit ist keine leere Hoffnung jen­ seits des Grabes: ich biete euch das gewisse Bewußtsein der Wonne an. 30. Ich biete es euch sogleich auf der Erde noch an; ehe die Uhr eine weitere Stunde geschlagen hat, sollt ihr mit Mir sein in den Gefilden jenseits des Verfalles. 31. Auch gebe ich euch irdische Macht und irdische Freude; Reichtum und Gesundheit und Länge eurer Tage. Anbetung und Liebe sollen sich an eure Füße klammem und sich um euer Herz schlingen. 32. Nur eure Münder sollen von einem köstlichen Wein trinken - dem Weine des Iacchus; sie sollen sich immer nach dem himmlischen Kuß des Schönen Gottes spitzen. 33. Ich enthülle euch ein großes Mysterium: ihr steht zwischen dem Abyssos der Höhe und dem Abyssos der Tiefe. 34. In jedem der beiden erwartet euch ein Begleiter, und jener Begleiter seid ihr selbst. 35. Ihr könnt keinen anderen Begleiter haben. 36. Viele, die Weise waren, haben sich erhoben. Sie haben gesagt: „Sucht nach dem glanzvollen Bildnis am im­ mer goldenen Ort und vereinigt euch mit Ihm.“ 37. Viele, die Toren waren, haben sich erhoben. Sie haben gesagt: „Bückt euch zur finster ruhmreichen Welt und seid mit der blinden Kreatur des Schmutzes vermählt“. 38. Ich, der jenseits von Weisheit und Narrheit ist, er­ hebe mich und spreche zu euch: führt beide Vermählungen aus! Vereinigt euch mit beiden! 39. Hütet euch, hütet euch, sage ich, daß ihr nicht nach dem einen sucht, und das andere verliert! 40. Meine Adepten stehen aufrecht; ihre Köpfe sind über den Himmeln, ihre Füße unter den Höllen. 41. Da aber einer von Natur zum Engel, der andere zum Dämon hingezogen wird, soll der erste die niedere Verbin­ dung stärken, der andere mehr dem Höheren anhaften. 42. So soll das Gleichgewicht vollkommen werden. Ich will meinen Jüngern helfen; so schnell wie sie diese ausge57

wogene Kraft und Freude erreichen, um so schneller will ich sie antreiben. 43. Sie sollen ihrerseits von diesem Unsichtbaren Thron sprechen; ihre Worte sollen die Welt erleuchten. 44. Sie sollen die Meister der Majestät und der Macht sein; sie sollen schön und freudig sein; sie sollen mit Sieg und Pracht bekleidet sein; sie sollen auf fester Grundlage stehen; das Reich soll ihnen gehören; ja, das Reich soll ihnen gehören. Im Namen des Herren der Initiation. Amen.

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Erläuterungen zu Liber Tzaddi Dies Buch ist dem hebräischen Buchstaben Tzaddi zugeordnet, der in den hier abgedruckten Skalen noch mit dem Tarot-Trumpf XVII korrespondiert. Im Book of Thoth wird er dann dem ,Emperor‘, Herrscher, und dem vierten Trumpf zugeordnet. Das wiederum hat Bezug auf das Buch des Gesetzes, in dem es heißt: „All these old letters of my book are aright; but Cf is not the Star. This also is secret; my prophet shall reveal it to the wise.“ (Alle diese alten Buchstaben meines Buches sind richtig, aber Tzaddi ist nicht der Stern. Auch dies ist geheim; mein Prophet soll es den Weisen offenbaren.) - Wir können hier nicht tiefer in dieses Problem ein­ dringen, man möge die entsprechenden Passagen im Book of Thoth nachlesen. (The Book of Thoth, Samuel Weiser, New York, 1972, S. 9 ff.) Zu Punkt 1: Falke — Der Horusfalke, siehe unsere Skizze. Zu Punkt 2: Khem — Schwarze Erde war der Name Ägyptens; einige leiten daher das Wort Alchymie oder Alchemie ab. Zu Punkt 4: Wieder wird auf den Begriff des Leidesund Leidens angespielt, siehe unsere Anmerkung zum vorigen Buch, zu Punkt 11. Zu Punkt 15: E. R. Dodds schreibt dazu in Die Griechen und das Irrationale (Darmstadt 1970, S. 198): „Nach meiner Ansicht wurde Dionysos als Meister der Illusion zum Schutzgott einer neuen Kunst, der Kunst des Theaters. Das Aufsetzen einer Maske ist der bequem­ ste Weg, das Selbstsein aufzugeben. Der Gebrauch der Maske im Theater läßt sich vermutlich auf ihren magischen Gebrauch zurück­ führen: Dionysos wurde im sechsten Jahrhundert der Gott des Theaters, weil er schon lange der Gott der Vermummung gewesen war.“ Daß der betreffende Gott sich hier auch noch als ein schwarzer ausgibt, ein schrecklicher, also einer, der für die profanen Menschen furchteinflößend ausschaut, hängt direkt mit diesem Sich-Verstellen zusammen: das Wahre hängt sich eine Maske um, Isis verschleiert sich. Nur kurz möchten wir auf die verschiedenen .schwarzen' Gotthei­ ten — nicht nur die Mondgöttinnen — hinweisen; in Tibet hat es davon die verschiedensten Arten gegeben, die für die Uneingeweihten fürchterlich, die Schutzgeister der Lehre waren. Auch Punkt 21 spielt wieder auf Dionysos an: seine mit den Gaben gefüllten Hände. Punkt 22 ist eine Umwandlung eines fast gleichlautenden buddhi­ stischen Satzes. Zu Punkt 25: Vergleiche Mt. 9, 13; 10, 34; 19, 23; Mk. 2, 17; l,24;Lk. 4, 34;5,32;Joh. 10, 11; 12, 47.

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Punkt 32 weist wieder auf Dionysos — Bacchus — Iacchus. Zu Punkt 37: Das in den Kerker dieser Welt, in den Schmu tz-geworfen-Sein, ist ein gnostischer Begriff. Dabei wird diese Welt als die völlig negative verstanden. Nur ein Tor also würde empfehlen, sich noch tiefer zu bücken, jedoch ist auch die gnostische Sicht einseitig, ebenso wie die derer, die sich nur noch nach oben recken, und den Boden unter ihren Füßen vergessen, bis sie über einen Stein stolpern. Zu Punkt 44: Dies ist die Umkehrung von Mt. 6, 10 + 13; man vergleiche aber 25, 34.

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Der falkenkopfige Horus

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Sub figura DCCCLXVHI Neun Schlösser des Unteren Bartes

21. 20. 19. 18. 17. 16. 15. 14. 13.

Dreizehn Schlösser des Oberen Bartes

12. 8. 10. 9. 11. 7. 6.

f— s 1—

c 3 C tu

J1 Taw W Shin *1 Resh i’Kof X Sade Ö Pe y ’Ajin D Samek 1 Nun

Die Formulierung des Lichtkörpers Das Durchqueren des Gemachs des Königs Die Illumination der Sphäre Das Erahnen des Schicksals Die Anbetung unter dem Sternenhimmel Die Zerstörung des Hauses Gottes Der Sabbath der Adepten Das Rufen in der Geistes-Vision: Die Jakobsleiter Die Vorbereitung des Leichnams für das Grab

Liber O Liber HHH Liber HHH Liber Memoriae Viae CMXIII Liber XI, NV (aus Liber CCXX) Liber XVI Liber CCCLXX Liber O Liber XXV

OMem DTet 2) Kaf * Jod V Lamed h Het F Zajin

Der Schlaf Siloams Der Schutz der Sphäre Die Evokation der Mächtigen Das Aufsaugen der Emanationen Das Durchqueren der Halle der Gleichgewichte Das Ritual des Heiligen Grales Die Sprechweise des Pythonschlangenweibchens

Liber CDLI Liber O Liber... Liber DCCCXI Liber XXX Liber CLVI Liber MCXXXIX

5. *) Waw Liber VIII (8.Aethyr in Liber 418) Das Erscheinen des Hierophanten 'o 4. QUi il He Liber V Die Formulierung des Flammenden Sterns c TDalet 3. (D □ Die Inkarnation des Inneren Lichtes Liber DLV Had (aus Liber CCXX) iGimel 2. Die Höchste Extase der Reinheit Liber LXXIII 1. 2 Bet Die Universellen Bejahungen und Verneinungen Liber B (I) W c KAlef 0. Q 3 Das Transzendieren all dieser, ja, das Transzendieren all dieser. Sieben Untere: Sieben Obere: Sieben über Allem: Und Sieben

Erläuterungen zu Liber Viarum Viae Das Sepher Sphiroth, das Buch, in dem hebräische Wörter und ihre Zahlen werte aufgefuhrt werden, gibt unter der Zahl 868 das Wort = Semitae, was aus dem Lateinischen übertragen soviel wie ,schmale‘Fußwege, Seitenwege; Pfade'u.s.w. heißt Noch­ mals also wird auf die Pfade des Weges verwiesen: nämlich die Ab­ schnitte, Übungen, Grade und Stufen, die wir bei unserm Gehen (im Sitzen und Stehen wird keiner erleuchtet, obwohl sich am Ende nichts weiterbewegt hat) durchschreiten müssen. Das Buch sollte also zusammen mit Ein Stern in Sicht gelesen werden, auch die anderen, die vom Weg allgemein handeln, kann man zu Rate ziehen. Wir verweisen auch auf die Skizzen der SephirothBäume im Anhang und die Tabellen mit den Taro t-Trümpfen (des­ halb auch die Vertauschung von 8., 10. und 11.). Das Wort ,Bart‘ be­ zieht sich auf die .Schlüssel' - .Keys' desTarot. I., M. und M.T. sind die drei obersten Grade. Zu Samek: Das Wort .Rufen' gibt nicht den ganzen englischen Begriff wieder. .Skrying' ist eineveralteteForm;,scrying'von,toscry' hieße soviel wie .laut schreien' auf schottisch auch .ausrufen' (Boleskine liegt in Schottland!); hier mag es aber auch die Bedeutung von,im Krystall Erscheinungen sehen' haben.Da dies zu lang gewesen wäre, haben wir das .Rufen' belassen. Es ist klar, daß diese Zeile auch auf die Visionen John Dees verweist, wie auf das Buch 418 The Vision and the Voice (wo jeweüs von dem .Schrei' — .Cry'des Aethyrs gesprochen wird), in dem die Erfahrungen Crowleys mit den alten, Deeschen Anrufungen aufgezeichnet sind. Zu Mem: .Siloam' ist dunkel. Ob es sich um .Siloah' Joh. 9, 7 und Luk. 13, 4 (wo es soviel wie .gesandt' heißt) handelt, war nicht herauszufinden. Ein Großteil der in der letzten Spalte erwähnten Bücher ist hier übertragen. Das Liber Viarum Viae bringt sie nochmals in inneren Zusammenhang, indem es sie in Hinblick auf den Weg zur Erlangung, zur Erleuchtung betrachtet.

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£------------ ------

Liber TA V vel Kabbalae trium literarum Sub figura CD

Der Magister Templi, der Adeptus, der Neophyt (8° = 3°, 5° = 6“, 0° = 0°).

fin* /a rnfl

Die Grundlegende Illusion, die Illusion der Kraft, die Illusion der Materie. Die Funktionen der drei Ordnungen: Stille in der Rede; Stille; Rede in der Stille: Aufbau, Erhaltung, Zerstörung.

Das höchste Entschleiern (oder das Entschleiern des Lichtes), das Entschleiern des Lebens, das Entschleiern der Liebe.

Gleichgewicht; auf dem Würfelförmigen Stein, auf dem Pfad und zwischen den Schalen.

pF

Die Rituale der Initiation, 8° = 3n, 5° = 6°, 0° = 0n: Asar, als Stier, als Mensch und als Sonne. Die Intiationsprüfungen, 8° = 3°, 5° = 6n, 0° = 0B: Geburt, Tod und Auferstehung.

t---------------------

Erläuterungen zu Liber TAV Dies ist das Buch des hebräischen Buchstaben ,Tau‘ (= 400, auch hat denselben Wert, es heißt soviel wie .Magie benutzen1), der die anderen in sich schließt. Wir geben zuerst die Zahlen der Reihen und Spalten:

7 50 300

6 40 200

5 30 100

4 20 90

3 10 80

2 9 70

1 8 60

357

246

135

114

93

81

69

Das Sepher Sephiroth (Sub figura D) wurde von Allan Bennett, der später unter dem Namen Ananda Metteya buddhistischer Mönch wurde, im letzten Jahrzehnt des neunzehnten Jahrhunderts begon­ nen. Crowley hat es von ihm erhalten und weitergeführt. Es ist ein Nachschlagewerk für kabbalistische Symbolik. Unter den verschie­ denen Zahlen von 1 bis 3321 sind hebräische Wörter mit ihren eng­ lischen Übersetzungen aufgeführt, deren addierte Buchstabenwerte eben die entsprechende Zahl ergeben. Dasselbe war für griechische Wörter geplant, ist aber bisher noch nicht veröffentlicht.

65

Liber Resh vel Helios

Sub figura CC

0. Dies sind die Anbetungen, die von den Kandidaten für die A.‘. A.’. ausgeführt werden sollen. 1. Er soll nach Osten gerichtet die aufgehende Sonne begrüßen und das Zeichen seines Grades geben. Und er soll mit lauter Stimme sagen: Heil Dir, der Du Ra bist in Deinem Aufsteigen, eben Dir, der Du Ra bist in Deiner Stärke, der Du über die Himmel fährst in Deiner Barke, wenn die Sonne aufgeht. Tahuti steht in Seiner Pracht im Bug, und Ra-Hoor bleibt bei Seinem Ruder. Heil Dir von den Wohnorten der Nacht! 2. Ebenso soll er nach Süden gerichtet mittags die Sonne begrüßen und das Zeichen seines Grades geben. Und er soll mit lauter Stimme sagen: Heil Dir, der Du Ahathoor bist in Deinem Triumphieren, eben Dir, der Du Ahathoor bist in Deiner Schönheit, der Du über die Himmel fährst in Deiner Barke in der Mitte des Laufs der Sonne. Tahuti steht in Seiner Pracht im Bug, und Ra-Hoor bleibt bei Seinem Ruder. Heil Dir von den Wohnorten des Morgens! 3. Ebenso soll er nach Westen gerichtet die unter­ gehende Sonne begrüßen und das Zeichen seines Grades geben. Und er soll mit lauter Stimme sagen: Heil Dir, der Du Tum bist in Deinem Untergehen, eben Dir, der Du Tum bist in Deiner Freude, der Du über die Himmel fährst in Deiner Barke, wenn die Sonne untergeht. Tahuti steht in Seiner Pracht im Bug, und Ra-Hoor bleibt bei Seinem Ruder. Heil Dir von den Wohnorten des Tages! 4. Schließlich soll er nach Norden gerichtet um Mitter­ nacht die Sonne begrüßen und das Zeichen seines Grades geben. Und er soll mit lauter Stimme sagen: 66

Heil Dir, der Du Khephra bist in Deinem Verstecken, eben Dir, der Du Khephra bist in Deinem Schweigen, der Du über die Himmel fährst in Deiner Barke zur Mitter­ nachtsstunde der Sonne. Tahuti steht in Seiner Pracht im Bug, und Ra-Hoor bleibt bei Seinem Ruder. Heil Dir von den Wohnorten des Abends. 5. Und nach jeder dieser Anrufungen sollst du das Zei­ chen der Stille geben und danach die Anbetung ausführen, die dir von deinem Superior beigebracht worden ist. Und dann sammele und besänftige Dich zu heiliger Meditation. 6. Auch ist es besser, wenn du in diesen Anbetungen die Gottform Dessen, Den du anbetest, annimmst, so als ob du dich wirklich vereintest mit Ihm während der An­ betungen von Dem, was jenseits Seiner ist. 7. Auf diese Weise sollst du immer eingedenk des Gro­ ßen Werkes sein, welches auszuführen du unternommen hast, und auf diese Weise sollst du gestärkt sein, es zu ver­ folgen bis zum Erlangen und Erreichen des Steins der Wei­ sen, des Summum Bonum, Wahrer Weisheit und Vollkom­ mener Glückseligkeit.

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Erläuterungen zu Liber Resh

Zum hebräischen Buchstaben ,Resh‘ siehe die Auszüge aus 777, Spalte CLXXV-CLXXIX. Er korrespondiert also mit der Sonne und der XIX. Karte der Tarot-Trümpfe, ,The Sun‘, die vielleicht eine der schönsten des ganzen Crowleyschen Spieles ist. Sie repräsentiert Heru-ra-ha, den Herren des Neuen Äons, in seiner Manifestation als geistige, moralische und physische Sonne. Er ist der Herr von Licht, Leben, Freiheit und Liebe, da dies Neue Äon die vollständige Befrei­ ung der menschlichen Rasse bezweckt. Weiterhin steht die Karte mit der Symbolik des Rosenkreuzes in Verbindung. Ra ist hier nicht nur die Sonne als solche, sondern besonders die aufsteigende, wie Ahathoor die des Mittags und Tum die untergehen­ de ist. Khephra ist die mitternächtliche Sonne und wurde in der Form einer käferköpfigen Gottheit dargestellt. Khephra ist der ver­ borgene Gott, die Sonne in Amenti, dem Ort der Toten in der ägyp­ tischen Kosmologie, der also, der ins Unbewußte Licht bringt. Tahuti ist der ägyptische Gott der Weisheit, Magie und Wissen­ schaft, auch der der Illusion. Auf Koptisch wurde er Thot genannt, steht also in engerer Beziehung zum Book of Thoth, dem Tarot; weiterhin ist er Hermes und Mercur gleichzusetzen, wie man aus den entsprechenden Spalten des Buches 777 entnehmen kann. Die an­ deren Gottheiten sind nicht so klare Manifestationen dieses Prinzips. Ra-Hoor ist das Kind von Nuit und Hadit, die Sonne als Quell der Erleuchtung. Dies ist eine der grundlegenden Übungen dieses Buches. Bevor man mit dem Üben beginnt, sollte man sich anhand von 777 einige der Korrespondenzen verständlich machen und über sie kontemplieren. Die Tarot-Karte wird dazu sehr dienlich sein. Dann sollte man sich klar machen, daß man mit dieser Übung bezweckt, den ganzen Tagesablauf auf das Ziel der Erleuchtung zu orientieren, letztlich, daß keine Handlung während des Tages mehr im Profanen verläuft, sondern alle dem Ziel zustreben. Diese und die Messe des Phönix sind Übungen, die ein Anfänger ohne große Kenntnisse in der Magie oder in Thelema ausführen kann, und die trotzdem vieles erhellen werden sowie ihm ein Gefühl für das Wichtige und die rechte Richtung seines Lebens vermitteln werden.

68

Khephra im Boot; Khephra mit dem Skarabäus; der Sonnengott im Boot aus zwei Schlangen.

69

Liber XLIV

Die Messe des Phönix

Der Magier steht mit nackter Brust vor einem Altar, auf dem sich sein Ritualdolch, Glocke und Brenner sowie zwei der Kuchen des Lichtes befinden. Mit dem Zeichen des Eintretenden langt er quer über den Altar in Richtung Westen und ruft: Heil Ra! Du schwimmst in Deinem Boot Ins Dunkel hinterm Abendrot! Er gibt das Zeichen der Stille, und nimmt Glocke und Feuer in seine Hände.

Hier östlich vom Altar sieh mich, In meiner Hand Musick und Licht. Er schlägt die Glocke elf mal: 333 — 55555 —333 und tut das Feuer in den Brenner.

Ich geb den Ton, ich bring das Licht, Ich ruf mit Deinem Namen Dich! ABRAHADABRA Er schlägt die Glocke elf mal. Ich bete Dich an, Du Kind, o Du Kind! Dein Name sei heilig, von keinem entweiht, Und hier ist Dein Reich, wo Dein Wille geschieht Und hier ist Dein Brot, und mein Opfer geschwind. Mein Blut, ja mein Blut ist für Dich jetzt bereit: Von Mitternachtsstunden zur Sonne bring mich. Aus Bösem wie Gutem das Licht mich dann zieht Zur Krone von Dir, dieser einen von zehn Sei hier und jetzt mein, ja sei mein, und AMEN. Er legt den ersten Kuchen auf das Feuer im Brenner.

Verbrenn’ Dir Weihrauch, rufe an, Heran, heran, zu meiner Lust! 70

Er macht sie wie im Liber Legis, und schlägt nochmals elf mal die Glocke. Mit dem Ritualdolch macht er dann auf seiner Brust das rechte Zeichen. Sieh her, mit Blut geschrieben steht Das heil’ge Zeichen auf der Brust. Er legt den zweiten Kuchen auf die Wunde.

Ich still das Blut, die Waffel saugt Es fort; ich ruf Dich an, so hör’: Er ißt den zweiten Kuchen.

Ich esse den Kuchen, den Eid ich Dir schwör, Entflamme mich selbst im Gebet, im Gebet: „Es gibt keine Gnade, es gibt keine Schuld, So, Tu was Du willst, ist das ganze Gesetz!“

Er schlägt die Glocke elf mal und ruft: ABRAHADABRA

Ich kam herein in tiefem Leid, Mit Dank an Dich so geh ich fort, Mit Frohsinn geh ich weg von hier, Mich zu erfreun all’ Erdenort In lebender Unzählbarkeit. Er geht.

71

Erläuterungen zur Messe des Phönix

Herodot schreibt (II, 73): „Heilig ist auch ein anderer Vogel; er wird der Phönix genannt. Ich selbst habe ihn nie gesehen, sondern nur Bilder von ihm. Denn der Vogel kommt selten nach Ägypten, einmal in fünfhundert Jahren, wie die Leute von Heliopolis sagen. Es wird gesagt, der Phönix käme, wenn sein Vater stirbt. Wenn die Abbildung wirklich seine Größe und Erscheinung zeigt, ist sein Gefieder zum Teil golden, zum Teil rot. Er ist beinahe so groß wie ein Adler und hat auch etwa die Form. Die Ägypter erzählen eine Geschichte von diesem Vogel, die ich nicht glaube. Er kommt, so sagen sie, von Arabien und bringt seinen in Myrrhe gewickelten Vater zum Sonnen­ tempel, wo er ihn verbrennt.“ Später dann, etwa zur Zeit Claudians, entwickelte sich die Legen­ de, der Phönix erneuere sich durch diese Verbrennung selbst. Pli­ nius hat festgestellt, daß die Lebensdauer des Phönix mit der Perio­ de des Platonischen Jahres zusammenfiele. (Das Platonische Jahr ist die Zeit, die Sonne, Mond und die fünf Planeten benötigen, um zur selben Konstellation zurückzukehren.) Das Leben des Phönix wurde also als länger als noch bei Herodot angesehen. Schließlich wurde er mit dem Kosmos als solchem identifiziert, wobei die An­ sicht der Stoiker, daß die Welt durch Feuer vergehe und neu ent­ stehe, dazu beigetragen haben mag. Die Kirchenväter Tertullian, St. Ambrosius und Cyrill von Jerusalem endlich haben den Phönix als Beweis für die Auferstehung des Fleisches betrachtet. Diese kurze Abschweifung mag einiges Wissenswerte über den Phönix und dessen Symbolik berührt haben. In diesem Ritual soll also sowohl die Kraft des Neuen Äons auf den Magier herabbe­ schworen wie auch dessen tiefgreifende Erneuerung begonnen wer­ den. Für die Konstruktion des Altars ist die Skizze weiter unten als Hilfe geeignet. Das Zeichen des Eintretenden: siehe die Abbildung im Anschluß an diese Erläuterungen. Das Zeichen der Stille ist dem Harpocrates zugeordnet. Elf ist die Zahl der Magie, deshalb schlägt er die Glocke elfmal; dreimal für Saturn, fünfmal für Mars, dreimal für Saturn (siehe 777, Spalte LXXVII). Zu ABRAHADABRA lese man Buch 4, Teil III, Kapitel 7. Eine deutsche Ausgabe davon ist beim Verlag Psychosophische Gesellschaft erschienen. Während ,Thelema‘ das Wort des Gesetzes ist (siehe CCXX), ist .Abrahadabra* das Wort des Neuen Äons. Kab­ balistisch addiert ergibt es 418 = .Aiwass*, Crowleys Schutzengel.

72

So bezeichnet .Abrahadabra* auch das vollbrachte Große Werk (Liber Samekh) (siehe auch The Equinox I, 5: The Temple of Salomon the King). Die uns allbekannte Formel ,Abracadabra‘, die auch bei vielen mittelalterlichen Zaubern verwandt worden ist, hielt Crowley für eine Verballhornung. Die Herstellung der Kuchen ist im Liber Al beschrieben. Der Dolch steht für Mercurius, Quecksilber, und damit für das Flüssige, für Sattva von den drei indischen Gunas (man vergleiche Crowleys Anmerkung Nr. 13 zum Liber Samekh, siehe unten); er wird nach Buch 4, Teil II, Kapitel IV dazu benutzt, große Hitze, indem man zur Ader läßt, zu mildem. Als magische Waffe steht er in enger Beziehung zu Geißel und Kette, die die anderen alchymistischen Elemente beziehungsweise die anderen Gunas repräsen­ tieren. Das rechte Zeichen ist das umgedrehte griechische ,Tau‘, wie das im Magischen Kreis (siehe die Abbildung weiter unten). Zu ,Tu was du willst' lese man das Liber Al (Sub figura CCXX) und eventuell dessen Kommentar. Eine genaue Erörterung dieser Maxime würde den Platz dieses Buches einnehmen.

73

Der Phönix (nach einer alten Druckermarke)

74

Das Zeichen des Eintretenden; das Zeichen der Stille

75

Liber Israfel

Sub flgura LXIV Dieses Buch wurde früher ,Anubis1 genannt und ist dem 20. Schlüssel (Karte desTarot, siehe The Book of Thoth — Anm. d. Übers.), dem ,Engel4, zugeordnet. 0. Der Tempel ist in Dunkelheit, und der Sprecher soll, wenn er seinen Platz bestiegen hat, mit einem Ritual des Eintretenden und wie folgt beginnen. 1. Procul, o procul este profani. 2. Bahlasti! Ompehda! (CCXX; III, 54 - Anm. d. Übers.). 3. Im Namen des Mächtigen und Schrecklichen ver­ künde ich, daß ich die Schalen in ihre Behausungen ge­ bannt habe. 4. Ich rufe Tahuti, den Herrn der Weisheit und des Vortrages, den Gott, der aus dem Schleier hervortritt, an. 5.0 Du! Göttliche Majestät! Weisheitsgekrönter Ta­ huti! Herr der Tore des Universums, Dich, Dich rufe ich an. O Du mit dem Ibiskopf! Dich, Dich rufe ich an. Du, der den Stab der Doppelten Macht schwingt! Dich, Dich rufe ich an. Du, der in der linken Hand die Rose und das Kreuz des Lichtes und des Lebens trägt! Dich, Dich rufe ich an. Du, dessen Kopf ein Smaragd ist und Deine Nemmes wie das Blau des Nachthimmels! Dich, Dich rufe ich an. Du, dessen Haut von flammendem Orange ist, als ob sie in einem Kessel brenne! Dich, Dich rufe ich an. 6. Siehe! Ich bin Gestern, Heute, und der Bruder des Morgen. Ich werde wieder und wieder geboren. Mein ist die ungesehene Kraft, von der die Götter ent­ sprungen sind! Welche den Bewohnern der Wachtürme des Universums wie Leben ist. Ich bin der Wagenlenker des Ostens, Herr der Vergan­ genheit und der Zukunft. 76

Ich sehe durch mein eigenes inneres Licht: Herr der Auf­ erstehung, der aus der Dämmerung hervortritt, und meine Geburt stammt aus dem Hause des Todes. 7. O, die beiden Heiligen Falken auf deinen Zinnen! Wer wacht über das Universum! Die, welche die Bahre zum Hause der Ruhe begleiten! Wer lotst das Schiff des Ra weiter zu den Höhen des Himmels! Der Herr des Schreines, der im Mittelpunkt der Erde steht! 8. Siehe, Er ist in mir und ich bin in Ihm! Mein ist der strahlende Glanz, in dem Ptah über das Firmament gleitet. Ich setze meine Reise in die Höhe fort! Ich trete auf das Firmament Nus! Mit dem Blitz meines Auges erhebe ich eine aufleuch­ tende Flamme! Immer weiter rasend in der Pracht des täglich verklärten Ra gebe ich mein Leben den Bewohnern der Erde. 9. Wenn ich sage: „Kommt auf die Berge herauf!“, wer­ den die Ewigen Wasser auf mein Wort fließen. Denn ich bin der inkarnierte Ra! Khephra im Fleische erschaffen! Ich bin das Eidolon meines Vaters Tum, des Herrn der Stadt der Sonne! 10. Der Gott, der befiehlt, ist in meinem Mund! Der Gott der Weisheit ist in meinem Herzen! Meine Zunge ist das Heiligtum der Wahrheit! Und ein Gott sitzt auf meinen Lippen! 11. Mein Wort wird jeden Tag vollbracht! Und der Wunsch meines Herzens verwirklicht sich selbst wie der. Ptahs, als er seine Werke schuf! Ich bin Ewig; deshalb sind alle Dinge nach meinen Plä­ nen, deshalb gehorchen alle Dinge meinem Wort. 12. Deshalb trittst du hervor zu mir aus Deinem Wohn­ ort in der Ruhe: Unaussprechliche Weisheit! All-Licht! All-Kraft! 77

Thoth! Hennes! Mercur! Odin! Bei welchem Namen ich Dich auch rufe, der Ewigkeit bist Du noch namenlos: Tritt hervor, sage ich, und helfe mir und beschütze mich bei diesem Werke der Kunst! 13. Du, Stern des Ostens, der die Magi führte! Du bist der Gleiche, all-gegenwärtig in Himmel und Hölle! Du, der zwischen dem Licht und der Dunkelheit schwingt! Dich erhebst, niedersteigst! Immer Dich veränderst, doch immer Derselbe bleibst! Die Sonne ist Dein Vater! Deine Mutter der Mond! Der Wind hat Dich an seinem Busen getragen und die Erde hat die beständige Gottheit Deiner Jugend stets ge­ nährt. 14. Tritt hervor, sage ich, tritt hervor! Und mache Mir alle Geister untertan: So daß jeder Geist des Firmaments Und des Äthers, Auf der Erde Und unter der Erde, Auf trockenem Land Und im Wasser, Der wirbelnden Luft Und des brausenden Feuers, Und jeder Zauber und jede Plage Gottes des Unermeß­ lichen Mir gehorchen mögen! 15. Ich rufe die Priesterin des Silbernen Sterns, Asi die Gekrümmte, mit dem Ritual des Schweigens an! 16. Ich mache das Tor der Glückseligkeit auf; ich steige hernieder vom Palast der Sterne; ich grüße euch, ich um­ arme euch, o Kinder der Erde, die ihr in der Halle der Dunkelheit versammelt seid. 17. (Eine Pause.) 18. Die Sprache in der Stille. Die Worte gegen den Sohn der Nacht. 78

Die Stimme Tahutis im Universum in der Gegenwart des Ewigen. Die Formeln des Wissens. Die Weisheit des Atems. Die Wurzel der Vibration. Das Schütteln des Unsichtbaren. Das Auseinanderrollen der Dunkelheit. Das Sichtbarwerden der Materie. Das Durchbohren der Panzer des Krokodils. Das Durchbrechen des Lichtes! 19. (Es folgt die Lektion.) 20. Es gibt ein Ende der Rede, die Stille der Dunkelheit soll gebrochen werden, sie soll in die Stille des Lichtes zu­ rückkehren. 21. Der Sprecher geht schweigend von dannen; die Hörer zerstreuen sich und gehen heim, ja, sie zerstreuen sich und gehen heim.

79

Erläuterungen zu Liber Israfel

Der XX. Trumpf des Tarot wurde später der ,Äon‘ genannt; die Karte erfuhr im Lichte der Offenbarung des Neuen Zeitalters eine Bedeutungsänderung. Zu Punkt 1: Steht ab, o steht ab, ihr Uneingeweihten! Zu Punkt 4: Tahuti = Thoth, siehe unsere Anmerkung zur Messe des Phönix und besonders zu Liber Resh. Zu Punkt 5: Nemmes, wie es bei Crowley genannt wird, müßte gleich sein mit ,Nemyss‘; das ist die Kopfbedeckung einiger ägypti­ scher Götter, eine einfache, doch wirkungsvolle Form der Kopf­ bedeckung für die Magie. Je nach Vorliebe verwendet man dazu dickeren oder dünneren Stoff. Die abgeschnittene Ecke mit den bei­ den Stoffstreifen oder dem Gummi kommt nach vom, die Enden davon werden hinten am Kopf verknotet. (Siehe die Abbildung auf der nächsten Seite.) Möglicherweise hat das Wort auch Verbindung zu Mnevis, auch Menuis genannt, auf Ägyptisch Nemur, dem Stier von Meroe. Als einer von verschiedenen heiligen Stieren in Ägypten war er mit dem Sonnengott Re-Atum von Heliopolis verbunden. Der Kult von Mnevis, mag — wenn nicht sogar noch früher zu datieren — aus der ersten Dynastie stammen. Der Stier war schwarz oder scheckig, und auf Darstellungen wurde er mit einer Sonnenscheibe zwischen den Hörnern gezeigt. Zu Punkt 9: Ra ist die aufgehende Sonne, Kephra die mitter­ nächtliche. Zu Punkt 12: Die Verbindung Thoth — Hermes — Mercur wurde schon oben aufgezeigt; Odin ist eine nicht ganz so klare Offenbarung dieses Prinzips.

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Der XX Trumpf: Der Engel oder das Jüngste Gericht (eine ältere Darstellung); Nemmes oder Nemyss

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Liber V vel Reguli

Veröffentlichung der A.’. A;. in Klasse D. Dies ist das Ritual vom Zeichen des Tieres: eine Beschwörung um die Energien des Äon des Horus herab zu erflehen, dem täg­ lichen Gebrauch des Magiers jedes Grades angepaßt.

Die ERSTE GEBÄRDE Der Eid der Zauberei, der Das Elffache Siegel genannt wird.

Die Kritik gegenüber dem Äon. 1. Der Magier soll in Robe und so bewaffnet, wie er es für angemessen erachtet, seinen Kopf nach Boleskine, wel­ ches das Heim des Tieres 666 ist, richten. 2. Er soll die Reihe 1 - 3-3-3 - 1 klopfen. 3. Er soll den Daumen der rechten Hand zwischen Zei­ ge- und Mittelfinger stecken und die hiernach folgenden Gebärden machen.

Der vertikale Teil der Zauberei. 1. Er soll einen Kreis über seinem Kopf beschreiben und ,NUIT!‘rufen. 2. Er soll den Daumen vertikal nach unten führen, das Muladhara-Cakra berühren und ,HADIT! ‘ rufen. 3. Er soll diese Linie zurückverfolgend die Mitte der Brust berühren und ,RA-HOOR-KHUIT!‘ rufen. Die horizontalen Teile der Zauberei. 1. Er soll die Mitte seiner Stirn berühren, den Mund, den Kehlkopf und ,AIWAZ!‘ rufen. 2. Er soll seinen Daumen von rechts nach links in der Höhe der Nasenspitze über sein Gesicht führen. 3. Er soll die Mitte der Brust und den Solar Plexus be­ rühren und ,THERION!‘ rufen. 4. Er soll seinen Daumen von links nach rechts in der Höhe des Brustbeins über den Oberkörper führen. $2

5. Er soll das Svadistthana-Cakra und das MuladharaCakra berühren und ,BABALON!‘ rufen. 6. Er soll seinen Daumen von rechts nach links in der Höhe der Hüften über den Unterleib führen. (Solcherweise soll er das Siegel des Großen Hierophan­ ten vollführen, jedoch in Abhängigkeit vom Kreis.) Die Bestärkung der Zaubersprüche.

1. Der Magier soll über seinem Stab mit verflochtenen Daumen und Fingern die Hände falten und rufen: ,LAShTAL! ©EAHMA! FIAOF! ArAIIH! ATMrN! (Solcherweise mögen die Worte der Kraft verkündet werden, durch welche die Energien des Äon des Horus sei­ nen Willen in der Welt ausführen werden.)

Das Bekanntmachen der Ausführung. 1. Der Magier soll die Reihe 3—5—3 klopfen und ,ABRAHADABRA!‘ rufen.

Die ZWEITE GEBÄRDE Die Zauberei 1. Der noch nach Boleskine gerichtete Magier soll zur Umwandelung seines Kreises voranschreiten. 2. Er soll sich zur Linken drehen und mit der Heim­ lichkeit und Schnelligkeit eines Tigers die Grenzen seines Kreises abschreiten bis er eine Umrundung vollbracht hat. 3. Er soll das Zeichen des Horus (oder des Eintretenden) geben, wenn er dort vorbeikommt, um so die vor ihm von Boleskine ausgehenden Kräfte zu projizieren. 4. Er soll weiterschreiten, bis er nach Norden kommt, dort soll er anhalten und sein Gesicht nach Norden rich­ ten. 5. Er soll mit dem Stab das zur Anrufung der Luft (Was­ sermann) geeignete Kopfstehende Pentagramm zeichnen. 6. Er soll den Stab in die Mitte des Pentagramms setzen und sich an NUIT wenden. 83

7. Er soll das Puella genannte Zeichen machen, indem er seine Füße zusammenstellt, den Kopf beugt und die linke Hand das Muladhara-Cakra, die rechte seine Brust be­ decken läßt (Haltung der Venus de Medici). 8. Er soll sich wieder nach links wenden und seinen Weg fortsetzen, wenn er dort vorbeikommt, soll er wieder die Kraft aus Boleskine projizieren. Wenn er als nächstes durch den Süden kommt, soll er anhalten und sich nach außen wenden. 9. Er soll das Kopfstehende Pentagramm, das das Feuer (Löwe) anruft, zeichnen. 10. Er soll den Stab in die Mitte des Pentagramms setzen und ,HADIT!‘ rufen. 11. Er soll das Puer genannte Zeichen machen, indem er die Füße zusammenstellt, den Kopf aufrichtet; seine rechte Hand — der Daumen rechtwinklig von den Fingern fortge­ streckt — soll erhoben sein, der Unterarm sich aufrecht im rechten Winkel zum Oberarm, der in von den Schultern ausgehender gerader Linie waagrecht verläuft, befinden. Die rechte Hand soll mit nach vorn ausgestrecktem Dau­ men und zur Faust geballten Fingern dort, wo sich die Schenkel treffen, bleiben (Haltung der Götter Mentu, Khem u.s.w.). 12. Er soll weiterschreiten und im Osten das Kopf­ stehende Pentagramm, das die Erde (Stier) anruft, zeichnen. 13. Er soll den Stab in die Mitte des Pentagramms setzen und ,THERION!‘ rufen. 14. Er soll das Vir genannte Zeichen machen, indem er die Füße zusammenstellt und die Hände mit zur Faust ge­ ballten Fingern und nach vorn gerichteten Daumen an die Schläfen hält; der Kopf ist dabei geneigt und nach vorn ge­ schoben, wie um das Stoßen eines gehörnten Tieres zu symbolisieren (Haltung Pans, des Bacchus u.s.w.). (Titel­ bild desEquinox I, 3).

15. Er soll weiterschreiten und im Westen das Kopfste­ hende Pentagramm, das das Wasser anruft, zeichnen. 84

16. Er soll den Stab in die Mitte des Pentagramms setzen und sich an .BABALON!‘ wenden. 17. Er soll das Mulier genannte Zeichen machen, indem er die Füße weit auseinander stellt und die Arme hebt, daß sie an eine Mondsichel erinnern. Der Kopf ist dabei zurück­ geworfen (Haltung des Baphomet, der begrüßenden Isis, des Mikrokosmos des Vitruvius). (Vgl. Buch 4, Teil II.) 18. Er soll in Tanz ausbrechen, der entgegen dem Uhr­ zeigersinn in einer Spirale verläuft und durch Drehungen um sich selbst, wenn die verschiedenen Himmelsrichtungen durchtanzt werden, angereichert wird, bis der Tanzende in die Mitte des Kreises gelangt. Dort soll er halt machen und sich nach Boleskine richten. 19. Er soll den Stab heben, das Zeichen des Tieres geben und ,AIWAZ!‘ rufen. 20. Er soll das anrufende Hexagramm des Tieres zeichnen. 21. Er soll den Stab senken und mit ihm die Erde schla­ gen. 22. Er soll das Mater Triumphans genannte Zeichen machen, indem er die Füße zusammenstellt, den linken Arm, als trage dieser ein Kind, biegt und mit Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand die Warze der linken Brust drückt, als biete er sie dem Kind an. Er soll das Wort ,ÖEAHMA!‘ aussprechen. 23. Vollziehe den Tanz nach außen, indem du wieder gegen den Sonnenlauf wirbelst. Jedes Mal, wenn du durch den Westen kommst, strecke den Stab in die in Frage kom­ mende Himmelsrichtung und verneige dich: a) ,Vor mir die Kräfte von LA! ‘ (nach Westen) b) .Hinter mir die Kräfte von AL!‘ (nach Osten) c) .Rechts von mir die Kräfte von LA! ‘ (nach Norden) d) .Links von mir die Kräfte von AL! ‘ (nach Süden) e) .Über mir die Kräfte von ShT!‘ (in die Luft schießend) f) .Unter mir die Kräfte von ShT! ‘ (auf den Boden schlagend) 85

g) ,In mir die Kräfte!* (In der Haltung des aufrechten Phthah, die Füße zusammen, die Hände über dem senkrechten Stab gefaltet.) h) ,Über mir flammt das Gesicht meines Vaters, des Sterns der Kraft und des Feuers.* i) ,Und in der Säule steht Seine sechsstrahlige Pracht! * (Dieser Tanz kann ausgelassen und das Ganze in der Hal­ tung des Phthah gesungen werden.) Die SCHLUSSGEBÄRDE Diese ist identisch mit der Ersten Gebärde.

