Advanced Photoshop: Profitricks für die Bildbearbeitung mit Photoshop und Co. (German Edition) [1 ed.] 9783864906275, 9783960886563, 9783960886570, 9783960886587

Wenn Sie nach Photoshop-Expertenwissen suchen, dann sind Sie hier richtig. Wir haben für Sie die Photoshop- und Bildbear

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German Pages 465 [292] Year 2019

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Advanced Photoshop: Profitricks für die Bildbearbeitung mit Photoshop und Co. (German Edition) [1 ed.]
 9783864906275, 9783960886563, 9783960886570, 9783960886587

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Tilo Gockel

P O H S O T O H P D E C N ADVA bearbeitung Bild e i d r ü f s k c i r t Profi o. C d n u p o h s o t mit Pho

edition

ADVANCED PHOTOSHOP

Dr. Tilo Gockel hat auf dem Gebiet der Bildverarbeitung promoviert und unterrichtet mittlerweile an der Hochschule Aschaffenburg die Fächer Signalverarbeitung und Technische Fotografie I und II. Er fotografiert und schreibt seit Jahren regelmäßig für die Zeitschriften digit!, FotoMAGAZIN, Photographie, DOCMA und DigitalPhoto und hat bereits mehrere Fachbücher veröffentlicht. Auf seinem Blog www.fotopraxis.net informiert er rund um die Themen Fotografie und Photoshop, gibt viele Tricks weiter und schneidet auch immer wieder gerne einmal alte Zöpfe ab.

Tilo Gockel

ADVANCED PHOTOSHOP Profitricks für die Bildbearbeitung mit Photoshop und Co.

Tilo Gockel [email protected] Lektorat: Boris Karnikowski Layout, Satz: Anke Dievernich, Bonn, www.ad-creation.de Herstellung: Stefanie Weidner Umschlaggestaltung: Anke Dievernich, Bonn, www.ankedievernich.com Druck und Bindung: Grafisches Centrum Cuno GmbH & Co. KG, 39240 Calbe (Saale) Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. s zu den Umschlagbildern: Mädchen oben links (Ausgangsbild): © [email protected] Snowboarder (Ausgangsbild): © [email protected] Kloster: © Tilo Gockel Mädchen in Rot: © Ray Sjöberg Radfahrer (Ausgangsbild): © Stefan Schurr@Fotolia ISBN: Print 978-3-86490-627-5 PDF 978-3-96088-656-3 ePub 978-3-96088-657-0 mobi 978-3-96088-658-7 1. Auflage 2019 © 2019 dpunkt.verlag GmbH Wieblinger Weg 17 69123 Heidelberg Die vorliegende Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung der Texte und Abbildungen, auch auszugsweise, ist ohne die schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und daher strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen. Alle Angaben und Programme in diesem Buch wurden von den Autoren mit größter Sorgfalt kontrolliert. Weder Autor noch Herausgeber noch Verlag können jedoch für Schäden haftbar gemacht werden, die in Zusammenhang mit der Verwendung dieses Buchs stehen. In diesem Buch werden eingetragene Warenzeichen, Handelsnamen und Gebrauchsnamen verwendet. Auch wenn diese nicht als solche gekennzeichnet sind, gelten die entsprechenden Schutzbestimmungen. Verwendet werden unter anderem folgende geschützte Bezeichnungen: Adobe Photoshop, Canon, Manfrotto, Walimex, Yongnuo, Breitling, Nespresso, DeLonghi. Die Fotos zu den Produkten sind ohne Beauftragung durch den Markeninhaber entstanden; es handelt sich nicht um Werbeaufnahmen. Die Fotos dienen ausschließlich der Veranschaulichung fotografischer Techniken.

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Zu diesem Buch – sowie zu vielen weiteren dpunkt.büchern – können Sie auch das entsprechende E-Book im PDF-Format herunterladen. Werden Sie dazu einfach Mitglied bei dpunkt.plus www.dpunkt.plus

»You can’t control Karma, but you can control Photoshop, and that is kind of the same thing!« (Quelle: The Shoppe Designs)

VORWORT Professionelle Fotografen und Bildschaffende kommen in der heutigen Zeit kaum mehr ohne Bildbearbeitung aus. Sie spart teure Zeit am Set und ermöglicht Bilder wie Composites oder Multishot-Aufnahmen, die rein fotografisch nicht realisierbar wären. Die Anwendungen reichen von der einfachen RAW-Entwicklung in der digitalen Dunkelkammer über die Beauty- oder Produktretusche, über Farbanpassungen und ausgefeilte Schwarzweiß-Umwandlungen bis hin zu umfangreichen Montagen aus vielen Einzelbildern. Aber der Umgang mit Photoshop ist nicht einfach und die Lehrbücher und Lehrvideos auf Youtube hören häufig genau dann auf, wenn es spannend wird. Dann stimmen die Hautfarben nicht, oder die Frequenz­ trennung produziert merkwürdig wächserne Ergebnisse. Dann weisen die Panoramen zu viele Frakturen auf oder man müht sich vergebens, einen gelungenen BildLook zu entschlüsseln. Dann verstaubt das teure Grafiktablett im Schrank, weil keiner einem den effizienten Umgang damit zeigt. Hier sehen Sie nun, wie Sie auch kniffligere Aufgaben problemlos und effektiv lösen können. Wir wagen dazu auch den einen oder anderen Blick in den Maschinenraum, selten auch mitsamt einiger weniger Formeln, damit Sie die verschiedenen Verfahren nicht nur anwenden, sondern auch verstehen und selbst weiterentwickeln können. Sicher kommen Ihnen dann auch selbst nach und nach neue Ideen wie jene der doppelten Frequenztrennung, der Kolorierung mittels Farbübertragung oder der mehrfachen RAW-Entwicklung. Wohlgemerkt – »Photoshop« steht hier nur als Platzhalter für ein beliebiges Bildbearbeitungsprogramm für Kreative. Die meisten Techniken können Sie leicht auf Elements, Affinity Photo oder Gimp übertragen. Auch haben wir für manche Anwendungen wie Exposure Fusion oder High Dynamic Range Imaging ein Plugin oder ein externes Tool genutzt, das geeigneter war als Photoshops Bordmittel (Microsoft ICE, Hugin, Photo Acute etc.). Hier lohnt es sich, auch einmal über den Tellerrand zu schauen, denn auch Adobes Mitbewerber schlafen nicht. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Spaß mit der Photoshop-Trickkiste und stets gutes Gelingen bei allen Ihren Bildbearbeitungen, Ihr Tilo Gockel Bei Fehlermeldungen, Fragen, Kritik oder Lob freue ich mich über Feedback an [email protected] oder im Blog www.fotopraxis.net. Danksagung: Autor und Verleger danken Herrn Roland Franken von der digit! dafür, dass wir dort bereits veröffentlichten Magazinartikel in Buchform veröffentlichen dürfen.

INHALTSVERZEICHNIS I. GRUNDLAGEN 1.1 Wie man mit dem Grafiktablett arbeitet Schnellstart Grafiktablett . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 1.2 Wie man Aktionen aufzeichnet Achtung Aufnahme! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 1.3 Wie man Hautfarben korrigiert Der wohltemperierte Hautton . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 1.4 Wie man die Frequenztrennung einsetzt Hautretusche per »Band-Stop« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 1.5 Wie man die doppelte Frequenztrennung einsetzt Geliehene Poren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 1.6 Wie man die multiple RAW-Entwicklung einsetzt Mehrfach entwickelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 1.7 Wie die Mathematik hinter der RAW-Entwicklung aussieht Digitale Filmentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 1.8 Wie man auch auf JPEGs arbeiten kann Die neue Lust auf JPEG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64

II. LOOKS & STYLES

Coole Looks mit Lookup-Tables

2.1 Teal & Orange . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 2.2 Der Taxi-Driver-Look . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 2.3 Fertige LUTs einfach anpassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86

Unlocked Looks

2.4 Patrizia Burra-Style . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 2.5 Beerenberg-Style . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 2.6 Schwarzweiß en vogue . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 2.7 Durch die Scheibe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 2.8 Extremes Bokeh à la Brenizer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132

III. MULTISHOT-TECHNIKEN 3.1 Mehr Schärfentiefe mit Focus-Stacking . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 3.2 Volle Breite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 3.3 Exotische Panoramen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160 3.4 Panoramen für virtuelle Rundgänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 3.5 High Dynamic Range Imaging . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178 3.6 Exposure Fusion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 3.7 Super-Resolution Imaging . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198 3.8 Flash Composites und andere Stapeltricks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206

IV. ANWENDUNGEN 4.1 Schmuckretusche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218 4.2 Unscharfer Pfad als Rig-Ersatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228 4.3 Retusche mit Path Blur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228 4.4 Thermografie-Plots von Lichtformern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246 4.5 Haut und Tattoos herausarbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250 4.6 Analog durch die Nacht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 260

V. GLOSSEN 5.1 Honigtöpfe für Bilderdiebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 272 5.2 Der Umgang mit der Google-Bildersuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278

ANHÄNGE Füllmethoden-Tabelle Die Mathematik hinter den Ebenen-Mischmodi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 286 Hotkey-Tabelle Hotkeys, Shortcuts und Maustricks für Photoshop . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 288 Index . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 292

I. GRUNDLAGEN In diesem Kapitel haben wir für Sie einen kleinen Werkzeugkasten zusammengestellt, der Ihnen beim täglichen Umgang mit Photoshop sicher nützlich sein wird. Sehen Sie, wie man Aktionen aufzeichnet, Hauttöne korrigiert oder die Frequenztrennung einsetzt. Lassen Sie sich überraschen, was allein mit der RAW-Entwicklung bereits möglich wird, wenn man sie mittels Smart Objects mehrfach auf dem gleichen Bild einsetzt.

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1.1 GRUNDLAGEN

Von links nach rechts: Ausgangsbild, Dodge-&-Burn-Ebene schematisch, vor dem Verblenden, Dodge-&-Burn-Ebene nach dem Verblenden mit dem Mischpinsel, Ergebnis.

12

WIE MAN MIT DEM GRAFIKTABLETT ARBEITET

1.1

Schnellstart Grafiktablett Wenn Sie häufig Bilder bearbeiten, dann liegt die Verwendung eines Grafiktabletts nahe, denn bestimmte Vorgänge funktionieren mit der Maus nur umständlich oder auch überhaupt nicht. Ein typisches Beispiel ist die Dodge-&-Burn-Technik, aber auch das Malen neuer Haarsträhnen oder Wimpern, das Einfügen eines handschriftlichen Schriftzuges oder allgemein Digital Painting (zum Beispiel mit ArtRage) brauchen ein ergonomischeres Interface. Leider ist der Einstieg nicht ganz leicht, weil viele Vorgänge mit dem Grafiktablett anfangs länger dauern als mit der gewohnten Maus.

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1.1 GRUNDLAGEN

von der Intuos-Small-Variante über das Intuos Pro Medium bis zu den Large-Versionen. Wer noch mehr Geld ausgibt, bekommt auch Geräte mit eingebautem Display. Für die ersten Gehversuche reicht die S-Variante völlig aus (S Intuos Draw, um die 70 €), und wer dann Gefallen am Tablett findet, der setzt vielleicht auf ein Gerät mittlerer Größe wie das Intuos Pro Medium (um die 300 €). Je nach Variante können diese Tabletts auch kabellos betrieben werden. Photoshop-Grundeinstellungen Ein Tablett erfasst im Gegensatz zur Maus auch Stärke und Winkel des Stift­ andrucks, und diese Information kann man in der Software auf mehrere Arten nutzen. So können Sie über die Pinseloptionen in Photoshop zum Beispiel den Stiftdruck auf die Pinselbreite und/oder die Deckkraft umsetzen. Was hier sinnvoll ist, ist Geschmacksache. Bei uns hat sich die schlichte Zuordnung Stiftdruck zu Deckkraft am besten bewährt. Zusammengefasst sind in Photoshop folgende Grundeinstellungen nützlich:

Wer besonders bequem gerade Striche ziehen möchte, der kann dazu die Arbeitsfläche drehen. Die Spring-Loaded Keys beschleunigen diesen Trick.

1 Pinselvorgaben einstellen: Hierzu mit b den Pinsel aktivieren, und

dann Fenster > Pinsel > ZeichenstiftDruck, für Auftrag und andere (nach Geschmack) wählen.

Was dann hilft, ist zum einen der Einsatz von Tastatur-Shortcuts und zum zweiten auch die Beschäftigung mit ein paar neuen Tricks wie den Spring-Loaded Keys von Adobe oder den Möglichkeiten der Gestenbedienung von Wacom.

2 Umschalttaste deaktivieren: Bearbeiten > Vorein-

Produkte Die günstigeren Tabletts kommen von Herstellern wie Genius, Aiptek und Huion, doch wer bereit ist, für Solidität, Reifegrad, gute Treiberunterstützung und eine große Community ein paar Euro mehr zu bezahlen, der setzt auf Wacom. Die Größen und Ausbaustufen reichen hier

3 Zoom-Werkzeug per z einschalten, dann oben

14

stellungen > Werkzeuge [ ] Umschalttaste für anderes Werkzeug. Nach dem Deaktivieren dieser Option können Sie bequem mit Taste b beispielsweise vom Pinsel zum Mischpinsel durchsteppen (ohne die Umstellung geschieht dies mit Shift-b). unterhalb der Menüleiste aktivieren [x] Dynamischer Zoom. Nach dieser Umstellung können Sie die Ansicht interaktiv per Stiftbewegung zoomen. Das Verschieben der Ansicht gelingt über das Gedrückthalten der Leertaste.

WIE MAN MIT DEM GRAFIKTABLET T ARBEITET

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1.1 GRUNDLAGEN

Tabletts der neueren Generation erlauben nicht nur die Steuerung per Stift, sondern auch die Touch-Bedienung, wie man sie von Apple-Geräten und anderen kennt. Hier: Klicken, Schieben, Scrollen, Zoomen, Rotieren, Dreifinger-Schieben (Bildquelle: Wacom).

Spring-Loaded Keys Photoshop bietet mittlerweile einen besonderen Tastenmodus, in welchem man die Befehlstaste nicht etwa drückt und wieder loslässt, sondern gedrückt hält. Während des Gedrückthaltens kann man dann den jeweiligen Modus nutzen, und nach dem Loslassen ist der ursprüngliche Modus wieder aktiviert. Ein Beispiel hierzu: Sie retuschieren gerade ein Portrait mit dem Stempelwerkzeug. Für einen bestimmten Bereich wünschen Sie sich aber kurz das Ausbessern-Werkzeug. Dafür halten Sie nun j gedrückt, bessern aus, und lassen j wieder los. Schon ist der Stempel wieder aktiv. Dito auch für ein flottes Zoomen per z und ähnliche Anwendungen. Gestensteuerung Die neue Generation der Wacom-Tabletts beherrscht eine Steuerung durch Fingergesten, die an die von Apple bekannte iPad-Steuerung erinnert. Zoomen, Drehen und Verschieben gelingen damit besonders rasch. Bei uns gab es das kleine Problem, dass der Fingerzoom zuerst nicht funktioniert hat, wie gewünscht, aber Abhilfe brachte das Abschalten der PhotoshopOption Bearbeiten > Voreinstellungen > Werkzeuge, [ ] Mit Bildlaufrad zoomen. Ein Probelauf: Dodge & Burn Nach dem trockenen Auswendiglernen der Shortcuts ist nun ein wenig spritzige Praxis angesagt. Nehmen 16

wir an, Sie stecken mitten in einer Portraitretusche und möchten nun eine Dodge-&-Burn-Ebene einfügen und mit dem Tablett darauf arbeiten. Wie gelingt das besonders schnell und bequem? 1. Strg/⌘-Shift-n fügt eine neue Ebene ein (hier: Weiches Licht einstellen, [x] mit neutraler Farbe füllen). Die Vordergrund- und Hintergrundfarbe setzen Sie mit d zurück auf einen weißen Hintergrund und einen schwarzen Vordergrund. 2. Zwischen Schwarz und Weiß wechseln Sie in der nun folgenden Bearbeitung mit x. 3. Taste b schaltet nun den Pinsel ein, den Sie mit gedrückter Alt-Taste plus gleichzeitig gedrückter Stifttaste in Härte und Größe anpassen können (»schwebende«, nicht aufgesetzte Stiftbewegung links/rechts, hoch/runter). 4. Die Deckkraft bzw. den Fluss wiederum stellt man bequem mittels Zahleneingabe ein, bspw. 11, 12, 23, 34, 45 % ... oder 100 % (die tatsächliche Deckkraft variiert dann je nach Tastendruck). Ein guter Ausgangspunkt ist 12 %. 5. Nun kann es ans Malen (ans Dodge & Burn) gehen, wobei, wie beschrieben, die Taste x immer wieder zwischen Schwarz und Weiß (zwischen Countouring und Highlighting) umschaltet.

WIE MAN MIT DEM GRAFIKTABLET T ARBEITET

6. Wenn Sie zwischendurch die Ansicht zoomen oder verschieben möchten, so gelingt das dank der Spring-Loaded Keys auch mit dem Tablett ganz einfach via gehaltener z- oder Leer-Taste. Hilfreich ist die Option [x] Dynamischer Zoom, mit der das Zoomen dann einfach per Stiftbewegung geschieht. Ohne diese Option muss man wiederholt mit der Stiftspitze ins Bild klicken, was aber auch gut funktioniert. 7. Am Ende der Bearbeitung steht dann das Glätten bzw. Verblenden der hellen und dunklen Bereiche. Hierzu schalten Sie einfach per dreimaligem Shift-b auf den Mischpinsel, wählen per x Schwarz oder Weiß aus und können direkt loslegen. Wer die Option Umschalttaste für anderes Werkzeug ausgeschaltet hat, der schaltet per dreimal b auf den Mischpinsel um.

Und noch ein kleiner Kniff: Wer gerade Linien ziehen möchte oder generell beim Malen eine Vorzugsrichtung hat (typischerweise entlang der Handgelenk­ achse), der kann sich leicht seinen Zeichenbereich passend drehen. Wieder helfen die Spring-Loaded Keys ungemein: Nehmen wir an, dass der Pinsel aktiviert ist (b). Drücken Sie nun einfach r und halten die Taste gedrückt. Dann drehen Sie nach Wunsch, lassen los und malen weiter – der Pinsel ist nun wieder aktiv. Wenn Sie die Ansicht wieder geraderücken möchten, so können Sie mit dem Stift auf das Symbol doppelklicken, oder aber – schneller und bequemer – einfach Shift-r drücken und gedrückt halten. Nun drehen Sie in festen Winkelschritten zu 15 Grad und rasten dann bei 0 Grad gerade ausgerichtet wieder ein.

Photoshop-Shortcuts für die (linke) Hand an der Tastatur b: ................................................................................Pinsel (Brush) z: ................................................................................Zoom-Werkzeug t: ................................................................................Transformieren-Werkzeug s: ................................................................................Stempel-Werkzeug j: ................................................................................Ausbessern-Werkzeug x: ................................................................................Vordergrundfarbe/Hintergrundfarbe tauschen d: ................................................................................Vordergrundfarbe/Hintergrundfarbe zurücksetzen auf Schwarz und Weiß r: ................................................................................Arbeitsfläche rotieren Strg/⌘-i: .......................................................... Invertieren Strg/⌘-t: .......................................................... Transformieren Strg/⌘-a: .......................................................... Alles markieren Strg/⌘-c: .......................................................... Kopieren Strg/⌘-v: .......................................................... Einfügen Strg/⌘-d:............................................................ Markierung (Selektion) aufheben Strg/⌘-z: .......................................................... ein Schritt zurück Strg/⌘-j: .......................................................... neue Ebene durch Kopie Strg/⌘-r: .......................................................... Lineale ein-/ausblenden Strg-Alt-z/⌘-⌥-z: .............................. mehrere Schritte zurück Strg/⌘-Shift-n: ................................................ neue leere Ebene Strg-Shift-Alt-e/⌘-Shift-⌥-e:.......... alle Ebenen zu einer neuen, zusätzlichen Ebene zusammenfassen Pinselwerkzeug + Alt/⌥: ...................... Farbe aufnehmen Shift gedrückt halten: ..................................... Exaktes Ausrichten, Platzieren, Zeichnen horizontal, vertikal und am Pixelraster Siehe auch Anhang (ab Seite 288). Die vollständige Liste ist in Photoshop erhältlich via Bearbeiten > Tastaturbefehle.

17

1.2 GRUNDLAGEN

Wenn Sie Ihre Workflows in der Bildbearbeitung beschleunigen möchten, dann legen Sie sich Aktionen für die wiederkehrenden Abläufe an. Frequenztrennung, Dodge & Burn und andere Verfahren können so schneller und bequemer angewendet werden.

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WIE MAN AKTIONEN AUFZEICHNET

1.2

Achtung Aufnahme!

Photoshop-Aktionen können die Arbeit wesentlich erleichtern, aber vor die Nutzung haben die Götter den Schweiß gesetzt – zum Beispiel, wenn Ebenen ins Spiel kommen. Wir erklären, wie es geht.

19

1.2 GRUNDLAGEN

Auf den ersten Blick erscheint das Aktionen-Prozedere in Photoshop simpel: Die Knöpfe im Aktionen-Dialog (Fenster > Aktionen) stehen für Aufnahme, Wiedergabe und Stopp. Aufgezeichnet wird schlicht das, was der User tut, sei es mit der Maus oder mit der Tastatur. Die ersten Versuche ernüchtern aber schnell, z. B. weil man lernt, dass jede Aktion relativ zum aktuellen Ebenenstapel angelegt werden muss. Man kann entsprechend nicht einfach beispielsweise Ebene 7 wählen, sondern muss die aktuelle, die nächst höhere oder nächst tiefere anwählen. Dies gelingt nicht mit der Maus, sondern nur über Tastatur-Shortcuts: Alt + Punkt:

eine Ebene nach oben

Alt + Komma:

eine Ebene nach unten

Alt + Shift + Punkt:

Ebenen ab der aktuellen Ebene schrittweise markieren (nach oben gehend)

Alt + Shift + Komma:

Ebenen ab der aktuellen Ebene schrittweise markieren (nach unten gehend)

Die Photoshop-Aktion zeichnet dann aber nicht etwa das Tastaturkommando auf, sondern den dadurch ausgelösten Befehl. Das ist dann zum Beispiel »Auswahl vordere Ebene« oder auch »auf aktueller Ebene einstellen«. Damit funktionieren diese Skripte später auch in anderen Photoshop-Versionen, die eventuell andere Shortcuts eingestellt haben.

Die Aufzeichnung einer Aktion erfolgt in Photoshop über die Aktionen-Palette. Über das Symbol rechts oben am Dialog werden Sie weitergeleitet.

Der Bezug zur aktuell gewählten Ebene bleibt programmintern so lange gesetzt, bis er explizit geändert wird. Der User kann also z. B. auch mit der Maus für diese Ebene einen Filter aufrufen. Der Programm-Rekorder zeichnet dabei den Filter-Dialog auf, die aktuelle Ebene bleibt eingestellt. Mit diesem Wissen bewaffnet, können wir einmal einen Praxislauf wagen. Als Beispiel dient das Frequenztrennungs-Skript aus Abschnitt 1.4. Der Ablauf bei der Aufzeichnung ist wie folgt: 1. Beliebiges Bild laden, Aktions-Dialog öffnen (Fenster > Aktionen), dann rechts oben wählen: Neue Aktion

WIE MAN AKTIONEN AUFZEICHNET

Im Screenshot sehen Sie, wie überzählige, redundante Schritte ganz einfach gelöscht werden können. Rechts sehen Sie, wie Sie mittels Anklicken der Icons eine Aktion für Benutzereingaben (Tiefpass-Radius u. Ä.) stoppen können.

2. Aufzeichnung starten mit dem roten, runden Knopf unten am Dialog 3. Das Beispielskript verlangt nach zwei Ebenenkopien. Auch diese sollte man nun nicht etwa mit der Maus, sondern per Tastaturbefehl anlegen – Strg-J, dann im Menü: Ebene > Ebene umbenennen (LOW) und dito für HIGH.

Mittlerweile ist der Fokus auf der obersten Ebene HIGH. Diese soll nun ausgeblendet werden, damit man die untere anwählen kann, auf dieser den Gauß-Filter starten und das Ergebnis auch mitverfolgen kann. Wenn man nun aber die obere Ebene über das Augensymbol ausblendet, so kann man diese später leider nicht mehr über die Shortcuts (Alt + ...) anwählen. Das lässt sich umgehen, in dem man die

Photoshop bietet mittler­weile sogar bedingte Aktionen. Ein Blick in die Auswahlliste der Möglichkeiten lohnt.

21

1.2 GRUNDLAGEN

Ebene über die Ebenendeckkraft unsichtbar macht. Das funktioniert, die Ebene wird unsichtbar, bleibt aber anwählbar; nur verstolpert sich Photoshop, wenn wir nun die untere Ebene anwählen (LOW). Man muss jetzt die Tastatur-Shortcuts (Alt + ...) mehrfach drücken, bis der Ebenen-Fokus auf LOW ist, wie gewünscht. Das ist aber kein gravierendes Problem, da man die überzähligen Kommandos auch später einfach löschen kann.

aus dem Befehlsstapel löschen. Dann fehlt nur noch ein kleines Detail: Bei unserem Skript sind einmal für den Gauß- und einmal für den Hochpass-Filter Benutzereingaben erforderlich. Diese zwei Parameter sind bildabhängig und verlangen jedes Mal andere, nach Augenmaß einzustellende Werte. Damit das Skript an diesen zwei Stellen stoppt, muss man in der Befehlsliste im Skript-Dialog links in der Spalte die zwei den Filtern zugehörigen Icons setzen (siehe Screenshots).

Ab hier funktioniert der restliche Ablauf wie gewohnt mit der Maus, und nur bei jenen Operationen, die entweder Ebenen anwählen oder mehrere Ebenen zur Gruppenerstellung markieren, muss man wieder auf die Shortcuts zurückgreifen. Am Ende wird die Aktion mit der Stop-Taste abgeschlossen und damit gleichzeitig auch gespeichert.

Damit ist unsere kleine Aktion fertiggestellt und lauffähig. Wenn Sie tiefer in das Erstellen von Aktionen eintauchen, dann begegnen Ihnen mittlerweile seit CC auch Bedingungen (is 8 Bit?, is 16 Bit?), Verzweigungen und einiges mehr, was Aktionen noch flexibler machen kann.

Die Aufzeichnung ist nun abgeschlossen, und man kann, wie oben gezeigt, eventuell überzählige Befehle

In der Info-Box finden Sie noch einige weitere Links, die zu den Photoshop-Shortcuts und zu Aktionen im Allgemeinen führen.

Aktionen und Photoshop-Shortcuts https://helpx.adobe.com/de/photoshop/using/default-keyboard-shortcuts.html Anmerkung: Einige der Shortcuts funktionieren leider in anderen Versionen nicht wie beschrieben. Weiterhin verändern sich einige Shortcuts, wenn man Photoshop auf Englisch umstellt. Suchen Sie hierzu die Sprachdatei (sie hat stets den Text tw10428 im Dateinamen) und benennen Sie sie um nach tw10428***.dat.sik. Die Sternchen stehen für Buchstaben, die von Version zu Version unterschiedlich sind.

Die drei Ergebnisse Bild 1 (links) : © Maksim [email protected] Bild 2 (Mitte): © [email protected] Bild 3 (rechts): © Carey [email protected]

WIE MAN HAUTFARBEN KORRIGIERT

1.3

Der wohltemperierte Hautton

Einen sympathischen, natürlichen Hautton im Foto zu erzielen, ist für jeden Portraitfotografen eine Herausforderung. Wir stellen drei Verfahren vor, mit denen sich der Hautton nach der Aufnahme abstimmen lässt.

25

1.3 GRUNDLAGEN

Die drei Ausgangsbilder – Rotstich (links), Rotviolettstich (Mitte), Blaustich (rechts).

Wer Menschen fotografiert, der kennt das Problem, dass die Hauttöne nicht immer so aussehen, wie sie sollen. Viele Ursachen kommen infrage und einige können bereits bei der Aufnahme durch Make-up und Beleuchtung ausgeschlossen werden.

Für die post-fotografische Optimierung von Hauttönen stellen wir drei »Stimmverfahren« vor, die wir an drei Referenzbildern durchspielen. Die Referenzbilder sind so verfälscht, dass sie einen guten Überblick über die gängigen auftretenden Probleme geben. Hier ist vom falschen Farbprofil (Bild 1), über den Sonnenbrand (Bild 2) bis hin zum farbstichigen Licht (Bild 3) alles geboten.

Bild mit Aufnahmepunkten, vorher (links). Sampler-Dialog, umgestellt auf CMYK, eingestellt wie gefordert (rechts).

WIE MAN HAUTFARBEN KORRIGIERT

Sampler-Dialog, nach Anpassung (oben). Ergebnis nach Anpassung der RGB-Werte (unten).

Gradationskurvendialoge mit RGB-Punkten

Verfahren I: Vorgabe von Standardwerten in CMYK Der klassische Weg zu stimmigen Hauttönen führt über eine Beurteilung der Farbverteilung im CMYKFarbraum. Diese Farben werden schon seit jeher im Farbdruck in der Druckvorstufe und auch im Druck verwendet, und so hat sich eingebürgert, die Kontrolle eher in dieser Darstellung als in RGB vorzunehmen. Es kursieren verschiedene Vorschläge, wie denn das Verhältnis der Farben zueinander gewichtet sein sollte. Die Angaben sind aber bei genauer Betrachtung relativ ähnlich: 27

1.3 GRUNDLAGEN

Ergebnis zu Bild 02 (links) und Ergebnis zu Bild 03 (rechts).

1. Setzen Sie das Verhältnis Cyan-Magenta-Yellow auf 1:3:4,5.

Problembild sind, und nehmen Sie dort selbst die Farbwerte ab.

2. Setzen Sie Cyan auf 15 % und Yellow ca. zwei- bis dreimal so hoch, aber maximal 10 % höher als Magenta.

Der Abgleich des Problembildes auf diese Werte gestaltet sich in Photoshop wie folgt: Wählen Sie das Pipettenwerkzeug, und setzen Sie den Fangbereich der Pipette auf 11 x 11. Setzen Sie per Shift-Click drei bis vier Messpunkte ins Bild (heller, mittlerer, dunkler Bereich; keine Glanzlichter wählen) und stellen Sie dann im erscheinenden Dialog den Farbraum für die Aufnehmer jeweils von RGB auf CMYK um.

3. Setzen Sie Magenta und Yellow fast gleich (Yellow ein bisschen höher) und Cyan dann auf 1/5 bis 1/3 x Magenta. Setzen Sie Black auf nahezu Null. Dunkle Bereiche sollten stets mehr Cyan aufweisen als helle Bereiche. Für den weiteren Text richten wir uns nach der Faust­ regel Nr. 3. Aber Vorsicht: Es handelt sich hier um Werte für helle Haut unter weißem Licht. Wenn Sie damit kein stimmiges Ergebnis erzielen, dann suchen Sie Vorlagebilder mit korrekten Farben, die in der Helligkeit und im Umgebungslicht ähnlich Ihrem

Fügen Sie eine Einstellungsebene Gradationskurven ein, und variieren Sie hierin die einzelnen RGB-Kurven, bis die Werte an den Aufnehmern der Vorgabe entsprechen. Stellen Sie hierzu die Ansicht jeweils auf eine Einzeldarstellung des Rot-, Grün- bzw. Blaukanals um, und gehen Sie vor wie folgt: Wenn Sie Cyan verstärken möchten, senken Sie die Rotkurve ab, wenn

WIE MAN HAUTFARBEN KORRIGIERT

Sie Magenta verstärken möchten, senken Sie die Grünkurve ab, wenn Sie Yellow verstärken möchten, senken Sie die Blaukurve ab. Wenn Sie die Farben verringern möchten, gehen Sie umgekehrt vor. Sinnvoll ist es, beim Umgang mit der Gradationskurve bei diesem Verfahren das Pipettenwerkzeug aus dem Gradationskurvendialog zu verwenden und damit den jeweils zu ändernden Aufnehmerbereich im Bild anzuwählen. Weiterhin sollten Sie mit mehreren Punkten auf jeder Kurve arbeiten, wobei aber auch gilt: Viele Punkte verfeinern den Einstellungsbereich, wenige Punkte lassen aber auch die Übergänge weicher werden und vermeiden Tonwertabrisse. Sie können die Punkte auf der Gradationskurve übrigens nicht nur mit der Maus, sondern auch (feinfühliger) mit den Cursor-Tasten einstellen. Das Verfahren klingt umständlich und kompliziert, ist aber nach den ersten ein, zwei Bildern nur noch Fleiß-

arbeit. Wir haben es hier einmal auch für die anderen zwei Beispielbilder für Sie durchgespielt: Vorsicht: Bei Bildern wie jenem mit dem Sonnenbrand sollten Sie den Hintergrund von der Farbveränderung ausnehmen, indem Sie auf einer Kopie arbeiten und dann den Hintergrund per Ebenenmaske unsichtbar machen. Verfahren II: Photoshop-Plugins Neben manuellen Verfahren wie dem oben gezeigten existieren auch Software-Lösungen in Form spezieller Plugins für Photoshop. Bekannte Namen sind Imagenomic Portraiture 2, OnOne Perfect Portrait (ehemals Phototune Skintune) und XE847. Zum Test haben wir Portraiture 2 verwendet. Das Programm beherrscht neben der Hautfarbanpassung auch das Glätten von Unebenheiten und spart hierbei Brauen und Mund und

Bild01 in Portraiture

29

1.3 GRUNDLAGEN

Augen automatisch aus. Den teilautomatischen Ergebnisvorschlag können Sie mit den entsprechenden Reglern dann leicht und intuitiv verbessern. Die Ergebnisse stimmen, aber Portraiture ist auch nicht ganz billig. Im Regelfall wird eine Anschaffung nur dann sinnvoll sein, wenn Sie das Programm nicht nur zur Farbanpassung, sondern auch für die Hautretusche einsetzen möchten. Generell ist bei den genannten Plugins Vorsicht geboten: Wenn Sie ein Verfahren zur Hautfarbanpassung verwenden, welches nicht auf festen Zahlenwerten

basiert, sondern nach Augenschein funktioniert, so ist eine kalibrierte Anzeige umso wichtiger (siehe Infobox). Weiterhin sollten Sie sich für den Abgleich stets eine Ansicht bauen, in welcher Sie parallel ein optimales Vorlagebild vor Augen haben, um eine langsame Verfälschung Ihres Sinneseindruckes zu vermeiden. Öffnen Sie hierfür ein gutes Vorlagebild parallel in Photoshop oder verwenden Sie einen Bildbetrachter wie Irfanview (unter Windows). Falls Sie Irfanview verwenden, so sollten Sie dort zuerst das Farbmanagement einschalten und dann einstellen > Options > Always on top. Dies funktioniert dann universell auch in Adobe Camera RAW oder in Lightroom.

Kalibrierter, profilierter Workflow Gerade für den Umgang mit Hauttönen sind ein kalibrierter, profilierter Workflow und der Einsatz eines hochwertigen Wide-Gamut-Monitors wichtig. Erst damit können Sie sicher sein, dass die Ergebnisse auf dem Monitor mit den gedruckten Fotos übereinstimmen. Manche Farbprobleme werden erst in größeren Monitorfarbräumen (Wide Gamut) sicht-

bar, und so sollte man hier keinesfalls an der Ausrüstung sparen. Erschwingliche Geräteempfehlungen sind: EIZO FlexScan SX2262W + Spyder4Express + leistungsfähige Grafikkarte. Weitere Tipps und Tricks zum Farbmanagement und darüber hinaus finden Sie im Buch »Die Neue Fotoschule«, erschienen im dpunkt.verlag.

WIE MAN HAUTFARBEN KORRIGIERT

Vorlagebild zum Abnehmen der Hauttöne © Leonid und Anna [email protected] (links) und komplett entsättigtes Bild (rechts).

Verfahren III: Farbübertragung Wünschenswert wäre es wohl, eine Technik an der Hand zu haben, welche mit einer guten Vorlage zusammen grundsätzlich immer gute Ergebnisse liefert – selbst bei Schwarzweißbildern. Nach mehreren Versuchen mit Photoshops Verlaufsumsetzung und mit der Photoshop-Funktion »Gleiche Farbe« haben wir hierzu vor kurzem ein Verfahren ausgetüftelt, das wir mittlerweile auch gerne und häufig einsetzen. Um Ihnen die Leistungsfähigkeit der Methode zu zeigen, verwenden wir dieses Mal nicht etwa ein Bild mit Farbstich, sondern ein Schwarzweiß-Bild. Es handelt sich um das erste Bildbeispiel, das wir mittels Strg-ShiftU entsättigt haben. Als Vorlage zum Abnehmen der Farben dient das Bild des brünetten Models. Wir gehen im Weiteren davon aus, dass Bildbereiche gleicher Helligkeit auch den gleichen Farbwert (Hue) besitzen, was aber bei menschlicher Haut auch nähe-

rungsweise gegeben ist. Die zugrunde liegende Idee wird damit relativ einfach, aber die Umsetzung benötigt dann doch einige Ebenen und auch etwas Fingerspitzengefühl. Das Verfahren basiert auf der Tonwertkorrektur-Einstellungs­ebene, bei welcher Sie die jeweils zugehörige Grauwertpipette mittels Doppelklick auf das Pipettensymbol und anschließendem Klick auf das farbige Vorlagebild »impfen« und dann per Klick ins SW-Bild dieserart den jeweiligen Farbton übertragen können (die »Bubble Help« sagt dazu: »Mitteltöne durch Aufnehmen im Bild setzen«). Was uns zum Glück aber noch fehlt, das ist eine Möglichkeit, dies auch für die dunklen, mittleren und hellen Töne unabhängig voneinander setzen zu können. Hierzu benötigen Sie drei Ebenenkopien des Bildes, bei denen Sie einzeln mit jeweils einer Einstellungsebene Tonwertkorrektur die Farben übertragen können und die Sie dann mittels Ebenenstil > Mischoptionen Standard und dem dortigen Schieberegler Ausblenden ein- und aus31

1.3 GRUNDLAGEN

1 Photoshop, beide Bilder nebeneinander geladen.

blenden können. Zum weichen Verblenden können Sie hierin den »harten« Regler auch splitten – halten Sie hierzu die Alt-Taste beim Betätigen des schwarzen oder weißen kleinen Schiebers gedrückt. Schritt für Schritt gestaltet sich das Verfahren dann wie folgt: 1 Laden Sie das Vorlagebild und das zu bearbeitende

Bild in Photoshop und stellen Sie die Ansicht um auf > Fenster > Anordnen > Zwei nebeneinander. 2 Wählen Sie das Schwarzweißbild an und legen Sie drei Ebenenkopien an (Strg-J). 3 Fügen Sie über jeder dieser Ebenenkopien eine

3 Einstellungsebene Tonwertkorrektur

Einstellungsebene Tonwertkorrektur ein und beschränken Sie per Schnittmasken die Wirkung jeweils auf die Ebene direkt darunter.