(Hier folgen Ausführungen zu den in diesem Päan ange­ deuteten Ideen.) Ich bin ebenfalls ein Stern im Raum, einzig und aus mir selbst lebend, eine individuelle, unzerstörbare Essenz; ebenfalls bin ich eine Seele, ich bin identisch mit Allem und Nichts. Ich bin in Allem und alles ist in Mir. Ich bin getrennt von Allem und Herr von Allem und eins mit Allem. Ich bin ein Gott, Ich wahrer Gott vom wahren Gott; ich gehe meinen Weg, um meinen Willen zu tun; ich habe die Materie und die Bewegung als meinen Spiegel erschaf­ fen; zu meinem Vergnügen habe ich angeordnet, daß das Nichts sich als Zwilling formen sollte, auf daß ich einen Tanz von Namen und Wesenheiten träumen könne und mich des Stoffes der Einfachheit erfreue, wenn ich das Umherirren meiner Schatten beobachte. Ich bin nicht das, was nicht ist; ich kenne das nicht, das nicht weiß; ich liebe das nicht, das nicht liebt. Denn ich bin Liebe, durch die die Trennung in Wonne stirbt; ich bin das Wissen, durch das alle Teile, ins Ganze gestoßen, verschwinden und in die Vollkommenheit übergehen; und ich bin, der ich bin, das Wesen, in dem Sein im Nichts verloren ist, noch zu sein geruht, sondern durch seinen Willen sein Wesen zu entfal­ ten, mit Notwendigkeit seine Vollkommenheit in allen 86

Möglichkeiten auszudrücken, jeder Zustand zum Teil ein Trugbild^und doch unvermeidbar und absolut. Ich bin Allwissend, denn nichts existiert für mich, bis daß ich es weiß. Ich bin Allmächtig, denn nichts tritt in Erscheinung, außer durch die Notwendigkeit als Ausdruck meiner Seele durch meinen Willen als die Symbole meiner selbst zu sein, zu handeln, zu leiden. Ich bin Allgegenwär­ tig, denn nichts existiert, wo ich nicht bin, der ich den Raum als Bedingung meiner Selbstbewußtheit formte, der ich die Mitte von allem bin, und meine Peripherie ist der Rahmen meiner Einbildung. Ich bin Alles, denn alles, was für mich existiert, ist ein notwendiger Ausdruck im Denken von einer Tendenz meines Wesens, und alle meine Gedanken sind nur die Buchstaben meines Namens. Ich bin Eins, denn alles, was ich bin, ist nicht das abso­ lute Alles, und mein ganzes Alles ist meins, und nicht das eines anderen, meins, der ich mir Andere in Wesen und Wahrheit wie mich vorstelle, doch ungleich in Ausdruck und Einbildung. Ich bin Nichts; denn alles, was ich bin, ist das unvoll­ kommene Bild des Vollkommenen, jedes Teilphantom muß im Zugriff seines Gegenteils untergehen; jede Form erfüllt sich im Finden ihres genauen Gegenteils und befrie­ digt ihr Verlangen nach dem Absoluten durch das Errei­ chen der Aufhebung. Das Wort L A S h T A L schließt alles dies ein. LA - Null. AL — Zwei. L ist,Gerechtigkeit*, die mit dem Phallus gefüllten Kteis, ,Null und Zwei*, weil Plus und Minus sich in ,Liebe unter Willen* vereint haben. A ist der ,Narr‘, Null in Gedanken (Parzival), Worten (Harpokrates) und Taten (Bacchus). Er ist die unbegrenzte Luft, der wandernde Geist, aber mit Möglichkeiten*. Er ist die Null, die die Zwei gemacht haben durch ,Liebe unter Willen*. 87

LA steht somit für die Extase der vereinigten Nuit und Hadit, die in Liebe verloren sind und dadurch sich selbst zur Null machen. Ihr Kind ist gezeugt und empfangen, je­ doch ebenso im Stadium der Null. LA ist deshalb das Uni­ versum in dieser Phase, mit seinen Möglichkeiten, sich zu manifestieren. AL auf der anderen Seite, obwohl es in der Essenz LA gleich ist, zeigt den Narren durch das Gleichgewicht der Gegensätze manifestiert. Das Gewicht ist immer noch nichts, aber es ist ausgedrückt, als wären es zwei gleiche Gewichte auf entgegengesetzten Skalen. Der Zeiger steht noch auf der Null. ShT ist gleichermaßen 31 mit LA und AL, aber es drückt das geheime Wesen, das die Magie und die Trans­ mutation bewirkt, aus. ShT ist die Formel dieses besonderen Äons; ein anderes Äon kann eine andere Art haben, 31 zu sagen. Sh ist Feuer, wie T Kraft ist, vereinigt drücken sie RaHoor-Khuit aus. ,Der Engel* (,der Äon* in Crowleys Tarot - Anm. d. Übers.) repräsentiert die Stele 666, die die Götter des Äons zeigt, wohingegen ,die Kraft* (,die Begierde* in Crowleys Tarot — Anm. d. Übers.) ein Bild Babalons und des Tieres ist, der irdischen Gesandten jener Götter. ShT ist das dynamische Äquivalent von LA und AL. Sh zeigt das Wort des Gesetzes, welches dreifach ist, wie 93 dreimal 31 ist (31 = AL; 93 = XCIII = ©eXwa = agape — Anm. d. Übers.). T zeigt die Formel der in dieser Welt verkündeten Magie. Auf den Löwen, die Schlange, die Sonne, Mut und körperliche Liebe wird ferner von der Karte hingewiesen. Zu LA bemerkte, daß Saturn oder Satan im Haus der Venus oder Astarte erhöht (exaltiert) ist, und er ist es in jedem Luftzeichen. Also ist L Vater-Mutter, Zwei und Null, und der Geist (Heilige Geist) ihrer Liebe ist gleich­ falls Null. Liebe ist AHBH, 13, was gleich ist mit AChO, Einheit, Ich, Aleph, der Narr, der Null ist, aber nichts­ 88

destoweniger eine Individualität, der - als solcher - kein anderer ist, doch seiner selbst unbewußt, so lange seine Ein-heit sich nicht als Dualität ausdrückt. Jeder Eindruck und jede Idee ist in sich unerkennbar. Sie kann nichts bedeuten, bis sie in Beziehung zu anderen Dingen gebracht ist. Der erste Schritt ist, das eine vom anderen zu unterscheiden; dies ist die Bedingung, es zu erkennen. Die Idee zu definieren, müssen wir ihre Aus­ richtung zu allen anderen wahrnehmen. Das Ausmaß un­ seres Wissens von einer Sache variiert deswegen mit der An­ zahl der Ideen, mit der wir sie vergleichen können. Jede neue Tatsache addiert sich also nicht nur zu unserem Uni­ versum, sondern steigert auch den Wert dessen, was wir bereits besitzen. Im AL sorgt dies ,Der‘ oder ,Gott‘ für ,Gemütsruhe um Gemütsruhe wahrzunehmen‘, indem es sich als Gleichge­ wicht erweist; A, die Eins-Null, empfängt oder erdenkt als L die Zwei-Null. Dieses L ist Sohn-Tochter, Horus-Harpokrates, gerade wie das andere L Vater-Mutter, Set-Isis war. Hier ist wieder einmal das Tetragrammaton, jedoch ausge­ drückt in identischen Gleichungen, in denen jedes Glied in sich vollkommen als eine Form der Null steht. ShT füllt die letzte Stelle aus, indem es das Wort aus sich vollkommen als eine Form der Null steht. ShT füllt die letzte Stelle aus, indem es das Wort aus fünf oder sechs Buchstaben bildet, je nachdem, ob wir ShT als einen oder als zwei betrachten. Demnach bestätigt das Wort das vollbrachte Große Werk: 5° = 6n. (Tiphereth, 5 + 6 = 11, Zahl der Magie, u.s.w. — Anm. d. Übers.). Überdies ist ShT eine notwendige Lösung des augen­ scheinlichen Gegenüberstehens von LA und AL; denn schwerlich nur kann man vom einen zum andern ohne die katalytische Wirkung eines dritten identischen Aus­ drucks, dessen Funktion sein sollte, die beiden anderen zu verwandeln. Solch ein Glied muß selbst eine Abart der Null sein, und sein Wesen kann nicht in die Vollkommenheiten von Nichtsein, LA, oder Sein, AL, eindringen. Es muß 89

reine Nichts-Materie sein, wie um eine Materie-in-Bewegung zu schaffen, die die Funktion von ,Etwas‘ ist. Also ist ShT Bewegung in ihren zwei Zuständen, eine Massenträgheit, die aus zwei entgegengerichteten Strö­ mungen zusammengesetzt ist, und jede dieser Strömungen ist gleichfalls auf solche Weise polarisiert. Sh ist Himmel und Erde, T männlich und weiblich; ShT ist Geist und Ma­ terie. Eins ist das Wort der Freiheit und Liebe, das sein Licht aufblitzen läßt, um das Leben auf die Erde zurück­ zubringen; das andere ist die Handlung, durch die das Le­ ben behauptet, daß Liebe Licht und Freiheit sei. Und diese sind Zwei-in-Einem, der heilige Buchstabe vom Schweigenin-Reden, dessen Symbol die Sonne in den Armen des Mondes ist. Aber Sh und T sind gleichermaßen Formeln handeln­ der Kraft - entgegen daseienden Wesens —, sie sind keine Zustände von Existenz, sondern Arten der Bewegung: viel mehr sind sie Verben als Substantive. Sh ist der Heilige Geist als eine ,Feuerzunge1, dreifach manifestiert, und ist das Kind von Set-Isis als ihr Logos oder Wort, ausgesprochen von ihrem ,Engel1. Die Karte ist XX, und 20 ist der Wert von Yod (der Engel oder Herold) ausgeschrieben: IVD (s = 10; “TV = 4 + 6+10 = 20;man vergleiche dazu 777. — Anm. d. Übers.). Sh ist die Geistige Zusammenkunft (congressus) von Himmel und Erde. Aber T ist der Heilige Geist in Bewegung als ,brüllender Löwe1 oder als ,alte Schlange1 statt als , Engel des Lichts1. Die Zwillinge von Set-Isis, Hure und Tier, sind mit jener sodomitischen und inzestuösen Begierde beschäftigt, die die traditionelle Formel zur Erlangung von Halbgöttern ist, wie im Falle von Maria und der Taube, Leda und dem Schwan u.s.w.. Die Karte ist XI, die Zahl des Magischen AVD ( *T*|R = Licht — Anm. d. Übers.): der Narr Aleph schwängert die Frau in Übereinstimmung mit dem Wort Yod, dem Engel des Herrn! Seine Schwester hat Ihren Bruder Tier verführt, die Sonne mit ihrer Sünde beschämt, sie hat den Löwen bemeistert und die Schlange behext. 90

Der Natur ist von der Magie Gewalt angetan worden; der Mann ist vertiert und die Frau besudelt. Ihre Vereinigung schafft ein Monster; es bestätigt den Rückschritt der Arten. Statt eines Menschengottes vom Geiste Gottes in Unschuld empfangen durch eine Jungfrau, sind wir eingeladen, den Bastard einer Hure und eines Scheusals anzubeten, gezeugt in der schändlichsten Sünde und in blasphemischster Wonne geboren. Dies ist in der Tat die Formel unserer Magie; wir be­ stehen darauf, daß alle Handlungen gleichwertig sind, daß die Existenz das Recht zu existieren erklärt, daß außerdem das Böse ein bloßer Begriff ist, der eine Beziehung von zu­ fälliger Feindschaft zwischen gleichwertigen selbstgerecht­ fertigten Kräften ausdrückt, daß das Universum so uner­ klärbar und unmöglich wie unausgeglichene Handlung ist, daß die Orgien des Bacchus oder des Pan nicht weniger sakramental wie die Messe des Herrn sind, daß die Schand­ flecken der Syphilis als solche heilig und der Ehre wert sind. Unnötig sollte es sein hervorzuheben, daß sich die obi­ gen Ideen nur auf das Absolute beziehen. Für einen Men­ schen ist je nach seiner Stellung in dieser Welt der Täu­ schung Zahnweh noch schmerzhaft und Betrug ernied­ rigend; er tut seinen Willen, wenn er sie vermeidet. Jedoch ist die Existenz des Bösen für die Philosophie fatal, so lange angenommen wird, sie sei von Bedingungen unab­ hängig; und seinen Geist an das ,Keinen-Unterschiedmachen1 zwischen zwei Ideen als solchen zu gewöhnen, heißt, ihn von der Sklaverei des Schreckens zu emanzi­ pieren. Wir bestätigen an unseren Altären unseren Glauben an uns selbst und unseren Willen, unsere Liebe zu allen As­ pekten des Absoluten Alls. Und wir bringen den Geist Shin mit dem Fleisch Teth in einem einzigen Buchstaben zusammen, dessen Wert 31 ist so wie der von LA, der Null, und AL, dem All, um ihr Nicht-Sein und Sein mit dem Werden des ersteren zu ver­ 91

vollständigen, um ein Bindeglied zwischen gleichartigen Extremen als deren Mittel zu bilden — das Geheimnis, das sie trennt und versiegelt. Es verkündet, daß alle Etwas gleiche Schatten des Nichts sind, und rechtfertigt das Nichts in seiner sinnlosen Ver­ rücktheit vorzugeben, daß etwas dauerhaft sei, indem es uns einer Methode der Magie gewahr werden läßt, durch deren Ausübung wir am Vergnügen des Prozesses teilhaben können. Der Magier sollte für sich selbst eine endgültige Technik, um das ,Böse‘ zu zerstören, ausdenken. Die Essenz dieser Praktik wird darin bestehen zu üben, Geist und Körper mit Dingen, die Furcht, Schmerz, Widerwillen, Scham und der­ gleichen auslösen, zu konfrontieren. Er muß lernen, sie zu ertragen, dann ihnen gleichgültig gegenüberzustehen, dann sie zu analysieren, bis sie Vergnügen bereiten und ihm Be­ lehrung geben, und schließlich muß er lernen, sie um ihrer selbst willen anzuerkennen als Aspekte der Wahrheit. Wenn dies geschehen ist, sollte er sich von ihnen abwenden, falls sie wirklich in Bezug auf Gesundheit und Wohlbefinden schädlich sind. Ebenso ist unsere Auswahl von,Übeln4 be­ grenzt auf diejenigen, die uns nicht unheilbar schädigen. Das heißt: man sollte üben, Unrat zu riechen, bis man den Geruch mag, jedoch nicht Arsen und Zyankali. Auch mag man eine Liaison mit einer häßlichen alten Frau eingehen, bis man den Stern, der sie ist, erkennt und liebt; es würde hingegen zu gefährlich sein, seine Abneigung gegen Unehr­ lichkeit zu überwinden, indem man sich zwänge, Taschen­ diebstähle zu begehen. Handlungen, die unehrenhaft sind, dürfen nicht getan werden; sie sollten nur durch ruhige Kontemplation ihrer Richtigkeit in abstrakten Fällen ge­ rechtfertigt werden. Liebe ist eine Tugend; sie wird stärker und reiner und weniger ich-bezogen, wenn man sie auf das richtet, was sie verabscheut; aber Diebstahl ist ein Laster, das die Sklaven­ idee mit einschließt, daß der Nachbar über einem stehe. Bewundernswert ist er nur für seine Kraft, in einfachen 92

Typen von Menschen gewisse moralische und geistige Qualitäten hervorzubringen, das Verkümmern solcher Fähigkeiten wie unserer eigenen Wachsamkeit zu verhüten und wegen des Reizes, den er der .Tragödie Mensch4 hin­ zufügt. Verbrechen, Verrücktheit, Krankheit und alle diese Phänomene müssen mit völliger Freiheit von Furcht, Ab­ neigung oder Scham kontempliert werden. Anders gehen wir fehl, wenn wir sie genau sehen und verstandesgemäß interpretieren wollen; in jenem Fall wären wir unfähig, sie zu überlisten und zu bekämpfen. Anatomen und Physio­ logen, die im Dunkeln mit dem Tod ringen, haben die Hygiene, die Chirurgie, die Prophylaxe und dergleichen für die Menschheit zusammengetragen. Anthropologen, Archäologen, Physiker und die anderen Männer der Wissen­ schaft, die Daumenschrauben, Scheiterhaufen, Schande und Verbannung riskierten, haben die spinnwebartigen Fallstricke des Aberglaubens in Fetzen gerissen und die monströsen Idole der Moral in Stücke gebrochen, den mör­ derischen Moloch, der die Menschheit die ganze Geschichte hindurch zu seiner Mahlzeit gemacht hat. Jedes Fragment dieser fossilen Exkremente ist als ein Bild einer tierischen Begierde, eines apathischen Stumpfsinns, eines ungebilde­ ten Instinkts oder einer hinterhältigen Furcht in seinem brutalen Geist offenkundig. Tatsächlich ist der Mensch sogar jetzt noch nicht völlig befreit. Er wird noch von den Hufen durchgehender Maul­ esel, diesem seinem wilden Esel geborene Albtraum, getre­ ten, seinen schöpferischen Kräften, die er nicht bemeistert hat, den sterilen Gespenstern, die er Götter nennt. Ihre Mysterien schüchtern die Menschen noch ein; sie furchten sie, sie schrecken vor ihnen zurück, sie wagen nicht, den Phantomen ins Gesicht zu blicken. Noch ersoheint der ge­ fallene Fetisch eindrucksvoll; es ist ihnen entsetzlich, daß es nicht mehr länger ein Idol, das man mit Chorälen ver­ ehrt und das man mit dem Fleisch der Erstgeborenen be­ schwichtigt, geben solle. Jeder scharrt im blutigen 93

Schlamm des Bodens herum, um irgendeinen Schnipsel, ein Überbleibsel, zu erhaschen, auf daß er sich vor ihm nieder­ beugen und ihm dienen kann.

So schwärmen auch heute noch eine Menge Maden keu­ chend im Unrat der Erde herum, eine durch das Verlangen nach Fäulnis verbundene Bruderschaft. Die Wissenschaft zögert noch, den Tempel des Rimmon zu schleifen, obwohl sie sieht, daß jedes Jahr mehr ihrer Söhne unruhig über Naamans Klugheit werden. Der Kronrat des König­ reiches von Mansoul befindet sich in ständiger Geheim­ sitzung. Sie wagt nicht zu verkünden, was ihrer Tat, den Monarchen Moral zu zerschmettern, folgen muß, den sie in die Brocken einer zerfallenden Anhäufung von klimati­ schen, persönlichen und stammesmäßigen Voreingenom­ menheiten zerspalten hat — die außerdem noch von ver­ schlagenem Ehrgeiz, ungesundem Trieb, unwissender Arro­ ganz, abergläubischer Hysterie und Furcht verdorben wird, die Falschheiten auf dem Grabstein der Wahrheit, die sie gemordet und in der schwarzen Erde Vergessen begraben haben, bilden. Die Moralphilosophie, Psychologie, Soziolo­ gie, Anthropologie, die Pathologie des Geistes, Physiologie und viele andere Kinder der Weisheit, von der sie gerecht­ fertigt sind, wissen gut, daß die Gesetze der Ethik ein Chaos verwirrter Konventionen sind, die am angemessendsten auf zu bestimmten Bedingungen gehörigen Gebräu­ chen beruhen, noch öfter jedoch auf der Verschlagenheit und Launenhaftigkeit der größten, der wildesten, herzlose­ sten, listigsten und blutdürstigsten Scheusale der Meute, um deren Macht abzusichern und um ihren Vergnügen bei Grausamkeiten Vorschub zu leisten. Es gibt kein Prinzip, auch kein falsches, dem Tumult ethischer Behauptungen und Lehrsätze Zusammenhalt zu verleihen. Doch die Men­ schen, die Moloch zerschlagen und die Erde mit formlosen Brocken bestreut haben, werden bleich, wenn sie bloß unter sich nur wispern: „Als Moloch regierte, waren alle Menschen durch ein Gesetz gebunden, und durch die Ora­ kel jener, die den Betrug kannten und ihn nicht fürchteten, 94

sondern die Priester und Wächter seiner Mysterien waren. Was nun? Wie kann einer von uns, obwohl er weise und stark ist wie niemals zuvor zwar, die Menschen dazu bringen, gemeinsam zu handeln, jetzt, da jeder zu seinem eigenen Scheibchen Gott betet und doch weiß, daß jeder andere Splitter wertlos ist, Traumstaub, Affenmist, Ge­ schichtsknochen oder was nicht sonst noch?“

So beginnt die Wissenschaft zu erkennen, daß die Ini­ tiierten nicht bloß dumm und selbstsüchtig waren, als sie ihr Gesetz des Schweigens schufen und die Philosophie vor den Profanen schützten. Doch noch hofft sie, daß das Unheil sich nicht als tödlich erweist und bittet darum, daß die Dinge so wie gewöhnlich weiterlaufen, bis jene Geheimsitzung sich für einen Handlungsplan entscheidet. Es ist immer fatal gewesen, wenn jemand zuviel zu schnell herausfand. Falls Johannes Huss mehr wie eine Henne gegackert hätte, hätte er den Michaelstag überleben und für seine Eier hochgeschätzt werden können. Die letzten fünfzig Jahre haben die Axt der Analyse an die Wurzel jedes Axioms gelegt. Es sind frivole Menschen, die sich mit dem Stutzen der blühenden Ruten unseres Glau­ bens oder der Zweige unserer Verstandeswerkzeuge zufrie­ den geben. Wir können einen einzigen Lehrsatz nicht län­ ger verteidigen, wenn wir uns selbst nicht durch das Auf­ reihen unzähliger Bedingungen, die angenommen werden müssen, schützen. Diese Abschweifung hat länger als erwünscht gedauert; sie wurde nur von der Weisheit eingeladen, um die Über­ eilung vor den Gefahren, die sogar die Lauterkeit, Energie und Intelligenz umringen, wenn sie den vorhanden Bedin­ gungen zufällig nicht angemessen sind, zu warnen.

Der Magier muß mit dem Gebrauch seiner Kräfte vor­ sichtig sein; er muß nicht nur dafür sorgen, daß jede seiner Handlungen mit seinem Willen übereinstimmt, sondern auch mit den Angemessenheiten dieser Zeit. Es mag mein Wille sein, den Fuß eines Felsens zu erreichen, aber der 95

leichteste Weg — auch der schnellste, direkteste, am we­ nigsten verstopfte, der Weg des geringsten Widerstandes — wäre, einfach zu springen. Ich würde allerdings meinen Willen beim Vollbringen dieser Tat zerstören, oder das, was ich als meinen Willen mißverstand; denn der wahre Wille hat kein Ziel, sein Wesen besteht darin zu Gehen. Auf gleiche Weise wird eine Parabel von den Punkten ge­ bildet, die von einem festen Punkt und einer festen Gera­ den gleichen Abstand haben, und trotzdem ist sie unend­ lich und ändert allmählich ihre Richtung. Der Initiierte, der sich bewußt ist, Wer er ist, kann stets sein Verhalten durch Bezugnahme auf die Determinanten seiner Kurve prüfen und seine Vergangenheit, seine Zukunft, seine Be­ ziehungen und seinen richtigen Kurs zu jedem beliebigen Zeitpunkt überprüfen; er vermag sich sogar als eine ein­ fache Idee zu verstehen. Er mag es erreichen, benachbarte Parabeln, Ellipsen, die seinen Pfad kreuzen, und Hyperbeln, die den Raum zwischen ihren Zwillingsflügeln Überspan­ nen, zu messen. Vielleicht kann er schließlich dahin ge­ langen, jenseits der Begrenzungen seines eigenen Gesetzes zu springen, um jenen erhabenen, gewaltigen Frevel am Verstand wahrzunehmen: den Kegel. Völlig unerforschlich für ihn, ist er sich doch gut bewußt, daß er in der Natur dessen existiert, daß er dazu notwendig ist, daß er dadurch geordnet wird und daß er daraus entsprang, aus den Lenden eines so fürchterlichen Vaters! Seine eigene Unend­ lichkeit wird Null im Vergleich zu diesem geringen Teil­ stück des Räumlichen. Er existiert kaum. Trillionen mal Trillionen von solchen wie er könnten nicht einmal die Grenze zur Breite hin überschreiten, dieser Idee, die er er­ ahnen konnte, nur weil er sich durch eine geheimnisvolle Kraft gebunden fühlte. Doch Breite ist gleichfalls ein Nichts in der Gegenwart des Kegels. Seine erste Vorstel­ lung muß verständlicherweise ein wilder Krampf, formlos und ungesund, nicht als artikulierter Gedanke zu werten, sein. Doch wenn er die Fähigkeiten seines Gehirns ent­ wickelt, je mehr er also weiß, desto mehr sieht er, daß die 96

Natur des Kegels identisch ist mit seiner eigenen, falls je ein Vergleich möglich ist. Der Wahre Wille ist also sowohl festgelegt durch seine Gleichungen wie frei, weil diese Gleichungen nur sein eigener entzifferter Name sind. Sein Gefühl, gefesselt zu sein, rührt von seiner Unfähigkeit her, ihn zu lesen; sein Gefühl, daß Böses existiert, das ihm entgegenarbeitet, kommt auf, wenn er beginnt, ihn lesen zu lernen, falsch liest und halsstarrig darauf beharrt, daß sein Fehler eine Verbesserung sei. Wir wissen nur ein. Absolute Existenz, absolute Be­ wegung, absolute Richtung, absolute Gleichzeitigkeit, absolute Wahrheit, alle diese Ideen, haben keine wahre Bedeutung — und können nie eine haben. Wenn ein Mann im Delirium Tremens in den Hudson River fällt, mag er sich an das Sprichwort erinnern und nach einem eingebil­ deten Strohhalm greifen. Wörter wie ,Wahrheit4 sind wie solch ein Strohhalm. Die Verwirrung der Gedanken wird durch diese Erfindung verhüllt und deren Impotenz ver­ neint. Dieser Absatz begann mit ,Wir wissen4: doch gefragt, beeilt sich das ,wir4, die Möglichkeit des Besitzens zu ver­ neinen, und lehnt es ab, auch nur ,wissen4 zu definieren. Was kann einem Parabel-Forscher gewisser sein, als daß man sich ihm auf zwei Wegen nähern kann, und nur auf zwein? Es würde tatsächlich kaum weniger als der ganze Körper seines Wissens sein, stillschweigend in der Defini­ tion seiner selbst mit einbegriffen und durch jede einzel­ ne Erfahrung bestätigt. Eindrücke konnte er nur erhalten, wenn er A traf oder von B eingeholt wurde. Trotzdem wür­ de er sich bei einer unendlichen Anzahl von Wegen irren. Deshalb gibt es Aleph-Null Möglichkeiten, daß in einem Moment ein Mensch sich völlig verwandelt wiederfinden könnte. Und es kann sein, daß unsere gegenwärtige ver­ blüffte Bestürzung unserem Erkennen der Existenz einer neuen Gedankendimension angemessen ist, die so ,uner­ gründlich unendlich4, ,absurd4, unmoralisch4 u.s.w. er­ scheint - weil wir sie nicht lang genug studiert haben, um 97

wahrzunehmen, daß ihre Gesetze mit den unsrigen iden­ tisch sind, obwohl sie zu neuen Begriffen erweitert sind. Die Entdeckung der Radioaktivität schuf ein momentanes Chaos in Chemie und Physik (und in den angewandten Wissenschaften ein andauerndes, allzu menschliches. — Anm. d. Übers.), aber sie führte bald zu einer vollständi­ geren Interpretation der alten Ideen. Sie zerstreute viele Schwierigkeiten, harmonisierte viele Mißstimmigkeiten und — ja, mehr! Sie zeigte, daß die Substanz des Universums ein Einfaches aus Licht und Leben ist, das unbeschränkte Freiheit besitzt, sich der Liebe zu erfreuen durch das Zusammenfügen ihrer Einheiten auf verschiedene Weisen, um Atome zu bilden, die ihrerseits der tieferen Selbstver­ wirklichung fähig sind durch neue Zusammenstellungen und Organisation, jedes mit seinen besonderen Kräften und Freuden, jedes seinen Weg durch die Welt, in der alles möglich ist, verfolgend. So stellt sich die Allgegenwart des mit sich selbst identischen Hadit dar, der sich jedoch erfüllt, indem er sein Wechselspiel mit Nuit in Episoden unterteilt, jede Form seiner Energie zu jedem Aspekt ihrer Empfänglichkeit, Wonne, die Wonne entwickelt, von Gesamtheit zu Gesamtheit, fortwährend. Es war die in der Dämmerung des Äons erwachende Stimme der Natur, als Aiwaz das Wort des Gesetzes von Thelema aussprach. So auch soll er, der oftmals anruft, das Gestaltlose Feuer mit Zittern und Bestürzung erblicken; wenn er jedoch seine Meditation fortsetzt, soll er sich in zusammenhängende und verständliche Symbole auflösen, und er soll den deut­ lichen Ausspruch jenes Feuers hören, und dessen Donner als eine kleine Stimme in seinem Herzen deuten. Und das Feuer soll seinen Augen sein eigenes Bildnis in seiner eige­ nen wahren Herrlichkeit enthüllen; und es soll zu seinen Ohren das Mysterium, welches sein eigener richtiger Name ist, sprechen. Dieses dann ist der Vorzug der Magie des Tieres 666 und der Kanon ihrer rechten Verwendung: die Tendenz zu zer­ stören, zwischen zwei Sachen theoretisch zu unterscheiden. 98

und die Praxis betreffend: die Schleier eines jeden Heilig­ tums zu durchstoßen, sich weiterdrängen, um ein jedes Bildnis zu umarmen, denn dort ist keines, welches nicht Isis wäre. Das Innerste ist eins mit dem Innersten, doch ist die Form des Einen nicht die Form des Anderen, Vertraut­ heit verlangt nach Schicklichkeit. Deshalb soll er, der durch die Luft lebt, nicht so verwegen sein, Wasser zu at­ men. Doch kommt die Meisterschaft durch das Maß: er, der mit Arbeit, Mut und Vorsicht sein Leben hingibt, um alles das, was ihn umschließt, zu verstehen und sich dage­ gen zu behaupten, soll wachsen. „Das Wort der Sünde ist Beschränkung“ („The word of Sin is Restriction“ — Liber AL vel Legis, Das Buch des Gesetzes, Sub figura CCXX; I, 41 — Anm. d. Übers.), deshalb strebe nach Rechtschaf­ fenheit, erforsche die Niedertracht und stärke dich, sie zu überwinden.

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Erläuterungen zu Liber V vel Reguli

,In Klasse D‘ bedeutet, daß dies eine Veröffentlichung ist, die auf Sätzen oder Kapiteln des Liber AL vel Legis beruht. Die anderen Klassen, A, B und C, besagen, daß es sich entweder um Äußerungen von jenseits (von uns aus gesehen) des Abyssos handelt, von denen man weder einen Buchstaben noch einen Satz verändern darf, die also zweisprachig erscheinen müßten, oder — in Klasse B — daß es sich um die Schriften oder Äußerungen von hohen Eingeweihten handelt, und schließlich in C werden jene Schriften zusammengefaßt, die für den Lehrplan der A.'. A.’. als wichtig erachtet werden, aber nicht notwendig von Initiierten geschrieben zu sein brauchen. Um Hadit und Nuit exakt definieren zu können, müßte man auch weiter ausholen, als es uns hier gestattet ist. Am besten wird man sich diesen nähern, wenn man die ersten beiden Kapitel des Liber Al liest. Für Ra-Hoor-Khuit gilt das entsprechende; man sollte das dritte Kapitel studieren. Crowley selbst hat Nuit als den Stoff, die Materie, und Hadit als die Bewegung im vollen physikalischen Sinne in einem Kommentar zum Liber erklärt. Des weiteren sind sie mit Tao und Teh der Chinesen, mit dem Hauptwort und dem Tätigkeitswort im Satz zu vergleichen. Diese beiden- Unendlichkeiten können jedoch nicht getrennt und nebeneinander existieren. Aus ihrer Vereinigung entspringt Ra-Hoor-Khuit. Aiwass war der Bote, der Crowley das Buch des Gesetzes über­ mittelte; seine Zahl ist in dieser Schreibweise 418, als Aiwaz = 93. Therion. ,To mega therion* (TO MErA 0HPION) ergibt zu­ sammengezählt 666 und bedeutet: das große Tier, nämlich das der Offenbarung. Therion allein ergibt aber auch, wenn man es hebrä­ isch buchstabiert, 666 ( = 50 + 6 + 10 + 200 + 400). Es ist der Titel Crowleys als Verkünder des neuen Gesetzes. Babalon ist der Name des Scharlachweibes. Die Schreibweise ist unüblich jedoch durch das Liber Al belegt. Er addiert sich auf 156, was das Quadrat von 13 ist und die Anzahl von Buchstaben in den Henoch-Tafeln von Dee angibt. Ebenso ist Zion ( ) = 156, der heilige Berg der Initiation. ,Thelema‘ ist der Wille (griechisch), das Wort des Äons, so wie Abrahadabra das des Gesetzes ist. Die Zahl des Wortes ist 93. Ebenso ergibt ,FIAOF‘ oder VIAOV, je nachdem wie man das hebräische Vau transkribiert, 93. Crowley hat die Formel in aller Ausführlichkeit im fünften Kapitel von Magick beschrieben (Buch 4, Teil III). LAShTAL ist eine magische Formel von höchster Wichtigkeit für das neue Zeitalter. Die Konstruktion ist dieselbe wie die von IAO, wobei hier I und O durch das A, die wirbelnde Kraft, zusammen­

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gehalten werden, die dadurch erschafft, daß sie die beiden anderen verbindet. LA ist Nuit, AL ist Hadit und ShT ist das Astral-Licht oder der Gott Set, der Handlungsbereich für die beiden durch LA und AL repräsentierten Unendlichkeiten. Agape ergibt wiederum 93. Im Anschluß an diese Erläuterungen bringen wir Skizzen der Tarotkarten .Gerechtigkeit', .Narr' und .Engel' = ,der Äon', obwohl leider in der alten Symbolik, da sich die von Crowley entworfenen Karten nicht zur Schwarz-Weiß-Wiedergabe eignen. Ferner ist eine Abbildung angefügt, die das Verständnis des Gleichnisses über die Kegelschnitte erleichtern soll. Die Zeichen, die während des Rituals gemacht werden sollen, ergeben sich klar aus dem Text. Obwohl das Ritual wesentlich komplexer und komplizierter als die Messe des Phönix ist, haben wir die beiden hier nebeneinander­ gestellt, da es sich um Rituale handelt, die bezwecken, die Energie des Neuen Äons herabzuholen. Dieses sollte jedoch erst später geübt werden, wenn man beim Beschwören und Bannen einige Erfolge erzielt hat.

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Gerechtigkeit; Narr; Engel 102

Kudukte

Skizze der Lage Boleskines; die Kegelschnitte

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Liber DXXXVI

Batrachophrenoboocosmomachia

In diesem Schädel befinden sich täglich dreizehn Tausend Myriaden von Welten, die ihre Existenz aus ihm ziehen und von ihm aufrechterhalten werden. I. R. Q. 111:43

0. Der Practicus soll die Lehrbücher der Astronomie stu­ dieren, falls nötig, in ein Land, wo die Sonne und die Sterne sichtbar sind, reisen und die Himmel mit den besten Teleskopen beobachten, zu denen er Zugang erhalten kann. Er soll die Grundfakten und — mindestens an­ nähernd — die Muster dieser Wissenschaft auswendig lernen. Nun, da diese Muster keinen direkten und genauen l. Eindruck in seinem Geist hinterlassen werden, soll er sich diese Übung A zu eigen machen. A. Der Prakticus soll vor einem leeren viereckigen Tisch sitzen, und eine unbekannte Anzahl von kleinen, gleichartigen Objekten soll von seinem Chela von Zeit zu Zeit auf den Tisch geworfen und durch den Chela von diesem eilig wieder aufgelesen werden. Der Practicus soll auf den ersten Blick die Anzahl der Objekte sagen und der Chela soll diese durch Zählen be­ stätigen. Diese Übung sollte dreimal täglich eine Viertelstunde lang gemacht werden. Die größte Anzahl von Objekten sollte zuerst sieben sein. Dieses Maximum sollte zu jeder weiteren Übung um eins gesteigert werden, vorausge­ setzt, daß vom Practicus kein einziger Fehler beim Schätzen der hingeworfenen Anzahl begangen wurde. Diese Übung sollte wenigstens für ein Jahr beharrlich fortgesetzt werden. 104

Von der Schnelligkeit, mit der der Chela die Objekte aufliest, wird erwartet, daß sie mit der Zeit zunimmt. Die Übung braucht nicht auf eine Viertelstunde dreimal täglich mit zeitlichem Abstand beschränkt zu sein, son­ dern kann nach Belieben verlängert werden. Man muß nur achtsam sein, das erste Anzeichen von Müdigkeit zu entdecken und — sofern möglich — aufhören, ehe diese droht. Der erfahrene Psychologe lernt, sogar das kleinste Zögern zu erkennen, das das Erzwingen von Achtsam­ keit anzeigt. 2. Abwechselnd mit dem Obigen, soll der Practicus diese Übung B beginnen. Es wird von ihm angenommen, daß er die elementaren Schwierigkeiten beim Dharana ganz be­ siegt hat und fähig ist, geistige Bilder daran zu hindern, Form, Größe und Farbe gegen seinen Willen zu verändern. B. Im Freien sitzend soll er sich bemühen, ein voll­ ständiges geistiges Bild seiner selbst und der unmittel­ baren Umgebung zu formen. Es ist wichtig, daß er sich im Zentrum des Bildes befindet, und fähig ist, frei in alle Richtungen zu blicken. Das fertige Bild sollte ein voll­ ständiges Bewußtsein des Ganzen, fest, klar und bestimmt sein.

Er soll das Bild allmählich erweitern, indem er immer weiter entferntere Objekte mit einschließt, bis er ein Bildnis des ganzen Blickfeldes hat. Er wird wahrscheinlich entdecken, daß es sehr schwierig ist, die sichtbare Größe des Bildes beim Voran­ schreiten zu steigern, und es sollte sein eifrigstes Bemü­ hen sein, dies zu tun. Insbesondere sollte er versuchen, Abstände richtig einzuschätzen, bis zu dem Punkt, an dem er die Gesetze der Perspektive bekämpft.

3. Wenn die Übungen A und B abgeschlossen und seine Studien der Astronomie vervollständigt sind, soll er diese dritte Übung C angehen. 105

C. Der Practicus soll ein geistiges Bild der Erde for­ men, insbesondere bestrebt sein, sich die Größe der Erde im Vergleich zu seiner zu vergegenwärtigen, und er soll nicht zufrieden sein, ehe er nicht durch Emsigkeit einen feinen Erfolg errungen hat. Er soll den Mond hinzufügen und dessen relative Grö­ ße und den Abstand zwischen beiden, Planet und Satellit, gut im Geiste behalten. Er wird wahrscheinlich herausfinden, daß der letzte Trick des Geistes darin besteht, daß das Bildnis dauernd verschwindet und in kleinerem Maßstabe wiedererscheint. Diesen Trick muß er mit dauerndem Bemühen überlisten. Dann wird er der Reihenfolge nach Venus, Mars, Mer­ kur und die Sonne hinzufügen. In diesem Stadium ist es zulässig, den Gesichtspunkt ins Zentrum der Sonne zu verlegen und dies zu tun, kann der Vorstellung Festigkeit verleihen. Dann soll der Practicus die Asteroiden, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun (und auch Pluto, der erst 1930 entdeckt wurde — Anm. d. Übers.) hinzufügen. Jetzt wird die völlige Aufmerksamkeit auf Einzelheiten notwendig, da das Bildnis höchst komplex ist, neben der Schwierigkeit, relative Größe und Abstand richtig ein­ zuschätzen. Dieses Bildnis soll Monat für Monat geübt werden, bis es absolut vollkommen ist. Die Neigung, in Dhyana oder Samadhi überzugehen, die sich hierbei ausdrückt, muß entschlossen mit der ganzen Kraft des Geistes bekämpft werden. Dann soll der Practicus das Bild von neuem beginnen und bei der Sonne anfangen, die Planeten nacheinander hinzufügen, jeden mit der dazugehörigen Bewegung, bis er ein in jeder Hinsicht vollständiges Bildnis des Sonnen­ systems, wie es wirklich ist, hat. Er soll insbesondere be­ achten, daß, bis die scheinbare Größe der realen nicht nahekommt, seine Übung nutzlos ist. Dann soll er einen Kometen dem Bildnis hinzufügen; er wird vielleicht ent106

decken, daß die Bahn dieses Kometen ihm dabei behilf­ lich sein kann, die Sphäre der Geistes-Vision auszudeh­ nen, bis sie einen Fixstern mit einschließt. Und so, indem er einen Stern nach dem anderen auf­ liest, soll seine Kontemplation weit wie der Himmel werden, und sich in Raum wie Zeit immer nach der Wahrnehmung des Körpers von Nuit sehnen, ja, nach dem Körper Nuits.

Erläuterungen zu Liber DXXXVI

536 ist die Zahl von niVöö , Sphäre der Fixsterne, und ebenso der Welt die Summe der Buchstaben von Assiahs, also die Materielle Welt. Der Titel des kurzen Buches hingegen ist eine Anspielung auf das früher Homer zugeschriebene, im ersten Jahrhundert v. Chr. entstan­ dene Werk Batrachomyomachia, den Froschmäusekrieg. Crowley hat die Mäuse (gw) weggelassen und dafür ypevo, Verstand-, ßow, Stier, und das Wort .Kosmos* eingefügt. Die Überschrift gibt also ein gut Teil des Inhaltes wieder. (In der uns vorliegenden Erstausgabe von Magick wurde der Titel auf Seite 278 falsch — ...soo...— geschrieben; offensichtlich gelangte das Beta nicht in den Druck und wurde später nachgezogen. Bei der von Symonds und Grant edierten Ausgabe wurde dann daraus - ... 0eo ... -, also das griechische Wort für ,Gott‘; auch diese Version hat ihren Sinn.) Die Praktiken dieser Anleitung sind streng aufeinander abge­ stimmt, und man sollte unbedingt die gegebene Reihenfolge einhal­ ten. Die Übung A wird den Gesichtsinn, die Auffassungsgabe und das Gedächtnis des Practicus stärken. Dies ist die Voraussetzung für die beiden anderen Übungen. Zum Schluß gelangt er dazu, die Sterne wie sein Chela,. Schüler, die kleinen Objekte aufzusammeln. In der Ausweitung der Übung auf den ganzen Kosmos bestätigt sich die Korrespondenz von Mikro- und Makrokosmos. Diese Übung ist ferner wichtig, wenn man später beabsichtigt, die Methoden des Liber Samekh auszuführen. (Siehe unten, Crowleys Anmerkung Nr. 12 dazu.)

107

Liber E vel Exercitiorum

Sub figura IX

I

1. Es ist absolut notwendig, daß alle Experimente wäh­ rend — oder sofort nach — ihrer Ausführung aufgezeichnet werden. 2. Es ist höchst wichtig, den physischen und geistigen Zustand des Experimentators oder der Experimentatoren zu notieren. 3. Ort und Zeit aller Experimente müssen notiert wer­ den; ebenso das Wetter, und überhaupt alle Bedingungen, die ersichtlich irgendeinen Einfluß auf das Experiment ha­ ben könnten sowohl helfende oder Ursachen der Ergeb­ nisse, wie auch hinderliche, als Quellen der Fehler. 4. Die A.-. A.’. wird offiziell keinem Experiment, das nicht solchermaßen korrekt aufgezeichnet worden ist, Be­ achtung schenken. 5. Es ist auf diesem Niveau für uns nicht notwendig, ganz das letzte Ziel unserer Untersuchungen bekanntzu­ geben; noch würde es in der Tat von denen verstanden werden, die nicht in diesen elementaren Kursen ihre Er­ fahrung gesammelt haben. 6. Der Experimentator wird bestärkt, seine eigene Intelligenz zu benutzen, und sich nicht auf eine oder meh­ rere andere Personen zu stützen, wie angesehen, sogar unter uns selbst, sie auch sein mögen. 7. Die geschriebene Aufzeichnung sollte verständig aus­ gearbeitet sein, so daß andere aus ihrem Studium Nutzen zu ziehen vermögen. 8. Das Buch John St. John, erschienen in der ersten Nummer des Equinox ist ein Beispiel für diese Art Auf­ zeichnung von einem sehr fortgeschrittenen Schüler. Es ist nicht so einfach geschrieben, wie wir wünschen könn­ ten, aber es wird die Methode zeigen. 108

9. Je wissenschaftlicher die Aufzeichnung ist, desto besser. Doch sollten die Gefühle notiert werden, da sie ei­ nige der Bedingungen darstellen. Die Aufzeichnung sollte also mit Ernst und Sorgfalt ge­ schrieben sein; durch solche Praxis wird man sich dem Ideal immer weiter zu nähern vermögen. II Physisches Hellsehen

1. Nimm ein Spiel von (78) Tarot-Karten. Mische, teile. Ziehe eine Karte. Ohne sie anzusehen, versuche sie zu be­ stimmen. Schreib dies und die wirkliche Bezeichnung der Karte nieder. Wiederhole und fasse es in einer Art Tabelle zusammen. 2. Dies Experiment ist wahrscheinlich einfacher mit einem alten, gebrauchten Spiel Karten — vorzugsweise ein Spiel, das für Divination benutzt wurde und möglichst von einem, der wirklich etwas davon versteht. 3. Erinnere dich daran, daß man erwarten sollte, die richtige Karte einmal in 78 Versuchen zu bestimmen. Also sei sorgfältig damit, alle Möglichkeiten, das Wissen durch die gewöhnlichen Sinne wie Sehsinn und Gefühl oder sogar Geruch zu erhalten, auszuschließen. Es gab einmal einen Mann, dessen Fingerspitzen so em­ pfindlich waren, daß er die Form und den Ort der Augen fühlen und dadurch die Karte korrekt beurteilen konnte. 4. Es ist besser, erst die einfachere Form des Experi­ ments zu probieren, nur die Farbe zu raten. 5. Erinnere dich, daß bei 78 Experimenten du 22 Trümpfe und von jeder Farbe je 14 Karten erhalten soll­ test. So daß du, ohne jedes Hellsehen, in zwei von sieben Fällen (grob gerechnet) richtig raten kannst, wenn du Trümpfe annimmst. 6. Nimm zur Kenntnis, daß einige Karten harmonisch zueinander sind. Es würde demnach ein schlimmer Fehler sein, die 5 der Schwerter (The Lord of Defeat — der Herr der Nieder­ 109

läge) statt der 10 der Schwerter (The Lord of Ruin — der Herr des Untergangs) zu sagen. Aber den ,Lord of Love‘ — ,Herrn der Liebe1 für den ,Lord of Strife1 — ,Herrn des Haders1 zu halten, würde zeigen, daß du garnichts richtig bekommen hast. Gleichermaßen würde eine vom Mars regierte Karte har­ monisch mit einer fünf sein, eine von den Zwillingen re­ gierte mit ,The Lovers1 - den Liebenden. 7. Diese Harmonien müssen gänzlich gelernt werden — den zahlreichen Tabellen in 777 folgend. 8. Wenn du fortschreitest, wirst du finden, daß du fähig bist, in drei von vier Fällen die Farbe richtig zu unterschei­ den und daß wirklich wenig unharmonische Fehler auftre­ ten, wohingegen du in 78 Experimenten nicht weniger als 15—20 mal die Karte richtig zu bezeichnen fähig bist. 9. Wenn du diese Stufe erreicht hast, kannst du zur Prü­ fung zugelassen werden; und falls du bestehst, werden dir komplexere und schwierigere Übungen gegeben werden. III Asana — Stellung

1. Du mußt lernen, vollkommen ruhig zu sitzen mit jedem Muskel für lange Zeiträume angespannt. 2. Du darfst keine Bekleidung tragen, die die Stellung in irgendeinem dieser Experimente behindert. 3. Die erste Position: (The God — der Gott). Sitz auf ei­ nem Stuhl; Kopf hoch, Rücken gerade, Knie zusammen, die Hände auf den Knien, die Augen geschlossen. 4. Die zweite Position: (The Dragon — der Drache). Knie; das Gesäß ruht auf den Fersen, die Zehen sind nach hinten gerichtet, Rücken und Kopf gerade, die Hände auf den Oberschenkeln. 5. Die dritte Position: (The Ibis - der Ibis). Stehe; halte den linken Fußknöchel mit der rechten Hand, der freie Zeigefinger befindet sich auf den Lippen. Und umgekehrt. 6. Die vierte Position: (The Thunderbolt — der Donner­ keil). Sitze; die linke Ferse drückt auf den Anus, der rechte 110

Fuß balanciert auf seinen Zehen, die Ferse bedeckt dabei den Phallus; die Arme sind über die Knie ausgestreckt, Kopf und Rücken aufrecht. 7. Verschiedene Dinge werden dir geschehen, während du diese Positionen übst; diese müssen sorgfältig analysiert und beschrieben werden. 8. Notiere die Länge der Übung, die Heftigkeit des Schmerzes (falls nötig), der sie begleitet, den Grad von er­ langter Stabilität und alles andere zur Sache gehörige. 9. Wenn du bis zu dem Punkt fortgeschritten bist, wo eine bis zum Rand mit Wasser gefüllte Untertasse, die du auf dem Kopf balanzierst, innerhalb einer Stunde keinen Tropfen verschüttet, und wenn du nicht mehr das leiseste Zittern in irgendeinem Muskel verspürst; wenn du also kurz gesagt vollkommen standhaft und frei von Schmer­ zen bist, wirst du zur Prüfung zugelassen werden, und falls du bestehst, werden dir komplexere und schwierigere Übungen beigebracht werden.

IV Pranayama — Regulierung des Atems 1. In einer deiner Positionen zur Ruhe gekommen schließe das rechte Nasenloch mit dem Daumen der rech­ ten Hand und atme langsam und vollständig durch das linke Nasenloch aus, während deine Uhr 20 Sekunden an­ zeigt. Atme durch dasselbe Nasenloch 10 Sekunden lang ein.' Wechsele die Hand und wiederhole mit dem anderen Nasenloch. Dies eine Stunde lang. 2. Wenn dies ganz leicht für dich ist, erweitere die Perio­ den auf 30 und 15 Sekunden. 3. Wenn dies ganz leicht für dich ist, aber nicht vorher, atme 15 Sekunden lang aus, 15 ein, und halte den Atem für 15 Sekunden. 4. Wenn du dies mit vollkommener Leichtigkeit und mit Wohlbefinden für eine ganze Stunde tun kannst, übe das Ausatmen in 40 und das Einatmen innerhalb von 20 Sekunden. 111

5. Wenn du dies erreicht hast, übe das 20 Sekunden lange Ausatmen, das Einatmen in 10 und das Anhalten des Atems für 30 Sekunden. Wenn dir dies vollkommen leicht fallt, kannst du zur Prüfung zugelassen werden, und solltest du bestehen, wirst du in komplexeren und schwierigeren Übungen instruiert werden. 6. Du wirst herausfinden, daß die Anwesenheit von Nah­ rung im Magen, sogar die kleiner Mengen, die Übung sehr schwierig macht. 7. Sei sehr sorgfältig, niemals deine Kräfte zu überschrei­ ten. oder dich zu überanstrengen; insbesondere komme nie­ mals so außer Atem, daß du gezwungen bist, stoßweise oder schnell auszuatmen. 8. Strebe nach Tiefe, Vollständigkeit und Regelmäßig­ keit des Atmens. 9. Die verschiedensten bemerkenswerten Phänomene werden sehr wahrscheinlich während dieser Übungen auf­ treten. Sie müssen sorgfältig analysiert und aufgezeichnet werden.

V Dharana — Gedankenkontrolle 1. Zwinge den Geist, sich auf ein einziges vorgestelltes Objekt zu konzentrieren. Die fünf Tattwas sind für diesen Zweck nützlich; dies sind: ein schwarzes Oval, eine blaue Scheibe, ein silberner Halbmond, ein gelbes Quadrat, ein rotes Dreieck. 2. Schreite weiter zu Kombinationen einfacher Objekte: z. B. ein schwarzes Oval in einem gelben Quadrat, u.s.w.. 3. Schreite weiter zu einfachen sich bewegenden Objek­ ten, wie ein schwingendes Pendel, ein sich drehendes Rad, U.S.W.. Vermeide lebende Objekte. 4. Schreite weiter zu. Kombinationen sich bewegender Objekte, z. B. ein auf und nieder gehender Kolben wäh­ rend ein Pendel schwingt. Die Verbindung zwischen den 112

beiden Bewegungen sollte in verschiedenen Experimenten variiert werden. Oder sogar ein System von Schwungrädern, Exzentem und Ventilen. 5. Während dieser Übungen muß der Geist vollkommen auf das festgelegte Objekt begrenzt sein, keinem anderen Gedanken darf erlaubt werden, ins Bewußtsein einzudrin­ gen. Die Bewegungssysteme müssen regelmäßig und harmo­ nisch sein. 6. Notiere sorgfältig die Dauer dieser Experimente, die Anzahl und Art der eindringenden Gedanken, die Tendenz des Objektes selbst, aus dem für es festgelegten Verlauf auszubrechen, sowie jedes andere Phänomen, das sich prä­ sentieren mag. Vermeide Überanstrengung, dies ist sehr wichtig. 7. Schreite weiter zur Vorstellung lebender Objekte wie eines Menschen — vorzugsweise ein dir bekannter und von dir geachteter. 8. In den Zwischenräume dieser Experimente kannst du versuchen, dir Objekte anderer Sinne vorzustellen, und dich auf sie zu konzentrieren. Z. B. versuche dir den Geschmack von Schokolade vor­ zustellen, den Geruch von Rosen, das Gefühl von Samt, den Klang eines Wasserfalls oder das Ticken einer Uhr. 9. Endlich strebe danach, alle Objekte der Sinne auszu­ schließen und hindere alle Gedanken, in deinem Geiste auf­ zusteigen. Wenn du fühlst, daß du einigen Erfolg in diesen Übungen erreicht hast, melde dich zur Prüfung, und soll­ test du bestehen, werden dir komplexere und schwierigere Übungen vorgeschrieben werden.

VI Physische Begrenzungen

Es ist wünschenswert, daß du für dich deine physi­ l. schen Begrenzungen entdeckst. 113

2. Zu diesem Zweck ermittele, für wieviele Stunden du ohne Essen und Trinken auskommen kannst, bevor deine Arbeitskraft schwerwiegend behindert wird. 3. Ermittele, wieviel Alkohol du zu dir nehmen kannst, und welche Formen von Trunkenheit dich bestürmen. 4. Ermittele, wie weit du gehen kannst ohne Unterbre­ chung; desgleichen tanzen, schwimmen, rennen u.s.w.. 5. Ermittele, wie viele Stunden du ohne Schlaf sein kannst. 6. Teste deine Ausdauer mit verschiedenen gymnasti­ schen Übungen, Schläger-Schwingen u.s.w.. 7. Ermittele, für wie lange du Schweigen bewahren kannst. 8. Erforsche etwaige andere Begabungen und Fähigkei­ ten, die dir auffallen. 9. Alle diese Sachen zeichne sorgfältig und bewußt auf; denn entsprechend deinen Fähigkeiten wird man nach dir verlangen.

VII Ein Lese-Lehrgang 1. Die Absicht der meisten der vorangehenden Übungen wird dir anfangs nicht klar sein; aber wenigstens (wer will das leugnen?) haben sie dich in Entschlossenheit, Genauig­ keit, Introspektion und vielen anderen Qualitäten trainiert, die für alle Menschen bei ihren gewöhnlichen Beschäfti­ gungen wertvoll sind, so daß du in keinem Fall deine Zeit wirst verschwendet haben. 2. Daß du einige Einsicht in die Art und Natur des Gro­ ßen Werkes erlangen kannst, welches hinter diesen elemen­ taren Bagatellen steht, sollten wir erwähnen, daß eine intelligente Person mehr als eine Spur davon aus den fol­ genden Büchern zusammenbringen kann, die man als ernst­ hafte und gelehrte Beiträge zum Studium der Natur be­ zeichnen kann, obwohl sie sich nicht notwendigerweise im­ plizit darauf stützen. 114

(Die englischen Ausgaben, die Crowley anführt, sind durch neuere deutsche ersetzt, wo dies möglich war. Diese Liste versteht sich nicht als Reklame, sondern ist eine An­ regung, auch zum Fortführen.)

/ Ging — Das Buch der Wandlungen, übers, v. R. Wilhelm, Diederichs-Verl. Laotse, Taoteking; übers, v. R. Wilhelm, ebenda Tannhäuser von Aleister Crowley (keine Übers.) Die Upanischaden, auch eine Ausg. bei Diederichs, ver­ schiedene ältere. Die Bhagavadgita, die Ausg. im Holle-Verlag, Baden-Baden, mit dem Kommentar von S. Radhakrishnan. Die Stimme der Stille von H. P. Blavatsky Raja-Yoga von Swami Vivekananda, Rascher-Verlag (jetzt im Bauer-Verlag) Das Shiva-Sanhita Die Aphorismen von Patanjali (sind in Raja-Yoga abge­ druckt) The Sword of Song von Aleister Crowley (keine Übers.) Das Ägyptische Totenbuch, Barth-Verlag Das Tibetische Totenbuch, deutsch bei Diederichs Dogma und Ritual der Hohen Magie von E. L6vi, SphinxVerlag Das Buch der heiligen Magie des Abramelin, SchikowskiVerlag Die Goetia (siehe ,Liber Samekh4, sonst neu bearb. v. F. Meyer, erschienen im Schikowski-Verlag.) Das Hathayoga-Prädipika, H.-U. Riekers Übers, im Rascher-Verlag The Spiritual Guide ofMolinos (keine Übers, bekannt) A History of Philosophy von J. E. Erdmann (keine Übers.) The Star in the West von J. F. C. Fuller, (keine Übers.) Das Dhammapada, Paul Dahlkes Übers, erschienen im Arkana-Verlag, oder K. E. Neumanns Übers, bei Artemis/ Zsolnay (Die Reden Gotamo Buddhos, Band III). 115

Das Milindapanha (teilweise ins Deutsche übertr. v. F. O. Schrader, Die Fragen des Königs Menandros, Berlin 1905.) 777 von Aleister Crowley (siehe die von ihm verbesserten Auszüge, die hier zum ersten Male übertragen vorliegen.) Varieties of Religious Experience von W. James (keine Übers.) Kabbala Denudata von Mac Gregor Mathers (oder von Papus, Die Kabbala, Ansata-Verlag) Konx Om Pax von Aleister Crowley (keine Übers.) Yoga von Mircea Eliade, Rascher-Verl., jetzt bei Insel. (Vom Übersetzer angefügt.) 3. Sorgfältiges Studium dieser Bücher wird den Schüler befähigen, in der Sprache seines Meisters zu reden und die Verständigung mit ihm zu vereinfachen. 4. Der Schüler sollte forschen, um die fundamentale Harmonie dieser verschiedenen Werke zu entdecken; zu diesem Zwecke wird es für ihn das Beste sein, die extrem­ sten Verschiedenheiten Seite an Seite zu studieren. 5. Er mag sich zu jeder von ihm gewünschten Zeit zur Prüfung in diesem Lesekurs anmelden.

6. Während dies ganzen elementaren Studiums und dieser Übungen wird er weise daran handeln, einen Meister zu suchen und sich ihm zu verbinden. Einen, der kompe­ tent ist, ihn zu korrigieren und anzuleiten. Noch sollte er entmutigt sein durch die Schwierigkeit, eine solche Person zu finden. 7. Ferner sollte er sich erinnern, daß er in keiner Weise sich auf diesen Meister stützen oder an ihn glauben darf. Er muß sich gänzlich auf sich stützen, und darf nichts glauben außer dem, was in seiner eigenen Reichweite, in seinem Wissen und seiner Erfahrung liegt. 8. Wie zu Beginn, so auch hier am Ende insistieren wir auf der Wichtigkeit der geschriebenen Aufzeichnungen als der einzig möglichen Überprüfung auf Fehler, die aus den verschiedenen Qualitäten des Experimentators herrühren. 116

9. Solcherweise soll das Werk ordnungsgemäß vollbracht werden, ja, soll es ordnungsgemäß vollbracht werden. (Falls irgendwelche wirklich wichtigen oder bemerkens­ werten Ergebnisse auftreten, oder falls irgendeine große Schwierigkeit auftritt, sollte die A.'. Az. sofort über die Um­ stände informiert werden.

Erläuterungen zu Liber E

Wenn man die Übungen dieses Buches in Angriff nimmt, sollte man die Anweisungen des Abschnittes I, Punkte 1—9 sehr genau be­ folgen. Es ist von äußerster Wichtigkeit, daß der Schüler jederzeit seinen Zustand kontrollieren und mit der Vergangenheit vergleichen kann. Überdies haben die Aufzeichnungen und Analysen den Vorteil, daß die möglicherweise auftretenden Erlebnisse und Erfahrungen in den verstandesmäßigen Bereich erweitert werden; das heißt nicht, daß man sie zergliedern soll, bis nichts mehr von ihnen übrig bleibt, was so viele dabei befürchten, sondern daß man die normalen Funk­ tionen des Geistes mit in die .höheren* hineinzieht, so daß gleichsam der ganze Mensch .erhoben* wird durch das Erleben. John St. John ist ein solches Tagebuch eines westlichen Mystikers.

117

Zu den Beispielen in Abschnitt II, Punkt 6 empfehlen wir das Studium der Spalten CXXXIII—CXXXVI der unten abgedruckten Auszüge aus dem Buch 777. Wenn man ein Spiel des Crowleyschen Tarots besitzt oder sich eins beschaffen kann, ist dies natürlich noch besser zu ersehen. Es empfiehlt sich, über die entsprechenden Karten zu meditieren. Die in Punkt 9 dieses Abschnittes sowie in den entsprechenden anderen Punkten erwähnte .Prüfung* kann, soweit man nicht mit einem der Orden Verbindung hat, vor einem selbst geschehen, gleich­ sam vor dem Höheren Selbst. Wer sich betrügt, wird später, wenn er die Fähigkeiten benötigt, den Schaden davontragen. Man kann zum dritten Abschnitt durchaus noch ein Yoga-Buch lesen. Wir halten das Hatha-Yoga-Pradipika in der Ausgabe von HansUlrich Rieker für geeignet (Das klassische Yoga-Lehrbuch Indiens, Rascher-Verlag, Zürich, 1957). Man sollte sich vor vielen der unter indischem Deckmäntelchen erscheinenden Bücher hüten; für einen Europäer sind nach den anfänglichen und vorauszusetzenden Locke­ rungsübungen sowieso nur einige der Praktiken (.Verrenkungen*) empfehlenswert. Jeder sollte die ihm angemessenen herausfinden; ein strenger Purismus dabei ist unangebracht. Bei den Atem-Übungen sollte man noch vorsichtiger sein. Da die Luft in unseren Breiten immer schlechter zu werden pflegt, kann man endgültige Ergebnisse nicht feststellen. Zweifelsohne sind die Leute in den Ballungszentren wie Berlin auf diesem Gebiet jedoch benachteiligt: auf keinen Fall sollte man während des Smogalarms mit einem langen Kumbhakam, Anhalten der Luft, beginnen. Wenn sich die Konstitution nach langer Zeit der Übung gefestigt hat, kann man über solches leichter hinweggehen. Zu Abschnitt III, Punkt 1: Man sollte eventuell mit verkürzter Zeit anfangen: zuerst 15 Minuten lang, dann 20 u.s.w.. Die Dharana-Übung ist besonders wichtig. Wenn man weiteren Aufschluß über diese Praktiken erlangen möchte, kann man die Acht Vorträge über Yoga oder Buch 4, Teil I lesen. Abschnitt VI sollte nur in Angriff nehmen, wer sich seiner selbst auf diesen Gebieten schon etwas sicherer geworden ist. Wir haben uns bemüht, die Leseempfehlungen des nächsten und letzten Abschnittes auf einen einigermaßen neuen und dem deut­ schen Sprachraum angemessenen Stand zu bringen. Auf den nächsten Seiten findet man die Positionen aus III, Abbil­ dungen zu weiteren Yoga-Stellungen und zum Pranayama, Skizzen der Tattvas, die man mit den entsprechenden Farben ausmalen sollte (eine angewandte Form dieser Symbolik ist der tibetische Stupa auf derselben Seite), und eine Skizze zu den Systemen aus Schwung­ rädern u.s.w..

US

6

,Gott‘; ,Ibis‘; ,Donnerkeit‘;,Drache’

119

Pranayama 120

Weitere Positionen 121

Die Tattvas; vereinfachte Symbolik des tibetischen Stupa

122

Beispiel für Pendelbewegung (V, 4.)

123

Liber Ru vel Spiritus Sub figura CCVI

2. Der Zelator soll das Strömen seines Atem beobach­ ten. 3. Er soll die folgenden Angaben untersuchen und eine sorgfältige Aufzeichnung seiner Forschung machen. a) Bestimmte Vorgänge verursachen den Fluß des Atem durch das rechte Nasenloch (Pingala), und umge­ kehrt verursacht der Fluß des Atem durch Pingala be­ stimmte Vorgänge. b) Bestimmte andere Vorgänge verursachen den Fluß des Atem durch das linke Nasenloch (Ida) und umge­ kehrt. c) Hingegen verursacht eine dritte Klasse von Vor­ gängen den Fluß des Atem durch beide Nasenlöcher zugleich (Sushumna) und umgekehrt. d) Der Grad der geistigen und physischen Aktivität und die Entfernung von den Nasenlöchern, in der der Atem von der Rückseite der Hand gefühlt werden kann, hängen voneinander ab. 4. ERSTE ÜBUNG. - Er soll seinen Geist auf den Akt des Atmens konzentrieren und dabei in Gedanken sagen: ,der Atem strömt ein‘, ,der Atem strömt aus‘ und die Ergebnisse davon aufzeichnen. (Diese Übung kann sich in Mahasatipatthana, siehe Liber XXV, auf­ lösen oder Samadhi zur Folge haben. Was auch eintritt, es sollte, wie es der rechte Erfindergeist des Zelators oder die Weisung seines Practicus entscheiden mögen, weiter verfolgt werden.) 5. ZWEITE ÜBUNG. - Pranayama - Das ist bereits in Liber E umrissen worden. Weiter soll sich der Zelator in den Übungen schulen, die ihn dazu führen, einen Zyklus von 10, 20, 40 oder sogar von 16, 32, 64 zu meistern. Aber dies soll allmählich getan werden und mit der angemessenen Vorsicht. Wenn er sowohl in 124

Asana wie Pranayama fest und mühelos ist, soll er die Periode ausdehnen. Auf diese Weise soll er die folgenden Angaben unter­ suchen: a) Wenn das Pranayama richtig ausgeführt ist, wird der Körper zuerst von Schweiß bedeckt werden. Dieser Schweiß ist in seinem Charakter verschieden von dem, der üblicherweise von Anstrengung verursacht wird. Wenn der Übende diesen Schweiß vollständig in den Körper reibt, wird er ihn außerordentlich stärken. b) Wenn die Übung fortgesetzt wird, verschwindet die Neigung zum Schwitzen und der Körper wird auto­ matisch starr werden. Beschreibe diese Starrheit mit peinlicher Genauig­ keit. c) Der Zustand unwillkürlicher Starrheit wird sich zu einem verändern, der von heftigen, krampfartigen Bewe­ gungen charakterisiert ist, von denen der Übende nur das Ergebnis wahrnimmt, während sie selbst ihm unbe­ wußt bleiben. Das Ergebnis besteht darin, daß der Kör­ per leicht von Ort zu Ort hüpft. Nach den ersten zwei oder drei Malen, die diese Erfahrung auftritt, ist sein Asana nicht gelockert. Der Körper scheint — nach einer anderen Theorie — sein Gewicht vollständig verloren zu haben und von einer unbekannten Kraft bewegt zu wer­ den. d) Bei einer Entwickelung dieses Stadiums erhebt sich der Körper in die Luft und bleibt dort für eine nennens­ werte Zeitspanne — von eine Sekunde bis zu einer Stunde oder länger. Ferner soll er jedes geistige Ergebnis, das auftreten mag, untersuchen.

6. DRITTE ÜBUNG. — Um sowohl mit seiner Zeit sparsam umzugehen wie auch um seine Kräfte zu ent­ wickeln, soll der Zelator das tiefe, volle Atmen üben, welches die einleitenden Übungen ihn während seiner Spaziergänge gelehrt haben werden. Er soll einen heili­ 125

gen Satz (Mantra) wiederholen oder zählen, und zwar auf solche Weise, daß sein Schritt mit dem Rhythmus wie beim Tanzen zusammenfällt. Dann soll er Pranayama üben, zuerst ohne das Kumbhakam (Anhalten des Atem — Anm. d. Übers.) und ohne seinen Nasenlöchern mehr Achtung zu schenken, als sie frei zu halten. Er soll be­ ginnen mit dem Einziehen des Atem für vier Schritte und dem ebenfalls vier Schritte dauernden Ausstößen des Atem. Dann soll er das allmählich steigern auf 6:6, 8:8, 12 : 12, 16 : 16, 24 : 24 oder noch mehr, wenn er dazu fähig ist. Als nächstes soll er im zweckmäßigen Verhältnis von 4 zu 8, 6:12, 8 : 16, 12 : 24 u.s.w. üben. Wenn es ihm beliebt, kann er die Serien dann von neuem anfangen und eine allmählich zunehmende Pe­ riode Kumbhakam hinzufügen. 7. VIERTE ÜBUNG. - In Anschluß an die dritte Übung soll er das Mantra verschneitem, wie auch seinen Schritt, bis sich sein Gang in einen Tanz verwandelt. Dies kann man auch mit dem gewöhnlichen Walzerschritt üben, indem man ein dreisilbiges Mantra verwendet, etwa: éireXOov, éiteXOov, Aprenu;; oder Iao, Iao Sabao, in wel­ chen Fällen diese Übung mit der Verehrung einer beson­ deren Gottheit verbunden werden kann (siehe Liber CLXXV). Für den Tanz als solchen ist es besser, ein Mantra zu benutzen, das einen nicht verpflichtenden Charakter hat, etwa: To ¿trat, To KaXop, To 'Ayaßov oder ähn­ liches. 8. FÜNFTE ÜBUNG. - Er soll während des Tanzes geistige Konzentration üben und die folgenden Experi­ mente untersuchen: a) Der Tanz wird unabhängig vom Willen. b) Es treten denen in 5. a), b), c) und d) beschriebe­ nen Phänomenen ähnliche auf. 9. Eine Bemerkung die Tiefe und Fülle des Atmens betreffend. Bei der richtigen Ausatmung sollte der letzt­ mögliche Teil der Luft ausgestoßen werden. Dabei müssen die Muskeln der Kehle, der Brust, der Rippen und des 126

Unterleibs voll benutzt werden und unterstützt werden durch Pressen der Oberarme gegen die Flanken und des Kopfes gegen den Brustkorb. Bei der richtigen Einatmung muß der letztmögliche Teil von Luft in die Lungen gesaugt werden. Beim richtigen Anhalten des Atem muß der Körper vollkommen ruhig bleiben. (Bei all dem ist darauf zu achten, daß man sich in keinem Teil des Körpers ver­ krampft; das Anhalten geschieht durch die Muskeln des Brustkorbs u.s.w., nicht durch die in der Kehle. — Anm. d. Übers.) Zehn Minuten solcher Übung sind vollauf ausreichend, an jedem Ort, der eine Temperatur von 17° C oder mehr aufweist, reichliches Schwitzen zu verursachen. Der Fortschritt des Zelators bei seinem Bestreben, Tiefe und Fülle des Atem zu erlangen, sollte mit einem Respirometer gemessen werden. Die Übungen sollten sorgfältig eingeteilt sein, um Überanstrengung und mögliche Beschädigung der Lungen zu vermeiden. Die Tiefe und Fülle des Atmens sollte soweit möglich selbst während der schnellen Übungen beibehalten wer­ den, mit Ausnahme der folgenden sechsten Übung. 10. SECHSTE ÜBUNG. — Der Zelator soll so flach und schnell wie möglich atmen. Er sollte die Haltung des Mo­ mentes größter Ausatmung annehmen und nur mit den Muskeln der Kehle atmen. Gleichfalls kann er üben, die Periode zwischen jedem flachen Atmen zu verlängern. (Dies mag, wenn erforderlich, kombiniert werden mit Konzentration auf das Visuddhi-Cakra, d.h. er soll seinen Geist unentwegt auf einen Punkt in der Wirbel­ säule gegenüber dem Kehlkopf richten.) 11. SIEBENTE ÜBUNG. — Der Zelator soll so tief und schnell wie möglich atmen. (Von ,Der Zelator4 bis .ACHTE ÜBUNG4 fehlt in Magick bisweilen. — Anm. d. Übers.) 12. ACHTE ÜBUNG. — Der Zelator soll das Einschrän­ ken seines Atem in der folgenden Weise üben. In jedem 127

Stadium des Atmens soll er den Atem plötzlich anhalten und ausharren während des Bedürfnisses zu atmen, bis es vergeht, wieder auftritt, nochmals vergeht u.s.w., bis er das Bewußtsein verliert, entweder dadurch daß er sich zu Samadhi oder einem ähnlichen übernormalen Zustand erhebt oder ins Vergessen versinkt. 13. NEUNTE ÜBUNG. — Er soll die gewöhnliche Form des Pranayama üben jedoch dabei Kumbhakam nach statt vor der Ausatmung benutzen. Er soll allmählich wie bei den anderen Übungen die Periode dieses Kumbhakam vergrößern. 14. Eine Bemerkung, die Bedingungen dieser Experi­ mente betreffend. Vorteilhafte Bedingungen sind: trockene, erfrischende und stärkende Luft, ein warmes Klima, Abwesenheit von Wind, Geräusch, Insekten und allen anderen stören­ den Einflüssen (Bemerke, daß in den frühen Stadien der Geisteskonzentration solche Belästigungen nebensächlich und unwesentlich werden.), eine zurückgezogene Lage des Ortes, einfaches Essen, das in großer Mäßigung am Schluß der Morgen- und Nachmittagsübungen gegessen wird und unter keinen Umständen vor dem Üben. Kör­ perliche Gesundheit ist wesentlich und sollte sorgfältigst bewahrt werden (Siehe Liber CLXXXV, Die Aufgabe des Neophyten). Ein gewissenhafter und folgsamer Schüler oder der Practicus des Zelators sollte ihm bei seiner Ar­ beit helfen. Ein solcher Schüler sollte still, geduldig, um­ sichtig, bereitwillig, heiter, von sanfter Art und ehr­ furchtsvoll zu seinem Meister sein, klug dessen Wünsche erfassen, nicht dem Reden anhängen, sauber und gütig, hingebungsvoll und selbstlos sein. Bei all dem sollte er wild und fürchterlich zu Fremden und gegenüber allen feind­ lichen Einflüssen sein, entschlossen und kraftvoll, immer umsichtiger werdend, der Hüter der Schwelle. Es ist nicht wünschenswert, daß der Zelator ein weiteres Wesen als einen Mann beschäftigen sollte, ausgenommen in Fällen von Notwendigkeit. Doch wird für einige dieser 128

Zwecke ein Hund dienen, für andere eine Frau. Auch andere sind noch berufen zu dienen, aber diese sind nicht für den Zelator.

15. ZEHNTE ÜBUNG. — Wenn er das will, soll der Zelator mit Inhalationen von Sauerstoff, Lachgas, Koh­ lendioxyd und anderen Gasen experimentieren, die zu kleinen Teilen mit der Luft während der Übungen ver­ mischt werden. Diese Experimente sollten mit Vorsicht im Beisein eines erfahrenen Arztes ausgeführt werden, und sie sind nur nützlich, einen Abklatsch der Resultate der richtigen Übungen zu bieten und dadurch den Ze­ lator zu ermutigen.

16. ELFTE ÜBUNG. — Der Zelator soll jederzeit wäh­ rend der Übungen, insbesondere während der Perioden des Kumbhakam, seinen Willen vollständig auf den Hei­ ligen Schutzengel richten, indem er die Augen nach in­ nen und oben verdreht und seine Zunge zurückbiegt, wie um sie zu verschlucken. (Letzteres wird durch Zertrennen des Fraenum linguae erleichtert, was, wenn es getan wird, von einem kompe­ tenten Chirurgen ausgeführt werden sollte. Wir raten nicht zu dieser oder einer ähnlichen Methode, Schwierig­ keiten ein Schnippchen zu schlagen. Diese ist jedoch harmlos.) Auf diese Weise soll die Übung von der physischen zur geistigen, spirituellen Ebene erhoben werden, so wie auch die Wörter Ruh, Ruach, Pneuma, Spiritus, Geist, Ghost und tatsächlich Wörter fast aller Sprachen von ih­ ren physikalischen Bedeutungen wie Wind, Atem oder Bewegung zur spirituellen Ebene erhoben worden sind. (Ru ist die alte Wurzel, die Yoni und daraus abgeleitet Rad — fr. roue, lat. rota = Rad — bedeutet; die entsprechen­ de semitische Wurzel bedeutet ,gehen*. Gleicherweise ist ,spirit’ mit,spiral* verbunden. 17. Der Zelator soll keiner Angabe, die im Verlauf die­ ser Anweisung gegeben worden sein mag, Glauben schen129

ken, und darüber nachdenken, daß sogar der Ratschlag, den wir als für den durchschnittlichen Fall angemessen gegeben haben, für seinen eigenen völlig ungeeignet sein kann.

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Erläuterungen zu Liber RV

Wenn man über die in diesem Buche angesprochenen Vorstel­ lungen weitere Aufschlüsse erhalten möchte, empfiehlt es sich, Werke über Yoga u.s.w. zu lesen. Man kann mit Buch 4, Teil I (Mystik), beginnen, dessen zweites Kapitel insbesondere von Pranayama handelt. Empfehlenswert ist das fast schon klassische Werk von Arthur Avalon, das mehr den philosophischen Hintergrund erläutert als irgendein anderes bisher erschienenes. Um eine kurze Darstellung des Wesentlichen zu geben, bilden wir im Anschluß an die Erläuterungen die beiden wichtigsten Systeme der Nadis - das sind die feinstofflichen Kanäle, in denen das Prana fließt - ab; im allgemeinen ist das buddhistische mit den parallel verlaufenden Hauptnadis Ida, Pingala und Sushumna vor­ zuziehen. Ida ist die lunare, linke Nadi; Pingala die solare, rechte; und die Sushumna als zentrale ist die mystische Weltachse, der Berg Meru, der Weltenbaum u.s.w. : die Synthese der beiden anderen. Das durch sie fließende Prana wird als eine feinstoffliche Kraft beschrie­ ben, die im Physischen ihren Ausdruck im Atem hat; deshalb kann sie auch durch diesen beeinflußt werden. Die hier geübte Form von Yoga versucht sich dem Höchsten über das Körperliche zu nähern, indem es dieses mit dem Feinstofflichen und Astralen zu koppeln trachtet, damit letzteres bewußt gesteuert werden kann. Mantras als heilige Laute nun sind ein Mittel, auch den Geist in diesen Vor­ gang miteinzubeziehen; sie sind in praktisch jeder Kultur und Reli­ gion bekannt gewesen (siehe die VIERTE ÜBUNG), ob es sich nun um indische wie das allbekannte OM (bei Crowley AUMGN), län­ gere wie zum Beispiel die hier erwähnten griechischen oder das christliche Herzensgebet handelt. Allgemein soll man sich vor Verkrampfungen im Körper hüten; am besten entwickelt man dazu erst einmal einige der Fähigkeiten, die bei den Buddhisten während der Satipatthana-Meditation geübt werden. Man sollte sich seines Körpers und der in ihm stattfindenden Vorgänge bewußt werden, ohne sie gleich beeinflussen zu wollen. Darin liegt nebenbei gesagt die Schwierigkeit der Übung: ohne einzugreifen nur achtsam zu sein; normalerweise verändert sich der Atem schon dadurch, daß man sich auf ihn konzentriert: er wird tiefer, vielleicht auch schneller als sonst. Dies muß man vermeiden. Wenn man sich auf diese Weise des eigenen Körpersystems bewußt geworden ist, kann man beginnen, es in der von Crowley beschrie­ benen oder einer anderen Art zu regeln und zu steuern. Beim Kumbhakam, dem Anhalten des Atems, wird der Brust­ korb angespannt, nicht die Muskulatur der Kehle, da dies den

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Blutstrom ins Gehirn verändert und somit das Ergebnis verfälscht. Bei der ACHTEN ÜBUNG sollte man besonders vorsichtig sein. Man sollte sie nur üben, wenn man erfahren genug ist, um Beschä­ digungen der Lunge zu vermeiden. Zu Punkt 14: Die relative Luftfeuchtigkeit sollte 45 % nicht unterschreiten, da sonst die Kehle, Luftröhre u.s.w. zu sehr aus­ trocknen. Eigentlich sollte die Luft immer klar und sauber sein; da sich dies hier wohl nicht mehr erreichen läßt, muß man sich be­ scheiden, und wenn die Bedingungen allzu schlecht werden, die Übung verkürzen oder in ein anderes Land ziehen, soweit das mög­ lich ist. Man sollte nie kurz nach dem Essen üben; zwei Stunden sind das mindeste, was man warten sollte. Vor der Ausführung der ZEHNTEN ÜBUNG warnen wir. Es ist besser, sie fortzulassen. Sich an ihr festklammern wollen, heißt nur, tiefer im Gaukelspiel der Illusionen zu versinken; auf keinen Fall führt einen solch ein Weg zu einer wie auch immer gearteten Erlösung. Zu Punkt 16: siehe Liber Satnekh. Das Durchtrennen ist ein mäßiger Trick, den Schwierigkeiten auszuweichen und eigentlich nur dem Boden fiebernder indischer (oder pseudo-indischer eher) Yogis entwachsen. Zum Schluß einige Bemerkungen zur Etymologie: von der indo­ germanischen Wurzel ,peis-‘ oder ,speis-1 (blasen) stammen ab: spiro (-are), blasen, wehen, hauchen, atmen; Spiritus, Hauch, Atem, Seele, Geist im Lateinischen, sowie im Mittelhochdeutschen visen, vfsten, einen Wind fahren lassen; vtst, Furz; ebenso altisländisch fisa, furzen. Pneuma, das griechische Wort, hängt mit pneu, keu­ chen, atmen zusammen, weiter mit althochdeutsch fnehan und mit­ telhochdeutsch pfnehen, atmen, schnauben, keuchen. Von der Wurzel ,gheis‘ oder ,gheiz-d-‘ (aufgebracht, bestürzt, erschreckt (sein)), bei der eine ursprüngliche Gleichheit mit ,ghei-‘, ,ghei-s-‘ im altindischen hinöti u.s.w. sehr wahrscheinlich ist, stammen ab: avestisch zaesa-, schauderhaft; gotisch us-geisnan, erschrecken (intransitiv); altislän­ disch geiski, Schreck, Entsetzen. Von der Wurzelform ,gheiz-dh-‘ lei­ ten sich dann das althochdeutsche geist (= ai. heda-h) und das Wort Geist (im Gegensatz zu Körper), auch überirdisches Wesen und das englische ghost, Gespenst, ab. All dem scheint ein Bezug auf das feurige Element zugrunde zu liegen, was am ehesten bei der Be­ deutung .aufgebracht (sein)1 zutage tritt.

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Stark vereinfachtes Schema des hinduistischen Yoga. Beim buddhistischen verlaufen die Hauptnadis parallel.

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Liber III vel Jugorum

0 o. Sieh das Joch auf dem Nacken des Ochsen! Geschieht es nicht auf diese Weise, daß das Feld gepflügt wird? Das Joch ist schwer, aber bindet jene zusammen, die getrennt sind — Ehre sei Nuit und Hadit und Ihm, der uns das Symbol des Rosenkreuzes gegeben hat! Ehre sei dem Herrn des Wortes Abrahadabra, und Ehre Ihm, der uns das Symbol des Ankh gegeben hat und das des Kreuzes im Kreis! 1. Es sind drei Tiere, mit denen du das Feld pflügen mußt; das Einhorn, das Pferd und der Ochse. Und diese sollst du in ein dreifaches Joch einspannen, welches von Einer Peitsche regiert wird. 2. Jetzt rennen diese Tiere wild auf der Erde herum und sind dem Menschen nicht leicht gehorsam. 3. Nichts soll hier gesagt werden von Cerberus, dem großen Tier der Hölle, das jedes dieser drei und sie alle ist, geradeso wie Athanasius es vorausgeahnt hat. Denn dieses Thema (das des Cerberus) ist nicht außerhalb sondern innerhalb Tiphereths.

I

o. Das Einhorn ist Sprache. Mensch, beherrsche deine Sprache! Wie anders sollst du den Sohn meistern und dem Magier am rechten Torweg der Krone antworten? 1. Hier sind Übungen. Jede mag eine Woche oder län­ ger dauern. a) Vermeide es, irgendein häufiges Wort zu benutzen, solch eins wie ,und‘ oder ,der, die, das* oder ,aber‘; be­ nutze stattdessen eine Umschreibung. b) Vermeide es, irgendeinen Buchstaben des Alphabets zu benutzen, solch einen wie ,t‘ oder ,s‘ oder ,m‘; be­ nutze stattdessen eine Umschreibung. 134

c) Vermeide es, die Pronomen und Adjektive in der ersten Person beziehungsweise im ersten Fall zu benutzen; benutze stattdessen eine Umschreibung. Ersinne mit deinem Erfindergeist weitere Übungen. 2. Bei jeder Gelegenheit, da du dich hast verleiten lassen, das zu sagen, was du zu vermeiden geschworen hast, schneide dich schnell mit einem Rasiermesser ins Handge­ lenk oder den Unterarm; geradeso, wie du einen unge­ horsamen Hund schlagen solltest. (Wir warnen; im Allge­ meinen genügt es, mit Kugelschreiber oder Tinte Striche auf den Unterarm zu zeichnen, und bei passender Gele­ genheit sie zu zählen und darüber zu kontemplieren. Anm. d. Übers.) Fürchtet nicht das Einhorn die Klauen und Zähne des Löwen? 3. Dein Arm dient dir dann sowohl zur Warnung wie auch zur Aufzeichnung. Du sollst deinen täglichen Fort­ schritt in diesen Übungen niederschreiben, bis du zu allen Zeiten völlig wacham bist auf das kleinste Wort, das deiner Zunge entschlüpft. Auf solche Weise zwinge dich, und du sollst für immer frei sein.

II o. Das Pferd ist Handeln. Mensch, beherrsche deine Handlungen! Wie anders sollst du den Vater meistern und dem Narren am linken Torweg der Krone antwor­ ten? 1. Hier sind Übungen. Jede mag eine Woche oder länger dauern. a) Vermeide es, den linken Arm über die Taille zu heben. b) Vermeide es, die Beine zu kreuzen. Ersinne mit deinem Erfindergeist weitere Übungen. 2. Bei jeder Gelegenheit, da du dich hast verleiten lassen, das zu tun, was du zu vermeiden geschworen hast, schneide dich schnell mit einem Rasiermesser ins Hand­ gelenk oder den Unterarm; geradeso, wie du einen un135

gehorsamen Hund schlagen solltest. Fürchtet nicht das Pferd die Zähne des Kamels? 3. Dein Arm dient dir dann sowohl zur Warnung wie auch zur Aufzeichnung. Du sollst deinen täglichen Fort­ schritt in diesen Übungen niederschreiben, bis du zu allen Zeiten wachsam bist auf die kleinste Handlung, die der geringste deiner Finger ausführt. Auf solche Weise zwinge dich, und du sollst für immer frei sein. III o. Der Ochse ist Denken. Mensch, beherrsche deine Ge­ danken! Wie anders sollst du den Heiligen Geist meistern und der Hohen Priesterin am mittleren Torweg der Krone antworten ? 1. Hier sind Übungen. Jede mag eine Woche oder länger dauern. a) Vermeide es, an einen bestimmten Gegenstand zu denken und an alle mit ihm verbundenen Dinge gleich­ falls; und dieser Gegenstand soll einer sein, der gewöhnlich viel von deinem Denken in Anspruch nimmt, indem er häufig durch die Sinneswahrnehmung oder das Ge­ spräch anderer aufgerufen oder angeregt wird. b) Durch einen Kunstgriff wie das Wechseln des Fingers, auf dem du deinen Ring trägst, schaffe in dir zwei Per­ sönlichkeiten, wobei sich die Gedanken des einen Wesens innerhalb vollständig anderer Grenzen als beim zweiten bewegen, und deren gemeinsames von den Notwendig­ keiten des Lebens gebildet wird. (Siehe Crowleys Anmer­ kung unten.) Ersinne mit deinem Erfindergeist weitere Übungen. 2. Bei jeder Gelegenheit, da du dich hast verleiten lassen, das zu denken, was du zu vermeiden geschworen hast, schneide dich schnell mit einem Rasiermesser ins Handgelenk oder den Unterarm; geradeso, wie du einen ungehorsamen Hund schlagen solltest. Fürchtet nicht der Ochse den Stachelstock des Pflügers? 136

3. Dein Arm dient dir dann sowohl zur Warnung wie auch zur Aufzeichnung. Du sollst deinen täglichen Fort­ schritt in diesen Übungen niederschreiben, bis du zu allen Zeiten wachsam bist auf den kleinsten Gedanken, der in deinem Gehirn aufsteigt. Auf solche Weise zwinge dich, und du sollst für immer frei sein.

Crowleys Anmerkung: Zum Beispiel: A soll ein Mann mit starken Leidenschaften sein, in der Heiligen Kabbalah erfahren, ein Vegetarier und ein begei­ sterter Reaktionärer* Politiker. B soll ein blutloser und asketischer Denker sein, beschäftigt mit Geschäfts- und Familiensorgen, ein Fleischesser und ein eifriger progressiver Politiker. Dann soll kein zu ,A* gehöriger Gedanke aufkommen, wenn der Ring auf dem ,B*-Finger ist, und umgekehrt.