WIE MAN HAUTFARBEN KORRIGIERT

4 Gruppierte Ebenenstapel

4 Gruppieren Sie nun die 3 x 2 Ebenen in 3 Gruppen. 5 Jetzt kommt die eigentliche Farbübertragung. Wäh-

len Sie die untere Ebenengruppe an und blenden Sie die darüberliegenden zwei Gruppen aus. Wählen Sie im zugehörigen Tonwertkorrektur­-Dialog die Grauwertpipette durch Doppelklick und »impfen« Sie diese durch Klick in einen dunklen Hautbereich im Vorlagebild. Klicken Sie dann in das zu bearbeitende Bild auf eine Hautstelle ähnlicher Helligkeit.

5 Aktueller Ebenenstapel. Die darüberliegenden zwei Gruppen sind ausgeblendet (oben) und »impfen« (Mitte & unten).

33

1.3 GRUNDLAGEN

7 Mischoptionen

6 Verfahren Sie für die zwei restlichen Ebenengruppen

für die mittleren und hellen Töne im Bild genauso.

Regler bei Ebenenstil/Mischoptionen. Optimieren Sie nach Augenschein.

7 Überblenden bzw. fusionieren Sie die drei Ebe-

8 Fassen Sie die drei Gruppen zu einer neuen Grup-

nengruppen mittels Doppelklick auf das GruppenSymbol und mittels Einstellung der (gesplitteten)

pe zusammen, fügen Sie eine Maske hinzu und blenden Sie alles aus, was nicht Haut ist.

8 Ebenenstapel mit Maske und Zwischenergebnis

WIE MAN HAUTFARBEN KORRIGIERT

Im Beispiel wurde an dieser Stelle auch der Einfluss der (zu rötlichen) Mittelton-Ebene über ein Verringern der Ebenendeckkraft einfach etwas zurückgenommen. Das Bild kann sich bereits sehen lassen, aber zum stimmigen Eindruck fehlt noch die Kolorierung der Iriden, Lippen, Fingernägel und Haare. Aber auch dies gelingt nun rasch und auch ohne Vorlage. Fassen Sie hierzu alle bisherigen Ebenen zusammen (Strg-Shift-Alt-E), und verwenden Sie dann einen weichen Pinsel auf rund 40 % Deckkraft und auf Modus Farbton oder Farbe, und wählen Sie eine passende Farbe aus der Farbpalette oder nehmen Sie sie aus einem Vorlagebild ab. Als i-Tüpfelchen können Sie dann dem Model am Ende der Bearbeitung mit dem Pinsel und mit der Farbe Weinrot noch ein wenig Wangenrouge spendieren und damit die Kolorierung abschließen.

Fazit: Jeder Hautton klingt anders Anhand der Beispiele konnten Sie sehen, dass die verschiedenen Verfahren sich je nach Aufgabe einmal mehr, einmal weniger gut eignen und dass im Regelfall die zeitaufwändigen Verfahren auch die besten Ergebnisse liefern. Das letzte Verfahren mag auf den ersten Blick ein wenig sperrig wirken, es lässt sich aber tatsächlich viel rascher umsetzen, als die Erklärung hier vermuten lässt. Und natürlich lässt es sich auch leicht skripten, sodass Sie dann nur noch die wirklich notwendigen Einstellungen vornehmen müssen. Welches Verfahren Sie auch wählen, behalten Sie stets im Auge, dass es auch Bilder gibt, die farbig beleuchtet sind und bei denen sich dies auch in der Umgebung niederschlägt. Hier sollten Sie auch den Farbstich in der Haut erhalten, sonst stimmt der Gesamteindruck nicht mehr.

Ebenenstapel mit Ebenenzusammenfassung

35

Bei der Hautretusche ist es besonders wichtig, dass die Poren erhalten bleiben. Nur so vermeidet man den bekannten wächsernen Look einer Schaufensterpuppe.

WIE MAN DIE FREQUENZTRENNUNG EINSETZT

1.4

Hautretusche per »Band-Stop«

Die Retusche von Hautunreinheiten ist das tägliche Brot des Retuscheurs und die Frequenz­ trennung das moderne Mittel der Wahl. Aber erst zusammen mit einer einstellbaren Bandsperre gelingt die Bearbeitung auch rasend schnell.

1.4 GRUNDLAGEN

Die Grundlage für den Einsatz einer Bandsperre (engl. Band-Stop) ist das Verfahren der Frequenztrennung. Hierbei wird das Bild in zwei Bildebenen LOW und HIGH zerlegt, wobei die untere nur die tiefen Ortsfrequenzen enthält, die obere nur die hohen. Addiert ergeben beiden Ebenen wieder das Originalbild. Die tiefen Ortsfrequenzen sind Verläufe, Modulationen und flächige Bereiche. Die hohen Frequenzen setzen sich im Portrait u. a. aus Poren, Härchen, Mitessern, Narben usw. zusammen. Nach dieser Aufteilung des Bildes kann der Bearbeiter entspannt auf der unteren LOW-Ebene Hautrötungen bearbeiten und – unabhängig davon – auf der oberen HIGH-Ebene feine Strukturen reparieren. Der Ablauf für 8-Bit-Bilder Für die Frequenztrennung auf 8-Bit-Bildern legen Sie von der Bildebene zwei Kopien an, und benennen Sie diese mit LOW und HIGH. Blenden Sie HIGH aus, wechseln Sie auf LOW und wenden Sie den Gauß-Filter in einer Einstellung an, die alle hochfrequenten Merkmale verschwinden lässt (sinnvoll sind meist Werte zwischen 15 und 40). Wechseln Sie nun auf HIGH, blenden Sie die Ebene wieder ein, starten Sie Bild > Bildberechnungen und stellen Sie dort die Werte wie im Screenshot ein (oben links). Stellen Sie nun die Füllmethode von HIGH auf Lineares Licht. Den entstandenen Ebenenstapel sehen Sie im Screenshot (oben rechts). Nun sollte das Bild wieder genauso wie das Ausgangsbild aussehen. Ich verwende den geschilderten Ablauf auch für 16-Bit-Bilder, aber Perfektionisten stellen hier einen leich-

ten Fehler fest. Perfekt wird es mit einer leicht veränderten Bildberechnung gemäß dem folgenden Screenshot. Die restlichen Schritte bleiben davon unberührt.

Der Ablauf für 16-Bit-Bilder Nach dieser Zerlegung kann man nun auf LOW mit dem Aus­bessern-Werkzeug rote Flecken beseitigen und auf HIGH mit Dodge & Burn oder ähnlichen Verfahren Narben und Mitesser löschen. Das funktioniert und liefert auch sehr gute Ergebnisse, aber der der Zeitaufwand ist immens. Wie könnte die Retusche rascher gelingen? Der Band-Stop Die Lösung liegt auf der Hand: Tatsächlich sind die Poren im Regelfall feiner (hochfrequenter) als die unschönen Narben, Falten, Mitesser und andere Strukturen. Es fehlt also nur noch ein Mechanismus, der

WIE MAN DIE FREQUENZTRENNUNG EINSETZT

einen bestimmten Ortsfrequenzbereich ausblendet – eine Bandsperre. Eine Bandsperre kann man im aktuellen Ebenenstapel auf zwei Arten realisieren. Entweder verwendet man einen Tiefpass auf der LOW-Ebene oder einen Hochpass auf der HIGH-Ebene. Wir wählen den zweiten Weg per Filter > Sonstige Filter > Hochpass und setzen hierfür weiterhin einen Smartfilter ein, um den Filterradius auch später noch anpassen zu können. Zu den Schritten:

1. Ebene HIGH anwählen, dann: Filter > Für Smart-Filter konvertieren 2. Filter > Sonstige Filter > Hochpass Im Beispiel konnten wir mit einem Hochpass-Radius von 7 ein gutes Ergebnis erzielen:

39

1.4 GRUNDLAGEN

Gruppe und Maske Das vorgestellte Verfahren funktioniert blitzschnell und liefert gute Ergebnisse, benötigt allerdings noch einen Zusatz, damit der Band-Stop nur auf flächigen, größeren Hautbereichen wirkt, nicht aber auf Mund, Nasenlöcher und Augen. Das Mittel der Wahl ist eine invertierte Ebe-

nenmaske, auf welcher man mit einem weichen, weißen Pinsel die Wunschbereiche hervorholt. In den Screenshots sehen Sie den nun entstandenen kleinen Ebenenstapel samt der Maske sowie das Ergebnis:

Frequenztrennung – die Mathematik in der Kürze Wenn man zwei Ebenenkopien anlegt, die untere per Tiefpass (zum Beispiel Gauß) filtert und die obere mit einem äquivalenten Hochpass mit gleichem Radius, so ergeben sich in einer idealen Welt zwei Ebenen LOW und HIGH, die addiert wieder das Originalbild ergeben: ORIGINAL = LOW + HIGH (kurz O = L + H). Beim hier verwendeten Verfahren generieren wir die HIGH-Ebene einfach durch Umstellen: H = O – L. Hier muss man nun in der realen Welt mit den Bereichsgrenzen der Tonwerte aufpassen. Die naive Rechnung H = O – L würde negative Werte generieren und die Bereichsgrenzen sprengen (und die Ergebniswerte auf 0 setzen). Die Lösung ist, das Ergebnis in den Wertebereich zu skalieren und in die Mitte des Wertebereichs zu verschieben. Wenn der Wertebereich (0, 255) ist, dann rechnet man: H = (O – L + 255) : 2. Probieren Sie es einmal aus mit den möglichen extre-

men Werten für O und L. Sie landen nun immer im Intervall (0, 255). In Photoshop gibt es hierfür den Bildberechnungs-Dialog, der für die Füllmethode Differenz zwei Parameter anbietet, mit welchen man nun verschieben (128) und skalieren (2) kann. So weit so gut. Nun muss nur noch ein Verfahren gefunden werden, H und L wieder korrekt zusammenzusetzen. Addieren funktioniert nun nicht mehr, da mittlerweile auch skaliert und verschoben wurde. Gesucht ist de facto eine Füllmethode, die O = L + 2H – 255 rechnet. Praktischerweise macht genau dies die Füllmethode Lineares Licht. Eine weiterführende Erklärung zu den Füllmethoden bzw. auch dazu, wie man die Rechnung für 16-Bit-Bilder anpassen muss, finden Sie im Blog von Zawischa (Siehe 3 und 4 in der Linkbox auf Seite 41).

WIE MAN DIE FREQUENZTRENNUNG EINSETZT

Nun sollten Sie noch die Deckkraft anpassen und auf der Maske auch noch schöne Merkmale wie Leberfleckchen und Sommersprossen wieder zurückholen. Das ist die Pflicht, und die Kür ist dann, das Verfahren zwei- oder mehrfach einzusetzen, um verschiedenen Hautstrukturen in unterschiedlichen Gesichtsbereichen gerecht zu werden.

Wer sich für die Mathematik hinter der Frequenztrennung interessiert, der findet die Details in der Infobox. Wer das Verfahren einfach nur bequem anwenden möchte, der findet hier als Download zur freien Verwendung bereitgestellte Photoshop-Aktion dazu: https://kurzlink.de/qdWUOQ6YP

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Wenn Ihnen der Effekt zu stark ausfällt, dann passen Sie die Ebenendeckkraft an und holen noch ein paar Sommersprossen auf der Maske zurück.

Linkbox 1. Maike Jarsetz: Frequenztrennung – die ultimative Beauty-Retusche? In: Zeitschrift »c't Digitale Fotografie«, Ausgabe 4/2015. 2. Tilo Gockel: Füllmethoden – 7-teilige Workshop-Reihe. In: Zeitschrift »DOCMA«, Nr. 49–55. 3. Henrik Zawischa/Blog: http://photo.zakkinen.net/2014/12/frequenzseparierung/ 4. Adobe: Referenz zu den Füllmethoden (S. 324 ff.): https://adobe.ly/2wGVjBL 5. Natalia Taffarel, Tutorial-DVD: https://bit.ly/1zQseim

41

Wie könnte man einen jungen Mann glaubhaft altern lassen? Man nimmt ganz einfach per doppelter Frequenztrennung die Poren und Falten von einem älteren Herrn und legt diese hochfrequente Information über das Zielbild. Mit diesem Kniff gelingt auch die Reparatur überretuschierter Bilder und vieles mehr.

1.5

WIE MAN DIE DOPPELTE FREQUENZTRENNUNG EINSETZT Geliehene Poren Doppelte Frequenztrennung für die Portraitretusche

43

1.5 GRUNDLAGEN

Manchmal bekommt man Bilder zur Reparatur, bei welchen die Haut so geglättet ist, dass sie plastikartig erscheint. Die Poren sind komplett wegretuschiert. Bei anderen Problembildern sind manche Bereiche so stark überbelichtet, dass die Stellen übersteuern, und auch hier sind dann die Poren verschwunden. Solche Bilder sind mit herkömmlichen Methoden kaum mehr zu retten. Was wäre aber, wenn man ganz einfach die fehlenden Poren aus einem anderen Bild entnehmen und sozusagen »rüberkopieren« könnte? Allgemein gespro-

chen, wünscht man sich hierfür ein Verfahren, mit dem man eine Textur von einem Bild abnehmen und auf ein anderes Bild übertragen kann. Die Grundlagen Im ersten Schritt müssen Sie dafür ein Bild in tiefe und hohe Ortsfrequenzen zerlegen. Das ist einfach, denn das leistet die altbekannte Frequenztrennung (Frequenztren­nung, siehe Infobox auf Seite 40). Die weitere Vorgehensweise liegt nun fast schon auf der Hand: Sie müssen die Frequenztrennung schlicht zweimal anwenden, einmal für das Problembild und einmal für das Bild, das die Textur liefert. Danach ersetzt man die generierte HIGH-Ebene im Problembild durch jene des Texturbildes. Im Anschluss bleibt dann nur noch die Herausforderung, die neuen Texturbereiche in Position und Größe an das Problembild anzupassen. Zusammengenommen ist der Ablauf wie folgt: 1. Problembild laden, Frequenztrennung mit hohem Glättungswert von bspw. 30 starten 2. Texturbild als Lieferant für die Poren und Falten laden und in der Größe anpassen 3. Auch hierfür wieder die Frequenztrennung anwenden, wieder mit bspw. 30 (mit dem gleichen Wert) 4. HIGH-Ebene des Problembildes ausschalten, HIGH-Ebene des Texturlieferanten rüberkopieren, darüber schieben und auch hier die Füllmethode auf Lineares Licht stellen 5. LOW-Ebene des Problembildes ausschalten 6. Kopien anlegen von der HIGH-Ebene, bspw. für Nase, Wangen Stirn, Brauen

Anwendungen des Verfahrens • Überretuschierte, zu glatte Portraits reparieren • Überbelichtete, weiß ausgerissene Hautstellen mit Textur versehen • Portraits mit ausgeprägten Falten versehen bzw. künstlich altern • Einfarbige Flächen mit Beton-, Stein- oder Holz-Textur versehen • Fotomontagen, Texturen überlagern (Beispiel: Zitrusfrüchte mit Sportballtextur)

7. Kopien passend über Masken einblenden und passend transformieren und verformen 8. Deckkräfte anpassen, Abschlussretusche Die Abschlussretusche umfasst dann auch, auf den einzelnen HIGH-Ebenen zu stempeln (Vorsicht: Stempel­optionen: nur diese Ebene aufnehmen) sowie eventuell auch die HIGH-Ebenen zur weiteren Anpassung zu verflüssigen.

WIE MAN DIE DOPPELTE FREQUENZTRENNUNG EINSETZT

Überretuschierte Bilder sind leider keine Seltenheit und mit normalen Methoden kaum zu retten. Wir haben es der Deutlichkeit halber hier einmal richtig übertrieben.

Ein anderes Portrait, das unter ähnlichem Licht aufgenommen wurde, dient nun als Lieferant für die Hauttextur. Für die reine Reparatur ohne Alterungseffekt würde man natürlich eher einen gleichaltrigen Herrn wählen!

45

1.5 GRUNDLAGEN

Einsatz in der Portraitretusche Als plakatives Beispiel haben wir das Bild des jungen Mannes im Kapitelanfangsbild links oben genommen und extrem geglättet. Ein so stark überretuschiertes Bild ist normalerweise verloren.

bild, legen Kopien an für Wange und Nase usw. und schalten alle diese Ebenen auf die Füllmethode Lineares Licht. Es trägt zur Übersicht bei, wenn Sie diese Textur­ebenen in einer Gruppe zusammenfassen (Falten­ ebenen).

Mit dem beschriebenen Verfahren können Sie sich nun aber leicht ein anderes Bild besorgen, das unter ähnlichem Licht aufgenommen sein sollte, und dann die Poren bereichsweise übertragen. Normalerweise würde man eher einen gleichaltrigen Herrn suchen, aber wir haben zur Verdeutlichung einen etwas älteren Herrn als Poren- und Faltenlieferanten gewählt. Der Effekt wird dann nicht nur die Texturierung der plastikartigen Haut mit neuen Poren sein, sondern auch eine wesentliche Alterung.

Dann müssen Sie nur noch den gewünschten Bereich mittels einer Maske einblenden und die Texturebenen per Transformieren/Verformen passend ausrichten.

Im ersten Schritt laden Sie sich nun das ursprüngliche Problembild nach Photoshop und führen die Frequenztrennung-Aktion aus. Es entsteht der folgende Ebenenstapel:

Im nächsten Schritt laden Sie nun parallel das Bild, das die Textur liefern soll, nach Photoshop. Wieder starten Sie die Frequenztrennung-Aktion, wieder entsteht der gleiche Stapel. Nun schalten Sie im Problembild die HIGH-Ebene aus, kopieren über diese die HIGH-Ebene aus dem Textur-

Für das Ergebnisbild haben wir dann das gealterte Portrait noch ein wenig feingeschliffen und so auch zum Beispiel die Haare weiß gefärbt. Den finalen Ebenenstapel und das Ergebnis sehen Sie auf der nächsten Seite. Unsere Frequenztrennung-Aktion für Photoshop können Sie unter folgendem Link herunterladen: https://kurzlink.de/CsNKCqsgX

WIE MAN DIE DOPPELTE FREQUENZTRENNUNG EINSETZT

Die Retusche samt ergrauten Haaren ist abgeschlossen und der adrette junge Mann um mindestens 30 Jahre gealtert.

47

Wenn beim Fotografieren die Nacht zu dunkel ist oder die Scheinwerfer zu hell strahlen, ist die Mehrfach-Entwicklung der RAW-Daten ein probates Lösungsmittel. Modelle: Jeany Marie, MK 294339 und Lotus Elise S1; Co-Fotograf: Thomas Christl.

1.6

WIE MAN DIE MULTIPLE RAWENTWICKLUNG EINSETZT Mehrfach entwickelt Die »Multiple RAW-Entwicklung« ist ein leistungsfähiges Werkzeug, das für vielerlei Belichtungs- und Bearbeitungsprobleme zum Einsatz kommen kann.

1.6 GRUNDLAGEN

So sieht das Beispielbild direkt aus der Kamera aus. Wichtig ist die Unterbelichtung, um die Lichter zu retten.

Einführung Eines der ältesten Probleme der Fotografie ist, dass weder Film noch Sensor auch nur näherungsweise den Dynamikumfang des menschlichen Auges aufweisen – und deswegen die Fotos häufig dem Sinneseindruck kaum entsprechen. Hier würde man sich als Fotograf die Möglichkeit der lokalen Anpassung der Belichtung, der Farbe und des Kontrasts wünschen. Tatsächlich lässt sich dieser Wunsch relativ leicht erfüllen, indem man ein Bild, das im RAW-Format vorliegt, schlicht mehrfach entwickelt und die Ergebnisse später per Masken fusioniert. Das klingt aufwändig, ist es aber nicht. In diesem Kapitel werden Sie mehrere mögliche Varianten kennenlernen und dazu dann auch Beispiele sehen. Ein erstes Beispiel Dieses Problem ist wohl jedem Fotografen bekannt: Sie möchten eine Landschaftsaufnahme machen, aber der Himmel ist zu hell oder die Landschaft ist zu dunkel auf dem Foto – das Motiv sprengt ganz einfach den Dynamikumfang des Sensors. Landschaftsprofis greifen hier zum Grauverlaufsfilter oder nehmen eine Belichtungsreihe für ein HDRI auf, aber oft geht es auch einfacher. Stellen Sie die Kamera auf das RAW-Format um und nehmen Sie das Foto so auf, dass höchstens sehr kleine Bereiche im Bild ausfressen. Damit sollten Sie den maxi­

malen Tonwertumfang eingefangen und per »Expose to the Right« auch den Sensor optimal ausgesteuert haben. Zu Hause am PC entwickeln Sie in Adobe Camera RAW dann zwei Versionen des Bildes – eine Version für den Himmel, eine für die Landschaft – und fusionieren anschließend diese zwei Bilder in Photoshop mittels einer Maske. Der genaue Ablauf Soweit die grobe Beschreibung, aber es fehlt nun noch das exakte Prozedere, wie denn die unterschiedlichen RAW-Entwicklungen an Photoshop weitergegeben werden. Hierfür gibt es mehrere Möglichkeiten: Verfahren I: Elegant und modern 1. Laden Sie die RAW-Datei nach Adobe Camera Raw. 2. Nehmen Sie die Einstellungen für die erste Bildversion vor. 3. Öffnen Sie per Shift + Button Objekt öffnen. 4. Duplizieren Sie das Objekt in Photoshop per Rechtsklick auf die Schrift (!) im Ebenenstapel und wählen Sie dann: neues Smart-Objekt durch Kopie.

WIE MAN DIE MULTIPLE RAW-ENTWICKLUNG EINSETZT

1

2

3

1 Hier sehen Sie die Einstellungen für die erste Entwicklung, für den Himmel ... 2 ... und so sehen die Einstellungen für die zweite Belichtung, für die Landschaft, aus. | 3 Mittels Ebenenmaske und einer großen, weichen Pinselspitze gelingt die Fusion der zwei Entwicklungen in Photoshop mit nur zwei oder drei Pinselstrichen.

51

1.6 GRUNDLAGEN

Der Lohn der Mühe – jetzt strahlt der Yachthafen Anstruther genauso, wie wir das auch in Erinnerung hatten.

5. Öffnen Sie die entstandene Kopie per Doppelklick erneut in ACR. Verfahren II: Einfach und abwärtskompatibel 1. Laden Sie die RAW-Datei nach ACR. 2. Nehmen Sie die Einstellungen für die erste Bildversion vor. 3. Öffnen Sie per Alt + Button Kopie öffnen.

4. Öffnen Sie das ursprüngliche RAW erneut in ACR von PS aus per Datei > Letzte Dateien öffnen. 5. Editieren Sie in ACR und öffnen Sie wieder in PS (gegebenenfalls, wenn noch weitere Versionen folgen, wieder per Alt). 6. Kopieren Sie die Dateien in einen gemeinsamen Ebenenstapel (jeweils per Strg-A, Strg-C, dann in die Zieldatei wechseln: Strg-V).

WIE MAN DIE MULTIPLE RAW-ENTWICKLUNG EINSETZT

Verfahren III: Noch einfacher, mit alten PS-Versionen oder auch mit Elements 1. Legen Sie zuerst Kopien der urspünglichen RAWDatei an. 2. Konvertieren Sie diese einzeln oder auch gemeinsam in ACR, wie gewünscht. Nach dem Verlassen von ACR werden zu den einzelnen Entwicklungen die XMP-Sidecar-Dateien angelegt. 3. Fügen Sie die Ergebnisse in einer gemeinsamen Datei zusammen. Das kann in Photoshop via > Datei > Skripten > Dateien in Stapel laden geschehen. In Elements muss man dem Ablauf wie auf Seite 52 beschrieben folgen und man wird auch zur Konvertierung von 16 nach 8 Bit gezwungen. Das ist aber nicht wirklich tragisch, da bei dem Verfahren der Mehrfachentwicklung die gravierenden und tonwertzehrenden Veränderungen bereits in ACR vorgenommen werden.

Vielleicht spielen Sie einfach einmal alle drei Abläufe durch und entscheiden dann, welches Verfahren Ihnen am besten von der Hand geht. Ausgereizt Und nun folgt noch ein Beispiel, bei dem sich eine mehrfache RAW-Entwicklung geradezu aufzwingt. Bei der Aufnahme handelt es sich um ein Fashionfoto mit einer Lotus Elise, das mit fünf Blitzen ausgeleuchtet wurde. Im ersten Bild sehen Sie die Aufnahme direkt aus der Kamera. Hier würde man sich nun wünschen, dass der Boden knackiger wird, der Hintergrund blauer, dass der Lichtfleck im Regencape nicht so stark ausfrisst und dass dennoch das Auto und Model nicht unter der Bearbeitung leiden. Kein Problem – fertigen Sie einfach mehrere Entwicklungen für die genannten Bereiche an. Eine für den Hintergrund, eine für das Auto und die Brettertore, eine fürs Modell, eine für das Regencape und noch

Das tatsächliche Licht-Setup (Models: Jeany Marie, MK 294339 und Lotus Elise S1; Co-Fotograf: Thomas Christl).

53

1.6 GRUNDLAGEN

Das Lotus-Bild. Direkt aus der Kamera ist die Aufnahme noch eher langweilig (oben). | Ebenenstapel mit den vier RAWEntwicklungen und den abschließenden Retuscheschritten (rechts).

eine letzte Version für die ausgefressene Stelle im Cape (siehe Screenshots). Und dann fügen Sie invertierte Masken zu den Ebenen hinzu und malen mit einem weichen, weißen Pinsel großzügig die jeweils optimalen Bereiche ins Ergebnisbild. Für den letzteren Schritt braucht es keinesfalls eine exakte Freistellung der Bildbereiche – viel besser gelingt das nahtlose Überblenden mit einem großen Pinsel und einer eher schludrigeren Arbeitsweise. Über die Deckkraft der einzelnen Ebenen können Sie im Anschluss die Wirkung weiter feineinstellen und haben somit in nur wenigen Minuten die Bilder händisch fusioniert. Und wenn Sie sich nun fragen, wieso man die Manipulation an den einzelnen

WIE MAN DIE MULTIPLE RAW-ENTWICKLUNG EINSETZT

Der Lohn der Mühe – jetzt strahlen Jeany und Elise! (Models: Jeany Marie, MK 294339 und die Lotus Elise S1; Co-Fotograf: Thomas Christl.)

Bildanteilen oder -ebenen besser direkt bei der RAWEntwicklung und nicht danach vornimmt, so sei dazu angemerkt, dass nur an dieser Stelle im Workflow die vollständige Datenmenge bzw. -qualität zur Verfügung steht. Wenn Sie die Anpassungen in Photoshop vornehmen würden, so würden Sie auf schlankeren

Daten arbeiten, bei welchen das ICC-Profil und der Weißabgleich bereits eingerechnet wurden. Die mehrfache RAW-Entwicklung ist ein Verfahren, das bei jedwedem Motiv angewendet werden kann und das wesentlich mehr Kontrolle im Umgang mit den Tonwerten ermöglicht. 55

Das Ergebnisbild macht stolz! Manhattan erstrahlt in neuem Glanz dank unserer eigenen und ganz persönlichen RAW-Konvertierung.

1.7

WIE DIE MATHEMATIK HINTER DER RAWENTWICKLUNG AUSSIEHT Digitale Filmentwicklung Nicht nur für »Nerds«: Dieses Kapitel geht der digitalen Filmentwicklung auf den Grund und zeigt dabei, wie man mit relativ einfachen Mitteln die Rohdaten aus der Digitalkamera selbst entwickeln kann.

1.7 GRUNDLAGEN

RAW-Format und Demosaicing Das digitale Datenformat, das fast alle Consumer-CCDoder CMOS-Sensoren liefern, ergibt sich aus der raffinierten Art der Farbbildaufnahme nach dem Verfahren von Herrn Bryce E. Bayer von der Firma Kodak, der hierauf 1975 ein Patent angemeldet hat. Das Verfahren ist schnell erklärt: Über jedem Sensorpixel sitzt ein Farbfilter der Farbe Rot, Grün oder Blau. Diese Abfolge alterniert nun über die Sensormatrix: Erste Zeile: GRGRGR ..., nächste Zeile: BGBGBG ..., dann wieder: GRGRGR. Damit ist für einen einzelnen Pixel der Rot-, Grün- oder Blau-Anteil im RGB-Farbwert bereits entsprechend seinem Filterelement vorgegeben, aber die jeweils fehlenden Grün-Blau-, Rot-Blau- oder Rot-Grün-Anteile müssen noch berechnet werden. Die Berechnung erfolgt auf der Basis der Nachbarpixel, und so könnte man im einfachsten Falle den fehlenden Farbwert einfach von einem der Nachbarn entnehmen. Etwas ausgefeilter wird das Verfahren dann, wenn man mehrere Nachbarn mittelt. So könnte man im Beispiel für den Bildpunkt A als Rot-Wert direkt den Sensorwert an Stelle des A setzen, und als Blau-Wert oder Grün-Wert würde man die vier umgebenden »Blau«-Pixel bzw. »Grün«-Pixel mitteln. Für Bildpunkt B wiederum liegt der Grün-Wert direkt

vor, und Rot und Blau ergeben sich aus jeweils zwei Nachbarn – und so weiter. Damit ist die Farbberechnung, das sogenannte »Demosaicing« oder »Debayering«, bereits abgeschlossen. Weitere notwendige Schritte umfassen eine Histogrammspreizung, einen Weißabgleich sowie eine Gammakorrektur. Diese Schritte können Sie auch einfach in Photoshop durchführen – hier ist dann auch transparent und bekannt, wie die Schritte funktionieren, und Sie können auch leicht Einfluss nehmen. WORKFLOW EINER EIGENEN RAW-ENTWICKLUNG Die Pflicht RAW nach TIFF | Die Kamerahersteller verwenden proprietäre Rohformate, die ohne spezielle Programme normalerweise nicht lesbar wären. So können Bildbetrachter wie IrfanView leider nur das eingebettete JPEG anzeigen, und RAW-Konverter wie Lightroom zeigen die Bilddaten erst nach der Verarbeitung an. Über einen kleinen Trick gelingt es aber doch, die Rohdaten zugänglich zu machen. Wir haben hierfür das freie Programmpaket LibRaw von www.libraw.org installiert, welches im Verzeichnis \bin auch ein schlankes Kommandozeilen-Tool namens Unprocessed_Raw.exe mitbringt. Hiermit können Sie die Roh-Bayer-Daten von fast allen modernen Kameras einlesen und dann unverändert, aber problemlos lesbar, im 16-Bit-TIFF-Format speichern (ein Kanal, 16 Bit). Der Aufrufparameter »–T« bestimmt hierbei TIFF als Ausgabeformat. Die Aufrufkonvention für die Umwandlung nach TIFF lautet für unser Beispiel für eine Canon-Rohdatei aus der 5D Mk II: unprocessed_raw.exe -T IMG_7685.CR2

Sensor mit Bayer-Filtermaske

16-Bit-TIFF nach 16-Bit-RGB-TIFF | Noch sieht das Ergebnis etwas trist aus. Das Bild ist flau, zu dunkel und auch nicht farbig, aber immerhin ist es nun lesbar. Mit dieser Voraussetzung ist nun eine Weiterverarbeitung in Matlab möglich (30-Tage-Testlizenz für Win oder mac­OS unter www.mathworks.de). Die wenigen notwendigen Schritte in Matlab dienen dazu, das Bild zu laden, die Bayer-Konvertierung vorzunehmen und die

WIE DIE MATHEMATIK HINTER DER RAW-ENTWICKLUNG AUSSIEHT

Bild im RAW-Bayer-Format (oben) – noch reichlich düster und monochrom. Bild eingezoomt auf eine pixelgenaue Ansicht (unten) – die Schachbrettstruktur der Bayer-Filtermaske ist gut zu erkennen.

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1.7 GRUNDLAGEN

Bilddaten zu »shiften« (x8), damit sie in einer Darstellung als 16-Bit-TIFF nicht zu dunkel wirken. Tippen Sie hierfür in Matlab einfach direkt ein: I = imread(‘c:\daten\IMG_7132_CR2.TIFF‘); figure, imshow(I); J = demosaic(I, ‘gbrg‘); K = J * 8; figure, imshow(K); imwrite(K, ‘c:\daten\myNewFile.tif‘);

Der Dateipfad ist hierbei noch anzupassen, und Vorsicht ist auch bei der Parameterfolge gbrg geboten. Diese kennzeichnet die Lage bzw. den Beginn der Filtermaske, und es existieren vier Möglichkeiten hierfür. Hier hilft nur das Durchtesten nach Augenschein, aber natürlich ist dieser Testlauf für jeden Kameratyp nur einmal erforderlich. Die möglichen Varianten sind gbrg, bggr, rggb und grbg (die unterstrichene Variante passt für die Canon 5D Mk II).

Die vier möglichen Lagen der Bayer-Filtermaske

Das Resultat der MatLabBearbeitung: myNewFile. tif, noch zu dunkel und zu grün, aber das Ergebnis geht in die richtige Richtung.

WIE DIE MATHEMATIK HINTER DER RAW-ENTWICKLUNG AUSSIEHT

Notwendige Schritte in Photoshop | Weiter geht es nun in Photoshop. Nach dem Öffnen erfolgt zuerst die Frage nach dem zuzuweisenden Farbraum – sRGB oder Adobe RGB ist hier eine gute Wahl. Und dann gelangen Sie mit zwei Einstellungsebenen bereits ans Ziel: Zuerst fügen Sie eine Einstellungsebene Tonwertkorrektur ein und betätigen den Auto-Button. Es erfolgt eine Histogrammspreizung. Dann fügen Sie eine Einstellungsebene Gradationskurven ein. Hier können Sie mit der Grauwertpipette auf dem Mauerwerk für eine gute Ausgangsbedingung sorgen, dann die RGB-Kurve wesentlich anheben (das ist der Gamma-Ausgleich) und dann mit den einzelnen R-, G- und B-Kurven das Ergebnis feineinstellen.

Tonwertkorrektur-Dialog

Ergebnis der automatischen Tonwertkorrektur

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1.7 GRUNDLAGEN

Gradations­ kurven-Dialog (links) Der überschaubare Ebenen­stapel (rechts)

Das Ergebnisbild

WIE DIE MATHEMATIK HINTER DER RAW-ENTWICKLUNG AUSSIEHT

Die Kür Jetzt kritisieren Sie vielleicht: Also so ganz transparent ist der Prozess ja nun noch immer nicht, da wir nicht wissen, wie der demosaic()-Befehl in Matlab funktioniert. Aber auch diesen können Sie selbst implementieren, und auch das ist mit überschaubarem Aufwand möglich. Verwendet wird hierbei zum Beispiel das oben bereits skizzierte Verfahren. Ein kompletter Matlab-Quelltext, der dennoch nur rund 20 Zeilen Befehle enthält, findet sich hier: https://kurzlink.de/QBlXx94yz. Zusammenfassung und Ausblick Mit dem vorgestellten Workflow wird es möglich, auch selbst einmal Rohdaten zu sichten, um beispielsweise Kameras direkt anhand dieser völlig unveränderten Daten zu vergleichen.

versuchen, auf den Prozess kreativ Einfluss zu nehmen. Natürlich wäre der Anspruch, bessere Algorithmen als Adobe oder Apple zu entwickeln, vermessen. Aber dennoch vermittelt es sicher ein gutes Gefühl, einmal selbst die Daten »von Hand« konvertiert zu haben – ab jetzt ist für Sie der RAW-Konverter keine Blackbox mehr! Und je nach Anwendung kann es auch relevant sein, die Nachverarbeitung einmal auf Daten vorzunehmen, die tatsächlich in keiner Weise geschärft, verbessert oder anderweitig verändert wurden.

Weiterhin können Sie nun auch selbst die Rohdaten konvertieren und vielleicht auch einmal neue Wege

Literatur-Tipps • Craig Stark: Debayering Demystified, Online-Whitepaper. Download via: https://bit.ly/2MQUr8c • Tilo Gockel u. a.: Computer Vision – Das Praxisbuch. Elektor-Verlag, Aachen, 2007. • Alisdair McAndrew: An Introduction to Digital Image Processing with MATLAB. Cengage Learning Emea, 2004. (Online als PDF erhältlich) • H. S. Malvar u. a.: High-Quality Linear Interpolation for Demosaicing of Bayer-Patterned Color Images. In: Proc. of IEEE Int. Conf. on Acoustics, Speech and Signal Processing (ICASSP), Montreal, Canada, 2004.

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1.8 GRUNDLAGEN

Der Grand Canyon im Gegenlicht, aus einer einzelnen JPEGBelichtung rausgekitzelt und dennoch erstaunlich sauber – das wäre vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen.

WIE MAN AUCH AUF JPEGS ARBEITEN KANN

1.8

Die neue Lust auf JPEG Kann es sinnvoll sein, beim Fotografieren einfach einmal dem JPEG-Format vor dem RAW den Vorzug zu geben? Wir sagen »Ja!«

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1.8 GRUNDLAGEN

Auch bei inszenierten Fashion-Aufnahmen kann es lohnen, dem JPEG den Vorzug zu geben. Besonders dann, wenn das Bild wie hier ein »Bokehrama« aus 12 Einzelaufnahmen ist (Modell: Thalitha, Co-Fotograf: Ray Sjöberg).

Vor Kurzem bin ich in schlimme Erklärungsnöte gekommen, als ich einen Artikel zur optimalen RAW-Entwicklung schreiben sollte. Ich musste daraufhin gestehen, dass ich seit Monaten (Jahren?) fast nur noch auf JPEGs arbeite. Aber ich kann das erklären. Begonnen hat alles damit, dass ich immer häufiger für die Bildbearbeitung JPEGs als Ausgangsmaterial bekommen habe. Bilder von Kunden oder Freunden oder auch Stockbilder – alles immer nur als JPEG. Die eigene Kamera steht zwar bei mir zur Rückversicherung auf JPEG + RAW, aber wenn ich dann am Rechner durch die Bilder browse (natürlich durch die

JPEGs, weil das flotter geht), dann gefallen mir die JPEGs oft besser. Klar, denn diese Bilder sind geschärft, entrauscht, kontrastverbessert und gesättigt. Ein JPEG vereinfacht mir den Feinschliff, weil es mir direkt deutlich zeigt, was in dem Bild steckt und in welche Richtung die Bearbeitung und das Color Grading gehen könnten. So kann ich den Weg vom Kamerabild hin zum stylishen Ergebnis mit Look und mit persönlicher Note ein gutes Stück abkürzen. Das Kapiteleinstiegsbild wollte ich ursprünglich als Beispiel verwenden, um zu zeigen, wann man vielleicht doch besser RAW verwendet, bis ich mich daran

WIE MAN AUCH AUF JPEGS ARBEITEN KANN

erinnerte, dass ich auch das aus JPEGs entwickelt habe. Verflixt. Ja, in der Bearbeitung habe ich das Rauschen in den Tiefen angehoben, aber da das Bild sowieso ein Pano aus sechs Bildern ist, mittelt das Downsampling das Rauschen wieder heraus. Die RAWs hätte ich für das Stitching zuerst einmal konvertieren müssen. Der größte Vorteil, den man dem Rohformat nachsagt, ist die Sicherheit hinsichtlich der Reserven. Nach meiner persönlichen Erfahrung ist es aber so, dass Rohdaten weder bei stark unterbelichteten noch bei zu sehr überbelichteten Bildern ein Allheilmittel sind. Wenn ich mir ein verhunztes JPEG auswähle, dann kann ich meist auch das korrespondierende RAW nicht mehr sauber entwickeln.

Längere Zeit war mir das Arbeiten auf JPEGs fast peinlich, aber mittlerweile outen sich auch Freunde und Bekannte, dass sie häufig dem JPEG den Vorzug geben, und auch Profis wie Ray Sjöberg, Jean Noir und Vincent Laforet machen da keine Ausnahme. Man ist also als RAW-Unlustiger in guter Gesellschaft. Versuchen Sie es vielleicht auch einmal, und genießen Sie die schlanken Daten, den schnellen Transfer und die riesigen frei werdenden Kapazitäten auf Ihren Festplatten und CF-Cards. Nicht zu vergessen sind die Disziplin und der Lerneffekt, den die dann notwendige sorgfältigere Belichtung sowie der sorgsamere Weißabgleich mit sich bringen.

Auf der anderen Seite ist es aber verblüffend, was sich mit einem aktuellen RAW-Konverter aus den JPEGs moderner Kameras herausholen lässt. Wohlgemerkt rede ich hier vom mittlerweile bequemerweise als (Smart-)Filter einsetzbaren Photoshop-ACR-Dialog (Filter > Camera RAW), den ich in meinem Workflow nicht nur im ersten Schritt, sondern immer mal wieder gerne auch zwischendurch einsetze. So kommt dieser Filter bei mir auch häufig für multiple RAW-Entwicklungen auf dem JPEG zum Einsatz. RAWs verwende ich ... wenn ich den Weißabgleich stark ändern möchte ... wenn ich eine starke Überbelichtung korrigieren möchte ... wenn die Dynamik der Szene jene der Kamera gesprengt hat ... wenn ich Farbtreue benötige und mit dem X-Rite Colorchecker Profile erstelle JPEGs verwende ich ... wenn ich Focus Stacks oder Panoramen aufnehme ... für Aufnahmen wie Splashes, wo sehr viele Bilder entstehen ... und für alles, was sonst so anfällt »Pfui, die schönen Tonwerte«, höre ich da, »da sind die Abrisse doch vorprogrammiert!« Und ich würde zustimmen, wenn ich nicht die JPEGs zuerst einmal nach 16 Bit umwandeln würde (siehe Infobox). Damit bleiben zumindest für meine Ansprüche die Daten ausreichend sauber.

Gefürchtet: Tonwertabrisse Wenn man mit JPEGs arbeitet und die Tonwerte zu rabiat verbiegt, treten Tonwertabrisse auf. Einen guten Schutz bietet die initiale Umstellung in Photoshop auf 16 Bit (Bild > Modus > 16 Bit). Damit wird das Ausgangsbild zwar nicht besser, aber die nachfolgenden Operationen generieren Zwischentonwerte in 16 Bit bzw. arbeiten dann auf 16-Bit-Daten.

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II. LOOKS & STYLES Nicht erst seit Kinofilmen wie »Herr der Ringe« sind schicke Looks einfach angesagt. Auch Hochzeitsfotografen und andere freuen sich über immer wieder neue Möglichkeiten, den Fotos einen ausgefeilten Farb- und Kontrastkick mitzugeben. Sehen Sie, wie man schicke Looks von gelungen bearbeiteten Bildern ableitet und entschlüsselt, wie man fertige Presets anpassen kann und wie man auch selbst Looks entwerfen und als praktische Color-Lookup-Tables ablegen kann.

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Beim typischen Kino-Look werden Grün und Blau nach Teal (Blaugrün) und Rot und Gelb nach Orange verschoben. Der entstehende Komplementärkontrast wirkt oft einfach stimmiger.

COOLE LOOKS MIT LOOKUP-TABLES

2.1

Teal & Orange

Color-Lookup-Tables eröffnen Filmern und Fotografen völlig neue Möglichkeiten.

2.1 LOOKS & STYLES

Der Film »Hugo Cabret« treibt den Teal-&-Orange-Look gekonnt auf die Spitze. (TM, ® und © 2015 Paramount Pictures. All )

Das Ausgangsbild für einen eigenen Versuch.

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Was haben »Herr der Ringe«, »Transformers«, »Ironman«, »Hugo Cabret« und viele andere angesagte Kino-Blockbuster gemeinsam? Die Filme zeigen in vielen Szenen den angesagten Teal-&-Orange-Look. Teal & Orange, also Blaugrün und Orange, sind Komplementärfarben und sorgen somit per se für Spannung. Dieses Toning arbeitet in einer Art und Weise, welche die Hautfarbe (Orange) fast unbehelligt lässt, die restlichen Farben aber ins Blaugrüne verschiebt – die Akteure treten dadurch plastisch hervor, und der Hintergrund erhält mehr Tiefe. Gekonnt angewendet, macht der Look Cineasten glücklich – und den einen oder anderen Fotografen vielleicht neugierig. Wie kann man diesen Look auf die eigenen Fotos oder Filme anwenden?

COOLE LOOKS MIT LOOKUP TABLES (1)

Schöner als die Wirklichkeit: Die komplementären Farben und der ausgeprägte Hell-Dunkel-Kontrast bei »Hugo Cabret« wecken das Interesse des Betrachters und sorgen für mehr Tiefe im Bild. (TM, ® und © 2015 Paramount Pictures. All Reserved).

Als Ausgangsbild für einen ersten Versuch habe ich ein Foto aus Paris gewählt. Dieses soll nun mit dem Teal-&-Orange-Look versehen werden. Ein erster Versuch: Split-Toning Erste Überlegungen gehen in Richtung Split-Toning, aber der Effekt ist ein anderer. Beim Split-Toning werden dunkle und helle Bereiche unterschiedlich eingefärbt. Beim Teal-&-Orange-Look werden dagegen die Farben nicht abhängig von der Helligkeit, sondern abhängig vom Farbwert (Hue) verschoben. Warme Farben wie Gelb und Rot werden nach Orange verschoben und kühle Farben, wie Blau und Grün, nach

Split-Toning als erster Versuch scheitert. Der Effekt ist zwar auch interessant, sieht aber nicht nach »Hugo Cabret« aus.

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2.1 LOOKS & STYLES

Blaugrün. Auch fehlt beim Split-Toning die ausgeprägte Kontrastanhebung. Der nächste Versuch: Die PhotoshopLUT-Sammlung Vielleicht ist der eine oder andere schon hellhörig geworden: Teal & Orange? Das kennt man doch irgendwo her. Genau, auch Photoshop hält bei den Bordmitteln bereits einen Teal-&-Orange-Look bereit, den man seit CS6 per Ebene > Neue Einstellungsebene > Color Lookup als TealOrangePlus-Contrast.3dl einsetzen kann. Der Look ist interessant, aber für unsere Zwecke zu grün, zu kon­ trastreich und insgesamt nicht passend. Es gibt offensichtlich mehrere Varianten, die unter der Bezeichnung »Teal & Orange« bekannt sind. Der LUT-Ansatz funktioniert dennoch, es braucht nur eine passendere Tabelle (zur Funktionsweise von LUTs siehe die Infobox unten). Nächster Versuch: Ein zugekaufter LUT Eine kurze Internetrecherche liefert dann auch tatsächlich die passende Lookup-Tabelle, die zwar 18 Dollar kostet, aber ihr Geld wert ist: Der KinoLUT der Firma CinePus. Eindrucksvolle Demos und den Download findet man unter www.cineplus.ch/kinolut.html. Der KinoLUT liefert vom Start weg bereits schöne Resultate, aber für ein »Hugo-Cabret-Erscheinungsbild« muss er noch leicht variiert werden. Es fehlt ein kleines bisschen an Kontrast, und die Farben stimmen noch nicht ganz. Mit zwei zusätzlichen Einstellungsebenen über der Einstellungs­ ebene Color Lookup ist das aber rasch angepasst.

Der Weg zum eigenen Look und zur eigenen LUT Die erste Einstellungsebene, um die der KinoLUT ergänzt wird, ist eine leicht s-förmige Gradationskurve. Hiermit kann man, wenn man gleichzeitig einen Screenshot aus »Hugo Cabret« geöffnet hat, leicht die Kontraste, die Helligkeit und den Schwarzpunkt anpassen. Die zweite Einstellungsebene kümmert sich um das Feintuning der zwei Farben. Am einfachsten geschieht dies mittels einer Einstellungsebene Farbton und Sättigung und der dort angebotenen »Hand«, mit der man dann die zwei Farben anwählen und nach Augenschein einstellen kann. Je nach Gusto könnten sich noch andere Einstellungsebenen bspw. für einen Fotofilter hinzugesellen. Durch diese Anpassungen am Look entsteht ein kleiner Ebenenstapel, der sich aus der CineLUT-Ebene und den weiteren Einstellungsebenen darüber zusammensetzt. Wenn die Einstellungen abgeschlossen sind, dann können Sie raffinierterweise nun den gesamten Ebenenstapel und damit den neuen, passenderen Look wieder als LUT exportieren (möglich ab CC 2014). Dies geschieht via: Datei > Exportieren > Color-Lookup-Tabellen. Ein kleiner Fallstrick ist, dass im Bild eine Hintergrund­ ebene vorhanden sein muss. Falls dies nicht der Fall ist, so wandeln Sie einfach die unterste Ebene in den Hintergrund um: Ebene > Neu > Hintergrund aus Ebene.

Lookup-Tables Was hat es denn mit diesen ominösen Lookup-Tables, kurz »LUTs», auf sich? Wer im Zusammenhang mit Film-Looks oder Bild-Looks von LUTs spricht, der meint Tabellen, die jedem möglichen HSI- oder RGB-Wert einen anderen HSI- oder RGB-Wert zuordnen. Damit ist es einfach möglich, Farbräume ineinander zu überführen, Farben zu verschieben, Kontraste zu verändern oder auch ein Bild zu invertieren. Die Wirkung von Einstellungsebenen wie

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Gradationskurven, Farbton und Sättigung, Fotofilter, Farbbalance und Selektive Farbkorrektur ist problemlos mittels LUTs abbildbar. Andere Filter oder Funktionen wie Scharfzeichen, Vignetten, Rauschen hinzufügen usw. sind wiederum nicht als LUT darstellbar. LUTs lassen sich besonders einfach und bequem sowohl für Fotos als auch für Filmmaterial einsetzen und sind auch zwischen Programmen verschiedener Hersteller austauschbar.

COOLE LOOKS MIT LOOKUP TABLES (1)

Zwei Einstellungsebenen helfen dem Look noch etwas auf die Sprünge.

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2.1 LOOKS & STYLES

Das Ergebnis nach Anwendung des »Hugo Cabret«-LUTs auf das Bild aus Paris.

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COOLE LOOKS MIT LOOKUP TABLES (1)

Zum Abschluss haben wir noch einen weiteren Testlauf mit einem anderen Bild vorgenommen, um zu schauen, ob der LUT denn auch flexibel einsetzbar ist. Der Look funktioniert grundsätzlich, aber es braucht auch passendes Bildmaterial. So wurde auch bei den

Aufnahmen zu »Hugo Cabret« mit besonderer Sorgfalt, mit Filtern vor den Lampen und mit anderen Tricks beleuchtet, um dann später auch das in der Filmbearbeitung sogenannte »Grading« auf einem Bildmaterial vornehmen zu können, das bereits deutliche Warm-Kalt-Töne aufweist.

Ein Test an einem weiteren Bild soll nun zeigen, ob der Look auch flexibel und wiederverwendbar ist. Hier das Ausgangsbild (Naturhistorisches Museum Wien).

Das Ergebnis nach Anwendung des Hugo-LUTs. Das sieht doch schon fast wie im Kino aus.

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2.2 LOOKS & STYLES

Eine Anwendung des selbst erstellten »Taxi Driver«-Looks. Auch das Ausgangsbild, aufgenommen in Manhattan im strömenden Regen, passt!

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COOLE LOOKS MIT LOOKUP-TABLES

2.2

Der Taxi-Driver-Look

Wie man Lookup-Tables zu gelungenen Looks aus Bildern ableitet und auf eigene Bilder oder Filme anwendet.

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2.2 LOOKS & STYLES

Das Foto im coolen 70er-Kinolook, aus welchem nun ein LUT entstehen soll. (Foto: Christopher Soukup, www.flickr.com/photos/cervelor3)

Unser Ausgangsbild, welches nun mit dem coolen Kino-Look à la Soukup versehen werden soll.

COOLE LOOKS MIT LOOKUP TABLES (2)

Stilgebendes Bild und Ausgangsbild parallel in einer Ansicht.

Ein gelungener Look ist stets das Sahnehäubchen für ein Foto oder eine Filmsequenz. Looks kann man in Form von Plugins wie Radlab oder Nik zukaufen, durch Herumtüfteln selbst erstellen, oder aber auch einfach mit ein paar Kniffen aus gelungenen Bildern ableiten. Das Ausgangsbild für diesen Workshop ist ein Foto von Christopher Soukup, das ich bei Flickr entdeckt habe. Sein Bild transportiert gekonnt den Movie-Look der 70er-Jahre aus Kultfilmen wie »Taxi Driver«, »Rocky«, »Marathon Man« und vielen anderen und eignet sich entsprechend auch prima für ähnliches Bildmaterial. Für das Ableiten des Looks besorgen Sie sich entsprechend auch ein Bild, das eine ähnliche Szene zeigt und in welchem auch das Licht und die Witterung zumindest annähernd gleich sind, das aber noch nicht bearbeitet ist.

Wenn es dann in den nächsten Schritten gelingt, dieses Rohbild mit Einstell­ebenen derart anzupassen, dass es dem stilgebenden Bild ähnlich sieht, dann beschränkt sich das Exportieren des zugehörigen Looks (LUTs) auf zwei Mausklicks. Der nun folgende Ablauf ist angelehnt an die raffinierte Vorgehensweise von Ben Secret (youtu.be/WHvfVc_8eMc) und funktioniert wie folgt: Zuerst laden Sie beide Bilder derart in zwei Ebenen in Photoshop, dass das Vorlagebild über dem eigenen Bild liegt, vergrößern dann den Arbeitsbereich, schieben dann die Bilder neben- oder untereinander und können nun für die kommenden Schritte beide stets perfekt vergleichen. Nachdem diese Ansicht steht, können Sie nun sowie die Helligkeitsverteilung als auch die Kontraste und die Farbverteilung sichtbar machen, indem Sie eine Grauebene (50 % Grau) darüber einfügen, und diese dann zuerst auf die Füllmethode 81

2.2 LOOKS & STYLES

Die Grauebene auf der Füllmethode Farbe erleichtert die Kontrast­anpassung gemäß dem Vorlagebild.

Farbe und im zweiten Schritt dann auf die Füllmethode Luminanz stellen. Die nun für die Anpassungen hinzukommenden Einstellungsebenen werden zwischen den beiden Bildern eingefügt und verändern damit nur das eigene Bild, nicht aber die Vorlage. Kontrastanpassung, Helligkeitsanpassung Im ersten Schritt wird mit einer Einstellungsebene Gradationskurven der Kontrast des eigenen Bildes so angepasst, dass er dem Kontrast im Vorlagebild entspricht. Das Ergebnis kontrollieren Sie, indem Sie die Grau­ ebene nun auf die Füllmethode Farbe stellen und sich zusätzlich auch das Histogramm einblenden: Histogramm: Fenster > Histogramm (Quelle, wechselweise ausgewählte Ebene/ganzes Bild).

COOLE LOOKS MIT LOOKUP TABLES (2)

Die Grauebene auf der Füllmethode Luminanz visualisiert perfekt die Farben und hilft bei der Farbanpassung.

Optional kann auch eine zusätzliche Einstellungsebene Helligkeit/Kontrast helfen, näher an die Vorlage zu kommen. Farbanpassung Im zweiten Schritt nehmen Sie die Farbanpassung vor, indem Sie die Grauebene auf Luminanz stellen und dann mit einer Einstellungsebene Gradationskurven (auf den einzelnen RGB-Kanälen) die entsprechenden Anpassungen vornehmen. Im Anschluss hilft eine Einstellungsebene Farbton/Sättigung in Verbindung mit der dort verfügbaren Pipette für den Feinschliff. 83

2.2 LOOKS & STYLES

Die zwei Schritte führen schon recht nah an die Vorlage.

Mit diesen zwei einfachen Schritten kommen Sie meist schon sehr nahe an den gewünschten Look heran. Wer hier noch tunen möchte, der findet im Video von Ben Secret (siehe oben) auch die Anleitung für einen dritten Anpassungsschritt mittels einer Sättigungsmaske. Export des Looks als LUT Nachdem der schicke »Taxi-Driver«-Look fertiggestellt ist, kann er nun für zukünftige Anwendungen, sei es auf Foto- oder auf Filmmaterial, exportiert werden. Wichtig ist hierbei, dass die Datei eine Hintergrund­ ebene besitzt. Ist dies nicht mehr der Fall, so können Sie dies leicht korrigieren, indem Sie auf die unterste Ebene klicken und dann wählen: Ebene > Neu > Hintergrund aus Ebene

Am Ende steht ein Export des selbsterstellten Looks als wiederverwendbare LUT.

COOLE LOOKS MIT LOOKUP TABLES (2)

Der eigentliche Export ist dann ein Kinderspiel und gelingt via Datei > Exportieren > Color-Lookup-Tabellen. Angeboten werden die Typen 3CDL, Cube, CSP und ICC, die sich übrigens genau über diesen Export auch

ineinander überführen lassen. Sie müssen hierfür nur eine Bilddatei laden, den Ausgangs-LUT als Einstellungsebene anwenden und können dann den LUT unter einem neuem Typ speichern. Details zu den verschiedenen Formaten finden Sie zum Beispiel bei Adobe (www.kurzlink.de/18OUcuGYJ) und bei Open Source Color Management (www.opencolorio.org).

Lookup-Tables mit Photoshop exportieren Abbildbare Funktionen: Alle Einstellungsebenen auf allen Füllmethoden, mit variabler Deckkraft • Fotofilter • Tontrennung • RGB-Gradationskurven • Kontrastveränderung (bspw. per s-förmiger Gra-da­tions­kurve) • Farbton und und Sättigungsanpassung • Schwarz-/Weiß-Konvertierung • Verlaufsumsetzung • Color-Lookup-Tables (hiermit lassen sich entsprechend auch komplexe Looks aus mehreren LUTs bauen) Interessante Effekte gibt es mit Füllmethoden wie Sprenkeln, wenn man die Rasterpunkte im Exportdialog zu grob setzt. Wenn man sie wiederum zu fein setzt, explodiert die Größe des LUTs. Bei anderen Einstellungsebenen wie Verlauf oder Muster funktioniert zwar der Export, aber das Ergebnis ist ein anderes (kein Verlauf mehr, kein Muster mehr).

Nicht abbildbare, komplexere Funktionen • Vignetten • Weichzeichnen, Schärfen • Rauschen vermindern oder hinzufügen • Smartfilter Auch die Funktionalität von Masken ist nicht abbildbar, da LUTs stets global auf das komplette Bild wirken. Einige Funktionen wie Vignetten kann man wiederum mit dem empfehlenswerten Programm Unlimited Filters abbilden (www.picture-instruments. com), welches auch interessante Funktionen bietet, mit denen man zum Beispiel selbst LUTs aus Smartphone-Filtern ableiten kann.

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So sehen mögliche Ergebnisse mit den drei Lookup-Tables aus. Sie stehen für Sie zur freien Verwendung zum Download bereit unter www.kurzlink.de/1155778.

COOLE LOOKS MIT LOOKUP-TABLES

2.3

Fertige LUTs einfach anpassen

In diesem Kapitel haben wir für Sie einige fertige LUTs zum Download und zur freien Verwendung vorbereitet. Den Download-Link finden Sie am Ende des Kapitels.

2.3 LOOKS & STYLES

Der Lookup-Table »Happy Boy« zaubert auch in eher trübe Aufnahmen Sonnenlicht.

Häufig stellt sich bei solchen LUTs dann das Problem, dass sie beim eigenen Bildmaterial anders wirken und man doch noch Anpassungen vornehmen möchte. Wie Sie sehen werden, lassen sich Intensität, Farbe und Kontrast leicht anpassen, und selbst die Verschiebung einzelner Farbkanäle ist möglich. Und das Beste daran ist, dass es nach diesen Anpassungen sogar möglich ist, das Ergebnis nach einer gelungenen Varia­ tion wieder als neuen, optimierten LUT abzulegen. LUT #1: »Happy Boy« Den ersten fertigen LUT für Sie haben wir »Happy Boy« getauft. Er taugt prima dazu, Kinderfotos oder auch Hochzeitsbilder mit mehr Kontrast und Sättigung zu versehen und verschiebt auch die Farben ins Orangene. Der LUT ist damit geeignet, Fotos nachträglich einen sonnigen Touch zu geben. Die Verwendung dieses oder auch der anderen LUTs ist einfach: Kopieren Sie die LUTs an einen Ort Ihrer Wahl, fügen Sie dann zum fraglichen Bild eine Einstellungsebene Color Lookup hinzu, wählen Sie im Dialog zur Einstellungsebene dann >3D LUT laden und wählen Sie den abgelegten LUT aus. LUT #2: »Sweet Blueberries« Der nächste LUT heißt »Sweet Blueberries« und ist dazu gedacht, zum Beispiel eher schnöden Tageslichtportraits unter bewölktem Himmel einen Kon­trast­kick zu

verpassen. Der LUT verschiebt auch die Farben etwas und bringt sowohl mehr Wärme als auch einen dezenten Blaustich ein. Bei Portraits im Grünen kann dieser LUT helfen, den oft vorhandenen Grünstich in der Haut zu mildern. LUT #3: »Long Engagement« Der letzte LUT aus unserer kleinen, freien LUT-Sammlung heißt »Long Engagement« und ist angelehnt an den Farb­look des französischen Films »Mathilde – A Very Long Engagement«. Das Besondere an diesem Look ist, dass er alles Grüne im Bild komplett ins Orangene und Rostbraune verschiebt. Somit wirken auch Aufnahmen in einer Frühlingslandschaft stimmungsvoll herbstlich warm. Diesen Look haben wir von einem Screenshot aus dem Film abgeleitet und sind dabei so vorgegangen, wie im vorigen Kapitel beschrieben. Anpassungen der LUTs Seien Sie nicht enttäuscht, wenn die Wirkung der drei obigen LUTs auf Ihr eigenes Bildmaterial im ersten Anlauf nicht ganz so ist, wie erwartet. LUTs muss man fast immer anpassen. Der Grund ist zum einen, dass LUTs häufig für Filmmaterial ausgelegt werden, welches bewusst kontrastschwach und entsättigt aufgezeichnet wurde. Zum anderen sind die Ausgangsbilder, die bei der Erstellung der LUT als Basis gedient

COOLE LOOKS MIT LOOKUP TABLES (3)

Der Lookup-Table »Sweet Blueberries« verringert den Grünstich bei Portraits im Grünen, bewirkt einen leichten Kontrastkick und macht die Bilder insgesamt luftiger.

haben, anders. Aber keine Angst, die notwendigen Anpassungen sind rasch vorgenommen. Am Beispiel des photoshopeigenen LUTs »TealOrange­ PlusContrast« sehen Sie mögliche Anpassungen: Der LUT sieht im Grunde genommen zwar gut aus, aber die Kontrastveränderung ist zu hoch und die Über-alles-Veränderung ist zu ausgeprägt. Weiterhin ist die Verschiebung ins Blaugrüne zu extrem und soll noch ein wenig farblich angepasst werden. In den Screenshots sehen

Sie das Ausgangsbild, dann das Bild nach der naiven Anwendung der LUT, dann den Ebenenstapel der Anpassungen und letztendlich dann das Ergebnis. Und wieder können Sie den Ausgangs-LUT samt der mittels Einstellungsebenen vorgenommenen Variationen als neuen LUT exportieren und somit zukünftig einfach und komfortabel sowohl für neue Bilder als auch für Filmmaterial nutzen. Download der LUTs: www.kurzlink.de/1155778

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2.3 LOOKS & STYLES

Der Lookup-Table »Long Engagement« zaubert auch im Frühjahr sonnige Herbstlandschaften.

Wie man LUTs anpassen kann Intensität: Die Wirkung des LUT ist zu extrem? Das ist besonders leicht anzupassen – verringern Sie einfach die Ebenendeckkraft der Einstellungsebene. Helligkeit: Der LUT sieht gut aus, aber das Bild wird zu dunkel (zu hell)? Ergänzen Sie eine weitere Einstellungsebene Gradationskurven, leicht in der Mitte angehoben (bzw. abgesenkt). Farbwirkung: Manche LUTs bringen schöne Farben mit, bewirken gleichzeitig aber auch eine zu starke Kontrastveränderung (meist: -erhöhung). Wenn Sie die Farbwirkung isolieren möchten, so stellen Sie die Füllmethode der Einstellungsebene auf Farbe.

Color-Lookup-Table mit dem gleichen LUT, stellen Sie die eine auf Farbe, die zweite auf Luminanz und passen Sie dann die Deckkräfte beider Einstellungsebenen an (zum Beispiel auf jeweils 30 %). Farbkorrekturen: Die Wirkung des LUT ist gut, aber das Bild wirkt etwas zu grün? Dann fügen Sie eine Einstellungsebene Farbton/Sättigung hinzu, verwenden Sie die Hand dort, die dann im Bild zur Pipette zur Farbanwahl wird, verschieben Sie dieserart diese einzelne fragliche Farbe.

Kontrastwirkung: Wenn Ihnen die Kontrastveränderung gefällt, nicht aber die neue Farbe, so stellen Sie die Füllmethode der Einstellungsebene auf Luminanz.

Alle oben aufgeführten Variationen eines LUT können Sie wieder zur weiteren Verwendung als neuen LUT exportieren. Achten Sie nur darauf, dass die Ebene zuunterst eine Hintergrundebene ist (oder wandeln Sie um: Ebene > Neu > Hintergrund aus Ebene). Wählen Sie dann im Menü: Datei > Exportieren > Color-LookupTabellen.

Kombinationen: Die Wirkung des LUT gefällt Ihnen, auch der Kon­trast, aber bei der Farbe ist es ein Touch zu viel? Verwenden Sie zwei Einstellungsebenen

Wichtig: Adobe Photoshop unterstützt die Verwendung von LUTs bereits seit CS6, die Erstellung allerdings erst seit CC 2014.

COOLE LOOKS MIT LOOKUP TABLES (3)

Exemplarische Anpassung der Wirkung eines LUT am Beispiel des LUT »TealOrangePlusContrast«, die bei Photoshop dabei ist. Ausgangsbild (oben), Bild nach naiver Anwendung der LUT (Mitte) und Anpassungen (unten).

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2.3 LOOKS & STYLES

COOLE LOOKS MIT LOOKUP TABLES (3)

Ergebnis der Exemplarisch­en Anpassung.

93

Möchten Sie Portraits mit einem lustigen, comicartigen Bild-Look versehen? Mit ein paar PhotoshopKniffen ist das kein Problem. Ausgangsbild: [email protected]

UNLOCKED LOOKS

2.4

Patrizia Burra-Style

Schicke Bild-Looks und -Styles entschlüsseln und per »Reverse Engineering« nachbauen – am Beispiel des Looks von Patrizia Burra.

2.4 LOOKS & STYLES

Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Patrizia Burra Photo­ graphy (www. patriziaburra. com).

Einführung Das ist Ihnen sicher auch bereits so ergangen: Sie sehen in einer Werbeanzeige oder wie im Beispiel von Patrizia Burra im Bildband »200 Best Digital Artists« einen ungewöhnlichen, schicken Bildlook und möchten diesen nachbauen. Wie könnte man da vorgehen? In diesem und dem nachfolgenden Kapitel können Sie einige Tricks hierzu kennenlernen und dann mitverfolgen, wie man Looks nachempfinden kann. Ein erster Eindruck Für einen Vergleich haben wir uns ein ähnliches, aber unbearbeitetes Kinderportrait besorgt, und in der direkten Gegenüberstellung der beiden Bilder wird dann

auch der Style leicht erkennbar: Das Format ist zentrisch und quadratisch, der Hintergrund ist grün, mit einem Spot versehen und vignettiert und das komplette Bild ist farblich leicht verschoben. Die Haut hat offensichtlich eine extreme Dodge-&-Burn-Behandlung erfahren und die Augen erscheinen leicht vergrößert und sehr hell, mit leuchtender Farbe in der Iris und kontrastreich. Interessant ist auch, dass das Dodge-&-Burn-Verfahren hier nicht angewandt wurde, um das Mädchen schöner aussehen zu lassen, sondern um den Look eher in Richtung bekannter Pixar-Filme wie »Oben« oder »Toy Story« zu trimmen. So hat Burra auch die zorn- und tränenverquollenen Augen eher noch betont, anstatt sie abzumildern. Der Look ist damit bewusst nicht auf Glaubwürdigkeit, sondern auf eine lustige, trotzige Wirkung ausgelegt.

UNLOCKED LOOKS (4)

1

Der Workflow Nun können wir uns daran machen, die einzelnen Schritte hin zum Look zu skizzieren und ein bisschen Ordnung in den nachfolgenden Ablauf zu bringen. In Adobe Camera RAW (ACR) erfolgt eine Verstärkung des Kontrastes und eine leichte Entsättigung 1. In Photoshop steht dann an: Quadratischer Zuschnitt 2, Freistellung und Einfügen des Hintergrundes nebst Spot 3, Anpassung des Tonings 4, Dodge & Burn 5, Augenretusche 6 und Verflüssigen 7. Das Ende der Bearbeitung bilden eine Anhebung des Mitteltonkontrasts 8 sowie der Feinschliff mit einigen kleineren Anpassungen 9. 1 Kontrast und Entsättigung in ACR | Das Reverse Engineering beginnt in Adobe Camera RAW (bzw. in Lightroom, beide verwenden die gleiche Engine), und auch wenn das Fotolia-Bild leider nur als JPEG vorliegt, so können Sie dennoch auch dieses in ACR

laden. In Photoshop geschieht dies mittels: Filter > Camera Raw. Laden Sie sich parallel dann das Burra-Bild in einen Bildbetrachter Ihrer Wahl wie beispielsweise in Irfanview. Dort wählen Sie dann Options > Always on Top. Nun können Sie sich leicht eine Ansicht bauen, in welcher Sie sowohl das Ausgangsbild als auch das zu bearbeitende Bild stets vor Augen haben. Für den vorliegenden Look ist in ACR nicht viel zu tun: Passen Sie Kontrast und Sättigung leicht an wie gezeigt, und kehren Sie dann nach Photoshop zurück. Eine Anmerkung hierzu: Häufig lassen sich Looks auch ausschließlich unter Verwendung von Lightroom oder ACR nachbauen, aber im vorliegenden Falle benötigen Sie auch eine Freistellung, einen neuen Hintergrund, das Verflüssigen-Werkzeug und auch eine Dodge-&Burn-Behandlung – hier führt dann kaum mehr ein Weg an Photoshop vorbei. 97

2.4 LOOKS & STYLES

2

2 Weiter gehts in Photoshop: Zuschnitt In Photoshop steht nun als erster Schritt ein neuer Zuschnitt an. Wir haben es uns einfach gemacht und uns an das zentrische und fast quadratische Format der Vorlage gehalten.

3

3 Freistellung und Hintergrund mit Spot Nun können Sie sich auch schon an den Hintergrund machen: Burras Hintergrund ist sattgrün, leicht vignettiert und zeigt einen hellen Spot. Das ließe sich auch mit fotografischen und lichttechnischen Mitteln erreichen,

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aber auch Burra hat diesen Look wahrscheinlich in Photoshop erzeugt. Da das Vorlagebild von Fotolia bereits vorgegeben war, müssen wir uns sowieso nun mit Photoshop behelfen. Es gelingt aber relativ einfach: Fügen Sie eine grüne Ebene sowie eine Einstellungsebene Gradationskurven ein (die Kurve in der Mitte nach oben gezogen), und geben Sie auf der zugehörigen Maske zu den Gradations­kurven nur die Mitte frei. Stellen Sie dann das Porträt frei, und schon sind Sie fertig! Etwas aufwändig kann der Schritt der Freistellung werden. Gute Ergebnisse erzielen Sie mit dem Schnellauswahlwerkzeug in Verbindung mit dem Dialog Kante verbessern, aber beim einfachen Ausgangsbild führt auch die simplere Farbauswahl zum Ziel. Sie geschieht via Auswahl > Farbbereich und auch hierbei können Sie im An-

schluss zur Verbesserung zusätzlich aufrufen: Auswahl > Kante verbessern. Details zum Freistellen finden Sie beispielsweise. auf der sehr empfehlenswerten Lehr-DVD von Olaf Giermann (http://tiny.cc/b48uyy). 4 Anpassung des Tonings Angefangen vom Fotofilter über die Selektive Farbkorrektur, die Gradationskurven bis hin zur den Lookup-Tables bietet Photoshop viele Einstellschrauben für die Farben im Bild. Für den vorliegenden Fall kommt einfach zweimal eine Einstellungsebene Farbfläche zum Einsatz. Die erste Ebene ist grünlich-gelb und steht auf der Füllmethode Ineinanderkopieren. Die zweite Ebene ist rot und steht auf Weiches Licht. Über die Deckkraft und durch Malen auf der Maske

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2.4 LOOKS & STYLES

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können Sie den Effekt dann feintunen. Um den Look von Burra möglichst genau nachempfinden zu können, ist es wieder empfehlenswert, eine doppelte Ansicht mit Irfanview oder ähnlich zu basteln wie oben beschrieben.

5 Dodge & Burn Abwedeln und Nachbelichten oder englisch »Dodge & Burn« machen tatsächlich einen großen Teil des leicht comicartigen, künstlichen Looks aus! Legen Sie hierfür eine Ebene an, gefüllt mit 50 % Grau. Stellen

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Sie dann die Füllmethode auf Weiches Licht und malen Sie mit einem weißen oder schwarzen Pinsel die zu verstärkenden Bereiche nach (Deckkraft des Pinsels rund 10 %). Verstärken Sie mit dem weißen Pinsel die Glanzlichter, den Haarschein und das Leuchten in den Augen, und dunkeln Sie mit dem schwarzen Pinsel die Konturen und den Halsbereich etwas ab. Um den Effekt zu verstärken und noch ein bisschen künstlicher wirken zu lassen, haben wir eine Ebenen­ kopie der Dodge-&-Burn-Ebene erzeugt und bei dieser Kopie dann die Füllmethode auf Strahlendes Licht gestellt. Die Feineinstellung des Effekt gelingt dann mithilfe der Ebenendeckkraft. 6 Augenretusche Die Augen des kleinen Mädchens auf Burras Portrait sind ungewöhnlich groß, weiß und die Iris leuchtet grün. Um diese Strahlkraft nachzubilden, können Sie

zwei Ebenen einfügen: Die Aufhellung gelingt leicht über eine leere Ebene auf der Füllmethode Ineinanderkopieren, auf welcher Sie eine weiße Sichel in die Iris malen. Mit Dunkelgrau oder Schwarz können Sie hier auch das Lid etwas nachziehen. Die Farbgebung geschieht dann wieder über Einstellungsebene Farbfläche, dieses Mal auf der Füllmethode Farbe. Die leichte Vergrößerung der Augen erfolgt im nächsten Schritt mit dem Verflüssigen-Werkzeug. 7 Verflüssigen So niedlich das Mädchen auf unserem Ausgangsbild ist, es geht immer noch etwas niedlicher. Fassen Sie hierfür alle bisherigen Ebenen per Strg-Shift-Alt-E zu einer neuen Ebene zusammen, öffnen Sie dann den Verflüssigen-Dialog via Filter > Verflüssigen und gestalten Sie dort dann die Arme noch etwas schlanker und die Augen ein Tickchen größer. Ersteres gelingt mit dem Mitziehen-Werkzeug, den zweiten Schritt kön-

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2.4 LOOKS & STYLES

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nen Sie mit dem Aufblasen-Werkzeug mit zwei dezenten Klicks in die Pupillen umsetzen. Auch die Wange mit dem Lutscher können Sie mit diesen Tools leicht noch etwas kugelrunder gestalten. 8 Mittelton-Kontrast Der Bildlook kommt nun immer näher ans Original, aber etwas wirkt doch noch immer anders. Bei näherer Untersuchung handelt es sich um den verstärkten Mittelton-Kontrast im Vorlagebild, ein Look, der auch als Draganizing- oder Calvinizing-Stil bekannt ist. Ansatzweise konnten Sie diesen Look bereits mittels Dodge & Burn nachstellen und auch sehr nützlich sind Plugins wie Topaz Adjust oder Nik ColorEfex (>Tonal Contrast).

Aber auch mit Photoshops Bordmitteln gelingt die Umsetzung: Verwenden Sie hierfür den Filter Bild > Korrekturen > HDR-Tonung. Störend hierbei ist, dass Photoshop vor der Anwendung des Filters das Bild auf eine Ebene reduzieren möchte. Umgehen Sie dies, indem Sie Ihre Ebene in ein neues Bild kopieren, den Effekt anwenden und das Ergebnis dann als neue Ebene in das ursprüngliche Bild zurückkopieren. 9 Feinschliff Wir sind bereits auf der Zielgeraden. Auf der letzten Ebenenzusammenfassung namens FINAL stehen nur noch wenige Ausbesserungen an: Wir haben die Farben noch ein bisschen wärmer gestaltet (Bild > Kor-

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2.4 LOOKS & STYLES

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rekturen > Fotofilter), ein wenig Rouge aufgetragen (roter Pinsel auf geringer Deckkraft, auf Modus Farbe), Glanzlichter auf den Lippen eingefügt (weißer mittelscharfer Pinsel, Modus Ineinanderkopieren, Deckkraft um die 70 %) und geschärft. Zum Scharfzeichnen kam der Selektive Scharfzeichner zum Einsatz.

Das Ergebnis

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Knackiger, kühler, kontrast­ reicher Bild-Look à la Beerenberg gewünscht? Mit ein paar PhotoshopKniffen ist das kein Problem. Ausgangsbild: © [email protected]

UNLOCKED LOOKS

2.5

Beerenberg-Style

Schicke Bild-Looks und -Styles entschlüsseln und per »Reverse Engineering« nachbauen – am Beispiel des Beerenberg-Looks.