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Erläuterungen zu Liber III

Während im vorigen Buch hauptsächlich mit dem Atem gear­ beitet wurde, wird nun der ganze Mensch als Synthese von Ge­ danken, Worten und Taten eingeschlossen. Dies liegt schon im Titel: Von der indo-germanischen Wurzel (ohne die diakritischen Zeichen) ,ieu‘ beziehungsweise ,io-go-m‘ leiten sich ab: altindisch yugä, Joch, Paar (auch Geschlecht, Generation); griechisch Joch; lateinisch jugUm u.s.w.. Vom Wurzelnomen ,iug-in‘ stammen: altindisch yüj, Gefährte, Genosse, geschirrt, bespannt mit; griechisch dful-, nicht gejocht; lateinisch conjux, Gatte, Gattin; weiter hängen mit diesem Komplex zusammen: altindisch yoga, Anschir­ ren, Verbindung (auch das was wir heute als ,Yoga‘ verstehen); griechisch feügic, Anschirren, Verbinden; lateinisch junctim, junctio und das klassische iumentum, Gespann, vielleicht auch iuvare, unterstützen, helfen. Hoffen wir, daß diese Verwandtschaften dem Verständnis des Inhaltes dieses Buches helfen. Um die Punkte o. der Kapitel I, II und III zu verstehen, möge man sich die Pfade, die mit diesen Tarot-Karten verbunden sind, vergegenwärtigen. Zu den Tieren: 777, Spalte XXXVIII (siehe unten), sowie Spalte Spalte II und III. Dies Buch wird zu Liber Astarte vorausgesetzt.

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Die drei ersten und obersten Pfade

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Liber Librae

Sub flgura XXX

0. Lerne zuerst - O du, der sich nach unserem alten Orden sehnt! daß das Gleichgewicht die Grundlage der Arbeit ist. Wenn du selbst keine sichere Basis hast, worauf willst du stehen, um die Kräfte der Natur zu lenken? 1. Wisse denn, daß ein Mensch in diese Welt inmitten der Dunkelheit der Materie und des Kampfes mitein­ ander ringender Kräfte geboren wird; so muß es sein erstes Bestreben sein, durch ihre Versöhnung das Licht zu suchen. 2. Du dann, der du Heimsuchungen und Plagen hast, erfreue dich ihrerwegen, denn in ihnen ist Stärke, und durch sie wird ein Weg zu jenem Licht geöffnet. 3. Wie sollte es anders sein, o Mensch, dessen Leben nur ein Tag in der Ewigkeit ist, ein Tropfen im Ozean der Zeit; wie, waren deiner Plagen nicht viele, konntest du nicht deine Seele von irdischer Schlacke läutern (pur­ gieren, Purgatorium, engl.: purge — Anm. d. Übers.)? Ist es allein jetzt, daß das Höhere Leben von Gefahren und Schwierigkeiten bedrängt ist; ist es nicht immer so gewesen bei den Wissenden und Hierophanten der Ver­ gangenheit? Sie sind verfolgt und geschmäht worden, sie sind von Menschen gefoltert worden; doch auch durch dies hat ihr Ruhm zugenommen. 4. Deshalb frohlocke, o Initiierter, denn je größer deine Heimsuchung, desto größer dein Triumph. Falls Menschen dich schmähen sollten und falsch von dir reden, hat dann nicht der Meister gesagt: „Gesegnet seid ihr!“? 5. Doch, o Kandidat, sollen deine Siege dich nicht stolz machen, denn mit der Zunahme des Wissens sollte die Zunahme der Weisheit kommen. Er, der wenig weiß, denkt, er wüßte viel; aber er, der viel weiß, hat seine eigene Unwissenheit kennengelernt. Erblickst du einen Menschen, 140

der sich weise dünkt? Mehr Hoffnung ist beim Narren als bei ihm. 6. Sei nicht eilig, andere zu verurteilen; woher weißt du, daß du an ihrer Stelle der Versuchung widerstanden haben könntest. Und sogar wenn es so wäre, warum soll­ test du einen verachten, der schwächer ist als du? 7. Deshalb sei, der du nach Magischen Gaben verlangst, sicher, daß deine Seele fest und standhaft ist; denn durch das Schmeicheln deiner Schwäche ist es, daß die Schwa­ chen Macht über dich erlangen werden. Demütige dich vor deinem Selbst, doch fürchte weder Mensch noch Geist. Furcht ist Versagen und der Vorläufer des Ver­ sagens: und Mut ist der Anfang des Erfolgs. 8. Deshalb fürchte die Geister nicht, aber sei bestimmt und höflich zu ihnen; denn du hast kein Recht, sie zu verachten oder zu schmähen; auch dies kann dich in die Irre führen. Befehle ihnen und banne sie, verfluche sie, wenn es nötig ist, mit den Großen Namen; aber weder verspotte noch schmähe sie, denn auf diese Weise wirst du sicherlich fehlgeleitet werden. 9. Ein Mensch ist das, was er innerhalb der durch sein ererbtes Schicksal festgesetzten Grenzen aus sich macht; er ist ein Teil der Menschheit; seine Handlungen wirken nicht nur auf das, was er ,sich‘ nennt, sondern auch auf das ganze Universum. 10. Verehre - und vernachlässige nicht - den physi­ schen Körper, der deine zeitweilige Verbindung zur äuße­ ren, materiellen Welt ist. Deshalb soll dein geistiges Gleich­ gewicht oberhalb der Störungen von materiellen Ereig­ nissen sein; stärke und kontrolliere deine tierischen Lei­ denschaften, diszipliniere die Gefühle und den Verstand, nähre die Höheren Bestrebungen. 11. Tue anderen Gutes um dessen selbst willen, nicht wegen Belohnung, nicht wegen ihrer Dankbarkeit, nicht wegen des Mitleids. Wenn du großzügig bist, wirst du dich nicht danach sehnen, daß deinen Ohren von Aus­ drücken der Dankbarkeit geschmeichelt wird. 141

12. Erinnere dich, daß unausgeglichene Kraft böse ist, daß unausgeglichene Strenge nur Grausamkeit und Unter­ drückung ist, aber daß unausgeglichenes Erbarmen auch nur Schwäche ist, die Böses erlauben und begünstigen würde. Handele leidenschaftlich, denke verstandesgemäß, sei du selbst. 13. Wahres Ritual ist sowohl Handlung wie Wort; es ist Wille. 14. Erinnere dich, daß diese Erde nur ein Atom im Uni­ versum ist, daß du selbst nur ein Atom auf ihr bist und daß du sogar der Gott dieser Erde werden könntest, auf der du kriechst und wühlst, und daß du sogar dann nur ein Atom wärest, und eins unter vielen. 15. Nichtsdestoweniger habe die größte Selbstachtung, und zu diesem Zwecke sündige nicht gegen dich. Die Sün­ de, die nicht vergeben wird, ist wissend und wollend die Wahrheit zurückzuweisen, das Wissen zu fürchten, daß dies Wissen nicht deinen Vorurteilen Vorschub leiste. 16. Um Magische Kraft zu erlangen, lerne, die Gedanken zu kontrollieren; lasse nur die Ideen zu, die sich in Harmo­ nie mit dem gewünschten Ziele befinden, und nicht jede beiläufige und sich widersprechende Idee, die sich ein­ findet. 17. Festgemachtes Denken ist ein Mittel zum Ziel. Deshalb achte auf die Kraft des schweigenden Denkens und der stillen Meditation. Die materielle Handlung ist nur der äußere Ausdruck deines Denkens, und deshalb ist gesagt worden, daß ,der Gedanke von Torheit Sünde ist‘. Denken ist der Anfang des Handelns, und wenn ein zufälliger Gedanke so viel Wirkung haben kann, was kann der festgemachte Gedanke nicht alles tun? 18. Deshalb — wie schon gesagt — begründe dich fest im Gleichgewicht der Kräfte, in der Mitte des Kreuzes der Elemente, jenes Kreuzes, von dessen Mitte bei der Geburt des anbrechenden Universums das schöpferische Wort hervorbricht. 142

19. Deshalb sei rasch und emsig wie die Sylphen, aber vermeide Leichtsinn und Launenhaftigkeit; sei energisch und stark wie die Salamander, aber vermeide Reizbarkeit und Grausamkeit; sei geschmeidig und achtsam auf Bilder wie die Undinen, aber vermeide Müßiggang und Wankel­ mut; sei arbeitsam und beharrlich wie die Gnome, aber vermeide Roheit und Habsucht. 20. So sollst du allmählich die Kräfte deiner Seele entwickeln und dich bereit machen, den Geistern der Elemente zu befehlen. Denn solltest du die Gnome herbei­ rufen, damit sie deiner Habsucht Vorschub leisteten, würdest nicht länger mehr du ihnen befehlen, sondern sie würden dir befehlen. Würdest du die reinen Wesen der Wälder und Berge dazu mißbrauchen, deine Truhen zu füllen und deinen Hunger nach Gold zu befriedigen? Würdest du die Geister des Lebendigen Feuers herabwür­ digen, damit sie deinem Zorn und Haß dienten? Würdest du die Reinheit der Seelen des Wassers schänden, um deiner Begierde nach Ausschweifungen Vorschub zu leisten? Würdest du die Geister des Abendwindes dazu zwingen, deiner Torheit und Launenhaftigkeit dienlich zu sein? Wisse, daß du mit solchen Wünschen nur die Schwachen, und nicht die Starken, anziehen kannst, und in diesem Falle werden sie Macht über dich erhalten. 21. In wahrer Religion gibt es keine Sekte, deshalb gib darauf acht, daß du den Namen, unter dem ein Anderer seinen Gott kennt, nicht lästerst; denn wenn du dies mit Jupiter tust, wirst du nm* lästern, und wenn du es mit Osiris tust, hW H "(siehe Buch 4, Teil III, Abschnitt 3: ,Die Formel des Tetragrammatons‘; der vierbuchstabige Name bezieht sich u.a. auf die Elemente, beim zweiten ist das Shin hinzugetreten. — Anm. d. Übers.). Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klop­ fet an, so wird euch aufgetan. (Mt. 7,7 — Anm. d. Übers.)

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Erläuterungen zu Liber Librae Dies Buch behandelt ethische Fragen. (Siehe Buch 4, Teil I (Mystik), Kapitel III.) Wichtig sind das innere Gleichgewicht, sowie das von Innen und Außen zueinander; daher heißt der Titel ,das Buch der Waage'. Der 30 entspricht die Sonne. Wenn man sich über die Geister informieren will, so tut man das die der Planeten betreffend am besten bei Agrippa; über die Elementarwesen hat Paracelsus sein Liber de Nymphis, Sylphis, Pygmaeis et Salamandris et de caeteris spiritibus geschrieben. Für einfache Beschwörungen reichen die Zeichen und Charaktere aus dem Agrippa (siehe die Skizzen im Anhang) und die entsprechenden Gerüche, Farben u.s.w., die man den Tabellen aus 777 entnehmen kann. (Bei den verschiedenen Ausgaben der Magischen Archidoxen des Paracelsus muß man etwas vorsichtig sein, da die Quadrate und Sigillen zum großen Teil verderbt sind. Bei der Occulta Philosophia von Agrippa empfiehlt sich für die Zeichnungen u.s.w. die Ausgabe von K. A. Nowotny, Graz, Austria, 1967, auch wegen der schönen Abbildungen im Anhang; zum Lesen mag die deutsche Übersetzung genügen.) — Es ist nie notwendig, alle Bücher, die über das Thema ge­ schrieben worden sind, zu studieren; man kann sich mit einigen wesentlichen zufrieden geben. Das eigentlich Wichtige sind die Er­ fahrung und das Einfühlungsvermögen. Zu Punkt 13: Man erinnere sich der Schwierigkeiten, die Goethes Faust hat (Erster Teil, Studierzimmer: Wort, Sinn, Kraft oder Tat? Oder etwa .Wille'??). Zu Punkt 16: siehe Liber Ru. Zu Punkt 18: Das Rosenkreuz ist das Symbol des Entstehens aus dem Mittelpunkt; aber auch das Zeichen der vier Elemente ist gemeint (®). Zu Punkt 21: Das Tetragrammaton, der heilige, mystische Name der Gotlheit. Das Yod ist der Ursprung; vereint mit dem ersten He, der Mutter, stehen beide für Hadit und Nuit, woraus der Sohn Vau und die Tochter He entspringen, die sowohl die Schwester wie die Tochter des Vau ist. Das End-He ist der Thron des Geistes, des Shin des Pentagrammatons.

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Liber 0 vel Manus et sagittae

Sub figura VI

I

1. Dieses Buch ist sehr leicht zu mißverstehen; die Le­ ser werden gebeten, die allergenaueste kritische Sorgfalt beim Studium walten zu lassen, so wie wir es bei der Vorbereitung dazu getan haben. (Dieses gilt insbesondere für die Leser, die wenig oder gar keinen Kontakt zu erfahrenen Lehrern oder zu einem der Magischen Orden haben. - Anm. d. Übers.) 2. In diesem Buch wird von den Sephiroth, den Pfaden, von Geistern und Beschwörungen gesprochen werden; auch von Göttern, Sphären, Ebenen und vielen anderen Dingen, die existieren mögen oder nicht. Es ist unerheblich, ob es sie gibt oder nicht: wenn man bestimmte Sachen tut, erhält man bestimmte Ergebnisse; die Studenten seien sehr ernsthaft gewarnt, ihnen objek­ tive Realität oder philosophische Gültigkeit zuzuschreiben. 3. Die Vorteile, die man daraus gewinnen kann, sind hauptsächlich diese: a) eine Erweiterung des geistigen Horizonts, b) eine Verbesserung der Geisteskontrolle. 4. Der Student wird sich, falls er irgendwelchen Erfolg in den unten beschriebenen Praktiken (Übungen — Tech­ niken) erlangt, mit Dingen (Ideen oder Wesenheiten) kon­ frontiert sehen, zu herrlich oder zu schrecklich zu beschrei­ ben. Es ist wichtig und nötig, daß er der Meister alles des­ sen, was er erschaut, hört oder sich erdenkt, bleibt; sonst wird er zum Sklaven von Illusionen und zur Beute des Wahnsinns werden. Ehe er mit einer dieser Praktiken beginnt, muß sich der Student in guter Gesundheit befinden, muß er makellose Meisterschaft von Asanas, Pranayama und Dharana er­ langt haben. 145

5. Es ist wenig Gefahr, daß ein Student, wie träge oder dumm er auch sei, fehlen könnte, Ergebnisse zu erreichen; große Gefahr aber besteht darin, daß er auf Irrwege geführt werden könnte, selbst wenn es durch jene Ergebnisse ge­ schehen sollte, von denen es wichtig ist, daß man sie er­ langt. Zu häufig überdies verwechselt er den ersten Ruhe­ platz mit dem Ziel, und nimmt seine Rüstung von sich, als ob er ein Sieger sei, bevor die Schlacht noch begonnen hat. Es wäre wünschenswert, daß der Student niemals einem Ergebnis die Wichtigkeit beimäße, die es aufs erste zu besitzen scheint. 6. Zuerst wollen wir das Buch 777 und seinen Gebrauch erwägen; dann die Vorbereitung des Ortes, den Gebrauch der magischen Zeremonien und endlich die Methoden, die in Kap. V Viator in regnis arboris (Wanderer in den König­ reichen des Baumes — Anm. d. Übers.) und in Kap. VI Sagitta trans lunam (Der Pfeil jenseits des Mondes — Anm. d. Übers.) folgen. (In einem weiteren Buch werden die Ausdehnung und Zusammenziehung des Bewußtseins sowie das Fortschrei­ ten durch das Töten der Cakras, das Fortschreiten durch das Töten der Gegensatzpaare, die Methoden des Sabhapaty Swami u.s.w. u.s.f. behandelt werden.)

II

1. Der Student muß zuerst gänzliche Kenntnis des w Buches 777 erlangen, besonders der Spalten, die in diesem Buche hier abgedruckt sind. (S.u. — Anm. d. Übers.) Wenn diese auswendig gelernt sind, wird er beginnen, die Natur dieser Korrespondenzen zu verstehen. (Vgl. die Illustrationen in The Temple of Solomon the King (Der Tempel des König Salomo — Anm. d. Übers.) in The EQUINOX Nr. 2. Querverweise werden gegeben.) 2. Wenn wir ein Beispiel untersuchen, wird der Ge­ brauch der Tafeln klar werden. 146

Nehmen wir an, daß du von einer obskuren Wissen­ schaft Kenntnis bekommen möchtest. In Spalte XLV, Zeile 12 (Die Verweise beziehen sich auf die erste Ausgabe des Buches 777 — Anm. d. Übers.) wirst du .Kenntnis der Wissenschaften* finden. Indem du nun in der Zeile zwölf der anderen Spalten nachsiehst, wirst du herausfinden, daß der korrespondie­ rende Planet Merkur ist, die Zahl 8, an zweidimensionalen Figuren das Achteck und das Oktagramm. Der diesen Pla­ neten regierende Gott ist Thoth, bzw. in hebräischer Sym­ bolik Tetragrammaton Adonai und Elohim Tzabaoth, sein Erzengel ist Raphael, sein Engelchor die Beni Elohim, seine Intelligenz Tiriel, sein Geist Taphtatharath, seine Farben orange (denn Merkur ist die Sphäre der Sephira Hod, 8), gelb, purpur, grau und indigo von violett durch­ strahlt, seine magische Waffe ist der Stab oder der Kadukäos (Mercurstab — Anm. d. Übers.), seine Duftstoffe Mastix und anderes, seine heiligen Pflanzen sind Eisen­ kraut und andere, seine Edelsteine der Opal oder der Achat, sein heiliges Tier die Schlange u.s.w. u.s.f. . 3. Du würdest dir dann deinen Arbeitsplatz dement­ sprechend vorbereiten: du würdest in einen orangefarbenen Kreis einen achtzackigen gelben Stern malen, an dessen Zacken du acht Lampen aufstellen würdest. Das Siegel des Geistes (das man bei Agrippa oder in anderen Büchern findet (siehe die Skizzen unten - Anm. d. Übers.)) würdest du in den vier Farben zeichnen zusammen mit anderen solchen Bildern, wie sie dir deine Erfahrung vorschlagen mag. 4. Und so weiter. Wir können hier nicht ausführlich in all die nötigen Vorbereitungen treten, und der Student wird das ganze in den rechten Büchern weitergeführt zu finden wissen, unter denen wohl die GOETIA das beste Beispiel ist. Diese Rituale sollen nicht sklavisch nachgeahmt werden; im Gegenteil soll der Student nichts tun, wovon er nichts versteht; demnach, falls er irgendeine Fähigkeit, welche 147

auch immer, sein eigen nennt, so wird er seine eigenen rohen Rituale effektiver finden als die feingeschliffenen der anderen Leute. Der allgemeine Zweck all dieser Vorbereitungen ist folgender: 5. Da der Student ein von materiellen Objekten umgebe­ ner Mensch ist, muß er, falls es sein Wunsch ist, eine be­ stimmte Idee zu bemeistern, jedes materielle Objekt um sich direkt auf diese Idee hindeuten machen. Also wird, in dem angeführten Ritual, wenn sein Blick auf die Lam­ pen fällt, ihre Zahl Merkur suggerieren; er riecht die Duft­ stoffe, und wiederum wird Merkur in seinen Geist ge­ bracht. In anderen Worten: der ganze magische Apparat und das Ritual sind ein komplexes System von Gedächt­ nishilfen. (Ihre Wichtigkeit liegt grundsätzlich in der Tatsache, daß einzelne Bildergruppen, die der Student während seiner Wanderungen antreffen mag, mit einzelnen Flä­ chenfiguren, heiligen Namen u.s.w. korrespondieren und von diesen kontrolliert werden. Zu der Möglichkeit, Ergebnisse außerhalb des Geistes des Studenten — welche wir im gewöhnlichen ,common sense‘-Verständnis dieses Begriffes .objektiv' nennen - zu produzieren, schweigen wir hier.) 6. Es sind drei wichtige Praktiken mit all diesen Formen von Zeremonien verbunden (und mit den zwei Methoden, die wir später beschreiben werden). Diese sind: 1) die Annahme von Gottformen, 2) die Schwingung (Vibration) der Heiligen Namen, 3) die Rituale des .Bannens' und .Anrufens'. Diese sollten zum mindesten vollständig gemeistert sein, ehe man die gefährlichen Methoden der Kap. V und VI in Angriff nimmt.

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III 1. Man sollte sich mit den magischen Bildern der ägyp­ tischen Götter ganz vertraut machen. Dies kann man tun, indem man sie in einem öffentlichen Museum oder in den betreffenden Büchern, wie es dem Studenten erreich­ bar ist, studiert. Dann sollten sie von ihm sorgfältig ge­ zeichnet werden, sowohl vom Modell wie aus dem Ge­ dächtnis. 2. Der Student, in der Gottstellung oder in der charakte­ ristischen Haltung des gewünschtes Gottes sitzend, sollte sich dann Sein Bildnis als übereinstimmend mit dem eige­ nen Körper oder diesen umhüllend vorstellen. Dies muß ausgeübt werden, bis Meisterschaft im Bild, Identität mit ihm und mit dem Gott erreicht sind. Es ist ein Gegenstand des größten Bedauerns, daß keine einfachen und sicheren Probemöglichkeiten für den Erfolg in dieser Übung existieren. 3. Die Schwingung von Gottnamen. Als ein weiteres Mittel, das menschliche Bewußtsein mit diesem reinen Teilstück von ihm, das die Menschen mit dem Namen eines Gottes benannt haben, zu identifizieren, soll er folgendes tun: 4. a) Stehe mit ausgestreckten Armen. b) Atme tief durch die Nasenlöcher ein, während du dir den Namen des gewünschten Gottes als mit dem Atem eindringend vorstellst. c) Laß diesen Namen langsam von den Lungen zum Herzen niedersteigen, dann zum Solar Plexus, zum Nabel, zu den Zeugungsorganen und weiter zu den Füßen. d) Im Augenblick, da er die Füße zu berühren scheint, schiebe den linken Fuß schnell ungefähr dreißig Zenti­ meter nach vorn, wirf den Körper nach vorn, und laß die Hände (zur Seite der Augen zurückgezogen) vorschnel­ len, so daß du in der typischen Haltung des Gottes Horus stehst, und stelle dir zur gleichen Zeit den Namen hoch und durch den Körper rasend vor, während du ihn zugleich mit der Luft, die bis dann in den Lungen zurückgehalten 149

worden ist, durch die Nasenlöcher ausatmest. All dies mußt du mit all der Kraft, der du fähig bist, ausführen. e) Dann ziehe den linken Fuß zurück und lege den rechten Zeigefinger auf die Lippen, so daß du in der charakteristischen Haltung des Gottes Harpokrates bist. f) Es ist ein Zeichen, daß der Student dabei ist, dies richtig auszuführen, wenn eine einzige .Schwingung1 seine physischen Kräfte total erschöpft. Die Übung sollte ihn dazu bringen, überall heiß zu werden oder stark zu schwit­ zen, und sie sollte ihn so schwach machen, daß er es schwierig findet, stehen zu bleiben. 6. Es ist ein Zeichen des Erfolgs, obwohl es nur vom Studenten selbst wahrgenommen wird, wenn er den Namen des Gottes gewaltig weiter erdröhnen hört, so als wäre es durch den Zusammenklang von zehntausend Don­ nerschlägen; und es sollte ihm vorkommen, als rühre diese Große Stimme vom Universum und nicht von ihm selbst. In den beiden obigen Übungen sollte das Bewußtsein von allem außer der Gottform und dem Namen abgeschlos­ sen sein; und je länger es für die gewöhnliche Wahrneh­ mung dauert, bis sie zurückkehrt, desto besser.IV

IV 1. Die Rituale des Pentagramms und des Hexagramms müssen auswendig gelernt werden; es sind die folgenden:

Das Kleinere Ritual des Pentagramms i. Berühre die Stirn und sag ,A t e h‘ (Dein ist) ii. Berühre die Brust und sag ,M a 1 k u t h‘ (das Reich) iii. Berühre die rechte Schulter und sag ,v e - G e burah' (und die Kraft) iv. Berühre die linke Schulter und sag ,v e - G e d u 1 a h‘ (und die Herrlichkeit) v. Falte die Hände auf der Brust und sag ,le- 0 1 ahm, A m e n‘(in Ewigkeit, Amen!). 150

vi. Drehe dich nach Osten, mach das Pentagramm (das der Erde) mit der rechten Waffe (gewöhnlich der Stab) und sag (d.h. laß ihn schwingen) ,1 H V H‘. vii. Drehe dich nach Süden, tu dasselbe,abersag ,A D N I‘. viii. Drehe dich nach Westen, tu dasselbe, aber sag ,A H I H‘. ix. Drehe dich nach Norden, tu dasselbe, aber sag ,A G L A‘. (Zur Aussprache der hebräischen Worte siehe oben und unter dem nächsten Punkt — Anm. d. Übers.) x. Breite die Arme in Form eines Kreuzes aus und sag: xi. ,Vor mir Raphael, xii. hinter mir Gabriel, xiii. rechts von mir Michael, xiv. links von mir Auriel; xv. denn über mir leuchtet das Pentagramm, xvi. und in der Säule steht der sechszackige Stern.1 xvii—xxi. Wiederhole i. bis v., das Kabbalistische Kreuz. Das Größere Ritual des Pentagramms Die Pentagramme werden mit einem Schwert oder mit einer anderen Waffe in die Luft gezeichnet, die Namen laut gesprochen und die Zeichen wie angegeben benutzt. Die Pentagramme des Geistes

151

Die Zeichen des .Eingangs* (Siehe die beigefügten Illu­ strationen, ebenso zu den nächsten Zeichen — Anm. d. Übers.): Strecke die Hände vor dich, die Handflächen nach außen. Nimm sie auseinander, als ob du einen Schleier oder Vorhang öffnen oder zerreißen wolltest (aktiv), und dann führe sie zusammen, als ob du ihn wieder zutätest, und laß die Hände zur Seite niederfallen (passiv). (Der Grad des ,Eingangs* ist besonders dem Element Geist zugeordnet, er verweist auf die Sonne, die Pfade von 0, J und y sind dieser Stufe zugeordnet. Vergleiche 777, Zeile 6 und 31 bis.)

Die Pentagramme des Feuers &

Die Zeichen von 4° = 7n. Erhebe die Arme über den Kopf, und tue die Hände so zusammen, daß die Finger­ spitzen und die der Daumen sich treffen, indem sie ein Dreieck bilden. (Der Grad 4° = 7H ist besonders dem Element Feuer zu­ geordnet; er verweist auf den Planeten Venus; die Pfade von P , S und sind dieser Stufe zugeordnet. Für weitere Zuordnungen vgl. 777, Zeilen 7 und 31.) Die Pentagramme des Wassers V Name: A L (El).

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Die Zeichen von 3° = 8n. Erhebe die Arme, bis sich die Ellenbogen auf der Höhe der Schultern befinden, bringe die Hände auf der Brust zusammen, daß sich die Daumen und Fingerspitzen berühren, um ein Dreieck mit der Spitze nach unten zu bilden. (Der Grad 3° = 8n ist besonders dem Element Wasser zugeordnet; er verweist auf den Planeten Merkur; die Pfade von “1 und sind dieser Stufe zugeordnet. Für weitere Zuordnungen vgl. 777, Zeilen 8 und 23.) Die Pentagramme der Luft A

Die Zeichen von 2° = 9n. Strecke beide Arme nach oben und außen, die Ellenbogen rechtwinklig, die Hände zurück­ gedreht mit den Handflächen nach oben als ob sie ein Ge­ wicht trügen. (Der Grad 2° = 9n ist besonders dem Element Luft zu­ geordnet; er verweist auf den Mond; der Pfad von ist die­ ser Stufe zugeordnet. Für weitere Zuordnungen vgl. 777, Zeilen 9 und 11.) Die Pentagramme der Erde V

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Das Zeichen von 1° = 10B. Stelle den rechten Fuß vor, strecke die rechte Hand nach oben und vorn aus, die linke nach unten und hinten, die Handflächen sind offen. (Der Grad 1° = 10n ist besonders dem Element Erde zu­ geordnet, vgl. 777, Zeilen 10 und 32 bis.)

Das Kleinere Ritual des Hexagramms Dieses Ritual ist nach dem kleineren Ritual des Penta­ gramms1 zu vollziehen. I) Stehe aufrecht, die Füße beieinander, den linken Arm zur Seite, der rechte quer am Körper hält den Stab oder eine andere Waffe aufrecht in der Mittellinie des Körpers. Dann richte dich nach Osten und sag: II) I.N.R. I. Yod, Nun, Resh, Yod, Virgo, Isis, Mächtige Mutter. Scorpio, Apophis, Zerstörer. Sol, Osiris, Getötet und Auferstanden. Isis, Apophis, Osiris, I A S2. HD Strecke die Arme in Form eines Kreuzes aus und sag:,Das Zeichen des Getöteten Osiris1. (Zu hier und den weiteren Stellungen siehe weiter unten die Illustrationen. - Anm. d. Übers.) IV) Hebe den rechten Arm und zeige mit ihm nach oben, indem du den Ellenbogen senkrecht beläßt, und senke den linken, mit dem du nach unten zeigst, gleichfalls mit rechtwinkligem Ellenbogen, während der Kopf zur linken Schulter gedreht ist und hinunterschaut, so daß die Augen dem linken Unterarm folgen und sag: ,Das Zeichen der Trauer der Isis4. V) Erhebe die Arme in einem Winkel von 60 Grad zu­ einander über den Kopf, der zurückgeworfen ist, und sag: ,Das Zeichen von Apophis und Typhon4. VI) Kreuze die Arme über der Brust, neige den Kopf und sag: ,Das Zeichen des Auferstandenen Osiris4. 154

VII) Strecke die Arme nochmals wie in III und kreuze sie wie in VI und sag: ,L. V. X., Lux, das Licht des Kreuzes'. VIII) Zeichne mit der magi­ schen Waffe das Hexagramm des Feuers in den Osten und sag: ,ARAR1TA‘ (K )• Dieses Wort besteht aus den Anfangsbuchstaben der Wörter eines Satzes, der ,Eins ist Sein Anfang: Eins ist Seine Eigen­ art (Individualität): Seine Ver­ tauschung (Permutation) ist Eins' besagt. Dies Hexagramm besteht aus zwei gleichseitigen Dreiecken, die beide aufwärts zeigen. Fange mit der Spitze des oberen Dreiecks an und zeichne es im Uhrzeigersinn. Die Spitze des unteren Dreiecks sollte im Mittelpunkt des obe­ ren liegen. IX) Zeichne das Hexagramm der Erde in den Süden und sag: ,A R A R I T A‘. Bei diesem Hexagramm zeigt die Spitze des unteren Dreiecks nach unten und das ganze sollte in einen Kreis passen, d. h. die Mittelpunkte fallen aufeinan­ der.

X) Zeichne das Hexagramm der Luft'm den Westen und sag: ,A R A R I T A‘. Dieses Hexa­ gramm ist wie das der Erde, nur fallen die Basislinien der beiden Dreiecke zusammen und bilden einen Diamanten. 155

XI) Zeichne das Hexagramm des Wassers in den Norden und sag: ,A R A R I T A‘. Bei diesem Hexagramm steht das untere Dreieck auf dem oberen, so daß ihre Spitzen auf­ einander zu liegen kommen.

(XII) Wiederhole I bis VII.

Das Ritual des Bannens ist identisch, nur daß die Rich­ tungen der Hexagramme zu vertauschen sind.

156

Das Größere Ritual des Hexagramms Anrufend

&

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9 Um Planeten oder Sternkreiszeichen anzurufen oder zu bannen. Nur das Hexagramm der Erde wird benutzt. Zeichne das Hexagramm, indem du mit dem Punkt beginnst, der dem betreffenden Planeten zugeordnet ist. (Vgl. 777, Spalte LXXXHI.) Also beginne um Jupiter anzurufen mit dem rechten Punkt des unteren Dreiecks, zeichne weiter im Uhrzeigersinn, dann das obere Dreieck von seinem linken Punkt angefangen und entsprechend.

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Zeichne das astrologische Siegel des Planeten ins Zen­ trum deines Hexagramms. Für den Stemkreis benutze das Hexagramm des Planeten, der das Zeichen, das du benötigst, regiert (Vgl. 777, Spalte XXXVIII), aber zeichne das astrologische Siegel des Zei­ chens statt das des Planeten. Für Caput et Cauda Draconis (Drachenkopf und Drachen­ schwanz, aufsteigenden und absteigenden Mondknoten — Anm. d. Übers.) nimm das Hexagramm des Mondes mit dem Siegel il oder IT. Um zu bannen, verkehre das Hexagramm. In allen Fällen nimm zuerst eine Beschwörung mit ,Ararita’ und als nächstes eine mit dem Namen des Gottes, der mit dem betreffenden Planeten oder Zeichen korrespon­ diert, vor. Die zu den Planeten gehörigen Hexagramme sind oben abgebildet. 2. Diese Rituale sollten ausgeführt werden, bis die gezeichneten Figuren in Flammen erscheinen, in Flam­ men physischen Flammen so ähnlich, daß sie vielleicht für die Augen eines Dritten, wo sich ein solcher befände, sicht­ bar sein könnten. Es wird behauptet, daß einige Leute durch diese Mittel die Fähigkeit erlangt haben, wirklich Feuer entzünden zu können. Sei es so oder nicht, diese Kraft ist nicht das erstrebte Ziel. 3. Erfolg im .Bannen* wird durch ein .Gefühl der Rein­ lichkeit* in der Atmosphäre angezeigt; Erfolg im .Anrufen* durch ein .Gefühl der Heiligkeit*. Unglücklicherweise sind diese Begriffe derart vag. Aber mindestens überzeuge dich davon: daß jegliches vorgestellte Zeichen oder Wesen augenblicklich dem Willen des Studenten gehorcht, wenn er das angemessene und ge­ eignete Zeichen benutzt. In hartnäckigen Fällen sollte die Form des passenden Gottes angenommen werden. 4. Die Rituale des Bannens sollten zu Beginn jeder Zere­ monie benutzt werden. Als nächstes sollte der Student eine allgemeine Anrufung benutzen, so wie die .Einleitende An159

rufung* in der GOETIA, ebensogut eine spezielle Anru­ fung passend zur Art seiner Arbeit. 5. Erfolg in diesen verbalen Anrufungen ist eine so sub­ tile Sache und seine Abstufungen sind so wenig nur von­ einander geschieden, daß es dem gesunden Menschenver­ stand des Studenten überlassen sein muß zu entscheiden, ob oder ob er nicht mit seinem Ergebnis zufrieden sein sollte.

V 1. Der Student befinde sich ruhig in einer der vorge­ schriebenen Haltungen. Er hat gebadet und ist mit einer Robe in der rechten Art bekleidet. Der Arbeitsplatz sollte frei von allen Störungen sein, und die einleitenden Reini­ gungen, Bannrituale und Anrufungen seien korrekt voll­ bracht, und zuletzt sei auch noch der Weihrauch entzündet. 2. Er soll sich seine eigene Gestalt (vorzugsweise ange­ kleidet mit den rechten magischen Gewändern und bewaff­ net mit den rechten magischen Waffen) den physischen Körper umschließend oder neben und vor ihm stehend vor­ stellen.

3. Dann soll er den Sitz seines Bewußtseins in die vorge­ stellte Gestalt verlegen, so daß es für ihn scheint, als sähe er mit deren Augen und höre er mit deren Ohren. Dies wird gewöhnlich die große Schwierigkeit bei dieser Unternehmung sein. 4. Dann soll er die vorgestellte Figur veranlassen, sich bis zu einer großen Höhe über der Erde in die Luft zu erheben. 5. Dann soll er anhalten und um sich sehen. (Manchmal ist es schwierig, die Augen zu öffnen.) 6. Vermutlich wird er sich ihm nähernde Gestalten sehen oder sich einer Landschaft bewußt werden. Er soll mit solchen Gestalten sprechen und auf Ant­ wort bestehen, indem er die geeigneten Pentagramme und Zeichen, wie sie oben gelehrt worden sind, benutzt. 160

7. Er soll nach seinem Willen reisen, entweder mit der Führung durch solche Gestalt oder Gestalten oder ohne sie. 8. Des weiteren soll er solche speziellen Anrufungen ver­ wenden, die ihm die einzelnen Orte, die er besuchen möch­ te, zu Augen bringen. 9. Er soll sich hüten vor den tausend subtilen Angriffen und Irreführungen, die er erfahren wird, indem er sorgfäl­ tig die Wahrheit von allen, mit denen er spricht, erprobt. So kann ein feindliches Wesen mit Herrlichkeit bekleidet sein; in solchem Fall wird das angemessene Pentagramm es einschrumpfen lassen und verderben.

10. Durch Praxis wird der Student unendlich wachsam in solchen Sachen werden. 11. Gewöhnlich ist es ganz leicht, in den Körper zurück­ zukehren, aber sollten irgendwelche Schwierigkeiten auf­ treten, wird die Praxis die Vorstellungskraft (wieder) fruchtbar machen. Zum Beispiel kann man in Gedanken einen Streitwagen aus Feuer mit weißen Pferden schaffen und dem Wagenlenker befehlen, zur Erde zu fahren. Es mag gefährlich sein, zu weit zu gehen oder zu lange zu bleiben, denn Müdigkeit muß vermieden werden. 12. Schließlich soll der Student den vorgestellten Körper, in dem gereist zu sein er annimmt, mit dem physischen übereinstimmen lassen, die Muskeln anspannen, den Atem einziehen und den Zeigefinger auf die Lippen legen. Dann soll er ,erwachen' mittels eines klar umgrenzten Willens­ aktes und sachlich und akkurat seine Erfahrungen aufzeich­ nen. Es kann hinzugefügt werden, daß dieses augenscheinlich komplizierte Experiment vollkommen leicht auszuführen ist. Am besten lernt man es, wenn man mit einer schon in dieser Sache erfahrenen Person zusammen ,reist*. Zwei oder drei Experimente sollten genügen, den Studenten selbstsicher und der Sache kundig zu machen. Vgl. auch The Seer (Der Seher — Anm. d. Übers.), S. 295—333, The Equinox I, 2. 161

VI 1. Das vorangehende Experiment hat nur wenig Wert und fuhrt kaum zu Ergebnissen von Wichtigkeit. Aber es ist empfänglich für eine Entwickelung, die in eine Art von Dharana — Konzentration - aufgeht, und mag als solche zu den höchsten Zielen führen. Der grundsätzliche Zweck der Übung im letzten Kapitel ist, den Studenten mit jeder Art Hindernis und Täuschung vertraut zu machen, so daß er vollkommener Meister jeder Idee, die in seinem Gehirn aufkommen mag, werden kann, um sie aufzugeben, zu ver­ wandeln, sie zu veranlassen, augenblicklich seinem Willen zu gehorchen. 2. Er soll genau so wie vorhin beginnen, nur mit der an­ gespanntesten und tiefsten Feierlichkeit, mit Ernst und Entschlossenheit. 3. Er soll sehr sorgfältig seinen vorgestellten Körper ver­ anlassen, sich in einer Linie exakt senkrecht zur Erdtan­ gente des Punktes, an dem sich sein physischer Körper be­ findet, zu erheben (oder um es einfacher zu sagen: gerade aufwärts). 4. Anstatt anzuhalten, soll er den Aufstieg fortsetzen, bis Müdigkeit ihn beinahe überwältigt. Falls er herausfindet, daß er, ohne es zu wollen, angehalten hat, und daß Gestal­ ten erscheinen, so soll er sich um jeden Preis über sie erhe­ ben. Ja, obwohl sein Leben auf seinen Lippen zittere, soll er seinen Weg aufwärts und weiter erzwingen. 5. Dies soll er so lange fortsetzen, wie der Lebenshauch in ihm ist. Was ihn auch bedroht, ihn zu verlocken sucht und sei es selbst Typhon und all seine Feinde aus der Grube befreit und gegen ihn verbunden, sei es selbst vom Throne Gottes, daß eine Stimme tönte und ihn bäte zu bleiben und zufrieden zu sein — er soll weiter kämpfen, immer wei­ ter. 6. Zuletzt muß dann ein Augenblick kommen, in dem sein ganzes Wesen von Ermattung verschlungen wird, er überwältigt ist von seiner eigenen Trägheit. Dann soll er 162

sinken (wenn er nicht länger mehr ringen kann, obwohl seine Zunge durchbissen ist von der Anstrengung und aus seinen Nasenlöchern das Blut entströmt) in die Schwärze der Unbewußtheit, und danach, wenn er zu sich kommt, soll er sachlich und akkurat eine Aufzeichnung alles dessen schreiben, was vorgefallen ist, ja, eine Aufzeichnung all des Vorgefallenen.

163

Erläuterungen zu Liber O Zu Punkt I, 2: Ursprünglich sind die Sephiroth die zehn Urzahlen gewesen, auf denen das Wirkliche sich begründet. Bei den mittelalter­ lichen Kabbalisten verwandelte sich dieser Begriff. Nun sind sie die Potenzen, in denen sich die wirkende Gottheit darstellt, in denen sie .Gesicht gewinnt*: das verborgene Gesicht Gottes, in seiner Verbor­ genheit durch sie für uns in Gestalt eintretend, ist sein uns zuge­ wandtes, dessen Erscheinung sich auf zehn Stufen äußert, verhüllt und offenbart. Diese zehn Stufen sind Aspekte desselben, verschie­ dene Attribute der Gottheit, aber auch ihre Emanationen in abstei­ gender Reihenfolge. Sie wachsen gleich einem Baum in die Schöp' fung. Keine Sephira ist ohne die andere denkbar, nur im Aufeinan­ derbezogensein innerhalb des Baumes existieren sie, sind der Welten­ baum und der Baum des ewigen Lebens, auch der der Erkenntnis. Die Sephiroth korrespondieren mit den Karten der vier verschiede­ nen Farben des Tarot, die sie verbindenenden Pfade mit den Trümp­ fen von 0 bis 21. Daher sind die Spalten des Buches 777 von den Zahlen 1 bis 10 den Sephiroth zugeordnet, von den Spalten 11 bis 32 den Pfaden. So ist ein genaues und trotzdem anwendbares System von Entsprechungen entstanden. Man möge bemerken, daß die Einstellung Crowleys in diesem Punkt keinen Glauben voraussetzt, sondern nur auf die Erfahrung des Kandidaten rechnet sowie dessen Offen-sein für neue Erkennt­ nisse. Zu Punkt I, 4: Asanas sind die Stellungen (siehe Liber E), Pranayama die Schulung des Atems (siehe Liber Ru) und Dharana das Zusammenziehen, Konzentrieren, des Geistes (siehe Liber IIP). Zu Punkt II, 2: Crowley nimmt hier absichtlich ein Beispiel, das etwas kompliziert ist, und mit den bloßen Auszügen aus 777 nicht recht nachzuvollziehen. Man mache sich ein eigenes Beispiel anhand der hier abgedruckten Tabellen. Zu Punkt III, 1—2: Dies ist eine im indischen und tibetischen Raum sehr bekannte Übung. Entsprechende Beispiele findet man in Yoga und Geheimlehren Tibets von W. Y. Evans-Wentz. Auch hier wird zumeist ein Gott imaginiert, der zuerst auf dem eigenen Kopf thront, dann ins Herz herabsinkt, größer wird, so daß die Gestalt des Übenden und die des Gottes miteinander verschmelzen, vielleicht sogar noch größer wird, daß die beiden identischen Formen das ganze Universum einnehmen, oder kleiner wird, so daß sie fast zu ver­ schwinden scheinen. Die Vision wird in der Leere, im klaren, strah­ lenden Licht aufgelöst. Diese Systeme von Zuordnungen und Ent­ sprechungen (.Korrespondenzen*) sind ebenso genau und vielschich­ tig aufgebaut wie das hier benutzte.

164

Zu Punkt III, 4: Auch diese Übung, in der die Worte eines Namens oder eines Mantras mit dem Luftstrom verbunden werden, der durch die Nasenlöcher in den Körper fließt, stammt aus den hin­ duistischen bzw. buddhistischen Yoga-Systemen. Man sollte sich die Angaben des Liber Ru und die beiden Skizzen dort vergegenwärtigen. Während der indische Mystiker sitzt, bezieht sich die hier gegebene Übung auf den stehenden Menschen, deshalb geht der Strom des Atems bis zu den Füßen. In diesem Sinne muß man die beim Liber Ru gegebenen Abbildungen verlängern; ansonsten entsprechen die Zentren den indischen. Natürlich kann man bei Göttern, deren Position anders ist, wie bei Harpokrates oder Phthah nicht mit ausgestreckten Armen stehen. Die unter den Punkten 1 —3 des vierten Kapitels gegebenen Bannund Anrufungsrituale sind besonders gründlich zu studieren und zu üben. Es kann bisweilen sehr wichtig — um nicht zu sagen: lebens­ wichtig — sein, sie zu beherrschen. Ihnen entsprechen zum Beispiel bei den tibetischen Buddhisten unter anderem die VajrasattvaReinigungs-Meditationen. Da dies System sich in diesem Punkt aber als komplizierter erweist, ist das hier angeführte vorzuziehen. (Die entsprechenden Golden Dawn-Rituale — das ist der Magische Orden, dem Crowley zuerst angehörte - findet man in Regardie, The Golden Dann, Band I, Seite 105 und folgende sowie Band III, Seite 20 und folgende.) Zu ,Ararita‘ siehe die Skizze unten. Es ist einer der Namen Gottes. Als zweite Skizze ist der Kadukäos mit den Sephiroth angefügt.

165

1

N

n Der Hermesstab (Kadukaos) mit dem Sephiroth; der Stab und die .Mutter“; Hermesstäbe; .ARITA“

166

Liber HHH Sub figura CCCXLI Continet capitula tria: MMM, AAA et SSS

I

MMM

„Ich erinnere mich an einen bestimmten heiligen Tag im Dunkel des Jahres, in der Abenddämmerung des Äquinox des Osiris, an dem ich dich das erste Mal sichtbar erschaute, an dem zuerst der furchtbare Streit ausgefochten wurde, an dem der Ibis-Köpfige den Hader hinwegzauberte. Ich er­ innere mich an deinen ersten Kuß, so wie ein Mädchen es sollte. Auch nicht in den dunklen Nebenwegen gab es einen anderen: deine Küsse dauern fort.“ Liber Lapidis Lazuli. VII, 15.16 0. Sitz in deinem Asana, trage die Robe des Neophyten, die Kapuze heruntergezogen. 1. Es ist eine schwere und warme Nacht, kein Stern steht am Himmel; kein Hauch des Windes beunruhigt die Oberfläche der See, das bist du, kein Fisch spielt in deinen Tiefen. 2. Laß einen Windhauch aufkommen und die Wasser kräuseln. Ihn sollst du auch auf deiner Haut spielen fühlen. Er wird deine Meditation zwei- oder dreimal stören, ehe du diese Ablenkung besiegt haben wirst. Aber sofern du ihn nicht das erste Mal gefühlt hast, ist jener Hauch nicht auf­ gekommen. 3. Als nächstes wird die Nacht von einem Blitz zerrissen. Auch diesen solltest du in deinem Körper fühlen, der durch die Erschütterung zerspringen und hochschießen sollte, und auch das muß sowohl erlitten wie überwunden werden. 4. Nach dem Blitz bleibt im Zenith ein winziger Punkt Licht. Und dieses Licht soll strahlen, bis ein senkrechter Kegel auf der See errichtet ist, und es ist Tag. 167

Zugleich soll dein Körper starr werden, und du sollst das andauem lassen und dich in dein Herz zurückziehen, und zwar in der Form eines aufrechtstehenden Eies der Schwär­ ze; und dort drinnen sollst du bleiben. 5. Wenn all dies vollkommen und leicht nach Wunsch ausgeführt ist, soll sich der Kandidat einen Kampf mit der ganzen Stärke und Kraft des Universums vorstellen. Darin wird er einzig von seiner Genauigkeit gerettet. Jedoch wird er am Ende vom Tod überwunden, der ihn mit einem schwarzen Kreuz bedeckt. Sein Körper soll mit ausgestreckten Armen auf den Rücken fallen. 6. So liegend soll er inbrünstig nach dem Heiligen Schutz­ engel verlangen. 7. Nun soll er seine frühere Position wieder einnehmen. Zwei und zwanzig Mal soll er sich vorstellen, daß er von einer Schlange gebissen wird, und das Gift davon soll er sogar in seinem Körper spüren. Und jeder Biß soll von einem Adler oder Falken geheilt werden, der die Flügel über seinem Kopf spreizt und einen heilenden Tautropfen auf ihn fallen läßt. Jedoch soll der letzte Biß so schrecklich sein — ein plötzlicher Biß im Nacken —, daß er zu sterben scheint, und der letzte heilende Tropfen soll von solcher Wirksamkeit sein, daß er auf die Füße springt. 8. Nun soll sich in seinem Ei ein rotes Kreuz befinden, dann ein grünes, dann ein goldenes, dann ein silbernes, und weiter derartige Dinge mit diesem Schatten. Hierin ist Stille, denn er, der die Meditation recht ausgeführt hat, wird die innere Bedeutung davon verstehen, und es wird als eine Probe seiner selbst und der anderen dienen. 9. Er soll nun als ein Ei, aber nicht mehr eins der Schwärze, in der Pyramide oder dem Kegel aus Licht ver­ weilen. . 10. Dann soll der Körper die Position des .Gehängten* einnehmen und sich mit all seinen Kräften nach dem Hei­ ligen Schutzengel sehnen. 168

11. Die Gunst, die ihm geschenkt worden ist, läßt ihn mystisch an der Eucharistie der fünf Elemente teilhaben und Licht in Ausbreitung verkündigen; ja, läßt ihn Licht in Ausbreitung verkündigen.

II

AAA

„Diese lösen die Binden des Leichnams; diese befreien die Füße des Osiris, so daß der flammende Gott mit seinem wunderbaren Speer durch das Firmament rasen kann.“ Liber Lapidis Lazuli. VII, 3 0. Sitz in deinem Asana, oder liege in Shavasana oder in der Stellung des sterbenden Buddha. .l.Denk an deinen Tod. Stelle dir die verschiedenen Übel vor, die dich angreifen können, oder Unfälle, die dich überraschen, den ganzen Prozeß des Sterbens, immer in Hin­ blick auf dich selbst. (Eine nützliche Vorbereitung ist es, Bücher über Patho­ logie zu lesen, Museen und Sektionssäle zu besuchen.) 2. Fahre mit dieser Übung fort, bis der Tod vollständig ist; folge dem Leichnam durch die Stadien der Einbalsa­ mierung, der Umhüllung und des Begräbnisses. 3. Nun stell dir einen heiligen Atem vor, wie er in deine Nasenlöcher eindringt. 4. Als nächstes stell dir vor, wie ein heiliges Licht die Augen erleuchtet. 5. Nun stell dir vor, wie die heilige Stimme die Ohren weckt. 6. Nun stell dir einen heiligen Kuß auf die Lippen ge­ drückt vor. 7. Als nächstes stelle dir vor, wie die heilige Energie die Nerven und Muskeln beseelt, und konzentriere dich auf das Phänomen, das schon unter 3. beobachtet worden ist, die Wiederherstellung des Kreislaufs. 169

8. Zuletzt stell dir die Rückkehr der Zeugungskraft vor, und benutze dies zur Befruchtung des Lichteis, in dem der Mensch gebadet wird. 9. Nun stelle dir vor, daß dies Ei die Sonnenscheibe ist, die im Westen niedergeht. 10. Laß sie in Schwärze versinken, getragen von der Barke des Himmels auf dem Rücken der heiligen Kuh Hathor. Und es kann sein, daß du das Stöhnen von dort hörst. 11. Nun soll es schwärzer als alle Schwärze werden. Und in dieser Meditation solltest du völlig ohne Furcht sein, denn die Schwärze, die auftreten wird, ist eine Sache schrecklicher, als du verstehen kannst. Und es wird geschehen, daß, wenn du diese Meditation gut und richtig ausgeführt hast, du plötzlich das Brummen eines Käfers hören wirst. 12. Dann nun sollte die Dunkelheit vergehen, und mit rosa und goldener Farbe sollst du im Osten aufsteigen, mit dem -Schrei eines Falken, den du im Ohr widerklingen hörst. Schrill soll er sein, und rauh. 13. Zum Schluß sollst du dich erheben und in der Him­ melsmitte stehen, eine Kugel des Ruhms. Und dabei soll der mächtige Laut ertönen, den heilige Männer mit dem Gebrüll des Löwen verglichen haben. 14. Dann sollst du dich von der Vision zurückziehen und dich in der heiligen Form des Osiris auf seinem Thron sam­ meln. 15. Dann sollst du des wiederauferstandenen Gottes Triumphschrei hörbar wiederholen, so wie er dir von dei­ nem Superior gegeben worden ist. 16. Und wenn du dies vollbracht hast, magst du wieder in die Vision eintreten, die dadurch in Dir vervollkommnet werden soll. 17. Danach sollst du in deinen Körper zurückkehren und dem Allerhöchsten Gott I A I D A Dank sagen, ja dem Allerhöchsten Gott I A I D A. 170

18. Beachte wohl, daß diese Operation wenn möglich auf einem entlegenen und für die Werke der Lichtmagie konsekrierten Platz ausgeführt werden sollte. Auch daß der Tempel zeremoniell offen sein sollte, soweit du die Kennt­ nis und Fähigkeit hast, dies auszuführen, und das am Ende das Schließen sehr sorgfältig vollbracht werden sollte. Je­ doch genügt es in den vorbereitenden Übungen, sich selbst (furch Abolition, Ankleiden und durch die Rituale des Pentagramms und des Hexagramms zu reinigen. 0 — 2 sollte zuerst ausgeführt werden — bis einige Ver­ wirklichung erreicht ist; und die Übung sollte stets von einer heiligen Anrufung Apollos oder der Isis oder Jupi­ ters oder des Serapis gefolgt sein. Als nächstes nach einer schnellen Zusammenfassung führe 3—7 durch. Wenn dies vollbracht ist, füge 8 hinzu. Dann 9 — 13. Dann, da du vorbereitet und gestärkt bist, gut fähig für das Werk, führe die ganze Meditation auf einmal durch. Und dies soll fortgesetzt werden, bis vollkomme­ ner Erfolg darin erreicht ist. Denn dies ist eine mächtige und heilige Meditation, die sogar über den Tod Macht hat, ja sogar Macht hat über den Tod. (Bemerkung von Frater O.M. (i.e. Crowley - der Übers.). Die Konzentration während dieser Meditation mag zu jeder Zeit Samadhi zustande bringen. Dies ist zu fürchten und zu vermeiden, mehr noch als jedes andere Durchbrechen der Kontrolle, denn dies ist die fürchterlichste Kraft, die einen heimzusuchen, zu besitzen und in Besessenheit zu bringen droht. Es liegt auch einige Gefahr akuten melancholischen Wahns in Punkt 1.)

171

III

sss „Du bist ein schönes Wesen, weißer als eine Frau in der Säule dieser Schwingung. Ich schieße senkrecht hoch wie ein Pfeil und werde jenes Himmlische. Aber es ist Tod und die Flamme des Scheiterhaufens. Steige hinauf in der Flamme des Scheiterhaufens, o meine Seele! Dein Gott ist wie die kalte Leere des äußersten Him­ mels, in den du dein weniges Licht verstrahlst. Wenn du mich kennen sollst, o leerer Gott, soll meine Flamme sich völlig in deine große N.O.X. ausatmen.“ Liber Lapidis Lazuli. I, 36 —40. 0. Sitz in deinem Asana, vorzugsweise dem Donnerkeil. Es ist sehr wichtig, daß die Wirbelsäule senkrecht ist. 1. In dieser Übung ist die Höhle des Kopfes die Yoni, die Wirbelsäule der Lingam. 2. Konzentriere deine Gedanken der Anbetung im Ge­ hirn. 3. Nun fange an, die Wirbelsäule in dieser Art zu er­ wecken: konzentriere deinen Gedanken von dir selbst in der Basis der Wirbelsäule und bewege ihn stufenweise allmählich hoch. Dadurch wirst du deiner Wirbelsäule bewußt werden und jeden Wirbel als eine separate Einheit empfinden. Dies muß vollständigst und ganz erreicht werden, ehe mit der weiteren Übung begonnen wird. 4. Als nächstes bete das Gehirn an wie vorher, aber stelle dir seinen Inhalt als unendlich vor. Betrachte es als den Schoß der Isis oder den Körper von Nuit. 5. Als nächstes identifiziere dich mit der Basis der Wirbelsäule wie schon vorher, aber stelle dir ihre Energie als unbegrenzt vor. Erachte es als den Phallus des Osiris oder Hadits. 172

6. Diese beiden Konzentrationen 4 und 5 können bis zum Samadhi weitergetrieben werden. Doch verliere nicht die Kontrolle über den Willen, laß Samadhi nicht darin dein Meister werden. 7. Dann nun, indem du dir des Gehirns und der Wir­ belsäule bewußt bist und unbewußt alles anderen, ver­ bildliche dir den Hunger des einen nach dem anderen, die Leere des Gehirns, den Schmerz der Wirbelsäule, gerade wie die Leere des Raums und die Ziellosigkeit der Materie. Und falls du in der Eucharistie auf beide Weisen erfahren bist, wird es deiner Imagination hier behilflich sein. 8. Laß diese Agonie wachsen, bis es unerträglich wird, und widerstehe jeder Versuchung mit dem Willen. Nicht ehe dein ganzer Körper in Schweiß gebadet ist, und mag es in Blutschweiß sein, und nicht ehe ein Schrei unerträg­ licher Qual deinen geschlossenen Lippen entrissen ist, sollst du weiterschreiten. 9. Nun laß einen Strom von Licht, tief azurblau mit Scharlach gefleckt, die Wirbelsäule hoch und nieder passie­ ren, als ob er dann gegen dich selbst anstieße, der du #usammengerollt an der Basis als Schlange liegst. Dies soll außerordentlich langsam und subtil geschehen. Und obwohl es von Freude begleitet ist, widerstehe; und obwohl es von Schmerz begleitet ist, widerstehe. 10. Dies sollst du foftsetzen, bis du erschöpft bist, ohne je mit der Kontrolle nachzulassen. Bis du nicht diese Sektion 9 eine Stunde lang ausüben kannst, gehe nicht voran. Und ziehe dich durch einen Willensakt aus der Meditation zurück und gehe zu einem leichten Pranayama ohne Kumbhakam über und meditiere über Harpokrates, den schweigenden, jungfräulichen Gott.

11. Dann zuletzt, wenn du mit Körper und Geist gut geübt bist, in Frieden fest, unter einem freundlichen Ster­ nenhimmel, des Nachts, bei ruhigem und warmem Wetter, magst du die Bewegung des Lichtes beschleunigen, bis es 173

unabhängig von deinem Willen vom Gehirn und der Wir­ belsäule aufgenommen wird. 12. Und falls du in dieser Stunde sterben solltest, steht nicht geschrieben „Gesegnet sind die Toten, die im Herrn sterben“? Ja, Gesegnet sind die Toten, die im Herrn sterben!

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Erläuterungen zu Liber HHH

Das hebräische ,He‘ ist der Mutter zugeordnet; Aleph, Mem und Shin sind in der Kabbalah des Sepher Jesirah die Mütter. „Drei Mütter A M Sh, Feuer, Luft und Wasser, die Erzeugung des Himmels ist das Feuer, die Erzeugung der Luft ist der Wind und die Erzeugung der Erde ist das Wasser; das Feuer oben, das Wasser unten und die Luft ist eine schwankende Satzung zwischen beiden.“ (Sepher Jesirah, übersetzt von Lazarus Goldschmidt, Frankfurt, 1894, S. 56) Aleph - Wind: Luft auf der Welt, Gemäßigtes im Jahr, Leib im Körper; Mem - Wasser: Erde auf der Welt, Kälte im Jahr, Bauch im Kör­ per; und Shin — Feuer: Himmel auf der Welt, Wärme im Jahr, Kopf im Körper sind die dort hergestellten Korrespondenzen. (Mem = 40) + (Aleph = 1) + (Shin = 300) = 341. Liber Liberi vel Lapidis Lazuli, Adumbratio Kabbalae Aegyptiorum, Sub figura VII sind die Geburtsworte eines Magister Templi; dieses Buch bietet eine Ahnung von der Einweihung eines Meister des Tempels. Der Titel lautet übersetzt: Das Buch des Frei-Gebore­ nen oder des Lapis Lazuli, Umriß der Kabbalah der Ägypter. Zu Punkt 1, 2: Im englischen Text heißt es ,Breath‘. Dies be­ deutet Windhauch und Atem zugleich; der Absatz ist wie andere sowohl innerlich wie äußerlich zu verstehen. Zu Punkt I, 3: Das könnte auf die Tarot-Karte XVI anspielen, auf der ein Turm von einem Blitz getroffen wird. Zu Punkt 1, 6: siehe Liber Samekh. Zu Punkt I, 7: Es gibt zweiundzwanzig Buchstaben des hebrä­ ischen Alphabetes und ebensoviele Pfade zwischen den Sephiroth. Zu Punkt I, 10: Siehe die entsprechende Karte desTarot, Nr. XII, der Gehängte, die dem Buchstaben Mem zugeordnet ist. Zu Punkt II, 0: Die Stellung des sterbenden Buddha: er liegt auf der rechten Seite und hat den Kopf auf den rechten Arm ge­ stützt. Ab Punkt 9 geht diese Übung ins Kosmische über. Man sollte bei diesem Nachvollziehen des Sterbens Vorsicht walten lassen. Zu Punkt II, 10: Hathor, ,Haus des Horus“, ist eine Göttin mit ausgeprägt mütterlichen Zügen, obwohl sie als ,Auge‘ des Sonnen­ gottes auch den Feinden Verderben bringen mochte. In Theben wurde sie als Totengöttin verehrt. Sie wird als Frau mit Kuhgehörn und Sonnenscheibe oder auch ganz als Kuh dargestellt.

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Zu Punkt II, 12: Es gab eine Reihe Götter in Ägypten, die als Falke dargestellt werden konnten. Horus ist der bekannteste. Zu Punkt II, 13: Der Löwe als Cherub des Feuers, siehe 777, Spalte XXXVIII, Zeilen 19 und 3 1. Zu Punkt II, 17: Einer der Enochischen Namen für Gott. Enochisch ist die von John Dee entdeckte Sprache der Engel. Zu Punkt II, 18: Für die Rituale des Pentagramms und des Hexa­ gramms siehe Liber 0. Zu Punkt III, 0: Der Donnerkeil, siehe oben, Liber E. Bei dieser Übung ist es wichtig, die Wirbelsäule senkrecht zu halten, damit der Fluß der Energien, des Prana, durch die fein­ stofflichen Kanäle nicht behindert wird. Man möge weitere Bücher über ähnliche Übungen lesen, wenn einem dies nützlich ist. (Avalon, Die Schlangenkraft, Barth-Verlag, 1971;H.-U. Rieker, Das klassische Yoga-Lehrbuch Indiens, Rascher, Zürich, 1957; M. Miyuki, Kreisen des Lichtes, Die Erfahrung der goldenen Blüte, Barth-Verlag, 1972; und ähnliche.) Diese Meditationsanweisung Crowleys ist eine gelungene Über­ tragung dieser Vorstellungen in den westlichen Geistesraum. Jedoch sollte man unbedingt vorher die Atemtechnik und das Sitzen üben. Zu Punkt III, 4 und 5: Isis und Osiris werden hier mit Nuit und Hadit gleichgesetzt. Man kann eine der Fassungen des Mythos lesen (am ausführlichsten natürlich bei Plutarch, Über Isis und Osiris). Zu Punkt 111, 6: Samadhi ist hier die äußerste Stufe der Konzen­ tration, wie sie auch von Patanjali in seinen Yoga-Sutras geschildert wird. Die erste Stufe ist Dharana, das Gerichtethalten des Geistes, die zweite, Dhyana, bildet schon einen nicht unterbrochenen Strom, der, wenn er alle Formen verläßt, zu Samadhi wird. Zu Punkt III, 7: Hier sollte man sich noch einmal die Bedeutun­ gen von Nuit und Hadit vergegenwärtigen; die Leere des Gehirns u.s.w. sind Bilder des unendlichen Raumes von Nuit. Die Eucha­ ristie auf beide Weisen ist ein Symbol, das wir hier nicht entschlei­ ern können; aber der diese Übung recht versteht, ahnt es, weiß es und wird es erfahren. Die Punkte 8 bis 10 dieser Übung finden sich unseres Wissens in den indischen Entsprechungen nicht. Dem Buchstaben Shin ist der XX. Trumpf des Tarot, der Äon, oder in der alten Symbolik, ,Das Jüngste Gericht', zugeordnet. Auf ihr findet man die ganze Übung sinnbildlich dargestellt.

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Liber Turris vel Domus Dei

Sub figura XVI

0. Diese Übung ist sehr schwierig. Der Student kann nicht auf viel Erfolg hoffen, bis er nicht gänzlich Asana beherrscht und eindeutigsten Erfolg in den Meditations­ übungen der Bücher E und HHH erlangt hat. Andererseits ist jeder Erfolg bei dieser Übung von einem außerordentlich hohen Charakter, und zugleich ist der Student hier weniger der Einbildung und Selbst­ täuschung ausgesetzt als in jeder anderen, die Wir be­ kannt gemacht haben. 1. Erster Punkt. Der Student sollte zuerst für sich die augenscheinliche Lage des Punktes im Gehirn, an dem seine Gedanken aufsteigen, entdecken, falls es einen solchen gibt. Falls nicht, so sollte er die Lage des Punktes, wo seine Gedanken beurteilt werden, suchen. 2. Zweiter Punkt. Ebenso muß er in sich einen Willen zur Zerstörung, sogar einen Willen zur Vernichtung ent­ wickeln. Es kann sein, daß er diesen in unermeßlicher Entfernung von seinem physischen Körper entdeckt. Nichtsdestoweniger muß er ihn erreichen und sich mit ihm identifizieren, sogar falls dies den Verlust seiner selbst bedeutete. 3. Dritter Punkt. Dann soll der Wille wachsam den Punkt, wo die Gedanken aufkommen, oder den Punkt, wo sie beurteilt werden, beobachten, und jeder Gedanke soll, wenn er wahrgenommen oder beurteilt wird, vernich­ tet werden. 4. Vierter Punkt. Als nächstes soll jeder Gedanke bei seinem Entstehen zurückgehalten werden. 5. Fünfter Punkt. Als nächstes sollen sogar die Ursa­ chen oder Neigungen, die, falls sie unbehindert blieben, in Gedanken resultierten, entdeckt und vernichtet wer­ den. 177

6. Sechster und Letzer Punkt. Die wahre Ursache von Allem soll entschleiert und vernichtet werden. 7. Dies ist das, was von Weisen aller Zeiten gesprochen worden ist, und was die Zerstörung der Welt durch Feuer betrifft, ja, die Zerstörung der Welt durch Feuer. 8. (Dies und die folgenden Verse sind modernen Ur­ sprungs.) Der Student soll daran denken, daß jeder Punkt eine genau umgrenzte Erlangung von großer Schwierigkeit bedeutet. 9. Er soll sich nicht an den zweiten wagen, ehe er nicht mit seiner Meisterschaft im ersten zufrieden ist. 10. Diese Übung ist auch das, was von Frater P. in einer Parabel wie folgt ausgesprochen worden ist: 11. (Der Genauigkeit halber geben wir die englische Fassung wieder und schließen eine deutsche Prosaüber­ tragung an. - Anm. d. Übers.)

Foul is the robber stronghold, filled with hate; Thief strangling thief, and mate at war with mate, Fronting wild raiders, all forlorn to Fate! There is nor health nor happiness therein. Manhood is cowardice, and virtue sin. Intolerable blackness hems it in.

Not hell’s heart hath so noxious a shade; Yet harmless and unharmed, and undismayed, Pines in her prison an unsullied maid. Penned by the master mage to his desire, She baffles his seductions and his ire, Praying God’s all-annihilating fire. The Lord of Hosts gave ear unto her song; The Lord of Hosts waxed wrathful at her wrong. He loosed the hound of heaven from its thong.

Violent and vivid smote the levin flash. Once the tower rocked and cracked beneath its lash, Caught inextinguishable fire; was ash. 178

But that same fire that quelled the robber strife, And struck each being out of lust and life, Left the mild maiden a rejoicing wife. (Ruchlos ist das Räuberbollwerk, hassgefüllt; Dieb erwürgt Dieb, und der Gatte bekriegt die Gattin; Sie stehen wilden Angreifern gegenüber, alle dem Schicksal ausgeliefert!

In ihm ist weder Gesundheit noch Glück. Männlichkeit ist Feigheit, Tugend Sünde. Unerträgliche Schwärze umzingelt es. Das Herz der Hölle hat keinen so schädlichen Schatten; Doch unschuldig und unverletzt und unverzagt Schmachtet in ihrem Kerker eine unbefleckte Maid.

Vom Meister-Magier zu seinem Begehr eingeschlossen, Vereitelt sie seine Verführungen und seinen Zorn, Betet zu Gottes all-vernichtendem Feuer. Der Herr der Heerscharen schenkte ihrem Gesang Gehör: Der Herr der Heerscharen wurde bei ihrer Kränkung grimmig Er löste den Himmelshund von seiner Kette.

Heftig und leuchtend schlug der Blitz ein. Der Turm schwankte und krachte unter seinem Hieb, Fing unlöschbares Feuer, wurde Asche. Aber das gleiche Feuer, das den Räuberstreit erstickte, Und jedes Wesens Begier und Leben tilgte, Ließ die sanfte Maid als frohe Frau zurück.)

1 2. Und diese:

13. There is a well before the Great White Throne That is choked up with rubbish from the ages; Rubble and clay and sediment and stone, Delight of lizards and despair of sages.

Only the lightning from His hand that sits, And shall sit, when usurping tyrant falls. Can purge that wilderness of wills and wits, Let spring that fountain in eternal halls. 179

(Eine Mauer steht vor dem Großen Weißen Thron, Die wird erdrückt vom Kehricht aller Zeiten, Von Schotter, Lehm, Ablagerung und Stein, Freude der Eidechsen, Verzweifelung der Weisen.

Nur der Blitz von Seiner Hand, der sitzt, Und sitzen wird, wenn der eigenmächtige Tyrann fällt, Kann diese Wildernis aus Willen und geistigen Fähigkeiten reinigen, Die Quelle in ewigen Hallen entspringen lassen.)

14. Und diese;

15. Sulphur. Salt, and Mercury: Which is master of the three? Salt is Lady of the Sea; Lord of Air is Mercury.

Now by God’s grace here is salt Fixed beneath the violet vault. Now by God’s love purge it through With our right Hermetic dew.

Now by God wherein we trust Be our sophic salt combust. Then at last the Eye shall see Three in One and One in Three.

Sulphur. Salt, and Mercury, Crowned by Heavenly Alchemy! To the One who sent the Seven Glory in the Highest Heaven! To the Seven who are the Ten Glory on the Earth. Amen! (Schwefel, Saiz und Mercurius: Wer ist der Meister von den Drein? Saiz ist die Herrin der See; Der Herr der Luft: Mercurius.

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Nun, durch Gottes Gnade ist hier Salz Verfestigt unter dem violetten Himmelsgewölbe.

Nun durchläutere es mit Gottes Liebe Mit unserm rechten Hermetischen Tau. Nun sei durch Gott, auf den wir vertrauen, Unser philosophisches Salz verbrannt.

Dann zuletzt soll das Auge erschauen Drei in Linern, Eins in Drein, Schwefel, Salz und Mercurius, Gekrönt durch Himmlische Alchymie! Dem Einen, der die Sieben sandte Sei Herrlichkeit im Höchsten Himmel!

Den Sieben, die die Zehn sind. Sei Herrlichkeit auf Erden, Amen!)

16. Und die Schwierigkeiten dieser Übung wie auch deren Ergebnisse, die sie belohnen, diese Dinge sollen vom rechten Erfindergeist des Practicus entdeckt werden.

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Erläuterungen zu Liber Turris

Der Turm oder das Haus Gottes ist der XVI. Trumpf des Tarot. Eine Skizze der alten Karte befindet sich auf der nächsten Seite, die mit dem Kommen des Neuen Äons veränderte Symbolik ist ausführlich in The Book of Thoth beschrieben. Auf dem unteren Teil zerstören Blitze und Flammen das alte Aon, aus dem Turm fallen Gestalten. Crowley verweist in diesem Zusammenhang auf Shiva, den indischen Gott, der auf seinen Anhängern tanzt, den Zerstörer, der damit symbolisiert, daß alle Manifestationen nur Hindernisse sind und zerstört werden müssen, um Befreiung zu er­ langen. Wenn man diese Übung ausführung möchte, schaue man sich vor­ her nochmals die Bücher E, R V, III vel Jugorum und HHH an. Das Gedicht unter Punkt 13 spielt wieder auf die Tarot-Karte an. Das nächste hingegen bedient sich alchymistischer Symbolik. Schwefel, Salz und Quecksilber sind die drei Elemente, siehe 777, Spalte LX1X. Man wird bemerken, daß es kaum möglich ist, alle Nuancen der englischen Gedichte ins Deutsche zu übertragen. Trotzdem hoffen wir, daß es uns im allgemeinen gelungen sein möge, hier eine hilf­ reiche deutsche Fassung herzustellen.

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Der Turm oder das Haus Gottes; Schwefel & Quecksilber - Sonne & Mond

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Liber A vel Armorum Sub figura CCCCXI1

„Den Obeah und den Wanga; das Werk des Stabes und des Schwertes; diese soll er lernen und lehren.“ Liber L. 1.37 Das Pentagramm Nimm reines Wachs oder eine Goldplatte, vergoldetes Silber oder Elektrum Magikum. Der Durchmesser soll acht Zoll (das sind ungefähr 20 cm. - Anm. d. Übers.) und die Stärke einen halben Zoll (ungefähr 1,5 cm. - Anm. d. Übers.) betragen. Der Neophyt soll mit seinem Verständnis und seinem Erfindergeist ein Symbol, das das Universum repräsentiert, ersinnet). Sein Zelator soll es gutheißen. Der Neophyt soll dasselbe mit eigener Hand und Waffe in seine Platte gravieren. Wenn es fertig ist, soll es geweiht werden, so wie er das Können besitzt, es auszuführen, und es soll in sma­ ragdgrüne Seide gewickelt aufbewahrt werden. Der Dolch Der Zelator soll ein Stück reinen Stahles nehmen und es schmieden, schleifen, schärfen und polieren, wie es ein Schwertschmied tut. Weiterhin soll er ein Stück Eichenholz nehmen und ein Heft schnitzen. Die Länge soll acht Zoll betragen. Mit seinem Verständnis und seinem Erfindergeist soll er ein Wort, das das Universum repräsentiert, ersinnen. Sein Practicus soll es gutheißen. Der Zelator soll dasselbe mit eigener Hand und Instru­ menten in seinen Dolch gravieren. Weiterhin soll er das Holz seines Heftes schmücken. 184

Wenn er fertig ist, soll er geweiht werden, so wie er das Können besitzt, es auszuführen, und er soll in goldgelbe Seide gewickelt aufbewahrt werden. Die Schale Der Practicus soll ein Stück Silber nehmen und daraus eine Schale formen. Die Höhe soll acht Zoll und der Durchmesser drei Zoll (ungefähr 8 cm. - Anm. d. Übers.) betragen. Mit seinem Verständnis und seinem Erfindergeist soll er eine Zahl, die das Universum repräsentiert, ersinnen. Sein Philosophus soll es gutheißen. Der Practicus soll dieselbe mit eigener Hand und Instru­ menten auf seine Schale gravieren. Wenn sie fertig ist, soll sie geweiht werden, so wie er das Können besitzt, es auszuführen, und sie soll in azurblaue Seide gewickelt aufbewahrt werden.

Das Baculum (der Stab - Anm. d. Übers.) Der Philosophus soll einen Stab aus Kupfer nehmen, acht Zoll lang und einen halben Zoll im Durchmesser. Um die Spitze soll er eine dreifache Flamme aus Gold formen. Mit seinem Verständnis und seinem Erfindergeist soll er eine Tat, die das Universum repräsentiert, ersinnen. Sein Dominus Liminis soll sie gutheißen. Der Philosophus soll sie auf solche Weise ausführen, daß der Stab daran teilhaben kann. Wenn sie beendet ist, soll er geweiht werden, so wie er das Können besitzt, es auszuführen, und er soll in feurig scharlachrote Seide gewickelt aufbewahrt wer­ den.

Die Lampe Der Dominus Liminis soll reines Blei, Zinn und Queck­ silber mit Platin und falls nötig Glas nehmen. Mit seinem Verständnis und seinem Erfindergeist soll er eine Magische Lampe ersinnen, die ohne Docht und Öl brennen und vom Aethyr gespeist werden wird. 185

Diese soll er geheim und abgesondert vollenden, ohne seinen Adeptus Minor um Rat oder Billigung zu fragen. Der Dominus Liminis soll sie, wenn sie geweiht ist, im geheimen Zimmer der Kunst aufbewahren. Dies dann ist das, von dem geschrieben steht: „Wenn er bewaffnet und mit vollständiger Rüstung versehen ist, ist er der Göttin gleich.“ Und nochmals, „Ich bin bewaffnet, ich bin bewaffnet.“

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Erläuterungen zu Liber A Das Zitat stammt aus dem Liber Al vel Legis und zwar dem ersten Kapitel, nicht wie fälschlicherweise in der Erstausgabe (und in der von Symonds und Grant übernommen) angegeben dem zweiten. Obeah ist der Name einer westindischen und afrikanischen Magie, die die Verehrung der Schlange, Ob — hier mit Hadit gleichzusetzen, und die Projektion des Astralen Lichtes einschließt. Wanga ist die Entsprechung davon auf der Ebene des Wortes und des Geistes. Ob stellt den passive Strom der um den Stab des Hermes gewickelten Zwillingsschlangen dar, Od den aktiven. (Das Od Reichenbachs, die Energie der Kundalini, der im untersten Zentrum der Cakras zusammengerollten Schlange.) Das englische Wort ,Pantacle‘ ist mit Pentagramm übersetzt. Die Bedeutung dieser Waffe wird aus dem Text klar. Wenn man sich die Waffen anfertigen möchte, empfiehlt es sich, auch das Buch 4, Teil II (Magie) zu lesen (deutsch erschienen bei der Psychosophischen Gesellschaft Zürich). Es ist wichtig, daß nur man selbst die Instrumente der Magie bereitet; kein anderer kann dies für einen tun. ,Baculum‘, lateinisch, ist der Stock, der Stab, besonders der Hir­ ten- oder Augurenstab, auch das Zepter. ,Aethyr‘ ist der Äther, das alles verbindende Medium. Siehe Liber 418. Auf der nächsten Seite befinden sich Abbildungen der Waffen.

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t

Liber Astarte vel Berylli Sub figura CLXXV

0. Dieses ist das Buch, sich mit einer bestimmten Gott­ heit durch Verehrung zu vereinigen. 1. Erwägungen vor der Schwelle. — Erstens die Wahl einer bestimmten Gottheit betreffend. Diese spielt keine Rolle, so lange du eine zu deinem eigenen höchsten Wesen passend erwählst. Wie auch immer — diese Methode ist nicht so geeignet für Götter, die so streng wie Saturn oder so intellektuell wie Thoth sind. Aber bei jenen Gottheiten, die in sich selbst irgendwie an Liebe teilhaben, ist es eine vollkommene Methode. 2. Die wesentlichste Methode dieser Magischen Kunst betreffend. — Der Verehrer soll gut erwägen, daß, obwohl Christus und Osiris eins sind, doch der erstere mit christ­ lichen und der andere mit ägyptischen Riten verehrt wer­ den soll. Und dies, obwohl die Riten selbst zeremoniell gleichwertig sind. Es sollte jedoch ein Symbol geben, das das Überschreiten solcher Begrenzungen verkündet; und ebenso sollte es in Bezug auf die Gottheit selbst eine Bestätigung ihrer Identität sowohl mit allen glei­ chen Gottheiten anderer Nationen wie auch mit dem Höchsten, von dem alle nur eine teilweise Wiederspiegelung sind, geben. 3. Den bedeutendsten Ort der Verehrung betreffend. Das ist das Herz des Verehrenden und sollte symbolisch von dem Raum oder dem Fleckchen Erde, welches er am meisten liebt, repräsentiert werden. Und die geliebteste Stelle darin soll der Schrein seines Tempels sein. Höchst günstig gelegen ist also dieser Schrein, befindet er sich weltabgeschieden in Wäldern oder in einem privaten Ge­ hölz oder Garten. Jedoch sollte er vom Profanen beschützt sein 189

4. Das Bildnis der Gottheit betreffend. — Dort soll es ein Bild der Gottheit geben; erstens weil während der Meditation dadurch Achtsamkeit herbeigeführt wird, und zweitens weil dort hinein eine gewisse Kraft gelangt und es weiterhin bewohnt kraft der ausgeführten Zere­ monien; oder so wird gesagt, und Wir leugnen es nicht. Dies Bild sollte das schönste und vollkommenste sein, das der Verehrer fähig ist zu beschaffen; und wenn er imstande ist, es selbst zu malen oder zu schnitzen, ist es noch besser. Götter, mit deren Wesen kein Bild vereinbar ist, so wie Brahma und Allah oder Vorstellungen von Je­ hova aus der Zeit nach der Knechtschaft, sollten in einem leeren Schrein verehrt werden. 5. Des weiteren den Schrein betreffend. - Was die Aus­ schmückung anbelangt, so soll der Schrein passend einge­ richtet sein, in Übereinstimmung mit dem Buch 777. Mit Efeu und Kiefernzapfen für Bacchus, und vor ihn sollst du Weintrauben wie auch Wein stellen. So ehre Ceres mit Korn und Kuchen, Diana mit Mondkraut, hellen Kräutern und reinem Wasser. Weiter ist es gut, den Schrein mit Talismanen der Planeten, Sternzeichen und passenden Elemente zu stärken. Aber diese sollten im Verlauf seiner Verehrung dem rechten Erfindergeist des Philosophus angemessen und im Lichte des Buches 777 hergestellt werden. Auch ist es nichtsdestoweniger gut, wenn zuvor ein magischer Kreis mit den rechten Zei­ chen und Namen gemacht wird. 6. Die Zeremonien betreffend. — Der Philosophus soll seinem Erfindergeist folgend eine machtvolle Anru­ fung der besonderen Gottheit ausarbeiten. Aber sie soll aus diesen verschiedenen Teilen bestehen: Erstens - eine Verwünschung, wie die eines Sklaven gegen seinen Herrn. Zweitens — einen Eid, wie der eines Vasallen an seinen Lehensherrn. Drittens — ein Gedenken, wie das eines Kindes an seine Eltern. 190

Viertens — ein Gebet, wie das eines Priesters an seinen Gott. Fünftens — ein Gespräch, wie das eines Bruders mit seinem Bruder. Sechstens - eine Beschwörung, wie die eines Freundes an seinen Freund. Siebentens -- ein Madrigal, wie das eines Liebenden an seine Geliebte. Und gib wohl darauf acht, daß das erste von Scheu, das zweite von Treue, das dritte von Abhängigkeit, das vierte von Anbetung, das fünfte von Vertrauen, das sechste von Kameradschaft und das siebente von Leidenschaft geprägt sein sollte. 7. Des weiteren die Zeremonien betreffend. — Diese Anrufung soll dann der Hauptteil einer geordneten Zere­ monie sein. Der Philosophus soll bei dieser auf keinen Fall das Amt des Dieners übersehen. Er soll den Ort fegen und schmücken, mit Wasser oder Wein besprengen, wie seiner besonderen Gottheit angemessen, ihn mit Öl konsekrieren und mit solchen Ritualen, wie es ihm am besten dünkt. All das soll er mit Intensität und Genauigkeit tun. 8. Die Dauer und Zeit der Verehrung betreffend. Eine bestimmte Dauer soll für die Verehrung festgelegt werden. Und es wird gesagt, daß die geringste Zeit sieben bis neun Tage und die längste sieben bis neun Jahre sei. Die Zeremonie soll jeden Tag dreimal, mindestens jedoch einmal, vollzogen werden und der Schlaf des Philosophus sollte zum Zweck der Anbetung wenigstens einmal die Nacht unterbrochen werden; dies die Stunden betreffend. Nun mag es einigen am besten scheinen, feste Zeiten für die Zeremonie zu bestimmen. Anderen mag es schei­ nen, daß die Zeremonie ausgeführt werden sollte, wenn der Geist sie dazu hinreißt. Es gibt dafür keine Regel. 9. Die Roben und die Instrumente betreffend. - Für diese Kunst sollten der Stab und die Schale ausgewählt werden, niemals hingegen das Schwert oder der Dolch, niemals das Pentagramm, außer es ist zufällig von harmo191

nischem Wesen. Aber auch so ist es am besten, einzig Stab und Schale zu behalten, und falls man wählen muß, die Schale. Von den Roben ist die eines Philosophus und die eines Inneren Adepten am besten geeignet; oder aber auch die für den Dienst an der besonderen Gottheit passendste, wie eine Bassara für Bacchus, eine weiße Robe für Vesta. So kann man auch bei Vesta als Instrument die Lampe oder für Kronos die Sichel benutzen.

10. Weihrauch und Trankopfer betreffend. — Der Weih­ rauch sollte dem Wesen der besonderen Gottheit folgen, so Mastix für Mercur, Kretischer Diptam für Persephone; und die Trankopfer ebenso, also ein Absud von Nacht­ schatten für Melancholia, von Indischem Hanf für Uranus. (Der Philosophus sollte nicht leichtfertig damit umgehen; wir warnen die Unachtsamen! — Anm. d. Übers.)

11. Die Harmonie der Zeremonien betreffend. - Be­ rücksichtige all diese Dinge recht und ausführlich; in Sprache von größter Schönheit, begleitet auf den Befehl des Philosophus, wenn er das Talent dazu hat, von Musik und durchwoben, wenn seine Gottheit heiter ist, von Tanz. Und wenn all dies sorgfältig vorbereitet und geprobt ist, soll es täglich aufgeführt werden, bis es ganz rhyth­ misch mit seinen Bestrebungen ist und, wie es sollte, ein Teil seines Wesens.