2.5 LOOKS & STYLES

Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Eirik Fjellaksel @ Good-Morning Design Team: www.good-morning.no

Der Beerenberg-Look entstammt einer Werbeanzeige, die das Designteam »Good Morning« für den norwegischen Textilhersteller Beerenberg entworfen hat. Es handelt sich um einen schicken und zeitgemäßen Look, der zum Nachmachen anregt. Aber woran erkennen Sie denn überhaupt, dass es sich um einen speziellen Look handelt und dass die Bilder so nicht direkt aus der Kamera kommen? Beim mutigen Beerenberg-Look stellt sich die Frage kaum, aber wir haben uns dennoch für einen direkten Vergleich eine relativ natürlich anmutende Aufnahme einer ähnlichen Szene besorgt. Im direkten Vergleich wird das Ausmaß der Photoshop-Tweaks leicht ersichtlich: Der Look ist sehr kontrastreich, farblich ins Grünlich-Kühle verschoben und künstlich vignettiert. Weiterhin liegt über dem Bild anscheinend eine Schneeflocken-Bokeh-Textur, und es wurden dem Augenschein nach auch dezente Flares eingefügt.

Ein erster Eindruck Für eine genauere Untersuchung können Sie nun investigativ vorgehen und für beide Bilder einmal in Photoshop Fenster > Histogramm aufrufen und dann oben rechts einstellen: Alle Kanäle in Ansicht. Hier offenbart sich dann ein ganz schöner Unterschied, sowohl hinsichtlich der Farbverteilung als auch hinsichtlich der Tonwertverteilung: Das Beerenberg-Bild enthält offensichtlich wesentlich mehr Tonwerte im dunkleren Bereich und im Grünkanal als die natürliche Szene. Um die Tonung genauer zu analysieren, lohnt es sich auch, einmal eine Pipette an den vermeintlich neutralen Bildbereichen (zum Beispiel dem Schnee) anzusetzen. Nach und nach bekommen Sie so ein Gefühl für den Look und können sich nun auch daranmachen, diesen nachzuempfinden.

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Beerenberg-Bild neben einer naturbelassenen Szene (© [email protected], Bild 36077637) mit dem jeweils entsprechenden Histogramm

Der Workflow Um die Übersicht zu behalten und um die einzelnen Auswirkungen getrennt beurteilen zu können, folgen nun die Schritte aufgetrennt nach 1 Kontrast, 2 Farbe, 3 Vignette, 4 Textur, 5 Dodge & Burn und 6 Feinschliff (Flares). Das Reverse Engineering beginnt in Adobe Camera RAW (bzw. in Lightroom, beide verwenden die gleiche Engine), und auch wenn das Fotolia-Bild leider nur als JPEG vorliegt, so können Sie dennoch auch dieses in ACR laden. In Photoshop geschieht dies

mittels: Filter > Camera Raw. Laden Sie sich parallel dann das Beerenberg-Bild in einen Bildbetrachter Ihrer Wahl, beispielsweise in Irfanview. Dort wählen Sie dann Options > Always on Top. Wenn Sie Irfanview verwenden, dann sollten Sie nun noch prüfen, ob das Farbmanagement eingeschaltet ist: Options > Properties and Settings > Viewing > Enable Color Management. Nun können Sie sich leicht eine Ansicht bauen, in welcher Sie sowohl das Ausgangsbild als auch das zu bearbeitende Bild stets vor Augen haben. 109

2.5 LOOKS & STYLES

1 Kontrast Zur Veränderung des Kontrasts bzw. des Verhältnisses dunkler zu heller Bildbereiche gibt es in ACR mehrere Möglichkeiten. In einem ersten Schritt können Sie in der Gradationskurve die Tiefen absenken. In weiteren Schritten kommen Sie dem Look des Vorlagenbildes noch näher, wenn Sie die Schwarzwerte etwas absenken, die Lichter leicht anheben und vor allem die Klarheit (für den lokalen Mikrokontrast) wesentlich hochsetzen. 2 Farbe Die erste Änderung betrifft die Farbgestaltung: hier haben wir in den ACR-Grundeinstellungen die Sättigung wesentlich verringert und den Weißabgleich leicht verändert. Die zweite Farbeinstellung geschieht nun über den Reiter HSL/Graustufen und betrifft ausschließlich die Blau- und die Grüntöne. In den Screenshots sehen Sie die Einstellungen, die dann den prägnanten, dunklen, blaugrünen Ton erzeugen. 3 Vignette Mittels Pipettenwerkzeug oder einfach nach Augenschein konnten Sie im Vorlagebild auch eine relativ starke Vignettierung erkennen. Auch hierfür bietet ACR eine Möglichkeit: Reiter Effekte > Vignettierung nach Freistellen. Wir haben hier keinen zu starken Wert vorgegeben, da später in Photoshop mittels Dodge & Burn eine weitere, ausgefeiltere Vignettierung erfolgen soll.

Damit sind die Einstellungen in ACR (oder Lightroom) abgeschlossen, und das Bild kann nun in Photoshop geöffnet werden. 4 Überlagerte Textur Im Vorlagenbild erkennen Sie einige kreisrunde helle Flecken, die auf Zerstreuungskreise hindeuten. Diese entstehen zum Beispiel, wenn Sie mit Blitzlicht und mit weit geöffneter Blende fallenden Schnee fotografieren. Sie können diese Flecken auch nach der Bildaufnahme noch leicht hinzufügen, indem Sie die Textur aus einem anderen Bild übernehmen – eine passende Füllmethode ist dann Negativ Multiplizieren. Holen Sie dann die Fleckchen nach Augenschein mittels einer Maske an den passenden Stellen ins Bild.

5 Dodge & Burn Ob Portrait oder Landschaft – das Dodge-&-Burn-Verfahren ist fast immer geeignet, einem Bild nochmals einen gehörigen Kick zu verpassen. Hier haben wir ganz klassisch eine neue Ebene eingefügt, diese dann auf die Füllmethode Weiches Licht gesetzt und dann mit einem 50 %-igen Grau gefüllt. Das Abwedeln und das Nachbelichten geschieht dann mit einem weichen weißen oder schwarzen Pinsel (umschaltbar per X) auf rund 10 % Deckkraft. Wie Sie an der Dodge-&-BurnEbene sehen, können Sie hiermit auch nochmals eine ausgefeilte Vignettierung erzeugen. 6 Feinschliff Nun ist die Bearbeitung fast am Ende angelangt und der Look bereits hinreichend genau kopiert. Ein Schmankerl könnten Sie aber noch einfügen: Gut passen noch schicke Blendenflecke, auch »Linsenre­ flexe« oder einfach »Flares« genannt. Diese könnten Sie direkt per Photoshops Renderfilter einfügen (Filter > Renderfilter > Blendenflecke), aber besser gelingt es auf einer zusätzlichen schwarzen Ebene mit der Füllmethode Weiches Licht.

Die Flares wirken noch überzeugender, wenn Sie sie dezent weichzeichnen und mehrere Flares-Ebenen kombinieren. Damit ist unsere Bearbeitung abgeschlossen, und nun erstrahlt auch der Snowboarder im schicken Beerenberg-Look. Wie könnten Sie sich diesen Look nun als Preset speichern? Die ACR-Einstellungen aus dem ersten Teil der Bearbeitung können Sie sichern über den Balken Grundeinstellungen und dort rechts im Balken Dropdown-Menü > Einstellungen speichern. In Photoshop wiederum können Sie den Ablauf mithilfe von Aktionen oder mit einem vorbereiteten Ebenenstapel wesentlich beschleunigen. Einige Handgriffe wie das Dodge & Burn oder auch die Positionierung der Flares bleiben aber bildspezifisch.

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2.5 LOOKS & STYLES

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2.5 LOOKS & STYLES

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»Like in the Movies« - wenn Sie kontrastreiche Schwarzweiß-Bilder lieben, dann sind Sie hier richtig! Hier sehen Sie das Ergebnisbild, nach dem geschilderten Verfahren bearbeitet.

UNLOCKED LOOKS

2.6

Schwarzweiß en vogue

In der digitalen Welt erlebt Schwarzweiß ein erstaunliches Revival. Blättern Sie durch die Vogue oder besuchen Sie eine Fotokunstausstellung: Schwarzweißbilder wirken nüchterner, aber auch intensiver.

2.6 LOOKS & STYLES

Schwarzweiß bedeutet nicht nur ein Weglassen von Farbe, sondern auch einen Zugewinn an Sachlichkeit und Ausdruck durch eine stärkere Betonung von Licht und Schatten, Texturen, Linien und Kontrasten.

Pablo Picasso hat einmal gesagt: »Colors are only symbols. Reality is to be found in luminance alone!« Ein schöner Satz, und tatsächlich bringt nur die monochrome Darstellung die Quintessenz der Fotografie – das Zusammenspiel von Licht und Schatten – ohne Ablenkung zur Geltung. Aber nicht jedes Bild eignet sich für eine monochrome Darstellung. Schauen Sie die Beispiele an und urteilen Sie selbst.

Was der Sonnenuntergang verliert, das ist der Zugewinn der Tulpen – hier ist nun die Ablenkung durch den eher unglücklichen Farbkontrast Grün-Violett aufgehoben, und die schönen Schattierungen auf den Blüten sind optimal erkennbar. Auch Portraits können durch die Umwandlung nach Schwarzweiß an Wirkung gewinnen.

Ein Sonnenuntergang lebt von den warmen Farbtönen. Nach einer Umwandlung in Graustufen ist seine Wirkung leider dahin.

UNLOCKED LOOKS (6)

Nik Silver Efex ist der Platzhirsch, wenn es um Schwarzweißumwandlung geht. Die Ergebnisse überzeugen.

der Aufnahme einen Farbfilter vor dem Objektiv verwendet. Mit dem hier gewählten Nik-Filter 006 (Hohe Struktur, weich) kann das Plugin bereits einen knackigen und vorzeigbaren Look erzeugen, den wir im Beispiel noch mit etwas Rauschen, mit einem Farbfilter und mit einer Vignette verfeinert haben.

Wer die Wirkung von Nik Silver Efex auch nachträglich noch variabel halten möchte, der legt sich einen kleinen Ebenenstapel an, bestehend aus der entsättigten Bildebene und der Farbbildebene nach Nik-Behandlung. Damit kann man über die Änderung der Ebenendeckkraft die Wirkung auch später noch einstellen. 121

2.6 LOOKS & STYLES

Die ACR- oder LR-Presets von VSCO ahmen den Look alten Filmmaterials nach. Schwarzweiß-Filme sind auch dabei.

VSCO hat sich auf die Fahnen geschrieben, bekannte analoge Filmlooks in die digitale Welt zu retten. Hierfür wurden die Looks in der Form von Lightroombzw. Adobe-Camera-Raw-Presets nachgebaut und 12

können so in LR oder ACR wie jedes andere Preset auch verwendet werden (ob LR oder ACR muss man allerdings beim Kauf entscheiden). VSCO bietet vor allem eine Vielzahl an Farb­looks, stellt aber auch eini-

UNLOCKED LOOKS (6)

Der Schwarzweiß-Look braucht sich nicht zu verstecken! Probieren Sie auch selbst einmal die zugehörigen LUTs aus.

ge SW-Presets zur Verfügung. Der Look im Bild ist mit dem Set »VSCO FILM 06 for ACR« und dort mit dem Filter TRI-X +3- entstanden. Aber tatsächlich ist die Umwandlung auch mit Photoshops Bordwerkzeugen möglich und kann hiermit sogar noch ausgefeilter umgesetzt werden. Am Anfang steht die Entscheidung, welche Farbwerte welche Tonwerte ergeben sollen. Dies gelingt am einfachsten über eine Einstellungsebene Schwarzweiß. Eine mögliche und auch besonders bequeme Herangehensweise ist, die Presets dieser Einstellungsebene einfach durchzusteppen, dann nach Geschmack einen auszusuchen und diesen dann noch etwas anzupassen. Im zweiten Schritt wünscht man sich eventuell noch eine Kontrast­erhöhung. Ein einfacher Trick, der sich

auch als LUT speichern lässt, ist, die Schwarzweiß-Einstellungsebene zu kopieren und dann die ursprüngliche Ebene auf 50 % Deckkraft und auf Füllmethode Weiches Licht zu stellen und die Kopie auf 100 % Deckkraft und Füllmethode Normal. Diese Vorgehensweise verändert auch die Helligkeit im Bild, aber mit einer Einstellungsebene Gradationskurven (in der Mitte leicht abgesenkt oder angehoben) ist das rasch korrigiert. In den Bildern sehen Sie das Ergebnis. Damit ist der Look bereits fertig und kann auch direkt als LUT exportiert werden. Falls Sie diesen LUT einmal auf eigenen Bildern verwenden möchten, dann nur zu! Die LUT-Datei steht Ihnen in drei Varianten unter www.kurzlink.de/8VLKGkQdQ zur freien Verwendung für Fotos oder auch Filme zur Verfügung.

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Machen Sie den Betrachter Ihrer Bilder zum Voyeur und fügen Sie hierfür einen spannenden Fenster­ effekt zu Ihren Fotos hinzu. Ausgangsbild: © Stokkete/Fotolia

UNLOCKED LOOKS

2.7

Durch die Scheibe

Fenstereffekt – einfach, rasch und glaubwürdig mit Photoshop erzeugt.

2.7 LOOKS & STYLES

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Der Blick durch die Scheibe in fremde Wohnungen und Schlafzimmer ist verlockend. In uns allen schlummert ein kleiner Voyeur, und so wirken Fotos »wie durch Glas« per se schon einmal spannend. Aber der Effekt ist mit klassischen fotografischen Mitteln gar nicht so leicht hinzubekommen. Oft passt die sich spiegelnde Szene nicht optimal, und die Spiegelung fällt zu stark oder zu schwach aus. Zum Glück ist der Effekt aber in Photoshop leicht und überzeugend nachzuahmen, und das ermöglicht Ihnen dann auch, brave Archivfotos kräftig aufzupeppen. 1 Foto des Modells Bei der Auswahl des Bildmaterials für den Effekt sollten Sie darauf achten, dass die Szene glaubhaft wirkt. Wählen Sie eine Szene, die auch aus einem Blickwinkel vom Balkon aus aufgenommen sein könnte – eine Innenansicht aus einem Schlaf- oder Wohnzimmer taugt perfekt. Wir haben ein verträumtes Foto aus dem Schlafzimmer ausgewählt, und dieses bekommt nun mit dem Fenstereffekt noch den letzten Schliff.

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2 Reflexionsfoto Das zweite Foto für die Reflexion kann auch wie hier mit dem Handy aufgenommen sein, da es sowieso weichgezeichnet und gestreckt wird. Viele Motive taugen hierfür, wichtig sind aber deutliche Hell-Dunkel-Kontraste. Auch parallele, gerade verlaufende oder

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rechtwinklige Strukturen sind geeignet, da sie die Spiegelung glaubhafter machen: Es fällt bei solchen Strukturen leichter, an eine Spiegelung des gegenüberliegenden Hauses zu glauben. Wenn Sie hingegen zum Beispiel Blattwerk wählen, so besteht die Gefahr, dass der Effekt eher wie Rauch denn wie eine Reflexion wirkt. Aber ein Versuch kann auch mit solch einer Szene lohnen. 3 Die Vorbereitung des Reflexionsbildes Um das Bild für den Fenstereffekt nutzen zu können, sollten Sie es zuerst entzerren, damit rechte Winkel auch wieder rechtwinklig werden – das Mädchen im Bett ist mit einer etwas längeren Brennweite aufgenommen, und die leicht stürzenden Linien der Handyaufnahme würden hierzu nicht passen. Verwenden Sie dazu in Photoshop > Filter > Objektivkorrektur. Das anschließende Weichzeichnen geschieht über > Filter > Weichzeichnungsfilter > Gaußscher Weichzeichner. Sinnvolle Werte liegen um die 25. Danach können Sie das Bild in das Ausgangsbild als darüber liegende Ebene kopieren.

4 Die Photoshop-Überlagerung Nun können Sie die Füllmethode der neuen Bildebene auf Negativ multiplizieren setzen und dann beide Ebenen – die Schlafzimmerszene und die Fassade – mit Einstellebenen und Gradationskurven samt zugehörigen Schnittmasken versehen. Fassen Sie dann der Ordnung halber die Ebenen zu zwei Gruppen zusammen. Damit ist es nun ein Leichtes, über die zwei Gradationskurven und die Deckkräfte den Effekt perfekt einzustellen. Die Gradationskurven können Sie weiterhin auch getrennt nach R, G und B verstellen und so auch die Farbgebung bereits feintunen.

Und wenn Ihnen der Effekt zu schwach erscheint, dann duplizieren Sie einfach die Gruppe mit der Spiegelung und stellen dann über die Deckkraft nach. 5 Eine schöne Unschärfe Der Effekt wirkt bereits, aber es geht noch etwas besser! Fassen Sie die bisherigen Ebenen per Strg-ShiftAlt-E zusammen und wenden Sie dann an: Filter >

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2.7 LOOKS & STYLES

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Gradkurve Model

Gradkurve Reflexion

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Weichzeichnungsfilter > Iris-Weichzeichnung. Platzieren Sie hier den Kreis auf dem Gesicht des Models und stellen Sie Stärke und Radien des inneren und des äußeren Kreises ein. Meist braucht es zwei, drei Anläufe, bis der Effekt optimal gelingt.

6 Der finale Look Nun wirkt die Szene bereits wie durch Glas aufgenommen, aber es fehlt noch ein Look, der die Bildteile verschmelzen lässt. Wie immer ist auch dies Geschmackssache, und Sie können sich hier austoben. Wir listen Ihnen für eigene Versuche im Screenshot die verwendeten Filter samt Parametern auf.

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2.7 LOOKS & STYLES

Geeignete Portraitdateien bietet zum Beispiel Fotolia in den Portfolios rund um Bild Nr. 53433963 oder 58638809.

Und weil das jetzt so schön war, hier noch ein Beispiel mit einem anderen Bild und mit einer anderen Überlagerung:

Ausgangsbild: © Wisky@Fotolia

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Schönes Bokeh zieht immer, auch wenn es computergeneriert ist. Das Ausgangsbild hierzu: © Nejron Photo@Fotolia

UNLOCKED LOOKS

2.8

Extremes Bokeh à la Brenizer

Schicke Bild-Looks und -Styles entschlüsseln – am Beispiel des Looks des New Yorker Fotografen Ryan Brenizer.

2.8 LOOKS & STYLES

Ein klassisches Bokehrama nach der Brenizer-Methode, hier aus 25 Aufnahmen. Foto © Ray Sjöberg; Model: Kriiin, MK 227121). Zu Details zur Bokehrama-Technik siehe auch Multishot-Techniken 3.2 (ab Seite 150).

Einführung Der New Yorker Hochzeitsfotograf Ryan Brenizer ist in Fotografenkreisen durch seine »Bokehramen« bekannt. Brenizer nimmt hierfür mit einer weit geöffneten Linse auf kurzem Abstand zum Motiv eine große Anzahl Bilder auf, berechnet hieraus ein Panorama und vergrößert so den Bildwinkel. Umgekehrt verringert er scheinbar die Schärfentiefe und erzeugt so Bilder mit einem ungewöhnlich ausgeprägten Schärfeverlauf. Die Ergebnisse sind spektakulär, aber der Aufwand ist immens. Brenizer benötigt pro Bild zwischen 20 und 100 Aufnahmen, und auch die Panoramaberechnung am PC 13

ist zeitaufwändig. Da würde man sich doch ein Verfahren wünschen, mit welchem man flott den gleichen Look mit nur einem Bild zaubern kann. Tatsächlich existieren bereits seit längerer Zeit leistungsfähige Simulations-Tools für solche Unschärfeverläufe – Photoshops Lensblur ist hier zum Beispiel zu nennen. Aber das Ergebnis steht und fällt mit der Qualität der Tiefenkarte. Das verwendete Tool Mittlerweile lässt sich auch mit Photoshop eine ansehnliche Unschärfe samt Zerstreuungskreisen oder »Bokeh Bubbles« zaubern, und so werden wir in die-

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Eine erste prototypische Landschaft, die nun eine Tiefenkarte bekommen soll (links). Die Tiefenkarte zur Landschaft (rechts).

sem Workshop einfach auf die Bordmittel setzen. Der Filter aus dem Photoshop-Arsenal, der dazu am besten geeignet ist, hieß früher Tiefenschärfe abmildern und heißt mittlerweile etwas schlüssiger Objektivunschärfe bzw. in der englischen Version noch kürzer Lensblur. Lensblur wird von vielen Photoshoppern etwas stiefmütterlich behandelt, weil der Umgang damit lange nicht so einfach ist wie mit den Geschwistern Feld-Weichzeichnung, Iris-Weichzeichnung oder Tiltshift. Der Aufwand wird aber durch wesentlich glaubwürdigere Ergebnisse belohnt. Die Tiefenkarte Der Umgang mit dem Lensblur-Filter ist deswegen so umständlich und zeitintensiv, weil der Filter eine Maske bzw. einen Alphakanal erwartet, in welchem eine Tiefenkarte zur Szene abgelegt ist. Und nur wenn diese Tiefenkarte perfekt ist, überzeugen die Lensblur-Ergebnisse auch geschulte Augen. Was hat es nun mit dieser Tiefenkarte auf sich? Gemeint ist ein Grauwertbild zur Szene, welches als Grauwert die Tiefe bzw. den Abstand Szene/Kamera enthält. Nach einer kurzen Vorüberlegung kann man eine solche Tiefenkarte tatsächlich relativ leicht selbst erzeugen. Ein einfaches Beispiel Für den weiteren Ablauf setzen wir nun auf folgende Basics auf: Bei Standardlinsen (außer Lensbaby oder Petzval) ist die Schärfe in Ebenen parallel zur Sensor­

ebene in guter Näherung konstant. Etwas griffiger ausgedrückt, haben wir es nicht etwa mit gekrümmten, sondern mit planen Schärfe­ebenen zu tun, die stets parallel zum Sensor liegen. Ansonsten folgt der Ablauf bei der Erstellung der Tiefenkarte der bekannten Zentral- bzw. Fluchtpunktperspektive. Zur Visualisierung des Ablaufes soll nun als einfaches erstes Beispiel ein Fußballplatz mit drei Ziegelsteinwänden dienen. Die Farbe Weiß codiere in unserer Karte »nah«, die Farbe Schwarz »weit entfernt«, wobei sich diese willkürliche Zuordnung auch später noch im LensBlur-Filterdialog via Umkehren leicht umstellen lässt. Der Himmel befindet sich in weiter und (näherungsweise) konstanter Entfernung, und wir können ihn somit schlicht schwarz einfärben. Der Rasen verläuft von nah nach fern bis zum Horizont und bekommt daher einen linearen Verlauf von Weiß nach Schwarz. Jene Stellwände, die parallel zur Bildebene liegen, werden konstant grau eingefärbt. Den passenden Grauwert kann man hierzu am Fuß der Wand mit der Pipette aus dem Verlauf sampeln. Die anderen Stellwände, die schräg im Bild stehen, werden mit einem Grauwertverlauf eingefärbt, wobei man hierfür die erforderlichen Grauwerte einfach wieder vom Boden abnehmen und dann vertikal nach oben verlängern kann. Mit diesem Wissen können Sie nun jegliche Szene, bei der für Sie als menschlichem Betrachter die Szenen­ 135

2.8 LOOKS & STYLES

Das Ergebnis, nachdem wir Lensblur mit dem Bild und der Tiefenkarte gefüttert haben.

geometrie, die Perspektive und die Fluchtpunkte klar erkennbar sind, händisch mit einer Tiefenkarte versehen. Kopieren Sie im Anschluss die Tiefenkarte in eine Maske oder in einen Alphakanal und starten Sie dann Filter > Weichzeichnungsfilter > Objektivunschärfe. Die Parameter sind selbsterklärend und werden mit ein paar Versuchen schnell klar, nur ein Detail muss man wissen: Den Schärfepunkt (die Brennweite, bzw. die Vorgabe, bei welchem Grauwert das Bild scharf ist) gibt man ganz einfach per Mausklick ins Bild vor. Unser Beispielbild Nun können Sie sich auch spannenderen Szenen zuwenden. Wir haben hierfür bei Fotolia ein Bild gefunden, das eine klare Perspektive aufweist, und bei dem es im Hintergrund auch noch ein wenig funkelt und glitzert – das Glitzern wird nach Anwendung des Filters dann zu den begehrten »Bokeh-Bubbles«. 13

Die Geometrie oder Flucht der Szene am Kai ist leicht verständlich: Der Himmel, das Meer und der Kai entsprechen dem Himmel und dem Rasen im ersten Beispiel, das Mädchen und der erste Metallpfahl links entsprechen der ersten Wand im Beispiel. Die Geländer entsprechen den schrägen Wänden. Mit dem Schnellauswahlwerkzeug und etwas Nacharbeit sind das Mädchen und der Pfahl rasch freigestellt. Dann müssen Sie nur noch das Mädchen und den Pfahl weiß einfärben und die restliche Szene mit Grauverläufen modellieren. Wer es perfekt machen möchte, stellt auch noch die Geländer frei und fügt auch hier einen Verlauf ein – wir haben auch dies zumindest rudimentär umgesetzt. In den Bildern sehen Sie das Ausgangsbild und die Tiefenkarte. Anzumerken ist, dass wir für dieses Beispiel nun auch die Optionen zu den spiegelartigen Lichtern einbezogen haben: Über Helligkeit und Schwellenwert können Sie das Ausmaß und die Helligkeit der hübschen Bubbles steuern.

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Das Ausgangsbild von Fotolia: © Nejron Photo@Fotolia.

Die händisch erstellte Tiefenkarte.

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2.8 LOOKS & STYLES

Ein weiteres Beispiel Weil das bisher so gut funktioniert hat, folgt nun noch ein weiteres Beispiel, das hinsichtlich der Tiefenkarte noch ein wenig komplexer ist. Die Gruppenaufnahme der Band Pläsier in einer Allee in Köln zeigt eine Szenengeometrie, die wieder nach einem Verlauf für den Boden, darüber hinaus aber auch nach zwei Verläufen für die Seiten (die Baumreihen) verlangt. Außerdem müssen wir natürlich wieder das Motiv (die Band) freistellen. In den Bildern sehen Sie das Ausgangsfoto, die zugehörige Tiefenkarte sowie das Ergebnis nach Lensblur- und dezenter Kontrastbehandlung.

Weitere Anwendungen Andere Anwendungen dieses leistungsfähigen Filters liegen auf der Hand: So können Sie damit auch die angesagten Tiny Towns oder Tilt-Shift-Fakes viel glaubwürdiger simulieren, als das mit einem schlichten Gaußschen Filter möglich wäre. Oder Sie können durchgehend scharfe Aufnahmen auch nachträglich noch mit einem Offenblende-Look versehen.

Das Ausgangsbild (oben): © Heike Herden (www.heikeherden.de). Band: Pläsier (www.Pläsier.com). Die händisch erstellte Tiefenkarte zum Gruppenfoto (unten).

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Das Ergebnis der Lensblur-Behandlung, hier auch noch mit einem dezenten Farb- und Kontrastkick.

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III. MULTISHOTTECHNIKEN Wenn in der Fotografie eine einzelne Aufnahme den Anforderungen hinsichtlich Schärfentiefe, Dynamik, Auflösung oder Bildwinkel nicht gerecht wird, kann man zumindest bei statischen Szenen zu Multishot-Techniken übergehen. Dann vergrößert die Panoramafotografie den Bildwinkel, Focus-Stacking die Schärfentiefe und High Dynamic Range Imaging und Exposure Fusion erweitern den Dynamikumfang. Sehen Sie in diesem Kapitel, wie die einzelnen Verfahren funktionieren und eingesetzt werden, wo die Vor- und Nachteile sind und wie mögliche Erweiterungen aussehen können.

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Im Close-up- und Makro-Bereich hilft Focus-Stacking, auch ohne die Scheimpflug-Schärfedehnung durch­gehend scharfe Bilder aufzunehmen. Im Beispiel: 5D Mark III mit EF 50 f/2.5 Macro auf Blende 5,6, 1/20 Sekunde, ISO 200. Fokus­variation am Objektiv, 45 JPEG-Einzelbilder, Stacking mit Photo­shop.

MULTISHOTTECHNIKEN

3.1

Mehr Schärfentiefe mit Focus-Stacking

Wenn Objekte mit Tiefenausdehnung fotografiert werden sollen, kann Focus-Stacking besonders im Nahbereich helfen, die Schärfentiefe nahezu beliebig zu erweitern. Aber je nach Motiv ist einiges zu beachten. So muss sich der Fotograf zwischen Fokus- und Abstandsvariation entscheiden, die passenden Aufnahmeparameter einstellen und auch eine leistungsfähige Software wählen.

3.1 MULTISHOT-TECHNIKEN

Grundlagen und Anwendungen Beim Focus-Stacking nimmt man eine Bildserie mit wandernder Schärfe auf, aus der dann im Anschluss ein Algorithmus (siehe Infobox auf 146) ein durchgehend scharfes Bild errechnet. Die wandernde Schärfe lässt sich auf zwei Arten erzeugen, die jeweils Vor- und Nachteile aufweisen. Zum einen kann man den Abstand der Kamera zur Szene variieren, indem man die Kamera auf einer Fokusschiene verschiebt. Zum anderen kann man am Objektiv den Fokus verändern.

Das Stacking per Einstellschlitten wird häufiger angewandt als die Variation des Fokus, da die feinfühlige Verstellung am Schlitten einfacher ist. Auch für automatisierte Varianten bietet dieses Verfahren Vorteile: Es ist einfacher, die komplette Kamera exakt auf einem motorisierten Schlitten zu bewegen, als ebenso exakt den Fokus des Objektivs zu verändern. Bei komplexen Szenen kann das Stacking per Schlitten allerdings scheitern, da die von Bild zu Bild veränderte Perspektive die Fusion der Bilder wesentlich erschwert.

Gegenüberstellung von Abstandsvariation und Fokusvariation

Abstandsvariation mit Makro-Einstellschlitten

dpunkt.verlag. All

Fokusvariation am Fokusring des Objektivs

Vorteile

Nachteile

Einfach einzusetzen, auch in automatischer (motorisierter) Version. Produkt-Beispiel: Stackshot von –> Cognisys.

Man benötigt einen Einstellschlitten; die Länge des Schlittens limitiert die Tiefe der Szene.

Relativ problemlos einsetzbar, wenn die Szene keine Verdeckungen aufweist.

Scheitert bei komplexen Szenen mit Hinterschneidungen und Verdeckungen, wenn die Kamera nicht ausreichend Abstand hat.

Die bessere Wahl im Super-Makrobereich, da dort die Fokusvariation zumindest bei AF-Objektiven nicht mit ausreichender Präzision möglich ist; diese sind zu leichtgängig und bieten keine ausreichend große Untersetzung für ein feinfühliges Fokussieren.

Jede einzelne Aufnahme zeigt eine neue Perspektive; welche Perspektive am Ende die zusammengesetzte Aufnahme zeigt, hängt von der Software ab.

Das Verfahren benötigt keinen Einstellschlitten und funktioniert notfalls auch aus der Hand.

Bei den leichtgängigen AF-Objektiven mit den dort üblichen kleinen Verstellwegen nicht gut im Makrobereich (bei sehr kleinen Schrittweiten) einzusetzen.

Taugt gut für den alltäglichen Gebrauch.

Schwieriger universell (für alle Objektive passend) zu automatisieren (Ausnahme: Software Helicon Remote, siehe Quellen).

Funktioniert auch bei komplexen Szenen mit Verdeckungen. Behält durchgängig die Perspektive bei. Funktioniert auch bei weitläufigen Szenen und großen Motiven, zum Beispiel bei Landschaften.

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MULTISHOT-TECHNIKEN (1)

Das Setup für den Probelauf: ein paar Spielkarten, fixiert mit Fotoknetmasse und zwei LED-Lampen zur Beleuchtung. Davor steht auf einem Stativ die Kamera, einmal ohne, einmal mit Fokusschlitten.

Die einschlägigen Software-Tools Für das Focus-Stacking sind mehrere Programme erhältlich. Am bekanntesten sind die kommerziellen Programme Helicon Focus und Zerene Stacker, aber auch mit dem kostenlosen Combine ZP sind gute Ergebnisse möglich (siehe Linkbox auf Seite 149). Weiterhin bietet auch Photoshop die Möglichkeit des Stackings und braucht sich vor der Konkurrenz nicht zu verstecken. Im Probe­lauf sehen Sie die Verwendung. Ein Probelauf mit Photoshop Im folgenden Test haben wir eine für Stacking-Verfahren recht anspruchsvolle Szene aus Spielkarten auf-

gebaut und dann versucht, diese durchgängig scharf zu erfassen. Zuerst kam die Abstandsvariation mit einer langen Makroschiene zum Einsatz, danach die Fokusvariation. Ein paar Tipps zu den Aufnahmen: Da nun die Schärfentiefe pro Einzelaufnahme nicht mehr maximal sein muss, stellt man das Objektiv nicht mehr auf die »förderliche«, sondern auf die »kritische« Blende ein (siehe Linkbox auf Seite 149). Dann fährt man einmal den kompletten Bereich ab, um sicherzustellen, dass das Motiv mit den gewählten Einstellungen und Abständen komplett erfasst werden kann. Die Schrittweite wählt man nach Augenmaß oder nach Tests. Für die 145

3.1 MULTISHOT-TECHNIKEN

Aufnahme empfiehlt sich der Kabelfernauslöser oder der Selbst­auslöser sowie der Live-View-Modus. Im LiveView bleibt bei den meisten SLRs auch im Moment der Aufnahme der Spiegel hochgeklappt, womit die störenden Vibrationen entfallen. Alternativ verwendet man die Spiegelvorauslösung. Wenn die Bildserie aufgenommen ist, kann man Photoshop starten. Der Ablauf ist wie folgt: 1. Datei > Skripten > Dateien in Stapel laden, [x] ausrichten 2. Alle Ebenen im Stapel markieren

3. Bearbeiten > Ebenen automatisch überblenden > Bilder stapeln, [x] nahtlose Töne 4. Ebenen zusammenfassen per Strg-Shift-Alt-E 5. Stitching-Fehler reparieren (diesen Schritt haben wir uns für die folgenden Ergebnisse gespart) Das Aufhängerbild ist ganz genauso entstanden wie die zweite Versuchsreihe. Wieder kam das 50er-Makro zum Einsatz und wieder wurde per Fokusvariation manuell am Objektiv gearbeitet. Die nassen Steine im Hintergrund kamen später hinzu, wurden aber unter dem gleichen Licht und ebenso als Focus Stack aufgenommen.

Registrierung Ein wichtiger Schritt sowohl beim Focus-Stacking als auch bei den anderen Multishot-Verfahren wie PanoramaStitching oder High Dynamic Range Imaging ist, die verschiedenen Bildanteile in Überlappung zu bringen. Der Bildverarbeiter spricht von »Registrierung« und berechnet dafür eine lineare Transformation, eine sogenannte »Homographie«. Der Ablauf eines solchen Algorithmus ist für zwei Bilder wie folgt: 1. Finde Merkmale wie Kanten, Ecken oder (leistungsfähiger) SIFT/SURF-Features (mehr dazu auf Seite 282) in den beiden Bildern. 2. Finde Merkmalspaare in beiden Bildern. 3. Berechne hieraus die Transformationsparameter der (affinen, projektiven, ...) Transformation, welche die beiden Bilder in ein gemeinsames Koordinatensystem überführt, und wende sie an. Bei diesem Schritt kommen Interpolationsverfahren wie die bilineare Interpolation zum Einsatz.

Focus-Stacking – der Algorithmus in der Kürze 1. Bringe die Bilder der Serie in perfekte Überlappung (das ist die Registrierung). 2. Suche mit einem Ableitungsfilter nach Kanten in den Einzelbildern und generiere so eine zweite Bildserie mit Kantenbildern. 3. Gehe die erste Bildserie Pixel für Pixel durch, wähle für das Ergebnisbild jeweils jene Pixel aus, die in der zweiten Bildserie maximale Werte aufweisen. Die Kür ist dann, vor dem Kantenfilter eine leichte Weichzeichnung per Gaußfilter vorzunehmen, um den Algorithmus hinsichtlich des Rauschens robuster zu machen. Auch kann man zuvor die Helligkeit der Ein­ zelbilder normieren und auch im zweiten Schritt in den Ableitungsbildern die Regionen etwas anwachsen lassen (der Fachbegriff hierfür heißt Dilatation).

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MULTISHOT-TECHNIKEN (1)

1 & 2 So schauen die erste und die letzte Aufnahme des Stacks, erzeugt durch Abstandsvariation, aus. Man erkennt, dass die Spielkarten in der Schärfezone immer gleich groß sind. Weiterhin ist ersichtlich, dass die Variation des Kamerastandpunktes und damit der Perspektive zu einer wesentlich veränderten Ansicht führt – das erschwert dem Stacking-Algorithmus die Arbeit ungemein.

1

3 Das Ergebnis des Stackings mit Abstandsvariation (mit Schiene) lässt doch sehr zu wünschen übrig. Aufgenommen haben wir einen Stack aus rund 30 Fotos. 2

3

147

3.1 MULTISHOT-TECHNIKEN

4

4 & 5 Hier sehen Sie die erste und die letzte Aufnahme des Stacks, erzeugt durch Fokusvariation. 6 Das Ergebnis des Stackings mit Fokusvariation ist zwar nicht perfekt, aber um Längen besser als jenes mit Abstandsvariation. Wieder haben wir rund 30 Fotos aufgenommen, dieses Mal mit einer fortlaufenden manuellen Fokusverstellung am Objektiv.

5

6

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MULTISHOT-TECHNIKEN (1)

Linkbox 1. Cognisys, Motorschiene-Stackshot: www.cognisys-inc.com/products/stackshot/stackshot.php 2. Helicon Focus: www.heliconsoft.com/heliconsoft-products/helicon-focus/ 3. Helicon Remote: www.heliconsoft.com/heliconsoft-products/helicon-remote/ 4. Zerene Stacker: zerenesystems.com/cms/stacker 5. Zerene Systems: Gegenüberstellung Ring versus Rail: zerenesystems.com/cms/stacker/docs/troubleshooting/ringversusrail 6. Kritische Blende: Jene Blende, bei der die Abbildungsleistung des Objektiv absolut gesehen am höchsten ist (unabhängig von der Schärfentiefe, für ebene Motive). Häufig liegt sie rund zwei Blendenstufen unter der Offenblende: de.wikipedia.org/wiki/Beugungsunschärfe Die kritische Blende für Ihr Objektiv können Sie aus den folgenden Charts entnehmen: www.slrgear.com 7. Förderliche Blende: Jene Blende, bei der die Schärfe in Relation zur Schärfentiefe optimal ist: de.wikipedia.org/wiki/Beugungsunschärfe

149

3.2 MULTISHOT-TECHNIKEN

Wenn der Bildwinkel nicht ausreicht, kann man bei statischen Szenen auch einfach ein Panorama aufnehmen. Hier besteht das Panorama aus acht Einzelaufnahmen, hochkant, aus der Hand.