\2.Die Verschiedenartigkeit der Zeremonien betref­ fend. — Da wir sehen, daß sich jeder Mensch in seinem We.sentlichen von jedem anderen Menschen unterscheidet, trotzdem sie in ihrem Kern sich gleich sind, sollten auch diese Zeremonien ihre Gleichartigkeit durch ihre Ver­ schiedenheit geltend machen. Aus diesem Grunde lassen wir dem rechten Erfindergeist des Philosophus hier viel Raum. 13. Das Leben des Verehrers betreffend. — Zuerst ein­ mal soll sein Lebenswandel so sein, daß er seiner besonde­ ren Gottheit gefällt. Wenn er also Neptun anruft, so soll 192

er fischen gehen, aber falls Hades, so soll er sich dem Wasser, das Diesem verhaßt ist, nicht nähern. 14. Des weiteren das Leben des Verehrers betreffend. Er soll aus seinem Leben jede Handlung, jedes Wort und jeden Gedanken, die der besonderen Gottheit verhaßt sind, wegstreichen; also bei Artemis die Unkeuschheit, bei Ares die Ausflüchte, das Ausweichen. Daneben sollte er jegliche Härte und Unfreundlichkeit jeder Art in Ge­ danken, Worten und Taten vermeiden, da er sieht, daß über der besonderen Gottheit die Eine ist, in der alle Eins sind. Doch mag er auch vorsätzliche Grausamkeiten begehen, wo seine besondere Gottheit Ihre Liebe auf diese Weise manifestiert, wie im Falle der Kali oder des Pan. (Und wiederum warnen wir die Unachtsamen, denn leicht ist es, sich schlechtes Karma für lange Zeiten zu erwerben. — Anm. d. Übers.) Und deshalb soll er vor dem Beginn seines Zeitraums der Verehrung entsprechend den Regeln des Liber Jugorum üben. 15. Des weiteren das Leben des Verehrers betreffend. — Da viele ganz von ihren Angelegenheiten in Anspruch ge­ nommen sind, soll nun bekanntgegeben werden, daß diese Methode den Bedürfnissen aller angepaßt werden kann. Und Wir bezeugen, daß dies Folgende die crux und quinta essentia der ganzen Methode ist. Als erstes, falls er kein Bild hat, soll er irgendetwas nehmen und es als ein Bildnis seines Gottes weihen. Ent­ sprechend mit den Roben und Instrumenten, Räucherun­ gen und Trankopfern; hat er nicht einen Schlafanzug als Robe, einen Spazierstock als Stab, ein brennendes Streichholz als Räucherwerk, ein Glas Wasser als Trank­ opfer? Aber alles, was er im Dienst an seiner besonderen Gott­ heit benutzt, jedes Ding, soll er weihen und es nicht durch anderen Gebrauch profanieren. (Wie aber könnte der Wahre Verehrer seiner Gottheit etwas profanieren? — Anm. d. Übers.) 193

16. Fortgeführt. — Als nächstes, falls seine Zeit knapp bemessen ist. Er soll mit seiner Anrufung geistig arbeiten, sie konzentrieren, und diese Anrufung in seinem Herzen ausführen, wann immer er Zeit hat. Und er soll jede Ge­ legenheit dazu eifrig nutzen. 17. Fortgeführt. — Drittens, wenn er die Gelegenheit hat und vorbereitet ist, soll er immer bestrebt sein, die Symbole in sich zu bringen, so daß sogar die ganze Zere­ monie in seinem wohlgeordneten Schrein sich im Innern seines Herzens abspielt, sozusagen im Tempel seines Körpers, von dem der äußere nur ein Bildnis ist. Denn im Gehirn ist der Schrein, und es gibt in ihm kein Bild, und der Atem des Menschen ist Weihrauch und Trankopfer. 18. Fortgeführt. - Weiterhin Beschäftigtsein betref­ fend. Der Verehrer soll im Alembic seines Herzens jeden Gedanken, jedes Wort und jede Tat in das geistige Gold seiner Verehrung transmutieren. Beim Essen soll er also sagen: ,,lch esse diese Nahrung in Dankbarkeit für meine Gottheit, die sie mir gesandt hat, damit ich für meine Verehrung Stärke gewinne.“ Oder beim Schlafen soll er sagen: „Ich lege mich nieder zum Schlafen und sage Dank für diese Wohltat von meiner Gottheit, damit ich für neue Verehrung erfrischt sein kann.“ Oder beim Lesen soll er sagen: „Ich lese dieses Buch, damit ich das Wesen meiner Gottheit studieren kann, so daß tieferes Wissen von Ihr mich zu tieferer Vereh­ rung inspirieren kann.“ Oder beim Arbeiten soll er sagen: „Ich steche meinen Spaten in die Erde, daß frische Blumen (Früchte u.s.w.) zu Seiner Ehre wachsen, und daß ich, durch Mühe ge­ reinigt, Ihn besser verehren kann.“ Oder was es auch immer ist, das er tut, er soll es durch­ denken und es durch die Umstände zu diesem einen Schluß bringen. Und er soll die Handlung nicht ausführen, ehe er dies getan hat. 194

Wie es in Liber VII, Kap. 5 (Liber Liberi vel Lapidis Lazuli, Adumbratio kabbalae aegyptiorum. - Die Ge­ burtsworte eines Meisters des Tempels. - Anm. d. Übers.) steht: ,,22. Jeder Atemzug, jedes Wort, jeder Gedanke ist ein Akt der Liebe zu dir. 23. Mein Herzschlag ist das Pendel der Liebe. 24. Meine Gesänge sind die verliebten Seufzer. 25. Meine Gedanken sind schieres Entzücken. 26. Und meine Taten sind die Unzahl Deiner Kinder, die Sterne und die Atome.“ Und Erinnere Dich Gut, daß, falls du wirklich ein wahrer Liebender wärst, du all dies aus deiner eigenen Natur tun würdest ohne den geringsten Fehler oder ein Versagen auch nur im kleinsten Teil davon. 19. Die Lektionen betreffend. — Der Philosophus soll während der ganzen Dauer seiner Verehrung aus­ schließlich in seinen Kopien der heiligen Bücher Thelemas lesen. Aber wenn er ermüdet, dann soll er, um sich zu er­ holen, Bücher lesen, die nicht von Liebe handeln. Jedoch soll er jeden Vers von Thelema, der von seinem Gegenstand handelt, herausschreiben und ihn erwägen und kommentieren. Denn darin ist Wahrheit und Magie, zu tief, sie auf andere Weise auszusprechen. 20. Die Meditationen betreffend. - Darin liegt die mächtigste Methode, das Ende zu erreichen, für den, der vollständig vorbereitet ist, gereinigt durch die Übung der Transmutation der Taten in Verehrung und durch das rechte Ausführen der Zeremonien geweiht ist. Doch darin liegt Gefahr, denn der Geist ist flüssig wie Quecksilber und grenzt an den Abyssos, und er ist umgeben von vie­ len Sirenen und Teufeln, die ihn versuchen und angreifen, um ihn zu zerstören. Deswegen soll sich der Verehrer hüten und seine Meditation exakt und genau machen, so wie jemand einen Kanal von Meer zu Meer baut. 21. Fortgeführt. — Dann soll der Philosophus über all die Liebe meditieren, die ihn je aufgewühlt hat. Da ist 195

die Liebe von David und Jonathan, und die Liebe von Abraham und Isaak, und die Liebe von Lear und Cordelia, und die Liebe von Dämon und Pythias, und die Liebe von Sappho und Attis, und die Liebe von Romeo und Julia, und die Liebe von Dante und Beatrice, und die Lie­ be von Paolo und Francesca, und die Liebe von Cesare und Lucretia Borgia, und die Liebe von Aucassin und Nicolette, und die Liebe von Daphnis und Chloe, und die Liebe von Cornelia und Gaius Gracchus, und die Liebe von Bacchus und Ariadne, und die Liebe von Cupido und Psyche, und die Liebe von Endymion und Artemis, und die Liebe von Demeter und Persephone, und die Liebe von Venus und Adonis, und die Liebe von Lakshmi und Vishnu, und die Liebe von Shiva und Bhavani, und die Liebe von Buddha und Ananda, und die Liebe von Jesus und Johannes, und die vieler anderer.

Auch sehen wir die Liebe vieler Heiliger für ihre beson­ dere Gottheit: die vom Heiligen Franziskus von Assisi für Christus, die von Shri Sabhapaty Swami für MahaIshvara, die von Abdullah Haji Shirazi für Allah, die vom Heiligen Ignatius von Loyola für Maria und die vieler anderer. Nun suche dir jede Nacht eine solche Geschichte aus, und führe sie in deinem Geist auf, indem du jede Persön­ lichkeit mit unendlicher Sorgfalt und Begeisterung erfaßt und zu begreifen suchst, und stelle dir dich als einen der Liebenden und deine Gottheit als den anderen vor. Erlebe so all die Abenteuer der Liebe, keins davon, das du aus­ lassen sollst, und führe jedes davon auf diese Weise zuende: welch eine matte Wiederspiegelung meiner Liebe für die Gottheit ist dies!

Doch sollst du aus jeder der Geschichten Wissen über die Liebe ziehen, vertrauten Umgang mit der Liebe be­ kommen, der dir helfen wird, deine eigene zu vervoll­ kommnen. So lerne die Demut der Liebe aus der einen, ihren Gehorsam aus der anderen, ihre Stärke aus der 196

dritten, ihre Reinheit aus der vierten und ihren Frieden aus einer fünften. Wenn dann deine Liebe vollkommen geworden ist, soll sie jener vollkommenen Liebe von Ihm wert sein. 22. Des weiteren die Meditation betreffend. — Ferner soll der Philosophus sich vorstellen, daß er in der Tat er­ folgreich ist in seiner Verehrung und daß sein Herr ihm erschienen ist und daß sie sich geziemend unterhalten.

23. Das Geheimnisvolle Dreieck betreffend. — So wie drei Schnüre getrennt von einem Kind zerrissen werden können, während dieselben recht gedreht einen Riesen zu fesseln vermögen, so soll der Philosophus lernen, diese drei Methoden der Magie in einen Zauberspruch zusam­ menzuflechten. Zu diesem Zwecke möge er verstehen, daß sie Eins sind, weil das Ziel Eins ist, so daß sie Eins sind, weil die Me­ thode Eine ist, auch die Methode, den/Geist auf die be­ sondere Gottheit zu richten mittels der Liebe in jeder Handlung. Und daß dir dein Bindfaden nicht entgleite, ist hier ein wenig Schnur, die sich fest um alles herumschlingt: das Mantram oder das Ständige Gebet. 24. Das Mantra oder das Ständige Gebet betreffend. — Der Philosophus soll den Namen der besonderen Gottheit in einen kurzen und rhythmischen Satz weben, so für Artemis: e7reXflov, eneXOov, Apreius, oder für Shiva: Namo Shivaya namaha Aum, oder für Maria: Ave Maria, oder für Pan: Xcupe Zcjrrjp Koapou, Ico Ilav, la» Ilap, oder für Allah: Hua Allahu alazi lailaha illa Hua. Diesen soll er Tag und Nacht mechanisch ohne Unter­ brechung in seinem Gehirn wiederholen, welches auf diese Weise bereit gemacht wird für den Advent, das Erscheinen, jenes Herrn und gewappnet wird gegen alles andere. 25. Das Aktive und das Passive betreffend. - Der Philosophus soll übergehen von der aktiven Liebe zu sei­ ner besonderen Gottheit zu einem Zustand passiven 197

Wartens, sogar beinahe zu einer Abstoßung, nicht aus Abneigung, sondern aus sublimer Anspruchslosigkeit. Wie im Liber LXV. ii. 59 (Liber Cordts cincti serpente - die Verbindung des Kandidaten zu seinem Heiligen Schutzengel: das von der Schlange umschlungene Her­ zen. - Anm. d. Übers.) geschrieben steht: „Ich habe dich gerufen, und ich bin mit dir gereist, und es nützte mir nicht.“ und 60 „Ich wartete geduldig, und Du warst bei mir von Anfang an.“ Dann soll er in das Aktive zurückkehren, bis ein echter Rhythmus zwischen den Zuständen gebildet ist, als ob ein Pendel hin und her schwinge. Jedoch soll er darüber nach­ denken, daß eine große Intelligenz dazu benötigt wird, denn er muß beinahe wie außerhalb von sich stehen, um diese Phasen bei sich beobachten zu können. Und dies zu tun, ist eine große Kunst und gehört nicht vollständig zum Grad des Philosophus; noch ist es von sich aus hilf­ reich sondern eher ein Umschwung, die Rückseite bei dieser speziellen Übung. 26. Schweigen betreffend. - Nun mag im Verlauf die­ ser Übung eine Zeit kommen, in der die äußerlich sicht­ baren Zeichen der Verehrung aufhören, in der die Seele ist, als ob sie in der Gegenwart ihres Gottes stumm sei. Beachte, daß dies kein Aufhören sondern eine Transmu­ tation des unfruchtbaren Samens des Gebetes in den grünen Sproß der Sehnsucht ist. Diese Sehnsucht ist spon­ tan, und man soll sie wachsen lassen, gleich ob sie süß oder bitter sei. Denn häufig ist es wie die Martern der Höl­ le, in der die Seele brennt, unaufhörlich brennt und sich windet. Doch endet es, und dann setze deine Methode freimütig fort. 27. Dürre und Kälte betreffend. - Ein anderer Zustand, in den bisweilen die Seele fallen kann, ist diese dunkle Nacht. Und dies ist in der Tat in solcher Tiefe reinigend, daß die Seele es nicht ergründen kann. Es ist weniger wie Qual denn wie Tod. Aber es ist der notwendige Tod, der vor dem Sich-Erheben eines verklärten Körpers kommt. 198

Dieser Zustand muß mit Standhaftigkeit ertragen werden; und keine Mittel, ihn zu erleichtern, können benutzt werden. Beendet werden kann er durch das Abbrechen der Übung und durch die Rückkehr in die Welt draußen. Diese Feigheit aber zerstört nicht nur den Wert alles dessen, was vorher geschehen ist, sondern auch den Wert des Treueeides, den du geschworen hast und macht deinen Willen zum Gegenstand des .Gespötts der Menschen und Götter. 28. Die Täuschungen des Teufels betreffend. - Be­ achte, daß tausend Verführungen dich in diesem Zustand der Dürre fortlocken wollen; ebenso tausend Wege deinen Eid im Geiste zu brechen, ohne ihn dem Buchstaben nach zu brechen. Gegen dies kannst du die Worte deines Eides wieder und wieder sprechen, bis die Versuchung überwunden ist. Auch wird dir der Teufel vormachen wollen, daß es viel besser für deine Arbeitsweise wäre, wenn du dies und jenes tätest, und er wird versuchen, dich durch Ängste um deine Gesundheit oder deinen Verstand besorgt zu machen. Oder er kann Visionen schlimmer als Wahnsinn gegen dich ausschicken. Gegen all dies gibt es nur ein Heilmittel: die Disziplin deines Eides. So magst du denn durch für dich sinnlos und scheußlich gewordene Zeremonien gehen und deine Gottheit lästern und sie verfluchen. Und darauf kommt es aber nicht an, denn das bist nicht du, soweit du dem Buch­ staben deiner Verpflichtung anhängst, denn deine geistige Sicht ist verdunkelt, und zu vertrauen heißt, in den Abgrund geführt und aus ihm geschleudert zu werden.

29. Des weiteren davon. — Noch subtiler als all diese Schrecken sind die Illusionen von Erfolg. Nur die Selbst­ zufriedenheit oder die Ausdehnung deines Geistes für einen Moment - besonders in diesem Zustand der Dürre — und du bist verloren. Denn du magst dann die falsche Ver­ einigung mit dem Dämon selbst erlangen. Hüte dich also 199

sogar vor dem Stolz, der aus dem Widerstehen gegen die Versuchungen entsteht. Aber der Schliche Choronzons sind so viele und subtile, daß die ganze Welt nicht ihr Verzeichnis enthalten könnte. Die Antwort auf all dies ist das hartnäckige Fortfahren mit der buchstäblichen Erfüllung der Routine. Hüte dich dann zuletzt vor jenem Teufel, der dir einflüstern wird, daß der Buchstabe tötet, aber der Geist Leben gibt (2. Kor. 3.6 — Anm. d. Übers.), und antworte: „Es sei denn, ein Weizenkorn falle in die Erde und sterbe, so bleibt es allein, aber wenn es stirbt, entsteht daraus viel Frucht.“ (Joh. 12.24 — Anm. d. Übers.) Doch hüte dich auch vor dem Disput mit dem Teufel und dem Stolz auf die Klugheit deiner Antworten. Des­ halb, wenn du die Kraft zu Schweigen nicht verloren hast, laß dies das Erste und Letzte gegen ihn sein.

30. Das Entflammen des Herzens betreffend. — Nun begreife, daß deine Methoden, die eine wie alle, dürr und trocken sind. Geistige Übungen, moralische Übungen — sie sind nicht Liebe. Jedoch, wie ein Mann, der zwei trockene Stäbe für lange Zeit aufeinander reibt, plötzlich einen Funken bemerkt, so wird auch von Zeit zu Zeit ungefragt Liebe in deiner Meditation auflodern. Doch wird sie sterben und wieder und wieder geboren werden. Es kann sein, daß du keinen Zunder dabei hast. Am Ende soll plötzlich eine große und verzehrende Flamme hervorkommen und dich völlig verbrennen. Dieser Funken, dieser Spritzer der Flamme, dieser An­ fänge des Unendlichen Feuers sollst du dir auf solche Wei­ se bewußt sein. Die Funken werden zu deinem Herzen heraufspringen, und deine Zeremonie oder Meditation oder Plackerei wird plötzlich aus eigenem Willen zu ge­ schehen scheinen, und die kleinen Flammen werden in Größe und Intensität zunehmen, und zu Anfang des Un­ endlichen Feuers wird deine Zeremonie zu entzücktem Gesang und deine Meditation Extase und deine Mühe 200

Vergnügen, die alle Freuden, die du je gekannt hast, über­ steigen werden. Und von der Großen Flamme, die dir antwortet, kann nicht gesprochen werden, denn darin ist der Schluß dieser Magischen Kunst der Verehrung.

31. Erwägungen hinsichtlich des Gebrauchs von Sym­ bolen. — Zu beachten ist, daß Leute mit kraftvoller Vor­ stellungsfähigkeit, Willen und Intelligenz diese materiellen Symbole nicht benötigen. Es hat bestimmte Heilige gege­ ben, die der Liebe zu einer Idee als solcher fähig waren, ohne daß diese anders als durch Idolisieren, Vergöttern, um das Wort im rechten Sinne zu gebrauchen, vermin­ dert worden wäre. So kann man leidenschaftlich der Schönheit anhängen ohne die Not einer so geringen Kon­ kretisierung wie ,die Schönheit Apollos1 oder ,die Schön­ heit der Rosen4 oder ,die Schönheit des Attis4. Solche Leute sind selten, und man kann zweifeln, ob selbst Plato eine Vision der absoluten Schönheit erreicht hat, ohne damit erst einmal materielle Objekte zu verbinden. Eine zweite Klasse vermag durch diesen Schleier über Ideen zu kontemplieren, eine dritte Klasse braucht einen zweifa­ chen Schleier und ist nicht imstande, an die Schönheit der Rose zu denken, ohne eine solche vor sich zu haben. Für letztere ist diese Methode von großem Nutzen, doch mögen sie wissen, daß die Gefahr in ihr ist, daß sie den groben Körper des Symbols für die dadurch konkret ge­ machte Idee halten. 32. Erwägungen die weitere Gefahr für solche, die nicht von materiellem Denken gereinigt sind, betreffend. Es soll daran erinnert werden, daß im Wesen der Liebe selbst Gefahr liegt. Die Begierde eines Satyrs für die Nymphe ist in der Tat von gleicher Natur wie die che­ mische Affinität von ungelöschtem Kalk zu Wasser zum einen und wie die Liebe von Ab zu Ama zum anderen; gleichfalls ist die Triade Osiris, Isis, Horus wie die Pferd, 201

Stute, Fohlen und die rot, blau, purpur. Und dieses ist die Grundlage der Korrespondenzen. Falsch aber wäre es zu sagen: ,Horus ist ein Fohlen' oder ,Horus ist purpurn'. Man kann sagen: ,Horus ist dem Fohlen ähnlich in der Hinsicht, daß er der Abkömm­ ling zweier sich ergänzender Wesen ist.'

33. Fortgesetzt. — So haben viele auf diese Weise ge­ sagt, daß, weil die Erde das Eine und der Ozean das Eine seien, deshalb auch die Erde dem Ozean gleich sei. Für Ihn sind das Gute und das Böse Illusion, deshalb sei Gut gleich Böse. - Durch diese Trugschlüsse der Logik sind viele Menschen zerstört worden. Überdies gibt es diejenigen, die das Bild für den Gott halten; so wie man sagen könnte: ,mein Herz ist in Tiphereth, ein Adeptus ist in Tiphereth, deshalb bin ich ein Adept.' Und die schlimmste Gefahr bei dieser Übung ist, daß die Liebe, die ihre Waffe ist, in einer der beiden Arten fehlginge. Zuerst: soweit der Liebe irgendeine Qualität von Liebe fehlt, ist es nicht die ideale. Denn es steht vom Vollkom­ menen geschrieben: „Es gibt kein Glied meines Körpers, das nicht das Glied eines Gottes wäre.“ Deshalb soll der Philosophus keine Art und Form der Liebe geringschätzen, sondern alle in Einklang miteinander bringen. Wie ge­ schrieben ist in Liber LXV, 32: „Deshalb bleibt die Voll­ kommenheit nicht im Turm oder in den Grundmauern sondern in der Harmonie des Einen mit Allem.“ Zum zweiten. Wenn ein Teil dieser Liebe das Maß überschreitet, liegt darin Leiden. Wie in der Liebe Othellos für Desdemona, wo die Eifersucht der Liebe die Zärtlich­ keit der Liebe übermannt, so kann es auch in dieser Liebe zu einer besonderen Gottheit sein. Und dies ist wahrschein­ licher, da in dieser heiligen Liebe kein Element ausgelassen werden kann. 202

Vermöge dieser Vollständigkeit ist es, daß keine mensch­ liche Liebe irgendwie mehr erreichen kann, als einen klei­ nen Teil jener ahnen zu lassen. 34. Kasteiungen betreffend. — Es besteht keine Not­ wendigkeit zu dieser Methode. Im Gegenteil mögen sie die Konzentration zerstören als ein Gegenmittel und dadurch Linderung der obersten Kasteiung: der Abwesenheit des angerufenen Gottes. Doch wie in sterblicher Liebe ein Widerwille gegen die Nahrung aufkommt oder ein Gefallen an naturgemäß schmerzhaften Dingen, sollte diese Perversion hier aus­ gehalten werden und ihr erlaubt sein, ihren Verlauf zu nehmen. Doch nicht bis zur Beeinträchtigung der natür­ lichen körperlichen Gesundheit, wodurch das Instrument der Seele geschwächt werden könnte. Und Opfer um der Liebe willen betreffend: sie sind bei dieser Methode selbstverständlich und richtig. Aber freiwillige Entbehrungen und Martern ohne Nut­ zen außer gegen den Verehrer betreffend: solche sind ge­ wöhnlich den gesunderen Naturen nicht eigentümlich und falsch, denn sie sind selbstsüchtig. Sich selbst zu geißeln dient nicht dem eigenen Meister; doch das eigene Brot zurückweisen, daß das Kind Kuchen haben kann, ist die Tat einer wahren Mutter.

34. Des weiteren Kasteiungen betreffend. — Falls Dein Körper, auf dem du reitest, ein so ungehorsames Tier ist, daß er durch kein Mittel in die gewünschte Richtung rei­ sen will, oder falls der Geist so ausweichend und beredt wie Balaams Esel ist, dann sollst du die Übung sein lassen. Der Schrein soll dann mit Sackleinen bedeckt werden, und du ziehe Kleider des Wehklagens an und bleibe allein. Und kehre strengstens zur Übung des Liber Jugorum zu­ rück, indem du dich mit einem hohem Maß, als du damals anlegtest, erprobst und prüfst und Einbrüche mit einem schweren Stachelstock bestrafst. Auch kehre nicht zu 203

deiner Verehrung zurück, ehe nicht Körper und Geist ge­ zähmt sind und in allen Arten ruhigen Arbeitens geübt. 36. Geringere Hilfsmittel bei den Zeremonien betref­ fend. — I. Sich auf die Ebenen erheben. Durch diese Me­ thode kannst du deine Vorstellungskraft beim Beenden der Anrufung unterstützen. Handele wie im Liber 0 ge­ lehrt und im Lichte des Buche 777. 37. Geringere Hilfsmittel bei den Zeremonien betref­ fend. — II. Talismanische Magie. Wenn du mittels deines Erfindergeistes einen Talisman oder ein Pentagramm, die besondere Gottheit zu repräsentieren, gemacht hast, und es mit unendlicher Liebe und Sorgfalt geweiht hast, ver­ brenne es zeremoniell vor dem Schrein, als ob du damit den Schatten für das Wesen aufgäbst. Aber es ist unnütz, dies zu tun, wenn der Talisman deinem Herzen nicht mehr wert ist, als alles andere, was du besitzt. 38. Geringe Hilfsmittel bei den Zeremonien betref­ fend. — III. Vortragen. Es kann helfen, wenn die alther­ gebrachte Geschichte der besonderen Gottheit vor ihr aufgesagt wird; am besten wird dies vielleicht in drama­ tischer Form geschehen. Diese Methode ist die haupt­ sächlich empfohlene in den Exercitios Espirituales des Heiligen Ignatius, dessen Werk als Vorbild genommen werden kann. Der Philosophus soll die Legende seiner besonderen Gottheit ausarbeiten, und indem er den Tagen Ereignisse zuteilt, dieses Leben in der Vorstellung nach­ leben und dazu abwechselnd, wie sich die Gelegenheit bietet, seine fünf Sinne benutzen. 39. Geringere Hilfe bei den Zeremonien betreffend. IV. Zwang. Diese Methode besteht darin, die wider­ spenstige Gottheit zu verfluchen, sowie zeremoniell zu drohen, „das Blut des Osiris zu verbrennen und seine Knochen zu Pulver zu zermahlen“. Diese Methode ist gänzlich konträr zum Geist der Liebe, außer wenn die be­ sondere Gottheit selbst grausam und unbarmherzig ist wie Jehovah oder Kali. In solch einem Fall kann der Wunsch, Zwang und Verfluchung zu vollziehen, das Zei204

chen der Angleichung des Geistes des Verehrers an den seines Gottes sein und damit ein Voranschreiten auf dem Wege zur Vereinigung mit Ihm. 40. Den Wert dieser besonderen Form der Vereinigung oder Samadhi betreffend. — Jedes Samadhi ist als die ekstatische Vereinigung von Subjekt und Objekt innerhalb des Bewußtseins definiert, deren Ergebnis ist, daß ein drittes aufsteigt, das in keiner Weise am Wesen der beiden ersteren teilhat. Auf den ersten Blick würde es scheinen, daß es von keiner Wichtigkeit sei, was auch immer man als Objekt sei­ ner Meditation erwählt. Zum Beispiel kann der Samadhi, der Atmadarshana genannt wird, aus einfacher Konzentra­ tion auf das Denken oder ein vorgestelltes Dreieck oder auf das Herz entstehen. Aber so wie die chemische Vereinigung zweier Stoffe endotherm oder exotherm vor sich gehen kann — wo die Vermischung von Sauerstoff mit Stickstoff sanft ist, ist die von Sauerstoff mit Wasserstoff explosiv; und wie man herausgefunden hat, wird die meiste Hitze in der Regel durch die Vereinigung möglichst verschiedenartiger Stoffe freigesetzt, und ist deren Verbindung sehr stabil — , so erscheint es verständlich zu behaupten, daß das wichtigste und anhaltendste Samadhi aus der Kontemplation des dem Verehrenden am meisten entgegengesetzten Objektes her­ rührt. Auf anderer Ebene wurde schon aufgezeigt, daß die gegensätzlichsten Meirschentypen die besten Ehen schlie­ ßen und die gesundesten Kinder zeugen. Die bedeutend­ sten Bilder und Opern sind die, in denen heftige Extreme miteinander verschmolzen sind, und so ist es im allgemei­ nen überall. Sogar in der Mathematik wird das größte Pa­ rallelogramm gebildet, wenn die es formenden Strecken in rechten Winkeln zueinander stehen. 41. Schlüsse aus dem Vorangehenden. — So möchten wir den Philosophus, obwohl das Werk schwieriger wird, darauf hinweisen, daß, falls er eine seinem eigenen Wesen 205

sehr entfernte Gottheit auswählt, seine Belohnung größer werden wird. Diese Methode ist härter und höher als die des Liber E. Denn ein einfacher Gegenstand - wie dort vorgeschlagen — ist von derselben Natur wie das gewöhn­ lichste Ding im Leben, während sogar die niederste Gott­ heit jenseits des nicht initiierten menschlichen Verstehens ist. Auf derselben Ebene ist Venus auch den Menschen näher als Aphrodite, Aphrodite näher als Isis, Isis näher als Babalon, Babalon näher als Nuit. Deshalb soll er sich seiner Besonnenheit auf der einen und seines Trachten gemäß auf der anderen Seite ent­ scheiden; und niemand soll über seinen Gefährten her­ fallen. 42. Des weiterenden Wert dieser Methode betreffend. — Es treten gewisse Einwände auf. Erstens: Im Wesen jeder menschlichen Liebe ist Illusion und eine bestimmte Blind­ heit. Noch gibt es unter dem Schleier des Abyssos wahre Liebe. Aus diesem Grunde geben wir diese Methode dem Philosophus als der Reflektion des Adeptus Exemptus, der den Magister Templi und den Magus reflektiert. Der Philosophus soll dann diese Methode als eine Grundlegung zu den höheren, die ihm gegeben werden sollen, wenn er jene höheren Grade erreicht, erhalten. Ein anderer Einwand liegt in der Voreingenommen­ heit dieser Methode, auch diese ist ein charakteristischer Nachteil des Grades. 43. Eine beachtenswerte Gefahr des Erfolges betref­ fend. — Es kann infolge der fürchterlichen Kraft des Samadhi, die alle anderen Erinnerungen, wie es auch sein sollte, überwältigt, auftreten, daß der Geist des Verehrers besessen wird, so daß er seine besondere Gottheit für den einzigen Gott und Herrn erklärt. Dieser Fehler ist die Grundlage aller dogmatischen Religionen gewesen, und dadurch die Ursache von mehr Elend als alle anderen Fehler zusammen. Der Philosophus ist besonders empfänglich dafür, weil er wegen der Natur dieser Methode nicht skeptisch bleiben 206

kann; er muß in dieser Zeitspanne an seine besondere Gott­ heit glauben. Aber er soll (1) erwägen, daß dieser Glaube nur eine Waffe in seinen Händen ist, (2) hinlänglich für sich bestätigen, daß die Gottheit nur die Emanation oder Reflektion oder das Eidolon eines Wesens jenseits von ihr ist, wie in § 2 gesagt. Falls er darin fehlgeht, wird das in seinen Geist eingeprägte Bildnis herabgesetzt werden, da ein Mensch nicht ständig in Samadhi verweilen kann, und zu seinem völligen Untergang durch den entsprechen­ den Dämon ersetzt werden. Deshalb soll er nach dem Erfolg nicht große Freude an seiner Gottheit haben, sondern sich vielmehr mit sei­ ner anderen Arbeit beschäftigen und nicht erlauben, daß das, was nur ein Schritt ist, zum Ziel wird. Wie in Liber CLXXXV steht: „Er erinnert sich daran, daß die Philosophie das Gegengewicht zu ihm im Haus der Liebe ist.“ (Liber Collegii santi, darin werden die Grade, ihre Eide und Ziele dargestellt. - Anm. d. Übers.) 44. Verschwiegenheit und die Riten des Blutes betref­ fend. — Während dieser Übung ist es sehr weise, wenn der Philosophus kein Wort, das seine Arbeit betrifft, aus­ spricht, als handele es sich um eine verbotene Liebe, die ihn verzehrt. Aber er soll den Narren ihrer Narrheit gemäß antworten; denn da er seine Liebe vor seinen Gefährten nicht verbergen kann, muß er ihnen soviel sagen, wie sie verstehen können. Und da viele Gottheiten nach Opfern verlangen, die eine nach Menschen, die andere nach Rind, eine dritte nach Tauben, soll er diese Opfer durch die wahren in sei­ nem eigenen Herzen ersetzen. Doch falls du sie wegen der Härte deines Herzens im Äußeren symbolisieren mußt, so soll dein Blut, und nicht das eines anderen vor dem Altar vergossen werden. Dennoch vergiß nicht, daß diese Praktik gefährlich ist und die Manifestation von Bösem, Feindlichem und Arg­ listigem zu deinem großen Schaden verursachen kann. 207

45. Ein weiteres Opfer betreffend. — Davon soll man verstehen, daß nichts darüber gesprochen werden soll, noch braucht davon irgendetwas demjenigen, der Weis­ heit genug hat, die Zahl dieses Paragraphen zu begreifen, gesagt zu werden. (Vergleiche Sepher Sephiroth, Sub figura D Anm. d. Übers.) Und dieses Opfer ist tödlicher als alle anderen, es sei denn, es handele sich wirklich um ein sacrificium. Doch gibt es jene, die es gewagt und damit Erfolg erzielt haben. 46. Immer noch ein weiteres Opfer betreffend. - Hier wird von eigentlicher Verstümmelung gesprochen. Solche Handlungen sind scheußlich; und während sie bei dieser Methode Erfolg bringen mögen, schieben sie jedem wei­ teren Fortschreiten einen absoluten Riegel vor. Und in jedem Falle führen sie weit eher zu Wahnsinn als zu Samadhi. In der Tat, derjenige, der sie beabsichtigt, ist schon verrückt.

47. Menschliche Zuneigung betreffend. - Während die­ ser Übung sollst du dich auf keine Weise von menschlichen Kontakten zurückziehen. Nur stelle dir deinen Vater, deinen Bruder, deine Frau oder deine Freundin vor, als seien sie ein Bildnis deiner besonderen Gottheit. Damit werden sie durch deine Arbeit gewinnen und nicht ver­ lieren. Nur im Falle deiner Frau ist dies schwierig, da sie dir mehr als alle anderen ist, und in diesem Fall magst du mit Mäßigkeit handeln, damit ihre Persönlichkeit nicht die der Gottheit überwältigt und zerstört.

48. Den Heiligen Schutzengel betreffend. - Bringe auf keinen Fall diese Anrufung mit jener durcheinander. (Der Heilige Schutzengel wird mittels der Magie des Abramelin angerufen. Eine Bearbeitung davon ist Crowleys Liber Samekh, Theurgia Goetia summa (Congressus cum daemone), Sub figura DCCC. Siehe unsere Übertragung. Die Worte ,daemon‘ und im obigen Text ,Dämon1 haben nicht dieselbe Bedeutung. ,daemon‘ kommt aus dem Griechischen, und man vergleiche dazu Sokrates’ 208

Daimonion, die Dämonen des Irrationalen, sogar die des Schicksals, und die, die den Göttern ähnlich sind, ferner die der Verstorbenen u.s.w. . Die jetzige Bedeu­ tung erhielt der Begriff erst später. — Anm. d. Übers:)

49. Die Segnung. — Und so möge die Liebe, die jedes Verstehen überschreitet, eure Herzen und Geister erhalten durch IAJ2 AAONAI ZABAQ und durch Babalon aus der Stadt der Pyramiden und durch Astarte, der grünge­ gürteten, sterngeschmückten, in Namen A R A R I T A . Amen.

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Erläuterungen zu Liber Astarte Astarte ist eine der Göttinnen der Liebe; 175 ist auch die Zahl von i’XD'TP , dem Geist der Venus. Die hier beschriebene Me­ thode hat Ähnlichkeit mit dem indischen Bhakti-Yoga. Das Buch ist dem Philosophus zugeordnet; obwohl die Übung leicht zu sein scheint, sollte man sie nicht zu früh in Angriff neh­ men, da eine große Beständigkeit in ihr verlangt wird. Zu Punkt 3: Das Herzzentrum ist bei den Skizzen zum Liber Ru mit abgebildet. Die Entsprechung in der Kabbalah ist Tiphereth. Zu Punkt 4: Das Bildnis macht sich am besten der Übende selbst. Zu Punkt 5: Siehe unten, die Auszüge aus 777. Zu Punkt 11: Die Schönheit der Anrufung und die daraus re­ sultierende Magische Kraft sind wichtig. Man darf nicht über schlech­ te Reime in Homerisches Gelächter ausbrechen müssen. Zu Punkt 13: Man vergleiche den Punkt 47 wie auch Liber Librae. Zu Punkt 15: Dies ist der Kern der Übung; das heißt, daß man immer und überall die Übung durchführen kann. Man denke an die Herzensmeditation des östlichen Christentums. Zu Punkt 19: Die Heiligen Bücher von Thelema sind neben dem Liber Al vel Legis, Sub figura CCXX das Liber Liberi vel Lapidis Lazuli, Adumbratio kabbalae aegyptiorum, Sub figura VII, das Liber Cordis cincti serpente vel LXV, Sub figura •J'jg« und das Li­ ber DCCCXIII vel Ararita, Sub figura DLXX. Zu Punkt 21: Der Übende sollte sich diese Texte aus der Litera­ tur heraussuchen und sich nicht auf Listen und dergleichen verlassen. Wichtig ist dabei wieder die eigene Anstrengung und die Belohnung derselben, da man bei diesem Suchen unvermittelt und unvorher­ gesehen auf weitere, vielleicht noch schönere Texte stoßen wird. Diese kann man dann als von der eigenen Gottheit geschickt betrach­ ten. Zu Punkt 24: Man kann auch einen eigenen Satz weben, mög­ licherweise aber wird während der Meditation eine vielleicht ganz sinnlos erscheinende Zusammenballung von Wörtern oder Silben aufsteigen, die sich als wunderbar für die weitere Vertiefung heraus­ stellen mag. Zu Punkt 27: Diese Dürre und die im folgenden Punkt beschrie­ benen Täuschungen werden auch in der Wolke des Nichtwissens, einem etwa im 14. Jh. entstandenen Text, beschrieben. (Neuere deutsche Ausgabe bei den Topos-Taschenbüchern, Mainz, 1974) Zu Punkt 35: Das heißt eigentlich, daß man mit der Übung zu früh begonnen hat.

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Zu Punkt 35: Recht nützlich mögen auch die im Anhang abge­ bildeten Planeten-Sigillen sein. Weiteres wird man in der einschlä­ gigen Literatur, wobei man sich am besten auf die älteren Schrift­ steller und Magier verläßt, finden. Zu Punkt 40: Samadhi wird bei Patanjali, dem indischen YogaSchriftsteller und Verfasser der .Aphorismen* erklärt. (Swami Vivekananda, Raja-Yoga, Rascher, Zürich, 1963, Seite 227 und folgende.) Man kann auch in Buch 4, Teil I, Kapitel VII nachlesen, wo Crowley die verschiedenen Formen beschreibt. Zu Punkt 43: „Und alle Götter lachten damals und wackelten auf ihren Stühlen und riefen: ,Ist das nicht eben Göttlichkeit, daß es Götter, aber keinen Gott gibt?* Wer Ohren hat, der höre. —** (Friedrich Nietzsche, Also sprach Zarathustra, Dritter Teil.) Zu Punkt 44: Die Warnung kann nur unterstrichen werden. Zu Punkt 45: Auch hier liegt einer der Schwerpunkte dieser Übung. Er ist zu bewältigen. Wenn man ihn verstanden und erfahren hat — dies wird zumeist zusammenfallen — kann man die Verände­ rung in sich spüren. Ohne das ist die Übung sinnlos und verhärtet nur den Anbeter: er wird bestenfalls von seinem Dämon besessen, noch schlimmer spürt er garnichts und hat nur seine Zeit vergeudet. Aber das Ziel ist mit jeder Gottheit zu erreichen. Zu Punkt 47: Auch Origenes bereute später seine Tat.

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Liber Samekh

Theurgia Goetia summa Congressus cum daemone Sub figura DCCC

Dies ist das vom Tiere 666 zur Erlangung der Kenntnis von und der Verständigung mit Seinem Heiligen Schutz­ engel während des Halbjahres Seiner Übung dieser Arbeit der Heiligen Magie des Weisen Abramelin benutzte Ritual. (Ausgearbeitet im Jahre 17 (An XVII 0 in *> ) in der Abtei Thelema in Cephalaedium (Cefalü - Anm. d. Übers.).) Offizielle Veröffentlichung der A.-. A.’. in Klasse D für den Grad des Adeptus Exemptus.

PUNKT

I

Evangelii textus redactus Die Anrufung

Magisch wiederhergestellt und mit der Bedeutung der Barbarischen Namen, welche etymologisch und kabbalistisch bestimmt und in Deutscher Sprache umschrieben worden sind, versehen. Abschnitt A — Der Eid

1. Dich rufe ich an, den Ungeborenen. 2. Dich, der die Erde und die Himmel erschuf. 3. Dich, der die Nacht und den Tag erschuf. 4. Dich, der die Dunkelheit und das Licht erschuf. 5. Du bist AS AR UN-NEFER (Der sich selbst Vollkommen machte), den keiner je gesehen hat. 212

6. Du bist IA-BESZ (die Wahrheit in der Materie). 7. Du bist IA-APOPHRASZ (die Wahrheit in der Be­ wegung). 8. Du hast zwischen den Gerechten und den Ungerechten unterschieden. 9. Du hast das Weibliche und das Männliche geschaffen. 10. Du hast die Samen und die Früchte hervorgebracht. 11. Du hast die Menschen gebildet, daß sie einander lieben und daß sie einander hassen. Abschnitt Aa

1. Ich bin ANKH-F-N-KHONSU, dein Prophet, Dem Du Deine Mysterien, die Zeremonien von KHEM (Ägypten — Anm. d. Übers.), anvertrautest. 2. Du brachtest das Feuchte und das Trockene hervor und das, was alles Geschaffene ernährt. 3. Höre Du Mir zu, denn ich bin der Engel von PTAHAPO-PHRASZ-RA (Siehe unter PUNKT II, Aa, Zeile 3): dieses ist Dein Wahrer Name, der den Propheten von KHEM überliefert wurde. Abschnitt B — Luft

Höre mich an: AR ThlAF(l)

RhEIBET A-ThELE-BER-SET

A

,0 atmende, fließende Sonne!* ,0 Sonne IAF! O Löwe Schlange Sonne, Das Tier, das sich weiterdreht, ein Donnerkeil, Erzeuger des Lebens!* ,Du, der fließt! Du, der geht!* ,Du Satan - Sonne Hadith, der ohne Willen geht! * ,Du Luft! Atem! Geist! Du ohneGrenzeoderFessel!* 213

BELAThA

,Du Essenz, schnell-strömende Luft, Elastizität! 4 ABEU ,Du Wanderer, Vater des Ganzen!4 EBEU ,Du Wanderer, Geist des Ganzen!4 Phl-ThETA-SOE ,Du leuchtende Kraft des Atems! Du Löwe - Schlan­ ge Sonne! Errette, Du Er­ löser!4 IB ,Du Ibis, geheimer, einsa­ mer Vogel, unentweihte Weisheit, dessen Wort Wahr­ heit ist, der die Welt mit seiner Magie erschafft!4 ThIAF ,0 Sonne IAF! O Löwe Schlange Sonne, Das Tier, das sich weiterdreht, ein Donnerkeil, Erzeuger des Lebens!4 (Die Vorstellung ist die von Luft, glühend, von einem Sonnen-Phallischen Vogel bewohnt, dem ,Heiligen Geist4, von Merkurialem Wesen.) Höre Mich an und mache Mir alle Geister untertan, so daß jeder Geist des Firmaments und des Äthers, auf der Erde und unter der Erde, auf trockenem Land und im Wasser, der Wirbelnden Luft und des brausenden Feuers und jeder Zauber und jede Plage Gottes Mir gehor­ sam seien mögen.

Abschnitt C — Feuer Ich rufe Dich an, den Schrecklichen und Unsichtbaren Gott: Der den Leeren Platz des Geistes bewohnt: AR-O-GO-GO-RU-ABRAO ,Du geistige Sonne! Satan, Du Auge, Du Begierde! Schreie laut! Schreie laut! 214

SOTOU MUDORIO

PhALARThAO

OOO

AEPE

Wirbele das Rad, O mein Vater, O Satan, O Sonne!1 ,Du, der Erlöser!* ,Stille! Gib mir Dein Ge­ heimnis ! * ,Gib mir zu saugen, Du Phallus, Du Sonne!* ,Satan, du Auge, du Be­ gierde ! * ,Satan, du Auge, du Be­ gierde ! * ,Satan, du Auge, du Be­ gierde ! * ,Du selbst-bewirkter, selbstbestimmter, erhobener Höchster!*

Der Ungeborene (siehe oben). (Die Vorstellung ist die von Feuer, glühend, von einem Sonnen-Phallischen Löwen bewohnt, von Uranischem Wesen.) Höre mich an und mache Mir alle Geister untertan, so daß jeder Geist des Firmaments und des Äthers, auf der Erde und unter der Erde, auf trockenem Land und im Wasser, der Wirbelnden Luft und des brausenden Feuers und jeder Zauber und jede Plage Gottes Mir gehor­ sam seien mögen.

Abschnitt D — Wasser

Höre Mich an! RU-ABRA-IAF (2)

,Du, das Rad, du, der Schoß, der den Vater IAF ent­ hält!* ,Du, die See, der Wohnort!* MRIODOM BABALON-BAL-BIN-ABAFT ,Babalon! Du Frau der Hurerei!* ,Du, Tor des Großen Gottes 215

ON! Du, Dame des Ver­ stehens der Wege!4 ,Heil Dir, der Unerregten! ASAL-ON-AI Heil, Schwester und Braut des ON, des Gottes, der alles und keins ist durch die Kraft der Elf!4 ,Du Schatz von IAO !4 APhEN-IAF ,Du zwiegeschlechtliche I Jungfrau! Du Geheimer Same! Du unentweihte Weisheit!4 ,Wohnort des Lichtes ... PhOTETh ... des Vaters, der Sonne, ABRASAX Hadiths, des Zaubers des Äons des Horus!4 ,Unsere Dame des Westli­ AEOOU chen Himmelstores!4 ,Mächtig bist Du!4 ISChURE Mächtige und Ungeborene'. (Siehe oben.) (Die Vorstellung ist die von Wasser, glühend, von einer Sonnen-Phallischen Drachenschlange bewohnt, von Neptunischem Wesen.) Höre Mich an und mache Mir alle Geister untertan, so daß jeder Geist des Firmaments und des Äthers, auf der Erde und unter der Erde, auf trockenem Land und im Wasser, der Wirbelnden Luft und des brausenden Feuers und jeder Zauber und jede Plage Gottes Mir gehor­ sam seien mögen.

Abschnitt E — Erde

Ich rufe Dich an: MA BARRAIO IOEL KOThA 216

,0 Mutter! O Wahrheit!4 ,Du Masse!4 (3) ,Heil, die Du bist!4 ,Du Hohle!4

,Du Göttin der Schönheit und Liebe, die Satan, wenn er sie wahrnimmt, begehrt!1 ABRAFT ,Der Vater, männlich-weib­ lich, begehrt Dich!4 Die Vorstellung ist die von Erde, glühend, von eirttm Sonnen-Phallischen Nilpferd (4) bewohnt, von Venusischem Wesen.) Höre Mich an und mache Mir alle Geister untertan, so daß jeder Geist des Firmaments und des Äthers, auf der Erde und unter der Erde, auf trockenem Land und im Wasser, der Wirbelnden Luft und des brausenden Feuers und jeder Zauber und jede Plage Gottes Mir gehor­ sam seien mögen.

AThOR-e-BAL-O

Abschnitt F — Geist

Höre mich an: AFT ABAFT

BAS-AUMGN

,Männlich-Weibliche Gei­ ster!1 ,Männlich-Weibliche Erzeu­ ger!1 ,Ihr, die Ihr Götter seid, weitergeht und AUMGN aussprecht!1 (Das Wort, das von (A) Freiem Atem (U) durch Gewollten Atem (M) und Angehaltenen Atem (GN) zu Beständigem Atem geht, und auf diese Weise den ganzen Verlauf des gei­ stigen Lebens symbolisiert. A ist der formlose Held; U ist der sechsfache Son­ nenlaut des physischen Le­ bens, das Dreieck der Seele 217

ISAK SA-BA-FT

verflochten mit dem des Körpers; M ist die Stille des ,Todes1; GN ist der Nasallaut von Zeugung und Wissen.) identischer Punkt!‘ ,Nuith! Hadith! Ra-HoorKhuit!4 ,Heil, Großes, Wildes Tier!4 ,Heil, IAO!4

Abschnitt Ff

1. Dieser ist der Herr der Götter: 2. Dieser ist der Herr des Universums: 3. Dieser ist Er, den die Winde fürchten. 4. Dieser ist Er, Der dadurch, daß Er durch Sein Gebot den Ausdruck geschaffen hat, Herr aller Dinge ist; König, Herrscher und Helfer. Höre Mich an und mache Mir alle Geister untertan, so daß jeder Geist des Firmaments und des Äthers, auf der Erde und unter der Erde, auf trockenem Land und im Wasser, der Wirbelnden Luft und des brausenden Feuers und jeder Zauber und jede Plage Gottes Mir gehorsam seien mögen.

Abschnitt G — Geist IEOU PUR

IOU PUR IAFTh

IAEO

IOOU

218

,Mir innewohnende Sonne!4 ,Du Feuer! Du sechszacki­ ger Stern, von Kraft und Feuer umgebener Urheber!4 ,Mir innewohnende Seele!4 (Siehe oben.) ,Sönne-Löwe Schlange, heil! Alles Heil Dir, du Großes, Wildes Tier, du IAO!4 ,Atemzüge meiner Seele, Atemzüge meines Engels!4 ,Begierde meiner Seele, Be­ gierde meines Engels!4

ABRASAX SABRIAM

OO

FF

AD-ON-A-I (5)

EDE EDU ANGELOS TON ThEON ANLALA

(Siehe oben.) ,Auf nach dem Heiligen Gral! Auf nach der Scha­ le Babalons! Auf zu mei­ nem Engel, der sich in meine Seele ergießt! 1 ,Das Auge! Satan, mein Herr! Die Begierde der Ziege!1 ,Mein Engel! Mein Initia­ tor! Du bist eins mit mir dem Sechszackigen Stern!1 ,Mein Herr! Mein verborge­ nes Selbst jenseits des Selb­ stes, Hadith, All-Vater! Heil, ON, du Sonne, du Leben des Menschen, du Fünffa­ ches Flammenschwert! Du über die Erde in Be­ gierde erhobene Ziege, du auf der Erde im Leben aus­ gestreckte Schlange! Heilig­ ster Geist! Weisester Same! Unschuldiges Kind. Unbe­ rührtes Mädchen! Erzeuger der Wesen! Seele aller See­ len! Wort aller Worte! Tritt hervor, verborgenes Licht!1 ,Verzehre Du mich!1 ,Du verzehrest mich!1 ,Du Engel der Götter!1 ,Erhebe dich in Mir, frei flutend, Du, der Null ist, der Null ist, und sprich dein Wort!1 219

LAI

GAIA

AEPE

DIATHARNA THORON

,Auch ich bin Null! Ich will Dich! Ich sehe Dich! Mein Nichts!1 ,Springe hoch, du Erde!* (Dies ist auch eine herzzer­ reißende Anrufung an die Erde, die Mutter; denn zu diesem Zeitpunkt der Zere­ monie sollte der Adept von seinen vergänglichen Verhaftungen abgewandt sein und für sich im Höhe­ punkt der Arbeit sterben. (6)) ,Du Erhabener! Er (das heißt der geistige ,Samen*, des Adepten geheime Ideen, unwiderstehlich durch die Liebe seines Engels aus ih­ rer ,Hölle* gezogen (7) ) springt hoch, er springt weiter!* (8) ,Siehe! Das Ausspritzen des SamensderUnsterblichkeit!*

Abschnitt Gg — Die Erlangung

1. Ich bin Er! Der Ungeborene Geist! Der Sicht in den Füßen hat: Stark, und das Unsterbliche Feuer! 2. Ich bin Er! Die Wahrheit! 3. Ich bin Er! Der es haßt, daß Böses in der Welt betrie­ ben werden sollte! 4. Ich bin Er, der blitzt und donnert! 5. Ich bin Er, von dem der Schauer des Erdenlichtes ist! 6. Ich bin Er, dessen Mund niemals flammte! 220

7. Ich bin Er, der Erzeuger und der, der es dem Licht offenbart! 8. Ich bin Er, Die Anmut der Welten! 9. ,,Das von der Schlange umgürtete Herz“ ist mein Name!

Abschnitt H — Die ,Aufgabe an den Geist“

Tritt hervor und folge Mir: und mache Mir alle Geister untertan, so daß jeder Geist des Firmaments und des Äthers, auf der Erde und unter der Erde, auf trockenem Land und im Wasser, der Wirbelnden Luft und des brausenden Feuers und jeder Zauber und jede Plage Gottes Mir gehorsam seien mögen.

Abschnitt J — Die Proklamation des Tieres 666

1AF : SABAF (9) Dies sind die Worte!

PUNKT II

Ars congressus cum daemone Abschnitt A

Der Adeptus Minor soll in seinem Kreis auf dem Quadrat von Tiphereth (auf dem ,Tau‘, das vierte von oben. Siehe die Skizze. — Anm. d. Übers.) bewaffnet mit seinem Stab und der Schale stehen; jedoch soll er das Ritual ganz und gar in seinem Lichtkörper (Astralkörper, siehe das entsprechende Buch in dieser Über­ tragung. — Anm. d. Übers.) vollziehen. 221

Zeile 1

Zeile 2, 3, 4

Zeile 5

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Er kann die Lichtkuchen oder den Weih­ rauch des Abramelin verbrennen; er kann sich durch das Liber CLXXV (Astarte — siehe dieses — Anm. d. Übers.), das Lesen des Liber LXV (eins der Heiligen Bücher Thelemas — Anm. d. Übers.) oder mittels Yoga-Übungen vorbereiten. Er kann HADIT — wenn er so will (10) - durch ,Wein und fremdartige Drogen4 anrufen. Er bereitet den Kreis durch die üblichen Formeln des Bannens und Weihens u.s.w. vor. Er rezitiert den Abschnitt A vor Seinem Heiligen Schutzengel als ein Aufsagen der Attribute dieses Engels. Jeder Satz muß mit ganzer Konzentration der Kraft erfaßt werden, so als träte er über die proklamier­ te Wahrheit in ein so vollkommenes Sama­ dhi wie nur möglich ein. Er identifiziert den Engel mit Ain Soph und dessen Kether; eine Formulierung Hadits im unbegrenzten Körper Nuiths. Er erklärt, daß sein Engel drei Gegensatz­ paare (durch Projektion in abhängiger Form zum Zwecke der Selbstverwirkli­ chung) geschaffen hat: a) das Feste und das Flüchtige, b) das Unmanifestierte und das Manifestierte und c) das Unbewegte und das Bewegte. Anders gesagt: das Ne­ gative und das Positive in Hinsicht auf Materie, Geist und Bewegung. Er jubelt seinem Engel zu als dem, der ,Sich Vollkommen Machte4, und fügt hinzu, daß diese Individualität unergründlich und unverletzlich ist. Im G:. D:. - Ritual des Neophyten (wie es für das alte Äon im Equinox 1,2 abgedruckt ist) ist der Hie-

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Zeile 7

rophant der vollendete Osiris, der den Kandidaten, den natürlichen Osiris, dazu bringt, sich mit sich selbst zu indentifizieren. Aber im neuen Äon ist Horus (Liber CCXX; I, 49) der Hierophant, und deshalb wird der Kandidat gleich­ falls zu Horus. Welches dann ist die For­ mel der Horus-Initiation? Es wird nicht länger mehr die des Menschen durch den Tod sein. Es wird das natürliche Wachsen des Kindes sein. Seine Erfahrungen wer­ den nicht mehr länger als katastrophal betrachtet werden. Seine Hieroglyphe ist der Narr: das unschuldige und impotente Harpokrates-Kind wird, indem es den Stab erhält, zum erwachsenen Horus. ,Der reine Thor1 (dies auch im Original auf deutsch Anm. d. Übers.) ergreift die heilige Lanze (wie Parzival — siehe Wolfram von Eschen­ bach - Anm. d. Übers.). Bacchus wird zu Pan. Der Heilige Schutzengel ist das Selbst der unbewußten Kreatur — der Spirituelle (Geistige) Phallus. Das Wissen um ihn und der Umgang mit ihm bringen die okkulte Pubertät ein. Deshalb ist es ratsam, den Namen Asar Un-nefer durch den von Ra-Hoor-Khuit zu Beginn zu ersetzen, und wenn man mit ihm Umgang hatte, durch den des eigenen Heiligen Schutzengels. Er begrüßt ihn als BESZ, die Materie, die die Gottheit zwecks der Inkarnation jedes Gottes zerstört und verschlingt. Er begrüßt ihn als APOPHRASZ, die Bewegung, die die Gottheit zwecks der Inkarnation jedes Gottes zerstört und verschlingt. Das gemeinsame Handeln dieser beiden Teufel soll dem Gott, den 223

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Zeile 10

Zeile 11

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sie aussaugen, erlauben, in den Genuß der Existenz durch das Sakrament der geteilten ,Leben' (Wein - das Blut und Gift von APOPHRASZ) einzutreten. Er jubelt seinem Engel als dem zu, der .gegessen hat von der Frucht des Bau­ mes des Wissens von Gut und Böse'; an­ ders gesagt: wenn er weise geworden ist (in der Dyade, Chokmah), die Formel des Gleichgewichts, die nun Sein eigen ist, an­ zuwenden, und fähig ist, Sich Seiner von Ihm selbst bestimmten Umgebung genau zu widmen. Er jubelt Seinem Engel zu, daß Er das Gesetz der Liebe als die Magische Formel des Universums aufgestellt habe, daß Er die Erscheinung wieder ins Göttliche auflöse, indem Er alle Gegensatzpaare in ekstati­ scher Leidenschaft vereint. Er jubelt Seinem Engel zu, daß Er fest­ gelegt habe, daß diese Formel der Liebe nicht allein die Auflösung der Getrennt­ heit der Liebenden in Seine eigene unper­ sönliche Gottheit bewirken solle, sondern ihre Zusammenfassung in einem ,Kind‘ als Quintessenz von dessen Eltern, um eine höhere Ordnung vort Wesen als die ihre zu begründen, so daß jede Generation zu einem alchymistischen Prozeß hin zur Vollkom­ menheit in der Richtung von aufeinander­ folgenden Vielfalten wird (Man vergleiche dazu die Philosophie Franz von Baaders. Anm. d. Übers.). So wie die Zeile 9 Invo­ lution geltend macht, die Zeile 10 Evolu­ tion. Er jubelt Seinem Engel zu, daß Er diese Methode der Selbstverwirklichung ersonnen

habe. Der Zweck der Inkarnation ist es, die Reaktionen auf die Beziehungen zu anderen inkarnierten Wesen zu erhalten und die, die sie untereinander haben, zu betrachten. Abschnitt Aa

Zeile 1

Der Adept erklärt sein Recht, in be­ wußte Kommunikation mit seinem Engel einzutreten, auf Grund dessen, daß der Engel Selbst ihm die Heilige Magie, durch die er das geeignete Verbindungsglied schaf­ fen kann, beigebracht hat. ,Mosheh‘ ist M H, die Gestaltung, in Jechidah, Chiah, Neschamah und Ruach — die Sephiroth von Kether bis zu Yesod —, da 45 die Summe der ad­ dierten natürlichen Zahlen von 1 bis 9 ist, während Sh, 300, die der von 1 bis 24 ist, also zur ersten weitere 15 hinzuzählt. (Siehe die Bedeutungen und Korrespondenzen von 9,15, 24, 45, 300, 345 in Liber D.) 45 ist überdies A D M, Mensch. ,Mosheh‘ ist also der Name des Menschen als einer Gott-verbergenden Gestaltung. Aber im Ri­ tual soll der Adept dieses ,Mosheh‘ durch sein eigenes Motto als Adeptus Minor er­ setzen. Für JshraeF soll er lieber seine eige­ ne Magische Rasse angeben, in Überein­ stimmung mit den Verpflichtungen seines Eides an Unseren Heiligen Orden! (Das Tier 666 Selbst benutzte ,Ankh-f-n-khonsu‘ und ,Khem‘ in diesem Abschnitt.) (Siehe oben. Die Bemerkungen Crowleys beziehen sich auf Mathers — später gab er selbst das Werk noch einmal heraus — Ausgabe der Goetia, aus der die Anrufungen, die Crowley für Seinen Heiligen Schutzengel 225

Zeile 2

Zeile 3

226

benutzte, stammen. Dieses alte magische Werk wurde mit der Kabbalah und den Anschauungen des Golden Dawn zusam­ mengebracht, um so erneuert, hierbei be­ nutzt zu werden. Wir werden uns bemü­ hen, eine Ausgabe der Goetia auf deutsch zu erstellen. — Anm. d. Übers.) Der Adept erinnert Seinen Engel daran, daß Er Jene Eine Substanz geschaffen hat, von der Hermes in der Tabula Smaragdina geschrieben hat, und deren Eigenschaft es ist, in sich alle gegensätz­ lichen Existenzweisen zu vereinen und dadurch als ein mit der Spirituellen Exi­ stenzenergie geladener Talisman, ein Eli­ xier oder Stein, der aus der physikali­ schen Grundlage des Lebens zusammen­ gestellt ist, zu dienen. Dieses Gedenken ist zwischen zwei persönliche Bitten an den Engel eingeordnet, als wollten sie das Vorrecht fordern, an dieser Eucha­ ristie, die alle Dinge erschafft, erhält und erlöst, teilzunehmen. Er macht geltend, daß er selbst der ,Engel4 oder der Bote seines Engels sei; das heißt, daß er Geist und Körper ist, deren Aufgabe es ist, das Wort seines Engels zu empfangen und weiterzugeben. Er grüßt den Engel nicht allein als ,un-nefer’, die Vollkommenheit Asarsselbst als Mensch, sondern als PtahApophrasz-Ra, die im Drachen (Nuith) eingehüllte Identität (Hadit), und die da­ durch als eine Sonne (Ra-Hoor-Khuit) manifestiert ist. Das ,von der Schlange umgürtete Ei (oder Herz)4 ist ein ver­ wandtes Symbol; diese Idee wird später

im Ritual ausgedrückt. (Siehe Liber LXV, das sie aufs äußerste erweitert.) Abschnitt B

Der Adept geht in den nun folgenden Abschnitten von B bis Gg von der Kon­ templation zur Aktion über. Er soll astral um den Kreis reisen und dabei die passen­ den Pentagramme, Siegel und Zeichen ma­ chen. Seine Richtung ist dem Sonnenlauf entgegen. Er soll auf diese Weise drei Kur­ ven durchlaufen, von denen eine jede drei Viertel des Kreises bedeckt. Wenn er die Kiblah, oder die Richtung Bolekines, durchläuft, soll er das Zeichen des Ein­ tretenden geben. Dies nimmt die Kraft, die natürlicherweise von diesem Punkte aus­ geht, auf (11) und projiziert sie in die Richtung des Pfades des Magiers. Die Sie­ gel sind die in The Equinox I, 7, Tafel X außerhalb des Vierecks gegebenen, die Zeichen die ebenda, I, 2, Tafel ,Die Zeichen der Grade‘ (siehe unten — Anm. d. Übers.) gezeigten. Bei diesen Anrufungen sollte er seinen Umfang und seinen Wuchs aufs äußerste ausdehnen (12) und die Gestalt und das Bewußtsein des Elementargottes dieser Himmelsrichtung annehmen. Danach beginnt er damit, die ,Barbarischen Namen4 des Rituals schwingen zu lassen. Nun soll er nicht nur sein ganzes Wesen bis zum äußersten mit der Kraft der Namen auffüllen, sondern auch seinen Willen for­ mulieren, der ganz und gar als der dyna­ mische Aspekt seines Schöpferischen Selb­ stes verstanden ist, und zwar soll er dies tun in einer symbolisch geeigneten Gestalt — ich sage nicht in der Form eines Licht227

Strahles, eines Feurigen Schwertes oder von irgendetwas mit Ausnahme von jenem körperlichen Träger und Fahrzeug des Heiligen Geistes, das dem BAPHOMET geweiht ist durch seine Tugend, den Lö­ wen und die Schlange zu verbergen. Da­ durch ist es, daß Sein Bildnis immer zur Verehrung auf der Erde erscheinen mag. Dann soll der Adept seinen Willen über den Kreis hinaus in dieser vorgestellten Form erweitern und diese das zum angeru­ fenen Element passende Licht ausstrahlen lassen, und jedes Wort soll entlang des Schaftes mit leidenschaftlicher Triebkraft hervorströmen, als ob dessen Äußerung den Befehl dazu gegeben hätte, daß es sich auf­ springend vorwärts stößt. Auch soll jedes Wort Autorität anhäufen, so daß der Kopf des Schaftes beim zweiten Wort zweimal so weit wie beim ersten sich nach vorne wirft, und beim dritten viermal mehr als beim zweiten u.s.w. bis zum Schluß. Außer­ dem soll der Adept sein ganzes Bewußt­ sein dorthin schleudern. Dann, beim letz­ ten Wort soll er seinen Willen zurück­ stürzend in sich bringen, stetig strömend, und er soll sich dessen Zielen anbieten wie Artemis dem PAN, so daß diese völlig reine Konzentration des Elementes ihn gänzlich reinigt und mit dessen Eigenschaft erfüllt. Wenn er bei diesem Sakrament ganz eins mit dem Element ist, soll der Adept die Forderung ,Höre Mich an und mache Mir ...‘ aussprechen mit dem starken Ge­ fühl, daß diese Einheit mit jener Himmels­ richtung des Universums ihm die weiteste 228

Freiheit und die dazu gehörigen Vorrechte verleiht. Der Adept soll den Wortlaut der For­ derung zur Kenntnis nehmen. Das ,Firma­ ment4 ist der Ruach, die ,mentale Ebene4; es ist das Reich von Shu oder Zeus, wo sich das Rad der Gunas (13), der drei Formen des Seins, dreht. Der Aethyr, Äther, ist der ,Akasha‘ der ,Spirit4, der Geist, der, Äther der Physiker, welcher das Gerippe ist, auf dem alle Formen begründet werden; er empfängt, verzeichnet und leitet weiter alle Impulse, ohne dadurch selbst Verän­ derung zu erleiden. Die ,Erde4 ist die Sphäre, in der die Arbeit dieser grund­ legenden4 und ätherischen Gestaltungen der Wahrnehmungsfähigkeit erscheint. ,Unter der Erde4 ist die Welt der Phänomene, die jene wahrgenommenen Projektionen erfüllen und ihren besonderen Charakter festlegen. ,Trockenes Land4 ist der Ort toter, materieller4 Dinge, trocken (d.h. unerkennbar), weil er unfähig ist, auf unseren Geist zu wirken. ,Wasser4 ist das Medium oder Gefährt, durch das wir solche Dinge fühlen; ,Luft4 ihr Lösungs­ mittel (Menstruum), durch das diese Ge­ fühle mental aufgenommen werden. Es wird ,wirbelnd4 genannt wegen der Unbe­ ständigkeit des Denkens und der Einfältig­ keit des Verstandes, auf den wir angewie­ sen sind bei dem, was wir ,Leben4 nennen. ,Brausendes Feuer4 ist die Welt, in der die herumwandernden Gedanken ganz zum schnell-fliegenden Willen verbrennen. Diese vier Stadien erklären, wie das Nicht-Ich ins Ich verwandelt wird. Ein ,Zauber4 229

Gottes ist jede Form von Bewußtsein und eine ,Plage4 jede Form von Handeln.

Die Forderung als ein Ganzes begehrt für den Adepten die Kontrolle eines jeden Teilstückes des Universums, das Sein Engel als Hilfsmittel, Sich für Sich selbst zu mani­ festieren, erschaffen hat. Sie umschließt den Befehl über die Anfangsprojektion des Möglichen in die Individualität, in den antithetischen Kunstgriff, welcher die Erfindung des Geistes ist, und in eine gleich­ gewichtige Dreifachheit von Weisen oder Zuständen des Seins, deren Kombinatio­ nen die Charakteristiken des Kosmos begrün­ den. Sie schließt ferner einen Maßstab der Struktur ein, eine Starrheit, die Bezüge ermöglicht. Auf diesen Grundlagen von Bedingungen, die keine Dinge an sich sind, sondern die Richtschnur darstellen, nach der sich die Dinge ordnen, ist der Tempel des Seins erbaut, dessen Mate­ rialien selbst vollkommen geheimnisvoll sind, unergründlich wie die Seele; und wie die Seele stellen sie sich selbst vor mittels der Symbole, die wir fühlen, wahrnehmen und für unsere Zwecke verwenden können, ohne stets die ganze Wahrheit über sie zu kennen. Der Adept faßt alle diese Punkte zusammen, indem er die Autorität über jede Ausdrucksform, die der Existenz möglich ist, fordert — sei es nun ein ,Zauber1 (Idee) oder eine ,Plage1 (Hand­ lung) Gottes, das heißt: seiner selbst. Der Adept muß jeden ,Geist1, jeden Räu­ ber' und jede ,Plage' als Teil seiner Umge­ bung annehmen, d.h. akzeptieren, und sie sich alle ,untertan' machen, das heißt sie 230

als Mitursachen seiner selbst betrachten. Sie haben ihn zu dem gemacht, was er ist. Sie korrespondieren genau mit seinen eigenen Fähigkeiten. Letztlich sind sie alle von derselben Wichtigkeit. Die Tat­ sache, das er das ist, was er ist, beweist, daß jeder Punkt ausbalanciert ist. Das Auftreffen jedes neuen Eindrucks beein­ flußt das gesamte System in der angemes­ senen Weise. Deshalb muß er erkenen, daß jedes Ereignis ihm untertan und von ihm abhängig ist. Es tritt auf, weil es es benö­ tigte. Eisen rostet, weil die Moleküle nach Sauerstoff verlangen, um ihre Neigung zu befriedigen. Sie flehen nicht um Wasser­ stoff, deshalb ist die Verbindung mit die­ sem Gas ein Ereignis, das nicht geschieht. Alle Erfahrungen steuern dazu bei, uns in uns selbst vollständig zu machen. Wir fühlen uns so lange von ihnen abhängig, wie wir dies nicht erkennen; tun wir es, so sehen wir, daß sie von uns abhängig sind. Und wann immer wir danach trach­ ten, einer Erfahrung auszuweichen, welche es auch sein mag, schaden wir uns dadurch. Wir arbeiten unseren eigenen Neigungen entgegen. Leben heißt sich wandeln; und sich dem Wandel entgegenstellen heißt, gegen das Gesetz, das wir erlassen haben, um unser Leben zu regieren, zu revol­ tieren. Sich über das Schicksal ärgern heißt also, unserer Souveränität zu ent­ sagen und den Tod zu Hilfe zu rufen. In der Tat haben wir das Schicksal des Todes für jeden Bruch des Lebensgesetzes verfügt. Und jedes Versagen, sich irgend­ einen Eindruck einzuverleiben, hungert 231

die entsprechende Fähigkeit aus, die nach ihm verlangte. Dieser Abschnitt B ruft die Luft im Osten mit einem Schaft von goldener Prächtigkeit an.

Abschnitt C

Der Adept beschwört nun das Feuer im Süden, flammendrot sind die Strahlen, die aus seinem Verendum bersten.

Abschnitt D

Er beschwört das Wasser im Westen; sein Stab türmt weiter blaue Strahlung auf.

Abschnitt E

Er geht in den Norden, um die Erde zu beschwören; von seiner Waffe blitzen Blumen von grünen Flammen. Wenn die Übung den Adepten in dieser Arbeit ver­ vollkommnet, wird es automatisch vor sich gehen, alle diese komplexen Ideen und Absichten mit den dazugehörigen Wor­ ten und Handlungen zu verbinden. Wenn er dies erreicht hat, kann er sich tiefer den Formeln widmen, indem er ihre Korres­ pondenzen erweitert. So kann er das Was­ ser auf die Art und Weise des Wassers beschwören und seinen Willen mit ma­ jestätischer und unwiderstehlicher Be­ wegung erweitern, dabei aber dessen Schwerkraftneigung beachten, doch mit einer sanften und ruhigen Erscheinung von Weichheit. Dann wieder kann er die Formel des Wassers zu ihrem besonderen Zwecke anwenden, wenn es in seine Sphäre zurückbrandet, und es mit bewußter Ge­ wandtheit für das Reinigen und Beruhigen der aufnehmenden und gefühlsmäßigen Ele­ mente seines Charakters benutzen, und weiter für die Lösung und das Wegschwem-

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men jenes verwirrten Unkrauts der Vorur­ teile, das ihn in der Freiheit, zu handeln wie er will, behindert. Ähnliche Anwen­ dungsmöglichkeiten der anderen Anrufun­ gen werden dem Adepten, der dazu bereit ist, sie zu benutzen, einfallen. Abschnitt F Der Adept kehrt zum Tiphereth-Quadrat seines Taus zurück und ruft nach Boleskine gewandt den Geist durch die aktiven Pentagramme, das das Zeichen des Tieres genannte Siegel und die L.V.X.Zeichen (siehe die Tafel — Anm. d. Übers.) an. Dann läßt er die Namen schwingen und dehnt seinen Willen wie vordem aus, je­ doch senkrecht nach oben. Zu gleicher Zeit erweitert er die Quellen dieses Willens — das geheime Symbol des Selbstes — sowohl über wie unter sich, als ob er jenes Selbst in dessen Doppelform bestätigen wolle, das widerwillig ist, sich bei seinem Versagen, mit der Sphäre Nuiths gleich zu werden und übereinzustimmen, zu beruhigen. Nun, beim letzten Wort, soll er sich vorstellen, daß der Kopf seines Willens, wo sein Bewußtsein sitzt, seine Spalte (das Brahmarandra-Cakra, am Treffpunkt der Schädel­ nähte) öffnet und einen Tropfen klaren, kristallischen Taus absondert, und daß diese Perle seine Seele ist, eine Jungfrau, die sich dem Engel anbietet, weitergedrängt von seinem Wesen fort durch die Intensität des Sehnens. Abschnitt Ff Mit diesen Worten zieht der Adept seinen Willen nicht wie in den vorher­ gebrachten Abschnitten in sich zurück. Er stellt sie sich vor als eine Spiegelung der Wahrheit auf der Oberfläche des 233

Tautropfens, wo sich seine Seele zitternd verbirgt. Er fäßt sie als die erste Formu­ lierung vom Wesen seines Heiligen Schutz­ engels in seinem Bewußtsein auf. Zeile 1

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Die ,Götter4 schließen alle bewußten Elemente seines Wesens ein. Das ,Universum4 schließt alle mögli­ chen Elemente, derer er gewahrwerden kann, ein. Die ,Winde4 sind seine Gedanken, die ihn davon abgehalten haben, zu seinem Engel zu gelangen. Sein Engel hat die ,Stimme4, den Aus­ druck4, diese magische Waffe, die ,Wörter4 produziert, geschaffen; und diese Wörter sind die Weisheit gewesen, mittels der Er alle Dinge erschaffen hat. Die ,Stimme4 ist als Verbindungsglied zwischen dem Adepten und seinem Engel notwendig. Der Engel ist der ,König4, der, der ,kann‘, der ,Ursprung der Autorität und der Quell der Ehre4, auch der König (oder Königs­ sohn), der die Verzauberte Prinzessein befreit und sie zu seiner Königin macht. Er ist der ,Herrscher4, der ,unbewußte Wil­ le4, dem nicht mehr von dem unwissenden und launischen, falschen Willen des be­ wußten Menschen entgegengearbeit wird. Und er ist der ,Helfer4, der Urheber des unfehlbaren Impulses, der die Seele aus­ schickt, längs der Himmel auf dem ihr angemessenen Weg einherzuschreiten mit einem solchen Schwung, daß die Anzie­ hungskraft fremder Gestirne nicht länger dazu genügt, sie abzulenken. Der ,Höre Mich an ...‘-Satz ist nun vom normalen menschlichen Bewußtsein gesprochen, das

in den physischen Körper zurückgezogen ist; der Adept muß seine Erlangung vor­ sätzlich aufgeben, da es noch nicht sein ganzes Sein ist, das vor dem Geliebten ver­ brennt.

Abschnitt G

Der Adept, obwohl in sich zurückge­ zogen, soll die Ausdehnung seines Symbols aufrechterhalten haben. Er wiederholt nun die Zeichen wie vorher, macht jedoch das Passive Anrufende Pentagramm des Gei­ stes. Er konzentriert sein Bewußtsein in­ nerhalb des Zwillingssymbol des Selbstes und bemüht sich, es schlafen zu schicken. Aber falls die Arbeit richtig ausgeführt worden ist, soll sein Engel die Gabe des Taus angenommen haben und mit Lei­ denschaft das vergrößerte Symbol des Willens zu Sich reißen. Dieses soll er dann heftig mit Schwingungen der Liebe, die die Worte dieses Abschnittes widerhallen lassen, schütteln. Sogar in den physischen Ohren des Adepten soll das Echo davon widerklingen, jedoch soll er nicht fähig sein, es zu beschreiben. Es soll ihm sowohl lauter als Donnern und sanfter als das Wispern des Nachtwindes vorkommen; es soll zugleich unartikuliert sein und mehr bedeuten als er je gehört hat. Nun soll er mit der ganzen Stärke seiner Seele bestrebt sein, dem Willen seines Engels zu widerstehen und sich in der eng­ sten Zelle der Zitadelle seines Bewußtseins zu verbergen. Er soll sich selbst weihen, dem Angriff der Stimme wie der Schwin­ gung zu widerstehen, bis sein Bewußtsein, ohnmächtig geworden, ins Nichts ent­ schwindet. Denn falls nur ein einziges nicht 235

eingesaugtes Atom seines falschen Ego dort fortdauert, würde dieses die Jung­ fräulichkeit seines Wahren Selbstes besu­ deln und den Eid profanieren; dann würde dieses Atom durch die Ankunft des Engels so sehr entzündet werden, daß es den Rest des Geistes überwältigte, ihn tyranni­ sierte und ein ungesunder Despot würde, zum völligen Niedergang des Reiches. Aber all dies hat keinen Sinn. Wer denn wäre fähig, dem Engel zu widerstehen? Er soll die Anstrengung Seines Geistes verstärken, so daß Seine getreuen Legionen der Löwen-Schlangen aus dem Versteck springen und den Adepten erwecken, da­ mit sie ihm ihren Willen bezeugen und ihn in ihrem Enthusiasmus mitreißen, daß er bewußt an ihrem Ziel teilhat und die Lö­ sung all seiner Verworrenheiten in ihrer Einfachheit sieht. So dann soll der Adept sich dessen bewußt sein, daß er durch die Spalte seines Willenssymbols mitgerissen worden ist, und daß Sein Engel tatsächlich er-selbst ist, mit einer so intensiven Ver­ trautheit, daß sie Identität wird, und dies nicht in einem einzigen Ego sondern in jedem unbewußten Teilstück, Element, das an diesem vielfachen Aufwärtsstürmen teilhat. Diese Verzückung ist fast immer von einem Sturm leuchtendes Lichtes begleitet, und ebenso in vielen Fällen von einem Aus­ bruch von Lauten — in jedem Fall erstaun­ lich und sublim, obwohl ihr Charakter in großen Grenzen variieren kann. (14) Die Sternenflut schießt aus dem Kopf des Willenssymbols und wird in glitzern­ 236

den Galaxien über den Himmel verstreut. Diese Auflösung zerstört die Konzentra­ tion des Adepten, dessen Geist eines sol­ chen Vielfachen von Majestätischem nicht Herr zu werden vermag. In der Regel ver­ sinkt er betäubt im Gewöhnlichen, um nichts weiter von dieser Erfahrung wieder­ geben zu können als einen vagen, doch lebendigen Eindruck vollständiger Befrei­ ung und unbeschreiblicher Verzückung. Wiederholung stärkt ihn, das Wesen sei­ ner Erfahrung zu erkennen; und sein En­ gel, dies einmal geschaffene Verbindungs­ glied, sucht ihn oft auf und übt ihn in fei­ ner, sublimer Weise, für seine Heilige Ge­ genwart und Überredungsgabe empfind­ lich zu werden. Aber es kann besonders nach wiederholten Erfolgen auftreten, daß der Adept durch die Explosion der Ster­ nenflut nicht nur in seine Sterblichkeit zurückgeworfen, sondern mit einer be­ stimmten, einzigen ,Löwen-Schlange‘ iden­ tifiziert wird, und er sich dessen weiterhin bewußt ist, bis sie ihren richtigen Platz im Raume findet, wenn ihr verborgenes Selbst als eine Wahrheit erblüht, die der Adept dann mit sich zurück zur Erde neh­ men kann. Dies ist nur eine Nebenfrage. Der Haupt­ zweck des Rituals ist es, die Beziehung des unbewußten Selbstes zum Engel auf sol­ che Weise zu begründen, daß der Engel die Einheit ist, die die Summe der Ele­ mente dieses Selbstes ausdrückt, daß der Adept sich ferner bewußt ist, daß sein gewöhnliches Bewußtsein fremde Feinde erhält, die durch die Zufälligkeiten der 237

Umgebung eingeschleust worden sind, und daß seine Kenntnis von und sein Umgang mit dem Heiligen Schutzengel jeden Zwei­ fel oder jede Täuschung zerstört, allen Se­ gen gewährt, alle Wahrheit lehrt und jedes Vergnügen enthält. Wichtig aber ist es, daß der Adept nicht in der mehr unaussprech­ lichen Verwirklichung seiner Verzückung verbleibt, sondern sich daraus aufrafft, um die Verbindung der Analyse zu unter­ ziehen, sie in verstandesmäßigen Begriffen zu erfassen und dadurch seinen Geist und sein Herz in einer Weise zu erleuchten, die so erhaben über fanatischen Enthusias­ mus ist wie die Musik Beethovens über westafrikanisches Kriegsgetrommel. Abschnitt Gg Der Adept sollte erkannt haben, daß sein Akt der Vereinigung mit dem Engel 1) den Tod seines alten Geistes außer in so weit, daß seine unbewußten Teilstücke ihr Gedächtnis bewahren, wenn sie ihn in sich aufnehmen, und 2) den Tod seiner unbe­ wußten Teilstücke selbst zur Folge hat. Jedoch ist ihr Tod vielmehr ein Weiter­ gehen, um ihr Leben durch Liebe zu erneuern. Er wird dann durch die be­ wußte Einbeziehung ihrer sowohl ein­ zeln wie zusammen zum ,Engel1 seines Engels, wie Hermes das Wort des Zeus ist, dessen eigene Stimme hingegen der Donner ist. In diesem Abschnitt spricht der Adept — soweit Worte dies vermögen — also aus, was sein Engel für Ihn bedeutet. Er sagt das mit völlig in seinen physischen Körper zurückgezogener Scin-Laeca und nötigt seinen Engel, sein Herz zu bewoh­ nen. 238

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,lch bin Er‘ erklärt die Zerstörung des Gefühls von Unterschiedensein in Selbst und SELBST (seif and Self; um den Unter­ schied deutlich werden zu lassen, haben wir dies zweite Selbst in großen Buchsta­ ben geschrieben. - Anm. d. Übers.). Es bejaht die Existenz, doch nur die der dritten Person. ,Der Ungeborene Geist1 ist frei von allem Raum; ,er hat Sicht in den Füßen1, so daß sie ihren eigenen Weg zu suchen vermögen. ,Stark1 ist GBR ( 12 2 = Stärke; ") = (poet.) Mann; gemeint ist Geburah, die fünfte Sephira, siehe die Skizzen im Anhang. — Anm. d. Übers.), der von Sonne und Mond beglei­ tete Magier (siehe Liber D und Liber 777). Das .Unsterbliche Feuer1 ist das schöpfe­ rische Selbst; unpersönliche Energie kann nicht untergehen, egal, welche Formen sie annimmt. Verbrennung ist Liebe. .Wahrheit1 ist die notwendige Beziehung zweier Dinge zueinander; deshalb — obwohl es Dualität impliziert — befähigt sie uns, zwei Dinge wahrzunehmen, als seien sie eins, solcherweise, daß dieses Eine danach verlangt, durch komplementäre Ergänzun­ gen definiert zu werden. So ist eine Hyper­ bel eine einfache Idee, doch verlangt ihre Konstruktion zwei Kurven. Der Engel, wie der Adept ihn kennt, ist ein Wesen in Tiphereth, das Kether verdunkelt. Der Adept kennt formell die höheren Sephiroth nicht. Er kann nicht wie der Ipsissimus erkennen, daß alle Dinge gleichermaßen Illusion und gleichermaßen Absolutes sind. Er ist in Tiphereth, dessen Funktion Erlösung ist; und er beklagt die 239

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Abschnitt H

Abschnitt J

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Ereignisse, die das augenscheinliche Leid, dem er grad entronnen ist, verursachen. Auch ist er sich sogar in den Höhen seiner Extase der Grenzen und Mängel seiner Erlangung bewußt. Dies bezieht sich auf die Phänomene, die seine Erlangung begleiten. Dies bedeutet das Erkennen des Engels als das Wahre Selbst seines unbewußten Selbstes, das verborgene Leben seines physischen Lebens. Der Adept erkennt, daß jeder Atemzug und jedes Wort seines Engels mit schöp­ ferischem Feuer geladen sind. Tiphereth ist die Sonne, und der Engel ist die gei­ stige Sonne der Seele des Adepten. Hier wird der gesamte Prozeß, das bedingte Universum zum Erkennen seiner selbst durch die Formel der Entwickelung zu bringen, zusammengefaßt (15); eine Seele pflanzt sich in den von den Sinnen getäuschten Körper und den Verstand­ gehemmten Geist ein, läßt sie ihren In­ sassen erkennen und so am eigenen Be­ wußtsein des Lichtes teilhaben. .Anmut“ hat hier den Sinn von .Freund­ lichkeit, angenehmen Wesen“, Die Existenz des Engels ist die Rechtfertigung des Schöpfungsplanes. (16) Diese Zeile muß im Lichte des Liber LXV studiert werden. (The Equinox, XI, S. 65) Diese kurze Zusammenfassung verlangt, daß der Adept und sein Engel gemeinsam weiterschreiten, ,um sich auf der Erde unter den Lebenden zu vergnügen“. Das Tier 666 (siehe Off. 13,18 — Anm. d. Übers.) hat die dargelegte Methode, die-

ses Ritual zu benutzen, ersonnen und sie durch eigene Ausübung als von unfehlbarer Macht bestätigt, falls es recht ausgeführt wird. Und nun hat er es für die Welt nieder­ geschrieben, daß es ein Schmuck für den Adepten sein soll, der es übernimmt, um seinem Namen am Ende der Arbeit ein ,Heil’ zuzurufen. Dies soll ihn überdies in der Magie bestärken, um ihn ins Gedächtnis zurückzurufen, daß es tatsächlich Jeman­ den gegeben hat, der durch die Ausübung dieses Rituals zum Wissen um und zum Umgang mit Seinem Heiligen Schutzengel gelangt ist, der ihn nie mehr im Stich las­ sen, sondern ihn zum Magus erheben wird, dem Worte des Äons des Horus!

Denn erkenne dies, daß der Name IAF in seinem geheimsten und mächtigsten Sinne die Formel der Magie des TIERES verkündet, wodurch er viele Wunder be­ wirken kann. Und weil er wirklich will, daß die ganze Welt diese Kunst erlangen möge, versteckt Er sie nun hierinnen, auf daß der Würdige Seine Weisheit ernten möge. I und F sollen Allem gegenüberstehen, (17) doch bewahre ihr A vor dem Angriff. Der Einsiedler zu sich, der Narr zu Fein­ den, Der Hierophant zu Freunden, Neun durch Natur, Null durch Erlangung, Fünf durch Funktion. In der Rede schnell, sub­ til und geheim; im Denken schöpferisch, unvoreingenommen und ungebunden; im Tun sanft, ruhig und beharrlich. Hermes zum Hören, Dionysos zum Berühren, Pan zum Sehen. 241

Eine Jungfrau, ein Kleinkind und ein Tier! Ein Lügner, ein Idiot und ein Meister der Menschen! Ein Kuß, ein Gelächter und ein Ge­ brüll; wer Ohren hat zu hören, soll hören! Nimm zehn, die eins sind, und eins, das eins in dreien ist, um sie in sechs zu ver­ bergen ! Dein Stab zu allen Schalen, deine Schei­ ben zu allen Schwertern, aber hintergehe nicht dein Ei! Überdies ist IAF auf Grund seiner Zahl tatsächlich gleich 666; und dies ist ein Ge­ heimnis der Geheimnisse, Der es kennt, ist der Adept der Adepten und Mächtig unter den Magiern! Nun ist dieses Wort SABAF, dessen Wert 70 beträgt (18), ein Name von Ayin (V = 70, siehe die Tabelle im Anhang. Anm. d. Übers.), und des Auges und des Teufels, unseres Herrn, und der Ziege von Mendes. Er ist der Herr des Sabbaths der Adepten und ist Satan, deshalb auch die Sonne, deren Zahl der Magie 666 ist, das Siegel Seines Dieners, des TIERES. Wiederum ist SA jedoch 61, AIN, die Null von; Nuith; BA bedeutet gehen, zu HADIT; und F ist ihr Sohn, der Ra-HoorKhuit ist. So also soll der Adept sein Siegel auf all die Worte, die er in das Buch der Werke seines Willens geschrieben haf, setzen. Und er soll dann alles abschließen, in­ dem er sagt ,Solches sind die Worte!4 (19). Denn durch dies macht er vor allen, die sich um seinen Kreis befinden, bekannt, 242

daß diese Worte wahrhaft und mächtig sind, binden, was er binden will, und lösen, was er lösen will. Der Adept soll dieses Ritual rechtens ausführen, in jedem seiner Teile vollkom­ men, erst einmal täglich einen Monat lang; dann zweimal, zur Morgen- und Abend­ dämmerung zwei Monate lang; dann zu­ sätzlich des Mittags drei Monate lang; danach zusätzlich gegen Mitternacht und dem­ nach vier Monate lang viermal täglich. Der elfte Monat dann soll völlig diesem Werke geweiht sein; er soll unverzüglich in fortwährender Begeisterung sein und alles außer den bloßen Bedürfnissen nach Essen und Schlafen (20) aufgeben. Denn wisse, daß die wirkliche Formel, (20 a) deren Eigenschaft dem Tier zu dieser Erlangung genügte, diese war:

RUFE OFTMALS AN (21) So mögen alle Menschen zuletzt zum Wissen um und zum Umgang mit dem Hei­ ligen Schutzengel kommen: so spricht das Tier und bittet Seinen eigenen Engel, daß denen, die darinnen lesen, dieses Buch wie eine brennende Lampe und wie ein le­ bendiger Quell des Lichtes und des Lebens sei.