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MULTISHOTTECHNIKEN

3.2

Volle Breite Wenn der Bildwinkel eines einzelnen Fotos zu klein ist, kann die Aufnahme eines Panoramas ein Ausweg sein. Aber Panoramen können noch viel mehr leisten: So kann man damit auch die Schärfentiefe verringern, die Perspektive verändern und sogar die AF-Sensoren weiter an den Rand legen.

151

3.2 MULTISHOT-TECHNIKEN

Wenn die Kamera bei der Aufnahme nicht um den No-Parallax Point gedreht wird, entstehen Parallaxenfehler.

Grundlagen Die Erstellung eines Panoramas ist mittlerweile nicht mehr schwer, da den Hauptteil der Arbeit eine Software übernimmt. Das eine oder andere Detail gibt es dann aber doch zu beachten. So ist der Drehpunkt bei der Aufnahmereihe wichtig. Stellen Sie sich vor, Sie stehen auf einer Bergwiese und betrachten die Blume in Ihrer Hand. Öffnen Sie abwechselnd das linke und das rechte Auge, verschiebt sich die Blume vor dem bergigen Hintergrund – ein sogenannter »Parallaxenfehler« entsteht (vgl. obiges Bild). Auch bei der Kamera tritt dieser Fehler auf und erschwert der Stitching-Software die Arbeit – es sei denn, man dreht die Kamera um das Zentrum der Eintrittspupille des Objektivs (dieser Punkt heißt auf Englisch »No-Parallax Point«).

Die Position kann man leicht selbst messen oder auch, noch einfacher, in einer Datenbank nachschlagen. Für komplexe (Multirow-)Panoramen mit einer großen Tiefenausdehnung sollte man bei der Aufnahme einen speziellen Nodalpunkt-Adapter verwenden und somit sicherstellen, dass die Kamera perfekt im Wasser ist und nur in besagtem Punkt gedreht und geschwenkt wird. Die Videoanleitungen der Firma Novoflex erleichtern den Umgang mit einem solchen Gerät ungemein.

MULTISHOT-TECHNIKEN (2)

Auch bei Aufnahmen aus der Hand sollten Sie stets darauf achten, nicht die Kamera um sich zu drehen, sondern sich selbst um die Kamera.

Als grobe Faustregel kann gelten, dass der No-Parallax Point häufig im Objektiv oder knapp davor liegt. Auch bei Aufnahmen aus der Hand sollten Sie also nicht etwa die Kamera um sich selbst drehen, sondern sich um die Kamera – ein Schnurstativ wie das Steadepod kann hierbei eine Hilfe sein.

fotografieren oder Dreier-Belichtungsreihen für jedes Einzelbild zu machen. Die Kombination der Bilder zum Panorama geschieht dann am PC mithilfe von Photoshops Photomerge, Hugin, PTGui oder " Microsoft ICE, wobei das kostenfreie ICE derzeit das schnellste Programm am Markt ist.

Achten Sie weiterhin auf eine Überlappung der Bilder von rund 25 % und pausieren Sie vor jeder Aufnahme, um Verwischer zu vermeiden. Für die Belichtung muss man für lange Bildserien einen Über-alles-Kompromiss finden. Es kann sich auch anbieten, in RAW zu

Bei leistungsfähigen Programmen kann man zuvor auch die Art der Projektion wählen. Zur Auswahl stehen dann zum Beispiel die Zentralprojektion sowie die zylindrische und sphärische Projektion (Details unter " Projektionsarten).

Die Darstellung des Panoramas kann je nach Anwendung zum Beispiel durch eine Zentralprojektion, Zylinderprojektion oder eine sphärische Projektion erfolgen.

Panoramatechnik – der Algorithmus in der Kürze 1. Bringe die Bilder der Serie in perfekte Überlappung (das ist die Registrierung, siehe Seite 146). 2. Berechne die Panoramagröße und initialisiere das Panoramabild 3. Wende die in 1. errechneten Transformationen auf die Einzelbilder an, schreibe die Bilddaten in das Panoramabild, nutze Alpha-Blending zur Überlagerung der Teilbilder Im Web findet sich hierzu auch ein Matlab-Code zum freien Download (siehe Linkbox auf Seite 158).

153

3.2 MULTISHOT-TECHNIKEN

Anwendungen Die bekannteste Anwendung der Panoramatechnik ist die Vergrößerung des Bildwinkels. Sie haben das Weitwinkelobjektiv vergessen? Kein Problem. Machen Sie einfach einige etwas überlappende Aufnahmen in

Reihe, schon ist der weite Winkel abgedeckt. In den Screenshots aus ICE sehen Sie die Verarbeitung der Bildserie zum Kapitelanfangsbild, die aus acht aus der Hand fotografierten Einzelbildern besteht.

Panorama-Erstellung mit Microsoft ICE: Am Anfang steht das Laden der Bildserie.

Dann folgt das automatische Stitching. Hier kann man auch die Art der Projektion wählen.

15

MULTISHOT-TECHNIKEN (2)

Im nächsten Schritt erfolgt der Zuschnitt. Hier sieht man nun auch, dass das Panorama doch einige Lücken am Rand aufweist.

Aber ICE hat noch ein Ass im Ärmel: Kreuzen Sie einfach rechts oben Use Auto Completion an. Das Ergebnis ist danach zwar nicht perfekt, aber die noch vorhandenen Fehler sind im Anschluss in Photoshop schnell repariert.

Weitere Anwendungen sind die nahezu beliebige Vergrößerung der Bildauflösung, die Rauschreduktion (falls das Panorama heruntergerechnet wird) und die Nutzung des Panoramas nicht nur als Standbild, son-

dern auch für virtuelle Rundgänge. Etwas weniger bekannt ist, dass man mit der Panorama-Technik auch die Schärfentiefe verringern und sich so der Look von lichtstarken (Mittelformat)-Linsen nachempfinden lässt 155

3.2 MULTISHOT-TECHNIKEN

(siehe die Infoxbox auf Seite 158). Diese Anwendung nennt man dann »Bokehramen« oder Panoramen nach der »Brenizer-Methode« (siehe dazu auch Seite 134). Bokehramen liefern nicht nur eine geringere Schärfentiefe und somit mehr Schmelz, sondern sie können auch dazu dienen, eine andere Perspektive umzusetzen. Nehmen wir an, Sie möchten ein Modell vor der Alten Oper in Frankfurt fotografieren und die schönen alten Straßenlaternen mit einbeziehen. Der Hintergrund soll butterweich werden, und so setzen Sie ein lichtstarkes 70-200-mm-Zoom an der Vollformatkamera ein. Das Ergebnis sehen Sie im Bild und erkennen,

dass die Lampen abgeschnitten sind. Was tun? Gehen Sie einfach näher an das Modell heran und nehmen Sie ein Panorama auf. Durch diese Änderung der Perspektive erscheinen die Laternen nun im Verhältnis zum Modell kleiner (!), und es passt mehr vom schönen Hintergrund aufs Bild. Die Weichzeichnung des Hintergrundes wird dabei noch extremer. Exotische Panoramen Und Panoramen können noch mehr. Im zweiten Teil dieses Kapitels lernen Sie exotische Techniken wie HDR-Panoramen, Little Planets und Multi-ViewpointPanoramen kennen.

Schade, hier (links) ist die schöne alte Laterne abgeschnitten (Modell: SandraR@MK). Kein Problem (rechts). Man geht einfach näher ran und nimmt aus vier Fotos ein Panorama auf.

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MULTISHOT-TECHNIKEN (2)

Der Lohn der Mühe ist ein »Bokehrama«, bei dem nicht nur die Schärfentiefe gering, sondern auch die Perspektive geändert ist. Damit passt nun mehr Hintergrund aufs Bild.

157

3.2 MULTISHOT-TECHNIKEN

Rechnen mit Panoramen bzw. Bokehramen nach " Ryan Brenizers Methode Aus den Daten des Panoramas kann man auch das äquivalente Objektiv ausrechnen. Die Rechnung ist die gleiche, wie sie auch zum Beispiel für den Übergang vom Crop-Sensor zum Vollformatsensor Anwendung findet, denn auch das Panorama vergrößert scheinbar den Sensor. Damit gilt die alte Regel: Bei unterschiedlich großen Sensoren erzielt man die gleiche Schärfentiefe, wenn sich die Blendenzahlen wie die Formatdiagonalen verhalten (bei gleicher Objektfeldgröße). Typischerweise wählt man die Bilddiagonale d in Pixeln als relevantes Maß und erhält dann: ccrop = dEinzelbild/dPano. Damit gilt dann für die Blendenzahl: kneu = k · ccrop. Genauso ergibt sich auch die neue Brennweite zu fneu = f · ccrop. Ein Beispiel dazu: Wenn man mit einem Objektiv 50 mm f/1.4 ein Panorama aufnimmt, welches zweimal die Breite und 2-mal die Höhe des Einzelbildes hat, dann ist ccrop = 0,5. Somit ergibt sich für die gefühlte Blendenzahl kneu = 1,4 · ccrop = 0,7. Für die gefühlte Brennweite des virtuellen Objektivs wiederum gilt: fneu = f · ccrop. Im Beispiel: fneu = 50 mm · 0,5 = 25 mm. Wer das nicht selbst ausrechnen möchte, verwendet einfach " Brett Maxwells Online-Rechner.

Linkbox • Datenbank zu Eintrittspupillen: wiki.panotools.org/Entrance_Pupil_Database • Novoflex: Produktspektrum rund um die Panoramafotografie (hier auch: Anleitungen zur Ausrichtung eines Nodalpunkt-Adapters): www.novoflex.com www.youtube.com/user/NOVOFLEXTV/videos • Microsoft ICE – Image Composite Editor. Freier Download für Windows unter: research.microsoft.com/en-us/um/redmond/projects/ice/ • Projektionsarten: hohenauer.info/panoramen/projektionsarten/ • Virtuelle Rundgänge: 3d-top-event.info/roemer/#pano=12 • Matlab-Code zur Panorama-Montage: de.mathworks.com/help/vision/examples/feature-based-panoramic-image-stitching.html • »Brenizer’s Method«, nach Ryan Brenizer: www.youtube.com/watch?v=lw39RecMxKo www.youtube.com/watch?v=UsMnRxmeJ74 • Brett Maxwells Online-Rechner: brettmaxwellphoto.com/Brenizer-Method-Calculation/

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»Planet Krusty« – so sieht ein RundumPanorama aus den Universal Studios Hollywood aus, wenn man es zu einem kleinen Planeten transformiert.

MULTISHOTTECHNIKEN

3.3

Exotische Panoramen

Im vorigen Kapitel konnten Sie bereits sehen, wozu Panoramen überwiegend verwendet werden: Klassischerweise dienen sie zum Vergrößern des Bildwinkels, in modernen Anwendungen auch zum Verringern der Schärfentiefe, zur Platzierung der AF-Sensoren im Randbereich und zu Ähnlichem. Aber Panoramen können noch mehr. In diesem Kapitel lernen Sie Little Planets, HDR-Panoramen und Multi-Viewpoint-Panoramen kennen.

3.3 MULTISHOT-TECHNIKEN

Little Planets Wenn Sie ein 360-Grad-Rundum-Panorama aufgenommen haben, können Sie hieraus in wenigen Minuten auch einen kleinen »Planeten« erstellen. Dies gelingt entweder direkt aus dem Panoramaprogramm heraus, indem Sie die Projektionsart stereografisch, hyperbolisch oder Fisheye wählen (Projektionen, siehe Linkbox auf Seite 168), oder auch in Photoshop oder GIMP mittels einer Umwandlung von kartesischen in Polarkoordinaten. Der zweite Weg hat den Vorteil, dass man hier leichter ein wenig tricksen und auch unvollständige Panoramen mit einer Abdeckung kleiner 360 Grad verwenden kann. Im folgenden Probelauf nehmen wir an, dass ein geschlossenes Single-Row-Panorama vorliegt. 1 Am Anfang der Bearbeitung steht die Reparatur der Anschlussstelle. Der Photoshop-Befehl Filter > Verschiebungseffekt transferiert hierfür die Anschlussstelle aus dem Rand heraus in den mittleren Bildbereich. 2 Damit wird der Übergang gut sichtbar, und man kann die Stelle bequem mit dem Stempel und dem Ausbessern-Werkzeug reparieren. 3

Danach erfolgt die Transformation in eine quadratische Form. Das Beispiel hatte ursprünglich eine Größe von 15.844 x 3.704 Pixeln. Wir rechnen per Bild > Bildgröße um auf 4.000 x 4.000 Pixel und drehen direkt im Anschluss per Bild > Bilddrehung > 180 Grad. 4

2 Auch bei geschlossenen Panoramen existiert stets eine Anschlussstelle (oben). Diese muss man nun, um sie retuschieren zu können, zuerst einmal sichtbar machen. Im Bild sehen Sie die per Verschiebungseffekt transformierte Version des Panoramas (Pfeil). 3 Der Lohn der Mühe (unten): Die Anschlussstelle ist verschwunden.

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MULTISHOT-TECHNIKEN (3)

1 Der Ausgangspunkt für Clown Krustys Planeten ist ein einzeiliges Rundum-Panorama.

Jetzt fehlt nur noch die Transformation auf eine Kugel­ oberfläche. Dies ge­schieht in Photoshop per Filter > Polarkoordinaten. 5 Größe und Wölbung des Planeten bestimmen Sie über die Position des Horizonts. Am besten passen

Sie dies so an, dass der Horizont in der Mitte liegt. Der Feinschliff umfasst dann Reparaturen, eine unterlagerte Kugelschattierung, Flares und Ähnliches. Beim Kapitelanfangsbild »Planet Krusty« haben wir auch einen neuen Stern für den Boden eingefügt und den Himmel repariert.

4 Das Ergebnis (links) der Umrechnung des Bildes auf ein quadratisches Format nebst anschließender Drehung um 180 Grad. 5 Das Ergebnis (rechts) der Polar-Koordinaten-Transformation.

163

3.3 MULTISHOT-TECHNIKEN

Der Lohn unserer Mühe ist dieser handliche, hübsche kleine Planet.

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MULTISHOT-TECHNIKEN (3)

6 Die Ausgangsbasis für das Exposure-Fusion-Panorama ist eine Bildserie mit 24 Bildern (links). 7 Hugin erkennt automatisch die Belichtungsreihen und verarbeitet diese in einem kombinierten Exposure-Fusion-/Panorama-Prozess.

HDR- und Exposure-Fusion-Panoramen Bei Panoramen tritt häufig das Problem der ungleichmäßigen Beleuchtung auf. Wenn Sie ein Rundum-Panorama aufnehmen, können Sie bei manchen Szenen kaum mehr einen einfachen Über-alles-Belichtungskompromiss finden. Sie können aber stattdessen einfach die Einzelbilder jeweils als Belichtungsreihen aufnehmen und im Anschluss durch den HDRI- oder Exposure-Fusion-Prozess schicken. Drei Möglichkeiten existieren hierzu: 1. Zuerst HDR-Verarbeitung, anschließend Panorama-Stitching 2. Zuerst Panorama-Stitching (für jede Belichtung ein Panorama), im Anschluss dann HDRVerarbeitung 3. Kombinierte Verarbeitung [PTGUI Pro (für macOS) und Hugin (für Windows) beherrschen das mittlerweile] Im folgenden Beispiel haben wir die Bildserie zuerst einmal mittels Adobe Camera RAW entwickelt und nach TIFF konvertiert. Bei vier Bildwinkeln mit jeweils sechs Belichtungen entstehen so 24 TIFF-Dateien. 6 Wenn man diese Dateien in Hugin lädt, erkennt das Programm, dass es sich um Belichtungsreihen handelt, und errechnet ganz automatisch das ExposureFusion-Panorama. 7

Am Ende steht dann nur noch der Beschnitt sowie ein dezenter Feinschliff hinsichtlich Farben und Kontrasten in Photoshop an. 8 Multi-Viewpoint-Panoramen Sie möchten ein langgezogenes Graffiti aufnehmen oder vielleicht Neuschwanstein von allen Seiten einmal in einem einzigen Bild sehen? Oder Sie finden einen tollen Straßenzug auf Kuba, den Sie gerne einmal als langgestrecktes Foto aufnehmen würden? Dann könnten Sie doch die Szene einfach abgehen und alle paar Schritte ein Foto aufnehmen. Das klingt einfach, aber bedenken Sie, dass Sie somit von Aufnahme zu Aufnahme den Standort wechseln (daher Multi-Viewpoint). Das macht die Montage am PC wesentlich komplexer, und nicht umsonst heißen diese Panoramen auch »Impossible Panoramas«. Ein Graffiti lässt sich eventuell noch automatisch stitchen (vgl. das Tutorial von " Joachim Fenkes), aber sobald die Szene auch nur die geringste Tiefenausdehnung aufweist, entstehen Parallaxenfehler, die auch die beste Panorama-Software nicht mehr auflösen kann. Dann ist der Mensch gefragt. Mithilfe der klassischen Photoshop-Tools wie Transformieren und Maskieren gelingt es mit ein wenig Ausdauer tatsächlich, die Bildanteile manuell zu 165

3.3 MULTISHOT-TECHNIKEN

8 Das Ergebnis nach ein wenig Bearbeitung durch den Photoshop-Zauberstaub.

fusionieren. Rechnen Sie aber mit einigen Dutzend Stunden Arbeit am PC. Die Beispiel-Fotos stammen vom Dalberghaus in Aschaffenburg. Die Architektur dieses verwinkelten Schulgebäudes, das auch noch um die Ecke geht, ist in einer einzelnen Aufnahme kaum zu erfassen. 9 Nun kann man diese Ansicht aber ein wenig »aufräumen«, wenn man mit der Kamera entlanggeht (auch um die Ecke) und immer wieder einmal ein Foto aufnimmt. So sind die neun Aufnahmen entstanden, aus denen dann das Multi-Viewpoint-Panorama händisch entsteht. 16

Zuerst wird jede einzelne Aufnahme ausgerichtet und perspektivisch entzerrt. Hierbei helfen Hilfslinien sowie Referenzen hinsichtlich des korrekten Breiten-HöhenVerhältnisses. Im Beispiel erkennen Sie, wie wir über den SMART ein Foto aus dem Web gelegt haben und diesen so als Referenz nutzen konnten. Am besten funktioniert die weitere Anpassung von Bild zu Bild, wenn man beim mittleren beginnt und dann dieses als Basis für die Bilder links und rechts verwendet. Diese Vorgehensweise hält den Folgefehler von Bild zu Bild klein.  Dann werden alle Bilder in Photoshop-Ebenen nach und nach übereinander gelegt und sorgfältig in Überlappung gebracht. 

MULTISHOT-TECHNIKEN (3)

9 Das Dalberghaus in Aschaffenburg ist fast so wo verwinkelt wie Hogwarts und bietet damit die perfekte Ausgangsbasis für ein Multi-View­ point-Panorama.

 Bild direkt aus der Kamera (links), Bild nach Entzerrung (rechts). Als Referenz für das Breiten-Höhen-Verhältnis hat hier ein SMART aus dem Web gedient.

 Das Ergebnis der Ausrichtung der neun Einzelbilder.

167

3.3 MULTISHOT-TECHNIKEN

Nun folgt der zeitaufwändigste Abschnitt, in welchem die ausgerichteten Einzelbilder mithilfe von Masken händisch überblendet werden. Wenn Sie sich bei den neun überlappenden Bildern zum Beispiel einmal die Bäume anschauen, bekommen Sie rasch einen Eindruck, wieso die Panoramaprogramme hier

scheitern und wieso diese Aufgabe auch für den Menschen nicht einfach ist.  Im Anschluss steht dann nur noch der Feinschliff an und voilà – das Dalberghaus erstrahlt aufgeräumt und in neuem Glanz. 

Linkbox • Projektionen: hohenauer.info/panoramen/projektionsarten/ • Joachim Fenkes, Lineare Panoramen mit Hugin: www.dojoe.net/tutorials/linear-pano/

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MULTISHOT-TECHNIKEN (3)

 Das Aus- und Einmaskieren verschiedener Bildbereiche ist sehr zeitaufwändig. Dies ist auch der Grund, wieso Multi-Viewpoint-Panoramen so selten anzutreffen sind.

 Der Lohn der Mühe: Das Dalberghaus wirkt in dieser abgewickelten und aufgeräumten Form wesentlich ordentlicher.

169

3.4 MULTISHOT-TECHNIKEN

Ein Rundum-Panorama aus dem Medienlabor der Hochschule Aschaffenburg. Ein solches Panorama ist schnell aufgenommen, aber ein paar Details gilt es doch zu beachten, damit es im Anschluss für einen interaktiven virtuellen Rundgang im Browser genutzt werden kann.

17

MULTISHOTTECHNIKEN

3.4

Panoramen für virtuelle Rundgänge

Im Kapitel zum Thema »Multishot« konnten Sie sehen, was mit Panoramen alles möglich wird – vom kleinen Planeten über die HDRI-Panoramen bis hin zu manuell fusionierten linearen Panoramen. So richtig interessant wird die Panoramatechnik aber erst dann, wenn man sie kommerziell für die Außendarstellung nutzt und zum Beispiel virtuelle Rundgänge anbietet. Das Beste daran ist: Das ist noch nicht einmal besonders schwierig, da der Erstellungsprozess in weiten Teilen identisch bleibt. Wer einmal schnuppern möchte, was denn mit dieser Technik alles möglich ist, findet im Web eine Vielzahl eindrucksvoller Beispiele (siehe die Linkbox am Kapitelende).

171

3.4 MULTISHOT-TECHNIKEN

1 Die Aufnahmeserie für den virtuellen Rundgang besteht aus 19 Aufnahmen. Weniger hätten auch ausgereicht, aber etwas Sicherheit schadet nicht.

Der Workflow Der Ablauf bei der Erstellung eines interaktiv begehbaren Panoramas ist im ersten Schritt identisch mit der klassischen Panoramafotografie, die Sie bereits in den vorangegangenen Kapiteln kennengelernt haben. Häufig werden für die Rundgänge komplette Multi-Row-Rundum-Panoramen aufgenommen, die auch Decke und Boden der Örtlichkeit abbilden, aber das ist keine notwendige Voraussetzung. Ansonsten ist bei der Aufnahme vor Ort zu beachten, dass die Räume auch sehr klein sein können (siehe das Beispiel in der Linkbox). Damit schrumpfen die Abstände zur Szene, und die Parallaxenfehler werden ausgeprägter. Kurz gesagt, sollte man sich bei dieser Anwendung besonders viel Mühe mit dem Ausgangsbildmaterial geben und hierfür die Kamera auf einem Nodalpunkt-Adapter exakt einmessen. Zum Stitchen kommen dann die einschlägigen Tools wie PTGui, Hugin, Microsoft ICE und Photoshops Bordmittel infrage. Ein Probelauf Für einen Test des Ablaufs haben wir das Medienlabor an der Hochschule Aschaffenburg besucht. Dieses Labor bietet auf rund 50 Quadratmetern viele interessante technische Details und moderne Versuchsplätze zu 17

Themen wie Eyetracking und Bewegungserfassung. Im ersten Schritt haben wir die zwei Studenten positioniert und eine soweit wie möglich einheitliche Lichtsituation geschaffen. Als Panoramaadapter kam der preisgünstige Panosaurus zum Einsatz, als Kamera eine EOS 5D Mk III mit einem 17-40-Zoom auf 17 mm. Mit den 17 mm müsste man zur vollständigen Erfassung der Decke und des Bodens zwei Zeilen aufnehmen. Wir begnügen uns mit nur einer Zeile, die zumindest die interessanten Laborplätze und Gerätschaften aber komplett erfasst. Das einzeilige Panorama ist mit großzügiger Überlappung aufgenommen und besteht aus 19 Aufnahmen, die im Anschluss mit Microsoft ICE in der Standardeinstellung fusioniert wurden. 1 2 3 Microsoft ICE berechnet das Panorama zwar rekordverdächtig schnell und kann sogar mittlerweile per Auto Completion automatisch Fehlstellen am Rand flicken. Es hinterlässt allerdings auch einige Frakturen im Ergebnis. Im nächsten Schritt steht die Reparatur dieser Bildfehler an. Nach der Fertigstellung kann das Panorama dann in einen " Pano­viewer, wie zum Beispiel " Pano2VR, geladen werden, und ein erster virtueller Rundgang kann direkt im Programm erfolgen. 4

MULTISHOT-TECHNIKEN (4)

2 Das Panorama nach dem Stitching. 3 Das Ergebnis der neuen Funktion Auto Completion.

Zur weiteren Nutzung bietet Pano2VR verschiedene mögliche Exportformate wie HTML5, Flash oder Quicktime VR, von denen HTML5 am einfachsten universell nutzbar ist. Man wählt den Export über den großen grünen Plus-Knopf, stellt eventuelle weitere Optionen zum automatischen Rotieren oder zur »Skin« ein und exportiert dann im Anschluss das PanoVirtual-Reality-Projekt über den Zahnrad-Button. So

erstellt Pano2VR mit wenigen Mausklicks die notwendigen Grafikkacheln und die zugehörige index.htmlDatei. Weiterhin liefert es auch das Panoviewer-Plugin pano2vr_player.js sowie eine xml-Datei zum Field-ofView und zu ähnlichen Größen mit. Ein einfacher Klick auf die index.html startet den interaktiven Rundgang im Browser. Hier kann sich der Be173

3.4 MULTISHOT-TECHNIKEN

4 Das Panorama ist in Pano2VR geladen. Jetzt kann man bereits einen ersten virtuellen Rundgang ausprobieren.

sucher nun mit der Maus in der Szene bewegen und auf Details einzoomen. 5 Jetzt fehlt nur noch die Einbindung der entstandenen Dateien auf einem Webserver, auf dessen Webdokumente-Verzeichnis man Schreibrechte hat. Darüber hinaus kann diese Software aber auch mehrere Räume verlinken und bietet noch weitere Optionen wie Auto-Rotieren u. v. a. m. Der Hersteller stellt hierzu eine Vielzahl von " Tutorials online zur Verfügung. Google und virtuelle Rundgänge Wenn Google ganze Städte in Form virtueller StreetView-Rundgänge abbilden kann, dann kann doch sicher diese Technik auch für Innenräume genutzt werden? Ja, sie kann. Einen ersten Eindruck kann man sich 17

auf der 5th Avenue in Manhattan verschaffen, wenn man die Karte lädt (in Google Maps eingeben: manhattan 5th avenue) und dann in der Kartenansicht unten rechts auf das gelbe Männchen klickt. Die sich dann verändernde Karte und die erscheinende Legende zeigen, wo Street View verfügbar ist, wo Photo-Sphere-Panos und wo 360 °-Innenaufnahmen vorhanden sind (in der Legende heißt das: Von innen ansehen). 6 Die letzteren zwei Punkte entsprechen eben jenen Möglichkeiten, die Google anbietet, um 360 °-VRPanos zu nutzen: Google Business Photos Google Business Photos ist kostenpflichtig und setzt auf ein Netzwerk zertifizierter Profifotografen. Die Vor­

MULTISHOT-TECHNIKEN (4)

5 Nach dem HTML-Export kann man nun auch im Webbroser den virtuellen Rundgang nutzen (oben). 6 Screenshot aus Google Maps, New York (unten). Die Legende zeigt die Symbole für Street View, Photo Sphere und Innenansichten (Quelle: Google Maps).

175

3.4 MULTISHOT-TECHNIKEN

7 Mit einer kleinen EXIF/XMP-Ergänzung im Panorama (rechts) wird unser Panorama tauglich für Photo Sphere. Hier steht nun noch das Feintuning der Parameter an, um die Verzeichnungen zu korrigieren.

aussetzungen sind eine vernünftige Ausrüstung, ein Gewerbeschein oder HR-Auszug sowie eine eigene Website. Die Preise für diese Serviceleistung kann der Fotograf selbst bestimmen. Google Photosphere Die Alternative zu Business Photos ist " Photosphere – ein Google-Service, der es ermöglicht, mit dem eigenen Smartphone ein Rundum-Pano aufzunehmen und dieses im Anschluss auf die eigene Google-Business Website hochzuladen. Die notwendige App ist für iOS und für Android erhältlich. Ein wenig problematisch ist bei diesem Ansatz, dass Smartphones nicht perfekt zur Panoaufnahme geeignet sind. Ein Panoramaadapter hilft auch bei den Phones, aber vielleicht wünscht man sich doch die Möglichkeit, die 17

Panoramen mit einer besseren Kamera aufzunehmen, zu editieren, Gesichter zu verpixeln usw. Das ist tatsächlich auch möglich, aber dann muss man selbst im Anschluss einen XMP-Datenblock ergänzen, damit das Pano von der Google-BusinessWebsite beim Hochladen auch als solches erkannt und nicht nur als großes Bild angezeigt wird (siehe auch Link " XMP-Infos ergänzen). Der XMP-Hack baut auf das kostenfreie Tool ExifTool, wobei die GUI nicht erforderlich ist. Die Kommandozeilenversion reicht aus. Nach dem ExifTool-Download kopiert man von der " Pano­twins-Website die notwendigen Parameter für den Kommandozeilenaufruf und startet damit in der Konsole: exiftool.exe . 7

MULTISHOT-TECHNIKEN (4)

Linkbox • Eindrucksvolle Beispiele für virtuelle Rundgänge: www.shapemotion.com/virtuelle-360-rundgaenge/ • Beispiel für ein Panorama auf engem Raum: www.tom-striewisch.de/informationen/panoramafotografie.htm • Linkliste zu Pano Viewers: wiki.panotools.org/Panorama_Viewers • Tutorials zum Programm Pano2VR: www.youtube.com/user/SupportGnome/videos • Google Busines Photos für professionelle Panos: www.google.de/intl/de/help/maps/businessphotos/photographers/ • Google Photo Sphere: www.winlocal.de/blog/2014/08 • Google Photo Sphere mit eigenen Panoramen nutzen (XMP-Infos ergänzen): developers.google.com/streetview/spherical-metadata?hl=de#beispiel_eines_vollstandigen_panoramas https://bit.ly/2N45M4W

177

Lamborghini-Werkstatt in der Klassikstadt Frankfurt – ein kontrastreiches Motiv, das nach High Dynamic Range Imaging verlangt. Canon EOS 5D Mk III | EF 17 - 40, f/4.0 | 21 mm | f/8 | ISO 100 | M-Modus | RAW | Belichtungsserie vom Stativ mit 1/30, 1/15, 1/8, 1/4, 1/2, 1 Sekunde.

MULTISHOTTECHNIKEN

3.5

High Dynamic Range Imaging

Wenn der Dynamikumfang eines Motivs den der Kamera sprengt, schlägt die Stunde der Hochkontrastverfahren oder auch des High Dynamic Range Imaging (HDRI). In diesem Artikel lernen Sie HDRI-Verfahren genauer kennen und unternehmen mit uns einen Probelauf mit dem Nik-Plugin HDR Efex Pro 2.

3.5 MULTISHOT-TECHNIKEN

10 EV Dynamikumfang pro Bild

16 EV Dynamikumfang im HDR-Bild

EVa1

EVa2

EVe1 Rekonstruktion der Sensorkennlinie

Bild 1

8 EV Dynamikumfang

EVe2 Tonemapping

Bild 2 Bild 3 Bild 4

Der HDRI-Workflow basiert auf der Rekonstruktion des Übertragungsverhaltens des Sensors (der Sensorkennlinie). Danach werden die Bilder zu einem Hochkontrastbild zusammengefügt. Im Anschluss wird dieses via Tone Mapping auf einen darstellbaren Dynamikumfang komprimiert.

Grundlagen und Anwendungen HDRI ist ein Verfahren, das auf eine Bildserie mit wandernder Belichtung setzt. Im Regelfall wird man hierzu die Kamera auf einem Stativ platzieren und dann die Belichtung über die Belichtungszeit in Einer- oder Zweier-Lichtwertschritten variieren (1 Lichtwert = 1 Exposure Value oder 1 EV). Der Live-View-Modus hilft hierbei und zeigt dem Fotografen, wo die hellste Aufnahme der Serie liegen sollte, wo die dunkelste. Es gilt: Die hellste Aufnahme sollte so hell sein, dass auch die dunkelsten Szenenbereiche nicht reinschwarz sind, sondern noch Zeichnung aufweisen. Die dunkelste Aufnahme sollte so dunkel sein, dass auch die hellsten Bereiche nicht reinweiß sind (nicht blinken), sondern noch Zeichnung aufweisen. Die Schrittweite sollte 2 EV nicht übersteigen. So kann man schnell feststellen, wie viele Aufnahmen erforderlich sind, und stellt auch stets sicher, dass der komplette Dynamikumfang der Szene erfasst wird. Der HDRI-Workflow funktioniert grundsätzlich sowohl mit RAW-Daten als auch mit beispielsweise 18

TIFF-Daten. Hierbei ist aber zu beachten, dass die RAW-Daten intensitätslinear sind, die Farbsignale nach der Konvertierung von RAW in TIFF (und damit auch nach dem Debayering/Demosaicing) aber nichtlinear. Um nun ein lineares HDR-Bild aus einer Reihe nichtlinearer Bilder zu berechnen, müssen die rawkonvertierten Bilder zuerst wieder linearisiert werden. Dieser Schritt bringt einen Fehler ein. Die besten Ergebnisse erzielt man daher mit RAW-Daten (siehe hierzu auch die Website von → Prof. Gregor Fischer). Es kann dennoch auch gute Gründe geben, auf TIFFs zu operieren. So kann es sein, dass das bevorzugte HDRI-Programm bei einer handgehaltenen Aufnahmeserie bei der Ausrichtung scheitert. Dann kann man das Ausrichten mit Photoshop oder mit dem kostenlosen Microsoft ICE erledigen und die ausgerichteten Bilder als TIFF speichern. Wann immer möglich, wählt man hierzu eine Farbtiefe von 16 Bit. In Photoshop ist der Ablauf wie folgt: Datei > Skripten > Dateien in Stapel laden, [x] Quellbilder nach Möglichkeit ausrichten Danach kann man die Einzelebenen nacheinander einblenden und jeweils mittels Datei > Speichern unter als 16-Bit-Tiffs speichern.

MULTISHOT-TECHNIKEN (5)

3 Konfiguration des Tone Mapping.

Zu Hause am PC erfolgt der Import der Serie in das Photoshop-Plugin HDR Efex Pro wie folgt: Datei > Automatisieren > Merge to HDR Efex Pro 2 Dann kann man die Bildserie auswählen 1. Im nächsten Dialog klickt man sicherheitshalber [x] Ausrichten an und startet dann den Prozess 2. Die nun erscheinende Oberfläche zur Konfiguration des Tone Mapping ist intuitiv und bietet eine flotte Voransicht. Über die ersten fünf Regler steuert man den HDR-Look und kann leicht und effektiv zwischen natürlich und schrill einstellen. Es reizt, über die Regler Drama und Detail die Mikrokontraste hervorzukitzeln, aber am Ende ist dann doch weniger mehr 3.

Das entstandene 32-Bit-Bild wird dann in Photoshop geöffnet und muss für die Weiterverarbeitung nach 16 Bit umgewandelt werden. Dies geschieht über Bild > Modus > Zusammenfügen. Im nun geöffneten Dialog zur HDR-Tonung wählt man als Methode aus: Belichtung und Gamma (Vorsicht: Andere Methoden starten ein verändertes Tone Mapping). Wir haben im Anschluss dem Bild mit einem VSCO-Preset einen etwas kühlen Look mitgegeben, den Zuschnitt angepasst sowie einige störende Stellen retuschiert. Im nächsten Beispiel (Bilder 4 bis 6) haben wir besonders darauf geachtet, das HDRI-Ergebnis natürlich erscheinen zu lassen. Die Aufnahmeserie ist genauso entstanden wie beschrieben, allein die Einstellungen bei den Werten zur Tonwert-Komprimierung waren etwas zahmer. 183

3.5 MULTISHOT-TECHNIKEN

4

5

18

MULTISHOT-TECHNIKEN (5)

6

4 Jetzt sind wir auf der Suche nach einem realistischen Ergebnis. Hier das dunkelste Bild der Serie. Canon EOS 5D Mk III | EF 17 - 40, f/4 | 17 mm | f/8 | ISO 100 | M-Modus | RAW | 1/8 Sekunde. 5 Das hellste Bild der Serie. Canon EOS 5D Mk III | EF 17 - 40, f/4 | 17 mm | f/8 | ISO 100 | M-Modus | RAW | 2 Sekunden. 6 Das Ergebnis nach dem HDRI-Prozess, mit einer etwas wärmeren Tonung versehen.  

185

3.5 MULTISHOT-TECHNIKEN

Im dritten Beispiel, Bilder 7, 8, sehen Sie, dass HDRI nicht nur zur Kontrastbewältigung genutzt werden kann, sondern auch taugt, um den Mittelton-Kontrast zu verändern. In diesem Beispiel hat das Motiv den Dynamikumfang der Kamera zwar nicht gesprengt. Dennoch hat die Bildserie mit -2 EV, -1 EV, +1 EV, +2 EV

um die Ideal­belichtung (0 EV) prima dazu getaugt, dem HDRI-Verfahren optimale Daten für das Tone Mapping zur Verfügung zu stellen. So kann eine Belichtungsreihe auch dazu dienen, Bilder detailreicher und knackiger wirken zu lassen, ohne dass Tonwertabrisse auftreten.

7 Brave Einzelaufnahme. Die Belichtung stimmt, aber das Bild ist einfach langweilig. Canon EOS 5D Mk III | Canon EF 17 - 40 mm f/4L USM | 40 mm | f/9 | ISO 100 | 1/2 Sekunde | M-Modus | RAW | vom Stativ.

Linkbox 1. Homepage Prof. Gregor Fischer – Forschung und Publikationen zu den Themen Kameratechnik und HDRI: www.th-koeln.de/personen/gregor.fischer/ 2. Matlab – HDRI-Quelltextbeispiel: tiny.cc/9ypqcy 3. Erik Reinhard u. a.: High Dynamic Range Imaging: Acquisition, Display and Image-Based Lighting. Verlag Morgan Kaufmann, 2010. Englische Sprache.

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MULTISHOT-TECHNIKEN (5)

8 Hyperrealistische HDRI-Aufnahme aus sechs Bildern. Nicht jedermanns Sache, aber zumindest nicht mehr langweilig. Canon EOS 5D Mk III | EF 17 - 40, f/4 | 40 mm | f/9 | ISO 100 | M-Modus | RAW | Belichtungsserie vom Stativ mit 1/15, 1/8, 1/4, 1/2, 1, 2 Sekunden.