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PUNKT III Erläuternde Bemerkung zum Abschnitt G und Gg

Der Adept, der dieses Ritual gemeistert und erfolgreich die volle Bedeutung dieser kontrollierten Verzückung er­ kannt hat, sollte seinem Geist nicht erlauben, die Herr­ schaft über die astralen Vorstellungsbilder der Sternen­ flut, des Willenssymbols oder Seelensymbols zu verlieren oder auch nur seine Pflicht gegenüber dem Körper und der wahrnehmbaren Umwelt zu vernachlässigen. Noch sollte er es übersehen, seinen Lichtkörper (Astralkörper — Anm. d. Übers.) in enger Berührung mit den Phänomenen auf dessen Ebene zu halten, so daß dessen geheimes Be­ wußtsein seine ihm angemessenen Aufgaben erfüllen kann, die verstreuten Ideen des Adepten vor der Besessenheit zu bewahren. Jedoch sollte er durch die vorhergehenden Übungen die Fähigkeit erlangt haben, diese Elemente seines Bewußt­ seins abzulösen von ihrem klar erkennbaren Zentrum, so daß sie zu (zeitweilig) unabhängigen, verantwortlichen Einheiten werden, die fähig sind, nach Willen Mitteilungen vom Hauptquartier entgegennehmen zu können, aber voll­ kommen dazu in der Lage sind, 1) für sich selbst zu sorgen, ohne ihren Anführer zu belästigen, und 2) ihm zur rechten Zeit zu berichten. Um im Bild zu bleiben: sie müssen sich verhalten wie untergeordnete Offiziere, von denen man erwartet, daß sie Selbstvertrauen, Initiative und Recht­ schaffenheit bei der Ausführung des Tagesbefehls entfal­ ten. Der Adept sollte deshalb fähig sein, sich auf diese indi­ viduellen Geister seiner selbst zu verlassen, daß sie ihre eigenen Bedingungen ohne Einmischung von ihm für die verlangte Zeit unter Kontrolle haben und daß er sie der Reihe nach aufrufen kann, um einen genauen Bericht ihrer Erlebnisse zu erhalten. Wenn dies alles so geregelt ist, wird der Adept dazu frei sein, sein tiefstes Selbst, jenen Teil von ihm, der unbewußt 244

seinen wahren Willen regelt, auf die Erkenntnis seines Heiligen Schutzengels zu konzentrieren. Die Abwesenheit seines körperlichen, geistigen und astralen Bewußtseins ist tatsächlich grundlegend für den Erfolg; denn es ist ihre Aneignung seiner Aufmerksamkeit, die ihn seiner Seele ge­ genüber taub gemacht hat, und sein Beschäftigtsein mit ihren Angelegenheiten, das ihn davon abgehalten hat, diese Seele wahrzunehmen.

Die Wirkung des Rituals ist folgende gewesen: a) sie so mit ihrer eigenen Arbeit beschäftigt zu halten, daß sie aufhören ihn abzulenken; b) sie so vollkommen zu trennen, daß seine Seele ihrer Hülle entkleidet wird; c) in ihm eine Begeisterung zu erzeugen, die so intensiv ist, daß sie ihn berauscht und betäubt, so daß er die Qual seiner geistigen Vivisektion weder fühlen noch sich über sie ärgern kann, so wie schüchterne Geliebte sich in der Hochzeitsnacht betrinken, um die Intensität ihrer Scham, die so geheimnisvoll neben ihrem Verlangen besteht, durchzustehen; d) die notwendigen geistigen Kräfte von jedem Teilstück zu konzentrieren und sie gleichzeitig in das Sehnen nach dem Heiligen Schutzengel zu schleudern; und e) den Engel durch das Schwingen der magischen Stim­ me, die Ihn anruft, herbeizuzitieren. Die Methode des Rituals ist also mannigfaltig. An erster Stelle steht eine Analyse des Adepten, die ihn befähigt, den Verlauf einer Handlung einzuschätzen. Er kann entscheiden, was gebannt, was gereinigt und was konzentriert werden muß. Er kann dann seinen Willen auf dessen eines Hauptelement konzentrieren, dessen Wider­ stand — der wie ein körperlicher Reflex automatisch ist — überwinden, indem er Hemmungen durch seine Ego­ überwältigende Begeisterung zerstört. (22) Die andere Hälf­ te des Werkes benötigt keine solche komplexe Anstren­ gung; denn sein Engel ist einfach und unverwickelt, 245

zu jeder Zeit bereit, richtig angeordneten Näherungen zu antworten. Jedoch sind die Ergebnisse des Rituals zu verschieden, um eine starre Beschreibung zu erlauben. Man kann sagen, daß — angenommen, die Vereinigung ist gelungen — der Adept keine Erinnerung an das, was geschehen ist, zurück­ zubehalten braucht. Er kann eher eine Lücke in seinem be­ wußten Leben gewahren und deren Inhalt danach beurtei­ len, indem er beobachtet, daß sein Wesen subtil umgestal­ tet worden ist. Solch eine Erfahrung könnte in der Tat der Beweis der Vollkommenheit sein. Falls sich der Adept auf irgendeine Weise seines Engels bewußt ist, muß es so sein, daß ein Teil seines Geistes vor­ bereitet ist, das Verzücken wahrzunehmen und es in der einen oder anderen Weise für sich auszudrücken. Dies schließt die Vollkommenheit jenes Teiles ein, seine Frei­ heit von Vorurteilen und sogenannter, verstandesmäßiger Beschränkung. Zum Beispiel: man kann keine Erleuchtung wie die der Natur des Lebens erlangen, welche von der Evolutionslehre ausgestrahlt werden sollte, wenn man lei­ denschaftlich davon überzeugt ist, daß die Menschheit ih­ rem Wesen nach nicht tierisch ist und daß die Kausalität in Widerspruch zum Verstand steht. Der Adept muß zur gänzlichen Zerstörung seines Gesichtspunktes von einer Sache bereit sein und sogar zu der seiner angeborenen Vor­ stellung von Formen und Gesetzen des Denkens (23). So mag er finden, daß sein Engel sein ,Geschäft' oder seine .Liebe' für absurde Kleinigkeiten hält; ebenso daß menschliche Ideen von ,Zeit' null und nichtig sind, und die menschlichen ,Gesetze' der Logik nur für die Beziehungen zwischen Illusionen anwendbar sind. Nun wird der Engel die Verbindung mit dem Adepten an irgendeinem Punkt herstellen, der für Seinen Einfluß empfänglich ist. Solch ein Punkt wird naturgemäß einer sein, der im Charakter des Adepten hervorstechend ist, und gleicherweise einer, der im rechten Sinne des Wortes rein ist. (24) 246

Also wird ein Künstler, der darauf eingestimmt ist, anschauliche Schönheit hochzuschätzen, einen sichtbaren Eindruck seines Engels in einer körperlichen Gestalt, die die sublime Quintessenz seines Ideals darstellt, erlangen. Ein Musiker kann durch majestätische Melodien, die er nie zu hören hoffte, hingerissen werden. Ein Philosoph mag gewaltige Wahrheiten erfassen, die Lösung von Pro­ blemen, die ihn sein ganzes Leben lang genarrt haben. Übereinstimmend mit dieser Lehre lesen wir von Er­ leuchtungen, die von Leuten einfachen Geistes erfahren worden sind, wie von einem Arbeiter, der ,Gott sah' und ihn mit einer ,Anzahl kleiner Birnen1 verglich. Dann wieder wissen wir, daß Extase, die in unausgeglichene Geister ein­ greift, dort eine zum Idol erhobene Idee entflammt und fanatischen Glauben zur Folge hat, hitzig bis zur Raserei, mit Intoleranz und ungesund ungeordneter Energie, die jedoch so machtvoll ist, das Schicksal von Reichen zu beeinflussen. Aber die Phänomene des Wissens um und des Umgangs mit dem Heiligen Schutzengel sind ein Nebenpunkt; der Kern der Vereinung ist die Vertrautheit. Ihre Vertrautheit (oder vielmehr Identität) ist von allen Teilformen des Aus­ druckes unabhängig; am besten ist sie daher sprachlos wie die Liebe. Die Intensität der Erfüllung wird wahrscheinlicher ein Schluchzen oder einen Schrei erzwingen, eine natürliche Geste animalischer Sympathie mit dem geistigen Spasmus. Dieses ist als unvollständige Selbstkontrolle zu kritisieren. Schweigen ist edler. Auf jeden Fall muß der Adept in Verbindung mit sei­ nem Engel stehen, so daß seine Seele mit Sublimität über­ strömt wird — gleich ob in Verstandesbegriffen deutlich oder nicht. Es ist ersichtlich, daß die Anstrengung bei derartigem geistigen Erfülltsein dazu neigt, die Seele zu überwältigen, besonders anfänglich. Sie leidet tatsächlich am Übermaß der Extase, so wie unmäßige Liebe Schwin­ delgefühl erzeugt. Die Seele sinkt und sinkt in Ohnmacht. 247

Solche Schwäche ist fatal, ähnlich dem Erfreuen daran und der Verhaftung. „Sei stark! dann kannst du mehr Ver­ zückung ertragen!“, sagt das Buch des Gesetzes. (25) Der Adept muß deshalb den Mann spielen und sich auf­ rütteln, seine Seele zu verhärten. Zu diesem Zwecke habe ich, das Tier, verschiedene Kunstgriffe versucht und erprobt. Von diesen der beste ist, den Körper zu veranlassen, mit der Seele zu kämpfen. Die Muskeln sollen sich anspannen wie beim Ringen. Kiefer und Mund inbesondere sollen bis zum äußersten versteift werden. Atme tief, langsam, aber energisch. Be­ halte die Herrschaft über den Geist, indem du eindring­ lich und hörbar murmelst. Aber damit dieses Murmeln nicht dazu neigt, die Vereinigung mit dem Engel zu stören, spre­ che nur Seinen Namen. Bis der Adept diesen Namen nicht vernommen hat, kann er deshalb nicht im völligen Besitz des Geliebten weilen. Seine wichtigste Aufgabe ist es also, die Ohren für die Stimme seines Engels offenzuhalten, daß er erkennen kann, wie jener genannt wird. Beachte, daß dieser Name, recht und ganz verstanden, das Wesen des Engels in jeder Hinsicht verkündet, weshalb dieser Na­ me auch die Formel der Vollkommenheit, nach der der Adept strebt, und auch die Kraft der Magie, mittels derer arbeiten muß, darstellt. Er dann, der diesen Namen noch nicht weiß, soll ein diesem besonderen Ritual wertes Wort wiederholen. Sol­ che sind .Abrahadabra', das Wort des Äons, welches das /vollbrachte Große Werk' bezeichnet, und ,Aumgn‘, das in Buch 4, Teil HI (26) erklärt wird, und der Name des TIERES; denn dessen Zahl zeigt die Vereinigung mit dem Engel an, und Sein Werk ist nichts anderes, als alle Men­ schen zu Teilhabern dieses Mysteriums der Mysterien der Magie zu machen. So soll der Adept dann, indem er dieses Wort oder jenes sagt, mit seinem Engel ringen und Ihm widerstehen, daß er Ihn zwingen kann, sich dazu bereit zu erklären, in enger Verbindung zu verbleiben, bis das Bewußtsein zu klarem 248

Verständnis und genauer Übermittelung (27) der trans­ zendentalen Wahrheit des Geliebten zum Herzen, das ihn hält, fähig wird. Die feste Wiederholung eines dieser Worte sollte den Adepten eigentlich in die Lage versetzen, den Zustand der Vereinigung wenigstens zuerst für einige Minuten aufrecht zu erhalten. In jedem Falle muß er seine Begeisterung wieder entfa­ chen und seinen Erfolg vielmehr als eine Ermutigung zu glühenderem Verlangen als einen Triumph ansehen. Er sollte seine Anstrengungen vermehren. Er soll sich vor der .Begierde des Ergebnisses1 hüten, davor zu viel zu erwarten, davor den Mut zu verlieren, wenn nach dem ersten Erfolg eine Reihe von Fehlschlägen kommt. Denn ein Erfolg macht, daß der Erfolg so unglaublich erscheint, daß man geneigt ist, eine Hemmung zu schaffen, die für spätere Bemühungen fatal ist. Man fürchtet zu ver­ sagen; die Furcht stört die Konzentration und erfüllt so die eigene Vorhersage. Wir wissen, wie zu viel Freude in einer Liebesangelegenheit einen ängstlich macht, sich bei der nächsten Gelegenheit zu blamieren; in der Tat: bis die Vertrautheit einen an die Idee gewöhnt hat, daß der Geliebte einem nie unterstellte, übermenschlich zu sein. Das Selbstvertrauen kehrt allmählich zurück. Unaussprech­ bare Extase wird durch nüchternen Genuß der faszinieren­ den Elemente ersetzt. Gerade so, wie die erste verblüffte Freude an einer Landschaft, wenn man mit dem Schauen fortfährt, zur Wahrnehmung auserlesener Einzelheiten der Aussicht wird. Zuerst waren sie vom blindmachenden Ansturm all­ gemeiner Schönheit verdunkelt; nach und nach, wenn der Schock abklingt, tauchen sie auf, und leidenschaftliche Verzückung weicht verständigem Interesse. In gleicher Weise beginnt der Adept meist mit wortrei­ chen lyrischen Ergüssen, die mystische Extravaganzen über .unaussprechliche Liebe1, .unvorstellbare Wonne1 oder 249

,unausdrückbare Unendlichkeiten von unbegrenzbarer End­ gültigkeit1 hervorzukeuchen. (28) Gewöhnlich verliert er seinen Sinn für Verhältnisse, für Humor, für Wirklichkeit und für gesundes Urteilsvermögen. Oft ist sein Ego bis zum Platzen aufgeblasen, bis er zutiefst lächerlich sein würde, wäre er nicht so mitleiderregend gefährlich für sich und andere. Er neigt auch dazu, seine neu-gefundenen ,Er­ leuchtungswahrheiten1 für alle mögliche Wahrheit zu hal­ ten, und besteht darauf, daß sie für alle Menschen so gültig und lebenswichtig wie für ihn sein müßten.

Es ist weise, über diese Dinge, die man ,im siebenten Himmel1 gehört haben mag, von denen es ,unzulässig ist, sie auszusprechen*, Schweigen zu bewahren. Dies braucht nicht für die des sechsten zu gelten. Der Adept muß sich in der Hand behalten, egal wie versucht er sich fühlt, einen neuen Himmel oder eine neue Erde innerhalb der nächsten paar Tage zu schaf­ fen - nur dadurch, daß er seine Triumphe herausposaunt. Er muß der Zeit Gelegenheit lassen, sein Gleichgewicht wiederherzustellen, das von der Wucht des Unendlichen arg geschüttelt worden ist.

Wenn er sich dem Verkehr mit seinem Engel anpaßt, wird er entdecken, daß seine leidenschaftliche Extase sich zu einer Qualität des Friedens und der Deutlichkeit ent­ wickelt, die Kraft hinzufügt, während sie seine geistigen und moralischen Qualitäten erfüllt und stärkt, statt sie zu verdunkeln und durcheinanderzubringen. Er wird jetzt fähig geworden sein, sich mit seinem Engel zu verständigen, so unmöglich wie es ihm erst erschien; denn jetzt weiß er, daß der Sturm der Geräusche, von dem er annahm, er sei die Stimme, nur der Tumult seiner eigenen Verwirrungen war. Der ,Unendlichkeits‘-Unsinn wurde aus seiner Un­ fähigkeit geboren, jenseits seiner Begrenzungen klar zu denken; so wie ein Hinterwäldler, der sich einer Zahl größer als fünf gegenübersieht, sie nur mit ,viel* benennen kann. 250

Die Wahrheit, die ihm der Engel sagt - unermeßlich, wie sie den Horizont des Adepten erweitert — ist vollkommen deutlich bestimmt und genau. Es handelt sich nicht um Zweideutiges oder um Abstraktionen. Sie besitzt Form und erkennt das Gesetz an in genau der gleichen Weise und dem Grad, wie jeder andere Kern von Wahrheit es tut. Sie ist für die Wahrheit der materiellen und intellektuellen Sphäre des Menschen das, was die philosophische Mathe­ matik mit ihren unendlichen Reihen4 und der ,Cantorschen Stetigkeit4 für die Schuljungen-Arithmetik ist. Jede erklärt die andere, obwohl man mit der einen die wesent­ liche Natur der Existenz ergründen und mit der anderen den Profit eines Pfandleihers berechnen kann. Sich selbst dem Engel durch ständigen bewußten Um­ gang angleichen, dies dann ist das wahre Ziel des Adepten bei dieser ganzen Arbeit. Denn sein Engel ist ein klares Bild seines eigenen wahren Willens, den zu tun, das ganze Gesetz Seines Wesens ist. Auch erscheint der Engel in Tiphereth, das das Herz des Ruach ist, und deswegen das Schwerkraftzentrum des Geistes. Es ist ebenso direkt von Kether, dem letztgültigen Selbst, durch den Pfad der Hohen Priesterin, der initiierten Intuition, inspiriert. Folglich ist der Engel in Wahrheit der Logos oder der artikulierte Ausdruck des gesamten Wesens des Adepten, so daß, wie er im völligen Verstehen Seines Namens wächst, er sich der Lösung des endgültigen Pro­ blems, Wer er selbst in Wirklichkeit ist, nähert. Der Adept kann seinem Engel glauben, daß Er ihn zu dieser endgültigen Erklärung führen wird; denn allein das Tiphereth-Bewußsein ist durch Pfade mit den verschiedenen Teilen seines Geistes verbunden (29). Außer er besitzt das Wissen, das nötig ist, um die Kombinationen des Verhal­ tens, die die Kräfte des Adepten organisieren und ausglei­ chen werden, zu kalkulieren, ist nichts für ihn von Wichtig­ keit zu haben in jenem Augenblick, da es ansteht, dem Abyssos gegenüber zu treten. Der Adept muß eine kom­ pakte und zusammenhängende Masse kontrollieren, wenn 251

er sicher gehen will, sie mit einer Makellosen Geste von sich zu schleudern. Ich, Das Tier 666, erhebe meine Stimme und schwöre, daß ich selbst durch meinen Engel hierher gebracht worden bin. Nachdem ich das Wissen um und den Umgang mit Ihm dank meines Verlangens nach Ihm erlangt habe, und dank dieses Rituals, das ich den Menschen, meinen Gefährten, schenke - und am meisten dank Seiner großen Liebe, die Er für mich hat, ja, wahrlich, führte Er mich zum Abyssos; Er gebot mir, alles, was ich hatte, und alles, was ich war, hinwegzuschleudern; und Er verließ mich zu jener Stunde. Aber als ich jenseits des Abyssos angelangte, um im Schoße BABALONS wiedergeboren zu werden, da kam er zu mir und verweilte in meinem jungfräulichen Herzen, sein Herr und Geliebter! Auch machte Er mich zum Magus, durch den Er Sein Gesetz sprach, das Wort des neuen Äons, des Äons des Ge­ krönten und Siegreichen Kindes. (30) So vollbrachte er meinen Willen, der Menschenrasse völlige Freiheit zu brin­ gen. Ja, auch bewirkte Er in mir ein Wunder jenseits dieses, aber darüber habe ich geschworen, mich ruhig zu verhalten.

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Die Anmerkungen Crowleys zum Liber Samekh:

(1) Der Buchstabe F wird benutzt, um das hebräische Vau (= T — Anm. d. Übers.) und das griechische Digamma (= F - Anm. d. Übers.) zu bezeichnen; seine Aussprache liegt zwischen denen des englischen langen ,o‘ und langen ,oo‘, so wie in ,rope‘ und ,tooth‘ (also zwischen [ou] und [u:] - Anm. d. Übers.). (2) Für die Formel IAF oder vielmehr F1AOF siehe Buch 4, Teil 111, Kapitel V (Buch 4, Teil III ist Magick in Theory and Practice Anm. d. Übers.). Die Form F1AOF wird in der Praxis vorzuziehen sein. (3) ,Masse' im Sinne der Physiker. Die Unmöglichkeit, sie zu defi­ nieren, wird den furchtlosen Initiierten nicht abschrecken (in Hin­ sicht auf die Tatsache, daß die grundlegende Vorstellung davon jen­ seits der normalen Verstandeskategorien ist). (4) AHAThOOR geweiht. Die Idee ist die des Weiblichen als un­ verwundbar, ruhevoll, von enormem Verschlingungsvermögen u.s.w. begriffen. (5) Auf Hebräisch ADNI = 65. Die gnostischen Eingeweihten be­ nutzten dies in anderer Form, um ihre eigenen geheimen Formeln anzudeuten; wir folgen einem so vorzüglichen Beispiel. ON ist ein Arcanum der Arcana, seine Bedeutung wird stufenweise im O.T.O. gelehrt. Ebenso ist AD die väterliche Formel, Hadit; ON dessen Ergänzung, NUIT; das End-Yod bezeichnet etymologisch ,mich‘ und essentiell, wesentlich, den Mercurialen (weitergegebenen), hermaphroditischen, jungfräulichen Samen - Der Einsiedler des Taro. Benutzt wird der Name deswegen, um das eigene innerste Geheime anzurufen, das als das Ergebnis der Coniunctio (siehe die Bemer­ kungen von C. G. Jung zu diesem Begriff - Anm. d. Übers.) von Nuit und Hadit verstanden wird. Falls das zweite A mit eingeschlos­ sen ist, liegt dessen Bedeutung darin, die Arbeit des Heiligen Geistes und die Formulierung des Kindes im Ei zu bekräftigen, welches dem Erscheinen des Einsiedlers vorangeht. (6) Ein vollständiges Verstehen der Psychoanalyse wird beträcht­ lich zur rechten Einschätzung dieses Rituals beitragen. (7) Es wird gesagt, daß das Wort ,hell‘ (Hölle) vom Wort ,helan' abstammt, ,to hele' oder ,to conceal'(verbergen,deutsch: .verhehlen' Anm. d. Übers.) in der Sprache der Angelsachsen. Das heißt, es ist ein verborgener Platz, der, da alle Dinge sich in deinem eigenen Selbst befinden, das Unbewußte ist. Liber CXI (Aleph), cap.te. (8) Aber vergleiche den Gebrauch desselben Wortes im Abschnitt C. (9) Siehe die Erklärung unter Punkt II.

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(10) Jede derartige Formel sollte nur benutzt werden, wenn der Adept volles Wissen um sie hat, das auf der Erfahrung in der Hand­ habung solcher Dinge beruht und gründet. (11) Dies ist eine Annahme, die sich auf Liber Legis, II, 78 und III, 34 gründet. (Wir wollen diese beiden Stellen der Wichtigkeit hal­ ber auf Deutsch anführen: „Erhebe dich! denn unter den Menschen oder unter den Göttern ist keiner dir gleich! Erhebe dich, o mein Prophet, deine Gestalt soll die Sterne überragen. Sie sollen deinen Namen verehren, unerschütterlich, mystisch, wunderbar, die Zahl des Menschen; und den Namen deines Hauses 418.“ sowie: „Aber dein heiliger Ort soll die Jahrhunderte hindurch unberührt bleiben: ob­ wohl er mit Feuer und Schwert niedergebrannt und zerschmettert wird, steht dort doch ein unsichtbares Haus, das stehenbleiben soll bis zum Niedergang des Großen Äquinox; wenn Hrumachis sich er­ heben und der mit dem Doppelstab meinen Thron und Platz einneh­ men soll. Ein anderer Prophet soll sich dann erheben und frischen Eifer von den Himmeln herabbringen; ein anderes Weib soll die Be­ gierde und die Verehrung der Schlange erwecken; eine andere Seele aus Gott und Tier soll sich im Priester dieses Globus vermischen; ein anderes Opfer soll das Grab besudeln; ein anderer König soll herrschen; und nicht länger mehr soll Segen zum Falkenköpfigen mystischen Herren strömen!“ — Anm. d. Übers.) (12) Durch die erfolgreichen Erfahrungen in den Übungen des Liber 536: ßarpaxo-^pevofiooKoopopaxia. (Batracho-phreno-bookosmo-machia. - Anm. d. Übers.). (13) Sie korrespondieren mit Schwefel, Salz und Quecksilber (Mercurius) der Alchymie, mit Rajas, Tamas und Sattva im in­ dischen System und sind eher Arten der Handlung und Bewegung als wirkliche Qualitäten, sogar wenn sie als ruhend begriffen werden. Sie sind der Apparat für die Kommunikation zwischen den Ebenen; als solcher sind sie Konventionen. In jedem Mittel geistigen Begrei­ fens liegt kein absoluter Wert, aber wenn wir uns diese Geister des Firmaments nicht untertan machen, indem wir die rechte Beziehung (innerhalb der möglichen Grenzen) zum Universum herstellen, werden wir versagen, wenn wir unsere neuen Instrumente direkten Verstehens entwickeln. Es ist lebenswichtig, daß der Adept seine intellektuellen Fähigkeiten trainiert, daß sie ihm die Wahrheit sagen, soweit ihnen das innerhalb ihrer Fähigkeiten möglich ist. Den Geist um seiner Beschränkungen willen zu schmähen, ist der verheerendste Fehler; es ist der jenen Schwierigkeiten, die so viele Strände mit den Wrackteilen der Mystischen Armada bestreuen, gemeinsame Grund. Bigotterie, Arroganz, Verwirrung, alle Arten geistiger und moralischer Unordnung, die so oft bei Leuten mit großer geistiger Erlangung be­ obachtet werden, haben den Pfad selbst in Mißkredit gebracht; fast

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alle diese Katastrophen sind geschehen, weil man versuchte, den Tempel des Geistes ohne die rechte Aufmerksamkeit für die geistigen Strukturgesetze und physischen Grundnotwendigkeiten zu bauen. Der Geist muß bis zum höchsten Gipfel der Vollkommenheit ge­ bracht werden, aber dies in Übereinstimmung mit seinen inneren Eigenschaften; man kann kein Mikroskop mit Hammelrippchen füttern. Er muß als ein mechanisches Instrument zum Verstehen be­ trachtet werden, unabhängig von der Person seines Besitzers. Man muß ihn so genau wie ein Elektroskop oder die Augen behandeln; eine Beeinflussung der Wünsche. Ein Arzt ruft einen Kollegen, um seine eigene Familie behandeln zu lassen, da er weiß, daß persönliche Besorgnis sein Urteil verfälschen kann. Einer, der beim Mikroskopie­ ren seinen Augen vertraut, wenn seine Lieblingstheorie auf dem Spiel steht, mag die Tatsachen verfälschen und zu spät erst herausfinden, daß er einen Narren aus sich gemacht hat. Im Falle der Initiation ist die Geschichte mit den von diesem Dolch geschnittenen Wunden verunstaltet. Sie erinnert uns beständig an die Gefahr, auf die intellektuellen Fähigkeiten zu bauen. Ein Richter muß das ganze Gesetz kennen und von persönlichen Vorur­ teilen losgelöst und unbestechlich sein, oder die Ungerechtigkeit wird triumphieren. Das Dogma mit der Verfolgung, der Verblendung, der Lähmung des Fortschrittes und vielen anderen Übeln als seinen Satrapen hat immer eine Tyrannei errichtet, wenn der Genius es verkündet hat. Der Islam hat mit der niedergeschriebenen Weisheit ein Freudenfeuer entzündet, Haeckel hat die biologischen Beweise gefälscht, die Radioaktivität ignorierende Physiker haben die geo­ logischen Schlußfolgerungen angezweifelt, und die gegenüber der Wahrheit unduldsamen Theologen haben gegen den Strom der Zeit gekämpft; sie alle müssen durch ihre eigenen Fehler untergehen, da sie ihren Geist, ob innerlich mangelhaft oder äußerlich abgelenkt, zum Maßstab des Universums machten. (14) Diese Phänomene sind nicht völlig subjektiv; sie können auch von gewöhnlichen Menschen, obwohl oft in anderer Form, wahrge­ nommen werden. (15) Das heißt: Yod He erkennen Sich selbst,Wille und Verstehen, in den Zwillingen Vau He, Geist und Körper, wieder. (16) Man vergleiche dazu die allgemeine Lösung des Rätsels der Existenz im Buch des Gesetzes und seinem Kommentar — Teil IV von Buch 4 (nicht mehr erschienen, die Aufgabe, das Liber zu kom­ mentieren, hat Crowley in anderen Werken mehrmals in Angriff ge­ nommen, keins jedoch lief unter diesem Titel. - Anm. d. Übers.). (17) Wenn wir die neue Schreibweise VIAOV (Buch 4, Teil III, Kapitel V) übernehmen, müssen wir ,Die Sonne-6-der Sohn u.s.w.* für ,alle‘ lesen und die hier gegebene Interpretation auf andere Weise

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in Übereinstimmung dazu ausarbeiten. Danach wäre O (oder F) nun (Druckfehler in der Erstausgabe, statt ,now‘ steht ,not‘ — Anm. d. Übers.) die ,Fünfzehn durch Funktion* statt der .Fünf u.s.w.*, und ,im Handeln frei, fest, verlangend, ekstatisch* statt .sanft u. s. w.‘ wie im obigen Text. (18) Es gibt eine andere Schreibweise: TzBA-F wobei die Wurzel, ,ein Hausherr*, den Wert 93 hat. Der Practicus sollte dieses Ritual ganz und gar durch das Licht seiner persönlichen Forschungen in der Kabbalah wiederbeleben und es so zu seinem eigenen Besitz machen. Aus der hier vorgeschlagenen Schreibweise folgt, daß der, der das Wort ausspricht, seine Ergebenheit gegenüber den Symbolen 93 und 6 bekräftigt, daß er ein Krieger in der Armee des Willens und der Sonne ist. 93 ist auch die Zahl von AIWAZ und 6 die des Tieres. (19) Die Konsonanten von LOGOS, ,Wort‘, ergeben (hebräisch) den Wert 93. Und EilH, .Wörter*, (daher .episch*), hat denselben Wert: 'EIAE TA EIIH’ könnte der hier beabsichtigte Satz sein: seine Zahl ist 418. Dies würde dann die Vollbringung des Großen Werkes behaupten; diese ist der natürliche Abschluß des Rituals. Vergleiche CCXX, III, 75. (20) Diese Bedürfnisse verändern sich sowohl in der Quantität wie Qualität während des Prozesses der Initiation. Man sollte wegen der physischen oder geistigen Gesundheit nicht besorgt werden, jedoch auf die eindeutigen Symptome von Erschöpfung achtsam sein, sollten diese auftreten. (20a) Die Orakel des Zoroaster (Zarathustra) sprechen so: „Und wenn durch oftmaliges Anrufen all die Wahngebilde ver­ schwunden sind, sollst du jenes Heilige und Formlose Feuer sehen, jenes Feuer das durch all die Tiefen des Universums fliegt und blitzt; höre die Stimme des Feuers! Ein gleichartiges Feuer dehnt sich blitzend durch das Brausen der Luft aus, oder ein formloses Feuer von woher das Bildnis einer Stimme kommt, oder sogar ein blitzendes, reiches Feuer, das sich dreht, weiter wirbelt und laut schreit. Ebenso gibt es die Vision des Feuer-blitzenden Lichtrenners, oder auch ein Kind, das hoch oben auf den Schultern des Ewigen Streitrosses getragen wird, feurig oder mit Gold bekleidet oder nackt, oder das mit dem Bogen Lichtpfeile verschießt und auf den Schultern des Pferdes steht; dann, falls deine Meditation sich selbst verlängert, sollst du alle diese Symbole in der Form eines Löwen vereinen.“ Diese Passage — zusammen mit vielen anderen — wird poetisch von Aleister Crowley in dessen Gedicht Tannhäuser umschrieben. (Siehe die Ausgabe The Works of Aleister Crowley, Foyers Society for the Propagation of Religious Truth, 1905, Bd. I, S. 222 und fol­ gende. — Das in Magick abgedruckte Teilstück übersetzen wir hier

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nicht, es gäbe dem deutschen Leser nur einen allzu unvollkommenen Eindruck des ganzen wieder. Es befindet sich in der erwähnten Aus­ gabe auf der Seite 255. — Vielleicht ergibt sich einmal die Möglich­ keit, auch die poetischen Werke Crowleys, der Gedichte von hohem Rang und großer Schönheit geschrieben hat, einem deutschen Publi­ kum vorzulegen, wenn sich ein Verlag finden sollte, der dieses Wag­ nis übernimmt. — Anm. d. Übers.) (21) Vergleiche The Equinox, I, VIII, 22. (22) Ein hoher Grad von Einweihung ist erforderlich. Das bedeu­ tet, daß der Prozeß der Analyse sehr gründlich ausgeführt worden sein muß. Der Adept muß seiner tiefsten Impulse gewahr geworden sein und deren wahre Bedeutung verstanden haben. Der hier er­ wähnte .Widerstand* ist automatisch; er nimmt gegen direkten Druck unbegrenzt zu. Es ist unnütz, sich selbst bei dieser Sache zu zwingen zu versuchen. Der uninitiiierte Kandidat, wie eifrig er auch sein mag, wird sicherlich versagen. Man muß verstehen, mit jeder inneren Idee, wenn sie aufkommt, umzugehen. Es ist unmöglich, die Hemmungen durch bewußte Anstrengung zu überwinden; ihre Existenz rechtfertigt sie. Gott ist auf ihrer Seite, wie auf der des Opfers in Brownings Instans Tyrannus. Ein Mensch kann sich nicht zur Liebe zwingen, egal wie sehr er es will, durch ver­ schiedene verstandesmäßige Beweggründe. Andererseits aber, wenn der wahre Impuls kommt, überwältigt er alle seine Kritiker; sie sind kraftlos, sowohl einen Genius zu schaffen wie zu zerbrechen; es kann nur die Tatsache bezeugen, daß er seinen Meister getroffen hat. (23) Sogar falsche Grundsätze und Methoden des Geistes sind natürlich in einem Sinne wahr. Es ist nur ihre Erscheinung, die sich verändert. Kopernikus zerstörte nicht die Naturgegebenheiten, er veränderte auch nicht die Beobachtungsinstrumente. Er bewirkte vielmehr eine Vereinfachung der Wissenschaft. Irrtum ist wirklich ein .Narrenknoten*. Die in Wirklichkeit für die Verstrickung verant­ wortliche Neigung ist vielmehr einer der für die Situation notwen­ digen Bestandteile. Nichts ist am Ende .falsch*; und man kann den .richtigen’ Gesichtspunkt nicht ohne die Hilfe des eigenen, beson­ deren, .falschen* erreichen. Wenn wir das Negativ einer Fotografie verwerfen oder verändern, werden wir kein vollkommenes Positiv erhalten. (24) Dies bedeutet: frei von Ideen, wie ausgezeichnet sie als sol­ che auch sein mögen, die ihm fremd sind. Zum Beispiel findet das literarische Interesse seinen ihm angemessenen Platz nicht in einem Bild. (25) Liber Al vel Legis, II, 61 —68; dort werden die Einzelheiten der angemessenen Verfahrensweisen diskutiert. (Wir möchten diese Stelle anführen: „61. Ein Licht, o Prophet, befindet sich vor deinen

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Augen, ein ungewünscht höchst wünschenswertes Licht. 62. In dei­ nem Herzen bin ich erhoben; und heftig regnen die Küsse der Sterne auf deinen Körper. 63. In der wollüstigen Fülle der Inspiration (oder: des Einatmens — Anm. d. Übers.) bist du erschöpft; die Ausatmung ist süßer als der Tod, schneller und des Lachens voller als eine Lieb­ kosung des Höllenwurms. 64. Oh! Du bist überwältigt: wir sind über dir; unser Vergnügen ist ganz über dir: Heil! Heü: Prophet der Nu! Prophet des Had! Prophet des Ra-Hoor-Khu! Frohlocke nun! Tritt in unsere Pracht und Begeisterung ein! Tritt ein in unseren leiden­ schaftlichen Frieden, und schreibe sanfte Worte für die Könige! 65. Ich bin der Meister: du bist der Heilige Auserwählte. 66. Schreib und finde beim Schreiben die Extase! Arbeite, und sei beim Arbei­ ten unser Bett! Erschauere vor der Freude des Lebens und des Ster­ bens! Ah! dein Tod soll lieblich sein: wer ihn sieht, soll zufrieden sein. Dein Tod soll das Siegel für das Versprechen unserer lebens­ länglichen Liebe sein. Komm! erhebe dein Herz und frohlocke! wir sind eins; wir sind Nichts. 67. Halte stand! Halte stand! Biete deiner Begeisterung die Stirn; sinke nicht ohnmächtig hin von den köst­ lichen Küssen! 68. Stärker! Halte dich! Erhebe deinen Kopf! atme nicht so tief — sterbe!“ — Anm. d. Übers.). (26) Das Wesentliche der Sache ist, daß dasWort AUM (oderOM — Anm. d. Übers.), das den Verlauf des Atems (geistigen Lebens) ausdrückt, vom freien Ausdrücken über die kontrollierte Konzentra­ tion zur Stille, durch die Erschaffung des zusammengesetzten Buch­ staben MTN, um das M zu ersetzen, verwandelt wird: das heißt, die Stille wird als Übergehen in fortgesetzte, ekstatische Schwingung von der Natur der .Liebe* unter .Willen* erkannt, wie durch MÜN = 40 + 3 + 50 = 93 = ArAIIH - 0EAHMA u.s.w. gezeigt wird. Und das ganze Wort hat den Wert 100, Vollendete Vollkommenheit, die Einheit in Vervollständigung und ist gleichbedeutend mit KP die Coniunctio der wesentlichen männlichen und weiblichen Prinzipien. (27) Der .normale* Intellekt ist zu diesen Funktionen unfähig; eine höhere Fähigkeit muß entwickelt worden sein. Wie Zoroaster spricht: „Erweitere den leeren Geist deiner Seele zu jenem Intelligiblen (nur geistig Wahrnehmbaren — das Wort .Geist* hat hier ver­ schiedene Bedeutungen, die nur als graduelle Unterschiede im deut­ schen Wort sichtbar werden. — Anm. d. Übers.), damit du das Intelligible kennenlemen mögest, denn es besteht jenseits des Geistes. Du wirst Es nicht verstehen, so wie du irgendein gewöhnliches Ding verstehst. “ (28) Dies korrespondiert mit dem gefühlsmäßigen Dunst, der für das Hervortreten der Gedanken aus der Gleichartigkeit charakteri­ stisch ist. Das klare und prägnante Unterscheiden von Ideen zeigt den erwachsenen Geist an.

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(29) Vergleiche die Karten Minutum Mundum in The Equinox, I, 2 und 3 und die allgemeinen Beziehungen, die im Liber 777 aus­ geführt werden, von dem die wichtigsten Spalten unten wiederge­ geben sind. (30) Für die Beschreibung dieser vergleiche The Equinox, I: Der Tempel des Königs Salomon, Liber 418, Liber Aleph, John St. John, The Urn und Buch 4, Teil IV (siehe unsere obige Bemerkung Anm. d. Übers.).

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Erläuterungen zu Liber Samekh

Der Buchstabe ,Samekh* ist dem Tierkreiszeichen Schütze und dem XIV. Trumpf des Tarot zugeordnet, der als entsprechender Pfad die Sephiroth Yesod und Tiphereth miteinander verbindet. 800 ist die Summe der drei hebräischen Buchstaben Jlttp ,‘die als Wort ,ein Bogen* (also wieder das Tierkreiszeichen Schütze) heißen, und einzeln den drei von Malkuth wegführenden Pfaden zugeteilt sind. Das hier dargelegte Ritual basiert auf der Magie des Abramelin (deutsch bei R. Schikowski, Berlin) und der Goetia (diese wird demnächst erscheinen). Beide wurden zuerst von Samuel Liddell Mathers übersetzt, wobei er im Schlüssel Salomonis, also der Goetia, auch einige Korrekturen anbrachte. Später, 1904, gab Crowley dann eine eigene Ausgabe davon heraus. Die hier vorliegende Fas­ sung der Anrufung des .Heiligen Schutzengels* geht zum größten Teil auf die Goetia zurück. - Eigentlich kann dieses Ritual nur durchgearbeitet werden, damit man schließlich zu einem eigenen gelangt; auf keinen Fall darf man es sklavisch wiederholen. Ebenso wie Crowley für seine Bearbeitung des vorliegenden Materials einen graeco-ägyptischen Ritus (enthalten in: A Fragment of a GraecoEgyptian Work upon Magie von Charles Wycliffe Goodwin, 1852) benutzte, der höchstwahrscheinlich auf die akkadische oder sumeri­ sche Zeit zurückgeht, als die älteste aller Gottheiten, Set oder Shaitan, von den Yezidi angebetet wurde (was in der Sprache der Anrufungen deutlich zum Ausdruck kommt), sollte man selbst eine Vorstellung von dem anzurufenden-Höheren Selbst bekommen und es auf die Ihm entsprechende Art beschwören. Deshalb sollte man als erstes nach der Bedeutung des Begriffes .Heiliger Schutz­ engel* forschen; je nach Tradition werden sich damit verschiedene Wege ergeben. Für einen Anhänger der Gnosis Valentins mag es eine Metapher für das Mysterium des Brautgemachs sein, für einen Tibeter vielleicht die Vereinigung mit dem persönlichen Yidam bedeuten u.s,w.. Die in dem vorliegenden Ritual unklaren Punkte wird man am zweckmäßigsten dem beigegebenen Material entnehmen. Die Zu­ ordnung der Quadrate im Tau ergibt sich aus der beigefügten Skizze. Baphomet wird von Crowley BAPhOMITR buchstabiert, woraus sich klar der Zusammenhang mit dem griechischen Wort ,mitos‘, dem orphischen Wort für Samen, und dem Gott Mithras ergibt; daher bedeutet Baphomet die Taufe des Heiligen Geistes, des Phallus in seiner sublimsten Form.

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Zu Anm. (2): Die Formel IAO und deren Erweiterung zu FIAOF wird in Buch 4, Teil III, Kapitel 5 beschrieben. W ist gleich 93 (= Agape, = Thelema u.s.w.). Zu Anm. (12): Liber DXXXVI, siehe oben. Zu Anm. (13): Die Ursubstanz, prakriti, der Inder besitzt ob­ gleich träge und homogen drei Seinsweisen oder Qualitäten, die es ihr ermöglichen, sich als ,sattva‘, ,rajas‘ und ,tamas‘ zu manife­ stieren. ,Sattva‘ bedeutet dabei die Art und Weise der Erleuchtung und Intelligenz, ,rajas* die der bewegenden Energie und Tätigkeit, ,tamas‘ die der Trägheit und Dunkelheit. Sie sind nicht von der prakriti geschieden und treten überall gemeinsam auf, wenn auch in verschiedenen Verhältnissen zueinander, was gerade das Entstehen der Phänomene bewirkt. Gleich den meisten indischen Begriffen haben sie sowohl äußerlichen, weltlichen wie innerlichen, psychi­ schen Charakter.

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s Abschnitte von ,L. Samekh“; Farben; Elemente; Himmelsrichtungen

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Das Tau mit den 10 Quadraten

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Liber XXII Domarum Mercurii cum suis geniis

3

1



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