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Naturhistorisches Museum Wien, nach dem Exposure-Fusion-Verfahren aus einer Bildserie entwickelt (Belichtung: –3, –2, –1, 0, +1 EV). Canon EOS 500D | Zoom-Objektiv 10-20 f/4 auf 11 mm | f/13 | ISO 100 | 15 Sekunden | M-Modus | RAW.

MULTISHOTTECHNIKEN

3.6

Exposure Fusion

Wer bei dem Stichwort »Dynamiksteigerung« in der Fotografie direkt an HDR denkt, liegt nur begrenzt richtig. Tatsächlich existiert mit »Exposure Fusion« auch ein anderes, älteres und viel einfacheres Verfahren, das unter Umständen sogar bessere, weil natürlichere Ergebnisse liefert.

3.6 MULTISHOT-TECHNIKEN

Grundlagen HDRI, bekannt aus dem vorherigen Kapitel, setzt auf eine exakte Kenntnis der Aufnahmedaten (der Lichtwert- bzw. EV-Abstufung), um hieraus die Sensorkennlinie zu rekonstruieren. Dann erfolgt ein Übergang zu breiteren 32-Bit-Daten, um die aus den Einzelbildern errechnete höhere Dynamik auch ablegen zu können. Der letzte Schritt ist die Komprimierung dieses hohen Dynamikumfangs via Tone Mapping auf ein darstellbares 8-Bit-Format. Das alles fällt bei dem Verfahren der Belichtungsfusion oder engl. Exposure Fusion weg (zur Terminologie siehe auch die Infobox auf Seite 196). In diesen einfachen Algorithmus kann man Bildreihen mit beliebiger, auch unbekannter EV-Abstufung speisen. Automatisierte Verarbeitung Exposure Fusion ist viel einfacher zu implementieren und weniger anspruchsvoll im Ausgangsmaterial als High Dynamic Range Imaging. Der einzig algorithmisch aufwändige Schritt ist die Überblendung der »besten« Pixelbereiche zum Ergebnisbild. Setzt man das Ergebnis naiv pixelweise zusammen, entstehen harte Übergänge und Halo-Effekte. Eine Verbesserung bringt ein weiches Überblenden. Im Algorithmus geschieht dies mittels einer sogenannten »Gauß-Pyramide«. Interessierte Leser finden die Mathematik dazu in der auf Seite 197 genannten Veröffentlichung »Exposure Fusion« von Mertens et al. In der manuellen Variante verwendet man fürs weiche Überblenden schlicht weichgezeichnete Masken.

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Der Algorithmus nach Mertens et al. in aller Kürze 1. Lade Bildserie 2. Optional: Richte die Bilder zueinander aus (die im Text erwähnte Software EnfuseGUI beherrscht dies nicht; hier ist eine vorherige Registrierung mit bspw. Photoshop erforderlich) 3. Nimm aus der Bildserie nur die jeweils »besten« Pixel für das Ergebnisbild. Vergleiche hierzu Sättigung, Kontrast und Belichtung (in einstellbarer Gewichtung): – die Sättigung sollte möglichst hoch sein – der Kontrast im lokalen Umfeld sollte möglichst hoch sein – die Helligkeit sollte um 50 % liegen (als Indiz für eine ausgewogene Belichtung) 4. Überblende diese »besten« Pixel(bereiche) weich mittels einer Gaußpyramide. Bei der händischen Umsetzung des Verfahrens funktioniert diese weiche Überblendung mittels weichen Auswahlkanten bzw. weichgezeichneten Masken.

Der beschriebene Algorithmus von Tom Mertens ist mittlerweile sowohl als Matlab-Code als auch als Lightroom-Plugin LREnfuse und als freies Stand­aloneProgramm EnfuseGUI verfügbar (siehe Linkbox auf Seite

MULTISHOT-TECHNIKEN (6)

Eine einzelne Belichtung wird dem Dynamikumfang der Szene nicht gerecht. Die dunklen Bereiche werden reinschwarz, die hellen Töne brennen reinweiß aus.

197). EnfuseGUI ist kostenlos und für die Plattformen Windows und macOS erhältlich. Der Umgang mit dem schlanken Tool ist selbsterklärend: Man zieht die Dateien der Belichtungsreihe auf das linke Feld und startet den

Ablauf. Der Feinschliff kann dann darin bestehen, auf der Basis der kleinen Vorschau die Regler zu den Gewichtungen (siehe Algorithmus) anzupassen oder auch einzelne Dateien hinzuzufügen oder von der Serie auszunehmen.

Erst eine Belichtungsreihe, hier aus fünf Bildern bestehend, kann den Dynamikumfang der Szene erfassen.

191

3.6 MULTISHOT-TECHNIKEN

Der Umgang mit EnfuseGUI ist denkbar einfach. Man zieht die Bilder auf die weiße Fläche, passt eventuell noch die Gewichtungen von Kontrast und Sättigung an und startet den Ablauf.

Das Ergebnis, direkt aus EnfuseGUI, zeigt bereits eine erstaunliche Detailfülle. Jetzt fehlt nur noch eine dezente Photoshop-Kur, um das Bild richtig strahlen zu lassen.

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MULTISHOT-TECHNIKEN (6)

In unserem Probelauf im Museum sehen Sie zuerst das Einzelbild mit EV = 0, das deutlich macht, dass die Kameradynamik hier nicht ausreicht. Dann sehen Sie in den Screenshots den Ablauf in EnfuseGUI. Das Enfuse-Ergebnis kann ohne weitere Verarbeitung ein wenig flach wirken, aber man sieht auch, dass es tatsächlich eine erstaunliche Detailfülle enthält. Eine kurze Photoshop-Kur lässt dann das Ergebnis richtig strahlen. Empfehlenswert ist die Einstellung des Schwarzpunktes, des Kontrastes, der Belichtung und

der Sättigung (den Nutzen der Mühe sehen Sie im Aufhängerbild). Manuelle Verarbeitung mit Luminanzmasken Wer die perfekte Kontrolle über den Ablauf des Verfahrens behalten möchte, der kann Exposure Fusion auch Schritt für Schritt manuell in Photoshop umsetzen. Profis wie Katja Gragert oder Martin Preissner (siehe Linkbox auf Seite 197) zeigen, dass damit ganz erstaunliche Ergebnisse möglich werden. Der Ablauf ist am Beispiel Photo­shop im Grundgerüst wie folgt:

Der manuelle Ablauf in der Kürze 1. Datei > Skripten > Dateien in Stapel laden …, [x] Quellbilder nach Möglichkeit ausrichten. 2. Ebenen von Hand umsortieren, dunkelste zuunterst, dann aufsteigend. 3. Dunkelste Ebene anwählen, andere ausblenden. 4. Auswahl > Farbbereich > Lichter 5. Nun die nächste Ebene im Stapel anwählen und dort eine Maske erstellen. Dann diese Maske invertieren. 6. Die neu erstellte Maske ist bereits angewählt, nun diese weichzeichnen: Filter > Weichzeichnungsfilter > Gaußscher Weichzeichner, 250 (siehe auch die nachfolgende Anmerkung). 7. Nun die aktuelle Ebene anwählen (jene zur gerade erstellten Maske) und weiter mit Punkt 4. 8. Am Ende steht die Anpassung der Deckkräfte der einzelnen Ebenen nach Augenschein. Zu beachten ist, dass der Weichzeichner-Parameter mit jeder helleren Ebene kleiner werden sollte. Für die Dreierbildserie haben wir erst 250 und dann 80 gewählt. Für größere Bildserien hat sich als gute Ausgangsbasis erwiesen: 250, 80, 35, 22, 12.

193

3.6 MULTISHOT-TECHNIKEN

Auch der händische Ablauf auf der Basis von Luminanzmasken ist kein Hexenwerk (oben). Hier sehen Sie die drei Ausgangsbilder, das Ergebnis nach Farb- und Kontrastanpassung sowie den entstandenen Ebenenstapel. Auch das Ergebnis (rechts) des manuellen Exposure-Fusion-Verfahrens überzeugt. Wer genau hinschaut, erkennt, welche Museumsgäste sich zwischen den Aufnahmen bewegt haben.

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MULTISHOT-TECHNIKEN (6)

195

3.6 MULTISHOT-TECHNIKEN

Wichtig ist, zu beobachten, ob die Lichter im Bild mit der gewählten Einstellung sauber eingeblendet werden (Details zum Beispiel bei → Jürgen Held, er erklärt in seinem HDR-Buch auch das Exposure-Fusion-Verfahren), und am Ende sollte man die Deckkraft der Ebenen jeweils anpassen. Falls sich zu große Schatten um helle Objekte ergeben, so kann man diese auf den jeweiligen Ebenenmasken mit einem schwarzen, weichen Pinsel ausmaskieren. Der anschließende Feinschliff in Photoshop umfasst wieder die Feineinstellung der Belichtung, des Schwarzpunktes und der Sättigung sowie das Ausgabeschärfen. Wir haben diesen Ablauf anhand von drei RAW-Dateien durchexerziert und diese hierfür direkt in Photoshop geladen und ausgerichtet. Wer hierbei die Möglichkeit vermisst, die Bilder initial in Adobe Camera RAW zu entwickeln, geht einfach wie folgt vor: Zuerst lädt man die fraglichen, zu entwickelnden Bilder nach ACR, stellt dort Weißabgleich usw. ein und speichert die Dateien dann als DNGs. Dann kann man mit Datei > Skripten usw. fortfahren und dort die DNGs laden – die vorgenommenen Änderungen werden nun übernommen. Alternativ kann man auch noch nach der Fusion der Ebenen den RAW-Konverter aufrufen, wie wir es oben im Beispiel gemacht hatten. Dies geschieht per Filter > Camera Raw. Nachteilig ist bei die-

ser flotteren Methode, dass man nun nicht mehr auf den ursprünglichen Rohdaten arbeitet. So ist nun zum Beispiel die Umstellung des Weißabgleichs nicht mehr verlustfrei möglich. Exposure Fusion auf einer einzigen RAW-Datei Sowohl das HDR-Verfahren als auch das Exposure-Fusion-Verfahren können auch auf synthetischen Belichtungsreihen angewendet werden, und auch das erste Beispiel hier im Artikel aus dem Naturhistorischen Museum in Wien ist so entstanden. Die Belichtungsreihe erzeugen Sie aus einer einzelnen RAW-Datei, indem Sie diese mehrfach mit wechselnden Belichtungseinstellungen im RAW-Konverter entwickeln. Dabei sollten Sie darauf achten, eine Aufnahme zu generieren, welche die sehr hellen Bereiche komplett ohne Ausreißen einfängt und eine, welche die dunklen Bereiche erkennbar macht. Als Zwischenschritte zwischen diesen zwei extremen Einstellungen bieten sich Schritte von 1 EV an. Idealerweise wählen Sie TIFF als Ausgabeformat. Sie erhalten so eine Belichtungsreihe, die den Dynamikumfang der RAW-Datei von 10–12 Bit komplett erfasst. Darüber hinaus können Sie bei diesem Vorgehen auch einzelne Entwicklungen im RAW-Konverter gezielt optimieren und so zum Beispiel die gepushten Entwicklungen stärker entrauschen.

Terminologie Sobald die Kürzel HDRI und DRI auftauchen, ist eine gewisse Begriffsverwirrung vorprogrammiert. Da hilft es, die Bezeichnungen kurz einzuführen. High Dynamic Range Imaging, HDRI oder kurz HDR steht für ein Verfahren, bei dem aus einer Belichtungsreihe ein darstellbares LDR-Einzelbild erzeugt wird, in welchem durch den Tone-Mapping-Schritt die hohe Dynamik der Belichtungsreihe in komprimierter Form abgebildet wird. Hierfür wird auch die Sensorkennlinie rekonstruiert (siehe Multishot-Techniken 3.5). Die Bezeichung Dynamic Range Increase oder DRI kennzeichnet dagegen das Verfahren der Belichtungsfusion (auch Exposure Fusion, Exposure Merging oder Exposure Blending genannt), das ganz anders funktioniert und keine Rekonstruktion der Kennlinie erfordert. Die Ergebnisse können aber ähnlich wie diejenige aus den HDR-Verfahren sein. Vorsicht: In einigen Quellen wird DRI auch unglücklicherweise als Oberbegriff für alle Multishot-Verfahren verwendet, die auf Reihen aus unterschiedlichen Belichtungszeiten arbeiten (HDR-Verfahren, Exposure-Fusion-Verfahren). Wir verwenden den Begriff hier aber gemäß der ersten Bedeutung.

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MULTISHOT-TECHNIKEN (6)

Linkbox 1. Tom Mertens: Website mit Publikationen und mit Beispiel-Matlab-Code zum Exposure-Fusion-Verfahren: https://mericam.github.io/exposure_fusion/index.html 2. Tom Mertens, Jan Kautz, Van Reeth: Exposure Fusion. In: Proc. of 15th Pacific Conference on Computer Graphics and Applications (Pacific Graphics 2007), Maui, Hawaii (USA), 2007. 3. Software LREnfuse für Lightroom: photographers-toolbox.com/products/lrenfuse.php 4. Software EnfuseGUI, freier Download: software.bergmark.com/enfusegui/Main.html 5. Katja Gragert: Langzeitbelichtung und DRI. In: Zeitschrift DOCMA, Ausgabe 1/08. 6. Martin Preisser: Nachtmomente – Beispiele für das händisch angewandte Exposure-Fusion-Verfahren: www.martinpreissner.de/nachtmomente/ www.fototv.de/tutorial/nachtmomente 7. Jürgen Held: HDR-Fotografie – das umfassende Handbuch. Galileo-Verlag, Bonn, 2009. Anmerkung: Hier findet sich auch eine Anleitung zum Umgang mit Luminanzmasken für eine händische Umsetzung des Exposure-Fusion-Verfahrens.

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3.7 MULTISHOT-TECHNIKEN

Die Bildauflösung reicht nicht aus? Die Aufnahmen sind zu sehr verrauscht? Kein Makro- oder kein Teleobjektiv zur Hand? Dann kann das Superresolution-Verfahren eine Lösung sein. Im Beispiel sehen Sie links und rechts zwei Bildausschnitte in 100 %-Darstellung und in den jeweils unteren Kästchen die Verbesserung. Hierfür haben wir 14 Bilder aufgenommen und mittels der Software PhotoAcute zu einer einzelnen, höher aufgelösten Aufnahme verarbeitet. Canon EOS 5D Mk II | EF 50 f/2.5 Compact Macro | Blende 8,0 | 1/200 Sekunde | ISO 100 | Av-Modus | Weißabgleich auf Auto | JPEG | Belichtungsreihe aus 14 Bildern.

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MULTISHOTTECHNIKEN

3.7

Super-Resolution Imaging

Grundsätzlich sollte man meinen, dass die Auflösung eines digitalen Fotos durch die Sensorauflösung vorgegeben ist. Tatsächlich kann man aber aus einer Belichtungsreihe auch ein Einzelbild generieren, das eine höhere Auflösung hat. Die Grundlage hierfür ist das Superresolution-Verfahren.

199

3.7 MULTISHOT-TECHNIKEN

Nach dem Laden der Bilder in PhotoAcute sollte man verwackelte oder unscharfe Bilder von der Serie ausnehmen.

Multishot-Verfahren können nicht nur den Bildwinkel vergrößern und den Dynamikumfang erweitern, sondern auch Bilder mit höherer Auflösung generieren. Die Grundlage hierfür ist das Superresolution-Verfahren. Grundlagen Die Datenbasis für das Verfahren ist eine Bildserie, bei der die einzelnen Aufnahmen von Bild zu Bild minimal verschoben sind, wobei die Verschiebung auch im Subpixelbereich liegen kann. Aus einer solchen Bildserie kann man dann ein Gesamtbild berechnen, das im Vergleich zum Einzelbild höher aufgelöst ist und weniger Rauschen enthält. Das Verfahren hat viele Anwendungen. Das Militär interessiert sich dafür, um Bodentruppen besser ausmachen zu können, Tankstellenbesitzer können damit aus groben Videodaten die Kennzeichen der Spritdiebe entziffern und Astro-, OCR- oder Mikroskopie-Software liefert damit generell bessere Ergebnisse. Eine weitere Anwendung findet sich in der Low20

End-Fotografie. Smartphones setzen bisher meist Fixfokus- statt Zoomobjektive ein. Wenn ausreichend Auflösungsreserven vorhanden sind, kann man aber auch schlicht durch mehr Abstand nebst Bildbeschnitt »zoomen« und erhält dann geringere perspektivische Verzerrungen. Superresolution kann die hierbei entstehenden Auflösungseinbußen wieder wettmachen. Es erstaunt vielleicht, dass mit einem algorithmischen Verfahren nachträglich die Bildauflösung besser werden soll, denn schließlich ist doch die Sensorauflösung nicht veränderbar. Tatsächlich hat aber auch bspw. das Rauschen eine Auflösungsverminderung zur Folge, und dieser Anteil lässt sich durch mehrere Aufnahmen verringern. Weiterhin wird durch die leichte Verschiebung auch die Abtastung verändert. Die klassischen Superresolution-Algorithmen basieren auf der Fourier-Theorie und sind relativ komplex zu implementieren. Umsetzungen des Verfahrens finden sich in der freien Software-Bibliothek Supreme und im kommerziellen Programm PhotoAcute. Andere

MULTISHOT-TECHNIKEN (7)

PhotoAcute beherrscht nicht nur die SuperresolutionVerarbeitung (Increase Resolution), sondern auch High Dynamic Range Imaging und Focus-Stacking (Expand Depth of Field). Für das Beispiel haben wir aber die erste Option gewählt.

Umsetzungen realisieren den Pixelshift mechanisch (Olympus OM-D E-M5 Mark II, Vieworks CoaXPress) und shiften hierbei den Sensor mehrfach (4x, 9x oder 16x) exakt um eine Pixelbreite oder den Bruchteil einer Pixelbreite und erzielen so einen Auflösungszugewinn. Im algorithmisch einfachsten Fall spart man sich hiermit die (auflösungsreduzierende) DemosaicingInterpolation und besetzt die Farbkanäle jeweils aus den gerade exakt passenden RGB-Filter-Pixeln. Superresolution mit PhotoAcute Wir haben einmal für Sie mit PhotoAcute einen Testlauf durchgespielt. Der Ablauf ist wie folgt: Zuerst lädt man die Bildserie in das Programm. Anschließend wählt man nur die perfekt scharfen Bilder aus, da unscharfe Teilnehmer das Ergebnis verschlechtern.

be Stunde in Anspruch nehmen kann. Der Lohn der Mühe und der Geduld ist ein entrauschtes und hochaufgelöstes Gesamtbild. Ausschnitte aus dem Ergebnis sehen Sie im Kapitelanfangsbild. Superresolution mit Photoshops Bordwerkzeug Tatsächlich kann man aber auch mit Photoshops Bordmitteln bereits erstaunliche Ergebnisse erzielen. Der Ansatz basiert auf folgender Idee: Wenn man von einer Szene eine Bildserie von rund acht bis zwanzig ganz leicht verschobenen Bildern aufnimmt, so kann man im Anschluss dann in Photoshop diese Bilder hochrechnen, optimal übereinanderlegen und dann den Bildstapel mitteln. Als Ergebnis entsteht ein Bild mit höherer Auflösung.

Nun kann man den gewünschten Verrechnungsmodus wie HDR oder Focus-Stacking (Expand Depth of Field) wählen. Hier im Beispiel haben wir Increase Resolution gewählt.

1 Im Detail sind die Schritte für den Ansatz mit Photoshops Bordmitteln wie folgt: Zuerst wird die Bildserie, bestehend aus leicht versetzten Bildern, in einen Bildstapel geladen via Datei > Skripten > Dateien in Stapel laden.

Ab hier ist ein wenig Geduld gefragt, da die Berechnung des hochaufgelösten Bildes eine viertel bis hal-

2 Dann werden die Bilder in der Auflösung um bspw. Faktor 2 in Breite und Höhe per Pixelwiederholung

201

3.7 MULTISHOT-TECHNIKEN

A

B

A

B

A

B

Ausgangspunkt sind zwei Bilder A , B , die leicht versetzt sind. Diese werden nun

… abgetastet,

… hochinterpoliert,

… optimal überlagert

und ergeben damit ein höher aufgelöstes Gesamtbild.

Superresolution basiert in der einfachsten Form auf leicht versetzten Bildern, die hochgerechnet, überlagert (registriert) und dann gemittelt werden. Diese Schritte lassen sich auch mit Photoshop umsetzen.

1 Am Anfang steht das Laden der Bildserie in einen Bilderstapel.

20

MULTISHOT-TECHNIKEN (7)

2 Dann werden die Einzelbilder um Faktor 2 hochgerechnet.

oder per Details erhalten hochgerechnet (hier lohnen Experimente): Bild > Bildgröße ... (per Pixelwiederholung).

Ebene > Smart-Objekte > In Smart-Objekt konvertieren

Dann starten Sie die Registrierung, die Merkmale in den Bildern sucht, korrespondierende Merkmale von Bild zu Bild zuordnet und dann die Transformation berechnet. Hierfür markieren Sie die Ebenen und wählen Bearbeiten > Ebenen automatisch ausrichten.

Ebene > Rastern > Smart-Objekt

3 Anschließend kann können Sie Ebenen in ein SmartObjekt umwandeln und dann die Pixel des Ergebnisbildes aus dem Median der Bildpixel im Stapel berechnen:

Ebene > Smart.Objekte > Stapelmodus > Median

Der tatsächliche Auflösungszugewinn ist nicht gleich dem Hochrechnungsfaktor, sondern wird eher etwas kleiner ausfallen (geschätzt rund Faktor 1,5 in Breite und Höhe). Der Zugewinn hängt hierbei von der Anzahl der Bilder, vom ursprünglichen Rauschanteil und vom Faktor bei der Hochrechnung ab. In der Ausschnittsvergrößerung sehen Sie aber, dass auch dieses einfach gehaltene Verfahren gut funktioniert. 4

3 Nach dem Hochrechnen und Registrieren der Serie erfolgt die Umwandlung in ein Smart-Objekt. Im Anschluss wird über den Bildstapel der Median berechnet. Dann wird das Ergebnis wieder in eine Standard-Bildebene umgewandelt.

203

3.7 MULTISHOT-TECHNIKEN

4 In der Ausschnittsvergrößerung sehen Sie, dass Superresolution auch mit Photoshops Bordwerkzeug funktioniert. Wieder wurden 14 Aufnahmen verwendet.

20

3.8 MULTISHOT-TECHNIKEN

Flash Composite, erstellt aus mehreren Einzelbelichtungen mit wandernder Blitzlichtquelle. Canon 5D Mark III auf Stativ | EF 24–70 f/2.8 II | f/7.1 | Brennweite 24 mm | ISO 100 | 1/125 Sekunde | WB auf Blitz | JPEG.

20

MULTISHOTTECHNIKEN

3.8

Flash Composites und andere Stapeltricks

Im letzten Abschnitt des Multishot-Kapitels finden Sie Techniken erklärt, die auf Photoshops Füllmethoden und Verrechnungsmodi basieren.

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3.8 MULTISHOT-TECHNIKEN

1 Flash Composite: Am Anfang steht eine erste Aufnahme ohne Lichtquelle, um im Anschluss die Lichtassistentin herausretuschieren zu können.

2 Flash Composite (Momentaufnahme): Jeder Einzelne im Gruppenbild wird nun beleuchtet und bekommt sein eigenes Foto. Die Kamera steht dabei auf einem Stativ.

In den letzten Abschnitten haben Sie bereits die klassischen Multishot-Verfahren wie HDR, Exposure Fusion und Focus-Stacking kennengelernt. Es existieren aber auch noch andere Techniken, die nicht so häufig Anwendung finden – Techniken, die auf den verschiedenen Möglichkeiten basieren, übereinanderliegende Ebenen zu verrechnen. Im letzten Abschnitt geht es nun um diese Ebenen-Mischmodi. 20

Grundlagen Für die Bildbearbeitung mit Programmen wie Adobe Photoshop, Adobe Premiere oder auch dem freien Gimp hat sich ein Benutzer-Interface durchgesetzt, das auf dem Modell übereinanderliegender Ebenen basiert. Man kann sich das Interface bildlich als einen Stapel Dias vorstellen. Im Diastapel ist die Verrechnung der Bilder einfach – sie liegen teiltransparent

MULTISHOT-TECHNIKEN (8)

übereinander und der Benutzer sieht durch diesen Stapel hindurch (das entspricht dem Mischmodus Normal mit verringerter Deckkraft in Photoshop). Die genannten Programme bieten darüber hinaus aber auch noch viel komplexere Möglichkeiten, zu mischen. Diese Mischmodi werden eingeteilt in abdunkelnde, aufhellende, kontrastverändernde und farbverändernde Modi. Bei manchen Modi ist das Ergebnis leicht vorherzusehen. So liefern zwei Ebenen, verrechnet im Modus Dunklere Farbe, ein Ergebnis, welches nur noch aus den jeweils dunkleren Bildanteilen der beiden Bilder besteht. Bei anderen Modi wie Weiches Licht oder Lichtpunkt ist das Ergebnis für den Anwender dagegen schwer vorhersehbar. Da die Ergebnisse darüber hinaus auch noch bildabhängig sind, steppt man dann häufig einfach mit den Cursor-Tasten die Modi durch, bis das Resultat zusagt. Wer dennoch einen Blick in den Maschinenraum wagen möchte, der findet die Mathematik hinter den Misch­ modi in der Tabelle im Anhang.

dung. Auf der anderen Seite ist das Formelwissen aber auch erforderlich, wenn man an Verfahren wie der Frequenztrennung tüftelt. Für den Einsatz als Multishot-Verfahren ist es wieder wichtig, initial die Ebenen im Stapel exakt auszurichten. Hierzu markiert man wie in den letzten Abschnitten die auszurichtenden Ebenen und wählt Bearbeiten > Ebenen automatisch ausrichten. Im weiteren Text folgen nun einige Beispiele zu den Stapeltricks. Flash Composites Stellen Sie sich vor, Sie möchten ein Gruppenbild aufnehmen und dabei für jeden Portraitierten ein eigenes Hauptlicht einsetzen. Tatsächlich haben Sie aber nur eine einzige Lichtquelle zur Verfügung. Ist das möglich? Ja, die Lösung liegt auf der Hand. Man setzt die Kamera auf ein Stativ und nimmt mehrere Fotos mit wandernder Lichtquelle auf. In der Bildbearbeitung

Sie ist auf der einen Seite relevant, um die Abläufe zu verstehen. Beim Umgang mit den farbverändernden Modi oder auch beim Vergleich zwischen Abdunkeln und Dunklere Farbe helfen die Formeln zur Unterschei-

3 Fertiggestelltes Flash Composite mit einer eingeblendeten Ebene: Die Masken machen nur die gerade beleuchtete Person sichtbar und blenden die Lichtassistentin aus. Dank der Verwendung des Mischmodus Hellere Farbe können die Masken eher grob ausfallen und sind daher schnell ins Bild gemalt. Die Hintergrundebene haben wir für einen interessanteren Look kühl getönt.

209

3.8 MULTISHOT-TECHNIKEN

kann man dann im Anschluss die Belichtungen über einen der aufhellenden Mischmodi kombinieren. Tatsächlich wäre damit das Gruppenfoto bereits im Kasten, wenn nicht auch die Licht-Assistentin in jedem Bild sicht­bar wäre. Entsprechend benötigt man noch eine erste Aufnahme ohne Blitz und ohne Assistenten. Auf der Basis dieser Bildserie kann man dann im Anschluss mittels Masken zu den einzelnen Bildebenen die gewünschten Bildinhalte einblenden und so die Bildserie

zum gewünschten Gruppenbild kombinieren. In den Bildern 1 bis 3 sehen Sie den Ablauf. Wenn die Lichtquelle und das Lichtstativ nicht im Bild sichtbar sind, funktioniert das Verfahren auch ohne Masken. So ist zum Beispiel das Foto des Hammers aus zehn Einzelbelichtungen entstanden, die ohne weitere Maskierung schlicht im Mischmodus Hellere Farbe verknüpft wurden.

Bildserie mit wandernder LED-Taschenlampe für ein Produktfoto. Im Hintergrund leuchtet als Fülllicht ein einzelner Strahler durch Translumfolie.

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MULTISHOT-TECHNIKEN (8)

Das Ergebnis aus den kombinierten Einzelbildern wirkt, als wäre es mit der Lightpainting-Technik aufgenommen worden. Tatsächlich kam aber die besser handhabbare Light-Composite-Technik zum Einsatz.

Für solche Anwendungen käme theoretisch auch die Lightpainting-Technik auf der Basis einer Langzeitbelichtung in Betracht. Lightpainting ist aber schwieriger umzusetzen, da das Ergebnis in einem Durchlauf erzeugt wird. Bei der Composite-Technik können Sie dagegen die verschiedenen Belichtungen auch später noch flexibel in der Bildbearbeitung einstellen und so zum Beispiel überbelichtete Aufnahmen in der Deckkraft zurücknehmen oder vollständig ausklammern.

Stroboskop-Effekte Klassische Stroboskop-Fotos setzen eine rotierende Lochscheibe oder einen Stroboskop-Blitz voraus. Mit Hilfe der Ebenen-Füllmethoden gelingt es aber auch, aus einer Serienbildreihe ein Bild zu fusionieren, das einer Stroboskop-Aufnahme sehr ähnlich ist. Die passenden Füllmethoden sind bildabhängig, und so muss man die in Frage kommenden Methoden kurz durchtesten. Im Beispiel sind das die Modi Hellere Far211

3.8 MULTISHOT-TECHNIKEN

be, Negativ Multiplizieren, Multiplizieren, Dunklere Farbe und Lichtpunkt. Am Anfang steht das Laden der Bilder in einen Bildstapel per Datei > Skripten > Dateien in Stapel laden, [x] ausrichten. Auf diesem Ebenenstapel kommen nun die unterschiedlichen Füllmethoden zum Einsatz. Für das erste Ergebnis haben wir elf Bilder geladen, dann die Füllmethode Lichtpunkt verwendet und im Anschluss die Ebenendeckkraft der einzelnen Bildebenen noch leicht angepasst.

Strobo-Effekt ohne Stroboskop – das wird möglich durch den raffinierten Einsatz der Misch­modi auf einer Burst-Bildserie.

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MULTISHOT-TECHNIKEN (8)

Das Bildmaterial bestimmt die Füllmethode für einen gelungenen StroboskopEffekt. Hier kam der Mischmodus Dunklere Farbe zum Einsatz. Anschließend haben wir mittels einer Maske Blinker und Rückleuchte wieder hervorgeholt.

Das zweite Bild ist aus der Fusion von neun Einzelbildern entstanden, die mit der Füllmethode Dunklere Farbe überblendet wurden. Diese Füllmethode verbirgt dann auch den Blinker und die Rückleuchten, die man aber leicht mittels einer Maske wieder hervorholen kann.   213

3.8 MULTISHOT-TECHNIKEN

Erweiterte Möglichkeiten dank Stapelmodus Neben den Kombinationsmöglichkeiten über die Misch­modi bietet Photoshop auch die Ebenenverrechnung via Smart-Objekten und Stapelmodus an. Hier eröffnet sich ein weiteres interessantes Feld für Multishot-Verfahren, zu welchem Sie nun exemplarisch ein Beispiel für den Stapelmodus Median sehen.

Trevibrunnen in Rom sein oder auch, etwas nüchterner, die A3 an einem Samstagnachmittag. Dann nehmen Sie dafür einfach eine Bildserie auf und überlassen das Leeren der Autobahn Photoshop. Laden Sie hierfür die Einzelbilder in einen Bildstapel:

Stellen Sie sich vor, Sie möchten eine dicht bevölkerte Szene menschenleer erscheinen lassen. Das kann der

Markieren Sie dann die Ebenen im Stapel. Wählen Sie im Anschluss:

Datei > Skripten > Dateien in Stapel laden ([x] nach Möglichkeit ausrichten)

Sie wünschen sich eine leere Autobahn A3? Kein Problem, die Stapelmodi machen es möglich! Im Beispiel wurden die acht Einzelbilder im Stapelmodus Median kombiniert.

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MULTISHOT-TECHNIKEN (8)

Das Ergebnis macht Lust, den Sportwagen aus der Garage zu holen.

Ebene > Smart-Objekte > in Smart-Objekt konvertieren: Im letzten Schritt stellen Sie den Stapelmodus ein: Ebene > Smart-Objekte > Stapelmodus > Median In den Bildern sehen Sie den Ablauf und das Ergebnis.

Andere Möglichkeiten umfassen die Rauschreduzierung (wieder über den Stapelmodus Median) und die Simulation von Langzeitbelichtungen aus Einzelaufnahmen (über den Modus Arithmetisches Mittel). Experimentieren Sie auch einmal selbst mit diesen Techniken – sicher entdecken Sie noch weitere Anwendungen. 215

IV. ANWENDUNGEN In diesem Kapitel haben wir für Sie einen bunten Blumenstrauß an Anwendungen zusammengestellt. Sehen Sie, wie man Produktaufnahmen flott und effizient retuschiert, wie man den Path-Blur-Filter einsetzt, ThermografiePlots erstellt oder wie man mittels der Frequenztrennung Scans von analogem Filmkorn stibitzt.

217

Schmuckfotos können knifflig sein, aber mit der richtigen Technik gelingen sie dann doch. Ein Speedlight reicht oft aus.

ANWENDUNGEN

4.1

Schmuckretusche

Wie Sie glänzenden Schmuck beleuchten, fotografieren und retuschieren.

4.1 ANWENDUNGEN

1 Das einfache Setup: unter Raumlicht (links) und unter Blitzlicht (rechts).

Schmuck ist nicht einfach zu fotografieren, weil Schmuck so viele Flächen hat und dazu häufig auch noch hochglänzend ist. Wenn man hier nicht aufpasst wie ein Luchs, so bildet man das gesamte Studio samt Fotografen in einer einzigen Perle ab. Was dann entstehen kann, das kennt Google unter dem Begriff »Reflectoporn« (und ja, eine kurze Recherche dazu ist unterhaltsam). Aber auch, wenn die Preziose nun aufgenommen ist, so gibt es in Photoshop noch viel zu tun – Focus-Stacking, Freistellen und Bereinigen, um nur einige Punkte zu nennen. 1 Vorüberlegung und Setup Wer Schmuck fotografieren möchte, der findet einen reichen Fundus an Licht-Setups, Tipps und Anleitungen in den Web-Inhalten und YouTube-Videos von Alex Koloskov (Photigy) und Eberhard Schuy, und auch unser Setup ist an die dortigen Setups angelehnt. Ein einzelner entfesselter Aufsteckblitz reicht aus, aber es braucht auch noch weiße und schwarze Flächen, die dann in das Schmuckstück »eingespiegelt« werden. Und das ist auch bereits das Zauberwort: Der Schmuck wird nicht beleuchtet, sondern

22

helle und dunkle Flächen werden in den Schmuck »eingespiegelt«, und das Verständnis hierzu ist mehr als die halbe Miete für ein anständiges Foto. In unserem Falle spiegeln drei weiße Plexiplatten und ein schwarzer Fotokarton ein. Der Blitz sitzt hinter der hori­zontalen, oberen Platte. 2 Spiegelung Der Schmuck wird mit einer schönen Spiegelung noch interessanter, aber so ganz einfach gelingt es nicht. Schwarzes oder weißes Plexiglas oder eine Glasplatte kämen infrage, aber die Spiegelung wird dann nicht besonders deutlich oder tief. Ein Edelstahlspiegel ist prima geeignet und zeigt auch keine Doppelreflexion, aber wer außer Gefängnisinsassen hat so etwas schon zur Hand. Wir greifen zum Badezimmerspiegel und kümmern uns dann später in Photoshop um die Doppelreflexion am Glas und am Spiegellack. Bei der Aufnahme begegnet uns sofort das nächste Problem: Der Schmuck wirkt am besten in der schrägen Aufsicht, aber bei dieser Einstellung reicht die Schärfentiefe auch bei starkem Abblenden bei Weitem nicht aus. Was tun?

SCHMUCKRETUSCHE

2 Spiegelung

3 Schärfentiefe Man könnte eine Tilt-Shift-Linse verwenden, aber es stellt sich wieder die Frage: Wer hat die schon? Man kann aber auch einen alternativen Weg wählen, schießt fünf

Aufnahmen mit wechselndem Fokus und stackt diese anschließend mit Photoshop. Die Parameter waren bei den Aufnahmen wie folgt: Kleinbildkamera EOS 5D Mk III, Linse EF 50 f/2.5 Makro @ f/13, ISO 100, 1/160 Sekunde

3 Focus Stack für durchgehende Schärfe.

221

4.1 ANWENDUNGEN

4 Focus-Stacking und anschließendes Ausrichten.

Belichtungszeit, RAW-Format. Der Blitz stand auf 1/4Leistung, und die Streuscheibe war ausgeklappt. Die Kamera stand auf einem Stativ, und fokussiert wurde manuell auf der Basis der Live-View-Vorschau. 4 Focus-Stacking Die fünf Aufnahmen sind nun im Kasten und können alle parallel nach ACR geladen und bearbeitet werden. Außer einer leichten Belichtungsanpassung ist hier nichts zu tun. Bearbeiten Sie dazu einfach ein einzelnes Bild, gehen Sie dann auf den Button alles auswählen und betätigen Sie dann synchronisieren – dies synchronisiert die anderen vier Bilder auf die gleichen Parameter. Danach geht es per Bilder öffnen in Photoshop weiter. Hier kombinieren Sie die Bilder in willkürlicher Reihenfolge in einem gemeinsamen Ebenenstapel:

22

Bild anwählen, Strg-A, Strg-C, dann Stapelbild anwählen, Strg-V. Auch das eigentliche Stacking ist rasch erledigt. Wählen Sie alle Ebenen aus und dann: Bearbeiten > Ebenen automatisch ausrichten, > Bearbeiten, > Ebenen automatisch überblenden. Fassen Sie die Ebenen per Strg-Shift-Alt-E zusammen und richten Sie dann aus per Filter > Objektivkorrektur. Regeln Sie hier auch eventuell die (vertikale) Perspektive etwas nach, bis sie Ihnen stimmig erscheint. 5 Freistellung – Der Auftrag An dieser Stelle würde hier normalerweise für die Freistellung per Zeichenstift-Werkzeug und Pfad eine halbe Stunde öder Fleißarbeit folgen, aber es geht auch anders. So haben wir hier einfach einen Freistelldienst beauftragt und konnten uns daher zuerst ein-

SCHMUCKRETUSCHE

5 Freisteller für Faule – per Clipping Factory.

mal entspannt zurücklehnen. Der Auftrag ging an clippingfactory.com, kostete 4,09 € und war nach nur fünf Stunden erledigt – Prädikat empfehlenswert! Interessant ist bei diesem Anbieter auch, dass man Comments mitgeben kann. In unserem Falle war der Kommentar: »Please isolate only the bracelet, not its reflection.« Für den Auftrag haben wir ein schlankes JPG hingesandt, denn damit funktionieren der Upload und Download wesentlich schneller, und der darin dann abgelegte Pfad ist dennoch ausreichend präzise. Die Auflösung des JPG muss hierbei identisch mit jener der PSD-Datei sein, aber am Kompressionsgrad kann man etwas drehen. Wir haben die Qualitätsstufe 9 gewählt.

JPG-Datei in die bereits vorliegende PSD-Datei kopiert werden: Pfad anwählen, Strg-C, dann in die PSD-Datei, dort dann Strg-V. In einem der nächsten Schritte wird dieser Pfad dann in eine Auswahl umgewandelt und lässt somit von der zugehörigen Bildebene nur noch die schöne und scharfe Kette sichtbar werden.

6 Freistellung – Das Ergebnis Das Ergebnis der Freistellung ist von gewohnt guter Qualität, und der Pfad kann nun von der kleinen

7 UNTEN: Hintergrund Am Anfang steht eine dreifache Kopie des Focus-Stacking-Ergebnisses. Die unterste Kopie wird nun zum

Für den weiteren Ablauf benötigen wir drei Ebenen im Bildaufbau: Zuunterst wird die bereinigte, graue Hintergrundebene liegen, darüber die Ebene mit der weich eingeblendeten Reflexion und darüber dann die Ebene mit dem Schmuck-Freisteller. Das klingt aufwändig, ist es aber nicht. Lassen Sie sich überraschen!

223

4.1 ANWENDUNGEN

6 Der so zugekaufte Pfad.

7 Bereinigter Hintergrund

22

SCHMUCKRETUSCHE

8 Weichgezeichnete (Doppel-)Reflexion.

sauberen grauen Hintergrund: Wählen Sie die Ebene an, umfahren Sie die Kette grob mit dem Polygonlasso und wählen Sie dann: > Bearbeiten > Fläche füllen, > Inhaltsbasiert. Im nächsten Schritt bereinigen Sie diese fleckige Fläche mittels > Filter > Rauschfilter > Staub und Kratzer, 80, 0. Eine Vignette per > Filter > Objektivkorrektur > Benutzerdefiniert > Vignette lässt das Bild symmetrischer wirken und lenkt den Blick auf den Schmuck. Nun kann sich der Hintergrund bereits sehen lassen. 8 MITTE: Reflexion Nun können Sie sich der zweiten, der mittleren Ebenenkopie widmen: Wählen Sie diese Ebene an und zeichnen Sie sie weich. Wir haben hierfür gewählt > Filter > Weichzeichnungsfilter > Feld-Weichzeichnung, 20 Pixel. Blenden Sie die Ebene dann per schwarzer Maske aus und holen Sie mit einem weichen weißen Pinsel

auf der Maske nur die Reflexion zurück. Der restliche Bildinhalt kommt damit von der wunderbar sauberen Hintergrundebene. Nun können Sie sich dem eigentlichen Schmuckstück auf der oberen Ebene widmen. 9 OBEN: Kette Für den eigentlichen Schmuckfreisteller können Sie nun die obere Ebene anwählen, dann auf den Dialog Pfade wechseln (> Fenster > Pfade), dort mit der rechten Maustaste den zugekauften Pfad auswählen und im Kontextmenü dann wählen: > Auswahl erstellen (0 Pixel). Wenn Sie dann wieder zurück zur dritten Ebene wechseln und eine Maske einfügen, so wird diese Maske aus der Auswahl erstellt. Verfeinern Sie die Maske dann mittels > Auswahl > Maske verbessern. Wir haben hier die Werte für das Abrunden, für eine Weiche Kante und für Kante verschieben ganz leicht angepasst.

225

4.1 ANWENDUNGEN

9 Freigestellte Kette.

 Vorsicht, Halos!

Das sieht alles schon vielversprechend aus, aber ein Detail stört: Die scharfen Perlen scheinen von einer Art Halo umgeben zu sein. Tatsächlich schimmert hier die weichgezeichnete Spiegelung störend durch, aber der Makel ist rasch behoben. Wählen Sie die Ebene mit der Reflexion an und malen Sie auf der zugehörigen Maske mit schwarzer Farbe über die störenden Halos. Dann erscheint hier der saubere graue Hintergrund, und die Welt ist wieder in Ordnung. Wenn Sie die kleinen Monde der

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Doppelreflexion stören, so können Sie auch diese ganz genauso und mit nur wenigen Mauswischern beseitigen. Jetzt fehlt nur noch der Feinschliff. Retuschieren Sie auf einer Ebenenzusammenfassung etwaige Fehlstellen und unschöne kleine Glanzlichter, zeichnen Sie das Ergebnis dezent scharf und fügen Sie nach Geschmack noch ein wenig Rauschen hinzu für einen etwas harmonischeren weicheren Look. Damit ist die Retusche abgeschlossen.

SCHMUCKRETUSCHE

 Retusche der störenden Halos.

227

Bewegungsunschärfe lässt Fotos dynamischer wirken. (Ausgangsbild: Stefan Schurr/Fotolia)

ANWENDUNGEN

4.2

Unscharfer Pfad als Rig-Ersatz

Photoshops Path-Blur-Filter

4.2 ANWENDUNGEN

nahmen mit einer ungewöhnlichen Bewegungsunschärfe, die mit dem schlichten »Mitziehen« der Kamera nicht möglich wären (Details in der Linkbox unten). Nun sind diese Rigs aber schwierig in der Bedienung und auch nicht ganz billig in der Anschaffung, und so wäre es wünschenswert, den Effekt auch per Photoshop simulieren zu können. Und tatsächlich hat Photoshop seit CC 2014 das sogenannte »Pfad-Weichzeichnungs-Werkzeug« integriert, welches für diesen Einsatz geradezu prädestiniert ist. Zum Einfangen der Bewegung bei der Aufnahme werden Rigs eingesetzt, wie das hier abgebildete. Der Aufwand ist beträchtlich. (Bildquelle: www.andreasreinhold.com)

Fotos von Autos auf Kurvenfahrten macht man in der Werbeindustrie typischerweise mit einem sogenannten Rig – einer langen Stange, die mit Saugnäpfen am Auto befestigt ist und an deren Ende eine Kamera mit Neutraldichtefilter hängt. Es entstehen Langzeitauf-

Photoshops Pfad-Weichzeichnung im Detail Das Pfad-Weichzeichnungs-Werkzeug bietet einige Optionen, deren Verwendung nicht direkt eingängig ist, aber man kommt mit ein paar Versuchen dann doch dahinter. An einem Punktemuster haben wir die verschiedenen Einstellungen einmal für Sie zusammengestellt.

Linkbox Adobes Tutorials und Hilfetexte zum Path-Blur-Filter: www.youtube.com/watch?v=AD4ISxIlYmY helpx.adobe.com/photoshop/using/blur-gallery.html Virtual Rig – ein kommerzielles Plugin: www.virtualrig-studio.com Automotive Rig Photography: www.behance.net/gallery/9343769/Automotive-Rig-Test www.youtube.com/watch?v=iyTO70lKPXI www.youtube.com/watch?v=oUqVUWIN8co Ein Rig im Selbstbau: www.andreasreinhold.com/2010/08/my-diy-rig/ www.diyphotography.net/take-cool-car-photos-with-a-diy-specialized-car-rig/

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UNSCHARFEN PFAD ALS RIG-EINSATZ

Geschwindigkeit variiert die Reichweite des Blurs, Verjüngung die Deckkraft der durch den Blur verschobenen Pixel, Endpunktgeschwindigkeit reguliert die Geschwindigkeitsabnahme über den Vektor (hierfür einen Punkt anwählen, sowohl Anfangs- als auch Endpunkt können Endpunkte sein).

Die Option Blitz auf den 2. Vorhang realisiert wie in der Fotografie eine Überlagerung der (mittels Blitzlicht) eingefrorenen Szene. Die Option Zentrierte Weichzeichnung, welche die Weichzeichnung entlang des Vektors nach vorne, unten, hinten, gleich stark ausfallen lässt, ist bei 2. Vorhang deaktiviert.

231

4.2 ANWENDUNGEN

Der übergeordnete Reiter Bewegungseffekte ermöglicht einen Stroboskopeffekt.

Wenn man die Option [x] Weichzeichnerformen bearbeiten aktiviert, so kann man hierüber die Form der Weichzeichnung und auch die Endpunktgeschwindigkeit variieren. Dies geschieht über die roten Pfeile an den Spitzen des Vektors.

23

UNSCHARFEN PFAD ALS RIG-EINSATZ

Neue Punkte im Pfad setzt man einfach per Mausklick. Zum Löschen oder Verändern eines Pfadpunktes muss man diesen zuerst mit der Maus auswählen. Es erscheint dann ein schwarzes Pünktchen im Punkt.

Ein Probelauf Für einen Test des Filters haben wir ein Foto von Fotolia besorgt und den abgebildeten Rennradfahrer zügig mit dem Schnellauswahlwerkzeug und dem Dialog »Kante verbessern« freigestellt. Wer die Freistell-

techniken noch einmal auffrischen möchte, dem sei die Workshop-DVD von Olaf Giermann ans Herz gelegt (www.kurzlink.de/334400 oder direkt bei [email protected]).

Im ersten Schritt wird der Radler freigestellt und dann diese Auswahl umgekehrt. Dann kann man die Pfad-Weichzeichnung starten. (Ausgangsbild: Stefan Schurr/Fotolia)

233

4.2 ANWENDUNGEN

Da weiter entfernte Szenenbereiche weniger stark weichgezeichnet sein sollten, benötigt man meist mehrere Pfade übers Bild, bis der gewünschte Effekt erreicht ist.

Nach der Freistellung kehrt man die Auswahl um, sodass nur noch der Hintergrund ohne Radler ausgewählt ist. Jetzt kann man den Filter starten: Filter > Weichzeichner-Galerie > Pfad-Weichzeichnung 23

Hier legt man nun zuerst den Hauptpfad entlang der Straße an und ergänzt dann weitere Pfade für den Hintergrund und für den Rand der Straße. Zur Einstellung eines passenden Effekts kann man die Pfad-Endpunkte anwählen und dann einzeln pro Pfad das Aus-

UNSCHARFEN PFAD ALS RIG-EINSATZ

Zu einem glaubwürdigen Ergebnis kommen nun noch rotierende Räder hinzu.

maß der Weichzeichnung via Endpunktgeschwindigkeit trimmen. In den Screenshots sehen Sie die verwendeten Pfade und die eingestellten Parameter. Nach der Anwendung des Filters ist nun tatsächlich der Hintergrund unscharf und der Radler noch scharf. Es fehlt nun noch die Rotation der Räder. Hierfür stellt man die rotierenden Teile am Rad (Speichen, Felge, Mantel) mit dem Pfadwerkzeug frei und ruft dann auf: Filter > Weichzeichner-Galerie > kreisförmige Weichzeichnung

man auch mit einem dezenten »Geisterbild« die Doppelbelichtung andeuten und so die Bearbeitung realistischer wirken lassen. Dafür wendet man auf einer Ebenenkopie der Fotolia-Originalebene noch einmal den Path Blur an, wählt sehr geringe Werte und überlagert dann das Ergebnis mit geringer Deckkraft. Weiterhin sind die scharfen Bereiche im Bild etwas verrauscht, während die weichgezeichneten Bereiche nun rauschfrei sind. Wenn man etwas Rauschen hinzufügt, so hält dies die zwei Bereiche besser zusammen: Filter > Camera-Raw-Filter > Effekte > Körnung.

Im Gegensatz zur Pfad-Weichzeichnung ist die kreisförmige Weichzeichnung intuitiver zu bedienen und sozusagen selbsterklärend. Am Ende steht der Feinschliff. Da der Radfahrer tatsächlich mit einem Blitz aufgenommen wurde, kann

Die Werte stellt man am besten in einer 200 %-Ansicht nach Augenmaß ein, und damit ist die Bearbeitung auch abgeschlossen. In der Linkbox auf Seite 230 finden Sie weiterführende Verweise zur Pfad-Freistellung und zur Rig-Fotografie zusammengestellt. 235

4.2 ANWENDUNGEN

Ein wenig Rauschen lässt die weichgezeichneten (und somit rauschfreien) und die unberührten Bereiche besser zusammenfließen. Unter dem Dialog sehen Sie das finale Bild.

23

Geschwungene Formen, Textilien oder Oberflächen sind knifflig zu retuschieren. Der Photoshop-Filter Pfad-Weichzeichnung bietet aber eine gute Unterstützung dafür (Modell: Mimi, Co-Fotograf Ray Sjöberg).

ANWENDUNGEN

4.3

Retusche mit Path Blur

Sowohl im People- als auch im Produkt-Bereich muss man manchmal an geschwungenen Formen retuschieren. Dann versagt das klassische Duo aus Frequenztrennung und Bandstopp. Wir zeigen Ihnen, wie Sie dennoch flott zu guten Ergebnissen kommen.

4.3 ANWENDUNGEN

1

2

3

1 Ausgangsbild 2 Knitterfalten auf neuer Ebene 3 Anwendung des Path-Blur-Filters entlang der Faltenrichtung 4 Ergebnis. Hier wurde das geglättete Textilstück per Maske innerhalb des Saumes (innerhalb der Kante) eingeblendet. 5 Entstandener Ebenenstapel

Sportwagenkarosserien, Textilien oder auch menschliche Körper kennen keine rechten Winkel und keine geraden Abschnitte – die Formen sind geschwungen, gebogen, gewölbt. Wer solche Formen retuschieren möchte, kommt mit dem klassischen Werkzeugkasten nicht weit. Frequenztrennung und Bandstopp würden zwar grundsätzlich funktionieren, aber leider auch die Schattierungen und Verläufe zu sehr weichzeichnen (siehe Linkbox auf Seite 242 – 1, 2). Und auch an den Kanten scheitern sie. Es muss eine andere, angepasste Art der Weichzeichnung her. Die Weichzeichnung Früher musste man hierfür tricksen und sich die »strömungsangepasste« Filterung aus Bewegungsunschärfe und radialem Weichzeichner zusammenbasteln, was eher schlecht als recht funktioniert hat. Mit 24

dem Pfad-Weichzeichner (englisch »Path Blur«) steht ein leistungsfähiges Werkzeug zur Verfügung, das auch mit Freiformflächen prima umgehen kann (siehe Linkbox auf Seite 242 – 3). Die angepasste Glättung wäre damit also schon erledigt, es fehlt jetzt nur noch die Behandlung von Kanten senkrecht zur Blur-Richtung sowie – falls erforderlich – eine Technik für den Erhalt der Feintextur. Die Behandlung der Kanten Wenn man den Path Blur über Kanten anwendet, also auch die Kanten weichzeichnet, entstehen damit auch im zu retuschierenden Bereich unschöne Flecken. Besser, man wählt zuerst den flächigen Bereich innerhalb der Kanten grob mit dem Polygonlasso aus, kopiert ihn auf eine neue Ebene und startet dann erst den Filter.

RETUSCHE MIT PATH BLUR

5

4

Verpönte Frequenztrennung In letzter Zeit liest man immer wieder einmal in den einschlägigen Foren oder auf Facebook, dass Retuscheprofis das Verfahren der Frequenztrennung mittlerweile rigoros ablehnen. Dann liegen allerdings meist mehrere Missverständnisse vor. Zum einen ändert die reine Frequenztrennung nichts am Bild – gemeint ist also die Kombination aus Frequenztrennung und Bandstopp. Diese Kombi kann auf ganz verschiedene Arten realisiert werden, die etwas unterschiedliche Ergebnisse liefern (siehe Linkbox auf Seite 242 – 1, 2, 5). Zum anderen werden häufig in diesen Diskussionen auch Ergebnisse angeführt, die nur aufgrund der lieblosen Anwendung des Verfahrens so wächsern ausschauen. Natürlich sollte man auch das Ergebnis der Frequenztrennung + Bandstop nur lokal per Maske hinzunehmen, die Deckkraft anpassen etc. Auch wird man häufig je nach Hautpartie verschiedene Durchläufe mit unterschiedlichen Parametern benötigen. Dann allerdings können sich die Ergebnisse sehr wohl sehen lassen. Frequenztrennung + Micro-Dodge-&-Burn kann bessere Ergebnisse liefern (siehe Linkbox auf Seite 242 – 4), aber der Zeitaufwand ist bei diesem Verfahren auch viel höher.

241

4.3 ANWENDUNGEN

1 2

1 Ausgangsbild, Zoom auf den Oberschenkel 2 Ergebnis nach dem Verflüssigen 3 Anwendung des Path-Blur-Filters 4 Einblendung der Hauttextur (Ebenenkopie der »Verflüssigen«-Ebene, als Smart Object, auf Ineinanderkopieren, dann Hochpass-Filter) 5 Entstandener Ebenenstapel

Dem Ergebnis fügt man dann eine invertierte Maske hinzu und maskiert nur noch den gewünschten Bereich ein. Oft wird man am Ende dann den Patch per Transformieren noch etwas größer ziehen. In den Screenshots sehen Sie die Vorgehensweise Schritt für Schritt.

Optional: Der Erhalt der hochfrequenten Textur Bei Mimis Kleidchen war keine nennenswerte Gewebetextur zu erhalten. Man würde hier höchstens noch im Anschluss dem weichgezeichneten Bereich ein dezentes Rauschen mitgeben. Bei anderen Anwendungen hat die zu behandelnde Fläche aber eine Feintextur, die

Linkbox (1) (2) (3) (4) (5) (6)

24

Hautretusche per »Band-Stop«. S. 36–41. Geliehene Poren – Wie man die doppelte Frequenztrennung einsetzt. S. 42–47. Unscharfer Pfad als Rig-Ersatz – Photoshops Path-Blur-Filter. S. 230–239. Anton Maxwell: Frequency Separation and Micro Dodge&Burn: http://y2u.be/fjFei03ksBs Olaf Giermann, Profi-Rezepte – Bandstopp. In: Magazin DOCMA, Ausgabe 65. Earth Oliver/RGG EDU: Texture Clean-up, Video-Tutorial, englisch, kostenpflichtig: https://rggedu.com/products/ -texture-clean-up-with-oliver-earth

Thermo-Plots sind nicht nur hübsch, sondern auch informativ, und mit zwei Tricks geht die Erstellung flott von der Hand.

ANWENDUNGEN

4.4

Thermografie-Plots von Lichtformern

Wie kommt man zu solch einem »Thermo-Plot« wie im Beispiel (Sie sehen übrigens eine 1,80-Meter-Schirmbox)? Das ist einfach: Wandeln Sie das Bild des Lichtformers in Photoshop in Graustufen um und verwenden Sie eine Verlaufsumsetzung vom Typ »Spektrum«.

4.4 ANWENDUNGEN

Richtig interessant werden die Thermo-Plots dann, wenn man den Farben auch exakte Lichtwerte zuordnet. So lässt sich das Abstrahlverhalten eines Lichtformers sehr gut beurteilen.

Und wie gelangt man zu einer Zuordnung von Lichtwerten zu Farben? Das ist ein bisschen kniffliger: Laden Sie das Bild nach Adobe Camera RAW oder verwenden Sie in Photoshop Filter > Camera-Raw-Filter und entsättigen Sie dann das Bild. Dann definieren Sie einen Grauwertbereich zu EV 0 und setzen einen Farbaufnehmer hinein !. Wenn Sie nun die EV-Differenz zu einem zweiten Bereich messen möchten, so setzen Sie auch hier einen Aufnehmer hinein " und trimmen dann die Belichtung derart, dass der neue Aufnehmerwert mit dem ursprünglichen Aufnehmerwert des ersten Aufnehmers übereinstimmt #. Anschließend können Sie die EV-Differenz direkt am Belichtungsregler ablesen $ und danach per Augenmaß die Werte in den entsprechenden Bereich im Thermoplot übertragen. Nach der gleichen Vorgehensweise können Sie auch eine kleine Farblegende zum Thermobild erstellen. 24

In Photoshop ist mit einer Verlaufsumsetzung vom Typ Spektrum der Thermoplot in Sekunden fertig.

THERMOGRAPHIE-PLOTS VON LICHTFORMERN

"

!

#

$

Die EV-Werte ergeben sich aus den Intensitätswerten (Grauwerten) im Bild, die man per Farbaufnehmer messen und per Belichtungsregler nachtrimmen kann.

249

Farbe und Textur von kunstvoll tätowierter Haut können ein Sensual Shoot noch interessanter machen (Modell: www.juli-grace.com, im Studio Lyke, Frankfurt). EOS 5D Mark III mit EF 50 f/1.2L | Blende 1,4 | 1/125 Sekunde | ISO 250 | M-Modus.

ANWENDUNGEN

4.5

Haut und Tattoos herausarbeiten

Die menschliche Haut ist ein komplexes Medium, das nicht einfach zu beleuchten und zu fotografieren ist. Wir zeigen, wie man Haut und Körperkunst ins rechte Licht rückt.

4.5 ANWENDUNGEN

Fotografiert (oben), computersimuliert (unten). Die Technik macht Fortschritte, aber die Modellbildung ist aufwändig. Der Grund ist die komplexe Wechselwirkung zwischen Haut und Beleuchtung (Bildquelle mehr Hintergrundinfos finden Sie in der Linkbox auf Seite 258 – 1).

Die Haut besteht aus vielen verschiedenen Schichten, die teiltransluzent sind und so alle gemeinsam das Erscheinungsbild beeinflussen. Daher ist es nicht einfach, Haut optimal zu beleuchten. Auch die Poren, die Mikrostruktur und etwaige Tattoos spielen bei der Auswahl der Lichtquelle eine Rolle. Hauteigenschaften Aus Kinofilmen wie Avatar weiß man, dass es noch immer schwierig ist, Haut optimal zu simulieren und zu rendern. Zwar hat sich in den letzten Jahren viel getan, aber noch immer wirkt am Rechner erstellte Haut gerade unter Bewegung eher künstlich. Der Grund ist, dass Haut aus mehreren Schichten mit unterschiedlicher Reflexion, Transmission und Absorption besteht und dazu auch noch Mikrostruktur in der Form von Poren 25

und Härchen aufweist. Der Einfluss der Haut auf das Licht ist daher über die Maßen komplex. Auch als Fotograf lernt man schnell, dass nur ein bestimmtes Licht der Haut schmeichelt, während ein anderes Licht sie ungesund und unvorteilhaft aussehen lässt. Folgende Eigenschaften sind relevant: POREN, MIKROSTRUKTUR UND REFLEXION | Im ersten Beispiel (siehe rechte Seite unten) sehen Sie ein Foto, bei dem das Modell mit dem Blitz auf der Kamera beleuchtet wurde. Diese Lichtquelle ist klein und auf der Kameraachse. Die Haut wirkt damit flächig, wächsern und ungesund. Die Poren und die Mikrostruktur verschwinden zum großen Teil, denn die koaxiale Beleuch-

HAUT UND TATTOOS HERAUSARBEITEN

Die menschliche Haut ist ein vielschichtiges Gebilde. Der Mediziner unterscheidet acht Schichten (hier: A–H), die unterschiedliche Reflexions-, Transmissions- und Absorptionseigenschaften aufweisen. Hinzu kommen Poren, Härchen und andere Mikrostruktur (Illustration: www.hegasy.de).

Close-up von Julis Haut unter dem Licht eines Aufsteckblitzes auf der optischen Achse der Kamera. Die Schatten der Mikrostruktur verschwinden fast gänzlich, und auch die Reflexion ist wenig vorteilhaft. Es entstehen hässliche Glanzlichter an Kinn und Wangen, und es fehlt der schöne Schimmer. Die Haut wirkt flächig. Die Farben im Tattoo erscheinen übertrieben bunt, fast schon übersteuert.

253

4.5 ANWENDUNGEN

Das gleiche Modell, fünf Minuten später unter weichem, seitlich einfallendem Tageslicht aufgenommen. Die Hautstruktur ist nun gut erkennbar (Schulter, Hand, Wange), das Sleeve-Tattoo zeigt natürliche Farben und die Haut einen schönen, gesunden Schimmer ohne hässliche Glanzlichter.

tung ist schattenfrei (siehe Linkbox auf Seite 258 – 1, 2). Der direkt reflektierte Anteil des Lichts ist gegenüber dem rückgestreuten Anteil relativ hoch und bewirkt die unschönen kleinen Glanzlichter – die »Specular Highlights« – auf Wangen, Nase und Kinn. Die Farben im Tattoo leuchten zwar eindrucksvoll, wirken dadurch aber auch zu gesättigt, fast künstlich. Das zweite Beispiel mit dem gleichen Modell, fünf Minuten später, ist unter natürlichem, diffusem Seitenlicht aufgenommen (siehe Bild oben). Die Mikroschatten an der Hand und an der Wange sind vorhanden, fallen aber weich aus. Die Hautstruktur ist gut erkennbar, und die Reflexion bewirkt einen angenehmen, leuchtenden, gesunden Schimmer. Das Erscheinungsbild ist wesentlich vorteilhafter. FARBE | Aber auch andere Einflussgrößen sind zu beachten. So reagiert der menschliche Sehsinn auf Farbverfälschungen bei Hautfarben besonders kritisch. Es empfiehlt sich daher, entweder Tageslicht oder Leuchten mit einem kontinuierlichen, tageslichtähnlichen Spektrum und einem hohen Farbwiedergabeindex einzusetzen. Xenonblitzlicht und DaylightGasentladungslampen (Beamer-Lampen) sind dem Tageslicht fast ebenbürtig, wohingegen LED- und Fluoreszenz-Leuchten nicht optimal geeignet sind. (siehe Linkbox auf Seite 258 – 3) Neben den Leuchten können aber auch die Kameras Farbverfälschungen 25

einbringen. So kann der Weißabgleich ungünstig eingestellt sein, oder er kann mit einer Mischlichtsituation einfach nicht gut umgehen. Und auch in der Werksauslegung der Sensoren gibt es Unterschiede hinsichtlich der Farbwiedergabe. So sind zum Beispiel Canon-Kameras so ausgelegt, dass sie einen leichten Hang zu Magenta und zu Blau zeigen – gerade bei Hauttönen kann das stören. Zum Glück kann man diesem Effekt im Menü leicht gegensteuern (siehe den Screenshot unten).

Wenn Ihnen die Bilder Ihrer Canon-Kamera ein wenig zu kühl und zu magentalastig erscheinen, dann steuern Sie einfach gegen. Andere Fabrikate zeigen andere Farbvorlieben und bieten dafür ähnliche Korrekturmöglichkeiten.

HAUT UND TATTOOS HERAUSARBEITEN

Nicht nur die Mikrostruktur ist relevant. Der Körper wirkt erst dann plastisch, wenn das Licht einen weichen, aber deutlichen Eigenschatten erzeugt. Es hilft, wie hier, mit zwei Lichtquellen als Kreuzlicht zu arbeiten (das Bild ist in einer Raumecke mit Fenstern links und rechts entstanden).

Für einen gesunden Teint kann es auch helfen, den Weißabgleich etwas ins Warme zu schieben. Man gibt dafür einfach der Messung der Kamera (das sei zum Beispiel Tageslicht mit um die 5.500 K) 500 K oder 1.000 K hinzu (im Beispiel stellt man auf 6.000 oder 6.500 K oder, noch einfacher, auf Wolkig). Wer diese Umstellung nicht erst im RAW-Konverter vornimmt, sondern direkt in der

Kamera, kann Modell und Kunden bereits vor Ort etwas schmeichelndere Bilder zeigen. FORM | Und dann gilt es auch, die Dimensionalität deutlich zu machen. Julis Oberarm wirkt erst dann plastisch und zum Greifen nah, wenn er so beleuchtet wird, dass er eine deutliche Schattierung zeigt (einen 255

4.5 ANWENDUNGEN

Wer sich mit dem Licht Mühe gibt, wird auch in Schwarzweiß mit einer vorteilhaften Reflexion an der Haut belohnt. Hier kommt das Gros des Lichts von hinten. Eine abgesoftete Wohnzimmerlampe liefert ein wenig zusätzliches Licht fürs Gesicht von rechts (Modell: Doomed Puppet).

Eigenschatten wirft). So landet man dann letzten Endes bei diffusem Tageslicht, bei Blitzlicht in großen Boxen oder in Beautydishes, bei schrägen Einfallswinkeln fürs Hauptlicht und bei Seiten- oder Streiflicht von hinten. SCHÄRFE UND AUFLÖSUNG | Bei den Bildbeispielen können Sie erkennen, dass die Fotos allesamt mit weit geöffneter Blende aufgenommen wurden. Bei der damit verbundenen geringen Schärfentiefe kann man die Schärfe gezielt auf entweder die Augen oder 25

auch – wie im Kapitelanfangsbild – aufs Tattoo setzen. Die geringe Schärfentiefe, verbunden mit dem passenden Licht, ist generell auch bei problematischer Haut ein gutes Mittel für den gewünschten samtigen Effekt. Close-ups mit enger Blende und 42 Megapixeln sind da eher kontraproduktiv. HAUT IN SCHWARZWEISS | Das Gesagte gilt zum großen Teil auch für Schwarzweißfotos, denn auch hier schimmert die Haut erst dann interessant und lebendig, wenn das Licht von der Seite kommt und

HAUT UND TATTOOS HERAUSARBEITEN

Mehr Textur gewünscht? Kein Problem. Mittels der Füllmethode Weiches Licht und Hochpassfilter nehmen Sie auch kleingerechneten Bildern die unnatürliche Glattheit.

nicht zu hart ist. Und auch die Form oder Dimensionalität des Körpers wird hier wieder erst deutlich und greifbar, wenn weiche Eigenschatten entstehen. Nachbearbeitung der Haut Es ist leicht, Haut nachträglich zu glätten. Ein einfacher Weichzeichner kann bereits genügen, und wer besonders ausgefeilt retuschieren möchte, verwendet die alt-

bekannte Frequenztrennung (mit Micro Dodge & Burn oder auch mit Band-Stop, siehe Seite 36 ff.). Schwieriger ist es, die Poren und die Mikrostruktur der Haut zu betonen oder gar völlig neu anzulegen. Dieser Schritt ist aber wichtig, denn die Sichtbarkeit der Hautstruktur hängt von der Größe der Bilddarstellung ab. Kleine Bildchen auf Facebook, Instagram und Co. laufen leicht Gefahr, zu glatt und überretuschiert zu wirken. Wer diesem Effekt gegensteuern möchte, legt nach 257

4.5 ANWENDUNGEN

dem Herunterrechnen auf Sollauflösung noch einmal kurz Hand an. Die einfachste Lösung dauert nur Sekunden und basiert auf dem Scharfzeichner-Werkzeug. Man stellt hierzu 50 % und Härte 0 ein und fährt dann einmal über die fraglichen flächigen Hautbereiche, nicht aber über die Kanten. Vorsicht aber: weniger ist mehr. Eine ausgefeiltere Technik funktioniert wie folgt: 1. Zuerst rechnen Sie das Bild per Bikubisch (glatte Verläufe) auf die Zielauflösung herunter. Bei unserem Beispiel ergibt sich für eine Druckgröße von 8,5 x 6,5 cm bei 300 dpi: 1.000 x 768 Pixel. 2. Dann legen Sie per Strg-J eine Ebenenkopie an. 3. Dann stellen Sie die Füllmethode der Kopie auf Weiches Licht.

4. Abschließend wählen Sie Filter > Sonstige Filter > Hochpass. Den Wert stellt man nach Augenschein ein. Wir haben 3.0 gewählt. Das war die Pflicht. Die Kür ist dann, zur Ebenenkopie noch eine Maske hinzuzufügen und auf dieser die Kanten vom Effekt auszusparen sowie der Ebenenkopie per Filter > Camera-Raw-Filter > Effekte > Körnung noch etwas Rauschen mitzugeben. Zum Abschluss wählt man eventuell noch eine subtile Weichzeichnung der Ebenenkopie (Gauß, Wert um 0.2) und passt die Deckkraft an. In den Screenshots sehen Sie die Vorgehensweise und das Ergebnis. Ab Seite 42 finden Sie ein Verfahren beschrieben, mit dem Sie hohe Ortsfrequenzen von einem Bild auf ein anderes übertragen können. Mit dieser Technik können Sie eine Textur von einem Vorlagebild abnehmen und dann in das Problembild einkopieren.

Linkbox (1) Tim Weyrich: Acquisition of Human Faces Using A Measurement-Based Skin Reflectance Model. PhD Thesis No. 16741, Department of Computer Science, ETH Zürich, 2006. Online als PDF via: reality.cs.ucl.ac.uk/projects/phd/weyrich-2006-phd.html (2) Fil Hunter u. a.: Light – Science and Magic: An Introduction to Photographic Lighting. Verlag Taylor & Francis, Ltd., United Kingdom, Abingdon, 2015. (3) Tilo Gockel: Die Neue Fotoschule, Verlag dpunkt, Heidelberg, 2018.

25

HAUT UND TATTOOS HERAUSARBEITEN

Für eine schöne Hauttextur und einen samtigen Schimmer ist das Licht besonders wichtig. Hier fällt es diffus durch zwei Fenster ein und wirkt somit als Kreuzlicht.

259

Das Beste aus zwei Welten: Die Abbildung zeigt eine Digitalaufnahme, die konventionell digital bearbeitet und dann final mit einem analogen Look versehen wurde (Modell: Miri Be). Canon EOS 5DMk III mit EF 50 f/1.2 | Blende 1,4 | 1/1.600 Sekunde | ISO 200.

ANWENDUNGEN

4.6

Analog durch die Nacht

Analog-Look digital simulieren.

4.6 ANWENDUNGEN

Per Photoshop generiertes, simuliertes Rauschen (links), Film-Scan (rechts). Die Simulation gelingt besser als gedacht. Die »Fleckigkeit« des Korns ist gut getroffen. Es fehlt aber noch ein leichter Weichzeichner.

Jetzt ist das linke Bild per Gauß-Filter angeglichen (Wert: 0,3). Das simulierte und das echte Korn scheinen nahezu identisch. Aber Vorsicht: Wichtig ist auch die Abhängigkeit des Korns von der Luminanz.

Dem einen geht es bei der analogen Fotografie um Entschleunigung, um Authentizität und um das intensive Gefühl, das Foto im Moment der Aufnahme zu machen – und nicht später am PC. Anderen wiederum ist der natürliche Analog-Look wichtig. Wer zwar auf den Look steht, aber dennoch weiterhin komfortabel, schnell, preiswert und ergebnissicher digital fotografieren möchte, der kann diesen auch simulieren. Wir haben uns für dieses Thema die Mühe gemacht, eine Fotoserie parallel analog und digital zu fotografieren, um die Ergebnisse exakt vergleichen zu können. Rauschen versus Korn Ein digitales Bild mit Rauschen zu versehen, kann mehrere Vorteile mit sich bringen. Unscharfe oder 26

hoch interpolierte Bilder wirken schärfer, weil das Rauschen scheinbar neue Details mitbringt. Unschöne Tonwertabrisse wachsen wieder zusammen, und auch der Look ist angenehmer und natürlicher. Entsprechend existieren viele »Rauschsimulatoren«, von denen wir die bekanntesten Vertreter in der Tabelle auf Seite 263 zusammengestellt haben. In der Liste erkennen Sie, dass die meisten Programme auf algorithmisch erzeugtes Rauschen setzen. Computergeneriertes Rauschen unterscheidet sich aber von analogem Filmkorn. Digitales Rauschen hängt von der Lichtmenge ab, die jeder CMOS-Sensor einsammelt und ist somit in den dunklen Bildbereichen stärker als in den hellen. Filmkorn wird aber gerade auch bei den mittleren und hellen Tonwerten sichtbar. Digitales Rauschen ist darüber hinaus auch

ANALOG DURCH DIE NACHT

zufällig(er). Filmkorn hat kleine Häufungsbereiche und wirkt etwas fleckig und damit natürlicher. Die Software-Entwickler haben aber mittlerweile den Rauschgeneratoren weitere Finessen mitgegeben, um dem Filmkorn nahezukommen. Wer den Effekt bequem und schnell erzeugen möchte, wählt algorithmisch erzeugtes Rauschen. Wer sich ein optimales Ergebnis wünscht, verwendet Original-Film-Scans. Ein flotter Probelauf mit TrueGrain 2 Wie Sie in der Tabelle sehen, ist TrueGrain 2 das einzige Programm, das tatsächlich mit großflächigen Scans arbeitet. So ist uns die Wahl leichtgefallen. Ein kleiner Wermutstropfen ist aber, dass TrueGrain nicht als Photoshop-Plugin erhältlich ist. Wir mussten uns für die Einstellung der Parameter und für den Vergleich also eine eigene Ansicht zusammenbasteln. Hierfür haben wir den Analog-Scan von MeinFilmLab (siehe Linkbox auf Seite 267 – 1) in Photoshop geöffnet, das digitale Bild in TrueGrain, dann beide Ansichten auf pixelgenaue 100 % gestellt und die Fenster nebeneinander angeordnet. In dieser Ansicht konnten wir nun in True-

Grain das Ausmaß der Körnung und die Skalierung angleichen (siehe Screenshots nächste Seite und Linkbox auf Seite 267 – 2). Im nächsten Schritt haben wir beide Ansichten auf Gesamtes Bild gestellt und dann in TrueGrain über den Kurvendialog den globalen Kontrast und die Helligkeit angepasst. Wenn man sich hierbei ein bisschen Mühe gibt, fällt das Ergebnis der Simulation tatsächlich so gut aus, dass man schnell nicht mehr weiß, welches Bild nun welches ist. TrueGrain entfesselt! Wie sich gezeigt hat, macht TrueGrain einen erstaunlich guten Job. Allerdings stört es dann doch, dass es nur TIFFs lesen kann und dass es nicht in Photoshop integriert ist. Mit ein bisschen Trickserei kann man hier aber Abhilfe schaffen. Wenn man davon ausgeht, dass man sich selbst in Photoshop um Helligkeit, Kontrast und um die Abhängigkeit des Korns von der Luminanz kümmern kann, braucht man doch eigentlich nur noch die Film-Scans. Diese sind flott stibitzt:

Werkzeuge zur Simulation des Filmkorns Stand-alone, Plugin oder Aktion

Dahinterstehende Technik

Preis (ca.)

Adobe Camera Raw/Lightroom Effekte > Körnung

Interner Filter

Algorithmisch erzeugtes Korn



Nik Silver Efex Teil der Nik-Suite, Vertrieb über DxO

Plugin

Algorithmisch erzeugtes Korn

50 €

TrueGrain 2

Stand-alone

Basis sind flächige Scans von Originalfilmen

77 €

DxO Filmpack

Plugin

Basis sind kleine Scan-Samples (Kacheln)

60 €

VSCO Film-Presets, einzelne kleine Sets

Presets für LR oder Adobe Camera Raw

Algorithmisch erzeugtes Korn

60 € (pro Set)

Alien Skin Exposure 2

Plugin

Algorithmisch erzeugtes Korn

129 €

PsdFilm 128 Film-Presets + 25 Grain-Patterns

Bundle aus PS-Aktionen und PAT-Dateien

Basis sind kleine Scan-Samples (Kacheln), die in PS als PAT-Datei verwendet werden (Pattern, Musterkacheln)

22 €

Produkt

263

4.6 ANWENDUNGEN

26

ANALOG DURCH DIE NACHT

Können Sie jetzt noch erkennen, welches Bild analog aufgenommen wurde, welches digital? Links: Canon AE-1 mit Ilford HP5 Plus 400, rechts: Canon 5DMk III (Nachbearbeitung per TrueGrain 2).

1. In Photoshop: Bild erstellen, 16 Bit, 50 % Grau (RGB jeweils auf 128), 5.760 x 3.840 (das ist die Auflösung der 5D Mark III, die wir verwendet haben) und anschließend als TIFF speichern. 2. In TrueGrain 2: TIFF-Graubild laden, Film wählen (bei uns: Ilford 400 ASA), Image Area auf 100 % einstellen und das Ergebnis anschließend wieder als TIFF speichern (KORN.TIFF). Nun kann man diesen »entliehenen« Film-Scan wie-

265

4.6 ANWENDUNGEN

möglich ist. Man kann hierzu die Ebenendeckkraft anpassen, die Korn-Ebene vergrößern (also vergröbern) und – besonders wichtig – über die Mischoptionen den Einfluss der Körnung von der Luminanz der Zielebene abhängig machen (Mischen wenn … darunter liegende Ebene, siehe auch Screenshot). Zum Abschluss können Sie dann noch mittels einer Gradationskurve den Schwarzpunkt, den Weißpunkt, die Helligkeit und den globalen Kontrast nachtrimmen.

Ebenenreihenfolge nach der Anwendung der Frequenztrennung und nach der Umsortierung der Ebenen.

26

Ergebnis und Lessons Learned Wenn Sie jetzt, ohne die Bilduntertitel zu lesen, noch erraten, welches Bild auf Film aufgenommen wurde und welches nur ein »Fake-Korn« aufweist, dann liegt es wahrscheinlich daran, dass das digitale Bild dank Autofokus und besserem Glas eventuell etwas schär-

ANALOG DURCH DIE NACHT

Ergebnis aus TrueGrain 2 (links) und Ergebnis nach der beschriebenen Methode auf der Basis des »geliehenen« Film-Scans (rechts).

fer und etwas kontrastreicher wirkt – beides Eigenschaften, die man natürlich auch noch anpassen könnte. Ansonsten bleibt festzuhalten, dass die Kornsimulation dank moderner Tools wie TrueGrain mittlerweile gut gelingt.

Man muss aber zugeben, dass zumindest beim Fotografieren mit einer Digitalkamera der analoge Charme verloren geht. Den Analog-Fakes fehlt ganz einfach das Echte, das Natürliche und das Authentische. Das kann eben nur der analoge Film bieten.

267

4.6 ANWENDUNGEN

Analoge Aufnahme auf Schwarzweißfilm Ilford HP5 Plus 400 ASA. Canon AE-1 mit 50 mm f/1.8 bei Offenblende.

26

ANALOG DURCH DIE NACHT

Digitale Aufnahme mit überlagertem Korn.

269

V. GLOSSEN In diesem Kapitel finden Sie einige ein bisschen bissige Aufsätze oder »Glossen« zum Thema »Bilderdiebstahl«. Lassen Sie sich überraschen, wie stressfrei man damit umgehen kann und wie einträglich eine illegale Nutzung der eigenen Fotos werden kann.

271

5.1 GLOSSEN

Wer Fotos im Web hochlädt, muss damit rechnen, dass diese

27

GLOSSEN

5.1

Honigtöpfe für Bilderdiebe

Für uns Bildschaffende kann das fehlende Unrechtsbewusstsein mancher Mitmenschen ganz schön anstrengend werden. Aber bevor Sie nun weiter auf ein Magengeschwür zusteuern, lernen Sie erst einmal unseren eher entspannten Umgang mit dem Thema kennen.

273

5.1 GLOSSEN

Mittlerweile wissen wir, dass der Webdesigner der Cocktail-Bar das Splashfoto hier heruntergeladen hat (siehe Linkbox auf Seite 277 – 1). Das war leichtsinnig. Unmoralische Fotografen könnten wohl sogar auf die Idee kommen, hier selbst anonym das eigene Bildmaterial hochzuladen, scheinbar freizugeben, und so 4ever.eu als Honigtöpfchen zum Anfüttern von Bilddieben zu nutzen (pfui!).

Wohl jeder Profifotograf kennt das Problem, dass online gestelltes Bildmaterial zur Selbstbedienung einlädt, und auch die gängigen Schutzversuche über Wasserzeichen oder steganografische Merkmale sind bekannt. Auch ich selbst habe in den letzten Jahren einige haarsträubende Sachen erlebt, die mich teilweise schon am Guten im Menschen haben zweifeln lassen. Ich bin von Logos und Wasserzeichen weg, nachdem einmal eine andere Fotografin mit einem Bild von mir einen ihrer Foto-Workshops beworben und das Wasserzeichen einfach unten abgeschnitten hat. So hat das Bild auch viel besser als Banner gepasst. Ein Wasserzeichen hilft offensichtlich nicht wirklich und kann auch noch die Bildwirkung schmälern. Eine wirkungsvollere Schutzmaßnahme kann sein, nur sehr kleine Auflösungen hochzuladen, aber dann sehen die Bilder gerade auf Retina-Displays einfach nicht gut aus. Für mich ist das kein gangbarer Weg, denn die optimale Präsentation hat bei mir Pri27

orität. Ein anderer Umgang mit dem Problem muss also her. Vorneweg die Hausaufgaben In den folgenden Fallbeispielen sehen Sie einen recht stressfreien Umgang mit der Problematik, der aber nicht davon entbindet, immer das Urheberrecht nachweisen zu können. Das geschieht im einfachsten Falle anhand der RAW-Datei, die nur ich besitze und die ich auch nicht herausgebe, auch nicht an Freunde oder Redaktionen. Falls es sich im Original um ein JPEG handelt, so schneide ich das Bild vor der Weitergabe etwas zu. Auch so kann ich durch die unbeschnittene Originaldatei stets meine Urheberschaft nachweisen. Das ist die Pflicht. Die Kür ist dann, die Copyright-Infos im EXIF-Block vernünftig auszufüllen, aber ich spare

HONIGTÖPFE FÜR BILDERDIEBE

Ein bisschen schmeichelt es dem Ego natürlich schon, wenn ab und an eines der eigenen Bilder viral geht.

mir das mittlerweile. Bilderdiebe hat das bisher überhaupt nicht gekümmert. Sie löschen die EXIF-Daten einfach. Ab in die Praxis In der Praxis stelle ich im Portfolio und auf Flickr und Co. gerne auch höher auflösende Versionen zur Verfügung, wie zum Beispiel 2.400 x 3.600. Dass diese Bilder heruntergeladen und verwendet werden (und das werden sie), kümmert mich dabei erst einmal wenig. Meistens sind das dann Nutzer, die das Bild nicht-kommerziell nutzen. Tatsächlich kann ich mich sogar manchmal daran freuen, wenn die Bilder einen weiten Bekanntheitsgrad erreichen und sehe es als eine Art der Würdigung. Manchmal, bei schlechter Laune, aber ohne große Strenge und ohne Biss, mahne ich auch mal einen Privatnutzer an, doch bitte zumindest zu meiner Website zu verlinken.

Ganz anders sieht es aber aus, wenn mir meine vierteljährliche Google-Inverssuche einen kommerziellen Nutzer liefert (zu Details siehe das nachfolgende Kapitel 5.2). Da dieser dann mit meinen Bildern Geld verdient, kann ich guten Gewissens überlegen, wie auch ich im Gegenzug an diesem Rechtsverstoß verdienen kann. Dem Ratschlag meiner Anwaltskanzlei folgend, melde ich allerdings nur jene Verstöße, die sich im deutschsprachigen Raum abspielen. Eine illegale Nutzung in den USA oder gar in Russland zu verfolgen, kostet einigen Vorschuss für die Übersetzungen und hat dann auch noch einen unsicheren Ausgang. Mir ist es wichtig, für mich das Risiko eines finanziellen Verlusts durch Anwalts- und Prozesskosten möglichst weit zu minimieren. Fall #1: Cocktail-Splash Im ersten Beispiel hat die umgekehrte Bildersuche bei Google eine Nutzung eines meiner Martini-Splash275

5.1 GLOSSEN

Eine virale Skyline – hat auch nicht jeder. Sollte ich mich grün ärgern? Nein, ganz im Gegenteil. Ich freue mich lieber!

Bilder durch eine Cocktailbar in der Region von Bonn zu Tage gefördert. Der Betreiber hat das fragliche Foto bildfüllend als Hintergrund für seine Website verwendet, und das war dann doch zu viel des Guten. Der erste Schritt ist die Dokumentation über Screenshots. Im zweiten Schritt melde ich den Rechtsverstoß meinem Anwalt mit der Bitte, zu checken, ob sich weitere Schritte lohnen (siehe Linkbox auf der nächsten Seite – 2). Auch eine schlichte Abmahnung kostet mich Geld, daher bin ich vorsichtig. Der Anwalt ist der Fachmann. Ob wir gegen die illegale Nutzung vorgehen, überlasse ich ihm. Im Falle des Cocktail-Fotos sind wir tätig geworden und haben am Ende der Geschichte, nach einer zweiten Abmahnung, weil das Bild noch immer auf der Website zu finden war, unterm Strich eine Summe aus Nutzung, Vertragsstrafe und Anwaltsaufwand von mehreren Tausend Euro berechnet. Die Einigung erfolgte außergerichtlich. 27

Von diesem Betrag gehen dann im Anschluss die nicht unerheblichen Anwaltskosten ab, aber dennoch lohnt sich eine solche Aktion. Wichtig ist mir, dass ich in der Kommunikation mit dem illegalen Nutzer komplett außen vor bin und so meine Nerven schone. Dafür zahle ich auch gerne das Anwaltshonorar. Fall #2: Produktfoto mit dem iPhone Im zweiten Fall habe ich für das Blog von Alex Koloskov einen englischen Gastbeitrag zur Produktfotografie mit dem iPhone geschrieben (siehe Linkbox auf der nächsten Seite – 3). Das Ergebnisfoto ging schnell viral und war kurz darauf auf FStoppers, Petapixel, ISO1200 und Pinterest zu sehen. Diese Verbreitung war zwar illegal, aber auch schmeichelhaft. Da die Verstöße im Ausland passiert sind, habe ich nichts unternommen. Als dann allerdings auch noch ein deut-

HONIGTÖPFE FÜR BILDERDIEBE

sches Fotomagazin das Foto abgedruckt hat, war das Maß voll. Wer sein Geld wie ich als freier Autor verdient, wird nun allerdings keinen Anwalt einschalten und sich auch mit Drohgebärden eher zurückhalten. Besser taugt eine freundliche E-Mail: Danke für den Abdruck meines Fotos, darf ich fragen, woher es stammt? Gerne kann ich einen Artikel dazu anbieten, wie denn das Foto entstanden ist. Die Botschaft ist sehr höflich und freundlich formuliert, aber dennoch klar. Das funktioniert so gut wie sicher. Und noch eine Info am Rande: Die Zeitschrift hat auf eine mir unbekannte britische Bilderbörse verwiesen und gemeint, von dort eine Lizenz bekommen zu haben. Wer nun fürchtet, dieserart von Pontius zu Pilatus geschickt zu werden, liegt falsch. Der Rechtsverstoß wurde durch den Nutzer (die Cocktailbar, die Fo-

to-Zeitschrift) begangen. Dieser ist der erste und einzige Adressat für die Abmahnung. Fall #3: Empire State of the Mind Auch das Kapiteleinstiegsbild wird offensichtlich in den USA kommerziell genutzt. Wie gehe ich damit um? Gar nicht, denn ein juristisches Vorgehen dagegen ist mir zu aufwändig und das Ergebnis zu unsicher. Das gezeigte Skyline-Foto ist auch auf vielen anderen Websites vertreten, typischerweise wird es als Wallpaper angeboten. Ärgere ich mich darüber? Nein, ehrlich nicht. Mir gefällt sogar die Vorstellung, dass mein Foto so viele Desktops ziert! Wer ab hier noch ein bisschen in Sachen Medienrecht und Urheberrecht schmökern und stöbern will, der sei auf die fabelhafte Website www.rechtambild.de verwiesen.

Linkbox (1) Bilderbörse Pictures 4Ever – hierher stammte auch das illegal genutzte Cocktail-Foto: pictures.4ever.eu/food-and-beverages/martini-184086 (2) Dennis Tölle, Florian Wagenknecht – Anwaltskanzlei zu Urheber-, Medien- und Presserecht: www.tw-law.de (3) Alex Koloskov – Blog rund um die Produkt-Fotografie: bit.ly/2Gvl3oI

277

Mit der inversen Bildersuche finden Sie Bilderdiebe im Handumdrehen.

GLOSSEN

5.2

Der Umgang mit der Google-Bildersuche

Gewusst wie: Raffiniert angewandt, kann die Rückwärtsbildersuche mit Google Fotografen und Bildbearbeitern wertvolle Dienste leisten.

5.2 GLOSSEN

Ausgangsbild (oben) und die illegalen Anbieter (rechts).

Bereits die klassische Google-Bildersuche leistet Beeindruckendes: Gib mir einen Text (»Erdbeere«), dann suche ich für dich Bilder mit Erdbeeren. Im Vergleich dazu ist die inverse Suche für viele Belange noch interessanter: Gib mir ein Bild (zum Beispiel von einer Erdbeere), dann sage ich dir, was abgebildet ist, wo es aufgenommen wurde, wer der Urheber ist, und vieles mehr. 28

Von der klassischen Google-Textsuche ist der Weg zur inversen Bildersuche nur kurz: Klicken Sie einfach auf den Google-Menüpunkt »Bilder« sowie anschließend auf die kleine schwarze Kamera, dann können Sie in der erscheinenden Eingabezeile Bilder vom lokalen Laufwerk hochladen, Bilder mit der Maus aus dem Verzeichnismanager dorthin ziehen oder auch einfach Bild-URLs im Web angeben. Zusätzlich erscheint

DER UMGANG MIT DER GOOGLE-BILDERSUCHE

Und so funktioniert die Suche: Google > »Bilder« > schwarzes Kamerasymbol > URL einfügen.

auch ein Menü, welches Ihnen erlaubt, gezielt nach Piktogrammen, Schwarzweißbildern, Gesichtern, nach bestimmten Bildgrößen oder auch nach Bildern gemäß bestimmter Lizenzmodelle zu suchen. Hier ist die Bildersuche hilfreich Im Vergleich zur simplen Google-Bildersuche auf der Basis von Texteingaben eröffnen sich mit der inversen Suche neue Möglichkeiten. So können Sie zumindest bei bekannten Zielen tatsächlich Urlaubsfotos dem Ort der Aufnahme zuordnen, und auch zu Produktfotos lässt sich mit etwas Glück der Hersteller bzw. Vertrieb herausfinden. Weiterhin ist es ein Leichtes, zu einem Bild sowohl den Urheber als auch die Nutzer zu finden. Wenn Sie zum Beispiel Bildmaterial über MicrostockBildagenturen verkaufen, so können Sie hiermit Kunden finden und diese dann als Referenz auf Ihrer Portfolio-Website angeben. Noch naheliegender ist es natürlich, illegale Nutzer aufzuspüren, und ein schneller

Versuch mit einem Bild des Autors – einem Foto der New Yorker Skyline – bringt auch sofort rund 20 Wallpaper-Anbieter ans Tageslicht, die das Foto ohne Erlaubnis anbieten. Interessant zu wissen! Aber die Nutzungsmöglichkeiten sind damit noch lange nicht erschöpft. Vielleicht haben Sie im Web ein Foto gesehen, zu welchem Sie die Aufnahmeparameter interessieren, aber das bereits »gestrippt« ist? Dann lohnt auch hier die Invers-Suche, denn die Chance ist gegeben, dass Sie hiermit die ursprüngliche Version finden, in welcher dann die EXIF-Parameter noch enthalten sind. Oder aber Sie sehen ein Bild und sind neugierig, ob es in Photoshop bearbeitet wurde. Mit der Invers-Suche können Sie – wieder mit dem nötigen Quentchen Glück – das unbearbeitete Ausgangsbild finden. Und wenn Sie einmal für ein Composing oder eine ähnliche Anwendung fremdes Bildmaterial benötigen, so kön281

5.2 GLOSSEN

!

"

Google auf die Schliche kommen: ein paar Tests mit veränderten Bildern entlarven, wie der Algorithmus wohl funktioniert: ! Original, " Gespiegelt …

nen Sie bei der Bildersuche auch gezielt nicht nur nach Motiven, sondern auch nach bestimmten Lizenzen suchen. Hierbei ist allerdings Vorsicht geboten: Google reicht hierbei ohne jegliche Prüfung die Lizenz durch, die bei Wikipedia oder Flickr hinterlegt wurde. Es ist damit keinesfalls garantiert, dass derjenige, der das Bild hochgeladen hat, auch wirklich der Urheber ist. Genauso möglich, aber rechtlich noch problematischer, ist es, anhand eines Microstock-Vorschaubildes eine größere Version ohne Wasserzeichen zu suchen. Man kann zwar dann mit diesem Trick vor dem Kauf ein vernünftiges Probelayout machen, aber im Anschluss sollten Sie es dann wirklich besser kaufen, sonst geht es Ihnen wie den oben genannten Wallpaper-Anbietern. Diese laufen nun Gefahr, abgemahnt zu werden. Und selbst für Facebook-Beziehungen und ähnliches WebNetworking ist die Invers-Suche nützlich, weil sie hilft, gefakte Profile anhand einer Suche nach dem Profilbild aufzudecken. Technische Hintergründe Bisher klingt das alles wie reine Magie, und das macht sicher den einen oder anderen Nutzer neugierig, was 28

denn nun genau hinter den Kulissen der Bildersuche abläuft. Google hält sich bedeckt, und so findet man leider kaum Details zur exakten Funktionsweise. Mit ein paar einfachen Tests lassen sich aber einige Erkenntnisse ableiten. So findet Google vom gezeigten Kiwi Splash zwar die gespiegelte Version, nicht aber die zweifach gespiegelte oder die puzzleartig verschobene Version. Dies ist ein sicheres Indiz dafür, dass Google entgegen unserer ersten Vermutung keinen reinen Histogrammvergleich einsetzt. Nun gibt es aus der Bildverarbeitung seit längerem die sogenannten featurebasierten Suchalgorithmen wie SIFT und SURF, die nach lokalen Kantenmustern suchen. Da diese Algorithmen zumindest in der ursprünglichen Version auf Einkanalbildern arbeiten, sollte die Bildersuche damit auch bei Grauwert-Vorlagebildern erfolgreich sein, aber tatsächlich findet Google das Kiwi-Bild nach der Entsättigung überhaupt nicht mehr. Interessant wieder ist, dass Google dagegen problemlos ein Bild anhand eines Ausschnittes findet, wenn dieser denn nur groß genug ist. Dies schließt auch korrelationsbasierte Verfahren eher aus, da diese mit Ausschnitten bzw. Verdeckungen

DER UMGANG MIT DER GOOGLE-BILDERSUCHE

#

$

%

&

… # Zweifach gespiegelt, $ Puzzle, % Grauwert, & Ausschnitt

nicht gut umgehen können. Die Indizien deuten auf einen weiterentwickelten featurebasierten Ansatz hin, der die lokale Farbinformation mit einbezieht und darüber hinaus auch wesentlich vom textuellen Kontext abhängt.

eine Liste bekannter Engines aus dem Bereich »Content-Based Image Retrieval«, zu denen dann teilweise auch Veröffentlichungen oder sogar Open-SourceImplementierungen existieren: https://en.wikipedia.org/wiki/Image_retrieval

Wenn Sie zu den Hintergründen noch ein wenig stöbern möchten, dann finden Sie auf en.wikipedia.org 283

ANHÄNGE Im nachfolgenden Anhang finden Sie eine Tabelle zu den Füllmethoden in Photoshop und zu der zu Grunde liegenden Mathematik. Wer diese Mechanismen kennt, der kann solche trickreichen Verfahren wie zum Beispiel die Frequenztrennung entwerfen. Die zweite Tabelle enthält hilfreiche Tastaturkürzel und Maustricks für den flotten Umgang sowohl mit Photoshop als auch mit anderen Adobe-Produkten.

285

6.1 ANHÄNGE

FÜLLMETHODEN-TABELLE Die Mathematik hinter den Ebenen-Mischmodi Vereinbarungen: R: Result, T: obere Ebene (Top), B: untere Ebene (Bottom). Der Wertebereich sei [0, 1]. Soweit nicht anders notiert, wird einzeln für jeden Kanal im RGB-Bild gerechnet. Für einen Wertebereich [0, 255] muss man die Werte mit 255 multiplizieren. Bei Ergebnissen < 0 oder > 1 werden die Werte auf 0 bzw. 1 gesetzt (vgl. auch engl. Wikipedia, »Blend_modes«).

Mischmodus

Gleichung

Normal, Normal

Mit P: Opacity, Ebenendeckkraft R = (PT) + (1 – P)B

Sprenkeln, Dissolve

Mit Z: Zufallszahl [0, 1], und P: Opacity Wenn Z ≥ P, dann R = T, sonst R = B

Abdunkelnde Abdunkeln, Darken Modi Multiplizieren, Multiply

Aufhellende Modi

28

Kanäleweise: R = min(T, B) Kanäleweise: R = T ∙ B

Farbig Nachbelichten, Color Burn

Kanäleweise: R = 1 – (1 – B)/T

Linear Nachbelichten, Linear Burn

Kanäleweise: R = B + T – 1

Dunklere Farbe, Darker Color

If Brightness(T) > Brightness(B) then R = B else R = T Merke: Hier werden keine einzelnen, neuen RGB-Werte erzeugt

Aufhellen, Lighten

Kanäleweise: R = max(T, B)

Negativ Multiplizieren, Screen

Kanäleweise: R = 1 – [(1 – B) ∙ (1 – T)]

Farbig Abwedeln, Color Dodge

Kanäleweise: R = B/(1 – T)

Linear Abwedeln, Linear Dodge (Add)

Kanäleweise: R = T + B

Hellere Farbe, Lighter Color

If Brightness(T) < Brightness(B) then R = B else R = T Merke: Hier werden keine einzelnen, neuen RGB-Werte erzeugt

FÜLLMETHODEN-TABELLE

Kontrastverändernde Modi

Modi zum Rechnen

Farbmodi

Ineinanderkopieren, Overlay

Kanäleweise: if B < 0,5 then R = 2BT else R = 1 – 2( 1 – B)(1 – T)

Weiches Licht, Soft Light

Kanäleweise: if T < 0,5 then R = 2BT + B²(1 – 2T) else R = 2B(1 – T) + √B(2T – 1)

Hartes Licht, Hard Light

Kanäleweise: Ineinanderkopieren mit vertauschten Parametern (T, B)

Strahlendes Licht, Vivid Light

Kanäleweise: if T > 0,5 then R = Farbig Nachbelichten (2T, B) else R = Farbig Abwedeln (2(T – 0,5), B)

Lineares Licht, Linear Light

Kanäleweise: if T > 0,5 then R = Linear Nachbelichten (2T, B), und damit: R = (2T + B – 1) else R = Linear Abwedeln (2(T – 0,5), B)), und damit: R = (2(T – 0,5) + B)

Lichtpunkt, Pin Light

Kanäleweise: if T > 0,5 then R = Abdunkeln(2T, B) else R = Aufhellen(2(T – 0,5), B)

Hart Mischen, Hard Mix

Kanäleweise: if T + B ≥ 1 then R=1 else R=0 Merke: In R können entsprechend nur noch die acht RGB-Farbkombinationen Rot, Grün, Blau, Cyan, Gelb, Magenta, Schwarz und Weiß vorkommen.

Differenz, Difference

Kanäleweise: R = |B – T|

Ausschluss, Exclusion

Kanäleweise: R = T + B – 2TB

Subtrahieren, Subtract

Kanäleweise: R = B – T

Dividieren, Divide

Kanäleweise: R = B/T

Farbton, Hue

R = [Hue(T ), Saturation(B), Brightness(B)]

Sättigung, Saturation

R = [Hue(B), Saturation(T ), Brightness(B)]

Farbe, Color

R = [Hue(T ), Saturation(T ), Brightness(B)]

Luminanz, Luminosity

R = [Hue(B), Saturation(B), Brightness(T )] Merke: Wirkung wie Mischmodus Farbe mit vertauschten Ebenen 287

6.2 ANHÄNGE

HOTKEY-TABELLE Hotkeys, Shortcuts und Maustricks für Photoshop In der folgenden Tabelle finden Sie eine praxisnahe Shortcut-Auswahl, die den Umgang mit Photoshop wesentlich erleichtern. Es handelt sich nur um einen kleinen Auszug aller TastaturKommandos. Die vollständige Liste kann man auf der Adobe-Website einsehen: https://helpx.adobe.com/de/photoshop/using/default-keyboard-shortcuts.html Ebenso können Sie sich die Liste in Photoshop anzeigen lassen, wenn Sie Folgendes aufrufen: Bearbeiten > Tastaturbefehle. An dieser Stelle im Programm kann man die Tastaturkürzel auch umbelegen.

1. WERKZEUGE Zweck

Windows

MacOS

v

v

Auswahlrechteck-Werkzeug (Marquee Tool)

m

m

Lasso-Werkzeug (Lasso)

l

l

Schnellauswahl-Werkzeug

W

W

Freistellungs-Werkzeug (Crop)

c

c

Pipette-Werkzeug (pIpette)

i

i

Bereichsreparatur-Pinsel

j

j

Pinsel (Brush)

b

b

Kopierstempel (Stamp)

s

s

Protokoll-Pinsel

y

y

Radiergummi-Werkzeug (Eraser)

e

e

Verschieben-Werkzeug Merke: Bei parallel gehaltener Shift-Taste wechselt man mit jedem Druck auf v durch die Werkzeuge der jeweiligen Gruppe. Hier: Verschieben-Werkzeug, Zeichenflächen-Werkzeug.

28

HOTKEY-TABELLE FÜR PHOTOSHOP

Verlaufswerkzeug (Gradient)

g

g

Abwedler-Werkzeug (dOdge)

o

o

Zeichenstift-Werkzeug (Pen)

p

p

Text-Werkzeug (Text)

t

t

Pfadauswahl-Werkzeug (pAth)

a

a

Rechteck-Werkzeug

u

u

Hand-Werkzeug (Hand)

h

h

Zoom-Werkzeug (Zoom)

z

z

Windows

MacOS

Bildmodus ändern (Ansicht umschalten auf mehr/weniger Menüs)

f

f

Vordergrundfarbe/Hintergrundfarbe tauschen

x

x

Vordergrundfarbe/Hintergrundfarbe zurücksetzen auf Schwarz und Weiß

d

d

Arbeitsfläche rotieren

r

r

Invertieren (Bild oder auch Maske)

Strg-i

⌘-i

Transformieren

Strg-t

⌘-t

Alles markieren

Strg-a

⌘-a

Kopieren

Strg-c

⌘-c

Einfügen

Strg-v

⌘-v

Markierung (Selektion) aufheben

Strg-d

⌘-d

Ein Befehl zurück

Strg-z

⌘-z

Strg-Alt-z

⌘-⌥-z

Neue Ebene durch Kopie

Strg-j

⌘-j

Auswahl-Inhalt auf neue Ebene (bei aktiver Auswahl)

Strg-j

⌘-j

Strg-Shift-n

⌘-Shift-n

Strg-r

⌘-r

Strg-Shift-Alt-e

⌘-Shift-⌥-e

Zahlentasten 1, 2, … ,0 oben an der Tastatur (nicht am Nummernblock)

Zahlentasten 1, 2, … ,0 oben an der Tastatur (nicht am Nummernblock)

2. ALLGEMEINE TASTATURBEFEHLE Zweck

Schrittweise mehrere Befehle zurück

Neue leere Ebene Lineale ein/ausblenden Alle Ebenen zu einer neuen, zusätzlichen Ebene zusammenfassen Pinseldeckkraft auf 10 %, 20 % …100 %

289

6.2 ANHÄNGE

3. TRICKS MIT DER MAUS Zweck

Windows

MacOS

Zoomen (zuvor: Zoom-Werkzeug per z)

Linke Maustaste gedrückt halten, dann Maus rechts/links bewegen; rechte Maustaste öffnet Popup-Menü (100 %, 200 %)

Linke Maustaste gedrückt halten, dann Maus rechts/links bewegen; rechte Maustaste öffnet Popup-Menü (100 %, 200 %)

Zoomen an der aktuellen Mausposition

Alt + Mausrad

⌥ + Mausrad

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29

INDEX

293

INDEX

3CDL 85 A Abmahnung 277 Abstandsvariation 147 Abwedeln 100 Aktion 19, 20, 22 Aktion, bedingt 21 Alien Skin Exposure 263 Alphakanal 135, 136 Analog-Fake 267 Analog-Look 261 Arithmetisches Mittel 215 Aufzeichnung 20 Augenretusche 101 Auto Completion 155 Autofokus 266 Automotive Rig Photography 230 B Bandsperre 37, 38, 39 Band-Stop 37, 38 Bayer-Filtermaske 58 Beerenberg-Look 107 Belichtungsfusion 196 Belichtungsserie 178 Bewegungsunschärfe 228 Bildberechnungen 38 Bilderdiebstahl 271 Bildlook 96 Bildserie 180 Bildwinkel 134, 150 Blende, förderliche 145 Blende, kritische 145 Blendenflecke 110 Bokeh 133 Bokehrama 66, 134, 156 Brenizer 133 Brenizer-Methode 134 Burst-Bildserie 212 C Camera RAW 67, 109 CineLUT 74 Clipping Factory 223 CMYK 27 Cognisys 144 Color Lookup 74 Color-Lookup-Table 69 29

Composite-Technik 211 Content-Based Image Retrieval 283 Copyright-Infos 274 CSP 85 Cube 85 D Debayering 58, 180 Demosaicing 58, 180 Dodge & Burn 13, 16, 96, 100, 109, 110, 119 Doppelreflexion 220, 226 Doppelte Frequenztrennung 43 DRI 196 Druckvorstufe 27 Dunkelkammer 119 DXO Filmpack 263 Dynamic Range Increase 196 Dynamik 67 Dynamikumfang 50, 179, 180, 186 Dynamischer Zoom 17 E Ebenen-Füllmethode 211 Ebenen-Mischmodi 286 Edelstahlspiegel 220 Eigenschatten 255 Einstellschlitten 144 Einstellungsebene Schwarzweiß 123 EnfuseGUI 192 EXIF 274, 275 ExifTool 176 Expose to the Right 50 Exposure Blending 196 Exposure-Fusion 165, 189, 190, 196 Exposure-Fusion-Panorama 165 Exposure-Fusion-Verfahren 194 Exposure Merging 196 F Farbaufnehmer 248 Farbkontrast 118 Farbmanagement 30 Farbübertragung 31 Farbwirkung 90

Feld-Weichzeichnung 225 Fenstereffekt 125 Filmkorn 262 Film-Scan 262 Fisheye 162 Flares 109 Flash Composite 206 Fluchtpunktperspektive 135 Focus Stacking 143, 146, 220, 222 Fokusschlitten 145 Fokusvariation 144 Freistellen 220 Freistellung 222 Frequenztrennung 37, 40, 44, 241, 257, 266 Füllmethode 44, 81, 82, 101, 213, 257, 286 G Gammakorrektur 58 Gestensteuerung 16 Glanzlichter 253, 254 Glasplatte 220 Google 174 Google-Bildersuche 279 Google Business Photos 174 Google-Inverssuche 275 Google Maps 175 Gradationskurve 27, 82, 90, 127 Grafiktablett 13 H Halo 226 Haut 251 Hautfarben 25 Hautretusche 37 Hautstruktur 254 Hauttextur 45 Hautton 25, 35 HDR 196 HDR Efex Pro 179 HDRI 165, 179, 180, 196 HDRI-Aufnahme, hyperrealistische 187 HDR-Panorama 161 HDR-Tonung 103 Hell-Dunkel-Kontrast 119 High Dynamic Range Imaging 178, 196

INDEX

Histogramm 82, 109 Histogrammspreizung 58 Hochglänzend 220 Hochkontrastbild 180 Hochkontrastverfahren 179 Hochpass 39 Honigtöpfchen 274 Hotkeys 288 I ICC 85 ICE 180 Impossible Panorama 165 Innenansicht 175 Inverse Suche 280 Iris-Weichzeichnung 129, 135 J JPEG 65, 67 JPEG-Format 65 K Kante verbessern 233 Kino-Look 80 KinoLUT 74 Knitterfalten 240 Kolorierung 35 Kontrastwirkung 90 Korn 262 Korneffekt 266 Körnung 263 Kreuzlicht 255, 259 L Lensblur 134, 135 LibRaw 58 Lichtformer 247 Lightpainting 211 Lineares Licht 46 Little Planets 161 Live-View 182 Lizenz 277 Look 66, 69, 72, 74 Lookup-Tables 74, 79 Luminanz 262, 266 Luminanzmaske 193, 194 LUT 74, 84, 90, 123

M Makrobereich 144 Matlab 60 Maustricks 288 Median 214 Medienrecht 277 Mehrfache RAW-Entwicklung 53 MeinFilmLab 263 Mertens 190 Mikrokontraste 183 Mikrostruktur 252, 255 Mischmodus 209, 212, 213 Mischoptionen 34 Mischpinsel 12, 14 Mittelton-Kontrast 103, 186 Multiple RAW-Entwicklung 49, 67 Multishot-Techniken 141 Multishot-Verfahren 196 Multi-Viewpoint 165 Multi-Viewpoint-Panorama 161, 165 N Nachbelichten 100 Nik Silver Efex 120, 263 Nodalpunkt-Adapter 152, 172 No-Parallax Point 152 O Offenblende 138 Originaldatei 274 Ortsfrequenz 258 Ortsfrequenzbereich 39 P Pano2VR 172 Panorama 134, 150 Panoramaadapter 172 Panoviewer 172 Path-Blur-Filter 230 Patrizia Burra 95 Perspektive 136, 144, 151 Pfad 224, 229 Pfad-Weichzeichnung 230, 233, 238 PhotoAcute 201 Photoshop-Shortcuts 22 Photo Sphere 174, 175 Planet 162

Plexiplatten 220 Poren 43, 44, 252 Portraitretusche 46 Portraiture 30 Profile 67 Projektionsart 153, 162 PsdFilm 263 R Rauschen 67, 262 Rauschen, simuliertes 262 Rauschsimulator 262 RAW 66 RAW-Format 50 RAW-Konvertierung 56, 58 Rechtsverstoß 277 Reflexion 126 Registrierung 146, 153 Retusche 37 Reverse Engineering 95, 109 RGB 27 Rig 229, 230 Rig-Fotografie 235 Rundgang, interaktiver 173 Rundgang, virtueller 171 S Schärfeebene 135 Schärfentiefe 134, 143, 220, 221 Scheibe 125 Schmuck 220 Schmuck-Freisteller 223 Schnellauswahlwerkzeug 136, 233 Schnurstativ 153 Schwarzweiß 117, 118, 256 Schwarzweißumwandlung 120 Sensor 58 Serienbildreihe 211 Shortcuts 288 Skript 20, 22 Smart-Objekt 214 Spiegelung 126, 220 Split-Toning 73 Spring-Loaded Keys 14 Stapelmodus 214 Stapeltricks 207 Steganografische Merkmale 274 Stitching 67, 154 Street View 174, 175 295

INDEX

Stroboskop 212 Stroboskop-Effekt 211, 212 Styles 69 Superresolution 201 T Tattoos 251 Taxi-Driver-Look 79, 84 Teal & Orange 71, 72 Textur 44, 109, 110 Textur, hochfrequente 242 Thermografie-Plot 247, 248 Tiefenkarte 134, 135, 136 Tiefpass 39 Tonal Contrast 103 Tone Mapping 180, 183 Tone-Mapping-Schritt 196 Toning 72 Tonwertabrisse 67 Tonwertkorrektur 31, 32 TrueGrain 263 U Überbelichtung 67 Überretuschierte Bilder 45 Unschärfe 127 Urheberrecht 274, 277 V Verflüssigen 101 Verflüssigen-Werkzeug 97 Verlaufsumsetzung 31, 247 Verschiebungseffekt 162 Verzweigung 22 Vignette 109, 110, 225 Virtual Rig 230 VSCO 122, 123, 183, 263 W Wacom 14 Wasserzeichen 274 Weiches Licht 257 Weichzeichnung, kreisförmige 235 Weichzeichnungsfilter 129 Weißabgleich 58, 67, 255 Wide Gamut 30 Wide-Gamut-Monitor 30

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X XMP 53, 176 XMP-Datenblock 176

9 783864 906275

Tilo Gockel

Photoshop Wenn Sie nach Photoshop-Expertenwissen suchen, dann sind Sie hier richtig. Wir haben für Sie die Photoshop- und Bildbearbeitungs-Fachartikel aus dem Magazin digit! neu arrangiert und handlich in Buchform zusammengestellt. Die Themen reichen vom Umgang mit dem Grafiktablett über die RAW-Entwicklung, Farbkorrekturen, Retuschetricks, Looks & Styles bis hin zu Multishot-Techniken. Lernen Sie anhand vieler Praxisbeispiele die digit! Trickkiste kennen und werfen Sie auch einmal einen Blick in den Maschinenraum von Photoshop. Sie lernen, wie Sie • mit dem Grafiktablett arbeiten, • Aktionen aufzeichnen, • Hautfarben korrigieren, • die Frequenztrennung einsetzen, • eine multiple RAW-Entwicklung mit Smart Objects umsetzen, • Portraits retuschieren, • Multishot-Verfahren einsetzen (Panoramen, Focus-Stacking, HDRI, Exposure Fusion), • Bild-Looks entschlüsseln und • Lookup-Tables erstellen und einsetzen. Im Praxisteil des Buches finden Sie darüber hinaus Beispiele zur Produktretusche, zur Schwarz-Weiß-Umwandlung samt synthetischem Korn u.a. Das Buch schließt mit Tabellen zu den Ebenen-Füllmethoden und zu den Photoshop-Hotkeys. Autor Tilo Gockel hat auf dem Gebiet der Bildverarbeitung promoviert, bereits mehrere Fachbücher zur Fotografie veröffentlicht und hält seit Jahren die zweiteilige Vorlesung

Technische Fotografie an der Hochschule Aschaffenburg. Er fotografiert und schreibt regelmäßig für die Magazine digit!, fotoMAGAZIN, PHOTOGRAPHIE, DOCMA, c’t Digitale Fotografie und DigitalPHOTO.

Thema • Photoshop • Bildbearbeitung

Leser • Fotografen • Bildbearbeiter • Bildschaffende

€ 29,90 (D) ISBN 978-3-86490-627-5

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